IGEB S‑Bahn und Regionalverkehr S‑Bahn in optimal ausbauen Streckenführung zum Falkenhagener Feld prüfen Nachdem bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung zur S‑Bahn-Strecke Spandau—Fal‑ kensee der Falkenseer Abschnitt faktisch durchgefallen ist, auf Spandauer Gebiet der S‑Bahn aber ein hoher Nutzen bescheinigt wird, sind neue Lösungen gefragt und zu prüfen. Dazu sollte auch die Variante einer S‑Bahn auf der Gleistrasse der Havelländischen Eisenbahn AG (hvle) zum Spandauer Groß-Siedlungsgebiet Falken‑ hagener Feld gehören.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 1. will als Konsequenz aus den vorliegenden S‑Bahn bis Falkenseer Chaussee (über Untersuchungsergebnissen eine neue Nut- S‑Bahnhof Nauener Straße und Gleis der zen-Kosten-Studie für eine S‑Bahn-Verlän- hvle mit S‑Bahnhof Seegefelder Straße) gerung ausschließlich innerhalb be- Ein günstiges Nutzen-Kosten-Verhältnis auftragen. Das ist angesichts der branden- verspricht die Führung der S‑Bahn ein- burgischen Widerstände gegen eine S‑Bahn gleisig entlang der Trasse der Hamburger Vorschlag aus der Vorstudie der TU nach nachvollziehbar und richtig. Bahn mit S‑Bahnhof an der Nauener Stra- zur Gestaltung des S‑Bahnhofs Falkenseer Auf Spandauer Gebiet kann die S‑Bahn ihre ße, Wechsel durch eine neue Gleisver- Chaussee. Vorzüge voll ausspielen. bindung (Rampe und schlanker Bogen) Zeichnung: Hülsmann/Kroggel/Löbe, TU Berlin auf das Gleis der

Die IGEB schlägt folgende Varianten zur hvle nördlich der Strecke Untersuchung vor: Hamburger Bahn, der hvle Eine Vorstudie der Technischen Univer‑ beschrankter BÜ folgen der hvle- Falkenseer Ch. sität Berlin vom März 2008 belegt die Falkenseer Chaussee S technische Machbarkeit der Trassierung. Trasse nach Nor- Falkenseer den, ebenerdiger Chaussee Hier eine Variante des Spurplans. Seegefelder Str. S Bahnübergang am Zeichnung: TU Berlin, Ergänzungen: IGEB S S Variante 1 Seegefelder Weg und S‑Bahnhof am Falkenseer Chaussee S Fußgänger-BÜ Seegefelder Weg. Spekteweg Weiter nach Nor- den (zweigleisig) beschrankter BÜ S S Variante 1a bis vor den Bahn- Seegefelder Str. Nauener Str. Spandau S S S Variante 2 übergang (BÜ) S-Bahn von/ nach Berlin S S S Variante 2a Falkenseer Chaus- Strecke Variante 3 S S S S see. Direkt südlich der hvle Grafik: TU Berlin, FG SFWBB S S S S Variante 3a des BÜ Falkenseer Chaussee ist der Endbahnhof mit zwei Gleisen ebenerdig Stromschiene für den Güterverkehr zum

Spandau vorzusehen. Die Ausführung kann mit hvle-Güterbahnhof Johannesstift. Nauener Str. Albrechtshof Hackbuschstr. zwei Seitenbahnsteigen oder einem Mittel- Am S‑Bahnhof Falkenseer Chaussee lässt Klosterbuschweg Finkenkruger Weg Finkenkruger bahnsteig hergestellt werden. Das östliche sich eine günstige Busverknüpfung herstel- Die hier dargestellten Strecken mit den Zu‑ Bahnsteiggleis ist ein Stumpfgleis und mit len. Durch die ebenerdige Lage ist der Zu- gangsstellenkombinationen sollten vom einem Prellbock direkt vor dem BÜ abge- gang niveaugleich möglich. Am südlichen Senat untersucht werden. schlossen, das westliche Bahnsteiggleis Bahnsteigende könnte ein Zugang (Unter- Grafik: IGEB/Florian Müller geht weiter über den BÜ wie bisher ohne führung) von der Iserlohner Straße herge-

