Das Pilzjahr 2018

Auf den ersten Exkursionen des Jahres (Daldinia childiae) gefunden werden. Er wurde in Bochum, Essen und Herten das wuchs auf Ahorn und Esche. Die Art ist Goldhaar-Moosbecherchen (Octospora etwas gestielt (Abb. 3) und ihre Pigmente affinis) gefunden. Es wächst stets am lösen sich in KOH orangebraun. Der Pilz Grund des Mooses Orthotrichum affine ist nach der amerikanischen Mykologin (Abb. 1), ist also streng moosgebunden. Es Marion Child benannt. Wesentlich häufiger wurde erst 2006 beschrieben (BENKERT & ist der Kohlen-Kugelpilz (Daldinia con- KRIEGLSTEINER 2006) und ist in centrica). Diese Art wächst meist an Esche Süddeutschland sehr häufig. Seitdem das und bildet relativ große Fruchtkörper aus. Wirtsmoos Orthotrichum affine das Im Englischen wird der Name „King Alf- Ruhrgebiet wiederbesiedelt hat, ist auch O. red´s Cake“ für die Gattung Daldinia affinis relativ leicht zu finden. Parasitische verwendet. Der Legende nach wurde Kö- Moosbecherchen sind in großer Artenzahl nig Alfred von einer Bäuerin versteckt, als bekannt (ca. 90 Arten aus den nah er vor dänischen Wikingern floh. Im verwandten Gattungen Lamprospora, Gegenzug hatte er der Bäuerin versprochen Octospora und Neottiella (ECKSTEIN 2018). auf den Kuchen aufzupassen, der gerade Die nächstverwandte Art von O. affinis ist im Ofen war. Er vergaß es aber und die O. wrightii. Diese Art wächst auf Amblys- Kuchen verbrannten. Er zerstreute sie dann tegium serpens (BENKERT 2006). Die ge- im ganzen Wald, um seinen Fehler zu nauen Beziehungen zwischen Pilzen und vertuschen. Moosen sind weitgehend unerforscht. Wei- tere Pilze, die auf Moosen wachsen, sind z. B. die Ascomyceten Roseodiscus formo- sus, Octosporopsis nicolai, Bryoscphyus dicrani, Mniaecia jungermanniae sowie die Basidiomyceten Arrhenia retiruga und Rimbachia bryophila. Weitere Pilze, die an Moose gebunden sind, sind z. B. Cotylidia undulata und die Gattung Galerina.

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Abb. 2: Goldhaar-Moosbecherchen Zwischen März und November wurde in Herten, Olfen, Castrop-Rauxel, Ratingen, Bottrop und Dortmund mehrfach der Südliche Rindenkugelpilz (Biscogniauxia mediterranea) gefunden. Die Art ist in Südeuropa häufiger als in Mitteleuropa. In Portugal gilt sie z. B. als Schädling an TK Korkeichen (HENRIQUES et al. 2015). Wir Abb. 1: Orthotrichum affine auf Esche fanden die Art ausschließlich an abgebro- Nachdem am 18.01.2018 Sturmtief Frie- chenen Buchenästen. Sie ist makrosko- derike über Norddeutschland gezogen war, pisch an den aufgewölbten Rändern und blieben viele Wälder für Wochen gesperrt. mikroskopisch an den großen Sporen zu Eine dadurch bedingte Änderung des Ex- erkennen. Es könnte eine Art sein, die vom kursionsziels stellte sich aber als Glücks- Klimawandel profitiert. Im Juni wurde in fall heraus. So konnte im Februar im Esse- Ratingen eine weitere Biscogniauxia-Art ner Hespertal der Birnen-Holzkohlenpilz entdeckt. An einer Eberesche wuchs der 1 Gerandete Rindenkugelpilz (Biscogniau- „Dreiecksbeziehung“ zwischen dem Leber- xia marginata). Die Stromata sind moos, dem Pilz und dem Cyanobakterium scheibenförmig und werden bis 8 mm breit. Nostoc zu geben (GUMINSKA & Der Pilz scheint noch recht selten zu sein. MIERZEŃSKA 1990). Gängige ältere Gat- Die Internetseite „Pilze Deutsch- tungsnamen für Loreleia sind Gerronema land“ enthält nur 4 Datensätze für NRW. und Omphalina. Evtl. ist die Art aber in Ausbreitung befindlich, da dieser Pilz 2018 noch mehr- fach gefunden wurde. Weitere Biscogni- auxia-Arten sind B. nummularia an Buche, B. cinerolilacina an Linde, B. granmoi an Gewöhnlicher Traubenkirsche, B. simplicior an Kreuzdorn, B. repanda ebenfalls an Eberesche und B. dennisii v. a. an Ulme. B. cinerolilacina und simplicior sind noch nicht in Deutschland nachgewie- sen worden. Gute Abbildungen der meisten dieser Arten finden sich in ZIBAROVA & Abb. 4: Südlicher Rindenkugelpilz KOUT 2017.

