Die Geschichte Ellingstedts

Die in diesem Heft enthaltenen Angaben beruhen auf mündlicher Überlieferung der älteren Dorfbewohner sowie der Daten aus den Unterlagen, die mir Herr G. Gramlow, (Schulchronik), Herr Pastor Steffen, Hollingstedt, (Chronik des Kirchspiels Hollingstedt), Herr J. Meier, ehem. Meierist , (Chronik der Meierei) und Herr Heinrich Bauer, Ellingstedt, freundlicherweise zur Verfügung stellten. Ich danke allen für die Unterstützung bei der Erstellung dieses "Büchleins". gez. Heike Thies (Ellingstedt/Schellund 1978/79)

Die Namensfindung

In der Topographie Schröder's wird der Name unseres Dorfes von einem früher hier gelegenen Hofe hergeleitet, den man Edelstedt nannte.

Wahrscheinlicher aber sind die beiden ersten Silben für das dänische Alling oder Elling zu nehmen, das eine kleine Ente bedeutet, da in der nahe vorbei, fließenden Rheider-Au sich viele wilde Enten aufhielten und dort auch ihre Nester hatten.

Eine dritte Möglichkeit, wie Ellingstedt zu seinem Namen kam, beruht auf mündlicher Überlieferung: eine Möwe mit dem Namen Elling ruht sich auf dem Lande des heutigen Dorfes aus und sieht ringsumher wüstes Land und am Horizont Wasser. Lage des Dorfes

Ellingstedt liegt südwestlich der Kreisstadt Schleswig im Kreise Schleswig-Flensburg und ist umgeben von den Ortschaften , , Hollingstedt, Danne- werk, Groß-Rheide, Klein-Rheide sowie Hüsby (von Nord über Süd nach Nord.)

Etwa von 934 nach Christus an bildete Ellingstedt, infolge der siegreichen Kämpfe Heinrichs I. gegen Gorm den Alten, zusammen mit den umliegenden Dörfern einen Teil der nördlichsten Grenzmark, der Mark Schleswig, die im Jahre 1028 zu Dänemark gelegt wurde. So war dann auch in Ellingstedt bis zum Jahre 1803 die dänische Sprache vorherrschend. Behördensprache war bis zum Jahre 1864 dänisch.

Von 1490 bis 1713 gehörte Ellingstedt mit dem Amte Gottorp zu dem Herzoglichen Anteil Südjütlands und wurde im Jahre 1713 unter königliche Herrschaft gestellt.

Der Name „Morgenstern“ für den südwestlich an der Landstraße von Ellingstedt nach Hollingstedt liegenden Ortsteil soll erst 1547 erfunden sein. Den Namen leitet man von des Wartturm her, der dort gestanden hat; "Stern = Sternschanze" also Morgenstern = die östliche Schanze.

1694 wurde im Kirchspiel Hollingstedt, zu dessen Destrikt ja auch Ellingstedt gehörte, zum ersten Mal Konfirmation gefeiert. Und dennoch forderte der Hexenaberglaube, der zu jener Zeit noch in voller Blüte stand, 1697 ein Menschenleben in Ellingstedt. Einer Frau wurde nachgesagt, sie könne hexen. Grund genug, sie auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.

In den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen wurde der Ortsteil Schellund, vielen älteren Einwohnern Ellingstedts immer noch unter dem Namen Koppel bekannt, 1875 erstmals erwähnt.

Die Chronik des Kirchspiels Hollingstedt nennt bereits 1549 namentlich 12 Hufner in Ellingstedt:

Junge Hans, Claus Ingwers Sohn Thomas Reimer Hans Laurenz Laß Clausen Laurenz Hintze Bonn Peter (Hintze) Thomas Jons Franz Oloffs Hans Aggi Hans Clausen, Franzens Sohn Peter Diricks sowie Ralf Claussen.

Außerdem bewirtschafteten 6 Wurthbesitzer ihre Ländereien.

Die nächste Meldung der Chronik bezieht sich auf das Jahr 1619. Zu diesem Zeitpunkt gab es einen Hufner weniger und einen Wurthbesitzer mehr in Ellingstedt.

In den Jahren 1644 und 1645 litt die Dorfschaft, insbesondere die Bauern - durch die Verwüstung ihrer Felder - unter den schwedischen Kriegsvölkern.

1648 gab es in Ellingstedt noch einen fürstlichen Meierhof, welcher bis auf ein langes Stallgebäude, welches zum Wohnhaus eingerichtet wurde, im 18. Jahrhundert abgebrochen ward.

Die Landwirtschaft mußte sich Platz verschaffen, da das Land noch mit Busch und Wald bestanden war. Umfangreiche. Rodungen und Abbrennen der Holzungen fanden statt. Im Jahre 1663 gab es bereits in Ellingstedt acht Vollhufner, vier Halbhufner, sechs Kathen und eine Instenstelle. Eine Vollhufe hatte, nach den Aussagen älterer Dorfbewohner, damals vielleicht eine Größe von 30 Hektar. Schon eine ganz respektable Fläche, da man bedenken muß, wie schwer sich der Moor- bzw. der Sandboden mit Lehmunterlage ohne die heutigen Maschinen und ohne die heutigen chemischen Hilfsmittel bearbeiten ließen.

Im Jahre 1760 mußte auch Ellingstedt Land an Colonisten aus Pommern, Ostpreußen, Sachsen, Mecklenburg und Hessen abgeben, daß den Zuziehenden von der dänischen Regierung unentgeltlich zugewiesen wurde. Sie siedelten sich im heutigen Friedrichsfeld und Bockhöft an. Als Existenzgrundlage bekamen sie eine Kuh, ein Pferd, ein bißchen Saatgut sowie die wichtigsten Ackergeräte damaliger Zeit. Die Hälfte der Zuziehenden lief bald wieder davon, weil sie sich auf dem kargen Boden (Heide) nicht ernähren konnten. Doch die, die blieben und die nötige Ausdauer aufwendeten, konnten bald ihre Höfe erweitern.

Bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde vielerorts die "Moorkultur" betrieben. Torfstich und Buchweizenanbau in der Asche der abgebrannten obersten Torfschicht waren hierfür die wirtschaftliche Grundlage.

Besonders nach den Freiheitskriegen am Anfang des vorigen Jahrhunderts kamen wohlfeile und nasse Jahre. Zahlreiche Konkurse fanden statt und die Landstellen wurden zu einem sehr niedrigen Preis verkauft, z.B. eine halbe Hufe für 700 Thaler.

Längst hatte der Mensch Tiere in seinen Dienst gestellt. Durch Anspannung vervielfältigte er seine Muskelkraft und konnte dadurch auch weniger fruchtbare Landstriche besiedeln. Pflug und Wagen waren die produktivsten Hilfsmittel jedes Bauern.

1820 machte man den Anfang mit den Mergeln. Denn Mergel war genug vorhanden, aber er saß an den meisten Stellen tief und wegen des nassen, wasserreichen Bodens war er nur schwer abzubauen. Ein Hufner aus Ellingstedt versicherte im Jahre 1820, wie aus der Chronik des Kirchspiels Hollingstedt hervorgeht, daß er von dem bemergelten Land beinahe dreimal soviel Buchweizen bekäme als sonst. Diese Verbesserung der Landbearbeitung schlug sich natürlich auch einkunftsmäßig für die Landwirte nieder: Ein Fuder Heu kostete damals 6 RM, eine Tonne Roggen 5 bis 7 RM, eine Tonne Gerste 4 RM und eine Tonne Hafer 2 RM.

Aber dennoch war Bauernarbeit schwerste körperliche Anstrengung. Kraft und Ausdauer waren die wertvollsten Eigenschaften.

Die Sichel ist eines der ältesten bäuerlichen Werkzeuge. Vier Tage benötigte ein Arbeiter, um mit der Sense ein Hektar zu mähen. Mit dem Kuhgespann konnte der Boden nur sehr flach bearbeitet werden,

Von den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts an ist der Wohlstand in der Landwirtschaft wieder gestiegen. Sie bekam einen deutlichen Aufschwung dadurch, daß fast alles Land urbar gemacht und bemergelt wurde. Der Viehbestand einer Vollhufe (ca. 100 Hektar) betrug um die Mitte des 19. Jahrhunderts: 20 Milchkühe, 20 Quien und Kälber, 6 Pferde und 8 Schweine. Ausgesät wurden ca. 12 Tonnen Roggen, 20 Tonnen Hafer, 10 bis 12 Tonnen Buchweizen, eine halbe Tonne Leinsamen und im Durchschnitt wurden 14 Tonnen Kartoffeln jährlich gepflanzt.

