Klaus Der Römerkanal-Wanderweg Grewe:

Klaus Grewe Herausgeber: Eifelverein Der Römerkanal- in Zusammenarbeit mit dem Landschafts- verband Rheinland – Rheinisches Amt für Wanderweg Bodendenkmalpflege Ein archäologischer Wanderführer Aktualisierte Auflage 2005 ISBN 3-92 1805-16-3 Die in alten Ansichten

Hochwertiger Bildband mit alten Grußkarten aus den Anfängen der Photographie (240 Seiten)

ISBN 3-927535-13-3

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Klaus Grewe Der Römerkanal- Wanderweg

Ein archäologischer Wanderführer Dr. Klaus Grewe Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege

Herausgegeben vom Eifelverein in Zusammenarbeit mit dem Erstauflage 1988 Landschaftverband Rheinland, Aktualisierte Auflage 2005* Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © Verlag des Eifelvereins, Stürtzstraße 2–6, 52349 Düren

Schriftleitung: Erstauflage: Edgar Manz, Geschäftsführer des Eifelvereins Aktualisierte Auflage: Manfred Rippinger, Geschäftsführer des Eifelvereins

Gesamtherstellung: DCM · Druck Center Meckenheim

ISBN 3-921805-16-3

* Neu sind die jetzt im Text integrierten Kartenskizzen sowie die Umstellung des Textes auf die neue Rechtschreibung. Der Textteil ist teilweise aktualisiert. Geleitwort

Landschaft und Kultur haben sich zu allen Zeiten gegenseitig geprägt: Der Mensch hat die Landschaft geformt, wo es ihm nützlich erschien; und um- gekehrt ist auch er als ein Kind seiner heimatlichen Landschaft geformt worden. Dieses über Jahrhunderte währende wechselseitige Spiel ist ein wesentlicher Bestandteil der Kultur einer jeden Bevölkerungsgruppe, und die überkommenen Ergebnisse sind Teil unseres gemeinsamen kulturellen Erbes.

Bis vor wenigen Jahren waren die Karten in diesem Zusammenspiel gut verteilt. Aber der immerwährende Kampf zwischen Mensch und Natur ist einseitig geworden. Es liegt an uns allen, dieses Ungleichgewicht wieder zu einer Symbiose, also zu einem Zusammenwirken zum gegenseitigen Nutzen, werden zu lassen.

Verständnis und Verstehen lassen sich am ehesten vor Ort entwickeln, denn wer will landschaftliche Probleme erkennen, ohne je welche gesehen zu haben? Wer will die eigenständige Geschichte unserer Kultur erfassen, ohne ihre Entwicklung und ihre Auswirkungen überhaupt begriffen zu ha- ben? Nur derjenige wird mit Landschaft und kulturellem Erbe schonend und bewahrend umgehen können, der das aus beiden Bereichen Über- kommene im wahrsten Sinne des Wortes „begriffen“ hat. Unsere fünf Sin- ne reichen längst nicht mehr aus, um neben der Schönheit unserer Land- schaft und der Vielfalt der Natur auch die Unersetzlichkeit des Erbes unse- rer Kultur zu ermessen. Mit einem sechsten Sinn müssen wir vielmehr end- lich „begreifen“, dass der Schöpfungsauftrag für unsere Zeit nicht „Wach- sen und Mehren“, sondern „Bewahren und Erhalten“ heißt.

Der Eifelverein in seiner 100-jährigen Geschichte und die rheinische Ar- chäologie in ihrer mehr als 150-jährigen Geschichte haben im Rahmen der von ihnen übernommenen oder ihnen gesetzlich übertragenen Aufga- ben stets den Schutz von Natur und Kultur als Einheit gesehen und betrie- ben. Mit der Ausarbeitung eines archäologischen Wanderweges entlang der römischen Eifelwasserleitung nach Köln, dem von der Ausdehnung her größten technischen Bodendenkmal nördlich der Alpen, soll die oben an- gesprochene „Symbiose“ von Natur und Kultur an einem herausragenden Beispiel verdeutlicht werden. Ein technisches Denkmal, wie es eine dem Gefälle folgende Wasserleitung nun einmal ist, mag uns dabei vor Augen führen, dass Technik sehr wohl mit der Natur in Einklang zu bringen war und ist. In diesem Beispiel hatte man in römischer Zeit mit technischen Mitteln die Natur ausgenutzt, ohne ihr dabei Schaden zuzufügen, und man hat sich beim Ausbau der Trasse der Landschaft angeschmiegt, ohne sie dabei zu zerstören. Der Wanderer soll bei seinem Weg entlang der fast 100 Kilometer langen Trasse der Wasserleitung aus der Eifel nach Köln die technischen Proble- me beim Bau eines solchen Großbauwerks in der Antike kennenlernen. Er soll darüber hinaus aber auch erkennen, welche Rolle Natur und Land- schaft in diesem System gespielt haben. Technik im Dienste des Menschen kann und darf nicht gegen die Natur gerichtet sein. Das ist es, was wir aus der Geschichte lernen müssen und was wir auf dem Wanderweg von Net- tersheim bis Köln auch „begreifen“ können. Der Wanderer auf dem Rö- merkanal-Wanderweg hat während seiner vielleicht tagelangen Wande- rung genügend Zeit, um über das Zusammenspiel von Technik und Natur nachzudenken. Die Einrichtung dieses archäologischen Wanderweges ist das Ergebnis fruchtbarer Zusammenarbeit des Landschaftsverbandes Rheinland mit dem Eifelverein. Allen, die an der Planung und Realisierung dieses Vorha- bens mitgewirkt haben, sei Dank für ihre große Arbeitsfreude und Einsatz- bereitschaft. Namentlich gilt dies besonders für den Hauptwegewart des Eifelvereins Wilhelm Müller und den Hauptwanderwart Karl Thormann. Aber auch von den Ortsgruppen des Eifelvereins ist mit der Kennzeichnung des Wanderweges zwischen Nettersheim und Köln ein wesentlicher Beitrag geleistet worden. Die Beschilderung der archäologischen Denkmäler und Sehenswürdigkei- ten entlang des Wanderweges sowie die Herausgabe dieses Wanderfüh- rers sind der engagierten großzügigen Unterstützung der Bitburger Braue- rei Th. Simon zu verdanken. Nicht zuletzt ist auch Klaus Grewe zu danken. Nach der Publikation seines „Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln“ brachte er die Idee zu diesem archäologischen Wanderweg ein und verfasste dieses für den kul- turgeschichtlich interessierten Wanderer unentbehrliche Handbuch. Düren/Köln im Juni 1988

(Konrad Schubach) (Dr. Gert Schönfeld) Vorsitzender des Eifelvereins Landesrat Leiter der Abteilung für landschaftliche Kulturpflege und Umweltschutz im Landschaftsverband Rheinland Vorwort

Der rund 110 Kilometer lange Römerkanal-Wanderweg folgt der Trasse der Eifelwasserleitung von Nettersheim nach Köln; er ist nach archäologischen Gesichtspunkten ausgewählt und festgelegt worden. Der Einrichtung einer Wanderstrecke entlang einer der längsten Fernwas- serleitungen des römischen Imperiums liegt von museumspädagogischer Seite der Gedanke zugrunde, dass bei einem solchermaßen ausgedehnten Bodendenkmal nur durch eine ziemlich trassengetreue Begehung die Tras- sierungsprobleme der römischen Ingenieure offenkundig werden. Somit führt die Erwanderung der Gesamtstrecke der Eifelwasserleitung zu gründ- lichen Kenntnissen in Planung und Trassierung römischer Fernwasserlei- tungen. Ein fest eingerichteter Wanderweg entlang der römischen Eifel- wasserleitung macht darüber hinaus auch die landschaftsspezifischen Ei- genarten dieses Bauwerks sichtbar; der 1986 fertiggestellte „Atlas der rö- mischen Wasserleitungen nach Köln“ erhält eine sinnvolle Ergänzung. Die besonderen Eigenarten der von der Eifelwasserleitung berührten Landschaften sind vielseitig, und diese Vielseitigkeit wird ganz sicher zum Reiz der Wanderstrecke beitragen: Die Trasse führt aus dem Urfttal heraus über die Wasserscheide zwischen Maas und Rhein an den Rand der nörd- lichen Eifel und führt dort entlang den Talrändern der Erft und der Swist. Sie überquert das Swisttal und den anschließenden Villerücken und stößt an den Rand des Rheintales, dem sie nach Norden folgt. Danach verlässt sie das Vorgebirge, durchquert die Talsenke vor Köln und erreicht die Stadt. Der Römerkanal-Wanderweg führt den Wanderer durch die reizvollsten Landschaften des Rheinlandes; als thematischer Wanderweg erschließt er darüber hinaus eines der bedeutendsten archäologischen Bodendenkmä- ler in Deutschland. Mit dem Römerkanal-Wanderweg ist eine der schön- sten Wanderstrecken aus der Eifel in die Rheinebene erschlossen worden. Der hiermit vorgelegte Führer bietet sich jedem Wanderer für dessen Weg entlang der Wasserleitungstrasse als Begleiter an. Er soll ihm ein solider Informant sein bei der Betrachtung der Reste dieses antiken Großbau- werkes. Dieser Führer ist in drei große Blöcke gegliedert, deren Hauptteil der Wan- derführer bildet. Hierin werden dem Wanderer nicht nur die noch sichtba- ren Aufschlüsse und Teilstücke der Eifelwasserleitung erschlossen, er wird darüber hinaus auch in die von der Trasse berührte Landschaft eingeführt, er erfährt also etwas über die wesentlichen Probleme der römischen Inge- nieure bei der Planung der Trasse. Weiterhin werden auch wiederaufge- baute Teilstücke, Römerkanalabbruch und Wiederverwendung von Mauer- werk und Kalkablagerung im Mittelalter erläutert, sofern derartige Fund- stellen am Wanderweg liegen. Hinweise zu „Am Rande des Wanderweges“ liegenden Kulturdenkmälern oder zu sonstigen interessanten Stellen sol- len das Informationsangebot dieses Führers abrunden.

Es mag dem Wanderer beim Lesen der Informationen auffallen, dass sich manche Erklärungen wiederholen. Das ist aber bei der Abfassung der Texte durchaus beabsichtigt gewesen, denn kaum ein Wanderer wird die Gesamtstrecke von Nettersheim bis Köln in einem Zuge erwandern können und deshalb die Strecke in mehreren Abschnitten zeitlich voneinander ge- trennt in Angriff nehmen. Damit die Erklärungen in jedem aufgesuchten Aufschluss des Wanderweges einen hohen Informationswert haben, wer- den Verweise auf vorhergehend schon beschriebene Fundstellen nur spar- sam verwendet. Die Erklärung von Bauweise und Baumaterialien der Was- serleitung ist bespielsweise so vorgenommen worden, dass bei jedem be- suchten Aufschluss etwas besonders Charakteristisches in diesem Bau- werksteil erläutert ist – die Summe aller derartigen Informationen ergibt dann den Überblick über diesen Teilbereich antiken Fernleitungsbaues.

Da manche wichtige archäologische Ausgrabung auf Dauer nicht offenge- halten werden konnte, sind deren Befunde heute nicht mehr einzusehen. Gleichwohl soll der Wanderer natürlich über sämtliche Forschungsergeb- nisse aus dem Verlauf der Wasserleitungen nach Köln informiert sein. Aus diesem Grunde ist dem Wanderführer eine detaillierte Einführung voran- gestellt worden, die gleichzeitig einen Überblick über den neuesten For- schungsstand bezüglich der Kölner Leitungen vermitteln soll.

So hoch man die in den Kölner Leitungen verwirklichten technischen Leis- tungen auch einzuschätzen vermag, im Vergleich zu anderen Fernwasser- leitungen des römischen Imperiums finden wir hier nur die technischen Elemente wieder, die beim Bau einer Gefälleleitung, allerdings in schwieri- gem Gelände, erforderlich waren. Wir finden zwar verschiedene Arten der Wasserfassung, Aquäduktbrücken von imponierenden Ausmaßen, weiter- hin Tosbecken, Sammelbecken, Absetzbecken usw.; aber z. B. Tunnelbau- ten und Druckleitungsstrecken, durchaus gebräuchliche technische Bau- werke in römischer Zeit, vermissen wir vollends. Die technischen Leistun- gen, die in unserer Eifelleitung stecken, wollen wir in diesem Vorwort nicht vorwegnehmen und das Spektrum des insgesamt in antiker Zeit Machba- ren kann hier auch nicht abgehandelt werden. Deshalb haben wir diesem Führer einen dritten Teil hintangestellt, um einen Überblick über die ge- samte „Technik des römischen Fernleitungsbaues“ zu geben. Teil I des Führers soll den Wanderer in die Problematik einführen und ihm bei der Vorbereitung seines Wandertages behilflich sein. Teil III möchte der über die Kölner Leitungen hinausgehenden Information, aber auch der Er- bauung dienen. Mag dieser Teil dem Wanderer manche Erholungspause verkürzen helfen und ihm Anregung für weitere Unternehmungen zu ande- ren Fernwasserleitungen im ehemaligen römischen Weltreich sein. Mit der Einrichtung des Römerkanal-Wanderweges und der Herausgabe dieses Führers soll einem vielfach geäußerten Wunsch nach einer Erschlie- ßung dieses archäologischen Bodendenkmales entgegengekommen wer- den. Wanderweg und -führer sind das Ergebnis gemeinsamer Bemühungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland als archäologische Fachbehörde und des Eifelvereins als zustän- digem Wanderverein. Die Verwirklichung dieses Projektes war nur durch die fruchtbare Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich. Eine rege Inan- spruchnahme des aus dieser Zusammenarbeit entstandenen Wanderweges möge der Dank für alle an seiner Einrichtung Beteiligten sein. K. Grewe Frontinus- Gesellschaft e.V.

Auf den Spuren der Wasser- und Energieversorgung

Die Frontinus-Gesellschaft e.V. • fördert Wissenschaft, Forschung und Bildung auf dem Gebiet der Rohrleitungstechnik • organisiert Wissensaustausch (Tagungen und Exkursionen) • veröffentlicht fachlich Wissenswertes in ihrer Buch-/ Schriftenreihe

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Teil I: Wasser für die Colonia Claudia Ara Agrippinensium Einführung In die Wasserversorgung des antiken Köln 15 Der Grüne Pütz und die Leitung im Urfttal 19 Die Leitungen zum Sammelbecken Eiserfey 25 Die Hauptleitung nach Köln 29 Die Doppelleitung bei Lessenich 34 Der Nachweis von Baulosgrenzen 36 Die Aquäduktbrücken über Erft und Swistbach 39 Die Überwindung des Villerückens 45 Die Leitung vor den Toren der Stadt 47 Der Römerkanal als Steinbruch des Mittelalters 54 Datierung des Leitungsbaues und Transportleistung 59

Teil II: Wanderführer km 1 Nettersheim, Teilstück Pfaffenbenden 0,0 65 2 Nettersheim, Wasserfassung Grüner Pütz 3,5 66 3 Nettersheim, Aufschluss Grüner Pütz 3,7 69 4 Kall, Trasse im Urfttal 4,2 70 5 Kall, vermutlicher Rest der Aquäduktbrücke über die Urft 5,0 71 6 Kall, Aufschluss bei Urft 6,0 73 7 Kall, Aufschluss Dalbenden mit Durchlass 6,9 74 8 Kall, Aufschluss Sötenich, Ehrenmal 11,0 76 9 Kall, Trasse im Urfttal 11,6 77 10 Kall, Trasse im Bereich der Wasserscheide Rhein-Maas 14,4 78 11 , Brunnenstube Klausbrunnen bei Kallmuth 18,0 80 12 Mechernich, Trasse bei Urfey 19,4 83 13 Mechernich, Trasse bei Eiserfey 20,6 85 14 Mechernich, Aufschluss bei Eiserfey 21,4 86 15 Mechernich, Aquäduktbrücke bei Vussem 22,4 87 16 Mechernich, Trasse bei Vussem 23,1 90 17 Mechernich, Aufschluss bei Breitenbenden 25,0 91 18 Mechernich, Sinterplatte am Wasserwerk Breitenbenden 25,4 92 19 Mechernich, Aufschlüsse bei Breitenbenden 26,4 93 20 Mechernich, Ausbruchgraben bei Gut Hombusch 29,2 99 21 Mechernich, Ausbruchgraben bei den Katzensteinen 29,7 99 22 Mechernich, Ausbruchgraben im Mechernicher Wald 29,9 101 23 Mechernich, Ausbruchgraben im Mechernicher Wald 30,5 101 24 Mechernich, Ausbruchgraben im Mechernicher Wald 30,8 102 25 Mechernich, Ausbruchgraben bei Lessenich 31,6 103 26 Mechernich, Ausbruchgraben bei Lessenich 33,2 104 27 Mechernich, Trasse bei Antweiler 35,8 106 28 , Aufschluss bei Kreuzweingarten 38,5 107 29 Euskirchen, Aufschluss und Tempelchen bei Kreuzweingarten 38,9 108 30 Euskirchen, Trasse bei Kreuzweingarten 39,7 109 31 Euskirchen, Sinterverwendung in der Hardtburg 41,2 111 32 Euskirchen, Trasse bei Stotzheim 41,9 112 33 Euskirchen, Pfeilerreste in Niederkastenholz 43,1 113 34 Euskirchen, Sinterverwendung in St. Laurentius in Niederkastenholz 43,2 114 35 Euskirchen, römischer Brunnen in Niederkastenholz 43,2 115 36 Euskirchen, Trasse bei Flamersheim 45,5–45,8 116 37 Euskirchen, Trasse im Swisttal 48,8 118 38 Rheinbach, Trasse im Rodderfeld 52,2 120 39 Rheinbach, Teilstück Pützstraße 53,5 121 40 Rheinbach, Baumaterial im Wasemer Turm 53,6 122 41 Rheinbach, Baumaterial im Hexenturm 53,8 123 42 Rheinbach, Trasse „Römerkanal“ 54,4 125 43 Rheinbach/Meckenheim, Trasse auf Stadtgrenze 58,2 127 44 Meckenheim, Trasse der ehemaligen Aquäduktbrücke über den Swistbach 58,7–59,2 128 45 Meckenheim, Trasse im Swisttal 60,2 132 46 Meckenheim, Sinterplatte in St. Peter in Lüftelberg 60,7 133 47 Swisttal, Aufschluss in Buschhoven, Gaststätte „Zum Römerkanal“ 65,9 136 48 Swisttal, Trasse im Swisttal 66,4 137 49 Swisttal, Aufschluss Forsthaus Buschhoven 66,6 138 50 Swisttal/Alfter, Ausbruchgraben auf Gemeindegrenze 68,6 139 51 Alfter, Aufschluss im Kottenforst 70,0 141 52 Alfter, Ausbruchgraben im Kottenforst 70,5 143 53 Alfter, Ausbruchgraben im Kottenforst 71,4–72,2 144 54 Bornheim, Trasse im Vorgebirge bei Brenig 75,1 149 55 Bornheim, Trasse im Vorgebirge bei Waldorf 76,4 146 56 Bornheim, Baumaterial im alten Friedhof Hemmerich 78,4 148 57 Bornheim, Trasse im Vorgebirge bei Hemmerich 78,6 149 58 Bornheim, Trasse im Vorgebirge bei Walberberg 82,6 151 59 Bornheim, Aufschluss in Walberberg, Hauptstraße 83,2 152 60 Bornheim, Teilstück an der Schule, Walberberg 83,4 153 61 Bornheim, Baumaterial in St. Walburgis und im Hexenturm, Walberberg 83,5 154 62 Bornheim, Trasse im Rheintal bei Walberberg 85,0 156 63 Brühl, Fotoausstellung am Wasserturm 92,2 157 64 Hürth, Baumaterial in Burg Fischenich 100,3 159 65 Hürth, Trasse im Rheintal bei Kendenich 101,0 160 66 Hürth, Trasse im Rheintal bei Kendenich 101,0 162 67 Hürth, Teilstück Brabanter Platz 103,3 163 68 Hürth, Trasse an der Kreuzstraße 103,4–104,3 164 69 Hürth, Teilstück am Rathaus 104,7 165 70 Hürth, Trasse im Burggelände Hermülheim 105,2 167 71 Hürth, Aufschluss der Doppelleitung an der Realschule Hermülheim 106,2 168 72 Hürth, Trasse in der Berrenrather Straße in Efferen 107,0–111,3 170 73 Köln, Absetzbecken im Grüngürtel 108,7 172 74 Köln, Pfeilerstumpf Berrenrather Straße 436 in Sülz 109,5 175 75 Köln, Trasse in der Berrenrather Straße in Sülz 107,0-111,3 176

Teil III: Zur Technik des römischen Fernleitungsbaues Wasserfassungen (Brunnenstuben, Flussableitungen, Talsperren) 180 Rinnen und Rohre 185 Aquäduktbrücken 187 Tunnelbauten 195 Druckleitungsstrecken 198 Kleinbauwerke (Einstiegschächte, Sammelbecken,Tosbecken, Absetzbecken) 201 Innerstädtische Wasserverteilung und Abwasserentsorgung 204 Vermessungsmethoden beim Bau von Fernwasserleitungen 209

Literaturverzeichnis 216

Abbildungsnachweis 218

Auszug aus dem Verlagsprogramm des Eifelvereins 220

Teil I: Wasser für die Colonia Claudia Ara Agrippinensium

Einführung in die Wasserversorgung des antiken Köln

15

Die Eifelwasserleitung nach Köln war Großprojektes wird besonders deutlich mit 95,4 Kilometer einfacher Trassen- in der Überwindung der Rhein-Maas- länge eine der längsten Fernwasserlei- Wasserscheide, in der Ausfahrung der tungen im Imperium Romanum. Sie ver- Täler von Erft und Swistbach zwecks Er- sorgte vom 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. reichung des Villerückens und im Bau die Colonia Claudia Ara Agrippinen- der großen Aquäduktbrücken über die sium/Köln, die Provinzhauptstadt Erft (ca. 550 m lang) und den Swist- Niedergermaniens, mit qualitätvollem bach (ca. 1400 m lang). Mit einer Ta- Trinkwasser. Die Leitung war gleicher- gesleistung von rd. 20 000 m3 Trink- maßen Ausdruck gehobenen Lebens- wasser ist die Eifelwasserleitung nach standards wie das Ergebnis perfekten Köln ein exemplarisches Beispiel für technischen Könnens. die Infrastruktur einer antiken Groß- stadt (Abb. 1). Die Wasserversorgung des antiken Köln war in mehreren Schritten ausgebaut Obwohl auch das mittelalterliche Köln worden. Schon in der ersten Hälfte des der Wasserversorgung im großen Stil 1. Jahrhunderts hatte eine aus mehre- bedurfte, hat man die Eifelleitung in ren Quellen am Vorgebirgsrand schöp- nachrömischer Zeit nicht wieder in- fende Wasserversorgung bestanden, stand gesetzt. Statt dessen benutzte die aber die Versorgung der Stadt in ih- man den Römerkanal seit karolingi- rer ersten Blütezeit weder qualitativ scher Zeit, besonders aber im 11. bis noch mengenmäßig sicherstellen konn- 13. Jahrhundert, als Steinbruch, um te. Deshalb hat man vermutlich schon Baumaterial zu gewinnen. Besonders gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. begehrt war die Kalkablagerung, der die Leitung aus der Eifel gebaut. Kalksinter, aus dem sich marmorähnli- che Säulen, Altarplatten usw. herstel- Das Eifelwasser entsprach nicht nur len ließen. den Qualitätsansprüchen der römi- Für eine Stadt von der Größenordnung schen Bewohner Kölns, auch der Ge- und Bedeutung des römischen Köln ge- schmack dieser Zeit wurde vom kalk- hörte es ganz einfach zur Infrastruktur, haltigen Wasser aus den Quellen im über eine große Fernleitung mit fri- Gebiet der Sötenicher Kalkmulde ge- schem Trinkwasser versorgt zu werden. troffen. Deshalb erschloss man zuerst Derartige Wasserleitungen führten zu die drei Quellen bei Kallmuth, Urfey den meisten Städten im römischen Im- und Dreimühlen; in einer zweiten Bau- perium. Was den technischen Aufwand phase erweiterte man dieses System der Kölner Leitungen betrifft, so muss durch einen zum Grünen Pütz im Urfttal man sie den einfacheren Objekten zu- führenden Leitungsstrang. rechnen, denn aufwändige Tunnelbau- Die Eifelwasserleitung war als reine Ge- ten, Druckleitungsstrecken oder mehr- fälleleitung konzipiert worden. Die stöckige Brückenbauwerke suchen wir außergewöhnliche technische Leistung hier vergebens. Um derartige Inge- bei Planung und Bau dieses antiken nieurleistungen römischer Zeitstellung

17 Abb. 1: Übersichtskarte mit dem Verlauf der römischen Wasserleitungen nach Köln und der Einteilung der Kartenblätter des Wanderführers.

18 zu sehen, müssen wir schon in die süd- merkanals für die Kartierung der Trasse lichen Länder Europas, nach Nordafrika in der Deutschen Grundkarte 1:5000 oder in die Türkei reisen. Gleichwohl traten einige Fragen auf, da dieses Kar- sollen die technischen Möglichkeiten tenwerk eine Eintragung der Fundstel- römischer Ingenieure beim Fernlei- len mit hoher Genauigkeit zuließ. Das tungsbau in dieser Beschreibung nicht Bild der Höhenlinien erlaubte eine un- ausgeklammert sein, sie werden viel- gefähre Kartierung der Kanaltrasse mehr in eigenen Kapiteln am Ende die- selbst in den Bereichen, wo zwischen ser Arbeit beschrieben sein. zwei Kanalaufschlüssen diese selbst Trotz der soeben gemachten Einschrän- im Gelände nicht mehr sichtbar war. Da kungen ist auch in der Kölner Eifellei- nunmehr also die Trasse auch um jedes tung ganz sicher eine der großen Inge- kleine Seitental zu kartieren war, gab nieurleistungen der Antike zu sehen. es eine Nebenerscheinung, die gegen- Allein von ihren Ausmaßen zählt sie zu über älteren Kartierungen in kleineren den größten Römerbauten nördlich der Maßstäben unvermeidbar auftreten Alpen. In seinem Gesamtverlauf ist der musste: Die Gesamtstrecke des Kanals Kanal noch an einigen Stellen sichtbar: wurde länger, als man bisher anneh- Neben den vielen Aufschlüssen im Ge- men konnte. Aus den veralteten Län- lände seien vorweg nur die Quellfas- genangaben von knapp 80 Kilometer sungen bei Nettersheim und Mecher- wurden auf diese Weise nach den nich-Kallmuth sowie der rekonstruierte neueren Untersuchungen genauer 95,4 Brückenteil bei Mechernich-Vussem er- Kilometer. Die Gesamtlänge aller nach wähnt. Leider ist uns vom Bau der Lei- Köln gebauten Wasserleitungen ein- tung nichts Schriftliches überliefert, so schließlich der älteren Vorgebirgslei- dass wir bei all unseren Bauwerksbe- tungen ergibt sich danach übrigens zu schreibungen auf die Fundstellen im rd. 130 Kilometer. Diese Werte werden Gelände und auf die Ergebnisse der ar- sich durch die genaue Kartierung einer chäologischen Untersuchungen ange- in Zukunft neu auftretenden Fundstelle wiesen sind. Besonders W. Haberey im Kanalverlauf aber durchaus wieder hatte sich in den vier Jahrzehnten bis einmal um einige hundert Meter än- zu seiner Pensionierung Ende 1966 um dern können. die Erforschung der römischen Wasser- Die Neubearbeitung im Maßstab leitungen nach Köln verdient gemacht; 1:5000 hatte allerdings auch zur Folge, seine Publikation ist bis heute ein dass Streckenabschnitte, die man bis- brauchbarer Führer entlang der Trasse. her im kleinen Maßstab ungefähr be- Der Dokumentation des neuesten For- zeichnet hatte, nunmehr einer Klärung schungsstandes dient der vom Rheini- der genaueren Linienführung bedurf- schen Landesmuseum Bonn in der wis- ten. Dazu gehörten Abschnitte im Vor- senschaftlichen Reihe ,,Rheinische gebirge ebenso wie in der Eifel. Die Er- Ausgrabungen“ als Band 26 herausge- gebnisse dieser in den letzten Jahren gebene „Atlas der römischen Wasser- durchgeführten archäologischen Aus- leitungen nach Köln“; 1986 im Rhein- grabungen sind in der nachfolgenden land-Verlag, Pulheim-Brauweiler, er- Beschreibung mit dem Stand von 1988 schienen. berücksichtigt. Der Gesamtverlauf der römischen Was- Der Grüne Pütz und die serleitungen aus der Eifel nach Köln Leitung im Urfttal war uns in seiner groben Trassenfüh- rung natürlich seit langem bekannt. Die von den Römern für ihre Wasserlei- Erst mit der Neubearbeitung des Rö- tung aus der Eifel nach Köln benutzten

19 Quellen liegen allesamt im Gebiet der enden könne. Zum Beweis für das Ge- so genannten Sötenicher Kalkmulde. lingen seines Bauwerkes wollte er in Diese geologische Verwandtschaft der diesem Kanal eine Ente auf dem aus Quellgebiete und die Tatsache, dass der Mosel abgeleiteten Wasser nach man die Arbeit nicht scheute, eine Lei- Köln schwimmen lassen. Der Fortgang tung von fast 100 Kilometer Länge dort- dieser Sage ist klar: Eines Tages, noch hin zu bauen, hängen natürlich mit den vor der Fertigstellung des Domes, trifft Qualitätsansprüchen der Römer an gu- man beim Graben auf eine steinerne tes Trinkwasser zusammen. Rinne, aus der tatsächlich eine schnat- ternde Ente an das Tageslicht gekom- Nachdem die Kapazitäten der Quellen men sein soll. Als der erschrockene bei Urfey und Kallmuth sowie in den Dombaumeister auch noch das scha- Hausener Benden bei Weyer ausge- denfrohe Gekicher des Teufels ver- schöpft waren, hat wohl der steigende nahm, stürzte er sich voll Verzweiflung Wasserverbrauch in Köln die Römer ge- über die verlorene Wette von den Mau- zwungen, den Kallmuther Zweig der ern des Domes herab. Dieses Ereignis Leitung bis über die Wasserscheide soll der Grund gewesen sein, warum für zwischen Rhein und Maas in das Urfttal mehrere Jahrhunderte der Dombau ins hinein zu verlängern. Obwohl Reste des Stocken geriet. Den Dombaumeister Kanals von diesem Leitungszweig an nebst seinem Hund, der ihm in den Tod vielen Stellen zwischen Kallmuth und gefolgt war, hat man später in Form von Urft zu sehen waren, hatte man über Wasserspeiern verewigt. die Lage der zugehörigen Quelle lange Nun ist die Quelle als Kopfstück einer rätseln müssen. Gerade die Lage von jeden Wasserleitung ja von außerge- Leitungsaufschlüssen jenseits einer wöhnlicher Bedeutung deshalb, weil großen Wasserscheide hat im Volks- durch ihre Lage und Höhe vorgegeben glauben lange den Gedanken an eine ist, ob ihre Wasser überhaupt mittels Kanalverbindung zwischen Trier und einer Gefälleleitung zu einem Versor- Köln wachgehalten. Der Gedanke an ei- gungsgebiet transportiert werden kön- ne Überwindung der Wasserscheide nen. zwischen Rhein und Mosel war zwar schon abenteuerlich genug, aber noch Bei der Erforschung der Eifelleitung ist nichts gegenüber den Vermutungen es ein besonderes Verdienst des Kom- über den Verwendungszweck dieser merner Markscheiders C. A. Eick, den Leitung. Der Volksglaube sprach dabei äußersten Punkt des Kanals durch ge- sowohl von einer Weinleitung zwischen zielte Nachforschungen herausgefun- Trier und Köln als auch von einer den zu haben, wodurch die vielen mittels Entenpost durchgeführten volkstümlichen Vorstellungen erstmals Nachrichtenübermittlung auf diesem zurechtgerückt worden sind. Eick hatte Wege. Der Gedanke an eine bis im Urfttal nach intensiven Geländebe- Trier ausgebaute Wasserleitungsstrecke gehungen wenig unterhalb der Quelle fand sogar Aufnahme in die Kölner Grüner Pütz eine Grabung angelegt und Dombausage: Während die Mauern des dabei den überwölbten Kanal teil- Kölner Domes langsam emporwuchsen, weise intakt angetroffen. Ein weiterer soll der Teufel dem Dombaumeister ei- Grabungsschnitt oberhalb der Quelle ne Wette angeboten haben, nach der brachte keinen Befund, wodurch Eick es ihm eher gelingen würde, das Was- klar geworden war, am Grünen Pütz ser der Mosel in einem steinernen Ka- den End- (oder besser Anfangs-)punkt nal über die Eifelhöhen nach Köln zu der römischen Eifelleitung nach Köln führen, als dass jener seinen Bau voll- gefunden zu haben. Den Nachweis

20 über seine Forschungen führte Eick mit Bei der Restaurierung der Quellfassung seiner im Jahre 1867 erschienenen Pu- im Jahre 1975 konnte auch diese Zulei- blikation. tung gründlich untersucht werden. In dieser Sickerleitung muss man die ei- Aber erst 1952 konnte die eigentliche gentliche Quellfassung am Grünen Pütz Quellfassung von W. Haberey ausgegra- sehen, wogegen die Hauptfunktion der ben und untersucht werden. Das Sam- Brunnenstube darin bestand, das ge- melbecken war in seinen Fundamenten samte Wasseraufkommen zu sammeln noch erhalten, und von der Randbekrö- und es zu klären, bevor es in die Lei- nung des nach oben hin offen gewese- tung nach Köln gegeben wurde. nen Beckens fand sich im Inneren ein bearbeiteter Sandstein von 0,9 Meter An die Brunnenstube schließt der ei- Länge. Es muss sich dabei um ein End- gentliche Kanal an, der schon hier die stück der Randabdeckung gehandelt Bauart hat, die wir in seinem weiteren haben, denn es hat die Form eines Verlauf bis Köln noch in ähnlicher oder Würfels mit den Ansätzen der halbrun- abgewandelter Form wiederfinden wer- den Decksteine. Auf der Vorderseite den. Boden und Seitenwangen bilden des Würfels ist ein Gorgonenhaupt dar- eine U-förmige Rinne von 0,50 Meter gestellt, wodurch man wohl Unheil von lichter Weite und 0,90 Meter lichter Hö- dieser Quelle fernzuhalten gedachte. he, die aus Gussbeton gefertigt worden Die Hauptwassermenge wird diesem ist. Innen mit rötlichem Wasserputz Becken durch eine kleine Sickerleitung (Opus signinum) ausgekleidet, der an zugeführt, die sich talaufwärts auf 80 den Oberkanten der Seitenwangen Meter Länge am Fuße des Talhanges noch horizontal einzieht, ist der Kanal anschließt (Abb. 2 u. 3). abgedichtet und somit gegen Wasser-

Abb. 2: Wasserfassung Grüner Pütz bei Nettersheim. Blick auf das offen- liegende Fundament; links der Anschluss der Sickerleitung, rechts die Wasser- leitung nach Köln.

21 Abb. 3: Die Wasserfassung Grüner Pütz bei Nettersheim während der Rekonstruk- tionsarbeiten an den Aufbauten. verlust auf seiner fast 100 Kilometer bei seiner Wanderung talwärts Rich- langen Strecke geschützt. Der Hauptka- tung Urft nicht nur Augen für die Reste nal hat am Grünen Pütz eine Gewölbe- des Römerkanals hat, kann hier neben abdeckung aus Grauwacken und Kalk- mancherlei Anderem gar noch den Eis- steinen. Das Kanalstück ist in seinem vogel entdecken. Der Römerkanal folgt Verlauf bis zur Bahnlinie restauriert dem Tal an dessen linker Seite. Eick worden, wobei an mehreren Stellen vermutete, dass der Kanal über einen Öffnungen gelassen wurden (s. Wan- Seitenstrang noch Wasser vom Quell- derführer Nr. 2 und 3). gebiet Sieben Sprüngen im nur 500 Eick beschreibt das Urfttal im Bereich Meter unterhalb vom Grünen Pütz ein- des Oberlaufes unseres Römerkanals mündenden Seitental, welches von der recht schwärmerisch. „Die Strecke von Rickerfuhr herunterkommt, aufnahm, Rickerfuhr bis Münchenrath ist unstrei- jedoch wurden eindeutige Funde nie tig die Anmuthigste des gesamten Urft- gemacht. Im Treffpunkt beider Talsoh- thales. Die hohen Gebirgsrücken, wel- len kann man aber in der linken Ufer- che oft dicht an den Fluß herantreten böschung der Urft auch heute noch und stellenweise sehr jäh abfallen, sind zwei steinerne Kanälchen römischen überall mit dichter Buchen- und Eichen- waldung besetzt, während freundliche Ursprunges sehen, aus denen der Urft Gartenfelder und bunte Wiesenteppi- klares Quellwasser zuströmt. Diese Ka- che die Ufer des Flüßchens bekränzen.“ näle liegen quer zur Trasse des Römer- Und trotz der inzwischen im Talverlauf kanals, und ihrer Höhenlage nach be- gebauten Eisenbahnlinie Köln-Trier ist finden sie sich unter diesem. Sie haben die in Eicks Worten anklingende Anmut vermutlich eine Dränagefunktion ge- der Landschaft noch voll erhalten. Wer habt, um die Oberflächenwasser des

22 Seitentales unter dem Römerkanal hin- lässt sich im Nordhang des Urfttales durch in die Urft abzuleiten. nahe der gleichnamigen Ortschaft die Nach einem weiteren Kilometer wech- Trassenführung im Gelände auch von selt die römische Wasserleitung von einem Laien gut verfolgen. Oberhalb der linken zur rechten Seite des Urftta- der Burg Dalbenden, gerade erst 3 Kilo- les, und zwar im Scheitelpunkt einer meter unterhalb der Quellfassung Grü- fast geschlossenen Urftschleife. An die- ner Pütz, befindet sich die Sohle des ser ist die Urft durch ein Wehr aufge- Kanals schon etwa 15 Meter über dem staut, um Wasser für einen alten Müh- Wasserspiegel der Urft. Die Römer ha- lengraben abzuzweigen (s. Wanderfüh- ben der Rinne mit ca. 0,15 Prozent im rer Nr. 5). Durchaus denkbar ist, dass Anfangsverlauf also ein wesentlich man beim Bau des Wehres die Reste schwächeres Gefälle gegeben, als es der römischen Aquäduktbrücke mitbe- von der natürlichen Talsohle vorgege- nutzte. Da das Wehr aber zwischenzeit- ben war. Einer der Hauptgründe hierfür lich schon mehrfach zerstört und war, dass sich das Quellgebiet am Grü- wiederaufgebaut wurde, ist ihm ein nen Pütz nicht im Einzugsbereich des möglicherweise römischer Ursprung Rheins befindet, denn die Urft entwäs- nicht anzusehen. Der Römerkanal ge- sert über die Rur in die Maas. Um also winnt im rechten Talhang der Urft das beim Grünen Pütz gewonnene schnell an Höhe und ist bis Kall-Urft Trinkwasser nach Köln zu transportie- noch an verschiedenen Stellen einzu- ren, musste die Leitung die Wasser- sehen (s. Wanderführer Nr. 6). scheide zwischen Rhein und Maas Bedingt durch den ausgezeichneten Er- überwinden. Unter Ausnutzung des zur haltungszustand des Römerkanals, Verfügung stehenden natürlichen Ge-

Abb. 4: Die teilweise zerstörte Wasserleitungsrinne bei Kall-Urft. Bei der Anlage ei- nes Weges wurde 1959 die Eifelwasserleitung freigelegt, sie ist hier heute noch zu- gänglich.

