ORTSGEMEINDE ABENTHEUER

BEBAUUNGSPLAN SONDERGEBIET „ZENTRUM FÜR KÖRPER UND GEIST“

Abentheuer UMWELTBERICHT FACHBEITRAG NATURSCHUTZ FFH-VORPRÜFUNG ARTENSCHUTZFACHBEITRAG

Fassung für die Offenlage gemäß § 3 (2) BauGB 04/2021

Ortsgemeinde Ortsgemeinde Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht

Inhaltsverzeichnis

1 KURZDARSTELLUNG DES INHALTS UND DER WICHTIGSTEN ZIELE DES BEBAUUNGSPLANES ...... 6

2 DARSTELLUNG DER IN EINSCHLÄGIGEN FACHGESETZEN UND FACHPLÄNEN FESTGELEGTEN ZIELE DES UMWELTSCHUTZES ...... 10 2.1 Gesetzliche Grundlagen...... 10 2.2 Regionaler Raumordnungsplan ...... 11 2.3 Landesweiter und Regionaler Biotopverbund / Planung vernetzter Biotopsysteme ...... 12 2.4 Flächennutzungsplan / Landschaftsplan ...... 14 2.5 Internationale Schutzgebiete / IUCN ...... 15

2.5.1 IUCN - IV - Biotop-/Artenschutzgebiet...... 15 2.5.2 IUCN – II – Nationalpark ...... 16 2.6 Nationale Schutzgebiete ...... 16 2 2.7 Biotopkataster ...... 19

2.7.1 Biotopkataster (BK) ...... 19 2.7.2 Biotoptypen (BT) ...... 19 2.7.3 Biotoptypen des §30 BNatSchG und §15 LNatSchG ...... 19 2.8 übergeordnete Ziele zum Wasserschutz ...... 19 2.9 übergeordnete Ziele zum Bodenschutz ...... 20

3 BESTANDSAUFNAHME DER EINSCHLÄGIGEN ASPEKTE DES DERZEITIGEN UMWELTZUSTANDS (BASISSZENARIO) ...... 21 3.1 Tiere ...... 21 3.2 Pflanzen ...... 21 3.3 Fläche, Boden ...... 27 3.4 Wasser ...... 28 3.5 Luft, Klima ...... 28 3.6 Landschaft ...... 28 3.7 Biologische Vielfalt ...... 28 3.8 Wirkungsgefüge ...... 29 3.9 Menschen, Gesundheit, Bevölkerung...... 29 3.10 Kultur- und Sachgüter ...... 29

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4 ARTENSCHUTZFACHBEITRAG NACH BNATSCHG ...... 30 4.1 Planungsvorgaben ...... 30

4.1.1 Rechtliche Grundlagen ...... 30 4.1.2 Verbotstatbestände ...... 30 4.1.3 Relevante Arten ...... 31 4.2 Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie ...... 32 4.3 Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie ...... 33

4.3.1 Kriechtiere ...... 33 4.3.2 Libellen ...... 34 4.3.3 Lurche ...... 34 4.3.4 Säugetiere ...... 34 4.3.5 Schmetterlinge ...... 37 4.3.6 Vögel ...... 37 4.4 Ergebnis des Artenschutzfachbeitrags ...... 39

5 FFH-VORPRÜFUNG „OBERE NAHE“ ...... 41 5.1 Bewertung und Schutz ...... 41 5.2 Biotopkomplexe / Habitatklassen ...... 41 5.3 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie ...... 41 3 5.4 Arten nach FFH- und Vogelschutzrichtlinie ...... 42 5.5 Schutz- und Erhaltungsziele ...... 43 5.6 Prognose möglicher Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen nach Anhang I des FFH – Gebietes ...... 43 5.7 Prognose möglicher Beeinträchtigungen von prioritären Lebensraumtypen nach Anhang I des FFH - Gebietes ...... 44 5.8 Prognose möglicher Beeinträchtigung von Tier- und Pflanzenarten nach Anhängen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ...... 44 5.9 Ergebnis der Vorprüfung ...... 44

6 ÜBERSICHT ÜBER DIE VORAUSSICHTLICHE ENTWICKLUNG DES UMWELTZUSTANDS ...... 46 6.1 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Nichtdurchführung der Planung ...... 46 6.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Planung ...... 46

6.2.1 Wirkfaktoren ...... 46 6.2.2 Auswirkungen infolge des Baus und des Vorhandenseins der geplanten Vorhaben ...... 47 6.2.3 Auswirkungen infolge der Nutzung natürlicher Ressourcen ...... 47 6.2.4 Auswirkungen infolge der Art und Menge an Emissionen ...... 48

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6.2.5 Auswirkungen infolge der Art und Menge der erzeugten Abfälle ...... 48 6.2.6 Auswirkungen infolge der Risiken für die menschliche Gesundheit, das kulturelle Erbe oder die Umwelt ...... 48 6.2.7 Auswirkungen infolge der Kumulierung mit den Auswirkungen von Vorhaben benachbarter Plangebiete ...... 50 6.2.8 Auswirkungen auf das geplante Vorhaben durch den Klimawandel ...... 50 6.2.9 Auswirkungen der eingesetzten Techniken und Stoffe ...... 51 6.2.10 Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bebauungsplan zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind ...... 51 6.3 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten ...... 51

7 FLÄCHENBILANZIERUNG VON EINGRIFF UND AUSGLEICH ...... 53 7.1 Flächenbilanzierung ...... 53

8 BESCHREIBUNG DER GEPLANTEN MAßNAHMEN, MIT DENEN FESTGESTELLTE ERHEBLICHE NACHTEILIGE UMWELTAUSWIRKUNGEN VERMIEDEN, VERHINDERT, VERRINGERT ODER SOWEIT MÖGLICH AUSGEGLICHEN WERDEN SOLLEN ...... 54 8.1 Vermeidungsmaßnahmen ...... 54 8.2 Ausgleichsmaßnahmen...... 56 4 8.3 geplante Überwachungsmaßnahmen / Monitoring ...... 57

9 ERGÄNZENDE ANGABEN ...... 59 9.1 Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Umweltprüfung .... 59 9.2 Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Unterlagen aufgetreten sind ...... 59

10 ALLGEMEIN VERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG ...... 60

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: großräumige Lage des Planungsgebietes ...... 7 Abb. 2: städtebauliches Konzept ...... 8 Abb. 3: Aussagen des Regionalen Raumordnungsplans ...... 11 Abb. 4: Landschaftsrahmenplan zum RROP (Ausschnitt aus dem Entwurf) ...... 13 Abb. 5: landesweiter Biotopverbund ...... 14 Abb. 6: Darstellungen des Flächennutzungsplans ...... 15

Abb. 7: Zonen des Nationalparks „Hunsrück-Hochwald“ ...... 17 Abb. 8: nationale und internationale Schutzgebiete ...... 18 Abb. 9: Biotopkataster des LANIS ...... 20 Abb. 10: potenzielle Überflutungsbereiche im Untersuchungsraum ...... 52 Abb. 11: großräumige Lage des Planungsgebietes ...... 61

Tabellenverzeichnis 5 Tab. 1: Relevanz nach Artgruppen im Meßtischblatt 6308 ...... 32 Tab. 2: Artengruppe Kriechtiere ...... 33 Tab. 3: Artengruppe Libellen ...... 34 Tab. 4: Artengruppe Lurche ...... 34 Tab. 5: Artengruppe Säugetiere ...... 36 Tab. 6: Artengruppe Schmetterlinge ...... 37 Tab. 7: Artengruppe Vögel ...... 38 Tab. 8: Flächenbilanzierung von Eingriff und Ausgleich ...... 53

Anlage Plan 1: Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzustands

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1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Be- bauungsplanes

Die Hujetsmühle GbR in Vertretung des Goloka Dhama Vereins e.V. plant auf den Grundstü- cken des ehemaligen Sägewerks Hujetsmühle eine öffentliche Begegnungsstätte als „Zentrum für Körper und Geist“. Die Flächen liegen nördlich der Ortsgemeinde Abentheuer im Traun- bachtal und sind planerisch dem Außenbereich zuzuordnen. Die vorhandenen Gebäude und Anlagen gehen auf eine ehemalige Sägemühle aus dem 17. Jahrhundert zurück. Die Gebäude werden derzeit von der Hare Krishna Gemeinde genutzt. Sie sollen umfassend saniert und erneuert werden und zusammen mit einer angepassten baulichen Erweiterung, einer naturnahen Freiflächen- und Parkgestaltung einer Nutzung zugeführt werden, die sowohl im Zusammenhang mit dem Nationalpark steht (Erholung in der Natur, der Ruhe und Stille) als auch u.a. Möglichkeiten der Einkehr, der Begegnung, der historischen Information sowie der Restauration schafft. Grundlage des Bebauungsplanes sowie der ganzheitlichen Entwicklung des Terrains bildet ein städtebauliches Konzept, das sukzessiv durch eine architektonische Planung sowie eine Frei- flächen- und Parkgestaltung ergänzt wird. Bausteine des städtebaulichen Konzepts sind die im Folgenden aufgeführten Nutzungen, bau- 6 lichen und gärtnerischen Elemente, die in einem Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Zentrum für Körper und Geist“ festgesetzt und geregelt werden. Die Freiflächen sollen einer naturnahen, aber parkähnlich aufgebauten Gestaltung zugeführt werden. Ein Erfordernis zur Aufstellung eines Bebauungsplanes sieht die Ortsgemeinde Abentheuer in ihrer Planungshoheit als Ferien- und Erholungsort und direkte Anrainergemeinde des Natio- nalparks Hunsrück-Hochwald. Die weitere Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen für eine naturnahe, landschaftsgebundene Erholungsnutzung und Freizeitgestaltung ist beabsichtigt. Der Bebauungsplan folgt den Grundsätzen der Regionalplanung, indem der

G107 "Tourismus in der Region ... weiterentwickelt wird. Im Zuge … eines Nationalparks Hunsrück-Hochwald sollen naturverträgliche touristische Konzepte entwickelt werden." Der Nachfrage nach Infrastruktureinrichtungen zur Naherholungsnutzung wie auch der touristischen Nutzung im Verbund mit dem Nationalpark „Hunsrück-Hochwald“ wird da- mit entsprochen.

G108 Darüber hinaus werden „für die Zwecke der landschaftsgebundenen Erholung häufig frequentierte und beliebte Ausflugsbereiche bzw. -ziele sowie überörtlich bedeutsame Wegeverbindungen in ihrer Funktion gesichert und entwickelt“. G109 Gleichzeitig gilt es bei der beabsichtigten Planung „in ökologisch sensiblen Land- schaftsteilen, hierzu zählen insbesondere Gebiete des landesweiten Biotopverbundes und Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund, grundsätzlich nur verträgliche Erholungsnutzungen zu realisieren. Die landschaftsgebundene stille Erholung ist in der Regel mit den Zielen des Arten- und Biotopschutzes vereinbar. Soweit erforderlich sol- len auf fachlicher Ebene „Lenkungsmaßnahmen“ zum Schutz besonders sensibler Le- bensräume für Tiere und Pflanzen entwickelt werden.“

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Die Aufstellung des Bebauungsplanes ist mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung vereinbar, da die Fläche

• einen schon bebauten Bereich nutzt (Reaktivierung von bebauten Flächen) und im Rahmen der Darstellung und Weiterentwicklung der historisch bedeutsamen Gebäude der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, • direkt über die bestehenden übergeordneten Straßen erschlossen werden kann und gleichzeitig eine Anbindung an regional bedeutsame Rad- und Wanderwege besteht, • langfristig eine Konzentrierung der landschaftsgebundenen Erholungs- und Freizeitinf- rastruktur bewirkt. Die Aufstellung eines Bebauungsplanes war erforderlich, um Baurecht für die Realisierung des städtebaulichen Konzepts zu schaffen, da die für das Sondergebiet geplanten Anlagen im Au- ßenbereich zu liegen kommen und eine Privilegierung nach §35 BauGB nicht vorliegt.

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Abb. 1: großräumige Lage des Planungsgebietes1

1 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020

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Abb. 2: städtebauliches Konzept (Urspungskonzept)

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Bausteine des städtebaulichen Konzepts

1. Wohnen / Meditation (barrierefrei EG) 2. Tempel (barrierefrei EG) Altes Tempelgebäude, Rückbau rückwärtigen Holzschuppen Neues Tempelgebäude durch Glasfuge mit Terrasse vom Alt- und Anbauten = Alleinstellungsmerkmal des historischen Ge- bau abgesetzt, klare Trennung von alt und neu, Pujariräume bäudeensembles, Nutzung mit multifunktionalem Raum für (Räume und Unterkünfte für Tempelpriester), Tulasiraum Seminare und Speiseraum, Klassenzimmer, Küche für Festi- (Raum für den indischen Basilikum, „heiliges Basilikum“) vals, Tempelshop, Unterkünfte für Nonnen und Mönche

3. Spielhaus „Rappelkiste“ (barrierefrei) 4. Yoga-Pavillon (barrierefrei) Spielhaus für Kinder, Spielplatz, Spielesammlungen, Spiele- Yoga- und Meditationsraum, Pilates, Ganzheitliches Training lager für Körper und Geist, Außenterrasse für Übungen im Freien

5. Bachzugang 6. Restaurant „Zum Traunbach“ (barrierefrei) Offener, naturbelassener Bachzugang, Beachtung der Bio- Regionale / internationale Küche, Regionale Produkte, Win- diversität, standortgerechte Gestaltung und Entwicklung, Be- tergarten und Sonnenterrasse, kleine rückwärtige Früh- achtung von Gewässerrandstreifen stücksterrasse, WC / Dusche / Sanitär für Gäste der „Bach- häuser“, Eigentumswohnungen im Obergeschoss

7. Lager/Gartengerätehaus 8. Gemüsegarten (barrierefrei) Gartenhaus für alle Gerätschaften zum Gemüsegarten Gemüse- und Kräutergarten, Gartenanlage auch zur Besich- tigung (ähnlich Klostergarten), Staudenbeete, Obst

9. Steg (entfällt) 10. Bachhäuser (entfallen östlich des Traunbach)

11. Sauna (barrierefrei) 12. Gästehaus „Hostel“ mit Parkinfo und Rezeption Rückwärtiger Saunabereich, Bachzugang (barrierefrei) 9 Modulbauweise (Holzbau), 2-geschossig, ausgebautes Dach, Satteldach, unterschiedliche Appartements (Einzel-, Doppel-, Familie-), Lounge mit Durchgang zur Terrasse, Galerie zur Historie der „Hujetsmühle“, Gemeinschaftsräume (Waschen, Küche, Speiseraum, Seminarräume), Unterkünfte für „worka- wayer“ (lernen – helfen – teilen), Touristik, Übernachtung Ta- geswanderer

13. Retentionsmulde 14. Lager/Technik/Atelier Gärtnerisch angelegte Mulde zur Rückhaltung von Oberflä- Konzentrierung aller Lagerräume (Stühle, Möbel, Dekoratio- chenwasser, Regenwasserrückhaltung Gästehaus, Beschil- nen), Maschinenpark, Werkstatt, Garage, Heizungszentrale derungen / Wegweiser

15. Mülllager 16. Stellplätze Mülllager an der Erschließungsstraße 47 Stellplätze, davon zwei Behindertenstellplätze, Behinder- tenstellplätze können je nach Größe des Gästehauses er- gänzt werden, Alle Stellplätze unbefestigt (Rasenschotter, Schotter), Unbefestigter Erschließungsweg (randliche Läufer- reihe aus Natursteinpflaster)

17. Stellplätze 18. Wandelgang (barrierefrei) Stellplätze, alle Stellplätze unbefestigt (Rasenschotter, Schot- Weg zur Meditation und Erkunden des Geländes, Führung ter) durch Mauerscheiben i.V.m. Laubengängen

19. Rosengarten 20. Bushaltestelle Gärtnerisch angelegter Rosengarten i.V.m. einer Parkgestal- Haltestelle für Busse, E-Bike-Ladestation tung der Biodiversität unter Beachtung der einzelnen textli- chen Festsetzungen der Ausgleichsmaßnahmen

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2 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplä- nen festgelegten Ziele des Umweltschutzes

Die Einfügung und Anpassung der Planung an die übergeordneten Planungen stellen gleich- zeitig den vorgegebenen Untersuchungsrahmen (bspw. RROP, FNP, LP) dar, indem Restrik- tionsräume benannt und mit dem geplanten Vorhaben abzugleichen sind. Somit ergibt sich eine der jeweiligen Ebene angepasste Prüfung von Raumverträglichkeiten, aus denen die Konfliktschwere resultiert.

