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MUSTER

Betrieb & Infrastruktur Was im ÖPNV jetzt ansteht: Interview mit VDV-Präsident Ingo Wortmann

Verkehrsplanung & Organisation Nahverkehr im Vorwärtsgang – möglich auch in der Region

Technik & Umwelt Große Rückblicke auf IAA Nutzfahrzeuge und InnoTrans

Finanzen & Recht Anlagen-Management-System erfolgreich einführen

Kunden & Marketing Fahrgäste testen Check-in/ People Mover Check-out-System und neuen Tarif Alternative Verkehrssysteme schließen Angebotslücken

MUSTER MEHRMEHR WISSEN, WISSEN, MEHR WISSEN, BESSERBESSER ENTSCHEIDEN ENTSCHEIDEN BESSER ENTSCHEIDEN

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© DVV© DVV Media Media Group Group GmbH GmbH Persönliche Ausgabe, Frau Gau, DVV Media Group GmbH , Hamburg, Kd.Nr.: 910101010, Abo-Nr. 532760. Weitergabe an Dritte urheberr echtlich untersagt. Persönliche Ausgabe, Frau Gau, DVV Media Group GmbH , Hamburg, Kd.Nr.: 910101010, Abo-Nr. 532760. Weitergabe an Dritte urheberr echtlich untersagt.

© DVV Media Group GmbH Persönliche Ausgabe, Frau Gau, DVV Media Group GmbH , Hamburg, Kd.Nr.: 910101010, Abo-Nr. 532760. Weitergabe an Dritte urheberr echtlich untersagt. MARTIN HUSMANN GASTKOMMENTAR MUSTER

E-Mobilität im SPNV: Eine Aufgabe für alle

ie Bundesregierung plant, bis 2050 die Treibhaus­ und der fachliche Austausch aller Beteiligten sind für die gas emissionen um mindestens 80 Prozent zu Wirtschaftlichkeit und das Gelingen des Vorhabens von ent­ senken. In einigen Städten mit hoher Stick­ scheidender Bedeutung. Die Fahrzeughersteller wissen, wie Doxidbelastung wurden inzwischen Fahrverbote die Züge technisch für das Netz beschaffen sein müssen und für Dieselfahrzeuge verhängt. Entsprechend hoch sind die können frühzeitig die entsprechenden Kosten beurteilen. Auf Erwartungen an den Öffentlichen Personennahverkehr, die kürzeren Streckenabschnitten von rund 80 km genügt die Ka­ Klima bilanz von und Bahn weiter zu verbessern und pazität der Batterien für den Antrieb der Züge. Bei größeren einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. In zahlreichen Reiseweiten bedarf es jedoch einer zusätzlichen Ladeinfra­ Städten im Verkehrsverbund Rhein­Ruhr sind bereits Hybrid­ struktur, um die Akkumulatoren der Züge zwischenzeitlich busse, zum Teil sogar rein elektrisch betriebene Busse unter­ aufladen zu können. Technisch ist dies kein Problem. Aller­ wegs. Warum also nicht Züge mit innovativen Antrieben ver­ dings müssen die DB Netz AG als deutschlandweit zuständi­ sehen, um den Diesel auch im Schienenpersonennahverkehr ger Netzbetreiber und die DB Energie GmbH entsprechende in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken? Die Fahrzeug­ Planungen vorantreiben und sich verpflichten, dass die nö­ technik ist ausgereift genug, um solche Vorhaben ernsthaft tige Ladeinfrastruktur rechtzeitig und dauerhaft für den Be­ in Angriff zu nehmen. trieb der neuen Züge zur Verfügung steht. Dies ist bislang nicht der Fall und wird im Zweifelsfall dazu führen, dass das In den letzten Jahren hat jeder Hersteller von Schienenfahr­ Projekt scheitert. Hier zeigt sich deutlich: Die Energie­ und zeugen alternative Antriebe für einen lokal emissionsfreien Verkehrswende ist kein Selbstläufer. Alle Beteiligten müssen SPNV entwickelt: seien es Lösungen mit Brennstoffzellen sich ihrer Verantwortung für den Erfolg solcher innovativer oder Batterie­elektrische Züge. Sie bieten die Chance, die Vorhaben bewusst sein. Klimabilanz des Schienenpersonennahverkehrs weiter zu verbessern. Voraussetzung ist, dass sie zu adäquaten Lebens­ zykluskosten aus Kaufpreis plus Wartungs­, Instandhal­ tungs­ und Energiekosten wirtschaftlich beschafft und auch betrieben werden können. Ist dies der Fall, sind solche Inves­ titionen häufig sinnvoller als die vollständige Elektrifizierung von heutigen Dieselstrecken. Denn diese ist bei Kosten von mehr als einer Million Euro pro Kilometer Strecke oftmals nicht wirtschaftlich. Auch der zeitliche Aufwand ist erheblich: Fünf bis zehn Jahre vergehen im Schnitt von den Planungen und Machbarkeitsstudien bis hin zur eigentlichen Elektrifi­ zierung.

Im Rahmen des aktuellen europaweiten SPNV­Vergabever­ Martin Husmann fahrens zum Niederrhein­Münsterland­Netz setzt der VRR Martin Husmann ist Vorstandssprecher deshalb auf innovative Antriebe. Die Expertise der Bieter des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR)

3 INHALT MUSTER Foto: Leitner ropeways Foto: GmbH Rhein-Main-Verkehrsverbund Foto: Lothar Kuttig Foto:

BETRIEB VERKEHRSPLANUNG TECHNIK & INFRASTRUKTUR & ORGANISATION & UMWELT

3 E-Mobilität im SPNV: 40 Servicekette „Informieren – 6 Elektrobusse auch Eine Aufgabe für alle Buchen – Bezahlen – Fahren“ im Regionalverkehr? Martin Husmann aus einer Hand Das Projekt Elektrobuseinsatz F+E-Projekt ReKoMo vernetzt bei der KVG Braunschweig zeigt Möglichkeiten und die 28 „Wir benötigen schnellere Mobilitätsangebote intelligent in einer App künftige Ausrichtung auf Planungsprozesse“ Christine Haban Andrea Seegmüller Interview mit dem neuen Andreas Köhler Axel Gierga VDV-Präsidenten Daniel Merkl Ingo Wortmann René Pessier 12 Alternative Antriebe Till Sommerfeld für den Linienbus 32 Ersatzverkehre bei im Vordergrund Großbaustellen richtig 54 ÖPNV auf dem Land Ein Messerückblick auf die organisieren im Vorwärtsgang 67. IAA Nutzfahrzeuge 2018 Auswirkungen von Verdreifachung des Angebots Reinhard Fritsch längerfristigen Strecken- im Landkreis Starnberg von sperrungen im Nahverkehr 2011 bis 2019 – Umsetzung 18 InnoTrans: Bahnmarkt Martin Husmann und Weiterentwicklung eines ganzheitlichen wächst weltweit jährlich Überplanungskonzepts um 2,7 Prozent 46 Über den Stau hinweg Andreas Hanitzsch Die Bahnfachmesse bestätigt ÖPNV horizontal am Seil 2018 erneut mit Rekord-Zahlen Kurt Metz ihre Stellung als Welt-Leitmesse der Branche und wartet mit einer enormen Themenvielfalt auf Friedhelm Bihn

23 Regionalzüge „rockten“ die InnoTrans 2018 Sie finden DER NAHVERKEHR Beilagenhinweis: Fahrzeuge für den SPNV mit bibliographischem Archiv und und den kommunalen aktuellen Terminen unter: Der Gesamtauflage dieser Ausgabe liegt ein Prospekt des Ministeriums für Schienenverkehr auf der http://www.busundbahn.de/archiv/ Bahnleitmesse 2018 in Berlin – Verkehr Baden-Württemberg bei. der-nahverkehr.html ein Rückblick auf einige Wir bitten freundlichst um Beachtung. Highlights der Ausstellung Lothar Kuttig