23 Abb. 5: Zwei Generationen von Fernleitungen begegnen sich: Bei Kall-Scheven durchschneidet die Trasse einer Ferngasleitung die Eifelwasserleitung. fälles blieb bei den gegebenen Um- dischen Verlauf war der Aquädukt ge- ständen nur eine einzige – und zwar gen Frost und Zerstörung geschützt. die schließlich verwirklichte – Möglich- Jedes quer zum Kanalverlauf liegende keit der Trassenführung. Wenn wir im Seitental stellte den bauausführenden Verlauf der Wasserleitungen nach Köln Ingenieur vor das Problem, dieses Hin- auch technische Finessen wie Tunnel- dernis durch ein Brückenbauwerk zu oder Druckleitungen vermissen, so überwinden oder es durch eine ent- müssen wir die Leistung, eine solche sprechend verlängerte Trasse zu um- Wasserscheide durch geschickte Aus- fahren, wobei dann anstelle einer auf- wahl des Geländes zu überwinden, wändigen Aquäduktbrücke im Scheitel- doch recht hoch einschätzen. punkt des Tales allenfalls noch ein klei- ner Durchlass obertägig zu errichten Bei Urft, zwischen der Landstraße nach war. Keldenich (L 22) und der Burg Dalben- Der Streckenabschnitt bei Urft ist be- den an der Landstraße nach Kall sonders deshalb interessant, weil wir (L 204), können wir bei verschiedenen hier einmal beide Lösungsmöglichkei- Aufschlüssen in die Leitung Einblick ten im Leitungsverlauf nacheinander nehmen (Abb 4). Streckenweise ist erkennen können. Das im Zuge der zwar nur noch die bergseitige Kanal- Landstraße nach Keldenich nordwärts wange erhalten, dadurch ist aber die einziehende Tal konnte im Zuge des Bauweise besonders gut erkennbar: ei- Neuausbaues der L 22 auf den Trassen- ne U-förmige Rinne wurde in einer aus- verlauf des Römerkanals hin unter- gehobenen Baugrube aus Gussbeton sucht werden. Dabei zeigte sich, dass errichtet und mit wasserdichtem Putz der Kanal unter Ausnutzung des natür- (Opus signinum) innen verkleidet. Das lichen Gefälles das Tal bis zur erforder- aufgesetzte Gewölbe trägt das nach lichen Tiefe unterirdisch ausfährt und Fertigstellung des Kanals wieder in die die Oberflächenwasser auf diese Weise Baugrube eingefüllte Erdreich; danach nicht mit ihm in Berührung kommen. war der Kanal nur noch an einer kleinen Terrasse im Hang zu erkennen. Durch Anders sieht es gut 500 Meter westlich seinen über weiteste Strecken unterir- von dieser Stelle aus. Hier führt ein

24 kleiner Siefen nach Regenfällen das In seinem weiteren Verlauf ist der Rö- Wasser vom Hang der Urft zu. Im Tras- merkanal kurz vor der Ortschaft Söte- senverlauf des Römerkanals ist dieses nich ein Opfer der Steinbruchtätigkeit kleine Hindernis überhaupt nicht zu be- für das dortige Zementwerk geworden. merken, denn ohne die Richtung auch Gleichwohl war der Kanal durch diese nur um einen Zentimeter zu verlassen, Abbruchtätigkeit mannigfach zu unter- tritt die Leitung für ein paar Meter an suchen. Verschiedene Teilstücke konn- das Tageslicht, und ein kleiner Durch- ten in Sötenich ausgebaut werden und lass ermöglicht den ungehinderten sind heute in Aachen, Andernach, Es- Durchfluss des Hangwassers (s. Wan- sen, Mechernich, München und sogar derführer Nr. 7). in Chicago zu besichtigen. Vor die Wahl gestellt, ein Seitental zu Östlich von Kall verlässt der Römerka- überbrücken oder auszufahren, war die nal mit seiner Trasse das Urfttal, um die Entscheidungsfreiheit des römischen Wasserscheide zwischen Maas und Ingenieurs ganz sicher besonders Rhein zu überschreiten (Abb. 5). Bei durch die zu erwartenden Baukosten Mechernich-Kallmuth trifft dieser Lei- eingeengt. Nicht außer acht lassen tungsstrang auf den zu seiner Bauzeit durfte er zudem, dass das Ausfahren bereits bestehenden Kanal beim Klaus- eines Seitentales einen erheblichen brunnen. Teil der zur Verfügung stehenden Fall- höhe (= Energiehöhe) kostete. War die- Die Leitungen zum Sammelbecken se knapp bemessen, konnte trotz hö- Eiserfey herer Baukosten die Errichtung einer In den Hausener Benden oberhalb der Aquäduktbrücke zur Talüberquerung Ortschaft Dreimühlen nutzt man heute unabdingbar sein. noch das Wasser des Römerkanals für

Abb. 6: Römische Brunnenstube Klausbrunnen bei Mechernich-Kallmuth während der Ausgrabung 1959.

25 Abb. 7: Aquäduktbrücke über den ehemals hier verlaufenden Kallmuther Bach bei Mechernich-Vollem; Ausgrabungsbefund von 1981. die moderne Wasserversorgung: Bei in die Hände kommt, existieren weiter- der Anlage eines Brunnenschachtes gehende Nachrichten zu diesem Fund- war man 1938 auf die noch intakte rö- komplex nicht. Dieses Foto war aber mische Wasserleitung gestoßen, aus der Anlass, die Fundstelle im Jahre der man das Wasser auf einfache Weise 1953 archäologisch zu untersuchen (s. in das moderne Rohrnetz überleiten Wanderführer Nr. 11) (Abb. 6). konnte. Die Ausgrabungen, die der Untersu- Der andere der beiden auf Eiserfey zu- chung des Treffpunktes der KalImuther laufenden Stränge folgt von Kallmuth Leitung mit dem aus Mechernich-Urfey aus dem Tal des Kallmuther Baches, kommenden Strang galten, wurden im um sich vor Mechernich-Vollem mit Jahre 1981 oberhalb von Vollem beim dem aus Urfey kommenden Leitungs- ehemaligen Sägewerk durchgeführt. zweig zu vereinigen. Der Kallmuther Hier wurde die lichte Weite des Kall- Zweig beginnt bei den Quellen unter- muther Kanals wieder, wie direkt unter- halb der Ortschaft. Die Geschichte der halb der Quellfassung am Klausbrun- Entdeckung der dortigen römischen nen auch, zu 0,42 Meter ermittelt. Vom Quellfassung zeigt einmal mehr, auf Vollemer Treffpunkt bis zum Sammel- welchen verschlungenen Pfaden die ar- becken von Eiserfey haben die Römer chäologische Spurensicherung oftmals dem Kanal dann ein erweitertes Profil zum Ziele kommt: Ein 1930 bei Bauar- von 0,50 Meter lichter Weite gegeben. beiten für eine moderne Quellfassung gemachtes Amateurfoto zeigt einen Im Bereich der Ausgrabungen nach Bauarbeiter auf römischem Mauerwerk. dem Leitungsknoten bei Vollem konnte Als Jahre später dem Leiter des Schlei- zudem die fast vollständig erhaltene dener Kulturamtes, H. Kölsch, das Foto Aquäduktbrücke über den Kallmuther

26 Bach ausgegraben werden (Abb. 7 u. allmählich auf die lichte Weite von 0,50 8). Die darüber geführte Leitung mit ei- Meter, die der gemeinsame Kanal bis ner lichten Weite von ebenfalls nur Eiserfey auch beibehält. 0,42 Meter und 0,50–0,52 Meter lich- ter Höhe war mit Sandsteinplatten ab- Die Aquäduktbrücke über den Kallmut- gedeckt und im Inneren rundum versin- her Bach konnte nach den Ausgrabun- tert. Ein derartiger Befund ist für eine gen nicht offengehalten werden, da die Freispiegelleitung natürlich außerge- finanziellen Mittel für die Konservie- rung und einen Schutzbau fehlten. Es wöhnlich und lässt nur den Schluss zu, handelte sich um eine der vielen klei- dass dieses Kanalprofil noch aus der neren Brücken im Kanalverlauf zur ersten Bauphase der Eifelwasserleitung Überwindung von Seitentälern oder stammt und für das Wasserdargebot le- -bächen, die an anderen Stellen zwar diglich des Klausbrunnens dimensio- auch schon gefunden worden sind, de- niert war. Die zusätzlichen Wassermen- ren Erhaltungszustand aber nirgendwo gen vom Grünen Pütz bei Nettersheim so vorzüglich war wie hier am Kall- konnte dieses Leitungsprofil nicht auch muther Bach. noch ohne weiteres verkraften, wes- halb es zu einer hundertprozentigen Durch eine zwischenzeitliche Verlage- Ausnutzung des Leitungsprofiles und rung des Bachlaufes liegt die Brücke der daraus resultierenden Rundum- heute im trockenen Erdreich. Diesem versinterung kommen musste. Kurz vor Umstand ist wohl auch ihr guter Erhal- dem Treffpunkt mit dem Kanal aus Ur- tungszustand zu verdanken. Die Brücke fey erweitert sich der Kallmuther Strang ist 7,3 Meter lang, 1,79 Meter breit und

Abb. 8: Die Wasserleitung auf der Aquäduktbrücke von Mechernich-Vollem; Aus- grabungsbefund von 1981.

27 Abb. 9: Sammelbecken für zwei Leitungsstränge in Mechernich-Eiserfey; Ausgra- bungsbefund von 1959.

hat eine Durchlassweite für den Bach worden (s. Wanderführer Nr. 13). Das von 1,12 Meter. Die Widerlager auf bei- Sammelbecken hat einen Durchmesser den Seiten des Durchlasses bestehen von 3,05 Meter im Inneren und ist mit aus zwei mächtigen Sandsteinblöcken roten Ziegelplatten von 0,19 x 0,42 Me- von 1,79 x 0,74 x 0,59 Meter, die das ter ausgelegt (Abb. 9). Der von Drei- Brückengewölbe tragen. Von ganz be- mühlen zulaufende Kanal hat eine lich- sonderem Interesse ist noch der Be- te Weite von 0,54 Meter; der von Kall- fund, dass die Ausrichtung der Brücke muth/Urfey kommende Kanal war am von der Richtung der darauf gebauten Sammelbecken zerstört, seine lichte wasserführenden Rinne über die ge- Weite konnte aber 1981 nur wenige samte Länge um 0,17 Meter abweicht, Meter oberhalb des Sammelbeckens wodurch die alte Vermutung, dass der- in einem Kanalgraben im Verlauf der artige Bauwerke von verschiedenen B 477 mit 0,50 Meter ermittelt werden. Bautrupps zeitlich unabhängig vonein- Dabei zeigte sich weiterhin, dass die- ander errichtet wurden, bekräftigt wird. ser Zweig, ebenso wie der aus Drei- In Mechernich-Eiserfey wurde im Jahre mühlen kommende, nicht überwölbt 1959 auch das gut erhaltene Sammel- war, sondern eine Abdeckung vermut- becken der zwei aus Dreimühlen und lich aus Sandsteinplatten gehabt hatte. Kallmuth/Urfey kommenden Zuleitun- Der gemeinsame Abfluss nach Köln ist gen ausgegraben. Es befindet sich im entsprechend der größeren zu bewälti- spitzen Winkel zwischen der B 477 und genden Wassermenge mit 0,76 Meter der nach Osten abzweigenden Seiten- deutlich breiter dimensioniert. Diese straße gelegenen Gartengrundstückes Hauptleitung ist mit einem Gewölbe und ist im Jahre 2004 wieder freigelegt nach oben verschlossen worden. Von und mit einem Schutzbau versehen der ehemaligen Randbekrönung des

28 Sammelbeckens aus halbrunden Sand- (Abb. 10). Mitte des vorigen Jahrhun- steinen wurden bei der Ausgrabung ei- derts war vom alten Bestand durchaus nige Stücke gefunden. noch mehr zu sehen, denn Eick berich- tet 1867, dass die Aquäduktbrücke Die Hauptleitung nach Köln selbst „heute nur noch in den Sub- Am nördlichen Ortsende von Eiserfey struktionen an beiden Abhängen und biegt der Wanderer von der B 477 dem in der Mitte des Thales befind- (Hauserbachstraße) genau gegenüber lichen Pfeilerfundamente erkenntlich“ der von Kallmuth kommenden Kreis- sei; „jedoch erinnern sich ältere Leute straße nach Osten ab. Der Weg endet der Umgebung, daß hoch anstehende schon nach gut 100 Metern, und man Trümmer der Bögen noch vorhanden folgt der Querverbindung nach links, waren“. Clever hatte in den achtziger Richtung Vussem. Nach 450 Metern fin- Jahren des 19. Jahrhunderts schon ein- det man rechter Hand einen schönen mal Ausgrabungen in diesem Tal vorge- Aufschluss des römischen Hauptkanals nommen und die Grundmauern von nach Köln (s. Wanderführer Nr. 14). sechs Pfeilern der Brücke nachgewie- sen. Die erste wissenschaftlich exakte Das heute nahe dem Sportplatz von Untersuchung hat allerdings erst W. Ha- Mechernich-Vussem sichtbare Teilstück berey im Jahre 1959 vorgenommen, die einer Aquäduktbrücke ist das Ergebnis dann schließlich auch zu der Teilrekon- einer Rekonstruktion von 1960/61 struktion geführt hat, die wir heute im über einem Ausgrabungsbefund. Vor Gelände betrachten können (s. Wan- der Ausgrabung waren von der römi- derführer Nr. 15). schen Brücke in diesem Bereich nur noch die Stümpfe von drei ehemaligen Im Gelände ist der Kanalverlauf be- Pfeilern im Gelände auszumachen sonders im Anschluss an die Brücke

Abb. 10: Pfeilerstümpfe der Aquäduktbrücke Mechernich-Vussem im Ausgrabungs- befund vor der Rekonstruktion (1957).

29 Abb. 11: Bei Breitenbenden geborgenes Teilstück der Eifelwasserleitung, heute im Mechernicher Mühlenpark wiederaufgestellt. hervorragend zu verfolgen, da hier so- vor Frost und Zerstörung zu schützen, gar heute noch die römische Baustraße die Terrasse hat man aber erhalten und sichtbar geblieben ist. Hier kann man zu einem den Kanal begleitenden Ar- sich den Arbeitsablauf auf einer sol- beitsweg umfunktioniert. Jahrhunderte chen römischen Baustelle lebhaft vor- später, vornehmlich im 11. bis 13. Jahr- stellen; denn nach der Abholzung und hundert, hat man diese Straße beim der Trassenabsteckung durch den Gro- Ausbruch des Kanalmauerwerkes zur matiker (= römischer Vermessungs- baulichen Wiederverwendung natürlich fachmann) wurde erst einmal eine Ar- gern ein zweites Mal benutzt. Im bergi- beitsterrasse in den Hang gearbeitet. gen Teil der Strecke, wie auch hier im Darin wurde dann auf der Hangseite östlichen Anschluss an die Vussemer der Graben für den Kanal eingetieft, Aquäduktbrücke, ist der Kanalverlauf und auf ihr wurde das erforderliche oftmals nur noch an diesem erhalten Baumaterial transportiert und bearbei- gebliebenen römischen Arbeitsweg im tet. Nach dem Ausbau der Strecke wur- Gelände erkennbar. Knapp 100 Meter de der Kanal zwar zugeschüttet, um ihn im Anschluss an die Brücke ist der Rest

30 eines der vielen Einstiegschächte zu in die Bauweise dieses Streckenab- besichtigen, die den Römern ehemals schnittes möglich. Wir finden hier an wohl zu Revisions- und Reinigungszwe- den Innenwänden wieder ein vorzüg- cken gedient haben. lich gearbeitetes Quadermauerwerk aus Bruchsteinen vor, dessen Fugen Im weiteren Verlauf der Trasse finden sogar heute noch einen deutlichen Fu- wir einen sehr anschaulichen Auf- genstrich aufweisen. Das Gewölbe ist schluss bei Mechernich-Breitenben- über einem Lehrgerüst gesetzt worden, den. Oberhalb des Ortes, an der ehe- von dessen Schalbrettern man die Ab- maligen Straße nach Holzheim (Mün- drücke an der Unterseite sehen kann stereifeler Straße), ist ein guter Einblick (s. Wanderführer Nr. 17).

Abb. 12: Freilegung eines längeren Teilstückes der Eifelwasserleitung bei Mecher- nich-Breitenbenden. Der Kanal musste hier einem Brückenbauwerk weichen; er wurde stückweise ausgebaut und an anderen Orten wiederaufgestellt.

31 Abb. 13: Römische Arbeitsterrasse und mittelalterlicher Ausbruchgraben der Eifel- wasserleitung im Hombusch bei Mechernich.

In seinem anschließenden Verlauf den, Xanten und Zülpich (Abb. 11). Der macht der Kanal einen weiten Bogen in Kanal war an dieser Stelle vorzüglich das Krebsbachtal hinein (bei Eick 1867 erhalten, und das abgeschnittene Ende noch „Krohbachtal“ benannt) und war der Leitung an der Ausbruchstelle ist bis zum Bau der Umgehungsstraße heute anschaulich präpariert (s. Wan- L 165 im Gegenhang deutlich zu verfol- derführer Nr. 19 a). gen. Der Bau der Krebsbachtalbrücke Vor dem Ausbau war der Kanal auf einer im Zuge der L 165 mit der Errichtung Länge von etwa 70 Metern freigelegt des nördlichen Widerlagers genau auf worden; dabei wurde sein in einem wei- der Trasse des Römerkanals hatte ten Bogen entlang dem Talhang geführ- schon aus statischen Gründen den ter Verlauf sichtbar (Abb. 12). Auch an Ausbruch des antiken Baukörpers er- dieser Stelle wurde die hangseitige Drä- forderlich gemacht. Da für Teilstücke nage freigelegt: lose aufgeschichtete des Kanals aus diesem Abschnitt, in Grauwackeplatten ließen das Hangwas- dem auch noch ein Einstiegschacht vor- ser durchsickern, bis es von einem klei- handen war, genügend finanzkräftige nen Dränagekanal, der das Bauwerk in Interessenten gemeldet waren, wurden Sohlenhöhle begleitete, aufgenommen im Jahre 1979 in einer großen von A. und abgeleitet werden konnte. Jürgens geleiteten Bergeaktion mehrere Teilstücke aus dem Boden genommen Der Verlauf des Römerkanals im Krebs- und in öffentlichen Anlagen anderen- bachtal war schon 1959 von P. J. Tholen orts wieder aufgestellt. Teilstücke aus topographisch aufgenommen worden. Breitenbenden befinden sich heute in Im gleichen Jahr wurden von W. Habe- Bergheim, Bonn, Brühl, Köln, Mecher- rey Ausgrabungen vorgenommen, von nich, Nettersheim, Rheinbach, Schlei- denen besonders die Freilegung einer

32 kleinen Aquäduktbrücke über ein Sei- cke im Kanalinneren auf der Sohle und tental des Krebsbaches erwähnt wer- vor den Wandflächen 5 bis 7 Zentime- den soll. Die Grabung brachte eine ter starke Ziegelplatten eingebracht mit Sandsteinhandquadern verkleidete hatte, die zusätzlich mit rotem Wasser- kleine Brücke zutage, die einen über- putz abgedichtet worden waren. Auf wölbten Durchlass von 1,18 Meter lich- diese Weise war allerdings nicht zu ver- ter Weite hatte. Anders als bei der etwa hindern gewesen, dass sich der Quer- gleich großen Aquäduktbrücke über schnitt des Kanals im Bereich der Flick- den Kallmuther Bach bei Mechernich- stelle verengte; die gleich dicke Sinter- Vollem (s. S. 27) war hier am Krebs- schicht im anschließenden Kanal lässt bach der Brückenbogen allerdings auf ein frühes Datum der Reparatur nicht mehr voll erhalten. Setzungen im schließen. Mauerwerk scheinen schon bald nach Auch die in diesem Streckenabschnitt der Errichtung der Brücke zu Rissen häufige Anzahl der Einstiegschächte und damit zu Undichtigkeiten geführt lässt auf schon während der Bauzeit er- zu haben, so dass man zur Schadenbe- kannte Geländeschwierigkeiten schlie- hebung auf einer 4 Meter langen Stre- ßen: Es wurden allein auf der Nordseite

Abb. 14: Übersichtsplan über die verschiedenen Trassen im Bereich Grüner Winkel bei Mechernich-Lessenich.

33 Abb. 15: Blick auf das sauber verputzte Gewölbe der Eifelleitung bei Mechernich- Lessenich; rechts neben dem Kanal eine Dränage zur Ableitung von Oberflächen- wasser. des Krebsbachtales drei Einstieg- nach Köln, in denen die Trasse im Ge- schächte sicher und zwei weitere unsi- lände an bestimmten Merkmalen noch cher erkannt. Im direkt vor der o. g. kilometerlang zusammenhängend zu Brücke gelegenen Einstiegschacht erkennen ist. Ist es in dem an Swisttal- konnte bei der Ausgrabung eine 0,15 Buschhoven anschließenden Kotten- Meter hohe Stufe in der Sohle des Ka- forst der noch heute offen liegende nals freigelegt werden. Da diese direkt Ausbruchgraben, so kann man bei Kall unter einem Schacht gefunden wurde, und Mechernich den Kanalverlauf noch vermutete Haberey hier ein kleines Ab- über weite Strecken auf der römischen satzbecken. Die Längsausdehnung ei- Arbeitsstraße verfolgen (Abb. 13). Man nes solchen Beckens war allerdings merkt gleich, dass dieser Umstand mit nicht zu ermitteln gewesen, wodurch der jahrhundertealten Nutzung des um- die Frage nach der Bedeutung dieser liegenden Geländes zu tun hat, denn in Stufe damals nicht klärend zu beant- allen drei Fällen finden wir ausgedehn- worten war. Nach heutigem For- te Hochwälder vor. schungsstand wissen wir, dass auf die- se Weise in einer Anschlussstelle Die Doppelleitung bei Mechernich- zweier Baulose die Unterschiede in der Lessenich Sohlenhöhe der Bauwerksabschnitte Die kilometerlang im Gelände noch gut überwunden worden sind (s. hierzu erkennbare Trasse bei Mechernich ist auch S. 211). durch den Bau der neuen Autobahn A 1 von Köln nach Trier zwar empfindlich Es gibt eigentlich nur drei Strecken im gestört, durch die im Bereich der Auto- Verlauf der römischen Wasserleitungen bahnbaustelle notwendig gewordenen

34 Ausgrabungen waren allerdings auch nun das folgende Bild der Trassenver- Einblicke in den römischen Baubetrieb hältnisse in diesem Streckenabschnitt zu nehmen und dabei erhebliche zusammenfügen: Geplante und in An- Schwierigkeiten der Römer beim Aus- griff genommene Trasse war die über bau dieses Streckenabschnittes nach- den Sattel des Bergspornes verlaufen- zuweisen. de Linie, die leitungsaufwärts ihre Fort- Folgt man dem Kanal nämlich von ei- setzung in dem talseitigen Graben fin- nem Punkt in der Trasse oberhalb der det. Diese Trasse folgt nämlich einer Katzensteine bei Mechernich-Katzvey gleichmäßigen, einer plausiblen Linie leitungsabwärts (nach Nordosten), so durch die Landschaft. Diese Linienfüh- kann man schon nach wenigen Metern rung über den Berg erforderte jedoch eine Besonderheit entdecken, die einen Tunnelbau oder einen Gelände- schließlich die Ausgrabungen unter der einschnitt von bis zu 8 Meter Tiefe. In A-1-Baustelle besonders aufschluss- diesem Fall wählte man den Gelände- reich machen sollten. Haben wir bis zu einschnitt mit seinen gewaltigen Erdar- diesem Punkt nur die deutliche Arbeits- beiten als Bauverfahren, und dabei terrasse verfolgen können, so teilt sich hatte es wohl erhebliche Schwierigkei- hier die Trasse plötzlich, und wir finden ten im Baufortschritt gegeben. Jeden- im Gelände auf 1,5 Kilometer zwei falls scheint der Kanal oberhalb und mehr oder weniger parallel verlaufende unterhalb dieses Geländeeinschnittes Gräben vor, deren bergseitiger an ver- schon betriebsbereit gewesen zu sein, schiedenen Stellen einen Einblick in als man am Grünen Winkel noch mit die ausgebaute Kanalröhre zulässt (s. den Erdarbeiten beschäftigt war. Des- Wanderführer Nr. 22 u. 23). halb wurde zur Überbrückung der Bau- zeit eine weit oberhalb des Grünen Der talseitige Graben folgt dem berg- Winkels beginnende provisorische Lei- seitigen in parallelem Abstand von tung in Betrieb genommen, die vor dem höchstens 30 Meter. Auf einen Zu- Bergdurchstich die ursprüngliche Tras- sammenhang zwischen beiden Gräben se verließ und um den Berg herumge- lässt sich schon bei der Geländebege- führt wurde. Diese provisorische Lei- hung schließen, da beide bei der Über- tung verlegte man einfach in dem für querung von Seitentälchen dieselben den Steinkanal bereits ausgehobenen Brückenbauwerke benutzen. Beide Grä- Graben; zwecks Umgehung der Bau- ben stoßen hinter dem Autobahndamm stelle wurde ein kleiner Graben um den der A 1 an den westlichen Hang eines Bergsporn Grüner Winkel herum zu- Bergspornes von bis zu 13 Meter Ge- sätzlich angelegt (s. Wanderführer Nr. ländehöhe („Am Grünen Winkel“) (Abb. 25). Nun konnte die Wasserversorgung 14). Der talseitige Graben verzweigt Kölns für den die Bauzeit am Grünen sich vorher und ist um den Bergsporn Winkel überbrückenden Zeitraum in Be- herum noch einige hundert Meter zu trieb genommen und gleichzeitig weiter verfolgen (s. Wanderführer Nr. 25). am Durchstich gearbeitet werden. Im Osthang des Bergspornes tritt in ei- ner Viehweide auf halber Höhe ein mar- Am oberen Anschlusspunkt der provi- kanter Graben zutage. sorischen Leitung beginnend, wurde Die Ausgrabung von 1980 brachte nur nun die Trasse für die endgültige Lei- im bergseitigen Graben den in Stein tung zur Bergseite verlegt und darin der ausgebauten Kanal ans Licht, der tal- Steinkanal errichtet. Im Westhang des seitige zeigte nur ein verfülltes Graben- Bergspornes Grüner Winkel, kurz nach profil. Durch die bei den Ausgrabungen dem Abknicken der provisorischen Lei- gewonnenen Erkenntnisse lässt sich tung, bog der Steinkanal wieder auf die

35 Abb. 16: Tosbecken bei Mechernich-Lessenich. Der Höhenunterschied der Gewöl- bescheitel macht die Baulosgrenze deutlich. ursprüngliche Planungslinie ein (Abb. halten war, wurde alsbald augen- 15). Nach dessen endgültiger Fertig- scheinlich, dass die Gewölbeoberkan- stellung wurde die provisorische Lei- ten einen Höhenunterschied von etwa tung entbehrlich und wieder ausge- 40 cm aufwiesen, der nicht stetig, son- baut. Möglicherweise war sie als Holz- dern an dieser Stelle abrupt überwun- rinne gefertigt, denn im Ausbruchgra- den zu sein schien (Abb. 16). Bei der ben findet sich nur wenig Steinmateri- weiteren Freilegung des Kanalinneren al. zeigte sich, dass die Kanalwangen an dieser Stelle nach beiden Seiten aus- Der Nachweis von Baulosgrenzen buchteten. Der Höhenunterschied in Neben dem Steinkanal, bei dem auch der Sohle der Leitung ergab sich bei hier noch die übliche bergseitige Drä- der Ausgrabung mit genau 0,38 Meter, nage gefunden wurde, konnte bei Les- er war nicht durch den Einbau einer senich aber auch ein bisher einzigarti- einfachen Stufe überwunden worden, ges kleines Tosbecken freigelegt wer- sondern man hatte dazu ein 1,185 Me- den: Vor der Ausgrabung deutete auf ter (= 4 römische Fuß) Ianges und 0,14 der Ostseite des Bergspornes Grüner Meter tiefes zweistufiges Tosbecken Winkel eine feuchte Stelle in der Weide zwischengeschaltet. Durch diese Ver- auf den unterirdischen Verlauf des Ka- größerung des Leitungsquerschnittes nals hin. Bei der Anlage des Ausgra- nach den Seiten und nach unten wurde bungsschnittes kam an dieser Stelle die an einer solchen Sohlenstufe durch das intakte Bauwerk zutage, nur sein das Überleiten des Wassers freiwerden- Gewölbe war eingestürzt. Da im West- de Energie an einer Sollstelle vernichtet und Ostprofil dieses Schnittes das Ge- und somit eine Beschädigung des Bau- wölbe allerdings noch hervorragend er- werkes verhindert (Abb. 17 u. 18).

36 Der Befund wurde nach der Ausgra- handelt hatte, war deren Ausbau in ei- bung wieder zugeschüttet. nem Zuge durchgeführt worden, wobei man an den Kontrollpunkten festge- Das Vorhandensein eines solchen Tos- stellte Absteckfehler beim Ausbau der beckens im Verlauf einer römischen Anschlussstrecken ausgeglichen hatte. Fernwasserleitung war nur nach einge- Der Ausbau der Trasse einer Fernwas- henden Studien zum Baubetrieb auf serleitung, wie sie in der Eifel geplant einer antiken Großbaustelle erklärbar. gewesen war, konnte nicht nach einem Man war zwar auch bisher schon davon solchen Verfahren verwirklicht werden. ausgegangen, dass eine Trasse von fast Allein um die Bauzeit zu verkürzen, war 100 Kilometer Länge nicht in fortschrei- hier die Einteilung der Gesamttrasse in tendem Baubetrieb errichtet worden mehrere Baulose zwingend erforder- sein konnte, aber der archäologische lich. Die Aufdeckung des Tosbeckens Nachweis über die Einteilung der Ge- von Mechernich-Lessenich hat nun samttrasse in mehrere Baulose war bis- erstmals einen Einblick in diesen wich- her noch bei keiner der großen römi- tigen Teilbereich von Planung und Tras- schen Fernwasserleitungen gelungen. sierung römischer Wasserleitungen er- Bei der kleinen römischen Wasserlei- möglicht. tung für das antike Siga in Algerien war zwar auch schon einmal der Nachweis Hier in Lessenich war man offensicht- einer Trasseneinteilung für die Gefälle- lich beim Ausbau des Endstückes eines absteckung gelungen. Da es sich dort Bauloses auf den Anfang des An- aber um eine relativ kurze Trasse ge- schlussbauloses gestoßen. Da man

Abb. 17: Tosbecken bei Mechernich- Lessenich. Durch Ausbuch- ten der Leitungswangen ist der Querschnitt künstlich vergrößert worden.

37 Abb. 18: Blick in das Tosbecken von Mechernich-Lessenich ge- gen die Fließrichtung des Wassers. Die Stufe am Be- ginn des Beckens ist stark übersintert. hier nun auf einen bereits betriebsfer- blemlos von einem Baulos zum näch- tig ausgebauten Wasserleitungskanal sten über. Bei größeren Höhenfehlern getroffen war, war der verfahrensbe- hätte diese Lösung allerdings zu Pro- dingte Höhenfehler, der sich beim Aus- blemen führen können, da es durch die bau der Trasse unvermeidbar ergeben an dieser Stelle freiwerdenden Kräfte hatte, im Anschlussbaulos nicht mehr des Wassers zu Beschädigungen am auszugleichen gewesen. Man hätte Bauwerk hätte kommen können. Diese den Fehlerausgleich auch in den letz- zerstörerischen Kräfte des Wassers ten Metern beim Bau der Sohle im obe- wollte man deshalb an einer Sollstelle ren Baulos unterbringen können, ent- im Kanal vernichten und errichtete ein schied sich statt dessen aber für eine eigens zu diesem Zweck verstärktes andere Möglichkeit. Man führte die Kleinbauwerk in der Baulosgrenze. Das Sohle mit dem einmal abgesteckten bei Mechernich-Lessenich aufgedeckte Gefälle bis an den Anfang des anschlie- Tosbecken hatte diesem Zweck ge- ßenden Bauloses heran und sorgte dient: Die Leitungssohle des oberen dann für den Ausgleich des Höhenfeh- Bauloses war beim Ausbau um 0,38 lers im Punkt der Baulosgrenze. Der Meter zu hoch auf das Anschlussbau- Ausbau der Sohle in diesem Punkt rich- los getroffen, und diesen Fehler hatte tete sich nach der Höhe des Fehlers. man mittels eines technischen Kunst- Lag dieser im Zentimeter-Bereich, so kniffes auszugleichen. Über diesem baute man in die Leitungssohle einfach Tosbecken war das Gewölbe des Ka- eine entsprechend hohe Stufe ein und nals für den Einbau eines Einstieg- leitete auf diese Weise das Wasser pro- schachtes ausgespart worden, um eine

38 Kontrolle der Funktion des Tosbeckens henversprung der Sohle nicht etwa zu ermöglichen. durch einen Messfehler verursacht wor- den ist, sondern vielmehr ein Ergebnis Die Entdeckung des Lessenicher Tosbe- des Vermessungsverfahrens bei der Ab- ckens ließ auch einen älteren archäolo- steckung des Gefälles ist. gischen Fund in einem neuen Licht er- scheinen. Eine bei Breitenbenden im Da sich der Leitungsabschnitt oberhalb Jahre 1959 freigelegte Höhenstufe in der Baulosgrenze bei Breitenbenden der Sohle (s. S. 34) war damals noch bis zum Sammelbecken Eiserfey zu als Teil eines kleinen Absetzbeckens 4440 Meter ergibt (= 15 000 römische zur Klärung des Wassers gedeutet wor- Fuß = 3 römische Meilen), scheint es den. Nach unseren neuen Erkenntnis- sich auch bei diesem Abschnitt um ein sen können wir nun auch in diesem Fall Baulos gehandelt zu haben. Bringen sagen, dass es sich bei dieser Sohlen- wir von der Gesamtlänge der Eifellei- stufe nur um die bauliche Korrektur- tung zwischen Nettersheim und Köln maßnahme zur Ausgleichung eines Hö- (= 95,4 Kilometer) den Abschnitt Net- henfehlers in einer Baulosgrenze ge- tersheim-Kallmuth (= 16,0 Kilometer), handelt haben kann. der ja vermutlich in einer Erweiterungs- phase gebaut worden ist, und die be- Die in Lessenich und Breitenbenden reits bestehende Hochleitung von gewonnenen Erkenntnisse erscheinen Hürth-Hermülheim bis Köln (= 8,6 Kilo- noch glücklicher, da es sich bei den meter) in Abzug, so war das zwischen dort jeweils nachgewiesenen Baulos- Kallmuth und Hermülheim liegende grenzen offensichtlich um die Begren- Trassenstück von 70,8 Kilometer Länge zungen ein und desselben Bauloses als eine Großbaustelle anzusehen. Bei handelt. Die zwischen beiden Punkten den oben errechneten Bauloslängen liegende Strecke von exakt 5230 Me- war demnach gleichzeitig in 13 bis 16 tern ergibt im römischen Maßsystem Baulosen zu arbeiten gewesen. Hierzu den glatten Wert von 18 000 römischen müssen die beiden Leitungsstränge Fuß. Sie besteht aus zwei Abschnitten von Mechernich-Urfey und den Hause- mit jeweils gleichmäßigen Gefällewer- ner Benden als selbstständige Baulose ten von 0,4 und 0,3 Prozent. Diese Soll- hinzugerechnet werden. werte sind aber von den römischen Ver- messungsleuten um Bruchteile nicht Die Aquäduktbrücken über Erft und eingehalten worden, so dass sich beim Swistbach modernen Aufmaß z. B. des zweiten Abschnittes ein Gefälle von 0,298 Pro- Die Teilstrecken im Gesamtverlauf der zent ergeben hat. Rechnet man nun für römischen Eifelwasserleitung nach diese Strecke das Sollgefälle von 0,3 Köln, in denen an vielen Stellen dicht Prozent bis zur Baulosgrenze fort, so beieinander Einblicke in Aufschlüsse ergibt sich, dass bei einer fehlerfreien des Kanals zu nehmen sind, liegen Gefälleabsteckung der Sollpunkt im An- hauptsächlich im bergigen Gebiet der schlussbaulos genau getroffen worden Nordeifel. Mit Überschreiten der Erft wäre. Wenn bei diesen niedrigen Gefäl- betritt der Römerkanal flacheres Gelän- lewerten ein völlig exaktes Abstecken de, dessen intensive landwirtschaftli- nur schwer zu erreichen war, so musste che Nutzung die Spuren des Bauwerkes der römische Baumeister vor allen Din- und seiner Trasse weitgehend ver- gen auf eines achten: er durfte nämlich wischt hat. So nimmt es nicht wunder, keinesfalls zu tief auf die Sohle im An- dass die Trasse im Waldgebiet ober- schlussbaulos treffen. Nun haben neu- halb von Euskirchen-Kreuzweingarten este Forschungen gezeigt, dass der Hö- für eine lange Strecke letztmalig zu se-

39 Abb. 19: Im Bereich von Euskirchen- Kreuzweingarten weist die Eifelwasserleitung die stärksten Kalksinterschich- ten auf; Ausgrabungsbe- fund von 1978. hen ist; wir werden sie erst in Swisttal- cke nach oben hin ist ein Ergebnis des Buschhoven und im anschließenden ansteigenden Wasserspiegels in der Kottenforst wiederfinden. Leitung, der wiederum durch Kalkabla- gerungen auf der Sohle und dem unte- Die Begehung der Trasse bei Kreuz- ren Bereich der Wangen verursacht wo- weingarten beginne man des leichteren Auffindens wegen am besten beim an- den ist. Die schönsten der in romani- sprechend hergerichteten Aufschluss scher Zeit aus Kanalsinter gefertigten links der zum Sportplatz führenden Säulen, beispielsweise die in der Stifts- Straße Am Römerkanal (s. Wanderfüh- kirche von Bad Münstereifel, dürften rer Nr. 28). Der Kanalverlauf ist in den der Mächtigkeit der Schichtung wegen Waldstrecken sowohl leitungsaufwärts hier gebrochen worden sein. Vor dem als auch -abwärts hervorragend zu ver- Ersten Weltkrieg sind bei Kreuzweingar- folgen. Neben dem bekannten Profil ten noch einmal Sinterplatten für das des überwölbten Kanals von 0,70 Me- Deutsche Museum in München gebro- ter lichter Weite und 1,42 Meter lichter chen worden, dabei wollte man zudem Höhe beeindruckt in diesem Auf- etwas über die möglichen Abbruchme- schluss vor allen Dingen die mächtige thoden herausbekommen. Ein Fotodo- Kalkablagerung in der Rinne. Hier fin- kument vom 5. Februar 1914 zeigt die- den wir den Sinter in einer Stärke vor, sen Vorgang; so etwa müssen wir uns wie an keiner anderen Stelle im Lei- auch den Abbruch im Mittelalter vor- tungsverlauf: An den Wänden zieht sich stellen: nach Entfernung des Kanalge- die Ablagerung bis zu 1,10 Meter hoch. wölbes und der Kanalwangen lag der Diese Verjüngung der Ablagerungsdi- Sinter entblößt zutage und konnte in

40 der gewünschten Länge abgesägt wer- ner Sinterkügelchen von 1 mm Durch- den (Abb. 19). Die weitere Bearbeitung messer (= Oolithen oder Erbsensteine) zu Säulen, Altarplatten usw. wird dann (Abb. 21). in den Hütten der Steinmetzen stattge- funden haben. Ebenfalls aus dem Jahre Der Abstieg des Kanals in die Erftniede- 1914 stammt ein weiteres Foto, das rung erfolgt im Hang nordöstlich den Ausbruch eines intakten Kanalstü- des Sportplatzes von Kreuzweingarten ckes für die Kölner Werkbundausstel- recht abrupt. Die Stelle ist unter Wald lung vom gleichen Jahr zeigt (Abb. 20). als Graben zu verfolgen. In einer Baugrube nur wenig leitungs- 1978 gelang es in Euskirchen-Rheder, oberhalb des Aufschlusses Kreuzwein- die Stelle freizulegen, in welcher der garten wurde 1978 der Kanal auf einer Kanal vom linken Erftufer zur ehemali- Länge von 17 Metern freigelegt und gen Aquäduktbrücke über das Erfttal untersucht. Auf dieser Strecke hatte der abknickt. Dieser fast rechtwinklige Kanal ein exakt ermitteltes Gefälle von Knick im Leitungsverlauf wird mittels 0,36 Prozent, das auch im weiteren eines recht engen Bogens vollzogen Verlauf bis zum Aufschluss genau bei- (Abb. 22). Von der ehemals etwa 550 behalten wird. Neben der hier erwarte- Meter langen Erftbrücke selbst ist bis ten starken Versinterung von Sohle und auf eine leichte Geländeerhebung heu- Wangen, fanden sich im Kanalinneren te nichts mehr zu sehen, da sie nach bis zu 10 cm dick versinterte Äste und der Ausgrabung wieder zugeschüttet Zweige, teilweise noch mit Blattabdrü- worden ist. Das Kanalmauerwerk in der cken, des Weiteren eine Unmenge klei- Ausgrabungsstelle vor der Brücke be-

Abb. 20: Ausbau eines Teilstückes der Eifelwasserleitung in Euskirchen-Kreuzweingar- ten für die Kölner Werk- bundausstellung im Jahre 1914.

