Maßnahmen Gegen Terror Für Mehrheit Wenig Sinnvoll
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derStandard *** Sa./So., 10./11. September 2011 | Österreichs unabhängige Tageszeitung | Herausgegeben von Oscar Bronner | € 2 , 0 0 INTERVIEWS MIT: George Soros +++ Lakhdar Brahimi +++ Siri Hustvedt +++ Uwe Steinhoff +++ Barry Eichengreen +++ Peter Gridling AUF 34 SEITEN: Ground Zero +++ Reportage Afghanistan +++ Börsenreaktionen +++ Flugsicherheit +++ Islamismus und Popkultur Fotos: epa Ein Tag verändert die Welt Die Ereignisse vor zehn Jahren waren eine Zäsur: Seit den Anschlägen in den USA wurden Antiterrormaßnamen weltweit Maßnahmen gegen Terror verschärft, der Islam rückte in den Fokus. In einer von Christoph Prantner, Michaela Köck und Peter Frey zusammengestellten dop- pelseitigen Grafik haben wir die Ereignisse jenes Tages, der als 9/11 in die Geschichte einging, nachgezeichnet. Der Fotokünst- für Mehrheit wenig sinnvoll ler Günther König führt in dieser Schwerpunktausgabe die Verän- derungen im Stadtbild New Yorks vor Augen. Die Koordination lag bei Bettina Stimeder, die Gestaltung bei Rudi Reiterer. Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin Standard-Umfrage: Für 62 Prozent ist Welt seit 9/11 unsicherer Wien – Zehn Jahre nach den An- denen die Nähe zum früheren Ei- Sieben Prozent meinen, dass sie schlägen auf World Trade Center sernen Vorhang noch nachwirkt. schon am Telefon abgehört wur- HEUTE und Pentagon ließ der Standard Spezifisch auf Maßnahmen an- den, zwei Prozent sehen sich im Wiener VP-Chefin vom Market-Institut erheben, was gesprochen, die man selbst zu Visier von Geheimdiensten. (red) die Österreicher von den seither spüren bekommt, sagen 55 Pro- Umfrage S. 4, Antiterrorgesetz S. 17 Marek rechnet beim getroffenen Maßnahmen gegen zent, dass sie verstärkte Kontrol- Gastkommentare zu 9/11 Seiten 42, 43 Terror halten. Nur 40 Prozent sa- len am Flughafen wahrnehmen. Kommentare Seite 44 Rücktritt mit Partei ab gen, diese seien „insgesamt sinn- voll“ – die Mehrheit vertritt die NikiBerlakovich& NikiLaudaüber Po- Wien – Christine Marek wechselt Gegenposition: „Diese Maßnah- litik und Wirtschaft. F.: Hendrich S. 15 von der Parteispitze der Wiener VP men haben nur wenig gebracht.“ in den Nationalrat. Sie fand am 62 Prozent der Österreicher sa- Neuer Aktionär für die Telekom Freitag deutliche Worte: „Angriffe gen denn auch, die Welt sei in den aus den eigenen Reihen“ hätten die vergangenen zehn Jahren unsi- Investor Pecik könnte bis zu 20 Prozent übernehmen ÖVP geschwächt, mangels Ge- cherer geworden. Für das engere schlossenheit mache sie den Weg Umfeld Österreichs nehmen noch Wien – Neben der Korruptionsaffä- Im Schlepptau soll Orascom aus frei für einen Neuanfang. Auch 27 Prozent einen Schwund an Si- re könnte die Telekom Austria Ägypten sein. Gemeinsam könn- Museumsdirektorin AgnesHusslein Stadtrat Wolfgang Gerstl geht ins cherheit an. Allerdings widerspre- bald mit neuen Eigentümern zu ten sie Entscheidungen der Staats- über das 21er-Haus. F.: APA Seite 35 Parlament. Über Mareks Nachfolge chen hier 22 Prozent, die die Lage tun haben. Finanzjongleur Ronny holding ÖIAG blockieren. Gemel- wollte der Parteivorstand Freitag- Österreichs sicherer einschätzen