4 INHALT MUSTER EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, am Tag nach seiner Wahl zum VDV-Präsi- denten stand Ingo Wortmann den DVV-Medien, also Nahverkehrs-Nach- richten, NaNa-Brief und dem NAHVER- KEHR, Rede und Antwort. Das Interview mit ihm, der auch Vorsitzender des Bei- rats dieser Zeitschrift ist, lesen Sie auf den Seiten 28 – 3 1. Zu den vielen The- men, die dort erörtert wurden, zählt die anstehende Elektrifizierung des ÖPNV dort, wo dies noch nicht erfolgt ist, also vor allem im Busbereich. Sie ist auch ein Themenschwerpunkt dieser Ausgabe des NAHVERKEHRS. Besonders schwer

Foto: © Leipziger Gruppe Foto: Hess Carrosserie Foto: tun sich zurzeit Elektrobusse im Regio- nalverkehrsbereich aufgrund der dort üb- lichen größeren Fahrleistungen. Dass die Einführung aber gezielt möglich ist, be- FINANZEN KUNDEN richten Andrea Seegmüller und Axel & RECHT & MARKETING Gierga in ihrem Aufmacher. Im Schienen- bereich wird zwar der größte Teil der Ver- kehrsleistungen bereits „unter Strom“ er- 60 Veränderungen 35 Testlauf für bracht. Es gibt aber ein großes Neben- richtig gestalten elektronischen Tarif streckennetz, das auch langfristig nicht Einführung eines VRR ließ Kunden sowohl elektrifiziert werden wird. Hier sind Batte- zukunfts orientierten Check-In/Check-out als rie- und Brennstoffzellenantrieb interes- Anlagen-Management-Systems auch einen Entfernungstarif sante Alternativen. Die Voraussetzungen bei den LVB ausprobieren einer erfolgreichen Implementierung Dirk Sikora Frank Merten Mark Binder schildert Martin Husmann im Kommentar. Hans-Joachim Mentz Ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausga- Julia Lebert STANDARDS be sind alternative Verkehrssysteme, wie etwa Seilbahnen. Sie erobern Markt- 73 Termine + Veranstaltungen MARKTPLATZ lücken und gewinnen damit eine – natür- Vorschau lich sehr begrenzte – Bedeutung auch für den urbanen Nahverkehr. Unser Au- 74 Impressum 68 SwissTrolley plus – der tor Kurt Metz hat in seinem Beitrag einen Fachbeirat Trolleybus der Zukunft Blick über die Grenzen Deutschlands, Inserenten 69 Digitale und interaktive der EU und Europas geworfen und be- Fahrgast-Informations- richtet beispielsweise aus Istanbul und systeme Kalifornien. Schließlich werfen wir einen Blick zurück auf die beiden großen Leit- LITERATUR messen InnoTrans und IAA Nutzfahr- zeuge. 70 Digitalisierung im Verkehr Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wün- 71 Lenk- und Ruhezeiten im sche ich eine anregende Lektüre sowie Straßenverkehr ein besinnliches Weihnachtsfest und ei- nen guten Übergang in ein glückliches 72 Ein Tunnel-Thriller neues Jahr.

DER NAHVERKEHR ist offizielles Titelbild: Organ des Sie heißen People Mover, Cable Liner oder Ihr MiniMetro: Alternative Betriebsformen mit Seilantrieb erobern weltweit Marktnischen im urbanen Nahverkehr, so auch in Istanbul. Foto: Bartholet Seilbahnen Lothar Kuttig

5 MUSTER Foto: KVG Braunschweig KVG Foto: Abb. 1: Einer von drei E-Bussen der KVG Braunschweig im Zentrum von Wolfenbüttel. Elektrobusse auch im Regionalverkehr?

Das Projekt Elektrobuseinsatz bei der KVG Braunschweig zeigt Möglichkeiten und die künftige Ausrichtung auf B. Eng. Andrea Seegmüller, Hamburg; Dipl. Vw. Axel Gierga; Salzgitter

eit Februar 2017 drehen drei Im April 2018 wurden die Projekterfahrun- triebsabläufe optimal aufzustellen, wurde Elektrobusse zuverlässig ihre gen gemeinsam mit Evakon ausgewertet ein Elektrobusgesamtkonzept erstellt, das Runden im Verkehrsgebiet der und mündeten in einem Gutachten auf eine Kostenabschätzung und Wirtschaft- SKVG Braunschweig. Sie durch- dessen Basis der Aufsichtsrat die Be- lichkeitsbetrachtung sowie eine Hand- fahren die eher ländlich geprägte Region schaffung von weiteren 45 Elektrobussen lungsempfehlung beinhaltet. in Salzgitter, Wolfenbüttel und im Land- beschlossen hat. Damit werden rund ein kreis Helmstedt. Das Unternehmen, sein Viertel der KVG-Busse in den nächsten Die KVG Braunschweig bedient – anders, Aufsichtsrat und die kommunalen poli- fünf Jahren elektrisch angetrieben sein. als es der Name erwarten lässt – die Regi- tischen Entscheidungsträger haben sich Die Untersuchung von Evakon hat zu- on südlich von Braunschweig. Hier leistet bereits 2015 auf ein Pilotprojekt zum Test nächst die betrieblichen Anforderungen sie mit 186 eigenen sowie einer Reihe von von Elektroantrieben geeinigt. Damit ha- für den Einsatz und die Instandhaltung Nachunternehmerbussen rund 10,2 Mio ben die KVG-Gesellschafter ein klares von Elektrofahrzeugen betrachtet und die km pro Jahr und befördert 12,8 Mio Fahr- Statement für einen nachhaltigen ÖPNV damit einhergehenden Infrastrukturverän- gäste. Da die Reichweitenproblematik in in der Region südlich von Braunschweig derungen sowie resultierende wirtschaft- den letzten Jahren die Diskussion um Elek- abgegeben. Die Entscheidung wurde liche Einflussgrößen unter Einbeziehung tromobilität stark dominiert hat, ist es zu- durch die globalen Umweltschutzziele des möglicher Förderungen abgeschätzt. Um nächst nicht naheliegend, Elektrobusse im Pariser Abkommens sowie die Nachhal- sich hinsichtlich der reibungslosen Be- Regionalverkehr zu testen. Dennoch wurde tigkeitsstrategie des Regionalverbandes triebsabwicklung, sowie der Wirtschaft- das Projekt „LEO“ (Linienbetrieb mit Elek- Großraum Braunschweig maßgeblich be- lichkeit des Gesamtsystems Elektrobus trischen Omnibussen) aus der Taufe geho- einflusst. und damit auch in Bezug auf die Be- ben. Im Projekt sollten folgende Aspekte

6 TECHNIK & UMWELT MUSTER im praktischen Betrieb bei der KVG be- de eine europaweite Ausschreibung durch- hierbei nicht nur im Tagesverlauf, sondern trachtet werden: geführt, bei der sich der Hersteller Sileo auch innerhalb des Jahres durch Ferienzei- durchsetzen konnte. Die beiden E-Solobus- ten stark. Neben den Schülerverkehren sind – Komfort für Fahrgäste und Anwohner, se sind in Salzgitter-Lebenstedt und Wol- die Busse der KVG im Stadtverkehr und – Praxistauglichkeit der Busse, fenbüttel stationiert. Diese Fahrzeuge sind auf Schnell- und Regionalbuslinien mit – technische Anforderungen an Betriebs- seit Anfang des Jahres 2017 Teil des Fuhr- langen Umläufen eingesetzt. Eine Überar- höfe, Werkstatt und Personal, parks der KVG und dienen dem ausgiebigen beitung der heute gefahrenen Umläufe für – Sicherheitsanforderungen, Test der Technologie, von Einsatzmöglich- den Elektrobuseinsatz sollte aufgrund der – Energieverbrauch und Reichweiten. keiten sowie dem Erfahrungsgewinn hin- Auswirkungen auf die Dienstpläne bei der sichtlich Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit Konzepterstellung durch Evakon vermie- Am Ende galt es festzustellen, ob für das und Komfort für die Fahrgäste. Der E-Mi- den werden, weshalb der E-Buseinsatz auf Unternehmen ein wirtschaftlich tragfähi- dibus ist seit Frühjahr 2018 in Helmstedt Basis der heute geleisteten Umläufe unter- ges Elektromobilitätskonzept realistisch eingesetzt. Mit diesem neueren Bus kann sucht wurde. Da Elektrobusse einen Kos- ist. Bei der wirtschaftlichen Tragfähigkeit auch die jüngste Fahrzeuggeneration mit tenvorteil gegenüber den Dieselbussen nur spielen auch die Vorgaben des nieder- den neuesten Batteriezellen von Sileo dem bei den Betriebskosten ausspielen können, sächsischen Fördergebers, der Landesnah- Praxistest unterzogen werden. ist ein mehrkostenneutraler Einsatz nur bei verkehrsgesellschaft Niedersachsen, eine möglichst hohen Laufleistungen erreich- zentrale Rolle. So sind die Höhe der Förde- Herausforderungen bar. Darüber hinaus kommen die positiven rung aber auch die Randbedingungen und des Regionalverkehrs Umwelteffekte, Reduktion der Lärm- und hier eine jährliche Mindestlaufleistung von Schadstoffemissionen, umso stärker zum rund 30.000 km wesentliche Parameter. Als Verkehrsunternehmen im Regionalver- Tragen, je mehr die Fahrzeuge eingesetzt kehr befördert die KVG Braunschweig der- werden. Im Rahmen des bereits 2016 gestarteten zeit größtenteils Schüler in den Früh- und Projektes hat die KVG zwei E-Solobusse und Spätspitzen auf kurzen Umläufen. Die Aus- Mit den heute am Markt verfügbaren Elek- einen Midi-Elektrobus beschafft. Dafür wur- lastung durch Schülerverkehre schwankt trobussen sind noch nicht alle langen

