13. JAHRGANG · 2019 · HEFT 1

NACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSION

Der römische Kettenpanzer · Die römischen Kalkbrennereien in Bad Münstereifel-Iversheim · Archäologische Geschichten aus Entenhausen · Der in Noricum · Hofheim III – ein neu ent- decktes Marschlager bei Hofheim am · Das neue L i mesmuseu m Aa len INHALT/IMPRESSUM Der Limes 13/2019 Heft 1 02 SEITE

INHALT

DER RÖMISCHE KETTENPANZER Seite 04

DIE RÖMISCHEN KALKBRENNEREIEN IN BAD MÜNSTEREIFEL-IVERSHEIM Seite 10

ARCHÄOLOGISCHE GESCHICHTEN AUS ENTENHAUSEN Seite 16

DER LIMES IN NORICUM Seite 20

HOFHEIM III – EIN NEU ENTDECKTES RÖMISCHES MARSCHLAGER BEI HOFHEIM AM TAUNUS Seite 26

DAS NEUE LIMESMUSEUM Seite 32

Kettengeflecht, das während des Abbruchs des Kastells Künzing in BUCHTIPPS Seite 38 Bayern etwa 242–244 n. Chr. in den Boden gelangte. Das Fragment war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verwendbar und zum Recycling vorgesehen, weshalb es rechteckig zugeschnitten worden war.

Herausgeber: Deutsche Limeskommission, Römerkastell Saalburg, 61350 Bad Homburg ViSdP: Geschäftsführerin Dr. Suzana Mateši´c, www.deutsche-limeskommission.de Redaktion: Karen Schmitt, Stuttgart, www.lexis-lektorat.de Gestaltung: Christian Hölzl, Nina Hardwig, HUND B. communication, München, www.hundb.com Druck: Gotteswinter und Aumaier GmbH, München, www.gotteswinter.de

© 2019 by Deutsche Limeskommission ISSN 1864-9246

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Deutschen Limeskommission unzulässig. Titel: Foto M. A. Wijnhoven – 4: Foto A. Kyrychenko. – 5: Fotos V. Verschoor. – 6, 7, 8 li, 9: Fotos/Zeichnung M. A. Wijnhoven. – 8 re: Foto W. Dijkmann. – 10: L. Berger, LVR-Amt für Bodendenkmal- pflege im Rheinland (ABR) auf Grundlage von Geobasis NRW. – 11: M. Thuns, LVR-ABR. – 12 o, 13 u: Rheinisches Landesmuseum Bonn. – 12 u, 13 o li: L. Berger, LVR-ABR. – 13o re: nach W. Sölter, Eine römische Kalkmalerei. Bild der Wissenschaft 9/7, Sept. 1970. – 14: nach Clauss 1976 Taf. 6,3. – 15 o: L. Berger, nach Sölter 1970, 17 Abb. 4. – 15 u: nach „Der Kalk-Kreislauf“, Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e. V., Köln (https://www.kalk.de/service/publikationen/allgemeine-publikationen/) und E. Deschler-Erb, Kalkbrennerei/La chaufournerie. In: H. Amrein u. a. (Hrsg.), Das römerzeitliche Handwerk in der Schweiz. Bestandsaufnahme und erste Synthesen [dt./frz.]. Monographies instrumentum 40 (Montagnac 2012) 82 Abb. 2.48. – 16–19: © Egmont Ehapa Media/Disney Enterprises, Inc. – 20 u: Danube Limes – UNESCO World Heritage Project/Institut für Österreichische Geschichtsforschung. – 20 o: dito/Ergänzungen R. Ployer. – 21 u: Bundes- ministerium für Bauten und Technik. – 21 o, 22, 24 o, 24 u re, 25: Bettina Neubauer-Pregl, Bundesdenkmalamt. – 23 o, 23 Mitte, 24 u li: René Ployer, Bundesdenkmalamt. – 23 u: Christoph Tinzl, Bundesdenkmalamt. – 26 o: Datengrundlage Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation/Grafik D. Burger-Völlmecke. – 26 u: Katasterplan 2011 Main-Taunus-Kreis/ Grafik D. Burger-Völlmecke nach Ritterling und Nuber. – 28: Foto © GeoBasis-DE/BKG 2017/Geomagnetikbild J. Kalmbach, RGK/Grafik D. Burger- Völlmecke. – 29: Fotos D. Burger- Völlmecke. – 31 o: Fotos A. Scholz. – 31 u: Grafik D. Burger-Völlmecke mit Änderungen nach I. Huld-Zetsche/V. Rupp, Nida. Hauptort der Civitas Taunensium. Archäologischer Plan 1 : 2500 ( 1988) und P. Fasold, Ein Brunnen mit Dendro-Datum aus der domitianischen Okkupationszeit der Wetterau. Saalburg-Jahrbuch 46, 1991, 83–95. – 32, 33 o, 33 Mitte, 34, 35, 37: Fotos Marcus Sies. – 33 u: Limesmuseum Aalen. – 36 o: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Manuela Schreiner. – 36 u: picture alliance. Der Limes 13/2019 Heft 1 EDITORIAL SEITE 03

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kettenhemden, wie auf dem Coverbild dargestellt, ist. Das jüngst gefundene Marschlager kann wahr- bekommt man heutzutage eigentlich nur noch im Der römische Kettenpanzer scheinlich mit den Chattenkriegen Domitians in Museum oder bei Römerfesten zu sehen, bei 700 Jahre Schutzrüstung aus Verbindung gebracht werden und beleuchtet Ringgeflecht denen begeisterte Fans in die Rolle römischer einen Teilaspekt der römischen Kriegs- Seite 04 Soldaten schlüpfen. Eine solche Rollenüber- vorbereitung. „Der Limes in Noricum“ führt uns nahme findet jedoch nicht nur im Rahmen von entlang der Donau von Passau bis zum nördlichs- Reenactment statt – aus soziologischer Sicht ten Sporn des Wienerwalds bei Greifenstein in Ös- nimmt jeder im täglichen Leben eine Vielzahl von terreich. Die vielen obertägig zum Teil noch beein- Rollen ein. Daher ist es gut möglich, dass der druckend gut erhaltenen baulichen Über reste der Beitrag „Archäologische Geschichten aus Enten- spätantiken Festungen sind eine Besonderheit hausen“ den Leser an seine eigene Kindheit erin- dieses Limes abschnitts, und es darf sicherlich zu nert, eine Zeit, als man sich eher für Comics denn Recht darauf gehofft werden, dass auch dieser für Sachbücher begeistern konnte. Manch einen Der Limes in Noricum Teil der ehemaligen römischen Reichsgrenze künf- Die Donau als Flussgrenze hat diese Faszination sicherlich nie verlassen, so tig mit dem UNESCO-Welterbe-Titel ausgezeichnet Seite 20 wie unseren Autor z. B. auch. wird. Eine weitere Rolle, die des Wissenschaftlers, kann Schließlich kann der Leser dieses Heftes mit dem man bei der Lektüre der meisten Artikel in diesem Beitrag „Das neue Limesmuseum Aalen“ noch in Heft nachvollziehen. „Der römische Kettenpan- eine dritte Rolle schlüpfen, die des Besuchers. Wie zer“ beschreibt anschaulich die Nutzung und die die Bilder veranschaulichen, zielt das spektakulä- Machart dieser Schutzrüstung mit jahrhunderte- re neue Konzept des kürzlich nach der Sanierung langer Tradition. Mit dem Beitrag „Die römischen wiedereröffneten Limesmuseums unter anderem Kalkbrennereien in Bad Münstereifel-Iversheim“ darauf ab, den Besucher in die Vergangenheit zu- wird nicht nur die Herstellung eines vielseitigen rückzuversetzen und so die Antike wieder erleb- Baustoffes durch die römischen Legionen vorge- bar zu machen. stellt. Vielmehr handelt es sich beim Kalkbrennen Archäologische Geschichten Es gibt noch viel am Limes zu entdecken! Lassen aus Entenhausen um eines der ältesten und bis heute bedeutends- Steinzeit, Ägypter, Griechen, Sie uns gemeinsam auf die Reise gehen – zu- ten technischen Produktionsverfahren. Ohne den Römer und der Limes nächst gedanklich durch die Lektüre dieses Heftes gebrannten Kalk als wesentlichem Bestandteil des Seite 16 und anschließend vielleicht an das Denkmal opus caementitium wäre die Errichtung so vieler selbst. Wir freuen uns, Sie als Reisebegleiter be- imposanter römischer Bauwerke undenkbar gewe- grüßen zu dürfen. sen. „Hofheim III – Ein neu entdecktes römisches Marschlager bei Hofheim am Taunus“ zeigt ein- Suzana Mateši´c drücklich, dass selbst an lang bekannten Militär- Geschäftsführerin der standorten noch mit Überraschungen zu rechnen Deutschen Limeskommission Das neue Limesmuseum Aalen Zentraler Vermittlungsort am UNESCO-Welterbe Limes Seite 32 FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 04 SEITE

Die bemalte Grabstele eines galatischen Soldaten aus Sidon (Libanon) zeigt eine der frü- hesten Darstellungen eines Ket- tenpanzers und stammt aus dem 2. oder 3. Jh. v. Chr. Der Panzer ist in Grau wieder- gegeben, die metallenen Ringe sind durch sichelmondförmige Pinselstriche angedeutet. Der Limes 13/2019 Heft 1 SEITE 05

700 JAHRE SCHUTZRÜSTUNG AUS RINGGEFLECHT

DER RÖMISCHE KETTENPANZER

Kettenpanzer (lorica hamata/loricae hamatae) bestehen aus Tausenden von miteinander verbundenen Metallringen, wodurch eine sehr bewegliche Rüstung entsteht, die sich an den Körper des Trägers anpasst, ohne ihn dabei in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Angesichts der zahlreichen Funde solcher Panzer in den Kastellen entlang des Limes ist offensichtlich, dass sich die römische Armee der vorteilhaften Eigenschaften dieses Ausrüstungsteils bewusst war. VON MARTIJN A. WIJNHOVEN

Wie viele andere militärische Ausrüstungsgegen- stände, beispielsweise das Kurzschwert (gladius) und der Militärdolch (pugio), war auch der Ketten- panzer keine römische Erfindung. Während der letzten 200 Jahre wurden in der Forschung zahlrei- che Vorschläge bezüglich seiner Herkunft vorge- bracht, die vom Orient bis zu verschiedenen archäologischen Kulturen Europas reichen. Heute gehen die meisten Gelehrten berechtigterweise von einem keltischen Ursprung aus. Die ältesten Funde aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. stammen allesamt aus dem Bereich der Latène-Kultur und verteilen sich mehr oder weni- ger entlang der Donau. Neben den archäologischen Nachweisen stammen auch die frühesten bildli- chen Darstellungen aus diesem kulturellen Umfeld. Ebenso bringen bereits die antiken Autoren Varro, Strabo und Diodor (zur historischen Überlieferung Die Seltenheit materieller Überreste dieser Zeit ist Der Fries aus Delphi ist aller von Kettenhemden siehe Infokasten S. 9) die Kelten wahrscheinlich jedoch eher den Umständen, wie Wahrscheinlichkeit nach das mit dem Kettenpanzer in Verbindung. diese in den Boden gelangten, geschuldet, denn älteste Bildwerk, das einen dem Umfang, in welchem die Römer Kettenpanzer Römer im Kettenpanzer zeigt. EINFÜHRUNG WÄHREND DER verwendeten. Tatsächlich ergänzen bildliche Dar- Die beiden kleinen seitlichen RÖMISCHEN REPUBLIK stellungen die wenigen archäologischen Funde und Schlitze im Kettenhemd Auch wenn die Römer im Ruf stehen, sich neuer zeigen, dass Kettenhemden bei den Römern sicher gewähren die nötige Beinfreiheit Militärtechnologie jeweils zeitnah bedient zu ha- bereits seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. in Gebrauch beim Reiten. Sowohl der Reiter ben, schlägt sich dies im Falle der Kettenpanze- waren. Die früheste Wiedergabe in der römischen als auch der Infanterist tragen rung jedoch nicht im archäologischen Befund nie- Skulptur findet sich auf einem 168 v. Chr. von L. einen Panzer mit Schulter- der. Im Gegenteil umfasst die Zahl archäologischer Aemilius Paullus im griechischen Delphi errichte- klappen. Nachweise von römischen Kettenhemden aus re- ten Siegesrelief. Es zeigt eine Schlacht zwischen Rö- publikanischer Zeit weniger als eine Handvoll. Da- mern und Makedonen, in der sowohl die römische bei besonders hervorzuheben ist das kleinformati- Infanterie als auch Angehörige der Kavallerie ent- ge Fragment aus dem sogenannten Grab der sprechende Körperpanzer tragen. Gleichfalls wäh- Scipionen in Rom, dessen genaue zeitliche Einord- rend des 2. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt der römi- nung zwar unklar ist, das aber wahrscheinlich als schen Geschichtsschreiber Polybios den Kettenpan- republikanisch anzusprechen ist. Außerdem lie- z er i m R a h men s ei ner B e s c h r ei bu n g der Au s r ü s t u n g gen einige Funde aus dem Gallischen Krieg wäh- des römischen Soldaten. Er berichtet, dass sich ge- rend der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. in Frank- wöhnliche Soldaten mit einer auf der Brust getrage- reich vor, die jedoch sowohl von Römern als auch nen Metallplatte begnügen mussten, während die- ihren gallischen Widersachern getragen worden jenigen, deren geschätztes Vermögen 10 000 Drach- sein könnten. men überstieg, ein Kettenhemd trugen. FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 06 SEITE