Pecik soll planen, gemeinsam mit det wurde ein solcher Einstieg Reformwille bei GrundsteuerDie SPÖ abend entscheiden. (red) Seite 13 als vor zehn Jahren. Besondere Si- Investoren ein bis zu 20 Prozent nicht, Pecik könnte sich auch bloß zeigt Interesse am Vorschlag von Debatte Stenzel – Vassilakou Seite 16 cherheitsgewinne sehen die Be- großes Aktienpaket an der Tele- Optionen gesichert haben. (red) Maria Fekter, die Bemessung den Kommentar Seite 44 wohner jener Bundesländer, in kom zu erwerben, meldet Format. Seite 23, Kopf des Tages Seite 44 Ländern zu überlassen. Seite 13 Inzestfall: Töchter widerrufen Der 80- Jährige, der seine Töchter jahr- zehntelang missbraucht haben Weltenbrand soll, wurde freigelassen. Seite 16 9/11. Stellvertretend für viele schaft, die Opfer zu Tätern zu andere Weltverschwörungs- machen. Das Faszinierende da- STANDARDS theoretiker fragt Leser Hans-Pe- ran war der Gedankenprozess, ter R. aus Salzburg nach einer der Hunderttausende, wenn Sport ................ 20, 21 Aufzählung der angeblichen nicht Millionen auf der ganzen NetBusiness, Wissenschaft . 22 Gründe, warum 9/11 ganz an- Welt dazu brachte, an ein wüs- Veranstaltungen, Kino . 38, 39 ders war: „Ist’s den Amerika- tes Komplott der Amerikaner TV, Switchlist ......... 40, 41 nern nicht zuzutrauen, dass sie gegen sich selbst zu glauben Sudoku ................ K 33 alles nutzen (nutzten), um statt an die Tatsache, dass es im- Freizeit, Spiele, Rätsel ...... I 4 Krieg führen zu können?“ mer wieder mörderische Fana- Nein. tiker gibt, deren ulti- WETTER Es ist ihnen nicht zu- mativer kick es ist, die AP zutrauen. Aus. Weil sie RAU Welt in die Luft zu Restwolken und Nebelfelder lösen es nicht getan haben. sprengen. „Wir können sich rasch auf. Es wird spätsom- Aus. Weil es ein Haufen musli- untergehen, vielleicht“, wird merlich warm mit Höchsttempera- mischer Gottesstaatler war. Hitler zitiert. „Aber wir werden turen um 24 bis 29 Grad. Seite 38 Aus. Weil all die geistesgestör- eine Welt mitnehmen. Muspilli. ten 9/11-Verschwörungstheo- Weltenbrand.“ Nachrichten zu 9/11 auf rien, die auch der ORF zu sei- Die Verschwörungstheoreti- ner ewigen Schande verbreitet, ker suchen immer nach einem lächerlicher bullshit sind – tau- verborgenen Hintergrund. Hier sendfach widerlegt und trotz- ist er: Es besteht in der Welt kein Weiter kommen. dem unsterblich. Mangel an charismatischen Die spritsparenden BlueEfficiEncy- Modelle von Mercedes-Benz. Die Erinnerung an 9/11 wird Psychopathen mit einem pseu- auch bestimmt von der Bereit- dopolitischen Motiv. GZ: 02Z030924T · P.b.b. · Nr. 6880 · AboService Tel. 0810 20 30 40 · http://derStandarddigital.at · D € 3 / B € 3 / HUF 810 / SK € 3 (SK 90,38) / KČ 80 · Retouren an Postfach 100, 1350 Wien 2 der Standard Thema:Thema9/11 Sa./So., 10./11. September 2011 Das Leiden der Überlebenden ist nicht zu Ende Man konnte die Türme des World Trade Centers von nahezu ganz New York aus sehen. Der Künstler Günther König erforschte das veränderte Bild der Stadt fotografisch. Die Opfer, zehn Jahre nach der Tragödie: dem 99. Stock, den Menschen aus zusammen. Was sich in ihr Ge- „wenn das Monster den Fluss Sie sind selbst knapp mit dem Leben den höchsten Etagen den Weg ver- dächtnis einbrannte, war das Ge- überquert, und alle schreien, ren- davongekommen, haben ihre Kollegen sterben sperrte und andere noch in ihren räusch. „Pap-pap-pap-pap-pap, so nen und stolpern“. Beim Hinauf- Büros ausharrten, um auf offiziel- merkwürdig, in Stufen.