RÜCKGRAT DER Licht und Schatten DEMOKRATIE? von Hartz IV 4

Themenbereiche „Journalismus, Navigationssystem im Kommunikation Informationsdschungel 33 und Medien“ in der FES

Was kann die UNO gegen Hunger tun 46

2/2008 2 TITELTHEMA

Themenbereiche „Journa- lismus, Kommunikation Rückgrat der und Medien“ in der FES Demokratie oder bloß Wachstumsindustrie?

FERNSEHEN, RUNDFUNK, ZEITUNG UND INTERNET bestimmen das Bild von der Wirklichkeit in den modernen Gesellschaften. Das, was berichtet und abgebildet wird, ist die Realität oder das, was wir dafür halten.

chen und gesellschaftlichen Wandel zu begleiten und gege- benenfalls zu steuern. Die Informationstechnologien bieten neue Wachstumschan- cen, können zur Sicherung des Standortes Deutschland beitra- gen und neue Arbeitsplätze schaffen. Es ist Aufgabe der Politik, diese Chancen zu nut- zen, zugleich aber eventuelle Risiken im Auge zu behalten. Die neuen Medien erleichtern den Zugang zu Informationen, Führt die große Kon- Die Politik der Medienkonzerne tigster Weise zu einer demo- bieten mehr politische Partizi- kurrenz auf dem deut- schen Medienmarkt sowie die Haltung des einzel- kratischen Medienentwicklung pationsmöglichkeiten und grö- auch gleichzeitig zu nen Journalisten bestimmen beitragen und die Themen und ßere Transparenz. Diese Vor- mehr Qualität? (Foto: picture-alliance/dpa) die Art der Berichterstattung Wertgrundlagen der sozialen züge müssen erkannt und zur und entscheiden in hohem Ma- Demokratie im öffentlichen Stärkung demokratischer ße über die Wahrnehmung ge- Diskurs zur Geltung bringen. Strukturen genutzt werden. sellschaftspolitischer und wirt- Medienpolitik setzt in diesem Nur so kann eine „Informati- schaftlicher Entwicklungen. Zusammenhang den Rahmen onsgesellschaft“ demokratisch Medienkonzerne wie Journalis- für Aufklärung und Informati- und sozial ausgewogen gestal- ten gehen unterschiedlich mit on – und damit für Meinungs- tet werden. Die Politik muss dieser Verantwortung um. Die bildung und Engagement in die technischen und gesell- Verpflichtung zur intensiven der Demokratie. schaftlichen Veränderungen Recherche sowie zur verant- Es geht um die politisch-gesell- transparent machen. Medien- wortlichen Berichterstattung schaftlichen, die kulturellen, kompetenz ist eine Schlüssel- kennzeichnet die Qualität jour- ökonomischen und technologi- qualifikation, die allen Bürgern nalistischer Arbeit sowie die schen Bedingungen für die ermöglicht werden muss. Vo- ethische Grundhaltung ihrer Produktion von Kommunikati- raussetzung dafür ist ein er- Akteure. on und Information. leichterter Zugang insbesonde- Die Friedrich-Ebert-Stiftung Die stürmische Entwicklung re zum Internet. will mit ihrem breit gefächer- der Informationstechnologien Die Friedrich-Ebert-Stiftung ten Informations-, Bildungs- verlangt von der Medienpolitik, begleitet diese Entwicklung mit und Dialogangebot in vielfäl- den technischen, wirtschaftli- medienpolitischen Fachkonfe-

FES INFO 2/2008 3

renzen, Podiumsdiskussionen, Artikel in dieser Ausgabe: Fachgesprächen und der Ver- MÄRZ – APRIL – MAI 2008 öffentlichung von Gutachten und Analysen zu aktuellen DEUTSCHLAND Themen. Hier stellen sich Gesprächskreis Arbeit und Qualifizierung: hochrangige Vertreter der Te- Licht und Schatten von Hartz IV ...... 4 lekommunikationsbranche, der Forum Politik und Gesellschaft: Medienwirtschaft, des Rund- „Mit der Quote allein ist es nicht getan“ ...... 12 funks, der Printmedien und der Rechtspolitische Impulse des Forums Berlin: Medienwissenschaft sowie Me- Kinderrechte ins Grundgesetz ...... 20 dienbeauftragte aus der Politik Preisverleihung „Das politische Buch“: der Diskussion. Datenschutz hat mit Gerechtigkeit zu tun ...... 27 Gestalter, Partner und Teilneh- mer der Arbeit der FES sind SCHWERPUNKT die Akteure in Presse, Rund- Die Arbeit der JournalistenAkademie der FES: funk, TV, Verlagswesen, IT- Qualifizieren – Fördern – Begleiten ...... 32 Wirtschaft, neuen Medien und Journalistische Theorie und Praxis in der Studienförderung: Kultur sowie die „Konsumen- Von den Erfahrungen Ehemaliger profitieren ...... 35 ten“, die Leser, Hörer, Zu- Zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: schauer und interaktiven Mit- Neue Maßstäbe für Mehrwert ...... 40 gestalter. Speziell angespro- Das afrikanische Medienbarometer: chen werden Journalisten, Gefühlte Medienfreiheit ...... 43 Beschäftigte in den verschiede- nen Branchen der Medienwirt- INTERNATIONAL schaft sowie an Medien und FES-Konferenz über die globale Nahrungsmittelkrise: Kommunikation interessierte Was kann die UNO gegen Hunger tun? ...... 46 Schüler und Studierende. Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels: Kurz: „Medienpolitik“ geht ei- Kontinuität und Wandel ...... 59 gentlich alle an, denn sie ist Asiatisch-afrikanisch-europäischer Dialog in China: konstitutives Element demo- Zusammenarbeit langfristig nötig ...... 65 kratischer Entwicklung. Sie be- Brasilien: Rassismus ohne Rassisten? ...... 71 gleitet und beeinflusst den Marokko: Keine Kluft zwischen Tradition und Moderne ...... 72 Wandel in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft. Sie braucht die aktive Teilhabe aller Bür- Hinter den Kulissen: Auslandsbüros der FES stellen sich vor: ger und benötigt verantwor- Madagaskar: Eine Insel im Umbruch ...... 75 tungsbewusste und kompeten- Paris: Eine Energiequelle des deutsch-französischen Motors ...... 76 te „Produzenten“ der Medien- inhalte. Dieses zentrale Feld der Ge- Impressum ...... 77 staltung von Gesellschaft wird Publikationen ...... 78 deshalb von der Friedrich- Ebert-Stiftung in sehr unter- schiedlichen Formaten bear- beitet, die von Bildungsmaß- Informationsmaterialien bis hin SCHWERPUNKT nahmen, Kompetenztrainings, zur Bereitstellung medialer An- Diskussionen, Fachkonferen- gebote durch das Historische Mehr zum Thema „Medien“ im zen und Kongressen über Ana- Forschungszentrum der FES Schwerpunkt des Heftes ab lysen, Gutachten, Studien und reichen. Seite 32

2/2008 INFO FES 4 DEUTSCHLAND

Veranstaltung des Ge- sprächskreises Arbeit und Licht und Schatten Qualifizierung von Hartz IV

DIE ZUSAMMENFÜHRUNG VON ARBEITSLOSENHILFE UND SOZIALHILFE zu einer einheitlichen Grundsicherung für Arbeitssuchende im SGB II, besser bekannt un- ter der Bezeichnung Hartz IV, gilt als ein Kernelement der Arbeitsmarktreformen.

Sie trat zum 1. Januar 2005 in Klaus Brandner, Parlamentari- zahl von „Resignierten“, bei Kraft. Die Reform und ihre scher Staatsekretär im Bun- denen aufgrund langer Ar- Umsetzung weist nach Ansicht desarbeitsministerium, wies beitslosigkeit „Aktivierungsde- von Kritikern erhebliche Ge- darauf hin, dass die Arbeits- fizite“ festzustellen sind und rechtigkeitslücken und Defizite marktreformen die bisher ver- die die Betreuung als „Zwangs- auf. So wird u.a. die Höhe der deckte Arbeitslosigkeit erst- maßnahme“ empfinden. Dr. Leistungen als unzureichend mals sichtbar gemacht haben. Peter Bartelheimer, Soziologi- kritisiert und bemängelt, dass Dadurch wurde die Grundlage sches Forschungsinstitut Göt- tingen, kritisierte das der Re- form zugrunde liegende Para- digma der „Aktivierung“. Im Regelfall werde eine an den Bedürfnissen des Individuums ausgerichtete „Leistung aus ei- ner Hand“ bisher nicht umge- setzt. Die Frage, wie die Zuständig- keit für die zu erbringenden Dienstleistungen zukünftig or- ganisiert werden soll, nahm im Erfahrungsaustausch für langjährig Beschäftigte da- gelegt, „dass Langzeitarbeitslo- abschließenden Podiumsge- und Ideen für die Zu- kunft: großes Podium mit ein schneller und weitrei- se wieder eine Chance erhalten spräch großen Raum ein. An- beim Gesprächskreis chender sozialer Abstieg mit (...) und dass Hunderttausende drea Nahles, MdB, Arbeits- Arbeit und Qualifizie- rung. (Foto: Zensen) gravierenden Einkommensein- frühere Sozialhilfeempfänger und sozialpolitische Sprecherin bußen einhergeht. Auch ihr in die Vermittlung gekommen der SPD-Bundestagsfraktion, Beitrag zur nachhaltigen Ein- sind.“ warb für das Konzept des „ko- gliederung in Beschäftigung ist Dr. Susanne Koch vom Institut operativen Job-Centers“, das umstritten. für Arbeitsmarkt- und Berufs- vom Bundesarbeitsministerium Auf einer Veranstaltung des forschung präsentierte Ergeb- und der Bundesagentur für Ar- Gesprächskreises Arbeit und nisse aus den noch laufenden beit entwickelt wurde. Die Qualifizierung standen am 10. Untersuchungen: Bemerkens- Praktiker und Praktikerinnen März Erfahrungen aus der wert ist u.a. die starke Hetero- bewerteten den Vorschlag Sicht von Wissenschaft, Praxis genität der Leistungsbezieher. skeptisch. und Politik im Mittelpunkt. Au- Nur 50% sind länger als ein ßerdem wurde über Perspekti- Jahr arbeitslos. Viele haben ei- MEHR ZUM THEMA ven für die Weiterentwicklung ne abgeschlossene Berufsaus- der Reform und über die Zu- bildung und gehen zeitweise Vorträge und Präsentationen kunft der Job-Center disku- einer Beschäftigung nach. Es unter www.fes.de/wiso/ tiert. gibt aber auch eine große An- sets/s_aq_vera.htm

FES INFO 2/2008 5

VERANSTALTUNG DES LANDESBÜROS HESSEN Vom Sozialstaat zum Wohlfahrtsmarkt?

Leistungen der Sozialpolitik den unsteter, das klassische Diakonischen Werk Hessen sollen verhindern, dass Krank- Normarbeitsverhältnis wird und Nassau, Armin Schild, Be- heit, Arbeitslosigkeit oder an- zunehmend unter Druck ge- zirksleiter IG Metall Bezirk dere Krisen des Lebens zum setzt. Die derzeitigen Instru- Frankfurt, und dem Politikwis- sozialen Abstieg bis hin zur Ar- mente und Strukturen des So- senschaftler Prof. Dr. Dieter Ei- mut führen, denn nur wenige zialstaates halten mit den Ver- ßel, Justus-Liebig Universität, Menschen können die Folgen änderungen der Lebens-, bei einer Veranstaltung des dieser Risiken aus eigener Arbeits- und Einkommensbe- neuen FES-Landesbüros Hes- Kraft bewältigen. Trotz der dingungen nicht mehr Schritt. sen diskutiert. Große Einigkeit vorhandenen sozialen Siche- Eingeleitete Reformen weisen herrschte darüber, dass Re- rungssysteme wird Deutsch- in der Wahrnehmung eines formpolitik Solidarität verläss- land jedoch mit Phänomenen wachsenden Teiles der Bevöl- lich organisieren müsse und wie „Armut trotz Arbeit“ und kerung jedoch zahlreiche Män- sich der Staat nicht zuneh- prekären Beschäftigungsver- gel auf und werden als unge- mend zurückziehen und auf hältnissen konfrontiert. recht empfunden. Wie müssen private Vorsorge setzen dürfe. Gleichzeitig üben eine alternde die sozialen Sicherungssysteme Prof. Eißel plädierte eindring- Gesellschaft, Haushaltsdefizite, reformiert werden, um finan- lich für den Umbau des deut- strukturelle Arbeitslosigkeit zierbar, zukunftsfähig und ge- schen Sozialsystems hin zu ei- und die Anforderungen der recht zu sein? Welche Möglich- ner stärkeren Steuerfinanzie- Globalisierung weiterhin enor- keiten bestehen auf landespoli- rung. Ziel müsse es sein, den men Anpassungsdruck auf das tischer Ebene, um Reformen Sozialstaat trotz Globalisierung Sozialsystem aus. Die Lebens- zu fördern? Diese Fragen wur- auszubauen und nicht an die läufe der auf soziale Sicherung den am 18. März in Gießen mit Globalisierung anzupassen. angewiesenen Menschen wer- Prof. Dr. Franz Segbers vom

WIECZOREK-ZEUL ÜBER GLOBAL GOVERNANCE UND GLOBALE GERECHTIGKEIT Globalisierung sozial gestalten

Die Welt steht vor neuen He- Wieczorek-Zeul und Prof. Dr. statement appellierte die Mi- rausforderungen: Politische Hans-Jürgen Burchardt von nisterin nicht nur an die west- und soziale Ziele können unter der Universität Kassel. 130 Zu- lichen Industriestaaten, Afrika den Bedingungen der Globali- hörerinnen und Zuhörer waren dabei zu unterstützen, sich so sierung nicht mehr allein im der Einladung des Wissen- zu entwickeln, dass es nicht zu Rahmen nationaler Strategien schaftsforums der Sozialdemo- zusätzlichen Belastungen des verfolgt werden. Aber wie soll- kratie Kassel und des Landes- Klimahaushaltes kommt, son- te angesichts der gegenwärti- büros der FES Hessen in den dern betonte auch die Notwen- gen tief greifenden politischen, Eulensaal der Murhard’schen digkeit der Reform der Bret- ökologischen und sozialen Ver- Bibliothek in Kassel gefolgt, ton-Woods-Institutionen in änderungen eine neue Welt- um sich ebenso über die Fra- Hinblick auf Arbeitnehmer- ordnung aussehen? Darüber gen von Agrarsubventionen rechte und gute Arbeit, Nach- diskutierten am 28. April die und Biosprit zu informieren haltigkeit und soziale Gerech- Bundesministerin für wirt- wie über die notwendigen Re- tigkeit. schaftliche Zusammenarbeit formen bei IWF, WTO und und Entwicklung Heidemarie Weltbank. In ihrem Eingangs-

2/2008 INFO FES 6 DEUTSCHLAND

ZWEI PODIUMSDISKUSSIONEN DES MANAGERKREISES ÜBER DIE TRANSPORTLOGISTIK Boomende Häfen – kollabierende Straßen?

Die deutschen Seehäfen sind verkehrs ausgeht, wird wohl und des FES-Landesbüros Nie- nicht nur Drehscheibe für den übertroffen werden. Denn be- dersachsen am 19. Mai in Cux- Warenaustausch weltweit und reits heute werden so viele Wa- haven. Tiefensee stellte den innerhalb der EU, sondern ren umgeschlagen wie eigent- vom Verkehrsministerium vor- auch Logistik- und Dienstleis- lich erst für 2015 vorhergesagt gelegten „Masterplan Güter- tungszentren sowie Industrie- wurden. Diese Entwicklung verkehr und Logistik“ vor. führt zu dringendem Hand- Kernpunkt sei es, die Effizienz lungsbedarf, um die künftigen der bestehenden Verkehrssys- Güterströme überhaupt lenken teme zu steigern, zum Beispiel und bewältigen zu können. Da- durch Verkehrsleitsysteme auf für müsse die gesamte Trans- den Autobahnen oder den Ein- portlogistik verbessert werden, satz des jeweils optimalen betonte Dieter Bock, Sprecher Transportmittels. Der Boom der Arbeitsgruppe Verkehr im der Häfen bedeute Arbeitsplät- Managerkreis, in der Diskussi- ze und Wirtschaftswachstum, onsrunde. Auch der Bremer aber auch eine Zunahme von Senator für Wirtschaft und Hä- Lärm und Umweltverschmut- Stellte „Masterplan standorte. Angesichts wach- fen, Ralf Nagel, bestätigte die zung. Im Gegensatz zu Tiefen- Güterverkehr und Lo- gistik“ vor: Bundesver- sender internationaler Arbeits- enormen Herausforderungen see kritisierte der frühere nie- kehrsminister Wolf- teilung sind sie das Rückgrat an Verkehrsinfrastruktur und dersächsische Wirtschaftsmi- gang Tiefensee. (Foto: Wiechel-Kramüller) der globalisierten Wirtschaft, Hinterlandanbindungen. Für nister und jetzige Präsident des sie stärken das Wachstum in das optimale Ausnutzen vor- Verbandes „Pro Mobilität“ Dr. Deutschland und schaffen da- handener Kapazitäten plädier- Peter Fischer, dass der Master- mit Wertschöpfung und Arbeit. te Prof. Peer Witten, Vorsitzen- plan zwar „gut gemeint“ sei, „Die deutschen Seehäfen im der des Aufsichtsrats der Ham- die Ursachen für die heutige europäischen Wettbewerb“ wa- burger Hafen und Logistik AG. Lage aber nur ungenügend be- ren daher Gegenstand einer Auf Grund des Umschlagbooms rücksichtige und „Logistik zu Podiumsdiskussion des Mana- in den deutschen Häfen kommt sehr als Problem denn als gerkreises am 28. Mai 2008 in in den nächsten 20 Jahren eine Chance“ darstelle. Berlin. „Welle an Containern und Au- Detthold Aden, Präsident des Die Prognose des Bundesver- tos auf uns zu“, bekräftigte Zentralverbandes der deut- kehrsministeriums, die bis auch Bundesminister Wolfgang schen Seehafenbetriebe, hinge- 2025 von einer Verdopplung Tiefensee während einer Podi- gen lobte, dass die Bundesre- des Güterumschlags und einer umsdiskussion des Manager- gierung die Bedeutung der See- Verdreifachung des Container- kreises Niedersachsen-Bremen häfen endlich erkannt habe.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Bereits zum zweiten Mal hat Bundespräsident Wachstumskräfte und zur Verbesserung der Si- Horst Köhler den Vorstand des Managerkreises tuation am Arbeitsmarkt auf der Tagesordnung. der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem Hinter- grundgespräch in das Schloss Bellevue eingela- (Foto: Zensen) den. Bei dem Treffen am 20. Mai zum Thema „Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit erhalten und stärken“ stand insbesondere die Frage nach notwendigem Reformbedarf zur Stärkung der

FES INFO 2/2008 7

HERAUSFORDERUNGEN FÜR POLITIK UND GEWERKSCHAFTEN Anspruch und Wirklichkeit

Eine tiefe Kluft zwischen dem Perspektiven sozialdemokrati- risiken erfordere darüber hi- Anspruch an die Arbeitsbedin- scher und gewerkschaftlicher naus eine berufliche Weiterbil- gungen und der Arbeitswirk- Politikvernetzung. dungsstrategie. Zu etablieren lichkeit bildet der DGB-Index Wer über Arbeitnehmerrechte seien daher auch tarifliche Re- „Gute Arbeit“ ab. Das war An- redet, muss sich mittlerweile gelungen, die Weiterbildungs- lass genug, auf einer Veran- insbesondere mit prekären Be- ansprüche der Beschäftigten staltung des Kasseler Kreises, schäftigungsverhältnissen aus- absichern. der Hans-Böckler-Stiftung und einandersetzen. Zeit- und Leih- der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeit Mini-Jobs oder nicht vom 13. bis 14. März in Berlin existenzsichernde Teilzeitar- darüber einen Dialog zwischen beit, stehen im deutlichen Kon- Gewerkschaften und Sozialde- trast zum sozialversicherungs- mokratie zu führen. Der DGB- pflichtigen Normalarbeitsver- Vorsitzende Michael Sommer hältnis. Zu einer Politik für und Arbeits- und Sozialminis- „Gute Arbeit“ gehören daher ter verglichen dort der Schutz von Normalarbeits- ihre Politik zur „Guten Arbeit“. verhältnissen und die Zurück- Arbeitsgruppen mit Politikern nahme prekärer Beschäfti- und Gewerkschaftern konkreti- gung, so waren sich die Disku- sierten die inhaltlichen Schnitt- tanten einig. Die Absicherung Politikvergleiche: Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer (li.) und Arbeits- und Sozialminister Olaf Scholz (re.) tauschen sich über die Politik zur mengen und diskutierten die der Beschäftigten vor Erwerbs- „Guten Arbeit“ aus.

FES-Internet-Fokus „Gute Arbeit“

Die Gestaltung einer menschengerechten Ar- Ausstellungsprojekte rund um die Themen Arbeit beitswelt ist ein ureigenes sozialdemokratisches und Gewerkschaften sowie über die Gewerk- und gewerkschaftliches Aufgabenfeld: „Gute Ar- schaftskooperation der Stiftung im In- und Aus- beit ist eine, wenn nicht die zentrale Aufgabe der land bietet. Zudem stellen das Archiv der sozia- Gewerkschaften. Das war vor über 100 Jahren len Demokratie und die FES-Bibliothek ihre Be- so, das gilt auch heute noch.“, so beschreibt es stände und Informationsangebote dar. Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Der Fokus „Gute Arbeit“ gliedert sich in vier The- Gewerkschaftsbundes, in seinem Vorwort zum menfelder: Lebenslanges Lernen, Globalisierung aktuellen FES-Internet-Fokus „Gute Arbeit“. Der und Solidarität, Teilhabe und Gerechtigkeit, Zu- Anspruch, eine moderne, humane Arbeitswelt kunft gestalten. zu gestalten und die Arbeitsbedingungen zu ver- Anhand von Beispielen aus der FES-Arbeit setzt bessern, steht heute mit dem arbeitspolitischen sich der Internet-Fokus mit diesen Kriterien von Konzept „Gute Arbeit“ auf der Agenda der Zu- guter Arbeit auseinander. Er leistet damit einen kunftsprogramme der Gewerkschaften und der Beitrag zu einem Zukunftskonzept, das auf den SPD. Mit ihrem Internet-Fokus „Gute Arbeit“ Wandel der Arbeits- und Produktionsbedingun- greift die Friedrich-Ebert-Stiftung dieses Leit- gen Antworten gibt und Entwürfe für mehr und bild auf. bessere Arbeitsplätze sowie eine humane Ar- Der Internet-Fokus ist ein Online-Portal, das ei- beitsorganisation entwickelt. nen Überblick über die wissenschaftliche Arbeit, die Veranstaltungen, die Publikationen und die www.fes.de/aktuell/Focus_gute_arbeit/

2/2008 INFO FES 8 DEUTSCHLAND

Fundament für Gute Arbeit Das Spektrum der Arbeitsbeziehungen in kleine- ten der SPD-Bundestagsfraktion, Reinhard ren und mittleren Unternehmen (KMU) reicht von Schultz ,aus der Veranstaltung der FES am 29. einer angstdominierten, patriarchalischen Atmo- Mai in Berlin mit auf den Weg gegeben. Schultz sphäre bis hin zu beteiligungsorientierten Win- mahnte zugleich an: Das gesellschaftliche und Win-Situationen für Beschäftigte, Management ökonomische Gut „Arbeit“ wird in Zeiten von und Arbeitgeber. Fest steht aber, dass zu wenige Fachkräftemangel und alternden Belegschaften Betriebsräte in KMU existieren. KMU behaupten knapper. In Zukunft werden sich die Unterneh- sich am Markt durch Flexibilität und kurze Ent- men mehr als zuvor einem Wettbewerb um Ar- scheidungswege. Ein Erfolgsfaktor ist der Ver- beitnehmer zu stellen haben, was mit einer Be- zicht auf Formalismus zugunsten einer offenen teiligungskultur bei betrieblichen Planungs- und Informationspolitik mit vernünftigem Interessen- Entscheidungsprozessen umso besser gelingt. ausgleich. Nach Auffassung der Arbeitgeber zie- Dafür gibt es durchaus gute Beispiele, etwa die hen sich aber vor allem neu installierte Betriebs- EZM Edelstahlzieherei Mark oder die Flachglas räte zu stark auf formalrechtliche Interessenver- Wernberg GmbH. Diese Unternehmen wurden tretungs- und Durchsetzungsstrategien zurück. nach der Ausgliederung aus ihren Stammkon- Die Folge: Unternehmer bewerten die Betriebs- zernen zu mittelständischen Unternehmen neu- ratsarbeit als Bremse und behindern die betriebs- en Typs. Materielle Mitarbeiterbeteiligungsmo- verfassungsrechtliche Mitbestimmung. Im Mittel- delle, Co-Management der Interessenvertretung, stand ist der Aufklärungsbedarf dementspre- sogar erweiterte Mitbestimmung bei Investitions- chend hoch, um diese Vorbehalte abzubauen und programmen oder Rationalisierungsvorhaben, die Mitbestimmungslücken zu schließen. aber auch unformalisierte Arbeitnehmerbeteili- Unterschiedlicher politischer bzw. rechtlicher Re- gung sind in diesen Unternehmen zu authenti- aktionsbedarf wurde dem Mittelstandsbeauftrag- schen Erfolgsfaktoren geworden. Königsweg für stärkere Teilhabe? Während die Einnahmen aus Kapitaleinkommen für stärkere Teilhabe? Chancen, Risiken und po- stetig ansteigen, stagnieren die Einkommen aus litische Handlungsfelder“, die vom Projekt „Ge- unselbständiger Arbeit in Deutschland. Die Mit- sellschaftliche Integration“ im Forum Berlin am arbeiterbeteiligung wird aktuell als eine Möglich- 22. April organisiert wurde, griff diese aktuelle keit diskutiert, Arbeitnehmer stärker als bisher Entwicklung auf. Jörg-Otto Spiller, MdB und Mit- am wachsenden Kapitalvermögen der Unterneh- glied der Arbeitsgruppe „Mitarbeiterbeteiligung“, men zu beteiligen. Die Große Koalition einigte sich Sabine Hüther von der IG Metall, Alexander Haa- am 21. April auf wesentliche Eckpunkte zur För- se vom BDA und Wolfgang Klar, Geschäftsführer derung der Mitarbeiterbeteiligung. Die Fachver- von epro Elektronik, diskutierten weitere nötige anstaltung „Mitarbeiterbeteiligungen: Königsweg Schritte von Politik und Wirtschaft. Gute Aussichten für Gute Arbeit? In der Publikationsreihe „Fachforum – Arbeitspa- schung, nach Maßstäben und Orientierungspunk- piere“ des Projekts „Gesellschaftliche Integration“ ten einer „Guten Arbeit“ in Zeiten verschärfter werden profilierte Analysen und Kommentare aus Statuskonflikte und Wohlstandssorgen. Er stellt Wissenschaft und Politik vorgestellt, zum Beispiel fest, dass eine Politik der „Guten Arbeit“ in vieler- Konzepte der Teilhabe oder Forschungen zum lei Hinsicht den Nerv unserer Zeit trifft. So gäbe Phänomen der verdeckten Armut. Begriffe sollen es einen wachsenden Bedarf nach regulativen geklärt und in einen übergreifenden Zusammen- Wertmaßstäben in der Arbeitswelt: nach Fairness, hang eingeordnet werden. Ziel ist die Erarbeitung Sicherheit und neuen Aufstiegsperspektiven. möglicher Handlungsempfehlungen. Im aktuellen INFORMATIONEN UNTER: vierten Arbeitspapier fragt Dr. Berthold Vogel, So- ziologe am Hamburger Institut für Sozialfor- www.fes.de/integration

FES INFO 2/2008 9

F ACHKONFERENZ ZUR SOZIALEN GESTALTUNG DER GLOBALISIERUNG Gute Arbeit weltweit

Das Konzept „Decent Work“ – ebenso wie aus der Gruppe der deutlich, dass die Umsetzung oder „Gute Arbeit“ – der Inter- fünf großen Schwellenländer von Decent Work gegenüber nationalen Arbeitsorganisation (Brasilien, China, Indien, Mexi- der ambitionierten Zielsetzung (IAO) hat zuletzt in vielen inter- ko und Südafrika) zu einer in- noch weit zurückbleibt. Als nationalen Foren Unterstüt- ternationalen Fachkonferenz Gründe für diese Umsetzungs- zung gefunden. Dies gilt für die nach Berlin geladen. Die Dis- defizite wurden zum einen die Agenda der Vereinten Nationen kussionsbeiträge der Teilneh- mangelnde Abstimmung auf in- ebenso wie für die Beratungen mer – darunter Vertreter aus ternationaler und nationaler im Kreise der G-8-Staaten. Ei- Gewerkschaften ebenso wie Ebene und zum anderen Diffe- ne wichtige Herausforderung aus Arbeitgeberverbänden – renzen hinsichtlich der Umset- bleibt gleichwohl, auch die Un- ließen eine deutliche Zustim- zungsstrategie diskutiert. Wäh- terstützung der großen Schwel- mung zur Decent-Work-Agen- rend Arbeitsminister Olaf lenländer für das Konzept zu da der IAO erkennen. Für den Scholz auf die positiven Poten- gewinnen. Vor diesem Hinter- Aufbau eines weltweiten sozia- tiale von Verhaltenskodizes grund hatte die FES gemein- len Mindestsicherungssystems hinwies, zeigten sich andere sam mit der IAO am 5. Mai liegen wohl durchdachte Mo- Teilnehmer eher skeptisch ge- Fachleute aus den G-8-Staaten delle vor. Doch wurde auch genüber diesem Ansatz.

AREITSMARKTTAGUNG DES FORUM BERLIN Mindestlöhne auch für Ostdeutschland!

Der ostdeutsche Arbeitsmarkt Entwicklung des verarbeiten- schen Arbeitsmarktpolitik. Mit weist trotz positiver Entwick- den Gewerbes dort hin, auf die dabei waren u.a. , lungen nach wie vor Besonder- Erfolge in der Solar- und Mik- Arbeitsminister des Landes heiten auf. Zunehmender roelektronik und auf die In- Sachsen, Annelie Buntenbach Fachkräftemangel und gleich- dustriecluster als Wachstums- vom Vorstand des DGB, Viktor zeitig hohe Arbeitslosigkeit, kerne. Stimming, Präsident der IHK niedrige Löhne und ein großer Ulrich Walwei, Vizedirektor des Potsdam, Andreas Steppuhn, Kritisierte die Niedrig- Anteil an Leiharbeit stellen Instituts für Arbeitsmarkt- und MdB, Berthold Vogel vom Ham- löhne in den neuen hier besondere Herausforde- Berufsforschung, verwies auf burger Institut für Sozialfor- Ländern: Bundesar- beitsminister Olaf rungen dar. Christoph Mat- die im Vergleich zu den west- schung sowie Michael Behr von Scholz. (Foto: Urban) schie, SPD-Vorsitzender in deutschen Ländern schwäche- der Universität Jena. Thüringen, forderte bei einer re wirtschaftliche Entwicklung. gemeinsamen Arbeitsmarktta- Eine Verbesserung der Arbeits- gung des Forums Berlin der marktpolitik müsse von – mög- FES und des Forums Ost- lichst niedrigen – gesetzlichen deutschland der Sozialdemo- Mindestlöhnen in Gesamt- kratie: „Wir müssen die Min- deutschland flankiert werden. destlohndebatte auch für Ost- Die anschließende Debatte mit deutschland vorantreiben“. Expertinnen und Experten aus Auch Bundesarbeitsminister Gewerkschaften, der Arbeitge- Olaf Scholz kritisierte die Nied- berseite, Politik und Wissen- riglöhne in den neuen Ländern. schaft erörterte lebhaft die Er wies aber auch auf die gute Möglichkeiten der ostdeut-

2/2008 INFO FES 10 DEUTSCHLAND

DAS 64. MÜNSTEREIFELER LITERATURGESPRÄCH „Keine Arbeit, neue Arbeit, gute Arbeit“

Parallel zum politischen und schen. Moritz Rinke, 1967 in meines Lebens“ den Abstieg ei- publizistischen Diskurs ist der Worpswede geboren, lebt in ner Mittelschichtfamilie als ei- Komplex Arbeit und Arbeitslo- Berlin und zählt mit seiner nen Prozess mit Happy End. sigkeit auch ein Thema für „Trilogie der Verlorenen“ – Walter Pfannkuche lässt in sei- Bühne, Literatur und Film. „Der Mann, der noch keiner nen philosophischen Gesprä- Frau Blöße entdeckte“, „Män- chen „Wer verdient schon, was ner und Frauen“ und „Repub- er verdient?“ die fiktive Ver- lik Vineta“ – zu den meistge- käuferin Elisa Merten pointier- spielten Gegenwartsdramati- te Fragen zu „Markt und Mo- kern. Joachim Zelter, 1962 in ral“ stellen. „So verschieden Freiburg geboren, ist nach das Theaterstück von Moritz akademischer Lehrtätigkeit Rinke, der Roman von Joachim seit 1997 freier Schriftsteller. Zelter und der Film von Georg Sein Roman „Schule der Ar- Heinzen sind: sie lösen Nach- beitslosen“ fand in dieser denklichkeit fördernde Emotio- Spielzeit in einer Theaterfas- nen aus - Trauer, Empörung, Das Thema Arbeits- Moritz Rinkes Theaterstück sung den Weg auf mehrere Zorn und Heiterkeit. Sie ver- welt literarisch verar- beitet: die beiden „Café Umberto“ und Joachim Bühnen. Frisch erschienen ist mitteln vor allem, dass es bei Autoren Moritz Rin- Zelters Roman „Schule der Ar- sein Universitätsroman „How allem Einverständnis über den ke (li.) und Joachim Zelter (Foto: Hering- beitslosen“ behandeln ein- are you, Mr. Angst?“ Tatbestand des Endes der Er- Heidt) drucksvoll und bedrückend das Georg Heinzen schildert in sei- werbsarbeitsgesellschaft un- Schicksal durch Arbeitslosig- nem 2006 ausgestrahlten ARD- terschiedliche Lösungs- und keit ausgeschlossener Men- Fernsehfilm „Das beste Jahr Handlungsvorschläge gibt."