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S-förmige Verschlusshaken Auf Grundlage der vorliegenden Nachweise kann meist zurückgelassen und außer Sichtweite ent- dienten dazu, die Schulterklap- die Einführung des Kettenpanzers bei der römi- sorgt (z. B. in Pfostenlöchern, Gräben, Brunnen pen auf der Brust an dem schen Armee somit zeitlich in der ersten Hälfte des etc.), um nicht vom Feind wiederverwendet werden Kettenpanzer zu befestigen. Die 2. Jahrhunderts v. Chr. angesetzt werden. zu können. Daher sind Funde vollständiger römi- gezeigten Stücke stammen vom Seine Verwendung war anscheinend zunächst scher Kettenhemden aus Militärlagern oder vici Kops Plateau, Nijmegen (Nieder- wohlhabenderen Bürgern vorbehalten, wie äußerst selten und in der Regel sind nur kleinere lande). Polybios berichtet, und erst während der späten Fragmente überliefert. Republik wurde er auch in den unteren Rängen der Die römische Kaiserzeit ist auch die Epoche, aus römischen Armee geläufig. der Darstellungen von Kettenpanzern – insbeson- dere auf den vielen erhaltenen Soldatengrabstei- WEITE VERBREITUNG WÄHREND DER nen des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. – zahlreich RÖMISCHEN KAISERZEIT vorhanden sind. Sie helfen uns dabei, eine genauere Aus der römischen Kaiserzeit bzw. der Zeit des Vorstellung von der Konstruktionsweise zu be- Prinzipats (27 v. Chr. – 284 n. Chr.) liegen dagegen kommen. Bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zahlreiche Funde römischer Kettenpanzer vor. werden die Soldaten mit Kettenpanzern darge- Eine wichtige Ursache dieses Wandels liegt in der stellt, die bis knapp über die Hüfte reichen. Viele Produktion und dem Recycling von Kettenhemden von diesen weisen am unteren Rand seitlich Schlit- begründet, das während der Republik auf Manu- ze auf, die mehr Beinfreiheit gewährten. Das her- fakturen innerhalb italischer Städte beschränkt vorstechendste Merkmal sind jedoch die beiden war. Aufgrund des fortwährenden Kreislaufs aus Schulterklappen, die vom Rücken aus über die Herstellung, Reparatur und Recycling fand diese Schultern bis auf die Brust reichten und dort mit- Fundgattung daher nur wenig Niederschlag im ar- tels S-förmiger Verschlusshaken befestigt wurden. chäologischen Befund. Auf Feldzügen beschäftigte Die Verwendung derartiger Schließen ist im ar- sich das republikanische Heer weder mit der Her- chäologischen Kontext häufig belegt und bis zum stellung noch mit dem Recycling von Rüstungstei- Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zählen sie zu den len, sondern ausschließlich mit deren gelegentlich geläufigen Funden in und bei römischen Militärla- notwendiger Reparatur. gern. Dies änderte sich mit der augusteischen Heeresre- Im Verlauf der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts form und der damit einhergehenden Schaffung ei- n. Chr. wird dieser Typ von Kettenhemd mit Schul- nes stehenden Heeres vor allem zur Grenzsiche- terklappen durch ein neues Modell abgelöst, des- rung. Die vorher meist nur saisonal bzw. zeitlich sen Schnitt mehr oder weniger einem modernen T- befristet operierenden Truppen wurden nun dau- Shirt entspricht. In den bildlichen Darstellungen erhaft in Militärlagern stationiert, und auch Werk- wird der neue Typ seit dem Anfang des 2. Jahrhun- stätten zur Herstellung und Wiederverwertung derts n. Chr. regelhaft wiedergegeben. Der darüber von Waffen und militärischen Ausrüstungsteilen hinaus aber vermutlich überzeugendste Hinweis wurden in den Kastellen selbst oder den vorgela- auf einen Wechsel ist das ab dieser Zeit festzustel- gerten vici angelegt. Die Belegungsdauer der festen lende Fehlen von Verschlusshaken im Fundmateri- Militärlager variierte von wenigen Jahren bis hin al. Der neue Typ weist einen Schlitz auf der Brust zu Jahrhunderten. Allen gemeinsam war jedoch, für die Kopföffnung auf. Zunächst wird er aus- dass bei der endgültigen Niederlegung eines Lagers schließlich mit kurzen, ab dem 3. Jahrhundert häufig Kettenpanzerteile neben anderen Metallob- n. Chr. aber auch mit langen Ärmeln dargestellt. jekten als Funde in den Boden gelangten. Während Während der römischen Kaiserzeit konnte der Ket- des Abrisses wurde nur großformatiges Material tenpanzer mitunter aufwendig mit Ringen aus ausgelesen. Kleinere Stücke hingegen wurden zu- Kupferlegierung verziert sein, die sich von den üb-  stände. zur Hervorhebung dereinzelnen Ausrüstungsgegen derzeitiger Erhaltungszustand; rechts: Nachkoloration geschnittenen, unten gezackten Kettenpanzer. Links: von Stockstadt (Hessen). ErträgteinenT-Shirt-ähnlich Reliefdarstellung eines Soldaten ausdemMithraeum I Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 -  gehalten werden. Verschluss haken zusammen- der Brust durch S-förmige tige Schulterklappen, dieauf verfügt überzwei großforma Ketten panzer. DerPanzer unten seitlich geschlitzten imaginifer (Rheinland-Pfalz) zeigt den Dieser Grabstein ausMainz war. eckig zugeschnitten worden vorgesehen, weshalb es recht- verwendbar undzum Recycling diesem Zeitpunkt nichtmehr gelangte. DasFragment war zu 242–244Chr. n. indenBoden Künzing in Bayern etwa des Abbruchs des Kastells Kettengeflecht, daswährend  Genialis miteinem

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Die Ringe spätrömischer Kettenpanzer sind bisweilen mit Nieten aus Kupferlegierung verziert, die dezente Farbakzente im Ketten- geflecht setzen. Das hier gezeigte Beispiel aus Maastricht (Niederlande) stammt aus der Zeit zwischen 375 und 400 n. Chr.

Reliefdarstellung aus dem rigen, aus Eisen gefertigten Ringen abhoben und so fand nicht wie bis dahin üblich lokal in Werkstätten späten 3. oder frühen 4. Jh. einen „Gold-auf-Silber“-Effekt erzeugten. Ein gutes statt, die in direktem Bezug zu Militärlagern oder n. Chr. Zwei Soldaten tragen Beispiel hierfür ist aus Bertoldsheim (Bayern) be- deren Umfeld standen. Dieser Wandel der Herstel- Helme und große Rundschilde kannt, das neben einer reliefverzierten Brust- lungsabläufe dürfte auch Einfluss auf die Überliefe- sowie ein jeweils langärmeliges schließe ein gänzlich mit horizontalen und verti- rungsbedingungen und die Nachweisbarkeit von Kettenhemd bzw. einen Schup- kalen Linien durchwirktes Kettengeflecht auf- Kettenpanzern im archäologischen Kontext gehabt penpanzer. weist. haben. Bei den römischen Kettenhemden wurden zwei FORTDAUERNDE VERWENDUNG IN Typen von Ringen verwendet: genietete und mas- DER SPÄTANTIKE sive. Letztere wurden aus Metallblech gestanzt, Im Laufe der Zeit unterlag die Ausrüstung der rö- während erstere aus Draht bestanden, dessen sich mischen Soldaten einigen Veränderungen. Wäh- überlappende Enden durch einen Niet miteinander rend der römischen Kaiserzeit, genauer gesagt ge- verbunden wurden. Während der Spätantike kom- gen Ende des 2. Jahrhunderts, gab es einen solchen men aufwendig mit Ringen aus Kupferlegierung Umschwung und in der Spätantike erneut. Milita- und Eisen verzierte Kettenhemden außer Ge- ria wie z. B. das Kurzschwert oder der gewölbte brauch. Stattdessen sind die einzige Verzierung Rechteckschild (scutum) waren im 4. Jahrhundert nun Niete aus Kupferlegierung, die in dem ansons- längst nicht mehr in Gebrauch. Der Kettenpanzer ten eisernen Kettengeflecht einen dezenten farbli- überdauerte diese Phasen jedoch und wurde wei- chen Akzent setzten. terhin bei nahezu gleich bleibender Konstruktion verwendet. Bildliche Darstellungen zeigen wie zu- … UND DARÜBER HINAUS vor einen T-Shirt-artiges Kettenhemd, das nun je- Der Kettenpanzer war eine überaus erfolgreiche doch bis zu den Knien reicht und dessen Ärmel län- Schutzwaffe. Er fand nicht nur über einen Zeitraum ger sind. von 700 Jahren bei den Römern breite Anwendung, Realienfunde aus der Zeit des spätrömischen Impe- sondern überdauerte auch das Ende des Weströmi- riums sind seltener als aus der frühen Kaiserzeit. schen Reiches. Als Bestandteil der Schutzrüstung Daraus kann jedoch nicht mit Sicherheit gefolgert unterlag er zeitgenössischen Veränderungen und werden, dass Kettenpanzer auch in geringerem wurde an die sich stetig ändernden Anforderungen Umfang von den römischen Soldaten genutzt wur- der Kriegführung angepasst, letztlich über Jahr- den, wie es der im 5. Jahrhundert n. Chr. tätige hunderte hinweg. Autor Vegetius beschreibt. Auch andere Gründe könnten hierfür ursächlich sein, wie beispielsweise (Übersetzung: Jens Wegmann) Veränderungen in der Produktion. So war die Her- stellung von militärischen Ausrüstungsgegenstän- Martijn A. Wijnhoven den in spätrömischer Zeit überwiegend in staatli- Vrije Universiteit Amsterdam chen Manufakturen (fabricae) zentralisiert und [email protected] Der Limes 13/2019 Heft 1 SEITE 09

Der Kettenpanzer aus Bertolds- heim (Bayern) ist von horizontal und vertikal verlaufenden Rei- hen von Ringen aus Kupferlegie- rung durchzogen, die sich von den eisernen Ringen farblich ab- heben. Links: Brustplatte zum Verschließen des Halsausschnit- tes; Mitte: Rekonstruktionsvor- schlag; rechts: derzeitiger Erhal- tungszustand. 0 5 cm 0 10 cm

ANTIKE SCHRIFTQUELLEN ZUM KETTENPANZER

Varro, De lingua latina 5,24,116 Polybios, Historien 6,23,14–15 „[…] Lorica, weil sie aus lora [Riemen] aus Rohleder einen Brust- „[14] Die meisten nun nehmen noch weiter eine eherne Platte, die in LITERATUR schutz herstellten; danach wurde der gallische Brustharnisch der Länge sowohl als in der Breite immerhin eine Spanne hält und aus Eisen – ein Eisenhemd aus Ringen – unter diesem Namen hin- die sie vor der Brust tragen und Herzdecker nennen, und hiermit ist L. Hansen, Die Panzerung zugefügt.“ ihre Ausrüstung vollständig. [15] Diejenigen aber, die im Zensus mit der Kelten. Eine diachrone URL: https://www.loebclassics.com/view/varro-latin_language/1938/ mehr als 10 000 Drachmen laufen, tragen anstatt des Herzdeckers und interkulturelle Untersu- pb_LCL333.111.xml?result=1&rskey=yUrYOy [Zugriff 21. 3. 2019] neben allen anderen Waffenstücken noch einen Kettenpanzer.“ chung eisenzeitlicher Polybios, Der Aufstieg Roms. Historien. Rüstung (Kiel 2003). Strabo, Geographica 3,3,6 Herausgegeben von L. Möller ( 2010). „Die Lusitanier nun sollen hinterlistig, gewandt im Auskundschaften, J. Garbsch, Ein römisches schnell, leicht und behend in militärischen Evolutionen sein. Sie füh- Vegetius, Epitoma rei militaris I,20 Paradekettenhemd von Ber- ren einen kleinen, im Durchmesser zwei Fuß haltenden, nach vorn „Welche Art von Schutzwaffen die Alten verwendeten. […] (3) Denn toldsheim, Ldkr. Neuberg- hohlen Schild, der an Riemen hängt, denn Handhaben und Griffe hat seit der Gründung der Stadt bis zur Zeit des vergöttlichten Gratian Schrotenhausen. Neuburger er nicht; außerdem einen Dolch oder Säbel. Die meisten haben Lein- (375–383) war das Fußheer gesichert durch Schuppenpanzer und Kollektaneenblatt 136, 1984, wandpanzer; wenige bedienen sich der Kettenpanzer und drei- Helme. Aber als die Feldübung durch das Eindringen von Nachlässig- 239–253. schweifiger Helme, die übrigen aus Riemen geflochtener Hauben. keit und Säumigkeit nachließ, schienen die Waffen allmählich zu […]“ schwer, die die Soldaten nur selten trugen; (4) darum forderten sie S. Mateši´c, Das Thorsberger A. Forbiger, Strabo Geographica2 (Wiesbaden 2007). vom Feldherrn anfangs, daß sie die Panzer, dann auch die Metall- Moor 3. Die militärischen helme ablegen durften. Daher kämpften unsere Soldaten mit unge- Ausrüstungen. Verglei- Diodor, Griechische Weltgeschichte V,30,3 deckten Leibern und Köpfen gegen die Gothen und wurden oft von chende Untersuchungen zur „[…] Ein Teil der Gallier trägt eiserne Kettenpanzer, andere wieder den vielen Pfeilschützen getötet; […].“ römischen und germa- begnügen sich mit Waffen, wie sie ihnen die Natur verliehen hat, F. L. Müller, Publius Flavius Vegetius Renatus. nischen Bewaffnung (Schles- und kämpfen darum unbekleidet. An Stelle des Kurzschwertes ver- Abriß des Militärwesens (Stuttgart 1997) 53–57. wig 2015). wenden sie Langschwerter, die an eisernen oder ehernen Ketten hängen und an der rechten Hüfte getragen werden. Es gibt auch M. A. Wijnhoven, Filling in einige, die ihr Unterkleid mit gold- oder silberbeschlagenen Gürteln the gaps. Conservation and zusammenraffen.“ Reconstruction of Archaeo- O. Veh, Diodoros. Griechische Weltgeschichte Buch I–X. Zweiter Teil. logical Mail Armour. Journal Bibliothek der griechischen Literatur 35 (Stuttgart 1993). of Conservation and Museum Studies 13, 2015, 1–15. FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 10 SEITE

BAUMATERIAL FÜR DIE PROVINZ

DIE RÖMISCHEN KALKBRENNEREIEN IN BAD MÜNSTEREIFEL-IVERSHEIM

30 km vom Rhein und den Militärstandorten am Niedergermanischen Limes entfernt befanden sich in der Nordeifel (Nordrhein-Westfalen) einige der größten bekannten Komplexe zur Kalkproduktion in römischer Zeit. Inmitten einer wirtschaftlich intensiv genutzten Region brannten Legionäre der 1. Legion aus Bonn und der 30. Legion aus Xanten Kalk, der als Baustoff verwendet wurde. VON LISA BERGER

