Die Holzschnitzerei im Berner Oberland

Autor(en): Krebs, Werner

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Die Schweiz : schweizerische illustrierte Zeitschrift

Band (Jahr): 16 (1912)

PDF erstellt am: 06.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-573909

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http://www.e-periodica.ch 374 Jakob Boßhart: Christoph.

den Händen nach den würgenden Krallen und nm- in ihm; „wenn ich den Christian warf, wer wollte klammerte sie wie mit Zangen, sodaß alle Kraft mich werfen?" Etwas sein, was andere nicht daraus wich und das Blut fast aus den Finger- sein konnten, in etwas der erste sein, die höchste beeren spritzte. Nun zog Christoph den Gegner Tanne im Aebiwald, die oberste Arve an der langsam an den Armen nach oben und schleuderte Winterhalde, der frechste Gipfel in den weißen ihn über die Schultern kopfüber ins Gras. Hörnern, der stärkste Bursche im ganzen Tal, einer- Niemand rief Beifall; selbst das Riesengeschlecht lei, wie und was, nur der erste, dieser Gedanke erschrak über soviel Kraft in einem siebzehnjährigen wühlte in ihm und blähte ihn auf. Er hätte etwas Lümmel, und mehr als einer sagte sich: „Werden unerhört Gewaltsames unternehmen mögen, um die Arme recht gebraucht, so mag's gut ausgehen, so recht offensichtlich zu zeigen, wer er war; am sonst aber kann sich der Teufel freuen!" liebsten hätte er das Haus auf der einen Seite an- Ein seltsames Gefühl kam in jener Stunde über gefaßt, aus den Grundlagen gehoben und auf den Christoph, er schlief kaum in der folgenden Nacht. First gestellt, das unterste oben, das oberste unten! „Ich bin der Stärkste im ganzen Tal," flüsterte es Ja, wer das köNNte! (Fortsetzung folgt).

Zolilcknitzersi im ksrnSr vbsrlcincl. à Mit einer Kunstbeilage und siebzehn Abbildungen im Texte. Es ist schon öfter behauptet worden, daß sich in der Schweiz Auch heutzutage treffen wir fast in jedem Heim zu Stadt zu wenig künstlerischer Sinn zeige und daß infolgedessen und Land Erzeugnisse neuzeitlicher Holzschnittkunst und können Kunst und Kunstgewerbe nicht den nötigen Verdienst finden. an ihrer Eigenart leicht erkennen, daß sie aus dem er Wenn diese Klage überhaupt ihre Berechtigung haben sollte, Oberland stammen. Freilich finden sich unter diesen Schnitz- so wäre ihr Grund vielleicht weniger im Mangel an Kunst- werken gar viele, die den heutigen Anforderungen einer kunst- sinn als in der geringern Kaufkrast unserer Bevölkerung zu gerechten Ausführung in keiner Weise entsprechen: Ornamente suchen. Die außen und innen schön geschmückten Rat- und ohne Berücksichtigung der Zweckbestimmung des Objektes, Zunfthäuser, Kirchen und Bürgerhäuser unserer Städte, Menschen- und Tierfiguren, die auch ein weniger kunstgeübtes der freundliche Stil unserer Landhäuser mit ihren reich ver- oder schönheitsfrohes Auge als Fratze erkennen sollte. Allein ^ zierten Oefen, Schränken, Truhen und „Bufferts", die schlich- wir wissen, daß das kaufende Publikum beim Ankauf söge-