Forschungslandschaft in Mitteldeutschland

Die Region Mitteldeutschland verfüge über ein diumsgästen gehörten auch Prof. Frank Emmrich, dichtes Netz von Hochschulen, Forschungsein- Leiter des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zell- richtungen sowie Wissens- und Technologietrans- therapie und Immunologie, der Halle-Wittenber- ferstellen, betonte der parlamentarische Staats- ger Forschungsdirektor Dr. Peer Pasternack und sekretär Ulrich Kasparick (Bild) bei einem Podi- als Moderator Leipzigs ehemaliger Oberbürger- umsgespräch am 22. Mai in Leipzig. Als jüngstes meister Dr. Lehmann-Grube. Beispiel für die Entwicklungschancen der Region nannte Kasparick die Ansiedlung des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ) in Leipzig. Diese Einrichtung werde Deutschland im Bereich der regenerativen Energien eine weltweite Tech- nologieführerschaft sichern. Allerdings fehlten nach wie vor nennenswerte industriegetragene Forschungs- und Entwicklungskapazitäten. Kas- parick schlug vor, für die Wissenschaftsregion Mit- teldeutschland eine übergreifende gemeinsame Dachmarke zu entwickeln, mit der man gemein-

sam für den Standort werben könne. Zu den Po- (Foto: Waldek)

FES INFO 2/2008 11

WEITERBILDUNG ALS KAPITAL FÜR ARBEITNEHMER UND UNTERNEHMEN Nicht an der Fortbildung sparen

„Lernende Mitarbeiter im ler- DGB) und Margrit Zauner (Se- zu ermöglichen. Da die meisten nenden Betrieb“, so beschreibt natsverwaltung für Integrati- Unternehmen immer noch Prof. Dr. Friedrich Hubert Es- on, Arbeit und Soziales Berlin) nicht erkannt haben, dass qua- ser vom Zentralverband des mit der Moderatorin Ute Holz- lifizierte und dadurch motivier- Deutschen Handwerks (ZDH) hey, Leiterin der Wirtschaftsre- te Mitarbeiter ein großes Kapi- das Idealszenario für ein Un- daktion vom rbb-Inforadio, auf tal sind, sparen viele, vor allem ternehmen, das unter den ak- einer gemeinsamen Podiums- aber klein- und mittelständi- tuellen internationalen Markt- diskussion der FES mit dem sche Unternehmen, nach wie bedingungen wettbewerbsfähig Inforadio. an der Aus- und Weiterbil- bleiben will und kann. Dass Die Teilnahmequote an forma- dung. Margrit Zauner sieht ei- und warum das „lebenslange lisierten Fort- und Weiterbil- ne kostenfreie Bildungsbera- Lernen“ nach wie vor nur sel- dungsmaßnahmen liegt in tung zur Berufswegeplanung ten in den Organisations-, Aus- Deutschland nur knapp über für den Arbeitnehmer ebenso und Weiterbildungsstrukturen 40 %. Ein Großteil des Ange- wie eine Beratung für den Ar- deutscher bzw. Berliner Unter- bots richtet sich an Hochquali- beitgeber als Schlüsselfunktion nehmen verankert ist, darüber fizierte und viele Unternehmen für eine zukunftsfähige Umset- diskutierten am 8. April Prof. fördern eher ihr Management zung von nachhaltiger Weiter- Esser, Ingrid Sehrbrock (Stell- als dem einfachen Arbeitneh- bildung. vertretende Vorsitzende des mer eine Aufstiegsfortbildung

BAD LIEBENZELLER DISKUSSIONSRUNDE Die Globalisierung und der Mittelstand

„Wir sind die Gewinner der Württemberg, konnte als Mo- Marktpositionierung Arbeits- Globalisierung!“: dies war das derator von Mittelständlern plätze in Deutschland erhalten einmütige Urteil der mittel- aus seiner Region aus erster werden. Da die Wertschöpfung ständischen Unternehmen aus Hand erfahren, wie diese vor allem im Inland stattfindet, der Region, die sich auf der durchweg positive Erfahrun- sind sogar qualifiziertere Ar- jüngsten Veranstaltung des gen mit der Globalisierung ge- beitsplätze in Deutschland ent- Bad Liebenzeller Diskussions- macht haben. Auch wenn sie standen, so Frider Löhrer, der forums der FES vorstellten. Dr. Teile der Produktion durchaus frühere Vorstandsvorsitzende Rainer Prewo, der Oberbürger- ins Ausland, insbesondere der Rolf Benz AG, eines großen meister von Nagold und Land- nach Asien verlagert haben, so Möbelherstellers. tagsabgeordneter in Baden- konnten durch die bessere

Staat vor neuen Aufgaben (Foto: Zensen) Mit großer Zustimmung wurde Hannelore Krafts Forderung gewür- digt, Tendenzen zur Liberalisierung, Deregulierung und Privatisie- rung staatlicher Aufgaben politisch entgegenzuwirken. In ihrem Vortrag im Rahmen des Bonner Dialogs der FES fasste die Vorsit- zende der SPD in Nordrhein-Westfalen ihre Vorstellungen über die Rolle des Staates im 21. Jahrhundert zusammen: „Es ist die zent- rale Anforderung an den Staat, einen sozialen Ausgleich innerhalb der Gesellschaft zu ermöglichen; der Staat steht vor neuen Aufga- ben, die sich aus dem Versagen des Marktes ergeben werden“, und nicht zuletzt „muss der Staat die Verantwortung insbesondere in

den Bereichen der Daseinsvorsorge in der Hand behalten.“ 2/2008 INFO FES 12 DEUTSCHLAND

Forum Politik und Gesell- schaft beleuchtet drei „Mit der Quote allein Jahrestage ist es nicht getan“

SEIT 100 JAHREN DÜRFEN SICH ALLE FRAUEN IN DEUTSCHLAND POLI- TISCH BETEILIGEN, vor 90 Jahren erhielten sie das aktive und passive Wahlrecht und vor 20 Jahren hat der SPD-Parteitag in Münster die Quotenregelung beschlossen.

tiert worden, erinnerte sich die lange die Familienarbeit noch damalige Bundesvorsitzende hauptsächlich Frauensache der Arbeitsgemeinschaft Sozi- sei, werde sich an dieser Situa- aldemokratischer Frauen tion auch nicht so viel ändern, (ASF), Inge Wettig-Danielmei- bedauerte die ehemalige Bun- er. Auch längst nicht alle Frau- desfrauenministerin Christine en hätten die Einführung der Bergmann. Zwar liege der Quote befürwortet. Wie Frauenanteil in der SPD-Bun- schwierig sich die Situation für destagsfraktion mittlerweile viele Frauen darstellte, erläu- bei 36 %, aber ein genauerer terte die FES-Vorsitzende und Blick zeige, dass diese Frauen damalige Bundesgeschäftsfüh- viel häufiger als ihre männli- rerin : „Gerade als chen Kollegen unverheiratet Der damals verantwort- Demnach müssen Frauen und Frau war man nicht gut bera- und kinderlos seien, so die Po- liche ehemalige SPD- Vorsitzende Hans-Jo- Männer in allen Funktionen ten, ausschließlich auf dieses litikprofessorin Beate Hoecker. chen Vogel – hier mit und Mandaten der Partei min- eine Thema zu setzen.“ Auch im hauptamtlichen Funk- Anke Fuchs und der Moderatorin Bettina destens zu je 40 % vertreten „Ohne Quote würde ich sicher- tionärsbereich gibt es laut Böttinger – sieht die Quotenregelung bis sein. lich nicht hier sitzen“, bekann- Martin Gorholt, Bundesge- heute insgesamt als „Politik braucht Frauen – Mit te die heutige ASF-Vorsitzende schäftsführer der SPD, viel we- Erfolg. (Foto: Kelm) der Quote am Ziel?“ fragte das und SPD-Bundestagsabgeord- niger Frauen als Männer. Dass Forum Politik und Gesellschaft nete Elke Ferner. es trotz allem für die gesell- anlässlich dieser Jahrestage Dennoch scheint die Quote al- schaftliche Entwicklung unver- am 26. Mai in Berlin. Deutlich lein nicht auszureichen. Politik zichtbar sei, die Potentiale von wurde, welche Brisanz diese sei eben in erster Linie immer Frauen auszuschöpfen, betonte Frage damals beinhaltete. Im noch eine Männerdomäne, be- abschließend Hans-Jochen Vo- Vorfeld des Parteitages sei das klagte Franziska Drohsel, Bun- gel: „Frauen haben mehr Qua- Thema sehr kontrovers disku- desvorsitzende der Jusos. So- lität in die Politik gebracht.“ Girls’ Day in der FES Sie haben die besseren Noten und höhere Schulab- sie 60 Bonner Gymnasiastinnen und Gesamtschü- schlüsse. Trotzdem entscheiden sich Mädchen im- lerinnen ein, um über ihre Traumberufe zu disku- mer noch überproportional häufig für „typisch tieren. Brandmeisterin, Tätowiererin, Politikerin, weibliche“ Berufe oder Studienfächer. Neue Per- – in der Vorstellungsrunde überraschten die Mäd- spektiven aufzeigen und bei Mädchen Interesse an chen mit ambitionierten Berufswünschen, oft in technischen Berufen wecken soll der Girls’ Day (24. ganz klar männlich dominierten Domänen. Die April), eine Initiative des Bundesministeriums für Mädchen, so stellte sich im Laufe des Seminars Bildung und Forschung und des Bundesministeri- heraus, wollen später mal „viel Geld verdienen“, ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Seit „Karriere machen“, aber auch „Zeit für die Fami- 2006 ist auch die FES mit dabei. In diesem Jahr lud lie haben“. WEITERE INFORMATIONEN

www.girls-day.de

FES INFO 2/2008 13

GEWALTPRÄVENTION AN SCHULEN FÜR SCHÜLER UND FÜR LEHRER Selbstbewusst statt cool

Im Rahmen der Jugendkultur- sionsveranstaltung mit Leh- auch die 27 Lehrerinnen und wochen „Vielfalt tut gut“ des rern, Eltern und Schülern so- Lehrer, die sich in der Veran- Rems-Murr-Kreises veranstal- wie Bürgermeister, Vertretern staltung „Gewaltprävention im tete das Landesbüro Baden- von Kirche, Vereinen, Polizei Schulalltag“ des Forums Ju- Württemberg der FES vom 26. und örtlicher Jugendarbeit. Die gend und Politik Anregungen bis 29. Mai am Schulzentrum Schüler bewerteten die Work- holen wollten. Mit verschiede- Sulzbach eine Woche zur Ge- shops überwiegend positiv, nen Übungen näherten sich die waltprävention. In insgesamt manche hielten die Tipps aber Lehrer dem Gewaltbegriff an. vier Workshops lernten Schüle- für wenig hilfreich: „Weil es Zudem erhielten sie Hinweise, rinnen und Schüler gewaltfreie uncool wirkt, eben nicht auf wie sie „Gewalt“ im Unterricht Strategien zur Bewältigung ag- Provokationen zu reagieren.“ thematisieren können. Neben gressiver Situationen kennen. Andere hatten hingegen eine 12 Gewaltpräventionstrainings In zwei Lehrerfortbildungen ganz andere Einschätzung: für Schüler allein in diesem wurden Hintergrundinforma- „Ich bin jetzt viel selbstbe- Jahr bot das Forum Jugend tionen zu Aggression und Ge- wusster und weiß, wie ich in und Politik mit dieser Veran- walt gegeben sowie Rollenspie- schwierigen Situationen rea- staltung nun erstmals auch le und Handlungsoptionen gieren kann.“ Lehrerinnen und Lehrern die durchgespielt. Auch ein Eltern- Auch die Erwartungen und An- Möglichkeit, Methoden und informationsabend beschäftig- forderungen an die Lehrerin- Strategien gegen die alltägli- te sich mit dem Thema. Den nen und Lehrer sind oftmals che Gewalt im Klassenzimmer Abschluss bildete eine Diskus- sehr hoch. Das bestätigten kennen zu lernen.

F ACHTAGUNG ÜBER RECHTSEXTREME SOZIALDEMAGOGIE Vorsicht Trittbrettfahrer!

Seit einigen Jahren themati- sekretär Kajo Wasserhövel quasi zwangsläufig in den sieren rechtsextreme Organi- (BMAS) eine klare Absage. Rechtsextremismus – oder wie sationen und vor allem die Vielmehr müsse demokratische es Staatssekretär Wasserhövel NPD sozialpolitische Fragen. Politik Mut zur Differenzierung auf den Punkt brachte: „Ar- Nicht immer lassen sich heute Vertreter der ext- Man versucht dabei, sich als und eigene Überzeugungskraft beitslos zu sein ist noch lange remen Rechten schon „Interessenvertreter des klei- in Debatten um soziale Proble- keine Entschuldigung dafür, auf den ersten Blick identifizieren. (picture- nen Mannes“ zu inszenieren – me entwickeln. DGB-Vor- ein Menschenhasser zu wer- alliance/dpa) in einigen Regionen Deutsch- standsmitglied Annelie Bunten- den.“ lands durchaus mit Erfolg. In bach wies jedoch darauf hin, einer Fachtagung des Forums dass nicht allein Kommunikati- Berlin wurden die sozial- und onsprobleme vorlägen, son- wirtschaftspolitischen Vorstel- dern die Politik reale Ängste lungen der extremen Rechten der Bürger ernst nehmen mü- analysiert und Gegenstrategien sse. Einig war man sich dahin- der demokratischen Kräfte dis- gehend, dass in der Debatte kutiert. um Sozialdemagogie von Einem „linken Populismus“ als rechtsaußen nicht der Ein- Antwort auf die Sozialdemago- druck entstehen dürfe, eine gie von rechts erteilte Staats- schlechte soziale Lage führe

2/2008 INFO FES 14 DEUTSCHLAND

POLITISCHE KOMMUNIKATION UND RECHTSEXTREME EINSTELLUNGEN Der Ton macht die Musik!

Wie die Studie „Vom Rand zur ders in der Verantwortung, ei- Zeit zu Themen der Mitte ge- Mitte“ der FES belegt, stoßen ne Sprache zu finden, die ei- worden und zwar nicht zuletzt fremdenfeindliche Ressenti- nerseits Probleme beim Namen deshalb, weil sich diese nicht ments auf Zustimmung von nennt, aber andererseits die um größere Sensibilität be- Rechte Kommunikati- on beschränkt sich rund einem Viertel der deut- Würde der Beteiligten bewahrt müht.“ Der Schriftsteller Prof. nicht mehr nur auf schen Bevölkerung. Politik und und rechtsextreme Ungleich- Dr. Johano Strasser appellierte platte Symbolik. (Foto: picture-alliance/dpa) Medien stehen daher beson- wertigkeitsvorstellungen ver- dafür, sich bei der Inszenierung meidet. der Politik an die aufkläreri- Auf diese Suche nach einem schen Techniken der Kritik und diskriminierungsfreien Diskurs Enthüllung zu erinnern. Die begab sich die Konferenz „Der Journalistin Anette Ramelsber- Ton macht die Musik – Die Be- ger, Süddeutsche Zeitung, be- deutung politischer Kommuni- tonte die Notwendigkeit der kation im Kontext rechtsextre- Medien, Themen zuzuspitzen. mer Einstellungen“ des Forums Einig war sie sich aber mit der Berlin der FES. Dabei proble- Sprecherin der SPD-Bundes- matisierte Prof. Dr. Butterweg- tagsfraktion zum Rechtsextre- ge, Universität Köln, mediale mismus, Gabriele Fograscher, Diskurse über die Themen Zu- dass die Politik bei aller Not- wanderung und demographi- wendigkeit zur (medialen) In- sche Entwicklung: „Themen szenierung diskriminierende der Rechten sind seit geraumer Töne vermeiden müsse.

Tipps für die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus

Wie erreicht man Menschen in ländlichen Regionen Ein Impulsgeber für die Arbeit vor Ort ist das neu- mit politischer Bildung? Wie kann Demokratie ler- e Lern- und Arbeitsbuch „Gegen Rechtsextremis- nen praktisch aussehen? Und lässt sich auf rechts- mus – Handeln für Demokratie“, das im Rahmen extreme Parolen reagieren? Diesen Fragen stell- der Konferenz der Öffentlichkeit vorgestellt wur- ten sich rund 150 Teilnehmer einer Konferenz über de. Das Buch ist im Projekt „Auseinandersetzung politische Bildungsarbeit gegen Rechtsextremis- mit dem Rechtsextremismus“ der FES entstan- mus. Einigkeit herrschte in den Diskussionen da- den und bündelt in 30 Kapiteln Informationen und rüber, dass die Rechtsextremismusprävention ei- Methoden für die Auseinandersetzung mit dem nen Paradigmenwechsel benötige. Viele Ideen und Rechtsextremismus. Die dabei vorgeschlagenen Methoden konnten durch die finanzielle Unterstüt- Seminareinheiten sind anhand didaktischer Hin- zung der entsprechenden Bundesprogramme in weise und mithilfe einer Materialsammlung auf den vergangenen Jahren erprobt werden. Nun mü- CD-ROM direkt umsetzbar. sse jedoch die Übertragung der Erfahrungen in die Schulen, Jugendeinrichtungen und Kommunen er- Dietmar Molthagen, Andreas Klärner, Lorenz Kor- folgen. Denn gerade an den Brennpunkten der Aus- gel, Bettina Pauli, Martin Ziegenhagen (Hg.) Lern- einandersetzung mit dem Rechtsextremismus – die und Arbeitsbuch „Gegen Rechtsextremismus – eben oft in ländlichen, strukturschwachen Regio- Handeln für Demokratie“ nen liegen – fehlen oft noch das nötige Wissen und Dietz-Verlag, Bonn 410 Seiten (mit CD-ROM) 19,90 die praktischen Kompetenzen für die Arbeit. Euro ISBN 978-3-8012-0381-8

FES INFO 2/2008 15

W ANDERAUSSTELLUNG IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND NORDRHEIN-WESTFALEN Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen

Niedrige Wahlbeteiligung und verstärkt im Vorfeld der Kom- zu wenig Kandidaten – so die munalwahl die neu entwickelte ernüchternde Bilanz der Kom- Ausstellung „Demokratie stär- munalwahl in Schleswig-Hol- ken – Rechtsextremismus be- stein. So waren SPD und CDU kämpfen“ an 15 Orten im Bun- zwar in allen Kreisen präsent, desland gezeigt und mit über aber in über der Hälfte der Ge- 20 Veranstaltungen begleitet. meinden nicht zu wählen. In Die Ausstellung regt an, über einigen Gemeinden stand aus- die Grundlagen der Demokra- schließlich die Liste einer Wäh- tie nachzudenken, informiert lergemeinschaft zur Wahl. über den Rechtsextremismus Mit 49,5 Prozent der Wähler unserer Tage und vermittelt hat sich nicht einmal die Hälfte Hinweise, wie man gegen der 2,33 Millionen Wahlbe- rechtsextreme Einstellungen rechtigten an der Abstimmung und Tendenzen aktiv werden beteiligt. Während landesweit kann. die verschiedenen Wählerge- „Dass Rechtsextremismus meinschaften die Wahl als gro- überhaupt ein Thema in Nord- ßen Erfolg feiern können – in rhein-Westfalen ist, hätte ich April. In Führungen durch die Was tun gegen Recht? Immer mehr Flensburg ist ab sofort eine nie gedacht“, so eine Schülerin Ausstellung wurden die Schü- Jugendliche suchen Wählergemeinschaft sogar am Ende der Eröffnungsveran- ler über die verschiedenen Fa- nach Formen des Engagements. stärkste Fraktion – konnte die staltung zur Ausstellung „De- cetten des Rechtsextremismus (Foto: picture-alli- ance/dpa) NPD ihre selbst gesteckten Er- mokratie stärken – Rechtsex- informiert: zum Beispiel über wartungen nicht erfüllen. Nur tremismus bekämpfen: Nord- das erfolgreiche Bemühen zwei Kandidaten der rechtsex- rhein-Westfalen für Toleranz Rechtsextremer, ihre men- tremen Partei haben es in ein und Menschlichkeit“ des Fo- schenverachtende Ideologie Stadtparlament geschafft. rums Jugend und Politik. So modern verpackt an Jugendli- Das Julius-Leber-Forum der wie ihr ging es vielen Teilneh- che heranzutragen und diese FES hat seit Oktober 2007 und mern der Veranstaltung am 14. für die Szene zu gewinnen. Ein besonderer Fokus der Aus- Schüler als Ausstellungsbegleiter stellung liegt jedoch im Aufzei- „Bisher habe ich mich immer ein bisschen alleine mit meinem En- gen von Möglichkeiten eines gagement gefühlt, etwas gegen Rechtsextremismus und Fremden- Engagements gegen Rassismus feindlichkeit zu tun. Ich bin beeindruckt, dass das hier in dieser gro- und Gewalt. Mehrere Initiati- ßen Runde nicht mehr der Fall ist“, beschreibt eine Teilnehmerin ih- ven, die sich in Nordrhein- ren Eindruck am Ende der Teamer-Schulung zur Ausstellung Westfalen gegen Rechtsextre- „Demokratie stärken, Rechtsextremismus bekämpfen“ des Forums mismus engagieren, stellten Jugend und Politik in Bonn. 31 Studierende, Schülerinnen und Schü- sich auf einem Markt der Mög- ler haben sich am 11. April zu Ausstellungsbegleitern ausbilden las- lichkeiten vor. Die Ausstellung sen. Rechtsextreme Gruppierungen versuchen, gerade auch junge ist nun seit Mai auf Wander- Menschen mit zunächst unpolitischen Angeboten zu gewinnen. Um- schaft in Schulen, bei Bürger- so wichtiger ist es aufzuklären, warum sich ein Einsatz für ein de- initiativen und in Rathäusern mokratisches Miteinander lohnt. Wer könnte das besser vermitteln in NRW. Bis Frühjahr 2009 ist als Jugendliche und junge Erwachsene selbst? Einen Nachmittag sie bereits ausgebucht. lang diskutierte die Gruppe zusammen mit Christoph Busch, dem Autor der Ausstellung, deren Inhalte und Konzept und erarbeitete

Kriterien für eine gelungene Führung. Inzwischen wurden ca. 500 2/2008 INFO FES Schüler durch die Ausstellung im Bonner Haus der FES geführt. 16 DEUTSCHLAND

FES-VERANSTALTUNG ZUM FRAUENTAG IN BERLIN Frauen im Nationalsozialismus

Am internationalen Frauentag Auch in der neuen rechten tionen die „Kameradinnen“ werden üblicherweise die er- Szene spielen Frauen eine zielgerichtet auf eine politische rungenen Erfolge der Frauen- nicht zu unterschätzende Karriere vor. „Frauen suchen bewegung gefeiert und dies Rolle, wie die anschließende einen Ort der Geborgenheit“, verbunden mit einem Blick auf Diskussion deutlich machte. sie beschaffen Kredite, Räume, vorhandene Defizite bezüglich Ähnlich wie damals agieren organisieren sich in Elternrä- der Gleichstellung der Ge- sie eher im Hintergrund, ha- ten, erläuterte die Parlamenta- schlechter. In diesem Jahr griff ben auch hier in erster Linie rische Staatssekretärin für das Forum Politik und Gesell- die Rolle der Mutter und Haus- Frauen und Gleichstellung in schaft allerdings ein weniger frau zugeschrieben bekom- Mecklenburg-Vorpommern, rühmliches Thema auf und men. Gleichzeitig bereiten Dr. Margret Seemann. setzte sich am Vorabend des 8. aber rechte Frauenorganisa- März kritisch mit der Rolle der Frauen im Nationalsozialismus und in der neuen rechten Sze- ne auseinander. Bekannterma- ßen sah das nationalsozialisti- sche Frauenbild keine Beteili- gung der Frauen in der Politik vor. Zum Wohle „der Volksge- meinschaft“ sollten sie vor al- lem als Mutter ihre Pflicht er- füllen. Dennoch: Viele Frauen waren nicht nur Mitläuferin- nen, sondern haben sich aktiv Im Mittelpunkt des Abends stand die „Rundfunkrevue“ des Kölner Frauenkabaretts Generationen- komplott, die mittels Originaltexten, Liedern und Kommentierungen das Weiblichkeitsideal des für die Ziele des Nationalsozia- Nationalsozialismus beschrieb. Diese führten dem Publikum vor Augen, wie auch Frauen die na- lismus eingesetzt. tionalsozialistische Politik bejubelt haben. (Foto: Kelm)

Rattenfänger auf dem Vormarsch

Die NPD und andere rechtsextreme Parteien amtlichen Initiativen zu einer gesellschaftlichen konnten in den vergangenen Jahren bedenkliche Verankerung der NPD auf kommunaler Ebene Wahlerfolge verbuchen. Und vielerorts ist es im führen. Schulterschluss mit den „Freien Kameradschaf- ten“ auch gelungen, eine rechte Alltagskultur zu etablieren. Zu dieser Einschätzung kam der Ham- burger Autor und Journalist Andreas Speit Ende Mai bei einem Vortrag mit anschließender Diskus- sion im niedersächsischen Bad Nenndorf, wo er sein aktuelles Buch „Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesell- schaft“ vorstellte. Speit berichtete über Personen, Gruppierungen und neue Strategien. So soll Enga- gement in Elterngruppen, Vereinen oder ehren-

FES INFO 2/2008 17

AUSSTELLUNG DER BIBLIOTHEK DER FES „Kampf dem Hakenkreuz“

Eine neue Ausstellung der Bib- Abhandlungen. Als illustratives liothek der FES dokumentiert Stilmittel setzten die Verant- die politische Graphik im anti- wortlichen auf einprägsame faschistischen Abwehrkampf. massenwirksame Illustratio- Unter dem Eindruck des kome- nen, Graphiken und eine neue tenhaften Aufstiegs der Natio- politische Symbolik. Gemein- nalsozialisten in der Septem- sam mit den antifaschistischen berwahl 1930 änderte der Par- Karikaturen des sozialdemo- teivorstand der SPD radikal kratischen Satireblattes „Der seine publizistische Praxis. wahre Jacob“ bilden Massen- Dem Parteiverlag J.H.W. Dietz broschüren mit Auflagen von Nachf. wurde die Aufgabe bis zu 90.000 Exemplaren and übertragen, in knappen Bro- satirische Zeichnungen ein ein- schüren, optisch „gut ge- drucksvolles graphisches En- macht“, dem Kampf gegen die semble, das den Kampf von So- Nationalsozialisten eine völlig zialdemokraten und Gewerk- neue Dimension zu geben. schaftern gegen die tödliche Kurze, gegen die NSDAP ge- Bedrohung illustriert. richtete Texte ersetzten lange

KONFERENZ ZUM ZEHNJÄHRIGEN JUBILÄUM DES AMERICAN JEWISH COMMITTEE IN BERLIN Antisemitismus in Europa heute

1906 gründete eine Gruppe scher Gemeinden aus ganz Eu- rael auf Angehörige jüdischen vorrangig deutsch-jüdischer ropa und den USA ausrichtete. Glaubens projizieren. Auswanderer in New York das Die FES, als langjähriger Part- Die anschließenden Referate il- American Jewish Committee ner des AJC, war Mitorganisa- lustrierten, wie sehr der Anti- (AJC). Anlass war die Besorg- tor der Konferenz. semitismus das Leben von Ju- nis und Empörung der Grün- In den Eröffnungsansprachen den in Europa bestimmt. In der dungsmitglieder über die Po- wurde betont, dass zum einen Ukraine beispielsweise ist die grome gegen Juden in Russ- „traditionelle“ rechtsradikale Zahl antisemitischer Vorfälle in land. Das AJC machte sich die Organisationen und Parteien den letzten Jahren stark ange- Bekämpfung des Antisemitis- an Zuwachs gewinnen, der An- stiegen. Besorgniserregend mus und die Förderung eines tisemitismus aber zunehmend sind die Aktivitäten der größ- toleranten Miteinanders zur auch andere Formen annimmt. ten ukrainischen Privatuniver- Aufgabe, eine Aufgabe, die lei- Die wachsende Popularität von sität „MAUP“, die sich durch der auch heute nicht an Aktua- Verschwörungstheorien, vor die Publikation zahlreicher an- lität verloren hat. allem in Zusammenhang mit tisemitischer Schriften hervor- Diese Aktualität bestimmte den Anschlägen vom 11. Sep- getan hat. Auch in Tschechien, auch das Thema der Konfe- tember, wurde als besonders einem Land, in dem Antisemi- renz, die das Berliner Büro des bedenklich hervorgehoben, tismus bisher kaum eine Rolle AJC anlässlich seines zehnjäh- ebenso wie der Antisemitismus spielte, hat es im letzten Jahr rigen Bestehens am 13. März in Kreisen politisch radikaler beharrliche Versuche rechter in Berlin mit Vertretern jüdi- Muslime, die ihre Kritik an Is- Gruppierungen gegeben, Auf-

2/2008 INFO FES 18 DEUTSCHLAND

märsche vor Synagogen abzu- Übergriffen intensiv mit der Po- Der SPD-Generalsekretär Hu- halten. Aber die Konferenz be- lizei zusammenarbeitet, spielt bertus Heil betonte in seiner schäftigte sich auch mit Gegen- in Frankreich die Arbeit mit Ansprache, dass gerade die So- strategien. Während der briti- muslimischen Jugendlichen in zialdemokratie ein wichtiger sche Community Security Trust den Vororten eine entscheiden- Partner im Engagement gegen zum Schutz der Gemeindemit- de Rolle in der präventiven Be- den Antisemitismus ist. glieder vor antisemitischen kämpfung des Antisemitismus.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

„Die Besonderheit des Antisemitismus darf nie Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland, aus den Augen verloren werden“, forderte Prof. vor den 200 Pädagogen, Schülern und Studenten. , MdB und OSZE-Beauftragter zur Bekämpfung des Antisemitismus. Auf einer „Ausländer sind kriminell und nehmen den Deut- Fachtagung des Fritz-Erler-Forums in Mannheim schen die Arbeitsplätze weg!“:Wer kennt nicht regte er eine entsprechende Überarbeitung der diese platten Sprüche, und wer weiß nicht, wie Lehrpläne an den Schulen an. „Es reicht nicht, schwer es sein kann, solche Vorurteile zu ent- Fakten zu vermitteln. Empathie muss erreicht kräften? Mit dem Argumentationstraining gegen werden“, so die Oberstudienrätin Renate Dreesen. Stammtischparolen bot das Forum Jugend und Die engagierte Pädagogin stellte ihre Erfahrungen Politik am 10. März 38 Schülerinnen und Schü- mit der Methode „Facing History and Ourselves“ lern die Möglichkeit, sich Strategien anzueignen, vor: „Grabe, wo du stehst!“ sei eine Möglichkeit, um solchen dumpfen Parolen etwas entge- die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbin- genzusetzen. In Rollenspielen erprobten die Teil- den. „Es gilt die Mechanismen der Vorurteilsbil- nehmenden Argumentations- und Handlungswei- dung und gesellschaftlicher Ausgrenzung aufzu- sen gegen Stammtischparolen und reflektierten zeigen“, so Romani Rose, Generalsekretär des diese.

BERUFSORIENTIERUNGSHILFE IN MECKLENBURG-VORPOMMERN Wissenskarawane weitet Route aus

Als Berufsorientierungshilfe Technologie- und Wissen- Nachwuchsforscher eingeladen für Abiturienten hat die FES in schaftsstandort näher bringen. sind. Mecklenburg-Vorpommern vor Die „Karawane“ fährt drei Wo- In diesem Jahr stand die Wis- drei Jahren die „Wissenskara- chen durch das Land und senskarawane erstmals unter wane“ ins Leben gerufen. Die- macht an acht bis zehn interes- der Schirmherrschaft der Bun- se Bildungsinitiative, die in Zu- santen „Forschungsoasen“ desministerin für Bildung und sammenarbeit mit dem Bun- halt. Universitäten, Hochschu- Forschung, . desministerium für Bildung len und andere wissenschaftli- Die Auszeichnung zum „Ausge- und Forschung und der Agen- che Einrichtungen wie die wählten Ort im Land der Ideen tur Sphinx ET aus Rostock ent- Max-Planck- oder Leibniz-In- 2008“ im Rahmen der Bundes- stitute sind einige der Halte- kampagne „Deutschland – MEHR ZUM THEMA punkte. Eingeladen sind alle Land der Ideen“ spricht für www.wissenskarawane-mv.de Schülerinnen und Schüler, die den Erfolg des Konzepts. Lust haben, Wissenschaft Nachwuchsforscher nutzten die Chancen der wickelt worden ist, möchte Ju- „hautnah“ zu erleben. Den Ab- Wissenskarawane. gendlichen im Alter von 14 bis schluss einer Staffel bildet im- 17 Jahren Mecklenburg-Vor- mer ein großes „Wissensfest“, pommern als interessanten zu dem nicht nur passionierte

FES INFO 2/2008 19

KONFERENZ DES FORUMS POLITIK UND GESELLSCHAFT Bildung muss kostenlos sein

Obwohl es mittlerweile als er- Vorschule besucht haben, liegt Prozent der Kinder im Vor- wiesen gilt, dass ein enger Zu- bei 3,4 Prozent. schulalter eine Kita. Schon in sammenhang zwischen früh- Um möglichst vielen Kindern der Krippe werden sie von kindlicher Erziehung und dem aus allen sozialen Schichten mehrsprachigen Erzieherinnen späteren schulischen Erfolg den Zugang zu frühkindlichen unterrichtet. Darüber hinaus besteht, besuchen gerade die Bildungseinrichtungen zu er- gibt es besondere Lehrpläne Kinder von Migranten noch möglichen, forderte der Be- und „Stützerzieher“, die sich viel zu selten eine Kindertages- zirksstadtrat von Berlin-Neu- bis zu 25 Stunden in der Wo- stätte, stellte der Entwick- kölln Wolfgang Schimmang: che ausschließlich um ein Kind lungspsychologe Haci-Halil Us- „Bildung muss für alle kosten- kümmern können. Auch im lucan bei der Konferenz „In- los sein, in Kita, Vorschule, Nachbarland Schweden kann tegration beginnt im Schule und später im Studi- man ähnliche Erfolge vorwei- Vorschulalter – von Schweden um.“ sen. Dort besuchen 87 Prozent und Dänemark für zukünftige Ganz anders stellt sich dage- der Zweijährigen eine Vor- Konzepte lernen“ des Forums gen die Situation in den skan- schule. Der Betreuungsschlüs- Politik und Gesellschaft am 11. dinavischen Ländern dar. So sel sieht eine Erzieherin für April fest. Dies habe u.a. zur besuchen in manchen Stadttei- maximal fünf Kinder vor. Folge, dass ihr Anteil an den len Kopenhagens laut Peter Sitzenbleibern bei zwölf Pro- Flügge, Direktor des Centre for VORTRÄGE UND DOKUMENTATION zent liege. Der entsprechende Further Education Copenhagen www.fes.de/forumpug/inhalt/doku.htm Wert bei denjenigen, die eine & North Zealand, bis zu 92

FINNLANDS MUSTERHAFTE KRITERIEN DER BILDUNGSPOLITIK Gerechtigkeit, Qualität und Effizienz

„In Finnland hat man es ge- Deutsche weiter. Seit der Ver- Finnland die Probleme, so schafft, das gegliederte Schul- öffentlichung der PISA-Studien Prof. Dr. Manfred Prenzel, der system mit den Herausforde- haben unzählige deutsche Bil- die Federführung im deut- rungen der Zukunft zu harmo- dungsforscher und –politiker schen PISA-Konsortium 2003 nisieren“, resümierte Rainer das „Musterland“ Finnland und 2006 innehatte. Für Domisch, Leiter des Zentral- aufgesucht. Aber auch in Finn- Deutschland hatte er eine Er- amts für Unterrichtswesen in land gibt es Probleme, die die munterung parat. Die Korrela- Helsinki auf der Vortrags- und finnischen Gäste den Teilneh- tion zwischen sozialer Her- Diskussionsveranstaltung „Jen- mern der gemeinsam vom Fo- kunft und Bildungschancen ha- seits von PISA: Soziale Her- rum Politik und Gesellschaft be abgenommen und bei der kunft und Bildungschancen in und dem Finnland-Institut Schulstruktur sei durch die PI- Finnland und Deutschland“ am Deutschland organisierten Ver- SA-Ergebnisse vieles in Bewe- 18. April in Berlin. Gerechtig- anstaltung nicht verschwiegen: gung gekommen. Wichtig sei keit, Qualität und Effizienz: das Jukka Sarjala, ehemaliger Ge- „möglichst viel Bildung für al- sind wichtige Kriterien für die neraldirektor des Zentralamts, le“. Von Finnland könne man finnische Schulpolitik, die per- nannte u.a. sinkende Budgets unter anderem lernen, so manent weiterentwickelt und der Kommunen und problema- Prenzel, Lernschwierigkeiten aufeinander bezogen werden tische Familienverhältnisse. früh zu erkennen und darauf müssen, betonte der gebürtige Mit Pragmatismus löse man in schnell zu reagieren.

2/2008 INFO FES 20 DEUTSCHLAND

Rechtspolitische Impulse des Forums Berlin Kinderrechte ins Grundgesetz

VON EINER AUFNAHME VON KINDERRECHTEN IN DIE VERFASSUNG ver- spricht sich Bundesjustizministerin „erhebliche Auswirkungen auf die kin- desbezogenen Entscheidungen in Bund und Ländern“.

Potentialen der Forderung tonte die ehemalige Justizsena- „Kinderrechte ins Grundge- torin für Berlin und Hamburg, setz”. Die geladenen Expertin- Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. nen und Experten aus Wissen- Einig war man sich in der Ab- schaft, Zivilgesellschaft und schlussdiskussion mit u.a. Prof. Politik diskutierten die Ausge- Reinhard Wiesner vom Bun- staltungsformen, Reichweite desministerium für Familie, und Umsetzbarkeit sowie den Senioren, Frauen und Jugend „konkreten Mehrwert“ von und dem Vizepräsidenten des Kindergrundrechten. Deutschen Kinderschutzbun- Der Tenor war eindeutig: Kin- des Prof. Hubertus Lauer, dass dergrundrechte könnten so- die verfassungsmäßige Veran- wohl für konkrete Ansprüche kerung der Kinderrechte kein Bundesjustizministerin Zahlreiche Kindesmisshand- und eine erhöhte Teilhabe von Ersatz für konkrete Maßnah- Brigitte Zypries bei der Veranstaltung des lungs- und Verwahrlosungsfäl- Kindern und ihren Bedürfnis- men, zum Beispiel bei der Ju- Forums Berlin am le hatten zuvor bundesweit ei- sen sorgen. Sie würden z.B. bei gendhilfe, sein dürfe. Die Kin- 9. April (Foto: Unger) ne intensive Debatte um die Si- Gerichtsentscheiden oder auch derbeauftragte der SPD-Bun- tuation, den Schutz und die bei politischen Fragen der Fi- destagsfraktion, Marlene Rechte von Kindern in nanzierung, Bau und Ausstat- Rupprecht, MdB, sieht gute Deutschland ausgelöst. Die Ta- tung von öffentlichen Einrich- Chancen für die notwendige gung „Machen wir’s den Kin- tungen berücksichtigt. Damit Mehrheit zur Änderung des dern Recht?! Rechtspolitische sich diese Hoffnungen bewahr- Grundgesetzes. Impulse für ein kindergerech- heiten, erfordere eine starke teres Deutschland” des Forums Grundrechtsposition jedoch BEITRÄGE UND AUDIOBERICHT Berlin vom 9. April fragte da- auch Rechte auf bestmögliche www.fes-forumberlin.de/ her nach den rechtspolitischen Förderung und Teilhabe, be- Bundespolitik/Recht/doku_r.htm

F ACHKONFERENZ DES GESPRÄCHSKREISES MIGRATION UND INTEGRATION Bildungsoffensive in der Einwanderungsgesellschaft

Wissenschaftliche Untersu- beitsplatz benachteiligt. Ihnen deshalb auf einer Fachkonfe- chungen haben es eindeutig gelingt es auch wesentlich sel- renz mit dem Thema „Bil- belegt: Jugendliche mit Migra- tener, einen Hochschulab- dungsoffensive in der Einwan- tionshintergrund sind in der schluss zu erwerben. Der Ge- derungsgesellschaft – Beitrag Schule und bei der Suche nach sprächskreis Migration und In- der Migrantenorganisationen“. einem Ausbildungs- und Ar- tegration beschäftigte sich Bewerbungstrainings für Ju-

FES INFO 2/2008 21

gendliche, Informationen für wichtige Brückenfunktion hin. teiligten Akteure umgesetzt ihre Eltern über das Bildungs- Sie können Jugendliche und worden sind. Die beteiligten system, Vermittlung von beruf- Eltern ansprechen und selbst Migrantenorganisationen lichen Grundkenntnissen zur dazu beitragen, die Qualifika- Vorbereitung auf die Ausbil- tionen von Migranten zu erhö- dung, dies waren einige der hen. Auch Kajo Wasserhövel, Aktivitäten, die Migrantenor- Staatssekretär im Bundesmi- ganisationen am 24. April in nisterium für Arbeit und Sozia- Berlin präsentierten. Die Bun- les, hob die besondere Rolle desregierung hat eine breit der Migrantenorganisationen angelegte Bildungsoffensive bei der Qualifizierung von Ein- gestartet, mit dem Ziel, das wanderern hervor. Er wies je- deutsche Aus- und Weiterbil- doch eindringlich darauf hin, dungssystem in Qualität und dass es angesichts des Ausma- Wirkungsbreite grundlegend ßes der Benachteiligungen zu verbessern. Die Veranstal- grundlegender Veränderungen machten deutlich, dass sie sich Hob die besondere Rolle der Migrantenor- tung machte darauf aufmerk- bedarf. Es reiche nicht aus, zu- wünschten, stärker als bisher ganisationen bei der sam, dass Migrantenorganisa- sätzliche Modellprojekte zu fi- in die unterschiedlichen För- Qualifizierung von Einwanderern hervor: tionen hierbei wichtige Koope- nanzieren. In der zweiten Jah- derprogramme einbezogen zu Kajo Wasserhövel, Staatssekretär im rationspartner sind. Kenan reshälfte werde die Bundesre- werden. Gleichzeitig merkten Bundesministerium für Kolat, Bundesvorsitzender der gierung genau darauf schauen, sie auch selbstkritisch an, dass Arbeit und Soziales. (Foto: Zensen) Türkischen Gemeinde in welche der eingegangenen es wichtig sei, sich selbst wei- Deutschland, wies auf deren Selbstverpflichtungen der be- terzuqualifizieren.

ERFOLGREICHE STRATEGIEN IN DER KOMMUNALPOLITIK Wenn Migrationspolitik zur Chefsache wird

„Schützen- und Schwulenver- gesagt werden, dass die Diver- Aufgabe der Integration von ein könnten sich doch mit dem sifizierung der Gesellschaft Migrationsfragen in die kom- Heimatverein der Zyprioten die kein Integrationsproblem dar- munale Verwaltung. In Nürn- Vereinsräume teilen, um nur stellt, sondern positive Plurali- berg hat Oberbürgermeister Ul- ein Beispiel zu nennen“, es wa- sierung bedeutet. rich Maly die Migrationspolitik ren Aussagen wie diese der Abgeordnete aus Stadt- und zur Chefsache erklärt und zu- Bundestagsabgeordneten Lale Kreisparlamenten waren eben- gleich als Querschnittsaufgabe Akgün, die auf der Fachtagung so wie Migrationsbeauftragte in allen Bereichen der öffentli- „Strategien erfolgreicher kom- aus Verbänden und Gewerk- chen Verwaltung erfolgreich munaler Migrationspolitik“ für schaften am 16. Mai auf Einla- verankert. Bürgerschaftliches Schmunzeln bei den Zuhörern dung des Landesbüros Hessen Engagement stärker mit der sorgten. Nur die Wenigsten der FES und der SGK Hessen Migrationsfrage zu verbinden, konnten sich eine solche Mie- nach Frankfurt gekommen, um um auch soziale Gruppen mit tergemeinschaft in ihrer Kom- über die Handlungsmöglichkei- Migrationshintergrund in die mune vorstellen. Die Debatte ten und Strategien einer erfolg- Gesellschaft sozial zu integrie- über Integration und Migration reichen Migrationspolitik in ren, stellt eine wichtige Aufga- wird viel zu stark über das He- Hessen zu diskutieren. be und Chance auf der kommu- rausstellen der Unterschiede Neben Lale Akgün referierte nalen Ebene dar. Es fördert ei- geführt statt Gemeinsamkeiten u.a. Christine Meyer von der ne Form des Lokalpatriotimus, zu betonen, bemängelte Akgün. Stadt Nürnberg über die welcher in Deutschland leider Der Bevölkerung müsse endlich schwierige, aber machbare noch unterschätzt wird.