Abb. 5: Gerandeter Rindenkugelpilz Abb. 3: Birnen-Holzkohlenpilz Im Juli und August wurde im Sauerland Im Mai wuchs am renaturierten Läppkes mehrfach der Samtige Dachpilz (Pluteus Mühlenbach an der Stadtgrenze Oberhau- podospileus) gefunden. Der Hut dieser Art sen / Essen der Kleine Orangenabeling ist samtig dunkelbraun und wird nur 1–3 (Loreleia marchantiae). Die Art ist eng cm groß. Der Stiel ist fein braun beflockt, verwandt mit Loreleia postii, aber nicht so besonders in der unteren Hälfte (bei der langstielig wie diese (s. APR-Jahresrück- Form minutissimus können die Flocken blick 2012). Pilze der Gattung Loreleia fehlen). Die Hutdeckschicht setzt sich aus gehen eine Beziehung zu Moosen ein. länglichen und runden Elementen zusam- L. marchantiae wächst auf Brunnenleber- men. Er wächst meist auf stark zerfallenem moos (Marchantia polymorpha). Auch die Laubholz, an feuchteren Stellen und an verwandten Heftelnabelinge Rickenella Wegrändern. Nah verwandt mit den fibula und R. swartzii sind auf Moose Dachpilzen sind die Scheidlinge (Volvari- angewiesen. Sie sind nicht wirtsspezifisch ella). Gemeinsame Merkmale sind die und kommen auf mehreren häufigen Wald- freien Lamellen und das rosa Sporenpulver. moosen vor. Da bei Rickenella keine Nach neueren Erkenntnissen (JUSTO et al. Schädigung der Moose auffällt, scheinen 2011) ist einer der bekanntesten Scheid- sie eher Saprobionten als Parasiten zu sein. linge, nämlich der Große Scheidling, näher Auch bei Loreleia fällt keine Schädigung mit den Dachpilzen als mit den Scheidlin- der Moose auf. Es scheint sogar eine gen verwandt, so dass er in die neu

2 geschaffene Gattung Volvopluteus gestellt ist der Teichrand-Schwefelkopf aber gut wurde (neuer Name: Volvopluteus gloioce- kenntlich. phala).

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TK Abb. 8: Samtiger Dachpilz Abb. 6: Brunnenlebermoos, weibl. Thallus