Nijmegen Xanten Neuss Bonn

Mainz Iversheim

Die Brennereien A bis D mit bis zu sechs Öfen befinden sich im Zentrum der Kalkproduktion in Bad Münstereifel-Iversheim. neuzeitliche und undatierte Kalköfen In der Umgebung von Bad römische Kalköfen Münstereifel bestanden weitere Kalköfen. 0 500 1000 1500 2000 m und eine Inschrift, die einen einen die Inschrift, eine und aufgefunden Kalkschutt“ und Gemäuer von „Reste 1838 wurden Landstraße der Erweiterung der Bei bekannt. Anlagen der Aufbau den über Jahrhundert wenig nur 19. dem aus Beschreibungen die auf bis ist C) und (B Legion 1. der Brennereien Von den DIE BRENNEREIENDER 1.LEGION genutzt. Kalkbrennen zum hinein zeit Neu- die in bis wurden Eifel der Die Kalkvorkommen waren. Betrieb in sie Zeit welcher in machen, aus- Öfen allen bei nicht sich lässt Funden von lens Feh häufigen des und Kalköfen der Bauweise den bleiben- gleich Industrialisierung der zur bis grund D). Auf- auf. Umfeld (Brennerei im treten Öfen wurden einzelne Mehrere festgestellt Öfen fünf bis drei weitere Jahren 1950er den in wo Talseite, ren ande der auf Anlage eine kommt Dazu C). und B A, (Brennereien Öfen 14 insgesamt Bereichen drei in sich befanden Iversheim in lassen. Erfttal im fassen allein Schon Kalkbrennereien ganze oder Kalk- öfen einzelne zahlreiche sich dem in Gebiet, tes genutz- intensiv ein Zeit römischer in entstand So Kalkbrennen. zum gut sich eignet und Der an obertägig Erfttal darstellten. im steht Dolomit Iversheimer Rheinland linksrheinischen im Kalkvorkommen nördlichste das Zeit römischer in die Kalkmulden, Eifeler der zehn einer Kalkmulde, I INDUSTRIELANDSCHAFT IMERFTTAL betreibt denSchutzbau undöffnet ihnimSommerhalbjahr amWochenende. nach derAusgrabung wiederaufgebaut undeinNachbrenn versuch darinerfolgreich durchgeführt. DerDorfverschönerungsverein Iversheim e.V. Iversheim. DerSchutzbau wurde 1970 errichtet undschließt drei Öfen derGrabung 1966/67 ein.Vor demEingangbefindet sichOfen 2. Dieser wurde Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 1869 wurde beim Tieferlegen der Bezirksstraße Bezirksstraße der Tieferlegen beim wurde 1869 versheim liegt im nördlichen Ende der Sötenicher Sötenicher der Ende nördlichen im liegt versheim furnus (Ofen) nennt. nennt. (Ofen) - - stationierten stationierten Bonn in der Angehörige nennen sechs Inschriftensteine der Fünf Weihesteine: aufgefundenen dert Jahrhun- 19. im Maßnahmen den bei die liefern pe Aufschlussreiche Kenntnisse über diem 2,5 tätige Trupauf. etwa von Durchmesser einen wiesen öfen Kalk- Alle A. Brennerei zur gehören Öfen achteten beob- zwei übrigen Die getrennte handelt. Kalkbrennereien voneinander baulich zwei oder einzige große eine um dabei sich es ob werden, gestellt fest genau nicht Grabungsberichte alten der hand an- Es kann beobachtet. Schutt sowie Kalköfen fünf B Brennerei bei und drei C Brennerei der im Bereich wurden Dabei verortet. genau recht Bahnlinie der der Kilometersteine und anhand angeschnitten In- Kalköfen und römische zehn Kabelgrabens Ver eines Erde legen beim wurden 1960 war. Kalkschutt, verfüllt schriftenteilen mit wiederum besteht Kesseln“ und ofenartigen „vier aus die deckt, ent Anlage“ bauliche ausgedehnte „ziemlich eine kann eine Betriebsdauer von mindestens 145 bis bis werden. 145 angenommen Chr. n. 222/235 mindestens von davon Betriebsdauer Ausgehend eine kann lassen. datieren die Weihesteine sich wodurch genannt, Legaten oder Konsuln erfreulicherweise sind Inschriften sechs allen Auf werden kann. des lich das Handwerk Kalkbrennens gefähr wie könnte, hindeuten darauf was litärarzt, henden befand sich auch ein auch sich ein henden befand Wei- den Unter haben. angehört Legion 1. der auch ten Fragment genannte genannte Fragment ten legio I Minervia, I legio optio miles medicus, wird wahrscheinlich wahrscheinlich wird der auf dem sechs ein Mi ein ------

SEITE 11 FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 12 SEITE

DIE BRENNEREI DER 30. LEGION 1966, fast genau 100 Jahre nach den erkenntnisrei- chen Baumaßnahmen im Bereich der Brennereien der 1. Legion, führte die Verlegung einer Wasserlei- tung parallel zur Bundesstraße etwa 300 m südlich zu einer weiteren aufsehenerregenden Entde- ckung. Nicht nur zwei Öfen, wie bei der baubeglei- tenden Maßnahme 1960 festgestellt, sondern sechs befanden sich dort. Es wurde beschlossen, die An- lage durch das Rheinische Landesmuseum Bonn vollständig auszugraben. In der Kalkbrennerei las- sen sich mindestens drei zeitlich aufeinander fol- gende Phasen fassen. Der ersten Phase waren keine Mauerverläufe zuzuweisen. Sie wurde durch eine dicke Schicht charakterisiert, die aus Kalk, Asche und festem Lehm bestand. Diese war flächende- ckend unter den meisten Mauerzügen zu finden und fiel mit dem Gelände in Richtung Erft ab. Es ist anzunehmen, dass an diesem Standort bereits vor den Steinbauphasen, wahrscheinlich im 1. Jahrhun- Iversheim. Gesamtüberblick über die Grabung 1967. In unmittelbarer Nähe verläuft die Bahntrasse, daher dert n. Chr., in einfacheren Öfen Kalk gebrannt konnten die Mauern nicht weiter ausgegraben werden. Gut zu erkennen ist, wie tief die Öfen waren und wie worden ist. die Anlage am Hang liegt.

Mauer- und Ofenbefunde Ergänzungen Begrenzung der Grabungsschnitte Räume mit farbigem Wandputz Küchen zum Heizen der Öfen Backofen N 0 10 m 20 m Feuerstellen

Iversheim. Vereinfachter Gesamtplan der Ofen- und Mauerbefunde im Bereich der Brennerei. Räumen ergänzen. Räumen zu schwer nur leider sich lassen Diese angetroffen. in der Straße und der Bahn wurden jenseits Schnitten kleinen entsprechen, Küchen der denen heit Beschaffen- ihrer in die ent- Mauerzüge, weiter Wenige fernt. etwas sondern lag, Öfen den vor rekt di- mehr nicht nun Arbeitsgebäude das dass sehen, zu darin vermutlich ist dafür Grund Der Gebrauch. in mehr nicht waren Räume übrigen Die Ofen. im Heizer die vor dem für Ofen Schutz und verbesserten einen schufen die Luftdurchfuhr umfunkti diese Küchen in oniert, systematisch wurden Mauern anschließenden Werkhalle die an Ofenschnauzen den vor vor den Raumstruktur Die rechtwinklig umgewandelt: Öfen völlig die wurde er- Zudem Meter höht. einen etwa um wurde das Niveau und gesamte erneuert wurden Öfen Alle waren. trieb stört, so dass niezer- alle6 sechs Ofen Öfen gleichzeitigallerdings in Bewurde Werkhalle der kleineren Hälfte etwas der in 5 Ofen von Bau beim gelang 2 dies, Ofen Bei 5). und 2 Produkti (Öfen die steigern um zu vität integrieren, zu Anlage die in Öfen weitere zwei versucht, wurde Phase dritten der In die Bahnlinie begrenzte. die Ausgrabung da werden, erfasst nicht konnte vollständig Gebäude Das versehen. Wandputz bemaltem mehrfarbig mit Wände die waren men dienen Räu- zwei In zu Wandnischen. und Feuerstellen gab es Schlafen zum ein In war Backofen einem Raum eingebaut, schien. und Kalkbrennern Aufenthalt den zum das Arbeitsgebäude, ein der hintereinan Raumreihen drei mindestens in sich erstreckte Werkhalle der südlich und Östlich ben. betrie- seriell 6) und 4 3, 1, (Öfen Kalköfen vier mit Werkhalle eine wurde Phase zweiten der Während Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 bemalt war. pflanzlichen Elementen bunt Arbeits gebäudes, dermit Wandputz auseinemRaum des Iversheim. Fragmente von - - - - die die enorme Hitzeeinwirkung während des Brandes verglast. Iversheim. Ofen 4imSchutzbau. DieSteine derInnenwand sinddurch werden mussten. Nächte ununterbrochen befeuert rend des Brandes ca. siebenTage und während derArbeit, dadieÖfen wäh zum Aufenthalt fürdieLegionäre mit denÖfen dienten vermutlich auch Kalk öfen. DieRäumevor derWerkhalle laibung imArbeitsgebäude vor den Iversheim. Wandmalerei ineinerTür-

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MILITÄRISCHE UND ZIVILE ROHSTOFFPRODUKTION Anhand der beiden vorgestellten Anlagen und der Inschriftensteine ist ersichtlich, dass die römische Armee in der Nordeifel große Mengen von Kalk produzieren ließ, der über die Erft und den Rhein zu ihren Legionslagern, zu weiteren Standorten des Niedergermanischen Limes und zu Zivilstäd- ten transportiert wurde. So konnte bei der Analyse von in der Colonia Ulpia Traiana verwendetem Mörtel Kalk aus Iversheim nachgewiesen werden. Eine vergleichbare Anlage ist seit etwa zehn Jahren in Lauriacum/Enns (Oberösterreich) Bestandteil intensiver Untersuchungen. Dort wurden direkt am Legionslager der legio II Italica zwölf Öfen ne- beneinander errichtet, die Baumaterial für die mili- tärischen Bauten produzierten. Weiter donauabwärts fanden sich nahe beim Kas- tell Iatrus/Krivina (Bulgarien) Kalköfen, die wäh- rend des 1. Jahrhunderts von einer Vexillation der legio I Italica aus dem 16 km entfernten Novae be- trieben wurden. Dass die Produktion von Kalk, ähnlich wie die von Ziegeln, oft vom Militär selbst Das Kalkbrennen erforderte gute Kenntnis über den Aufbau und den übernommen wurde, wird immer deutlicher. Betrieb der Öfen. Weihung des Titus Aurelius Exoratus, Soldat der In Niedergermanien ist seit wenigen Jahren eine LITERATUR 30. Legion und magister calcariorum (Kalkbrennmeister): weitere römische Kalkbrennerei in Bergisch Glad- Minervae sacrum / T(itus) Aurelius / Exoratus m(iles) l(egionis) / XXX bach-Sand (Nordrhein-Westfalen) bekannt, die sich G. Alföldy, Epigraphisches U(lpiae) v(ictricis) magist(er) / calc(ariorum) [---] / HS XXIV(?) [v(otum) einerseits durch ihre Größe und andererseits durch aus dem Rheinland III.8. s(olvit)] l(ibens) m(erito). ihre Lage im rechtsrheinischen Gebiet, außerhalb Inschriften aus den Kalk- der römischen Reichsgrenzen, auszeichnet. Vier brennereien der nieder- Öfen sind batterieartig nebeneinander in den Hang germanischen Legionen in Teils in den Öfen der 3. Phase vermauert, teils in eingetieft und Befeuerungsraum sowie Brennkam- Iversheim (Kr. Euskirchen). den Verfüllschichten wurden neun Weiheinschrif- mer sind noch heute gut im Gelände zu erkennen. Epigraphische Studien 5 ten gefunden, wovon sechs die legio XXX Ulpia vic- Bei der Ausgrabung eines Ofens wurden Funde des (Düsseldorf 1968) 17–27. trix nennen. Diese Weihesteine aus Sandstein sind 1. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. geborgen, darunter in die Jahre 225 bis 240 n. Chr. einzuordnen und da- auch zahlreiche Ziegel. Allerdings wies keiner ei- W. Sölter, Römische Kalk- tieren damit die 2. Phase, in der sie wahrscheinlich nen Stempel auf. Somit ist für diesen Betrieb bis- brenner im Rheinland. Kunst im Arbeitsgebäude durch die Soldaten aufgestellt lang kein militärischer Betreiber nachzuweisen, so und Altertum am Rhein 31 worden waren. dass auch ein großer Privatbetrieb angenommen (Bad Münstereifel 1970). Das Ende der Kalkbrennerei ist nicht exakt zu fas- werden kann, der vielleicht sein Produkt an die nur sen, wahrscheinlich war sie bis Ende des 3. Jahr- 15 km entfernte Stadt Köln oder eine andere Groß- M. Clauss, Neue Inschriften hunderts n. Chr. in Betrieb. baustelle verkaufte. im Rheinischen Landes- Tätig waren in beiden Brennereien kleinere Deta- Die Kalkproduktion lag demnach vermutlich nicht museum Bonn. Epigra- chements (vexillationes), die den Genien der Legi- allein in militärischer Hand, sondern konnte bei- phische Studien 11 (Bonn on oder der Minerva die Steine weihten. Besonders spielsweise für Bauprojekte wie die 4 km lange 1976) 1–39 bes. 15–17. interessant ist eine Inschrift, die als weihenden Le- Stadtmauer des römischen Köln auch durch andere gionär den Chef der Kalkbrenner, den magister cal- Betriebe unterstützt werden. Es ist zu erwarten, E. Claßen/R. Gerlach/ cariorum, nennt. Dieser Hinweis auf die Spezialisie- dass sich in Zukunft die Kenntnis zur vielfältigen N. Nolde/J. Rethemeyer, rung des Kalkbrennens ist bislang einmalig. Ein Kalkgewinnung und -verarbeitung erweitern wird. Eine Kalkbrennerei der weiteres spannendes Detail an diesem Stein ist, römischen Kaiserzeit in der dass sich an der Schmalseite polychrome Bema- magna. Archäolo- lung erhalten hat: Ein sonst oft im Relief dargestell- Lisa Berger M.A. gie im Rheinland 2015, tes Füllhorn ist hier aufgemalt und besonders im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland 142–144. unteren Teil gut zu erkennen. [email protected] eine möglichst gleichmäßigeHitze verteilung gewährleistet war. nannten Brandes war dieBrennkammer miteinerLehmschicht abgedichtet, damitdarin etwa °C erreicht 1050 wurde, dieKalksteine zum Glühenbrachte. Während des soge- Brennvorgangs durch dieOfenschnauze nachgeschoben, wodurch eineTemperatur von die Feuerkammer wurde dasBrennmaterial während des etwa eineWoche dauernden setzen, so dass während des Brennvorgangs durch nochLuft dieSteine ziehenkonnte. In für diedarauf liegendenSteine einerseits zu erreichen, aberdenHimmelnichtzu dichtzu Leergerüst errichtet, wobei es beimSetzen derSteine darauf ankam, genügendStabilität durch eineOfenbank getrennt, aufwelcher derHimmelruhte. Dieser wurde übereinem Die Kalköfen bestanden auseinerBrennkammer undeinerFeuer kammer. Beide waren KALKBRENNEN Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 Brennniveau Küche Schnauze Kalkbrand vom Ausgangsmaterial Der Kalkkreislauf beschreibt den Mörtelbestandteil chemisch mit bis zum Endprodukt, dasals dem Kalkstein identisch ist. Mörtel oderKalktünche, dabei Verlust zess undAufnahme von Kohlendioxid Abbinden von Wasser CO 2 Calciumhydroxid ausderUmgebung des Löschkalks fürbspw. H (Löschkalk) Kalkhydrat 2 Ca(OH) O imTrocknungspro- 2

aufgenommen, woraus chemisch das Ausgangsprodukt, Calcium carbonat, entsteht. Vorgang des Abbindensentweicht wiederumWasser undKohlenstoff dioxid wird kann inVerbindung mitSand undWasser zu Mörtel verarbeitet werden. Bei dem und es entsteht einPulver, dergelöschte Kalk (Calciumhydroxid). Dieses Pulver (Calciumoxid). Wird dieser gebrannte Kalk mitWasser abgelöscht, entweicht Hitze entsteht derumetwa dieHälfte seines Ursprungs gewichts leichtere Branntkalk Hauptbestandteil des Steins, Calciumcarbonat, Kohlenstoff dioxid freigesetzt undes Durch dieHitzeeinwirkung aufdenKalkstein während des Brandes wird ausdem Calciumcarbonat Feuerkammer Leergerüst ausHolz Ofenbank Himmel Brennkammer mitKalk Ablöschen Kalkstein Wasser CaCO 3 H 2 mit