41 Abb. 21: Übersinterte Äste, Zweige und Blätter eines bei Euskirchen-Kreuzweingar- ten in die Wasserleitung geratenen Strauches. steht aus Kalkbruchsteinen und Grau- Umgehungsstraße mit dem Römerkanal wacken, wobei die Wangen bis zu einer kollidierten. Es wurde allerdings außer Höhe von 1,10 Meter reichen und im der Stickung unter dem ehemaligen Ka- Bereich des Trassenbogens verstärkt nal kein Mauerwerk mehr angetroffen. ausgeführt worden sind. Die Mächtig- Dieses können die Rheinbacher heute keit der Kalkablagerung ist in diesem z. B. in ihrem mittelalterlichen Hexen- Streckenabschnitt üblich, seine im Kur- turm wiederfinden, wo der Kanal nach venbereich vorgefundene knollenartige dem Ausbruch, wie an vielen anderen Ausbildung rührt von den durch die Orten, als Baumaterial Wiederverwen- Richtungsänderung hervorgerufenen dung gefunden hat (s. Wanderführer Turbulenzen im Wasser her. Der Befund Nr. 40 und 41). liegt heute nicht mehr offen. Im Rheinbacher Stadtgebiet wurde der Nach Überquerung der Erft verläuft die Kanal bei Tiefbauarbeiten mannigfaltig Trasse durch Stotzheim, touchiert die angetroffen. Er tritt dann in Richtung Ortschaften Niederkastenholz und Fla- Meckenheim wieder in die freie Feld- mersheim und tritt südlich von Oden- flur, um bei Meckenheim-Lüftelberg dorf auf Rheinbacher Gebiet. Vor Rhein- den Swistbach zu überschreiten. Die bach musste der Kanalverlauf 1982 in ungefähre Lage der Aquäduktbrücke, drei kleinen Ausgrabungsschnitten ge- auch ihre Gesamthöhe über der Talsoh- klärt werden, da die Planungen des le des Swistbaches, war besonders seit Wohngebietes Rodderfeld und einer den Arbeiten von Clever um die Jahr-

42 hundertwende bekannt. Auch hatte stumpf der ehemaligen Bogenreihe an- Maaßen schon 1882 auf die Brücke getroffen, woraufhin der Ausgrabungs- hingewiesen, und wenig später schnitt gezielt in der vermuteten Aus- schreibt v. Veith, dass von einer Brücke richtung der ehemaligen Brücke er- über den Swistbach zwar nichts mehr weitert werden konnte (Abb. 23). Dort zu sehen sei, 60 Jahre vorher aber – al- wurden zwar keine weiteren Baureste so um 1825 – noch Pfeilerfundamente in situ aufgedeckt, klar erkennbare sichtbar gewesen seien. Ausbruchgruben ließen aber dennoch die ehemaligen Standorte weiterer Pfei- Bei einer Begehung des Geländes ist ler bestimmen. Die Ausbruchgruben heute noch an einem Streifen römi- waren im Planum derart sauber gegen schen Bauschuttes die ungefähre Lage das gewachsene Erdreich abgegrenzt, der ehemaligen Brücke zu erkennen (s. dass sich unter Einbeziehung des aus- Wanderführer Nr. 44). Dass die Brücke gegrabenen Pfeilerstumpfes bei der Re- in ihrem Verlauf einmal abknickt, konn- konstruktion ein klares Bild der Bau- te man schon nach der Kartierung die- werksmaße ergab. Unter Einbeziehung ses Schuttstreifens sagen. Die exakt der älteren, besonders der Cleverschen richtige Lage des Bauwerkes, vor allem Erkenntnisse lässt sich nunmehr ein ei- aber die Dimensionen der Pfeiler und nigermaßen genaues Bild des Brücken- ihrer Abstände zueinander, weiterhin bauwerkes zeichnen. Die Brücke hatte Baumaterial und Bauausführung waren eine Länge von maximal 1400 Meter bis dato unbekannt. Eine Ausgrabung mit möglicherweise bis zu 295 Bogen- vom Sommer 1981 sollte über diesen öffnungen von 3,56 Meter Weite er- Fragenkomplex Klarheit bringen. reicht. Über der Talsohle des Swistba- Unmittelbar unter der Bearbeitungs- ches konnte eine größte Höhe von 10 schicht des Ackers wurde ein Pfeiler- bis 11 Meter ermittelt werden. Über die

Abb. 22: Bei Euskirchen-Rheder knickt die Wasserleitungs- trasse zur Aquäduktbrücke über die Erft ab.

43 Abb. 23: Fundament eines der rund 300 Pfeiler der Aquäduktbrücke über den Swistbach zwischen Rheinbach und Meckenheim.

Bauausführung und die dabei verwen- gleichmäßige Stärke hat, muss es sich deten Materialien geben einige Fund- um eine Ablagerung auf der Sohle der stücke Aufschluss, die in den Ausgra- Leitung gehandelt haben; demnach bungsschnitten geborgen oder im Brü- muss also die Sohle der Leitung mit ckenbereich vom Acker aufgelesen wer- Ziegeln ausgelegt gewesen sein, die den konnten. Dazu gehören große mit Opus signinum verputzt waren. An Mengen von 5 cm starken Ziegelplatten der Oberfläche des Sinters ist heute mit Kammmuster auf der putztragen- noch die Fließrichtung des Wassers er- den Seite. Des Weiteren fanden sich in kennbar, danach wiederum lässt sich großer Vielzahl Reste des rötlichen die ehemalige Lage dieser 25 x 30 cm wasserdichten Putzes (Opus signinum, großen Putz-Sinter-Platte im Kanal be- stimmen: da der Abdruck des Kamm- 2 cm stark), teilweise mit der noch an- musters auf der unteren Fläche quer haftenden Kalkablagerungsschicht. zur Fließrichtung verläuft, kann man Diese lässt sich in einem Fall eindeutig auf eine entsprechende Lage der Zie- als Ablagerung auf einer Wandfläche gelplatten im Kanal schließen. erkennen, da sie sich im Querschnitt in einer Richtung – nämlich nach oben – Als Lesefunde fanden sich zudem auch verjüngt. Ein anderes Sinterstück hat noch bearbeitete Handquadersteine durchgehend ein gleichstarkes Profil aus Tuff, wodurch möglicherweise ein von 2 cm und haftet auf einer ebenso Hinweis auf das Material der Pfeilerver- starken Opus signinum-Schicht. Diese kleidung gegeben ist. weist auf der anderen Seite noch den Wie ist es möglich, dass ein solch riesi- negativen Abdruck der Riffelung der o. ges Bauwerk einfach vom Erdboden g. Ziegelplatten auf. Da der Sinter eine verschwinden konnte? Die Erklärung

44 finden wir, wenn wir uns einige der ckenheim-Lüftelberg den Villerücken. zahlreichen Kirchen, Burgen und Klös- Die der Bundesstadt Bonn am nächs- ter in der Umgebung von Rheinbach ten gelegenen Aufschlüsse der römi- und Meckenheim anschauen. Es muss schen Eifelwasserleitung finden sich in anscheinend im Mittelalter einfacher Swisttal-Buschhoven am Rande des gewesen sein, zwecks Beschaffung von Kottenforstes. Im Ort ist der unterirdi- Baumaterial ein römisches Bauwerk sche Kanal einmal im Garten der Gast- abzureißen, als dieses Material in ei- stätte Zum Römerkanal durch einen nem Steinbruch zu gewinnen. Schacht zugänglich (s. Wanderführer Nr. 47). Der früher auch beiderseits des Die Überwindung des Villerückens durch die B 56 verursachten Einschnit- Nach Erreichen des nördlichen Hanges tes sichtbar gewesene Kanal ist heute des Swisttales knickt die römische am einfachsten westlich der Bundes- Wasserleitung in ihrem weiteren Ver- straße nahe dem Forsthaus zu sehen lauf fast rechtwinklig nach Nordwesten (s. Wanderführer Nr. 49). Auf dem an ab und erreicht bei der Ortschaft Me- der B 56 gelegenen Parkplatz führt ein

Abb. 24: Typischer Einstiegschacht in die Eifelleitung zum Zwecke der Kontrolle und Wartung; hier ein Schacht bei Mechernich-Breitenbenden.

45 Abb. 25: Mittelalterlicher Ausbruchgraben der Eifelwasserleitung im Kottenforst bei Swisttal-Buschhoven.

Schild den Besucher zum Römerkanal. der sich wie ein riesiger Sperriegel 50 Wegen der immer wieder in den Aus- Meter hoch einer direkten Linie natür- bruchgraben der Wasserleitung rut- lichen Gefälles aus der Eifel nach Köln schenden Erdmassen ist dieser Auf- in den Weg legt. Dieser Höhenrücken schluss erst in letzter Zeit von der Forst- war fürwahr das größte Hindernis, das verwaltung ausgebaut worden. Nur 100 die Römer mit ihrem Kanal zu überwin- Meter leitungsabwärts wurde 1938 den hatten. Mit einer Aquäduktbrücke auch ein Einstiegschacht freigelegt, der wäre das Tal in der direkten Linie natür- in seiner Bauart den zuvor bei Mecher- lich auch zu queren gewesen, diese nich-Breitenbenden und Mechernich- hätte aber solch übermäßige Dimensio- Vussem schon beschriebenen Schäch- ten gleicht. Der Buschhovener Schacht nen annehmen müssen, dass an eine wurde allerdings aus Sicherheitsgrün- Vorstellung von der Verwirklichung ei- den nach der Ausgrabung wieder ver- nes solchen Bauwerkes wohl nicht viele füllt (Abb. 24). Gedanken verschwendet worden sind. Den Bau einer Druckleitungsstrecke Tritt man von diesem Aufschluss mit (ähnlich derer von Aspendos/Türkei ein paar Schritten an den südlichen oder Lyon/Frankreich) hat man sicher- Waldrand, so erkennt man in dem sich bietenden Blick über das weite Tal des lich erwogen, aber auch ein solches Swistbaches neben den Schönheiten Projekt wurde wohl wegen der großen der Natur zugleich auch die ganze Pro- zu überwindenden Strecken nicht wei- blematik der römischen Trassenführung ter verfolgt. Schieden diese Möglichkei- aus der Eifel nach Köln (s. Wanderfüh- ten aus, so blieb nur noch, das gesam- rer Nr. 48). Man steht hier am Rande te Swisttal mit einer unterirdischen Ge- der Ville, hinter sich den Höhenrücken, fälleleitung auszufahren, wodurch die

46 Trasse sich dann allerdings um 20 Kilo- einer später gebauten Leitung als Sub- meter verlängert hat. struktion diente (Abb. 26).

Im anschließenden Verlauf ist die Tras- Die untere Rinne muss folgerichtig Teil senführung quer durch den Kottenforst der ältesten Fernwasserleitung von zu verfolgen (Abb. 25). Über die weites- Köln gewesen sein. Sie besteht aus ei- ten Strecken zwar nur noch am mittelal- nem U-förmig gegossenen Baukörper terlichen Ausbruchgraben erkennbar mit lichter Weite von 0,595 Meter, in- (s. Wanderführer Nr. 50–53), kann man nen mit weiß-grauem Mörtel verputzt, aber dennoch an manchen Stellen in wobei die unteren Ecken Viertelstäbe den intakten Kanal hineinschauen (s. aufweisen. Kalkablagerungen gibt es in Wanderführer Nr. 51). Erst beim Römer- dieser ersten Penode nicht, denn in hof, mit Eintritt der Trasse in die freie dieser Leitung ist niemals Wasser aus Feldflur, verlieren sich seine Spuren der Eifel geflossen, sie diente vielmehr wieder. Unweit hiervon – oberhalb von vorher der Führung der Wasser aus den Bornheim-Brenig – erreicht die Leitung verschiedenen Vorgebirgsquellen. Zu den Hang des Vorgebirges zum Rhein- einem späteren Zeitpunkt haben die tal (s. Wanderführer Nr. 54). Sie nimmt Römer das Bauwerk aufgestockt, aber den Abhang nicht etwa langsam mit auch in dieser zweiten Phase wurde an- schwachem Gefälle, sondern vielmehr fangs nur Quellwasser aus dem Vorge- ziemlich abrupt mit starker Neigung, birge geführt. Der Leitungsneubau wur- weil auf diese Weise die vielen kleinen de mit flacherem Gefälle auf eine Bo- Seitentälchen des Vorgebirgshanges genreihe hochgelegt, wodurch man in ausgespart wurden, und man am Fuße der Stadt wesentlich an Höhe gewann des Vorgebirges statt dessen einer und somit auch höher liegende Ver- sparsameren, weil geraden Linie folgen brauchsstellen im innerstädtischen konnte. Versorgungsnetz erreichen konnte. Die- se Hochleitung konnte bis vor die Tore Die Leitung vor den Toren der Stadt der antiken Stadt nachgewiesen wer- den; ein Pfeilerrest ist in Köln-Kletten- In Hürth-Hermülheim trifft der Eifelka- berg vor dem Haus Berrenrather Straße nal auf die Trasse der älteren Leitungen 436 heute noch zu sehen; er ist aber aus dem Vorgebirge. Diese Leitungen aus verkehrstechnischen Gründen vor waren Bestandteil der frühesten Fern- einigen Jahren von der anderen Stra- wasserversorgung des antiken Köln ge- ßenseite nach hier versetzt worden (s. wesen, die Wasser aus den stadtnahen Wanderführer Nr. 74). Quellgebieten im Vorgebirgshang nach Köln beförderten. Wie die spätere Leitung gegenüber der ersten an Höhe gewann, vermögen die Hinter der an der Krankenhausstraße in an verschiedenen Stellen nachgewiese- Hermülheim gelegenen Realschule ist nen Abstände der beiden Sohlenhöhen 1969 in einem Schutzbau ein archäolo- voneinander zu vermitteln: Sind an der gischer Befund sichtbar gemacht wor- Hermülheimer Burg erst 1,0 Meter den, der einen hervorragenden Einblick nachzuweisen, so waren es in einem in die beiden bedeutendsten Perioden 270 Meter unterhalb der Burg gelege- der antiken Wasserversorgung Kölns nen Aufschluss schon 1,40 Meter und möglich macht (s. Wanderführer Nr. beim Aufschluss hinter der Realschule 71). Hier sind die Reste zweier überein- schon nahezu 3 Meter. Für den Bau der ander errichteter Kanäle sichtbar, die zweiten Leitung wurde in der Anfangs- allerdings nicht zu gleicher Zeit Wasser strecke von der unteren Leitung das Ge- geführt haben, sondern deren unterer wölbe entfernt und deren Rinne mit

47 Mörtel vergossen, darauf wurde eine te des Kanals. Über den Gewölben war Lage Tuffblöcke verlegt, worauf dann mit Grauwackematerial weiter gearbei- die neue Rinne ebenfalls aus Tuffstei- tet worden, die ehemalige Sohle der nen aufgemauert wurde. Von dem Leitung war allerdings bei der Ausgra- Punkt an, wo die obere Leitung derart bung nicht mehr vorhanden. Da die Rö- an Höhe gewonnen hatte, dass sie nur mer aber die Sohle zumeist recht dicht noch oberirdisch zu führen gewesen über die Gewölbescheitel geführt ha- war, wurde sie als Hochleitung auf ei- ben, ist die ehemalige Sohlenhöhe ei- ner Bogenreihe bis zur antiken Stadt- nigermaßen genau zu rekonstruieren. mauer gebaut. Dementsprechend ist Ähnliche Befunde wie an der Realschu- die Fundamentierung anders ausge- le waren im Leitungsverlauf bis nach führt. Im Befund an der Realschule hat Hürth-Efferen des öfteren zu machen. man die untere Leitung in den Pfeiler- Der längste Abschnitt kam beim Bau bereichen mit Quadersteinen zugesetzt des südlichen Kölner Autobahnringes und darauf die 1,40 x 1,48 Meter mes- (E 4) zutage, fiel diesem dann aller- senden Pfeiler hier allerdings 2–3 La- dings auch zum Opfer. gen hoch – aufgemauert und mit Hand- quadersteinen aus Grauwacke verblen- Da die aus der Eifel kommende Leitung det. Darauf schließen dann die Gewöl- nach einem 1980er Ausgrabungsbe- be aus Tuffblöcken an, um die 3,50 Me- fund mit einer nochmals um 1,58 Meter ter weiten Bogenöffnungen zu überbrü- über der zuvor beschriebenen Rinne cken (Abb. 27). Die dazu verwendeten liegenden Sohlenhöhe rechtwinklig auf Tuffblöcke reichen mit Abmessungen die alte Vorgebirgstrasse trifft, ist die von 1,48 Meter über die gesamte Brei- Annahme zulässig, dass die Hochle-

Abb. 26: Zweistöckige Wasserleitung in Hürth-Hermülheim. Die außer Betrieb gesetzte älteste Vorgebirgsleitung trägt die Pfeiler der nach 50 n. Chr. gebauten Aufstockung. Maßstab ca. 1:100.

48 gung schon in der Betriebszeit der Vor- Rinne vorgefunden (Abb. 28). Das Was- gebirgsleitungen also in einer Phase ser der später – wir vermuten Ende des vor dem Bau der Eifelleitung – vorge- 1. Jahrhunderts n. Chr. – gebauten nommen worden war. In verschiedenen Fernleitung aus der Eifel trifft, wie Zweigkanälen war in dieser Periode schon gesagt, um noch einmal 1,58 das Wasser aus zumindest vier Quellen Meter höher auf diese Vorgebirgsleitun- bei Hürth, Burbach, Aldenrath und Ba- gen. Wir müssen annehmen, dass das chem herangeführt worden. Da unter- Wasser am Treffpunkt in die vorhande- halb von Hermülheim nur noch die eine ne Rinne der Vorgebirgssammelleitung Trasse anzutreffen ist, hatte man lange übergeleitet worden ist, denn eine Zeit mit dem Vorhandensein eines nochmalige Aufstockung ist an keiner Sammelbeckens am Treffpunkt der Lei- Stelle im weiteren Verlauf nachweisbar. tungen gerechnet und dieses in der Die Sohlenhöhe der Eifelleitung lag Südecke des Hermülheimer Burggra- aber sicherlich nicht unbedacht so bens zu lokalisieren versucht. Durch ei- hoch, denn durch diesen Höhenunter- ne an dieser Stelle im Jahre 1980 schied in den Sohlen war ein problem- durchgeführte Ausgrabung konnte ein loses Überleiten des Wassers gewähr- solches Bauwerk aber nicht verifiziert leistet, ohne einen Rückstau in einer werden. Hier wurden lediglich die zwei der beiden Leitungen zu verursachen. ersten Perioden der Vorgebirgsleitun- Vielleicht handelte es sich dabei aber gen in Ausbruchgruben sowie der nach auch noch um eine Vorsorgemaßnah- einem vermutlich mittelalterlichen Aus- me, um sich Möglichkeiten der Erweite- bruchversuch seitlich verkantet ste- rung im Versorgungsbetrieb der antiken ckengebliebene Baukörper der unteren Großstadt Köln offenzuhalten.

49 Abb. 27: Doppelstöckige Leitung in Hürth-Hermülheim hinter der Realschule. Der Befund oberhalb der Bögen ist 1962 rekonstruiert worden.

Das Bauwerk Römerkanal ist bis zum der Betriebszeit der frühen Vorgebirgs- Erreichen der antiken Stadtmauer zwar leitungen (s. Wanderführer Nr. 73). Es an vielen Stellen archäologisch nachzu- handelt sich um ein Klärbecken, das weisen gewesen, heute kann man aber zur Reinigung des Trinkwassers diente; auf Kölner Stadtgebiet nur noch an hier sollten sich die im Wasser schwe- zwei Stellen Reste der Wasserleitung benden Fremdkörper absetzen. Beim sehen. normalen Leitungsbetrieb floss das Wasser in das Klärbecken ein, dort ver- Eine davon liegt nur 250 Meter außer- langsamte sich die Fließgeschwindig- halb der Militärringstraße im Grüngür- keit, so dass sich die im Wasser befind- tel. Dort ist seitlich der Berrenrather lichen Schwebeteilchen absetzen Straße ein Befund konserviert worden, konnten. Die Sohle des Beckens hat ein bei dem es sich um eine außergewöhn- deutliches Gefälle zur Nordostecke, wo liche technische Einrichtung im Verlauf sich in Sohlenhöhe eine kreisrunde Ab- der römischen Wasserleitungen nach flussröhre befindet. Diese Spülschleu- Köln gehandelt hatte, allerdings aus se wurde nur zur Entleerung des Be-

50 ckens geöffnet, dann wurde nämlich In Köln traf die Wasserleitung unweit der angesammelte Klärschlamm vom der Südwestecke des heutigen Neu- normalen Wasserdruck hinausgespült. marktes auf die römische Stadtmauer. Der Schlamm durchströmte ein zwei- Von der ab Hermülheim geführten Hochleitung der zweiten Bauphase tes, kleineres Becken, ehe er durch ei- standen noch bis in das 18. Jahrhun- nen Abflusskanal fortgespült wurde. dert zwei Pfeiler mit Rinne und Abde- Hinter diesem Klärbecken war die Lei- ckung, die als Marsilstein bezeichnet tung nach Köln mittels eines Schiebers wurden (vgl. heutige Straßenbezeich- zu verschließen gewesen, um im Falle nung). In Kölner Stadtplänen des 16. von Reparaturarbeiten an der in der er- und 17. Jahrhunderts ist die Pfeilerstel- sten Bauphase hier beginnenden lung gar noch abgebildet. Diese einsa- Hochleitung den Wasserzufluss absper- me Bogenstellung konnte das Mittelal- ren zu können. Damit war die Leitung ter überleben, da man in jener Zeit die auf dem Bogen befindliche Wasserlei- trockenzulegen. Reste der Schützfüh- tungsrinne mit ihrer Plattenabdeckung rung sind dieser Zweckbestimmung zu- für den Sarkophag des hl. Marsiiius ge- zuordnen, zumal sich ähnliche techni- halten hatte (Abb. 29a u. 29b). sche Einrichtungen auch vor den gro- ßen Brücken der Aquädukte von Sego- Ein Verteilerbecken (Casteilum diviso- via/Spanien und Metz/Frankreich be- rium), den ersten Vorgebirgsleitungen finden. zugehörig, hatte sich 1898 auf dem

Abb. 28: Teilstück der älteren Vorgebirgsleitung im Burgparkgelände von Hürth- Hermülheim. Das Stück ist vermutlich bei einem mittelalterlichen Ausbruchversuch verkantet in der Erde steckengeblieben.

51 Abb. 29a: Ausschnitt aus dem Mercatorplan Kölns von 1571. Der Plan zeigt zwi- schen Neumarkt und St. Aposteln die gut erhaltene römische Stadtmauer, außer- halb zwei Pfeiler mit Bogen der Eifelwasserleitung.

Grundstück Marsilstein 23 archäolo- doch ein Verteilerbecken erwarten, von gisch nachweisen lassen. Dieses ge- dem aus die Wasserverteilung in die hörte aber unzweideutig zur ältesten verschiedenen Stadtbezirke vorgenom- Phase der Wasserversorgung der Stadt men worden ist. Dabei muss es sich vor der Erhebung zur Kolonie und lag nicht einmal um ein besonders auf- vor allem außerhalb der später errich- wändiges Bauwerk gehandelt haben, teten Stadtmauer. Mit der Hochlegung wie ähnliche Anlagen im Nîmes oder der Rinne in der zweiten Bauphase der Pompeji im Vergleich vermuten lassen. Vorgebirgsleitungen erreichte die Was- Wie dieser Zweckbau auch immer aus- serleitung dann die Stadtmauer, und gesehen haben mag, es ist uns von ihm zwar bei dem an der heutigen Straßen- nichts erhalten geblieben. bezeichnung Im Laach gelegenen Mau- Auch die Wasserverteilung innerhalb der erturm, der mit außergewöhnlich star- Stadt ist heute kaum mehr nachzuwei- ken Fundamenten versehen war. sen. Wir dürfen aber sicherlich ein Sys- Wir können aus diesem Befund, den H. tem vermuten, wie man es beispiels- Hellenkemper überzeugend nachgewie- weise noch in Pompeji sehen kann: Vom sen hat, zwar nicht unbedingt auf das Wasserverteiler aus wurde das Wasser in Vorhandensein eines Wasserbehälters Druckleitungen zu Wassertürmen in den schließen, zumindest dürfen wir aber verschiedenen Stadtteilen befördert, von

52 wo aus es wiederum über Druckleitun- und auf ein langes Stück sogar begeh- gen zu den öffentlichen Brunnen, den bar. Thermen und den bevorzugten Haushal- tungen unterverteilt wurde. Hier gewinnt man einen großartigen Eindruck von der Abwasserentsorgung einer antiken Großstadt (Abb. 30). Erst Von den Einrichtungen der Abwasser- wenn man diesen Einblick in die römi- entsorgung ist innerhalb der Stadt Köln sche Unterwelt genommen hat, wird heute noch mehr zu sehen als von der die technische Leistung offenbar, die Wasserversorgung. Das liegt ganz si- Abwässer einer solchen Stadt auf der- cher daran, dass diese Kanäle – wie art hygienische Weise abzuleiten. Die- heutzutage auch noch – nun einmal se Leistung wird nicht einmal durch die tiefer in der Erde liegen als die Zulei- Tatsache geschmälert, dass die Abwäs- tungen. Zudem waren die Bleirohre des ser ungeklärt in den Rhein gegeben Druckleitungssystems zu allen Zeiten wurden. ein begehrter Rohstoff zur Wiederver- wendung. Von dem in der Budengasse Das unter der Budengasse einzusehen- schon vor längerer Zeit aufgefundenen de Kanalstück gehört zu dem seit der großen Abwasserkanal (lichte Weite Mitte des 1. Jahrhunderts ausgebauten 1,2 Meter; lichte Höhe 2,1 bis 2,5 Me- Kanalnetz, welches das System der Ab- ter) ist vor einigen Jahren ein Teilstück wasserentsorgung in obertägig geführ- vor dem Kölner Rathaus wiederaufge- ten Kanalrinnen ablöste. Man kann baut worden. Der im Erdreich verbliebe- sich dabei ruhig vor Augen halten, dass ne Kanal ist heute vom Prätorium unter ein solcher Kanalbau in römischer Zeit dem neuen Rathaus aus zugänglich zu ähnlichen Verkehrsbehinderungen

Abb. 29b: Der Leitungsrest in einer Randzeichnung des Mercatorplans. Die Rinne auf dem Bogen mit ihrer Plattenabdeckung war im Mittelalter als der Sarko- phag des hl. Marsilius gedeutet worden.

53 Abb. 30: Römischer Abwasserkanal unter der Budengasse in Köln, heute vom Prätorium aus zugänglich gemacht. geführt hatte, wie das heute auch noch einmal die Frage, wo denn dieses Bau- der Fall wäre: Der Kanal musste werk, vor allen Dingen die obertägig schließlich in offenen Gruben gebaut geführten Leitungsstrecken geblieben werden, die, um das erforderliche Ge- sind. Der Kanal ist zwar über weite Stre- fälle zu erreichen, im Ostteil der Stadt cken noch sicher im Erdreich verbor- bis zu 6 Meter Tiefe erreichten. Bei der gen, aber oftmals ist kilometerlang nur Betrachtung der Wasserversorgung ei- noch der offen liegengebliebene Aus- ner antiken Stadt wie des römischen bruchgraben zu sehen. Von den ehe- Köln kann man das Thema Abwasser- mals obertägigen Bauwerken sind im entsorgung nicht ausklammern. Des- Kanalverlauf lediglich noch der Durch- halb empfiehlt sich nach einem Besuch lass bei der Burg Dalbenden in Kall-Urft der obertägig sichtbaren Reste der (s. Wanderführer Nr. 7) und der Pfeiler- Wasserleitungen nach Köln unbedingt stumpf in Köln-Sülz (s. Wanderführer auch der Besuch des Abwasserkanals Nr. 74) zu sehen. Alle anderen Stellen unter der Budengasse; nördlich der Al- sind Aufschlüsse des unterirdischen pen ein einzigartiges technikgeschicht- Kanals, Rekonstruktionen oder die kon- liches Denkmal dieser Art. servierten Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen. Der Römerkanal als Steinbruch des Mittelalters Wo sind also beispielsweise die vielen kleinen Brücken und die zwei großen Kommen wir zu den römischen Wasser- Aquäduktbrücken über die Erft und den leitungen Kölns zurück, stellt sich noch Swistbach geblieben, wo das Mauer-

54 werk der Hochleitung zwischen Hürth- diese Weise den Römerkanal einer Hermülheim und Köln? zweiten Verwendung zu (Abb. 31).

In unserer marmorarmen Gegend Den verschwundenen Kanalstrecken machte man sich noch eine Eigenschaft kommt man alsbald auf die Spur, wenn des Römerkanals zunutze. Die Ablage- man sich viele der im Mittelalter errich- rungen des von den Römern so ge- teten Kirchen, Klöster und Burgen des schätzten kalkhaltigen Wassers – von Rheinlandes anschaut. Zu offensicht- uns Kalksinter genannt – waren im Lau- lich ist die Herkunft des vielerorts ver- fe der rund 190 Jahre der Betriebszeit wendeten Baumaterials: der rote Was- des Kanals zu einer respektablen Di- serputz mit der noch anhaftenden cke, mancherorts bis zu 0,30 Meter an- Kalksinterablagerung verrät unzweifel- gewachsen. Da nun andere Marmorvor- haft den „Steinbruch Römerkanal’. Es kommen in der näheren Umgebung war anscheinend in den Erbauungsjah- nicht vorhanden waren, die alten Fern- ren dieser Gebäude einfacher, den straßen auch über die Alpen verkom- nach dem Ende des 3. Jahrhunderts n. men waren, nutzte man im Mittelalter Chr. unbrauchbar gewordenen Kanal gern die Eigenschaft des Kalksinters und seine Kunstbauten abzubrechen, aus, bei der durch die Bearbeitung des als das Steinmaterial anderenorts neu Steinmetzen die bräunliche Bänderung zu gewinnen. Vornehmlich um das 11. sichtbar wurde, so dass man beim End- bis 13. Jahrhundert n. Chr. nutzte man produkt von „Aquäduktmarmor” spre- diese Steinvorkommen und führte auf chen kann. Dieses Material fand haupt-

Abb. 31: Im ehemaligen Kloster Schillings-Kapellen bei Swisttal-Dünstekoven ist im 12. Jahrhundert reichlich Kanalabbruch zum Bauen verwendet worden.

55 Abb. 32: Säule mit Basis und Kämpferstein dieses Fensters in St. Servatius in Sieg- burg sind aus Kalksinter der römischen Eifelwasserleitung gefertigt worden.

sächlich im hohen Mittelalter vielfältige spielsweise im Dom zu Hildesheim, in Verwendung als Säulen, Fenstereinfas- der Braunschweiger Burg Dankwardero- sungen, Altar- und Grabplatten, ja so- de und in der Wartburg zu Eisenach so- gar als Gemäldeunterlage. Das Verbrei- wie als Verschlussplatte der Beinkam- tungsgebiet ist erstaunlich weit und mer des Bischofs Wilhelm sogar im lässt auf die große Beliebtheit dieses Marmorersatzes schließen (Abb. 32 u. Dom zu Roskilde in Dänemark. Auch 33). Wir finden Sinterprodukte außer in die Niederlande wurden reichlich mit den vielen romanischen Kirchen des Aquäduktmarmor versorgt, wie archäo- Rheinlandes auch darüber hinaus, bei- logische Funde belegen.

56 Gar nicht verwunderlich ist es, dass der Coloniae Claudiae Agrippinensis”, dass Kalksinter in der Regel nördlich seines Karl der Große einen Gütertausch vor- Ursprungsgebietes wiederzufinden ist, nehmen ließ, „weil er so die Möglich- da als Transportwege hauptsächlich die keit erhalten wollte, für sich auf dem Wasserstraßen in Frage kamen, und Landgut von St. Gereon Marmor zur diese fließen nun einmal in den meis- Ausschmückung der Kirchen von Aa- ten Fällen nach dem Rheinstrom ausge- chen zu gewinnen. Diesen aber brach richtet. Im Süden fallen neben den Kir- man in der Landpfarrei Kriel, wo bereits chen in Altenahr, Koblenz, Remagen und Trier nur die Säulen in der Kirche vor alters das Mauerwerk des Baptiste- von Maria Laach auf (Abb. 34). Hier fin- riums, welches jetzt bei St. Gereon zu det man das Sintermaterial in den zwei sehen ist, und der Marmor für die Säu- vorderen Säulen des Baldachins über len gebrochen wurde, welche jüngst dem Hauptaltar in seiner ganzen den Altären hinzugefügt wurden, ein Schönheit präsentiert. Marmor, der unter den Marmoren Euro- Vornehmlich wurde das Material also pas durch seine mannigfaltige Farbig- im 11. bis 13. Jahrhundert verwendet, keit hervorragt.“ Dass Kanalsintersäu- aber es finden sich auch noch ältere len auch schon in karolingischer Zeit Quellen. So berichtet der Kölner Ge- verbaut worden sind, scheint die Gra- schichtsschreiber Gelenius (1595– bung L. Hugots in Kornelimünster zu 1656) in seinem Werk „De Magnitudine belegen, denn er fand Reste von Sinter-

Abb. 33: In dieser Säule in der Stiftskirche von Bad Münstereifel wird die schöne Bänderung des Aquäduktmarmors be- sonders gut sichtbar.

57 Abb. 34: Die beiden vorderen Säulen des Baldachins über dem Hauptaltar der Abteikirche von Maria Laach sind aus Kalksinter der Eifelwasserleitung gefertigt worden.

säulen im Abbruchmaterial der karolin- cken / diese sind wercklich nach Vitru- gischen Mittelapsis. vius schreiben gemacht.“ Der Gossen- stein ist sicher mit dem auch später Auch Albrecht Dürer hat anlässlich sei- noch Kanalstein genannten Sinter nes Besuches in Aachen Säulen aus gleichzusetzen, nur brauchte Karl die- Sinter gesehen. In seiner „Niederländi- ses Material nicht in Rom besorgen, schen Reise“ hat er am 7. Oktober sondern konnte es sozusagen vor sei- 1520 notiert: „Zu Ach hab ich gesehen ner Haustür brechen lassen. die proportionirten seulen mit ihren gu- ten capitelen von porfit grün und rot Der römische Ursprung dieses Steinma- und gossenstein / die Carolus von Rom terials geriet nach seiner Verwendung hat dahin bringen lassen und do einfli- für lange Zeit in Vergessenheit, er wur-

58 de erst Anfang des 19. Jahrhunderts Leitung also im 4. oder 5. Jahrzehnt wiedererkannt. dieses Jahrhunderts bereits existierte. Nach der Erhebung des Oppidums zur Datierung des Leitungsbaues und Colonia Claudia Ara Agrippinensium Transportleistung (50 n. Chr.) dürfte dann die Höherle- gung der Vorgebirgsleitung erfolgt sein. Es ist nicht einfach, auf die Frage nach der Datierung der Bauzeit eine Antwort Zur Datierung der Eifelleitung gibt es zu finden, da uns für dieses Bauwerk nur wenige aus Mechernich-Vussem weder eine literarische Erwähnung und Mechernich-Kallmuth stammende noch eine Bauinschrift aus der Antike Funde, aus denen man die Erbauungs- überkommen ist. Wir müssen dieses zeit der Leitung kaum näher erklären Problem deshalb archäologisch zu lö- kann. Eine wichtige Datierungshilfe sen versuchen, aber auch hierfür sind steht uns allerdings in den Schichten die Hilfsmittel nur kärglich. Datierbare der Kalkablagerungen in der Kanalrinne Einzelfunde wurden bei der Ausgra- zur Verfügung (Abb. 36). Da sich in die- bung des Klärbeckens an der Berrenrat- sen Versinterungen regelrechte Jahres- her Straße gemacht. Die im kleinen Be- schichten ablesen lassen, stellen die cken gefundenen sechs Bronzemünzen daraus abzulesenden Werte zwar in waren fest auf dem Boden verhaftet. Es erster Linie eine relative Chronologie wird sich dabei wohl nicht um einfach dar. Die Einpassung der aus den Sinter- verlorenes Geld handeln, sondern eher schichten bei Euskirchen-Kreuzwein- um so genannte Quell- oder Brunnen- garten ermittelten ununterbrochenen opfer. Die Zeit der Prägung dieser Mün- Betriebszeit von ca. 190 Jahren in die zen, ihre Prägezeit fällt in die erste Geschichte des römischen Rheinlandes Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., gibt lässt aber auch durchaus Schlüsse auf uns einen Anhalt über den Zeitpunkt, den Zeitpunkt der Inbetriebnahme der an dem dieser älteste Leitungsab- Eifelleitung zu. Wir nehmen heute an, schnitt schon in Betrieb gewesen sein dass die Eifelwasserleitung schon bei muss (Abb. 35). Wir können danach an- den Germaneneinfällen im Rheinland nehmen, dass dies für die erste Hälfte um 260/280 n. Chr. zerstört worden des 1. Jahrhunderts zutrifft, dass diese ist. Bei einer ununterbrochenen Be-

Abb. 35: Agrippa-As; Fundmünze aus dem Absetzbecken im Kölner Grüngürtel, erste Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr.

59 Abb. 36: Das in St. Maria im Kapitol zu Köln gefundene Kalksinterstück zeigt die schöne Bänderung des Materials, die uns auch als Datierungshilfe für die Betriebs- zeit der Leitung dient. triebszeit von 190 Jahren müsste des- nommen wurde, lässt sich nach heuti- halb dieses Bauwerk in den Jahren des gem Wissensstand nicht beurteilen. 8. oder 9. Jahrzehnts des 1. Jahrhun- derts n. Chr. gebaut worden sein. Bezüglich der nach Köln beförderten Wassermengen ist eine neue Erkennt- Somit sind innerhalb des 1. Jahrhun- nis von großer Wichtigkeit. W. Brinker derts n. Chr. alle drei Fernwasserleitun- konnte im Rahmen seiner Arbeiten zur gen nach Köln ausgebaut worden – als Hydraulik der Eifelleitung für den Atlas eine Folge des wachsenden Bedarfes. der römischen Wasserleitung nach Köln Ob in der ersten Hälfte des 4. Jahrhun- nachweisen, dass die Vorgebirgsleitun- derts n. Chr. noch eine Reaktivierung gen im Sommer erheblich niedrigere der Vorgebirgsleitungen für die Versor- Schüttmengen aufwiesen als im Win- gung der Stadt versucht oder unter- ter, man eigentlich sogar von einem

60 zeitweiligen Versiegen dieser Quellen haben. Im Falle der Eifelleitung lagen sprechen kann. diese Werte günstiger beieinander. Ei- Diese Erkenntnis macht einmal mehr nem maximal möglichen Abfluss von deutlich, warum die Römer sich mit ih- 265 l/s stand ein tatsächlicher Zufluss rer Wasserversorgung an den entfernt von den Quellen von maximal 250 l/s liegenden Quellen der Eifel orientiert gegenüber. Damit stand den Bürgern haben. Das Leistungsvermögen der des antiken Köln Tag für Tag eine Was- Vorgebirgsleitungen lag bei 145 l/s, die sermenge von mehr als 20 000 Kubik- tatsächliche Schüttmenge der Quellen metern zur Verfügung. wird jedoch bei lediglich 86 l/s gelegen

61

Teil II: Wanderführer

63 Naturerlebnisdorf Nettersheim

Vielseitiges Angebot Naturschutz- für Jung und Alt: zentrum Erlebnispfad, Eifel Nettersheim-Tours: Lebendige spannende Ausstellungen: Rundwege, Geologie & Römerkanal- Fossilien, wanderweg, Roller- Archäologie, und Fahrradverleih, Naturkunde, Gruppenangebote, Korallenriff- Klassenfahrten, Aquarium, Exkursionen, Bauerngarten, Führungen, histor. Bauernhaus, Seminare Kalkbrennöfen, Jahresprogramm Museums-Shop anfordern!

Info:Tourist-Information im Naturschutzzentrum Eifel Römerplatz 8-10·53947 Nettersheim Tel. 02486/1246 · Fax 203048 www.nettersheim.de [email protected] Teilstück der römischen Eifelwasserleitung 1 Nettersheim, Pfaffenbenden km 0,0

Dieses besonders gut erhaltene Teilstück aus dem Hauptstrang der Ei- felwasserleitung ist vor der Errichtung eines Brückenbauwerkes bei Mechernich-Breitenbenden geborgen worden. Die Leitung war aus Gründen der Frostsicherung unterirdisch geführt: In einem offenen Baugraben wurde zuunterst eine Stickung aus Bruchsteinen verlegt und darauf die Leitungssohle aus Beton gegossen. Dann wurden die beiden Wangen gegen die Baugrubenwand aufgemauert, wobei die Innenflächen als „verlorene“ Schalung dienten. Die Gewölbeabde- ckung ist über einem Lehrgerüst gesetzt worden; die Abdrücke der Schalbretter sind noch zu sehen. Die Kalkablagerung haftet ohne Trennschicht auf dem Mauerwerk, da die Rinne – entgegen ansonsten üblicher Praxis – nicht verputzt war. Bauzeit Ende 1. Jahrhundert n. Chr. Im Naturschutzzentrum (100 Meter von hier) findet man aufschlussrei- che Darstellungen zur Naturkunde und Kulturgeschichte des Raumes Nettersheim, darunter auch einen Überblick über die römische Eifel- wasserleitung.

65 Quellfassung Grüner Pütz 2a Nettersheim, Urfttal km 3,5

Die vier Stränge der Eifelwasserleitung nach Köln wurden sämtlich aus Quellfassungen gespeist, wobei die Methoden der Wasserfassung den jeweiligen Wasservorkommen angepasst waren. Hier am Grünen Pütz ist der römische Baubefund besonders anschaulich präpariert worden: In eine 80 Meter lange Sickerleitung, deren bergseitige Wange ohne Mörtel, also wasserdurchlässig gebaut worden ist, kann das aus dem Hang quellende Wasser eindringen. Das Kopfende dieser 0,4 Meter Breite und 0,7 bis 1,0 Meter Höhe messenden Sickerleitung ist als kleines Becken ausgebaut worden; die Leitung ist mit Bruchsteinplat- ten abgedeckt und führt das Wasser auch heute noch der Brunnenstu- be zu. Zur Frostsicherung war die gesamte Quellfassung mit Erdreich überdeckt.

In dieser Sickerleitung ist die eigentli- ckenmauern gesetzt, durch deren Fu- che Wasserfassung am Grünen Pütz zu gen das Wasser ungehindert in den Ka- sehen. Die Brunnenstube sollte dage- nal einströmen konnte. Das Kopfende gen das gesamte Wasseraufkommen dieser Leitung war deutlich erkennbar, sammeln und klären, bevor es in die und hier, wie auch in der talseitigen Leitung nach Köln floss. Wange, sorgte ein künstlich einge- Die Breite der Sickerleitung betrug 0,40 brachtes Dichtungspaket aus Ton dafür, bis 0,45 Meter, ihre Höhe nahm von dass einerseits kein Trinkwasser verlo- 0,70 bis auf 1,00 Meter an der Brun- renging und andererseits das Bachwas- nenstube zu. Sie lehnte sich unterir- ser des Urfttales aus dem Kanal fernge- disch in ihrer gesamten Länge von 80 halten wurde. Der Reinhaltung des Meter eng an den südlichen Hangfuß Quellwassers dienten außerdem eine des Urfttales an. Ihre Aufgabe bestand Abdeckung aus mächtigen Sandstein- darin, das aus dem Hang austretende platten sowie eine Kiesschüttung auf Quellwasser aufzunehmen. Aus diesem der Sohle, die ansonsten nicht weiter Grund sind die Seitenwangen als Tro- ausgebaut war.