Daraus geht hervor, daß der Heuhandel von den Hufnern nicht mehr betrieben wurde und daß die Milchwirtschaft Hauptsache geworden war. Die kleineren Betriebe dagegen, also Käthner und Instner, handelten noch immer mit Heu, da viele Wiesen zum Mähen verpachtet wurden. Von Bedeutung war damals ganz besonders der Kartoffelanbau. In den Hausgärten wurden Jahr aus Jahr ein Kartoffeln angebaut, die vortrefflich gediehen. In der politischen Gemeinde Ellingstedts (Ellingstedt mit den Ortsteilen Morgenstern und Rümland) waren 1845 35 Bauernbetriebe beheimatet. Hier fanden 21 Hufner, vier Käthner und 10 Instner ihre Lebensgrundlage. Als Instner bezeichnet man damals einen Arbeiter bei einem Bauern, der anstelle von Lohn Land zur Bebauung und Nutznießung vom Arbeitgeber bekam. Wie die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, durften die Instner das ihnen zur Verfügung gestellte Land behalten.

1850 sieht die Beschaffenheit der Ländereien in und um Ellingstedt wie folgt aus: Die Gegend ist flach und niedrig. Eine kleine Tannenhölzung ist vorhanden, die Rheider- Au fließt südlich des Dorfes, östlich von der Ortschaft liegen zwei große Grabhügel. Der Ackerboden ist von mittlerer Güte, kein Lehm-, sondern Moor oder Sandboden mit Lehmunterlage. In Ellingstedt wurde zu diesem Zeitpunkt überwiegend Buch- weizen angebaut, aber auch Roggen, Gerste und Hafer, ja vereinzelt sogar Weizen.

1852 lag noch die Hälfte der beträchtlichen Ellingstedter Ländereien als Heideland zum Grasen, Die Moore waren ausgegraben und Holzungen fehlten gänzlich. Nachdem die alten Wälder gelichtet waren, bewuchsen die freigewordenen Stellen und Strecken nämlich mit Heide und dienten als Gemeindeweide, wo die Kühe gehirtet wurden. Mergel, der Dünger für die Felder, war überall reichlich vorhanden. Das Land trug nach den mir zugänglichen Informationen sehr gutes Korn, besonders Roggen und Buchweizen. Die südlich des Dorfes bei dem Dannewirke-Krummwall liegenden Wiesen sollen mittelmäßig, die nördlichen an der Rosacker-Au besser, aber eben sehr weit entfernt, gewesen sein.

1852 waren in Ellingstedt 11 Vollhufen, 15 Halbhufen, 6 Viertelhufen, 4 Kathen und 10 Instenstellen belegen. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, sind zwei Halbhufner und ein Käthner von diesen Landwirten in Morgenstern beheimatet. Die Kathe in Morgenstern an der Landstraße nach Hollingstedt ist zugleich seit 1698 das erste und bis 1832 das einzige Wirtshaus in Ellingstedt.

Die politische Gemeinde Ellingstedt hatte am 1. Dezember 1885: 544 Einwohner, davon 282 männliche und 262 weibliche Personen; es standen in der Gemeinde 110 Häuser, wovon 4 unbewohnt blieben. Das Gesamtarreal der Gemeinde hatte eine Größe von 2055 ha 88 ar 70 qm. An Wiesenland umfaßt die Gemeinde 475 Hektar, an Ackerland 1375 Hektar sowie an Heideland und Moor ca. 206 Hektar. An Kornarten wurden zu diesem Zeitpunkt insbesondere angebaut: Roggen, Buchweizen, auch Hafer und Gerste. Wie hieraus hervor geht , hatten sich die Anbauprodukte noch nicht gewandelt. Nur die Methoden hatten inzwischen wieder etwas vereinfacht werden können, so daß die Anbauflächen größer wurden. Die Bonität des Bodens lag zwischen der siebten und zweiten Klasse.

1887 hat die Gemeinde 19 Hufner, 3 Käthner, 6 Insten, 6 Häuerlinge, 21 Abnahmeleute sowie 54 Parzellisten. Von diesen Landwirtschaft-Treibenden waren in Morgenstern 2 Hufner, 1 Käthner, 1 Instner, 3 Abnahmeleute sowie 2 Parzellisten ansäßig Um 1900 beträgt der Flächeninhalt Ellingstedts 2146 Hektar, davon werden 1115 Hektar als Ackerland, 392 Hektar als Wiesen und 548 Hektar als Weideland genutzt. Der durchschnittliche Reinertrag von einem Hektar Acker beträgt 7,59 Mark, von einem Hektar Wiese 17,85 Mark und von einem Hektar Holz 2,73 Mark. Zu diesem Zeitpunkt grasten 360 Schafe in der Gemeinde. Es gab in Ellingstedt 63 Landwirtschaften, davon 7 mit über 50 Hektar Land, 13 mit über 25 Hektar und 43 kleinere. In Ellingstedtfeld, nördlich, waren 16 Stellen belegen; in Morgenstern, südwestlich, an der Landstraße nach Hollingstedt, 6 Stellen; in Schellund, nördlich, 8 Stellen und in Bockhöft, westlich, 11 Stellen. Der Bodenwert der Äcker lag zwischen der vierten und siebten Klasse.

Um 1900 fand die Mähmaschine Eingang in die deutsche Landwirtschaft. Nun konnte ein Arbeiter, der zuvor für einen Hektar vier Tage benötigte, diese Pläche innerhalb.von drei bis vier Stunden mähen. Dennoch blieb das Binden der Garben vorerst bis etwa gegen 1925 Handarbeit. Doch auch nach 1925 mechanisierten Mähmaschine und Mähbinder nur Teile der "Arbeitskette" Getreideernte. Aufladen und Einfahren der Garben mußte immer noch von Hand bewältigt werden.

1931 liefen in Ellingstedt dann die ersten Traktoren. Überwiegend wurde aber noch mit Pferden gearbeitet. Nach dem II. Weltkrieg kaufte sich dann mancher Landwirt, der es sich leisten konnte, einen Traktor, da man zu der Erkenntnis gekommen war, daß man mit einem Traktor noch mehr Land bearbeiten könne.

Besonders in den letzten fünfzehn Jahren nahm die Technisierung in der Landwirtschaft einen ungeheuren Aufschwung. Einige Bauern taten sich zusammen, um auch größere Maschinen anschaffen zu können und diese besser auszulasten, die sogenannten Maschinenringe. Obwohl heute nur noch relativ wenige Arbeiten mit schweren körperlichen Anstrengungen verbunden sind, hat der Landwirt bzw. die Landwirtin auch heute noch selten weniger als 12 Arbeitsstunden pro Tag. Wenn auch heute jeder bäuerliche Betrieb mit einigen Kühen eine Melkmaschine hat - es sind heute in der westdeutschen Landwirtschaft über 420.000 Melkanlagen vorhanden -, viele Betriebe Schwemmentmistung und sonstige Vereinfachungen, so hat der Bauer aber immer noch genügend Arbeit, da sich die Betriebe heute laufend vergrößern.

Die Spar- und Darlehnskasse Ellingstedt

Das moderne Genossenschaftswesen begann Mitte des vorigen Jahrhunderts. Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch sind die bedeutendsten Vorkämpfer und Begründer der ländlichen und gewerblichen Genossenschaften. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als auch die Ellingstedter Genossenschaft gegründet wurde, waren noch 80 % der Bevölkerung Schleswig-Holsteins in der Landwirtschaft tätig. Innerhalb weniger Jahrzehnte vollzog sich ein Strukturwandel, der noch heute nicht als abgeschlossen gilt. Von der Dreifelderwirtschaft ging man zum Fruchtwechsel über. Die Düngungs- und Bearbeitungsmethoden änderten sich. Der Getreideanbau wurde intensiver. Diese Neuerungen verlangten Betriebskapital. Dieses war teuer und nur bei professionellen Händlern zu erhalten. So führte die Gründung der Genossenschaften zu einer Besserung auf dem Wege der Solidarität und der Selbsthilfe. Denn die Landesgenossenschaftskasse sollte nach dem Willen der Gründer als Geldausgleich- und -Sammelstelle fungieren.

1898 nahm die Hauptgenossenschaft in Kiel als Zentraleinkaufsstelle für die Bezugsvereine und Genossenschaften ihren Betrieb auf. Ein halbes Jahrzehnt später auch seine eigene Spar- und Darlehnskasse. Bei allen Kreditgenossenschaften - von denen es 1903 weit mehr als 100 gab - handelte es sich um Selbsthilfeeinrichtungen der ländlichen Bevölkerung; sie wurden ausschließlich in ehrenamtlicher Verwaltung geführt, ihre Organe waren mit Bauern und Handwerkern besetzt. Getragen von dem Vertrauen der Mitglieder, begannen sie in bescheidenem Rahmen Einlagen zu sammeln, Kredite zu gewähren, den Zahlungsverkehr ihrer Mitglieder und Kunden neu zu ordnen und auch den gemeinschaftlichen Bezug landwirtschaftlicher Bedarfsartikel in die Wege zu leiten.

