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Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/001 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 1 BELICHTER: FARBE:

DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG

Die Sonne kommt raus, die Gara- gentüren schreien danach, geöff- net zu werden, die gut gehüteten Schätze wollen zurück auf die Straße. Wer Autos liebt, hat ein Auto, das er besonders liebt. Oder mehrere. Unsere Autoren, unsere Layouterin, unser Art Director – alle haben ihre Saison eröffnet. Jeder PS WELT-Mitarbeiter ist autoverrückt im besten Sinne: inspiriert, euphorisiert, best- informiert, wenn es um lärmende und stinkende Blech-skulpturen geht. Wer schöne Autos liebt, macht in Zeiten des Nullzinses oft ein gutes Geschäft oder schafft eine hübsche Altersvorsorge. Die Rendite sollte allerdings in Fahr- spaß ausgezahlt werden, nicht in Stolz auf Stilllegungsberichte. Au- tos müssen gefahren werden, ge- rade die Schönen. Ihr ULF POSCHARDT

PS.: Kritik und Lob bitte wieder an [email protected] Thomas Faehnrich

Der Überkäfer: Unterwegs im Krabbler mit den Porsche-Genen, einer Rallye-Legende aus den 70er-Jahren Seite 19

FOTO RUBIO / WITTERS

%64$)&/,456/4 /&6&'3&*)&*5&/ ER WILL ES Härter, lauter, schneller EXKLUSIV IM INTERVIEW: SEBASTIAN VETTEL

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/003 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 3 BELICHTER: FARBE:

2 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 3

eute, im Ernst, es reicht. Ich bin es unend- eurem automobilen Schätzen vorsichtig auf die Straßen rollt. das Ganze wird also auf jeden Fall ein Hit. Außerdem ist lich leid, fast täglich von einer Person A zu Und euch dann fühlt wie Steve McQueen oder Kate Moss. neben Pagode oder Bertone immer noch Platz für ein paar AXEL BREUN, Design Director Special hören, dass Person B sich vor zwei Wochen Am liebsten natürlich sonntags, am Mittag, weil dann nicht Retro-Café-Racer. Programs, RENAULT. Was? Die hin- einen „total tollen“ neuen alten 911 gekauft so schrecklich viel los ist. Das ist verständlich, denn wenn Wobei wir auch gleich bei der zweiten Gruppe wären, die tere rechte Aluminiumfelge meiner hat. Und dass er oder sie gestern beim ak- Frau oder Mann das Auto hauptsächlich als Investment se- mir mittlerweile den Oldtimer-Spaß verleidet: den fashion ersten Alpine A110-1300, Baujahr 1974; Für jeden postpubertären Führerscheinneuling am 24. Februar 1979 für 6700 Mark tuell angesagten Edel-Burger der Stadt hen, müssen sie oder er auch angesichts möglicher Kratzer- victims. Dazu nur ein Satz: Ein alter Elfer mit Magnus-Wal- gibt es Ende der 80er-Jahre nur ein Ziel: Fotos davon auf dem Handy präsentiert hat. chen und letzter Streusalzmoleküle zu Recht zutiefst besorgt ker-Aufklebern ist nur bei einem Menschen auf der Welt gebraucht gekauft. Seit wann? 24. Designer- Oder von Person C zu erfahren, dass er sein. Besorgt sein ist aber das Gegenteil von Spaß. cool, nämlich bei Magnus Walker. März 1979, also vier Wochen nach einen eigenen Schlitten, aber schnell. Loder sie nun ebenfalls „Fan“ alter Mercedes-Coupés sei und Und ich verstehe auch vollkommen, dass Ihr versucht, Die schamlose Glorifizierung alter Autos bringt zu guter Kauf. Inzwischen nur sandgestrahlt. Eine Abenteuerreise zurück in die automobilen sich erst vor anderthalb Monaten ein wunderbares Exemplar Euer hart verdientes Geld sinnvoll anzulegen. Aber müsst Ihr Letzt auch noch philosophische Probleme mit sich, die man Warum? Erinnerung und Mahnung, „gesichert“ habe. Natürlich gefolgt von semiprofessionell dazu gerade Autos benutzen? Wie wäre es denn mit Wein sonst eher bei Esoterikern und Anhängern von Homöopathie es manchmal etwas langsamer an- Devotionalien Lehrjahre einer analogen Zeit. Persönlich geshooteten Facebook-Bildchen, die als Beweis für die erleg- oder noch mehr Wohnraum? findet. Am Ende ist einfach nichts einfallsloser als gehen zu lassen. Umso schöner, dass und halb erinnert von Helge Thomsen te Beute dienen und Däumchen generieren sollen. Diese Im Ernst: Die Oldtimer-Szene ist auf dem besten immer nur in die Vergangenheit zu blicken und darü- sich der Kreis 2012 schloss: Mit dem Zustimmung von Online-Freunden ist so wichtig, weil sie die Wege, zu einer riesigen Investitionsblase zu werden. ber zu palavern, dass früher alles besser gewesen Axel Breun Bau und der Präsentation des Con- eigene Kaufentscheidung – die eben selten aus wahrer Lei- Die Marktsituation wird von vielen Beobachtern mittlerweile sei. Vor allem, wenn man kein bisschen fahren kann. ceptcar „A110-50“ gelang mir und DANIEL SCHARFSCHWERDT, meinem Team die Wiedergeburt der Automobildesigner haben das seltene Glück, dass ihr Senior Designer EDE/4 Exterieur Ent- Marke Alpine, bis jetzt ohne Unfall ... KALTSTARTPHASE wurf Studio 4. Was? Zwei Interesse für das Objekt und ihre Begabung zum Touran-Modelle im Maßstab 1:87. Eines mit einer Karikatur von Jim Zeichnerischen in Kombination ein Berufsbild ergeben. Teil 1: Jugendtraum für 800 Mark Baste, eines mit einer Karikatur von mir auf dem Dach. Seit wann? Beides, Interesse wie Begabung, treibt sie voran, November 2015. Warum? Ich habe sie „Opel Diplomat B, Bj. 1976, TÜV 11/91, 800 Mark“: Der bildlose Ein- von meinem Freund und Kollegen Jim wobei mal das eine, mal das andere die Nase vorn hat. zeiler im Schleswig-Holsteiner Anzeigenblatt ist so aussagekräftig Basté, einem genialen Karikaturen- wie das Tageshoroskop in der Bild. Wenigstens hat es für eine Fest- zeichner, letztes Jahr zum Geburtstag Auf ihren Schreibtischen sammeln sich netznummer gereicht. Mittels der Wählscheibe von Papas W48- bekommen. Dahinter steckt ein Gag: Bakelit-Telefon stelle ich eine Verbindung nach Husum her. Ja, der Ich habe den neuen Touran entwor- Versatzstücke, Meilensteine dieser Vorwärtsbewegung. Opel ist noch da. fen, Jim dessen Vorgänger – und man Jetzt stehe ich mit meinem Kumpel Jan in Barbies Carport. Der Manche sind Inspiration, andere Mahnung. sieht auf einem Modell, wie er den gewagte Traum vom V8 für Kleingeld zerplatzt beim Blick in die traurig flachliegenden Scheinwerfer. Ach so, ein Diplomat mit Ad- neuen Touran mit schwarzem Tape Wir haben einige Automobildesigner nach den liebsten wieder in den Vorgänger „umge- miral-Karosserie. Opels Versuch, mit Produktionsende der Diplomat- wandelt“ hat. Sehr lustig! Karosserie diesen Namen weiterleben zu lassen. Ein Sparmodell. Teilen auf der Tischplatte gefragt Abgewürgte 140 PS aus sechs Zylindern, zu erkennen am einsamen Daniel Daniel Scharfschwerdt Zenith-Vergaser und einem spindeldürren Auspuffrohr. „Hab’ drei Tage gebraucht, um den mattschwarzen Lack runterzukriegen“, er- klärt mir Ken stolz. „Alter, das hättest du dir sparen können“, mur- mele ich und starre fassungslos auf die Mattel-pinke Hinterhoflackie- rung. „Weißt du, der kommt aus Bredstedt.“ LUTZ FÜGENER, Designer und Pro- Natürlich. Die Bredstedter Autotypen waren über die Stadtgrenze fessor an der Hochschule Pforzheim. hinaus bekannt für ihre Rockerautos. Viel Hubraum, alles matt- Was ist das? Drehzahlmesser von schwarz gerollt, fette Felgen und den Kofferraum voller Dosenbier. meiner alten Ducati GTV Rennma- Ken fand das ziemlich asozial und wollte den Diplomat zurück in die schine. Liegt da seit? Circa drei Jah- Gesellschaft holen. Das ging schief, denn das Rüsselsheimer ren. Warum? Der Drehzahlmesser Flaggschiff antwortete auf die misslungene Schönheits-OP mit einem BITTE erinnert mich immer an das in der beruhigt Euch! ausgespuckten Pleuel. Probefahrt fällt also aus. Mitte festgefahrene Projekt, die Ma- Ich kaufe die gestrandete Limousine trotzdem, hänge die geliehe- schine irgendwann mal auf die Straße nen Nummernschilder von Mamas VW Polo an meine Chromstoß- Oldtimer-Investoren sind eine Plage, findet GUIDO BELLBERG zu bekommen. Habe ihn alle paar stangen und das vorsorglich mitgebrachte Abschleppseil hinter Jans g Wochen in der Hand, mache dann Ford Fiesta MK1. Der hat trotz bärenstarkem Einliter-Triebwerk wieder eine Skizze, wie die Maschine Lutz Lutz Fügener keinen Bock auf die Aktion, aber der Diplomat muss mit. Die Tacho- am Ende aussehen könnte – und lege nadel kommt kaum aus der Schlafphase, als ich mich mit null Emis- ihn wieder hin. Aber nächstes Jahr sionen und Mindestabstand geräuschlos über die B201 ziehen lasse. wird es ganz bestimmt klappen … Ollo Images /Getty Ein erhabenes Gefühl. Mein erster richtiger Schlitten. Opel jagt Ford, PETER SCHREYER, Chefdesigner Hierarchie trotz Motorschaden. HYUNDAI & KIA. Was? Mein erstes Als es dunkel wird, denschaft erfolgt und daher für sich alleine auch nicht be- als eher toxisch angesehen, bei besonders gefragten Model- Bleibt nur eine Hoffnung: Sollten Finanz- und Flüchtlings- Auto-Modell. Seit wann? Ich war rollen wir bei Klaus in stehen kann – im Nachhinein positiv auflädt. len liegen die Preise bereits jenseits der Lächerlichkeit und krise irgendwann einmal tatsächlich gelöst werden, die Zinsen etwa 14 Jahre alt, schätze ich. BMW die Doppelgarage. Doch das Einzige, was diese Fotos Eures Wagens beweisen, Fahrspaß ist schon lange nur noch Fremdwort. steigen und unsere Währung – welche auch immer wir dann fuhr damals in der Formel 2, was mich Klaus ist Capri- ist, dass Ihr Facebook oder Euer iPhone lieber habt als Eure Kein Zufall also, dass die härtesten Petrolheads in meinem benutzen werden – wieder in einem Wechselverhältnis zum sehr beeindruckte, deshalb baute ich Gernot Bracht Schrauber und in der Autos. Eure Oldtimer ähneln eher zweidimensionalen persönlichen Umfeld anfangen, sich von ihren alten Alfas, Dollar stehen, das einem nicht die Tränen in die Augen treibt, mir mein eigenes Rennauto: aus Holz, GERNOT BRACHT, Automobil-de- Ecke oxidiert ein ver- digitalen Fabelwesen als echten Autos. Was man unter Porsches und US-Langschiffen zu trennen und auf Young- wird all das Geld, das jetzt in schönen, ungenutzten und von Aluminium-Röhrchen, dem Lenkrad signer, Illustrator, Karikaturist und staubtes Spendertrieb- anderem daran erkennt, dass in der Bürotiefgarage nie Euer timer oder – größtmöglicher Tabubruch – sogar auf Motor- Standschäden geplagten Autos steckt, wieder neu investiert eines Bootsmodells, einer Sitzschale Dozent an der Hochschule Pforzheim. werk der Konkurrenz Sportwagen parkt, sondern immer nur das geleaste Dienst- räder umsteigen. werden. Und Moden ändern sich ja sowieso in schöner Regel- aus Hirschleder und Super 8-Film- Was? Die kleine Ausgabe einer gro- herum. „Kommt aus wägelchen oder der „vernünftige“ Alltagswagen. Auch vor Alte Zweiräder scheinen sowieso das nächste gro- mäßigkeit, irgendwann werden vielleicht nur noch nagelneue rollen für die Bremsen. Warum? ßen Arbeit. Seit wann? einem Commodore, Restaurants, Cafés oder Eigenheimen sucht man eure schi- ße Ding zu sein. Egal, wie weit das Meer entfernt ist, auch Elektroautos en vogue sein. Oder Limousinen, in denen man Weil das Auto ein wertvolles Erinne- Circa 1996, Nachbau eines Semester- glaub’ ich. Das passt. cken Gefährte meist vergeblich. Und wann hat eigentlich Hamburger Unternehmensberater und Politik-People durch die Stadt chauffiert wird, wer weiß. Eine wunderbare rungsstück ist, das mich bis heute projekts im Studium. Warum? Dieser Einbauen ist kein jemand zuletzt einen E-Type außerhalb von einer Oldtimer- aus München und Mitte wären manchmal gerne Jack Vorstellung, denn dann wäre es für echte Petrolheads in allen meinen Büros begleitet. „Nachbau“ war mein Schreibtisch- Thema, mache ich veranstaltung gesehen? Johnson. Und sehen sich vor ihrem geistigen Auge in aus- Zeit, wieder zuzuschlagen und maximalen Spaß zu Es ist übrigens immer noch im begleiter bei Renault wie auch bei dauernd“, grinst Klaus. Sicher, wenn draußen 35 Grad herrschen, von Kopenhagen gelatschten Boots und vom Barber perfekt auf lumbersexuell haben. Auf geheimen Strecken, mit selbstgebranntem Originalzustand und Erstbesitz – allen weiteren beruflichen Stationen. Für einen Kasten Bier Benzin und striktem iPad-Verbot. bis Kapstadt kein Wölkchen zu sehen ist und Ihr gerade getrimmt einen Espresso trinkend vor dem Shop von Deus Und bis dahin möchte also matching numbers! Das Originalmodell, Maßstab 1:5, fand Thomsen Helge erlösen wir den Sechs- nichts zu tun habt, dann kann es passieren, dass Ihr über- ex Machina. Um dann auf ein lässiges custom bike zu steigen ich bitte keine Handyfotos von nur in temperierten Geheimga- seinen letzten Parkplatz in einer Diplomatischer Hochsitz – zylinder. Als der Ma- mütig werdet und in Konstanz, Kassel und Kreuzberg mit und breit zu grinsen. Der innere Cowboy lebt trotz allem, ragen existierenden Fahrzeugen mehr sehen. Vielen Dank. Tonne beim Eiffelturm! auf fahrenden Autos feiert es sich froher schinenraum endlich

Peter Schreyer Peter leer ist, sind wir voll. Irgendwie wuchten wir das neue Aggregat dann doch in den original- limonengrünen Motorraum und drehen den Zündschlüssel. Na also, Opel der Zuverlässige. 1. DIE PASTA Das Auge isst bekanntlich PS-Kulinarik VON CORDULA SCHMITZ Bei der Probefahrt ohne Auspuff überhören wir mit Absicht das Neuheiten, die uns im ersten Quartal mit. Bei diesen Nudeln in Form von jaulende Vierganggetriebe und das Radlager hinten rechts. Wir blub- Schrauben, Muttern und Dübeln ganz 1. IMPRESSUM Die Garage ist Ihr liebster Platz? Und Hunger haben bern euphorisch zur nächsten Tanke und füllen den besonders beeindruckt haben bestimmt. Und die Verpackung lässt sich nach dem Essen als Schraubensor- Sie auch immer? Hier die Essentials um beide wiederbelebten Patienten gerade mit verbleitem tierkasten nutzen. Perfekt! Saft ab, da kollabiert der Kühler. Irgendje- Chefredakteur Stefan Aust Leidenschaften zu kombinieren. Mit Style, versteht sich the-deli-garage.de mand hat wohl vergessen, Wasser einzufül- Redaktionsleitung Dr. Ulf Poschardt (V.i.S.d.P) 2. DAS MESSER Da können sie noch so len, aber nach zwei Flaschen Kühlerdicht laut in das „Japanische-Messer-sind-die- verlassen wir die neongeflutete Versor- Redaktion Guido Bellberg, Stefan Anker Mini Cooper S Cabrio Mercedes E 220 d besten“-Gejaule mit einstimmen: Nichts Best of 4. gungsstation auf eigener De-Dion-Achse. 192 PS, 27.950 Euro. Design: cool. Fahrgefühl: knackig, 170 PS, 47.124 Euro. Design: das Beste oder nichts. geht über Fleischermesser, die von Flei- schern für Fleischer hergestellt wurden. Am nächsten Morgen stütze ich mich Artdirektion André M. Wyst luftig, sympathisch. Motor: okay. Fahrgefühl: intelligent. Motor: sanft. Die der Traditionsfirma Dick aus der Reihe mit Restalkohol am Eichentresen der Geeignet für: Frauen aller Art. Preis: aua. Bildredaktion Stefan A. Runne Geeignet für: Souveräne. Preis: wie üblich. 1778 (Gründungsjahr!) sind scharf, schön Zulassungsstelle ab und lege mit öl- Test und haben einen Griff aus Pflaumenholz. schlammverschmierten Händen die Pa- Layout Katja Fischer dick.de piere vor. Die dauergewellte Sachbear- Schlussredaktion Bettina Schneuer 3. DAS GROSSE GRÜNE EI Vorbild für 3. beiterin guckt genervt und besteht auf diese Miniküche ist der Kamado, eine 3000 Jahre alte Tonofenart aus Japan. einer persönlichen Begutachtung. Ich Es ist ein als Grill getarnter Multifunkti- belüge sie überzeugend, dass mein Ju- ons-Heißmacher für Pizza, Fleisch und gendtraum zwar optisch ein Albtraum, Dessert. Grillrost: 61 cm, Kochfläche: technisch aber ganz weit vorne sei. Wi- 2919 cm2, Höhe: 78 cm. derwillig besiegelt sie dann doch kurz vor biggreenegg.eu Feierabend meine automobile Zukunft. 4. ÖL Dieses hochwertige Öl aus katala- Range Rover 5.0 L SVAutobiography Audi A4 Avant TFSI quattro Hyundai ix35 Fuel Cell nischen Arbequina-Oliven wird mit auf- wändig direkt mitgepresstem Rosmarin, 550 PS, 173.000 Euro. Design: Trutzburg. 252 PS, noch kein Preis veröffentlicht. Design: okay. Fahrgefühl: 136 PS, 65.450 Euro. Design: SUV-Standard. Fahrgefühl: Peperoni oder Zitronen aromatisiert. Nur Fahrgefühl: überlegen. Motor: Thors Hammer. handlich, knackig, sicher. Motor: Turbo rulez. Geeignet für: unauffällig. Motor: Elektro, etwas mau. Geeignet für: beim Ölwechsel bitte aufpassen. 2. Helge Thomsen MOTORAVER Geeignet für: Bentley-Verächter. Preis: beinahe Bentley. Allrad-Feinschmecker. Preis: vermutlich eher anspruchsvoll. Wasserstoff-Fetischisten. Preis: absurd. the-deli-garage.de