66 Abb. 37: Sickerleitung zur Sammlung des aus dem Hang tretenden Quellwassers am Grünen Pütz bei Nettersheim.

Abb. 38: Rekonstruierte Wasserfassung Grüner Pütz bei Nettersheim.

67 Quellfassung Grüner Pütz, 2b Nettersheim, Urfttal km 3,6

Die Brunnenstube Grüner Pütz war das Bindeglied zwischen der als Si- ckerleitung angelegten Quellfassung und der nach Köln führenden Wasserleitung. Zwei kleine Durchbrüche in den Sandsteinblöcken des 1,93 x 1,86 Meter messenden Fundamentes ließen zusätzliches Quell- wasser eindringen. Der Schwellstein am Beginn der Wasserleitung be- wirkte eine kleine Aufstauung des Wassers in der Brunnenstube, wo- durch eine Beruhigung und Klärung des Wassers erreicht wurde. Auf dem Sandsteinfundament waren die Wände der Brunnenstube mit Grauwackehandquadern aufgemauert. Den oberen Abschluss der Sei- tenwände bildete eine halbrund gearbeitete Sandsteinbekrönung, die in den Ecken der nach oben offenen Brunnenstube mit Gorgonen- Häuptern versehen war; dadurch gedachte man Unheil von der Quelle abzuhalten. Der archäologische Befund ist 1975 präpariert worden, dabei wurden das erhalten gebliebene Fundament restauriert und das aufgehende Mauerwerk rekonstruiert; die seitliche Maueröffnung lässt einen Ein- blick in die Funktionsweise der Brunnenstube zu.

Die Maße des aus graubraunen Sand- hoher Wasserstand im Becken vorhan- steinblöcken gemauerten Fundamentes den. Im Becken beruhigte sich das betrugen 1,93 x 1,86 Meter; die einzel- Wasser, und Fremdkörper in Form von nen Sandsteinblöcke hatten eine Länge Schwebstoffen konnten sich absetzen. von 0,80 bis 1,20 Meter, bei einer Hö- Durch zwei zusätzliche kleine Öffnun- he und Breite von jeweils 0,60 Meter. gen im Fundament auf der Hangseite Die Sohle des Beckens bestand aus ei- der Brunnenstube strömte weiteres ner Kiesschicht, die 0,15 Meter tiefer Quellwasser in den Behälter. Auf der lag als die Sohlen des zulaufenden und Talseite verhinderte eine Tonabdich- des abfließenden Kanals. Auf diese tung den Wasserverlust. Weise war ständig ein entsprechend

68 Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung 3 Nettersheim, Urfttal km 3,7

Die Eifelwasserleitung in ihrer ursprünglichen Lage. Ein Einsturz des Gewölbes macht den Einblick in die auch heute noch Wasser führende Rinne möglich: Sohle und Wangen sind in diesem Leitungsabschnitt aus Beton gegossen worden; die Abdeckung wurde danach aus Bruch- steinen in Mörtel über einem Lehrgerüst gesetzt. Zur Frostsicherung lag die gesamte Leitung ehemals unterirdisch. Das in der Leitung ge- führte Wasser fließt heute jenseits des Bahndammes in die Urft. Die Innenmaße der Rinne betragen: Breite = 0,50 Meter, Höhe = 0,90 Meter.

69 Trasse der römischen 4 Eifelwasserleitung Kall, Urfttal km 4,2

Der durch den Bau der Eifelwasserleitung verursachte Eingriff in das Gelände ist an vielen Stellen auch nach fast 2000 Jahren noch gut zu erkennen. Abschließende Baumaßnahme nach der Fertigstellung der Wasserleitung war die Überdeckung des Bauwerkes mit Erdreich, um eine Frostsicherung herzustellen. In der vor uns liegenden Weide ist die Trasse der Eifelwasserleitung, die sich im Bogen bis zum Waldrand zieht, als leichte Geländeterrasse zu erkennen.

70 Reste der Aquäduktbrücke über die Urft 5 Kall, Urfttal km 5,0

Im Scheitelpunkt der fast geschlossenen Urftschleife wechselt die rö- mische Wasserleitung von der linken zur rechten Seite des Urfttales hinüber. An dieser Stelle ist die Urft heute durch ein Wehr aufgestaut, um Wasser für einen alten Mühlengraben abzuzweigen. Es ist denkbar, dass man beim Bau dieses Wehres die Reste der römischen Aquä- duktbrücke mitbenutzt hat. Da das Wehr zwischenzeitlich mehrfach zerstört und wiederaufgebaut wurde, ist ein möglicher römischer Ur- sprung nicht mehr feststellbar.

Abb. 39: Die Urft zwischen Nettersheim und Kall-Urft. Beim Bau des Wehres für Haus Neuwerk könnten die Reste der Aquäduktbrücke benutzt worden sein.

Am Rande des Wanderweges Haus Neuwerk 1710 errichteter Eisenhammer Neuwerk, der das Wasser zum Betrieb des Hammer- werkes aus der Urft bezog. Das Wehr für die Ableitung ist heute noch sichtbar; wir haben über die möglicherweise erfolgte Einbeziehung der Reste der römischen Aquäduktbrücke über die Urft beim Bau des Wehres unter Wanderführer Nr. 5 ge- schrieben.

71 Karte 1

72 Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung 6 KaII-Urft km 6,0

Beim Ausbau eines Wirtschaftsweges wurde dieses ca. 80 Meter lange Stück der Eifelwasserleitung freigelegt; dabei stürzte ein Teil des Ge- wölbes ein. Der Blick in das Leitungsinnere zeigt die Gussbetonrinne, die auf der Sohle und den Wangen mit einer dünnen Schicht von rötli- chem Wasserputz (Opus signinum) bestrichen ist. Der Putz hatte bei seiner Anmischung durch einen Zuschlag von zerstoßenen Ziegelstei- nen seine hydraulische Wirkung erhalten und sorgte auf diese Weise für die Dichtigkeit der Leitung.

Abb. 40: Teilweise zerstörte Eifelwasserleitung bei KaII- Urft links des Weges zum Haus Neuwerk.

Am Rande des Wanderweges Burg Dalbenden Aus einem spätmittelalterlichen Wohnturm über eine Wasserburg entwickelte baro- cke Burganlage. In den Jahren 1914/15 und in jüngster Zeit noch einmal bauliche Veränderungen. Von der 1252 erstmalig erwähnten Alten Burg Dalbenden sind unterhalb von Urft rechts des Flusses nur noch Reste zu sehen.

73 Aufschluss der römischen 7 Eifelwasserleitung Kall, Burg Dalbenden km 6,9

Die Konzeption der Eifelwasserleitung als reine Gefälleleitung erforder- te, dass jedes Seitental der Trasse ausgefahren und jeder Berg umrun- det wurden. In Einzelfällen konnte davon allerdings abgewichen wer- den: Um vor der schwierig zu überwindenden Wasserscheide zwischen Maas und Rhein möglichst sparsam mit der zur Verfügung stehenden Energiehöhe umzugehen, wurde dieses kleine Trockental (Siefen) im steilen Nordhang des Urfttales auf geradem Weg durchfahren. Zu die- sem Zweck tritt die Leitung für ein kurzes Stück aus ihrem unterirdi- schen Verlauf an das Tageslicht. Ein Durchlass mit lichter Weite von 0,9 Meter sorgt an dieser Stelle für einen Schutz des Bauwerkes vor Unter- spülung. Die bei Regen oder Schneeschmelze anfallenden Oberflä- chenwasser werden unter der Leitung abgeführt.

Abb. 41: Wasserleitung mit Durchlass für die Oberflächenwasser eines Siefens oberhalb von Burg Dalbenden bei Kall-Urft.

74 Am Rande des Wanderweges

Ruine Stolzenburg In markanter Lage auf einem Bergsporn im nördlichen Urfttal gelegene mittelalter- liche Burganlage; möglicherweise Stammburg der 1405 genannten Familie von Soetenich. Die Steilkanten zum Urfttal gaben der Burg einst natürlichen Schutz, der künstlich ausgehobene Graben schützte die Burg zur Landseite. Von der ehemali- gen Bebauung sind Reste der Ringmauer und der Türme zu sehen.

Kloster Steinfeld Von der Stolzenburg schöner Ausblick auf Kloster Steinfeld, ehem. Prämonstraten- serabtei. Erste Kirche laut Überlieferung um 930 errichtet, Klostergründung zwi- schen 1069 und 1073, 1184 zur Abtei erhoben, 1802 säkularisiert, seit 1923 Sal- vatorianerkolleg. Kirchenbau laut Inschrift 1142 begonnen, nach Brand 1873 um- gestaltet; umfassende Renovierung 1925–1936.

75 Aufschluss der römischen 8 Eifelwasserleitung Kall-Sötenich, Am Ehrenmal km 11,0

Die Trasse der Eifelwasserleitung hat die Ortschaft Sötenich in weitem Bogen umfahren. Dort wurde sie bei Baumaßnahmen wiederholt ange- troffen. Am Sötenicher Ehrenmal verlässt die Trasse nun wieder die freie Feldflur. Durch den Schutz des Waldes ist die Leitungstrasse in ih- rem anschließenden Verlauf über lange Strecken erhalten; ihre Reste sind aber trotz vieler Geländemerkmale und Aufschlüsse vom Laien nur schwerlich aufzufinden. Der Aufschluss am Sötenicher Ehrenmal ist durch den Einsturz des Ge- wölbes entstanden und lässt einen guten Einblick in das Leitungsinne- re zu. Lichte Weite 0,60 Meter, lichte Höhe 1,00 Meter.

76 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 9 Kall-Sötenich km 11,6

Da die Urft nicht im Einzugsbereich des Rheines liegt, musste die als Gefälleleitung konzipierte Eifelwasserleitung aus dem Urfttal heraus über die Maas-Rhein-Wasserscheide in Richtung Köln geführt werden. Das erforderte, die Trasse mit möglichst schwachem Gefälle im Talhang zu führen. Durch die Absteckung eines Minimalgefälles von 0,1 Prozent hat die Leitung unterhalb dieses Standpunktes bereits 30 Meter an Höhe über dem Talgrund gewonnen. Der Trassenverlauf liegt 70 Meter von diesem Standort im Talhang.

Am Rande des Wanderweges Bleibergwerk am Tanzberg Westlich des Standortes Wanderführer Nr. 10 sind die Reste eines Bleibergwerkes mit Tradition zu sehen. Die ältesten Urkunden dieses Revier betreffend stammen aus den Jahren 1494 und 1548. Die vermutlich noch wesentlich älteren Abbauspu- ren sind durch diesen spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Bergbau verwischt worden.

77 Trasse der römischen 10 Eifelwasserleitung Kall-Keldenich km 14,4

Blick auf die Rhein-Maas-Wasserscheide, die nordwestlich von diesem Standort in etwa mit dem Verlauf der Landstraße 206 identisch ist. Sämtliche Oberflächenwasser westlich dieses Scheitels fließen über die Urft in die Maas, östlich davon über die Erft in den Rhein. An der tiefsten Stelle der Landstraße 206, dort wo diese die Bahnlinie Köln–Trier kreuzt, überquert die Trasse der Eifelwasserleitung die Was- serscheide. Die Überwindung dieser Wasserscheide mit einer nur ih- rem Gefälle folgenden Wasserleitungstrasse war eine der schwierigs- ten Aufgaben der römischen Ingenieure bei ihrem Eifelprojekt. Bemer- kenswert ist die Tatsache, dass auch mit modernen Planungsunterla- gen keine andere Linienführung möglich wäre.

Abb. 42: Blick auf die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Maas (links) und Rhein (rechts).

Am Rande des Wanderweges Bleibergwerke Mechernich Spuren des ältesten Bergbaues auf Blei aus der Spätlatène-Zeit (1. Jahrhundert v. Chr.) und der römischen Zeit sind nicht mehr nachzuweisen. Die ältesten erhaltenen Gruben sind dem 14. bis 17. Jahrhundert zuzuordnen. Die Bergwerke sind heute stillgelegt.

78 Karte 2

79 Brunnenstube Klausbrunnen 11 Mechernich-Kallmuth km 18,0

In der Kallmuther Brunnenstube befinden wir uns am Kopfende eines der drei Wasserleitungszweige, die in der ersten Bauphase der Eifellei- tung (Ende 1. Jahrhundert n. Chr.) gebaut worden sind. Die beiden an- deren Zweige beginnen an den Quellen bei Urfey und Dreimühlen. Das Sammelbecken mit den Grundrissmaßen von 3,5 x 5,8 Meter ist mit seinem Fundament bis in die ehemals wasserführende Schicht in das Erdreich eingetieft worden. Das Quellwasser konnte durch die tor- artigen Öffnungen in den Sandsteinblöcken sowie durch die mörtellos gesetzten Steinlagen in das Becken eindringen. Die aus Grauwacken gesetzten Stürze und Bögen über diesen losen Steinlagen fangen den Druck des aufgehenden Mauerwerkes ab. Der obere Rand des Beckens war mit halbrunden Sandsteinen abgedeckt; das Becken war nach oben offen. Unterhalb des Klausbrunnens ist der in einer zweiten Bauphase errich- tete Leitungszweig aus dem Urfttal angeschlossen worden. Das Wasser vom Grünen Pütz, das nicht höhengleich auf die vorhandene Leitung am Klausbrunnen traf, wurde vor dem Anschluss durch ein kleines Tos- becken geführt, um die zerstörerische Kraft des Wassers an einer Soll- stelle zu vernichten und um dadurch Beschädigungen am Kanalmauer- werk zu vermeiden.

In den feuchten Wiesen unterhalb von nals gefunden wurde. Ein 1930 bei Kallmuth entspringt eine Quelle mit Bauarbeiten für eine moderne Quellfas- dem volkstümlichen Namen „Klaus- sung gemachtes Amateurfoto zeigt ei- brunnen“. Eick berichtet schon 1867, nen Bauarbeiter auf offensichtlich rö- dass nach Berichten von Einheimi- mischem Mauerwerk. Als mehrere Jah- schen auch diese Quelle von den Rö- re später das Foto dem Leiter des mern gefasst worden sein soll. Er Schleidener Kulturamtes, H. Kölsch, in selbst stellte die römische Fassung in die Hände gelangte, existierten keine Frage, da obertägig keine Funde ge- weitergehenden Nachrichten zu diesem macht wurden und weil zudem in der Fundkomplex. Trotzdem gab das Foto gegenüberliegenden Talseite der Auf- den Anlass zu einer archäologischen schluss eines kleinen römischen Ka- Untersuchung im Jahre 1953.

80 Die Möglichkeit zu einer Ausgrabung weils einen flachen Sturz und einen unter der Leitung von W. Haberey war in darüber gesetzten Bogen abgefangen. diesem Jahr gegeben, da das Quellge- Wasser strömte also durch die biet durch Abpumpen im benachbarten Zwischenräume von drei solcher 1,6 Mechernicher Bleibergwerk seit 1948 Meter langen Losesteinpartien in den nahezu ausgetrocknet war. In den Jah- Südwest- und Nordwestmauern in die ren zuvor waren hier noch Schüttungen Kammer. Demselben Zweck dienten von 300 bis 500 Kubikmeter pro Tag auch die 0,2 bis 0,3 Meter weiten torar- gemessen worden. Das Sammelbecken tigen Öffnungen in den drei Funda- hat einen viereckigen Grundriss mit mentblöcken der Südwestseite. lichten Maßen von 3,5 x 5,8 Meter und Beim Abfluss aus der Quellkammer in ist mit seiner Sohle etwa 3 Meter in das den unterirdischen Kanal musste das Erdreich eingetieft. Das 0,6 Meter star- Wasser eine 0,3 Meter hohe Staustufe ke Mauerwerk ruht auf einem Kranz von überwinden, so dass immer ein gleich Sandsteinblöcken, die 0,5 bis 0,9 Me- hoher Wasserstand im Becken gegeben ter hoch sind. Von der Hangseite aus war und das Wasser sich klären konnte. kann das Quellwasser durch 1,6 Meter Im Anschluss daran war dem Kanal ein große Zwischenräume im Fundament in kleines Sandsteinbecken vorgeschaltet, die Kammer einströmen, da das dazwi- das aber eher zur Wasserberuhigung schen befindliche Mauerwerk zu die- als zu Reinigungszwecken gedient ha- sem Zweck aus losen Steinen aufge- ben dürfte. Die am Rand sichtbaren Ker- schichtet wurde. Der Druck des darüber ben dürften vom Schleifen der Werkzeu- liegenden Mauerwerkes wird durch je- ge durch römische Bauleute herrühren.

Abb. 43: Brunnenstube Klausbrunnen bei Mechernich-Kallmuth im Zustand nach der Wiederherstellung von 1953.

81 Abb. 44: Brunnenstube Klausbrunnen bei Mechernich-Kallmuth. Das Modell zeigt das Prinzip der Wasserfassung und den Anschluss des Wasserleitungsstranges vom Grünen Pütz.

Nur 3,5 Meter unterhalb der Brunnen- weiteren Zweig auf, der von einer klei- stube ist die von Nettersheim kommen- nen Quelle auf der gegenüberliegenden de Leitung an den Kanal angeschlos- Talseite herkommt. Dabei handelt es sen. Die Bauausführung lässt erken- sich wohl um das von Eick im 19. Jahr- nen, dass diese Erweiterung zeitlich hundert schon gesichtete Teilstück. Pro- nach dem Kallmuther Zweig gebaut blematisch sind die Befunde bezüglich worden ist. Der überwölbte Kanal, bau- der lichten Weiten des Kanals. Die lichte gleich mit den Aufschlüssen in seinem Weite des Kallmuther Stranges ist heute oberen Verlauf bei Urft und Sötenich, noch an der Brunnenstube auf der Stre- stößt allerdings mit seiner Sohle nicht cke von 3,5 Meter bis zum Anschluss- höhengleich auf den Kallmuther Kanal, sondern etwa 0,6 Meter höher. Um punkt des Nettersheimer Stranges mit dem über diese Stufe stürzenden Was- 0,42 Meter zu ermitteln. Dieses Maß ser die zerstörerische Kraft zu nehmen, machte den Kallmuther Strang zur Auf- wurde zwischen Stufe und Treffpunkt nahme der zusätzlichen Wasser aus Net- ein 1,16 x 1,20 Meter großes Tosbe- tersheim ungeeignet. Habereys Befund cken eingebaut. Dem gleichen Zweck legt denn auch den Schluss nahe, man diente die Ausbuchtung, die man in die habe nach dem Anschluss den talwärti- Prallwand der dem zulaufenden Kanal gen Kanal auf 0,60 Meter erweitert. Die- gegenüberliegenden Kanalwange nach- se Verbreiterung scheint aber nur im träglich einarbeitete. Die dicken Versin- quellnahen Bereich vorgenommen wor- terungsschichten in diesem Bereich den zu sein, wie Ausgrabungen an dem- deuten auf starke Turbulenzen im flie- selben Leitungsstrang gut einen Kilome- ßenden Kanal hin. ter talabwärts belegen. Die restaurierte Knapp 30 Meter unterhalb dieser An- Quellfassung des „Klausbrunnens“ ist schlussstelle nimmt der Kanal einen seit 1957 zugänglich.

82 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 12 bei Mechernich-Urfey km 19,4

Dieser Standort ermöglicht einen guten Einblick in das Tal des Urfeyer Baches, das hier fast rechtwinklig auf das Tal des Kallmuther Baches trifft. Wie am Klausbrunnen sind auch die Quellen oberhalb von Urfey schon in römischer Zeit für die Wasserversorgung Kölns genutzt wor- den. Die in diesen beiden Quellgebieten beginnenden Freispiegelleitungen hatte man im Schnittpunkt der beiden Talachsen zusammengeführt, um das Wasser in einer entsprechend größer dimensionierten Leitung zum Sammelbecken Eiserfey zu transportieren. Kurz vor ihrem Treff- punkt mit der Urfeyer Leitung überquerte der vom Klausbrunnen kom- mende Strang den Kallmuther Bach auf einem massiven Brückenbau- werk von 7,3 Meter Länge und 1,79 Meter Breite. Die Durchlassweite für den Bach betrug 1,12 Meter. Dieses Brückchen wurde bei der Aus- grabung im Jahre 1981 fast vollständig erhalten angetroffen; der Be- fund konnte aber aus Kostengründen nicht offengehalten werden.

83 Karte 3

84 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 13 bei Mechernich-Eiserfey km 20,6

In Eiserfey vereinigte sich die von Kallmuth/Urfey kommende Leitung mit dem von den Hausener Benden bei Dreimühlen herführenden Lei- tungsstrang. Dieser Standort ermöglicht einen guten Überblick über eine Gelände- situation, die sich auch schon den römischen Ingenieuren in dieser Weise gestellt haben dürfte: Im Schnittpunkt zweier Talachsen musste die Trasse der Wasserleitung verzweigt werden, um in zwei verschiede- nen Quellgebieten das Wasserdargebot ausschöpfen zu können.

Sammelbecken in Mechernich-Eiserfey 13a km 21,0

In einem Garten westlich der B 477, gegenüber der Einmündung der Vollemer Straße, liegt im Erdreich das ehemalige Sammelbecken für die Wasser dieser Leitungen. Auch dieses Becken mit einem Durch- messer von 3,05 Meter war bei den Ausgrabungen im Jahre 1959 in gutem Erhaltungszustand angetroffen worden, musste aber aus Kos- ten- und Konservierungsgründen wieder zugeschüttet werden. An die- sem Sammelbecken begann die Hauptleitung in Richtung Köln, die ab hier einen Regelquerschnitt von ca. 0,75 x 1,35 Meter aufweist. Das Bauwerk wurde nach einem 45-jährigen Dornröschenschlaf im Jahre 2004 wieder freigelegt und ist ab 2005 als weiteres lohnendes Ziel am Römerkanal-Wanderweg vom Wanderer zu besichtigen.

85 Aufschluss der römischen 14 Eifelwasserleitung bei Mechernich-Eiserfey km 21,4

Beim Ausbau des Weges wurde erstmals unterhalb des Eiserfeyer Sammelbeckens die Hauptleitung der Eifelwasserleitung nach Köln an- geschnitten. Der Befund ist 1959 archäologisch untersucht worden, dabei ergab sich mit 0,6 x 1,5 Meter lichter Weite ein etwas von der Re- gel abweichendes Profil der Leitung. Heute nicht mehr sichtbar ist die das Kanalbauwerk bergseitig begleitende Dränage aus losen Grau- wacke-Bruchsteinen. Durch diese Dränage war verhindert worden, dass Oberflächenwasser vom Hang in die Leitung durchsickern konnte. Dieses zusätzliche konstruktive Element im Fernleitungsbau, durch das eine Verunreinigung des Quellwassers auf seinem langen Trans- portweg verhindert werden sollte, war allerdings nur in bergigem Ge- lände zweckmäßig; wir finden derartige Dränagen deshalb auch nur in Hanglagen der Trasse.

Abb. 45: Leitungsaufschluss bei Mechernich-Eiserfey.

86 Aquäduktbrücke Mechernich-Vussem 15 km 22,4

Zum Zwecke der Überquerung eines namenlosen Seitentales des Vey- baches (Altebaches) errichteten die römischen Ingenieure eine relativ aufwändige Brücke für die Eifelwasserleitung nach Köln. Die archäolo- gischen Ausgrabungen von 1959, nach denen zwei Bogenstellungen rekonstruiert worden sind, ließen das Bild einer 80 Meter langen, aus zehn bis zwölf Pfeilern bestehenden Aquäduktbrücke nachzeichnen, auf welcher das Wasser in 10 Meter Höhe über den Talgrund geführt wurde. Der Originalbefund ist in den wieder aufgebauten Pfeilern teilweise noch gut zu erkennen: Es handelt sich um das unregelmäßige Mauer- werk, das ehemals zu den Pfeilerfundamenten gehörte. Anschließend an die Aquäduktbrücke ist unter Wald die vorzüglich er- haltene römische Arbeitsterrasse mit dem teilweise zerstörten Trink- wasserkanal zu sehen. Auch ein ehemaliger Einstiegschacht ist in Res- ten erkennbar erhalten geblieben.

Der Anlass zu einer intensiven archäo- einer Strecke von 80 Metern ober- logischen Untersuchung ergab sich, als irdisch von einer Talseite zur anderen im Zuge von Wegearbeiten für den Vus- führte. Das Mauerwerk der Pfeiler be- semer Sportplatz die Reste von zwei stand aus Grauwackesteinen mit reich- Pfeilern einer ehemaligen Aquädukt- lich verwendetem Mörtel; zur Außen- brücke beseitigt worden waren. An die- verblendung waren noch einmal Grau- ser Stelle haben die Römer eine Talum- wackesteine, diesmal zu Handquader- gehung mittels einer Aquäduktbrücke steinen sauber zugeschlagen, verwen- abgekürzt, für die ein verhältnismäßig det worden. großer Aufwand betrieben werden Der archäologische Befund zeigte, dass musste. Die Brückenreste wurden von der Übergang der Leitung von der ober- W. Haberey im Jahre 1959 untersucht, tägigen Brücke in den unterirdischen wonach das Bauwerk teilweise rekon- Streckenverlauf sehr solide ausgeführt struiert werden konnte. war: Der letzte Brückenpfeiler stand auf Die Aquäduktbrücke bestand ehemals einem 2,8 Meter langen, gemauerten aus einer auf zehn bis zwölf freitragen- Sockel, der 2,0 Meter tief gegründet den Pfeilern geführten Kanalrinne, die war. Auf diesem hatte man eine 0,4 das Wasser in etwa 10 Meter Höhe auf Meter hohe Packlage aus schräg ge-

87 Abb. 46: Teilweise rekonstruierte Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vussem.

Abb. 47: Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vussem als von Schülern des Werner- Heisenberg-Gymnasiums in Neuwied gebautes Rekonstruktionsmodell.

88 stellten Grauwackesteinen errichtet, ne, die nachweisbaren Abstandsmaße auf der die Kämpferplatte für den letz- zwischen den Pfeilern von 2,5 Metern ten Bogen der Brücke und das Funda- lichter Weite sowie die Höhenlage der ment für die Einführung des Kanales in Kanalsohle oberhalb und unterhalb der den Berg auflagen. Brücke erlaubten, dieses Brückenbau- werk recht genau zu rekonstruieren. Auch die mittleren Pfeiler der Brücke Auch wenn bei der Untersuchung von saßen auf soliden Fundamenten auf, zwei Pfeilern keine Fundamentreste von denen eines untersucht werden mehr gefunden werden konnten, ist konnte. Dieses war 2,4 Meter lang; 1,4 nicht anzunehmen, dass zwei Bogen- Meter oberhalb seiner Unterkante öffnungen in dieser Brücke mit der konnten Reste einer „mörtellosen doppelten Spannweite versehen wa- Blockverblendung aus Sandstein“ er- ren. Wir dürfen vielmehr annehmen, kannt werden. dass in Vussem eine auf zwölf Pfeilern ruhende Aquäduktbrücke gestanden Die Bauwerksreste der Pfeiler und der hat, die wir der mittleren Größe dieser beiderseits anschließenden Kanalrin- Bauwerkskategorie zurechnen dürfen.

89 Trasse der römischen 16 Eifelwasserleitung bei Mechernich-Vussem km 23,1

Der beim Bau der römischen Eifelwasserleitung verursachte Gelände- eingriff hat natürlich seine sichtbaren Spuren hinterlassen. Besonders unter Wald hat sich die römische Arbeitsterrasse meist gut erhalten können, während sie in der freien Feldflur durch die landwirtschaftli- che Nutzung in nachrömischer Zeit auf weite Strecken eingeebnet wor- den ist. Im ausgeprägten Trassenbogen, mittels dessen unterhalb dieses Standortes das Seitental des Meinbaches ausgefahren wurde, ist der Verlauf der römischen Wasserleitung an einer schwachen Geländeter- rasse in der Weide zu verfolgen. Besonders gut ist dieses Gelände- merkmal bei schräg einfallendem Licht zu erkennen. Die Linienführung dieser Talausfahrung ist aber auch in der heutigen Wegführung er- kennbar, denn diese folgt in etwa der Trasse der römischen Wasserlei- tung.

90 Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung 17 bei Mechernich-Breitenbenden km 25,0

Bei der Anlage der ehemaligen Straße nach Holzheim und eines Weges nach Harzheim ist die römische Eifelwasserleitung nach Köln in kur- zem Abstand zweimal durchschnitten worden. Dadurch ist einer der instruktivsten Aufschlüsse im ganzen Leitungsverlauf entstanden. Erkennbar ist in den beiden Wangen, dass sie nach dem Prinzip der „verlorenen Schalung“ errichtet worden sind: Auf der gegossenen Lei- tungssohle wurden zwei Mauern aus Handquadersteinen aufgesetzt, die man gegen die Baugrubenwand mit kleinen Bruchsteinen in reich- lich Mörtel hinterfütterte. Die so entstandene Rinne wurde mit einem Gewölbe überdeckt, das auf einem Lehrgerüst, von dessen Schalbret- tern man die Abdrücke noch deutlich erkennen kann, aus keilförmig zugeschlagenen Grauwacken gesetzt worden ist. Und obwohl der Ka- nal auf diese Weise völlig geschlossen war, hat man zur Zierde an den Innenflächen der Wangen noch einen Fugenstrich angebracht – viel- leicht als Ausdruck römischen Handwerkerstolzes.

Abb. 48: Der Leitungsaufschluss bei Mechernich-Breitenbenden zeigt im Gewölbe die Abdrücke der Schalbretter des Lehrgerüstes und an den Wangen einen Fugen- strich.

91 Baumaterial aus der römischen Eifel- 18 wasserleitung im Wasserwerk von Mechernich-Breitenbenden km 25,4

Beim Bau des Breitenbendener Wasserwerkes im Jahre 1930 besann man sich einer mittelalterlichen Tradition und verwendete ein aus dem Römerkanal gebrochenes Stück Kalksinter als Baumaterial. Durch den Einbau einer Kalksinterplatte über dem Eingang gedachte man eine Brücke zu schlagen von der Wasserversorgung in römischer Zeit bis in unsere Tage. Die über der Sinterplatte angebrachte Inschrift stellt die- sen Bezug allerdings etwas abstrakt dar, denn die Kalksinterablage- rung in der Leitung war für die Römer eine eher lästige Nebenerschei- nung beim Transport des kalkhaltigen Eifelwassers. Der Sinter wurde als Marmorersatz erst im Mittelalter zum begehrten Rohstoff beim Bauen. Zweifelsohne waren aber die Quellen in römi- scher Zeit unter den Schutz der Götter gestellt, das Gorgonenhaupt am Grünen Pütz bei Nettersheim ist ein beredtes Zeugnis davon.

Abb. 49: Der Inschriftenstein des Wasserwerks Mechernich-Breitenbenden ruht auf einer Kalksinterplatte aus der Eifelwasserleitung.

92 Aufschluss der römischen Eifel- wasserleitung bei Mechernich- 19 Breitenbenden a km 26,4

Ein längerer Abschnitt der Eifelwasserleitung nach Köln musste beim Bau des nördlichen Widerlagers der Krebsbachtalbrücke der L 165 weichen. In kurze Teilstücke zerlegt, wurde die Leitung an verschiede- nen Orten des Rheinlandes wiederaufgebaut. Somit ergibt sich nun auch abseits des Trassenverlaufs der Wasserleitung Gelegenheit – z. B. beim heimat- oder technikgeschichtlichen Unterricht –, den Schü- lern einen Einblick in die Ingenieurbaukunst der römischen Zeit zu ge- ben: Drei Teilstücke aus Breitenbenden sind allein in Köln wieder auf- gebaut worden, weitere befinden sich heute u. a. in Bonn, Brühl, Net- tersheim und Rheinbach. Der hier einzusehende Aufschluss ist durch den o. g. Ausbruch ent- standen. Er gibt Einblick in die in diesem Baulos angewendete Mauer- technik: Aufmauerung der Leitungswangen nach dem Prinzip der „ver- lorenen Schalung“ und Abdeckung der Rinne durch ein Gewölbe. Die bergseitig angelegte Dränage leitete Oberflächenwasser vor dem Bau- werk nach unten ab. Der Einstiegschacht diente Inspektionszwecken.

Das Krebsbachtal gehört zu den vielen struieren: „Der Durchlaß hatte 1,18 Geländehindernissen, die es im Zuge Meter lichte Weite. Vom Gewölbe, das der Erbauung der Eifelwasserleitung zu etwa halbkreisförmig war, ist talwärts überwinden galt. Bei den von W. Habe- noch ein großer Teil erhalten. Es be- rey im Jahre 1959 durchgeführten steht aus langen Keilsteinen von Sand- Untersuchungen konnte die kleine stein und war wie das ganze Mauer- Aquäduktbrücke über den Krebsbach werk aus in der Nähe anstehendem Ge- nicht mehr gefunden werden; nur 200 stein errichtet. Dort, wo unterhalb des Meter leitungsunterhalb aber quert die Durchlasses das Rinnenmauerwerk Leitung auf einem Durchlass das von wieder erhalten ist, zeigt sich eine ab- einer nahe liegenden Quelle dem weichende Auskleidung der benetzten Krebsbach zufließende Bächlein. Die- Rinne. Auf der Kanalsohle und an den ses Bauwerk konnte von Haberey ein- Wangen liegen große Ziegelplatten von gehend untersucht werden, und ob- 0,05 bis 0,07 Meter Stärke. Sie sind mit wohl vom Kanalmauerwerk ein kurzes rotem Wassermörtel abgedichtet, auf Stück ganz ausgebrochen war, ließ sich dem sich sehr stark Sinter abgelagert sein ursprüngliches Aussehen aus dem hat.“ Haberey erklärt diese etwa 4 Me- noch vorhandenen Mauerrest rekon- ter lange Ausbesserungsstrecke mit

93 Abb. 50: Bergung von Teilstücken der Eifelwasserleitung bei Mechernich-Breiten- benden. Der Aufschluss im Hintergrund ist präpariert worden und heute zugänglich.

Abb. 51: Die römischen Gebäudereste bei Mechernich-Breitenbenden liegen unmittelbar an der Trasse der Eifelwasserleitung.

94 Setzungserscheinungen im Mauerwerk, in der Kanalsohle die Nahtstelle zweier das durch die sekundäre Rinnenaus- Baulose der Gesamtstrecke markieren. kleidung abgedichtet wurde. Auch die vielen, dicht beieinanderliegenden Ein- stiegschächte in diesem Streckenab- Im weiteren Verlauf des von W. Haberey schnitt scheinen auf Probleme mit dem beschriebenen Teilstücks sollte der Be- Untergrund hinzudeuten, denn ihr Vor- fund durch den Ausbau der L 165 nach- handensein erlaubte eine problemlose haltig zerstört werden. Da das nördli- Kontrolle des Leitungsinnern. che Widerlager der zu dieser Straße ge- hörigen Krebsbachtalbrücke genau auf Für die Betrachtung weiterer Leitungs- den antiken Kanal zu liegen kam, mus- aufschlüsse ist aus diesem Streckenbe- ste dieser schon aus statischen Grün- reich die Lage eines vermuteten Ein- den vor dem Brückenbau ausgebaut stiegschachtes unmittelbar vor dem werden. Aus der Not eine Tugend ma- Brückenbauwerk über den Krebsbach chend, wurde die Wasserleitung in von Bedeutung. An dieser Stelle fand „handliche“ Stücke geschnitten, gebor- sich bei der archäologischen Untersu- gen und an verschiedenen Plätzen im chung eine Stufe von 0,15 Meter Hö- Rheinland wiederaufgebaut. Bei den henunterschied in der Sohle des Kana- Freilegungsarbeiten für diese Ber- les. Das Vorhandensein eines Einstieg- gungsmaßnahme konnte noch einmal schachtes an dieser Stelle macht ein gründlicher Einblick in das Kanal- durchaus Sinn, denn über einer ähn- bauwerk genommen werden. Dabei lichen Stufe im Kanal bei Mechernich- wurden noch weitere Einstiegschächte Lessenich konnte im Rahmen einer entdeckt, so dass die von Haberey aus- Ausgrabung des Jahres 1980 ebenfalls gesprochene Vermutung, die Römer ein Einstiegschacht archäologisch hätten hier eine geologische Problem- nachgewiesen werden. Es gilt inzwi- strecke angetroffen, wohl zutreffend schen als sicher, dass derartige Stufen ist.

95 Aufschluss der römischen 19 Eifelwasserleitung b bei Mechernich-Breitenbenden km 26,5

Im Nordhang des Krebsbachtales finden wir im Verlauf der Eifelwas- serleitung außergewöhnlich zahlreich Einstiegschächte vor. Das mag mit geologischen Problemen zusammenhängen, die den Bau der Lei- tung möglicherweise erschwert haben. Die Schächte dienten dem Ein- stieg von Inspektoren und Reparaturtrupps; eine Reparaturstelle konn- te nur wenig oberhalb dieses Aufschlusses archäologisch nachgewie- sen werden. Der hier einzusehende Einstiegschacht ist das besterhaltene Exemplar aus dem gesamten Leitungsverlauf. Deutlich sichtbar ist der sauber gemauerte Abschluss des Gewölbes, über dem zwei Schachtwände hochgezogen worden sind. Die Seitenwände des Schachtes sind bün- dig mit den Kanalwangen angelegt. Die Zweckbestimmung des kleinen Gebäudes, dessen Reste mit Trep- penzugang südlich dieses Leitungsaufschlusses zu sehen sind, ist nicht klar zu deuten. Möglicherweise handelte es sich um einen Keller- raum, der zu den nördlich der Wasserleitung liegenden römischen Ge- bäuden gehört haben könnte, oder aber um die Reste eines dem Schutz der Wasserleitung dienenden kleinen Tempelchens, wie wir es aus Euskirchen-Kreuzweingarten kennen.

96 Aufschluss der römischen Eifelwasserleitung 19 bei Mechernich-Breitenbenden c km 26,6

Die Trassenführung einer römischen Wasserleitung gleicht bei näherer Betrachtung keiner gleichmäßig gewundenen Linie, sondem sie ist aus vielen nur wenige Meter langen geraden Stücken zusammengesetzt. Diese polygonale Linienführung ist durch die Verwendung der Schal- bretter beim Guss der Betonwangen und beim Setzen des Gewölbes über einem Lehrgerüst entstanden. Besonders im kurvenreichen Tras- senverlauf in den Tälern der Eifel ist diese baubedingte Eigenart gut zu erkennen. Dieser Aufschluss ist durch den Einsturz des Gewölbes entstanden, wodurch das Leitungsinnere von oben einsehbar ist. Die durch das o. g. Verfahren verursachten Knicke in der Linienführung werden hier be- sonders deutlich. Die nördlich an diesen Aufschluss anschließenden Gebäudereste sind ebenfalls römischen Ursprungs. Die Zweckbestimmung dieser Gebäu- de war bei der archäologischen Ausgrabung nicht zu ermitteln, aber es ist nicht abwegig, hierin eine Art Betriebshof für die Eifelwasserleitung zu sehen.

97 Karte 4

98 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 20 im Mechernicher Wald km 29,2

Trasse der römischen Eifelwasserleitung 21 im Mechernicher Wald km 29,7

Die römische Eifelwasserleitung war nach neueren Datierungsversu- chen von Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis Ende des 3. Jahrhun- derts n. Chr. für die Wasserversorgung der CCAA/ Köln in Betrieb. Ver- mutlich wurden schon bei den Frankeneinfällen der Jahre um 270/280 n. Chr. einige obertägige Leitungsabschnitte zerstört, was zum Zu- sammenbruch des gesamten Versorgungssystems führen musste. In der Spätantike und auch im Mittelalter ist die Leitung nicht wieder in Betrieb genommen worden. Statt dessen führte man das Bauwerk einer neuen Nutzung zu: In frän- kischer Zeit, besonders aber im hohen Mittelalter vom 11. bis zum 13. Jahrhundert, benutzte man den Römerkanal als Steinbruch. Das dabei gebrochene Mauerwerk wurde zum Bau von Kirchen, Klöstern und Bur- gen des Rheinlandes wiederverwendet. Die Kalksinterablagerung in der Leitung war allerdings besonders begehrt, denn aus ihr ließen sich Altarplatten, Säulen u. ä. fertigen, die wir heute in vielen romanischen Kirchen des Rheinlandes wiederfinden. Zeugnis dieser mittelalterlichen Steinbruchtätigkeit sind die langen Ausbruchgräben, die wir heute noch im Trassenverlauf der Wasserlei- tung auffinden können. Dabei wurde auch die römische Arbeitsterras- se ein zweites Mal benutzt, dieses Mal für den Abtransport des Stein- materials. Hier im Hombusch ist der Ausbruchgraben besonders gut zu verfolgen.

99 Abb. 52: Römische Arbeitsterrasse und mittelalterlicher Ausbruchgraben der Eifel- wasserleitung im Hombusch bei Mechernich.

Am Rande des Wanderweges Römischer Steinbruch Katzensteine 15 Meter hohe Gruppe von Buntsandsteinfelsen mit Abbauspuren aus römischer Zeit. In diesem erst 1971 entdeckten Steinbruch sind in der Antike etwa 1000 Ku- bikmeter weniger qualitätvollen Sandsteins gebrochen worden. Die römischen Ab- bauspuren – Schrotspuren und sogar Keillöcher – liegen frei und sind gut erkenn- bar.