Am 1. Mai 1888 errichteten die fünf politischen Gemeinden Hollingstedt, Ellingstedt, Dörpstedt, Börm und Neubörm für das gesamte Kirchspiel Hollingstedt eine Gemeinschafts-Sparkasse unter dem Namen "Hollingstedter Spar- und Leihkasse", welche die im Jahre 1859 in Hollingstedt gegründete Dorfs-Sparkasse übernahm.

Doch dann machte Ellingstedt sich mit der Eröffnung der eigenen Spar- und Darlehnskasse am 16. August 1903 selbständig. Rechtlich war diese Institution eine Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung.

Hinter dieser Gründung stand der Wille der Ellingstedter Bevölkerung, über einen festen genossenschaftlichen Zusammenschluß eine nachhaltige Förderung ihrer Wirtschaftsbetriebe sicherzustellen; z.B. durch eine neue Organisation des Geld- und Kreditverkehrs, durch den gemeinsamen Bezug moderner landwirtschaftlicher Betriebsmittel, wie Handelsdünger, Futtermittel und Maschinen, durch eine bessere Verwertung der erzeugten Produkte (Milch, Vieh, Getreide) und durch eine gemeinsame Nutzung größerer Landmaschinen und sonstiger technischer Einrichtungen.

Nur durch die Aktivierung der genossenschaftlichen Selbsthilfe war es möglich, den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Stirn zu bieten: Weizen kostete 12,20 bis 12,90 Mark je Doppelzentner. Die Schweinepreise waren auf 34 bis 36 Mark je 50 kg Lebendgewicht abgesunken. Der Roggen wurde mit 11 Mark je Doppelzentner gehandelt. Raps wurde wegen des unzulänglichen Preises kaum noch angebaut. Ferkel kosteten 8 Mark; Butter nur 1 Mark je Pfund. Die Landwirtschaft bemühte sich, viel selbstgebautes Getreide in der eigenen Veredlungswirtschaft durch verstärkte Erzeugung von Milch und Fleisch zu verwerten. Der Ausbau der damit verbundenen Milchwirtschaft und der Schweinemast sowie auch die Erweiterung der Stallungen waren nur im Wege zusätzlich in Anspruch zu nehmender Kredite möglich. Dadurch war es aber auch möglich, daß die Bilanz der Spar- und Darlehnskasse Ellingstedts auf dem Höhepunkt der Inflation einen Verlust in Höhe von 20.000.000.000,— Mark (zwanzig Milliarden) ausweist. Im gleichen Jahr wurde dann eine Goldmark-Bilanz erstellt, die sogar einen Gewinn in Höhe von 171,09 Goldmark verzeichnete.

Am 10. Mai 1925 fand in Ellingstedt erst die Verschmelzung zwischen dem Landwirtschaftlichen Bezugsverein und der Spar- und Darlehnskasse, eingetragene Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung, statt. Somit waren in diesem Unternehmen die Geld- und Warengeschäfte unter einem Dache vereinigt.

Als 1933 die Spa-Da-Ka illiquide war, half die Reichsgenossenschaftshilfe aus. Man konnte in diesem Jahre durch den Düngerverkauf das Warengeschäft erweitern und behielt auf 1.ooo,-- Mark Meiereigeld je 2,-- Mark als Anteil der Gesellschafter ein.

1956 wurde für 28.500,-- DM ein neues Lagergebäude auf der Koppel des Landwirten Heinrich Prahm errichtet. Am 1. August 1961 schaffte man das erste Fahrzeug sowie die Mischanlage an. Ab jetzt erfolgte dann auch eine Belieferung der Landwirte mit den bestellten landwirtschaftlichen Artikeln frei Hof. Außerdem wurde zu diesem Zeitpunkt die Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung in eine Institution mit beschränkter Haftung umgewandelt.

1963 folgte der Ausbau der Düngerboxen zu einem Kostenpunkt von ca. 11.000,-- DM. Nun war man einerseits in der Lage, losen Dünger zu lagern und andererseits bot die Spa-Da-Ka ihren Mitgliedern den Service, den Dünger gleich aufs Feld zu streuen, da mit dem Streuer unter den Auslauf gefahren werden konnte.

Ab 1967 ließen einige Landwirte ihr Korn von der Spar- und Darlehnskasse trocknen. Einige Jahre danach, 1973 wurde die Buchung auf EDV umgestellt, bevor die Spar- und Darlehnskasse Ellingstedt 1977 aus Gründen der Rentabilität eine Fusion mit der Raiffeisenbank Schuby einging.

Die Spar- und Darlehnskasse kann heute ca. 800 Tonnen losen Dünger, 120 Tonnen Korn sowie vier- bis fünftausend Zentner Schrot lagern. Ihre Lagerkapazität umfaßt aber auch Zement, Briketts und Koks.

Im November 1978 kostete

1 Doppelzentner Hafer ca. 46,90 DM

1 Doppelzentner Roggen ca. 49,09 DM

1 Doppelzentner Futterweizen ca. 50,90 DM

1 Doppelzentner Gerste ca. 47,90 DM.

Leichte Preisschwankungen sind durch die Einkaufsmöglichkeiten der Spar- und Darlehnskasse natürlich bedingt.

Die Ellingstedter Meierei

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden in Schleswig-Holstein die Genossenschaftsmeiereien. Auch in Ellingstedt erkannten die Bauern den Zug der Zeit und schritten zur Gründung.

In den Vorstand wurden Halbhufner Christian Erichsen, Friedrich Koberg sowie der Viertelhufner Peter Thomsen, in den Bauausschuß Gastwirt Peter Landsmann und Johann Friedrich Jahn gewählt. Von ihnen lebt heute niemand mehr.

Als Bauplatz wurde der Schüttkoben bestimmt. Der Abbruch des alten Spritzenhauses war erforderlich. Nach Besichtigung der Meiereien in Hollingstedt, Ostenfeld und Groß-Rheide, die zu dem Zeitpunkt bereits bestanden, begann Baumeister Claus Sievers aus mit dem Bau.

Eine Dampfmaschine, eine Zentrifuge und ein Holsteiner Butterfaß wurden eingebaut. 47 Mitglieder mit 247 Kühen traten der Meierei bei. Erster Butterabnehmer war der Hamburger Kaufmann Hans Jensen; später sorgte Claus Landsmann aus Ellingstedt für den Absatz. 1907 wurde der Milchpreis von 0,12 auf 0,14 Pfennig, der Preis für einen Kilogramm Rahm von 0,80 DM auf 1,40 DM erhöht.

Der Meierei waren eine Müllerei und eine Kartoffeldämpferei angeschlossen. Der Antrieb der Mühle lief über eine Dampfmaschine. An zwei Tagen in der Woche wurde Schrot und Roggen zu Brotmehl gemahlen. Die Mahlsteine bestanden aus Granit und mußten selbst geschärft werden. Von mittags bis gegen 2.00 Uhr nachts betrug das Mahlvolumen 1.000 Pfund Brotmehl und 10.000 Pfund Schrot.

Im August 1893 erfolgte der erste Umbau, der Bau eines Eiskellers und die Vergrößerung des Mühlenraumes. Am 1. Februar 1894 traten auch die Friedrichsfelder Bauern der Meierei bei. Später bauten sie selbst eine Meierei, die jedoch 1935 aus Rentabilitätsgründen stillgelegt werden mußte. Die Friedrichsfelder schlossen sich dann der Hollingstedter Meierei an.

1909 lieferten die Mitglieder bereits von 455 Kühen die Milch an den Meiereibetrieb.

Im Laufe der Jahre wurden viele Neuerungen vorgenommen, um mit der Entwicklung auf dem Gebiet der Milchwirtschaft Schritt zu halten. Im Oktober 1926 erfolgte die Umstellung der Meierei auf Elektrizität, die Anschaffung eines neuen Butterfaßes mit 1.600 Liter Fassungsvermögen sowie eines Rahmreifers mit 600 Litern. Dann erfolgte im Juni 1934 ein großer Umbau mit einem Kostenaufwand von 30.000,-- DM.

Im Oktober 1939 wurde die "Freie MeiereiVereinigung" in eine Genossenschaft umgewandelt.

Wieder schaffte man zu dieser Zeit ein neues Butterfaß an. Um den Anforderungen gewachsen zu sein, wurden 1951 eine moderne Zentrifuge für 8.000,--- DM

1955 eine Butterformmaschine für 15.000,--- DM

1958 ein Plattenapparat für 23.000,-- DM

1961 ein Butterfertiger für 45.000,--DM

1963 eine Kesselanlage für 17.000,-- DM und schließlich eine Kühlanlage für 12.000,-- DM angeschafft.

Das sind enorme Summen, die durch die Arbeit der Mitglieder aufgebracht werden mußten. Die Ellingstedter Meierei zählte aber auch zu den ersten Betrieben, die eine kontinuierliche Butterungsmaschine für Sauerrahm aufgestellt hat.

Um 1963 wurden von 80 Mitgliedern mit 680 Kühen jährlich 2,6 Millionen Kilogramm Milch angeliefert und in der Meierei mit modernen Maschinen verarbeitet.