2.1 Gesetzliche Grundlagen

Wesentliche Vorschriften für die Beachtung umweltbezogener Belange im Bauleitplan-verfah- ren sind vor allem das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG), das Bundesnaturschutzge- setz (BNatSchG), das Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG), das Wasserhaushaltsgesetz (WHG), das Landeswassergesetz (LWG) sowie das Bundesimmissionsschutzgesetz (BIm- SchG). Besonders die im Folgenden aufgeführten Belange der genannten Fachgesetze sind zu beachten: Gemäß §2 Abs. 4 BauGB wird für die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Absatz 6 Nummer 7 und § 1a BauGB eine Umweltprüfung durchgeführt, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt werden und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet 10 werden; die Anlage 1 zum BauGB ist anzuwenden. Die Gemeinde legt dazu für jeden Bauleit- plan fest, in welchem Umfang und Detaillierungsgrad die Ermittlung der Belange für die Abwä- gung erforderlich ist. Die Umweltprüfung bezieht sich auf das, was nach gegenwärtigem Wis- sensstand und allgemein anerkannten Prüfmethoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des Bauleitplans angemessener Weise verlangt werden kann. Das Ergebnis der Umweltprü- fung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. Gemäß §17 Abs. 4 BNatSchG sind vom Verursacher eines Eingriffs zur Vorbereitung der Ent- scheidungen und Maßnahmen zur Durchführung des § 15 BNatSchG in einem nach Art und Umfang des Eingriffs angemessenen Umfang die für die Beurteilung des Eingriffs erforderli- chen Angaben zu machen, insbesondere über Ort, Art, Umfang und zeitlichen Ablauf des Ein- griffs sowie die vorgesehenen Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft einschließlich Angaben zur tatsächlichen und rechtlichen Verfügbarkeit der für Ausgleich und Ersatz benötigten Flächen. Gemäß §9 Abs. 3 LNatSchG sind die Angaben nach § 17 Abs. 4 BNatSchG der zuständigen Behörde textlich und anhand von Karten (Fachbeitrag Naturschutz) darzulegen. Soweit erfor- derlich, kann die Behörde eine in der Regel eine Vegetationsperiode umfassende Erhebung und Bewertung des Zustandes von Natur und Landschaft verlangen. Die Erfassung von Bio- top- und Lebensraumtypen sowie Artvorkommen erfolgt nach den Vorgaben des Land- schaftsinformationssystems. Zur Verringerung oder Vermeidung erheblicher Beeinträchtigun- gen, insbesondere von Natura 2000-Gebieten, besonders geschützten Arten, natürlichen Le- bensraumtypen oder gesetzlich geschützten Biotopen, kann von der zuständigen Behörde eine ökologische Baubegleitung angeordnet werden.

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2.2 Regionaler Raumordnungsplan

Als übergeordnete Planung ist der Regionale Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe2 zu se- hen. In seiner aktuellen Fassung wird der Untersuchungsraum als • Siedlungsfläche • Vorbehaltsgebiet Freizeit, Erholung und Landschaftsbild ausgewiesen.

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Abb. 3: Aussagen des Regionalen Raumordnungsplans3 Andere raumbedeutsamen Funktionen werden nicht berührt. Der maßgebliche Planungsraum liegt nicht innerhalb von Vorranggebieten. Erhebliche Beein- trächtigungen auf angrenzende Vorranggebiete können ausgeschlossen werden. Grundsätze der Raumentwicklung werden in der Karte als Vorbehaltsgebiete gekennzeichnet. Eine landesplanerische Letztentscheidung ist auf der Ebene der Regionalplanung nicht mög- lich und bleibt den nachfolgenden Verfahren überlassen. Grundsätzen ist bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Funktionen/ Nutzungen besonderes Gewicht beizu- messen.

2 Planungsgemeinschaft Rheinhesse-Nahe (2015): Regionaler Raumordnungsplan Rheinhessen- Nahe, Mainz 3 Planungsgemeinschaft Rheinhesse-Nahe (2015): Regionaler Raumordnungsplan Rheinhessen- Nahe, Mainz

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Durch die Ausweisung des Baugebietes ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer Unver- einbarkeit mit dem raumplanerischen Grundsatz des Vorbehaltsgebiets „Freizeit, Erholung und Landschaftsbild“ kommt, da der hohe Erlebniswert der Landschaft und die für die Erholung günstigen heil- und bioklimatischen Bedingungen erhalten bleiben. Vielmehr ergänzen die In- halte des Bebauungsplanes die Grundsätze des Vorbehaltsgebietes „Freizeit, Erholung und Landschaftsbild“ in geeigneter Weise, indem landschaftsgebundene und naturnahe Einrich- tungen geschaffen werden. Waldflächen des RROP sind durch die Planung nicht betroffen. Die Flächen des landesweiten Biotopverbundes schließen direkt an den Planungsraum an und werden in folgendem Kapitel behandelt.

2.3 Landesweiter und Regionaler Biotopverbund / Planung vernetzter Bi- otopsysteme

Der Planungsraum tangiert die Flächen des landesweiten Biotopverbunds. Das LEP IV Rhein- land-Pfalz beinhaltet einen landesweiten Biotopverbund mit „Kernflächen/Kernzonen“ und „Verbindungsflächen Gewässer“. Die Kernflächen umfassen gemäß LEP IV „im Wesentlichen vorhandene rechtsverbindliche Flächenwidmungen“. Dies sind namentlich die Natura 2000-Gebiete (FFH-Gebiete und Vogel- schutzgebiete) sowie Naturschutzgebiete. Im LEP IV sind darüber hinaus „Verbindungsflächen 12 Gewässer“ dargestellt. Sie umfassen vorhandene und geplante Überschwemmungsgebiete. Die regionalen Raumordnungspläne beachten den landesweiten Biotopverbund und ergänzen diesen – soweit erforderlich – auf regionaler Ebene durch Ausweisung von Vorrang- und Vor- behaltsgebieten für den regionalen Biotopverbund. Die Landschaftsrahmenpläne liefern dafür die fachliche Grundlage.4 Ziele und Grundsätze des Regionalen Biotopverbundes sind im Regionalen Raumordnungs- plan Rheinhessen-Nahe aufgeführt: G 57 Der regionale Raumordnungsplan stellt Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den regio- nalen Biotopverbund dar und soll darüber hinaus wichtige Biotopverbundräume entlang der Gewässer sichern. Eine besondere Rolle wird dabei der Ausweisung multifunktio- naler regionaler Grünzüge oder auch Grünzäsuren sowie Vorranggebiete für den Res- sourcenschutz zugewiesen. Hiermit soll der Fortbestand bzw. die Wiederansiedlung regional bedeutsamer Arten und Biotope gesichert werden und ein kohärenter Bio- topverbund durch ein System räumlich miteinander vernetzter funktionaler Lebens- raumkomplexe geschaffen werden. Z 58 Innerhalb der Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund sowie der Vorrangge- biete für Ressourcenschutz Biotopverbund/Erosionsschutzwald und Biotopver- bund/Grundwasserschutz sind nur Vorhaben und Maßnahmen zulässig, die auf Dauer mit dieser vorrangigen Funktion vereinbar sind.

4 L.A.U.B. mbH (2010): Landschaftsrahmenplan für die Region Rheinhessen-Nahe - Entwurf- Kaisers- lautern, Neustadt an der Weinstraße

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G 61 Insbesondere Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund sollen Schwerpunkt- räume für die Umsetzung von Maßnahmen des Naturschutzes und für Ökokontomaß- nahmen sein. Bei der Umsetzung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist auf agrar- und forststrukturelle Maßnahmen Rücksicht zu nehmen.

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Abb. 4: Landschaftsrahmenplan zum RROP (Ausschnitt aus dem Entwurf)5 Den Grundsätzen und Zielen des Regionalen Raumordnungsplanes hinsichtlich des Regiona- len Biotopverbundes steht die Bebauungsplanung nicht entgegen: 1. Der Bebauungsplan führt in seinen Festsetzungen zu einer Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung von tangierten Flächen des landesweiten Biotopverbundes, somit sind direkte Beeinträchtigungen oder Veränderungen von Schutzzielen und von geschützten Biotopen und Lebensraumtypen ausgeschlossen. 2. Der kohärente Biotopverbund durch ein System räumlich miteinander vernetzter funktio- naler Lebensraumkomplexe bleibt erhalten und wird durch landespflegerische Maßnah- men im Bebauungsplan unterstützt, was langfristig zu höherwertigen, regional bedeutsa- men Biotopen und Habitaten führt. 3. Das überplante Gewässer i.V.m. dem Gewässerrandstreifen wird sich langfristig durch die vorgesehene Freiflächenentwicklung und landespflegerischen Kompensationsmaßnah- men zu artenreichen und standortgerechten Biotopen und Habitaten entwickeln. Die Ele- mente für die naturnahe Erholung der Begegnungsstätte werden so integriert, dass das

5 L.A.U.B. mbH (2010): Landschaftsrahmenplan für die Region Rheinhessen-Nahe - Entwurf- Kaisers- lautern, Neustadt an der Weinstraße

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Naturerlebnis im Vordergrund steht. So sind großflächige Versiegelungen, große unange- passte bauliche Anlagen nicht zulässig, sondern ausschließlich bauliche Anlagen des Ge- bäudebestands ergänzt um Gebäude, die durch gestalterische Auflagen die naturnahe und naturverträgliche Erholung beachten.

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Abb. 5: landesweiter Biotopverbund6 Erhebliche Eingriffe in den landesweiten Biotopverbund sind daher nicht zu prognostizieren.

Auf der Grundlage der Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumord- nung kann davon ausgegangen werden, dass dem Vorhaben keine Ziele der Raumord- nung entgegenstehen.

2.4 Flächennutzungsplan / Landschaftsplan

Für die Verbandsgemeinde liegt ein Flächennutzungsplan mit integriertem Land- schaftsplan vor.

Der Geltungsbereich liegt vollständig in einer als „Grünland“ dargestellten Fläche.7

6 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020 7 Stadt-Land-Fluss (2017): Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Birkenfeld, Begründung und Umweltbericht, - Boppard

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Eine Entwicklung des Bebauungsplanes aus dem Flächennutzungsplan ist daher nicht gege- ben. Entsprechend der Darstellungen in der Gemarkung Abentheuer stehen einer Änderung bzw. Anpassung des FNP jedoch keine Belange entgegen.

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Abb. 6: Darstellungen des Flächennutzungsplans 8 Es ist davon auszugehen, dass Darstellungen des Flächennutzungsplanes dem Vorha- ben nicht entgegenstehen.

2.5 Internationale Schutzgebiete / IUCN9

2.5.1 IUCN - IV - Biotop-/Artenschutzgebiet

Die Grenze des FFH-Gebietes "Obere Nahe" tangiert das Planungsgebiet. Im Rahmen der Bebauungsplanung wurde eine FFH-Vorprüfung vorgenommen, die zu folgendem Ergebnis kommt:

„Erhebliche Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse, von Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet „Obere Nahe“ sind nicht zu erwarten. Unter Berücksichtigung der festgelegten landespflegerischen Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass keine Beeinträchtigun- gen von Erhaltungszielen des FFH-Gebietes „Obere Nahe“ zu erwarten sind. Unter Berück-

8 Stadt-Land-Fluss (2017): Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Birkenfeld, Begründung und Umweltbericht, - Boppard 9 Datenabfrage (07/2020) unter http://map1.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/

Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht sichtigung der Erhaltungsziele und den Ausführungen wird eingeschätzt, dass mit der Reali- sierung von Vorhaben, die sich aus dem Bebauungsplan begründen, erhebliche Beeinträchti- gungen auf das FFH-Gebiet „Obere Nahe“ offensichtlich ausgeschlossen werden können.“

2.5.2 IUCN – II – Nationalpark Der Planungsraum liegt innerhalb des Nationalparks „Hunsrück-Hochwald“. Die unter Schutz liegenden Flächen werden nicht berührt.

2.6 Nationale Schutzgebiete10

Naturschutzgebiete (§23 BNatSchG) Innerhalb des Plangebietes oder daran angrenzend liegen keine nach §23 BNatSchG rechts- verbindlich festgesetzte Naturschutzgebiete. Landschaftsschutzgebiete (§26 BNatSchG) Der Planungsraum und der weitere Untersuchungsraum liegen nicht innerhalb des Land- schaftsschutzgebietes „Hochwald-Idarwald mit Randgebieten“. Naturparks (§ 27 BNatSchG) Der Planungsraum liegt innerhalb des Naturparks -Hunsrück (Randzone), die Kernzone östlich des Traunbachs wird nicht tangiert. 16 Naturdenkmäler (§ 28 BNatSchG) Innerhalb des Planungsraumes liegen keine Naturdenkmäler. Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 29 BNatSchG) Innerhalb des Planungsraumes liegen keine geschützten Landschaftsbestandteile.

Es wird festgestellt, dass weder nationale noch internationale Schutzgebiete durch die Planungen betroffen sind, indem ihr Schutzziel und Schutzzweck in erheblicher Weise beeinträchtigt würden.

10 Datenabfrage (07/2020) unter http://map1.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/

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Abb. 7: Zonen des Nationalparks „Hunsrück-Hochwald“11

11 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020, WMS-Dienste RLP

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Abb. 8: nationale und internationale Schutzgebiete12

12 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020, WMS-Dienste RLP

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2.7 Biotopkataster13

2.7.1 Biotopkataster (BK)

Aufgrund ihrer unmittelbaren landschaftsökologisch-funktionalen Beziehungen werden die in der Objektklasse BT erfassten schutzwürdigen Biotope zu schutzwürdigen Biotopkomplexen in der Objektklasse BK zusammengezogen und arrondiert. Flächen des Biotopkatasters (BK) werden vom Plangebiet tangiert. Die überlagerten Flächen werden sämtlich in ihrem Bestand geschützt und durch entsprechende Festsetzungen gesichert.

2.7.2 Biotoptypen (BT)

In dieser Objektklasse (BT) werden alle homogen abgrenzbaren Biotoptypen nach den vorge- gebenen Definitionen der aktuellen amtlichen Kartieranleitungen erfasst. Dabei handelt es sich um Biotoptypen, die eine besondere ökologische Bedeutung haben und z.B. als Habitate für Tierarten wichtig sind. Flächen der Biotoptypen (BT) werden vom Plangebiet tangiert. Die überlagerten Flächen werden sämtlich in ihrem Bestand geschützt und durch entsprechende Festsetzungen gesichert.

2.7.3 Biotoptypen des §30 BNatSchG und §15 LNatSchG Im Rahmen der Biotopkartierung des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht 19 Rheinland-Pfalz wurden keine Biotope innerhalb des Plangebietes kartiert.

Entsprechend §15 LNatSchG fallen auch „Magere Flachland-Mähwiesen, Berg-Mähwiesen und Magerweiden im Außenbereich“ unter den Pauschalschutz. Nach der Biotoptypenkartier- anleitung von Rheinland-Pfalz fallen darunter die Fettwiesen (EA1, EA2, FFH-LR 6510, 6520) sowie Magerwiesen und –weiden (ED1, ED2, FFH-LR 6510, 6520).14 Diese Wiesenausprägungen konnten im Rahmen der aktuellen Biotoptypenkartierung im Un- tersuchungsraum nicht nachgewiesen werden. Seltene, in ihrem Bestand bedrohte, für den Naturhaushalt oder für Wissenschaft und Bildung wichtige Arten wildlebender Tiere und Pflanzen entsprechend §30 BNatSchG wurden nicht kartiert.

2.8 übergeordnete Ziele zum Wasserschutz15

Das Plangebiet berührt keine Wasserschutzgebiete.

13 Datenabfrage (07/2020) unter http://map1.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/ 14 Landesamt für Umweltschutz Rheinland-Pfalz, L. Störger, H. Degünther: Ergänzende Informationen zum §15 LNatSchG Stand: 13.01.2016 15 Datenabfrage (07/2020) unter http://www.geoportal-wasser.rlp.de/servlet/is/2025/

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2.9 übergeordnete Ziele zum Bodenschutz16

Böden als Archiv der Kultur- und Naturgeschichte (besonders schutzwürdige Böden, die vor einer weiteren Degradation und Zerstörung bewahrt werden sollen) liegen weder innerhalb des Planungsraumes noch daran angrenzend vor.

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Abb. 9: Biotopkataster des LANIS17

16 Datenabfrage (07/2020) unter http://mapclient.lgb-rlp.de 17 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020, WMS-Dienste RLP, LANIS RLP

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3 Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeiti- gen Umweltzustands (Basisszenario)

3.1 Tiere

Der Geltungsbereich liegt innerhalb der in den Messtischblättern TK 6308 (Birkenfeld-West) dargestellten Gebiete. Die gemeldeten Arten sind in der entsprechenden ART@FAKT-Liste aufgeführt. Die weitere Bewertung erfolgt im Rahmen des Artenschutzfachbeitrages des Um- weltberichts.

3.2 Pflanzen

Das Untersuchungsgebiet umfasst den Geltungsbereich des geplanten Bebauungsplans in der Gemarkung Abentheuer. Hier wurden die Biotoptypen am 24.06.2019 erfasst. Es wurden charakteristische und wertge- bende Gefäßpflanzen für die einzelnen Biotoptypen aufgenommen. Die Erfassungseinheiten wurden gemäß dem Biotopkataster Rheinland-Pfalz (Stand 11/2018) gewählt.

