AVIFAUNISTISCHES FACHGUTACHTEN

DESLOCH WINDPARK

VERBANDSGEMEINDE - KREIS RHEINLAND-PFALZ

AUFTRAGGEBER: BayWa r.e. Wind GmbH

München

BEARBEITET:

Hauptstr. 34  55571 Odernheim  (06755) 969360 Fax 9693660  [email protected]  www.gutschker-dongus.de

VERFASSER: D. MÄTZ, M.SC. EVOLUTION, ECOLOGY AND SYSTEMATICS S. ECKERN, M.SC. BIODIVERSITÄT, ÖKOLOGIE UND EVOLUTION ANPASSUNG: M. STANKALLA, M.SC. BIODIVERSITÄT, ÖKOLOGIE UND EVOLUTION ORT/DATUM: , APRIL 2020 gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure

Avifaunistisches Fachgutachten Windpark INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung ...... 3

Anlass und Zielsetzung ...... 3

Räumliche Lage des Plangebiets ...... 3

Methoden ...... 5

Brutvogelerfassung ...... 5

Raumnutzungsanalyse ...... 6

Auswertung nach der Rastermethode ...... 7

Rastvogelerfassung ...... 8

Zugvogelerfassung ...... 9

Artenschutzrechtliche Bewertung ...... 11

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ...... 11

§ 44 BNatSchG ...... 11

3.2.1 Tötungsverbot ...... 12

3.2.2 Störungsverbot ...... 12

3.2.3 Zerstörungsverbot ...... 15

Allgemeiner Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen ...... 16

Brutvögel ...... 17

Feldlerche Alauda arvensis ...... 19

Grünspecht Picus viridis ...... 21

Mäusebussard Buteo buteo ...... 23

Pirol Oriolus oriolus ...... 26

Rotmilan Milvus milvus ...... 27

Schwarzmilan Milvus migrans ...... 30

Turmfalke Falco tinnunculus ...... 31

Turteltaube Streptopelia turtur ...... 33

Waldkauz Strix aluco ...... 34

Zusammenfassung planungsrelevanter Brutvögel ...... 37

Gast- und Rastvögel ...... 39 gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure

Avifaunistisches Fachgutachten WEA-Standort Desloch Bluthänfling Carduelis cannabina ...... 41

Brachpieper Anthus campestris ...... 41

Braunkehlchen Saxicola rubetra ...... 42

Heidelerche Lullula aborea ...... 42

Kornweihe Circus cyaneus ...... 43

Mehlschwalbe Delichon urbicum ...... 44

Neuntöter Lanius collurio ...... 44

Rauchschwalbe Hirundo rustica ...... 45

Schwarzstorch Ciconia nigra ...... 46

Star Sturnus vulgaris ...... 47

Steinschmätzer Oenanthe oenanthe ...... 47

Weißstorch Ciconia ciconia ...... 48

Wespenbussard Pernis apivorus ...... 49

Zusammenfassung planungsrelevanter Gast- und Rastvögel ...... 50

Zugvögel ...... 51

Allgemeines zum Vogelzug ...... 51

Verlauf des Herbstzuges 2015–2017...... 53

Ergebnisse der Zugvogelzählungen 2017 ...... 53

Bewertung der Ergebnisse ...... 58

Kranichzug ...... 60

Zusammenfassung Zug ...... 61

Zusammenfassung und abschliessende Bewertung ...... 63

Literatur ...... 66

Anhang ...... 69

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Avifaunistisches Fachgutachten WEA-Standort Desloch KARTENANHANG

Kartenanhang 1: Brutvögel

Kartenanhang 2A: Raumnutzungsanalyse – Flugbewegungen Rotmilan

Kartenanhang 2B: Raumnutzungsanalyse – Rasterauswertung Rotmilan

Kartenanhang 2C: Raumnutzungsanalyse – Flugbewegungen Schwarzmilan

Kartenanhang 3: Gast- und Rastvögel

Kartenanhang 4: Zugvogelerfassung

„Hinweise zum Urheberschutz:

Alle Inhalte dieses Gutachtens bzw. der Planwerke sind geistiges Eigentum und somit sind insbesondere Texte, Pläne, Fotografien und Grafiken urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei gutschker-dongus landschaftsarchitekten-freilandökologie-ingenieure. Wer unerlaubt Inhalte außerhalb der Zweckbestimmung kopiert oder verändert, macht sich gemäß §106 ff. UrhG strafbar und muss mit Schadensersatzforderungen rechnen.“ gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 3

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark EINLEITUNG

Anlass und Zielsetzung Die Firma BayWa r.e. Wind GmbH, München, plant die Errichtung von zwei Windenergieanlagen (WEA) auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Desloch. Das Büro gutschker-dongus wurde mit der artenschutzrechtlichen Prüfung beauftragt. Das Plangebiet befindet sich im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz.

Für die Windpark-Planung Desloch wurde im Jahr 2017 eine Erfassung der Avifauna auf Basis der damaligen Potentialfläche von 31.5 ha durchgeführt. Brut-, Gast-, Rast- und Zugvögel wurden untersucht und eine Raumnutzungsanalyse (RNA) für Greif- und Großvögel durchgeführt.

Das vorliegende Gutachten beinhaltet eine Darstellung der Kartierungsergebnisse sowie eine Beurteilung der Betroffenheit planungsrelevanter Vogelarten durch die Errichtung von WEA. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Einfluss von WEA auf die jeweiligen Vogelarten und der Bedeutung des Untersuchungsgebietes für die Avifauna bewertet. Die Angaben im Gutachten beziehen sich auf die Ausführungsplanung vom 20.12.2019.

Räumliche Lage des Plangebiets Das Plangebiet liegt innerhalb der Verbandsgemeinde Nahe-Glan, Kreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz im Bereich des TK-Blattes 6211 „“. Das ursprüngliche Plangebiet umfasst ca. 31,5 ha und schließt Teile eines Waldes mit angrenzenden Offenflächen ein. Innerhalb des 500 m-Bereiches um die geplanten Standorte liegt in Nordost-Südwest-Ausrichtung ein Waldgebiet mit angrenzenden Offenlandbereichen. Der Wald erstreckt sich hauptsächlich auf die Talflächen, die sich zum Deslocher Bach hinneigen, während die Höhen durch Offenlandflächen geprägt sind.

Innerhalb eines Radius von 3 km um die geplanten Anlagenstandorte liegen die Orte Bärweiler, Desloch, und , sowie Teile der Orte , , und . Rund um die Ortschaften sind größere landwirtschaftlich genutzte Offenlandgebiete vorhanden, die jedoch von Wäldern und kleineren Gehölzen durchzogen sind. Das Plangebiet umgibt ein Ring aus Landstraßen, der die Ortschaften Bärweiler, Lauschied, Desloch, Jeckenbach und Hundsbach miteinander verbindet (L 375, L 182; K63 und K66). Der Straßenring liegt 670 – 2.980 m entfernt vom Plangebiet. In der direkten Umgebung der Planung gibt es einige geteerte und geschotterte Feldwege, die entlang der Ackerflächen verlaufen. Die geplante Zuwegung (Ausführungsstand 20.12.2019) orientiert sich an Teilen des bestehenden Wegenetzes und schließt an die K63 zwischen Desloch und Lauschied an. Nordwestlich der Planung auf der gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 4

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark anderen Seite der bewaldeten Hügelkuppe gibt es acht Bestandsanlagen in 600 – 1.950 m Entfernung.

Das Vogelschutzgebiet 6210-401 „Nahetal“ erstreckt sich nördlich des Plangebiets und reicht bis auf 1.940 m an die Planung heran. Zielarten der Vogelschutzrichtlinie in dem Schutzgebiet sind Beutelmeise (Remiz pendulinus), Eisvogel (Alcedo atthis), Grauspecht (Picus canus), Haselhuhn (Tetrastes bonasia), Mittelspecht (Dendrocopos medius), Neuntöter (Lanius collurio), Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Uhu (Bubo bubo), Wanderfalke (Falco peregrinus), Weißstorch (Ciconia ciconia), Wendehals (Jynx torquilla), Wespenbussard (Pernis apivorus), Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) und Zippammer (Emberiza cia). Erhaltungsziele des Schutzgebietes sind die Erhaltung oder Wiederherstellung der natürlichen Gewässerdynamik der Nahe und der Seitenbäche einschließlich der Uferbereiche, Erhaltung oder Wiederherstellung von Laubwäldern mit ausreichenden Eichenbeständen sowie von artenreichem Magerrasen und von Streuobstbeständen sowie von Felsbiotopen als Brutplatz.

Das Naturschutzgebiet 7133-051 „Ringberg“ befindet sich im Südwesten des Plangebiets in 2.800 m Entfernung. Schutzzweck ist die Erhaltung der charakteristischen Eigenart des Ringberges mit seinem Eichen-Elsbeeren- und Hainbuchen-Wald, seinen submediterranen Trockenrasen und den Relikten einer Glatthaferwiese sowie die Erhaltung von Lebensgemeinschaften wertvoller und seltener Pflanzen aus wissenschaftlichen Gründen.

(Angaben zu den Schutzgebieten aus www.naturschutz.rlp.de)

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark METHODEN

Die Untersuchungsumfänge und Methoden richten sich nach den Vorgaben der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland & des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (VSW & LUWG 2012) sowie den „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ (SÜDBECK et al. 2005). Die Zugvögel wurden mit Hilfe der „Scan-Zugrouten-Methode“ nach Korn, Stübing und Grunwald erfasst, die im Anhang detailliert erläutert ist. Als optische Hilfsmittel kamen sowohl Ferngläser (Steiner, Modell Skyhawk 10x42) als auch Spektive (MEOPTA, Modell Meostar S1 mit Zoom-Okular H75 20-60x) zum Einsatz. Temperatur- und Windstärkemessungen wurden durchgeführt mit Hilfe von Messgeräten der Firma Speedtech-Instruments (Modell SM-28). Für die Orientierung im Gelände wurden GPS- Geräte der Marke GARMIN (Modell etrex 30) verwendet. Außerdem kam eine Klangattrappe zur Feststellung von Artvorkommen zum Einsatz, bei denen dies nach Südbeck et al. (2005) notwendig ist.

Brutvogelerfassung Im Zuge der Kartierungen der Brutvogelarten wurden die planungsrelevanten Arten (Arten der Roten Listen, des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie, streng geschützte Arten oder Arten mit besonderer Empfindlichkeit gegenüber WEA) quantitativ erhoben. Die übrigen Arten wurden qualitativ mit Statusangabe erfasst. Die Brutvögel mit kleinerem Aktionsradius (Singvögel, Wachtel, Rebhuhn etc.) wurden innerhalb eines Puffers von 500 m um die geplanten Anlagenstandorte erhoben. Die Erhebung der Greifvögel und anderer relevanter Großvogelarten (z.B. Rot- bzw. Schwarzmilan, Schwarzstorch etc.) erfolgte im 3.000 m- Radius um die Planung. Die Brutvogelerfassung erfolgte mittels Revierkartierung in den frühen Morgenstunden, die Greifvögel wurden vor allem vormittags und mittags während guter Thermik durch Beobachtung von Punkten mit guter Geländeübersicht erfasst. Die dämmerungs- und nachtaktiven Arten (Eulen, Rebhuhn, Wachtel) wurden am späten Abend und in den ersten Nachtstunden erhoben. Als Brutvögel wurden alle Arten gewertet, bei denen Brutnachweise durch Nestfund, Futter tragende Altvögel oder frisch flügge Jungvögel erfolgten oder die eindeutiges Territorialverhalten zeigten. Nahrungssuchende und rastende Vogelarten, bei denen sich kein Revierverhalten nachweisen ließ, wurden als Gastvögel eingestuft.

Die Kartierung der Brutvögel erfolgte gemäß dem Leitfaden VSW & LUWG (2012) zwischen Ende März und Mitte Juli 2017 an elf Terminen (vgl. Tabelle 1). Zudem wurde das Gebiet im Rahmen der Brutvogelkartierung im März vor Beginn des Blattaustriebs systematisch abgegangen und auf das Vorhandensein von Greif- und anderen Großvogelhorsten

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark untersucht. Kam im Zuge einer Erfassung ein konkreter Brutverdacht auf, so fand eine erneute fokussierte Horstsuche in dem entsprechenden Bereich statt (NORGALL 1995). Die Vorgabe des anzuwendenden Leitfadens VSW & LUWG (2012) von 10 Erfassungstagen wurde somit erfüllt. Der angegebene zeitliche Rahmen (Anfang März bis Ende Juli) wurde jedoch nicht gänzlich abgedeckt, da Anfang März keine Kartierung stattfand. Es ist nicht davon auszugehen, dass aufgrund des späteren Kartierungsbeginns Arten nicht oder unvollständig erfasst wurden. Die planungsrelevanten Arten, die gemäß SÜDBECK et al. (2005) bereits Anfang März oder früher erfasst werden können, konnten während ihrer jeweiligen Wertungszeiträume durch mindestens drei realisierte Termine abgedeckt werden. Die Brutvogelerfassung ist daher als vollumfänglich zu bewerten. Eine unvollständige Erfassung kann mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Tabelle 1: Begehungstermine der Brutvogelerfassung und deren Schwerpunkte im geplanten Windpark Desloch im Jahr 2017. Bft = Beaufort (Windstärke), Nd = Niederschlag.

Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 23.03.2017 Brutvögel Nacht 18:00 21:00 11-15 °C, 0-3 bft, 2/8-8/8, kein Nd 24.03.2017 Brutvögel 09:00 13:00 10 °C, 1-3 bft, 6/8, kein Nd 24.03.2017 Horstsuche 09:00 13:00 10 °C, 1-3 bft, 6/8, kein Nd 06.04.2017 Brutvögel 06:00 09:00 5-8 °C, 1 -3 bft, 8/8, teils leichter Nd 06.04.2017 Brutvögel Nacht 19:30 22:30 10-13 °C, 2 bft, 4/8, kein Nd 11.04.2017 Brutvögel 06:30 09:30 5-7 °C, 2 bft, 3/8, kein Nd 10.05.2017 Brutvögel 05:30 08:30 2-10 °C, 0- 2 bft, 1/8, kein Nd 10.05.2017 Horstkontrolle 17:00 18:00 2-10 °C, 0- 2 bft, 1/8, kein Nd 19.05.2017 Brutvögel 05:45 08:45 13-15 °C,2-3 bft, 7/8, kein Nd 21.05.2017 Horstkontrolle 18:30 20:00 18-22 °C, 0-1 bft, 1/8, kein Nd 31.05.2017 Brutvögel 05:00 08:00 10-16 °C, 1-3 bft, 2/8, kein Nd 10.06.2017 Brutvögel Nacht 21:30 23:30 23-16 °C, 0-2 bft, 0/8, kein Nd 18.06.2017 Horstkontrolle 11:00 13:00 19 °C, 2-3 bft, 2/8, kein Nd 29.06.2017 Brutvögel 05:00 08:00 8-10 °C, 0-1 bft, 8/8, kein Nd 18.07.2017 Brutvögel 16:00 17:45 30 °C, 0 bft, 4/8, kein Nd

Raumnutzungsanalyse Die Flugbewegungen von Groß- und Greifvögeln im Untersuchungsgebiet wurden im Rahmen einer Raumnutzungsanalyse (RNA) gemäß dem Leitfaden VSW & LUWG (2012) für das Jahr 2017 an insgesamt 19 Terminen (vgl. Tabelle 2) erfasst. Es wurden vier Beobachtungspunkte (RNA 1–4) rund um das Plangebiet verteilt festgelegt (vgl. Kartenanhang 2A). Von Mitte März bis Mitte August besetzten zwei Beobachter für jeweils 4h die Beobachtungspunkte. Aufgrund eines aus dem Jahr 2015 bekannten Schwarzstorchhorstes und der daraus resultierenden potenziellen Relevanz der Art erfolgten die Beobachtungen von Mitte Mai bis zur 2. Julidekade alternierend von der Morgendämmerung bis zum Mittag und vom frühen Nachmittag bis zur Abenddämmerung zur gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 7

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Erfassung der beim Schwarzstorch zu berücksichtigenden Dämmerungsaktivitäten (vgl. ROHDE 2009).

Die Flugwege wurden mit Uhrzeiten, geschätzter Flughöhe und der Anzahl an beobachteten Individuen in Feldkarten bzw. GIS-fähige Tablets übertragen. Die Beobachter standen über Mobiltelefone miteinander in Verbindung, sodass eine nahezu lückenlose Verfolgung der Flüge durch den gesamten überblickten Raum gewährleistet war.

Tabelle 2: Termine der Raumnutzungsanalyse (RNA) im geplanten Windpark Desloch im Jahr 2017. Bft = Beaufort (Windstärke), Nd = Niederschlag.

Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 23.03.2017 RNA 06:30 14:30 5-14 °C, 3 bft, 7/8, kein Nd 27.03.2017 RNA 06:30 14:30 2-16 °C, 2 bft, 2/8, kein Nd 12.04.2017 RNA 06:30 14:30 0-18 °C, 0-3 bft, 2/8, kein Nd 19.04.2017 RNA 06:30 14:30 -1-4 °C, 1-3 bft, 4/8, gelegentlich Schneeflocken 25.04.2017 RNA 06:15 14:15 5-7 °C, 1-3 bft, 6/8-8/8, kein Nd 10.05.2017 RNA 09:30 17:30 13-15 °C, 1-3 bft, 0/8, kein Nd 26.05.2017 RNA 13:15 21:15 23-26 °C, 2-5 bft, 0/8, kein Nd 31.05.2017 RNA 09:00 17:00 16-25 °C, 1-3 bft, 1/8, kein Nd 10.06.2017 RNA 13:30 21:30 21-23 °C, 0-2 bft, 2/8, kein Nd 18.06.2017 RNA 13:00 21:00 19-25 °C, 3-5 bft, 2/8, kein Nd 22.06.2017 RNA 10:00 18:00 26-33 °C, 1-5 bft, 6/8, 15:00-16:00 Gewitter und Regen 29.06.2017 RNA 14:00 22:00 18-24 °C, 1-4 bft, 7/8, 16:00-16:45 starker Nd 04.07.2017 RNA 14:00 22:00 23-26 °C, 1-3 bft, 3/8, kein Nd 19.07.2017 RNA 05:00 13:30 19-33 °C, 0 bft, 0/8, kein Nd 28.07.2017 RNA 07:45 16:00 15-21 °C, 3-6 bft, 5/8, kein Nd 01.08.2017 RNA 08:00 16:15 15-24 °C, 1-2 bft, 8/8, leichter Nd 08.08.2017 RNA 13:30 21:30 19-22 °C, 2-5 bft, 4/8, ab und zu leichter bis mittlerer Nd 17.08.2017 RNA 07:45 16:00 15-25 °C, 1-5 bft, 8/8, kein Nd 21.08.2017 RNA 07:45 16:00 13-19 °C, 1 bft, 3/8, kein Nd

Auswertung nach der Rastermethode Die Auswertung der Rotmilan-Flugbewegungen erfolgte mittels einer sogenannten Rastermethode. Da es für das Bundesland Rheinland-Pfalz zum Zeitpunkt der Erfassung noch keinen rechtskräftigen Leitfaden zur Auswertung von Daten aus Raumnutzungsanalysen gab, wurde diese in Anlehnung an die seitens der LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ IN BADEN-WÜRTTEMBERG (LUBW 2015) veröffentlichten Methode durchgeführt. Hierfür wurde im Umkreis von 2 km der Untersuchungsraum mit einem Raster aus 250 x 250 m großen Zellen überlagert.

Bei der Auswertung wurden die Aufenthaltspunkte im Betrachtungsraum als Ereigniswerte vereinfacht 1:1 in die Rasterzellen übertragen. Die Transformierung erfolgte unabhängig gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 8

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark davon, ob innerhalb einer Rasterzelle die Einzelereignisse eher randständig oder zentral gelegen sind bzw. wie lange sich ein Rotmilan in einer Rasterzelle aufgehalten hat. Für jede Flugbewegung wurde hierbei protokolliert, durch welche Rasterzelle sie führte und für die jeweilige Zelle dann der Wert eins addiert. Durch Einfärben der Rasterzellen entsprechend der Summe der Überflüge, können sogenannte Hauptaktivitätszentren und regelmäßig genutzte Flugkorridore visualisiert werden.

