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Chancengerechtigkeit Kündigungsschutz verhindert dynamischen Arbeitsmarkt

Gespräche an der 73-jähriger Rentner im Angriffe auf unsere Basis: Dr. Christine Deutschen : Urteilskraft: Über Baumgarten, Liberale Planspiel „Jugend und Wahrheit und Lüge Frauen e.V. Thüringen Parlament 2008“ im öffentlichen Raum

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 1 118.06.20088.06.2008 15:34:5815:34:58 Alle Kraft auf 2009 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Parteifreunde,

in der letzten Ausgabe der Thüringen Libe- zur Verfügung zu stellen, die ich wenige Erfolg bei der Landtagswahl glauben! Ich ral habe ich Sie unter anderem zu unseren Tage vorher bekannt gegeben hatte, fand habe mir diese Entscheidung nicht leicht Regionalkonferenzen, die im April stattfan- die einhellige Unterstützung auf allen drei gemacht, aber sie ist mir leicht gefallen, es den, eingeladen. Sie sind dieser Einladung Regionalkonferenzen. Dafür und auch für ist keine riskante Entscheidung, wie man- zahlreich gefolgt und haben mit vielen en- die vielen positiven und unterstützenden che Journalisten nachfragten. Ich habe die- gagierten und interessanten Beiträgen und Reaktionen, die mich seither erreicht ha- se Entscheidung getroffen in einer Gewiss- Vorschlägen dazu beigetragen, dass diese ben, möchte ich mich ausdrücklich bedan- heit: dass wir Liberale im nächsten Jahr in Veranstaltungen sehr erfolgreiche Schritte ken. Viele dieser Schreiben, Telefonate und den Thüringer Landtag einziehen, weil die- auf dem Weg ins Wahljahr 2009 waren. persönlichen Gespräche waren von einer ses Land eine liberale Kraft im Parlament, Die vielen inhaltlichen Anregungen gilt es hohen und positiven Emotionalität, die mich in der Regierung braucht, um den Stillstand nun zu untersetzen, mit Anträgen aus den wirklich sehr berührt, mich glücklich aber der letzten Jahre zu beenden und Kräften Kreisverbänden und mit Positionierungen auch stolz auf mein Amt als Ihr Landesvor- der Vergangenheit unsere schöne Heimat des Landesvorstandes, um so das Wahl- sitzender macht. Die vielen Zusicherungen nicht für neokommunistische Experimente programm der FDP für die Landtagswahl für gemeinsame engagierte Wahlkämpfe zu überlassen! In diesem Sinne freue ich im Jahr 2009 zu einem echten Programm im nächsten Jahr haben meine Zuversicht mich auf viele Begegnungen mit Ihnen, für Freiheit und Gerechtigkeit werden zu und meine Gewissheit verstärkt, dass wir lassen. Thüringer Liberale im nächsten Jahr große Herzliche Grüße Aber nicht nur inhaltlich waren die Erfolge erzielen werden. Diskussionen außerordentlich positiv, auch Ich werde bei der fast gleichzeitig statt- eine personelle Entscheidung stand im Mit- fi ndenden Bundestagswahl nicht kandidie- telpunkt der Konferenzen. Meine Entschei- ren, dies sei hier nochmals deutlich gesagt. dung, mich für unsere Thüringer FDP als Keiner soll glauben oder auch nur behaup- MdB Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2009 ten können, ich würde nicht an unseren Landesvorsitzender FDP Thüringen

Sport und Gesellschaft Gegen den „erhobenen Zeigefi nger“

Mit Freude habe ich das Interview mit Zehntausende besuchen die Veranstal- Wer will schon auf einem Sportplatz ki- Ex-Olympiateilnehmerin Vera Hohlfeld in tungen. In Oberhof und anderen Thüringer cken, wo seit Jahren die Tore vermodern der letzten Ausgabe der Thüringen Liberal Orten ist dies ein nicht mehr wegzuden- oder der Rasen kaum gemäht wird? Wa- gelesen. Aus meiner Sicht muss man sich kender Wirtschaftsfaktor. Dies zu bewah- rum werden Schulsportstätten so wenig dem Sachgebiet Sport in Thüringen stär- ren und die Spitzenstellung Thüringens in für die Freizeitgestaltung angeboten? Und ker widmen. Die Symbiose zwischen Leis- Konkurrenz zu anderen Wintersportstand- wie oft beschweren sich Anwohner, wenn tungssport und Wirtschaftskraft spielt im orten in Deutschland auszubauen, ist eine am Nachmittag ein Basketball krachend Freistaat eine gewichtige Rolle. Anderer- nicht zu unterschätzende Aufgabe. im Korb landet? Es wird Jugendlichen nicht seits dürfen die Belange des Breitensports, Ebenso muss der Breitensport einen immer leicht gemacht. Eine große Rolle vor allem der Kinder und Jugendlichen hohen Stellenwert einnehmen. Überge- kann dabei das Sporttreiben in einem der nicht vernachlässigt werden. wicht, vor allem bei Kindern und Jugend- vielen Vereine in Thüringen leisten. Dafür Thüringen ist, und das ist gut so, Win- lichen, nimmt zu. Die körperliche Aktivität muss das sportliche Vereinsleben auf viel- tersportland Nummer Eins. Man denke hat eine zentrale Bedeutung für die Be- fältige Weise gestärkt und dauerhaft er- nur an die Biathleten im Frauen- und Män- handlung von Übergewicht. Die Gesund- halten werden. Als Mitglied im FDP-Bun- nerbereich, an die Nordisch-Kombinierer, heit unserer Kinder braucht einen hohen desfachausschuss Sport werbe ich auch an die Langläuferinnen und Langläufer aus gesellschaftlichen Stellenwert. Der „erho- in Thüringen für diese Ziele. Unsere Kin- dem Freistaat. Sie bestimmen in ihren Dis- bene Zeigefi nger“ oder eine „Früher-war- der werden es uns später einmal danken. ziplinen das Niveau an der Weltspitze, sie alles-besser-Mentalität“ hilft dabei nicht. Marian Koppe, Vorsitzender der FDP des lösten einen Boom in Deutschland aus. Oftmals geht es um kleine Veränderungen. Landkreises Saalfeld-Rudolstadt

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TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 2 118.06.20088.06.2008 15:35:2015:35:20 Gespräche an der Basis FDP-Basisarbeit muss in die breite Mittelschicht getragen werden