Im Laufe der Meiereigeschichte gab es durch die Zeitverhältnisse viele Höhepunkte aber auch Niedergang, besonders nach dem 1. Weltkrieg, so daß in einer Versammlung im Oktober 1922 die Genossenschaft vor der ernsten Frage stand, den Betrieb zu schließen. Doch man konnte diese sehr ernste Krise, wie auch andere kleinere und größere Probleme, überwinden.

Ab und zu versuchten manche Bauern seit der Existenz der Ellingstedter Meierei ihre Milch mittels Wasser zu vermehren. Diese Milchplanscherei mußte zwangsläufig zur Entdeckung führen, da die angelieferte Milch nicht den Fettanteil aufweisen konnte, den diese Milch sonst hatte.

Anfang November 1971 zeigte sich bei der Bezirksbutterprüfung der Milcherzeugervereinigung "Nord" im "Waldhotel", daß die Ellingstedter Meierei die beste Butter im Bezirk Schleswig-Flensburg herstellte. Zur Butterprüfung hatten alle im Bezirk bestehenden 24 Meiereibetriebe Butterproben geschickt. Die Ellingstedter Probe erhielt die höchste Punktzahl.

Der erste Betriebsleiter der Ellingstedter Meiereigenossenschaft war von 1889 (Gründung der Meierei am 17. Dezember 1888) bis 1891 ein Müller namens Clausen. Ihm folgten von 1891 bis 1900 der Schwabstedter Hans Clausen, von 1900 bis 1923 Wilhelm Hammerich, von 1923 bis 1928 Johann Rehmke, von 1928 bis 1936 Wilhelm Hamer, 1936 bis 1962 H. Loose, der seinen Lebensabend in Hamburg verlebt, sowie sein Nachfolger Johann Meyer, der den Betrieb mit Umsicht und Tatkraft bis zur Auflösung aus Rentabilitätsgründen 1973 leitete.

Heute liefern die Ellingstedter Landwirte an die Nordbutter, die sie sich vom Hofe abholt.

Handel und Verkehr

In Ellingstedt wohnte um das Jahr 1690 der privilegierte Spielmann für die Ahrensharde. In der damaligen Zeit gab es in jeder Harde sogenannte privilegierte Spielleute, neben welchen keine anderen Spielleute das Recht hatten, bei festlichen Gelegenheiten Musik zu machen. So wurde am 8. August 1693 einem gewissen Frenz Frahmen in Ellingstedt das Privilegium erteilt, "daß er die gewohnliche Aufwartung mit seinen Instrumenten bey denen Hochzeiten, Kindtaufen und anderen Zusammenkünften in Ahrensharde privative zu verrichten befugt, wogegen derselbe schuldig und gehalten sein solle, jährlich loco recognitionis Zwey R.-M. zu bezahlen an die fürstliche Rentekammer." Im Jahre 1699 wurde ihm dies Privilegium, heute als Gewerbeschein bekannt, aufs neue bestätigt. Daraus kann man ersehen, daß ein damaliger Gewerbeschein dieser Art eine Laufzeit von sechs Jahren hatte.

1820 gab es kein eigentliches Wirtshaus - die Bauern kamen zu dieser Zeit untereinander zusammen und tranken - in Ellingstedt. Nur in Morgenstern lag ein Wirtshaus an der Landstraße, dessen Besitzer zugleich Käthner war.

Am 17. Dezember 1841 bewilligte der dänische König Christian VIII., König zu Dänemark, der Wenden und Gothen und Herzog zu Schleswig, den Bau einer Schmiede, die im Jahre 1875 verlegt wurde. Seit 1919 ist diese Schmiede ein Familienbetrieb der Fierings und nach der Technisierung in der Landwirtschaft zugleich eine Maschinenschlosserei.

Zu der Zeit, als die Bauern noch mit Pferden arbeiteten, war eine der Hauptaufgaben dieser Schmiede das Beschlagen der Pferde sowie Reparaturarbeiten.

Bis 1864 verkehrte der Zug von über Klosterkrug durch Ellingstedt nach Ohrstedt (Kreis Husum). Der Bahnhof lag gegenüber der heutigen Vereins- und Westbank Ellingstedt. Dort sind auch heute noch Spuren dieser Eisenbahnverbindung zu erkennen.

Im Jahre 1865 wanderten drei Personen aus Ellingstedt aus. Das Jahr 1866 verzeichnete freilich eine ungewöhnlich hohe Zahl von Auswanderern: acht. Später waren es dann durchschnittlich in jedem Jahr zwei oder drei Personen,

Am 1. Mai 1876 übernahm Claus Grabbe aus Hollingstedt die in Ellingstedt gelegene 'Familienstelle mit Laden'. Durch Landerwerb und Gebäudeerweiterung entstand bis zum I. Weltkrieg das Anwesen, das vielen Ellingstedtern noch heute in Erinnerung ist. Seite 1913 führte die Erbengemeinschaft Peter Grabbe, Jürgen Bensen und Frau Maria, geb. Grabbe, Geschäft und Landwirtschaft sicher durch die wechselvolle Zeit beider Kriege mit den damit verbundenen wirtschaftlichen Niedergängen. Als 1948 erneut am Nullpunkt begonnen werden mußte, traten Claus und Anni Grabbe das Erbe an.

Elf Jahre später hatte der Krämerladen ausgedient. An seiner Stelle entstand 1959 der zweckmäßigere Neubau. Wettbewerb und. Rationalisierung führten zur Bildung freiwilliger Handelsketten - in diesem Falle zum Anschluß an die CENTRA. Die Handelsketten gewährleisten durch Zusammenarbeit von selbständigen Einzelhändlern und Großhändlern die Erhaltung verbrauchernaher Versorgung.

Die von Hermann Meggers erbaute Bäckerei in der alten Kathe auf dem Grundstück, wo heute die Familie Thomsen wohnt, brannte 1906 zusammen mit dem Haus der Familie Voigt, dem heutigen Grundstück des Herrn Ernst Andresen, ab. 1907 wurde die Bäckerei auf dem heutigen Grundstück wieder aufgebaut. Dieser Betrieb wurde halb als Bäckerei und halb als Landwirtschaft mit viereinhalb Hektar eigenem Land und zugepachteten Länderein mit einem Viehbesatz von drei Kühen und vier bis sechs Schweinen geführt. Später wurde dann die Bäckerei an Herrn Holthoff und nach dem I. Weltkrieg an Bäcker Truberg verpachtet. Bis zum 28. Juli 1939 lag die Bäckerei still. Nachdem sie ihren Betrieb wieder aufgenommen hatte, wurden die Brot- und sonstigen Backwaren mit Pferd und Wagen ausgeliefert. Im II. Weltkrieg war dies Bäckerei abermals stillgelegt. 1948, nach der Währungsreform, kam abermals ein neuer Anfang. Ein Schwarzbrot kostete zu diesem Zeitpunkt 0,90 DM, ein Weißbrot 0,50 DM. Die 1939 angeschafften Maschinen, Knetmaschine und Anschlagmaschine (=Rührmaschine) waren ja noch vorhanden. Die Waren wurden in einem Steinofen mit Seitenfeuerung von links und rechts gebacken, bis man 1962 einen Dampfofen anschaffte. Durch den Umbau der Lohdiele und des Pferde- und Schweinestalls schaffte man eine Lagerhalle. Auch die Backstube vergrößerte sich. 1962 brachte eine Erneuerung den Ladens. Bis heute sind laufend Umbauten vorgenommen worden. 1972 technisierte Herr Meggers seinen Betrieb weiter durch einen Umwälzer. Die tägliche Backleistung beträgt heute durchschnittlich 120 Brote, abgesehen von den übrigen Backwaren wie Torten und Gebäck.

Aus den Aufzeichnungen der Chronik des Kirchspiels Hollingstedt geht hervor, daß 1887 vier Wirte, zwei Höker, zwei Zimmerleute, ein Schuster, ein Tischler, fünf Weber, zwei Schneider sowie ein Maler und Glaser (= Herr Frahm) in Ellingstedt ansäßig waren. In Morgenstern sind keine Handwerker und dergleichen vorhanden. Zwei Jahre später gibt es in Ellingstedt nur noch drei Wirte und einen in Morgenstern. Bis gegen 1890 übte der Wagenbauer Johannes Hinrichsen sein Handwerk in Ellingstedt aus.

Zu dieser Zeit hieß der Gemeindevorsteher, zu dessen Bezirk auch Schellund, Morgenstern und Friedrichsfeld gehören, J. Voigt. Er war ehrenamtlich tätig und Viertelhufner.