Die beiden Streckenvarianten (entlang der Hamburger Bahn oder abzweigend zur Falkenseer Chaussee) mit allen zu untersu‑ chenden Bahnhofsstandorten. Die genaue Albrechtshof (Bestand) Falkenhagener Variantenauswahl ist in der Zeichnung oben links zu sehen. Rote Bereiche zeigen Wohn‑ S Falkenseer Chaussee S baufläche mit hoher Verdichtung, hellrote Bereiche mit geringerer Verdichtung. Der S Feld S‑Bahnhof Falkenseer Chaussee liegt güns‑ Finkenkruger Weg S S tig zum verdichteten Bereich und erschließt Hackbuschstr. S Seegefelder Str. innerhalb eines 500-Meter-Radius ca. 10 000 Klosterbuschweg Einwohner. Hinzu kommen Umsteiger vom Nauener Str. Bus und von Rad- und Pkw-Verkehr. S Demgegenüber befinden sich die Bahnhof‑ S Spandau (Bestand) standorte entlang der Hamburger Bahn alle in weniger verdichtetem Gebiet. Planunterlage: Flächennutzungsplan Berlin 1998/2004. Ergänzungen: IGEB/Florian Müller

8 SIGNAL 3/2008 Bahnübergang der Havelländischen Eisenbahn (hvle) an der Falken‑ S‑Bahnhofsstandort Falkenseer Chaussee. Hier, direkt südlich des seer Chaussee, Blick Richtung Süden auf den möglichen S‑Bahnhofs‑ Bahnübergangs, wären ein zweites Gleis mit Mittelbahnsteig oder standort. Fotos: Florian Müller zwei Seitenbahnsteige problemlos anzulegen. stellt werden, der den Einzugsbereich des Voruntersuchung der TU Berlin 1a Bahnhofs noch erweitert. Eine von der TU Berlin durchgeführte Vorun- S‑Bahn bis Falkenseer Chaussee (über Der Bahnhof liegt mitten im Falkenha- tersuchung vom März 2008 ergab, dass die S‑Bahnhof Nauener Straße und Gleis gener Feld, der drittgrößten Großsiedlung Trassierung technisch möglich ist. Die Kurve der hvle) West-Berlins. zur Seegefelder Straße besitzt einen Radi- Variante 1a entspricht der Variante 1, ent- Überschlägig wohnen alleine im fuß- us von 200 Metern und kann mit einer Ge- hält aber nicht den S‑Bahnhof Seegefelder läufigen Umkreis von 500 Metern um den schwindigkeit von 60 bis 70 km/h befahren Straße. Bahnhof über 10 000 Menschen. Nutzen werden. Die Fahrzeit für die ca. 3000 Meter nur 20% davon die S‑Bahn, so sind es schon lange Strecke Spandau—Falkenseer Chaus- 2. 4000 Fahrgäste (Abfahrt und Ankunft). Hin- see mit Halt in Nauener Straße dauert 4,1 Mi- S‑Bahn bis Klosterbuschweg (über zu kommt noch ein beträchtliches Poten- nuten. Mit einem zweigleisigen Abschnitt S‑Bahnhof Nauener Straße) zial von Busumsteigern auf der wichtigen zwischen BÜ Seegefelder Straße und Falken- Verlängerung der S‑Bahn entlang der Tras- Busachse Falkenseer Chaussee, die heute in seer Chaussee ist damit ein stabiler 10-Mi- se der Hamburger Bahn, S‑Bahnhof an der Spitzenzeiten von 18 Busfahrten pro Stunde nuten-Takt sichergestellt. Das vorsorgliche Nauener Straße, S‑Bahn-Endstation am und Richtung bedient wird. Schließen des BÜ Falkenseer Chaussee bei Klosterbuschweg. Hier könnte eine güns- Außerdem besteht ein großes Potenzial Einfahrt eines