Was sagt die liberale Basis in Thüringen ThL: Wieso? Wir müssen doch gegen Ra- litischen Ränder Links und Rechts stärkt. zu aktuellen Themen. Thüringen Liberal ser vorgehen, oder? Nehmen Sie beispielsweise Berlin: Dort sprach mit Frau Dr. Christine Baumgar- Dr. Baumgarten: Ist das der Zweck der regieren die Linken und ich würde sagen, ten, Kinderärztin und Jugendpsychaterin, Erhöhung der Bußgelder? Nein, aus mei- die Lebenssituation der Berliner hat sich stellvertretende Kreisvorsitzende der Li- ner Sicht geht es darum, mit dem gleichen insgesamt eher verschlechtert. Teure Kin- beralen Frauen in . Aufwand mehr Geld einzunehmen. Al- dergärten, hohe Kosten für das Schules- kohol- und Drogenfahrten werden doch sen, massiver Kulturabbau oder ärztliche ThL: Welche Krankheitssymptome machen erst eingedämmt, wenn die Kontrollen um Versorgung – in der Bundeshauptstadt Sie in der derzeitigen Politik fest? ein Vielfaches erhöht werden. Dafür wäre regiert Rot-Rot. Ich wünsche mir das nicht Dr. Baumgarten: Die Antwort muss zwei- ein erheblich höherer Personalaufwand für Thüringen. geteilt werden. Aus Sicht der Bevölkerung notwendig. ThL: Also muss die FDP Ihrer Meinung würde ich eine depressiv resignative Stim- ThL: Gilt die unsolide Finanzpolitik auch nach gestärkt werden? mungslage feststellen. Aus Sicht der Politik für das Land Thüringen? Dr. Baumgarten: Ja, aus meiner Sicht muss einen schwindenden Realitätsbezug. Da- Dr. Baumgarten: Werden denn in Thürin- das christlich-liberale Lager stark werden. durch läuft sie Gefahr massiv an Glaub- gen tatsächlich die Ausgaben zurückgefah- Das geht, wenn wir für gerechtere, ein- würdigkeit zu verlieren. ren? Und was ist, wenn wirklich einmal fachere und niedrigere Steuern und Ab- ThL: Was meinen Sie damit genau? 100.000 Euro eingespart werden? Wofür gaben eintreten. Die Basisarbeit der FDP Dr. Baumgarten: Hier ein sehr gutes Bei- wird dieses Geld verwendet? Zumeist für muss in die breite Mittelschicht getragen spiel – die Finanzpolitik. Die immense Ab- politische Prestigeprojekte. Das gilt nicht werden. Und damit meine ich nicht nur gabenlast und die hohen Steuern werden nur für das Land, sondern insbesondere den Mittelstand, sondern vor allem diejeni- den gegenwärtigen Gegebenheiten nicht für die Kommunen. gen, die hart arbeiten. Und wir müssen uns mehr gerecht. Das verstehen die Bürger ThL: Daher kommt also die depressiv re- stärker auf die Probleme der Jugend kon- nicht. Und ich meine auch zu Recht. Das signative Stimmungslage? zentrieren. Die Kinder und Heranwach- beginnt bei einfachen Sachen, wie bei- Dr. Baumgarten: Die hoffentlich nicht zu senden sind unsere Zukunft – und zwar spielsweise dem Bußgeldkatalog. falschem Wahlverhalten führt und die po- unsere einzige, mehr haben wir nicht. pak

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 3 118.06.20088.06.2008 15:35:2115:35:21 Chancengerechtigkeit für Arbeitnehmer Kündigungsschutz verhindert dynamischen Arbeitsmarkt

Es gibt ein verbindendes Element zwischen Seit jeher ist der Arbeitsmarkt in der nen Schutz vor Kündigung, sondern be- Arbeitgebern und Arbeitnehmern: Verant- Bundesrepublik Deutschland in beson- schränkt den Zugang zum Arbeitsmarkt. wortung. Arbeitgeber tragen dafür Sorge, derem Maße der staatlichen Regulierung Für bestimmte Personengruppen ist es dass Mitarbeiter leistungsfähig und moti- unterworfen. Ausgangspunkt aller Rege- heute schwierig, in den Arbeitsmarkt ein- viert sind. Demgegenüber sind Arbeitneh- lungsmechanismen ist die Annahme, Un- zutreten. Dies betrifft nicht nur gering mer verantwortlich, ihre Arbeitskraft zum ternehmertum sei zuerst eigenmotiviert qualifi zierte Langzeitarbeitslose. Auch für Wohle des Unternehmens einzusetzen. und nehme keine Rücksicht auf die Einzel- Berufsanfänger mit akademischer Bildung, Kleine und mittelständische Unternehmen interessen. Arbeitnehmer müssten folglich junge Frauen im gebährfähigen Alter und haben eine besondere gesellschaftliche vor den negativen Auswüchsen unterneh- Mütter, die nach der Familienphase in den Verantwortung, weil sie ihren Beschäftig- merischen Handelns geschützt werden. Beruf zurückkehren wollen ist der Zugang ten eine berufl iche Perspektive und deren Unternehmern wird unterstellt, sie wollten zum Erwerbsleben verbarrikadiert. In der Familien ein wirtschaftliches Auskommen ihre Mitarbeiter zur Gewinnmaximierung Praxis wird die intendierte Wirkung des bieten. Das Prinzip Verantwortung am Ar- ausbeuten. Diese Denkweise verkennt die Kündungsschutzrechts nicht erzielt. Entlas- beitsmarkt ist ein Verhältnis gegenseitiger wechselseitige Verantwortung zwischen sungen sind – so bedauerlich sie für die Abhängigkeit. Ist diese Interdependenz- Arbeitnehmer und Arbeitgebern und kri- Einzelnen sind – eine ökonomische Not- kette unterbrochen, ist der wirtschaftliche minalisiert letztere einseitig. wendigkeit. Folge verfehlter arbeitsrechtli- Erfolg des Unternehmers ebenso tangiert Kern der Regulierungsmaßnahmen ist cher Regelungen im Falle der Kündigung wie die fi nanzielle Existenz des Einzelnen. das Kündigungsschutzrecht. Es bietet kei- ist die zunehmende Zahl der gerichtlichen

