ZentrenZentren---- und NahversorgungsNahversorgungskonzeptkonzept für die Stadt

--- Endbericht (September 2008) ---

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008

Auftragnehmer

Stadt + Handel Dipl.-Ing.e Beckmann und Föhrer GbR Huckarder Str. 12 44147 Dortmund

Tel. 0 231. 8 62 68 90 Fax. 0 231. 8 62 68 91 [email protected] www.stadt-handel.de

Verfasser: Dipl.-Ing. Marc Föhrer Bauassessor Dipl.-Ing. Jens Nyhues

Dortmund, September 2008

Abbildungen Titelblatt: Stadt + Handel

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel i

Inhalt Inhalt ______i Abkürzungsverzeichnis______iii 111 Kurzfassung ______111 222 Aufgabenstellung und Methodik ______333 2.1 Ausgangslage und Problemstellung______3 2.2 Zielsetzung ______6 2.3 Methodik ______8 333 MarktMarkt---- und StandortanalyseStandortanalyse______131313 3.1 Siedlungsräumliche und regionale Rahmenbedingungen ______13 3.2 Angebotsanalyse ______16 3.3 Nachfrageanalyse______22 3.3.1 Kaufkraft, Kaufkraftbindung und Kaufkraftabfluss ______22 3.3.2 Umsatzermittlung, Zentralität und Einzugsbereich ______26 3.3.3 Standortbewertungen aus Sicht der Kunden ______30 3.4 Analyse und Bewertung der Zentrenstruktur ______35 3.4.1 Zentrale Versorgungsbereiche: Planungsrechtliche Einordnung und Abgrenzungskriterien ______35 3.4.2 Übersicht über die bestehende Zentrenstruktur ______39 3.4.3 Standortmerkmale des Innenstadtzentrums ______41 3.4.4 Standortmerkmale der Nahversorgungszentren ______49 3.5 Sonstige Standortagglomerationen: Sonderstandorte ______53 3.6 Analyse der Nahversorgungsstruktur in Herford ______55 3.7 Zwischenfazit: Handlungsbedarf zur Fortentwicklung der Einzelhandelssituation in Herford ______68 444 Leitlinien für die künftige Einzelhandelsentwicklung ______747474 4.1 Landesplanerische und regionale Zielvorgaben für Herford ______74 4.2 Absatzwirtschaftliche Entwicklungspotenziale ______77 4.2.1 Vorbemerkungen zu den ermittelten Entwicklungspotenzialen ______77 4.2.2 Methodik und Berechnungsgrundlagen zur Potenzialermittlung ______78 4.2.3 Absatzwirtschaftlich tragfähige Verkaufsflächenpotenziale für Herford_84 4.3 Räumliche Entwicklungsszenarien und übergeordnete Entwicklungs- ziele für Herford ______88 4.3.1 Szenario 1: Städtebaulich-funktionale Zentrenstärkung ______88 4.3.2 Szenario 2: Bestmögliche Nahversorgung______90 4.3.3 Szenario 3: Freie Entfaltung der Kräfte des Marktes ______91 4.4 Die Ziel-Trias: übergeordnete Entwicklungsziele für Herford ______93

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept ii Stadt + Handel

555 Instrumentelles UmsetzungsUmsetzungs---- und SteuSteuerungskonzepterungskonzept ______949494 5.1 Das Zentrenkonzept______94 5.1.1 Übersicht über die zentralen Versorgungsbereiche in Herford ______94 5.1.2 Zentraler Versorgungsbereich Innenstadtzentrum______96 5.1.3 Potenzialflächen zur räumlich-funktionalen Fortentwicklung des Innenstadtzentrums ______100 5.1.4 Exkurs: Ein Shopping-Center am Standort des ehemaligen Kaufhof __105 5.1.5 Vier Nahversorgungszentren als zentrale Versorgungsbereiche ______108 5.2 Konzept für ergänzende Sonderstandorte ______112 5.2.1 Übergeordnete Zielstellungen zu den ergänzenden Sonderstandorten113 5.2.2 Ansiedlungsprioritäten für Einzelhandelsvorhaben mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment ______114 5.2.3 Sonderstandort Goebenstraße Nord ______118 5.2.4 Sonderstandort Gaußstraße______120 5.2.5 Sonderstandort Kiebitzstraße ______121 5.3 Das Nahversorgungskonzept______123 5.4 Die Sortimentsliste für Herford ______126 5.5 Ansiedlungsleitsätze ______131 5.6 Planungsrechtliche Steuerungs- und Festsetzungsempfehlungen ____137 666 Schlusswort ______141__ 141 Anhang ______IIII Orientierungswerte für zentrenrelevante (Rand-)Sortimente ______I Literatur- und Quellenverzeichnis______VII Glossar ______IX

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel iii

Abkürzungsverzeichnis a.n.g...... anderweitig nicht genannt Abb...... Abbildung ASB...... allgemeiner Siedlungsbereich (Regionalplan) BAB ...... Bundesautobahn BauGB ...... Baugesetzbuch BauNVO ...... Baunutzungsverordnung BGF ...... Bruttogeschossfläche BID...... Business Improvement District Bsp...... Beispiel BVerwG ...... Bundesverwaltungsgericht Drog...... Drogeriewaren EH...... Einzelhandel EHK ...... Einzelhandelskonzept EW...... Einwohner FNP...... Flächennutzungsplan FOC...... Factory-Outlet-Center FOS ...... Factory-Outlet-Shop GEP ...... Gebietsentwicklungsplan GFZ...... Geschossflächenzahl ggf...... gegebenenfalls GIB ...... Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen (Regi- onalplan) GPK ...... Warengruppe Glas/Porzellan/Keramik GZ...... Grundzentrum ha...... Hektar i. d. R...... in der Regel inkl...... inklusive ISG...... Immobilien- und Standortgemeinschaft i. S. v...... im Sinne von i. V. m...... in Verbindung mit IZ ...... Innenstadtzentrum Kap...... Kapitel km...... Kilometer KK...... Kaufkraft LEP NRW ...... Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept iv Stadt + Handel

LEPro NRW...... Landesentwicklungsprogramm NRW LPlG...... Landesplanungsgesetz NRW LM ...... Lebensmittel m²...... Quadratmeter max...... maximal min...... minimal Mio...... Millionen MIV...... motorisierter Individualverkehr MZ ...... Mittelzentrum niL...... städtebaulich nicht integrierte Lage NuG...... Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel NV ...... Nahversorgung NVK ...... Nahversorgungskonzept NVZ ...... Nahversorgungszentrum NZ...... Nebenzentrum ÖPNV ...... öffentlicher Personennahverkehr OVG ...... Oberverwaltungsgericht OZ ...... Oberzentrum PBS...... Warengruppe Papier/Bürobedarf/Schreibwaren rd...... rund ROG ...... Raumordnungsgesetz SB (SB-Warenhaus…)...... Selbstbedienung siL ...... sonstige städtebaulich integrierte Lage Tab...... Tabelle U...... Jahresumsatz u. a...... unter anderem UEC ...... Urban Entertainment Center VGH...... Verwaltungsgerichtshof vgl...... vergleiche VKF...... Verkaufsfläche WZ...... Warengruppenverzeichnis des Statistischen Bundesamtes ZNK ...... Zentren- und Nahversorgungskonzept ZVB...... zentraler Versorgungsbereich z. T...... zum Teil z. Z...... zur Zeit

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 1

111 Kurzfassung In diesem Zentren- und Nahversorgungskonzept werden für die Stadt Herford die aktuellen Angebots- und Nachfragedaten zum Einzelhandel – differenziert nach einzelnen Standorten und Sortimenten – zusammengefasst und bewertet. Obschon sich die Ausgangslage hin- sichtlich der wichtigsten Faktoren als überaus gut bezeichnen lässt, sind in verschiedener Hinsicht Handlungsbedarfe zur Weiterentwicklung der gesamtstädtischen Zentren- und Standortstruktur erkennbar (vgl. Kapitel 3.7). Die Stadt Herford beabsichtigt, diese notwendige Weiterentwicklung auf eine tragfähige und städtebaulich-funktional ausgewogene Gesamtkonzeption zu gründen. Hierdurch soll die Leitfunktion Einzelhandel eine bestmögliche Vitalität und eine nachfragewirksame Att- raktivität des Innenstadtzentrums gewährleisten. Andererseits wird es hierdurch möglich, konkrete Entwicklungsziele auch für die nachgeordneten Zentren in Herford (die Nahver- sorgungszentren in den Stadtteilen) zu definieren. Und nicht zuletzt soll durch die Gesamt- konzeption die alltägliche Lebensqualität in Herford durch eine funktionierende wohnort- nahe Grundversorgung mit den Gütern des täglichen Bedarfs gesichert und ausgebaut werden. Um eine solche ausgewogene Einzelhandelsstruktur zu sichern und dauerhaft strategisch zu stärken, stellt das vorliegende Konzept Empfehlungen und Umsetzungsinstrumente primär für die kommunale Stadtentwicklungsabteilung, für die örtliche Bauleitplanung sowie für die Baugenehmigungspraxis zur Verfügung. Zudem enthält dieses Zentren- und Nahversor- gungskonzept Leistungsbausteine, die auch für weitere Adressaten von Interesse sein kön- nen: die Wirtschaftsförderung, die örtlichen Händlergemeinschaften und das Stadtmarke- ting, die Einzelhändler und Handelsunternehmen, Kunden bzw. Kundenvertreter, Immobilieneigentümer und Ansiedlungsinteressierte. Aufbauend auf einer Erörterung möglicher Entwicklungspfade in Form von Szenarien und einer Analyse von mittel- und langfristigen neuen Ansiedlungsspielräumen werden in die- sem Konzept folgende Umsetzungsinstrumente erarbeitet und vorgestellt:  eine gesamtstädtische, übergeordnete Zielstellung zur bestmöglich ausgewogenen Entwicklung des Einzelhandels in Herford als sog. Ziel-Trias,  eine die landes- und bundesrechtlichen Vorgaben konkretisierende Beschreibung der zentralen Versorgungsbereiche, einschließlich einer Definition von spezifischen Versorgungsaufgaben und Sicherungs- bzw. Entwicklungszielstellungen je Zentrum,  ein Zielkonzept zu ergänzenden Sonderstandorten für den großflächigen Einzelhan- del mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment,  ein Handlungskonzept zur Sicherung und strategischen Weiterentwicklung der woh- nungsnahen Grundversorgung in den Wohngebieten,  die Herforder Liste zentrenrelevanter Sortimente als bedeutende Grundlage für eine rechtssichere Bauleitplanung,  Ansiedlungsleitsätze, mit denen vorhabenspezifische Zulässigkeitsentscheidungen und bauleitplanerische Festsetzungsmöglichkeiten vorbereitet werden können,

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 sowie nicht zuletzt Empfehlungen zur bauleitplanerischen Steuerung, einschließlich Musterfestsetzungen zur städtebaulich begründeten Steuerung der Einzelhandels- entwicklung. Aufgrund der strategischen Tragweite der Konzeptbausteine für die künftige Stadtentwick- lung wurden die Zwischenschritte und die erarbeiteten Empfehlungen nicht ausschließlich zwischen dem erstellenden Gutachterbüro und der Verwaltung abgestimmt, sondern in ei- nem begleitenden Arbeitskreis erörtert. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass alle re- levanten örtlichen Aspekte in die Bearbeitung einfließen und die besonderen Belange auch der Herforder Händlerschaft Berücksichtigung finden konnten. Das Zentren- und Nahversorgungskonzept erlangt seine volle Gestaltungswirkung durch ei- ne kombinierte Anwendung der genannten Umsetzungsinstrumente, verbunden mit einer durch die zuständigen kommunalen Gremien verabschiedeten Bekräftigung dieses Ge- samtkonzepts.

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222 Aufgabenstellung und Methodik

2.12.12.1 AusgangslaAusgangslagege und Problemstellung Der Einzelhandel unterliegt seit Jahren einer deutlichen Dynamik. Dieser bundesweit zu verzeichnende Trend ist auch für den Einzelhandelsbestand der Stadt Herford zu erkennen. Ursachen dieser Dynamik bei Einzelhandelsansiedlungen, -verlagerungen und Betriebsauf- gaben sind einerseits lokale Strukturmerkmale der Angebots- wie auch der Nachfrageseite, andererseits der bundesweit wirksame Strukturwandel im Einzelhandel mit den unvermin- dert zu beobachtenden Konzentrationsprozessen auf Unternehmerseite, der Entwicklung neuer Betriebstypen und den stetig veränderten Standortanforderungen. Den betriebswirtschaftlich bedingten Entwicklungen stehen landesplanerische und städte- bauliche Zielvorstellungen auf Basis gesetzlicher Grundlagen verschiedener räumlicher Ebenen und aufgrund politischer Beschlüsse gegenüber, die mit den Vorstellungen der Ein- zelhandelsanbieter sowie der Investoren in Einklang zu bringen sind. Auch die Stadt Her- ford möchte sich in den Stand versetzen, die vorhandenen Einzelhandelsstandorte und ins- besondere die Innenstadt künftig vor unerwünschten städtebaulich-funktionalen Entwicklungen zu sichern, sie außerdem bedarfsgerecht fortzuentwickeln und Einzelhan- delsvorhaben hierzu gezielt sortimentsspezifisch, einheitlich und rechtssicher steuern zu können. Ein kommunales Zentren- und Nahversorgungskonzept bietet als Fachbeitrag zur städtischen Bauleit- und Stadtentwicklungsplanung hierzu gezielte Lösungsempfehlungen an. Mit diesem Bericht liegt der Stadt Herford nunmehr ein solches Zentren- und Nahversor- gungskonzept vor, das eine umfassende analytische Ebene mit einer Herleitung der not- wendigen räumlich-funktionalen Steuerungsinstrumente für einzelhandelsrelevante Nutzun- gen verknüpft. Es bezieht darüber hinaus auch die perspektivische Entwicklung sozioökonomischer Parameter in Analyse und Konzeption ein. Dieser Bericht stellt eine Aktualisierung und Vertiefung bereits vorliegender Konzepte – etwa des Einzelhandelskonzeptes der Stadt Herford aus dem Jahre 2000 1 – dar und fasst den Diskussionsprozess zwischen der Verwaltung, den örtlichen und regionalen Akteuren sowie dem Gutachterbüro Stadt + Handel zusammen, der während der Erarbeitungsphase zwischen Oktober 2007 und April 2008 gemeinsam geführt wurde. Das kommunale Zentren- und Nahversorgungskonzept soll als politisch gestütztes Instru- ment 2 eine grundlegende und strategische Arbeitsbasis für den Stadtentwicklungsprozess der nächsten Jahre bilden.

1 Vgl. GMA (2000): Die Stadt Herford als Einzelhandelsstandort. Köln 2 Wesentliche Voraussetzung für die gewinnbringende Nutzung des kommunalen Zentren- und Nahversor- gungskonzeptes ist die politische Bekräftigung des Konzeptes – verbunden mit einer konsequenten künfti- gen Anwendung.

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Städtebauliche Einordnung eines ZentrenZentren---- und NahversorgungNahversorgungsssskonzeptkonzeptkonzepteseseses Kein Stadtzentrum gleicht dem anderem. Jedes verfügt über eine eigene Geschichte, über spezifische städtebauliche Erkennungsmerkmale, über besondere kulturelle Angebote und auch über einen speziellen Mix an Einzelhandelsangeboten. Aus diesem Grunde reisen Menschen so gerne in andere Städte; sie nehmen diese Unterschiede als Erlebnis wahr. Auch für die ortsansässige Bevölkerung haben das Innenstadtzentrum und die Neben- bzw. Nahversorgungszentren eine ganz besondere Funktion: die Zentren bieten Versorgungs- möglichkeiten, Bildungsangebote und Dienstleistungen in einer Dichte und in einem atmo- sphärischen Umfeld an, die in anderen Stadtbereichen in der Regel nicht zu finden sind. Diese Koppelungsattraktivität der Zentren gibt ihnen unter den Besuchsmotiven den Vor- zug vor peripheren und weniger dicht genutzten Bereichen. Viele private und öffentliche Investitionen haben über Jahre dazu beigetragen, diese Attraktivität der Zentren – funktio- nal wie städtebaulich – zu erhalten und zu steigern. Es besteht insgesamt also ein großes öffentliches wie auch privates Interesse daran, die Funktionsfähigkeit und die lebendige Nutzungsdichte der Innenstädte und der untergeord- neten Zentren zu erhalten. Umgekehrt formuliert bedeutet dies, so genannte trading-down- Effekte, Leerstände und einen Attraktivitätsverlust der Zentren zu vermeiden. Zugleich sol- len auch weitere bedeutende Einzelhandelsstandorte im Stadtgefüge, etwa Sonderstandor- te für großflächige nicht zentrenschädigende Sortimente, einerseits anbieter- und kunden- gerecht sowie andererseits unter Berücksichtigung der allgemeinen stadtentwicklungspolitischen Ziele weiterentwickelt werden, sofern sie eine Ergänzung zu den zentralen Einzelhandelsstandorten darstellen. Ein Zentren- und Nahversorgungskonzept beinhaltet die hierzu erforderlichen Abwägungs- grundlagen und Steuerungsempfehlungen, die durch die kommunale Bauleitplanung und im Rahmen der örtlichen Baugenehmigungsverfahren aufgegriffen werden.

Rechtliche Einordnung eines ZentrenZentren---- und NahversorgungskonzeptNahversorgungskonzepteseseses Für die Aufgabe, die relevanten Einzelhandelsstandorte zu sichern und fortzuentwickeln, tragen viele Schultern die Verantwortung: Immobilienbesitzer, Händler, Gastronomen, Kul- turschaffende, die Bürger. Insbesondere aber die Steuerung des Einzelhandels obliegt der Hoheit der Kommune: durch das Bau- und Planungsrecht ist sie mit Befugnissen ausgestat- tet, die Standortwahl von Handelsbetrieben im Sinne gesamtstädtisch gewinnbringender Grundsätze zu steuern, ohne jedoch Konkurrenzschutz oder Marktprotektionismus zu be- treiben. Durch die kommunale Genehmigungspraxis und Bauleitplanung kann die öffentli- che Hand aktiv Einfluss darauf nehmen, den für die Bürger und Besucher interessanten Nut- zungsmix der Innenstadt, in den nachgeordneten kleinen Zentren und an den Ergänzungsstandorten dauerhaft zu stabilisieren und auszubauen. Jede Steuerung von Bauvorhaben mittels Genehmigungsverfahren bzw. der Bauleitplanung bedarf einer aus dem Bauplanungsrecht abgeleiteten, sorgfältig erarbeiteten Begründung. Da das Steuern im Einzelfall auch die Untersagung oder die Einschränkung eines Vorhabens bedeuten kann, werden an die Begründung dieses hoheitlichen Handelns bestimmte

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 5 rechtsstaatliche Anforderungen gestellt. So ist zum Beispiel zur sortimentsspezifischen Handhabung von Vorhaben ein bloßer Rückgriff auf landesweite Sortimentslisten nicht aus- reichend. Vielmehr hat die planende Gemeinde sortimentsspezifisch darzulegen, welche ak- tuellen und insbesondere örtlichen Gründe jeweils für oder gegen ein Einzelhandelsvorha- ben sprechen. 3 Im Zentrum der kommunalen Steuerungsbemühungen müssen stets städtebauliche – also bodenrechtliche – Aspekte stehen, zu denen insbesondere der Schutz zentraler Versorgungsbereiche (etwa die Herforder Innenstadt oder die an späterer Stelle näher beschriebenen Nahversorgungszentren) gehört. Die empfohlenen Steuerungsinstrumente des Zentren- und Nahversorgungskonzeptes, die als Grundlage der Bauleitplanung dienen, müssen hinreichend bestimmt bzw. bestimmbar und daher abschließend sein. Sortimentslisten, welche die Begriffe „insbesondere“, „zum Beispiel“ bzw. „beispielsweise“ enthalten, sind im Sinne der gängigen Rechtsprechung nicht hinreichend präzise und können zur bauleitplanerischen Steuerung nicht verwendet werden. Rechtliche Grundlagen für das vorliegende Zentren- und Nahversorgungskonzept sind die Anforderungen des BauGB, der BauNVO, des Landesentwicklungsprogramms NRW (LEPro NRW) in der aktuellen Fassung, des Einzelhandelserlasses NRW sowie der ak- tuellen Rechtsprechung. Der Bundesgesetzgeber hat mit der Novelle des BauGB zu Beginn des Jahres 2007 den Stellenwert kommunaler Einzelhandelskonzepte im Rahmen der Bauleitplanung weiter ge- stärkt. Nachdem sie bereits als besonderer Abwägungsbelang in § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB verankert waren, stellen sie neuerdings auch in § 9 Abs. 2 a BauGB (einfache Innenbereichs- Bebauungspläne zur Erhaltung oder Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche) eine we- sentliche Abwägungsgrundlage dar. Auch im LEPro NRW ergeben sich im Rahmen der Einführung des neuen § 24 a detaillierte Ziele etwa in Bezug auf zentrenrelevante Sortimente und den großflächigen Einzelhandel, um die zentralörtlichen Funktionen zu schützen und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Zentren- und Nahversorgungskonzept dienen den Kommunen zu- dem als Entscheidungsgrundlage zur Einzelhandelsentwicklung und raumordnerischen Be- urteilung.

Wirtschaftliche Einordnung eines ZentrenZentren---- und NahversorgungskonzeptNahversorgungskonzepteseseses Die wirtschaftliche Bedeutung eines kommunalen Zentren- und Nahversorgungskonzeptes sollte nicht überschätzt werden; ein solches Konzept stellt überwiegend ein im Kern stadt- planerisches Instrument dar. Dennoch können Einzelaspekte eine besondere Grundlage für die kommunale Wirtschafts- und Standortförderung bilden. Hierzu enthält ein Zentren- und Nahversorgungskonzept beispielsweise Aussagen und Bewertungen zu einzelhandelsbezo- genen Ansiedlungspotenzialen oder zur Optimierung der Standortqualität und deren Ver- marktung. Nicht zuletzt bieten die erarbeiteten Inhalte und ihre konsequente Anwendung

3 Zu dieser Anforderung liegt eine gefestigte landesgerichtliche Rechtsprechung vor, so z.B. OVG Münster, Urteil 7A D 92/99.NE vom 03.06.2002, gleichlautend auch VGH Baden-Württemberg, Urteil 8 S 1848/04 vom 02.05.2005.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 6 Stadt + Handel eine Erhöhung der Investitionssicherheit – sowohl für bereits langjährig ansässige Einzel- händler als auch für ansiedlungsinteressierte Investoren. Aufgrund der beschriebenen Bedeutung für die Standortentwicklung ist es ein Hauptanlie- gen eines jeden qualitativen umsetzungsbezogenen Zentren- und Nahversorgungskonzep- tes, auch die relevanten Wirtschaftsakteure in den Erarbeitungsprozess frühzeitig einzube- ziehen. Vertreter des Einzelhandels sind daher, wie angedeutet, in den ergänzend zur Analyse und Konzeption stattfindenden Diskussionsprozess zwischen Politik, Verwaltung und Fachgutachtern eingebunden.

2.22.22.2 Zielsetzung Das Ziel des kommunalen Zentren- und Nahversorgungskonzeptes besteht darin, der Stadt eine aktuelle, fachlich fundierte und empirisch abgesicherte Entscheidungsbasis sowie Empfehlungen zur planungsrechtlichen Beurteilung neuer Einzelhandelsvorhaben  zur Sicherung und Weiterentwicklung der zentralen Versorgungsbereiche  zur Sicherung und Ergänzung der wohnortnahen Grundversorgung  für künftige Bauleitplan-Aufstellungs- und Änderungsverfahren  zur Steuerung innenstadtrelevanter Randsortimente  und nicht zuletzt für die überörtliche Abstimmung und die kommunale Abwägung zur Verfügung zu stellen. Hierzu ist es unter anderem notwendig, Leitlinien und Grundsätze der künftigen Einzelhan- delsentwicklung zu erarbeiten, mit relevanten Vertretern zu erörtern und abzustimmen. Ebenso ist eine Herforder Sortimentsliste zu erstellen. Im Einzelnen werden folgende Un- tersuchungsfragen verfolgt:  Wie stellt sich die aktuelle Einzelhandelssituation in der Stadt Herford sortiments- und standortspezifisch dar? Welche Strukturen (u. a. Verkaufsflächen, Branchen, Be- triebsgrößenklassen) sind prägend? Wie leistungsfähig ist der Herforder Einzelhan- del sowohl bezogen auf die Gesamtstadt als auch einzelne Sortimentsbereiche und Standorte?  Wie stellt sich die aktuelle Nachfragesituation sortiments- als auch standortspezifisch dar? Wie stellen sich die Kaufkraftflüsse dar? Welche Einzugsbereiche lassen sich im Umfeld feststellen? Welche darüber hinausgehenden interkommunal wirksamen an- gebots- und nachfrageseitigen Rahmenbedingungen sind für die Einzelhandelsstruk- tur von Herford bedeutsam?  Welche sozioökonomischen Kenngrößen sind für die künftige Einzelhandelsentwick- lung sowohl hinsichtlich der Entwicklung der Angebots- als auch der Nachfragestruk- tur zu berücksichtigen? Welche spezifischen Angebots- und Nachfragetrends sind von Bedeutung? Welche absatzwirtschaftlich tragfähigen Verkaufsflächenpotenziale ergeben sich daraus für verschiedene Prognosezeiträume (2013 und 2018) auf ge- samtstädtischer Ebene?

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 Wie stellt sich die wohnungsnahe Versorgungssituation mit Waren des periodischen Bedarfs kleinräumig – quantitativ und qualitativ – auf Stadtteil- und Siedlungsbe- reichsebene dar? Welche Bereiche des Siedlungsgebietes sind demnach aktuell nicht ausreichend mit Nahversorgungsangeboten versorgt und in welchen Bereichen ist die Nahversorgungsfunktion kurz- bis mittelfristig gefährdet? Sind die Nahversor- gungsstandorte und -betriebe hinsichtlich ihrer Standortrahmenbedingungen zu- kunftsfähig ‚aufgestellt’? Welche Strategien und Einzelmaßnahmen sind zur flächen- deckenden, dauerhaften Nahversorgung der Wohnbevölkerung sowohl am Hauptort als auch in abgesetzten Ortslagen mit Blick auf das Bauplanungsrecht zu empfehlen?  Wie sind die zentralen Versorgungsbereiche als Schutzgut im Sinne des BauGB und unter Berücksichtigung der Kriterien des § 24a LEPro und des derzeit überarbeiteten Einzelhandelserlasses räumlich-funktional für Herford herzuleiten, zu systematisie- ren/hierarchisieren und unter Berücksichtigung von Entwicklungspotenzialen abzu- grenzen? Wie stellen sich die städtebaulich-funktionalen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel demnach im Innenstadtzentrum und in den Nahversorgungszent- ren und den sonstigen integrierten sowie städtebaulich nicht integrierten Lagen dar? Welche städtebaulichen Potenziale und Defizite gibt es hierfür, und welche Stärken und Schwächen weist Herford als Einkaufsstandort gesamtstädtisch sowie standort- bezogen auf?  Wie sind die zentralen Versorgungsbereiche als Einzelhandelsstandorte im Wettbe- werbsgefüge sowohl der kommunalen Standorte als auch im regionalen Wettbewerb aufgestellt? Wie können die Siedlungsbereiche und die dort vorhandenen einzel- handelsrelevanten Kaufkraftpotenziale Herfords den jeweiligen zentralen Versor- gungsbereichen hierarchisch abgestuft zugeordnet werden und was bedeutet dies mit Blick auf einzelhandelsbezogene Festsetzungen zukünftiger Bauleitplanung? Welche (Mindest-)Ausstattung ist in den zentralen Versorgungsbereichen verschie- dener Hierarchiestufen notwendig, um eine angemessene Versorgung der Bevölke- rung im zugewiesenen Verflechtungsbereich zu gewährleisten? Wie können die zent- ralen Versorgungsbereiche städtebaulich und funktional perspektivisch gestärkt werden?  Welche Nahversorgungsbereiche und Sonderstandorte sind darüber hinaus im Rah- men der Erarbeitung eines gesamtstädtischen räumlich-funktionalen Zentren- und Nahversorgungskonzeptes einzubeziehen? Welche lokalen und ggf. überörtlichen Funktionen übernehmen letztendlich die zentralen Versorgungsbereiche, die Nah- versorgungsstandorte und sonstige Standorte (sowohl mit Blick auf die heutige Aus- gangslage als auch perspektivisch)?  Welche Sortimente sind im Rahmen der Erarbeitung einer ortspezifisch hergeleiteten Herforder Sortimentsliste mit Blick auf die Bestandssituation und die Entwicklungs- ziele in Herford als zentren-, nahversorgungs- oder nichtzentrenrelevant einzustufen?  Welche Perspektiven und Zielsetzungen sind für die Zentren- und Nahversorgungs- struktur zu entwickeln? Welche Entwicklungsleitbilder sollten mit dem Zentren- und Nahversorgungskonzept verfolgt werden? Welche Konsequenzen für die Stadtent- wicklung sind damit jeweils verbunden?

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 8 Stadt + Handel

 Wie ist die Kommune hinsichtlich der bauleitplanerischen Instrumente – mit Blick auf aktuelle gesetzliche Novellen (BauGB), die aktuelle Rechtsprechung zum Thema Ein- zelhandelssteuerung und die künftigen Ziele der Raumordnung in NRW – aufge- stellt? Welche bau- und planungsrechtlichen Aspekte und Regelungsvorschläge soll- ten künftig Berücksichtigung finden?  Welche Strategien und Maßnahmen können die Zentren- und Nahversorgungsent- wicklung von Herford mit Blick auf die Entwicklungsziele verbessern?

2.32.32.3 Methodik Um diese Untersuchungsfragen zu beantworten, sind verschiedene aufeinander folgende Erarbeitungsschritte erforderlich. In diese Erarbeitungsschritte sind analytische und bewer- tende Leistungsbausteine eingebunden, die wiederum auf mehrere primärstatistische empi- rische Erhebungen zurückgreifen. Die Herleitung des Zentren- und Nahversorgungskonzeptes gliedert sich in die drei Ab- schnitte „Analysephase“, „Erarbeitung von Leitlinien“ und „Konzeptphase“. Ein vierter Ab- schnitt („Prozessbegleitung“) findet kontinuierlich parallel statt. Die einzelnen Leistungs- bausteine werden in der folgenden Abbildung grafisch veranschaulicht; die Grafik gibt gleichzeitig die Gliederung des vorliegenden Berichtes wieder. Zur Erfassung und Bewertung der Angebots- und Nachfragesituation sowie der städtebau- lichen Standortmerkmale wurden im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzep- tes folgende empirische Bausteine zugrunde gelegt und aufeinander abgestimmt:  Bestandserhebung Einzelhandel,  Bestandsanalyse Städtebau,  Telefonische Haushaltsbefragung,  Experteninterviews mit ausgewählten Herforder Gesprächspartnern. Neben der flächendeckenden Erhebung aller Herforder Einzelhandelsbetriebe standen auch die Herforder Haushalte im Fokus der Erhebung; die relevanten Daten wurden anhand von Betriebsbegehungen und telefonischen Umfragen ermittelt. Die tatsächlichen Ange- bots- und Nachfrageverhältnisse der Einzelhandelsbetriebe sind auf diese Weise detailliert abgebildet und ermöglichen eine genaue, sortimentsspezifische Steuerung der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in Herford. Weiterhin wird durch die Aufnahme der städtebauli- chen Struktur und Zuordnung der Betriebe zu städtebaulichen Lagen ein räumlicher Bezug hergestellt, der eine Lenkung der räumlichen Entwicklung von Einzelhandelsstandorten in Herford zulässt.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 9

Abbildung 111:1::: Erarbeitungsschritte des ZentrenZentren---- und NahversorgungskonzeptNahversorgungskonzeptssss

Quelle: eigene Darstellung

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 10 Stadt + Handel

Tabelle 111:1::: Übersicht über die verwendeten empirischen ErhebungErhebungsbausteinesbausteine

Bestandserhebung Haushaltsbefragung Experteninterviews

Erhebung durch Erhebung durch ein speziali- Erhebung durch ge ge ge ge a a a a - - - - Stadt + Handel siertes Meinungsforschungs- Stadt + Handel ten ten ten ten institut a a a a D D grundl grundl D D grundl grundl

42. bis 45. Kalenderwo- 42. und 43. Kalenderwoche 8. Kalenderwoche 2008 che 2007 2007 (Feb.) raum raum raum raum t t t t (Okt./Nov.) (Okt.) Zei Zei Zei Zei

flächendeckende telefonische halbstandardisierter Vollerhebung Befragung (n = 672) Fragebogen thode thode thode thode e e e e M M M M

Standortdaten, Einkaufsort nach Sortiment, Angebotslücken und Umsatz- Verkaufsfläche und Sor- Angebotslücken und -qualität, herkunft, timente aller Betriebe, Veränderung bei der Wahl der Einschätzung zum Einzelhan-

städtebauliche Analyse Einkaufsorte delsstandort, Erörterung von halt halt halt halt n n n n I I

I I Entwicklungspotenzialen

Quelle: eigene Darstellung

Bestandserhebung der Einzelhandelsbetriebe Die Bestandserhebung der Einzelhandelsbetriebe ist für die Stadt Herford flächendeckend durchgeführt worden; es liegt somit eine aktuelle Vollerhebung des Ladeneinzelhandels vor. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung für die absatzwirtschaftlichen und städtebauli- chen Untersuchungen sind neben dem Ladeneinzelhandel auch Betriebe des Lebensmittel- handwerks (z. B. Metzger, Bäcker), Tankstellenshops sowie Kioske erfasst worden. Darüber hinaus sind Ladenleerstände – soweit eine vorherige Einzelhandels- oder ladenähnliche Dienstleistungsnutzung erkennbar war – als wichtiger Indikator der Einzelhandelsstruktur und städtebaulicher Implikationen in zentralen Bereichen aufgenommen worden. Die vom Büro Stadt + Handel durchgeführte Bestandserhebung aktualisiert und ergänzt die teils bereits vorliegenden Daten im Hinblick auf zwei zentrale Messgrößen: Zum einen wer- den die Warensortimente differenziert aufgeschlüsselt und ermöglichen so – mit Blick auf die Identifizierung zentrenrelevanter Sortimente – eine hinreichend konkrete Steuerung des Einzelhandels. Zum anderen werden die Verkaufsflächen der bestehenden Anbieter detail- liert erfasst, um die tatsächlichen Angebotsverhältnisse sowohl der Kern- als auch Neben- sortimente realitätsnah abbilden zu können. Zur Ermittlung der Verkaufsflächen sind Betriebsbegehungen durchgeführt worden; die Gesamtverkaufsfläche (VKF) ist differenziert nach innen und außen liegender VKF ermittelt worden. Dabei ist je nach Situation entweder die persönliche Befragung des Personals bzw. des Inhabers/Geschäftsführers oder die eigenständige Vermessung der VKF in Betracht ge- zogen worden. Die aktuelle Rechtsprechung zur Verkaufsflächendefinition des Bundesver- Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 11 waltungsgerichts vom November 2005 4 findet dabei Anwendung. Persönlich erfragte Ver- kaufsflächen wurden grundsätzlich auch auf ihre Plausibilität hin überprüft und ggf. modifi- ziert. Eine Schätzung von Verkaufsflächen ist nur im Ausnahmefall vorgenommen worden und entsprechend kenntlich gemacht, wenn etwa trotz mehrmaliger Zugangsversuche zu einem Ladengeschäft eine Messung oder Befragung nicht möglich war (z. B. bei Ladenleer- ständen wegen Betriebsaufgaben). Ergänzend zu den Sortimenten und der Verkaufsfläche wurden außerdem die städtebauliche Lage jedes Betriebes sowie die Öffnungszeiten er- fasst.

Bestandsanalyse Städtebau Für das Innenstadtzentrum, die Nahversorgungszentren sowie die bedeutsamen sonstigen Standorte erfolgte eine an den untersuchungsrelevanten Fragestellungen orientierte städ- tebauliche Analyse. Stärken und Schwächen sämtlicher relevanter Einkaufsstandorte wer- den dabei herausgestellt. Ein wesentlicher Aspekt ist angesichts der hohen Bedeutung für die bauleitplanerische Steuerung die räumliche Abgrenzung der zentralen Versorgungsbe- reiche. Eine solche städtebaulich-funktional hergeleitete Abgrenzung ist die Basis der Her- forder Sortimentsliste und der zukünftigen räumlichen Steuerung von Einzelhandelsansied- lungen. Die Erfassung der Einzelhandelsbetriebe im Zusammenhang mit einer städtebaulich-funktional begründeten Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche bil- det das Kernstück zukünftiger sortimentsspezifischer räumlicher Steuerung von Einzelhan- delsvorhaben in der Bauleitplanung.

Telefonische Haushaltsbefragung Im Rahmen der Haushaltsbefragung wurden telefonische Interviews mit rund 670 Bürgern geführt. Die Bevölkerungsverteilung innerhalb von Herford ist dabei für die Befragungs- streuung äquivalent berücksichtigt worden. Die Befragung wurde von einem spezialisierten Marktforschungsunternehmen mittels eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Anhand der Haushaltsbefragung werden auf repräsentative Weise Daten des räumlichen Versorgungsverhaltens der Wohnbevölkerung nach Sortimenten differenziert gewonnen. So können Rückschlüsse hinsichtlich sortimentsspezifischer örtlicher und überörtlicher Kauf- kraftströme und ggf. deren Veränderungen in den letzten Jahren gezogen werden. Durch die Haushaltsbefragung werden insbesondere Aussagen zu aktivierbaren Kaufkraftpotenzia- len aus Herford selbst getroffen.

Prozessbegleitung durch einen Arbeitskreis Neben den laufenden Abstimmungsgesprächen zwischen dem erstellenden Gutachterbüro und der Verwaltung wurde ein prozessbegleitender Arbeitskreis während der Erstellungs- phase des Zentren- und Nahversorgungskonzeptes eingerichtet. Diese enge Einbindung re-

4 Vgl. BVerwG, Urteil 4 C 10.04 vom 24.11.2005

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 12 Stadt + Handel levanter Akteure gewährleistet, dass alle notwendigen Informationen in das Zentren- und Nahversorgungskonzept einfließen und sämtliche Zwischenschritte mit einem breit besetz- ten Gremium diskutiert wurden. Insgesamt hat der begleitende Arbeitskreis dreimal getagt. Vertreter folgender Institutionen wurden zur Teilnahme durch die Stadt Herford eingela- den:  für die Verwaltung der Stadt Herford: Vertreter des Dezernats IV,  für die Wirtschaftsförderung: Pro Herford GmbH,  für den Einzelhandel: Vertreter des Einzelhandelsverbands Ostwestfalen (Ge- schäftsstelle ) sowie der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bie- lefeld. An jeder Sitzung haben zudem die zuständigen Vertreter des Gutachterbüros teilgenom- men.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 13

333 MarktMarkt---- und Standortanalyse Die Markt- und Standortanalyse besteht einerseits aus der Untersuchung und Bewertung der im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes wichtigen Angebots- und Nachfragedaten, andererseits aus der flankierenden Analyse städtebaulicher Merkmale der bedeutenden Einzelhandelsstandorte in Herford. Einführend werden zunächst die wesentli- chen Standort-Rahmenbedingungen erörtert. Eine zusammenfassende Bewertung aller ak- tuellen Herforder Einzelhandelsstrukturmerkmale erfolgt in Kapitel 3.7 in Form eines Zwi- schenfazits.

3.13.13.1 Siedlungsräumliche und regionale Rahmenbedingungen Relevante Standortfaktoren für die Analyse und Bewertung der Einzelhandels- und Stand- ortstruktur werden nachfolgend vorgestellt. Weitere angebots- und nachfrageseitige Rah- menbedingungen und Entwicklungstrends, wie etwa die Bevölkerungsprognose und die Entwicklung der Kaufkraftgrößen, werden in Kapitel 4.2 näher erläutert.

Lage, Siedlungsstruktur und Einwohnerverteilung

Abbildung 222:2: Die Lage der Stadt Herford in der Region

2 30 30 BBBüBüüündende LLLöLöööhnehne

Hiddenhausen Vlotho

2

Herford Werther LegeLegennnndededede 2 Oberzentrum Bielefeld LeopoldshLeopoldshööööhehehehe MittelzenMittelzenttttrumrumrumrum Steinhagen Lage Grundzen tttrumrumrum BundesautBundesautoooobahnbahn Quelle: eigene Darstellung gem. LEP NRW 1995 BundesstrBundesstraaaaßeßeßeße Das Mittelzentrum Herford liegt nordöstlich des Oberzentrums Bielefeld im Kreis Herford. Die regionale Wettbewerbssituation für Herford wird zusätzlich geprägt durch die Nähe zu den Mittelzentren Bad Salzuflen, Bünde, Löhne, Bad Oeynhausen und Vlotho (vgl. Abbil- dung). Nur wenige landesplanerisch ausgewiesene Grundzentren liegen in unmittelbarer Nähe zu Herford.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 14 Stadt + Handel

Eine siedlungsräumliche Besonderheit der Stadt Herford besteht darin, dass es ein ver- gleichsweise großes und zusammenhängendes Hauptsiedlungsgebiet (Hauptort) und nur wenige außerhalb liegende Stadtteile gibt (vgl. folgende Abbildung). Insgesamt beträgt die Bevölkerungszahl rund 67.000 Einwohner 5, davon leben 77 % im Hauptort.

Abbildung 333:3: Übersicht übeüberr die statistischen Bezirke

Falkendiek/ Schwa rrrzenmoor

Eimterstraße Nordstadt Herringhausen Engerstraße IIIm großen Vorwerk

Im kleinen Stiftberg Feld Bezirk ZenZenttttrumrumrumrum Diebrock/ Eickum Bezirk eee 43 --- 47 und 91 Sennenbusch Falkendiek/ Schwa rrrzenmoor Kirschengarten Laar/ Stedefreund

Elverdissen Herford --- Mitte

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007 und Bevölkerungsstatistik Stadt Herford 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

5 Vgl. Stadt Herford 2007

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 15

Tabelle 222:2::: Die Bevölkerungsverteilung in Herford

zugeordnete statistische Stadtteil Einwohner Anteil in % BBBeBeeezirkezirke

Bezirk Zentrum 11 - 13, 51 - 53 8.157 12% „Radewiger Feldmark“:

Engerstraße 21 - 24 3.491 5%

Im kleinen Feld 25 - 27, 71, 81 5.388 8%

„Neustädter Feldmark“:

Eimterstraße 31, 32, 36, 37, 93 4.204 6% Herford- Nordstadt 34, 35, 92 5.760 9% Mitte Im großen Vorwerk 33 3.925 6%

Stiftberg 41, 42 4.356 6%

Bezirke 43 - 47 und 91 43 - 47, 91 7.989 12% „Altstädter Feldmark“:

Kirschengarten 57, 58, 61 3.129 5%

Sennenbusch 54 - 56, 59, 62 5.323 8%

51.722 777777 %%% Diebrock/ Eickum 79, 80, 82 - 84, 87 3.883 6%

Elverdissen 70 - 73, 88 4.309 6%

Falkendiek/ Schwarzenmoor 63 - 69 2.681 4%

Herringhausen 85, 86 2.700 4%

Laar/ Stedefreund 74 - 78 1.903 3%

Summe 67.198 100% Quelle: Stadt Herford 2007, Bevölkerungsstatistik Stand 30.06.2007

Verkehrsinfrastruktur Herford ist durch die unmittelbare Lage an der A 2 sowie in mittelbarer Nähe zur A 30 ver- kehrsgünstig gelegen. Weitere leistungsfähige klassifizierte Straßen (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) erschließen Herford für die Region. Die B 61 und B 239 bilden zudem einen nahezu geschlossenen Schnellverkehrsring im Norden, Westen und Süden des Hauptortes. Das innerstädtische Radialnetz wird ergänzt durch den ebenfalls nahezu durchgängig ge- schlossenen Innenstadtring (Auf der Freiheit, Berliner Straße, Johannisstraße). Lediglich die Südumfahrung ist nicht vierspurig ausgebaut (Hermannstraße, Wittekindstraße). Die Stadt ist an das Intercity-Netz der Deutschen Bahn angebunden. Regionale Verbindun- gen bestehen nach Südosten (Richtung Bielefeld/Dortmund), nach Norden (Bad Oeynhau- sen/Minden), nach Nordwesten (Bünde) sowie nach Südosten (Bad Salzuflen/). Ein

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 16 Stadt + Handel

Busnetz aus überörtlichen und lokalen Linien ergänzt dieses öffentliche Verkehrssystem; der zentrale Busbahnhof ist neben dem Hauptbahnhof vor allen Dingen der Alte Markt. 6

3.23.23.2 Angebotsanalyse Die insgesamt 501 Betriebe in Herford verfügen über eine Gesamtverkaufsfläche von rd. 150.225 m². Die Anzahl und die Gesamtverkaufsfläche der erfassten Betriebe veränderten sich gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2000 (GMA 2000) innerhalb eines begrenzten Rahmens (vgl. folgende Tabelle). 7 Ein Vergleich zu den Daten aus dem Regionalen Einzel- handelskonzept aus dem Jahre 2003 kann nicht direkt gezogen werden, da durch die BBE/ ECON hierfür nur Betriebe erhoben wurden, die eine Verkaufsfläche von über 700 m² auf- wiesen.

Tabelle 333:3: Einzelhandelsbestand in Herford

Herford Herford (GMA 22000)000) (Stadt + Handel 2007)

Anzahl der Betriebe 479 501

Gesamtverkaufsfläche rd. 158.500 m² rd. 150.225 m²

Gesamtverkaufsfläche 2,4 m² 2,2 m² je EiEinnnnwohnerwohner Quellen: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007, inkl. Aldi Westring (VKF gem. Baugenehmigung); VKF-Daten gerundet; EW-Daten: Stadt Herford 2007 (Stand 30.06.2007); GMA 2000: S. 55

Die Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel nimmt in der Angebotsstruktur einen besonderen Stellenwert ein, da sie die größte Gesamtverkaufsfläche aufweist (vgl. folgende Abbildung). Eine deutliche Ausprägung erkennt man gesamtstädtisch des Weiteren bei den Sortimentsgruppen Baumarktsortiment, Bekleidung und Möbel. Die Abbildung lässt zudem teilräumliche Angebotsschwerpunkte – also Verkaufsflächen- schwerpunkte nach Stadtteilen – erkennen. So ist ablesbar, dass das Bekleidungsangebot stark im Bezirk Zentrum verortet ist, während etwa das Baumarktsortiment zu einem großen Teil im Bezirk Herringhausen liegt (hier wirkt insbesondere das Angebot des Marktkauf- Baumarktes strukturprägend).

6 Im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes relevante weitere Informationen zu den ÖPNV- Anbindungen werden in den Bewertungen der zentralen Versorgungsbereiche zugrunde gelegt. 7 Verkaufsflächenabweichungen gegenüber vorausgegangenen Untersuchungen können aus Betriebsverlage- rungen und -aufgaben, aber auch aus Betriebsverkleinerungen bzw. -vergrößerungen oder -zusammenschlüssen resultieren. Veränderungen lassen sich ebenso auf die zwischenzeitlich geänderten höchstgerichtlichen Anforderungen an die Verkaufsflächendefinition durch das Bundesverwaltungsgericht zurückführen (vgl. BVerwG, Urteil 4 C 10.04 vom 24.11.2005). Abweichungen gegenüber Drittgutachten können nach Einschätzung der Verfasser zudem durch methodische Erhebungsunterschiede begründet werden – so werden durch Stadt + Handel regelmäßig auch Apotheken und Tankstellenshops sowie im Rahmen der genannten höchstrichterlichen Anforderungen etwa die Vorkassenzonen voll erfasst.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 17

Abbildung 444:4::: Verkaufsflächenbestand nach SSortimentsgruppenortimentsgruppen und OrtsteilenOrtsteilen

Nahrungs - und Genussmittel (NuG)

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen, zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

Bekleidung

Schuhe/Lederwaren

Pflanzen/Gartenbedarf

Baumarktsortiment i.e.S.

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

Medizinische und orthopädische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- und Sonnenschutz Bettwaren, Haus -/ Bett -/ Tischwäsche

Möbel

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Medien

Uhren/Schmuck

Sonstiges

0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 Bezirk Zentrum Diebrock/ Eickum Eimterstraße Elverdissen Engerstraße

Falkendiek/Schwarzenmoor Herringhausen Im großen Vorwerk Im kleinen Felde Kirschengarten

Laar/Stedefreund Nordstadt Sennenbusch Stiftberg Bezirke 43-47 und 91 Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Der Einzelhandelsbestand in den einzelnen Stadtbezirken wird in der nachstehenden Tabel- le nach der Anzahl der Betriebe und nach Verkaufsflächengrößen dargestellt. Die höchste Betriebsanzahl und das größte Verkaufsflächenangebot befindet sich im Bezirk Zentrum. Über die Hälfte aller Einzelhandelsbetriebe der Stadt sind hier angesiedelt, die immerhin ein Drittel der gesamtstädtischen Verkaufsfläche ausmachen. Der Bezirk Eimterstraße weist mit 19 % einen ebenfalls hohen Anteil an der Gesamtverkaufsfläche Herfords auf, jedoch findet man hier nur 10 % der Betriebe (der Bezirk ist durch eine Vielzahl großflächiger Ein- zelhandelsbetriebe geprägt).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 18 Stadt + Handel

Tabelle 444:4::: Einzelhandelsbestand nach StadtStadtteilenteilen

Anteil Verkaufsfläche Anteil Einwohner Anzahl BBeeeetriebetriebe gesamgesamttttstädtischstädtisch (m²) gesamtsgesamtstätätätäddddtischtisch Bezirk Zentrum 8.157 260 52 % 48.775 32 % Eimterstraße 4.204 48 10 % 28.450 19 % Engerstraße 3.491 28 6 % 10.325 7 % Bezirke 4343----4747 7.989 25 5 % 7.725 5 % und 91 Elverdissen 4.309 22 4 % 8.650 6 % Im kleinen Feld 5.388 22 4 % 9.370 6 % KirscKirschengartenhengarten 3.129 19 4 % 11.425 8 % Herringhausen 2.700 17 3 % 15.250 10 % Im großen VoVor-r-r-r- 3.925 14 3 % 2.475 2 % werk Stiftberg 4.356 14 3 % 2.450 2 % Sennenbusch 5.323 12 2 % 3.625 2 % Diebrock/ EEi-i-i-i- 3.883 6 1 % 775 1 % ckum Nordstadt 5.760 6 1 % 300 < 1% Falkendiek/ 2.681 5 1 % 450 < 1 % SchwaSchwarrrrzenmoorzenmoor Laar/ StSte-e-e-e- 1.903 3 < 1 % 100 < 1 % defreund gesamt 67.198 501 100 % 150.225 100 % Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; ohne Leerstände; Werte der Verkaufsflächen auf 25 m² gerundet; Abweichungen ergeben sich aus Rundungen

Unterschieden nach städtebaulichen Lagen 8 wird deutlich, dass das Innenstadtzentrum (als Teil des Bezirks Zentrum) den Kunden eine Anzahl von 210 Einzelhandelsbetrieben bietet. Dies sind 42 % aller Herforder Betriebe und – aufgrund der insgesamt eher kleinteiligen Struktur – 22 % der Herforder Gesamtverkaufsfläche. Die weiteren Zentren – die sog. Nah- versorgungszentren (hierzu nähere Analysen in Kap. 3.4.4) – verfügen zusammen über rund 10 % des Einzelhandelsangebotes. Mit 39 % der Betriebe und dem größten Anteil der Verkaufsfläche (43 %) erlangen die sons- tigen städtebaulich integrierten Lagen neben dem Innenstadtzentrum ebenfalls ein deutli- ches Gewicht. Jeder zehnte Betrieb in Herford befindet sich zudem in städtebaulich nicht integrierter Lage (mit einem Verkaufsflächenanteil von 25 %).