> ten, aber sinnig geschmückten Haus-, Küchen- und Stallgerät- nannter Geschenk- und Souvenir-Artikel überhaupt nicht schaften, Tragbänder für Kuhglocken u. dgl., insbesondere allzu wählerisch ist und eher dasjenige bevorzugt, was billig aber die reizenden Volkstrachten sind gewiß sprechende Zeugen oder originell scheint. Es ist begreiflich, wenn Kunstkritiker, von frühzeitiger Aeußerung des Kunstgeschmackes in unsern die in den Schaufenstern der Magazine für sog. „Fremden- Landen. Die Holzbildhauerei hat in diesem Schmuck der artikel" in Bern, Jnterlaken oder Luzern solche mißratene Heimstätten stets eine bevorzugte Stellung eingenommen; Schnitzwaren, wie z. B. Karikaturen des Löwen von Luzern sie ist damit zur Volks- und Heimatkunst geworden. oder des Telldenkmals in Altdorf erblicken, ihrem Aerger über diese Pfuscherei Luft machen. Aber sie sollten so vorsichtig und gerecht sein, sich über die wirklichen Zustände besser zu informieren; sie sollten sich hüten, nur gestützt auf oberflächliche Wahrnehmungen, über ein einheimisches Kunstge- werbe ein verdammendes Urteil abzugeben, wie dies vor wenigen Jahren in einer schweizerischen Zeitschrift geschehen ist. Eine sachliche und fachkundige Kritik ist jederzeit nützlich und darf nicht unterdrückt werden. Die Oberländer Holzschnitzerei hat schon manch scharfes, gerechtes und un- gerechtes Urteil hinnehmen müssen, und seit Jahren haben ihr Beru? fene und Unberufene wohlgemeinte Ratschläge erteilt zur Hebung der Industrie, zur Anwendung neuer Kunstformen und zur Einführung besser lohnender Erzeugnisse. Viele dieser Winke sind kaum beachtet worden, namentlich auch der oft geäußerte Rat, auf die fast aus- schließliche Nachahmung einheimi- scher Tiere und Pflanzen (Bären, Gemsen, Adler, Wildschweine, Rindvieh, sowie Alpenrose und Edelweiß) zu verzichten und sich Sàihler-Zctiulo Lrieni. Mrlcii (in herkömmlicher Technik). lverner Krebs: Die Holzschnitzerei im Bcriier Bberland.

Franken per Tag betragen. Nur ganz tüchtige, fleißige, selbständig arbeitende Schnitzler mögen aus- nahmsweise 8 Franken und mehr verdienen. So herrscht auch heute noch wie von altersher der Spezialitätenbe- trieb vor. In einer meist engen Werkstätte oder Wohnstube finden wir den einen Schnitzler nur mit der Anfertigung von Bären be- schäftigt; ein anderer hat eine große Fertigkeit in Porträt- und Spiegelrahmen mit Pflanzenorna- ment, ein dritter in der Herstellung von Kassetten oder Bestecken er- langt, usw. Auch wird iu manchen Dörfern irgend eine Spezialität mit Vorliebe betrieben. B rienz, als der Hauptort der Industrie, liefert im Figurenschnitzen das Beste. Kassetten und Oberländer- Häuschen werden vorzugsweise in M eirin gen hergestellt. In wurden von jeher Tische und Stabellen mit Jntarsienschmuck (Tiere und Land- Zctinikler-Zctiuls krisnr. 