2/2008 INFO FES 22 DEUTSCHLAND

F ACHTAGUNG ZUR HILFE FÜR ILLEGALE MIGRANTEN Humanität ist meldepflichtig

Offizielle Schätzungen gehen auch den Schulbesuch der Kin- Der Stadt Hannover, dem FES- davon aus, dass etwa 100.000 der. Behörden und Helfer sind Landesbüro Niedersachsen, Menschen in Deutschland ohne verpflichtet, diese Menschen zu dem Diakonischen Werk und legalen Aufenthaltsstatus le- melden. dem Flüchtlingsrat Nieder- ben, die Dunkelziffer liegt bei Auf einer Fachtagung in Han- sachsen als Veranstalter ist es bis zu einer Million Menschen. nover Anfang April kamen Ex- gelungen, Experten, Entschei- Viele dieser „Illegalen“ haben perten, Praktiker aus Sozial- dungsträger und Praktiker zu- es dennoch geschafft, sich ein verbänden und Vertreter aus sammenzubringen, um Lö- soziales und wirtschaftliches Verwaltung und Politik zusam- sungsvorschläge zu Teilberei- Netz aufzubauen. Problema- men, um über die Frage zu dis- chen wie Bildung oder tisch wird es jedoch, wenn kutieren, wie man mit illegalen Gesundheit für die Praxis zu staatliche Leistungen erforder- Hilfsbedürftigen umgehen soll- erarbeiten. lich werden. Dies kann eine te und welche Wege es gibt, um DOKUMENTATION ZUR TAGUNG dringend benötigte ärztliche Helfende aus der rechtlichen www.fes.de/niedersachsen/in- Versorgung betreffen, aber Grauzone zu befreien. halt_Dokumentationen

PROJEKTWERKSTATT ZUM EUROPÄISCHEN JAHR DES INTERKULTURELLEN DIALOGS Mehr miteinander, mehr voneinander!

als Film, Bild, Song, Theater, schen einer Deutschen und ei- Zeitung oder Imagekampagne. nem arabischstämmigen Jun- In der Schreibwerkstatt ent- gen aussieht, stellte die Thea- stand eine kleine Zeitung mit tergruppe dar. In den Work- dem vieldeutigen Titel „Dop- shops wurde eines deutlich: pelpass“. Blutrache, Vorurteile, Die Jugendlichen empfinden Bandenschlägereien waren die kulturelle Vielfalt als Berei- hier die Themen. „Die Persön- cherung und Herausforderung, lichkeit soll zählen“, forderte die sie mit viel Optimismus und eine 21-jährige Mitgestalterin Freude annehmen. in der Imagekampagne. Wie DOKUMENTATION das Zusammenleben zwischen In sechs Work- Um die Worthülsen „Multikul- den Kulturen am Beispiel einer www.fes.de/forumpug/inhalt/doku.htm shops konnten die Jugendlichen ihrer ti“ oder „kulturelle Vielfalt“ mit bikulturellen Beziehung zwi- Kreativität freien Leben zu füllen, lud das Forum Lauf lassen. +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ (Foto: Kröll) Politik und Gesellschaft am 1. April junge Menschen ein und Um erwerbslose Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, werden sei- ließ sie unter dem Motto „Ju- tens der Politik bereits Anstrengungen unternommen, wie Kombilohnmo- gend im Dialog der Kulturen – delle oder gemeinwohlorientierte Beschäftigung. Auf der Fachveranstal- unsere Zukunft, unsere Vision“ tung „Außen vor oder Mittendrin? Gesellschaftliche Partizipation und in sechs verschiedenen Krea- Anerkennung von Erwerbslosen“ des Projektes „Gesellschaftliche Integra- tivworkshops unter professio- tion“ gingen am 13. März u.a. Gabriele Lösekrug-Möller, MdB, Dr. Leonard neller Anleitung ihre Vorstel- Brier, Vorstandsvorsitzender der Freiwilligenagentur Leipzig, und Dr. Wal- lungen zum multikulturellen ter Häcker, Organisationsentwickler des Erwerbslosenprojekts „myself Zusammenleben entwerfen – e.V.“, der Frage nach, wie eine stärkere Integration erreicht werden kann.

FES INFO 2/2008 23

KOMMUNALAKADEMIENORD ÖFFNET SICH ALLEN GENERATIONEN Für Einsteiger ins politische Ehrenamt

Antje Mohr fängt noch einmal men, um sich für ihr politisches nach den Seminarangeboten neu an. Bislang war es ihr zeit- Ehrenamt weiterzubilden. und viele erfolgreiche Teilneh- lich nicht möglich, trotz 40-jäh- „Es gibt“, sagt Antje Mohr, „im- merinnen und Teilnehmer zei- riger SPD-Mitgliedschaft, kom- mer mehr – auch ältere – Men- gen, dass sich die Kommunal munalpolitische Mandate zu übernehmen. Bei der Wahl im Februar 2008 ist die Rentnerin in die Bezirksversammlung von Hamburg-Altona gewählt wor- den. Ihre Kenntnisse und Fä- higkeiten für diesen Neustart als Kommunalpolitikerin hat sie durch die Teilnahme an der Seminarreihe „Einstieg in die Kommunalpolitik“ der Kommu- nalAkademieNord ergänzt. Das dreiteilige Seminarangebot hat schen, die auch solche Weiter- AkademieNord des Julius-Leber- Absolventen der vier- ten Staffel der Semi- das Julius-Leber-Forum der bildungsangebote nutzen Forums in Hamburg etabliert narreihe „Einstieg in Friedrich-Ebert-Stiftung direkt möchten.“ Sie muss es wissen, hat. Insgesamt 16 Absolventen die Kommunalpolitik“ in Hamburg im Anschluss an die Landes- denn sie ist neben ihrer neuen können ihre Kenntnisse in Bür- und Kommunalwahl in Ham- Funktion in der Bezirksver- gerschaft und den Bezirksver- burg angeboten und für alle sammlung auch stellvertreten- sammlungen anwenden. Generationen geöffnet. So ka- de Vorsitzende der Vertretung MEHR ZUM THEMA men 17 Engagierte im Alter der Senioren in der Hamburger von 17 bis 67 Jahren zusam- SPD. Die steigende Nachfrage www.kommunalakademie-nord.de

Bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen in Sachsen-Anhalt Weiterbildung und Qualifizierung für ältere bür- ment auch wirkungsvoll umgesetzt werden kann. gerschaftlich engagierte Menschen stand im Mit- In Arbeitsgruppen wurde der konkrete Weiterbil- telpunkt einer Fachtagung, die das Forum Politik dungsbedarf benannt und im Plenum diskutiert. und Gesellschaft und das Landesbüro der FES in Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation, Vernet- Kooperation mit dem Ministerium für Gesundheit zung, Koordination mit hauptamtlichen Stellen, und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt und der Informationen zu rechtlichen und finanziellen Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagen- Rahmenbedingungen und interkulturelle Kompe- turen am 26. Mai in Magdeburg durchgeführt hat. tenzen standen dabei im Mittelpunkt. Die FES hat Die Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe betonte, im Rahmen des Projektes „Bürgerschaftliches En- dass es in Sachsen-Anhalt immer mehr ältere gagement der älteren Menschen stärken“ ein Qua- Menschen gibt, die bis ins hohe Alter gesund und lifizierungsangebot entwickelt, das sich speziell an motiviert seien, sich mit ihrer Lebenserfahrung Interessierte in Berlin und Ostdeutschland wen- in die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen. det. Weiterbildung und Qualifizierung seien jedoch Informationen zu diesem Projekt unter: wichtige Voraussetzungen, damit dieses Engage- www.fes.de/forumpug

2/2008 INFO FES 24 DEUTSCHLAND

ZUR STÄRKUNG DES BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENTS Netzwerke im Dialog

In den letzten Jahren sind siert und in der politischen De- gleitet. deutschlandweit eine Reihe in- batte Stellung bezieht. Persön- Auf Einladung des Arbeitskrei- novativer Netzwerke und Zu- lichkeiten aus Politik, Verwal- ses und des Bundesnetzwerkes sammenschlüsse entstanden, tung und Wissenschaft, Wirt- Bürgerschaftliches Engage- in denen engagierte Bürgerin- schaft, Medien, Verbänden und ment (BBE) diskutierten auf nen und Bürger neue Wege der anderen zivilgesellschaftlichen der zweitägigen Fachtagung Engagementförderung entwi- Organisationen stellen dem Ar- „Netzwerke im Dialog“ Ende ckeln. Vielfach bleiben ihre Er- beitskreis ihre fachlichen und April in der FES in Bonn Koor- gebnisse der Öffentlichkeit un- persönlichen Erfahrungen zur dinatorinnen und Koordinato- bekannt. Auch zwischen den Verfügung. Unter Leitung von ren von Netzwerken in den Netzwerken ist der Austausch Dr. Michael Bürsch, MdB, Vor- Bundesländern ihre Organisati- über ihr Leistungsvermögen sitzender des Bundestags-Un- onsstrukturen und Funktions- begrenzt und ausbaufähig. terausschusses „Bürgerschaftli- weisen. Engagementfreundli- Ein wichtiger Referenzpunkt ches Engagement“, identifiziert che Rahmenbedingungen für die bürgergesellschaftliche der Arbeitskreis Themen und schaffen, Bürgerinnen und Diskussion und Praxis ist seit Projekte, die geeignet sind, Bürger beraten und unterstüt- vielen Jahren der Arbeitskreis bürgergesellschaftliches Enga- zen und u.a. durch Öffentlich- Bürgergesellschaft und Aktivie- gement zu fördern. Sie werden keits- und Lobbyarbeit eine An- render Staat der FES. Seit dem auf Fachkonferenzen, öffentli- erkennungskultur befördern, Jahr 2001 ist er ein Forum, das chen Veranstaltungen oder die gesellschaftliches Engage- reformpolitisch relevante The- über Analysen und Gutachten ment wertschätzt, zeigten sich menstellungen aufgreift, analy- aufgegriffen und kritisch be- als gemeinsame Aufgabe.

FORUM SENIORENPOLITIK IN ERFURT Anerkennung fürs Engagement

Laut einer im Auftrag der FES ist absehbar, dass dieses Enga- gements von Älteren arbeiten. Thüringen durchgeführten Stu- gement älterer Personen wei- Die Kernfrage der Veranstal- Das ehrenamtliche En- gagement auch älterer die aus dem Jahr 2007 sind ter an Bedeutung zunehmen tung mit dem SPD-Partei- und Menschen darf nicht als Ersatz für reguläre über 40 Prozent der älteren wird. Dazu trägt auch der Fraktionsvorsitzenden in Thü- Arbeitsplätze dienen. Menschen im Freistaat Thürin- Wegzug der jüngeren Bevölke- ringen, , (Foto: picture-alliance/ dpa) gen ehrenamtlich engagiert. Es rung, vor allem im ländlichen lautete: „Welche Rahmenbe- Raum, und die steigende Fit- dingungen brauchen Verbände ness älterer Menschen bei. In zur Förderung des bürger- dieser Einschätzung waren schaftlichen Engagements von sich die Teilnehmenden des Älteren in ideeller, institutio- Forums Seniorenpolitik einig, neller, finanzieller und gesetz- das vom Landesbüro Thürin- licher Hinsicht?“ gen der FES am 23. April in Das ehrenamtliche Engage- Erfurt durchgeführt wurde. ment dürfe nicht als Ersatz für Eingeladen waren Sozialver- bestehende Arbeitsplätze miss- bände, Senioreninitiativen und verstanden werden. Gabriele Organisationen, die im Bereich Pilling, Vorsitzende des Senio- des bürgerschaftlichen Enga- renbüros des Saale-Holzland-

FES INFO 2/2008 25

Kreises unterstrich, dass häu- nanziellen Nachteilen führe. allem Anerkennung suchten. fig zudem für die älteren Men- Einige Redner betonten, dass Auch dies könne ein Hand- schen ihr Engagement zu fi- ehrenamtlich Engagierte vor lungsfeld für die Politik sein.

DAS XIX. BAUTZEN-FORUM DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG Alltag in der SBZ/DDR – Leben in einer Diktatur

„Die Zukunft ist offen, die Ver- gangenheit steht fest, denn was geschehen ist, kann niemand ungeschehen machen. Aber was genau ist denn gesche- hen?“: Mit dieser Frage begann der Berliner Theologe und ehe- malige DDR-Bürgerrechtler Prof. Richard Schröder seinen Vortrag zu Beginn des 19. Bautzen-Forums, das am 15. und 16. Mai unter der Über- das alltägliche Leben der Men- Thierse, die Bundesbeauftragte auf dem Podium u.a. die Bundesbeauftragte schrift „Alltag in der SBZ/DDR – schen. Wenn heute ein ehema- für die Stasi-Unterlagen Ma- für die Stasi-Unterla- Leben in einer Diktatur“ stand. liger „DDR-Bürger“ dem ande- rianne Birthler und die Histori- gen Marianne Birthler und Bundestagsvize- Beim Gang durch die Zeit sei es ren vorwerfe, dieser müsse in ker Prof. Rainer Eckert und präsident (Foto: Waldek) ähnlich wie beim Wandern: einer anderen DDR gelebt ha- Prof. Martin Sabrow. Zum Um- Ständig verändere sich nicht ben als er selbst, so möge das gang mit der DDR-Geschichte nur der Ausblick sondern auch richtig sein, denn ein NVA-Offi- sagte Thierse, das individuelle der Rückblick, so Schröder. Mit zier, ein LPG-Bauer und ein Gedächtnis sei das Eine, das Bezug auf die DDR falle somit Pfarrer hätten jeder einen an- Andere sei das kollektive Ge- manches Verkehrte am damals deren DDR-Alltag erlebt und dächtnis, das durch politische Normalen erst rückblickend vom Alltag des anderen wenig und wissenschaftliche Institu- auf, weil man jetzt erst mit ei- gewusst, weil es keine gemein- tionen gefestigt werden müsse. nem gewissen Abstand die Din- same Öffentlichkeit gab. Marianne Birthler unterstrich ge besser erkennen könne. Zur Am abschließenden Podiums- dies und sagte, das Interesse Auseinandersetzung mit der gespräch beteiligten sich Bun- an DDR-Geschichte und deren SBZ/DDR gehöre der Blick auf destagsvizepräsident Wolfgang Darstellung sei groß. Allerdings fehle es noch an Ressourcen, +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ wie etwa an guten, kritischen Brandenburgs ehemalige Sozialministerin Regine Hildebrandt Museen. Ein negatives Beispiel (1941-2001) schrieb nie Tagebuch, notierte aber alle Unternehmun- sei in diesem Zusammenhang gen seit ihrer Kindheit in kleinen Kalendern. Und sie fotografierte das privatwirtschaftlich geführ- für ihr Leben gern. Zahlreiche dieser Fotos und Dokumente wur- te DDR-Museum in Berlin, das den nun erstmals in einer Bildbiographie veröffentlicht. Im Rahmen- bei kommerziellem Erfolg kei- programm der Leipziger Buchmesse präsentierte Ehemann und Au- nen nennenswerten Beitrag zur tor Jörg Hildebrandt sein Buch „Regine Hildebrandt – Erinnern Auseinandersetzung mit der tut gut“ am 14. März im übervollen Veranstaltungssaal der Fried- DDR als einer Diktatur leisten rich-Ebert-Stiftung. Er zeigt darin ein Bild der privaten Regine Hil- könne, sondern allenfalls nost- debrandt, deren Leben verwoben war mit Eckdaten der deutschen algische Bedürfnisse bediene Geschichte: ihre Jugend in der Bernauer Straße in Berlin, wo spä- und ein vollständig verqueres ter Mauer und Todesstreifen verliefen, das mitunter mühevolle Le- DDR-Bild vorführe. ben in der DDR, aber auch das Glück, das mit der großen Familie, den Weggefährten aus Beruf und Kirche gegen Restriktionen den-

noch möglich war. 2/2008 INFO FES 26 DEUTSCHLAND

Wie sicher sind unsere Daten ?

Seit dem 1. Januar 2008 müssen die Telefon- und Eine weitere Konferenz bezog sich auf die Scoring- Internetanbieter in Deutschland alle Verbin- Verfahren der Kreditwirtschaft. Mit diesem Ver- dungsdaten für sechs Monate speichern. Mit die- fahren wird die Kreditwürdigkeit von Bankkun- ser Datenfülle können Kommunikations-, Bezie- den bewertet. Dabei werden umfangreiche per- hungs- oder sogar Bewegungsprofile erstellt wer- sonenbezogene Daten gesammelt, genutzt und den. Datenschutzbeauftragte befürchten, dass ein z.T. auch weitergegeben. Kern der Kritik ist die Missbrauch der einmal gespeicherten Daten un- fehlende Transparenz des Verfahrens. ter den heutigen Bedingungen nur schwer zu ver- FES- Publikationen zum Thema: hindern ist. Vor diesem Hintergrund führt die FES • Datenschutz in einem informatisierten All- regelmäßig Konferenzen zu aktuellen Fragen des tag – Gutachten von Prof. Alexander Ross- Datenschutzes durch. Ein Schwerpunktthema nagel, Berlin 2007 war die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Vorrats- • Datenschutz im Spannungsfeld von Freiheit datenspeicherung. und Sicherheit – Dokumentation der Fach- konferenz Datenschutz 2007

10 JAHRE BREMER DIALOG DER FES Blick zurück und nach vorn

ber-Forums bot Gelegenheit serhövel mit Altersforscherin nicht nur für eine Rückschau, Professor Ursula Staudinger, sondern auch für einen Blick Vizepräsidentin der Jacobs nach vorn. Das Thema „Zu- University Bremen. Der Staats- kunft Alter: Perspektiven von sekretär stellte heraus, dass es Arbeit, Pflege und Lernen“ lud viele Unsicherheiten im Hin- dazu ein, die Grundlagen unse- blick auf den demografischen res gesellschaftlichen Zusam- Wandel gibt. Altersforscherin menhalts neu zu betrachten – Staudinger führte dann die in- in einer Gesellschaft, in der dividuellen Auswirkungen vor bald mehr als ein Drittel der Augen. 30 Jahre persönliche Bevölkerung über 65 Jahre alt Lebenszeit hätten die Men- Der Geschäftsführer der FES, Dr. Roland Schmidt, dankte er dem sein werden. Über die Perspek- schen in den letzten 100 Jah- ehemaligen Bürgermeister Bremens, Hans Koschnick, für sein herausragendes Engagement als langjähriger Leiter des Bremer tiven einer alternden Gesell- ren hinzugewonnen. Es gelte Dialogs. Mit ihm wurde der Bremer Dialog zu einem wichtigen schaft sprach der Staatssekre- nun, die neuen Lebensphasen Diskussionsforum in der Hansestadt. tär im Bundesministerium für neu zu organisieren. „In den zehn Jahren seines Be- Arbeit und Soziales Kajo Was- stehens hat der Bremer Dialog +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ viele Menschen zu den wich- tigsten Fragen unserer Zeit in- In die tiefste thüringische Provinz ließ sich die ehemalige Familien- formiert und miteinander ins ministerin vom Landesbüro der FES locken: Im Eichsfeld gibt es die Gespräch gebracht“, so Bre- Familienerholungsstätte Burg Bodenstein, die auch Treffpunkt ei- mens ehemaliger Bürgermeis- nes Gesprächskreises ist, in dem interessierte Bürger sich um di- ter Klaus Wedemeier aus An- rekte politische Information bemühen. Christine Bergmann erläu- lass des Jubiläums. terte die Positionen einer fortschrittlichen Familienpolitik, die sich Das zehnjährige Bestehen des vor allem auch um eine Belebung des Kinderwunsches bei jungen Bremer Dialogs des Julius-Le- Paaren bemüht. Sie warb für das Ziel, die Vereinbarkeit von Fami- lie und Beruf für alle Mütter sicherzustellen und frühkindliche Bil- dungsangebote flächendeckend anzubieten. Dies war bei den Teil-

FES INFO 2/2008 nehmern nicht unumstritten. 27

Preis „Das politische Buch“ an den Bundesbeauftrag- Datenschutz hat mit ten für den Datenschutz Gerechtigkeit zu tun DER PREIS „DAS POLITISCHE BUCH“ der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde am 6. Mai an Peter Schaar für sein Buch „Das Ende der Privatsphäre. Der Weg in die Überwa- chungsgesellschaft“ verliehen.

Wie aktuell das Preisbuch die- ses Jahres sein würde hat die neunköpfige Jury – Bibliothe- karinnen, Bibliothekare und ein Buchhändler – bei ihrer Entscheidung am 1. Februar nicht erahnen können. Die Vor- sitzende der FES Anke Fuchs rief in ihrer Begrüßung ins Ge- dächtnis, dass erst Ende Febru- ar das Verfassungsgericht das NRW-Gesetz zu Online-Durch- suchungen gekippt hat, und Ende März die Nachricht der die Gegenposition, den Schutz als „Hilferuf des verantwortli- Preisverleihung in Ber- lin: (v.l.) Klaus Hohlfeld, Videoüberwachung von Lidl- der Privatheit, den Daten- chen Datenschützers, dass sein Sprecher der Jury; der Mitarbeitern eine Welle von schutz , mehr denn je brau- Amt seinem Auftrag nur ge- Preisträger Peter Schaar; die FES-Vorsit- Meldungen über die Verletzung chen.“ Körting hob hervor, recht werden kann, wenn mög- zende Anke Fuchs und Berlins Innensenator von Persönlichkeitsrechten in „dass es Peter Schaar mit sei- lichst viele Bürger mit wach- Erhart Körting. vielen Betrieben auslöste. nem Werk gelungen ist, die Be- sam sind.“ Der Festredner Ehrhart Kör- lange des Datenschutzes über- In seinem Dankwort hob Peter ting, Berlins Senator für Inne- zeugend deutlich zu machen, Schar hervor, dass „Daten- res und Sport, betonte, dass ohne sicherheitspolitisch gebo- schutz auch etwas mit Gerech- wir „in Zeiten nahezu unbe- tene und sinnvolle Lösungswe- tigkeit und sozialem Ausgleich grenzter technischer Möglich- ge aus dem Blick zu verlieren.“ zu tun hat.“ Dass korrekt wirt- keiten der Überwachung und Klaus Hohlfeld, Sprecher der schaftende Bürger „aufgrund Informationsgewinnung auch Jury, würdigte Schaars Buch ihres Datenschattens echte Be- nachteiligungen erfahren, etwa Angstdebatte vermeiden bei der Kreditvergabe“, sei nicht hinzunehmen. In einer Über das Spannungsfeld von sicherheitspolitisch notwendiger Da- Zeit, in der „es keinen Weg zu- tenspeicherung und Wahrung der individuellen Freiheit debattier- rück in eine Welt ohne Compu- ten am 2. April zum Auftakt der „Schaumburger Abendgespräche“ ter, ohne Internet und ohne im Bückeburger Ratskeller der Präsident des Bundeskriminalam- Mobilfunk“ gebe, dürfe „sich tes Jörg Ziercke und der Vorsitzende des Innenausschusses des unsere Gesellschaft nicht trei- Deutschen Bundestages, . Dass in Zeiten der Glo- ben lassen“, sondern müsse die balisierung die Herausforderungen an die Verbrechensbekämpfung „gemeinsame Gestaltung der zunehmen, sahen beide Diskutanten als eine unabänderliche Tat- Informationsgesellschaft als sache, die es zu meistern gilt. Ziercke betonte, dass er und seine politische Pflichtaufgabe“ be- Behörde die Ängste vor einer allumfassenden Datenvorratsspei- greifen. cherung in der Bevölkerung durchaus ernst nähmen, warb jedoch zugleich dafür, eine Angstdebatte zu vermeiden und sachlich über Zweckmäßigkeit und Chancen der neuen technischen Möglichkei- ten zu diskutieren. 2/2008 INFO FES 28 DEUTSCHLAND

Weltmacht Suchmaschine Von vielen Internetnutzern ungeahnt werden Da- vo Security Consulting, Jan Mönikes, freier ten gespeichert und so aufbereitet, dass detaillier- Rechtsanwalt, Dr. Wolfgang Schulz, Hans-Bre- te Profile entstehen, die über persönliche Gewohn- dow-Institut und Jörg Tauss, Sprecher für Bil- heiten und Interessen Auskunft geben und der- dung, Forschung und Medien der SPD-Bundes- zeit vor allem für Werbeangebote genutzt werden. tagsfraktion. Moderiert wurde die Runde von Bir- Aus Sicht der Juristen gibt es in Deutschland eine git Kipfer, medienpolitische Sprecherin der Gesetzeslücke, weil nicht klar geregelt ist, wann SPD-Landtagsfraktion. und wie schnell Daten von Suchmaschinenbetrei- In der Diskussion mit dem Publikum zeigte sich bern gelöscht werden müssen. Über die in die Kri- dann auch, dass der Umgang mit den neuen Me- tik geratene Informationssammelwut der Such- dien offenbar altersabhängig ist. Während die äl- maschinenbetreiber diskutierten bei einer Podi- tere Generation eher zur Vorsicht mahnt und auf umsrunde des Fritz-Erler-Forums in Kooperation die Gefahren verweist, sehen Jüngere darin mehr mit der Alcatel-Lucent Stiftung in Stuttgart Tho- Chancen als Risiko. mas Dominikowski, Lycos Europe, Dirk Fox Secor-

F ACHKONFERENZ ZUR INNEREN SICHERHEIT Sicherheit mit Augenmaß „Wir reden zu viel über Sicher- nannte als Beispiel die biomet- begriffs zu handeln, der auch heit und zu wenig über Frei- rischen Daten im elektroni- die soziale Sicherheit einschlie- heit“, stellte Dr. Dieter Wiefels- schen Reisepass, die nur auf ße. Investitionen in Polizei und pütz, innenpolitischer Sprecher dem Pass selbst, nicht aber im Justiz seien nötig, gleichzeitig der SPD-Bundestagsfraktion, zentralen Passregister gespei- dürfe man nicht bei der prä- Ende Mai bei der Konferenz chert würden. Der ehemalige ventiven Jugendarbeit kürzen. „Sicherheit mit Augenmaß“ Bundesinnenminister Gerhart Klare Positionen bezog die fest. Wie Freiheit gewährleistet Baum kritisiert Vorhaben wie Bundesjustizministerin in der werden kann, ohne das Bedürf- die Online-Durchsuchung als Ablehnung der Trennung von nis nach Sicherheit zu vernach- den Einstieg in den Überwa- innerer und äußerer Sicher- lässigen, darüber wurde bei chungsstaat. Zum Abschluss heit, bei der Ablehnung jegli- dieser Tagung engagiert disku- der Konferenz gab Bundesjus- cher Aufweichung des Folter- tiert und gestritten. Die aktuel- tizministerin Brigitte Zypries verbots und bei der unbeding- le Sicherheitsgesetzgebung einen Ausblick auf die künftige ten Notwendigkeit, bei der stand dabei im Blickpunkt: das Sicherheitsgesetzgebung. Der Terrorismusbekämpfung BKA-Gesetz mit der umstritte- Staat sei gefordert, im Sinne ei- rechtsstaatlichen Prinzipien nen Online-Durchsuchung, die nes vielgestaltigen Sicherheits- zu folgen. Vorratsdatenspeicherung sowie die Regelungen aus den Terro- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ rismusbekämpfungsgesetzen. Der Deutsche habe nicht nur bei der Entsendung von Sol- Der stellvertretende Vorsitzen- datinnen und Soldaten der Bundeswehr in Stabilisierungs- oder de der SPD-Bundestagsfraktion Friedenssicherungseinsätze das letzte Wort. Auch über die Einrich- Fritz-Rudolf Körper machte tung von zivilen Wiederaufbauprogrammen oder von Hilfseinsätzen deutlich, dass seine Fraktion werde im Bundestag entschieden, sagte Andreas Weigel, MdB, bei verhindern konnte, dass per- einer Podiumsveranstaltung der FES am 18. März in Leipzig. Über sönliche Daten von Bürgern al- „Die Auslandseinsätze der Bundeswehr – Die Situation in Afgha- len Sicherheitsbehörden zu- nistan, dem Kosovo und Bosnien-Herzegowina“ sprach er mit Dr. gänglich gemacht werden und Anita Kecke, stellvertretende Politikchefin der Leipziger Volkszei- tung. Weigel erläuterte, dass militärisches Engagement letztlich nur deshalb notwendig sei, damit ziviler Aufbau erfolgreich sein könne:

FES INFO 2/2008 Das eine könne ohne das andere nicht gelingen. 29

FES-VERANSTALTUNG ZUR SITUATION DER KUNST- UND KULTURSCHAFFENDEN Selbstbestimmt oder selbst ausgebeutet?

Die Enquete-Kommission „Kul- Gemeinsam mit der Sachver- tur in Deutschland“ veröffent- ständigen der Enquete-Kom- lichte jüngst ihre Handlungs- mission, Prof. Susanne Binas- empfehlungen zur Verbesse- Preisendörfer, diskutierten die rung der wirtschaftlichen und Schriftstellerin Tanja Dückers sozialen Situation von Künstle- und der Theater– und Filmre- rinnen und Künstlern. Demzu- gisseur Robert Thalheim die folge sind prekäre Beschäfti- Handlungsempfehlungen des gungsverhältnisse mit hohem Berichts der Kommission. Einkommensrisiko bei oft un- Künstler seien Unternehmer in genügender sozialer Absiche- eigener Sache, so Dückers und rung bei Kunst- und Kultur- Thalheim. Der Anteil von schaffenden in zunehmendem Selbstbestimmung in ihrer Ar- erscheinenden Buch über die Über das Künstlerle- ben sprachen Tanja Maße an der Tagungsordnung. beitswelt sei aber mehr Sug- soziale Lage der Selbständigen Dückers, Prof. Susanne Die Kreative Klasse – Avant- gestion, denn oft handle es sich im künstlerischen Bereich und Binas-Preisendörfer und Robert Thalheim. garde oder neue Unterschicht, in der Kreativwirtschaft um Robert Thalheim zeigte eine (Foto: Liebe) fragte das FES-Projekt „Gesell- Formen der Selbstausbeutung. Filmsequenz aus seinem Film schaftliche Integration“ am 16. Innerhalb der künstlerischen „netto“, der sich mit prekären Mai im Rahmen der Veranstal- Ausbildung müsse in der Zu- Lebenslagen auseinandersetzt. tung „KÜNSTLERleben – LE- kunft daher mehr Augenmerk MEHR ZUM THEMA BENskünstler? Die soziale und auf den Bereich Marketing ge- wirtschaftliche Situation der legt werden. Abschließend las www.fes.de/integration Kunst- und Kulturschaffen- Tanja Dückers Passagen aus den“. ihrem im nächsten Frühjahr

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Die Finanzmarktkrise stand im Mittelpunkt einer gensmanagement, auf dem Podium und diskutier- Kooperationsveranstaltung des Managerkreises ten das Reformpaket, auf das sich die vier größ- Berlin-Brandenburg mit den Berliner Wirtschafts- ten europäischen Volkswirtschaften verständigt gesprächen am 8. Mai. Neben dem Berliner Fi- haben, um die Folgen der Krise abzufedern. nanzsenator Dr. Thilo Sarrazin (im Bild mit Mode- ratorin Michaela Hoffmann, Wirtschaftswoche Der neunte Mai ist Europatag. Grund genug für Berlin) saßen Martin Wismann, Mitglied der Ge- das Fritz-Erler-Forum in Konstanz, eine Diskussi- schäftsführung von JP Morgan Deutschland, Dr. on über die soziale Integration in Europa zu or- Dirk Schumacher, Chefvolkswirt Goldman, Sachs ganisieren. Die Europaabgeordnete Evelyne Geb- & Co. Deutschland sowie Oliver Hagedorn, Mit- hardt diskutierte mit den beiden Bundestagsab- glied des Vorstandes der avesco AG für Vermö- geordneten Prof. Gerd Weißkirchen sowie Peter

(Foto: M. Bollhorst) Friedrich über die Frage, wie sich Kräfte bündeln lassen, um Europa eine stärkere soziale Dimensi- on zu geben. Gerd Weißkirchen setzte große Hoff- nungen in den Lissabon-Vertrag. Der Wegfall des Einstimmigkeitsprinzips werde die Entschei- dungsprozesse vereinfachen, so seine optimisti- sche Einschätzung.

2/2008 INFO FES 30 DEUTSCHLAND

AUFARBEITUNG DER NS-VERGANGENHEIT Ernst-Strassmann-Stiftung beendet Tätigkeit

Die 1981 als unselbständige ähnlichen Zuwendungen an Die Bundesrepublik Deutsch- Stiftung unter dem Dach der Sozialwissenschaftler sowie an land hat weltweit Anerken- Friedrich-Ebert-Stiftung ge- Kunst- und Musikstudierende. nung für die vielen Bemühun- gründete Ernst-Strassmann- Die Stiftung war angelegt auf gen zur Aufarbeitung der NS- Stiftung beruhte auf einer tes- 25 Jahre. Vergangenheit erfahren. Die tamentarischen Verfügung von Mit der Durchführung der För- Ernst-Strassmann-Stiftung Resi Strassmann, der Witwe dermaßnahmen wurde die Ab- leistete auf wissenschaftlichem Ernst Strassmanns. Um zur teilung Studienförderung der Gebiet einen finanziellen und Festigung der Demokratie bei- FES betraut. Das ursprüngli- inhaltlichen Anteil an dieser zutragen, sollte eine Aufarbei- che Kapital von 800.000,- DM wichtigen Arbeit. Die FES tung der NS-Vergangenheit, konnte durch eine geschickte wusste sich damit dem großen insbesondere der Traditionen, Anlagepolitik über die Jahre Einsatz des Landgerichtsrats die zum NS-Regime und seinen auf fast 2,55 Millionen DM er- Dr. Ernst Strassmann und der vielfältigen Verbrechen führ- höht werden. Durch die ehren- von ihm und Hans Robinsohn ten, unterstützt werden. Dies amtliche Arbeit von Dr. Jutta- gegründeten sozialliberalen geschah vor allem durch die B. Lange-Quassowski wurden Widerstandsgruppe verpflich- Förderung wissenschaftlicher darüber hinaus weitere Zustif- tet, die von 1933 bis zur Ver- Arbeiten mittels Stipendien, tungen zur Durchführung di- haftung Strassmanns im Jahr Druckkostenzuschüssen und verser Projekte eingeworben. 1942 tätig war.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ Im Mai nahmen dreißig Schülerinnen und Schüler sich die Diskutanten auf dem Podium einig: Die der 12. Klasse des John-Lennon-Gymnasiums am Mehrheit der Studenten hat mit ihrem politischen ersten Planspiel Kommunalpolitik der FES im Engagement eine Liberalisierung der politischen Berliner Bezirk Mitte teil. Schnell verwandelte sich Kultur vorangetrieben. die trockene Theorie in erlebbare Praxis: Am ers- ten Projekttag saßen die Schüler noch als Zuschau- In der Reihe „Erfurter Hauptstadtgespräche“ des er auf dem Balkon der Bezirksverordnetenver- Landesbüros Thüringen der FES befragte am 19. sammlung. Nachdem sie, von „echten“ Kommunal- Mai der Bundestagsabgeordnete Carsten Schnei- politikern beraten, selbst Anträge und Anfragen der den DGB-Vorsitzenden Michael Sommer (Bild) erarbeitet hatten, konnten sie es nicht erwarten, zu seiner Person und zu seiner Politik. Sommer auch in der ersten Reihe zu sitzen, um sich einzu- machte klar, dass er ein Gegner von Privatisierun- mischen und mitzugestalten. Das FES-Forum Poli- gen sei. Viele Erfahrungen in anderen Ländern hät- tik und Gesellschaft bietet das Planspiel Kommu- ten gezeigt, dass öffentliche Unternehmen privat nalpolitik in allen Berliner Stadtteilen für Schüler- geführt nicht effizienter und kundenfreundlicher gruppen ab 14 Jahren an. würden; Personentransport und Kommunikation seien Dienstleistungen, deren Funktionieren für die Was halten eigentlich heute Studierende von 1968? Menschen und Und welche Fragen haben sie an die Beteiligten von für die Wirt- damals? Diese Aspekte standen im Mittelpunkt ei- schaft so wich- nes Gespräches zwischen dem Publizisten und tig seien, dass Schriftsteller Johano Strasser und drei Studieren- der Staat dafür den der Universität Bonn. Ausgangspunkt der Dis- direkte Verant- kussion war der heutige Deutungskampf um die wortung habe. Wirkungsmacht der 68er-Bewegung. Hier zeigten

FES INFO 2/2008 31

Als Schülerpraktikant bei der FES – Der fünfzehnjährige Paul Döge berichtet:

Als Schüler einer Berliner Gesamtschule muss der Organisation von Veranstaltungen, unter ich in der neunten Klasse ein Praktikum absol- anderem auch für Schülerinnen und Schüler. Ich vieren und suchte nach einem Platz im politi- war voll in meinem Element. schen Bereich. Da ich schon aus meiner Tätig- Es ist spannend, auch mal hinter die Kulissen keit als Streitschlichter an unserer Schule viel einer politischen Stiftung zu sehen und zu erfah- Gutes und Spannendes gehört habe, interessier- ren, was alles zur Vorbereitung der Veranstal- te ich mich für die Friedrich-Ebert-Stiftung. So tungen gehört. Ich fand es spannend, meinen dachte ich: „Paul, du machst dein Praktikum in Tisch im Klassenraum gegen den eines Büro- dieser Stiftung!“ tischs im „Großraumbüro“ zu tauschen, habe ei- Ich war total froh, dass meine Bewerbung ge- ne Menge gelernt und gerne in einer so netten klappt hat und ich als einer der Ersten aus un- Arbeitsumgebung gearbeitet. Nun freue ich mich serer Klasse einen sicheren Praktikumsplatz auf die Möglichkeiten, bei den zukünftigen Ver- hatte. Mein Arbeitsplatz im Forum Politik und anstaltungen der FES als Teilnehmer aktiv mit- Gesellschaft beschäftigt sich hauptsächlich mit zuwirken.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ KURZ GEFASST +++

Die Hälfte des Energieverbrauchs geht in die Be- Die Zukunft der Nationalstaaten sei auch bei fort- reiche Bauen und Wohnen und hier ist es vor al- schreitender Globalisierung nicht gefährdet, weil lem das Heizen, erklärte Dipl.-Ing. Manfred Heg- das Identitätsbedürfnis der Menschen eher zuneh- ger von der Technischen Universität Darmstadt me. Allerdings sei die auf einer Veranstaltung des Arbeitsbereichs Ber- Ära der Nationalöko- linPolitik der FES. Im Wohnungsbestand liege ein nomien am Ende, weil großes Potenzial für Energieeffizienz, jedoch wird es letztlich keine natio- nur ein Drittel der heute schon wirtschaftlichen nalen Volkswirtschaf- Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, so Hegger. ten mehr gebe. Mit die- Christian Gaebler, parlamentarischer Geschäfts- sen Thesen begann führer der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Bundestagspräsident

betonte den Anspruch, Berlin zur Referenzstadt Prof. Dr. Norbert Lam- (Foto: Waldek) für einen entschlossenen Klimaschutz zu machen. mert (Bild) seinen Mehr zum Thema: www.fes-forumberlin.de/ Leipziger Vortrag am BerlinPolitik/Stadt/doku_s.htm 29. April, den er unter die rhetorische Frage stell- te: „Bleibt alles anders? Politik im Zeitalter der Glo- Trotz aller Bemühungen der Neoliberalen sei die balisierung“. Die Gesprächsleitung hatte der Leip- Sozialstaatsquote in Europa nicht gesunken, kon- ziger Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber. statierte Prof. Dr. Josef Esser von der Uni Frank- furt vor Gewerkschaftern, Politikern und Freiberuf- Um die kommunalpolitischen Entscheidungen lern. Bei der Diskussion des Fritz-Erler-Forums in noch näher an die Bürger heranzutragen, gibt es Baden-Württemberg über „Markt und Staat“ in Überlegungen, die Bezirksbeiräte der großen Karlsruhe tadelte er den Europäischen Gerichts- Städte in Baden-Württemberg direkt zu wählen. hof und die Europäische Zentralbank, die bei ihren Bei einer Diskussionsrunde des Fritz-Erler-Fo- Entscheidungen zu wenig die sozialen Aspekte in rums wurde deutlich: Eine Direktwahl erfordert Europa berücksichtigen würden. Die Parl. Staats- mehr Entscheidungsmöglichkeiten für die Be- sekretärin beim Bundesministerium für Verkehr, zirksbeiräte. Aufgrund der Stuttgarter Fachta- Bau und Stadtentwicklung, Karin Roth, wies auf po- gung wurde in der Zwischenzeit bereits ein An- litische Gestaltungsräume hin. trag auf Direktwahl gestellt.