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/005 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 5 BELICHTER: FARBE:

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Leicht genervt: Sebastian Vettel während des Qualifying zum ersten Grand Prix der Saison in Melbourne. Wie fast alle Fahrer ist Vettel ein Kritiker des FORMEL 1 DARF IHR neuen Ausscheidungsmodus GESICHT NICHT VERRLIEREN“

SEBASTIAN VETTEL IST VIERFACHER

FORMEL-1-WELTMEISTER, HESSE, FAMILIENVATER nicht so weit geschafft haben. Der eine hatte keine Lust mehr, bei dem anderen hat es nicht zusammengepasst, wie auch immer. Es ist ein Riesenprivileg, in der Formel 1 fahren zu UND DIE GROSSE HOFFNUNG ITALIENS, FERRARI dürfen – und ganz besonders in so einem Team. Ich bin mir dieses Glückes sehr bewusst. WIEDER GROSS ZU MACHEN. ER IST PETROLHEAD Das strahlen Sie aus. Aber die Entwicklung der Formel 1 macht mir Sorgen. Die UND HAT EINE KULTURPHILOSOPHISCHE ADER. neuen Regeln sind, ich sage mal, sehr futuristisch. Der kom- plette Antriebsstrang, das ist ja nicht nur der Motor, sondern EIN GESPRÄCH ÜBER KARTFAHREN, KIMIS HUMOR die Power Unit, wie sie heißt, ist sehr komplex. Komplex heißt: Es ist für viele schlaue Köpfe schwer, den Motor ans UND WARUM EIN F40 IN SEINER GARAGE STEHT. Laufen zu bringen. Das kostet sehr viel Geld. Die Autos sind deutlich effizienter geworden, was den Verbrauch angeht. Ob das aber ein modernes Argument ist, das die Zuschauer be- geistert – oder gar die Fahrer –, das bezweifele ich. Ich glaube es nicht. Ich bin eher ein Petrolhead, alteingesessen, und beharre auf meiner Tradition.

Welche Tradition wäre das? Es ist schade, dass die Autos nicht mehr so laut sind wie sie mal waren.

Ein bisschen lauter sind sie doch wieder geworden? Ein bisschen. Aber es ist natürlich lange noch nicht richtig laut. Der Ton ist einfach anders. Ein Turbomotor hört sich anders an als ein Saugmotor. Für uns Fahrer gibt’s nix Größe- res, als wenn das Auto so schnell ist, wie es nur geht, so laut ist, wie es nur geht. Und uns an unsere Grenzen bringt. Ob- jektiv gesehen gibt es Dinge, die der Zuschauer haben möch- s war ein guter Start in die te. Er möchte, dass es laut ist, er möchte, dass überholt wird, neue Formel-1-Saison. Nahezu mühelos fliegt Sebastian Vettel in er möchte, dass die Rennen spannend sind. Das hat aber jede seiner „Margarita“ an den beiden vor ihm in der ersten Startreihe Sportart. Beim Fußball möchte ich auch ins Stadion gehen Eanrollenden Mercedes vorbei. Und als ob das nicht Sensation Wenige Tage vor dem Saisonstart fanden in Barcelona die und viele Tore sehen. Ich will Dramatik, vielleicht noch eine genug wäre, lässt auch noch Kimi „Iceman“ Räikkönen die sonst letzten großen Testfahrten aller Teams auf der katalanischen rote Karte. Ich will mich über den Schiri aufregen, ich möchte so schmerzhaft überlegenen Silberpfeilen hinter sich. Dass es am Formel-1-Strecke statt. Vettel war auch hier ein gefragter Mann. meine Bockwurst in der Halbzeit essen und alles gut. 90 Mi- Ende „nur“ ein dritter Platz wurde, war wohl eher einer ziemlich Dutzende von Fernsehteams, Heerscharen von Fans, die Entoura- nuten. Dafür gibt’s nicht die Garantie. Es gibt auch Spiele, da exotischen Reifenstrategie geschuldet und einem störrischen linken gen von Sponsoren und Ferrari-Kunden. Vettel aber ist die Ruhe geht’s 0:0 aus. Müdes Gekicke. Vorderrad beim Boxenstopp. Und als ob das nicht verflixt genug selbst. Zum Interview erscheint er trotz eines ordentlichen Tages- wäre, rutschte Vettel am Ende noch einmal von der Strecke und programms entspannt; gut gelaunt wie ein Mann, der ausgeschla- Ist es in der Formel 1 munterer? überließ seinem bislang größten Rivalen Lewis Hamilton Platz fen den Dingen entgegensieht. Seitdem ich dabei bin, seit 2007/2008, hat man sehr viel un- zwei. Aber Vettel hat gute Laune. Der Speed der Ferrari passte. ternommen, um das Ganze aufzuwerten. Mit manchem ist Auf dem Podest scherzte er mit seinem Ex-Teamkollegen Mark PS WELT: Wird es was mit dem Titel in der Formel 1 das gelungen, mit manchem nicht. Manches ist eher künstlich Webber, mit dem ihn eine – nunja – ziemlich leidenschaftliche dieses Jahr? gemacht, und das mag der Zuschauer auch nicht. Die Autos Rivalität verbannt, fuckfinger, Flüche und literarisches Nacht- Sebastian Vettel: 2015 hat auch dem ganzen Team sehr gut sind sparsamer, okay, aber ist das attraktiv, wenn ein Renn- reten inklusive. „Schade, dass du nicht mehr mein Teamkollege getan, weil die Jahre davor doch ein bisschen schwer waren. fahrer, der dafür gebaut ist oder gemacht ist, ein Auto so bist“, grinst er den Australier an, der die Podiumsinterviews Wir konnten wieder ein bisschen aufatmen. Die frühen Erfol- schnell wie möglich zu bewegen, am Ende der Geraden vom durchführen durfte, nachdem Vettel ihn mit Champagner getauft ge, das Podium im ersten Rennen, der Sieg im zweiten Ren- Gas gehen muss, damit er mit seinem Sprit im Auto hin- hatte. „Willst du mehr?“, fragt Vettel und Webber flachst zurück. nen haben sehr viel Druck genommen. Es war eine Saison, wo kommt und die Zielflagge sieht? Eigentlich nicht. Damit kann „Nein, nein, ich werde ziemlich schnell betrunken.“ Vettel trocken: man eigentlich keine Erwartungen hatte, aber paradoxerweise sich kein Fan ... VON ULF POSCHARDT „Ich weiß – und dann singst du `Summer of 69'.“ deswegen die Erwartung hatte, dass es auf jeden Fall deutlich Diese kulturelle Referenz ist bei Vettel kein Zufall. Der Hinweis besser laufen sollte als das Jahr davor. Das ist gelungen. Des- ... außer Claudia Roth vielleicht ... auf den wirklich schlimmen Bryan-Adams-Song ist Aufschein von wegen ist jedem hier das Ziel für 2016 schmackhaft gemacht ... identifizieren. Ich bin da eher klassisch und konservativ. Vettels breit angelegten Referenzräumen. Noch subtiler, fast kon- worden. Dafür geben wir alles. Unser Team ist auf einem zeptuell, war sein Gag direkt nach dem Rennen kurz vor der Sie- guten Weg. Natürlich ist im Moment Mercedes an der Macht. Ihr ehemaliger Teamkollege Mark Webber ist sehr gerehrung. Da warf er Hamilton dessen Zweitplatzierten-Cappy Seit der Reglement-Umstellung haben sie einfach die Nase glücklich in der Le-Mans-Serie. In dieser Rennserie gibt wuchtig in den Schoß und spielte damit auf jene Szene vor knapp vorne – aber sie sind nicht unschlagbar. es mehr pures Racing. Kann die Formel 1 davon lernen? einem Jahr in Austin an, als der gerade frischgebackene Champion Manche Rennen sind sehr gut, andere nicht so gut. Das war Lewis Hamilton mit dieser respektlosen Geste seinen unterlegenen Welche der zuletzt unendlich vielen Reglement-Umstel- schon immer so, das war auch in den 80er-Jahren so. In Team-Kollegen Nico Rosberg auf die Zinne brachte. Vettel spürte, lungen meinen Sie? Wahrheit, wenn der Zuschauer von heute sich ein Rennen aus dass diese Saison anders werden könnte als die Jahre zuvor mit Die seit 2014. Mit dem neuen Antriebsstrang und so weiter dieser tollen Zeit oder vom Anfang der Nullerjahre anschaut, der etwas öden Mercedes-Dominanz. war Mercedes von Anfang an sehr, sehr stark und lange Zeit er würde einschlafen. Also es passiert schon deutlich mehr Vettel ist ganz bei sich. Souveräner als alle anderen Team- unschlagbar. Ich hoffe, dass sich dieses Jahr das Blatt wendet, und viel und meiner Meinung nach auch genug. Aber die kollegen zusammen, abgesehen vom skandinavischen Stoizismus dass wir deutlich näher dran sind. Wenn wir näher dran sind, Undurchsichtigkeit aufgrund des Reglements verhindert die eines Kimi Räikkönen, scheint er dem Klein-Klein des Betriebs haben wir die Möglichkeit, sie zu ärgern, unter Druck zu set- entrückt. Er gibt weniger den Streber als den Elder Statesman und zen. Dann ist alles offen. Philosophen. Als solcher war er ziemlich außer sich über die sinn- losen Neuerungen beim Qualifying, die, wie die FAZ vermutete, Die Reglement-Umstellungen nerven viele Fans. einen „Kampf den Schnellsten“ anzetteln sollten und in peinlichen Kann ich verstehen. Ich stehe dem Ganzen sehr kritisch Riten endeten. gegenüber. Ich liebe den Sport, ich verbringe in ihm einen Großteil meines Lebens. Ich habe sehr, sehr großes Glück. Ich

habe viele andere gesehen auf meinem Weg, die es vielleicht Lars Baron Images/ Getty

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Identifikation. Die Teams sind mitschuldig, weil sie alles zunageln im Vergleich zu früher. Das ist logisch, weil so viel Entwicklungsarbeit und Gedankengut in jedes erfolgreiche Auto geflossen sind, dass man das auch schützen will. Damit wird die Technik abstrakt und unsichtbar, das ist selbst für Nicht um zu zeigen, dass ich es ein wenig sprechen kann, Technikaffine problematisch. Der Zuschauer, der das Glück sondern aus Respekt vor der Tradition. Es ist ein italieni- hat, an die Rennstrecke zu kommen und in die Garage zu Bezug zu Autos. Bei mir war das so: Kaum war ich 15 Jahre, scher Rennstall, er ist für Italien eine Religion. Nicht jeder gehen und zu sehen, was überhaupt unter der Haube pas- hatte ich den Mofaführerschein, mit 16 den Rollerführer- spricht Englisch. siert, der sagt: Wahnsinn. Das gibt es ja gar nicht. Das ist ja schein und 125 er-Führerschein und mit 18 dann Auto, Motor- wie eine Rakete. Das ist wie Raketenwissenschaft. Auch der rad. An meinem Geburtstag bin ich auf die Zulassungsstelle Geben Sie schon Interviews auf Italienisch? modernste Supersportwagen ist ein Trabbi dagegen. und habe mir meinen Führerschein geholt. Ich verstehe die Fragen. Ein bisschen kann ich antworten.