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7 TECHNIK & UMWELT MUSTER ist, hat sich die KVG dafür entschieden, Zur Autorin die fossile Zusatzheizung beizubehalten. Die Busse sind für den Sommerbetrieb mit B. Eng. Andrea Seegmüller (29) ist seit 2016 bei der Evakon GmbH in Ham- burg als Projektleiterin für die Erstellung von Einsatzkonzepten für Elektro- Aufdachanlagen klimatisiert, und im glei- busse und die Einführung von Vertriebssystemen bei Verkehrsunternehmen chen Verbrauchsumfang kann der Bus auch tätig. Sie studierte an der Fachhochschule Erfurt Verkehrs- und Transport- wesen und beschäftigte sich bereits im Studium intensiv mit dem wirtschaftli- elektrisch geheizt werden. Damit bleiben chen Einsatz von Elektrobussen im ÖPNV. vergleichsweise kurze Zeiträume, in denen die Zusatzheizung benötigt wird.

Fahrzeugauswahl und E-Bus-Anteil Zum Autor am Gesamtverkehr Dipl. Vw. Axel Gierga (54) kam 2011 von der HEAG Mobibus, Darmstadt als Geschäftsführer zur KVG Braunschweig in Salzgitter. Vom 1. Januar 2014 Die Projekterfahrung zeigt, dass die aus- bis zum 31. März 2017 war er zudem als Geschäftsführer der Verbundgesell- gewählten Busse im Fahrgastbetrieb im schaft Region Braunschweig GmbH bestellt. gesamten Jahr die Einsatzreichweite von 200 km sicher einhalten können, ohne in den kritischen Bereich der Speicherentla- dung zu kommen. Vereinzelt wurden test- weise Tagesleistungen von 300 km abgefor- dert und erreicht. Dabei hat sich die KVG – vor dem Hintergrund des technischen Standes von 2016 – für eine Ladekapazität Umläufe mit geteilten Diensten der KVG niedriger als bei Dieselbussen und limi- von 230 kWh je Solobus entschieden. zu besetzen; die unterstellten Fortschritte tiert daher die Möglichkeit eines Einsatzes. in der Batterieentwicklung werden jedoch Zudem ist die Dauer des anschließenden Die Untersuchung der heute gefahrenen in absehbarer Zeit dazu führen, dass die- Ladevorgangs nicht mit der des Tankens zu Umläufe auf ihre Einsatzdauer beziehungs- se Einschränkung entfällt. Ausgehend von vergleichen, sodass sich zwangsläufig eine weise -länge und damit Elektrobustaug- der Annahme, dass Batteriebusse als De- Pause zwischen zwei aufeinanderfolgenden lichkeit ergibt, dass unter Berücksichtigung potlader mit den derzeit maximal im Fahr- Fahrzeugumläufen ergibt. des heute am Markt befindlichen Elektro- zeug unterzubringenden Akkukapazitäten busangebots 48 konventionelle Fahrzeu- Dieselfahrzeuge noch nicht für alle diese Diese beiden betriebsbeschränkenden ge durch E-Busse ersetzt werden können. Einsatzfälle 1:1 ersetzen können, ergeben Aspekte sind relevant für die Umlaufbil- Konkret strebt die KVG daher die mittelfris- sich im direkten Vergleich veränderte Rah- dung und Fahrzeugeinsatzdisposition und tige Beschaffung von 45 weiteren Elektro- menbedingungen und Beschränkungen werden bei der KVG entsprechend berück- bussen an, was circa 25 Prozent der heu- für den Einsatz der Elektrofahrzeuge. Die sichtigt. Da die Einsatzreichweite im Re- tigen Flotte entspricht. Da die Umstellung Reichweite ist durch die Akkukapazität gionalverkehr das bestimmende Merkmal auf Elektrobusbetrieb in Bad Harzburg derzeit nicht geplant ist, werden die 45 Neufahrzeuge auf die Höfe Salzgitter-Bad, Salzgitter-Lebenstedt, Helmstedt und Wol- fenbüttel verteilt. Die Verteilung der Fahr- zeuge auf die Höfe erfolgt sukzessive und gleichmäßig, sodass zum Jahr 2023 auf je- dem Betriebshof zwölf E-Busse stationiert sind. Mit der Teilumstellung der Flotte auf Elektrobusse erbringt die KVG zukünftig jährlich 2,2 Mio km, also etwa 30 Prozent der Betriebsleistung elektrisch.

Umweltwirkung des Elektrobuseinsatzes

Die KVG hat mit den örtlichen Stroman- bietern Verträge über die Lieferung von nachhaltig produziertem Strom abge- schlossen. Wenn die Elektrobusbeschaf- fung der ersten Phase abgeschlossen ist, wird die KVG jährlich rund 930.000 Liter Kraftstoff weniger verbrennen, was ei-

nem CO2-Äquivalent von etwa 3200 t ent-

Foto: KVG Braunschweig KVG Foto: spricht. Gleichzeitig wird die Lärm-Emis- Abb. 2: Salzgitter wird ebenfalls von den E-Bussen bedient. sion bezogen auf die einzelnen Busse mit

8 TECHNIK & UMWELT MUSTER 60 bis 80 Prozent massiv reduziert. Der verbleibende Schall (im Wesentlichen ge- schwindigkeitsabhängig zwischen 20 und 40 Prozent) wird durch Wind-, Fahr- und Abrollgeräusche verursacht. In Fahrgast- und Bürgerbefragungen im KVG-Gebiet zeigte sich eine extrem hohe Akzeptanz für die neue Technologie.