O dabei entweicht Kohlendioxid Kalksteinbrand eines Kalkbrenn ofens. Schematisierter Querschnitt Calciumoxid Branntkalk CaO beica. 1000°C,

CO 2

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STEINZEIT, ÄGYPTER, GRIECHEN, RÖMER UND DER LIMES

ARCHÄOLOGISCHE GESCHICHTEN AUS ENTENHAUSEN

Die Comics von Walt Disney rund um Donald Duck und Micky Maus kennen die meisten noch aus ihrer Kindheit. Dass in diesen jedoch auch eine durchaus kenntnisreiche Sicht der Antike vermittelt wird, vermag den einen oder anderen sicherlich noch zu überraschen. Spaß machen die Geschichten aber in jedem Fall. VON MATTHIAS PAUSCH

Comics erfreuen sich seit Generationen und nach THEMENVIELFALT RUND UM DIE wie vor großer Beliebtheit. Neben speziellen Ge- ARCHÄOLOGIE schichten, deren Helden in Themenfeldern wie In der Reihe „LTB Spezial“ gibt es inzwischen fast Entenhausen Science Fiction, Wilder Westen oder Gallier und 90 Bände (Stand März 2019) mit jeweils über 500 Sei- Römer auftreten, gibt es von Walt Disney die un- ten und darunter mehrere, die bereits vom Titel sterblichen Protagonisten aus Entenhausen. Ver- ausschließlich oder überwiegend auf archäologi- schiedenste Epochen werden hier ebenso darge- sche Themen schließen lassen. Der diesbezüglich stellt wie unterschiedlichste, manchmal skurrile erste Band war Nr. 12 mit „Helden der Antike“, dann Situationen des Lebens. Zwar liegen die Anfänge folgte Nr. 26 „Im ewigen Eis“, bei dem es vorwie- dieser Comics in den USA und viele Geschichten gend um Themen aus der Steinzeit ging. Ägypten werden auch dort noch entwickelt. Sie sind aber in stand bei Band Nr. 30 unter „Duck-Ent-Amun“ im Europa so populär, dass speziell das Format „Lusti- Mittelpunkt, während bei Band Nr. 37 „Das Gold der ges Taschenbuch“ (LTB) ausschließlich für den eu- Inkas“ das zentrale Thema darstellt. Kurz darauf ropäischen Markt produziert wird. Sehr häufig erleben die Entenhausener Protagonisten „Aben- werden die Geschichten in Italien verfasst. Da liegt teuer in der Antike“ (Band Nr. 40). Nach einer „Expe- es nahe, dass die Erzählungen hier besonders oft in dition in die Urzeit“ (Nr. 59) geht es im kürzlich er- längst vergangener Zeit angesiedelt sind. Inzwi- schienen Band Nr. 86 „Ab in die Antike“. Ob antike schen sind in Deutschland über 500 Lustige Ta- Mythologie oder Sport von Marathon bis hin zu den schenbücher sowie etliche Sonderbände, teils zu Olympischen Spielen, es gibt quasi nichts, was nicht speziellen Themen, erschienen. in der Comic-Welt vorkommt.

Donald als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Archäolo- Donald entspannt bei römischer Geschichte Prof. Schutt-Schüttler belehrt Donald über die gischen Museum Entenhausen (LTB 205, Seite 213). (LTB Spezial 31, Seite 326). Archäologie (LTB 312, Seite 228). (LTB 497, Seite 230). Onkel zeigt Dagobert sicheinmalnichtgeldgierig Müll für die Archäologie belehrt und ist davon davon ist und belehrt überrascht. reichlich Archäologie von die für Bedeutung Müll die über Schutt-Schüttler fessor seriöser Grundprinzip Pro von er wird Fall anderen einem In das Grabungen. gewissenhaft damit eine professionell befolgt und abgetragen!“ anderen der ganz nach Schicht wird „Jetzt Worten: den mit Ausgrabung eine Donald leitet So te vermittelt. Inhal- werden fachliche wesentliche spielerisch Geschichten Lesern den unterschiedlichsten den In BEGEISTERUNG UNDABLEHNUNG ARCHÄOLOGIE –ZWISCHEN Witz. eine Portion gehörige Comics die enthalten Stellen anderen an auch vielen hier, nur Nicht einschläft. Händen den in Geschichtsbuch einem mit oder lästert ten Plunder al- den über Geschichten anderen Ge- in im dazu gensatz Donald wenn identifizieren, gut sehr ihm mit sich können Leser kulturbegeisterte Archäologie. Weniger der Bedeutung die Neffen seinen er erklärt Ebenso von Funden. Datierung und zierung Klassifi die über Lehrer einen Entenhausen in ums belehrt So Sprechblasen. den Donald in als Mitarbeiter des Texte Archäologischen die Muse sondern auch Fundstücken, den und bei Statuen den dargestellten oder bei Qualität Rekonstruktionen hohe sehr zeichnerischen meist die nur nicht überraschen Dabei entdecken. zum sich hin das lassen bis Limes, Rom Pyramiden, sowie Griechenland die klassische Pfahlbauten, über Spanien in Altamira von Höhle der von angefangen stätten, Welterbe- Archäologische behandeln: Archäologie die um rund Themen die erschienen, Geschichten I Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 nzwischen sind auf diese Weise mehrere hundert hundert mehrere Weise diese auf sind nzwischen

- - - gezielte Forschungsfragen zu überprüfen und zu zu verifizieren. und überprüfen zu Forschungsfragen um gezielte Historie, die in Protagonisten teuerliebenden aben beiden die schicken Marlin Professor beiter Mitar- sein und Zapotek Professor Museumsleiter Der Vergangenheit. Archäologischen die in des Entenhausen Museums Auftrag im der mit Zeitmaschine regelmäßig reisen Goofy und Micky len. spie Zeiten vergangenen jeweiligen den in die ten, Geschich- an Fülle enorme eine es gibt Zusätzlich REISEN INDIEVERGANGENHEIT geschafft. die auf Verweis bei Schlacht dem wie Angaben, historischen Römer, die es haben und mit die Etrusker Sogar behandelt. vielfach Griechen alten die Ägypter, die über Steinzeit der bei der angefangen Epochen Vergangenheit, verschiedenen die für Vermittlung die und Bearbeitung wissenschaftliche die Erhalt, den über Ausgrabung der von Themenkreis samte ge- dieser wird So Welterbestätten. chäologischen ar- an anderen Anteil hohen sehr neben einen Italien Mittelmeerländern sich hat mit Gleichzeitig Herausforderungen bringen. große wieder im- mer Denkmäler der Schutz der und Erhaltung Landes die des Probleme politischen die und Stätten antiken erhaltenen gut besonders die durch Italien in gerade dass liegen, daran wird mag Dies thematisiert. Denkmäler ausgegrabener Erhalt der Auch ange- wieder sprochen. immer Museum, Archäologischen im Präsentationen die und Bearbeitung schaftliche wissen- die wie aufzuhalten, Ausgrabung, der jenseits Aspekte nicht auch werden ist Tatsächlich überkommt!“ ihn wenns Archäologe echter „Ein dar: Garten im heimischen Ausgräber als chäologie Ar- für Begeisterung seine Donald stellt Schließlich ausflippen!“ lig werden völ Die Wissenschaftler Sensation. gischen archäolo- einer Entdeckung der im- Ruhm doch der merhin bleibt „Dir Worten: den mit Donald ihn tröstet später Noch einmal Wert!“ archäologischem von großem sind Krüge antiken „Diese betont: und ausstehen nicht verständig sehr Mal er sich anderes ein zeigt kann, Geraffel“ kaputtes betont, „halb und er dass auslässt Funde archäologische über negativ sehr einmal sich Dagobert Onkel Während finanzieren!“ zu Grabungen meine Geld dem mit um Straßenmusi- lediglich, kein Ich musiziere wegen! von Berufs Tat kant der in bin ich stimmt, „Es Straßenmusikant: ein einmal sich äußert So tiert. disku kontrovers Comics zahlreichen in Kosten werden verbundenen damit die und Archäologie, insbesondere Kultur, von Stellenwert diskutierte kontrovers wieder immer Realität der in auch Der Cumae, in die Lustigen Taschenbücher Taschenbücher Lustigen die in - - - - 48, 2017, 6,43–48. Heft Disneys Comics. Antike Welt andere Sicht aufWalt um Entenhausen. Eine M. Pausch, Archäologie rund LITERATUR

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 Der Bereich von Forum Romanum und Kolosseum in Rom aus der Vogelperspektive (LTB History 2, Seite 266).

 Römisches Mietshaus (LTB History 2, Seite 300).

Römischer Straßenbau mit Bauleiter Goofy (LTB History 2, Seite 178). 

 Markttag an einem Legionslager (LTB History 2, Seite 177). prises, Inc. herzlich. Inc. prises, Enter wir Disney und GmbH Media Ehapa Egmont der danken Abbildungsmaterial von Be- freundliche reitstellung und unkomplizierte sehr die Für Dank Entenhausen! aus Helden unsere nach Natürlich Werwars? Frage geklärt: Roms die Zerstörung der selbst augenzwinkernd wird lich Schließ- vermuten. Asterix Helden gallischen des eher Geschichte einer in Zeichnung die man würde Onkel wären, sehen nicht zu Düsentrieb hier Daniel und Wenn Dagobert errichten. Hadrianswall den Soldaten der bei 2007, von Geschichte neue tiv rela- eine auch es gibt Allerdings Vorstellung. teten verbrei weit Bevölkerung der in Generation einer gut vor noch der durchaus klischeehaft aber entsprechen sein, etwas mögen Vandalen Reich getrennten Römischen vom Die darstellt. Limes Obergermanisch-Raeti schen des Grenzverlauf fähren unge- den doch aber die Limeskarte, vereinfachte zwar eine zeigt Vandalen“ der Lande „Im schichte chern zweimal angesprochen.Taschenbü- Der der Auftakt Lustigen Ge den in wird Limes der Sogar waren. lich mög problemlos Markttage und Handel die durch gab, Reich Römischen im Fernstraßen gut befestigte es dass verdanken, zu Ingenieurskunst sener Entenhau der es ist So thematisiert. mehrfach den wer Provinzen die Auch dargestellt. werden sind, [email protected] Ruffenhofen Römerpark und LIMESEUM Pausch Dr. Matthias in Hafenstadt römischen der insbesondere sie wie Mietshäuser, römischen typischen die Selbst wiedererkennen. gut sich sehr lässt Metropole antike aus Die Blick Vogelperspektive: der ein oder Kolosseum Romanum, Ob Forum Handlungen. der Schauplatz häufiger ist Rom VON ROM ZUMLIMES Alltagsgegenstände, adaptiert. ansprechend und Comics die für sind Kleidung wie Realien, Auch zurückführen. Pompeji aus Fresko originale das auf gut sehr ist, sehen zu Bäckerei antike eine wo Pompeji, in Szene eine sich lässt So haben. tigt Vorlagen beschäf entsprechenden und kenBauten anti- den mit intensiv sehr Zeichner viele sich dass werden, festgestellt aber Kor- muss Insgesamt rektheit. wissenschaftlichen der und Detailtreue in der Unterschiede es gibt Sicherlich erleben. zu ten Zei diesen aus Geschichten zahlreichen Klei bei dung entsprechender in Namen klingenden ägyp- tisch oder griechisch Track, römisch, und anderen, mit Trick sind Tick, Neffen seine und Donald D Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 ie Ducks rund um Onkel Dagobert, allen voran voran allen Dagobert, Onkel um rund Ducks ie Ostia noch gut erhalten ------(LTB 80, Seite 146). Das Forum Romanum inTrümmern (LTB 248, Seite 33). Raetischen Limes Karte des Obergermanisch- (LTB 367, Seite 33). Hadrianswalls Steinbruch zum Bau des DuckimDagobert Daniel Düsentrieb und

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DONAULIMES Der Limes 13/2019 Heft 1 20 SEITE

DIE DONAU ALS FLUSSGRENZE

DER LIMES IN NORICUM

Entlang des norischen Donaulimes überwachten Legionslager, Kastelle und Wachttürme über fünf Jahrhunderte den Grenzverkehr an der nördlichen Grenze des Römischen Reiches. Hinterlassenschaften dieses Grenzsystems sind in zahlreichen Orten an der Donau noch bis heute eindrucksvoll erhalten. Aus diesem Grund wurde auch die Aufnahme des norischen Abschnittes als Teil des Donaulimes in die Welterbeliste der UNESCO beantragt. VON RENÉ PLOYER

Legionslager Wachtturm Kastell Militärische Zieglei Kleinkastell Zivilsiedling / Stadt

0 50 km

Römische Grenze entlang der Donau  Dakien (römische Provinz von 106 bis 271/75) Römische militärische Anlagen entlang der Donau Legionslager in Österreich. Der norische Limesabschnitt reicht von Passau bis Zeiselmauer. 0 100 500 km