am westlichen Gleis enden- tige Busverknüpfung in Nordsüd-Richtung für bike&ride und für park&ride. Flächen für den Zuges (Durchrutschweg) kann vermie- zum Falkenhagener Feld, zum Brunsbütte- diesen Zweck sind in unmittelbarer Nähe den werden durch den Einsatz von „ZBS“. ler Damm und zur Rudolf-Wissell-Siedlung des künftigen S‑Bahnhofs vorhanden. Dieses „Zug-Beeinflussungssystem S‑Bahn“ an der Heerstraße hergestellt werden. Die Bedienung der Strecke ist tagsüber im befindet sich bereits in Erprobung und kann Möglichkeit des späteren Weiterbaus der 10-Minuten-Takt sinnvoll. die Einfahrtgeschwindigkeit bei Annähe- S‑Bahn Richtung Falkensee. rung auf den BÜ besser überwachen als die herkömmliche mechanische Fahrsperre. 2a Rechtlich interessant an dieser Strecken- S‑Bahn bis Hackbuschstraße (über Die Bötzowbahn führung ist, dass erstmals in Berlin eine S‑Bahnhof Nauener Straße) Die Strecke der Havelländischen Eisen- S‑Bahn regelmäßig auf einer Nicht-DB-Inf- Variante 2a entspricht der Variante 2, ent- bahn AG, vormals Osthavelländische Ei- rastruktur verkehren würde. Das sollte einer hält aber einen S‑Bahnhof Hackbuschstra- senbahn (umgangssprachlich Bötzow- Realisierung aber nicht entgegenstehen. ße statt Klosterbuschweg. bahn) existiert seit 1892. Vor dem Krieg Zur Finanzierung ist mit dem Bund zu Dieser Endpunkt erschließt die Garten- verhandeln, damit die zugesagten Mittel stadt sowie über einen 500 Meter verband sie Spandau mit Hennigsdorf zum Wiederaufbau der S‑Bahn-Strecke langen Fußweg die Siedlung am Hochhaus- und dem Dorf Bötzow sowie weiteren Spandau—Falkensee für den Ab- Orten im . Mit dem Mauerbau zweig nach Falkenseer Chausssee wurde die Strecke unterbrochen und (teilweise) genutzt werden können. die Bahngesellschaft konzentrierte sich Eine ähnliche Verhandlungslösung auf Güterverkehre vom Güterbahnhof gab es bereits beim Bau der S‑Bahn- Spandau zum Kraftwerk Oberhavel so- Strecke von Süd nach wie ins Industriegebiet an der Streitstra- Teltow Stadt anstatt nach Teltow ße. Nach der Schließung des Kraftwerks (Anhalter Bahn) im Jahr 2005. und der Industrieanschließer konzent- Eine Weiterführung der S‑Bahn riert sich die hvle auf Güterverkehrsleis- entlang der Hamburger Bahn Rich- tung Falkensee bleibt bei dieser tungen in ganz Deutschland. Die Strecke Variante technisch möglich, ist be- vom Bahnhof Spandau über Falkenseer trieblich aber ungünstig. Um einen Chaussee zum Güterbahnhof Johannes- 10-Minuten-Takt nach Falkenseer stift, dem Betriebssitz, wird heute nur Chaussee und einen 20-Minuten- noch gelegentlich von Zügen befahren. Takt nach Falkensee anbieten zu Gleis der hvle in der Nähe des Kiesteichs. Hier könnte Infos unter www.hvle.de können, fehlt eine Zuggruppe ein zweigleisiger Abschnitt bis zum S‑Bahnhof Falken‑ Richtung Berlin. seer Chaussee entstehen.

SIGNAL 3/2008 9 Hochhäuser im Falkenhagener Feld, nordwestlich des Bahnhofs‑ Südöstlich des möglichen S‑Bahnhofs Falkenseer Chaussee befindet tandortes Falkenseer Chaussee. Fotos: Florian Müller sich das Westfalenviertel mit Einfamilienhäusern.