Neue Infrastruktur für die Betriebshöfe

Neben der Auswahl und Beschaffung ge- eigneter Fahrzeuge ist die Ausrüstung der Betriebshöfe mit neuer Infrastruktur die wesentliche Aufgabe bei der Einführung von Elektrobussen. Ab einer bestimmten Fahrzeuganzahl gehören neben den Lade- geräten auch die Errichtung eines Trafos und die Erweiterung des Netzanschlusses

dazu. Um die Ladesäulen auf dem Be- Seegmüller Evakon/Andrea Grafik: triebshof mit Strom zu versorgen, müssen Abb. 3: Anwesende Fahrzeuge Betriebshof Salzgitter-Lebenstedt nach Fahrzeugtyp IST-Stand. die Stromanschlüsse aller Betriebshöfe deutlich aufgewertet und mit weiterer In- frastruktur wie einem Trafo verbunden wer- plarischen Verteilung der Ladezeitfenster in tausch zwischen dem Fahrzeug und dem den. Die Auslegung des „Hausanschlusses“ Salzgitter-Lebenstedt für den betrachteten Ladegerät ermöglichen. Hier sind Herstel- muss auf die maximale Leistungsentnah- Betriebstag. Die Fahrzeuge laden nach dem ler und Verbände aufgerufen, die Normung me (Spitzenlast) abgestimmt sein. exemplarisch betrachteten Tag nachts in der und Standardisierung voran zu treiben. Spitze mit knapp 0,4 MW. Für den Netzan- Die in der Untersuchung von Evakon erstell- schluss wurden Aufschläge für höhere La- Facetten des Betriebes – te energetische Auslegung der Betriebshö- deleistungen oder weitere Fahrzeuge, sowie Fahrzeuginstandhaltung fe wird exemplarisch für den Betriebshof in Leistungsanteile für den Betrieb der Werk- Salzgitter-Lebenstedt aufgezeigt. Auf der statt und Verwaltung auf dem Betriebshof Nicht nur im Betrieb gibt es Einsatzein- Basis von zwei repräsentativen Betriebsta- berücksichtigt, sodass die KVG in Summe schränkungen für die Elektrobusse. Min- gen der Tagesart Mo – Do (Schule) wurden mit 1,6 MW an das Mittelspannungsnetz destens in der Einführungsphase sind auch die Umläufe auf die zurückgelegte Entfer- angeschlossen ist und ein Trafo mit 630 kVA die Einsatzplanung und die Werkstätten nung zwischen Ein- und Ausrückzeit sowie auf dem Betriebshof installiert wurde. durch Ablaufänderungen und neue Anfor- auf „Elektrobustauglichkeit“ untersucht. derungen betroffen. Neben der Schulung Bei geteilten Diensten wurden zusätzlich Um mit dem gewählten Netzanschluss von Mitarbeitern in Fahrdienst und Werk- Standzeiten tagsüber auf dem Hof mit ein- langfristig auszukommen und künftig mög- statt wurden etablierte Instandhaltungs- bezogen, da die Fahrzeuge in diesen Zeiten licherweise zeitabhängig schwankende prozesse hinterfragt und notwendige Ver- nachladen können. Um die Betriebskos- Strompreise auszunutzen, wird die KVG änderungen definiert. Ein Schwerpunkt tenvorteile der Elektrobusse möglichst gut bei steigender Fahrzeuganzahl auf den Be- der Untersuchung lag auf dem Bereich der ausnutzen zu können, wurden die Umläufe triebshöfen ein intelligentes Lademanage- Werkstatt. Die Werkstätten der KVG auf ausgewählt, die lange Einsatzzeiten haben, mentsystem einsetzen. Diese Software, die allen untersuchten Betriebshöfen führen beziehungsweise viel Strecke zurücklegen. zur Steuerung der Ladevorgänge für alle sämtliche Reparaturen und Instandhal- Abbildung 3 zeigt die heutige Verteilung Elektrobusse auf einem Betriebshof einge- tungstätigkeiten an den Fahrzeugen selbst der Ein- und Ausrückzeiten in Salzgit- setzt wird, verfolgt das Ziel, der Bereitstel- durch. Nur in Einzelfällen werden Repara- ter-Lebenstedt in der Gesamtheit und nach lung jedes Fahrzeuges mit mindestens der turaufträge an Dienstleister vergeben. einzelnen Fahrzeugtypen. benötigten Strommenge für den nächsten Umlauf, unter Berücksichtigung der Ge- Aufgrund der Notwendigkeit, die sich aus Nach Überprüfung der Umläufe und ent- samtentnahme aus dem Stromnetz und der Verteilung der Busse auf die Höfe und sprechendem Einsatz der zwölf Elektrofahr- der Energiekosten. Um die betriebliche der Unabhängigkeit der Werkstätten ergibt, zeuge ergeben sich keine Veränderungen Flexibilität hoch zu halten, wird sicherge- werden die Hochvolt-Arbeiten auf allen in den Ein- und Ausrückzeiten. Ausgehend stellt, dass ein E-Bus zu jeder Zeit geladen Betriebshöfen stattfinden müssen. Nur von dem am Ende des Betriebstages für werden kann, also ein Platz mit Anschluss Salzgitter-Bad und Lebenstedt nutzen eine die Aufladung erforderlichen Energiebedarf an die Ladeinfrastruktur vorhanden ist. Da- gemeinsame Werkstatt für die E-Busse. und den heute verwendeten Ladeleistun- her ist eine Variable in der Ausgestaltung Neben der Bestellung einer verantwortli- gen der vorhandenen 64-kW-Ladegeräte der Ladeinfrastruktur die Schnittstelle zwi- chen Elektrofachkraft, die KVG setzt hier wurden die Ladevorgänge auf die zu Ver- schen dem Elektrobus und dem Ladegerät. zukünftig auf den Werkstattmeister jedes fügung stehenden Ladezeitfenster verteilt. Die Schnittstelle muss den Energiefluss si- Hofes, müssen die Mitarbeiter der Werk- Abbildung 4 zeigt die Lastkurve der exem- cherstellen und gleichzeitig den Datenaus- statt entsprechend ihrer Vorkenntnisse und

9 TECHNIK & UMWELT MUSTER tergebracht sind. Grundsätzlich sind für diese Arbeiten fest installierte Dachar- beitsstände die geeignete Ausrüstung. Für die Projektphase hat die KVG einen mobilen Dacharbeitsstand beschafft, mit dem bislang alle erforderlichen Arbeiten ausgeführt werden konnten. Um Fahrzeugtausche zwischen den Be- triebshöfen zu vermeiden, soll künftig jeder Betriebshof mindestens einen festen Dacharbeitsstand haben, um die Arbeiten vor Ort durchführen zu können.

Aufgrund der vergleichbar zentralen Lage Wolfenbüttels im Verkehrsgebiet der KVG wird zunächst nur dort ein fester Dachar- beitsstand installiert und die Fahrzeuge für Arbeiten am Dach werden dorthin über- führt. Damit werden hohe Investitionsauf- wände zeitlich verteilt, wobei zusätzliche

Grafik: Evakon/Andrea Seegmüller Evakon/Andrea Grafik: Arbeitsstände in die künftige Investitions- Abb. 4: Lastkurve Salzgitter-Lebenstedt. planung zu integrieren sind.