Auch ein F12 TdF? Sie durften schon mit 17 den Führerschein machen. Auf Jürgen-Klopp-Englisch-Niveau? Der auch. Es ist wirklich ein ganz anderer Planet. Aber Oder? Verstehen kann ich schon sehr viel. Aber ich bin auch ein braucht es diese Raketentechnik? Braucht es das für gesun- Stimmt. Ja. Den Autoführerschein hatte ich schon ein biss- bisschen faul beim Vokabellernen. den Rennsport? Meiner Ansicht nach nicht. Es geht auch viel Sie meinen, man wusste nie, wen es als nächsten chen früher. Es war der erste Schritt in die Freiheit. einfacher, viel billiger – und damit würde es allen unterm erwischt? Ferrari und die Deutschen, das hat eine große Tradition. Strich vielleicht besser gehen. Politik war schon immer ein Klar, so etwas schweißt zusammen. Wenn man im Raum sitzt Die Engländer zelebrieren ihre Petrolhead-Kultur sehr Als Michael Schumacher beim Skifahren verunglückt großer Teil der Formel 1 ... und kennt sich, aber die Woche drauf fehlt einer, fehlen zwei, originell, zum Teil anarchisch. Wie unterscheidet sie das war, standen vor allem italienische Fans vor dem Kran- ist nicht lustig. Das möchte ich mir nicht vorstellen. Aber so von den Deutschen? kenhaus in der Schweiz. Das war sehr beeindruckend. Exemplarisch steht dafür Ayrton Sennas Kampf gegen was schweißt zusammen. Dann kleinere oder primitivere Da ich mich, seit ich klein war, im Motorsport bewege, bin Auf jeden Fall. Die großen Erfolge, die Michael mit dem den damaligen FIA-Chef Jean-Marie Balestre... Gründe: Die Rennen waren schon rund um die Welt verteilt, ich eigentlich stets auf Leute getroffen, die ähnlich infiziert Team zusammen hatte, prägten eine ganze Ära. Er hat Ferra- Wir müssen einfach aufpassen, dass die Formel 1 nicht ihr es gab aber nicht so viele Flugverbindungen. Also war man waren wie ich. In der Formel 1 ist die Auto-Obsession für ri praktisch gerettet und nach einer dunklen Zeit wieder ans Gesicht verliert. Drei Wochen vor Saisonstart das Qualifying- zwangsweise irgendwie immer auch im selben Flieger. Es gab viele ein Job mit einem regelmäßigen Gehalt, aber eben auch Licht geführt hat. Die Leute sind ihm dafür bis heute sehr Format zu ändern, allein das war schon Quark. Das ist un- nicht so viele Hotels, vor allem in der Nähe der Rennstrecke. dankbar. Aufgrund seiner Persönlichkeit – nicht nur auf- term Strich einfach peinlich. Leider sind wir als Fahrer nicht Also war man zwangsweise immer im selben Hotel. Man grund der Erfolge – bedeutet er den Leuten hier immer noch so involviert wie wir es vielleicht gerne wären. Wenn man hatte weniger Meetings, nicht so viele Sponsoren, nicht so WENN ES STINKT, WENN ES QUALMT, sehr, sehr viel. Sein Schicksal ist tragisch. Und für viele Leute beim Fußball ständig das Tor vergrößern oder verkleinern viele Dinge, um die man sich abseits der Rennstrecke küm- hier bleibt es sehr hart, wenn sein Name dann fällt. Denjeni- würde, das Feld größer oder länger machen würde, je nach- mern musste. Die berühmten Bilder, als die Fahrer ausgestie- WENN ES TROPFT: HERRLICH. gen, die mit ihm gearbeitet haben, schießen dann direkt die dem, ob ich fitte Spieler oder einen tollen Torwart hätte ... gen sind, eine geraucht und vielleicht dem Fahrzeugtech- Tränen in die Augen. Das hat nix mit irgendeinem Pokal, Das ginge doch auch nicht, da würde keiner mehr durch- niker gesagt haben, ja, es rutscht ein bisschen, aber was wol- irgendeinem Sieg oder einer Weltmeisterschaft zu tun. Das blicken. In den letzten Jahren ist in der Formel 1 sehr viel len wir machen? Wir können eh nix machen, schauen wir viel mehr als das. Wenn man das Gehalt auf die Stunden ist viel mehr. Die Italiener und die Ferraristi haben eine passiert. Manches ist gut. Anderes war ein Schritt zu viel. mal, wie morgen das Wetter ist. So auf die Art. herunterrechnet, können unsere Mechaniker oder Ingenieure echte Beziehung zu Michael. Vielleicht hat das auch mit der woanders wahrscheinlich mehr Geld verdienen. Aber darum Leidenschaftlichkeit der Italiener zu tun. Ich will die Deut- Viele Formel-1-Fans flüchten in die Vergangenheit: alte Diese Bilder sind heute weit weg. geht es nicht. In der Formel 1 können sich Petrolheads aus- Leidenschaft: Vettel liebt das schen nicht kritisieren, die Kulturen sind nur ganz anders; Grand-Prix-Filme, die romantische Vergangenheit des Der Sport hat sich extrem gewandelt. Ich finde es generell toben. Die Deutschen sind dabei mit am zurückhaltendsten. Motorradfahren, hier auf wenn man in ein italienisches Restaurant geht, dann ist der Motorsports, wo die Piloten wie mittelalterliche Ritter schade, weil ich glaube, wir haben alle was gemeinsam, was Der Engländer gibt eigentlich immer Gas. einem Museumsstück, einer Empfang ein anderer als in der deutschen Kneipe nebenan. über glamouröse Bühnen schreiten – mit Frauen wäh- uns verbinden sollte. Selbst wenn man sich jetzt mit dem Scott Flying Squirrel (fliegendes Eichhörnchen) von 1938 rend eines Le-Mans-Rennen Abendessen gehen, kras- einen oder anderen nicht so versteht teilt man ja doch einen Die britischen Fans laufen hier bei den Testfahrten trotz Ferrari steht für diese Exzellenz des Leidenschaftlichen. se Dialoge in der Boxengasse führen, rauchen, trinken. Großteil seiner Interessen. Aber da man heute so abgekap- eher winterlicher Temperaturen mit kurzen Hosen und Was wäre Ihr Lieblings-Ferrari aller Zeiten, wenn Ihnen Es war einfach eine andere Zeit. Es gibt Dinge, über die man selt ist, jeder ist in seinem eigenen Team eingespannt, jeder T-Shirts rum. Knallrot im Gesicht. jemand sagt, so, den kriegst Du jetzt in die Garage? schmunzelt und sagt, wie blöd waren die. Blöd im Sinne von: wohnt woanders, jeder macht sein eigenes Ding. Schade Das ist auch typisch für englische Teams. Man ist in Spanien, F40. Der steht aber in meiner Garage (lacht). Wie primitiv war die Arbeitsweise? Aber zu der Zeit wusste eigentlich. deswegen trägt man kurze Hosen, auch wenn es morgens Marcus Jans Marcus man es nicht besser, damals war das topmodern und das Egal wie heiter und spaßig der Ton Vettels ist, mit dem er vier Grad sind. Der Italiener ist noch mal ganz anders auto- Wirklich? Beste, was es gab. Vielleicht lacht man in 20 bis 30 Jahren die Welt kommentiert, in ihm arbeitet stets das Hirn eines verrückt. Für den ist Ferrari eigentlich eine Religion. Ja. Der war immer der, der schon auf dem Spielzeugteppich über uns. ernsten Konservativen. Sein Sinn für Sprache und Dialekte gewonnen hatte. Ich bin mir meines Glückes bewusst. Dazu ist mittlerweile berühmt-berüchtigt. Beim Chefevangelisten Apropos England: Dass Sie den britischen Humor mö- zählt unter anderem auch, dass ich mein Spielzeugauto in Ayrton Senna hatte vor seinem Tod erklärt, dass er nir- der Benzinreligion, Jeremy Clarkson, verblüffte er ein ur- gen, hat man an Ihrem Auftritt bei Top Gear gesehen. Echtgröße haben kann. gendwo so glücklich war wie zu der Zeit, als er Karts britisches Publikum, das eigentlich am liebsten lacht, wenn Haben Sie das geübt? gefahren ist. sich Deutsche (bis auf die Knochen) blamieren. Vettel fährt Nein. Ich hatte natürlich ein paar Folgen gesehen. Aber ich Dürfen Sie auch andere Ikonen gut finden, die nicht Beim Kartfahren steht der Fahrer im Vordergrund. Beim Ferrari sind? Einen Miura, einen 911? Material gibt’s nur kleine Unterschiede. Natürlich hat die Das sind wunderschöne Autos. Jede Zeit hatte ihre Gesichter Formel 1 immer schon Unterschiede gehabt vom besten BEIM KARTFAHREN GEHT ES EIGENTLICH STÄNDIG und die Autos, die sie geprägt haben, da könnte ich jetzt eine zum schlechtesten Auto. Wenn jetzt alle mit dem gleichen ganze Liste aufschreiben mit schönen Autos. Einerseits von Auto fahren würden, dann wäre es in dem Sinne nicht mehr UM DIE GEWÄHLTE LINIE UND DIE ÜBERWINDUNG Das Kind und sein Idol: Die größ- den Formen, aber auch von der Technik. Es ist ein bisschen die Formel 1, aber ich glaube, was uns Fahrer einfach be- te Auszeichnung für den Teen- schade, dass heute die Formen der Sportwagen nicht mehr so geistert, ist wenn wir an unser Limit gehen müssen. Und uns ager Sebastian waren nicht die (elegant) sein können wie früher, allein aufgrund der Sicher- dorthin pushen können. Das ist eben im Moment so ein JENES PUNKTES, FÜR DEN DU EIER IN DER HOSE BRAUCHST. Pokale, sondern das Foto mit heitsstandards. Der Porsche 911 ist natürlich eine Ikone. Michael Schumacher, der Vettels bisschen in der Diskussion, die der Mark wahrscheinlich Mercedes hatte auch wunderschöne Autos. Den 300 SL Potenzial früh erkannt hatte auch angesprochen hat, mit den Reifen: Dass die Reifen sehr DAS IST DER KERN DES MOTORSPORTS. Roadster zum Beispiel. Aber auch später den Pagode. Mein stark abbauen und dass man dann einfach rumrutscht. Nicht Vater fuhr früher einen Pagode. Aus den Zeiten der DTM in mehr die Haftung oder den Grip hat, der einen wirklich ans den 90er-Jahren erinnere ich mich gerne an den Mercedes

körperliche Limit bringt und auch an das persönliche Limit nicht nur die bis dato schnellste Runde in einem miesen habe mich nicht darauf vorbereitet. Da ich zu dem Zeitpunkt ps hochzwei/ Evo. Aber auch ein Einser Golf Cabrio hat auch seinen Reiz. bringt. Dass man sagt, ich traue mich jetzt nicht mehr, Suzuki Liana, sondern hat unterschiedlichste britische Ak- schon viele Jahre in England war, wusste ich, dass sich Eng- Es kommt immer drauf an, was. Es muss nicht immer nur schneller durch die Kurve zu fahren, auch wenn das Auto das zente drauf. Als er beim Erzählen einer Anekdote den Akzent länder eigentlich ständig über sich selber lustig machen. Was Power und schnell und groß sein. vielleicht kann. Und diesen Punkt zu überwinden – darum von Nigel Mansell, dem Weltmeister von 1992, nachmacht Deutschen eher nicht so liegt. Vettel muss weiter. Mist, wir waren gerade mittendrin. Aber die geht es. Da wird das Adrenalin ausgeschüttet. Beim Kartfah- und wie der seinem Kollegen X erzählte, warum er in einer Fernsehsender drängen. Und das Fernsehthema ist das Reich von ren geht es eigentlich ständig um die gewählte Linie und die Kurve einfach seine E*** über das Lenkrad hängt und eine Warum eigentlich nicht? Hypermogul Bernie Ecclestone. Es wird dann schon langsam spät, Überwindung jenes Punktes, für den du Eier in der Hose schnelle Gerade fährt, wo andere vorsichtiger die Kurven Deutsche können einfach nicht so über sich selber lachen. Da aber Vettel bleibt nicht nur freundlich und verbindlich, sondern brauchst. Das ist der Kern des Motorsports und den sollte nehmen, tobt das Top-Gear-Publikum. Vettels Jahre bei Red ist der Engländer viel entspannter. Er kann gut austeilen, schafft es, jedem Kameramann, jeder auf Angriff blondierten man nicht aus dem Auge verlieren. Bull, einem Rennstall, der in Milton Keynes angesiedelt ist, aber er kann auch sehr gut einstecken. Fernsehmoderatorin einen Hauch Charme und Herzlichkeit zu- haben ihn den Humor und die Pointensicherheit der Briten zuteilen, der alles viel lockerer und geschmeidiger laufen lässt. Die Wenn Sie eine Zeitreise machen könnten, gegen wen aufsaugen lassen. Anders als bei Michael Schumacher pass- Sie haben Jeremy Clarkson sein Alter reingerieben, Gut gelaunt: Mit Red Bull Italiener nennen ihn einfach „Seb“ und stellen ihre Fragen gerne würden Sie denn gerne mal fahren? ten die Schwingungen gut zueinander. da gäbe es bei Thomas Gottschalk wohl frostige wurde Vettel viermal REUTERS Stone/ Mike auf Italienisch. Vettel macht das ziemlich locker und selbstbe- Das ist sehr schwer zu beantworten. Das Fahren in den 50er- Deswegen nennt sich Vettel auch Petrolhead – im voll- Stimmung. Weltmeister, mit Ferrari wusst. Danach ist Teammeeting, wir verabreden uns zum Abend- war ganz anders als in den 70er-Jahren, in den 90er-Jahren umfänglichen Sinne dessen Bedeutung. Mir liegt das Englische. Auch dieses politisch Nicht-Korrekte (noch) nicht essen im Ferrari-Zelt. Ein sehr exklusiver, ultraroter Bereich des anders als heute. Die Zeit, in die ich gerne mal schlüpfen liegt mir sehr. In der vielen Zeit mit dem Team und den Formel-1-Zirkus. Während andere Teams Journalisten geradezu in würde, wäre Anfang der 90er-Jahre, weil die Autos noch sehr, Wie übersetzt man den Begriff Petrolhead am besten Mechanikern in der Garage blödelt man halt viel rum. Es ihre hospitality locken, ist Ferrari im Erstkontakt etwas mürrisch sehr roh waren. Aber auch extrem schnell, auch in den Kur- ins Deutsche? wird viel gearbeitet, aber für mich ist ganz wichtig, dass man und megastolz. ven. Die beste, weil passendste, Übersetzung ist „Benzin im Blut“. sich auch gut versteht, dass man Spaß dabei hat. Wenn ich in Macht das alles aber noch viel schöner. Und besonderer. Und Entweder man hat eine Begeisterung für das Automobil oder ein Büro gehen würde und dort nur Leute wären, die zwar das Essen ist exzellent. Hinter dem Zelt ist eine alte Küche, wie in Gegen Senna zum Beispiel? nicht. Es gibt viele Arten, diese Begeisterung auszuleben: auch dort arbeiten, aber mit denen ich eigentlich nichts teile einer Trattoria aus der Emilia Romagna. Es gibt frischen Fisch Klar, gegen Senna, Mansell, Michaels Anfangszeit. 1990 bis Motorsport ist die eine Art. Sein Auto zu tunen, zu pflegen, oder nichts zu tun habe, wäre das für mich extrem lang- und leichte Pasta. Der Nachtisch macht süchtig. Spät kommt 1995 war eine Hochzeit. stolz auf sein Auto zu sein, sind andere Arten. Unsere heuti- weilig. Ich muss nicht bei jedem sagen, ist mein bester Vettel. Wir sprechen jetzt über andere Themen. ge Generation ist anders als frühere Generationen, für die Freund. Aber dass man miteinander auskommt und auch mal Sie sind Hesse und haben sich sehr über den überra- das Auto eine zentrale Rolle spielte. Was schade ist, denn als was zusammen unternimmt. Es hat sich herumgesprochen, dass Sie sich um das schenden Erfolg des SV Darmstadt gefreut. Er verkör- Deutsche haben wir aus der Geschichte heraus einen starken Zusammenleben der Menschen Gedanken machen. pere für Sie die Kraft dessen, was eine Mannschaft sein Gehen Sie mit Kimi was trinken? Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist nur gut drei kann: elf Freunde. Das vermissen Sie in der Formel 1. Ja, kommt auch mal vor. Kimi hat einen anderen Sinn für Jahre älter als Sie und verändert die Welt. Wie nehmen Glauben Sie, früher gab es mehr Kameradschaft unter Humor ... Sie eine Figur wie ihn wahr? den Fahrern? Inwieweit der damals Facebook selber ins Leben gerufen hat Absolut. Das hat auch damit zu tun, dass unser Sport siche- ... der ist eher Buster Keaton? oder ob es seine ehemaligen Kumpels waren, da gibt es ja rer geworden ist. Sehr finnisch. Die Finnen sind noch viel trockener als die Gerüchte, keine Ahnung. Aber lassen wir es mal so stehen. Er Deutschen. hat Facebook erfunden. Und damit mit Sicherheit einen größeren Wandel herbeibeschworen als jeder es sich hätte Sie interessieren sich für Sprachen. Da gehört die fin- laif Stahr/ Wolfgang nische sicher zu den eigenwilligsten. Sie jubeln nach

Siegen schon auf Italienisch. Warum? press action xpb.cc/

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8 WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 9

denken können. Facebook ist ein Phänomen, was dann Dinge holen kann. Aber anderes Thema. Was wäre denn aus wie Twitter und Instagram losgetreten hat. Ihnen geworden, wenn Sie nicht Rennfahrer geworden wären? Die Erfindung der sozialen Netzwerke. Schwer zu sagen. Mein Werdegang hat sich früh entschieden. Erfunden oder in die Wege geleitet. Es gibt mit Sicherheit Nach dem Abitur bin ich mehr oder weniger direkt in die Aspekte, die toll sind, aber ich bin kein großer Fan davon. Ich Formel 1 eingestiegen. Bis dahin war für mich immer ganz habe nicht den Drang, mich permanent mitzuteilen. Wenn klar, dass ich die Schule abschließe. Es gibt einige Kollege, man argumentiert, dass es toll sei, Leute wiederzufinden, die die die Schule frühzeitig abgebrochen haben. Ich habe nicht man aus dem Blick verloren hatte, klingt das gut. Doch üb- das beste Abitur, aber ich habe eines. Mit 2,8. Ich hab mich licherweise verliert man sich nicht ohne Grund aus dem gehend auf Plastikverkleidungen. Wenn mal was nicht funk- nie darauf verlassen, irgendwann vom Rennfahren leben zu Blick. Es gibt immer einen Grund, warum ich mit denen nix tioniert, fährt man in die Werkstatt, da kommt einer und können. Man weiß ja nicht, ist man gut genug, schafft man mehr zu tun habe. Wenn ich die wiedersehe aus Zufall, okay, steckt den Stöpsel rein. Ich finde das schade, weil mich Tech- den nächsten Schritt und so weiter und so fort. Deswegen schön, dann kann man kurz miteinander reden; wenn sich nik begeistert. Wie gesagt, ich habe Benzin im Blut. Wenn es hatte ich mich ganz normal umgeschaut nach Universitäten, daraus etwas ergibt, Freundschaft, keine Ahnung was, dann stinkt, wenn es qualmt, wenn es tropft: herrlich. Es gibt kein was ich wo studieren könnte. soll es so sein. Ansonsten ist es halt nicht so. altes englisches Motorrad, das nicht tropft. Wenn es nicht tropft, dann ist es kaputt. Dann muss man sich wirklich Sor- Was hatten Sie da im Blick? Es gibt Menschen, die finden, durch Facebook würde gen machen. Das finde ich gut – aber nicht, weil das jetzt Ich hatte im Auge, Maschinenbau zu studieren. die Welt sozialer. Die Leute erfahren auch mehr über Vintage ist. ihre Stars und von denen. Denken Sie darüber nach, was nach der Formel 1 sein Das ist doch alles nicht real. Was wird denn da alles gepos- Okay, ich ziehe das Wort zurück. wird? Oder ist das noch viel zu weit weg? tet? Ich habe da kein großes Bedürfnis. Nur weil ich viel- Nein, nein, ich hab damit auch kein Problem. Alles wird gera- Na ja. Ich werde ja auch älter. Es ist ganz wichtig, dass ich leicht bekannter bin als der vermeintlich Normale, erst recht de auf alt gemacht, ob bei Häusern, bei Fassaden oder innen nach der Formel-1-Karriere etwas finde, was mir genauso viel nicht. Ich bin ein normaler Mensch wie jeder andere auf der die Wände und Böden. Finde ich cool, diesen Shabby Chic. Spaß bereitet wie das, was ich gerade tue. Abgesehen von Straße auch. Ich bin nichts Besseres, nur weil ich schneller dem Kick, dem Adrenalinkick und der Herausforderung, im Autofahren kann als andere Leute. Ich bin kein Held, ich Wenn alles digital ist, freut man sich über jene Dinge, Auto zu sitzen und zu fahren, gefällt mir generell die Arbeit

rette keine Leben. pa Franzen/Kartsport/ Heinrich die nicht digital sind. und das Leben drum herum, glaube ich: mit dem Team zu Stolz: 1999 gewinnt Sebastian Man begibt sich in diesen Teufelskreis, permanent seine arbeiten, zusammen etwas zu erreichen, aufzubauen. Wenn Die versüßen Ihren Fans das Leben, mir zum Beispiel. Vettel mit 12 Jahren das NRW- E-Mails zu beantworten, permanent erreichbar zu sein, per- man sich dazu entschließt, aufzuhören oder keinen Vertrag Mag sein, aber so sehe ich mich. Diese Generation, die stän- Cup-Finale, ausgerechnet auf manent sich mitzuteilen. All die Plattformen, wo man diese mehr bekommt für die nächste Saison, dann muss man ir- dig Bilder von sich macht, ist mir ein Rätsel. Ich war letztens Michael Schumachers Kartbahn Fotos hinstellt, um zu zeigen, wie toll man ist und wie toll in Kerpen im Restaurant, und am Nachbartisch saß ein Pärchen, das man es ja eigentlich hat. Ist ja Quark, weil jeder weiß, dass ständig Fotos gemacht hat vom Essen ... das Leben manchmal auch nicht so toll ist. Und dass nicht MIR LIEGT DAS ENGLISCHE. jeden Tag die Sonne scheint, die perfekte Aussicht aus dem Nicht von Ihnen? Fenster da ist. Dies perfekt, das perfekt. Quark. AUCH DIESES POLITISCH NICHT Nein. Die haben dann diese Bilder zu ihrer Freundin oder wem auch immer hingeschickt. Da geht viel verloren. Man Man kann alles photoshoppen. kommt nicht nach Hause und erzählt der Freundin, oh, das Oder den Filter drüber legen. Jeder weiß ja, dass er morgens KORREKTE LIEGT MIR SEHR. Essen war aber wunderbar. Dafür fehlt mittlerweile auch die vielleicht nicht so gut aussieht im Vergleich zu abends, wenn Sprache. Es wird zweitrangig, das Geschmackserlebnis – er sich schick gemacht hat. Die Vorbilder, die Jugendliche gendetwas machen. Man kann sich doch nicht auf die Couch