8 Als städtebauliche Lagen können die Zentren, die primär wohngebietsorientierten Lagen und die primär gewerblich geprägten Lagen unterschieden werden. Diese werden als sog. zentrale Versorgungsbereiche, als sonstige integrierte Lagen oder als städtebaulich nicht integrierte Lagen bezeichnet (vgl. auch Glossar).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 19

Tabelle 555:5::: EiEiEin Ei nnnzelhazelhazelhandelsstrukturndelsstruktur nach städtebaulichen Lagebereichen

InneInnennnnstadtstadtstadt---- NahversoNahversorrrrgungsgungsgungs---- Sonstige städtestädte---- Städtebaulich nicht zentrum zentren bbbaulichbaulich integrierte integrierte Lagen (ZVB IZ) (ZVB NVZ) LLLaLaaagengen (siL) (niL) Anzahl der 210 48 195 48 BBBeBeeetriebetriebe Anteil 42 % 10 % 39 % 10 % VerkaufsflVerkaufsfläääächeche 33.300 14.000 65.000 37.950 (in m²) Anteil 22 % 9 % 43 % 25 % Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; ohne Leerstände; Werte der Verkaufsflächen auf 25 m² gerundet; Abweichungen ergeben sich aus Rundungen; ZVB = zentraler Versorgungsbereich; IZ = Innenstadtzentrum; NVZ = Nahversorgungszentrum; siL = sonstige städtebaulich integrierte Lage; niL = städtebaulich nicht integrierte Lage

Gemessen an Vergleichsstädten ähnlicher Größenordnung und mit ebenfalls mittelzentraler Funktion wird ersichtlich, dass Herford mit 42 % aller Einzelhandelsbetriebe im Innenstadt- zentrum überaus gut aufgestellt ist.

Tabelle 666:6: Referenzstädte in der Region

EinwohneEinwohnerrrr Anteil der BetriBetrie-e-e-e- Anteil der VKF im Quelle be im ZVB IZ ZVB IZ Löhne 42.000 34 % 40 % GMA 2004: S. 28 55.000 k. A. 14 %* GfK PRISMA 2007: S. 25 Bad SalzuSalzufffflenlenlenlen 14 %* und 44 Minden 83.000 43 % 34 % CIMA 2006: S. 40 Quelle: eigene Darstellung auf Basis der angegebenen Quellen; Einwohnerdaten gerundet; *eigene Berechnung

Tabelle 777:7: Referenzstädte in Nordrhein Westfalen (jeweils MittelzentrMittelzentrumMittelzentr um gem. LEP NRW)

EinwohneEinwohnerrrr Anteil der BetriBetrie-e-e-e- Anteil der VKF im Quelle be im ZVB IZ ZVB IZ Schwelm 30.000 61 % 24 % Stadt + Handel 2007 IbbenbIbbenbüüüürenrenrenren 52.000 38 % 25 % Stadt + Handel 2008 Velbert 87.000 26 % 27 % Stadt + Handel 2008 Quelle: Einzelhandelskonzepte erstellt durch Stadt + Handel 2007/2008; Einwohnerdaten gerundet

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 20 Stadt + Handel

Abbildung 555:5::: Einzelhandelsbestand (VKF) nach Warengruppen und Lagebereichen

Nahrungs- und Genussmittel (NuG)

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen, zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

Bekleidung

Schuhe/Lederwaren

Pflanzen/Gartenbedarf

Baumarktsortiment i.e.S.

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

Med. und orthopädische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht-/ Sonnensch. Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche

Möbel

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Medien

Uhren/Schmuck

Sonstiges

0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000

Zentrale Versorgungsbereiche Sonstige integrierte Lagen Nicht integrierte Lagen

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Die zentralen Versorgungsbereiche (darunter das Innenstadtzentrum) werden je Sorti- mentsgruppe unterschiedlich stark durch Angebote in den anderen städtebaulichen Lagen ergänzt. Schuhe/Lederwaren etwa sind nur gering in anderen Lagen angesiedelt, während andererseits die hohe Dominanz der anderen Lagen bei z. B. Möbeln und Baumarktsorti- ment aufgrund der besonderen Standortanforderungen dieser Sortimente nicht überrascht. Einige Sortimente, die in der Regel als zentrentypisch gelten, nehmen in den sonstigen und in den nicht integrierten Lagen allerdings einen teils erhöhten Anteil ein (so z. B. Glas/Porzellan/Keramik/Hausrat/Einrichtungszubehör). Für die Sortimente des kurzfristigen Bedarfsbereichs (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren, Apothekensortiment) ist es hinsichtlich der wohnortnahen Versorgung und Erreichbarkeit vorteilhaft, dass sie neben den zentralen Lagen auch in den sonstigen (wohngebietsorientierten) Lagen zu finden sind.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 21

Fabrikverkaufsläden als örtliche Besonderheit Eine besondere Herforder Angebotssituation besteht in der erhöhten Anzahl der örtlichen Fabrikverkaufsläden. Diese wurden zur Grundlagenermittlung mit ihrer Verkaufsfläche und ihren Teilsortimenten im Rahmen der Bestandsaufnahme voll erfasst und in der Datenbank berücksichtigt.9 Es wurden insgesamt elf Betriebe als Fabrikverkaufsstellen erfasst, davon neun mit dem Hauptsortiment Bekleidung und weitere zwei mit dem Hauptsortiment Möbel. Die Gesamt- verkaufsfläche alle elf Betriebe beträgt rund 9.000 m², wobei gerade die Möbelanbieter großflächige Verkaufsflächen aufweisen. Bei den Bekleidungsanbietern schwankt die für Kunden begehbare Verkaufsfläche stark und reicht von niedrigen zweistelligen bis zu höhe- ren dreistelligen Quadratmeterzahlen (in wenigen Ausnahmen auch darüber). Die Bekleidungsanbieter sind in ihrer Kundenansprache überwiegend auf Herrenoberbe- kleidung bezogen; faktisch kommt auch der Damenoberbekleidung mit knapp 50 % Anteil an der zur Verfügung stehenden Verkaufsfläche eine gewisse Bedeutung zu. Weitere Rand- sortimente werden in zu vernachlässigender Größenordnung angeboten (Schu- he/Lederwaren: rund 2 % Verkaufsflächenanteil). Das in den Fabrikverkaufsläden vorhande- ne Bekleidungsangebot stellt etwa ein Viertel des gesamtstädtischen Bestands in dieser Sortimentsgruppe. Alle elf Betriebe sind dispers im Stadtgebiet verteilt und bilden hierdurch keinen räumli- chen Standortschwerpunkt. In einigen Fällen stellen sie aus Kundensicht keinen deutlich er- kennbaren Einkaufsstandort dar, sondern sind allenfalls auch in der Erscheinung sehr unter- geordnete Betriebsteile. In anderen Fällen wurden repräsentative Verkaufsstellen geschaffen, die auch den Markenanspruch nach außen zu verkörpern versuchen. Inwieweit trotz der teilweisen Sortimentsüberschneidungen mit dem Innenstadteinzelhan- del von einer Konkurrenzbeziehung zur Innenstadt ausgegangen werden muss, konnte im Rahmen der Leistungsbestandteile dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes nicht empirisch untersucht werden und müsste gesondert näher analysiert werden. Als Einfluss- indikatoren für eine vorhandene/ nicht vorhandene Konkurrenz können z. B. der Einzugsbe- reich und die Sortimentsbesonderheiten herangezogen werden:  Einzugsbereich: Factory Outlet Center, also Anlagen bestehend aus mehreren Fab- rikverkaufsläden, erschließen Absatzgebiete in Radien von bis zu 90 Fahrminute bzw. 48 bis 57 Fahrminuten im Durchschnitt der Besucher, was etwa einem Radius von 60 km entspricht,10  besondere Sortimentsmerkmale: Preisnachlässe gegenüber dem regulären Laden- einzelhandel, Abverkäufe, Sonderware, Mono-Label-Sortimente etc.

9 Hierbei bleibt im Rahmen der Bestandsaufnahme zunächst unberücksichtigt, ob die einzelnen Verkaufsstel- len im gewerberechtlichen Sinne einen Einzelhandelsbetrieb im engeren Sinne darstellen oder ob sie for- malrechtlich als Betriebsbestandteil des übergeordneten Produktionsbetriebs gelten. 10 Vgl. GMA/Immoconsult: S. 8

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 22 Stadt + Handel

3.33.33.3 Nachfrageanalyse Sowohl zur Ermittlung absatzwirtschaftlicher Spielräume als auch für die Bewertung der räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten sind neben der Kenntnis der angebotsseitigen Rah- menbedingungen auch die örtlichen Merkmale der Nachfrageseite von hoher Bedeutung. Anhand eigener primärstatistisch erhobener Werte aus der Haushaltsbefragung können einzelhandelsrelevante Kaufkraftflüsse aus Herford heraus dargestellt werden, so dass die Eigenbindung branchenspezifisch angegeben werden kann. Die Nachfrageanalyse wird er- gänzt um qualitative Bewertungen des Einzelhandelsstandorts Herford durch die Kunden.

3.3.1 Kaufkraft, Kaufkraftbindung und Kaufkraftabfluss Herford verfügt gemäß BBE über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von 5.275 € je Ein- wohner und Jahr. Gegenüber dem Bundesdurchschnitt von 5.108 € weist Herford daher ei- ne um rund 3 % erhöhte Kaufkraft auf. Der Schwerpunkt der Kaufkraft liegt mit etwa 1.520 € je Jahr in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel (bzw. 1.790 € für Nah- rungs- und Genussmittel inkl. Lebensmittelhandwerk, also Backwaren/Fleischwaren).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 23

Tabelle 888:8::: BranchenspBranchenspezifische ezifische Kaufkraft in Herford Ausgaben je Warengruppe pro Kopf EHEHEH-EH ---KaufkraftpotenzialKaufkraftpotenzial

der Bevölkerung je Fachsparte im Bundesdurchschnitt im Gebiet im Gebiet in EUR zu EVP inkl. in EUR zu EVP in 1.000 EUR zu EVP Warengruppe MwSt. inkl. MwSt. inkl. MwSt. Nahrungs- und Genußmittel 1.477 1.520 102.119 Bäcker / Metzger 261 270 18.129 Blumen / Zoo- und Heimtierbedarf 76 78 5.212 Drogerie (WPR/Hygiene/Baby) / Parfü- merie / Kosmetik 223 233 15.655 Pharmazeutische, medizinische und or- thopädische Artikel (rezeptpflichtig + freiverkäuflich) 449 449 30.160 PBS/Zeitungen/Zeitschriften/Bücher 197 206 13.845 Überwiegend kurzfkurzfristigerristiger Bedarf 2.683 2.755 185.122 Bekleidung / Wäsche 465 487 32.754 Schuhe (ohne Sportschuhe), Lederwa- ren 106 111 7.458 Gartenbedarf (ohne Gartenmöbel) 79 81 5.462 Baumarkt-Sortiment i.e.S. (Bau / TFL / Eisenwaren / SHK / Heimwerker / Auto- zubehör etc.) 472 478 32.088 GPK / Hausrat / Geschenkartikel 76 80 5.360 Spielwaren / Hobby / Basteln / Musikin- strumente 96 100 6.732 Sportartikel / Fahrräder / Camping 82 86 5.752 Überwiegend mittelfristiger BBeeeedarfdarf 1.376 1.423 95.606 Teppiche / Gardinen / Deko / Sicht- und Sonnenschutz 63 65 4.382 Bettwaren / Haus-, Tisch- u. Bettwäsche 59 61 4.118 Möbel (inkl. Bad-/Gartenmöbel und Bü- romöbel gesamt) 286 300 20.132 Elektro / Leuchten / sonstige hochwer- tige Haushaltsgeräte 127 133 8.930 Unterhaltungselektronik / Musik / Video / PC / Drucker / Kommunikation 305 318 21.374 Foto / Optik / Akustik 109 114 7.685 Uhren / Schmuck 50 53 3.539 Sonstiges 51 53 3.573 Überwiegend langfristiger Bedarf 1.049 1.097 73.733 Zwischensumme Einzelhandel i.e.S. (ohne Bäcker/MBäcker/Metzger,etzger, Apotheken, KFZ, BrennBrenn---- u. Kraftstoffe) 4.426 4.584 308.058 Zwischensumme Einzelhandel i.e.S. inkl. Apotheken 4.847 5.005 336.332 Einzelhandelsrelevantes KaufkraftpKaufkraftpo-o-o-o- tenzial insgesamt (inkl. VersandhaVersandhan-n-n-n- del) 5.108 5.275 354.461 Quelle: BBE 2006

Diese Kaufkraft ist demnach rechnerisch sortimentsspezifisch in Herford vorhanden. Aller- dings fließt ein gewisser Anteil der Kaufkraft auch in andere Städte, so dass die in Herford umsetzbare Kaufkraft der Bürger je Sortiment etwas niedriger liegt. Diesen Aspekt be- schreibt die sog. Kaufkrafteigenbindungsquote; sie stellt den Anteil an lokal vorhandener

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 24 Stadt + Handel

Kaufkraft, die in Herford abgeschöpft werden kann, dar. Diese Größe lässt – zunächst un- abhängig von konkreten Standortstrukturen – Aussagen zur Attraktivität des Einzelhandels- standorts zu. Zur Ermittlung dieser Kenngrößen (vgl. folgende Abbildung) dient die telefo- nische Haushaltsbefragung.

Abbildung 666:6::: Kaufkrafteigenbindung bzw. ---abflüsse-abflüsse (gesamtstädtisch)

Backwaren Fleischwaren Getränke Sonstige Nahrungs- und Genussmittel (NuG) Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken Blumen, zoologischer Bedarf PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher Bekleidung Schuhe/Lederwaren Pflanzen/Gartenbedarf Baumarktsortiment i.e.S. GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente Sportartikel/Fahrräder/Camping Medizinische und orthopädische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht-und … Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche Möbel Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte Medien Uhren/Schmuck

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Herford - Stadtzentrum Herford - E-Center City Herford - Kaufland Kiebitzstr. (ehem. famila)

Herford - Kaufland Werrestr. Herford - Marktkauf Ernstmeierstr. (ehem. Allkauf) Herford - Marktkauf Am Deichkamp

Herford - Herringhausen Herford - Elverdissen Herford - sonstiger Ortsteil

Bielefeld Bad Salzuflen Bad Oeynhausen (Werre Park)

Sonstiger Ort Internet/Katalog Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Wo werden… überwiegend gekauft?

Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung zeigen, dass im kurzfristigen Bedarfsbereich 11 weit über 90 % der Kaufkraft innerhalb Herfords verbleibt. So verbleibt die lokal verfügbare Kaufkraft etwa für Nahrungs- und Genussmittel sowie Backwaren und Fleischwaren zu rund 96 % innerhalb der Herforder Stadtgebiets; es findet nur ein marginaler Abfluss statt. Eine Ausnahme unter den kurzfristigen Sortimenten bildet die Gruppe PBS, Zeitun- gen/Zeitschriften, Bücher, da rund ein Fünftel der befragten Herforder Haushalte diese Sor- timente derzeit via Internet oder Katalog erwerben; die Eigenbindungsquote liegt hier da- her nur bei 78 %.

11 Die dargestellten Sortimentsgruppen Backwaren über Nahrungs- und Genussmittel bis einschließlich PBS (Papier/Bürobedarf/Schreibwaren), Zeitungen/Zeitschriften, Bücher.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 25

Die Eigenbindungsquote im mittelfristigen Bedarfsbereich 12 liegt in allen Branchen noch deutlich über 50 %, obschon in diesem Bedarfsbereich erfahrungsgemäß große Kaufkraft- anteile in benachbarte Zentren fließt. Umgekehrt formuliert: trotz der Nähe zum Oberzent- rum Bielefeld und zu weiteren Mittelzentren in der Region kann die örtliche Kaufkraft zu ei- nem guten Teil in Herford gehalten werden. Bei den Sortimenten Schuhe/Lederwaren (rd. 68 %), Pflanzen/Gartenbedarf (rd. 82 %), Baumarktsortiment (rd. 91 %) liegt die Quote be- sonders hoch. Bei den langfristigen Bedarfsgütern 13 ist die Eigenbindungsquote überaus heterogen (von rd. 20 % bei Möbel bis rd. 90 % bei medizinischen/orthopädischen Artikeln/Optik). Hier schlägt besonders durch, inwieweit in den Nachbarstädten attraktive Betriebe vorhanden sind und diese Kaufkraft binden können (etwa das große Möbelangebot in Bielefeld). Für die Sortimentsgruppe Medien (Unterhaltungselektronik, PC, Telekommunikation, Foto) kann in Herford dank der vorhandenen Angebotsstruktur ein nicht geringer Anteil von rd. 76 % der Kaufkraft gebunden werden. Gegenüber der letzten Untersuchung der GMA (vgl. GMA 2000: S. 72 f.) sind einige Eigen- bindungsquoten nahezu unverändert geblieben: 14  bei Nahrungs- und Genussmitteln lag die Eigenbindung im Jahr 2000 ebenfalls bei 95 %,  bei Drogeriewaren, bei Blumen/zoologischer Bedarf sowie bei Pflan- zen/Gartenbedarf lagen 2000 die Quoten in vergleichbarer Größenordnung. In Sortimentsgruppen, in denen Einrichtungshäuser derzeit stark am Markt agieren, zeich- nen sich allerdings Verschiebungen ab; die GMA hatte für Hausrat/Einrichtung/Möbel im Jahr 2000 noch etwa 81 % Eigenbindung festgestellt, während Stadt + Handel bei der Be- fragung im Oktober 2007 bei GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör nur eine Eigenbindung von rund 57 % und bei Möbeln rund 20 % ermitteln kann. Die Verschiebungen lassen sich einerseits durch stärker werdende Konkurrenzstandorte im Umland (etwa stärkere Bindungen des erst kurz vor der GMA-Untersuchung eröffneten I- KEA oder des erst 2006 eröffneten Möbelmarktes OSCA! 15 in Bielefeld) zurückführen, ande- rerseits auch durch den Verlust von Angebotsstandorten in Herford (etwa Schließung des Möbelmarktes an der Salzufler Straße). Der Verkauf via Internet oder Katalog fällt erfahrungsgemäß und so auch in Herford bei einzelnen Sortimenten wie etwa Büchern oder Haus-/Bett-/Tischwäsche zwar ins Gewicht, ist aber insgesamt im Rahmen bundesweit üblicher Werte und daher im Rahmen dieses Konzeptes (noch) zu vernachlässigen.

12 Sortimentsgruppen Bekleidung bis einschließlich Sportartikel/Fahrräder/Camping. 13 Die verbleibenden Sortimentsgruppen medizinische/orthopädische Artikel/Optik bis einschließlich Uh- ren/Schmuck. 14 Eine unmittelbare Vergleichbarkeit der GMA-Untersuchung mit der nun vorliegenden Haushaltsbefragung durch Stadt + Handel ist allerdings methodisch nicht durchgängig möglich, da die GMA abweichende Sor- timentsgruppenzusammensetzungen verwendet. 15 Unternehmensgruppe Zurbrüggen

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 26 Stadt + Handel

3.3.2 Umsatzermittlung, Zentralität und Einzugsbereich Die Ermittlung der aktuellen Umsätze im Herforder Einzelhandel basiert auf allgemeinen und für Herford spezifizierten angebots- wie nachfrageseitigen Eingangsparametern:  Als Ausgangsbasis der Umsatzermittlung werden die durchschnittlichen Flächenpro- duktivitäten der Vertriebsformen sowie spezifische Kennwerte einzelner Anbieter zu Grunde gelegt: Ein Datenportfolio von Stadt + Handel wird laufend entsprechend der Werte aus der aktuellen Handelsfachliteratur aktualisiert. Berechnet aus dem Verkaufsflächenbestand ergibt sich unter Berücksichtigung nachfrageseitiger Rah- menbedingungen (insb. des einzelhandelsrelevanten Kaufkraftniveaus in Herford und dem Einzugsbereich) eine Datenübersicht des Umsatzes im Herforder Einzelhandel.  Durch die Vor-Ort-Begehungen im Rahmen der Bestandserhebung kann die konkre- te Situation vor Ort berücksichtigt werden. So fließt die Qualität der jeweiligen mik- roräumlichen Standortrahmenbedingungen in die Umsatzberechnung ebenso mit ein wie die mit Blick auf das mögliche Umsatzpotenzial relevante Qualität der jeweiligen siedlungsstrukturellen Lage eines Betriebs (Stadtzentrum, Gewerbegebiet, etc.). Insgesamt lässt sich daher für Herford ein gesamtstädtischer Einzelhandelsumsatz von rund 392 Mio. € je Jahr ermitteln. Gut 40 % dieses Umsatzes wird durch die überwiegend kurz- fristigen Bedarfsgüter erzielt (vgl. nachfolgende Tabelle). Über ein Drittel des Umsatzes entfällt auf mittelfristige Bedarfsgüter und rund ein Fünftel auf die langfristigen Bedarfsgü- ter. Gemessen an der vorhandenen Kaufkraft ergibt sich gesamtstädtisch eine Umsatz- Kaufkraft-Relation (Zentralität) von 119 %. 16 Somit wird deutlich, dass trotz der dargestell- ten Kaufkraftabflüsse ins Umland der erzielte Umsatz deutlich über der vorhandenen örtli- chen Kaufkraft liegt – hierfür sind die bestehenden Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland ur- sächlich.

16 Bei einer Zentralität von über 100 % ist im Saldo der Kaufkraftabflüsse und -zuflüsse ein Nachfragezufluss anzunehmen, bei einem Wert unter 100 % ist im Saldo von Nachfrageabflüssen zugunsten des Umlandes auszugehen.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 27

Tabelle 999:9::: Umsatz und ZentralZentraliiiitättättättätskennwerteskennwerte WarengruWarengrupppppenpen VKF Umsatz KK nach BBE Zentralität VKF / EW Nahrungs- und Genussmittel (NuG) 32.960 127,2 120,2 106 % 0,49 Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apothe- 5.970 20,9 20,0 104 % 0,09 ken Blumen, zoologischer Bedarf 3.070 5,2 5,2 99 % 0,05 PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher 3.410 12,5 13,8 91 % 0,05 kurzfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 45.410 165,8 159,3 104 %%% 0,68 Bekleidung 20.200 64,6 32,8 197 % 0,30 Schuhe/Lederwaren 4.350 12,5 7,5 167 % 0,06 Pflanzen/Gartenbedarf 7.950 6,1 5,5 112 % 0,12 Baumarktsortiment i.e.S. 21.660 33,3 32,1 104 % 0,32 GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör 9.500 10,5 5,4 195 % 0,14 Spielwaren/Basteln/Hobby/ 1.960 6,2 6,7 92 % 0,03 Musikinstrumente Sportartikel/Fahrräder/Camping 2.230 5,8 5,8 102 % 0,03 mittelfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 67.850 139,0 95,6 145 %%% 1,01 Medizinische und orthopädische Arti- 1.630 6,8 5,0 137 % 0,02 kel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- 1.700 3,3 4,4 74 % 0,03 und Sonnenschutz Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche 2.930 4,9 4,1 119 % 0,04 Möbel 19.990 21,1 20,1 105 % 0,30 Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte 3.260 9,3 8,9 104 % 0,05 Medien 5.020 31,9 25,6 125 % 0,07 Uhren/Schmuck 800 5,3 3,5 149 % 0,01 Sonstiges 1.640 4,6 3,6 128 % 0,02 langfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 36.970 87,1 75,2 116 %%% 0,55 Gesamt 150.230 391,9 330,2 119 %%% 2,24 Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007, eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006

Herford kann im kurzfristigen Bedarfsbereich eine Zentralität von über 100 % erreichen, in den mittelfristigen Bedarfsgruppen sogar rund 145 % und im langfristigen Bedarfsbereich rund 116 %. Im mittelfristigen Bedarfsbereich werden Zentralitäten zwischen 92 % (Spielwa- ren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente) und 197 % (Bekleidung) erzielt. Im langfristigen Be- reich liegen sie zwischen 74 % (Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- und Sonnenschutz) und 149 % (Uhren/Schmuck). Die Zentralitätswerte sind eine wichtige Grundlage u. a. zur Ermittlung von absatzwirt- schaftlichen Ansiedlungspotenzialen und werden im Kap. 4.2 vertieft wieder aufgegriffen.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 28 Stadt + Handel

Tabelle 101010:10 : Zentralitätswerte von Herford und von Referenzstädten EinwEinwohnerohner Landesplanerische Zentralität Quelle ZentrZentraaaalitätsstufelitätsstufe

Herford 2003 65.000 Mittelzentrum 110 % BBE/Econ 2003: S. 97

Herford 2008 67.198 Mittelzentrum 119 % Stadt + Handel 2008

Bielefeld 322.000 Oberzentrum 129 % BBE/Econ 2003: S. 87 f.

Minden 83.000 Mittelzentrum 128 % CIMA 2006: S. 28

IbbenbIbbenbüüüürenrenrenren 52.000 Mittelzentrum 118 % Stadt + Handel 2008

Velbert 87.000 Mittelzentrum 90 % Stadt + Handel 2008

Bad Salzuflen 55.000 Mittelzentrum 76 % GfK PRISMA 2007: S. 35

Quelle: eigene Darstellung auf Basis der angegebenen Quellen; LEP NRW 1995

Im Vergleich mit regionalen und landesweiten Referenzstädten zeigt sich, dass Herford ak- tuell eine durchaus angemessene Zentralitätskennziffer aufweist, zumal  die Stadt stark im direkten Einflussbereich des Oberzentrums Bielefeld liegt  und die Region über eine hohe Dichte von Mittelzentren verfügt. Es ist dennoch fachgutachterlich als realistisch zu bewerten, diese Zentralität über mehrere Sortimentsgruppen und somit insgesamt noch zu steigern. Dieses kann sowohl durch eine stärkere Kaufkrafteigenbindung als auch durch stärkere Kaufkraftzuflüsse erfolgen. Eine nä- here Analyse dieser Steigerungspotenziale sollte im Übrigen sortimentsgruppenspezfisch erfolgen, da Herford in einigen Sortimentsgruppen bereits eine überdurchschnittliche Ver- kaufsflächenausstattung aufweist.

Kundenherkunft und Einzugsbereich von Herford Im direkten Umfeld der Stadt Herford sind einige Kommunen als Grundzentren ausgewie- sen, die sich auf Herford orientieren könnten (so z. B. und Enger).17 Hinzu kommen Nachbarstädte, die wie Herford landesplanerisch ebenfalls als Mittelzentren ge- kennzeichnet sind. Bielefeld, das nächste Oberzentrum, liegt nur rd. 15 Kilometer entfernt von Herford. Vorliegende Einzelhandelsuntersuchungen definieren für Herford jeweils einen Einzugsbe- reich, der Bad Salzuflen und Enger umfasst (vgl. folgende Abbildung). Die GMA sieht zu- sätzlich Enger, BBE/ECON zusätzlich Vlotho als zum Einzugsbereich gehörend. 18

17 Vgl. LEP NRW 1995 18 Beide Untersuchungen stützen sich auf eigens durchgeführte primärstatistische Erhebungen. Es ist nicht Ziel dieses Zentren- und Nahversorgungskonzepts, die vorliegenden Kundenherkunftsdaten präziser abzusi- chern oder methodisch zu ergänzen.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 29

Abbildung 777:7: EinzugsbereiEinzugsbereich ch von Herford Bad Oeynha uuusen 222 BüBüBü nnndedede Kirchle nnngern 303030 303030 LöLöLö hhhnenene

Hiddenha uuusen VlVlVl ooothothotho 222 Spe nnngegege EEEnnnger

HeHeHe rrrford Kall eeetaltaltal BaBaBa d Salzu ffflenlenlen WeWeWe rrrther

222 BBE/ECON 2003 Orientierung auf HF > 40 % LeLeLe mmmgogogo (aus Bad Salzuflen:Biel e-e-e- > 20 %) Leopoldsh öööhehehe GMA 2000 Steinh a-a-a- LLLaaagegege

Quelle: eigene kartografische Bearbeitung auf Grundlage von GMA 2000: S. 27 f.; BBE/ECON 2003: S. 86;

Für den Einzugsbereich von Herford kann daher festgehalten werden,  dass in beiden vorliegenden Gutachten ein jeweils vergleichsweise kleiner Einzugs- bereich ermittelt wurde, der nur je drei Nachbarkommunen umfasst,  dass somit rund 162.000 Einwohner im Einzugsbereich leben (vgl. folgende Tabelle),  und dass die im Einzugsbereich liegenden Kommunen nicht ausschließlich auf Her- ford orientiert sind, sondern zusätzlich auch auf das Oberzentrum Bielefeld und teil- weise auch auf die benachbarten Mittelzentren etwa entlang der A 30 (Überlagerung der Verflechtungsbereiche).

Tabelle 111111:11 : Einwohnerzahlen im Einzugsbereich der StStadtadt Herford Ort zentralörtliche FunFunk-k-k-k- Einwohner im EiEin-n-n-n- Einwohner im tion zugsbzugsbeeeereichreich nach EinzugEinzugssssbereichbereich BBE/ ECON nach GMA 2000 Herford Mittelzentrum 67.200 67.200 Bad Salzuflen Mittelzentrum 54.300 54.300 Enger Grundzentrum 20.100 20.100 Hiddenhausen Grundzentrum -- 20.500 Vlotho Mittelzentrum 19.900 -- Gesamt 161.500 162.100 Quelle: Stadt Herford 2007; Website Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW 2008, Stand 30.06.2007; gerundet auf 100 EW

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 30 Stadt + Handel

Über diesen Einzugsbereich hinaus können branchenspezifische Besonderheiten und/oder besondere Einkaufsqualitäten in Einzelfällen zu weiteren überörtlichen Verflechtungen und damit zu Kaufkraftzuflüssen führen. Zu solchen Besonderheiten zählen  Sortimente bzw. Branchen, die in Nachbarkommunen nicht oder nur in geringem Umfang angesiedelt sind,  bestimmte Betriebstypen, sofern sie in den Nachbarstädten unterrepräsentiert sind (z. B. SB-Warenhäuser, Factory-Outlet-Shops usw.),  ortsspezifische städtebauliche Qualitäten (Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, Er- lebniswert der Stadtstruktur). Sofern solche Besonderheiten für die weiteren Analyse- und Empfehlungsbausteine rele- vant sind, werden sie nachfolgend gesondert hervorgehoben.

3.3.3 Standortbewertungen aus Sicht der Kunden In der telefonischen Haushaltsbefragung und in den Experteninterviews wurden neben den Kaufkraftströmen ergänzend Aspekte qualitativer Art abgefragt. Diese qualitativen Ein- schätzungen runden die quantitativen Analysen u. a. hinsichtlich vermisster Sortimente und der Zufriedenheit mit dem Einkaufsstandort Herford ab.

Abbildung 888:8: Vermisste Angebote in Herford

70% 67%

60%

50%

40% 32% 30%

20%

10% 1% 0% Ja Nein Weiß nicht / keine Meinung Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Gibt es Artikel oder Angebote, die Sie beim Einkauf in Herford vermissen?

Es zeigt sich, dass nur ein Drittel der befragten Haushalte das Einzelhandelsangebot in Her- ford für ihren Bedarf ausreichend empfinden. Zwei Drittel der Befragten sind mit der ge- samtstädtischen Angebotssituation nicht vollends zufrieden und vermissen bestimmte Arti- kel oder Angebote in Herford. Welche Angebote im Detail vermisst werden, veranschaulicht die nachstehende Tabelle.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 31

Tabelle 121212:12 ::: Vermisste Angebote in Herford im Detail Vermisste Angebote Antworten (in %)

Kaufhaus, WarenWarenhaus,haus, EinkaufsceEinkaufscennnnterterterter 49 % Bekleidung 49 % Glas/Glas/PorzellanPorzellan 15 % Schuhe/Schuhe/LederwarenLederwaren 8 % Spielwaren/Basteln/Spielwaren/Basteln/MusikiMusikiMusikinnnnstrumentestrumente 7 % Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; n= 448 (= Anzahl der- jenigen, die etwas vermissen); Mehrfachnennungen möglich; Antworten beziehen sich auf diejenigen, die etwas vermissen; Frage: Welche Artikel oder Angebote vermissen Sie?

In erster Linie wird nicht ausschließlich ein bestimmtes Sortiment vermisst, sondern (auch) ein bestimmter Betriebstyp und eine damit einhergehendes Einkaufsqualität: das Kaufhaus oder Warenhaus als „Gemischtwaren-Haus“, in dem viele Sortimente in einem Hause er- worben werden können. Die befragten Herforder äußern dies sicherlich vor dem Hinter- grund des zum Zeitpunkt der Befragung bereits über mehrere Jahre leer stehenden Kauf- hofs. Zu den Sortimentsgruppen, die vermisst werden, zählt in erster Linie Bekleidung/Wäsche (genannt von 49 % der Befragten, die etwas vermissen). Mit Abstand folgt der Wunsch nach bestimmten Angeboten der Sortimentsgruppen Glas/Porzellan (15 %), Schu- he/Lederwaren (8 %) und Spielwaren, Basteln und Musikinstrumenten (7 %). In allen genannten vermissten Sortimentsgruppen fließt aktuell tatsächlich ein beträchtli- cher Teil der Herforder Kaufkraft ab (vgl. Abbildung 6); die Unzufriedenheit drückt sich so- mit (auch) im täglichen Einkaufsverhalten aus, wenngleich sicherlich ein gewisser Kaufkraft- verlust etwa an das Oberzentrum Bielefeld als erwartungsgemäß und auch bei besserer eigener Einzelhandelsausstattung als unveränderlich zu bewerten ist. Immerhin fließt in al- len als vermisst genannten Sortimenten deutlich Kaufkraft aus dem Umland zu, so dass im Saldo je vermisstem Sortiment noch immer ein hoher Bedeutungsüberschuss in Herford vorhanden ist (vgl. Tabelle 9). Welche dieser vermissten Angebote sich letztlich in Zukunft evtl. ausgebaut werden kön- nen, hängt nicht nur vom subjektiven Kundenwunsch, sondern von weiteren Faktoren ab. Ausschlaggebend sind zum Beispiel weiterhin  tiefer gehende Sortiments- oder Qualitätsmerkmale innerhalb der genannten Sorti- mentsgruppen (Teilsortimente wie z. B. Kinderbekleidung innerhalb der vermissten Bekleidungsangebote, oder ein bestimmter Zielgruppenbezug wie etwa Junge Mo- de/ Mode für Senioren usw. sowie bestimmte Ansprüche an Warenqualität, Bedie- nung, Service und Shoppingerlebnis),  die Stärke regionaler Konkurrenzstandorte (insbesondere des Oberzentrums Biele- feld),  sowie nicht zuletzt das rechnerische Marktpotenziale in Herford und im Einzugsbe- reich (diese werden in Kapitel 4.2 näher untersucht und dargestellt).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 32 Stadt + Handel

Die oben dargestellten Aussagen zu vermissten Angeboten stellen somit einen ersten Hin- weis auf eine Standortunzufriedenheit sowie auf Handlungspotenziale dar, die im Weiteren näher überprüft werden müssen.

Einkaufshäufigkeit Die Kundenzufriedenheit zu gewissen Einkaufsstandorten wird zusätzlich durch Angaben zur Veränderung der Einkaufshäufigkeit deutlich. 23 % der Befragten geben an, heute häu- figer im Herforder Stadtzentrum einzukaufen als vor drei Jahren, während aber 37 % das Angebot aktuell seltener in Anspruch zu nehmen meinen. Weitere 39 % sind der Meinung, gleich häufig im Stadtzentrum einzukaufen. In der Summe ist hieraus also eine aus subjekti- ver Kundensicht leicht rückgängige Einkaufshäufigkeit abzuleiten.

Abbildung 999:9::: Veränderung der Einkaufshäufigkeit der Herforder HaushalteHaushalte gegenüber dem Stadtzentrum in den letzten drei Jahren

1% 23% 39% 37%

0% 20% 40% 60% 80% 100% Häufiger Gleich häufig Seltener Bisher nie Keine Angabe / Weiß nicht Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Kaufen Sie im Vergleich zu den letzten drei Jahren häufiger…. ein in…?

Eine Besonderheit in Herford stellen die sog. Werks- bzw. Lagerverkaufsstellen dar. Hierzu geben immerhin 38 % der Befragten an, in der Vergangenheit dort noch nie eingekauft zu haben. Zudem wird im Saldo der subjektiv wahrgenommenen Kundensicht ein Rückgang der Einkaufshäufigkeit erkennbar (vgl. nachstehende Abbildung).

Abbildung 101010:10 : Veränderung der Einkaufshäufigkeit der Herforder Haushalte in den letzten drei Jahren gegenüber den Herforder FaFabbbbrikrikrikrik---- oder Lagerverkäufen

11% 19% 31% 38%

0% 20% 40% 60% 80% 100% Häufiger Gleich häufig Seltener Bisher nie Keine Angabe / Weiß nicht Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Kaufen Sie im Vergleich zu den letzten drei Jahren häufiger…. ein in…?

Auch das Werre-Center im nahe gelegenen Bad Oeynhausen und das Oberzentrum Biele- feld verzeichnen abnehmende Besucherzahlen aus Herford.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 33

Abbildung 111111:11 ::: Veränderung der Einkaufshäufigkeit der Herforder HausHaushalteHaus halte in den letzten drei Jahren gegenüber regregiiiionalenonalen Konkurrenzstandorten

Werre-Center in Bad 7% 13% 35% 44% Oeynhausen

Bielefeld 21% 24% 34% 20%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Häufiger Gleich häufig Seltener Bisher nie Keine Angabe / Weiß nicht Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Kaufen Sie im Vergleich zu den letzten drei Jahren häufiger…. ein in…?

Auch diese empirischen Untersuchungsergebnisse sind nicht singulär zu betrachten, son- dern stellen (nur) einen ersten Hinweis aus Kundensicht zur Stärke bestimmter Standorte dar. 19

Bewertung des Innenstadtzentrums aus Kundensicht Im Folgenden wird ein genauerer Blick auf das Innenstadtzentrum Herfords geworfen. Die Attraktivität des Innenstadtzentrums wird unter anderem durch folgende Faktoren aus Kundensicht mitbestimmt:  die Zufriedenheit mit der Vielfalt und Qualität des Warenangebotes  der „Bummelfaktor“  das Parkplatzangebot Die Haushaltsbefragung endete stets mit einer Befragung zur Gesamtzufriedenheit mit dem Innenstadtzentrum.

19 So sagen sie etwa noch nichts zu getätigten Ausgaben je Besuch oder zu den Gründen vermeintlicher Standortattraktivität oder -mängel aus.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 34 Stadt + Handel

Abbildung 121212:12 ::: Bewertung des Innenstadtzentrums aus Kundensicht

Das Warenangebot im Stadtzentrum von Herford ist 11% 29% 17% 35% 8% vielfältig.

Die Qualität der angebotenen Waren im Herforder Stadtzentrum 22% 48% 13% 13% 3% ist ausreichend.

Das Stadtzentrum von Herford 32% 37% 15% 12% 4% wirkt sauber und gepflegt.

Das Stadtzentrum Herford lädt zum 20% 27% 15% 28% 9% Bummeln und Verweilen ein.

Das Parkplatzangebot im Stadtzentrum von Herford ist 19% 25% 13% 22% 14% ausreichend.

Alles in allem gefällt mir das Stadtzentrum von Herford sehr 25% 38% 16% 17% 4% gut.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Ja, trifft voll zu Ja, trifft eher zu Unentschieden Nein, trifft eher nicht zu Nein, trifft gar nicht zu Keine Angabe Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Wie stark treffen fol- gende Aussagen auf das Innenstadtzentrum zu?

Deutliche Zufriedenheitswerte erreicht das Innenstadtzentrum aus Kundensicht insbesonde- re hinsichtlich der Warenqualität und der Sauberkeit im Zentrum (70 % bzw. 69 % der Be- fragten äußern sich positiv 20 ). Hinsichtlich der Bummel- und Verweilqualität ist ein leichtes Verbesserungspotenzial aus Kundensicht erkennbar: die Zahl der Zufriedenen und die der Unzufriedenen hält sich etwa die Waage.21 Gleiches trifft auf die Kundenbewertung zur ausreichenden Bemessung des Parkplatzangebotes sowie auf die Vielfalt der gebotenen Waren zu. Hier könnten bestimm- te Maßnahmen oder Angebote also zu einer Verbesserung der Kundenzufriedenheit führen. Zusammenfassend nach einem Gesamturteil befragt, äußern sich die befragten Haushalte mehrheitlich zufrieden (63 % gegenüber 21 % eher unzufriedenen Haushalten).22 Es kristalli- siert sich insgesamt also eine deutliche Kundenzufriedenheit heraus, die in den Teilaspek- ten Warenvielfalt, Stellplatzangebot sowie Bummel- und Verweilattraktivität noch erhöht werden könnte.

20 Positive Zustimmung = „trifft voll zu“ und „trifft eher zu“ 21 Wie diese Qualität verbessert werden kann, könnte u. a. in einem Innenstadt-Entwicklungskonzept erarbei- tet werden, in dem nicht nur auf Gestaltungsmerkmale des öffentlichen Raums, Sitzmöglichkeiten und Spielelemente eingegangen wird, sondern in dem auch die Nutzungsmischung zwischen Einzelhandel und Gastronomie sowie der für einen Einkaufsbummel notwendige Branchenmix und die zielgruppenspezifische Betriebstypenvielfalt thematisiert werden könnte. 22 In den flankierend durchgeführten Experteninterviews wurde diese insgesamt positive Einschätzung durch die befragten Fachleute bestätigt.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 35

3.43.43.4 Analyse und Bewertung der ZentrenZentrenstrukturstruktur In der folgenden städtebaulichen Analyse werden die relevanten Einzelhandelszentren hin- sichtlich städtebaulich-funktionaler Kriterien analysiert und in die Gesamtbewertung des Einzelhandels in Herford einbezogen. Wichtiger Bestandteil der städtebaulichen Analyse ist die Definition der sog. zentralen Versorgungsbereiche in Herford, also insbesondere des Innenstadtzentrums und der untergeordneten Nahversorgungszentren – und zwar zunächst bezogen auf den vorhandenen Bestand. An späterer Stelle werden – nach der Erörterung der übergeordneten Entwicklungsziele für den Einzelhandel – zusätzlich zielorientierte Empfehlungen für die künftige Weiterentwicklung der Zentren wie auch der sonstigen Standorte vorgestellt (vgl. Kapitel 5). Zuvor werden die aktuellen planungsrechtlichen Rahmenvorgaben und die erforderlichen Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche dargestellt. Eine zusammenfassen- de Bewertung aller Herforder Zentren einschließlich der Ableitung von Handlungserforder- nissen erfolgt in Kap. 3.7 in Form eines Zwischenfazits.

3.4.1 Zentrale Versorgungsbereiche: Planungsrechtliche Einordnung und Ab-A b-b-b- grenzungskriteriegrenzungskriteriennnn Die Innenstädte, die städtischen Nebenzentren bzw. die Nahversorgungszentren sind städ- tebaurechtlich und landesplanerisch ein Schutzgut im Sinne des BauGB, der BauNVO und des Landesentwicklungsprogramms (LEPro NRW). An ihre Bestimmung bzw. Abgrenzung werden also rechtliche Anforderungen gestellt, die sich aus diesen (neuerlich geänderten) bundes- und landesrechtlichen Normen sowie der sich darauf beziehenden aktuellen Recht- sprechung ergeben.

Neue Entwicklungen in Planungsrecht und Rechtsprechung Der Begriff der zentralen Versorgungsbereiche ist schon länger Bestandteil der planungs- rechtlichen Normen (§ 11 Abs. 3 BauNVO) und beschreibt diejenigen Bereiche, die aus städtebaulichen Gründen vor mehr als unwesentlichen Auswirkungen bzw. vor Funktions- störungen geschützt werden sollen. Durch das Europarechtsanpassungsgesetz Bau (E- AG Bau) wurde der Begriff im Jahr 2004 in den bundesrechtlichen Leitsätzen zur Bauleit- planung (§ 2 Abs. 2 BauGB) sowie den planungsrechtlichen Vorgaben für den unbeplanten Innenbereich neu verankert (§ 34 Abs. 3 BauGB). Durch die letzte Novellierung des BauGB zum 01.01.2007 wurde die „Erhaltung und Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche“ schließlich auch zum besonders zu berücksichtigenden Belang der Bauleitplanung erhoben (§ 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB), und das Sicherungs- und Entwicklungsziel für zentrale Versor- gungsbereiche berechtigt nunmehr zur Aufstellung vereinfachter Bebauungspläne nach § 9 Abs. 2a BauGB. Die im Juni 2007 beschlossene Änderung des Landesentwicklungsprogramms NRW (LEPro NRW) sieht ergänzend als Ziel der Landesplanung vor, dass bestimmte großflächige Einzel- handelsbetriebe nur noch in zentralen Versorgungsbereichen (Haupt- und Nebenzentren) angesiedelt werden dürfen; zugleich werden verschiedene Voraussetzungen an diese zent- Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 36 Stadt + Handel ralen Versorgungsbereiche formuliert (vgl. § 24 a Abs. 1 und 2 LEPro NRW). 23 Ebenso wie im Städtebaurecht zählt der Schutz zentraler Versorgungsbereiche zu den Zielen der Lan- desplanung (vgl. § 24 a Abs. 1 Satz 3 LEPro NRW). Einerseits zeichnet sich durch die Gesetzesnovellen ein erheblicher Bedeutungszuwachs des Schutzes zentraler Versorgungsbereiche im Bundes- wie auch im Landesrecht ab. Anderer- seits waren viele mit diesen Rechtsnormen verbundene – insbesondere unbestimmte – Rechtsbegriffe noch durch Auslegungsunsicherheiten in der Praxis und der täglichen An- wendung geprägt, die erst durch neuere relevante Urteile thematisiert und damit in Teilen deutlich konkretisiert wurden. 24

Kurzübersicht über die Festlegungskriterien Die Neufassung des Landesentwicklungsprogramms NRW regelt die Ansiedlung des groß- flächigen Einzelhandels zum Schutz der Versorgungsstruktur in den Zentralen Orten. § 24 a LEPro NRW verlangt von den Kommunen eine räumliche und funktionale Festlegung der Haupt-, Neben- oder Nahversorgungszentren als zentrale Versorgungsbereiche und legt Kriterien zur Abgrenzung fest. Zentrale Versorgungsbereiche sollen sich neben ihrer Wohnfunktion durch „ein vielfältiges und dichtes Angebot an öffentlichen und privaten Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen der Verwaltung, der Bildung, der Kultur, der Gesundheit, der Freizeit und des Einzelhandels und eine städtebaulich integrierte Lage innerhalb eines im Regionalplan dargestellten Allgemeinen Siedlungsbereichs und eine gu- te verkehrliche Einbindung in das öffentliche Personennahverkehrsnetz“ auszeichnen. 25 In der planerischen Praxis der Zentrendefinition ergibt sich in der Regel ein hierarchisch abgestuftes kommunales System aus einem Innenstadtzentrum, aus Nebenzentren und Grund- bzw. Nahversorgungszentren (vgl. folgende Abbildung), wobei dieses System bei Vorliegen von örtlichen Besonderheiten im Einzelfall modifiziert dargestellt werden kann. 26 Zusammen mit den übrigen Einzelhandelsstandorten im Stadtgebiet bilden die zentralen Versorgungsbereiche das gesamtstädtische Standortsystem.

23 Die Ziele der Landesplanung können in der kommunalen Bauleitplanung und der damit zusammenhängen- den Abwägung nicht zurückgestellt werden; sie sind zu berücksichtigen. 24 z. B. OVG Lüneburg, Urteil 1 ME 172/05 vom 30.11.2005; OVG Münster, Urteil 7 A 964/05 vom 11.12.2006; VG Gelsenkirchen, Urteil 10 K 6950/04 vom 03.05.2006; BVerwG, Urteil 4 C 7.07 vom 11.10.2007 25 Landesentwicklungsprogramm NRW § 24 a Absatz 2 26 So kann z. B. die Ebene der Nebenzentren fehlen; umgekehrt könnten insbesondere in Großstädten zusätz- liche Zwischenstufen benannt werden (z. B. Stadtbezirkszentren).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 37

Abbildung 131313:13 ::: Das hierarchisch abgestufte System der örtlichen zentralen VersorgungsbereVersorgungsberei-i-i-i- che (modellhaft)

Quelle: eigene Darstellung

Der Bundesgesetzgeber erläutert zu den zentralen Versorgungsbereichen, dass sich ihre Festlegung  aus planerischen Festsetzungen in Bauleitplänen und Festlegungen in Raumord- nungsplänen,  aus sonstigen städtebaulichen oder raumordnerischen Konzepten (also insbesondere Einzelhandels- und Zentrenkonzepten),  oder aus nachvollziehbar eindeutigen tatsächlichen Verhältnissen ergeben kann.27 In der städtebaulich-funktionalen Analyse dieses Konzeptes werden insgesamt folgende Aspekte berücksichtigt:  Warenspektrum, Branchenvielfalt, Dichte, Funktion und Anordnung des Einzelhan- delsbesatzes,  Dichte ergänzender öffentlicher wie privater Zentren- und Versorgungsfunktionen wie etwa Dienstleistungen und Verwaltung, Gastronomie, Bildung und Kultur,  städtebauliche Dichte sowie stadthistorische Aspekte,  Lage innerhalb des Siedlungsgebietes,  die verkehrliche Einbindung in das öffentliche Personennahverkehrsnetz, die ver- kehrliche Erreichbarkeit für sonstige Verkehrsträger, bedeutende Verkehrsanlagen für das Zentrum wie etwa Busbahnhöfe und Stellplatzanlagen,  sowie die Gestaltung und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes. Stärken und Schwächen der zentralen Versorgungsbereiche werden im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes ergänzend abgebildet bzw. bewertet. Zur Darstel-

27 Deutscher Bundestag 2004: S. 54 (Begründung zum Europarechtsanpassungsgesetz Bau 2004)

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 38 Stadt + Handel lung der Gesamtattraktivität der untersuchten zentralen Versorgungsbereiche werden Leer- stände von Ladenlokalen ebenfalls erfasst – sie verdichten qualitativ wie auch quantitativ die städtebaulich-funktionale Bewertungsgrundlage. 28 Die Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche kann zudem potenzielle und städtebaulich- funktional vertretbare Erweiterungsbereiche berücksichtigen.29 Eine sinnvolle und notwen- dige Begrenzung in ihrer Ausdehnung erfahren zentrale Versorgungsbereiche allerdings stets dadurch, dass Flächen, die nicht mehr im unmittelbaren städtebaulich-funktionalen Zusammenhang mit den zentralen Bereichen stehen und deren Entwicklungsoptionen nicht mehr zur Stärkung des zentralen Versorgungsbereichs als Ganzem beitragen würden, nicht in die zentralen Versorgungsbereiche einbezogen werden sollten.