weg. Eine günstige Busverknüpfung ist hier de des Siedlungsgebietes befindet und an Das Falkenhagener Feld kaum möglich, da die Hackbuschstraße we- landwirtschaftliche Flächen angrenzt. Au- Die Siedlung Falkenhagener Feld liegt der nach Norden noch nach Süden eine für ßerdem existiert in unmittelbarer Nähe der im Westen Spandaus. Sie wurde Busse befahrbare Fortsetzung findet. Die neue Regionalbahn-Hp Seegefeld. der 1960er Jahre errichtet und in den Senatsplanung enthält traditionell den Möglichkeit des späteren Weiterbaus der 1990er Jahren massiv verdichtet. Sie S‑Bahnhof Hackbuschstraße, obwohl der S‑Bahn Richtung Falkensee. ist mit heute ca. 20 000 Einwohnern Standort nicht günstig ist. die drittgrößte Großsiedlung in West- Möglichkeit des späteren Weiterbaus der Chance nicht vergeben Berlin. Die Siedlung wird begrenzt von S‑Bahn Richtung Falkensee. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert, der Pionierstraße, der Stadtgrenze zu mindestens die drei dargestellten Varianten Falkensee und dem Spektegrünzug. 3. zeitnah und detailliert untersuchen zu las- Die Siedlung besteht hauptsächlich S‑Bahn bis Finkenkruger Weg (über sen, damit die für die Fahrgäste sinnvollste aus 5- bis 8‑geschossigen Gebäuden, S‑Bahnhof Nauener Straße und S‑Bahn‑ und attraktivste Variante zur Ausführung die durch etliche Punkthochhäuser mit hof Klosterbuschweg) gelangt. Seit 1965 wartet das Falkenhage- bis zu 17 Etagen ergänzt werden. Ein- Verlängerung der S‑Bahn entlang der Tras- ner Feld auf eine attraktive Schienenanbin- gelagert sind Grünflächen (Kiesteich, se der Hamburger Bahn mit S‑Bahnhof an dung. Die sich heute bietende Chance darf Spektelake) sowie Einfamilienhaussied- der Nauener Straße, S‑Bahnhof am Kloster- nicht vergeben werden. (fm) lungen aus den 1930er Jahren (z. B. die buschweg, S‑Bahn-Endstation am Finken- Westfalensiedlung um die Iserlohner kruger Weg. Straße). Haupterschließung ist die Hier würde die Gartenstadt Staaken er- 6-spurige Falkenseer Chaussee, die die schlossen, ebenso die Siedlung Albrechts- Siedlung der Länge nach durchschnei- hof und über einen Fußweg die Siedlung det. Ursprünglich war unter der Fal- am Hochhausweg. Eine Verknüpfung mit kenseer Chaussee eine U‑Bahn geplant, dem Bus in Nordsüd-Richtung ist gut mög- die, abgesehen von Vorleistungen im lich. U‑Bahnhof Rathaus Spandau, nie aus- Der S‑Bahnhof Finkenkruger Weg könn- geführt wurde, aber immer noch im te den bestehenden Regionalbahnhof Flächennutzungsplan enthalten ist. Die ­Albrechtshof ersetzten. Albrechtshof liegt ÖPNV-Erschließung erfolgt ausschließ- nur 500 Meter vom Regionalbahnhof See- lich über Busse (hauptsächlich M 37) gefeld sowie 1000 Meter von einem S‑Bahn- mit tagsüber 18 Fahrten pro Stunde und hof Finkenkruger Weg entfernt. Auf diese Bahnübergang der hvle an der Seegefelder Richtung. Das Hauptziel der Fahrgäste Weise kann die verbleibende Regionalbahn Straße, Blick Richtung Westen. sind die Altstadt und der ÖPNV-Knoten nach Falkensee beschleunigt werden. Bahnhof Spandau. Möglichkeit des späteren Weiterbaus der S‑Bahn Richtung Falkensee.