Rastvogelerfassung Im Jahr 2017 wurde im 2.000 m-Radius um die geplanten Anlagen am Standort Desloch eine Rastvogelkartierung gemäß dem Leitfaden VSW & LUWG (2012) durchgeführt. Die Erfassungen im Frühjahr wurde an acht Begehungstagen zwischen Mitte März und Ende April durchgeführt (vgl. Tabelle 3). Im Herbst fand während der Hauptrastzeit von August bis einschließlich Oktober wöchentlich und im November alle zwei Wochen an insgesamt 13 Terminen die Rastvogelkartierung statt.

Für Rastvögel besonders geeignete Offenlandbereiche (z.B. Wasserflächen, unbewaldete Hochflächen, Feldgehölze, frisch umgebrochene Äcker, abgeerntete Felder) sowie die durch das Planungsvorhaben unmittelbar betroffenen Flächen wurden dabei bevorzugt erfasst. Neben den Rastvögeln wurde auch auf das Vorkommen von regelmäßig genutzten Schlafplätzen von Greifvögeln sowie Massenschlafplätzen von Singvögeln geachtet. Zur fachgutachterlichen Einschätzung der Rastvogelbestände werden die im Rahmen der Datenrecherche gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt. Bedeutend für die fachgutachterliche Einschätzung sind insbesondere Landschaftselemente, die größere Rastvogelbestände erwarten lassen (z.B. Feuchtgebiete, Seen, etc.), sowie potenzielle regelmäßige Flugbewegungen zwischen Nahrungshabitaten und Schlaf- bzw. Sammelplätzen und Abstände zu bereits bekannten, bedeutenden Rastgebieten.

Die Erfassung der Rastvögel im Frühjahr wurde in der Hauptrastzeit von Mitte März bis Ende

April gemäß dem Leitfaden VSW & LUWG (2012) wöchentlich durchgeführt. Außerhalb der Hauptrastzeit (Mitte Februar bis Anfang März) fanden keine Kartierungen statt. Da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelvorkommen planungsrelevanter Arten im Untersuchungsgebiet gibt und solche aufgrund der Habitatausstattung des Gebiets auch nicht zu erwarten sind, sind die Ergebnisse der Rastvogelerfassung als vollumfänglich zu betrachten.

Tabelle 3: Begehungstermine der Rastvogelerfassung im geplanten Windpark Desloch im Jahr 2017. Bft = Beaufort (Windstärke), Nd = Niederschlag.

Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 17.03.2017 Frühjahrsrast 14:15 16:30 11 °C, 3 bft, 7/8, kein Nd

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 23.03.2017 Frühjahrsrast 14:30 15:30 11-15 °C, 0-3 bft, 2/8-8/8, kein Nd 27.03.2017 Frühjahrsrast 14:30 15:30 15 °C, 0-1 bft, 2/8, kein Nd 06.04.2017 Frühjahrsrast 17:30 19:30 13 °C, 2-3 bft, 6/8, teils leichter Nd 12.04.2017 Frühjahrsrast 14:30 16:30 15-16 °C, 1-2 bft, 6/8, kein Nd 19.04.2017 Frühjahrsrast 14:30 16:30 5-6 °C, 2-3 bft, 5/8, kein Nd 25.04.2017 Frühjahrsrast 14:15 15:15 7-8 °C, 1-3 bft, 8/8, kein Nd 02.08.2017 Herbstrast 11:30 14:30 22 °C, 2-3 bft,67/8, kein Nd 08.08.2017 Herbstrast 11:30 13:30 14-18 °C, 1-3 bft, 6/8, kein Nd 16.08.2017 Herbstrast 08:30 10:30 16-21 °C, 1 bft, 2/8, kein Nd 23.08.2017 Herbstrast 09:05 11:05 16-22 °C, 1-3 bft, 1/8, kein Nd 30.08.2017 Herbstrast 11:29 13:29 20 °C, 0-3 bft, 7/8, kein Nd 06.09.2017 Herbstrast 11:25 13:25 16-18 °C, 2-4 bft, 5/8, kein Nd 11.09.2017 Herbstrast 09:30 11:30 11-12 °C, 3-5 bft, 8/8, leichter Nd bis 10:30 22.09.2017 Herbstrast 12:00 14:30 17-19 °C, 0-1 bft, 1/8, kein Nd 28.09.2017 Herbstrast 14:00 15:30 19-21 °C, 0-1 bft, 7/8, kein Nd 05.10.2017 Herbstrast 11:35 13:35 12°C, 4 bft, 8/8, leichter Nd 11.10.2017 Herbstrast 14:30 16:15 14-16 °C, 2-3 bft, 8/8, kein Nd 19.10.2017 Herbstrast 12:00 14:00 20°C, 2 bft, 2/8, kein Nd 25.10.2017 Herbstrast 13:10 14:50 18 °C, 3-4 bft, 3/8, kein Nd 06.11.2017 Herbstrast 13:45 15:30 9-12 °C, 2 bft, 7/8, kein Nd 23.11.2017 Herbstrast 08:40 10:40 -1-5 °C, 3-5 bft, 7/8, kein Nd

Zugvogelerfassung Die Zugvogelerfassung erfolgte gemäß dem Leitfaden VSW & LUWG (2012) an acht Terminen zwischen Mitte September und Mitte November 2017 mit Hilfe der „Scan- Zugrouten-Methode“ (siehe Anhang) jeweils in den ersten vier Stunden ab Sonnenaufgang (vgl. Tabelle 4). Die Zählungen erfolgten aufgrund der Größe des Gebietes simultan an zwei Punkten. Die Wetterbedingungen während der Zählungen waren gut, so dass acht volle Zähltermine (32 Stunden) ausgewertet werden konnten. Die methodischen Mindestanforderungen wurden somit erfüllt. An drei Terminen im Oktober und November 2017, sowie ergänzend an vier weiteren Terminen zwischen Februar und März 2018 erfolgten Zählungen des Kranichzuges.

Tabelle 4: Begehungstermine der Zugvogelerfassung im geplanten Windpark Desloch in den Jahren 2017 und 2018. Bft = Beaufort (Windstärke), Nd = Niederschlag.

Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 15.09.2017 Zugvögel 07:15 11:15 10-11 °C, 1-2 bft, 6/8, kein Nd 22.09.2017 Zugvögel 07:15 11:15 5-19 °C, 0-1 bft, 2/8, kein Nd 28.09.2017 Zugvögel 07:30 11:30 12 °C, 0 bft, 6/8, kein Nd 11.10.2017 Zugvögel 07:45 11:45 10 °C, 3-6 bft, 6/8, kein Nd 25.10.2017 Zugvögel 09:00 13:00 12-16 °C, 3-4 bft, 7/8, kein Nd 02.11.2017 Zugvögel 07:15 11:15 7-10 °C, 3-4 bft, 2/8, kein Nd

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Datum Schwerpunkt Start Ende Witterung 06.11.2017 Zugvögel 07:30 11:30 2-6 °C, 1-2 bft, 3/8, kein Nd 14.11.2017 Zugvögel 07:45 11:45 2-7 °C, 0-1 bft, 2/8, kein Nd 27.10.2017 Kranichzug 16:30 18:45 10-12 °C, 2-3 bft, 2/8-6/8, kein Nd 29.10.2017 Kranichzug 15:00 17:15 8-10 °C, 4 bft, 3/8-8/8, teils Nieselregen 06.11.2017 Kranichzug 10:10 16:10 9-12 °C, 2 bft, 2/8-7/8, kein Nd 12.02.2018 Kranichzug 14:20 17:20 -2-0°C, 2-3 bft, 1/8-6/8, kein Nd 13.02.2018 Kranichzug 15:35 18:00 2-5 °C, 0-2 bft, 0/8-1/8, kein Nd 04.03.2018 Kranichzug 14:45 16:10 2 °C, 1 bft, 9/8, kein Nd, Nebel 06.03.2018 Kranichzug 12:35 13:35 8-9 °C, 0-1 bft, 6/8, kein Nd

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark ARTENSCHUTZRECHTLICHE BEWERTUNG

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Insbesondere seit den Konventionen 1979 (Bern, Bonn) und der Rio Konferenz (1992) erfährt der Artenschutz eine verstärkte Verankerung in der internationalen und nationalen Gesetzgebung mit dem Ziel, einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur Verminderung des fortschreitenden Artenschwunds zu leisten. Auf der Ebene der EU sind die artenschutzrelevanten Gesetze in der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) zu finden. In der Bundesrepublik Deutschland bildet das Bundesnaturschutzgesetz die rechtliche Grundlage hierfür.

Im deutschen Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG, Artikel 1 des Gesetzes vom 29.07.2009; BGBl. I S. 2542) ist der Artenschutz in unterschiedlichen Abschnitten verankert. Mit dem Inkrafttreten des neuen BNatSchG (01.03.2010) wird der Schutz der biologischen Vielfalt und mit ihm der Artenschutz an oberste Stelle des § 1 BNatSchG gestellt. Um diese Vielfalt sicherzustellen, wird in § 1 Abs. 2 BNatSchG festgelegt, lebensfähige Populationen wildlebender Tier- und Pflanzenarten einschließlich ihrer Lebensstätten entsprechend ihrem Gefährdungsgrad zu erhalten und den Austausch zwischen Populationen sowie Wanderungen und Wiederbesiedelungen zu ermöglichen. Ausschließlich dem Artenschutz gewidmet ist das Kapitel 5 (§ 37 - § 55) des BNatSchG. Im BNatSchG sind wildlebende Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensgemeinschaften vor der Beeinträchtigung durch den Menschen geschützt (§§ 37 ff. BNatSchG). Bestimmte definierte Arten unterliegen jedoch besonderen Schutzbestimmungen. Die sich aus dem besonderen Schutzstatus ergebenden Verbote finden sich in § 44 BNatSchG.

§ 44 BNatSchG In § 44 BNatSchG werden die für den Artenschutz auf nationaler Ebene wichtigsten Verbotstatbestände festgelegt, die in Abs. 1 Nr. 1, 3 und 4 gegenüber besonders geschützten Arten (§ 7 Abs. 2 Nr. 13) und in Abs. 1 Nr. 1, 2, 3 und 4 gegenüber streng geschützten Arten gelten. Abs. 1 Nr. 1, 2 und 3 sind auch auf alle Europäischen Vogelarten (§ 7 Abs. 2 Nr. 13) anzuwenden.

Die Verbotstatbestände in § 44 Abs. 1 BNatSchG beziehen sich auf:

• Nr. 1 das Nachstellen, Fangen, Verletzen oder Töten, • Nr. 2 das Stören, • Nr. 3 die Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von wildlebenden Tierarten. Entsprechend sind für die bauliche Fachplanung sowie für den Betrieb der WEA alle drei genannten Verbotstatbestände zu prüfen. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 12

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Hinsichtlich des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist zu beachten, dass sich das Tötungsverbot auf das Töten von Einzelindividuen der besonders und streng geschützten Arten bezieht. Ist mit dem Eingriff ein vorhabenbedingt signifikant erhöhtes Tötungsrisiko gegeben, kann der Eintritt des Verbots von § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG vermieden werden, wenn artspezifische Vermeidungsmaßnahmen erfolgen.

Während der Bauphase kann es zu Tötungen kommen, wenn im Zuge von Baumaßnahmen Brutstätten mit noch nicht flüggen Jungvögeln zerstört werden. Jedoch kann dieses baubedingte Tötungsrisiko z.B. durch eine Eingrenzung der Bauzeit auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit oder durch eine temporäre Vergrämung innerhalb der Eingriffsflächen vermieden werden. Adulte Vögel sind mobil genug, um einen baubedingten Tötungstatbestand hinreichend sicher auszuschließen.

Zu betriebsbedingten Tötungen kann es durch Kollisionen von Vögeln mit den WEA-Rotoren oder den WEA-Masten kommen. Je nach Studie und Standort der WEA variiert die Kollisionsrate zwischen 0 und 60 Vögeln je Anlage und Jahr (DREWITT & LANGSTON 2008), wobei das Schlagopferrisiko zudem große artspezifische Unterschiede aufweist (DÜRR 2017). Im artenübergreifenden Vergleich besonders betroffene Arten sind Rotmilan (Milvus milvus) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) (DÜRR 2017). Für die meisten anderen Vogelarten ist das Kollisionsrisiko als relativ gering anzusehen, jedoch ist für eine Reihe von Vogelarten das Risiko nicht ausreichend bekannt. Die höchsten Schlagopferzahlen treten in offenen Landschaften, insbesondere auf Bergrücken auf (WINKELMAN et al. 2008).

Bei Betrachtung des Störungsverbotes des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG wird vorausgesetzt, dass es sich um eine erhebliche Störung handelt, die nach der Legaldefinition vorliegt, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Nach § 7 Abs. 2 Nr. 6 BNatSchG ist eine Population „eine biologisch oder geografisch abgegrenzte Zahl von Individuen einer Art“. „Eine lokale Population im Zusammenhang mit dem Störungsverbot lässt sich in Anlehnung an § 7 Abs. 2 Nr. 6 BNatSchG als Gruppe von Individuen einer Art definieren, die eine Fortpflanzungs- oder Überdauerungsgemeinschaft bilden und einen zusammenhängenden Lebensraum gemeinsam bewohnen. Im Allgemeinen sind Fortpflanzungsinteraktionen oder andere Verhaltensbeziehungen zwischen diesen Individuen häufiger als zwischen ihnen und Mitgliedern anderer lokaler Populationen derselben Art (LANA 2009)“. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes ist insbesondere dann anzunehmen, wenn die Überlebenschancen, der Bruterfolg oder die Reproduktionsfähigkeit einer Art vermindert gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 13

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark werden, wobei dies artspezifisch für den jeweiligen Einzelfall beurteilt werden muss. Während der Bauphase sind temporäre, relativ kleinräumige Störungen möglich. In Bezug auf den Betrieb von WEA ist von einer Störung auszugehen, wenn Vogelarten Meidungsverhalten zeigen oder wenn sich eine Barrierewirkung der WEA für die Avifauna ergibt. Die Ursachen für ein Meidungsverhalten können sowohl anlagen-, bau- und betriebsbedingt sein. Brutvögel zeigen allgemein geringere Meidungsdistanzen als Nicht-Brutvögel, was auf eine

Gewöhnung der Brutvogelarten an die WEA zurückgeführt werden kann (WINKELMAN et al. 2008). Die Meidungsdistanzen können bei manchen Arten, z.B. Wachtel, bis zu einigen 100 m betragen.

Mehrere Untersuchungen zeigen keine nachweisbaren Unterschiede in der Störwirkung zwischen stillstehenden und sich in Betrieb befindlichen Anlagen (WINKELMAN et al. 2008). Nach WINKELMAN et al. (2008) nähern sich fliegende Vögel dagegen stillstehenden Rotoren stärker an als sich drehenden Rotoren. Auf der Insel Fehmarn wurden moderne Windparks mit niedrigeren Rotordrehzahlen von Vögeln deutlich dichter umflogen und stärker durchflogen als Windparks mit älteren Anlagen und höheren Rotordrehzahlen (BIOCONSULT & ARSU 2010).

Im Falle von einer durch WEA veränderten Nutzung von Flugrouten ist von einer Barrierewirkung auszugehen. Der Einfluss von WEA auf ziehende Vögel ist neben der Lage des Windparks im Verhältnis zu Vogelzugkorridoren von seiner Ausrichtung in Relation zur Zugrichtung und vom Abstand zwischen den Anlagen abhängig (u.a. BIOCONSULT & ARSU 2010). Quer zur Zugrichtung (Nordwest-Südost) angeordnete Windparks mit geringen Abständen zwischen den WEA stellen Zugbarrieren dar, die von einem Großteil der in Rotorhöhe ziehenden Vögel umflogen werden. Während ein Windpark in der Einzelfallbetrachtung in der Regel keine erhebliche Beeinträchtigung des Vogelzuges darstellt, kann die kumulative Wirkung mehrerer Windparks für ziehende Vögel erheblich sein.

Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten hat 2007 Abstandsempfehlungen für bestimmte Vogelvorkommen zu Windenergieanlagen herausgegeben (LAG-VSW 2007). 2012 wurden die Abstandsempfehlungen für Rheinland-Pfalz im Rahmen der Veröffentlichung „Naturschutzfachlicher Rahmen zum Ausbau der Windenergienutzung in Rheinland-Pfalz. Artenschutz (Vögel, Fledermäuse) und NATURA 2000-Gebiete“ (VSW & LUWG 2012) zum Teil überarbeitet (vgl. Tabelle 5). Die empfohlenen Abstände stellen pauschale Radien dar, die nicht die individuellen lokalen Gegebenheiten berücksichtigen können. Daher muss in jedem Fall eine Einzelfallprüfung erfolgen, die gegebenenfalls auch eine Abweichung von den Abstandsempfehlungen ermöglichen kann. 2015 wurden die gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 14

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Abstandsempfehlungen von 2007 seitens der LAG-VSW überabreitet und in aktualisierter Form herausgegeben (LAG-VSW 2015). Für Rheinland-Pfalz besteht keine rechtliche Verbindlichkeit hinsichtlich der darin empfohlenen Abstandsradien.

Tabelle 5: Übersicht über die empfohlenen Abstände von Windenergieanlagen (WEA) zu Brutvorkommen bestimmter Vogelarten (Artengruppen). Angegeben sind der empfohlene Ausschlussradius um Brutvorkommen und der Prüfbereich der genannten Arten (Artengruppen). Der Prüfbereich beschreibt Radien, innerhalb derer zu prüfen ist, ob bei entsprechendem Lebensraumtyp Nahrungshabitate, Schlafplätze oder andere wichtige Habitate der betreffenden Art (Artengruppe) vorhanden sind (VSW & LUWG 2012).

Abstandsempfehlungen und Prüfbereiche

Art, Artengruppe Mindestabstand Prüfbereich (WEA zu Brutvorkommen)

Kollisionsgefährdete Arten

Baumfalke Falco subbuteo - 3.000 m

Fischadler Pandion haliaetus 1.000 m 4.000 m

Rohrweihe Circus aeruginosus 1.000 m 3.000 m

Rotmilan Milvus milvus 1.500 m 4.000 m

Schwarzmilan Milvus migrans 1.000 m 3.000 m

Schwarzstorch Ciconia nigra 3.000 m 6.000 m

Uhu Bubo bubo 1.000 m 2.000 m

Wanderfalke Falco peregrinus 1.000 m -

Weißstorch Ciconia ciconia 1.000 m 3.000 m

Wiesenweihe Circus pygargus 1.000 m 3.000 m

Brutvogellebensräume nationaler, landesweiter und regionaler Bedeutung, z.B. Wiesenlimikolen (Bekassine Gallinago gallinago und Kiebitz Vanellus 500 m 1.000 m vanellus, Kiebitz- Vorkommensschwerpunkte auch in Ackerlandschaften)

Koloniebrüter

Kormoran Phalacrocorax carbo 1.000 m 3.000 m

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Abstandsempfehlungen und Prüfbereiche

Art, Artengruppe Mindestabstand Prüfbereich (WEA zu Brutvorkommen)

Reiher Ardeidae (Graureiher Ardea 1.000 m 3.000 m cinerea, Purpurreiher Ardea purpurea)

Möwen Laridae (z.B. Lachmöwe Larus ridibundus, Mittelmeermöwe Larus 1.000 m 3.000 m michahellis)

Seeschwalben Sternidae (z.B. 1.000 m 6.000 m Flussseeschwalbe Sterna hirundo)

Besonders störungsempfindliche Arten

Freihalten von 1.000 m um Haselhuhn Tetrastes bonasia Korridoren zwischen Vorkommensgebiete den Vorkommen

Schwarzstorch Ciconia nigra 3.000 m 6.000 m

500 m um regelmäßig Wachtelkönig Crex crex besetzte - Schwerpunktgebiete

1.000 m Wiedehopf Upupa epops 3.000 m um Schwerpunktvorkommen

500 m um regelmäßig Ziegenmelker Caprimulgus europaeus - besetzte Brutvorkommen

Zwergdommel Ixobrychus minutus 1.000 m 3.000 m

Besonders schützenswert sind auch die überregional bedeutenden Rast-, Sammel-, Schlaf- und Mauserplätze sowie die damit korrespondierenden, essentiell bedeutenden Nahrungsflächen sowie Flugkorridore störungsempfindlicher Rastvogelarten.