5<-àh. schaften) versehen. Die Intarsien sind in letzter Zeit etwas vernach- mehr dem stilisierten Ornament, der Möbel- und Eeräteschni- lässigt worden, es werden aber Anstrengungen gemacht zur tzerei zuzuwenden. Unsere Schnitzler halten mit einem ge- Wiederbelebung dieser Spezialität. wissen Eigensinn an der Pflege der naturalistischen Richtung So ist es begreiflich, daß die Schnitzler an dem festhalten, fest. Wer die ökonomischen und beruflichen Verhältnisse un- was sie von Jugend aus geübt uud gelernt haben, und serer Holzschnitzindustrie näher kennt, wird diesen konservativen vorzugsweise solche Artikel fertigen, deren Absatz durch die Sinn auch eher verstehen. Einmal ist diese Vorliebe fur Fremden gesichert erscheint. Die Industrie ist demnach fast Wiedergabe der Natur schon in der Ursprünglichkeit der In- gänzlich vom Fremdenverkehr abhängig. Durch ihn wanden: dustrie begründet. Vor etwa hundert Jahren ist sie entstanden. die Holzschnitzwaren in alle Länder der Welt. Der eigentliche Ihre ersten Erzeugnisse (Pfeifenköpfe, Eierbecher, Zuckerdosen, Erporthandel ist unbedeutend und geht leider eher zurück. Im Nadelbüchsen, Schreibzeuge u. dgl.) waren bereits mit Tieren Jahre 1910 wurden aus der Schweiz Holzschnitzwaren im Werte und Pflanzen der Alpenwelt verziert und fanden um ihrer von bloß 680,408 Franken erportiert, wovon die meisten nach Originalität willen guten Absatz bei den fremden Gästen. Deutschland, Frankreich, Oesterreich und Nordamerika. Mit Später wurden auch die freund- lichen Oberländerhäuschen in aller- lei Verwendungsarten nachgeahmt. Mit dem zunehmenden Fremden- verkehr entwickelte sich die Heim- arbeit; sie drang in die entlegen- sten Alpendörfer und verschaffte den auf spärlichen Ertrag ihrer Heimstätten angewiesenen Bewoh- nern einen bescheidenen, doch will- kommenen Nebenverdienst in har- ter Winterszeit. Spekulative Köpfe bemächtigten sich des aufblühenden Kunstgewerbes, sie schufen Fabriken und organisierten den Erporthan- del, wobei freilich der Verdienst der Heimarbeiter gar oft zum Vor- teil des Grossisten heruntergedrückt und ein nicht einwandfreier Kredit- verkehr eingeführt wurde. Diese Heimarbeiter wurden darauf ange- wiesen, sich einer bestimmten Spe- zialität zuzuwenden, um ihre Pro- duktivität und damit auch ihre Erwerbsfähigkeit zu fördern. Denn der Verdienst dieser Leute ist in der Regel ein geringer; er mag im Durchschnitt kaum mehr als etwa 3