Zusätzlich wurde das „Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung in Rhein- land-Pfalz“ (LANIS) im Internet ausgewertet (Abfrage 24.06.2019). 21 Im Folgenden wird die reale Vegetation der vorgefundenen Biotoptypen anhand der aufge- nommenen Arten beschrieben. Im Absatz Bewertung wird für den jeweils beschriebenen Bio- toptyp in erster Linie erläutert, ob sogenannte substantielle Ausprägungen gefunden wurden (LökPlan „Biotopkataster RLP; Erfassung der schutzwürdigen Biotope; Allgemeine Angaben zum Biotopkataster“ 11/2018). Die Bewertung erfolgt in einer vierstufigen Skala (gering – mittel – hoch – sehr hoch). Die Kennzeichnung der im Untersuchungsgebiet vorgefundenen Biotoptypen inkl. deren Schutzkategorie erfolgte mit Hilfe der Biotoptypenliste „Übersicht Biotoptypen (Außenbereich)“ (Stand: 11/2018).18

18 Benutzte Literatur: Jäger, E. J. & Werner, K. (Hrsg.) (2005): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflan- zen, Kritischer Band, 10. Auflage - München Pott, R. (1995): Die Pflanzengesellschaften Deutschlands, 2. Auflage - Stuttgart Lökplan (2018): Biotopkataster Rheinland-Pfalz – Erfassung der Schutzwürdigen Biotope, Vollstän- diger Biotoptypenschlüssel mit den Kriterien für die schutzwürdigen, die geschützten und die nach FFH-RL Anh. I relevanten Biotoptypen. Michael Altmoos (LUWG) & Ulrich Cordes (LökPlan GbR) (2018): Bewertung des Erhaltungszustan- des der FFH-Lebensraumtypen – Anlage 1 der Kartieranleitung für Rheinland-Pfalz

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Erläuterung der Abkürzungen:

• LRT – FFH-Lebensraumtyp, (in Karte Präfix „x“);

• §30 - §15 LNatSchG / §30 BNatSchG (in Karte Präfix „y“);

• FFH + §30 BNatSchG/§15 LNatSchG (in Karte Präfix „z“); • xb - schutzwürdig

• Häufigkeitsangaben: f – frequent, d – dominant, s – selten, l – (als Zusatz zu f, d) lokal Die Ergebnisse sind in einer Karte (Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzustands) dar- gestellt. Der größte Bereich des Untersuchungsraumes wird von anthropogen bedingten Bio- topen eingenommen. Aus den erhobenen floristischen und landschaftsökologischen Daten er- geben sich folgende Aussagen:

• „Rote Liste“ - Arten konnten im Eingriffsraum zum Kartierzeitpunkt nicht festgestellt werden. Auch die LANIS-Abfrage ergab keine Hinweise darauf. • Nach §15 LNatSchG und FFH-Richtlinie pauschal geschützte Flächen wurden nicht kartiert. • Nach §30 BNatSchG geschützte Biotope stellen die Nass- und Feuchtwiesen sowie Gewässerabschnitte des Traunbachs dar. 22

Biotoptyp Erlenmischwald mit einheimischen Laubbaumarten

Kürzel AC1 Zusatzcode ta2, ta1, stw1, stv erfasste Arten Baumschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) – dl, Carpinus betulus (Hainbuche) – dl, Fraxinus excelsior (Esche) – s, Picea abies (Fichte) – s, Populus spec. (Pappel) Strauchschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Alnus glutinosa (Schwarz-Erle), Corylus avellana (Hasel), Fraxinus excelsior (Esche) Krautschicht: Anemone nemorosa (Busch-Windröschen), Athyrium filix-femina (Frauen-Farn) - dl, Carex remota (Winkel-Segge), Deschampsia cespitosa (Rasen-Schmiele), Dryopteris filix-mas (Gemeiner Wurmfarn), Filipendula ulmaria (Mädesüß), Galeopsis tetrahit (Stechender Hohlzahn), Galium aparine (Kleb-Labkraut), Galium palustre (Sumpf-Labkraut), Glyceria fluitans (Flutender Schwaden), Impatiens noli-tangere (Echtes Springkraut), Juncus effusus (Flatter-Binse), Lamiastrum galeobdolon (Goldnesssel), Oxalis acetosella (Wald-Sauerklee), Phalaris arundinacea (Rohr- Glanzgras) – dl, Rubus fruticosus (Brombeere), Senecio ovatus (Fuchs' Greiskraut), Stachys sylvatica (Wald-Ziest), Stellaria holostea (Echte Sternmiere), Stellaria nemorum (Hain-Sternmiere) – fl, Urtica dioica (Brennnessel)

Wertigkeit hohe Wertstufe

Schutzstatus -

Bemerkung Auwaldrest; einzelne Nadelbäume gepflanzt mit Verbißschutz (ta4)

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Biotoptyp Feldgehölz aus einheimischen Baumarten

Kürzel BA1 Zusatzcode ta2 erfasste Arten Baumschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Alnus glutinosa (Schwarz-Erle), Fagus sylvaticus (Buche) Strauchschicht: Corylus avellana (Hasel) Krautschicht: Urtica dioica (Brennnessel)

Wertigkeit mittlere-hohe Wertstufe

Schutzstatus -

Biotoptyp Baumhecke

Kürzel BD6 Zusatzcode ta2 erfasste Arten Baumschicht: Acer campestre (Feld-Ahorn), Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Fagus sylvaticus (Buche), Picea abies (Fichte), Prunus avium (Vogel-Kirsche), Quercus robur (Stiel-Eiche), Tilia platyphyllos (Sommer-Linde) Strauchschicht: Corylus avellana (Hasel) 23 Krautschicht: Athyrium filix-femina (Frauen-Farn), Chaerophyllum temulum (Taumel-Kälberkropf), Dactylis glomerata (Knäuel-Gras), Galium aparine (Kleb-Labkraut), Geum urbanum (Gemeine Nelkenwurz), Polygonum bistorta (Wiesen-Knöterich), Rubus fruticosus (Brombeere) – dl

Wertigkeit mittlere-hohe Wertstufe

Schutzstatus -

Biotoptyp Baumreihe

Kürzel BF1 Zusatzcode ta2, ta3 erfasste Arten Baumschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Betula pendula (Hänge-Birke), Prunus avium (Vogel-Kirsche), Quercus robur (Stiel-Eiche) Strauchschicht: Corylus avellana (Hasel), Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weißdorn), Syringa vulgaris (Flieder) Krautschicht: Aegopodium podagraria (Giersch), Galium aparine (Kleb-Labkraut), Geum urbanum (Gemeine Nelkenwurz), Rubus fruticosus (Brombeere), Urtica dioica (Brennnessel)

Wertigkeit mittlere-hohe Wertstufe

Schutzstatus -

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Biotoptyp Einzelbaum

Kürzel BF3 Zusatzcode ta2 erfasste Arten Baumschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Quercus robur (Stiel-Eiche) Strauchschicht: Krautschicht:

Wertigkeit mittlere-hohe Wertstufe

Schutzstatus -

Biotoptyp Baumgruppe

Kürzel BF2 Zusatzcode ta2 erfasste Arten Baumschicht: Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) Strauchschicht: Krautschicht: Wertigkeit mittlere-hohe Wertstufe 24 Schutzstatus -

Biotoptyp Quellbach

Kürzel FM4 Zusatzcode wt, wf2 erfasste Arten Baumschicht: Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) – dl, Carpinus betulus (Hainbuche), Fraxinus excelsior (Esche) Strauchschicht: Corylus avellana (Hasel) Krautschicht: Aegopodium podagraria (Giersch), Carex remota (Winkel-Segge), Filipendula ulmaria (Mädesüß), Galium palustre (Sumpf-Labkraut), Glyceria fluitans (Flutender Schwaden), Stellaria nemorum (Hain-Sternmiere)

Wertigkeit hohe Wertstufe

Schutzstatus -

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Biotoptyp Mittelgebirgsbach

Kürzel zFM6 Zusatzcode wt, wg2, wf erfasste Arten Baumschicht: Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn), Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) – dl, Carpinus betulus (Hainbuche), Fraxinus excelsior (Esche) Strauchschicht: Alnus glutinosa (Schwarz-Erle), Corylus avellana (Hasel) Krautschicht: Aegopodium podagraria (Giersch), Athyrium filix-femina (Frauen-Farn) - dl, Carex remota (Winkel-Segge), Deschampsia cespitosa (Rasen-Schmiele), Dryopteris filix-mas (Gemeiner Wurmfarn), Filipendula ulmaria (Mädesüß), Galium palustre (Sumpf-Labkraut), Glyceria fluitans (Flutender Schwaden), Juncus effusus (Flatter-Binse), Luzula sylvatica (Große Hainsimse), Phalaris arundinacea (Rohr-Glanzgras), Senecio ovatus (Fuchs' Greiskraut), Stachys sylvatica (Wald-Ziest), Stellaria nemorum (Hain-Sternmiere)

Wertigkeit sehr hohe Wertstufe

Schutzstatus §15 LNatSchG/§30 BNatSchG + FFH-Richtlinie

25

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Biotoptyp Nass- und Feuchtwiese

Kürzel yEC1 Zusatzcode os erfasste Arten Baumschicht: Strauchschicht: Krautschicht: Filipendula ulmaria fl, Crepis paludosa (Sumpf-Pippau), l, Angelica sylvestris (Gewoehnliche Wald-Engelwurz), s, Polygonum bistorta (), fl, Cirsium palustre (Sumpf-Kratzdistel), l, Lotus uliginosus (), l, Rumex acetosa (), l, Dactylis glomerata agg. (Wiesen Knaeuelgras Sa.), fl, Ranunculus platanifolius (Platanenblaettriger Hahnenfuss), l, Aegopodium podagraria (Giersch), l, Holcus lanatus (Wolliges Honiggras), f, Lysimachia nemorum (Hain-Gilbweiderich), l, Ranunculus acris agg. (Scharfer Hahnenfuss (Sa.)), f, Veronica chamaedrys agg. (), l, Ranunculus repens (Kriechender Hahnenfuss), l, Stellaria graminea (Gras-Sternmiere), f, Hypericum maculatum agg. (Geflecktes Johanniskraut Sa.), l, Vicia sepium (Zaun-Wicke), l, Viola palustris ()

Wertigkeit sehr hohe Wertstufe

Schutzstatus §30 LNatSchG

Bemerkung 3 Feuchtezeiger zusammen über die Fläche verteilt frequent vorhanden 26

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Biotoptyp Graben

Kürzel FN0 Zusatzcode wb erfasste Arten Baumschicht: s. BF1 Strauchschicht: Krautschicht: Phalaris arundinacea (Rohr-Glanzgras), Polygonum bistorta (Wiesen-Knöterich), Scirpus sylvaticus (Wald-Simse), Urtica dioica (Brennnessel)

Wertigkeit mittlere Wertstufe

Schutzstatus

Biotoptyp Nutzgarten

Kürzel HJ2 Zusatzcode lokal stl erfasste Arten Baumschicht: div. Obstbäume, Alnus glutinosa (Schwarz-Erle), Betula pendula (Hänge-Birke), Juglans regia (Walnuss), Prunus avium (Vogel-Kirsche) Strauchschicht: Corylus avellana (Hasel), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) 27 Krautschicht: Alopecurus pratensis (Wiesen-Fuchsschwanz), Arrhenatherum elatius (Glatthafer), Holcus lanatus (Weiches Honiggras), Lolium perenne (Deutsches Weidelgras), Plantago lanceolata (Spitz-Wegerich), Urtica dioica (Brennnessel)

Wertigkeit geringe-mittlere Wertstufe

Schutzstatus -

3.3 Fläche, Boden19

Die Bodenfunktionsbewertung des Landesamtes für Geologie und Bergbau betrachtet rele- vante Bodeneigenschaften und führt diese in eine standörtliche Gesamtbewertung über. Besonders zu beachtende Bodeneigenschaften liegen nicht vor. Das Untersuchungsgebiet wird in der geologischen Übersichtskarte von Rheinland-Pfalz dem Bereich des Devons bis Unterkarbon (GÜK 300) zugeordnet. Die Einstufung in Bodengroß- landschaften (BÜK 200) führt basische und intermediäre Vulkanite, z. T. wechselnd mit Löss- lehm auf. Die Standorttypisierung spricht von Standorten mit geringem Wasserspeicherungs- vermögen und mit schlechtem bis mittlerem natürlichem Basenhaushalt. Die angesprochenen Bodenprofile sind auf Grund der Einstufung der Standortverhältnisse der hpnV für den gesam- ten Naturraum typisch, so dass keine besondere Schutzwürdigkeit vorhanden ist.

19 Datenabfrage (07/2020) unter http://mapclient.lgb-rlp.de

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BFD_5L Bodenfunktionsbewertung

Stufe Text

Gemarkung Abentheuer Gesamtbewertung 2 Gering Standorttypisierung für die Biotopentwicklung 3 Mittel Ertragspotential 3 Mittel Feldkapazität 2 Gering Nitratrückhaltevermögen 2 Gering

© Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz 2006-2009

3.4 Wasser20

Oberflächengewässer als Fließgewässer liegen innerhalb des Geltungsbereiches. Es sind dies der Traunbach sowie der Bleidenbach als Gewässer III. Ordnung. Das Plangebiet entwässert in südliche Richtung. Stillgewässer finden sich im Untersuchungsraum keine. Die Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung wird auf Basis der Bewertung der HÜK 200 vorgenommen. Die Einstufung der Schutzwirkung erfolgte entsprechend der LAWA-Arbeits- hilfe in die Klassen mittel. 28 3.5 Luft, Klima

Das Plangebiet wird mit einem erhöhten Radonpotenzial in und über einzelnen Gesteinshori- zonten angegeben.21 Das Gebiet liegt nicht in einem Bereich mit besonderer klimatischer Funktion. Das heißt, es befinden sich dort keine bedeutenden Luftaustauschbahnen oder sonstige überregional be- deutsamen klimatischen Wirkungsräume.

3.6 Landschaft22

Der Landschaftsraum wird als "Dollberge und Herrsteiner Forst" bezeichnet.

3.7 Biologische Vielfalt

Die Biodiversität lässt sich auf den drei Ebenen beschreiben Vielfalt der Ökosysteme (Lebens- räume), Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen) sowie Vielfalt der Gene (Rassen oder Sorten von wildlebenden und genutzten Arten). Der Untersuchungsraum wird angrenzend an Flächen des landesweiten oder regionalen Bio- topverbundes zugeordnet. Darüber hinaus zeigt die Datenauswertung nur in Teilflächen eine besondere biologische Vielfalt anhand der kartierten schützenswerten und pauschal geschütz-

20 Datenabfrage (07/2020) unter http://www.geoportal-wasser.rlp.de/servlet/is/2025/ 21 Datenabfrage (07/2020) unter http://mapclient.lgb-rlp.de 22 Datenabfrage (07/2020) unter http://map1.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/

Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht ten Biotopkomplexe, Standortverhältnissen oder Tierarten (Gewässer, Nass- und Feuchtwie- sen). Auch die örtliche Kartierung weist unterschiedliche hochwertige Biotope nach, anthro- poge bedingte Biotope überwiegen hingegen. Die biologische Vielfalt muss dementsprechend als lokal hoch eingestuft werden und ist im Rahmen der Eingriffsbewertung entsprechend zu würdigen.

3.8 Wirkungsgefüge

Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Schutzgüter bilden ein untereinander ver- wobenes Wirkungsnetz. Eingriffe in eines der Schutzgüter können demnach sekundäre, unter Umständen verstärkte Effekte auf andere Schutzgüter verursachen. Wechselwirkungen über die bei den o.g. Schutzgütern bereits benannten Aspekte hinaus sind nicht erkennbar.

3.9 Menschen, Gesundheit, Bevölkerung

Die Region gehört zum ländlichen Bereich mit konzentrierter Siedlungsstruktur. Abentheuer bildet darin eine Ortsgemeinde mit noch teilweise wohnortnaher Infrastruktur. Das Plangebiet selber befindet sich außerhalb der Ortslage.

3.10 Kultur- und Sachgüter Erdgeschichtlich bzw. historisch bedeutsame Kulturgüter finden sich keine im Untersuchungs- 29 raum. Die bestehenden Gebäude als Sachgüter, die von der Wirtschaftsgeschichte des Rau- mes zeugen, werden durch den Bebauungsplan gesichert und auf der Grundlage des städte- baulichen Konzepts bewahrt und entwickelt.

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4 Artenschutzfachbeitrag nach BNatSchG

4.1 Planungsvorgaben

4.1.1 Rechtliche Grundlagen

Für den besonderen Artenschutz ist für jede im Untersuchungsgebiet nachgewiesene beson- ders bzw. streng geschützte Art zu prüfen, ob die Verbote des § 44 BNatSchG (Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten) berührt sind. Die zentralen Vorschriften des Artenschutzes sind in § 44 BNatSchG dargelegt, der für die besonders und streng geschützten Tier- und Pflanzenarten unterschiedliche Verbote von Be- einträchtigungen beinhaltet. Für Eingriffsvorhaben sind die Störungs- und Schädigungsver- bote von Bedeutung. Neben den nationalen Schutzbestimmungen sind die Europäischen Richtlinien im Rahmen der gemeinschaftskonformen Auslegung des deutschen Rechts zu be- rücksichtigen. So unterliegen sämtliche wildlebende europäische Vogelarten dem Schutzre- gime der Artikel 5 bis 9 und 13 der VS-RL alle Arten nach Anhang IV FFH-RL dem Regime der Artikel 12, 13 und 16 der FFH-RL.23 Damit werden die Verpflichtungen zur Ausweisung von besonderen Schutzgebieten um den Habitatschutz ergänzt. 30 4.1.2 Verbotstatbestände

Zu den Verbotstatbeständen des § 44 BNatSchG zählen:

1. wildlebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungs- zeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Stö- rung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wildlebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wildlebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstö- ren.