Anfang 1900 kaufte Johannes Wilkens für 2.000 Goldmark die Bäckerei mit viereinhalb Hektar Land. Das Land wurde verpachtet, bis auf eine Koppel für das Pferd, welches man zur Auslieferung der Backwaren brauchte. 1930 schaffte Herr Wilkens eine Knetmaschine für Schwarzbrot an. Vorher kamen die Zutaten in einen großen Backtrog und wurden von Hand geknetet. Der Ofen war eine zwei Seitenfeuerungs-Anlage. 1946 fand die Anschaffung einer neuen Anschlagmaschine statt, die bereits 1959 wieder erneuert wurde. Von 1943 bis 1962 fand der Verkauf der Backwaren über den Ladentisch statt. Ausgefahren wurden die Waren bis 1963 mit Pferd und Wagen, danach mit einem Pkw. Diese Bäckerei stellte im März 1967 ihre Arbeit ein und ward zu Wohnzwecken umgebaut.

Nachtrag: Der Väter Johannes Wilkens, Christian Govear, bildete Lehrlinge von den umliegenden Ortschaften aus. .

Hans Otte, Schuster von 1910 bis zu seinem Tode, führte Reparaturarbeiten aus und fertigte ansonsten Schuhwerk nur auf Bestellung an. Da das Dorf inzwischen 1.200 Seelen zählte, hatte er immer genug zu tun. Webstühle standen bei verschiedenen Bürgern der Gemeinde, u.a. auch bei Peter Gosch. Für die Kinder des Dorfes war es ein Vergnügen, den Webern und Weberinnen bei den Erzählungen zu lauschen.

1919 waren zwei Schmiede, zwei Gastwirte, zwei Bäcker sowie zwei Kaufleute in Ellingstedt ansäßig. Sie führten Betriebe, die noch heute, bis auf die Bäckerei Wilkens, ihrem Gewerbe in unserem Orte nachgehen. ■

Ab ca. 1925 gab es in Ellingstedt bereits einen Stromkreis. Ein Teil der Dorfbevölkerung wehrte sich gegen diese Neuerung und gründete die "Petroleumgesellschaft". Die Zielsetzung dieser Gesellschaft war der passive Widerstand. Doch die Bürger erkannten allmählich die Vorteile der Strombelieferung. Immer mehr traten aus der "Petroleumgesellschaft" aus. Bereits 1927/28 konnte das gesamte Dorf mittels zwei Stromkreisen elektrisch versorgt werden. Ellingstedt hatte schon vor dem II. Weltkrieg Straßenbeleuchtung. Im Kriege wurden die Holzmasten abmontiert, da man doch keinen Strom bekam und das Holz notwendig als Feuerung benötigte.

1928 gründeten die Herren Cordes, Fiering, Grabbe, Groth, Luth, Peters, Plön, Rüther und Thomsen die freiwillige Feuerwehr Ellingstedts. Vorher existierte eine Zwangsfeuerwehr, bei der jeder männliche Dorfbewohner verpflichtet war, im Falle eines Feuers zu helfen. Zu dieser Zeit kannte die Feuerwehr noch keine Wasserprobleme. Wasser war überall genügend vorhanden, denn Flurbereinigung und Drainage waren damals noch vollkommen unbekannt. Das Wasser lief durch Gräben und Abzugskanälen sichtbar, so daß mit einem Schlauch und einer Handpumpe an das Naß heranzukommen war. Doch die Zeiten änderten sich und man mußte Feuerwehrteiche anlegen und Hydranten installieren, um an Wasser herankommen zu können.

Herr Techau, von 1923 bis 1925 Meierist in der Genossenschaftsmeierei unseres Dorfes, betrieb ab 1929 den Beruf eines Viehhändlers und spielte nebenbei Bauer. Die Sammelstelle für das von ihm angekaufte Vieh befand sich bei Andreas Meggers, Grundstück des heutigen Hans Thomsen, und wurde von dort mit einem Lastwagen abgeholt. Er lieferte auch Ferkel nach Pommern. Dabei führte seine Strecke von der Mühle Hoffnung (Ort bei Flensburg) über Schleswig, Lübeck und Schwerin. Morgens um 6.00 Uhr fuhr er über die Oder bei Stettin und dann weiter nach Stargart in die einzelnen Belieferungs-Ortschaften. Er lieferte Sattelschweine an die Hofarbeiter dieser Gegend. Ein Ferkel hatte einen Wert von 25,— bis 35,— DM. Auf der Rücktour belud er in Lübeck seinen Lkw mit schwarzbunten Kälbern, die hier an die Bauern verkauft wurden. Diesem Geschäft ging er bis zum Anfang des II. Weltkrieges nach.

Ca. um 1940 eröffnete Herr Rüther seine Schmiedewerkstatt. Vorher waren in Ellingstedt zwei Schmiedemeister ansäßig, einer davon hieß Jürgen Wilstermann.

Von 1937 bis 1961 versah Herr Peters den Postdienst in Ellingstedt. Zu Fuß oder per Rad brachte er morgens und abends die Post in Ellingstedt, Schellund und Morgenstern aus. Seine Löhnung betrug am Anfang 140,— DM monatlich. Er trug normale Straßenkleidung, da er hätte die Uniform selbst kaufen müssen. Seine Post bestand aus Briefen, Paketen, aber auch schon Zeitungen. Manche Bauern allerdings nahmen sich ihre Zeitung morgens gleich selbst von der Meierei mit, daß ersparte ihm dann die Arbeit, jeden einzelnen aufzusuchen, da zu jener Zeit noch nicht so viel geschrieben wurde. Das Postauto kam täglich um 17.15 Uhr von Schleswig und brachte bzw. holte die Post ab. 1937 hatten sechs Haushalte in Ellingstedt Telefon, heute sind es etwas mehr wie 120 Haushaltungen, die ans Fernsprechnetz Dörpstedt angeschlossen sind. Nach 1961 übernahm Herr Rehmke den Postdienst.

Am 15.11.1952 wurde die heutige Vereins- und Westbank, untergebracht in dem Wohnteil der Schmiede Cordes, geleitet von Elfriede Kreuzfeld, in Schleswig- Holsteinische und Westbank umgetauft, nachdem sie zuvor fast dreißig Jahre lang die Bezeichnung "Schleibank" trug.

In Hinsicht auf die ärztliche Versorgung waren und sind auch heute noch die Ellingstedter von Hollingstedt abhängig. Vor dem I. Weltkrieg war es Doktor Tümmel, der über die Gesundheit der Dorfbevölkerung wachte und auch die Schuluntersuchungen durchführte. Er wurde 1928 abgelöst von Doktor Petersen. Dessen Nachfolge trat Doktor Bülow an, der vor ein paar Jahren seine Praxis an den jetzigen Arzt übergeben mußte.

Das Schulwesen

Um 1700 n. Chr. mieteten sich die Bauern gemeinschaftlich einen Lehrer im Winter, der auf die Kost ging und 0,01 Mark die Woche für jedes von ihm unterrichtete Kind als Entgelt bekam.

1692 war der Schulmeister Hans Lützen in Ellingstedt im Amt. Sein Nachfolger von 1702 bis zum 7. Januar 1705 war der Lehrer Christoph Schultz.

Schon 1738 hatten die Ellingstedter eine Nebenschule, in der 20 Kinder unterrichtet wurden. Im Sommerhalbjähr fand kein Unterricht statt und die Winterschule wurde 10 Tage vor Ostern aufgehoben. Die Kinder wurden in Schreiben, Lesen und Rechnen unterwiesen. 1743 gingen in Ellingstedt bereits 24 Kinder in die Schule. Der Lehrer ging nicht mehr bei den Bauern auf Kost, sondern wohnte in einer im Winter von der Gemeinde gemieteten Schulstube, wofür die Lehrkraft die nötige Feuerung vom Dorf gestellt bekam.

1760 verdiente der Lehrer jährlich 8 (acht) Reichstaler. Johann Medau unterrichtete 1772 42 Kinder in einer Klasse des schon 1767 errichteten Schulhauses. Das Schulhaus wurde 1807 neu gebaut. 1809 legte man eine Vorplatzeinfriedigung und einen Schulbrunnen an.

Ab 1808 hatte Johann Frahm aus Rümland den Lehrerposten inne. Er unterrichtete im Jahre 1820 bereits 56 Schulpflichtige. Sein Nachfolger wurde am 25. Februar 1845 F. U. Koordts.

Einige Jahre nachdem das Schulgebäude vergrößert worden war, brannte es 1859 ab, veranlaßt durch einen Brand im Nachbargebäude. 1860 wurde daraufhin wieder eine neue Schule gebaut.

Am 19. Oktober 1869 wurde der Lehrer Johann Hinrich Blöcker in sein Amt eingeführt. Er unterrichtete 1875 in einer Klasse mit drei Unterrichtsstufen 80 Kinder dreißig Stunden wöchentlich.

1877 wurde zusätzlich eine zweite Klasse eingerichtet, da inzwischen über 100 Kinder in die Schule gingen. Es wurde zum ersten Male der zweite Lehrerposten besetzt. 1879 gingen in die Oberklasse 53 Schüler, in die Elementarklasse 55 Schüler.