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TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 4 118.06.20088.06.2008 15:35:2115:35:21 Auseinandersetzungen. Das undurchsichti- durch den Kündigungsschutz, besonders ge deutsche Arbeitsrecht schafft vor allem durch die Sozialverträglichkeitsprüfung ver- für kleine und mittelständische Betriebe hindert. Es ist nicht nur aus Sicht des Ar- immense Bürokratie, die mit enormen beitgebers vollkommen kontraproduktiv, Kosten und Zeitaufwand verbunden ist. Entlassungen nach staatlich verordneten Aus Furcht vor möglichen Prozessen im Kriterien der sozialen Gerechtigkeit vor- Falle der Entlassung zögern gerade Mit- zunehmen, sondern belohnt die Leistungs- telständler, neue Arbeitsplätze zu schaffen bereiten nicht angemessen. – mit dem Ergebnis, dass die Belastung für Das Bedürfnis der Bürger nach einem die bestehende Mitarbeiterschaft steigt. sicheren Auskommen ist am besten durch Dass der Kündungsschutz den wirt- einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt zu schaftlichen Erfordernissen unternehme- befriedigen. Nur wenn Unternehmen in rischen Handelns widerspricht, zeigt sich der Lage sind, Mitarbeiter fl exibel zu be- auch am Boom der Zeitarbeitsbranche. schäftigen, kann sich eine wirtschaftliche Schnelle Verfügbarkeit von Arbeitskräften Dynamik entwickeln, durch die langfristig Thomas L. Kemmerich, geboren 1965 in und die ebenso rasch mögliche Redu- Arbeitslosigkeit abgebaut wird und die , lebt seit 1989 in Thüringen. Er ist zierung der Beschäftigten macht es für Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes Kreisvorsitzender der FDP Erfurt, Landes- Unternehmen attraktiv, auf befristet ein- nicht existenzbedrohend ist. Ein solches vorsitzender des Liberalen Mittelstandes gestellte Mitarbeiter zurückzugreifen. Eine System ermöglicht es allen Mitgliedern der Thüringen und stellvertretender Bundesvor- Gesellschaft muss es jedem ermöglichen, Gesellschaft,Vertrauen in das Funktionieren sitzender dieser Vereinigung. Der studierte Jurist ist Vorstandsvorsitzender der Friseur seine Talente entfalten und zum Wohle al- der Mechanismen des Marktes zu gewin- Masson AG und Mitglied im Wirtschafts- ler einbringen zu können. In diesem Sinne nen und die individuelle Entscheidungsfrei- und Sozialausschuss des Zentralverbandes muss der Arbeitsmarkt Leistungsgerech- heit über die Gestaltung des Lebenswe- des Deutschen Friseurhandwerks. tigkeit schaffen. In Deutschland wird dies ges zu nutzen. Thomas L. Kemmerich

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 5 118.06.20088.06.2008 15:35:2315:35:23 Herr Amwinkel von der APD Ein Rentner im Deutschen Bundestag

Heribert Amwinkel sitzt seit über 20 Jah- Simuliert wurde der komplette Weg der uns klären werden“, sagt Herr Schreiber ren für die Arbeiterpartei Deutschlands deutschen Gesetzgebung. Den Jugendlichen ganz so, als sei er wirklich der Herr Am- (APD) im Bundestag. Herr Amwinkel ist sollten eigene Erfahrungen und Einblicke in winkel. „Außerdem weiß ich nicht, wie viel verheiratet, hat eine Tochter und arbeite- die komplexen parlamentarischen Abläufe ich sagen darf“, schiebt er hinterher. Am te beim Zoll an der Deutsch-Dänischen sowie der Arbeit in den Fraktionen ver- Ende aber habe man sich ausgesprochen Grenze. Mit seinen 73 Jahren gehört er zu mittelt werden. Herrn Schreiber fi elen da- und zurück zur Geschlossenheit gefunden. den älteren Parlamentariern. Wenn Herr bei Erfahrungen auf, die in den Medien nur Ganz wie im richtigen (politischen) Leben. Amwinkel das Bundestagsgebäude ver- selten beleuchtet werden. „Ein enger Ter- Rückblickend gab der „Jung-MdB“ meh- lässt, ist er wieder der 17-jährige Fabian minplan, der in aller Frühe beginnt und sich rere Eindrücke wieder. Als Herr Amwin- Schreiber, kommt aus Dornburg bei Jena bis in die späten Abendstunden hinzieht.“ kel stellte er fest, dass die große Koalition und geht in letztgenannter Stadt zur Schu- Die Tagesgestaltung ist beachtlich: Früh- alle ihre Vorhaben durchgebracht habe. le. Fabian Schreiber nahm Anfang Juni am stück ist um 06.45 Uhr, danach folgen Frak- Er selbst habe ganz auf Koalitionslinie ge- Planspiel „Jugend und Parlament 2008“ in tionssitzung, Landesgruppensitzung oder stimmt, auch wenn einige Einwürfe der Berlin teil. Nominiert dafür hatte ihn der Arbeitsgruppensitzung, danach wieder Opposition richtig oder seine persönliche FDP-Bundestagsabgeordnete und Landes- Fraktionssitzung, um die sogenannte „Frak- Ansicht zuweilen anders gewesen sei. „Die chef Uwe Barth MdB. Dass Fabian Schrei- tionsstrategie“ abzustimmen. Anderntags Koalition muss halten“, begründete Herr ber ausgerechnet in die Rolle des 73jähri- folgen Plenarsitzungen, Ausschusssitzun- Amwinkel seine Abstimmung. Und er habe gen Sozialdemokraten schlüpfte, war nicht gen und eben wieder Fraktionssitzungen. als „älterer Parlamentarier“ zuweilen auch seine Idee. „Der Lebenslauf wurde mir Herr Schreiber, oder besser Herr Amwin- auf jüngere Kollegen einwirken müssen. Fa- zugewiesen. Offensichtlich sollten die fi k- kel, sitzt übrigens im Europaausschuss. Die- bian Schreiber indes, der nach seinem Aus- tiven Mandatsträger nah an der Wirklich- ser war beratender Ausschuss in der Frage, fl ug in die Politik nun wieder die Schulbank keit sein. Es ist aber erstaunlich, wie schnell ob Europas Position durch einen deutschen drückt, resümiert, dass es für nicht wenige man in diese Rolle schlüpft“, so Schreiber. Sitz im Weltsicherheitsrat gestärkt werden „Parlamentskollegen“ manchmal schwierig Das Parlament im Planspiel gleicht der kann. „Im Ausschuss haben wir uns mit allen war, ihre eigene Meinung zu unterdrücken Realität. Debattiert wird an den Original- Fraktionen auf eine gemeinsame Linie geei- und sich der Fraktionsdisziplin unterzuord- schauplätzen, also in den Ausschuss- und nigt“, sagt Herr Amwinkel. „Auch mit den nen. Er betonte allerdings den höfl ichen Fraktionssälen, die Plenardebatte fi ndet im Linken?“, bohrt MdB Uwe Barth nach. „Ja.“ Umgangston und das gute Miteinander, dass Deutschen Bundestag statt. „Der Zutritt – Darauf Barth: „Das ist neu. Die Linken bei den Jugendlichen geherrscht habe. dort ist eigentlich nur den Abgeordneten sind eigentlich gegen alles.“ Fabian Schreiber will nach seinem Ab- und dem Saaldienst gestattet. Ich empfand Allerdings beschäftigte Herrn Amwin- itur erstmal studieren, Biochemie oder es als große Ehre, den Plenarsaal zu be- kel in der Halbzeit des Planspiels ein an- Medizin. Nach den Erfahrungen im Bun- treten“, beschrieb Fabian Schreiber seine deres Thema. Sein Fraktionschef hatte in destag allerdings sagt er: „Das Leben eines erste Plenardebatte. Die fünf Fraktionen der Fraktionssitzung scharfe Kritik an der Abgeordneten ist härter, als viele glauben. gleichen der Realität, die zwei größten PSG, also der Fraktion ganz Links, geübt. Ich könnte mir aber vorstellen, irgend- stellen die Koalition. Nur deren Namen Dies zog den Missmut einiger Fraktions- wann für den Bundestag zu kandidieren.“ sind anders, obwohl klar ist, wer für was mitglieder auf sich. Herr Amwinkel steht Dann müsste er jetzt in die richtige Politik steht: Neben der APD sitzen die Konser- allerdings zum Fraktionschef. Schließlich einsteigen. „Das habe ich mir auch schon vative Volkspartei (KVP), die Liberale Re- kommt er aus seiner Landesgruppe und überlegt. Ich will mal bei einer Jugendorga- formpartei (LRP), die Partei der sozialen gute Kontakte sind wichtig. Mehr woll- nisation vorbeischauen.“ Vielleicht haben Gerechtigkeit (PSG) und die Ökologisch- te Herr Amwinkel nicht äußern. „Das ist die JuLis demnächst Besuch von Herrn Soziale Partei im „Planspiel-Bundestag“. eine interne Angelegenheit, die wir unter Amwinkel bzw. Herrn Schreiber. pak

