A3kultur#128 16 Seiten #10 2018.Indd
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KULTURTERMINE NACHRICHTEN, TERMINE UND POSITIONEN für Augsburg Stadt/Land und Wittelsbacher Land 01.10. – 31.10. FEUILLETON FÜR AUGSBURG STADT/LAND UND WITTELSBACHER LAND #10 | OKTOBER 2018 monatlich/gratis WITZIG aber nicht zwingend komisch Faltsch Wagoni sind wahrlich Beziehungsexperten. Das Künstlerpaar steht seit 1982 auf der Bühne und analysiert mit viel Selbstironie und Sprachwitz Partner- KREATIVLABOR zankereien aller Art. »Auf in den Kampf, Amore!« heißt ihr Mit Medien, Kunst und aktuelles Programm, mit dem sie am 27. Oktober, 20 Uhr, in Experimenten präsentiert sich der Kresslesmühle zu Gast sind. Weitere Kabaretttipps das lab30-Festival vom 25. bis für den Herbst lesen Sie auf S. 8 28. Oktober im abraxas. S. 9 MORITZENS MILLENIUM Kunst, Kultur, Musik und Gespräche machen St. Moritz im 1000er-Jubiläumsjahr zur Kirche Tausendschön. S. 15 Anzeige: Geist- zeit EIN FEST FÜR FRIEDBERG Nach über dreijähriger Sanierung und Modernisierung öffnet das Wittelsbacher Schloss seine Türen als Kultur- und Veranstaltungszentrum. Tage der offenen Tür: Samstag, 6. Oktober, und Sonntag, 7. Oktober, jeweils 10 bis 22 Uhr Eintritt frei! www.wittelsbacher-schloss.de www.a3kultur.de POLITIK & GESELLSCHAFT 1. bis 31. Oktober 2018 02 Am 14. Oktober wird der Schwäbische Bezirkstag neu gewählt. Jürgen Reichert, der dem Gremium 15 Jahre als Präsident vorstand und es prägte, tritt nicht mehr zur Wahl an. In seiner Amtszeit erwarb sich der ausgewiesene Sozialpolitiker Respekt über die Parteigrenzen hinweg. Er nutzte das Amt, um seinem Haus ein schärferes Profil zu verleihen, und führte es so in eine neue Ära. Seine besondere Aufmerksamkeit galt von jeher der Kultur, neben sozialen Themen das zweite wichtige Aufgaben- gebiet der Bezirke. Seine Feststellung »Kultur rechnet sich nicht, aber sie zahlt sich aus« wurde zum geflügelten Wort und er handelte danach. Jürgen Kannler traf sich mit dem Politiker in der Geschäftsstelle des Bezirks im Domviertel zum Gespräch. Es ging dabei um: Kunst, Kultur, Heimat a3kultur: Heimat wurde von Ihrem Haus Oberschönenfeld ist in wenigen Jahren sehr früh als Arbeitsthema erkannt. Sie komplett runderneuert worden, mit Im Herzen des Limoux, an den Hängen des haben unter anderem eine Definition neuer Museumspädagogik, mit neuer dazu erarbeiten lassen. Diese betont Ausstellungskonzeption und vielem Aude-Tals im Süden Frankreichs entwickelt dieser besonders den Wert des Miteinanders. mehr. Aber die Arbeit geht weiter. Zum Chardonnay eine besonders saftige Frische und einen klaren Nachhall. Die Struktur und die Wie nehmen Sie die politische Vereinnah- Beispiel mit dem Weiherhof, wo wir ein Typizität des Weines erinnern stark an einen mung des Heimatbegriffs, beispielsweise für Süddeutschland einmaliges Kunst- hochwertigen Burgunder, doch der Preis durch die AfD, wahr? depot schaffen möchten. unterscheidet sich erfreulicherweise deutlich. Jürgen Reichert: Der Bezirk ist mit Ausgezeichnetes Preis-Genuss-Verhältnis! dem Auftrag versehen, Kultur zu Oberschönenfeld ist ein Publikumsmagnet, In Augsburg exklusiv bei Vinopolis! gestalten, und Kultur ist eng mit dem der ohne den sonst