www.vds-astro.de ISSN 1615-0880 II/2010 Nr. 33 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Schwerpunktthema Amateurentdeckungen Amateurentdeckungen Atmosphärische ASL – Astronomisches Seite 10 Erscheinungen Jugendlager Seite 83 Seite 103 [email protected] • www.astro-shop.com Tel.: 040/5114348 • Fax: 040/5114594 Eiffestr. 426 • 20537 Hamburg

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Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

das Schwerpunkthema dieser Ausgabe Unsere Mitglieder haben diese Broschüre lautet „Amateurentdeckungen“. Bei den zum Kennenlernen mit der letzten Aus- Vorbereitungen zu diesem Thema hatten gabe des VdS-Journal für Astronomie wir nicht erwartet, dass wir über so vie- erhalten. Außerdem wurde jetzt in Zu- le interessante Beiträge, Beobachtungen sammenarbeit mit der Zeitschrift Sterne und Entdeckungen von Sternfreunden und Weltraum und dem Kosmos-Verlag berichten können. Viele der eingesand- ein Plakat zum Astronomietag erstellt, ten Texte und Aufnahmen belegen die das dieser Ausgabe beiliegt. vielfältigen Aktivitäten unserer Mitglie- der und Sternfreunde sowie der diversen Weitere Plakate und Infobroschüren VdS-Fachgruppen. können für Mitglieder kostenlos bei der Geschäfts stelle angefordert werden. Ma- Außerdem gehen wir dabei der berech- chen auch Sie mit und seien Sie am 24. tigten Frage nach, ob es sich bei den April dabei! Gerne veröffentlichen wir Freunden des gestirnten Himmels um Ihre Erfahrungen in Form eines Berichtes Amateur-Astronomen, Hobby-Astrono- oder Beitrages in unserem Journal! men oder „unbezahlte“ Astronomen han- delt. Eine Definition ist schwierig, viele Ich wünsche Ihnen interessante Stunden Unser Titelbild: Autoren arbeiten bereits semiprofessio- beim Studium dieser Ausgabe, viele klare nell oder professionell, doch alle vereint Nächte und Spaß und Freude beim Be- Dirk Bautzmann nahm am das Interesse und die Neugier an Him- obachten 19. September 2009 mit einem melsereignissen, weshalb mir der Begriff Refraktor TEC-140ED und einer „Sternfreund“ für diesen Menschen am herzlichst CCD-Kamera SBIG STL-11000M Besten gefällt. Ihr die Dreiecksgalaxie Messier 33 auf. Als Montierung wurde eine Am 24. April ist es wieder soweit: Dann Losmandy Titan 50 benutzt. Dazu startet der 8. Astronomietag, zu dem die kam der LRGB-Filtersatz von Baader VdS alle Mitglieder, Sternfreunde, Volks- Otto Guthier zum Einsatz. Belichtet wurde L: 11 sternwarten und astronomische Einrich- x 360 s und RGB jeweils 6 x 500 s. tungen aufruft, sich zu beteiligen. Standort war Bad Schwartau. PS: Die Anmeldung zum Astronomietag Dieses Bild ist im ganzen Format Auch im Jahr eins nach dem Internatio- geht jetzt noch einfacher – online unter noch einmal im Heft dargestellt. nalen Jahr der Astronomie wird die VdS www.vds.astro.de ihre Bemühungen um eine weitere Popu- larisierung der Astronomie in Deutsch- land nicht vernachlässigen. Erhebliche Mittel hat der Vorstand für die achte Auflage des Astronomietages bereit gestellt: Die VdS hat zu diesem Zweck er- neut eine Broschüre „Astronomie 2010“ mit einer Auflage von 50.000 Stück ge- druckt, die interessierten Sternfreunden und Vereinen zur Verfügung steht.

VdS-Journal Nr. 33 2 Inhalt

SCHWERPUNKTTHEMA Von Null auf Dreihundert in fünf Jahren 42 DARK-SKY Neues aus der Fachgruppe Dark-Sky 87

ASTROFOTOGRAFIE Servo-Okularauszug im Eigenbau 65

1 EDITORIAL 38 Entdeckung von Kleinplaneten auf B82 Maidbronn 2 INHALTSVERZEICHNIS 41 Von Null auf Dreihundert in fünf Jahren

43 Entdeckung einer offensichtlich veränderlichen NACH REDAKTIONSSCHLUSS anonymen Galaxie im Feld des BL-Lacertae- Objektes S5 0716+71 4 Aufruf zum Astronomietag 2010 45 Zufällige „Entdeckung“ eines binären Sternclusters 4 Komet 29P/Schwassmann-Wachmann ist in der Großen Magellanschen Wolke ausgebrochen 46 Die Wiederentdeckung des Zodiakallichts 5 Schwerpunktthemen im VdS-Journal 49 Ergebnisse aus 10 Jahren Videokameranetz der IMO SCHWERPUNKTTHEMA: AMATEURENTDECKUNGEN FACHGRUPPENBEITRÄGE 6 Astronomie – mehr als nur ein Hobby AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU 7 Australischer Amateurastronom entdeckt 53 Eigene Entdeckungen leicht gemacht Jupitereinschlag 53 Das typische Einsteiger-Teleskop: Das Newton 10 Ein Sommernachtstraum Omegon 130 / 920 mm mit der Montierung EQ-2

13 Den eigenen Namen an den Himmel schreiben… 56 Punktlichtquelle mit wechselbaren Blenden als Justier- und Testhilfe für astronomische Teleskope 16 Chronik des Helligkeitsausbruches bei 17/P Holmes 59 Ein SoFi- und MoFi-SQM-L; Selbstbau von Zubehör 20 William A. Bradfield – der Grand-Seigneur der am Sky-Quality-Meter für Finsternis-Messungen visuellen Kometenentdecker ASTROFOTGRAFIE 23 Knapp vorbei ist auch daneben – zwei kleine 63 FG Astrofotografie aktuell – Bilder gewünscht! Entdecker-Geschichten 64 Linearer Mikrofokussierer 24 Ein neuer Stern – was nun? 68 Servo-Okularauszug SFOK48 im Eigenbau 28 Neuentdeckungen in der FG Kleine Planeten 71 Mond-Mosaikbilder mit der DMK 32 Mein Erstlingswerk – der Kleinplanet 2004 DO 74 M 17 – mein erster Projekterfolg 36 Entdeckung an der Volkssternwarte Drebach – Kleinplanet 2009 QJ28 75 Messier 33, die große Dreiecksgalaxie

VdS-Journal Nr. 33 Inhalt 3

DARK-SKY Die 6. Fachtagung „Geschichte der Astronomie“ 96

KOMETEN Komet Halley 1910 II 112

KLEINE PLANETEN Kosmische Begegnungen 106

ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN STERNBEDECKUNGEN 82 Erneut Vulkanaerosolwolken über Mitteleuropa 115 Sternfinsternis über Europa VERÄNDERLICHE DARK-SKY 118 Epsilon Aurigae im „freien Fall“ 86 Neues aus der Fachgruppe Dark Sky 119 1Rxs Jo55229.5+592842 – eine veränderliche DEEP-SKY Seyfert-Galaxie 90 Visuelles Deep-Sky-Beobachtungsprojekt 121 BAV Einführung in die Beobachtung Veränderlicher 91 Visuelles Deep-Sky-Beobachtungsprogramm Sterne 92 Ein Planetarischer Nebel und ein Kohlenstoffstern VDS-NACHRICHTEN 122 Wir begrüßen neue Mitglieder 93 Die Umgebung von NGC 6577 122 Mitgliederjubiläen 95 Materiebrücken in Galaxien des Arp-Katalogs: Arp 104 und Arp 85 VDS-NOSTALGIE 123 Das waren noch Zeiten GESCHICHTE 96 Die 6. Fachtagung der Fachgruppe Geschichte der VDS VOR ORT / TAGUNGSBERICHTE Astronomie 125 Profis und Amateure im Dialog – Eine Tagung zur Spektroskopie 97 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie HIMMELSVORSCHAU 99 Paul-Ahnert – die Jahre in Chemnitz und Umgebung 128 Himmelsvorschau April-Juni

JUGENDARBEIT SERVICE 102 ASL 2009 – Die Nummer 10! 131 M wie Messier

104 Entfernungsmessungen in expandierenden Raumzeiten BEOBACHTERFORUM 134 Eine Finsternis, die keine war – oder etwa doch? KLEINE PLANETEN 105 Einladung zur 13. Kleinplanetentagung vom 4.-6. Juni 2010 in Drebach/Erzgebirge

106 Kosmische Begegnungen HINWEISE KOMETEN 34 Inserentenverzeichnis 108 Der Komet C/2006 W3 (Christensen) 12 Impressum 112 Komet Halley 1910-II 136 Autorenverzeichnis

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 4 Nach Redaktionsschluss

Plakate, Flyer, Sensationen: der Astronomietag 2010 von Sven Melchert

Spätestens Anfang April werden Sie die- VdS-Infoflyer „Astronomie 2010“ ses VdS-Journal für Astronomie in Hän- Diese Broschüre lag bereits der letzten den halten – die Uhr tickt, am 24. April Ausgabe unseres Journals bei. Sie enthält findet der 8. Astronomietag statt. Wir eine kurze Einführung in die Himmelsbe- hatten darüber bereits in der letzten Aus- obachtung sowie, nach Monaten geord- gabe berichtet, und in der Zwischenzeit net, die schönsten Himmelsereignisse für hat sich einiges getan: das Jahr 2010 – das ideale „Mitnehmsel“ für alle Besucher einer Veranstaltung (Abb. 1). Ein Exemplar haben wir diesem Anmeldung im Internet am Astronomietag. Die Broschüren kön- Journal beigelegt; wenn Sie mehr brau- Vorstandskollege Alexander Weis hat ein nen bei der VdS-Geschäftsstelle (Post- chen, freuen wir uns auf Ihre Nachricht. praktisches Tool programmiert, damit fach 1169, 64646 Heppenheim, Telefon: Der Clou: Auf der Rückseite des Plakats man sich über die VdS-Homepage (www. 06252-787-154, E-Mail: service@vds- sind alle 110 Messier-Objekte abgebildet, vds-astro.de) online anmelden kann. astro.de) bestellt werden. VdS-Mitglieder so hat man auch nach dem Astronomie- Einen Link zur Anmeldung findet man erhalten 50 Exemplare gratis, jedes wei- tag noch etwas von diesem Plakat. Da oben auf der Startseite der VdS-Home- tere Exemplar wird mit 0,10 Euro berech- die Plakate auch der April-Ausgabe von page. Außerdem – und das ist vielleicht net; Nichtmitglieder können auch gerne „Sterne und Weltraum“ beigelegt werden noch viel wichtiger – können Interessen- bestellen und zahlen ab dem ersten Ex- und der Spektrum-Verlag zusammen mit ten dort nach Veranstaltungen suchen. emplar 0,10 Euro. Außerdem kann man dem Kosmos-Verlag und der VdS die sich die Broschüre unter www.vds-astro. Druckkosten übernimmt, erhalten Sie Man muss einfach seine Postleitzahl ein- de als PDF-Datei herunterladen und bei weitere Plakate von der VdS kostenlos. geben, die maximale Entfernung zu sei- Bedarf für seine Besucher auch selbst nem Wohnort auswählen, und mit einem ausdrucken (aber ganz ehrlich: Richtig Um die Bereitstellung von klarem Him- Klick erhält man alle Veranstaltungen gedruckt sieht sie viel besser aus). mel am 24. April wird sich die VdS am Astronomietag in seiner Nähe. Sogar weiterhin intensiv bemühen – in diesem eine Karte mit den Veranstaltungsorten Plakat mit Plus Sinne: clear skies und gerne berichten wird einblendet. Ebenfalls bei der VdS-Geschäftsstelle sind wir im VdS-Journal über Ihre Aktivitäten Plakate zum Astronomietag erhältlich am Astronomietag! Komet 29P/Schwassmann- Wachmann ist ausgebrochen

Nein, das ist kein Aprilscherz und es handelt sich auch nicht um einen entflo- henen Sträfling. Der „Ausbruch“ bezieht sich auf die plötzliche Helligkeitssteige- rung dieses Kometen Anfang Februar.

Ein ähnliches Verhalten, wenngleich noch spektakulärer, zeigte im Herbst 2008 auch der Komet 17P/Holmes, der seine Helligkeit so stark steigerte, dass

1 Am 21. Januar war noch alles ruhig. Michael Haus belichtete mit dem C14 bei f/7,4 des „Bradford Robotic Telescope“ 120 Sekunden. Nach Redaktionsschluss 5

er für einige Wochen sogar mit bloßem Auge sichtbar war (wie es der Zufall so 2 Am 9. will, können Sie dazu einen Bericht in Februar sah die diesem Heft ab Seite 16 lesen). Sache schon ganz anders aus: Bruno Nun also Komet 29P „Schwassmann- Vauquelin genügte Wachmann“. Seine Helligkeit sollte zur- in 72-mm-Refraktor zeit um die 15 mag betragen, doch am und 420 Sekunden 3. Februar beobachteten Amateurastro- Belichtungszeit, um nomen aus Spanien einen Helligkeits- die Koma des Ko- anstieg auf 11,5 mag. Eine für Kometen meten abzulichten. typische Koma war allerdings noch nicht zu beobachten. In den Tagen und Wo- chen danach konnte um 29P dann eine fast kreisförmige Koma mit stellarem „Kern“ beobachtet werden. Beobachter schätzten die Helligkeit auf 10-11 mag. Schwassmann-Wachmann ist zwar für gelegentliche Helligkeitssteigerungen be- kannt, doch dieser Ausbruch scheint der kräftigste seit zehn Jahren zu sein.

Zahlreiche Bilder dieses Kometen findet 3 Das derzeit letzte man auf der Homepage der VdS-Fach- Bild stammt vom 2. März: gruppe Kometen unter http://kometen. Mark Emmerich und Sven fg-vds.de; drei davon haben wir exem- Melchert belichteten 640 plarisch für diesen Beitrag ausgewählt. Sekunden durch ein C14 Ihre Beobachtungen und Bilder sind der bei f/6. Fachgruppe sehr willkommen!

Schwerpunktthemen im VdS-Journal

Wir möchten Sie darüber informieren, dass für die Aus- um ein Portrait der Einrichtung oder die tägliche Arbeit in gabe Nummer 35 unserer Mitgliederzeitschrift „VdS- Volkssternwarten und Gruppen (Astro-Stammtische) han- Journal für Astronomie“, die Ende September erscheinen deln. Selbstverständlich sind auch Beiträge und Erfahrun- wird, von unseren Fachgruppen-Referenten das Thema gen zu den Astronomietagen willkommen. Ansprechpart- Kugelsternhaufen ausgewählt wurde. Sollten Sie Beträ- ner ist im Vorstand Hans-Jürgen-Wulfrath (hans.juergen. ge oder Aufnahmen haben, die Sie gerne veröffentlichen [email protected]). Beiträge erbitten wir direkt an die möchten, wenden Sie sich bitte an Herrn Peter Riepe; E- Geschäftsstelle. Mail: redaktion-astrofotografi[email protected] (Fachgruppe Astrofotografie) oder an Herrn Daniel Spitzer, E-Mail: re- Die VdS beabsichtigt, ab Januar 2011 einen speziellen Ser- [email protected] (Fachgruppe Visuelle Deep vice für astronomische Einrichtungen anzubieten, in dem Sky). An Bildmaterial werden besonders Aufnahmen der mit dem VdS-Journal eine dauerhafte, feste Plattform für Palomar-Kugelsternhaufen gewünscht. Redaktionsschluss Veröffentlichungen (Programme, Vorträge, Führungen, ist der 1. Mai 2010. etc.) geboten wird. Dazu wird eine neue Rubrik eingerichtet werden, in der es möglich sein wird, über interessante Ta- Für die Dezemberausgabe (Nummer 36) ist das Schwer- gungen, Führungen und Vorträgen von örtlichen Vereinen punktthema „Astronomie in Gruppen und Vereinen“ vor- zu berichten. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe. gesehen. Hier wollen wir speziell über das Angebot und die Situation in astronomischen Vereinen und Volkssternwar- Einsendeschluss für Ausgabe Nr. 36 ist der 1. August ten berichten. Wir bitten alle interessierten Mitglieder und 2010. Vereine, uns Ihre Beiträge zu senden. Es kann sich dabei

VdS-Journal Nr. 33 6 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

Amateurastronomie – mehr als nur ein Hobby von Stephan Fichtner

1 Eine Auf- nahme des „grünen Kometen“ 17P/ Holmes am 31.10.2007, Tele- skop C14 f/5,5, Kamera SBIG ST8- Dass die Amateurastronomie mehr ist, als bloße Liebhaberei, brauche ich im Kreis der Sternfreunde XME, Mark Emmerich/ wohl niemandem zu erzählen, denn das hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Sven Melchert Amateure unterstützen und ergänzen die Arbeit der Profis in vielen Bereichen. Trotz großer Durch- musterungen, automatisierter Suchprogramme und immer größer werdender Teleskope, nehmen Amateurastronomen mit ihrer Arbeit einen festen Platz in der Weiterentwicklung der Astronomie ein. Beispiele hierfür finden Sie zuhauf im Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe. Da ent- deckt ein Amateurastronom als Erster den Einschlag eines Asteroiden auf Jupiter, die Explosion einer massereichen Sonne in einer weit entfernten Galaxie, einen Meteorstrom, Kleinplaneten zu Dutzenden oder den Helligkeitsausbruch eines Kometen (siehe unser Foto von Komet 17P/ Holmes).

Uwe Reichert, Chefredakteur der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“, hat es in seinem Editorial der Novemberausgabe 2009 „Amateure sind (nicht nur) Liebhaber“ sehr schön auf den Punkt gebracht:

„Amateur – das mag für viele ein Synonym für Nichtfachmann, Laie, Anfänger, ja vielleicht sogar für Dilettant oder Stümper sein. In einer zweiten, wertneutralen Bedeutung hingegen bezeichnet dieses Wort einen Liebhaber – jemanden, der ein Hobby, eine Fertigkeit oder eine Kunst mit Inbrunst ausübt und dafür keinerlei Geld nimmt. Allein die Freude, die tiefe intellektuelle Befriedigung, die man verspürt, wenn man sich intensiv einer Sache widmet, ist der Antriebsfaktor. Was ich damit meine, das weiß jeder, der sich als Amateurastronom betätigt. (Okay, auch manche Nicht-Amateur- astronomen wissen das. Finanzbeamte zum Beispiel, denn die sagen einem, dass man die Ausgaben für eine Tätigkeit, die man aus Liebhaberei betreibt, nicht als Werbungskosten absetzen darf.) Doch Amateurastronomen sind mehr als nur Liebhaber. Sie leisten wertvolle Beiträge für die Wissen schaft. Solche Leistungen verdienen Respekt und Anerkennung. Das Wort Liebhaber wird der Qualität der von engagierten Sternfreunden geleisteten Arbeit nicht gerecht. Vielleicht sollte man Profis und Amateure eher nach bezahlten und unbezahlten Astronomen unterscheiden? (Und Letzteren ermöglichen, ihre Kosten von der Steuer abzusetzen?)“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. In jedem VdS-Journal finden sich Dutzende von Beweisen dafür. Viel Spaß mit den in diesem Schwerpunktthema versammelten Beiträgen! VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen 7

Australischer Amateurastronom entdeckt Jupitereinschlag von Silvia Kowollik

Es war ein ganz normaler Winterabend 1 Diese Originalaufnahmen von Anthony Wesley zeigen im sichtbaren Licht in Murrumbateman (New South Wales, die Verformung der ovalen Impactstruktur durch die Jetstreams in der Jupiteratmo- Australien), als Anthony Wesley am sphäre im Lauf von 15 Tagen. 19. Juli 2009 gegen 23 Uhr lokaler Zeit in seiner privaten Sternwarte die Ju- piterbeobachtung startete. Seeing und Anthony doch aufgeregt. Das war etwas er dann doch zum Telefonhörer griff und Durchsicht waren durch einen starken ganz Neues! Ein Mond bzw. ein Mond- ein paar Beobachtungskollegen aus dem Jetstream knapper Durchschnitt, doch schatten kamen nicht in Frage – die Po- Schlaf riss. die Auflösung reichte für ein paar Bil- sition stimmte nicht. Der Fleck rotierte der mit seinem 14,5 Zoll Newton. Gegen synchron zu einem benachbarten An- Mitternacht verschlechterte sich das See- tizyklon auf Jupiter, einem so genann- ing und Anthony beschloss, eine halbe ten „White Oval Spot“ (WOS), welchen Stunde Pause zu machen und sich auf- Anthony schon viele Nächte beobachtet zuwärmen. hatte. Also musste der Fleck ebenfalls auf Höhe der Wolkenschicht beheimatet sein. Um 0:40 lokaler Zeit überprüfte er er- Vielleicht die Wolke eines Einschlags? neut das Seeing. Dabei bemerkte er einen dunklen Fleck in Jupiters Südpolregion Anthony überprüfte seine Aufnahmen genau am Planetenrand, der in das Ge- vom 17. Juli, doch dort war neben dem sichtsfeld rotierte. Verwundert beobach- WOS nichts Ungewöhnliches zu sehen. tete er den Fleck und wurde neugierig. So Kein dunkler Wirbel, keine Struktur, weit südlich ein dunkler Mond (vielleicht die sich zu dem fetten schwarzen Fleck Callisto?) oder der Schatten eines Mon- entwickelt haben könnte. Das Seeing des? Für die üblichen Wolkenstrukturen verbesserte sich wieder und die Struktur war der Fleck jedenfalls zu dunkel. wurde immer deutlicher erkennbar. So langsam dämmerte Anthony, dass er da Als der Fleck weiter in das Gesichtsfeld etwas ganz Außergewöhnliches beobach- rotiert war, beschloss Anthony, Auf- tete. Hin und her gerissen zwischen dem nahmen mit verschiedenen Filtern zu Wunsch nach weiteren Beobachtungen, 2 Der Entdecker des Jupiterim- machen. Dabei stellte sich heraus, dass Bildern und der Erkenntnis, wie wich- pacts in seiner privaten Sternwarte in der Fleck in allen Wellenlängen kom- tig es wäre, diese Beobachtung sofort zu der Nähe von Murrumbateman (New plett schwarz erschien. Nicht nur ein- melden, kämpfte Anthony etliche Minu- South Wales, Australien) neben seinem fach dunkel, richtig schwarz. Nun wurde ten mit dem inneren Schweinehund, ehe 14,5-Zoll-Newton.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 8 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

Während die alarmierten Kollegen den schwarzen Fleck auf Jupiter durch eigene Beobachtungen bestätigten, bearbeitete Anthony „quick & dirty“ seine gemachten Aufnahmen, erstellte eine Webseite mit den genauen Daten seiner Beobachtung und schrieb ein paar E-Mails.

Bereits einen Tag später erhielt er eine Nachricht von der NASA, die seine Ver- mutung bestätigte. Glenn Orton vom JPL hatte Wesleys Be- obachtung mit dem Infrared Telescope auf Hawaii überprüft und bestätigte, dass es sich bei der schwarzen Wolke um ei- nen Einschlag und nicht um einen der üblichen dunklen Wirbelstürme handelte. 3 Jupiteraufnahmen der Autorin mit einem 8-Zoll-Newton-Teleskop, Okularprojektion Das Infrarot Teleskop zeigte an der Po- und Farbfiltern mit DMK 21AF04.As aufgenommen vom Balkon in Ludwigsburg. sition des schwarzen Flecks eine warme Gasmasse, die pilzförmig über die nor- male Wolkenobergrenze hinausragte. Die NASA verglich das Ereignis mit dem Einschlag von Shoemaker Levi-9 im Jahr 1994, als insgesamt 23 Fragmente eines Kometen in Jupiters Atmosphäre stürz- ten. Wesley hatte also als erster Mensch die Wolke eines erneuten Einschlags auf Jupiter beobachtet und die Beobachtung publiziert. Dank dem Internet verbreitete sich die Nachricht wie im Fluge und nur kurze Zeit später setzte der Run der Medi- en ein. Der Server mit Wesleys Webseite geriet schnell an seine Grenzen und erst eine weitere Seite auf einem anderen Ser- ver bewältigte den Ansturm. Aus einem unbekannten Amateurastronomen wurde über Nacht ein gefragter Mann. Ganze 4 Momentaufnahmen des Jupiterimpacts in der Nacht vom 1. auf den 2. Au- Horden von Reportern und Fernsehcrews gust 2009 mit dem 80-cm-Teleskop der Sternwarte Zollern-Alb in unterschiedlichen belagerten tagelang Anthony Wesleys Wellenlängen mit einer DMK 21AF04.AS Kamera bei acht Metern Brennweite. Oben, Haus, ein Interview jagte das andere. von links nach rechts: In der UV-Aufnahme zeigt der linke obere Planetenrand eine kleine dunkle „Delle“, dieselbe Stelle in der Methanband-Aufnahme zeigt dagegen In Deutschland herrschte Mitte Juli 2009 eine helle „Beule“. Diese beiden Aufnahmen zeigen, dass die Impactwolke über leider sehr schlechtes Wetter, so dass hie- die normale Wolkenobergrenze hinausragt und deutlich wärmer als die umgebende sige Amateure erst Ende Juli die ersten Atmosphäre ist. Das RGB-Bild rechts entspricht dem visuellen Eindruck eines Beob- Aufnahmen machen konnten. Selbst mit achters am Okular, die Impactregion ist hier als dunkler Fleck am linken oberen kleinen Amateurteleskopen (60-mm- Planetenrand gut zu erkennen. Unten: Falschfarbenbild, zusammengesetzt aus dem Refraktoren, 4-Zoll-Newtons) konnte UV, Methanband- und Grünkanal der obigen Aufnahmen. der Fleck visuell beobachtet werden. Die Welche Bedeutung die Profiastronomen der Beobachtung von Wesley zumessen, Aufnahmen zeigten etliche Details, be- wurde auf dem European Planetary Science Congress (EPSC) 2009 der europäi- sonders die Verformung des anfänglich schen Planetenforscher am 17. September 2009 in Potsdam deutlich. Wesley wurde leicht ovalen Flecks zu einem lang ge- während eines Meetings über den Impact per Videokonferenz zugeschaltet, beant- zogenen Band konnte über zwei bis drei wortete Fragen der Wissenschaftler vom Keck-II-Teleskop und präsentierte wäh- Monate hinweg verfolgt werden. rend der Dauer der EPSC brandaktuelle Bilder aus den Nacht seiner Entdeckung.

Internet-Hinweise: WIRED-Interview mit Anthony Wesley: EPSC-Seite mit Punkt „Amateurbeiträge Internet-Seite mit Wesleys Entdeckung: http://www.wired.com/geekdad/2009/ zur Planetenerkundung”: http://jupiter.samba.org/ 07/anthony-wesley/ http://meetingorganizer.copernicus.org/ EPSC2009/sessionprogramme/OA

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 10 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

„Wie kann das Glück so wunderlich nur schalten.“ (aus „Ein Sommernachtstraum” von W. Shakespeare)

Ein Sommernachtstraum von Sebastian Hoenig Bildnachweis: Philipp Rothe

Wie fühlt es sich an, wenn man einen Ko- Dann kam der 21. Juli 2002. Es war ein 1 Sebastian Hönig mit seinem meten entdeckt? Diese Frage beschäftigte klarer Abend, der Mond schien hell, es LX200 auf Kometen-Jagd mich spätestens seit dem Sommer 1999. fehlten nur noch wenige Tage bis Voll- Einige Zeit zuvor hatte ich begonnen, mond. Das Semester war auch gerade markiere helle, neblige Objekte. Nicht mich für Kometen zu begeistern. Ich las vorbei, so dass ich am nächsten Morgen so jedoch in dieser Nacht: Keine Karten, Berichte über vergangene Schweifsterne nicht früh raus musste. Deshalb war es keine Ephemeriden, kein Plan. und beobachtete aktuelle Kometen mit auch nicht ganz so schlimm, dass ich meinem eigenen 10-Zöller, den ich mir nicht richtig schlafen konnte. Nach Mit- Ich begann, die Computersteuerung mei- durch Ferienjobs verdient hatte. Noch ternacht entschloss ich mich dann spon- nes Teleskops auszurichten, ohne mir be- gut waren mir die beiden hellen Kometen tan, mein Teleskop ins Auto zu packen sonders viel Mühe dabei zu geben. Eini- Hyakutake und Hale-Bopp aus den Jah- und an meinen Beobachtungsplatz im ge Deep-Sky-Objekte, die ich beobachten ren 1996 und 1997 in Erinnerung. Und Odenwald zu fahren. Es ist dort nicht würde, können auch ohne Computerun- nun war ich auf dieser Konferenz, dem ideal, der West- und Nordhimmel sind terstützung leicht gefunden werden. An- „International Workshop for Cometary ziemlich hell. Richtung Osten und Süden dromeda und Pegasus standen hoch am Astronomy” in Cambridge, mit all den hat man jedoch meist einen sehr dunklen Himmel. Ich beobachtete zuerst zwei Ku- Kometenentdeckern, deren Namen mir Himmel. Das Teleskop war schnell aufge- gelsternhaufen im Wassermann und im nur zu geläufig waren: Alan Hale, Don stellt. Nach vielen Jahren hat man eine Pegasus. Danach wollte ich das Teleskop Machholz, Michael Jäger. Bereits im Vor- gewisse Routine, das 10-Zoll LX200 aus in Richtung Andromeda bewegen, Rich- feld hatte ich beschlossen, mir von jedem dem Auto zu wuchten. Doch was sollte tung Norden und Osten, und rutschte von der Anwesenden ein Autogramm auf die ich nun beobachten? meiner Handsteuerung ab. Das Teleskop Kometenephemeriden seiner Entdeckung blieb irgendwo westlich von Sirrah im geben zu lassen – als Motivationshilfe Normalerweise bereite ich mich gründlich Pegasus stehen. Gab es dort in der Nähe und Glückbringer. Denn wann hat man auf eine Beobachtungsnacht vor. Zuerst nicht auch ein paar schwache Galaxien? schon mal so eine Chance? So klapperte suche ich einige bekannte Kometen auf Ich schaute durch das Okular und sah ein ich einen Kometenentdecker nach dem und schätze ihre Helligkeit. Danach neh- nebliges Fleckchen, heller und größer als anderen ab. Dabei kam ich mit einigen me ich mir für gewöhnlich gezielt einige ich die Galaxien in dieser Region in Erin- ins Gespräch und lernte viel über deren Felder für die Kometenjagd vor. Diese su- nerung hatte. Auch ohne Vergleichsster- Suchstrategien, Durchhaltevermögen che ich schon zu Hause aus, drucke mir ne konnte ich aus der Erfahrung frühe- und das nötige Quäntchen Glück. die entsprechenden Sternkarten aus und rer Kometenbeobachtungen abschätzen,

VdS-Journal Nr. 33 Fotos: © Bernd Koch Fotos: © Bernd Spannende Blicke ins All KOSMOS nimmt Sie mit zu den Messier-Objekten und zu verwegenen Theorien – kommen Sie mit und erleben Sie spannende Entdeckungsreisen.

Entdecken Sie schönsten Ziele am Himmel Sind Zeitreisen möglich? Mit den übersichtlichen Sternkarten in diesem Buch Öffnen Schwarze Löcher den Weg sind sie schnell gefunden. Für jedes Objekt erläutern zu anderen Universen? Kann man die Autoren, was bereits ein Fernglas doch schneller fl iegen als das Licht? zeigt und welche Details und Strukturen Was gestern noch wie Science Fic- im Teleskop sichtbar werden. Für Fort- tion klang, wird heute ernsthaft er- geschrittene gibt es zahlreiche Tipps forscht. Der Wissenschaftsjournalist zur Astrofotografi e. Und selbst Messier- Rüdiger Vaas berichtet über die Experten bieten die detaillierten Hinter- verwegenen Theorien von Einstein, Tunnel durch grundinformationen zu allen 110 Objek- Hawking & Co. und den neuesten Raum und Zeit ten noch viele Neuigkeiten. Erkenntnissen über Schwarze Löcher, 400 Seiten, €/D 19,95 Zeitschleifen und den Urknall. ISBN 978-3-440-12293-8 Die Messier-Objekte 224 Seiten, ca. 130 Fotos, ca. 220 Sternkarten, €/D 29,90 ISBN 978-3-440-11743-9 www.kosmos.de/astronomie Anzeige KOSMOS_VdSJournal_33.indd 1 23.02.2010 10:50:18 Uhr dass das diffuse Objekt in etwa 12 mag putergesteuerte Teleskope, die Ausschau machte eine grobe Zeichung des Su- hell sein musste. Ein Komet mit dieser nach erdnahen Kleinplaneten halten. Ein cherfeldes. Ich wartete einige Zeit. Falls Helligkeit im Pegasus war mir zu dieser so helles Objekt sollte denen doch nicht es wirklich ein Komet wäre, so sollte er Zeit nicht bekannt. Könnte es, dass …? durch die Lappen gehen. Aber sicher ist sich im Vergleich zu den Sternen im Ge- sicher und so wollte ich die Position des sichtsfeld leicht bewegen. Nach etwa 20 Nein, nicht in dieser Richtung, nicht an Objekts fest halten. Auf meinem spon- Minuten schaute ich erneut ins Okular. dieser Stelle des Himmels. Der südliche tanen Beobachtungsausflug hatte ich Und tatsächlich hatte sich das neblige Teil des Pegasus befindet sich zu die- jedoch noch nicht mal ein Stück Papier Fleckchen bewegt. Anhand der Größe ser Jahreszeit eigentlich unter ständiger dabei. Im Auto fand ich eine leere Was- des Gesichtsfeldes konnte ich abschätzen, Überwachung durch professionelle, com- serflasche. Ich riss das Etikett ab und dass das Objekt nun etwa eine Bogenmi-

2 3 4 Links das weltweit zweite Bild von C/2002 O4 Hönig, das Michael Jäger am Abend des 27. Juli 2002 ge- lang, nachdem ich ihn privat von der Entdeckung berichtet hatte (Schmidtkamera 200/300 mm auf TP hypersensibilisiert). In der Mitte eine Komposit-Aufnahme des gleichen Bildautors vom 21. August 2002 (6 und 7 min., Schmidtkamera 250/450 mm auf TP hyp.). Rechts ein Komposit von Jörg Kopplin (54 x 60 s SCT - 203 mm/f/3.5 mit CCD SX-MX7C, IR-Sperrfilter).

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nute weiter nördlich stand, sich also um den USA und in Japan, sowie Michael terwegs. Eine halbe Stunde später mel- die Hälfte seines Durchmessers bewegt Jäger, den ich bat, nach Vollmond das dete er sich, ebenfalls sehr aufgeregt: Er hatte. Gebiet zu fotografieren, in dem der Ko- hatte den Kometen auf mehreren Bildern met dann stehen sollte. Am 27. Juli 2002 gefunden. Wie fühlt es sich an, wenn man einen besuchte ich abends meinen Vater. Fünf Kometen entdeckt? In muss gestehen, Tage waren seit meiner ersten Beobach- Meine Kometenentdeckung zog viel dass ich im ersten Moment eher scho- tung vergangen und die Hoffnung, dass Aufmerksamkeit auf sich. Es folgte eine ckiert denn erfreut war. Das kann doch es sich bei dem Objekt vielleicht doch um Woche mit Presseterminen, Radiosen- nicht sein, nicht unter diesen Umstän- einen neuen Kometen gehandelt haben dungen, Fernsehaufzeichnungen. Einen den! Ich hatte zu diesem Zeitpunkt etwa könnte, schwand zusehends. Wir saßen Termin hatte ich auf der Sternwarte am 100 Stunden nach Kometen gesucht, gut gerade beim Abendessen, als mein Tele- Kleinen Feldberg bei Frankfurt. Nach der vorbereitet und durchgeplant: Auf keinen fon klingelte. Es war Maik Meyer. Maik TV-Aufzeichnung unterhielt ich mich Fall dort suchen, wo die Profis hinschau- war der erste, dem ich von meiner Ent- noch mit einigen Sternfreunden. Plötz- en. Ich packte das Teleskop wieder ein deckung berichtet hatte. Als erfahrener lich streckte mir jemand den Ausdruck und fuhr nach Hause. Auf dem Heimweg Kometenbeobachter hatte er von Beginn der Ephemeriden des neuen Kometen schaffte ich es dann, mich selbst davon an einen sehr realistischen Blick auf die C/2002 O4 (Hönig) entgegen. Er wollte zu überzeugen, dass es sich nicht um ein Sache: Zu oft schon hatte er Meldungen ein Autogramm darauf – wann hat man neuen Kometen handeln könne. Ich ging von Beobachtern erhalten, die glaubten, denn schon mal die Chance dazu? schlafen. einen neuen Kometen entdeckt zu haben. Doch seit 46 Jahren gab es in Deutsch- Was wirklich bleibt war nicht die Ent- Am nächsten Morgen nahm ich meine Be- land keine visuelle Kometenentdeckung deckung als solche, sondern die Beob- obachtungsskizze zur Hand und bestimm- mehr. Maik klang sehr aufgeregt und achtungsnächte danach, an denen ich te die ungefähre Position des Objekts. Be- erzählte, meine Entdeckung wäre bestä- „meinen Komet” beobachtete. Es ist ein kannte Kometen, Galaxien, Asteroiden, tigt worden. Auf der Webseite des MPC seltsames Gefühl ein Objekt am Himmel nichts war an dieser Stelle des Himmels wurden weitere Beobachtungen für ein zu beobachten, das den eigenen Namen zu finden, was meine Beobachtung hätte Objekt namens „UnkHon” erbeten. Unk- trägt. Mehr entfremdent als verbindent erklären können. Also sandte ich einen Hon – Unknown Hönig (in der Tat hatte – ein gewisser Respekt gegenüber dem Beobachtungsbericht an das Central Bu- ich in der Entdeckungsmeldung von ei- Kometen blieb. Und ich konnte mich nie reau for Astronomical Telegrams (CBAT) nem „unbekannten Objekt” – unknown wirklich mit der Bezeichnung „mein Ko- und das Center (MPC). Lei- object – geschrieben). Ich wollte Michael met” anfreunden, was wohl vielen Ko- der verhinderte der Vollmond in den fol- Jäger anrufen, um ihm mitzuteilen, dass metenentdeckern so geht. Yoji Hyakutake genden Tagen Kontrollbeobachtungen, er nicht mehr suchen müsse, doch ich er- meinte zu diesem Thema: ”Die Hauptrolle so dass der Komet erst einmal unbestä- reichte nur seine Frau am Telefon – er in diesem Stück spielt der Komet. Der tigt blieb. Ich kontaktierte Beobachter in selbst war bereits zum Beobachten un- Entdecker ist nur ein Statist.”

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Den eigenen Namen an den Himmel schreiben – Kometenentdeckungen durch Amateure im 21. Jahrhundert von Maik Meyer

Wohl kein anderer Bereich der Astrono- mie ist mit der Aussicht der Verewigung des eigenen Namens am Himmel verbun- den, wie das der Kometenentdeckungen. Noch heute ist es das einzige Gebiet, bei dem der neue Himmelskörper den Na- men des Entdeckers erhält. Alle anderen Möglichkeiten der Platzierung des eige- nen Namens am Himmel sind von Drit- ten abhängig: Kleinplaneten werden vom Entdecker benannt, Mondkrater von der IAU und dann gibt es noch Sonderfälle bei denen die Namensgebung inoffiziell durch Zirkulare oder wissenschaftliche Veröffentlichungen geschieht: z.B. Sa- kurais Stern, Barnard’s Loop, Kreutz- Gruppe.

Als ich Ende der 1980er Jahre mit der 1 Die drei Kometenentdecker der Fachgruppe Kometen (v.l.n.r.): Michael Jäger, Kometenbeobachtung begann, war der Friedrich-Wilhelm Gerber und Sebastian Hönig. Traum, einen Kometen zu entdecken für mich sehr attraktiv. Hätte ich gewusst, dass zehn Jahre später die Hochzeit der Möglichkeiten der Kometenentdeckung auf Null gefallen, ja noch nicht einmal Amateurkometenfunde durch die auto- für Amateure ausloten sollte. Damals gab zurückgegangen ist. Sondern das Niveau matisierten Himmelsdurchmusterungen es einen Kometenentdecker in der Fach- wurde in etwa gehalten. einen herben Schlag erleiden sollte, wäre gruppe Kometen. Heute sind es deren ich wohl konsequenter an dieses Thema drei – siehe Abb. 1. Abb. 3 zeigt etwas mehr Details der heran gegangen. So wurde nichts aus Amateurentdeckungen. Hier wird deut- meiner Kometenentdecker-Karriere; ich Um zu illustrieren, wie stark sich die Si- lich, dass sich vor allem Änderungen in hätte wohl Lewis Swifts Rat „Man kann tuation der Kometenjagd für Amateure der Art der Entdeckungsmethode ergeben Kometen nicht entdecken, wenn man in den vergangenen 20 Jahren geändert haben: Dominierten in den 1990er Jahren im Bett liegt“ besser beherzigen sollen. hat, mag ein wenig Statistik am Platze noch die visuellen Funde, sind es jetzt die Nun, nochmals zehn Jahre später, habe sein. Abb. 2 zeigt den Verlauf der Anzahl Entdeckungen via CCD-Technologie. Die ich 40 SOHO-Kometen gefunden (die der Neu- und Wiederentdeckungen von letzte visuelle Entdeckung datiert mitt- nicht meinen Namen tragen), habe eine Kometen mit Namensvergabe seit 1990, lerweile ins Jahr 2006! Das damit auch Vielzahl von periodischen Kometen in Ar- wobei nur Entdeckungen durch erdge- die mittleren Entdeckungshelligkeiten chivaufnahmen identifiziert (die ebenfalls bundene Teleskope berücksichtigt sind. für Amateure von den visuell geprägten nicht meinen Namen tragen) und eine Ko- Sehr schön ist zu erkennen, dass bis etwa 9-10 Größenklassen auf deutlich schwä- metengruppe durch Bahnrechnungen er- 1996 die Profiastronomen und die Ama- chere Werte fallen, ist eine logische Fol- kannt (die immerhin meinen Namen trägt) teure nahezu einen gleichen Anteil an den ge. Man kann also davon ausgehen, dass – aber die Möglichkeit, einen einzelnen Neuentdeckungen aufweisen! Mit Beginn so ziemlich alle potenziell hellen Kome- Kometen zu entdecken, der erdgebunden des ersten Surveys 1996, und noch deut- ten bereits durch Profis (und Amateure) beobachtbar ist und meinen Namen trägt, licher 1997 steigt dann Jahr für Jahr die- entdeckt werden, bevor sie ihre typische scheint weiter entfernt denn je. se Zahl für die Überwachungsprogramme visuelle Entdeckungshelligkeit erreichen. stark an, um sich dann bei etwa 40-50 Als letztes noch ein Blick auf die geo- Anfang der 1990er Jahre verfasste ich Kometen pro Jahr einzupendeln. Interes- graphische Verteilung der Amateurent- für die Zeitschrift „KPM – Kometen Pla- sant ist hierbei jedoch, dass die Zahl der deckungen. Abb. 4 und 5 zeigen die An- netoiden Meteore“ einen Aufsatz, der die Amateurentdeckungen dabei keineswegs zahl der Amateurentdecker bezogen auf

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die Entdeckungsländer bzw. Erdteile (hier wurden auch Mehrfachentdecker mitge- Amateurkometenentdeckungen seit 2000 zählt, deshalb ergibt sich eine größere Zahl als die der Kometen allein). Die USA, Japan und Australien dominieren stark; Name Methode Instrument Helligkeit die sonstigen sind durch 14 Länder ver- C/2000 W1 (Utsunomiya-Jones) visuell 15 cm B / 8 cm R 7 treten, davon immerhin 12 europäische P/2001 Q2 (Petriew) visuell 51 cm L 11 und davon wiederum je einmal Deutsch- P/2002 BV (Yeung) CCD 45 cm L 18 land, Österreich und die Schweiz. C/2002 C1 (Ikeya-Zhang) visuell 25 cm / 20 cm L 8,5 C/2002 E2 (Snyder-Murakami) visuell 50 cm / 46 cm L 10,5 „Du musst Deinen Feind kennen, C/2002 F1 (Utsunomiya) visuell 15 cm B 10 um ihn besiegen zu können“ C/2002 O4 (Hönig) visuell 25 cm T 10,5 Dieses Motto von Sunzi, einem chinesi- C/2002 X5 (Kudo-Fujikawa) visuell 12 cm B / 16 cm L 7,5 schen Philosophen und Strategen um 500 C/2002 Y1 (Juels-Holvorcem) CCD 12 cm R 15 v. u. Z., mag vielleicht etwas martialisch C/2003 T3 (Tabur) DSLR 7 cm A 11,5 klingen, ist aber der Schlüssel, um sich C/2004 F4 (Bradfield) visuell 25 cm L 8 bei der Kometensuche nicht vollkommen C/2004 Q1 (Tucker) CCD 35 cm T 13 abhängig von Glück und Zufall zu ma- C/2004 Q2 (Machholz) visuell 15 cm L 11 chen. Im Folgenden seien diesbezüglich C/2005 N1 (Juels-Holvorcem) CCD 7 cm A 14,5 deshalb einige Hinweise gegeben. P/2005 T5 (Broughton) CCD 51 cm L 18 C/2006 OF2 (Broughton) CCD 51 cm L 18 1.) Die Surveys meiden P/2006 T1 (Levy) visuell 40 cm L 10 Die automatischen Suchprogramme sind C/2007 E2 (Lovejoy) DSLR 7 cm A 9,5 bis auf eine Ausnahme auf der nördli- C/2007 K5 (Lovejoy) DSLR 7 cm A 13 chen Halbkugel verteilt. Dies bedeutet C/2007 N3 (Lulin) CCD 41 cm Y 18,5 natürlich, dass der nördliche Himmel in- C/2008 C1 (Chen-Gao) DSLR 7 cm A 13 tensiv abgedeckt wird. C/2008 N1 (Holmes) CCD 40 cm T 19,5 Unter http://scully.cfa.harvard.edu/~cgi/ C/2008 Q1 (Maticic) CCD 60 cm L 17,5 SkyCoverage.html kann man sich eine P/2008 Q2 (Ory) CCD 61 cm L 17,5 Karte der aktuellen Abdeckung generie- C/2009 E1 (Itagaki) CCD 21 cm L 10 ren lassen, und somit seine Suchgebie- C/2009 F6 (Yi-Swan) DSLR 9 cm A 10,5 te taktisch fest legen. Schaut man sich P/2009 L2 (Yang-Gao) DSLR 11 cm A 13 diese Karten im Detail an, fällt auf, dass P/2009 QG31 (La Sagra) CCD 45 cm L 18,5 die Surveys gewisse Bereiche meiden. P/2009 T2 (La Sagra) CCD 45 cm L 17 Dies betrifft polnahe Gebiete, Bereiche geringer Elongation zur Sonne und die Instrumentencodes: B = Feldstecher, R = Refraktor, L = Reflektor, T = Schmidt- Milchstraße. Diese Gebiete sind daher be- Cassegrain, A = Astrograph/Tele, Y = Ritchey-Chretien sonders lohnenswerte Jagdgründe. Nicht abgedeckt durch diese Darstellung ist das durch das SWAN-Instrument an Bord der Himmel auf und kann Kometen bis ca. gegenüber liegende Bereich werden nicht SOHO-Sonde beobachtete Gebiet. Die- 10.-11. Größenklasse detektieren. Nur die abgedeckt. Eine Vielzahl von Amateuren ses nimmt im UV-Bereich den gesamten sonnennahen Bereiche und der der Sonne überwachen die SWAN-Aufnahmen, was

2 Verlauf der Kometenentdeckungen (Neu-/Wiederent- 3 Verteilung der visuellen und fotografischen bzw. deckungen mit Namensvergabe, ohne Satellitenentdeckungen) CCD-Entdeckungen der Amateure von 1990–2008. von 1990–2008.

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4 Verteilung der Amateurentdeckungen nach Ländern 5 Verteilung der Amateurentdeckungen nach Erdteilen (jeder vergebene Name wurde gezählt). (jeder vergebene Name wurde gezählt).

sich in bis jetzt neun darin entdeckten C/2002 T7 (LINEAR) nahe dessen Schwei- wesen, hätte ich wohl beide Kometen ge- Kometen zeigt. fes gefunden. Der Aufnahmezeitpunkt sehen. Oder hatte ich den falschen, den lag über vier Monate vor der offiziellen neuen, Kometen geschätzt? Ich werde es 2.) Effektiv arbeiten Entdeckung durch den Amerikaner Don wohl nie erfahren. Um die Chancen einer Entdeckung zu E. Machholz. erhöhen, muss optimal mit einer tiefen Wichtig ist vor allem Eines: Ausdauer Grenzgröße, einem großen Gesichtsfeld Ich bin sicher, dass auch in Zukunft vi- und Gelassenheit. Der Spaß an der Sache und einer geringen Belichtungszeit gear- suelle Kometenentdeckungen gelingen sollte im Vordergrund stehen. Minoru beitet werden. Hierbei haben sich in den werden. Die Chancen dazu werden sich Honda, einer der erfolgreichsten japani- letzten Jahren die digitalen Spiegelreflex- allerdings nicht verbessern. Es gehört si- schen Kometen- und Novae-Entdecker kameras in Verbindung mit Teleobjekti- cher eine sehr große Portion Glück dazu. sagte einmal: „Wenn Du verzweifelt und ven bewährt. Zu beachten ist allerdings, Eine visuelle Entdeckung ist meiner An- angestrengt versuchst, einen Kometen zu dass ein Suchprogramm mit viel Durch- sicht nach am wahrscheinlichsten, wenn entdecken, beende Deine Suche besser, satz auch einen hohen Zeitaufwand für ein Komet durch einen Ausbruch so hell denn Du wirst so wahrscheinlich nie ei- die Inspektion und Vermessung der Bil- wird, dass er in die Reichweite visueller nen finden. Wenn Du jedoch akzeptierst, der erfordert, was dann wieder ideal für Beobachter gerät. Dies lässt sich leider dass Deine Kometensuche möglicherwei- ein Team ist – allerdings wird dann auch nicht vorhersagen. Natürlich gelten für se nie von Erfolg gekrönt sein wird, dann der Komet nach dem Team benannt, so- einen visuellen Kometenjäger die oben suche bitte weiter, denn so könntest Du lange die Aufnahme und die Entdeckung genannten Optimierungskriterien eben- eines Tages tatsächlich einen Kometen nicht durch ein und dieselbe Person er- so. finden.“ bracht wurden. Ein Beispiel eines erfolg- Im Jahr 1997 schrammte ich knapp an reichen Amateur-Suchprogramms ist der der eigenen Kometenentdeckung vor- La Sagra Sky Survey. Das Teleskop steht bei. Am 7. Mai 1997 wollte ich den neu auf Mallorca, die Beobachter, welche die entdeckten Kometen C/1997 J1 (Mueller) Aufnahmen am heimischen Computer beobachten. Leider war der Himmel nicht auswerten, in verschiedenen Ländern. optimal und es herrschte leichter Dunst. Bisher gehen zwei Kometen auf das Kon- Der Komet sollte 12-13 Größenklassen to des La Sagra Teams. hell sein, war aber glücklicherweise ze- nitnah platziert. Nur mit Mühe und in- 3.) Aufnahmen schnell prüfen direktem Sehen konnte ich ihn am vor- Eine Vielzahl von möglichen Entdeckun- hergesagten Ort erkennen und auf 12,6 gen durch Fachgruppenmitglieder wur- Größenklassen schätzen. Am nächsten den dadurch vereitelt, dass Himmelsauf- Tag erlitt ich einen leichten Schock, als nahmen nicht sofort überprüft wurden das neueste IAU-Zirkular in meiner Mail- bzw. dass keine geeigneten Vergleichs- box landete: Nur 0,5 Bogenminuten von aufnahmen zur Verfügung standen. So dem gestern beobachteten Kometen ent- wurde beispielsweise der Komet C/2004 fernt wurde ein weiterer Komet entdeckt, Q2 (Machholz) nachträglich durch Mi- ca. 0,5 Größenklassen heller, C/1997 J2 chael Jäger und Gerald Rhemann in (Meunier-Dupouy). Ich konnte es nicht Aufnahmen des damals hellen Kometen glauben! Wäre der Himmel optimal ge-

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Chronik des Helligkeitsausbruches bei 17P/Holmes von Juan Antonio Henriquez Santana

Es war ein ganz normaler Nachmittag am Sekunden Belichtungszeit auf und erhielt durch zog, überstrahlte der Stern den 23. Oktober 2007. Zuerst zogen noch ei- via „Astrometrica“ das Bild in Abbildung 1. Kometen. Ich hatte nun zwei Möglich- nige Wolken über den Himmel, die aber „Was für ein Pech“, dachte ich zuerst. Da keiten: Entweder einen anderen Kometen später verschwanden. „Es scheint, dass die der Komet direkt vor einem Stern hin- ins Visier zu nehmen oder zu warten. Als Nacht gut wird. Schade dass es mitten in der Woche ist und ich Morgen früh raus muss“, dachte ich. Vor einiger Zeit hatte ich mein Teleskop auf eine trapezförmige Plattform mit vier Rädern montiert, die es mir erlaubte, mein ganzes Equipment in nur zwanzig Minuten an meinen Be- obachtungsplatz zu bringen. Das Equip- ment besteht aus einer Losmandy G11- Montierung plus Gemini-Goto, einem Vixen VC200L Visac (200/1800 mm, f/9) und einer CCD-Kamera ST-9 – erworben erst vor ein paar Monaten. Nach dem routinemäßigen Kalibrieren der Kamera und der Kontrolle der Schärfe, begann ich gegen zehn Uhr mit meiner Beobach- tungssession.