Gemäß §44 Abs. 5 BNatSchG wird ergänzt:

23 FFH-RICHTLINIE: Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 21.05.1992 zur Erhal- tung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Richtlinie 92/43/EWG Fauna-Flora-Habitate.

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Sind in Anhang IV Buchstabe a der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführte Tierarten, europäische Vogelarten oder solche Arten betroffen, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Absatz 1 Nummer 2 aufgeführt sind, liegt ein Verstoß gegen 1. das Tötungs- und Verletzungsverbot nach Absatz 1 Nummer 1 nicht vor, wenn die Be- einträchtigung durch den Eingriff oder das Vorhaben das Tötungs- und Verletzungsri- siko für Exemplare der betroffenen Arten nicht signifikant erhöht und diese Beeinträch- tigung bei Anwendung der gebotenen, fachlich anerkannten Schutzmaßnahmen nicht vermieden werden kann, 2. das Verbot des Nachstellens und Fangens wild lebender Tiere und der Entnahme, Be- schädigung oder Zerstörung ihrer Entwicklungsformen nach Absatz 1 Nummer 1 nicht vor, wenn die Tiere oder ihre Entwicklungsformen im Rahmen einer erforderlichen Maßnahme, die auf den Schutz der Tiere vor Tötung oder Verletzung oder ihrer Ent- wicklungsformen vor Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung und die Erhaltung der ökologischen Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusam- menhang gerichtet ist, beeinträchtigt werden und diese Beeinträchtigungen unvermeid- bar sind, 3. das Verbot nach Absatz 1 Nummer 3 nicht vor, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumli- chen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. 31

4.1.3 Relevante Arten

In der Artenschutzprüfung sind alle geschützten Arten zu behandeln, deren Vorkommen im Untersuchungsraum zu erwarten sind. Zur Feststellung der örtlichen Flora und Fauna werden Datenblätter für die betroffenen Mess- tischblätter des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung von Rheinland- Pfalz (ART@FAKT) geführt. Auf diesen Listen sind sämtliche geschützten, streng geschützten und Rote-Liste-Arten verzeichnet, die in dem jeweiligen Raumausschnitt vorkommen. Zur Ar- tenschutzprüfung wurden die Arten des Messtischblattes 6308 herangezogen (Stand: Down- load 29.07.2020). Die methodische Prüfung erfolgt in Anlehnung an den "Mustertext Fachbeitrag Artenschutz Rheinland-Pfalz - Hinweise zur Erarbeitung eines Fachbeitrags Artenschutz gem. §§ 44, 45 BNatSchG" des Landesbetrieb Mobilität (LBM) (Stand: 03.02.2011).24

Eine detaillierte Artenaufnahme entsprechend den Vorgaben "METHODEN ZUR ERFASSUNG VON ARTEN DER ANHÄNGE IV UND V DER FAUNA-FLORA-HABITAT-RICHTLINIE" erfolgte nicht (keine Beauftragung). Zur Ermittlung von Artenvorkommen wurde ausschließlich auf die vor- handenen Daten zurückgegriffen. Im Rahmen der Biotoptypenkartierung wurden Zufallsfunde erfasst.

24 Landesbetrieb Mobilität (2011): Mustertext Fachbeitrag Artenschutz Rheinland-Pfalz, Hinweise zur Erarbgeitung eines Fachbeitrags Artenschutz gemäß §§44, 45 BNatSchG - Verfasser: Froelich und Sporbeck GmbH & Co. KG, Potsdam

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Gemäß den Vorgaben des § 44 BNatSchG werden die „europäischen Vogelarten“ den streng geschützten Arten bezüglich der Verbotstatbestände (Störung von Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten) gleichgesetzt. Aus diesem Grund müssen die europäischen Vogelarten im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung ebenfalls Berücksichtigung finden. Im Rahmen einer Relevanzprüfung, die im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung grund- sätzlich durchzuführen ist, werden im Folgenden die Artgruppen (Taxa) „herausgefiltert" (Ab- schichtung), für die eine verbotstatbeständliche Betroffenheit durch das jeweilige Projekt/Vor- haben mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können (Relevanzschwelle) und die daher einer detaillierten artenschutzrechtlichen Prüfung nicht mehr unterzogen werden müssen. Aufgrund der Biotopausstattung des Untersuchungsraumes werden die artenschutz- rechtlichen Prüfungen auf die in Tabelle 1 hervorgehobenen Artengruppen eingeschränkt. Da in die Gewässerbiotope und -habitate nicht eingegriffen werden, werden die Artgruppen Fische, Muscheln und Rundmäuler ohne Relevanz bewertet.

Tab. 1: Relevanz nach Artgruppen im Meßtischblatt 6308

Artgruppen Relevanz keine Relevanz

Bärlappe Blütenpflanzen 32 Farne

Fische

Kriechtiere

Libellen

Lurche

Moose

Muscheln

Rundmäuler

Säugetiere

Schmetterlinge

Schnecken

Vögel (abgeschichtet)

4.2 Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie

Innerhalb des Planungsraumes wurden keine Pflanzenbestände (Bärlappe, Blütenpflanzen, Farne und Moose) ermittelt, die für eine artenschutzrechtliche Prüfung in Rheinland-Pfalz zu berücksichtigen sind. Im Planungsraum ist keine der nach der FFH-Richtlinie geschützten Pflanzenarten nachgewiesen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass artenschutz- rechtliche Verbotstatbestände für diese Artengruppen ausgeschlossen werden können.

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4.3 Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie

4.3.1 Kriechtiere

Es ist davon auszugehen, dass im Wirkraum des geplanten Vorhabens potenziell die im An- hang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Kriechtiere vorkommen. Dies betrifft jedoch aus- schließlich die Zauneidechse. Die Art ist in Deutschland mehr oder weniger flächendeckend verbreitet und mit z.T. hunderten von Vorkommen in einigen Bundesländern dort als häufig zu bezeichnen.25 Durch das Vorhaben kommt es zu keiner relevanten Versiegelung von potenzi- ellen Habitaten. Tab. 2: Artengruppe Kriechtiere

Artengruppe wissenschaftli- deutscher RL- RL- FFH/V Schutz Vorkommen Verbotstatbe- cher Name Name RP D SR im Planungs- stand raum

Kriechtiere Coronella austri- Schlingnatter 4 3 IV §§ kein Vorkom- Nein aca men

Kriechtiere Lacerta agilis Zauneidechse V IV §§ Potenziell Nein

Kriechtiere Podarcis muralis Mauerei- 3 V IV §§ kein Vorkom- Nein dechse men 33 Das Habitatschema der Zauneidechse wird von Elbing et al. (1996) wie folgt zusammenge- fasst: Die besiedelten Flächen weisen eine sonnenexponierte Lage (südliche Exposition, Hangneigung maximal 40°), ein lockeres, gut drainiertes Substrat, unbewachsene Teilflächen mit geeigneten Eiablageplätzen, spärliche bis mittelstarke Vegetation, wobei entscheidend die Stratifizierung, Vegetationshöhe und -deckung, weniger die Pflanzenarten sind, und das Vor- handensein von Kleinstrukturen wie Steinen, Totholz usw. als Sonnenplätze auf. Die Struktu- ren sind in einem Habitatmosaik notwendig, um u.a. die Thermoregulation zu gewährleisten. Die vorgesehenen Flächen für die Baulandentwicklung weisen diese Strukturen gar nicht oder nur suboptimal in Randbereichen auf. Es ist daher anzunehmen, dass allenfalls Einzeltiere vorkommen könnten, die jedoch im direkten Umfeld geeignete Ausweichmöglichkeiten vorfin- den. Es ist davon auszugehen, dass die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vor- haben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt bleibt. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände werden demzufolge nicht ausgelöst. Durch die landespflegerischen Maßnahmen ist vielmehr davon auszugehen, dass Habitate für Kriechtiere geschaffen werden. Zusammenfassend lässt sich für die Kriechtiere feststellen, dass es durch die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht zu artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen für diese Arten- gruppe kommt.

25 Doerpinghaus et al. (2005): "Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie", Bonn

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4.3.2 Libellen

Im Wirkraum des geplanten Vorhabens können Arten der im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Libellen ausgeschlossen werden (keine Laichgewässer). Tab. 3: Artengruppe Libellen

Artengruppe wissenschaftli- deutscher RL- RL- FFH/V Schutz Vorkommen Verbotstatbe- cher Name Name RP D SR im Planungs- stand raum

Libellen Leucorrhinia pec- Große Moos- I(VG 2 II, IV §§ kein Vorkom- Nein toralis jungfer ) men

4.3.3 Lurche

Im Wirkraum des geplanten Vorhabens können Arten der im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Lurche nicht ausgeschlossen werden (keine Laichgewässer). In die aquatischen Lebensräume wird jedoch nicht eingegriffen, auch werden Wanderwege zwischen Teilhabita- ten (Gewässer / Waldflächen) nicht tangiert. Zusammenfassend lässt sich für die Lurche fest- stellen, dass es durch die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht zu artenschutzrechtli- chen Verbotstatbeständen für diese Artengruppe kommt. Tab. 4: Artengruppe Lurche 34 Artengruppe wissenschaftli- deutscher RL- RL- FFH/V Schutz Vorkommen Verbotstat- cher Name Name RP D SR im Planungs- bestand raum

Lurche Alytes obstetri- Geburtshelfer- 4 3 IV §§ kein Vorkom- Nein cans kröte men Lurche Bombina varie- Gelbbauchunke 3 2 II, IV §§ Kein Vorkom- Nein gata men Lurche Bufo calamita Kreuzkröte 4 V IV §§ kein Vorkom- Nein men Lurche Rana kl. es- Teichfrosch, V § Potenziell Nein culenta Grünfrosch- Komplex Lurche Rana temporaria Grasfrosch V § Potenziell Nein

Lurche Triturus cristatus Kamm-Molch 3 V II, IV §§ Potenziell Nein

4.3.4 Säugetiere

Im Wirkraum des geplanten Vorhabens könnten potenziell Arten der im Anhang IV der FFH- Richtlinie aufgeführten Säugetiere vorkommen. Dies betrifft neben den Fledermausarten auch die Haselmaus. Die Haselmaus besiedelt in Deutschland alle Waldgesellschaften und -altersstufen (z. B. auch reine Fichtenwälder, Parklandschaften, Auwälder), auch Feldhecken oder Gebüsche im Brachland werden von ihr bewohnt. Ihre Optimalhabitate findet sie in der Verjüngungsphase des Waldes mit dichten Beerensträuchern und Haselnussvorkommen. Die Art wird nur selten

Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht als Kulturfolger festgestellt.26 Im Sommer werden kunstvoll verfertigte Schlaf- und Wurfnester freistehend in Stauden, Sträuchern und Bäumen verschiedenster Art oder in Höhlen (und auch in Nistkästen) angelegt. Die Standhöhe der Nester wurde zwischen 1 und 33 m über dem Boden beobachtet,27 in niedrigen Höhen vor allem an Stellen mit sehr dichter Gras-, Kraut- und Gehölzvegetation, insbesondere mit Brombeeren und Himbeeren. Ein Tier baut pro Som- mer 3–5 Nester. Den Winter verbringen Haselmäuse in Nestern am Boden oder zwischen Wurzelstöcken. Haselmäuse sind meist ortstreu, jedoch wandern Jungtiere vom Geburtsort ab. Die Tiere bewegen sich überwiegend im Gezweig von Bäumen und Sträuchern fort, nur selten am Boden. In Ausnahmefällen überwinden Einzeltiere Distanzen bis zu 250 m ohne Gehölze.28 Aus der strengen Gebundenheit an Gehölze resultieren Mindestansprüche an die Waldgröße. So konnte gezeigt werden, dass für naturnahe Wälder bei einer Größe zwischen 21 und 50 ha die Wahrscheinlichkeit für Haselmausvorkommen im Vergleich zu kleineren Wäldern sehr deutlich steigt. Sie schlussfolgern daraus die kritische Mindestgröße von 20 ha für Wälder, die für langfristig stabile Haselmauspopulationen geeignet sind.29 Potenziell könnten demzufolge höchstens Einzeltiere im Wirkraum vorkommen. Potenzielle Habitate kann man den kartierten Waldflächen und Gehölzen außerhalb des Geltungsberei- ches zusprechen. Aufgrund der Erhaltung aller Gehölze und Waldflächen außerhalb des Gel- tungsbereiches ist von einem Schädigungs-, Störungs- oder Tötungsverbot nicht auszugehen. Im Wirkraum des geplanten Vorhabens könnten potenziell Arten der im Anhang IV der FFH- 35 Richtlinie aufgeführten Fledermausarten vorkommen. Die aufgeführten "waldgebundenen" Fledermausarten wie Bechsteinfledermaus, Großer Abendsegler, Mückenfledermaus, Braunes Langohr, Kleine Bartfledermaus können potenzi- elle Habitate in den umliegenden Waldflächen besitzen (Wochenstuben, Zwischenquartiere, Winterquartier). Die Freiflächen innerhalb der Hujetsmühle sowie insbesondere die Randflä- chen (Waldränder, Mittelgebirgsbach, Gehölzflächen) dienen dann als Flugraum (Nahrungs- erwerb). Das heißt, die Vorkommen innerhalb des Untersuchungsraums sind überwiegend aufgrund der linearen Waldränder als Jagd- und Nahrungshabitat relevant. Da jedoch im Rah- men der beabsichtigten Planungen in dieses Habitatmosaik nicht eingegriffen wird, ist ein Aus- lösen von Verbotstatbeständen nicht angezeigt.

26 STORCH, G. (1978): Muscardinus avellanarius (Linnaeus, 1758) – Haselmaus. – In: NIETHAMMER, J. & KRAPP,F. (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas Band 1/ I Nagetiere I. – Wiesbaden (Aka- demische Verlagsgesellschaft): 259-280. 27 MÜLLER-STIESS, H. (1996): Zur Habitatnutzung und Habitattrennung der Bilcharten (Myoxidae) Ha- selmaus (Muscardinus avellanarius L.), Gartenschläfer (Eliomys quercinus L.) und Siebenschläfer (Myoxus glis L.) im Nationalpark Bayerischer Wald. – Tagungsber. 1. Intern. Bilchkolloquium, St. Oswald 1990: 7-19. 28 BÜCHNER, S., LANG, J., JOKISCH, S. (2010): Monitoring der Haselmaus Muscardinus avellanarius in Hessen im Rahmen der Berichtspflicht zur FFH-Richtlinie. – Natur und Landschaft 85 (8): 334-339. 29 Petersen, B., G. Ellwanger, R. Bless, P. Boye, E. Schröder & A. Ssymank (2004): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000: Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69/Band 1 und 2

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Für die aufgeführten "gebäudegebundenen" Fledermausarten wie Nordfledermaus, Großes Mausohr, Breitflügelfledermaus oder Zwergfledermaus könnten Winterquartiere mit frostfreien Rückzugsräumen im Vorhabensraum in den vorhandenen Gebäuden bestehen. Zwar werden die Habitatbedingungen als unzureichend bzw. unzutreffend (Großes Mausohr) oder nur sub- optimal (Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus) eingestuft. Da alle Gebäude auch im Dach- raum als Wohnraum ausgebaut sind, sind größere Fledermauspopulationen nicht anzuneh- men. Einzeltiere könnten jedoch in den betroffenen Bestandsgebäuden durch Umbau- und Sanierungsmaßnahmen betroffen sein. Bei den beabsichtigten Sanierungs- und Renovie- rungsmaßnahmen sind daher die angeführten Vermeidungsmaßnahmen zum Fledermaus- schutz grundsätzlich zu beachten. Sommerquartiere der Bechsteinfledermaus und des Abendseglers sind hauptsächlich Specht- höhlen, gelegentlich auch abstehende Borke. Das große Mausohr benötigt große Räume in Gebäuden (bspw. Dachstühle), die frei von Zugluft sind. Geeignete Habitatbedingungen für Wochenstuben liegen für diese Fledermausart im Untersuchungsraum nicht vor. Ein Auslösen der Verbotstatbestände kann unter Beachtung der Vermeidungsmaßnahmen auch für Einzeltiere ausgeschlossen werden, da die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt wird sowie keine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population anzunehmen ist, da ausreichend Ausweichhabitate im weiteren Untersuchungsraum vorlie- gen. Zudem sind durch die landespflegerischen Maßnahmen die Schaffung von neuen Quar- 36 tieren vorgesehen. Tab. 5: Artengruppe Säugetiere

Artengruppe wissenschaft- deutscher Name RL- RL- FFH/V Schutz Vorkommen Verbotstat- licher Name RP D SR im Planungs- bestand raum

Säugetiere Castor fiber Europäischer Bi- 0 V II, IV, §§ kein Vorkom- Nein ber V men Säugetiere Eptesicus nils- Nordfledermaus II G IV §§ Potenziell Nein soni Säugetiere Eptesicus se- Breitflügelfleder- 1 G IV §§ Potenziell Nein rotinus maus Säugetiere Felis catus Wildkatze 4 3 IV §§§ Potenziell Nein

Säugetiere Felis lynx Luchs 0 2 II, IV §§§ kein Vorkom- Nein men Säugetiere Muscardinus a- Haselmaus 3 G IV §§ Potenziell Nein vellanarius Säugetiere Myotis bech- Bechsteinfleder- 2 2 II, IV §§ Potenziell Nein steini maus Säugetiere Myotis myotis Großes Mausohr 2 V II, IV §§ Potenziell Nein

Säugetiere Nyctalus noc- Großer Abendseg- 3 V IV §§ Potenziell Nein tula ler Säugetiere Pipistrellus me- Mückenfleder- (neu D IV §§ Potenziell Nein diterraneus maus ) Säugetiere Pipistrellus pi- Zwergfledermaus 3 IV §§ Potenziell Nein pistrellus

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Artengruppe wissenschaft- deutscher Name RL- RL- FFH/V Schutz Vorkommen Verbotstat- licher Name RP D SR im Planungs- bestand raum

Säugetiere Plecotus auri- Braunes Langohr 2 V IV §§ Potenziell Nein tus Säugetiere Selysius mys- Kleine Bartfleder- 2 V IV §§ Potenziell Nein tacinus maus

4.3.5 Schmetterlinge

Tab. 6: Artengruppe Schmetterlinge

Arten- wissenschaftli- deutscher Name RL- RL- FFH/ Schutz Vorkommen Verbotstat- gruppe cher Name RP D VSR im Planungs- bestand raum

Schmetter- Lycaena dispar Gr.Feuerfalter, V 3 II, IV §§ kein Vorkom- Nein linge Flussampfer-Duka- men tenf.