Abbildung 141414:14 ::: Modellhaftes Schema einer inneren Differenzierung vonvon räumlichräumlich----funktionalfunktional geprägten Lagen innerhalb eines zentralen VersorgungsbereichVersorgungsbereichss

Quelle: eigene Darstellung

Die größeren zentralen Versorgungsbereiche (hier: das Innenstadtzentrum) können ergän- zend in innere Lagekategorien unterteilt werden, um die Zielgenauigkeit der Empfehlungen des Zentren- und Nahversorgungskonzeptes zu erhöhen (vgl. obige Abbildung). Wie in der Einleitung bereits angedeutet kommt dem Schutz der zentralen Versorgungsbe- reiche städtebaurechtlich, landesplanerisch und auch aus Gründen der Stadtentwicklungs-

28 Das Bundesverwaltungsgericht hat jüngst die Auffassung des OVG Münster bestätigt, wonach eine Verträg- lichkeitsbewertung von Vorhaben in Bezug auf zentrale Versorgungsbereiche im Einzelfall auch die konkrete städtebauliche Situation des betroffenen zentralen Versorgungsbereichs einbeziehen sollte, etwa wenn er durch Leerstände besonders empfindlich gegenüber zusätzlichen Kaufkraftabflüssen sei oder „wenn der außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs anzusiedelnde Einzelhandelsbetrieb gerade auf solche Sorti- mente abziele, die im zentralen Versorgungsbereich von einem ‚Magnetbetrieb’ angeboten würden, dessen unbeeinträchtigter Fortbestand maßgebliche Bedeutung für die weitere Funktionsfähigkeit eben dieses zentralen Versorgungsbereichs habe.“ BVerwG, Urteil 4 C 7.07 vom 11.10.2007 29 Die zukünftigen Entwicklungsoptionen und -empfehlungen für die zentralen Versorgungsbereiche werden im Zentren- und Standortkonzept (vgl. Kap. 5.1) erörtert.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 39 ziele eine hohe Bedeutung zu. Die räumlich abgegrenzten zentralen Versorgungsbereiche der Stadt Herford bilden daher die notwendige Grundlage zur Konkretisierung der bauleit- planerischen Umsetzungsempfehlungen in diesem Konzept.

3.4.2 Übersicht über die bestehende Zentrenstruktur Neben dem Innenstadtzentrum als dem wichtigsten städtischen Zentrum bilden vier weite- re Einzelhandelsagglomerationen sog. Nahversorgungszentren, die neben den Einzelhan- delsnutzungen auch über eine gewisse Nutzungsvielfalt und -dichte verfügen. Die vier Nah- versorgungszentren liegen im Norden (an der Mindener Straße), im Südosten (an der Salzufler Straße), im Süden (Elverdissen) sowie im Westen (Engerstraße/Westring). In der folgenden Tabelle wird deutlich, dass das Innenstadtzentrum ein weit über die ande- ren zentralen Versorgungsbereiche hinausgehendes Einzelhandelsangebot bereithält: rund 42 % der Einzelhandelsbetriebe sind dort zu finden. Die vier Nahversorgungszentren (NVZ) sind diesem Standortgewicht klar untergeordnet – so kommt das Angebot im NVZ En- gerstraße nur auf maximal 4 % aller Herforder Einzelhandelsbetriebe. Die übrigen drei NVZ verfügen über noch weniger Betriebe, wenngleich das NVZ Salzufler Straße durch seinen Besatz mit großflächigen Betrieben hinsichtlich der Verkaufsfläche das größte der vier NVZ ist.

Tabelle 131313:13 ::: Angebotsstruktur der bestehenden zentralen Versorgungsbereiche

InnensInnenstadtadtadtadt-t-t-t- NVZ Mindener NVZ NVZ SaSallllzuflerzufler NVZ zentrum StrStrStraStr aaaßeßeßeße EngerEngersssstraßetraße Straße ElveElverrrrdissendissen

Anzahl EinzelhaEinzelhan-n-n-n- 210 11 19 9 8 delsbdelsbeeeetriebetriebe

Anteil gesamgesamt-t-t-t- 42 % 2 % 4 % 2 % 2 % städtisch

Verkaufsfläche 33.280 2.010 4.430 5.960 1.560 [m²]

Anteil gesamgesamt-t-t-t- 22 % 1 % 3 % 4 % 1 % städtisch

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Fotos: Stadt + Handel

Allein anhand der Bestandsstruktur 30 bewertet ergibt sich also eine Zentrenhierarchie, die aus einem Haupt- und vier Nahversorgungszentren besteht. Die Nahversorgungszentren sind – gemessen an der Anzahl der Einzelhandelsbetriebe, dem Verkaufsflächenanteil und

30 Ergänzend zur rein bestandsorientierten Bewertung wird in Kap. 5.1 zudem die stadtentwicklungspolitische Zielperspektive in die Festlegung der künftigen Zentrenhierarchie und -funktionen einbezogen.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 40 Stadt + Handel demzufolge auch ihrer Versorgungsfunktion – deutlich dem Hauptzentrum nachgeordnet. Während im Innenstadtzentrum eine große Angebotsvielfalt (gemessen an der Zahl der Be- triebe nach Hauptbranche) erkennbar ist und das Angebot alle Fristigkeitsstufen abdeckt, generiert sich das Angebot in den vier Nahversorgungszentren im Schwerpunkt aus dem kurzfristigen Bedarfsbereich (vgl. folgende Tabelle).

TaTaTabelleTa belle 141414:14 ::: Anzahl der Betriebe nach Hauptbranche InnenstadInnenstadt-t-t-t- NVZ NVZ NVZ NVZ zenzenttttrumrumrumrum Mindener EngerEnger---- Salzufler ElveElverrrrdissendissen StrStrStraStr aaaßeßeßeße strstrstrastr aaaßeßeßeße Straße Nahrungs- und Genussmittel 33 5 11 6 5 Drogerie/Parfümerie/ 17 0 1 1 1 Kosmetik, Apotheken Blumen, zoologischer Bedarf 1 0 0 0 0 PBS, Zeitungen/ 14 0 2 0 1 Zeitschriften, Bücher Gesamter kurzfristiger BBe-e-e-e- 65 5 14 7 7 darfsbdarfsbeeeereichreich Bekleidung 51 0 1 0 0 Schuhe/Lederwaren 8 0 0 1 1 Pflanzen/Gartenbedarf 6 1 2 1 0 Baumarktsortiment i.e.S. 4 1 0 0 0 GPK/Hausrat/ 13 0 1 0 0 Einrichtungszubehör Spielwaren/Basteln/Hobby/ 10 0 0 0 0 Musikinstrumente Sportartikel/Fahrräder/ 4 0 0 0 0 Camping Gesamter mittelfristiger 96 2 4 2 1 BedarfsbBedarfsbeeeereichreich Medizinische und orthopä- 14 1 0 0 0 dische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/ Dekostoffe/Sicht- und 0 0 0 0 0 Sonnenschutz Bettwaren, Haus-/ Bett-/ 1 0 0 0 0 Tischwäsche Möbel 1 1 1 0 0 Elektro/Leuchten/ 1 0 0 0 0 Haushaltsgeräte Medien 17 2 0 0 0 Uhren/Schmuck 13 0 0 0 0 Sonstiges 2 0 0 0 0 GGGesamterGesamter langfristiger BBe-e-e-e- 49 4 1 0 0 darfsbdarfsbeeeereichreich Gesamt 210 11 19 9 8 Quelle: Einzelhandelbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; PBS: Papier/Bürobedarf/ Schreibwaren; GPK: Glas/Porzellan/Keramik

Neben diesen fünf zentralen Versorgungsbereichen existieren weitere Einzelhandelsagglo- merationen, die ein gewisses Gewicht aufweisen. Allerdings kann aufgrund der aus dem Bestand begründeten Merkmale dort noch nicht von zentralen Versorgungsbereichen im

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 41

Sinne der vorgestellten Festlegungskriterien gesprochen werden. Nähere Analyseaussagen zu solchen Agglomerationen folgen in Kapitel 3.5. Die einzelnen zentralen Versorgungsbereiche werden in den nachfolgenden Kapiteln näher analysiert und bewertet. Im Kapitel 5.1 werden abschließend sowohl Empfehlungen zu künftigen Versorgungsfunktionen der Zentren als auch die Optionen zur Weiterentwicklung der Zentren unter Berücksichtigung der übergeordneten Zielstellung und der gesamtstädti- schen Ansiedlungspotenziale näher dargestellt.

3.4.3 Standortmerkmale des InnenstadtzentInnenstadtzentrumsrums Das Innenstadtzentrum verfügt nicht nur über ein großes Einzelhandelsangebot, sondern weist auch wichtige Zentrenmerkmale wie städtebauliche Dichte, Nutzungsmischung, und nicht zuletzt stadtgeschichtlich und baukulturell bedeutsame Orte auf. Es liegt zentral im Siedlungsgebiet der Stadt und ist umfassend für die verschiedenen Verkehrsträger (Pkw, Bahn, Bus, Fahrrad) erschlossen.

Räumliche Ausprägung des Innenstadtzentrums Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die aus dem Bestand begründbare Definition des zentralen Versorgungsbereichs. Sie umfasst alle wesentlichen Bestandteile des histori- schen Stadtgrundrisses einschließlich der Fußgängerzone und weiterer bedeutender Zent- renfunktionen (Kirchen, Rathaus, Markthalle usw.). Auch die wichtigsten Stellplatzanlagen (Parkhäuser Tribenstraße und Saturn, Tiefgarage Sparkasse sowie mehrere ebenerdige Stellplatzanlagen) und der zentrale Bustreff (am Alten Markt) sind in dieser Zentrendefiniti- on enthalten. Die Abbildung zeigt diejenigen Bereiche mit dem höchsten Einzelhandelsbesatz (rote Kar- tierung), aber auch wichtige zentrenergänzende sonstige Funktionen (blaue Kartierung). Die Differenzierung verschiedener Lagequalitäten wird unten näher erläutert.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 42 Stadt + Handel

Abbildung 151515:15 ::: InnenInnenstadtzentr stadtzentrstadtzentrumum (Bestandsstruktur)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Angebotsschwerpunkte und Fristigkeitsstufen Der Schwerpunkt des Einzelhandelsangebotes im Innenstadtzentrum liegt gemessen an der Verkaufsfläche mit rund 12.000 m² im Bereich Bekleidung. Zweitstärkste Sortimentsgruppe ist - allerdings mit deutlichem Abstand – das Lebensmittelangebot, gefolgt von der Sorti- mentsgruppe Medien (Unterhaltungselektronik, PC, Telekommunikation, Foto).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 43

Abbildung 161616:16 ::: Einzelhandelsangebot nach VerkaVerkaufsufsufsufsflächefläche im Innenstadtzentrum

Nahrungs- und Genussmittel (NuG)

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen, zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

Bekleidung

Schuhe/Lederwaren

Pflanzen/Gartenbedarf

Baumarktsortiment i.e.S.

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

Med. und orthopädische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- und Sonnensch. Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche

Möbel

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Medien

Uhren/Schmuck

Sonstiges

0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Das Angebot generiert sich in der Summe überwiegend aus Sortimenten des mittelfristigen Bedarfsbereichs (vgl. folgende Abbildung). Dieses Angebot wird neben Bekleidung insbe- sondere durch die Branchen Schuhe/Lederwaren und Glas/Porzellan/Keramik/Hausrat/ Einrichtungszubehör gebildet. Aber auch Sortimente des langfristigen Bedarfsbereichs werden ergänzend immerhin zu rund einem Fünftel der Innenstadtverkaufsfläche angebo- ten. Die Angebote des gesamten kurzfristigen Bedarfs umfassen ebenfalls rund ein Fünftel der Verkaufsfläche.

Abbildung 171717:17 ::: Fristigkeitsstruktur nach VerkVerkaufsflächeaufsfläche im InnenstadtzenInnenstadtzentInnenstadtzen tttrumrumrumrum

11,1% 21,1% 10,5%

Nahrungs- und Genussmittel sonstiger kurzfristiger Bedarfsbereich 57,3% mittelfristiger Bedarfsbereich langfristiger Bedarfsbereich Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 44 Stadt + Handel

Magnetbetriebe Das Innenstadtzentrum ist mit mehreren sog. Magnetbetrieben ausgestattet, die bereits aufgrund ihrer Größe aus Kundensicht als bedeutend wahrgenommen werden und somit für die Angebotsstruktur prägend sind und als Frequenzbringer dienen. Im Wesentlichen sind dies Klingenthal, Saturn und H & M. Diese wichtigen Anbieter liegen unmittelbar in der Fußgängerzone, wobei Klingenthal und H & M im Kern der Hauptlage situiert sind und Sa- turn einen wichtigen Magneten am nördlichen Ende der Fußgängerzone bildet. Minipreis und Rewe zählen ebenfalls zu den fünf größten Einzelhandelsbetrieben, weisen allerdings jeweils schon deutlich unter 1.000 m² VKF auf. Wie Klingenthal und H & M liegen sie ebenfalls im Kern der Hauptlage (bzw. unmittelbar daran angrenzend). Sie wirken zwar auch als bedeutende Frequenzbringer, müssen aber ergänzend im Zusammenhang mit rund einem Dutzend weiterer Einzelhandelsbetriebe gesehen werden, die ebenfalls zwi- schen 500 und 1.000 m² VKF aufweisen.

Tabelle 151515:15 ::: Die fünf größten Einzelhandelsbetriebe im InnenstaInnenstadtzentrumdtzentrum

Betriebsname Hauptsortiment VKF [in mm²]²]²]²]

Klingenthal Bekleidung 5.900

Saturn Medien 2.900

HHH &&& MMM Bekleidung 1.800

Minipreis Nahrungs- und Genussmittel 900

REWE Nahrungs- und Genussmittel 800 Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; auf 100 m² gerundet

Vielfalt des Einzelhandelsangebotes Neben den wichtigen Magnetbetrieben bildet außerdem die große Vielfalt der Fachge- schäfte und Fachmärkte aus Kundensicht einen wichtigen Gunstfaktor. Herford kann – wie in Kapitel 3.4.2 bereits benannt – immerhin den hohen Anteil von 42 % aller Einzelhandels- betriebe bzw. über 200 Betriebe im Zentrum bieten. Diese Ausgangslage ist ein bedeuten- der positiver Strukturfaktor der Herforder Einzelhandelsstruktur. Ergänzend ist allerdings von Bedeutung, ob  die Betriebe alle Branchen ausreichend abdecken und ob  der Betriebstypenmix vielfältig ist. Tabelle 14 verdeutlicht, dass die Betriebe nach Hauptbranche fast alle Sortimentsgruppen abdecken und die Vielfalt innerhalb der Hauptbranchen recht hoch ist: es finden sich allein 51 Bekleidungsfachgeschäfte und -fachmärkte, zusätzlich z. B. 17 Betriebe mit Medien, 13 Betriebe mit Glas/Porzellan/Keramik/Hausrat/Einrichtungszubehör sowie ebenfalls 13 mit

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 45

Uhren und Schmuck (jeweils im Hauptsortiment). 31 Lediglich die Sortimentsgruppe Teppi- che/Gardinen/Dekostoffe einschließlich Sicht- und Sonnenschutz wird nicht durch einen ei- genständigen Betrieb vertreten, und auch gemessen an der Verkaufsfläche (als Randsorti- ment in anderen Betrieben) ist dieses Angebot im Innenstadtzentrum deutlich unterrepräsentiert. Relativierend muss allerdings betrachtet werden, dass diese Sorti- mentsgruppe auch in anderen Städten häufig eher außerhalb der Zentren zu finden ist (et- wa als Randsortiment in Möbel- und Einrichtungshäusern). Auch der Mix verschiedener Betriebstypen entscheidet über die Angebotsattraktivität aus Kundensicht. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Betriebstypenvielfalt für die drei größten Sortimentsgruppen im Innenstadtzentrum. Der Betriebstypenmix ist für den Kun- den insbesondere aufgrund der je Betriebstyp unterschiedlichen Ausprägung der Sorti- mentstiefe, der Bedien- und Angebotsqualität sowie des Preisniveaus relevant.

Tabelle 161616:16 ::: BetriebstypenBetriebstypenmix mix der drei nach VKF größten SortimentsSortimentsgruppenSortiments gruppen im InnenstadInnenstadt-t-t-t- zentzentrumrumrumrum

Betriebe mit dem Hauptsortiment…

…Bekleidung …Nahrungs- und Genussmittel …Medien (inkl. Lebensmittelhandwerk und (inkl. Unterhaltungselektronik, Getränke) PC, Telekommunikation, Foto)

 31 Bekleidungsfachge-  15 Lebensmittel-  12 Telekommunikations- schäfte (darunter Spezial- Fachgeschäfte Fachgeschäfte anbieter u. a. für Herren-, (darunter u. a. mehrere Ge-  2 Fachgeschäfte für Un- Damen- oder Kinderbeklei- tränkefachgeschäfte, terhaltungselektronik dung sowie für Wäsche) 1 Teefachgeschäft, 1 Reformwarenfachgeschäft,  1 Elektronik-Kaufhaus  13 filialisierte Fachgeschäf- 1 Fischfachgeschäft) te  1 Foto-Fachgeschäft  13 Betriebe des Lebensmit-  2 Textil-Fachmärkte  1 Fachgeschäft für PC- tel-Handwerks Zubehör  2 Textil-Kaufhäuser (darunter 10 Bäckereien/  ein 2te Hand-Fachgeschäft Konditoreien, 1 Bio-Bäcker und 2 Fleischereien)  ein 2te Hand-Warenhaus  3 Lebensmittel-Supermärkte  1 Textil-Discounter (darunter ein Biosupermarkt)

 1 Getränkefachmarkt

 1 Kiosk

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

In den drei größten Sortimentsgruppen ist exemplarisch abzulesen, dass ein angemessen hoher Betriebstypenmix vorhanden ist – neben der Betriebsanzahl ein weiterer wichtiger Indikator für konkurrenzfähige und abwechslungsreiche Angebote.

31 Die Vielfalt angebotener Sortimente stellt sich selbstverständlich als größer dar, wenn man nicht ausschließ- lich das Hauptsortiment der Betriebe analysiert: die Einzelhändler komplettieren in der Regel ihr Hauptsor- timent durch weitere Randsortimente.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 46 Stadt + Handel

ZeZeZentrenergänzendeZe ntrenergänzende Funktionen Zusätzlich zu den einzelhandelsrelevanten Nutzungen steigern Dienstleistungs- und Gastro- nomienutzungen die Attraktivität eines Innenstadtzentrums. Daher beziehen die Ziele der Landesplanung hinsichtlich der Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche öffentliche und private Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen explizit in die Bewertung der Nut- zungsdichte und -vielfalt ein (vgl. § 24 a LEPro NRW). In Herford wurden neben 210 Einzelhandelsbetrieben ferner rund 200 ergänzende Dienst- leistungs- und Gastronomienutzungen allein in Erdgeschosslage im Innenstadtzentrum kar- tiert. Besondere Bedeutung kommt den einzelhandelsnahen Dienstleistungen wie Banken und Sparkassen, Friseuren, Reisebüros, Reinigungen und z. B. Schneidereien zu. Es besteht prinzipiell eine wichtige Kopplungsbeziehung zwischen der Tätigung eines Einkaufs und dem Aufsuchen dieser Dienstleistungs- und Gastronomieangebote. Wie oben bereits erör- tert stellen größere Verwaltungsstellen, Schulen, Banken oder etwa die Post relevante Fre- quenzbringer für den Einzelhandel und alle übrigen Zentrennutzungen dar.

Lagedifferenzierung und Kundenläufe im Innenstadtzentrum Zur inneren Differenzierung der Herforder Innenstadt werden die Haupt- und Nebenlagen sowie die funktionalen Ergänzungsbereiche im zentralen Versorgungsbereich näher diffe- renziert (vgl. auch die kartografische Darstellung in Abbildung 15). Die Einordnung erfolgt anhand von städtebaulichen Merkmalen und der funktionalen Angebotsstruktur des Einzel- handels.

Abbildung 181818:18 : Hauptlage im Herforder Innenstadtzentrum

Quelle: Stadt + Handel

Als Hauptlage kann die „beste Adresse“ eines Geschäftsbereichs bezeichnet werden. Eine sehr hohe Handelsdichte sowie hohe Passantenfrequenzen sind hier charakteristisch. Die Hauptlage wird ergänzt durch weitere Einzelhandelsangebote in den Nebenlagen , wäh- rend die Nebenlagen eine geringere Einzelhandelsdichte aufweisen als die Hauptlage. Die Nebenlagen werden stärker als die Hauptlage auch durch weitere Zentrenfunktionen ge- prägt, wie etwa Dienstleistungsfunktionen und Gastronomie. Sie tragen zum Funktionieren des Innenstadtzentrums insgesamt wesentlich bei, da in ihnen wichtige Frequenzbringer und wichtige weitere Innenstadtfunktionen angesiedelt sind (z. B. die Markthalle oder viel- fältige gastronomische Einrichtungen).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 47

Abbildung 191919:19 : Nebenlagen im Herforder Innenstadtzentrum (hier: QuQuartierartier Radewig)

Quelle: Stadt + Handel

Weitere Bereiche komplettieren als sog. funktionale Ergänzungsbereiche den zentralen Versorgungsbereich Herfords. Sie umsäumen die Haupt- und Nebenlagen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Standorte für  Verwaltungseinrichtungen (z. B. Rathaus),  kulturelle Einrichtungen (z. B. Daniel-Pöppelmann-Haus),  Bildungseinrichtungen (z. B. Berufskolleg Löhrstraße und die Stadtbibliothek),  stadthistorisch relevante Areale (z. B. Münsterkirchplatz und das bauliche Ensemble der Kirchengemeinde St. Johannis-Baptist an der Komturstraße),  aber auch für einen weiteren deutlichen Einzelhandelsbesatz wie an der Rennstraße zwischen Johannisstraße und Mathildenhospital sowie im Bereich Holland.

Abbildung 202020:20 : Nebenlage und Ergänzungsbereich im Bereich RennRennstraßestraße

Quelle: Stadt + Handel

Diese funktionalen Ergänzungsbereiche innerhalb des zentralen Versorgungsbereichs ver- fügen über bedeutende zentrale Funktionen für die Bevölkerung Herfords. Ihr Zusammen- hang mit dem Zentrum spiegelt sich in einer noch deutlich gegebenen fußläufigen Distanz zur Hauptlage wider. Im Hinblick auf die Gesamtfunktionalität des zentralen Versorgungs- bereichs müssen diese funktionalen Ergänzungsbereiche daher berücksichtigt und in die Festlegung des zentralen Versorgungsbereichs einbezogen werden. Sie beinhalten einen

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 48 Stadt + Handel bedeutsamen Beitrag zur Funktionalität des Stadtkerns, indem diese zentrenergänzenden Funktionen auch als Frequenzbringer für das gesamte Innenstadtzentrum agieren und eine zusätzliche Nutzungsmischung des zentralen Versorgungsbereichs erzielen. Ein Kundenlauf ergibt sich im Wesentlichen entlang der Hauptfußgängerzone zwischen Lübberstraße, Neuer Markt, Höckerstraße, Linnenbauerplatz, Gehrenberg, Alter Markt und Bäckerstraße. Der gesamte weitere Verlauf ins Quartier Radewig (Radewiger Straße, Gän- semarkt, Steinstraße) verlängert diesen Lauf in Richtung Westen, wenngleich die Aabrücke eine Zäsur im Übergang zwischen Haupt- und Nebenlage markiert. Ein Rundlauf ergibt sich innerhalb der Hauptlage selbst, der oben beschriebenen Fußgän- gerzone, nicht unmittelbar – sie ist vielmehr linear ausgeprägt. Dieses ist gleichwohl nicht negativ zu bewerten, denn die lineare Struktur wird durch das Wechselspiel der unter- schiedlichen Straßenzüge und der Stadtplätze Alter und Neuer Markt sowie Linnenbauer- platz überaus interessant. Ein Einkaufsbummel durch diese Fußgängerzone bietet eine sehr abwechselungsreiche Abfolge verschiedener öffentlicher Räume, die zudem durch eine Vielzahl historischer Gebäude angereichert wird. Möglichkeiten zum Rundlauf ergeben sich allerdings mittelbar, indem die sog. Nebenlagen einbezogen werden. Vom Neuen Markt kann man entlang der Hämelinger Straße oder der Petersilienstraße zum noch vergleichsweise dichten Einzelhandelsangebot an der Berliner Straße gelangen, von dort über die Lübberstraße wieder zurück zum Neuen Markt. Ähnli- che, wenngleich begrenzte Rundläufe ergeben sich z. B. zur Markthalle (den Bogen der Eli- sabethstraße nutzend) und im Bereich Rennstraße/Bügelstraße (bzw. Passage zwischen Mi- nipreis und Gehrenberg). Das Quartier Radewig ist in seiner Gesamtheit ebenfalls mit einer eher linear wahrgenom- menen Einzelhandelsstruktur versehen, wenngleich auch hier eine interessante Abfolge un- terschiedlicher Stadträume die Linearität aufbricht: Aabrücke, die hinsichtlich Material und Straßenmöblierung hochwertig gestaltete Radewiger Straße, Fürstenauplatz, Gänsemarkt, Steinstraße. Zur vollständigen Abbildung von Kundenläufen sollten nicht nur die wesentlichen Einzel- handelsnutzungen zugrunde zu legen (zumal oben bereits dargestellt wurde, dass die Viel- zahl großer Magnetbetriebe aktuell eher begrenzt ist), sondern ergänzend auch die be- nannten sog. zentrenergänzenden Funktionen: so ist etwa das Rathaus ebenso ein „Kundenmagnet“ wie die Sparkasse und der Wochenmarkt. Auch die großen Stellplatzan- lagen sind Ausgangs- und Endpunkte der Kundenläufe und können ebenfalls als „Magne- ten“ betrachtet werden.

Ladenleerstand und TradingTrading----downdowndown----EffekteEffekte im Innenstadtzentrum Im Innenstadtzentrum standen zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme an verschiedenen Stellen insgesamt 44 größere und kleinere Ladenlokale leer. Dies entspricht einem Anteil von rund 10 % aller verfügbaren Ladeneinheiten. 32 Somit ist der Leerstand insgesamt zwar

32 Verfügbare Ladeneinheiten = genutzte Einzelhandelseinheiten + genutzte ladenähnliche Dienstleistungs- und Gastronomieeinheiten + Leerstand

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 49 quantitativ vergleichsweise hoch, andererseits müssen verschiedene Aspekte relativierend in die Bewertung einbezogen werden:  nur rund ein Fünftel dieser Leerstände liegen in der Hauptlage; d. h. die für den Ein- zelhandel so wichtige Fußgängerzone ist selbst nur marginal betroffen,  für einige als Leerstände erfasste Ladeneinheiten liegen aktuell bereits Nachnut- zungskonzepte vor bzw. wird ein Umbau durchgeführt,  Herford zeichnet sich durch ein Zentrum mit einer sehr großen räumlichen Ausdeh- nung aus; insofern sind Leerstände eine zu erwartende Begleiterscheinung dieser großen Ausdehnung. Der größte Leerstand zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme wird durch die ehemalige Kaufhof-Immobilie gebildet. Diese Immobilie hat einen Zugang von der Hauptlage aus (Hö- ckerstraße bzw. Linnenbauerplatz) sowie von der Brüderstraße, liegt aber ansonsten eher im rückwärtigen Bereich der Hauptlage. Der Leerstand ist damit weder besonders deutlich aus Kundensicht wahrnehmbar noch ein relevantes, den sonstigen Einzelhandelsbesatz der Hauptlage stark störendes Strukturproblem. Eine adäquate Nachfolgenutzung ist dennoch zeitnah wünschenswert. 33

3.4.4 Standortmerkmale der Nahversorgungszentren Wie in Kap. 3.4.2 bereits in der Übersicht beschrieben, sind in Herford neben dem Innen- stadtzentrum vier weitere, kleinere Einzelhandelsagglomerationen zu identifizieren, welche die Strukturmerkmale von zentralen Versorgungsbereichen tragen. Hinsichtlich ihrer Ange- botsstruktur und Versorgungsaufgabe sind sie allerdings nur für einen begrenzten Teilraum des Stadtgebiets von Relevanz und sollten daher als sog. Nahversorgungszentren klassifi- ziert werden. 34

Räumliche Ausprägung und verkehrliche Anbindung Die vier Nahversorgungszentren werden in der nachfolgenden Abbildung kartografisch veranschaulicht. Sie sind in ihrer räumlichen Ausdehnung deutlich begrenzt und weisen al- lesamt weder eigens gestaltete Fußgängerbereiche noch sonstige Bereiche mit besonderer Aufenthaltsqualität auf; sie sind vielmehr Ziel für die alltäglichen Versorgungseinkäufe und insofern – anders als das Innenstadtzentrum – primär funktional und weniger durch Stadt- gestalt oder besondere städtebauliche Merkmale geprägt. Jedes der Nahversorgungszentren liegt an einer bedeutenden überörtlichen Hauptver- kehrsstraße und ist zudem durch Buslinien im öffentlichen Personennahverkehr erschlossen.

33 Zur Kaufhof-Immobilie vgl. auch Exkurs in Kap. 5.1.4. 34 Zu den Kriterien für zentrale Versorgungsbereiche und zu rechtlichen Rahmenvorgaben zu ihrer Bewertung vgl. Kap. 3.4.1.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 50 Stadt + Handel

Abbildung 212121:21 ::: Die Nahversorgungszentren (NVZ) in Herford NVZ Mindener Straße NVZ Engerstraße

NVZ Salzufler Straße NVZ Elverdissen

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Angebotsmerkmale und MagnetbMagnetbeeeetriebetriebe Die Nahversorgungszentren verfügen gesamtstädtisch nur über geringe Betriebs- und Ver- kaufsflächenanteile. Gleichwohl sind in ihnen mehrere größere (teils auch großflächige) Ein- zelhandelsbetriebe angesiedelt, die als Frequenzbringer fungieren (vgl. nachfolgende Ta- belle). Das Einzelhandelsangebot wird stets ergänzt durch weitere Zentrenfunktionen (z. B. Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 51

Tabelle 171717:17 : Strukturdaten der Nahversorgungszentren in HHerforderford

NVZ Mindener NVZ NVZ Salzufler NVZ Straße EngerstrEngerstraaaaßeßeßeße Straße ElverdiElverdisssssensen

Anzahl EHEH----BetriBetriBetrieeeebebebebe 11 19 9 8

Anteil gesamtstägesamtstäddddtischtisch 2 % 4 % 2 % 2 %

VerkaufsflVerkaufsfläääächeche [m²] 2.010 4.430 5.960 1.560

Anteil gesamtstägesamtstäddddtischtisch 1 % 3 % 4 % 1 %

 Lidl  Aldi  Marktkauf  Edeka (Lebensmit- (Lebensmit- bzw. nach (Lebensmittel- teldiscounter) teldiscounter) Umfirmierung Supermarkt)  Aldi  Vabond E-Center  Markant (Lebensmit- (Fabrikverkauf (Verbraucher- (Lebensmittel- teldiscounter) Bekleidung) markt/SB- Supermarkt) Warenhaus)  EP Unger  Lidl EinzelhandelEinzelhandelssssbbbbetriebeetriebe (Medienfach- (Lebensmit-  Siemes- über 150 m² VKF geschäft) teldiscounter) Schuhcenter (Schuhfach-   Gebrüder Plus markt) Pennings (Lebensmit- (Pflanzen- teldiscounter)  Marktkauf Getränke fachmarkt)  Lösch Depot (Getränke- (Getränke- fachmarkt) fachmarkt)

AnzahAnzahll zentrenergäzentrenergän-n-n-n-  9 Betriebe  11 Betriebe  5 Betriebe  10 Betriebe zender Funktionen in Erdgeschosslage*

Quelle: Einzelhandelbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; * Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe inklusive Banken, Versicherungsbüros, Frisörhandwerk, Kosmetikbe- triebe, Reisebüros etc.; Fotos: Stadt + Handel

Das Warenangebot deckt in allen Nahversorgungszentren überwiegend den kurzfristigen Bedarfsbereich ab. Besonders deutlich wird dies im NVZ Elverdissen, in dem rund 96 % der vorhandenen Verkaufsfläche auf Sortimente wie etwa Lebensmittel, Drogeriewaren, Schreibwaren und Zeitungen entfallen. Im NVZ Salzufler Straße dagegen zählen nur rund 60 % der Verkaufsfläche zu den kurzfristigen Bedarfsgütern; ins Gewicht fallen hier der Schuhfachmarkt sowie einige Randsortimente des Verbrauchermarktes bzw. SB- Warenhauses, die den mittelfristig nachgefragten Bedarfsbereichen zuzuordnen sind. Tabelle 14 veranschaulicht je Sortimentsgruppe differenziert je Nahversorgungszentrum den Einzelhandelsbestand nach Betrieben und Hauptbranche; anhand der Tabelle und auch anhand der folgenden Abbildung kann der Sortimentsschwerpunkt im kurzfristigen Be- darfsbereich bestätigt werden.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 52 Stadt + Handel

Abbildung 222222:22 ::: FrisFristigkeitsstruktur tigkeitsstruktur der Nahversorgungszentren nach Verkaufsfläche

NVZ Mindener Straße NVZ Engerstraße NVZ Salzufler Straße NVZ Elverdissen 0,6% 5,0% 4,9% 3,2%

16,7% 28,9% 24,2% 40,9% 51,7% 36,7% 60,9% 11,4% 9,9% 79,5% 8,0% 17,4%

Nahrungs- und Genussmittel sonstiger kurzfristiger Bedarfsbereich mittelfristiger Bedarfsbereich langfristiger Bedarfsbereich

Quelle: Einzelhandelbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Hinsichtlich des Betriebstypenmixes im Bereich der Lebensmittelmärkte muss festgestellt werden, dass jedes Nahversorgungszentrum nur jeweils über einen bestimmten Betriebstyp verfügt. Derzeit vorhanden sind  im NVZ Mindener Straße zwei Lebensmitteldiscounter, aber kein Vollsortimenter,  im NVZ Engerstraße drei Lebensmitteldiscounter, aber kein Vollsortimenter,  im NVZ Salzufler Straße ein Verbrauchermarkt/SB-Warenhaus, aber kein Lebensmit- teldiscounter,  im NVZ Elverdissen zwei Lebensmittel-Supermärkte, aber ebenfalls kein Lebensmit- teldiscounter. Unterstellt man, dass aus Kundensicht eine Mischung aus einem Lebensmittel- Vollsortimenter (z. B. Supermarkt bzw. Verbrauchermarkt/SB-Warenhaus) und einem Le- bensmitteldiscounter attraktiv erscheint, um im Koppelungskauf sowohl von discountorien- tierten Angebotsstrukturen als auch von der umfassenden Warenvielfalt gleichzeitig zu pro- fitieren, so sollte näher geprüft werden, inwieweit die Betriebstypenvielfalt je Nahversorgungszentrum künftig ergänzt werden könnte. Inwieweit die Ausstattung mit Le- bensmittelbetrieben und -betriebstypen in den Stadtteilen aktuell dennoch insgesamt als angemessen anzusehen ist, wird nachfolgend in Kap. 3.6 näher untersucht. In Kap. 4.2 wird zudem dargestellt, inwiefern gesamtstädtisch noch absatzwirtschaftliches Ansiedlungspo- tenzial für gezielte Neuansiedlungen besteht, ohne dass es zu deutlichen Umsatzumvertei- lungen und zu städtebaulich-funktional unerwünschten Folgewirkungen durch Betriebs- schließungen kommt. In den Nahversorgungszentren Elverdissen und Engerstraße wurden zum Zeitpunkt der Be- standsaufnahme 3 bzw. 2 Ladeneinheiten als Leerstand erfasst. Sonstige Trading-Down- Effekte konnten nicht festgestellt werden, wenngleich potenziell Optionen zur Standort- aufwertung erkennbar sind. 35

35 So zum Beispiel stadtgestalterische oder städtebauliche Aspekte, Merkmale des Branchenmixes, der Standortprofilierung, des Pkw-, Rad- und Fußgängerverkehrs usw. Genauere Aussagen und Maßnahmen gehen über den Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes hinaus, können aber Bestandteil z. B. von integrierten Standortchecks bzw. Standort-Maßnahmenkonzepten sein.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 53

3.53.53.5 SSSonstigeSonstige StandortagglomerationenStandortagglomerationen:: Sonderstandorte Neben den beschriebenen Zentren sind im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungs- konzeptes weitere (größere) Einzelhandelsstandorte zu berücksichtigen, sofern diese in der gesamtstädtischen Perspektive eine Bedeutung für das Nahversorgungsgerüst oder als Er- gänzungsstandort zu den Zentren aufweisen. Diesen Standorten ist gemeinsam, dass sie zwar eine gewisse Einzelhandelsagglomeration darstellen (ggf. auch ergänzt um weitere einzelhandelsnahe Dienstleistungen oder sonstige Einrichtungen), dass sie aber gleichzeitig jeweils nicht die notwendigen Kriterien erfüllen, um aus dem Bestand heraus als sog. zent- raler Versorgungsbereich bewertet zu werden.

Einzelhandelsagglomerationen in nicht integrierter LageLage:: „„„Sonderstandorte„SonderstandorteSonderstandorte““““ Mehrere Standorte liegen als sog. Sonderstandorte in überwiegend städtebaulich nicht in- tegrierter Lage.36 Allgemein kann von Sonderstandorten dann gesprochen werden, wenn sie  nicht über die Ausstattungs- und Strukturmerkmale von zentralen Versorgungsberei- chen verfügen,  überwiegend durch großflächige Einzelhandelsbetriebe geprägt sind,  überwiegend nicht in Wohnsiedlungsbereiche eingebettet sind,  ganz überwiegend für den autoorientierten Großeinkauf genutzt werden,  nicht primär der Versorgung ihres Nahbereichs dienen, sondern wenn ihre Ange- botsstruktur insbesondere auf größere Stadtbereiche oder gar die gesamtstädtische oder überörtliche Versorgung ausgerichtet ist. Ein Zentren- und Nahversorgungskonzept sollte klarstellen, welche Versorgungsfunktion diese Standorte aktuell übernehmen (dieses geschieht im folgenden Abschnitt), und welche Aufgabenzuweisung und Aufgabenteilung im Rahmen eines ausgewogenen gesamtstädti- schen Zentren- und Standortkonzepts künftig sinnvoll erscheinen (dieses ist Teil der kon- zeptionellen Bausteine, vgl. Kapitel 5). Die folgende Tabelle veranschaulicht die sieben wichtigsten dieser Sonderstandorte. Es e- xistieren daneben weitere Standorte mit (großflächigem) Einzelhandel, allerdings weisen sie keine nennenswerte Bündelung/Agglomeration mehrerer Betriebe auf.

36 Zu den städtebaulich nicht integrierten Lagen zählen insbesondere gewerblich geprägte Gebiete; vgl. Glos- sar.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 54 Stadt + Handel

Tabelle 181818:18 : Strukturdaten der bestehenden Sonderstandorte in Herford

ckercker ckercker ße ße ße ße e e e e a a a a

straße straße straße straße straße straße straße straße kamp kamp kamp kamp

n n n n straße straße straße straße z z z z h h h h ß ß ß ß restr restr restr restr Feld Feld Feld Feld benb benb benb benb r r be be r r be be a a a a e e e e Deic Deic Deic Deic Gau Gau Gau Gau We We We We Kiebit Kiebit Kiebit Kiebit Go Go Go Go BünderBünder Straße Straße BünderBünder Straße Straße ImIm B B ImIm B B

Anzahl EH- 11 2 7 8 5 3 8 Betriebe

Anteil ge- 2 % < 1 % 1 % 2 % 1 % 1 % 2 samtstäd- tisch

Verkaufs- 9.300 11.625 5.675 6.100 8.300 2.200 9.375 fläche [m²]

Anteil ge- 6 % 8 % 4 % 4 % 6 % 1 % 6 % samtstäd- tisch

Größte EH- Marktkauf Marktkauf Kaufland Kaufland SB-Möbel Highlights Praktiker Betriebe Marktkauf Baumarkt KiK Hammer Boss (Möbel) E-Center am Stand- Getränke Tankstelle Tedi Tedi Polster Re- Dänisches Ultimo ort ckendorf Bettenla- Deichmann Tabakbör- KiK Getränke- ger Mephisto se Tedox markt Fressnapf Fressnapf

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Es fällt auf, dass Herford gegenüber Vergleichsstädten mit einer großen Anzahl solcher Standorte für großflächigen Einzelhandel ausgestattet ist, die allerdings jeweils nicht über 10.000 m² Verkaufsfläche aufweisen und daher vergleichsweise klein sind (Ausnahme: Im Babenbecker Feld: Marktkauf Baumarkt). Ein Vorteil dieser Herforder Angebotsstruktur liegt potenziell darin, dass diese Sonder- standorte aufgrund ihrer geringen Größe tendenziell gut in Wohngebietslagen zu integrie- ren sind. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die Standorte oft nur begrenzt in Wohnge- bietsnähe liegen oder aber durch städtebauliche Barrieren (z. B. Bahntrassen, Gewässer) von Wohngebieten teilweise geschieden werden. Ein Nachteil dieser Grundstruktur besteht darin, dass keiner dieser Sonderstandorte ein be- sonders deutliches Marktgewicht erreicht, sei es weil die Gesamtverkaufsfläche am Stand- ort relativ niedrig ist oder sei es weil (wie Im Babenbecker Feld) die Betriebsanzahl gering ist. Die aus Kundensicht nachfragewirksame Agglomerationswirkung bleibt also je Sonder- standort gering, wodurch die Versorgungsfunktion dieser Sonderstandorte überwiegend auf bestimmte Nahbereiche und/oder auf bestimmte Sortimentsgruppen begrenzt bleibt. Ein besonders starker Magnet, der auch auf überörtliche Kaufkraft zielt, bildet sich somit nicht aus. Aus Anbieter- wie auch aus Nachfragesicht ist zudem nachteilig zu bewerten, dass die Ver- kehrsanbindung nicht bei allen dieser Sonderstandorte angemessen ist. Die Leistungsfähig-

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 55 keit der Anbindung kann im Einzelnen nicht durch die Verfasser dieses Berichts geprüft werden; allerdings ist dennoch erkennbar, dass einige der Standorte nicht an überörtlichen oder zumindest wichtigen örtlichen Hauptverbindungsstraßen liegen, sondern in sog. „zweiter“ oder „dritter Reihe“ abseits der wichtigen Trassen. Die ortskundigen Nachfrager können diese Standorte gleichwohl gut auffinden, dennoch wird ein gewisses Potenzial zur Ausbildung einer auch überörtlich wirksamen „Adresse“ nicht erreicht. Bei allen aufgeführten Standorten ist zudem (überschlägig) kein kurzfristig verfügbares Flä- chenangebot für Neuansiedlungen und Erweiterungen zu erkennen. Hierbei ist als landes- planerische Zielvorgabe nicht zuletzt neuerdings 37 auch die Darstellung des Gebietsent- wicklungsplans zu beachten, denn ein Ausbau oder die Neuansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben ist nur noch im sog. Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) vorgese- hen (§ 24 a Abs. 3 LEPro NRW). Fünf der sieben oben genannten Sonderstandorte liegen gemäß aktuellem Gebietsentwicklungsplan allerdings in Bereichen für Gewerbe und Indust- rie (GIB). 38 Durch das Angebot von Nahrungs- und Genussmitteln sowie anderen zentrentypischen Sortimenten in nicht geringer Größenordnung (Bekleidung, Hausrat etc.) sind einige der Standorte als ernstzunehmende Konkurrenz für sowohl das Innenstadtzentrum als auch für benachbarte Nahversorgungszentren zu werten. Im konzeptionellen Teil dieses Berichts (vgl. Kap. 5.2) muss aus den beschriebenen Grün- den daher geklärt werden,  welche Standorte künftig ggf. eine stärkere Bedeutung erhalten sollten,  welche Standorte für potenzielle Neuansiedlungen in Frage kommen und welche Ansiedlungsprioritäten hierbei zu empfehlen sind,  wie die Sortimentsstruktur im Sinne eines ausgewogenen gesamtstädtischen Zent- ren- und Standortkonzepts gewinnbringender aufgestellt werden könnte und welche Funktionsteilung der Sonderstandorte mit den zentralen Versorgungsbereichen und der Nahversorgungsstruktur hierbei erreicht werden kann. In die Bewertung und Priorisierung werden die oben angesprochenen Kriterien „Standort- gewicht“, „Erschließung/Adressenbildung“, „Flächenverfügbarkeit/Erweiterungspotenzial“ und „Lagekategorie gem. Gebietsentwicklungsplan“ entsprechend einfließen.

3.63.63.6 Analyse der Nahversorgungsstruktur in Herford Aufgrund der hohen Bedeutung der Nahversorgungsangebote für das tägliche Versor- gungsverhalten der Bürger wird die Nahversorgungsstruktur in Herford vertieft analysiert. Im Blickpunkt steht hierbei, ob und inwieweit die Nahversorgung insbesondere flächende- ckend in den Wohngebieten gewährleistet wird.

37 seit Inkrafttreten des § 24 a LEPro NRW im Juni 2007 38 Vgl. Bezirksregierung Detmold 2004

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 56 Stadt + Handel

Die Nahversorgungsangebote unterliegen bundesweit einem rasanten Strukturwandel, der verbunden ist mit Standortaufgaben bzw. -verlagerungen, Betriebserweiterungen und Ver- änderungen der Betriebstypen. Als Folge des Strukturwandels wächst zwar in der Regel die Verkaufsflächensumme insbesondere bei Nahrungs- und Genussmitteln, durch die Konzent- rationsprozesse auf weniger Standorte reduziert sich allerdings gleichzeitig die flächende- ckende Angebotsdichte. Neue strukturell unterversorgte Wohngebiete sind nicht selten ei- ne stadtentwicklungspolitisch ungewünschte Auswirkung – und dies nicht nur in ländlich strukturierten Räumen, sondern auch in Ballungsräumen und Großstädten. In diesem Leistungsbaustein wird insbesondere die Frage geklärt, welche Siedlungsberei- che aktuell bereits nicht ausreichend mit Nahversorgungsangeboten versorgt werden bzw. in welchen Bereichen diese kurz- bis mittelfristig wegbrechen könnten. Im instrumentellen, umsetzungsbezogenen Teil dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes werden die konzeptionellen Empfehlungen zur Sicherung und Fortentwicklung der Nahversorgungs- struktur für Herford zusammengefasst (vgl. Kap. 5.2).

Gesamtstädtische Angebotsdaten zur Nahversorgung Herford verfügt gesamtstädtisch über eine sehr gute quantitative Ausstattung im Bereich Nahversorgung. So liegt z. B. die durchschnittliche Verkaufsfläche je Einwohner mit 0,49 m² Verkaufsfläche über dem Bundesdurchschnitt von rund 0,35 m² (vgl. folgende Tabelle). Die erreichte Eigenbindung weist darauf hin, dass nur wenig Kaufkraft für die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel in umliegende Kommunen abfließt. Andersherum formuliert: das Warenangebot ist quantitativ und qualitativ derart gut, dass die Herforder Bürger sich nicht im Umland versorgen müssen. Die Zentralitätskennziffer von 106 % verdeutlicht zu- dem, dass Herford über das Stadtgebiet hinaus in dieser Sortimentsgruppe auch eine Ver- sorgungsfunktion für das Umland einnimmt.

Tabelle 191919:19 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Herford Einwohner 67.198

Verkaufsflächenausstattung NuG 32.960 m² VKF

VKFVKF----AusstattungAusstattung je Einwohner 0,49 m² VKF/EW (im Bundesschnitt etwa 0,33 – 0,35 m²)

Jahresumsatz NuG rd. 127,2 Mio. €

Eigenbindung NuG rd. 95 %

Zentralitätskennziffer NuG rd. 106 %

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006

Trotz der sehr guten quantitativen Ausstattungsdaten wird nachfolgend ein genauerer Blick auf die Stadtteile geworfen, um die räumliche Versorgungsqualität stadtteilbezogen zu be- werten und um ggf. Versorgungslücken im Nahbereich zu identifizieren.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 57

Verkehrsmittelwahl Als Ergebnis der für dieses Konzept durchgeführten Haushaltsbefragung ist festzustellen, dass zwar rund drei Viertel der Befragten beim Einkauf von Lebensmitteln und Drogeriewa- ren regelmäßig auf ein Auto zurückgreifen können. Umgekehrt ist allerdings rund ein Vier- tel der Befragten auf eine Versorgung im Nahbereich angewiesen, wenn nicht für die tägli- che Nahversorgung weite Wege per Rad oder mit dem Bus zurückgelegt werden sollen. Zudem ist hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl zu bedenken, dass auch die Haushalte mit derzeitiger regelmäßiger Autoverfügbarkeit im Krankheitsfalle 39 oder im Alter 40 künftig ganz oder teilweise nicht (mehr) auf das Auto zurückgreifen können oder möchten. Der Wert einer wohnungsnahen Grundversorgung wird insofern gegenüber der heutigen Situa- tion noch steigen.