Nach einem Urteil des BVerwG (2008) wird das Zerstörungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG von Habitaten (und Teilhabitaten) grundsätzlich Individuen bezogen ausgelegt. Es bezieht sich auf einzelne Fortpflanzungs- und Ruhestätten, die nicht entnommen, beschädigt oder zerstört werden dürfen. Nahrungs- und Jagdhabitate, Wanderkorridore und Flugrouten fallen nicht unter das Zerstörungsverbot.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Der direkte Flächenverlust ist beim Betrieb von WEA relativ gering. Während der Baumaßnahme kann es kurzzeitig zu einer größeren vorübergehenden Inanspruchnahme von Flächen kommen. Je nach Biotoptyp und betroffener Vogelart kann es jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kommen.

In § 44 Abs. 5 BNatSchG wird festgelegt, dass im Zuge eines zulässigen Eingriffs nach § 15 BNatSchG oder eines zulässigen Vorhabens im Sinne des § 18 Absatz 2 Satz 1 BauGB ein Verstoß gegen das Zerstörungsverbot und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen wildlebender Tiere auch gegen das Tötungsverbot (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) nicht vorliegt, wenn die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Diese „Freistellung“ bezieht sich auf die in Anhang IV Buchstabe a der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Tierarten, europäische Vogelarten oder solche Arten, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG aufgeführt sind.

Allgemeiner Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen Der § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG regelt das Rückschneiden und auf den Stock setzen von Bäumen, Hecken, lebenden Zäunen, Gebüschen und anderen Gehölzen außerhalb des Waldes von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen. Diese dürfen in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht abgeschnitten oder auf den Stock gesetzt werden. Zulässig sind hingegen schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.

Obgleich § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG nur außerhalb von Wäldern gilt, wird dieser Zeitraum bei der artenschutzrechtlichen Bewertung auch innerhalb des Waldes herangezogen, da andernfalls ein Tötungstatbestand nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG für die Brutvögel durch entsprechende Rodungsmaßnahmen oftmals nicht hinreichend sicher ausgeschlossen werden kann.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark BRUTVÖGEL

Im folgenden Kapitel werden die Vorkommen der im Jahr 2017 festgestellten planungsrelevanten Brutvogelarten (Arten der Roten Listen Rheinland-Pfalz und Deutschlands, des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie, streng geschützte Arten oder Arten mit besonderer Empfindlichkeit, d.h. kollisionsgefährdet und/oder störungsempfindlich, gegenüber WEA) und das mögliche Konfliktpotenzial der Planung am Standort Desloch dargestellt (vgl. Kartenanhang 1, Tabelle 6).

Tabelle 6: Nachgewiesene Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet Desloch für das Untersuchungsjahr 2017 (hervorgehoben = planungsrelevant). RL D = Rote Liste Deutschland

(GRÜNEBERG et al. 2015), RL RLP = Rote Liste Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014), * = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, n.b. = nicht bewertet, VSRL = Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG), Anhang I der VSRL listet besonders zu schützende Arten; § = besonders geschützt, §§ = streng geschützt.

Art RLD RL RLP VSRL Schutz-Status

Amsel Turdus merula * * §

Blaumeise Parus caeruleus * * §

Buchfink Fringilla coelebs * * §

Buntspecht Dendrocopos major * * §

Eichelhäher Garullus glandarius * * §

Elster Pica pica * * §

Feldlerche Alauda arvensis 3 3 §

Fitis Phylloscopus trochilus * * §

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla * * §

Gimpel Pyrrhula pyrrhula * * §

Goldammer Emberiza citrinella V * §

Grünspecht Picus viridis * * §§

Jagdfasan Phasanius colchicus n.b. n.b. §

Kleiber Sitta europaea * * §

Kohlmeise Parus major * * §

Mäusebussard Buteo buteo * * §§

Misteldrossel Turdus viscivorus * * $

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Art RLD RL RLP VSRL Schutz-Status

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla * * §

Pirol Oriolus oriolus V 3 §

Ringeltaube Columba palumbus * * §

Rotkehlchen Erithacus rubecula * * §

Rotmilan Milvus milvus V V Anh. I §§

Schwanzmeise Aegithalos caudatus * * §

Schwarzmilan Milvus migrans * * Anh. I §§

Singdrossel Turdus philomelos * * §

Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla * * §

Tannenmeise Parus ater * * §

Turmfalke Falco tinnunculus * * §§

Turteltaube Streptopelia turtur 2 2 §§

Waldbaumläufer Certhia familiaris * * §

Waldkauz Strix aluco * * §§

Wintergoldhähnchen Regulus regulus * * §

Zaunkönig Troglodytes troglodytes * * §

Zilpzalp Phylloscopus collybita * * §

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Feldlerche Alauda arvensis Biologie der Art

Die Feldlerche ist ein typischer Vogel der Offenlandschaft. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile der Paläarktis. In Europa kommt die Art mit etwa 40 bis 80 Mio. Brutpaaren vor, davon brüten etwa 1.3 bis 2 Millionen Paare (Reviere) in Deutschland, was einem Anteil von etwa 3 % entspricht (GEDEON et al. 2014). Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist der Bestand der Feldlerche seit etwa den 1960er Jahren rückläufig, weshalb sie mittlerweile auf der Roten Liste Deutschland in der Kategorie 3 (gefährdet) geführt wird (GRÜNEBERG et al. 2007).

Feldlerchen brüten bevorzugt im offenen Grün- und Ackerland und halten einen deutlichen Abstand zu bewaldeten Gebieten ein (SÜDBECK et al. 2005, BAUER et al. 2005). Ihr Nest legt die Feldlerche am Boden in Gras- und niedriger Krautvegetation an. Ab Mitte April erfolgt die Eiablage der Erstbrut, im Juni kann es zu einer Zweitbrut kommen. Mitte Oktober ziehen die meisten Feldlerchen bereits wieder in ihrer Überwinterungsgebiete.

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Bei der Feldlerche lässt sich ein Einfluss von WEA auf die Bestandsentwicklung nicht nachweisen (STEINBORN et al. 2011). Auch ELLE (2006) und REICHENBACH et al. (2004a) konnten keine Einflüsse von WEA auf die räumliche Verteilung und die Bestände der Feldlerche feststellen. Die Feldlerche kann immer wieder als regelmäßig vorkommende Brutvogelart innerhalb von Windparks beobachtet werden. Jedoch ist die Art mit bundesweit 116 Totfunden, beziehungsweise europaweit 384 Fällen, an WEA (DÜRR 2020) für einen Singvogel relativ stark von Kollisionen mit WEA betroffen, was jedoch im Zusammenhang mit dem großen Brutbestand in Mitteleuropa zu betrachten ist. Die Feldlerche gilt nicht als WEA- sensibel (VSW & LUWG 2012, LAG-VSW 2015).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Feldlerche 70.000 – 120.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 151-400 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Brutvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde die Feldlerche 44-mal als Brutvogel erfasst. Im 500 m-Radius um die geplanten Standorte ließen sich daraus sechs Brutreviere ableiten. Die Reviere befinden sich in den Offenlandbereichen östlich bis südlich der Planung in 150 bis 620 m Entfernung zur Planung. Außerhalb des 500 m-Radius wurden weitere Feldlerchen im Bereich der Zuwegung erfasst. Die Feldlerchenreviere liegen in einem Abstand von mindestens 30 m zur Zuwegung (vgl. Kartenanhang 1).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Im Zuge der Rastvogelerfassung 2017 wurden 13-mal Feldlerchen als Gast- oder Rastvogel im Untersuchungsgebiet festgestellt. Dabei wurden insgesamt 204 Feldlerchen innerhalb des 2.000 m-Radius erfasst. Mit Ausnahme eines Trupps von elf Individuen in einem Abstand von 100 m zur nächstgelegenen WEA 01, wurden die Feldlerchen außerhalb des 500 m- Radius um die geplanten Anlagen gesichtet. Die Abstände zu den nächstgelegenen WEA betrugen zwischen 660 und 2.000 m. Zwei Trupps rastender Feldlerchen wurden in 15 und 30 m Entfernung zur Zuwegung beobachtet (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Die Feldlerchenreviere liegen entsprechend den ökologischen Ansprüchen der Art im Offenland, die Waldränder werden gemieden. Somit ist das direkte Anlagenumfeld kein für die Feldlerche geeignetes Habitat. Entsprechend gab es auch keine einzige Dokumentation einer Feldlerche in unmittelbarer Nähe der geplanten Anlagen. Aufgrund der geringen Windkraftsensibilität der Art kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für die Feldlerche mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Die bodenbrütende Art kann jedoch im Rahmen der Bodenbearbeitungs- und Rodungsarbeiten betroffen sein. Während der Brut- bzw. Jungenaufzuchtzeit ist der Verbotstatbestand der Tötung (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) in Form der Zerstörung von besetzten Niststätten ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht ausschließbar, da die Feldlerche regelmäßig im Offenland vertreten ist und die Lage der Reviere über die Jahre variieren kann. Durch Arbeiten an den Eingriffsflächen der geplanten WEA außerhalb der Brutzeit der Art (Anfang April bis Ende Juli) kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Um andernfalls einen Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG im Falle eines Baubeginns oder der Fortführung von Baumaßnahmen nach längeren Pausen während der Brutzeit zu vermeiden, sind im Voraus artangepasste Maßnahmen durchzuführen. Eine geeignete Maßnahme wäre die Unattraktivgestaltung der Eingriffsflächen vom 01. April bis zum Bauzeitpunkt, um eine Ansiedlung der Art zu vermeiden. Eine Unattraktivgestaltung kann durch Grubbern der Flächen in einem Turnus von zwei bis drei Wochen erreicht werden. Sollte das Grubbern nicht stattfinden, sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark In Folge der Bodenbearbeitungs- und Rodungsarbeiten kann es zu einer temporären Störung einzelner Individuen kommen. Ein Eintreten eines baubedingten Störungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG in Folge der Planung kann für die Feldlerche dennoch mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da der Erhaltungszustand der lokalen Population als günstig zu bewerten ist und es daher nicht zu einer erheblichen Störung kommt.

Eine baubedingte Zerstörung einzelner Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Bereich der Zuwegung ist bei Nutzung bestehender Wege als unwahrscheinlich zu bezeichnen, da die Wege landwirtschaftlich genutzt werden und daher kein geeignetes Habitat darstellen. Sollte es jedoch zu einem Verlust einzelner Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kommen, so kann ein Eintreten eines Zerstörungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da in der weitläufigen Umgebung ausreichend potenziell geeignete Habitate zur Verfügung stehen und somit die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt bleibt.

Grünspecht Picus viridis Biologie der Art

Das Brutareal des Grünspechts umfasst weite Teile Europas. Der deutsche Bestand wird auf etwa 42.000 bis 76.000 Brutpaare geschätzt. Dies entspricht einem relativ hohen Anteil von bis zu 10 % am europäischen Gesamtbestand, der etwa 590.000 bis 1.3 Millionen Paare umfasst (GEDEON et al. 2014). Verbreitungsschwerpunkte der Art liegen vor allem in der westlichen und südwestlichen Mittelgebirgsregion, etwa in Nordwürttemberg, in Hessen im Bereich des Vogelsberg und der Oberrheinischen Tiefebene. In von Nadelwald geprägten Gebieten zeigen sich dagegen deutliche Bestandslücken (GEDEON et al. 2014).

Der Grünspecht steht in Deutschland und auch in Rheinland-Pfalz nicht auf der Roten Liste. Allerdings ist er in der Bundesartenschutzverordnung Anlage 1 Spalte 3 als streng geschützte Art gelistet.

Als Bruthabitat bevorzugt die Art vor allem Ränder von mittelalten und alten Laub- oder Mischwäldern sowie Auwälder. Auch Feldgehölze, Hecken, Streuobstwiesen oder alte Bäume in Siedlungen werden gerne aufgesucht. Geschlossene Waldgebiete werden dann besiedelt, wenn sie von Waldwiesen oder Kahlschlägen durchzogen oder stark aufgelichtet wurden. Von besonderer Bedeutung sind dabei offene, besonnte Flächen wie Wiesen oder Weiden, die dem Grünspecht als Nahrungshabitat dienen. Hier findet er am Boden lebende Ameisen, seine bevorzugte Nahrung.

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

In der Schlagopferstatistik von DÜRR (2020) wurden bisher für ganz Europa nur sechs auf eine Kollision mit WEA zurückzuführende Totfunde von Grünspechten dokumentiert, davon drei in Deutschland, was aufgrund der Häufigkeit der Art als äußerst wenig einzustufen ist.

Über die Störungsempfindlichkeit von Spechten gegenüber WEA liegen nur wenige Kenntnisse vor. Für ein eventuelles Meideverhalten von Spechten gegenüber WEA gibt es Hinweise, bislang konnte ein solches jedoch noch nicht hinreichend belegt werden (REICHENBACH et al. 2015). Vertikalstrukturen im Wald an sich sollten für Spechte erwartungsgemäß keine größere Beeinträchtigung darstellen. Dagegen ist, vor dem Hintergrund der Bedeutung akustischer Kommunikation für Spechte im Allgemeinen, von einem gewissen Effekt durch eine erhöhte Lärmbelastung auszugehen.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Grünspechts 5.000 – 8.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte gemäß Literatur bei 21–50 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Brutvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Grünspecht viermal als Brutvogel innerhalb des Untersuchungsgebietes erfasst. Im 500 m-Radius um die Planung ließ sich daraus ein Brutrevier ableiten. Dieses befindet sich in einem Feldgehölz 285 m südlich der geplanten WEA 01 (vgl. Kartenanhang 1). Es war jedoch nicht möglich die Bruthöhle genau zu verorten. Der Abstand zu den Eingriffsflächen beträgt etwa 200 m.

Bewertung für das Plangebiet

Das Grünspechtrevier liegt in ausreichender Entfernung zur Planung. Da der Grünspecht nicht als windkraftempfindlich gilt, kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für den Grünspecht mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Da der Grünspecht dazu neigt, seine Bruthöhlen regelmäßig neu zu bauen, ist selbst eine punktgenaue Feststellung grundsätzlich nur im Jahr der Erfassung als gültig zu bezeichnen. Die Lokalisation eines Brutrevieres lässt keine Rückschlüsse auf die genaue Lage einer Bruthöhle zu. Da es innerhalb der planerisch zu berücksichtigenden Fluchtdistanz von 60 m (GASSNER et al. 2010) geeignete Habitatstrukturen wie Feldgehölze und Hecken gibt, kann die Art im Rahmen der Bau- und Rodungsarbeiten betroffen sein. Solange die Arbeiten außerhalb der Brutzeit der Art (Anfang April bis Mitte Juli) durchgeführt werden, kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Alternativ sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 23

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Ein Eintreten eines baubedingten Störungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG in Folge der Planung kann für den Grünspecht dennoch mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da der Erhaltungszustand der lokalen Population als günstig zu bewerten ist und es daher nicht zu einer erheblichen Störung kommt.

Eine baubedingte Zerstörung einzelner Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Bereich der Zuwegung ist bei Nutzung bestehender Wege als unwahrscheinlich zu bezeichnen, da nur kleine Teilbereiche der Eingriffsfläche um die geplanten WEA 01 und 02 innerhalb geeigneter Habitatstrukturen liegen. Sollte es jedoch zu einem Verlust einzelner Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kommen, so kann ein Eintreten eines Zerstörungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da im Untersuchungsgebiet ausreichend potenziell geeignete Habitate zur Verfügung stehen und somit die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt bleibt.

Mäusebussard Buteo buteo Biologie der Art

Von dem für die gesamte Westpaläarktis geschätzten Bestand von über 1 Million Brutpaaren befinden sich zwischen 80.000 und 135.000 Brutpaare in Deutschland, was einem Anteil von über 10 % entspricht. In Mitteleuropa ist die Bestandsentwicklung insgesamt als positiv einzustufen (GEDEON et al. 2014). Mäusebussarde sind in fast allen Landschaftstypen zu finden. Horste befinden sich gewöhnlich am Waldrand oder in Feldgehölzen und sind in der Regel nicht tiefer als 100 m im Wald gelegen. Innerhalb eines Brutreviers können mehrere Horste abwechselnd zur Brut genutzt werden. Auch die Wechselhorste können im Frühjahr mit grünen Zweigen geschmückt werden (MEBS & SCHMIDT 2006). Gejagt wird sowohl von Ansitzen aus als auch im niedrigen Suchflug und gelegentlich durch Rütteln. Als Nahrungshabitat dienen sowohl Wälder als auch Offenland, sogar Stadtgebiete werden besiedelt (MEBS & SCHMIDT 2006). Die Hauptnahrung besteht aus Feldmäusen, wobei auch andere Kleinsäuger, Jungvögel, Reptilien, Amphibien, größere Insekten und Regenwürmer erbeutet werden. Zudem wird auch Aas - oft Straßenopfer - genutzt (BAUER et al. 2005). Bussarde zeigen Reviertreue (BAUER et al. 2005). Die verteidigten Territorien betragen zwischen 0,8 km² und 1,8 km2, Jagdgebiete benachbarter Paare zeigen Überschneidungen (MEBS 1964). In Baden-Württemberg wurden Aktionsräume von lediglich 0,7 km² bis 0,8 km2 erfasst, wobei die Größe je nach Nahrungsangebot zu variieren scheint (WALZ 2002). Der gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 24

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Frühjahrszug, sofern es sich nicht um Standvögel handelt, kann bereits im Februar beginnen. Legebeginn ist ab Mitte März, zumeist jedoch Mitte April. Die Brutdauer beträgt 33-35 Tage (MEBS 1964), die Nestlingszeit zwischen 42 und 49 Tagen (BAUER et al. 2005). Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel weiterhin von den Altvögeln gefüttert und sind sechs bis zehn Wochen nach dem Ausfliegen selbstständig. Mitteleuropäische Brutvögel sind Teilzieher, wobei die Altvögel zumeist Standvögel sind und Jungvögel zum Großteil in südwestlicher Richtung abziehen. Der Herbstzug setzt ab Mitte August ein (MEBS & SCHMIDT

2006). Außerhalb der Brutperiode sind Mäusebussarde eher gesellig (MEBS & SCHMIDT 2006). Die Siedlungsdichte hängt im Wesentlichen von der Nahrungsverfügbarkeit, also den Populationsschwankungen der Feldmaus, ab (MEBS 1964).

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Mäusebussarde meiden die Nähe von WEA offensichtlich nicht (BERGEN 2001, REICHENBACH et al. 2004a). Bundesweit sind bislang 630 Totfunde von Mäusebussarden an WEA dokumentiert (DÜRR 2020). Diese hohe Zahl ist vor allem auf die Häufigkeit des Mäusebussards zurückzuführen, denn der etwa acht Mal seltenere Rotmilan liegt mit 532 Totfunden in einer ähnlichen Größenordnung (DÜRR 2020). Somit ist der Mäusebussard relativ zu anderen Arten und aufgrund seiner Häufigkeit nicht zu den besonders kollisionsgefährdeten Arten zu rechnen.

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit dem Namen PROGRESS („Prognosis and assessment of collision risks of birds at wind turbines in nothern “) weisen auf mögliche populationsrelevante Einflüsse durch den Ausbau der Windenergie für den Mäusebussard hin (GRÜNKORN et al. 2016). Regional wurden Bestandsrückgänge festgestellt. Inwieweit diese durch die Windenergieanlagen und/oder durch andere Faktoren verursacht wurden, ist durch weitere Untersuchungen noch zu prüfen. Nach wie vor gilt in Bezug auf die Art jedoch keine Abstandempfehlung von WEA (LAG VSW

2015; VSW & LUWG 2012). Das Bundesamt für Naturschutz verweist in diesem Zusammenhang auf eine Veröffentlichung, nach der dem Mäusebussard lediglich eine mittlere Mortalitätsgefährdung in Bezug auf WEA an Land zugeordnet ist, sodass die Art lediglich im Einzelfall beziehungsweise bei mindestens hohem konstellationsspezifischem Risiko planungs- und verbotsrelevant werden könnte (DIERSCHKE & BERNOTAT 2015). Dieser Fall tritt nur dann ein, wenn ein Brutplatz der Art im direkten Umfeld der geplanten WEA liegt. Für einen Bereich von 300 m um den Brutplatz ist aus fachgutachterlicher Sicht von einer erhöhten Aufenthaltswahrscheinlichkeit auszugehen. In diesem Bereich ist zudem der Anteil an potenziell gefährlichen, weil in größerer Höhe und damit im Bereich der Rotoren stattfindenden Verhaltensweisen erhöht. Hierzu zählen beispielsweise territoriale Verhaltensweise wie Balzflüge aber auch Flüge im Rahmen der Revierabgrenzung (vgl. u.a.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

MEBS 1964, SCHREIBER et al. 2016). Von einem im artenschutzrechtlichen Sinn signifikant erhöhten Tötungsrisiko ist demnach aus fachgutachterlicher Sicht innerhalb eines Radius von 300 m um die Fortpflanzungsstätte auszugehen, da hier ein „konstellationsspezifisch erhöhtes Risiko“ gegeben ist. Der Orientierungswert für die planerisch zu berücksichtigende Fluchtdistanz nach GASSNER et al. (2010) liegt beim Mäusebussard bei 100 m.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Mäusebussards 3.000 – 6.000 Brutpaare

(SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 21–50 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde ein Brutplatz des Mäusebussards erfasst. Der Brutplatz liegt 310 m südlich der WEA 01 und in einem Abstand von 180 m zur Zuwegung. Darüber hinaus wurden zwei weitere Horste, die dem Mäusebussard zuzuordnen sind in 500 und 580 m Entfernung zur jeweils nächstgelegenen WEA festgestellt, welche jedoch im Untersuchungsjahr nicht besetzt waren (vgl. Kartenanhang 1).