Abb. 9: Teichrand-Schwefelkopf

Im Köllnischen Wald wurde auf derselben Abb. 7: Kleiner Orangenabeling Exkursion außerdem der Wollstielige Im Sommer 2018 war das Pilzaufkommen Raufuß (Leccinum cyaneobasileucum = L. gering. Sehr hohe Temperaturen und ge- brunneogriseolum) gefunden. Dieser ringe Niederschläge von April bis Septem- Raufußröhrling hat einen einheitlich grau- ber waren für das Pilzwachstum nicht ge- braunen Hut. Die Poren bräunen auf Druck rade förderlich. Fündig wurde man am nach einiger Zeit leicht. Die Stielbasis ist ehesten an feuchtegepägten Biotopen. So mit wolligem Filz überzogen. Das Fleisch konnte im August am Ufer eines ist weißlich und verfärbt sich nur in der trockengefallenen Bergsenkungsgewässers Stielbasis langsam blau. Der Pilz wuchs in im Köllnischen Wald in Bottrop der Teich- Bottrop ebenfalls im Ufergehölz des rand-Schwefelkopf (Hypholoma suberi- Bergsenkungsgewässers zwischen caeum) gefunden werden. Der Hut ist hyg- Torfmoosen. Die Art wächst jedoch auch rophan und nicht selten mit einer weißen, an trockeneren Standorten. Zur weiteren für die Art typischen Inkrustation (Kris- Beschreibung der Mikromerkmale s. DEN tallablagerung) behaftet (Abb. 9). Dieser BAKKER & NORDELOOS 2005. Schwefelkopf ist nicht so bekannt wie die Einer der wenigen Pilze, der im Sommer häufigeren, holzbewohnenden Schwefel- wuchs, war der Schwärzende Bovist (Bo- köpfe (Grünblättriger, Ziegelroter und vista nigrescens). Die Fruchtkörper dieser Rauchblättriger Schwefelkopf). Durch den Art sind kugelig und erreichen bis 7 cm Standort an ausgetrockneten Teichen und Durchmesser. Die Außenhaut ist jung Tümpeln sowie die relativ kleinen Sporen weisslich, löst sich aber bald ab. Die dann

3 sichtbare Innenhaut wird bald violett- schicht erreichen bei H. rufa bis 20 μm schwärzlich. Bei Sporenreife reißt der Breite, bei H. aurantiaca nur 10 μm. Fruchtkörper am Scheitel auf. Er löst sich vom Mycel ab, so dass er nur locker auf- liegt und vom Wind verweht werden kann. Etwas kleiner und heller bleibt der ähnli- che Bleigraue Zwergbovist (Bovista plumbea). Abb. 10 entstand im August auf einer mageren Wiese in der Eifel. Die Art wächst aber auch im Ruhrtal.

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Abb. 11: Wollstieliger Raufuß