 Der Donaulimes mit den angrenzenden römischen Provinzen und Legionslagern im 2. Jh. n. Chr. mauer, Pöchlarn, Pöchlarn, Amstetten, bei Mauer Wallsee, on/Stein, Orten an der Donau in Gestalt archäologischer archäologischer Gestalt erhalten. in eindrucksvoll noch Denkmale Donau der an zahlreichen Orten in Ausprägung spätantiken seiner in besonders ist Grenzsystem Dieses Grenzverkehr. und türme Cannabiaca/ sau, Oberranna, Schlögen, Schlögen, Oberranna, sau, überwachten ein Legionslager in in Legionslager ein überwachten des Donaulimes Abschnittes des norischen Entlang zivile Zeit der Städte. und Lauf Siedlungen im entstanden Kastelle und Lager bewohnten Hilfstruppen und Legionen die von um Rund kontrolliert. zusätzlich Kriegsflotte eine wurde durch Donau Die werden. verzichtet konnte Grenzmauern oder Palisaden Gräben, len, Wäl- von Anlegen das Auf Abständen. gelmäßigen unre- in Limesstraße und Donauufer zwischen ten und Nach Wehrbau die sich erhoben Gelände Situation strategischer nach Je Kommunikations-, Handelsroute. und als schub- sowie hindernis Annäherungs zusätzliches als Fluss den nutzten und verbunden Limesstraße zur verlaufende parallel Donau weniger oder mehr die durch waren Sie aufreihten. Donau der Südufer am sich die gen, Befestigungsanla- von Kette einer aus bestand tem Grenzsys- Das Barbaricum. den besiedelte von das Germanen gegen nördliche Noricum die Provinz der Zeitenwende Grenze der seit bildete nau Do Die Niederösterreich. in Greifenstein nach bis Oberösterreich durch Passau bayerischen im Inns des Mündung der von Donau der und entlang lang verläuft 276km ist Limesabschnitt norische Der DIE DONAU ALSGRENZFLUSS Orts- Siedlungen. vieler bild Be gegenwärtige das prägen aufragenden hoch Teil festigungsbauten zum überlieferten, heute bis Die hervorgegangen. Limeskastellen römischen aus sind Städte und Ortschaften vieler Zentren Die erhalten. Chr. n. Strukturen Jahrhundert 5. zum bis 1. dem zivile aus angeschlossene sowie anlagen Militär- Noch zahlreiche Limes norischen am Greifenstein. sind nördlichsten heute bei zum Wienerwaldes bis des reicht Sporn und Inn, des dung Mün- der an Passau, Ab- in Westen im norische beginnt Der schnitt Kulturlandschaften. viele mer im- noch Entstehungsgeschichte seiner mit 500-jährigen fast prägt Er Europa. in Denkmalen schen D es 4 atle ( Kastelle 14 tens mindes- fertiggestellt), nie wurde Albing in (jenes Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 er Donaulimes zählt zu den größten archäologi- größten den zu zählt Donaulimes er Asturis/ Favianis/ burgi eslae) oi mhee Wacht mehrere sowie Zeiselmauer) Zwentendorf, Zwentendorf, über mehrere Jahrhunderte den den Jahrhunderte mehrere über Boiotro/ Mautern, Mautern, Passau, Passau, Lentia/ Augustianis/ Comagenis/ Lauriacum/ Linz, St. Pantale- St. Linz, Boiodurum/ Arelape/ Tulln, Trais Enns Enns Pas ------auf einerhoch wasser gefährdeten Donau-Enns-Terrasse angenommen. lagers von Albing. AlsGrundfürdiefrüheAufgabe des nie fertiggestellten Lagers wird dieexponierte Lage Auf demInfrarot-Luftbild deutlich zu erkennen sindLagermauerundTürmedes 23,3ha großen Legions- erhalten. in daszweite Stockwerk mauer des Baus ist bis an derDonau.DieSüd bauten Grenzschutzes der Spätantike ausge anlage, ist Teil des in turm Militär- artige burgus, Bacharnsdorf. Der einekleine SEITE 21 - - DONAULIMES Der Limes 13/2019 Heft 1 22 SEITE

EINE ABWECHSLUNGSREICHE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE Unter Kaiser Augustus wurde ab 15 v. Chr. mit der Erweiterung des Römischen Reiches nach Norden über die Alpen und das Alpenvorland hinaus be- gonnen. Das keltische norische Königreich (regnum Noricum) wurde im Zuge dieser Expansionspolitik Teil des Imperiums und wahrscheinlich unter Kai- ser Claudius (41–54 n. Chr.) zur neuen römischen Provinz Noricum erklärt, wobei die Annexion friedlich verlaufen sein soll. Die Donau bildete fort- an die nördliche Grenze des Römischen Reiches. Mit einem linear angelegten Grenzkonzept an der Donau wurde erst unter den flavischen Kaisern in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. nach und nach begonnen. Während der frühen Kaiser- zeit waren in Noricum keine Legionen, sondern Die fortifikatorischen Verstärkungen des kaiserzeitlichen Kastells Favianis/Mautern, wie hier mit ausschließlich Hilfstruppeneinheiten stationiert. einem Fächerturm, können in Zusammenhang mit den Reformen des Kaisers Diokletian Ende des Erste Kastellplätze wurden in Holzbauweise ange- 3. Jhs. gesehen werden. Er setzte in Noricum eine neue Legion, die legio I Noricorum, ein, die zumin- legt, wovon noch Spuren der Palisaden, Gräben, dest in Teileinheiten das Kastell in Mautern bezog. Erdwälle und hölzernen Innenbauten dieser Lager etwa in Passau, Linz, Pöchlarn, Mautern, Traismau- er, Zwentendorf und Tulln zeugen. Diese Verteidi- gungslinie wurde ab dem Ende des 1. Jahrhunderts mit dem Anlegen weiterer Kastelle in Wallsee, St. Pantaleon/Stein und Zeiselmauer bzw. durch den Ausbau einzelner Lager in Steinbauweise (etwa Tulln) verstärkt. Während der Markomannenkriege wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts die neu gegründete legio II Italica an die Donau kommandiert, die in Enns ihr Standlager errichtete. Auch der Grenzabschnitt zwischen Passau und Linz wurde mit einem kleine- ren Kastell in Schlögen und vermutlich einer Reihe von Wachttürmen (etwa am Hirschleitengraben) besser abgesichert. Nach den Markomannenkriegen blieben – abgese- hen von Truppenverschiebungen – die Stärke des Provinzheeres von Noricum sowie die Anzahl der Truppenlager beinahe unverändert. Unter Kaiser Commodus (180–192) und seinem Nachfolger Septi- mius Severus (193–211) wurden die meisten Befesti- gungsanlagen in Stein ausgebaut.

TIEFGREIFENDE VERÄNDERUNGEN IN DER SPÄTANTIKE Als Folge der Verwaltungsreformen unter Kaiser Diokletian (284–305) kam es nicht nur zur Trennung von ziviler und militärischer Gewalt in der Pro- vinzverwaltung, sondern auch zur Teilung der al- ten Reichsprovinzen. Der norische Donaulimes fiel nun der nördlichen Provinz Noricum ripense (Ufernoricum) mit der Provinzhauptstadt Lauria- cum/Enns zu. Das Provinzheer des alten Noricum Das Kastell Favianis/Mautern wurde im 4. Jh. nach Norden bis zur Donau auf eine Größe von ca. verblieb in seiner Gesamtheit in der Uferprovinz, 5,25 ha erweitert und diente als Fliehburg, von der noch die Lagermauern und Hufeisentürme erhal- die durch die Zuführung der neu aufgestellten ten sind. wurden auf die vermehrte Zahl der Kleinkastelle und Kleinkastelle der Zahl vermehrte Lagerbesatzungen die auf Die wurden wandelten. Orten zu zivilen Militäranlagen reinen in von sich sie Folge deren Umstrukturierungen, erfuhren die und Grenzkastelle geschwächt stark – Noricum in auch so – I. Provinzen Constantinus’ den in Grenzheere die wurden (306–337) Kaiser Heeresreform die Durch Noricorum I legio sche Kontrolle wurde einem einem wurde Kontrolle sche militäri- Die wurde. aufgewertet Legionen-Provinz aufgestellte Grenztruppen speziell Grenztruppen aufgestellte und verlegt, Landesinnere das in der Grenze von I. wurden Armeen Valentinian regulären Die Kaiser (364–375). unter Unruhen auf Reaktion zahlreiche als erfolgte Stütz- Donaulimes am militärischen punkte der Ausbau neuerlicher Ein mauer). Zeisel- Tulln, Zwentendorf, Traismauer, Mautern, Pöchlarn, Oberranna, (Passau, angepasst benheiten Gege- fortifikationstechnischen neuen die konstantinischer an Zeit ab wurde Kastellanlagen scher dostandort dostandort mae et Norici ripensis Norici et mae Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 dratischem Grundriss, auch auch Grundriss, dratischem qua- mit Wachttürme hoher 10–12m dreistöckiger, zahlreicher Errichtung die ebenso gehörte gramm Festungsbaupro- umgesetzten Nachdruck großem Trais- Zu dem mit Wallsee, nachgewiesen. Zeiselmauer mauer und für etwa sind Diese konnten. wer den verteidigt Besatzung verringerten einer mit Lagern auch die größeren Restkastelle, oder älteren, Reduktions- man baute von Ecken die In den. wur aufgegeben vollständig oft Lager Zivilsiedlungen die um rund die während Militäranlagen, der innerhalb meist Familien ihren lebten mit gehörige An- deren und Soldaten Die Grenzschutz. den nun Volksgruppen ausgesetzt. Volksgruppen einfallende verschiedene durch Zerstörungen und Plünderungen Belagerungen, ständig waren Donau der an Limesorte Die zusammen. vinzverwaltung Pro- die auch damit und Staatsverwaltung mische rö- die brachen Jahrhundert 5. Im schützen. Lager ihrer Bewohner die und selbst sich besten mehr nur konnten falls Besatzungen militärischen nen Die noch vorhande unmöglich. ze praktisch schien Reichsgren nördlichen der Verteidigung eine hen; es Reich im kam Westen zu Unru- ein Oströmisches West- und ein in Chr. n. 395 Reichsteilung der Nach und Lorenz erhalten. St. eindrucksvoll sehr noch Teil zum Bacharnsdorf, Windstalgraben Mauerthale, im Haslach der Wachau Johann St. in Engtal im sowie Ybbs Hirschleitengraben, und Passau-Haibach, in etwa sind Diese schließen. zu Kastellen den einzelnen zwischen Grenzüberwachung der in Lücken burgi aufgeteilt. Auch eine ganze Reihe nori Reihe ganze eine Auch aufgeteilt. Lauriacum

in in anvertraut, dessen Komman anvertraut, Favianis/ war. (limitanei)

burgi u Pnoie pri Pannoniae dux atr zr Zwei- zur Mautern genannt, um die die um genannt, übernahmen übernahmen ------war. DasübrigeLagerareal wurde nun von derzivilenBevölkerung genutzt. Zeisel mauer einKleinkastell mitInnenhof errichtet, indemeinekleinemilitärische Einheitstationiert Nach derMitte des 4. Jhs. wurde inderNordwestecke des ehemaligenKastells von in Passau-Haibach. Römermuseum Kastell Boiotro. Modelleines spätantiken Wachtturms bzw. wachung derumliegendenVerkehrswege undderKontrolle des Schiffsverkehrs aufbeidenFlüssen. Sicherung derFlussgrenze bzw. des Innübergangs von Noricum nachRaetien, sondern auchderÜber- Danuvius/ Das spätantike Kleinkastell Donau. DieBefestigung mitunregelmäßigem, trapezförmigem Grundriss diente nichtnurzur Boiotro liegtimheutigenPassau amZusammenfluss von burgus nachdenBefunden Cannabiaca/ Aenus/ SEITE 23 Inn und DONAULIMES Der Limes 13/2019 Heft 1 24 SEITE

 Aufrecht stehende Teile der jüngeren Steinbau- phase des Kastells Augustianis/Traismauer, wie das östliche Lagertor, die porta principalis dextra (heute Wienertor), wurden im Mittelalter weiter verwendet und blieben daher sichtbar erhalten.

Im 4. Jh. kommt es zu Ausbaumaßnahmen der Bewehrung des Kastells Augustianis/Trais- mauer mit Hufeisen- und Fächertürmen. Bis unter die Dachtraufe ist an der Nordmauer des Kastells ein spätantiker Hufeisenturm (sog. Hungerturm) erhalten, der heute das Heimat- museum beherbergt. 

Kastell Favianis/Mautern. In der Spätantike wurden die Kastell- mauern massiv verstärkt und die Eck- und Zwischentürme zu weit vor die Mauern vorkragenden Fächer- bzw. Hufeisentürmen umgebaut, die bessere Verteidigungsmöglichkeiten des un- mittelbaren Kastellvorfelds boten. Die Wehranlagen wurden im Mittel alter weiter verwendet.  Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 Im 4. Jh.wurde auchdasKastell  erhalten geblieben. haus, Salzlager, Betraum derevangelischen Kirchengemeinde) ner vielenFunktionen innachantiker Zeit (städtisches Zeug eisenturm anderehemaligenWestfront des Lagers ist danksei Der imGrundrissm große m x7 12 undetwam hoheHuf- 10 und mitanderLagermauervorkragenden Türmenverstärkt. Comagenis/ Tulln ausgebaut - - Grundherrschaft imMittelalter zurück. geht aufseine Funktion alsKornspeicher während derPassauischen (364–375 n.Chr.) einKastentor errichtet. Sein Name„Körnerkasten“ Lager tors Kastell  nischen Zuwanderern arrangieren. Zuwanderern nischen [email protected] Archäologiezentrum Mauerbach – Archäologie für –Abteilung Bundesdenkmalamt Ployer Dr. René Mag. Legionslager ehemaligen im etwa wie Orten, einigen an offenbar jedoch sich konnten Zurückgebliebenen Die ab. en Itali nach wanderte Bevölkerung ten ge- romanischen Chr. n. sesshaf- dort 488 dahin bis der Großteil ein und Ufernoricum räumt, Provinz Operation die angelegten wurde groß einer In Geschichte. 476 „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes“ Donaulimes“ werden könnte. – Reiches Römischen des „Grenzen Welterbes UNESCO des Teil wes- Zukunft in dieser aus, halb Donaulimes des Abschnittes norischen des Besondere das macht Gegenwart die in bis ten Festungsbau der antiken Fortbestehen das Gerade Traismauer zeigen. Wallsee, Zeiselmauer und von Pfarrkirchen er Lager richteten der Zentralgebäuden den über die wie adaptiert, entsprechend und weiterverwendet ter Mittelal im wurden auch der Innenbebauung dern son- Befestigung, der Teile nur nicht Getreidespeicher Aber als diente. Passau Bistum dem telalter Mit- dem seit das Zeiselmauer, in Lagertor östliche oder das an der sichtbar Donaulände Stapelplatz als in Tulln Fächertürme, wirt- einer schaftlichen Nutzung zugeführt, wie der Salzturm wurden zwei Wehrbauten Einige erhalten. und Huf der wie eisenturm Westfront, der Festungsbauten die lem al- vor heute sind Mautern In überliefert. geschoss Ober zweiten zum bis Nordfront der an gerturmes Hun des die sowie Wienertores des Bausubstanz antike die Traismauer in etwa ist So sind. erhalten sichtbar dato bis dadurch die anti Kastellmauern, ken wehrhaften der häufig sich bediente wicklung deutlich Siedlungsent vielerorts mittelalterliche Die heute wahrzunehmen. ist Erbe römische Das GEGENWART WEITERLEBEN INMITTELALTER UND Cannabiaca/ n. Chr. war das Weströmische Reich endgültig endgültig Reich Weströmische das war Chr. n. (porta principalis(porta dextra) Zeiselmauer. Anstelle des früheren östlichen Lauriacum, wurde unter Kaiser Valentinian I. durchaus mit den germa den mit durchaus ------NORISCHEN LIMES WEBSEITEN ZUM phie 1(Wien 2018). reichische Denkmaltopogra- Limes inÖsterreich. Öster- R. Ployer, Dernorische (Wien 2015). chäologischen Denkmälern terreich. Führer zu denar- Der römische Limes inÖs- V. Gassner/A. Pülz(Hrsg.), 1986). Limes inÖsterreich 33 (Wien Römerzeit. DerRömische chische Donaulimes inder K. Genser, Derösterrei- LITERATUR http://www.donau-limes.at http://www.limes-oesterreich.at