100 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 22 im Mechernicher Wald km 29,9

Trasse der römischen Eifelwasserleitung 23 im Mechernicher Wald km 30,5

Im Mechernicher Wald gab das Auffinden von zwei nebeneinander ver- laufenden Ausbruchgräben der römischen Eifelwasserleitung zunächst einige Rätsel auf, die aber im Zuge einer archäologischen Untersu- chung im Jahre 1980 geklärt werden konnten. Die Ursache hierfür lag in Schwierigkeiten, die sich den römischen Ingenieuren beim Durch- stich des Bergrückens „Grüner Winkel“ vor Lessenich ergeben hatten. Da die Leitung in den Anschlussbaulosen bereits betriebsfertig gewe- sen war, kam es in diesem Baulos zu einer Zwischenlösung, um die Wasserversorgung Kölns vorzeitig in Betrieb nehmen zu können: Man verlegte im Baugraben bis zum Grünen Winkel eine provisorische Lei- tung, die man vor dem Berg abknicken ließ und um diesen herumführ- te. Nun wurde parallel zur ursprünglichen Trasse ein zweiter Graben ausgehoben und in diesem die Steinleitung gebaut; diese ist dann auch durch den schließlich fertiggestellten Durchstich geführt worden. Heute sind im Gelände zwei Gräben zu sehen, da die provisorische Leitung schon von den Römern wieder ausgebaut worden ist, während der Steinkanal ein Opfer mittelalterlicher Steinbruchtätigkeit wurde. Bemerkenswert ist die Feststellung, dass sich die Trassen beider Lei- tungen bei Bachübergängen jeweils vereinigen. Hierin kann ein weite- rer Hinweis darauf gesehen werden, dass die Brücken im Verlauf einer Wasserleitung als selbstständige Bauwerke vorab errichtet worden wa- ren.

101 Trasse der römischen 24 Eifelwasserleitung im Mechernicher Wald km 30,8

Beschreibung wie unter Nr. 22 und 23. Der hier nur wenig abseits des Weges liegende ausgeprägte Graben gehörte zur provisorischen Leitung, die man in der ursprünglich ge- planten Trasse verlegt hatte. Der Ausbruchgraben des Steinkanals ver- läuft in etwa parallel zu dieser Trasse, allerdings etwas tiefer im Wald.

102 Trasse der röm. Eifel- wasserleitung bei Mechernich- 25 Lessenich, Am Grünen Winkel km 31,6

Beschreibung wie unter Nr. 22 und 23. In der Weide unter dem lichten Kiefernwald vor diesem Standort ist als Geländemerkmal der schwach ausgeprägte Graben der provisorischen Leitung zu sehen. Wir befinden uns hier im Scheitelpunkt der Umfah- rung des Bergrückens; der Durchstich für den Steinkanal erfolgte ca. 300 Meter von hier.

103 Ausbruchgraben der römischen 26 Eifelwasserleitung bei Mechernich-Lessenich, km 33,2 Sportplatz

Beschreibung wie unter Nr. 20. Der schräg durch die Weide nördlich des Sportplatzes verlaufende Graben könnte auf den ehemaligen Ver- lauf der römischen Wasserleitung hindeuten. Im Luftbild ist dieser mittelalterliche Ausbruchgraben besonders nach einem leichten Schneetreiben gut zu erkennen.

Abb. 53: Schneeverwehungen machen den mittelalterlichen Ausbruchgraben bei Mechernich-Lessenich sichtbar.

104 Karte 5

105 Trasse der römischen 27 Eifelwasserleitung bei Mechernich-Antweiler km 35,8

Hinter Antweiler ist die Trasse der römischen Eifelwasserleitung nun endgültig vom Einzugsbereich des Veybaches in das Erfttal überge- wechselt (Wasserscheide bei 248 m ü. NN). Auch diese kleinen Was- serscheiden haben den römischen Ingenieuren bei der Planung einer nur dem Gefälle folgenden Leitung ihre Schwierigkeit bereitet, denn sie mussten mit sparsamem Gefälle gemeistert werden. Die Trasse der Eifelwasserleitung verläuft etwa 50 Meter parallel zur Kreisstraße 24; in den frisch gepflügten Feldern werden häufig Bruch- stücke des Kanalmauerwerks gefunden.

106 Aufschluss der röm. Eifelwasser- leitung bei Euskirchen- 28 Kreuzweingarten, Am Römerkanal km 38,5

In diesem sorgfältig hergerichteten Leitungsaufschluss beeindruckt vor allen Dingen die Mächtigkeit der Kalkablagerungsschichten. Diese Sinterschichten lassen eine ununterbrochene Nutzungszeit des Kanals von rund 190 Jahren errechnen. Der versinterte Querschnitt lässt zwar auf der Sohle nur noch eine lichte Weite von 0,12 Meter offen, aber selbst dieses verengte Profil ließ nach hydraulischen Berechnungen noch eine Tagesleistung von 20 000 Kubikmeter Trinkwasser zu. Die Kanalwangen sind aus Grauwacken gemauert, und das Gewölbe setzt auf beiden Wangen 0,06 Meter von deren Innenkanten an. Dieser Ab- stand entspricht dem Raum, der für das Auflagern des Lehrgerüstes für den Bau des Gewölbes benötigt wurde.

Abb. 54: Erftdurchbruch am Rand der nördlichen Eifel zur Zülpicher Börde. Die Ei- felwasserleitung verläuft im linken Talhang und überquert die Erft bei Euskirchen- Rheder.

107 Aufschluss der röm. Eifelwasser- 29 leitung bei Euskirchen- Kreuzweingarten, Sportplatz km 38,9

Im Hochwald südlich des Kreuzweingartener Sportplatzes sind einige Aufschlüsse der Wasserleitung zu sehen. Darüber hinaus ist aufgrund des mittelalterlichen Ausbruchgrabens in diesem Bereich die Kanal- trasse gut zu verfolgen. Nordöstlich des Sportplatzes wird der Abstieg zur Erftniederung von der Trasse recht abrupt genommen, die Leitung hat dort ein Gefälle von ca. 10 Prozent. Das unmittelbar neben der Leitungstrasse liegende kleine römische Gebäude war schon im Jahre 1928 entdeckt worden, bevor es 1967 ar- chäologisch untersucht werden konnte. Der im Lichten 4,0 x 4,3 Meter große Bau hatte ehemals wohl an drei Seiten Nischen. Dieser Befund könnte die Vermutung erhärten, wonach in diesem Bau ein kleiner Tempel gesehen wird.

108 Trasse der römischen Eifelwasser- leitung bei Euskirchen- 30 Kreuzweingarten, Alter Burgberg km 39,7

Dieser Standort erlaubt einen sehr schönen Überblick über den Verlauf der Trasse der Eifelwasserleitung vor der Überquerung des Erfttales. Die Leitung kommt von Lessenich über Antweiler durch die freie Feld- flur und erreicht bei Maria Rast das Waldgebiet „Broicher Bruch“. Die- ser Hochwald liegt jenseits der Erft, genau unserem Standort gegenü- ber, und darin befinden sich einige sehr schöne Aufschlüsse des Rö- merkanals (z. B. die Punkte 28 und 29). Die Höhenverhältnisse der Berghänge beiderseits der Erft zueinander machten einen Talübergang für die Wasserleitung erst bei Rheder mög- lich. Und selbst dort war noch eine Aquäduktbrücke von 550 Meter Länge und 5 Meter Höhe zu errichten gewesen. Von diesem Bauwerk sind am Ort allerdings keinerlei Reste mehr zu sehen, das Material wurde im Mittelalter abgebrochen, um es ein zweites Mal zum Bauen zu verwenden.

Am Rande des Wanderweges Alter Burgberg Kreuzweingarten Ringwallanlage, aufgrund von Keramikfunden bei der archäologischen Untersu- chung in die Spätlatène-Zeit (1. Jahrhundert v. Chr) zu datieren; vermutlich von den Talliates oder den Eburonen erbaut worden. Die Bautechnik der Wallanlage ent- spricht der von Cäsar beschriebenen Bautechnik des „Murus Gallicus”. Nach Aus- weis der Brandschichten ist die Anlage bei den Kämpfen der Eburonen gegen Cäsar zerstört worden.

109 Karte 6

110 Baumaterial aus der römischen Eifelwasserleitung in der Hardtburg 31 bei Euskirchen-Stotzheim km 41,2

Die von Wassergräben umgebene zweiteilige Burg stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert. Vom Typ her handelt es sich um eine Motte, denn der Hauptburghügel ist mit dem Aushub des künstlich angeleg- ten Wassergrabens aufgeschüttet worden. In der Hauptburg befindet sich der quadratische Wohnturm, der von einem doppelten Mauerring umgeben ist und durch ein Zwingersystem ehemals nur von der Vor- burg aus zu erreichen war. Bei zahlreichen Kirchen, Klöstern und Burgen des Rheinlandes lässt sich als Ursprung für das verwendete Baumaterial eindeutig der „Steinbruch Römerkanal“ nachweisen. Dieses Material wurde vor- nehmlich vom 11. bis 13. Jahrhundert verwendet. Auch in der Hardt- burg finden wir Reste der römischen Eifelwasserleitung wieder, zu se- hen ist allerdings nur ein einzelnes Bruchstück: In der Südecke des Wohnturmes, etwa in Augenhöhe, ist ein eindeutig zuzuordnendes Stück Kalksinter aus der Eifelwasserleitung verbaut worden.

Abb. 55: In der Hardtburg bei Euskirchen-Stotzheim ist in geringen Maßen Abbruch aus dem Römerkanal verbaut worden.

111 Trasse der römischen Eifel- 32 wasserleitung bei Euskirchen- Stotzheim, Hardtwald km 41,9

Nach Überquerung der Erft bei Rheder umrundet die Trasse der Eifel- wasserleitung die Hardt und biegt in das Swisttal ein. Durch die Aus- fahrung des Swisttales bis Rheinbach/Meckenheim wurde der Bau ei- ner riesigen Aquäduktbrücke über die Swistniederung vermieden, die zur Erreichung des Villerückens zwischen Heimerzheim und Weiler- swist zu bauen gewesen wäre. Die Brücke hätte bei Stotzheim begin- nen müssen und die imposante Länge von 13 Kilometer bei einer Hö- he von rund 30 Meter erreicht. Die verwirklichte Lösung in der Linien- führung war wirtschaftlicher, obwohl sie die Trasse um rund 20 Kilo- meter verlängert hat.

112 Römische Pfeilerreste in Euskirchen-Niederkastenholz, 33 Laurentiusstraße km 43,1

In Kirchheim wurde im Jahre 1977 eine römische Quellfassung ent- deckt; die von dieser Wasserfassung gespeiste Leitung konnte bis Niederkastenholz verfolgt werden. Ein Anschluss dieser Leitung an die Eifelwasserleitung nach Köln ist archäologisch nicht nachzuweisen. Wahrscheinlicher ist, dass diese Leitung der Versorgung einer Villa rus- tica diente, deren Reste in Niederkastenholz nördlich der Kirche nach- gewiesen sind. Die Stumpfe römischer Gussbetonpfeiler in der südöstlichen Kirch- hofsmauer und im südlich daran anschließenden Gehweg könnten von dieser Wasserleitung stammen. Sie befinden sich heute noch an ihrem ursprünglichen Standort. Bitte schonen Sie diesen einzigartigen Befund!

Abb. 56: Pfeilerstümpfe in Euskirchen-Niederkastenholz, die möglicherweise von der bei Kirchheim beginnenden römischen Wasserleitung herrühren könnten.

113 Baumaterial aus der röm. Eifel- 34 wasserleitung in St. Laurentius, Euskirchen-Niederkastenholz km 43,2

In der Kirche St. Laurentius ist Baumaterial aus dem Abbruch der Eifel- wasserleitung nach Köln mehrfach verwendet worden. Schon bei der Stufe im Eingang zum Kirchhof handelt es sich um eine Sinterplatte, die aus der Kalkablagerung in der Eifelleitung gefertigt worden ist. Auch in der Kirche findet man dieses Material noch mehrfach verwen- det, z. B. für eine Ruhebank in der Eingangshalle.

Abb. 57: Brunnenkranz aus Buntsandstein des römischen Brunnens Euskirchen- Niederkastenholz.

114 Römisches Mauerwerk in Euskirchen-Niederkastenholz, 35 an St. Laurentius km 43,2

Dem Laurentius-Brunnen ist in seiner heutigen Form sein römischer Ursprung nicht mehr anzusehen, allerdings ist der aus Sandstein ge- fertigte antike Brunnenkranz in Niederkastenholz noch erhalten. Das Gussmauerwerk beim Brunnen und jenseits der Straße ist eindeutig römisch und stand mit den Bauten einer nördlich der Kirche nachge- wiesenen Villa rustica in Verbindung.

Abb. 58: Römischer Laurentius-Brunnen in Euskirchen-Niederkastenholz in seiner heutigen Form.

115 Trasse der römischen 36 Eifelwasserleitung bei Euskirchen-Palmersheim km 45,5–8

In früheren Zeiten spielte der Verlauf der römischen Eifelwasserleitung nach Köln auch bei der Gliederung des ländlichen Raumes eine Rolle. Da sich selbst bei unterirdischem Verlauf der Leitung der römische Be- gleitweg noch jahrhundertelang erhalten hatte, bediente man sich die- ses deutlichen und eindeutigen Geländemerkmales gern bei der Fest- legung von Gemeindegrenzen. Aber auch der Begleitweg selbst war an vielen Orten noch bis in unsere Zeit in Nutzung gehalten worden. Durch Flurbereinigung und kommunale Neuordnung sind diese Wege und Grenzen zwischenzeitlich aber oft verändert worden. Der hier von Westen auf die unter Naturschutz stehende Kastanie zu- führende Feldweg ist ein Relikt aus römischer Zeit: er verläuft un- mittelbar neben der Trasse der römischen Wasserleitung.

116 Karte 7

117 Trasse der römischen 37 Eifelwasserleitung bei Euskirchen, Forst Schornbusch km 48,8

Der Villerücken war für die römischen Ingenieure das größte Hindernis bei Planung und Trassierung der Eifelwasserleitung. Dieser Bergrücken lag wie ein riesiger Sperrriegel quer zur auszubauenden Ideallinie zwi- schen Eifel und Köln. Auf dieser kürzesten Trasse wäre durch das Swisttal entweder eine Druckrohrleitung oder eine Aquäduktbrücke zu bauen gewesen; beide Bauwerke hätten auf eine Länge von 13 Kilo- meter im Tal einen Höhenunterschied von rund 30 Meter überwinden müssen. Eine weitere Möglichkeit hätte im Bau eines Tunnels durch den Villerücken bestanden. Die zum Bau derartiger Anlagen erforderlichen Techniken wurden von den römischen Ingenieuren zwar voll beherrscht, erwiesen sich im Fall der Eifelwasserleitung aber als unwirtschaftlich. Die verwirklichte Lö- sung war genial einfach, obwohl sie die Trasse um rund 20 Kilometer verlängert hat: man führte die Leitung mit schwachem Gefälle so weit in das Swisttal hinein, bis eine Überquerung des Villerückens ohne technische Hilfsmittel möglich war. Die Eifelwasserleitung verläuft 1,2 Kilometer nördlich von diesem Standort von West nach Ost; der Blick über das Swisttal auf den Ville- rücken zeigt die ganze Problematik bei der Trassenführung.

118 Karte 8

119 Trasse der römischen 38 Eifelwasserleitung in Rheinbach, Rodderfeld km 52,2

Vor der Planung des Siedlungsgebietes ,,Rodderfeld“ ist durch eine ar- chäologische Untersuchung der Trassenverlauf der römischen Wasser- leitung festgestellt worden. Bei der Anlage des Wegenetzes wurde die- se Trasse dann mit entsprechender Wegbezeichnung sichtbar ge- macht, sie entspricht also dem Wegverlauf „Römische Wasserleitung”. Außer der Steinpacklage unter dem ehemaligen Kanalbauwerk war bei den Ausgrabungen nur noch der mittelalterliche Ausbruchgraben vor- gefunden worden, denn das Steinmaterial der Wasserleitung war in mittelalterlicher Zeit ein beliebter Rohstoff beim Bau der Kirchen, Klös- ter und Burgen in der Umgebung. In Rheinbach finden wir in der Burg (Hexenturm, 12. Jahrhundert) und in der Stadtbefestigung (Wasemer Turm) Material des „Steinbruches Römerkanal“ reichlich wiederver- wendet. In ihrem weiteren Verlauf biegt die römische Wasserleitung in die Münstereifeler Straße ein; deren Ausrichtung ist ebenfalls mit der Ka- naltrasse identisch.

120 Teilstück der römischen Eifelwasserleitung 39 in Rheinbach km 53,5

Rheinbach ist eine der wenigen Städte, deren Gebiet von der Trasse der römischen Eifelwasserleitung voll durchfahren wird. Die Leitung bog vom Rodderfeld kommend auf das Stadtgebiet ein. Noch heute zeigen Münstereifeler Straße, Kriegerstraße und ,,Römerkanal” den ehemaligen Verlauf der Trasse in etwa an. Die Abmessungen und die Bauart des in Rheinbach durch mittelalterlichen Steinraub fast voll- ständig entfernten Bauwerkes werden in dem hier aufgestellten Teil- stück sichtbar gemacht. Das Bauwerk musste in Mechernich-Breiten- benden einem Brückenbau weichen und ist dort im Jahre 1979 aus seinem unterirdischen Verlauf herausgenommen worden. Im Inneren des Teilstückes sind die Abdrücke der Schalbretter des Lehrgerüstes zum Bau des Gewölbes sichtbar sowie aus der Betriebszeit der Leitung die Kalkablagerungen auf der Sohle und an den Wangen.

Abb. 59: Wiederaufgebautes Teilstück der Eifelwasserleitung in Rheinbach.

121 Baumaterial aus der römischen 40 Eifelwasserleitung im Wasemer Turm, Rheinbach km 53,6

Der Wasemer Turm ist einer der ehemals acht Türme der mittelalter- lichen Stadtbefestigung Rheinbachs, der neben dem Kallenturm und dem zur Burg gehörigen Hexenturm bis heute erhalten geblieben ist. Rheinbach war gegen Ende des 13. Jahrhunderts befestigt worden, wo- bei man die bereits bestehende Burganlage einbezogen hatte. Als Baumaterialien bevorzugte man die heimische Grauwacke und den gut erhaltenen Gussbeton der römischen Eifelwasserleitung, die unterir- disch das Rheinbacher Gebiet querte. Das Material der im 1. Jahrhun- dert n. Chr. erbauten Wasserleitung wurde im 12. und 13. Jahrhundert herausgebrochen und ein zweites Mal zum Bauen verwendet. Im Rund des Wasemer Turmes kann man etwa in Brusthöhe zahlreiche Stücke der römischen Wasserleitung wiederfinden; an einem haftet gar noch der rötliche Innenputz (Opus signinum), mit dem die Leitung gegen Wasserverlust abgedichtet worden war. Bitte schonen Sie diesen einzigartigen Befund!

122 Baumaterial aus der römischen Eifelwasserleitung 41 in der Rheinbacher Burg km 53,8

Im Hexenturm mit Torburg und Umfassungsmauer sind die eindrucks- vollsten Reste des mittelalterlichen Rheinbach zu sehen. Diese Bau- werke gehörten zu der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts er- richteten Burg; sie bildeten die Hauptburg, der in östlicher Richtung ei- ne Vorburg vorgelagert war. Bei der Errichtung der Stadtbefestigung Ende des 13. Jahrhunderts hatte man diese Hauptburg in das Geviert der Stadtmauern einbezogen, sie schützte fortan die Südostecke der mittelalterlichen Stadt. Das gesamte noch erhaltene Ensemble ist zu großen Teilen aus Ab- bruchmaterial der römischen Eifelwasserleitung errichtet worden. Im Hexenturm sieht man den römischen Gussbeton besonders neben der Treppe in den Ansätzen der ehemals nach Westen abgehenden Mauer, in der Torburg in Sturz und Bogen über der Durchfahrt, während die Umfassungsmauern und die Grundmauern überwiegend aus diesem Material gebaut worden sind. Teilweise sieht man auch noch Reste des Innenputzes und der Kalksinterablagerung. Bitte schonen Sie diesen einzigartigen Befund!

123 Abb. 60: Wiederverwendung römischen Gussbetons aus der Eifelwasserleitung im Torturm der Rheinbacher Burg (12. Jahrhundert).

124 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 42 in Rheinbach, „Römerkanal“ km 54,4

Auf der Nordseite der Straße verlief in West-Ost-Richtung die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Köln, die hier in einer Länge von 18 Meter freigelegt wurde. Der obere gewölbte Teil war ausgebrochen, so dass sich nur noch der untere U-förmige Trogteil fand. Dieser war von der benetzten Sohle gemessen bis 0,80 Meter Höhe erhalten. Die Wangenbreite betrug 0,30 Meter, die lichte Weite der Rinne 0,75 Me- ter. Die Bauwerkssohle war einschließlich einer Stickung aus Grauwa- cken 0,27 bis 0,30 Meter stark. Die Rinne war im Inneren mit einem 0,02 Meter starken, festen weißen Putz versehen, dem eine 1 Millime- ter starke rötliche, aus Ziegelmehl bestehende Feinschicht auflag. Dem Boden wie auch den Wänden haftete eine 0,03 Meter starke Kalksin- terablage an, die an den Seitenwänden nach oben hin ausdünnte. Die Oberkante der Rinne lag 2,1 Meter unter der heutigen Oberfläche. Ein Teilstück dieser Wasserleitung aus Mechernich-Breitenbenden ist in Rheinbach, Pützstraße aufgestellt worden.

125 Karte 9

126 Trasse der römischen Eifelwasser- leitung auf der Grenze zwischen 43 Rheinbach und Meckenheim km 58,2

Beschreibung wie unter Nr. 36. Der Feldweg, der heute die Grenze zwischen Rheinbach und Mecken- heim bildet, verläuft in etwa deckungsgleich mit der Trasse der römi- schen Eifelwasserleitung.

127 Die ehemalige Aquäduktbrücke 44 über den Swistbach zwischen Rheinbach und Meckenheim km 58,7–59,2

Die Trasse der römischen Eifelwasserleitung nach Köln war weit in das Swisttal hineingeführt worden, damit die Leitung den Villerücken mit eigenem Gefälle ohne technische Hilfsmittel überqueren konnte. Am Kopfende dieser Talausfahrung war zur Überleitung des Wassers über den Swistbach dennoch ein gewaltiges Brückenbauwerk erforderlich. Davon ist heute an der Oberfläche nur noch eine leichte Geländeerhe- bung auszumachen; allerdings kann man hier noch reichlich Bau- schutt vom mittelalterlichen Abbruch der Brücke finden. Eine archäologische Untersuchung im Jahre 1981 brachte das Funda- ment eines Pfeilers sowie die klar erkennbaren Ausbruchgruben von fünf weiteren Pfeilern zutage. Danach lässt sich das folgende Bild kom- plettieren: Die 1400 Meter lange Aquäduktbrücke führte ehemals auf fast 300 Bogenstellungen in bis zu 11 Meter Höhe das Eifelwasser über den Swistbach. Im 12. Jahrhundert wurde die Brücke abgebro- chen, um das Material ein zweites Mal zum Bauen zu verwenden. In den Mauern von Gut Kapellen bei Swisttal-Dünstekoven finden wir bei- spielsweise nicht nur den römischen Gussbeton wieder, sondern darü- ber hinaus auch zahlreiche Handquadersteine aus Tuff, die nur von der Verkleidung der Aquäduktbrücke über den Swistbach stammen kön- nen.

Der Verlauf der römischen Wasserlei- sohle waren besonders seit den Arbei- tung ist im Gelände heute noch derart ten Clevers um die Jahrhundertwende ausgeprägt, dass die Trasse nicht nur bekannt. Auch hatte Maaßen schon anhand der Streufunde aus römischem 1882 auf die Brücke hingewiesen. We- Bauschutt verfolgt werden kann; auch nig später schreibt v. Veith, dass von im Bild der Höhenlinien in der Deut- einer Brücke über den Swistbach zwar schen Grundkarte ist der Trümmerstrei- nichts mehr erhalten sei, 60 Jahre vor- fen klar zu erkennen. Diese Geländebe- her aber – also um 1825 – noch Pfei- schaffenheit ließ schon bei der Kartie- lerfundamente sichtbar gewesen seien. rung der Oberflächenbefunde ein gro- ßes Brückenbauwerk über den Swist- Durch die Ausgrabung vom Sommer bach erwarten. 1981 sollte das Brückenbauwerk lokali- siert und nach Möglichkeit Klarheit Die ungefähre Lage der Aquäduktbrü- über seine Bauart und Dimensionen cke und ihre Gesamthöhe über der Tal- gewonnen werden. Für den Ansatz der

128 Grabung waren die Befunde der Tras- Leitungskanals sind in der Umgebung senbegehung vom Jahre 1978 maßge- der ehemaligen Aquäduktbrücke über bend, zudem sind in der ausgezeichne- das Swistbachtal mehrere Beispiele für ten Karte der Eifelwasserleitung von eine solche Wiederverwendung be- Clever im Brückenbereich zwei Punkte kannt. Im Bereich von Schnitt 1 ist der eingetragen, an welchen dieser um die mittelalterliche Abbruch offenbar der- Jahrhundertwende die Leitung in Auf- art gründlich erfolgt, dass bei der Aus- schlüssen noch gesehen und aufge- grabung nicht einmal Fundamentreste messen hat. ausgemacht werden konnten. Aussa- gen über das ehemalige Aussehen der Die erste Fläche der archäologischen Brücke waren nach diesem Befund Untersuchung wurde im Flurstück 87/1 nicht möglich. (Flur 20 der Gemarkung Meckenheim) angelegt; der Gewannenname dieses An einer zweiten, 350 Meter leitungs- Stückes lautet „Im Haag“. Es zeigte oberhalb ebenfalls in der Gewanne „Im sich allerdings schon sehr bald, dass in Haag“ liegenden Stelle zeichnete sich diesem Schnitt Bausubstanz nicht der Verlauf der Trasse durch eine deut- mehr zu erwarten war. Dagegen gelang lich sichtbare Erhebung im Gelände ab. es aber, Lage und Richtung der Aquä- Die eine Grundstückseinheit bildenden duktbrücke aufgrund eines ausgepräg- Flurstücke 145, 146 und 147 waren ge- ten Schuttstreifens im Planum ein- rade abgeerntet und boten sich für eine wandfrei nachzuweisen. Im römischen archäologische Untersuchung an. Die Bauschutt fanden sich u. a. Reste von Ausgrabung wurde über zwei Schnitte bearbeiteten Tuffsteinen, Ziegeln und geführt (Schnitt 2 und 3), die beide Mörtel sowie Sinterbruchstücke. Es war quer zur Leitungstrasse angelegt wur- bekannt, dass gerade die obertägigen den. In Schnitt 2 wurde unmittelbar un- Bauwerke im Verlauf des Kanals schon ter der Bearbeitungsschicht ein Pfeiler- im Mittelalter als Steinbrüche benutzt stumpf der ehemaligen Bogenreihe an- worden sind, um Baumaterial für die getroffen, woraufhin der Schnitt gezielt Errichtung von Kirchen, Klöstern und in Leitungsrichtung erweitert werden Burgen zu gewinnen. Aus Substanz des konnte. Hier wurden zwar keine weite-

Abb. 61: Rekonstruktion der Aquäduktbrücke über den Swistbach über dem Aus- grabungsbefund.

129 ren Baureste in situ aufgedeckt, klar er- Nach diesen Ermittlungen stehen uns kennbare Ausbruchgruben ließen aber für die Rekonstruktion der Äquadukt- dennoch die ehemaligen Standorte brücke über den Swistbach die Funda- weiterer Pfeiler bestimmen. mentabmessungen eines Pfeilers, die Pfeilerabstände, das Gefälle des über- führten Kanals sowie die Lage des Brü- Der Pfeilerstumpf war bis zu einer max. ckenkopfes am Nordhang des Tales zur Höhe von 1,10 Meter erhalten. Er stand Verfügung. Damit lässt sich ein einiger- auf einer 0,2 Meter starken Grauwa- maßen genaues Bild des Bauwerkes ckestickung und war gegen eine glatt zeichnen, denn nach diesen Angaben abgestochene Baugrube gemauert. Sei- kann auch die Lage des südlichen Brü- ne Grundrissmaße waren 1,20 (in Fließ- ckenkopfes festgelegt werden. Die Brü- richtung der Leitung) x 1,80 Meter. Die cke erreichte ein Länge von 1400 Me- übrigen fünf Pfeiler, die ehemals im tern mit bis zu 295 Bogenöffnungen Schnittbereich gestanden haben müs- von 3,56 Meter Weite. Ihre größte Höhe sen, waren sauber aus ihren Baugru- erreichten die Pfeiler im Bereich des ben entfernt worden, so dass im Pla- Swistbaches, wo die Kanalsohle mehr num nach den Ausbruchgruben noch als 8 Meter über dem Gelände lag, die exakt die ehemaligen Standorte er- Abdeckung demnach an die 10 Meter. mittelt werden konnten. Aus dem Pla- num und den Profilen ergeben sich die Über die Bauausführung und die dabei Öffnungsweiten der Pfeilerreihe mit verwendeten Materialien geben einige 3,56, 3,54 und 3,56 Meter. Die Pfeiler Fundstücke Aufschluss, die in den Gra- lassen sich nach den Profilen mit Fun- bungsschnitten geborgen oder im Brü- damentmaßen (in Fließrichtung) von ckenbereich aufgelesen werden konn- 1,19, 1,22 und 1,20 Meter bestimmen. ten. Dazu gehören große Mengen der Alle ermittelten Maße sind exakt durch 5,5 cm starken Ziegelplatten mit den römischen Fuß (= 0,296 Meter) Kammmuster auf der putztragenden teilbar; die Pfeiler waren also im Seite sowie zwei Exemplare von 4 cm Grundriß mit 46 Fuß, die Pfeilerabstän- starken Ziegelplatten, glatt gearbeitet de mit 12 Fuß abgesteckt worden. und 28,5 cm breit. Die ehemalige Län-

130 Abb. 62: Rekonstruktion der Aquäduktbrücke über den Swistbach aus der Vogel- schau. ge dieser Platten lässt sich nicht mehr dichten Putzes (Opus signinum, 2 cm ermitteln, da sie bei 28 cm auf einer stark), teilweise mit der noch anhaften- Seite abgebrochen sind. Eines dieser den Kalkablagerungsschicht (Sinter). Exemplare weist den Abdruck einer ge- Diese lässt sich in einem Fall eindeutig nagelten Sandale auf. als Ablagerung auf einer Wandfläche erkennen, da sie sich im Querschnitt in Auch Bruchstücke von Dachziegeln und einer Richtung (nach oben) verjüngt. Imbrices wurden gefunden, allerdings rundum mit Mörtel behaftet, so dass Als Lesefunde fanden sich zudem bear- eine zweite Verwendung als Baumateri- beitete Handquadersteine aus Tuff, wo- al in den Brückenpfeilern anzunehmen durch möglicherweise ein Hinweis auf ist. Des Weiteren fanden sich in großer das Material der Pfeilerverkleidung ge- Vielzahl Reste des rötlichen wasser- geben ist.

131 Trasse der römischen 45 Eifelwasserleitung bei Meckenheim-Lüftelberg km 60,2

Beschreibung wie unter Nr. 37. Dieser Standort befindet sich fast am Kopfende der Swisttal-Ausfah- rung, die Brücke zur Überquerung des Tales bestand aus fast 300 Bo- genstellungen bei einer Länge von rund 1400 Metern und einer Höhe von bis zu 11 Metern.

132 Die Grabplatte der hi. Lüfthildis aus Kalksinter in 46 Meckenheim-Lüfteiberg, St. Peter km 60,7

Die katholische Pfarrkirche St. Peter war im 11./12. Jahrhundert als einschiffiger Kapellenbau errichtet worden, den man in der ersten Hälf- te des 13. Jahrhunderts erweitert und umgestaltet hat. Hier wird die Grabstätte der Volksheiligen Lüfthildis verehrt, die der Legende nach um 800 lebte und der der Ort auch seinen Namen verdankt. Das Grab der hl. Lüfthildis war ehemals mit einer sehr schönen Kalksinterplatte aus der römischen Eifelwasserleitung nach Köln abgedeckt. In jüngerer Zeit wurde die Grabplatte ausgewechselt; nach ihrer Renovierung im Rheinischen Landesmuseum Bonn ist sie heute wieder in einer Seiten- kapelle der Kirche aufgestellt. Kalksinter aus der Eifelwasserleitung war vornehmlich vom 11. bis 13. Jahrhundert ein begehrter Rohstoff für Säulen, Altar- und Grabplatten. Er ersetzte im schmucksteinarmen Mittelalter den Marmor und wurde bis in die Niederlande, nach Dänemark und Thüringen verhandelt. Kaum eine romanische Kirche in Köln, die nicht mit diesem Material ausgeschmückt worden ist.

Abb. 63: Grabplatte der hl. Lüfthildis in St. Peter in Meckenheim-Lüftelberg aus Kalksinter.

133 Abb. 64: In St. Peter in Meckenheim-Lüftelberg findet man eine Grabplatte aus Kalksinter der Eifelwasserleitung.

Am Rande des Wanderweges Burg Lüftelberg Burganlage des 12./13. Jahrhunderts. Nach Umbauten und Erweiterungen im 14., 15. und 16. Jahrhundert erhielt die Burg um 1760 ihr barockes Aussehen. Im Inne- ren ist die Gestaltung des 18. Jahrhunderts erhalten.

134 Karte 10

135 Aufschluss der röm. Eifelwasser- 47 leitung in Swisttal-Buschhoven, Gaststätte „Zum Römerkanal“ km 65,9

Wohl über keinen anderen Aufschluss der römischen Eifelwasserlei- tung nach Köln ist in Presse, Funk und Fernsehen so viel berichtet wor- den, wie über den im Garten der Gaststätte mit dem beziehungsrei- chen Namen „Zum Römerkanal”. Das Besondere an diesem Auf- schluss ist, dass man hier die Wasserleitung nicht – wie an den ande- ren Aufschlüssen – von der Seite einsehen kann, sondern dass dieses Kanalstück von oben zugänglich gemacht worden ist. An diesem mo- dernen Einstiegschacht wird vorstellbar, wie in römischer Zeit die In- spekteure und Reparaturtrupps in die Leitung eingestiegen sein müs- sen. Ein echter Einstiegschacht war bei den Ausgrabungen am Forst- haus Buschhoven im Jahre 1938 gefunden worden, wurde danach aber wieder verschlossen. Möge der Wanderer an diesem Ort ein wenig verweilen und genießen: Kultur und Natur aus erster Hand. Zum Wohlsein!

Teilstück der römischen 47 Wasserleitung in a Swisttal-Buschhoven km 65,5

Am Buschhovener Weiher, ziemlich exakt über dem unterirdischen Ver- lauf des Römerkanals, ist ein gut erhaltenes Teilstück aus Hürth-Her- mülheim aufgestellt worden.

Am Rande des Wanderweges

Wallfahrtsort Buschhoven In der katholischen Pfarrkirche St. Katharina Gnadenbild der so genannten Rosen- Madonna (12. Jahrhundert), der Legende nach im Jahre 1190 vom Ritter Wilhelm Schilling im Kottenforst gefunden. Dort selbst Gründung des Klosters Schillings- Kapellen, 1197 mit Prämonstratenser-Nonnen besetzt, 1805 säkularisiert.

136 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 48 bei Swisttal-Buschhoven km 66,4

Beschreibung wie unter Nr. 37. Die Trasse der Wasserleitung im Rücken, schauen wir von diesem Standort südwärts über das Swisttal. Dabei wird noch einmal die gan- ze Problematik der Trassenführung vor der Überwindung des Ville- rückens sichtbar.

137 Aufschluss der römischen 49 Eifelwasserleitung bei Swisttal- Buschhoven, Am Forsthaus km 66,6

Beim Ausbau der Umgehungsstraße Buschhoven (heute B 56) im Jah- re 1937 war die römische Eifelwasserleitung nur zerstört vorgefunden worden. Zu Anschauungszwecken hatte man im Verlauf der Leitungs- trasse nordöstlich der Fußgängerbrücke zwei Teilstücke der Leitung in die Böschungen beiderseits der Straße verpflanzt, die zuvor an dieser Stelle im Wald ausgebaut worden waren. Die Leitungsstücke an der B 56 wurden im Jahre 1948 gesprengt; dagegen hat man den Auf- schluss hier erhalten können. Die Leitung liegt bei Buschhoven noch außergewöhnlich tief in der Er- de, da sie erst hier die höchste Stelle des Villerückens überwunden hat. Sie hat hier das Regelprofil von 0,74 Meter Breite und 1,05 Meter Höhe. Ihr Gefälle beträgt wegen der besonderen Probleme bei der Überquerung des Villerückens nur 0,12 Prozent.

Am Rande des Wanderweges Der Kottenforst Südwestlich von Bonn schließt sich unmittelbar an das Stadtgebiet der Staatsforst Kottenforst an. Er verbindet sich im Nordwesten mit den rekultivierten Flächen des rheinischen Braunkohlentagebaues und ergibt zusammen mit ihnen den 26 976 Hektar großen Naturpark Kottenforst-Ville. 1973 konnte der Kottenforst das seltene Fest eines tausendsten Geburtstages feiern, denn schon am 25. Juli 973 wurden seine Grenzen in einer Urkunde Kaiser Ottos II. beschrieben und das Jagdrecht der Kölner Kirche übertragen. Seine große Zeit erlebte der Kottenforst unter Clemens August, von 1723 bis 1761 Kurfürst von Köln. Der passionierte Jäger und Bauherr ließ unter anderem in Röttgen für 80 000 Taler das Jagdschloss Herzogsfreude er- richten und im Kottenforst ein groß angelegtes Schneisensystem für die Parforce- jagd ausbauen. Herzogsfreude wurde 1807 von den Franzosen für den Festungs- bau in Wesel abgebrochen.

138 Ausbruchgraben der röm. Eifel- wasserleitung auf der Gemeinde- 50 grenze zwischen Swisttal und Alfter km 68,6

Beschreibung wie unter Nr. 36. Unter dem Schutz des Waldes hat sich hier im Kottenforst der durch den mittelalterlichen Ausbruch des Mauerwerkes entstandene Graben gut erhalten können. Dieser Grabenverlauf markiert eine uralte Ge- meindegrenze, die selbst heute noch als Grenze zwischen Swisttal und Alfter Bestand hat.

Abb. 65: Mittelalterlicher Ausbruchgraben der Eifelwasserleitung im Kottenforst bei Swisttal-Buschhoven.

139 Am Rande des Wanderweges Der Eiserne Mann Der Eiserne Mann war einige Jahre vor 1625 als Grenzmarkierung zwischen Alfter und Heimerzheim im Verlauf der römischen Wasserleitung aus der Eifel nach Köln gesetzt worden, wo er nach Urkunden auch 1717 noch gestanden hat. Um 1727 er- hielt er seinen jetzigen Standort als Vermarkung einer Planungshauptlinie auf der verlängerten Achse des Schlossparkes von Augustusburg zu Brühl. Er diente der Absteckung des großzügig geplanten Schneisensystems im Kottenforst zwischen Brühl und Röttgen. Vom Material her handelt es sich um einen neuzeitlichen Eisenbarren mit einer für Holzkohlenroheisen typischen chemischen Zusammensetzung von 2,68 Prozent Kohlenstoff, 0,10 Prozent Silizium, 0,27 Prozent Mangan, 0,50 Prozent Phosphor und 0,027 Prozent Schwefel. Die heute in der Erde verborgene T-förmige Ausfor- mung an seinem einen Ende diente ehemals der besseren Handhabung bei Trans- port und Weiterverarbeitung, zu welcher es aber wegen seiner Verwendung als Ver- messungspunkt nicht gekommen ist. Bei einer archäologischen Ausgrabung ergab sich seine Länge zu 2,18 Meter, wodurch die verschiedenen Äußerungen v. Däni- kens endgültig ad absurdum geführt worden sind.

140 Aufschluss und Ausbruchgraben der römischen Eifelwasserleitung bei 51 Alfter im Kottenforst km 70,0

Auch in den Streckenabschnitten der römischen Eifelwasserleitung nach Köln, in denen das Mauerwerk größtenteils im Mittelalter ausge- brochen worden ist, sind einzelne Teilstücke des Bauwerkes noch er- halten geblieben. Der hier einzusehende Aufschluss lässt zwar nur ei- nen Blick auf das Gewölbe über der Leitungsrinne zu, es wird hier aber dennoch eine besondere Eigenart im römischen Fernleitungsbau nörd- lich der Alpen sichtbar: Die in einem offenen Graben gebaute Leitung musste nach Fertigstellung des Baukörpers mit einer Schicht von rund 1 Meter Erdreich zur Frostsicherung überdeckt werden.

141 Karte 11

142 Ausbruchgraben der römischen Eifelwasserleitung 52 bei Alfter im Kottenforst km 70,5

Die in nachrömischer Zeit nicht mehr instand gesetzte Eifelwasserlei- tung nach Köln wurde im Mittelalter über weite Strecken als Steinbruch genutzt. In diesen Bereichen der Trasse ist heute nur noch ein Aus- bruchgraben zu finden, der sich allerdings nur unter Wald, wie hier im Kottenforst, besonders gut erhalten konnte. Das gebrochene Material wurde vornehmlich vom 11. bis 13. Jahrhun- dert n. Chr. beim Bau von Kirchen, Klöstern und Burgen des Rheinlan- des wiederverwendet. In Gut Kapellen bei Dünstekoven, dem ehemali- gen Kloster Schillings-Kapellen, ist im Mauerwerk an vielen Stellen der „Steinbruch Römerkanal“ zu erkennen. Der Ausbruchgraben kreuzt an diesem Standort schräg den Wander- weg.