Der Mäusebussard wurde entsprechend seiner Habitatansprüche regelmäßig innerhalb des gesamten Untersuchungsgebietes gesichtet. Aufgrund der Häufigkeit der Art wird im Fall des Mäusebussards auf die Angabe konkreter Abundanzen verzichtet.

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund der als ausreichend zu bewertenden Distanz zwischen der geplanten Anlage und dem Mäusebussardbrutplatz von mehr als 300 m kann nach fachgutachterlicher Einschätzung ein durch das Vorhaben signifikant erhöhtes Tötungsrisiko und damit das Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatschG hinreichend ausgeschlossen werden.

Da der Mäusebussard kein Meideverhalten gegenüber WEA zeigt, kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Da die planerisch zu berücksichtigende Fluchtdistanz des Mäusebussards von 100 m (GASSNER et al. 2010) durch die Eingriffsflächen nicht unterschritten wird, kann ein Eintreten eines baubedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Pirol Oriolus oriolus Biologie der Art

Das Brutareal des Pirols reicht von Nordwestafrika und Südeuropa bis nach Sibirien. Der Brutbestand der Art umfasst in Deutschland etwa 31.000 bis 56.000 Reviere. Dies entspricht einem Anteil von etwa einem Prozent des Gesamteuropäischen Bestandes von 3.4 bis 7.1 Mio. Brutpaaren (GEDEON et al. 2014).

Der Pirol bewohnt feuchte und lichte Wälder, sowie Feldgehölze und Alleen an Flussniederungen und Parkanlagen. Die Art gilt als Langstreckenzieher und kehrt zwischen Mitte April bis Mitte Juni in die Brutreviere zurück. Die Nester werden vom Weibchen an den äußersten Zweigen der Laubbäume errichtet. Ab Anfang Juli sind die Jungen flügge und Ende Juli beginnt die Art bereits ihre Brutreviere wieder zu verlassen und nach Süden in ihre Überwinterungsgebiete zu ziehen.

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Über die Auswirkungen von WEA auf den Pirol ist wenig bekannt. Europaweit wurden sieben Todesfälle registriert, fünf davon in Deutschland (DÜRR 2020). WINKELMAN et al. (2008) machen keine Angaben über Kollisionsopfer und nennen auch keine Meidungsabstände für den Pirol. Ein leichtes Meidungsverhalten gegenüber WEA ist nicht ausgeschlossen.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Pirols 1.000–2.200 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 21–50 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Brutvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Pirol elfmal als Brutvogel erfasst. Im 500 m-Radius um die Planung ließen sich daraus zwei Brutreviere ableiten. Die Reviere befinden sich in der größeren zusammenhängenden Waldfläche nordöstlich, sowie in einem Feldgehölz südöstlich der geplanten Standorte. Die Reviere liegen in 220 m bzw. 600 m Entfernung zur nächstgelegenen Planung, der Abstand zu den Eingriffsflächen beträgt mindestens 80 m (vgl. Kartenanhang 1).

Bewertung für das Plangebiet

Da der Pirol nicht als windkraftempfindlich gilt, kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für den Pirol mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Reviere zu den Eingriffsflächen kann ein Eintreten eines Verbotstatbestands gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 27

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Rotmilan Milvus milvus Biologie der Art

Aktuellen Schätzungen zufolge umfasst der sehr kleine weltweite Bestand des Rotmilans etwa 19.000 bis 25.000 Brutpaare, wobei der Schwerpunkt des Verbreitungsgebiets in Mittel- und Südwesteuropa liegt (GEDEON et al. 2014). Deutschland liegt im Zentrum des Verbreitungsgebietes und beherbergt mit etwa 12.000 bis 18.000 Paaren über die Hälfte des weltweiten Bestandes (GEDEON et al. 2014). Aus diesem Grund trägt Deutschland eine besondere Verantwortung im Hinblick auf den Erhalt dieser Art. Rotmilane besiedeln die offene bzw. halboffene Kulturlandschaft (AEBISCHER 2009). Als Nistplatz dienen meistens Bäume (AEBISCHER 2009), wobei die Wahl des Nisthabitats regional erheblich variieren kann. In Niedersachsen wurden 65 % der Brutplätze an Waldrändern, 31 % in Feldgehölzen, 3 % in Baumreihen und 1 % in Einzelbäumen registriert (KLEIN et al. 2009). Bruten in Wäldern finden selten mehr als 200 m vom nächstgelegenen Waldrand entfernt statt. Die Wahl der Nistbaumart ist regional unterschiedlich und der Waldtyp scheint eine eher geringe Rolle zu spielen, wobei als Neststandorte häufiger Laubbäume als Nadelbäume genutzt werden (AEBISCHER 2009). Rotmilane sind ausgeprägt reviertreu, so dass sich die im Winter getrenntlebenden Partner zumeist im Frühjahr am Brutplatz wiedertreffen. Brutpaare können langjährig denselben Horst nutzen, jedoch auch nahezu alljährlich einen neuen Horst bauen, wobei die Horste mehrere 100 m voneinander entfernt liegen können (AEBISCHER 2009). Die verteidigten Reviere sind klein, fremde Milane werden vom Nest aus erst angegriffen, wenn sie sich auf 50 bis 100 m nähern (AEBISCHER 2009). Brutplätze benachbarter Paare können daher in Gebieten mit hohem Nahrungsangebot dicht nebeneinander liegen. Der Rotmilan ist ein Nahrungsopportunist, der überwiegend Kleinsäuger oder andere kleinere Wirbeltiere, gelegentlich auch verschiedene Wirbellose am Boden erbeutet (u.a. AEBISCHER 2009). Als Nahrungshabitat werden insbesondere Weidegebiete, gemähte Wiesen und abgeerntete oder frisch bearbeitete Äcker bevorzugt. Für die Nahrungssuche fliegen Rotmilane nicht selten mehrere Kilometer weit. Die Größe der Streifgebiete variiert zwischen 4,1 km² während der Brutsaison und 3,6 km² nach der Brutsaison. Telemetriestudien zeigten, dass Streifgebiete sogar eine Größe von bis zu 74,4, km² für ein Männchen während der Brutsaison und 31,3 km² für ein Weibchen nach der Brutsaison haben können (MAMMEN et al. 2010). Die Revierbesetzung erfolgt in Mitteleuropa etwa ab Mitte/Ende Februar bis spätestens Anfang April. Balzende Rotmilane sind vor allem im März zu beobachten (AEBISCHER 2009). Die Eiablage beginnt meistens im April, kaltes Wetter im März kann den Legezeitpunkt jedoch verzögern (AEBISCHER 2009), was durch eigene Untersuchungen von gutschker-dongus im extrem kalten Frühjahr 2013 bestätigt werden konnte. Gelege bestehen meist aus zwei bis drei Eiern (BAUER et al. 2005, AEBISCHER 2009). Die Brutdauer liegt bei 31 bis 32 Tagen pro Ei. Da die Eier in Abständen von einigen Tagen gelegt werden, dauert gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 28

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark die Bebrütung eines Dreiergeleges bis zu etwa 38 Tage (BAUER et al. 2005). Die Nestlingsdauer hängt nach BAUER et al. 2005 stark von der Ernährung ab und wird mit mindestens 45, zumeist 48 bis 50 und maximal 60 bis 70 Tagen angegeben. MEBS & SCHMIDT (2006) geben eine Nestlingsdauer von 48 bis 54 Tagen an. Die Fortpflanzungsrate liegt im Mittel bei etwa 1,8 (MEBS & SCHMIDT 2006). Der Zug in die Winterquartiere beginnt frühestens Ende August, die meisten Rotmilane ziehen im September oder Oktober aus Mitteleuropa in Richtung Spanien und Südwest-Frankreich ab. Ein kleiner Teil der Rotmilane

überwintert in Mitteleuropa (MEBS & SCHMIDT 2006).

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Der Rotmilan zählt zu den am stärksten von Kollisionen mit Windenergieanlagen betroffenen Vogelarten. Bundesweit sind bei einem Bestand von 12.000 bis 18.000 Brutpaaren (GEDEON et al. 2014) bislang 532 Totfunde an WEA dokumentiert (DÜRR 2020). Damit ist der Rotmilan im Vergleich zu anderen Greifvogelarten ähnlicher Körpergröße deutlich überproportional von Kollisionen mit WEA-Rotoren betroffen. Nur der Mäusebussard tritt mit 630 Totfunden noch häufiger als Schlagopfer auf (DÜRR 2020), wobei dessen Bestand bundesweit etwa acht Mal so groß wie der des Rotmilans ist (GEDEON et al. 2014).

Das größte Kollisionsrisiko besteht für den Rotmilan während der Nahrungssuche. Von Kollisionen betroffen sind daher insbesondere Altvögel während der Jungenfütterungszeit (HORMANN 2010), wenn die Nahrungssuchaktivität besonders hoch ist. Bevorzugte Nahrungsflächen und damit Bereiche mit besonderer Kollisionsgefahr sind Mähwiesen, Mülldeponien und abgeerntete oder frisch umgebrochene Getreideäcker (MEBS & SCHMIDT 2006).

Die Abstandsempfehlung von bislang 1.000 m von WEA zu Rotmilanhorsten (LAG-VSW 2007) wurde für Rheinland-Pfalz inzwischen auf 1.500 m erhöht (LAG-VSW 2015, VSW & LUWG 2012).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz wird der Bestand mit 500 bis 700 Paaren angegeben (SIMON ET AL. 2014). Mit Ausnahme größerer Lücken im Bereich der Oberrheinebene und des Pfälzerwaldes ist er im gesamten Bundesland verbreitet. Der wichtigste Vorkommensschwerpunkt in Rheinland- Pfalz ist der Westerwald, weitere Schwerpunktvorkommen liegen im Hintertaunus und im Westrich in der Westpfalz (WOLF 2010). Die durchschnittliche Siedlungsdichte des Rotmilans in Rheinland-Pfalz beträgt 3,8 Reviere pro 100 km². In Dichtezentren innerhalb von Rheinland-Pfalz können auch Siedlungsdichten von bis zu 15 Revieren je 100 km² erreicht werden. Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 4-7 Paaren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurden zwei Brutplätze des Rotmilans festgestellt. Die Brutplätze liegen etwa 2.250 m nordwestlich und etwa 2.800 m nordöstlich der Planung und damit außerhalb des empfohlenen Mindestabstandes von 1.500 m (LAG- VSW 2015; VSW & LUWG 2012). Im Rahmen der Raumnutzungsanalyse wurden insgesamt 161 Flugbewegungen des Rotmilans dokumentiert. Das direkte Anlagenumfeld (200 m Radius um die Anlagen) wurde dabei nur zweimal überflogen, insgesamt 7 Flugbewegungen spielten sich im 500 m-Radius um die Planung ab. Die Rasterauswertung gemäß LUBW (2015) zeigt ein Hauptaktivitätszentrum im Bereich nördlich der Planung, hier kam es zu Nahrungssuchflügen durch das Brutpaar des nordwestlich gelegenen Horstes. Die Flugbewegungen sind jedoch auf das Offenland beschränkt und grenzen sich zu den geplanten Standorten durch den Waldbereich klar ab. Darüber hinaus wurden mehrfach Flugbewegungen im Talbereich von Jeckenbach beobachtet. Diese beschränken sich jedoch auch auf die Offenflächen und erstrecken sich nicht auf die Planung. Die großräumigen Flugbewegungen des nordöstlichen Brutpaares konzentrieren sich auf die Offenlandbereiche um Lauschied. Die geplanten Standorte werden somit nicht regelmäßig frequentiert (vgl. Kartenanhang 2A und 2B).

Im Zuge der Rastvogelerfassung 2017 wurde der Rotmilan neunmal im Untersuchungsgebiet gesichtet. Insgesamt wurden 14 als Rastvögel einzustufende Rotmilane im Untersuchungsgebiet festgestellt. Die Abstände zur Planung lagen zwischen 960 und 1.750 m.

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund der großen Entfernung der 2017 festgestellten Brutplätze des Rotmilans kann ein baubedingtes Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG für den Rotmilan mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Als Offenlandjäger bevorzugt der Rotmilan bei der Nahrungssuche die großräumigen Offenlandbereiche nördlich der Planung. Besonders in Horstnähe kommt es zu einer erhöhten Aktivität. Auch südlich der geplanten WEA wurden mehrere Flugbewegungen verzeichnet. Die geplanten Standorte sind gegenüber diesen Hauptaktivitätszentren durch ein Waldgebiet klar abgegrenzt, welches nur gelegentlich von Rotmilanen überflogen wird. Die geplanten Anlagen liegen in Waldrandnähe und die westlich gelegenen Offenlandbereiche werden vergleichsweise schwach frequentiert. Eine regelmäßige Nutzung des näheren Umfeldes der Planung durch den Rotmilan konnte dementsprechend nicht festgestellt werden (vgl. Kartenanhang 2A und 2B). Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko in Folge der Planung und somit auch ein Eintreten eines Tötungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kann daher für den Rotmilan mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 30

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Planung zu den Brutplätzen des Rotmilans kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Schwarzmilan Milvus migrans Biologie der Art

Die Verbreitung des Schwarzmilans erstreckt sich über weite Teile der Paläarktis, umfasst jedoch auch subtropische und tropische Regionen in Afrika, Südostasien, Neuguinea oder Australien (BAUER et al. 2005). Von einem europäischen Gesamtbestand von 64.000- 100.000 Brutpaaren brüten etwa 9 %, beziehungsweise 6.000-9.000 Paare, in Deutschland. Die Bestandsentwicklung wird als stabil eingestuft (GEDEON et al. 2014).

Schwarzmilane besiedeln bevorzugt Landschaften, die mit Seen, Teichen oder Flusstälern durchsetzt sind (GEDEON et al. 2014, MEBS & SCHMIDT 2006). Die Brut findet meist in Wäldern oder Feldgehölzen in Gewässernähe statt (BAUER et al. 2005). Der Brutstandort kann aber auch weiter von Gewässern entfernt liegen, wenn in der Umgebung ausreichend Nahrung vorhanden ist, etwa durch Mülldeponien (MEBS & SCHMIDT 2006). Häufig brüten Schwarzmilane in unmittelbarer Nähe zu Revieren des Rotmilans (WALZ 2002).

Die Nahrung wird im niedrigen Suchflug über Offenland und Gewässern gesucht. Das Nahrungsspektrum umfasst Fische, Kleinsäuger und Kleinvögel, aber auch Aas spielt eine wichtige Rolle. Zudem kommt es häufiger vor, dass anderen Vogelarten die Beute abgejagt wird (BAUER et al. 2005). An günstigen Nahrungsplätzen kann es zu großen Ansammlungen von Schwarzmilanen von mehreren hundert Individuen kommen (MEBS & SCHMIDT 2006).

Schwarzmilane zeigen eine ausgeprägte Reviertreue. Territorialverhalten wird nur bis maximal etwa 600 m um den Brutplatz gezeigt (MEYBURG 1966), wobei der Aktionsraum weit über 10 km2 betragen kann (MEBS & SCHMIDT 2006). Die Rückkehr in die europäischen Brutgebiete findet vor allem in der zweiten Märzhälfte statt. Die Reviere werden in Mitteleuropa von Ende März bis Anfang April besetzt (BAUER et al. 2005). Nester befinden sich auf alten Bäumen, oft in Waldrandnähe und gern in der Nähe von Graureiher- oder Kormorankolonien, da hier viele tote Fische aufgegriffen werden können (MEBS & SCHMIDT 2006). Die Eiablage erfolgt ab Anfang April. Nach einer Brutdauer von durchschnittlich 32 Tagen verbringen die Nestlinge zwischen 43 und 49 Tage im Horst. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch bis zu vier Wochen von den Altvögeln gefüttert. Europäische Schwarzmilane sind Zugvögel. Der herbstliche Wegzug beginnt Ende Juli und erreicht von Mitte August bis Mitte September seinen Höhepunkt. Dabei ziehen die Altvögel teilweise bereits drei bis vier Wochen vor den Jungvögeln ab (Südbeck et al. 2005, MEBS & SCHMIDT 2006).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Schwarzmilane sind weniger stark kollisionsgefährdet als Rotmilane, was wahrscheinlich daran liegt, dass der Schwarzmilan ein wendigerer und manövrierfähigerer Flieger ist. Bundesweit sind 49 Totfunde gelistet, die nachweislich durch Kollision mit WEA-Rotoren entstanden sind (DÜRR 2020). Betrachtet man die Kollisionsopfer und den Bestand der beiden Milan-Arten im Verhältnis, ist das Kollisionsrisiko für den Schwarzmilan weniger als halb so groß wie für den Rotmilan und damit als mittelhoch einzustufen.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz wird der Bestand mit 250-400 Paaren angegeben (SIMON ET AL. 2014). Im Untersuchungsgebiet sind gemäß GEDEON et al. (2014) für den jeweiligen Quadranten keine Brutpaare bekannt.

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde ein Brutplatz des Schwarzmilans erfasst. Dieser liegt 3.100 m nordöstlich der Planung und damit außerhalb des empfohlenen Mindestabstandes von 1.000 m (LAG-VSW 2015; VSW & LUWG 2012). Im Rahmen der Raumnutzungsanalyse wurden 35 Flugbewegungen dokumentiert. Die geplanten Standorte wurden nicht überflogen, nur eine Flugbewegung spielte sich im 500 m-Radius um die Planung ab. Ein Aktivitätszentrum wurde im Offenland um den Brutplatz festgestellt. Die Flugbewegungen sind auf das Offenland um Lauschied beschränkt (vgl. Kartenanhang 2C).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund der großen Entfernung des 2017 festgestellten Brutplatzes des Schwarzmilans kann ein baubedingtes Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Als Offenlandjäger bevorzugt der Schwarzmilan bei der Nahrungssuche die großräumigen Offenlandbereiche nordöstlich der Planung. Besonders in Horstnähe kommt es zu einer erhöhten Aktivität. Eine regelmäßige Nutzung des Plangebietes durch den Schwarzmilan wurde nicht festgestellt. Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko in Folge der Planung und somit auch ein Eintreten eines betriebsbedingten Tötungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kann daher für den Schwarzmilan mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Planung zu dem Brutplatz des Schwarzmilans kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Turmfalke Falco tinnunculus Biologie der Art gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 32

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Der Turmfalke ist in ganz Europa verbreitet. In Deutschland kommt die Art nahezu flächendeckend mit einem als stabil eingestuften Brutbestand von 44.000 – 74.000 Brutpaaren vor, was einem Anteil von 13-15% des europäischen Gesamtbestandes entspricht (GEDEON ET AL. 2014).

Turmfalken jagen bevorzugt in offenen Lebensräumen wie Äckern oder Wiesen mit niedriger Vegetation. Ihre Beute, in der Hauptsache Wühlmäuse, suchen sie im Rüttelflug oder von Sitzwarten aus (BAUER et al. 2005). Im Siedlungsraum nutzen sie Parks, Gärten, Friedhöfe und Ruderalflächen (BAUER et al. 2005, GEDEON ET AL. 2014).

Was die Nistplatzwahl betrifft sind Turmfalken Generalisten. Natürlicherweise brüten sie in Felsnischen, in der heute vor allem durch den Menschen geprägten Landschaft jedoch häufiger in Bäumen und Feldgehölzen, beziehungsweise in Gebäuden, Ruinen oder anderen Bauwerken. Insbesondere in ausgedehnten Agrarlandschaften werden auch alte Nester von Elstern oder Krähen genutzt (GEDEON ET AL. 2014).