Der 17-jährige Fabian Schreiber alias Heribert Amwinkel vor dem Reichstag, im Plenum und am Schreibtisch des Bundestagsabgeordneten Uwe Barth.

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TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 6 118.06.20088.06.2008 15:35:2615:35:26 1 2 3

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Bild 01 (v.l.n.r): Ein kurzer Schwatz zwischendurch – Jenas Kreischef Thomas Nitzsche mit Guido Westerwelle und Yvonne Probandt | Bild 02: Uwe Barth und Franka Hitzing | Bild 03 (v.l.n.r): Stehende Ovationen – Holger Joseph, Franka Hitzing, Uwe Barth, Peter Casper, Patrick Kurth, im Hintergrund Thomas Kemmerich und Lutz Recknagel | Bild 04 (v.l.n.r): Zwischen den Beratungen – Peter Röhlinger, Raimund Kolbe und Evelyn Zschächner | Bild 05: Landesvorsitzender Uwe Barth MdB | Bild 06 (v.l.n.r): Gute Stimmung bei den Thüringern – Detlef Zschiegner, Yvonne Probandt und Anja Kolbe | Bild 07: Generalsekretär Patrick Kurth

Bundesparteitag 2008 in München Thüringer FDP bei halbem Mehrwertssteuersatz erfolgreich

Starker Auftritt der Thüringer FDP zum keit des Schulgeldes aus und unterstützten rechtigkeitsaspekt“, sagte Uwe Barth. Die Bundesparteitag in München. 30 Thüringer einen entsprechenden Antrag aus Baden- Gesellschaft müsse sich jenen zuwenden, waren vor Ort, davon 18 Delegierte. „Das Württemberg, welcher ebenfalls beschlos- die arbeiten und vom Lohn ihrer Arbeit zeugt von Begeisterung und Geschlossen- sen wurde. Auch die Forderung der FDP ihre Familie ernähren. heit“, so Landeschef Uwe Barth MdB. Und Erfurt nach einer Umkehr in der Gesund- Die aufrüttelnde Grundsatzrede vom die Liberalen waren in Sachen Program- heitspolitik war erfolgreich – gemeinsam FDP-Bundesvorsitzenden Guido Wester- matik erfolgreich. Mehrere Anträge wur- mit dem Antrag des Bundesfachausschus- welle sprach vielen Delegierten und zahl- den beschlossen. Der größte Erfolg: „Un- ses, beschloss der Parteitag, den Gesund- reichen Menschen aus dem Herzen. Er ser Antrag, auf Energie und Kraftstoff den heitsfonds und die staatliche Festsetzung hatte die erdrückenden Steuern und die verringerten Mehrwertsteuersatz von sie- eines bundeseinheitlichen, für alle gesetzli- immensen Ausgaben des Staates ange- ben Prozent zu erheben, wurde zunächst chen Krankenkassen identischen Beitrags- griffen. Auf dem Parteitag ergriffen auch vom Bundesvorstand übernommen und satzes abzuschaffen. mehrere Thüringer Delegierte das Wort. dann anschließend vom Bundesparteitag In der Hauptsache sind vom FDP-Bun- So forderte Landeschef Uwe Barth MdB, beschlossen“, freute sich Barth. Die Thü- desparteitag die richtigen Signale ausge- die Bürgergesellschaft zu stärken. General- ringer hatten gemeinsam mit Sachsen-An- gangen. „Ein einfaches, niedriges und ge- sekretär Patrick Kurth verwies darauf, dass halt den Antrag „Energie als Brotpreis des rechtes Steuersystem muss durchgesetzt die FDP ihren klaren Abgrenzungskurs zur 21. Jahrhunderts“ gestellt. werden. Wir haben sehr deutlich gemacht, Linkspartei weiterführen müsse. Thomas Auch bei weiteren Anträgen sahen sich dass besonders die Arbeitnehmer entlas- L. Kemmerich, Chef des Liberalen Mittel- die Thüringer bestätigt. So sprachen sie tet werden müssen. Unsere Steuerpolitik standes, mahnte überfällige Schritte zum sich für die weitere steuerliche Absetzbar- sehen wir dabei vor allem unter dem Ge- Bürokratieabbau an. red

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 7 118.06.20088.06.2008 15:35:2615:35:26 Auf ein Wort Wen erwähnen und wen nicht?

Der Bundesvorsitzende Guido Wester- den Medien präsent zu sein, auch wenn Zeiten salonfähig. Losungen wie „Über- welle hatte zum FDP-Bundesparteitag im es sich um durchweg negative Berichter- windung des kapitalistischen Systems“oder letzten Jahr eine sehr scharfe Abgrenzung stattung handelt. Eine fehlende inhaltliche „Freiheit durch Sozialismus“ dürfte die der Liberalen gegenüber der sogenann- Auseinandersetzung durch die FDP mit meisten Thüringer anwidern. Selbst Aus- ten Linken vorgenommen. Diese Positio- der PDS kann aber auch falsch sein. Die nahmen wie die öffentliche Verteidigung nierung wurde in Medien aber auch Tei- Linken – allein der Name erinnert an den der Staatssicherheit oder die Rechtfer- len der Partei nicht nur bejubelt. Wir, die tigung der Mauer waren bis vor kurzem Thüringer Liberalen, hatten diese Ausein- selbst für diese Partei undenkbar. andersetzung mit der „Vormals-SED“ be- Damit ist die Linke ein zutiefst inhaltli- grüßt. Zum Bundesparteitag in diesem Jahr cher Gegner. Wobei eine inhaltliche Ausei- indes blendete Westerwelle die Problema- nandersetzung dann schwierig wird, wenn tik um die Linkspartei fast völlig aus, nahm diese Partei „das System“ – wie sie es kaum Bezug auf sie und stellte höchstens nennt – oder unser „gesellschaftliches Zu- einen Machtzusammenhang bezüglich der sammenleben“ – wie wir es nennen – nicht SPD her. akzeptiert beziehungsweise bekämpft. Ob Ist diese Vorgehensweise richtig oder wir Liberale in dieser Auseinandersetzung falsch? Ganz klar: Ja und Nein. Ja deshalb, den Linken Wähler abringen können, ist weil die stete Erwähnung des politischen bekannten Alleinvertretungsanspruch für nicht sicher. Sicher aber ist, dass wir durch Gegners diesen zu gewisser Prominenz eine gesamte politische Richtung – haben eine intensive Auseinadersetzung unsere verhilft. Wir sehen dies auf der anderen in den letzten Monaten einen aggressiven eigenen Wähler aktivieren und mobilisie- Seite des politischen Spektrums. Rechts- Klassenkampfton angeschlagen. Diese Par- ren werden. Auch darum muss es in den extreme Parteien etwa leben davon, in tei macht hässliche Parolen aus totalitären kommenden Monaten gehen. pak