2/2008 INFO FES 32 SCHWERPUNKT

Die Arbeit der Journalisten- Akademie der FES Qualifizieren – Fördern – Begleiten

„JE STÄRKER VERLAGE UND SENDER JOURNALISTEN NUR NOCH ALS KOS- TENFAKTOREN SEHEN, je intensiver sie bei Aus- und Weiterbildungen sparen, desto wichtiger sind seriöse und an journalistischen Normen orientierte Ausbildungsangebote Dritter. Dazu zählen für mich ganz ohne Zweifel die Angebote der JournalistenAkademie der FES!“, sagt Prof. Dr. Volker Wolff vom Institut für Publizistik der Universität Mainz.

Das Team der Journalisten- rund 400 journalistische Ein- lissen der Politik in Berlin und Akademie verfolgt mit seinen steiger wie Profis – finden eine Brüssel zu werfen. Während Bildungsangeboten drei Ziele: positive Resonanz bei den Me- dieser Zeit arbeiten sie in den • Qualifizierung von Journalis- dienschaffenden. Sie sind in Büros von Bundestags- oder tinnen und Journalisten Modulen aufgebaut und er- Europa-Abgeordneten, führen • Förderung der berufliche In- möglichten damit Journalisten Debatten mit ausgewählten Nicht nur Kurse zur teressenvertretung und denen, die es werden wol- Spitzenpolitikern und Medien- Vermittlung von hand- werklichem Können – • Begleitung des medienpoliti- len, eine optimale Nutzung: je- vertretern und erhalten Füh- wie z.B. die Präsen- tation von Hörfunk- schen Diskurses der kann sich nach eigenem rungen durch eine Vielzahl in- Beiträgen – bietet die Die Bildungsangebote – jähr- politischem und beruflichem teressanter Medienstandorte in JournalistenAkademie der FES an. lich 44 Veranstaltungen für Hintergrund seine Bildungs- beiden Städten. maßnahmen in einem Pro- Eine unter Medienfachleuten gramm zusammenstellen. vielbeachtete jährliche Veran- Die Basis-Module vermitteln staltung der JournalistenAka- das handwerkliche Können demie ist das „Bonner Medien- vom journalistischen Schreiben forum“. Im April diesen Jahres über die Einführung in alle diskutierten 130 Medienschaf- medialen Genres wie Online-, fende das Thema „Journalis- TV-, Hörfunk- und Lokal-Jour- mus und PR – zwei Welten?“ nalismus bis hin zum unerläss- „Mit dieser Veranstaltung hat lichen Recherche- und Inter- die JournalistenAkademie der viewtraining. Zusatzinforma- FES gezeigt, dass sie wichtige tionen wie „Aktuelles zum Branchenthemen aufgreift und Presserecht“ oder zur „Sicher- zu einer sinnvollen Debatte heit im Internet“ wirken er- hierüber beiträgt!“, bemerkte gänzend. Im Modul „Politikbe- Konstantin Neven DuMont, Ge- richterstattung“ vermitteln Se- schäftsführender Gesellschaf- minare das notwendige ter des M. DuMont Schauberg politische Hintergrundwissen Verlags. Seine Einschätzung zu ausgewählten Themen. wurde ergänzt von Ulrike Kai- Die Spezial-Module beinhalten ser, stellvertretende Bundes- die begehrten Hospitanzpro- vorsitzende des DJV: „Ich gramme „SPD-Bundestagsfrak- schätze das Bonner Medienfo- tion“ und „Europa“. Beide Pro- rum der JournalistenAkade- gramme bieten Nachwuchs- mie. Es ist ein Gewinn für die journalisten Gelegenheit, einen berufspolitische Debatte, weil intensiven Blick hinter die Ku- es aktuelle Probleme nah am

FES INFO 2/2008 33

Arbeitsalltag der Journalistin- werks sowie die Diskussion nen und Journalisten zur Dis- medienpolitischer Themen, kussion stellt.“ sondern immer auch die be- Die JournalistenAkademie ar- wusste Vermittlung journalisti- beitet mit journalistischen scher Ethik. So ist die FES för- Netzwerken, Vereinigungen dernder Mitveranstalter des und Verbänden zusammen. jährlich stattfindenden Mainzer- Dazu gehören unter anderen MedienDisputes (MMD). Die die Deutsche Journalisten Uni- Themen, die hier behandelt on, der Deutsche Journalisten werden, drehen sich vor allem Verband sowie das netzwerk um die Beziehung zwischen recherche. Die Arbeit der Jour- Politik und Medien, die Ethik nalistenAkademie umfasst da- des Journalismus, die Verbin- den Medien, die Pressefreiheit mit nicht nur die Vermittlung dung von Geldgebern, Netz- sowie den Bildungsauftrag der des journalistischen Hand- werken und Lobbyisten hinter Öffentlich-Rechtlichen. Navigationssystem im Informationsdschungel Carla Schulte-Reckert, Leiterin der FES-JournalistenAkademie, im Gespräch mit Dr. Thomas Leif, Chefreporter Fernsehen des SWR Mainz und Vorsitzender des netzwerk recherche

FES: Warum sollten politische Stiftungen Bildungs- rufsmotivation, der Grenzen und Versuchungen angebote für Journalistinnen und Journalisten be- des Berufs müssen raus aus dem akademischen reitstellen? Ghetto und rein in die täglichen Alltagsdiskussio- T. Leif: Weil die Bedeutung des Journalismus in un- nen. Diesen längst überfälligen Prozess können serer parlamentarischen Demokratie wächst und Journalistenakademien befördern. weil die Defizite in der journalistischen Praxis we- der von reflektierten Machern noch von kenntnis- FES: Wie finden Sie im besonderen die Angebote reichen Wissenschaftlern geleugnet werden. Wer der JugendMedienAkademie der FES? heute im Dschungel von komplexen politischen T. Leif: Hier wird interessierten Nachwuchsjourna- Entscheidungen, dramatischer Temposteigerung listen mit einer Fülle von Begleitprogrammen, et- und einer Invasion „gekaufter Kommunikation“ wa zum MainzerMedienDisput, dem SPD-Bundes- die Mediennutzer seriös bedienen möchte, braucht parteitag oder der Youth Media Convention auf ein sicheres Navigationssystem. Die Angebote der europäischer Ebene eine spannende Lernplatt- Stiftungen für journalistische Einsteiger, aber auch form präsentiert, die wichtige Impulse und Kon- die zentrale Weiterbildung sind Sauerstoff für die takte für die weitere journalistische Arbeit bietet. „vierte Gewalt“, die nicht viertklassig werden darf. Die Fülle der Hintergrundgespräche ermöglicht die Chance, politische Prozesse und das handeln- FES: Wie beurteilen sie das Bildungsangebot der de Personal direkt zu beobachten. Diese unmittel- JournalistenAkademie der FES? baren Eindrücke sind der lebendige Kontrast zum T. Leif: Die Mischung aus Handwerk, Wissensver- weit verbreiteten „Secondhandjournalismus“. mittlung, Analyse und Begegnung mit Verantwort- lichen aus Politik und Gesellschaft stimmt. Aus FES: Welches Thema sollte nie im Angebot der meiner Sicht könnte die leider oft vernachlässigte Journalistenakademie fehlen? Rolle der Medi- T. Leif: Recherche- und Interviewtraining sind un- enethik eine verzichtbare Fundamente, ohne die alles im All- größere Rolle gemeinen und Ungefähren bleibt. Diese Angebote spielen. Die müsste man verzehnfachen. Kein Cent wäre selbst Frage der Be- dann falsch investiert.

2/2008 INFO FES 34 SCHWERPUNKT

DIE JUGENDMEDIENAKADEMIE DER FES Den Mächtigen auf der Spur

Das Rüstzeug zur Erstellung Akademie beispielsweise mit wuchsjournalist/innen gab es erster eigener journalistischer Landesorganisationen der Ju- beim Bundesparteitag der SPD Erzeugnisse vermittelt die Ju- gendpresse Deutschland oder in Hamburg. Zum Thema „Me- gendMedienAkademie. Die der Jungen Presse NRW zu- diendemokratie live – den jungen Medienschaffenden ler- sammen. Eine gemeinsame Mächtigen auf der Spur“ gab nen in den Seminaren und große Medienveranstaltung ist Dr. Thomas Leif, Chefreporter beispielsweise die „Youth Me- Fernsehen des SWR, den jun- dia Convention“ der Jugend- gen Medienmacher/innen eine presse Deutschland. erste Einführung in den politi- Im Veranstaltungsangebot der schen Journalismus. Versehen JugendMedienAkademie fin- mit den Tipps des Profis inter- den sich regelmäßig Begleit- viewten die jungen Journalis- veranstaltungen zu großen Po- tinnen und Journalisten politi- litik- oder Medienereignissen, sche Schwergewichte wie so z.B. auf dem letzten Main- Hans-Jochen Vogel, Niels An- zerMedienDisput (MMD) zum nen und ; eben- Thema „Brüssel: Eldorado der so führten sie Kollegengesprä- Interessenvertreter“. „Die Ver- che mit Tina Hildebrandt von anstaltungen der JugendMedi- der ZEIT, Nico Fried von der enAkademie ermöglichen es Süddeutschen Zeitung oder Lernen von den Profis: Workshops beispielsweise, ei- jungen Journalisten, sich aus Tissy Bruns vom Tagesspiegel. die jungen Journalistin- nen und Journalisten ne Schülerzeitung zu erstellen, erster Hand über politischen Die Arbeitsergebnisse wurden im Gespräch mit der einen Videoclip zu produzieren Journalismus zu informieren in ihrem selbst produzierten ZEIT-Redakteurin Tina Hildebrandt (Foto: Bon- oder einen politischen Beitrag und diesen selbst auszuprobie- „JugendMedienMagazin“ ver- ner Medienforum) zu recherchieren und direkt in ren“, so Felix Winnands, Vor- öffentlicht, das druckfrisch auf die Kamera zu sprechen. sitzender der Jungen Presse dem Parteitag verteilt wurde. In manchen Bundesländern NRW. Eine ähnliche Begleit- arbeitet die JugendMedien- veranstaltung für junge Nach-

Einstieg in die Medienwelt Seminare für Schülerzeitungsredakteure in Thüringen

Für viele prominente Journalistinnen und Jour- April bereits zum dritten Mal ein Seminar für nalisten war die Schülerzeitung der Einstieg in Schülerzeitungsredakteurinnen und -redakteure die Medienwelt. Und in der Tat: Sehr viel unter- durchgeführt. Die Workshops gleichen einer scheidet eine Schülerzeitung nicht von großen Journalistenschule im Schnelldurchlauf: Recher- Zeitungen oder Fernsehsendern. Es geht um The- che, Interviewtechniken und Schreibstil werden menfindung, neue Ideen für das Blatt und deren trainiert. Doch auch Themen wie die Redakti- Umsetzung. Insofern können die Schülerzei- onsorganisation, rechtliche Fragen und Finan- tungsseminare, die von der FES angeboten wer- zierung stehen auf der Tagesordnung. Das nächs- den, als Vorbereitung für eine erfolgreiche Medi- te Seminar findet vom 26. bis zum 29. Septem- enkarriere gesehen werden. ber in Weimar statt. Das Landesbüro Thüringen hat in Kooperation mit der Jugendpresse Thüringen in Eisenach im

FES INFO 2/2008 35

Journalistische Theorie und Praxis in der Studien- Von den Erfahrungen förderung Ehemaliger profitieren

JOURNALISTINNEN UND JOURNALISTEN STEHEN ALS MULTIPLIKATO- REN in wichtiger gesellschaftspolitischer Verantwortung. Die Studienförderung der FES betrachtet deshalb die zielgerichtete Förderung des journalistischen Potentials als einen Schwerpunkt der ideellen Förderung ihrer Stipendiatinnen und Stipendiaten. Die journa- listische Nachwuchsförderung konzentriert sich im Wesentlichen auf die Netzwerkbil- dung und die Qualifizierung.

Durch das Mentorenprogramm ein weiter Kreis an Ehemaligen werden Studierende vor allem aus dem Medienbereich als An- bei der Berufsplanung durch sprechpartner zur Verfügung. Ehemalige betreut. 183 Ehe- Im Rahmen der Ehemaligen- malige aus der Berufsgruppe treffen werden jährlich Veran- Medien/Journalismus bieten staltungen organisiert, die sich sich als Mentor/-innen an, 148 dem Themenkomplex Medien- Mentoren-Mentee-Paare sind politik widmen und durch pro- bereits gematcht. minente Referenten gestützt Mit der Praktikumsbörse wird werden. Im Jahr 2008 sind ne- den Stipendiatinnen und Sti- ben dem Ehemaligentreffen pendiaten die Möglichkeit mit Dr. Heribert Prantl in Mün- gegeben, sich in unterschiedli- chen das Treffen in Berlin un- chen Berufsfeldern zu orientie- ter dem Titel „Schnell, Bunt, Patrik Baab (NDR) und Yvette Erklärt den Politik- und Medienbetrieb im ren und zudem von Erfahrun- Geschwätzig, Manipulativ?“ Gerner (ZDF) angehören, wirkt „Raumschiff Berlin“: gen Ehemaliger zu profitieren. Zum Politik- und Medienbe- als unterstützendes Gremium Bundestagsvizepräsi- dent Wolfgang Thierse. Jährlich werden rund 300 trieb im ‘Raumschiff Berlin’“ mit. Praktikumsangebote weiterge- mit Dr. Wolfgang Thierse, Tissy Die Seminarreihe „Journalisti- leitet. Gut zehn Prozent der An- Bruns und Dr. Gerhard Hof- sche Praxis“ bietet Stipendia- gebote beziehen sich auf das mann sowie die geplante medi- ten die Möglichkeit, handwerk- Berufsfeld Medien/Kommuni- enpolitische Diskussion mit liche Fähigkeiten und medien- kation. Hannelore Kraft in Bonn her- politische Fachkompetenzen Mit dem Who’s Who Medien, vorzuheben. Der Beirat der auszubauen. Im Jahr 2008 fin- das über 600 Personen um- Ehemaligen, dem auch journa- den sieben Seminare statt, da- fasst, steht den Stipendiaten listische Vertreter/-innen wie von drei in Zusammenarbeit +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ mit der Journalistenschule Ruhr. Neben Recherche-Tech- Bei einem Treffen ehemaliger und aktueller Stipendiatinnen und niken und Interview-Trainings Stipendiaten im Haus des Süddeutschen Verlags Ende Mai in Mün- wird die kritische Medienkom- chen sprach der Leiter des Ressorts für Innenpolitik, Dr. Heribert petenz am Beispiel des Themas Prantl, zum Thema „Die Freiheit stirbt scheibchenweise: Sind wir „Islam in den Medien“ ge- auf dem Weg in den Überwachungsstaat?“ Er warnte vor einem schult. Zudem ist die geförder- Abbau der Bürgerrechte und der damit einhergehenden Verunsi- te Teilnahme an dem breitgefä- cherung und Staatsverdrossenheit. Daraus entwickelte sich eine cherten Angebot der Journalis- intensive Diskussion mit den rund 180 Teilnehmer/-innen über so- tenAkademie möglich. ziale und innere Sicherheit, Zivilcourage und die Rolle der Medien.

2/2008 INFO FES 36 SCHWERPUNKT

FES UNTERSTÜTZT EUROPÄISCHE JUGENDMEDIENPROJEKTE Junges Journalistennetzwerk in Europa

Kongress in der FES Berlin Medienbranche tätig – sei es trifft. beim Fernsehen oder Radio, In nur vier Jahren hat sich die bei der Printpresse oder im European Youth Press zur Online-Journalismus, im Be- etablierten Organisation mit reich Multimedia, Kommunika- Sitz in Brüssel entwickelt. Mitt- tion oder Beratung. Sie sind lerweile umfasst das Netzwerk sich darin einig, dass sie auf- fast 50.000 junge Medienma- grund ihres journalistischen cher unter 30 Jahren. Die EYP Engagements wertvolle Kom- bietet ihren Mitgliedern ver- petenzen erworben haben, die schiedenste Plattformen zum in ihrem Berufsalltag unab- Austausch und zur Information dingbar sind: rhetorisches Ge- Mittlerweile umfasst Mit der Idee, ein europäisches und dabei setzt sie vor allem spür, einen guten Schreibstil, das Netzwerk fast 50.000 junge Medien- Netzwerk junger Medienma- auch auf neue interaktive For- das schnelle Erfassen von macher unter 30 Jah- cher zu gründen, trafen sich mate wie Blogs, PodCasts und Sachverhalten und nicht zu- ren. (Foto: Alboth) vor vier Jahren knapp 50 V-Casts. Das Eventmagazin letzt die Fähigkeit, Netzwerke Nachwuchsjournalistinnen „orange“ (www.orangelog.eu) zu knüpfen und Kontakte her- und -journalisten aus 13 Län- gibt Mitgliedern die Möglich- zustellen. dern in der Friedrich-Ebert- keit, sich über die diversen Se- „Die EYP ist aber nicht nur ein Stiftung in Berlin. Auf Einla- minare, Schulungen und Aus- Karriere-Trittbrett“, unter- dung des Forums Politik und tauschprogramme zu informie- streicht Anna Siitam: „Die Ar- Gesellschaft und der Jugend- ren, die die EYP organisiert. So beit mit dem europäischen presse Deutschland waren heterogen wie die Gründungs- Netzwerk hat unsere Toleranz Vertreterinnen und Vertreter gruppe damals war, überrascht und unsere Offenheit für neue europäischer Jugendmedien- es nicht, dass sie heute in alle Ideen und Herangehensweisen projekte angereist. Anna Sii- Winde verstreut und in den un- geschult. Wir haben gelernt, in tam, eine schwedische Teil- terschiedlichsten Bereichen tä- sehr heterogenen Teams zu ar- nehmerin des Kongresses, er- tig ist. Viele der Teilnehmer beiten, was nicht immer ein- innert sich: „Ich war zutiefst von damals sind heute in der fach war.“ beeindruckt davon, so viele enthusiastische, kreative, mo- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ tivierte und ehrgeizige junge Menschen um mich herum zu In Zusammenarbeit mit der JugendMedienAkademie bot das FES- sehen und mich mit ihnen Landesbüro Niedersachsen Nachwuchsjournalisten während der über unsere journalistische niedersächsischen Landtagswahlen ein Wochenende voller wertvol- Arbeit auszutauschen. Wir ler Einblicke. So gab es für die Schülerinnen und Schüler die Mög- schafften es in Kürze, ein ge- lichkeit, die beiden Spitzenkandidaten Wolfgang Jüttner (SPD) und meinsames Ziel zu entwickeln Christian Wulff (CDU) sowie Jungpolitiker wie Marco Brunotte (SPD) und darauf hinzuarbeiten.“ oder Urgesteine wie Jürgen Trittin (Grüne) zu interviewen. Auch Das Ergebnis war die Grün- Wahlkampfmitarbeiter und Wahlhelfer standen Rede und Antwort. dung eines europäischen Das Handwerkszeug dafür hatten sie zuvor von taz-Reporter Kai Dachverbandes für Nach- Schöneberg gelernt. Am Wahltag selbst stand ein Besuch in der wuchsjournalisten, der Euro- Wahlkampfzentrale der SPD ebenso auf dem Programm wie die Be- pean Youth Press (EYP), die richterstattung aus dem Wahllokal oder von der Auszählung der sich seitdem jährlich zu einem Briefwahlunterlagen.

FES INFO 2/2008 37

Über den eigenen Tellerrand hinausschauen

Der Beruf des Journalisten bringt oftmals schwie- fe. Man sollte sich beispielsweise bei der Recher- rige ethische Entscheidungen mit sich – sei es be- che immer als Journalist zu erkennen geben, so züglich des Informantenschutzes, der Persönlich- Steffen Grimberg, Ressortleiter Medien bei der taz. keitsrechte oder der gesellschaftlichen Konse- Auch dürfe man auf gar keinen Fall Informanten quenzen von Medienberichten. Vor diesem unter Druck setzen oder sie in Gefahr bringen. Hintergrund hat das Forum Politik und Gesell- Die zunehmende Abhängigkeit der Medien von fi- schaft zusammen mit der Jungen Presse Berlin ein nanzkräftigen Investoren werde nach Ansicht ei- Seminar für junge Medienmacher zum Thema niger Teilnehmer auf lange Sicht die freie Bericht- „Ethik im Journalismus“ organisiert. erstattung gefährden. Auch die Tatsache, dass in Aufgrund des enormen Drucks, dem viele Journa- vielen Zeitungen nicht mehr klar zwischen Anzei- listen ausgesetzt seien, bleibe kaum Zeit, um In- genmarkt und redaktionellem Teil getrennt wer- formationen sorgfältig zu prüfen, so Anja Breljak de, wurde in der Gruppe kritisiert. Abschließend von der Jungen Presse Berlin. Pressemitteilungen erstellten die jungen Medienschaffenden einen würden häufig einfach übernommen. Kontrovers „Forderungskatalog“: Journalisten sollten unter wurde die Frage diskutiert, wie weit man als Jour- anderem die Fähigkeit entwickeln, „über den ei- nalist bei der Informationsbeschaffung gehen dür- genen Tellerrand hinausschauen zu können“. Ohne Recherche keine Qualität

Obwohl der unabhängige Journalismus als „vier- Wissenschaft, Presse und Gewerkschaften zu dis- te Gewalt“ eine wichtige Rolle in der Demokratie kutieren. einnimmt, werden sowohl guter Print- als auch Beklagt wurden vor allem die Diskrepanz zwi- Radio- und Fernsehjournalismus durch knappe schen Zeitaufwand und Ertrag sowie mangelnde Budgets und Zeitmangel bedroht. Journalisten Weiterbildungsmöglichkeiten. Welche Qualität stehen unter vielerlei Druck. Das Forum „Wenn können Leser, Hörer und Zuschauer in Zukunft Qualität nicht mehr zu halten ist – Arbeitsbedin- noch erwarten und wie werden sich die Arbeits- gungen und Verantwortung im Journalismus“ des bedingungen für die Journalisten entwickeln? Lo- Landesbüros Sachsen-Anhalt der Friedrich- renz Maroldt, Chefredakteur des TAGESSPIEGEL, Ebert-Stiftung bot am 25. April in Magdeburg wies darauf hin, dass ein guter Artikel nicht ein gut Journalisten die Möglichkeit, mit Vertretern aus geschriebener, sondern ein gut recherchierter sei.

Selbstgepresst

Politik aus einer anderen Perspektive zu zeigen, deburg „Große Koalition – große Erfolge? Gemein- das ist das selbsterklärte Ziel engagierter Autorin- sames Regieren und politischer Wettbewerb in nen und Autoren, die besonders junge Leser be- Sachsen-Anhalt“. Die Veranstaltung mit 400 Teil- geistern wollen. Der ungewöhnliche Name der nehmern und einer Podiumsdiskussion zwischen Zeitung „politikorange“, der metaphorisch für fri- dem Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-An- sche, fruchtige und selbstgepresste Berichterstat- halt, Prof. Wolfgang Böhmer, und dem stellver- tung steht, gibt der Zeitschrift ihr Profil: Die Re- tretenden Ministerpräsidenten des Landes, Jens daktionsteams setzen sich dabei aus kreativen Bullerjahn, wurde von den jungen Medienma- Köpfen zusammen, die von erfahrenen Journalis- chern vor Ort aufgearbeitet. Nach 120 Minuten ten der Jugendpresse begleitet werden. Die Zei- Stress für das Redaktionsteam konnten die Daten tung wird dabei z.T. direkt auf den Veranstaltun- schließlich an die Druckerei geschickt werden, so gen, über die berichtet wird, produziert, gedruckt dass 15 Minuten später die Teilnehmer der Ver- und verteilt. So auch geschehen auf der Veranstal- anstaltung die Ausgabe druckfrisch in den Hän- tung des FES-Landesbüros am 26. März in Mag- den halten konnten.

2/2008 INFO FES 38 SCHWERPUNKT

PUBIKATIONSREIHE „MEDIEN DIGITAL“ Wie das Internet die Medienwelt verändert

Vor ca. 15 Jahren entstand das kungen digitaler Techniken auf MEHR ZUM THEMA World Wide Web. Aus den an- die aktuelle Entwicklung von Klicks, Quoten, Reizwörter: fangs rund 500 Websites, die Kommunikation und Medien. Nachrichten-Sites im Internet; kaum anderes als reinen Text Prof. Marcel Machill und Mar- wie das Web den Journalismus tin Zenker nehmen in der Stu- verändert; Gutachten im Auf- die „YouTube, Clipfish und das trag der Friedrich-Ebert-Stif- Ende des Fernsehens?“ das tung / Steffen Range; Roland Phänomen der Videoportale Schweins – Berlin 2007 genauer unter die Lupe. Sie zeigen, dass die Nutzer vor- Foren und sozialen Netzwer- wiegend junge Männer sind, ken. So aktiv, wie man der Ju- die zur Unterhaltung nach Vi- gend nachsagt, ist sie aller- deos im Internet suchen. Ihr dings nicht: nicht mal ein Blick in die USA zeigt aller- Zehntel junge Nutzer. Die Au- dings, dass auch politische In- toren meinen daher, dass die formationsvermittlung und öffentlich-rechtlichen Sender Die Qualität der darstellten, sind mittlerweile Willensbildung im Internet ihr Angebot auf das Internet Nachrichtenangebo- te im Internet war geschätzte sechs bis acht Milli- durchaus funktionieren kön- ausweiten und mit einem Gegenstand einer arden meist multimediale In- nen. hochwertigen Informationsan- der Studien der FES. (Foto: kebox – ternetseiten geworden. In die- Der Journalistik-Professor gebot um die Aufmerksamkeit Fotolia.com) sen 15 Jahren hat sich das Günther Rager und Annika zukünftiger Nutzergeneratio- Kommunikations- und Medien- Sehl, wissenschaftliche Mitar- nen werben sollten. nutzungsverhalten grundle- beiterin vom Institut für Jour- Dass es um die Qualität der gend verändert. Die Publikati- nalistik der TU Dortmund, be- Nachrichtensites im Internet onsreihe „Medien Digital“, die fassen sich in ihrer Studie allerdings nicht sehr gut steht, die Stabsabteilung Medienpoli- „Chats, Weblogs und Videos: stellen Steffen Range und Ro- tik der FES herausgibt, be- Wie Jugendliche das Internet land Schweins in ihrer Studie schäftigt sich mit den Auswir- nutzen“ detailliert mit Online- „Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet; MEHR ZUM THEMA wie das Web den Journalismus Serie MEDIEN DIGITAL: verändert“ fest. Zweitverwer- Nr. 1 Prof. Machill/Zenker „YouTube, Clipfish und das Ende des tung, die Abhängigkeit von Fernsehens? Problemfelder und Nutzung von Videoporta- Agenturen, Eindimensionalität len“ und Einfallslosigkeit be- Nr. 2 Prof. Picot/Janello „Wie das Internet den Buchmarkt verän- herrschten den Nachrichten- dert. Ergebnisse einer Delphistudie“ journalismus. Die Autoren ra- Nr. 3 Prof. Machill/Beiler „Wer beeinflusst die Auswahl der TV- ten, sich wieder verstärkt auf Programme? Strukturanalyse von Kabelbelegung und Pro- die eigenen Prinzipen – grammnavigatoren“ Sprachgewalt und Kompetenz Nr. 4 Prof. Kleinsteuber/Kutz „Vorreiter auf neuem Kurs? Die Zu- bei der Einordnung der The- kunft der elektronischen Medien in den USA“ men, Glaubwürdigkeit und Re- Nr. 5 Dr. Meyer-Lucht/Gollatz „Öffentlich-rechtliche Online-Ange- levanz der Information – zu bote der nächsten Generation“ konzentrieren. Nr. 6 Dr. Vogel „Print goes Electronic. Strategien großer Verlags- Ein Blick in die USA zeigt wie- häuser für IPTV, WebTV und Mobilkommunikation“ derum, wie sich diese Entwick-

FES INFO 2/2008 39

lungen in der Internet-Nach- Elemente als Gegenmittel. Sie Magnus-Sebastian Kutz von richtenwelt auf die Gestaltung sind von „Kriminalität, Angst- der Universität Hamburg in ih- der Fernsehnachrichten aus- erzeugung und dem Kampf um rem Beitrag „Vorreiter auf wirken. Diese kämpfen seit Aufmerksamkeit mehr geprägt neuem Kurs? Die Zukunft der Jahren mit sinkenden Zu- als durch qualitätsvollen politi- elektronischen Medien in den schauerzahlen und setzen zu- schen Journalismus“, stellen USA“ fest. MEHR ZUM THEMA nehmend auf unterhaltende Prof. Hans Kleinsteuber und www.fes.de/medienpolitik FES-DISKURSE ZUR EUROPÄISCHEN MEDIENPOLITIK Warnung vor Überregulierung

Die Europäische Union bemüht durch flexible Nutzung von dieren in ihrem Beitrag mit sich, den Binnenmarkt für eu- Rundfunkfrequenzen?“ im dem Titel „Markt ohne Marke- ropäische Medien und Kom- Vordergrund stehen. ting? Werbeverbote reloaded“ munikation zu harmonisieren. In der Publikationsserie „EU- für weniger Verbote und mehr Im Zuge dessen greift sie zu- Medienpolitik“ ist bereits ein Gebote im Rahmen von Selbst- nehmend in die Gesetzegebun- Beitrag von Arne Börnsen zur verpflichtungen durch die Me- gen ihrer Mitgliedsländer ein. Frequenznutzung erschienen. dien. Die Autoren warnen vor Die EU-Kommissarin für Infor- Der Autor plädiert darin, das einer Überregulierung und for- mationsgesellschaft und Medi- Rundfunkspektrum zugunsten dern, abhängig von beworbe- en, Viviane Reding, sieht eine einer flächendeckenden Ver- nem Produkt und ausstrahlen- der dringlichsten Aufgaben da- sorgung insbesondere auch dem Medium, eine sorgfältige rin, alle EU-Bürger mit einem der ländlichen Bevölkerung zu Abwägung der Interessen. Breitbandzugang für die Inter- nutzen und die digitale Spal- MEHR ZUM THEMA netnutzung zu versorgen. Zur tung der Gesellschaft zu über- Erreichung dieses Zieles regt winden. SERIE „EU MEDIENPOLITIK“: die Kommission eine Reform Die Reform der EG-Fernseh- • Markt ohne Marketing?: Werbe- der Funkfrequenzen an. Zu- richtlinie aus dem Jahr 1989, verbote reloaded, Thomas Kleist, dem fordert sie die Errichtung die nun Richtlinie für Audiovi- Nicola Lamprecht-Weißenborn, einer neuen europäischen Be- suelle Mediendienste heißt, Alexander Scheuer; Berlin 2008 hörde, die über die Vergabe war Thema des ersten Bei- • Der europäische Rechtsrahmen der Frequenzen entscheidet. trags in der Serie „EU-Medien- für die elektronische Kommunika- Die Autoren Thomas Kleist politik“. Kurz vor deren Verab- tion: Reformpläne und neue Regu- und Nicola Lamprecht-Wei- schiedung durch das Europäi- lierungsansätze; Thomas Kleist, ßenborn erläutern in ihrem sche Parlament hatte die FES Nicola Lamprecht-Weißenborn; Beitrag für die Serie „EU Medi- dieses Thema auf der Konfe- Berlin 2007 enpolitik“ die Hintergründe renz „Endspurt oder Neustart? •Möglichkeiten zur flexibleren Nut- und die bisherige Entwicklung Auf dem Weg zur Richtlinie für zung der Rundfunkfrequenzen: ist der europäischen Reformbe- audiovisuelle Medien“ in Ber- die Trennung der Telekommuni- strebungen. lin diskutiert. Die Richtlinie kations- und Rundfunkfrequenzen Die FES lädt einmal im Jahr wird seit Beginn dieses Jahres noch gerechtfertigt?; Arne Börn- zum „Brüsseler Mediendialog“ auf nationaler Ebene umge- sen; Berlin 2007 ein, um mit Verantwortlichen setzt. • Audiovisuelle Mediendienste heu- aus Wirtschaft, Politik und Ge- Das Thema Werbung wird in te und morgen: die Revision der sellschaft die anstehenden He- der neuesten Studie der Serie EG-Fernsehrichtlinie; Thomas rausforderungen zu diskutie- „EU-Medienpolitik“ aufgegrif- Kleist, Nicola Lamprecht-Weißen- ren. Im Oktober 2008 wird die fen. Die Autoren Kleist und born, Alexander Scheuer; Berlin Frage „Wachstumspotenziale Lamprecht-Weißenborn plä- 2007

2/2008 INFO FES 40 SCHWERPUNKT

Forum Medienpolitik der FES über die Zukunft Neue Maßstäbe für des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Mehrwert

ANGESICHTS UMSTRITTENER WEBAUFTRITTE VON ARD UND ZDF soll bis Ende 2008 der öffentlich-rechtliche Programmauftrag präziser definiert und an die neuen Verbreitungswege (Internet und Mobilfunk) angepasst werden.

Skandalen und daraus resultie- en enthalten sollte. Der Drei- renden Legitimationsproble- Stufen-Test kann ein wichtiges men das sogenannte Public-Va- internes Steuerungsinstrument lue-Testverfahren anwendet. werden und zur Entwicklung Auf einer Veranstaltung des zukunftsfähiger Angebote bei- FES-Forums Medienpolitik am tragen. 10. März diskutierten Vertreter Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff der Rundfunk- und Verwal- sieht die Gremien der Sender tungsräte von ARD, ZDF und gut aufgestellt für dieses Prüf- Deutschlandradio in Berlin, in- verfahren und verwies auf die wiefern der Public-Value-An- verfassungsrechtliche Verant- satz auch auf das öffentlich- wortung des öffentlich-rechtli- rechtliche System der Bundes- chen Rundfunks. Dessen Pro- republik übertragbar ist. Dr. grammauftrag beinhalte Infor-

Der Wettbewerb zwi- Mit einem sogenannten Drei- Wolfgang Schulz, Direktor des mation, Bildung und schen den öffentlich- rechtlichen und den Stufen-Test soll geprüft wer- Hamburger Hans-Bredow-In- Unterhaltung. Angesichts der privaten Sendern findet den, ob neue digitale TV- und stituts, hat dazu seine, von der zunehmenden Digitalisierung mehr und mehr nicht nur auf den traditionel- Internet-Angebote der öffent- Friedrich-Ebert-Stiftung in der Medien müssten die Sen- len Übertragungswe- gen statt. (Foto: pictu- lich-rechtlichen Sender zum Auftrag gegebene, Kurzstudie der die Zuschauer dort abho- re-alliance/dpa) gesellschaftlichen Mehrwert, „Der Programmauftrag im Pro- len, wo sie die Medien tatsäch- also zum Public Value beitra- zess seiner Begründung“ vor- lich nutzten. Wenn die öffent- gen und dem Programmauf- gestellt. Er kommt darin zu lich-rechtlichen Programme trag entsprechen. Deutsche dem Schluss, dass der Pro- nicht auf den neuen Plattfor- Medienpolitiker verweisen in grammauftrag der öffentlich- men Internet und Mobilfunk diesem Zusammenhang gern rechtlichen Anstalten konkreti- präsent seien, könne der Auf- auf Großbritannien, wo die siert werden und klare Ziele, trag nicht mehr in ausreichen- BBC nach einer Reihe von Prinzipien und Qualitätskriteri- dem Masse erfüllt werden.

FES-TAGUNG ÜBER RAHMENBEDINGUNGEN COMPUTERGENERIERTER INTERAKTIVER UMGEBUNGEN Reale Regeln für parallele Welten?

Virtuelle Welten wie Second Interaktion und des sozialen und des Hans-Bredow-Instituts Life oder Online-Rollenspiele Miteinanders werden im Rah- zum Thema „Reales Recht für sind für Harvard-Professor men dieser sozialen Online- virtuelle Welten. Hindernis Mayer-Schöneberger „die Zu- Netzwerke entwickelt und aus- oder Voraussetzung für die kunft menschlicher Kommuni- probiert, so Mayer-Schöneber- Entfaltung des sozialen und kation und des wirtschaftlichen ger am 28. Mai während einer wirtschaftlichen Potentials?“ Austauschs“. Neue Formen der Podiumsdiskussion der FES Die SPD-Bundestagsabgeord-

FES INFO 2/2008 41

nete versteht fahren und technische Mög- line-Rollenspiele entwickelt hat virtuelle Welten und Compu- lichkeiten aufgeklärt werden. und ist sicher, dass diese Spiele terspiele als Teile der gegen- Zudem sollten bestimmte Com- an sich keinesfalls gefährlich wärtigen Jugendkultur. Viel puterspiele deutlich als jugend- seien. Oftmals wüssten die po- wichtiger als Verbote seien gefährdend gekennzeichnet litischen Entscheidungsträger Aufklärung und Investitionen und das Problem der Online- zu wenig über virtuelle Welten in Jugendschutz und Medien- Sucht anerkannt und angemes- und Spiele und überbewerten kompetenz. Vor allem Kinder sen bekämpft werden. die sogenannten Killerspiele und jugendliche Nutzer, aber Prof. Richard Bartle von der und deren Auswirkung auf die auch Eltern und Lehrer müss- University of Essex war einer Gewalttätigkeit von Jugendli- ten besser über potentielle Ge- der ersten, der die neuen On- chen.