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Abb. 10: Schwärzender Bovist Im September wurde während der Hilchen- bach-Exkursion in einem Fichtenwald ein auffällig dunkelbrauner Falscher Pfiffer- TK ling gefunden (Abb. 12). Diese dunkle Varietät „rufa“ ist schon länger bekannt. Abb. 12: Brauner Afterleistling Sie wurde 2008 von KNUDSEN (in Im September wuchs in Wetter ein seltener KNUDSEN & VESTERHOLT 2008) in den Röhrling bei Lärchen. Es handelte sich um Artrang gehoben. Diese Entscheidung den Nadelholzröhrling (Buchwaldobole- wurde 2013 von HOLEC & KOLARIK auf- tus lignicola). Er besitzt einen goldbraunen, grund von DNA-Untersuchungen bestätigt. matt-samtigem Hut. Die Poren verfärben Unterschiede zum Falschen Pfifferling sich auf Druck grünblau. Unter der Hut- ( aurantiaca) sind außer- haut befindet sich eine dicke gelatinöse dem die etwas kleineren Sporen. HOLEC & Schicht Dadurch kann die Huthaut auf dem KOLARIK geben als Sporenlänge 5,5-6,5 Pilz verschoben werden. Der μm für Hygrophoropsis rufa und 6,5-8 μm Nadelholzröhrling wächst bei Kiefer, für H. aurantiaca an (90%-Perzentil). J. Lärche und Douglasie. Wahrscheinlich ist MARQUA 2013 gibt für H. rufa 5,1-6,4 μm er ein Mykoparasit auf dem Kiefern- und für H. aurantiaca 5,3-7,1 μm an (95%- Braunporling (Phaeolus schweinitzii), der Perzentil). Der Überlappungsbereich ist dieselben Nadelgehölze besiedelt. NUHN et also deutlich größer als bei den tschechi- al. 2013 vermuten, dass auch der ver- schen Funden. Dieser fast vollständige wandte Pfefferröhrling (Chalciporus Überlappungsbereich wurde auch bei den piperatus) parasitisch lebt (an Fliegen- Funden aus dem Raum Hilchenbach im pilz?). Eine Ektomykorrhiza ist beim Siegerland bestätigt. KNUDSEN & Pfefferröhrling wahrscheinlich nicht ausge- VESTERHOLT geben ebenfalls fast identi- bildet. Dies unterscheidet den Pfefferröhr- sche Sporenmaße für die beiden Arten an. ling, den Nadelholzröhrling und den Sie nennen aber noch einen weiteren Schmarotzerröhrling von den übrigen Unterschied. Die Endzellen der Hutdeck- Röhrlingen. 4 bei sehr feuchtem Wetter schmierig wird. Zu den Schmierröhrlingen zählt auch der Goldröhrling (Suillus grevillei), der nur unter Lärchen vorkommt. Häufig war 2018 der Buchen- oder Be- ringte Schleimrübling (Oudemansiella mucida) Er wächst überwiegend saprobiontisch auf Buchenästen. Der Hut ist bis 10 cm breit, jung grau, später weiß- TK lich. Die Lamellen sind entfernt stehend. Das reichlich abgegebene Sporenpulver Abb. 13: Nadelholzröhrling bedeckt häufig die Umgebung der Fruchtkörper. Die Gattung ist nach dem niederländischen Arzt, Botaniker und Mykologen Oudemans (1825–1906) be- nannt. Auf Englisch heißt der Buchen- Schleimrübling übersetzt “Porzellanpilz”.

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Abb. 14: Butterpilz Während der Hilchenbach-Exkursion wurde auch der Butterröhrling oder TK Butterpilz (Suillus luteus) gefunden. Er ist ein Mykorrhizapilz von Kiefern und nicht Abb. 15: Buchen-Schleimrübling selten. Der Gattungsname „Suil- lus“ bedeutet so viel wie „Schweinepilz“. Ebenfalls häufig war 2018 der Wiesen- Der Hut des Butterpilzes wird ca. 12 cm Champignon (Agaricus campestris). Der breit und ist gelb- bis violettbraun. Feucht bis 12 cm breite Hut ist weiß bis grau- ist der Hut schmierig. Der Hutrand ist an- weißlich und weist flach anliegende fangs mit dem Stiel durch einen häutigen Schuppen auf. Der Ring ist hängend, aber Schleier verbunden, der als Ring am Stiel relativ dünn und vergänglich. Das Fleisch bleibt. Oberhalb des Rings sind braune ist weiß und riecht schwach angenehm. Pünktchen vorhanden. Giftig ist der Butter- Das unterscheidet ihn vom Schaf- pilz nicht. Allerdings treten bei ihm häufi- Champignon (Agaricus arvensis), der ger individuelle Unverträglichkeiten auf deutlich nach Anis bzw. Bittermandel Vor allem die Huthaut wird für Durchfall riecht. A. campestris wächst auf mäßig und andere Verdauungsbeschwerden gedüngten Wiesen, Weiden und verantwortlich gemacht. Andere Schmier- Pferdekoppeln sowie in Gärten, Parks und röhrlinge (Suillus) sind z. B. der Ringlose Grünanlagen. Die Fruchtkörper des Wie- Butterpilz (Suillus collinitus) mit sen-Champignons erscheinen zwischen Juli rosafarbenem Basismycel, der Kuhröhr- und Oktober, insbesondere in trockenen ling (Suillus bovinus), der zusammen mit und warmen Sommern nach ergiebigen dem Rosenroten Gelbfuß (Gomphideus Regenfällen. Der Pilz ist eine von mehr als roseus) wachsen kann und der Sandröhr- 60 Champignon-Arten in Deutschland. Der ling (Suillus variegatus), dessen Hut nur Wiesen-Champignon gilt seit Jahrzehnten als rückläufig, da er empfindlich auf Über- 5 düngung reagiert. Er war der Pilz des Jah- Lamellenschneiden, wächst an vorjährigen res 2018. Zu den giftigen Champignons Stängeln verschiedener Farnarten. zählt der Karbolegerling (Agaricus xanthoderma), dessen Stielbasis sich im Anschnitt chromgelb verfärbt. Er riecht unangenehm karbolartig. Manchmal ist der Karbolgeruch nur schwach ausgeprägt. Er verstärkt sich aber beim Erhitzen.