Schmetter- Eriogaster catax Heckenwollafter 1 1 II, IV §§ kein Vorkom- Nein linge men

Schmetter- Maculinea arion Quendel-Ameisen- 2 3 IV §§ kein Vorkom- Nein linge bläuling men Schmetter- Euphydryas auri- Skabiosen-Sche- 1 2 II § kein Vorkom- Nein 37 linge nia ckenfalter, Goldener men S.

Schmetter- Euplagia quadri- Spanische Flagge, II* kein Vorkom- Nein linge punctaria Russischer Bär men

Die notwendige Habitatausstattung für Skabiosenscheckenfalter, Spanische Flagge, Großer Feuerfalter wie auch essentielle Raupenfutterpflanzen finden sich nicht im Untersuchungs- raum. Ein Vorkommen des Heckenwollafters ist auf wenige Habitate innerhalb des Nahetals beschränkt. Der Quendel-Ameisenbläuling besiedelt trockenwarme, kurzgrasige Standorte mit lückiger Vegetationsstruktur und Störstellen. Dazu zählen Magerrasen, Kalk- und Sandtro- ckenrasen, Halbtrockenrasen, Silbergrasfluren sowie Heiden. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände können daher für die vorgenannten Arten ausge- schlossen werden, die notwendige Habitatausstattung sowie damit verbundene essentielle Raupenfutterpflanzen liegen nicht vor. Zusammenfassend lässt sich für die Schmetterlinge feststellen, dass es durch die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht zu artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen für diese Ar- tengruppe kommt.

4.3.6 Vögel

Europäische Vogelarten, deren Wirkungsempfindlichkeit projektspezifisch so gering ist, dass mit hinreichender Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass keine Verbotstatbe- stände ausgelöst werden können, werden als nicht relevant bewertet. Hier werden beispiels- weise Singvogelarten mit einem günstigen Erhaltungszustand wie z. B. Amsel, Blaumeise oder

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Mönchsgrasmücke als unempfindlich gegenüber dem Vorhaben abgeschichtet, da diese Arten zwar möglicherweise im Wirkraum vorkommen könnten, die Planungsfläche allerdings durch das Vorhaben nicht ihre Funktion verliert bzw. die Arten in ihren Lebensraumansprüchen so flexibel sind, dass sie im Umfeld des Wirkraumes noch genügend Ersatzlebensraum finden. Nicht relevante Vogelarten werden auf der Grundlage von Südbeck30 i.V.m. LBM31 abgeschich- tet. Für die weiteren aufgeführten Vogelarten gilt, dass innerhalb des Eingriffsraumes geeignete Habitate bzw. Lebensstätten hinsichtlich Fortpflanzung und Ruhe potenziell vorliegen könnten. Dies betrifft insbesondere die Gehölze. Infolge der festgelegten Vermeidungsmaßnahmen "Gehölzerhaltung" bzw. „Gehölzrodung“ ist von einem Schädigungs-, Störungs- oder Tötungs- verbot nicht auszugehen. Horste, die wiederholt als Nistplatz dienen, konnten zum Kartierzeitpunkt nicht erfasst werden. Tab. 7: Artengruppe Vögel

Artengruppe wissenschaftli- deutscher Name RL- RL- FFH/VS Schutz Vorkommen Verbotstatbe- cher Name RP D R im Planungs- stand raum

Vögel Falco subbuteo Baumfalke 3 sonst.Z §§§ Potenziell Nein ugvogel Vögel Saxicola rubetra Braunkehlchen 1 3/V Art.4(2) § kein Vorkom- Nein 38 w : Brut men

Vögel Alcedo atthis Eisvogel V Anh.I: §§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Charadrius dubius Flussregenpfeifer 3 Art.4(2) §§ kein Vorkom- Nein : Rast men

Vögel Ardea cinerea Graureiher sonst.Z § kein Vorkom- Nein ugvogel men

Vögel Tetrastes bonasia Haselhuhn 1 2 Anh.I: § kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Columba oenas Hohltaube sonst.Z § Potenziell Nein ugvogel

Vögel Vanellus vanellus Kiebitz 1 2/V Art.4(2) §§ kein Vorkom- Nein w : Rast men

Vögel Grus grus Kranich Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Dendrocopos me- Mittelspecht Anh.I: §§ Potenziell Nein dius VSG

Vögel Lanius collurio Neuntöter V Anh.I: § Potenziell Nein VSG

30 Südbeck, P., H. Andretzke, S. Fischer, K. Gedeon, T Schikore, K. Schröder & C. Sudfeldt (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell 792 S. 31 Froelich & Sporbeck (2011): Mustertext Fachbeitrag Artenschutz Rheinland-Pfalz - Hinweise zur Er- arbeitung eines Fachbeitrags Artenschutz gemäß §§ 44, 45 BNatSchG, im Auftrag des Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Potsdam

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Artengruppe wissenschaftli- deutscher Name RL- RL- FFH/VS Schutz Vorkommen Verbotstatbe- cher Name RP D R im Planungs- stand raum

Vögel Milvus milvus Rotmilan V 3 w Anh.I: §§§ Potenziell Nein VSG

Vögel Milvus migrans Schwarzmilan Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Dryocopus martius Schwarzspecht Anh.I: §§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Ciconia nigra Schwarzstorch V w Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Oenanthe oenanthe Steinschmätzer 1 1/V Art.4(2) § kein Vorkom- Nein w : Brut men

Vögel Gallinula chloropus Teichhuhn V V Art.4(2) §§ kein Vorkom- Nein : Rast men

Vögel Bubo bubo Uhu Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein VSG men

Vögel Coturnix coturnix Wachtel 3 V w sonst.Z § kein Vorkom- Nein ugvogel men

Vögel Falco peregrinus Wanderfalke V w Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein VSG men Vögel Pernis apivorus Wespenbussard V V/V Anh.I: §§§ kein Vorkom- Nein 39 w VSG men

Vögel Anthus pratensis Wiesenpieper 1 V Art.4(2) § Kein Vorkom- Nein : Brut men

4.3.7 Summationswirkung

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind keine weiteren Vorhaben innerhalb des Untersuchungs- raumes – auch durch andere Planungsträger – bekannt, so dass von keiner Summationswir- kung auszugehen ist.

4.4 Ergebnis des Artenschutzfachbeitrags

Der Schutz der Fortpflanzungsstätten (Nist- und Brutstätten) sowie der Ruhestätten (Wohn- und Zufluchtsstätten) – im Folgenden unter dem Begriff „Lebensstätten“ zusammengefasst – ist in Art.12 Abs. 1 der FFH-Richtlinie geregelt. Darüber hinaus dienen die Zugriffsverbote / Vermarktungsverbote nach §44 BNatSchG zum einen dem Schutz von wildlebenden Tieren und Pflanzen, zum anderen von deren Lebens- stätten und Standorten. Die Zugriffsverbote des §44 BNatSchG gelten grundsätzlich sowohl im Außenbereich als auch im besiedelten Bereich. Das gilt selbst dann, wenn sich die Tiere oder Pflanzen bzw. deren Lebensstätten im unmittelbaren Einwirkungsbereich des Menschen befinden, z.B. in oder an Gebäuden. Nahrungs- bzw. Jagdbereiche fallen grundsätzlich nicht in den Schutzbereich. Die Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie sind sowohl streng als auch besonders geschützt

Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht im Sinne der Definitionen des §7 ff BNatSchG. Daher können Verbotstatbestände des §44 Abs. 1 Nr. 1, Nr .2 und Nr. 3 BNatSchG einschlägig sein. Die Abschichtung aller prüfrelevanten Arten erfolgte im Rahmen des Artenschutzfachbeitrags im Rahmen des Umweltberichts einzeln für jede Artengruppe. Die Summe der zu prüfenden Arten ergibt sich aus der Artdatenbank des Landes Rheinland-Pfalz wie auch den Ergebnissen von Zufallsbeobachtungen der Geländeerfassung (ausschließlich Zufallsfunde bei der Vege- tationskartierung). Für Tierarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie, die weder in der Artda- tenbank des Landes Rheinland-Pfalz geführt werden noch im Rahmen der Erfassungen erho- ben wurden, können artenschutzrechtliche Verbotstatbestände von vorn herein ausgeschlos- sen werden. Für diese Arten ist weder eine tabellarische noch eine spezielle Prüfung mittels Prüfbogen erforderlich. Die artenschutzrechtliche Prüfung kommt zum Ergebnis, dass weder streng noch besonders geschützte Pflanzenarten (keine Kartierfunde) noch Populationen von planungsrelevanten Tierarten innerhalb des Eingriffsraums betroffen sind. In Verbindung mit den getroffenen Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen ist davon aus- zugehen, dass gegen

• das Schädigungsverbot – ökologische Funktion von potenziellen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang bleibt gewahrt,

• das Störungsverbot – keine Verschlechterung des Erhaltungszustandes von lokalen Populationen 40 nicht verstoßen wird. Ebenso kann eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos durch den Bebauungsplan aus- geschlossen werden. Das Vorhaben kann aus Sicht des Artenschutzfachbeitrags daher realisiert werden.

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5 FFH-Vorprüfung „Obere Nahe“32

5.1 Bewertung und Schutz

Das FFH-Gebiet Obere Nahe wird ausgewiesen als Gebiet von Gemeinschaftlicher Bedeu- tung, das sich mit einem ausgewiesenen besonderen Schutzgebiet teilweise überschneidet. Kurzcharakteristik Biotopmosaik besonders entlang von Bächen, Hangwäldern und Trockenwäldern auf Fels- standorten, Blockschutthalden, Schlucht- und Schatthangwäldern, Buchenwäldern, Magerra- sen, Bachauenwiesen, Quellmulden mit oligotrophem Grünland. Schutzwürdigkeit Lebensraummosaik aus naturnahen Wäldern und Felsen, Borstgrasrasen und Magerwiesen. Stollen als Fledermausquartiere. Naturnahe Bäche als Habitat z. B. für Groppe. Habitate für Schmetterlinge (Heckenwollafter, Skabiosenscheckenfalter). Kulturhistorische Bedeutung Ehemaliges Erzabbaugebiet (Stollen, Halden), Niederwald, Extensivwiesen. 5.2 Biotopkomplexe / Habitatklassen 41

Biotopkomplexe Flächenanteil

D Binnengewässer 3%

E Fels- und Rohbodenkomplexe 2%

F1 Ackerkomplexe 2%

G Grünlandkomplexe trockener Standorte 5%

H Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 13%

I2 Feuchtgrünlandkomplexe auf mineralischen Böden 10%

K Zwergstrauchheidenkomplexe 1%

L Laubwaldkomplexe (bis 30% Nadelbaumanteil) 50%

N04 Forstliche Nadelholzkulturen 10%

V Gebüsch- / Vorwaldkomplexe 4%

5.3 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Folgende Lebensraumtypen werden für das FFH-Gebiet „Obere Nahe“ benannt.

LRT-Code Name

32 Steckbrief unter Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz

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3150 natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrochantions

3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitans und des Callitricho-Batrachion, Naturnahes, kalkarmes Epi-/ Metarhithral

4030 trockene europäische Heiden

40A0 subkontinentale peripannonische Gebüsche

5130 Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen

6110 Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)

6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- Brometalia) (* be- sondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)

6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden, Brachgefallener Borstgrasrasen der planaren bis submontanen Stufe

6240 Subpannonische Steppen-Trockenrasen [Festucetalia vallesiacae]

6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, Krautige Ufer- säume und -fluren an Gewässern

6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis), Artenreiche, frische Grünlandbrache der planaren bis submontanen Stufe

8150 Kieselhaltige Schutthalden der Berglagen Mitteleuropas, Natürliche Schutthalde aus Silikat- gestein 8160 Kalkhaltige Schutthalden der collinen bis montanen Stufe Mitteleuropas 42 8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation, Natürlicher Silikatfels (ohne Serpentinit)

8230 Silikatfelsen mit Pioniervegetation des Sedo-Scleranthion oder des Sedo albi-Veronicion dil- lenii

9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)

9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)

9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum), Traubeneichen-Hainbuchenwald (trocken-warme Standorte)

9180 Schlucht- und Hangwälder (Tilio Acerion)

91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Sali- cion albae), Schwarzerlenwald (an Fließgewässern)

5.4 Arten nach FFH- und Vogelschutzrichtlinie

Im FFH-Gebiet „Obere Nahe“ kommen laut FFH-Steckbrief (April 2000, letzte Aktualisierung 2012) folgende Tier- und Pflanzenarten der Anhänge der FFH- und Vogelschutzrichtlinie vor.

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Taxon Name Status

FISH Groppe resident

FISH Bachneunauge resident

LEP Spanische Flagge resident

LEP Heckenwollafter resident

MAM Mopsfledermaus Überwinterungsgast

MAM Bechsteinfledermaus Überwinterungsgast, Wochenstuben

MAM Wimperfledermaus unbekannt

MAM Großes Mausohr Wochenstuben, Nahrungsgast

PFLA Prächtiger Dünnfarn resident

5.5 Schutz- und Erhaltungsziele

Prinzipiell sind als Erhaltungsziele in Natura 2000-Gebieten der Schutz und die Entwicklung der Vorkommen von Lebensraumtypen gemäß Anhang I der FFH – Richtlinie und von Arten gemäß Anhang II der FFH-Richtlinie anzusehen. Die Landesverordnung über die Erhaltungs- ziele in den Natura 2000 – Gebieten hat zur Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes für das FFH – Gebiet „Obere Nahe“ folgende Erhaltungsziele festgelegt: 43 • Erhaltung oder Wiederherstellung o der natürlichen Gewässer- und Uferzonendynamik, o der typischen Gewässerlebensräume und -gemeinschaften sowie der Gewässerquali- tät, o von Wald, möglichst unbeeinträchtigten Felslebensräumen, o von nicht intensiv genutztem Grünland, u. a. von artenreichem Magerrasen, Heiden und Borstgrasrasen, auch als Lebensraum des Schmetterlings Spanische Flagge, o eines Lebensraumkomplexes als Habitat für den Schmetterling Heckenwollafter mit Hecken, Büschen und artenreichem mageren Grünland sowie Felsen an den Nahetal hängen östlich von Idar-Oberstein,

o von möglichst ungestörten Fledermauswinterquartieren und –Wochenstuben.

5.6 Prognose möglicher Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen nach Anhang I des FFH – Gebietes Entsprechend der durchgeführten Biotoptypenkartierung im Bereich des Plangebietes / räum- lichen Geltungsbereiches finden sich Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH – Richtlinie innerhalb des Planungsraumes. Es handelt sich um den Traunbach als Gewässer der planaren bis montanen Stufe mit einer wertgebenden Vegetation (FFH-LRT 3260).

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Vom Vorhaben ausgehende mögliche Beeinträchtigungen durch baubedingte Wirkfaktoren können auf die gelisteten Lebensraumtypen jedoch ausgeschlossen werden, da die wertge- benden Biotope nicht tangiert oder beeinträchtigt werden, so dass ein günstiger Erhaltungszu- stand des Gewässers gesichert wird. Bei Beachtung der festgelegten Vermeidungsmaßnahmen sind erhebliche Auswirkungen auf die Schutz- und Erhaltungsziele des FFH-Gebiets nicht angezeigt.

5.7 Prognose möglicher Beeinträchtigungen von prioritären Lebensraum- typen nach Anhang I des FFH - Gebietes

Entsprechend der durchgeführten Biotopkartierung finden sich keine prioritären Lebensraum- typen nach Anhang I der FFH – Richtlinie innerhalb des Eingriffsraumes des Bebauungspla- nes. Vom Vorhaben ausgehende mögliche Beeinträchtigungen durch baubedingte Wirkfakto- ren können daher auf die gelisteten prioritären Lebensraumtypen ausgeschlossen werden.