wenn es denn so toll war – zu beschreiben, man hat das Bild Cianflone Robert Images/ Getty (aber nicht nur die) heute haben, leben ja davon, dass sie legen und sagen: Das war es jetzt. Wäre ja traurig. Ich finde ja schon geschickt. Die andere Person weiß bereits alles. Es Lässig: Sebastian Vettel ging sich permanent perfekt präsentieren und zeigen. Damit las- es eigentlich immer schön, wenn man etwas zu tun hat. muss etwas Neues passieren. Dieser Druck, der entsteht, weil die Saison 2016 in Melbourne ten sie dem Fan extremen Druck auf, weil er versucht, dem alle sich ständig mitteilen müssen, der ist schlimm. optimistisch an, doch beim nachzueifern, um perfekt zu sein. Und immer irgendwie neu. Kann es eigentlich für einen Petrolhead noch etwas ersten Rennen der Saison konn- Mir wäre das zu anstrengend. Größeres geben als Ferrari – oder ist das der Endpunkt? te er die Mercedes noch nicht Es gibt auch eine Gegenbewegung: Während sich Teile Na ja, so alt bin ich dann jetzt auch noch nicht. Ganz ehrlich,

schlagen und wurde Dritter HA MarcaMedia/ pixathlon/ des Lebens digitalisieren, wird altes Eisen neu gewert- Wie sehen Sie die Zukunft der großen digitalen Player im Moment beschäftige ich mich nicht damit, wo ich sonst wie Facebook, Twitter oder Google ? noch fahren könnte. Im Moment ist für mich hier alles per- Das ist für mich ein sehr, sehr interessantes Thema und ich fekt. Ich fühle mich sehr wohl, kann mich sehr mit den Leu- unterhalte mich darüber sehr oft. Ich bin weder Genie ten, vor allem der Firma identifizieren. Jemand, der Benzin noch Wirtschaftsexperte, aber wenn man sich die Konzer- im Blut hat, ist zwangsweise auch Ferrari-Fan. 2003 2008 2015 ne mal anschaut, das sind ja allesamt Unternehmen, die Irgendwann ist es dann richtig spät, und Vettel, der sich eigentlich nix produzieren. Mir ist schon bewusst, dass unglaublich geduldig auch Kulturpessimismus-Referate des Einstieg in Erster Wechsel deren ökonomische Werte messbar sind und in gewisser Interviews angehört hat, bricht auf. Morgen früh testet er die die Formel GP-Sieg zu Weise real, aber eigentlich ist es für mich nichts, weil nix „Margherita“, wie er seinen Dienstwagen für diese Saison 1991 BMW 2007 (Toro Rosso) 2010 Ferrari Greifbares dabei rauskommt. Anders als bei Mercedes-Benz nennt. Weniger nach der Pizza benannt als nach einer italie- zum Beispiel, die soundsoviele Autos produzieren. Zudem nischen Königin. Als Vettel aus dem Zelt tritt, ist es stock- Erste Erstes Erster finde ich bei Google die Monopolstellung ungesund. Aber dunkel, doch die treuesten der treuen Fans harren noch aus. Runden F1-Rennen WM-Titel vielleicht bin ich da altmodisch und Vettel nimmt sich für sie Zeit, auch im Kart (BMW Sauber) (Red Bull) konservativ. wenn man jetzt sehen kann, dass er gerne seine Ruhe hätte. Er bleibt Imago/ Herbert Bucco; xpb.cc/BMW Group; BMW Group ; Alessandro Garofalo/ Reuters; Getty Images; James Gasperotti/Zuma /pa Sind Sie Kulturpessimist? Gucken freundlich und die Fans können ihr Sie in die Zukunft mit dem Gefühl: Glück kaum fassen. schätzt. Stichwort: Vintage-Boom. Alles wird gut – oder eher schlech- Nicht einmal 12 Stunden später Ich habe einen Bekannten, der ist Hotelier. Sein Hotel so zu ter? VETTELS VITA wiederholen sich die Szenen bevor führen wie vor 20 Jahren, das funktioniert nicht mehr. Sich Das ist sehr philosophisch. Ich kann Vettel seine ersten Hot Laps in Sebastian Vettel wurde am 3. Juli aus den ganzen sozialen Netzwerken und so weiter raus- es vor allem an der Zukunft des Autos Barcelona dreht. Er tritt den Fans 1987 in Heppenheim (Hessen) zuhalten geht zwar – aber ein Großteil des Geschäfts ginge analysieren. Auto aus der Steckdose als bescheidener Superstar gegen- geboren; er hat zwei Schwestern verloren. Ich nutze das Internet ja selber. Wenn ich nach zum Beispiel sind natürlich für jeden über. Freundlich, aber auch höflich und einen Bruder. Sein Vater war Paris fahre, dann gucke ich online, welches Hotel mir gefällt. interessant, weil sie nicht stinken. distanziert. Sein Team wartet auf Amateur-Bergrennfahrer und ließ Und die Hotels leben eben davon, bei Google gut gelistet zu Aber irgendwo anders stinkt es dafür. ihn. Kurz bevor es losgeht, sprintet Sebastian schon mit drei Jahren werden und so weiter. Es ist heute extrem wichtig für Fir- Also ist das Problem nicht gelöst, er grinsend noch mal Richtung Karts fahren. Vettels Talent wur- men, für Konzerne, im Internet und in den sozialen Netz- sondern nur verlagert. Und in Wahr- Herrenräume. Wenn er diese Saison de früh erkannt und sowohl von werken präsent zu sein: Wenn das nicht der Fall ist, dann heit ist es nicht ökologisch, grün: Der erfolgreich sein sollte, dann ist das den Eltern als auch später von finden sie einfach nicht statt. Ich hadere damit. Prozess zur Herstellung einer Batte- auch ein Ergebnis maximaler Lo- Sponsoren gefördert. 2007 kam rie ist nicht grün, die Batterie zu ckerheit. Nicht die extravagante er in die Formel 1, von 2010 bis Und was ist mit der Romantik des Vintage? entwerfen ist nicht grün, die Batterie Lockerheit eines Lewis Hamilton, 2013 holte er vier WM-Titel hin- Das ist einfach jetzt gerade modern, weil die ganze Welt sich aufzuladen kostet Strom. Für mich ist der seine goldenen Jahre in der tereinander. Er lebt mit seiner da reingesteigert hat. Offline ist der neue Luxus. Okay, wa- ein Auto der erste Schritt in die Frei- Formel 1 wie ein Popstar publikums- Lebensgefährtin und der gemein- rum will ich es dann posten? Ich kann doch einfach offline heit. Ich kann heute entscheiden, ich wirksam und show-offy inszeniert. samen Tochter in der Schweiz. sein. Brauche ich ja nicht jedem mitzuteilen, dass ich mich Cool: Beim Fotoshooting zu fahre nach Barcelona oder nach Paris Vettels Lockerheit ist schon nach jetzt zurückziehe. Ist ja auch wieder ein Widerspruch in sich. seiner Motorradfahrt oder London. Ich fahre dahin, wo ich dem zweiten Rennen auf eine echte Dann ziehe ich mich doch einfach zurück und genieße den Vettel im Stil eines Filmstars möchte. Ich fahre los, und wenn ich Probe gestellt. Der Motor der „Mar- Luxus, wenn es denn der neue Luxus ist. Was auch wieder keinen Sprit mehr habe, tanke ich auf gherita“ übersteht nicht einmal die Quark ist, weil das Rad ja nicht neu erfunden wird. Zu sagen, und fahre direkt weiter. Natürlich Aufwärmrunde. Er muss den Grand am Sonntag mach ich jetzt zu und gehe nicht ans Telefon – sind wir im Moment noch ein biss- Prix von Bahrain in der Boxengasse das hat mir meine Großmutter schon erzählt, als ich Kind chen davon entfernt, das Elektroauto in nur fünf Minuten verfolgen. Etwas fahl erzählt er den Reportern vom Leis- war. Heute bekommen gewöhnliche Dinge einen Titel und aufzuladen und wieder weiterfahren zu können. Es ist abseh- tungsabfall, dem Qualm, der fehlenden Chance. Dann lächelt schon sind sie cool. bar, dass das besser wird. Im Moment muss man realistisch er wieder. Zehn Minuten nach dem bitteren Ausscheiden ist bleiben und den Hype um das E-Auto hinterfragen. Die For- er gedanklich beim nächsten Grand Prix in China, Ich weiß, ich nerve. Was ist mit Vintage? mel 1 spielt da eine gewisse Vorreiterrolle. Die ökologische am 17. April. Ein Profi. Petrolheads in aller Welt Auch so ein Name. Ich liebe alte Motorräder, die alte Technik Note der Formel 1 darf den Kern des Sports nicht in Frage drücken ihm die Daumen. „Seb“ ist ihr Mann.

ist cool. Dennoch geht es nicht um das Zurückgehen in der Thompson Mark Images/ Getty stellen. Wenn der Fahrer nicht mehr ans Limit gehen muss Zeit. Ich finde auch neue Autos, neue Motorräder schön, Glücklich: Nach dem GP von oder darf, weil er mit seinem Sprit nicht mehr hinkommt, schade ist nur, dass man die Technik heute fast nicht mehr Indien 2013 stand es fest – dann entspricht das nicht dem Wesen des Sportes, wie ich greifen kann. Macht man die Haube auf, blickt man weit- Vettel war Weltmeister, zum ihn kenne und liebe. vierten Mal hintereinander Ferrari werden intentional nie verschrotten, deswegen

Marcus Jans Marcus haben sie eine Ökobilanz, die bislang kein Prius ein-

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/011 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 11 BELICHTER: FARBE:

10 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 11

REDAKTION ANDRÉ M. WYST TEXT BETTINA SCHNEUER

Das AUTOMOBIL in der Kunst Unsere liebsten Werke in PETERSBURGER HÄNGUNG. Subjektiv, unvollständig, fabelhaft

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12 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 13

Kalendarisch hat der Frühling endlich begonnen, die Cabrio-Saison startet. Hanseatisch, Zeit für Henryk M. Broder, Ansgar 2. Fulland und Guido Bellberg, sich drei deutsche Vertreter der DACHLOSEN FORTBEWEGUNG näher anzusehen WELTOFFEN und stilsicher Hamburg zu erkunden

FOTOS JOHANNES ARLT

3.

1. 1. Voll motiviert mit Hund – im Ham- burger Dauernieselregen meditieren Guido Bellberg, Ansgar Fulland und Henryk M. Broder (v.l.) samt VW Beetle, Audi S5 und BMW 6er, kurioserweise mit Dieselmotor 2. Männer-Mittagessen mit mächti- gem Sättigungsfaktor und Country- Musik von Tammy Wynette 3. Der Trucker Treff ist ein echter Geheimtipp – außer bei Truckern 4. Das kann man schön finden, muss man aber nicht. Die Verdecklösung des Beetle erinnert zwar an vergangene Zeiten, ist aber durch die simple Tech- nik wenigstens schnell 5. Der Beetle ist überhaupt ein flotter Geselle

4.

den Rausch der letzten Nacht an der Mole aus. Im Radio Auf den Rücksitzen reicht der Platz für zwei Kisten Astra Außerdem gibt es im Audi eine Sitzheizung, die ich mutig Rädern aus. Der Suzuki Wagon R+, der Toyota Yaris Verso, kommt die Meldung, dass die Hamburger bitte die Fenster oder zwei gelenkige Hobbits. Menschen egal welcher Körper- auf medium rare stelle. Dann wird es laut. Eine Symphonie der Materia von Daihatsu. Nicht besonders stylish, aber geschlossen halten sollen: Es gibt einen Chemieunfall am größe sind dort nur schwer vorstellbar. Ein Dilemma, das der aus Leuchtstoffröhren, Motorengeräuschen und Benzin- bequem, geräumig und pflegeleicht. Diese Minivans sind wie 5. VON Hafen. Und „leichten Nieselregen“. Na denn. S5 mit zahlreichen anderen aktuellen Cabriolets teilt. Doch der dämpfen macht die Fahrt durch die Elbröhre zu einem in- VON Schweizer Armeemesser. Sie stecken voller Überraschungen. ANSGAR FULLAND Zwei Stunden später. Um die Ecke steht das rote Auto. Audi ist sowieso mehr Sportwagen als Familien-Cabrio. tensiven optisch-akustisch-olfaktorischen Erlebnis. Ich ge- HENRYK M. BRODER Im Wagon R+ war es ein unter dem Beifahrersitz versteck- Und natürlich hat Bellberg mich reingelegt. Wir erreichen den berühmten Fischmarkt und parken an nieße, was andere lästig finden. Und ich könnte mich wirk- ter Einkaufskorb. Beim Yaris Verso konnte man die Rücksitze Der Rote ist ein Audi. Aber ein besonderer: das S5 Cabrio- der Mole oder wie die Hamburger es nennen, wenn man lich an den roten Flitzer gewöhnen. Er passt wie ein Hand- komplett im Boden versenken. Und der Materia ist ein ecki- abrios testen zum Frühlings- let. „S“ steht dabei wahrscheinlich für schnell oder sau- wegen des Wassers nicht weiterfahren kann. schuh, und wenn man aufs Pedal tritt, geht er nach vorn wie eder Topf findet einen Deckel, jede ges Raumwunder, außen klein, innen riesig. Mein nächstes anfang. Das ist Kopfkino pur. Der Film beginnt mit einer schnell, denn der lippenstifttonige Beau bringt es mit seinen Audi, BMW und The Beetle sorgen hier für mindestens so ein richtiger Sportwagen. Die Geräuschkulisse aus den vier Braut einen Bräutigam und jeder Fahrer ein Auto, das zu ihm Auto wird der Cube von Nissan sein, obwohl er in Deutsch- Cmorgendlichen Ausfahrt im Sunbeam Alpine Roadster. Der sechs Zylindern auf anständige 333 PS oder 245 KW. Das ist viel Aufsehen wie die U-434, das russische U-Boot, das keine Rohren hält sich dabei übrigens eher in Grenzen. Der S5 ist Jpasst. Markenartikel haben ein Image. Orte ebenso. Sylt land mangels Nachfrage nicht mehr angeboten wird. Ort: die Côte d’Azur. Die Außentemperatur: 24 Grad. Neben ausreichend zum Mitschwimmen im Hamburger Stadtver- zehn Meter entfernt liegt. lange nicht so krawallig, wie die Abgasanlage vermuten lässt. zieht ein ganz anderes Publikum an als Borkum, Leute, die in Dabei bin ich kein Minimalist oder Purist. Ich bin nur ein mir die junge Grace Kelly, die mich mit Schlafzimmeraugen kehr und für die schnelle Wochenendtour nach Sylt. Ich möchte jetzt Fischbrötchen – Bellberg möchte einen Wir erreichen die angekündigte Truckerkneipe und parken Baden-Baden kuren, wissen nicht einmal, wo Bad Oeyn- Kleinbürgerkind, dem anerzogen wurde, dass man es nicht anschaut. Im Kofferraum ein Weidenkorb mit Schampus für Nach etwas Eingewöhnung gefällt mir die Farbe über- Vergleichstest. Erste Disziplin: das Öffnen des Daches. Dafür unsere Flotte zwischen haushohen Volvos mit Kirmesbe- hausen liegt. Ist das schlimm? Spricht es gegen die Gesell- übertreiben soll. Meine Lieblingsmärchen sind bis heute später. Mehr wäre gar nicht nötig. „Nee – warte – viel bes- raschend gut. Vielleicht sehnt man sich in Zeiten der grauen brauche ich im Audi nur einen einzigen Knopf in der Mittel- leuchtung. Im roten Cabriolet falle ich hier ziemlich auf. Als schaft? Muss da nicht dringend im Dienste der sozialen Ge- „Des Kaisers neue Kleider“ und „Der Fischer und seine ser!“, meint Bellberg und schildert mir seinen Traum vom Einheitslackierungen auch einfach mal wieder nach den konsole zu drücken. Während sich das Audidach noch origa- Ausgleich bestelle ich einen „Truckerteller“. Dazu singt Tam- rechtigkeit „umfairteilt“ werden? Nein! Im Gegenteil. Man Frau“. Menschen, die den Hals nicht vollkriegen, sind mir Cabriofrühling: „Wir fahren durch Hamburg, machen Halt am Knallerfarben der 70er- und 80er-Jahre zurück. Nichts zu miartig klein faltet, dröhnt es schon „Gewonnen!!!“ aus Bell- my Wynette „Stand by Your Man“. Herr Broder, Bellberg und könnte von einer gesunden Diversität sprechen. Oder wie ebenso suspekt wie vorgebliche Feinschmecker, die sich an Fischmarkt und gehen mittags in eine Truckerkneipe. Na???“ meckern also von außen. Fast nichts. Denn hinten unten bergs Beetle. So viel schneller als meines kann das Dach des ich schunkeln gedankenverloren ein wenig mit, während wir man in Köln sagt: „Jeder Jeck ist anders!“ kleinen Portionen auf großen Tellern berauschen. Und bevor „Ich weiß nicht, was ich mir Schöneres vorstellen könnte“, erinnert mich etwas an längst vergangene Tuning-Sünden. Beetle aber nicht gewesen sein. wieder auf Temperatur kommen. Was mich angeht, ich mag es gerne einfach und praktisch. ich es vergesse: Ich mag auch keine Designer-Hotels, die von lüge ich, während die Traum-Grace allein und hämisch grin- Gleich vier (!) Auspuffrohre ver(un-)zieren das Heck des Der BMW von Herrn Broder zickt derweil und bleibt wohl Frühling in Hamburg im offenen Auto bei Nieselregen Mein Ideal ist das Bauhaus. Nicht jene Konkurrenz von Architekten eingerichtet wurden, die in den eigenen vier send in meinem Sunbeam am Horizont verschwindet. schönen Cabriolets. „Tut das not?“, würde der distinguierte heute geschlossen. Erst nach einigem Hin- und Her faltet und Nebel? Das geht mit dem richtigen fahrbaren Untersatz. Hornbach, sondern die Architekturschule, die 1919 von Wal- Wänden dem Gelsenkirchener Barock huldigen. „Du darfst auch das rote Auto fahren“, meint Bellberg und Hanseat mit leichtem Kopfschütteln kommentieren. auch der Bayer mit der Haifischschnauze sein Dach ordent- Mit dem Audi S5 Cabrio bin ich schnell warm geworden. ter Gropius in Weimar gegründet wurde. Klare Linien, rechte Ich hole deswegen so weit aus, um zu erklären, warum ich zwinkert verschwörerisch. Warum nicht gleich so. Fisch- Im Innenraum finden sich nicht nur Audifahrer sofort gut lich zusammen. Sogar bei 8 Grad. Winkel, keine Schnörkel. Keep it simple, stupid! mich eine Weile dagegen gewehrt habe, einen BMW 640d zu markt und Ferrari hören sich viel besser an. zurecht. Die Ledersitze sind sportlich und trotzdem bequem, Apropos Haifisch. Meine Fischbrötchen müssen warten, Mein erstes Auto war ein Opel Kadett A, ein Geschenk fahren. Erstens kostet das Auto fast 90.000 Euro, also so viel wie Vier Wochen später schaue ich aus dem Hotelfenster. Das das Lenkrad griffig, die Armaturen zweckmäßig. Ein paar denn wir müssen weiter Richtung Elbtunnel. Den will ich als Audi S5 Cabrio meines Vaters zum bestandenen Abitur. Seitdem habe ich zehn Fiat Panda, zweitens ist es ein Cabriolet, und drittens kann Riesenrad auf dem Hamburger Dom ist schemenhaft hinter Knöpfe weniger hätten mir genügt, aber das ist sicherlich echter Benzinkopf natürlich offen durchfahren. Wir sind ja Leistung: 333 PS, Hubraum: 3 l, 0-100 km/h: 5,4 s, eine Vorliebe für kantige Konstruktionen. Die Autos, die ich man darin weder ein Billy-Regal von IKEA noch einen jener einer Nebelbank zu erkennen. Zerzauste Möwen schlafen auch der üppigen Ausstattung des Testwagens geschuldet. nicht im Urlaub. Vmax: 250 km/h, Grundpreis: 66.090 € mir später gekauft habe, sahen alle wie Schuhkartons auf „Türkenkoffer“ transportieren, mit denen ich so gerne verreise.