Die Brutreviere werden ab Ende März/ Anfang April besetzt. Turmfalken bilden eine monogame Saisonehe. Die Eiablage findet zwischen Ende März und Mitte Mai statt. Im Mittel werden 4-6 Eier für eine Dauer von 27-32 Tagen durch das Weibchen bebrütet. Die Jungvögel werden ab Mitte Juni flügge, die anschließende Bettelflugphase dauert etwa vier Wochen. Mitteleuropäische Turmfalken sind größtenteils Standvögel oder Teilzieher (BAUER et al. 2005).

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Nach REICHENBACH et al. (2004a) ist die Gefährdung der Art durch WEA gering. Bundesweit sind bislang 135 Totfunde von Turmfalken an WEA dokumentiert (DÜRR 2020), eine angesichts des aktuellen Bestandes an Brutpaaren relativ niedrige Zahl.

Turmfalken meiden die Nähe zu WEA nicht. Bei eigenen Untersuchungen konnte im Jahr 2011 und 2015 sogar brütende Turmfalken direkt an einem WEA-Mast festgestellt werden. Jagende Turmfalken sind oft direkt in WEA-Nähe zu beobachten.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand 3.500 -5.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 21–50 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Der Turmfalke wurde entsprechend seiner Habitatansprüche regelmäßig innerhalb des gesamten Untersuchungsgebietes gesichtet. Aufgrund der Häufigkeit der Art wird im Fall des Turmfalken auf die Angabe konkreter Abundanzen verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass der Turmfalke im Gebiet ein regelmäßiger Brutvogel ist. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 33

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Bewertung für das Plangebiet

Da der Turmfalke nicht als windkraftempfindlich gilt, kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes in Folge der WEA-Planung gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für die Art mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Die Art kann jedoch im Rahmen der Bau- und Rodungsarbeiten betroffen sein, da es innerhalb der planerisch zu berücksichtigenden Fluchtdistanz von 100 m um die Eingriffsflächen (GASSNER et al. 2010) geeignete Habitatstrukturen gibt. Solange die Arbeiten außerhalb der Brutzeit der Art (Ende März bis Ende September) durchgeführt werden, kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Alternativ sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Das Eintreten eines baubedingten Störungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG in Folge der Planung kann für den Turmfalken mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da der Erhaltungszustand der lokalen Population als günstig zu bewerten ist und es daher nicht zu einer erheblichen Störung kommt, die den Erhaltungszustand der lokalen Population bedroht.

Eine baubedingte Zerstörung einzelner Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Bereich der Zuwegung ist bei Nutzung bestehender Wege als unwahrscheinlich zu bezeichnen da nur kleine Teilbereiche der Eingriffsfläche um die geplanten WEA 01 und WEA 02 innerhalb geeigneter Habitatstrukturen liegen. Sollte es jedoch zu einem Verlust einzelner Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kommen, so kann ein Eintreten eines Zerstörungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da im Untersuchungsgebiet ausreichend potenziell geeignete Habitate zur Verfügung stehen und somit die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt bleibt.

Turteltaube Streptopelia turtur Biologie der Art

Die Turteltaube brütet in reich strukturierten und vorzugsweise klimabegünstigten Landschaften. Ursprünglich wurden lichte Wälder mit großem Anteil an mittelhohen Büschen und Bäumen bevorzugt, heute kommt sie auch vermehrt an waren Waldrändern und gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 34

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Lichtungen, sowie verbuschten Rändern von Tagebauten und in Bergbaufolgelandschaften vor. Das Nest wird auf Sträuchern oder Bäumen, manchmal auch am Boden oder an Felsen angelegt. Die Turteltaube ist Langstreckenzieher und kommt erst zum Ende des Frühjahres im Brutgebiet an. Aufgrund von Lebensraumzerstörung und von massivem Fang und Abschuss in den Durchzugsgebieten, insbesondere im Mittelmeerraum, gehen ihre Bestände derzeit sehr stark zurück (BAUER et al. 2005).

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Kollisionen von Turteltauben mit WEA sind offensichtlich selten. Bundesweit ist noch kein Totfund einer Turteltaube an einer WEA dokumentiert, in ganz Europa jedoch bereits 40 Fälle (DÜRR 2020). Über die Störwirkung von WEA auf Turteltauben ist nur wenig bekannt. In WINKELMAN et al. (2008) werden keine Meidungsdistanzen angegeben, ein leichtes Meidungsverhalten gegenüber WEA ist jedoch nicht auszuschließen.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Turteltaube 2.700-6.500 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 51-150 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Brutvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde die Turteltaube zweimal als Brutvogel erfasst, woraus sich ein Brutrevier ableiten ließ. Dieses Revier befindet sich 690 m nordöstlich der Planung im Waldbereich (vgl. Kartenanhang 1).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund der geringen Windkraftsensibilität der Turteltaube sowie unter Berücksichtigung der Biologie der Art kann ein Eintreten eines betriebsbedingten Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für die Turteltaube mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Aufgrund der ausreichenden Entfernung des festgestellten Revieres zu den Eingriffsflächen kann ein baubedingter Verbotstatbestand gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Waldkauz Strix aluco Biologie der Art

Der Waldkauz ist ein in Mitteleuropa weit verbreiteter Standvogel. Er besiedelt zumeist ältere, lichte Laub- und Mischwälder, aber auch parkähnliche Habitate. Reine Fichtenwälder oder offene Agrarlandschaften werden eher gemieden (HÖLZINGER & MAHLER 2001). In Deutschland gibt es einen recht großen Brutbestand von 43.000 bis 75.000 Paaren. Das entspricht etwa 8-9% des gesamteuropäischen Bestandes von 480.000 bis 1 Million Paaren gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 35

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

(GEDEON et al.2014). Der Waldkauz jagt seine Beute in der Dämmerung und nachts von Warten aus oder im tiefen Suchflug. Sein äußerst vielseitiges Nahrungsspektrum setzt sich vor allem aus Kleinsäugern und Vögeln, aber auch zu einem geringeren Anteil aus Amphibien zusammen. Die gewandten Kurzstreckenflieger sind außerdem in der Lage größere Beute wie Eichhörnchen, Tauben oder Rabenkrähen zu schlagen. Häufig werden Vögel durch Flügelklatschen von ihrem Schlafplatz aufgeschreckt und dann im Flug gefangen (BAUER et al. 2005). Für die Wahl des Bruthabitats ist zum einen das Vorhandensein alter Baumbestände, welche geeignete Bruthöhlen aufweisen und zum anderen die Verfügbarkeit offener, für die Jagd geeigneter Bereiche entscheidend (GEDEON et al. 2014). Als Höhlenbrüter nistet der Waldkauz bevorzugt in Baumhöhlen, aber auch in Gebäuden, ausnahmsweise auch am Boden oder in Nestern anderer Greifvögel oder Krähen (BAUER et al. 2005). Der Waldkauz ist ein sehr reviertreuer und äußerst territorialer Vogel. Die Revierabgrenzung und Paarbindung beginnt ab September und dauert bis Dezember (Herbstbalz). Im Frühjahr kommt es zu einer erneuten Balz, die meist ab Februar beginnt. Das Weibchen legt seine 3-5 Eier zumeist Anfang bis Ende März, je nach Witterung aber auch schon Ende Januar. Nach 28-29 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Nach 29-35 Tage verlassen die noch nicht flugfähigen Jungvögel das Nest, und verbringen die nächsten 7 Wochen in benachbarten Bäumen, wo sie von den Eltern versorgt werden. Ende Juli bis Ende August kommt es zur Familienauflösung, bei der die Jungtiere schließlich das elterliche Revier verlassen (BAUER et al. 2005).

Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Aufgrund der fast immer niedrigen und strukturgebundenen Flugweise ist der Waldkauz in höchstens sehr geringem Maße kollisionsgefährdet. Bundesweit wurden bislang fünf Totfunde an WEA dokumentiert (DÜRR 2020), unter Berücksichtigung des großen Bestandes eine sehr niedrige Fundrate. Es scheint ein Meideverhalten gegenüber WEA zu bestehen, jedoch gibt es zum Meidungsabstand unterschiedliche Aussagen. Die höchsten angegebenen Werte liegen bei 400 m, jedoch konnte in eigenen Untersuchungen bereits ein anhaltend rufender Waldkauz in etwa 60 bis 70 m Abstand zu einer bei Windstärke 4 geräuschvoll rotierenden Anlage gehört werden.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand 3.000-6.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 8-20 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Brutvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Waldkauz achtmal als Brutvogel erfasst. Im 500 m-Radius um die geplanten Standorte ließ sich daraus ein

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Brutrevier ableiten. Dieses Revier befindet sich etwa 500 m nordwestlich der geplanten WEA 01 im Waldbereich (vgl. Kartenanhang 1).

Bewertung für das Plangebiet

Das Waldkauzrevier liegt in ausreichender Entfernung zur Planung. Da der Waldkauz nicht als kollisionsgefährdet gilt und ein Meideverhalten gegenüber WEA nicht hinreichend belegt ist, kann ein betriebsbedingtes Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1-3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Die Art kann jedoch im Rahmen der Bau- und Rodungsarbeiten betroffen sein, da Teile der Eingriffsflächen innerhalb von geeigneten Habitatstrukturen liegen. Darüber hinaus neigt die Art dazu ihre Bruthöhlen regelmäßig neu zu bauen, daher ist eine punktgenaue Feststellung grundsätzlich nur im Jahr der Erfassung als gültig zu bezeichnen. Die Lokalisation eines Brutrevieres lässt keine Rückschlüsse auf die genaue Lage einer Bruthöhle zu. Solange die Arbeiten außerhalb der Brutzeit der Art (20.01. bis Ende Juni) durchgeführt werden, kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Um andernfalls einen Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG im Falle eines Baubeginns oder der Fortführung von Baumaßnahmen nach längeren Pausen während der Brutzeit zu vermeiden, sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

In Folge der Bau- und Rodungsarbeiten kann es zu einer temporären Störung einzelner Individuen kommen. Ein Eintreten eines baubedingten Störungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG in Folge der Planung kann für den Waldkauz dennoch mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da der Erhaltungszustand der lokalen Population als günstig zu bewerten ist und es daher nicht zu einer erheblichen Störung (Verschlechterung des Erhaltungszustand der lokalen Population) kommt.

Im Falle einer Zerstörung einzelner Fortpflanzungs- und Ruhestätten kann der Eintritt eines Zerstörungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, da im Untersuchungsgebiet ausreichend potenziell geeignete Habitate zur Verfügung stehen und somit die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt bleibt.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Zusammenfassung planungsrelevanter Brutvögel Im Jahr 2017 wurden die folgenden planungsrelevanten Brutvogelarten innerhalb des Untersuchungsgebietes Desloch nachgewiesen: Feldlerche, Grünspecht, Mäusebussard, Pirol, Rotmilan, Schwarzmilan, Turmfalke, Turteltaube und Waldkauz.

Für die folgenden Arten werden artenschutzrechtliche Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen empfohlen:

Grünspecht, Turmfalke, Waldkauz: Die Eingriffsflächen der geplanten WEA liegen innerhalb geeigneter Bruthabitate dieser Arten. Im Zuge von Rodungsmaßnahmen während der Brutzeiträume, kann es daher zu einer Tötung von Jungvögeln bzw. von adulten Vögeln im Nest/ in der Bruthöhle kommen. Es wird daher empfohlen, die Bau- und Rodungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Rodungszeiträume gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG (aufgrund des Waldkauzes nur bis zum 20.01.) durchzuführen. Alternativ können die Flächen beziehungsweise zu rodende Höhlenbäume vor dem Eingriff auf Besatz/Brutvorkommen kontrolliert werden. Die Kontrolle ist von einer ornithologisch versierten Fachkraft durchzuführen. Werden hierbei keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird dagegen während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Feldlerche: Die bodenbrütende Art kann im Rahmen der Bodenbearbeitungs- und Rodungsarbeiten betroffen sein. Während der Brut- bzw. Jungenaufzuchtzeit kann ein Eintreten eines Tötungstatbestandes (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) in Form der Zerstörung von besetzten Niststätten ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden, da die Feldlerche regelmäßig im Offenland vertreten ist und die Lage der Reviere über die Jahre variieren kann. Durch Arbeiten an den Eingriffsflächen der geplanten WEA außerhalb der Brutzeit der Art (Anfang April bis Ende Juli) kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Um andernfalls einen Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG im Falle eines Baubeginns oder der Fortführung von Baumaßnahmen nach längeren Pausen während der Brutzeit zu vermeiden, sind im Voraus artangepasste Maßnahmen durchzuführen. Eine geeignete Maßnahme wäre die Unattraktivgestaltung der Eingriffsflächen vom 01. April bis zum Bauzeitpunkt, um eine Ansiedlung der Art zu vermeiden. Eine Unattraktivgestaltung kann durch Grubbern der Flächen in einem Turnus von zwei bis drei Wochen erreicht werden. Sollte das Grubbern nicht stattfinden, sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Die weiteren festgestellten Brutvogelarten sind wenig kollisionsgefährdet und/oder meiden die Nähe zu WEA nicht bzw. sind aufgrund der Lage ihrer Vorkommen in unkritischer Distanz zu den geplanten WEA-Standorten nicht in nennenswertem Umfang von der Planung betroffen.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Maßnahmen stehen der Planung am Standort Desloch aufgrund der Ergebnisse der Brutvogelerfassung keine artenschutzrechtlichen Gründe nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG entgegen.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark GAST- UND RASTVÖGEL

Im folgenden Kapitel werden die Vorkommen der im Jahr 2017 festgestellten planungsrelevanten Gast- und Rastvogelarten (Arten der Roten Listen Rheinland-Pfalz und Deutschlands, des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie, streng geschützte Arten oder Arten mit besonderer Empfindlichkeit, d.h. kollisionsgefährdet und/oder störungsempfindlich, gegenüber WEA) und das mögliche Konfliktpotenzial der Planung am Standort Desloch dargestellt (vgl. Kartenanhang 3, Tabelle 7). In Tabelle 7 sind alle am Standort Desloch nachgewiesenen Gast- und Rastvogelarten aufgelistet.

Tabelle 7: Nachgewiesene Gast- und Rastvogelarten im Untersuchungsgebiet Desloch aus dem Untersuchungsjahr 2017 (hervorgehoben = planungsrelevant). RL D = Rote Liste Deutschland

(GRÜNEBERG et al. 2015), RL RLP = Rote Liste Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014), * = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, „ “ = nicht bewertet, VSRL = Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG), Anhang I der VSRL listet besonders zu schützende Arten; § = besonders geschützt, §§ = streng geschützt.

Schutz- Art RL D RL RLP RL WV VSRL Status Amsel Turdus merula * * *

Bachstelze Motacilla alba * * * §

Blaumeise Parus caeruleus * * * §

Bluthänfling Carduelis cannabina 3 V V §

Brachpieper Anthus campestris 1 0 2 Anhang I §§

Braunkehlchen Saxicola rubetra 2 1 * §

Buchfink Fringilla coelebs * * * §

Dohle Coloeus monedula * * * §

Eichelhäher Garrulus glandarius * * * §

Elster Pica pica * * n.b. §

Feldlerche Alauda arvensis 3 3 * §

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus V V * §

Goldammer Emberiza citrinella V * * §

Grünfink Carduelis chloris * * * §

Grünspecht Picus viridis * * n.b. §§

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros * * * §

Heidelerche Lullula aborea 1 V * Anhang l §§

Kohlmeise Parus major * * * §

Kolkrabe Corvus corax * * * § gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 40

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Kormoran Phalacrocorax carbo * * * §

Kornweihe Circus cyaneus 1 1 2 Anhang I §§

Mäusebussard Bueto bueto * * * §§

Mehlschwalbe Delichon urbicum 3 3 * §

Misteldrossel Turdus viscivorus * * * §

Neuntöter Lanius collurio * V * Anhang I §§

Rabenkrähe Corvus corone * * * §

Rauchschwalbe Hirundo rustica 3 3 * §

Ringeltaube Columba palumbus * * * §

Rotkehlchen Erithacus rubecula * * * §

Rotmilan Milvus milvus V V 3 Anhang I §§

Schwarzstorch Ciconia nigra * * V Anhang I §§

Singdrossel Turdus philomelos * * * §

Star Sturnus vulgaris 3 V * §

Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 1 1 V §

Stieglitz Carduelis carduelis * * * §

Straßentaube Columba livia f. domestica n.b. n.b. n.b. §

Türkentaube Streptopelia decaocto * * * §

Turmfalke Falco tinnunculus * * * §§

Wacholderdrossel Turdius pilaris * * * §

Weißstorch Ciconia ciconia 3 * V Anhang I §§

Wespenbussard Pernis apivorus 3 V V Anhang I §§

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Bluthänfling Carduelis cannabina Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Von einer Gefahr durch WEA kann bislang nicht ausgegangen werden. In der Schlagopferstatistik von DÜRR (2017) wurden nur drei Totfunde in Deutschland dokumentiert, für ganz Europa 48. Eine erhebliche Störwirkung durch WEA ist wie bei den meisten Singvogelarten für den Bluthänfling kaum zu erwarten.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Bluthänflings 5.500 – 15.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 151–400 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Bluthänfling zweimal im 2.000 m-Radius erfasst. Östlich der Planung wurden 13 Individuen in 675 m Entfernung von der WEA 01 beobachtet. Drei weitere Bluthänflinge wurden in einem Abstand von 1.790 m zur nächstgelegenen WEA gesichtet (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Bluthänflinge zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Brachpieper Anthus campestris Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Bislang sind in Europa 22 durch WEA verursachte Totfunde dokumentiert, in Deutschland keine (DÜRR 2017). Aufgrund seiner Seltenheit lässt sich seine Empfindlichkeit gegenüber WEA kaum abschätzen. Als Bewohner weiträumig offener Habitate mit Steppencharakter ist ein Meidungsverhalten gegenüber den hohen Vertikalstrukturen nicht ausgeschlossen.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz gilt der Brachpieper als ausgestorben (SIMON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Brachpieper zweimal im 2.000 m-Radius erfasst. Ein Trupp von vier Individuen wurde etwa 710 m nordwestlich der WEA 02 gesichtet. Ein weiterer einzelner Brachpieper wurde 850 m südwestlich der WEA 02 verzeichnet (vgl. Kartenanhang 3).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Brachpieper zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Braunkehlchen Saxicola rubetra Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Das Braunkehlchen zeigt wie die meisten Singvogelarten nur eine geringe Empfindlichkeit gegenüber WEA (REICHENBACH 2004b). Für Brutvögel geben WINKELMAN et al. (2008) jedoch einen mittleren Meidungsabstand von 150 m zu WEA an.