5.8 Prognose möglicher Beeinträchtigung von Tier- und Pflanzenarten nach Anhängen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie

Potenzielle Habitate und Lebensstätten der genannten und für das FFH-Gebiet wertgebenden Tier- und Pflanzenarten werden durch Vorhaben des Bebauungsplanes nicht berührt. Dies betrifft insbesondere die Arten Groppe und Bachneunauge innerhalb des Schwollbachs. Vom 44 Vorhaben ausgehende mögliche Beeinträchtigungen durch baubedingte Wirkfaktoren können auf die gelisteten und wertgebenden Arten der FFH-Richtlinie ausgeschlossen werden, so dass ein günstiger Erhaltungszustand des Gewässers gesichert wird.

Die gelisteten Fledermausarten „Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Wimpernfleder- maus“ sind für den Lebensraum Wald charakteristisch, wo auch die entsprechenden Quartiere bezogen werden. Da in die Waldflächen nicht eingegriffen wird, sind Verbotstatbestände nicht angezeigt. Das große Mausohr ist eine Gebäudefledermaus, die jedoch im Untersuchungs- raum keine geeigneten Quartiere findet (vollständig ausgebaute und tlw. bewohnte Dach- stühle). Auch hier ist ein Auslösen von Verbotstatbeständen nicht anzunehmen. Bei Beachtung der festgelegten Vermeidungsmaßnahmen sind erhebliche Auswirkungen auf die Schutz- und Erhaltungsziele des FFH-Gebiets nicht angezeigt.

5.9 Ergebnis der Vorprüfung

Auswirkungen auf Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-RL Erhebliche Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse im FFH-Gebiet „Obere Nahe“ sind nicht zu erwarten. Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II FFH-RL Erhebliche Beeinträchtigungen von Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet „Obere Nahe“ sind nicht zu erwarten. Beeinträchtigung von Erhaltungszielen

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Es kann davon ausgegangen werden, dass keine Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen des FFH-Gebietes „Obere Nahe“ zu erwarten sind. Im Umfeld sind nach aktuellem Kenntnis- stand keine Vorhaben geplant, die zu einer Kumulation von Wirkfaktoren und damit von er- heblichen Beeinträchtigungen führen könnten. Daher sind keine Summierungseffekte zu er- warten. Unter Berücksichtigung der Erhaltungsziele und den Ausführungen wird eingeschätzt, dass mit der Realisierung des Vorhabens aus dem Bebauungsplan erhebliche Beeinträchtigungen auf das FFH-Gebiet „Obere Nahe“ offensichtlich ausgeschlossen werden können. Auch kön- nen aus heutiger Sicht erhebliche Beeinträchtigungen des untersuchten FFH-Gebietes „Obere Nahe“ in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen infolge des Vorhabens ausgeschlossen werden. Die FFH-Vorprüfung führt zu der Feststellung, dass Beeinträchtigungen offensichtlich auszu- schließen sind und eine weitere FFH-Prüfung entfällt.

45

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6 Übersicht über die voraussichtliche Entwicklung des Um- weltzustands

6.1 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Nichtdurch- führung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Bebauungsplanung würden die Flächen weiterhin entsprechend der aktuellen baulichen Situation genutzt werden.

6.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchfüh- rung der Planung

6.2.1 Wirkfaktoren

Nachfolgend werden die Wirkfaktoren aufgeführt, die in der Regel Beeinträchtigungen und Störungen auf die Schutzgüter verursachen können.33 Als Beurteilungsgrundlage ist dabei konkret auf die vorhabensbedingten Wirkungen und damit Veränderungen des Eingriffsbe- reichs abzuzielen und diese von bereits vorhandenen Beeinträchtigungen zu trennen. Die ihrer Natur nach temporären, baubedingten Wirkfaktoren (Baubetrieb, Anfahrt, Errichtung) 46 werden sich voraussichtlich über einen mittelfristigen Zeitraum erstrecken, da aus wirtschaftli- chen Gesichtspunkten mit einer sukzessiven Umsetzung des Bauvorhabens zu rechnen ist. Baubedingte Beeinträchtigungen können in erster Linie durch Ablagerungen und Aufschüttun- gen, Lärm, Verkehr und Staub auftreten:

• baubedingte stoffliche Einwirkungen (Emissionen, Schadstoffe usw.) • baubedingte nicht stoffliche Einwirkungen (Beleuchtung, Lärm, Bewegung, Erschütte- rung)

• Bodenschäden durch Erdarbeiten (Bodenverdichtungen) • Flächeninanspruchnahme für Baustelleneinrichtung und Arbeitsstreifen Durch die temporäre Nutzung von Baustelleneinrichtungsflächen und Lagerplätzen ist keine baubedingte zusätzliche Flächeninanspruchnahme zu erwarten, von welcher negative Wirk- faktoren auf die Schutzgüter zu erwarten wären. Die anlagenbedingten Wirkfaktoren (bspw. Versiegelung, Biotopflächenverlust), die von den baulichen Anlagen im Plangebiet selbst ausgehen, können sich in folgenden Beeinträchtigun- gen der Schutzgüter bemerkbar machen. Anlagebedingte Auswirkungen werden durch dauer- hafte Flächeninanspruchnahme hervorgerufen. Sie führen zu einem direkten Verlust von Le- bensstätten der Arten oder zu einem Funktionsverlust der Lebensräume und Schutzgüter.

• Flächenüberplanung i.V.m. Biotop- und Lebensraumverlust

33 Die Wirkfaktoren wurden mit den Darlegungen im Fachinformationssystem des Bundesamtes für Na- turschutz zur FFH-Verträglichkeitsprüfung (kurz: FFH-VP-Info) abgeprüft bzw. verglichen.

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• Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und Erholungspotenzials • Störung durch nicht stoffliche Einwirkungen (Spiegelungen, Reflexionen) • Barrierewirkungen für Lebensräume und Arten Erhebliche betriebsbedingte Wirkfaktoren sind bei einer Durchführung der Planung nicht zu erwarten. Eine erhebliche Zunahme von Emissionen ist darüber hinaus nicht zu prognostizie- ren.

6.2.2 Auswirkungen infolge des Baus und des Vorhandenseins der geplanten Vorhaben

Durch die Vorhaben werden bau- und anlagebedingt nur in geringem Maße Bodenflächen ver- siegelt. Die Intensität ist insgesamt als gering anzusehen, da der Gebäudebestand gesichert und nur durch wenige Gebäude erweitert wird. Neben der vollständigen Versiegelung treten keine weiteren erheblichen Versiegelungen auf, da mit den baulichen Anlagen eine naturnahe und parkähnliche Anlage im Vordergrund steht. Alle Wege und Stellflächen werden in wasser- gebundener Weise ausgeführt. Darüber hinaus sind Beeinträchtigungen durch Oberbodenbewegungen mit Auf- und Abtrag anzuführen, die auf der Baufläche mit einer Störung des natürlich gewachsenen Bodengefü- ges, zur Veränderung der Bodenstabilität, der Durchlüftung, der Versickerungs- und Filterei- 47 genschaften verbunden sind. Durch Bodenverdichtung infolge Befahrung und Umlagerung von Böden ist von einer Verminderung der Versickerung und Erhöhung des Oberflächenabflusses auszugehen. Auch ist anzunehmen, dass nur in geringem Umfang Oberbodenbewegungen unternommen werden, da die Vorhabensfläche als ebene Fläche im Talraum schon an die Ansprüche an die bauliche Erweiterung und Freiflächenplanung erfüllt. Neben einem Verlust von Biotoptypen mit überwiegend geringer bis mittlerer Wertigkeit kann es auch zu einer Beeinträchtigung von für den Natur- und Landschaftshaushalt wichtigen Funktionen kommen. Geräuschimmissionen können angrenzende Teilbereiche (Habitate von Tierpopulationen) beeinträchtigen. Viele wildlebende Tierarten fühlen sich durch Lärmimmis- sionen, ungewohnte Geräusche und durch menschliche Aktivitäten wie sie vom Baustellenbe- trieb ausgehen, gestört. Sie reagieren durch Flucht, Rückzug in ungestörtere Bereiche oder Aufgabe ihrer Brut. Staubablagerungen auf der Vegetation können die Sonnenbestrahlung re- duzieren und setzen dadurch auch die Fotosyntheseleistung der Pflanzen herab. Staubbelas- tungen sind für angrenzende Teilflächen zu erwarten. Diese Belastungen erfolgen jedoch nur innerhalb der Bauphase und können daher keine erheblichen Auswirkungen verursachen.

Erhebliche Beeinträchtigungen auf die hochwertigen – und im Bebauungsplan entsprechend festgesetzten und geschützten – Biotope werden auch langfristig nicht gesehen, da der Be- bauungsplan keine mit dem Naturraum unverträgliche Nutzung zulässt.

6.2.3 Auswirkungen infolge der Nutzung natürlicher Ressourcen

Die Nutzung natürlicher Ressourcen (bspw. Boden, Wasser, Energie) geht nicht über das all- gemeine Maß, das für Sondergebietsflächen mit einem kleinflächigen Gebäudebestand, Frei- zeit- und Erholungsflächen anzunehmen ist, hinaus.

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6.2.4 Auswirkungen infolge der Art und Menge an Emissionen

Im Plangebiet selbst sind keine Nutzungen zu erwarten, die zusätzliche erhebliche und unver- trägliche Immissionen erlauben. Die geplanten Stellplätze für Pkw gehen nicht wesentlich über die schon derzeit vorhandene Stellplatzfläche hinaus. Durch die Verlagerung in Richtung Landesstraße wird vielmehr eine Verlagerung in unempfindliche Bereiche erreicht. Zudem wird eine erhebliche Beeinträchti- gung der Ortslage durch Ziel- und Quellverkehr wird nicht gesehen. Beim vorliegenden Vorhaben handelt es sich um ein geplantes Sondergebiet als Begegnungs- stätte. Im Zuge der erforderlichen Erschließungsarbeiten sowie der Errichtung der einzelnen Planungsbausteine ist mit erhöhten Schadstoff- (Baufahrzeuge), Lärmemissionen (eigentliche Bautätigkeit) und ggf. Lichtverschmutzung (v.a. im Winterhalbjahr) zu rechnen. Mit dem Vor- haben sind keine erhöhten Wärme- und Strahlungsemissionen verbunden. Diese Auswirkun- gen sind temporär und damit auch in ihren Folgen nicht nachhaltig. Darüber hinaus sind keine weiteren Lärmimmissionen zu erwarten, die die angrenzende Orts- lage erheblich beeinträchtigen würde, indem die Orientierungswerte der DIN 18005 (Schall- schutz im Städtebau) benachbarten Baugebietsarten (MI, GE, GI) überschritten würden.

6.2.5 Auswirkungen infolge der Art und Menge der erzeugten Abfälle

Während der Bauphase ist mit unterschiedlichen Abfallarten zu rechnen. Dabei reicht das 48 Spektrum vom Bodenaushub, über Reste von Baumaterial bis hin zu Verpackungsmaterial. Entsprechend den gesetzlichen Regelungen ist von einer ordnungsgemäßen Entsorgung der anfallenden Aushub- und Abfallmassen auszugehen.

6.2.6 Auswirkungen infolge der Risiken für die menschliche Gesundheit, das kul- turelle Erbe oder die Umwelt

Es wird davon ausgegangen, dass während der Bauphase die rechtlichen und normativen Vorgaben für die Bautätigkeit im Plangebiet (z.B. Baustellenverordnung) eingehalten werden, so dass keine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht. Da auch keine Kulturdenkmale bekannt sind oder Hinweise auf archäologische Funde vorliegen, ist von keiner Gefährdung des kulturellen Erbes auszugehen. Ausgehend von der zulässigen Nutzung ist während der Betriebsphase weder von Risiken für die menschliche Gesundheit noch von Gefahren oder Beeinträchtigungen des Kulturellen Erbes oder der Umwelt z.B. durch Unfälle auszugehen. Es wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, im Vorfeld orientierende Untergrunduntersuchungen34 zur Erkundung und Abschätzung des Gefährdungspotenzials möglicher Altlasten durchzufüh- ren. Vor der Bebauung des Geländes wurde eine orientierende Erkundung zur Altlastenbewertung durchgeführt. Als erster Schritt für diese orientierende Erkundung wurde die Umweltgeotechnik GmbH von der Govindas Manufaktur GmbH & Co. KG mit einer historischen Erkundung sowie orientierenden Untersuchungen, in Form von direkten und indirekten Aufschlüssen, beauftragt.

34 Umweltgeotechnik GmbH (UGG) (2021): Altlasterkundung Goloka Dhama Verein Abentheuer, Auf- traggeber Govindas Manufaktur GmbH & Co. KG, Birkenfeld

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Im umwelttechnischen Bericht werden Angaben zu der Standorthistorie als auch zu den orien- tierenden Untersuchungen gemacht, um daraus eine erste Bewertung der Altlastensituation für das Plangebiet abzuleiten. Aus der Bewertung der Altlastensituation wird dann ein Vor- schlag für Detailuntersuchungen abgeleitet. Die aus den Bodenuntersuchungen gewonnenen Analysenergebnisse sind anhand der Prüf- und Maßnahmewerte des Anhangs 2 der Bundes-Bodenschutz-Verordnung zu bewerten. Das BBodSchG und die BBodSchV gehen davon aus, dass bei einer Unterschreitung der Prüfwerte in der Regel keine weiteren Maßnahmen angezeigt sind. Überschreitungen der Prüfwerte ver- langen dann weitergehende Untersuchungen zur Überprüfung des Sachverhaltes. Bei einer Überschreitung der Maßnahmewerte liegt regelmäßig eine schädliche Bodenveränderung oder Altlast vor. Im vorliegenden Fall sind die Prüfwerte zum Wirkungspfad Boden - Mensch, Boden - Grund- wasser und Boden - Nutzpflanze maßgeblich. Die sechs erstellten Mischproben zur Überprüfung der Wirkungspfade Boden - Mensch, Boden - Grundwasser und Boden - Nutzpflanze nach der BBodSchV stellen sich nach der chemischen Analytik als unbelastet heraus. Dahingegen ist der organoleptisch auffällige Boden an den Standorten der Aufschlüsse BS 3 im Tiefenbereich 2,00-4,00 m und BS 13A im Tiefenbereich 1,00-3,00 m stark belastet durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sowie Kohlenwasserstoffe in der Probe „BS 49 13A; 2,00-3,00 m“. Die Analysenbefunde überschreiten die Prüfwerte der angestrebten Ziel- ebene 1 nach Alex-Merkblatt 235 deutlich. Die Aufschlüsse befinden sich südlich der ehemali- gen Mühle und stützen somit die Vermutung der Verwendung von teerölstämmigen Impräg- niermitteln in diesem Bereich des Untersuchungsgebiets sowie eine signifikante Versickerung im Untergrund. Aus umwelttechnischer Sicht konnten auf dem Grundstück der alten Holzmühle die Bereiche südlich der Tempelanlage als altlastenrelevant ermittelt werden. Die aus der historischen und orientierenden Erkundung ermittelten altlastenrelevanten Berei- che sind zur Eingrenzung und genauen Lokalisierung durch Detailerkundungen zu untersu- chen. Diese sind im Gutachten36 beschrieben. Die Durchführung der Detailerkundung ist unabhängig vom Bebauungsplan. Die Ergebnisse sollen vor einer zukünftigen Überbauung von Kontaminationsflächen vorlie- gen, um eventuell sich aus der Detailerkundung ableitende Sanierungsmaßnahmen ungehin- dert ausführen zu können. Im Ergebnis kann jedoch festgestellt werden, dass die sechs Mischproben zur Überprüfung der Wirkungspfade Boden - Mensch, Boden - Grundwasser und Boden - Nutzpflanze entspre- chend der BBodSchV nach der chemischen Analytik sich als unbelastet herausgestellt haben.

35 Landesamt für Umwelt RLP (2019): BODENSCHUTZ ALEX-MERKBLATT 02 Orientierungswerte für die abfall- und wasserwirtschaftliche Beurteilung, Anwendung nur gemäß Informationsblatt 16 „Be- wertungsgrundlagen für Schadstoffe in Altlasten“ ALEX-Merkblatt 02/2019 Mainz, Januar 2019 36 Umweltgeotechnik GmbH (UGG) (2021): Altlasterkundung Goloka Dhama Verein Abentheuer, Auf- traggeber Govindas Manufaktur GmbH & Co. KG, Birkenfeld

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Einer Nutzung und Bebauung des Plangebietes stehen – unter Beachtung der Detailerkun- dungen – die Ergebnisse des Umwelttechnischen Berichts zur Altlastenerkundung nicht ent- gegen.

6.2.7 Auswirkungen infolge der Kumulierung mit den Auswirkungen von Vorha- ben benachbarter Plangebiete

Im Plangebiet oder im Umfeld sind keine Gebiete mit spezieller Umweltrelevanz vorhanden. Zudem sind keine Vorhaben oder Planungen im weiteren Umfeld bekannt, die bei der vorlie- genden Planung hinsichtlich der Auswirkungen von Natur und Landschaft mit zu berücksichti- gen wären. Eine Kumulierung von Wirkfaktoren unterschiedlicher Vorhaben ist daher auszu- schießen.