Zuerst versuchte ich mich am Kome- ten 50P/Arend. Ich hatte ihn schon vor anderthalb Monaten (am 9. September) gefunden. Immerhin schienen 17 mag 1 Das erste Bild des Holmes-Ausbruch vom 23. Oktober 2007. Ich dachte in dieser Nacht durchaus machbar! Er zuerst, der Komet würde gerade vor einem Stern vorbeiziehen, so gesättigt war die bewegte sich mit 0,84 Bogensekunden erste Aufnahme. pro Minute; 164 Sekunden dauerte die Belichtung und die Aufnahme war im Kasten. Welche Freude!

Nach Komet Arend suchte ich mir ein neues Ziel. Die Nacht verbesserte sich für einige Momente. Es ist so gegen 23:30 Uhr (22:30 UT) und Komet C/2006 M1 (Linear) war ziemlich schwach. Doch nicht weit weg stand Komet 17P/Hol- mes. Ich hatte ihn bereits bei zwei frühe- ren Gelegenheiten beobachtet. Gustavo Muler (Stationscode J47) hatte ihn am Vortag mit 16,5 mag Helligkeit gemessen – also ebenfalls kein einfaches Ziel. Aber wie auch immer, es war ein Ziel und ich musste bald zu Bett gehen.

„Okay, ich werde ihn versuchen!“ Ich stellte die Geschwindigkeit auf 0,42 Bo- gensekunden pro Minute ein und eine Belichtungszeit von 328 Sekunden. Pro- behalber nahm ich ein erstes Bild mit 180 2 Nun war „der Stern“ noch heller geworden. Was passierte hier?

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ich zu Bett ging, beschloss ich, die au- Santana: „Mach einen Vergleich mit Astro- machten, merkten wir, dass die Helligkeit tomatische Belichtungssteuerung an zu metrica. Gustavo, bist Du noch dran?“ des Kometen nicht nur einmalig explo- lassen. Um ein Uhr vierzig am 24. Okto- Muler: „Jaaa. Ist DAS etwa der Komet?“ diert war sondern auch jetzt noch immer ber – früher als geplant – stand ich noch Santana: „Ich denke schon. Komm, ich bin mir weiter zunahm. Ich beschloss, dem Ko- im Halbschlaf auf und ging an den Com- sicher, aber ich brauche deine Bestätigung.“ meten so lange wie möglich zu folgen. puter, um das letzte Bild des Kometen zu Muler: „Aber wie hell ist er?“ Um vier Uhr morgens am 24. Oktober betrachten (Abbildung 2): Santana: „Nach meinen Berechnungen etwa überquerte er den Meridian. Ich musste 9,5 mag.“ aufpassen, ihn beim Umschlagen des Te- Doch plötzlich war ich hellwach! Ich Die Minuten, die folgten, waren sehr leskops nicht zu verlieren. Bis dahin hat- öffnete die bisher erzielten Bilder und aufregend. Dr. Mark Kidger kontaktierte te ich die Aufnahmezeiten immer weiter bearbeitete sie. „Oh, entweder habe ich uns, und auch er konnte den Helligkeits- verkürzt und war schon bei acht Sekun- hier einen neuen, sehr schnellen Stern ausbruch von 17P/ Holmes unter ähnli- den angelangt. Ich ließ die Aufnahme- entdeckt, oder 17P/ Holmes ist explo- diert“. Ich veränderte die Belichtungszeit: 80 Sekunden zeigten immer noch Sätti- gung, 40 Sekunden – in der Sättigung, 20 Sekunden – OK“.

Ich brauchte unbedingt jemanden, der bestätigen konnte, was ich sah. Ich hatte keinen Zweifel, dass die Bilder in Ordnung waren und das Feld richtig gewählt war.

Ich erhöhte die Belichtungszeit wieder auf 30 Sekunden und erhielt das Foto in Abbildung 3, anhand dessen ich ers- te Schätzungen der Helligkeit von 17P/ Holmes vornehmen konnte.

Gleichzeitig sandte ich eine E-Mail an eine Liste von Beobachtern. Gustavo Muler antwortete am schnellsten. Am Telefon wollte ich ihm nicht viel sagen. Etwas war mit Holmes nicht in Ordnung 3 Nach den ersten Bildern korrigierte ich die Belichtungszeit, um damit korrekte und ich wollte eine zweite Meinung eines photometrische Messungen machen zu können. Von anfänglich 180 Sekunden redu- anderen Beobachters. Er war überrascht, zierte ich die Belichtungszeit im Laufe der Nacht bis auf acht Sekunden. dass ich von ihm verlangte, er solle ein kurz belichtetes Foto der Region machen, da er Holmes bereits in der vorherigen Nacht mit nur 16,5 Größenklassen beob- achtet hatte.

Es folgte ein Dialog zwischen uns beiden: 4 Kurzer Ausriss aus Sky&Telescope, die aus dem IAU-Zirkular zitieren. Muler: „Bilder sind fertig, was soll ich denn darauf sehen?“ Santana: „Sag mir, was Du auf der Aufnah- chen Bedingungen bestätigen. Er sandte zeit auf acht Sekunden eingestellt, mit me siehst. die Mitteilung an das Central Bureau for Pausen von jeweils einer Minute. Auch Muler: „Nun, ich sehe drei Sterne sehr Astronomical Telegrams (CBAT). Zu dieser erstellte ich aus den Bildern ein Video dicht beieinander. Sie sind sehr ähnlich, Zeit hatte sich bereits Jose Maria Ruiz aus der Helligkeitsentwicklung des Kometen und auch ... einen leuchtenden Stern in Malaga (Stationscode J40) der Überwa- vor dem Umschlagen des Teleskops und der Mitte.“ chung von 17P angeschlossen. Ich erzähl- danach [2]. Santana: „Was ist mit den Kometen?“ te ihm, was geschehen war, und auch er Muler: „Den sehe ich nicht.“ nahm Holmes ins Visier. Nun waren wir Nach Beginn der Morgendämmerung Santana: „Schau Dir das nächste Bild an.“ bereits vier Beobachter, die den Ausbruch konnte ich schließlich die Arbeit der Muler: „Okay ... schon fertig.“ gesehen hatten. Wir fingen an, die Auf- Nacht begutachten: 229 Aufnahmen, Santana: „Was siehst du?“ zeichnungen, die wir gemacht hatten, ans 148 davon ungesättigt, 81 in der Sätti- Muler: „Mein Gott, Juan Antonio, das (MPC) zu schicken. gung oder Kontrollaufnahmen. Schon gleiche wie zuvor.“ Mit jeder weiteren Aufnahmen, die wir mit acht Sekunden war der Komet in der

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 18 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

5 Lichtkurve von 17P/ Holmes in total flux/s. Die Belichtungs- zeit wurde im Laufe der Nacht kontinuierlich reduziert. Die Helligkeit stieg von 9,5 auf 7,6 mag.

Sättigung, als hätte ich hundertachtzig ten Stunden war unglaublich. Schon folgenden Nacht vom 24. auf den 25. Ok- Sekunden belichtet. Ich nahm eine Du- während des Unterrichts trafen E-Mails tober zu tun hatte. Ich nahm mein C102, sche und ging zur Arbeit. Während des und Kurzmitteilungen auf Gustavos setzte es auf die CG4-Montierung (meine Frühstücks sagte ich zu meiner Frau: Handy ein. Beobachter in den USA hat- erste Montierung überhaupt) und schau- „Isabel, wie Du sehen kannst, ist letzte ten 17P/ Holmes mit 6 mag gesehen. Um te mir 17P/ Holmes einmal in Ruhe an. Nacht was passiert. Ich weiß nicht, wel- zwei Uhr nachmittags schließlich kamen Es war etwas zwischen uns beiden. Aber che Bedeutung es haben wird, aber ich Meldungen aus Japan, dass er jetzt 2,8 ich fühlte, dass mir etwas fehlte. Was war denke, es ist sehr wichtig.“ „Okay, freut mag hatte und problemlos mit dem blo- es? Natürlich! Die Aufnahmen von 50P/ mich...“, war ihre einzige Antwort. ßen Auge gesehen werden konnte. Sehr Arend, die durch 17P am vorigen Abend Die Abfolge der Ereignisse in den nächs- schnell brachte die IAU das Zirkular # in den Hintergrund getreten waren. Ich 8886 in Umlauf. Sky & Telescope hatten stand auf, bearbeitete Sie und sandte die die Nachricht auch bekommen und zi- Daten an das MPC und an die E-Mail- tierte uns. Die Geschwindigkeit, in der Listen. Jetzt konnte ich mich endlich ent- die Nachricht sich im Internet verbreite- spannen und den Kometen ansehen. Der te, überraschte mich. einzige, der für die nächsten Wochen hell am Himmel stand. Abbildung 5 habe ich die Kurve für die Helligkeitsentwicklung von 17/P Holmes aufgetragen. Eine spektakuläre Helligkeitsentwicklung. Der Komet hat praktisch zwei volle Größen in etwa fünf Stunden zugelegt, also durchschnittlich eine halbe Größenklasse pro Stunde.

Die Aufregung und Spannung, die wir an diesem Abend geteilt hatten, mach- te sich langsam bemerkbar: Ich war Internet-Hinweise: erschöpft. Alle anderen Mitbeobachter [1] Observatorium Atlante MPC J51: wussten, was sie zu tun hatten. Wir hat- http://atlante.org.es ten ihnen gezeigt, wo sie den Kometen [2] Eine Animation des Helligkeitsaus- finden würden. Alle machten Pläne, bruches von 17P/ Holmes in zwei was in den nächsten Stunden zu tun Teilen: http://www.youtube.com/ 6 Hier bin ich zwei Tage nach der war. Von überall her kamen E-Mails mit watch?v=ePyQW22nr8k Beobachtung des Helligkeitsausbruches Glückwünschen. http://www.youtube.com/ von 17P/ Holmes mit meinem Beobach- watch?v=lXUJJO739Lg tungs-Equipment zu sehen. Ich wusste auch, was ich in der darauf

VdS-Journal Nr. 33 WISSEN KOMPAKT

SUW-DOSSIER 1/2010 »SIEBEN BLICKE IN DEN KOSMOS« In diesem Sonderheft berichten Mitarbeiter von den astronomisch aktiven Instituten der Max-Planck-Gesellschaft über ihre neuesten Projekte und Ergebnisse – Wis- senschaft aus erster Hand, bei der man die Freude der Astronomen an ihrer Arbeit förmlich spürt. Und da diese Begeisterung auch in den naturwissenschaftlichen Unterricht der Mittel- und Oberstufe getragen werden soll, gibt es im Rahmen des Projekts »Wissenschaft in die Schulen!« (www.wissenschaft-schulen.de) in dem Heft auch noch reichlich didaktische Materialien für die Behandlung des Themas im Unterricht. Aus dem Inhalt: >> Marsforschung: Das Landegerät »Phoenix« und seine Forschungsergebnisse >> Radioastronomie: Blick in das staubige Universum >> Gravitationswellen: Zustand und Perspektiven der Gravitationswellenastronomie Das Sterne und Weltraum-Dossier »Sieben Blicke in den Kosmos« erscheint am 16. 03. 2010 und kostet € 8,90.

> Der Ur-Sprung des Alls > Bedroht die Quanten- > Neutrinojagd am verschränkung Nordpol > Konrad Zuses Einsteins Theorie? > Entdeckungsmaschi- »Rechnender Raum« > Die Wirklichkeit nen der Superlative > Das Weltall als der Quanten > Teilchenbeschleuniger Quantenrechner > Nackte Singularitäten mit Plasmawellen > Spekulation: > Ist das Universum > Fünf Ziele für die Abschaffung des ein Torus? Raumfahrt Menschen? > € 8,90 € 8,90 € 8,90

> Gesprengte Rahmen – > Ursprung des Entdeckungen mit Zeitpfeils Tragweite > Ist unser Kosmos nur > Springende Quanten – einer von vielen? > Zwillingswelten Was entdeckte Planck? > Besteht die Raumzeit > Dunkle Materie > Planck und seine aus Quanten? > Quantentheorien der Umwelt > Strings und die Gravitation > Was machen Plancks Theorie für (fast) alles > Vor dem Urknall Erben? € 8,90 € 8,90 € 8,90

> Die Ursprünge des Teleskops > Galileis astronomische > Flecken, Flares, Werkstatt Eruptionen > Galileis Revolution > Gluthölle Venus > Magnetfelder und und die Transforma- > Der Mars im Blick Sonnenwind tion des Geistes > Die Vielfalt der > Die Heliosphäre als > Wie entstehen neue Planetenringe Physiklabor Weltbilder? > Erdnahe Asteroiden > Das Weltraumwetter € 8,90 € 8,90 € 8,90

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William A. Bradfield – der Grand-Seigneur der visuellen Kometenentdecker oder: Als die Kometenentdeckung noch sportlich war

von Otto Guthier

Die Leoniden machten es möglich. Für 1 William A. Bradfield neben dem das Jahr 2001 bestand am 17. Novem- fertig montierten 150 mm Kometen- ber die beste Sichtbarkeit dieses impo- sucher auf einer Selbstbaumontierung santen aber selten aktiven Meteorstroms in „Down Under“- im fernen Australien. Nach der berühmt berüchtigten Feuerku- oder Adelaide. Nach 14-tägiger Reise gelnacht von 16. November 1998 wollten durch den fünften Kontinent und einer wir uns dieses Ereignis nicht entgehen sehr beeindruckenden Boliden-Nacht mit lassen. Wir, das waren Bernd, Werner, vielen Leoniden in der Wüste, erreichten Axel sowie der Autor, die nach 23 Stun- wir Ende November Adelaide. den Flug in Cairns im Osten des fünften Kontinents landeten, der geneigte Leser Zu Besuch beim Kometenentdecker siehe dazu auch den Reisebericht im Aus einer Brieffreundschaft mit William VdS-Journal für Astronomie [1]. A. Bradfield, genannt Bill, aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts war mir Mit im Gepäck eine kleine Reise-Montie- die Adresse noch geläufig: Lower North rung, ein 60 mm Refraktor und reichlich East Road, Dernancourt/Australia. Den Kodak-Filme, die unsere Kameras „füt- Schriftwechsel hatte ich dabei und es be- tern“ sollten. In den Reiseunterlagen be- stand der feste Plan ihn aufzusuchen. fand sich auch die Adresse des bekann- Ohne Probleme fanden wir an einer brei- ten und wohl erfolgreichsten (visuellen) ten Ausfallstraße das nette Anwesen, Kometenentdeckers des 20. Jahrhun- angemeldet hatten wir uns nicht. Also derts: William A. Bradfield, der im Süden einfach mal klingeln: Völlig überrascht Australiens lebt. Er wohnte in Adelaide schauten wir in die überraschten Au- und stand ebenso auf unserem Reiseplan gen einer jungen Frau – etwa die Toch- 2 Bill mit Bernd Flach-Wilken im wie der Ayers Rock (oder Uluru), Sydney ter? Nach kurzem Gespräch stellte sich Gespräch

VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen 21

heraus: Ja, es war die Tochter, aber ihr Die Vergrößerung betrug 26-fach, das Daddy wohnte nicht mehr in Adelaide, Gesichtsfeld stattliche 2,5 Grad. Die azi- sondern in einem kleinen Ort ca. 120 Ki- mutale Montierung wurde wahlweise so lometer südlicher von Adelaide. Nach ei- hoch platziert, dass Bill immer bequem nem kurzen Telefonat mit Bill hatten wir im Stehen beobachten konnte. Eine selbst die Zusage, ihn und seine Frau besuchen gebaute, einfache handbetriebene Nach- zu können. führung gestattete ihm eine Elevations- bewegung von ca. 1 Grad pro Sekunde. Zwei Stunden später standen wir vor ei- Beim Suchen wurden sich überlappende nem kleinen Haus, mitten von Grünland Felder von 1,5 Grad observiert, sodass er umgeben. Eine Dame öffnete uns, und da nach eigenen Angaben rund 300 Quad- wir angemeldet waren, führte sie uns zu ratgrad in einer Stunde absuchen konnte. ihrem Mann. Da stand er, der leibhaftige Dabei suchte er nur in einer Elongation William A. Bradfield! von 22 Grad (!) bis 80-90 Grad von der Sonne entfernt. Schnell kam man sich näher, Frau Brad- field servierte uns feinsten Tee „very Später nutzte er auch ein 250 mm New- 3 Ein primitiver Pappkarton am british“ (Frau Bradfield war in England ton-Teleskop, eingebaut in einem Holz- Okularende schützt das zweite Auge geboren…). Bill hatte während unserer tubus. Dieses Instrument kam seltener vor Fremdlicht. Anreise seine Korrespondenz überprüft zum Einsatz, der Refraktor lies sich ein- und offenbar meine Briefe an ihn gele- facher und bequemer bedienen. Bis zum sen. Er wusste noch, dass mit dem hellen Zeitpunkt unseres Besuches hatte Bill Kometen 1969i Bennett (ein von Südafri- insgesamt 17 Kometen aufgespürt. Damit ka aus entdeckter Komet) unsere gemein- ist er der erfolgreichste, ausschließlich same große Freude an der Beobachtung visuell arbeitende Kometenentdecker al- von geschweiften Sternen begann. Als ler Zeiten. Alle von ihm aufgefundenen Ingenieur für Raketentechnik arbeitete er Schweifsterne tragen ausschließlich sei- an mehreren Projekten in der Nähe von nen Namen – auch dies ist ein Novum. Adelaide. Eines Tages, eher zufällig, sich- Mit seinem Lieblingsinstrument, dem tete er den hellen Kometen Bennett. Da- 150 mm Refraktor, fand er 14 Kometen, mals wusste er noch nicht, dass er zwan- mit dem 250 mm Newton zwei und mit zig Jahre später einer der erfolgreichster einem Feldstecher einen weiteren Kome- Entdecker von Kometen überhaupt sein ten auf. sollte. Seinen zehnten Kometen entdeckte er Bill schilderte uns seine Entdeckungsge- am 24. Dezember 1979; er erhielt die Be- schichten und Techniken beim Suchen. zeichnung 1979 Y1. In den 80er Jahren Seine Erfolgsstory begann im Jahre 1970 des vorigen Jahrhunderts schlug er noch 4 „Anti-Beschlag“-Lösung von Bill mit der systematischen Suche nach neu- viermal zu und in den 90er Jahren fand (siehe Text) en, unentdeckten Kometen. Nach 260 er noch drei weitere. Dann wurde es ru- Stunden einer intensiven Sucharbeit hat- higer um ihn. te er im Jahr 1972 erstmals Erfolg: Am 12. März 1972 fand er seinen ersten Ko- Die Kometen-Sternwarte meten mit der Bezeichnung 1972 E1, der Der Tee schmeckte ausgezeichnet und seinen Namen trug. wir waren in unser Gespräch vertieft, als seine Frau uns fragte, ob wir nicht auch Damals, so schilderte er uns, konnte er die Teleskope sehen möchten. Und ob wir noch von seinem Haus in Adelaide aus wollten! Nur Bill zögerte noch etwas, uns beobachten, ab 1974 begab er sich auf seine Sternwarte zu zeigen. Aber wir hat- Plätze in den Adelaide Hills mit freier, ten ihn bei der Ehre gepackt. Voller Stolz ungestörter Sicht an den West- bzw. in machte er sich auf den Weg in den Garten, den Morgenstunden an den Osthorizont. und wir folgten ihm gespannt. Zuerst prä- Sein Instrument bestand zu dieser Zeit sentierte er sein Holzstativ mit der selbst- aus einem 150 mm f/5,5 Dollmayer-Re- gebauten Montierung, die mir von Bildern fraktor, eigentlich einer dreilinsigen Stu- aus einem „Sky and Telescope“-Artikel diokamera, die er für 60 Dollar erstan- aus den siebziger Jahren bekannt vorkam. den hatte. Das Objektiv wurde mit einem Mit zwei Handgriffen war der 150 mm Tubus versehen und mit einem 32 mm Refraktor montiert: Voller Stolz präsen- 5 Der Transport des 250 mm Erfle-Okular bestückt. tierte Bill uns seinen Kometensucher. Newton-Teleskopes

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Auf die Frage, ob wir auch das Newton- seinen dichten Augenbrauen befanden, Teleskop sehen dürften, machte sich Bill seine Bescheidenheit, seine imponieren- auf den Weg und kam - mit einer Schub- de, beobachterische Geschicklichkeit, mit karre und einer Holzkiste aus dem nahe der er zu Werke ging. Still merkte er an, gelegenen Schuppen zurück. Der Aufbau dass die anderen australischen Amateu- auf der etwas abenteuerlich anmutenden rastronomen, die bereits Kometen ent- Selbstbaumontierung gestaltete sich ein- deckt hatten, meinten, er sei nun zu alt fach, und Bill demonstrierte auch hier für eine weitere Entdeckung. - Aber auf- seine spezielle Beobachtungstechnik. geben würde er nicht!

Apropos Technik: Um das Okular beim Recht hatte er, seinen 18. Kometen fand Beobachten nicht anzuhauchen, erfand Bill nach unserem Besuch am 23. März er eine eigene Lösung: Ein Mundstück, 2004, im Alter von 76 Jahren! Mit der das mit seinen zwei freien Enden an ei- Bezeichnung C/2004 F4 trug auch dieser nen dünnen Schlauch verbunden war, Schweifstern ausschließlich den Namen führt die Atemluft an die hintere Kopf- seines Entdeckers: William A. Bradfield. hälfte und von dort ins Freie – einfach, aber einfallsreich und genial, denn so hatte er nie ein beschlagenes Okular! Literaturhinweise Noch lange standen wir in seinem Garten [1] W.E. Celnik et al., 2003: „Rich- zusammen und fachsimpelten über sei- tung Südost – (nicht nur) der ne Instrumente, Techniken und Erfolge. Sternschnuppen wegen - Leoniden Besonders beeindruckend waren seine 2001“, VdS-Journal für Astronomie wachen, flinken Augen, die sich unter 10 (I-2003), 112

6 links Oben: … und die Mon- tage des Selbstbauinstruments auf der selbstgebauten parallaktischen Montierung

7 links Mitte: … der „Meister“ der Entdeckung in Aktion

8 Das stolze Ehepaar: William A. Bradfield und Frau

9 Der Autor dieses Beitrages lässt sich von William A. Bradfield seine Techniken erklären.

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Knapp vorbei ist auch daneben – zwei kleine Entdecker-Geschichten von Otto Guthier

Geschichte Eins später verschwand diese Sternengegend Gesagt, getan. Doch so einfach war das Endlich Urlaub! Es sollte in die Berge ge- hinter einem Gebirge, ohne dass ich eine gar nicht: Es gab (noch) kein Handy. Kein hen – zum Skifahren. Ziel war ein klei- etwaige Bewegung des Objektes unter Haustelefon vor Ort. Die Post hatte in nes Gebirgsdörfchen im schweizerischen den Sternen bestimmen konnte. Banges dem kleinen Gebirgsdorf des Nachts ge- Wallis. Mit dabei die Familie und mein Warten. Für eine Meldung war es noch zu schlossen. Aber hatte ich nicht irgendwo 125 mm-Refraktor mit einer Brennweite früh: Es fehlte die zweite Beobachtung. eine Telefonzelle gesehen? von 750 mm, ideal zum Kometensuchen Zum Glück war auch die nächste Nacht (und -beobachten). Schon seit 5 Jahren klar. Schnell war nach der Dämmerung Ich wurde erlöst. Rasch die Nummer ein- suchte ich hin und wieder mal nach Ko- die betreffende Sternenregion eingestellt geben, am anderen Ende meldete sich meten. Eine einfache, selbst gebastelte und das Objekt wieder gefunden. Und Jürgen. Nach Schilderung der Beob- Montierung mit elektrischer, batteriebe- siehe da, das diffuse „Nebelchen“ hatte achtung und der zwei Positionen folgte triebener Nachführmöglichkeit, die mir sich um einige Bogenminuten weiter be- – Schweigen am anderen Ende. Banges Bernd Flach-Wilken gebaut hatte (Danke wegt in Richtung Sonne! Warten … Bernd!), sorgte für eine ruckelfreie Nach- führung des Instrumentes. Rund 150 Der Puls schlug schneller … Ein Schweif- Jürgen klärte mich auf, dass vor zwei Stunden hatte ich schon damit verbracht, stern in dieser Himmelsregion war mir Tagen drei japanische Sternfreunde an verschiedenen Standorten im Hoch- nicht bekannt. Sollte etwa einen perio- exakt an dieser Stelle einen neuen Ko- gebirge nach Kometen zu suchen. dischen Komet ein Helligkeitsausbruch meten aufgefunden hatten: Er trug die ereilt haben? GUIDE gab es damals noch Bezeichnung C/1987 B1 zusammen mit So auch am Abend des 23. Januar 1987. nicht. Oder handelte es sich um einen den wohlklingenden Namen Nishikawa- Nach einer halben Stunde fand ich ein ca. neuen Kometen? Also schnell die exak- Takamizawa-Tago. 9 bis 10 Größenklassen schwaches Ob- te Position bestimmen und rasch Jürgen jekt, welches nicht auf meiner Sternkarte Linder (damals Leiter der VdS-Fachgrup- Sie hatten zwei Tage zuvor meinen Ko- verzeichnet war. Doch bereits 20 Minuten pe Kometen) anrufen! meten gefunden – Pech gehabt …

Geschichte Zwei zu halten. Die Aufnahme vom 15. ten in dieser Nacht nur um ein Grad Von einem Astroaufenthalt Mitte Oktober zeigte Sterne bis 16,5 mag, die verfehlt hatte. Die Positionen des Ko- 1995 aus den Alpen zurückgekehrt las Himmelsgegend lag in der Milchstraße, meten 1994u wurden auf beiden Auf- ich im „Sternkieker“ (Zeitschrift der unweit des Rosettennebels im Stern- nahmen von Nobert Mrozek und mir Gesellschaft für volkstümliche Astro- bild Einhorn. Die Position des Kome- exakt bestimmt und dienten damals nomie e.V., Hamburg) einem Bericht ten für dieses Datum hatte ich mir auf zu einer Verbesserung der Bahnele- in der Rubrik „Kometenseiten“ von einer Sternkarte eingezeichnet und mente des Kometen McNaught-Russell. Hartwig Lüthen: Er berichtete über nach wenigen Minuten fand ich auf Robert McNaught fand den Kometen eine Prediscovery-Aufnahme des neu- dem Negativ ein fast sternförmiges übrigens am 12. Dezember 1994 auf en Kometen McNaught Russell 1994u Objekt, welches von einer kleinen, einer Platte des U.K. Schmidt-Teles- vom 13. Oktober 1994, auf der er ei- schwachen Koma umgeben war, die kopes in Siding Spring (Australien), gentlich den bekannten periodischen Helligkeit schätzte ich auf etwa 14,5 die Kenneth S. Russell belichtet hatte. Kometen P/Borrelly ablichtete. Ähn- mag. Es musste der Komet sein, der Im IAU-Circular 6115 wurde die Ent- lich wie Norbert Mrozek hatte auch zu diesem Zeitpunkt rund 4 Grad von deckung mitgeteilt. Norbert und ich ich in dieser fraglichen Zeit den Ko- dem bekannten periodischen Kometen hatten das Objekt zwar acht Wochen meten P/Borrelly mit meiner 10-Zoll- P/Borrelly entfernt stand. früher aufgenommen, aber unter dem Schmidt-Kamera aufgenommen und Sternenmeer nicht entdeckt. zwar am 10. und 15. Oktober 1994. Offenbar war mir dieses schwache Der Bericht hatte mich neugierig Objekt beim Betrachten des Negativs Die Moral aus der Geschichte? Man gemacht und veranlasste mich, die zunächst nicht in der sternreichen sollte seine Aufnahmen genau über- Negative des TP6415-Filmmaterials Region der Milchstraße aufgefallen. prüfen, ob sich nicht ein „neues“ Ob- erneut zu sichten und nach der Po- Eine Überprüfung des Negativs vom jekt darauf befindet … sition des neuen Kometen Ausschau 10. Oktober ergab, dass ich den Kome-

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Ein neuer Stern – was nun? von Wolfgang Kloehr

Wer kennt es nicht aus irgendwelchen Hollywood-Filmen. Irgendwo sitzt ein Amateur mit seinem Teleskop und macht eine Entdeckung am Himmel. Ein kurzer Anruf bei der NASA und schon bewegen sich das Hubble und noch ein paar andere Satelliten. Aber wie spielt sich das ganze in der realen Welt ab? Welcher Amateur würde nicht mal gerne eine Entdeckung machen. Doch wenn es denn wirklich mal passiert und ein neues Objekt auf einem Bild auftaucht was ist dann zu tun. Die Telefonnummer der NASA hat man ja meistens nicht zur Hand. Dieser Bericht soll Ihnen am Beispiel einer Su- pernova für den Fall der Fälle eine kurze Anleitung geben, damit sich das Hubble Weltraumteleskop am Ende vielleicht 1 Links ein Bild vom 22.09.2007 mit einer Belichtungszeit von 4 x 30 s. doch bewegt. Rechts die Referenz vom ESO Online Digitized Sky Survey. Im rechten oberen Be- reich des Bildes die Galaxie UGC10911. Links unten ein schwaches Signal in einer Galaxie ohne Namen (rot markiert).

Software [2]. Den Abgleich kann man entweder visuell oder auch über den Blink-Modus von z.B. in dem Programm MaximDL durchführen. So auch gesche- hen bei der Entdeckung der Supernova 2007kf.

Stellen sie auch unbedingt sicher, dass es sich bei dem neuen Objekt nicht nur um einen „Cold-Pixel“ handelt.

Ist das Objekt unbekannt? Als nächstes muss geprüft werden ob es sich evtl. um einen bereits bekannten variablen Stern handelt. Es könnte sich schließlich auch um ein seit längerem 2 Typischerweise erscheinen fehlerhafte Pixel oft schärfer als echte Sterne. Im bekanntes Phänomen handeln z.B. den Bild oben links mit rotem Kreis markiert. Rechts SN2007kf. Auch sollte das neue Ausbruch einer bereits bekannten Nova. Objekt in allen Rohbildern zu sehen sein. Cold-Pixel erscheinen oft nur in einem Das geht am besten mit der bereits oben der Bilder. erwähnten ALADIN-Software.

Handelt es sich vielleicht um einen Ist ein neuer Stern im Bild? Referenz-Bild nehmen? Hier gibt es zum Kleinplaneten? Eine Nova oder Supernova ist auf den Glück den „ESO Online Digitized Sky Kleinplaneten sorgen immer wieder für ersten Blick von all den anderen Sterne Survey“ [1]. Fehlalarme. Auf den ersten Blick sind auf einer CCD-Aufnahme nicht zu unter- auch diese nicht von normalen Sternen scheiden. Um ein Bild auf neue Objekte Dort kann man sich ohne Probleme zu zu unterscheiden und die Belichtungs- zu prüfen benötigt man als erstes eine jedem Objekt über Eingabe der Koordi- zeit ist oft zu kurz um schon eine Bewe- ältere Referenz-Aufnahme. Doch wer hat naten oder auch den Objektnamen z.B. gung des Objektes erkennen zu können. schon eine solch umfangreiche Daten- NGC1961 ein Referenz-Bild besorgen. Aber auch hier gibt es eine Lösung. Das sammlung. Also woher ein zuverlässiges Auch sehr zu empfehlen ist die ALADIN- CBAT (Central Bureau for Astronomical

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3 Daten zu den Koordinaten einer Beobachtung oder das Objekt erhält man aus der NED-Datenbank bzw. den Simbad- Kata logen. So kann man prüfen, ob an der relevanten Stelle bereits etwas vermerkt ist oder nicht. Zum Zeitpunkt der Ent- deckung von SN2007kf gab es dort keinen Hinweis. Heute (rot markiert) findet man dort einen Eintrag.

4a 4b Sollten sie diese Meldung für Ihren „Check“ erhalten, stehen die Chancen auf eine Entdeckung gut.

Telegrams) in Cambridge hat hierfür die Image“ verlangt. Nähere Informationen, binnen weniger Stunden eine Bestäti- notwendige Software. Den sogenannten wie eine Meldung aussehen muss, findet gung. Im Falle von SN2007cm erreichte „SNChecker“ (SN Candidate Minor Planet man unter [4]. In der Praxis ist es ja lei- mich nur vier Stunden später ein Con- Checker) [3]. Über diese Webseite kann der oft so, dass das Wetter am nächsten firmation-Image von Weidong Li aufge- man schnell und einfach prüfen ob sich Tag nicht immer mitspielt. Hierfür gibt es nommen mit dem KAIT-Telescope. Wenn zum Zeitpunkt der Aufnahme ein Klein- zwei hilfreiche User-Groups im Internet: sie nun alle drei Bilder (Discovery-Image, planet in der Nähe der Galaxie befand. den „ISN_CHAT“ von David Bishop [5] Confirmation-Image und Reference- Nur Datum, Uhrzeit in UT (Universal und den „VSNET-ALERT“ [6]. Dort kann Image ) beisammen haben, das Objekt Time) und Name der Galaxie eingeben man Amateure rund um den Globus bit- bestätigt wurde und es sich nicht bewegt und den Button „Produce list“ betätigen. ten, eine zweite Aufnahme des Objekts hat, stehen die Chancen für die Entde- zu machen. Laden sie dazu ihr Bild am ckung einer Supernova bei 99,9% und es besten in die entsprechende File-Section wird Zeit, ihre Entdeckung zu melden. Ein Bild ist nicht genug. Woher ein der jeweiligen Gruppe und bitten dann zweites nehmen? im Chat um ein Confirmation-Image mit Meldung an die CBAT Um eine Entdeckung bei der CBAT zu Angabe von Datum, Uhrzeit und Koor- Folgende Informationen müssen nun in melden wird ein zweites „Confirmation dinaten. Oft bekommt man dann schon der CBAT-Meldung enthalten sein:

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5 Discovery Image SN2007kf Confirmation Image Reference Image 2007-09-22 by Wolfgang Kloehr 2007-09-23 by Ron Arbur (UK) ESO Digital Sky Survey

– Position des neuen Objektes Warten auf das IAUC (International – Name der „Host galaxy“ Astronomical Union Circular) – Offset from center of host galaxy Ihre Angaben werden nun von der CBAT – Beobachtungsdatum geprüft ob alles seine Richtigkeit hat. – Helligkeit des neuen Objektes Vielleicht kommen auch noch Rückfra- – Methode der Beobachtung gen oder sie werden gebeten, die Bilder – Benutzte Instrumente zu senden. Für sie beginnt nun das War- – Standort der Beobachtung – Name und Adresse des Beobachters bzw. des Meldenden ten auf die offizielle Bestätigung Ihrer – Verweis auf das „Discovery Image“ am besten einen Link auf das Bild Entdeckung, das sogenannte IAUC (In- – Verweis auf das „Reference Image“ ebenfalls mit Link ternational Astronomical Union Circu- – Verweis auf das „Confirmation Image“ lar). Über dieses IAUC werden nun alle Zu senden ist die Meldung an [email protected]. Hier als Beispiel und Vorlage namhaften Observatorien weltweit über die Meldung zur Entdeckung von SN2007kf: ihre Entdeckung informiert und können entscheiden, ob sich eine Beobachtung Dear CBAT, lohnt oder nicht. Auch der Name der Su- I would like to report the discovery of a possible supernova: pernova wird in dem IAUC festgelegt. Position: RA.: 17:31:31.76 Dec.: +69:18:40.1 J2000 Host galaxy: anonymous galaxy near UGC10911 In meinem Fall lautete das IAUC zu Offset from center: 5.17‘ W 1.57‘ S from UGC10911 SN2007kf: Observation date: 2007-09-22; 22:23:00 UT Mag.: ~ 17.0 CR SUPERNOVA 2007kf Observation method: telescopic CCD Composite of 4 unfiltered images a 30 sec W. Kloehr, Schweinfurt, Germany, re- lim. mag ~18.5 ports his discovery of an apparent super- Instrumentation: CCD Photos with Meade DSI-Pro II Meade 10‘‘ ARC at F6.3 nova (mag about 17.0) on unfiltered CCD Observation site: Country Germany images (limiting mag about 18.5) taken City: Schweinfurt on Sept. 22.93 UT with a Meade 0.25-m Name of Observer: Wolfgang Kloehr reflector. Discovery image: http://www.dsi-astronomie.de/UGC10911.htm POSS II image shows nothing at this position. The new object is located at R.A.=17h31m31s. Own reference image from 2006-09-23 limiting mag ~18.5 CR taken with Meade DSI-Pro II 8‘‘ VC200L SC unfiltered shows also nothing at this position. There were 76, Decl.=+69o18‘40“.1 (equinox 2000.0), no known minor planets at this position/time. No known variables at this position which is 5‘.17 west and 1‘.57 south of UGC in VSX/GCVS catalogue. 10911 and apparently associated with an anonymous galaxy. Nothing is visible at Confirmation image from 2007-09-23 19:45:00 UT: Object did not move and is clearly visible. this position on Kloehr‘s reference image from 2006 Sept. 23 (limiting mag about Data of confirmation image. 18.5) or on a Palomar Sky Survey image Observation date: 2007-09-23 19:45 :00 UT (no limiting information or Mag: ~ 16.9 CR Limiting mag: ~ 20.5CR date provided). SN 2007kf also appeared Observation method: telescopic CCD Composite of 10 unfiltered images a 480 sec at mag about 16.9 on a composite image Instrumentation: CCD Photos with Meade DSI-Pro II Meade 10‘‘ ARC at F6.3 (limiting mag 20.5) from ten frames ta- Taken by: Wolfgang Kloehr ken by Kloehr on Sept. 23.82. The disco- Location: Schweinfurt Germany very image is available at Kloehr‘s web- Confirmation image: http://www.dsi-astronomie.de/UGC10911-Dateien/image005.gif site at URL http://www.dsi-astronomie. kind regards de/UGC10911.htm. Wolfgang Kloehr

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R. Arbour, South Wonston, Hants, U.K., Supernova 2005c s reports that he obtained five unfiltered confirming CCD images of 2007kf begin- ning at Sept. 24.845 UT using a 0.4-m f/5 reflector (+ Starlight Xpress camera; li- miting mag 19.1), yielding mag 17.2 and position end figures 31s.23, 39“.8 (offset from apparent host galaxy 2“.2 east, 4“.9 south).

NOTE: These „Central Bureau Electronic Telegrams“ are sometimes superseded by text appearing later in the printed IAU Circulars. (C) Copyright 2007 CBAT 2007 September 25 (CBET) 1085 Daniel W. E. Green

Somit sind Sie der offizielle Entdecker der SN und auch in der Liste der Super- novae [7] vermerkt.

Und das Hubble bewegt sich doch So geschehen bei der Entdeckung von 6 UVOT Bilder von SN 2005cs, einer Typ-II-Supernova in M 51. Das Bild auf SN2005cs in M 51 am 30. Juli 2005. der linken Seite ist ein Falschfarbenbild, das UV-Bild auf der rechten Seite zeigt Alarmiert durch das IAUC 8553: sehr schön, dass die Supernova weitaus heller als der Galaxienkern leuchtet. Foto: NASA/Swift/ Goddard Space Flight Center SUPERNOVA 2005cs IN M51 Wolfgang Kloehr, Schweinfurt, Germa- ny, reports his discovery of an appa- rent supernova (mag about 14) on CCD frames taken with a 0.20-m reflector on June 28.907 and 28.928 UT, with a weak earlier image of the new object (at mag perhaps 16) also found by Kloehr on a frame taken on June 27.933. Kloehr gave the position for SN 2005cs as R.A.=13h29m53s.37, Decl.=+47o10‘28“.2 (equinox 2000.0), which is 15“ west and 78“ south of the center of M 51 (= NGC 5194).

Nothing was visible at this location on earlier frames taken by Kloehr on May 11 and 26, on an „LRGB“ image taken by R. Muendlein on Feb. 5, or on a Digitized Sky Survey image. W. Li, University of California at Berkeley, reports that a CCD image taken with the Katzman Auto- matic Imaging Telescope (KAIT) at Lick Observatory on June 30.25 confirms the new object at mag about 13.5; Li pro- vides position end figures 52s.85, 36“.3, which is 67“.3 south of the nucleus of M 51. A KAIT image taken on June 15.20 7 Neben Milliarden leuchtenden Sonnen in der Whirlpool-Galaxie M 51, showed nothing at this position (limiting explodiert ein massereicher Stern in einem hellen Lichtblitz. Das Hubble Weltraum- mag about 19.0). H. Yamaoka, Kyushu teleskop fotografierte die Supernova 2005cs nur 12 Tage nach ihrem Ausbruch. Im University, reports that K. Itagaki (Teppo- Vergleich dazu rechts oben eine Aufnahme der Region vor dem Ausbruch von SN cho, Yamagata, Japan; 0.60-m telescope) 2005cs. obtained the following position end fi-

VdS-Journal Nr. 33 28 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

gures for SN 2005cs from an unfiltered Internet-Hinweise: CCD image taken on June 30.484, when [1] ESO Online Digitized Sky Survey: the new object was at mag 14.3: 52s.78, http://archive.eso.org/dss/dss 35“.7; nothing was visible at this loca- [2] ALADIN Software: http://aladin. tion on Itagaki‘s image taken in poor u-strasbg.fr/aladin.gml conditions on June 20.598 (limiting mag [3] SN Candidate Minor Planet Checker: 17.0). http://scully.harvard.edu/~cgi/ CheckSN Bereits vier Stunden später wurden mit [4] Meldungen ans CBAT: http://www. dem Röntgensatelliten XMM-Newton cfa.harvard.edu/iau/HowToReport- Beobachtungen durchgeführt. Das Hubb- Discovery.html le NASA-Swift und das Very Large Array [5] „ISN_CHAT“ von David Bishop: in Neu Mexiko folgten kurze Zeit später. http://tech.groups.yahoo.com/group/ isn_chat/ [6] „VSNET-ALERT“: http://ooruri. [7] Liste der neu entdeckten Superno- Clear skies and good hunting kusastro.kyoto-u.ac.jp/mailman/ vae: http://www.cfa.harvard.edu/ wünscht Euch Wolfgang Kloehr. listinfo/vsnet-alert iau/lists/Supernovae.html

Neuentdeckungen in der FG Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Der von den Sternfreunden Erich Meyer, „(9097) Davidschlag = 1996 AU1 Seit 1998 wird eine kleine Statistik über Erwin Obermair und Herbert Raab auf Discovered 1996 January 14 at the die in der FG Kleine Planeten erhaltenen der Sternwarte Linz am 14. Januar 1996 Davidschlag Observatory at Linz. Positionen geführt. Im Mittelpunkt stehen entdeckte Kleinplanet 1996 AU1 erhielt Named for a small village, some dabei auch die neu oder wieder entdeckten laut dem MINOR PLANET CIRCULAR 10 km to the north of Linz {see Kleinplaneten. Seit 1996 nahm die Zahl 32196 vom 8. August 1998 die Nummer planet (1469)}, at the entrance to a der Neuentdeckungen stetig zu. Einen ers- 9097. Mit dieser Neuentdeckung begann region known as „Sterngartl”, ten Höhepunkt gab es im Jahr 1999 mit die Nummerierung von Kleinplaneten, or „small garden of ”. This ob- 7,38 % aller Neuentdeckungen bis zum welche Mitglieder der FG Kleine Planeten ject is the first minor planet dis- Jahr 2008. Auffällig ist ein erneuter An- der VdS entdeckten! Später wurde von covered at the amateur astronomical stieg seit dem Jahr 2005. Die Abbildung 1 den Entdeckern der Name Davidschlag observatory that is located in this zeigt den Verlauf der Neuentdeckungen in vorgeschlagen. village.” Namensvorschlag (9097) Davidschlag den Jahren 1996 – 2008.

1 Neuentdeckungen von Mitgliedern der FG Kleine 2 Neuentdeckungen von Mitgliedern der FG Kleine Planeten pro Beobachtungsjahr Planeten pro Größenklasse

VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen 29

3 Verteilung der Neuent- deckungen auf einzelne Sternwarten

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VdS-Journal Nr. 33 30 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

Mitglieder aus der FG Kleine Planeten der VdS beobachteten, 1743 Entde- ckungen [1]. Nicht alle dieser Neuentde- ckungen verbleiben bei dem glücklichen Entdecker. Um überhaupt eine Neuent- deckung vermelden zu können, müssen Positionen aus mindestens zwei Nächten vorliegen. Nach dem Einreichen prüft das Minor Planet Center die Beobachtun- gen. In nicht wenigen Fällen kann einem die Neuentdeckung nicht zugesprochen werden, da ein Abgleich mit den digi- talen Datenarchiven zeigt, dass er schon entdeckt wurde. Dieses Schicksal kann den glücklichen Entdecker auch später ereilen, d.h. er kann seinen Kleinplane- ten wieder verlieren. Umgekehrt können diese Archive aber auch helfen, die Bahn 4 Verteilung der Namenswahl auf die Kategorien des neu entdeckten Kleinplaneten nach hinten zu verlängern, getreu dem alten Spruch: des einen Freud ist des anderen Für die Jahre 1996 bis April 2008 liegen großen instrumentellen Einsatz Neuent- Leid. Nichtsdestotrotz wird an vielen von ca. 1400 Neuentdeckungen auch deckungen möglich sind, denn die Ent- Sternwarten nach neuen Kleinplaneten die scheinbaren Entdeckungshelligkei- deckungshelligkeiten sind in den letzten gesucht. Die Abbildung 3 zeigt die Ver- ten vor. Davon sind 31,3 % schwächer Jahren zurück gegangen. Die Abbildung teilung der Neuentdeckungen auf einzel- als 19,0 mag, das Maximum mit 34,5 % 2 zeigt die Verteilung der Entdeckungs- ne Sternwarten. liegt bei einem Helligkeitsintervall von helligkeiten in den Jahren 1996 – 2008. 19,0 bis 19,9 mag und 34,2 % über- Fleißiges Beobachten hilft die Zeitspan- schreiten die 20. Größenklasse. Das zeigt Im Zeitraum von 1993 bis Oktober 2009 ne bis zur Nummerierung der Neuentde- aber auch, dass i.a. nur noch durch einen gelangen an 27 Sternwarten, in denen ckung zu verkürzen. Naturgemäß muss der Kleinplanet in mehreren Oppositio- nen erfolgreich beobachtet werden. Da- bei hilft die schon angesprochene Suche Verteilung der nummerierten und benannten in digitalen Datenarchiven, aber auch Kleinplaneten die Beobachtung an anderen Sternwar- ten. Dies kann unfreiwillig durch pro- Sternwarte Anzahl, Anzahl, fessionell arbeitende Suchprogramme, nummeriert benannt oft respektlos „Staubsauger“ genannt, Stw. Gnosca (143) 118 42 geschehen oder durch den freiwilligen Stw. Vicques (185) 64 23 Zusammenschluss mehrerer Sternwarten Stw. Drebach (113) 46 22 zur gemeinsamen Beobachtung. Genau Stw. Heppenheim (611) 44 20 das letzte geschieht in der FG Kleine Pla- Stw. Altschwendt (A44) 30 5 neten der VdS und es hat in nicht weni- Stw. Linz (540) 23 18 gen Fällen die notwendige zweite Nacht Stw. Naef, Marly (A13) 21 6 doch noch ermöglicht, obwohl Wolken, Stw. Wildberg (198) 10 3 Wind und Regen genau dies am eigenen Stw. Taunus, Frankfurt (B01) 9 1 Standort vereitelten. Stw. Essen (636) 7 - Stw. Trebur (239) 6 3 Wenn also die beobachtete Bahn um Stw. Gaisberg (B21) 6 4 unsere Sonne lang und genau genug Stw. Winterthur (151) 5 5 ist, wird die Neuentdeckung numme- Stw. Hormersdorf (A35) 5 - riert. Danach kann der Entdecker einen Stw. Bornheim (127) 4 3 Namensvorschlag einreichen und das Stw. Mülheim-Ruhr (628) 4 1 „Committee on Small Body Nomencla- Stw. Solingen (592) 3 2 ture“ [2] entscheidet. Manchmal muss der Stw. Radebeul (A72) 2 2 Vorschlag auch korrigiert werden oder im Stw. Bergen-Enkheim (A74) 2 - schlimmsten Fall wird er abgelehnt, doch Stw. Weinheim (A23) 1 - normalerweise wird positiv entschieden. Summe 410 160 Die folgende Tabelle gibt die Anzahl der

VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen 31

5 Namensgeber der Kleinpla- neten (38976) Taeve, nach Gustav Adolf Schur (geb. 1931) und (31240) Katrianne, nach Katrin Susanne Lehmann (geb. 1963), die Ehefrau des Autors.

nummerierten und benannten Kleinpla- neten an. Eine im Jahr 2008 anlässlich der 11. Kleinplanetentagung in Heppen- heim durchgeführte Untersuchung von 109 nummerierten Kleinplaneten [3], die durch Mitglieder unserer FG entdeckt wurden, hat gezeigt, dass bei der Na- menswahl [4] berühmte Wissenschaftler (keine Astronomen) an erster Stelle ste- hen. Aber die Chance, Verwandte - auch die eigene Ehefrau -zu ehren, steht schon wertvoll, denn nur von wenigen ist die Internet-Hinweise: an zweiter Stelle. Danach sind es vor al- Lichtkurve bekannt. [1] Amateurentdeckungen: http://www. lem Personen, die einen Bezug zur Astro- kleinplanetenseite.de/Entdeckg/ nomie besitzen. Eines aber noch zum Schluss. Die Neu- amateure.htm entdeckung eines Kleinplaneten ist ein [2] Committee on Small Body Nomen- Welche Kleinplaneten beobachtet wer- großes Glück, aber wie so vieles, kann clature: http://www.ss.astro.umd. den, das wird in der FG niemandem man sie nicht erzwingen. Wenn Sie Lust edu/IAU/csbn/ vorgeschrieben. Die Suche nach neu- bekommen haben, Kleinplaneten zu be- [3] Nummerierte Kleinplaneten: http:// en Kleinplaneten ist genau so sinnvoll obachten, dann sind Sie dazu herzlich www.kleinplanetenseite.de/Ent- wie der Nachweis von Objekten auf der eingeladen. Als Mitglied in der FG Klei- deckg/archivnumkp.htm NEOCP, einer Liste eben entdeckter Ob- ne Planeten der VdS [5] werden Sie vie- [4] Benannte Kleinplaneten: http://www. jekte. Aber auch die Bahnverlängerung le Gleichgesinnte treffen und auch von kleinplanetenseite.de/Entdeckg/list- bzw. die Beobachtung von „One-Opposi- den Erfahrungen der anderen profitieren. ebenkp.htm tion-Objekten“ ist eine sehr lohnenswer- Vielleicht geht Ihnen dann auch einmal [5] Kleinplanetenseite: http://www. te Aufgabe. Schon oft sind bei solchen ein neuer Kleinplanet ins Netz und Sie kleinplanetenseite.de Standardbeobachtungen neue Klein- können jemandem eine große Freude be- planeten ins Netz gegangen. Ebenso ist reiten. die Photometrie von Kleinplaneten sehr

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VdS-Journal Nr. 33 32 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

1 M 100 mit bekann- Mein Erstlingswerk – tem Objekt (C9 f/4.3 mit SXV-H9) der Kleinplanet 2004 DO von Rolf Apitzsch

Unsere Freundschaft begann am 27. Feb- Gesichtsfeld besser gerüstet zu sein, ver- Da es ein Summenbild meiner Serien- ruar 2004. So oder so ähnlich möchte ich kürzte ich die Brennweite meines C9 von aufnahmen war, konnte es nicht eines die Beziehung zu meinem Erstling 2004 f/10 auf f/4.3 und erweiterte damit das der üblichen „cosmics“ sein. Ein „sta- DO beschreiben. Bis zu diesem Datum Gesichtsfeld deutlich. cking“ der zwölf Einzelaufnahmen mit war ich fast ausschließlich ein fleißiger Astrometrica [5] bei einer scheinbaren Lieferant von astrometrischen Positionen Meine ersten Testaufnahmen des M 100 Geschwindigkeit von 0.64“/min und ei- für die Objekte der NEOCP-Seite [1]. Es am 27. Februar 2004 zeigten nicht nur nem Positionswinkel von 268° ergab ein ist spannend, dabei zu sein, wenn Objek- eine ausreichende Qualität in der Abbil- punktförmiges Objekt mit 19 mag, wel- te mit außergewöhnlichen Bahnen ihrer dung. Auch die erwarteten Verzerrungen ches in keinem Katalog verzeichnet war. dauerhaften Identifizierung zugeführt waren gering genug um erfolgreiche As- Eine Animation ist auf meiner Homepage werden. Aber, nicht immer ist ein Objekt trometrie von Asteroiden betreiben zu [6] zu sehen. Mit Positionen einer zwei- wie 2008 TC3 [2],[3] dabei. Ein , können. Und im ersten Probebild war ten Nacht, für eine Designation erforder- der uns dann auch noch, wie in diesem auch gleich die Strichspur eines bekann- lich, half mir damals Valentino Pozzolli Fall, einige Stunden später mehr oder ten Asteroiden zu sehen. (IAU 201). Seine und meine Beobachtun- weniger direkt vor die Füße fiel [4]. gen zusammen reichten für meine erste Allerdings erregte diese kleine Spur doch Bestimmung. Die Entdeckung von 2004 DO war eher mein Interesse an dem Bild. Bei extrem ein Zufall, aber auch die Initialzündung aufgezogenem Kontrast gab es noch Nach der ersten Freude wurde schnell in der Vorgehensweise zur Entdeckung mehr auf der Aufnahme zu sehen: Kam klar, dass mein Erstling zukünftig nicht weiterer Objekte. Um für die Suche nach doch noch ein zweiter, unscheinbarer mehr so schnell wieder abzulichten sein NEOCP Objekten mit einem größeren „Kratzer“ zum Vorschein. würde. Entweder ist er auf Grund seiner

VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen 33

2 Oben: Ausschnittsvergrößerung und 12 Einzelaufnahmen von 2004 DO miteinander gestackt. 3 Links: Entdeckungsaufnahme des Kleinplaneten 2004 DO.

großen Inklination bei seiner nächsten lerdings ein recht schwieriges Unterfan- Positionen für eine weitere Opposition Opposition nur auf der Südhalbkugel gen. aufzunehmen. Damit war die 4. Opposi- sichtbar, oder seine Magnitude ist jen- tion unter Dach und Fach. Im September seits der 21 mag und damit für mein C9 Ein Augenstress beim Blinken! Denn 2009 gab es dann die Belohnung für die unerreichbar. Für beide Probleme wollte in der dort vorhandenen Konfiguration Mühe: 2004 DO bekam seine endgültige ich eine Lösung finden. waren bei einem Gesichtsfeld von 87‘ x Nummer: 220495. 58‘ und seiner Position in einem dichten Im ersten Schritt nutzte ich die Zeit bis zu Sternenfeld immer 3 - 4 Tausend Refe- Klar, dass dieser Aufwand nicht für jedes seiner ersten Wiederkehr auf der nördli- renzsterne im Gesichtsfeld. Trotzdem ge- Objekt gemacht werden kann. Aber, es ist chen Hemisphäre, um mein Equipment lang es mir über mehrere Tage verteilt, nun einmal mein Erster! aufzurüsten: Ich nahm einen Selbstbau- 2004 DO bei 19,7 mag mit dem 150 mm Newton mit 35 Zentimeter Öffnung in f/7.3 Takahashi, bestückt mit einer STL- Aus dieser Initialzündung wurden in- Angriff. Dieser sollte ausreichen, 2004 6303 und insgesamt acht Stunden Belich- zwischen 140 Entdeckungen in Wild- DO auch in einer der folgenden Oppositi- tungszeit aufzunehmen und so genügend berg (IAU 198) und bisher insgesamt 10 onen dingfest zu machen. Und es gelang! Mit 35 Zentimeter Öffnung, f/4,3 und ei- ner SXV-H9 erreiche ich bewegte Objekte bis zu 21,3 mag.