üblichen touristischen Heimatbegriff verbunden. Wer kultu- Trubel funktioniert. Auf was kommt es bei rell beheimatet ist, in einem Umfeld diesem Konzept besonders an? lebt, in dem er sich wiederfindet, wo Die Besucher müssen nach Hause gehen er Freunde und Familie hat, wo er sich und sagen: Es war ein guter Tag. Es ist engagieren kann, der ist meist auch eine Mischung aus Beständigkeit und gefestigt. Kultur ist aber auch ein soziales brauch des Heimatbegriffs nicht fürchten. Ich bewusst gesetzten Highlights. Und dann zählt Präventionsprogramm. Diese Verbindung darf möchte meine Handlungen auch aufgrund des natürlich das wunderbare Gesamtambiente. Die man nicht vergessen. Deswegen habe ich trotz Heimatbegriffs reflektieren, indem ich frage: Landschaft, die Klosterkirche, die Gastronomie, und gerade in schwierigen Finanzzeiten immer Woher komme ich? Woher kommt unsere Kultur das Museum und die Galerie, aber auch so ein- gesagt: Wir dürfen das Thema Kultur nicht und wie kann sie sich entwickeln? Was muss ich fache Dinge wie der schöne Kräutergarten. Bei vernachlässigen. Wenn wir bei der Kultur einspa- tun, um Kultur zu erhalten? Wenn man sich diese einer Untersuchung vor einigen Jahren haben wir ren, dann werden die Menschen ärmer und damit Fragen bewusst macht, dann glaube ich, hat eine festgestellt: Wer einmal in Oberschönenfeld war, auch anfälliger für Scharfmacher. AfD mit ihren Missbrauchsthesen keine Chance. der kommt in der Regel noch ein zweites und drittes Mal. Damit bin ich bei dem Punkt, den Sie angespro- Sie stehen für Partizipation in den verschiedensten chen haben. Ich glaube, eine positive Heimaterfah- gesellschaftlichen Bereichen. Wir wurden auch schon gefragt: Warum wollt ihr rung bedeutet auch eine Demokratie erfah rung, So ist es. Darauf habe ich immer bestanden. Kul- auf dieses ruhige Zisterziensergelände so viele indem man beispielsweise in seinem Verein mit- tur rechnet sich nicht, aber sie zahlt sich aus. Ich Besucher locken und die Ruhe dort stören? Aber diskutiert, Erfolge und Niederlagen miterlebt, all habe zwar keine Rendite im Sinne von Euro und ich bin in sehr gutem Austausch und Kontakt mit diese Dinge. Das sind erlebte Spielregeln fürs Cent. Aber ich habe eine Rendite von zufriedenen den Schwestern. Natürlich haben sie ein Selbst- Leben, und diese Spielregeln sind für eine demo- Menschen, die sich für diese Gesellschaft solida- verständnis als kontemplativer Orden. Aber sie VINOPOLIS kratische Entwicklung unabdingbar. Deshalb ist risch engagieren. sagen auch: Von uns redet kein Mensch, wenn ihr Kulturengagement auch Engagement für das nicht das Angebot drumherum macht. Gemeinwesen, und Heimat ist ein Stück davon. Diese Rendite konnten Sie, wenn wir bei diesem Bild Curt-Frenzel-Str. 10a / 86167 Augsburg Mo – Fr 10 – 19.30Tel. /0821 Sa 10 – –70 16 02 Uhr 90 bleiben wollen, vor Kurzem bei der Wiedereröffnung Des Thema Oberschönenfeld ist noch nicht zu Ende Jemand, der so gestärkt ist, der braucht die AfD des Museums Oberschönenfeld erzielen. Diese Investi- erzählt. Die Geschichte wird weitergehen, Stichwort www.vinopolis.de nicht zu fürchten. Und der muss auch den Miss- tion war nicht zuletzt von Kontinuität bestimmt. Wie Weiherhof. Was meinen Sie – wie wird dieses Projekt schafft man es, dass diese Kontinuität nicht den For- in zehn Jahren aussehen? derungen der Tagespolitik geopfert wird? Da habe ich folgendes Bild vor mir: Der Stadl ist Das liegt nicht allein in der Verantwortung des zu einem Kunstdepot ausgebaut worden, für den Präsidenten, aber er muss die Richtung vorgeben, 30 bis 40 hochrangige Künstler aus Schwaben sagen, was ihm wichtig ist. Kontinuität zu wah- oder vielleicht auch darüber hinaus dem Bezirk ren ist die Aufgabe eines Gremiums, von guten ihre Werke anvertraut haben. Es wird dort die Mitarbeitern, sie ist aber auch davon abhängig, Möglichkeit zur Forschung geben. Die Kunst wird Menschen zu motivieren. Oberschönenfeld ist der Öffentlichkeit gezeigt und somit das Lebens- dafür ein gutes Beispiel: eine Ökonomie der werk der Künstler gewürdigt. Es wird ein Haus Zisterzienserinnen, die vom Abbruch bedroht sein, in dem viel Leben ist. Es werden dort Work- war. Es war ein hoher Verdienst, auch meines shops stattfinden, Seminarräume entstehen und Vorgängers, zu erkennen, dass hier ein besonde- Appartements auf Zeit für Studenten, die dort rer Ort vorliegt, und dann zu sagen, dass man ihre Abschlussarbeiten schreiben. Wir werden diese Dinge erhalten muss, um Traditionen zu zwischen Kloster und Weiherhof einen Skulp- bewahren, aber in dieser Bewahrung auch die turenweg errichten. Beide Orte werden eine Ein- Weiterentwicklung zu ermöglichen. Und so hat heit bilden. der Bezirk die Aufgabe übernommen, dieses Gebäude langfristig anzumieten und dort Ange- Ist es ein bitterer Schritt für Sie, nach 15 Jahren in die bote für Menschen zu schaffen. zweite Reihe zu wechseln? Es gibt in diesem Amt keine zweite Reihe. Wenn Der Ort ist letztendlich mit überzeugender Nach- ich gehe, bin ich weg. Aber ich weiß, was Sie mei- haltigkeit und Transparenz entwickelt worden. nen. Nein, ich verspüre keine Bitterkeit, wohl Wir haben immer wieder diskutiert, wo die auch weil ich eine positive Bilanz ziehen kann. Schwerpunkte liegen, warum was wichtig ist. Wie andere meine Arbeit bewerten oder in Diese Offenheit verleiht Sicherheit. Ebenso, dass Zukunft bewerten werden, ist ein anderes Thema. es einen Beschluss gab, der einstimmig durch alle Es ist alles gerichtet, jetzt machen andere weiter Parteien hindurch gefällt wurde. Das spricht für und setzen neue Akzente. Junge Leute müssen das die Arbeitsweise des Bezirks und für das sachlich auch so machen, dafür ist die nächste Generation gute Miteinander innerhalb unserer Gremien. da. Aber ich bin gelassen, wenn es um die Zukunft des Bezirks geht. Er wird heute wesentlich stärker Man kann dann auch finanziell stürmische wahrgenommen als noch zu Beginn meiner Zeiten überwinden. Manchmal dauert es eben Amtszeit. Das ist ein gutes Ergebnis. etwas länger, bis man sein Ziel erreicht hat, man darf es aber nie aus den Augen verlieren. www.bezirk-schwaben.de IMPRESSUM – a3kultur KINDERKULTUR Chefredakteur: Jürgen Kannler (kaj) (V.i.S.d.P.), Kontakt: [email protected] FREIER EINTRITT Titelvorlage: Faltsch Wagoni (Foto: Claus Wecker) Grafik & Satz: Andreas Holzmann OPEN AIR Redaktionsleitung: Patrick Bellgardt (pab) Redaktionelle Mitarbeit: Thomas Ferstl (fet), Martin Schmidt (msc), INTERKULTUR