3a Besuchen Sie uns im Internet S‑Bahn bis Albrechtshof (Straße 339) www.igeb.org über S‑Bahnhöfe Nauener Straße und Berliner Fahrgastverband IGEB Klosterbuschweg Variante 3a entspricht der Variante 3, ent- www.bahnkunden.de hält aber einen S‑Bahnhof Albrechtshof Deutscher Bahnkunden-Verband statt Finkenkruger Weg. www.gve-verlag.de Dieser Bahnhofsstandort ist traditionell GVE-Verlag beim Wiederaufbau der Hamburger Bahn in den 1990er Jahren berücksichtigt wor- Der S‑Bahnhof Falkenseer Chaussee würde www.s‑bahn-museum.de den. Hier hielten bereits von 1951 bis 1961 auch das südwestlich dieses Bahnhofs gele‑ Berliner S‑Bahn-Museum S‑Bahn-Züge. Dieser Standort ist heute gene Naherholungsgebiet Spektegrünzug aber nicht mehr optimal, da er sich am Ran- mit dem Kiesteich/Spektesee erschließen. 10 ! SIGNAL 3/2008 IGEB S‑Bahn und Regionalverkehr Fahrgäste beide Bundesländer profitieren, werde die Maßnahme vom Bund nicht fi- nanziert. Mit dieser Argumentation hat S‑Bahn nach Falkensee abgefahren? sich der Bund aus dem S‑Bahn-Vorhaben Berlin-Spandau—Falkensee praktisch ver- Spandau profitiert, Falkensee weniger abschiedet. Dabei wäre es angesichts wachsender Die lange erwartete Untersuchung „Standardisierte Bewertung S‑Bahn Falkensee“ Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr der Intraplan Consult GmbH kommt zu einem Nutzen-Kosten-Faktor von 1,27 bzw. sinnvoll, eine fahrgastfreundliche Variante 1.31. Diese Werte über 1,0 zeigen an, dass der volkswirtschaftliche Nutzen einer zu untersuchen, bei der sowohl die S‑Bahn S‑Bahn-Verlängerung von Spandau nach Falkensee höher wäre, als die Kosten. Den‑ als auch Regionalzüge nach Falkensee ver- noch will der Bund seine Zusage zur Finanzierung dieser unter die „teilungsbeding‑ kehren. Doch weil das in die Schublade „un- ten Lasten“ fallenden Strecke nicht einhalten. wirtschaftlicher Parallelverkehr“ gepackt wird, wurde eine solche Variante gar nicht Der Faktor 1,27 wurde für eine Variante er- steigefreie Regionalbahnverbindung auf die erst untersucht. rechnet, bei der alle Regionalverkehrszüge, Berliner Stadtbahn. Deshalb ist der günsti- die heute noch über die Berliner Stadtbahn ge Faktor nur auf die sehr guten Werte auf Fragen bleiben offen verkehren, in Falkensee enden. Damit sol- Berliner Stadtgebiet zurückzuführen. Hier Auch nach Lektüre der Nutzen-Kosten- len Kosten für einen „Parallelverkehr“ von steigen durch die neuen Haltepunkte der Untersuchungen bleiben allzu viele Fragen Regional- und S‑Bahn-Zügen vermieden S‑Bahn auf Spandauer Gebiet (Nauener Stra- offen. So ist unklar, von welcher S‑Bahn- werden. ße und Hackbuschstraße) die Fahrgastzah- Infrastruktur genau ausgegangen wird. Die Diese Lösung erzielt einen großen Nutzen len auf diesem S‑Bahn-Abschnitt erheblich. Studie stützt sich auf eine Grobplanung für Berlin und einen nur geringen für Bran- So werden in der S‑Bahn zwischen Falken- von DB Netz, die einen eingleisigen Ausbau denburg, weil die Regionalverkehrskunden see und Seegefeld 2000 Fahrgäste pro Tag mit Begegnungsstellen vorsieht. Bis Hack- in Falkensee zwangsweise auf die S‑Bahn prognostiziert, zwischen Hackbuschstraße buschstraße soll in der Hauptverkehrszeit umsteigen müssen, wenn sie nach Berlin und Nauener Straße sind es aber bereits ein 10-Minuten-Takt angeboten werden, an- zum Zoo oder zum Alex wollen. Laut der 14 900, und den Spandauer Hauptbahnhof sonsten ist eine Bedienung alle 20 Minuten Studie würden aus dem Havelland deshalb erreichen 21 700 mit der