So ließ ich „meinen Ersten“ nicht mehr aus dem Auge. Doch, um die für eine endgültige Nummerierung erforderlichen vier Oppositionen zu erreichen, war die- ses nur ein erster Schritt. Bei Betrachtung der zukünftigen Oppositionen zeigte sich, dass die von 2005 und 2009 nur auf der südlichen Hemisphäre beobachtbar sein würden.

Hier kam mir die Entwicklung und allge- meine Verfügbarkeit von fernsteuerbaren Teleskopen sehr entgegen. Mit den Teles- kopen der Tzec Maun Stiftung gelang es im August 2009 das Objekt 2004 DO mit hinreichender Genauigkeit von einem Stützpunkt in Australien aufzunehmen. Wegen der dort vorhandenen Teleskope mit nur geringen Öffnungen war das al- 4 Mein 35-cm-Newton.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 34 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

Nummerierungen. Drei Objekte haben 5 Die Oppositionen von 2004 DO. inzwischen einen endgültigen Namen Inserentenverzeichnis (Wildberg, Reingard und Christian) und drei weitere Namen sind eingereicht. Mit [2] MPEC 2008-T57: http://www.cfa. AME Astro-Messe 37 meiner letzten Aufrüstung (SXVF-H16) harvard.edu/mpec/K08/K08T57. gibt es für weitere Entdeckungen nur html APM Telescopes, Rehlingen 9 eine einzige Begrenzung: das Wetter. [3] VdS Journal 29 (II/2009) astronomie.de, Neunkirchen 31 [4] Sterne und Weltraum Heft 5/2009 Literatur: [5] Astrometrica: http://www.astromet- Astrocom, Martinsried 29 [1] NEO Confirmation Page: http:// rica.at Astro-Shop, Hamburg U2 www.cfa.harvard.edu/iau/NEO/ [6] Homepage: http://www.astro- ToConfirm.html wildberg.de Astroshop.de nimax GmbH, 35 Landsberg

ATT 47 6 Der Kleinplanet 2004 DO im August 2009. Es wurden zehn Aufnahmen mit Baader Planetarium, U4 je 2 min miteinander gestackt. Mammendorf

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Entdeckung an der Volkssternwarte Drebach – Kleinplanet 2009 QJ28 von Guido Wollenhaupt

1 Der neu entdeckte Kleinplanet 2009 QJ28 mit einer Helligkeit von 19,3 mag am 24.08.2009 um 22:39 Uhr UT. Aufgenommen mit einer Apogee 7P CCD-Kamera am 500/6000 Cassegrain der Sternwarte Drebach. Die Brennwei- te wurde mittels Shapleylinse auf f/5 reduziert. Bildausschnitt: Gemeinsam mit der Neuentdeckung befindet sich der Kleinplanet (140411) 2001 TT82 mit einer Helligkeit von 20,1 mag auf der Aufnahme.

die praktische Beobachtung. Die Schwer- punkte lagen für mich bei der richtigen Auswahl der Objekte, der Methoden der Bildaufnahme und Bildbearbeitung mit der CCD-Kamera sowie der Auswertung mit der Software „Astrometrica“ [2].

Auf dem Programm dieser Nacht stand unter anderem die weitere Verfolgung von neu entdeckten Kleinplaneten zur weiteren Sicherung ihrer bislang be- kannten Bahndaten. Als erstes wurden Etwas Neues bei der Beobachtung des re intensiv und deshalb auch erfolgreich die Neuentdeckungen der Sternwarte des Sternhimmels zu entdecken ist sicher beobachtende Amateurastronomen, von Frankfurter Physikalischen Vereins (B01) insgeheim der Wunsch vieler Hobbyas- denen man als „Neuling“ sehr viel lernen 2009 OW03 und 2009 OQ 05 vermessen. tronomen. Seitdem ich mich mit der Be- kann. Dazu kommt die sehr gute tech- Hinzu kamen weitere Positionen für die obachtung von Kleinplaneten beschäf- nische Ausstattung der Sternwarte, die Objekte 2001 TT82, (24909) 1997 CY28 tige, weiß ich, dass gerade bei diesem das Beobachten in der Gruppe zum Er- und (103229) 1999 YA14, die in dieser Betätigungsfeld heute durchaus noch lebnis werden lässt. Hier möchte ich von Nacht an das Minor Planet Center (MPC) Entdeckungen möglich und zudem von jenen zwei spannenden Nächten und den geschickt werden konnten. Bei der Aus- wissenschaftlichem Interesse sind. darauf folgenden Tagen berichten, die wertung bereits dieser Aufnahmen ver- zur Entdeckung des Kleinplaneten 2009 sprach die Nacht spannender als andere Eigentlich bin ich noch Lernender in QJ28 führten. zu werden. Drei schwache Objekte, die der praktischen Beobachtung Kleiner möglicherweise unbekannte Kleinplane- Planeten, da ich erst seit drei Monaten Eine klare Sommernacht über dem Erz- ten sein konnten, wurden mit vermessen so richtig „dabei“ bin und mir nun das gebirge bahnte sich an. Es ist der späte und bekamen die provisorische Bezeich- notwendige Wissen hierzu Stück für Abend des 20. August 2009. Diese Nacht nung PDKW 1 bis 3. Allerdings waren Stück aneigne. Die Entdeckung eines wollte ich an der Volkssternwarte Dre- PDKW 2 und 3 doch sehr fragwürdig, Kleinplaneten fällt in diesem Stadium ei- bach für das Sammeln weiterer prakti- weil sie jenseits von 20. Größe und auf gentlich unter die Begriffe „Zufall“ oder scher Erfahrungen bei der Kleinplane- Grund des geringen Signal-Rausch-Ver- „unmöglich“. Hier beweist sich aber ein- tenbeobachtung nutzen. Ich beobachtete hältnisses nur sehr schwer zu vermessen mal mehr der Nutzen der vielen, zum Teil mit Jens Kandler am 50-Zentimeter f/5 waren. sehr gut ausgestatteten Volks- und Ama- – Cassegrain mit einer Apogee-AP7p- teursternwarten und der dort aktiven CCD-Kamera Kleinplaneten, um sie zu Gegen zwei Uhr MESZ versuchten wir Beobachtergruppen. So gibt es auch an astrometrieren. Für mich war diese Nacht den bisher nur in einer Opposition astro- der Volkssternwarte Drebach [1] mehre- eine weitere wichtige „Übungsnacht“ für metrierten Kleinplaneten 2008 BB4 auf-

VdS-Journal Nr. 33 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen AME2010

Mit Beteiligung der VDS e.V. 18. September 2010

Das AME-Team heisst Sie herzlich Willkommen bei Europas schönster* und größter* Astro-Messe.

2 Auswertung der Aufnahmen der zweiten Nacht mit Astrometrica Das Programm 2010:

zunehmen. Dieser war jedoch nicht an der vorher berechneten • Vorträge Position und blieb auch unauffindbar. Allerdings fiel uns ein mit Stefan Seip, Prof. Dr. Hanns Ruder, Prof. Objekt von etwa 19. Größe im aufgenommenen Bildfeld auf. Ein Meisenheimer, Dr. Staude und Karl-Ludwig Bath. Artefakt? Narren uns da etwa ein paar Hotpixel? Nein, das re- lativ schwache und sich bewegende Objekt war real. Gespannt • Workshops warteten wir den Abschluss der Aufnahmeserie ab. Abermals mit Silvia Kowolik (Webcam) und Stefan Seip bearbeiteten wir die Aufnahmen in Astrometrica und fanden (DSRL). Die Workshops dauern jeweils 90 min., erneut dieses Objekt auf drei gestackten Aufnahmenserien. Wir max. 20 Teilnehmer, Anmeldung ab sofort möglich. gaben ihm die provisorische Bezeichnungen PDKW 4 und er- fassten die Positionen in unserer Reportdatei. PDKW 4 schien als hellstes neues Objekt der aussichtsreichste Kandidat zu sein. • Wann? Zum Zeitpunkt der ersten Aufnahmen bewegte er sich durch ein 18. September 2010, 10 bis 17.00 Uhr dichteres Sternfeld an der Grenze zwischen Wassermann und Steinbock ganz nah an der Ekliptik. Ein neuer Kleinplanet? Oder gar mehrere? • Wo? 78054 VS-Schwenningen, Messegelände. Mit 6000 Was man in diesem Augenblick empfindet, ist schwer zu be- kostenlosen Parkplätzen direkt vor den schreiben. Dass die Beschäftigung mit der Astronomie aufregend Messehallen. sein kann, war mir bekannt. Aber das war mehr als spannend. Erlebte ich gerade den Augenblick einer Entdeckung? Jens AME2010 Kandler bremste meinen Enthusiasmus mit dem Hinweis, dass 18. September 2010 AME2010 Weitere Infos finden Sie auf unserer wir eine zweite Nacht brauchten, in der wir diese ohnehin sehr 18. September 2010 Astronomie-Messe AME

5. Internationale Astronomie-Messe lichtschwachen Objekte wieder finden müssten. Zudem konnte Website oder im Flyer, den wir Ihnen Samstag, 18. September 2010 10.00 - 17.00 Uhr Auf allen Wegen gut zu erreichen Messegelände VS-Schwenningen 5 Jahre AME Mit dem AutoA 81 von Stuttgart kommend: Autobahn Verlassen Sie die Autobahn A81 an der Ausfahrt Schwenningen und fahren Sie weiter Richtung Schwenningen auf der B27. Das Messe- Erleben Sie in den beiden Messe- auf Wunsch gerne zusenden. an der Ausfahrt Tuningen. Fahren Sie hallen der Südwest-Messe uns jederzeit eine andere Sternwarte oder eines der großen Sur- gelände ist Aausgeschildert. 81 von Singen kommend: A 81 Autobahn „Astronomie Pur“. Verlassen Sie die Richtung Schwenningen. Das Messegelände ist ausgeschildert. Sowohl gewerbliche Aussteller als auch astronomische Forschungs- Für Ihr Navigationsgerät geben Sie bitte ein: 78056 Villingen- institute und Astro-Vereine stellen Schwenningen, Dürrheimer Str., KreuzungMit öffentlichenCa. Waldeckweg. 15 Gehminuten Verkehrsmitteln vom aus. . Bahnhof Bahnhof und 5 Gehminuten veys bereits zuvor gekommen sein. Zudem bestand die Möglich- Schwenningen vom Eisstadion entfernt Vorträge aus der Wissenschaft und liegt das Messegelände der Amateur-Astronomie begleiten Die Bundesbahn hält am Neckarstr. die Messe den ganzen Tag. Erzbergerstr. Bahnhof Schwenningen, der Ringzug zusätzlich am Nicht beschreiben läßt sich die gute Eisstadion. Stimmung und die Atmosphäre auf der AME ... keit, dass diese Objekte auf Nimmerwiedersehen verschwanden, Dürrheimer Messegelände Waldeckweg Str. 78056 VS-Schwenningen Ausfahrt Schwenningen Süd 6000 kostenlose Parkplätze Salinenstr. B27 direkt am Messegelände

Eis- stadion Waldeck- ohne dass wir sie jemals wieder fanden. weg B27

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Tel.: 0741 270 62 10 [email protected] Astro–Messe www.astro-messe.de Bergthal – Küchler GbR Anselmstraße 8 Doch zunächst mussten wir uns gedulden, denn in der kom- 73760 Ostfildern *weitere Zitate auf www.astro-messe.de menden Nacht klarte es nicht auf. Erst das Wochenende ver- sprach wieder besseres Wetter. Mit großen Erwartungen traf ich Ansprechpartner: Siegfried Bergthal • Walburga Küchler am Sonntagabend, den 23. August, in Drebach ein. Eine weitere Tel.: 0741 270 62 10 • Email: [email protected] sehr klare Nacht bahnte sich an.

VdS-Journal Nr. 33 www.astro-messe.de 38 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

Die neu gefundenen Objekte waren na- auf den Aufnahmen zu finden. Es konn- planet mit relativ gesicherten Bahndaten, türlich Bestandteil unseres nächtlichen ten so zu den drei Positionen der ersten der in seiner nächsten Opposition auch Programms neben der normalen Beob- Nacht weitere drei aus der zweiten Nacht durch mich weiter beobachtet wird. achtung von One-Opposition-Objekten. hinzugefügt werden. Die ermittelten Po- Sicher ist die Entdeckung eines Klein- Ein Wermutstropfen für mich war, dass sitionen wurden per E-Mail an das MPC planeten heutzutage nicht mehr so spek- ich am folgenden Montagmorgen für gesandt. Am 25. August 2009 erfuhr ich, takulär wie zu den Zeiten von Giuseppe zwei Wochen auf einen Lehrgang nach mittlerweile in Sigmaringen auf Lehr- Piazzi (1746 - 1826), dem ersten Klein- Baden-Württemberg fahren musste und gang, dass unser PDKW 4 jetzt 2009 planetenentdecker. Eigentlich ist es schon diese Nacht daher nicht so ausdehnen QJ28 ist. Forscheralltag. Doch hat mir dieses, für konnte, wie ich es gerne getan hätte. mich sehr besondere Erlebnis gezeigt, Innerhalb weniger Tage wurden durch dass auch unter uns Hobbyastronomen Wiederum wurden 35 Positionen von andere Beobachter weitere Beobach- Teamarbeit und gegenseitiger Austausch Kleinplaneten vermessen und an das tungen hinzugefügt. Am 23. September förderlich sind und zum Erfolg führen. MPC geschickt. Wo aber waren unse- 2009 wies die Bahn von 2009 QJ28 nur Gerade Beobachter, die sich einem neu- re „Neuen“? Anhand der Ephemeriden noch eine Unsicherheit von „U2“ auf. Es en Ziel zuwenden, wird in dieser Form wurden die entsprechenden Sternfelder konnten Beobachtungen aus den Jah- der Einstieg erleichtert. Wenn dann die erneut mit der CCD-Kamera am großen ren 2004, 2006, 2007 und 2008 von den Entdeckung eines neuen Himmelskörpers Spiegel aufgenommen. Die Auswertung Sternwarten LPL/Spacewatch II (291), am Ende steht, ist für weitere Motivati- war ernüchternd. Wir fanden zwar wie- Lincoln Laboratory ETS, New Mexico on und Freude am Hobby Astronomie derum bewegliche Objekte auf unseren (704), Observatory, Cloudcroft (H07), Mt. gesorgt. Aufnahmen, allerdings ergab die Aus- Lemmon Survey (G96) und OAM Obser- wertung der Positionen mit der Software vatory, La Sagra (J75) diesem Kleinplane- Internet-Hinweise: „Findorbit“ [3] sehr hohe Fehlerwerte, ten zugeordnet werden. In der Folgezeit [1] Zeiss-Planetarium und Sternwarte wodurch die festgestellten Positionen beobachteten auch wir weiter „unseren“ Drebach: http://www.sternwarte- aus der ersten und zweiten Nacht so Kleinplaneten. drebach.de nicht zusammen passten. Schade, offen- [2] Astrometrica: http:www.astrometrica. bar hatten wir Pech gehabt. Das Ende der Wir haben den ersten Drebacher Klein- at/ Geschichte? Nein. planeten [4] des Jahres 2009 entdeckt. [3] Findorb: http://www.projectpluto. Ein Hauptgürtelplanetoid mit einem Ap- com/find_orb.htm Jens Kandler wertete am nächsten Abend hel von 2,85 AE, einem Perihel von 1,92 [4] Drebacher Kleinplaneten: http:// die betreffenden Aufnahmeserien noch- AE und einer Umlaufzeit von 3,69 Jah- www.kleinplanetenseite.de/ mals aus. Siehe da, PDKW 4 war doch ren. Nunmehr ist 2009 QJ28 ein Klein- Entdeckg/drebplan.htm Entdeckung von Kleinplaneten auf B82 Maidbronn von Bernhard Häusler

Die meisten Asteroiden werden heutzu- im Jahr 2009 etwa 94% aller Messungen +90° Deklination, wobei der Bereich über tage von automatischen Überwachungs- und auch fast alle Neuentdeckungen für +20° aufgrund der besseren Bildqualität surveys wie Linear, Catalina Sky Survey sich verbuchen. Im Jahr der Astronomie bevorzugt wird. Kometen verteilen sich oder Spacewatch entdeckt. Diese speziel- mussten die restlichen 376 Observatori- im Gegensatz zu Asteroiden theoretisch len Projekte haben die Aufgabe, im Laufe en mit MPC Status die verbleibenden 6% über das gesamte Himmelsgewölbe, da der Zeit möglichst alle Asteroiden aufzu- aller Messungen und Neuentdeckungen sie aus allen Richtungen des Sonnensys- spüren und deren Bahnen zuverlässig zu (Stand: Okt. 2009) unter sich aufteilen. tems zu uns vorstoßen. Aufgrund der bestimmen. Manche dieser professionel- Auch wir Amateure können einen wich- gravitativen Einflüsse der großen Pla- len Großeinrichtungen können pro Jahr tigen Beitrag zur Erforschung des inne- neten versammeln sich allerdings viele über eine Million Messungen an das Mi- ren Sonnensystems beitragen, indem wir periodischen Kometen in der Ebene der nor Planet Center (MPC) [1] des Smith- unsere bescheidenen Mittel optimal ein- Ekliptik und des Asteroidengürtels. In sonian Astrophysical Observatory, einer setzen. der zweiten Jahreshälfte 2009 waren nur Division der IAU, senden. Die großen Sky sehr wenige Kometen in höheren Breiten Surveys dieser Erde finden Jahr für Jahr Als versierter Kometenfotograf erstre- zu beobachten, so dass sich mein Augen- tausende neue Objekte, meist Asteroiden cken sich meine Beobachtungen über merk zwangsweise auf die bisher eher aber auch Kometen. Die acht größten den gesamten, mir zugänglichen Teils ungeliebten Regionen des Asteroiden- professionellen Surveys konnten allein des Nachthimmels zwischen -20° und gürtels richtete.

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Am 27. September 2009 kündigte sich 1 Aufaddierung von 24 Bildern mit je 5 min Belichtungszeit am 28.09.2009 eine hervorragende Nacht zum Fotogra- um 01:52 UT. Bildgröße ist 25,5‘ x 17,4‘, Norden oben und Osten links. fieren an. Einige Tage zuvor von nörd- lichen Winden gereinigte Luft brachte eine sehr gute Durchsicht mit. Dazu die gewonnen längeren Bahnstrecken der sich auf den Bildern bekannte Asteroiden kam noch ein brauchbares Seeing mit Kometen und Asteroiden zur Qualität der befinden, fließen diese selbstverständ- wenig Luftunruhe. Schnell waren etwa Vermessung bei und zu guter Letzt kann lich mit in die Messung ein. Der Komet acht Kometen ermittelt, welche ich diese man während der automatischen Auf- P/2008 O2 (McNaught) befand sich auf Nacht aufnehmen wollte. Als Herausfor- nahme schlafen. So überließ ich meinen ca. +16°32‘ Deklination und hielt sich derung nahm ich mir auch eine Überprü- Computer am Morgen des 28. September somit im Bereich des Asteroidengürtels fung der Position des Kometen P/1996 die Arbeit, das Teleskop zu steuern und auf. So war es keine besondere Überra- A1 (Jedicke) vor, der sein nächstes Pe- die CCD-Kamera zu bedienen. schung für mich, dass sich beim Blinken rihel Ende 2014 durchläuft und langsam der 32 Bilder à fünf Minuten Belich- auf seine Wiederentdeckung wartet. Die Am Abend konnte ich endlich die Ergeb- tungszeit neben dem Kometen zwei wei- letzte Aufnahmeserie am frühen Morgen nisse der letzten Nacht begutachten. Zu tere sich bewegende Objekte zeigten. Bei blieb allerdings dem periodischen Kome- meiner Freude zeigte der etwa 19 mag der Überprüfung mit The Sky 6 waren ten P/2008 O2 (McNaught) vorbehalten, helle Komet P/2008 O2 (McNaught) dort aber keine Asteroiden zu finden, so dessen Durchgang durch den Meridian einen kleinen Schweif von 44 Bogen- dass ich mich auf die Webseite des Minor gegen 01:49 MESZ erfolgte und der sich sekunden, was eindeutig auf die her- Planet Centers begab, um mit Hilfe des zum Zeitpunkt der zweieinhalbstündigen vorragenden Bedingungen der Aufnah- MPCheckers [3] herauszufinden, ob sich Bildfolge zwischen 49° und 25° Höhe menacht hinwies. Doch zunächst wurden bereits bekannte Asteroiden an der Stelle dem Horizont zu bewegte. wie immer alle Kometen astrometrisch der beiden Objekte aufhielten. Auch hier und photometrisch vermessen und die Fehlanzeige. Nun machte ich mich mit Lange Aufnahmeserien eines Objektes Ergebnisse sowohl an das Minor Planet Hochdruck an die Vermessung der „neu- haben dreierlei Vorteile. Zum einen er- Center (MPC) als auch an die spanischen en“ Körper. hält man durch die Addition mehrerer Kometenbeobachter Cometas_Obs [2] ge- Bilder ein besseres Signal/Rausch Ver- sendet. Leider war der Komet P/1996 A1 Gerade bei neu entdeckten Asteroiden hältnis und somit schönere und aussa- (Jedicke) nicht dabei, der nun weiterhin sollte man große Sorgfalt auf die Ver- gekräftigere Bilder. Zum anderen tragen auf seine Wiederentdeckung wartet. Falls messung legen, da man unbedingt eine

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zweite Nacht zur Bestätigung benötigt 2 Die Bahn des Kometen P/2008 O2 (McNaught) und der Kleinplaneten 2009 und gute Messergebnisse braucht, um ST242 sowie 2009 SG172 am 28. September 2009 im Sonnensystem. die Körper wieder zu finden. Von großem Vorteil war die lange Aufnahmeserie. Somit konnte ich eine geräumige Bahn- Hauptgürtel-Asteroiden mit 5,64 Jahren zugesprochen wird, muss die Zukunft strecke der beiden Objekte vermessen Umlaufszeit handelte. Unsere Messungen zeigen. Als dieser Artikel geschrieben und benannte sie MAID01 und MAID02 trugen dazu bei, die Bahnelemente des wurde, versah das MPC die Station B82 nach meiner Beobachtungsstation B82 Asteroiden zu bestimmen und mit den Maidbronn noch mit dem Entdecker- Maidbronn. MAID01 hatte auf den Auf- vorigen Orbits abzugleichen. sternchen. nahmen eine Helligkeit von ca. 19,4 mag, MAID02 etwa 19,7 mag. Die astrometri- Im Falle von 2009 ST242 ließ sich das Noch einige Worte zur Lage und Aus- schen Daten der beiden Objekte sandte MPC allerdings zwei Wochen mehr Zeit, rüstung meiner Station B82 Maidbronn. ich sogleich an das MPC und aufgrund um die Messungen des neu entdeckten Ich betreibe eine Balkonsternwarte im der sich dramatisch verschlechternden Objektes zu veröffentlichen! So blieb die 1. Stock ohne Dach oder Kuppel mit Wettersituation in Deutschland ebenfalls Spannung noch einige Zeit erhalten, bis eingeschränktem Süd- und Westblick. an befreundete Astrofotografen in Spa- sich herausstellte, dass es sich bei diesem Mein nunmehr 16 Jahre altes Meade 12“ nien mit der Bitte um Bestätigung der Objekt wohl ebenfalls um eine Wieder- Schmidt - Cassegrain LX200 wurde spe- Objekte. Tatsächlich wäre mir aufgrund entdeckung handelt. Einen Tag nach ziell für die Fotografie schwacher Kome- des Wetters in den nächsten Wochen kei- meiner Entdeckung, am 29. September ten umgerüstet. So wurde die Brennwei- ne weitere Beobachtung geglückt und 2009, vermaß die Station G96 Mount te mit Hilfe der Shapley Linse eines Giant so war ich sehr froh, dass mir Antonio Lemmon Survey den Asteroiden. Da ich Easy Guider von Lumicon von f/10 auf Garrigós Sánchez (B37 Observatorio de die Messungen von Antonio Garrigós f/6,3 oder 1991 mm reduziert, um ein L’Ametila del Valles, Barcelona [4]) und Sánchez nicht allein stehen lassen wollte, größeres Gesichtsfeld zu erhalten. Uner- Josep M. Bosch (B74 Observatorio Santa entschloss ich mich am 17. Oktober über lässlich sind vor allem der Autofokussie- Maria de Montmagastrell [5]) halfen, die die Remote Station H06 (RAS Observa- rer von Robofocus und fast ganzjährig Objekte zu bestätigen. Antonio Garrigós tory, Mayhill, New Mexiko) zur eigenen die Heizung der Schmidtplatte mittels Sánchez fand am 30. September 2009 Bestätigung mit Hilfe eines 25-Zentime- Kendrick Dew Remover. Das Teleskop und am 12. Oktober 2009 mit Hilfe seines ter-Takahashi Astrographen, welche mir überlebte einige Starparties und sogar ei- 51-Zentimeter-Newtons beide Asteroiden auch gelang. nen Sturz über die Brüstung des Balkons wieder und schickte seine Messungen an 3 Meter in die Tiefe während eines Ge- das MPC. Somit konnten wir die Ephe- 2009 ST242 ist mit dem vom Steward wittersturms. Ich musste damals lediglich meriden der Objekte weiter verbessern. Observatory auf dem Kitt Peak, Space- das Dreibeinstativ austauschen und den Am 1. Oktober bekam ich eine automa- watch (691) entdeckten Objekt 2006 Fangspiegel neu justieren! tische Nachricht des MPC, dass MAID01 BN60 deckungsgleich, dessen alte Bahn- und MAID02 die vorläufigen Namen elemente aus dem Jahre 2006 nun völlig Eine sieben Jahre alte CCD Kamera 2009 SG172 und 2009 ST242 erhielten. neu bestimmt werden konnten. Ich habe ST10XME von SBIG dient als Arbeitspferd Spannend gestaltete sich die Verfolgung somit tatsächlich einen Hauptgürtelaste- für die Erstellung der Bilder. Gesteuert der Objekte auf den Webseiten des MPC. roiden mit 4,98 Jahren Umlaufszeit und wird die Kombination aus Teleskop und Schnell stellte sich heraus, dass 2009 etwa zwei Kilometer Durchmesser erneut Kamera bequem vom Wohnzimmer mit SG172 (MAID01) bereits am 21. Septem- entdeckt, der aufgrund von nur drei ver- Hilfe eines gut ausgerüsteten PCs. Von ber 2009 von der Station 703 Catalina schiedenen Messungen aus dem Jahre Januar bis Juni 2009 belegte B82 Maid- Sky Survey entdeckt wurde und es sich 2006 bereits verloren zu sein schien. Ob bronn in der Gesamtstatistik des MPC um den dritten Orbit eines bekannten der Asteroid 2009 ST242 mir letztendlich den 66. Rang von 384 Observatorien.

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In den 49 Beobachtungsnächten des 1. Halbjahres 2009 konnten insgesamt 736 Messungen von 36 Asteroiden und 25 Kometen an das MPC gesendet werden. Im Laufe des 2. Halbjahres kamen natür- lich noch einige Messungen dazu, auch die der wieder entdeckten Asteroiden.

Durch die kontinuierliche Überwachung der Bahnen von Kometen und Asteroiden spürt man zufällig auch neue Objekte auf oder man trägt zu deren Wiederentde- ckung bei. Allerdings folgt auch hier nur dem Fleiß der Erfolg.

Internet-Hinweise: [1] MPC: http://www.cfa.harvard.edu/ iau/mpc.html [2] Cometas_Obs: http://www.astrosurf. com/cometas-obs/ [3] MPChecker: http://scully.harvard. edu/~cgi/CheckMP [4] Homepage B37: http://www.astrogea. org/agarrigos/index.html 3 Teleskop der [5] Homepage B74: http:// Station B82 Maid- santamariaobservatory.blogspot.com/ bronn. Von Null auf Dreihundert in fünf Jahren von Wolfgang Ries

Nein, das ist hier kein verirrter Artikel aus Auch ich machte die typische Astro- So lernte ich sehr rasch, meine Ausrüs- einer Autozeitschrift. Ja, hier geht’s um Entwicklung durch. Als Jugendlicher mit tung auch für die Kleinplanetenvermes- Entdeckungen. Und nein, ich erzähle hier dem Astro-Virus infiziert, nach einem sung und -suche einzusetzen. Schon nicht die Story jeder einzelnen meiner ersten Schub für einige Jahre wieder be- bald erhielt meine Sternwarte von der Kleinplanetenentdeckung. Aus der Über- schwerdefrei, brach es im Erwachsenen- IAU die Bezeichnung A44 Altschwendt schrift und der kurzen Einleitung kann alter erneut aus, mit teils katastrophalen [3]. Hauptmotiv war sicher der Wunsch, der geneigte Leser kombinieren, dass ich Auswirkungen auf die zeitlichen und fi- selbst einen Kleinplaneten zu entdecken in den letzten Jahren eine Menge Klein- nanziellen Ressourcen. Das gipfelte 2002 und dem später einmal einen Namen ge- planeten entdeckt habe. Aus Anlass des im Bau einer eigenen Sternwarte, die vor ben zu dürfen. Der geistige Aufwand hält Entdeckungs-Schwerpunktthemas des allem auf Astrofotografie ausgelegt wur- sich durch die moderne Auswertungssoft- VdS-Journals habe ich ein wenig über de. 2003 stieg ich dann auch noch von ware und Tools im Internet in Grenzen. die Motive und Auswirkungen meiner der chemischen Fotografie auf die CCD- Die Aussichten für den Amateur irgend- Beschäftigung mit Kleinplaneten nach- Technik um. etwas Neues zu Entdecken sind sicher in gedacht. Der eine oder andere könnte dieser Disziplin am höchsten. Damit sinkt meinen, ich sollte an einer Gruppenthe- Den ersten Kontakt mit Kleinplaneten be- auch der zeitliche Aufwand, der nötig ist, rapie teilnehmen und mich mit den Wor- kam ich in der Sternwarte des ebenfalls „seine“ eigenen Entdeckung zu machen. ten vorstellen „Mein Name ist Wolfgang erfolgreichen Asteroidenjägers Richard Ein weiterer Grund war der Wunsch, und ich bin süchtig“. Das könnte schon Gierlinger. Damit war meine Neugierde wissenschaftlich zu arbeiten und den Motiv und Auswirkung sein und dieser geweckt. Weitere Informationen holte ich Profis etwas unter die Arme zu greifen. Artikel wäre schon zu Ende, bevor er mir aus dem Internet. Wichtige Informa- Besonders bei den NEOs leisten Amateu- angefangen hat - aber so einfach ist es tionsquellen waren die Kleinplanetenseite re wertvolle Arbeit in dem sie zur Bahn- doch nicht. [1] und die Homepage des MPC [2]. verbesserung beitragen. Dabei spielt es

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keine Rolle ob das Teleskop 20 oder 200 1 Entdeckerglück im September 2009: Vier blau markierte in A44 Altschwendt Zentimeter Öffnung hat. Prinzipiell ist neu entdeckte Kleinplaneten im Gesichtsfeld. Die pink markierten Kleinplaneten jede vermessene Position, auch von we- waren bereits bekannt. Aufgenommen mit 18“ F/4,5 Newton und einer ST10-XME niger exotischen Objekten, wertvoll, da Kamera. sie das Bild unseres Sonnensystems um ein kleines Mosaiksteinchen erweitert. Kleinplaneten kann man ganz alleine und zu schaue ich auch visuell. Das hört Was sind nun die Auswirkungen meiner beobachten. Trotzdem haben sich viele sich in den Ohren mancher KP-Kollegen Kleinplanetentätigkeit? Zuerst einmal be- Sternfreunde in der Fachgruppe Kleine vielleicht nach Ketzerei an, aber jeder kam ich aus den oben genannten Motiven Planeten zusammengeschlossen. Dort kann und muss für sich entscheiden, wie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Bald erhält man Rat und Unterstützung bei er die Zeit mit seinem Hobby verbringt. wurde ich auch von einer gewissen Jagd- der Nachverfolgung von eigenen Ent- Dafür sind wir ja Amateure und keine leidenschaft erfasst. Es macht viel Spaß, deckungen. Einmal im Jahr gibt es die Profis. die Aufnahmen nach kleinen hüpfenden Kleinplanetentagung, an der ich gerne Lichtpünktchen abzusuchen. Zudem hatte teilnehme, wenn es zeitlich möglich ist. Oft werde ich gefragt, ob es denn über- ich das Glück, relativ rasch zu Entdecker- Daher möchte ich auch den Kontakt zu haupt noch was zu entdecken gäbe? ehren zu kommen. Das stachelt natürlich anderen Fachgruppenmitgliedern aus den Natürlich schwebt das Damoklesschwert die Jagdleidenschaft noch mehr an. verschiedensten Ländern als Auswirkung PAN-STARRS [5] über uns und auch die anführen, die mich positiv überraschte. anderen Suchprogramme sind fleißig. Aber man erlebt auch Momente des Frus- Besonders die Gespräche bei den Abend- Trotzdem übersehen diese automatischen tes. Manchmal lässt die nächste Neuent- veranstaltungen bei gutem Essen und Systeme ziemlich viel, so dass es zumin- deckung auf sich warten. Oder gera- Trinken waren Highlights, auch wenn es dest in naher Zukunft noch genug zu de neu entdeckte Kleinplaneten gehen dann manchmal schwer fiel, tagsüber den entdecken gibt. wieder verloren. Entweder man findet exzellenten Fachvorträgen zu folgen. sie nach ein paar Wochen Regenwetter bzw. störendem Mondschein nicht wie- Wie Schokolade lösen Entdeckungen der, oder eine andere Station erhält letzt- positive Glückshormone aus. Damit be- endlich das Namensrecht. Manchmal in- steht ein gewisses Suchtpotential. Eine vestiert man ein oder zwei Stunden, um Sucht ist dadurch gekennzeichnet, dass einen NEO mit eigenen Beobachtungen man immer größere Dosen braucht. Bei zu bestätigen und der Brocken ist nicht mir mussten daher ein größeres Teleskop am vorausberechneten Platz. Zu meinem und später ein größerer Chip her. Damit Internet-Hinweise: Glück waren aber die positiven Erlebnis- lies sich die Anzahl der Entdeckungen [1] Kleinplanetenseite: http://www. se weit in der Überzahl. Die Entdeckun- natürlich steigern. Diese Entdeckungsflut kleinplanetenseite.de/ gen sprudelten nur so rein. Rasch wur- ist mit viel Arbeit bei der Nachverfol- [2] MPC: http://www.cfa.harvard.edu/ den einige Brocken nummeriert und ich gung verbunden. Es stellte sich heraus, iau/mpc.html konnte ein paar Namen vergeben (nach dass der Spaß auch in Stress umschlagen [3] Homepage: http://members.infodat. sich selber darf man übrigens keinen kann. Damit der Spaß und die Freude an at/Sternwarte_Seng/index.htm Kleinplanet benennen). Ab und zu war den Kleinplanetenentdeckungen für mich [4] Astro Kooperation: http://www. auch was Exotisches darunter, wie ein weiterhin überwiegen, betreibe ich nach astro-kooperation.com/ NEO und ein paar Jupiter-Trojaner und wie vor auch Astrofotografie von Deep [5] Pan-STARRS: http://pan-starrs.ifa. Marsbahnkreuzer. Sky Objekten [4] und von Planeten. Ab hawaii.edu/public/

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Entdeckung einer offensichtlich veränderlichen anonymen Galaxie im Feld des BL-Lacertae Objektes S5 0716+71 von Klaus Wenzel, Wolfgang Düskau, Hans Günter Diederich und Stefan Karge

Am 14. Dezember 2007 konnte ich bei visuellen Beobachtungen des hellen, ak- tiven BL-Lacertae Objektes S5 0716+71[1] im Sternbild Camelopardalis, die ich mit meinem 317/1500mm-Newton-Teleskop durchführte, ein überraschendes, relativ tiefes Minimum von etwa 15 mag beob- achten. Eine Alarmmeldung ging sofort an meinen Partner Wolfgang Düskau aus Waldkraiburg, dem am 17. Dezem- ber 2007 eine kurzbelichtete (fünf Minu- ten) Überwachungsaufnahme mit seinem 125 mm-(5 Zoll)-Starfire-Refraktor, in Verbindung mit einer ST7 CCD-Kamera, gelang.

Beim Vergleich dieser aktuellen Auf- nahme mit einer älteren Aufnahme, die Wolfgang Düskau bereits am 26. Dezem- ber 2006 mit gleicher Belichtungszeit aufgenommen hatte, konnte ich, neben dem Lichtwechsel von S5 0716+71, auch bei einer südwestlich (5,3’ PA 213°) des 1 Die Region um S5 0716+71 mit der veränderlichen Galaxie. CCD Aufnahme BL-Lacertae Objektes benachbarten an- von W. Düskau onymen elongierten Vordergrundgala- xie (J 2000.0 07h21m16s +71°16’05”) auf der älteren Aufnahme eine deutlich hellere Kernregion erkennen als auf der aktuellen Vergleichsaufnahme. Auf einer weiteren Aufnahme, die bereits am 07. Dezember 2006 mit dem gleichen Inst- rument aufgenommen wurde - ebenfalls bei fünf Minuten Belichtungszeit - ist der Kern der Galaxie ebenfalls schwächer als auf dem CCD-Bild vom 26.12.2006 abgebildet. Auf der Aufnahme vom 26. Dezember 2006 ist offensichtlich ein Hel- ligkeitsausbruch der Zentralregion dieser Galaxie dokumentiert. Beim Durchsehen von weiteren, älteren vergleichbaren Auf- 2 Die beiden im Text beschriebenen CCD Aufnahmen von Wolfgang Düskau. nahmen (ebenfalls fünf Minuten belich- Auf der linken Aufnahme vom 26.12.2006 ist der Helligkeitsausbruch im Kerngebiet tet) – es existieren insgesamt zehn Auf- der anonymen Galaxie dokumentiert. nahmen zwischen dem 3. Januar 2003 Die rechte Aufnahme vom 17.12.2007 zeigt die Zentralregion der Galaxie im Ruhe- und dem 27. Dezember 2007 - konnte licht und das BL-Lacertae Objekt im Minimum.

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3 Lichtkurve der veränderlichen Galaxie von Stefan Karge. Erstellt nach CCD Beobachtungen am 60-cm-Teleskop des Tau- nus Observatoriums auf dem Kleinen Feldberg.

ich einen weiteren, vermutlichen Hellig- Beim Helligkeitsausbruch der Galaxie, Literaturhinweise: keitsausbruch dieser Galaxie auf einer der auf der Aufnahme von Wolfgang [1] Klaus Wenzel, SuW 1/2007 77: Aufnahme vom 11. Januar 2003 finden. Düskau vom 26. Dezember 2006 zu se- S5 0716+71: ein helles, aktives BL- Bei einer Recherche in der Simbad Da- hen ist, erreichte die Kernhelligkeit sogar Lacertae-Objekt tenbank fand ich kurioserweise keinen an die 15. Größe heran. [2] Klaus Wenzel, Wolfgang Düskau, Eintrag für diese Galaxie. In der NASA BAV-Rundbrief 1/2008 31: Eine Extragalactic Database (NED) ist die Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch veränderliche anonyme Galaxie bei deutlich elongierte Galaxie aber als Inf- Stefan Karge. Er überwacht S5 0716+71 S5 0716+71? rarotquelle (IrS) (2 Identifizierungen) und mit dem 60-cm-Teleskop der Außensta- Galaxie (2MASX J07211674+7116053 ID) tion der Sternwarte Frankfurt auf dem gelistet. Über eine vermeintliche Super- Kleinen Feldberg im Taunus. Stefan fand nova zum fraglichen Zeitpunkt ist eben- 28 brauchbare CCD Aufnahmen, die in falls nichts bekannt. der Zeit vom 13. September 2007 bis zum Vorschau 08. Februar 2008 an acht verschiedenen Diese ersten Ergebnisse wurden dann zu- Tagen entstanden. Daraufhin erstellte nächst im BAV Rundbrief veröffentlicht er für diesen Zeitraum eine Lichtkurve. 4. Ravensburger [2]. Durch diese Veröffentlichung wur- Auch hier zeigt die Kernregion der Ga- den Hans Günter Diederich aus Darm- laxie eindeutige Helligkeitsveränderun- Teleskoptreffen stadt und Stefan Karge aus Frankfurt gen zwischen 16 und 17 mag. Die hier – RATT – auf das Objekt aufmerksam und durch- dargestellten drei Lichtkurven zeigen die suchten daraufhin ihre Aufnahmen von photometrische Auswertung der Kernre- September 2010 S5 0716+71 nach der anonymen Galaxie. gion der Galaxie mit drei verschiedenen bei 88263 Horgenzell Hans Günter Diederich konnte vom 23. Aperturen. (Nähe 88214 Ravensburg) November 2006 bis zum 15. Dezember 2007 insgesamt fünf brauchbare Aufnah- Weitere CCD Beobachtungen dieser bis- men in seinem Archiv finden, die eben- her „übersehenen“ Galaxie, zur weiteren Information: falls eindeutige Helligkeitsveränderun- Abklärung der Veränderlichkeit, wären Carsten Przygoda gen zeigten. Außerdem photometrierte er sehr wünschenswert, und auch eine visu- Finkenweg 25 neben seinen eigenen auch die Aufnah- elle Sichtung steht noch aus. Aber viel- 88339 Bad Waldsee men von Wolfgang Düskau. Hierbei zeig- leicht ergibt sich ja einmal die Chance [email protected] te sich, dass die Kernregion der Galaxie bei einem erneuten Helligkeitsausbruch, www.ratt-rv.de unregelmäßige Helligkeitsveränderungen wenn die Zentralregion mal wieder die zwischen etwa 16 und 17 mag aufweist. 16. Größenklasse überschreitet.

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Zufällige „Entdeckung“ eines binären Sternclusters in der Großen Magellanschen Wolke von Hans-G. Diederich

Beide erinnerten mich so sehr an das hei- mische Paar h und chi Persei, dass sich eine weitere Literaturrecherche anschloss und dabei folgendes heraus kam: Beide Sterncluster weisen zwar nach [1] ein höchst unterschiedliches Alter auf (170 Millionen Jahre für SL 385 bzw. >= 250 Millionen Jahre für SL 387) und können daher nicht gemeinsam entstanden sein, sie werden aber nach [2] möglicherwei- se in den nächsten 10 Millionen Jahren miteinander verschmelzen. Bereits jetzt zeigen sie Gezeitenschweife als Folge der gegenseitigen Wechselwirkung. 2 Identifizierte Objekte im Ge- Und ein solcher Schweif konnte sogar sichtsfeld in der eigenen Aufnahme nachgewiesen werden. In Abb. 3 ist er markiert. So wer- den interessante Deep-Sky-Objekte ent- 1 Die Umgebung von NGC 1926 + deckt, auch ohne nach ihnen zu suchen: NGC 1928 in der Großen Magellanschen durch genaues und neugieriges Hinsehen Wolke; Ort und Instrumentierung: IAS- bei der Bildauswertung. Sternwarte Hakos, 50-cm-Cassegrain, f = 4.500 mm, STL-1001E, AO-L, Klarglasfilter, Integrationszeit 720 s, Literaturhinweise: Maßstab 1,1“/Pixel [1] A. Dieball, E. K. Grebel, 2000: „Studies of binary star cluster can- didates in the bar of the LMC II”, 3 Ausschnitt aus Abb. 1 mit dem Am Anfang stand eine Entdeckung in der arXiv:astro-ph/0004208 binären Sterncluster SL 385 (rechts) Literatur: Es gibt nicht etwa nur einen [2] S. Leon, et al., 1998: „Interacting + SL 387 (links). Das Bild wurde einzigen binären („doppelten“) Sternclus- star clusters in the LMC - Over- zweifach vergrößert, die übrigen Daten ter in der Milchstraße (h und chi Persei), merging problem solved by cluster entsprechen denen aus Abb. 1. Die sondern mehrere. Und recht viele in den group formation“, arXiv:astro- Lage des Gezeitenschweifs wurde Magellanschen Wolken. Beim letzten Be- ph/9812112 nachgezeichnet. such auf der IAS-Sternwarte Hakos ent- stand eine Aufnahme des binären Stern- clusters NGC 1926 + NGC 1928 in der Großen Magellanschen Wolke (Abb. 1).

Nach der Identifizierung des „Zielobjekts“ folgte als Teil der üblichen Bildauswer- tung die Identifizierung und Untersu- chung aller übrigen im Bild erkennbaren Strukturen (Abb. 2). Hierbei fiel mein Blick auch auf zwei kleine, gleichhelle und eng benachbarte Sterncluster, de- ren Bezeichnung SL 385 + SL 387 lautet.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 46 Schwerpunktthema Amateurentdeckungen

1 Die Zodiakallichtpyramide am Abendhimmel nach einer Zeichnung von Étienne Léopold Trouvelot (1827 – 1895).

Doch in den letzten 100 Jahren trat mehr und mehr eine weitere Randbedingung bei der Beobachtung des Zodiakallichts auf den Plan: die Lichtverschmutzung. Sie vereitelt in den Städten überall auf der Welt und zunehmend auch auf dem Lande mit fortschreitender Beleuchtung noch des kleinsten Weilers eine erfolg- reiche Sichtung dieser großartigen Him- melserscheinung.