6.2.8 Auswirkungen auf das geplante Vorhaben durch den Klimawandel

Während der Bauphase sind keine über den Einsatz der Bautechnik hinausgehenden Treib- hausgasemissionen zu erwarten. Folgen in Form von Überschwemmungen oder Windbruch, die z.B. auf den Klimawandel zu- rückzuführende Starkniederschlagsereignissen beruhen, sind nicht vollständig auszuschlie- ßen. Oberflächengewässer als Fließgewässer liegen innerhalb des Geltungsbereiches. Es sind dies der Traunbach sowie der Bleidenbach als Gewässer III. Ordnung. Das Plangebiet 50 entwässert in südliche Richtung. Stillgewässer finden sich im Untersuchungsraum keine. Großflächige Versiegelungen sind durch die Planung nicht zu erwarten. Die bauliche Entwick- lung beschränkt sich auf den südlichen Teil des Plangebietes mit einer Zulässigkeit von 4 Ge- bäudekomplexen (Tempel, Yoga, Hostel, Multifunktionalbau). Schwerpunkt daneben ist die Sanierung und Renovierung der Bestandsgebäude. Sowohl eine GRZ von 0,5 bzw. 0,25 als auch Größe und Lage der Baufenster beachten die wasserrechtlichen Belange in besonderem Maße.

Die Gefährdungsanalyse „Sturzflut nach Starkregen – Entstehungsgebiete und Wirkungsbe- reiche der VG Birkenfeld“ im Rahmen der Hochwasservorsorge des Landes Rheinland-Pfalz stuft den Talraum teilweise mit einer hohen Gefährdung durch Sturzfluten nach Starkregen ein. Der Wirkungsbereich des Traunbachs gilt zudem als potenziell überflutungsgefährdeter Be- reich entlang von Tiefenlinien innerhalb von Auenbereichen. Die Hochwassergefährdung in nachfolgender Abbildung zeigt deutlich, dass die Planungsflä- che den potenziell überflutbaren Bereich tangiert.

Diese Überlagerung von „Baufläche“ und „potenziellem Überflutungsbereich“ beruht jedoch auf Hochwasserereignissen des Bleidenbachs. Überflutungen der Vorhabensfläche wären demnach nur durch den Bleidenbach zu erwarten, was jedoch aufgrund der aktuellen örtlichen topographischen Aufnahme und Höhenverhältnisse (Landesstraße als Damm) mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit prognostiziert wird. Zudem sind Überflutungen durch den Bleidenbach in der Vergangenheit nicht dokumentiert.

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Die offiziellen shape-Dateien zu potenziellen Überflutungsbereichen in der Verbandsgemeinde Birkenfeld zeigen, dass im Vorhabensgebiet Überflutungen entlang des Traunbachs aus- nahmslos aufgrund des Reliefs nach Osten zu erwarten wären. Dies wird auch durch die ak- tuelle topographische Geländeaufnahme bestätigt. Alle Flächen östlich des Traunbachs liegen deutlich tiefer als die Vorhabensfläche. Die Retentionsflächen des Traunbachs liegen dem- nach östlich des Gewässers und werden in ihrer Funktion durch die Planung nicht berührt. Die geplanten baulichen Erweiterungen liegen außerhalb dieses Gefährdungsbereichs, auch eine Einengung der Hochwasserzone wird nicht verursacht, in das natürliche Relief der Aue wird nicht eingegriffen. Zudem werden im Sinne des Hochwasserschutzes die Gewässerrandstreifen ausgewiesen und im Bebauungsplan entsprechend festgesetzt. Der bestehende Gehölzsaum wird langfris- tig erweitert und stabilisiert. Dort wo die Bestandsgebäude diesen Gewässerrandstreifen über- lagern ist durch die Anordnung der Baugrenzen eine weitere Überschneidung unterbunden.

6.2.9 Auswirkungen der eingesetzten Techniken und Stoffe

Im Rahmen der Baurechtschaffung ist es nicht möglich, die zum Einsatz kommenden Techni- ken und Stoffe festzusetzen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ausschließlich zugelassene Baustoffe und Techniken zum Einsatz kommen. 6.2.10 Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bebauungsplan 51 zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind

Unfälle in Sondergebietsflächen zur Naherholung, für den Fremdenverkehr und für die Begeg- nung führen im Gegensatz zu Gewerbe- und Industriegebieten im Regelfall zu keinen Kata- strophen für den Menschen und die Umwelt.

6.3 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten

Andere Planungsmöglichkeiten als alternative Standorte sind nicht möglich, da die planerische Entwicklung an den Gebäudebestand gebunden ist. Die Flächenauswahl erfolgte aufgrund der Verfügbarkeit der Flächen, der Konzentrierung von Erholungsinfrastruktur an überörtlich be- deutsamen Rad- und Wanderwegen, der direkten Anbindung und Erschließung an die Lan- desstraße, der attraktiven Lage innerhalb des Landschaftsraumes sowie dem Wunsch der Ortsgemeinde die aktuell ungeregelte, brachliegende und unattraktive Gesamtsituation städ- tebaulich zu lenken sowie eine mit der Planung verbundene nachhaltige Entwicklung des Traunbachtals zu verfolgen.

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52

Abb. 10: potenzielle Überflutungsbereiche im Untersuchungsraum37

37 Quelle: Landesamt für Umwelt RLP, GIS-Daten HWIP VG Birkenfeld, Kartengrundlage: © GeoBasis- DE / LVermGeoRP 2020, WMS-Dienste RLP

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7 Flächenbilanzierung von Eingriff und Ausgleich

7.1 Flächenbilanzierung

Tab. 8: Flächenbilanzierung von Eingriff und Ausgleich

Flächennutzungen Erhaltung/Entwicklung Planung m² m²

1. Gebäudebestand mit direktem Umfeld

• Baufenster Grundstücke W. Annen 2.000

• Baufenster Grundstücke Hujetsmühle 1.800

2. Gebäude neu

• Baufenster Hujetsmühle 1.400

3. Neue Erschließung

• Zufahrten, Stellplätze, Wege 2.400 4. Parkanlage, Freiflächengestaltung 53 • Freiflächengestaltung W. Annen 3.400

• Parkanlage Hujetsmühle 7.600

• Gewässerrandstreifen 4.500

• Nass- und Feuchtwiese (entfällt) 800

• Gewässer 2.100

Summe Eingriffsflächen in m² 7.600

Summe Erhaltungs- und Entwicklungsflächen in m² 18.400

Geltungsbereich gesamt 26.362

Die Eingriffsflächen wurden auf Hunderter aufgerundet, da durch Freiflächenplanung, Parkan- lage und Baukörper die genauen Flächengrößen noch nicht bekannt sind.

Offensichtlich ist jedoch, dass einer potenziellen Eingriffsfläche – die auch den Gebäudebe- stand miteinbezieht – die Flächen zur Erhaltung und Entwicklung des Vorhabensraumes in einem Verhältnis über 1 : 2 gegenüberstehen. Damit kann der vollständige Ausgleich i.V.m. den festgesetzten Kompensationsmaßnahmen im räumlichen Geltungsbereich als erfüllt angesehen werden.

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8 Beschreibung der geplanten Maßnahmen, mit denen festge- stellte erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen vermie- den, verhindert, verringert oder soweit möglich ausgegli- chen werden sollen

8.1 Vermeidungsmaßnahmen

Bodenschutz (V_1) Gemäß §202 BauGB ist "der Mutterboden, der bei der Errichtung und Änderung baulicher Anlagen sowie bei wesentlichen Veränderungen der Erdoberfläche ausgehoben wird, in nutz- barem Zustand zu erhalten und vor Vernichtung oder Vergeudung zu schützen." Überschüs- siges Bodenmaterial ist abzutransportieren und ordnungsgemäß zwischenzulagern. Bei der Lagerung der Mutterbodenmassen sind die Anforderungen der DIN 18915 zu beach- ten. Nach Beendigung der Arbeiten ist der Boden einer Tiefenlockerung zu unterziehen. Der Oberboden ist sorgsam zu behandeln. Er darf nicht mit dem Unterboden vermischt werden und ist einer nutzbringenden Wiederverwendung zuzuführen. Bei nicht sofortiger Wiederver- wendung ist er fachgerecht in 1,5 m hohen Mieten zwischen zu lagern und mit einer Ansaat zu begrünen. Anfallende Bodenüberschussmassen sind ordnungsgemäß zu entsorgen. Hier- 54 für ist eine öffentlich-rechtliche Zulassung erforderlich, sofern die Massen nicht auf eine abfall- rechtlich zugelassene Deponie verbracht werden. Keinesfalls dürfen Bodenüberschussmassen im 10-m-Bereich bzw. 40-m-Bereich oder im Überschwemmungsbereich eines Gewässers gelagert oder abgelagert werden. Grundstückseigentümer sind gemäß §7 BBodSchG verpflichtet, Vorsorge gegen schädliche Bodenveränderungen zu treffen. Schädliche Bodenveränderungen können auch nach §2 LBodSchG Erosionsschäden sein, welche die obere Bodenschicht in ihrer Funktion beein- trächtigen. Gehölzrodungen (V_3)

Erforderliche Gehölzrodungen sind ausschließlich – insbesondere aus Gründen des Vogel- schutzes – zwischen dem 01. Oktober und 28. Februar durchzuführen. Artenschutz (V_4) Aus Gründen des Artenschutzes sind alle kurzfristig realisierbaren Kompensationsmaßnah- men möglichst rasch umzusetzen. An allen Gebäuden sind Nistmöglichkeiten für Vögel und Fledermäuse anzubringen. Dabei sind folgende Vorgaben zu beachten: Eine kontinuierliche Verfügbarkeit von Reproduktionsstätten und Nahrungshabitaten ist bereits während der Bauzeit zu gewährleisten, indem als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme Ersatz- quartiere in ausreichender Menge und Qualität an den Bestandsgebäuden bereitgestellt wer- den. Als Bauphase werden auch Renovierungs- und Sanierungsarbeiten innerhalb der Be- standgebäude gesehen.

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Für Haussperling und Star sind mind. 12 Nistkästen in einer Höhe von mind. 3 Metern an mind. 2 Bestandsgebäuden anzubringen. Das Flugloch ist in Richtung Süden bis Südosten auszu- richten. Im Zuge der Neubebauung sind im Plangebiet zusätzlich mind. 10 Nistkästen, davon die Hälfte gruppiert für Koloniebrüter über das Baugebiet verteilt anzubringen. Für Mehlschwalben sind 4 Nisthilfen in Gruppen an mindestens 2 Bestandsgebäuden in min- destens 5 m Höhe anzubringen. Im Zuge der Neubebauung sind im Plangebiet zusätzlich 4 Nisthilfen gruppiert anzubringen. Für Fledermäuse sind an 2 auf Dauer erhaltenen Bestandsgebäuden kleine Teile des Dach- stuhls als Fledermausquartiere herzurichten und zusätzlich mindestens 5 Fledermauskästen anzubringen. Alternativ hierzu ist die Errichtung eines „Fledermausturms“ an 2 auf Dauer er- haltenen Bestandsgebäuden zulässig. Bei Neubauten sind zusätzlich 5 Fledermauskästen in unterschiedlicher Exposition anzubringen. Alternativ hierzu ist die Errichtung eines „Fleder- mausturms“ auf einem Gebäude zulässig. Während der Bauarbeiten (Um-, Ausbau- oder Abrissmaßnahmen wie auch Neubaumaßnah- men) ist eine Umwelt-Baubegleitung sicherzustellen und der Unteren Naturschutzbehörde an- zuzeigen. Die Umwelt-Baubegleitung und die Erstellung der kurzfristig realisierbaren Kompen- sationsmaßnahmen (Nisthilfen) ist durch qualifiziertes Fachpersonal zu gewährleisten. Die Funktionsfähigkeit der Ersatzquartiere ist nachzuweisen. Gehölzerhaltung (V_5) 55 Die bestehenden und festgesetzten Gehölzstrukturen entlang der Gewässer sind vollständig und dauerhaft zu erhalten, um langfristig einen naturnahen Gewässersaum i.V.m. der Parkan- lage zu schaffen. Ausschluss von Kellergeschossen bei der Neuanlage von Gebäuden (V_7) Neue Gebäude sind nur ohne Kellergeschoss zulässig, um Eingriffe in den Bodenhaushalt zu minimieren und Verluste in den Bodeneigenschaften der Filterung und Rückhaltung von Re- genwasser im Auenbereich zu minimieren. Beachtung des Artenschutzes bei Sanierungsmaßnahmen (V_8) Vor Beginn von Sanierungs-, Renovierungs- und Umbaumaßnahmen im Gebäudebestand sind unbewohnte Dachräume, Gebäudeverkleidungen etc. durch ein fachlich qualifiziertes Büro hinsichtlich eines Fledermausvorkommens zu begutachten. Die Begutachtung ist zu do- kumentieren. Im Falle eines nachgewiesenen Fledermausbesatzes sind Schutzmaßnahmen zu ergreifen und ggf. zu treffende artenschutzrechtliche Vermeidungsmaßnahmen mit der Un- teren Naturschutzbehörde abzustimmen.

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8.2 Ausgleichsmaßnahmen

Parkanlage mit besonderem Schwerpunkt der Biodiversität (A_1) Die Planung der Parkanlage ist entsprechend dem Biodiversitätsgedanken38 auszurichten:

• Alle „harten“ Einfriedungen (Stützmauern, Beeteinfassungen etc.) sind als unverfugte Natursteinmauern umzusetzen. Als Steine sind ausschließlich regionaltypische Sorten (Allenbacher Steinbruch mit Schiefer, Kalksandstein) zu verwenden. Natursteinmauern sind ein typischer Bestandteil der Region und bieten für Reptilien und Insekten wichtige Habitate. • Wegeflächen sind ausschließlich in wassergebundener Form zu befestigen. Die Mate- rialien (Splitt, Kies, Schotter, Holzhäcksel, Holzscheiben, Steintrittplatten) sind aus re- gionalen Quellen zu beschaffen. Die wassergebundene Befestigung minimiert die Ein- griffe in den Boden- und Wasserhaushalt. Befestigungen, die die Wasserdurchlässig- keit des Bodens wesentlich beschränken, sind nicht zulässig. Zur Befestigung können versickerungsfähige Materialien wie bspw. offenfugiges Natursteinpflaster, wasserge- bundene Decken, Schotterrasen verwendet werden. Rasengittersteine sind nicht zu- lässig. • Bei einer Neueinsaat von Freiflächen sind ausschließlich Regiosaatgutmischungen zu verwenden (HK9, Grundmischung UG), reine Rasenflächen sind nur in Kombination 56 mit blütenreichen Säumen und Randstreifen zulässig (Betretungs- und Betrachtungs- grün). Die Einsaat der Freiflächen ist ggf. in ihrer Artenzusammensetzung an den je- weiligen Standort (Gewässer, Innenbereich) anzupassen. Blühstreifen und blütenrei- che Säume unterstützen in wesentlichem Maße die Insektenwelt. • Staudenflächen sind so anzulegen, dass vorrangig regional typische und standortge- rechte Stauden zum Tragen kommen. Daneben ist der Klimawandel besonders in der Auswahl geeigneter, klimaverträglicher Arten und Sorten zu beachten. Staudenflächen sollen, wenn möglich mit Kräuter- und Gemüsebeeten (Küchenkräuter, Heilkräuter, Ge- müsegarten), ähnlich der von Klostergärten ergänzt werden. Auch hier sind heimische Kräuterarten und -sorten und Gemüsesorten zu favorisieren. Alle Stauden, Kräuter und Gemüsesorten sind mit Informationstafeln für den Besucher kenntlich zu machen. Dies unterstützt einerseits das Wissen über regionaltypische Arten und schafft die Möglich- keit einer Umsetzung auch in den heimischen Gärten der Besucher. Alle Staudenflä- chen sind mit Kleinstrukturen zu ergänzen (Wildbienenhaus, lose Steinhaufen, Totholz, Reisighaufen), die für Kleintiere und Insekten geeignete Quartiere ausbilden können.

38 Unter dem Begriff „Biodiversität“ versteht man die Vielfalt der Arten, Gene und Lebensräume. Dabei sind Biodiversität, intakte Natur und artenreiche Kulturlandschaften wesentliche Grundlagen für eine stabile und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Unsere Lebensgrundlagen und unser gesell- schaftliches Wohlergehen hängen von den Ökosystemleistungen ab, die vielfältige Lebensräume und ihre Bewohner für uns erbringen. Artenreiche Natur- und Kulturlandschaften prägen das Bild der Re- gion und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei. Lebendige Natur bietet hohen Erholungswert. Die Sicherung der biologischen Vielfalt ist somit für die Lebensqualität der Menschen, für die Landwirt- schaft und auch für andere Sektoren wie Wirtschaft, Tourismus und Gesundheit von großer Bedeu- tung.

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• Zur Baum- und Strauchbepflanzung sind ausschließlich die in den Artenliste zur Frei- flächenplanung / Parkanlage aufgeführten Laubgehölze zulässig. Nadelgehölze und hartlaubige Gehölze sind generell unzulässig. Bei einer Bepflanzung mit großkronigen Bäumen ist die Luftzirkulation in der Talaue zu beachten (keine Querriegel).