Abbildung 232323:23 ::: Verkehrsmittelwahl für den Einkauf von LebensmittelLebensmittelnn und Drogeriewaren

0,4% 0,1% 4,9% 9,1%

6,4%

0,4%

78,6%

Zu Fuß Fahrrad Motorrad / Moped Auto / sonstiges Kfz Bus Bahn Keine Angabe Quelle: Telefonische Haushaltsbefragung i. A. von Stadt + Handel 10/2007; Frage: Welches Ver- kehrsmittel nutzen Sie in der Regel für den Einkauf von Lebensmitteln und Drogeriewaren?

Versorgungskriterien für die Nahversorgung In die Analyse der Nahversorgungsangebote werden alle Lebensmittelmärkte mit über 400 m² Verkaufsfläche eingestellt, da anzunehmen ist, dass ab dieser Angebotsgröße ein ausreichendes Vollsortiment insbesondere der Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genuss- mittel handelsseitig bereitgestellt werden kann. Die nachfolgende Abbildung veranschau- licht das derzeitige Grundgerüst der Lebensmittel-Nahversorgung für das Stadtgebiet von Herford.

39 vorübergehender Verlust der Fahrtüchtigkeit 40 dauerhafter Verlust der Fahrtüchtigkeit oder freiwilliger Verzicht auf das Fahren zugunsten höherer Sicher- heit

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 58 Stadt + Handel

Abbildung 242424:24 : Die Nahversorgungsstruktur unter Berücksichtigung städtebaulicherstädtebaulicher Barrieren

Kaufland NP NiedrigPreis

Edeka

Markant

Plus Aldi

Aldi Lidl

Kaufland Lidl Edeka

Netto

SuperBioMarkt Marktkauf Rewe

Plus Minipreis

Centa NP NiedrigPreis

Marktkauf/ E-Center

Aldi

Edeka Lebensmittel-Märkte: 400 – 800 m² VKF Markant >800 – 1500 m² VKF >1500 – 3000 m² VKF >3000 m² VKF Nahbereich Lebensmittel-Markt (r = 500 m)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Um die Versorgungsqualität und die räumliche Erreichbarkeit der Angebote zu verdeutli- chen, sind die Nahbereiche der relevanten Lebensmittelmärkte mit einem Radius von 500 m Luftlinie um die Angebotsstandorte herum gekennzeichnet.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 59

 Sofern Siedlungsbereiche in einem solchen Nahbereich liegen, kann dort von einer ausreichenden Nahversorgung ausgegangen werden. 41  In Gebieten außerhalb dieser Nahbereiche ist die Nahversorgungssituation hinsicht- lich der räumlichen Erreichbarkeit bereits als nicht mehr optimal zu werten. Die nachstehende Abbildung veranschaulicht die gesamtstädtische Nahversorgungs- struktur in Herford.

NahversorgunNahversorgungsstrukturgsstruktur im Bezirk Zentrum Im Stadtbezirk Zentrum sind vier Lebensmittelmärkte über 400 m² VKF vorhanden: Markt- kauf am Deichkamp, Rewe, Minipreis sowie der SuperBioMarkt. Weitere 40 Betriebe führen Nahrungs- und Genussmittel im Hauptsortiment (etwa Bäckereien, Lebensmittel- Fachgeschäfte, Getränkemärkte). Zusammen mit den weiteren Lebensmittelangeboten, die als Randsortiment in Nicht-Lebensmittelgeschäften geführt werden (etwa Getränkeangebo- te in Drogerien), ergibt sich eine sortimentsspezifische Verkaufsfläche von 8.320 m².

Abbildung 252525:25 ::: NahversorgungNahversorgungsstruktur sstruktur im Bezirk Zentrum

SuperBi oooMarkt Rewe Minipreis Mar kkktkauf

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Der Bezirk übernimmt in der Sortimentsgruppe NuG eine Versorgungsfunktion, die weit über das Zentrum selbst hinausgeht: einerseits aufgrund der genannten großen Vielzahl der (teils hoch spezialisierten) Betriebe, andererseits auch aufgrund der sehr guten Ausstattung mit großen Lebensmittelmärkten. Der Bezirk weist in der Umsatz-/Kaufkraftrelation eine Zentralität von über 200 % aus (vgl. nachfolgende Tabelle).

41 Eine Luftlinienentfernung von 500 m wird allgemein als Kriterium der Versorgungsqualität angenommen, da diese Entfernung einer Wegelänge von bis zu rund 700 m bzw. einem Zeitaufwand von rund 10 Gehminu- ten entspricht, vgl. hierzu Einzelhandelserlass NRW 1996: Nr. 2.3.1.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 60 Stadt + Handel

Drei der vier großen Lebensmittelmärkte liegen im zentralen Versorgungsbereichen Innen- stadtzentrum und wirken als Frequenzbringer stabilisierend und begünstigend für die un- mittelbar benachbarten Einzelhandelsbetriebe im Innenstadtzentrum. Neben der quantitativen ist auch die qualitative Ausstattung durch den vorhandenen Be- triebstypenmix als durchaus positiv zu bewerten. Ein Defizit in der fußläufig erreichbaren Versorgung im Nahbereich besteht nicht (vgl. Abbildung), zumal der Bezirk Zentrum auch durch benachbarte nahe Lebensmittelmärkte teilweise mitversorgt werden kann (so z. B. durch den Verbrauchermarkt an der Goebenstraße).

Tabelle 202020:20 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Bezirk Zentrum

Bezirk Zentrum Einwohner 8.157 Betriebsanzahl (NuG im HauptsortHauptsortiiiiment)ment) 44 VKF NuG [m²] 8.320 Umsatz NuG [Mio. €/a] 31 KK NuG [Mio. €/a] 14,6 StadtStadtteilteilteil----ZentralitätskennzifferZentralitätskennziffer NuG 211 % Betriebstypenmix 1 SB-Warenhaus 2 Supermärkte 1 Bio-Supermarkt Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Nahversorgungsstruktur in der Radewiger Feldmark In der Radewiger Feldmark bieten derzeit 20 Einzelhandelsbetriebe im Hauptsortiment Nahrungs- und Genussmittel an: von der Fleischerei über Tankstellenshops und Lebensmit- teldiscounter bis zum Verbrauchermarkt (Kaufland) als größtem Anbieter im Stadtteil. Mit drei Lebensmitteldiscountern sowie dem Verbrauchermarkt ist der Stadtteil insgesamt quantitativ sehr gut ausgestattet. Gemessen an der einwohnerrelatierten Kaufkraft ist der Stadtteil mit Lebensmittelmärkten mehr als ausreichend ausgestattet (Zentralitätswert: 155 %).

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 61

Tabelle 212121:21 ::: AusstattungAusstattungskennziffern skennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Radewiger Feldmark

Radewiger Feldmark Bezirk En- Bezirk gerstraße Im kleinen Felde Summe Einwohner 3.491 5.388 8.879 Betriebsanzahl (NuG im HauptsoHauptsor-r-r-r- 7 13 20 timent) VKF NuG [m²] 3.010 2.700 5.700 Umsatz NuNuGG [Mio. €/a] 12,0 12,5 24,5 KK NuG [Mio. €/a] 6,2 9,6 15,9 StadStadtteiltteiltteil----ZentralitätskennzifferZentralitätskennziffer 194 % 130 % 155 % NuG Betriebstypenmix 1 Verbrauchermarkt 3 Lebensmitteldiscounter Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Abbildung 262626:26 ::: Nahversorgungsstruktur RRRadewigerRadewiger Feldmark

Kau fffland

Plus Aldi Lidl

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Hinsichtlich der Versorgungsqualität lassen sich folgende Aspekte feststellen:  Ein Defizit der Versorgung im Wohnungsnahbereich (vgl. vorstehende Abbildung) ist nur marginal entlang des Benter Wegs und der Bünder Straße zu erkennen. Aller- dings sind diese Bereiche nur vergleichsweise gering besiedelt, und gleichzeitig ist – wenn man von der Barrierewirkung der Bahntrasse absieht – der Verbrauchermarkt

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 62 Stadt + Handel

an der Goebenstraße verhältnismäßig gut zu erreichen. Ein Handlungsbedarf zur Verbesserung der Nahraumversorgung besteht daher nicht.  Die drei Lebensmitteldiscounter sind innerhalb des zentralen Versorgungsbereichs an der Engerstraße angesiedelt und stellen ein bedeutendes Angebotsegment in diesem Nahversorgungszentrum dar.  Der Betriebstypenmix im Stadtteil könnte um einen Lebensmittel-Supermarkt berei- chert werden. Damit allerdings eine Supermarktansiedlung aufgrund der Ausstat- tungskennziffern dieses Stadtteils zu keinen deutlichen Umsatzverlagerungen inner- halb des Stadtteils und auch darüber hinaus führt, sollte diese nur unter sorgfältiger Analyse der damit verbundenen Auswirkungen 42 ins Auge gefasst werden. Es wird zudem empfohlen, diese Ansiedlung als Verlagerungsoption bei einer Betriebs- schließung durchzuführen, als Standort für den Supermarkt sollte das Nahversor- gungszentrum Engerstraße vorbereitet werden.  Der Verbrauchermarkt (Kaufland) hat aufgrund seiner Lage in einem eher gewerblich geprägten Siedlungsbereich nur eine äußerst geringe Bedeutung für die wohnungs- bezogene Nahversorgung.

Nahversorgungsstruktur in der Neustädter Feldmark Die Versorgungsstruktur in der Neustädter Feldmark ist als überaus ausgewogen zu be- zeichnen. In der Summe verfügt der Stadtteil über eine sortimentsspezifische Zentralität von nahezu 100 % bei Nahrungs- und Genussmitteln – ein deutliches Indiz für eine quantita- tiv sehr gut ausgestattete Angebotsstruktur.

42 Städtebauliche Auswirkungen, etwa ungewünschte Betriebsschließungen in zentralen Versorgungsberei- chen oder Störungen der flächendeckenden wohnortnahen Versorgung.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 63

Tabelle 222222:22 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Neustädter Feldmark Neustädter Feldmark

Bezirk Bezirk Bezirk Im großen Bezirk Bezirke 43-47 Eimterstraße Nordstadt Vorwerk Stiftberg und 91 Summe Einwohner 4.204 5.760 3.925 4.356 7.989 26.234 Betriebsanzahl 17 0 9 7 11 44 (NuG im HaupHaupt-t-t-t- sortsortiiiiment)ment) VKF NuG [m²] 6.590 10 1.970 1.330 2.640 12.540 Umsatz NuG 26,0 0,1 7,5 4,5 9,5 47,0 [Mio. €/a] KK NuG [Mio. 7,5 10,5 7,0 8,0 14,0 47,0 €/a] StadtStadtteilteilteil---- 343 % 1 % 106 % 60 % 65 % 101 % ZentralitätskenZentralitätskenn-n-n-n- ziffer NuG BetriebstypeBetriebstypennnnmixmix 2 SB-Warenhäuser 1 Verbrauchermarkt 1 Supermarkt 4 Lebensmittel- Discounter

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Im Detail tragen acht Lebensmittelmärkte mit je über 400 m² VKF zur Versorgung im Nah- bereich der Wohnsiedlungen bei.  Struktureller Handlungsbedarf zur Verbesserung der Versorgungssituation im Nah- bereich besteht nicht, da nur sehr kleine Siedlungsbereiche nicht innerhalb der 500 m-Radien der Lebensmittelmärkte liegen.  Diese kleineren Bereiche liegen im Bereich der Oberingstraße und im Bereich Wald- frieden. Dort sind rund 2.500 bis 3.000 Einwohner derzeit nicht adäquat im Nahbe- reich versorgt. Aufgrund der für heutige Anbieteranforderungen eher geringen Ein- wohnerzahl und aufgrund der Standortstruktur der Konkurrenzstandorte wird eine kurzfristige Schließung der Nahversorgungslücke nicht als wahrscheinlich angesehen. Gegebenenfalls ist mittel- bis langfristig die Ansiedlung eines Nahversorgungsla- dens 43 möglich.  Der Betriebstypenmix in der Neustädter Feldmark ist insgesamt sehr ausgewogen.  Drei der acht Lebensmittelmärkte liegen in zentralen Versorgungsbereichen und tra- gen somit zur Zentrenbildung bei; die Mehrheit der Lebensmittelmärkte verfügt über Standorte in den Wohngebieten und trägt zur dezentralen, aber flächende- ckenden Versorgung bei.

43 Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche deutlich unter 800 m² und einer spezialisierten Ausrichtung zur Schließung von Nahversorgungslücken.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 64 Stadt + Handel

 Die nahräumliche Versorgungsfunktion der SB-Warenhäuser und des Verbraucher- marktes ist nur suboptimal, da ihre Standorte deutlich auch von gewerblichen Nut- zungen und somit nur zum Teil von zu versorgenden Wohngebieten umgeben sind.

Abbildung 272727:27 ::: Nahversorgungsstruktur Neustädter Feldmark

NPNPNP . Niedrig Preis

MaMaMa rrrkant

Aldi Kau fffland Lidl EdEdEd eeekakaka

Netto

Mar kkktkauf /// EEE-E---CenterCenter

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Nahversorgungsstruktur in der Altstädter Feldmark Südlich der Innenstadt sind rund 8.500 Einwohner wohnortnah zu versorgen. Dies wird durch vier Lebensmittelmärkte mit einem jeweils eigenständig attraktiven Grundangebot gut gewährleistet. Die Umsatz-Kaufkraft-Relation beträgt rund 96 %. Zwei (kleinere) Super- märkte und zwei Discounter sorgen zusammen mit 12 weiteren Lebensmittelanbietern für einen geeigneten nachfragegerechten Betriebstypenmix. In der räumlichen Verteilung der vier Lebensmittelmärkte (vgl. nachfolgende Abbildung) zeigt sich, dass die Altstädter Feldmark insgesamt gut räumlich versorgt wird. Lediglich ein kleinerer Siedlungsbereich südwestlich der B 239 (z. B. am Altensenner Weg) werden nicht adäquat im Nahraum (< 500 m Radius) erreicht. Dass dieses (geringe) Versorgungsdefizit durch eine Neuansiedlung eines Marktes behoben werden kann, muss angesichts der ge- ringen Bewohnerzahlen in diesem Bereich bezweifelt werden. Insofern ergibt sich für die Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 65

Altstädter Feldmark insgesamt kein Handlungsbedarf zur Verbesserung der Nahversor- gungsstruktur, allenfalls die Wahrung dieser ausreichenden Ausstattung kann als stadtpla- nerische Aufgabenstellung verstanden werden.

Tabelle 232323:23 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Altstädter Feldmark Altstädter Feldmark Bezirk Bezirk Kirschengarten Sennenbusch Summe

Einwohner 3.129 5.323 8.452 Betriebsanzahl (NuG im HauHauptsortptsortptsorti-i-i-i- ment) 8 8 16 VKF NuG [m²] 1.940 1.700 3.640 Umsatz NuG [Mio. €/a] 8,5 6,0 14,5 KK NuG [Mio. €/a] 5,6 9,5 15,1 StadStadtteiltteiltteil----ZentralitätskennzifferZentralitätskennziffer NuG 150 % 64 % 96 % Betriebstypenmix 2 Supermärkte 2 Lebensmittel-Discounter Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Abbildung 282828:28 ::: Nahversorgungsstruktur Altstädter FeldmaFeldmarkrkrkrk

Plus CeCeCe nnntatata NP. Niedrig Preis

Aldi

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 66 Stadt + Handel

Nahversorgungsstruktur in Herringhausen In Herringhausen ist die wohnortnahe Grundversorgung insbesondere aufgrund der eigen- ständigen Lage im Stadtgebiet (östlich jenseits der B 239-Trasse) sehr wichtig. Für die Aus- stattung mit stationärem Einzelhandel (d. h. Ladeneinzelhandel) ist allerdings die ver- gleichsweise geringe Einwohnerzahl ein restriktiv wirkendes Merkmal. Mit einem Lebensmittel-Supermarkt und einer Zentralität von rund 50 % ist dieser Stadtteil insgesamt angemessen gut aufgestellt. Eine weiter gehende Versorgungsfunktion übernehmen die Lebensmittelmärkte im westlich angrenzenden Stadtteil Radewiger Feldmark (etwa die Le- bensmittelmärkte im zentralen Versorgungsbereich Engerstraße).

Tabelle 242424:24 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Herringhausen

Herringhausen Einwohner 2.700 44 BetriebsBetriebsanzahlanzahl (NuG im HauptsoHauptsor-r-r-r- 6 timent) VKF NuG [m²] 690 Umsatz NuG [Mio. €/a] 2,5 KK NuG [Mio. €/a] 4,8 StadStadtteiltteiltteil----ZentralitätskennzifferZentralitätskennziffer 47 % NuG Betriebstypenmix 1 Supermarkt Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Durch die vergleichsweise zentrale Lage des Supermarktes (Edeka) an der Engerstraße er- reicht er im 500 m-Radius als Nahbereich nahezu alle Einwohner in Herringhausen. Ein Handlungsbedarf zur Verbesserung der Nahversorgung besteht im Stadtteil somit insge- samt nicht (auch nicht vor dem Hintergrund der mittelfristig steigenden Einwohnerzahl), al- lenfalls sollte auf eine dauerhafte Sicherung dieses Versorgungsangebotes hingewirkt wer- den.

44 Aufgrund von Wohnbaulandausweisungen ist mittelfristig mit einem Anstieg der Einwohnerzahl um rund 500 Einwohner zu rechnen.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 67

Abbildung 292929:29 ::: Nahversorgungsstruktur Herringhausen

EdEdEd eeekakaka

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Nahversorgungsstruktur in Elverdissen Auch in Elverdissen ist eine eigenständige Grundversorgung ein wichtiger Baustein zur Le- bensqualität. Durch zwei Supermärkte und weitere acht Betriebe mit NuG im Hauptsorti- ment (darunter etwa Bäckereien, Fleischerei und auch die Tankstellenshops mit ihrem je- weiligen – begrenzten – Angebot an Nahrungsmitteln und Getränken) wird die Versorgung insgesamt gut sichergestellt. Es ergibt sich eine sortimentsgruppenspezifische Umsatz- Kaufkraft-Relation (Zentralität) von rund 71 % (vgl. Tabelle), was angesichts der begrenzten Einwohnerzahl gegenüber den allgemeinen Marktanforderungen der Unternehmen des Le- bensmitteleinzelhandels als gut bezeichnet werden kann.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 68 Stadt + Handel

Tabelle 252525:25 ::: Ausstattungskennziffern NahrungsNahrungs---- und Genussmittel (NuG) Elverdissen

Elverdissen Einwohner 4.309 Betriebsanzahl (NuG im HauptsoHauptsor-r-r-r- 10 timent) VKF NuG [m²] 1.570 Umsatz NuG [Mio. €/a] 5,5 KK NuG [Mio. €/a] 7,7 StadtteilStadtteil----ZentralitätskennzifferZentralitätskennziffer 71 % NuG Betriebstypenmix 2 Supermärkte Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Nahrungs- und Genuss- mittel inkl. Lebensmittelhandwerk und Getränke; eigene Berechnungen auf Basis EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006; Umsatz auf 0,5 Mio. € gerundet

Neben der quantitativen kann auch die räumliche Versorgungsstruktur als angemessen be- zeichnet werden. Im Nahraum des 500 m-Radius wird der überwiegende Teil der Bevölke- rung erreicht, eine fußläufige Versorgung ist also grundsätzlich gut möglich.

Abbildung 303030:30 ::: Nahversorgungsstruktur Elverdissen

EdEdEd eeekakaka Markant

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

3.73.73.7 ZwischenfazitZwischenfazit:: Handlungsbedarf zur Fortentwicklung der EinzelhaEinzelhann-n-n-- delssituation in Herford Die derzeitige Einzelhandelssituation in Herford kann je nach Sortimentsbereich und je nach Standort unterschiedlich bewertet werden. Nachfolgend werden  zunächst die wesentlichen Rahmenbedingungen zur Entwicklung des Einzelhandels in Herford zusammengefasst,  die vorhandenen Stärken auf den Punkt gebracht  sowie auch bedeutende Strukturdefizite benannt. Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 69

In diesem Zwischenfazit wird auch erörtert, welche Handlungsbedarfe hieraus für die Zu- kunft erkennbar werden.

Wesentliche Rahmenbedingungen zur Entwicklung des Einzelhandels in Herford Wichtige Rahmenbedingungen ergeben sich aus der Verkehrsinfrastruktur, aus der regiona- len Wettbewerbssituation sowie aus der siedlungsräumlichen Grundstruktur der Stadt:  Das Straßenverkehrsnetz wie auch das Regionalnetz der Bahn lassen eine ausge- prägte Verflechtung der Stadt Herford innerhalb des Kreises Herford wie auch mit dem Kreis Minden-Lübbecke und dem Kreis Lippe erkennen. Die Voraussetzungen für eine Erreichbarkeit des Einzelhandelsstandortes Herford sind damit in der Region als überaus gut zu bezeichnen.  Aus der leistungsfähigen Anbindung der Stadt erwächst zugleich allerdings die Tat- sache, dass benachbarte Ober- und Mittelzentren für die Herforder selbst wiederum gut erreichbar werden; die leistungsfähige verkehrliche Verflechtung der Stadt mit der Region ist also als Chance wie auch als Einschränkung für die eigene Einzelhan- delssituation zu verstehen.  Insbesondere aufgrund der Dichte weiterer Mittelzentren in der Region und der Nä- he zum Oberzentrum Bielefeld erwächst für Herford nur ein kleiner, aus nur wenigen weiteren Kommunen bestehender unmittelbarer Einzugsbereich.  Der Herforder Einzelhandel ist angesichts der polyzentralen Verflechtungen zwischen den Mittelzentren untereinander sowie gegenüber dem Oberzentrum einer starken regionalen Konkurrenz ausgesetzt, die zunächst einmal als anspruchsvolle Ausgangs- lage bewertet werden kann.  Deutlich begünstigend auf die Entwicklung eines starken Herforder Einzelhandels- zentrums wirkt sich die Siedlungsstruktur der Stadt selbst aus: Herford weist ein kompaktes Siedlungsgebiet mit einer starken Ausrichtung auf das eigene Stadtzent- rum auf.

Gesamtstädtische AngebotsAngebots---- und Nachfragemerkmale Mehrere Aspekte können als besondere Stärken identifiziert werden:  Die vorhandene Kaufkraft in Herford liegt über dem Bundesdurchschnitt und wirkt sich somit begünstigend auf die Gesamtentwicklung aus.  Der Anteil der Herforder Kaufkraft, die im Ort selbst gebunden werden kann (Eigen- bindungsquote), liegt im kurzfristigen Bedarfsbereich weit über 90 %. Es findet demnach nur ein vergleichsweise kleiner Kaufkraftabfluss statt.  Im mittelfristigen Bedarfsbereich liegen die Eigenbindungsquoten trotz der starken regionalen Verflechtung und der Konkurrenz zu weiteren Mittelzentren und zu Biele- feld immerhin noch deutlich über 50 %, teils sogar bei 90 %.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 70 Stadt + Handel

 Die Zentralitätskennziffer (Umsatz-Kaufkraft-Relation) ist mit 119 % überaus positiv zu bewerten. Trotz der regionalen Wettbewerbssituation erreicht Herford also einen Bedeutungsüberschuss, der auch im Vergleich mit anderen Mittelzentren in der Re- gion bzw. in NRW als hoch eingestuft werden kann. Gleichwohl sind die Zentrali- tätswerte in einigen Sortimenten realistischerweise noch steigerbar; dieses ist im Rahmen dieses Konzeptes einer näheren Überprüfung zuzuführen, in die auch weite- rer Eingangsdaten der Angebots- und Nachfrageentwicklung einfließen.  Als Herforder Besonderheit, aber ggf. auch als Stärke gegenüber anderen Städten sollte die hohe Anzahl an Fabrikverkaufsläden genannt werden, selbst wenn teilwei- se Sortimentsüberschneidungen mit dem Innenstadteinzelhandel erkennbar sind. Auch ohne nähere Untersuchung dieser Angebotsformen kann in einer ersten Annä- herung angenommen werden, dass sie aufgrund eines besonderen Marktausstrah- lungseffektes auf einen größeren Einzugsbereich zielen, als er für den sonstigen Her- forder Einzelhandel festgestellt wurde. Hierdurch und auch durch die sonstigen Angebotsbesonderheiten wären die denkbaren Auswirkungen auf das Innenstadt- zentrum ggf. zu relativieren. Ob und inwiefern das Besucherpotenzial der dispers im Stadtgebiet verteilten Fabrikverkaufsläden und eine mögliche Profilierung Herfords durch diese Angebote ggf. auch als Synergieeffekt für das Innenstadtzentrum ge- nutzt werden könnten, bleibt einer näheren Untersuchung vorbehalten.

Gesamtstädtische ZentrenZentren---- und Standortstruktur des Einzelhandels Mehrere positive Strukturmerkmale sind zu diesem Thema klar zu erkennen:  Angesichts der Einwohnerzahl und der Stadtstruktur Herfords ist eine funktional an- gemessene Zentrenstruktur aus einem Hauptzentrum und vier deutlich untergeord- neten Nahversorgungszentren eine besondere Standortqualität, die in genau dieser hierarchischen Funktions- bzw. Arbeitsteilung zum einen vor Funktionsverlusten ge- sichert und zum anderen auch gezielt fortentwickelt werden sollte.  Herford verfügt über ein ausgedehntes Innenstadtzentrum mit einem hohen Anteil der gesamtstädtischen Einzelhandelsbetriebe; insofern ist das Innenstadtzentrum eindeutig der stärkste Einzelhandelsstandort.  Positives Strukturmerkmal des Innenstadtzentrums ist die ausgewogene Angebots- struktur, die sich nicht nur aus dem mittelfristigen Bedarfsbereich generiert, sondern zu einem bedeutenden Anteil auch aus langfristig nachgefragten Sortimenten.  Positiv zu bewerten ist die Branchenvielfalt im Zentrum, die auch durch die Vielzahl kleiner und größerer Fachgeschäfte erreicht wird.  In Herford wirkt sich in besonderem Maße das Vorhandensein vieler weiterer Zent- renfunktionen (etwa wichtige Verwaltungs-, Dienstleistungs-, Bildungs-, Kultur- und Gastronomieeinrichtungen), die innerhalb des Zentrums oder in unmittelbarer Nähe liegen, begünstigend auf die Einzelhandelsfunktion aus.  Die benannten guten Ausstattungsmerkmale werden flankiert von einem besonde- ren historischen Ambiente im Stadtkern, einer überwiegend sehr ansprechenden

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 71

Gestaltung der öffentlichen Räume, einer grundsätzlich guten Aufenthaltsqualität und einer sehenswerten und von vielen Baudenkmälern geprägten Gebäude- und Stadtstruktur. Aufmerksamkeit bedürfen dagegen folgende Aspekte der Zentren- und Standortstruktur:  Innerhalb des Innenstadtzentrums sind zwar größere Magnetbetriebe vorhanden, aber diese sind zum einen in ihrer Anzahl sowie teils auch in der Verkaufsflächengrö- ße begrenzt. Die Kundenläufe müssen zunächst als gegeben und über die Jahrhun- derte hinweg gewachsen akzeptiert werden, sie sind aber dennoch punktuellen Ver- änderungen gegenüber offen. Die Struktur der Magneten und der Kundenläufe sollte daher teilweise optimiert werden, etwa durch Neuansiedlung eines oder meh- rerer Magneten an den dafür geeigneten, die Gesamtstruktur der Innenstadt för- dernden Standorten oder hinsichtlich einer Entwicklung von kleinräumigen Rundläu- fen unter Einbezug der Nebenlagen oder des Wochenmarktes.  Trotz des Verkaufsflächenschwerpunktes im mittelfristigen Bedarfsbereich ist gleich- wohl der kurzfristige Bedarfsbereich von nicht zu unterschätzender Bedeutung: zwei der fünf größten Einzelhandelsbetriebe sind Lebensmittelmärkte, und die Sorti- mentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel stellt gemessen an der VKF die zweit- größte Sortimentsgruppe im Zentrum dar. Zudem ist auch der Wochenmarkt über- wiegend auf Nahrungs- und Genussmittel ausgerichtet. Diese Angebote sind als wichtige Frequenzbringer für alle anderen Einzelhandelsbetriebe und Einrichtungen im Zentrum zu werten und sollten daher a) in ihrer Funktion gesichert sowie b) hin- sichtlich aktueller Nachfrageanforderungen innerhalb des Zentrums fortentwickelt werden.  Indizien für eine grundsätzliche Kundenzufriedenheit mit dem Zentrum lassen sich zwar zweifelsfrei nachweisen, dennoch sind Kundenaussagen in Teilen auch als Impe- rativ zu verstehen: etwa bezogen auf die leicht rückläufige Besuchshäufigkeit des In- nenstadtzentrums oder die Nennung vermisster Sortimente. Nachfolgend sollten daher Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Warenvielfalt und hinsichtlich der als vermisst genannten Sortimente und Betriebsformen näher überprüft werden.  Die große räumliche und eher lineare Ausdehnung des Innenstadtzentrums führt zwar einerseits Ladenleerstände oder zu lange Laufwege mit sich, sie bietet aller- dings auch die Chance für die besondere Profilierung von Teilquartieren. Dieser Pfad, der u. a. in Form des Quartiersmanagements für das Quartier Radewig bereits eingeschlagen wurde, sollte in seiner Konsequenz fortgeführt und unter Einbezug von Einzelhändlern und Eigentümern auch auf andere Teilgebiete des Zentrums übertragen werden.  Die Nahversorgungszentren sind gemessen an der Einzelhandels-Betriebsanzahl so- wie an der Verkaufsfläche jeweils sehr klein; auch unter Einbezug einer Entwick- lungszielstellung liegen sie zum Teil an der unteren Grenze der Merkmalsanforde- rungen für zentrale Versorgungsbereiche. Hieraus erwächst der Handlungsbedarf, diese Zentren in ihrer Bedeutung zu sichern und – bezogen auf eine zu definierende Versorgungsfunktion – auszubauen (etwa durch vermehrte Bündelung von potenziel- len Vorhaben in den Nahversorgungszentren, Konzentration auf kurzfristige Sorti-

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 72 Stadt + Handel

mente, ggf. ergänzt um wenige mittel- und langfristige Bedarfsgüter), ohne hierbei allerdings eine Konkurrenz zum Innenstadtzentrum aufzubauen. Auch eine städte- baulich-gestalterische Aufwertung kann hierzu in Betracht gezogen werden.  Zu den Sonderstandorten für großflächigen Einzelhandel, die teils wohngebietsnah liegen, teils auch in eher gewerblich-industriell geprägten Siedlungsgebieten, ist derzeit kein klares Konzept zur Entwicklung bzw. Profilierung erkennbar. Dieses hat zur Folge, dass die vorhandenen Sonderstandorte derzeit jeweils kein besonderes Marktgewicht, keine besondere Agglomerationswirkung und hierdurch auch nur eine begrenzte Reichweite der Kundenansprache erwirken.  Zudem erwächst aus der Angebotsstruktur der Sonderstandorte bereits teilweise die Gefahr, dass sie aufgrund erhöhter zentrentypischer Sortimentsanteile zu einer erst- zunehmenden Konkurrenz für das Innenstadtzentrum werden und aufgrund erhöhter nahversorgungsrelevanter Sortimentsanteile zugleich die Funktionalität der wohn- ortnahen Versorgung einschränken.  Hinsichtlich der Sonderstandorte sollte demnach innerhalb dieses Konzeptes näher überprüft werden, welche Standorte dauerhaft leistungsfähig sein können, welche Entwicklungszielstellungen empfehlenswert sind und wie eine Konformität mit den Anforderungen der landesplanerischen Zielstellungen des LEPro NRW hergestellt werden kann.  Bezogen auf alle zentralen Versorgungsbereiche und die sonstigen Standorte er- scheint die nachfolgende Erarbeitung eines Schemas von Entwicklungsprioritäten sinnvoll, das Empfehlungen zu einer sortimentsgenauen Fortentwicklung, aber auch Entwicklungsbegrenzung von bestimmten Standorten zugunsten einer gesamtstäd- tisch bestmöglichen Zentren- und Standortstruktur beinhaltet.

Flächendeckende Nahversorgung in den Wohngebieten: Zur Nahversorgungssituation in allen Wohnsiedlungsgebieten lassen sich folgende Punkte aus der Analyse zusammenfassen:  Herford ist gesamtstädtisch überdurchschnittlich gut mit Verkaufsflächen im Le- bensmitteleinzelhandel ausgestattet. Die Eigenbindungsquote bei Nahrungs- und Genussmitteln kann mit 96 % kaum mehr gesteigert werden, und die Zentralität in dieser Sortimentsgruppe liegt sogar über 100 %. Alle wesentlichen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels sind in Herford vorhanden.  Die Stadt ist nicht nur quantitativ gut ausgestattet, sondern auch auf den Stadtraum bezogen. Teilräumlich sind alle Wohngebiete in ihrem jeweiligen Nahraum gut ver- sorgt: nahezu jeder Herforder Bürger kann sich fußläufig im 500 m-Nahbereich sei- ner Wohnung angemessen mit den wichtigsten Sortimenten des kurzfristigen Be- darfs versorgen. Es gibt zudem keine Bereiche, in denen ein Wegbrechen dieser hervorragenden Ausgangssituation akut gefährdet erscheint.  Hinsichtlich der Nahversorgungsstruktur besteht gesamtstädtisch also kein Hand- lungsbedarf zur Verbesserung der Angebotsstruktur.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 73

 Eine dauerhafte stadtplanerische Aufgabe besteht daher darin, diese sehr gute Aus- gangslage der Nahversorgung für die Zukunft zu sichern. Eine solche Sicherung um- fasst teilweise auch, Lebensmittelmärkte gemessen an den sich wandelnden Anfor- derungen mittel- und langfristig zu erneuern und ggf. auszubauen, wenn diese den Anforderungen nicht mehr entsprechen.  Hierbei sollte bei Lebensmittelmärkten, die in zentralen Versorgungsbereichen lie- gen, bedacht werden, dass die Märkte neben der räumlichen Versorgungsfunktion auch eine sehr wichtige Funktion als Frequenzbringer für die kleineren Einzelhan- delsbetriebe und die weiteren Zentrenfunktionen einnehmen und sie somit für den jeweiligen zentralen Versorgungsbereich ein wesentliches funktionsförderndes Struk- turelement sind.  Aufgrund der vorhandenen hohen Marktsättigung bedarf es gerade bei Bauanfragen für neue Lebensmittelmärkte einer besonderen stadtplanerischen Aufmerksamkeit, da angesichts der sehr guten Ausstattung keine ungebundene Kaufkraft existiert, durch Neuansiedlungen daher unmittelbar Umsatzumverteilungen ausgelöst werden und hierdurch bestehende Standorte gefährdet werden.

Auf den Punkt gebracht lässt sich formulieren, dass der Handlungsbedarf zur Fortentwick- lung des Einzelhandels in Herford darin besteht, die vorhandenen Stärken zu sichern und auszubauen, sowie die erkennbaren Defizite auszugleichen. Im Besonderen bedeutet dies:  Fortentwicklung des Innenstadtzentrums und der vier Nahversorgungszentren,  Sicherung der sehr guten flächendeckenden Nahversorgungsstruktur,  Erarbeitung eines Konzeptes für ergänzende Sonderstandorte. Diese Punkte werden im Folgenden näher thematisiert.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 74 Stadt + Handel

444 Leitlinien für die künftige Einzelhandelsentwicklung Bevor aufbauend auf die Bestandsanalyse und -bewertung konkrete Instrumente entwickelt und vorgestellt werden können, sind zunächst übergeordnete Leitlinien zur künftigen Ein- zelhandelsentwicklung in Herford zu erörtern. Hierzu werden sowohl absatzwirtschaftlich tragfähige Entwicklungspotenziale für Herford identifiziert als auch räumliche Entwick- lungsmöglichkeiten in Form von Szenarien erörtert.

4.14.14.1 LandesLandesplanerischeplanerische und regionale ZielvorZielvorgabengaben für Herford Eine nicht unbedeutende Grundlage der kommunalen Einzelhandelssteuerung bilden trotz der kommunalen Planungshoheit die landes- und regionalplanerischen Vorgaben. Die kommunale Bauleitplanung hat deren Ziele und Grundsätze entsprechend den lokalen Ge- gebenheiten zu beachten bzw. zu berücksichtigen. Im Folgenden sind die für die Entwick- lung des Einzelhandels in Herford wesentlichen Ziele und Grundsätze der Landes- und Re- gionalplanung beschrieben.

LanLandesentwicklungsprogrammdesentwicklungsprogramm NRW (LEPro) Der Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen hat in seiner Sitzung vom 13.06.2007 eine Änderung des LEPro NRW verabschiedet, wodurch die Ansiedlung von großflächigen Ein- zelhandelsbetrieben künftig präziser als bisher gesteuert werden soll. Zielsetzung hierbei ist die Sicherung der zentralen Versorgungsbereiche einerseits und der wohnungsnahen Grundversorgung der Bevölkerung andererseits. Zur Erreichung dieser Ziele greift die Novellierung des LEPro NRW den 2004 neu ins BauGB aufgenommenen und zuvor schon in § 11 Abs. 3 BauNVO verankerten Begriff der zentralen Versorgungsbereiche auf. Zukünftig sollen Einzelhandelsbetriebe, die von § 11 Abs. 3 BauNVO erfasst werden und sofern sie ein zentrenrelevantes Kernsortiment aufwei- sen, nur noch in zentralen Versorgungsbereichen zulässig sein. 45 Des Weiteren beinhaltet das novellierte LEPro NRW folgende Aussagen, die bei der wei- tergehenden Bearbeitung des Zentren- und Nahversorgungskonzepts Herford berücksich- tigt werden müssen:  bei der Festlegung der zentrenrelevanten Sortimente durch eine Gemeinde sind die zentrenrelevanten Leitsortimente nach der Anlage des novellierten LEPro NRW zu beachten,  großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevantem (Kern-)Sortiment dürfen außerhalb von zentralen Versorgungsbereichen ausgewiesen werden, wenn der Standort innerhalb eines im Regionalplan dargestellten Allgemeinen Siedlungs- bereichs liegt und der Umfang der zentren- und nahversorgungsrelevanten Randsor- timente max. 10 % der Verkaufsfläche, maximal jedoch nicht mehr als 2.500 m² Ver- kaufsfläche, aufweist,

45 vgl. § 24 a LEPro NRW

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 75

 weitergehende Bestimmungen des novellierten LEPro NRW befassen sich mit Her- steller-Direktverkaufszentren (FOC) bzw. Einzelhandel in raumbedeutsamen Groß- einrichtungen.

Regionalplanerische Vorgaben Der Gebietsentwicklungsplan für den Regierungsbezirk Detmold enthält Zielvorgaben für die kommunale Planung, die sich auch auf die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel beziehen. Diese sind von der Stadt Herford im Rahmen ihrer Planungen zu beachten und insofern auch für die Erstellung von kommunalen Entwicklungszielen zum Einzelhandel wichtig. Folgende Ziele werden im Gebietsentwicklungsplan als Rahmenvorgabe formuliert:

„Ziel 1: Standorte für Einkaufszentren, großflächige Einzelhandelsbetriebe und sonstige Han- delsbetriebe im Sinne von § 11 Abs. 3 BauNVO sind grundsätzlich auf den Siedlungsflächen des ASB zu entwickeln. Es ist im Einzelfall im Rahmen der Bauleitplanung wie auch im Baugenehmi- gungsverfahren nachzuweisen, warum ein Abweichen von diesem Ziel notwendig ist.

Ziel 2: Die Gemeinden sollen bei der Fortschreibung ihrer Flächennutzungspläne – unter Beach- tung der zentralörtlichen Bedeutung der Gemeinde und des kommunalen Siedlungsschwerpunk- tekonzeptes – grundsätzliche Aussagen über die angestrebte Einzelhandelsausstattung zur an- gemessenen Versorgung der Bevölkerung machen.

Ziel 3: Im ländlich strukturierten Bereich des Planungsgebietes, aber auch in den Kommunen, die von einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung betroffen sind, ist eine ausreichende Nahver- sorgung der Wohnstandorte mit Gütern des täglichen Bedarfs (Grundversorgung) zu sichern. Ei- ne Konzentration von großflächigen Angeboten, die der Nahversorgung dienen, auf wenige Standorte ist zu verhindern. Das Ziel ist eine möglichst ausreichende und ausgewogene, räumlich dezentrale, ortsnahe Versorgung der Bevölkerung.

Ziel 4: Neuplanungen, Erweiterungen und Umstrukturierungen von Einkaufszentren, großflächi- gen Einzelhandelsbetrieben und sonstigen Handelsbetrieben im Sinne von § 11 Abs. 3 BauNVO dürfen die vorhandenen Versorgungsfunktionen sowie die absehbaren Entwicklungsmöglichkei- ten der eigenen und der benachbarten Zentren der Region nicht beeinträchtigen oder verhin- dern. Bei Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelseinrichtungen gem. § 11 Abs. 3 BauNVO ist es Aufgabe der Gemeinde darauf hinzuwirken, dass diese in Größenordnung und Standort den Zielen der Raumordnung und Landesplanung entsprechen. Die Größe der Verkaufsfläche ist so zu begrenzen, dass der Einzugsbereich eines Vorhabens den zentralörtlichen Versorgungsbe- reich der Ansiedlungsgemeinde nicht wesentlich überschreitet.“ (Bezirksregierung Detmold 2004: S. 35 f.) Im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes werden diese Zielstellungen bei der Erarbeitung von Entwicklungsempfehlungen (etwa zum Standortkonzept oder zu An- siedlungsleitsätzen) entsprechend zugrunde gelegt.

Zielvorgaben durch das regionale Einzelhandelskonzept (REHK OWL) Für Ostwestfalen-Lippe liegt ein regionales Einzelhandelskonzept (REHK OWL) aus dem Jahr 2003 vor, in dem übergeordnete Leitlinien für die Einzelhandelsentwicklung entworfen werden. Da das REHK OWL zeitlich vor der Novellierung des Landesplanungsprogramms

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 76 Stadt + Handel

LEPro (2007) entwickelt wurde, sind die Zielvorgaben des REHK OWL stets ergänzend vor dem Hintergrund der neuen Ziele des LEPro zu bewerten: die Zielvorgaben des REHK dür- fen den landesplanerischen Zielvorgaben des LEPro nicht widersprechen. Basis für die Be- wertung von Einzelhandelsvorhaben und -planungen ist gemäß REHK OWL der sog. „Regi- onale Konsens“, der folgende Teilaspekte umfasst (vgl. BBE/ECON 2003: S. 140):  Verständigung auf die Abstimmung überörtlich bedeutsamer Investitionen,  Definition von Abstimmungserfordernissen,  Definition von Bewertungskriterien und Zulässigkeitsvoraussetzungen,  Vereinfachung von Verfahren zur landesplanerischen Abstimmung, sofern die Bewer- tungskriterien und Zulässigkeitsvoraussetzungen eingehalten werden. Inhaltlich zielen die Regelungen in erster Linie auf eine Stärkung der Zentren, sie beziehen sich aber auch auf die Nahversorgung sowie auf großflächige Anbieter etwa der Möbel- und Baumarktsortimente:  Erhalt und Ausbau der Innenstädte und Stadtteilzentren; Vorrang von „gewachse- nen“ Standorten gegenüber der „grünen Wiese“ insbesondere bei zentrenrelevan- ten Sortimenten (vgl. BBE/ECON 2003: S. 169 ff.),  Ansiedlung von großflächigen umsatzstarken Betrieben mit zentrenrelevanten Sor- timenten nur in Zentren mit mindestens überörtlicher Versorgungsfunktion, z. B. Her- ford (vgl. ebd.: S. 148 ff.),  regionaler Konsens bei Vorhaben mit zentrenrelevanten Sortimenten bis 1.500 m² VKF, sofern diese fußläufig gut an bestehende Haupteinkaufsbereiche in City- Standorten angebunden sind (vgl. ebd.: S. 152 ff.),  regionale Zulässigkeitsregeln für Lebensmittelmärkte (einschließlich Verbraucher- märkte und SB-Warenhäuser), differenziert bezogen auf Märkte bis zu 1.500 m² VKF und auf Märkte über 1.500 m² VKF (vgl. BBE/ECON 2003: S. 146 ff.)  regionaler Konsens bei Baumärkten unter Einhaltung bestimmter Kriterien zur Standortqualität, zur Größendimensionierung und zu Randsortimenten (vgl. ebd.: S. 156 ff.),  regionaler Konsens bei Möbelmärkten, sofern Kaufkraftzuflüsse unterhalb bestimm- ter Anteile verbleiben, unter Einhaltung von Grenzwerten bei Randsortimenten und sofern die Märkte in sog. „regional bedeutsamen Möbelstandorten“ angesiedelt werden sollen (vgl. BBE/ECON 2003: S. 159 f.). Es bleibt den Kommunen freigestellt, zugunsten einer bestmöglichen eigenen Standort- entwicklung weitere oder geeignetere Festlegungen zu entwerfen. Insofern ist es das Ziel dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes, ein für Herford angepasstes, anwendbares Regularium unter Berücksichtigung der regionalen Entwicklungsziele zur Verfügung zu stel- len.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 77

4.24.24.2 Absatzwirtschaftliche Entwicklungspotenziale Um zukünftige Einzelhandelsentwicklungen zu bewerten und einzuordnen wird die Ermitt- lung von Verkaufsflächenpotenzialen als absatzwirtschaftliche Kenngröße herangezogen. Die angebots- und nachfrageseitigen Rahmenbedingungen werden zusammengeführt und auf ihre zukünftige perspektivische Entwicklung hin untersucht. Mit Blick auf die der Kom- mune zur Verfügung stehenden Steuerungsinstrumentarien werden absatzwirtschaftliche Spielräume in Form von sortimentsspezifischen Verkaufsflächenpotenzialen aufbereitet.

4.2.1 Vorbemerkungen zu den ermittelten Entwicklungspotenzialen Die nachfolgend vorgestellten Entwicklungsspielräume sind im kommunalen Abwägungs- prozess unter Berücksichtigung folgender Gesichtspunkte zu interpretieren:  Als eine von insgesamt mehreren Abwägungsgrundlagen stellen die absatzwirt- schaftlichen Entwicklungsspielräume eine Variante zur zukünftigen städtebaulich be- gründeten Steuerung des Einzelhandels dar.  Aufgrund ihres naturgegeben mit Unsicherheiten behafteten Prognosecharakters können und sollen die Entwicklungsspielräume keine Grenzen der Entwicklung (etwa als oberer oder als unterer Grenzwert) darstellen, sondern als Korridore einer als rea- listisch bewerteten möglichen Entwicklung verstanden werden.  Im Einzelfall können neue Vorhaben daher die absatzwirtschaftlich tragfähigen Ver- kaufsflächenspielräume überschreiten. Sie sollten dann mit dem räumlichen Entwick- lungsleitbild (vgl. folgendes Kapitel) sowie mit den Zielen und Leitsätzen der zukünf- tigen Einzelhandelsentwicklung in Herford korrespondieren und sollten nur an stadtentwicklungspolitisch gewünschten Standorten (vgl. Kapitel 5.1 bis 5.3) ange- siedelt werden.  Eine Gefährdung der städtebaulich präferierten Zentren und Standorte kann im Ein- zelfall von Vorhaben ausgehen, die den Zielen und dem Standortkonzept nicht ent- sprechen und die sich aufgrund ihrer Dimensionierung nicht in den Rahmen der er- mittelten absatzwirtschaftlichen (Verkaufsflächen-)Potenziale einfügen und somit Umverteilungseffekte auslösen.  Dies impliziert, dass die hier beschriebene absatzwirtschaftliche Potenzialanalyse im engen Kontext mit den räumlichen Entwicklungsvorstellungen zu sehen ist. Erst im Kontext des räumlich gefassten Entwicklungsleitbildes können die absatzwirtschaftli- chen Entwicklungsspielräume zur Verfolgung stadtentwicklungspolitischer Ziele ein- gesetzt werden. Da spezialisierte oder neuartige Anbieter in der aktuellen Form der Potenzialanalyse keine Berücksichtigung finden können, sind Entwicklungsspielräume auch oberhalb der Verkaufs- flächenangaben in den jeweiligen Warengruppen grundsätzlich denkbar. Betriebsverlage- rungen innerhalb Herfords können ebenso gesondert beurteilt werden, weil sie sich gegen- über dem Neuansiedlungspotenzial neutral verhalten, solange mit der Verlagerung keine Betriebserweiterung verbunden ist.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 78 Stadt + Handel

4.2.2 Methodik und BerechnungBerechnungssssgrundlagengrundlagen zur Potenzialermittlung Grundsätzlich werden für eine zuverlässige Prognose des Verkaufsflächenbedarfs die ge- genwärtigen, die vergangenen Entwicklungen sowie die angebots- und nachfrageseitigen Zielgrößen einbezogen. Aufbauend auf der gegenwärtigen Situation von Angebot und Nachfrage werden der Berechnung die folgenden Parameter zugrunde gelegt: Nachfrageseite:  Prognose der künftigen Bevölkerungsentwicklung in Herford,  Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf (Entwicklung der Ver- brauchsausgaben sowie Entwicklung des Anteils einzelhandelsrelevanter Ausgaben an den Verbrauchsausgaben),  Entwicklung bzw. Verschiebung sortimentsspezifischer Ausgabenanteile Angebotsseite:  Entwicklung der Flächenproduktivitäten im Einzelhandel. Von Bedeutung ist neben der Entwicklung angebots- und nachfrageseitiger Rahmenbedin- gungen auch der Versorgungsauftrag einer Kommune. Der anzustrebende Versorgungs- grad einer Kommune korrespondiert mit ihrer seitens der Regional- und Landesplanung angestrebten zentralörtlichen Aufgabenzuweisung. Dies ist in Rechtsprechung und Literatur grundsätzlich anerkannt. So sollen Ober- und Mittelzentren beispielsweise zentrale Einzel- handelsfunktionen mit breit gefächerten Einzelhandelsangeboten auch für ihr zugeordnetes Einzugsgebiet wahrnehmen. Dieser planerisch und rechtlich zugebilligte Versorgungsauf- trag ist im Rahmen der Potenzialdarstellung aufzugreifen, wobei sich die fundierte und rea- listische Ableitung zu erreichender Zielzentralitäten als wesentliche Kernaufgabe dieses me- thodischen Schrittes darstellt. Durch die Darstellung von sowohl zeitlichen (Prognosejahre 2013 und 2018) und inhaltli- chen angebots- und nachfrageseitigen Spannweiten (obere und untere Variante) wird ein Korridor eröffnet, der es der Stadt Herford ermöglicht, auf eine Daten- und Berechnungs- basis zurückzugreifen, die ein Spektrum an möglichen Entwicklungen aufzeigt. Somit kön- nen Politik und Verwaltung sowohl fachlich abgesichert als auch mit der notwendigen Fle- xibilität – unter Berücksichtigung sich im Zeitverlauf verändernder, teilweise auch konkretisierender angebots- und nachfrageseitiger Rahmenbedingungen – auf zukünftige Einzelhandelsentwicklungen reagieren. Im Folgenden werden die Eingangsgrößen für die Potenzialermittlung einzeln erörtert und detailliert beschrieben.