So hatte ich, wenn ich von Deutschland aus den Himmel betrachtete oder foto- grafierte, das Zodiakallicht nie in meinen Beobachtungsplan aufgenommen. Beob- achtungen gelangen mir erst von den ös- terreichischen oder den Schweizer Alpen, besser noch aus dem Mittelmeerraum – hier besonders in Spanien und Griechen- land, zumal dort die Ekliptik steiler als in Mitteleuropa über den Horizont steigt, was die Sichtung des Zodiakallichts ver- einfacht. Doch eine Beobachtung direkt vor der Haustür, die kam mir nicht in den Sinn. Auch, als vor bald 20 Jahren “Dun- keldeutschland“ der BRD beitrat, kam ich nicht auf den Gedanken, dass damit Zodiakallichtbeobachtungen innerhalb weniger Stunden Autofahrt möglich ge- wesen wären, so sehr habe ich der Me- tapher “Dunkeldeutschland“ dann doch nicht getraut. Übrigens fand ich diese Bezeichnung insgeheim ganz wunderbar, Die Wiederentdeckung suggerierte sie doch einen Nachthimmel, wie wir ihn uns alle wünschen und wie er nun auch in den neuen Bundesländern des Zodiakallichts bald der Vergangenheit angehören wird.

von Stefan Binnewies So jedenfalls meine Einschätzung – bis 2006. Dann in Brandenburg, 80 Kilome- Nicht neu ist es, sondern schon seit dem Punkt der Erde zu beobachten. Es stand ter südlich von Berlin fand Ende Sep- Altertum bekannt – das Zodiakallicht [1]. als riesiger, schwacher Lichtkegel mit tember das 7. Herzberger Teleskoptreffen Bezeichnet wird damit eine Lichtpyramide einem Helligkeitsmaximum in Richtung statt, verbunden mit einer fotografisch entlang der Ekliptik, dem Zodiakalkreis. der Sonne, jeweils vor ihrem Aufgang gut dokumentierten Beobachtung des Ursache dieser Erscheinung ist an inter- mit Beginn der Dämmerung am Morgen morgendlichen Zodiakallichtkegels [3]. planetarem Staub vorwiegend gestreutes, oder zu Ende der Dämmerung am Abend Es ging also doch, das Zodiakallicht weniger auch reflektiertes Sonnenlicht, über dem Horizont. Voraussetzung, um war zurück in Deutschland, und seine eine Erklärung die Giovanni Domenico es zu sehen, war nur ein unverstellter Beobachtung wurde auch in den Folge- Cassini, Direktor an der Pariser Sternwar- Blick auf die horizontnahe Ekliptik, ein jahren vom Ort dieses Teleskoptreffens te, Ende des 17. Jahrhunderts als Erster weitgehend Mondlicht-freier Nachthim- bestätigt. Ich habe mir daraufhin meine lieferte [2]. Damals, in den Zeiten vor der mel und eine gute atmosphärische Trans- älteren Zodiakallichtaufnahmen ange- Erfindung der Gaslaterne und der Glüh- parenz (Abb.1). sehen, zumeist in Chile entstanden und birne war das Zodiakallicht von jedem zusammen mit der Sommermilchstraße

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im Bildfeld. Und in meiner Erinnerung 2 Zodiakallichtkegel und Milchstraße am Morgenhimmel, fotografiert von der konnte sich das Helligkeitsmaximum im europäischen Südsternwarte in Chile/La Silla, 6.3.1989, 60 Minuten belichtet durch Zodiakallichtkegel durchaus mit der im ein 15 mm-Fisheye Objektiv (1:4) auf Agfachrome 1000 RS. Schützen stehenden Zentrumswolke der Milchstrasse messen. Eine dieser Auf- nahmen (Abb. 2) wurde nun eingescannt Die Auswertung ergab, dass das Zodia- beobachtbaren Milchstraßenarealen. So und bezüglich ihrer Dichte vermessen. kallicht nicht einmal ganz die Helligkeit auch von meinem Heimatort Much aus Daraus habe ich Helligkeitswerte für der Schildwolke erreicht; doch immerhin, und das bis in den Oktober hinein, wenn verschiedene Areale des Zodiakalichts die Schildwolke gehört unter einem mä- sie dort, noch etwa 20 Grad hoch über im Verhältnis zur Milchstrasse ermittelt. ßig guten Landhimmel durchaus zu den dem Horizont stehend, langsam von der

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3 Der Mond dominiert den Osthorizont, er steht im unteren Viertel der Zodiakallichtpyramide, die sich bis hinauf zu Mars, südöstlich von Kastor und Pollux erstreckt. Aufnahme am 15.10.2009, digitales Sandwich aus zwei je fünf Minuten belichteten Mittelformatdias, 30 mm-Fisheye Objektiv (1:5,6), Fuji Provia 400 X, Aufnahmeort Much, Rhein Sieg Kreis.

im Südwesten liegenden Lichtglocke der sie immer kürzer und mit dem Aufgang mehr dafür einsetzen das Wiedererlang- Stadt Bonn verschluckt wird. von Merkur erfolgte der Abbau von Op- te nicht erneut zu verlieren. Übertragen tik und Montierung. Doch hatte ich das auf die Astronomie bedeutet das noch Mit diesen Informationen präpariert Zodiakallicht erwischt, würde es sich mehr Aufklärungsarbeit über eine sinn- habe ich mich am Morgen des 15. Ok- gegen die durchaus vorhandene Licht- volle Außenbeleuchtung und vielleicht tober 2009 vier Kilometer nördlich der verschmutzung, gegen die einsetzende zukünftig einmal die Einrichtung eines Gemeinde Much und 31 Kilometer öst- Dämmerung und das Mondlicht durch- „Nationalparks Ursprünglicher Nacht- lich des Kölner Doms auf eine freie Wiese setzen können? Die Filmentwicklung himmel“. gestellt und noch vor Beginn der Mor- brachte die Klärung: das Zodiakallicht ist gendämmerung den Osthorizont fotogra- auch in NRW zurück, es lässt sich nur 30 fiert. Der 26 Tage alte Mond störte die Kilometer außerhalb Kölns fotografisch visuelle Beobachtung in diese Richtung nachweisen, beobachtet man im Herbst deutlich, die Milchstraße war aber bis den Morgenhimmel in Richtung Osten. Literatur- und Internet-Hinweise: knapp südlich Sirius gut zu sehen und [1] S. J. O´Meara: Observing the Zodi- tief im Süden blitzte Alpha Columbae, Doch heißt das nun, das mit der Licht- acal Light, Sky & Telescope 4/2000, ein 2,6 mag heller Stern, vier Grad über verschmutzung ist gar nicht so schlimm 108 dem abgeernteten Feld. Aufnahmeoptik wie immer geschildert wird? Nein, das [2] G. D. Cassini: Découvert de la war ein Fisheye-Objektiv, Brennweite heißt es nicht: im Gegenteil! Wie bei lumiére célèste qui paroist dans 30 mm, Blende 5,6 und als Film dien- einer seltenen Tierart, die längst ausge- le Zodiaque, Mem. Ac. ad. Roy. te mir der bewährte Fuji Provia 400 X storben galt und nur durch verfeinerte Sci. Tom VIII (1666-1699); Paris: Rollfilm. Zweimal fünf Minuten dauerten Methoden, hier den gezielten Fotos mit Comp. Libraires 1730,119 die ersten Belichtungen, später dann mit einer extrem weitwinkligen Optik, wieder [3] http://www.herzberger-teleskoptreffen. Fortschreiten der Dämmerung wurden entdeckt wurde. Wir sollten uns umso de/images/7htt-galerie/index.php

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Ergebnisse aus 10 Jahren Videokameranetz der IMO von Sirko Molau

1 Gesichtsfelder der Kameras des IMO Video Meteor Networks in Mitteleuropa Das Videokameranetz der Internatio- im Dezember 2008. nal Meteor Organization (IMO) feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurde in der IMO- Zeitschrift WGN eine umfangreiche Ana- lyse der bestehenden Meteordatenbank vorgenommen. Die wichtigsten Ergeb- nisse sollen hier kurz zusammengefasst werden – für weitere Details und Litera- turreferenzen sei auf den Originalartikel in WGN verwiesen, der auch im Internet unter http://www.imonet.org herunter- geladen werden kann.

2 Verteilung der Meteore über die Sonnenlänge. Durch die gleitenden Intervalle fließt jedes Meteor doppelt in die Auswertung ein.

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3 Darstellung der Radianten, die über das ganze Jahr verteilt ermittelt wurden, in sinusoidaler Projektion. Die x-Achse stellt die Rektaszension und die y-Achse die Deklination dar. Die Meteorstromgeschwindigkeit wird über die Farbe kodiert. Jeder Punkt stellt einen Radianten dar, der im Mittel aus 50 Meteoren besteht, wobei der Bereich zwischen 10 und 10.000 schwankt. Die Zahl der Meteore wird mit der Intensität der Punkte kodiert, wodurch starke Radianten und zusammenhängende Meteor- ströme besser hervortreten.

Das IMO Video Meteor Network natsende werden die Daten von den Be- ten manuell gestartet und abgeschaltet. Alles begann mit einer ersten Kamera- obachtern an die IMO Video Commission Heute werden die meisten Systeme per station in Aachen, die seit März 1999 in geschickt, wo sie gesammelt, überprüft, Zeitschaltuhr jeden Abend gestartet und jeder klaren Nacht den Himmel nach Me- analysiert und veröffentlicht werden. schalten sich in der Morgendämmerung teoren absuchte. Weitere Videobeobach- automatisch ab. Damit werden auch ter schlossen sich dem Kameranetz des Der Schwerpunkt des IMO Netzwerks kleinste Wolkenlücken zur Beobachtung Arbeitskreises Meteore (AKM) an und am liegt bei den „single Station”-Beobach- genutzt. Zudem ist das Netzwerk in den Jahresende hatten 5 Beobachter in tau- tungen. Das hat den Vorteil, dass jeder vergangenen Jahren stark gewachsen. send Stunden effektiver Beobachtungs- Beobachter mit dem notwendigen Equip- So beteiligten sich im vergangenen Jahr zeit über achttausend Meteore aufge- ment mitmachen kann. Er muss nicht sei- 24 Beobachter aus 10 Ländern mit ins- zeichnet. In den Folgejahren wuchs das ne Kameraparameter und das Gesichts- gesamt 37 Kameras am IMO-Netzwerk Netz auch über die Landesgrenzen hin- feld mit anderen Beobachtern in seiner (Abb. 1). Dank der guten Abdeckung gab aus und im Jahr 2004 wurde es in IMO Region synchronisieren, um „double es seit Anfang 2006 lediglich eine Beob- Netzwerk umbenannt, um dem internati- Station“-Beobachtungen zu erhalten. Je- achtungsnacht, in der aufgrund schlech- onalen Charakter gerecht zu werden. des einzelne Meteor trägt zur Datenbank ten Wetters überhaupt kein Meteor auf- bei, egal wann und wo es aufgezeichnet gezeichnet werden konnte. Alle Kameras im Netzwerk nutzen die wurde. Auf der anderen Seite kann man Meteorerkennungs- und -vermessungs- aus Beobachtungen einer Station allein Das Datenmaterial software „MetRec“. Das Videosignal wird keine räumlichen Trajektorien und Me- Die vorliegende Analyse basierte auf dazu direkt in den Auswerte-PC gespeist, teoroidenorbits berechnen. Man benötigt allen Beobachtungen bis einschließlich mit einer Matrox Framegrabberkarte di- eine umfangreiche Meteordatenbanken Juni 2009 – in Summe sind das 451.282 gitalisiert und in Echtzeit durch MetRec und ausgefeilte Algorithmen, um mit Meteore, die in 3.363 Beobachtungs- analysiert. Jedes erkannte Meteor wird statistischen Methoden die Geschwindig- nächten und 107.594 Stunden effektiver astrometriert und photometriert. Die Po- keit und andere Meteorstromparameter Beobachtungszeit aufgenommen wurden. sition, Helligkeit und Geschwindigkeit zu ermitteln. Der Automatisierungsgrad Etwa die Hälfte der Beobachtungsdaten des Meteors wird zusammen mit einem im IMO-Netzwerk hat in den vergange- wurde dabei von den Beobachtern des Summenbild und einer kurzen Video- nen Jahren stark zugenommen. Früher AKM beigesteuert. sequenz abgespeichert. Jeweils am Mo- wurden die Kameras in klaren Näch-

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Dank der langen Beobachtungsreihe sind alle Sonnenlängen gut mit Beobach- tungen abgedeckt (Abb. 2). Zur Analy- se wurden jeweils die Meteore aus zwei Grad Sonnenlänge (entspricht etwa zwei Tagen) mit einem Grad Versatz zusam- mengefasst. Pro Intervall lagen damit zwischen 680 und über 16.000 (im Mittel 2.500) Meteoraufzeichnungen vor.

Die Auswerteprozedur Der Algorithmus zur Auswertung der Meteordatenbank wurde 2006 zuerst veröffentlich und im Jahr 2008 weiter verfeinert. Das Grundprinzip lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Jeder Meteorstromradiant wird durch vier Parameter beschrieben - die Sonnen- länge (also das Datum), die Rektaszensi- on / Deklination des Radianten und die Meteorstromgeschwindigkeit. Zu einem beobachteten Meteor kann man über be- stimmte Annahmen die Wahrscheinlich- keit berechnen, dass es zu einem gegeben Radianten gehört. Diese Wahrscheinlich- keit berechnet sich im wesentlichen aus der Distanz, in der die rückwärts ver- längerte Meteorspur den Radianten ver- fehlt, und seiner beobachteten Winkelge- schwindigkeit. Bei der Auswertung wird zunächst die Wahrscheinlichkeit aller möglichen Radianten über alle Meteore pro Sonnenlängenintervall akkumuliert. Die Radiantensuche erfolgt dann itera- tiv: Zunächst wird der stärkste Radiant mit der höchsten Gesamtwahrscheinlich- keit ermittelt. Sein Beitrag wird von der Gesamtverteilung subtrahiert und dann wird der nächststärkste Radiant ermittelt. Am Ende erhält man eine Liste aller Radi- anten, die in einem bestimmten Intervall aktiv waren (Abb. 3). Die Berechnung für alle Sonnenlängenintervalle dauert bei dem gegebenen Datensatz auf 30 CPU- Kernen etwa eine Woche.

Im zweiten Schritt werden Radianten mit ähnlichen Parametern (Position, Ge- schwindigkeit) in benachbarten Sonnen- längenintervallen gesucht. Ist ein Radi- ant in mehreren Nächten aktiv, hat man einen Meteorstrom identifiziert. Anhand der Meteorzahl lässt sich ein Aktivitäts- profil und weitere Parameter (Aktivitäts- anfang und -ende, Maximumszeitpunkt, Radiantendrift) ableiten. Die Daten wer- den mit einer vom Meteor Data Center 4 Radiantenposition und -drift (oben), Aktivitätsprofil (Mitte) und Geschwindig- (MDC) der IAU gepflegten Liste von über keitsdrift (unten) der südlichen Delta-Aquariiden

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300 bekannten oder vermuteten Strömen sondern erstmalig zu jedem der Ströme net unter http://www.imonet.org/wgn09/ abgeglichen, um den Strom zu identifi- auch ein Aktivitätsprofil ableiten. Dabei wgn09.pdf. zieren. Schließlich werden die automa- gab es auch bei den großen und schein- tisch extrahierten Meteorströme und ihre bar gut bekannten Strömen die eine oder Ein Fazit Parameter noch einmal manuell verifi- andere Überraschung – häufig in Form Die Meteorbeobachtung war schon immer ziert, um die Datenqualität zu erhöhen. eines ungewöhnlich langen Aktivitätsin- eine Domäne der Amateurastronomen – tervalls. Auch „Mysterien“ wie die Coma- und sie ist es auch heute noch. Mit nur Einige Ergebnisse Bereniciden, deren Radiant 15 Grad von wenigen Stunden Versatz kann man z. Während der aktuellen Analyse der der erwarteten Position abweicht, ließen B. im Internet auf visuellen Beobachtun- Meteorströme fiel uns auf, dass die Ge- sich aufklären. Die Abbildung 4 zeigt ex- gen beruhende Aktivitätsprofile großer schwindigkeit einiger Ströme nicht kon- emplarisch die Ergebnisse für einen der Meteorströme sehen. Die Videobeobach- stant war, sondern im Laufe ihres Akti- erkannten Ströme - die südlichen Delta- tung hat vor allem die Analyse kleiner vitätszeitraums kontinuierlich zu- bzw. Aquariiden. Ströme revolutioniert. Während visuelle abnahm. Zunächst glaubten wir an einen Beobachter hier an Ihre Grenzen stoßen, systematischen Fehler in unserer Aus- Schließlich konnten 12 Meteorströme können automatisierte Videosysteme wertungsprozedur – auf unsere Nachfra- identifiziert werden, die zu keinem der große und qualitativ hochwertige Da- ge konnten jedoch japanische Beobachter bisher bekannten oder vermuteten Me- tenmengen zusammentragen, mit denen des SonotaCo-Netzwerks diesen Effekt teorströme passen und daher neu in die sich ein immer genaueres Bild der Me- bestätigen. Da sie andere Beobachtungs- Liste des MDC aufgenommen wurden. teorströme zeichnen lässt. Der Schlüssel und Auswertmethoden sowie einen kom- Meistens handelt es sich dabei um sehr zum Erfolg liegt dabei in der Ausdauer plett unabhängigen Datensatz verwen- schwache Ströme im Zeitraum von Juli der Beobachter und ihrem Zusammen- den, ist der Nachweis perfekt. Wir haben bis September, die im Maximum nur ein schluss in internationalen Kameranet- zwar noch keine schlüssige Erklärung Meteor pro Stunde hervorbringen. In zen. Damit überwinden wir die durch die für die beobachteten Variationen, aber zwei Fällen (Delta-Pisciden und Alpha- Nachstunden und das Wetter gesteckten Fakt ist, dass z. B. die Geschwindigkeit Trianguliden) erreicht die Rate jedoch Grenzen und liefern einen wesentlichen der Lyriden, Eta-Aquariiden und Kappa- drei bis vier Meteore pro Stunde, so dass Input zur geplanten ersten „offiziellen“ Cygniden merklich zunimmt, während sie auch durch einen visuellen Beobach- Meteorstromliste der IAU. die der südlichen delta-Aquariiden, Qua- ter gut wahrgenommen werden können. drantiden, Capricorniden und Orioniden Auf der anderen Seite wurden bestimmte um bis zu 0,25 km/s pro Tag langsamer Meteorströme, die in der MDC-Liste als werden. „established“ markiert sind, von uns in Literaturhinweise Frage gestellt, da sich in unseren Daten [1] S. Molau, J. Rendtel, 2009: In Summe haben wir in der Meteorda- keinerlei Anzeichen für diese Ströme “A Comprehensive List of Meteor tenbank 9 große und 46 kleine Meteor- fanden. Shower Obtained from 10 Years of ströme identifiziert. Dank des umfangrei- Observations with the IMO Video chen Datenmaterials konnten wir nicht Eine umfassende Darstellung der Ergeb- Meteor Network”, WGN, IMO nur genaue Stromparameter ermitteln, nisse findet man in WGN oder im Inter- Journal 37, 98

Mitgliedsbeiträge und Abo-Kosten für „Sterne und Weltraum“

Mit ungefähr 50.000 Lichtjahren wird der Radius des sichtbaren Teils der Milchstraße angegeben - ganz nett! Mit genau 52.389,71 EUR sind die Außenstände der Vereinigung der Sternfreunde e.V. am 28. Februar 2010 zu beziffern - das ist eine wirklich astronomische Dimension!

Sollte bei Ihnen die Zahlung versehentlich in Vergessenheit geraten sein, erinnere ich daran und bitte um baldigen Zahlungsausgleich.

Thomas Kessler, Schatzmeister der VdS

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Eigene Entdeckungen leicht gemacht von H. U. Mor

Einundvierzigtausendzweihundertdrei- aus nur bis ca. -40 Grad Deklination se- absuchen und hat jeweils 0,175 Sekun- undfünfzig Quadratgrad. Größer ist der hen kann, bleibt uns der Himmel südlich den Zeit, um zu erkennen, ob sich im Himmel nicht. Und doch groß genug, davon verborgen. Der sichtbare Himmel Gesichtsfeld/auf dem Foto etwas verän- damit sich für jeden Amateur die Gele- reduziert sich somit auf eine Fläche von dert hat. Das ist offensichtlich eine recht genheit bietet, selbst eine astronomische 29.794 Quadratgrad. Im Jahresmittel ste- kurze Zeit. Doch hat die VdS über 4000 Entdeckung zu machen! Ein typisches hen pro Nacht zwölf dunkle Stunden zur Mitglieder. Wenn man den Himmel (von Amateurteleskop zeigt bei niedriger Ver- Verfügung. Für jedes Feld hat man damit Deutschland aus sichtbar, 29.754 Quad- größerung ein Gesichtsfeld von einem knapp 1,5 Sekunden zur Verfügung. Da ratgrad) auf alle VdS-Mitglieder verteilt, Quadratgrad. Fotografen können diesen es in Deutschland für einen bestimmten bleibt für jeden ein Feld von 7,5 Qua- Himmelsausschnitt mit einer digitalen Ort nur ca. 60 klare Nächte gibt, verkürzt dratgrad. Diese Himmelsregion regelmä- Spiegelreflexkamera bei ca. 1000 mm sich die Beobachtungszeit pro Feld auf ßig zu überwachen müsste doch für jedes Brennweite aufnehmen. Kurze Brennwei- 0,025 Sekunden. Andererseits hat man Mitglied ein Leichtes sein! In zwölf Stun- ten sind hier im Vorteil, denn sie zeigen für eine Endteckung auch einige Tage den mit einem Quadratgrad Gesichtsfeld einen größeren Himmelsausschnitt. Zeit (wer schafft es schon, jeden Tag den hat man dann über 1,5 Stunden Zeit pro gesamten Himmel abzusuchen?), sagen Region. Mit dieser Belichtungszeit er- Doch bleiben wir bei einem Feld von wir mal eine Woche. Somit bleiben pro reicht man mit einem größeren Teleskop 1 x 1 Grad. Um den vollständigen Himmel Feld 0,175 Sekunden Zeit. Objekte jenseits der 20. Größe. nach neuen Objekten abzusuchen, muss man nur die oben erwähnten 41.253 Fel- Um eine Entdeckung zu machen, muss Die VdS ruft daher alle Mitglieder auf, der beobachten oder fotografieren. Am man also nur den gesamten in dieser sich an dieser Aktion zu beteiligen! besten täglich. Da man von Mitteleuropa Nacht zur Verfügung stehenden Himmel

Das typische Einsteiger-Teleskop: Das Newton Omegon 130/920 mit der Montierung EQ-2 von Herbert Zellhuber

Es stand ein Paket in der Größe 25 cm Für so manchen Beobachter wird diese x 50 cm x 108 cm und 18,5 kg Gewicht Schrauberei allerdings bald etwas lästig bereit. Darin befand sich das Newton-Te- sein, zumal man die Schräubchen bei leskop 130 mm / 920 mm „Omegon“ mit Dunkelheit leicht verlieren kann. Man der Montierung EQ-2, das als typisches kann eine Höhe von 72 cm bis 125 cm Einsteiger-Teleskop gilt. Der Kaufpreis einstellen, mit je einer Flügelschraube beträgt 169 Euro (März 2009). Beigelegt werden die Ausziehbeine geklemmt. Mit war eine englischsprachige Bedienungs- einer mittigen Sterngriffschraube wird anleitung. die Montierung befestigt.

Das Dreibein in Aluminium-Ausführung wiegt 2 kg. Nach dem Aufspreizen der Beine kann man eine Okularablage mit 1 drei Flügelschrauben befestigen (Abb. 2). Das Newton-Teleskop Omegon 130/920 mit der Montierung EQ-2

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Steifigkeitsmessung brachte dann ein er- nüchterndes Ergebnis. Am Polblock wur- de eine Aufnahme angeklemmt und die Messuhr an das Deklinationsgehäuse ge- legt. Mit einem Kraftmesser wurde mit 15 N auf die Gegengewichtsachse gedrückt. Dabei konnte ich an der Montierung eine Verbiegung von 0,1 mm ablesen (Abb. 3). Beim Aufladen des 4-Kilo-Gegenge- wichts fand dann gleich eine Verbiegung von 0,35 mm (!) statt. Das ist zu viel für diese Montierung! Ich persönlich würde empfehlen, sie höchstens mit 2-3 kg zu beladen. Für ein 130-mm-Newton-Te- leskop sollte man also mindestens eine Montierung in der Größe einer EQ-3 neh- men. Anhand des Verkaufskatalogs wird zu diesem Teleskop die EQ-3-Montierung für einen Mehrpreis von 20 Euro angebo- ten. Man sollte also unbedingt dieses An- gebot vorziehen. Im letzten VdS-Journal für Astronomie stellte ich die MON-1 vor, auch dort nahm ich eine Steifigkeits- messung vor (Abb. 4). Bei derselben Be- 3 Steifigkeitsmessung an der EQ- lastung bewegte sich die Messuhr nur im 2. Der Maßstab wurde mit abgebildet, Bereich eines Hundertstel Millimeters. um die Abstand-Verhältnisse zu doku- Die beiden Rohrschellen aus Aluguss mentieren. Eine zweite Messuhr war werden mit je zwei Zollschrauben befes- am Dreibein angelegt, auch hier konnte 2 Das eingeklappte Stativ mit der tigt. Bekanntlich sind diese im deutsch- man einen Ausschlag registrieren. anschraubbaren Okularablage sprachigen Raum nicht in jedem Laden um die Ecke erhältlich, man sollte sie deshalb nicht verlieren. Die Steifigkeit ist akzeptabel, allerdings war an einer Die Montierung ist unter dem Namen Schelle das Gewinde um mehrere Milli- EQ-2 bekannt. Es ist eine parallaktische, meter versetzt (Abb. 5). Das Einschrauben deren Gehäuse aus Aluguss besteht. Für musste mit viel Gefühl geschehen, sonst das Einstellen der Polhöhe ist eine Skala wäre das Gewinde schon beim ersten Ge- angebracht. Sie wird mit einer Knebel- brauch ruiniert worden. Bei solchen Feh- schraube eingestellt. Mit einer weiteren lern sollte man unbedingt beim Händler Knebelschraube ist der Polblock arretier- reklamieren. bar. Die Polachse hat ein Schneckenge- triebe, über ein Treibrad oder eine bieg- Die Optik mit 130 mm Öffnung und 920 same Welle kann nachgeführt werden. mm Brennweite hat einen Fangspiegel Die Deklinationsachse hat einen Tangen- mit 33 mm Durchmesser, somit beträgt tialarm, welcher ebenfalls per biegsamer die Obstruktion 25%. Die Fangspiegel- Welle bewegt wird. Beide Achsen sind Spinne ist ein stabiles, angeschraub- durch Lösen einer Sternschraube frei in tes Alugussteil; die vier Streben sind je jede Richtung drehbar. 4 mm dick. Das Gesichtsfeld mit 100% Ausleuchtung hat einen Durchmesser Schon beim ersten Blick auf die 2 kg von 7,5 mm, das reicht für 1,25-Zoll- leichte Montierung war ich skeptisch, ob Okulare völlig aus. Leider fiel der Oku- sie einen Tubus mit 4 kg und ein eben- larauszug (Antrieb über Zahnstange) so schweres Gegengewicht anstands- gleich unangenehm auf, da das Aus- los trägt. Die ersten Tagbeobachtungen zugsrohr (Kunststoff mit aufgedampfter zeigten deutlich, dass die Montierung Metallschicht) wackelte. Wieder kam die 4 Steifigkeitsmessung an der mit diesem Gewicht deutlich überfordert Messuhr zum Einsatz und offenbarte 2 MON-1, bei der Belastung von 15 N ist. Man musste schon sehr vorsichtig mm „Luft“, als der Auszug bei 47 mm bewegte sich die Messuhr im Bereich am Okularauszug drehen, damit sich die ganz ausgefahren war (Abb. 6). Bei der von 0,01 mm, also um den 10-fach Ausschwingdauer in Grenzen hält. Eine Beobachtung braucht er zwar nur 34 mm geringeren Wert wie bei der EQ-2.

VdS-Journal Nr. 33 Amateurteleskope/Selbstbau 55

ausgefahren zu sein, da ist es aber im- merhin auch noch 1 mm - allein schon bei leichtem Fingerdruck. Eine Überprü- fung der Justage mit einem Laserjustierer macht daher keinen Sinn, es wurde nur die „Augenpeilmethode“, wie sie auch in der Bedienungsanleitung beschrieben ist, angewendet.

Der Tubus besteht aus Alublech, deren Innenseite mattschwarz lackiert ist. Erste Prüfungen an der Prüftafel ergaben ein etwas flaues Bild. Ein Blick ins Innere des Okularauszugs ließ eine stark reflek- tierende Fläche erkennen. Nachdem der Auszug ausgebaut war, legte ich zusam- mengerolltes schwarzes Tonpapier an die spiegelnden Flächen, was dann ein deut- lich kontrastreicheres Bild ergab. Sicher wäre der Kontrast noch weiter zu ver- bessern, wenn man die Innenseite vom 5 Die rechte Rohrschelle war verbogen, das Gewinde um einige Millimeter Tubus mit schwarzem Velours auskleidet. versetzt. Am künstlichen Doppelstern konnte das theoretische Auflösungsvermögen von 1,0 Bogensekunden bei einer 260-fachen Vergrößerung (AP = 0,5 mm) erreicht werden.

Die beigelegten dreilinsigen Kellner-Oku- lare mit 10 mm und 25 mm Brennweite ergeben eine Vergrößerung von 92- und 37-fach. Sie haben einen Kunststoffkör- per und besitzen ein Gesichtsfeld von ca. 45°. Die Mittenschärfe ist gut, die Rand- schärfe akzeptabel. Für den Anfang rei- chen solche Okulare, allerdings wird man sich schon bald etwas mehr Gesichtsfeld wünschen.

Sehr erfreulich war der Leuchtpunkt-Pei- ler mit regulierbarer Helligkeit. Mit zwei Rändelschrauben kann der Leuchtpunkt leicht justiert werden. Nach Ansicht vie- ler Beobachter ist die Orientierung damit 6 Oben: Der Okularauszug hatte 7 Unten: Der Leuchtpunkt-Peiler am Nachthimmel wesentlich einfacher kräftiges Winkelspiel. stellt ein sehr praktisches Zubehör dar, als mit einem 6x30-Sucher - auch ich das sinnvoller erscheint als ein billiger kann dies bestätigen (Abb. 7). 6x30-Sucher. Ich selbst habe bei absoluter Windstille Eigene Beobachtungen am Nachthimmel beobachtet; das ging zwar, aber schon zeigten, dass ein 130-mm-Newton für ei- bei mäßigem Wind werden schnell die nen Anfänger schon ein respektables In- Schwächen der EQ-2 deutlich. Mich hät- strument zur Deep-Sky-Beobachtung ist. te interessiert, wie bei einer größeren Es werden sicher etliche Jahre der Übung Montierung das Schwingungsverhalten nötig sein, bis man die volle Leistungsfä- gewesen wäre. higkeit (vorausgesetzt man hat entspre- chend gute Verhältnisse) nutzen können Die Gerätschaften wurden freundlicher- wird. Allerdings sollte man unbedingt weise von der Firma Astroshop.de zur eine stabilere Montierung (mindestens Verfügung gestellt. EQ-3) für ein Gerät dieser Größe haben.

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Eine Punktlichtquelle mit wechselbaren Blenden als Justier- und Testhilfe für astronomische Teleskope von Frank Möller

nach einem Gerät auf, das den Stern als Lichtquelle ersetzen kann. Ein solches Hilfsmittel ist unter dem Begriff „künst- licher Stern“ bekannt: Eine Glühlampe oder eine Leuchtdiode wird hinter einer möglichst winzigen Lochblende platziert, so dass das austretende Lichtbündel in einer gewissen Distanz praktisch punkt- förmig erscheint. Wie Herbert Zellhuber auf den Internetseiten der Fachgruppe Selbstbau der VdS zeigt, kann man eine solche Vorrichtung selbst herstellen [3]. Im deutschsprachigen Raum scheint sein Beitrag gegenwärtig allein zu stehen. Auch international sind nur wenige In- formationen zur Herstellung künstlicher Sterne zu finden. Zu erwähnen sind die Amateurastronomen Harvey Grytten- holm aus dem US-Bundesstaat New York [4] und Tanveer Gani aus dem Staat Wa- shington [5].

1 Gehäuse aus einer Chipsdose Muss es eine amerikanische Chips- dose sein? Der Gedanke an eine Pappröhre als Ge- Die Abbildungsleistung eines Teleskops Nerven strapazierende Tätigkeit heraus, häuse lag nahe. Ohne zunächst über hängt frappierend von seiner genau- die kaum zu befriedigenden Ergebnissen Details der Konstruktion nachzuden- en Justierung ab. Als Teleskopbesitzer führt. Schnell kommt daher der Wunsch ken, hatte ich jene klassischen Lebens- sollte man daher die werkseitige Ein- stellung seines Geräts nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Wird eine Justierung aus bestimmten Gründen jedoch un- vermeidbar, kann die notwendige Fein- einstellung ohne technische Hilfsmittel praktisch nur nachts anhand eines rela- tiv hellen Sterns erfolgen [1, 2]. Das ist jedoch insbesondere dann keine leichte Aufgabe, wenn die Teleskopmontierung nicht automatisch nachgeführt werden kann. Das erforderliche Hantieren an Justierschrauben in Kombination mit der manuellen Nachführung stellt sich als

2 Die herausnehmbare Innenein- richtung besteht aus schwarzem Tonpa- pier. Die Lochblenden sind aus Alufolie und werden in eine Tasche geschoben.

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3 Mit einer Stecknadel gestochene Lochblenden unter dem Mikroskop: (a) Durchmesser ca. 90 Mikrometer, (b) ca. 35 Mikrometer. (c) Löcher unter 50 Mikrometern sind praktisch immer unregelmäßig begrenzt.

4 Mit einer Plattenspielernadel gestochene Löcher: (a) Durchmesser ca. 25 Mikrometer, (b) ca. 12 Mirkometer, (c) ca. 3,5 Mikrometer

mittelverpackungen mit einem stabilen Blechboden vor Augen. Als ich jedoch in einem Supermarkt einschlägige Verpa- ckungen umdrehte, stellte ich fest, dass meine Suche einer aussterbenden Spezi- es galt. Lediglich Cappuccinopulver und die bekannten Stapelchips aus den USA wiesen noch die gesuchte Verpackung auf. Die Wahl fiel auf die Chips, weil bei ihnen die Verpackung für eine wei- tere Verwendung schnell zur Verfügung steht. Deshalb muss auch gewarnt wer- den: Die amerikanischen Kartoffelchips sind nicht nur außergewöhnlich lecker, sondern auch besonders fetthaltig (sechs Prozentpunkte mehr als bei üblichen Sta- pelchips).

In den stabilen Metallboden der Pap- prolle konnte eine kleine Leuchtdioden- Taschenlampe als Lichtquelle eingesetzt werden (Abb. 1). Deren Knopfbatteri- en wurden entfernt und stattdessen ein 5 Eine ausgediente Plattenspielernadel im Vergleich mit einer Stecknadel Kabel eingelötet. Da das Gehäuse der Taschenlampe als Leiter dient und ein

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 58 Amateurteleskope/Selbstbau

nere Löcher sind unregelmäßig begrenzt, da die Nadel in diesen Fällen die Alufolie eher eingerissen als gestanzt hat.

Damit ist für den Heimwerker die Grenze jedoch noch nicht erreicht. Die verschlis- sene Nadel eines Schallplattenspielers ist sichtbar feiner ist als eine Stecknadel (Abb. 5). Schon wenige Stechversuche zeigten denn auch, dass damit deutlich kleinere Löcher gelingen (Abb. 4). Selbst ein nur ca. 12 Mikrometer kleines Loch hat hier fast noch eine runde Form. Das kleinste Loch wurde mit ca. vier Tau- sendstel Millimetern vermessen.

Berechnung des Mindestabstands Damit der künstliche Stern im Teleskop nicht als flächiges Lichtobjekt erscheint, muss er in ausreichender Entfernung aufgestellt werden. Hier wird unterstellt, dass ein Mindestabstand gegeben ist, 6 Chipsdose von vorn: links ohne und rechts mit eingesetztem Okular wenn der Winkel, unter dem die entfern- te Lochblende erscheint, kleiner ist als das visuelle Auflösungsvermögen des zu direkter Kontakt mit dem Dosenboden abgeschreckt, Alufolie zu verkleben, weil justierenden Fernrohrs. Eine Formel zur besteht, musste das zweite Kabel dort das Schmier- und Knitterkram bedeutet. Berechnung der Mindestentfernung muss nur angelötet werden (wobei allerdings Die Lösung ist in der Abbildung 2 darge- also das Auflösungsvermögen des Fern- zu beachten ist, dass das Dosenblech mit stellt: Eine innere Röhre aus Tonpapier, rohrs mit dem gegebenen Lochblenden- einer isolierenden Lackschicht überzogen die jederzeit herausgezogen und wieder durchmesser in Beziehung setzen. ist). An geeigneten Stellen der Taschen- eingeschoben werden kann, nimmt die lampe mussten außerdem isolierende Alufolienstreifen in einer Tasche auf. Alle Das Auflösungsvermögen eines Teleskops Pappscheiben angebracht werden, um mit einer Nadel gestochenen Löcher sind hängt von seinem Optikdurchmesser ab. einen Kurzschluss zu verhindern. Die so unterschiedlich. Es ist daher sinnvoll, Aus der Literatur ist die Formel bekannt, realisierte Beleuchtung wird aus einer aus einer Serie von Versuchen die besten bei der eine Konstante (meist die Zahl Batterie gespeist und über ein Potentio- auszuwählen. Im vorliegenden Fall habe 12,5) durch den Objektivdurchmesser meter geregelt. Das im Elektronikhandel ich insgesamt etwa 40 Alustreifen im (angegeben in Zentimetern) geteilt wird. erworbene Batteriegehäuse nimmt zwei Format 1 cm x 2 cm ausgeschnitten und Das Ergebnis der Berechnung gibt den Zellen des Typs „AAA“ auf und zeich- dann die Löcher mit Steck- und Nähna- Winkelabstand in Bogensekunden an, net sich durch einen integrierten Schalter deln sowie einer Zirkelnadel gestochen. den zwei Punkte haben müssen, damit aus. Das passende Potentiometer wurde Ein kleines Loch erreicht man übrigens sie im Teleskop gerade noch voneinander durch Probieren ausgewählt. Es hat einen nur dann, wenn die Folie auf einer har- getrennt wahrgenommen werden können Regelbereich von 0 bis 300 kOhm. ten Unterlage liegt, im vorliegenden Fall [6]. Die praktischen Versuche von Her- eine Glasplatte. bert Zellhuber legen nahe, die Maßstäbe Auswechselbare Lochblenden strenger anzulegen. Dazu wurde die Kon- Vor die Lichtquelle muss nun eine win- Der Weg zur winzigsten Blende stante hier von 12,5 auf 10 herabgesetzt. zige Lochblende gesetzt werden. Als Ma- Mit einem Mikroskop der Marke „Bio- Es lässt sich folgende Formel ableiten: terial bietet sich Alufolie an, in die mit lux“ samt zugehöriger USB-Kamera, die einer Nadel ein winziges Loch gestochen ich anhand eines geliehenen Objekt- E = LB/(1.000.000 * tan (1/(D * 300 ))) (1) wird. Auswechselbare Lochblenden sind mikrometers geeicht hatte, wurde eine ein nahe liegender Gedanke, denn so Vermessung der Lochblenden möglich. wobei: können jederzeit verbesserte Blenden ge- Es fiel auf, dass die genannten Nadel- LB = Lochblendendurchmesser in Mi- nutzt oder auch solche für unterschiedli- arten keinen Einfluss auf die Lochgüte krometern, D = Optikdurchmesser des che Zwecke angefertigt werden. Mit zwei haben. Vielmehr hängen Qualität und Teleskops in Zentimetern, E = Mindes- dicht beieinander liegenden Lichtlöchern Größe davon ab, ob man beim jeweiligen tentfernung in Metern. lassen sich z. B. Doppelsterne simulieren. Stechvorgang zufällig eine ruhige Hand Solche Überlegungen waren es aber nicht, hatte. Wie die Abbildung 3 zeigt, hat ein Nehmen wir als Beispiel ein Teleskop mit die zur Idee wechselbarer Blenden führ- durchschnittliches Loch einen Durch- einem Objektiv von 20 cm Durchmesser ten. Es hatte mich lediglich der Gedanke messer von etwa 100 Mikrometern. Klei- und eine durchschnittlich gut gestochene

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Lochblende von 100 Mikrometern, dann Hinzugekommen sind: Literaturhinweise: ergibt sich für den künstlichen Stern ein f = Brennweite des Okulars in Millime- [1] R. Stoyan, 2003: „Fernrohrführer- Mindestabstand von 41 Metern. Selbst tern, o = Abstand zwischen der Loch- schein in vier Schritten“, Erlangen, wer einen eigenen Garten hat, wird da- blende und dem Okular in Millimetern. 43 f mit schon auf Schwierigkeiten stoßen. Es [2] T. Legauld, 2009: „The Collima- ist also lohnenswert, etwas Mühe auf die So exotisch die Formel aussieht: Empi- tion“, www.astrosurf.com/legault/ Herstellung möglichst kleiner Blendenlö- risch fand sie sich bestätigt, als ich mit collim.html (Link geprüft am cher zu verwenden. Teleskop und Mikrometerokular die Ab- 14.07.2009) stände eines künstlichen Doppelsterns [3] H. Zellhuber, 2009: „Künstliche Vorschaltung eines Okulars vermaß, also zwei nah beieinander lie- Sterne“, www.zellix.de/kuester.htm Es gibt aber noch eine andere Möglich- gender Löcher in einem der Alustreifen. (Link geprüft am 14.07.2009) keit, den Mindestabstand zwischen Teles- Die Praxis zeigt übrigens auch, dass ein [4] H. Gryttenholm, 2009: “Building kop und künstlichem Stern zu verringern. künstlicher Stern für den Einsatz bei Ta- a Artificial Star”, http://home. Blickt man durch ein am ausgestreckten geslicht kaum geeignet ist. Trotz der Ab- ix.netcom.com/~mrgrytt/Artifi- Arm gehaltenes Okular, erscheinen alle dunkelung des Innenraums der Papprolle cialStar.html (Link geprüft am entfernten Gegenstände deutlich verklei- ist der erreichte Kontrast zu gering, um 16.07.2009) nert. Ein vor der Lochblende platziertes die Fernrohrjustierung bei nicht fokus- [5] T. Gani, 2007: “Building a Arti- Okular (Abb. 6) rückt den künstlichen siertem Kunststern beurteilen zu können. ficial Star”, update Feb 13 2007, Stern also in die Ferne. Auf Basis der In der Nacht oder in einem abgedunkel- http://tanveerg.googlepages.com/bui Überlegungen von Tanveer Gani lässt ten Raum ergibt der künstliche Stern je- ldinganartificialstar(pointsource) sich die obige Formel zur Berechnung doch in jedem Fall Bilder wie aus dem [6] H. Nicklas, 1989: „Die optischen des Mindestabstands für die Verwendung Lehrbuch, nach denen man das Teleskop Teleskope und ihre Zusatzinst- eines Okulars erweitern: bestens justieren kann. rumente“, in: G.D. Roth (Hrsg.): (2) Handbuch für Sternfreunde, Heidel- E=LB * f/((o-f) * (1.000.000 * tan (1/(D * 300)))) berg, (4. Aufl.), Bd. 1, S. 9-90 Ein SoFi- und MoFi-SQM-L Selbstbau von Zubehör am Sky-Quality- Meter für Finsternis-Messungen von Klaus-J. Stepputat

Mit verhältnismäßig einfachen Mitteln, wie selbstgebauten Blenden und Masken, lässt sich das SQM-L (Sky-Quality-Meter mit Linse) für Helligkeitsmessungen ein- setzen, an die der Hersteller UNIHEDRON noch gar nicht dachte, so z. B. bei Tages- licht, bei Sonnenfinsternissen oder zur Messung der Mondhelligkeit, mit oder ohne Verfinsterung desselben.

Über die Sky-Quality-Meter in ihren zwei Versionen (SQM und SQM-L) sind schon einige Aufsätze erschienen (z. B. Hänel in [1] und [2]). Hauptsächlich geht es darin um den Einsatz am Nachthimmel, d. h. um die Bestimmung der aktuellen Dunkelheit, mit dem Ziel, die nächtlichen Umweltbedingungen für astronomische Beobachtungen einzuschätzen, bzw. auch um die Beurteilung der Qualität eines Be- obachtungsortes. 1 Geometriebeziehungen zwischen den Abmessungen einer Kegelblende und dem dadurch begrenzten Raumwinkel W am Himmel

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Die Anzeige der Himmelshelligkeit er- folgt in „Magnituden pro Quadratbo- gensekunde“ (mag/’’), einem in der As- tronomie üblichen Helligkeitsmaß für die Leuchtdichte. Nachteilig für einen anschaulichen Vergleich der gemessenen Helligkeiten ist hierbei allerdings die lo- garithmische und außerdem negative De- finition der Magnituden. Das heißt, hohe Zahlenwerte entsprechen wenig Licht (wie z. B. 22,00 mag/’’) und die Zahlen stehen in keiner proportionalen, sondern in einer logarithmischen Relation zuei- nander. Man muss also umrechnen, um anschaulich vergleichbare Verhältnisse für die Helligkeiten zu erhalten. Hierfür ist eine Tabelle beigefügt, in der SQM- Anzeigewerte in Candela pro Quadrat- meter umgerechnet wurden (mit einer Auflösung von 0,1 (Δ mag/’’), Umrech- nungsweise siehe Kasten). 2 Sky Quality Meter mit den Einzelteilen der SoFi-Kegelblende

„Abartige“ Messungen mit dem SQM Es ist auch möglich, mit dem SQM in heller Umgebung zu messen. Man muss dazu das Gerät nur genügend abblen- den, z. B. durch ein starkes Begrenzen in seinem Messwinkelbereich. Damit wird die „Menge“ des einfallenden Lichts reduziert. Als Folge wird die Anzeige verfälscht, es wird ein zu hoher Magni- tudenwert angezeigt. Weil aber eine Ke- gelblende von bestimmter fester Größe stets einen gleich großen Bruchteil des erfassten Himmels abschneidet, so ist bei isotrop angenommener Himmelshellig- keitsverteilung die angezeigte Magnitu- den-Differenz im Vergleich zum wahren Wert stets konstant (das ist hier sicher der größte Vorteil einer Magnituden- Anzeige). Man kann die Differenz am Himmel also einfach ausmessen, einmal ohne und einmal mit Kegelblende, und in Zukunft diese Differenz vom ange- zeigten Wert abziehen, wenn man mit Blende arbeitet. Im Extremfall kann man 3 Zwei Sky Quality Meter, einmal mit SoFi-Kegelblende und einmal im so das Gerät auch am taghellen Himmel Blechkasten mit größerer Kegelblende einsetzen. Normal ist mit dem SQM-L bei Anzeigen kleiner als 06,00 mag/’’ etwa ab Sonnenaufgang keine Messung mehr mein SQM-L eine einfache, sehr wirk- in dem auf die Pappe geklebten Deckel möglich (es werden dann vier auf dem same „Tageslichtblende“ gefertigt: Das der Filmdose. So kann Licht nur von Kopf stehende u angezeigt). Gehäuse des SQM-L bildet oben um den oben auf den SQM-L-Sensor fallen. Sensor einen Rahmen. Aus dicker Pappe Um bei der totalen Sonnenfinsternis in schnitt ich ein kleines Rechteck zu, das Die Filmdose wird umgedreht auf ihren China die Helligkeitsab- und -zunahme genau in diesen Rahmen passte. Damit Deckel gesteckt. Im Boden, nun him- im Zenit über den gesamten Finsternis- wird jedes Seitenlicht vermieden. In der melwärts gerichtet, ist ein 1 mm kleines verlauf messen zu können, habe ich mit Mitte der Pappe ist eine etwa 1 cm große Loch, welches über die Dosenhöhe den einer schwarzen Kleinbildfilmdose für Öffnung herausgeschlagen, genauso wie Kegelwinkel bestimmt. Das Loch liegt

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rund 60 mm über dem Sensor (damit ist der Kegelwinkel „w“ knapp ein Grad, weil tan w = 1/60).

Eine Kalibrierung während der Abend- dämmerung erbrachte einen Differenz- wert der Anzeige mit und ohne Dose von 8,1 mag/’’ (d. h. mit Dose wurde ein um 8,1 mag/’’zu großer Wert angezeigt, was einem Dämpfungsfaktor von 1740 ent- spricht).

Messungen bei der China-Sonnen- finsternis Bei der Finsternis am 22. Juli 2009 habe ich nahe Wuhan in China mit dieser Anordnung gemessen. Leider erlaubte die Wettersituation keinen durchgehend störungsfreien Blick auf die Sonne, so dass die Messwerte durch die wechseln- de Bewölkung beeinflusst wurden (hoher Schleier und zeitweise Schäfchenwol- ken).

Doch als Beispiele hier einige Messwerte: 4 Sky Quality Meter im Blechkasten auf Fotostativ mit Kegelblende – Um 01:17 Uhr UT: 13,3 mag/’’, abzüg- und Mondmaske lich der Korrektur von 8,1 wird das zu 5,2 mag/’’, das entspricht einem sehr stark bewölkten Tageshimmel (umge- rechnet rund 900 cd/m²); – Um 01:21 Uhr UT: 14,2 mag/’’, dies reduziert sich auf 6,1 mag/’’, das ist gut die doppelte Zenithelligkeit bei Sonnenaufgang (umgerechnet knapp 400 cd/m²), – Um 01:24 (zur Totalität): 21,3 mag/’’, reduziert auf 13,2 mag/’’, halb so hell wie beim Ende der Bürgerlichen Däm- merung, man kann nicht mehr lesen (nach Tabelle 0,57 cd/m²); – Um 01:30 (kurz nach Totalität): 17,5 mag/’’, reduziert auf 9,4 mag/’’, das entspricht einem Sonnenstand von etwa 3 Grad unterm Horizont (nach Tabelle 19 cd/m²); – Um 01:50 Uhr UT: 10,4 mag/’’, redu- ziert 2,3 mag/’’, das entspricht schon einem sehr hellem Tageshimmel! (leider verzog sich die Bewölkung erst nach dem Finsternisende).

Messungen im Mondlicht Durch die Montage einer Kegelblende und Maske vor dem SQM-L kann man auch Messungen im Mondlicht anstellen und sogar das direkte Mondlicht von dem des ihn umgebenden aufgehellten Him- mels trennen. Hierfür empfiehlt es sich, einen kleinen Blechkasten zu basteln, in

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de auf dem Stativ zentral auf den etwa 50 Grad hoch stehenden Mond gerichtet Tabelle zur Überführung der Leuchtdichten von SQM-Anzeigen und einen Ablesewert von 12,8 mag/’’ erhalten. Gemessen wird hierbei die (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) Summe des Lichts vom Mond und des ihn umgebenden wegen der Kegelblende begrenzten Himmels. Um das Licht des Himmels allein zu erhalten, muss der Mond ausgeblendet werden. Das kann eine passend große Maske bewirken, die man so positioniert, dass ihr Schatten (im Mondlicht!) genau auf den Sensor fällt. So etwas ist frei Hand natürlich kaum möglich. Also habe ich zwei sta- bile, 3 mm starke Holzstäbchen von 50 cm Länge mit Klebeband so an der Blen- de befestigt, dass sie parallel zur Senso- rachse ausgerichtet sind (siehe Abb. 4). Vorn kann jetzt mit dünnem Draht die Maske aufgesteckt werden. Sie ist eine kleine Münze aus Aluminium von 21 mm Durchmesser und darf nicht zu klein sein, um auch wirklich alles direkte Mondlicht vom Sensor fernzuhalten.

Tipp: Man kann beim Ausrichten des SQM den Schatten der Münze im Mond- licht besser erkennen, wenn eine kleine Ringmaske aus weißem Papier um den Sensor liegt. Angesichts des über 700 Quadratgrad großen Kegelsektors (bei w = 30 Grad) können weder die dün- nen Holzstäbe noch die Münze (etwa 4,5 Quadratgrad groß) merkliche Teile des Himmelslichts abschatten.

Bei abgeschattetem Mond habe ich eine Helligkeit von 17,2 mag/’’ abgelesen. Der Wert ist um die o. a. Kegelblendenkor- rektur um 0,8 zu vermindern. So ergibt sich ein reduzierter Helligkeitswert von (Größenklassen pro Quadratbogensekunde, m’’ steht für mag/’’) in den Spalten 1, 16,4 mag/’’. In der Tabelle findet man 3, 5 und 7 in die gesetzliche Einheit für die Leuchtdichte L (Candela/m2) in den dazu 0,0298 cd/m². Also ist die mittlere Spalten 2, 4, 6 und 8. Bis SQM = 12,5 ist die Leuchtdichte in zehntausendstel cd/ Leuchtdichte L des Himmels im Kegel- m2 angegeben, ab SQM = 12,4 in cd/m2. sektor um den Mond knapp 0,03 cd/m². Über eine simple Beziehung lässt sich damit die Beleuchtungsstärke E (ohne den das SQM genau hineinpasst (dünnes Verlängerungsringe vor das SQM schrau- Mond) auf dem Sensor in guter Nähe- Sperrholz ist dafür auch geeignet). Un- ben, um die gewünschte Begrenzung des rung berechnen (siehe Kasten): ten versieht man den Kasten mit einem den Mond umgebenden Himmelslichts Fotogewinde, um ihn auf einem Fotosta- zu erreichen. Man kalibriert das SQM-L, E = W × L (1) tiv mit SQM winkelsicher aufstellen und wie oben besprochen, durch die Messung dann direkt auf den Mond ausrichten zu am Himmel einmal mit und einmal ohne Der Raumwinkel W (Omega) der verwen- können. Oben sägt man in den Kasten Blende. Ich habe mit einer Kegelblende deten Kegelblende beträgt hier 0,22 sr, zentrisch vor dem Sensor ein größeres mit „w“ nahe 30 Grad gemessen (s. u.), denn ihr genauer Winkel ist w = 30,4 Loch, das durch einen Gewindering, z. B. für die ich in mehreren Testreihen eine Grad. Damit wird die durch das Him- von einem Fotofilter, oder auch durch ein Magnitudendifferenz von 0,8 mittelte. melslicht aus dem Sektor allein verur- M42-Gewinde abgeschlossen wird. Nun Am 10. Januar 2009 (einen Tag nach sachte Beleuchtungsstärke E = 0,22 sr × kann man z. B. als Kegelblenden M42- Vollmond) habe ich das SQM-L mit Blen- 0,03 cd/m² = 0,0066 Lux.