Bereits 1883 fand in der Oberklasse an Wochentagen jeweils von 7.00 Uhr bis 12.00 Uhr der Unterricht statt. Im Jahre 1884 besuchten 68 Kinder die Elementarklasse und 59 die Oberstufe. Aus der Oberstufe wurden in diesem Jahre 8 Mädchen und 3 Knaben konfimiert.

Da im Mai 1886 die zweite Lehrkraft verstarb und ein Ersatz nicht vorhanden war, wurde in der Oberklasse an sechs Tagen in der Woche von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr und in der Elementarklasse an fünf Wochentagen jeweils 3 Stunden am Nachmittag der Unterricht abgehalten. Dieser Zustand dauerte zwei Jahre an, bis die zweite Lehrerstelle neu besetzt werden konnte.

1891 betrug die Zahl der Schüler in der Oberklasse 55 und in der Elementarklasse 1893 war die Zahl der Schulbesucher leicht rückläufig.

1898 betrug das Grundgehalt für die I. Lehrerstelle 1261 Mark und für die zweite 1.000 Mark jährlich. Später wurden für die I. Lehrerstelle monatlich 140 Mark aufgewendet. In diesem Jahr gingen 49 Schüler in die I. Klasse und 54 in die zweite Klasse. Bis 1903 war Lehrer Blöcker für die Oberklasse verantwortlich, sein Nachfolger war Christian Volquard Wollesen. Am 13. November 1909 war der Bau der Schule fertiggestellt; die Kosten betrugen 10.080,— Mark.

Im September/Oktober 1913 verließ der 2. Lehrer Kloock die Schule.

Im Jahre 1923 wurde mit Lehrer Dabeistein die III. Lehrerstelle besetzt. 1924 gingen 127 Kinder in die Schule Ellingstedt.

1929 fand, zum ersten Male eine öffentliche Weihnachtsfeier in der Gastwirtschaft Groth statt.

Am 1. April 1931 wurde die III. Lehrerstelle mit Herrn Bahnson besetzt. Bis 1931 hatte Lehrer Grohmann die II. Lehrerstelle inne, sein Nachfolger war Lehrer Alfred Schmidt. Bis 1932 leitete Hauptlehrer Ramm die I. Klasse. Er war 25 1/2 Jahre in dieser Position tätig. Sein Nachfolger wurde am 1. Dezember 1931 Rudolf Stoislow.

Am 14. März 1944 traf eine Schulklasse mit 55 Kindern aus Kiel ein, die wegen der Bombengefahr aus der Stadt verlegt wurde. Doch kurz darauf schloß die Ellingstedter Schule. Ende 1945 öffnete man die Schule mit den beiden Lehrkräften Jacobsen und Schnarkowski wieder. Im Juni 1946 kam Lehrer Heinrich Jacobsen in ein Internierungslager bei Hamburg, somit war die Ellingstedter Schule nur mit einer einzigen Lehrkraft weiterzuführen. Lehrerin Schnarkowski bekam am 1. Juli 1946 eine Schulhelferin, Fräulein Beber, zugeteilt.

Im November 1946 übernahm Lehrer Ernst Walter Staggen die Schulleitung. Von Ostern 1947 bis Ostern 1948 hatte Lehrer Armin Weinert diese Funktion inne. Dann versah ab 1948 bis September 1953 Lehrer Petersen die Schulleiterstelle.

1949 gingen 167 Schüler in die Schule Ellingstedt.

1953 unterrichtete das 1. bis 3. Schuljahr Hr. Friedrich Schwärt das 4. bis 6. Schuljahr Fräulein Sierts das 7. bis 9. Schuljahr Hr. Armin Weinert.

Die seit 1949 bestehende Lehrmittelfreiheit wurde 1952 eingeschränkt.

1954 besuchten 56 Knaben und 40 Mädchen die Ellingstedter Schule. In diesem Jahre fand vom 11. Mai bis zum 19. Mai für 27 Schüler incl. der Aufsicht eine Harzfahrt mit Aufenthalt in der Jugendherberge Goslar statt. (Dies war der erste Hinweis auf eine Klassenfahrt, die sich in der Ellingstedter Schulchronik fand) In den folgenden Jahren fanden für die Schüler der II. Klasse und der Oberstufe immer wieder Fahrten von unterschiedlicher Dauer mit unterschiedlichen Zielen statt.

Seit dem Frühjahr 1955 bekam die Schule den Sportplatz von der Gemeinde für den Schulsport zur Verfügung gestellt.

1956 wurden 92 Schüler, von zwei Lehrkräften unterrichtet. Am 6. April 1956 stellte man als dritte Lehrkraft den Lehrer Heinz Paasch ein. Am 5. Januar 1957 trat Fräulein Schreiner ihre Lehrtätigkeit an. Ihre Nachfolge übernahm Lehrerin Edith Schmidt im Jahre 1958.

Ab 1959 wurde wieder die volle Lehrmittelfreiheit gewährt.

1962 hatte Hansjoachim Seiler die zweite und Ursula Lerche die dritte Lehrerstelle inne. 1965 besuchten 101 Schüler die Ellingstedter Schule.

Die sportbegeisterte Jugend in Ellingstedt mußten ihre Übungen im Saal der Gastwirtschaft Lorenzen abhalten. Lehrer wie Schüler waren mit der Enge nicht zufrieden. Nun reifte in der Gemeindevertretung der Plan, eine Turnhalle zu bauen. Doch da die von dem Kultusministerium vorgelegten Pläne, um einen Zuschuß des Landes zu erhalten, nicht realisierbar waren und die Zwischenfinanzierung von der Gemeinde getragen werden mußte, verzichtete die Gemeinde auf den Zuschuß vom Land und baute nach ihren eigenen Vorstellungen. Lediglich der Kreis wollte einen Zuschuß in Höhe von 40,000,— DM geben. Es wurde ein Bauausschuß gegründet, in dem besonders der Schmiedemeister Hans Rüther aktiv mitwirkte.

Am 5. Februar 1965 wurde mit dem Bau begonnen und die Bürger zur Eigenleistung aufgerufen. Der Aufruf fand einen großen Widerhall; genau wie bei der Neuanlage des Ehrenmals vor einigen Jahren stellten sich viele Bürger freiwillig zur Verfügung und leisteten unter der Anleitung der Handwerker Hilfsarbeiten. Während die Maurerarbeiten der Firma Helmut Hoffmann aus Ellingstedt übertragen wurden, fertigte die Firma Schwitzer, Groß-Rheide, den Dachstuhl als freitragende Konstruktion an. Der Schwingfußboden mit P.V.C.-Belag wurde von der Firma Rettig, Rendsburg, gelegt.

Mit Hilfe des Kreiszuschußes von 40.000,— DM konnte der Rest in Höhe von 70.000,— DM aus dem Gemeindeetat aufgebracht werden. Kurz vor der Einweihung im Herbst 1965 wurde vom Kreissportverband ein vor Jahren gestellter Antrag auf Zuschuß in Höhe von 15.000,— DM bewilligt, wofür die notwendigste Inneneinrichtung angeschafft werden konnte.

Somit hatte Ellingstedt den Nachbargemeinden die Sporthalle voraus.

1966/67 waren die Kurzschuljahre, wodurch es einigen Schülern erschwert wurde, das Klassenziel zu erreichen. Denn nun mußte der Lehrstoff gerafft werden, um dennoch das Jahrespensum zu schaffen.

Schulpflichtige 1968

Schuljahr Jungen Mädchen Ges. Zahl Klasse

1. 7 5 12

2. 3 9 12 I. (38 Schüler)

3. 5 9 14 Frl. Lerche 4. 7 6 13

5. 3 9 12 II. (42 Schül.)

6. 10 7 17 Frl. Bellmer

7. 5 6 11

8. 1 5 6 III. (27 Schül)

9. 4 6 10 Hr. Weinert

45 62 107 Schüler insgesamt

Am 19. April 1968 übernahm Herr Höllriegl von Frl. Bellmer die Leitung der II. Klasse. Am 28. März 1969 wurde Frl. Lerche verabschiedet und dafür Frl. Lindner in das Amt eingeführt. Vom 15. Oktober 1970 bis zum 12. März 1971 betreute Lehrer Wolfgang Sommer die zweite Klasse.

Einige Jahre später wurde auch an der hiesigen Hauptschule durch die Einrichtung der Orientierungsstufe an allen weiterführenden Schulen (= Hollingstedt und Silberstedt) die Auflösung eingeleitet. Heute gibt es in Ellingstedt nur noch die Grundschule für die Erstklässler sowie die Vorschule.