NEUE MEDIEN IN DER BILDUNG Lernen in neuen Welten

Während die Nutzung Neuer Zahlreiche Firmen und Vereine ler von den Experten wissen. Medien im Alltag für viele stellten am Rande der Konfe- „Diese Gefahr bergen alle Me- selbstverständlich geworden renz ihre Projekte vor und dien, sogar Bücher. Und die ist, werden die Möglichkeiten zeigten so, wie die Integration Begrifflichkeit von Realität des computerbasierten Lernens Neuer Medien in Bildungspro- und Virtualität wird sich in in Schule, Aus- und Weiterbil- zesse gelingen kann. Lernmo- den nächsten Jahren verän- In Deutschland noch dung bislang nur wenig ausge- dule.net etwa bietet im Inter- dern“, hielt Matthias Rückel, zu wenig genutzt: Computer kann nicht schöpft. „Deutschland ist nach net kostenlose eLearning-Mo- Diplom-Pädagoge und Senior nur Spiel- sondern PISA unter den Industriestaa- dule an, die im Unterricht zur Consultant der time4you auch Lernwerkzeug sein. (Foto: Beck/ ten das Land, in dem der Com- Unterstützung lernschwacher GmbH, dagegen. minus Design Berlin) puter am seltensten als regel- Schüler eingesetzt werden mäßiges Lerninstrument einge- können. setzt wird“, konstatierte In virtuellen 3-D-Lernwelten Christoph Revermann, Büro für können zudem Situationen er- Technikfolgenabschätzung Ber- schaffen werden, die in der lin, auf der Konferenz „Neue Praxis nicht oder nur sehr Medien in der Bildung – Lern- schwer nachzustellen sind. Die- formen der Zukunft“. se Technik wird in der Medizi- Das Netzwerk Bildung der FES nerausbildung eingesetzt, etwa diskutierte am 5. und 6. Mai in um Operationen zu trainieren. Berlin die Möglichkeiten, die Virtuelle 3-D-Communities wie Neue Medien als Lernwerkzeug Second Life können aber auch bieten, sowie die damit verbun- zur Lernumgebung werden. denen Herausforderungen an Die VHS Goslar zog mit ihrer Lehrende und Lernende. „Die Präsenz in Second Life die Auf- Nutzung von digitalen Medien merksamkeit der Konferenz- fördert das erfolgreiche Lernen teilnehmer auf sich. Gerade per se genauso viel oder wenig die Schüler standen dieser wie das Lustwandeln in einer Möglichkeit des eLearnings Bibliothek“, so Bardo Herzig, aber äußerst skeptisch gegen- Professor für Allgemeine Di- über. „Ist denn nicht die Gefahr daktik und Medienpädagogik groß, sich in der virtuellen Welt der Universität Paderborn. zu verlieren?“, wollte ein Schü-

2/2008 INFO FES 42 SCHWERPUNKT

PUBLIKATIONSREIHE „ZUKUNFT DER ZEITUNG“ Zeitungen beim Übergang ins digitale Zeitalter

Die von der FES herausgegebe- geringe Qualität?: Zur aktuel- gewinnen. Auf diese Strategie ne Publikationsreihe „Zukunft len Situation und den langfristi- gingen auch Prof. Günther Ra- der Zeitung“ beschäftigt sich gen Perspektiven des Zeitungs- ger und Jessica Piper von der mit den Konzepten und Strate- marktes in den USA“ kommen Universität Dortmund in ihrer gien, die Zeitungshäuser heut- zutage anwenden, um im Wett- Serie ZUKUNFT DER ZEITUNG bewerb mit der digitalen Kon- Nr. 1 Prof. Machill/Beiler: „Online-Auftritte der Tageszeitungen: Welche kurrenz überleben zu können. Strategien verfolgen Verlage im Internet ?“ In der Studie „Verblühende Re- Nr. 2 Prof. Rager/Piper: „Demographischer Wandel und verändertes Lese- gionalpresse-Landschaften im verhalten der jüngeren Generation: Wie reagieren Zeitungsverlage?“ Osten?“ warnt Medienwissen- Nr. 3 Kleinsteuber/Kutz: „Hohe Renditen, Geringe Qualität? Zur aktuellen schaftler Robin Meyer-Lucht Situation und den Perspektiven des Zeitungsmarktes in den USA davor, dass sich die schlechte Nr. 4 Vogel: „Perspektiven von Kooperationen und Fusionen bei regiona- finanzielle Lage ostdeutscher len Tageszeitungen: Zusammenarbeit in Content-Produkten, Herstel- Verlage auf die Qualität der lung und Vertrieb“ dortigen Berichterstattung aus- Nr. 5 Vogel: „Neue Erlösfelder für Zeitungsverlage durch Nebengeschäfte“ wirken könne. Nr. 6 Meyer-Lucht: „Vom Zeitungshaus zum crossmedialen Informations- Um den Anschluss an das digi- dienstleister“ tale Zeitalter nicht zu verpas- Nr. 7 Prof. Machill/Zenker: „Anzeigenblätter und Gratiszeitungen: Die sen, expandieren Print-Verlage Konkurrenten der Lokalzeitungen“ zunehmend ins Internet. In der Nr. 8 Meyer-Lucht: „Verblühende Regionalpresse-Landschaften im Osten?“ Studie „Vom Zeitungshaus zum crossmedialen Informations- Hans J. Kleinsteuber und Mag- Analyse „Demographischer dienstleister“ stellt Meyer- nus-Sebastian Kutz von der Wandel und verändertes Lese- Lucht die Online-Strategie des Universität Hamburg zu dem verhalten der jüngeren Genera- Axel-Springer-Verlages als er- Schluss, dass Zeitungsverlage tion“ ein. Die Autoren sehen folgreiches Beispiel vor. dann weiter bestehen, wenn sie das Internet allerdings nicht als In den USA wurden mittlerwei- in die redaktionelle Qualität ih- Alternative zu Zeitungen. Denn le ganze Print-Ausgaben zu- res Produktes investieren und wer keine Zeitung lese, suche gunsten des Online-Angebotes durch ein hochwertiges Online- auch nicht im Internet nach In- eingestellt. In „Hohe Renditen, Angebot jüngere Zielgruppen formationen.

TV 3.0 – Fernsehen im digitalen Zeitalter Der multimedial arbeitende Journalist muss heute im- konzentration und Verflachung der journalistischen mer öfter gleichzeitig Bild, Ton und Text produzieren. Qualität entgegenzuwirken. Die Medienpolitik müsse Die Beiträge sollen gezielt für mehrere Medien wie dafür sorgen, dem dualen Rundfunksystem eine ver- Print, Video und Internet aufbereitet werden. Journa- lässliche Entwicklungsmöglichkeit zu geben. Helen listen beklagen, dass die sorgfältige Überprüfung von Boaden, Leiterin „News and Current Affairs“ bei der Fakten zunehmend schwieriger wird. BBC, berichtete von Erfahrungen bei der Einbezie- Angesichts dieser Entwicklungen unterstrich der Vor- hung der Nutzer in die Programmplanung. Peter sitzende der SPD-Medienkommission Marc Jan Eu- Kloeppel, RTL-Chefredakteur, wies darauf hin, dass mann während einer gemeinsamen Fachkonferenz Nutzer die Medien immer häufiger unabhängig von der FES mit dem Journalistik-Lehrstuhl der Universi- festen Sendezeiten und mobil nutzen wollten. Gleich- tät Leipzig im März die Notwendigkeit, der Medien- zeitig wachse der Wunsch, eigene Inhalte anzubieten.

FES INFO 2/2008 43

Das Afrikanische Medien- barometer als Instrument Gefühlte für die Projektplanung Medienfreiheit AM ANFANG STEHT DIE ANALYSE. Fünf Medienschaffende und fünf Vertreter der Zivilgesellschaft treffen sich alle zwei Jahre, um die Medienfreiheit in ihrem – afrikani- schen – Land zu messen.

Anderthalb Tage wird dann einem Wert von 1.7 weiter am währten Instrument entwickelt, heftig diskutiert: Wie steht es Ende der Skala rangiert. von dem beide Organisationen um die Meinungsfreiheit? Wie Diese Eigenbewertung der na- in ihrer Arbeit profitieren. Wo vielfältig ist die Presse? Wie tionalen Medienlandschaft das AMB im Zweijahresrhyth- unabhängig sind die Rundfunk- durch afrikanische Experten mus Akteure und Saboteure im anstalten? Wie professionell und Bürger nennt sich African Medienbereich benennt, setzen gehen Journalisten und Medi- Media Barometer (AMB) und die elf MISA-Büros im südli- enunternehmer ihrem Geschäft wurde 2005 vom FES-Medien- nach? Argumentiert und ge- projekt Südliches Afrika zu- stritten wird dabei entlang von sammen mit dem „Media Insti- 42 Indikatoren, die wiederum tute of Southern Africa“ (MISA) aus Erklärungen und Protokol- entwickelt. Ein einmaliges Ver- len regionaler und kontinenta- fahren, das von seiner Authen- ler Organisationen in Afrika tizität lebt, wenn lokale Prakti- abgeleitet sind. Dann folgt die ker und Kritiker die Mediensi- Bewertung: eine Eins, wo Ge- tuation nach afrikanischen setze oder Regierung die Arbeit Kriterien bewerten – und nicht freier Medien behindern; eine eingeflogene Berater. In einem Fünf, wo die Lage den politi- Hintergrundpapier der UNESCO schen Idealen entspricht, de- über die verschiedenen Medi- nen sich die afrikanischen Re- en-Indizes wird das AMB denn chen Afrika mit ihren Kampag- Das Medienbarometer der FES befasst sich in- gierungen verpflichtet haben. auch als Ansatz zur Vermei- nen für Medienreformen an. zwischen schon in 23 Die Summe der Noten ergibt ei- dung westlicher Voreingenom- Auch die FES-Büros lassen die Ländern Afrikas mit der Situation der Medien. nen über Jahre und Länder- menheit gewürdigt. Ergebnisse des AMB in ihre (Foto: picture-allian- ce/dpa) grenzen hinweg vergleichbaren Am Ende steht die Handlungs- Projektplanung einfließen. Wert. Mit einer Note von 3.5 anleitung. Denn was 2005 als Längst hat das Medienbarome- blieb Südafrika auch im Jahr experimentelle Zusammenar- ter die Grenzen des südlichen 2008 der mediale Vorzeige- beit zwischen MISA und FES Afrika überschritten. Von den staat, während Zimbabwe mit begann, hat sich zu einem be- Kapverden bis nach Kenia, von Madagaskar bis Senegal haben +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ FES-Büros das AMB in ihr Pro- Korruption, Sex and Crime sowie politische Kontroversen bestim- gramm aufgenommen. Ende men die Berichterstattung in Indonesiens Medien. Aber nur selten 2008 wird die FES das Medien- finden sich Berichte über die indonesische Arbeitswelt. Vor diesem barometer in 23 Ländern Afri- Hintergrund richteten die Journalistengewerkschaft AJI, das ame- kas durchgeführt haben; in 15 rikanische Center for International Labour Solidarity und die FES von ihnen bereits zum zweiten den ersten Wettbewerb für Berichte aus der Arbeitswelt aus. In- Mal. Derzeit arbeitet das FES- gesamt hatte die Jury 101 eingereichte Beiträge zu bewerten. Die Medienprojekt in Kuala Lum- Preisverleihung fand am 26. März im Jakarta Media Center statt. pur an der Entwicklung eines Den ersten Preis in der Kategorie Druckmedien gewann Ridwan „Asian Media Barometer“. Max Sijabat von der Jakarta Post. Gewinnerin in der Kategorie Ra- dio war Monique Rijkers von Radio 68H und Bhayu Sugarda von

Astro Awani erhielt den ersten Preis im Bereich TV. 2/2008 INFO FES 44 SCHWERPUNKT

KENIA Medien und Gesellschaft

Kenia verfügt über eine blü- man oft vergeblich. Viele von zel, die groß aufgemacht wer- hende Medienlandschaft. Zahl- ihnen arbeiten in prekären Be- den. Die Substanz der politi- reiche Print- und elektronische schäftigungsverhältnissen. Kein schen Debatte, sofern es sie Medien schießen fast wie Pilze Wunder, dass die Korruption überhaupt gibt, wird höchstens aus dem Boden. Und dies, ob- im Mediensektor blüht. Auch unter „ferner liefen“ behandelt. wohl die Mediengesetzgebung die staatliche „Kenya Broad- Die FES arbeitet daher mit ver- in jüngster Zeit eher restrikti- casting Corporation“ (KBC) ver- schiedenen Partnerorganisatio- ver geworden ist. Doch auch mag keine positiven Akzente zu nen in Kenia zusammen, um bei den Medien dominiert stark setzen, vor allem seit sie von die demokratische Kontroll- das Profitstreben. Die Leitungs- der Regierung wieder als funktion der Medien zu stär- ebenen der großen Verlagshäu- Sprachrohr entdeckt wurde. So ken. Fragen der Selbstregulie- ser sind fast ausnahmslos mit fallen die Medien als Korrektiv rung und die Interessenvertre- ehemaligen Investmentbankern für die Politik in Kenia weitge- tung gegenüber dem Staat und Wirtschaftskapitänen be- hend aus. Zwar sind die tägli- standen dabei bisher im Vor- setzt. Die meisten Radiosen- chen Schlagzeilen nahezu aus- dergrund. Gegenwärtig baut dungen werden von ehemali- schließlich auf die Politik fi- das FES-Büro in Kenia u.a. die gen Discjockeys und Entertai- xiert, doch sind es fast immer Zusammenarbeit mit der „Ke- nern gestaltet. Kompetente und nur die personenbezogenen nya Parliamentary Journalists’ erfahrene Journalisten sucht kleinen Fehden und Scharmüt- Association“ aus.

AFGHANISTAN Journalisten leben gefährlich Nach dem Ende des Talibanre- tierungsoptionen zu erweitern. Journalisten begonnen – dem gimes im Jahr 2001 war es mit Auch ist informelle Einfluss- „Young Journalists Network” finanzkräftiger Unterstützung nahme durch lokale Amts- und (YJN). der internationalen Gemein- Machtinhaber, Taliban oder Al- Junge Journalisten in Afgha- schaft sehr schnell gelungen, Queda-Vertreter die Regel. nistan haben nicht nur Defizite in Afghanistan eine Medien- Journalisten leben in Afghanis- in der Ausbildung, sie verfügen landschaft aufzubauen, die et- tan gefährlich. Besonders gilt auch über keine Vernetzung wa 500 Printprodukte, mehr dies für Frauen – sei es durch untereinander und haben kei- als 40 Radiosender und neun Bedrohung und Einschüchte- ne Kontakte mit Kollegen im TV-Stationen umfasst. rung, sei es durch Attentate. Ausland. So wurde in Zusam- Neben der extremen Abhän- Afghanistan ist ein junges Land menarbeit mit der NGO „NAI – gigkeit von Finanzmitteln der – etwa die Hälfte der Bevölke- Supporting Open Media” ein internationalen Gemeinschaft rung ist unter 20 Jahre alt. mehrwöchiges Beratungs- und ist die mangelhafte Ausbildung Aufbauend auf den sehr guten Ausbildungsprojekt realisiert, des überwiegenden Teils der Erfahrungen mit dem „Young um den Aufbau von Arbeitsbe- Journalistinnen und Journalis- Leaders Forum” (YLF) der FES ziehungen zu Parlament und ten das Hauptproblem der Me- und der Ausbildung und Unter- Regierungsinstitutionen zu un- dien in Afghanistan. Zahlreiche stützung von potentiellen jun- terstützen. Initiativen aus dem Parlament gen Führungskräften hat die Das YJN nutzt auch Besuche und einzelnen Ministerien ziel- FES in Afghanistan 2007 mit internationaler Korresponden- ten zudem darauf, den staatli- dem Aufbau eines Netzwerks ten in Afghanistan zum gegen- chen Einfluss und Reglemen- junger Journalistinnen und seitigen Erfahrungsaustausch.

FES INFO 2/2008 45

40 JAHRE MEDIENZUSAMMENARBEIT IN ASIEN Gebremste Entwicklung

Asien bleibt medienpolitisch FES in Asien unterstützt daher ein schwieriger Kontinent: Die die Ausgestaltung eines rechtli- überwiegende Zahl der Länder chen und politischen Rahmens, findet sich beim weltweiten der Meinungs- und Informati- Vergleich der Medienfreiheit onsfreiheit sicherstellt sowie auf den hinteren Plätzen wie- den Zugang zu pluralistischen der. Häufig behindern Regie- Informationen ermöglicht. Da- rungsstellen die Arbeit unab- rüber hinaus berät die FES hängiger Medien oder sind be- Medien und Kommunikations- müht, den staatlichen Einfluss organisationen dahingehend, auf die Medien auszubauen. ihre Rolle als freie und unab- Fortschreitende Kommerziali- hängige Vermittler von Infor- sierung und der Trend zum In- mationen wahrzunehmen. cific Institute for Broadcasting In vielen Ländern Asi- ens deckt sich die Faszi- fotainment behindern eine Konkret gefördert wird die Development (AIBD), Asian nation für die bunte qualitativ hochwertige, umfas- Entwicklung eines asiatischen Media Information and Com- Welt des Fernsehens nicht immer mit der sende und neutrale Berichter- Modells öffentlich-rechtlichen munication Centre (AMIC) Qualität der angebote- nen Programme. (Foto: stattung. Repressive Rahmen- Rundfunks sowie die Umset- und Asia-Pacific Broadcasting picture-alliance/ZB) bedingungen, willkürliche Li- zung und Weiterentwicklung Union (ABU) zusammen. zenzvergabe, private wie der Bangkok Declaration. Ne- staatliche Marktmonopole, Kri- ben Fortbildungen zur Verbes- Die Bangkok-Erklärung minalisierung von Journalis- serung von unabhängigem und ten, Gewalt und Einschüchte- qualitativ hochwertigem Jour- Zum ersten Mal kamen im Mai 2003 Infor- rung, schlechte Bezahlung, nalismus leistet die FES zudem mationsminister und hochrangige Beamte Korruption sowie eine mangel- einen Beitrag zum internatio- sowie die Direktoren der nationalen Rund- hafte Ausbildung bleiben ne- nalen Dialog zwischen Medien- funkanstalten aus der gesamten asiatisch- ben der Zensur die Hauptursa- schaffenden, Politik und Ge- pazifischen Region auf Einladung des Asia- chen für die zögerliche He- sellschaft. Dabei arbeitet das Pacific Institute for Broadcasting Develop- rausbildung freier Medien in regionale Medienprojekt vor ment (AIBD) in Bangkok zusammen. Die der Region. allem mit den drei regionalen Ergebnisse dieser Konferenz wurden in der Die regionale Medienarbeit der Medienorganisationen Asia-Pa- Bangkok Declaration on Information & Broadcasting in the Asia-Pacific Region fest- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ gehalten. Diese mit Unterstützung der FES In der Mongolei trat 2005 ein neues Rundfunkgesetz in Kraft, das erarbeitete Erklärung gibt Empfehlungen zu die rechtlichen Grundlagen für die Umwandlung des 60 Jahre alten den Themen Medien und Globalisierung, staatlichen Rundfunks in einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk leg- Medien und kulturelle Vielfalt, Personalent- te. Der für die Rundfunkgesetzgebung zuständige Ausschuss des na- wicklung im Medienbereich, Informations- tionalen Parlaments war Anfang 2003 an die FES mit der Bitte he- technologie und öffentlich-rechtlicher Rund- rangetreten, die deutschen Erfahrungen in den Gesetzentwurf für funk. Die Erklärung gilt als Instrument zur den Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks einfließen zu las- Demokratisierung der Medienlandschaft in sen. Die FES organisierte mit Experten z.B. aus der Deutschen Wel- Asien. Die gemeinsame Arbeit von FES und le, Mitgliedern von Rundfunkräten und Einrichtungen öffentlich- AIBD ist seither darauf ausgerichtet, mit der rechtlicher Rundfunkanstalten die Beratung von Vertretern des Zivilgesellschaft die Empfehlungen der staatlichen Rundfunks, Abgeordneten und des Mongolischen Ge- Bangkok-Erklärung einzufordern, beson- werkschaftsbundes. Der öffentliche Rundfunk der Mongolei leidet ders jene im Bereich des öffentlich-rechtli- heute zwar weiter an Unterfinanzierung. Trotz einiger Schwächen chen Rundfunks. konnte er sich in den letzten zwei Jahren jedoch positiv entwickeln. Seine politische Unabhängigkeit ist sichtbar größer geworden, und

die Berichterstattung ist weitaus ausgewogener als früher. 2/2008 INFO FES 46 INTERNATIONAL

FES-Konferenz über die globale Nahrungskrise Was kann die UNO gegen Hunger tun?

AUCH WENN DIE BILDER DER HUNGERKATASTROPHEN DER 80ER JAH- RE LÄNGST VERGESSEN SIND: Berichte von der Tortilla-Krise in Mexiko, Bauernblo- ckaden in Argentinien oder Hungerrevolten in Haiti haben die Sorge vor einer globalen Nahrungskrise erneut in das öffentliche Bewusstsein gerückt.

Was genau jedoch steckt hin- narien spielen können. gen kritisierten die jüngst zu ter den steigenden Preisen für „Die globale Nahrungskrise beobachtenden protektionisti- Lebensmittel, welchen Einfluss war seit langem absehbar“, schen Reaktionen, die den in- haben Klimaveränderungen, sagte Professor Joachim von ternationalen Märkten das An- Biotreibstoffproduktion und Braun, der das renommierte gebot entziehen. „International Food Policy Re- Abschließend ging es um die search Institute (IFPRI)“ in Wa- Frage, was die UNO unterneh- shington D.C. leitet. Das IFPRI men kann, um die Krise zu lin- schätzt, dass ein sofortiger dern. Es herrschte Einigkeit, Stopp in der Nutzung von dass Nothilfeinstrumente, die Ethanol und Biodiesel die Nah- beispielsweise das UN-Welter- rungsmittelpreise weltweit um nährungsprogramm bereithält, etwa 20 Prozent senken wür- dringend finanziell aufgestockt de. „Ich denke, wir sollten das werden müssten. Einige Exper- tun“, sagte Joachim von Braun ten gingen sogar noch weiter und stieß damit in New York und forderten, dass in der UNO auf große Zustimmung. eine Debatte über eine „neue Kontrovers diskutierten die Ex- globale Agrarpolitik“ angesto- Die Freihandelspolitik neues Konsumverhalten? Eine perten die handelspolitische ßen werden sollte. Wenn heute bei Nahrungsmitteln ging in den letzten Fachkonferenz, die das New Seite des Problems. Der Präsi- schon mit der langfristigen Jahren z.B. in Mexico Yorker Büro der FES gemein- dent des mexikanischen Klein- Umgestaltung von Landwirt- vor allem zu Lasten der Kleinbauern. sam mit dem Global Policy Fo- bauernverbandes, Victor Sua- schaft begonnen werde, könn- (Foto: picture-allian- ce/dpa) rum organisiert hat, brachte rez forderte eine Rückkehr zur ten die Anpassungsprozesse Licht in die augenblickliche „Nahrungsmittelsouveränität“ weniger schmerzhaft sein, die Nahrungskrise und beleuchte- von Staaten. Die Freihandels- angesichts des zu erwartenden te insbesondere die Rolle, die politik der letzten Jahrzehnte Bevölkerungs- und Wirt- die UNO und andere interna- und die Begünstigung der Ag- schaftswachstums ohnehin un- tionale Institutionen im Kampf roindustrie habe die Krise ver- ausweichlich seien. gegen zukünftige Hungersze- schärft. Andere Redner dage-

INFORMATIONSPROGRAMM FÜR LATEINAMERIKANISCHE JOURNALISTEN IN GENF Agrarsubventionen Teil der Nahrungsmittelkrise

„Welche Position bezieht die Welche Rolle spielen dabei die Diese Fragen standen im Mit- Welthandelsorganisation Agrarsubventionen von Indust- telpunkt des ersten Teils des (WTO) bezüglich der aktuellen rieländern und was kann die Informationsseminars zu globalen Nahrungsmittelkrise? WTO dagegen unternehmen?“: „Welthandel und nachhaltige

FES INFO 2/2008 47

Entwicklung“, das vom 5. bis 9. handelsverzerrenden Agrar- Klimawandels, genderspezifi- Mai in Genf stattfand. WTO- subventionen auch Teil der Lö- sche Unterschiede im Beschäf- Generalsekretär Pascal Lamy sung der globalen Krise wer- tigungsbereich oder das ILO- räumte gegenüber den 15 la- den.“ Konzept Decent Work. Die Be- teinamerikanischen Wirt- Der zweite Teil des Seminars ziehung von Kernarbeitsnor- schaftsjournalisten offen ein: fand bei der Internationalen men und Handelsverträgen „Agrarsubventionen sind Teil Arbeitsorganisation (IAO) statt. stand im Mittelpunkt der Ab- der Nahrungsmittelkrise. Sie Ziel war es, die Handelsthema- schlusssitzung mit Vertretern sind unfaire Handelspraktiken tik aus dem Blickwinkel ande- globaler Gewerkschaftsverbän- und haben über Jahre hinweg rer internationaler Organisa- de, die verschiedene Möglich- die landwirtschaftlichen Pro- tionen und zivilgesellschaftli- keiten der Verankerung von duktionskapazitäten in vielen cher Gruppen heraus zu Sozialstandards in solchen Ver- Entwicklungsländern zerstört. beleuchten. Experten der UNC- trägen sowie Instrumente zur Deshalb kann und muss die TAD, der IAO und NGOs disku- Umsetzung darstellten. WTO durch das Verbot von tierten die Auswirkungen des

FES IM UMFELD DER XII. UNCTAD-KONFERENZ IN GHANA Globale Nahrungsmittelkrise im Mittelpunkt

Zu ihrer zwölften Minister- öffnung zwischen so unglei- Development in the Multilate- konferenz trafen sich Regie- chen Partnern wie der EU ral Trading System?“ rungsvertreter aus den 193 und Ghana in Frage. Das Abschlussdokument der Mitgliedsstaaten der UN-Kon- Am 19. April gestaltete die Konferenz („Accra Accord“) ferenz für Handel und Ent- FES in Kooperation mit dem hat das Mandat von UNCTAD wicklung (UNCTAD) vom 20. UNCTAD-Sekretariat einen gestärkt und um weitere glo- bis 25. April in der ghanai- Workshop zu „Entwicklungs- bale Themen wie Klimawan- schen Hauptstadt Accra. Im strategien in Afrika“. Als ein del, Energie und Migration er- Mittelpunkt standen die Ursa- Hauptproblem, das die Ent- chen der aktuellen Nahrungs- wicklung in vielen afrikani- mittelkrise und deren Auswir- schen Ländern behindert, kungen auf Entwicklungslän- wurde die Schwierigkeit ge- der. Die FES-Büros Genf und nannt, die nötigen finanziel- Ghana begleiteten die Konfe- len Ressourcen verfügbar zu renz in verschiedener Form. machen, die in afrikanischen Im Rahmen eines zivilgesell- Banken selbst oft vorhanden schaftlichen Forums organi- seien. Die Kreditvergabe wer- sierte die FES-Ghana in Koo- de häufig zu restriktiv gehand- peration mit dem nationalen habt. Gewerkschaftsdachverband Parallel zur XII. UNCTAD am 17. April eine Veranstal- Hauptkonferenz setzte das zi- tung zu den Auswirkungen in- vilgesellschaftliche Forum sei- ternationalen Handels auf Be- ne Aktivitäten fort. In diesem schäftigung in der Landwirt- Rahmen organisierte die FES weitert. Gleichzeitig mahnten Ghana präsentierte sich als ambitionierter Gast- schaft. Dabei stellten nicht nur in Kooperation mit der indi- die Mitgliedsstaaten jedoch geber für die UNCTAD- Gewerkschaftsvertreter den schen Nichtregierungsorgani- an, die Arbeitsweise innerhalb Ministerkonferenz Ende April. entwicklungspolitischen Nut- sation CUTS International eine von UNCTAD effizienter zu ge- zen eines Freihandelsabkom- Diskussionsveranstaltung zum stalten. mens mit gegenseitiger Markt- Thema „How to Mainstream

2/2008 INFO FES 48 INTERNATIONAL

INTERNATIONALES KLIMAPOLITIK-FORUM IN BONN Herausforderung für globale Kooperation

Der Klimawandel verschärft die fachlichen und handlungsori- In einer das Forum abschlie- Entwicklungsprobleme vieler entierten Austausch. Im Zent- ßenden öffentlichen Podiums- Länder. Er bedroht die Ernäh- rum dieses ersten TERI-FES- runde betonte die Bundesmi- rungssicherheit, begünstigt die Klimaforums standen die Zu- nisterin für wirtschaftliche Ausbreitung von Krankheiten, sammenhänge zwischen Zusammenarbeit und Entwick- führt zu Knappheit von Trink- Klimawandel, Artenvielfalt der lung, Heidemarie Wieczorek- wasser und zu extremen Wet- Meere und Ernährungssicher- Zeul, dass es „keinen Gegen-

terereignissen. CO2-Emissionen heit. Die Rolle der Weltmeere satz zwischen der Bekämpfung in Industrie- und Schwellenlän- als wichtigen Bereitstellern von von CO2-Emissionen und der dern verursachen einen globa- Nahrungsmitteln wird oft un- Bekämpfung von Armut geben“ len Temperaturanstieg. Von terschätzt. Dabei leben welt- dürfe. Um die Millenniumsent- den Folgen betroffen sind ins- weit mehr als 200 Millionen wicklungsziele zu erreichen, besondere die Bevölkerungen Menschen vom Fischfang und bedürfe es einer deutlichen von Entwicklungsländern. vielen von ihnen stehen keine Verbesserung der Energieeffizi- Gemeinsam mit dem von Frie- Ernährungsalternativen zur enz und der Nutzung von rege- densnobelpreisträger Dr. Ra- Verfügung. nerativen Energien sowie kon- jendra Pachauri geleiteten The Die Teilnehmer betonten die kreter Finanzierungsstrategien Energy and Resources Institute Notwendigkeit, Klimawandel für Anpassungsmaßnahmen (TERI) aus Neu-Dehli veran- als Querschnittsaufgabe der und Technologietransfers. Frie- staltete die FES im Vorfeld der Entwicklungspolitik zu verste- densnobelpreisträger Pachauri Vertragsstaatenkonferenz der hen. Wie eine solche Verknüp- wandte sich in einer Videobot- UN-Konvention über Biologi- fung aussehen kann, verdeut- schaft an die Teilnehmer der sche Vielfalt (UNCBD) am 13. lichte Moustapha Kamal Guye Veranstaltung. Er rief zu ver- und 14. Mai in Bonn ein inter- vom International Centre for stärkter Nord-Süd- und Süd- nationales Klimapolitik-Forum. Trade and Sustainable Deve- Süd-Kooperation auf, um bis Wissenschaftler und Entschei- lopment (ICTSD) am Beispiel zur nächsten UN-Klimakonfe- dungsträger aus Entwicklungs- der Subventionsreform der renz in Kopenhagen effektive , Schwellen- und Industrielän- Welthandelsorganisation Lösungsstrategien zu entwi- dern trafen sich dabei zu einem (WTO) für den Fischfang. ckeln.

(Foto: Zensen) Am Rande des Klimapolitik-Forums fand auch die Verabschiedung des Leiters der FES-Abtei- lung Internationale Entwicklungszusammenar- beit, Dr. Ernst Kerbusch, statt. Die Bundesminis- terin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, wür- digte Ernst Kerbuschs sechsunddreißigjähriges Engagement für die Internationale Zusammenar- beit und hob die besondere Rolle der politischen Stiftungen hervor, die maßgeblich durch ihn ge- prägt wurde. Überzeugung und Überzeugungs- kraft haben seine achtzehnjährige Leitung der FES-Entwicklungszusammenarbeit gekennzeich- net, so die Ministerin.

FES INFO 2/2008 49

FES-KONFERENZ MIT AUßENMINISTER STEINMEIER IN HARVARD Transatlantische Agenda erneuern

„Europa effektiver und die USA kation mit kulturellen Doppel- zwischen der deutschen und multilateraler machen!“: Bun- Identitäten, rechtliche Bedin- amerikanischen Lebensweise desaußenminister Frank-Wal- gungen für erfolgreiche Inte- humorvoll heraus. ter Steinmeier setzte bei der gration, der Einfluss der Pop- Der Hauptredner der Konfe- Konferenz an der Harvard-Uni- Kultur sowie die unterschiedli- renz, Bundesaußenminister versität in Boston klare Ziele chen Erfahrungen mit Einwan- für die transatlantischen Bezie- derern in den USA und hungen. Zuvor hatten Experten Deutschland wurden bespro- von beiden Seiten des Atlantiks chen. Jonathan Laurence von bereits intensiv miteinander der Universität Boston warnte diskutiert. Im Faculty Club der davor, die positiven Erfahrun- geschichtsreichen Universität gen des Einwanderungslandes gab es zum Konferenz-Thema USA zu „romantisieren“ und „ in a Modern World“ auf Deutschland eins zu eins am 11. und 12. April großen übertragen zu wollen. Er fügte Gesprächsbedarf auf verschie- zudem an, dass „die größten denen Ebenen. Studierende der Probleme auf Deutschland erst Harvard-Universität hatten die in diesem Jahrhundert“ zukä- Frank-Walter Steinmeier, kon- Im kleinen Kreis am Rande der FES-Ge- Konferenz initiiert. Das FES- men. Bei der Bewältigung zentrierte sich in seiner Rede sprächsrunde: Bundes- Büro Washington D.C. über- ebendieser Probleme könne vor dem prall gefüllten Saal auf außenminister Frank- Walter Steinmeier, nahm die Koordinierung der vor allem eine ausgeprägtere die drei Kernelemente einer er- Volker Stanzel, Leiter der politischen Abtei- Podiumsdiskussion zum Thema Fähigkeit hilfreich sein, über neuerten transatlantischen lung im Auswärtigen Integration. Die Experten der die eigenen kulturellen Eigen- Agenda: Energiesicherheit und Amt und Almut Wie- land-Karimi, Leiterin FES-Gesprächsrunde waren heiten lachen zu können, stellte Klimawandel, Sicherheit sowie des FES-Büros Wa- shington. bunt gemischt: ein Professor, Gayle Tufts fest. Die im deut- Gerechtigkeit in einer globali- eine Autorin, ein Abgeordneter schen Kabarett fest etablierte sierten Welt. Dafür bräuchte und eine Kabarettistin disku- Amerikanerin hat genau dies die Partnerschaft auf beiden tierten die Fragen der Modera- zu Ihrem Programm gemacht: Seiten des Atlantiks neue Kon- torin Almut Wieland-Karimi, Seit über einem Jahrzehnt ar- zepte, eine wiederbelebte Alli- Leiterin des FES-Büros in Wa- beitet sie mit ihrem unver- anz und vor allem eine erneu- shington. wechselbarem Sprachgemisch erte Führungsrolle der USA in Vor allem Aspekte der Identifi- „Dinglish“ die Unterschiede der Welt.

Schwierige Fragen nur noch gemeinsam lösen Das Netzwerk der Globalen Atlantiker – Abgeord- rungen begegnen? Wie sollte mit den Negativent- nete, wissenschaftliche Mitarbeiter und Politikbe- wicklungen in Irak, in Afghanistan und in Pakistan rater – trifft sich auf Initiative der FES mindestens umgegangen werden? Zu den Höhenpunkten der einmal jährlich, um außen-, sicherheits- und ent- Treffen in Washington, DC zählte die Begegnung wicklungspolitische Themen im transatlantischen mit den außenpolitischen Beratern der Kampagnen Kontext zu diskutieren. Auf der Tagesordnung der Präsidentschaftskandidaten beider politischer standen in diesem Frühjahr die Fragen: Welchen Lager. Alle versicherten, dass das außenpolitische Einfluss wird die US-Rezession auf Europa und den Vorgehen der USA wieder multilateraler werde: Die Rest der Welt haben? Mit welchen Strategien kann Europäer würden also von Beginn an bei schwie- man der Bedrohung durch terroristische Gruppie- rigen Fragen und Krisen konsultiert werden.

2/2008 INFO FES 50 INTERNATIONAL

PODIUMSDISKUSSION ÜBER GLOBAL GOVERNANCE IM 21. JAHRHUNDERT Heiligendamm-Prozess als Ausweg aus der Krise?

Politische Blockaden im UN- Etablierung eines hochrangi- südafrikanischen ANC und Menschenrechtsrat, stockende gen Dialoges („Heiligendamm- Ricardo Berzoini, Vorsitzender Reformprozesse der Vereinten Prozess“) zwischen den soge- der brasilianischen Arbeiter- Nationen und der Bretton- nannten G5-Ländern (China, partei PT ihr Interesse am Woods-Institutionen sowie Indien, Brasilien, Mexiko und Gelingen des Heiligendamm- Südafrika) und den G8 über Prozesses. Aus deutscher Sicht neue Formen der Zusammen- sprach sich Hans Ulrich Klose arbeit Rechnung zu tragen. Ob für eine Erweiterung der Heili- dieses neue Dialogforum oder gendamm-Gruppe um ein ein zu einer „G13“ erweiterter „muslimisches Land“ aus. „Club“ der führenden Nationen Der britische Botschafter Sir die gegenwärtigen Blockaden Michael Arthur plädierte für im internationalen Ordnungs- die Schaffung einer „G13“. system auflösen können oder Auf der anschließenden Fach- ob die etablierten multilatera- konferenz diskutierten Exper- len Institutionen wieder zu den ten und Politiker aus G8 und zentralen Foren werden, muss G5-Ländern darüber, ob die Verdeutlichte Südafri- schwierige internationale Ver- sich noch zeigen. Heiligendamm-Agenda um kas Position gegenüber den globalen Proble- handlungsprozesse wie in der Diese Fragen standen im Zent- sicherheitspolitische Themen men: Jacob Zuma, Prä- Klimapolitik und der Welthan- rum eines Nord-Süd-Dialogs, wie Proliferation von Massen- sident des ANC (li. Mo- derator der Runde, delsrunde spiegeln die aktuelle den die Friedrich-Ebert-Stif- vernichtungswaffen oder Stefan Mair/SWP) Krise multilateraler Institutio- tung und die Stiftung Wissen- grenzüberschreitende Krimi- nen. Gleichzeitig machen schaft und Politik dieses Jahr nalität erweitert werden sollte. globale Probleme wie die Ver- zum siebten Mal gemeinsam in Trotz unterschiedlicher Posi- breitung von Massenvernich- Berlin ausrichteten. In der Po- tionen im Detail zeichnete tungswaffen, der globale Kli- diumsdiskussion am 21. April sich ein Konsens ab, dass ein mawandel und die Armutsbe- bekräftigten vor ca. 400 Gästen Schritt in die richtige Richtung kämpfung schnelles und Jacob Zuma, Präsident des getan ist. international abgestimmtes Handeln erforderlich. Die ent- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ wickelten Industrieländer kön- nen globale Probleme nicht Neue Bedrohungsszenarien und neue Atommächte bringen die nach mehr alleine lösen und die 1990 in den Hintergrund getretenen Abrüstungsfragen wieder nach aufstrebenden Mächte China, vorn auf der politischen Agenda. Indien, Brasilien und Südafrika Das FES-Büro für die Nordischen Länder intensivierte daher die sind nicht länger bereit, ihre Arbeitsbeziehungen mit dem weltbekannten „Stockholm Inter- Interessen hintan zu stellen. national Peace Research Institut“, SIPRI, und startet ein Koope- Es stellt sich deshalb die Fra- rationsprojekt zur Position der Nicht-Atomwaffenstaaten in der ge, in welchen Foren globale NATO im Hinblick auf die im kommenden Jahr neu zu verhandeln- Fragen in Zukunft diskutiert de Grundsatzstrategie des Bündnisses. Im Rahmen eines FES-In- und für alle zufriedenstellend formationsprogramms in Berlin diskutierte der neue Direktor des gelöst werden können? Institutes, Bates Gill, mit Staatsminister im Auswärti- Der G8-Gipfel 2007 versuchte, gen Amt und den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Außenpolitik der diesen Entwicklungen mit der SPD Bundestagsfraktion die neuen Herausforderungen.

FES INFO 2/2008 51

T AGUNG DES DRITTEN EUROPEAN STRATEGIC FORUMS Interventionen als Gemeinschaftsaufgabe

Das European Strategic Forum wurde von allen Beteiligten als einer gemeinsamen politischen der FES, ein Kreis sicherheits- hinderlich für erfolgreiche Po- Strategie auch darauf zurück- politischer Entscheidungsträ- litik angesehen. So ist die Koo- zuführen ist, dass nicht nur EU ger und Experten, befasste sich peration in Afghanistan zwi- und NATO (sowie die UN) zu in seinem dritten Treffen vom schen allen Beteiligten da- wenig miteinander kommuni- 20. bis 22. April mit der Zu- sammenarbeit der Europäi- schen Sicherheits- und Vertei- digungspolitik und der NATO. Im Mittelpunkt der Diskussio- nen standen zum einen die strategische Debatte der bei- den Organisationen über ge- meinsame Ziele und mögliche Arbeitsteilungen, zum anderen die konkreten Fälle Bosnien- durch gehemmt, dass das Ziel zieren. Die Fragen nach Zielen, Diskussionsrunde im Bundestag: v.l. John M. Herzegowina und Afghanistan. der Verantwortungsübernah- Instrumenten und vor allem Koenig, Gesandter der Den Schlusspunkt bildete eine me durch die afghanischen Be- nach einer „exit strategy“ wer- US-Botschaft Berlin, John Manley, ehem. Diskussionsrunde im Deut- hörden selbst nicht gewährleis- den jeweils national diskutiert. kanadischer Außenmi- nister und Gert Weiss- schen Bundestag über die in- tet werden kann. Es sei daher notwendig einen kirchen, außenpoliti- ternationale Zusammenarbeit Die anschließende Diskussions- offenen Dialog – transparent scher Sprecher der SPD-Bundestagsfrakti- in Afghanistan. runde zwischen Bundestagsab- für die Öffentlichkeit – zwi- on. Das momentane Konkurrenz- geordneten, Botschaftsvertre- schen allen Beteiligten zu füh- verhältnis zwischen EU und tern und dem Forum machte ren, der den Erfolg der Mission NATO im Sicherheitsbereich deutlich, dass der Mangel an definiert.