VdS-Journal Nr. 33 Astrofotografie 63

Wenden wir uns jetzt dem Mondlicht obigen Himmelslichtanteils von 0,0066 SQM, einer Kegelblende, einer Maske und allein zu: Durch eine Kegelblende wird Lux. Es bleiben also für den Mond E = etwas Überlegen die Mondleuchtdichte der direkt vom Mond kommende Teil des 0,1734 Lux. D. h. es kommen gut 96% einen Tag nach Vollmond zu knapp 2900 Lichtes nicht beeinflusst, während der des Lichtes vom Mond direkt und knapp cd/m² bestimmt. Anteil Himmelslicht dagegen sehr klein 4% vom „Himmel“. ist (s. u.). Also bleibt es bei obigem Ab- Ebenso sollte es doch mit dieser Methode lesewert 12,8 mag/’’. In der Tabelle findet Weil das direkte Mondlicht tatsächlich möglich sein, die Abnahme der mittleren man hierzu rund L = 0,82 cd/m². Dies aus einem viel kleineren Raumwinkel Leuchtdichte auf dem Mond während wäre die mittlere Leuchtdichte in einem kommt (Sehwinkel des Mondes w = 0,5 eines Finsternisverlaufs zu dokumentie-

Sektors der Größe W = 0,22sr, über den Grad, also WMond = 0,000 06 sr), ist die ren? man sich das Himmels- und das Mond- wirkliche Leuchtdichte der Mondober- licht gleichmäßig „verschmiert“ denken fläche sehr viel größer als obige „ver- kann. Daraus berechnet sich die erzeugte schmierte“ 0,82 cd/m². Man erhält durch Literaturhinweise Beleuchtungsstärke E = 0,22 × 0,82 = Umstellung der Formel den Zusammen- [1] A. Hänel, 2008: „Ein Gerät zur 0,18 Lux (Vollmond-Beleuchtungsstär- hang Messung der Himmelsqualität“, ken um etwa 0,2 Lux stehen auch in der VdS-Journal für Astronomie 27, 79

Literatur). LMond = EMond / WMond (2) [2] A. Hänel, 2009: „Messung der Himmelshelligkeit mit dem Sky

Die vom Mond allein verursachte Be- Also wird LMond = 0,1734 lx / 0,000 06 sr Quality Meter“, Sterne und Welt- leuchtungsstärke ergibt sich durch Abzug = 2890 cd/m². Fazit: Wir haben mit dem raum 3/2009, 74

FG Astrofotografie aktuell – Bilder gewünscht!

Hallo Astrofotografen! Im Frühjahr 2010 Für das VdS-Journal für Astronomie Nr. ner „Wunschliste“ wären da beispielswei- läuft das Projekt „Gezeitenschweif von 35 steht das Schwerpunktthema „Ku- se Aufnahmen der Palomar-Kugelhaufen NGC 3628“ aus [1]. Einige schöne Ein- gelsternhaufen“ an. Mitglieder der Fach- oder der Terzan-Kugelsternhaufen aus sendungen dazu liegen mir bereits vor. gruppen Astrofotografie und Visuelle Skorpion/Schütze [2]. Alle interessierten Amateure können, Deep-Sky-Beobachtung werden dieses Peter Riepe wenn sie den nach Osten gerichteten Thema mit Beiträgen aufbereiten. Von Gezeitenschweif von NGC 3628 fotogra- den Standardobjekten (M 3, M 13, M fisch erfasst haben, ihre Bildergebnisse 15, M 92, Omega Centauri usw.) liegen Literaturhinweise an die Fachgruppe Astrofotografie schi- schon Aufnahmen in genügender Menge [1] P. Riepe, 2009: Vortrag auf dem cken (siehe Impressum). In einer späte- vor. Sollten aber einige Astrofotografen Deep-Sky-Treffen DST 2009, 13.- ren Ausgabe des Journals sowie auf den Bilder selten gezeigter Kugelsternhaufen 15. März in Bebra/Hessen Fachgruppenveranstaltungen werden besitzen, können sie diese an die Fach- [2] http://www.deepsky-visuell.de/ diese Ergebnisse vorgestellt. gruppe Astrofotografie senden. Auf mei- Projekte/TerzanGC.htm Anzeige

VdS-Journal Nr. 33 64 Astrofotografie

Linearer Mikrofokussierer von Harald Strauß

Als begeisterter CCD-Astrofotograf nutze fokus“). Dies war lange Zeit der Grund, noch dazu bei, dass Fokussierer in Kurz- ich bevorzugt lichtstarke Spiegeloptiken, warum ich ausschließlich Schwarzweiß- bauweise schnell die Grenzen des Geräts in meinem Fall eine 6 Zoll Flatfieldkame- aufnahmen gewinnen konnte. Mit der und des Beobachters aufzeigen. Bei licht- ra f/3,5 und einen 14 Zoll Hypergraphen Zeit wuchs jedoch der Wunsch nach starken Systemen sei weiters angemerkt, f/3,3. Beide Instrumente kommen auf der bunten Bildern und entsprechende kon- dass sich in meinem Fall am Hypergra- Sternwarte Gahberg bei recht guten Be- struktive Abhilfe tat Not. Wenn man im phen rechnerisch eine Fokusabweichung dingungen auf 860 m Seehöhe zum Ein- Kreise der Kollegen bei Veranstaltungen von 0,03 mm bereits bildqualitätsmin- satz. Als CCD-Kameras verwende ich eine in die Runde hört, so ist das Problem mit dernd auswirkt. SBIG ST-8 oder eine Starlight SXV-H9. dem Backfokus auch ein Klassiker bei Eine entsprechende Recherche bei Händ- Beide Fernrohre wurden für den Einsatz Newton-Teleskopen. Gerade Systeme mit lern und im Internet brachte kein zu- mit Film ausgelegt, was bei CCD-Kame- Korrektoren erfordern eine sehr genaue frieden stellendes Ergebnis, also blieb ras und speziell beim Einsatz mit Filtern Einhaltung der maßlichen Rahmenbe- nur der Selbstbau. Die Konstruktion und (Hα, RGB u. a.) zu Platzproblemen führt dingungen. Die gestiegenen Kamerage- Anfertigung eines Mikrofokussierers mit (Abstand letzte Linse bis Fokus = „Back- wichte (z. B. mit einer DSLR) tragen auch sehr geringem Backfokus, welchen ich

1 Rückansicht, wobei man hier die Anordnung der Druck- 2 Die Kameraklemmung wird mit zwei einfachen, gebo- feder für den Gewichtsausgleich erkennen kann. Die Feder genen Blechlaschen bewerkstelligt. Es reicht eine der Befesti- selbst kann durchaus kräftig ausgelegt werden. Die Spindel gungsschrauben am Schlitten zu lösen, um die Kamera zu ver- ist eine einfache NIROSTA-Gewindestange, auf welcher mittels schieben, bzw. zu verdrehen. Die Stirnplatte der Filterschublade einer Kontermutter eine Flügelmutter befestigt ist. (dort wo der Griff befestigt ist), wurde so angefertigt, dass die Erklärung: 1 = Spindel, 2 = Mitnehmer, 3 = Druckfeder. Unterkante der Platte mit dem Filtereinschub abschließt, damit konnte ich viel Bauraum gewinnen. Es bedeuten: 1 = SXV-H9, 2 = Kameraklemmung, 3 = Filterschublade.

VdS-Journal Nr. 33 Astrofotografie 65

für den Hypergraphen entworfen habe, Bemühungen nicht einsetzbar war, Ausführung ist daher Gegenstand dieses Aufsatzes. zumindest die damals am Markt Zum Verständnis der nachfolgenden Eine vergleichbare Konstruktion habe befindlichen Modelle. D. h. manueller Aus führungen betrachte der Leser die ich im Nachgang auch für die FFC an- Filterwechsel (modifizierte Neumann- Abbildungen 1 bis 4. gefertigt. Filterschublade) kam zum Einsatz. • Das Schubladengehäuse ist fest mit dem Korrektorflansch (= Schnittstelle Erst nach Fertigstellung des Projektes Technisches Konzept zum Hypergraphen) verschraubt. fand ich noch eine recht interessante Sei- Bestehende Konzepte bei Fokussiersys- • Die Kamera sitzt auf einem Schlitten te eines Herstellers, der für „Backfokus- temen beruhen immer auf dem Prin- und wird mittels einer Spindel linear geplagte“ Amateure recht interessante zip, dass der Fokussierer zwischen der verschoben. Lösungen anbietet [1]. Nachstehende Aufnahmeoptik und der Kamera sitzt. • Spindel = M6-Gewindestange (eine Kriterien waren für mich wichtig: Dadurch verringert sich der Backfokus Umdrehung = 1 mm Hub). Drehung • Rasche Umbaubarkeit für Nutzung noch zusätzlich um die Länge des Fo- mittels Flügelschraube, das ergibt im von ST-8 auf SXV-H9 kussierers. In meinem Fall habe ich die Dunklen eine bessere Positionsrepro- • Die volle Drehbarkeit des Gesichts- Verschiebefunktion (das Fokussieren) duzierbarkeit (im Vergleich zu einer feldes durch die Ringschwalbe beim „neben“ die Kamera gesetzt, was im Fall Skala oder rundem Drehknopf). Korrektor des Hypergraphen sollte der SXV-H9 auch möglich ist. Dadurch • Der Schlitten ist mit selbst gefertigten erhalten bleiben. kann der Fokussierer beliebig konstruk- Messingführungen (V-Leisten) geführt. • Es war schnell klar, dass eine Kamera tiv ausgeführt werden (Steifigkeit, Füh- • Die Abdichtung zwischen Kamera und mit integriertem Filterrad trotz aller rungslänge, usw.) Schubladengehäuse erfolgt mittels Labyrinthdichtung (= Begrenzung für Fokushub, da der am Ladengehäuse angedrehte Dom in der Kamera am Sichtfenster ansteht). • Eine Druckfeder eliminiert das Gewin- despiel. • Auf beiden Seiten ist eine Schlitten- klemmung mittels Rändelschraube möglich.

3 Die jeweils außen liegenden Messingführungen können 4 Das Bild zeigt in einer Ansicht von unten die zentrische mit Stellschrauben justiert werden. Daher ist es möglich, die Bohrung im Deckel. Sie ist derzeit auf den Einsatz von 1¼ Zoll Führungsschienen spielfrei einzurichten. Auf eine Schmierung Filtern ausgelegt. Für die SXV-H9 ist das gerade noch ausrei- der Schienen wurde verzichtet. Die Klemmschraube kann chend. Die Befestigungsschrauben, welche den Fernrohrflansch sowohl links als auch rechts angebracht werden. Im Bild: 1 = mit dem Fokussierer verbinden, wurden zwecks Reflexminde- Messingführungen, 2 = leicht geöffnete Filterschublade mit rung mit schwarzem Gewebeband abgeklebt. dem erkennbaren, tiefergesetzten Filtergewinde, 3 = Schlitten- klemmung.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 66 Astrofotografie

• Die Kamera wird mit 2 Nirosta-Blech- Technische Daten schellen gegen ein „V“ im Schlitten • Durchmesser 142 mm gespannt. Dadurch ist die Kamera frei • Höhe ca. 130 mm (ohne Justier- Einladung verschieb- und drehbar (weiters eine schraube) zum 5. Sächsischen sehr leichte Konstruktion). • Gewicht komplett einschließlich Sommernachtsteleskoptreffen • Auf die Einbindung einer Messuhr Flansch 1,38 kg (SXV-H9: 0,350 kg) wurde verzichtet, das Nachrüsten ist • maximaler Fokussierweg 6,5 mm aber sehr einfach möglich. • minimal möglicher Backfokus 32,5 mm 18. – 20. Juni 2010 • Um einen möglichst geringen Backfo- Jugendherberge Strehla kus zu erreichen, wurde die Filter- Erfahrungen schublade „halbseitig“ ausgeführt. D. Der Fokussierer erfüllt meine Erwartungen Wir laden hierzu herzlich ein! h. der Hypergraphenflansch dient als voll und ganz. Die Steifigkeit der Konst- Die Jugendherberge Strehla ist eine Boden für die Filterschublade. Dazu ruktion ist noch besser als erhofft und in alte idyllische Holländerwindmühle mussten 5 neue Schubladenfrontplat- keiner Weise vergleichbar mit gängigen und ein hervorragendes Gelände zum ten angefertigt werden. Fokussiersystemen. Die Klemmung des Beobachten. Auch Familien können • Die Messingführungen können mit Kameraschlittens ist nicht erforderlich. dort viel unternehmen, so dass auch Druckschrauben spielfrei vorgespannt Selbst bei Vollmond ist das System nahezu Familienväter ihre Kleinen und Liebs- werden. lichtdicht. Die Abdichtung mit dem Schie- ten für Tagesausflüge zum Treffen kommen können. Es soll beobachtet, • Die Fokussierspindel dreht sich in der bekonzept war mein planerisches Sorgen- gefachsimpelt und im allgemeinen Aluminiumplatte, wobei das Längs- kind. Eine Abdeckung mit dunklem Tuch ein gemütliches Wochenende werden. spiel mit den im Bild zu sehenden ist nicht erforderlich. Leider ist das Konzept Veranstalter sind Sternfreunde Riesa Messingmuttern (2x oben und 2x auf eine kleine und runde Kamera maßge- und Sternwarte Riesa. unten) eingestellt werden kann. schneidert und daher für größere Kame- ramodelle nicht direkt übertragbar. Das Infos und Anmeldung: Konstruktion des Linearfokussierers System hat mir geholfen, nun auch endlich Stefan Schwager für die SXV-H9 bunte Bilder gewinnen zu können. Damit Telefon: 0173 / 807 68 41 Die Konstruktion des Fokussierers ent- hat sich mein Problem nun vom Fokussie- [email protected] www.Sternenfreunde-Riesa.de stand als CAD-Zeichnung (Abb. 5). Man rer zur Bildbearbeitung verlagert, aber das erkennt die baulichen Details – wie in ist eine andere Geschichte. Zimmerreservierung: den Abbildungen 1 bis 4 ersichtlich – Wolfgang Müller und ihr Zusammenwirken. Literaturhinweis Telefon: 03 52 64 / 9 20 30 [1] http://www.clementfocuser.com/ home.html

5 CAD-Zeichnung des Mikrofokussierers

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Servo-Okularauszug SFOK48 im Eigenbau von René Rogge

Auf dem heutigen Markt werden alle möglichen Okularauszüge (OAZ), falls erforderlich, auch motorisiert angebo- ten. Warum ich mich trotzdem dazu entschlossen habe, einen motorisierten OAZ neu zu entwickeln, möchte ich hier erläutern.

Im letzten Jahr konnte ich ein älteres 10 Zoll Ritchey-Chrétien-Teleskop aus den Händen des Erbauers Eckhard Alt be- kommen [1]. Auf Grund des Alters von rund 30 Jahren wies der vorhandene Mi- krofokussierer während der Verstellung bereits ein deutliches Spiel auf, so dass dieser für die Astrofotografie nur noch bedingt geeignet war und konstrukti- onsbedingt über keine Motorisierung verfügte. Sicherlich hätte man einen fertigen Auszug auf Crayford-Basis [2] irgendwie adaptieren können, aber zu ei- nem außergewöhnlichen Teleskop gehört eben auch ein außergewöhnlicher OAZ mit besonderen Eigenschaften, er muss eben in Funktion und Design genau auf das Teleskop abgestimmt sein. Bei einer Brennweite von 2.000 mm (f/8) bzw. 3.750 mm (f/15) sollte das Gerät absolut 1 Lösungsansatz Thomas Heinle ohne Shifting (vertikale Bewegung des Aufnahmeobjektes während der Fokus- sierung als Lastwechselreaktion infolge fehlender Längsstabilität) laufen. Wer ein wenig Erfahrung im Teleskopbau sam- meln konnte, dem dürfte klar sein, dass es hierfür keine einfache Lösung von der Stange gibt. Auch die Motorisierung eini- ger Anbieter ist nicht präzise genug oder lässt die für meine Bedürfnisse erforderli- che Stabilität vermissen. Selbst Produkte aus dem Hoch-Preis-Segment lassen oft nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen bzw. sind finanziell, zumindest für mich, nicht mehr erschwinglich.

Als ich gerade überlegte, welche Schritt- motoren zum Einsatz kommen könnten, entdeckte ich das fertige Modul Quasar- Scope-Control (QSC), welches meine Problematik exakt lösen kann [3]. Dort arbeitet man nicht mit Schrittmotoren, 2 Lagerring sondern liefert dem Kunden eine fertige

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3 Oben: Erste mechanische Prüfung

4 Mitte: Test mit manueller Verstellung

5 Unten: Eingebaute Welle mit Motor

Steuerung mit passendem Motor auf Ser- vo-Basis. Da ich am Teleskop genügend Backfokus (Abstand von der letzten Kor- rektorlinse bis zum Fokus) besaß, spielte die endgültige Baulänge nur eine Neben- rolle, ich konnte die Vorteile eines Servo- motors nicht von der Hand weisen. Herr Thomas Heinle, der Inhaber von Quasar- Astrotech, überzeugte mich von den Vor- teilen gegenüber der Schrittmotortech- nik und unterstütze mich gleichzeitig mit Lösungsansätzen zur mechanischen Machbarkeit. Die von dort stammenden Vorschläge zur Verwendung von Line- arlagern und Kugelumlaufspindeln er- schienen mir jedoch in der Umsetzung zu schwierig, nach einigen Misserfolgen stellte ich Versuche in dieser Richtung ein, die erforderliche Genauigkeit sowie die Materialkosten waren einfach zu hoch.

Vor einigen Jahren hatte ich schon ein- mal einen Auszug nach dem Crayford- Prinzip gebaut. Nun kam mir die Idee, einfach zwei unabhängige Lagerringe mit jeweils drei Kugellagern im Abstand von 120° anzuordnen. Der maximal mögliche Hub liegt bei etwa 11,6 mm. Die Anord- nung der Lager sollte in Längsrichtung sein, so dass ein beliebiges Auszugsrohr problemlos und spielfrei hin- und her bewegt werden kann. Dabei sollten beide Lagerringe so weit wie möglich vonein- ander entfernt liegen, damit auch unter Last keinerlei Shifting auftreten kann. Damit genügend Stabilität vorhanden ist, wurden verchromte 10 mm Rund- stahlstangen auf 0,01 mm genau abge- dreht, welche übrigens aus einem alten Flachbrett-Scanner stammten. Die Bau- länge muss ja mindestens der Länge des Servomotors inklusive Zahnrad entspre- chen. Für einen ersten Stabilitätstest am Teleskop wurde ein manuelles Handrad verbaut.

Als Nächstes wurde der Motor aus dem QSC-Bausatz mit einer Wunschunterset- zung von 152:1 eingepasst. Die Zahnrä-

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6 Oben: Endmontage

7 Links Oben: Angebaute Atik 16HR mit Filterrad FR03 (G. Neumann) und OAG

8 Links Mitte: RC mit neuem OAZ auf einer ALT-5 HarmonicDrive

9 Links Unten: Während der Mon- tage bei E. Alt

der werden von der Fa. Mädler vertrieben [4] und sind aus Kunststoff bzw. Alumi- nium. Die in der Abbildung 5 sichtbare Welle M10 x 0,75 mm wurde ebenfalls auf meiner Drehbank hergestellt. Der Motor wird mittels angefertigter Spann- zange in Position gehalten und auf der Gegenseite mit einem exzentrisch ange- ordneten Messingbolzen stabilisiert.

Mittlerweile ist auch das Gehäuserohr fertig. Die Wandstärke liegt bei etwa 4 mm und der Außendurchmesser bei 128 mm. Der minimale Durchlass am OAZ beträgt 45 mm bei einer Wandstärke von ebenfalls 4 mm. Die optisch wirksame Gesamtbaulänge beträgt etwas mehr als 90 mm. Kameraseitig ist ein Gewinde M48 x 0,75 mm vorhanden, mit passen- dem Zwischenstück für den ebenfalls im Selbstbau gefertigten Off-Axis-Guider (OAG) [5]. Für einen sicheren Betrieb musste das Gerät zunächst ohne Gehäu- serohr eingestellt werden. Wenn alles läuft, wird der Seitendeckel der Zahn- radseite entfernt und das fehlende Rohr eingeschoben, anschließend wird die Ab- deckung wieder in die Passung gesteckt und sitzt tadellos. Eine abschließende Korrektur der Riemenspannung kann durch Verdrehen der Madenschrauben erfolgen.

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Eine während des Betriebes angebaute Messuhr zeigte ein Umkehrspiel von un- ter 1/100 mm an, so dass dieser Umstand nicht in die Berechnungen einfließen muss. Es kann nun während der Belich- tung ohne Shifting fokussiert werden. Die zusätzliche Funktion FDC (Fokus Drift Compensation) der QSC-Software erlaubt auch einen automatischen Ausgleich der Fokusdrift bei Änderung der Außen- temperatur. Das Getriebe in Verbindung mit der zusätzlichen Untersetzung durch Spindel und Zahnräder hatte bisher im- mer ausreichende Durchzugskraft. Wäh- rend des Probebetriebes stellte ich kleine Softwarefehler fest, die aber mittlerweile tadellos durch die Fa. Quasar-Astrotech beseitigt wurden. Herr Heinle ging sogar noch einen Schritt weiter und ergänzte zen durch echte Kugellager zu ersetzen 10 OAZ mit einer SBIG ST-8E die Software um weitere Funktionen nach und für noch mehr Hub zu sorgen, da- meinen Wünschen. Natürlich handelt es mit der Einsatzbereich auch bei anderen sich hier nur um ein Versuchsmodell mit Fangspiegelzellen ausreicht. Mittlerweile Okularauszug einem relativ kleinen OAZ-Innendurch- haben wir Oktober und der neue SFOK68 [3] QSC von Quasar-Astrotech®: messer. Da sich auch Eckhard Alt für die- ist am RC von Eckhard Alt im Einsatz, www.quasar-astrotech.de se Art Fokussierung interessiert, hatte ich mehr dazu in einem der nächsten Hefte… [4] Fa. Maedler: www.maedler.de im Juli 2009 die Möglichkeit, das neue [5] http://de.wikipedia.org/wiki/Off- Gerät einmal am 16-zölligen RC zu tes- Literaturhinweise Axis-Guider ten. Eckhard Alt hat mich gebeten, einen [1] http://freenet-homepage.de/eckhard. Weitere Infos als Online-Bildbericht weiteren OAZ mit großem Gewinde M68 alt unter: http://astromaster.as.ohost.de/ x 1 mm zu konstruieren, die Messingbol- [2] http://de.wikipedia.org/wiki/ servooaz/servooaz.htm Mond-Mosaikbilder mit der DMK von Manfred Wolf

12 Jahre ist es nun schon her, als ich das Terrain der Astrofotografie betrat. Die Fortschritte und Neuerungen waren in diesem Zeitraum gewaltig. Im Rah- men meiner finanziellen Möglichkeiten konnten einige dieser Neuerungen auch bei mir immer wieder Einzug halten. Tatsächlich ist die im Einsatz befindli- che Optik, ein Celestron 11, mittlerweile das dienstälteste Teil meiner Astro-Aus- rüstung. In dieser Zeit kristallisierte sich schließlich die Mondfotografie immer deutlicher als „mein Ding“ heraus. Die

1 Diese Ansicht von Montes Jura entstand am 15.08.2009 in der Morgen- dämmerung mit C11, Brennweite mit FFC 2-fach verlängert, DMK31AF03.AS mit vorgeschraubtem Rotfilter, Belich- tungszeit 1/30 s, 30 Bilder/s, gestackt mit AviStack 1.80.

VdS-Journal Nr. 33 2 Die Aufnahme der Gebietes Birt- Maginus entstand am 03.04.2009 bei fortgeschrittener Abenddämmerung mit C11, Brennweite mit FFC 2-fach verlän- gert, DMK31AF03.AS mit vorgeschraub- tem Gelbfilter, Belichtungszeit 1/30 s, 30 Bilder/s, gestackt mit AviStack 1.80. Astrofotografie 73

3 Diese Zusatzabbildung konnte sich der FG-Redakteur nicht verkneifen. Der Die Ansteuerung der DMK erfolgt durch Ausschnitt aus Abb. 2 zeigt, was an Details im Bild steckt. Sohlenkrater von 0,5 die mitgelieferte Software IC Capture 2.0, Bogensekunden Ausdehnung sind deutlich auszumachen. die sich nach kurzer Einarbeitung als sehr benutzerfreundlich erweist. So kann ich sogar während der Aufnahme in die Planetenfotografie konnte zwar schon Theusner und ist, unglaublich aber wahr, Regler eingreifen, was ich bis jetzt bei verbessert werden, aber so richtig im eine Freeware! Giotto vermisste. Lediglich eine feinere Griff habe ich eigentlich noch nicht. In Abstufung bei der Bilderrate würde ich der digitalen Deep-Sky-Fotografie zähle Die monochrome DMK 31 besticht nicht mir wünschen, auch sollte bei der Verga- ich mich noch zu den absoluten Frisch- nur durch ihren deutlich größeren Chip be der Reglerwerte eine Norm eingehal- lingen, da erziele ich nur mühselig Fort- mit 1024 x 768 Pixeln, sondern vor al- ten werden. schritte. Doch die Ergebnisse, die ich in lem durch ihr Tempo. Mit bis zu 30 un- der Mondfotografie zu erzielen vermoch- komprimierten Bildern pro Sekunde gibt Haben wir dann ein paar Videostreams te, machen das eine oder andere Manko sie so richtig Gas. Der Vergleich mit ei- inklusive dazugehöriger Flats im Kas- immer wieder mehr als wett. ner klassischen WebCam, einer ToUCam ten, dann geht die Arbeit erst richtig los. von Phillips beispielsweise, offenbart Nun wird eine Software benötigt, die in Ganz nebenbei sei aber noch erwähnt, eine weitere Stärke. Eine gewaltige Stei- der Lage ist, aus den Videostreams mit dass mein C11 nicht gerade über die op- gerung der Auflösung feiner Strukturen hunderten oder tausenden Einzelbil- timale Qualität der optischen Elemente bei angenehm moderat erforderlichem dern die besten herauszufiltern, perfekt verfügt. Zwei neue Anschaffungen er- Öffnungsverhältnis 1:20. Schuld ist hier auszurichten und zum Endergebnis zu öffneten mir dennoch ganz neue Mög- nicht nur die Pixelgröße, sondern vor al- stacken. Das Stacken, eine gemittelte lichkeiten, das Maximum aus meiner lem die fehlende Bayer-Maske. Diese ist Addition der besten Bilder, oder bes- Optik herauszuholen. Da wäre zum einen zwar äußerst bequem für die Gewinnung ser noch Bildsegmenten, führt zu einer die neue Generation der WebCam, eine von Farbaufnahmen (Single-Shots), aller- enormen Reduzierung des Rauschens im monochrome DMK 31 von The Imaging dings opfern wir dafür leider Auflösungs- Verhältnis zum erwünschten Nutzsignal. Source. Das zweite ist eine neue Soft- vermögen, Bildschärfe und Lichtempfind- Das unvermeidliche Rauschen reduziert ware zur Verarbeitung von Mondvideos, lichkeit – wichtige Kriterien eigentlich für sich etwa um den Wurzelbetrag aus der sie heißt AviStack, kommt von Michael hoch aufgelöste Mondbilder. Zahl der verwendeten Bilder. Bei 400

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verwendeten Bildern reduziert sich das stabil und zieht die Arbeit anstandslos weiterhin gerne mit den Waveletfiltern Rauschen also um den Faktor 20. Erst durch. Auch empfinde ich die Anwen- von RegiStax 4. Dann werden die Ränder dadurch ist es möglich, mittels vernünf- dung als wesentlich unkomplizierter und beschnitten und die Einzelteile mit der tiger Schärfung kleinste Details sichtbar benutzerfreundlicher. Mit dem Einsatz Software iMerge zu einem großflächigen zu machen. Bei einem Einzelbild würde von hunderten bis eigentlich unnötigen Mosaik zusammengesetzt. Abschließend unser Schärfen sofort dazu führen, dass tausenden Ausrichtfeldern gelingt es erfolgt noch mittels Photoshop die not- kleine Details im Rauschen untergehen. AviStack wirklich bravourös, seeingbe- wendige Tonwertkorrektur, den Schat- Bisher überließ ich diese Arbeit immer dingte Verzerrungen zu eliminieren. Das tenwürfen verpasse ich eine Weichzeich- RegiStax 4, doch in Zukunft wird AviS- Selektieren, Ausrichten und Stacken er- nung und an der Oberfläche nehme ich tack diesen Platz einnehmen. Nach an- folgt wesentlich exakter, was letztlich zu noch eine unscharfe Maskierung vor, fänglich gescheuter Einarbeitung staunte einem besseren Endergebnis führt. Der soweit das geht. Eine große Hilfe war mir ich nicht schlecht, was diese neue Soft- Gewinn an Detailwiedergabe über die auch das Tutorial zur Erstellung hoch ware aus den Aufnahmen noch rauszu- gesamte Bildfläche ist mehr als deutlich aufgelöster Mondaufnahmen von Peter holen vermochte. Zwar verfügt RegiStax wahrnehmbar. Wellmann [1]. 4 zur exakteren Ausrichtung über das so genannte Multipointalignment, jedoch Die weitere Verarbeitung zum Großmo- Literaturhinweis geriet diese bei mir ständig ins Stocken, saik erfolgt ab hier wie gewohnt. Die als [1] P. Wellmann: http://www.gym- was ich mit AviStack bis jetzt noch nicht Fits-Datei abgespeicherten Endergebnis- vaterstetten.de/faecher/astro/Foto- erleben musste. AviStack läuft absolut se von AviStack schärfe ich persönlich grafie/MondfotografieTutorial.htm M 17 – mein erster Projekterfolg von Thorsten Zilch

Zum Jahreswechsel 2008/2009 habe ich in Form eines Selbstbau-Projektes meinen kleinen Reise-APO-Refraktor mit 80 mm Öffnung fertig gestellt. Am 18.8.2009 hatte ich, weil es nun vom neuen Balkon besser möglich ist, den Schützen im Visier. Dabei ist mir sehr schnell aufgefallen, dass M 17 trotz meines ungünstigen Wohnorts Dortmund im Ruhrgebiet und tiefer Deklination des Objekts sehr wohl ein lohnendes Objekt sein kann. Zudem passte M 17 einfach schön in das Gesichtsfeld der neuen Brennweite von 560 mm. Als CCD- Kamera diente mir eine ATIK 16HR, belichtet wurde in den Farbkanälen R, G und B jeweils 6 x 5 Minuten in der Zeit nach 20 Uhr.

Seit dem Tag der Astrofotografen 2007 in Recklinghausen [1] steht bei mir und meinen eigenen Fotos das Thema G2-Stern- Kalibration [2] ganz weit oben, und die Motive werden ent- sprechend berücksichtigt. M 17 bereitete mir hiermit zunächst Probleme, denn der zuletzt aufgenommene Blaukanal hatte den größten extinktionsbedingten Einfluss und die größte Himmelsaufhellung kurz vor Untergang im Südwesten. Aber gerade dieses Bild hat mir letztlich geholfen, eine persönliche Routine zu entwickeln, die auch bei Objekten angewendet werden kann, die nicht durch große Störeinflüsse in der RGB- Information gänzlich verschoben sind. Weitere Programmier- ansätze können nun verfeinert werden.

Literaturhinweise [1] P. Riepe, 2008: „Neues aus der FG Astrofotografie“, VdS-Journal für Astronomie 25, 40 1 Aufnahme des Omega-Nebels, Daten siehe Text. [2] H- Tomsik, P. Riepe, 2008: „Farbkalibration einer CCD- Aufnahme mit Hilfe von G2-Sternen“, VdS-Journal für Astronomie 25, 57

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1 Mit einem 130 mm Refraktor AsAs- tro-Physics EDF-S (f/6) und einer SBIG STL-11000M plus Baader-Filtersatz nahm Bernd Koch am 13. Oktober 2009 die Dreiecksgalaxie M 33 auf. Belichtet wurde L = 10 x 5 min, RGB jeweils 5 x 5 min. Aufnahmeort: Sörth/Westerwald.

Messier 33, die große Dreiecksgalaxie von Peter Riepe

M 33 ist die wohl bekannteste Spiralga- für ihre Beobachtung in der Regel min- eigenen Milchstraße zu unterscheiden. laxie des Sternbilds Triangulum (Drei- destens ein Fernglas und außerdem einen Der hellste blaue Stern in M 33 hat eine eck). Sie bildet mit dem Andromedanebel recht dunklen Himmel. scheinbare visuelle Helligkeit von 15,25 M 31 und unserer Milchstraße das „Drei- mag. Die Mehrzahl heller blauer Sterne in gestirn“ an großen Galaxien der Lokalen Die Koordinaten (2000.0) von M 33 be- Assoziationen liegt zwischen 16 und 19 Gruppe. Charles Messier entdeckte M tragen Rektasz. = 01h 33,9m, Dekl. = mag. Der hellste Rote Überriese kommt 33 im Jahre 1764 und beschrieb sie als +30° 39’. Nach Schätzungen aus Cephei- auf 16,5 mag. Einen Eindruck über die gleichförmig weiß. Im Gegensatz dazu denhelligkeiten ist sie etwa 2,7 Millionen für Amateure erreichbaren Einzelsterne bemerkte Lord Rosse bei Beobachtungen Lj entfernt [1], mit Hilfe der hellsten Ro- bekommt man in der Abbildung 8. mit dem 72 Zoll Reflektor auf Birr Cast- ten Riesen ergeben sich ungefähr 3 Mil- le in Irland eine S-förmige Gestalt, de- lionen Lj [2]. Daraus errechnet sich ein M 33 hat von ihrer Struktur her Ähnlich- ren Arme ihm voll von knotigen Details echter Galaxiendurchmesser von knapp keit mit der Spiralgalaxie NGC 2403 im erschienen. Damit war Rosse vermutlich 50.000 Lj. M 33 lässt sich wegen ihrer Sternbild Camelopardalis. Was ihre Farbe der erste Beobachter, der die Spiralstruk- relativen Nähe und wegen der nahezu betrifft, so ist sie blauer als der Andro- tur erkannte. Heute wird M 33 als Sc- „face on“ -Draufsicht fotografisch sehr medanebel, ein Zeichen für viele junge, Spirale klassifiziert. leicht in Einzelsterne auflösen. Dies ge- neu entstandene Sterne und Assoziatio- lang einigen Astronomen bereits vor dem nen. Dies wird durch einen mittleren Far- Die Dreiecksgalaxie hat eine Ausdehnung Jahre 1900, ganz sicher aber Ritchey im bindex von B–V = 0,55 mag untermauert von ca. 62’ x 39’. Bei einer scheinbaren Jahre 1910. Und dennoch erriet damals [5]. Schauen wir uns die hier abgebilde- visuellen Gesamthelligkeit von 5,7 mag niemand die wahre Natur der Galaxie. ten Amateur-Aufnahmen an (Abb. 1 bis sollte sie einfach zu erspähen sein, oder? Erst 1926 wurde M 33 von Hubble als 8), so wird klar: Der Galaxienkern hat Nein, denn ihre mittlere Flächenhellig- ein stellares System beschrieben [3]. Eine einen „warmen“ Farbton, der wegen der keit liegt bei etwa 23 Größenklassen pro ausgedehnte, moderne Untersuchung der unterschiedlichen Bildbearbeitung auch Quadratbogensekunde. Damit bleibt sie Einzelsterne stammt von [4]. Dabei be- unterschiedlich ausfällt. Kritisch könnte für visuelle Beobachtungen ohne opti- stand das Hauptproblem darin, die Sterne man fragen, ob denn auch überall ein sche Hilfsmittel schwierig. Man benötigt in M 33 von schwachen Sternen unserer korrekter Weißabgleich stattgefunden

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 76 Astrofotografie Astrofotografie 77

3 Michael Deger setzte einen 4,5 Zoll Newton mit f = 4 Einen Takahashi-Refraktor FS102 NSV benutzte Mark 440 mm auf Vixen New Atlux ein. Mit einer SBIG ST-2000XM Hellweg, um M 33 mit einer Canon EOS 20Da bei ISO 800 in plus SBIG LRGB-Filtern wurde belichtet: L = 48 x 5 min, RGB 10 Einzelbildern zu je 8 Minuten Belichtungszeit abzubilden. jeweils 6 x 5 min. Die Aufnahme datiert vom 28./29.09.2008, Als Montierung diente eine Losmandy G11. Nachgeführt wurde Aufnahmeort war Erdweg/Bayern. über einen Zusatzrefraktor Vixen ED81 + 2x Barlowlinse mittels Webcam-Autoguiding.

hat. Eines wird auf allen Bildern deut- rieren, dass die Assoziationen zwischen Literaturhinweise lich: Die groben Spiralarme sind von 4 bis 6 Millionen Jahre alt sind [4]. Auf [1] T.D. Kinman et al., 1987: “Variable auffälligen Sternassoziationen gebildet, gut Deutsch heißt das: Vor 6 Millionen stars in local group galaxies. I. M die dicht mit leuchtkräftigen, blauen Jahren sah M 33 im Vergleich zu heute 33”, Astron. J. 93, 833 Sternen bevölkert sind. Hier hat ohne völlig anders aus, die hellen Assoziati- [2] M. Kim et al., 2002: “Determinati- Zweifel vor wenigen Millionen Jahren onen waren noch nicht vorhanden. Des- on of the distance to M33 based on eine kräftige Sternbildung stattgefunden. halb muss M 33 damals erheblich licht- the tip of the red giant branch and Farbenhelligkeitsdiagramme demonst- schwächer gewesen sein als heute. Dass the red clump”, Astron. J. 123, 244 sich die letzte Sternentstehung vor rela- [3] E. Hubble, 1926: “A Spiral Nebula tiv kurzer Zeit abspielte, wird auch durch as a Stellar System M33”, Astro- 2 Bad Schwartau war der Stand- die vielen roten HII-Regionen belegt, die phys. J. 63, 236 ort, von dem aus Dirk Bautzmann am sich entlang der Spiralarme ziehen. Vor [4] R.M. Humphreys, A. Sandage, 19.09.2009 mit einem Refraktor TEC- 6 Millionen Jahren gab es sie auch noch 1980: “On the Stellar Content and 140ED und einer SBIG STL-11000M die nicht! Die Staubverteilung indessen kann Structure of the Spiral Galaxy Dreiecksgalaxie aufnahm. Als Montie- nicht dazu herangezogen werden, die M33”, Astrophys. J. Suppl. Ser. 44, rung wurde eine Losmandy Titan 50 Spiralstruktur zu definieren. In einer der 319 benutzt. Dazu kam der LRGB-Filtersatz nächsten Ausgaben des VdS-Journals für [5] A. Hirshfeld, R.W. Sinnot, 1985: von Baader zum Einsatz. Belichtet Astronomie wird über die HII-Regionen “Sky Catalogue 2000, Vol. 2”, Sky wurde L: 11 x 360 s und RGB jeweils 6 und weitere Details in M 33 berichtet. Publishing, Cambridge x 500 s.

VdS-Journal Nr. 33 78 Astrofotografie

5 Bruno Mattern verwendete einen 12 Zoll ACF von Meade und eine Canon EOS 20Da, die an einem Giant Easy Guider saß, Brennweite 2.000 mm. Belichtet wurde 4 x 8 min, nachgeführt über eine SBIG ST-2000Xm (Imager-Chip) am Giant Easy Guider.

6 Einen Takahashi-Refraktor TOA-150 mit Bildfeldebnung (FF67, macht f = 1090 mm) auf einer Mon- tierung EM-400 verwendete Hartmut Bornemann. Die Nachführung geschah über ein Takahashi FS-60 (355 mm, f/5,9) und eine ST-402ME. Mit seiner SBIG ST-2000XM nach Fokussierung mit RoboFocus wurde folgendermaßen belichtet: L = 20 x 5 Minuten ohne Binning, RGB je 7 x 5 Minuten (2x2- Binning). Flatfields wurden auch für alle Filter gemacht (jeweils 12 Stück).

VdS-Journal Nr. 33 Astrofotografie 79

7 Diese Aufnahme von Jürgen Stein entstand in Hofheim an einem 250 mm Newton bei 1.200 mm Brennweite. Belichtet wurde mit einer SBIG ST-2000XM insgesamt 290 Minuten (LRGB: 15 x 10 min, 12 x 5 min, 7 x 5 min, 9 x 5 min).

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8 Von Sömmerda aus nahm Knut Schäffner M 33 mit einem 12-Zöller (ASA f/3,6) auf. Das Teleskop steht auf einer Montierung DDM85. Alle Aufnah- men erfolgten ohne Nachführkorrektur. Belichtet wurde: H-Alpha 3 x 10 min, L 17 x 5 min, RGB je 10 x 5 min.

Ankündigung Einladung zur 29. Planeten- und Kometentagung in Violau

Die 29. Planeten- und Kometentagung findet vom 21. Mai 2010 entsprechendem Wetter zum gemeinsamen Beobachten auf der bis zum 25. Mai 2010 im Bruder-Klaus-Heim in Violau bei Augs- dem Heim angeschlossenen Sternwarte. burg statt. Geboten werden Workshops zu fast allen Bereichen Der Gesamtpreis inklusive Vollverpflegung und Unterbringung der Planeten- und Kometenbeobachtung. Zu dem Programm ge- in Mehrbettzimmern liegt etwa bei 150 Euro bei Anmeldung bis hören die aktuellen Kometen, die Auswertung der Sichtbarkeiten zum 7. Mai 2010. (Einzelzimmer sind ca. 30 Euro teurer.) der einzelnen Planeten sowie deren Monde und digitale Bildver- Ihre Anmeldung senden Sie bitte bis zum 7. Mai 2010 postalisch arbeitung mit Giotto. Insbesondere die Aufnahmetechnik im UV an Wolfgang Meyer, Martinstraße 1, 12167 Berlin oder per Inter- und IR-Licht der Planeten wird Gegenstand der Tagung sein. Vor- net über die Seite http://www.planetentagung.de. Anmeldungen schläge zu Referaten sind selbstverständlich willkommen. Um die können nur nach einer Anzahlung von 50 Euro auf das Konto Kontakte zur professionellen Astronomie zu vertiefen und weitere des Arbeitskreises Planetenbeobachter (Postbank Berlin, Konto- Schnittstellen zu schaffen, werden voraussichtlich zwei Referen- nummer 481488-109, BLZ 100 100 10, Kontoinhaber W. Meyer) ten aus Forschungseinrichtungen eingeladen. berücksichtigt werden. Da bei dieser Tagung alle Teilnehmer unter einem Dach unter- Unter der Internetadresse http://planetentagung.de können Sie gebracht werden, gibt es somit vielfältige Möglichkeiten zum ebenso aktuelle Informationen und den Stand der Tagungspla- gegenseitigen Kennenlernen, zum Erfahrungsaustausch und bei nung abrufen.

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Erneut Vulkanaerosolwolken über Mitteleuropa von Claudia Hinz

Seit Anfang Juli 2009 gibt es über Deutschland wieder auffällige Dämme- rungserscheinungen, anfangs mit zarten Wolkenstrukturen, später als intensives Purpurlicht - ähnlich wie es im letzten Jahr nach dem Ausbruch des Vulkans Kasatochi zu beobachten war. Diesmal war ein Vulkan nur ein paar tausend Kilometer südwestlich des Kasa- tochi, zwischen Kamtschatka und Japan der Verursacher. Am 12.06.2009 brach am nordwestlichen Ende der Matua-Insel der Sarychev Peak, einer der aktivsten Vulkane der Kurilen-Inseln aus. Das von der Internationalen Raumstation ISS auf-

1 Ausbruch des Vulkans Sarychev, aufgenommen von der ISS (Quelle: NASA)

2 Unten: Rückstreuverhältnis zwischen Gesamtrückstreuung (= Luft + Aerosol) und Rückstreuung nur von Luft aus Lidarmessungen bei 353 nm Wellenlänge am Hohenpeißenberg. Das Rückstreuverhältnis ist ein gutes Maß für den Aerosolgehalt. (Quelle: Deut- scher Wetterdienst, Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg)

3 Oben: Grün: Vorwärts-Trajektorie einer Luftmasse, die am 13.06. 00:00 UTC über dem Vulkan Sarychev in 15 km Höhe gestartet wurde. Die kleinen Kreise geben den Ort jeweils um 00:00 UTC an. Rot: Rückwärts-Trajektorie mit Ankunft über Hohenpeißenberg am 15.7. 20:00 UTC in 22 km Höhe, d. h. zur Zeit der Lidar- messung aus Abb. 3. Blaugrau: Bodenspur der CA-LIPSO Lidar-Satelliten-Messun- gen, Blau: Bereiche, in denen CALIPSO Sarychev Aerosole registriert hat. (Quelle: Deutscher Wetterdienst, Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg)

VdS-Journal Nr. 33 Atmosphärische Erscheinungen 83

4 13.07.2009 - Aerosolwolken und Crepuscularstrahlen (Foto: Björn Hamann)

5 13.07.2009 - Detailansicht der nach Sonnenuntergang angeleuchteten Aerosolwolken (Foto: Reinhard Nitze)

6 15.07.2009 - charakteristische Crepuscularstrahlen im Kreis Heinsberg (Foto: Silvia Aretz)

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 84 Atmosphärische Erscheinungen

genommene Bild der NASA zeigt diesen Ausbruch sehr eindrucksvoll. Seine Asche wurde 20 km in die Höhe geschleudert. Nur wenige Stunden nach dem Ausbruch bedeckte die Schwefeldioxidwolke des Vulkans bereits eine Fläche von 2.407 km Breite und 926 km Länge über der Insel.

In den darauf folgenden Wochen breitete sich das Aerosol über die Nordhalbkugel

aus. SO2 wurde zu SO3 oxidiert und in Schwefelsäuretröpfchen umgewandelt. Lidarmessungen zeigen, dass die strato- sphärische Ausbreitung in verschiedenen Schichten geschah, in Mitteleuropa z. B. in 12, 15, 18 und 22 km Höhe. Interes- sant ist, dass die Schichten in 12 bis 18 km mit Westwinden über Alaska, Kana- da, und den Atlantik zu uns gekommen sind, während die Schicht in 22 km Höhe mit stratosphärischen Ostwinden über Asien (Russland/China) zu uns transpor- tiert wurde (Abb. 2). Das Vulkanaerosol ist also einmal westwärts und einmal ostwärts um die halbe Erde gewandert, und hat sich dann bei uns wieder getrof- fen.

Ende August / Anfang September nah- men die per Lidar bei der Wellenlänge 353 nm gemessenen aerosol-optischen Dicken für die Stratosphäre wieder zu und haben kurze Zeit später das Dreifa- che des Normalwertes ohne Vulkanasche erreicht. Die Dämmerungen präsentieren sich auch jetzt noch (Mitte Oktober) mit intensivem Purpurlicht und wunderbaren Dämmerungsstrahlen.

An dieser Stelle noch ein herzliches Dan- keschön an Wolfgang Steinbrecht und Ulf Köhler vom Observatorium Hohen- peißenberg für die Bereitstellung von In- fos und Daten!

7 19.08.2009 – Entwicklung des Purpurlichtes im 30-min-Intervall, von oben nach unten (Fotos: M. Großmann)

VdS-Journal Nr. 33 Atmosphärische Erscheinungen 85

8 20.08.2009 - Purpurlicht vom Hochwald in Richtung Lausche/Zittauer Gebirge (Foto: Wolfgang Hinz)

9 31.08.2009 – Bis zum Zenit reichendes Purpurlicht 10 06.09.2009 – auffällige Crepuscularstrahlen ca. 15 min nach Sonnenuntergang, aufgenommen auf dem nach Sonnenuntergang auf dem Wendelstein (1.838 m) Wendelstein (1.838 m) (Foto: Claudia Hinz) (Foto: Claudia Hinz)

11 12.09.2009 – leicht strahlenförmiges Purpurlicht (Foto: Michael Großmann)

VdS-Journal Nr. 33 86 Dark Sky

Adressen der Autoren und Bildautoren: Autor: – Claudia Hinz, Bräuhausgasse 12, 83098 Brannenburg

Bildautoren: – Claudia und Wolfgang Hinz, Bräuhausgasse 12, 83098 Brannenburg – Björn Hamann – Reinhard Nitze, Heinrichstr. 11, 30890 Barsinghausen – Silvia Aretz, Grebbenerstraße 77, 52525 Heinsberg – Michael Großmann, Große Brunnenstraße 18, 75236 Kämpfelbach

12 03.10.2009 – Crepuscularstrahlen im Inntal (Foto: Claudia Hinz)

13 04.10.2009 – Intensives gelb-orangefarbenes Purpurlicht auf dem Wendelstein (1.838 m) (Foto: Claudia Hinz)

Neues aus der Fachgruppe Dark Sky von Andreas Hänel

Lichtverschmutzung war im Internati- point-Präsentation wurde zusammenge- den bei den Leihnehmern liegen. Die onalen Jahr der Astronomie eines der stellt, die beispielsweise von Volksstern- Rückmeldungen der Messungen erfolgen großen Schwerpunktthemen – auch in warten oder Naturschutzorganisationen teilweise sehr schleppend, einige sind Deutschland. Und obwohl eine finanziel- für Vorträge genutzt werden kann. Die noch gar nicht erfolgt. le Förderung fehlte, konnten viele Dinge Betreuung der Internetseite wurde wei- realisiert werden. terhin dankenswerterweise von Guido Andererseits gibt es erfreulicherweise übernommen [1]. auch Sternfreunde, die immer wieder Mes- Wie angekündigt hat die Fachgruppe sungen mit ihren privaten Geräten an die eine Plakatreihe zu dem Thema erstellt, Das Fachgruppentreffen fand traditions- Fachgruppe liefern. Die Messungen sollen die alle Interessierten als Dateien im For- gemäß während des ATT in Essen statt, in der Yahoogruppe „darkskyde“ der Fach- mat DIN A3 oder DIN A1 von der Inter- die Beteiligung hätte allerdings etwas gruppe nach einer ersten Aufbereitung zur netseite der Fachgruppe herunterladen reger sein können. Bei der Ausleihe Verfügung gestellt werden. Dankenswerter- können. Diese Dateien können dann auf der SQM-Messgeräte gab es Engpässe, weise hat der VdS-Vorstand zwei weitere einem entsprechenden Drucker oder in einer seits wegen der großen Nachfra- Geräte angeschafft, so dass sich die Warte- einem Copyshop ausgedruckt werden. ge, andererseits aber auch deshalb, dass zeit auf ein Leihgerät in Zukunft hoffent- Erstellt wurden sie vom Autor, wobei das die Ausleihzeiten länger als die geplante lich verkürzen wird. Ein zusätzliches Gerät Layout und die Korrekturen von Guido Monatsperiode sind. Dies mag an dem wurde von der Darksky Awareness Gruppe Wortmann vorgenommen wurden (Abb. chronisch schlechten Wetter, vielleicht aus den USA gespendet, das vor allem zur 1). Auch eine selbst ablaufende Power- aber auch an unterschiedlichsten Grün- Arbeit mit Schulklassen eingesetzt wird.

VdS-Journal Nr. 33 Dark Sky 87

Lichtverschmutzung in der Politik Die Petition von Roy Hengst, der ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung forderte, wurde inzwischen abgeschlos- sen, sie wurde immerhin an das Bundes- ministerium für Umweltschutz, Natur- schutz und Reaktorsicherheit sowie die Fraktionen verwiesen. Als Folge dessen findet inzwischen das Thema Lichtver- schmutzung auch bei Politikern immer mehr Gehör. VdS-Mitglied Peter Hettlich, der in der vergangenen Legislaturperi- ode noch Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Grünen gewesen ist, hatte im April 2009 zu einem Fachgespräch über Lichtverschmutzung Vertreter unter- schiedlicher Fachdisziplinen eingeladen, ein Bericht über das Treffen mit einigen der Vorträge ist auf seiner Homepage zu finden [2].

Fast gleichzeitig haben die forschungs- politischen Sprecher der CDU/CSU- Land tags fraktionen eine Resolution zur Reduzierung der Lichtverschmutzung verabschiedet. Dabei wurden Forderun- gen gestellt, die sehr weitgehend sind, zu finden unter [3]. Und im niedersäch- sischen Landtag gab es gleich zwei An- fragen von CDU-Politikern zur Lichtver- schmutzung, wobei die Antworten des Umweltministeriums ziemlich wenige Informationen gaben.