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Abb. 18: Farnhelmling Im Oktober fand in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum eine Pilzausstel- lung im Botanischen Garten statt. Dort TK wurde u. a. der Harzige Lackporling (Ganoderma resinaceum) ausgestellt. Er ist Abb. 16: Wiesen-Champignon konsolenförmig und kann bis ca. 35 cm Im Oktober wurde während der DGfM- lang werden kann. Der Hut ist von einer Tagung am Möhnesee der Zitronenhütige Harzkruste überzogen, die in der Steinpilz (Boletus venturii = Boletus edulis Feuerzeugflamme schmilzt. Der Harzige var. citrina) gefunden. Dieser Pilz wächst Lackporling ähnelt äußerlich stark dem meist in Südeuropa und wird nur sehr sel- Kupferroten Lackporling, ist aber näher ten in nördlichen Gebieten gefunden. mit dem Glänzenden Lackporling ver- Neuerdings gilt er nicht als eigene Art, wandt. Die Fruchtkörper sind einjährig. sondern nur noch als Varietät des Steinpil- Jung sind sie knollig-polsterförmig, weiß- zes (BEUGELSDIJK et al. 2008). Weitere gelblich und weichfleischig. Der Harzige Varietäten des Steinpilzes, die noch nicht Lackporling wächst im Ruhrgebiet meist geklärt sind, sind z. B. der Birken-Stein- an Roteiche, wurde in der näheren Umge- pilz (B. betulicola) und der Weiße Stein- bung aber auch auf Sumpfeiche und Buche pilz (B. personii). gefunden.

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Abb. 17: Zitronenhütiger Steinpilz Abb. 19: Harziger Lackporling Während der DGfM-Tagung wurde der Anfang November wuchs auf einem Park- Farn-Helmling (Mycena pterigena) ent- platz im Bochumer Norden der Geröllna- deckt. Dieser zierliche, weiß- bis rosafar- beling (Arrhenia rickenii). Kennzeichnend bene Helmling mit den orangerötlichen sind die gegabelten Lamellen, die durch 6 niedrige, leistenförmige Queradern verbun- dotus brunneoroseus). Das Zinnoberrote den sind. KASPAREK 1999 nennt als Vor- Stummelfüßchen war 2018 jedoch nicht kommen überwachsene Bauschutt- der einzige bemerkenswerte Fund aus Brachflächen, bemooste Mauerruinen, dieser Gattung. Anfang November wuchs sandig-schottrige See- und Flussufer. Er ebenfalls im Raum Bottrop das wächst vom Spätherbst bis zum Winteran- Safranblättrige Stummelfüßchen (Crepi- fang. Die Art wurde zu Ehren Adalberts dotus crocophyllus). Rickens (1851 - 1921) benannt. Der aktu- elle Gattungsname Arrhenia erfolgte zu Ehren des schwedischen Botanikers Johan Petter Arrhenius (1811 - 1899). Der Geröllnabeling ist in NRW vom Ausster- ben bedroht (RL 1).