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/015 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 15 BELICHTER: FARBE:

14 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 15

Aber meine Kollegen bestanden darauf. „Das ist genau das richtige Auto für Dich“, sagte Kollege Bellberg. „Denk daran, KORKENZIEHER als Therapie wie stolz deine Mutter wäre, wenn sie Dich in diesem Ding VON sehen könnte.“ Kollege Fulland, der einen Porsche Cayman GUIDO BELLBERG von einem 911 Carrera am Sound des Motors unterscheiden Schnelle Runden in Laguna Seca – der M2 IST DIE ESSENZ der Marke BMW kann, meinte: „Stell dich nicht so blöd an. Nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat.“ Das war von BMW hat es derzeit nicht so leicht. In Laguna Seca konnte ich diesen sich hervorragend fährt, der aber im- Goethe. Ich wollte kein Lump sein. anche Dinge stimmen ein- Man ist zwar gerade noch Marktführer Wagen fahren, auf der Rennstrecke in mer die Frage aufwarf, wie es denn Dennoch was es eine irre Idee, bei Nieselregen und Tem- fach nicht: Das hier ist kein Frühling. Und Hamburg ist nicht bei den Premiumherstellern, aber man Kalifornien mit der berühmtesten aller wäre, wenn es einen M2 gäbe. peraturen knapp über null Grad mit drei Cabrios durch Ham- Mdie Cabrio-Hauptstadt Deutschlands. Außerdem ist mein riecht auch vom Mercedes schon das Kurven: Corkscrew. Sie heißt so, weil Jetzt weiß man es, und die Sache hat burg zu cruisen. Vom Fischmarkt über die Elbchaussee nach Beetle kein Frauenauto, sondern ein Frauen-gefallen-Auto. So Mundwasser, so dicht ist der mitt- sie entfernt an die Windungen eines sich gelohnt. Im Vergleich zur Konkur- Altona, dann durch den A7-Tunnel rüber nach Süden, nach wie Motten zum Licht und Männer zu Zwölfzylindern schwär- lerweile dran. Zu allem Überfluss sind Korkenziehers erinnert, und es geht renz ist der kompakte BMW zwar der Altenwerder zum Autohof gleichen Namens. Vor dem Eingang men, so zieht mein Cabrio die Blicke der Damen auf sich. In die strategischen Ideen, die CEO Ha- dort während der Links-Rechts-Kom- Teuerste, aber mit Sicherheit überlegen zum Trucker-Treff von Bärbel Uliczka hinter dem Hauptdeich meiner Fantasie. Und die guten Menschen von Volkswagen rald Krüger zum 100. Geburtstag der bination so dermaßen steil bergab, dass sie in Affalterbach (AMG) und Ingol- waren noch drei Parkplätze frei. Drinnen belegten wir einen haben mich bestmöglich unterstützt: Mein Auto ist strahlend Marke öffentlich gemacht hatte, nicht man beim ersten Mal einen gehörigen stadt/Neckarsulm (quattro GmbH), was der großen Holztische und mussten uns nur noch zwischen Hellblau, eine Farbe, die an Baby-Strampler erinnert und hat bei allen Analysten gnädig aufgenom- Schreck bekommt. sie dem M2 entgegensetzen können. der „Erbsensuppe mit Bockwurst und frischem Brötchen“ und vorne ovale Scheinwerferaugen und hinten feine Rundungen. men worden. Wir wissen nicht, was der Der BMW aber, der liegt selbst hier PS WELT-Prognose: Wenig, denn dem „Gyros mit Tsatsiki, Pommes und Krautsalat“ entschei- Soviel Kindchenschema gibt es sonst nur bei wesentlich teure- BMW-Chef in dieser Lage zur Ent- völlig souverän, er zieht mit Verve Mercedes und Audi müssen auf Front- den. Nach dem Mahl rollten wir über die Köhlbrandbrücke ren Oldtimern. Öffnet man das Dach, erinnert es dank freund- spannung tut, aber PS WELT, das Fach- durch die Kurven, und wenn man einen antriebsplattformen arbeiten (die sie und durch den Containerhafen zurück in den Norden. licher Innenausstattung sogar ein wenig an eine Säuglings- blatt für Adrenalin- und Endorphin- Fahrfehler macht, was bei ambitionier- zu Allradautos umwandeln), nur der Vom Wetter abgesehen war es das reine Fahrvergnügen. trage. Kuschelig und unwiderstehlich. So die Theorie. Ich ausschüttung, rät dringend zu einer tem Tempo auf dieser Strecke unver- BMW hat die Antriebsachse da, wo Der 640d ist lang, breit und schwer, fährt sich aber leicht hatte extra meine Basketballstiefel geputzt und das Hemd Runde mit dem neuen M2. meidlich ist, dann scheint er kurz und man sie als Sportwagen eben hat. In wie ein Kleinwagen. Dabei ist er keine Limousine, kein zerzaust, um dem Image des Wagens gerecht zu werden und Der löst zwar kein einziges der ak- trocken aufzulachen, schwenkt leicht Sachen Agilität muss er jedenfalls au- Sportwagen und kein Auto für den Alltag, hat aber von allem mich von den beiden Midlife-Crisis-geplagten Kollegen ab- tuellen Problemchen. Aber dafür benö- mit dem Heck und regelt die Sache. ßer Porsche keinen Gegner fürchten. etwas. Die Zielgruppe dürften Männer meines Alters sein, die zugrenzen. Allerdings rufe ich nur hämisches Lachen hervor. tigt man nur zwei, drei Kurven, um Klar, ESP hat der Wagen, man kann es Diese Erkenntnisse kann man ge- weder viel Gepäck noch die Schwiegereltern transportieren Blanker Neid. Mit ihren Schlachtschiffen sind sie gegen meine festzustellen, dass dieses Auto so etwas auch ganz abschalten, aber in der mitt- winnen nach drei Runden Laguna müssen. Sie sollten freilich auch keine Probleme mit dem Sympathie-Granate chancenlos. Aber irgendwie auch nicht, wie die Essenz aus 100 Jahren BMW leren Position lässt er eben leichte Seca, auch nach einer halben Stunde Der M2 stürzt sich in die Rücken haben, denn das Ein- und Aussteigen ist nicht mühe- jedenfalls wenn man die Interaktionshäufigkeit mit den Ham- darstellt. Den Designern ist es gelun- Drifts zu und gibt seinem Fahrer das auf einsamer Landstraße. Endorphin- Corkscrew Corner von Laguna burgern betrachtet: Bis jetzt hat kein Fahrer Kontakt mit den gen, den Wagen gleichzeitig seriös und Gefühl, ein toller Hecht zu sein. und Adrenalinspiegel sind austariert, Seca, seine Farbe ist nach einer anderen US-Rennstrecke Einheimischen aufnehmen können. aggressiv aussehen zu lassen, und die Die Bremsen funktionieren groß- man fühlt sich leicht, was die Zukunft benannt: Long Beach-Blau DIE ZIELGRUPPE DÜRFTEN Das läuft nicht gut, aber jetzt kommt eine weitere Sonder- Ingenieure haben es geschafft, ihn artig, der Dreiliter-Doppelturbo zieht von BMW angeht. Stefan Anker prüfung. Die erste hatte ich gefühlt gewonnen: Es ging da- alltags- und rennstreckentauglich ab- und zieht und zieht, und der M2 macht MÄNNER MEINES ALTERS SEIN, rum, in einem völlig fremden Auto den Fischmarkt als Navi- zustimmen – da kommt der M2 sogar binnen Minuten den M235i vergessen – Leistung: 313 PS, Hubraum: 3,0 l, 0-100 km/h:

DIE WEDER VIEL GEPÄCK NOCH gationsziel einzugeben. Das war dank Touchscreen und guter dem Porsche-Ideal nahe. der weiterhin im Programm bleibt, der 4,5 s, Vmax: 250 km/h, Preis: 56.700 € Anker Stefan Software viel einfacher als in anderen Fahrzeugen. Da ich DIE SCHWIEGERELTERN mich bereits vor dem Test angeschnallt hatte, konnte ich TRANSPORTIEREN MÜSSEN sofort losbrausen und mir einen satten Vorsprung erarbei- ten. Den ich sofort wieder verlor, weil ich nicht wusste, was eine Fischauktionshalle ist. Also hielt ich an, um ortskundige 1. los. Sitzt man aber erst einmal drin, möchte man den Hut Passanten zu suchen, was dazu führte, dass Ansgar Fulland „Doch Ronald wollte bei mir feiern. Wir waren Buddys, Es riecht nach Kautabak. Neben dem Lenkrad ein harter vor den Konstrukteuren ziehen. Alles ist so übersichtlich grinsend an mir vorbeizog. Immerhin konnte ich durch ent- auch wenn es damals nicht so gut lief bei mir.“ Damit meint Mobiltelefonknochen, so wie die Telefone in den 80er-Jahren angeordnet, dass die Gebrauchsanweisung im Handschuh- schlossenes Einparken wieder in Führung gehen. Wayne übrigens die Zeit, als er bei der Mafia auf der Todes- aussahen. „Dieses Auto gehörte Johnny. Johnny Cash”, sagt fach bleiben kann. Learning by Doing. Man fährt los, und das Jetzt sollen wir die voll elektrischen Dächer möglichst liste stand und ein anderer Buddy ihm aus der Misere half. Wayne und hustet nach dem Wort Cash. Newton kaufte das Einzige, worauf man achten muss, ist die Geschwindigkeits- schnell öffnen. Der Schiedsrichter gibt das Zeichen und es Wir haben Hunger. Auf zur Truckerkneipe. Die anderen kamera, die sich hinter dem VW-Emblem versteckt. Und als „ rief an und fragte, was da los sei. Ich sagte Auto aus dem Sotheby’s-Katalog, und der Sohn von Cash gab anzeige. Weil sich 100 km/h wie 50 anfühlen, können nur passiert: nichts. Bei keinem Auto. Wo sind die verdammten schaufeln riesige Portionen Gyros in sich hinein. Das passt ich mich über den lächerlichen Startknopf aufrege, fällt mein ihm, Frank, ich stehe auf Platz sechs der Liste, und die auf sein Okay, nachdem er Waynes Namen gehört hatte. „Das charakterfeste Fahrer der Versuchung widerstehen, auf das Schalter? Endlich entdecke ich an der Oberkante der Wind- natürlich nicht zu meinem sportlichen Image (auch wenn ich Blick auf die „Fender“-Schriftzüge auf den Lautsprecher- Platz eins bis fünf sind schon tot. Ich blieb wochenlang im Gaspedal zu treten. Dabei haben sie die Wahl zwischen ei- schutzscheibe drei Knöpfe. Zwei bringen völlig uninteres- die Turnschuhe mittlerweile ausgezogen habe, weil ich sonst abdeckungen. Kein Gitarrist kann diesem Auto böse sein. Hotel und trug eine Waffe, meinem bevorzugten Kellner gab VON ANNE PHILIPPI nem „Sport“- und einem „Comfort“-Modus. Ich habe beide sante Lämpchen zum Leuchten, der dritte setzt das Dach in immer Kupplung und Bremse gleichzeitig trete). Ich ziehe Dann fällt mir auf, dass der Motor bei ordentlicher Drehzahl ich auch eine“, sagt Wayne. Nach ein paar Wochen hatte ausprobiert – und keinen Unterschied festgestellt. Aber das Bewegung. Ich gewinne mit deutlichem Abstand. Fulland ist den Bauch ein und bestelle eine stilsichere Erbsensuppe. einen richtig netten Sound entwickelt. Und so geht es in Frank offenbar ganze Buddy-Arbeit geleistet – und Wayne mag an mir und meiner betont defensiven Fahrweise liegen. mindestens zehn Sekunden langsamer. Und Broder, nun ja, Mein Käfer ist ein Schaltwagen. Ein echter. Mit drei Pe- einer Tour; dieses Auto kaschiert seine Schwächen geschickt war nicht mehr auf Platz sechs. Newton könnte direkt aus Auto verbindet mich mit Johnny. Auch er war Native Ame- In zwei Tagen gebe ich den 640d wieder ab. Er hat mich der bekommt nur die beiden hinteren Zipfel seines Daches dalen und einem Knüppel. Ein herrliches Gefühl, das mich mit seinen Stärken. Noch etwas Wein, mein Schatz? dem Film „Casino“ entsprungen sein. Und das gilt auch für rican, so wie ich, und unsere Körper funktionieren gut in um einige Erfahrungen reicher gemacht – und um ein auf. Wir lachen ihn aus, weisen den Schiedsrichter nach- großzügig über die falsche Platzierung des Antriebs an der Frauenauto hin oder her, dank Benzinmotor, manueller seine Autos. Ein Rolls jagt den nächsten. einem Rolls. Wir haben lange Beine und einen kurzen Ober- Vorurteil ärmer: Ein Cabriolet kann sehr praktisch sein. drücklich auf Broders Unkorrektheit hin und fordern soforti- Vorderachse hinwegsehen lässt. Überhaupt schafft das Beetle- Schaltung und guter Sitzposition kann ich mit den anderen im Auf dem Weg zu Waynes Sammlung über dieses Mons- körper. Wir sind beide Sitzzwerge“, sagt Wayne, doch wer Wie sollte man sonst einen Besen von Aldi, der 4 Euro 95 ge Disqualifikation. Aber der unfaire Referee gibt ihm noch mobil ein Kunststück, das nur wenigen Fahrzeugen gelingt: Stadtverkehr mühelos mithalten. Ich habe aber immer noch tergrundstück passieren wir ein Heer kapriziöser, hysteri- glaubt, das wäre schon sein schwärzester Rolls, der irrt. gekostet hat, nach Hause transportieren, wenn nicht in eine zweite Chance. Dann eine dritte. Zipfel auf, Zipfel zu. immer, wenn ich gerade etwas entdeckt habe, was mir nicht kein Wort mit einem Ureinwohner gewechselt. Vielleicht sind scher Kapuzineraffen, die wir aus „Hangover 2“ kennen, dazu Da geht noch mehr, und Waynes Fingerkuppen berühren einem 90.000 Euro teuren Cabriolet? Immer abwechselnd. Mir wird langweilig und ich fange an, gefällt, kommt dieses Auto mit einer Überraschung um die Fischmärkte und Truckerkneipen einfach nicht kommunikativ Pfauen, Kamele, Waynes altes Privatflugzeug, arabische jetzt den 1978er-Rolls, bei dem das schwarze Blech auf dun- Das hat doch Stil, oder? Fotos vom Fotografen zu machen; sozusagen eine Metaebene Ecke, die mich sofort wieder versöhnlich stimmt. Als ich etwa genug. Am Auto kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Rennpferde, die in ihrem eigenen Swimmingpool baden kelstes Holz trifft, carpathian elm, Englische Ulme. „Eine zu eröffnen. Die ich noch ausbauen kann, als es mir gelingt, bemerke, dass die Frontscheinwerfer mit albernen LED-Wim- können, wenn sie verschwitzt vom Rennen kommen. Kombination, die die Autodesigner damals beinahe um den BMW 640d den Fotografen, der gerade meine Rückwärtskamera fotogra- pern und sogar einer Art Augenlid versehen sind, und mich The Beetle Cabriolet Waynes Lieblingspferd kostete 800.000 Dollar, und ab Verstand brachte und die schlimmsten Kräche innerhalb der Leistung: 313 PS, Hubraum: 3 l, 0-100 km/h: 5,5 s, fiert, mit meiner Rückwärtskamera zu filmen und das Ganze voller Abscheu dem Heck zuwende, entdecke ich dort einen Leistung: 105 PS, Hubraum: 1,2 l, 0-100 km/h: 11,7 s, und an knabbert es Waynes Ohr. Vmax: 250 km/h, Grundpreis: 92.250 € zu fotografieren. Metametaebene. Punkt für den Beetle. charmanten Entenbürzel-Spoiler und eine coole Rückfahr- Vmax: 178 km/h , Grundpreis: 23.800 € Dann öffnet sich die Zaubergarage, in der Waynes ge- sammelte Rolls aufgereiht wie Gucci-Sonnenbrillen auf ei- nem roten Teppich nebeneinanderstehen. Die Autos spre- chen selbst. Sie stecken voller Geschichten von Entertain-