8ctinîtzler-5ctillls Lrlem. l-irlcli im BreUschnitt-Tcchnik). lverner Krebs: Die Holzschnitzerei im Berner Oberland.

Hilfe von Ausstellungen, statt im August, wo viele Musterlagern, Erportmuse- Schnitzler mit Landwirt- en, Konsular- und Handels- schaft oder im Fremdenver- agenten, wie sie andere kehr beschäftigt sind, im Industrieländer besitzen, Winter stattgefunden, so wäre es wohl möglich, die würde die Gesamtzahl wohl Erportfähigkeit auch dieser eine größere sein. Immer- Industrie zu erhöhen. hin ist aus diesen Ziffern Schon mancher Versuch, deutlich ersichtlich, daß die neue Muster einzuführen, große Mehrzahl der Schnitz- ist an der Unverkäuflichkeit ler in und Umge- der Waren gescheitert. Im- bung sowie in den am merhin sollte jedes Streben Brienzersee gelegenen Ge- nach neuen Formen und meinden ansässig ist, wäh- Anwendungen begrüßt und rend und die gefördert werden. Es gibt übrigen Gemeinden des auch viele strebsame Schnitz- Oberhasli nur noch wenige ler, die für solche Neuerun- Erwerbstätige zählen. Das gen ein richtiges Verständ- Ergebnis der Betriebszäh- nis bekunden und ihnen lung zeigt uns ferner, daß gerne Zeit und Geld opfern. etwa vier Fünftel aller Be- Leider wird dieses Streben schäftigten Heimarbei- sind,- die wenigen „Fa- nicht immer gewürdigt und Zciinitzler-ZIclillls krienr. vàl iln^Breltschnitl-Techntk). ter belohnt. Hat irgend ein Mo- briken" in Brienz und Mei- dell, eine neue Zierrat beim kaufenden Publikum Erfolg ringen beschäftigen offenbar nur nocb eine geringe Zahl gehabt, so finden sich sofort unbefugte Nachahmer, die um ge- Personen*). riügern Preis ihre minderwertigen Arbeiten auf den Markt Es ist hier nicht der Ort und Amaß, die Entstehung, Ent- werfen und damit den Erfinderlohn schmälern. Das Urheber- Wicklung und die heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse unseres recht läßt sich in diesem Gewerbe nicht immer mit Erfolg an- Kunstgewerbes noch näher zu schildern. Unsere Darstellung hat wenden. mehr den Zweck, nachzuweisen, daß die vor einiger Zeit publi- Die Holzschnitzindustrie beschäftigt nicht mehr so viele Per- zierten abfälligen Urteile, wonach die Oberländer Holzschnitzerei sonen wie früher. Vor vierzig Jahren schätzte man die Zahl der völlig degeneriert sei, nur minderwertige Bazarware produ- Beschäftigten auf AM, später auf 1400. Mag sein, daß diese zieren könne und deshalb den Charakter eines Kunstgewerbes Zahlen damals überschätzt waren. Nach der eidgenössischen verloren habe, auf völliger Unkenntnis der wirklichen Leistungs- Betriebszählung von 1905 sind im Kanton Bern im ganzen fähigkeit, wenn nicht auf tendenziösem Uebelwollen beruhen. 346 Betriebe gezählt worden, wovon 463 Allein- und 143 Ge- Die in den Bazars der Fremdenorte ausgestellten Waren geben Hilfenbetriebe, mit 647 beschäftigten Personen, wovon 476 im kein richtiges Bild von der Leistungsfähigkeit der Industrie, weil Betriebe tätige Inhaber, 135 mitarbeitende Angehörige und sie zum größern Teil durch Grossisten geliefert werden, die auf 36 andere mitarbeitende Personen (95 weibliche). Die erwerbs- möglichst billigen Ankauf, bezw. hohen Gewinn bedacht sind. tätigen Schnitzler verteilen sich auf die Gemeinden Brienz (208), Wer ein kunstgerechtes Schnitzwerk sich beschaffen will, muß (109), Ringgenberg (59), sich direkt an die selbständig schaffenden Schnitzler und Bild- (52), Hofstetten bei Brienz (50), Oberried (32) und Jseltwald Hauer oder an die Schnitzlerschule in Brienz wenden. Hier (24), ferner auf verschiedene Gemeinden des Bezirkes Ober- wird er williges Gehör für seine besondern Ideen oder Wünsche hasle mit insgesamt 100 Personen. Auch diese offiziellen und auch wohlgeschulte Kunsthandwerker finden. ch tz s 1884 Zahlen sind nicht ganz maßgebend. Hätte die Betriebszählung Die S n i l e r ch u l e Brienz, im Jahre gegründet und seither von Bund, Kanton und Gemeinde tatkräftig gefördert, ist gewissermaßen die Zentralstelle der gesamten ober- ländischen Holzschnitzerei. Unter der kunstverständigen Leitung des Herrn Kienholz hat sie es von jeher verstanden, die besten Kräfte für den praktischen und theoreti- scheu Unterricht zu gewinnen und alle berechtigten Vorschläge für Hebung der Industrie, für Ein- führung neuer Produktionsgebiete oder Anwendung neuer Stilrich- tungen und Motive vorurteilslos zu prüfen und zu erproben. Jahr für Jahr wird von ihr dem Kunst- gewerbe eine stattliche Anzahl kunst- geübter Arbeiter zugeführt. Wäh- rend die meisten Holzschnitzler nur