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Abb. 21: Zinnoberrotes Stummelfüßchen Zusammenfassung: 2018 war aufgrund TK der trockenen Witterung ein unterdurch- schnittliches Pilzjahr. Allerdings gelangen Abb. 20: Geröllnabeling gerade im November in innerstädtischen Bereichen von Bottrop und Bochum noch Mitte November wuchs in Bottrop das schöne Funde. Insgesamt werden 19 Zinnoberrote Stummelfüßchen (Crepi- Pilzarten vorgestellt, die 2018 im Ruhrge- dotus cinnabarinus). Dieser Pilz ist in biet und im Sauerland bzw. Siegerland Deutschland erst zweimal gefunden wor- wuchsen. Darunter 4 Ascomyceten und 15 den. Erstmalig wurde er am 20.09.1990 Basidiomyceten. nachgewiesen (auf Esche bei Gerolstein, EBERT 1991). Der Zweitfund gelang am Bildautoren: Thomas Kalveram sowie 02.08.2012 in Mönchengladbach auf Pap- Björn Sothmann (Nr. 4), Norbert Make- pel (BENDER 2012). Dieser Fund war donski (Nr. 2, 3 & 11) und Björn Son- gleichzeitig auch der Erstfund für NRW. topski (Nr. 21). Erstmalig in Europa trat die Art 1943 in Dänemark auf (MØLLER 1945, auf Buche). Literatur: Er beschrieb die Art damals als Crepidotus cinnabarinus ohne zu wissen, dass der Pilz BENDER, H. (2012): Pilz der Woche 2012. unter diesem Namen bereits 1895 in Ame- www.bender-coprinus.de (abgerufen 21.11.2018) rika beschrieben worden war. (PECK 1895). C. cinnabarinus wuchs im innerstädtischen BENKERT, D. & KRIEGLSTEINER, L. (2006): Octo- spora affinis (Ascomycetes, Pezizales), Bereich von Bottrop auf einem liegenden eine neue, offenbar nicht seltene Eschenstamm zusammen mit dem Gallert- bryoparasitische Art auf Orthotrichum affine. fleischigen Stummelfüßchen (Crepidotus Zeitschrift für Mykologie, Bd. 72(1): 53-58 mollis). Dieselbe Beobachtung wurde BENKERT, D. (2006): Octospora erzbergeri auch in Holland gemacht (NMV 2014). In (Pezizales, Ascomycetes), eine neue Art Mönchengladbach wuchs das Zinnoberrote aus Serbien-Montenegro. Österr. Z. Pilzk. 15: 1-6. Stummelfüßchen teilweise zusammen mit dem Braunrosa Stummelfüßchen (Crepi- BEUGELSDIJK, D.C.M., VAN DER LINDE, S., ZUC- CARELLO, G.C., DEN BAKKER, H.C., DRAISMA, 7 S.G.D., & NOORDELOOS, M.E. (2008): A KNUDSEN, H., & VESTERHOLT J., EDS. (2008): phylogenetic study of Boletus section Bole- Funga Nordica. Agaricoid, boletoid and cy- tus in Europe. Persoonia 20: 1-7 phelloid genera. 966 S. Kopenhagen. DEN BAKKER, H.C. & NOORDELOOS, M.E. (2005): MARQUA, J. (2013): Braunroter Afterleistling. A revision of European species of Leccinum www.pilzflora-ehingen.de (abgerufen Gray and notes on extralimital species. – 17.11.2018) Persoonia 18: 511–587 MØLLER, F.H. (1945): En ny Crepidotus-Art. EBERT, H.-J. (1991): Über seltene und kritische Crepidotus cinnabarinus Møll. et Westerg . Pilze des Regierungsbezirks Trier. Rheinl.- sp. n.Cinnoberfarvet Muslingsvamp. Friesia Pf.Pilzj.1(1):66-71 III(2): 94-95 ECKSTEIN, J. (2018): Bryoparasitic Pezizales. NEDERLANDSE MYCOLOGISCHE VERENIGING - www.octospora.de NMV (2014): Eerste vondst van het Rood GUMIŃSKA B.,& MIERZEŃSKA M (1992): Gerro- oorzwammetje in Nederland. www.nature- nema marchantiae Sing. et Clem. – a fun- today.com/intl/nl/nature-re- gus associating with Marchantia polymor- ports/message/?msg=19719 pha L. and Nostoc sp. Zeszyty Naukowe Uj, NUHN, M.E., BINDER, M., TAYLOR, A., HALLING, Prace Botaniczne 24: 171-177 R.E. & HIBBETT, D.S. (2013): Phylogenetic HENRIQUES, J., NÓBREGA, F., SOUSA, E. & LIMA, overview of the Boletineae. Fungal Biol. A. (2015): Morphological and genetic diver- 117. 479-511 sity of Biscogniauxia mediterranea associ- PECK, C.H. (1895): New species of fungi. ated to Quercus suber in the Mediterranean Bulletin of the Torrey Botanical Club. Basin. Revista de Ciencias Agrarias 38(2): 22:485-493 166-175 SIEPE, K. & WÖLFEL, G. (2011): Rote Liste und HOLEC, J. & KOLARIK, M. (2013): Notes on the Artenverzeichnis der Großpilze – identity of Hygrophoropsis rufa (Basidiomy- Makromyzeten – in Nordrhein-Westfalen. 2. cota, ). Czech Mycology 65(1): Fassung, Stand Dezember 2009. In: LA- 15–24 NUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten JUSTO, A., VIZZINI, A., MINNIS, A.M., MENOLLI, Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein- N., CAPELARI, M., RODRIGUEZ, O., MALY- Westfalen, 4. Fassung, 2011 – LANUV- SHEVA, E., CONTU, M., GHIGNONE, S. & Fachbericht 36, Band 1: 345-524. HIBBETT, D. S. (2011): Phylogeny of the Online unter: http://www.bender-bio- Pluteaceae (Agaricales, ): top.de/nrw-listen/_nrw__pilze.html taxonomy and character evolution. Fungal ZIBAROVA, L. & KOUT, J. (2017): Xylariaceous Biol. 115(1): 1-20 pyrenomycetes from Bohemia: species of KASPAREK, F. (1999): Nabelschau. Tintling Biscogniauxia and Hypoxylon new to the 3/99: 16-25 Czech Republic, and notes on other rare species. Czech Mycology 69(1): 77–108