Zudem formiert sich in Berlin gerade ein Verbund von Forschungsinstituten, die den „Verlust der Nacht“ (so der Name des Forschungsverbundes) interdiszipli- när wissenschaftlich untersuchen wol- len. Neben Biologen, Gewässerkundlern, Soziologen, Beleuchtungsfachleuten, Medizinern ist als Astronom auch Dr. Axel Schwope vom Astrophysikalischen Institut Potsdam daran beteiligt. Noch im Jahre 2009 erschien dazu eine Broschüre in der Reihe „Zwischenruf“, die bei der Leibniz-Gesellschaft kostenlos angefor- 1 Eines der Poster, die die Fachgruppe auf ihrer Internetseite zum dert werden kann [4]. Herunterladen anbietet

Auf dem Weg zum Fachgespräch von Bündnis 90/Die Grünen konnte ich noch nen muss für die Zukunft erhalten blei- Institut der Kanarischen Inseln und der eine der dunkelsten Nächte im Naturpark ben, dass es auch in Deutschland noch spanischen Unesco initiiert wurde. Ziel Westhavelland erleben. Kaum zu glau- einen natürlich dunklen Himmel zu er- soll es sein, Gebiete mit dunklem Stern- ben, aber hier, 70 km vor Berlin, ist der leben gibt. himmel im Rahmen von Starlight Re- Himmel fast so dunkel wie in den dun- servaten zu schützen. Zu diesem Zweck kelsten Alpenregionen und es konnte Lichtverschmutzung international wurde im März 2009 auf von der dor- eine Himmels hintergrundshelligkeit von Daher ist die Fachgruppe auch interna- tigen Inselregierung geförderten Work- 21,78 mag/arcsec² gemessen werden tional eingebunden in die Starlight In- shop in Fuerteventura Kriterien für sol- (Abb. 2). Die Dunkelheit solcher Regio- itiative, die vom Astrophysikalischen che Reservate entwickelt [5]. Die Insel

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zeichnet. Nachdem im Lemgoer Stadtteil Dörentrup nachts die Beleuchtung aus Energiespargründen abgeschaltet wurde, kam Dieter Grote auf die Idee, die Be- leuchtung per Anruf oder SMS für eine Viertelstunde in ausgewählten Straßen auf Bedarf wieder einzuschalten. Seit- her wird die Beleuchtung in 14 Straßen von 21 bis 6 Uhr abgeschaltet und kann bei Bedarf wieder eingeschaltet werden. Die IDA hält dies für eine gute Idee, die Lichtverschmutzung zu reduzieren, da das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird [7].

2 Im Naturpark Westhavelland ist der Himmel fast noch natürlich dunkel – nur der Osthorizont wird von der Lichtglocke des 70 km entfernten Berlin dominiert.

Fuerteventura möchte Teile der Insel zu solchen Starlight Reservaten erklären, dazu soll die Beleuchtung angepasst und es sollen dunkle Gebiete der Insel für die Beobachtung des Sternenhimmels ein- gerichtet werden. Außerdem ist geplant, durch Aufzucht Meeresschildkröten wie- der einen abgelegenen Strandabschnitt zur Fortpflanzung anzubieten, wobei es wichtig ist, dass dieser nicht durch künstliches Licht beeinträchtigt wird.

Im Herbst fand das 9. Europäische Sym- posium zum Schutz des Nachthimmels im nordirischen Armagh statt, veran- staltet von der irischen astronomischen Gesellschaft, der Sternwarte von Armagh und der International Dark Sky Associa- tion (IDA) [6]. Hier wurde die Marke „Di- al4Light“ der Stadtwerke Lemgo mit dem „Outdoor Lighting Design Award“ ausge-

3 Vor dem Austausch der Straßen- beleuchtung wurden die Hausfassaden in Georgsmarienhütte noch von Pilz- leuchten stark aufgehellt, auch in den Gärten störte das Licht bei Beobachtun- gen (oben). Nach dem Austausch durch Aufsatzleuchten fällt kaum noch Licht auf die Hausfassaden, in den Gärten ist es deutlich dunkler, während es auf der Straße heller geworden ist (unten) – die beiden Aufnahmen sind mit identischen Einstellungen aufgenommen!

VdS-Journal Nr. 33 Dark Sky 89

Mit moderner Lichttechnik Lichtver- damit wäre beim vorgegebenen großen Untersuchungen sind in einem Bericht schmutzung reduzieren Mastabstand und der geringen Masthöhe zusammengefasst, der bei mir angefor- Wer in einem besiedelten Gebiet einen nur eine schlechte Ausleuchtung mög- dert werden kann. dunklen Nachthimmel wünscht, wird si- lich gewesen. Trotzdem ist es seither in cher keine komplette Abschaltung fordern unserem Garten deutlich dunkler gewor- Und im November 2009 erschien noch können. Wenn man sich jedoch etwas den, Himmelsbeobachtungen sind besser das erste Buch zum Thema: „Das Ende mit der Technik beschäftigt, kann man möglich und in die Zimmer wird nicht der Nacht“, herausgegeben von dem durchaus Möglichkeiten für die Schaf- mehr soviel Licht gestrahlt. Damit wird Wiener Astronomen Dr. Thomas Posch fung eines dunkleren Himmels erreichen. die Stadt in Zukunft etwa 70 % an Ener- und den Produzenten des gleichnamigen Wie in vielen Gemeinden sollte auch in gie einsparen und unter den Leuchten ist Films, der Anfang des Jahres von Arte meiner die Beleuchtung erneuert werden. es sogar doppelt so hell (Abb. 3)! ausgestrahlt wurde. Zugzwang schafft hier die EU-Richtlinie, nach der ab 2015 keine Quecksilber- Ein weiteres Thema wird in Zukunft dampflampen eingesetzt werden dürfen. der Einsatz von LED-Leuchten sein, die Literaturhinweise Diese waren in unserer Gemeinde in den zwar noch nicht so effizient wie die Na- [1] www.lichtverschmutzung.de klassischen Pilzleuchten mit Opalglas triumdampflampen sind, dafür aber viel [2] www.peter-hettlich.de/index. mit einer Leistungsaufnahme von 125 W länger haltbar. In vielen Städten sind in- php?id=360 eingebaut. Diese Leuchten gehören nach zwischen Teststrecken mit den Leuchten [3] www.michael-brinkmeier.de > den Kugelleuchten zu den ineffizientes- unterschiedlichster Hersteller aufgebaut Service > Archiv > 21.07.2009: ten, es wird maximal 30 - 40 % des aus- worden. Mehrere davon wurden inzwi- Brinkmeier gegen Lichtverschmut- gesendeten Lichtes für die Beleuchtung schen von mir in Augenschein genom- zung der Straße genutzt (der Wirkungsgrad). men, wobei vor allem auf die Lichtfar- [4] Leibniz-Gemeinschaft, Schützenstr. Ersetzt werden sollten sie durch Pilz- be und Abstrahlcharakteristik geachtet 6a, 10117 Berlin: www.wgl.de/ leuchten mit Klarglas und Lamellen, die wurde. Es wird immer wieder behauptet, ?nid=zwr&nidap=&print=0 das Licht besser zum Boden lenken, als dass die LEDs wegen ihrer gerichteten [5] www.starlight2007.net/pdf/ Leuchtmittel sollten 2 Leuchtstoffstäbe Abstrahlung wenig Lichtverschmutzung StarlightReserve.pdf mit je 18 W eingesetzt werden, von de- erzeugen. Leider muss man aber bei [6] www.lightpollution2009.eu nen einer zwischen 22:30 Uhr und 6:00 vielen Modellen beobachten, dass die- [7] docs.darksky.org/PR/Europe2009. Uhr ausgeschaltet werden sollte. Doch da se Eigenschaften nicht genutzt wurden, pdf auch diese Leuchten rundherum strah- und erhebliche Lichtmengen in oder gar len, ist ihre Effizienz nur geringfügig oberhalb der Horizontalen abgestrahlt größer, worauf ich den verantwortlichen werden. Die Leuchten sollten zudem eine Beleuchtungsingenieur hinwies. Ob dies möglichst warme Lichtfarbe haben, die Ausschlag gebend war, weiß ich nicht, man wie bei den Sternen mit einer Farb- tatsächlich wurden schließlich Mastauf- temperatur beschreiben kann, diese sollte satzleuchten eingesetzt, die das Licht möglichst nicht höher als 3.000 K sein. vorwiegend auf die Straße lenken. Es ist Damit tragen sie nicht so stark zur Streu- zwar nicht die optimale Lösung mit voll ung des Lichts in der Atmosphäre bei, abgeschirmten Leuchten, die kein Licht zudem könnten sich hohe Blauanteile oberhalb der Horizontalen abstrahlen, als gesundheitsgefährdend erweisen. Die

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VdS-Journal Nr. 33 90 Deep Sky

Visuelles Deep-Sky- Beobachtungsprojekt

1 Aufsuchkarte für das Galaxienpaar NGC 4438/4435. Die Karte entspricht dem Anblick des Himmels Richtung Süden Mitte April um 23:00 Uhr MESZ (Grafik erstellt mit Hilfe von Guide 8.0). Zur Aufsuchkarte für Melotte 111 siehe die Aufsuchkarte zum Kugelsternhaufen NGC 5053 im nachfolgenden Beitrag in diesem Heft.

Die dritte Runde des Beobachtungsange- uns entfernt. Mit einer Helligkeit von 10 Sterns g Com. Mit einer Helligkeit von 4,4 bots führt uns an den Frühlingshimmel. mag ist sie ein relativ einfaches Objekt. mag ist dieser unter Vorstadthimmel ohne Beim Frühlingshimmel denkt man so- Die Galaxie erstreckt sich über eine 8,5 größere Schwierigkeiten zu erkennen. fort an den Virgo-Galaxienhaufen. Wir x 3 Bogenminuten² große Fläche. Selbst wollen uns mit einem wechselwirkenden die knapp 3 Bogenminuten messende Be- Mel 111 ist knapp 300 Lichtjahre entfernt Galaxienpaar und einem großen offenen gleitgalaxie NGC 4435 sollte kein großes und besitzt einen wahren Durchmesser Sternhaufen beschäftigen. Problem darstellen, besitzt sie doch eine von etwa 20 Lichtjahren. Er hat damit scheinbare Helligkeit von ca. 10,8 mag. einen scheinbaren Durchmesser von Zunächst zum Galaxienpaar grob 5°! Hohe Vergrößerungen haben Es handelt sich um NGC 4438/4435. Hat Das zweite Frühlingsobjekt, hier keine Chance, Kometensucher und man einmal die elliptische Riesengalaxie das wir Ihnen schmackhaft machen allgemein kurzbrennweitige Instrumen- M 86 gefunden, sind es nur noch weni- möchten, ist deutlich größer: Es handelt te, welche eine schwache Vergrößerung ge Bogenminuten in östlicher Richtung sich dabei um Melotte 111, auch bekannt liefern, sind klar im Vorteil. zum Galaxienpaar. Sie sind Mitglieder unter dem Namen „Coma Haufen“ (nicht von Markarians Galaxienkette, die sich zu verwechseln mit dem Coma-Gala- von M 86 bis M 88 erstreckt. Die größe- xienhaufen!). Er ist schon problemlos mit Viel Spaß und Erfolg beim Beobachten re der beiden ist NGC 4438 und befindet dem bloßen Auge beobachtbar. Der Hau- wünschen sich etwa 50 Millionen Lichtjahre von fen befindet sich unmittelbar südlich des Daniel Spitzer und Johannes Schilling

VdS-Journal Nr. 33 Deep Sky 91

Visuelles Deep-Sky- Beobachtungsprogramm

2 Aufsuchkarte zum Kugelsternhaufen NGC 5053 und zum Coma Haufen Melotte 111. Die Karte zeigt den Himmel Richtung Süden Mitte April um 23:00 Uhr MESZ (Grafik erstellt mit Hilfe von Guide 8.0).

Wie bereits angekündigt wird das VdS- Doch nun zum Objekt: NGC 5053, einem Doch sehen Sie selber! Journal für Astronomie Nr. 35 wesentlich Kugelsternhaufen, der sicher oft über- durch das Schwerpunktthema „Kugel- sehen wird, obwohl er einen bekannten Viel Spaß und Erfolg beim Beobachten sternhaufen“ geprägt sein. Es handelt Nachbarn hat: M 53. Beide befinden sich wünschen sich dabei um ein Projekt der Fach- im Sternbild Coma Berenices unmittelbar Johannes Schilling und Daniel Spitzer gruppen „Astrofotografie“ und „Visuelle östlich des Sterns α Com. Entdeckt wurde Deep-Sky-Beobachtung“. er im Jahre 1784 von Wilhelm Herschel. Der scheinbare Durchmesser beträgt gut Indem wir in diesem Heft ein drittes 10 Bogenminuten, der wahre Durchmes- Objekt vorstellen, möchten wir einen ser etwa 160 Lichtjahre. Bei einer schein- zusätzlichen Beitrag zum Schwerpunkt- baren Helligkeit von 10 mag ist er auch thema leisten. Da der Einsendeschluss für schon in einem kleineren Instrument Heft 35 zum 1. Mai 2010 angesetzt ist, sichtbar. Wie die Konzentrationsklasse bitten wir unbedingt um rechtzeitige Zu- XI dokumentiert, ist der Haufen recht lo- sendung der Beobachtungsergebnisse! cker aufgebaut.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 92 Deep Sky

Ein planetarischer Nebel und ein Kohlenstoffstern von Daniel Spitzer

Es ist Anfang September, die Sommer- 1 Lage von SAO 49477, ausge- sternbilder wie der Schwan stehen schon hend von o2 Cyg (= 32 Cyg) früh nach Einbruch der Dunkelheit nahe dem Zenit. Es überrascht mich jedes Jahr aufs Neue, wie schnell es schon zum Ende des Sommers dunkel wird. Ich hatte mir den Kugelsternhaufen M 15 für das Beobachtungsprojekt mit den Astrofoto- grafen schon eingehend angesehen und wurde schon langsam müde. Zum Ab- schluss wollte ich aber noch den plane- tarischen Nebel NGC 6884 beobachten. Man findet ihn von 30 Cyg ausgehend eigentlich recht leicht, aber die Mü- entfernt befindet sich der Stern 30 Cyg, klar, dass dieser Stern etwas Besonderes digkeit hat alles massiv erschwert. Das der auch im Gesichtsfeld des Suchers sein musste: Seine rote Farbe war mit führte schon mal zum ersten schweren hätte sichtbar sein müssen. Im guten nichts vergleichbar, was ich bisher sah. Fehler: Ich hatte nicht 30 Cyg im Sucher Glauben suchte ich nach besagtem Pla- Selbst prominente Sterne mit rotem Licht zentriert, sondern 32 Cyg. Dabei sind die netarischen Nebel und landete ... keine wie Beteigeuze oder Herschels Granat- beiden extrem leicht zu unterscheiden: Ahnung wo. Mir fiel plötzlich ein kleiner stern erscheinen gegen dieses Objekt eher Nur wenige Bogenminuten von 32 Cyg extrem roter Stern auf. Mir wurde sofort orange. Die Position wurde sofort fest-

2 Detailliertere Skizze mit der näheren Umgebung des Kohlenstoffsterns

VdS-Journal Nr. 33 Deep Sky 93

gehalten (Abb. 1) und eine detailliertere hier mit C7,2e-C9,2(Npe) angegeben. Das Es blieb noch zu klären, was eigentlich Ansicht angefertigt (Abb. 2). Die Müdig- „e“ bedeutet dabei, dass das Spektrum ein Kohlenstoffstern ist. Es handelt sich keit war mittlerweile verschwunden. Emissionslinien zeigt. Die genaue Positi- dabei um Sterne, die Kohlenstoff und Was dann folgte war Internetrecherche. on lautet Rektasz. 20h 19m 36,159s und Sauerstoff in ihrer Atmosphäre beher- Ich habe den Stern auf etwa 10. Größe Dekl. +47° 53’ 41,86’’. bergen, mehr Kohlenstoff als Sauerstoff. geschätzt - auf den Aufnahmen des DSS In den äußeren Schichten kann sich auf- [1] ist er also garantiert sichtbar. Ich hat- Ein weiterer Treffer [3] der Suche stuft grund der geringeren Temperatur Koh- te wenig Hoffnung, den Stern auch auf den Kohlenstoffstern in die Spektral- lenmonoxid (CO) bilden. Der Stern hat den Karten des Programms „Cartes du klasse Cme ein. Das „m“ steht für star- also Ruß in seiner Atmosphäre. Das rote Ciel“ zu finden, doch ich hatte Erfolg! ke Metalllinien. Jetzt sind auch Entfer- Licht kommt dort besser durch während Es handelt sich um den Stern SAO 49477 nung und Eigenbewegung bekannt. Er ist kurzwelligere Anteile des (sichtbaren) (auch: BD+47 3077, auch: U Cyg, auch: 2.938 Lichtjahre von der Erde entfernt. Spektrums absorbiert werden. ...). Dort wird auch sein Farbindex ange- Die Eigenbewegung ist jedoch im Milli- geben: 3,25!!! Ganz naiv habe ich einfach bogensekundenbereich und daher weni- NGC 6884 habe ich übrigens in dieser mal die SAO-Bezeichnung bei Google ger spektakulär. Nacht nicht mehr beobachtet ... eingetippt. Das Ergebnis: knapp 21.000 Einträge, fast alle über Ibbenbüren (eine Außerdem konnte ich herausfinden, dass Postleitzahl von Ibbenbüren ist 49477). es sich bei SAO 49477 um einen Verän- Literaturhinweise Ich suchte mich durch die ersten Seiten derlichen Stern des Mira-Typs handelt. [1] http://archive.stsci.edu/cgi-bin/ der Trefferliste und fand doch ein Paar Die hohe Amplitude der Helligkeitsvaria- dss_form „wirkliche“ Treffer. Die Seite [2] erbrach- tionen und die auffällige Farbe deuteten [2] http://homepage.ntlworld.com/ te einige interessante Fakten. SAO 49477 schon darauf hin. Seine Periode beträgt robin.gatter/data/Cyg.htm ist ein Kohlenstoffstern und besitzt eine etwa 500 Tage. Diese Informationen fand [3] http://www.nckas.org/carbonstars/ variable Helligkeit im Bereich von 5,9 ich auf der Homepage [3], wo auch eine [4] http://de.wikipedia.org/wiki/ mag bis 12,1 mag. Der Spektraltyp wird Lichtkurve geboten wird. Kohlenstoffstern Die Umgebung von NGC 6577 von Frank Leiter

Zu den schönsten Objekten für die vi- vorliegenden Fall geht die Reise in den auch hier, nur etwa 18° vom galaktischen suelle Deep-Sky-Beobachtung gehören südöstlichen Teil des Sternbilds, dem die Äquator entfernt, sind noch immer ext- Galaxiengruppen. Gerade, wenn Tele- Milchstraße bereits recht nahe ist. Doch ragalaktische Objekte zu finden. skopgröße und/oder Himmelsqualität dem Detailreichtum von Einzelgalaxien Gren- zen setzen, kann die Gruppierung von Galaxien zusammen mit Vordergrund- sternen einen besonderen Reiz ausüben. Nicht alle am Himmel gruppiert erschei- nende Galaxien sind tatsächlich gravita- tiv an einander gebunden. Solche Daten sind gerade für lichtschwächere Galaxien nur schwer zu bekommen und so scheint die etwas offenere Bezeichnung „Galaxi- enfeld“ sinnvoll zu sein. Im Folgenden soll ein solches Feld im Sternbild Herkules näher untersucht werden. Beobachtern, denen mittlere und größere Teleskope für die visuelle Beobachtung zur Verfügung stehen, ist der Herkules als Sternbild mit zahlreichen Galaxienfeldern bekannt. Im

1 Das Galaxienfeld um NGC 6577. Zeichnung von Frank Leiter am 16 Zoll Newton-Teleskop bei 220-facher Vergrößerung.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 94 Deep Sky

Bei Rektasz. 18h 12m und Dekl. 21° 27’ Zunächst fällt NGC 6577 auf, die nur östlicher Richtung von NGC 6577 steht steht die Galaxie NGC 6577. Sie steht etwa 2’ entfernt von einem Stern etwa ein Stern von etwa 12,5ter Größe. Dieser dort nicht vereinzelt, sondern bereits 10. Größe steht. Laut NGC-Katalog ist sie bildet den Wegweiser zu dem engen Ga- im Radius von 10’ finden sich ein gutes „very faint, small in angular size“. An je- laxienpärchen, mit dem die Reise durch halbes Dutzend Galaxien, die im Folgen- nem Abend erschien sie mir bei 220-facher dieses Galaxienfeld zu Ende gehen soll. den betrachtet werden sollen. Dieses Feld Vergrößerung rund, recht stark konzent- Das Pärchen besteht aus NGC 6579 und liegt am südwestlichen Rand des Gala- riert, wobei das Zentrum blickweise bei- NGC 6580, wobei erstere die westlichere xienhaufens Zwicky 8345. nahe stellar aufblitzte. Der Durchmesser von beiden ist. Bei 220-facher Vergrö- lag geschätzt bei 60’’. ßerung bilden die Galaxien einen Kom- Die einschlägige Literatur ist schweigsam. plex mit etwa 1,2’ Länge, der auf Positi- Gemeint sind folgende empfehlenswerte Etwa drei Bogenminuten nordwestlich onswinkel 235° im Verhältnis von etwa Werke: „Observing Handbook and Ca- dieser Galaxie taucht PGC 61535 auf, 1:2 elongiert ist. Beide sind gleichhell, talogue of Deep Sky Objects“ von Skiff/ die mit 400-facher Vergrößerung sicher jedoch lichtschwach, diffus, nur gering Luginbuhl, das „Deep Sky Wonders“ von zu sehen war, bei runder Gestalt jedoch konzentriert und wirken jeweils rund. Walter Scott Houston, der „Night Sky extrem lichtschwach und nur sehr gering Diese Formbestimmung ist aufgrund der Observers Guide“ von Kepple und Sanner konzentriert erschien. Mit geschätzten Nähe der Objekte zueinander erschwert. sowie das „Praxishandbuch Deep Sky“ 15’’ Durchmesser ist sie eher klein ge- Ein Blick in den „Morphological Cata- von Wolfgang Steinicke und anderen. raten. Von dieser Galaxie ausgehend log of Galaxies“ (MCG) bestätigt diesen Diese Schweigsamkeit steigert natürlich lässt sich in drei Bogenminuten Abstand Eindruck. NGC 6579 besitzt nach diesem den Reiz der Gruppe. in nordöstlicher Richtung PGC 61538 Katalog einen 0,2’ x 0,2’ großen Kern- finden. Diese Galaxie ist als Nichtstern bereich, der relativ zur Galaxie hell ist. Typischerweise beobachte ich mit einem 13,5ter Größe in den GSC aufgenommen Weiterhin ist eine „face-on“-Stellung 16 Zoll Dobson vom mittelhessischen worden. Bei 220-facher Vergrößerung ist angegeben, d. h. wir blicken senkrecht Lahn-Dill-Kreis aus. Eine Grenzgröße sie mit 30’’ größer als die vorherige Gala- von oben auf die Galaxie. Bei NGC 6580 von 6,2 mag und besser wird auf den xie, ebenfalls rund und nur wenig stärker ist der Fall etwas anders, hier wird eine Feldern zwischen den Städten Gießen konzentriert. mittlere Stellung zwischen „face-on“ und Wetzlar regelmäßig erreicht, so auch und „edge-on“ erwähnt. Jedoch ist der in der Beobachtungsnacht, in der das Ga- Die Reise führt nun 4 Bogenminuten Außenbereich, der diese Form prägen laxienfeld NGC 6577 näher untersucht nach Westen zu PGC 61525. Zwar er- soll, lichtschwach. Der wesentlich hel- wurde. Beide Städte liegen auf einer Ost- scheint auch diese rund, sie weist jedoch lere Kern dagegen ist mit 0,3’ x 0,4’ in West-Achse und im Lahntal, der Beob- einen mittleren Konzentrationsgrad auf, guter Näherung rund. Es lohnt sich, mit achtungsort ist hingegen auf den Höhen d. h. sie ist heller zum flächigen Kern. größerer Öffnung und besserem Himmel außerhalb des Tals gelegen, so dass Zenit Auch ist sie mit etwa 30’’ Durchmesser auf die Suche nach dem schwächeren und Süden sehr gute Beobachtungsrich- nicht besonders groß. Außenbereich zu gehen. tungen abgeben. Viereinhalb Bogenminuten südwestlich In der Abbildung ist die Umgebung von Das Galaxienfeld ist recht leicht über den von NGC 6577 steht die Galaxie mit NGC 6577 nach den oben genannten vi- 4,4 mag hellen Stern 102 Her zu finden. nächst niedrigerer Nummer, NGC 6576. suellen Beobachtungen mit Hilfe eines Anderthalb Grad nordöstlich von diesem Sie erscheint als rundes, gleichmäßig 16-Zöllers zeichnerisch dargestellt. Span- Stern befindet sich PPM 106928, der mit helles Objekt mit einem Durchmesser nend dürfte die Beobachtung mit anderen 6 mag je nach Bedingungen mit bloßem von 15’’, also eher klein. Dieser Eindruck Teleskopöffnungen sein. Auch fotogra- Auge zu sehen ist. Im Sucher sollte er auf steht in gutem Einklang mit dem NGC- fisch ist die Himmelsregion interessant. jeden Fall sichtbar sein. Das Galaxienfeld Katalog, der hier anführt „extremely Beispielsweise sollte sich das Feld bereits befindet sich ein Grad nordöstlich von faint, very small in angular size“. mit einer digitalen Spiegelreflexkamera 102 Her, d. h. auf zwei Drittel der Strecke und einer Optik ab etwa 500 mm physika- zu PPM 106928. Siebeneinhalb Bogenminuten in ostsüd lischer Brennweite ablichten lassen.

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VdS-Journal Nr. 33 Deep Sky 95

Materiebrücken in Galaxien des Arp-Katalogs: Arp 104 und Arp 85 von Johannes Schilling

Beim Studium des Arp-Katalogs [1] fal- len einem die wechselwirkenden Gala- xien immer wieder als spektakuläre und ästhetisch besonders reizvolle Objekte ins Auge: Die Gemeinschaft von Weltinseln über unvorstellbare Distanzen hinweg wird in ihrer Dynamik sinnlich anschau- bar. Aber nur auf Fotos von größeren Teleskopen? Oder können sich auch dem visuell beobachtenden Amateur verbin- dende Spiralarme und Materiebrücken erschließen?

Arp 104 Im Mai 2008 startete ich meinen ersten Versuch. Ich wählte dazu das wech- selwirkende Galaxienpaar Arp 104 im Sternbild Großer Bär, die beiden Galaxien NGC 5216 und NGC 5218. Mit einer Dis- tanz von 130 Millionen Lichtjahren und Helligkeiten von 13,6 mag und 13,1 mag gehören sie nicht zu bekannten Alltags- objekten. War da überhaupt eine Chance, die auf dem Foto von Mount Palomar [2] schon schwach genug erscheinende 1 Das Galaxienpaar Arp 104 im Sternbild Großer Bär. NGC 5218 mit 13,1 mag Materiebrücke visuell mit meinem 40 cm links und NGC 5216 mit 13,6 mag rechts. Zeichnung von Johannes Schilling an Newton-Teleskop zu entdecken? Die Ga- einem 16 Zoll Newton-Teleskop mit 231-facher Vergrößerung. Westen ist oben. laxien waren kein Problem, bei der Auf- suchvergrößerung von 58-fach wirkten sie überraschend hell. Wie erstaunt war ich aber, dass schon bei 116-facher Ver- größerung die feine, lange Materiebrücke im indirekten Sehen deutlich und völ- lig unzweifelhaft aufschimmerte (Abb. 1). Die Sichtung gelang viel leichter als das Foto zu vermuten gab! Zum ersten Mal in meinem Beobachterleben sah ich nun eine solche Lichtbrücke, die sich wohl durch Zigtausende von Lichtjahren durch das Weltall erstreckt. Sie besteht

2 M 51 = Arp 85: Die Begleitga- laxie NGC 5195 mit dem verbindenden großen Spiralarm von NGC 5195. Zeich- nung von Johannes Schilling an einem 16 Zoll Newton-Teleskop mit 231-fa- cher Vergrößerung. Für die Zeichnung wurden zwei Sunden Beobachtung aufgewendet. Ort: Schwäbische Alb.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 96 Geschichte

vermutlich aus Millionen von Fixsternen obachtet werden kann. Ich fragte mich, schaftswerk beider Weltinseln, die sich – und wie ist nun deren Anschrift: NGC ob es möglich ist, den Staubstreifen in einander auch von der Größe her ent- 5218 oder NGC 5216? Die Materiebrücke der Materiebrücke visuell zu sichten, sprechen, obwohl sie sich vom Typ her ist doch ein gemeinschaftliches Produkt wodurch die Brücke visuell eher als ein visuell deutlich unterscheiden. beider Galaxien! Eine besondere Note in der Wechselwirkung deformierter Spi- gewann die Beobachtung dadurch, dass ralarm der großen Galaxie erlebbar wür- Dagegen wirkt die Brücke in M 51 in ih- ich beim Eindringen der Materiebrücke de. Für die Beobachtung und Zeichnung rer geschwungenen Form und mit dem in NGC 5216 beobachten konnte, wie sie konzentrierte ich mich mit 231-facher prominenten Staubband klar als defor- in Kernnähe eine Ablenkung nach Wes- Vergrößerung auf die Begleitgalaxie NGC mierter äußerer Spiralarm der größeren ten hin zu erfahren scheint und sich in 5195 und auf den Bereich, in welchem Galaxie. Bei der Begleitgalaxie fielen den äußeren Bereich der Galaxie hinein der Spiralarm der großen Galaxie in den mir im visuellen Beobachten schwache fortsetzt. Begleiter einzudringen scheint. Die Be- und interessante Ansätze zu einer Spi- obachtung des dunklen Staubbandes im ralschwingung viel deutlicher auf als in Arp 85 indirekten Sehen gelang, aber sie fiel mir Fotos. Nachdem ich, durch diese erste Beobach- nicht leicht – schwerer als die Sichtung tung ermutigt, in den folgenden Monaten der Lichtbrücke in Arp 104. Am besten Über Beobachtungen anderer Amateure weitere Materiebrücken, Gezeitenschwei- hebt sich das dunkle Band im insgesamt zu den beiden hier vorgestellten Materie- fe und verbindende Spiralarme des Arp- lichtschwächeren östlichen Bereich der brücken würde ich mich sehr freuen! Katalogs beobachten und zeichnen konn- Begleitgalaxie ab (Abb. 2). Mit dem Stei- te, fiel mir im Frühling 2009 ein, dass gen der Galaxie in Zenitnähe wuchs die ja die große und vergleichsweise helle Erkennbarkeit von Details spürbar an. und nahe Strudelgalaxie M 51 (Arp 85) Literaturhinweise einen verbindenden Spiralarm aufweist, Nun vergleiche man beide Materie- [1] K. Kanipe, D. Webb, 2006: “The der von vielen auch Materiebrücke ge- brücken Arp Atlas of Peculiar Galaxies, A nannt wird. Bekannt sind die Diskussi- Bei Arp 104 ist die im Vergleich zu Arp Chronicle and Observers’ Guide”, onen darüber, ab welcher Öffnung und 85 (M 51) lange Brücke nur sehr leicht (USA) wie weit diese Materiebrücke visuell be- gebogen, sie erscheint ganz als Gemein- [2] Titel in [1], 23

Die 6. Fachtagung „Geschichte der Astronomie“ von Wolfgang Steinicke

Tagungsort war diesmal das Argelander- Institut für Astronomie (AIfA) in Bonn. Dort fanden sich am Samstag, 31. Okto- ber 2009 insgesamt 40 Teilnehmer ein. Erweitert durch ein interessantes Rah- menprogramm war die Veranstaltung wieder ein voller Erfolg – und ein beson- deres Ereignis im auslaufenden Interna- tionalen Jahr der Astronomie.

Das Rahmenprogramm am Freitag Eine Neuerung war das Rahmenpro- gramm am Freitag (30. Oktober), das sehr positiv aufgenommen wurde. Los ging es bereits um 16:30 Uhr in der Bonner Uni- versitätsbibliothek. Geboten wurde eine Sonderführung durch die kommende Ausstellung „Kosmos im Wandel“. Etwa 15 Personen trafen sich im Foyer der UB und erlebten anschließend eine hoch- 1 Die eindrucksvolle Inszenierung „Cassini – Der Ring“ (V. Witt) kompetente Präsentation bedeutender

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Werke der Astronomiegeschichte. Darun- ter Werke von Kopernikus, Kepler, Apian Neues aus der Fachgruppe und Cellarius. „Geschichte der Astronomie“ Anschließend ging es zum AIfA, wo um 18:15 schon der nächste Höhepunkt war- von Wolfgang Steinicke tete. Der unvorbereitete Gast erblickte als erstes eine Phalanx bedeutender ge- Vom 30. Oktober bis 1. November 2009 fand die diesjährige Fachgruppen- schichtlicher Personen, gekleidet in der tagung im Argelander-Institut für Astronomie, Bonn, statt. Nach Meinung am Hof von Louis XIV üblichen Tracht der 40 Teilnehmer war sie wieder ein voller Erfolg. Lesen Sie dazu meinen (Abb. 1). Zu sehen waren: Jean Baptiste Bericht in diesem Heft. Weitere Informationen zur Fachgruppe finden Sie wie Colbert (Minister des Königs), die Astro- gewohnt auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de. nomen Jean-Dominique Cassini, Chris- tiaan Huygens, Guiseppe Campani und Ein weiterer Artikel behandelt einen bekannten Ostdeutschen Astronomen: Ole Røemer, sowie Françoise (Maitresse Paul Ahnert. Frau Pfitzner hat über sein Leben und Werk recherchiert und des Königs) und die Hofastrologin Xe- präsentiert die „Jahre in Chemnitz und Umgebung“. Viel Spaß beim Lesen – nia. In dieser Form waren sie sicher nie und versorgen Sie mich weiter mit interessanten Beiträgen! zusammen; die illustre Podiumsdiskus- sion ist das Werk von Professor Walter Oberschelp aus Aachen. Der Titel „Cas- sini – Der Ring“ macht deutlich, worum es geht: um den Saturnring und dessen stellt. So wurde ein weiter Bogen von der Teilung. Die von Laien gestaltete Insze- alten Sternwarte, über die Beobachtun- nierung bot aber viel mehr: einen Quer- gen in der Eifel am Observatorium Ho- schnitt durch die Probleme der Astrono- her List sowie auf dem Stockert und in mie in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie Effelsberg (letztere unter der Regie des wurde mit großem Beifall quittiert. Bonner Max Planck Instituts für Radio- astronomie) bis hin zum neu-formierten Der Tag wurde mit einem gemütlichen AIfA gespannt. Der informative Vortrag Beisammensein in einer Traditionsgast- wurde durch zahlreiche Anekdoten an- stätte am Bonner Marktplatz abgerun- gereichert. Anschließend ging es zum det. Die gewohnt familiäre Atmosphäre Mittagessen in die nur 2 Gehminuten machte es auch den Neuen leicht, ins Ge- entfernte Gaststätte „La Taverna“. spräch zu kommen. Das Nachmittagsprogramm wurde von Die Vorträge am Samstag Klaus-Jochen Stepputat eröffnet, der Ab 9:00 Uhr war das Tagungsbüro ge- „Aus der Geschichte der Sternwarte zu öffnet, das gewohnt souverän von Gisela Kiel, 1770-1950“ berichtete. In Kiel und Steinicke geführt wurde. Nach einfüh- 2 Professor Seggewiss bei seinem Umgebung standen bedeutende Fernroh- renden Worten von Wolfgang Steinicke Vortrag (W. Steinicke) re, wie das Riesenteleskop von Schrader, und dem „Hausherrn“ Michael Geffert Friedrich von Bülows großer Refraktor startete das Vortragsprogramm pünktlich (Bothkamp) und der große Meridiankreis um 10:00 Uhr. Passend zum Tagungsort Adalbert Krüger, finden sich insgesamt der Universitätssternwarte. Leider entwi- Bonn lag der Schwerpunkt der Beiträge 97 „Nebel“. Bei den meisten handelt es ckelte sich die Geschichte in allen Fällen diesmal im 19. und 20. Jahrhundert. sich um Messier- und Herschel-Objekte, recht tragisch. Vom Schicksal gezeich- Den Anfang machte Herr Geffert mit dem zwei aber (NGC 1333 und NGC 6643) net war auch „Die Sternwarte Pulkowo Thema „Argelander und die Bestimmung wurden von Schönfeld mit dem 76 mm und die Dynastie der Astronomenfamilie der ersten Sternentfernungen“. Hier ging Kometensucher entdeckt. Struve“, wie Volker Witt zeigte. Er konn- es um die Bonner Durchmusterung (BD) te den im Krieg stark zerstörten Stand- und die daraus resultierenden Eigen- Für den einstündigen Hauptvortrag ort besuchen und auch überraschende bewegungen von Sternen. Vorgestellt konnte Professor Wilhelm Seggewiss, Einblicke in die Reste der bedeutenden wurden interessante nahe Sterne wie La- ehemaliger Direktor der Sternwarte auf Bibliothek gewinnen, darunter umfang- lande 21185 und Gliese 628. Der nächs- dem Hohen List, gewonnen werden (Abb. reiche Manuskripte von Kepler. Anschlie- te Vortrag „Nebel in der Bonner Durch- 2). In seinem Beitrag „Von Argelander bis ßend behandelte Benjamin Mirwald in musterung“ von Wolfgang Steinicke zum Argelander-Institut – Bonner Astro- seinem Vortrag „Motivkonstellationen beleuchtete einen anderen, bisher kaum nomen auf den Spuren der Milchstraße“ von Populärastronomen bis 1935“ die beachteten Aspekt des BD: in Friedrich wurden die wichtigsten an den Bonner bislang wenig untersuchte Entwicklung Argelanders Katalog, basierend auf Be- Instituten gemachten Entdeckungen, der deutschen Volkssternwarten. In der obachtungen von Eduard Schönfeld und nebst den beteiligten Personen, vorge- nachfolgenden Diskussion ging es um

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3 Gruppenfoto vor dem Argelander-Institut (W. Steinicke) Unterstützung der Leipziger Astronomie- Historikerin Gisela Münzel, die die weite den Einfluss des Nationalsozialismus und de für das obligatorische Gruppenfoto Anreise nicht gescheut hatte, analysiert. die Wirkungen auf die Amateurastrono- genutzt (Abb. 3). Sie liefern ungeahnte Einblicke in die mie in der DDR. Beziehungen bedeutender Astronomen Die letzten beiden Vorträge wurden von des späten 19. Jahrhunderts, darunter Die 45-minütige Kaffeepause, wie ge- Hilmar Duerbeck und Arndt Latusseck Ernst Hartwig und Arthur Auwers. Herr wohnt mit einem ausreichenden Ku- gehalten. Professor Duerbeck präsen- Latusseck präsentierte abschließend – chenangebot, bot Zeit und Muße für Ge- tierte den „Astronomenalltag 1867-1882 leider von ein paar technischen Schwie- spräche und Kontakte. Nebenbei konnte im Spiegel der Briefe von Winnecke an rigkeiten behindert – Ergebnisse aus sei- in den ausgelegten Büchern geblättert Schönfeld“. Die ca. 150 Briefe wurden ner Dissertation zum Thema „Via Nubila werden. Das anhaltend gute Wetter wur- durch Zufall in Bonn entdeckt und mit – am Grund des Himmels. Johann Georg Hagen und die Kosmischen Wolken“. Es ging um die Beobachtung der obskuren 4 Im Deutschen Museum, Bonn: links der 76 mm Refraktor, mit dem der BD Dunkelwolken und die Frage ihrer Exis- erstellt wurde, und rechts das 15 cm Heliometer (W. Steinicke) tenz. Hagen hatte diese in einer umfang- reichen visuellen Beobachtungsserie an der Vatikansternwarte studiert. Die Er- gebnisse wurden bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts kontrovers diskutiert.

Wie üblich endete die Tagung mit einer Abschlussbesprechung. Dank der Diszi- plin der Referenten konnte der Zeitplan wieder eingehalten werden. Nur so ist eine entspannte Veranstaltung möglich, die nach jedem Vortrag Zeit für Diskus- sion und Umbau lässt und Raum für per- sönliche Kontakte bietet. Die Resonanz war entsprechend positiv. Der Tag wur- de mit einem gemeinsamen Abendessen beim „Italiener um die Ecke“ beschlos- sen.

Sonntag: Besuch im Deutschen Museum, Bonn Um 10:00 Uhr traf man sich am Deut- schen Museum. In der dortigen Ausstel- lung „Bonner Durchmusterungen – Ar- gelander und sein astronomisches Erbe“ konnten nun endlich die Fraunhofer-Te-

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5 Zeichnung der alten Bonner Sternwarte (1838) Der Dank gilt vor allem den lokalen Or- ganisatoren: Michael Geffert vom AIfA leskope des Meisters bewundert werden: Sternmessung benutzte Pendeluhr, wur- und Daniel Fischer. Der Ort der nächsten der 76 mm Refraktor und das imposante den in der Führung vorgestellt. Anschlie- Tagung steht zwar noch nicht fest, ein 15 cm Heliometer, 1851 bzw. 1845 ins- ßend bot das schöne Wetter noch Zeit für heißer Kandidat ist aber die Sternwarte talliert (Abb. 4). Auch die weiteren Ex- einen Besuch der alten Sternwarte an der in Hamburg-Bergedorf. Termin ist vor- ponate, darunter Handschriften Argelan- Poppelsdorfer Allee (Abb. 5). aussichtlich Samstag, 30. Oktober 2010. ders, der gedruckte BD und die bei der Paul Ahnert – die Jahre in Chemnitz und Umgebung von Elvira Pfitzner

Im Rahmen einer größeren Arbeit über die Amateurastronomie in Chemnitz in den Jahren 1799-1953 wurde die Verfas- serin auf das Wirken Ahnerts aufmerk- sam.

Die ersten 40 Jahre im Leben des späte- ren Astronomen wurden vor allem von den äußeren Umständen geprägt. Den Chemnitzer Jahren folgten die Studien- zeit und sein Wirken als junger Lehrer, das jäh abbrach.

Die Großstadt Chemnitz in Sachsen hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts ein ganz eigenes Flair entwickelt, eine gesunde Mischung aus Industrie und Kultur. Auf allen Ebenen vollzog sich ein großer Aufschwung. Der Bildung der jungen Generation wurde besondere Aufmerksamkeit zuteil. Maßgeblichen Anteil hieran hatte die im Jahre 1863 gegründete Naturwissenschaftliche Ge- 1 Paul Ahnert 1982 in Sonneberg (Foto: Verfasserin)

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Bildungsweg des Paul Ahnert. Er lernte schnell und nahm alle Anregungen auf, auch jene, die Vaters Tätigkeit als Later- nenwärter für die Gaslaternen bot.

Ein erstes großes Erlebnis am Sternen- himmel wurde prägend für die Zukunft. Zusammen mit vielen Hobbyastronomen und Anwohnern stand der Zwölfjährige am 26. und 27. Januar 1910 gegen 18 Uhr in der Nähe der Ulmenwiese, unweit der elterlichen Wohnung. Alle warteten gespannt auf das Erscheinen des schö- nen Johannesburger Kometen 1910 I (T = 17.01.1910, q = 0,129 AE, i = 41°13’), der nach Sonnenuntergang sichtbar werden sollte. Das Chemnitzer Tageblatt hatte darüber berichtet. Ein Raunen ging durch die Menge, da stand er, hell strahlend und alle Blicke auf sich ziehend. Es war nicht Komet Halley 1910 II (T = 20.04.1910, q = 0,587 AE, i = 162°02’, rückläufig), der erst im Mai nach 22 Uhr beobachtet wer- den konnte. Zu spät am Abend für den Schuljungen, der diesen weniger hellen, dafür aber berühmten Schweifstern eben nicht sah [2]. Freie Sicht auf den Süd- und Nordhimmel durch die Dachfenster luden zur Beobachtung des Sternenhim- mels ein. Wenige Jahre später sah er bei einem Freund das Buch „Aus fernen Wel- ten“ von Bruno H. Bürgel (1875-1948), das bei ihm einen tiefen Eindruck hin- terließ sowie den festen Willen, auf ein Fernrohr zu sparen.

2 Paul Ahnert am Fernrohr in Burkhardtsdorf (Foto im Besitz von Frau Schüler)

sellschaft zu Chemnitz. Helle Kometen, der Umzug im Jahre 1904 in die Haus- die totale Sonnenfinsternis 1887 und der wartswohnung Germaniastraße 12 (heute Bau der kleinen Sternwarte des Königli- Rudolf-Breitscheid-Straße) im Dachge- chen Gymnasiums 1893 hielten das Inte- schoss, 4. Etage auf dem Kaßberg hatte resse an der Astronomie wach. Einfluss auf die späteren Interessen des Jungen. Das Gründerzeithaus lag fast auf In diese Zeit wurde Oswald Paul Ahnert, dem Kamm des Kaßberges und aus den Sohn des Schuhmachermeisters Friedrich Fenstern der Wohnung konnte der Blick Oswald Ahnert und Liane Pauline Ahnert, weit in die Landschaft schweifen. Nur geb. Bachmann, am 22. November 1897 wenige Straßen weiter, an der I. Bezirks- hineingeboren [1]. Das Geburtshaus in schule für Knaben in der Kastanienstraße der Gutenbergstraße 21, Ecke Altenhai- (heute Heinrich-Beck-Straße) begann der ner Straße (Gründerzeit) im Lutherviertel wurde im Krieg zerstört. Familie Ahnert wohnte in der 1.Etage, und das aufge- 3 Ahnert im Garten des Hauses weckte Kind wurde früh zur Sparsam- Wittgensdorf, Burgstädter Straße 44 keit und Ehrlichkeit erzogen. Vor allem (Foto im Besitz von Frau Schüler)

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4 Schule in Wittgensdorf (Foto im Besitz von 5 Hier stand das Geburtshaus, unbebaute Ecke Frau Schüler) (Foto: Verfasserin)

Sehr erfolgreich war der Schulabschluss, Die knappe Freizeit gehörte der Astro- gener Erkundung am Sternenhimmel. Der dem sich 1912 eine siebenjährige Ausbil- nomie, eine kleine Beobachtungsstation fleißige Amateurastronom, inzwischen dung am Volksschul-Lehrerseminar im wurde eingerichtet und die systematische Mitglied des „Bundes der Sternfreunde“, nahen nordöstlich gelegenen Franken- Arbeit konnte beginnen. Mit dem trans- blieb den Fachleuten nicht unbekannt. berg anschloss. Während dieser Jahre, portablen Fernrohr 54 mm / 650 mm von Lehrerkollege M. Beyer und Professor K. die durch den Ersten Weltkrieg erhebli- der Münchner Firma Merz, das Sterne bis Graff (1878-1950) aus Hamburg unter- che Einschnitte brachte, begann Ahnert zur 10. Größe zeigte, wurde nun fleißig stützten und förderten ihn. mit astronomischen Beobachtungen, beobachtet. Ein Buch wurde angelegt, in sammelte hier Erfahrungen, schaffte welches Ahnert alle Ergebnisse eintrug, Ab Herbst 1929 hatte die Chemnitzer nach und nach entsprechende Literatur um sie auswerten zu können. So entstan- Volkshochschule endlich wieder einen an und erwarb sein erstes Fernrohr, ei- den wertvolle Beobachtungsreihen von himmelskundlichen Kurs im Programm. nen Zweizöller. Sonnenflecken, Veränderlichen Sternen, Sie hatte Ahnert als Gastlehrer in ihr Planeten, Meteorströmen und Kometen Kollegium berufen. Bis Ende des Jahres Für die Eltern war 1917 ein Wohnungs- mit Skizzen und Zeichnungen. Erster 1932 stellte er sein autodidaktisch erwor- wechsel erforderlich, der Vater wurde Schweifstern war Komet Reid 1921 II (T = benes reiches Wissen auf allen Gebieten Zählermeister für Gasgeräte und Haus- 09.05.1921, q = log 0,0037, i = 132°10’), der theoretischen und praktischen Astro- wart in der Waisenstraße 2, die von der der vor seiner Sonnennähe im April 1921 nomie, sein pädagogisches Können und Königstraße (heute Straße der Natio- sichtbar war, ohne Schweif mit zentraler seine praktische Erfahrung in den Dienst nen) nach Süden abzweigt. Schwierig Verdichtung und nur 5. Größe hell. der Bildung. Nicht nur Kurse, sondern und verwirrend war die Zeit nach dem auch Arbeitsgemeinschaften, öffentliche Ende des Krieges 1918. Sie erzwang eine Vor begeistertem Publikum in vollen Vorträge und Abende auf der 1929 neu Neuorientierung, gerade für angehende Sälen hielt Bürgel in den Jahren von gegründeten Sternwarte des Realgym- Lehrer, und brauchte Vorbilder. Der Ar- 1924-1929 sieben Vorträge in Chemnitz, nasiums gehörten zu Ahnerts Aufgaben. beiterastronom Bürgel war ein Vorbild, der Lehrer aus Burkhardtsdorf war einer Offensichtlich wurde hier der Grundstein gab in seinen Schriften und Vorträgen seiner Zuhörer. Familie Ahnert wechselte für die späteren Arbeitsgebiete der Chem- Hoffnung und Halt. Auch Paul Ahnert 1926 an den neuen Arbeitsort nach Witt- nitzer Amateure gelegt, u. a. Sonnenfle- entwickelte ein Gespür für den Umgang gensdorf (heute ein nördlicher Stadtteil cken, Veränderliche Sterne und Meteore, mit jungen Menschen und war fähig, sei- von Chemnitz). An dieser Schule unter- deren Ergebnisse weltweit in die Berichte ne Begeisterung für die Schönheiten am richtete Ahnert besonders gern in gro- integriert wurden. Sternenhimmel weiterzugeben. ßen Jungenklassen. Auf der Bleichwiese hinter dem Wohnhaus in der Burgstädter Der beliebte Lehrer und Amateurastro- Südlich von Chemnitz liegt Burkhardts- Straße 44 baute er ein Fundament zur nom war Mitglied der SPD, die im Chem- dorf, ein beschaulicher Ort. Hier an der festen Aufstellung seines Refraktors. Wie nitzer Raum relativ stark vertreten war. Schule erfolgte 1919 Ahnerts Start ins schon in Burkhardtsdorf machte Ahnert Es war auch Ihnen nicht möglich, die Berufsleben. Er lebte sich schnell ein, seine Schüler mit Bürgels Werken be- Machtergreifung der Nationalsozialisten gründete 1920 eine Familie und beteilig- kannt, ließ Interessenten an Beobachtun- zu verhindern. te sich aktiv an der Öffentlichkeitsarbeit. gen teilnehmen und befähigte sie zu ei-

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und Frank zu verdienen, richtete Ahnert in der Wohnung ein Fotoatelier mit Dun- kelkammer ein.

Seine Liebe zur Astronomie blieb, und für kurze Zeit nutzten Ahnert und sein Freund eine kleine Dachsternwarte, wel- che sie im Hause von Ahnerts Eltern in der Kohlung im Nordosten von Chem- nitz gelegen, 1938 eingerichtet hatten. Im gleichen Jahr kam die überraschende Wendung im Leben Ahnerts, er wurde von Cuno Hoffmeister (1892-1968) an die Fachsternwarte nach Sonneberg ge- holt.