Zukünftige BevölkBevölkerungsentwicklungerungsentwicklung Zur Bevölkerungsvorausberechnung für Herford werden die Daten des Empirica-Institutes herangezogen, welches das Stadtumbau- und Wohnraumversorgungskonzept für Herford erstellt hat (vgl. Stadt Herford 2008). Das Institut geht dabei von zwei verschiedenen Szena- rien aus, die der linear fortgeschriebenen Bevölkerungsentwicklung gegenübergestellt werden: das „Trendszenario“ und das „Schrumpfungsszenario“. Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 79

Tabelle 262626:26 : NNNatürliche Natürliche Bevölkerungsentwicklung (ohne WanderunWanderungen)gen)

Quelle: Stadt Herford 2008: S. 19

Im sog. Trendszenario wird für Herford ein Wanderungsüberschuss angenommen, der sich aus einer über die Jahre konstanten hohen Zuwanderung und einer sinkenden Abwande- rung ergibt. Der Sterbeüberschuss fällt dadurch weniger ins Gewicht, führt jedoch im Saldo weiterhin zu einer Schrumpfung der Bevölkerung um rd. 1 % bis 2015 und rd. 2 % bis 2020.

Tabelle 272727:27 : „„„Trendszenario „TrendszenarioTrendszenario““““

Quelle: Stadt Herford 2008: S. 23

Im sog. Schrumpfungsszenario wird die Abnahme des Zuwanderungspotenzials der Region Bielefeld durch die erhöhte Anziehungskraft benachbarter Regionen angenommen. Parallel wird eine sinkende Zuwanderung nach Herford vorausgesetzt. Es ergibt sich insgesamt ein Rückgang der Bevölkerung um rd. 6 % bis 2015 und um rd. 9 % bis 2020.

Tabelle 282828:28 : „„„Schrumpfungsszenario „SchrumpfungsszenarioSchrumpfungsszenario““““

Quelle: Stadt Herford 2008: S. 26

Zusammenfassend ergibt sich für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Herford bei al- len Varianten ein Bevölkerungsrückgang bis 2018, der je nach Szenario unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Aus der künftigen Bevölkerungsentwicklung sind daher insgesamt - unab- hängig von der zugrunde gelegten Variante – keine deutlichen Impulse für die künftige Kaufkraft zu erwarten.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 80 Stadt + Handel

EnEnEntwicklungEn twicklung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft propro Kopf der Bevölkerung Die Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland sind in den letzten 15 Jahren um insgesamt knapp 45 % (425 Mrd. Euro) auf rd. 1.375 Mrd. Euro gestiegen. Die einzel- handelsrelevante Kaufkraft dagegen stagniert im gleichen Zeitraum bei etwa 350 bis 380 Mrd. Euro je Jahr. So lag der Einzelhandelsanteil an den Gesamtkonsumausgaben 1992 noch bei 37 %, während er 2007 nach stetigem Rückgang in den vergangenen Jahren nur noch 25 % ausmacht.

Abbildung 313131:31 ::: Entwicklung von Konsumausgaben, EinzelhandelsanteilEinzelhandelsanteil und einzelhandelsreleinzelhandelsrele-e-e-e- vanter KaKauuuukraftkraft

1600 40,0%

1400 35,0%

1200 30,0%

1000 25,0%

800 20,0% Index Index Index Index Mrd.Mrd. Euro Euro Mrd.Mrd. Euro Euro 600 15,0%

400 10,0%

200 5,0%

0 0,0% 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr

Konsumausgaben der privaten Haushalte (in Mrd. Euro) einzelhandelsrelevante Kaufkraft (Mrd. Euro) Einzelhandelsanteil an den Konsumausgaben (in %) Quelle: Hahn-Immobilien 2006; WABE-Institut 2007

In der Summe stagnieren somit die realen einzelhandelsrelevanten Ausgaben 46 seit Jahren. Dieser Trend kann allerdings für die nächsten Jahre nicht fortgeschrieben werden. So ver- deutlicht z. B. die positive einzelhandelsrelevante Kaufkraftentwicklung Ende der 1990er Jahre bis 2001, dass in Phasen des Wirtschaftswachstums auch die realen Einzelhan- delsausgaben ansteigen. Mit der wirtschaftlichen Erholung in 2006 und 2007, die sich in den nächsten Jahren fortsetzten soll, ist mit einem moderaten Anstieg der einzelhandelsre- levanten Ausgaben zu rechnen. Für die Ermittlung der absatzwirtschaftlichen Entwicklungs- spielräume werden daher sowohl eine moderat steigende als auch – in einer Variante – eine weiterhin stagnierende Entwicklung eingestellt (vgl. folgende Abbildung).

46 Grundsätzlich ist zwischen der nominalen und der realen Steigerung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft zu differenzieren. Da die nominale Entwicklung die inflationären Entwicklungen unberücksichtigt lässt, las- sen sich aus der nominalen Entwicklung keine Rückschlüsse auf zusätzlich absatzwirtschaftlich tragfähige Verkaufsflächenpotenziale ziehen. Daher wird auf inflationsbereinigte Werte zurückgegriffen, die die reale Entwicklung beschreiben.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 81

Abbildung 323232:32 ::: EinzelhandelsrelEinzelhandelsrelevante evante Konsumausgaben pro Kopf (in %)

3,0%

2,5%

2,0%

1,5% Index Index Index Index

1,0%

0,5%

0,0% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

optimistische Variante pessimistische Variante Quelle: Hahn-Immobilien 2006; WABE-Institut 2007

Entwicklung der Flächenproduktivitäten In der Zeit von 1993 bis 2006 erfolgte bundesweit ein stetiges Wachstum der Verkaufsflä- chen durch Erweiterung und Neuerrichtung von Einzelhandelsbetrieben. Gleichzeitig stag- nierte die Umsatzentwicklung nahezu, sodass folglich die Flächenproduktivität stetig ab- nahm.

Abbildung 333333:33 ::: Entwicklungsindex der Flächenproduktivitäten von 19199393 bis 2006

1,6

1,4

1,2

1 Index Index Index Index 0,8

0,6

0,4 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jahr Verkaufsflächenindex Index Flächenproduktivität Einzelhandelsumsatz Quelle: Hahn-Immobilien 2006; WABE-Institut 2007

Die lineare Fortsetzung dieses Trends ist unwahrscheinlich. Die Flächenproduktivität ist in der Vergangenheit durch einen ausgesprochen intensiven Wettbewerb mit dem Ziel partiel- ler Marktverdrängung der Konkurrenzanbieter gesunken. In den letzten Jahren hat sich die- se Tendenz jedoch durch die dynamische und betriebstypologisch unterschiedliche Ent-

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 82 Stadt + Handel wicklung deutlich ausdifferenziert und zum Teil abgeschwächt. Das Erreichen von Grenzren- tabilitäten wird durch die hohe und zunehmende Zahl der Betriebsaufgaben unterstrichen. Dies geht mit Marktsättigungstendenzen einher, die in einem weiteren Fortschreiten von Konzentrationsprozessen münden werden. Konsequenterweise kann zukünftig mit einem abgeschwächten Trend bei der Abnahme der Raumleistungen oder sogar – zumindest teil- weise – mit stagnierenden Flächenproduktivitäten gerechnet werden. Für die Entwicklung der Flächenproduktivitäten in Herford werden daher auf der erläuterten Ausgangsbasis mit einer Perspektive bis 2010 bzw. 2018 zwei Varianten entwickelt, die die genannten Trends widerspiegeln (vgl. folgende Abbildung).

Abbildung 343434:34 ::: Künftige Entwicklung der FlächenprodFlächenproduktivitätenuktivitäten (Perspektive(Perspektive 202018181818))))

0%

-1%

-2%

-3% Index

-4%

-5%

-6% 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: eigene Annahmen

Beide Varianten gehen von einem zunächst – in unterschiedlich deutlicher Ausprägung – anhaltenden Rückgang der Flächenproduktivitäten aus. Aus dem Rückgang von über vier Prozent bis 2018 (untere Linie) resultieren dauerhaft (bei der Annahme gleich bleibender Einzelhandelsumsätze) anbieterseitig größere neue Verkaufsflächenbedarfe als bei der obe- ren Linie, die bis 2018 nur noch von einem Flächenproduktivitätsrückgang von bis zu zwei Prozent ausgeht.

Versorgungsauftrag: ZielZiel----ZentralitätenZentralitäten Aus der heutigen Einzelhandelszentralität von immerhin 119 % (vgl. Kap. 3.3.2) in Herford erwachsen für einige Warengruppen gleichwohl Erweiterungsspielräume bis zur jeweiligen Ziel-Zentralität (vgl. folgende Abbildung; Ziel-Zentralität als gestrichelte Orientierungslinie). Für alle Sortimente des kurzfristigen Bedarfs ist dauerhaft eine Ziel-Zentralität von 100 % entwicklungspolitisch und gemessen am landesplanerischen Versorgungsauftrag plausibel, da diese Sortimente grundsätzlich von allen Kommunen (und so auch denen im Einzugsbe- reich) gemessen an der jeweils vor Ort verfügbaren Kaufkraft vollständig zur Verfügung ge- stellt werden sollen. Hieraus ergibt sich dennoch ein Spielraum für die Warengruppe Pa- pier/Bürobedarf/Schreibwaren (PBS)/Zeitungen/Zeitschriften/Bücher, die bisher nur eine Zentralität von knapp 90 % erreicht. Für die Sortimente des mittel- und langfristigen Bedarfs sollte in Herford künftig eine Ziel- Zentralität von 120 % angelegt werden. Diese erscheint auch im Vergleich mit dem Ober-

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 83 zentrum Bielefeld sowie mit vergleichbaren Mittelzentren in der Region und in NRW reali- sierbar wie auch landesplanerisch akzeptabel. Für weitere sieben Warengruppen kristallisie- ren sich daher Entwicklungsbedarfe heraus, die – neben den bereits vorgestellten Parame- tern – zusätzlich in die Ermittlung der künftigen Verkaufsflächenpotenziale einfließen. Für Sortimentsgruppen, die die genannte Ziel-Zentralität bereits überschreiten, ist gleich- wohl keine Reduktion dieser Zentralitätswerte vorzusehen.

Abbildung 353535:35 ::: Zentralitäten nach Sortimentsgruppen und die ZielZiel----ZentralZentralZentraliiiitättättättät

Nahrungs- und Genussmittel (NuG)

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen, zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

kurzfristiger Bedarfsbereich

Bekleidung

Schuhe/Lederwaren

Pflanzen/Gartenbedarf

Baumarktsortiment i.e.S.

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

mittelfristiger Bedarfsbereich

Medizinische und orthopädische Artikel/Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- und Sonnenschutz

Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche

Möbel

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Medien

Uhren/Schmuck

Sonstiges

langfristiger Bedarfsbereich

Gesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140% 160% 180% 200%

Quelle: eigene Berechnungen auf Basis der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007 sowie EHI 2005 und 2006, IfH 2005, Lebensmittelzeitung 2007, BBE 2006

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 84 Stadt + Handel

4.2.3 Absatzwirtschaftlich tragfähige Verkaufsflächenpotenziale für Herford Die absatzwirtschaftlich tragfähigen zusätzlichen Verkaufsflächenpotenziale für Herford werden in der nachstehenden Tabelle differenziert nach Warengruppen aufgezeigt. Aus der Nachfrageseite ist – wie oben dargestellt – kein deutlicher Entwicklungsimpuls zu erwarten. Angebotsseitig eröffnen sich in einem gewissen Maße neue Verkaufsflächenspielräume durch weiter rückläufige Flächenproduktivitäten sowie durch Entwicklungsbedarfe in Wa- rengruppen, die bisher nicht angemessen in Herford vorhanden sind (Ziel-Zentralitäten).

Tabelle 292929:29 ::: Absatzwirtschaftlich tragfähige VerkaufsflVerkaufsflächenpoteächenpotenzialenziale für Herford WarengruWarengrupppppenpen bis 2013 bis 2018 Untere Obere Untere Obere Variante Variante Variante Variante Nahrungs- und Genussmittel (NuG) - 900 - 1.600 Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, 100 400 - 600 Apotheken Blumen, zoologischer Bedarf 100 200 100 300 Papier/Bürobedarf/Schreibwaren (PBS), 400 600 400 700 Zeitungen/Zeitschriften, Bücher kurzfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 600 2.100 500 3.200 Bekleidung 200 800 100 1.300 Schuhe/Lederwaren 100 200 - 300 Pflanzen/Gartenbedarf 300 1.000 200 1.300 Baumarktsortiment i.e.S. 2.600 4.700 2.400 5.500 Glas/Porzellan/Keramik (GPK)/ 100 400 100 600 Hausrat/Einrichtungszubehör Spielwaren/Basteln/Hobby/ 500 700 500 800 Musikinstrumente Sportartikel/Fahrräder/Camping 300 500 300 600 mittelfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 4.100 8.300 3.600 10.400 Medizinische und orthopädische Artikel/ - 100 - 200 Optik Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/ 1.000 1.200 1.000 1.300 Sicht- und Sonnenschutz Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche - 200 - 300 Möbel 2.200 4.100 2.000 4.900 Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte 400 700 400 800 Medien (Unterhaltungselektronik/PC/ 100 300 100 500 Telekommunikation/Foto) Uhren/Schmuck - 50 - 100 Sonstiges - 100 - 100 langfristiger BBeeeedarfsbereichdarfsbereich 3.700 6.750 3.500 8.200 Gesamt 8.400 17.150 7.600 21.800 Quelle: eigene Berechnungen auf Basis der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Werte in m² VKF

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 85

Rechnerisch sind damit Verkaufsflächenpotenziale in einer Größenordnung von rund 8.400 bis 17.000 m² bis zum Jahr 2013 vorhanden. Bis 2018 kann sogar von einem Verkaufsflä- chenpotenzial von bis zu rund 22.000 m² über alle Branchen ausgegangen werden. 47 Der Schwerpunkt der Potenziale liegt im Bereich mittelfristiger Bedarfsgüter mit Potenzia- len bis zu 10.400 m². Hier spielen insbesondere das Baumarktsortiment und das Sortiment Pflanzen/Gartenbedarf eine wichtige Rolle. Auch im langfristigen Bedarfsbereich eröffnen sich gute Potenziale bis zu 8.200 m² Verkaufsfläche, im Schwerpunkt für die Warengruppen Möbel und Teppiche/Gardinen/Dekostoffe/Sicht- und Sonnenschutz. Auf den Punkt gebracht bedeuten diese Prognoseergebnisse,  dass die Versorgungsfunktion Herfords in einigen Warengruppen durch neue An- gebote und Verkaufsflächen erweitert und verbessert werden kann,  dass in den Warengruppen ohne nennenswerte Verkaufsflächenpotenziale neue Angebote und Verkaufsflächen überwiegend nur durch Umsatzumverteilungen im Bestand zu realisieren wären (dies trifft bei neuartigen oder speziellen Anbietern nur bedingt zu),  dass bei einer deutlichen Überschreitung der ermittelten Verkaufsflächenpotenziale ein ruinöser Wettbewerb mit ggf. negativen städtebaulich Folgen und einge- schränkten Entwicklungsmöglichkeiten für die Herforder Zentrenstruktur resultiert,  und dass angesichts der teils begrenzten Entwicklungsspielräume für viele Waren- gruppen künftig der Standortfrage im stadtentwicklungspolitischen Steuerungsge- schehen ein hohes Gewicht beigemessen werden sollte. Generell müssen diese Ansiedlungsspielräume stets mit üblicherweise am Markt vertrete- nen Betriebstypen und -formen gespiegelt werden; nicht jedes rechnerische Ansiedlungs- potenzial entspricht einem für die jeweilige Warengruppe üblichen Fachgeschäft oder Fachmarkt. Umgekehrt können manche Warengruppen gleichwohl in der Addition der Sor- timente zu einem für Anbieter attraktiven Gesamtbetrieb mit entsprechenden Haupt- und Nebensortimenten führen. Beispiel:  Für einen Baumarkt in der Größenordnung heute üblicherweise neu eröffneter Märk- te (Verkaufsflächen von mindestens 10.000 bis 15.000 m²) ist das ermittelte Volumen (noch) nicht ausreichend.  Unter Hinzunahme etwa der Potenziale für Garten- und Pflanzensortimente könnte unternehmerseitig eine Ansiedlung bereits realistischer erscheinen.  Unternehmerische Ansiedlungsüberlegungen sind allerdings zusätzlich vor dem Hin- tergrund bestimmter Marktstrategien (Einzugsbereich, Marktstrategie auch gegen- über der Konkurrenz, geplante Marktverdrängung, Hinzunahme weiterer Sortimente und Dienstleistungen, Spezialisierung und Qualitätsstufen innerhalb der Warengrup- pe usw.) zu bewerten und werden u. U. selbst bei geringeren rechnerischen Werten von Unternehmen umgesetzt.

47 In der unteren Variante liegt der ermittelte Wert für 2018 unterhalb des Wertes für 2013. Diese auf den ers- ten Blick unstimmig erscheinende Relation begründet sich aus den bis 2018 stärker durchschlagenden de- mografischen Rahmenbedingungen (Bevölkerungsrückgang).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 86 Stadt + Handel

 Auch Vorhaben, die die absatzwirtschaftlich tragfähigen Verkaufsflächenspielräume überschreiten, können zudem stadtplanerisch zur Umsetzung der städtischen Ent- wicklungsziele beitragen, wenn sie mit dem räumlichen Entwicklungsleitbild sowie den Zielen und Leitsätzen der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in Herford, die nachfolgend dargestellt werden, korrespondieren und wenn sie an stadtentwick- lungspolitisch gewünschten Standorten angesiedelt werden. Wie bereits beschrieben, können und sollen die Prognosewerte grundsätzlich keine „Gren- zen der Entwicklung“ etwa als oberer oder als unterer Grenzwert darstellen, sondern viel- mehr als Orientierungswert für eine stadtplanerisch-städtebauliche Bewertung verstanden werden.

NahversorgungsrelevaNahversorgungsrelevantente Sortimente Beispielhaft werden im Folgenden die rechnerischen Verkaufsflächenpotenziale für einige Warengruppen mit den zu erwartenden Entwicklungen aufgezeigt und die daraus resultie- renden Konsequenzen erläutert. Insgesamt besteht für die Warengruppen des kurzfristigen Bedarfes nur ein geringes Ver- kaufsflächenpotenzial von höchstens 3.200 m² bis zum Jahr 2018. Innerhalb der Waren- gruppe entfällt auf das Sortiment Nahrungs- und Genussmittel der größte Spielraum von bis zu 1.600 m² - dies entspricht dem Volumen von bis zu zwei Lebensmittelmärkten. Wie in der Nahversorgungsanalyse bereits gezeigt wurde, besteht in Herford die Gefahr, dass Neuansiedlungen sehr schnell zu Umsatzumverteilungen im Bestand führen, da nahezu keine Kaufkraft ungebunden ist. Daher sollte möglichen Neuansiedlungen hinsichtlich ihrer städtebaulich-funktionalen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche und auf die wohnortnahe Versorgung in der Fläche eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu- dem sollte dieses begrenzte Potenzial optimaler Weise strategisch primär zur Bestandsop- timierung wichtiger Frequenz erzeugender Betriebe in zentralen Versorgungsbereichen bzw. zur Optimierung von wichtigen Betrieben, die derzeit für die wohnortnahe Grundver- sorgung unverzichtbar sind, eingesetzt werden. Nähere Empfehlungen zur Verbesserung der Nahversorgungsstruktur werden in Kapitel 5.3 vorgestellt und begründet.

Üblicherweise zentrenrelevante Sortimentsgruppen Für die üblicherweise zentrenprägenden Sortimente besteht bis zum Jahr 2018 ein Ver- kaufsflächenpotenzial von bis zu rund 6.000 m². Hierin sind größtenteils Arrondierungsspiel- räume bzw. punktuelle Ergänzungen zu sehen. 48 Angesichts des gesamtstädtisch also be- grenzten Umfangs sollten diese Ansiedlungsspielräume künftig gezielt im Innenstadtzentrum gestärkt werden. Für das Innenstadtzentrum würde diese Summe (je nach Variante) zwischen 6,3 und 17,6 % der im Zentrum aktuell vorhandenen Verkaufsfläche darstellen und insofern dennoch einen deutlichen Entwicklungsimpuls bewirken können.

48 Zum Sonderfall einer möglichen Shoppingcenter-Ansiedlung vgl. Exkurs in Kap. 5.1.4.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 87

An dieser Stelle soll explizit hervorgehoben werden, dass die ermittelten Verkaufsflächen- potenziale gerade dann, wenn der Standort stadtentwicklungspolitisch optimal ist,49 über- schritten werden können zugunsten einer positiven Gesamtentwicklung des Standortes. Grenzen ergeben sich in solchen Fällen allenfalls aus landesplanerischen und städtebau- rechtlichen Zielvorgaben, namentlich dem Schutz zentraler Versorgungsbereiche in Nach- barkommunen. Die erarbeiteten Ansiedlungsleitsätze (vgl. Kap. 5.5) berücksichtigen diese standortbezogene Regelungsempfehlung.

Tabelle 303030:30 ::: Verkaufsflächenpotenziale üblicherweise zzentrenreleentrenrelevantervanter Sortimente

unteres VVerkaufserkaufserkaufs---- oberes VerkaufsVerkaufs---- Warengruppe flächenpotenflächenpotenzialzial flächenpotenzial bis 2013 bis 2012018888

Papier/Papier/Bürobedarf/Bürobedarf/Bürobedarf/Schreibwaren,Schreibwaren, 400 m² 700 m² ZeZeZeiZe iiitungen/Zeitschriften,tungen/Zeitschriften, Bücher

Bekleidung 200 m² 1.300 m²

Schuhe/Lederwaren 100 m² 300 m²

Glas/PorzellanGlas/Porzellan/Keramik/Keramik/Keramik/Hausrat/Hausrat/Hausrat//// 100 m² 600 m² EinEinEinricEin ricricrichhhhtungszubehörtungszubehör

SpielwSpielwaaaaren/ren/ren/Basteln/Basteln/Basteln/Hobby/Hobby/ 500 m² 800 m² Musikinstrumente

Sportartikel/Camping/Fahrräder 300 m² 600 m²

Medizinische und orthopädische Artikel/ - 200 m² Optik

Elektro/Elektro/Leuchten/HaushaltsgeräteLeuchten/Haushaltsgeräte 400 m² 800 m²

Medien (Unterhal(Unterhaltungselektronik/PC/tungselektronik/PC/ 100 m² 500 m² Telekommunikation/Foto)

Uhren/Schmuck - 100 m²

Summe 2.12.12.1002.1 000000 m²m²m² 5.900 m²

Zum Vergleich: Anteil an der aktuellen Verkaufsfläche im Innenstadtzentrum 6,3 % 17,6 % (33.560 m²)

Quelle: eigene Berechnungen auf Basis der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; gerundete Werte in m² VKF

49 Dies trifft hinsichtlich des Innenstadtzentrums uneingeschränkt zu, wenngleich dort zwischen einzelnen mik- roräumlichen Lagemerkmalen deutlich unterschieden werden sollte.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 88 Stadt + Handel

4.34.34.3 Räumliche Entwicklungsszenarien und übergeordnete Entwicklungs-ntwicklung s-s-s- ziele für Herford Die Erarbeitung von Szenarien für die künftige Entwicklung des Einzelhandels stellt einen zentralen Baustein des Zentren- und Nahversorgungskonzepts bei der Erarbeitung der Ziel- ebene dar. Die Szenarien basieren auf unterschiedlichen politischen und planerischen An- nahmen und werden hinsichtlich ihrer jeweiligen unterschiedlichen ökonomischen und städ- tebaulichen Folgewirkungen beschrieben. Durch die Szenarien werden Zusammenhänge der Zentrenentwicklung, der Standort- und der Nahversorgungsstruktur aufgezeigt, die zwischen der Ansiedlung, dem Aus- oder Rückbau von Einzelhandelsstandorten einerseits und der Entwicklung des gesamten Versorgungsnetzes anderseits bestehen. Im Einzelnen werden das Innenstadtzentrum Herfords, die nachgeordneten übrigen zentra- len Versorgungsbereiche sowie städtebaulich integrierte und nicht integrierte Einzelhan- delsstandorte grafisch vereinfacht berücksichtigt. Es werden drei Entwicklungsszenarien dargelegt, die modellhaft und idealtypisch zu verstehen sind und die zur Verdeutlichung der Handlungsfolgen bewusst überzeichnet sind. Ergänzend zu den ersten beiden Szena- rien, die im Hinblick auf den Steuerungsgrad der Kommune Extrempositionen widerspie- geln, wird die Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Standorte bei Umsetzung einer bestmöglichen Nahversorgung illustriert (Szenario 3). Zu Beginn der Darstellung jedes Szenarios werden die zentralen Annahmen des zugrunde liegenden modellhaften Planungskonzepts dargelegt und mit den zu erwartenden Auswir- kungen auf die räumliche Entwicklung der Einzelhandelsstandorte in Herford verknüpft. Sowohl die Veränderungen der Angebots- als auch der Nachfragestrukturen nehmen dabei Einfluss auf die räumliche Entwicklung und stehen daher im Fokus der Betrachtungen. Ab- schließend erfolgt eine Kurzbewertung des jeweiligen Szenarios. Im Rahmen des begleitenden Arbeitskreises wurden die Szenarien und ihre Folgewirkungen diskutiert. Die Empfehlung für ein künftig zu verfolgendes Szenario bildet die Grundlage für die Entwicklung der Umsetzungs- und Sicherungsinstrumente. Die teilnehmenden Vertreter stellten in dieser Diskussion fest, dass die idealtypische Entwicklungsoption für Herford aus einer Kombination der Szenarien mit einer klaren Prioritätensetzung besteht. Am Ende dieses Teilbausteins (vgl. Kap. 4.4) steht ein Zielgerüst, welches das zukünftige Entwicklungsleitbild für die Stadt Herford bezogen auf die Einzelhandels-, Zentren- und Nahversorgungsentwicklung sein soll. Dieses bildet die Grundlage für die weitere konzep- tionelle Ebene des Zentren- und Nahversorgungskonzepts.

4.3.1 Szenario 1: StädtebaulichStädtebaulich----funktionalefunktionale Zentrenstärkung

Annahmen zur räumräumlichenlichen Entwicklung der EinzelhandelsstandorteEinzelhandelsstandorte Im Mittelpunkt des Szenarios „städtebaulich-funktionale Zentrenstärkung“ steht eine deut- liche Stärkung der zentralen Versorgungsbereiche Herfords. Hierzu zählen das Innenstadt- zentrum (IZ) und die vier Nahversorgungszentren (NVZ). Während die Einzelhandelsent- wicklung in diesen Zentren deutlich priorisiert wird, werden die übrigen Einzelhandelsstandorte in städtebaulich integrierter und nicht integrierter Lage politisch

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 89 nicht weiter verfolgt. Daraus ergeben sich Umsatzsteigerungen für das Innenstadtzentrum und für die Nahversorgungszentren, allerdings (modellhaft) zu Lasten der übrigen Einzel- handelsstandorte (vgl. folgende Abbildung).

Abbildung 363636:36 ::: Szenario 1 ––– „Städtebaulich„Städtebaulich----funktionfunktionfunktionaleale ZentrenstäZentrenstärrrrkung“kung“

Quelle: eigene Darstellung

Kurzbewertung dieses SzenSzenaaaariosrios Durch den stringenten Schutz und die Weiterentwicklung der Zentren bietet dieses Szena- rio den Vorteil einer deutlichen Stärkung des Innenstadtzentrums und der Nahversorgungs- zentren. Zudem birgt es den Vorteil einer hohen Planungs-, Investitions- und Rechtssicher- heit für die Kommune wie auch für Eigentümer bzw. Unternehmer, da es klare Regeln für bestehende Einzelhandelsbetriebe und Neuansiedlungen enthält. Andererseits besteht bei einer konsequenten Umsetzung des Szenarios – modellhaft ge- dacht – die Gefahr einer Schwächung der wohnortnahen Grundversorgung, da Standorte in Wohngebietsnähe möglicherweise Umsatzeinbußen hinnehmen müssten, die ggf. bis zu Betriebsschließungen führen würden. Eine derartige Vernachlässigung der Versorgung in der Fläche wäre auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer damit u. U. zusammenhängenden steigenden Bedeutung des Faktors „Nähe“ nicht hinnehmbar. Zudem ergeben sich für flächenintensive Betriebe kaum Angebotsflächen, woraus eine Ab- wanderung solcher Betriebe in Nachbarkommunen resultieren könnte. Außerdem ist kaum realistisch anzunehmen, dass die Einzelhandelsstandorte außerhalb der Zentren mittel- bis langfristig zurückgebaut werden könnten und sollten. Hier stehen Entschädigungsregelun- gen und die nicht zu erwartende politische Umsetzbarkeit entgegen.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 90 Stadt + Handel

4.3.2 Szenario 2: Bestmögliche Nahversorgung

Annahmen zur räumlichen Entwicklung der Einzelhandelsstandorte Im Mittelpunkt dieses Szenarios steht die Umsetzung einer bestmöglichen Nahversorgung wohnortnah in allen Siedlungsteilen. Das Ziel besteht darin, ein feinmaschiges Versor- gungsnetz zu erhalten und zu ergänzen, indem die fußläufig erreichbaren Einzelhandels- standorte mit Angeboten aus dem kurzfristigen Bedarfsbereich gestärkt werden. Die Standorte in städtebaulich integrierter Lage gewinnen also an Bedeutung und wachsen, während autokundeorientierten Standorte in nicht integrierter Lage nicht weiterentwickelt werden.

Abbildung 373737:37 ::: Szenario 2 ––– „Bestmögliche Nahversorgung“

Quelle: eigene Darstellung

Bei konsequenter Umsetzung des Konzeptes und Konzentration auf das feinmaschige Ver- sorgungsnetz ist eine Umverteilung der örtlichen Kaufkraft zu erwarten: Einzelhandels- standorte in nicht integrierten Lagen werden verkleinert oder nicht weiter entwickelt. Aller- dings wäre – modellhaft – aufgrund der intrakommunalen Kaufkraftumverteilung auch die Schwächung des Innenstadtzentrums und der Nahversorgungszentren als zentrale Versor- gungsbereiche zu erwarten.

Kurzbewertung dieses Szenarios Vor dem Hintergrund eines höheren Stellenwerts einer wohnortnahen Grundversorgung stellt dieses Szenario grundsätzlich zunächst eine wünschenswerte Entwicklung dar. Insbe- sondere den immobilen Bevölkerungsgruppen kommt dieses Szenario zugute, da eine De- ckung der täglichen Bedürfnisse dauerhaft in Wohnortnähe gewährleistet wird.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 91

Im Hinblick auf die Umsatzumverteilungen könnte allerdings – rein theoretisch – eine städ- tebaulich-funktionale Gefährdung der zentralen Versorgungsbereiche durch Betriebsschlie- ßungen resultieren. Da insbesondere Betriebe mit dem Angebot an Nahrungs- und Ge- nussmitteln als Frequenzbringer für das Innenstadtzentrum und die Nahversorgungszentren fungieren, ist von einem Bedeutungs- und Attraktivitätsverlust dieser Standorte auszuge- hen. Dieses ist mit Blick auf den baurechtlich verankerten und stadtentwicklungspolitisch zu empfehlenden Schutzstatus zentraler Versorgungsbereiche nicht vereinbar. In Reinform stellt sich dieses Szenario zudem für die Anbieterseite als unrealistisch dar, da die mögli- chen Standorte die aktuellen Anforderungen der Betriebe nicht erfüllen können: Aktuelle Betriebsformen sind nicht mehr auf eine kleinteilige vollständige Bedarfsdeckung in Wohn- gebieten ausgerichtet.

4.3.3 Szenario 3: Freie Entfaltung der Kräfte des Marktes

Annahmen zur räumlichen Entwicklung der Einzelhandelsstandorte Im Gegensatz zu Szenario 1 steht bei diesem Szenario die freie Entfaltung der Kräfte des Marktes im Vordergrund. Es basiert auf der hypothetischen Annahme, dass die Kommune ihr gesetzlich verankertes Recht, städtebauliche Planungen innerhalb ihres Gemeindege- biets eigenverantwortlich und im Rahmen der Gesetze durchzuführen, nicht wahrnimmt. Stattdessen werden Einzelhandelsvorhaben durch die Marktkräfte gesteuert, also insbe- sondere durch Investoren und Unternehmer. Aufgrund der anzunehmenden Orientierung an verkehrsgünstig gelegenen Standorten o- der an Standorten mit niedrigeren Grundstückkosten als in den Zentren (z. B. Gewerbege- biete) werden hauptsächlich Standorte in städtebaulich nicht integrierten Lagen weiterent- wickelt und gewinnen an Größe (vgl. folgende Abbildung). Auch neue Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben bieten sich beispielsweise östlich des Hauptsiedlungsbereiches (in der Nähe der Anschlussstellen zur A 2) oder am westlichen und südlichen Siedlungsrand (an den Bundesstraßen 239 und 61) an. Die dorthin fließende Kaufkraft stammt im Modell ü- berwiegend aus den zentralen Versorgungsbereichen, die ihre ansässigen Betriebe nicht mehr halten können und an Attraktivität verlieren werden.

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Abbildung 383838:38 ::: Szenario 3 ––– „Freie EntEntfaltungfaltung der Kräfte des Marktes“

Quelle: eigene Darstellung

Kurzbewertung dieses Szenarios In erster Linie ginge mit der Umsetzung dieses Konzeptes eine Schwächung der Zentren einher. Da durch die Kommune keine steuernden Eingriffe erfolgen, werden neue Standor- te ohne Prüfung der städtebaulichen Auswirkungen auf die bestehende Versorgungsstruk- tur eröffnet. Dadurch stellt sich die Weiterentwicklung des Innenstadtzentrums sowie der Nahversorgungszentren äußerst unwahrscheinlich dar. Die gesamtstädtische und regionale Bedeutung und die Attraktivität des Innenstadtzentrums gehen verloren und städtebaulich negative Folgen wie Leerstände und Probleme in Bezug auf die Folgenutzungen sind zu erwarten. Neben den Zentren leiden auch die sonstigen städtebaulich integrierten Lagen unter der Neuansiedlung großflächiger Betriebe in den städtebaulich nicht integrierten Lagen. Die Einzelhandelsbetriebe in sonstigen städtebaulichen Lagen entfallen und können nicht mehr zur wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs beitragen. Auch für die örtliche Wirtschaft bedeutet die Umsetzung des Konzeptes eine Schwächung. Aus der Inanspruchnahme der günstigen Grundstücke in Gewerbegebieten resultieren eine Grundstückspreissteigerung in Gewerbegebieten sowie die Verringerung des Flächenan- gebotes für das Gewerbe. Da diesem Szenario nicht allein die regionalen Genehmigungs- behörden entgegenstehen, sondern auch die Vertreter des Innenstadt-Einzelhandels, ist dieses Szenario nicht als realitätsnah und umsetzbar zu bewerten.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 93

4.44.44.4 Die ZielZiel----Trias:Trias: übergeordnete Entwicklungsziele für HeHerrrrfordford Keines dieser Szenarien sollte bzw. könnte in der jeweiligen Reinform umgesetzt werden; die Sichtweise der diskutierten Vor- und Nachteile wurde auch im Prozess begleitenden Arbeitskreis geteilt. Als optimal ausgewogene und den Entwicklungszielen der Stadt Her- ford bestmöglich entsprechende Zielperspektive sollte daher eine Kombination der Vortei- ler aller drei Szenarien, verbunden mit einer klaren Prioritätensetzung, angestrebt werden. In Herford sollten zukünftig folgende übergeordnete Ziele der Einzelhandelsentwicklung verfolgt werden: 1. Zentrenstärkung : Erhaltung und Stärkung des Innenstadtzentrums und der vier Nah- versorgungszentren, 2. Nahversorgung : die flächendeckende Versorgung in den Wohngebieten bestmög- lich sichern und stärken, ohne hierbei die Entwicklung der Zentren zu beeinträchti- gen, 3. Sonderstandorte : ergänzende Flächen für den großflächigen, nicht zentrenrelevan- ten Einzelhandel im Rahmen eindeutiger Regelungen bereitstellen, ohne hierbei die Entwicklung der Zentren oder der wohnortnahen Grundversorgung zu beeinträchti- gen. Zwischen diesen je nach Sortimentsbereich (zentrenrelevante, nahversorgungsrelevante und nicht zentrenrelevante Sortimente) jeweils unterschiedlichen Zielen ist nachfolgend ein präzise abgestimmtes Umsetzungsinstrumentarium zu entwickeln, so dass die Verfolgung des einen Zieles nicht die Umsetzung eines anderen Zieles gefährdet und schädliche Aus- wirkungen auf die Zentren- und Nahversorgungsstruktur ausbleiben. Einerseits ist für diese Form der ausgewogenen Zielumsetzung eine genaue Definition der zentren- bzw. nahversorgungsrelevanten Sortimente erforderlich (vgl. Kap. 5.4). Des Weite- ren muss auch das Zentren- und Standortkonzept (einschließlich des Nahversorgungskon- zeptes) auf diese Ziel-Trias näher eingehen und sie räumlich konkretisieren. Nicht zuletzt ist auch die Erarbeitung von auf diese Sortimentsgruppen bezogenen Ansiedlungsleitsätzen erforderlich, die in Kapitel 5.5 erfolgt.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 94 Stadt + Handel

555 Instrumentelles UmsetzungsUmsetzungs---- und Steuerungskonzept Während im vorangegangenen Kapitel die übergeordneten Leitlinien erörtert werden, kön- nen im Folgenden konkrete konzeptionelle Umsetzungsinstrumente darauf aufbauend vor- gestellt werden. Dieses sind neben dem Zentrenkonzept (Kapitel 5.1), dem Konzept für er- gänzende Sonderstandorte (Kapitel 5.2), dem Nahversorgungskonzept (Kapitel 5.3), der Liste zentrenrelevanter Sortimente (Sortimentsliste bzw. „Herforder Liste“, Kapitel 5.4) auch Ansiedlungsleitsätze zur Steuerung von Vorhaben und Angebotsplanungen (Kapitel 5.5). Das Umsetzungs- und Steuerungskonzept wird komplettiert durch planungsrechtliche Fest- setzungsempfehlungen für Herford (Kapitel 5.6).

5.15.15.1 Das Zentrenkonzept Das Zentrenkonzept definiert für die zukünftige Entwicklung des Herforder Einzelhandels die empfohlene Zentren-Gesamtstruktur unter Berücksichtigung der absatzwirtschaftlichen Entwicklungspotenziale (vgl. Kapitel 4.2) und der Ziel-Trias übergeordneter Entwicklungs- ziele (vgl. Kapitel 4.4). Es baut zugleich auf der bestandsbezogenen Bewertung der zentra- len Versorgungsbereiche auf (vgl. Kapitel 3.4).

5.1.1 Übersicht über diediedie zentralezentralennnn VersorgungsbereVersorgungsbereiiiicheche in Herford Zur Zentrenstärkung beinhaltet ein erster Schritt die Definition aller zentralen Versorgungs- bereiche bei gleichzeitiger Zuordnung in eine Zentrenhierarchie. In Herford werden insge- samt fünf Einzelhandelsagglomerationen als zentrale Versorgungsbereiche für die Zukunft empfohlen. Hierarchisch kommt dem Innenstadtzentrum die größte Bedeutung zu, gefolgt von vier Nahversorgungszentren mit jeweils begrenzt zu definierender Versorgungsbedeu- tung. Der Hierarchisierung der Zentren untereinander wird das Prinzip einer funktionalen Aufga- benteilung zugrunde gelegt, sodass es dauerhaft nicht zu einer wechselseitigen Beeinträch- tigung der Entwicklungsoptionen der einzelnen Zentren kommt. Des Weiteren werden die jeweiligen Einzugsbereiche zugeordnet. Aus den vorangegangenen Arbeitsschritten wer- den zudem einzelne Handlungsempfehlungen für die jeweiligen Zentren abgeleitet, die das Ziel „Zentren stärken“ näher konkretisieren. Letztlich werden nachfolgend je zentralem Versorgungsbereich Aussagen dazu getroffen, ob und wie die Anforderungen des Landesentwicklungsprogramms an zentrale Versor- gungsbereiche eingehalten werden.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 95

Abbildung 393939:39 ::: Zentrale Versorgungsbereiche in Herford (Zielkonzept)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007; NVZ = Nahversorgungszent- rum

Neben diesen fünf zentralen Versorgungsbereichen werden keine weiteren Einzelhandels- standorte als zentrale Versorgungsbereiche definiert. Obschon mehrere Standorte gewisse Funktionsbündelungen und eine aus Einzelhandelssicht zu bewertende Agglomeration er- kennen lassen, weisen sie nicht die notwendigen Merkmale für zentrale Versorgungsberei- che auf. Insbesondere ist bei solchen Agglomerationen der Grad der Nutzungsmischung, die siedlungsräumliche Einbindung, die städtebauliche Dichte und die damit verbundene Vitalität auch in den Bereichen Gastronomie, Dienstleistungen und ggf. Kultur/Bildung nicht ausreichend ausgeprägt. Von dieser Bewertung unberührt bleibt die Tatsache, dass solche Standorte andere Funkti- onen als diejenigen von zentralen Versorgungsbereichen übernehmen können und sollten, etwa Versorgungsfunktionen für den unmittelbaren Nahbereich oder die Funktion als Son- derstandort für bestimmte großflächige Einzelhandelsvorhaben (vgl. Kapitel 5.2).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 96 Stadt + Handel

5.1.2 Zentraler Versorgungsbereich Innenstadtzentrum

Entwicklungsziele und ---empfehlungen-empfehlungen für den zentralen Versorgungsbereich InneInnen-Inne n-n-n- stadtzentrum Das Innenstadtzentrum ist der zentrale Versorgungsbereich mit einer Versorgungsfunktion für das gesamte Stadtgebiet von Herford.50 Als städtebauliches Zentrum einer regionalpla- nerisch als Mittelzentrum ausgewiesenen Kommune sollte es (wie bisher) auch künftig An- gebotsschwerpunkte für kurzfristig sowie mittelfristig nachgefragte Bedarfsgüter verschie- dener Qualität bereithalten, ergänzt auch um langfristig nachgefragte Bedarfsgüter. Sein Einzugsbereich sollte auch künftig in den mittelzentralen Einzugsbereich der Nachbarkom- munen reichen, wobei in einigen Sortimenten eine höhere Kaufkrafteigenbindung und auch eine stärkere Kaufkraftzuführung von außerhalb erreicht werden kann. 51 Als Leitfunktion sichert der Einzelhandel den übrigen Zentrenfunktionen ein hohes Besu- cheraufkommen; er trägt somit erheblich zu einer vitalen urbanen Nutzungsvielfalt bei und stützt funktional auch die kulturellen, die dienstleistungsbezogenen sowie die gastronomi- schen Nutzungsarten, unterstützt auch durch das Wohnen, durch die angemessene Ver- kehrsstruktur sowie nicht zuletzt Bildungseinrichtungen und Freizeitangebote. Als vitaler und vielfältiger Mittelpunkt der Stadt soll das Innenstadtzentrum somit nicht nur Motor für die Versorgungsfunktion sein, sondern auch die gesamtökonomische, soziale und kulturelle Entwicklung der Stadt fördern. Zur Gewährleistung dieser Leitfunktion sollte die beschriebene und bewertete Einzelhan- delsbestandsstruktur (vgl. Kap. 3.4.3) erhalten und fortentwickelt werden. 52 Im Einzelnen sollten insbesondere folgende Erhaltungs- und Entwicklungsziele für das Innenstadtzentrum in allen städtebaulichen und stadtentwicklungspolitischen Planungen der Stadt Herford, die einen Bezug zum Innenstadtzentrum aufweisen, berücksichtigt werden. Die für Herford gesamtstädtisch ermittelten absatzwirtschaftlichen Ansiedlungsspielräume sollten gezielt zur Umsetzung der u. g. Erhaltungs- und Entwicklungsziele eingesetzt wer- den.

50 Funktional ist diesem zentralen Versorgungsbereich daher im Sinne von § 24 a Abs. 2 LEPro NRW die Ge- samtstadt zuzuordnen. 51 Die Ansiedlungsleitsätze (vgl. Kap. 5.5) bilden hierfür den erforderlichen Rahmen. 52 Das Begriffspaar „erhalten“ und „entwickeln“ bezieht sich auf die im BauGB verankerten, besonders zu be- rücksichtigenden Belange – hier speziell § 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 97

Tabelle 313131:31 ::: ErhaltungsErhaltungs- --- und Entwicklungsziele für das Innenstadtzentrum Erhaltung und Fortentwicklung der städtebaulich- funktionalen Ausstattungsmerkmale durch… … Sicherung und Stärkung der vorhandenen Magnetbetriebe … Ergänzung der Pol bildenden Struktur und der inneren Kundenläufe (etwa durch Ansiedlung ei- nes oder mehrerer neuer Magnetbetriebe und/oder durch Verbesserung der Rundläufe unter Einbezug der Nebenlagen im Innenstadtzentrum und des Wochenmarktes) … Sicherung und Stärkung der bestehenden Vielfalt der kleineren Fachgeschäfte und Spezialan- gebote (auch durch Ausbau gesamtstädtisch bislang unterrepräsentierter Branchen) … Sicherung und Stärkung der für die Gesamtfunktionalität des Innenstadtzentrums bedeutenden Nahversorgungsfunktion (insbesondere der Lebensmittelmärkte im Innenstadtzentrum)

Quelle: eigene Darstellung

Hierzu können folgende Empfehlungen im Detail formuliert werden: 1. Sicherung der vorhandenen Magnetbetriebe und der vorhandenen Branchen- und Betriebsvielfalt auch der kleineren Einzelhandelsbetriebe durch Vermeidung von Funktionsverlusten, die durch neue Ansiedlungen außerhalb des Innenstadtzentrums resultieren könnten,53 2. Stärkung der vorhandenen Magnetbetriebe (insbesondere auch der Lebensmittel- märkte in der Hauptlage oder den Nebenlagen) durch einen zeit- und nachfrage- gemäßen Ausbau der Ladenflächen (sofern die Angebotsstruktur dieser Magnetbe- triebe nicht mehr den marktüblichen Anforderungen entspricht), und zwar unmittelbar am Objekt selbst oder – sofern die verfügbaren Flächen hierzu nicht ausreichen sollten – in unmittelbarer räumlicher Nähe in der Hauptlage oder den Nebenlagen, 3. Erweiterung und Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben aller Art und Größe im Rahmen der Ansiedlungsleitsätze I und II - räumlich: primär in der zeichnerisch gekennzeichneten Hauptlage oder in den Nebenlagen,54 - funktional: insbesondere Betriebe mit zentrenrelevanten Sortimenten im Haupt- sortiment, in dem ein qualifiziertes Ansiedlungspotenzial besteht, ggf. auch in Form eines großen Einzelvorhabens (vgl. hierzu auch Kapitel 5.1.4),

53 Hierbei – wie bei allen Empfehlungen im Rahmen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzepts – stehen nicht einzelne Anbieter im Fokus, sondern im Mittelpunkt der Ziele steht die unternehmens- und wettbe- werbsneutrale Funktion der genannten Objekte für den Standort als Ganzes. Insofern ist es für die Empfeh- lungen und Ziele im Rahmen dieses Konzeptes irrelevant, ob bestimmte Anbieter im Einzelfall ihren Betrieb schließen, sofern sich funktionsgleiche oder -ähnliche Betriebe als Funktionsersatz oder -verbesserung an- siedeln. 54 Im gekennzeichneten funktionalen Ergänzungsbereich innerhalb des Innenstadtzentrums sollen großflächi- ge Einzelhandelsbetriebe alternativ nur dann angesiedelt werden, wenn hierdurch eine strategische städte- bauliche Weiterentwicklung des zentralen Versorgungsbereichs und seiner inneren Struktur erreicht wird.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 98 Stadt + Handel

4. Ergänzung des Betriebstypenmixes und der Angebotsvielfalt durch bislang unter- repräsentierte Betriebstypen und Angebote auch in Warengruppen, in dem die An- siedlungspotenziale nur begrenzt sind, 5. Ansiedlung von Vorhaben mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten als Hauptsorti- ment, denn auch solche Sortimente können zur Attraktivitätssteigerung des Zent- rums beitragen. Für alle Empfehlungen ist entsprechend der übergeordneten Ziel-Trias für Herford zu be- rücksichtigen, dass Maßnahmen nicht zu negativen Auswirkungen auf andere zentrale Ver- sorgungsbereiche und/oder die flächendeckende Nahversorgung führen. Dieses ist ggf. durch Einzelgutachten nachzuweisen. Die Ansiedlungsleitsätze für Herford berücksichtigen diese zugrunde liegende ausgewogene Zielstellung.

Tabelle 323232:32 ::: Funktionale Aufgabenzuweisung sowie Anforderungen ddeses LEPro NRW Zentraler Versorgungsbereich Innenstadtzentrum Lage in ASB* gem. LEPro NRW  Angemessene ÖPNV-  Anbindung gem. LEPro NRW Die ÖPNV-Anbindung besteht aus:  Fern- und Nahverkehr der Bahn (Bahnhof Herford in fußläufiger Ent- fernung zum Innenstadtzentrum)  5 Regionalbuslinien, 6 Stadtbuslinien sowie einer Nachtbuslinie z. B. an der Haltestelle Alter Markt (zentral im Innenstadtzentrum) Künftige Versorgungs- Versorgungsfunktion mit Waren aller Bedarfsstufen funktion

Funktional zugeordnete Primär: das gesamte Stadtgebiet von Herford (rd. 67.200 EW) Stadtteile und Einwoh- Sekundär: ergänzend Kommunen im Einzugsbereich unter Einhaltung der ner gem. LEPro NRW landesplanerisch zugewiesenen Funktion als Mittelzentrum und des Beein- trächtigungsverbots gem. BauNVO und LEPro NRW

Quelle: eigene Darstellung; Website VMR 2008; *Allgemeiner Siedlungsbereich (Gebietsentwick- lungsplan, vgl. Bezirksregierung Detmold 2004)

Räumliche Festlegung des zentralen VersorgVersorgungsbereiungsbereichschs Für die Bauleitplanung ist eine genaue räumliche Festlegung des Innenstadtzentrums als zentraler Versorgungsbereich erforderlich. 55 Diese wird wie in der folgenden Abbildung dargestellt empfohlen und umfasst die in der Bestandsanalyse bereits als Innenstadtzent- rum beschriebenen Bereiche.