143 Aufschluss und Ausbruchgraben 53 der römischen Eifelwasser- leitung bei Alfter im Kottenforst km 71,4–72,1

Beschreibung wie unter Nr. 36. Der Wanderweg führt hier über einen Waldweg, der sich ziemlich eng an den Verlauf der Wasserleitungstras- se anschmiegt. Dieser Weg hat eine lange Geschichte: In römischer Zeit diente er dem Bau und der Wartung der Wasserleitung – im Mittel- alter dem Abtransport des ausgebrochenen Steinmaterials.

144 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 54 bei Bornheim-Brenig km 75,1

Die römische Eifelwasserleitung nach Köln erreicht unweit von diesem Standort den östlichen Rand des Villerückens. Dieser Standort ermög- licht nicht nur einen herrlichen Ausblick über Bornheim auf das Rhein- tal, sondern macht auch ein besonderes Problem der römischen Inge- nieure beim Bau der Eifelwasserleitung deutlich: Bei einem allmäh- lichen Abstieg der Trasse in das Rheintal hätten zahlreiche Kurven und Bögen die Leitung erheblich verlängert. Um Baukosten zu sparen, wur- de deshalb der Vorgebirgshang bis Waldorf mit rund 4,5 Prozent Ge- fälle abrupt durchfahren. Nach dieser Steilstrecke folgte man dem Fuß des Vorgebirges bis Hürth-Hermülheim auf einer relativ gestreckten Li- nie.

Abb. 66: Blick über Bornheim-Brenig auf das Rheintal. Die Eifelwasserleitung durchfährt hier den Vorgebirgshang mit starkem Gefälle.

145 Trasse der römischen 55 Eifelwasserleitung bei Bornheim-Waldorf km 76,4

Das größte Hindernis beim Bau der römischen Wasserleitung nach Köln war der Villerücken, der einen Umweg in der Trassenführung von 20 Kilometer Länge bis weit in das Swisttal hinein erfordert hatte. Nach Überwindung der Ville durchfährt die Trasse den Vorgebirgshang mit starkem Gefälle und folgt ab Waldorf dem Fuß des Vorgebirges. Dieser Standort bietet ein eindrucksvolles Panorama. Der Blick über die Kölner Bucht mit dem Zielpunkt der Wasserleitung aus der Eifel lässt uns den Weg der Wasserleitungstrasse nachvollziehen: Dem Fuß des Vorgebirgshanges folgt die Leitung bis Hürth-Hermülheim, danach durchfährt sie auf einer rund 8,6 Kilometer auf Pfeilern geführten Hochleitung die Talsenke vor der Stadt. Sie erreichte die Stadtmauer des antiken Köln in der Nähe des Neumarktes.

146 Karte 12

147 Baumaterial aus der römischen 56 Eifelwasserleitung in Bornheim- Hemmerich, Alter Friedhof km 78,4

Die Umfassungsmauer des alten Friedhofes nahe der Burgruine und der Kirche von Hemmerich ist zu großen Teilen aus dem Abbruchmate- rial der römischen Eifelwasserleitung nach Köln erbaut worden. Be- sonders im Bereich hinter der Friedhofskapelle ist der „Steinbruch Rö- merkanal“ als Herkunft des Baumaterials hervorragend zu erkennen: Dem römischen Gussbeton haftet noch rötlicher Innenputz (Opus sig- ninum) an, mit dem die Wasserleitung ehemals abgedichtet worden war; daran wiederum haftet teilweise sogar noch die Kalksinterablage- rung aus der Leitung. Es war vornehmlich eine in der Zeit vom 11. bis 13. Jahrhundert geüb- te Praxis, in Ermangelung anderen Steinmaterials den Römerkanal ab- zubrechen und das Material ein zweites Mal zum Bauen zu verwenden. Wir finden dieses Material in vielen romanischen Bauten des Rhein- landes wiederverwendet.

Am Rande des Wanderweges

Burg Hemmerich 1210 erstmals erwähnt; 1729–33 ganz im Rokoko-Stil umgestaltete Anlage. Nach einem Brand 1869 wiederaufgebaut, 1945 erneut abgebrannt.

148 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 57 bei Bornheim-Hemmerich km 78,6

Beschreibung wie unter Nr. 55.

Am Rande des Wanderweges

Burg Rösberg 1731/32 durch J. C. Schlaun für die Freiherren von Weichs errichtete Anlage, im 19. Jahrhundert nach einem Brand auf drei Geschosse aufgestockt. 1941 durch Bom- ben zerstört, danach wurden die Reste des dritten Geschosses wieder abgetragen.

Kitzburg 1472 Sitz des kurkölnischen Amtmannes von Brühl. Heutiger Baubestand aus dem 18. Jahrhundert (Herrenhaus 1761); beachtenswerter Baumbestand.

149 Karte 13

150 Trasse der römischen Eifelwasserleitung 58 bei Bornheim-Walberberg km 82,6

Beschreibung wie unter Nr. 55.

151 Aufschluss der röm. Eifelwasser- 59 leitung in Bornheim-Walberberg, Hauptstraße geg. Haus-Nr. 90 km 83,2

Beim Ausbau der Hauptstraße, die heute tiefer liegt als das ursprüng- liche Gelände, wurde die römische Wasserleitung streckenweise abge- tragen. Ein kurzes Teilstück hat sich aber an seinem originalen Stand- ort erhalten können: Bei der Stützmauer zur Hauptstraße des Grund- stücks Frongasse 50 handelt es sich in ihrem Kern um nichts anderes als um Reste der römischen Eifelwasserleitung nach Köln. An Stellen, wo das Mauerwerk frei von Verputz ist, sehen wir den römischen Guss- beton, dem teilweise noch der rötliche Innenputz (Opus signinum) an- haftet, mit dem die Leitung ehemals gegen Wasserverlust abgedichtet war.

152 Teilstück der römischen Eifelwasserleitung in Bornheim- 60 Walberberg an der Schule km 83,4

Dieses Teilstück aus dem Verlauf der römischen Eifelwasserleitung nach Köln ist beim Bau des Hauses Hauptstraße 81 im Jahre 1965 ge- borgen und hier wieder aufgestellt worden. Es zeigt die für das Vorge- birge typische Bauart des Römerkanals: Eine Rinne aus Gussbeton war innen mit rötlichem Putz (Opus signinum) abgedichtet und danach mittels eines Gewölbes abgedeckt worden. Die Leitung lag ehemals in frostfreier Tiefe im Erdreich. Die Länge der Trasse zwischen Nettersheim und Köln betrug 95,4 Kilo- meter; die Leitung ermöglichte die Versorgung der antiken Stadt Köln mit rund 20 000 Kubikmeter Trinkwasser täglich.

Abb. 67: Wiederaufgebautes Teilstück der Eifelwasserleitung in Bornheim-WaIber- berg.

153 Baumaterial aus der röm. Eifel- 61 wasserleitung in Bornheim-Walber- berg, Hexenturm und Kirche km 83,5

Der Hexenturm war der Bergfried einer größeren Burganlage, von der ansonsten nichts mehr erhalten ist. Er ist im 12. Jahrhundert entstan- den, und besonders im Inneren kann man erkennen, dass er zum größten Teil aus Abbruchmaterial der römischen Eifelwasserleitung ge- baut worden ist. Auch beim Bau der Kirche (11. bis 13. Jahrhundert) und beim Bau des ehemaligen Zisterzienser-Nonnenklosters (12./13. Jahrhundert) ist dieses Material reichlich verwendet worden. Reste sind heute noch sichtbar in der Mauer des Pfarrgartens und im Chor von St. Walburgis. Im Chor wurde bei der Renovierung 1987 ein kleines Stück im Außen- verputz ausgespart, um den Blick auf den römischen Gussbeton mit Wasserputz und anhaftender Kalksinterschicht freizulassen.

Abb. 68: Im Hexenturm (12. Jahrhundert) und in St. Walburgis von Bornheim- Walberberg ist reichlich Material aus dem Abbruch des Römerkanals wiederver- wendet worden.

154 Karte 14

155 Trasse der röm. Eifelwasserleitung 62 in Bornheim-Walberberg, oberhalb der Rheindorfer Burg km 85,0

Beschreibung wie unter Nr. 55.

Am Rande des Wanderweges

Rheindorfer Burg 1140 erstmalig erwähnt. Heutiger Baubestand im Wesentlichen aus dem 17. Jahr- hundert; 1932–1934 und 1952–1958 umfassende Restaurierungsarbeiten. Seit 1925 Hauptsitz des Dominikaner-Ordens in Deutschland.

156 Fotoausstellung zur Geschichte röm. Wasserleitungsbaues in 63 Brühl, Restaurant im Wasserturm km 92,2

Die Fotoausstellung am Brühler Wasserturm war eingerichtet worden, um einen Überblick über den hohen Stand der Technik der Wasserver- sorgung in römischer Zeit zu zeigen. Sie ist leider zur Zeit nicht zu be- sichtigen.

Am Rande des Wanderweges Der rheinische Braunkohlenbergbau Die Ursprünge des rheinischen Braunkohlenabbaues liegen erst im 17. Jahrhun- dert. In kleinen Klüttengruben (Kaulen) und – bei kohleüberdeckter Schicht von mehr als zwei Meter – auch in Schächten wurde die Kohle abgebaut. Nach wech- selvoller Entwicklung trat ein Aufschwung ein, als im Jahre 1877 die erste Brikett- presse durch die Gewerkschaft Roddergrube aufgestellt wurde. 1844 erste Strom- erzeugung aus Braunkohle, 1937 Benzinerzeugung. 1959 Zusammenschluss von vier Bergbauunternehmen zur Rheinischen Braunkohlenwerke AG (Rheinbraun), ei- ner Tochter des RWE. Die ältesten Abbaugebiete liegen bei Brühl im Vorgebirge, da hier die Kohle besonders dicht unter der Erdoberfläche anstand. Die heutige Land- schaft ist hier ein Ergebnis der Rekultivierung nach der Auskohlung.

157 Karte 15

158 Baumaterial aus der römischen Eifelwasserleitung 64 in Hürth-Fischenich, Burg km 100,3

Die Burg Fischenich war im 12/13. Jahrhundert erbaut worden; Herren der Burg waren die Ritter gleichen Namens. In den erhaltenen Resten des Burgmauerwerkes ist deutlich sichtbar, wo das Material zum Bau der Burg im Mittelalter gewonnen worden ist. Wir erkennen Blöcke von Gussbeton, denen ein rötlicher Verputz mitsamt einer Kalkablagerungsschicht anhaf- tet. Das macht deutlich, dass es sich bei diesem Material um wiederver- wendete Teilstücke der römischen Eifelwasserleitung nach Köln handelt. Der Römerkanal war im hohen Mittelalter ein beliebter Steinbruch, denn es war anscheinend einfacher, das antike Bauwerk abzubrechen, um das Ma- terial ein zweites Mal zu verwenden, als einen neuen Steinbruch anzule- gen. Die Burg ist bei den Kämpfen im Truchseßschen Krieg (1584) zerstört wor- den und seitdem Ruine.

159 Trasse der römischen 65 Eifelwasserleitung bei Hürth-Kendenich, Burg km 101,0

Beschreibung wie unter Nr. 55.

Abb. 69: Blick vom Vorgebirgsrand auf die Rheinebene mit Köln im Hintergrund. Die Eifelwasserleitung folgt dem Fuß des Vorgebirges.

Am Rande des Wanderweges Burg Kendenich Herren von Kendenich sind im 12. Jahrhundert als kölnische Lehnsleute genannt. Die heutige zweiteilige Wasserburg wurde im 17. Jahrhundert erbaut; nach 1962 umfassend restauriert.

160 Karte 16

161 Trasse der römischen 66 Eifelwasserleitung bei Hürth-Kendenich km 101,0

Beschreibung wie unter Nr. 55.

162 Teilstück der römischen Vorgebirgsleitung nach Köln 67 in Hürth, Brabanter Platz km 103,3

Das römische Köln war schon am Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. über eine bei der Quelle des Hürther Baches beginnende Fernwasser- leitung mit Trinkwasser versorgt worden. An dieses System waren nach und nach weitere Quellen des Vorgebirgshanges angeschlossen wor- den, ehe es gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zum Bau der gro- ßen Leitung aus der Eifel kam. Der Bau der 95,4 Kilometer langen Ei- felwasserleitung war notwendig geworden, da die Vorgebirgsquellen im Sommer nur wenig oder gar kein Wasser schütteten und zudem das kalkhaltige Wasser der Eifel dem römischen Geschmack näherkam. Das hier aufgestellte Teilstück stammt aus dem Verlauf der so genann- ten Hürther Leitung, der ältesten der Kölner Wasserleitungen der Rö- merzeit.

Abb. 70: Wiederaufgebautes Teilstück der ältesten Vorgebirgsleitung in Hürth, Brabanter Platz.

163 Trasse der römischen 68 Vorgebirgsleitung nach Köln in Hürth, Kreuzstraße km 103,4–104,3

In früheren Zeiten spielte der Verlauf der römischen Wasserleitungen nach Köln auch bei der Gliederung des ländlichen Raumes eine Rolle. Da sich selbst bei unterirdischem Verlauf der Leitung der römische Be- gleitweg noch jahrhundertelang erhalten hatte, bediente man sich die- ses deutlichen und eindeutigen Geländemerkmales gern bei der Fest- legung von Gemeindegrenzen. Aber auch der Begleitweg selbst war an vielen Orten noch bis in unsere Zeit in Nutzung gehalten worden. Durch Flurbereinigung und kommunale Neuordnung sind diese Wege und Grenzen zwischenzeitlich aber oft verändert worden. Die Kreuzstraße verläuft auf einer langen Strecke parallel zum ältesten Strang der römischen Fernwasserleitungen nach Köln, der so genann- ten Hürther Leitung. Ihr Verlauf entspricht in etwa dem des römischen Begleitweges neben der Leitung, der ursprünglich auch als Bau- und Wartungsstraße diente.

164 Teilstück der römischen Eifelwasserleitung 69 Hürth, Rathaus km 104,7

In Hürth-Hermülheim lag in römischer Zeit ein wichtiger Knotenpunkt der Wasserleitungen zur Versorgung der antiken Großstadt Köln. Köln war in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. über eine bei der Quelle des Hürther Baches beginnende Fernwasserleitung versorgt worden. An diese Leitung waren nach und nach vier weitere Quellen im Vorgebirgshang angeschlossen worden, zudem hatte man die Leitung in einer zweiten Bauphase aufgestockt und als Hochleitung bis an die antike Stadtmauer geführt. Der Sammelpunkt der Leitungen und der Beginn der Hochleitung lassen sich aufgrund archäologischer Befunde in der Südecke der ehemaligen Hermülheimer Burg festlegen. Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. baute man die 95,4 Kilometer lange Wasserleitung in die Eifel, um eine beständigere Wasserversorgung zu gewährleisten. Auch die Eifelleitung war am oben beschriebenen Sam- melpunkt an die bestehende Vorgebirgsleitung angeschlossen wor- den. Das hier zu sehende Teilstück stammt aus dem Verlauf der Eifel- leitung, durch die ehemals täglich 20 000 Kubikmeter Trinkwasser nach Köln transportiert wurden. Das Stück ist 1982 an der Luxembur- ger Straße in Hermülheim geborgen worden.

165 Abb. 71: Das am Rathaus von Hürth wiederaufgebaute Teilstück ist 1982 an der Luxemburger Straße geborgen worden; Grabungsfoto.

166 Trasse der römischen Wasser- leitungen nach Köln in 70 Hürth-Hermülheim, Burggelände km 105,2

Der Wasserversorgung des antiken Köln diente Anfang des 1. Jahrhun- derts n. Chr. eine an der Quelle des Hürther Baches beginnende Fern- wasserleitung. Nach und nach bauten die Römer weitere Leitungen von den Quellen bei Berrenrath, Aldenrath, Frechen und Bachem, die hier bei der (späteren) Hermülheimer Burg an die ältere Hürther Lei- tung angeschlossen wurden. Nach der Erhebung Kölns zur Kolonie (50 n. Chr.) wurde die zur Stadt führende Leitung aufgestockt; nunmehr floss das Wasser in einer imposanten, auf Bögen geführten Hochlei- tung. Reste dieser doppelstöckigen Leitung, die ebenfalls hier an der Burg begann, können hinter der Hermülheimer Realschule heute noch besichtigt werden. Als weitere Leitung wurde, wiederum hier an der Burg, die gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebaute Eifelwasserleitung an die beste- hende Sammelleitung angeschlossen. Diese 95,4 Kilometer lange Wasserleitung versorgte die Stadt mit täglich rund 20 000 Kubikmeter Trinkwasser.

Am Rande des Wanderweges

Ehemalige Burg Hermülheim 1166 Tafelgut der Kölner Erzbischöfe, im 13. Jahrhundert durch Kauf in den Besitz des Deutschen Ordens gelangt. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte und 1964 abgetragene Herrenhaus stammte aus dem 18. Jahrhundert. Beim alten Friedhof, vor der erhalten gebliebenen Toranlage, stand bis 1887 die Hermülheimer Pfarrkir- che St. Severin, die zu großen Teilen aus Römerkanalabbruch gebaut worden war; sie war erstmals 1256 erwähnt worden.

167 Aufschluss der römischen 71 Wasserleitungen nach Köln in Hürth-Hermülheim, Realschule km 106,2

Die bei der Burg von Hermülheim beginnende Sammelleitung für das Wasser von fünf Quellen im Vorgebirgshang war vermutlich nach der Er- hebung Kölns zur Kolonie (50 n. Chr.) aufgestockt worden. Auf diese Weise erreichte man in Köln eine größere Versorgungshöhe und konnte die Leitung zudem bis an die neue Stadtmauer heranführen. Bei den hierfür erforderlichen Baumaßnahmen wurde die ältere Leitung als Sub- struktion benutzt: man setzte deren Rinne mit Tuffquadern zu und er- richtete darauf die Pfeiler für die auf Bogenstellungen geführte Hochlei- tung. In deren Rinne wurde auch das Wasser der gegen Ende des 1. Jahr- hunderts n. Chr. angeschlossenen Eifelwasserleitung transportiert. Der hier einsehbare Befund wurde im Jahre 1962 freigelegt; die Rinne oberhalb der Bogenscheitel ist rekonstruiert worden, der Rest ist Origi- nalbefund.

In einem Baggerloch an der Westecke ker weißer bis graugelber, sehr fester des Realschulgeländes wurde die zwei- Estrich aus Kalk mit feinem Sand, gel- periodige Wasserleitung angetroffen. bem und gelbrötlichem Ziegelsplitt Zuunterst befand sich eine aus Basalt- (Korn bis 15 mm) aufgetragen, die kleinschlag und Mörtel gegossene U- Lauffläche des Wassers war geglättet. förmige Rinne. Der Basaltkleinschlag In den unteren Ecken waren Viertel- hatte auffällig regelmäßiges, 6–7 cm rundstäbe vorhanden. großes Korn. Der Kanalboden war 0,25 Meter stark und mit einer ebenso ho- In die Leitungsrinne waren vier große hen Lage aus grobem Kies in grobem Tuffblöcke in Zweiergruppen eingelas- braunem Sand unterfüttert. Die nord- sen, die vermutlich als Pfeilerfunda- westliche Wange war 0,38 Meter stark ment der sekundären Leitung dienten. und 0,66 Meter hoch erhalten, die süd- Zwei dieser Tuffblöcke konnten vermes- östliche Wange war 0,40 Meter stark sen werden; ihre Maße betrugen und 0,76 Meter hoch. Dieser Höhen- 0,50 x 0,65 x 0,52 Meter und unterschied war im gesamten Bereich 0,50 x 0,54 x 0,50 Meter. Der Abstand der freigelegten Fläche ersichtlich. Auf zwischen den zwei Blöcken einer Grup- die Wangen war im Inneren ein 15 mm pe betrug 0,20 Meter. Der Abstand zwi- starker Estrich glatt verputzt; er enthielt schen den beiden Gruppen war nicht sehr viel Sand und kleinen Ziegelsplitt. mehr zu ermitteln, soll aber 2,20 Meter Auf den Kanalboden war ein 5 cm star- ausgemacht haben. Die Blöcke waren

168 in die Rinne eingelassen, so dass sie tung ruhten auf Pfeilern mit einem Ab- auf den Viertelrundstäben aufsaßen. stand von 4,20 Meter von Mitte zu Mit- Im Abraum fand sich noch eine Tuff- te. Die Pfeiler waren nur zwei bis drei platte (1,05 x 0,76 x 0,28 Meter). Ihre Lagen hoch und mit handgerechten ursprüngliche Lage war nicht mehr zu Grauwacken verblendet. Darauf lagen ermitteln. Nach Angaben des Bagger- Kämpfersteine aus Tuff, auf deren führers soll sie in dem 2,20 Meter mes- schrägen Schultern sich die den höher senden Zwischenraum auf den Wangen gelegten Kanal tragenden Bögen stütz- der unteren Leitung aufgelegen haben. ten. Diese bestanden aus sieben mör- Wenig unterhalb der beschriebenen tellos, quer zum Leitungsverlauf verleg- Fundstelle wurde die zweiperiodige Lei- ten Keilsteinen aus Tuff, deren Länge tung noch einmal freigelegt. Sie ist (1,48 Meter) mit der äußeren Kanal- heute ergänzt, konserviert und mit ei- breite übereinstimmte. Fünf dieser Keil- nem Schutzbau versehen. steine weisen an der Kopfseite ein glei- Zuunterst findet sich ebenfalls die Rin- ches Steinmetzzeichen auf. Das Zwi- ne aus Gussmauerwerk mit Basaltklein- ckelmauerwerk war wiederum mit Grau- schlag, die, nach Entfernung des Ge- wacke verblendet. Pfeiler und Bögen wölbes, als Substruktion für die höhere trugen eine Rinne, von der nichts mehr Leitung diente. Die Bögen dieser Lei- aufgefunden wurde.

Abb. 72: Doppelleitung in Hürth-Hermülheim. Konservierter und ergänzter Ausgra- bungsbefund hinter der Realschule.

169 Trasse der römischen Wasser- 72 leitungen nach Köln in Hürth- Efferen, Berrenrather Straße km 107,0–111,3

Die Berrenrather Straße ist in ihrem gesamten Verlauf von Hürth-Effe- ren bis Köln-Sülz identisch mit der Trasse der römischen Wasserleitung nach Köln. Diese versorgte das antike Köln in einer ersten Bauphase (erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.) aus der Quelle des Hürther Baches. Nach der Gründung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA; 50 n. Chr.) wurden weitere Quellen im Vorgebirge erschlossen; zudem wurde die Leitung ab Hermülheim aufgestockt. Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. war an diese Hochleitung auch noch die insge- samt 95,4 Kilometer lange Leitung aus der Eifel angeschlossen wor- den. Nun erreichten täglich rund 20 000 Kubikmeter bestes Trinkwas- ser aus den Quellen bei Mechernich und Nettersheim die CCAA. Die 8,6 Kilometer lange Hochleitung vor den Toren der antiken Stadt war einst sicherlich ein imposantes Bauwerk, von dem heute nur noch der Pfeilerrest vor dem Haus Berrenrather Straße 436 zeugt. Bei Kanal- bauarbeiten waren in den vergangenen Jahrzehnten aber wiederholt eindrucksvolle Reste dieser Aquaduktbrücke ans Tageslicht gekom- men. Die Berrenrather Straße ist eindeutig römischen Ursprungs, sie diente u. a. als Bau- und Wartungsstraße für die römische Wasserlei- tung.

170 Karte 17

171 Absetzbecken der römischen 73 Wasserleitungen nach Köln km 108,7

Dieses Absetzbecken wurde im Jahre 1927 bei Regulierungsarbeiten am Duffesbach angeschnitten und archäologisch untersucht. Es han- delt sich um ein ehemals in die älteste Vorgebirgsleitung integriertes Kleinbauwerk, das zweierlei Funktionen zu erfüllen hatte. Zum einen konnte hier das aus dem Vorgebirge kommende Wasser geklärt wer- den: Schwebstoffe, die im Wasser mitgeführt wurden, konnten sich aufgrund der verringerten Durchflussgeschwindigkeit im Becken abla- gern und von Zeit zu Zeit durch Öffnen der in Bodenhöhe befindlichen Spülschleuse entfernt werden. Zum anderen war hier die anschließen- de Leitung, die in der ältesten Bauphase ab hier oberirdisch geführt worden war, für Reparaturarbeiten abzusperren und dadurch trocken- zulegen gewesen. Bei der Aufstockung der Leitung in der zweiten Bauphase nach 50 n. Chr. wurde dieses Becken außer Betrieb gesetzt und diente nur noch als Substruktion für einen Pfeiler der neuen Hochleitung, die ihren An- fang bei Hermülheim hatte. In dieser Leitung wurde ab Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. dann auch das über eine 95,4 Kilometer lange Leitung aus der Eifel kommende Wasser nach Köln transportiert.

Die Fundstelle wurde im Jahre 1927 bei vor der großen Aquäduktbrücke in Se- Regulierungsarbeiten am Duffesbach govia/Spanien. angeschnitten. Das Absetzbecken hatte zweierlei Funktionen zu erfüllen: Zum Die Anlage bestand aus zwei miteinan- einen sollte hier kurz vor der Stadt das der verbundenen Wasserbecken auf ei- nem massiven Fundament. Das größere aus dem Vorgebirge kommende Wasser Becken in der Längsrichtung der Lei- geklärt werden, zum anderen benötigte tung hat 10 Kubikmeter Inhalt, Ein- und man am Beginn der auf die Stadt zu- Auslauf lagen 1,80 Meter über dem Be- führenden Hochleitung eine Absperr- ckenboden einander gegenüber. Infol- vorrichtung, um im Falle von Reparatur- ge des verlangsamten Durchflusses arbeiten am oberirdisch geführten Bau- setzten sich in diesem Becken Sand werk die Rinne trockenlegen zu kön- und andere Schwebeteilchen ab. Von nen. Demselben Zweck dienten eine diesem Schlammfang führte rechtwink- vergleichbare Anlage vor der großen lig zur Leitungsrichtung eine 0,70 Me- Aquäduktbrücke über die Mosel bei ter breite und 1,80 Meter lange Rinne Metz sowie zwei kleine Wasserhäuser nach Südosten in ein 1,20 x 1,20 Meter

172 Abb. 73: Absetzbecken im Grüngürtel vor Köln. Funktionsmodell.

großes Becken. Die Rinne war mit ei- Sohlenhöhe des Kanals eingebaut wor- nem Absperrschieber versehen, dessen den, wie die Spülschleuse nach rechts Führungsschlitz noch erkennbar ist. In abzweigend. Durch diesen Überlauf er- Sohlenhöhe waren die beiden Becken goß sich das Wasser in das kleinere Be- durch einen röhrenförmigen Durchlass cken und erreichte auf diese Weise die miteinander verbunden. Aus dem klei- Sohlenhöhe des Abflusskanals, der in neren Becken führte eine gemauerte Sohlenhöhe der Spülschleuse lag. Bei Kanalrinne von 0,70 Meter lichter Weite Durchführung eines Spülvorganges hat- nach Südosten. Sie war innen mit Opus te dieser Kanal auch den aus dem Klär- signinum und Viertelrundstäben ausge- becken ausgespülten Schlamm zu stattet. Sie ließ sich bei den Ausgra- transportieren. bungen nur auf einer Länge von maxi- mal 120 Metern im Gelände nachwei- Bei der in einer späteren Bauphase sen. Daher kommt eine Deutung als durchgeführten Höherlegung der Lei- Trinkwasserleitung für eine abseits lie- tung wurde diese Anlage außer Betrieb gende Verbrauchsstelle nicht in Frage. gesetzt. Der massive Baukörper des Vermutlich sollte das aus dem Vorge- Wasserhauses wurde als Substruktion birge kommende Quellwasser im Fall für einen Pfeiler der neuen Hochleitung einer Absperrung der Hauptleitung an benutzt. eine Stelle abgeleitet werden, wo es versickern konnte. Da die Spülschleuse Von außerordentlicher Bedeutung für am Boden des Klärbeckens einen zu die Datierung der ersten Kölner Fern- kleinen Durchmesser für die Ableitung wasserleitung ist der Fund von sechs der gesamten zufließenden Wasser- Münzen aus dem 1. Jahrhundert n. menge hatte, ist ein entsprechend di- Chr., die auf dem Boden des Beckens mensionierter Überlauf etwas unter der anhafteten.

173 Abb. 74: Absetzbecken im Grüngürtel vor Köln. In der hinteren Ecke unten die Spül- schleuse für den abgelagerten Schlamm.

Abb. 75: Absetzbecken im Grüngürtel vor Köln. Bei Öffnung der Spülschleuse wur- de der auf der Beckensohle abgelagerte Schlamm durch den Druck des Wassers selbsttätig hinausgespült.

174 Pfeilerrest der römischen Wasser- leitungen nach Köln in Köln-Sülz, 74 Berrenrather Straße 436 km 109,5

In diesem Pfeilerstumpf haben wir einen Rest der römischen Trinkwas- serleitung vor uns. Schon die älteste Leitung aus dem Vorgebirge war ab dem Klärbecken im Grüngürtel als Hochleitung geführt worden, die in einer zweiten Bauphase aber aufgestockt wurde. Auch diese bei Hermülheim beginnende Hochleitung diente anfangs noch der Wasserversorgung aus dem Vorgebirge; nach Anschluss der Eifelwasserleitung gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. konnte ihre Tagesleistung auf 20 000 Kubikmeter gesteigert werden. Dieser Pfeiler stand ursprünglich in der gegenüberliegenden Fahr- bahnhälfte und ist im Jahre 1963 aus verkehrstechnischen Gründen an seinen jetztigen Standort versetzt worden.

175 Trasse der römischen Wasser- 75 leitungen nach Köln in Köln- Sülz, Berrenrather Straße km 107,0–111,3

Beschreibung wie unter Nr. 72.

Abb. 76: Pfeilerstumpf der Aquädukthochleitung vor der antiken Stadt, heute an der Berrenrather Straße wiederaufgestellt.

176 Karte 18

177 178 Teil III: Zur Technik des römischen Fernleitungsbaus

Abb. 77: Aufbau einer römischen Fernwasserleitung mit den in der Antike be- herrschten technischen Elementen. Nicht das gesamte Spektrum der römi- das ganz sicher nicht am technischen schen Ingenieurkunst ist in den Was- Unvermögen der Kölner Ingenieure in serleitungen nach Köln sichtbar gewor- alter Zeit, sondern an den anders gela- den. Haben wir es hier mit einer reinen gerten, ganz spezifischen Anforderun- Gefälleleitung zu tun, so sind anderen- gen im Rheinland, von denen wir im orts in römischer Zeit durchaus auch ersten Teil dieses Führers bereits einge- schwierigere Techniken zum Einsatz ge- hend berichtet haben. Im Anschluss kommen. Das Beispiel der Kölner Lei- soll nun eine Übersicht über das tech- tungen zeigt, dass die römischen Inge- nisch Machbare im römischen Wasser- nieure als geschickte Pragmatiker in ih- leitungsbau gegeben werden. Auch die ren technischen Bauwerken soviel hier zusammengestellten technischen Technik wie eben nötig eingebaut ha- Verfahren im römischen Ingenieurbau ben. Der Bau von Tunneln, Druckleitun- waren ganz präzise und punktuell ein- gen und auch der großen Aquäduktbrü- gesetzt worden, um jeweils ein ganz cken wurde zwar voll beherrscht, aber spezielles Problem lösen zu können. allein schon aus Kostengründen nur Zusammengefügt ergeben sie das Bild dann in Planung genommen, wenn es einer großartigen Musterleitung – aus- sinnvoll und wirtschaftlich war. In die- gereifte Technik einer längst vergange- sen Elementen römischen Wasserlei- nen Zeit (Abb. 77). tungsbaus zeigt sich aber nicht nur die Spannbreite des technisch Machbaren, Wasserfassungen (Brunnenstuben, auch römische Geisteshaltung wird in Flußableitungen, Talsperren) ihnen sichtbar. Am Kopf einer jeden Wasserleitung war Schon die erhalten gebliebenen Reste durch einen künstlichen Eingriff in das der Kunstbauten aus dem Sektor des Gelände der natürliche Abfluss des Ingenieurbaus zeugen von einer be- Wassers zu sperren und dieses in eine wusst geplanten Wirkung nach außen. Leitung einzuspeisen. Das konnte Wenn diese Bauwerke uns selbst heute durch ein kleines Wehr bewerkstelligt noch so stark beeindrucken, wie groß werden oder durch eine großartige Tal- muss ihre Wirkung erst auf die Urbevöl- sperre, im Grunde kommt aber auch in kerung in den von Römern besetzten jeder Quellfassung dieses Prinzip zur Gebieten in ihrem Weltreich gewesen Anwendung. sein. Dass derartige Bauwerke auch Damit sind aber auch schon die beiden ganz gezielt in der Absicht zu imponie- wichtigsten Möglichkeiten der Wasser- ren errichtet worden sind, zeigt sich gewinnung angezeigt, nämlich die aus schon daran, dass die großen Nym- Quellen oder unterirdischen Wasservor- phäen mit ihren prächtigen Prospekten kommen und die aus offenen Gewäs- nur in den südlichen Städten des Impe- sern, wie Flüssen und Seen. riums zu finden sind – wen wollte man mit solchen Objekten der Wasserver- Am liebsten war den Römern das sau- schwendung im Norden, wo das Was- bere Quellwasser. Wo die hydrologi- ser doch im Überfluss vorhanden war, schen Gegebenheiten es zugelassen denn auch beeindrucken? haben, hat man Quellwasser für die Versorgung der Städte herangezogen. Wie dem auch sei, gerade im Wasser- Und wenn darüber hinaus noch die leitungsbau der Römerzeit zeigt sich Möglichkeit bestanden hat, Quellen mit ein unglaublich großes Spektrum tech- kalkhaltigem Trinkwasser für die Ver- nischer Möglichkeiten. Wenn vieles da- sorgung heranzuziehen, so hat man es von bei den Kölner Wasserleitungen gar in Kauf genommen, kilometerlange nicht verwirklicht worden ist, so liegt Fernleitungen zu bauen, nur um an das

180 nach dem Geschmack der Römer beste Kopf eines Leitungsstranges der Eifel- aller Wasser heranzukommen. wasserleitung nach Köln gelten (s. Dem Ausbau jeder städtischen Wasser- Wanderführer Nr. 11). versorgung hatte also die genaue Er- Eine etwas abgewandelte Art der unter- kundung der Quellen der Umgebung irdischen Wasserfassung finden wir vorauszugehen, wobei der Radius des ebenso im Zuge der Eifelwasserleitung in Frage kommenden Gebietes gar beim Grünen Pütz bei Nettersheim. nicht so eng anzusetzen ist. Die Hier wird das Wasser am Fuße eines schließlich genutzten Quellen konnten das Urfttal begleitenden Steilhanges in der Luftlinie durchaus mehr als 50 gewonnen. Zu diesem Zweck haben die Kilometer vom Versorgungsgebiet ent- römischen Wasserbauer eine etwa 80 fernt liegen; wenn das zwischen beiden Meter lange Sickergalerie parallel zum Orten liegende Gelände es zuließ, so Hang gebaut (s. Wanderführer Nr. 2). hat man diese Entfernung eben durch eine Fernwasserleitung überbrückt. Zu dieser Sickergalerie gibt es eine wei- Die Methoden zur Auffindung von Quel- tere Variante bei den ebenfalls für das len mit gesundem und schmackhaftem römische Köln genutzten Quellen in Trinkwasser sind uns schon in dem an- den ,,Hausener Benden“ bei Mecher- tiken Fachbuch der Baukunst, das Vi- nich-Dreimühlen. Dort führt der U-för- truv im 1. Jahrhundert v. Chr. verfasst mig gemauerte Kanal unterirdisch in hat, beschrieben. Vitruv empfiehlt, sich die wasserführenden Erdschichten. Er bei der Suche nicht nur vom eigenen ist mit grobem Steinmaterial gefüllt; Geschmack leiten zu lassen, sondern durch dieses kann das Wasser einsi- auch die Pflanzenwelt in der Umgebung ckern, wobei gleichzeitig Verunreini- der Quellen und vor allen Dingen die gungen zurückgehalten werden. Der Menschen, die sich bisher aus der be- Kanalanfang mit der Füllung dient also treffenden Quelle versorgt haben, zu gleichzeitig als Sickerleitung und Filter- begutachten. „Triefaugen“ bei den anlage. Menschen seien durchaus auch als ein Hinweis auf die schlechte Qualität des Noch eine Möglichkeit der Gewinnung verbrauchten Trinkwassers zu werten. von Trinkwasser aus unterirdischen Schichten haben wir bei einer Ausgra- War die Entscheidung für die Ausnut- bung in Euskirchen-Kirchheim kennen- zung eines Wasserdargebotes gefallen, gelernt. Ein kleines unterirdisches Ka- so war es nun die Sache des antiken nälchen führt hier zu einer relativ groß- Wasserbauers, über eine zweckmäßige zügig bemessenen Brunnenstube. Die Methode der Wassergewinnung nach- Wassergewinnung erfolgte am Anfang zudenken. Am einfachsten war dies bei dieses Kanälchens, indem dessen den Quellen, denn diese waren auf ein- Wangen fächerförmig divergieren, also fache Art durch einen Mauerkranz zu das Quellgebiet gleichsam wie mit aus- fassen. In diesem Becken sammelte gebreiteten Armen umschließen und sich das Wasser, und eine Überlaufvor- auf diese Weise das Wasser einfangen richtung ermöglichte das Abfließen in – ein Verfahren, das bei relativ gerin- die Leitung. gen Schüttmengen zur Anwendung ge- Schwieriger war es, wenn diese Quel- kommen ist (Abb. 78). Ob diese bei len nicht offen zutage traten, sondern Kirchheim beginnende Wasserleitung wenn es galt, einen unterirdischen eine bei Niederkastenholz gelegene Quellhorizont anzuzapfen. Als Beispiel ehemalige Villa rustica versorgt hat hierfür kann die Brunnenstube ,,Klaus- oder in ihr ein weiterer Ast der Eifel- brunnen“ bei Mechernich-Kallmuth am wasserleitung zu sehen ist, ist archäo-

181 logisch noch nicht geklärt (s. Wander- hat man auch Flusswasser für die Ver- führer Nr. 33–35). sorgung herangezogen, dabei dann aber Wert darauf gelegt, die Wasserent- Jedenfalls zeigen die angeführten Bei- nahmestelle möglichst weit flussauf- spiele von Quellfassungen, welcher Va- wärts zu legen, um auch auf diese riantenreichtum selbst im relativ eng Weise möglichst reines Wasser zu ge- begrenzten Gebiet der Nordeifel zu fin- winnen. den ist. Wir können darin ein weiteres Beispiel dafür sehen, dass im Wasser- In Deutschland war für das römische leitungsbau auftretende Probleme je- Trier eine Fernwasserleitung in das Ru- weils vor Ort und nach Sachlage gelöst wertal gebaut worden, um deren Was- wurden, jedesmal also eine neue He- ser in die Stadt zu leiten. rausforderung an den Sachverstand des bauleitenden Ingenieurs gewesen Schönstes Beispiel für eine antike sind. Flussableitung ist das kleine Wehr am Oberlauf des Rio de la Acebeda, mit Standen Quellen mit ausreichenden dessen Hilfe man das Wasser für die Schüttmengen nicht zur Verfügung, so Versorgung des römischen Segovia

Abb. 78: Wasserfassung durch Ummauerung eines Quellgebietes bei Euskirchen- Kirchheim.