2. Kepler(2) Jacob ment-Dramen in Vegas, von den glamourösen Abstürzlern, den Showbusiness-Toten, voller Biografien von Menschen mit vielen Diamanten, Pelzen und ohne Stoppschild im Le- 3. ben. Warum so viele Rolls-Royce und nur ganz am Ende des Teppichs ein einziger elender Hummer? „Ich sah den ersten News Stotts/Splash Mike Rolls, als ich vier Jahre alt war. Mr. Und verliebte mich“, sagt Wayne Der 74-jährige, aber viel viel mit etwas glasigen Augen. jünger aussehende Entertainer Wir fangen mit dem unspekta- zeigte PS WELT- Autorin Anne Philippi seine Casa kulärsten an. Wayne kaufte ihn de Shenandoah. Sie liegt auf ZU BESUCH bei einem mehr als erstaunlichen Auto-Liebhaber in den 60er-Jahren auf einer einem 21 Hektar großen Grund- Tour durch England. „Es waren stück, was unter anderem seine die Zeiten, als ein Rolls-Royce Rolls-Sammlung beherbergt den Beinamen ,lahme Schnecke’ ayne Newton riecht, wie schränken und diamantbesetzten Betten, der wird Waynes trug, weil Sportwagen in Mode ein Rolls-Royce-Sammler „Casa de Shenandoah“ oder „Casa Wow“, wie es in Las-Vegas- kamen.“ Wayne importierte also Rolls-Firma auslöste”, erklärt Wayne, und wir müssen also 4. in Las Vegas riechen Sprache heißt, ebenso mögen. Wayne möchte aber zunächst die erste mattschwarze Schnecke mit eingebauter Make-up- davon ausgehen, dass eine schwärzere, eine dunklere Seele sollte. Nach Moschus, seine Promotion-T-Shirts vorführen. Diese tragen eine Rose Station auf dem Rücksitz und Regenschirmhalter mit Platz als die von Johnny Cash sich diesen Rolls ausgedacht und wie wir es bei Omar Sha- und das Wort „Danke Schoen“ in Strass und gehen zurück auf für zehn Regenschirme. Sieht aus, als ob Emma Peel gleich gekauft hatte. „Sie könnten recht haben. Der frühere Be- rif vermuten. Oder Burt jenen Hit, der Waynes Karriere startete – „Danke Schoen“ aus aussteigen würde. Wir laufen auf dem Teppich gleich weiter sitzer hieß Steve McQueen.“ Reynolds. Waynes Mo- dem Jahr 1963. Damit ist er berühmt geworden, und seit Fer- zum spießigsten Modell. Hinten in der Ecke ruht ein Rolls Steve und Ali MacGraw seien an einem Nachmittag in den schusduft ruht auf einer rari-Liebhaber Ferris Bueller in „Ferris macht blau“ Waynes von 1979. Mattsilber, unauffällig, helle Ledersitze. Das Auto 70er-Jahren am Rodeo Drive entlang gelaufen und beim Brust mit dicken Haaren, die sich durch die obere Partie von alten Hit nachsang, ist Wayne im Entertainment-Gedächtnis hat die Aura einer Umkleidekabine im Luxus-Freibad, doch Rolls-Royce-Laden stehen geblieben. Steve sei hineingegan- 1. Man on a mission: Henryk M. Broder W Newtons auberginefarbenen Hemd durchdrücken. Sein Kopf- der meisten Amerikaner verankert. Schon als Schüler hatte es gehörte tatsächlich , dem Sonnenkönig unter den gen und habe in einer unfassbar aufwendigen Aktion dieses mit BMW und Basecap 2. Der Audi S5 sieht auch in rot und mit geschlosse- haar wiederum trägt die Farbe jetblack. Ein sattes, dunkles der Mann seine eigene TV-Show, zog mit seinem Bruder von Vegas-Entertainern. Dessen alter Rolls spricht jedoch eine Auto bestellt. Monate später habe Rolls-Royce den Wagen nem Verdeck ausgesprochen exzellent Schwarz, wie wir es von Gerhard Schröder kennen. Waynes Phoenix nach Las Vegas, das Rat Pack passte ein wenig auf die andere Sprache. „Als ich den Wagen nach Liberaces Tod liefern lassen. „Dann öffnet Steve die Haustür und sagt, er aus 3. Rückfahrtkameras, die neuen Gesicht ist Mitte vierzig. Sein Körper wiederum um die Teenager auf, bald sang Wayne mit Johnny Cash und Elvis. kaufte, war ich nicht überrascht“, sagt Wayne. „Ich kannte hätte nie einen Rolls-Royce bestellt. Er trank zu dieser Zeit Freunde. Wo bei BMW und VW Fünfzig, nur Wayne selbst ist 74 Jahre alt. Mehr Las Vegas Newton ist eine dieser typischen, autosammelnden Sän- Liberace so. Er hatte etwas Spießiges und Diamanten doch die McQueen-übliche Anzahl Margaritas. Er hatte die Be- die Embleme umklappen, nutzt Audi kann ein Mann nicht sein. Wayne trägt die Zweitnamen gerlegenden der USA. Patriot, Teilzeit-Republikaner, der lieber nur am Finger und an seiner Uhr, nicht am Auto. Er stellung vergessen“ , erinnert sich Wayne. Aber später habe eine simplere, aber ebenso gut „Mr. Las Vegas“ und „Mr. Entertainment“ und den Dritt- seine Entertainment-Freunde, wie es in Vegas üblich ist, hatte sehr konservative Züge. Und wenn er nachts um halb McQueen den Wagen dann doch noch genommen. funktionierende Lösung 4. Mehr Eleganz geht nicht: „Black Panel namen „The Midnight Idol“. Adelsnamen in Nevada, und die nicht nach deren politischem Programm beurteilt. Eher drei auftrat, tat er immer so, als ob er kein einziges Lied von Wayne steigt jetzt in seinen neuen Lexus, denn seine Rolls- Technologie“ von BMW 5. Bellberg verlangen nach einem Rolls-Royce unter dem Hintern. danach, ob sie die Buddy-Regeln von Vegas einhalten kön- anderen Sängern kennen würde. Nur seine eigenen Lieder.“ Royce-Kinder dürfen nur alle zwei Wochen gefahren werden. kontrolliert den Fahrweg und 5. Wir sind verabredet, um Waynes Rolls-Sammlung anzu- nen. In Waynes Buddy-System hatte etwa John Wayne ei- Wir bleiben etwas andächtig vor dem rabenschwarzen Maximal. Sein Favorit? Ganz klar, der von Johnny. Johnny schafft es – dank Rückfahrtkamera schauen. Am Morgen empfängt uns Newton im Promotion nen festen Platz. „Er sagte, was er meinte. Und umgekehrt. 1987er-Modell stehen. Sargartig, elegant. Die Limousine für Cash. In dem wird Wayne „sehr ruhig“, und die Welten aus und Handy – endlich, ein Foto des Center seiner riesigen Villa, für die man Besichtigungstouren Eine Seltenheit.“ Noch ein Konservativer: Ronald Reagan, den Mann, der von außen nicht gesehen werden will. Drin- iPhones und Vegas-Lärm verschwinden. „In dieser Zeit habe Fotografen zu schießen buchen kann. Wer „MTV-Cribs“ mochte, diese Serie über der beinahe Waynes Herz brach, als Reagans PR-Berater nen: morbide Innenausstattung, saharasandfarbener Tep- ich meine Rolls-Gespräche mit Johnny. Es geht ihm wahnsinnige Häuser von Stars mit mannshohen Pizza-Kühl- vorschlug, die Wahlparty nicht bei Wayne zu veranstalten. pich. Man liegt beinahe im Fahrersitz, wenn man einsteigt. übrigens gut, falls es Sie interessiert.“

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/017 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 17 BELICHTER: FARBE:

16 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 17

Wie wichtig ist Ihnen ein Auto? Ich brauche es 15 Minuten am Tag: Fünf ins Büro, fünf nach Pia Hahn Marocco Tamara von Schenk Hause, fünf, wenn ich abends ausgehe – zurück nehme ich auch mal ein Taxi. Ihr Vater Carl Hahn Produktdesignerin in London war VW-Chef. Und das aus größter Leidenschaft! Jede Woche stand ein neues Test-Modell vor Geschäftsführerin von Osborne & Partners, Londoner Beraterfirma für Tech-Konzerne unserer Haustür. Sonntags klappte er die Kühlerhaube auf und dann wurden meine drei Brüder Warum fahren Sie ein so auffälliges Auto? In meiner Familie fahren alle alte Autos, mein und ich abgefragt: Wo sitzt der Vergaser, wo der Zylinderkopf? In Autos von Verehrern mit einem Vater fuhr auch Rennen. Es geht nicht um Auffälligkeit, ich fühle mich wohl in meinem Reifenprofil unter drei Millimetern durfte ich nie einsteigen. Ist Ihre Autowahl erblich vorbe- Karmann Ghia: seine Simplizität, nichts Computergesteuertes. Ich fahre ihn seit 16 Jahren jeden stimmt? Der e-up! ist als kleinster VW das ideale Großstadtauto. Mit meinen Kindern fahre ich Tag. Welche Signale sendet man darin aus? Es fasziniert mich immer wieder, wenn kleine Range Rover, in Kitzbühel Audi. Die Marke ist wichtig, aber auch, dass ich mich optimal fortbewe- Jungs, selbst Zweijährige schon, aufgeregt mit ihrem Finger auf mein Auto zeigen. Weil sie sehen, gen kann. Meine Führerscheinprüfung war – zusammen mit den Geburten der Kinder – mein dass es etwas Besonderes ist. Die roten Sitze sind eher untypisch. Ich habe ihn etwas „umge- glücklichster Tag. Das Gefühl, in meinem roten Golf-Cabrio plötzlich überall hinfahren zu können, bastelt“. Ihr schönstes Erlebnis auf dem roten Leder? Das Herumgealbere meiner Kinder, wenn wo ich wollte, das war totale Freiheit. Fühlen Sie sich von der Automobilindustrie angespro- ich sie von der Schule abhole. Die werden hinten reingequetscht, oben drauf noch Flint, unser FOTOGRAFEN MUIR VIDLER, chen? Früher fiel in Ehen mit zwei Autos auf: Der Mann hatte als Kaufentscheider meist einen Riesenhund. Etwas, das nur im Auto geht, außer es zu fahren? Autofahren kann etwas Medita- JULIANE WERNER, größeren, neueren Wagen als die Frau. Dann steckten Männer ihre Frauen in diese Riesenpanzer, tives haben. Wie Zeichnen. Ich flüchte manchmal regelrecht ins Auto, um meine Ruhe zu haben. FRANCESCO MERLINI in Trophäenautos wie den SUV, den sie kaum fahren konnten. Heute fahren Frauen längst emanzi- Oder bleibe noch eine Weile sitzen, wenn ich irgendwo angekommen bin, trinke meinen Cappuc- piert und oft natürlich besser als die Männer. Das scheint nur die Werbung noch nicht ganz ver- cino, der zwischen Handbremse und Sitz klemmt, und streite mich am Handy mit meiner Mutter. standen zu haben, die zeigt Frauen immer noch gern beim Shopping und bei Familienausflügen.

Anna Jill Lüpertz Galeristin in Berlin

Kindheitserinnerung an Autos? Mein Vater fuhr Rolls-Royce mit Chauffeur. Ich habe meinen Führerschein erst mit 30 gemacht. Meine Buchhalterin hat mir Einparken beigebracht – kann Frauenbewegung ich wie ’ne Eins. Diesen BMW Z3 hat mein Vater mir mal geliehen und nie zurückbekommen. Ist eh ein Frauenauto. Der Sound? Warm, tief, laut. Er springt an und du spürst die geballte Kraft unter der Motorhaube. Ich fahre leidenschaftlich gern, vor allem auf Landstraßen. Dann packe ich meinen Mann ein und wir fahren an den See. Fahren ist etwas Sinnliches, sich in die Freiheit, Entspannung, Intimität sind ihnen Kurven zu legen, dabei sitzt man wichtig – COOLNESS IST PERIPHER. Was Frauen von fast auf dem Boden. Es gibt Autos, die muss man treten, Autos wollen: Dagmar von Taube hat sieben befragt meines muss man bremsen. Man fühlt sich, als ob man die Welt verändern könnte. Ich liebe es auch, zu schalten. Aktives Han- deln. Nirgends sonst ist die Wirkung einer Aktion schneller spürbar. Autonomes Fahren fände ich langweilig.

Wie ist es, die Chauffeurin Ihres Ehemanns zu sein? Ich finde es toll, wenn ich etwas kann, was mein Mann nicht kann. Er übernimmt dafür das Spaßprogramm: CDs wechseln, Schokobons auspacken und zufüttern, Geschichten er- zählen. Ein Auto ist ein ro- mantischer Ort. Man ist sich nah, aber schaut nach vorn, man stiert sich nicht an. Man hat etwas zu tun, das entspannt das Gespräch. Man kann auch schweigen. Also keine Fahrstil-Polizei? Im Gegenteil, Boris ist be- Kaja Wiedeking-Radczun eindruckt, wenn ich bei 180 km/h einhändig lenke. Manchmal fahre ich auch im halben Schnei- Berliner Juristin dersitz – im Autoassistent-Modus. Wie würden Sie Ihr Auto beschreiben? Erwachsen. Ich fahre mit ihm und Freundinnen aber auch mal durch eine Berliner Nacht. Es steht Frauen, man wird ernst genommen. Der A7 ist eine schnelle Lady. Ich mag den Duft, die Ordnung, dass alles perfekt an seinem Platz ist. Das sortiert auch die Dinge in meinem Kopf. Meinem Mann und mir war wichtig, dass es lange Strecken fahren kann, wir fliegen nicht gern. Wir sind halt noch richtige Auto-Kinder. Ich habe vier Schwestern, mein Vater besaß einen alten Mercedes, mit dem fuhren wir oft nach Italien. Auf der Fahrt haben wir Kanon gesungen, „Ich-sehe-was-was- du-nicht-siehst“ gespielt oder mit Grimassen Autofahrer erschreckt. Die Familie war zusam- men, das war schön. Manchmal schliefen wir Kinder auf der Rückbank, dann konnte man in die Sterne kucken. Als wir ihn verkauften, war es, als hätte man ein Stück Zuhause verloren.