55 Die dargestellte Abgrenzung ist als gebietsscharfe, nicht als parzellenscharfe Abgrenzung zu verstehen. Ei- ne parzellenscharfe Konkretisierung kann nachfolgend z. B. im Bauleitplanverfahren vorgenommen werden. Die in der Abbildung verdeutlichte Begrenzung bezieht sich auf städtebauliche Barrieren sowie auf die in der Realität ablesbare Gebäude- und Nutzungsstruktur.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 99

Abbildung 404040:40 ::: Räumliche Festlegung des InnenstadtzentrumInnenstadtzentrumss als zentraler VersorgungsbVersorgungsbeeeereichreich (Zielkonzept)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Eine Begrenzung erfährt der zentrale Versorgungsbereich einerseits entweder durch städ- tebauliche Barrieren (z. B. Verkehrsachsen oder der Stadtgraben), durch Bereiche ohne eine hohe Nutzungsvielfalt, oder durch Bereiche, die einen eindeutigen funktionalen und fußläu- fig angemessen erreichbaren Zusammenhang zum Kern des Innenstadtzentrums, der Hauptlage, vermissen lassen. Es ergeben sich im Einzelnen folgende anhand der vorgestellten Kriterien (vgl. Kap. 3.4.1) begründete Abgrenzungen des zentralen Versorgungsbereichs:  Im Norden bildet im Wesentlichen der Straßenzug Auf der Freiheit und Berliner Straße die Begrenzung, obschon auch nördlich dieser als städtebauliche Barriere bewerteten Achse Zentrenfunktionen (z. B. Banken und das Technische Rathaus) an- gesiedelt sind. Aus fachgutachterlicher Sicht und unter besonderer Berücksichtigung des vorhandenen Einzelhandels sollten jedoch nur die Bereiche „Holland“ sowie die angrenzenden Gebäude bis zur Werrebrücke aufgrund des Ladenbesatzes und der

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 100 Stadt + Handel

vorhandenen Dienstleistungs- und Gastronomieangebote noch in den zentralen Ver- sorgungsbereich einbezogen werden. 56  Im Osten orientiert sich der weitere Verlauf an der Berliner Straße, der Fidelenstra- ße, an der verlängerten Linie bis zur Komturstraße (Höhe Einmündung Klosterstra- ße). Die nahezu ausschließlich durch Wohnnutzung geprägten Bereiche der östlichen Credenstraße werden nicht in den zentralen Versorgungsbereich einbezogen. Die Bereiche entlang der Brüderstraße werden aufgrund ihrer stadthistorischen Relevanz beiderseits der Straße einschließlich der gesamten Blocktiefe wiederum als Teil des zentralen Versorgungsbereichs definiert. Weiter übernimmt auch die Johannisstraße eine Begrenzung (bis zur Einmündung Wiesestraße), da die Johannisstraße in diesem Verlauf schlecht für Fußgänger zu queren ist und daher gleichfalls eine städtebauli- che Barriere darstellt. Zudem nimmt die Nutzungsdichte und -vielfalt südöstlich der Johannisstraße gegenüber dem Zentrumsbereich deutlich ab.  Im Süden umfasst der zentrale Versorgungsbereich auch einen Wohn- und Ge- schäftsbereich südöstlich der Johannisstraße, da dort – zwischen Einmündung Wie- sestraße und Renntormauer – ein durchgängiger Geschäfts- und Dienstleistungs- besatz in Erdgeschosslage vorhanden ist, der sich städtebaulich-funktional auf die in der Rennstraße festgestellte Nebenlage bezieht. Im weiteren Verlauf des südlichen Zentrums bildet die Renntorwallstraße und der Straßenzug Unter den Linden eine deutlich wahrnehmbare Zäsur, zumal südlich davon nahezu ausschließlich Wohnbe- bauung (untersetzt mit nur wenigen anderen Nutzungsarten) anzutreffen ist.  Das Quartier Radewig ist nahezu vollständig als zentraler Versorgungsbereich defi- niert. Eine Ausnahme bilden die nahezu ausschließlich durch Wohnen geprägten Be- reiche zwischen der gekennzeichneten Einzelhandels-Nebenlage und dem Stadtgra- ben. Im Westen bildet die Kleine Mauerstraße zusammen mit der Steintorstraße die Abgrenzung. Diese als Zielkonzept empfohlene Abgrenzung beinhaltet alle vier bereits seit Jahrhunder- ten strukturprägenden mittelalterlichen Teilstädte: die abteiliche Freiheit, die Radewig, die Alt- und die Neustadt (vgl. Pro Herford 2007).

5.1.3 Potenzialflächen zur räuräuräumlichräu mlichmlich----funktionalenfunktionalen Fortentwicklung des InneInnen-n-n-n- stadtzenstadtzenttttrumsrums Die folgende Abbildung veranschaulicht Standorte, die aus fachgutachterlicher Sicht für Umnutzungen bzw. Neunutzungen zugunsten der Weiterentwicklung des Innenstadtzent- rums aktuell nach überschlägiger Prüfung 57 erkennbar sind und daher einer Kurzanalyse zu- geführt werden. Die Standortuntersuchungen des Vorgängerkonzepts (vgl. GMA 2000: S. 122 ff.) werden ergänzend zugrunde gelegt.

56 Die beschriebenen Bereiche „Holland“ und bis zur Werrebrücke grenzen außerdem – anders als weiter westlich gelegene Bereiche – unmittelbar an die Haupt- bzw. die Nebenlage des Einzelhandels an; insofern besteht in ihnen ein noch vorhandener deutlicher fußläufiger Bezug zum Kern des Innenstadtzentrums. 57 In einer ergänzenden, tiefer gehenden Analyse könnten ggf. weitere, in diesem Konzept noch nicht berück- sichtigte Flächen zur Umstrukturierung und Umnutzung im Innenstadtzentrum ermittelt werden. Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 101

Es sei darauf hingewiesen, dass die folgende Kurzanalyse primär unter Einzelhandelsge- sichtspunkten erfolgt. Weitere Fachaspekte in eine Gesamtbewertung dieser Standorte einzubeziehen, bleibt einer weiteren Prüfung im Rahmen etwa eines städtebaulichen Kon- zeptes vorbehalten, das neben den Aspekten der Einzelhandelsentwicklung weitere städ- tebauliche Kriterien beinhalten kann (z. B. die kommunalen Zielvorstellungen zur Verkehrs- erschließung, zur Freiraumentwicklung, zur Wohnraumversorgung etc).

Abbildung 414141:41 ::: Untersuchte Prüfstandorte zur FortentwickFortentwicklunglung des I Innnnnenstadtzentrumnenstadtzentrumnenstadtzentrumssss

111 666

222

555 444

333

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Die folgenden Tabellen fassen in Kurzform Standortmerkmale und Bewertungsfaktoren aus Sicht einer einzelhandelsorientierten Analyse zusammen. Gegenüber dem GMA-Konzept aus dem Jahr 2000 werden einige Flächen nicht mehr berücksichtigt, da sie aus heutiger fachgutachterlicher Sicht nicht mehr oder nur noch äußerst eingeschränkt für eine Umnut- zung in Frage kommen. 58

58 Die GMA hatte im Jahr 2000 etwa den Rathausvorplatz einschließlich der Bereiche, in denen die Funda- mente des Damenstifts Herford lokalisiert sind, zur Überarbeitung empfohlen; eine solche Überarbeitung erscheint dort heute aus Einzelhandelssicht nicht mehr sinnvoll. Auch der Linnenbauerplatz wurde derzeit als Standort zur Weiterentwicklung vorgestellt; dieser ist aufgrund der bereits erfolgreich durchgeführten Hochbau- und Gestaltungsmaßnahmen nicht mehr für eine Weiterentwicklung erforderlich und daher eben- falls nicht mehr Bestandteil der Betrachtung.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 102 Stadt + Handel

TTTabelleTabelle 333333:33 ::: Kurzbewertung der Prüfstandorte 1 222 Steinstr./Steintorstr. Janup

Aktuelle Nutzung  mindergenutzte Grundstücke (teils  ehem. C&A-Immobilie, Parkplätze, als Parkplatz genutzt) rückwärtige Grundstücksbereiche

Mikroräumliche  westlich unmittelbar an den zentra-  am äußeren westlichen Ende des LageLage, Bezug zu den len Versorgungsbereich angrenzend Zentrums, aber zentral im Quartier Radewig Kundenläufen  Lage an viel befahrener Kreuzung, Nähe zum Bahnhof

Bewertung Positive Faktoren: Positive Faktoren: hinsichtlich einer  gut frequentiert durch Pkw-Verkehr  gut frequentiert durch Pkw-Verkehr Eignung für Einzel-  gut erschlossen Hemmende Faktoren: handelszwecke und zur strategischen Hemmende Faktoren:  schwierige Grundstückszuschnitte Fortentwicklung  kleines Areal  möglicherweise vielfältige Eigentü- merinteressen des Innenstadtzent-  liegt deutlich jenseits der Haupt- rums oder Nebenlagen, daher geringer Ersteinschätzung: möglicher Beitrag zur Stärkung der  besonders bedeutendes Areal zur Haupt- oder Nebenlagen Weiterentwicklung des Quartiers Ersteinschätzung: Radewig  mittleres Eignungspotenzial für Ein-  eine Neugestaltung ist auch zur zelhandel Schließung von Raumkanten ent- lang Auf der Freiheit wichtig  ggf. attraktiv z. B. für Ansiedlungen mit nicht zentrenrelevantem Haupt-  großflächiger Einzelhandel mit zent- sortiment renrelevantem Sortiment sollte in größerer Nähe zur Hauptlage ange-  eine Bebauung sollte bereits des- siedelt werden wegen angestrebt werden, um die Eingangsituation zur Innenstadt op-  ggf. Ansiedlungen mit nahversor- tisch und funktional aufzuwerten gungs- oder nicht zentrenrelevan- tem Hauptsortiment  ggf. kann diese Wirkung auch durch temporäre oder rein gestalterische  zur Stärkung der Innenstadt kann Maßnahmen erreicht werden auch eine Bebauung mit anderen Nutzungsarten beitragen (Büros, Praxen, Bildung etc.)

Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 103

Tabelle 343434:34 ::: Kurzbewertung der Prüfstandorte 333 4 Bäckerstraße 7 Blockinnenbereich ElisabethsElisabethstraßetraße Aktuelle Nutzung  leer stehende Immobilie  hintere Grundstücksbereiche, teils mit Wohn- und Nebengebäuden bebaut, teils als Parkplatz genutzt

Mikroräumliche  liegt unmittelbar an der Fußgänger-  zwischen der Einzelhandels- LageLage, Bezug zu zone Bäckerstraße Hauptlage und der Nebenlage Markthalle/Rathaus gelegen den Kundenläufen  westlicher Endpunkt der Einzelhan- dels-Hauptlage

Bewertung Positive Faktoren: Positive Faktoren: hinsichtlich einer  zentrale Lage in der City  sehr zentrale Lage innerhalb des Eignung für Einzel- Zentrums Hemmende Faktoren: handelszwecke und Hemmende Faktoren: zur strategischen  begrenzte Grundstücksgröße  denkmalgeschützte oder Fortentwicklung Ersteinschätzung: -würdige Bebauung zur Elisabethstr. des Innenstadtzent-  hohes Eignungspotenzial für Einzel-  möglicherweise vielfältige Eigentü- rums handel mit allen Sortimentsarten, merinteressen insbesondere zentrenrelevante Sor- timente  möglicherweise schwierige Erschlie- ßung des Areals  das Grundstück ist zwar klein, kann allerdings mehrgeschossig ausge- Ersteinschätzung: nutzt werden  wenn eine direkte Anbindung an die  gute Eignung zur Ansiedlung eines Einzelhandelshauptlage erreicht neuen Kundenmagneten als Fre- werden kann (etwa unter Einbezug quenzbringer für die gesamte Bä- einer oder mehrerer Immobilien di- ckerstraße und teils auch für das rekt an der Bäckerstraße oder Mau- Quartier Radewig sefalle), könnte eine größere Einzel- handelsansiedlung den gesamten westlichen Bereich der Einzelhan- delshauptlage stärken  Standortentwicklung könnte zur Ausbildung eines Rundlaufs zwi- schen dem Alten Markt, Markthalle, Sparkasse und Bäckerstraße beitra- gen  insgesamt daher besonders wertvol- ler potenzieller Beitrag zur Stärkung und Weiterentwicklung der Innen- stadt  aufgrund der Lage innerhalb der his- torischen Bebauungsstruktur sollten an eine solche Neunutzung höchste gestalterische und funktionale An- forderungen gestellt werden

Quelle: eigene Darstellung

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 104 Stadt + Handel

Tabelle 33353555:::: Kurzbewertung der Prüfstandorte 555 666 Ehemaliger Kaufhof Frühherrenstraße

Aktuelle NuNutzungtzung  teils Leerstand, teils Zwischennut-  hintere Grundstücksteile mit Ne- zung der Immobilie bengebäuden und Parkplätzen

Mikroräumliche  unmittelbar an die Mitte der Einzel-  am nördlichen Anfang der Fußgän- LageLage, Bezug zu den handels-Hauptlage angrenzend gerzone überwiegend im Blockin- nenbereich gelegen Kundenläufen

Bewertung Positive Faktoren: Positive Faktoren: hinsichtlich einer  unmittelbare Nähe zur Einzelhan-  unmittelbar an der Einzelhandels- Eignung für Einzel- dels-Hauptlage Hauptlage gelegen, sofern aus dem handelszwecke und Blockinnenbereich eine direkte Ver-  günstig geschnittenes und ver- bindung geschaffen werden könnte zur strategischen gleichsweise großes Grundstücks in Fortentwicklung sehr zentraler Lage Hemmende Faktoren: des Innenstadtzent- Hemmende Faktoren:  möglicherweise vielfältige Eigentü- rums merinteressen  möglicherweise schwierige Erschlie- ßung des Grundstücks  schwierige Erschließung des Areals, bau- und planungsrechtliche Nut- Ersteinschätzung: zungseinschränkungen  sofern sich die Erschließung ange- Ersteinschätzung: messen sicherstellen lässt, wäre das Areal aus Anbietersicht höchst inte-  eine Entwicklung des Areals könnte ressant zur Ansiedlung eines Einzel- zu einer besseren Verbindung des handelsvorhabens, da es von den Einzelhandels an der Lübberstraße vorhandenen hohen Passantenfre- und der Berliner Straße beitragen quenzen der Höckerstraße profitie-  der Standort wäre sehr gut geeignet ren könnte zur Verstärkung des nördlichen Ein-  zur funktionalen Weiterentwicklung zelhandels-Poles und zur Stabilisie- des gesamten Zentrums hinsichtlich rung der Kundenfrequenz in der ge- einer bestmöglichen Pol-Struktur samten Lübberstraße wären die Prüfstandorte 4 und 6  Voraussetzung zu einer bestmögli- besser geeignet, da damit neue Po- chen Entwicklung dieses Areals aus le an den äußeren Enden der Haupt- Einzelhandelssicht ist die Anbindung lage geschaffen würden. Allerdings an die Lübberstraße, die derzeit nur dürfte die Blockinnenlage dieser unter Einbezug eines oder mehrerer Standorte jeweils erschwerend auf Gebäude an der Lübberstraße her- eine mögliche Neuentwicklung wir- gestellt werden könnte; ebenso ken; das Kaufhof-Areal ist dagegen müsste die Anbindung an die Berli- vergleichsweise einfach mobilisier- ner Straße attraktiver werden im bar Vergleich zur heutigen kleinen Pas-  zum Kaufhof-Areal vgl. ergänzend sage auch Kapitel 5.1.4  zur funktionalen Stärkung der Innen- stadt könnte auch eine Bebauung mit alternativen Nutzungsarten bei- tragen (z. B. Wohnen, Büros, Praxen, Kultur, Bildung etc.)  aufgrund der o. g. Restriktionen voraussichtlich nicht kurz- oder mit- telfristig zu entwickeln

Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 105

Weitere Entwicklungsaspekte für das Innenstadtzentrum Nähere Empfehlungen zur Fortentwicklung des Zentrums könnten ergänzend zu diesem Zentren- und Nahversorgungskonzept etwa in Form eines Innenstadtchecks bzw. eines In- nenstadtentwicklungskonzeptes zur Verfügung gestellt werden. In diesen können z. B. fol- gende Aspekte umsetzungsbezogen erörtert werden:  Empfehlungen zu Ansiedlungspotenzialen (fehlende und zu ergänzende Branchen und Betriebstypen, sortiments- wie auch zielgruppenbezogen), einschließlich eines Katalogs potenzieller Unternehmen und Anbieter (z. B. in Form eines auf Herford bezogenen Franchise- und Filialistenkatalogs)  Analyse und Bewertung der Ladenöffnungszeiten (diese wurden durch Stadt + Han- del bereits flächendeckend in Herford erfasst)  Erarbeitung von Grundlagen für die bessere Vermarktung der bereits vorhandenen Sortimentsqualitäten der Innenstadt (z. B. in Form eines Einkaufsführers, organisierte Erlebniseinkäufe usw.)  Weiterentwicklung der Kundenläufe (Positionierung von Kundenmagneten, ggf. Entwicklung von Rundläufen usw.)  Durchführung von ergänzenden primärstatistischen Erhebungen (Kundenfrequenz- zählung, Passantenbefragung, Einzelhändler-Fragebogen usw.)  „Wochenmarkt“-Check: Erarbeitung von Optimierungsmöglichkeiten des Herforder Wochenmarktes (bezogen etwa auf funktionale Kriterien wie die Sortimentsstruktur oder auf Präsentations- und Marketingaspekte)  Ausbau der Aufenthalts- und Erlebnisqualität (u. a. bezogen auf den Fußgängerver- kehr, auf die Gestaltungsqualität, auf ergänzende Zentrenfunktionen wie etwa gast- ronomische Angebote)  Fachliche Begleitung und Vermittlung von Beratungsleistungen zum Thema „Busi- ness Improvement Districts“ bzw. „Immobilien- und Standortgemeinschaften“

5.1.4 Exkurs: Ein ShoppShoppinginginging----CenterCenter am Standort des ehemaligen Kaufhof Die o. g. Ziel-Trias zur Weiterentwicklung des Einzelhandels in Herford beinhaltet primär eine Stärkung des Innenstadtzentrums. Insofern sind alle Maßnahmen, die auf eine Beseiti- gung von Funktionsstörungen im Zentrum und zur funktionalen Ergänzung hinwirken, grundsätzlich positiv zu bewerten. Im vorangegangenen Kapitel konnte gezeigt werden, dass zu solch einer Weiterentwicklung des Zentrums prinzipiell mehrere Areale in Frage kommen (zuzüglich möglicher Umstrukturierungen und Umnutzungen im Bestand). Speziell zum Standort des ehem. Kaufhof sollen aufgrund aktueller Entwicklungen ergän- zend weitere Aspekte aufgeführt werden, sodass eine mögliche Baumaßnahme (geplant ist derzeit ein größeres Vorhaben mit Einzelhandelsbezug in Form etwa eines Shopping- Centers) bestmöglich und umfassend zur Weiterentwicklung des Innenstadtzentrums bei- tragen kann.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 106 Stadt + Handel

Tabelle 363636:36 : BewertungskrBewertungskriterien iterien zur städtebaulichstädtebaulich----funktionalenfunktionalen Bedeutung des KaufhofKaufhof----ArealsAreals (Teil I) Ausgangssituation Potenzieller Beitrag einer Neuentwicklung des KauKauffffhofhofhof----ArealsAreals Nutzungsart am  Das Kaufhof-Areal stellt trotz eini-  Die Überwindung der derzeitigen Si- Mikrostandort; ger Zwischennutzungen eine Min- tuation ist zweifelsfrei wünschens- KundenwahrneKundenwahrnehhhhmungmung dernutzung dar. wert und könnte durch eine Maß-  Die Mindernutzung ist gleichwohl nahme erreicht werden. aus Kundensicht nicht besonders  Der Handlungsdruck ist aus fachgut- deutlich wahrnehmbar, da das achterlicher Sicht in Hinblick auf die Kaufhof-Gebäude überwiegend in Funktionsfähigkeit und Attraktivität einem von der Hauptlage Höcker- des Standortumfeldes demnach nur straße abgewandten Areal liegt. mäßig hoch.

Innere StrStrukturuktur des  Das Innenstadtzentrum verfügt mit  Am Kaufhof-Areal könnte aufgrund InnenstadInnenstadttttzentrumszentrums Klingenthal und Saturn über zwei – der günstigen Grundstücks- gemessen an der Verkaufsfläche – Rahmenbedingungen ein neuer bedeutsame Magnetbetriebe. Wei- überörtlich wirksamer Magnet ange- tere kleinere Betriebe fungieren als siedelt werden. Ankerpunkte und Frequenzerzeu-  Da sich dieser dann in der Mitte der ger, vermögen allerdings im Ein- Einzelhandels-Hauptlage befände, zelnen keine deutlich überörtliche würde ein Beitrag zur Stärkung des Ausstrahlung zu erzeugen. Kerns der Hauptlage und auch des Zentrums als Ganzes erreicht. Zur gezielten Stabilisierung bestimmter Randlagen der Hauptlage sind aller- dings auch weitere Standorte – trotz einiger Ansiedlungshemmnisse – vorhanden (vgl. Kap. 5.1.3).

 Es bestehen nahezu keine durch-  Ein neuer, aber räumlich begrenzter gängigen Kunden-Rundläufe; der Kunden-Rundlauf könnte zwischen Einzelhandelsbesatz führt aktuell Höckerstraße und Brüderstraße ent- vielmehr zu einer linearen Struktur, stehen. die allerdings durch die Abfolge  Zum Ausbau der Kundenläufe sind verschiedener Straßenräume und auch Standorte und Handlungsopti- Plätze keinesfalls uninteressant onen erkennbar, die größere Areale wirkt. erschließen und verbinden (etwa un- ter Einbezug der Nebenlagen ent- lang der Berliner Straße oder an der Elisabethstraße bzw. an der Markt- halle).

Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 107

Tabelle 373737:37 : Bewertungskriterien zur städtebaulistädtebaulichchchch----funktionalenfunktionalen Bedeutung des KaufhofKaufhof----ArealsAreals (Teil II) Ausgangssituation Potenzieller Beitrag einer Neuentwicklung des KauKauffffhofhofhof----ArealsAreals SoSoSorSo rrrtimentstimentstiments---- und  Die Sortiments- und Betriebsty-  Ein Shopping-Center würde prinzi- Angebotsstruktur des penvielfalt ist faktisch hoch. piell eine Ergänzung der Betriebsty- InneInnennnnstadtzentrumsstadtzentrums  Aus Kundensicht ergibt sich den- penvielfalt darstellen. Die Zufrie- noch eine gewisse Unzufriedenheit denheit aus Kundensicht kann hinsichtlich der Warenvielfalt sowie allerdings nur dann erhöht werden, fehlender Sortimente und Betriebs- wenn präzise auf bestimmte Ziel- typen. gruppen, Teilsortimente oder sons- tige Qualitäten abgestimmte Einzel- handelsangebote durch die Maßnahme neu entstehen.  Trotz eines neuen Shopping-Centers bliebe aufgrund des stetigen Be- dürfnisses nach neuen Einkaufser- lebnissen ein Kaufkraft-Abfluss etwa ins Oberzentrum Bielefeld und in ggf. entfernte, aber als besonders hochwertig wahrgenommene Ein- kaufsziele wahrscheinlich (weiterhin) bestehen. Ermittelte  In der Summe der üblicherweise  Die Neuansiedlung noch fehlender VerkaufsflVerkaufsfläääächenchenchen---- zentrenprägenden Sortimente sind Sortimente kann entweder in Form EntwiEntwicklungsspielcklungsspielcklungsspiel---- rechnerisch rund 5.900 m² neue einer einzigen, größeren Maßnahme räume und Verkaufsfläche bis ins Jahr 2018 oder gesplittet an mehreren Stand- übergeordnete gesamtstädtisch als realistisch an- orten in der Innenstadt erfolgen. Entwicklungsziele für zusehen (vgl. Kap. 4.2.3). Anbieter eines Shopping-Centers den Einzelhandel in  Diese Summe ist allerdings nicht streben die Bündelung von Ver- Herford als „Grenzwert“ zu verstehen, son- kaufsflächen an einem Standort an; dern kann einzelfallbezogen über- gleichwohl kann es aus städtischer schritten werden und stadtentwick- Sicht sinnvoll sein, wichtige Entwick- lungspolitisch dann noch lungsimpulse auch an weiteren zielführend sein, wenn der Mikro- Standorten des Zentrums zu setzen. standort hinsichtlich der gesamt-  Für das Kaufhof-Areal und für das städtischen Entwicklungsziele zum Innenstadtzentrum als Ganzes müs- Einzelhandel der richtige ist. sen die ermittelten Verkaufsflächen- spielräume nicht als Grenzwert ver- standen werden, sondern können überschritten werden, wenn das o- der die Vorhaben insgesamt städte- baulich und landesplanerisch ver- träglich bleiben. 59  Primär sollte das Innenstadtzent-  Der Standort liegt in der von dieser rum – und dort speziell zunächst Entwicklungszielstellung erfassten die Einzelhandels-Hauptlage und Lage. die Nebenlagen – gesichert und weiterentwickelt werden. Quelle: eigene Darstellung

59 Der Aspekt der „Verträglichkeit“ bezieht sich primär auf die landes- und bundesrechtlichen Anforderungen, also das Beeinträchtigungsverbot gegenüber zentralen Versorgungsbereichen in der Gemeinde und in Nachbargemeinden. Gerade für größere Einzelhandelsvorhaben wird man die Verträglichkeit selbst bei zentraler Lage des Vorhabens nur durch eine städtebauliche und landesplanerische Einzeluntersuchung er- örtern können.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 108 Stadt + Handel

Die städtebaulich-funktionale Bedeutung des Standortes Kaufhof ist also insgesamt aus stadtentwicklungspolitischer Sicht als hoch einzustufen, wenngleich der Handlungsdruck zur Reaktivierung der Fläche aus fachgutachterlicher Sicht nur als mäßig eingestuft wird. Zu- dem zeigt eine Bewertung alternativer Entwicklungsflächen, dass der Standort nicht der einzig denkbare ist, um die Innenstadt und ihre Handelslagen fortzuentwickeln.

5.1.5 Vier Nahversorgungszentren als zentrale VersorgungsbereVersorgungsbereicheiche Für die vier Nahversorgungszentren werden nachfolgend die Sicherungs- und Entwick- lungsziele, auf die sich künftige Bauleitpläne beziehen können, zusammengefasst. Analog zu den Aussagen zum Innenstadtzentrum gilt auch hier, dass die Empfehlungen primär städtbaulich-funktional auf die Erfordernisse der Bauleitplanung ausgerichtet und aus fach- gutachterlicher Sicht mit einem besonderen Blickpunkt verfasst sind – eine ergänzende Er- arbeitung von z. B. gestalterischen, verkehrs- oder etwa marketingbezogenen Empfehlun- gen kann demnach außerhalb des Rahmens dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes ergänzend durchgeführt werden. Die räumlichen Festlegungsempfehlungen der vier bereits bestehenden Nahversorgungs- zentren basieren auf der städtebaulich-funktionalen Bestandsaufnahme und berücksichti- gen alle in Kap. 3.4.1 genannten Anforderungen an zentrale Versorgungsbereiche. Alle vier Nahversorgungszentren sollen einen jeweils definierten Nahbereich (s. u.) vor- nehmlich mit Waren des kurzfristigen Bedarfs versorgen. Durch die bereits vorhandene Bündelung verschiedener Einzelhandelsbetriebe, aber auch ergänzender Dienstleistungen und Gastronomie, sind die Nahversorgungszentren dafür prädestiniert, ihre Versorgungs- funktion in Zukunft zu wahren und gegenüber städtebaulich nicht integrierten Lagen noch auszubauen.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 109

Abbildung 424242:42 ::: Räumliche Festlegung dderer Nahversorgungszentren als zentrale VersorgungsbVersorgungsbe-e-e-e- reichreicheeee (Zielko(Zielkonnnnzept)zept) NVZ Mindener Straße NVZ Engerstraße

NVZ Salzufler Straße NVZ Elverdissen

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Gleichzeitig sollen die Nahversorgungszentren dennoch nicht in eine Konkurrenz zum In- nenstadtzentrum treten (vgl. Ziel-Trias in Kapitel 4.4); daher sind im Folgenden sowie durch die Ansiedlungsleitsätze funktionale Rahmensetzungen der Versorgungsaufgabe definiert.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 110 Stadt + Handel

Tabelle 383838:38 ::: Entwicklungsziele für die Nahversorgungszentren ((zezentralentrale VersoVersorrrrgungsbereiche)gungsbereiche) Ziele bezbezoooogengen NVZ Mindener NVZ NVZ Salzufler NVZ auf… Straße Engerstraße Straße Elverdissen

…städtebaulich- Sicherung und Stärkung des Nahversorgungsangebotes Sicherung u. Stär- funktional durch: kung des Nahver- bedeutende  Schutz vor größeren Funktionsverlusten, z. B. durch sorgungsangebo- Magnet- mögliche Vorhaben außerhalb des zentralen Versor- tes durch: betriebe gungsbereichs,  Schutz vor  Mittel- bis langfristiger Standortumbau vorhandener größeren Sonderstandorte, die nicht gezielt weiterentwickelt wer- Funktionsver- den sollen, insbesondere durch bauplanungsrechtliche lusten, z. B. Maßnahmen zur Reduzierung des nahversorgungsrele- durch mögl. vanten Sortimentsanteils. Vorhaben au- ßerhalb des

zentralen Ver- sorgungsbe- reichs. …Ansiedlungs- Ein weiterer Lebensmittelmarkt wäre aufgrund der vorhan- Kein Handlungs- optionen denen sehr guten quantitativen Ausstattung im Gebiet be- bedarf hinsichtlich sonders kritisch hinsichtlich seiner Auswirklungen auf die der Lebensmittel- Zentren und auf mögliche negative Auswirkungen auf die versorgung. flächendeckende Nahversorgung zu prüfen. Allenfalls langfristig Ergänzung des Be- Die Ansiedlung Weitere Ansied- triebstypenmixes im Bereich NuG: eines weiteren lungsoptionen  z. B. durch einen Supermarkt im LM-Marktes ist begrenzt im Rah- Rahmen einer Betriebsverlagerung mittel- bis langfris- men der Ansied- aus städtebaulich nicht integrierter tig zu empfehlen, lungsleitsätze. Lage, da hier anders als in den übrigen  im Rahmen der Ansiedlungsleitsät- NVZ nur ein ze. Hauptanbieter Angebotsergänzung in weiteren Sorti- vorhanden ist. menten im Rahmen der Leitsätze. Hierzu wird emp- fohlen,  dabei den Be- triebstypen- mix zu ergän- zen (z. B. durch einen Discounter),  die Ansied- lung als Verla- gerung aus nicht integrier- ter Lage durchzufüh- ren. Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 111

Speziell im Nahversorgungszentrum Salzufler Straße gilt der Hinweis, dass mit der Festle- gung als zentraler Versorgungsbereich kein Schutz einzelner Betriebe vor Konkurrenz erfol- gen darf.60 Daher wird fachgutachterlich empfohlen, gerade im Sortimentsbereich des größten nahversorgungsrelevanten Sortiments auf einen Betriebstypenmix oder auf eine Anbietervielfalt hinzuwirken. Die Versorgungsfunktion dieses Zentrums wird hierdurch dau- erhaft gesichert und verbessert.

Tabelle 393939:39 ::: Funktionale AufgabenzuwAufgabenzuweisungeisung sowie Anforderungen desdes LEPro NRW NVZ Mindener NVZ NVZ Salzufler NVZ Straße Engerstraße Straße Elverdissen

Lage in ASB* teilweise ja; die teilweise ja, teils gem. LEPro NRW Bereiche südlich Randlage im GIB  der Engerstraße  sind als GIB aus- gewiesen

Angemessene     ÖPNV-Anbindung ÖPNV-Anbindung durch: gem. LEPro NRW Haltestelle: z. B. Haltestelle: z. B. Haltestelle: z. B. Haltestelle: z. B. Ortsiekerweg Annastraße Bauvereinstr. Nasse Welle 2 Stadtbusse 1 Stadtbus 1 Stadtbus 1 Stadtbus (tagsüber je (tagsüber halb- (tagsüber stünd- (tagsüber halb- halbstündlicher stündlicher Takt) licher Takt) stündlicher Takt) Takt) 1 Regionalbus 1 Regionalbus 1 Regionalbus 1 Regionalbus (stündlich) (stündlich) (stündlich) (stündlich)

Künftige Im Schwerpunkt Nahversorgungsfunktion, ergänzt um einige Sortimente VersorgungsVersorgungs---- des mittelmittel---- und langfristigen Bedarfs im Rahmen der AnsiedlungsleitsäAnsiedlungsleitsät-Ansiedlungsleitsä t-t-t- funktion ze.

Funktional zugeord- Bezirke 32,33,36 Bezirke 21, 22, Bezirke 43, 44, Bezirke 70, 72, nete Stadtteile gem. sowie anteilig 35 23, 24, 25, 26, 45, 47, 69 73, 88 LEPro NRW 27

Einwohner in den rd. 8.000 EW rd. 8.750 EW rd. 6.500 EW rd. 4.300 EW funktional zugeord- neten Stadtteilen

Quelle: eigene Darstellung; Website VMR 2008; *Allgemeiner Siedlungsbereich (Gebietsentwick- lungsplan, vgl. Bezirksregierung Detmold 2004)

60 Das Städtebaurecht legitimiert nicht zu solchen Eingriffen in den Wettbewerb. Es darf gestützt auf das BauGB keinen individuellen „Schutz einzelner Betriebe vor der Ansiedlung von Konkurrenz“ geben; dem- nach ist i. d. R. Voraussetzung für die Mindestausstattung von zentralen Versorgungsbereichen, „dass meh- rere Einzelhandelsbetriebe mit sich ergänzenden und/oder konkurrierenden Warenangeboten vorhanden sind“ (OVG Münster, Urteil vom 11.12.2006, 7 A 964/05).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 112 Stadt + Handel

Abbildung 434343:43 ::: Funktional den Nahversorgungszentren zugeordnete StStadtteileadtteile

NVZ Mindener Stra ßßßeee

NVZ Engerstr aaaßßßeee Innenstadtzentru mmm

NVZ Salzufler Stra ßßßeee

NVZ Elverdissen

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage Stadt Herford 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Her- ford 2007

Für die NVZ Engerstraße und Salzufler Straße sollte ergänzend zu den Zielaussagen in die- sem Zentren- und Nahversorgungskonzept durch die Stadt Herford künftig auf eine Kon- gruenz mit den Darstellungen des Gebietsentwicklungsplans hingewirkt werden.

5.25.25.2 Konzept für ergänzende Sonderstandorte Neben den zentralen Versorgungsbereichen bestehen in Herford wie andernorts auch wei- tere Einzelhandelsagglomerationen mit einem deutlichen Standortgewicht (vgl. zur Be- standsanalyse und -bewertung dieser Standorte Kap. 3.5). Nachfolgend wird erörtert, wel- che Entwicklungsempfehlungen für die Sonderstandorte grundsätzlich sowie im einzelnen erkennbar und zugunsten einer gewinnbringenden gesamtstädtischen Standortbalance zu formulieren sind.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 113

5.2.1 Übergeordnete Zielstellungen zu den ergänzenden SonderstandortenSonderstandorten Im Sinne dieser gesamtstädtischen Standortbalance und der übergeordneten Zielstellung zur Einzelhandelsentwicklung in Herford (vgl. Zial-Trias, Kap. 4.4) sind mehrere Zielstellun- gen mit der Weiterentwicklung der Sonderstandorte verbunden. Sonderstandorte sind in der Zielstellung primär als Ansiedlungsbereiche für den großflächi- gen Einzelhandel mit nicht zentrenrelevanten Hauptsortimenten zu verstehen. Sie dienen der Ergänzung des Innenstadteinzelhandels, indem sie Einzelhandelsbetriebe aufnehmen,  die einen überdurchschnittlichen Flächenverbrauch aufweisen und die in der Innen- stadt oder anderen zentralen Versorgungsbereichen daher räumlich schlecht anzu- siedeln wären und  die Sortimente führen, die die Zentren in ihrer Entwicklung nicht beeinträchtigen. Trotz dieser Ergänzungsfunktion zu den Zentren sollte dennoch zunächst der Stärkung des Innenstadtzentrums selbst (und weiterer zentraler Versorgungsbereiche) die höchste Priori- tät städtischer Entwicklungsmaßnahmen und Planungen beigemessen werden – auch etwa durch die Ansiedlung nicht zentrenrelevanter Sortimente in den zentralen Versorgungsbe- reichen oder in unmittelbarer räumlicher Nähe dazu. Die Entwicklungsmöglichkeiten von Sonderstandorten sind zudem vor dem Hintergrund ih- rer Auswirkungen auf die flächendeckende Nahversorgungsstruktur in den Wohnsiedlungs- bereichen zu bemessen. Gemäß der übergeordneten Zielstellung sollen die Sonderstandor- te zu keinen negativen Auswirkungen auf die flächendeckende und wohnortnahe Nahversorgungsstruktur führen. Primär sollen an Sonderstandorten also die großflächigen Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment angesiedelt werden. Die gezielte Ausweisung solcher Sonderstandorte und die nähere planerische Befassung mit ihnen trägt begünstigend dazu bei, dass  Angebotsflächen für geeignete Vorhaben kurzfristig zur Verfügung gestellt werden können, weil die realen Flächen dazu frühzeitig vorbereitet werden können und die örtliche Bauleitplanung diesbezügliche Angebote bereits im Vorfeld gestalten kann,  ihre Leistungsfähigkeit optimiert werden kann, z. B. in erschließungstechnischen Fragestellungen,  sie durch Aufgabenteilung, Spezialisierung, Größe sowie Agglomerationswirkung auch in der überörtlichen Nachfrage als Einkaufsstandort für bestimmte Sortimente deutlicher als bisher wahrgenommen werden,  benachbarte gewerbliche Nutzungsarten durch eine räumliche klare Fassung der je- weiligen Sonderstandorte vor einem schleichend unter Druck geratenden Boden- preisgefüge, der von der Einzelhandelsfunktion ausgehen könnte, geschützt werden können, was insbesondere den auf günstige Grundstücke und Entwicklungsspiel- räume angewiesenen sonstigen Gewerbe- oder Handwerksbetrieben zugute kom- men wird.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 114 Stadt + Handel

Eine gesamtstädtische Konzentration auf einige wenige, dafür leistungsfähige Sonder- standorte ist sinnvoll, weil eine solche Standortbündelung aus Kundensicht attraktivere und damit auch für das überörtliche Nachfragepotenzial im mittelzentralen Einzugsgebiet inte- ressantere Standorte schafft.

5.2.2 Ansiedlungsprioritäten für Einzelhandelsvorhaben mit nicht zentrenrelzentrenrele-e-e-e- vantem HaupHaupttttsortimentsortiment Der Entwicklungsrahmen der Sonderstandorte ergibt sich aus verschiedenen relevanten Faktoren, die bei der Erarbeitung von Empfehlungen zu berücksichtigen sind, unter ande- rem:  Hat ein Sonderstandort bereits eine gewisse Mindestgröße des bestehenden Einzel- handelsangebots, auf der zugunsten einer Agglomerationswirkung aufgebaut wer- den kann?  Wirkt der vorhandene Sortimentsschwerpunkt am jeweiligen Standort stark konkur- rierend gegenüber den zentralen Versorgungsbereichen oder stellt er bereits heute eine sinnvolle Sortimentsergänzung als Funktionsteilung dar?  Wirkt der vorhandene Sortimentsschwerpunkt aktuelle konkurrierend auf die flä- chendeckende Versorgung in den Wohnsiedlungsbereichen oder stellt er einen un- verzichtbaren Versorgungsstandort für die wohnortnahe Grundversorgung dar? Ist er diesbezüglich hinreichend in Wohngebiete integriert?  Wie viel Erweiterungsfläche im Bereich nicht zentrenrelevanter Sortimente ist auf- grund der ermittelten gesamtstädtischen Ansiedlungsspielräume (Größe, Branchen- schwerpunkte etc.) erforderlich? 61  Liegt der jeweilige Sonderstandort im leistungsfähigen Verkehrsnetz und welche Profilierungschancen (Ausbildung einer auch überörtlich wahrnehmbaren „Standort- adresse“) bietet er aktuell und künftig?  Ist eine innere Funktionstrennung zwischen Einzelhandel und sonstigen gewerbli- chen Nutzungen am jeweiligen Standort erkennbar oder liegt eine undefinierte Ge- mengelage vor?  Welche städtebaurechtlichen und landesrechtlichen Rechtsgrundlagen zur Zulässig- keit von Einzelhandelsbetrieben, etwa gemäß Gebietsentwicklungsplan, müssen be- rücksichtigt werden? Aufgrund der vorgenannten Aspekte wird empfohlen, die Ansiedlung von Einzelhandelsbe- trieben mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment künftig gemäß folgendem Prioritäten- schema stadtplanerisch zu steuern. 62 Aufgrund der übergeordneten Bedeutung der zentra-

61 Die Analyse ergibt für Herford bis zum Jahr 2018 ein Ansiedlungspotenzial von rund 5.500 m² VKF im Bau- marktbereich und rund 5.000 m² Möbelsortiment. Zu weiteren Erläuterungen hinsichtlich der Realisierungs- chancen möglicher Ansiedlungen vgl. Kap. 4.2.3. 62 Diese Empfehlungen basieren auf der rein fachgutachterlichen, im Schwerpunkt einzelhandelsbezogenen Betrachtungsweise. Insofern kann es im Einzelfall sinnvoll sein, dass unter Hinzunahme weiterer stadtplane- Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 115 len Versorgungsbereiche sind auch diese als potenzielle und anzustrebende Standorte für diese Einzelhandelsbetriebe in der Übersicht aufgeführt. Nähere Details zu den Sonder- standorten folgen im weiteren Abschnitt.

rischer Aspekte (z. B. Fragen der Leistungsfähigkeit der Verkehrserschließung) ein modifiziertes oder er- gänztes Prioritätenschema für die Stadtentwicklung städtischerseits zugrunde gelegt wird.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 116 Stadt + Handel

Tabelle 404040:40 ::: Standortprioritäten für Einzelhandelsvorhaben mit nnichticht zentrenrelevantem Hauptsortiment (gesamtstädtisch) Kleinflächige Betriebe Großflächige Betriebe Hinweise/Empfehlungen Hinweise/Empfehlungen (bis 800 m² VKF) (über 800 m² VKF)

Primär  Primär 

 im InnenstadtzenInnenstadtzent-t-t-t-  Flächenpotenzial für die  im InnenstadtzenInnenstadtzent-t-t-t-  Flächenpotenzial für die rumrumrum oder unmittel- Ansiedlung von Betrieben rumrumrum oder unmittel- Ansiedlung von Betrieben bar räumlich an- mit nicht zentrenrelevan- bar räumlich an- mit nicht zentrenrelevan- grenzend ten Sortimenten ist grund- grenzend ten Sortimenten ist grund- sätzlich vorhanden. sätzlich vorhanden.  Ansiedlung ist zugunsten  Ansiedlung ist zugunsten einer Stärkung des Innen- einer Stärkung des Innen- stadtzentrums funktional stadtzentrums funktional erstrebenswert. erstrebenswert.  und in einem der  Ansiedlung ist zugunsten  und am Sonder-  Nähere Erläuterungen: drei NahversoNahversor-r-r-r- einer Stärkung der jeweili- standort siehe Kap. 5.2.3 gungszentren im gen Zentren funktional er- Goebenstraße Kernort strebenswert. Nord (NVZ Mindener  Allerdings nicht im NVZ Straße, NVZ Salz- Elverdissen, da dieses au- ufler Straße, NVZ ßerhalb des Kernortes Engerstraße) liegt und da keine Verkehr induzierende Standort- struktur geschaffen wer- den sollte.  und am Standort  Insbesondere: Möbel, ElsbacElsbachhhhhaushaus Lampen/Leuchten und weitere nicht zentrenrele- vante Sortimente mit Be- zug zu Einrichtung und Objektdesign Sekundär  Sekundär 

 am Sonderstandort  Aktuell ist allerdings kein  am Sonderstandort  Aktuell ist allerdings kein GauGaußßßßstraßestraße Flächenpotenzial für grö- GauGaußßßßstraßestraße Flächenpotenzial für grö- ßere Neuansiedlungen ßere Neuansiedlungen vorhanden. vorhanden.  Eignungsbegrenzung  Eignungsbegrenzung durch die kleine Standort- durch die kleine Standort- größe, die auch langfristig größe, die auch langfristig kaum veränderbar er- kaum veränderbar er- scheint. scheint.  und am Sonder-  Dort nicht primär, weil  und am Sonder-  Nähere Erläuterungen: standort dieser Standort eher den standort KiebitKiebitz-z-z-z- siehe Kap. 5.2.5 Goebenstraße großflächigen Ansiedlun- straße Nord gen vorbehalten werden soll.  Nähere Erläuterungen: siehe Kap. 5.2.3 Nachgeordnet  NachgeordnNachgeordnetetetet 

 im gesamten  Sofern dort im Einzelfall  Sofern die primäre oder sekundäre Empfehlung im Stadtgebiet zulässig aufgrund der begründeten Einzelfall nicht umgesetzt werden kann, sonstigen Gebietsfestset- sollte ein geeigneter Standort unter Berücksichtigung zungen oder sonstiger Zu- der oben genannten übergeordneten Zielstellungen lässigkeitskriterien. und Standortfaktoren gewählt werden. Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 117

Das folgende Schema gibt diese Standortprioritäten räumlich wieder. Es zeigt sich, dass für Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment (ob großflächig oder kleinflächig) eine angemessene Standortvielfalt erreicht wird, während zugleich dennoch eine gewisse Bündelungswirkung erreicht werden kann.

Abbildung 444444:44 : Standortprioritäten für Einzelhandelsvorhaben mit nnichticht zentrenrelevantem HauptsoHauptsorrrrtimenttiment (gesamtstädtisch)

Quelle: eigene Darstellung; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Zusammengefasst bedeuten diese Empfehlungen also, dass  die Standorte Goebenstraße Nord, Gaußstraße und Kiebitzstraße in ihrer Bedeutung als Einzelhandelsstandort gesichert und im Rahmen der Standortbedingungen aus- gebaut werden sollten,  dass für die Anzahl weiterer, bereits vorhandener Sonderstandorte (vgl. Kap. 3.5) der bauplanungsrechtliche Bestandsschutz zwar gewährleistet werden sollte,  dass diese jedoch aufgrund ihrer Restriktionen 63 nicht gezielt für Einzelhandelsnut- zungen weiterentwickelt werden sollten und an diesen Standorten mittel- bis lang- fristig ein Nutzungsumbau insbesondere mit einer Reduktion zentren- und nahver- sorgungsrelevanter Sortimente eingeleitet werden sollte,  so dass dort die Konkurrenzwirkung gegenüber den Zentren und gegenüber einer funktionierenden Nahversorgung in den Wohngebieten reduziert werden kann,

63 Etwa fehlende Erschließung durch eine örtliche oder überörtliche Hauptverkehrsstraße, Lage außerhalb des ASB gemäß Gebietsentwicklungsplans, mangelnde Einbindung in Wohnsiedlungsbereiche, zu geringe Flä- chengröße im Zusammenhang mit einem fehlenden Erweiterungspotenzial, mangelnde Möglichkeit zur Ausbildung einer auch regional wahrgenommenen Standortadresse

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 118 Stadt + Handel

 und dass dort größere Handlungsperspektiven für die übrige gewerbliche Wirtschaft wiedergewonnen werden können. Die empfohlenen Sonderstandorte können im Rahmen der Ansiedlungsleitsätze und der genannten tragfähigen Verkaufsflächenpotenziale zur Erweiterung oder Neuansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten genutzt werden. In Herford existieren selbstverständlich neben diesen Sonderstandorten weitere Standorte mit großflächigen nicht zentrenrelevanten Einzelhandelsbetrieben als sog. Einzellage (z. B. Gartenfachmärkte etc.). Der Bestand und die marktgerechte Fortentwicklung dieser Betrie- be soll gewährleistet werden.

5.2.3 Sonderstandort Goebenstraße Nord

AbbildAbbildungung 454545:45 : Sonderstandort Goebenstraße Nord (räumliche DefinitDefinitionsempfehlung)ionsempfehlung)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Der Sonderstandort Goebenstraße Nord sollte, wie oben bereits skizziert, als einer von im Wesentlichen drei leistungsfähigen Sonderstandorten für den großflächigen Einzelhandel mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment weiterentwickelt werden. Hierzu bedarf es ei- niger Vorüberlegungen und Vorbereitungen (vgl. folgende Tabelle). Der Bestandsschutz für den bestehenden Verbrauchermarkt kann dabei gewährleistet werden.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 119

Derzeit sind für Neuansiedlungen nach überschlägiger Prüfung kurzfristig keine Flächen verfügbar; die Stadt sollte daher darauf hinwirken, dass bei der empfohlenen Funktionsdif- ferenzierung ausreichende Reserveflächen für Neuansiedlungen verfügbar werden. Der zeichnerische Definitionsvorschlag berücksichtigt diesen Aspekt durch Hinzunahme von derzeit mindergenutzten Arealen in die Einzelhandelsfläche. Der Definitionsvorschlag zielt also auf eine künftige Ausweitung der Einzelhandelsnutzun- gen und berücksichtigt, dass zur Steigerung der Agglomerationseffekte alle aktuellen und künftigen Einzelhandelsbetriebe zugleich räumlich gebündelt (nahe beieinander gelegen) sein sowie an der Haupterschließung Goebenstraße liegen sollten.