Ueber die Brienzer Holzschnitzerei im Rahmen der I. schweiz. Heimarbeitausstel- lung vgl. „Die Schweiz" XII1 1909, 330. A. d. R.

Sans îZugglsr» krisn-. vänilcirs llogge

Kans kuggler, Lri-Ni. 5t. keriililiräz-vogge (LIndeicholz>. Werner Urebs: Die Holzschnitzerei im Berner Gbcrland,

duktions- und Absatzfähigkeit zu heben. Namentlich liegt es in dies, so ist anderseits auch zu erhoffen, daß die Vertreter und der Aufgabe des Staates, im Interesse der Volkswohlfahrt Jünger dieser Kunstgewerbe sich je und je bestreben, den zeit- solchen fest eingewurzelten, mit Land und Leuten verwachsenen gemäßen erhöhten Anforderungen sich bestmöglich anzupassen Kunstgewerbeu und Hausindustrien mehr als bisher beizustehen und neuen Bedürfnissen und Geschmacksrichtungen Rechnung und ihre gedeihliche Weiterentwicklung zu fördern. Geschieht zu tragen. Werner Krebs., Bern.

Nachdruck verdaten. tapfere Kerzen. Alle Rechte vorbehalten. Novelle von Anna Zwicky, Zürich. ^er Sturm hatte ausgetobt, und der Märzenschnee fiel in Treiben, der frische Windhauch, der wie neuer Lebensodem die dichten wolligen Flocken. Das sah ja aus, als wollte es noch Luft durchzog. Das alles paßte ihm zu seiner heutigen Stim- einmal^ Winter werden! Der junge Mann, der mit großen mung, ja auch zum heutigen Tag. Schritten den steinigen Bergweg emporklomm, lachte vor sich „Welche Ueberraschung wird es für Lisa sein!" Nichts weiß hin: Da würden wir uns bestens bedanken! Nein, es war im sie von seinem Kommen. Niemand dort oben weiß etwas davon. Gegenteil des Winters Abschied, sein letztes, harmloses Drohen Er kommt mit dem Schnee hineingeschneit. Lisa wird kaum nach dem grimmigen Wüten. Aus und vorbei war's mit sei- ihren Augen trauen. Aber dann wird sie ihm entgegenfliegen, ner Herrschaft, droben wie drunten. Und er fing leise zu pfei- ihn mit Liebesbezeugungen überschütten: ein schöner Tag soll fen an: Die linden Lüfte sind erwacht, nun muß sich alles wen- es für beide werden den! llebrigens gefiel ihm dieser lustige Tanz, dieses emsige Er knöpfte nun seinen Rock bis oben zu, um den Hals zu schützen gegen die wässerigen Flocken. Den Rand des weichen Hutes bog er hinunter, und den Mantel warf er über die Schulter. So stieg er mit großen, gemessenen Schritten weiter. Schon lag das Tal mit den Dörfern, den rauchenden Schornsteinen und den Kirchturmspitzen tief unter ihm, kaum, daß sich noch einzelne Häusergruppen unterscheiden ließen. Nur die Landstraße mar- kierte noch das Wo und das Wohin, und der Fluß, ihr Kamerad, rauschte dicht daneben talab. Aber bald entschwand das Tal seinen Blicken. Er war jetzt im Wald und sah nichts mehr als Tannen und wiederum Tannen: große, haushohe, majestätische und kleine, unbedeutende, eine ganze Gemeinde, ein ganzes Volk; dazwischen Lichtungen, wo der schneewimmelnde Him- mel sich darüber wölbte. Von oben her kamen ein paar stämmige Bauern gegangen. Sie zogen einen Hornschlitten mit etwas Eingehülltem darauf, das eine Frauengestalt sein mochte. Ob diese Frau dort oben Genesung gesucht, nicht aber gefunden hatte? Sie kamen an ihn heran, hielten inne und nickten ihm ein verwundertes Erüßeuch zu. „Ein sonderlich Vergnügen," las er von ihren Gesichtern ab, „an einem solchen Morgen da hinaufzuklettern!" Das ihrige schien ihm kaum größer zu sein. Er grüßte ebenfalls betrachtete die vermummte Gestalt auf dem Schlitten. „Es wintert noch hier oben," sagte er. „Ihr freilich könntet ja eine richtige Schlittbahn gebrauchen für eure Talfahrt! So sanft gleitet der Holzschlitten nicht bergab auf den holprigen Steinen!" „Schon nicht," meinte der eine; „immerhin ist's noch besser, als wenn sie laufen müßte!" Er wies mit zurückgeschlagenem Daumen auf die Last, die eher einem Kleiderbündel als einem weiblichen Wesen ähnlich sah, spuckte in die schwieligen Hände und faßte wieder die langen Hörner des Schlittens an. Ins Krankenhaus kam die Alte, und eine andere Eisenbahn gab es zu dieser Jahreszeit nicht. Gutmütig verzog er den großen Mund zum Lachen und zeigte dabei das immer noch schöne Ee- biß. „Ihr geht ja wohl zu Besuch und seid drum so früh in den Wehren? Nichts für ungut: wohin geht denn euer Weg?" Der junge Mann war heute mitteilsamer als sonst. Er war unterwegs nach dem Schwettiberg, um seine Liebste zu sehen, ganz unerwartet für sie und unverhofft. Seit geraumer Zeit weilte sie droben zur Kur; aber es fehlte ihr ein wenig an Kurz- weil, und sie zählte bereits die Wochen und Tage, bis sie heim- kommen durfte, obgleich — natürlich — es ihr sonst gut gefiel. Selbstverständlich; im Sommer konnte man sich ja keinen schö- nern Aufenthalt wünschen! „Ja, beim Eid," pflichtete der andere Bauer bei, nachdem er die Pfeife aus dem Mund genommen, „schöner noch als in Dorf und Stadt! Auch die Auswärtigen finden den Berg meineidig schön, sobald sie einmal droben sind. Sie schlagen sich fast gar um den Platz und die Häuser... Mir ist, als hab' ich

Sans Sllgglsr, krieai. Zcknvingsr.