Sara Schumann Wann brauchen Sie ein Auto? Ich bin Chefin eines Eine-Frau-Saftbetriebs: „Eleri Juice Elena Prinzessin von Hessen Cleanse“. Meine Biosäfte mixe ich in meiner Küche, mein Jaguar ist mein Lieferwagen. Ich belie- Model und Unternehmerin in Berlin fere zum Beispiel MDC Cosmetic. Lieferwagen? Ich bin Kanadierin aus British Columbia. In Künstlerin in Mailand unserer Straße dort wohnte mal ein sehr schicker, älterer Mann. Der fuhr Jaguar. Seitdem ist es Warum keinen Ferrari? Ich hätte gern einen! Zu groß für mich, es gibt leider noch keinen hand- mein Traumauto. Es fühlt sich immer wie ein kleines Rendezvous an, in dieses schöne Auto zu lichen Ferrari. Als Deutsche fahre ich selbstverständlich ein deutsches Auto: Der BMW 525 ist ein Sie sind Kunstsammlerin, Botschafterin der Art Basel, eine Frau mit steigen. Ich bin Mutter, Ehefrau, Unternehmerin. Mein Jaguar X308 gibt mir das Gefühl, da ist Geschenk meines Mannes. Er hat auch die weißen Ledersitze ausgesucht; die Armaturen sind weiß- gestalterischem Interesse. Warum ein so handfestes Auto? Beim Auto noch etwas anderes in mir. Stil-Accessoire oder echtes Autointeresse? Es ist Liebe! Sicherheit. metallic. Er ist Syrer, und Syrer sind große Ästheten. Wie überleben Sie als regelbewusste Deut- ist das Ziel: das Ziel. Früher war ein Auto eine große Sache. Wenn mein Klar, auch Style. 300 PS! Auf der Lauer liegen, sprinten wie ein Raubtier, um die Ecke schleichen. sche auf Italiens Straßen? Es ist eine Fantasie der Deutschen, dass alle Italiener Verkehrs-Machos Vater mit einem neuen Mercedes nach Hause kam, dann war das ein Es ist die Gelassenheit. Der Geruch des Leders. Sofa. Die Aufforderung, sich gut zu kleiden. seien. Wir Deutschen fahren viel aggressiver. Der Italiener liebt sein Auto, ob zerbeult oder mon- aufregender Tag. Das hieß: Die nächste Reise stand an, die großen Koffer zu packen, sich schön zu Mein hangout, Freiheitszelle und das perfekte Familienauto. Im Sommer fahren wir in die Toska- dän. Er führt es aus wie eine Frau, kutschiert es mit Stolz um die Piazza. Und an der Ampel wird Karen Boros kleiden, dann ging’s nach Frankreich oder in die Eifel. Ich selbst brauche nur Motor und vier Räder, na. Sind Sie ein Kratzerhypochonder? Ehrlich: ja. Ich habe auch immer Tücher im Auto gegen heftig geflirtet. In Italien sind Frauen nicht unbedingt Autobesitzerin, man fällt auf am Steuer. Ich die Schokohände meines Sohnes. Nicht, dass ich hysterisch wäre – aber bei hellen Sitzen! Ich Immobilien-Unternehmerin aus Berlin mit denen ich meine täglichen To-do-Listen abkurven kann. Ich mag das Intime, mag es, entre mag das, wenn Männer auf diese Weise zu einem aufschauen. Und dann: Stiletto aufs Gas! Ich nous mit meinem Smart MHD zu sein. Mein Sohn fährt oft mit. Man sitzt eng wie in einer Raum- putze den Wagen selbst, fahre ihn in die Waschanlage, sauge ihn aus. Ein sauberes Auto macht fahre gern schnell. Von Mailand aus ist man sofort in den Bergen, in Rom oder Neapel. Früher fuhr kapsel. Toll zum Unterhalten. Bewahrt so eine kleine Kiste auch etwas Kindliches? Etwas Spiele- mich glücklich wie ein frisch bezogenes Bett. Warum kein Ökoauto? Ein Laster braucht jeder. ich mit Perücke und Riesensonnenbrille wie Peggy Guggenheim – aus Schutz vor Blitzern. Den risches: Als führe man Autoscooter. Auch durch das Perspektivische, alles draußen erscheint größer. Dingen davonzufahren, die fliegenden Landschaften, das inspiriert mich als Malerin. Wenn ein Man nimmt sich selbst nicht so ernst. Manchmal singe ich laut. David Bowie eignet sich gut für Maserati im Rückspiegel auftaucht, dann fahre ich allerdings lieber rechts ran. Landpartien. Wir planen immer, wollen wissen, was uns erwartet. Losfahren, irgendwo anhalten, dieses Ur-Erlebnis – man müsste sich öfter treiben lassen. Warum nicht in Pink? Farbe gibt zu viel Bedeutung. Ich kenne keine Frau, die diese Lippenstift-Autos mag; Männer fahren sie auch nicht. Eine Amelia Earhart hätte niemand mit Pink assoziiert. Es ist halt noch nicht alles Fortschritt.

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/019 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 10.04.16 PSWHH-HP BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: 19 BELICHTER: FARBE:

An den Marktständen der Klein- stadt Strand wird der vorbeiziehende Rolls-Royce Dawn noch lange DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG SONNTAG, 10. APRIL 2016 18 Gesprächsthema bleiben 19

Rolls-Royce Dawn aber, diesem 5 Meter 29 langen Koloss, Durch deren Haare zaust allerdings selbst im Rolls-Royce Diese Nonchalance gehört zum Umgang mit einem Rolls- passend zum Stil seiner Boote haben wollte. Damit sich In- atürlich, das machen wir.“ Alex Innes herrschen auch in der zweiten Reihe erstklassige Platzver- der Wind, da nimmt die Natur keine Rücksicht auf men- Royce, weil er von allem im Überfluss hat. Fahrkomfort, nes etwas darunter vorstellen konnte, schickte der Mann ein hat es gewöhnlich mit ganz anderen hältnisse. Gleichzeitig ist man dem Fahrer näher, als es sich schengemachte Luxusprodukte. Aber wir wollen nicht ha- Verarbeitungsniveau, Materialauswahl, Motorleistung, über Flugticket und lud den Designer zu sich nach Neufundland Leuten zu tun, aber hier in Südafrika Chauffeur und Arbeitgeber gewöhnlich sind: Der Dawn ist dern. Hadern ist uncool, wenn man in einem 330.000-Euro- nichts braucht der Mensch am Steuer im Ansatz nachzuden- ein. „Es waren sicher 500 Meilen bis zur nächsten Stadt“, sucht er auch den Kontrast zu seinem weniger der Rolls, mit dem man sich ins Büro bringen lässt, Auto sitzt und gerade nicht weiß, ob das Meer rechts von der ken. Als Symbol für diese Haltung ist der Verzicht auf einen erzählt Innes, „der Mann lebte da einsam und exklusiv wie Job als Designer bei Rolls-Royce. Hier in dieses Auto lädt man seine Freunde ein. Küstenstraße der Atlantik oder der Indische Ozean ist. Drehzahlmesser im Armaturenbrett zu werten. Statt dessen ein James-Bond-Schurke.“ Und wollte sich das ganze Wo- will er den Dawn, das neue Luxusca- baut Rolls-Royce eine „Power chenende nur über Design unterhalten. brio, in dem wir sitzen, durch den Reserve“-Anzeige ein. Meis- Auch für Rolls-Royce-Chef Müller-Ötvös besteht ein gro- Berufsverkehr einer Kleinstadt steu- tens pendelt deren Zeiger um ßer Reiz seines Berufes darin, interessante Menschen kennen ern, vorbei am Busbahnhof, an Marktständen – und an Men- Rolls-Royce-Designer Alex Innes kann die 90-Prozent-Marke, man zu lernen. In den sieben Jahren seiner Amtszeit seien die N sich am Dawn und an dessen Luxus- schen, die sich so ein Auto niemals leisten können. gondelt also mit 60 bis 120 der Kunden jünger und globaler geworden. „Unser Kunde ist details nicht sattsehen, mochte aber auch das Shooting am Busbahnhof 570 PS durch die Gegend und extrem gut ausgebildet, kosmopolitisch und im Durchschnitt VON STEFAN ANKER nutzt den Zwölfzylinder-Dop- nur noch 45 Jahre alt. Rein rechnerisch kommt auf jeden pelturbo unter der Haube 60-Jährigen ein 30-Jähriger, der eines unserer Autos kauft.“ Obwohl wir uns durch die Kap-Region bewegen, wo es bis niemals aus. Ist es da ein Wunder, dass Rolls-Royce nun auch ein SUV auf den Linksverkehr vielerorts aussieht wie in Kalifornien, Was den Besitzer eines sol- entwickelt? Auch das wird gut gehen, kein Zweifel, denn die haben wir es hier in dem Ort Strand nahe Kapstadt unver- chen Autos wirklich mit sei- Zielgruppe der extrem Reichen, für die selbst der Erwerb kennbar mit Afrika zu tun. Die Leute kommen von der Ar- nem Wagen verbindet, das eines Phantom kaum ein Fünfzigstel ihres flüssigen Ver- beit, kaufen noch etwas ein und versuchen dann, einen Platz entsteht in der Abteilung, für mögens verschlingt, wächst jedes Jahr um drei Prozent. in einem der vielen Minivans zu ergattern, die sie nach Hau- die Alex Innes zuständig ist: Inzwischen haben wir das Verdeck des Dawn kurz ge- se bringen. Vor allem: Alle Gesichter, die sich dem Dawn Bespoke design. Fast keiner schlossen, und ja, es fühlt sich tatsächlich an, als sei der zuwenden, sind schwarz. Und keines strahlt Ärger oder Un- der knapp 4000 Rolls-Royce, Dawn das leiseste Cabrio der Welt. Man kann das gerade

verständnis darüber aus, dass wir eine exotische Kulisse Anker Stefan die pro Jahr gebaut werden, ist nicht überprüfen, aber man ertappt sich dabei, dass man es suchen, einen Gegensatz zu unserem Überfluss-Gefährt. ein Auto von der Stange. Ei- glauben will. Für Alex Innes zählt natürlich die Optik noch Im Gegenteil: Wo immer wir auf unserer Fahrt bemerkt gentlich hat jeder Kunde Son- etwas mehr. „Geschlossen sieht er aus wie ein Hot-Rod“, sagt werden, recken sich schwarze Daumen in die Höhe, blitzen derwünsche, beim Topmodell der Designer. Innes ist vor gut sieben Jahren zu Rolls-Royce weiße Zähne. Müde Handwerker, die auf der Ladefläche eines Phantom sind es tatsächlich gestoßen, direkt von der Hochschule in Coventry, jetzt ist er Pick-ups sitzen, werden wieder wach, wenn sie unser gold- 100 Pozent, aber auch die klei- 30 und fragt sich manchmal, was da noch kommen soll. Vor farbenes Cabriolet bemerken. Ist es das, was Firmenchef Mit dem CABRIOLET DAWN wird neren Modelle Ghost (Limou- allem, wenn er an seinen Studienfreund denkt, der jetzt für Torsten Müller-Ötvös meinte, als er vom Dawn als dem „so- Ich hatte einen sine), Wraith (Coupé) und einen Massenhersteller gestaltet. „Wir arbeiten beide gerade zialsten“ aller Rolls-Royce sprach? jetzt auch der Dawn werden in an einem Getränkehalter fürs Auto. Seine Herausforderung Nein, eher zeigt sich hier das Phänomen, dass ein Rolls- die britische Luxusmarke ein wenig ihrer großen Mehrheit indivi- ist, die Kunststoffkosten um 30 Cent pro Stück zu senken – Royce „jenseits des Neides“ operiert, eine Formulierung, die duell ausgestattet. Innes er- während ich überlege, ob wir das Teil komplett aus Stahl „TMÖ“ ebenfalls gern verwendet. Das Soziale am Dawn sind ROLLS in Afrika zugänglicher. Aber nicht zu sehr zählt von einem amerikani- oder komplett aus Aluminium machen.“ die vier Sitze und die Möglichkeit, sie auch wirklich zu nut- schen Yachtensammler, der

zen, was bei viersitzigen Cabrios sonst nicht die Regel ist. Im Royce(2) Lipman/ Rolls James Anker(3); Stefan seinen neuen Rolls-Royce Rolls-Royce Dawn: 6,6 l, 570 PS, 250 km/h, 329.630 €

Fußball-WM 2010 kippen lassen. Ei- gentlich keine gute Zeit, ein ambitio- niertes Sportwagen-Projekt zu eröffnen. Im Club 9 von Dirk Molsen kann man einfach nur einen Während an der Bar Junganwälte eine HÄNGT SIE Kaffee trinken – oder den Oldtimer seines Lebens kaufen. Schönheit im Minirock zutexten, wer- Wer hin will: Kapstadt, Bree Street/Ecke Strand Street ÜBERKÄFER den nebenan edle Radkappen poliert. „Wir machen als gesellschaftlicher Treffpunkt rare Klassiker öffentlich HÖHER! Unterwegs im Krabbler mit zugänglich. Von Investments in diesem Wer mit dem Handy am Ohr Auto fährt, verdient viel härtere Segment verstehen wir viel …“, so die Strafen als 60 Euro Bußgeld und einen Punkt. Warum? Porsche-Genen, einer RALLYE-LEGENDE Webseite. Weil Telefonierer zeigen, dass ihnen Autofahren nicht wichtig ist „Ich habe zwanzig Jahre lang in Süd- aus den 70er-Jahren afrika Clips für die Autoindustrie pro- Von L. Ynch-Justiz duziert, da lernt man das Denken in längerfristigen Zyklen“, sagt Molsen. Neulich an der Ampel: oll ich mal driften?“, Jahre alten Auto, das einen Tacho bis Geschäftspartner Manfred Schütters bauer aus. Schon damals schraubte „Unsere Gäste sind Petrolheads auf Rot, gelb, grün und – tönt es von links. Ich 200 km/h besitzt. Einem Käfer. Drei- betreibt er eine Oldtimerwerkstatt in Jung-Gerd hauptsächlich an Alteisen. Urlaub, dazu die Business-Szene der nichts. Nur diese ver- muss grinsen und einhalb Sekunden später habe ich Essen. Irgendwo zwischen der immer Blechteile hat er gefertigt für „Kam- Stadt. Und alle Autosammler der Re- räterische Kopfhaltung, blicke in Richtung Gerds Drift unerwartet unbeschadet verstopften A52 und einem Getränke- mandschia“, wie wir im Pott sagen, für gion – inklusive Johannisburg und Dur- die man durch die Heck- Pilotensitz. Gerd überstanden. Wir bollern mit 50 über handel haben die beiden sich ein Refu- Käfer Cabrio und Porsche und und Nur fast original: Nach dem Ableben des Originalmotors röhrt heute ein ban.“ Sein persönlicher Liebling? „Der scheibe so gut erkennt: grinstS nicht. Er hebt fragend eine Au- die Straße. „Ich bin ja eigentlich Li- gium geschaffen, wie es versteckter und. Wie man Blech in Form bringt, optimierter „Typ4“-Vierzylinder mit 132 PS im Salzburg-Käfer 965 Turbo 3,6 Liter und der 964 RS, leicht schräg nach genbraue, während er erklärt: „Da vorn mousinen-Fan“, klärt Gerd mich auf. nicht sein könnte. Trotz Navi entdecke führte er mir in seiner Werkstatt vor. Euro spec.“ kommt es wie aus der Pis- oben, die linke Hand ist eine lang gezogene Kurve. Da kann Während ich meine Fingernägel vor- ich den Werkstatteingang erst nach Kanten, stauchen, dann noch ein biss- die 1,6-Liter-Vierzylindermotoren nicht geringen 3200 Umdrehungen und ei- tole geschossen. „Ferrari“, schiebt er am Ohr. Handy-Alarm. man schön im dritten Gang mit 110 sichtig aus dem Kunstleder der Sitze dreißig Minuten und einem telefo- chen strecken. Fertig ist ein Karosse- gehalten. Mit 126 PS waren sie am ab- nem Fahrzeuggewicht von 890 Kilo. nach, „sind nicht so mein Ding, aber ich Ich hupe, vorne quer durchfahren.“ Ehe ich antworten ziehe, höre ich erstaunt, dass Gerd es nischen Hilferuf. Firmenschild? Fehl- rieteil. „Damit reparieren wir einen soluten Limit des damals Machbaren.“ Doch nackte Zahlen werden dem