182 Abb. 79: Römische Flussableitung im Rio de la Acebeda für die Versorgung des an- tiken Segovia (Spanien).

(Spanien) aufstaute (Abb. 79). Diese Der Bau von aufwändigen Talsperren Anlage erhält ihre besondere Bedeu- ist nicht zu vermeiden, wenn der aufzu- tung durch die Tatsache, dass wir in ihr stauende Fluss nicht das ganze Jahr das einzige noch funktionierende Bau- über gleichmäßig und ausreichend werk dieser Art sehen müssen, das uns Wasser führt, und dieses mengenmä- aus antiker Zeit überkommen ist. Nun ßig wechselnde Wasserdargebot auch werden nicht sämtliche Teile des Weh- für wasserarme Jahreszeiten gespei- res noch römischen Ursprungs sein, chert werden soll. dennoch ist anzunehmen, dass zumin- Baulich gibt es mehrere Möglichkeiten, dest die mächtigen Steinquader auch ein wasserführendes Tal zu sperren, bei Renovierungsarbeiten immer wie- das jeweils angewendete Konstruk- der benutzt worden sind. Auch in der tionsprinzip hängt mit der vorgege- Ausführung der mit Blei vergossenen benen Geländebeschaffenheit, dem Eisenklammern, die die einzelnen Blö- Untergrund und mit den zur Verfügung cke zusammenhalten, bietet sich dem stehenden Baumaterialien zusammen. Betrachter heute noch ein Bild römi- Letzteres spielte besonders in früheren scher Bautechnik. Zeiten eine Rolle, als sich die Trans- Die größere Schwester eines solchen portprobleme noch anders als heute Wehres ist die Talsperre. Ihre Aufgabe stellten. umfasst aber nicht nur das Aufstauen Man unterscheidet zwei Grundtypen und Ableiten eines fließenden Gewäs- von Stauanlagen. Den einen finden wir sers, sie hat vielmehr zusätzlich noch in der Gewichtsstaumauer und dem die Aufgabe des Wasserspeicherns Erddamm wieder, hierbei wird die ge- übernommen. samte Bauwerksmasse dem Wasser-

183 druck entgegengesetzt; im anderen Fal- dings nur noch für die Versorgung eini- le wird die Festigkeit des Baumaterials ger umliegender kleinerer Ortschaften ausgenutzt, so bei der Pfeiler- und Bo- in Betrieb. Beide Anlagen sind frühes- genstaumauer. tens nach der Stadtgründung unter Kai- Die älteste Gewichtsstaumauer ist zwar ser Augustus im Jahre 25 v. Chr. errich- schon aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. tet worden, möglicherweise aber auch bekannt, aber die Römer, die in ihrem erst unter Kaiser Trajan, der von 98 bis Einflussgebiet keine direkten Vorbilder 117 n. Chr. regierte. für den Bau von Staudämmen hatten, Der nördlich von Mérida liegende Pro- müssen diese Technologie also selbst- serpina-Staudamm erfährt in seiner ständig entwickelt haben. Von den un- gesamten Ausdehnung zwei deutliche gezählten Fernwasserleitungen im Im- Knicke, so dass sich seine Gesamtlän- perium Romanum wurden nicht wenige ge von 427 Metern aus drei geraden aus großen Stauseen gespeist, die süd- Stücken zusammensetzt (Abb. 80). Die lichen wasserarmen Länder sind in ei- sich daraus ergebende leichte Bogen- ner solchen Liste naturgemäß be- form lehnt sich flussaufwärts konvex sonders häufig vertreten. gegen den Druck des Wassers. Die Reste römischer Talsperren finden sich zwölf Meter hohe Stauwand fällt in heute noch im Vorderen Orient und in schmalen Stufen, aber nahezu senk- Nordafrika, von denen die kleine Stau- recht zum Fuß hin ab. Sie besteht aus mauer in Gabès (Tunesien) ein belieb- einem sorgfältig gearbeiteten Quader- tes Touristenziel dieser Oasenstadt ist. mauerwerk, dem zur Wasserseite hin neun Stützpfeiler vorgelagert sind. Auf In Europa sind die Talsperren dünner der Luftseite schließt eine Bruchstein- gesät: In Frankreich und Italien finden mauer die Stauwand ab. Der Zwischen- wir jeweils nur ein Exemplar im Vallon raum zwischen diesen beiden Mauern de Baume und oberhalb von Subiaco. ist mit Beton verfüllt, wodurch eine Letztere staute das Wasser des Anio Stauwand von 2,30 Meter Stärke gebil- wenig oberhalb der „Villa des Nero“ für det wird, die ihre Stabilität aber erst die 38 n. Chr. gebaute Wasserleitung durch den gewaltigen Erddamm erhält, Anio Novus auf, die zu den neun bei der hinter ihr angeschüttet worden ist. Frontinus genannten stadtrömischen Wasserleitungen gehörte. Rund 40 Me- Der Wasserentnahme dienen zwei Tür- ter hoch, zählte sie zu den großen me, die sich innerhalb des Erddammes Staumauern der Antike, und vor ihr an die Staumauer anlehnen. staute sich ehemals ein gewaltiger See Anders beim Cornalvo-Staudamm, der auf. Nach dem Bruch dieser Staumauer ehemals ebenfalls der Wasserversor- im Jahre 1305 sind heute noch in den gung Méridas gedient hat, hier ist der beiden Seitenhängen des Anio-Tales Entnahmeturm dem Staudamm vorge- Baureste von einst zu sehen. lagert und hielt mit diesem eine Verbin- In Spanien finden sich heute die Reste dung über einen Brückenbogen (Abb. mehrerer römischer Stauanlagen. Ne- 81). Von dieser antiken Bedienungs- ben den Ruinen von Alcantarilla und brücke ist heute am Turm nur noch der Consuegra sind besonders die heute Bogenansatz zu sehen, ansonsten ist noch in Funktion befindlichen Anlagen dieses Bauteil durch eine Stahlbrücke nahe Mérida, dem antiken Emerita Au- ersetzt. gusta, von Interesse. Die beiden Stau- Der Staudamm selbst ist auf seiner Kro- seen Proserpina und Cornalvo, die das ne 194 Meter lang und sperrt das Tal in Wasser für die Versorgung des antiken einer Höhe von bis zu 20 Meter. Auch Mérida aufbrachten, sind heute aller- hier ist hinter der steinernen Staumau-

184 Abb. 80: Proserpina-Staumauer bei Mérida (Spanien). er ein mächtiger Erddamm angeschüt- aus einem sehr festen Mörtel, dem tet, der auf der Krone eine Breite von man die verschiedensten Materialien acht Meter hat und zur Luftseite hin wie Kies, Grauwacke, Basalt oder ein schräg abgeböscht ist. anderes Kleinschlagmaterial beige- mengt hat. Die Kanalwangen sind ent- Rinnen und Rohre weder aus dem gleichen Material in ei- Die einfachste Form der Wasserleitung ner Schalung gegossen worden oder war auch in römischer Zeit die Gefälle- aufgemauert. Es kommt aber auch häu- oder Freispiegelleitung. Das Wasser fig vor, dass die Innenseiten der Wan- wird dabei in einem – bei größeren Lei- gen aus behauenen Handquaderstei- tungen meist gemauerten U-förmigen – nen als verlorene Schalung gemauert Gerinne talwärts geführt, wobei die worden sind und der Freiraum zwi- Trasse mit mehr oder minder starkem schen dieser Schalung und der Baugru- Gefälle dem Hang augenscheinlich iso- benwand aus Gussbeton gefertigt wor- hypsenparallel folgt, tatsächlich aber den ist. stetig an Höhe verliert. Aus Gründen der Sicherheit, in den Interessant ist in diesem Zusammen- nördlichen Provinzen aber auch, um hang das Ergebnis einer Untersuchung ein Einfrieren des Wassers zu verhin- auf die Druckfestigkeit des römischen dern, sind die Leitungen, wo es ging, Betons. Die dabei ermittelten Werte la- unterirdisch verlegt worden. In die Bau- gen in den meisten Fällen um 10–15 grube wurde als erstes eine Stickung N/mm2, im Falle der älteren Vorgebirgs- aus losen Steinen eingebracht und dar- wasserleitung nach Köln aber sogar bei auf die Sohle aus Gussbeton gegossen. dem geradezu phantastischen Wert von Der Beton (Opus cementicium) besteht 35–40 N/mm2.

185 Der Innenraum der Kanalrinne wurde Wenn das Gelände es erforderte, hat mit einer Schicht hydraulischen Putzes man in den Bergstrecken dem Kanal (Opus signinum) bestrichen, um die hangseitig noch eine Begleitdränage gewünschte Dichtigkeit zu erreichen. außen beigegeben. Diese besteht aus Dieser Putz war zumeist von rötlicher lose aufgeschichteten Bruchsteinen, Färbung, da er unter Verwendung von die bis zur Geländeoberfläche hinauf- Ziegelmehl hergestellt worden ist. Bei reichen und vom Hang kommendes Re- Verwendung eines anderen Beischlag- gen- und Sickerwasser vor dem Kanal- materials zur Herstellung des Opus sig- bauwerk nach unten bis zu einem in ninum konnte dieser aber auch eine Stickungshöhe installierten Dränage- andere dementsprechende Farbe an- kanälchen ableiten. Auf diese Weise nehmen. Diese Schicht bedeckte die hat man Fremdwasser vom Kanal fern- Sohle und die Wangen; meist wurde in gehalten (Abb. 82). den unteren Ecken ein mehrere Zenti- meter starker Viertelrundstab ausge- Besonders bei den großen Fernwasser- formt, um diese bruchgefährdeten Stel- leitungen sind die Kanalrinnen in ihrem len besonders zu schützen. An den Querschnitt häufig stark überdimensio- Oberkanten der Wangen zog die Opus- niert gebaut worden: das Querprofil signinum-Schicht zumeist noch einige hätte ein Vielfaches der tatsächlich Zentimeter ein; hierauf lagerte dann transportierten Wassermenge bewälti- das aus Bruchsteinen über einem Lehr- gen können. Auf diese Weise hat man gerüst gesetzte Gewölbe oder einfach nicht nur eine Vorsorgemaßnahme ge- eine Plattenabdeckung. Auf den Ge- gen das Zuwachsen der Leitung durch wölbeinnenseiten ist in vielen Fällen Versinterung (Verkalkung) getroffen, in heute noch der Abdruck der Bretter des vielen Fällen wurde der Kanal sogar mit Lehrgerüstes im Beton zu sehen. einem gebückt begehbaren Querschnitt

Abb. 81: Cornalvo-Staumauer mit vorgelagertem Entnahmeturm bei Mérida (Spa- nien).

186 Abb. 82: Im Ausgrabungsbefund von Mechernich-Lessenich wurde die Eifelwasser- leitung bis auf die Fundamentstickung zerstört vorgefunden; links neben der Stickung die Reste eines Dränagekanälchens. ausgestattet, wodurch eine Inspektion sonders aus Blei gegossen oder gebo- des Leitungssystems möglich wurde. gen worden und fanden hauptsächlich Dem Einstieg in den Kanal dienten be- im innerstädtischen Netz Verwendung. sondere Schächte, die in unterschied- lichen Abständen installiert waren. Aquäduktbrücken Waren die großen Fernwasserleitungen in den meisten Fällen in einer der obi- Die imposantesten Reste der antiken gen Beschreibung entsprechenden Wasserleitungen stellen sich dem Be- Bauweise errichtet worden, so sind bei trachter heute in den oftmals hervorra- kleineren Leitungen auch andere Mate- gend erhaltenen Aquäduktbrücken dar. rialien verwendet worden; auch hier Die zweifellos schönste Brücke dieser kommt wieder das auf Zweckmäßigkeit Art findet sich im Zuge der römischen gerichtete Denken des römischen Inge- Wasserleitung nach Nîmes. In knapp nieurs zum Tragen. Bei archäologi- 50 Meter Höhe wird hier das Wasser schen Untersuchungen fanden sich die auf einer dreigeschossigen Brücke über verschiedenartigsten Rinnen und Rohre den Fluss Gardon geführt, der schließ- in Verwendung: offene und abgedeckte lich auch dieser Brücke ihren Namen Holzrinnen ebenso wie aufgebohrte gegeben hat. Nicht nur die technische Holzstämme als Rohre (Abb. 83), bear- Perfektion, auch die selbst in dieser beitete Steinrinnen aus Naturstein Monumentalität noch zum Ausdruck ebenso wie Fertigrohre aus Gussbeton kommende Ästhetik und Schönheit die- (Abb. 84), weiterhin auch Ton- und ses Zweckbaues geben dem Pont du Metallrohre der verschiedensten Kali- Gard eine Sonderstellung, der seine ber (Abb. 85 und 86). Letztere sind be- Besichtigung zum Pflichtprogramm ei-

187 Abb. 83: Holzrohre einer römischen Wasserleitung aus Aachen; selbst die eisernen Deichelringe sind gut erhalten.

Abb. 84: Fertigrohr einer römischen Wasserleitung aus Gussbeton im Museum von Metz (Frankreich).

188 nes jeden Provence-Besuchers werden eine statische Funktion zugekommen lässt. ist, sondern der Betonkern die Last der In Deutschland sind es vor allen Dingen Brücke allein zu tragen hatte. Diese die Brückenreste der Leitungen nach Verfahrensweise zeigt noch einmal Mainz und Köln, die optisch noch be- deutlich das empirische Vorgehen der friedigen können, wenngleich sie auch römischen Ingenieure; die daraus re- mit den Resten derartiger Bauwerke vor sultierende Überdimensionierung der allem in den südlichen Provinzen des Bauten in Material und Maßen ist aber römischen Weltreiches nicht mithalten andererseits ein wesentlicher Grund für können. Die im Mainzer Zahlbachtal das Überdauern manches dieser Bau- noch aufrecht stehenden Pfeilerkerne werke bis in unsere Zeit. geben einen guten Einblick in das anti- ke Bauverfahren. Der Gussbeton zeigt Zwei wesentlich unterschiedliche Ge- deutlich die Abdrücke von sorgfältig zu- ländebedingungen waren es, die den behauenen Quadersteinen, die ehe- Bau von Bogenstellungen im Verlauf mals die Außenhaut der Pfeiler gebildet von Aquädukten erforderlich gemacht haben und dereinst beim Bau als „ver- haben. Einmal die ungezählten Bäche, lorene“ Schalung errichtet worden sind Flüsse und Seitentäler, die von den Lei- (Abb. 87 und 88). Die Steine dieser tungen zu queren waren; dann aber Schalung sind entweder im Laufe der auch noch die Erfüllung einer wesent- Zeit abgesprungen oder ein Opfer nach- lichen hydraulischen Voraussetzung für römischer Steinräuber geworden, die die innerstädtische Wasserversorgung, dieses qualitätsvoll bearbeitete Materi- denn dort musste das Wasser ja in ei- al gern für andere Bauzwecke wieder- ner Höhenlage ankommen, die eine benutzt haben. Verteilung über Druckleitungen auch in höher gelegenen Stadtteilen oder in Beispiele für einen derartigen Stein- die oberen Stockwerke von Gebäuden raub an antiken Aquäduktbrücken fin- gewährleistete. Die gleiche Erfordernis den wir an den verschiedensten Orten konnte durch eine topographische Vor- und zu allen Zeiten. Die Tuffsteinver- gabe entstehen, wenn nämlich die blendung der großen Swistbachbrücke Städte – sei es aus fortifikatorischen aus dem Verlauf der Eifelleitung finden Gründen oder zum Schutz vor Hoch- wir heute im Mauerwerk eines mittelal- wasser – auf Anhöhen angesiedelt wa- terlichen Klosters wieder – und auch ren, das Umland also tiefer lag. Zur am anderen Ende der römischen Welt Überwindung derartiger Senken muss- finden wir im Zuge der Leitung nach ten die Aquädukte in vielen Fällen als Karthago, die über ein Viertel ihrer Ge- Hochleitungen errichtet werden, damit samtstrecke auf Bogenstellungen ge- das Wasser den Stadtberg überhaupt führt worden ist, viele der riesigen Pfei- erreichen konnte. Die Bogenstellungen ler ihrer Schale beraubt. Hier hat man solcher Hochleitungen unterscheiden dafür sogar einen Ersatz zu schaffen sich in keiner Weise von denen der Brü- versucht, indem man die stehengeblie- ckenbauwerke, sie konnten auch genau benen harten Betonkerne nach dem wie diese ganz beeindruckende Aus- Abbruch der Quadersteine mit einem maße annehmen. Die Hochleitungen Stampfmauerwerk aus Erde ummantelt für das antike Rom selbst sind bis zu hat (Abb. 89). So war die Optik – fast – acht Kilometer lang geworden, um die wiederhergestellt. Campagna vor der Stadt zu durchque- Wir haben dadurch aber einen deut- ren. Die Hochleitung vor den Toren lichen Beweis dafür, dass dem Scha- Kölns erreichte ca. 8,6 Kilometer Länge, lenmauerwerk zu keiner Zeit überhaupt und selbst die grandiose Aquäduktbrü-

189 Abb. 85: Großkalibriges Tonrohr der Fernwasserleitung für Straßburg (Frankreich).

Abb. 86: Bleirohr mit Inschrift aus Arles (Frankreich)

190 Abb. 87: Pfeilerstümpfe der Aquäduktbrücke über das Zahlbachtal im Zuge der rö- mischen Wasserleitung nach Mainz.

cke in Segovia gehört in diese Katego- Grund zur Überquerung von Bachläufen rie römischer Kunstbauten. oder kleinen Trockentälern, die nur nach Regenfällen Wasser führten, zu er- Können wir auch von der Bogenkon- richten gewesen. struktion her zwischen den verschiede- nen römischen Aquäduktbrücken kaum einen Unterschied feststellen, so müs- sen wir bei unserer Betrachtung doch Der nächst größeren Klasse möchte die vielen kleinen Brückchen von den man die Aquäduktbrücken zurechnen, Bauwerken mit großer Spannweite tren- mit deren Hilfe die zuvor beschriebe- nen. Nach DIN 1076 hätte eine der klei- nen Trassenschlingen vermieden wer- nen Aquäduktbrücken heute nicht ein- den konnten und die somit zur Abkür- mal mehr das Recht, sich „Brücke“ zu zung der auszubauenden Linie dien- nennen, da man Bauwerke mit weniger ten. Durch den Bau dieser Brücken wur- als zwei Meter Öffnungsweite heute nur de aber nicht nur eine Verkürzung der noch als Durchlass bezeichnet. Trasse mit der damit verbundenen Ein- sparung von Baumaterial erreicht, son- Klassifizieren wir die Aquäduktbrücken dern als weiterer Effekt auch noch das nach ihrer Größe in drei Kategorien, so Maß an Energiehöhe eingespart, das wird dieser kleine Bautyp am häufigs- zur Überwindung des nächsten Bergrü- ten anzutreffen sein, da die Aquädukte ckens zur Verfügung stehen musste. Zu in ihrem gewundenen, dem Gelände dieser Brückenklasse können wir aus angepassten Verlauf im Scheitelpunkt dem Verlauf der Eifelwasserleitung et- einer jeden Talausfahrung ein solches wa die Brücken von Mechernich-Vus- Bauwerk haben mussten. Unzählige sem und über den Hombusch-Siefen solcher Durchlässe sind aus diesem bei Mechernich-Burgfey zählen.

191 Abb. 88: An wenigen Pfeilern der Aquäduktbrücke über das Mainzer Zahlbachtal ist die Verkleidung aus glatt behauenen Bruchsteinen noch gut erhalten.

Abb. 89: In nachrömischer Zeit wurden die Pfeiler der Wasserleitung nach Karthago ihrer Bruchsteinschale beraubt und statt dessen mit Stampflehm ummantelt.

192 Abb. 90: Pont du Gard, 50 Meter hohe Aquäduktbrücke im Zuge der Wasserleitung nach Nimes (Frankreich).

Abb. 91: Zweigeschossige Aquäduktbrücke aus dem Verlauf der Wasserleitung nach Tarragona (Spanien).

193 Abb. 92: Zweigeschossige Aquäduktbrücke durch einen Geländesattel in Segovia (Spanien).

Abb. 93: Kilometerlange Aquäduktbrücke durch die Campagna vor den Toren Roms.

194 Von dieser Mittelklasse heben sich Im Gegensatz zu solchen relativ kleinen dann noch einmal jene Brücken ab, die Stollenvortrieben sind die echten Berg- durch ihre Monumentalität bestechen. durchtunnelungen unter den Ingenieur- Dazu sind ganz sicher die großartigen bauten der schwierigsten Kategorie zu- Bauten im Zuge der Wasserleitungen zurechnen. Bis zum Tage des Durchsti- nach Metz, Nimes (Abb. 90), Tarragona ches liegt selbst noch heute über den (Abb. 91), Segovia (Abb. 92), Karthago Tunnelbaustellen ein Hauch von Unge- und Rom (Abb. 93) selbst zu nennen. wissheit, und die Ingenieure der Antike Aber auch die durch Aneinanderrei- werden diesem alles entscheidenden hung von fast 300 bis zu elf Meter ho- Tag mit noch wesentlich größerer Unge- hen Bögen über das Swisttal im Zuge duld entgegen gefiebert haben, da ih- der Eifelleitung errichtete Brücke von nen aus heutiger Sicht nur einfachstes 1,4 Kilometer Länge wollen wir dieser Gerät sowohl für die Vermessung als höheren Klasse noch zurechnen. auch für den Baubetrieb zur Verfügung gestanden hat. Tunnelbauten Den antiken Bauwerken kann man in Neben den Tälern zählen die quer zur vielen Fällen die Schwierigkeit, eine Trasse liegenden Bergrücken zu den projektierte Linie nach unter Tage zu großen Hindernissen beim Bau der rö- übertragen und dann auch einzuhal- mischen Fernwasserleitungen. Dort, wo ten, heute noch ablesen. Es nimmt des- es möglich war, hat man diese Gelän- halb nicht wunder, dass man auf man- dehindernisse umfahren; war dies chen Baustellen der Treffsicherheit im nicht möglich oder nicht rationell, Durchstich einen Vorrang vor einer ra- musste der Berg durchtunnelt werden. tionellen Bauweise eingeräumt hat. Nun sind Tunnelbauwerke nicht nur für Aus diesem Grund finden wir im anti- den Bau von Wasserleitungen notwen- ken Tunnelbau neben dem so genann- dig geworden, es sind in der Antike ten Gegenort-Verfahren, also dem Vor- auch Ableitungstunnel zum Zwecke ei- trieb von zwei Seiten aus, auch das be- ner Wasserspiegelabsenkung, z. B. bei züglich der zu bewegenden Erdmassen der Trockenlegung von Kraterseen, oder aufwändigere Qanat-Verfahren (Licht- auch Straßentunnel gebaut worden. loch-Verfahren) angewendet. Ein Sonderfall derartiger Bauwerke er- Die ältesten Tunnelbauten der Ge- gab sich durch die geologische Schich- schichte haben der Wasserversorgung tung im Neuwieder Becken. Hier im gedient, und sowohl bei dem unter Kö- Laacher Vulkangebiet waren bei den nig Hezekiah (725–696 v.Chr.) im Zuge letzten größeren Vulkanausbrüchen in des Siloah-Kanals für Jerusalem errich- Deutschland 9000 v. Chr. mit der Land- teten Tunnels, als auch bei dem im 6. schaft auch die Quellen durch meterho- Jahrhundert v. Chr. durch Eupalinos für he Bimsschichten verschüttet worden. Polykrates gebauten Tunnel auf Samos Die in diesem Gebiet siedelnden Römer hat das Gegenort-Verfahren seine An- mussten deshalb zur Wassergewin- wendung gefunden. Beide Bauwerke nung unterirdische Stollen vortreiben, sind erfolgreich beendet worden, aber um diese Quellen zu fassen und abzu- die Betrachtung der Linienführung leiten. Die mit begehbarem Querschnitt durch den Berg zeigt, dass nur nach ausgestatteten Stollen dienten der Auf- mehrmaligen Richtungsänderungen im nahme der eigentlichen wasserführen- Berg ein Durchstich erfolgen konnte. den Rinnen, die auf der Stollensohle in Ein wesentliches Merkmal dieser Li- Form der üblichen Steinkanäle instal- nienführungen ist, dass man im Vor- liert worden sind. trieb jeweils eines Stollens dieser Tun-

195 nel einen sichelförmigen Bogen be- Andere Baumeister haben derartige schrieben hat, der dann vom gerade- Probleme durch die Anwendung eines aus vorgetriebenen jeweiligen Gegen- zweiten Bauverfahrens weitgehend ver- stollen zwangsläufig getroffen werden mieden. Aus dem alten Persien kannte musste. Mit Tunnellängen von 537 Me- man das im Qanatbau angewendete ter (Hezekiah) und 1040 Meter (Eupali- Verfahren des Stollenvortriebs von nos) zählen diese Bauwerke zu den senkrechten Schächten aus. Dieses Großtaten der Technikgeschichte, und Verfahren wurde (und wird mancheror- ihren Baumeistern ist ein hohes Maß ten auch heute noch) zur Wasserversor- an Genialität zu bescheinigen. gung der Oasen angewendet, wenn es nämlich galt, von den Siedlungsplätzen Ebenfalls im Gegenort ist um 150 n. entfernt liegende unterirdische Wasser- Chr. ein Tunnel für die Wasserversor- vorkommen anzuzapfen. Diese wurden gung des römischen Saldae (heute Be- durch einen Versuchsschacht erst ein- jaïa/Algerien) gebaut worden. Der mit mal festgestellt, wonach ein Stollen in der Trassierung beauftragte librator No- seine Richtung vorzutreiben war. Dieser nius Datus hat einen Bericht über seine Stollen wurde von einer Kette eng bei- Arbeiten angefertigt und in Stein hauen einanderliegender Schächte, die man lassen. Wir besitzen deshalb ein hoch- bis zu einer notwendigen Tiefe abge- karätiges zeitgenössisches Dokument teuft hatte, abschnittsweise unterir- zu diesem Sektor der antiken Inge- disch miteinander verbunden, indem nieurvermessung. Der Inschrift zufolge man sich jeweils bis zu den benachbar- war der von Nonius Datus über den ten Schächten vorarbeitete. Bei diesem Berg abgesteckte Tunnelverlauf von Verfahren wurden also kleine Tunnel- den Bauleuten unter Tage nicht einge- Baulose miteinander verbunden, wobei halten worden, und die Bürger Saldaes es der wesentlichste Faktor war, dass „klagten (deshalb) verzweifelt, den man die Generalrichtung des Stollens Tunnelbau dieses mißlungenen Bau- auf nur kurze Teilstrecken nach unter werkes aufgeben zu müssen, weil der Tage übertragen und einhalten musste. Vortrieb der beiden Stollen bereits län- ger ausgeführt war, als der Berg breit Dieses Qanat-Verfahren ist dann auch war“. Der versierte Praktiker Nonius von den Etruskern übernommen wor- Datus stellte bei einem zweiten Aufent- den, die um 500 v. Chr. den Tunnel zur halt in Saldae den im Vortrieb gemach- Entwässerung des Ariccia-Kessels in ten Fehler fest, glich ihn durch eine den Albaner Bergen nach diesem Vor- bauliche Korrektur aus, und die Was- bild gebaut haben. serversorgung Saldaes konnte in Be- Etruskische Baumeister waren später trieb genommen werden. die Paten der römischen Ingenieure, Die vorgenannten Beispiele legen die die am Albaner See, am Nemi-See und Schwierigkeiten des Tunnelbaues im vor allen Dingen am Fuciner See Gegenort offen und zeigen, dass nur zwecks Absenkung der Wasserspiegel die besten Ingenieure in der Lage wa- noch weitere großartige Tunnel gebaut ren, derartige Bauwerke zu planen und haben (Abb. 94 und 95). zu bauen. Nonius Datus nennt in seiner Die Tunnelbauten der römische Zeit- Inschrift noch die Tugenden, die den stellung in Deutschland haben sämt- antiken Tunnelbauern abverlangt wur- lich der Wasserversorgung gedient und den, denn er hat seine Inschrift unter sind nach dem Qanat-Verfahren gebaut die Schlagworte „Patientia – Virtus – worden. Dabei nahmen die Stollen im Spes“ (Geduld, Tatkraft und Gottver- Laacher Gebiet die anfangs beschriebe- trauen) gestellt. ne Sonderstellung ein. Größere Bau-

196 Abb. 94: Bau- und Belüftungsschächte Abb. 95: Ausgemauerter Bau- und Be- des Claudius-Tunnels am Fuciner See lüftungsschacht des Claudius-Tunnels bei Avezzano (Italien). am Fuciner See. werke sind bekannt aus Saarbrücken rückgeblieben sind. Wie an einer (Halberg-Tunnel) und Brey bei Koblenz. Schnur aufgereihter Perlen zieht sich In Brey ist ein Teilstück des Tunnels im Luftbild die Linie dieser Trichter durch einen der antiken Bauschächte über den Berg, allerdings sind inzwi- heute zugänglich gemacht und zu be- schen die meisten von ihnen durch den sichtigen (Abb. 96). Die auf der Sohle Betrieb von Kettenfahrzeugen zerstört verlegte Wasserleitung führt heute worden; ihre Restbestände sind im Zu- noch Wasser, ohne dass festzustellen ge der archäologischen Untersuchung wäre, woher und wohin das Wasser von 1981 topographisch aufgenommen fließt; lediglich die Fließrichtung und worden (Abb. 97). die Fließgeschwindigkeit sind im Tun- nel festzustellen. Der Tunnel durch den Drover Berg zwi- Mit Fug und Recht kann man die Tun- schen dem Heiligen Pütz bei Drove und nelbauten zu den großartigsten Inge- Soller (Kreis Düren/Rheinland) diente nieurleistungen der Antike zählen. In vermutlich der Wasserversorgung einer nachrömischer Zeit sollte es erst mit reichen römischen Villa. Der 1660 Me- dem Aufblühen der Bergbautätigkeit im ter lange Tunnel liegt unter einem Trup- hohen Mittelalter wieder möglich wer- penübungsplatz bis zu 26 Meter tief. den, an die Leistungen der Antike an- Sein Verlauf ist anhand der von den Rö- zuschließen. Ein Tunnelbauwerk des mern wiederverfüllten Bauschächte zu Mittelalters in Deutschland ist der Mitte verfolgen, da das Füllmaterial zu- des 12. Jahrhunderts am Laacher See sammengesackt ist und an der Erd- gebaute 880 Meter lange „Fulbert-Stol- oberfläche trichterförmige Löcher zu- len”.

197 Druckleitungsstrecken die etwa im Kilometerbereich lag (Abb. 98).

Abgesehen von den Druckleitungen Vitruv beschreibt auch dieses Spezial- im innerstädtischen Versorgungsnetz problem im Wasserleitungsbau im ach- konnte es auch im Verlauf einer Fern- ten seiner zehn Bücher über Architek- wasserleitung durchaus zweckmäßig tur schon recht anschaulich: sein, ein Teilstück der Trasse als Si- phon (Düker) anzulegen. Betrachten „Sind aber ausgedehnte Täler da, dann wir die bekannten Druckleitungsstre- wird man die Leitung am Abhang ent- cken bei Pergamon, Aspendos und Pa- lang herabführen. Wenn man ins Tal tara (Türkei), Lyon (Frankreich) und Al- gekommen ist, wird ein so hoher Unter- muñécar (Spanien), dann wird deut- bau aufgeführt, dass die Leitung eine lich, dass eine solche Einrichtung ab ei- möglichst lange Strecke die gleiche Ni- ner bestimmten Tiefe und Breite des zu veauhöhe hat. Dies aber wird der durchquerenden Taleinschnittes wirt- ‘Bauch’ sein, den die Griechen Koilia schaftlich war. Diese Grenze der Wirt- nennen. Kommt dann die Leitung an schaftlichkeit von Aquäduktbrücken die andere ansteigende Seite, dann war im Höhenbereich von 40 bis 50 schwillt das Wasser infolge des langen Meter erreicht und bei einer Talbreite, Zwischenraumes, den der Bauch bildet,

Abb. 96: Römischer Wasserleitungstun- Abb. 97: Drover-Berg-Tunnel bei Düren. nel in Brey bei Koblenz. Die Wasserlei- Die mit halbrunden Dachziegeln abge- tung liegt verdeckt im Boden. deckte Wasserleitung knickt aus dem Hangverlauf in den Tunnel ein.

198 Abb. 98: Funktionsskizze einer römischen Druckwasserleitung durch ein TaL

leicht an und dürfte wohl zum Kamm Bauelement an zwei Stellen in der der Höhe hinaufgedrückt werden.“ Druckleitungsstrecke, in denen die Trasse auch noch seitlich abknickt. In Die bei Vitruv schon im 1. Jahrhundert diesen horizontalen Knickpunkten sah v. Chr. nachzulesende Beschreibung man offenbar die gleiche Gefahr wie in können wir in den oben angeführten dem von Vitruv beschriebenen „Knie“ Bauwerken detailgetreu wiederfinden. und hat an diesen Stellen zur Druck- Einfach gesagt wird bei diesem Verfah- minderung Leitungstürme (Colliquiari- ren die Höhenlage der Talüberquerung ae) angelegt: weitmöglichst talwärts verlegt und dort als Brückenbauwerk üblichen Zu- „Wenn aber kein Bauch in den Talnie- schnitts errichtet. Zu einer solcher Si- derungen angelegt und kein waage- phonbrücke führt von der auf der berg- rechter Unterbau hergestellt ist, son- seitigen Talkante ankommenden Frei- dern ein Knie, dann wird das Wasser spiegelleitung eine Rampe hinunter, durchbrechen und die Verbindungsfu- und jenseits des Tales steigt nach dem gen der Röhren sprengen. Auch muß Ende der Siphonbrücke eine Rampe man in dem Bauch Kolliquiarien anle- wieder bergan, um im Gegenhang wie- gen, damit durch sie der Luftdruck ge- der knapp die Ausgangshöhe zu errei- mindert wird.“ chen. Dieses Bauwerk ist die Substruk- tion für die eigentliche Druckleitung, In Aspendos setzen zwei solcher Lei- die auf diesem Baukörper in Form von tungstürme noch heute ganz besonde- Stein-, Blei- oder Tonrohren verlegt re Akzente in der Landschaft. Die aus wird. Am Beginn und am Ende des Si- den Bergen kommende Wasserleitung phons waren Freispiegelbecken instal- quert die breite Talsenke vor dem Errei- liert, in denen der Übergang von der chen des Stadtberges als Druckleitung, Rinne in die Rohrstrecke und umge- und in den beiden Knickpunkten im kehrt stattfand. Verlauf dieser Strecke wird das Wasser auf Rampen zu einem Freispiegelbe- Betrachten wir drei nach dem verwen- cken hinauf – und danach in den deten Rohrmaterial unterschiedliche nächsten Abschnitt des Siphons wieder Druckleitungsstrecken näher, so wird hinabgeführt. Anschließend an den er- beim Beispiel der Leitung für Aspendos sten Leitungsturm verläuft die Drucklei- noch ein zusätzliches Problem offen- tung auf einer niedrigen horizontalen bar: Hier finden wir nicht nur die tech- Brücke, eben dem Vitruvschen nische Einrichtung von Rampen und „Bauch“, um im nächsten Knickpunkt „Bauch“, sondern ein zusätzliches wieder auf einen solchen Turm geführt

199 Abb. 99: Turm zur Druckentlastung im Zuge der Druckleitung von Aspendos (Tür- kei).

Abb. 100: Die Druckleitung durch die Talsenke vor Aspendos (Türkei) mit einem der zwei Entlastungstürme.

200 zu werden. Der dritte tiefliegende cke ist immerhin noch 269 Meter lang Druckleitungsabschnitt führt dann und führt auf 30 Bogenstellungen in wiederum zum Ende einer Rampe, die 17,40 Meter Höhe das Wasser über nun in Versorgungshöhe am Stadtrand den Fluß. liegt (Abb. 99 und 100). Auf die in Lyon ehemals verwendeten Von der eigentlichen wasserführenden Bleirohre kann allerdings nur noch aus Druckleitung ist in Aspendos in situ dem restlichen Baubefund geschlossen nichts mehr zu finden, die ehemals ver- werden, denn auch dieses Material war wendeten Steinrohre liegen in der Um- in nachrömischer Zeit ein begehrter gebung verstreut oder sind in einer Grundstoff für eine sekundäre Verwen- mittelalterlichen Straßenbrücke als dung. Rechnen wir das für den Yzeron- Baumaterial wiederverwendet worden. Siphon verwendete Blei einmal zusam- Es handelt sich um aus Steinblöcken men, so kommen wir bei 10 x 2,6 Kilo- mit quadratischem Querschnitt heraus- meter auf eine Gesamtlänge von 26 Ki- gearbeitete Rohre, die mit Muffen zur lometer Bleirohr, was einer Menge von gegenseitigen Verbindung versehen 2000 Tonnen Blei entspricht. waren. Wegen der Verschiedenheit im verwen- In den Bergen bei Patara, ebenfalls in deten Material sei noch eine weitere der Türkei gelegen, ist eine solche Druckrohrleitung aus römischer Zeit an- Stein-Druckrohrleitung noch in ihrer ur- geführt. Nach Vitruv war dies das preis- sprünglichen Lage zu finden (Abb. 101 werteste Verfahren, einen Düker zu und 102). bauen: „Will man aber mit weniger Die vier auf das antike Lugdunum/Lyon Kosten (eine Wasserleitung anlegen), (Frankreich) zuführenden Leitungen be- muß man folgendermaßen verfahren: sitzen alle jeweils mindestens eine gro- Man stelle Röhren aus dichtem Ton her, ße Siphonstrecke in ihrem Verlauf, eine nicht weniger als zwei Zoll stark, aber davon sogar wie in Aspendos durch ei- so, daß sich diese Röhren an einem En- nen Leitungsturm (Les Tourillons) de zu einer Zunge verjüngen, so daß unterbrochen. Anders aber die verwen- die eine Röhre in die andere hineinge- deten Materialien: hier führen von den hen und hineinpassen kann. Ihre Fugen Einlaufbecken nebeneinander verlegte aber sind mit ungelöschtem Kalk, der Bleirohre auf den Rampen durch das mit Öl unterzoqen ist, zu verstreichen.“ Tal. Reste einer solchen Druckrohrleitung Im Beispiel der Gier-Leitung durch das finden wir in Almuñécar, südlich von Yzeron-Tal waren zehn solcher Rohrlei- Granada (Spanien). Die Technik der An- tungen nebeneinander in einem star- lage entspricht der zuvor beschriebe- ken Mörtelpaket verlegt. nen, lediglich das Material der Rohre besteht in diesem Falle aus Ton. Beeindruckend sind auch die techni- schen Daten dieser Talüberquerung: Kleinbauwerke (Einstiegschächte, Länge der verrohrten Strecke: 2600 Me- Sammelbecken, Tosbecken, ter, Tiefgang: 123 Meter; der Auslauf Absetzbecken) liegt 9,20 Meter tiefer als der Einlauf. Auch die Lyoner Düker weisen die von Zum Betrieb einer großen Fernwasser- Vitruv geforderten horizontalen Stre- leitung waren zwischen der Wasserfas- cken zwischen den Fußpunkten der je- sung und der innerstädtischen Wasser- weiligen Rampen auf, sie bilden im Tal- verteilung einige technische Einrichtun- grund die eigentlichen Brücken über gen erforderlich, die neben den großen den Gewässern. Die Yzeron-Siphonbrü- Brücken und Tunneln durchaus auch Er-

201 Abb. 101: Steinerne Druckleitung durch einen Geländesattel in den Bergen ober- halb von Patara (Türkei).

Abb. 102: Steinrohre der Druckleitung für Patara (Türkei).

202 wähnung finden müssen: die Kleinbau- Ein Problem für sich war die Versinte- werke. rung des Kanalgerinnes. Die Vorliebe der Römer für kalkhaltiges Wasser hat- Der mit begehbarem Querschnitt aus- te zwangsläufig den Nachteil, dass sich gestattete Kanal musste zum Zwecke ein Teil des Kalkgehaltes während des der Revision natürlich nicht von einem Transportes auf der Sohle und an den Ende bis zum anderen begangen wer- Wangen niederschlug. Im Laufe der Zeit den, sondern dazu waren in bestimm- bildete sich eine dicke Schicht von ten Streckenabschnitten Einstiegmög- Kalksinter, die den Querschnitt der Lei- lichkeiten angelegt worden. Im Verlauf tungen immer mehr einengte. der Eifelwasserleitung nach Köln sind Beispiele für die Leitungsversinterung rund ein Dutzend solcher Einstieg- finden sich überall dort, wo kalkhalti- schächte gefunden worden, die in man- ges Wasser transportiert worden ist. chen Abschnitten dicht beieinanderlie- Wer beispielsweis den Pont du Gard gen, woanders aber nur vereinzelt an- bei Nimes (Frankreich) einmal besucht getroffen worden sind. Die Schächte und in der Kanalrinne die Brücke pas- haben als Querschnitt die lichte Weite siert hat, der ist dort auf einer mächti- des unterirdischen Kanals, denn des- gen Sinterschicht gegangen, die auch sen Seitenwangen sind im Schacht die Wangen noch hoch bedeckt. bündig hochgezogen. Die Aussparung im Gewölbe ist sauber gesetzt, darauf In Punkten der Zusammenführung sitzen die beiden quer zum Leitungs- zweier Leitungsstränge hätte es zu hy- verlauf angeordneten Schachtwände. draulischen Problemen kommen kön- Dieser kaminartige Aufsatz des Kanals nen. Um einen Rückstau in einem der reichte auch nach der Abdeckung der Kanäle zu vermeiden, ließ man entwe- Leitung noch über das Erdreich hinaus. der beide Trassen nicht höhengleich Ein vollständiger Einstiegschacht ist aufeinanderstoßen oder baute ein re- zwar nirgends gefunden worden, aber gelrechtes Sammelbecken. Ein solches anzunehmen ist, dass sie ehemals bis wurde 1960 in Mechernich-Eiserfey in Brusthöhe aufrecht standen und mit ausgegraben und ist seit 2005 wieder Steinplatten abgedeckt waren. zugänglich. Ein wichtiges Element im Zuge einer rö- Durch derartige Einstiege war also die mischen Fernwasserleitung war die Rei- Möglichkeit zur Revision des Leitungs- nigung des Wassers auch von den da- innern gegeben. Ein Mann des War- rin befindlichen Schwebstoffen. Dieser tungspersonals konnte in bestimmten Wasserklärung dienten kurz vor den zeitlichen Abständen einsteigen und Städten im Leitungsverlauf installierte im Kanalinnern dessen einwandfreien Absetzbecken. Zustand überprüfen. Störungsmöglich- Das Funktionsprinzip ist einfach, denn keiten waren durchaus gegeben, denn in einem solchen Absetzbecken wird durch Erdrutsche oder kleine Beben der Durchfluss verlangsamt, das Was- konnte das Mauerwerk geborsten sein, ser kann sich etwas beruhigen, und ohne dass der Schaden sich obertägig Fremdkörper können sich absetzen angezeigt hat. Es konnten aber auch (siehe Absetzbecken im Grüngürtel vor Fremdkörper in die Rinne gelangt sein: Köln, S. 157). In Euskirchen-Kreuzweingarten fanden sich bei einer Ausgrabung im Kanal Auch anderenorts haben sich Absetz- stark versinterte Baumwurzeln, die den becken noch hervorragend erhalten, so Abfluss des Wassers natürlich behin- bei Metz und Segovia (Spanien). Diese dert hatten. Bauwerke hatten in der Regel noch eine

203 zweite Funktion zu erfüllen, nämlich Innerstädtische Wasserverteilung und die eines Ableitungsbeckens vor einem Abwasserentsorgung obertägigen Bauwerk. In Metz liegt das Mit dem Erreichen der Stadtmauer be- Absetzbecken im Hang direkt vor der gann ein neuer Abschnitt in der Wasser- großen Aquäduktbrücke über die Mo- versorgung einer römischen Stadt. Hier sel (Abb. 103) und in Köln am Anfang musste das Wasser gesammelt, notfalls der ehemaligen Hochleitung im Verlauf auch gespeichert werden. Dann musste der ersten Fernwasserleitung der Rö- es auf die verschiedenen Stadtteile ver- merstadt aus dem Vorgebirge. In bei- teilt werden und dort unterverteilt wer- den Fällen war durch einen seitlichen den zu den städtischen Laufbrunnen, Überlauf im Becken neben der Klär- den öffentlichen Bade- und Toilettenan- funktion zusätzlich noch die Möglich- lagen sowie an die Haushaltungen, die keit gegeben, das Wasser vor den Brü- sich einen privaten Wasseranschluss cken abzuleiten, um diese anfälligen leisten konnten. Bauwerke für Reparaturarbeiten tro- ckenlegen zu können. Wo anders ließe sich die Technik einer innerstädtischen Wasserverteilung bes- Auch in Segovia hat es einer solchen ser nachvollziehen als in einer Stadt, Einrichtung bedurft, sie ist dort aber deren antiker Zustand gleichsam in ei- nicht im Absetzbecken untergebracht, ner Momentaufnahme versiegelt wor- sondern als eigenständiges Ableitungs- den ist – so wie es beim Ausbruch des becken direkt vor der großen Aquä- Vesuvs am 24. August 79 n. Chr. mit duktbrücke. der zu seinen Füßen liegenden Stadt

Abb. 103: Absetzbecken und Nymphäum vor der Aquäduktbrücke über die Mosel im Zuge der Wasserleitung nach Metz (Frankreich).