Größtes Risiko für die internationale Sicherheit

Der Atomwaffensperrvertrag (NPT) wird in diesem kooperativen Sicherheit. Deshalb hätten Deutsch- Jahr 40 Jahre alt – und befindet sich in einer tie- land und die EU Initiativen ergriffen, um den NPT fen Krise. Weder ist es gelungen, die Abrüstung zu stärken. Wichtig sei es vor allem, neue Bewe- der fünf „offiziellen“ Atommächte wesentlich vo- gung in die nukleare Abrüstung vor allem der USA ranzutreiben noch ist die Ausbreitung auf andere und Russlands zu bringen. Erlers Partner in der Staaten verhindert worden. Israel, Pakistan und Diskussion zeigten sich weniger optimistisch. Der Indien haben sich außerhalb des Vertrags Atom- UN-Abrüstungsbeauftragte Sergio Duarte konsta- waffen zugelegt, Nordkorea und Iran sind zwar tierte eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit Mitglieder des NPT, aber streben dennoch den Be- dem Vertragswerk. Neben der weiterhin schlei- sitz von Nuklearwaffen an (Iran) oder verfügen be- chenden Ausbreitung von Nuklearwaffen sei die reits darüber (Nordkorea). Im Rahmen einer Po- Frage, wie man mit den „nicht-offiziellen“ Nukle- diumsdiskussion des FES-Büros Genf und des arstaaten Israel, Pakistan und Indien umgehen renommierten „Genfer Zentrums für Sicherheits- solle, eine der dornigsten für die Zukunft des NPT. politik“ wies der Staatsminister im Auswärtigen Der amerikanische Atomwaffenexperte Prof. Wil- Amt, Gernot Erler, darauf hin, dass sich die Sicher- liam Potter mahnte angesichts der sich ver- heitslage im letzten Jahrzehnt dramatisch verän- schlechternden Situation: „Die Zeit ist nicht auf un- dert habe und dass die nukleare Proliferation ein serer Seite.“ großes Risiko für die internationale Sicherheit ge- worden sei. Der NPT sei bei allen Unzulänglich-

keiten immer noch das wertvollste Instrument der 2/2008 INFO FES 52 INTERNATIONAL

DEUTSCH-FRANZÖSISCHE STRATEGIEGESPRÄCHE IN PARIS Hohes Maß an Übereinstimmung

Afghanistan, Frankreichs Strategiegespräche Politiker, telmeerunion. Dabei zeigte Rückkehr in die Nato, Zentral- Experten, Militär- und Indust- sich, dass nach langen Monaten asien und Präsident Sarkozys rievertreter aus beiden Län- kontroverser Diskussionen nun Plan einer Mittelmeerunion: dern, um offen und vertrauens- eine relative Übereinstimmung Die in Paris organisierten voll über schwierige Themen im Rahmen einer gemeinsamen „Deutsch-Französischen zu diskutieren. Neben Abgeord- EU-Mittelmeerpolitik gefunden neten von Assemblée Nationale werden konnte. Auch in den und Bundestag nahmen auch anderen Panels zeigte sich, die beiden deutschen Staatsmi- dass es zwar nach wie vor sehr nister im Auswärtigen Amt, unterschiedliche Sichtweisen Gernot Erler und Günther Glo- auf wichtige außen- und sicher- ser, an den Gesprächen teil. heitspolitische Probleme gibt, Staatsminister Erler zog zu- aber auch ein hohes Maß an sammen mit dem aus Frank- Übereinstimmung. In der Frage reich stammenden EU-Sonder- der langfristigen Perspektiven beauftragten für Zentralasien, des westlichen Engagements in Pierre Morel, eine Bilanz des Afghanistan riefen der Bundes- europäischen Engagements in tagsabgeordnete Detlef Dzem- Schwierige Themen Strategiegespräche“ hatten diesem Teil der Erde. Staatsmi- britzki sowie sein französischer im Mittelpunkt: die 18. deutsch-französi- auch am 21. und 22. Mai wie- nister Gloser diskutierte mit Parlamentskollege Philippe Vi- schen Strategiege- der eine reiche Tagesordnung. dem französischen Botschafter tel zu einer realistischeren Ein- spräche in Paris. Wie in den letzen Jahren, nutz- für den euromediterranen Pro- schätzung des Erreichbaren ten auch diese 18. Ausgabe der zess, Serge Telle, über die Mit- auf.

Sanfter Konservatismus in Europa In einer neuen Veröffentlichung des FES-Refera- Vergangenheit gebrochen haben und zum Teil an tes „Internationale Politikanalyse“ untersucht der ältere sozialstaatliche Traditionen anknüpfen. Journalist Werner A. Perger den neuen europäi- Markanteste Beispiele für einen offensiven Kurs- schen „Sanften Konservatismus“ sowie die damit wechsel sind der „compassionate conservatism“ verbundenen Herausforderungen für sozialdemo- der britischen Konservativen und die Kurskorrek- kratische Parteien. tur der schwedischen „Moderaterna“. Die europäische Parteienlandschaft ist, so der Au- Europas Sozialdemokratie steht vor der Aufgabe, tor, geprägt von teilweise dramatischen Vertrau- die Vertrauenslücke zu ihrer Stammklientel zu ensverlusten für die Parteien der Mitte, verbunden schließen. In seinem Fazit attestiert der Autor, dass mit Zuwächsen für populistische Parteien am rech- bei diesem „Spagat“ sowohl populistische Kurskor- ten und linken Rand. Diese Entwicklung konfron- rekturen als auch reformpolitische Rechthaberei tiert besonders die sozialdemokratische Reform- wenig helfen. Stattdessen sei eine selbstkritische Linke mit Problemen in bisher unbekannter Di- Einsicht in eigene Versäumnisse und Fehler not- mension. Christdemokraten und Konservative wendig. Stichworte für Bewahrung oder Wieder- präsentieren sich als Anwälte der „kleinen Leute“ herstellung von Regierungsfähigkeit sind daher und attackieren die Mitte-Links-Parteien und de- laut Perger: Bürgernähe, Kompetenz, Integrität, ren Sanierungs- und Reformpolitik als unsozial und Authentizität, Professionalität und dazu passende bürgerfern. Die Analyse zeigt, dass die meisten Mit- Kandidaten. te-Rechtsparteien mit ihrer jüngeren neoliberalen Werner A. Perger: Sanfter Konservatismus und der Verlust der Mitte http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05424.pdf

FES INFO 2/2008 53

FES BEGLEITET REFORM DER POLNISCHEN POSTDIENSTE Strategien für Gewerkschafter

Die Kämpfe für ihre Forderun- sem Staatsunternehmen 46 schen Ländern: Generell habe gen werden die Gewerkschaf- Gewerkschaften, die sich bis- die Liberalisierung und Privati- ten in Zukunft immer weniger lang weder koordinierten, sierung zu schlechteren Ar- allein an der Streikfront aus- noch gemeinsame Strategien beitsbedingungen, schlechte- tragen. Gute Kenntnisse in Be- entwickelten. ren Löhnen und einer gesunke- triebswirtschaft, Recht, Mana- Vertreter der sechs größten nen Qualität der gement und Marketing spielen Postgewerkschaften, Parla- Dienstleistungen geführt. mehr und mehr eine wichtige mentarier, Juristen, der zu- Die Gewerkschafter von Soli- Rolle. Wenn zum Beispiel die ständige Vizeminister Maciej darnosc, OPZZ und anderen Generaldirektion der polni- Jankowski und Vertreter der Arbeitnehmervertretungen schen Post von ihren 105.000 Postaufsichtsbehörde waren verfassten zum ersten Mal in Mitarbeitern ein Drittel entlas- daher eingeladen, am 21. und ihrer Geschichte Resolutionen sen will, um für die völlige Li- 22. April in Warschau an der an Öffentlichkeit, Politik und beralisierung der Postdienste FES-Konferenz „Reform der Postmanagement, in der sie fit zu sein, dann sollten moder- polnischen Postdienste im Rah- unter anderem Strategien für ne Gewerkschafter eigene Be- men der EU-Richtlinien“ teilzu- die Personalentwicklung, die rechnungen darüber vorlegen, nehmen. Trennung von Kommerzialisie- wie viel Leute die „Poczta Pols- Als Vertreterin der Gewerk- rung und Privatisierung sowie ka“ zukünftig zu welchen Ge- schaftsinternationalen UNI vor allem Garantien für die Be- haltsbedingungen beschäftigen Post & Logistics erläuterte Jo- teiligung an der Umgestaltung könnte und einen Sozialplan- hanna Skuk aus Österreich Er- der polnischen Post forderten. Entwurf aus der Tasche zie- fahrungen von Postliberalisie- KONFERENZUNTERLAGEN hen. Nur leider gibt es in die- rungen in anderen europäi- www.feswar.org.pl.

UNGARN Vom Vorreiter zum Schlusslicht?

Lange galt Ungarn als Vorrei- ten in Europa, eine schwere wirtschaftspolitische Fehler ter der Transformation und als Haushaltskrise führt dazu, und die „Nachteile des Vor- Vorbild für ganz Zentraleuro- dass der Beitritt zur Eurozone reiters“ hervorgehoben; auch pa. Ein friedlicher, durch Ver- auf unbestimmte Zeit vertagt wurde darauf hingewiesen, handlungen herbeigeführter werden muss. dass Ungarn trotz der Krise Übergang vom Einparteien- Die derzeitige Krise war der über eine robuste und wettbe- staat zur Demokratie und eine Gegenstand einer Podiumsdis- werbsfähige Exportwirtschaft schnelle, marktkonforme Pri- kussion, die die FES am 20. verfügt. Auf der anderen Seite vatisierung und Öffnung der Mai in Budapest veranstaltete. aber wurde gefragt, ob die Wirtschaft, die durch eine Wel- Ein Ökonom, ein Philosoph so- Krise nicht dem „ungarischen le ausländischer Direktinvesti- wie zwei Sozial- und zwei Poli- Modell“ einer Modernisierung tionen belohnt wurde. Heute tikwissenschaftler diskutierten durch ausländische Direktin- dagegen ist Ungarn in vielerlei die Ursachen, die Ungarn vom vestitionen – und damit einer Hinsicht das Schlusslicht der Vorreiter zum Schlusslicht Dualisierung von Wirtschaft EU: Die Politik ist de facto werden ließen. Dabei wurden und Gesellschaft – eingebaut handlungsunfähig, die Wachs- auf der einen Seite der Aufhol- ist. tumsrate ist eine der niedrigs- prozess der Nachbarländer,

2/2008 INFO FES 54 INTERNATIONAL

ARBEITSWELT IN UNGARN UND DEUTSCHLAND Bedingungen ändern sich dramatisch schnell

In Deutschland wird das so sich ihres Arbeitsplatzes bis- sche Inaktivität, Arbeitslosig- genannte Normalarbeitsver- lang sicher sein konnten. Prek- keit und Frühverrentung ver- hältnis immer mehr von atypi- äre Beschäftigungsverhältnisse drängt. Ist die ungarische Ar- schen Beschäftigungsverhält- sind ein Disziplinierungsinstru- beitswelt damit, so paradox es nissen wie Zeitarbeit, Leihar- ment, das langfristig auch die klingt, weiter fortgeschritten beit, Arbeit ohne soziale Unternehmen schädigen wird, als die deutsche? Führen uns Sicherung, Telearbeit, Schein- die es einsetzen. In einer auf die Arbeitsverhältnisse in Un- Nur eine schöne Kulisse: selbständigkeit, befristete kurzfristige Gewinnerzielung garn die Zukunft der Arbeits- Die Arbeitsbedingungen in Ungarns Wirtschaft Arbeitsverhältnisse usw. ver- und Kostenminimierung aus- welt in Deutschland vor haben sich für die Mehr- zahl der Arbeitnehmer drängt. Dabei sind prekäre Be- gerichteten Managementphilo- Augen? deutlich verschlechtert. schäftigungsverhältnisse – so sophie gelten sie aber als ange- Diese Fragen waren Gegen- (Foto: picture-alliance/ HB Verlag) der Sozialwissenschaftler messen. stand eines deutschungari- In Ungarn hat eine vergleich- schen Workshops, den die FES bare Entwicklung in kürzerer am 23. Mai zusammen mit Zeit einen weitaus größeren dem Goethe-Institut Budapest Anteil der Erwerbsfähigen er- veranstaltete. Experten aus fasst. Mit dem Sprung aus der beiden Ländern analysierten Plan- in die Marktwirtschaft und verglichen die Arbeits- hat Ungarn auch die Phase des und Beschäftigungsverhältnis- sozialstaatlich abgesicherten se in beiden Ländern und dis- Normalarbeitsverhältnisses kutierten Konzepte, die aus übersprungen. Eine Mehrheit der Prekarisierung herausfüh- der Arbeitnehmer ist schlecht ren könnten: Mindestlöhne, oder gar nicht abgesichert und die gewerkschaftliche Organi- Klaus Doerre – keine Angele- schlecht entlohnt. Millionen sation prekär Beschäftigter genheit einer Minderheit am wurden aus der Arbeitswelt in und eine neue Kultur flexibler, Rande des Arbeitsmarktes, sie die Scheinselbständigkeit, aber sozial abgesicherter Le- bedrohen auch diejenigen, die Schattenwirtschaft, ökonomi- bensgestaltung.

FES PRÄSENTIERT FORSCHUNGSPROJEKT ZUR EUROPÄISCHEN NACHBARSCHAFTSPOLITIK Attraktivität und Dynamik stärken Vor fünf Jahren wurde sie offi- der Politik wie im öffentlichen nationale Politikanalyse zu- ziell aus der Taufe gehoben. Bewusstsein der EU unter- sammen, das mit der Veran- Ihr Ziel: einen „Ring von streicht Dr. Barbara Lippert staltung seinen Abschluss fand. Freunden“ um die auf 27 Staa- vom Institut für Europäische Im Mittelpunkt des Projektes ten erweitere EU zu schaffen. Politik Berlin in einer neuen stand die Untersuchung und Dieses Leitmotiv des damaligen Studie der FES-Reihe „Interna- Auswertung der bisherigen EU-Chefs Romano Prodi be- tionale Politikanalyse“. Sie Entwicklung dieser noch jun- stimmt die Erwartungshaltung wurde am 23. April in Berlin gen EU-Politik. Dazu wurden an die „Europäische Nachbar- vorgestellt und fasst die wich- insgesamt rund 100 Interviews schaftspolitik“ (ENP) bis heute. tigsten Ergebnisse eines ein- mit Parlamentariern, rangho- Doch die Euphorie der An- jährigen Forschungsprojektes hen Vertretern aus Ministerien, fangsjahre ist verblasst. Die „Europäische Nachbarschafts- Fachexperten und Medienver- mangelnde Präsenz der ENP in politik“ des FES-Referats Inter- tretern in elf EU-Mitgliedsstaa-

FES INFO 2/2008 55

ten sowie in Brüssel durchge- östlichen und südlichen Nach- den Nachbarstaaten im Osten führt. barschaft – sind in der EU un- und Süden der EU und deren Diese Erhebung zeigt, dass die umstritten. Dennoch findet die wirtschaftliche, soziale und de- ENP durchaus Tritt gefasst hat ENP bislang nur zaghafte poli- mokratische Entwicklung. und nicht nur zur wirtschaftli- tische Unterstützung und stößt chen Entwicklung, sondern in vielen Mitgliedstaaten auf MEHR ZUM THEMA auch zur demokratischen und Vorbehalte und Kritik. Zu Un- Weiterführende Informationen politischen Konsolidierung in recht, wie die stellvertretende und bisher erschienene Publi- den 16 Nachbarstaaten nach- SPD-Fraktionsvorsitzende An- kationen zur Europäischen haltig beitragen kann. Die Ziele gelica Schwall-Düren auf der Nachbarschaftspolitik: der Europäischen Nachbar- Veranstaltung betonte. Die ENP www.fes.de/ipa/inhalt/nachbar- schaftspolitik – Stabilität, Si- stehe für geregelte und part- schaftspolitik.htm cherheit und Wohlstand in der nerschaftliche Beziehungen zu

ALBANIEN Der innere Reformprozess und die Beitrittsperspektiven

Die albanische Ministerin für der Jugoslawienkriege verfan- teln, die optimale regionale Europäische Integration for- gen sind? Gliederung eines EU-Mitglied- mulierte es so: Bei über 80 Diese Frage war Gegenstand landes und die Funktionswei- Prozent des acquis communau- eines Workshops, den die FES- se des Gemeinsamen Binnen- taire, den Albanien überneh- Büros Budapest und Tirana am marktes erörtert. men muss, wenn es EU-Mit- 29. Mai in der albanischen Die Bedeutung, die die FES der glied werden will, handelt es Hauptstadt veranstalteten. Der Integration des Balkan bei- sich um Reformen, die ohnehin Workshop war Teil eines Pro- misst, wurde gerade in Tirana notwendig sind, um die albani- gramms, das das Büro Buda- deutlich: Nachdem ihre Arbeit sche Wirtschaft und Gesell- pest in Kooperation der südost- in Albanien lange Zeit von schaft zu modernisieren. Da- europäischen Büros der FES, Ortskräften geleistet worden her darf der innere Reform- des Institutes für Weltwirt- war, ist die Stiftung seit 2008 prozess auch dann nicht schaft Budapest und der Wirt- auch hier mit einem deutschen abgebrochen werden, wenn schaftsfakultät der Universität Repräsentanten vertreten. die Mitgliedschaft in der EU in Ljubljana seit fünf Jahren or- weitere Ferne rückt. Den Län- ganisiert. In dessen Rahmen dern des westlichen Balkan vermittelt ein ungarisch-slo- wurde die „europäische Per- wenisches Expertenteam Be- spektive“ zugesagt, über Fris- amten, Politikern und Wissen- ten und konkrete Bedingun- schaftlern in den Ländern des gen jedoch besteht wenig Klar- westlichen Balkan die Erfah- heit. Kann den Ländern, die rungen, die Ungarn und Slowe- nicht in die Kosovo-Krise ver- nien mit der Annäherung an wickelt sind – also Albanien, die EU gemacht haben. Dabei Montenegro und u. U. Mazedo- wurden u. a. die Konsequen- nien – ein früherer Beitritt ge- zen der Mitgliedschaft für Au- währt werden als denen, die ßenhandel und ausländische Workshop über die Erfahrungen der Annäherung an die EU: Dr. Michael Ehrke, FES Budapest,Dr. Majlinda Bregu, Ministerin für Europäische Integ- wie Serbien, Bosnien und Ko- Direktinvestitionen, der Um- ration, Dr. Alfred Diebold, FES Tirana,Dr. Albert Rakipi, Albanisches Institut sovo noch in den Konflikten gang mit den EU-Strukturmit- für Internationale Studien)

2/2008 INFO FES 56 INTERNATIONAL

TÜRKEI Gewerkschaftsdialog auf höchster Ebene

Mit dem Ziel, den deutsch-tür- 3000 deutsche Unternehmen reiche Zuhörer aus Wissen- kischen Gewerkschaftsdialog sind in der Türkei tätig, aus- schaft, Wirtschaft, Politik sowie zu vertiefen, war der DGB- ländische Direktinvestitionen dem zivilgesellschaftlichen und Bundesvorsitzende Michael steigen stetig an. Damit ver- gewerkschaftlichen Umfeld ge- Sommer vom 2. bis 5. April in bunden bleibt die Herausforde- kommen, um über die Frage die Türkei gekommen. Die Rei- rung für die Gewerkschaften, „Sozialdemokratie und Ge- se stellte den vorläufigen Ab- Sozialstandards zu garantieren werkschaften – Partner für die schluss des DGB-Kooperations- und mangelnden Arbeitneh- soziale Gestaltung der Globali- projekts mit vier türkischen merschutz nicht zum „Stand- sierung?“ zu diskutieren. Gewerkschaftsdachverbänden ortfaktor“ werden zu lassen. Die FES unterstützt seit 20 dar. Für eine Vertiefung der Die Rolle der Gewerkschaften Jahren die türkische Gewerk- deutsch-türkischen Gewerk- hinsichtlich der Gestaltung der schaftsbewegung in ihren Be- schaftskooperation spricht vor globalen Ökonomie griff Som- mühungen, die Rechte der Ar- allem das stetig wachsende Vo- mer auch in seinem Vortrag beitnehmer zu stärken. lumen der Wirtschafts- und am 4. April in Istanbul auf. Auf MEHR ZUM THEMA Handelsbeziehungen. Über Einladung der FES waren zahl- www.festr.org

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

„Die soziale Dimension der europäischen Integra- rim, NSZZ Solidarnó´s, ZNP, GEW) in Krakau und tion muss gestärkt werden“, betonte der Partei- O´swiecim. Dem FES-Regionalprojekt für Arbeits- vorsitzende der SPD, Kurt Beck, bei einer Podi- beziehungen ist es damit wieder einmal gelungen, umsdiskussion der FES in Warschau am 9. Mai. unterschiedliche Gewerkschaftsbünde zur Zu- Die Menschen wollten, dass die EU mehr sei als sammenarbeit an wichtigen europäischen The- ein Markt, so der SPD-Parteivorsitzende. Neben men zu bewegen. Beck diskutierten Matthias Platzeck, Ministerprä- sident von Brandenburg, die beiden Parteivorsit- Die Zukunft des Sozialen Europa war Thema des zenden der polnischen Linken, Wojciech Olej- politischen Gesprächs, das der ehemalige tsche- niczak (SLD), und Marek Borowski (SDPL) sowie chische Ministerpräsident Ji˘rí Paroubek im April Martin Schulz, Vorsitzender der Fraktion der So- mit Anke Fuchs und Matthias Platzeck führte. Im zialdemokratischen Parteien im Europäischen Bild rechts Lubomír Zaorálek, Vorsitzender des Parlament und weitere Abgeordnete über die Eu- tschechischen Abgeordnetenhauses (Bild). ropäische Sozialpolitik sowie die sozialpolitischen Erfahrungen in deutsch-polnischen Grenzre- gionen.

Nach jahrelangen Bemühungen gab es aus Anlass des Jahres- tages der Befreiung der Kon- zentrationslager in Auschwitz erstmals eine gemeinsame Ver- anstaltung der Bildungsgewerk- schaften Israels, Polens und Deutschlands (Histadrut Hamo-

FES INFO 2/2008 57

Russland Wachsendes Interesse an politischer Bildung MITTE MAI, IN EINER POLITISCH AUFREGENDEN PHASE, als die russischen Beamten auf die Neubesetzung der Regierungsämter durch den soeben vereidigten Prä- sidenten Dmitri Medwedew warteten, verließ eine kleine Gruppe engagierter Vertreter der Gesellschaftskammer das Zentrum des Geschehens und reiste nach Deutschland.

Das Ziel der Reise war, die che Kontrolle ausüben soll. Kri- deutschen Erfahrungen im Be- tische Stimmen zweifelten da- reich der politischen Bildung ran, dass die Gesellschaftskam- und der Förderung der Zivilge- mer mit unklaren Kompeten- sellschaft kennen zu lernen. zen in der Lage sein würde, Die russische Zivilgesellschaft reale Veränderungen durchzu- ist schwach entwickelt; die setzen. Sie hat aber durch ihre Bürger haben oft kein Ver- Arbeit gezeigt, dass sie mehr ständnis für demokratische als ein rein dekoratives Organ Prozesse und Strukturen, glau- ist. Zu ihren Aufgaben gehört ben nicht an ihre Effektivität beispielsweise die Verteilung und interessieren sich nicht für von jährlich wachsenden Sub- Politik. Die Regierung hat die- ventionen – 2008 sind es insge- schaft setzt sich das ambitio- Haben Russlands Bür- ger nur ein geringes In- ses Problem erkannt und be- samt ca. 40 Millionen Euro – an nierte Ziel, Wegbereiterin bei teresse an Politik? Die müht sich seit einigen Jahren Nichtregierungsorganisationen, der Erstellung eines Bildungs- Wahlbeteiligung.lag bei den letzten Dumawah- verstärkt um Gegenmaßnah- wobei ein Teil durchaus an kri- programms, das den Bürgern len in der Hauptstadt bei 49%. (Foto: pictu- men. 2005 wurde die Gesell- tische Menschenrechtsorgani- Politik näher bringen und sie re-alliance/dpa) schaftskammer ins Leben geru- sationen wie die „Moscow Hel- somit zum Engagement ermuti- fen – eine Instanz, die zwischen sinki Group“ oder „Memorial“ gen soll, zu werden. Nachdem dem Staat und der Zivilgesell- vergeben wird. Maria Slobod- sie sich mit mehreren westli- schaft vermitteln, die Interes- skaja, Leiterin des Ausschusses chen Modellen politischer Bil- sen der Bürger im politischen der Gesellschaftskammer für dung auseinandergesetzt hatte, Prozess vertreten und öffentli- die Förderung der Zivilgesell- gelangte sie zu der Überzeu- gung, dass sich das deutsche am besten als Vorlage eignet. Prager Gespräche Um die Arbeit der großen deut- Die Diskussion über Erfolge und Mängel der Europäischen Sicher- schen Bildungsträger – wie die heits- und Verteidigungspolitik (ESVP) stand im Mittelpunkt eines Friedrich-Ebert-Stiftung, die Seminars der Vertretung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Prag am Bundeszentrale und die Lan- 29. Mai. Helmut Kuhne, deutsches MdEP, informierte als Bericht- deszentralen für politische Bil- erstatter des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten über dung – studieren zu können, bat die Sicherheitsstrategie und deren Umsetzung in der Praxis. Wie sie das Moskauer Büro der FES, sich der noch zu ratifizierende Lissabonvertrag mit seinen weitge- eine Informationsreise nach henden neuen Abmachungen auf die ESVP auswirken wird, war Deutschland zu organisieren. die Fragestellung an Dr. Libor Roucek, tschechisches MdEP und ers- Der Entwurf eines politischen ter stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Bildungsprogramms wird im Angelegenheiten des Europaparlamentes. Die Parlamentarier sa- Herbst auf einer Konferenz der hen die Zukunft Europas im sicherheits- und verteidigungspoliti- Gesellschaftskammer der Re- schen Bereich gemässigt optimistisch. gierung präsentiert.

2/2008 INFO FES 58 INTERNATIONAL

RUSSLAND Mangel an Gemeinschaftsgefühl

Mit dem Zerfall der Sowjetuni- verdeutlicht, dass Identitäten mangele sowohl an einem Ge- on brach für viele Menschen veränderlich und beeinflussbar meinschaftsgefühl als auch an nicht nur ein politisches System sind und keineswegs vorherbe- Solidarität der Bürger unterei- sondern auch eine gedankliche stimmt. In Deutschland kam die nander. Heimat zusammen. Nachdem Idee einer gemeinsamen Nation nun das alltägliche Leben weni- erst im 19. Jahrhundert auf ger bestimmt wird durch die und schuf schließlich ein halbes materiellen Nöte wie in den Jahrhundert später ein gemein- 90er Jahren, öffnet sich der sames Selbstverständnis. Blick der Menschen wieder für Die Suche nach einem solchen, Probleme jenseits der reinen für alle Bürger schlüssigen und Existenzwahrung. gleichermaßen attraktiven Die Frage danach, was Russ- Selbstverständnis, scheint in land eigentlich ausmacht und Russland noch schwierig zu welche Werte es teilt, ist hierbei sein. Der Russland-Korrespon- eine der elementarsten und dent der Wochenzeitschrift DIE war Thema einer Konferenz ZEIT, Johannes Voswinkel, sah der FES im April in St. Peters- als problematisch den zu unre- burg. flektierten Umgang mit der Ge- Mit einem Einblick in die „Er- schichte an. So bleibe die Iden- findung der Deutschen“ durch tifikation entweder verhaftet im den Vortrag von Dr. Klaus unmittelbaren, familiären Um- Wiegrefe vom Nachrichtenma- feld oder aber auf einer abs- Welche Werte teilt die Bevölkerung Russlands? FES-Konferenz macht sich auf die Suche nach gazin DER SPIEGEL, wurde trakten nationalen Ebene. Es Identitäten. (Foto: picture-alliance/dpa)

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Die Bibliothek der FES unterzeichnete einen „let- , und Südosteuropas im Bereich Europäische Uni- ter of intent“ mit der Universitätsbibliothek on und EU-Erweiterung engagieren, treffen sich Wroc_aw. Mit Unterstützung der Erich-Brost-Stif- einmal jährlich im brandenburgischen Werftpfuhl, tung werden beide Bibliotheken Materialien der um gemeinsame Probleme zu diskutieren. Gefragt alten Breslauer Arbeiterbewegung vor 1933 digi- nach ihrem Anspruch an das Soziale Europa ant- talisieren und ins Netz legen. Mit dem Kooperati- worteten die Jugendlichen: ein besseres Bildungs- onsabkommen knüpfen die Bibliotheken an ihre system, ausreichende und gutbezahlte Jobs und erfolgreiche Zusammenarbeit an, die 1976 mit eine bessere Integration der Minderheiten (Bild). Verfilmungsprojekten der sozialdemokratischen schlesischen Presse begann.

Was sind Grundwerte sozialer Demokratie und wie lassen sich diese auf europäischer Ebene rea- lisieren? Diese Fragestellungen bildeten den Aus- gangspunkt des EuroVisions-Seminars, das die FES in Kooperation mit der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein durchführte. Jugendlichen, die sich bereits in verschiedenen Ländern Mittel-, Ost-

FES INFO 2/2008 59

Veranstaltung anlässlich des 60. Jahrestags Kontinuität der Gründung des Staates Israel und Wandel

DIE GRÜNDUNG DES STAATES ISRAEL IM MAI 1948 läutete sechs Jahr- zehnte moderner israelischer Geschichte und Unabhängigkeit ein. Ausgehend von den sozialistischen Idealen der Kibbuzbewegung hat der Staat eine beeindruckende wirt- schafts- und sozialpolitische Entwicklung zurückgelegt und präsentiert sich heute als mo- derne Hightech-Nation.

Eine friedliche Lösung mit sei- nen Nachbarn steht jedoch weiterhin aus, und das hetero- gene Einwanderungsland muss sich zudem immer wieder der Frage nach seiner nationalen Identität stellen. Die FES nahm den 60. Jahrestag zum Anlass, diesen mit einer Reihe von Ver- anstaltungen in Deutschland und Israel zu begleiten. Den Auftakt dazu bildete die Veran- werden müssten. Die Bundes- rin der Internationalen Abtei- Großes Podium zum Auftakt: Veranstaltung staltung „Israel on the Move. tagsabgeordnete Kerstin Grie- lung der Arbeitspartei hob her- „Israel on the Move. Blick zurück und nach vorn“ se wies in Anlehnung an Ilan vor, dass der Iran nicht nur für Blick zurück und nach vorn“ am 13. März im Berliner Haus Mors Forderung auf die Erfol- Israel, sondern für die gesamte der FES. In seiner Eröffnungs- ge im Bereich des Jugendaus- Region eine Bedrohung dar- rede betonte Ilan Mor von der tauschs hin. stelle und Sanktionen seitens israelischen Botschaft das Yossi Beilin, bis vor kurzem der internationalen Gemein- Spannungsfeld von Kontinuität Vorsitzender der Partei Me- schaft erforderlich seien. Auch und Wandel der deutsch-israe- retz-Yachad, forderte ange- Rolf Mützenich, MdB, bestätig- lischen Beziehungen. Er hob sichts der Bedrohungen durch te die Notwendigkeit diplomati- hervor, dass die gegenwärtigen den Iran ein stärkeres Engage- scher Ansätze nach dem Vor- Beziehungen über den Bereich ment Deutschlands. Colette bild der EU, um den Miss- des Politischen hinaus auf eine Avital, stellvertretende Spre- brauch der Urananreicherung breitere Grundlage gestellt cherin der Knesset und Leite- zu verhindern.

Ein an alle gerichteter Brief

Die Veranstaltung anlässlich des 60. Jahrestags ten Gesundheitszustands die Anstrengungen einer der Gründung des Staates Israel legte ein beson- Reise auf sich genommen hatte und dessen per- deres Augenmerk darauf, Zeitzeugen einzuladen. sönliches Schicksal und das seiner Familie auf Yoram Kaniuk, einer der bekanntesten israeli- Grund des Holocaust auf sehr tragische Weise mit schen Schriftsteller, hat sich in seinen Werken im- Deutschland verbunden ist, hat sich in einem Dan- mer wieder mit dem Thema der Staatsgründung kesschreiben an die FES gewandt: Israels, dem israelischen Selbstverständnis und der schwierigen Beziehung zu Deutschland aus- „Als ich aus zwei Grad unter Null aus München in einandergesetzt. Kaniuk, der trotz seines schlech- die Tel-Aviver Hitze zurückkehrte, dachte ich mir,

2/2008 INFO FES 60 INTERNATIONAL

dass das, was mir bei meinem Besuch auf Einla- te ich anregende Gespräche. Für mich war dieser dung Ihrer Stiftung widerfahren ist, ein Traum Besuch ein besonderes Erlebnis, denn zum ersten gewesen sein muss. Ich zwickte mich, um mir zu Mal sah ich ein neues Berlin: Ich brachte meinen vergegenwärtigen, dass sich dies alles entweder Vater Moshe Kaniuk und die Stadt, die er so ge- wirklich ereignet hat oder dass dies alles ein Irr- liebt hatte, zusammen. Ich gab ihm seine Heimat tum gewesen sein muss. Vielleicht hatten Sie ei- zurück. (...) gentlich einen anderen einladen wollen, eine Ich werde diese Reise nicht vergessen, die für Sie wichtige Persönlichkeit, und haben sich geirrt. vielleicht überflüssig war, denn schließlich habe Doch da ich nun schon einmal in Deutschland war, ich mit Ausnahme von zweimal wenig öffentlich war es Ihnen offenbar unangenehm, mich zurück- gesprochen, einmal in Bayern und einmal in der zuschicken. Ich kann das alles nicht beweisen... Galerie in Berlin. Doch waren wir bei einer Veran- Dieser Aufenthalt war wunderbar. (...) staltung zusammen, die mir sehr am Herzen lag Mir fehlen die Worte, der Stiftung zu danken. Ich und mir sehr wichtig war. Nach unzähligen Besu- wurde verwöhnt und musste nur so wenig offizi- chen in Deutschland kehrte ich mit einem ange- ell sprechen. Mit den Mitarbeiterinnen und Mit- nehmen Gefühl in Körper und Seele zurück. arbeitern der Friedrich-Ebert-Stiftung aber führ- Danke.“ Yoram Kaniuk.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Das Verhältnis von Regional- und Bundespolitik dass von einem umfassenderen Sicherheitsbegriff war nur ein Thema der internationalen Konferenz auszugehen sei, der Sicherheit nicht nur im staat- „Sister Cities & Municipal Organizations“, die die lichen Sinne versteht, sondern gerade auch die Si- FES mit ihrem Partner „Union of Local Authori- cherheit der Bevölkerung in Israel und seinen ties in Israel“ im März dieses Nachbarstaaten berücksichtigt. Ein erweiterter Si- Jahres durchführte. Weitere cherheitsbegriff dürfe nicht nur auf militärische Schwerpunkte bildeten unter Maßnahmen begrenzt bleiben, sondern habe auch anderem der Einfluss der Glo- die Auswirkung von Klimaveränderung, die Be- balisierung auf Lokalpolitik, deutung von zivilgesellschaftlicher Kooperation Gender-Mainstreaming im Rat- und Demokratieförderung u.a. zu berücksichti- haus und die Aufgabe der Wirt- gen. Die Ergebnisse dieses Treffens werden im schaft bei der regionalen Ent- Rahmen des vierten Sammelbandes der „IEPN wicklung. Im Rahmen der Kon- book series on EU-Israeli relations“ voraussicht- ferenz, an der rund 900 lich im Herbst 2008 veröffentlicht. Bürgermeister, Parlamentsab- geordnete, Experten und Jour- Erst in letzter Zeit wird der Rolle von Frauen in der nalisten aus 46 Ländern teil- Shoa gebührend Aufmerksamkeit geschenkt. Es- nahmen, sprachen hochrangige ther Hertzog, Wissenschaftlerin und eine der füh- israelische Politiker, wie Ministerpräsident Ehud renden israelischen Feministinnen, veröffentlich- Olmert und Außenministerin Tzippi Livni. Für den te mit ihrem Buch „Life, Death and Sacrifice: Wo- Input der deutschen Sozialdemokratie sorgten men and Family in the Holocaust“ einen weiteren Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Beitrag dazu. Anlässlich des Holocaustgedenkta- Stadt Bonn und Jens Böhrnsen, Präsident des Se- ges in Israel fand am 1. Mai in den Räumen der nats und Bürgermeister der Freien Hansestadt FES in Herzliya die Präsentation des von Esther Bremen (Bild). Hertzog herausgegeben Bandes statt. Das Buch enthält eine Auswahl von Beiträgen renommier- Die jüngste Arbeitstagung des Israeli-European ter internationaler Expertinnen, die vom Überle- Policy Network (IEPN) zum Thema „Soft and Hard benskampf von Frauen, von der unglaublichen Be- Security Issues in EU-Israeli Relations“ fand am lastung von Müttern, aber auch vom familiären 7. April in Brüssel statt. Wichtigstes Ergebnis war, Zusammenhalt handeln.