Insgesamt kommen die größten Prozess- künftigen Arbeitsgebiete am Elektrofahr- vor allem bei den Batterien nicht verwirkt veränderungen im Bereich der Instandhal- zeug qualifiziert werden. Diese Mitarbeiter werden und andererseits keine übermä- tung und Reparatur auf die KVG zu. Der bis- werden zu Elektrofachkräften für Arbeiten ßigen Aufwendungen in den Werkstätten lang bereits verfolgte Weg, alle Mitarbeiter an Bussen mit HV-Systemen ausgebildet. entstehen. In der Projektphase haben der der verschiedenen Arbeitsbereiche so Da die Arbeiten an den HV-Komponenten Hersteller Sileo und die KVG sehr inten- intensiv wie möglich zu schulen, bewahrt bei der KVG immer von zwei Personen ge- siv zusammengearbeitet, um betrieblich größtmögliche Flexibilität im Betrieb und meinsam durchgeführt werden müssen, handhabbare Lösungen zu finden, die gibt den Mitarbeitern Sicherheit im Um- von denen mindestens einer in Arbeiten auch die Standzeiten der Busse und die gang mit der neuen Technik. an HV-Systemen unterwiesen ist, müssen Arbeitskosten der Werkstatt „im Griff“ be- im Rahmen der Flottenerweiterung pro- halten. Dieser Prozess ist bis heute nicht Gleichzeitig wird Arbeitsunfällen aktiv portional zur Beschaffung weiterer Busse abgeschlossen. entgegengewirkt. Die Arbeitsschritte, die weitere Mitarbeiter ausgebildet werden. ◼ Zur Durchführung der Instandhaltungs- die tägliche Fahrzeugversorgung betref- In Salzgitter-Lebenstedt und Helmstedt anforderungen und Arbeiten an den fen, führen bei den Fahrpersonalen zu sollen jeweils sechs Personen und in Wol- HV-Komponenten wird geschultes Per- geringfügigen Änderungen im Fahrfertig- fenbüttel mindestens vier Personen qua- sonal benötigt. Bei der KVG werden die machen und Abstellen nach Abschluss lifiziert werden. Darüber hinaus müssen HV-Arbeiten grundsätzlich von zwei Mit- des Betriebstages. Einige der beschriebe- die gemäß Betriebssicherheitsverordnung arbeitern ausgeführt, davon eine Elek- nen Prozessanpassungen werden erst bei und Arbeitsschutzgesetz zu erstellenden trofachkraft für Arbeiten an Bussen mit einer größeren Anzahl von Elektrobussen Gefährdungsbeurteilungen und Arbeitssi- HV-Systemen. Bei Arbeitsunfällen kann notwendig und nur unter Zuhilfenahme cherheitsanweisungen aufgrund der neuen die zweite Person unmittelbar eingrei- einer entsprechenden Technik oder Soft- Gefährdungspotentiale der Elektrobus- fen, was bei Stromkontakt besonders ware umsetzbar. se überarbeitet und angepasst werden. wichtig ist, denn mit jeder weiteren Se- Herauszustellen sind die Gefahren durch kunde des Kontaktes werden die blei- Betriebswirtschaft HV-Systeme, neue (Werkstatt-)Infrastruk- benden Schäden schwerwiegender. tur sowie mangelhafte Qualifizierung und ◼ Die notwendigen Arbeitsmaterialien wie Zur Entscheidung für den Elektrobus- Gefahrenbewusstsein der Mitarbeiter. Schutzausrüstungen, isoliertes Werk- einsatz gehört auch die Einbeziehung zeug, und Diagnosegeräte sind bereits einer betriebswirtschaftlichen Betrach- Folgende Schwerpunkte wurden durch Eva- dreifach beschafft und auf den Höfen tung der mit dem Einsatz verbundenen kon für die Umstellung in der Instandhal- vorhanden. Mehrkosten. Diese wurde bei der KVG als tung identifiziert: ◼ Installation von Ladesäulen auch im Kostenvergleichsrechnung auf Basis der Werkstattbereich, sodass Fahrzeuge ge- Lebenszykluskosten durchgeführt. Die ◼ Instandhaltungsanforderungen in Bezug laden werden können, wenn an ihnen Berechnung der betriebswirtschaftlichen auf die Batterie und Antriebskomponen- Arbeiten außerhalb der HV-Komponen- Folgen des Elektrobuseinsatzes erfolgte ten stimmt die KVG mit dem E-Busher- ten stattfinden. unter Berücksichtigung der niedersäch- steller ab. Dabei muss darauf geachtet ◼ Arbeiten an oder auf dem Fahrzeug- sischen Förderkulisse. Danach werden werden, dass Anforderungen sich am dach werden nötig, da die Batterien E-Busse mit 40 Prozent der Anschaffungs- tatsächlichen Bedarf orientieren, damit und die Komponenten zur Steuerung kosten bis zu einem Maximalbetrag von einerseits Gewährleistungsansprüche, der Leistungselektronik meist dort un- rund 400.000 Euro (Solobus) gefördert.

10 TECHNIK & UMWELT MUSTER Die faktische Förderquote liegt durch die eingezogene Obergrenze niedriger. Die Berechnungen von Evakon zeigen, dass unter den Einsatzbedingungen der KVG pro Jahr ein Mehraufwand pro Elektrobus in Höhe von rund 3300 Euro entsteht. Da- bei stehen spürbar niedrigere Kosten im Betrieb dem deutlich höheren Investiti- onsaufwand mit seinen Folgekosten ent- gegen.

In der Gesamtkostenübersicht für den kom- pletten Betrachtungszeitraum lässt sich die Entwicklung passend vergleichen (Abb. 5). Der Wegfall der Fahrzeugförderung ist gut abzulesen und auch die Gesamtkostende- gression der Elektrofahrzeuge, sowie die Annäherung in den Gesamteinsatzkosten

wird deutlich. Wenn die prognostizierten Seegmüller Evakon/Andrea Grafik: Kostensteigerungen beziehungsweise -sen- Abb. 5: Gesamtkostenentwicklung im Betrachtungszeitraum bis 2023. kungen in den kommenden Jahren tatsäch- lich eintreffen werden, nähern sich Diesel- und Elektrofahrzeuge ab dem Jahr 2023 bis bei der KVG haben sie sich aber als sehr verkehrsplanerische Flexibilität erhalten zum Ausgleich in den Gesamtkosten an. zuverlässig erwiesen. Die aktuell von Sileo bleibt. Ein Zero-Emission-Betrieb wird in sicher dargestellten Reichweiten eröffnen der nächsten Zeit nicht darstellbar sein, Fazit einen Einsatzkorridor, genügen aber nicht da die Reichweitenrandbedingung höchs- immer und überall den Anforderungen im te Priorität genießt. Die KVG wird in den Drei E-Busse wurden im Dezember 2016 Regionalverkehr. Damit ist eine weiterge- nächsten Jahren ihren Verbrauch an fossi- ausgeliefert, im Januar 2017 ausgerüstet hende oder gar vollständige Umstellung len Kraftstoffen um rund 30 Prozent senken und getestet. Parallel fanden die Schulun- auf E-Antriebe im Regionalverkehr aus der und sieht sich damit im Einklang mit den gen statt. Bereits Mitte Februar wurden sie Projekterfahrung zurzeit nicht realistisch. Klimaschutzzielen. Für die Fahrgäste wird in den Linienbetrieb mit Fahrgästen über- Der emissionsarme und verbrauchsopti- der ÖPNV dadurch schadstoffärmer und nommen. Nach einer sehr kurzen Lernpha- mierte Dieselmotor bleibt eine tragende vor allem auch spürbar leiser. se fahren die Busse täglich ihre geplanten Stütze ländlicher Busverkehre. Die Fahr- Kurse mit einer Zuverlässigkeit, die min- zeugindustrie sieht inzwischen im Regio- Um die betriebswirtschaftlichen Auswir- destens der der Dieselbusse entspricht. nalverkehr mit E-Bussen einen Markt. So kungen des E-Bus-Betriebes sicher über Probleme, die sich im Einsatz ergaben wird der Hersteller VDL kurzfristig einen die gesamte Nutzungsdauer der Busse ab- waren im Wesentlichen auf die in der Pro- Depotlader in der regionalverkehrsaffinen schätzen zu können, reicht die zweijährige jektphase noch nicht optimierte Stromver- Low-Entry-Bauweise anbieten. Mit einer Testphase nicht aus. E-Busse sind für die sorgung und auf das Zusammenspiel von Speicherkapazität von 280 kWh ist die- KVG mit Mehrkosten von rund 3300 Euro Ladegerät und Fahrzeug zurückzuführen. ser Bus für ländliche Bedingungen wahr- pro Bus und Jahr verbunden. Zentrale Fra- Die gemeinsam durchgeführte Untersu- scheinlich gut einsetzbar. ge der Instandhaltungskosten wird die chung des zweijährigen Testbetriebs hat Haltbarkeit des Hauptspeichers sein. Es damit gezeigt, dass Elektromobilität mit Das Nachtlade-Konzept ist unter den Ein- gibt aber zurzeit keine Hinweise aus der Bussen in ländlichen Regionen möglich ist. satzbedingungen der KVG auch weiterhin betrieblichen Praxis, die darauf hindeuten, das Vorzugskonzept, da der kosteninten- dass die von Sileo in Aussicht gestellte Die im Markt angebotenen Busse sind sive Aufbau von dezentraler Infrastruktur Haltbarkeit der Speicherzellen nicht einge- zurzeit noch keine echten Serienprodukte; vermieden wird und gleichzeitige die volle halten wird.

