Comune di Roma Comune di Roma Tourismus Tourismus Die Strassen von Rom TOURISMUSINFORMATIONSZENTREN der Stadt Rom Ein Spaziergang durch die historischen Strassen der italienischen Hauptstadt

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iese Strasse stellt die erste gerade ihren Renaissancestil fast vollständig beibe- DStrassenachse dar, die Papst Sixtus IV. halten hat, durchquerte zwei angrenzende anlässlich des großen Jubiläums von 1475 in Gegenden dieses Stadtteils: die der mittelalterlichen Stadt als direkte „Scortecchiara“, in der Lederwarenhändler Verbindung zwischen dem Stadtteil Ponte und niedergelassen waren, und die Imago pontis, dem Vatikan erschließen ließ. Der Strassenbau die ihren Namen von einem auf erfolgte im Rahmen des sixtinischen, groß Kirchenliteratur spezialisierten Zeitungskiosk angelegten Stadtveränderungsplans, der die erhalten hatte. Zwischen dem 15. und dem Verbindung zwischen dem dicht besiedelten 16. Jh. festigte sich die Funktion der Strasse zentralen Stadtteil am linken Tiberufer, das als Verbindung zur Stadtmitte mit ihren wich- dem antiken Campo Marzio entsprach, und tigen Herrenhäusern, die oftmals herrlich den weiter nördlich auf der gegenüberliegen- bemalte oder gravierte Fassaden aufwiesen. den Tiberseite gelegenen Stadtteilen, vor Folgt man der Via dei Coronari durch ihre allem mit der Peterskirche verbessern sollte. geheimnisvollen und faszinierenden, archi- Der gewaltige Pilgerstrom in Richtung tektonischen Kulissen hindurch, in denen auch Engelsbrücke, die damals als einzige den weniger bedeutende Bauwerke und einzelne Zugang zum Vatikan ermöglichte, sollte damit urbane Bauelemente wichtige Zeugen der abgezweigt werden. architektonischen und sozialen Entwicklung Die Via dei Coronari, die auf den Spuren des der Strasse sind, gelangt man in ein wahres letzten Abschnitts der antiken Via Recta Freiluftmuseum, belebt durch imposante erbaut wurde, war eine der drei Strassen, die Kirchengebäude und zahlreiche, für Rom typi- sich von der antiken Piazza di Ponte aus, oder sche Zeitungskioske mit Kirchenliteratur. Trivium Mensariorum, dem Marktplatz und Diese erinnern auf pittoreske Art und Weise Ort der Hinrichtungen, bis zur sehr zentral an den immerwährenden Fluss von Pilgern, gelegenen erstreckten und die vor den berühmten „Madonnelle“, den somit den gesamten, so genannten kleinen Madonnenbildnissen, Halt machten, Renaissancestadtteil durchquerten. Dieser um zu beten. Stadtteil wurde gegen Ende des 15. Jh. städ- tebaulichen und architektonischen Palazzo Grossi-Gondi, das Gebäude befindet Veränderungsmaßnahmen unterzogen, wobei sich an der Einfahrt zur Via dei Coronari in dessen mittelalterliche Grundstruktur mit Richtung Piazza di Tor Sanguigna. Es wurde im einem herrlichen Renaissanceüberbau verse- 16. Jh. im Auftrag der florentinischen Familie hen wurde. Die Via dei Coronari entwickelte Gondi erbaut und befindet sich noch heute in sich rasch zu einem Knotenpunkt innerhalb ihrem Besitz. Seine Fassaden sind mit des erneuerten Strassennetzes dieses Fenstern versehen, deren Ornamente am Stadtteils, zur Innenarterie im Herzen der Wappen des Geschlechts inspiriert sind. Der