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL NRW Wiesen-Champignon Agaricus campestris - Geröllnabeling Arrhenia rickenii 1 Gerandeter Rindenkugelpilz Biscogniauxia marginata R Südlicher Rindenkugelpilz Biscogniauxia mediterranea R Zitronenhütiger Steinpilz Boletus edulis var. citrina n.a. Schwärzender Bovist Bovista nigrescens - Nadelholzröhrling Buchwaldoboletus lignicola R Zinnoberrotes Stummelfüßchen Crepidotus cinnabarinus R Birnen-Holzkohlenpilz Daldinia childiae R Harziger Lackporling Ganoderma resinaceum 3 Brauner Afterleistling Hygrophoropsis rufa - Teichrand-Schwefelkopf Hypholoma subericaeum 2 Wollstieliger Raufuß Leccinum cyaneobasileucum - Kleiner Orangenabeling Loreleia marchantiae R 8 Deutscher Name Wissenschaftlicher Name RL NRW Farnhelmling Mycena pterigena 2 Goldhaar-Moosbecherchen Octospora affinis - Buchen-Schleimrübling Oudemansiella mucida - Samtiger Dachpilz Pluteus podospileus - Butterröhrling Suillus luteus -

Legende (SIEPE & WÖLFEL 2011) 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, R = durch extreme Selten- heit (potentiell) gefährdet), n.a. = nicht aufgeführt.

T.Kalveram, November 2018

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