Die Schulleitung hat auf Anweisung des Schulamtes Schleswig Lehrer Gramlow aus Hollingstedt übernommen. Das Ehrenmal Ellingstedts

Im Frühjahr 1954 wurde auf einer Gemeindeversammlung einstimmig beschlossen, das alte Kriegerdenkmal umzubauen oder zu erweitern, damit die im II. Weltkrieg (1939 bis 1945) Gefallenen, Toten und Vermißten Gedenksteine erhalten könnten. Zur Vorbereitung und Durchführung dieses Planes wurde ein Denkmalsausschuß ins Leben gerufen. Diesem gehörten an:

Bauer Matthias Kröger (1. Vorsitzender), Lehrer Armin Weinert (2. Vorsitzender), Witwe Cathrine Stolley, Schmiedemeister Artur Kordes, Bauer Claus Gottburg, Bauer Theodor Schmidt und Maurermeister Thomas Mauderer.

Nachdem Thomas Mauderer dem Ausschuß mitteilte, daß Friedrichsfeld sich nicht bei der neuen Anlage beteiligen, sondern eine eigene in Friedrichsfeld bauen wolle, blieb er den Ausschußbesprechungen fern.

In Gemeinschaftsarbeit aller Dorfeinwohner wurde zunächst der Wall hinter dem Denkmal, der die Koppeln von H. Frahm und M. Kröger trennte, eingeebnet. Beide hatten den erforderlichen Streifen davon abgetreten, sodaß in der Breite der alten Anlage (12 m) der Durchgang zum neuen Denkmalsplatz - 3,60 Meter Gang und je 4,20 Meter für Anpflanzungen - gewonnen wurden. Um die Steine, den Sand in der Mitte und die Muttererde an den Seiten in der jetzigen Höhe anzuschütten, waren etwa 500 Fuhren erforderlich.

Über tausend geleistete Arbeitsstunden freiwilliger Helfer sowie Hunderte von Stunden der Fachkräfte gegen Bezahlung waren nötig, damit am 30. Oktober 1954 die Steine aufgestellt und mit der Bepflanzung begonnen werden konnte.

Die Planung und die Verhandlungen mit den Firmen übernahm Lehrer Weinert. Die Firma Graf, Schleswig, fertigte die Inschriften, die "Husumer Baumschulen" unter dem Gartenarchitekten Herrn Boysen besorgten die Bepflanzung. Der Steinhauer Frahm aus Kurburg setzte den neuen Sockel für den großen Stein und die Mauer an der Pforte.

Um die wochenlangen Fuhr- bzw. Erdtransporte kümmerte sich hauptsächlich der Bauer Matthias Kröger und der Bürgermeister Peter Engel. Viele Sonntage opferte Heinrich Bauer mit seinen Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr, um die Arbeit voran- und schließlich zuende- zubringen. Den äußeren Steinwall setzte der heimatvertriebene ehemalige Bauer Robert Baartz mit seinen pommerschen Freunden Hermann Pieper und Herrn Knoll.

Den Zaun lieferte Schmiedemeister Kordes, hergestellt bzw. vorgefertigt in seiner Schmiede im Norden des Dorfes. Die handgeschmiedete Pforte ist das Werk des noch jungen Schmiedemeisters Hans Rüther. Im November sammelten die Mitglieder des Denkmalausschusses im ganzen Dorfe Spenden für die Unkostendeckung.

Fast alle Einwohner Ellingstedts nahmen am Volkstrauertag, dem 14. November 1954, an der Einweihung des neuen Ehrenmals teil.

Erst kurz vor Beginn der Gedenkstunde konnte das neue "Ehrenmal für die Gefallenen, Toten und Vermißten beider Kriege" in die Obhut der Gemeinde fertig übergeben werden.

Entwicklung der Verkehrswege nach dem II. Weltkrieg

Die Wegeverhältnisse in Ellingstedt waren zu diesem Zeitpunkt in einem chaotischen Zustand. In Groß-Rheide war eine Station der Kreisbahn von Schleswig nach Friedrichstadt. Dahin war schon im Jahr 1924 eine wassergebundene Straße gebaut worden. Der Bezug von Kunstdünger und anderen Bedarfsartikeln wurde durch den Umschlag über die Kreisbahn erheblich verteuert. Der Weg nach Schuby, zur Bundesbahn, befand sich in einem denkbar schlechten Zustand. Obwohl ein großer Teil der Heimatvertriebenen, die in der Nachkriegszeit nach Schleswig-Holstein kamen, ins Rheinland zog, um dort bei dem Aufbau der zerstörten Städte und In- dustrieanlagen Arbeit zu finden, war die Arbeitslosigkeit bei uns immer noch groß. Die Landesregierung entwickelte die Aktion: „Produktive Arbeitslosenfürsorge“. Dabei konnten Arbeitslose im Straßenbau beschäftigt werden. Die Arbeiten wurden nach Tagewerken berechnet.

Da man jetzt auf günstige Arbeitskräfte zurückgreifen konnte, entschloß sich die Gemeindevertretung zu dem Ausbau der Straße nach Schuby. Peter Tams und Heinrich Bauer wurden mit den Vorarbeiten betraut. Es wurden Pläne für zwei Trassenführungen entworfen. Der erste Plan beinhaltete, den Weg in ursprünglicher Lage im Anschluß an die Straße in Schuby-Friedrichsfeld, die schon von der Gemeinde Schuby befestigt war, zu bauen. Der zweite Plan sah vor, die Straße über Rott in gerader Richtung auf den Anschluß zu bauen. Dieser Plan mußte jedoch wegen zu hoher Kosten fallengelassen werden. Außerdem zahlten die Landwirte Thomas Hansen und Johann Frahm eine Sonderbelastung.

Das Landesarbeitsamt genehmigte den ersten Plan und schrieb die Bauarbeiten beschränkt aus, d.h. eine beschränkte Anzahl Unternehmer, bei denen feststeht, daß sie den Bau ausführen können, wurden aufgefordert mit der Bedingung, das Baumaterial in Handarbeit zu werben und so weit wie möglich mit der Hand einzubauen.

Das Angebot mußte in Tagewerken erfolgen. Das niedrigste Angebot gab die Firma Christiansen, Schleswig, ab. Der Inhaber Minetti wurde mit dem Ausbau betreut.

Der Straßenbau steckte noch in den Kinderschuhen, zumal die Handarbeit vorherrschen sollte. Nach Herstellung des Planums wurde der Pack, das sind Steine in der Größe von 30 mal 40 Zentimeter, die mit der Hand hingesetzt werden mußten, verlegt. Auf dem Pack wurde eine feinere Schicht Steine aufgebracht und mittels einer schweren Walze in die Zwischenräume des Packs eingewalzt. Damit erreichte man eine feste Tragschicht. Dann wurde eine Schicht gewaschener Steine aufgebracht und ebenfalls festgewalzt. Den Bitumen, den die Gemeinde von der Firma Thomsen, Kiel, kaufte, machte man auf der Baustelle in einem großen Kochapparat siedend heiß und trug ihn anschließend in einer Schicht auf das gewaschene Material auf. Darauf folgte das Einstreuen einer Splittschicht per Hand, darum hieß dieses Verfahren Einstreudecke. Nach einer gewissen Abkühlung rollte die Walze über diesen Belag und die Teerdecke war fertiggestellt. Dieses Verfahren wurde bald durch die maschinelle Herstellung überholt, jedoch galt es damals ja nur, Arbeitskräfte einzusetzen.

Die letzten 800 Meter mußten über Schubyer Gemeindegebiet ausgebaut werden, was bei der Finanzierung auf einige Schwierigkeiten stieß. Nachdem auch diese behoben, hatte Ellingstedt doch eine gute Straße nach Schuby erhalten.

Nach Fertigstellung dieser Arbeit folgte sofort der Ausbau der Dorfstraße mit ihrer holperigen Pflasterung. Dies geschah in der gleichen Weise, indem die Pflasterung aufgerissen und als Pack verwendet wurde.

Die Finanzierung über das Landesarbeitsamt erfolgte mit einer Grundförderung und einer zusätzlichen Förderung als Zuschuß. Zusätzlich mußte die Gemeinde ein Darlehn aufnehmen. Die Finanzierung über das Landesarbeitsamt machte bei mehreren Gemeinden Schule, sodaß das Landesarbeitsamt, um sich vor der Flut der Anträge zu schützen, alle Anträge unter 10.000 Tagewerken ablehnte. Dies hatte zur Folge, daß sich mehrere Gemeinden zu einem Zweckverband zusammenschlossen. Im Jahre 1961 schloß sich Ellingstedt mit Schleswig, Hüsby, Schuby und Hollingstedt zu dem Wegebauzweckverband Schleswig-West zusammen. Heinrich Bauer übernahm den Vorsitz. Unter seiner Leitung ist die Straße Schleswig- - Hüsby - Schuby in mehreren Jahren fertiggestellt worden. Später erfolgte der Ausbau der Straße von Hollingstedt über Ellingstedt nach Dannewerk.