S‑Bahn von Westen bis Bf Falkensee geplant. sogar 300 Fahrgäste pro Tag weniger mit aus. Es wurde in der Untersuchung davon öffentlichen Verkehrsmitteln nach Berlin Die abwandernden Fahrgäste aus Falken- ausgegangen, dass die RE4 und RE2 über fahren als mit einem attraktiven Regional- see werden durch die viel höhere Zahl der Jungfernheide in den Hauptbahnhoftunnel verkehrsangebot. Mit der S‑Bahn-Variante neu gewonnenen Fahrgäste in Spandau geführt werden, obwohl das gemäß Landes- verlängert sich also die Fahrzeit nach Berlin, um ein vielfaches ausgeglichen. Unter dem nahverkehrsplan für den RE2 Rathenow— so dass laut Studie heutige Fahrgäste zum Strich steht also ein deutlicher Fahrgastzu- Cottbus nicht geplant ist. Das begründet der Auto abwandern. wachs. Gutachter mit einem alten Planungsstand. Aber Falkensees Bürgermeister Heiko Somit wird die S‑Bahn in der Untersu- Protest aus Müller (SPD) hat sich gegen die S‑Bahn aus- chung sogar bevorteilt, da eine „schnelle Nach verständlichem Protest aus dem Land gesprochen. Er favorisiert einen Ausbau der Konkurrenz“ auf die Stadtbahn vermieden Brandenburg wurde zusätzlich eine Variante Regionalbahn, möglichst mit einem dritten wird. untersucht, bei der die RB von Nauen in der Gleis zwischen Bahnhof Spandau und Fal- Auch in Spandau wurden heftige Anpas- HVZ wenigstens bis verkeh- kensee. Unzufrieden zeigten sich auch die sungsmaßnahmen angenommen: So wurde ren. Diese Variante erbrachte den Nutzen- Havelländer und die Landesregierung. die Hälfte der M37er-Fahrten aus dem Fal- Kosten-Faktor von 1,31. Aber auch in dieser Doch dem Bund kam diese Situation sehr kenhagener Feld vom Rathaus Spandau ab- Variante verlieren die Havelländer ihre um- gelegen: Wenn von einer Variante nicht die gekoppelt. Stattdessen sollen die Fahrgäste

Das Fahrgastzentrum ist umgezogen – jetzt im Bahnhof Berlin-! … oder kommen Sie vorbei zu den Treffen Besuchen Sie uns der Arbeitsgruppen des Berliner Fahrgast- … im Fahrgastzentrum Berlin, verbands IGEB. im S‑Bahnhof Lichtenberg! Besucher sind herzlich willkommen! Das Fahrgastzentrum ist eine gemeinsame Ein- dienstags ab 19 Uhr richtung des Berliner Fahrgastverbands IGEB, (jeder 2. und 4. Di im Monat) des deutschen Bahnkunden-Verbands DBV (LV Abteilung Stadtverkehr Berlin-Brandenburg) sowie des GVE-Verlages (Straßenbahn, Bus, U‑Bahn, Fähre) und des Berliner S‑Bahn-Museums. mittwochs ab 17 Uhr Gerne informieren wir Sie über Aktivitäten der Abteilung Fernverkehr … Öffnungszeiten Verbände sowie Ihre Möglichkeiten zur Mitar- (Personenfern- und Güterverkehr) beit und Unterstützung. Montag bis Freitag 13 bis 19 Uhr freitags ab 20 Uhr Bei IGEB und DBV erhalten Sie aktuelle verkehrs- Fahrgastzentrum Berlin Abteilung S‑Bahn und (im Empfangsgebäude Untergeschoss) politische Informationen für Fahrgäste. Die GVE- Regionalverkehr Verlagsbuchhandlung hält aktuelle verkehrspo- S-Bhf Lichtenberg, 10317 Berlin litische und -historische Literatur sowie antiqua- Telefon (030) 78 70 55-11 Fax -10 rische Ware bereit, außerdem die aktuellen und igeb.org bahnkunden.de

älteren Ausgaben der Zeitschrift SIGNAL. #FSMJOFS'BISHBTUWFSCBOE Verlag GVE gve-verlag.de s-bahn-museum.de