SEITE 25 FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 26 SEITE

Hofheim a. T. Gesamtsituation 1 Hofheim I (Erdlager) 4 Wachtturm Straßenverlauf gesichert des römischen Militärplatzes im 2 Hofheim II (Steinkastell) 5 Annex Steinkastell Straßenverlauf vermutet N LIDAR-Scan. 3 Hofheim III (Marschlager) 0 0,5 km 1 km

Hofheim a. T. Die Lager Hofheim I (Erdlager) und Hofheim II mit modernem Kataster, grau hinter- legt ist das Landratsamt mit da- 0 100 m N hinterliegendem Teich. tärlager europaweit bekannt. Das von E. Ritterling Ritterling E. von Das bekannt. europaweit tärlager Mili- belegte Chr. n. Monographie 40–70/75 ca. von vorgelegten das 1913machten bereits der in se Ergebnis wichtigen chronologisch die und technik ben. Die für die damalige Zeit moderne Grabungsausgegra- Ritterling E. von 1912 und 1902 zwischen bereits I) wurde (Hofheim Erdlager sogenannte Das DER HOFHEIMERMILITÄRSTANDORT Feldzüge römischer Fokus stand. im häufig Chatten germanischen der Siedlungsgebietes des Teil als die Wetterau, die in Weg dem auf Etappenstation als Funktion logistische wichtige auch eine Lagers Mainzer des Vorposten als Aufgabe militärischen neben seiner somit hatte Hofheim diente. ditionen Militärexpe rechtsrheinische zahlreiche für Basis als das Zweilegionenlager, Mainzer große das lag entfernt weiten Tagesmarsch Einen einen Maintal. das in Blick gleichzeitig ermöglichte und her Sichtachse direkte dem Taleinschnitt und dem Kastellplatz eine zwischen zusätzlich stellte turm Wacht errichteter auf Kapellenberg Hofheimer Ein dem ermöglichte. Rhein-Main-Niederung die germani den die in Einfallroute von eine aus Norden Chatten schen dar, Becken Limburger zum Verbindung direkte eine stellt und Taunuskamm den über Senke Idsteiner die durch führt schnitt ab. Der gelt Talein des Lorsbachtales den Ausgang rie und Taunusgebirges vorderen des Ausläufern südlichen den an unmittelbar liegt T. a. Hofheim D JOHANNES KALMBACH UNDROMANSCHOLZ VON DANIEL BURGER-VÖLLMECKE, MARKUS SCHOLZ, KAIMÜCKENBERGER, HAJO HÖHLER-BROCKMANN, der Fundplatz wiederindenFokus derForschung rückt. geomagnetischer Untersuchungen konnte jetzt einbisherunbekanntes Marschlager nachgewiesen werden, wodurch Archäologie undgiltspätestens seit denletzten Grabungen inden1990erJahren alsguterforscht. Anhand Der römische Militärplatz von Hofheim T. a. ist seit über100Jahren einfester Begriff inderprovinzialrömischen AMTAUNUS RÖMISCHES MARSCHLAGER BEI HOFHEIM HOFHEIM III –EIN NEU ENTDECKTES ALTBEKANNTES UNDNEUENTDECKTES Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 er römische Militärplatz auf dem Hochfeld bei bei Hochfeld dem auf Militärplatz römische er

------rheinischen Gebiete darstellte. Gebiete rheinischen rechts- die in Versorgungsroute Main, wichtige Richtung eine der in Steinlager das war, sich ausgerichtet orientierte Lorsbachtal das gegen nach Norden Haupttor seinem mit Erdlager das hunderts Jahr 1. des Mitte die um Chatten den mit der Konflikte Zeit der in Während jeweiligen nachvollziehen. gut der Zeit Militärstrategien terschiedlichen sich die lassen un der Lagerausrichtungen Anhand worden. niedergelegt systematisch Chr. n. 110/115 Besatzung der Abzug dem mit ist und tion Funk seine Steinlager das verlor Limesverlaufs des Konsolidierung der Mit wurde. ersetzt Steinmauer eine durch Chr. n. Rasensodenmauer, Jahrhunderts 1. des Ende am einer die aus Um- ebenfalls die wehrung bestand Anfangs errichtet. Ecken deten typischen abgerun- mit Rechtecks regelmäßigen Militärarchitektur eines Form römische jüngere in war der die für Die Anlage statt. umfangreiche Untersuchungen 1990 und 1979–1981 1977, 1969–1970, Jahren den in Seitz G. und Nuber U. H. unter fanden II) (Hofheim Nachfolgelager liegenden östlich telbar unmit- dem In waren. vorgelagert weit m 25 zu bis ein Wehrgraben weiterer der ein und umwehrt, Doppelspitzgraben Rasensodenmauer einer wahrscheinlich mit war und auf Grundriss lygonalen po typischen noch Jahrhunderts 1. des Hälfte erste die für einen weist For Erdlager Das verankert. schung provinzialrömischen internationalen der in fest „Hofheim-Horizont“ Begriff dem unter ist und den Nordwestprovinzen in Fundplätze zeitgleicher bis heute Referenz gilt als Fundmaterial publizierte

- - - - - Straßburg

Hofheim amTaunus

SEITE 27 Regensburg FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 28 SEITE

EIN NEUES LAGER IN HOFHEIM Für gewöhnlich nutzte das römische Militär auf dem Vormarsch in Feindesgebiet bereits bekannte Marschrouten und suchte somit auch die schon zu- vor genutzten Standorte für die Errichtung von Lagern auf. Sehr eindrucksvoll wird dies am Bei- spiel der nächstgelegenen Etappe bei Frankfurt- /Praunheim deutlich. Dort konnten bisher insgesamt zehn Marschlager sowie (als jüngstes) ein aus Stein errichtetes Standlager nach- gewiesen werden. An dem für die römische Militär- logistik ebenso wichtigen Standort von Hofheim sind demnach ebenfalls weitere Lager zu erwarten. Deshalb war es nicht überraschend, als 2008 bei ei- ner geomagnetischen Untersuchung mit einer ab- gerundeten Ecke eine verdächtige Struktur im Messbild erschien. Seit 2017 konnte in mehreren Messkampagnen durch die Römisch-Germanische Kommission und die Goethe-Universität Frankfurt der vollständige Grundriss eines etwa 5,5 ha gro- ßen Lagers (Hofheim III) mit vier Durchgängen und etwas versetzt vorgelagerten titula im Geomagne- tikbild erfasst werden. Das Lager liegt etwa 750 m südwestlich des be- kannten Steinkastells und ist parallel zu der von Mainz kommenden und in die Wetterau führenden römischen Militärstraße ausgerichtet, der die heu- tige Elisabethenstraße streckenweise noch folgt. Der Spitzgraben und die titula zeichnen sich im Messbild deutlich als Anomalien ab, wohingegen weder eine Umwehrungskonstruktion mit Tür- men noch Spuren einer Innenbebauung zu erken- nen sind. Ein moderner Feldweg verläuft leicht zur Mitte versetzt durch die Hauptachse des Lagers und stört die beiden Torsituationen an den Schmal- seiten. Zur Beantwortung der Datierungsfrage wurde im April 2018 in einer viertägigen Kampagne ein Son- dageschnitt am Grabenkopf der nördlichen Tor- situation angelegt. An den Lagerzugängen sind er- fahrungsgemäß die meisten Funde zu erwarten. Außerdem zieht in 50 m Entfernung die Straße an dieser Lagerseite unmittelbar vorbei, so dass dort mit dem größten Verkehr zu rechnen ist – voraus- Grabung 2018 -5 5 nT 0 100 m 200 m gesetzt, dass zwischen der Straße und dem Lager N eine Gleichzeitigkeit bestand. Nach dem Öffnen der Grabungsfläche wurde schon Hofheim a. T. Ergebnis der geomagnetischen Untersuchungen mit Lage der Grabungsflächen an der nord- bald deutlich, dass sich der Befund des Grabenkop- westlichen Torsituation (rot). fes nicht so deutlich im Boden abzeichnen würde, wie dies in der Regel bei Grabenverfüllungen der Fall ist. Beim feinen Abziehen des Bodens konnten zwar Bereiche unterschiedlicher Konsistenz fest- gestellt werden, die sich anhand kleinster Partikel von Holzkohle und Brandlehm vom übrigen Erd- reich abgrenzen ließen. Die Veränderung der Bo- denkonsistenz war jedoch weder im Profil noch im Planum anhand von Verfärbungen optisch zu er- kennen. In etwa 1 m Tiefe zeichnete sich schließ- kein datierendes Material. datierendes kein auch damit und Vorschein zum Funde kamen chen Gra- des werden. In keiner der beiden bens nicht Flä geklärt Tiefe die konnte Zeitfensters engen des Aufgrund war erkennen. zu nicht Profil ebenfalls Befund der Im übereinstimmte. im gut Anomalie der Magnetikbild Verlauf dem mit und gliederte unter- nochmals mittig sich die Breite, m 0,75 etwa von Bodenverfärbung dunkle schwache sehr eine schließlich sich zeigte Tiefe m 0,30 ca. In gab. nen erken- zu nicht optisch aber sich abgrenzte, Boden übrigen vom Brandlehmbröckchen und leflittern Holzkoh- von unterschiedlicher Kleinstpartikeln mit und aufgrund Konsistenz sich der zumachen, ein aus Bereich war Abziehen des Beim Erdbodens 1. Fläche in wie Phänomen gleiche das anfangs sich zeigte dort Auch musste. werden geschnitten quer Spitzgraben der die durch angelegt, Richtung cher nordöstli- in m 4,20 etwa wurde Fläche zweite Eine erkennen. zu Verfärbungen eindeutigen weiteren keine waren Struktur linearen dieser ßer Au- absetzte. Lösslehm gewachsenen vom leflitter der Holzkoh und der Erdbodenkonsistenz anhand sich der Bereich, den etwa in markierte Sie einzog. nach und Südosten leicht osten aufnahm kommend Nord von Grabens des Verlauf den die ab, Struktur lineare eine Profil, im nicht jedoch Planum, im lich Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 - - - - Erdboden ab. HofheimT. a. Fläche2.DerGrabenbefund zeichnet sichnursehr schwach gegenüberdemumliegenden HofheimT. a. Fläche1miteinziehender Befundstruktur (Grabenkopf?).

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FORSCHUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 30 SEITE