Landeskongress der Jungen Liberalen in Greiz Inhaltliche und personelle Weichen für 2009 gestellt

Inhaltliche und personelle Weichen für das Dem stimmt Evelyn Zschächner, Kreis- ungünstig sei die Situation für junge Frau- Superwahljahr 2009 stellten die Jungen vorsitzende des gastgebenden JuLi-Kreis- en. „Nirgendwo in Thüringen verlassen Liberalen auf ihrem Landeskongress, der verbandes zu. „Gerade im Osten des mehr Frauen ihre Heimat als im Landkreis vom 17. bis 18. Mai 2008 im ostthüringi- Freistaates ist es notwendig, der jungen Greiz“, so Zschächner. Dies zeige, dass schen Greiz stattfand. So verabschiedeten Generation eine Zukunftsperspektive zu „Kindergartenplätze allein keine Frau zum die JuLis als programmatische Grundlage bieten. Fehlende Arbeitsplätze, geringe Bleiben in einer strukturschwachen Re- für die kommenden Wahlen ein Grund- Löhne und schlechte berufl iche Entwick- gion bewegen können. Was zählt ist ein satzprogramm. Im Leitantrag wurde die lungsperspektiven sind die Ursache für die Arbeitsplatz mit einem entsprechenden jahrelange Untätigkeit der Thüringer Lan- hohe Abwanderungsquote.“ Besonders Lohn.“ Dies unterstrich auch Thomas L. desregierung verurteilt, die keine Antwort Kemmerich, Landesvorsitzender des Libe- auf die drängenden Fragen zur Zukunft ralen Mittelstandes und Kreisvorsitzender des Freistaates anzubieten habe. „Für uns der FDP Erfurt. Dirk Bergner, Kreischef der Jungliberale ist es unbegreifl ich, dass sich Greizer FDP, bekräftigte diese Forderung seit den Wahlen im Jahr 2004 nichts wirk- und verwies auf das Engagement der Libe- lich Grundlegendes geändert hat. Das ein- ralen im Landkreis. zige, was wir in unserem Wahlprogramm Neben politischen Debatten stand auch aktualisieren müssen ist die Jahreszahl“, ein kultureller Höhepunkt auf der Tages- meint Gerhard Jahns, stellvertretender ordnung. „Bei einem Rundgang mit dem Landesvorsitzender. Jahns wurde in Greiz Nachtwächter durch die Greizer Altstadt

zum Spitzenkandidaten für die anstehende Patrick Brauckmann, Landesvorsitzender der JuLis, konnten die JuLis sicher einen bleibenden Landtagswahl gekürt. Der Jenaer trat da- Evelyn Zschächner, Kreisvorsitzende der JuLis Greiz Eindruck von unserer Heimat gewinnen“, bei ohne Gegenkandidat an. und Dirk Bergner, FDP-Kreisvorsitzender Greiz (v.l.n.r.) so Evelyn Zschächner. eve

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TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 8 118.06.20088.06.2008 15:35:2715:35:27 Kommune Floh-Seligental Liberale Speerspitze an der Basis