SIGNAL 3/2008 11 am neuen S‑Bahnhof Nauener Straße in die Für die Praxis sinnvoll wäre die Betrach- Bahnübergang der Falkenseer Chaussee. S‑Bahn umsteigen. Das ist wenig attraktiv, tung der Führung der S‑Bahn bis Finken- Hier könnten wirkliche Fahrzeitvorteile für denn die S‑Bahn fährt nur in der HVZ alle krug, um die flächig besiedelte Gemeinde die Bewohner des drittgrößten Neubauge- 10 Minuten, sonst alle 20. Viele Fahrgäste Falkensee besser zu erschließen. Ferner bietes in West-Berlin erzielt werden. haben den Verkehrsknoten Rathaus als Ziel, dürfen S‑Bahn und Regionalverkehr nicht Ziel muss es sein, sowohl für die Spandauer um sich dort für U‑Bahn, Regionalbahn oder als Konkurrenz, sondern müssen als Ergän- als auch für die Falkenseer und Brieselanger weitere Buslinien zu entscheiden oder in der zung betrachtet werden. So verkehren z. B. Interessen eine Lösung anzubieten, von der Altstadt einzukaufen, zu Behörden oder zum nach Erkner, Potsdam, Bernau, Ahrensfelde alle profitieren. Dem käme eine Gleichstrom- Arzt zu gehen. Ein zusätzlicher Umstieg an und Strausberg auch S‑Bahn UND schnelle S‑Bahn bis Finkenkrug und die weitgehende der Nauener Straße für einen guten Kilome- Regionalzüge, gewissermaßen als Express- Beibehaltung des Regionalverkehrsangebo- ter S‑Bahnfahrt ist schwerlich als attraktiv zu S‑Bahn. tes am nächsten. bezeichnen. Das brandenburgische Ministerium für Inf- Bahnhofsstandorte optimieren rastruktur und Raumordnung (MIR) als Bestel- Begrenzte Aussagekraft für die Praxis Ferner sind die Bahnhofsstandorte auf ler des Regionalverkehrs hat allerdings schon Die hier untersuchten Varianten sind im Spandauer Gebiet zu optimieren. Sinnvoller angekündigt, dass – unabhängig vom Bau der Detail nicht immer fahrgastfreundlich. Das als der Standort Hackbuschstraße wäre zum S‑Bahn – die RB10/14 grundsätzlich bis Char- mag an der grundsätzlichen Charakteristik Beispiel ein Haltepunkt am Klosterbusch- lottenburg zurückgezogen wird, da die Ver- einer „Standardisierten Bewertung“ liegen, weg. Der Bahnhof Albrechtshof wäre am bindung zum Flughafen BBI künftig durch den deren Aufgabe es ist, eine Infrastrukturin- Finkenkruger Weg deutlich besser aufgeho- Tunnel geführt werden soll. Der RE6 entfällt vestition volkswirtschaftlich zu bewerten. ben als am bisherigen Standort in direkter perspektivisch in Falkensee ebenfalls. Im Mai Bestellerkosten werden dort zum Beispiel Nähe zum Bahnhof Seegefeld. So können 2006 war schon der RE5 auf die Stettiner Bahn überhaupt nicht betrachtet. Der Ergebnis- die Fahrgastzahlen für die S‑Bahn zusätz- umgelegt worden. Bisher profitierte Falken- Indikator größer 1,0 gibt nur an, ob eine lich gesteigert werden, ohne dass die Passa- see vom Umleitungsverkehr. Diese Zeit neigt Infra­strukturfinanzierung durch Bundes- giere von der Regionalbahn auf die S‑Bahn sich dem Ende. Eine langfristige, leistungsfähi- mittel möglich ist. Eine Aussage über die zwangsumgeleitet werden. ge und attraktive Lösung muss also her. Finanzierung des Betriebes wird nicht ge- Die Studie ist im Internet auf der Seite des troffen und ist auch nicht Fragestellung der Beste Lösung für Spandau Ministeriums für Infrastruktur und Raum- „Standardisierten Bewertung“. Hierfür sind und für Falkensee gesucht ordnung (MIR) herunterzuladen (www.mir. weitere Untersuchungen notwendig. Untersuchenswert wäre ebenso eine Füh- brandenburg.de). Diese Veröffentlichung Es wäre sinnvoll gewesen, im Gutachten rung der S‑Bahn auf dem Gleis der Havellän- und die neue Transparenz des Ministeriums weitere Varianten zu untersuchen. dischen Eisenbahn (Bötzowbahn) bis zum sind ausdrücklich zu begrüßen. (fm)

aus: Diesen Artikel (Seite 8-10) gibt es auch im Internet unter SIGNAL www.igeb.org -> Positionen

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