FES INFO 2/2008 61

P ALÄSTINENSERINNEN ZU GAST IN BERLIN Verbindende Trennungserfahrung

„Lead 22“ steht für 22 viel ver- heit, Gender Mainstreaming sprechende Absolventinnen ei- und politischer Partizipation zu nes Leadership-Trainings der diskutieren. „Think big“ war FES in den Palästinensischen die Botschaft, die den Besuche- Gebieten in Zusammenarbeit rinnen von Claudia Neusüß, mit der Birzeit Universität. Mitbegründerin des Gründerin- „Wir versuchen, die Führungs- nenzentrums „Weiberwirt- rolle von Frauen in der palästi- schaft“, mitgegeben wurde. nensischen Gesellschaft zu Dass auch in Deutschland die stärken, in allen Bereichen und Gleichberechtigung von Frauen ohne Vorbehalte“, so Dr. Sabri und Männern lange nicht in al- Saidam, Organisator des Lead- len Bereichen gewährleistet 22-Trainings. Die besten sechs ist, erfuhren die Gäste bei ei- Teilnehmerinnen nahmen nun nem Gespräch mit Herta Däub- und Palästinensern gemein- Die palästinensischen Teilnehmerinnen des an einem Besuchsprogramm ler-Gmelin, MdB, im Deutschen sam, so eine der Teilnehmerin- Besuchsprogramms mit der FES in Berlin teil. Dort tra- Bundestag. Beeindruckt zeig- nen. Diese könne nur durch deutschen Gesprächs- partnerinnen in Berlin. fen sie mit Frauenrechtlerin- ten sich die Frauen vom Zu- friedlichen Protest und das nen, Managerinnen, Politike- sammenwachsen der Stadt entschiedene Eintreten für De- rinnen, Gleichstellungsbeauf- Berlin nach dem Fall der Mau- mokratie überwunden werden, tragten, und Wissenschaft- er. Die Erfahrung einer Trenn- erläuterte Christine Bergmann, lerinnen zusammen, um über mauer, die sich mitten durch ehemalige Bürgermeisterin Aspekte von Chancengleich- ein Volk zieht, sei Deutschen von Berlin.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Trotz beeindruckender volkswirtschaftlicher Leis- Zur Aufklärung der Ermordung des ehemaligen tungen bleibt Israel eines der Industrieländer mit libanesischen Premierministers Rafiq al-Hariri sehr großem Gefälle zwischen Arm und Reich. im Februar 2005 wurde am 10. Juni 2007 mit Waren es früher fast ausschließlich Arbeitslose, der UN Sicherheitsratsresolution 1757 die Ein- die unter Armut litten, so gab es 2007 bei 46% in setzung des Sondertribunals für den Libanon be- den als arm definierten Haushalten mindestens schlossen. Gemeinsam mit dem International ein arbeitendes Familienmitglied. Grund genug, Center for Transitional Justice (ICTJ) hat die um das Thema Mindestlohn und Sozialstaat in ei- Friedrich-Ebert-Stiftung ein Handbuch zum nem Expertenworkshop der FES und einer Kon- Sondertribunal herausgegeben und dies mit ferenz zu thematisieren. In Israel gibt es zwar seit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der liba- über zwanzig Jahren einen gesetzlichen Mindest- nesischen Medienlandschaft diskutiert. Während lohn, doch dieser ist schon seit langem nicht mehr eines fünftägigen Aufenthalts in Berlin und Den ausreichend zur Erhaltung eines akzeptablen Le- Haag, dem Sitz des STL, hatten die Journalistin- bensstandards. Den Umgang in den Ländern der nen und Journalisten führender libanesischer EU mit dem Thema Mindestlohn verglichen u.a. und panarabischer Medien Gelegenheit, mit Ex- der israelische Sozialminister Isaac Herzog, der perten des ICTJ, unter ihnen der ehemalige Chef- ehemalige Vorsitzende der Israeli Labour Party, ankläger des UN-Sondergerichtshofes für Sierra Amir Peretz, der ehemalige Finanzminister Leone, Luc Coté, die Einzelheiten des Sondertri- Schwedens Pär Nuder und das Mitglied des Bun- bunals zu diskutieren. desvorstands des DGB, Claus Matecki.

2/2008 INFO FES 62 INTERNATIONAL

Begegnungen in Palästina Auf Einladung der FES besuchte der SPD-Generalsekretär Huber- tus Heil Ende April die Palästinensischen Gebiete, um die Rolle po- litischer Parteien als Wegbereiter für Demokratie und Frieden zu diskutieren. Heil führte Gespräche mit Dr. Salam Fayyad, Premier- minister der Palästinensischen Autonomiebehörde, Dr. h.c. Abdal- lah Frangi, Generaldelegierter für Außenbeziehungen der Fatah, sowie Rafiq Husseini, Stabschef des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas. Insbesondere wurden Möglichkeiten diskutiert, wie die SPD ihre Schwesterpartei bei der Vorbereitung des ausste- henden 6. Generalkongresses und der internen Demokratisierung unterstützen könne. Dies war auch Gegenstand eines Gespräch mit Ahmad Qureia, Vorsitzender des Komitees für Mobilisierung und Organisation der Fatah, im Beisein von Tony Blair, Sondergesand- ter des Nahostquartetts.

P AKISTAN Radio gibt Frauen eine Stimme

Der Distrikt Tharparkar liegt im und gesellschaftlicher Beteili- zentralen Informationsquelle, südöstlichen Teil der Provinz gung zu eröffnen. über die die Bewohner auch be- Sindh an der Grenze zu Indien Im Rahmen von Workshops und gonnen haben, politische Dis- und ist eine der abgelegensten Diskussionsveranstaltungen kussionsprozesse zu verfolgen. und am wenigsten entwickelten werden Frauen dazu ermun- Im Jahr 2007 wurde mit dem Regionen Pakistans. Die Anal- tert, Probleme offen anzuspre- Aufbau eines Trainerpools be- phabetenrate beträgt unter chen. Die Diskussionen werden gonnen, der rund 75 Personen Männern 70%, bei Frauen liegt in Zusammenarbeit mit einem umfasst. Da die lokalen Radio- sie sogar bei über 90%. Frauen lokalen Radiosender mitge- sender nur über begrenzten sind von den widrigen Lebens- schnitten und später ausge- personelle Ressourcen verfü- bedingungen am stärksten be- strahlt. Die Workshops erlang- gen, werden Teilnehmerinnen troffen, da sie aufgrund von tra- ten dadurch eine hohe öffentli- der Workshops zu Media-Re- ditionellen Autoritätsstrukturen che Aufmerksamkeit, die dazu porters weitergebildet, um die in Gesellschaft und Familie und führte, dass Frauen auch mit Radioprogramme in Zukunft in religiösen Rollenvorstellungen Vertretern der lokalen Behör- Eigenregie zu erstellen. Die not- zusätzlich marginalisiert wer- den zusammengebracht wer- wendigen journalistischen Fä- den. Angesichts des hohen An- den konnten. Die von der Part- higkeiten erlernen sie am Cam- alphabetismus stellt das Radio nerorganisation überreichten pus-Radio der Universität von für viele Menschen die einzige Radios wurden in vielen der Peshawar, einem ebenfalls von Informationsquelle dar. einbezogenen Dörfer zu einer der FES unterstützten Projekt. In dieser entlegenen und von +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ der Regierung vernachlässigten Region begann die FES in Zu- Wenn es um die politische Beteiligung von Frauen geht, zeigt sich sammenarbeit mit der Partner- Jordanien modern: Bei den Kommunalwahlen des letzten Jahres organisation Baanhn Beli im wurde im Haschemitischen Königreich erstmals eine Frauenquote Jahr 2001 mit dem Projekt „Ra- angewendet, die 225 jordanischen Frauen den Einzug in die Kom- dio and Women Development“. munalparlamente sicherte. Problem dabei: Ein Großteil der neu ge- Ziel dieses Projektes ist es, wählten Frauen hat bisher kaum Erfahrung in politischer Arbeit und Frauen über das Medium Radio trifft im kommunalen Alltagsgeschäft auf ein bisher ausschließlich neue Zugänge zu politischer von Männern dominiertes System. Hier setzt ein vom FES-Büro in Amman entwickeltes Trainingsprogramm an, das die neu gewähl- ten Parlamentarierinnen in Fragen wie Verhandlungsführung, po-

FES INFO 2/2008 litischer Planung und Management fit macht. 63

Delegation der SPD- Bundestagsfraktion bei Auf Spurensuche am der FES in Kabul Hindukusch

UM AKTUELLE INFORMATIONEN ÜBER DEN STAND von Sicherheit und Entwick- lung aus erster Hand zu gewinnen, besuchte eine Delegation der SPD-Bundestagsfraktion unter der Leitung des stv. Fraktionsvorsitzenden Mitte April Afghanistan.

In den Räumen der FES in Ka- und Parlamentarier eint die bul trafen sich die Bundestags- Sorge vor einem schnellen abgeordneten mit afghani- Rückzug der ISAF, weil das schen Parlamentskollegen und Land dann binnen weniger Vertretern der Zivilgesellschaft Wochen wieder im Bürgerkrieg und sprachen über die Sicher- versinken könnte. Sie plädie- heitslage, die Probleme des ren für eine langfristige Per- Aufbaus fähiger Sicherheits- spektive des zivilen und militä- kräfte sowie die bevorstehen- rischen Engagements. Wäh- den Wahlen. Die deutschen Ab- rend in den westlichen geordneten vermittelten die Ländern meistens die Taliban wachsende öffentliche Skepsis und wieder erstarkende War- über das deutsche Engagement lords wahrgenommen werden, Immer noch gibt es in vielen Deutsche und afghani- sche Parlamentarier bei am Hindukusch und forderten verwiesen die afghanischen Regionen keine Hilfs- und Auf- der FES in Kabul. von ihren afghanischen Kolle- Teilnehmer auf fehlende Inves- bauprojekte, weil sich die in- gen die Übernahme von mehr titionen für die Entwicklung ternationale Gemeinschaft auf Verantwortung. der Privatwirtschaft und zur die zentrale Ebene und einige Afghanische Zivilgesellschaft Schaffung von Arbeitsplätzen. Provinzen konzentriert.

Raum für den Frieden Es ist Freitag, Feiertag in Afghanistan, 9:00 Uhr, Die anfängliche Scheu ist schnell verflogen und Konferenzraum der FES in Kabul. 28 junge Män- macht Platz für selbstorganisiertes Arbeiten. Eine ner und Frauen sitzen zusammen. Die Stipendia- Teilnehmerin erklärt später: „Es ist sehr motivie- ten des „Young Leaders Forum“- von der FES im rend, ein Thema einzubringen, welches mir persön- jährlichen Zyklus trainierte Nachwuchsführungs- lich sehr am Herzen liegt, und dann zu erleben, dass kräfte – einigen sich nach einer kurzen Einfüh- andere dazu kommen, denen es auch wichtig ist.“ rung darauf, sich in den folgenden zwei Tagen mit Planungen für insgesamt 17 Vorhaben liegen der Frage zu beschäftigen: „Wie lässt sich die Rol- schließlich vor. Es entstehen Ideen zur weiteren Ver- le der Jugend im Veränderungsprozess des Lan- netzung, Termine werden ausgemacht und Veran- des stärken?“ Innerhalb weniger Minuten werden staltungen geplant. Diese Open-Space-Veranstal- im anschließenden „Open Space Workshop“ ins- tung hat gezeigt, dass die Gemeinsamkeiten unter gesamt 27 Anliegen von den Teilnehmenden ein- den Teilnehmenden größer sein können als das gebracht. Die Fragen, die später in den vier paral- Trennende. Jenseits von ethnischer Herkunft, Ge- lel verlaufenden Workshops bearbeitet werden, schlecht und persönlicher Geschichte zeigt sich ein zeigen, was diesen jungen Menschen unter den Nä- Wunsch nach Vernetzung und Realisierung gemein- geln brennt: „Wie können die Ideen junger Men- samer Lösungsansätze: und das alles selbst organi- schen bei den Offiziellen Gehör finden?“, „Wie kön- siert, ohne weitere Intervention – eine für die jun- nen die Unterschiede zwischen Männern und gen Afghanen bislang weitgehend neue Erfahrung. Frauen innerhalb der Familien aufgeweicht wer- den?“, „Wie lässt sich Vertrauen innerhalb unse- rer Netzwerke aufbauen?“ 2/2008 INFO FES 64 INTERNATIONAL

AFGHANISTAN Ein langer Weg zur guten Regierungsführung

Seit 2007 beteiligt sich die chend gilt, zweitägige Konfe- rier verpflichten sich, die An- FES Kabul an der Einführung renzen statt. liegen und Beschwerden in der Während der Gesprä- che zwischen Abge- des Prinzips von „good gover- Die vom Präsidenten eingesetz- Parlamentsarbeit zu berück- ordneten und Ge- nance“ in Afghanistan. In en- ten Gouverneure, Mitarbeiter sichtigen. So wird eine Dialog- fängnisinsassen wurde auch die oft ger Zusammenarbeit mit dem der Provinzverwaltungen und plattform zwischen der fernen gravierende Missach- tung der Menschen- Petitionsausschuss des Parla- der gewählten Provinzräte, Hauptstadt und den Dörfern rechte in den afgha- ments finden in Provinzen, de- Dorfälteste aus allen Distrik- aufgebaut und die verschiede- nischen Gefängnissen thematisiert. ren Sicherheitslage als ausrei- ten, manchmal fast 100 Men- nen Verwaltungen arbeiten ge- schen, und die lokalen Mullahs meinsam mit den Vertretern treffen dabei zusammen. Be- der traditionellen Strukturen sonders für die Repräsentan- an der Verbesserung der ten der Distrikte ist es eine schwierigen Lebensbedingun- exklusive Gelegenheit, zum gen. Sowohl in Nangahar als ersten Mal Abgeordneten zu auch in Laghman gewährten begegnen und gegenüber re- die Gouverneure Zutritt zu den gionalen Verwaltungen ihr Provinzgefängnissen und Ge- Handeln öffentlich zu verant- spräche zwischen Abgeordne- worten. Die FES organisiert ten und Häftlingen konnten un- und moderiert den Meinungs- ter freiem Himmel – ohne Auf- austausch und die Parlamenta- sicht – stattfinden.

+++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++

Von den sich wandelnden Lebensverhältnissen in und Vorsitzende des Auswahlausschusses der Vietnam sind Frauen und Männer mitunter recht un- FES-Studienförderung, und Prof. Dr. Jürgen Keß- terschiedlich betroffen. Als die FES 1997 gemeinsam ler, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft mit der Parteihochschule „Politische Akademie Ho Chi Berlin und stellvertretender Vorsitzender des Aus- Minh“ ihr Genderprogramm auflegte, geschah dies wahlausschusses, vom 3. bis 8. März Vorträge am mit der Absicht, den Spitzen in Staat und Verwaltung Deutschen Akademischen Zentrum der Tongji- Einsichten und Instrumente an die Hand zu geben, Universität und am Europakolleg der Fudan-Uni- um eine angepasste Politik zu entwickeln. Die Partei- versität in Shanghai, sowie an der Renmin-Univer- hochschule bot die besten Voraussetzungen, mithilfe sität in Peking. der Ausbildung von Multiplikatoren größtmögliche Wirkung zu entfalten. Denn für jeden Beamten Viet- Die Young Leaders der FES Kabul hatten am 8. Mai nams ist der wiederholte Besuch der Aus- und Fort- den stellvertretenden afghanischen Jugendminister bildungsprogramme eine Pflicht. Über zehn Jahre Zahir Ghaus und die Vorsitzende der „Third Line“ – hinweg konnten so insgesamt fast 700 Hochschuldo- ein Zusammenschluss von progressiven Abgeordne- zenten, Forscher und Führungskräfte in Genderfra- ten im Parlament – Shukria Barakzai zur Diskussion gen fortgebildet werden. eingeladen. Minister Ghaus sah sich prompt in der Kritik der Young Leader. Sie vermissten ein Konzept Weil die Integration Europas eine weltweit ein- der Regierung wie z. B. zur Bekämphung der hohen malige Leistung darstellt und vielen Ländern auch Jugendar- in Asien als Vorbild für regionale Integration gilt, beitslosig- hielten Prof. Dr. Helene Harth, ehemalige Präsi- keit (Bild). dentin der Deutsch-Französischen Hochschule

FES INFO 2/2008 65

Asiatisch-afrikanisch-euro- päischer Dialoge in China Zusammenarbeit langfristig nötig SEIT SECHS JAHREN FINDET JÄHRLICH DER „SHANGHAI WORKSHOP ON GLOBAL GOVERNANCE“ DER FES STATT. Am 14. und 15. März dieses Jahres stand aufgrund der zunehmenden Präsenz Chinas in Afrika das Verhältnis zwischen Euro- pa, China und Afrika auf der Tagesordnung.

Die chinesische Seite sieht sich Kooperation „mit“ und Ent- würden sich zwar viele afrika- als Entwicklungsgewinner, der wicklung „in“ Afrika waren die nische Regierungen über den bereit und fähig ist, seine Er- Leitthemen auch dieser inter- neuen Bedeutungszuwachs fahrungen an Afrika weiterzu- nationalen Konferenz, an der und die sich neu eröffnenden geben, so der offizielle Tenor. 13 Vertreter aus neun afrikani- Möglichkeiten durch die Chine- Dabei wird als komparativer schen Ländern, sechs Europä- sen freuen. Andererseits wur- Vorteil die Tatsache angeführt, dass China keine koloniale Ver- gangenheit in Afrika hat. Die afrikanische Perspektive variiert bis hin zu Stimmen, die für einen Bruch der Beziehun- gen mit Europa plädieren und die Zukunft Afrikas in einer rein chinesisch-afrikanischen Kooperation sehen. Überwie- gendes Meinungsbild war aber, dass eine dreiseitige Zusam- er und 20 chinesische Exper- de jedoch zu bedenken gege- Zu den Teilnehmern des asiatisch-afrika- menarbeit langfristig nötig und ten teilnahmen. In der Präsenz ben, dass sich chinesische In- nisch-europäischen sinnvoll sei. Der Vertreter der des Sondergesandten der chi- vestitionen vor allem auf die Dialogs gehörten u.a. auch der ehemalige EU-Kommission wies dabei da- nesischen Regierung für Afri- Rohstoffsicherung konzentrier- Premierminister Ango- las, Lopo do Nascimen- rauf hin, dass von Seiten der ka, Liu Guijin, drückt sich die ten, während die afrikanischen to, der chinesische Son- EU an einer verbesserten Koo- Bedeutung aus, die die chinesi- Märkte mit Verbrauchsgütern derbeauftragte für Afrika, Liu Guijin sowie peration mit China bereits ge- sche Seite der Tagung beimaß. beliefert werden. Dadurch ge- UN-Botschafter Peter Robleh. arbeitet werde. Von chinesi- Während die Europäer eine rieten die entsprechenden In- scher Seite wurde eine stärke- durchaus kritische Analyse der dustriezweige in Afrika unter re Transparenz über eigene nur beschränkt erfolgreichen starken Preisdruck zu Lasten Aktivitäten in Afrika angekün- Entwicklungszusammenarbeit der so dringend benötigten Ar- digt. Europas mit Afrika vorlegten, beitsplätze. Eine weitere Expertentagung versuchten die chinesischen Von europäischer Seite wurde über die Kooperation mit Afri- Referenten, die Beziehungen Wert auf die Feststellung ge- ka veranstaltete die FES zu- Chinas zu Afrika davon positiv legt, dass sich in den vergange- sammen mit der Chinese Asso- abzuheben. Sie würden nach nen vierzig Jahren der Ent- ciation for International Un- dem Prinzip des „gegenseitigen wicklungszusammenarbeit des derstanding unter Mitwirkung Nutzens“ durchgeführt. Die Be- Westens mit Afrika gezeigt ha- der Internationalen Abteilung wertung der chinesischen Afri- be, dass Entwicklungsbemü- der Kommunistischen Partei kapolitik durch afrikanische hungen nicht losgelöst von po- Chinas und ihres Vizeministers Referenten/innen war aller- litischen Reformen erfolgreich Li Jinjun am 28. und 29. April. dings recht differenziert. So sein können.

2/2008 INFO FES 66 INTERNATIONAL

Interesse an deutschem Informationsfreiheitsgesetz

Seit dem 1. Januar 2006 ist das deutsche Informa- nun im Vorfeld einer Revision der Gesetzgebung tionsfreiheitsgesetz (IFG) in Kraft. Das IFG, das je- einen Blick auf internationale und gerade auch auf der Person Zugang zu Information und Transpa- deutsche Erfahrungen werfen. Als Experte konnte renz von Verwaltungsentscheidungen garantiert, hierfür Dr. Michael Bürsch, MdB und „Vater“ des entpuppt sich als Exportartikel. So ist das Rechts- deutschen Informationsfreiheitsgesetzes, gewon- amt der Stadtregierung Shanghai, eine der aktivs- nen werden. Vor einem Kreis von knapp 100 Ver- ten und wichtigsten Partnerinstitutionen der FES tretern der verschiedenen Shanghaier Regierungs- in China, an das Shanghaier FES-Büro mit der Bit- institutionen berichtete Bürsch über die Entste- te heran getreten, einen deutschen Experten zum hungsgeschichte des Gesetzes. Grundlage für die Thema „Informationsfreiheit – Erfahrungen aus Gesetzgebung in Deutschland sei die Annahme, Deutschland“ für einen Vortrag zu gewinnen. dass Demokratie Transparenz brauche, damit die Die Shanghaier Stadtregierung hatte bereits im Bürger Entscheidungen mittragen können. Der ko- Januar 2004 Chinas erstes Informationsfreiheits- operative Staat müsse das Leitbild in einem demo- gesetz auf Provinzebene verabschiedet und wollte kratischen Staatswesen sein.

Entwicklungszusammenarbeit im Wandel

In den letzten Monaten durchliefen die deutsch- ven der deutsch-chinesischen Beziehungen sowie chinesischen Beziehungen immer wieder Phasen Entwicklungszusammenarbeit im Wandel disku- von Höhen und Tiefen; Vorurteile und Missver- tiert. Dabei wurde stets deutlich, dass die Arbeit ständnisse wurden durch mediale Darstellung ver- der FES als gleichberechtigte, partnerschaftliche stärkt. Der Besuch einer FES-Delegation im April Zusammenarbeit wahrgenommen wird. Der offe- unter Leitung von Dr. Ernst Kerbusch, des schei- ne Dialog über entwicklungspolitische ebenso wie denden Leiters der Abteilung Internationale Ent- juristische, wirtschaftliche, sozial- und sicherheits- wicklungszusammenarbeit, bewies jedoch erneut politische Themen bewirke ein besseres Verständ- ein Faktum: trotz zuweilen einiger Gewitterwolken nis des jeweils anderen Landes und seiner gesell- am Horizont sind die Beziehungen zwischen Chi- schaftspolitischen Prozesse – auf so vertrauensvol- na und der Bundesrepublik Deutschland geprägt lem Niveau, dass auch in schwierigeren Zeiten von Freundschaft und vertrauensvoller Partner- brisante Themen diskutiert werden können. schaft. Seit Beginn des chinesischen Reform- und Öff- Intensiv wurde mit chinesischen Partnern in nungsprozesses 1978 hatte Ernst Kerbusch sich Shanghai, der Provinz Sichuan – nur wenige Tage immer intensiv für die deutsch-chinesischen Be- vor der dortigen tragischen Erdbebenkatastrophe ziehungen engagiert – ein Engagement, das die – und in Beijing über Erfahrungen und Perspekti- Partner mit großer Herzlichkeit würdigten. Gemeinsame globale Verantwortung im Blick

In Europa wird China zunehmend als globale ord- mit der Internationalen Abteilung der Kommunis-

( V.l.: Yu Xiaoxuan, nungspolitische Konkurrenz wahrgenommen. Da- tischen Partei Chinas (KPC) und der Chinesischen Stellv. Leiterin des bei werden eventuelle, von China ausgehende Ge- Gesellschaft für Internationale Verständigung ei- Westeuropabüros der Internationalen Abtei- fahren allerdings von den Medien und teilweise in nen deutsch-chinesischen Sicherheitsdialog. Er lung der KPC, Dr. Mi- chael Schaefer, deut- der Politik zu Dimensionen aufgebauscht, die ei- begleitet flankierend den Dialog zwischen der SPD scher Botschafter, ner nüchternen Analyse kaum standhalten. Für ei- und der KPC. Walter Kolbow MdB, Li Cengren, Vizepräsident ne realistische Einschätzung Chinas ist der bestän- CAFIU, Guan Chengyu- an, ehem. Botschafter dige Dialog zwischen den politischen Akteuren Chinas bei der EU, Ro- auf beiden Seiten die wichtigste Voraussetzung. land Feicht, Landesver- treter der FES Die FES organisiert deshalb seit 2001 gemeinsam

FES INFO 2/2008 67

Der diesjährige Sicherheitsdialog vom 13. bis 14. auf der Tagung mehrfach von chinesischer Seite Mai in Peking, an dem von deutscher Seite auch unterstrichene Haltung besonders bedeutsam, das der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundes- gegenwärtige Gerüst der Weltordnung nicht um- tagsfraktion Walter Kolbow und die Abgeordneten stellen zu wollen, sondern sich hingegen aktiv in Dr. Rolf Mützenich und Jörn Thießen teilnahmen, ihm zu beteiligen. China strebe keine parallele befasste sich konkret mit der Energieversorgungs- Weltordnung an und befürworte eine schrittweise sicherheit. Für Europa und Deutschland ist die Reform der internationalen Institutionen.

FES UNTERSTÜTZT DIE PROFESSIONALISIERUNG DER GEWERKSCHAFTEN IN VIETNAM Wachstum dauerhaft mit Wohlstand verbinden Angesichts eines anhaltenden Quartal des Jahres 2008. Den wird heute aus Sicht vieler Ge- hochprozentigen Wachstums Gewerkschaften Vietnams geht werkschaftsvertreter eine ein- von Vietnams Wirtschaft konn- diese Entwicklung ans Selbst- zige Aufgabe immer vorrangi- ten sich in den vergangenen verständnis, denn bislang fand ger: die Vertretung der Interes- Jahren immer mehr Menschen noch kein Streik unter Beteili- einen bescheidenen Wohlstand gung oder Führung der Ein- erarbeiten. Aber etwa seit Ende heitsgewerkschaften statt. In des letzten Jahres beginnen die den Privatbetrieben, die mehr- Normalverbraucher in dem heitlich bestreikt werden, sind südostasiatischen Land zu ah- die Gewerkschaften noch längst nen, dass die Marktwirtschaft nicht so stark vertreten wie in auch einige böse Überraschun- den privatisierten ehemaligen gen bereithalten kann. Die Staatsbetrieben. Die Gewerk- Wirtschaft läuft heiß: Die Ak- schaften Vietnams stehen da- tienkurse sind bereits um etwa mit vor einer fundamentalen zwei Drittel gefallen und die Bewährungsprobe. Aus realso- Handelsbilanz ist so weit im zialistischer Tradition erwach- sen der Arbeitnehmer müsse Die Vertretung der Inte- ressen der Arbeitneh- Minus wie noch nie seit Beginn sen, waren sie historisch stets der Dreh- und Angelpunkt ge- mer: für die Gewerk- der wirtschaftlichen „Erneue- mehr ein Ordnungs- und Ver- werkschaftlichen Handelns schaften in Vietnam bislang noch keine rung“ Ende der 1980er Jahre. waltungsfaktor in den Staats- werden. Glücklicherweise Selbstverständlichkeit. Die Inflationsrate lag im Mai betrieben und hatten auch viele scheinen dies große Teile der bei 25%. Noch nie gab es so sozialpolitische Aufgaben zu Staatsführung ähnlich zu se- viele Streiks wie im ersten erfüllen. Demgegenüber aber hen. Immerhin hat der Pre- mierminister die Gewerkschaf- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ ten aufgefordert, noch in die- Wie können Abgeordnete Verteidigungshaushalte besser kontrollie- sem Jahr erstmals Branchen- ren?: Mit dieser Frage beschäftigte sich u.a. das vierte Inter-Par- tarifverträge auszuhandeln. liamentary Forum on Security Sector Governance in Southeast Die FES unterstützt die Ent- Asia (IPF-SSG) am 23. und 24. Mai im thailändischen Phuket. Teil- wicklung von Reorganisations- nehmer waren Abgeordnete, Parlamentsmitarbeiter, Militärs und konzepten sowie insbesondere NROs aus Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Philippinen, Singapur die Professionalisierung von und Thailand. Gerade in den „neuen Demokratien“ Südostasiens bie- Tarifverhandlungsführern. „Sie tet der Verteidigungssektor dem Militär noch die Möglichkeit, eini- werden sehen, vielleicht noch ge seiner alten Vorrechte zu schützen. Die parlamentarische Ein- in diesem Jahr wird die Ge- bindung in die Planung eines Verteidigungshaushalts ist eines der werkschaft einen Streik füh- wesentlichen Mittel, um die Rechenschaftspflicht von Regierungen ren“, prognostizierte unlängst für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik sicherzustellen. Von daher ein Gewerkschaftsführer im ist es äußerst wichtig, dass Parlamente in der Lage sind, eine tra- Gespräch. gende Rolle bei der Formulierung von Sicherheits- und Verteidi- gungspolitik zu spielen. Wie einige der Forumsteilnehmer feststell-

ten, sind die Parlamente in Südostasien davon noch weit entfernt. 2/2008 INFO FES 68 INTERNATIONAL

Lehren aus einer lateiname- rikanischen Krise Spiel mit dem Feuer

DER KOLUMBIANISCHE ANGRIFF AUF EIN CAMP DER GUERILLA FARC am 1. März auf ecuadorianischem Territorium führte zu einer der schwersten Krisen in La- teinamerika der letzten Jahre. Kolumbien verfolgte mit diesem nach einer außerordentlichen Probleme zwischen Kolumbien Schritt die „Ausschaltung“ des Sitzung der Organisation der und seinem Nachbarn. Kolum- zweiten Mannes in der FARC- amerikanischen Staaten, auf bien habe die Proteste Ecua- Hierarchie, Raúl Reyes. Die an- der nur die USA eine Verurtei- dors wegen Koka-Besprühun- lung Kolumbiens verhinderten, gen an der Grenze, Zwangs- fand die Krise bei einem Gipfel- emigrationen von Kolumbia- treffen in Santo Domingo ein nern und mangelndem Schutz überraschendes Ende. Grund der Grenzen zu lange nicht genug, um am 14. März seitens ernst genommen. Andererseits der FES mit der größten Tages- fühle sich Kolumbien von den zeitung Kolumbiens, El Tiempo, lateinamerikanischen Nach- und dem politischen Wochen- barn in seiner Sicherheitspoli- magazin Cambio ein Forum zur tik weitgehend unverstanden Bewertung der Krise zu organi- und isoliert. Die Eindämmung sieren. der Krise zeigte die Anpas- Gemeinsam bewerte- schließende Veröffentlichung Eine der Lehren lautete: La- sungsfähigkeit des venezolani- ten die FES und die wichtigsten Zeitungen von Daten der im Camp gefun- teinamerika kann seine inter- schen Präsidenten Hugo Chá- Kolumbiens die Krise denen Computer des FARC- nen Krisen auch ohne die USA vez. Er vollzog die radikalste um den Angriff auf ein Guerilla-Camp in Ecua- Sekretariats, welche die Nach- entschärfen. Brasilien spielte Wandlung vom „Kriegsdroher“ dor. barländer kompromittierten, dabei eine zwar diskrete, aber zum „Umarmer“ des kolumbia- taten ihr übriges. Venezuela letztlich erfolgsgarantierende nischen Präsidenten. Gründe verlegte zehn Bataillone an die Rolle. Die Andenunion hatte seien hierfür nach Ansicht der kolumbianische Grenze. Ecua- sich jedoch erneut als unwirk- Diskussionsteilnehmer wahr- dor, Venezuela und später Ni- samer „Papiertiger“ erwiesen. scheinlich einerseits mahnende caragua brachen die diploma- Der ecuadorianische Leiter des Anrufe von Fidel Castro, aber tischen Beziehungen zu Kolum- Think-Tanks FLACSO, Adrian auch die mangelnde Unterstüt- bien ab; ein Krieg schien Bonilla, sah die jetzige Krise als zung der venezolanischen Be- möglich. Nur sechs Tage später, Folge jahrelang ungelöster völkerung.

Interkultureller Austausch mit Folgen Elf Jusos wurden im März zum ersten parteipoli- tern, Senatoren und Repräsentanten lernten die tischen Jugendaustausch zwischen Deutschland deutschen Jugendlichen das politische System und Kolumbien von jugendlichen Repräsentanten Kolumbiens kennen. Auf dem Programm standen des Polo Democrático Alternativo und der Partido Arbeitsgruppen mit kolumbianischen Jugendorga- Liberal Colombiano stürmisch empfangen. Wäh- nisationen, um Einflussmöglichkeiten auf die Ju- rend der zehn Tage hatte die Gruppe Gelegenheit, gendpolitik zu analysieren. Die deutsch-kolumbia- mit dem ehemaligen Präsidenten und jetzigen Chef nische Delegation sprach mit Vertretern des Zent- der Liberalen Partei, Cesar Gaviria, über die poli- ralverbands der kolumbianischen Gewerkschaften tische Situation des Landes zu sprechen. Durch und der Blumengewerkschaft UNTRAFLORES ein Seminar mit Mitgliedern der kolumbianischen über Arbeitsrecht und -bedingungen in Kolum- Partnerparteien und Gesprächen mit Bürgermeis- bien. Die Jugendbegegnung wurde von der FES in Kolumbien und den Jugendorganisationen der Par- teien organisiert.

FES INFO 2/2008 69

KOLUMBIEN Gescheiterte Strategie der Drogenbekämpfung

Die einseitig repressive Strate- sollte die Anbaufläche um 50% fen, sei, die Natur zu zerstören gie, die in den letzten Jahr- reduziert werden. Doch tat- und die Armen anzugreifen.“ zehnten unter Federführung sächlich stieg die Anbaufläche So bewertete der ehemalige na- der USA die Drogenpolitik be- bis 2006 um 28% an. tionale Ombudsmann Kolumbi- stimmte, hatte die Reduktion Menschen und Umwelt haben ens, Eduardo Cifuentes, die der Anbauflächen, die Verteue- wegen der Besprühungen einen Drogenpolitik seines Landes. rung des Endverbraucherprei- hohen Preis zu zahlen. Zu die- John Walsh, einer der Autoren ses und damit die Verringerung sem Schluss kommt ein neuer des WOLA-Berichtes, hob die des Konsums zum Ziel. Keines Bericht des Washington Office Schattenseiten der von der Re- dieser Ziele wurde erreicht. on Latin America (WOLA), der gierung als nur gering schäd- Zentrales Instrument der Dro- bei der FES in Kolumbien im lich verteidigten Besprühungen genbekämpfung in Kolumbien Mai diskutiert wurde. „Es ist hervor. Sie seien nicht nur wir- stellt die Besprühung von fast Betrug, in gewissem Sinne so- kungslos, sie würden auch an- einer Million Hektar Anbauflä- gar ein Kriegsverbrechen, zu dere Landwirtschaftsflächen chen mit einem Herbizid dar. behaupten, der einzige Weg, vernichten und den Bauern so Innerhalb von sechs Jahren den Drogenhandel zu bekämp- die Lebensgrundlage entziehen.

FES-FACHKONFERENZ ZUR BÜRGERSICHERHEIT IN LATEINAMERIKA Alternativen zur Politik der harten Hand?

Entführungen in Kolumbien, Entwicklungsbank verliert La- Lateinamerika die Sicherheit gewalttätige Jugendbanden in teinamerika jährlich 14% sei- seiner Bürger gewährleisten? Zentralamerika sowie Drogen- nes Bruttoinlandproduktes auf- Welche Alternativen gibt es zur kartelle, die ihre Machenschaf- grund der extremen Gewaltkri- Politik der harten Hand? Wie ten in den Slums von Mexiko minalität. Die mangelnde wichtig es ist, dieser Debatte und Brasilien ausweiten – die Durchsetzung des staatlichen neue Impulse für zu geben, Gewaltkriminalität stellt eines Gewaltmonopols gefährdet zu- zeigte eine Konferenz des FES- der größten Probleme Latein- nehmend die politische Stabili- Projektes „Nueva Sociedad“ in amerikas dar. Den Regierungen tät. Als einziger Lösungsweg Buenos Aires. Dr. Bernardo gelingt es nicht, ihren Bürgern gilt bislang das repressive Kliksberg, Ökonom und UNDP- ein Leben ohne Angst zu er- Durchgreifen „mit harter Berater für Lateinamerika, so- möglichen. Im weltweiten Ver- Hand”. In El Salvador, Guate- wie Experten und Politiker aus gleich hält die Region seit Jah- mala und Honduras scheint die Lateinamerika, Europa und Af- ren alle Negativrekorde in Sa- Aufstockung der Polizei sowie rika betonten, dass die Bürger- chen Gewaltkriminalität. die Verschärfung des Jugend- sicherheit nur durch eine Poli- Diese Entwicklungen verursa- strafrechts das Patentrezept zu tik der Prävention gewährleis- chen nicht nur immense sozia- sein. Die Realität zeigt jedoch, tet werden kann. Denn die le, sondern auch wirtschaftli- dass diese populäre Politik die Ursachen der Unsicherheit in che Kosten. Nach Berechnun- Ursachen der Kriminalität Lateinamerika sind eng mit Ar- gen der Interamerikanischen nicht hinterfragt und die Unsi- mut, Ungleichheit und sozialer Hartes Durchgreifen gegen Kriminelle bringt cherheit Ausgrenzung verflochten. Da- solange keinen dauer- haften Erfolg, solange weiterhin neben wurde die Forderung die Ursachen der Krimi- wächst. nach einer Reform der Polizei- nalität nicht hinterfragt werden. (Foto: picture- Wie kann apparate laut. alliance/dpa)

2/2008 INFO FES 70 INTERNATIONAL

Zukunft des Handelssystems aus zentralamerikanischer Sicht

Das multilaterale Handelssystem steht 60 Jahre mit Experten des WTO-Sekretariats. Viele hinter- nach seiner Gründung vor der gewaltigen Heraus- fragten kritisch den Nutzen einer umfassenden forderung, sein Regelwerk fairer und entwick- Handelsöffnung zwischen wirtschaftlich so unter- lungsfreundlicher zu gestalten. Teilnehmer des schiedlichen Ländern wie den USA und Mexiko. Regionalen Dialogseminars, das die FES in Koo- Anlass der Diskussion war die zum 1. Januar 2008 peration mit der Welthandelsorganisation (WTO) in Kraft getretene vollständige Zollliberalisierung vom 2. bis 4. März in Mexiko veranstaltete, for- im Landwirtschaftsbereich zwischen diesen Län- derten als wichtigen Schritt, dass Industrieländer dern. Der damit verbundene Anstieg von oftmals wie die USA und die EU ihre handelsverzerren- subventionierten Maisimporten aus den USA führ- den Agrarsubventionen abschaffen sollten. Insge- te zu hohen Anpassungskosten für mexikanische samt diskutierten mehr als 50 Vertreter von NGOs, Kleinbauern. Viele von ihnen mussten die Pro- aus der Wirtschaft, Gewerkschafter, Akademiker duktion aufgrund von zu niedriger Produktivität sowie Parlamentarier und Regierungsvertreter einstellen.

Vom Journalisten zum Staatsmann

Die Frente Farabundo Martí para la Liberación Na- rende Mitglieder der Partei versuchen jedoch, mit ei- cional (FMLN) in El Salvador gilt als stärkste linke Be- ner sozial glaubwürdigen und realistischen Politik ein wegung Zentralamerikas. In El Salvador selbst ist die Gegengewicht zur traditionell linksorthodoxen Hal- FMLN zweitstärkste Partei und wichtigste Oppositi- tung zu schaffen. Vor diesem Hintergrund ist auch die onsgruppe zur rechtskonservativen Regierungspar- Wahl des Journalisten Mauricio Funes zum Präsi- tei ARENA. Ihre Wurzeln hat sie in einem Bündnis der dentschaftskandidaten ein Zeichen der Öffnung. Die bewaffneten Opposition während des Bürgerkrieges Chancen für einen Machtwechsel stehen derzeit gut, (1980 – 1991). Mit den Waffenstillstandsvereinbarun- zumindest bestätigten die letzten Umfragen Mauricio gen im Jahr 1992 wurde die FMNL offiziell als politi- Funes einen klaren Vorsprung gegenüber seinem sche Partei anerkannt. Der Transformationsprozess Kontrahenten Rodrigo Ávila. Funes war am 7. Mai in von einer Guerillabewegung hin zu einer politischen der FES in Berlin zu Gast, um sich den Fragen des Partei ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Füh- deutschen Fachpublikums zu stellen.