Zusammenfassung / Summary Elektrobusse auch im Regionalverkehr? E-busses even in the regional transport? Die KVG-Braunschweig hat 2016 drei Elektrobusse gekauft und in Be- In 2016, three electric busses were bought and put into operation by the trieb genommen. Evakon hatte den Auftrag, die betrieblichen Erfahrun- public transport company KVG Braunschweig. Service provider Evakon gen mit den E-Bussen auszuwerten und die Einsatzmöglichkeiten in received the order to evaluate the operational experiences of the e-bus- einem eher von Regionalverkehr dominierten Unternehmen zu prüfen. ses as well as to verify the fields of application in a company rather dom- Die Untersuchung zeigte, dass es einen Einsatzbereich für E-Busse inated by regional transport. The verification has revealed that for e-bus- mit Depotladung auch im eher ländlichen Gebiet gibt. Die KVG kann ses with depot charging there is an application area in even more rural rund 25 Prozent ihrer Busse elektrisch betreiben. Betrieblich wurden areas. KVG Braunschweig is able to operate about 25 % of their busses die neuen Busse in die Organisation bei der KVG integriert. Sie zeich- by electricity. The new busses have operationally been integrated into nen sich durch hohe Zuverlässigkeit aus. the KVG organization and present the characteristics of high reliability.

11 MUSTER Fotos: Reinhard Fritsch Reinhard Fotos: Abb. 1: Der eCitaro Elektro-Solobus von Daimler. Alternative Antriebe für den Linienbus im Vordergrund

Ein Messerückblick auf die 67. IAA Nutzfahrzeuge 2018 Dipl. Verw.wirt Reinhard Fritsch, Frankfurt am Main

om 20. bis 27. September 2018 andauernde Lücke. Nachfolgend werden die Bezeichnung Neocity 8,5 Meter Electric. fand auf dem Messegelände in meisten Bushersteller – die schon alterna- Motorisiert ist der Bus mit einem Per- Hannover die 67. IAA Nutzfahr- tive Antriebsformen bei ihren Linienbussen manent-Magnet-Asynchron-Elektromo- Vzeuge statt. Nach Abschluss der anbieten – in alphabetischer Reihenfolge tor, dessen maximales Drehmoment bei Ausstellung gab die Messeleitung bekannt, mit ihren ausgestellten Produkten vorge- 3000 Nm (0-500 U/Min) liegt. Die Bat- dass mehr als 250.000 Besucher an den acht stellt. Dieser Bericht erhebt allerdings kei- teriekapazität beträgt 266 kWh. Für das Messetagen gezählt wurden. 2174 Ausstel- nen Anspruch auf Vollständigkeit. Nachladen der Batterie werden bei Wech- ler aus 48 Ländern zeigten auf einer Ausstel- selspannung bis zu sechs Stunden (44 kW lungsfläche von 282.000 m² ihre Produkte. Busse pro Stunde) und bei Gleichspannung Ein Messerundgang gibt Aufschluss über (100 kW pro Stunde) zwei Stunden benö- die vielfältigen Aktivitäten der Hersteller in BMC tigt. Letzteres entspricht laut Hersteller Richtung emissionsarme und emissions- dann 80 Prozent Ladezustand. freie Busse. Mit Daimler und MAN sind nun Der türkische Hersteller von schweren auch die beiden bedeutendsten deutschen Nutzfahrzeugen und Omnibussen stell- Der Bus hat eine Länge von 8500 mm, ist Hersteller von Bussen mit Elektrobussen te einen batterie-elektrisch betriebenen 3143 mm hoch und 2072 mm breit. Er kann präsent und schließen damit eine lange Zeit Midi-Bus aus. Das Fahrzeug trägt die bei 21 Sitzplätzen bis zu 51 Stehplätze an-

12 TECHNIK & UMWELT MUSTER bieten. Bei der maximal möglichen Aus- stattung mit 25 Sitzplätzen werden dann Zum Autor noch maximal 43 Stehplätze möglich. Das Dipl.-Verw.wirt Reinhard Fritsch (64) war 38 Jahre lang in vielen Bereichen zulässige Gesamtgewicht beträgt 14.900 kg. der Deutschen Bundespost, Fernmeldedienst und später bei der Telekom be- schäftigt. Dort leitete er mehrere Jahre das Fuhrparkmanagement in Frankfurt In der Neocity-Baureihe gibt es noch wei- am Main. Er studierte an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Ver- tere Modelle mit bis zu 10.000 mm Länge waltung. Sein Interesse gilt Themen rund um den ÖPNV und dessen Weiter- und konventionellem Dieselantrieb. Außer- entwicklung sowie der Kraftfahrzeugtechnik im Allgemeinen. dem fertigt BMC auch 12-m-Solobusse und 18-m-Gelenkbusse mit Dieselantrieb sowie ein Modell eines Flughafenvorfeldbusses.

Daimler

Abb. 2: Citaro Hybrid Drei Linienbusexponate stellte Daimler Solobus ausgezeichnet unter der Marke Mercedes-Benz sowie ei- als „Bus of the Year nen Low-Entry-Bus unter der Marke 2019“. aus. Im Mittelpunkt des Interesses stan- den natürlich die beiden Weltpremieren: der eCitaro als 12-m-Solobus mit batte- rie-elektrischem Antrieb (Abb. 1) und der Sprinter City 75 mit Euro-6 d-Dieselmotor. Beide Fahrzeuge wurden schon ausführ- lich im Messevorbericht zur IAA in DER NAHVERKEHR 9/2018 vorgestellt. Der eCitaro ist bereits serienreif und als erster Kunde erhält die Rhein-Neckar-Verkehrs- gesellschaft in Mannheim noch in diesem Jahr zwei Exemplare. 20 weitere Fahrzeuge ANZEIGE sind schon zur Auslieferung im Jahr 2019 für die Hamburger Hochbahn vorgesehen. Es handelt sich allemal um Solobusse. Den eCitaro als 18-m-Gelenkwagen wird es erst ab 2020 geben.

Ferner wurde der Citaro Hybrid als 12-m-Solobus mit Dieselantrieb und Hy- bridmodul auf dem Messestand gezeigt. Er konnte die begehrte Auszeichnung „Bus of the Year 2019“ erringen (Abb. 2). Das be- ruht hauptsächlich auf seinem sehr effizi- enten Kraftstoffverbrauch in Kombination mit der anspruchsvollsten Schadstoffnorm Euro 6 d.

Letzter im Bunde war der Setra S 415 LE Business. Der 12.033 mm lange Solobus kann mit bis zu 49 Sitzplätzen ausgestattet werden. Er wird mit einem Euro-6-Diesel- motor mit wahlweise 220 oder 260 kW an- getrieben.

Iveco Bus

Iveco Bus hatte – die vor der Messe ange- kündigten – drei Linienbusse mit alterna- tiven Antrieben ausgestellt. Es handelte sich um den Iveco LE NP, ein 12-m-Solo- bus mit CNG-Gasmotor (Natural Power), den Iveco Crealis 18 Trolley-Hybridgelenk- bus (Abb. 3) und den Heuliez GX 337 elec linum, einem Elektro-Solobus mit Batte- rien als Energiespeicher.

13 TECHNIK & UMWELT MUSTER

Abb.3: Iveco Crealis 18 Trolley-Hybridgelenkbus. Abb. 4: Jest Electric: Der Minibus von .