Floh-Seligental – so heißt die liberale Hoch- Gemeinde angewachsen. Ein viertes wird Nahrungsmittelhersteller Hopf, geführt von burg, die eigentlich Floh-Seligental-Struth/ demnächst eröffnet. „Dann ist die Kapazi- vier Brüdern, sollte zu Gunsten anderer Helmersdorf-Schnellbach-Klein-Schmal- tät ausgeschöpft“, so der FDP-Bürgermeis- Standorte geschlossen werden. Die Zahlen kalden heißen müsste. Floh-Seligenthal, ter. Aufgrund der Rennsteiglage sei man sprachen für den Betrieb, der Handel auch. Thüringens zweitgrößte Gemeinde, ist seit durch natürliche Barrieren eingeschränkt. Letzterer drohte, das Warensortiment des der Wende stark gewachsen. Der soge- Mit den dann vier Gewerbegebieten hat Mutterkonzerns aus den Lebensmittelket- nannten Einheitsgemeinde sind zahlreiche der Gemeinderat dennoch eine beachtli- ten zu nehmen, sollten die hochwertige Dörfer der Umgebung beigetreten. „Es che Leistung vollbracht: Die Betriebe und Produktion aus Floh-Seligenthal verlagert war wohl der wirtschaftliche Erfolg aber Hallen der mittelständischen Unterneh- werden. Hinzu kam politischer Druck sei- auch der persönliche Umgang“, so Peter men, Händler und Produzenten fallen zwi- tens der Landesregierung, des Landkreises Fräbel, der FDP-Bürgermeister. Zuletzt schen den Wohnhäusern, den schlängelnden und natürlich durch Bürgermeister Fräbel wurde er mit satten 99,4 Prozent wie- Straßen und den an den Hängen weiden- Der Mutterkonzern gab nach, der Betrieb dergewählt. Im Gemeinderat, dem übri- den Kühen kaum auf. Die Gebiete wurden arbeitet seither mit noch höherem Um- gens auch Ex-Minister Andreas Trautvetter in das Gemeinde- und Landschaftsbild satz. „Zum Teil kehren bereits verlagerte (CDU) angehört, stellt die FDP die Hälf- stimmig eingebunden. Und man ist stolz Produktionen wieder zurück. Wir arbeiten te der Stimmen. Die Bilanz des Ortes ist darauf. „Hier war noch von ein paar Jah- eben mit hoher Qualität und starker Effi - entsprechend beeindruckend. Sechs Pro- ren Felder“, erklären Bürgermeister wie zienz“, sagt Geschäftsführer Manfred Hopf, zent Arbeitslosigkeit, 50 Betriebe aus dem Gemeinderatsmitglieder öfter. Und was der natürlich ebenfalls für die FDP im Ge- produzierenden Bereich bei knapp 7.000 wäre gewesen, wenn eine linke oder eine meinderat sitzt. Einwohnern. Kredite und Rücklagen ge- Ökopartei über Jahre hinweg die Mehr- Überhaupt: An der FDP kommt man gengerechnet ist die Gemeinde praktisch heit im Gemeinderat gehabt hätte bzw. in Floh-Seligenthal schlecht vorbei. „Ande- schuldenfrei. Das kann sich sehen lassen. Die fl orierende Wirtschaft ist einge- bettet in eine beeindruckende Landschaft. Direkt am Rennsteig und mit zahlreichen Wander- und Sportmöglichkeiten verse- hen, ist der Ort seit dem Jahr 2000 „Staat- lich anerkannter Erholungsort“. Dennoch hat sich Floh-Seligenthal nicht auf den Tourismus allein verlassen. „Viel zu unsi- cher und zu schwankend“, sagt Fräbel. Von Anfang an habe sich der Gemeinderat auf den produzierenden Mittelstand kon- zentriert. Vor allem traditionelle Betriebe aus der Umgebung habe man unterstützt. „Zugewandert sind nur wenige Unterneh- men.“ Viele der Unternehmer und Kom- Bild 01: FDP-Bürgermeister Peter Fräbel (l.) leitet die Geschicke Floh-Seligenthals | Bild 02: Peter Fräbel, munalpolitiker kennen sich seit der Schul- Generalsekretär Patrick Kurth und die Geschäftsführer der Firma Hopf, deren Betrieb vor einer Schließung zeit. Man ist gemeinsam aufgewachsen, hat gerettet wurde, bei einer Betriebsbesichtigung. Foto: Benkert vergleichbare Lebensabschnitte und lebt seit Jahrzehnten quasi Tür an Tür. Das er- den Bürgermeister stellte? Lächeln beim rerseits machen wir auf Kommunalebene leichtert die Zusammenarbeit. jetzigen FDP-Amtsinhaber Fräbel, Lächeln Sachpolitik und keine Parteienpolitik“, sagt Auch deshalb ist die Wirtschaft sehr auch bei anderen Gemeinderatsmitglie- Fräbel. Und was empfi ehlt er der Landes- rasch gewachsen, die Gewerbegebiete dern. Vorstellen mag man sich das freilich partei? Sich so oft wie möglich ein Bild waren entsprechend schnell „ausgebucht“. nicht. Höchstwahrscheinlich nach wie vor vor Ort zu machen. „Basisarbeit und das Dabei hat Peter Fräbel, von Hause aus Wiese. Und in der Gemeinde zahlreiche Erlernen aus der Praxis und anschließend Lehrer, darauf geachtet, „dass wir keine Arbeitslose. für die Praxis bringt oft mehr, als ständige beleuchteten Wiesen anlegen. Wir haben Dennoch muss das Erreichte täglich Gremiensitzungen. Schreibtischarbeit ist gut, die Gewerbegebiete dann eröffnet, wenn verteidigt werden. Erst kürzlich hat das die Praxis sieht aber oft anders aus“, sagt die Nachfrage bestand“, so Fräbel. Auf Dorf zusammengestanden. Einen Betrieb Fräbel, der gerade auf dem Weg zum No- insgesamt drei Gewerbegebiete ist die wollte der Mutterkonzern aufgeben. Der tar ist, wegen der Gewerbegebiete. pak

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 9 118.06.20088.06.2008 15:35:2815:35:28 Wiedergewählt

Der Erfurter FDP-Vorsitzende Thomas L. Kemmerich wurde bei der Mitglieder- versammlung des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks in den Wirt- schafts- und Sozialausschuss gewählt. Kem- merich, Vorstandsvorsitzender der in Erfurt ansässigen Friseur Masson AG und zugleich Landesvorsitzender des Liberalen Mittel- standes Thüringen, gehört diesem Gremi- um damit weitere drei Jahre an. Neu im Vorstand ist auch die Erfurterin Sibylle Hain, die auch Mitglied bei den Liberalen ist.

Gegliederte Schule Thüringer Liberale zur Ehrentag Präsidentin der NID gewählt Ein nach wie vor großes Thema im LFA I, Kurt Fritze feierte am 30. Mai 2008 sei- geleitet von Jürgen Ehrlich (Gotha), ist das Die FDP tritt für den Nichtraucherschutz nen 85. Geburtstag. Mit ihm verbinden die Thema „gegliedertes Schulsystem“. Vor al- ein. Dies wird jetzt auch personell deutlich Thüringer Liberalen eine ganz besondere lem die Frage, wie die Trennung der Klassen sichtbar. Die stellvertretende FDP-Kreis- Geschichte. Kurt Fritze war anwesend, als in Richtung Gymnasium oder Regelschule vorsitzende Erfurt, Frau Prof. Dr. Ingeborg sich am 9. Juli 1945 in Weimar die De- erfolgen könnte, wird heiß diskutiert. Für Aßmann, wurde am 26.4.2008 in Berlin mokratische Partei, wie sich in Thüringen die nächsten Sitzungen stehen allerdings die zur Präsidentin der Nichtraucher-Initiative die Liberal-Demokratische Partei (LDP) Themen Kultur in Thüringen und frühkindli- Deutschland e. V. (NID) gewählt. Wir gra- bis Dezember 1945 zunächst nannte, ge- che Bildung im Vordergrund. tulieren! Die NID besteht seit 1988 als gründet wurde. Und Fritze schrieb – bis Dachverband der seit 1974 bestehenden heute weitgehend unbekannt – deutsch- Besichtigungen regionalen Nichtraucher-Initiativen. Sie ist deutsche Geschichte, denn er verhalf die größte Nicht-Regierungs-Organisation Wolfgang Mischnick, dem späteren Bun- Ende Mai reiste Generalsekretär Patrick Deutschlands, die sich mit dem (Nicht-) desminister und FDP-Bundestagsfraktions- Kurth durch mehrere Kreise. Er besuchte Rauchen befasst. „Wir treten für den Schutz vorsitzenden, zur Flucht und bewahrte ihn zahlreiche Firmen und Vereine gemeinsam der Nichtraucher, insbesondere auch der damit vor der Verhaftung – die Thüringen mit Bürgermeister Peter Fräbel in Floh- Kinder ein, um die Gefahren des Rauchens, Liberal wird über die Hintergründe dafür Seligenthal, mit Kreischef Marian Koppe besonders des Passivrauchens, auf die Ge- ausführlich in der nächsten Ausgabe be- in Rudolstadt sowie mit den neuen Orts- sundheit zu minimieren“, so Dr. Aßmann. richten. Zu seinem Ehrentag erhielt Kurt vorsitzenden von Waltershausen, Torsten Allerdings gibt es zwischen der Politik der Fritze neben persönlichen Glückwunsch- Köhler-Hohlfeld. Beeindruckend sei der Thüringer FDP und der NID dennoch Un- schreiben des FDP-Bundesvorsitzenden Optimismus, der in den Firmen trotz zum terschiede: Während die FDP Thüringen Guido Westerwelle und des Landesvor- Teil schwieriger Lage vorherrsche. „Der gegen ein generelles Rauchverbot in soge- sitzenden der FDP Thüringen, Uwe Barth Mittelstand ist auch in den Kommunen nannten Eckkneipen eintritt, befürwortet MdB, auch die Glückwünsche des gesam- eine der wichtigsten Säulen in unserer Ge- die NID eine solche Regelung. ten Kreisverbandes. sellschaft“, so Patrick Kurth.