Bislang sind bundesweit drei durch WEA verursachte Totfunde dokumentiert (DÜRR 2017), aufgrund der geringen Größe ist die Fundwahrscheinlichkeit des Kleinvogels jedoch gering, weshalb diese Zahl potenziell eine Unterschätzung darstellen könnte. Allerdings dürfte das Braunkehlchen die Rotorhöhe moderner hoher WEA nur sehr selten erreichen, weshalb das Kollisionsrisiko für neu geplante WEA als niedriger eingestuft werden kann.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Braunkehlchens 500 – 600 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 2–3 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde das Braunkehlchen einmalig im 2.000 m-Radius erfasst. Die beiden rastenden Individuen wurden in 770 m Entfernung von der nächstgelegenen WEA 01 gesichtet (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Braunkehlchen zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Heidelerche Lullula aborea Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Bundesweit sind bislang neun nachweislich durch WEA verursachte Totfunde gelistet, für ganz Europa bereits 100 (DÜRR 2017), was für eine relativ seltene und bei Schlagopfersuchen schwer aufzufindende Vogelart nicht generell als wenig bezeichnet

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark werden kann. Die Störungsempfindlichkeit dürfte bei der Heidelerche ebenso wie bei anderen Singvogelarten relativ gering sein, jedoch fehlen dazu Literaturangaben.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Heidelerche 200–300 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 0 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde eine einzelne Heidelerche im Abstand von 1.080 m zur nächstgelegenen WEA 01 beobachtet (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Da rastende Heidelerchen nicht als WEA-sensibel gelten und es im Untersuchungsgebiet keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände der Art gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Kornweihe Circus cyaneus Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Die Kornweihe ist kaum durch WEA kollisionsgefährdet, da sie überwiegend in geringen Höhen fliegt. Bislang gibt es einen nachweislich durch WEA verursachten Totfund einer Kornweihe in Deutschland, europaweit wurden acht Schlagopfer registriert (DÜRR 2017). Ein Meidungsverhalten gegenüber WEA ist bei der Kornweihe offensichtlich kaum vorhanden. Jagende Kornweihen wurden auch im Rahmen eigener Untersuchungen mehrfach in direkter WEA-Nähe beobachtet.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Kornweihe 0–2 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet kommt die Kornweihe nicht als Brutvogel vor (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde einmalig eine nahrungssuchende Kornweihe beobachtet. Die Sichtung erfolgte in den Offenlandbereichen nordöstlich der Planung in einer Entfernung von 3.070–3850 m zur nächstgelegenen WEA 01 (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund der als ausreichend zu bewertenden Entfernung der erfassten Kornweihe zur Planung und der nur einmaligen Beobachtung, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG für die Kornweihe mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 44

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Mehlschwalbe Delichon urbicum Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Mit bundesweit 39 Totfunden an WEA (DÜRR 2017) ist die Mehlschwalbe etwas häufiger als Kollisionsopfer registriert als die Rauchschwalbe, obwohl der Brutbestand der Mehlschwalbe etwas niedriger geschätzt wird als für die verwandte Art (GEDEON et al. 2014). Der Grund für die etwas höhere Kollisionsrate dürfte die meistens größere Flughöhe der Mehlschwalbe (GLUTZ & BAUER 1985) sein. Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko ist für die Mehlschwalbe nur an Orten mit regelmäßigen größeren Ansammlungen, z.B. im Bereich sehr insektenreicher Feuchtgebiete, zu erwarten.

Mögliche Störwirkungen am Brutplatz spielen bei Windkraftplanungen kaum eine Rolle, da sich die Brutplätze fast immer an Gebäuden befinden, von denen ohnehin ein Mindestabstand gehalten werden muss.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Mehlschwalbe 25.000–62.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 151–400 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde die Mehlschwalbe neunmal im 2.000 m-Radius erfasst. Insgesamt wurden 49 Mehlschwalben in einem Abstand von 650 bis 1670 m zu den geplanten Anlagen beobachtet (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Mehlschwalben zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Neuntöter Lanius collurio Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Die Art zeigt keinerlei Meidungsverhalten gegenüber WEA und brütet auch innerhalb größerer Windparks in durchschnittlichen Bestandsdichten. Die Brutplätze liegen z.T. in direkter WEA-Nähe (MÖCKEL & WIESNER 2007). REICHENBACH et al. (2004a) geben ebenfalls in ihrer Auswertung von mehreren Studien an, dass die Art, wenn überhaupt nur geringfügig auf WEA reagiert. Auch im Rahmen eigener Untersuchungen wurden Neuntöterreviere im direkten Umfeld des Mastfußes von WEA kartiert.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Bundesweit sind bislang 22 Totfunde von Neuntötern an WEA dokumentiert (DÜRR 2017), wobei es sich zumindest zum Teil um Kollisionen mit den WEA-Masten handelt.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand Neuntöters 5.000–8.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 51–150 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Neuntöter zweimal im 2.000 m-Radius erfasst. Es wurden jeweils einzelne Individuen bei der Nahrungssuche beobachtet, die Abstände zu den geplanten Anlagen betrugen 1.040 und 1.900 m (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Neuntöter zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Rauchschwalbe Hirundo rustica Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Mit 24 bundesweit dokumentierten Totfunden an WEA (DÜRR 2017) ist die Rauchschwalbe relativ wenig von Kollisionen mit WEA-Rotoren betroffen. Mehrere Singvogelarten ähnlicher Körpergröße liegen bezüglich der Zahl der Totfunde deutlich vor der Rauchschwalbe, z.B. die häufigen Arten Feldlerche, Star und Goldammer, aber auch die relativ seltene Grauammer. Ein mögliches Meidungsverhalten bei der Brutplatzwahl ist kaum betrachtungsrelevant, da die Rauchschwalbe fast ausschließlich auf Höfen und in Siedlungen brütet, von denen ohnehin ein Mindestabstand zu WEA eingehalten werden muss.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand der Rauchschwalbe 15.000–37.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 151–400 Revieren pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde die Rauchschwalbe neunmal im 2.000 m-Radius gesichtet. Insgesamt wurden 131 Individuen im Untersuchungsgebiet beobachtet, die Abstände zur Planung lagen zwischen 490 und 2.050 m (vgl. Kartenanhang 3).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Rauchschwalben zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Schwarzstorch Ciconia nigra Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Die Auswirkungen von WEA auf den Schwarzstorch sind nicht ausreichend bekannt und auch umstritten. Es wird ein Mindestabstand von WEA zu Schwarzstorchhorsten von 3 km empfohlen (LAG-VSW 2007, VSW & LUWG 2012). Außerdem wird ein Prüfbereich von 6 km um jede WEA empfohlen, innerhalb dessen zu prüfen ist, ob Nahrungshabitate, Schlafplätze oder andere wichtige Habitate vorhanden sind (VSW & LUWG 2012). Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Empfindlichkeit des Schwarzstorches gegenüber WEA geringer ist als bislang angenommen und dass die Meidungsdistanz bei weniger als 1 km liegt (u.a. KORN et al. 2004).

Für ein hohes Kollisionsrisiko des Schwarzstorches mit WEA liegen keine Hinweise vor, bislang gibt es in Deutschland zwei bekannte Kollisionsopfer (DÜRR 2017).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Schwarzstorches 45–60 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei einem Revier pro TK-Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde der Schwarzstorch zweimal im Untersuchungsgebiet beobachtet. Die Sichtungen erfolgten 1.500–1.650 m südwestlich der geplanten WEA 02, sowie 4.100–4.700 m nordöstlich der geplanten WEA 01 (vgl. Kartenanhang 3). Es wurde kein Brutvorkommen des Schwarzstorches innerhalb des Mindestabstandes von 3.000 m festgestellt.

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der Sichtungen zur Planung und da keine Hinweise auf essenzielle oder regelmäßig genutzte Habitate beziehungsweise Flugkorridore des Schwarzstorches im Untersuchungsgebiet vorliegen, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Star Sturnus vulgaris Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Über die Auswirkung von WEA auf den Star ist bisher recht wenig bekannt, eine gewisse Gefährdung dürfte lediglich im Falle ziehender oder rastender Starenschwärme gegeben sein. Bislang sind bundesweit 90 durch WEA verursachte Totfunde für den Star dokumentiert (DÜRR 2017), was angesichts der Größe ziehender/ rastender Starentrupps eine äußerst geringe Anzahl ist und nicht auf eine Windkraftempfindlichkeit der Art schließen lässt.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Stars 210.000–290.000 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 1.000–3.000 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde der Star sechsmal im 2.000 m- Radius gesichtet. Insgesamt wurden 256 Stare im Untersuchungsgebiet beobachtet. Der Abstand zu den geplanten WEA betrug zwischen 380 und 1.600 m (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Stare zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Steinschmätzer Oenanthe oenanthe Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Der Steinschmätzer ist ein Bodenbrüter, der sein Nest in Spalten und Höhlen im Boden oder in Vertikalstrukturen, z.B. Lesesteinhaufen, Trockenmauern etc. baut (BAUER et al. 2005). Die Flüge finden in der Regel in sehr geringer Höhe statt. Dementsprechend ist die Art gering kollisionsgefährdet durch WEA. Bislang sind in Deutschland drei durch WEA verursachte Totfunde dokumentiert (DÜRR 2017).

Ähnlich wie bei den verwandten Arten Braun- und Schwarzkehlchen ist auch beim Steinschmätzer von einer geringen Störungsempfindlichkeit gegenüber WEA auszugehen.

Als Brutvogel ist der Steinschmätzer bundesweit sehr selten. Er ist aber ein regelmäßiger und vielerorts häufiger Durchzügler in beiden Zugperioden. An die Rasthabitate stellen durchziehende Steinschmätzer geringe Ansprüche, sie sind vor allem auf kahlen Äckern, auf Feldwegen, in Abbaugruben und ähnlichen Habitaten zu beobachten.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Steinschmätzers 150–200 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet gibt es keine bekannten Brutvorkommen (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Rastvogelerfassungen im Jahr 2017 wurde einmalig ein Steinschmätzer im Untersuchungsgebiet beobachtet. Die Sichtung erfolge in 1.450 m Entfernung von der nächstgelegenen WEA 02 (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der rastenden Steinschmätzer zur nächstgelegenen WEA und da es keine Hinweise auf bedeutende Rastvogelbestände im Untersuchungsgebiet gibt, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 nur 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Weißstorch Ciconia ciconia Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Der Weißstorch scheint zumindest am Brutplatz gegenüber WEA störungsempfindlich zu sein, wobei es offensichtlich starke individuelle Unterschiede gibt (FEIGE 2004).

Die Kollisionsgefahr mit WEA ist als relativ hoch einzustufen. In Deutschland sind bislang 58 nachweislich durch Rotorschlag von WEA verursachte Totfunde (DÜRR 2017) bei einem bundesweiten Bestand von etwa 4.200 bis 4.600 Brutpaaren (GEDEON et al. 2014) dokumentiert.

Es wird ein Mindestabstand von WEA zu Brutvorkommen des Weißstorchs von 1.000 m empfohlen (LAG-VSW 2007, VSW & LUWG 2012).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Weißstorchs 50134 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 151-400 Revieren pro TK- Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde der Weißstorch einmalig beobachtet. Die Sichtung erfolgte 1.300–1.370 m nördlich der geplanten WEA 01 (vgl. Kartenanhang 3).

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes zur Planung und da keine Hinweise auf essentielle oder regelmäßig genutzte Habitate beziehungsweise Flugkorridore des Weißstorches im Untersuchungsgebiet vorliegen, kann ein Eintreten eines

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Wespenbussard Pernis apivorus Auswirkungen von WEA auf die Vogelart

Für den Wespenbussard wurden bisher zwölf auf eine Kollision mit WEA zurückführende Schlagopfer in der zentralen Fundkartei registriert (DÜRR 2017). Konfliktbehaftete Zeiträume sind dabei insbesondere die Balzflüge im Frühjahr sowie die Zugzeit.

Über die Störanfälligkeit bzw. Meidungsdistanzen ist wenig bekannt (vgl. u.a. WINKELMAN et al. 2008). MÖCKEL & WIESNER (2007) geben als kleinsten Abstand eines Wespenbussardhorstes zu einer WEA 750 m an, jedoch beruht die Aussage auf einer sehr kleinen Stichprobe und ist daher kaum aussagekräftig.

Der Wespenbussard gilt in Rheinland-Pfalz nicht als kollisions- beziehungsweise störungsempfindlich gegenüber WEA (LAG-VSW 2015, VSW & LUWG 2012).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet

In Rheinland-Pfalz umfasst der Bestand des Wespenbussards 260–400 Brutpaare (SIMON et al. 2014). Im Untersuchungsgebiet liegt die Siedlungsdichte bei 4–7 Revieren pro TK-

Quadrant (GEDEON et al. 2014).

Im Rahmen der Erfassungen im Jahr 2017 wurde der Wespenbussard siebenmal im Untersuchungsgebiet beobachtet. Fünf der Sichtungen erfolgten in der Nähe von Hühnerhof 1.550–3.850 m nordöstlich der geplanten WEA 01. Südlich der Planung in einem Abstand von 2.100–3.780 m zur nächstgelegenen WEA 02 wurden zwei weitere Wespenbussarde beobachtet (vgl. Kartenanhang 3). Es wurde kein territoriales Verhalten beobachtet und es gibt keine Hinweise auf ein Brutvorkommen des Wespenbussards innerhalb des Untersuchungsgebietes.

Bewertung für das Plangebiet

Aufgrund des als ausreichend zu bewertenden Abstandes der Sichtungen zur Planung und da keine Hinweise auf essentielle oder regelmäßig genutzte Habitate beziehungsweise Flugkorridore des Wespenbussards im Untersuchungsgebiet vorliegen, kann ein Eintreten eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Zusammenfassung planungsrelevanter Gast- und Rastvögel Im Jahr 2017 wurden die folgenden planungsrelevanten Gast- und Rastvogelarten innerhalb des Untersuchungsgebietes Desloch nachgewiesen: Bluthänfling, Brachpieper, Braunkehlchen, Heidelerche, Kornweihe, Mehlschwalbe, Neuntöter, Rauchschwalbe, Schwarzstorch, Star, Steinschmätzer, Weißstorch und Wespenbussard.

Im untersuchten Gebiet um den geplanten Windpark Desloch wurden keine Rastgebiete von nationaler oder internationaler Bedeutung festgestellt und sind aufgrund der Habitatausstattung des Gebiets auch nicht zu erwarten.

Alle festgestellten Gast- und Rastvogelarten sind zudem wenig kollisionsgefährdet und/oder meiden die Nähe zu WEA nicht bzw. sind aufgrund der Lage ihrer Vorkommen in unkritischer Distanz zu den geplanten WEA-Standorten nicht in nennenswertem Umfang von der Planung betroffen

Der Planung am Standort Desloch stehen aufgrund der nachgewiesenen Gast- und Rastvogelvorkommen keine artenschutzrechtlichen Gründe nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG entgegen.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark ZUGVÖGEL

Allgemeines zum Vogelzug Unter Vogelzug versteht man den alljährlich stattfindenden Flug verschiedener Vogelarten von ihren Brutgebieten in ihre Winterquartiere und umgekehrt. Durch die Abwanderung weichen die Vögel insbesondere der winterlichen Nahrungsknappheit aus, weshalb z.B. insektenfressende Vogelarten ein besonders ausgeprägtes Zugverhalten haben.

Es ist zwischen Lang-, Kurz- und Mittelstreckenziehern sowie Teilziehern zu unterscheiden (u.a. GATTER 2000).

Langstreckenzieher ziehen von Europa oder Asien über die Sahara hinweg ins tropische oder südliche Afrika (z.B. viele Singvögel) oder aus Sibirien nach Süd-, Mittel- und Westeuropa (z.B. viele Limikolen und Entenvögel). Sie müssen aufgrund der weit voneinander entfernt liegenden verfügbaren Rastplätze sehr große Etappen (z.B. Saharaüberquerung) zurücklegen und dafür große Mengen von Depotfett anlegen.

Kurzstreckenzieher ziehen z.B. von Nord- und Mitteleuropa nach Nordafrika, in den mediterranen Raum und nach Westeuropa. Sie ziehen in kurzen Etappen, geeignete Rasthabitate sind in der Regel großflächig entlang der Zugwege vorhanden. Ein Beispiel ist der an fast allen Zählstandorten häufigste Zugvogel, der Buchfink, der fast überall in Wäldern, Gärten und auch im Offenland rasten kann.

Mittelstreckenzieher ziehen z.B. von Westsibirien nach West- und Mitteleuropa und legen damit z.T. ebenso lange Distanzen zurück wie Langstreckenzieher. Im Unterschied zu diesen steht ihnen viel Rastlebensraum zur Verfügung, weshalb sie die Strecke in beliebig vielen kurzen Etappen zurücklegen können. Daher stehen sie in ihren zugphysiologischen Eigenschaften den Kurzstreckenziehern näher. Zu den Mittelstreckenziehern gehören z.B. Rotdrosseln oder Fichtenkreuzschnäbel, deren Rasthabitate entlang der Zugstrecke großflächig vorhanden sind.

Unter Teilziehern versteht man solche Arten, bei denen ein erheblicher Anteil der Population im Winter im Brutgebiet bleibt. Ihr Wegzug kann neben der endogenen Programmierung auch von exogenen Faktoren, wie z.B. Kälteeinbrüche, ausgelöst werden.

Vogelarten, welche im Brutgebiet überwintern, also ganzjährig verweilen, werden als Standvögel oder Jahresvögel bezeichnet.

Viele Vogelarten sind Mischstrategen, bei denen Populationsanteile unterschiedliche Zugmuster zeigen.

Es wird zwischen Breitfront- und Schmalfrontziehern unterschieden (BERTHOLD 2008).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Beim Breitfrontzug wird der Durchzugsraum flächendeckend beflogen. Hierzu gehören die meisten Zugvogelarten. Vor allem Kleinvögel überqueren Mitteleuropa in breiter Front.

Beim Schmalfrontzug wandern Vögel zwischen ihrem Brut- und Überwinterungsgebiet in schmalen Korridoren oder Zugschneisen. Hierzu gehört u.a. der Kranich, der Deutschland in einem relativ schmalen von Nordost nach Südwest verlaufenden Band überquert und nur sehr selten nordwestlich bzw. südöstlich dieses Korridors auftritt.

Zugvögel zeigen verschiedene tageszeitliche Zugmuster. Neben typischen Tag- und Nachtziehern gibt es auch Arten, die sowohl tagsüber als auch nachts ziehen, z.B. Enten und Gänse (GATTER 2000).

Für Windkraftplanungen wird der Tagzug mit Hilfe der Scan-Zugrouten-Methode (s. Anhang) erfasst. Der Nachtzug ist dagegen nur mit Hilfe von aufwändigen Radarerhebungen erfassbar, die keine Artbestimmung der Vögel ermöglichen, und bleibt üblicherweise unberücksichtigt. Allerdings ist der Nachtzug aufgrund der großen Zughöhe von WEA- Planungen kaum in nennenswertem Umfang betroffen (s.u.).

Der Schwerpunkt des Tagzuges liegt in den frühen Morgenstunden, die Zugaktivität nimmt zum Mittag hin ab, nur wenige Vögel ziehen regelmäßig noch in den Nachmittag- und Abendstunden. Thermiksegler wie viele Greifvögel oder Störche ziehen vor allem in den Vormittags- und Mittagsstunden, die Thermikabhängigkeit und damit das tageszeitliche Zugmuster der Greifvögel weist aber starke artspezifische Unterschiede auf.

In Mitteleuropa ist die Hauptwegzugsrichtung Südwesten. Allerdings treten auch Arten auf, welche in Richtung Südost abziehen bzw. Arten, bei denen sich die Abzugsrichtung populationsweise auf Südwest und Südost aufteilt (BERTHOLD 2008).

Die Zughöhe weist sehr große artspezifische und witterungsabhängige Unterschiede auf. Der Nachtzug findet generell in größeren Höhen statt als der Tagzug und verläuft überwiegend oberhalb der Höhe von WEA in mehreren 100 bis z.T. weit über 1.000 m Höhe

(BIOCONSULT & ARSU 2010).

Der Tagzug dagegen erfolgt in überwiegend relativ geringen Höhen, wobei Gegenwind zu niedrigeren und Rückenwind zu größeren Zughöhen führt (GATTER 2000, BIOCONSULT & ARSU 2010). Bei stärkerem Gegenwind ziehen insbesondere Kleinvögel mit engem Geländekontakt und nutzen dabei den Windschatten von Hügeln, Baumreihen und anderen Landschaftsstrukturen, weshalb der Zug dann auch stärker durch die Geländemorphologie beeinflusst und abgelenkt werden kann. Am Randecker Maar konnte in langjährigen Untersuchungen festgestellt werden, dass etwa 94 % des Tagzuges in Höhen von unter 200 m und etwa 58 % in Höhen unter 50 m stattfindet (GATTER 2000).

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark In Mitteleuropa ergibt sich aus den o.g. Zugvarianten ein komplexes Gefüge aus unterschiedlichen Zugbewegungen. Hinzu kommt, dass in Mitteleuropa zusätzlich noch Überwinterer aus Nordeuropa einwandern, welche von den Standvögeln gleicher Art nicht unterschieden werden können.

Verlauf des Herbstzuges 2015–2017 Im Jahr 2015 begann das Zuggeschehen bei vielen Arten vergleichsweise früh. September und Oktober des Jahres waren relativ kühl und sonnenscheinarm, was zu einem erhöhten Zugaufkommen zu Beginn des Herbstes führte. Aufgrund des überdurchschnittlich warmen Novembers waren jedoch auch bis in den Dezember hinein Beobachtungen von Zugvögeln möglich.

Der Herbst 2016 war durch gute Wetterlagen geprägt, viel Sonnenschein und kaum Niederschlag führten dazu, dass sich das Zuggeschehen relativ gleichmäßig abspielte. Nach den ersten Schneefällen im Flachland Anfang November und den damit einhergehenden Kälteeinbrüchen flaute das Zugaufkommen stark ab.