Karsan Der Atak Electric Midibus von Karsan wird ton Group vorgenommen. Der Name wurde ebenfalls als batterie-elekrtisch angetrie- aus Tra = Transport und Ton = Tonnage als Der türkische Hersteller Karsan wartete benes Fahrzeug angeboten (Abb. 5). Mit Begriff gebildet. Hier sind sämtliche Nutz- gleich mit zwei Elektrobus-Exponaten auf. fünf Lithium-Ionen-Batteriepacks mit ins- fahrzeugaktivitäten des VW-Konzerns unter Mit dem Jest Electric kommt ein batte- gesamt 220 kWh Kapazität ausgestattet, einem Dach vereint, auch wenn die Messe- rie-elektrischer Kleinbus (Abb. 4) auf den kann eine Reichweite von bis zu 300 km stände nach wie vor unter den bekannten Markt, dem sein Hersteller eine Reich- ohne Nachladung erreicht werden. Die Marken das jeweilige Produktspektrum mit weite ohne Nachladung von bis 165 km Nachladezeit mittels Combo-2-Stecker be- ausgewählten Exponaten darstellen. Fahrstrecke garantiert. Die Reichweite ist trägt zweieinhalb Stunden, das zulässige jedoch von den Batterien abhängig. Mit le- Gesamtgewicht 11.000 kg. Die Abmessun- Auf dem MAN-Stand wurden die drei an- diglich einer Traktionsbatterie von 33 kWh gen sind 8154 mm (L), 2436 mm (B) und gekündigten Linienbusexponate der neuen werden nur 80 km Fahrstrecke erreicht. 3060 mm (H). Der vollniederflurige Fahr- Lion’s City Generation dem Publikum prä- Mit zwei Batterien von insgesamt 66 kWh gastraum ist über zwei Türen erreichbar. sentiert. Alle derzeit – und künftig – ver- ausgestattet, werden 165 km Fahrstrecke An Tür zwei befindet sich eine Klapprampe. fügbaren Antriebskonzepte wie Diesel-. ohne Nachladung erzielt. In dieser Version Die Fahrgastkapazität liegt bei 57 Perso- Gas- und Elektroversionen waren zu sehen. kann der Jest Electric insgesamt 23 Fahr- nen, bei 21 Sitz- und bis zu 36 Stehplätzen. Den Start in den Generationswechsel bei gäste transportieren, bei acht Sitz- und Der Bus ist mit einer Fahrgastklimaanlage MAN-Stadtbussen macht der neue Lion´s bis zu 15 Stehplätzen. Bei Ausstattung mit mit 18 kW Leistung ausgestattet. City 12 C (Abb. 6) in der Dieselversion der zehn Sitzplätzen können dann noch bis zu neuen Motorengeneration D 15. Der Se- zwölf Fahrgäste stehend transportiert wer- MAN Truck & Bus rienanlauf ist für Mai 2019 vorgesehen. den. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt Gleichzeitig wird es auch eine Gelenkbus- 5000 kg. Die Abmessungen sind 5845 mm Der Messeauftritt wurde unter dem Namen variante geben, den Lion’s City 18 C mit (L), 2055 mm (B) und 2630 mm (H). der Volkswagen-Nutzfahrzeug-Holding Tra- 18.060 mm Länge. Es folgen die Gasversio-

Abb. 5: Karsan Atak electric Midibus. Abb. 6: MAN Lion’s City 12 C Dieselbus der neuen Generation.

14 TECHNIK & UMWELT MUSTER nen mit neu entwickeltem CNG-Gasmotor Abb. 7: Scania LE E 18, jeweils als Solo- und Gelenkbusse. Solobus in Hybrid- Die Bezeichnungen für den Solobus heißen ausführung für den dann Lion’s City 12 G und Lion’s City 18 G Regionalverkehr. für den Gelenkbus.

2020 erfolgt dann der Serienanlauf für den Lion’s City E. der als 12.018 mm langer So- lobus mit der Bezeichnung Lion’s City 12 E ausgestellt war. Im Gegensatz zu seinen mit Verbrennungsmotoren ausgestatteten „Brüdern“, kommt der E-Bus ohne den Mo- torturm in der linken hinteren Fahrzeug- ecke aus. MAN nutzt so konsequent die Möglichkeit einer abweichenden Innen- raumarchitektur, die durch die elektrische Antriebsweise begünstigt wird. Das schafft Reichweite. Als Shuttle-Bus zwischen den lässige Gesamtgewicht liegt bei 18.800 kg. bis zu vier zusätzliche Sitzplätze und einen Messehallen wartete Scania mit einem Die Abmessungen betragen 12.000 mm (L), komplett lichtdurchfluteten Innenraum. vollelektrischen Citywide Solobus auf. 2550 mm (B) und 3200 mm (H). Das dreit- Aus Fahrgastsicht ein eindeutiges Plus ge- Das Fahrzeug war eigens aus Östersund in ürige Fahrzeug ist mit 29 Sitzplätzen aus- genüber manchem Wettbewerber. Dass der Schweden nach Hannover gebracht worden. gestattet. Die Achsen stammen vom deut- Lion’s City E erst 2020 in die Serie geht, Dort verkehren bereits fünf solcher Batterie- schen Hersteller ZF. hat auch mit den derzeitigen Ertüchtigun- busse auf dem heimischen Liniennetz. gen zur E-Bus-Produktion im MAN-Bus- Temsa werk Starachowice in Polen zu tun. Andere SOR Fertigungsabläufe und auch die Arbeits- Der 1968 gegründete türkische Busherstel- sicherheit beim Umgang mit Hochvolt- Der tschechische Hersteller von Stadt-, ler Temsa stellte neben Reise- und Diesel- komponenten sind zu berücksichtigen. Überland- und Reisebussen präsentierte linienbussen auch einen Elektrobus, den Gleichwohl hatten die Messegäste einen mit dem SOR NS 12 electric (Abb. 8) sei- Avenue electron (Abb. 9), auf seinem Mes- komplett entwickelten Prototyp des neuen nen ersten batterie-elektrischen Solobus sestand aus. Der Avenue electron ist mit E-Busses sehen können, der sicherlich ei- für den Stadtverkehr. Gezeigt wurde das einem 3-Phasen-Permanent-Magnet-Mo- nige Erwartungen erfüllen dürfte. dreitürige Kundenfahrzeug, das beim Ver- tor ausgestattet, der 250 kW Motorleistung kehrsbetrieb der tschechischen Stadt Hra- bietet. Als Speichermedium für die Trakti- Traton Scania dec Kralové bereits im täglichen Einsatz on dienen Lithium-Ionen Batterien, die bei steht. Insgesamt 20 Exemplare umfasst der 150 kW Ladeleistung pro Stunde innerhalb Von Scania gab es einen Citywide Lieferauftrag, von dem bereits einige Fahr- von drei Stunden komplett nachgeladen Low-Entry-Solobus als serielles Hybrid- zeuge ausgeliefert sind. Das elektrische werden können. Der Bus war mit einer konzept (diesel-elektrisch) als Regionalver- Antriebssystem kommt vom tschechischen 35 kW leistenden Fahrgastklimaanalage kehrsfahrzeug zu sehen (Abb. 7). Für den Hersteller Rail Electronics. Die Batterie- ausgestattet. Die Abmessungen betragen Überlandverkehr mit zum Teil recht langen speicherkapazität beträgt 225 kWh. Der Bus 12.000 mm (L), 2550 mm (B) und 3200 mm Linienwegen sicherlich ein guter Kompro- ist zudem mit einem Schnellladesystem (H). Das zulässige Gesamtgewicht beträgt miss zwischen Umweltfreundlichkeit und mittels Pantographen ausgestattet. Das zu- 18.600 kg. Bis zu 35 Fahrgastsitze sind

Abb. 8: SOR NS 12 Electric Solobus mit 12.000 mm Länge. Abb. 9: Temsa Avenue electron, ein 12 m langer Elektro-Solobus.