Thüringen Liberal gratuliert herzlich zum Ge- Unsere herzlichen Glückwünsche auch an alle Tenner, Lutz Recknagel, Wilhelm Steigleder. Alles burtstag: Ursula Apel (90), Herta Ehrlich (85), weiteren Geburtstagskinder: Heidemarie Bischoff, Gute auch den nahezu 360 weiteren Geburtstags- Fritz Gerns (85), Wiegand Friedrich (85), Kurt Frit- Silvio Schweinsberg, Patrick Brauckmann, Bastian kindern, die aus Platzgründen leider nicht nament- ze (85), Doris Klein (85), Elly Gössel (85), Hele- Schwotzer, Annette Schollmeyer-Lauterbach, Kars- lich aufgeführt werden konnten. ne Käseberg (75), Erhard Dartsch (65), Peter Galle ten Schalla, Prof. Dr. Helmut M. Niegemann, Klaus- (65), Burghild Wieczorek (65), Ulrich Zausch (65), Dieter Landgraf, Karin Zarnetta, Bernd Hollenbach, Jüngste Eintritte: Wir begrüßen Monika Becker, Gerd Preuße (65), Herbert Schindewolf (65), Kurt Konrad Erben, Dr. Jan Ballweg, Herbert Rudovs- Stefanie Drechsel, Jörg Fischer, Martin Förster, Schlenstein,(65), Winfried Sobanski (65), Karl Les- ky, Petra Schröder, Torsten Köhler-Hohlfeld, Sabi- Benjamin Fritzsch, Stefan Grosch, Gabriele Herfert, ser (60), Peter Gzik (65), Fritz Georg Kupfer (60), ne Junhold, Jürgen Leypold, Anja Kolbe, Kathi Kö- Ronald Hey, Björn Köbis, Lars Ludwig, Rene Papi- Volkhard Ansorg (60), Wolfgang Brückner (60), Dr. berich, Horst Rodegast, Dr. Hans-Jürgen Ulonska, otta, Falk Pitzke, Dieter Richter, Christian Schönthal, Wolfgang Pape (60), Ronald Hanß (60), Almuth Je- Maria-Elisabeth Grosse, Karsten Weder, Doreen Uwe Trambo, Alexander Unger, Karoline Walther, schonneck (60), Horst-Rudolf Straube (60). Hammer, Ben Guttmacher, Mendy Simon, Gerhard Jürgen Wolf, Andreas Zeiße in der FDP.

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TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 1010 118.06.20088.06.2008 15:35:2915:35:29 Wesentlich weiter gediehen ist eine an- derer Vorstoß der EU-Kommission: Dem Parlament liegt bereits ein Richtlinien- vorschlag über die Förderung sauberer und energieeffi zienter Straßenfahrzeu- ge zur Beratung vor. Sie beabsichtigt, die öffentliche Hand und insbesondere Kommunen zu zwingen, zukünftig die Umweltfreundlichkeit von Straßenfahr- zeugen bei ihrer Beschaffung als wichti- ges Kriterium zu berücksichtigen, mit der Absicht, damit eine „Marktschaffung“ für besonders energieeffi ziente Nutz- und Spezialfahrzeuge zu verursachen.

Mit diesem Richtlinienvorschlag wird un- terstellt, dass bei Beschaffungen von Bus- sen, Straßenbahnen, Räumfahrzeugen u.ä. aus dem europäischen parlament Umweltaspekte völlig unbeachtet blie- ben. Die CO2-Bilanz eines Omnibusses wird demnach zum Ausschreibungskri- terium und muss nach Brüssel gemeldet werden. Was folgt, ist zusätzlicher Ver- eu bricht in kompetenzen der städte waltungsaufwand ohne Umweltnutzen. und gemeinden ein Omnibusse mit einem hohen Kraftstoff- verbrauch werden höhere Ticketpreise Brüssel plant Citymaut und Ökosiegel für kommunale Fuhrparks für die Nutzer des Nahverkehrs nach sich ziehen. Allein das ist bei den ÖPNV-Be- Fast zwei Drittel aller EU-Bürger leben in Eingriffe in den Anlieferverkehr. Der Neu- trieben Motiv genug, Umweltaspekte bei Städten und Großstädten. Die meisten und Ausbau von Straßen soll gebremst der Fahrzeugbeschaffung zu berücksich- dieser Städte eint das gleiche Problem: werden. Auch die Einführung des Postens tigen. Ganz nebenbei verstößt der Richt- Der Individualverkehr nimmt immer wei- eines städtischen Beauftragten für Fuß- linienvorschlag auch gegen das europä- ter zu, mit ihm Lärm und Staus. Dieser gänger- und Radfahrpolitik wird vorge- ische Vergaberecht. Gut gemeint, falsch Thematik widmet sich ein neues Grün- schlagen. gemacht – das ist noch das Mildeste, was buch der EU-Kommission. Obwohl der einem angesichts dieser fatalen Eingrif- Stadtverkehr ganz zweifellos der Hoheit Folgender Passus ist im Grünbuch unter fe in Recht und Gesetz einerseits und die der Kommunen zugerechnet wird, will anderem zu lesen: „Die Bereitstellung Entscheidungshoheit der Kommunen an- die Europäische Union eingreifen. Sie be- von mehr Parkplätzen kann langfristig dererseits einfällt. Letztere sind gezwun- gründet die Notwendigkeit damit, dass zu mehr Autoverkehr führen, besonders gen, mit immer weniger Mitteln immer die Kommunen ihre Probleme nicht allei- dann, wenn das Parken kostenlos ist. mehr Aufgaben zu erfüllen, dem setzt die ne lösen könnten und einer Koordinati- Parkgebühren können als wirtschaftli- Richtlinie nur noch einen drauf. on auf europäischer Ebene bedürfen. Ein ches Instrument genutzt werden.“ Kann Schlag ins Gesicht jedes Kommunalpoli- ein Zitat entlarvender sein? Die Mehrheiten gegen solche Vorschlä- tikers. Warum sollten Beamte im fernen ge zu sammeln wird aber schwer, denn Brüssel besser wissen, welche Lösungen Dem Grünbuch werden konkrete Geset- in Brüssel gibt es genügend Leute, die es für die Verkehrsprobleme von Lissabon zesvorschläge folgen. Aber erstens darf besser zu wissen glauben als Stadträte bis Dresden die besten sind? die EU die Entscheidungsspielräume der und Bürgermeister. Hier sind Sie gefragt, Kommunen für Lösungen vor Ort nicht liebe Leser der Thüringen Liberal! Machen Die EU-Kommission schlägt einen eu- einschränken, dazu hat sie nicht das Sie mobil dagegen. ropäischen Rechtsrahmen für die City- Recht. Und zweitens, Aufgabe der Poli-