Das Gesetz über die Ämterneuordnung brachte erhebliche Unruhen bei den Gemeinden mit sich. Die Gemeinden Hollingstedt und Ellingstedt sollten zu dem neugebildeten Amt Silberstedt kommen. Auf einen Antrag der Ellingstedter Gemeinde, eine bessere Verbindung zur neuen Amtsverwaltung herzustellen, willigte der Kreis 1973 ein, den Ausbau der Verbindungsstraße nach Silberstedt als Gemeindestraße erster Klasse vorzunehmen. Mit einem Kostenanteil des Kreises von 210.000,— DM und Gemeindemitteln in Höhe von 72.500.— DM konnte die Straße von der Firma Weiß aus Schleswig gebaut werden. Kurz vor den Kommunalwahlen 1974 wurde die Straße abgenommen und dem Verkehr übergeben.

Ebenfalls wurde die Stichstraße zur Siedlung Hohendiek fertiggestellt.

Der bei dem Brand in Morgenstern vorhandene Löschwassermangel veranlaßte die Gemeindevertretung durch Bohrung von Löschwasserbrunnen abzuhelfen. In mehreren Jahren wurden an fünf verschiedenen Stellen Bohrungen niedergebracht, die nur an einer Stelle, auf dem Gelände der Spar- und Darlehnskasse zu einem Erfolg führte und aus der Feuerschutzsteuer bezuschußt wurde. Die offene Wasserstelle bei Gottburg auf Söl wurde mit einem Entnahmeschacht vorschriftsmäßig hergerichtet. Auch auf Schellund wurde die Wasserstelle so ausgebaut. Damit war von der Gemeinde das Möglichste für die Löschwasserbeschaffung getan.

Einem mehrfach an den Kreis gerichteten Antrag, die Ortsdurchfahrt im Zuge der Kreisstraße 9 zu verbessern, wurde 1968 stattgegeben. Die erste Ausschreibung der Bauarbeiten mußte wegen zu hoher Forderungen zurückgezogen werden. Erst im Jahre 1970 konnte der Bau mit einer Verbreiterung und der Herstellung eines Bürgersteiges mit Hochbord beginnen.

Eine Oberflächenentwässerung wurde eingebaut, ebenfalls die Leitung für die Straßenbeleuchtung verlegt. Im nächsten Jahr, 1971/72, wurde die Straßenbeleuchtung installiert. Auch andere Dorfstraßen erhielten eine Beleuchtung.

Während der erste Bauabschnitt der Ortsdurchfahrt von Langacker bis zur Meierei erfolgte, mußte die Weiterführung wegen fehlender Kreismittel zunächst zurückgestellt werden.

Die Flurbereinigung

Am 23. Februar 1954 entstand um 17.00 Uhr auf dem Gehöft des Bauern Jürgen Engel ein Feuer, das bei dem kräftigen Wind rasch auf die in Morgenstern zu damaliger Zeit eng zusammenliegenden Nachbarhöfe, alle Häuser waren noch mit Strohdach gedeckt, übergriff. Sämtliche Gebäude der Höfe Willi Kühl und Hinrich Kühl wurden ein Raub der Flammen. Das Gebäude von Emma Meggers hatte auch schon Feuer gefangen, konnte aber trotz des Wassermangels wegen des anhaltenden Trockenfrostes durch Bewohner und Feuerwehr gerettet werden. Da kein Löschwasser vorhanden war, mußte sich die Feuerwehr auf die Bergung von Vieh und Inventar beschränken. Entstanden war der Großbrand durch eine Heizsonne, die der Pächter Ernst Coordts im Ferkelstall kurze Zeit hatte unbeaufsichtigt stehen lassen. Es verbrannten sämtliche Vorräte, Maschinen und Wagen. Menschen und Tiere kamen jedoch nicht zu Tode.

Nach der Überwindung des Schocks in der Bevölkerung mußte ja wieder an den Aufbau gedacht werden, damit das Vieh, das bei anderen Bauern untergebracht war, wieder in die eigenen Ställe zurückkonnte. Heinrich Bauer war damals Brandmeister und konnte den Aufbau der Höfe auf den Grundmauern nicht gut heißen, da die früheren Gebäude sehr verschachtelt aufgebaut waren. Ein Wiederaufbau in gleicher Form konnte eine spätere Brandkatastrophe bedeuten.

Da Heinrich Bauer durch seine früheren Fahrten nach Nordfriesland die Vorteile einer Flurbereinigung erkannt hatte, machte er den Geschädigten den Vorschlag, das Kulturamt in Heide um Hilfe zu bitten. Das Kulturamt schlug den Betroffenen die Flurbereinigung mit einem anderen Standort der Höfe und eine arrondierte Fläche am Hause vor. Die Entscheidung fiel den Brandgeschädigten nicht schwer, zumal ihnen die Entschädigung der Brandversicherung zur Verfügung stand. Schon im Hochsommer konnte ein gemeinsames Richtfest gefeiert werden. Dieses außerbehördliche Verfahren, wo auf freier Basis die Neuordnung der Flächen und die Errichtung neuer Gebäude ohne Wegebau und wasserwirtschaftliche Maßnahmen vorgenommen wurde, war der Auftakt zum behördlichen Verfahren, einer vom Bund geförderten, Agrarstruktur verbessernden Maßnahme, die in diesem Umfang noch nie in der Geschichte stattgefunden hat.

Als nämlich die Teilbereinigung Morgenstern so schnell und reibungslos ablief, wurden in der Gemeinde Stimmen laut, dieses Verfahren auf die ganze Gemeinde auszudehnen. Auf einer Gemeindeversammlung war der größte Teil der Anwesenden für eine Bereinigung. Als stellvertretender Bürgermeister und Ortsvertrauensmann des Bauernstandes, wurde Heinrich Bauer beauftragt, an das Kulturamt einen Antrag des Verfahrens zu stellen. Das Kulturamt entsprach der Bitte der Gemeinde und hielt einen Grundsatztermin ab, in dem Für und Wider erörtert wurde. Es wurde den Landwirten klargemacht, daß bei einem behördlichen Verfahren alle Grundstücke nach Werteinheiten berechnet würden und in einen Topf geworfen würden. Aus diesem Topf hatte jeder einen Anspruch, je nach Größe seiner Einlage nach Abzug von 7,5 % für den Wege- und Gewässerplan. Man stimmte dem zu und das Kulturamt reichte einen Antrag zur Genehmigung an das Ministerium nach Kiel ein.

Endlich wurde im Sommer 1957 das Flurbereinigungsverfahren für die Gemeinde Ellingstedt eingeleitet. Den Vorstand bildeten Ernst Frahm, Jürgen Rehmke, Christian Seemann, Christian Niemann, Claus Gottburg, Peter Tams, Otto Maack, Hans Bock und Heinrich Bauer. Heinrich Bauer übernahm den Vorsitz und die umfangreichen Vorarbeiten konnten beginnen.

Die einzelnen Daten des Verfahrens:

Aufklärungstermin 1. Juli 1956

Einleitungsbeschluß 1. April 1957

Planwunschtermin 21. Oktober 1957

Anordnung d. vorl. Besitzeinweiung 1. September 1961

Vorlage d. Flurbereinigungsplanes 27. September 1966

Ausführungsanordnung 1. Oktober 1966

Nachtrag I 24. Oktober 1966

Nachtrag II 16. Februar 1971

Vom Kulturamt sind die Herren Ober-Regierungsvermessungsrat Ortmann und Regierungsvermessungsamtmann Köhnke, beide maßgeblich mit dem Verfahren in Ellingstedt beschäftigt gewesen, verstorben.

Aus dem Vorstand schied Christian Seemann wegen Unstimmigkeiten mit dem Kulturamt aus.

Verstorben vom Vorstand sind: Jürgen Rehmke, Claus Gottburg, Otto Maack und der Rechnungsführer Claus Sievers.

Die ausgeführten Arbeiten betragen 31,3 Kilometer: Schwarzdeckenwege 19,8 Kilometer, Grand und Kieswege 11,5 Kilometer,

Der Hauptanteil der Straßenbauarbeiten wurde von der Firma Conrad Eggers, Friedrichstadt, ausgeführt. Später waren ihre Angebote zu hoch, so daß man andere Firmen - z.B. Michel K.G., Neumünster, Emil Plähn K.G., Heide, Matzen und Co., Schleswig und Kurt Clausen, Friedrichsau zu diesen Arbeiten heranzog. Wasserwirtschaftliche Maßnahmen wurden von den Firmen Cornelius aus Nordhastedt, Karl Gräper aus Husum und Johannes Köster aus Flensburg ausgeführt. An offenen Vorflutern wurden 4,9 Kilometer ausgebaut und eine Verrohrung erfolgte auf 20,5 Kilometer. Drainiert wurden 461 Hektar von verschiedenen Firmen und Ortstein wurde auf 130 Hektar gebrochen. Verschiedene Firmen legten 58,8 Kilometer Windschutz an. Von der Teilnehmergemeinschaft Ellingstedt wurden dem Wasser- und Bodenverband Obere-Rheider-Au 150.000,— DM und dem Wasser- und Bodenverband Schuby 60.000,— DM, insgesamt also 190.000,— DM, für Arbeiten in unserem Gebiet zur Verfügung gestellt.