15 TECHNIK & UMWELT MUSTER Abb. 10: Der CR 12 E den Kontakt herstellen. Das Fahrzeug ist ist ein Niederflur-Elek- mit einem Volvo-Dieselmotor Euro 6 mit tro-Solobus von 177 kW (240 PS) als Generatoreinheit aus- Volgabus. gestattet, der allerdings nur gebraucht wird, wenn Fahrstrecken mit mehr als 10 km Länge zurückgelegt werden und eine Schnellladung mittels Lademast vorher nicht möglich ist. Den Antrieb übernimmt ein elektrischer Fahrmotor vom Typ Volvo I-SAM, der 130 kW leistet. Durch die Kombination von elektrischem Antrieb und Diesel als Generator (Hybrid- prinzip) können bis zu 75 Prozent Kraft- stoff eingespart werden. Der Bus kann bis zu 95 Personen, davon 32 sitzend, beför- dern. Das zulässige Gesamtgewicht be- trägt 19.000 kg. Die Abmessungen des So- lobusses sind: 12.000 mm (L), 2550 mm (B) und 3280 mm (H). Er ist in zwei- und möglich. Das Messefahrzeug war mit drei verbaut sind. Die Reichweite – ohne Nach- dreitüriger Version lieferbar. Auf dem Doppeltüren ausgestattet. Während Temsa ladung – wird mit bis zu 300 km Fahrstre- Messestand wurde die dreitürige Version in der Türkei der unangefochtene Marktfüh- cke angegeben. Das Gesamtgewicht des präsentiert. rer ist, wurden in Deutschland hauptsäch- Busses beträgt 19.000 kg. Von diesem Typ lich Reisebusse verkauft. Vom Avenue, der sind bereits 53 Fahrzeuge im russischen Komponenten und Zubehör Linienbusbaureihe des Herstellers, wur- Sankt Petersburg im täglichen Einsatz. Der den bislang nur recht wenige Exemplare an Hersteller hat zwei Produktionsstandorte Franz Kiel GmbH deutsche Verkehrsbetriebe verkauft. Dabei in Russland und beschäftigt rund 1000 Mit- handelt es sich ausschließlich um Diesel- arbeiter, die gut 2000 Busse pro Jahr pro- Auf dem Messestand hatte die Franz Kiel busse. Vielleicht kann der Avenue electron duzieren, darunter alle gängigen Linien- GmbH ihr Produktangebot an Sitzen für zu einer Belebung des Linienbusabsatzes busgrößen mit Diesel-, Gas- und nun auch Stadt-, Überland- und Reisebusse präsen- in Deutschland beitragen. Elektroantrieb (derzeit nur Solobusse) bis tiert. Aufgeteilt in die drei Gruppen konnten hin zu Reisebussen. Allein mehr als 1000 die jeweiligen Produkte gezielt in Augen- Volgabus Busse mit CNG-Antrieb sind in der russi- schein genommen werden. Für die Stadt- schen Föderation unterwegs. busse wurden die beiden Sitzsysteme Citos Einen Elektrobus mit Batterien als Ener- und Ideo vorgestellt. Den Sitz Citos gibt es giespeicher stellte der russische Hersteller Volvo wahlweise in 430 mm oder 450 mm Breite Volgabus dem Publikum vor. Der CR 12 E und in jeweils vier Levels plus Comfort Le- Elektro-Solobus (Abb. 10) kann in dreitü- Als einziges Linienbusexponat stellte vel. Die Citos Sitze sind in Leichtbauweise riger Version 26 Fahrgäste sitzend und bis Volvo den 7900 EH Elektro-Hybrid-Solo- mit speziellen Verstärkungen ausgeführt zu 59 Personen stehend befördern. Er ist bus aus (Abb. 11). Er wurde zusammen und mit einer Anti-Graffiti-Ausstattung mit Lithium-Ionen-Traktionsbatterien mit mit einem Lademast mit integriertem versehen. Als weiteres Sitzsystem wurde einer Gesamtleistung von 300 kWh ausge- Pantographen auf dem Messestand ge- die ebenfalls auf den Stadtbusverkehr kon- stattet. Der Antrieb erfolgt mittels zweier zeigt. Die Schnellladung mittels Panto- zipierte Reihe Ideo vorgestellt. Besondere radnaher Elektromotoren, die in der Elek- graphen erfolgt über das Absenken auf Merkmale sind ein Schnellwechselsystem tro-Niederflurportalachse AVE-130 von ZF das Dach des Busses, wo Ladeschienen der Polsterteile, geringes Gewicht und ein besonders guter Anti-Vandalismusschutz. Als Optionen stehen Armlehnen, Cantile- veraufhängung, Haltestangenanschluss in Sonderfarben sowie eine Ausführung in schwer entflammbarer Version zur Verfü- gung.

Jost Werke Deutschland GmbH

Das Produktangebot an Sattel- und An- hängerkupplungen richtete sich zwar in der Hauptsache auf die Anwendungen in Nutz- Abb. 11: Volvo Elek- fahrzeugen aller Gewichtsklassen. Für die tro-Hybrid-Solobus mit Anwendung im Linienbusbereich wurde Schnellladeeinrichtung mittels Pantograph und aber auch das Rockinger-Vario-Bloc-Sys- Ladeschienen auf dem tem vorgestellt, das sich hauptsächlich für Busdach. das Mitführen von Fahrradtransport- oder

16 TECHNIK & UMWELT MUSTER Gepäckanhängern eignet. Für den Betrieb die derzeitigen Spiegelsysteme von Nutz- Valeo GmbH von Buszügen konnte sich der interessier- fahrzeugen und Bussen geflügelt nennen te Besucher die selbsttätige und spielfreie könnte, sorgen nämlich für Luftverwirbe- Der Hersteller präsentierte die Aufdach- Anhängerkupplung Rockinger RO 430* lungen und damit einen höheren Kraft- klimaanlage Revo-E pro, die speziell für anschauen, die zudem über eine Fern- stoffverbrauch. E-Busse konzipiert ist. Weiterhin wurden entriegelung vom Fahrersitz aus, verfügt. ein Emissions-reduziertes Diesel-Heizgerät Sie kommt als Erstausstattung in nahezu Konvekta AG mit dem Produktnamen „Thermo-Plus“ so- allen Busgespannen mit Personenanhän- wie eine neue Pumpengeneration „SPump“ ger zur Anwendung. Der Hersteller zeigte sein Angebot von vorgestellt. Heiz- und Klimageräten für Omnibusse Mekra Lang GmbH aller Art. Besonders im Mittelpunkt des ZF Friedrichshafen Interesses stand dabei die Dachkompakt- Der Hersteller von Spiegel- und Sicht- klimaanlage Ultra Light 500 Wärmepum- Für elektrisch betriebene Busse präsentier- systemen für Nutzfahrzeuge und Busse pe 2.0. Dieses Gerät kann sowohl heizen te der Hersteller die Niederflurportalach- präsentierte als Themenschwerpunkt ein als auch kühlen und funktioniert mit dem se AVE 130 sowie den elektrischen Zen-

Spiegelersatzsystem mit Kameras anstatt Kältemittel CO2 (R 744). Es ist die am bes- tralmotor CeTrax. Um die Wirkungsweise herkömmlicher Spiegel. Erstmals kommt ten geeignete Lösung für elektrisch ange- seiner Elektro-Portalachse AVE 130 dem dies serienmäßig ab 2019 in der schweren triebene Busse, die ihren Energievorrat Fachpublikum eindrucksvoll vorführen zu Lkw-Baureihe Actros von Daimler, Merce- aus Batterien beziehen. Zu einer großen können, war ein Gelenkbus mit zwei dieser des-Benz, zum Einsatz. Grundsätzlich ist Energieeffizienz, die für die Reichweite Achsen ausgestattet worden. Er verfügte dies aber auch für Busse aller Art geeignet. solcher Busse enorm wichtig ist, kom- über jeweils zwei radnahe Elektromotoren, Vorteile sind eine bessere Übersicht über men noch die kompakten Abmessungen die in den Achsen zwei und drei des Busses das Fahrzeug oder das Gespann, Blendfrei- der Anlage hinzu. So kann auf dem Dach verbaut waren. Mit ihm konnten Probefahr- heit, Gewichtseinsparung und Kraftstof- des Busses Platz für zusätzliche Trakti- ten auf dem Außengelände unternommen feinsparung. Die „großen Ohren“ wie man onsbatterien gewonnen werden. werden.

Zusammenfassung / Summary Alternative Antriebe für den Linienbus Alternative propulsions of public transport im Vordergrund in focus Vom 20. bis 27. September 2018 fand auf dem Messegelände in Han- From September 20th until the 27th the 67. IAA Nutzfahrzeuge 2018 took nover die 67. IAA Nutzfahrzeuge statt. In den acht Messetagen kamen place at Hannover Expo. During the eight days of the fair, more than über 250.000 Besucher, die auf 282.000 m² Ausstellungsfläche die 250.000 visitors came along to inform themselves about the product-of- Produkte von 2174 Ausstellern aus 48 Nationen begutachten konnten. fer of 2174 exhibitors from 48 nations and this on a exhibition-space of Während eines Messerundganges konnten im Bereich Linienbusse 282.000 m². A visit on the fair gave a view back on numerus exponats zahlreiche Neuheiten in Sachen alternativer Antriebe zum herkömmli- of line-service-buses driven by alternative propulsions. chen Dieselantrieb besichtigt werden.

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