Maut vor, auch die Verteuerung von Park- tik ist nicht die Umerziehung der Bürger, holger krahmer . mitglied des europäischen parlaments plätzen, ebenso wie die Ausweitung der sondern die bestmögliche Anpassung der kontakt: europäisches parlament . asp 10g142 . 60 rue wiertz b-1047 brüssel . telefon +32 2 28-45344 . telefax +32 2 28-49344 Eurovignette auf den Stadtverkehr und Lebensbedingungen an ihre Bedürfnisse. [email protected] . holger-krahmer.de

TTHL_04_2008.inddHL_04_2008.indd 1111 118.06.20088.06.2008 15:35:3015:35:30 Angriffe auf die Urteilskraft Über Wahrheit und Lüge im öffentlichen Raum

„BILD Dir Deine Meinung!“ lautet der breitet sind. In dem dort vorherrschenden Scherzers schrumpft die Tatsache einer Werbeslogan einer bekannten deutschen schlichten Weltbild erscheint alles origi- durch eine handschriftliche Verpfl ichtungs- Gazette. Ohne Frage, gäbe es keine freie när Bundesdeutsch-Westliche als negativ, erklärung und entsprechende Berichte be- Presse, keine unabhängigen Medien, die das DDR-Östliche dagegen, insoweit es wiesenen Stasi-Tätigkeit der ehemaligen unparteilich über Tatsachen und Sichtwei- als Ausdruck der sozialistischen Idee gilt, PDS-Landtagsabgeordneten zur bloßen sen informieren, könnten sich die Men- als positiv. Ehemals treue SED-Mitglieder Meinungsäußerung. Lediglich ein nament- schen keine Meinung bilden. Dann wäre kommen bei Scherzer nicht nur gut weg, lich nicht genannter Nachbar von Beck auch Demokratie nicht möglich. Sie sind er bietet ihnen in seinem Buch auch noch wird durch den Autor zitiert, der von ei- es, die den Bürger mündig machen und ein Podium für ihre kruden Sichtweisen. nem „Stasi-Vorwurf faselt“. ihn in den Stand versetzen mitzureden So lässt er den ehemaligen Politchef eines So sorgt der „Grenz-Gänger“ für die und mit zu entscheiden. Eine große Zahl Grenzregimentes zu Wort kommen. Auf Vernebelung der Wirklichkeit und ent- von Publikationen ist jedoch für den Leser seine Frage nach den Gründen zur Flucht zieht dem Urteil der Leser die Grundla- kaum oder gar nicht durchschaubar. Sei es, über die Grenze antwortete jener: „Lust, ge. Völlig anders indes geht Scherzer mit dass es an Informationen oder Faktenwis- sich anderswo auszuprobieren. Angst vor Gegnern des SED-Staates um. So führt er den durch seine kritischen Kommenta- re zu SED-Unrecht und PDS bekannten Chefredakteur der Südthüringer Zeitung, Berthold Dücker, einen ehemaligen DDR- Flüchtling, der 1964 als 16-Jähriger um ein Haar sein Leben beim Überqueren eines Minenfeldes verloren hätte, als Heuchler vor. Weitere Beispiele ließen sich anfügen. Scherzer liefert den Beleg für Hannah Arendts These, dass der Totalitarismus das Urteilsvermögen beschädigt. Einzig darin besteht der Wert dieses Buches. pur

sen mangelt, oder dass die Informationen Bestrafung nach einer kriminellen Tat. Op- so verfälscht dargestellt werden und sich position zum DDR-System. Eifersucht und so einer Prüfung entziehen. Meinungsbil- Liebeskummer. Manche sind auch völlig dung wird so zur Meinungslenkung. besoffen nach einer ausgedehnten Knei- Herausgeber > FDP Thüringen | Pressestelle Tschaikowskistraße 35 Ein signifi kantes Beispiel für den Angriff pentour über die Grenze.“ DE-99096 Erfurt Telefon +49 361 3456482 auf die Urteilskraft ist Landolf Scherzers Scherzers zweifelhafte Zitate heißen Fax +49 361 3455924 Buch „Der Grenz-Gänger“, erschienen im letztlich nichts anderes als: Unangepasste, [email protected] www.fdp-thueringen.de Aufbau-Verlag, und die damit verbundene Kriminelle, Asoziale und Verwirrte, ganz Redaktionsleitung > Patrick Kurth | pak Berichterstattung in den Medien. Scherzer im Sinne der Ideologie des SED-Regimes. Redaktion > Evelyn Zschächner | eve Paul Gellner | pag begibt sich auf eine Wanderung entlang der Dass alle Flüchtlinge, im Buch natürlich Klaus-Dieter Landgraf | kdl thüringisch-bayerischen und thüringisch- durchweg als Grenzverletzter diffamiert, Ingo Reimann | ir Matthias Purdel | pur hessischen Grenze. Die Idee war eigentlich die Sehnsucht nach Freiheit, Selbstver- Layout & Satz > RAUM II gut: Im Herbst 2004 machte sich der Thü- wirklichung und Individualität eint, fi ndet Körnerstraße 56 DE-04107 Leipzig ringer Schriftsteller Landolf Scherzer auf selbstredend keine Erwähnung. Telefon +49 341 30326760 Fax +49 341 30326768 den Weg, um den Stand des Vereinigungs- Überhaupt – „Maueropfer“ scheint es [email protected] prozesses aus der Sicht der Menschen der keine gegeben zu haben, bis auf jene, die www.raum-zwei.com ehemaligen Grenzregion zu beschreiben. beim Grenzdienst zu Schaden kamen. So Erscheinung > ‘Thüringen Liberal’ erscheint 6 mal im Jahr als Beilage der ‘elde’ Die Ausführung allerdings geriet schlecht: werden aus Tätern Opfer gemacht. Auch und wird für die FDP-Mitglieder im Rahmen der Mitgliedschaft Mit irreführenden Zitaten konstruiert er für ehemalige Stasi-Zuträger legt Landolf ohne Erhebung eines besonde- ein Zerrbild der wirklichen Verhältnisse. Scherzer ein gutes Wort ein. So etwa für ren Bezugspreises geliefert. Die Aufl age beträgt 3.000 Exemplare. Im Stile alter SED-Propagandisten bewegt Almut Beck, die zu DDR-Zeiten als zwei- Namentlich gekennzeichnete er sich entlang der Argumentationslinien, te Margot Honecker der Volksbildung im Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. wie sie heute noch im PDS-Milieu ver- Kreis Sonneberg galt. In der Darstellung

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