Lobbying für Sozialstandards

Seit 2004 verhandelt die Europäische Union ein nischen Gewerkschaftsdialog. In diesem Kontext Assoziierungsabkommen mit dem Mercosur. In- organisierte die FES Anfang März eine Reise hoch- zwischen hat die EU auch mit der Andengemein- rangiger Gewerkschaftsvertreter aus den drei schaft und Zentralamerika Verhandlungen aufge- Subregionen Lateinamerikas nach Brüssel, um im nommenen. Sie hat sich dabei zum Ziel gesetzt, Rahmen eines Seminars mit dem EGB gemeinsa- nicht wie die USA ein reines Freihandelsabkom- me Positionen zu definieren. Mitte April wurde die- men abzuschließen, sondern auch die politische ser Gewerkschaftsdialog in Lima fortgesetzt. Dort und soziale Ebene mit einzubeziehen. Sowohl in formulierten EGB und die lateinamerikanischen Lateinamerika als auch in Europa verfolgen die Gewerkschaften ein Positionspapier zum EURO- Gewerkschaften diese Verhandlungen mit großer LAT-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Aufmerksamkeit, u.a. weil im Rahmen dieser Ab- Mai. Dank des gemeinsamen Lobbyings lateiname- kommen eine größere Chance besteht,soziale rikanischer und europäischer Gewerkschaften hat Rechte und Standards zu verankern, als auf mul- zudem eine ihrer Kernforderungen – die Aufnah- tilateraler Ebene. Das regionale Gewerkschafts- me von Sozialkapiteln in Assoziierungsabkommen projekt der FES mit Sitz in Uruguay unterstützt – auch Eingang in die offizielle Erklärung der Zi- bereits seit 2004 den europäisch-lateinamerika- vilgesellschaft zum EUROLAT-Gipfel gefunden.

FES INFO 2/2008 71

FES fördert staatliche Antirassismusarbeit Rassismus ohne Rassisten?

BRASILIEN IST GROSS, FAST EIN KONTINENT FÜR SICH, und es ist reich an natürlichen Ressourcen, unterschiedlichen Religionen, Kulturen und Traditionen – und vor allem reich an Menschen unterschiedlicher Herkunft, insbesondere aber an aus Afrika als Sklaven nach Brasilien geholten. Brasilien ist stolz auf seine Vielfältigkeit.

Ein Blick auf die Arbeitsmarkt- und vielfältigen Angriffen wur- ring der bereits eingeführten statistiken, in die Universitä- de im Jahr 2003 das Secretaria Programme und für die Ausbil- ten, Krankenhäuser und Especial de Políticas de Promo- dung staatlicher Mitarbeiter im Elendsviertel São Paulos, Rios ção da Igualdade Racial (SEP- Kampf gegen den Rassismus und Salvadors zeigen ein ande- PIR, Sondersekretariat der Po- arbeiten. res Bild. Er offenbart, wie tief und strukturell der Rassismus in Brasilien verankert ist und wie gering die Chancen für Af- robrasilianer sind, auch nur annähernd an den Wohlstand der Weißen heranzukommen: Die Analphabetenrate unter dieser Bevölkerungsgruppe ist mehr als doppelt so hoch wie unter der weißen brasiliani- schen Bevölkerung (16,2% ge- litiken zur Förderung von Ras- Die FES in Brasilien hat die Ar- Ungeteilte Begeiste- rung nur beim Fußball: genüber 7,2%), ein weißer Bra- sengleichheit) eingerichtet. Im beit des SEPPIR und später Brasilianer afrikanischer silianer verdient in São Paulo Jahr 2004 wurde das bis dahin auch des FIPIR begleitet und Abstammung sehen sich im Alltag mit mas- im Durchschnitt 1.798 Reais – nur auf Bundesebene agieren- war maßgeblich bei der Kon- siver Chancenungleich- heit konfrontiert. (Foto: knapp das Doppelte des durch- de Ministerium dezentralisiert: zeption der dezentralen Struk- picture-alliance/dpa) schnittlichen Monatsgehalt ei- Im Forum Intergovernamental tur der staatlichen Antirassis- nes farbigen Paulistano (942 de Promoção da Igualdade Ra- musarbeit beteiligt. Neben der Reais). Im Jahr 2007 wurden cial (FIPIR, Regierungsüber- Zusammenarbeit mit der brasi- alleine in Rio de Janeiro 1.330 greifendes Forum zur Förde- lianischen Regierung ist die Menschen von der Polizei er- rung der Rassengleichheit) FES eine der Partnerorganisa- schossen, über 70% von ihnen sind die staatlichen Stellen ver- tionen der afrobrasilianischen waren afrobrasilianische Ju- einigt, die nun auch auf regio- Bewegung und engagiert sich gendliche. naler und kommunaler Ebene in diesem Kontext insbesonde- Begleitet von schwierigen De- für die Entwicklung antirassis- re in der Arbeit mit der politi- batten, tiefem Unverständnis tischer Politik, für das Monito- schen Jugend. Seit Kurzem be- rät die FES auch die CUT (Cen- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ tral Única dos Trabalhadores, Der Generalsekretär der Internationalen Föderation der Chemie-, größter Gewerkschaftsdach- Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaften (ICEM), verband Brasiliens und Latein- Manfred Warda, und der Präsident von ICEM, Senzine Zokwana, amerikas) bei der Realisierung nahmen am 10. März an einem Workshop der FES in Kolumbien antirassistischer Gewerk- teil. Zokwana und Warda sprachen über die Auswirkungen der schaftspolitik. Globalisierung auf die Arbeit der Gewerkschaften. Die Verlet- zungen der Menschenrechte und Gewalt gegen Gewerkschaftsfüh-

rer in Kolumbien waren weitere Themen. 2/2008 INFO FES 72 INTERNATIONAL Marokko Keine Kluft zwischen Tradition und Moderne „TRÄUME SIND WAHR GEWORDEN“, so die marokkanische Sozial- und Famili- enministerin Nouzha Skalli mit Blick auf die durch die Familienrechtsreform deutlich ver- besserten Rechte von Frauen in ihrem Land.

Als Aktivistin der Zivilgesell- sationen. Deutlich wurde, dass Jahr 1999 wichtige Impulse für schaft und Frauenbewegung sich Marokko auf einem be- eine wirtschaftliche, politische hatte sie lange für die Reform merkenswerten Kurs gesell- und soziale Dynamisierung der der „Moudawana“ gekämpft. schaftspolitischer Reformen Gesellschaft gegeben. „Ich fühle mich noch immer als befindet. Beispiele dafür sind Bei einer Veranstaltung mit Teil der Bewegung“, so die nicht nur das für den arabi- der SPD-Bundestagsabgeord- langjährige Projektpartnerin schen Raum wegweisende Fa- neten Lale Akgün im Berliner des FES-Büros Rabat, die nun milienrecht, sondern auch der Haus der FES betonte Nouzha Skalli, dass die Anerkennung von universellen Werten und Menschenrechten den Aus- gangspunkt für die Reformpoli- tik in Marokko gebildet habe. Lale Akgün würdigte die ver- besserte Rechtsstellung der Frauen in Marokko als Signal, dass es eine Kluft zwischen Moderne und Tradition nicht geben müsse. Das besondere an der Familienrechtsreform Verwies auf die breit seit Oktober 2007 als Ministe- Prozess der Vergangenheits- sei, dass sie „innerhalb der re- gefächerte Zivilgesell- schaft Marokkos: die rin versucht, die gesellschaftli- aufarbeitung und Versöhnung. ligiösen Tradition“ und nicht marokkanische Sozial- che Stellung und Teilhabe der König Mohammed VI. hat seit gegen sie erfolgt sei. und Familienministerin Nouzha Skalli (re.) wäh- Frauen in Marokko auch in der seiner Amtsübernahme im rend der Diskussions- Realität zu verbessern. Derzeit runde mit der SPD-Bun- +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ destagsabgeordneten arbeitet ihr Ministerium unter Lale Akgün und dem FES-Vertreter in Marok- anderem an einem Gesetzes- Ihr erster Auslandsbesuch als Verteidigungsministerin der Re- ko, Hajo Lanz. (Foto: Zensen) entwurf, mit dem häusliche publik Madagaskar führte Cécile Dominique Monorohanta nach Gewalt an Frauen unter Strafe Deutschland. Auf Einladung der FES informierte sie sich Anfang gestellt werden soll. Die Minis- Mai über die demokratische Kontrolle der Bundeswehr und euro- terin, die im April auf Einla- päische Ansätze bei der Bewältigung internationaler Krisen- und dung der FES zu einem Infor- Konfliktsituationen. „Der Besuch und die daraus entstehenden wei- mationsbesuch nach Berlin ge- teren Kontakte fließen direkt in die aktuellen Diskussionen zu einer kommen war, dankte Transformation unserer Sicherheits- und Verteidigungspolitik ein“, ausdrücklich der FES für die so die Ministerin. Im Rahmen von Gesprächen u.a. mit dem Wehr- Begleitung des Reformprozes- beauftragten des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, den Bun- ses und verwies auf die inzwi- destagsabgeordneten Walter Kolbow, Dr. Herta Däubler-Gmelin und schen breit gefächerte Zivilge- Mitgliedern des Verteidigungs- und Innenausschusses informierte sellschaft in Marokko mit rund sich die Delegation über die parlamentarischen Einflussmöglich- 40.000 Nichtregierungsorgani- keiten und die Rolle der Abgeordneten.

FES INFO 2/2008 73

T ANSANIA Junge Frauen an der Spitze

Als im Jahr 2000 das erste Programm bringt junge Frauen Strafgerichtshof für Ruanda Ausbildungsprogramm für jun- und Männer von staatlichen die universale Menschen- ge politische Führungskräfte, und nichtstaatlichen Organisa- rechtspolitik. Moderne Manage- Young Leaders Training Pro- tionen – Behörden, Parteien, mentmethoden und Techniken gram (YLTP) entwickelt wurde, Religionsgemeinschaften, Ge- der Verhandlungsführung ge- gab es noch heiße Diskussio- werkschaften und Universitä- hören genauso zum Programm nen um die Frauenquote. Soll- ten – zusammen, die sich in ei- wie Analyseverfahren, Plan- ten wirklich 40% der Teilneh- nem Auswahlverfahren für die spiele und Rollenspiele zu Ent- mer Frauen sein? Inzwischen einjährige Ausbildung qualifi- scheidungssituationen. Einige ist längst akzeptiert, dass die zieren. Neben den Seminarver- der weit über hundert erfolg- Quote bei 50% liegt. Ein Kurs anstaltungen zu politischen, reichen Absolventen haben be- besteht aus jeweils 12 jungen wirtschaftlichen und sozialen reits Top-Führungspositionen Frauen und Männern, die am Themen arbeiten die „Trai- erreicht: die Landrätin einjährigen Trainingsprogramm nees“ auch an praxisrelevan- Halima Omari, das Vorstands- teilnehmen.Bei der Graduie- ten Projekten aus dem „tansa- mitglied der Regierungspartei rungsfeier der Absolventinnen nischen Alltag der Politik“ mit. Beno Malisa oder – der Parla- und Absolventen standen die- Sie besuchen ferner das Parla- mentarier und Oppositionsfüh- ses Mal die Frauen an der ment und diskutieren mit Ver- rer Kabwe Zitto, der inzwi- „Spitze“. Unter den vier ausge- tretern des Sekretariats der schen in den Medien als „der zeichneten jungen Führungs- Ostafrikagemeinschaft (EAC) bekannteste Politiker neben kräften waren drei Frauen. die neue Zollunion und mit Staatspräsident Kikwete“ be- Das Young-Leaders-Training- Juristen des Internationalen zeichnet wird.

NIGERIA Vorschläge zur Wahlreform

Nigerias Wahlen 2007 wurden Wahlen wirklich frei und fair Wahlkommission gestärkt wer- von Wahlbeobachtern als die ablaufen können. Mitglieder den müsse, unabhängige Kan- schlimmsten in der Geschichte des 22-köpfigen Komitees sind didaten zur Wahl zugelassen des Landes bezeichnet. Ein- Richter, ehemalige Politiker werden und die Sicherheits- schüchterung, Stimmenklau und Vertreter der Zivilgesell- kräfte sich aus dem Ablauf der und die massive Fälschung von schaft, darunter auch John Wahlen heraushalten sollten. Wahlergebnissen prägten den Odah, Generalsekretär des ni- Zudem wurde vorgeschlagen, Wahlverlauf. Der neue Präsi- gerianischen Gewerkschafts- Elemente des Verhältniswahl- dent Umaru Musa Yar’Adua dachverbandes Nigerian La- rechts einzuführen, den Be- startete mit der Bürde man- bour Congress (NLC) und lang- schwerdeprozess bei Bean- gelnder demokratischer Legiti- jähriger Partner der FES. standung von Wahlergebnissen mität ins Amt. Um seiner de- Auf einer gemeinsamen Veran- transparenter zu gestalten, de- mokratischen Überzeugung staltung von NLC und der FES mokratische Grundsätze inner- Ausdruck zu verleihen, rief er wurden am 4. April Vorschläge halb der politischen Parteien kurz nach Amtsantritt ein zur Reform der Wahlen in Ni- zu stärken sowie eine 30-Pro- Wahlreformkomitee ins Leben. geria erarbeitet. Es wurde her- zent-Quote für den Anteil von Dieses Komitee soll Vorschläge vorgehoben, dass die Unab- Frauen im Parlament zu ver- erarbeiten, damit zukünftige hängigkeit der nationalen abschieden.

2/2008 INFO FES 74 INTERNATIONAL

GHANA Sorgen vor den Wahlen

Das westafrikanische Ghana Wahlen im Dezember 2008. und Medienvertretern organi- gilt innerhalb der Länder süd- Entsprechend aufgeheizt ist die siert. Vielen Parteifunktionären lich der Sahara als eines der Stimmung zwischen den rivali- sind die Details des Wahlrechts wenigen positiven Beispiele für sierenden Seiten, und entspre- nicht bekannt, was zu großer eine sich konsolidierende De- chend groß ist die Sorge, dass Unsicherheit darüber führt, mokratie. Seit 1992 entschei- es zu Wahlmanipulationen welche Mechanismen wirken, den die Wahlberechtigten in kommen könnte. um Betrugsversuche der je- relativ freien und fairen Wah- Um möglichen gewalttätigen weils anderen Seite zu verhin- len über die Zusammensetzung Auseinandersetzungen vorzu- dern. Auch die Medien spielen ihres Parlaments, sowie über beugen, hat die FES gemein- eine entscheidende Rolle da- ihren Präsidenten. Die großen sam mit der Wahlkommission bei, Spekulationen um angebli- Parteien haben beide reelle landesweite Konsultationen che Betrugsvorhaben anzuhei- Chancen auf einen Sieg bei den mit den politischen Parteien zen.

FES BOTSWANA UNTERSTÜTZT KOALITION ZIVILGESELLSCHAFTLICHER GRUPPEN „Stand Up for Zimbabwe“

des Flüchtlingsstroms zu spü- aus Harare schildert die drasti- ren und Fremdenfeindlichkeit sche Lage in seinem Land und macht sich breit. „Viele be- appelliert an die Botswaner: haupten, wir Zimbabwer stel- „Die botswanische Zivilgesell- len ein Problem dar; das tat- schaft ist stark, ihr seid unsere sächliche Problem ist jedoch große Hoffnung.“ Nach Diskus- die politische Situation zu Hau- sionsforen, Radiobeiträgen und se“, so Simba Chirimubwe, ein Pressekonferenzen endete die aus Simbabwe geflohener erste Aktionswoche mit zwei Menschrechtsaktivist. Die FES Protestmärschen und der Botswana unterstützt die Koa- Übergabe von Petitionen an lition zivilgesellschaftlicher den botswanischen Außenmi- Gruppen bei der Kampagne nister, das SADC-Sicherheits- Protestmärsche waren „Mugabe wird zu lange verhät- „Stand Up for Solidarity with organ und den Leiter der UN- Teil der Aktionswoche zur Solidarität mit den schelt und als Held der Unab- Zimbabwe“. Bischof Bakare Vertretung. demokratischen Kräf- hängigkeit gefeiert“: Mit diesen ten in Zimbabwe. Worten leitet Jaftha Radibe, +++ FES+++KURZ GEFASST +++ FES +++ Präsident des botswanischen Gewerkschaftsbundes, die Soli- „Im August 2008 werden hoffentlich die Staats- und Regierungs- daritätskampagne für Zimbab- chefs der SADC dem Gender-Protokoll zustimmen und damit den we in Botswana ein. Die Ver- Weg zu mehr Chancengleichheit ebnen“, so Lisa Faye aus dem mittlungsbemühungen des Gender-Referat der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afri- südafrikanischen Präsidenten kas in Gabarone/Botswana. Auf Einladung der FES-Büros Mada- Mbeki im Auftrag der Staaten- gaskar diskutierten Ende Mai über 100 Vertreterinnen und Vertre- gemeinschaft südliches Afrika ter aller beteiligten Ministerien, der Zivilgesellschaft und der Wis- (SADC) sind für ihn gescheitert. senschaft über den Stand und die Perspektiven bei der Umsetzung Botswana bekommt die Folgen des Protokolls.

FES INFO 2/2008 75 HINTER DEN KULISSEN: AUSLANDSBÜROS STELLEN SICH VOR

DAS FES-BÜRO MADAGASKAR Eine Insel im Umbruch

„Manahoana Tompoko“ – oder senen Freundschaftsvertrag. In Madagaskar gilt das Vor- „Guten Tag“ ruft der Wächter Mit unterschiedlichen Aktivitä- recht der Älteren – sie bestim- Emanuel jedem fröhlich zu, ten, Publikationen und Ge- men sowohl in den Familien der morgens das Bürogebäude sprächsrunden begleitet die als auch in der Politik, die der Friedrich-Ebert-Stiftung FES auch dieses Jubiläum. nachwachsende Generation in Madagaskars Hauptstadt Madame Adeline, die Buchhal- wird marginalisiert und im öf- Antananarivo betritt. In einem terin, erwartet bereits die An- Nebenraum diskutiert bereits kunft des Büroleiters. Wieder Dr. Hanta, die Gender- und hat sie eine Reihe von Werk- Gewerkschaftskoordinatorin, verträgen, Rechnungen und mit ihrem ersten Gesprächs- Kostenvoranschlägen in den partner über die Fortsetzung Händen, die diskutiert und un- des Sozialpartnerdialogs in terschrieben werden müssen. den Saphirstätten. Doch Oliver Dalichau hat noch Madagaskar ist im Umbruch – einen Termin beim Berater es öffnet sich und die Regie- des Energieministers, um über rungspolitik ist darauf aus, eine Kooperation und gemein- das Land als ein Modell für same Veranstaltungen zu ver- den afrikanischen Kontinent handeln. Die Folgen von Um- aufzustellen. Eine Aufgabe, weltzerstörungen und das die die Friedrich-Ebert-Stif- Problem der Energiesicherheit fentlichen Raum kaum wahr- Das Team der FES in Madagaskars Haupt- tung in vielen Bereichen un- sind in Madagaskar wie in genommen. In Radio- und stadt Antananarivo. terstützt. Als einzige deutsche kaum einem anderen Land Fernsehdiskussionen greift die Stiftung gehört sie seit 1963 miteinander verknüpft. Mit po- FES das Thema auf und lässt bei den Organisationen der litischer Beratung, „policy pa- Betroffene zu Wort kommen. Zivilgesellschaft, den Gewerk- pers“ und der Gründung eines Mit einem eigenen Jugendaus- schaften, reformorientierten Arbeitskreises von Wissen- bildungsprogramm bildet die Abgeordneten und Teilen der schaftlern könnte begonnen FES seit einigen Jahren junge Regierung zu einer wichtigen werden, so das Ergebnis der Führungskräfte aus unter- Anlaufstelle. Auch nachdem Beratung. schiedlichen Bereichen des ge- die FES 1975 aufgrund der In der um 10.00 Uhr begin- sellschaftlichen Lebens aus politischen Entwicklungen im nenden Bürositzung bespricht und bereitet sie auf die anste- Land ihre Arbeit einstellen das Team dann die nächsten henden Herausforderungen musste, blieb der Kontakt be- Wochen. Gesamtkoordinator vor. Alle Maßnahmen dienen stehen. Dies erleichterte die Dr. Raveloson gibt einen Über- dazu, dem Land im Indischen Wiedereröffnung im Jahre blick über die anstehenden Ozean den Weg in eine gefes- 1988, um mit einem Auslands- Treffen, Konferenzen und tigte Demokratie zu ebenen. mitarbeiter und lokalen Mitar- Trainings. M. Dominique be- Einige Anstrengungen sind beitern für Demokratie und richtet über die Zusammenar- noch nötig und Rückschläge soziale Gerechtigkeit in Ma- beit mit der SADC-Stelle im sind nicht ausgeschlossen – dagaskar einzutreten. 2008 Außenministerium und über die Arbeit der Friedrich- begehen Madagaskar und die anstehenden Projekte mit Ebert-Stiftung ist noch lange Deutschland den 125. Jahres- der Antikorruptionsbehörde nicht abgeschlossen. tag ihrer Beziehungen und er- BIANCO und Transparency innern an den 1883 geschlos- Madagascar.

2/2008 INFO FES 76 HINTER DEN KULISSEN: AUSLANDSBÜROS STELLEN SICH VOR

DAS FES-BÜRO IN PARIS Eine Energiequelle des deutsch-französischen Motors

„Zwischen Völkern, die eine Die Arbeit des im 7. Arrondis- sich im Laufe der letzten 20 freie Presse, unabhängige Par- sement, in der Nähe von Na- Jahre ein dichtes Netz von lamente und überhaupt die In- tionalversammlung und Au- Partnerinstitutionen gebildet, stitutionen des öffentlichen ßenministerium gelegenen Bü- mit denen das Pariser Büro Verfahrens besitzen, können ros berührt ein weites Feld kooperiert. Dazu zählen For- die Missverständnisse, die von Themen. Zwischen kaum schungseinrichtungen wie durch die Intrigen von Hofjun- zwei anderen Ländern existie- IRIS, das gewerkschaftsnahe kern und durch die Unholde ren heute so enge politische, Forschungsinstitut IHRES ökonomische und kulturelle oder das internationale For- Beziehungen wie zwischen schungsinstitut CERI der Elite- Frankreich und Deutschland: Uni Science Po, aber auch die Zudem bildet die Zusammen- Jean-Jaurès-Stiftung der So- arbeit zwischen Paris und Ber- zialistischen Partei Frank- lin nach wie vor das Herzstück reichs und verschiedene Insti- des europäischen Integrations- tutionen der europäischen und prozesses: Stottert der deutsch-französischen Zusam- deutsch-französische Motor, menarbeit wie das Maison dann droht dem ganzen euro- d’Europe oder das Maison päischen Einigungsprozess der Heinrich Heine. Stillstand. Einen stetigen Schwerpunkt Der Arbeitsalltag des Pariser der Arbeit des FES-Büros bil- FES-Büros ist gut gefüllt: Das det denn auch die Weiterent- Büro ist mit zwei Stellen für Klein, aber fein: der Parteisucht angezettelt wicklung und Vertiefung der die anfallende Menge an Akti- Dr. Ernst Hillebrand, Sophie Besancenot, werden, nicht auf die Länge Europäischen Union. Einen vitäten relativ klein. Der ge- Ute Haug vertreten die fortdauern“, schrieb Heinrich weiteren Schwerpunkt bilden genwärtige Büroleiter Ernst FES in Paris. Heine aus seinem Pariser Exil Fragen der Außen- und Si- Hillebrand ist im Juni 2007 im Jahre 1841. Damals meinte cherheitspolitik. Den wichtigs- aus London nach Paris ge- er allerdings nicht Frankreich ten Rahmen hierfür bilden die kommen. Die Verwaltung des und Deutschland, sondern „Deutsch-französischen Stra- Büros und die Organisation Frankreich und England. Mitt- tegiegespräche“, die zweimal der Aktivitäten liegt seit 15 lerweile ist der Wert der „Insti- im Jahr, abwechselnd in Paris Jahren in den Händen der tutionen des öffentlichen Ver- und Berlin, stattfinden. Hier deutschen Pariserin Ute Haug. fahrens“ auch auf der anderen treffen sich deutsche und fran- Seit Februar 2008 kümmert Seite des Rheins anerkannt. zösische Politiker und Exper- sich die Politologin Sophie Be- Als eine unter ihnen versucht ten, um über aktuelle außen- sancenot um Veranstaltungen die Friedrich-Ebert-Stiftung und sicherheitspolitische He- und Publikationen. Das The- seit 1988 mit ihrem Pariser rausforderungen zu diskutie- menspektrum der Konferen- Büro dazu beizutragen, dass ren. So, wie die FES bei diesen zen, Seminare, Workshops, sich die deutsch-französischen Gesprächen mit dem außenpo- Gesprächskreise und Informa- Beziehungen weiter vertiefen litischen Forschungsinstitut tionsveranstaltungen reichte und verstetigen. IRIS zusammenarbeitet, hat 2007 von der europäischen

FES INFO 2/2008 77 HINTER DEN KULISSEN: AUSLANDSBÜROS STELLEN SICH VOR

Verteidigungspolitik über die ropaabgeordneten und Vertre- Missverständnisse und Span- deutsche Postreform und die tern der kommunalen Ebene, nungen der letzten Zeit – die Herausforderungen der Nano- wie etwa den Münchner Ober- der Frage der EADS-Sanierung technologien bis hin zu den bürgermeister Christian Ude. oder der Mittelmeerunion – Herausforderungen von Im- Eine Vielzahl deutscher wis- aber auch die gemeinsam er- migration und Integration für senschaftlicher Einrichtungen zielten Erfolge der beiden Län- deutsche und französische konnte auf den Veranstaltun- der – wie etwa bei der Lösung Großstädte. gen in Paris, Berlin, Aix-en- des EU-Verfassungsproblems – Die Liste der Referenten und Provence und Freiburg – hier zeigen, dass das deutsch-fran- Teilnehmer umfasste Berliner reflektierte Peter Sloterdjik zösische Verhältnis zwar im Staatssekretäre wie Gernot Er- den „Wertewandel in Deutsch- positiven Sinne normal, nie ler aus dem Außenministerium land und Frankreich“ – ihre aber banal geworden ist. Die und Michael Müller aus dem Ansichten und Arbeitsergeb- FES wird auch in den kom- Energieministerium, eine Viel- nisse präsentieren. menden Jahren an diesem Ver- zahl von Bundestags- und Eu- Die deutsch-französischen hältnis weiterbauen.

Textbeiträge in dieser Ausgabe des FES-Info: Christine Arbogast, Theresa Arens, Hans Blumenthal, Dietmar Molthagen, Nicole Nestler, Sylvia A. Niewiem, Heinz Bongartz, Ruth Brandherm, Nicole Breyer, Michael Uwe Optenhögel, Kerstin Ott, Rolf Paasch, Paul Pasch, Bröning, Oliver Dalichau, Knut Dethlefsen, Katharina Dra- Franziska Richter, Clemens Rode, Michael Roll, Ingrid heim, Micky Drill, Sina Dürrenfeldt, Henning Effner, Mi- Ross, Luise Rürup, Andrea Rüsing, Anke Sauerbaum, chael Ehrke, Matthias Eisel, Helmut Elischer, Jan Niklas Marc Saxer, Axel Schmidt, Felix Schmidt, Severin Schmidt, Engels, Roland Feicht, Iva Figenwald, Steffen Grammling, Reineke Schmoll-Eisenwerth, Franziska Schröter, Regine Rainer Gries, Peter Häussler, Elmar Haug, Sabine Hietzke, Schubert, Carla Schulte-Reckert, Michael Schultheiß, Ernst Hillebrand, Katharina Hoffmann, Heinz-Albert Günther Schultze, Anne Seyfferth, Jochen Steinhilber, Huthmacher, Marei John, Britta Joerißen, Martin Just, Jürgen Stetten, Stephan Stetter, Sarah Tangen, Peer Te- Christos Katsioulis, Ursula Koch-Laugwitz, Kathrine Kol- schendorf, Michael Tröster, Robert Ude, Urban Überschär, lenberg, Fritz Kopsieker, Albrecht Koschützke, Anja Kru- Maria Unrau, Britta Utz, Winfried Veit, Ringo Wagner, ke, Helmut Kurth, Nora Langenbacher, Wulf Lapins, Kris- Sonja Warning, Helmut Weber, Anja Wehler-Schöck, Jut- tina Larischova, Kristin Linke, Annette Lohmann, Thomas ta Weimar, Frederic Werner, Almut Wieland-Karimi, Manz, Beate Martin, Katrin Matuschek, Simone Mayer, Nicole Zeuner, Gisela Zierau, Jana Zitzler Kathrin Meissner, Ralf Melzer, Katja Meyer, Irina Mohr,

Impressum

Herausgeber: Internet: Friedrich-Ebert-Stiftung www.fes.de Kommunikation und Grundsatzfragen E-mail: [email protected] D-53170 Bonn Godesberger Allee 149 Herstellung, Satz & Layout: D-53175 Bonn Publix, Harald Eschenbach, Berlin Telefon: 0228 883-213/214 Gestaltung: Wolfgang Rabe, Berlin Druck: braunschweig druck GmbH, Braunschweig Redaktion: Peter Donaiski, Pressestelle Berlin Titelfotos: picture-alliance/dpa und Hiroshimastraße 17, D-10785 Berlin cryssfotos - fotolia.com Telefon: 030 26935924 Printed in Germany, April 2008 Telefax: 030 26935951 Gedruckt auf 90 g matt gestr. chlorfrei gebleicht Offset E-Mail: [email protected] ISSN 0942-1351

2/2008 INFO FES 78 PUBLIKATIONEN

Internationale Politikanalyse

Fink, Phillip – Länderanalyse Irland: Ein Erfolgsmodell auf Arbeitsgruppe Europäische Integration: Wissenschaft und dem Prüfstand Technologie: Europas Beitrag zur solidarischen Zukunftsent- http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05351.pdf wicklung http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05245.pdf Lippert, Barbara – Die europäische Nachbarschaftspolitik: viele Vorbehalte – einige Fortschritte – unsichere Perspektiven Katsioulis, Christos – Everybody's got a second chance – Die http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05292.pdf EU nach der Wahl in Zypern English version: http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05426.pdf http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05246.pdf

Arbeitskreis Europa: Europäische Finanzmärkte – Tanker Human Security Study Group: Ein europäisches Sicherheits- oder Nussschale? konzept (Madrid-Report) http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05309.pdf http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05217.pdf

Leinen, Jo – Die Gewinner des neuen Europa-Vertrages Neumann, Peter R. – Innere Sicherheit in Großbritannien http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05291-20080428.pdf http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05226.pdf English version: http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05308.pdf Perger, Werner A. – Sanfter Konservatismus und der Ver- Dehnert, Stefan – Demokratieförderung in Post-Konflikt- lust der Mitte Gesellschaften. Konkordanzdemokratie als Konfliktlösungs- http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05424.pdf modell? http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05259-20080428.pdf Kahl, Jürgen – Länderanalyse Japan: Zwischen Reformver- drossenheit und Veränderungsdruck Collignon, Stefan – Vorwärts mit Europa. Für eine demo- http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05402.pdf kratische und progressive Reform der Lissabon-Strategie http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05293.pdf Mützenich, Rolf – The Undiminished Relevance of Disar- English version: http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05294.pdf mament and Arms Control: Ten Theses http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05427.pdf Griesse, Jörn; Kellermann, Christian – Was kommt nach dem Dollar? Katsioulis, Christos; Pilger, Christoph – Nuclear Weapons in http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05248.pdf NATO's New Strategic Concept. A Chance to Take Non-Pro- English version: http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05257.pdf liferation Seriously http://library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05425.pdf Dialogue on Globalisation

Briefing Papers: Saxer, Marc – The politics of responsibility to protect Stracke, Nicole – Nuclear non-proliferation from a Gulf Frenkel, Roberto – Current problems with the IMF and chal- perspective lenges ahead: a Latin American perspective

Navarrete, Jorge Eduardo – G8 and „the other five“: crea- Occasional Papers: ting a constructive relationship – the role of Mexico Boorman, Jack – An agenda for reform of the Internatio- Thakur, Ramesh – Towards a less imperfect state of the nal Monetary Fund (IMF), (No. 38, FES New York) world: the Gulf between North and South Kinley, David & Nguyen, Hai – Viet Nam, human rights and Anas, Titik; Friawan, Deni – The future role of the IMF: trade: implications of Viet Nam's accession to the WTO Asian perspectives (No. 39, FES Geneva) WISO

WISO direkt Zimmer, Wiebke; Fritsche, Uwe – Klimaschutz und Straßen- Keller, Berndt; Seifert, Hartmut – Flexicurity: Ein europäisches verkehr – Effizienzsteigerung und Biokraftstoffe und de- Konzept und seine nationale Umsetzung (Kurzfassung) ren Beitrag zur Minderung der Treibhausgasemissionen

Stiegler, Barbara – Das Kind am Markt – Die öffentliche För- Wannöffel, Manfred – „Entscheidend ist im Betrieb“ – Qua- derung gewinnorientierter Kleinkindbetreuung unter lifizierte Mitbestimmung als Herausforderung für Ge- der Geschlechterperspektive werkschaften und Politik

WISO Diskurs Thränhardt, Dietrich – Einbürgerung: Rahmenbedingun- gen, Motive und Perspektiven des Erwerbs der deutschen Keller, Berndt; Seifert, Hartmut – Flexicurity: Ein europäisches Staatsangehörigkeit Konzept und seine nationale Umsetzung (Langfassung)

FES INFO 2/2008 79

Vesper, Dieter – Defizitziel versus Ausgabenpfad: Plädoyer Gerster, Florian u.a. – Wachstum und Gesundheit: Chancen- für eine berechenbare Haushaltspolitik gleichheit, Wettbewerb und Konsumentensouveränität; http://library.fes.de/pdf-files/wiso/05232.pdf Thesenpapier des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung

Weinkopf, Claudia/ Vaselow, Achim – (Fehl-)Entwicklungen in der Zeitarbeit?

Weitere Publikationen

Antworten für eine alternde Gesellschaft Büro Niedersach- Mattheis, Hilde – Überschuldung privater Haushalte; Fo- sen. rum Berlin, Projekt Gesellschaftliche Integration (Fachforum: http://library.fes.de/pdf-files/bueros/hannover/05311.pdf Analysen & Kommentare; 5)

Barlas, Asma – Der Koran neu gelesen: feministische Inter- Meyer-Lucht, Robin; Gollatz, Kirsten – Öffentlich-rechtliche pretationen; Interkultureller Dialog (Islam und Gesellsch.; 6) Online-Angebote der nächsten Generation (Medien digi- tal; 5) Bartkowiak, Jost – Rettet das Quartier!: Von der Wohneigen- tumsanlage zum benachteiligten Stadtquartier (Texte der Kom- Pasch, Paul – Wahlen in Malaysia – politisches Erwachen der munalAkademie; 2) Bürger (Kurzberichte aus der internationalen Entwicklungszu- http://library.fes.de/pdf-files/akademie/kommunal/05394.pdf sammenarbeit: Asien und Pazifik)

Berg, Patrick – Konfliktanalyse im Länderdreieck Sudan, Janus, Anna – Qualität für die Kleinen – Investition in die Tschad und Zentralafrikanische Republik, Referat Entwick- Zukunft: Ansätze für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung lungspolitik (Studien zur länderbezogenen Konfliktanalyse) in Kindertagesstätten, Forum Politik und Gesellschaft http://library.fes.de/pdf-files/iez/05376.pdf Quiroga, Yesko – Vom Vorbild zum Reformfall: Chile refor- Beschäftigungsfördernd? Sozialverträglich? Zukunftsfä- miert sein privates Rentenversicherungssystem (Kurzbe- hig?: Ein Entwurf für ein Arbeitsvertragsgesetz; Dokumenta- richte aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit: tion eines Expertengesprächs des Landesbüros Thüringen Lateinamerika und Karibik)

Bessing, Nina – Unternehmen Vereinbarkeit: Perspektiven Rehburg, Meike – 3% für Forschung und Entwicklung: zu familienfreundlicher Unternehmenspolitik, Forum Politik ehrgeizig für europäische Länder? und Gesellschaft, http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/05388.pdf http://library.fes.de/pdf-files/do/05290.pdf Reichert, Stephan – Die FMLN in El Salvador vor den Präsi- Bildung und Gerechtigkeit – Berliner Akademiegesprä- dentschaftswahlen: Transformation einer Guerillabewe- che/Interkultureller Dialog (Policy – Politische Akademie; 22) gung (Kurzberichte aus der internationalen Entwicklungszu- sammenarbeit: Lateinamerika und Karibik) Gombert, Tobias u.a. – Grundlagen der Sozialen Demokra- tie, Akademie für Soziale Demokratie (Lesebuch der Sozialen Schuldt-Baumgart, Nicola – Business gegen häusliche Ge- Demokratie; 1) walt, Forum Politik und Gesellschaft

Hauschild, Jan-Christoph – Das einzig Sinnvolle in diesem Schunke, Philip – Moving Metropolis: Zukunft der Mobili- Jahrhundert ist das Scheitern: Heiner Müller (1929 – tät in Großstädten; Dokumentation der internationalen Fach- 1995); (Gesprächskreis Politik und Geschichte im Karl-Marx- konferenz des Managerkreises, Haus; 13) http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/05237.pdf

Internationaler Standortwettbewerb: wie kann Deutsch- Spenlen, Jeanette – Women in Islam between oppression land Globalisierungsgewinner bleiben? – Thesenpapier des and (self-)empowerment (Frauen im Islam zwischen Unter- Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung. drückung und Selbstbestimmung) (Les femmes dans l'islam en- tre oppression et émancipation), Berliner Akademiegesprä- Kleinsteuber, Hans J.; Kutz, Magnus-Sebastian – Vorreiter auf che/Interkultureller Dialog neuem Kurs? Die Zukunft der elektronischen Medien in den USA (Medien digital; 4) Steinbrück, Peer – Politik und Kreativwirtschaft: Potentia- http://library.fes.de/pdf-files/stabsabteilung/ le und Herausforderungen der Zukunftsbranche im Kon- 05316-20080423.pdf text fortschreitender Globalisierung (Bonner Dialog)

Kleist, Thomas; Lamprecht-Weißenborn, Nicola; Scheuer, Ale- Vogel, Berthold – Gute Aussichten für Gute Arbeit?: Neue xander – Markt ohne Marketing?: Werbeverbote reloaded; politische Spielräume in Zeiten verschärfter Statuskonflikte und (EU-Medienpolitik; 4) Wohlstandssorgen, Projekt Gesellschaftliche Integration (Fach- forum: Analysen & Kommentare; 4) Leimbach, Berthold / Müller, Friedemann – European energy policy: balancing national interests and the need for policy change; the current European energy dialogue

2/2008 INFO FES Friedrich-Ebert-Stiftung D-53170Bonn Postvertriebsstück – Entgelt bezahlt – G 42452

Michael Bürsch (Hg.) Mut zur Verantwortung – Mut zur Einmischung Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland

236 Seiten, Broschur 14,80 Euro ISBN 978-3-8012-0384-9

Neuerscheinung

Bürgergesellschaft – das meint die Beteiligung aller an öffentlichen Angelegenheiten, das meint Engagement für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Aber kann daraus auch ein neuer Gesellschaftsvertrag werden, der das Verhältnis und die Aufgaben zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft neu bestimmt und verteilt?

Dieser Band fragt nach den Aufgaben, die zur Förderung einer demo- kratischen, solidarischen Bürgergesellschaft diskutiert werden müssen. In 15 Beiträgen entwerfen prominente Vertreter aus Politik und Wissen- schaft, Verbänden und bürgergesellschaftlichen Organisationen das Bild einer zukunftsfähigen Gesellschaft und analysieren die Felder, auf denen die bürgergesellschaftliche Praxis im 21. Jahrhundert besondere Bedeutung hat.

Verlag J.H.W. Dietz Nachf. – Dreizehnmorgenweg 24 – 53175 Bonn – www.dietz-verlag.de