• Von einer Verwendung von Buchs sollte aufgrund des zunehmenden Schädlingsbefalls abgesehen werden.

• Alle Wiesen- / Rasenflächen sind mind. 2mal im jeweiligen Verpflichtungsjahr zu mä- hen (erste Mahd nicht vor dem 20. Juni), das Mähgut ist von der Fläche zu entfernen, frühestens an dem auf die Mahd folgenden Tag, spätestens nach 14 Tagen. Eine Dün- gung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist nicht zulässig.

• Aufschüttungen bzw. Abgrabungen sind so durchzuführen, dass keine überschüssigen Bodenmassen entstehen und Böschungen landschaftsrecht ausgeformt werden. • Flächenvollversiegelungen innerhalb der Parkanlage mit Ausnahmen von Fundamen- ten sind nicht zulässig. • Gewächsanlagen und -häuser der Bauerngärten sind ausschließlich in regionaltypi- scher Bauweise zulässig. Gewächshäuser aus Polycarbonat oder Folien sind unzuläs- sig. Erhaltung und Entwicklung eines Ufergehölzsaumes (A_2) 57 Der bestehende Ufergehölzsaum entlang des Traunbachs ist langfristig zu erhalten und stand- ortgerecht zu entwickeln. Die Pflege der Gehölzfläche ist ggf. durch alternierendes „Auf- den- Stock-setzen“ alle 10 bis 15 Jahr durchzuführen. Nadelgehölze und Aufwüchse von Nadelge- hölzen sind kontinuierlich zu entfernen. Im Randbereich zur Parkanlage kann der Gehölzsaum durch die Anlage eines Fußweges unterbrochen werden. Entlang des Gehölzstreifens ist eine mindestens 2m breite Hochstaudenflur als Saumstreifen zu entwickeln. Die Hochstaudenflur ist einmal jährlich im Winterhalbjahr zu mähen. Gewässerrandstreifen und Hochstaudenflur sind in die Freiflächenplanung und Parkanlage zu integrieren.

8.3 geplante Überwachungsmaßnahmen / Monitoring

Das Monitoring dient der Überprüfung der planerischen Aussagen zu prognostizierten Auswir- kungen, um erforderlichenfalls zu einem späteren Zeitpunkt noch Korrekturen der Planung oder Umsetzung vornehmen zu können oder mit ergänzenden Maßnahmen auf unerwartete Auswirkungen reagieren zu können. Die Gemeinde hat nach neuem Baurecht die erheblichen Umweltauswirkungen gemäß § 4c BauGB vorhabenbezogen zu überwachen (Monitoring).39

39 § 4c BauGB: Die Gemeinden überwachen die erheblichen Umweltauswirkungen, die auf Grund der Durchführung der Bauleitpläne eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswir- kungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergrei- fen; Gegenstand der Überwachung ist auch die Durchführung von Darstellungen oder Festsetzungen nach § 1a Absatz 3 Satz 2 und von Maßnahmen nach § 1a Absatz 3 Satz 4. Sie nutzen dabei die im

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Folgende Überwachungsmaßnahmen sind zur Konkretisierung im nachfolgenden Bebauungs- planverfahren vorgeschlagen:

• Prüfung der Freiflächenplanung (Parkanlage), • Prüfung der Entwicklung eines Ufergehölzsaumes, • Prüfung der Erhaltung und Entwicklung einer offenen Bachaue, • Prüfung der Niederschlagwasserbewirtschaftung. Die Durchführung der Überwachung ist Aufgabe der Gemeinde. Die Dokumentation kann da- bei auch als Information zu Ursprung, Werdegang und Entwicklung der Hujetsmühle für Gäste und Touristen dienen und publiziert werden.

58

Umweltbericht nach Nummer 3 Buchstabe b der Anlage 1 zu diesem Gesetzbuch angegebenen Überwachungsmaßnahmen und die Informationen der Behörden nach § 4 Absatz 3.

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9 Ergänzende Angaben

9.1 Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Umwelt- prüfung

Besondere technische Verfahren waren bei Ermittlung der Umweltauswirkungen nicht erfor- derlich. Die Bearbeitung erfolgte unter Berücksichtigung der in Rheinland-Pfalz eingeführten HVE 98 (Hinweis zum Vollzug der Eingriffsregelung),40 nach der der Eingriff verbal-argumen- tativ mit einer Flächenbilanzierung bilanziert wird. Die Biotopkartierung erfolgte entsprechend dem Biotoptypenkatalog von Rheinland-Pfalz i.V.m. den entsprechenden Ergänzungen.41 Es sind keine Ergebnisse anderer rechtlich vorgeschriebener Prüfungen vorhanden oder be- kannt, die genutzt werden könnten zur Beschreibung von Maßnahmen zur Verhinderung oder Verminderung der erheblichen nachteiligen Auswirkungen bei Störfällen und Katastrophen so- wie für Einzelheiten in Bezug auf die Bereitschafts- und vorgesehenen Bekämpfungsmaßnah- men für derartige Krisenfälle.

9.2 Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Un- terlagen aufgetreten sind 59 Bei der Zusammenstellung der Unterlagen sind keine Schwierigkeiten aufgetreten.

40 Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht (1998): Hinweise zum Vollzug der Eingriffsrege- lung (HVE), Oppenheim 41 Lökplan (2012): Biotopkataster Rheinland-Pfalz – Erfassung der Schutzwürdigen Biotope, Vollstän- diger Biotoptypenschlüssel mit den Kriterien für die schutzwürdigen, die geschützten und die nach FFH-RL Anh. I relevanten Biotoptypen. Michael Altmoos (LUWG) und Ulrich Cordes (LökPlan) (2012): Bewertung des Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen (Anlage 1 der Kartieranleitung für Rheinland-Pfalz)

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10 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Die Hujetsmühle GbR in Vertretung des Goloka Dhama Vereins e.V. plant auf den Grundstü- cken des ehemaligen Sägewerks Hujetsmühle eine öffentliche Begegnungsstätte als „Zentrum für Körper und Geist“. Die Flächen liegen nördlich der Ortsgemeinde Abentheuer im Traun- bachtal und sind planerisch dem Außenbereich zuzuordnen. Die vorhandenen Gebäude und Anlagen gehen auf eine ehemalige Sägemühle aus dem 17. Jahrhundert zurück. Die Gebäude werden derzeit von der Hare Krishna Gemeinde genutzt. Sie sollen umfassend saniert und erneuert werden und zusammen mit einer angepassten baulichen Erweiterung, einer naturnahen Freiflächen- und Parkgestaltung einer Nutzung zugeführt werden, die sowohl im Zusammenhang mit dem Nationalpark steht (Erholung in der Natur, der Ruhe und Stille) als auch u.a. Möglichkeiten der Einkehr, der Begegnung, der historischen Information sowie der Restauration schafft. Grundlage des Bebauungsplanes sowie der ganzheitlichen Entwicklung des Terrains bildet ein städtebauliches Konzept, das sukzessiv durch eine architektonische Planung sowie eine Frei- flächen- und Parkgestaltung ergänzt wird. Bausteine des städtebaulichen Konzepts sind die im Folgenden aufgeführten Nutzungen, bau- lichen und gärtnerischen Elemente, die in einem Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Zentrum für Körper und Geist“ festgesetzt und geregelt werden. Die Freiflächen sollen einer 60 naturnahen, aber parkähnlich aufgebauten Gestaltung zugeführt werden. Ein Erfordernis zur Aufstellung eines Bebauungsplanes sieht die Ortsgemeinde Abentheuer in ihrer Planungshoheit als Ferien- und Erholungsort und direkte Anrainergemeinde des Natio- nalparks Hunsrück-Hochwald. Die weitere Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen für eine naturnahe, landschaftsgebundene Erholungsnutzung und Freizeitgestaltung ist beabsichtigt. Der Bebauungsplan folgt den Grundsätzen der Regionalplanung, indem der

G107 "Tourismus in der Region ... weiterentwickelt wird. Im Zuge … eines Nationalparks Hunsrück-Hochwald sollen naturverträgliche touristische Konzepte entwickelt werden." Der Nachfrage nach Infrastruktureinrichtungen zur Naherholungsnutzung wie auch der touristischen Nutzung im Verbund mit dem Nationalpark „Hunsrück-Hochwald“ wird da- mit entsprochen.

G108 Darüber hinaus werden „für die Zwecke der landschaftsgebundenen Erholung häufig frequentierte und beliebte Ausflugsbereiche bzw. -ziele sowie überörtlich bedeutsame Wegeverbindungen in ihrer Funktion gesichert und entwickelt“. G109 Gleichzeitig gilt es bei der beabsichtigten Planung „in ökologisch sensiblen Land- schaftsteilen, hierzu zählen insbesondere Gebiete des landesweiten Biotopverbundes und Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund, grundsätzlich nur verträgliche Erholungsnutzungen zu realisieren. Die landschaftsgebundene stille Erholung ist in der Regel mit den Zielen des Arten- und Biotopschutzes vereinbar. Soweit erforderlich sol- len auf fachlicher Ebene „Lenkungsmaßnahmen“ zum Schutz besonders sensibler Le- bensräume für Tiere und Pflanzen entwickelt werden.“

Ortsgemeinde Abentheuer Bebauungsplan Sondergebiet „Zentrum für Körper und Geist“ Umweltbericht

Die Aufstellung des Bebauungsplanes ist mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung vereinbar, da die Fläche

• einen schon bebauten Bereich nutzt (Reaktivierung von bebauten Flächen) und im Rahmen der Darstellung und Weiterentwicklung der historisch bedeutsamen Gebäude der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, • direkt über die bestehenden übergeordneten Straßen erschlossen werden kann und gleichzeitig eine Anbindung an regional bedeutsame Rad- und Wanderwege besteht, • langfristig eine Konzentrierung der landschaftsgebundenen Erholungs- und Freizeitinf- rastruktur bewirkt. Die Aufstellung eines Bebauungsplanes war erforderlich, um Baurecht für die Realisierung des städtebaulichen Konzepts zu schaffen, da die für das Sondergebiet geplanten Anlagen im Au- ßenbereich zu liegen kommen und eine Privilegierung nach §35 BauGB nicht vorliegt.

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Abb. 11: großräumige Lage des Planungsgebietes42 Gemäß §2 Abs. 4 BauGB wird für die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Absatz 6 Nummer 7 und § 1a BauGB eine Umweltprüfung durchgeführt, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt werden und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden; die Anlage 1 zum BauGB ist anzuwenden.

42 Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020

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Die Einfügung und Anpassung der Planung an die Darstellung der in einschlägigen Fach- gesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes sowie der übergeord- neten Planungen stellen gleichzeitig den vorgegebenen Untersuchungsrahmen (bspw. RROP, FNP, LP) dar, indem Restriktionsräume benannt und mit dem geplanten Vorhaben abzuglei- chen sind. Auf der Grundlage der Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung kann davon ausgegangen werden, dass dem Vorhaben keine Ziele der Raumordnung entgegen- stehen. Es ist davon auszugehen, dass Darstellungen des Flächennutzungsplanes dem Vorhaben nicht entgegenstehen. Nationale oder internationale Schutzgebiete sind nicht betroffen, indem ihr Schutzziel und Schutzzweck in erheblicher Weise beeinträchtigt würden. Der Planungsraum liegt innerhalb des Naturparks Saar-Hunsrück (Randzone), die Kernzone wird nicht tangiert. Die Bestandsaufnahme kommt zu folgendem Ergebnis. Aus den erhobenen floristischen und landschaftsökologischen Daten ergeben sich folgende Aussagen: Die Ergebnisse sind in einer Karte (Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzustands) dar- gestellt. Der größte Bereich des Untersuchungsraumes wird von anthropogen bedingten Bio- topen eingenommen. Aus den erhobenen floristischen und landschaftsökologischen Daten er- geben sich folgende Aussagen: 62 • „Rote Liste“ - Arten konnten im Eingriffsraum zum Kartierzeitpunkt nicht festgestellt werden. Auch die LANIS-Abfrage ergab keine Hinweise darauf.

• Nach §15 LNatSchG und FFH-Richtlinie pauschal geschützte Flächen wurden nicht kartiert. • Nach §30 BNatSchG geschützte Biotope stellen die Nass- und Feuchtwiesen sowie Gewässerabschnitte des Traunbachs dar. Besonders zu beachtende Bodeneigenschaften liegen nicht vor. Oberflächengewässer werden durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt. Die artenschutzrechtliche Prüfung kommt zum Ergebnis, dass weder streng noch beson- ders geschützte Pflanzenarten (keine Kartierfunde) noch Populationen von planungsrelevan- ten Tierarten innerhalb des Eingriffsraums betroffen sind. In Verbindung mit den getroffenen Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen ist davon auszugehen, dass gegen

• das Schädigungsverbot – ökologische Funktion von potenziellen Fortpflanzungs- oder Ru- hestätten im räumlichen Zusammenhang bleibt gewahrt,

• das Störungsverbot – keine Verschlechterung des Erhaltungszustandes von lokalen Po- pulationen nicht verstoßen wird. Ebenso kann eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos durch den Bebauungsplan ausgeschlossen werden. Das Vorhaben kann aus Sicht des Artenschutzfach- beitrags daher realisiert werden.

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Während der Bauphase sind keine über den Einsatz der Bautechnik hinausgehenden Treib- hausgasemissionen zu erwarten.

Die Gefährdungsanalyse „Sturzflut nach Starkregen – Entstehungsgebiete und Wirkungsbe- reiche der VG Birkenfeld“ im Rahmen der Hochwasservorsorge des Landes Rheinland-Pfalz stuft den Talraum teilweise mit einer hohen Gefährdung durch Sturzfluten nach Starkregen ein. Der Wirkungsbereich des Traunbachs gilt zudem als potenziell überflutungsgefährdeter Bereich entlang von Tiefenlinien innerhalb von Auenbereichen. Die Hochwassergefährdung in Abbildung 10 zeigt deutlich, dass die Planungsfläche den po- tenziell überflutbaren Bereich tangiert.

Diese Überlagerung von „Baufläche“ und „potenziellem Überflutungsbereich“ beruht jedoch auf Hochwasserereignissen des Bleidenbachs. Überflutungen der Vorhabensfläche wären demnach nur durch den Bleidenbach zu erwarten, was jedoch aufgrund der aktuellen örtlichen topographischen Aufnahme und Höhenverhältnisse (Landesstraße als Damm) mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit prognostiziert wird. Zudem sind Überflutungen durch den Bleidenbach in der Vergangenheit nicht dokumentiert. Die offiziellen shape-Dateien zu potenziellen Überflutungsbereichen in der Verbandsgemeinde Birkenfeld zeigen, dass im Vorhabensgebiet Überflutungen entlang des Traunbachs aus- nahmslos aufgrund des Reliefs nach Osten zu erwarten wären. Dies wird auch durch die ak- tuelle topographische Geländeaufnahme bestätigt. Alle Flächen östlich des Traunbachs liegen 63 deutlich tiefer als die Vorhabensfläche. Die Retentionsflächen des Traunbachs liegen dem- nach östlich des Gewässers und werden in ihrer Funktion durch die Planung nicht berührt. Die geplanten baulichen Erweiterungen liegen außerhalb dieses Gefährdungsbereichs, auch eine Einengung der Hochwasserzone wird nicht verursacht, in das natürliche Relief der Aue wird nicht eingegriffen. Zudem werden im Sinne des Hochwasserschutzes die Gewässerrandstreifen ausgewiesen und im Bebauungsplan entsprechend festgesetzt. Der bestehende Gehölzsaum wird langfris- tig erweitert und stabilisiert. Dort wo die Bestandsgebäude diesen Gewässerrandstreifen über- lagern ist durch die Anordnung der Baugrenzen eine weitere Überschneidung unterbunden. Hinsichtlich der Eingriffs- und Ausgleichsbilanz ist offensichtlich, dass einer potenziellen Eingriffsfläche – die auch den Gebäudebestand miteinbezieht – die Flächen zur Erhaltung und Entwicklung des Vorhabensraumes in einem Verhältnis über 1 : 2 gegenüberstehen. Damit kann der vollständige Ausgleich i.V.m. den festgesetzten Kompensationsmaßnahmen im räumlichen Geltungsbereich als erfüllt angesehen werden.

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Planverfasser:

Bearbeitung: Dipl. Geograph Helko Peters Dipl. Geograph Markus Spielmann

Datum: Dienstag, 6. April 2021

LegendeLegende räumlicher Geltungsbereich

Biotoptypen und Flächennutzungen

Kleingehölze (B)

Grünland (E)

Gewässer (F)

weitere anthropogene Biotope (H)

Siedlungsstrukturen (S)

Verkehrsflächen (V)

Schutzstatus

x Biotope (FFH-LRT)

y Biotope (§30 BNatSchG)

z Biotope (FFH-LRT i.V.m. §30 BNatSchG)

Erläuterung der Kürzel im Textteil

Projekt Ortsgemeinde Abentheuer Hujetsmühle GbR Erstellung eines Bebauungsplanes "Sondergebiet, das der Erholung dient mit der Zweckbestimmung Zentrum für Körper und Geist"

Bearbeitung

Planbezeichnung Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzustands

Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020 Datum: 29.07.2020 Maßstab: 1 : 2.000 Kartierung: M. Spielmann