nehme sie mit rein, da sie cool aus- dpa pa/ kommt Bewegung in kann, springt die Ampel auf grün. Mein sonst gediegen mag. Sein Lieblingsauto anzeige. Die Eingangstür versteckt sich Scheibenrahmen“, sinniert Gerd, wäh- Als Gerd den kleinen Österreicher Krabbler nicht gerecht. Diesen Rallye- die Sache. Rechte „Nee, lass mal“ geht im Wimmern der in der eigenen kleinen Sammlung ist hinter einem großen grauen Container. rend sich unter seinen Riesenhänden vor einigen Jahren leblos aus einer Käfer muss man fahren, spüren und Hand an den Schaltknüppel, linke Hinterreifen und im Röhren des Vier- ein Mercedes Strich-Acht als Lang- „Das ist uns so lieber“, meint Gerd, das nächste Blech formt wie Pizzateig. Scheune zog, gab es den Originalmotor hören. Das Röhren, Kreischen und Hand ans Lenkrad, der Kopf knickt weiter ab – das Tele- zylinders unter. Wir steuern viel zu version. Ein überlanges Diplomaten- „wir haben da schon mal ziemlich sel- Der Blechzauberer, der Käfer und ich in Teilen dazu. Der Vierzylinder war Wimmern der gequälten Pneus gehört fon klemmt jetzt zwischen Ohr und Schulter. Leicht ruckelnd setzt schnell auf eine viel zu nasse Kurve zu. auto und der behäbige Gegenentwurf tene Autos drinstehen. Und die Kunden sind derweil in einem Wald kurz vor nicht mehr zu retten. Diagnose: mehr- dazu. Gerd am Momo-Sportvolant sich das Auto in Bewegung, und ich schwöre: Wenn in diesem Mo- Meine Fingernägel krallen sich tief in zum Überkäfer. kommen eh auf Empfehlung.“ Hattingen angekommen. Das Ruhr- facher Riss im Motorblock durch aku- zirkelt knapp an den Füßen des Foto- ment jemand mit einem Klemmbrett an meine Seitenscheibe träte den Recarositz und mein letztes Stünd- Gerd Bovermann ist Benzinkopf von Mit alten Autos kennt der Essener gebiet ist hier saftig und grün. Regen ten Eisbach. Bei Rallyes keine Selten- grafen vorbei. Die Hinterreifen suchen und eine Petition dabei hätte, die die Todesstrafe fürs Handytelefo- chen beginnt zu schlagen. In einem 44 Berufs wegen. Zusammen mit seinem sich seit seiner Lehrzeit als Karosserie- tropft von den Bäumen. Die Ruhr heit und tödlich für eine heißgemachte jubelnd und hilflos Halt auf dem nieren im Auto forderte – ich würde mehrfach unterschreiben, mit schlängelt sich bleigrau zwischen Maschine. Das Getriebe fehlte ganz. Asphalt. Jetzt erwische ich Gerd beim portiert. Mit 23 kam der erste selbst allen falschen Namen, die mir einfielen. Strommasten, Industriekultur und Keine wirkliche Herausforderung für Grinsen. Ob er noch Hobbys habe, verdiente 911er.“ Nach Südafrika zog er Weil diese Handy-Narren millionenfach den Beweis antreten, dass Fachwerkhäusern. Die Straßen sind einen Schrauber aus der Kruppstadt außer Schrauben, Käfer und Strich- Cappuccino 911 1989 – „eigentlich wollte ich hier nur der Mensch sich eben nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrie- eng; „ZONG!“ macht der Käfer beim Essen. Gerd „optimierte“ den deutsch- Acht, frage ich mal pro forma. „Mein sechs Monate lang studieren!“ Ein ben- ren kann. Nicht mal Frauen können das, und wenn es ihnen noch so österreichischen Volkssportler mit den Beruf ist mein Hobby“ kommt zwi- zingeschwängertes Leben, das im Club oft nachgesagt wird. Es geht einfach nicht, Multitasking ist die Mär Porsche-Genen daher ein wenig. Des- schen zwei Gasstößen, bevor der Käfer TEXT ANSGAR FULLAND Club 9 in Kapstadt, EINE FUSION aus Showroom, 9 seinen vorläufigen Höhepunkt gefun- sehen, gerade habe ich einen 348 TS.“ des 21. Jahrhunderts. Vergesst es, macht die Dinge nacheinander, und sen neues Herz ist ein Typ4-Motor, wie zum ersten Mal am heutigen Tage einer FOTOS THOMAS FAEHNRICH Werkstatt und Gastronomie, setzt Maßstäbe den hat. Für Molsen gibt es nur ein wahres Su- vor allem: Telefoniert nicht beim Fahren. Checkt auch keine Mails, er auch im Bus oder dem Volksporsche Serie Schlaglöcher ... ausweicht. Dabei Das einstige Boomland Südafrika ist percar: „Das ist und bleibt der Elfer aus schreibt keine SMS, surft nicht im Netz. Weil ihr Unfälle damit ver- 914 zum Einsatz kam. In der Gerd-und- hatte ich mich gerade daran gewöhnt. beim Präsentieren von Classic Sportscars in der Krise. Fallende Rohstoffpreise, den 70-er, 80er-Jahren – und ganz be- ursacht, weil ihr Leid über die Menschen bringt, vor allem aber: Weil Durchfahren der Schlaglöcher. Hat das Manfred-Version bringt er heute ent- Ganz klar: Der Überkäfer Streiks und Dürren, dazu der Dauer- sonders die frühen 90er aus Zuffen- euch euer Auto so scheißegal ist, dass es weh tut. Ding überhaupt Stoßdämpfer? „Das ist spannte 132 PS. Und zwar bei sagenhaft macht süchtig. Das popkulturelle Herz von Capetown Wie Club 9, eine Edelschrauberbude zwist in der Regierungspartei ANC hausen: die mit 911 auf dem Ein Handy ist nur ein Ding, ein Auto aber ist Teil eurer Persönlich- ein Rallye-Käfer“, erläutert Gerd und ist der CBD: Im Central Business Dis- mit angeschlossenem Café-Restaurant. haben die Aufbruchsstimmung rund um Deckel!“ keit. Es verdient eure ganze Aufmerksamkeit. Interessiert euch für lässt den Krabbler genüsslich über eine trict kreuzen Models, Banker, Back- Die perfekte Mittagspause für Petrolhe- die Geräusche, die es macht. Spürt die Beschleunigung, arbeitet an weitere Serie Schlaglöcher donnern. packer und bärtige Surfertypen. Wäh- ads, bei der seltene Sammlerstücke eurer Kurventechnik, lernt den Respekt vor der Bremse. Aber igno- Ich sitze also nicht in irgendeinem rend Tafelberg und aufgebrezelte Wa- hinter Glas präsentiert werden. Ende riert das Auto nicht, um Gottes Willen. Tuning-Opfer der Siebziger. Ich sitze in terfront den Touristen gehören, werden 2015 hat sich der gebürtige Hamburger Tut auch nicht so, als sei das Fahren an sich nicht wichtig. Das ist einer Ikone der Käfergeschichte. Einem links und rechts der Long Street beim Dirk Molsen seinen Traum erfüllt. Wäh- es nämlich doch, sonst würdet ihr zu Fuß gehen (dabei kann man der seltensten VW Käfer überhaupt. Sauvignon Blanc aus Boschendal die rend Frau und Sohn das Gastrono- super telefonieren). Das Fahren mit hohen Geschwindigkeiten for- Den „Rallye-Käfer“ baute Porsche (!) Deals gemacht. Im ständigen Wett- mische erledigen, kümmert sich der dert zudem höchste Konzentration: Da außer Profisportlern kein Salzburg als ernst zu nehmendes Wett- Porsche-Aficionado um den PS-Nach- Mensch schneller als 35 km/h rennen kann, ist auch das Herumeiern bewerbsfahrzeug Anfang der Siebziger TEXT RALF NIEMCZYK schub. Seit er denken kann, gehört sein in einer 30er-Zone ein unphysiologisch hohes Tempo für Körper und und schuf damit eine Legende. Fünfzig FOTOS STEFAN ANKER Herz Motoren aller Art. „Noch als Schü- Geist. Ihr müsst da aufpassen und sollt nicht telefonieren! Stück gab es. Heute gibt es noch sechs. ler hatte ich angefangen, aus den Müll- Für alle, die diesen einfachen Zusammenhang nicht begreifen, Weltweit. „Vielleicht auch acht oder bewerb der angesagten Straßen hat die containern von Werkstätten Autoteile fordere ich: vierteilen oder verbrennen, das Fallbeil, den Strick oder zehn“, spekuliert Gerd. „Das weiß kei- Bree Street enorm zugelegt. Was nicht herauszusammeln. Die habe ich dann den Schwedentrunk. In minderschweren Fällen tut es auch eine ner so genau. Die wurden immer weg- zuletzt an ungewöhnlichen bis einzig- im Garten hergerichtet und weiterver- stundenlange Folter. Mit Klingeltönen. geschmissen, wenn sie kaputt waren.“ artigen Konzepten liegt, die man eher in kauft“, erzählt er. „Danach habe ich auf Der Rallye-Käfer kann auch Autobahn. Mit über 190 km/h Spitze sorgt der Krabbler für Überraschungen Und kaputt gingen die Sportkäfer Los Angeles vermuten würde. eigenes Risiko Autos aus den USA im- auf der linken Spur schnell. „Mehr als ein Rennen haben

Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: PSWELT_Dir/PSWELT/PSWHH-HP Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 10.04.16/1/021 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95% 20 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG

r war der Fast-and-Furious seiner den Wagen repariert – nur nimmt er dafür jedes Mal un- Wir leben in einer Welt mit unglaublich viel Lärm, akus- et für meinen Geschmack eigentlich ein bisschen zu präten- Zunft: Ritchie Blackmore, Mitbe- glaublich viel Geld. Dass der sich nicht schämt! Wenn du tischer Umweltverschmutzung. Da habe ich gerne mal meine tiös ist. Ich mag lieber den gotischen oder den barocken Stil. gründer der Hardrockbands Deep einen Mercedes fährst, denken alle, dass sie dich über den Ruhe. Heute ist der gesamte Alltag sehr viel lauter geworden, Purple und Rainbow, war immer sehr Tisch ziehen können, weil du sehr viel Geld haben musst. als er damals war. Alle sind ständig per Kopfhörer mit ihren Hamburg. schnell, wild und unberechenbar. Ein Smartphones verbunden, starren gleichzeitig auf die Dis- Da würde ich das Schloss Tremsbüttel nahe Ahrensburg Gitarren-Gott, der seine Fender Stra- Was bei Ihnen ja nicht ganz von der Hand zu weisen ist. plays. Jeder ist ständig auf Social Media und checkt, ob das nehmen, liegt etwa 30 Kilometer nordöstlich von Hamburg. tocaster regelmäßig zu Kleinholz ver- Mir geht es ums Prinzip. Ich finde das schlimm – der Merce- gepostete Foto von seinem Frühstück gerade viral geht. Irre! 8*3'3&6&/ arbeitete, mit Riffs und Soli Genera- des-Konzern sollte sich mal darum kümmern, dass bestimm- München. tionenE von Gitarristen prägte. Blackmore hat mehrere Hym- te Werkstätten so viel Geld für Reparaturen verlangen. Sie haben doch selbst eine Facebook-Seite. Von München aus würde ich mich auf den Weg zum Schloss nen an die Geschwindigkeit mitkomponiert. „Highway Star“ Das machen andere für mich, meine Frau zum Beispiel. Ich Eggersberg im Altmühltal machen. von Deep Purple: Eight cylinders all mine, alright, hold tight, In den letzten Jahren gingen Sie regelmäßig mit Black- schaue mir das oft auch gar nicht an. Ich lebe nun schon I'm a highway star. Oder später bei Rainbow, „Death Alley more’s Night in Deutschland auf Tournee, spielten Mu- lange genug, um mich mit diesem Zeug nicht mehr beschäfti- Stuttgart. 6/4"6'%*$) Driver“ mit einem Gitarren-Intro wie ein aufheulender Mo- sik aus dem Mittelalter – meistens in Burgen und gen zu müssen. Da buche ich das Schloss Haigerloch, südlich von Stuttgart. tor: Livin’ at high speed. Blackmore trat 1997 zum letzten Mal Schlössern. Die Helikopter sind passé, wie reisen Sie mit Rainbow auf, gründete danach mit seiner späteren Ehe- heute durch Deutschland – im Bus oder im Auto? Im Sommer werden Sie doch noch einmal laut: Sie ha- Nürnberg. frau Candice Night die Gruppe Blackmore’s Night und spielt Manchmal fahre ich im Bus mit der Band, oft haben meine ben junge Musiker um sich gescharrt und geben drei Von Nürnberg würde ich auch nach Schloss Eggersberg fah- seitdem Renaissance-Rock, vor allem in deutschen Burgen Frau und ich einen Fahrer. Manchmal fahre ich auch selbst. Konzerte unter dem Namen Ihrer alten Hardrockband ren, ist nur eine Stunde entfernt, südlich gelegen. und Schlössern. Im Sommer nimmt der 70-jährige Engländer eine Auszeit vom Mittelalter – und gibt mit seiner neu for- mierten Band Rainbow zwei Konzerte: auf der Loreley (17. Ju- ni) und in Bietigheim-Bissingen (18. Juni). Grund genug, um mit ihm über das Spannungsfeld zwischen Geschwindigkeit und Entschleunigung und über sein erstes Auto zu sprechen.

VON MARTIN SCHOLZ

PS WELT: Mister Blackmore, wie kommt es, dass Sie erst mit 39 Jahren Ihren Führerschein gemacht haben? RITCHIE BLACKMORE: Weil mir das vorher einfach egal war. Ich mache immer Dinge, die andere Leute so nicht ma- chen würden. Liegt wohl daran, dass ich schon immer eine schwierige, manche sagen auch: renitente Person war. Zur Hölle mit dem, was andere über mich sagen.

Mit 39 waren Sie ein Weltstar. Mit Deep Purple wurden Sie in Privatjets oder Helikoptern geflogen oder vom Chauffeur zu Auftritten gefahren. Angenehmes Leben? Die Helikopter und Jets haben wir während der großen Tour- neen von Deep Purple benutzt, als wir vor 100.000 und mehr Menschen spielten. Hat schon Spaß gemacht.Wenn ich heute Konzerte gebe, ist das ein viel kleinerer Rahmen. Manchmal habe ich noch einen Fahrer – aber ich fahre auch gerne selbst.

Erinnern Sie sich an das erste Auto, das Sie sich nach bestandener Führerschein-Prüfung gekauft haben? Sicher. Ich wollte unbedingt einen deutschen Wagen. Ich habe Deutschland schon immer geliebt, hatte eine Zeit lang in Hamburg gelebt. Vor allem faszinieren mich deutsche Schlösser und Burgen. Also, ich kaufte mir einen Mercedes. Das ist mehr als 20 Jahre her – und ich besitze ihn heute noch. Viele meiner Bekannten ziehen mich manchmal auf: „Ritchie, du musst dir mal endlich einen anderen Wagen kaufen.“ Will ich aber nicht. Leider ist es auf Long Island, wo ich mit meiner Familie lebe, schwierig, jemanden zu finden, der so einen alten Mercedes noch repariert.

Was ist an diesem alten Mercedes so besonders? Mein Mercedes ist wie ein alter Freund. Er ist ein 300 SE. Ich mag ihn sehr, auch wenn er längst nicht mehr so läuft, wie Brad Elterman/ FilmMagic/ Getty Images Getty FilmMagic/ Elterman/ Brad „I don’t like the Stau“ Er schrieb „Highway Star“, die ultimative Rainbow – eines davon auf der Loreley. Haben Sie Geschwindigkeitshymne. Ein Benzingespräch mit sich schon eine Route dorthin ausgesucht? Noch nicht, die Rheinstraße ist natürlich sehr schön zu befahren. Da könnte ich stundenlang aus dem Fens- DEEP-PURPLE-LEGENDE Ritchie Blackmore ter schauen. In den meisten Schlössern am Rhein habe

ich schon übernachtet. Fin Costello/ Redferns/ Getty Images Images Getty Redferns/ Costello/ Fin man es von einem Auto eigentlich erwarten darf. Die Leute Wenn ich selbst am Steuer sitze, wähle ich meist bewusst Sie kennen sich mit deutschen Burgen und halten mich für verrückt, dass ich ihn noch nicht verschrottet längere Strecken aus. Ich möchte beim Fahren etwas von der Schlössern vermutlich besser aus als ich. Mercedes und Helikopter: Mit Rainbow und habe. „Du kannst ihn ja oft nicht mal mehr starten“, lästern Gegend sehen, auf der Autobahn geht das nicht. Das sagen mir viele Deutsche (lacht). Deutsche Burgen und Deep Purple (kl. Foto) genoss Ritchie sie dann, „kauf dir endlich einen neuen.“ Ich halte immer Schlösser sind seit 40 Jahren meine Leidenschaft. Ich sollte Blackmore (unten, 2.v.l.) das Rockstar-Leben dagegen: „Ist schon okay so. Ich habe mich daran gewöhnt.“ Haben Sie Lieblingsrouten in Deutschland? mal einen Reiseführer schreiben. Ich habe mich schon für Ich fahre am liebsten auf Landstraßen, die durch deutsche Schlösser interessiert, als wir noch mit Deep Purple auf Tour- Und Berlin? Ist aber blöd, wenn ein Auto nicht mehr anspringt, oder? Dörfer führen. Die Gegend um Nürnberg mag ich besonders. nee in Deutschland waren. So oft es ging, habe ich mich nach Berlin ist ein Problem, es gibt dort kaum Schlösser. In ver- Mit Fingerspitzengefühl geht immer was. Eine Zeit lang bin Ich komme gerne langsam beim nächsten Auftrittsort an. Auf Schlössern in der Gegend umgesehen und dort übernachtet. gangenen Jahren habe ich das Schloss Cecilienhof empfohlen. ich mit meinem Mercedes nur noch kurze Strecken gefahren der Autobahn ist das Panorama doch immer das gleiche. – nur so weit, dass ich notfalls zu Fuß nach Hause gehen Und: I don’t like the Stau! Wenn ich auf der Autobahn fest- Sie sind das menschliche Navigationsgerät für Burgen Mit „Highway Star“ haben Sie den ultimativen Rock- konnte, wenn der Wagen mal wieder liegen geblieben war. sitze, dann kommt mir das immer wie eine Ewigkeit vor. und Schlösser? Song über Autos und Geschwindigkeit komponiert. Und Ja, hehehe. so spielen Sie in dem Song ja auch Gitarre – als wollten Wie weit haben Sie sich mit Ihrem Auto denn noch raus- Hören Sie Musik beim Fahren? Sie die Schallmauer durchbrechen ... gewagt? Klar, ich habe immer CDs mit mittelalterlicher Musik dabei. Machen wir ein Spiel: Ich nenne Ihnen eine deutsche Ja, das macht auch Spaß. Bloß: Geschwindigkeit ist nicht Vier oder fünf Kilometer. Wenn ich weiter weg fahren muss, Großstadt, und Sie sagen mir, welches Schloss Sie in alles. Es kam mir bei meinen Soli nie nur auf das Tempo an, nehme ich mit meiner Frau Candice und unseren Kindern Kein Hochgeschwindigkeits-Rock? der Nähe empfehlen können. immer auch auf die Melodie, die Phrasierung. den Familienwagen, einen Ford SUV. Mit dem Mercedes ist Nee, nicht im Auto. Wenn ich einen Fahrer habe und Renais- Yeah. Legen Sie los. halt jede Fahrt ein Vabanquespiel, weil ich nie weiß, auf wel- sance-Musik auflege, wird der allerdings verrückt (lacht). Schnelles Fahren macht also auch keinen Spaß? che Weise ich nach Hause kommen werde (lacht). Manchmal will ich beim Fahren auch gar nichts hören. Ein- Köln. Nachdem ich meinen Führerschein hatte, bin ich schon ger- fach nur Stille. Ich schätze die Stille sehr, auch im Auto. Mal überlegen, von Köln aus würde ich wohl weiter nach ne schnell gefahren. Aber nach einer Weile schaltest du run- Haben Sie sich das Autoreparieren jetzt selbst beige- Norden fahren ins Schlosshotel Hugenpoet bei Essen. In ter. Wenn ich selbst fahre, fahre ich eher langsam, egal ob in bracht, wenn es kaum passende Mechaniker gibt? Mit Deep Purple hatten Sie sich seinerzeit gebrüstet, die Essen habe ich immer die Grugahalle geliebt – klasse Akus- Deutschland oder in Amerika. Ist eine Vorsichts- Nein. Es gibt in der Gegend zwar einen Mechaniker, der mir lauteste Band der Welt zu sein. tik, großartiges Rock’n’Roll-Publikum. Obwohl das Hugenpo- maßnahme: Es gibt zu viele Idioten auf den Straßen. )"--0 ;6,6/'5 #.8%&/&95

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