204 Abb. 104: Piscina Mirabilis, am Kap Misenum im Golf von Neapel gelegener Wasser- speicher.

Pompeji geschah. Die Ausgrabungen thago (Tunesien) hatte bei einer Grund- der letzten Jahrzehnte brachten auch fläche von 39 x 155 Metern ein Fas- die komplette Wasserversorgung der sungsvermögen von rund 30 000 Ku- Stadt wieder an das Tageslicht. bikmetern. Das dokumentiert natürlich einmal mehr die besonderen Verhält- Wasserspeicher nisse der Wasserversorgung in den südlichen Provinzen des römischen Im Normalfall durchstieß die Wasserlei- Weltreiches. tung die Stadtmauer in einer Höhe, die Eine einzigartige Zweckentfremdung innerhalb der Stadt einen ausreichen- hat übrigens der antike Wasserbehälter den Druck für die Weiterverteilung in ei- von Tabarka (Tunesien) erfahren: Er nem Drucknetz bereitstellen ließ. Dort, wurde nach seiner Außerbetriebnahme wo es notwendig war, füllte sie einen zur Kirche umfunktioniert. Und wenn Behälter, wodurch eine gewisse Was- man sich das Innere dieses Bauwerkes serbevorratung auch in wasserarmen anschaut, wird man feststellen, dass Zeiten möglich war. Derartige Endspei- dazu kaum bauliche Veränderungen cher können Größen aufweisen, die vorzunehmen waren. uns allein von ihren Dimensionen her heute noch stark beeindrucken. Der Ein solcher Eindruck ist in vortrefflicher Speicher am Endpunkt der mit 132 Ki- Weise auch im gerade restaurierten lometern längsten Wasserleitung der Wasserbehälter ,,Piscina Mirabilis“ in Antike vom Djebel Zaghouan nach Kar- Bacoli am Kap Misenum (Golf von Nea-

205 pel) zu gewinnen. 48 Pfeiler tragen die Durchmesser, von dem drei Leitungen Gewölbe der fünf Längs- und 13 Quer- im Boden und zehn im Beckenrand ab- schiffe dieser 72 x 26 Meter messen- zweigen (Abb. 105). den Halle (Abb. 104). In Pompeji können vom Hauptverteiler aus drei verschiedene Druckleitungs- Wasserverteiler und Wassernutzung netze gespeist werden. Die Wasserlei- Innerhalb der Städte war das Wasser tung erreicht am Vesuv-Tor die Stadt, al- dann in einem Drucknetz zu verteilen. so an ihrer höchsten Erhebung, da- Vitruv spricht zwar auch dieses Pro- durch war ein ausreichender Druck für blem an, aber sein Vorschlag von einer die Verteilung vorhanden. Im Hauptver- „sozialen“ Wasserverteilung, die im teiler war der Zufluss zu den einzelnen Falle der Wasserknappheit nacheinan- Druckleitungssträngen mittels Schüt- der die privaten Haushalte, dann die zen abzusperren; davor angeordnete Thermen und zuletzt die öffentlichen Rechen hielten Fremdkörper zurück, Brunnen trockenlegen würde, hat sich die das Röhrennetz hätten verstopfen bisher an keinem Ort nachweisen las- können. (Abb. 106) sen. Die von hier ausgehenden drei Haupt- So sind wir für die Rekonstruktion die- leitungen verteilten das Wasser über ses Verfahrens auch hier auf die archä- die Stadt, wobei aber noch einmal Ver- ologische Befundlage angewiesen. Der teilertürme zwischengeschaltet waren. Hauptverteiler von Nîmes (Frankreich) Diese Türme waren ein ganz wesentli- gibt uns einen anschaulichen Einblick ches Element im Stadtbild einer anti- in das Verteilersystem dieser Stadt. ken Stadt. In Pompeji findet man sie Das aus der Fernwasserleitung von heute noch an vielen Straßenkreuzun- Uzès kommende Wasser fließt in ein gen sinnvoll über das Stadtgebiet ver- kreisrundes Becken von etwa 6 Meter teilt. Es handelt sich um rund 5 Meter

Abb. 105: Castellm divisorium, römischer Wasserverteiler von Nîmes (Frankreich).

206 Abb. 106: Castellum divisorium von Pompeji (Italien). hohe, aufgemauerte Pfeiler, die auf ih- von üblen Gerüchen freigehalten wur- rer Krone ein kleines Freispiegelbecken den. tragen. Diesem wurde von einem der drei Hauptstränge über eine Steiglei- Zu den Hauptwasserverbrauchern zähl- tung das Wasser zugeführt. Die von ten die Thermen (Abb. 107). Diese gro- hier abgehenden, kleiner dimensionier- ßen Badeanlagen, die selbst in den ten Leitungsrohre verteilten das Wasser entlegensten Provinzen zum täglichen im angeschlossenen Stadtbezirk wei- Leben der Römer gehörten, benötigten ter. Der nächste Laufbrunnen lag meist einen ständigen Wasserzufluss zum direkt zu Füßen eines Verteilerturmes. Betrieb der kalten und warmen Bäder. In Pompeji sind die bisher gefundenen Auch die Abortanlagen hatten eine 40 Laufbrunnen in einer Dichte über dauernde Durchspülung eine Form der das Stadtgebiet verteilt, dass jeder Be- Hygiene, die manchen Krankheitsherd wohner nicht mehr als 50 Meter zu ei- von vornherein ausschaltete und die in ner öffentlichen Wasserstelle zu gehen nachrömischer Zeit erst in unseren Ta- hatte. gen wieder erreicht worden ist. Dass es sich bei den Toiletten um gemein- Da öffentliche Brunnen nicht abzusper- schaftliche Anlagen gehandelt hat, die ren waren, also ständig Wasser über- gleichzeitig von mehreren Personen be- floss, waren diese Brunnen auch ein nutzt werden konnten, mag man durch- wesentlicher Faktor für das Klima der aus noch der positiven Seite der römi- Stadt: Das Überlaufwasser sorgte für schen Lebensweise zurechnen; in fern- eine stetige Durchspülung der Straßen sehloser Zeit konnte hier jedenfalls ein und Kanäle, wodurch die Straßen vom wesentlicher Teil der täglichen Kommu- Kehricht saubergehalten und die Luft nikation stattfinden (Abb. 108).

207 Abb. 107: In den Thermen von Bath (England) sind zahlreiche römische Bauteile er- halten, darunter das Becken des großen Bades.

Die reichen Haushalte hatten in Pom- Im römischen Köln lässt sich nachvoll- peji einen privaten Wasseranschluss. ziehen, dass dieses Problem bereits in Eindrucksvolle Reste davon sind im so der Konzeption zur Anlage der Stadt genannten „Haus der Vettier“ und an berücksichtigt worden war. Zugleich einigen Nachbarhäusern zu sehen. Hier mit dem Ausbau des Straßennetzes der wird die komplette Arbeit eines antiken im Jahre 50 n. Chr. gegründeten Colo- Installateurs offenbar. In den freiliegen- nia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) den Bleileitungen, die die Brunnen im ist auch das Kanalnetz gebaut worden Peristyl, aber auch die Hausanschlüsse (Abb. 110). im Obergeschoss versorgten, sind die Hausverteiler ebenso zu sehen wie die Auch in Rom ist ein solcher Einblick in verschiedenen Armaturen, um einzelne die antike „Unterwelt“ heute noch Zapfstellen zu- oder abschalten zu kön- möglich. Nahe der Tiberinsel mündet nen (Abb. 109). die Cloaca maxima, der Hauptkanal der römischen Stadtentwässerung, in den Abwasser Fluss. Dieser Kanal ist zudem ein Mo- saikstein bei der Betrachtung der Ent- Mit dem regen Verbrauch des Wassers wicklung dieser antiken Weltstadt. Sei- war das Leben zwar wesentlich ange- ne Anfänge liegen vermutlich unter Kö- nehmer zu gestalten gewesen, aber da nig Tarquinius Priscus um 500 v. Chr., das Wasser dabei nicht vernichtet wur- als man damit beginnt, die Sümpfe de, trat als Folgeerscheinung zwangs- zwischen den Hügeln der Stadt tro- läufig das nächste Problem auf: die Ab- ckenzulegen. Vermutlich liegen diesem wasserbeseitigung. Kanal etruskische Vorbilder zugrunde.

208 Abb. 108: Zwölfsitzige römische Abortanlage in Dougga (Tunesien).

Der offen geführte Entwässerungsgra- brator Nonius Datus durchgeführt wor- ben folgte der Tallinie zum Tiber, wird den ist. Nach seiner Abreise von der später ausgebaut und überbaut und Baustelle haben nämlich die mit der hat wegen dieser Entwicklung heute Feinabsteckung während des Baube- noch seinen windungsreichen Verlauf. triebes beauftragten Bauleute „Fehler über Fehler“ gemacht, für deren Aus- Diese zwei prächtigen Beispiele für gleichung der Ingenieur eigens noch städtische Kanalisationen mögen genü- einmal anreisen musste. gen, um aufzuzeigen, dass mit dem Ausbau einer Wasserversorgung Eine derartige Arbeitsteilung im Zuge zwangsläufig eine Entsorgung einher- der Errichtung eines Wasserleitungs- gehen musste. Es gehörte zum Stan- tunnels legt die Vermutung nahe, auch dard des urbanen Lebens der römi- bei der Trassierung einer Fernwasserlei- schen Epoche, mit gutem Trinkwasser tung habe ein mit entsprechendem Ge- versorgt zu sein – und auch von den rät ausgerüsteter und speziell für derar- Abwassern wieder befreit zu werden. tige Arbeiten ausgebildeter Fachmann die Hauptabsteckung der Trasse mit Vermessungsmethoden beim Bau von dem Generalnivellement durchgeführt, Fernwasserleitungen wobei dann sicherlich auch in einem Wir wissen von der Tunnelbaustelle im Zuge die Baulose eingeteilt worden Zuge der römischen Wasserleitung sind. Dieses Generalnivellement wird nach Saldae/BejaÏa (Algerien), dass die mit dem genauesten zur Verfügung ste- Hauptrichtungsabsteckung von dem ei- henden, also dem zeitgenössisch mod- gens von der Legion angeforderten Li- ernsten Instrumentarium durchgeführt

209 Abb. 109: An einer Hauswand verlegte Steigrohre einer Wasserversorgung in Pompeji (Italien).

Abb. 110: Verengte Öffnung eines Kanalausflusses in der römischen Stadtmauer von Köln.

210 worden sein – etwa dem bei Vitruv be- mentsabschnitte auffällt: Hier wurde schriebenen Chorobat (Abb. 111). nämlich die Summe der vielen kleinen, sich beim Austafeln fortpflanzenden Der absteckende Ingenieur war natür- (systematischen) Fehler offenkundig. lich darüber hinaus in der Lage, am Be- Den Bauleuten muss dabei klar gewe- ginn eines jeden Bauloses das für die- sen sein, dass sie im Anschlusspunkt sen Abschnitt geplante Gefälle anzuge- keinesfalls zu tief ankommen durften; ben, gegebenenfalls mittels zweier entsprechend vorsichtig, d. h. nach Messpflöcke zu vermarken. oben orientiert, werden sie sich beim Mit einer solchen Vorgabe war es dann Austafeln vorgearbeitet haben. Die ar- durchaus möglich, dass die Bauleute chäologischen Ergebnisse von Siga (Al- das Gefälle der Kanalsohle innerhalb gerien) und Mechernich-Lessenich ma- ihrer Baustelle selbstständig abge- chen diese Vorgehensweise deutlich. steckt haben. Dazu war ein spezielles Gerät überhaupt nicht mehr erforder- In Siga ist das Austafeln des Gefälles lich, denn das nunmehr gleichmäßige im ersten von drei untersuchten Ab- Gefälle innerhalb des Bauloses war auf schnitten offensichtlich gut gelungen, einfachste Weise mittels „Austafeln“ denn der Anschlusspunkt wurde hö- abzustecken. hengleich getroffen, und es konnte oh- ne Korrektur in den nächsten Abschnitt Das „Austafeln“ ist im Kanalbau heute übergegangen werden. Beim Austafeln nur noch selten gebräuchlich und wird des zweiten Abschnitts hat sich dann nach und nach durch mit Laserstrahlen ein Höhenfehler von 0,93 Meter sum- ausgerüstete Instrumente abgelöst. Es miert, der im Anschlusspunkt zum drit- werden dafür drei T-förmige Tafeln be- ten Abschnitt offenkundig geworden nutzt, deren Querbalken etwa in Brus- ist. Eine Korrektur dieser Abweichung thöhe angebracht sind (Abb. 112). Zwei vom Sollwert hätte nun bedeutet, dass dieser Tafeln werden auf Holzpfählen die Grabensohle des gesamten zweiten aufgestellt, die als Festpunkte mit ei- Abschnittes kontinuierlich tiefer zu le- nem das geplante Gefälle bildenden gen gewesen wäre. Diese aufwändige Höhenunterschied vermarkt worden Baukorrektur war aber nicht zwingend sind. Durch Peilung mit bloßem Auge notwendig, da auch die fehlerhafte Ab- werden nun die Oberkanten der beiden steckung noch mit einem genügend T verlängert, und auf der sich daraus großen Gefälle versehen war. Man hat ergebenden Gefällelinie wird die Ober- die zu einer baulichen Korrektur eigent- kante des dritten T eingerichtet. Liegen lich notwendigen Erdarbeiten vermie- also alle drei T auf einer optischen Ge- den und statt dessen den dritten Ab- fällelinie, so kann am Fuß des dritten T schnitt in der neu vorgegebenen Hö- ein Holzpfahl eingeschlagen werden, henlage begonnen. Für diesen Ab- wodurch das Gefälle für einen weiteren schnitt war nun aber ein entsprechend Punkt der Trasse abgesteckt ist. verstärktes Gefälle abzustecken, um Auf diese Weise fährt man mit fort- nach Möglichkeit den vorgegebenen schreitendem Baubetrieb auf der Tras- Zwangspunkt am Ende dieses dritten senlinie eines Bauloses fort und Abschnittes wieder zu erreichen. kommt irgendwann zum Baulosende Es sei noch einmal erwähnt, dass diese oder zum nächsten Festpunkt des Art der Feinabsteckung nicht unbedingt Hauptnivellements. der Anwesenheit des Ingenieurs auf Diese fortschreitende Absteckung hatte der Baustelle bedurft hat, sondern aber genau das zur Folge, was uns heu- durchaus vom „Polier“ in eigener Ver- te an den Stoßstellen zweier Nivelle- antwortung betrieben werden konnte.

211 Abb. 111: Chorobates-Rekonstruktion aus der ersten deutschsprachigen Vitruvaus- gabe von W. Ryff (Nürnberg 1548).

Siga ist nun ein Beispiel dafür, wie der fälle nicht mehr auszugleichen; statt am Ende der Austafelungsstrecke auf- dessen musste ein Höhenübergang getretene Fehler im anschließenden aus dem zu hoch liegenden Kanal in Gefälleabschnitt ausgeglichen werden den tiefer liegenden Anschluss des konnte, da die gesamte Leitung von ei- nächsten Bauloses eingebaut werden. nem Bautrupp gebaut worden ist. In Mechernich-Lessenich haben wir of- Anders bei der Eifelwasserleitung nach fensichtlich eine genau diesem Zweck Köln. Durch die Aufteilung der Gesamt- dienende Einrichtung in Form eines trasse in verschiedene Baulose traf ein kleinen Tosbeckens vor uns (Abb. Bautrupp am Ende seines Leitungsab- 16–18). Dieses Becken, an Stelle einer schnittes auf den Anfang des jeweils einfachen Höhenstufe in den Kanalver- nächsten Bauloses. Und da die Ab- lauf eingeschaltet, bewirkte den Über- schnitte immer von ihrem höchsten lauf des Wassers von einem Abschnitt Punkt ausgehend ausgebaut worden in den anderen, ohne dabei hydrauli- sein müssen, traf man an der Ab- sche Probleme zu verursachen. schnittsgrenze in manchem Falle wahr- scheinlich auf den schon fertig errichte- Neben einer exakten Feinabsteckung ten Kanal des nächsten Bauloses. Ein des Gefälles für den zu errichtenden Höhenfehler war also im Anschlussge- Baugraben, bei der der Anschlusspunkt

212 zum nächsten Abschnitt höhengleich wäre: Auf 1480 Metern hätte in einem getroffen werden musste, war im römi- 1,5 Meter breiten Graben ein Fehler schen Wasserleitungsbau nach unserer von 0,93 Meter einen weiteren Aushub Erkenntnis also nur eine Art von Fehler von rund 1000 Kubikmeter erforderlich zulässig: dann nämlich, wenn der An- gemacht. Diese gewaltige Zusatzarbeit schlusspunkt zu hoch erreicht wurde, erklärt vielleicht, warum man es vorge- das Gefälle also zu flach abgesteckt zogen hat, statt dessen nach Ersatz- worden war. Lag dieser Fehler inner- maßnahmen zu suchen, die weniger halb einer noch akzeptablen Toleranz- Aufwand erfordert haben. grenze, so hat man es vermieden, die Fassen wir zusammen: Der Absteckung Grabensohle im gesamten Bauab- von Hauptpunkten nach Lage und Höhe schnitt noch einmal nachzuarbeiten, im Zuge einer Wasserleitungstrasse sondern hat den Fehler entweder durch hatten der Ausbau einer Arbeitsterras- Berücksichtigung im Anschlussgefälle se und die Installation des Steinkanals ausgeglichen oder das Wasser mittels zu folgen. Wir unterscheiden dabei eines kleinen Kunstbauwerks in den zwei Arten des Trassenausbaus. Bei re- tiefer gelegenen Anschlusskanal über- lativ kurzen Fernwasserleitungen wurde geleitet. Wir sollten uns dabei auch die der Kanal an der Wasserfassung begin- auf diese Weise eingesparte Menge nend in einem Zuge errichtet; das Ge- von Erdreich und Fels vor Augen halten, fälle errechnete sich in diesem Falle die bei einem Nacharbeiten der Gra- aus der Energiehöhe und der Trassen- bensohle noch zu bewegen gewesen länge.

Abb. 112: Feinabsteckung der Höhen bei der Trassierung einer römischen Wasser- leitung. Auf der vorbereiteten Arbeitsterrasse wird das Sollgefälle der Sohle durch Austafeln abgesteckt.

213 Längere Leitungstrassen wurden aus gen eines regelrechten Tosbeckens auf- baubetrieblichen Gründen in mehrere gehoben werden konnten. Beide Mög- Baulose eingeteilt. Der Ausbau begann lichkeiten sind im Zuge der Eifelwasser- in jedem Baulos an dessen oberem En- leitung zur Anwendung gekommen. de und folgte der Feinabsteckung des Nun haben die weiteren Forschungen für den jeweiligen Gefälleabschnitt ge- der letzten Jahre auch bezüglich der Pla- planten Gefälles. Dieses Sollgefälle hat nung und Trassierung römischer Wasser- zumeist ein rundes Maß betragen (etwa leitungen neue Forschungsergebnisse 0,3 Prozent = 3 römische Fuß auf 1000), gebracht. Dabei hat sich bestätigt, dass welches am Anfang des jeweiligen Ge- das Gefälle der Eifelwasserleitung nach fälleabschnittes sorgfältig in Festpunk- der Methode des Austafelns abgesteckt ten abgesteckt und vermarkt war. worden sein muss. Mit dem Austafeln Die fortschreitende Gefälleübertragung stand den römischen Baumeistern zwar erfolgte in beiden Fällen proportional, eine probate Methode der Gefälleabste- möglicherweise durch eine Methode, die ckung zur Verfügung, diese hatte jedoch man im modernen Kanalbau heute noch einen Nachteil. Beim Austafeln bewegt anwendet: das „Austafeln“. Eine vorsich- man sich nämlich nicht – wie beim geo- tige Vorgehensweise bei dieser Art von metrischen Nivellement – auf der Erd- Höhenübertragung hat dann verschie- krümmung, sondern auf der Tangente dentlich zu einem fehlerhaften (zu ho- zur Erdkrümmung, und mit der Länge hen) Höhenanschluss im nächsten Hö- der ausgetafelten Strecke nahm die Aus- henfestpunkt der Trasse geführt. Ein wirkung der Erdkrümmung auf die abge- Nacharbeiten der Baugrube war nicht nur steckte Höhe überproportional zu. Man unwirtschaftlich, sondern wegen eines musste also beim Zusammentreffen fortgeschrittenen Baubetriebes in man- zweier Baulose mit dem Ende des obe- chem Falle auch nicht mehr möglich; der ren Bauloses zwangläufig zu hoch auf Höhenausgleich musste also im Bereich das Anschlussbaulos treffen. der Stoßstelle vorgenommen werden. Da im Falle der Eifelwasserleitung nun Beim Trassenausbau in einem Zuge war auch Streckenabschnitte ermittelt werden das insofern unproblematisch, als man konnten, über die ein gleiches Gefälle an- den Fehler ermitteln und im anschließen- gelegt wurde, kann auch die Auswirkung den Gefälleabschnitt berücksichtigen des Austafelns auf die Höhenabsteckung konnte. Für diese Vorgehensweise gibt im Bereich der Baulose präzisiert werden. uns die römische Wasserleitung von Siga Für das Baulos oberhalb des Lessenicher (Algerien) ein Beispiel, denn ein in einem Tosbeckens lassen sich rund 30 cm Hö- Höhenfestpunkt aufgetretener Fehler wur- henabweichung errechnen, die durch die de durch ein vom Sollwert abweichendes Auswirkung der Erdkrümmung auf das Anschlussgefälle wieder ausgeglichen. Absteckverfahren verursacht sind. War die gesamte Wasserleitungstrasse Da wir in der Baulosgrenze von Mecher- allerdings in mehrere Baulose aufge- nich-Lessenich einen Höhenversprung teilt, so traf man am Ende eines Baulo- von 38 cm vorgefunden haben, sind ses zwangsläufig auf den bereits fertig- diese 30 cm bei einer Fehlerbetrach- gestellten Anfang des anschließenden tung folglich in Abzug zu bringen. Es Bauloses. Bei der zuvor beschriebenen bleibt also ein wesentlich kleinerer Art der Gefälleabsteckung hatte das zur Messfehler festzustellen, als es der er- Folge, dass die Auswirkungen der nur ste Anschein vermuten ließ. Dem römi- selten zu vermeidenden Höhendiffe- schen Baumeister ist also eine größt- renz nur noch durch den Einbau einer mögliche Präzision bei der Ausführung Höhenstufe, bei größeren Abweichun- seines Bauwerkes zu bescheinigen.

214 215 Literatur zur römischen E. Samesreuther, Römische Wasserlei- Eifelwasserleitung tungen in den Rheinlanden. Berichte der Römisch-Germanischen Kommis- G. Imhoff, Cöln, Römische Wasserlei- sion 26, 1936, 24–157. tung. Bonner Jahrbücher 14, 1849, 183 f. W. Haberey und P. Wieland, Die römi- sche Wasserleitung bei Buschhoven. A. Senckler, Promenade zur Erfor- Bonner Jahrbücher 145, 1940, schung des Römerkanals. Bonner Jahr- 316–320. bücher 18, 1852, 214–216. W. Haberey, Neues zur Wasserversor- J. Nöggerath, Die Marmorgewinnung gung des römischen Köln, 1. Teil. Bon- aus den römischen Wasserleitungen in ner Jahrbücher 155–156, 1955–1956, der preußischen Rheinprovinz. Wester- 156–168. manns illustrierte Jahrbücher 4, 1858, W. Haberey, Neues zur Wasserversor- 165. gung des römischen Köln, 2. Teil. Bon- F. W. Schmidt, Über den römischen ner Jahrbücher 164, 1964, 246–287. unterirdischen Aquädukt, welcher aus W. Haberey, Die römischen Wasserlei- der Eifel nach Cöln führte. Bonner Jahr- tungen nach Köln (Bonn 1971). bücher 31, 1861, 48–61. A. Jürgens, Grabungen und Restaurie- C. A. Eick, Die römische Wasserleitung rungen archäologischer Denkmäler in aus der Eifel nach Cöln (Bonn 1867). Nettersheim, Kreis Euskirchen, in: Rhei- G. H. C. Maassen, Der Römerkanal. An- nische Ausgrabungen ‘76. Das Rheini- nalen des historischen Vereins für den sche Landesmuseum Bonn, Sonderheft Niederrhein 37, 1882, 38–119. Januar 1977, 84–97. C. von Veith, Die römische Wasserlei- W. Schmitz, Kalksinter im Römerkanal. tung aus der Eifel zum Rhein. Bonner Zur Sinterbildung der Eifelwasserlei- Jahrbücher 80, 1885, 1–27. tung. Das Rheinische Landesmuseum Bonn 4/1978, 55–57. R. Schultze und C. Steuernagel, Colonia D. Baatz, Temperatur und Sinterbil- Agrippinensis X. Die Wasserversorgung dung. Das Rheinische Landesmuseum der Stadt. Bonner Jahrbücher 98, 1895, Bonn 6/1978, 90. 93–108. A. Grohmann, Chemie und Sinterbil- A. Lambertz, Kurzgefasste Geschichte dung. Das Rheinische Landesmuseum des Römerkanals (Schleiden 1899). Bonn 6/1978, 91. T. Hürten, Der Römerkanal, eine kunst- A. Jürgens, Ein neuer Aufschluss der rö- volle Wasserleitung am Vorgebirge und mischen Eifelwasserleitung in Euskir- in der Nordeifel. Eifel-Heimatbuch chen-Rheder, in: Ausgrabungen im 1924–1925 (1924) 143–149. Rheinland ‘78. Das Rheinische Landes- F. Fremersdorf, Neue Forschungen an museum Bonn, Sonderheft Januar der römischen Eifelwasserleitung. Bon- 1979, 94–95. ner Jahrbücher 134, 1929, 79–18. A. Jürgens, Rettungsaktionen an der rö- R. Schultze, Der Schlammfang des Köl- mischen Eifelwasserleitung bei Me- ner Aquädukts und seine Ergänzung. chernich-Breitenbenden, in: Ausgra- Bonner Jahrbücher 135, 1930, bungen im Rheinland ‘79. Das Rheini- 105–108. P. A. Tholen, Die Wasserver- sche Landesmuseum Bonn, Sonderheft sorgung des römischen Köln und das Januar 1980, 167–173. Vorgebirge. Der Rheinische Braunkoh- H. Hellenkemper, Das Kanalnetz der lenbergmann 3, 1935, Nr. 3, 4. CCAA, in: Führer zu vor- und frühge-

216 schichtlichen Denkmälern 37/1. Köln I Literatur zur Technik des römischen 1(1980) 77. Fernleitungsbaus K. Grewe, Eifelwasser auch nach Darm- Th. Ashby, The Aqueducts of Ancient stadt? Das Rheinische Landesmuseum Rome (Oxford 1935). Bonn 5/1980, 69–71. C. Fernandez Casado, Acueductos Ro- K. Grewe, Wo ist der Römerkanal ge- manos en España (Madrid 1972). blieben? Das Rheinische Landesmu- H. Eschebach, Die Gebrauchswasser- seum Bonn 2/1981, 17–21. versorgung des antiken Pompeji. Anti- K. Grewe, Untersuchungen an der Eifel- ke Welt 1979, Heft 2, 3. wasserleitung, in: Ausgrabungen im H. Fahlbusch, Vergleich antiker griechi- Rheinland ‘79/80. Ausstellungskatalog scher und römischer Wasserversorgungs- Rheinisches Landesmuseum Bonn anlagen. Mitt. d. Leichtweiß-Instituts für (1981) 136–143. Wasserbau 73 (Braunschweig 1982). K. Grewe, Eine kleine Aquäduktbrücke C. Fensterbusch, Vitruv, Zehn Bücher der römischen Eifelwasserleitung bei über Architektur (Darmstadt 1976). MechernichVollem, Kreis Euskirchen, Frontinus-Gesellschaft (Hrsg.), Wasser- in: Ausgrabungen im Rheinland versorgung im antiken Rom (München, ‘81/82. Ausstellungskatalog Rheini- Wien 1982). sches Landesmuseum Bonn (1983) 169–172. Frontinus-Gesellschaft (Hrsg.), Die Was- serversorgung antiker Städte (Mainz K. Grewe, Die römische Aquäduktbrü- 1987). cke über den Swistbach bei Mecken- heim, Rhein-Sieg-Kreis, in: Ausgrabun- G. Garbrecht (Bearb.), Historische Tal- gen im Rheinland ‘81/82. Ausstel- sperren (Stuttgart 1987). lungskatalog Rheinisches Landesmu- J.-Cl. Gilly, Les dépôts calcaires de l’a- seum Bonn (1983) 173–176. queduc de Nimes. Ecole Antique de NI- K. Grewe, Neue Ausgrabungen im Ver- mes 6/7, 1971/72, 61. lauf der römischen Wasserleitungen K. Grewe, Der Fulbert-Stollen am Laa- nach Köln. Bonner Jahrbücher 183, cher See – eine Ingenieurleistung des 1983, 343–384. hohen Mittelalters. Zeitschrift für Ar- chäologie des Mittelalters 7, 1979, 107 K. Grewe, Untersuchungen an der Eifel- und (Köln 1979). wasserleitung im Hombusch bei Me- chernich, Kreis Euskirchen, in: Ausgra- K. Grewe, Foggara, Stollenbauten zur bungen im Rheinland ‘83/84. Ausstel- Oasenbewässerung. Der Vermessungs- lungskatalog Rheinisches Landesmu- ingenieur 32, 1981, 94. seum Bonn (1985) 143–150. K. Grewe, Der römische Trinkwasser- K. Grewe, Planung und Trassierung rö- stollen von Brey bei Koblenz. Der Ver- mischer Wasserleitungen (Wiesbaden messungsingenieur 32, 1981, 136. 1985). K. Grewe, Antike Entwässerungstunnel K. Grewe, Atlas der römischen Wasser- in den Albaner Bergen. Der Vermes- leitungen nach Köln. Rheinische Aus- sungingenieur 32, 1981, 203. grabungen 26 (Köln 1986). K. Grewe, Über die Rekonstruktions- K. Grewe, Beispiele für das Überleben versuche des Chorobates. Allgemeine antiker Fernwasserleitungen in mittelal- Vermessungs-Nachrichten 88, 1981, terlicher Zeit. Wasserbau in der Ge- 205. schichte, Kolloquiumsbericht (Braun- K. Grewe, Der Aquädukttunnel durch schweig 1987) 101–127. den Drover Berg bei Vettweiß-Soller,

217 Kreis Düren. Ausgrabungen im Rhein- N. Schnitter, Römische Talsperren. Anti- land ‘81/82 (Bonn 1983) 159. ke Welt 1978, Heft 2, 25. K. Grewe, Die römische Wasserleitung Literatur zur Rubrik „Am Rande des nach Almuñécar. Der Vermessungsinge- Wanderweges“ nieur 34, 1983, 217. G. Dehio, Handbuch der Deutschen K. Grewe, Römische Wasserleitungen in Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen, Spanien. Schriftenreihe der Frontinus- I. Rheinland, bearbeitet von R. Schmitz- Gesellschaft 7, 1984, 36. Ehmke (München, Berlin 1967). K. Grewe, Planung und Trassierung rö- B. Gondorf, Die Burgen der Eifel (Köln mischer Wasserleitungen (Wiesbaden 1984). 1985). K. Grewe, Der Eiserne Mann im Kotten- K. Grewe, Licht am Ende des Tunnels. forst (Köln 1978). Planung und Trassierung im antiken Tunnelbau. Ant. Welt, Sonderh. (Mainz W. Janssen, Studien zur Wüstungsfrage 1998). im fränkischen Altsiedlerland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand, Teil I K. Grewe, Über den Nachweis von Bau- und II, Beihefte der Bonner Jahrbücher losgrenzen im Verlauf römischer Was- 35 (Köln 1975). serleitungen. Schriftenreihe der Fronti- nus-Gesellschaft 10, 1987, 53. H.-E. Joachim, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 25 K. Grewe, Römische Wasserleitungen und 26 (Mainz 1974). nördlich der Alpen, in: Frontinus-Ge- sellschaft (Hrsg.), Wasserversorgung W. Sölter, Die roten Katzenköpfe, ein rö- antiker Städte, Band 3 (Mainz 1988). mischer Steinbruch an den Katzenstei- nen. Das Rheinische Landesmuseum R. Groß, s. v. Cloaca maxima. Der Kleine Bonn, Sonderheft Januar 1977, 114. Pauly, Band 1 (München 1975) 1226. A. Jiménez Martin, Los Acueductos de F. Wündisch, Von Klütten und Briketts Emerita. Actas del Bimilenario de Méri- (Brühl 1980) da (Madrid 1976) 111. Abbildungsnachweis: F. J. Keller, Der römische Wasserlei- Adolf Benjes, Schallstadt-Mengen: 1; tungsstollen am Halberg bei Saarbrü- Rheinisches Bildarchiv, Köln: 30; G. cken. Berichte der staatlichen Denk- Amtmann, Düren: 53; H. Neumann, Me- malspflege im Saarland 12, 1965, 67. chernich: 20; Rheinisches Amt für Bo- H. J. Kienast, Der Hezekiah-Tunnel und dendenkmalpflege (RAB), Bonn, K. Gre- der Eupalinos-Tunnel auf Samos – ein we: 7, 8, 12, 14–18, 23–26, 28, 37, Vergleich. Mitteilungen des Leichtweiß- 38, 40, 41, 45, 46, 52, 55, 61, 62, 73, Instituts für Wasserbau 82 (Braun- 97; RAB, W. Haberey: 4, 6, 9, 10, 13, schweig 1984) o. S. 57, 110; RAB, A. Jürgens: 2, 3, 22, 50, A. Neyses, Die Ruwer-Wasserleitung des 78; RAB, H. Lilienthal: 11, 27, 29a, römischen Trier (Waldrach, Trier o. J.). 29b, 31–36, 39, 43, 44, 47–49, 59, 60, 63–65, 67, 68, 70, 72, 74–76, 83; F. Rakob, Das Quellenheiligtum in Zag- RAB, T. Schläger: 51, 71; RAB, W. Söl- houan und die römische Wasserleitung ter: 5; RAB, A. Thünker: 42, 54, 56, 58, nach Karthago. Mitteilungen des Deut- 66, 69; RAB, H. Waindinger: 19, 21; K. schen Archäologischen Instituts, Röm. Grewe und H. Lilienthal: 77, 79–82, Abt. 81, 1974, 77. 84–96, 98–109, 111, 112; Karten J. Röder, Römische Wasserleitungen in 1–18: Adolf Benjes, Schallstadt-Men- der Pellenz. Germania 39, 1961, 219. gen.

218 Erleben Sie ein abwechslungsreiches Wanderwochenende in der Region!

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Eifel-Jahrbuch 2005 Hrsg.: Eifelverein Eifelführer 2000 Eifelführer 1889 248 S., 24 x 17 cm 38. Auflage, Hrsg.: Eifelverein 1. Auflage, Hrsg.: Eifelverein

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220 Die aktuellen Preise erfahren Sie unter www.eifelverein.de oder unter Tel. 0 24 21/1 31 21

Kalender Nationalpark Themen Touren Nationalpark, Eifel 7 Touren für Wanderer WK Nationalpark Eifel immerwährender Fotokalender und Radfahrer Nr. 50, 1:25000 (2004) 42 x 30 cm 1. Auflage (2004), 174 S. Hrsg.: LVA NRW + Eifelverein

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221 Auszug aus dem Verlagsprogramm des Eifelvereins

WK Aachen, Eschweiler, Stolberg WK Rureifel WK Monschauer Land WK Schleiden-Gemünd Nr. 1, 1:25000 (2004) Nr. 2, 1:25000 (2000) Nr. 3, 1:25000 (2004) Nr. 4, 1:25000 (2001) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein

WK Nettersheim-Kall WK Mechernich-Kommern WK Rheinbach, Alfter WK Bad Münstereifel Nr. 5, 1:25000 (1999) Nr. 5a, 1:25000 (1998) Nr. 6, 1:25 000 (2002) Nr. 7, 1:25000 (2004) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein

Wanderkarte 1: 25 000 Kartengrundlage: Topographische Karte 1 : 25 000 LVermGeo mit Koordinatengitter für GPS Nutzer Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz

Das DAS BROHLTAL Brohltal mit Vulkanpark und Laacher See

Wanderkarte Nr. 32 des EIFELVEREINS EIFELVEREINWanderkarteLVermGeo Nr. 10 Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation des EifelvereinsRheinland-Pfalz

WK Rheintal WK Ahrtal WK Brohltal WK Hocheifel Nr. 8, 1:25000 (1993) Nr. 9, 1:25000 (2001) Nr. 10, 1:25000 (2003) Nr. 11, 1:25000 (1999) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein

222 Die aktuellen Preise erfahren Sie unter www.eifelverein.de oder unter Tel. 0 24 21/1 31 21

Wanderkarte 1: 25 000 Kartengrundlage: Topographische Karte 1 : 25 000 LVermGeo mit Koordinatengitter für GPS Nutzer Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz

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Wanderkarte Nr. 32 des EIFELVEREINS EIFELVEREINWanderkarteLVermGeo Nr. 10 Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation des EifelvereinsRheinland-Pfalz

WK Blankenheim WK Hochkelberg WK Hellenthal WK Oberes Kylltal Nr. 12, 1:25000 (2003) Nr. 13, 1:25000 (2000) Nr. 14, 1:25000 (2004) Nr. 15, 1:25000 (1993) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein

Wanderkarte 1: 25 000 Kartengrundlage: Topographische Karte 1 : 25 000 LVermGeo mit Koordinatengitter für GPS Nutzer Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz Vulkaneifel um Gerolstein

Wanderkarte Nr. 19 des Eifelvereins

WK Hillesheim WK Prümer Land WK Bitburger & Speiche- WK Gerolstein Nr. 16, 1:25000 (2001) Nr. 17, 1:25000 (2001) rer Land, Hrsg.: Eifelverein Nr. 19, 1:25000 (2003) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Nr. 18, 1:25000 (2004) Hrsg.: Eifelverein

WK Daun WK Ulmen WK Wittlicher Land WK Kyllburger Waldeifel, Nr. 20, 1:25000 (2002) Nr. 21 1:25000 (2002) Nr. 24, 1:25 000 (2003) Nr. 25, 1:25 000 (2003) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: VGV + Eifelverein

223 Auszug aus dem Verlagsprogramm des Eifelvereins

WK Osteifel, Nr. 32, WK Manderscheid WK Bonn und 1:25 000 (2003) Nr. 33, 1:25000 (2003) das Siebengebirge (2001) Hrsg.: Eifelverein Hrsg.: Eifelverein 1:25 000

FK Siebengebirge FK Köln, Nördliche Ville FK Aachen, Jülicher Börde Südl. Ville Nr. 18, 1:50000 (2002) Nr. 22, 1:50000 (2002) Nr. 23, 1:50000 (2002) Hrsg.: LVA NRW + Hrsg.: LVA NRW + Hrsg.: LVA NRW + Eifelverein Eifelverein Eifelverein

Auskünfte über Preise und Bestellungen bitte richten an: Hauptgeschäftsstelle Eifelverein Stürtzstr. 2–6 52349 Düren Tel. 02421/13121 Fax 0 24 21/1 37 64 E-Mail: [email protected] · Internet: www.eifelverein.de

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