WB Dienstag, 20. Juli 2021, Willisauer Bote, Nr. 57 5

MENZNAU Gewerbe strebt REGION Vier weitere Berichte BLICKPUNKT Ausstellung an von Lagerscharen

Das Gewerbe Menznau, Menzberg, «In der Unterwasser-Zeltstadt», «Dem Geiss hat einen neuen Vizepräsidenten Ruf des Nordens gefolgt», «Das Ge- und will zwischen 2022 und 2024 eine heimnis der Atlantianer» und «Tell, Hinterland Gewerbeausstellung durchführen. Globi und Federer» – die Lagerreporte. SEITE 6 SEITEN 8/9 Grosse Schäden ‒ grosses Arbeitsvolumen

REGION Zerschlagene Ziegel- Defekte Solarmodule dächer, Dachfenster und Sola- müssen ersetzt werden ranlagen: Die Hagelunwetter Durch die Hagel- stürme wurden sorgen für Ärger und viel Ar- neben Dachziegeln beit. Der WB sprach mit eini- auch Photovol- gen involvierten Unternehmen. taikanlagen arg in Mitleidenschaft von David Krügel gezogen. «Solar­ module von guter Ob in Menznau, oder Wolhu- Qualität sind ei- sen – zig Ziegeldächer wurden vom gentlich wetterfest, doch gegen solch schweren Hagelschlag richtiggehend eine Wucht können wir sie nicht schüt- zertrümmert. Zum einen waren die Ha- zen», sagt Dario Dorizzi, Bereichslei- gelkörner bis handgross, zum anderen ter Photovoltaik bei der Lumena AG machten Windböen diese zu Geschos- in Ohmstal. Die Kundschaft der Unter- sen. Selbst neue Dächer waren gegen nehmung wohnt vor allem in Gebieten solche Gewalten machtlos. Umso ge- des Hinterlands, welche vom Hagel fragter sind nach den Hagelschauern nicht betroffen waren. «In die Produkte der Ziegelwerke, wovon es haben wir keine Anlagen montiert, je- nur noch deren drei in der Schweiz gibt. doch kam es in Ruswil und Eines davon ist jenes in Gettnau, das zu Schäden bei Kunden.» Hier würden 2020 sein 125-jähriges Bestehen feierte. sich die Kosten insgesamt auf bis zu «In meinen zehn Jahren bei der Unter- 20 000 Franken belaufen. Die Reparatu- nehmung habe ich noch nie solch eine ren sind in vollem Gange. Die Lumena grosse Nachfrage erlebt», berichtet AG beschäftigt fünf Mitarbeiter im Be- Philippe Fischer, reich Photovoltaik. Aktuell stehen die- Leiter Verkauf & Ein Mitarbeiter der M. Kneubühler AG klebt auf einem Wellplattendach in Ruswil Löcher provisorisch zu. Foto zvg se auf den betroffenen Hausdächern im Marketing bei der Einsatz. Defekte Teile von Solaranla- AGZ Ziegeleien gen müssen demontiert und mit neuen AG in Gettnau. So- Wie lange die besondere Bestellsi- gendwie möglich war.» Und doch: Noch arbeitende kann auf einem kaputten Modulen ersetzt werden. Das schlechte gar mehr Ziegel als tuation andauert, lässt sich laut Phil- immer gibt es beschädigte Dächer, Steildach eingesetzt werden», erklärt Wetter während der letzten Wochen hat im Nachgang des ippe Fischer nicht voraussagen. «Mein die ohne Provisorium dastehen. Das Kneubühler. Bei Flachdächern seien diese Arbeit erschwert. «Die Unwetter Orkans Lothar um Bauchgefühl sagt mir: Die kleineren Ausmass der Zerstörung war schlicht hingegen vor allem Kuppeln zu Bruch bedeuten für uns einen Mehraufwand, die Jahrtausend­ Reparaturen nehmen zügig ab, die zu gewaltig. «Bei uns sind gegen 500 gegangen. Wichtig sei derzeit ein Zu- welcher sich jedoch bewältigen lässt», wende seien gefragt. Dementsprechend gros­sen Renovationen beschäftigen uns Schadensmeldungen eingegangen», ammenspannen in der Branche, um sagt Dorizzi. «Je nach Region wurde ist der Lagerbestand der Unterneh- wohl noch bis ins nächste Jahr.» Viele berichtet Kneubühler. Alleine auf dem zügig helfen zu können. «Wir stehen in aber der Zeitplan von Mitbewerbern mung in den letzten zwei Wochen ste- Bauherren würden wohl im Sinne der Dach der Kronospan in Menznau sei engem Austausch mit anderen Dach- komplett auf den Kopf gestellt.» tig kleiner geworden. «Doch trotz den Nachhaltigkeit eine gesamte Dachsa- eine Fläche von 13 Hektaren repara- deckunternehmen», berichetet die di- Hagelschäden an Solaranlagen wer- immensen Schäden ist die Versorgung nierung mit verbesserter Isolation vor- turbedürftig. «Grösstenteils waren die plomierte Dachdeckermeisterin. «Nur den über die obligatorische Gebäude- mit Dachziegeln sichergestellt», hält nehmen. betroffenen Liegenschaftsbesitzer sehr gemeinsam können wir der riesigen versicherung abgedeckt, berichtet