Tabelle 414141:41 : Entwicklungsempfehlungen zum Sonderstandort GoebensGoebenstraßetraße Nord Entwicklungsziel UmsetzungsemUmsetzungsempfehlungpfehlung

 Primäre Funktion: Standort für großflä-  Bündelung und Steuerung der Einzel- chige Einzelhandelsbetriebe mit nicht handelsbetriebe durch Angebotspla- zentren- und nicht nahversorgungsrele- nung am Sonderstandort und entspre- vantem Hauptsortiment chendem Ausschluss jenseits der Sonderstandorte  Ergänzende Funktion: Standort für klein- flächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht  bauplanungsrechtlicher Ausschluss von zentren- und nicht nahversorgungsrele- zentren- und nahversorgungsrelevanten vantem Hauptsortiment Hauptsortimenten unter Anwendung der Leitsätze III und IV sowie unter Berück-  Ergänzende Funktion: Wahrung der Ver- sichtigung der planungsrechtlichen Ent- sorgungsfunktion im Rahmen eines Be- schädigungsregelungen (gilt nicht für standsschutzes für den bestehenden den beabsichtigten Bestandsschutz) Verbrauchermarkt und im Rahmen der  räumliche Definition derjenigen Berei- gültigen B-Plan-Festsetzungen (der Be- che, die künftig erweitert für den Einzel- standsschutz sollte auch eine bauliche handel genutzt werden können (vgl. Erneuerung umfassen, sofern der Markt Empfehlung in folgender Abbildung) baulich nicht mehr den aktuellen Anbie- ter- und Nachfragevoraussetzungen ent- spricht)

 Flankierend: Wahrung der Entwicklungs-  Minimierung des Preisdrucks auf die be- chancen der benachbarten Areale für nachbarten Areale durch räumliche Be- Handwerks- und Gewerbebetriebe grenzung des Einzelhandelsareals (vgl. Empfehlung in der folgenden Abbil- dung)

 Flankierend: keine Erhöhung der sonsti-  Weitgehender bauplanungsrechtlicher gen Standortattraktivität zulasten des Ausschluss von einzelhandelsnahen Innenstadtzentrums und der Nahversor- Dienstleistungen und gastronomischen gungszentren Angeboten Quelle: eigene Darstellung

Für die empfohlene Entwicklung sollte die Stadt Herford darauf hinwirken, dass eine Kon- formität zwischen diesen Zielstellungen und den Darstellungen des Gebietsentwicklungs- plans (GEP) hergestellt wird. Der GEP zeigt für den Sonderstandort aktuell noch die Ziel- vorgabe „GIB“ (Bereiche für Gewerbe und Industrie). Laut Landesentwicklungsprogramm NRW (LEPro) ist damit kein Ausbau des großflächigen Einzelhandels möglich.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 120 Stadt + Handel

5.2.4 Sonderstandort Gaußstraße Auch der Standort Gaußstraße (vgl. folgende Abbildung) sollte entsprechend für Einzel- handel mit nicht zentrenrelevanten Hauptsortimenten weiterentwickelt werden, wenngleich die Ausgangsbedingungen hier durchaus diffiziler sind als am Standort Goebenstraße Nord. Der Sonderstandort Gaußstraße ist wesentlich kleiner und eng von sonstigen Wohn- siedlungsbereichen umgeben; es mangelt aktuell an Flächenpotenzialen zur Ansiedlung, und auch dauerhaft wird dieser Standort nicht räumlich ausgedehnt werden können. Da er gemäß Gebietsentwicklungsplan im Allgemeinen Wohnsiedlungsbereich liegt, entspricht er grundsätzlich den Ansiedlungsvoraussetzungen gem. § 24 a Abs. 3 LEPro NRW.

Abbildung 464646:46 : Sonderstandort Gaußstraße (räumliche DefinitionsempDefinitionsempfehlung)fehlung)

Kraftfa hrzeugha nnndel

Großhandel

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5, Stadt Herford 2007

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 121

Tabelle 424242:42 : Entwicklungsempfehlungen zum Sonderstandort GaußstraßeGaußstraße Entwicklungsziel Umsetzungsempfehlung

 Primäre Funktion: Standort für groß-  Bündelung und Steuerung der Einzel- und kleinflächige Einzelhandelsbetriebe handelsbetriebe durch Angebotspla- mit nicht zentren- und nicht nahversor- nung am Sonderstandort und entspre- gungsrelevantem Hauptsortiment chendem Ausschluss jenseits der Sonderstandorte  bauplanungsrechtlicher Ausschluss von zentren- und nahversorgungsrelevanten Hauptsortimenten unter Anwendung der Leitsätze III und IV sowie unter Berück- sichtigung der planungsrechtlichen Ent- schädigungsregelungen

 Schaffung von neuen Ansiedlungsoptio-  bauplanungsrechtlich untermauerte Re- nen am Standort durch Umstrukturie- duktion der zentren- und nahversor- rung des Einzelhandelsbestands gungsrelevanten Sortimenten, die der- zeit noch einen erheblichen  Wahrung der Entwicklungschancen des Verkaufsflächenumfang einnehmen, op- Innenstadtzentrums und der Nahversor- gungszentren timal etwa im Rahmen von Betriebsver- lagerungen oder -aufgaben

 Flankierend: Wahrung der Entwicklungs-  Minimierung des Preisdrucks auf die be- chancen der benachbarten Areale für nachbarten Areale durch räumliche Be- Handwerks- und Gewerbebetriebe grenzung des Einzelhandelsareals (vgl. Empfehlung in der folgenden Abbil- dung)

 Flankierend: keine Erhöhung der sonsti-  bauplanungsrechtlicher Ausschluss von gen Standortattraktivität zulasten des einzelhandelsnahen Dienstleistungen Innenstadtzentrums und der Nahversor- und gastronomischen Angeboten gungszentren Quelle: eigene Darstellung

5.2.5 Sonderstandort Kiebitzstraße Wie in Tabelle 40 ersichtlich, sollte der Standort Kiebitzstraße, der heute bereits durch Ein- zelhandelsbetriebe in gewissen Umfang geprägt wird, künftig mit nachgeordneter Priorität für Einzelhandelsnutzungen fortentwickelt werden, und zwar für die großflächigen Betriebe mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment. Für die empfohlene Entwicklung sollte die Stadt Herford darauf hinwirken, dass eine Kon- formität zwischen diesen Zielstellungen und den Darstellungen des Gebietsentwicklungs- plans (GEP) hergestellt wird. Der GEP zeigt für den Sonderstandort aktuell noch die Ziel- vorgabe „GIB“ (Bereiche für Gewerbe und Industrie). Laut Landesentwicklungsprogramm NRW (LEPro) ist damit kein Ausbau des großflächigen Einzelhandels möglich.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 122 Stadt + Handel

Abbildung 474747:47 ::: Sonderstandort Kiebitzstraße (räumliche DefinitionsDefinitionsempfehlung)empfehlung)

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Kartengrundlage: DGK 5 Stadt Herford 2007

Tabelle 434343:43 : Entwicklungsempfehlungen zum Sonderstandort KiebitzKiebitzstraßestraße Entwicklungsziel Umsetzungsempfehlung

 Primäre Funktion: Standort für groß-  Bündelung und Steuerung der Einzelhan- flächige Einzelhandelsbetriebe mit delsbetriebe durch Angebotsplanung am nicht zentren- und nicht nahversor- Sonderstandort und entsprechendem Aus- gungsrelevantem Hauptsortiment schluss jenseits der Sonderstandorte  bauplanungsrechtlicher Ausschluss von zent- ren- und nahversorgungsrelevanten Haupt- sortimenten unter Anwendung der Leitsätze III und IV sowie unter Berücksichtigung der planungsrechtlichen Entschädigungsrege- lungen

 Schaffung von neuen Ansiedlungs-  bauplanungsrechtlich untermauerte Redukti- optionen am Standort durch Um- on der zentren- und nahversorgungsrelevan- strukturierung des Einzelhandelsbe- ten Sortimenten, die derzeit noch einen er- stands heblichen Verkaufsflächenumfang einnehmen, optimal etwa im Rahmen von  Wahrung der Entwicklungschancen Betriebsverlagerungen oder -aufgaben des Innenstadtzentrums und der Nahversorgungszentren

 Flankierend: Wahrung der Entwick-  Minimierung des Preisdrucks auf die be- lungschancen der benachbarten nachbarten Areale durch räumliche Begren- Areale für Handwerks- und Gewer- zung des Einzelhandelsareals (vgl. Empfeh- bebetriebe lung in der folgenden Abbildung)

 Flankierend: keine Erhöhung der  Weitgehender bauplanungsrechtlicher Aus- sonstigen Standortattraktivität zu- schluss von einzelhandelsnahen Dienstleis- lasten des Innenstadtzentrums und tungen und gastronomischen Angeboten der Nahversorgungszentren Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 123

5.35.35.3 Das Nahversorgungskonzept Die derzeit bestehende Nahversorgungsstruktur wird in Kapitel 3.6 beschrieben und analy- siert. Als Schlussfolgerung wird im Zwischenfazit zusammenfassend formuliert, dass aktuell kein stadtplanerischer Handlungsbedarf zur Verbesserung der Versorgungssituation besteht (vgl. Kap. 3.7). Die zahlenmäßige und die räumliche Ausstattung aller Wohngebiete mit Angeboten der Nahversorgung ist als überaus gut zu bewerten. Dennoch ist anzunehmen, dass die Stadt Herford künftig (weiterhin) mit Ansiedlungsanfra- gen unternehmensseitig konfrontiert wird; dieses begründet sich einerseits mit dem fortge- setzten Bemühen der Anbieter um Marktanteile sowie andererseits mit der Tatsache, dass der Investitions- bzw. Betriebszyklus teils deutlich unter 10 Jahren liegt und somit beste- hende Standorte in aktuellen Standortprogrammen der Anbieter ständig überprüft und ggf. ersetzt werden. Daher wird das Thema Nahversorgung künftig ebenso aktuell bleiben wie es weiterhin gilt, Vorhabenanfragen zu Lebensmittelmärkten zu beurteilen. Die wichtigsten Aspekte zur Nah- versorgung werden nachfolgend daher erneut aufgegriffen und durch einzelne Empfehlun- gen ergänzt.

Übergeordnete Zielstellungen zur Nahversorgung in HerfordHerford Die empfohlene Ziel-Trias zur Entwicklung des Einzelhandels in Herford beinhaltet mit zwei- thöchster Priorität, dass die flächendeckende Versorgung in den Wohngebieten bestmög- lich gesichert und gestärkt wird, ohne dabei allerdings die Entwicklung der Zentren zu be- einträchtigen. Die sehr gute Ausgangslage zu sichern, ist übrigens bereits als bedeutende stadtplanerische Aufgabe zu verstehen. Allein zur Sicherung werden zudem gewisse Hand- lungserfordernisse erkennbar. Auch die vorhandenen Rechtsnormen messen der Nahversorgung einen hohen Stellenwert bei, der im Rahmen der kommunalen Zielstellung berücksichtigt werden sollte:  Im BauGB wird die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung als in der Bauleit- planung zu berücksichtigender Belang aufgeführt (§ 1 Abs. 6 Nr. 8a)  Die BauNVO definiert die Versorgung der Bevölkerung als Schutzgut, das vor mehr als unwesentlichen Auswirkungen durch großflächige Einzelhandelsvorhaben ge- schützt werden soll (§ 11 Abs. 3 Satz 2).  Das LEPro NRW formuliert ein Verbot der Beeinträchtigung der wohnungsnahen Versorgung in § 24 a Abs. 1. In allen zentralen Versorgungsbereichen in Herford spielen die Lebensmittelmärkte zudem eine große Rolle als Frequenzbringer und Kundenmagnet, selbst im Innenstadtzentrum. Daher trägt eine Sicherung der Nahversorgungsstruktur bedeutend auch zur dauerhaften Stabilisierung der Herforder Zentrenstruktur bei.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 124 Stadt + Handel

HandluHandlungsempfehlungenngsempfehlungen zur Sicherung der NahversorgungsstrNahversorgungsstrukturuktur Vor diesem Hintergrund werden im folgenden Kapitel Empfehlungen zur Stabilisierung und Verbesserung der flächendeckenden Nahversorgung in Herford ausgesprochen. Diese Empfehlungen stehen im engen Zusammenhang mit  den absatzwirtschaftlichen Entwicklungspotenzialen (Kapitel 4.2.3),  den übergeordneten Zielen zur künftigen Einzelhandelsentwicklung (Kapitel 4.4),  sowie dem empfohlenen Zentren- und Standortkonzept (Kapitel 5.1).

Tabelle 444444:44 ::: Handlungsempfehlungen zur Sicherung der NahversorguNahversorgungsstrukturngsstruktur (Teil I) Zielsetzung und Handlungsempfehlung UUUmsetzungsempfehlungUmsetzungsempfehlung

 Sicherung des Lebensmittelangebotes als  Schutz vor größeren Funktionsverlusten, z. B. Frequenzbringer im Innenstadtzentrum durch mögliche Vorhaben außerhalb der zentralen und in den vier Nahversorgungszentren. Versorgungsbereiche, daher Beurteilung neuer Vorhabenanfragen mittels der erarbeiteten An- siedlungsleitsätze und ggf. ergänzend durch ein- zelfallbezogene Verträglichkeitsgutachten.  Zur Sicherung der Lebensmittelmärkte zählen auch eine zeitgemäße Erweiterung und/oder ein Ersatz der Märkte innerhalb des gleichen zentralen Ver- sorgungsbereichs, sofern die Märkte nicht mehr den jeweils aktuellen Anbietervoraussetzungen und Nachfragewünschen entsprechen (z. B. Ver- größerung und Modernisierung inzwischen veral- teter Märkte). Hierbei kann aufgrund der teils schwierigen Rahmenbedingungen in Zentren ggf. eine Unterstützung der Anbieter durch kommuna- le Stellen sinnvoll sein.  Nähere Empfehlungen zur Fortentwicklung der Zentren: vgl. Kap. 5.1.

 Ansiedlungsoptionen: Unmittelbarer Be-  Ein weiterer Lebensmittelmarkt sollte aufgrund der darf für die Ansiedlung eines weiteren Le- vorhandenen sehr guten quantitativen Ausstattung bensmittelmarktes besteht nicht. Sollte im Gebiet hinsichtlich seiner Auswirklungen auf die dennoch eine solche Ansiedlung erwogen Zentren und auf die flächendeckende Nahversor- werden, dann sollte sie sicht nicht deutlich gung kritisch überprüft werden. negativ auf die Zentrenstruktur und auf  Es wird eine enge Anwendung der erarbeiteten das gute flächendeckende Versorgungs- Ansiedlungsleitsätze hinsichtlich Vorhabendimen- netz auswirken. sionierung und Standortwahl empfohlen.

 Allenfalls im Nahversorgungszentrum Sal-  Hierzu wird empfohlen, dabei den Betriebstypen- zufler Straße ist die Ansiedlung eines wei- mix zu ergänzen (z. B. durch einen Lebensmittel- teren LM-Marktes mittel- bis langfristig zu discounter) und die Ansiedlung als Verlagerung empfehlen, da hier anders als in den übri- aus nicht integrierter Lage durchzuführen (damit gen NVZ nur ein Hauptanbieter vorhan- die Tragweite möglicher Auswirkungen begrenzt den ist. werden kann). Quelle: eigene Darstellung

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 125

Tabelle 454545:45 ::: Handlungsempfehlungen zur Sicherung der NahversorguNahversorgungsstrukturngsstruktur (Teil II) Zielsetzung und HandlungsempfehluHandlungsempfehlungngngng Umsetzungsempfehlung

 In den Nahversorgungszentren Engerstra-  Etwa durch einen Supermarkt im Rahmen einer ße und Mindener Straße könnte langfristig Betriebsverlagerung aus städtebaulich nicht integ- eine Ergänzung des Betriebstypenmixes rierter Lage (damit die Tragweite möglicher Aus- im Bereich NuG erfolgen. wirkungen begrenzt werden kann).  Im Rahmen der Ansiedlungsleitsätze.

 Sicherung der vorhandenen Versorgungs-  Schutz vor größeren Funktionsverlusten, daher struktur auch jenseits der Zentren in den Beurteilung neuer Vorhabenanfragen mittels der Wohngebieten und Ortsteilen. erarbeiteten Ansiedlungsleitsätze und ggf. ergän- zend durch einzelfallbezogene Verträglichkeits- gutachten.  Zur Sicherung der Lebensmittelmärkte zählen auch eine zeitgemäße Erweiterung und/oder ein Ersatz der Märkte in ähnlicher Lage und Versorgungs- funktion, sofern die Märkte nicht mehr den jeweils aktuellen Anbietervoraussetzungen und Nachfra- gewünschen entsprechen (z. B. Vergrößerung, Modernisierung oder nahräumliche Verlagerung inzwischen veralteter Märkte).

 Nutzung der empfohlenen Standortmodi-  Kommunale Unterstützung und Begleitung von fizierung der Sondergebiete, sofern diese Betriebsverlagerungen aus nicht integrierter Lage einen erhöhten Anteil (zentren- und) nah- in die Zentren oder in wohngebietsorientierte in- versorgungsrelevanter Sortimente aufwei- tegrierte Lagen. sen, zugunsten einer deutlicher auf die  Vgl. auch Kapitel 5.2. Zentren oder Wohngebiete bezogenen Standortstruktur des Lebensmitteleinzel- handels. Quelle: eigene Darstellung

Grundsätzlich soll erneut betont werden, dass es aufgrund der vorhandenen hohen Markt- sättigung gerade bei Bauanfragen für neue Lebensmittelmärkte einer besonderen stadtpla- nerischen Aufmerksamkeit bedarf, da angesichts der sehr guten Ausstattung keine unge- bundene Kaufkraft existiert, durch Neuansiedlungen daher unmittelbar Umsatzumverteilungen ausgelöst werden und hierdurch bestehende Standorte gefährdet werden. 64 Um die stadtentwicklungspolitische Bedeutung der zentralen Versorgungsbereichen auch gegenüber Investoren und Einzelhandelsunternehmen zu verdeutlichen, sehen die nachfol- gend vorgestellten Ansiedlungsleitsätze für Lebensmittelmärkte gegenüber sonstigen La- gen im Stadtgebiet eine gewisse Bonusregelung vor (vgl. Ansiedlungsleitsatz II).

64 Eine stadtplanerische Handlungserfordernis ergibt sich dann, wenn hierdurch zentrale Versorgungsbereiche funktional geschwächt würden oder Versorgungslücken im dargestellten flächendeckenden Versorgungs- netz in den Wohngebieten entstünden (Beeinträchtigungsverbot gem. § 24 a Abs. 1 Satz 3 LEPro NRW, An- forderung gem. § 11 Abs. 3 BauNVO und § 34 Abs. 3 BauGB). Die Auswirkungen sollten – sofern Vorha- bendimensionierungen nicht den zu entwickelnden Ansiedlungsleitsätze entsprechen – in Einzelfallgutachten kritisch untersucht und bewertet werden.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 126 Stadt + Handel

5.45.45.4 Die Sortimentsliste für Herford Zur Feinsteuerung von Einzelhandelsvorhaben ist die Definition der in Herford als zentren- relevant zu bewertenden Sortimente (Sortimentsliste) erforderlich. Erst mit Vorliegen einer solchen „Herforder Liste“ kann die Bauleitplanung oder kann im Baugenehmigungsverfah- ren im Zusammenspiel mit den Ansiedlungsleitsätzen des Zentren- und Nahversorgungs- konzeptes über zulässige, begrenzt zulässige oder nicht zulässige Vorhaben entschieden werden. Bei der Herleitung der Sortimentsliste ist die Einzelhandels-Bestandsstruktur von Bedeu- tung, insbesondere hinsichtlich der Verkaufsflächenanteile der Sortimente und der Sorti- mentsschwerpunkte nach städtebaulichen Lagen. Zudem ist es erforderlich, die künftigen Entwicklungsoptionen im Zusammenhang mit der Zielperspektive zu beachten, um die Sor- timente bezüglich ihrer Zentrenrelevanz festzulegen. Daher können auch solche Sortimente als zentrenrelevant begründet werden, die noch nicht oder nur in geringem Maße in den zentralen Versorgungsbereichen vorhanden sind, die aber aufgrund ihrer strategischen Be- deutung künftig dort verstärkt angesiedelt werden sollen. Bei der Bewertung der künftigen Zielperspektive ist allerdings zu beachten, dass die anzustrebende Entwicklung realistisch zu erreichen sein muss. Bei der Herleitung der Sortimentsliste ist außerdem zu beachten, dass Sortimente nicht nur für sich alleine genommen bewertet werden sollten, sondern dass sich ihre Zentrenrelevanz oder Nahversorgungsrelevanz teilweise zusätzlich aus der Koppe- lung mit anderen Sortimenten begründet. Als rechtliche Vorgaben sind der Einzelhandelserlass NRW 65 und das Landesentwicklungs- programm heranzuziehen. Der Einzelhandelserlass NRW unterscheidet zwischen „zentren- relevanten“, „nahversorgungsrelevanten“ und „in der Regel zentrenrelevanten“ Sorti- mentsgruppen, wobei einige Sortimente zugleich zentren- als auch nahversorgungsrelevant sein können. Das Landesentwicklungsprogramm enthält zu § 24 a Abs. 2 eine Anlage mit „zentrenrelevanten Leitsortimenten“, die in der Bauleitplanung als Ziel der Landesplanung zu beachten sind.

65 Stand 1996; derzeit wird eine Überarbeitung des Einzelhandelserlasses durchgeführt, ein Beschluss ist aber noch nicht gefasst.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 127

Tabelle 464646:46 ::: Beurteilungskriterien für die Zentrenrelevanz von SSortimentenortimenten

Zentrenrelevant sind in der Regel Sortimente, die...  prägend für die Innenstadt und die nachgeordneten Zentren sind (Einzelhandelsstruktur)  Besucher anziehen oder die selbst auf Frequenzbringer angewiesen sind und Konkurrenz benötigen, um ein entsprechendes Absatzpotenzial zu erreichen (Besucherfrequenz)  überwiegend einen geringen Flächenanspruch haben (Integrationsfähigkeit)  für einen attraktiven Branchenmix und damit die Attraktivität eines Zentrums notwendig sind (Kopplungsaffinität)  vom Kunden gleich mitgenommen werden können („Handtaschensortiment“/ Transportfähigkeit)

Nicht ---zentrenrelevant sind in der Regel Sortimente, die...  zentrale Lagen nicht prägen  aufgrund ihrer Größe und Beschaffenheit auch in nicht integrierten Lagen angeboten werden (z. B. Baustoffe) bzw. aufgrund ihrer Größe und Beschaffenheit nicht für zentrale Lagen geeignet sind (z. B. Möbel) Quelle: eigene Darstellung unter Bezug auf Einzelhandelserlass NRW 1996 (Nr. 2.2.5)

Über die Benennung zentren- und nicht zentrenrelevanter Sortimente hinaus hat sich im Rahmen der Planungspraxis die Konkretisierung nahversorgungsrelevanter Sortimente be- währt. Wenngleich diese aufgrund ihrer Charakteristik nahezu immer auch zentrenrelevant sind, kommt diesen Sortimentsgruppen eine besondere Aufgabe im Rahmen der kommu- nalen Daseinsvorsorge im Hinblick auf die Gewährleistung einer möglichst wohnungsnahen Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs zu. Die erarbeiteten Ansiedlungsleitsät- ze für Herford greifen diese Sortimentsqualität auf. Im Ergebnis der Sortimentsanalyse und -bewertung ergibt sich die folgende Liste zentren- bzw. zentren- und nahversorgungsrelevanter Sortimente in Herford als so genannte „Her- forder Liste“.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 128 Stadt + Handel

Tabelle 474747:47 : Die „Herforder LiLisssste“te“te“te“ Kurzbezeichnung Nr. nach Vollständige SortimentsbezeicSortimentsbezeichhhhnungnung nach WZ 2003 SortSortiiiimentment WZ 2003 66 Zentrenrelevante SoSorrrrtimentetimente Augenoptik 52.49.3 Augenoptiker Bekleidung 52.42 Einzelhandel mit Bekleidung (ohne Sportbekleidung) Bücher aus 52.47.2 Einzelhandel mit Büchern und Fachzeitschriften (NUR: Bücher) Computer (PC-Hardware 52.49.5 Einzelhandel mit Computern, Computerteilen, und -Software) peripheren Einheiten und Software Elektrohaushaltsgeräte aus 52.45.1 Einzelhandel mit elektrischen Haushaltsgeräten, ander- (nur: Kleingeräte) weitig nicht genannt (NUR Einzelhandel mit Elektro- kleingeräten einschließlich Näh- und Strickmaschinen) Foto- und optische Er- 52.49.4 Einzelhandel mit Foto- und optischen Erzeugnissen zeugnisse und Zubehör (ohne Augenoptiker) Glas/Porzellan/Keramik 52.44.4 Einzelhandel mit keramischen Erzeugnissen und Glaswaren Haus-/Bett-/Tischwäsche aus 52.41.1 Einzelhandel mit Haushaltstextilien (darunter NICHT: Einzelhandel mit Bettwaren und Matratzen) Heimtextilien/Gardinen 52.44.7 Einzelhandel mit Heimtextilien Hausrat aus 52.44.3 Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen (darunter NICHT: Einzelhandel mit Bedarfsartikeln für den Garten, Möbeln und Grillgeräten für Garten und Camping, Kohle-, Gas- und Ölöfen) Kurzwaren/Schneiderei- 52.41.2 Einzelhandel mit Kurzwaren, Schneidereibedarf, Hand- bedarf/ Handarbeiten so- arbeiten sowie Meterware für Bekleidung und Wäsche wie Meterware für Beklei- dung und Wäsche Medizinische und ortho- 52.32.0 Einzelhandel mit medizinischen und orthopädischen pädische Geräte (einschl. Geräten Hörgeräte) Musikinstrumente und 52.45.3 Einzelhandel mit Musikinstrumenten und Musikalien Musikalien Papier/Büroartikel/ 52.47.1 Einzelhandel mit Schreib- und Papierwaren, Schul- und Schreibwaren sowie Büroartikeln Künstler- und aus 52.49.9 Sonstiger Facheinzelhandel (NUR: Einzelhandel mit Or- Bastelbedarf ganisationsmitteln für Bürozwecke) Schuhe, Lederwaren 52.43 Einzelhandel mit Schuhen und Lederwaren Spielwaren 52.48.6 Einzelhandel mit Spielwaren Sport- und Camping- 52.49.8 Einzelhandel mit Sport- und Campingartikeln (ohne artikel (ohne Camping- Campingmöbel) möbel und Angelbedarf) Telekommunikations- 52.49.6 Einzelhandel mit Telekommunikationsendgeräten und artikel Mobiltelefonen

66 WZ 2003 = Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistisches Bundesamtes, Ausgabe 2003

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 129

Uhren/Schmuck 52.48.5 Einzelhandel mit Uhren, Edelmetallwaren und Schmuck Unterhaltungselektronik 52.45.2 Einzelhandel mit Geräten der Unterhaltungselektronik und Zubehör Waffen/Jagdbedarf/ aus 52.49.9 Sonstiger Facheinzelhandel a.n.g. (daraus nur: Einzel- Angeln handel mit Handelswaffen, Munition, Jagd- und Angel- geräten) Wohneinrichtungsbedarf aus 52.48.2 Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstge- (ohne Möbel), Bilder/ werblichen Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen und Ge- Poster/Bilderrahmen/ schenkartikel Kunstgegenstände aus 52.44.6 Einzelhandel mit Holz-, Kork-, Flecht- und Korbwaren (darunter NICHT: Möbel aus Holz, Kork, Flechtwerk o- der Korbwaren) ZentrenZentren---- und nahversorgunnahversorgungsrelevantegsrelevante SoSorrrrtimentetimente Blumen aus 52.49.1 Einzelhandel mit Blumen, Pflanzen und Saatgut (NUR: Blumen) Drogerie, 52.33 Einzelhandel mit Parfümeriewaren und Körperpflege- Kosmetik/Parfümerie mitteln aus 52.49.9 Sonstiger Facheinzelhandel, anderweitig nicht genannt (NUR: Einzelhandel mit Waschmitteln für Wäsche, Putz- und Reinigungsmitteln, Bürstenwaren und Kerzen) Nahrungs- und Genuss- 52.11.1 Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und Ta- mittel bakwaren, ohne ausgeprägten Schwerpunkt Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln, Getränken und 52.2 Tabakwaren Pharmazeutische 52.31.0 Apotheken Artikel (Apotheke) Zeitungen/Zeitschriften aus 52.47.2 Einzelhandel mit Büchern und Fachzeitschriften (NUR Fachzeitschriften) 52.47.3 Einzelhandel mit Unterhaltungszeitschriften und Zeitungen Nicht zentrenrelevante Sortimente Baumarkt-Sortiment im aus 52.46 Einzelhandel mit Metallwaren, Anstrichmitteln, Bau- engeren Sinne und Heimwerkerbedarf (daraus nicht: Garten- und Campingartikel, Kfz- und Fahrradzubehör)

und aus Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen (daraus nur: 52.44.3 Kohle-, Gas- und Ölöfen)

und aus Einzelhandel mit Tapeten und Bodenbelägen (daraus 52.48.1 nicht: Einzelhandel mit Teppichen)

und aus Einzelhandel elektrotechnischen Erzeugnissen (daraus 52.45.1 nur: Einzelhandel mit anderweitig nicht genannten e- lektrotechnische Erzeugnissen) Bettwaren aus 52.41.1 Einzelhandel mit Haushaltstextilien (daraus nur: Einzel- handel mit Bettwaren) Elektrohaushaltsgeräte aus 52.45.1 Einzelhandel mit elektrischen Haushaltsgeräten, an- (nur: Großgeräte) derweitig nicht genannt (NUR Einzelhandel mit Elekt- rogroßgeräten)

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 130 Stadt + Handel

Fahrräder und Zubehör 52.49.7 Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und - zubehör Gartenartikel (ohne Gar- aus 52.44.3 Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen (daraus nur: tenmöbel) Bedarfsartikel und Grillgeräte für den Garten)

und aus Einzelhandel mit Eisen-, Metall- und Kunststoffwaren 52.46.1 (daraus nur: Rasenmäher, Eisenwaren und Spielgeräte für den Garten) Kfz-Zubehör 50.30.3 Einzelhandel mit Kraftwagenteilen und -zubehör Kinderwagen aus 52.44.6 Einzelhandel mit Holz-, Kork-, Flecht- und Korbwaren (daraus nur: Kinderwagen) Leuchten/Lampen 52.44.2 Einzelhandel mit Beleuchtungsartikeln

Möbel 52.44.1 Einzelhandel mit Wohnmöbeln und aus Sonstiger Facheinzelhandel (daraus nur: Einzelhandel 52.49.9 mit Büromöbeln)

und aus Einzelhandel mit Haushaltsgegenständen (daraus nur: 52.44.3 Möbel für Garten und Camping)

und aus Einzelhandel mit Holz-, Kork-, Flecht- und Korbwaren 52.44.6 (daraus nur: Einzelhandel mit Korbmöbeln)

und aus Einzelhandel mit Antiquitäten und antiken Teppichen 52.50.1 Pflanzen/Samen aus 52.49.1 Einzelhandel mit Blumen, Pflanzen und Saatgut (daraus nur: Einzelhandel mit Pflanzen und Saatgut) Teppiche (ohne Teppich- aus 52.48.1 Einzelhandel mit Tapeten und Bodenbelägen böden) (daraus nur: Einzelhandel mit Teppichen) Zoologischer Bedarf und 52.49.2 Einzelhandel mit zoologischen Bedarf und lebenden lebende Tiere Tieren Quelle: eigene Darstellung auf Basis der Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007

Für die kommunale Feinsteuerung empfiehlt es sich, die Sortimente in die textlichen Fest- setzungen (bzw. Begründung) der entsprechenden Bauleitpläne zu übernehmen sowie in der Begründung zusätzlich dieses Zentren- und Nahversorgungskonzept als Grundlage der Sortimentsliste zu benennen. 67 Hierbei sollten gleichzeitig die Sortimente mit den angege- benen Nummern des Warengruppenverzeichnisses sowie dessen Sortimentsbezeichnungen gekennzeichnet werden, um eine hinreichende Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des Bau- leitplans zu gewährleisten. Das zugrunde gelegte Warengruppenverzeichnis WZ 2003 wird seit Anfang des Jahres 2008 durch das Statistische Bundesamt aktualisiert. In der neuen Ausgabe sind neben einer veränderten Nummerierung auch einige Warengruppen leicht abweichend von der Ausga- be 2003 gefasst. Da aktuell seitens des Statistischen Bundesamtes allerdings nur eine Über-

67 Vgl. Kuschnerus 2007: Rn. 531

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 131 sichtsfassung vorhanden ist und eine detaillierte Ausgabe erst im Frühsommer verfügbar wird, empfiehlt sich vorläufig die Weiterverwendung der Ausgabe 2003. 68

5.55.55.5 Ansiedlungsleitsätze Durch die Ansiedlungsleitsätze soll die Ziel-Trias (vgl. Kap. 4.4) zur künftigen Einzelhandels- entwicklung konkretisiert und so eine städtebaulich bestmögliche Einzelhandelsentwicklung in der Zukunft sichergestellt werden. Die Ansiedlungsleitsätze enthalten Regelungen zu ei- nem ausgewogenen Verhältnis der folgenden Ziele untereinander: 1. Zentrenstärkung : Erhaltung und Stärkung des Innenstadtzentrums und der vier Nah- versorgungszentren, 2. Nahversorgung : die flächendeckende Versorgung in den Wohngebieten bestmög- lich sichern und stärken, ohne hierbei die Entwicklung der Zentren zu beeinträchti- gen, 3. Sonderstandorte : ergänzend Flächen für den großflächigen, nicht zentrenrelevanten Einzelhandel im Rahmen eindeutiger Regelungen bereitstellen, ohne hierbei die Entwicklung der Zentren oder der wohnortnahen Grundversorgung zu beeinträchti- gen. Bisher wurden Entwicklungsleitlinien, absatzwirtschaftliche Entwicklungsspielräume, das künftige Zentren-, Standort- und Nahversorgungskonzept sowie nicht zuletzt die Spezifizie- rung zentrenrelevanter Sortimente vorgestellt. Für die konkrete Zulässigkeitsbewertung von Vorhaben oder die Ausgestaltung von Bebauungsplänen fehlt jedoch eine Verknüpfung dieser Leistungsbausteine zu einem Bewertungsinstrument. Dieses Instrument wird durch die nachfolgenden Ansiedlungsleitsätze zur Verfügung gestellt. Diese Ansiedlungsleitsätze stellen ein Regelwerk dar, das transparente Zulässigkeitsent- scheidungen und bauleitplanerische Abwägungen vorbereitet. Durch die klare Regel- Ausnahme-Struktur mit für alle Beteiligten nachvollziehbaren Standortbewertungen tragen diese Ansiedlungsleitsätze im Zusammenspiel mit der Herforder Sortimentsliste zu einer im hohen Maße rechtssicheren Ausgestaltung von Zulässigkeitsentscheidungen und Bauleit- plänen bei. Sie garantieren auch Planungs- und Investitionssicherheit sowohl für bestehen- de Einzelhandelsbetriebe als auch für ansiedlungsinteressierte Betreiber noch nicht in Her- ford ansässiger Einzelhandelsbetriebe. 69

68 Für die Bauleitplanung ist es relevant, dass die Sortimente präzise nachvollziehbar sind. Hierfür ist es zu- nächst nicht von Bedeutung, ob eine Fassung von 2003 oder von 2008 zugrunde gelegt wird. Das Statiti- sche Bundesamt bietet auf seiner Website einen Umrechnungscode (2003 zu 2008 und umgekehrt) an, so dass beide Ausgaben des Warengruppenverzeichnisses miteinander vergleichbar bleiben. 69 Wesentliche Voraussetzung für die gewinnbringende Nutzung der in diesem Zentren- und Nahversorgungs- konzept enthaltenen Leitsätze und Steuerungsempfehlungen ist die politisch gestützte Bekräftigung dieser Inhalte, verbunden mit einer konsequenten künftigen Anwendung. Auf diese Weise entfalten die Leitsätze und Steuerungsempfehlungen ihre Potenziale für die Rechtssicherheit kommunaler Instrumente, für die In- vestitionssicherheit sowie für die Sicherung und strategische Weiterentwicklung der Einzelhandelsstandorte in Herford, insbesondere des Innenstadtzentrums.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 132 Stadt + Handel

Die in den Ansiedlungsleitsätzen gefassten Steuerungsempfehlungen differenzieren Einzel- handelsbetriebe nach  zentrenrelevanten, zentren- und nahversorgungsrelevanten sowie nicht zentrenrele- vanten Sortimenten (Sortimentsstruktur),  städtebaulichen Lagen bzw. Standorttypen,  Verkaufsflächenumfang,  Haupt- und Randsortimenten. Folgende Ansiedlungsleitsätze werden für Herford empfohlen:

Leitsatz I: Zentrenrelevanter Einzelhandel als HauptsortimentHauptsortiment primär primär im InnenstadInnenstadt-t-t-t- zentrum  Im Innenstadtzentrum unbegrenzt,70  sehr begrenzt in den vier Nahversorgungszentren und in sonstigen städtebaulich in- tegrierten Lagen, sofern das geplante Angebot ausschließlich auf die Versorgung des (engeren) Gebietes bezogen ist (vgl. Orientierungswerte im Anhang). Einzelhandelsbetriebe mit einem zentrenrelevanten Hauptsortiment sollen grundsätzlich primär im zentralen Versorgungsbereich des Innenstadtzentrums zulässig sein. Damit kann das Innenstadtzentrum in seiner heutigen Attraktivität gesichert und weiter ausgebaut wer- den. Gleichzeitig wird eine Streuung solcher wichtiger Einzelhandelsangebote, ein Un- gleichgewicht der sonstigen Standorte gegenüber der Innenstadt sowie die potenzielle Ge- fährdung des Zentrums verhindert. Innerhalb des Innenstadtzentrums sollen neue Einzelhandelsbetriebe oder Betriebserweite- rungen zuerst in der zeichnerisch gekennzeichneten Hauptlage oder den Nebenlagen an- gesiedelt werden. Im gekennzeichneten funktionalen Ergänzungsbereich innerhalb des In- nenstadtzentrums sollen großflächige Einzelhandelsbetriebe alternativ nur dann angesiedelt werden, wenn hierdurch eine strategische städtebauliche Weiterentwicklung des zentralen Versorgungsbereichs und seiner inneren Struktur erreicht wird. Zusätzlich zu den vorgenannten Regelungen können kleinere Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevantem Hauptsortiment auch in den Nahversorgungszentren in begrenztem Maße zulässig sein, um das dort überwiegend auf die Nahversorgung bezogene Angebot um weitere Sortimente punktuell begrenzt zu ergänzen. In den städtebaulich integrierten Lagen (vgl. Glossar) gilt die Regelung analog.

70 Sofern nicht landesplanerische und städtebauliche Gründe (etwa der Schutz von zentralen Versorgungsbe- reichen in Nachbarkommunen) dagegen sprechen. Bei einem Vorhaben bis 1.500 m² VKF besteht ein „regi- onaler Konsens“, wenn das Vorhaben in der Hauptlage oder den Nebenlagen angesiedelt werden soll; in solchen Fällen kann eine Einzelprüfung entfallen.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 133

Der empfohlene Bezug auf die Versorgungsaufgabe „des engeren Gebietes“71 zielt darauf, dass an diesen beiden Standortkategorien keine größeren Fachmärkte entstehen, die ge- genüber benachbarten zentralen Versorgungsbereichen bzw. dem Innenstadtzentrum zu einem konkurrierenden Standortgewicht führen würde. Demzufolge zielt diese Regelung auf die Zulässigkeit kleiner Fachgeschäfte in der Größenordnung, wie sie bereits heute in den zentralen Versorgungsbereichen Herfords in dieser begrenzten Größenordnung vor- handen sind. Im Anhang sind hierzu sortimentsgruppenspezifische Orientierungswerte an- gegeben und erläutert. Auch der Bestandsschutz einschließlich einer angemessenen Entwicklungsoption von Be- trieben sollten durch diese Regelung erfasst werden.

Leitsatz II: Nahversorgungsrelevanter Einzelhandel als HauptsortHauptsortimentiment in den zentrzentraaaalenlen Versorgungsbereichen und zur Gewährleistung der Nahversorgung auch an sonstigen städtebaulich integrierten StStandorten.andorten.  In den zentralen Versorgungsbereichen, sofern negative Auswirkungen auf andere zentrale Versorgungsbereiche und auf die wohnortnahe Grundversorgung vermie- den werden (Beeinträchtigungsverbot),72  außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche an sonstigen integrierten Standorten zur Versorgung des Gebietes , sofern negative Auswirkungen auf die zentralen Ver- sorgungsbereiche und die wohnortnahe Grundversorgung vermieden werden (Be- einträchtigungsverbot). Verkaufsflächenobergrenze für Vorhaben mit nahversor- gungsrelevantem Hauptsortiment: 800 m² (ggf. darüber bei zusätzlicher Anwendung der Kriterien der AG Strukturwandel 73 ). Aufgrund der hohen Bedeutung, die die nahversorgungsrelevanten Sortimente als Kun- denmagnet und für die Besucherfrequenz in den zentralen Versorgungsbereichen haben, sowie mit Blick auf die begrenzten absatzwirtschaftlichen Entwicklungsspielräume im Be- reich der nahversorgungsrelevanten Sortimente sollten Einzelhandelsvorhaben mit einem nahversorgungsrelevanten Hauptsortiment primär nur in den zentralen Versorgungsberei- chen selbst angesiedelt werden. Im Rahmen des Beeinträchtigungsverbots ist ein überschlägiger Orientierungswert als Be- wertungshilfe für Vorhaben mit dem Hauptsortiment Nahrungs- und Genussmittel angege- ben, der aus den Herforder Verhältnissen abgeleitet ist und der ergänzend unter Berück- sichtigung der Regelvermutung nach § 11 Abs. 3 BauNVO (ggf. in Verbindung mit den

71 Der Gebietsbegriff ist hierbei nicht gleichbedeutend mit den funktional zugeordneten Stadtteilen gem. LEPro, sondern mit dem Gebietsbegriff der BauNVO (vgl. zur Zulässigkeit von Betrieben in Baugebieten nach BauNVO u.a. Kuschnerus 2007, Rn. 192-194). 72 Orientierungswert , bis zu dem eine Vermeidung solcher negativen Auswirkungen bei Vorhaben mit Nah- rungs- und Genussmitteln im Hauptsortiment angenommen werden kann: - Vorhaben in Nahversorgungszentren und im Innenstadtzentrum : bis 1.000 m² Gesamt-VKF bei Lebensmittel-Discountern und bis 1.200 m² Gesamt-VKF bei Supermärkten 73 Bericht der „Arbeitsgruppe Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel und § 11 Abs. 3 BauNVO“ beim Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) 2002

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 134 Stadt + Handel

Kriterien der AG Strukturwandel) sowie aufgrund der Regelvermutung nach § 24 a Abs. 2 LEPro NRW konkreter definiert werden kann. In den übrigen Wohnsiedlungsgebieten außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche (sonstige städtebaulich integrierte Standorte) kann ein Nahversorgungsangebot zugunsten der (engeren) Gebietsversorgung im angegebenen Rahmen zugelassen werden. Hierdurch soll (gemäß der Ziel-Trias) die flächendeckende Nahversorgung gestärkt werden, ohne da- bei die zentralen Versorgungsbereiche zu schädigen oder in ihren Entwicklungsmöglichkei- ten zu beeinträchtigen. Weitere Entwicklungsempfehlungen zur Nahversorgungsstruktur werden zudem in Kap. 5.3 formuliert.

Leitsatz III: Großflächiger nichtnicht----zentrenrelevanterzentrenrelevanter Einzelhandel im InnenstadtzentrumInnenstadtzentrum und an den im Zentrenkonzept dddadaaafürfür ausgewiesenen Sonderstandorten. Großflächige Einzelhandelsvorhaben mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment sollten zur Angebotsbereicherung primär im Innenstadtzentrum (oder unmittelbar daran angren- zend) angesiedelt werden. Alternativ dazu sollen sie am Sonderstandort Goebenstraße Nord (in nachgeordneter Priorität alternativ an den Sonderstandorten Gaußstraße oder Kiebitzstraße) angesiedelt werden, um Angebote aus Kundensicht attraktiv räumlich zu bündeln und einer Dispersion des Einzelhandelsstandortgefüges auch im Interesse der Standortsicherung für produzierende und Handwerksbetriebe entgegenzuwirken. Nicht großflächige Einzelhandelsvorhaben mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment sollten ebenfalls primär im Innenstadtzentrum (oder unmittelbar daran angrenzend) ange- siedelt werden, ergänzend alternativ auch in einem der drei Nahversorgungszentren im Kernort (oder unmittelbar daran angrenzend) oder im Elsbachhaus. In zweiter Priorität wer- den die Sonderstandorte Gaußstraße und Goebenstraße Nord empfohlen. Diese Rege- lungsempfehlung dient der Stärkung der zentralen Versorgungsbereiche und – sofern sie sich auf die alternativen Sonderstandorte bezieht – der Standortbündelung zugunsten leis- tungsfähiger Sonderstandorte. Bei nicht großflächigen Vorhaben mit nicht zentrenrelevan- tem Hauptsortiment kann, sofern die ersten Prioritäten im Einzelfall begründet nicht wahr- genommen werden, eine Ansiedlung im übrigen Siedlungsgebiet erfolgen, sofern ein solches Vorhaben dort auch unter Berücksichtigung anderer Zulässigkeitskriterien geneh- migungsfähig wäre. Entwicklungsempfehlungen zu den Sonderstandorten werden zudem in Kap. 5.2 formuliert.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 135

Leitsatz IV: Zentrenrelevanter Einzelhandel als RandsortimentRandsortiment bebegrenztgrenzt zulässig.  Bis zu max. 10 % der VKF eines Vorhabens, max. 2.500 m² VKF gem. LEPro NRW,  im Einzelfall (s. u.) je Sortiment auch deutlich darunter,  im Innenstadtzentrum keine Beschränkung des zentrenrelevanten Randsortimentes 74 Zur Steigerung ihrer Attraktivität aus Kundensicht ergänzen Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment dieses häufig durch sog. Randsortimente, die oftmals auch zentrenrelevante Sortimente umfassen. Diese zentrenrelevanten Randsortimente be- inhalten jedoch je nach Verkaufsflächenumfang das Potenzial einer Gefährdung der zentra- len Versorgungsbereiche, insbesondere des Innenstadtzentrums, sowie das potenzielle Hemmnis einer Fortentwicklung dessen. Um die zentralen Versorgungsbereiche vor diesen gemäß der Herforder Ziel-Trias unerwünschten Beeinträchtigungen zu schützen, um künfti- ge Ansiedlungspotenziale für die zentralen Versorgungsbereiche nicht zu verringern und um gleichzeitig jedoch auch städtebaulich nicht integrierten Einzelhandelsbetrieben eine marktübliche Mindestattraktivität im Wettbewerbsumfeld zu ermöglichen, sollen zentrenre- levante Sortimente als Randsortiment auch jenseits der zentralen Versorgungsbereiche in begrenztem Umfang zugelassen werden. Diese Begrenzung soll gem. LEPro NRW bei 10 % der Gesamtverkaufsfläche bzw. max. 2.500 m² Verkaufsfläche für die zentrenrelevanten Randsortimente liegen. Da allerdings auch bereits weit unter dieser Rahmenvorgabe deutliche Schädigungspotenziale für zentra- le Versorgungsbereiche ausgelöst und die Entwicklungsmöglichkeiten der Zentren beein- trächtigt werden können, sollte zusätzlich die je Sortimentsgruppe unterschiedliche Sensiti- vität der zentrenrelevanten Sortimente berücksichtigt werden. Dies soll dazu führen, dass die einzelnen zentrenrelevanten Sortimente innerhalb des Randsortiments zu keinem kon- kurrierenden Standortgewicht gegenüber Angeboten in zentralen Versorgungsbereichen führen. Orientierungswerte zur Bewertung der Randsortimentsgrößen sind im Anhang dieses Kon- zepts dargestellt und erläutert. 75 Im Ergebnis können und sollen zentrenrelevante Sortimen- te einzelfallbezogen daher auch deutlich unterhalb der Rahmenvorgaben von 10 % bzw. 2.500 m² begrenzt werden. 76 Zusätzlich gilt für alle zentrenrelevanten Randsortimente stets eine deutliche Zuordnung des Randsortiments zum Hauptsortiment (z. B. Wohneinrichtungsgegenstände als Randsor- timent zu Möbeln, Zooartikel als Randsortiment im Gartenmarkt, nicht jedoch z. B. Unter-

74 Sofern nicht landesplanerische und städtebauliche Gründe (etwa der Schutz von zentralen Versorgungsbe- reichen in Nachbarkommunen) dagegen sprechen. 75 Ein Einzelfallnachweis der Unschädlichkeit gerade der zentrenrelevanten Randsortimente sollte bei großflä- chigen Einzelhandelsvorhaben außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche im Rahmen der erforderlichen vorhabenbezogenen Verträglichkeitsbewertung nach § 11 Abs. 3 BauNVO bzw. § 34 Abs. 3 BauGB geleis- tet werden. 76 Auch das Regionale Einzelhandelskonzept OWL sieht eine solche Regelung für Randsortimente vor und empfiehlt eine Teilbegrenzung der zentrenrelevanten Randsortimente (vgl. REHK OWL, S. 157). Die dort angegebene Obergrenze von 300 m² sollte aber für Herford nicht angewendet werden; es empfiehlt sich der Rückgriff auf die aus den tatsächlichen örtlichen Verhältnissen abgeleiteten Werte des Anhangs dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 136 Stadt + Handel haltungselektronik). Hierdurch werden Vorhaben aus Kundensicht klar definiert und es wird eine Angebotsdiversität jenseits der zentralen Versorgungsbereiche vermieden. Zentrenrelevante Sortimente als Randsortiment in Vorhaben im Innenstadtzentrum sollen regelmäßig und ohne Verkaufsflächenbegrenzung zugelassen werden, sofern Grundsatz I gewahrt bleibt. Nicht zentrenrelevante Sortimente als Randsortiment sollen ebenfalls regelmäßig und ohne Verkaufsflächenbegrenzung zugelassen werden.

Leitsatz V: AAAusnahmsweise Ausnahmsweise zulässig: Verkaufsstellen von landwirtlandwirtschaftlichenschaftlichen BetriBetrie-e-e-e- ben, Handwerksbetrieben sowie produzierenden oder weiterverarbeitenden Betrie-Betri e-e-e- ben. Ausnahmsweise sollen Verkaufsstellen von Handwerks-, produzierenden und weiterverar- beitenden Gewerbebetrieben zugelassen werden („Handwerkerprivileg“), wenn  eine räumliche Zuordnung zum Hauptbetrieb,  eine Errichtung im betrieblichen Zusammenhang,  eine deutliche flächen- und umsatzmäßige Unterordnung sowie eine sortimentsbe- zogene Zuordnung zum Hauptbetrieb gegeben ist und  wenn eine Verkaufsflächenobergrenze von max. 800 m² nicht überschritten wird. Die Zulässigkeit von Verkaufsstellen an landwirtschaftlichen Betrieben bemisst sich im Übri- gen nach §§ 35 bzw. 201 BauGB.