“ Ein jun- steigen traf er irgendwann Jose- sehen, ihre Liebsten am Ground Zero verloren – le Durchsagen zu warten. Zügig ges Paar sprach vom Angriff auf phine Harris, eine Buchhalterin die Stufen hinunter, bis zur Sky- Amerika. Als sie fassungslos der Hafenbehörde. Die überge- auch zum zehnten Jahrestag leiden noch Lobby im 44. Stock, wo Sicher- nachfragte, erntete sie ungläubige wichtige Frau musste nach jeder heitsleute Anweisung gaben, das Blicke. Was, diese Ahnungslose Stufe stehen bleiben, ihre Beine tausende Amerikaner am 9/11-Trauma. Treppenhaus zu wechseln. In der weiß nichts von den Anschlägen? schmerzten zu sehr. Nur ein Mann Sky-Lobby, einer der beiden Eta- Wo kommt die überhaupt her? Auf war noch bei ihr im fast leeren Frank Herrmann aus New York tiefte sich die Bauingenieurin in gen, in denen man von den schnel- dem Heimweg, gut zwölf Kilome- Treppenhaus C. Ungeduldig rief die Arbeit an ihrem Computer. len in die langsamen Fahrstühle ter zu Fuß, probierte sie jede Tele- Kross den beiden zu, sie sollten enn Leokadia Glogowski New York, das war die Stadt, die umstieg, konnte sie durch Fenster fonzelle aus, im Mobilfunknetz ins Treppenhaus B hinübergehen, vom 11. September er- Leokadia Glogowski mit offenen ins Freie sehen. Während andere ging ja nichts mehr, dort seien Leute, die Wzählt, beginnt sie mit Armen empfing. Als sie Polen in bemerkten, wie draußen Men- und irgendwann fand könnten helfen. Kleinigkeiten, mit scheinbar ne- den Achtzigerjahren verließ, aus- schen vorbeiflogen, Verzweifelte, sie eine, die funktio- „ Schließlich schlepp- bensächlichen Episoden, die erst gereist als Touristin und nicht zu- die den Sprung dem Tod durch nierte. Marek hatte vier ten Feuerwehrmänner im Nachhinein eine tiefere Bedeu- rückgekehrt, wollte sie eigentlich Verbrennen vorzogen, sah Leoka- Stunden auf den Anruf Josephine Harris die tung bekamen, wie fast alles an in Deutschland Fuß fassen. Aber dia nur Papier durch die Luft wir- gewartet, die längsten Treppe hinunter. diesem Tag. sie bekam keinen Daueraufent- beln. „Ich hatte Glück, der grausa- vier Stunden seines Le- Plötzlich ohrenbetäu- Um sechs Uhr früh stand sie auf, halt, daher bewarb sie sich in me Anblick springender Men- bens. Nachts legten bender Krach und „ein ihr Mann Marek machte frischen Amerika um eine Greencard, hat- schen blieb mir erspart.“ sich Marek und Mi- Gefühl, als ob du auf Kaffee, dann saßen sie eine Weile te Glück und zog 1989 nach New chal, der Sohn der Glo- Gleisen stehst und beim Frühstück zusammen und York. Dort lernte sie Englisch, ab- „Was ist das? Ein Gewitter?“ gowskis, neben Leoka- eine Lokomotive auf überlegten, was sie abends kochen solvierte ein Zusatzstudium und Auf der anderen Treppe ging es dia ins Bett, jeder an dich zurast“, so be- sollten. Marek ging vor Leokadia bekam einen Job bei der städti- nur noch sehr langsam voran, ab eine Seite. „Sie hielten schreibt es Kross. aus der Wohnung, um das Auto schen Transportbehörde, im der 20. Etage begegneten