Quellenangaben [1] Standesamt Chemnitz, Archiv, Ge- burtenbuch Chemnitz II, Nr. 2896 6 Kaßberg in Chemnitz (Foto: Verfasserin) [2] Briefe und Karten an die Verfasse- rin [3] Stadtarchiv Chemnitz, Adreßbücher Am 9. März 1933, kurz nach der Wahl Paul Ahnert, nach der Reithalle in Lim- 1895-1915, Bauakten der Häuser am 5. März, als die NSDAP in diesem Ge- bach und ins KZ Sachsenburg. Eine bal- Gutenbergstraße 21 und Germania- biet nicht die Mehrheit gewann, besetz- dige Freilassung erfolgte nicht für alle. straße 12 ten SA-Männer die Öffentlichen Gebäude Schlagartig war alles, was er in den ver- [4] Informationen der Tochter, Frau in Wittgensdorf, verhafteten dabei auch gangenen Jahren aufgebaut hatte, nicht Schüler, Berlin einige Lehrer aus dem Unterricht heraus mehr erwünscht. Um den Lebensunter- [5] Mitteilungsblatt der Landgemeinde und verschleppten diese, unter ihnen halt für seine Frau und die Kinder Margit Wittgensdorf vom 11.3.1933, S. 3

ASL 2009 – Die Nummer 10! von Tobias Opialla

Nachdem zur SoFi 1999 ein großes Som- einem Teilaspekt der astronomisch/natur- wie Differential- und Integralrechnung, merlager mit Astronomie als Schwer- wissenschaftlichen Gebiete auseinander die erst spät im Schülerdasein auftau- punkt stattgefunden hatte, war für die setzen. Dieses Jahr ging es um Planeten, chen, aber für gewisse Herleitungen z. sicherlich allermeisten Teilnehmer und Raumfahrt, Kosmologie, Astrofotografie, B. in der Relativitätstheorie unabdingbar wohl auch Organisatoren klar: So etwas Beobachtung von Deep-Sky-Objekten, sind. Außerdem gab es Raum für weiter- muss es nochmal geben, auch wenn die Erde, Kosmochemie, Relativitätstheorie, führende Themen aus den AGs und sogar nächste (aus Zentraleuropa beobachtba- Sternphysik, Quanten und Elementarteil- ein Programmier-Seminar. re) SoFi noch ein paar Jahrzehnte hin chen, sowie Einführung in die Astrono- war bzw. ist. Und heute? Dieses Jahr mie. Einige der Ergebnisse aus den AGs Vormittags, oder mit zunehmendem haben wir das zehnte ASL (auch wenn werden wohl auch hier wieder zu lesen Fortschritt des Camps spät abends und es nicht von Anfang an so hieß) erlebt, sein. nachts, gab es Workshops, manche das durchgeführt, organisiert. Natürlich gab gesamte Camp hindurch, manche auch es im Laufe der Zeit immer wieder richti- Da viele Themenbereiche einer AG auch nur ein oder zweitägig, in einer sehr brei- ge und wichtige Änderungen aber einige für Teilnehmer aus anderen AGs von In- ten Themenvielfalt. Zuerst ist da der le- Dinge sind geblieben. teresse sind gab es dieses Jahr eine kleine gendäre und beliebte Raketenbau-Work- Neuerung im Tagesablauf: Die AGs wur- shop zu nennen, und natürlich Chor und Einer der zentralen Punkte im Tages- den etwas gekürzt und dafür die Semi- Orchester, die uns immer mit der nötigen ablauf sind die AGs, in denen sich die nare angeboten. Dort wurden vor allem musikalischen Untermalung versorgen, Teilnehmer jeweils fünf Nachmittage mit mathematische Grundlagen behandelt, sowie die Campzeitung mit mehr oder

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1 Alle Teilnehmer beisammen. ... Und voll in Action. :-) minder wichtigen Informationen. Aber natürlich darf auch hier die Wissenschaft nicht fehlen: Wir konnten Entfernungen Als Einziger, der alle Camps seit 1999 lager wird. Ich hoffe (eigentlich weiß ich mit Lichtechos bestimmen, Probleme der mitgemacht hat, erst als Teilnehmer, dann es), es wird auch weiterhin immer neue Relativitätstheorie mit Schulgeometrie als AG-Leiter und zuletzt als Hauptver- geben, die Aufgaben übernehmen und veranschaulichen oder Krater im Son- antwortlicher, und der nun, nachdem er nensystem untersuchen. große Fußstapfen füllen musste sein Amt an die folgende Generation abgibt, bleibt Natürlich gab es wieder spannende Vor- zu sagen: Es ist toll, dass es so etwas träge, zum Teil von „Dauergästen“, die gibt. Es macht unendlichen Spaß, das über die Jahre fast immer da waren, zeigen auch die Teilnehmer, von denen aber auch neue Vortragende waren da, die meisten wieder kommen und Freunde und so entstand auch dieses Jahr wie- mitbringen. der eine tolle Mischung von Themen aus verschiedenen Zweigen der theoretischen Das zeigt sich z. B. auch darin, dass wir, und praktischen astronomischen For- immer die VdS als Dachverein verste- schung, wie sie aktuell an den Instituten hend, dann vor fünf Jahren die VEGA stattfindet. e.V. gegründet haben, um uns als Jugend einen gewissen größeren Handlungs- Wenn gerade kein anderes Programm spielraum geben zu können. Denn nicht anstand, gab es so genanntes „Nicht- nur 10 Jahre ASL sind dieses Jahr zu fei- Astronomisches Programm“ (NAP), also ern, sondern auch 5 Jahre VEGA. Dieser Spiele in der Gruppe, Volleyball, Ultima- Verein besteht zum großen Teil aus ASL te-Frisbee oder das Construction-Game, ern. Aber nicht nur hier wird gearbeitet: bei dem aus einem Haufen eigentlich Es gibt z. B. Kontakte nach Russland, so sinnlosen Materials ein Gerät gebaut dass wir doch nicht ganz so viele Jahr- werden musste, um den Passagier des Ge- zehnte warten mussten, um die nächste fährts (ein rohes Ei) sicher aus 10 m Höhe SoFi zu sehen. Und politisch (Stichwort: auf die Erde zu bringen – möglichst weit „ProAstro“) wird sich ebenfalls enga- entfernt vom Startpunkt. Das Construc- giert, außerdem gibt es das SpaceCamp tion-Game gibt es schon seit der Urzeit am Orbitall im FEZ in Berlin, und auch dieser Sommerlager. Die verschiedensten eine Sammlung an astronomischen Un- Aufgaben waren über die Jahre zu lösen: terrichtsmaterialien für Lehrer steht auf Boote mit möglichst viel Fracht, Brücken unserer Homepage. Wie man sieht: Es 2 Ein hoch interessanter Work- (auf Länge und Stabilität), Flugobjekte, passiert etwas. Und wer hätte gedacht, shop über die Einschlagkrater unseres rollende Gefährte, etc. dass das alles mal aus einem Sommer- Sonnensystems

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Spaß daran finden, ihr eigenes Hobby anderen Jugendlichen zu vermitteln, denn nur so kann es klappen. Ich wün- sche allen jetzigen und zukünftigen VE- GA-Aktivisten also ganz viel Spaß, tolle Ideen und immer gut gefüllte Tassen mit Kaffee bzw. Tee, denn schlafen kann man ja wann anders …

3 Ganz viel Mathe! Da ist es gut, wenn man das im Mathe-Seminar erklärt bekommt. Entfernungsmessungen in expandierenden Raumzeiten – Bericht der Kosmologie-AG im Astronomischen Sommerlager 2009, AG-Leiter: Patrick Mangat.

von Johannes Balshüsemann, Nadine Friedmann, Ananias Hildebrandt, Dennis Keil, Nina Miekley, Alexander Pakakis, Phillip Rosenau, Cedric Seehausen und Aliona Solomonova

Die Expansion des Universums führt zu der Erde zurück gelegt hat: jekt mit Rotverschiebung z = 10 eine mit-

einem Problem in der Entfernungsmes- (1) bewegte Entfernung von Dcom = 31,6 Mrd sung zu sehr weit entfernten Objekten Lj, während das Licht eine Strecke von

im Kosmos. Daher ist die Entfernung Weil man die Zeitdauer durch Beobach- Dltt = 13,2 Mrd Lj zurück legt. nicht mehr eindeutig definiert, da die tung selbst nicht abschätzen kann, drückt

Entfernungsmaße, denen unterschied- man Dltt als Funktion der kosmologischen Die Winkeldurchmesserentfernung liche Ansätze zu Grunde liegen, nur Rotverschiebung(messbar) aus: Eine weitere Methode, eine Entfernungs- dann übereinstimmen, wenn eine stati- angabe zu machen, besteht darin, an sche, euklidische Raumzeit vorliegt. Es (2) Hand von Durchmesser und Winkel- ergeben sich verschiedene Entfernungs- größe des Objektes die Winkeldurchmesser-

maße: die Lichtlaufzeitentfernung (Light Die Hubble-Funktion H(a) erhält man entfernung (Dang) abzuschätzen: Travel Time Distance), die mitbewegte durch die erste Friedmanngleichung. Entfernung (Comoving Distance), die (4) Winkeldurchmesserentfernung (Angu- Die mitbewegte Entfernung lar Diameter Distance) und die Leucht- Dagegen gibt die mitbewegte Entfernung Da d im Allgemeinen für den Beobachter

kraftentfernung (Luminosity Distance). (Dcom) den heutigen Abstand des beob- unbekannt ist, drückt man Dang als Funk- Im Folgenden werden diese kurz vorge- achteten Objekts an. Aus der Robertson- tion der kosmologischen Rotverschie- stellt. Walker-Metrik, einer Lösung der Ein- bung aus. Es lässt sich zeigen, dass in steinschen Feldgleichungen, ergibt sich: flachen Raumzeiten der Zusammenhang Die Lichtlaufzeitentfernung

Die Lichtlaufzeitentfernung (Dltt) gibt die (3) Strecke an, die das Licht in dem Zeitraum (5) zwischen Emission und Beobachtung auf Nach dem heutigen Modell hätte ein Ob-

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gilt. In diesem Fall stimmt die Entfer- nung mit dem Abstand, den das Objekt zum Zeitpunkt der Emission hatte, über- ein. In nicht flachen Geometrien kommt noch ein Korrekturfaktor hinzu.

Die Leuchtkraftentfernung

Ebenso kann man eine Entfernung (Dlum = Leuchtkraftentfernung) angeben, in- dem man die Leuchtkraft L eines Ob- jektes mit dem auf der Erde gemessenen Strahlungsfluss F vergleicht:

(6)

Hier hat man die Leuchtkraft als Unbe- kannte (Ausnahme: Supernovae vom

Typ Ia). Analog lässt sich aber Dlum als Funktion von z ausdrücken:

(7)

Dies gilt wieder nur für ein flaches Uni- versum, für andere Geometrien ist auch hier ein Korrekturfaktor notwendig. 1 Das Diagramm zeigt die Entfernung aufgetragen über der Rotverschiebung.

Bemerkung: Mit den Supernovae Ia las- sen sich die Leuchtkraftentfernungen mit Funktion der Rotverschiebung dar, ergibt Das führt dazu, dass eine Galaxie dersel- dem kosmologischen Modell vergleichen, sich das in der Abbildung 1 dargestellte ben Größe bei kleinen Rotverschiebun- wodurch diese überprüfbar werden. 1998 Diagramm [1]. Wie man sieht, sind die gen beginnend immer kleiner erscheint stellte man dadurch fest, dass Super- verschiedenen Entfernungen für kleine und über z = 1,65 wieder größer wird. novae weiter weg waren als nach den Werte von z nahezu identisch, weichen Allerdings wird ihre Helligkeit kontinu- Modellen vermutet (denn sie erschienen danach jedoch deutlich von einander ierlich schwächer.

dunkler). Daher führte man wieder die ab. Während Dlum nach oben nicht be-

kosmologische Konstante ein. schränkt ist, konvergieren Dcom gegen

47,2 GLj, Dltt gegen 13,9 GLj und Dang ge- Quellennachweise Schluss gen 0, weshalb letztere einen Hochpunkt [1] http://www.atlasoftheuniverse.com/ Stellt man die Entfernungsmaße für bei z = 1,65 aufweist. redshift.gif das Standardmodell der Kosmologie als Einladung zur 13. Kleinplanetentagung vom 4.-6.Juni 2010 in Drebach/Erzgebirge

von Gerhard Lehmann

Die VdS-Fachgruppe „Kleine Planeten“ Seit 1998 lädt die VdS-Fachgruppe „Klei- Die Gemeinde Drebach [2] befindet sich und der Förderverein der Volkssternwar- ne Planeten“ an wechselnden Sternwarten ca. 25 km südlich der Stadt Chemnitz, te Drebach e.V. laden vom 4. bis 6. Juni zu ihren jährlichen Kleinplanetentagun- welche über die Autobahnen A4 und 2010 zur 13. Kleinplanetentagung in das gen ein. Amateure und Profiastronomen A72 gut zu erreichen ist. Von dort führt Zeiss-Planetarium der Sternwarte Dre- treffen sich und fachsimpeln über alle die B95 über Ehrenfriedersdorf nach bach [1] ein. Alle Kleinplanetenbeobach- Aspekte der Kleinplanetenbeobachtung. Drebach. Es ist mit ca. 3.550 Einwoh- ter, Interessenten und Sympathisanten Die stetig gewachsene Teilnehmerzahl nern eines der größten Dörfer im Erzge- an den Kleinkörpern im Sonnensystem zeugt vom regen Interesse an diesem Be- birgskreis. In jedem Frühjahr verzieren sind herzlich eingeladen. obachtungsgebiet. blau-violette Krokusse, im Volksmund auch „Nackte Jungfern“ genannt, den

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 106 Kleine Planeten

Ort. Eine besondere Attraktion ist aber unser Zeiss-Planetarium mit Sternwarte, welches so einmalig in Deutschland sein dürfte und mit ca. 20.000 Besuchern pro Jahr nicht nur touristisch genutzt wird. Leistungsstarke Teleskope werden für öffentliche Beobachtungsabende, aber auch im Besonderen für die Kleinplane- tenbeobachtung, genutzt. Von den 82 in Drebach entdeckten Kleinplaneten sind 46 für Drebach nummeriert. Unser erster nummerierter Kleinplanet mit der Num- mer 10932 erhielt den Namen von David Rebentrost, der Sage nach für die Dreba- cher Krokusse verantwortlich.

Der Freitag, der 4. Juni 2010, steht zur Anreise und zum gemeinsamen Kennen- lernen am Abend in einer gemütlichen 1 Zeiss-Planetarium und Sternwarte Drebach (Bild: Jens Kandler) erzgebirgischen Gaststätte zur Verfügung. Für die Kleinplanetentagung im multi- medial ausgestatteten Zeiss-Planetarium nen zur 13. Kleinplanetentagung 2010. Literaturhinweise wird der Sonnabend und der Sonntag- Unter anderem ein Formular zur Online- [1] Homepage Zeiss-Planetarium und vormittag genutzt. Wir hoffen auf viele Anmeldung und zu den Übernachtungs- Sternwarte Drebach: http://www. interessante Vorträge von Amateuren möglichkeiten. Wir würden uns recht sternwarte-drebach.de/ und Profis. Auf der Kleinplanetenseite herzlich freuen, Sie als Teilnehmer an [2] Homepage Drebach: http://www. unter http://www.kleinplanetenseite.de/ der 13. Kleinplanetentagung begrüßen drebach.de/ finden Sie weitergehende Informatio- zu dürfen. Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroauf- nahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf sei- ner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind sol- che zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Diesmal können wir ihnen zwei Fotos der gleichen kosmischen Begegnung präsentieren. Die Sternfreunde Rochus Hess (alias Rocky) [1] aus Österreich und

1 Die Galaxie M 66 und der Kleinplanet (118) Peitho. Aufgenommen mit einem 12-Zoll-Newton-Teleskop (f/4) und den Kameras Atik16HR und Canon EOS 300 Astro von Manfred Konrad.

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Manfred Konrad [2] aus Deutschland fotografierten Ende April 2009 unab- hängig voneinander die Begegnung von (118) Peitho mit der Spiralgalaxie M 66 im Löwen. Die Aufnahme von Rocky (Abb. 2) zeigt das Leo-Triplet, bestehend aus den Galaxien M 65, M 66 und NGC 3628. Die Farbkanäle wurden am 21. Ap- ril 2009 aufgenommen und zeigen den Kleinplanet als farbige Strichspur links von M 66. Am 24. April fertigte Manfred Konrad (Abb. 1) seine Detailstudie von M 66 an. Hier befindet sich (118) Peit- ho bereits ein gutes Stück rechts von M 66. Er kombinierte dabei CCD-Daten und DSLR-Aufnahmen.

Die drei Spiralgalaxien des Leo-Triplets befinden sich in einer Entfernung von ca. 30 Mio. Lichtjahren. Die Galaxien M 65 und M 66 wurden von Pierre Mé- chain entdeckt, während NGC 3628 mit ihrer geringeren Flächenhelligkeit von Wilhelm Herschel erstmalig beobachtet wurde.

Der Kleinplanet (118) Peitho war zum Zeitpunkt der Aufnahmen ca. 13,2 mag hell. Der rund 42 km große Asteroid umkreist die Sonne in ca. 3,8 Jahren. Entdeckt wurde er 1872 vom deutschen Astronomen Karl Theodor Robert Luther. Namenpatronin ist die griechische Göttin der Überredungskunst [3]. Beim Vergleich der Bilder sieht man sehr schön, wie sich der Kleinplanet in den vier Tagen weiter- bewegt hat.

Kosmische Begegnungen finden täglich statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Auswahl interessanter Begegnungen 2 Das Leo-Triplet und der Kleinplanet (118) Peitho. Aufgenommen mit einem zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky- Pentax 75 SDHF-Refraktor und einer Atik16HR CCD-Kamera von Rochus Hess.

Begegnungen zwischen Deep-Sky-Objekten und Kleinplaneten

Datum Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand

09.04.2010 23:00 (2531) Cambridge 15,2 NGC 4654 Gx 11,1 8´ 18.04.2010 4:00 (5081) Sanguin 15,5 Palomar 4 GC 14,2 7´ 10.05.2010 23:00 (509) Iolanda 13,6 NGC 4781 Gx 11,8 2´ 15.05.2010 24:00 (1140) Crimea 14,6 NGC 5885 Gx 12,1 4´ 08.06.2010 24:00 (3870) Mayre 14,9 M 10 GC 6,6 10´ 12.06.2010 24:00 (1777) Gehrels 14,8 M 4 GC 5,6 6´

Tabelle 1: Gx = Galaxie, GC = Kugelsternhaufen

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 108 Kometen

Objekten, die von uns erstellt wurde. Parameter wie Helligkeit des Deep-Sky- Der Autor eines ausgewählten Bildes Damit soll Ihnen ihr Weg zum persön- Objektes oder die Helligkeit des Kleinpla- wird anschließend aufgefordert, eine un- lichen Bild einer kosmischen Begegnung neten selbst auswählen, um eine passen- komprimierte Version des Bildes für den erleichtert werden. de Konjunktion für sich zu finden. Druck zur Verfügung zu stellen.

Eine einfache und bequeme Möglichkeit, Wir möchten sie im Namen der Fachgrup- sich täglich über aktuelle kosmische Be- pe „Kleine Planeten“ der VdS auffordern, gegnungen zu informieren, finden Sie ihre kosmische Begegnung einzusenden, Literaturhinweise auf der Homepage von Co-Autor Klaus um zukünftige Ausgaben des VdS-Jour- [1] Homepage: http://astrofotografie- Hohmann [4] unter http://astrofotogra- nals für Astronomie mit Ihren Bildern zu hess.heim.at/ fie.hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmi- bereichern. Schicken Sie die Bilder per [2] Homepage: http://www.astrofotografie- sche.begegnungen.php. Dort kann sich Mail mit dem Betreff „Kosmische Begeg- laupheim.de/ der interessierte Astrofotograf in dem nung“ an [email protected]. Bitte verges- [3] Wikipedia: http://de.wikipedia.org/ von ihm geschriebenen Tool kosmische sen Sie nicht das Aufnahmedatum, die wiki/Peitho_(Mythologie) Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv fotografierten Objekte und die Daten des [4] Homepage: http://astrofotografie. hat man die Möglichkeit, verschiedene Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. hohmann-edv.de/grundlagen/

Der Komet C/2006 W3 (Christensen) von Uwe Pilz

meten auf Aufnahmen des Catalina Sky Survey, welches nach erdnahen Asteroi- den suchen soll. Auf den Bildern, welche mit dem 68-cm-Teleskop gewonnen wur- den, zeigte sich im Sternbild Luchs ein 18 mag helles Objekt von 15’’ Durchmesser und mit einem 25’’ langen Schweif. Die erste Amateuraufnahme gelang Giovanni Sostereo knapp zwei Wochen später. Der Komet war seinerzeit mehr als 8 AE von der Sonne entfernt. In die- sem Sonnenabstand werden nur weni- ge Kometen gefunden. Bezüglich Größe und Zusammensetzung ist C/2006 W3

1 Lichtkurve des Kometen C/2006 W3 (Christensen) nach visuellen Beobach- tungen von Juli 2008 bis Dezember 2009

Der Komet C/2006 W3 (Christensen) ist Bopp), an dessen Helligkeit Christensen ein besonderer Himmelskörper. Nur sel- leider nicht heranreicht. Eric J. Christen- ten können Schweifsterne über einen sen fand am 18. November 2006 den Ko- solch langen Zeitraum beobachtet wer- den. Seit Anfang 2007 wird dieser Komet durch unsere Fachgruppe verfolgt, und 2 C/2006 W3 (Christensen) am 24. die Beobachtungssaison ist erst Ende Januar 2007, 22:23 UT. Instrument 12 2009 zu Ende gegangen. Ähnliche Um- Zoll Newton f/4,8, 50 x 30 s auf SXVH- stände erlebten wir bei C/1995 O1 (Hale- 9 CCD. Aufnahme Josef Müller.

VdS-Journal Nr. 33 Kometen 109

3 C/2006 W3 (Christensen) am 10. Februar 2008, 19:34-19:59 UT. Instrument 12-Zoll-Newton f/4,8, 48 x 30 s auf SXV-H9 CCD. Aufnahme Josef Müller.

4 C/2006 W3 (Christensen) am 27. September 2008, 21:10 UT. Instrument 10-Zoll-Schmidt-Cassegrain, f = 840 mm, 10 x 30 s auf Meade DSI PRO II CCD. Aufnahme Dieter Schubert.

ein sehr heller Komet. Wegen des gro- ßen Perihelabstandes von mehr als 3 AE blieb es uns jedoch versagt, eine wirk- lich prachtvolle Erscheinung zu erleben. Um visuell beobachtbar zu sein, müssen Kometen deutlich heller als 18 mag ein. Erst am 4. Dezember 2007, über ein Jahr nach der Entdeckung, konnte Juan Jose Gonzales den nunmehr 14,3 mag hellen Kometen in seinem 8-Zoll-SCT sehen. Ab Juli 2008 wurde der Komet regelmäßig von Amateuren beobachtet. Die Abbil- dung 1 zeigt die Helligkeitsentwicklung des Kometen im Zeitraum zwischen Juli 2008 und Ende 2009, den letzten Teil als Prognose.

Die erste Aufnahme durch unsere Fach- gruppe gelang Josef Müller am 24. Janu- ar 2007 mit einem 12-Zoll-Newton-Tele- skop. Der Komet war zu diesem Zeitpunkt immer noch etwa 14 mag schwach und ist auf dem Foto kaum erkennbar (Abb. 2). Wenige Tage später, am 9. Februar,

5 C/2006 W3 (Christensen) am 27. Oktober 2008, 19:12 UT. Instrument 10-Zoll-Newton, f = 1500 mm, 362 s mit Canon 350D bei ISO 800. Aufnahme Anzeige Christian Harder.

VdS-Journal Nr. 33 110 Kometen

6 C/2006 W3 (Christensen) am 27. November 2008, 19:39 UT. Instrument 7 C/2006 W3 (Christensen) am LX200 / 12-Zoll-SCT, f/10, 3 min bei 2x2-Binning und SBIG ST-10XME. Aufnahme 13. Januar 2009, 17:40 UT. Zeichnung Bernhard Häusler. an einem 32-cm-Newton bei 144x von Uwe Pilz.

8 C/2006 W3 (Christensen) am 25. Dezember 2008, 17:00 UT. Instrument Vixen ED80/600Sf mit 0,66-fach Reducer, f = 400mm, ST-10XME, Luminanzkanal 4x180 s, RGB 3 x 90 s. Aufnahme David Bender.

VdS-Journal Nr. 33 Kometen 111

9 C/2006 W3 (Christensen) am 21. Mai 2009, 01:00 UT. 10 C/2006 W3 (Christensen) am 3. Juli 2009, 22:47-23:50 Instrument 12-Zoll-Deltagraph, f/3,3, auf Sigma 6303 CCD-Ka- UT. Instrument 16-Zoll-SCT (f/6,3), mit Canon EOS 40D bei ISO mera, Luminanzkanal 2 x 500 s + 1 x 300 s, RGB 130 s, 150 s 166, 223 s verteilt auf 6 Bilder. Aufnahme Günther Strauch. und 180 s. Aufnahme Michael Jäger.

bestimmte Werner Hasubick die Hellig- Der Komet hatte sich inzwischen zu ei- keit an einem 17-Zoll-Newton-Teleskop nem Leckerbissen für visuelle Beobachter zu 13,4 mag. Josef Müllers zweite Auf- entwickelt. Selbst kleine 12-cm-Fernrohre nahme gelang einen Tag später und zeigt oder größere Ferngläser zeigten den 10 den Kometen deutlich mit einem Schweif- mag hellen Schweifstern deutlich. Ich ansatz (Abb. 3). Danach ging die erste selbst konnte mit einem 32-cm-Newton Beobachtungssaison bald zu Ende, und eine Reihe von Einzelheiten sehen, wel- im Mai 2008 durchlief C/2006 W3 die che ich Mitte Januar in einer Zeichnung Konjunktion, 38° nördlich der Sonne. festhielt (Abb. 7). Schließlich stand der Erst nach der Sommerpause ging die Schweifstern im März 2009 wieder in nächste visuelle Sichtung unserer Fach- Konjunktion zur Sonne und konnte von gruppe ein: Am 31. August 2008 sah unserer Fachgruppe erst im Mai erneut Dieter Schubert ein 11,9 mag helles Ob- beobachtet werden. Die Helligkeit war jekt. Ab Oktober wurde der Schweifstern in Übereinstimmung mit den Progno- regelmäßig beobachtet, als Objekt knapp sen weiter gestiegen und lag bei 9 mag. 10. Größe stellte es keine beobachterische Welche Fülle an Einzelheiten ein solch Herausforderung mehr dar. Dieter Schu- heller Komet bietet, belegen die Aufnah- berts Aufnahme mit einem 10-Zoll-SCT men von Michael Jäger aus dem zweiten vom 27. September (Abb. 4) belegt dies. Maidrittel 2009 (Abb. 9) und diejenige Die helle Koma und ein breiter Schweif von Günther Strauch von Ende Juli 2009 sind klar erkennbar. Eine sehr schöne (Abb. 10). Aufnahme von Christian Harder einen Monat später zeigt schon die Struktur der Christensen erreichte zum Redaktions- Koma und deutlich den Schweif (Abb. 5). schluss Anfang August 2009 mit 8,5 Wiederum einen Monat später gelang mag seine größte Helligkeit. Im weiteren Bernhard Häusler an einem 12-Zoll-SCT Verlauf des Jahres werde es allmählich eine sehenswerte Detailaufnahme (Abb. schwächer und erreichte Ende des Jah- 6). David Bender konnte am Weihnachts- res 10,5 mag erreichen. Der Komet stand tag 2008 mit einem kleinen 8-cm-Reflek- dann tief im Schützen und bewegte sich tor die Begegnung des Schweifsterns mit weiter südwärts. Für Beobachter auf dem Cocoon-Nebel (IC 5146) aufnehmen der nördlichen Hemisphäre ging damit (Abb. 7). eine sehr lange Beobachtungsperiode zu Ende.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 112 Kometen

Komet Halley 1910 II von Heinz Kerner

Vor fast genau 100 Jahren, im Früh- jahr 1910, befand sich die Welt im Ko- metenfieber. Die Rückkehr des Halley- schen Kometen stand bevor, und wie immer bei solchen Ereignissen ging mit der Begeisterung für den Kometen auch die Furcht um. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es gab aber wohl kei- ne andere Kometenerscheinung, zu der es so viele humorvolle Beiträge gab, die die Begeisterung und die Angst der Men- schen zum Thema hatten. In Form von Bildern, Zeichnungen, Karikaturen, Zei- tungsartikeln und -anzeigen, Postkarten, und, und, und. Es gibt nun schon einen verständlichen Grund dafür, warum das damals so ausgeprägt war, aber der allein kann es nicht gewesen sein. Ich glaube die Menschen damals, wenige Jahre vor Beginn des 1. Weltkriegs, waren einfach

2 Bildergeschichte aus Frankreich, 1 Komet Halley und die Planeten. Postkarte von 1910. von links nach rechts unterschrieben mit: „vorher, während, nachher“. darunter, schwer angeschlagen, Schä- delbruch so wie es aussieht. Jupiter, der König der Planeten, sowie Erde, Saturn und ein paar von den Kleinen sind auf der Flucht, die Venus ist in Tränen aus- gebrochen, typisch Frau, einzig der Mars mit Pickelhaube und Säbel bewaffnet will sich dem Kometen entgegenstellen, wird von diesem aber gar nicht beachtet. Nettes Detail am Rande: Die beiden klei- nen Marsmonde in Bildmitte am oberen Rand tragen auch schon Pickelhauben. Und was sonst noch alles passieren kann,

nur gut drauf. Vielleicht wird der Leser diese Einschätzung teilen - einige dieser Kometenbilder der etwas anderen Art sollen nachfolgend gezeigt werden.

Wenn ein solch grober Geselle durch das Sonnensystem poltert, dann ist nun mal mit Zerstörung und Leid zu rechnen, wie in der Abbildung 1 dargestellt: Neptun, links oben, ein Trümmerfeld. Uranus,

3 „Bis hierher und nicht weiter“. Postkarte von 1910.

VdS-Journal Nr. 33 Kometen 113

5 Programm der Hamburger Flora zum Weltuntergang.

4 Zeichnung „Beobachtung des Kometen“. Man beach- te, wie detailgenau Fernrohr und parallaktische Montierung dargestellt sind. Der Zeichner muss sich mit diesen Dingen ausgekannt haben.

wenn ein heller Komet am Himmel steht, zeigt in der Abbil- dung 2 eine Geschichte aus Frankreich ...

Einem solchen Treiben musste entgegen getreten werden, am besten durch eine deutsche Amtsperson, vor der sogar Kome- ten Respekt haben. „Bis hierher und nicht weiter“ (Abb. 3), und vor Schreck ist dem Halley der Spazierstock aus der Hand gefallen. Interessant auch diese Theorie zur Entstehung von Kometenschweife: Die schmöken, die Burschen! Der Maler 6 Rettungsleiter zum Mond. Postkarte von 1910. Arthur Thiele schuf gleich eine ganze Serie von Bildern zum Thema „Der Komet kommt!“, die dann als farbige Postkarte aufgelegt wurden. Die Grundstimmung seiner Bilder ist stets die gleiche, allgemeines Chaos und Durcheinander und immer mitten drin ein völlig überforderter dicker Polizist mit weißen Handschuhen und Pickelhaube. Bei Sammlern und Händler alter Postkarten sind diese immer noch zu bekommen. Aber nicht nur der einfache Mann, auch die Astronomen bekamen ihr Fett ab, wie in der Abbildung 4 zu sehen ist. Dieser Kome- tenfreund von damals war offensichtlich bereit, für einen guten Blick auf den Kometen Kopf und Kragen zu riskieren.

Was die Kometenfurcht betrifft, so standen die Dinge dieses Mal aber wirklich schlecht. Die Astronomen hatten nämlich herausgefunden, dass die Erde am 19. Mai den Kometen- schweif kreuzen würde. Zwei Jahre zuvor war im Schweif des Kometen Morehouse spektroskopisch Cyangas nachgewiesen worden - mit anderen Worten: Blausäure. Der Sachverhalt war damit klar: Der Weltuntergang stand bevor! Was konn- te man noch tun? Sich mit Kometen-Whisky betrinken (den gab es tatsächlich in Amerika) und sich in das unvermeidli- 7 Schnellste Beförderung zum Mond. Postkarte von 1910.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 114 Kometen

derungen waren aber immer schon ein wenig teurer.

Der 19. Mai ging schadlos vorüber, der Weltuntergang blieb aus, und so konn- te man sich wieder sorglos der weite- ren Betrachtung des Kometen hingeben (Abb. 8).

8 So sah Halley 1910 II tatsäch- lich aus: Hier eine Aufnahme vom 21.04.1910 um 15:58 UT, 45 min belich- tet am Transvaal Observatory. Quelle: B. Donn, J. Rahe, J.C. Brandt, 1986: „Atlas of Halley 1910 II“, NASA SP-488, 68. (Bild herausgesucht von der Redaktion)

7 Im wunderschönen Monat Mai... Postkarte von 1910.

che Schicksal fügen? Oder sollte man ein bleibt, gehört einem danach die Welt, letztes großes Fest feiern? Kometenpar- weil ja niemand sonst mehr da ist. Sollte tys waren damals auf der ganzen Welt die Menschheit dennoch überlebt haben, beliebt; keine Beobachtungsveranstal- könnte man sich aber auch Spott und tungen, so wie wir diesen Begriff heute Gelächter ausgesetzt sehen. Oder sollte verstehen, sondern rauschende Feste. Ein man auf den Mond, unserem nächsten solches Fest gab es auch in der Hambur- kosmischen Nachbarn fliehen? Der Ge- ger Flora. Das Programm des Abends ist danke war sehr verbreitet und das Prob- in der Abbildung 5 nachzulesen. lem, dort hin zu gelangen, beflügelte die Phantasie. Der Praktiker sagt sich, ganz In einem Artikel der New York Times einfach, mit einer langen Leiter (Abb. wurde empfohlen, sich ein U-Boot zu 6). Und für 50 Pfennige pro Person eine mieten und abzutauchen. Nun fragt man sehr preiswerte Möglichkeit, zum Mond sich, was nützt da noch ein U-Boot, wenn zu kommen - wenn das die Amerikaner die Welt untergeht? Die Antwort findet vor Beginn des Apollo-Projekts gewusst sich im Text. Cyangas ist nicht wasser- hätten! Wer es eiliger hatte, konnte sich löslich und wenn man mit ausreichend auch mit einer Kanone auf den Mond Proviant versorgt drei Tage abgetaucht schießen lassen (Abb. 7). Schnelle Beför-

VdS-Journal Nr. 33 Sternbedeckungen 115

Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 1. Halbjahr 2009

Tag Januar Februar März April Mai Juni

1 0 0 0 0 0 18 2 0 0 0 0 0 17 3 0 0 0 0 0 19 4 0 0 0 0 2 12 5 0 0 0 0 0 6 6 0 0 8 1 0 0 7 2 0 3 0 0 0 8 0 0 0 0 0 2 9 6 0 0 0 0 1 10 14 0 0 0 0 0 11 13 3 0 0 0 0 12 5 6 0 0 0 0 13 2 1 0 0 3 0 14 0 0 0 0 8 0 15 0 1 0 0 7 0 16 0 0 0 0 7 0 17 0 0 0 0 4 3 18 0 0 0 0 7 0 19 3 0 0 0 2 0 20 0 0 0 0 0 0 21 0 0 0 2 0 2 22 0 0 0 2 2 11 23 0 0 0 0 5 9 24 0 7 0 0 0 10 25 0 2 0 0 0 5 26 0 1 5 0 0 0 27 0 0 0 0 0 0 28 1 0 0 1 0 0 29 0 – 0 2 0 0 30 0 – 0 5 0 0 31 0 – 0 – 7 –

Mittel 1,5 0,8 0,5 0,4 1,7 3,8

Sternfinsternis über Europa – Asteroid (472) Roma bedeckt einen 2,7 mag hellen Stern am 8. Juli 2010 von Oliver Klös

1. Teil: Tipps für die Beobach- (472) Roma bedeckt. Der Schatten des UT (23:57 MESZ) vor den Stern. Für ei- tung und Messung Asteroiden streift dabei über Finnland, nen Beobachter in der Mitte des Schat- Schweden, Norddeutschland, Belgien, tenpfades wird der Stern über fünf Se- Am 8. Juli 2010 steht am späten Abend Luxemburg, Frankreich, Spanien, Por- kunden vom Himmel „verschwinden“. ein ganz außergewöhnliches Ereignis an. tugal und die kanarischen Inseln. Die Kein Beobachter sollte sich dieses Ereig- Der 2,7 mag helle Stern Delta Ophiuchi Bedingungen für die Bedeckung durch nis entgehen lassen und sollte es mög- im Sternbild Schlangenträger wird von (472) Roma sind ideal. Der etwa 51 km lichst messen. Diese Messung muss gut dem nur 13,5 mag hellen Asteroiden große Asteroid schiebt sich gegen 21:57 vorbereitet werden.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 116 Sternbedeckungen

1 Sehen Sie den Unterschied? Das Sternbild Ophiuchus (Schlangenträger) zum Zeitpunkt der Bedeckung. Links ist Delta Oph sichtbar, das rechte Bild zeigt die Konstellation während der Bedeckung. Zenit ist oben. Grafik: O Klös, erstellt mit GUIDE 8.0

Die Messung Eine kleine Anleitung fangen hat, außerdem reagieren die Dis- Sie starten die Stoppuhr beim Ver- plays der Uhren auf niedrige Temperatu- Warum die Bedeckung messen? schwinden des Sterns und betätigen die ren mit Verzögerungen, was bei diesem Mitglieder der IOTA-ES (International Taste für „Zwischenzeit“ beim Wiederer- Ereignis im Sommer aber nicht so eine Timing Association – Euro- scheinen des Sterns. Jetzt sehen Sie auf entscheidende Rolle spielen sollte. pean Section) [1] werden die Bedeckung die Funkuhr und halten die Stoppuhr zu europaweit messen und auswerten. Sie einer Referenzzeit an. Diese Referenzzeit Nicht unter zu bewerten ist auch die Re- messen den Zeitpunkt und die Dauer der kann z. B. die übernächste volle Minute aktionszeit des Beobachters. Sie ist ab- Bedeckung. Damit lässt sich eine hoch- sein. hängig auch von der „Tagesform“. Mü- genaue Positionsangabe des Asteroiden digkeit ist ein nicht zu unterschätzender erstellen und sein Durchmesser auf we- Ein Beispiel: Faktor. Bitte schätzen Sie Ihre Reakti- nige Kilometer genau bestimmen. Wenn Zwischenzeit der Stoppuhr: 4,56 s onszeit ehrlich ein und berücksichtigen sehr viele Beobachter sich senkrecht zum Endzeit der Stoppuhr: 83,34 s Sie diese bei Ihren gemeldeten Zeitanga- Pfad verteilen, kann sogar das Profil des Referenzzeit: 23:58:00 h ben. Selbst eine lange Reaktionszeit ist Asteroiden bestimmt werden. Damit sind nicht tragisch, sie muss nur bekannt sein, Rückschlüsse auf seine Form möglich. Die Stoppuhr haben Sie in unserem Bei- damit sie berücksichtigt werden kann. Daher ist es sinnvoll, wenn Sie nicht nur spiel zur vollen Minute angehalten, die Die Reaktionszeit beim Verschwinden das Ereignis beobachten sondern auch Stoppuhr 83,34 Sekunden zuvor gestar- des Sterns ist oft länger als beim Wieder- messen. Wenn auch die Beobachtung tet. Verschwinden des Sterns und Start erscheinen am Ende der Bedeckung. Hier mittels Video mit Zeitsignaleinblendung der Stoppuhr sind identisch, d. h. die Be- spielt der „Überraschungsmoment“ eine bevorzugt wird, liefert auch die rein vi- deckung begann um 23:58:00,00 – 83,34 große Rolle. Beim Wiedererscheinen des suelle Beobachtung wertvolle Daten. s = 23:56:36,66 Uhr. Die gemessene Sterns ist der Beobachter schon besser Zwischenzeit ist mit der Dauer der Bede- auf das Ereignis vorbereitet und reagiert Was brauche ich für die Messung? ckung identisch. Addieren Sie nun zum in der Regel schneller. Alles was Sie benötigen ist eine Stoppuhr Zeitpunkt des Beginns der Bedeckung mit Zwischenzeit (oft im Handy einge- die gemessene Dauer und Sie erhalten Ein paar Tipps zur prak- baut) und eine handelsübliche Funkuhr. den Zeitpunkt des Wiedererscheinens des tischen Durchführung der Ein Teleskop ist hilfreich und einer Be- Sterns (im Beispiel: 23:56:36,66 + 4,56 s Messung obachtung mit bloßem Auge vorzuzie- = 23:56:41,22 Uhr). hen – auch bei einem solch hellen Stern Die Messung üben wie bei der Roma-Bedeckung. Bitte nur Wenn hier auch Hundertstelsekunden an- Üben Sie vorher die Messung und die ein Fernglas verwenden, wenn Sie ein gegeben sind, bei einer solchen Messung Handhabung der Stoppuhr. Sie müssen Stativ benutzen. Eine Beobachtung mit liegt die Genauigkeit nur bei etwa einer die Uhr „blind“ bedienen können. dem Fernglas aus der freien Hand mit der Sekunde. Die Genauigkeit der Anzeige Stoppuhr in der anderen Hand ist doch der Funkuhr hängt davon ab, wann die Ein Diktiergerät kann als „Backup“ die- sehr schwierig. Uhr das letzte Mal ein Zeitsignal emp- nen, wenn Sie das Verschwinden und das

VdS-Journal Nr. 33 Sternbedeckungen 117

Auftauchen des Sterns sowie das Errei- chen der Referenzzeit „ausrufen“.

Es gibt keine zweite Chance für dieses außergewöhnliche Ereignis!

Beobachten Sie von einer ruhigen Stelle aus.

Bei der Messung müssen Sie sich voll konzentrieren. Ein vorbeifahrendes Auto oder plötzlich auftauchende Personen können Sie entscheidend ablenken.

Sorgen Sie für entspanntes Beob- achten. Achten Sie darauf, dass sie warm genug angezogen sind, und kommen Sie nicht „auf den letzten Drücker“ am Beobach- tungsort an. Ihre volle Konzentration ist gefordert.

Keine Gruppenbeobachtung Wenn ihr Astronomie-Club eine Beob- achtung plant, beobachten Sie nicht alle gemeinsam von einer Stelle aus. Zum ei- 2 Eine Vorhersage des Pfadverlaufs über Deutschland. Die dunkelgrünen nen lenken Sie sich damit nur unnötig ge- Linien zeigen den vorausberechneten Pfad, die hellgrüne die Pfadmitte. Die blauen genseitig ab und zum anderen verschen- gestrichelten Linien geben die 1-Sigma Zone an. Irgendwo zwischen diesen Linien ken Sie wertvolle Messpunkte. Verteilen findet mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 % die Bedeckung statt. In der 2-Sigma Sie die Beobachter in Zweiergruppen im Zone ist die Wahrscheinlichkeit mit 95 % gegeben. Bitte beachten Sie: Pfadver- Abstand von z. B. 2 km senkrecht zum schiebungen sind noch möglich! (Berechnung von Steve Preston, 15. Oktober 2009) Pfad. So liefert jede Zweiergruppe eine Karte: O. Klös eigene Messreihe. Doppelt besetzte Beob- achtungsorte haben den Vorteil, dass die Beobachtung und Messung vom zweiten eine Minute vor der berechneten Zeit und von (472) Roma befindet sich der 0,5 Beobachter bestätigt werden kann. Das lassen Sie den Stern nicht mehr aus den mag schwächere Epsilon Ophiuchi nur ist gerade bei ungeübten Beobachtern Augen. Auch nach einer beobachtenden 1,4 Grad vom Zielstern Delta Ophiuchi sinnvoll. Die beiden Beobachter können Bedeckung etwa eine Minute weiter beob- entfernt. die gleiche Funkuhr verwenden, brau- achten. chen aber jeder eine eigene Stoppuhr. Nach der Beobachtung Warum nach einer erfolgten Bede- Damit Ihre Daten ausgewertet werden Auch außerhalb des berechneten ckung weiter beobachten? können, ist es notwendig einen Bericht Pfades beobachten Durch Sternbedeckungen sind schon auszufüllen [2]. Dieses Formular nimmt Das Berechnen der Vorhersagen von Monde von Asteroiden entdeckt worden. nicht nur Ihre Zeitdaten (Start und Ende Bedeckungen durch Asteroiden ist eine Es kann möglich sein, dass vor oder nach der Beobachtung, Zeiten der Bedeckung) hohe Kunst. Pfadverschiebungen gegen- einer Bedeckung der Stern ein zweites auf, sondern auch das verwendete Inst- über den Vorhersagen sind ganz normal Mal verschwindet. Diese Ereignisse sind rument und Ihre Beobachtungsposition. und machen einen Teil des Reizes aus, in der Regel sehr kurz und visuell mit der Diese ist besonders wichtig. Sternbedeckungen zu beobachten. Viel- Stoppuhr nicht zu messen. Aber Sie kön- leicht verschiebt sich der reale Pfad in nen vielleicht mit Ihrer Beobachtung eine Ohne eine genaue Positionsbestimmung Ihre Richtung! andere Messung bestätigen. Schätzen Sie ist Ihre Messung nicht zu verwerten! die Dauer des kurzen Verschwindens und Bestimmen Sie daher nach Ihrer Messung Nicht auf die vorausberechnete Zeit geben Sie den ungefähren Zeitpunkt in mit einem GPS-Empfänger oder einer to- verlassen Ihrem Bericht an. pografischen Karte die geografische Län- Wie auch die Lage des Pfads Unsicher- ge und Breite sowie die Höhe ihres Be- heiten unterliegt, ist auch der Zeitpunkt Vergewissern Sie sich, dass Sie obachtungsortes. Natürlich können Sie der Bedeckung nicht mit aller Genau- den richtigen Stern beobachten auch „Google Earth“ verwenden. Geben igkeit vorherzusagen. Beginnen Sie die Kein Witz – das Beobachten des fal- Sie auf jeden Fall die verwendete Quelle Beobachtung frühzeitig, mindestens schen Sterns ist schon passiert. Im Fall Ihrer Positionsmessung im Bericht an.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 118 Veränderliche

Für jeden Beobachter wird ein eigener „VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen che, die z. B. wegen Wolken kein Ergeb- Bericht ausgefüllt. Auch wenn sie von (IOTA-ES)“ werden Ihre Meldung dann nis brachten, werden nicht berücksichtigt der gleichen Position aus beobachten. übersetzen und weiter leiten. Bitte geben und erhöhen nur unnötig die Arbeit bei Sie in dem Formular unbedingt Ihre E- der Auswertung. Bitte senden Sie auch einen Bericht wenn Mail Adresse für Rückfragen an. Selbst der Stern NICHT verschwunden ist! Auch sehr erfahrene Beobachter von Sternbe- Im zweiten Teil des Artikels im „VdS- eine negative Beobachtung ist wertvoll, deckungen haben mal einen Zahlendre- Journal für Astronomie“ Nr. 34 wird de- z. B. bei der Bestimmung der Ränder des her in ihren Berichten. tailliert auf die Bedeckung durch (472) Asteroiden. Roma am 8. Juli 2010 eingegangen. Die Formulare (deutsch und englisch) Füllen Sie nach Möglichkeit das Formu- gibt es auf der Webseite der IOTA-ES. lar in englischer Sprache aus. Sie erleich- Dort finden Sie auch die E-Mail Adresse, Literaturhinweise tern damit die Auswertung, die europa- an die Sie Ihren Bericht nach der Beob- [1] www.iota-es.de weit durchgeführt wird. achtung schicken. [2] www.euraster.net/results/ report-form.txt Für die Bedeckung durch (472) Roma Bitte senden Sie einen Bericht nur, wenn wird es allerdings auch ein deutschspra- Sie eine Beobachtung durchführen konn- chiges Formular geben. Mitglieder der ten. Berichte über Beobachtungsversu-

Epsilon Aurigae im „freien Fall“ von Dietmar Bannuscher

Der bemerkenswerte und geheimnisvolle Bedeckungsstern Epsilon Aurigae wird bei Drucklegung dieses Journals für die meisten Beobachter zurzeit nur schwer zu beobachten sein. Der sonst 3 mag helle Stern neben Capella befindet sich wie alle 27 Jahre in seinem Minimum von unter 4,5 mag (dieses Minimum dauert ungefähr ein Jahr), eine ihn umkreisende Staubscheibe sollte ihn nun vorerst stark verdeckt haben.

Diese Staubscheibe ist rätselhaft, sie ist keine Ansammlung von überströmender Materie des hellen Sterns, sondern wohl eher eine protoplanetarische Scheibe. Die Scheibenmitte ist für Blicke durchlässiger, obwohl unklar ist, was sich dort befindet. Man geht von einem nicht sichtbaren schweren Stern aus oder einem Doppel- sternsystem. Auf jeden Fall bietet Epsilon Aurigae zur Mitte der Bedeckung hin eine Aufhellung (wahrscheinlich geschieht dies im Sommer 2010), dies könnte ein „Blick“ durch die Scheibenmitte auf den hellen Stern sein. Die Beobachtung des Sterns bleibt also spannend, machen Sie weiter mit, Fernglas genügt!

1 Sternkarte für Epsilon Aurigae mit freundlicher Genehmigung der AAVSO

VdS-Journal Nr. 33 Veränderliche 119

2 BAV-Gemeinschaftslichtkurve von Epsilon Aurigae von Sep- tember 2008 bis Mitte November 2009

1RXS J055229.5+592842 – eine veränderliche Seyfert-Galaxie von Klaus Wenzel

1RXS J055229.5+592842 ist ein mit visuell etwa 14 mag recht heller AGN im Sternbild Camelopardalis und wur- de zunächst als Infrarotquelle von dem Satelliten IRAS und später als Röntgen- quelle von dem Satelliten ROSAT erfasst. Diese beiden identischen Quellen wurden schließlich 1999 mit dem Radiokatalog der NRAO VLA Sky Survey von Franz Bauer und Kollegen vom National Radio Astronomy Observatory (NRAO) in Char- lottesville abgeglichen und optisch mit einem nahezu stellaren Objekt auf dem POSS identifiziert. Bei diesem Objekt handelt es sich, aufgrund des Spektrums, um eine Seyfert-1-Galaxie mit einer Rot- verschiebung von z = 0,058. Dieser Wert rückt die ROSAT Röntgenquelle 1RXS J055229.5+592842 in eine Entfernung von etwa 234 Mpc oder 760 Millionen Lichtjahre. In der Veröffentlichung von Franz Bauer ist eine Helligkeit von 15,8 mag (hierbei handelt es sich vermutlich um eine Blauhelligkeit) angegeben, was einer Absoluthelligkeit von -21,9 Mag entspricht [1]. Aufgrund dieser ermit- telten Absoluthelligkeit wurde 1RXS J055229.5+592842 von Veron in seiner 10. Ausgabe seines Quasar- und AGN- Kataloges von 2001 als AGN geführt – das Quasar-Kriterium liegt ja bekanntlich 1 Das Feld um 1RXS J055229.5+592842 nördlich des etwa 9 mag hellen bei M -23 Mag. Sterns SAO 25422 (POSS I Ausschnitt 20’ x 20’)

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lich des AGN be- dieser drei Tage verlor der AGN etwa eine findet sich ein 14,9 halbe Größenklasse an Helligkeit und fiel mag (GSC) heller von 13,8 auf 14,2 mag. Es folgte dann Vordergrundstern. bis etwa Anfang Dezember eine relativ Eine weitere anony- ruhige Phase, bei der sich die Helligkeit me, deutlich licht- des Objektes relativ stabil zwischen 13,7 schwächere Galaxie und 13,9 mag bewegte. Um die Weih- ist etwa 50 Bogen- nachtstage fiel die visuelle Helligkeit sekunden nord- dann wieder auf etwa 14,1 mag ab, um westlich von 1RXS zum Jahresende wieder recht steil auf J055229.5+592842 13,8 mag anzusteigen (Abb. 3). auf dem POSS zu erkennen. Bei dieser Aufgrund dieser bisher visuell beob- Galaxie könnte es achteten Helligkeitswerte überschreitet sich möglicherwei- 1RXS J055229+592842 wohl zumindest se um einen echten zeitweise das Quasarkriterium (M - 23 Begleiter des AGN Mag). handeln. Ob der AGN längerfristig größere Hel- Meine erste eigene ligkeitsveränderungen als die bisher be- visuelle Beobach- obachteten zeigt, kann wohl nur durch tung vom 26. Sep- längere Überwachung zu klären sein. tember 2008 am Bedingt durch die hohe Deklination von 2 1RXS J055229.5+592842 mit verwendeten Vergleichs- 317 mm / 1.500 mm +59°, der relativ großen Helligkeiten und sternen aus dem GSC (POSS II) Newton-Teleskop in der unmittelbar benachbarten guten Ver- meiner Dachstern- gleichssterne (Abb. 2) ist dieser nahezu Der AGN, nördlich (~8’) im Feld des 9 warte in Wenigumstadt (Odenwald) zeig- unbekannte AGN sicher ein lohnendes mag hellen Sterns SAO 25422, zeigt sich te den AGN mit einer visuellen Helligkeit visuelles Ziel für mittlere Teleskope ab im Guide Star Catalog (GSC) identisch von etwa 13,9 mag als absolut stellares etwa 200 mm Öffnung. mit dem 14,2 mag hellen stellaren Ob- Objekt. Unmittelbar nordöstlich ist, noch jekt GSC 3762 955 (Abb. 1). Auch auf der am Limit, der oben erwähnte 14,9 mag Aufnahme von Hans Vehrenberg, die er helle Vordergrundstern sichtbar. Bei wei- Literaturhinweise am 09.03.1969 zu seinem Atlas Stellarum teren visuellen Beobachtungen in den [1] F.E. Bauer et al., 2000: „RBSC- in seiner Sternwarte in Falkau (Schwarz- Folgenächten (29.09.2008 13,7 mag; NVSS Sample I : Radio and optical wald) belichtete, sowie auf einer weiteren 02.10.2008 14,2 mag; 04.10.2008 14,0 identifications of a complete sample Aufnahme des Lick Observatoriums vom mag) wurde die Veränderlichkeit des of 1556 bright X-Ray Sources“, 21.02.1955 zum Lick Observatory Sky AGN offensichtlich. Astrophys. J. Suppl. 129, 547 Survey ist das Objekt eindeutig heller als [2] K. Wenzel, 2009: „1RXS 15 mag, als Punktquelle abgebildet. Eine der markantesten Helligkeitsver- J055229+592842 – ein veränder- änderungen zeigte sich zwischen dem liches extragalaktisches Objekt“, Nur etwa 24 Bogensekunden nordwest- 29.09. und dem 02.10.2008. Während BAV-Rundbrief 1/2009, 39

3 Eine erste Lichtkurve nach visuellen Beobachtungen von September 2008 bis Oktober 2009 an den 317 mm und 406 mm Newton-Teleskopen der Dachsternwarte in Wenigumstadt

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BAV – Einführung in die Beobachtung Veränderlicher Sterne

Neue 4. Auflage

Die vierte, ergänzte und erweiterte Auflage des bewährten Buches in die Praxis der visuellen und CCD-Beobachtung Veränderlicher liegt seit Oktober 2009 vor. Werner Braune, Béla Hassforther und Wolfgang Quester sind Beobachter mit jahrzehntelanger Erfahrung. Sie beschreiben die Vorgehensweise bei der Beobachtungsvorbereitung, der Beobachtung und der Auswertung der Ergebnisse. Dabei werden sowohl die CCD-Technik als auch die visuelle Beobachtung ausführ- lich erläutert. Prof. Dr. Edward Geyer gestaltet die astrophysikalischen Grundlagen für die verschiedenen Veränderli- chentypen. Eine Beschreibung der aktuellen Klassifikation der Veränderlichen, ein ausführliches Literaturverzeichnis, nützliche Internetadressen und Tabellen runden das Buch ab. Außer Ergänzungen und notwendigen Korrekturen enthält die 4. Auflage wesentliche Erweiterungen im Bereich des Kapitels Auswertung. Die Themen wurden ausführlicher als bisher durch weitere Autoren beschrieben. Ein Abkürzungsverzeichnis ist neu angefügt. Gliederung der BAV Einführung:

1 Veränderliche Sterne – Beobachtungsmöglichkeiten Bedeckungsveränderliche, RR-Lyrae-Sterne, Cepheiden, Mirasterne, Halbregelmäßige und RV-Tauri-Sterne, Eruptive Veränderliche, Novae und Supernovae 2 Astrophysikalische Grundlagen für die verschiedenen Veränderlichentypen Die Zustandsgrößen der Sterne. Die realen Zustandsdiagramme der Sterne. Stabilitätsfragen bei Sternen. Himmelsmechanische Grundlagen der Doppelsterne und Bedeckungsveränderlichen. Visuelle und Spektros kopische Doppelsterne. Enge- und photometrische Doppelsterne 3 Visuelle Beobachtung Die Argelandersche Stufenschätzmethode. Beobachtung mit Helligkeitsangaben nach der Pickering-Methode. Die grafische Auswertung von Lichtkurven. Die Erfassung von Beobachtungen. Aufsuchen und Auffinden Veränderlicher 4 Grundlagen und Hilfsmittel Das Auge. Instrumente. Umgebungskarten. Stern-Atlanten und zugehörige Kataloge. Veränderlichen-Kataloge und Veränderlichen-Literatur 5 Aufstellung eines Beobachtungsprogramms Grundsätzliches zu Beobachtungsprogrammen. Beobachtungsvorbereitung 6 Messende Beobachtung Beobachtung mit CCD-Technik. Differentielle Fotometrie. Fotometrie mit Filtern 7 Auswertungen Julianisches Datum und Tagesbruchteile. Die Lichtzeitkorrektur. Die Terrestrische Zeit. Methoden zur Bestim mung von Maxima und Minima. Softwareprogramme zur Bestimmung von Maxima und Minima. Das Re duzieren von Beobachtungen. Auswertungsangaben zur Publikation. Der Beobachtungskreislauf. Lichtwech sel-Elemente. Das (B-R)-Diagramm zur Periodenanalyse. Bestimmung der Lichtwechselelemente. Perioden suchprogramme. Periodensuche – Praktisches Beispiel (mit AVE) 8 Aus der Arbeit der BAV Über die BAV. Die Zusammenarbeit mit Fachastronomen 9 Anhang GCVS-Veränderlichen-Typen, Tabellen, Literaturverzeichnis einschließlich digitaler Medien, Organisationen, Abkürzungsverzeichnis wichtiger Begriffe. 10 Index

Vierte, ergänzte und erweiterte Auflage. 318 Seiten, Format 22,5 x 16 cm, 118 Abbildungen, 10 Tabellen, Glanzfolien- kaschierung, Preis 22,- EUR, zzgl. Versandkosten Erhältlich bei: BAV, Munsterdamm 90, D-12169 Berlin, oder [email protected]

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ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker - Folge 8 Nicht erst im „Internationalen Jahr der Astronomie 2009“ war „400 Jahre Galileo“ aktuell. Auch vor 50 Jahren war Galileo Galilei bereits Thema in den damaligen VdS-Nachrichten.