Im Jahr 2017 dominierten drei Herbststürme das Wetter und beeinflussten das Zuggeschehen merklich. Die Tiefdruckgebiete Sebastian (13.09.), Xavier (05.10.) und Herwart (29.10.) sowie ihre Ausläufer brachten Windgeschwindigkeiten bis Orkanstärke mit sich und trieben selbst ziehende Kraniche um mehr als 100 km von ihrer gewohnten Route ab. Aufgrund der ausgebliebenen Fruchtbildung bei Rotbuchen, insbesondere in Nordwest- Deutschland, kam es zu einem stark erhöhten Zugaufkommen von Kernbeißern.

Aufgrund der ausgeprägten Tiefdruckgebiete war die Witterung insgesamt mild mit häufigen Niederschlägen und teils ausgeprägtem Nebel. Bemerkenswert war 2017 insbesondere die Zugsituation der Kraniche infolge des Sturmtiefs Herwart. Am 29.10. starteten viele Kraniche im Rücken des abziehenden Tiefs bei starkem Nordwestwind. Infolge der hohen Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h wurden die Kraniche um ca. 150 km südöstlich der normalen Route bis nach Nordbayern und den Schwarzwald abgelenkt. Der aus den schlechten Wetterlagen resultierende Zugstau löste sich in Massenzügen der Kraniche am 30.10. und 31.10. auf.

Ergebnisse der Zugvogelzählungen 2017 Die Wetterbedingungen waren an allen Zählterminen gut, so dass der volle Umfang von 32 Zählstunden ausgewertet werden konnte.

Insgesamt wurden 15.665 Vögel gezählt, was einer Zugfrequenz von 490 Vögeln pro Stunde entspricht. Die bei weitem häufigste registrierte Art war der Buchfink mit 7.873 Individuen (50,2 %), an zweiter Stelle lag die Feldlerche mit 1.926 Individuen (12,3 %), gefolgt vom Bluthänfling mit 1.131 Individuen (7,2 %) und der Ringeltaube mit 1.026 Individuen (6,5 %). gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 54

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Abgesehen vom Star (759 Individuen, 4,8 %) lagen alle anderen Arten mit jeweils unter 450 Individuen (unter 3 %) deutlich dahinter.

Bemerkenswerte festgestellte Arten waren (in Klammern Gesamt-Individuenzahlen): Kiebitz (26), Merlin (1), Rotmilan (16), Saatkrähe (77), Steinschmätzer (10) und Wespenbussard (2).

Der stärkste Zugtag war mit Abstand der 11.10.2017 mit 5.385 registrierten Individuen, die Zählungen vom 22.09., 25.10., 02.11. und 06.11. zeigen mit 1.825 bis 2.097 gezählten Zugvögeln ein mittleres Zugaufkommen, am 15.09. war das Zugaufkommen mit 555 erfassten Individuen am geringsten.

Die Verteilung des Zugaufkommens ist nicht gleichmäßig: Das höchste Zugaufkommen wurde auf den Routen 3 und 8 festgestellt mit 2.992 und 2.717 gezählten Individuen. Die angrenzenden Route 7 wies mit 2.667 Individuen ein vergleichbares Zugaufkommen auf. Die Routen 2 (1.409 Individuen), 4 (1.481 Individuen) und 9 (1.686 Individuen) zeigten eine durchschnittliche Anzahl an Zugvögeln auf, während auf den Routen 1, 5, 6 und 10 jeweils unter 1.000 Individuen gezählt wurden.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Tabelle 8: Anzahl der beobachteten Durchzügler an den acht Zählterminen im Jahr 2017 am Standort Desloch (Drossel spec. = Drosseln unbestimmt, Fink spec. = Finken unbestimmt, Goldhähnchen spec. = Goldhähnchen unbestimmt, Lerche spec. = Lerche unbestimmt, Pieper spec. = Pieper unbestimmt,

Stelze spec. = Stelze unbestimmt, Taube spec. = Taube unbestimmt).

Datum

Gesamt

Art

15.09.2017 22.09.2017 28.09.2017 11.10.2017 25.10.2017 02.11.2017 06.11.2017 14.11.2017 Amsel 0 9 0 0 0 1 0 0 10 Bachstelze 6 39 12 62 3 3 0 1 126 Baumpieper 8 17 48 1 4 0 5 0 83 Bergfink 0 21 0 50 13 15 6 2 107 Birkenzeisig 0 0 0 0 0 0 0 1 1 Blaumeise 0 0 3 14 19 0 0 0 36 Bluthänfling 0 813 71 35 12 36 93 71 1.131 Buchfink 89 202 121 4.521 1.479 975 247 239 7.873 Buntspecht 0 0 0 1 0 0 0 1 2 Dohle 0 0 0 0 0 5 0 0 5 Drossel spec. 3 5 3 10 0 0 11 0 32 Eichelhäher 0 0 4 2 0 2 0 0 8 Elster 0 0 0 0 0 6 0 0 6 Erlenzeisig 10 0 0 10 25 2 4 4 55 Feldlerche 5 87 209 173 57 357 938 100 1.926 Fink spec. 0 40 155 8 27 28 60 0 318 Gimpel 0 0 0 0 0 0 0 2 2 Girlitz 0 0 1 1 3 0 0 0 5 Goldammer 0 5 7 20 3 6 6 3 50 Graugans 0 0 0 7 0 0 0 0 7 Graureiher 0 0 9 0 0 0 0 0 9 Grünfink 0 11 15 13 9 0 0 7 55 Haubenlerche 0 0 0 0 0 0 0 1 1 Hausrotschwanz 0 2 0 0 1 1 0 0 4 Heckenbraunelle 80 0 6 5 1 0 2 0 94 Heidelerche 0 0 0 14 0 0 0 0 14 Kernbeißer 56 2 6 46 1 0 3 0 114 Kiebitz 0 1 25 0 0 0 0 0 26 Kohlmeise 0 0 3 3 0 0 2 21 29 Kolkrabe 0 0 0 1 0 0 0 0 1 Kormoran 0 0 0 0 0 0 0 10 10 Krähe spec. 0 0 2 0 0 0 0 0 2 Mäusebussard 0 0 0 0 1 2 2 4 9 Mehlschwalbe 75 246 10 0 0 0 0 0 331 Merlin 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Misteldrossel 6 0 3 12 0 1 0 5 27 Pieper spec. 0 2 23 1 0 0 8 0 34 Rabenkrähe 0 14 7 0 6 9 17 1 54 Rauchschwalbe 16 29 0 0 0 0 0 0 45 Ringeltaube 13 48 47 55 114 219 382 148 1.026 Rohrweihe 0 0 0 1 0 0 0 0 1 Rotdrossel 0 0 0 0 0 0 0 1 1 gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 56

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Datum

Gesamt

Art

15.09.2017 22.09.2017 28.09.2017 11.10.2017 25.10.2017 02.11.2017 06.11.2017 14.11.2017 Rotkehlchen 0 0 1 0 0 0 0 0 1 Rotmilan 0 0 1 2 0 0 0 13 16 Saatkrähe 0 0 0 0 0 0 0 77 77 Schwalbe spec. 0 6 2 0 0 0 0 0 8 Schwanzmeise 0 0 8 0 0 0 0 0 8 Singdrossel 0 0 16 2 1 8 1 0 28 Star 13 126 52 170 101 57 159 81 759 Steinschmätzer 0 10 0 0 0 0 0 0 10 Stelze spec. 0 0 18 0 0 0 0 0 18 Stieglitz 150 4 7 24 7 9 9 4 214 Taube spec. 0 10 2 9 0 0 0 0 21 Wacholderdrossel 15 19 0 3 0 16 90 233 376 Wanderfalke 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Wiesenpieper 1 54 8 109 78 136 50 2 438 Wiesenschafstelze 9 3 7 0 0 0 0 0 19 Gesamt 555 1.825 912 5.385 1.965 1.894 2.097 1.032 15.665

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Tabelle 9: Anzahl der beobachteten Durchzügler auf den zehn Routen im Jahr 2017 am Standort Desloch (Drossel spec. = Drosseln unbestimmt, Fink spec. = Finken unbestimmt, Goldhähnchen spec. = Goldhähnchen unbestimmt, Lerche spec. = Lerche unbestimmt, Pieper spec. = Pieper unbestimmt, Stelze spec. = Stelze unbestimmt, Taube spec. = Taube unbestimmt).

Route 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Gesamt Art Amsel 0 0 1 0 0 0 3 6 0 0 10 Bachstelze 1 4 46 18 0 2 9 28 18 0 126 Baumpieper 0 4 36 13 1 1 8 13 5 2 83 Bergfink 0 5 41 4 0 0 27 30 0 0 107 Birkenzeisig 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 Blaumeise 0 1 26 9 0 0 0 0 0 0 36 Bluthänfling 0 5 70 4 0 20 376 484 172 0 1.131 Buchfink 168 852 1.865 998 382 421 939 1.098 750 400 7.873 Buntspecht 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 2 Dohle 0 0 0 0 0 0 0 0 5 0 5 Drossel spec. 3 5 0 7 11 4 0 2 0 0 32 Eichelhäher 0 2 2 0 4 0 0 0 0 0 8 Elster 0 4 2 0 0 0 0 0 0 0 6 Erlenzeisig 20 9 3 12 0 1 3 7 0 0 55 Feldlerche 9 62 280 130 8 205 770 430 32 0 1.926 Fink spec. 0 0 3 40 30 71 10 47 94 23 318 Gimpel 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 2 Girlitz 0 0 0 2 0 0 0 3 0 0 5 Goldammer 0 7 23 7 0 0 7 6 0 0 50 Graugans 0 0 0 0 0 7 0 0 0 0 7 Graureiher 0 0 0 0 0 0 3 0 0 6 9 Grünfink 0 11 10 0 0 0 13 15 6 0 55 Haubenlerche 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 Hausrotschwanz 0 0 2 0 0 0 0 2 0 0 4 Heckenbraunelle 0 1 8 0 0 1 6 70 8 0 94 Heidelerche 0 0 14 0 0 0 0 0 0 0 14 Kernbeißer 36 1 26 2 0 5 5 38 1 0 114 Kiebitz 1 0 0 0 0 0 0 0 0 25 26 Kohlmeise 0 5 3 0 0 0 0 0 0 21 29 Kolkrabe 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 Kormoran 0 0 0 0 10 0 0 0 0 0 10 Krähe spec. 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 2 Mäusebussard 2 0 0 1 0 1 2 3 0 0 9 Mehlschwalbe 0 0 55 15 30 0 133 88 10 0 331 Merlin 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 Misteldrossel 0 0 14 9 0 0 4 0 0 0 27 Pieper spec. 0 0 1 2 5 0 0 3 23 0 34 Rabenkrähe 6 1 2 2 5 5 5 5 15 8 54 Rauchschwalbe 0 0 10 4 0 0 0 25 6 0 45 Ringeltaube 105 182 96 61 115 86 31 13 173 164 1.026 Rohrweihe 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 Rotdrossel 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 Rotkehlchen 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 Rotmilan 0 0 5 0 1 1 0 8 1 0 16

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

Route 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Gesamt Art Saatkrähe 0 0 77 0 0 0 0 0 0 0 77 Schwalbe spec. 0 0 0 0 6 0 0 0 2 0 8 Schwanzmeise 0 0 8 0 0 0 0 0 0 0 8 Singdrossel 0 3 10 8 0 0 7 0 0 0 28 Star 13 130 58 116 30 30 89 118 158 17 759 Steinschmätzer 0 0 0 0 0 0 0 6 4 0 10 Stelze spec. 0 0 0 0 0 18 0 0 0 0 18 Stieglitz 0 6 38 3 0 0 11 6 150 0 214 Taube spec. 0 0 10 0 9 0 2 0 0 0 21 Wacholderdrossel 45 27 11 0 1 81 78 121 12 0 376 Wanderfalke 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 Wiesenpieper 0 81 135 14 0 22 120 29 37 0 438 Wiesenschafstelze 1 0 0 0 3 0 4 8 3 0 19 Gesamt 410 1.409 2.992 1.481 651 986 2.667 2.717 1.686 666 15.665

Bewertung der Ergebnisse Zugzahlen und Artenzusammensetzung

Im südwestdeutschen Raum, schwerpunktmäßig Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, wurden im Zeitraum von 2000 bis 2006 im Rahmen von Windenergieplanungen intensive Zählungen des herbstlichen Tagzuges (Mitte September bis Mitte November) nach einem standardisierten Verfahren durchgeführt (GRUNWALD et al. 2007), welches auch bei der vorliegenden Zählung angewendet wurde. Dabei fanden Erfassungen an 120 Standorten statt, wobei an sechs bis acht witterungsbedingt verwertbaren Zähltagen Erfassungen in den ersten drei bis vier Stunden nach Sonnenaufgang erfolgten. Die durchschnittliche Zugfrequenz lag hierbei bei 608 Vögel/Stunde. Die am Standort Desloch registrierte Zugfrequenz von 490 Vögeln/Stunde ist im Vergleich mit den Daten der Jahre 2000–2006 (GRUNWALD et al. 2017) als leicht unterdurchschnittlich zu betrachten.

Im Untersuchungsjahr war der Bluthänfling die dritthäufigste Art und repräsentierten 7,2 % der erfassten Zugvögel. Die Art wird in der Roten Liste der wandernden Vogelarten (HÜPPOP et al. 2013) in der Gefährdungskategorie V geführt. Der europäische Bestand beläuft sich auf 10–28 Mio. Brutpaare, für Deutschland geht man von 125.000–235.000 Paaren aus

(GEDEON et al. 2014). Unter Berücksichtigung der hohen Bestandszahlen und da es keine Hinweise auf ein erhöhtes Kollisionsrisiko der Art gibt, kann eine Beeinträchtigung der Art durch die Planung mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Weitere seltene Arten wie Kiebitz (26), Merlin (1), Saatkrähe (77), Steinschmätzer (10) und Wanderfalke (1) waren nur mit geringen Individuenzahlen vertreten und eine Beeinträchtigung der Arten durch die Planung ist mit hinreichender Sicherheit auszuschließen. Die festgestellten Arten Kormoran (10), Rohrweihe (1) und Rotmilan (16) gelten gemäß VSW & LUWG (2012) als

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark windkraftsensibel, jedoch unterliegen Rotmilane während des Zuges keinem besonderen Kollisionsrisiko (u.a. HORMANN 2010) während sich das Kollisionsrisiko von Kormoranen auf Flüge in brutplatznahe Nahrungsgebiete bezieht und Rohrweihen vor allem bei Aktivitäten in großer Höhe z.B. Balz, Futterübergabe und Thermikkreisen gefährdet sind (VSW & LUWG 2012). Aufgrund des geringen Auftretens windkraftsensibler Arten während der Zugvogelerfassung (weniger als 0,2 % des Zugaufkommens) ist eine Beeinträchtigung dieser Arten aufgrund der Planung mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen.

Bewertung der räumlichen Verteilung des Vogelzuges

Die Zugvogelzählung wurde von zwei Punkten aus durchgeführt, diese lagen auf den Routen 3 und 7 (vgl. Kartenanhang 4). Für die Routen 2 bis 4, sowie 6 bis 8 kann von einer gleichmäßigen Erfassung ausgegangen werden, die Routen 3 und 7 wurden höchstens leicht bevorzugt. Aufgrund der Entfernung der Zählpunkte zu den jeweils randständigen Routen 1, 5, 9 und 10 kann hier von einer Unterrepräsentation ausgegangen werden. Insbesondere die äußeren Routen 1 und 10, welche aufgrund mehrerer Baumgruppen, sowie des abfallenden Reliefs nur teilweise einsehbar waren, dürften ein höheres Zugaufkommen aufweisen als im Rahmen der Untersuchung ermittelt wurde.

Die Zugfrequenz auf den Routen 3, 7 und 8 ist somit ähnlich hoch und gut vergleichbar, während die Routen 2, 4 und 6 bei gleicher Sichtbarkeit auf deutlich niedrigerem Zugniveau liegen. Unter den vom Beobachter am weitesten entfernten Routen 1, 5, 9 und 10 weist die Route 9 mit Abstand das höchste und die Route 1 das niedrigste Aufkommen auf. Grund für die niedrigeren Beobachtungszahlen der äußeren Routen ist zum einen die zunehmende Entfernung zum Beobachter, als auch im Fall der Route 1 die schlechtere Einsehbarkeit des Geländes. Das trotz der Entfernung zum Beobachter hohe Zugaufkommen der Route 9 lässt darauf schließen, dass hier eine ähnliche Zugfrequenz vorliegt wie auf den Routen 7 und 8. Die erhöhte Zugfrequenz auf den Routen 3, 7 und 8 ist in erster Linie in deren Lage auf einem Höhenrücken zwischen Lauschied und Desloch begründet. Die Kuppe ist mit Wald bestanden und verläuft keilförmig in Zugrichtung. Sie bildet somit eine klare Orientierungshilfe und erzeugt bei bodennahziehenden Arten eine Aufteilung auf die nördliche oder südliche Route, sofern der Wald nicht überflogen wird. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das vergleichsweise niedrige Zugaufkommen der Route 6. Da die Route nahe des Zählpunktes Zug 2 verläuft, kann davon ausgegangen werden, dass es zu keiner Unterschätzung der tatsächlichen Zugfrequenz durch eine Beeinträchtigung der Beobachtungen kam. Die Route 6 wird demnach deutlich weniger frequentiert als die benachbarten Routen 7 und 8, was auf die natürliche Trennwirkung der Kuppe zurückzuführen ist.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Die geplanten Anlagenstandorte liegen im Bereich der Routen 6 und 7, befinden sich jedoch in unmittelbarer Nähe des Waldrandes. Da dieser eine Scheidewirkung auf die durchziehenden Arten hat, liegen die Anlagen im Zugschatten des Waldes und bilden keine zusätzliche Barriere. Darüber hinaus sind die Anlagen in Zugrichtung hintereinander geplant, sodass eine eventuelle Ausweichbewegung für eine Anlage beide WEA miteinschließt.

Barrierewirkung und Kollisionsrisiko

Der geplante Windpark hat eine Breite von etwa 240 m quer zur Zugrichtung. Viele ziehende Vögel reagieren bei der Annäherung an Windparks mit Kursänderungen, die bereits mehr als 500 m, z.T. bis zu 1.100 m vor den WEA erfolgen können (TRAXLER et al. 2004, ISSELBÄCHER & ISSELBÄCHER 2001). Beim Umfliegen von Windparks wurden Abstände von 250 bzw. bis zu 500 m zu den äußeren WEA beobachtet (ISSELBÄCHER & ISSELBÄCHER 2001). So können auf die Mitte des entstehenden Windparks zufliegende Vögel unter Annahme eines maximalen Meidungsabstandes zu einer Ausweichbewegung von bis zu 620 m veranlasst werden. Der geplante Windpark besteht aus zwei in Zugrichtung hintereinander geplanten Anlagen. Für die Vögel auf dem Flugkorridor im Bereich der Routen 6 und 7 besteht die Möglichkeit, ohne hohen Energieaufwand den Windpark südlich zu umfliegen. Eine erhebliche Barrierewirkung durch die Planung ist aufgrund des unterdurchschnittlichen Zugaufkommens sowie der nur geringen Ausdehnung des Windparks quer zur Zugrichtung nicht zu erwarten. Im Gesamtzusammenhang mit weiteren Planungen ist jedoch die kumulative Wirkung der Windparks für den Vogelzug zu berücksichtigen und die Durchlässigkeit für ziehende Vögel auch weiterhin zu gewährleisten.

Ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko ist für ziehende Vögel aufgrund der leicht unterdurchschnittlichen bis durchschnittlichen Zugzahlen bei niedrigem Anteil sensibler Arten nicht zu erwarten.

Kranichzug Das Untersuchungsgebiet liegt innerhalb des westeuropäischen Zugweges der Kraniche (MEWES, NOWALD & PRANGE, 2003). Es befindet sich demnach innerhalb eines regelmäßig genutzten Zugkorridors der Art. Kraniche ziehen während beider Zugperioden regelmäßig in größerer Zahl über das Plangebiet.