Da- Philippe Fischer fest. «Die Gerüchte geduldig, doch es gab auch Ausnah- Arbeitsmenge mächtig werden.» Die rio Dorizzi. «Die Zusammenarbeit mit über baldige Engpässe entsprechen Blachen sollen weitere Schäden men.» Bei so vielen Totalschäden sei Zusammenarbeit funktioniere gut. Ko- den Versicherungen funktioniert gut.» nicht den Fakten.» Die Bewältigung des fürs Erste verhindern es für ihre Unternehmung schwierig, ordiniert wird das Vorgehen durch die In den vorliegenden Fällen seien die Tagesgeschäfts sei nicht einfach, «aber «Überstunden sind Prioritäten zu setzen. Die Sanierungen Luze rner Sektion von «Gebäudehül- Schadensursachen offensichtlich. «Wir bis auf Weiteres gesichert». an der Tagesord- sind angelaufen. Doch vielerorts schüt- le Schweiz». Martina Kneubühler ist müssen die Schäden lediglich melden nung», berichtet zen erst grosse Blachen die offenen Vizepräsidentin dieses Branchenver- und die kaputten Module aufbewahren.» Die Ziegelproduktion Martina Kneu- Häuser vor der Witterung. An die 10 000 bands. Schwierigkeiten können sich hingegen hochgefahren bühler Meyer, Ge- bis 15 000 Quadratmeter solcher Ab- Neben der schwierigen Personalpla- bei der Reparatur von besonders alten Die Ziegelei habe auf die Rekordnach- schäftsinhaberin deckungen hat die M. Kneubühler AG nung ist auch der Nachschub an Bau- Photovoltaikanlagen ergeben. «In den frage angemessen reagiert. So wurde der M. Kneubüh- auf zerschmetterten Dächern verlegt. materialien ein Unsicherheitsfaktor. letzten Jahren haben sich die Modul- in Gettnau die Produktion «hochgefah- ler AG. «Mehrere «Einstweilig erfüllen diese Blachen ih- Zwar sehe es bei den Dachziegeln nach masse stark verändert», gibt Dorizzi zu ren» und der Fokus verstärkt auf die Mitarbeitende ha- ren Zweck.» Zwar käme es vor, so Mar- wie vor gut aus. «Aber beim Welleter- bedenken. «Grössere Module mit mehr Produktion von Tondachziegeln und ben zudem ihre Ferien verschoben.» tina Kneubühler, dass die Planen durch nit gab es bereits Probleme», berichtet Leistung sind gefragt.» Für gewisse An- den Innendienst gelegt. Neu führte der Seit den Hagelereignissen Ende Juni den Wind verrutschen, wodurch wieder Martina Kneubühler. Auch die Versor- lagen lassen sich deshalb die passenden Betrieb eine weitere halbe Produktions- steht dem Dachdeckunternehmen aus Wasser in die Bauten eintreten könne. gung mit Dachschiefer könne schwierig Module auf dem Markt nicht mehr fin- schicht ein. Die 50-köpfige Belegschaft Menznau/ viel, sehr «Dies passiert jedoch selten.» werden. Lieferengpässe könnten die den. «Bis anhin konnten wir zum Glück leiste mit Überstunden «einen über- viel Arbeit ins Haus. «Am Abend des Renovationen in die Länge ziehen. Ge- alle Module passend ersetzen, teils auch durchschnittlichen Arbeitseinsatz», 28. Juni klingelte bei uns das Telefon Verschiedene Dachdeckerfirmen wiss ist: Die Folgen der Stürme werden mit gebrauchten, aber noch intakten sagt Philippe Fischer. Trotz verstärk- nonstop.» Die Dachdecker der M. Kneu- arbeiten Hand in Hand die Dachdecker und Dachdeckerinnen Stücken.» Wegen der Serienschaltung tem Engagement in der Ziegelprodukti- bühler AG mussten notfallmässig aus- Die Belegschaft der M. Kneubühler AG in der Region noch für längere Zeit auf sollten bei einer Solaranlage möglichst on sei die Herstellung von Backsteinen rücken. Etliche Häuser mit zerstörtem zählt gegen 100 Leute. Rund die Hälfte Trab halten. «Auf derartige Unwetter alle funktionieren. Sonst sei laut Dario nicht beeinträchtigt, da sie auf einer Dach bedurften einer provisorischen ist aktuell mit den Hagelschäden be- konnten und können wir uns nicht vor- Dorizzi die Leistung als Ganzes beein- unabhängigen Produktionsstrasse von- Abdeckung. «Bis zur Dunkelheit ha- schäftigt. «Die Planung gestaltet sich bereiten», sagt Kneubühler. «Das ist hö- trächtigt. «Die Kette ist nur so stark wie stattengeht. ben wir geräumt und repariert, was ir- anspruchsvoll, denn nicht jeder Mit- here Gewalt.» ihr schwächstes Glied.»

Neue Solaranlagen nach dem Hagel: Hier ist ein Mitarbeiter der Lumena AG, Ohmstal, am Werk. Foto zvg Grossandrang bei der Ziegelei in Gettnau: Dachdecker, Bauern, Privatpersonen … stehen Schlange. Foto zvg