VdS-Journal Nr. 33

VdS-Tagungsberichte 125

Profis und Amateure im Dialog – Eine Tagung zur Spektroskopie von Thomas Eversberg, Waldbröl

Fachtagungen, die das eigene Interessen- gemeinschaft. So konnten wir diesmal tet. Der Einstieg in die Vorträge geschah gebiet abdecken, sind nicht gerade eine Profis und Amateure aus Deutschland, durch praktische Anwendungen. Bernd körperliche Erholung. Die weite Anreise, Österreich, Belgien und Dänemark be- Marquardt (Dormagen) stellte die Ent- Konzentration bei den Vorträgen und grüßen. Wie immer trafen sich die Früh- wicklung seines Standardspektrographen Diskussionen bis in die Nacht plagen die anreiser schon am Freitagabend, diesmal vor und brachte diesen auch gleich mit: eigene Physis – doch die Seele lebt auf! im Residenzhotel rund 200 Meter von der Ein handliches Gerät geringen Gewichts, So war es auch wieder bei der Tagung Sternwarte entfernt. Unsere Diskussionen dessen Daten mit einer selbst geschriebe- vom 16. – 18. Oktober 2009, diesmal zu Physik, Instrumentierung und die Fra- nen Software ausgewertet werden. in der Sternwarte Recklinghausen, or- ge, ob das lokale oder das bayerische Bier ganisiert vom Schnörringen Telescope vorzuziehen sei, begleiteten uns bis tief Berthold Stober (Glan-Münchweiler) Science Institute und Mitgliedern der in die Nacht. beeindruckte mit einem besonderen VdS-Fachgruppe Spektroskopie. Mit ei- Schmankerl, einem Echelle-Spektrogra- nem Hörsaal, einem Ausstellungs- und Das Vortragsprogramm phen aus Holz. Der Aufbau ist zwar rela- Seminarraum sowie einem Foyer ist die Zunächst stellte der Schüler Benedikt tiv simpel, doch wer weiß, wie aufwändig Sternwarte Recklinghausen bestens für Gröber (Düsseldorf) ein für den Wettbe- die Justage solch eines Geräts ist, kann unsere Tagung mit Vortragsprogramm, werb „Jugend forscht“ geplantes Projekt sich die Arbeit, die dahinter steckt, vor- Poster- und Gerätesitzung geeignet. zur Spektroskopie des Krebsnebels M 1 stellen. Der Einsatz hatte sich gelohnt. mit der Bitte um inhaltliche Einschät- Das Gerät liefert hochauflösende Spekt- Im Laufe der letzten Jahre entwickelte zung und Unterstützung vor. Die Idee ren für sehr wenig Geld. Sebastian Hess sich die Fachgruppe zu einer internati- wurde in einer kurzen Diskussion aufge- (Darmstadt) stellte seine Arbeiten mit onal agierenden Amateur- und Profi- griffen und inhaltlich-technisch beleuch- dem kommerziellen DADOS-Spektrogra-

1 Gruppenfoto der Teilnehmer der Recklinghausener Spektroskopie-Tagung.

VdS-Journal Nr. 33 126 VdS-Tagungsberichte

phen vor und nutzte die mit dem Gerät gewonnenen Daten für eine Darstellung der Sternklassifikation und der entspre- chenden Physik. Wir waren beeindruckt, welche Ergebnisse mit diesem Gerät schon erreichbar sind.

Gestärkt durch ein Mittagsbuffet ging es am Nachmittag dann tiefer hinein in die Physik der Sterne. Unsere professionellen Kollegen Gregor Rauw und Thierry Morel vom Astrophysikalischen Institut Liège, Belgien, stellten in einem Doppelvortrag prominente Sternwindeffekte bei mas- sereichen Sternen sowie entsprechende Beobachtungstechniken vor. Eine Bemer- kung von Gregor sei hier besonders her- vorgehoben: „Die Profiastronomen ste- cken in einer selbst gestellten Falle, die Geräte werden immer größer und kleine Teleskope immer seltener. Aber nur an kleinen Teleskopen bekommt man aus- 2 Der Holz-Echelle-Spektrograph von Berthold Stober. reichend Zeit für Langzeitprojekte. Die Stellarastronomen brauchen darum nun die Amateure.“ seinen Facetten an der vordersten Front angeregten Gedankenaustausch entkräf- des heute Machbaren verursachte wie- tet. Nach rund zwei Stunden waren wir Udo Zlender (Linz) hatte sich einen neu- derholtes Staunen im Auditorium. gemeinsam in der Lage, Richard einen en Rechner gekauft und wollte doch mal ersten Ansatz mitzugeben. sehen, was dieser so alles kann. Er ent- Thomas Eversberg (Köln) stellte danach wickelte also ein eigenes Programm zur die von der Fachgruppe mit Kollegen aus Unser Markt der Möglichkeiten – Simulation von Be-Sternscheiben und sieben Ländern (vom Schüler bis zum Die Poster- und Gerätesitzung verglich dessen Ergebnisse mit realen Rentner) durchgeführte Profi-Amateur- Auf früheren Tagungen hatten Teilneh- Spektren. Dies hat einen bleibenden Ein- Kampagne auf Teneriffa vor. Dreieinhalb mer immer wieder eigene Geräte mitge- druck hinterlassen. Monate wurden die Winde massereicher bracht und auch das eine oder andere Der Institutsleiter Burkhard Steinrücken Sterne an einem Beobachtungsplatz der Poster aufgehängt. Diesmal wollten wir gab uns nach den anspruchsvollen Vor- Weltklasse spektroskopisch beobachtet. dies nicht dem Zufall überlassen, son- trägen bei einer „Privatvorstellung“ im Mit dieser ersten Kampagne ihrer Art dern haben einen eigenen, zweistündi- Planetarium der Sternwarte Gelegenheit konnte belegt werden, wie gut Amateu- gen Programmpunkt am Samstagnach- zur Entspannung. Der restliche Abend rastronomen in der Profiliga mitspielen mittag daraus gemacht. Ein aus meiner gehörte dann ganz den lokal gebrauten können. Sicht besonderes Highlight war das selbst Getränken bei gutem Essen und anregen- entwickelte Laborspektrometer unseres den Gesprächen im Hotel. Aus Österreich reiste Richard Gierlin- neuen Kollegen Hans-Herrmann Müller ger (Schärding) mit einem besonderen (Dillenburg). Dieser und der Holz-Echelle Am Sonntagmorgen ging es schon um 9 Problem an. Richard arbeitet mit einem von Berthold Stober waren entsprechend Uhr weiter und einige „Eulen“ des letzten Teleskop von 0,7 Meter Öffnung und in- umlagert. Abends waren noch etwas zerknittert. teressiert sich für die Suche nach Exo- Doch es wurde sofort spannend! Wohl planeten. Um ihn mit möglichst umfang- Klaus Vollmann (Waldbröl) demonstrierte die meisten Amateurastronomen ken- reichen Informationen nach Hause reisen am Computer die zwei Excel-Programme nen die berühmten und heute in Gold zu lassen, haben wir ein neues Format SIMSPEC und SIMECHELLE, die alle Pa- aufgewogenen Zeiss-Objektive APQ 110 zum Informationsaustausch ausprobiert rameter zum Bau eines Spektrographen und 150. Doch wer kennt den Entwickler – die Round-Table-Diskussion: Richard ohne Kenntnis der mathematischen Zu- dieser wohl immer noch besten Linsen- stellte sein Observatorium vor und dar- sammenhänge ermitteln. Ein wunder- objektive der Welt? Es ist Wolfgang Ho- aufhin diskutierten alle Teilnehmer ver- bares Werkzeug für alle Selbstbauer, die lota. Er entwickelt derzeit den Infrarot- schiedene Probleme, Überlegungen und nicht in die Tiefen der Optik einsteigen Spektrographen NIRSPEC des James-Der Ansätze. wollen. Holz-Echelle-Spektrograph von Berthold Stober. Webb-Weltraumteleskops bei der Das Risiko, einer aus Angst vor „dummen Was haben wir gelernt? Firma Astrium. Die entsprechend spek- Fragen“ schweigenden Gruppe gegen- Natürlich stand mal wieder zu wenig takuläre Vorstellung des Systems mit all überzusitzen, wurde sofort durch einen Zeit zur Verfügung. Wenn man nicht

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Tagungsberichte 127

nur zuhören, sondern auch diskutieren zelne Person, hat sich nicht bestätigt. Im ger wie Richard Gierlinger und David möchte, sind acht Vorträge das absolu- Gegenteil: Neue und durchaus ausgefal- Voglsam (beide Österreich) oder Rainer te Maximum (wie hatten neun geplant). lene Ideen konnten so realisiert werden. Sparenberg zu uns bringt (alle drei mit Aus meiner Sicht ist es jedoch besser, nur Zugang zu Teleskopen der 1-Meter-Klas- sieben Vorträge einzuplanen. Hingegen Resümee se). Gerade die Neuzugänge motivieren war die Poster- und Gerätesession ein Meine persönlichen Eindrücke: Eine Stär- uns „alte Hasen“ daher, eigene Arbeit in voller Erfolg. Es zeigt sich mal wieder, ke der Fachgruppe ist m.E. die Motivati- die Gruppe zu investieren. dass nichts besser ist, als der persönliche on aller Beteiligten, wissenschaftlich ori- Dialog. Es macht schlicht Spaß, mit einer entiert auf möglichst hohem Niveau zu Aus diesem Grund bedanke ich mich zum Tasse Kaffee in der Hand an verschiede- arbeiten, und sich gleichzeitig dem kriti- Schluss bei allen Beteiligten für ihre Be- nen Postern und Gerätschaften entlang schen Diskurs zu stellen. Das bestätigen reitschaft, ihr Wissen beizusteuern, die zu schlendern. Das ist nicht nur informa- die Kollegen aus dem Profibereich, die Diskussionen mit zu tragen und für den tiv, sondern auch gruppenfördernd und immer wieder von der inhaltlichen Qua- guten Humor. Mein besonderer Dank spannend zugleich. lität und den technischen Möglichkeiten geht an Rainer Borchmann und Burk- der Amateurspektroskopie beeindruckt hard Steinrücken. Ohne ihre Arbeit und Die Vorbereitung im Team hat sich eben- sind. Dabei fördert sicher die europaweit die dauerhafte und unkomplizierte Un- falls bewährt. Zum einen werden die geringe Kollegenzahl in diesem Fachbe- terstützung vor Ort wäre unsere Tagung nötigen Vorbereitungen auf mehrere reich den Zusammenhalt untereinander. nicht ein solcher Erfolg gewesen. Schultern verteilt und zum anderen kön- So haben wir uns sehr über Knud Strand- nen unterschiedliche Vorstellungen ein- baek aus Dänemark gefreut. Er versucht gebracht werden. Sehr glücklich waren nun, auch andere dänische Kollegen für wir über Rainer Borchmann in unserem die Spektroskopie zu gewinnen. Nicht Team. Er wohnt nur wenige Kilometer anders unser Neuzugang Andreas Nim- von Tagungsort entfernt und konnte so phius aus Ahaus, der unsere Tagung mit auch vor Ort wichtige Fragen mit dem größter Begeisterung förmlich aufgeso- Hotel und der Sternwarte klären. Die gen hat und nun in seiner Vereinigung Befürchtung, dass ein größeres Vorbe- entsprechend aktiv werden möchte. Es ist reitungsteam (wir waren zu fünft) nicht der persönliche Dialog und der gemein- so effizient arbeiten würde, wie eine ein- same Spaß, der spektroskopische Anfän-

3 Dicht umlagert: das Spektrometer von Hans-Hermann Müller.

VdS-Journal Nr. 33 VdS-Journal Nr. 33 SCHWAN LEIER Wega ZWILLINGE GROSSER BÄR Castor Albireo HERKULES LUCHS Pollux

NÖRDL. JAGDHUNDE KREBS KRONE KLEINER LÖWE BOOTES Mars Gemma HAAR DER KLEINER BERENIKE HUND Arktur LÖWE Procyon SCHLANGE Regulus (KOPF)

JUNGFRAU Saturn SCHLANGEN- TRÄGER SEXTANT Alphard

Spica BECHER SKORPION WAAGE RABE

WASSERSCHLANGE Sternkarte exakt gültig für 15. April 1 Uhr MESZ E

Mondphasen im April 2010

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 6.4. 14.4. 21.4. 28.4.

Planeten im April Ereignisse im April 15. 20:30 Mond 2,0° W Merkur (1,4 mag) und 8,8° W Venus (-3,9 mag), Merkur ist zum einzigen Mal in 2010 02. Mond-Libration maximal 8,4° WNW-Horizont, tief, schwierig am Abendhimmel sichtbar; vom 30. im Mond-NO 15. 21:30 Kleinplanet 2-Pallas (8,7 mag) März bis 9. April gegen 21 Uhr MESZ 03. 04:00 Mond 4,0° W α Sco (Antares, 49’ W ρ Ser (4,7 mag), O- in Westrichtung. 1,1 mag), S-Himmel Himmel 04. 00:30 Kleinplanet 4-Vesta (6,9 mag) 16. 20:30 Mond 4,6° NO Venus (-3,9 mag) 1,2° SO ε Leo (3,0 mag), und 5,8° W Plejaden, W-Hori- Venus wird zum Abendstern, sie steht W-Himmel zont, Dämmerung aber noch niedrig über dem Westhori- 04. 05:30 Kleinplanet 2-Pallas (8,7 mag) 17. 21:20 Mars (0,5 mag) 1,1° N Stern- zont. bedeckt Stern SAO101787 (9,1 haufen M44 (3,1 mag), Stern- mag), Sternbild Schlange, beob- bild Krebs, SW-Himmel Mars kann noch in der ersten Nacht- achtbar in Nord- und Süd- 21. 00:30 Mond 8,5° SW β Gem (Pollux, hälfte gesehen werden. Um den 17.4. amerika 1,2 mag), NW-Himmel wandert er am Sternhaufen M 44 06. 03:50 Kleinplanet 1-Ceres (8,5 mag) 21. 19:20 Erstes Viertel (Praesepe) vorbei. am S-Rand des off. Haufens 22. 01:00 Mond 6,5° SW Mars (0,5 mag), NGC6568 (8,6 mag), Sternbild W-Horizont Schütze, SO-Himmel 22. 02:00 Meteorstrom-Maximum Lyriden, Jupiter ist ein Ziel für Frühaufsteher: 06. 10:37 Letztes Viertel 18 Meteore/Std., ab 21:30 Ab Mitte April kann man ihn morgens 07. 03:45 Kleinplanet 2-Pallas (8,7mag) 24. 01:00 Kleinplanet 4-Vesta (7,2 mag) im Sternbild Wassermann sehen. 48’ NO κ Ser (4,1 mag), S-Himmel 40’ NO 20 Leo (6,1 mag), W-Himmel 08. 20:20 Merkur (0,0 mag) in größter 24. 22h Mond erdnah, Winkeldurch- Saturn hat seine Opposition gerade östl. Elongation, 19,3°, W- messer 32’ 54’’ hinter sich; er steht gut sichtbar in der Horizont 25. 21:00 Mond 8,0° S Saturn (0,7 mag), Jungfrau. Die Saturnhelligkeit geht 08. 20:20 Merkur 3,4° NW Venus (-3,9 mag) SO-Himmel leicht zurück. 09. 03:40 Kleinplanet 1-Ceres (8,5 mag) 27. 21:30 Mond 6,3° SO α Vir (Spica, 3,6’ S 14 Sgr (5,5 mag), SO- 1,1 mag), SO-Himmel Himmel 28. 13:18 Vollmond Uranus ist am Himmel gerade der Sonne 09. 04h Mond erdfern, Winkeldurch- 29. Mond-Libration maximal begegnet und daher nachts unsichtbar. messer 29’ 31’’ 7,6° im Mond-NO 14. 13:29 Neumond 30. 23:30 Mond 1,7° NO α Sco Neptun bleibt ebenfalls unsichtbar, erst 15. Mond-Libration maximal 7,9° (Antares, 1,1 mag),

Ende Mai wird man ihn wieder finden. im Mond-SW SO-Himmel östl. Länge/50° nördl. Breite Alle Zeitangaben in MEZ, exakt für 10° Deneb

DRACHE LUCHS

SCHWAN GROSSER BÄR

Wega FCHSCHEN HERKULES JAGDHUNDE KLEINER LÖWE LEIER Albireo DELFIN NÖRDL. Mars KRONE BOOTES PFEIL HAAR DER LÖWE Regulus Gemma BERENIKE

Arktur Atair

ADLER SCHLANGE (KOPF) Saturn JUNGFRAU SCHLANGE (SCHWANZ) SCHLANGEN- TRÄGER

SCHILD Spica BECHER

WAAGE Pluto RABE SKORPION

Antares Sternkarte exakt gültig für 15. Mai WASSERSCHLANGE 1 Uhr MESZ WOLF E

Mondphasen im Mai 2010

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 6.. 14.. 21.. 28..

Planeten im Mai Ereignisse im Mai

Merkur erreicht am 26.5. eine größte 05. Meteorstrom-Maximum 26. Mond-Libration maximal 7,5° östl. Elongation, bleibt für uns we- Eta-Aquariden, 60 Meteore/Std., im Mond-NO gen seiner südlichen Deklination aber beobachten 2:00-2:30 28. 00:07 Vollmond unsichtbar. 06. 05:15 Letztes Viertel 28. 01:00 Mond 2,7° NW α Sco (Antares, 06. 23h Mond erdfern, Winkeldurch- 1,1 mag), S-Himmel Venus wird zum auffälligen Abendstern. messer 29’ 20’’ 28. 01:47 (ca.) Mond bedeckt σ Sco (2,9 Am 16.5. zieht tagsüber die schmale 09. 22:54 Kleinplanet 2-Pallas (8,7 mag) mag), Austritt ca. 2:23, im Nor Mondsichel an ihr vorüber. α CrB (Gemma, 2,2 mag) den D etwas früher, im Süden 12. Mond-Libration maximal 8,1° etwas später, Dämmerung Mars gibt Gas in Richtung Löwe. Seine im Mond-SW Helligkeit nimmt ab, der Durchmesser 14. 02:04 Neumond schrumpft auf magere 6’’. 16. 21:30 Mond 4,8° O Venus (-3,9 mag), W-Himmel, Dämmerung Jupiter wechselt vom Wassermann in 19. 23:30 Mond 8,0° SW Mars (0,9 mag), die Fische und wird am Morgenhimmel W-Himmel sichtbar. 20. 10h Mond erdnah, Winkeldurch- messer 32’ 13’’ Saturn kommt Ende Mai zum Stillstand. 21. 00:43 Erstes Viertel Bis auf die Morgenstunden kann man 21. 22:10 Venus (-4,0 mag) 41’ N Stern- ihn aber noch die ganze Nacht in der haufen M35 (5,1 mag), Stern- Jungfrau sehen. bild Zwillinge 22. 22:32 Mond 8,2° S Saturn (0,9 mag), Uranus zieht seine Bahn in den Fischen; SW-Himmel noch kann man ihn morgens nicht 23. 01:15 Kleinplanet 1-Ceres (7,7 mag) sehen. 9,7’ S 11 Sgr (5,0 mag), S-Himmel Neptun taucht gegen Monatsende lang- 24. 23:00 Mond 3,9° S α Vir (Spica, 1,1

sam am Morgenhimmel auf. mag), S-Himmel östl. Länge/50° nördl. Breite Alle Zeitangaben in MEZ, exakt für 10° DRACHE GROSSER BÄR

Deneb JAGDHUNDE KLEINER LÖWE

SCHWAN HERKULES Wega LÖWE BOOTES HAAR DER PEGASUS NÖRDL. BERENIKE FCHSCHEN LEIER KRONE Albireo Gemma Arktur PFEIL DELFIN

FLLEN Saturn Atair ADLER SCHLANGE (KOPF) WASSERMANN JUNGFRAU

SCHLANGE SCHLANGEN- (SCHWANZ) TRÄGER

Spica SCHILD

WAAGE Pluto STEINBOCK SCHTZE SKORPION Antares Sternkarte exakt gültig für 15. Juni WOLF 1 Uhr MESZ E

Mondphasen im uni 2010

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 4.6. 12.6. 1.6. 26.6.

Planeten im Juni Ereignisse im Juni

Merkur hält sich nahe der Sonne auf 01. bis 3.6. Kleinplanet 1-Ceres (7,5 mag) 21. Mond-Libration maximal 8,2° und ist diesen Monat nachts unsichtbar. im Lagunennebel M8 (5,0 mag), im Mond-NO Sternbild Schütze, S-Himmel, 21. 12:28 Sommersonnenwende, kürzeste Venus ist strahlender Abendstern. Ihr beobachten ca. um 1 Uhr Nacht des Jahres, 7 Std. 38 Min. Durchmesser wächst bis Ende Juni auf 03. 18h Mond erdfern, Winkeldurch- 24. 00:30 Kleinplanet 1-Ceres (7,5 mag) 16’’. messer 29’ 13’’ 31’ N Kugelsternhaufen Palo - 04. 23:13 Letztes Viertel mar6 (11,5 mag), S-Himmel Mars ist noch am Abendhimmel zu 06. 02:00 Mond 5,6° NW Jupiter (-2,3 25. 00:30 Mond 5,7° NO α Sco (Antares, sehen; am 6. zieht er an Regulus im mag), O-Horizont, Dämmerung 1,1 mag), S-Himmel Löwen vorbei. 06. 23:00 Mars (1,1 mag) 51’ N α Leo 26. Pluto in Opposition zur Sonne, (Regulus, 1,4 mag), W-Himmel Hell. 14,1 mag, Durchm. 0,11’’, Jupiter wird morgens immer besser 08. Mond-Libration maximal 8,5° Sternbild Schütze sichtbar. Am 6. begegnet er dem licht- im Mond-SW 26. 12:30 Vollmond schwachen Planeten Uranus. 08. 02:00 Jupiter (-2,3 mag) 26,2’ S Ura- nus (5,8 mag), Sternbild Fische, Saturn steht weiterhin in der Jungfrau, O-Horizont, Dämmerung ist aber nur noch in der ersten Nacht- 12. 12:15 Neumond hälfte zu sehen. 15. 16h Mond erdnah, Winkeldurch- messer 33’ 07’’ Uranus kann ab Mitte Juni morgens ge- 15. 22:20 Mond 9,8° O Venus (-3,9 mag), funden werden; er steht in den Fischen. WNW-Horizont, Dämmerung 17. 23:30 Mond 7,1° SO Mars (1,2 mag), Neptun ist in der Zeit nach Mitternacht W-Horizont, Dämmerung im Wassermann zu finden. 18. 23:30 Mond 9,1° SW Saturn (1,0 mag), W-Horizont, Dämmerung 19. 05:29 Erstes Viertel 20. 23:30 Mond 4,4° SW α Vir (Spica, 1,1

mag), SW-Himmel, Dämmerung östl. Länge/50° nördl. Breite Alle Zeitangaben in MEZ, exakt für 10° Service 131

M wie Messier von Torsten Güths

Der französische Astronom Charles Mes- sier lebte in den Jahren 1730 bis 1817. Die nächsten Objekte in dieser Rubrik. Er stellte ab 1758 die wohl heute noch Bitte senden Sie Ihre Beobachtungen ein! bekannteste Auflistung von nicht stellar erscheinenden Himmelsobjekten zusam- VDS-J Ausgabe Benötigte Objekte Einsendeschluss men. Sein Katalog diente ihm als echte 35 3/2010 M98 Com, M104 Vir, M107 Oph April 2010 Arbeitsunterlage, um bei der Suche nach 36 4/2010 M48 Hya, M49 Vir, M52 Cas Juli 2010 Kometen nicht irrtümlich einen der fixen 37 1/2011 M58 Vir , M59 Vir, M89 Vir Oktober 2010 Nebel mit einem neuen Komet zu ver- 38 2/2011 M18 Sgr, M26 Sct, M28 Sgr Januar 2011 wechseln. Nicht alle Objekte hat er selbst 39 3/2011 M70 Sgr, M85 Com April 2011 entdeckt, er übernahm sie auch von Kol- 40 4/2011 M54 Sgr, M55 Sgr Juli 2011 legen.

Die heutige Messierliste umfasst 110 Ob- Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser Sie bitte nicht, die Beobachtungsumstän- jekte, von denen einige bereits dem un- Rubrik anregen, Ihre eigenen Objektbe- de anzugeben: zumindest die Grenzgröße bewaffneten Auge zugänglich sind. Mit schreibungen einzureichen! In der Ihnen mit bloßem Auge, die Öffnung Ihrer be- einem guten Fernglas wird immerhin vorliegenden 29. Folge unserer „M”-Se- nutzten Instrumente und die eingesetz- schon mindestens die Hälfte sichtbar. So- rie sind Berichte von Gerd Kohler, Dirk ten Vergrößerungen. Eine Dateiform wie mit eignen sie sich besonders für Astro- Panczyk und Gerhard Scheerle enthalten, Microsoft Word (doc, txt, rtf) wäre gut. nomieeinsteiger und Anwender kleinerer sowie Aufnahmen von Manfred Simon Der Verfasser behält sich Textanpassun- Fernrohre, für die einige Messierobjekte und vom Verfasser abgebildet. Vielen gen vor. bereits eine Fülle von Details aufweisen Dank den Zusendern! Nur noch von den folgenden Objek- können. ten fehlt fotografisches Bildmaterial: Die nächsten Objekte in dieser Rubrik M 18, M 26, M 28, M 48, M 49, M 52, Die Daten und historischen Objektbe- finden Sie in der Liste in Tabelle 1. M 54, M 55, M 59, M 70, M 75, M 85, schreibungen wurden aus „Burnhams M 89, M 104. Celestial Handbook“, Kepple/Sanners Bitte schicken Sie Ihre visuellen Beob- „Nightsky Observing Guide“ und dem In- achtungseindrücke zu diesen Objekten Torsten Güths, In den Nußgärten 31, ternet (Paris Observatorium http://www. direkt an den Verfasser dieser Rubrik, D-61231 Bad Nauheim obspm.fr/) entnommen. Stichwort „Messierobjekte”. Vergessen Oder: [email protected]

M 20, Schütze (Sgr)

Objekttyp: Emissions- und Astronom, der diese markante Form im Reflektionsnebel Teleskop erkannte. John Herschel war es, Entfernung: 6.700 Lichtjahre der M 20 seinen Namen gab. Reale Ausdehnung: 39 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: ohne Angabe Winkelausdehnung: 20’ x 20’ Koordinaten: RA: 18h02m Dekl. -23°02‘ 1 Die Aufnahme zeigt M 20 und Historisches: oben am Rand den lockeren Sternhau- M 20 wurde von Le Gentil im Jahre 1747 fen M 21. Aufgenommen durch ein 25- entdeckt. Messier fügte dieses Objekt erst cm f/5 Newtonteleskop auf Fuji SHG400 am 5. Juni 1764 seinem Katalog hinzu Film. Belichtungszeit dieser einzelnen und erwähnte, dass er einen Sternhaufen Aufnahme betrug 20 Minuten. Die umhüllt von einem Nebel erkannt hatte. Lichtglocke des 35 Kilometer südlich Aufgrund seiner dreiteiligen Dunkelwol- gelegenen Rhein-Main Gebiets störte ke wird M 20 auch Trifidnebel genannt. enorm. Scan vom Abzug und etwas di- William Herschel war vermutlich der erste gitale Bildbearbeitung. (Torsten Güths)

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Objektbeschreibungen unter guten Teil. In jedem Teil des Nebels steht ein sich ein weiteres, schwaches, ovales Ne- Bedingungen (Grenzgröße ungefähr Stern. Den Dunkelnebel kann ich gut se- belgebiet, welches einen helleren Stern 6 mag) hen. (G. Kohler) umgibt. Dies ist am besten indirekt sicht- bar, geringfügig schwächer und etwas Fernglas 8x56: 20 cm Öffnung: kleiner als der eigentliche Trifidnebel (D. M 20 kann sehr deutlich als ein 12‘ gro- Der Nebel ist noch gut zu sehen. Etwas Panczyk) ßer Nebelfleck mit der Gesamthelligkeit unregelmäßige Form. Bei 91-fach und 6,6 mag gesehen werden. Im Zentrum mit OIII-Filter nur noch sehr schwach. 40 cm Öffnung: steht ein hellerer Stern. (G. Scheerle) Die Dreiteilung durch den Dunkelnebel M 20 ist mit einem OIII-Filter sehr gut zu Barnard 85 kann ich gut erkennen. In der sehen und sehr deutlich in drei Teile ge- 11 cm Öffnung: Mitte steht ein Doppelstern. (G. Kohler) spalten: Es ist der „Trifidnebel“. Im Zent- M 20 zeigt sich als eine relativ helle und rum steht ein Doppelstern. (G. Scheerle) deutliche 10‘ große, rundliche Nebel- 20 cm Öffnung: fläche um einen zentralen Doppelstern M 20 zeigt sehr deutliche dunkle Quer- Fotografie: 7,0 + 8,4 mag. Ein schwacher Ausläufer balken und ist dadurch klar in drei Teile Mit der analogen Fotografie zeigen sich nach Norden vergrößert den Nebel auf gegliedert. In der Mitte steht ein markan- bei Brennweiten ab 300 mm die Dreitei- 15‘ x 10‘. Die Mehrteiligkeit des Nebels ter Doppelstern. (G. Scheerle) lung. Ab 750 mm wird das Bild schon ist nicht zu erkennen. Die Gesamthellig- beeindruckend. Die Belichtungszeiten keit beträgt 7,2 mag, zusammen mit den 25 cm Öffnung: sollten lang sein: Zwanzig Minuten bei Sternen 6,2 mag. (G. Scheerle) Bei 21-fach und direktem Sehen gut zu f/5 und 400 ASA. Für DSLR Kameras er- erkennen. Gesamtform: leicht oval. Im hält man ähnliche Resultate bei kürzeren 15 cm Öffnung: Zentrum befindet sich ein Doppelstern. Brennweiten ab 200 mm bei fünf Minuten Ich erkenne bei 42-fach zwei helle Ne- Ein sehr helles Objekt. Der Nebel besteht Belichtungszeit und 800 ASA. Detailreich belgebiete die vom Dunkelnebel Barnard aus drei durch Dunkelwolken vonein- ist er bereits ab 500 mm Brennweite. Die 85 geteilt werden. Beide Nebelteile sind ander getrennten Teilen. Einige wenige südliche Position erschwert allerdings die etwas unregelmäßig geformt. Der nörd- Sterne sind in dem Nebel eingebettet. Fotografie aus Mitteleuropa heraus. liche Teil ist etwas heller als der südliche Direkt nördlich vom Trifidnebel befindet M 21, Schütze (Sgr)

Objekttyp: Offener 11 cm Öffnung: übrigen Sterne bilden einen Kreis direkt Sternhaufen Ein schöner Offener Sternhaufen. Es sind neben der „1“. Man könnte somit von Entfernung: 5.200 Lichtjahre 20 Einzelsterne 7,4 bis 10,8 mag zu zäh- der Zahl „10“ sprechen. So entpuppt sich Reale Ausdehnung: 20 Lichtjahre len, die in der Mitte dicht beieinander dieser auf den ersten Blick unscheinbare Scheinbare Helligkeit: 5,9 mag stehen. Die Gesamthelligkeit beträgt 6 offene Sternhaufen bei genauerem Hin- Winkelausdehnung: 13’ mag, der Durchmesser 18‘. (G. Scheerle) sehen doch noch als interessantes Objekt. Koordinaten: RA: 18h04m (D. Panczyk) Dekl. -22°30‘ 15 cm Öffnung: Bei 42-fach ein sehr kleiner und unauf- 40 cm Öffnung: Historisches: fälliger Sternhaufen. Der Sternhaufen Ein wunderschöner Offener Sternhau- Während er nach dem Trifidnebel späh- hebt sich fast nicht vom Hintergrund ab. fen! In einem 20‘ durchmessenden Feld te, entdeckte Charles Messier dieses Ob- (G. Kohler) sind 106 Einzelsterne 7,2 bis 14 mag zu jekt im Juni 1764. Messier beschrieb ihn zählen, die im Zentrum dicht beieinander ähnlich, wie M 20 als einen Sternhaufen, 20 cm Öffnung: stehen. Der Sternhaufen ist voll aufge- umhüllt mit Nebel. Bei 57-fach ist er klein mit nur wenigen löst und zeigt keinen diffusen Hinter- hellen Sternen. Einige schwache Sterne grund mehr. Die Gesamthelligkeit beträgt Objektbeschreibungen unter guten sind im Haufen. (G. Kohler) 6 mag. (G. Scheerle) Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag) 25 cm Öffnung: Fotografie: Auch bei 121-fach ein recht kleiner Mit der analogen Fotografie löst man M Fernglas 8x56: Sternhaufen, jedoch mit helleren Ster- 21 bereits bei kurzen Brennweiten ab 200 M 21 erscheint als ein 12‘ großer und nen. Hebt sich nicht besonders gut vom mm auf. Allerdings überstrahlen die eng mit 5,8 mag durchaus heller Nebelfleck, Hintergrund ab. Relativ sternarm. Ein aneinander stehenden hellen zentralen in dem gerade noch sieben Einzelsterne auffallend heller und ca. 15 weitere Sterne. Die Belichtungszeit kann bei 400 7,4 bis 9,4 mag eng beieinander stehend Sterne gehören dazu. Sieben der helle- ASA und f/5 rund fünf bis zehn Minuten erkennbar sind. (G. Scheerle) ren Sterne formen eine spiegelverkehrte betragen. Bei 500 mm Brennweite kann „1“, bzw. ein spiegelverkehrtes „?“. Die man das „Dreigestirn“ M 8, M 20 und M

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21 schön auf eine Aufnahme abbilden. ten ab 135 mm bzw. 400 mm und bei 800 Für die Erfassung der Nebelmassen müs- ASA kürzere Belichtungszeiten von ein sen wir aber länger belichten. Für DSLR bis fünf Minuten. Kameras gilt das Gleiche. Bei Brennwei-

M 22, Schütze (Sgr)

Objekttyp: Kugelsternhaufen Entfernung: 10.000 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 70 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 5,1 mag Winkelausdehnung: 24’ Koordinaten: RA: 18h36m Dekl. -23°54‘

Historisches: Durch seine große Helligkeit ist seine Entdeckung nur schwer einem Astrono- men zuzuschreiben. Möglicherweise ist es Abraham Ihle, der seine Sichtung im Jahre 1665 erstmalig notierte oder He- velius der ihn schon vorher beobachtet haben mag. Le Gentil beobachtete ihn im Jahr 1747. Messier erkannte keine Sterne und trug ihn im Juni 1764 in seine Liste ein. William Herschel war vermutlich der erste, der M 22 als dicht gedrängte An- häufung von Sternen erkannte.

Objektbeschreibungen unter guten 2 Meade Schmidt-Newton 203/812 mm auf Montierung LXD55; Canon EOS Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 300D mit UV/IR-Filter; 23 Aufnahmen von je 30 s (RAW-Format, 800 ASA) mit 6 mag) Fitswork addiert und bearbeitet; Bildausschnitt; Aufnahmeort nahe Kaufbeuren. (Manfred Simon) Sucher 8x50: Bereits im 8x50 Sucher deutlich als hel- Mittelgroßer Kern. Um den Haufen he- 40 cm Öffnung: ler Lichtfleck sichtbar. (D. Panzcyk) rum ragen viele Sternketten heraus. (G. Ein wunderschöner Kugelhaufen! Aus ei- Kohler) ner 13‘ großen Nebelfläche heraus leuch- Fernglas 8x56: ten etwa 100 Einzelsterne 10,8 bis 13,2 M 22 zeigt sich als ein auffälliger, mit 20 cm Öffnung: mag. (G.Scheerle) 5,6 mag sehr heller und runder Nebel- Bei 228-fach ist er hell, groß, besitzt eine fleck, 12‘ groß. Er ist so auffällig, dass ovale Form. Großes helles Zentrum. Viele Fotografie: er relativ einfach selbst zu entdecken ist. Einzelsterne. Das Zentrum bleibt neblig. Mit der analogen Fotografie benötigen (G. Scheerle) Einige Einbuchtungen ohne Sterne. (G. wir Brennweiten ab 300 mm, um M 22 Kohler) bereits als Kugelhaufen zu identifizieren. 11 cm Öffnung: Brennweiten ab 750 mm zeigen dann die M 22 ist bereits als wunderschöner Ku- 25 cm Öffnung: wahre Pracht dieses Objekts. Die Belich- gelhaufen zu sehen. Er erscheint als eine Bei 121-fach erscheint er sehr groß und tungszeiten sollten für die Abbildung der sehr helle und runde Nebelfläche, aus der hell mit einer rundlich-ovalen Form. Er Ausläufer gut 20 Minuten betragen bei heraus vielleicht 25 Einzelsterne 11,6 bis ist recht locker konzentriert mit einem f/5 und 400 ASA. Mit CCD und DSLR 12,2 mag herausleuchten. Die Gesamthel- großen, helleren Zentralbereich umgeben Kameras können wir ähnliche Resultate ligkeit beträgt 5,6 mag, der Durchmesser von einem schwächeren Außenbezirk. bei kürzeren Brennweiten ab 200 mm bis 12‘. (G. Scheerle) Recht helle Sterne. Über die gesamte Flä- 600 mm erzielen. Die Auflösung leidet in che sind Einzelsterne wahrnehmbar. Der Mitteleuropa durch die geringe Horizont- 15 cm Öffnung: Zentralbereich bleibt neblig und unauf- höhe und die dort meist unruhige Luft. Bei 159-fach ist der Sternhaufen bis in gelöst. Insgesamt ein prächtiges Objekt. das Zentrum aufgelöst. Noch sehr hell. (D. Panzcyk)

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Eine Finsternis, die keine war – oder etwa doch?

Photometrie der Halbschattenfinsternis des Mondes am 5./6. August 2009

von Elmar Schmidt und Christian Wersig

Die Halbschattenfinsternis des Mondes vom 6. August 2009 begann um 01:04 MESZ, erreichte um 02:40 MESZ ihre größte Phase und war noch bis zum Ende (04:14 MESZ) von Deutschland aus zu beobachten [1]. Am Beobachtungsort Bad Schönborn (49o13‘9“ N, 8o39‘10“ E) betrug die Halbschattenmagnitude je- doch nur ca. 0,428 (topozentrischer Wert aus [2]). Mit dieser Angabe ist die größte Eindringtiefe des verfinsterten Mond- randes gemeint, welche vom theoretisch äußeren Rand des irdischen Halbschat- tens aus gemessen und in Einheiten des scheinbaren Monddurchmessers ange- geben wird. Derart „flache“ Halbschat- tenfinsternisse sind visuell kaum oder gar nicht wahrzunehmen, und so war es auch bei dem hier beschriebenen Ereig- nis. Weder mit dem bloßen Auge, noch durch ein 10x25-Fernglas konnte die Abschattung der Südhälfte des sichtba- ren Vollmondes sicher bestätigt werden. 1 Helligkeitsverlauf der Halbschattenfinsternis des Mondes am 5./6. August Der Helligkeitsgradient ließ sich aber 2009 (UT = Weltzeit) durch den Vergleich von Fotos in- und außerhalb der Finsternis nachweisen: Am eindrucksvollsten mittels der inzwi- he aus beobachtet worden wäre und sich August 2009 nicht lichtschwächer ge- schen auch Amateurastronomen möglich dabei durchwegs im Zenit befunden hät- worden ist, im Gegenteil! Dieser schein- gewordenen Erstellung eines Differenz- te [4]. Diese für klare Luft wohlbekann- bare Widerspruch löst sich auf, wenn bildes, anders ausgedrückt, der Überla- te Korrektur ist am 5./6. August 2009 man den so genannten „Oppositionsef- gerung eines Positivs von der Finsternis- erheblich gewesen, da die Mondhöhe fekt“ berücksichtigt, der für eine steile mitte und eines Negativs von vor- oder stets unter 25o lag. Zur Berücksichtigung Helligkeitszunahme des auf den Sonnen- nachher [3]. von offenbar zusätzlich erhöhtem at- Gegenpunkt hin laufenden Vollmonds mosphärischen Aerosol mußte die Skala sorgt. Die physikalischen Gründe liegen Gegenstand dieser Mitteilung ist jedoch allerdings noch um Beträge (0,24-0,39) hauptsächlich darin, dass die im kleinen

die absolute Helligkeitsbestimmung des mvis zu helleren Werten angehoben wer- Maßstab rauh gekörnte Mondoberfläche Vollmondes in der Finsternisnacht. Zu den. Zur Anpassung dienten dabei eige- dann fast schattenlos beleuchtet wird, diesem Zweck wurde wie bereits bei frü- ne Vollmond- und Finsternismessungen zusätzlich trägt evtl. noch ein gewisses heren Mondfinsternissen ein kalibriertes unter Idealbedingungen. An sich war die Maß an Retroreflexion durch verglaste

Photometer mit internem Vλ-Filter einge- Sicht in der Finsternisnacht aber sehr Partikel im lunaren Regolithboden zum setzt, mit welchem über die Mondschei- konstant, nur vier von 16 Messpunkten Oppositionseffekt bei [5]. Die Größe je- be gemittelte Leuchtdichten bestimmt fielen durchziehenden hohen Schleier- ner Helligkeitszunahme konnte u.a. beim wurden. Die Meßwerte wurden mit den wolken zum Opfer. Perigäums-Vollmond am 11. Januar 2009 früher beschriebenen Methoden in visu- nachgewiesen werden. Damals verpasste elle Helligkeiten umgerechnet und an- Abbildung 1 zeigt unsere Ergebnisse. Das der Mond den Erdschatten nur um 0,05o, schließend auf eine Luftmasse von Eins Verblüffende an ihnen ist, dass der Mond wozu ein Phasenwinkel (das ist der vom bezogen, als ob der Mond von Meereshö- selbst in der Finsternisphase des 5./6. Mond aus gesehene Winkel zwischen

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Erde und Sonne) von 1,64o gehörte, wo- Apogäum stand und auch die Sonne nicht [6] vgl. den Downloadartikel von E. durch die Mondhelligkeit linear um 25- unweit des Aphels. Eine Standardisie- Schmidt: http://spaceweather.com/

30% (bzw. – 0,26 mvis) gegenüber einem rung der Werte auf jeweils den mittleren archive.php?view=1&=13&mont „typischen“ Vollmond (mit dem Phasen- Abstand von Erde und Sonne reduziert h=01&year=2009 winkel von ca. 5o) erhöht war [6]. die „intrinsische“ Helligkeitsspanne auf [7] K.M. Müller und E. Schmidt, VdS-

den Bereich -13,04 mvis (11. Jan. 2009) Journal für Astronomie, Nr. 29, S.

Am 6. August 2009 wurde ein noch et- bis -12,90 mvis (6. Aug. 2009). Wenn 29 (2009) was kleinerer Phasenwinkel von 1,22o, man weiterhin vom Augustwert noch [8] vgl. die Messungen des ROLO-Pro-

erreicht, bei dem der Vollmond in Fort- die -0,04 mvis infolge des leicht größe- jekts in der letzten Folie von setzung des Oppositionseffekts um wei- ren Oppositionseffekts abzieht, verbleibt http://map.nasa.gov/documents/

tere ca. 4% (– 0,04 mvis) heller gewesen für den Effekt der Halbschattenfinsternis CLARREO/7_07_presentations/ sein sollte, wenn nicht unterhalb von somit die Differenz von (-12,90 - (-0,04) - CLARREO_2007_Stone.pdf o 1,42 . Phasenwinkel die Halbschatten- (-13,04))mvis = +0,18 mvis. Der zugehörige [9] HYPERLINK „http://eclipse. finsternis eingetreten wäre. Dass den- lineare Abschwächungseffekt von 18% gsfc.nasa.gov/OH/OH2010. noch kein Helligkeitsrückgang auftrat, passt sehr gut zur Finsternisgeometrie, html#LE2010Jun26P“ http:// beweist, dass der Oppositionseffekt den und ist vorbehaltlich detaillierten Ray- eclipse.gsfc.nasa.gov/OH/OH2010. Einfluß des äußeren Erdschattens bis zur tracings gut durch die quadrierte Halb- html#LE2010Jun26P maximalen Finsternisphase überkom- schattenmagnitude abschätzbar (0,4282 pensierte. Wie die früher hier vorge- = 0,183!), insofern in den abschattierten Wir danken der Fa. Roche Diagnostics AG stellten Messungen der partiellen Mond- gut 40% des Mondes im Durchschnitt (http://www.roche.de) für die leihweise finsternis vom 16. August 2008 zeigen, eine ebenfalls 40%-ige Sonnenfinsternis Zurverfügungstellung des Photometers und kann eine Umkehr der Helligkeitskurve vorliegt. Die gestrichelte Kurve in Abb. Nina Hernitschek (http://www.techfreaq.de) nämlich erst ab einer Halbschattenmag- 1 ist eine Abschätzung für die zu erwar- für technische Hilfe bei der Publikationsgra- nitude von 0,45 sicher behauptet werden tende Helligkeit des Vollmondes am 5./6. fik. [7], und diese wurde am 6. August 2009 August 2009 ohne Abschwächung durch nicht erreicht. den Halbschatten der Erde.

Die durchgezogene Kurve durch die Meß- Nachdem der zudem noch partiell bis zu punkte in Abb.1 ist eine quadratisch-pa- 7,7% verfinsterte Perigäumsvollmond am rabolische Trendlinie und zunächst nur Silvesterabend 2009 in ganz Deutschland als Sichthilfe gedacht. Dass ihr Scheitel wetterbedingt keine Photometrie erlaub- nicht genau zur Finsternismitte, sondern te [9], wird es die nächste Chance zum etwas früher erreicht wird, könnte jedoch Studium der hier dargelegten Verhältnis- signifikant sein und damit zu tun haben, se in den Halbschattenphasen der Mond- dass die im Sinne der Bahnbewegung finsternisse am 26. Juni 2010 und 20./21. nachfolgenden Mondteile (am Himmel Dezember 2010 geben. Beide Ereignisse westlich, selenographisch Ost) im Durch- sind jedoch in der pazifischen Hemisphä- schnitt von der her heller sind, re zentriert [9]. weshalb der in den Erdschatten eintre- tende Mond etwas heller, der von da austretende Mond etwas dunker ist. Eine Literatur- und Internet-Hinweise: ähnliche Asymmetrie zeigt sich auch im [1] vgl. http://eclipse.gsfc.nasa.gov/OH/ lunaren Helligkeitsverlauf über größeren OHfigures/OH2009-Fig07.pdf Phasenwinkelbereichen [8]. [2] aus http://www.calsky.de/ [3] vgl. Anthony Ayomamitis: http:// Die luftmassenkorrigierte Helligkeit des www.perseus.gr/Astro-Eclip- penumbral verfinsterten Vollmonds am ses-2009-08-06.htm 6. August 2009 lag gemäß der in Abb. bzw. Filipe Dias: http://lpod. 1 vorgestellten Messungen bei -(12,77 ± wikispaces.com/

0,05)mvis, während beim noch nicht ver- August+7%2C+2009 finsterten Vollmond am 11. Januar 2009 bzw. Stephan Heinsius in:

-(13,23 ± 0,05)mvis erreicht wurden [6]. Es http://www.eclipseland.com/ wäre jedoch falsch, den Finsterniseffekt page,mondfinsternis_2009_ mit der Differenz von + 0,46 m gleich- halbschatten,10054.html zusetzen, da die sehr hohen Januarwerte [4] N. Hernitschek, E. Schmidt, M. auch durch den seinerzeit fast gleichzei- Vollmer: Appl. Optics, 47, 62 tig minimalen Abstand von Sonne und (2008) Erde bedingt waren, während der Mond [5] B.J. Buratti, J.K. Hillier, and M. bei der hier berichteten Finsternis fast im Wang: Icarus 124, 490-499 (1996)

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