Während des Herbstzuges wurde der Kranichzug an drei Terminen gesondert erfasst. Aufgrund der durch Sturmtiefs geprägten Wetterlage erfolgte der Hauptzug der Kraniche im späten Oktober. Am 27.10. wurden etwa 252 Kraniche beobachtet, die auf drei Trupps verteilt das Untersuchungsgebiet überflogen. Ein Trupp von 20 Individuen zog südlich der Planung etwa auf Route 10 über Desloch hinweg. Der zweite Trupp mit 45 Kranichen umflog die Planung nördlich der Route 1, ein dritter Trupp von etwa 180 Individuen umflog das

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Plangebiet großräumig und wurde etwas nördlich von Bärweiler gesichtet. Am 29.10. kam es im Rücken des abziehenden Sturmtiefs Hewart zu mehreren Starts von Kranichtrupps, die die günstige Thermiksituation nutzten und bei starkem Nordwestwind über Deutschland zogen. Die von den Erfassern beobachteten Kraniche umflogen das Plangebiet nördlich der Route 1, mehrere Trupps wurden etwa auf der Höhe von Bärweiler gesichtet. Am 06.11. wurden etwa 751 Kraniche im Untersuchungsgebiet beobachtet. Der Hauptteil zog erneut leicht nördlich der Route 1 entlang des Taleinschnittes von Bärweiler, etwa 174 Individuen auf zwei Trupps verteilt flogen auf Höhe der Route 4 über das Plangebiet. Während des Heimzugs der Kraniche im Frühjahr 2018 wurden nur an einem der vier Zähltage Kraniche beobachtet. Am 12.02.2018 wurde ein Trupp von 170 Kranichen gesichtet, der deutlich nördlich des Plangebietes vorbeizog.

Die Durchzugszahlen zeigen, dass das Plangebiet und seine nähere Umgebung regelmäßig von Kranichen überflogen werden. Dies ist auf die Lage innerhalb des westeuropäischen Hauptzugkorridors der Art zurückzuführen. Allerdings liegen bislang keine wissenschaftlichen Studien vor, die belegen, dass das Tötungsrisiko durch WEA für Kraniche während des Zuges signifikant erhöht ist. Auch die aktuellen Zahlen dokumentierter Kollisionsopfer an WEA (27 in ganz Europa gemäß DÜRR 2020) weisen nicht auf eine erhöhte Kollisionsgefährdung der Art hin. Mit Verweis auf den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur WEA-Empfindlichkeit des Kranichs kommt es in Folge des Vorhabens demnach nicht zu einem Eintreten eines artenschutzrechtlichen Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG.

Ein Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß §44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG (Störung oder Zerstörung von Fortpflanzungsstätten) kann aufgrund des Status der Art als Zugvogel für den Standort Desloch mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.

Zusammenfassung Zug Das registrierte Zugaufkommen ist mit 490 Vögeln pro Stunde als durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich einzustufen, der Anteil seltener und potenziell windkraftsensibler Arten ist niedrig. Im Bereich der Routen 3, sowie 7/8 besteht eine geringe lokale Zugverdichtung. Die Route 3 läuft jedoch außerhalb des geplanten Windparks und Zugvögel auf den Routen 7/8 können ohne erheblichen Energieaufwand südlich des Windparks ausweichen.

Der geplante Windpark besteht aus zwei in Zugrichtung hintereinanderliegenden WEA, auf die Mitte des Windparks zufliegende Vögel werden unter Annahme eines maximalen Meidungsabstandes zu Ausweichbewegungen von bis zu 500 m veranlasst. Aufgrund des höchstens durchschnittlichen Zugaufkommens, des Freiraums nach Süden für etwaige Ausweichbewegungen und des niedrigen Anteils potenziell windkraftsensibler Arten ist die vorliegende Planung allein als nicht erheblich für den Vogelzug einzustufen. Allerdings ist die gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 62

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark kumulative Wirkung mit anderen Planungen zu berücksichtigen und die Durchlässigkeit für ziehende Vögel zu gewährleisten.

Unter Berücksichtigung der dauerhaften Freihaltung eines über 1 km breiten Korridors südlich/südöstlich der geplanten Standorte stehen somit der Planung im Untersuchungsgebiet Desloch aufgrund der Ergebnisse der Vogelzugzählungen keine artenschutzrechtlichen Gründe nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG entgegen.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark ZUSAMMENFASSUNG UND ABSCHLIESSENDE BEWERTUNG

Im Jahr 2017 wurden die folgenden planungsrelevanten Brutvogelarten innerhalb des Untersuchungsgebietes Desloch nachgewiesen: Feldlerche, Grünspecht, Mäusebussard, Pirol, Rotmilan, Schwarzmilan, Turmfalke, Turteltaube und Waldkauz.

Für die folgenden Arten werden artenschutzrechtliche Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen empfohlen:

Grünspecht, Turmfalke, Waldkauz: Die Eingriffsflächen der geplanten WEA liegen innerhalb geeigneter Bruthabitate dieser Arten. Im Zuge von Rodungsmaßnahmen während der Brutzeiträume kann es daher zu einer Tötung von Jungvögeln bzw. von adulten Vögeln im Nest/ in der Bruthöhle kommen. Es wird daher empfohlen, die Bau- und Rodungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Rodungszeiträume gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG (aufgrund des Waldkauzes nur bis zum 20.01.) durchzuführen. Alternativ können die Flächen beziehungsweise zu rodende Höhlenbäume vor dem Eingriff auf Besatz/Brutvorkommen kontrolliert werden. Die Kontrolle ist von einer ornithologisch versierten Fachkraft durchzuführen. Werden hierbei keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird dagegen während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Feldlerche: Die bodenbrütende Art kann im Rahmen der Bodenbearbeitungs- und Rodungsarbeiten betroffen sein. Während der Brut- bzw. Jungenaufzuchtzeit kann ein Eintreten eines Tötungstatbestandes (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) in Form der Zerstörung von besetzten Niststätten ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden, da die Feldlerche regelmäßig im Offenland vertreten ist und die Lage der Reviere über die Jahre variieren kann. Durch Arbeiten an den Eingriffsflächen der geplanten WEA außerhalb der Brutzeit der Art (Anfang April bis Ende Juli) kann ein baubedingtes Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Um andernfalls einen Verstoß gegen § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG im Falle eines Baubeginns oder der Fortführung von Baumaßnahmen nach längeren Pausen während der Brutzeit zu vermeiden, sind im Voraus artangepasste Maßnahmen durchzuführen. Eine geeignete Maßnahme wäre die Unattraktivgestaltung der Eingriffsflächen vom 01. April bis zum Bauzeitpunkt, um eine Ansiedlung der Art zu vermeiden. Eine Unattraktivgestaltung kann durch Grubbern der Flächen in einem Turnus von zwei bis drei Wochen erreicht werden. Sollte das Grubbern nicht stattfinden, sind die Baufelder vor Baubeginn durch eine ornithologisch versierte Fachkraft auf Brutvorkommen hin zu kontrollieren. Werden keine Brutnachweise erbracht, kann ein Verstoß gegen § 44

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Wird während der Kontrolle der Flächen eine Brut der Art im Bereich der Eingriffsflächen (inkl. Zuwegungen) festgestellt, ist bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Brut von einem Bau der WEA abzusehen.

Die weiteren festgestellten Brutvogelarten sind wenig kollisionsgefährdet und/oder meiden die Nähe zu WEA nicht bzw. sind aufgrund der Lage ihrer Vorkommen in unkritischer Distanz zu den geplanten WEA-Standorten nicht in nennenswertem Umfang von der Planung betroffen.

Im Jahr 2017 wurden die folgenden planungsrelevanten Gast- und Rastvogelarten innerhalb des Untersuchungsgebietes Desloch nachgewiesen: Bluthänfling, Brachpieper, Braunkehlchen, Heidelerche, Kornweihe, Mehlschwalbe, Neuntöter, Rauchschwalbe, Schwarzstorch, Star, Steinschmätzer, Weißstorch und Wespenbussard.

Im untersuchten Gebiet um den geplanten Windpark Desloch wurden keine Rastgebiete von nationaler oder internationaler Bedeutung festgestellt und sind aufgrund der Habitatausstattung des Gebiets auch nicht zu erwarten.

Alle festgestellten Gast- und Rastvogelarten sind zudem wenig kollisionsgefährdet und/oder meiden die Nähe zu WEA nicht bzw. sind aufgrund der Lage ihrer Vorkommen in unkritischer Distanz zu den geplanten WEA-Standorten nicht in nennenswertem Umfang von der Planung betroffen

Das registrierte Zugaufkommen ist mit 490 Vögeln pro Stunde als durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich einzustufen, der Anteil seltener und potenziell windkraftsensibler Arten ist niedrig. Im Bereich der Routen 3, sowie 7/8 besteht eine geringe lokale Zugverdichtung. Die Route 3 läuft jedoch außerhalb des geplanten Windparks und Zugvögel auf den Routen 7/8 können ohne erheblichen Energieaufwand südlich des Windparks ausweichen.

Der geplante Windpark besteht aus zwei in Zugrichtung hintereinanderliegenden WEA, auf die Mitte des Windparks zufliegende Vögel werden unter Annahme eines maximalen Meidungsabstandes zu Ausweichbewegungen von bis zu 500 m veranlasst. Aufgrund des höchstens durchschnittlichen Zugaufkommens, des Freiraums nach Süden für etwaige Ausweichbewegungen und des niedrigen Anteils potenziell windkraftsensibler Arten ist die vorliegende Planung allein als nicht erheblich für den Vogelzug einzustufen. Allerdings ist die kumulative Wirkung mit anderen Planungen zu berücksichtigen und die Durchlässigkeit für ziehende Vögel zu gewährleisten.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Maßnahmen sowie der dauerhaften Freihaltung eines über 1 km breiten Korridors südlich/südöstlich der geplanten Standorte stehen somit der Planung im Untersuchungsgebiet Desloch aufgrund des gutschker -dongus landschaftsarchitekten - freilandökologen – stadtplaner – ingenieure 65

Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Vorkommens von Brut-, Gast-, Rast- und Zugvögeln, keine artenschutzrechtlichen Gründe nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG entgegen. Aus fachgutachterlicher Sicht sind die Erfassungen vollumfänglich, sodass es keiner weiteren avifaunistischen Untersuchungen bedarf.

Odernheim am Glan, April 2020

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark LITERATUR

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark

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Internet: www.naturschutz.rlp.de (Abrufdatum 15.01.2018)

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark ANHANG

Die Scan-Zugrouten-Methode

Im Gegensatz zu unstandardisierten Zählungen verschiedener ehrenamtlicher Vogelkundler, deren Zählergebnisse durch uneinheitliche Methoden, Zählintensitäten, Erfassungsbereiche, Konzentrationsphasen etc. leider nur eingeschränkt miteinander vergleichbar sind, bedingt die beschriebene neue Methode ein Höchstmaß an Vergleichbarkeit über Bearbeiter und Standorte hinweg. Ziel ist es, Daten von verschiedenen Zählstandorten und verschiedenen Zählern zu vergleichen. Dabei werden nur versierte und ausgebildete Zugvogelzähler eingesetzt. Die Artbestimmung während des meist nur kurzen optischen und/oder akustischen Kontaktes mit den überfliegenden Durchzüglern setzt ein hohes Maß an Erfahrung voraus. Die Artbestimmung erfolgt anhand einer Kombination akustischer Merkmale mit Details im Flug- bzw. Schwarmverhalten (s. GATTER 2000, 2002).

Der Herkunftshorizont der Durchzügler (in aller Regel im Nordosten) wird in drei gleich große Abschnitte geteilt und diese Teilbereiche von Westen nach Osten für jeweils fünf Minuten ununterbrochen aufziehende Vögel hin abgesucht („Scan“). Nach 15 Minuten beginnt eine neue Zähleinheit, und insgesamt werden so von Sonnenaufgang jeweils vier Stunden Erfassungen durchgeführt.

Detailliert ist die Methode in folgendem Exkurs dargestellt: Vorbemerkung Als Grundsatz gilt: Alle Flächen sollen unter vergleichbaren Bedingungen erfasst werden, wobei einer möglichst hohen Gesamtvogelzahl eine vergleichbare Erfassung aller Untersuchungsgebiets- abschnitte im Ergebnis gleichgestellt ist.

Allgemein: Grundsätzlich je Zähltag 4 h Zugvogelzählung und anschließend 2 h Rastvogelzählung.

Vorbereitung: Zu jedem Zähltermin werden 8 Feldbögen, ein "Fragebogen" sowie eine – durchgehend über alle Zählungen verwendete – Gebietskarte benötigt.

Zählung: Jedes UG wird von möglichst einem (falls die vollständige Erfassung so nicht möglich sein sollte von maximal 2) durchgehend genutzten Zählpunkte(n) aus untersucht. Zählpunkte immer möglichst zentral im UG und mit maximaler Rundumsicht auswählen. – Sollten 2 Zählpunkte nötig sein, so ist im 30- minütigem Rhythmus zwischen den Standorten zu wechseln. Wurde z. B. am 15.9. mit Standort A morgens begonnen, so ist am nächsten Zähltag mit Standort B zu beginnen.

Zählbeginn für jeden Zähler verbindlich und tageweise einer gelieferten Tabelle zu entnehmen, grundsätzlich etwa von Sonnenaufgang bis 4 h danach.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Notieren der Zählergebnisse in 15-minütigem Rhythmus auf beiliegenden Feldbögen

Während der Zählung selbst ist ein gleichmäßiges Absuchen aller UG-Teilbereiche ganz wichtig, weshalb ein "Scannen" des Luftraumes/Horizonts in Herkunftsrichtung der Durchzügler in gleichem Rhythmus durchzuführen ist. Dazu ist in der Gebietskarte, in der auch die Flugrouten eingetragen sind, auf Höhe des Beobachtungspunktes eine NW-SE-Linie zu zeichnen und der davon NE liegende Ankunftsbereich der Durchzügler in 3 gleichgroße Abschnitte à 60 Grad einzuteilen. Diese 3 Teilabschnitte werden – beginnend mit dem im N – nun in gleichbleibender Reihenfolge (N/NE/E bzw. 1/2/3) jeweils für 5 Minuten unter Dauerbeobachtung gehalten. Nach dem 3. Abschnitt beginnt der nächste 15-Minuten-Abschnitt auf den Feldbögen wieder mit dem ersten 60-Grad-Abschnitt der Zählung etc. Kleinere Horizontausschnitte können je nach Größe auch in zwei (dann jeder 7,5 Minuten) oder gar nur einem Abschnitt (dann durchgehend) untersucht werden.

Abweichungen vom "Scannen": Seltenheiten können ggf. auch länger verfolgt werden. Beim Verhören der Rufe von Seltenheiten oder (wenn im aktuellen "Scan-Abschnitt" gerade kein Zug erfolgt) auch häufigen Arten können diese auch außerhalb des gerade aktuellen "Scan-Abschnitts" gesucht werden. Solche Daten werden jedoch im Feldbogen durch Einkreisen gekennzeichnet.

Welche Vögel werden notiert? Grundsätzlich alle als Durchzügler erkennbaren Tiere unabhängig von der Entfernung, Kranich und Ringeltaube also auch noch in 10 km Entfernung oder mehr. Definition für Zweifelsfälle: Gerader Streckenflug in die klassische Zugrichtung, also (SE) S/SW (W/NW). Diese Definition ist eigentlich nur bei Staren/Schwalben wg. Schlafplatzflügen und den allgegenwärtigen Ringeltauben sowie einigen Finken problematisch (Abflüge von Starenschlafplätzen sind oft an schnell aufeinanderfolgenden, "mehrgipfligen" Durchflügen zu erkennen, die sich nicht in langgezogenen Bändern oder Wolken, sondern in die Breite gezogenen "halbkreisförmigen Sicheln" bewegen). Auch aus dem Gebiet abziehende oder zur Rast einfallende Tiere werden als Durchzügler betrachtet (aber nur einmal notiert und bei selteneren, interessanten Arten zusätzlich als Rastvögel eingetragen). Auch unbestimmte Vögel werden in den entsprechenden Stellen der Feldbögen eingetragen.

Wie werden die Durchzügler notiert? Soweit möglich immer truppweise, nicht mehrere aufeinander folgende Trupps derselben Art je Route summiert. Sollte ein solches Summieren notwendig werden, weil einfach zu viele Tiere ziehen und durch das ständige notieren einzelner Trupps zig andere unbeobachtet durchziehen, einfach artweise aufsummieren und dies in den Feldbögen durch ein vorangestelltes Summenzeichen festhalten.

Zugrufe: Lediglich verhörte Vögel in der "Rufe-Spalte" der Feldbögen mittels Strichliste ("IIII"), ohne Angabe der Route oder Höhe.

Zugrouten: Eine wesentliche Aufgabe ist das Herausarbeiten von über- oder unterproportional beflogenen UG-Teilen, sog. Routen. Dazu werden die Flugrichtungen der Durchzügler in mitgeführte Karten eingetragen und diese so visualisierten Routen chronologisch mit Nummern versehen.

Um Auswertungsschwierigkeiten zu vermeiden, sollten diese Routen/Nummern über alle Zähltage beibehalten werden. Im Feldbogen werden dann alle Tiere, die z. B. entlang der auf der Karte festgehaltenen Route 1 entlangfliegen, während aller Zählungen dann in der Routenspalte 1 eingetragen.

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Avifaunistisches Fachgutachten Desloch Windpark Festlegung der Routen in der Karte bzw. im Feld: Grundsätzlich gilt, dass zwar eine größtmögliche Genauigkeit anzustreben ist, diese jedoch nicht übertrieben werden soll. So sollten alle als lokale Leitlinie möglichen Strukturen (Höhenzug, Hangkante, Tal, Waldrand, Hecke etc.) als Route in der Karte notiert werden, wobei jedoch nicht mehr als jeweils etwa 5 nach W bzw. E definiert werden sollten. In den meisten Fällen ist eine Routenfestlegung nach folgendem Schema sinnvoll: Entlang aller geländemorphologisch deutlichen Unebenheiten sollten Routen vergeben werden, also z. B. längs eines Höhenrückens, auf dem sich der Beobachter postiert, sowie jeweils im W bzw. E an den anschließenden Hängen, in den darauffolgenden Tälern, an den nächsten Hängen etc.. Ggf. können auch Waldränder/Heckenstreifen etc. als Leitlinien wirken. Auch in einigen Kilometern Entfernung ziehende Vögel sollten ungefähre Routen zugeordnet werden, damit eine grobe Einschätzung möglich wird.

Sehr hoch ziehende Vögel (in Höhen von etwa 100-300 m): Oft können Durchzügler in Höhen registriert werden, in denen Leitlinien keine Rolle mehr spielen. Trotzdem ziehen sie oft/meist entlang der in den Karten definierten Routen. Solche Tiere werden im Feldbogen für die betreffende Route notiert, jedoch mit einem * markiert. – Im mittleren Scan soll je Durchgang für etwa eine Minute ein spezieller "Höhenscan" durchgeführt werden, um sehr hohen Zug ggf. wahrzunehmen. Dazu das Fernglas "einfach in die Wolken halten" und kontrollieren, ob mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmbare Vogeltrupps sehr hoch ziehen. Die selbst unter Benutzung des Fernglases an der Sichtbarkeitsgrenze fliegenden Vögel (nach eigenen Beobachtungen grob geschätzt: 1.000 m Flughöhe) erhalten im Bogen eine Markierung mit ***, die grob geschätzt im Raum von etwa 500 m Höhe ziehenden zwei **, so dass mit den 100-300 m hohen Tieren (*) ein dreistufiges System entsteht. Gerade die ***-Vögel lassen sich als Singvögel artlich kaum bestimmen, sollten sich jedoch meist noch Artengruppen zuordnen lassen (Finken, Pieper, Drossel etc.; bitte im Bogen vermerken).

Zum Abschluss der Zugzählung eine möglichst detaillierte Einschätzung des Zugtages auf dem "Fragebogen".

Einzelne Zähltermine können aufgrund durchgehenden Nebels (in solch einem Fall möglichst exponierten Alternativstandort in der Umgebung [1-3 km] ohne/über Nebel aufsuchen und hier zählen), Dauerregens o. ä. in der Auswertung überhaupt nicht zu verwerten sein. Dies darf von den 8 Zähltagen nur zweimal der Fall sein, da mit sechs guten Zähltagen ausreichende Aussagen zur Frequentierung und zu den lokalen Zugrouten möglich sind.

Die ersten Ergebnisse von sieben Jahren der solchermaßen standardisierten Zählungen wurden auf der DO-G – Tagung im Oktober 2007 in Gießen vorgestellt (GRUNWALD, KORN & STÜBING 2007).