Zwischenfazit In der Zusammenschau der aus der Herforder Ziel-Trias abgeleiteten Differenzierung inner- halb der Leitsätze ergibt sich ein Bewertungsinstrument für spezifizierte Einzelhandelsvor- haben sowie ein Anwendungsrahmen für die Bauleitplanung, und zwar bezogen auch auf die im Zentren- und Standortkonzept gekennzeichneten Standortziele. In der konsequenten Anwendung ergeben sich für geplante Einzelhandelsvorhaben je nach Sortiments- und Größenstruktur empfohlene oder abzulehnende Standorte sowie innerhalb möglicher Stan- dorte eine teils mit Prioritäten versehene Empfehlung. Durch diese standardisierten Leitsätze werden vorhabenbezogene und bauleitplanerische Zulässigkeitsfragen künftig effizient zu beantworten sein, womit nicht zuletzt auch eine Ver- fahrensbeschleunigung erreicht werden kann.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 137

5.65.65.6 Planungsrechtliche SteuerungsSteuerungs---- und FestsetzungsempfehluFestsetzungsempfehlunnnngengen Im Zusammenhang mit den Ansiedlungsleitsätzen für Einzelhandelsvorhaben werden in die- sem Leistungsbaustein Empfehlungen für bauplanungsrechtliche Steuerungsstrategien so- wie für Musterfestsetzungen zur räumlichen Steuerung des Einzelhandels ausgesprochen, die sowohl für neu zu erarbeitende Bebauungspläne als auch im Einzelfall für die Anpas- sung bestehender älterer Bebauungspläne herangezogen werden können.

Empfohlene bauplanungsrechtliche SteuerungSteuerungsstrategisstrategienen Ein wesentlicher Umsetzungsaspekt zur gesamtstädtischen Steuerung des Einzelhandels besteht darin, „erwünschte“ Standorte planungsrechtlich für die entsprechenden Ansied- lungsvorhaben vorzubereiten sowie andererseits „unerwünschte“ Standorte 77 bzw. Sorti- mente frühzeitig bauplanungsrechtlich auszuschließen. Hieraus begründen sich u. a. folgende strategische kommunale Aufgaben:  Planungsrechtliche und sonstige Vorbereitung der Ansiedlung weiterer gewünschter Einzelhandelsvorhaben im Innenstadtzentrum gemäß den empfohlenen Sortiments- gruppen, -größenordnungen und den im Konzept angesprochenen mikro- und mak- roräumlichen Standort- und Lagebewertungen,  mittel- bis langfristiger Standortumbau auf Grundlage der Ansiedlungsleitsätze an denjenigen Standorten, die gemäß dem Zentren- und Standortkonzept für die ent- sprechenden Sortimente (insbesondere zentrenrelevante und nahversorgungsrele- vante) dauerhaft nicht mehr in Frage kommen sollen, vorbereitet durch eine ent- sprechende Überarbeitung planungsrechtlicher Festsetzungen für diese Gebiete unter Berücksichtigung der planungsrechtlichen Entschädigungsregelungen,  kurzfristiger Standortumbau an Standorten, die hierfür bereits früher in Frage kom- men,  konsequenter und frühzeitig erarbeiteter planungsrechtlicher Ausschluss von Einzel- handel in Gewerbegebieten in Verbindung mit den Ansiedlungsleitsätzen, ggf. kön- nen handwerks- und produktionsbedingter Verkauf ausnahmsweise zugelassen wer- den (vgl. Leitsatz V),  Abwehr bzw. Hinwirken auf die Modifikation von einzelhandelsbezogenen Planvor- haben in Nachbarkommunen, die erkennbar die eigenen zentralen Versorgungsbe- reiche zu schädigen drohen und die gewünschte zusätzliche Ansiedlungspotenziale in den zentralen Versorgungsbereichen im Rahmen der eigenen mittelzentralen An- siedlungsspielräume gefährden, und zwar auf Basis der Abwehrrechte des BauGB und der Herforder Liste zentrenrelevanter Sortimente.

77 „Erwünscht“ bzw. „unerwünscht“ im Sinne des Zentren-, Standort- und Nahversorgungskonzeptes im Zu- sammenhang mit den Ansiedlungsleitsätzen

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 138 Stadt + Handel

Allgemeine Hinweise zu den Musterfestsetzungen Die vorgenannten strategischen Empfehlungen beinhalten eine Vielzahl möglicher pla- nungsrechtlicher Anwendungsfragestellungen, die je nach Vorhaben und Standort weiter differieren. Insofern können und dürfen keine dauerhaft gültigen generellen Musterfestset- zungen entworfen werden. Zur Ausgestaltung rechtssicherer Bauleitpläne ist generell zu empfehlen, dass sich die Begründung zum jeweiligen Bebauungsplan deutlich auf dieses Zentren- und Nahversorgungskonzept (in Verbindung mit dem bestätigenden Beschluss des zuständigen politischen Gremiums) bezieht. Dies sollte jedoch nicht als pauschales Zitat erfolgen, sondern als konkrete und standortbezogene Auseinandersetzung mit  dem jeweils individuellen Planerfordernis,  der aktuellen Einzelhandelsbestandsbewertung zu den zentralen Versorgungsberei- chen (einschließlich der strukturprägenden Angebotsmerkmale wie etwa das Waren- angebot prägende Sortimente und Betriebsgrößen, Stärken und Schwächen ein- schließlich Leerstand usw.),  der Begründung, warum der Erhalt und die Weiterentwicklung der zentralen Versor- gungsbereiche, der Nahversorgungsstruktur bzw. der ergänzenden Sonderstandorte sinnvoll erscheint und in welcher Weise dies geschehen soll (hierzu hält dieses Zent- ren- und Nahversorgungskonzept vielfältige Einzelaspekte standortbezogen vor),  der Lage des Planvorhabens innerhalb des beabsichtigten zukünftigen Zentren-, Standort- und Nahversorgungskonzeptes,  den Zielen, die mit der Planung verfolgt werden und deren Bezug zur o. g. Ziel-Trias,  den konkreten städtebaulichen Gründen, aus denen ein bestimmtes Einzelhandels- vorhaben am jeweiligen Standort hinsichtlich Verkaufsflächengröße und Sortiments- struktur begrenzt werden soll bzw. aus denen Einzelhandelsvorhaben am jeweiligen Standort vollständig ausgeschlossen werden sollen. Die Ansiedlungsleitsätze, die in diesem Zentren- und Nahversorgungskonzept enthalten sind, sollten als Abwägungsgrundsätze in die Erarbeitung des jeweiligen Bebauungsplans übernommen werden. Weitere Begründungen für die Steuerung des Einzelhandels ergeben sich – neben den Zie- len und Leitsätzen dieses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes 78 – bereits aus §§ 1 Abs. 6 Nr. 4 und 2 Abs. 2 BauGB i. V. m. § 11 Abs. 3 BauNVO sowie den landes- und regio- nalplanerischen Vorgaben. Die Musterfestsetzungen selbst sind als Anregungen zur Ausgestaltung im Einzelfall ge- dacht, die je nach Vorhaben und Standort zu modifizieren sind. Sie sind als rein auf den Ein- zelhandel bezogene Empfehlungen zu verstehen, die weitere stadtentwicklungspolitische Abwägungserfordernisse sowie zu berücksichtigende weitere Aspekte der zu überplanen- den Gebiete noch nicht enthalten. Für atypische Standorte und Vorhaben sollten diese Musterfestsetzungen nicht zugrunde gelegt werden.

78 Das Zentren- und Nahversorgungskonzept selbst stellt ein städtebauliches Entwicklungskonzept im Sinne von § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB dar.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 139

Wesentliches Instrument zur Feinsteuerung innerhalb der Bebauungspläne ist der Nut- zungsausschluss gem. § 1 Abs. 5 i. V. m. Abs. 9 BauNVO, wodurch einzelne in den §§ 2 und 4 bis 9 BauNVO genannte Nutzungsarten und Unterarten aus städtebaulichen Gründen ausgeschlossen werden können. Auf die allgemeinen Anforderungen an die Feinsteuerung in Bebauungsplänen sei verwiesen. 79 Die Herforder Liste zentren- und nahversorgungsrelevanter Sortimente sollte, damit sie deutlich erkennbarer Bestandteil der Planung wird, in den Festsetzungen (bzw. der Be- gründung) des jeweiligen Bauleitplans aufgenommen werden. 80 Sofern Bebauungspläne Standorte in zentralen Versorgungsbereichen überplanen, so sollte in der Begründung zum Bebauungsplan dieser entsprechende zentrale Versorgungsbereich namentlich und ergänzend ggf. zeichnerisch dargestellt werden; die Planzeichnung selbst eignet sich aufgrund des begrenzten Planzeichenkatalogs nicht zur Kennzeichnung dieser besonderen Standortkategorie.

Empfohlene Musterfestsetzungen a) Einzelhandelsbetriebe vorbereitende Bebauungsplanfestsetzungen „Das Baugebiet *Name* wird festgesetzt als *Gebietstyp nach BauNVO* 81 . In diesem Baugebiet ist zulässig ein Einzelhandelsbetrieb *Betriebstyp (z.B. Gartenfachmarkt, Baufachmarkt, Bekleidungsfachgeschäft, Lebensmitteldiscounter, Kiosk usw.)* mit ei- ner maximalen Gesamtverkaufsfläche von *xy* m² und dem Hauptsortiment *xy* (ein- fügen: präzise WZ-Nr. und -Benennung gemäß Herforder Sortimentsliste).“ 82 Ggf. Festsetzung zentrenrelevanter Randsortimente gemäß Ansiedlungsleitsatz V: „Für diesen Einzelhandelsbetrieb werden die maximal zulässigen zentrenrelevanten Randsortimente (gemäß Herforder Sortimentsliste) *(entweder)* auf insgesamt *xy* % der Gesamtverkaufsfläche *(und/oder)* maximal *xy* m² begrenzt, wobei einzelne Sortimentsgruppen aufgrund der nach Sortimentsgruppe differenzierenden potenziel- len Schädigungswirkung für die zentralen Versorgungsbereiche, insbesondere das In- nenstadtzentrum weitergehend gemäß folgender aus den örtlichen Angebotsverhält- nissen im Innenstadtzentrum abgeleiteten Übersicht begrenzt werden:

79 Z. B. die Wahrung der allgemeinen Zweckbestimmung des Baugebietes, vgl. hierzu u.a. Kuschnerus 2007: Rn. 509 ff., oder auch Gewährleistung real existierender Betriebstypen, vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 22.05.1987 – 4 C 77.84 sowie u.a. Kuschnerus 2007: Rn. 519 ff. 80 Hierbei sollten die Sortimente mit den in der Sortimentsliste angegebenen Nummern des Warengruppen- verzeichnisses (WZ 2003) sowie dessen Sortimentsbezeichnungen gekennzeichnet werden, um eine hinrei- chende Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des Bauleitplans zu gewährleisten. 81 Dieser Gebietstyp sollte i. d. R. ein Sondergebiet gem. § 11 BauNVO sein, da nur in einem solchen Bauge- bietstyp Einzelhandel über Verkaufsflächenobergrenzen präzise gesteuert werden kann (vgl. Kuschnerus 2007, Rn. 231 und 249 ff.). In allen anderen Baugebieten müssen die Festsetzungen einer Betriebstypende- finition entsprechen, was allerdings bislang nur für wenige Betriebstypen höchstrichterlich bestätigt ist. 82 Auf die besonderen Anforderungen, die sich aus der aktuellen Rechtsprechung für die Steuerung von Ein- zelhandelsvorhaben ergeben (BVerwG, Urteil 4 CN 3.07 vom 03.04.2008), sei hingewiesen.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 140 Stadt + Handel

 Sortiment oder Sortimentsgruppe *xy* (einfügen: präzise WZ-Nr. und -Benennung gemäß Herforder Sortimentsliste): maximal *xy* m² Verkaufsfläche (hier ist ein für den Einzelfall abgeleiteter Wert einzufügen) / *weitere Sortimente analog*“ Aus Gründen der im Zentren- und Nahversorgungskonzept empfohlenen gesamtstädti- schen Angebotsbündelung sowie aufgrund der zum Schutz der zentralen Versorgungsbe- reiche und zur Wahrung ihrer Entwicklungschancen zu vermeidenden Angebotsdiversifizie- rung insbesondere von zentrenrelevanten Sortimenten, sollen die zulässigen Randsorti- mente sich jeweils erkennbar auf das Hauptsortiment beziehen. Bei mehreren geplanten Einzelhandelsbetrieben innerhalb des gleichen Gebietes können die einzelhandelsbezogenen Festsetzungen auf jeden Betrieb einzeln bezogen werden. Beispiel: „In diesem Baugebiet sind zulässig ein Einzelhandelsbetrieb *Betriebstyp (z.B. Garten- fachmarkt, Baufachmarkt, Bekleidungsfachgeschäft, Lebensmitteldiscounter, Kiosk usw.)* mit einer maximalen Gesamtsverkaufsfläche von *xy* m² und dem Hauptsorti- ment *xy* (einfügen: präzise WZ-Nr. und -Benennung gemäß Herforder Sortimentslis- te) sowie ein Einzelhandelsbetrieb *weitere Betriebe analog*.“ „Die in den Einzelhandelsbetrieben zulässigen zentrenrelevanten Randsortimente (gemäß Herforder Sortimentsliste) sind je Betrieb auf […] zu begrenzen.“ b) Einzelhandelsbetriebe ausschließende Bebauungsplanfestsetzungen „Das Baugebiet *Name* wird festgesetzt als *Gebietstyp nach BauNVO*. In diesem Gebiet sind zulässig *Benennung der zulässigen Nutzungsarten, etwa bestimmte Ge- werbebetriebe* […]. In diesem Baugebiet sind Einzelhandelsbetriebe aller Art zum Schutz der zentralen Versorgungsbereiche in Herford, zur Wahrung ihrer Entwick- lungsmöglichkeiten sowie basierend auf den weiteren städtebaulichen Zielen zur ge- samtstädtischen Steuerung des Einzelhandels (*in der Begründung näher zu benen- nen*) nicht zulässig.“ Ggf. Anwendung des „Handwerkerprivilegs“ in gewerblichen genutzten Gebieten gemäß Ansiedlungsleitsatz VI: „Ausnahmsweise sind Verkaufsstellen von Handwerks-, produzierenden und weiter- verarbeitenden Gewerbebetrieben zulässig, wenn eine unmittelbare räumliche Zuord- nung zum Hauptbetrieb und die Errichtung im betrieblichen Zusammenhang gegeben ist, wenn zudem eine deutliche flächen- und umsatzmäßige Unterordnung zum Hauptbetrieb gegeben ist, sowie wenn die Grenze der Großflächigkeit im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO nicht überschritten wird und keine negativen städtebaulichen Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche erkennbar sind.“

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel 141

666 Schlusswort In diesem Zentren- und Nahversorgungskonzept werden die aktuellen Daten zum Einzel- handel in Herford zusammengestellt. In der Gesamtbetrachtung aller Angebots- und Nach- fragefaktoren, vor dem Hintergrund der gesamtstädtischen Standortstruktur sowie ange- sichts des regionalen Wettbewerbsumfelds kann festgehalten werden, dass die strukturellen Ausgangswerte – etwa für das Innenstadtzentrum als wichtigstem Handels- platz oder hinsichtlich einer flächendeckenden Nahversorgung in allen Wohnsiedlungsbe- reichen – als überaus gut zu bewerten sind. Gleichwohl zeigt sich trotz dieser guten Ausgangslage in verschiedener Hinsicht kommuna- ler Handlungsbedarf: so gilt es etwa, die sehr gute Angebotsstruktur vor unerwünschten Entwicklungen zu sichern und für die Zukunft wettbewerbsfähig zu halten. Dies kann nicht nur Anpassungsmaßnahmen etwa in der gesamtstädtischen oder teilräumlichen Sortiments- struktur notwendig machen, sondern auch Umbau-, Erweiterungs- und Ersatzmaßnahmen z. B. für Lebensmittelmärkte in den zentralen Versorgungsbereichen oder in der Fläche, so- fern diese aktuell oder in naher Zukunft nicht mehr den sich ständig wandelnden Nachfra- geansprüchen genügen. Während der Erarbeitung dieses Konzept wurden – begleitet und konstruktiv unterstützt durch die Verwaltung und durch den parallel einberufenen Arbeitskreis – Entwicklungssze- narien und künftige Leitlinien zum Einzelhandel erörtert, aus denen stringente Instrumente zur bauleitplanerischen und genehmigungsrechtlichen Steuerung der Standorte und der künftigen Vorhaben abgeleitet wurden. In diesem Bericht werden die notwendigen stadt- planerischen Instrumente vorgestellt, Empfehlungen zu Umsetzungsprioritäten ausgespro- chen und ggf. erkennbare Handlungsalternativen angesprochen. Durch den Beschluss die- ses Zentren- und Nahversorgungskonzeptes durch das zuständige kommunalpolitische Gremium werden die Empfehlungen für die Verwaltung bindend (unter Bezug auf § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB); zugleich entfalten die enthaltenen Instrumente hierdurch ihre größtmögliche Wirkung für die Rechtssicherheit der Bauleitplanung und der Genehmi- gungspraxis. Ebenso trägt der Beschluss dazu bei, dass die Effizienz der Verwaltungsarbeit in Sachen Standortbeurteilungen gewährleistet werden kann. Obschon dieses Zentren- und Nahversorgungskonzept zunächst ein primär stadtplaneri- sches Instrumentarium darstellt, kann es auch in anderen Zusammenhängen Beiträge zur Fortentwicklung der Handelsstandorte leisten, so zum Beispiel im Rahmen der Wirtschafts- förderung, hinsichtlich neuer großer wie auch kleiner Entwicklungsvorhaben (etwa im In- nenstadtzentrum oder in den Nahversorgungszentren) sowie auch für in die Tiefe gehende Konzepte zu einzelnen Standorten und Fragestellungen (etwa dem Branchenmix, dem Standortmarketing oder zur städtebaulich-funktionalen Fortentwicklung der großen Son- derstandorte).

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept 142 Stadt + Handel

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel I

Anhang

Orientierungswerte für zentrzentrenrelevanteenrelevante (((Rand(RandRand----)S)S)S)Sortimenteortimente Die Ansiedlungsleitsätze I und IV beinhalten eine Ausnahmeregelung für zentrenrelevante Sortimente bzw. Randsortimente, durch die diese in einem begrenzten Rahmen auch au- ßerhalb des Innenstadtzentrums bzw. der sonstigen zentralen Versorgungsbereiche ange- siedelt werden können. Da das oberste Ziel zur Entwicklung des Einzelhandels in Herford der Schutz des Innen- stadtzentrums und der Nahversorgungszentren (als zentrale Versorgungsbereiche) ist (ein- schließlich der Wahrung der Entwicklungsmöglichkeiten dieser Zentren), soll von Einzel- handelsvorhaben,  die in einem Nahversorgungszentrum angesiedelt werden sollen, keine wesentliche Beeinträchtigung des Innenstadtzentrums oder eines der anderen Nahversorgungs- zentren ausgelöst werden,  die jenseits des Innenstadtzentrums oder der Nahversorgungszentren angesiedelt werden sollen, keine Beeinträchtigung aller zentraler Versorgungsbereiche ausgelöst werden,  und zwar weder durch ein zentrenrelevantes Hauptsortiment (Leitsatz I) noch durch ein zentrenrelevantes Randsortiment in großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit nicht zentrenrelevantem Hauptsortiment (Leitsatz IV). Zur Beurteilung, in welcher Größenordnung zentrenrelevante Sortimente in den Nahver- sorgungszentren oder in sonstigen Lagen noch als unproblematisch im Sinne der o. g. Ziel- setzung und des landesplanerischen bzw. städtebaurechtlichen Beeinträchtigungsverbots gelten, werden nachfolgend Orientierungswerte aus den tatsächlichen örtlichen Gegeben- heiten in Herford begründet abgeleitet (vgl. die nachfolgenden beiden Tabellen). Die folgenden Orientierungswerte verdeutlichen  welche Verkaufsflächengrößen je Sortimentsgruppe im Innenstadtzentrum (Tabelle 48) sowie in den Nahversorgungszentren (Tabelle 49) strukturprägend sind,  wie viele dieser Betriebe es je Sortimentsgruppe im Innenstadtzentrum sowie in den Nahversorgungszentren gibt. Die Orientierungswerte sollten folgendermaßen angewendet werden:  Als Orientierungswert dient der Durchschnittswert je Sortimentsgruppe (der kleinste Wert aus beiden Tabellen).  Beispiel 1 (Hauptsortiment gem. Leitsatz I): ein Bekleidungsfachgeschäft, das gem. Leitsatz I in einem Nahversorgungszentrum oder in sonstiger städtebaulich integrier- ter Lage (etwa in einem Wohngebiet) neu errichtet werden soll, sollte demnach mit seiner Gesamtverkaufsfläche den kleinsten Durchschnittswert von 275 m² nicht über- schreiten.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept II Stadt + Handel

 Beispiel 2 (Randsortiment gem. Leitsatz IV): ein Baumarktvorhaben in städtebaulich nicht integrierter Lage sollte 60 m² Randsortimentsverkaufsfläche für Glas/Porzellan/ Keramik/Hausrat/Einrichtungszubehör nicht überschreiten (Ziel des Schutzes auch der Nahversorgungszentren: der aus den Nahversorgungszentren gem. Tabelle 49 abgeleitete Orientierungswert beträgt 60 m²).  Sofern allerdings nur eine geringe Betriebsanzahl (fünf Betriebe oder weniger in al- len zentralen Versorgungsbereichen zusammen) für den genannten Durchschnitts- wert in den Tabellen zugrunde liegt, sollte der halbe Orientierungswert nicht über- schritten werden.  Beispiel: Ein Vorhaben mit der geplanten Sortimentsgruppe Blumen/zoologischer Bedarf sollte 112,5 m² Verkauffläche (als Gesamtverkaufsfläche, sofern Blu- men/zoologischer Bedarf das Hauptsortiment gem. Leitsatz I ist, bzw. als Randsorti- mentsverkaufsfläche gem. Leitsatz IV) nicht überschreiten (nur 1 Betrieb  die Hälfte von 225 m²). Hinsichtlich Nahrungs- und Genussmittel gelten die Orientierungswerte nicht für Lebens- mittelmärkte (für diese wurde speziell Leitsatz II entwickelt), sondern nur für Lebensmittel- Fachgeschäfte oder Lebensmittel-Randsortimente außerhalb der zentralen Versorgungsbe- reiche. In großflächigen Einzelhandelsvorhaben mit zentrenrelevanten Randsortimenten, die über die o. g. Orientierungswerte hinaus gehen, bleibt es nach geltendem Recht dem Vorha- benträger vorbehalten, einen Einzelfallnachweis zur städtebaulichen und landesplaneri- schen Unbedenklichkeit der geplanten Dimensionierung von zentrenrelevanten Randsorti- menten zu führen (etwa durch ein Fachgutachten). Die maximale Summe aller zentrenrelevanten Sortimente von 10 % und max. 2.500 m² darf gem. LEPro NRW in den- noch nicht überschritten werden.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel III

Tabelle 484848:48 : Analyse strukturprstrukturprägenderägender Betriebe mit zentrenrelevantemzentrenrelevantem HauptsortimeHauptsortimentnt im In-I n-n-n- nenstadtzentrum (Teil I)

Hauptbranche VKF einzeln BBBeBeeetriebtrieb Durchschnitt Durchschnitt Durchschnitt Durchschnitt AnzahlAnzahl Betriebe Betriebe IZ IZ AnzahlAnzahl Betriebe Betriebe IZ IZ

5 kleinste Betriebe (VKF in qm) 5 größte Betriebe (VKF in qm) Nahrungs- und Ge- 33 10 10 10 10 10 175 250 475 825 875 100 nussmittel (NuG) Drogerie/ Parfümerie/Kosmetik, 17 20 40 40 50 50 175 200 250 300 425 125 Apotheken Blumen/ zoologischer 1 225 225 Bedarf PBS, Zeitungen/ Zeit- 14 20 30 30 40 50 80 100 125 175 225 80 schriften, Bücher

Bekleidung 51 30 30 40 40 40 425 525 575 1775 5950 275

Schuhe/Lederwaren 8 30 30 40 80 150 275 375 450 175

GPK/Hausrat/ 13 30 30 50 50 60 150 175 200 225 375 125 Einrichtungszubehör Spielwaren/Basteln/ Hobby/ Musikinstru- 10 20 30 40 50 50 50 60 250 300 375 125 mente Sportartikel/ 4 30 80 80 100 70 Fahrräder/Camping Medizinische und orthopädische 14 20 20 50 60 70 100 100 150 150 175 90 Artikel/Optik Bettwaren, Haus-/ 1 325 325 Bett-/ Tischwäsche Elektro/Leuchten/ 1 70 70 Haushaltsgeräte

Medien 17 20 20 30 30 30 70 70 80 200 2925 225

Uhren/Schmuck 13 20 20 30 30 40 60 70 70 70 90 50

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Verkaufsflächen unter 100 qm gerundet auf 10 qm, Verkaufsflächen über 100 qm gerundet auf 25 qm; Mittelwer- te errechnet aus Gesamtbestand

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept IV Stadt + Handel

Abbildung 484848:48 : Analyse strukturprägender Betriebe des InnenstadtzeInnenstadtzentrumsntrums (Teil II)

Sortimente VKF in qm 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000

Bekleidung

Medien

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000

Nahrungs- und Genussmittel (NuG)

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen/ zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

Schuhe/Lederwaren

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

Medizinische und orthopädische Artikel/Optik

Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Uhren/Schmuck

Betrieb mit der kleinsten VKF/ Sortiment sgruppe durchschnittliche VKF/ Sortiment sgruppe Betrieb mit der größten VKF/ Sortimentsgruppe Spannweite Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Verkaufsflächen unter 100 qm gerundet auf 10 qm, Verkaufsflächen über 100 qm gerundet auf 25 qm; Mittelwer- te errechnet aus Gesamtbestand

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel V

Tabelle 494949:49 : Analyse strukturprägender Betriebe mit zentrzentrenrelevenrelevantemantem Hauptsortiment in den NahversorgungszNahversorgungszentrenentren (Teil I)

Hauptbranche triebetriebe NVZ NVZ triebetriebe NVZ NVZ VKF einzeln e e Betrieb e e Durchschnitt Durchschnitt Durchschnitt Durchschnitt zahlzahl B B zahlzahl B B n n n n A A A A

5 kleinste Betriebe (VKF in qm) 5 größte Betriebe (VKF in qm) Nahrungs- und Genuss- 26 10 20 20 20 20 625 750 800 800 4.150 425 mittel (NuG) Drogerie/Parfümerie/ 3 30 40 50 40 Kosmetik, Apotheken Blumen/ zoologischer 0 0 Bedarf PBS, Zeitungen/ 3 20 20 20 20 Zeitschriften, Bücher

Bekleidung 1 800 800

Schuhe/Lederwaren 2 40 1.100 575

GPK/Hausrat/ Einrich- 1 60 60 tungszubehör Spielwaren/Basteln/ Hobby/ Musik- 0 0 instrumente Sportartikel/Fahrräder/ 0 0 Camping Medizinische und ortho- 1 125 125 pädische Artikel/Optik Bettwaren, Haus-/ Bett-/ 0 0 Tischwäsche Elektro/Leuchten/ 1 40 40 Haushaltsgeräte

Medien 2 40 275 150

Uhren/Schmuck 0 0

Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Verkaufsflächen unter 100 qm gerundet auf 10 qm, Verkaufsflächen über 100 qm gerundet auf 25 qm; Mittelwer- te errechnet aus Gesamtbestand

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept VI Stadt + Handel

Abbildung 494949:49 : Analyse strukturprägender Betriebe der NahversorgunNahversorgungszentgszentgszentrenren (Teil II)

Sortimente VKF in qm 0 1000 2000 3000 4000 5000

Nahrungs- und Genussmittel (NuG)

Bekleidung

Schuhe/Lederwaren

0 100 200 300

Drogerie/Parfümerie/Kosmetik, Apotheken

Blumen/ zoologischer Bedarf

PBS, Zeitungen/Zeitschriften, Bücher

GPK/Hausrat/Einrichtungszubehör

Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente

Sportartikel/Fahrräder/Camping

Medizinische und orthopädische Artikel/Optik

Bettwaren, Haus-/ Bett-/ Tischwäsche

Elektro/Leuchten/Haushaltsgeräte

Medien

Uhren/Schmuck

Betrieb mit der kleinsten VKF/ Sortiment sgruppe durchschnittliche VKF/ Sortiment sgruppe Betrieb mit der größten VKF/ Sortimentsgruppe Spannweite Quelle: Einzelhandelsbestandserhebung Stadt + Handel Okt./Nov. 2007; Verkaufsflächen unter 100 qm gerundet auf 10 qm, Verkaufsflächen über 100 qm gerundet auf 25 qm; Mittelwer- te errechnet aus Gesamtbestand

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel VII

LiteraturLiteratur---- und QuellenQuellenverzeichnisverzeichnis

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Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept VIII Stadt + Handel

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Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel IX

Glossar

Betriebsform (Betriebstyp)

Eine Gruppe von Handelsbetrieben mit gleichen oder ähnlichen Merk- malsausprägungen. Es gibt starke Ähnlichkeiten der Betriebe innerhalb einer Betriebsform, während sich Betriebsformen in einem oder mehre- ren Merkmalen deutlich voneinander unterscheiden. Um Betriebstypen zu definieren, wird auf Merkmale zurückgegriffen, die das Erscheinungs- bild des Handelsbetriebes gegenüber den Abnehmern gestalten. Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel werden Betriebsformen unterschieden. Es besteht eine Dynamik in den Betriebsformen, d. h. es entstehen neue Betriebstypen und alte scheiden aus. Seit neuster Zeit wird auch von Formaten und Vertriebsschienen gesprochen. Betriebstypen sind z. B. Fachmarkt, Supermarkt oder SB-Warenhaus.

Bindungsquote

Verhältnis zwischen Umsatz- und Kaufkraftpotenzial in einem Gebiet. An ihr ist ersichtlich, ob Kaufkraft in ein Gebiet zu- (> 100 %) oder abfließt (< 100 %). Anhand der Bindungsquote kann die Zentralität eines Ortes er- mittelt werden, je nachdem, ob ein Kaufkraftzufluss, oder -abfluss vor- liegt ( Kaufkraft)

Business Improvement District (BID)

Ein Business Improvement District (BID) ist ein räumlich begrenzter, meist innerstädtischer Bereich, in dem sich Grundeigentümer und Gewerbe- treibende mit dem Ziel zusammenschließen, das unmittelbare betriebli- che und städtische Umfeld zu verbessern. Von einem derartigen Public- Private-Partnership-Modell, also der Zusammenarbeit von öffentlich- rechtlichen und privaten Akteuren, können sowohl Städte und Gemein- den, als auch Verbraucher und Wirtschaft profitieren.

In Deutschland gibt es bislang noch keine bundesrechtliche Grundlage zur Gründung eines BID. Einige Länder haben jedoch den Ansatz aufge- griffen und als Lösungsansatz für Standorte diskutiert, die von trading- down-Prozessen betroffen sind. In Hamburg wurde das erste Landesge- setz zu der Einrichtung eines BID verabschiedet, in NRW wird die Grün- dung von so genannten Immobilien und Standortgemeinschaften (ISG) gefördert.

Einzelhandel

Im funktionellen Sinne liegt Einzelhandel vor, wenn Marktteilnehmer Gü- ter, die sie in der Regel nicht selbst be- oder verarbeiten, von anderen Marktteilnehmern beschaffen und an private Haushalte absetzen.

Als Einzelhandel im institutionellen Sinne (auch Einzelhandelsbetrieb, Ein- zelhandelsunternehmung, Einzelhandlung) werden jene Institutionen be- zeichnet, deren wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich oder überwiegend dem Einzelhandel im funktionellen Sinne zuzuordnen sind. Ein Betrieb wird dem Einzelhandel zugerechnet, wenn die Wertschöpfung der Ein- zelhandelstätigkeit größer ist, als aus sonstigen Tätigkeiten.

EEEinzelhandelsrelevanteEinzelhandelsrelevante Nachfrage

Der Teil der Verbrauchsausgaben privater Haushalte, die im Einzelhandel ausgegeben wird. Nicht berücksichtigt wird die Nachfrage nach Dienst- leistungen.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept X Stadt + Handel

Fabrikladen (Factory Outlet)

Herstellereigenes Einzelhandelsgeschäft, in der Regel mit minimierter Ausstattung und Selbstbedienung, in dem ein Hersteller im Direktver- trieb vor allem seine Warenüberhänge und seine Zweite-Wahl-Ware ver- kauft. Standort für einen Fabrikladen sind entweder ein größerer Raum beim Hersteller selbst oder ein verkehrsgünstig gelegener Verkaufsraum in der Nähe.

Fachdiscounter

Ein meist klein- bis mittelflächiger Einzelhandelsbetrieb, der überwiegend Waren des täglichen Bedarfs in Selbstbedienung und ohne Service anbie- tet. Das Sortiment ist dabei flach und schmal und wird oft zu den niedri- gen Preisen angeboten.

Fachgeschäft

Spezialisierter und branchengebundener Einzelhandelsbetrieb, der sich durch eine große Sortimentstiefe und unter-schiedliches Preis- und Quali- tätsniveau auszeichnet. Die Verkaufsfläche liegt meistens deutlich unter 800 m². Entscheidend für die Abgrenzung zu Fachmärkten ist vor allem der Service (z. B. Kundendienst und Beratung/Bedienung).

Fachmarkt

Fachgeschäft der Non-Food-Sparte, das in bestimmten Branchenschwer- punkten (Elektronik, Sport, Drogerie etc.) über ein breites und tiefes Sor- timentsangebot verfügt, dabei aber nur eine knappe Personalbesetzung und als Verkaufsverfahren Selbstbedienung oder Vorwahl mit fachlicher und sortimentsspezifischer Beratung einsetzt; übersichtliche Warenan- ordnung in meist ebenerdigem Betrieb mit niedrigem bis mittlerem Preisniveau. Die Standorte sind meist autokundenorientiert, davon einige Sortimente innenstadtnah (Drogerien), andere isoliert in gewachsenen oder geplanten Zentren. Verkaufsfläche > 800 m². Je nach Typ des Fachmarktes sind verschiedene Größenordnungen üblich (z. B. Drogerie- fachmärkte mit ca. 800 m², Elektrofachmarkt 2.000 - 4.000 m² (z. B. Sa- turn), Baumarkt 2.000 - 15.000 m², Möbelmarkt bis zu 50.000 m²).

Serviceorientierte Fachmärkte bieten neben ihrem Warensortiment auch eine Vielfalt sortimentsbezogener und selbstständig vermarktbarer Dienstleistungen an. Bei diskontorientierten Fachmärkten wird zugunsten des Preises auf jedwede Beratung oder Dienstleistung verzichtet. Der Spezialfachmarkt führt Ausschnittssortimente aus dem Programm eines Fachmarktes.

FactoryFactory----OuletOuletOulet----CenterCenter (FOC)

Mittel- bis großflächige Ansammlung von Einzelhandelsbetrieben, in de- nen im Direktvertrieb Waren von mehreren Herstellungsunternehmen in separaten Ladeneinheiten dem Konsumenten zum Verkauf angeboten werden. Neben den Markenshops finden sich in FOCs oft gastronomi- sche Angebote im Gebäudekomplex. Von Fabrikverkäufen ( Fabrikläden) unterscheiden sich FOCs durch die räumliche Trennung von Produktion und Verkauf. FOCs liegen meist außerhalb urbaner Zentren auf der „grü- nen Wiese“ in verkehrsgünstiger Lage und in Fabriknähe.

GGGrenzrentabilitätGrenzrentabilität

Grenze der Einnahmen-Kosten-Relation, unterhalb derer ein Einzelhan- delsbetrieb – unter Berücksichtigung lokaler Nachfrage- und Wettbe- werbsbedingungen sowie zeitgemäßer, handelstypischer Betriebsgestal- tung – nicht dauerhaft wirtschaftlich zu betreiben ist.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel XI

ImmobilienImmobilien---- und Standortgemeinschaft (ISG)

Modell zur Aufwertung von Handelsstandorten, das auf Grundlage der Idee der BID die Bildung von Gemeinschaften aus Grund- und Immobi- lienbesitzern und öffentlichen Planungsträgern fördert. Die Mitglied- schaft in einer ISG ist freiwillig und unterscheidet sich so maßgeblich vom amerikanischen Modell des BID.

Innenstadt

Das Gebiet einer Stadt, in dem sich die gesamtstädtisch und überörtlich bedeutsamen Institutionen konzentrieren. Der Begriff der Innenstadt ist in der Regel nicht mit demjenigen des Innenstadtzentrums (IZ) gleichzu- setzen, da die Abgrenzung neben der baulichen Dichte und der Dichte der Einzelhandels- und Dienstleistungsfunktionen auch die historische Entwicklung und Bedeutung von Zentrenbereichen berücksichtigt, weni- ger als der Begriff des IZ jedoch auf dem Einzelhandel beruht.

Innenstadtzentrum (IZ)

Einzelhandelsrelevante Lagebezeichnung für städtebaulich-funktionell abgegrenzte Innenstadtbereiche. Bei der Abgrenzung des IZ gegenüber weiteren Innenstadtbereichen wird die Konzentration gesamtstädtisch und überörtlich bedeutender Funktionen ebenso berücksichtigt wie die Dichte des bestehenden Handelsbesatzes oder städtebauliche Eigen- schaften. Da das IZ zu den zentralen Versorgungsbereichen zählt, ist es ein Schutzgut im Sinne des Städtebaurechts. Das IZ ist je nach örtlicher Ausprägung nicht notwendiger Weise deckungsgleich mit dem histori- schen oder statistischen Zentrum.

Katalogschauraum

Kleinflächige Ausstellungsläden, in denen nicht verkauft wird, sondern jeder Artikel meist nur einmal vorhanden ist und bestellt werden kann. Er verbindet Versandhauswerbung mit der Verkaufsstätte.

Kaufhaus

Zentral gelegener großflächiger Einzelhandelsbetrieb mit einem breiten und tiefen Non-Food-Sortiment, der meistens im Wege der Bedienung Waren aus zwei oder mehr Branchen anbietet, davon wenigstens eine in tiefer Gliederung. Am weitesten verbreitet sind Kaufhäuser mit Beklei- dung und Textilien oder verwandten Bedarfsrichtungen. Starke Konzent- ration auf bestimmte Warengruppen. Ein Lebensmittelangebot ist meis- tens nicht vorhanden. Verkaufsfläche > 1.000 m²

Kaufkraft

Die Geldmenge, die privaten Haushalten innerhalb eines bestimmten Zeitraums zur Verfügung steht. Errechnet wird sie aus den Nettoeinnah- men zuzüglich der Entnahme aus Ersparnissen und aufgenommener Kre- dite, abzüglich der Bildung von Ersparnissen und der Tilgung von Schul- den.

Kaufkraftbindung

Der Teil der Kaufkraft einer Region, der in der Region selbst ausgegeben wird. Ein Kaufkraftabfluss liegt vor, wenn ein Teil der regionalen Kaufkraft außerhalb dieser ausgegeben wird. Ein Kaufkraftzufluss liegt vor, wenn Kaufkraftanteile aus Fremdregionen einem Marktgebiet zufließen.

Kaufkraftkennziffer

Gibt Auskunft über die regionale Verteilung der Kaufkraft. Sie gibt an, wie viel Promille der gesamten Kaufkraft in Deutschland auf die betrach- tete geographische Einheit entfällt. Errechnet wird sie durch Multiplikati- on des Bevölkerungsanteils des Gebiets an der Gesamtbevölkerung mit einem Kaufkraftfaktor, der nur aus Nettoeinkommen der im Gebiet an- Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept XII Stadt + Handel

sässigen Bevölkerung besteht. Sie gibt die Höhe des durchschnittlichen Nettoeinkommens im Vergleich zum Bundesdurchschnitt an.

Lebensmitteldiscounter

Lebensmitteldiscounter zeichnen sich durch ein durch ein spezialisiertes Sortiment mit einer niedrigen Artikelzahl aus. Weitere Merkmale sind Selbstbedienung, einfache Ladenausstattung und aggressive Marketing- Strategien. Die Ladengröße liegt zwischen 250 - 800 m², in Einzelfällen auch darüber. Der Umsatzanteil durch Non-Food-Artikel liegt zwischen 10 - 13 %.

Nahversorgungszentrum (NVZ)

Ein Nahversorgungszentrum besteht aus überwiegend nahversorgungs- relevanten Einzelhandelsbetrieben und aus ergänzenden Dienstleis- tungsbetrieben wie etwa einer Bank, Reinigung oder Postannahmestelle. Das Nahversorgungszentrum übernimmt die wohnortnahe Grundversor- gung der Bevölkerung und ist in der Regel innerhalb einer sonstigen in- tegrierten Lage angesiedelt. Auch städtebauliche Kriterien wie bauliche Dichte oder Gestaltung sind für die Definition eines NVZ relevant.

SBSBSB-SB ---WarenhausWarenhaus

Einzelhandelsbetrieb (großflächig) mit mindestens 3.000 m² Verkaufsflä- che in meist peripherer Lage, der Waren überwiegend in Selbstbedie- nung und ohne kostenintensiven Kundendienst anbietet. Hohe Werbeak- tivität in Dauerniedrigpreis- und Sonderangebotspolitik. Das Sortiment ist umfassend und bietet ein Sortiment des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs von bis zu 100.000 Artikeln. Der Umsatzschwerpunkt (> 50 %) liegt bei Nahrungsmitteln. Der Non-Food-Anteil kommt auf 60 - 75 % bei der Fläche (35 - 50 % des Umsatzes).

Sortiment

Die Auswahl bzw. Struktur aller angebotenen Artikel eines Handelsunter- nehmens.

Unterschieden wird in Kern-, Grund-, und Randsortiment.

Das Kernsortiment beinhaltet das eigentliche Sortiment z. B. Sanitärpro- dukte (Badewannen, Duschen, Toiletten) beim Sanitärhändler. Die Waren des Kernsortiments sollen die Rendite des jeweiligen Händlers sichern. Mit dem Kernsortiment wird der Hauptumsatz der jeweiligen Filiale ge- macht.

Das Grundsortiment ist das Sortiment, mit dem der größte Umsatz ge- macht wird. Kern- und Grundsortiment können identisch sein, weichen bei einigen Unternehmen aber voneinander ab. Dies wäre der Fall, wenn der Sanitärhändler Leuchten ins Sortiment aufnimmt, die mehr Umsatz bringen als die Sanitärprodukte.

Beim Randsortiment ist der Anteil am Umsatz gering. Solche Artikel wer- den geführt, um den Kunden einen zusätzlichen Service zu bieten (Ab- grenzung gegenüber dem Wettbewerber) oder um einen zusätzlichen Gewinn zu erwirtschaften.

Die Sortimentsbreite hängt proportional davon ab, wie viele Varianten eines Artikels ein Händler anbietet. Die Sortimentstiefe hängt proportio- nal davon ab, wie viele verschiedene Warengruppen ein Händler führt.

SSStädtebaulichStädtebaulich integrierte Lage (siL)

Als städtebaulich integrierte Lage (auch: sonstige integrierte Lage) wer- den diejenigen Siedlungsbereiche bezeichnet, die in Wohnbereiche ein- gebettet sind. Die bauliche Dichte sowie die Dichte der Einzelhandels- nutzungen und sonstigen Funktionen reicht in dieser Lage nicht aus, Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008 Stadt + Handel XIII

diese Lage als zentraler Versorgungsbereich, d. h. Hauptgeschäftszent- rum bzw. Stadtteil- oder Ortsteilzentrum einzuordnen. In der Regel sind Einzelhandelsnutzungen in der sonstigen integrierten Lage als Einzelbe- trieb oder als Ansammlung einiger weniger Betriebe vorzufinden.

Städtebaulich nicht integrierte Lage (niL)

Städtebaulich nicht integrierte Lagen unterscheiden sich von den sonsti- gen integrierten Lagen durch die fehlende Einbettung in die sie umge- bende Wohnbebauung. Nicht integrierte Lagen umfassen demnach alle Siedlungsbereiche außerhalb der Zentren und sonstigen integrierten La- gen. In der Regel trifft die Bezeichnung auf Einzelhandelsstandorte in In- dustrie- oder Gewerbegebieten sowie im Außenbereich zu.

Stadtteilzentrum (STZ)/ Ortsteilzentrum (OTZ)

Zum Stadtteil- bzw. Ortsteilzentrum zählen diejenigen sonstigen zentra- len Bereiche einer Kommune, die wie das Innenstadtzentrum über einen hohen Besatz an Einzelhandelsbetrieben, über weitere Zentrenfunktionen sowie über städtebauliche Zentrenmerkmale verfügen. Hinsichtlich der Nutzungsdichte, der städtebaulichen Ausprägung und der Lage im Stadtgebiet bzw. der Verkehrsanbindungen ist das STZ/OTZ gegenüber dem Innenstadtzentrum allerdings als nachgeordnet zu bewerten. Da ein STZ/OTZ zu den zentralen Versorgungsbereichen zählt, ist es ein Schutzgut im Sinne des Städtebaurechts. Ein Stadtteil- oder Ortsteilzent- rum ist nicht notwendiger Weise deckungsgleich mit einem historischen oder statistischen kommunalen Nebenzentrum.

Supermarkt

Verkauf des Lebensmittelvollsortiments inkl. Frischfleisch sowie Verkauf von Waren des täglichen und kurzfristigen Bedarfs. Meist Selbstbedie- nung. Die Verkaufsflächen liegen zwischen 400 - 1.500 m², wobei hin- sichtlich der Verkaufsflächenobergrenze in der Handelsfachliteratur di- vergierende Auffassungen erkennbar sind.

Trading down Prozess

Ursprünglich die Bezeichnung einer sequentiellen Strategiealternative in der Positionierung von Einzelhandelsbetrieben.

Mit dieser Strategie versuchen z. B. Warenhäuser etablierten Verbrauchermärkten und SB-Warenhäusern auf der „grünen Wiese“ Pa- roli zu bieten. Dies geschieht meistens durch den radikalen Abbau von Verkaufspersonal und die Ausweitung der Selbstbedienung und Vorwahl anstelle von Beratung und Bedienung.

Verbreiteter ist der Gebrauch des Begriffes „trading down“ im Zusam- menhang mit der Beschreibung der Entwicklungsdynamik von Einkaufs- lagen oder ganzen Innenstädten. Hier bezeichnet „trading down“ den Trend zum Ersatz höherwertiger und -preisiger Anbieter durch niedrigp- reisige Anbieter bzw. innerhalb bestehender Betriebe den Ersatz von hö- herpreisigen Sortimentsbestandteilen durch niedrigpreisige Artikel. Da- mit verbunden ist die Verflachung (oder Banalisierung) des Angebotes, des Ladenbaus, des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten und der Au- ßenwerbung.

Umsatz

Ist die Produktion des Einzelhandels, also die Summe dessen, was über einen bestimmten Zeitraum in einem Einzelhandelsgeschäft verkauft wird. Er kann nach mengenmäßigem Umsatz (Anzahl) oder wertmäßigem Umsatz (Geldeinheiten) bemessen werden. Neben der Messung in Zeit- räumen kann der Umsatz auch für Filialen, Abteilungen, Warengruppen und Artikel gemessen werden.

Endbericht Sept. 2008 Zentren- und Nahversorgungskonzept XIV Stadt + Handel

Urban Entertainment Center (UEC)

Kombination von großflächigem Einzelhandel, Gastronomie und thema- tisch integrierte Freizeit und Unterhaltungsangebote (z. B. Multiplex Kino oder Musical Theater).

Verbrauchermarkt

Einzelhandelsbetrieb mit Lebensmittelvollsortiment sowie Ge- und Ver- brauchsgütern des kurz- und mittelfristigen Bedarfs. Tiefes und breites Sortiment an meist autoorientiertem Standort entweder in Alleinlage oder innerhalb Einzelhandelszentren. Dauerniedrigpreis- und Sonderan- gebotspolitik. Großflächig (ca. 1.500 - 5.000 m²), überwiegend Selbstbe- dienung. Anteil Non-Food-Artikel: Fläche 30 - 60 %; Umsatz 20 - 40 %.

Warenhaus

Zentral gelegener, großflächiger Einzelhandelsbetrieb mit breitem und tiefem Sortiment aus mehreren Branchen mit hohem Servicegrad und mittlerem bis gehobenem Preisniveau. Der Schwerpunkt liegt meist auf Bekleidung oder Textilien. Daneben werden Lebensmittel und Dienstleis- tungen (Gastronomie, Frisör, Versicherung etc.) angeboten. Der Verkauf erfolgt in Bedienung, Vorwahl und Selbstbedienung. Die Verkaufsfläche liegt bei mindestens 3.000 m², der Umsatz der Non-Food-Artikel macht i. d. R. mehr als 50 % aus.

Zentraler Versorgungsbereich

Zu den zentralen Versorgungsbereichen zählen sämtliche städtebaulich- funktionalen Zentren (Innenstadtzentrum, Nebenzentren, Stadtteil- oder Ortsteilzentren, Nahversorgungszentren) einer Kommune. Der Begriff ist gleichbedeutend mit dem Schutzgut „zentraler Versorgungsbereich“ z.B. nach § 34 Abs. 3 BauGB und § 11 Abs. 3 BauNVO und ist damit gesetz- lich begründeter Gegenstand der Bauleitplanung.

Zentralitätskennziffer

Die Zentralität (bzw. Zentralitätskennziffer) einer Kommune verdeutlicht das relative Verhältnis zwischen den erzielten Umsätzen und der poten- ziell verfügbaren Kaufkraft vor Ort. Sie wird als Quotient dieser beiden Werte ermittelt. Ein Wert unter 100 % beinhaltet, dass in der Summe al- ler Kaufkraftzuflüsse und -abflüsse Einzelhandelskaufkraft in andere Orte abfließt; ein Wert über 100 % beschreibt umgekehrt den per Saldo er- kennbaren Gewinn aus anderen Orten.

Zentren- und Nahversorgungskonzept Endbericht Sept. 2008