Parallel zur Grabung wurde an einem Tag eine ko- möglicherweise ebenfalls mit den Chattenkriegen ordinierte Begehung mit ehrenamtlichen Sonden- Domitians im Jahr 83 n. Chr. in Zusammenhang gängern auf einer Fläche von 2,8 ha innerhalb des stehen. Damit wären von Mainz aus Marschlager in Lagers durchgeführt. Insgesamt konnten 120 Fund- zwei Tagesetappen in Richtung Wetterau für die- nummern verzeichnet werden, deren Funde ein sen Feldzug belegt, ein drittes Lager wäre entspre- breites Spektrum unterschiedlicher Metallobjekte chend einen weiteren Tagesmarsch entfernt bei aus zwei Jahrtausenden abdecken. Den ältesten da- Okarben bzw. Friedberg zu erwarten. tierbaren Fund stellt ein vermutlich latènezeitli- cher profilierter Nagelkopf dar, den jüngsten eine 1-Mark-Münze von 1950. An römischem Fundmate- Daniel Burger-Völlmecke M.A. rial wurden lediglich einige unspezifische ton- Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen grundige Wand- und verrollte Randscherben ge- Goethe-Universität Frankfurt a. M. funden, die sich nicht genauer ansprechen lassen, [email protected] sowie ein ebenfalls zeitlich nicht näher einzugren- zendes Bruchstück eines bronzenen Zügelfüh- Prof. Dr. Markus Scholz rungsringes. Hoffnung auf einen Datierungsansatz Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen machte lediglich der Fund einer römischen Münze, Goethe-Universität Frankfurt a. M. die sich jedoch aufgrund ihres schlechten Erhal- [email protected] LITERATUR tungszustandes bisher ebenfalls einer genaueren Datierung entzieht. Dr. Kai Mückenberger Th. Becker/M. Scholz, Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen – hessenARCHÄOLOGIE römische Militär in Hofheim VORLÄUFIGE HISTORISCHE [email protected] und der Wachtturm auf dem EINORDNUNG DES NEUEN LAGERS Kapellenberg. In: D. Auch wenn die bisherigen Untersuchungen noch Hajo Höhler-Brockmann M.A. Gronenborn/R. Schlecker keine genauen Datierungen erlauben, darf der neu Römisch-Germanische Kommission des (Hrsg.), Jade und Salz. Der entdeckte Befund aufgrund des charakteristischen Deutschen Archäologischen Instituts Kapellenberg vor 6000 Jah- Grundrisses mit vier Toren und vorgelagerten [email protected] ren. Ausstellungskatalog titula sicher als römisch und somit als drittes Hof- Hofheim a. T. 2013 (Hofheim heimer Lager angesprochen werden. Die sich nur Johannes Kalmbach B.A. 2013) 26–43. sehr schwach abzeichnende Grabenverfülllung so- Römisch-Germanische Kommission des wie fehlende Anomalien einer möglichen Innenbe- Deutschen Archäologischen Instituts D. Burger, Die Römer im bauung sprechen für ein nur kurzfristig belegtes [email protected] Main-Taunus-Kreis. Saison- oder Marschlager. Obwohl polygonale La- Römisches Militär und länd- gergrundrisse häufig typisch sind für die Zeit bis Dipl.-Ing. Roman Scholz M.A. liche Besiedlung zwischen zur Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und danach Römisch-Germanische Kommission des Taunus und Main vom 1. bis größtenteils jene mit abgerundeten Ecken, gibt es Deutschen Archäologischen Instituts 3. Jahrhundert n. Chr. The- für beide Varianten genug Ausnahmen, die vor ei- [email protected] men der hessenArchäologie ner zu schnellen zeitlichen Einordnung warnen. 3 (Wiesbaden 2011). Gleiches gilt für die titula, für die sich Beispiele durchgängig von republikanischer (Renieblas, Spa- E. Ritterling, Das früh- nien) bis in severische Zeit (Prˇibice, Tschechien; römische Lager von Hof- Ardoch, Großbritannien) finden. Einen Anhalts- heim im Taunus. Nassau- punkt könnte jedoch das nur einen Tagesmarsch ische Annalen 40, 1913, 1–416. entfernte Lager L von Frankfurt-Praunheim/Hed- dernheim liefern, das ebenfalls vorgelagerte titula H. U. Nuber/G. Seitz, Studien aufweist und parallel zur Elisabethenstraße ausge- zu Hofheim. 150 Jahre Aus- richtet ist, also jener Straße, auf die auch das Lager grabungen (1841–1991). Hofheim III Bezug zu nehmen scheint. Die Straße Römische Strukturen in Hof- wie auch das zuletzt in Stein errichtete Kastell A heim und Kriftel (MTK). In: von Frankfurt-Heddernheim werden derzeit mit H. C. Schaeff, Hofheim I. den Chattenfeldzügen des Kaisers in Ver- Waffen, Bronze- und Blei- bindung gebracht und mit einem Terminus post funde aus „Steinkastell“ und quem von 81/82 n. Chr. datiert. Möchte man diese Lagervicus. Freiburger Bei- Befundsituation auf die Militärtopographie Hof- träge zur Archäologie und heims übertragen, so wäre das temporäre Lager III Geschichte des ersten Jahr- errichtet worden, als das sogenannte Steinkastell tausends 17 (Rahden/Westf. bereits bestand (damals allerdings noch in seiner 2011) 5–13. anfänglichen Holzbauphase) und könnte somit Römische Militärlager undStraßenzüge beiFrankfurt-Heddernheim und-Praunheim (nach P. Fasold). (c) latènezeitlicher profilierter Nagelkopf; (d) Fragment eines römischen Zügelführungsringes. HofheimT. a. Auswahl des Fundmaterials derSondenbegehung. (a) Uhrzeiger; (b) renaissancezeitlicher Beschlag eines Schuhabsatzes (?); Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 a Lager L

nach Frankfurt-Nied b Lager K

nach Mainz über Hofheim

nach F nach

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Brückenübergänge antiker Verlauf derNidda und

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Lager H zum K zum

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Lager G aalbur 0 g Lager D 0 Lager F

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A Lager C 2 500 d Kastelle A

zum K nach Frankfurt-Domhügel nach as tell Ok 1000 m Lager E arben SEITE 4 cm Lager B 31

nach V

N ilbel DENKMALVERMITTLUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 32 SEITE

ZENTRALER VERMITTLUNGSORT AM UNESCO-WELTERBE LIMES

DAS NEUE LIMESMUSEUM AALEN

Nach diversen Umbauten und mit einer neu gestalteten Dauerausstellung hat das Limesmuseum Aalen wieder seine Tore geöffnet. Das Gesamtprojekt wurde als Kooperation zwischen dem Archäologischen Landesmuseum Baden- Würt temberg und der Stadt Aalen geplant und umgesetzt. Den Besuchern präsentiert sich das Haus nun wieder als zentraler Vermittlungsort zum UNESCO-Welterbe Limes in Baden-Württemberg. Über 1500 Originalfunde und eine spannende Präsentation erlauben einen erlebnisreichen Einblick in die römische Welt am Rande des Imperiums. VON MARTIN KEMKES UND JUDITH WÖTZEL

Das Limesmuseum EIN HAUS UND SEINE GESCHICHTE zügige Erweiterung des Hauses, um vor allem die nach der Renovierung Das 1964 gegründete Limesmuseum vollzieht mit Ergebnisse der zahlreichen Ausgrabungen entlang mit neu gestaltetem dieser Neueröffnung seinen vierten grundlegen- des Limes in den 1970er Jahren einem breiten Pub- Außengelände. Im Vor- den Entwicklungsschritt. Bereits vor 55 Jahren war likum zeigen zu können. Bis 1986 wurde dann di- dergrund die Grund- es eine wichtige politische Weichenstellung, einen rekt hinter dem Museum das Stabsgebäude des Aa- mauern der porta Teil der römischen Landesgeschichte nicht mehr lener Reiterkastells ausgegraben und in seinen principalis sinistra. nur in den zentralen Landesmuseen, sondern in ei- Grundmauern in einem Archäologischen Park nem regionalen Zweigmuseum an einem der histo- konserviert. risch relevanten Orte zu präsentieren. So entstand Mit der Auszeichnung des Obergermanisch-Raeti- in Kooperation zwischen dem Land Baden-Würt- schen Limes als UNESCO-Welterbe im Jahr 2005 temberg und der Stadt Aalen auf dem Gelände des übernahm das Limesmuseum zwar grundsätzlich römischen Reiterkastells ein Spezialmuseum zum die Rolle als wichtigster Vermittlungsort zum neu- römischen Limes. 1979–1981 erfolgte die erste groß- en Welterbe in Baden-Württemberg, die angesichts tigt werden. tigt besich- Vorbereitungsphase wieder nun Limesmuseum neue und das kann Umbau- dreijährigen Schlie- der rund einer 2016 sowie Sommer im des Hauses Nach ßung voranzutreiben. erausstellung die 2014 ab sich eine neue für Dau auch die Planungen Möglichkeit, ergab Museums des sanierung General baulichen notwendigen der mit Zusam- menhang im Erst aufgewertet. und erweitert serne Reiterka römischen einer durch Teilrekonstruktion wurde die Park Archäologische der Lediglich konnte jedoch nicht realisiert erausstellung werden. Dau der Neukonzeption gebotene Aufgabe dieser Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 - - - - den Blick aufdieKastellfläche. halten ist. DasFenster erlaubt was heute nochvom Limes er nungen zeigen exemplarisch, tos undRekonstruktionszeich Großformatige Collagen ausFo  Welterbes. Kastell Aalen alsTeil des santen Monumenten auchdas zeigt nebenbesonders interes rund umdasMittelmeer und die immense Längedes Limes mischen Reiches“ verdeutlicht Welterbe „Grenzen des Rö Die Wand zum Thema UNESCO-  Jahr 1964. Das alte Limesmuseum im  Straßburg

Aalen Mainz

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- - - - DENKMALVERMITTLUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 34 SEITE

Die Ausstellung im Erd- KONZEPTION UND GESTALTUNG Obergeschoss kehrt der Besucher in die Gegenwart geschoss mit Illustrationen Im Rahmen der intensiven Vorplanungen wurden zurück. Er lernt die baulichen und materiellen zum römischen Alltag. zusammen mit allen Beteiligten mehrere Zielvor- Zeugnisse des Limes in Baden-Württemberg ken- gaben definiert. Auf der baulichen Seite waren dies nen und erhält zugleich einen Einblick in die mo- der Ausbau der Infrastruktur für die Besucher, die dernen Methoden der Archäologie. Verbesserung der klimatischen und akustischen Verhältnisse in der Dauerausstellung und schließ- DEN RÖMERN GANZ NAH lich auch die Schaffung eines separaten, etwa Gleich zu Beginn der Ausstellung im Erdgeschoss 200 m2 großen Raumes im Obergeschoss für künf- erwarten den Besucher 16 Kunstmarmorporträts tige Sonderausstellungen. Die neue Dauerausstel- römischer Kaiser und Kaiserinnen. Sie bilden den lung sollte in zwei Stockwerken auf einer erweiter- Auftakt zu einem Prolog, in dem die Entwicklung ten, 1500 m2 großen Ausstellungsfläche präsentiert des Römischen Reiches, seine Herrschaftsideolo- werden. gie, sein Verständnis von Grenzen und das Verhält- Auf der inhaltlichen Ebene wurden Vermittlungs- nis zu den Germanen erläutert werden. Damit soll ansätze formuliert, die dem Publikum zwei grund- vermittelt werden, warum die Römer überhaupt legend unterschiedliche Betrachtungsebenen zum einen Limes errichteten. Besondere Einzelfunde Thema Limes anbieten. Das mit dem Atelier Brück- verdeutlichen dabei die geographischen Dimensio- ner erarbeitete Gestaltungskonzept unterstützt nen des römischen Imperiums, die reichsweit ver- diese verschiedenen Erlebniswelten. Im Erdge- breitete Propaganda des römischen Staates sowie schoss taucht der Besucher mittels antiker Perso- die völlig anders strukturierte Kultur und Lebens- nen und großflächiger Illustrationen ein in die rö- weise der Germanen. mische Welt vor 1800 Jahren. Die Ausstellungsräu- In einem zweiten Schritt lernt der Besucher dann me sind dunkel gehalten und mit Kunstlicht anhand von konkreten archäologischen Objekten inszeniert, wodurch das Erleben der virtuellen sieben namentlich überlieferte Personen, Soldaten Welt unterstützt werden soll. Im weiß gestalteten und Zivilisten, kennen, die im römischen Aalen vor und durch das eindringende Tageslicht hellen rund 1800 Jahren gelebt haben. Kurze illustrative nierten 1000 Soldaten der der Soldaten 1000 nierten statio- Aalen in die auf Hinblick Im Reiterkaserne. der in und Stabsgebäude im Kastell, im im Kastelldorf, Limes, am – Lebensbereiche spezifischen ihre in Protagonisten sieben diese Besucher der gleitet be- Ausstellung der Verlauf weiteren Im de Alltag. ren in Einblick einen geben Medieninstallationen ler Arbeit an den Welterbestätten zu entsprechen. zu Welterbestätten den an Arbeit ler musea- Kerngedanken wichtigen einem etablieren damit und zu neu wieder Baden-Württemberg Limes in UNESCO-Welterbe zum Ver- mittlungsstandort zentralen als Limesmuseum der das auf Grundidee, basiert Obergeschoss im Ausstellung Die MUSEUM UNDWELTERBE schwerpunkt. Vermittlungs besonderen einen Reiterei Thema Der Limes 13/2019 Heft 1 Heft Der Limes 13/2019 Aus derEmpfehlung derUNESCO zur breiten.“ ver zu und vermitteln zu Kulturstätten und Denkmäler lungen, Samm über Wissen aktiv angehalten, dazu werden Museen „Die Rolle in der Gesellschaft“ rung von Museen und Sammlungen, ihrer Vielfalt und ihrer vom 17. 11. 2015. l I Flavia II ala „Erhaltung und zur Förde bildet das das bildet - - - - - analysiert werden. und analysiert betrachtet Medienangebote spezifischer mit- tels können Bronzeobjekten, zu hin bis In- schriften über Mithrasrelief vom Objekte, Ausgewählte Prospektionsmethoden. modernen zu hin bis logie Dendrochrono oder Archäo der Archäozoologie von der botanik, reichen Themen Die werden. zu tiv ak- Forscher als selbst Möglichkeit, Besu- die zudem cher der erhält Stationen archäologischen einzelnen der An Objekte. Fundgattungen und rialien an Mate- Vielfalt zudem gen zeigen die große Orten UNESCO- jeweili- den als aus Einzelfunde Limes Besondere Welterbe. des Wert universellen außergewöhnlichen und den dabei verdeutlicht gen, Zivilsiedlun der Gebäuden den zu Kastell- hin bis bauten großen unterschiedlich die über türmen breite Das ist. von den Wacht- Überreste, der baulichen geblieben Spektrum heute übrig was Limes vom exemplarisch, noch zeigen Orten ausge- 14 wählten von Fotos aus Rekonstruktionszeichnungen und Collagen Großformatige Südosten. Ellwangen im bei Halheim Wall- nach bis von Norden im dürn Baden-Württemberg in Limesstrecke langen km 164 der entlang Entdeckungsreise sche archäologi- eine auf hier sich begibt Besucher Der - - - Limes inBaden-Württemberg. Collagen zu denKastellorten am schoss mitgroß formatigen Foto- Die Ausstellung imOberge

SEITE 35 - DENKMALVERMITTLUNG Der Limes 13/2019 Heft 1 36 SEITE

OBJEKTE UND IHRE GESCHICHTE(N) Im Zuge der Ausstellungsvorbereitung wurden sämtliche Funde aus dem Altbestand des Limes- museums im Zentralen Fundarchiv des Archäolo- gischen Landesmuseums Baden-Württemberg analysiert, inventarisiert und dokumentiert. Einige Altfunde, deren Herkunft nicht mehr bekannt war, konnten so nach intensiver Recherche ihrem ur- sprünglichen Fundort zugewiesen werden. Mit knapp 1500 Einzelfunden wurde nicht nur der größte Teil des alten Museumsbestands wieder ausgestellt. Zusätzlich wurden zahlreiche Neufun- de aus Aalen und der Region in die Ausstellung in- tegriert. Besonders auffällig ist dabei ein großes Holzfass mit Brandstempeln aus dem Kastelldorf von Aalen, das nach aufwendigen Restaurierungs- arbeiten durch das Landesamt für Denkmalpflege und das Archäologische Landesmuseum nun erst- mals präsentiert werden kann. Die Auswahl der Objekte orientierte sich an inhalt- lichen Fragestellungen. Im unteren Stockwerk ver- mitteln die archäologischen Funde einen Eindruck  von den Lebensbedingungen und dem Alltag der Goldschmuck von Frauen und Kindern. Der kleine Goldring trägt damaligen Menschen. Im oberen Stockwerk kön- die Inschrift „CRESCAS – Mögest du wachsen“. nen sich die Besucher entlang der 164 km langen Li- meslinie in Baden-Württemberg als Forscher und Entdecker betätigen und die Objekte als histori- sche Quellen mittels moderner Methoden untersu- chen.

GRENZEN UND MENSCHEN Den Abschluss der Ausstellung bildet schließlich ein Epilog, der den Blick weiten soll und den Limes anderen Grenzformen in Geschichte und Gegen- wart gegenüberstellt. Die verschiedenen Aspekte der Intention, Funktion und Wirkung von Grenzen werden durch Zitate vom Alten Testament bis zur modernen Soziologie und anhand mehrerer Bei- spiele historischer wie aktueller Grenzen aufge- zeigt. Dabei kann der Besucher an einem Monitor auch seine eigenen Ansichten einbringen und mit anderen Meinungen vergleichen. Ziel ist es, die Besucher über die Vermittlung der römischen Vergangenheit hinaus auch für die eigenständige Beurteilung der Gegenwart zu sensibilisieren.

  Zu Beginn der Ausstellung im Erdgeschoss Mauern und Grenzen in der Geschichte. Links die ehemalige innerdeutsche Grenze; werden die Entwicklung des Römischen Reiches, rechts die EU-Außen grenze zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla. seine Herrschaftsideologie, sein Verständnis von Grenzen und das Verhältnis zu den Germa- nen erläutert, um zu verdeutlichen, warum der Limes überhaupt errichtet wurde. Der Limes 13/2019 Heft 1 SEITE 37

ZUM SCHLUSS Das neue Limesmuseum möchte durch ein ab- LIMESMUSEUM AALEN wechslungsreiches Spektrum an gestalterischen und inhaltlichen Zugängen das UNESCO-Welterbe Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Limes, das breite und vielfältige Fundmaterial und Baden-Württemberg das Leben der damaligen Bevölkerung an der Grenze zwischen Römern und Germanen auf un- St.-Johann-Straße 5 terhaltsame Weise vermitteln. Sollte dieser exemp- 73430 Aalen larische Zugang auch dazu beitragen, sich grund- Tel. 07361-52 82 87-0 sätzlich stärker mit der eigenen Geschichte und de- [email protected] ren Auswirkungen sowie möglichen Parallelen in www.limesmuseum.de der Gegenwart zu beschäftigen, wäre einem zent- ralen Ansinnen der UNESCO Rechnung getragen. Di–So 10–17 Uhr An Feiertagen geöffnet 24./25. Dezember sowie Silvester und Neujahr geschlossen Dr. Martin Kemkes Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg [email protected]

Judith Wötzel M.A. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg [email protected] Der Limes 13/2019 Heft 1 38 SEITE BUCHTIPPS

Bernd Steidl Thomas Fischer, Erika Riedmeier- Römer und Germanen am Main. Fischer Ausgewählte archäologische Studien Der Römische Limes in Bayern Logo Verlag Eric Erfurth Reihe: Archäologie in Bayern – Obernburg am Main 2016 Monographien ISBN 978-3-939462-29-3 Verlag Friedrich Pustet Preis 19,80 Euro Regensburg 2017 ISBN 978-3-7917-2906 Preis 26,95 Euro

Römer und Germanen am Main. Ausgewählte Der Römische Limes in Bayern archäologische Studien Bei diesem Buch handelt es sich um die zweite, aber vollständig überar- In Unterfranken wurde der Obergermanische Limes für ein vergleichs- beitete Auflage des gleichnamigen Führers aus dem Jahr 2008. Das weise kurzes Stück entlang des Mains wieder zu einer Flussgrenze. Die neue Format von 21 cm x 18 cm ermöglicht es, die Karten im Innenteil Region kann heute als beispielhaft angesehen werden, was die Erfor- größer abzudrucken, was für einen Reiseführer sehr praktisch ist. schung der römischen und germanischen Lebenswelten beiderseits der Das Buch ist in vier Teile gegliedert: Teil I beginnt mit einem allgemeinen Grenze und ihr Verhältnis zueinander anbetrifft – und den wohl größten geschichtlichen Überblick. Teil II beschäftigt sich mit dem Raetischen Beitrag dazu hat der Verfasser des vorliegenden Sammelbandes durch Limes in Bayern und hier besonders mit forschungs- und militärge- seine über zwanzigjährige Grabungs- und Forschungstätigkeit gelie- schichtlichen Aspekten. Diese Teile wurden großzügig um neue For- fert. schungsergebnisse erweitert und mit neuen Abbildungen ergänzt. Es Das Buch enthält neben einer für diese Ausgabe neu verfassten Einfüh- folgen in Teil III die Streckenbeschreibungen der einzelnen Wege, die rung insgesamt 13 Texte unterschiedlicher Länge, die zwischen 1999 sich an der Nomenklatur der einschlägigen Limespublikationen orien- und 2016 recht verstreut und nicht immer leicht zugänglich publiziert tieren. Sie sind gut als Wanderbeschreibungen geeignet. Im Teil IV wer- wurden; einer davon erscheint hier erstmalig auf Deutsch. Die Abbildun- den dann ausgewählte römische Militärplätze abseits der Limeslinie be- gen mussten gegenüber den Originalpublikationen oft verkleinert bzw. sprochen, so dass das Buch zu einem guten Führer für die römische vergrößert werden, sind aber immer gut verwendbar. Durch die Angabe Militärgeschichte in Bayern wird. Hier vermitteln neue Bildmontagen der Seitenzahlen am ursprünglichen Erscheinungsort bleibt die Zitier- von Luftbildern und Plänen, gerade bei den heute überbauten Kastellen fähigkeit auch bei verändertem Layout gewährleistet. in Unterfranken, einen guten Eindruck der Geländesituation. Im Anhang Die Einteilung erfolgt in drei Rubriken: Auf Beiträge mit historischem finden sich noch Adressen ausgewählter Museen sowie verschiedene Schwerpunkt (Kelten bis Limesende) folgen solche zur germanischen Register, die es erlauben, alle Informationen zu einem Ort schnell zu er- und schließlich zur römischen Seite. In den Letzteren geht es aus- fassen. Am Ende jedes Geschichtskapitels gibt es auch eine Zusammen- schließlich um die Benefiziarierstation beim Kastell Obernburg, was fassung mit der wichtigsten weiterführenden Literatur. man vordergründig als Mangel ansehen könnte – in Wirklichkeit liegt Schön ist, dass es den Autoren trotz der Ergänzungen gelungen ist, ab hierin aber eine der größten Stärken des Bandes, denn die Abschlusspu- Kapitel II die gleichen Seitenaufteilungen und Seitenzahlen wie in der blikation zu dieser bedeutenden Fundstelle steht noch aus. Das an der Erstausgabe einzuhalten. Somit kann ein Nutzer, der die Erstausgabe Straße außerhalb des Kastells gelegene Amtsgebäude mit angeschlos- gewohnt ist, sich hier schnell zurechtfinden. Das Buch ist bestens geeig- senem Weihebezirk wurde bereits 1954 bei Bauarbeiten angeschnitten, net, Ausflüge und Wandertouren zu planen und dann gleich die wichtigs- aber erst in den Jahren 2000 bis 2007 unter Steidls Leitung nahezu voll- ten Hintergrundinformationen griffbereit dabeizuhaben. ständig ausgegraben. Es existierte von 140/144 n. Chr. bis in die dreißi- ANDREAS SCHAFLITZL ger oder vierziger Jahre des 3. Jahrhunderts und ist bis jetzt das einzi- ge Beispiel seiner Art im Imperium Romanum. Bei der Lektüre des Sammelbandes (der einen etwas solideren Einband verdient gehabt hätte) wird deutlich, wie begrenzt die Auswirkungen der römischen Kultur auf die germanische Lebensweise waren; römi- sche Produkte waren zwar wegen ihrer Qualität begehrt, der kulturelle Einfluss blieb jedoch vergleichsweise gering. MARTIN WIELAND Der Limes 13/2019 Heft 1 SEITE 39

René Ployer Boris Alexander Nikolaus Burandt Der norische Limes in Österreich Die Ausrüstung der römischen Armee Österreichische Denkmaltopographie 1 auf der Siegessäule des Marcus Aurelius Verlag Ferdinand Berger & Söhne in Rom. Ein Vergleich zwischen der Horn 2018 skulpturalen Darstellung und den ISSN (Print) 2616-4957 archäologischen Bodenfunden Preis 25,00 Euro Archaeopress Roman Archaeology 28 ISBN (E-Book) 978-3-85028-846-0 Archaeopress Publishing Ltd, Oxford 2017 Preis 20,00 Euro ISBN (Print) 978-1-78491-693-0 Preis 45,00 Britische Pfund ISBN (E-Book) 978-1-78491-694-7 Preis 19,20 Britische Pfund

Der norische Limes in Österreich Die Ausrüstung der römischen Armee auf der Im Sommer 2019 sollte die UNESCO darüber entscheiden, ob der westli- Siegessäule des Marcus Aurelius in Rom. Ein che Teil des Donaulimes (Bayern, Österreich, Slowakei und Ungarn) als Vergleich zwischen der skulpturalen Darstel- nächster Abschnitt der „Grenzen des Römischen Reiches“ den Welter- lung und den archäologischen Bodenfunden be-Status erlangt. Passend dazu erscheint dieses im Zuge des Nominie- Das Hauptziel des Buches, bei dem es sich um die Dissertation des Au- rungsprozesses entstandene und von einem maßgeblich daran beteilig- tors handelt, ist bereits im Untertitel genannt. Für die angestrebte ten Autor verfasste „Inventarbuch“ des norischen Limes. Das Werk will Überprüfung der „Zeugnisfähigkeit der Reliefs“ (S. 1) der Markussäule kein Führer sein – dafür ist es qua Format auch kaum geeignet –, son- waren zwei verdienstvolle Vorarbeiten zu leisten: die Identifizierung dern es stellt eine einheitliche Erfassung aller bekannten Militäranla- der in der Renaissancezeit ergänzten Reliefpartien, deren Charakteris- gen entlang der Donau dar. Hierbei ist der Titel des Buches sehr wörtlich tika in Kapitel III angeführt und die im 246 Seiten starken Tafelteil zur zu nehmen, denn es fehlen sowohl die schon norischen, aber auf deut- Markussäule markiert sind, sowie die Zusammenstellung von militäri- scher Seite liegenden Passauer Fundplätze, als auch alle österreichi- schem Fundmaterial aus fünf Ländern. Die vier wichtigsten markoman- schen, aber bereits pannonischen Orte inklusive der Legionsstandorte nenzeitlichen Fundplätze Regensburg-Kumpfmühl, Eining-Unterfeld, Wien und Carnuntum. Nach einer kurzen Einführung (deutsch und eng- der Burgstall von Mušov und Iža werden in den Kapiteln II und IV kurz lisch im Paralleldruck) zu Zweck, Aufbau, Historie und Forschungsge- vorgestellt. schichte des norischen Limes folgt die von West nach Ost geordnete Den Kern der Publikation bilden die Kapitel VI–XXV, die der Analyse von Auflistung der 29 einschlägigen Fundorte. Dabei reicht das Spektrum 20 Ausrüstungskategorien (inkl. Kleidung) des römischen Heers gewid- von Legionslagern (Lauriacum, Albing) über Hilfstruppenkastelle und met sind – jeweils nach dem Schema Beschreibung der Reliefdarstel- burgi bis hin zu einfachen Wachttürmen. Je nach Bedeutung der Plätze lung, Vergleich derselben mit der Trajanssäule, Vorlage der Bodenfunde sind die Einträge von sehr unterschiedlicher Länge; allen gemeinsam und Abgleich zwischen Relief und Realien. Haupterkenntnisse in dem sind die kompakten und prägnanten Texte zu Lage, Forschungsge- mit drei Seiten sehr kurzen Fazit (Kap. XXVI) sind, dass keine fiktiven schichte, Beschreibung und gegenwärtigem Zustand, die einen raschen Ausrüstungsgegenstände dargestellt und Abweichungen vor allem mit Überblick über den aktuellen Forschungsstand und eine Beurteilung künstlerischer Abstraktion zu erklären sind. Daher stellt der Autor der des Denkmalwertes ermöglichen. Der Autor beschränkt sich dabei stets Markussäule eine „bedingte Zeugnisfähigkeit“ (S. 125) für die zugrunde nicht nur auf die Militäranlagen, sondern bezieht – wenn vorhanden – liegende Fragestellung aus und sieht in ihren Reliefs eine Kompensation auch die zugehörigen Zivilsiedlungen und Gräberfelder in die Darstel- für die geringe Zahl bekannter Soldatengrabsteine der zweiten Hälfte lung mit ein. Von besonderem Wert sind die außerordentlich klaren, des 2. Jahrhunderts n. Chr. hochwertigen und aktuellen Übersichtspläne, die deutlich machen, wie Aus wissenschaftlicher Sicht und vor dem Hintergrund eines fehlenden sehr sich der Kenntnisstand zu so manchem Fundort in den letzten Jah- Fundkatalogs ist problematisch, dass die Fundzeichnungen (neben ei- ren erweitert hat. Der Band schließt der Vollständigkeit halber mit einer ner geringen Auflösung) keine einheitlichen Maßstäbe aufweisen. Für Zusammenstellung von acht „nicht näher behandelten Anlagen entlang eine bessere Lesbarkeit wären zudem das Einfügen von mehr gliedern- des norischen Limes“ und einem knappen Glossar. Insgesamt ist dies den Absätzen und ein professionelles Lektorat (so fehlt z. B. im Inhalts- ein kenntnisreiches und qualitätvolles Kompendium auf neuestem verzeichnis das Kap. XXII) dienlich gewesen. Davon unabhängig ist das Stand, wie man es sich auch für andere Limesabschnitte wünschen Buch jedem zu empfehlen, der einen Überblick über die Ausrüstung der würde. römischen Armee im Donauraum zur Zeit der Markomannenkriege ge- (Anmerkung: Das Werk erscheint zugleich als E-Book, das nach Erwerb winnen will. des gedruckten Buches kostenfrei heruntergeladen werden kann.) JULIA KOPF MARTIN WIELAND DEUTSCHE LIMESKOMMISSION Dr. Suzana Mateši´c Geschäftsführerin Römerkastell Saalburg, 61350 Bad Homburg Tel. 06175 - 93 74 34 [email protected] www.deutsche-limeskommission.de

ARCHÄOLOGISCHE INFORMATIONEN ZUM LIMES

NORDRHEIN-WESTFALEN Steve Bödecker M.A. LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Endenicher Str. 133, 53115 Bonn [email protected]

RHEINLAND-PFALZ Dr. Peter Henrich Generaldirektion Kulturelles Erbe Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz Niederberger Höhe 1, 56077 Koblenz [email protected]

HESSEN Dr. Kai Mückenberger hessenARCHÄOLOGIE Schloss Biebrich, 65203 Wiesbaden [email protected]

BADEN-WÜRTTEMBERG Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart Berliner Straße 12, 73728 Esslingen am Neckar [email protected]

BAYERN Dr. Markus Gschwind Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Obere Stadtmühlgasse 1, 91781 Weißenburg i. Bay. [email protected]