VIA DEI CORONARI Urbs, symbolisch genau zwischen der Bau der Casa Lucci-Mancini wurde im 16 Jh. „Heiligen Stadt“ und dem „Historischen von der römischen Adelsfamilie beauftragt. 2 Zentrum“ gelegen. Die Strasse war außerdem Das Gebäude ging später an die eng mit dem neuen Quartier der Banchi ver- Erzbruderschaft Santa Maria in Portico über, bunden, wo sich die wichtigsten, ausländi- die im Innenhof eine ausgesuchte schen Banken nieder gelassen hatten. In die- Stuckdekorierung anbringen ließ. Die Casa sem Sinne diente die Strasse nicht nur zur della Confraternita di Santa Maria dell’Orto, Durchquerung, sondern sie stellte zu dieser das Haus der Bruderschaft der Heiligen Maria reinen Händler- und Handwerksgegend auch des Gemüsegartens, verdankt seinen Bau dem eine wichtige Verbindung her. Diesen Zweck reichen Verein der Bewohner von Trastevere, erfüllt sie noch heute, wo sich an ihr zahlrei- der in der Stadt zahlreiche Liegenschaften Die Strassen von Rom che, renommierte Antiquitätengeschäfte rei- besaß. Das Merkmal der Casa del Salvatore, hen. Die Via dei Coronari, „eingefasst“ in die das Haus des Heilands, ist eine an der malerische Gegend um die genauso berühmte Hausfassade angebrachte Büste des Heilands, , verdankt ihren Namen gerade die im 16. Jh. von der Gesellschaft der dem konstanten Pilgerstrom, der besonders Empfohlenen des Herrns gestiftet worden während der „Anni Santi“, der heiligen Jahre, war. sehr stark war. Damals zog sie viele Händler Ende des 15. Jh. ließ die einflussreiche an, auch „Paternostrari“ genannt, die religiö- Familie Bonaventura, aus der zahlreiche se Gegenstände verkauften. Die Strasse, die Kardinäle und Senatoren hervorgingen, den Palazzetto Bonaventura erbauen. Seine eine tonischer Höhepunkt des Bauwerks: auf einer einheitliche Kottofassade weist Lesenen auf, Seite wird dieser von einem Säulengang in die mit korinthischen Kapitellen versehen zweifacher Ordnung umzäunt, auf dessen sind. Der stilvolle Innenhof wurde im 17. Jh. Wänden antike in Stuckrahmen eingefasste Neuerungen unterzogen. Im 17. Jh. ging das Reliefs verlaufen. Genauso reich und herr- Gebäude zuerst in den Besitz der Familie schaftlich sind die daran angrenzenden Säle Latini, anschließend in den der Diamanti- mit ihren Fresken von Guercino und Agostino Valentini über. Die Casa dipinta, das bemalte Tassi. Der Palazzetto dell’ex Monte di Pietà, Haus, befindet sich an der Ecke zur Via della in dem sich das in dieser Funktion gegen Ende Maschera d’Oro. Es ist ein wunderbares des 16. Jh. von Papst Sixtus V. eingerichtete, Beispiel der ab Ende des 15 Jh. üblichen ehemalige Leihhaus befand, wurde im Jahr Technik, nach welcher die Fassaden von 1572 von Grund auf neu errichtet, woran die Wohnhäusern und Palazzi mit einem Hell-und- an seiner Frontseite angebrachte Tafel Dunkel-Effekt veredelt wurden, wobei der erinnert. Der Palazzo del Drago wurde 1557 monumentale Charakter der Stadt betont von den Gebrüdern Paolo, Giorgio und wurde. Die heute stark verblasste Giampietro del Drago auf einer bereits beste- Fassadendekoration, die einen durch henden Häusergruppe gebaut, wobei auch die Trophäen und mythologische Figuren belebten mittelalterliche Kirche San Salvatore de Bildzyklus darstellt, soll das Werk von auf die- Inversis in den Bau mit eingebunden wurde. sem Gebiet gerade in Rom sehr rege tätigen Das Gebäude fällt durch seine gelungene Künstlern des Kalibers eines Maturino da Fassade mit ihren auf der Höhe des zweiten Firenze und eines Polidoro da sein. Stockwerks gewölbten und kunstvoll einge- Der Palazzo Lancellotti, nimmt die rahmten Fenstern auf. Der im 16. Jh. erbaute Häusergruppe zwischen der Piazza di San Palazzo Fioravanti war ursprünglich Simeone und der Piazza San Salvatore in Lauro Eigentum der Familie Sala, danach ging er an ein. Das monumentale Bauwerk, die einen das Adelsgeschlecht der Fioravanti aus Pistoia Teil der ursprünglichen Bauten in sich inte- über. Die Casa dell’Arciconfraternita del griert hat, nimmt eine besondere Stellung Gonfalone, der Erzbruderschaft des unter den wichtigen Gebäuden an der Via dei Gonfalone, besser bekannt als das Haus von Coronari ein. Es wurde Ende des 16.Jh. von Fiammetta, stellt eines der seltenen Beispiele Francesco Volterra im Auftrag des Kardinals von Wohngebäuden aus der ersten Hälfte des Scipione Lancellotti nach einem aufwendigen, 15. Jh. dar, das noch heute als mittelalterli- schließlich von zu Ende geführ- ches Bauwerk erkennbar ist. Seine ten Bauplans errichtet. Auf die präzise und Berühmtheit verdankt es dem Namen der nüchterne Fassade, die in der Mitte durch das bekannten Kurtisane und Geliebten von von ausgeführte reich Cesare Borgia. Die Casa di Prospero Mochi beschmückte Tor unterbrochen wird, folgt ein wurde 1516 von Pietro Rosselli im Auftrag des wunderschöner Innenhof als wahrer architek- Generalkommissars für Festungsanlagen der IA DEI CORONARI V

3 Die Strassen von Rom Stadt Rom erbaut und ist eines der beeindruk- Gondi in Richtung des Tor Sanguigna. Es wird kendsten Bauten der Via dei Coronari. Die durch einen großzügigen Stuckrahmen einge- Casa Lezzani, oder Haus von Raphael, ist ein schlossen, der inmitten weicher Wolken tan- nüchternes Renaissancegebäude, in dem der zende Engel darstellt und von einem mit Überlieferung nach der berühmte Maler Blumengewinden ausgeschmückten, tempel- gelebt haben soll. Am Palazzo Vecchiarelli, förmigen Baldachin bedeckt ist. Das Bild der der in der zweiten Hälfte des 16. Jh. erbaut Immacolata Concezione, der Unbefleckten wurde, fällt vor allem ein Altan hervor, der Empfängnis Mariae, hängt an der Seite des Bartolomeo Ammannati zugeschrieben wird. Palazzo Lancellotti, die in Richtung der Via In den Genuss des Anblicks der Kuppel der degli Amatriciani zeigt. Das Fresko aus dem Kirche Santa Maria della Pace kommt man 17.Jh. ist mit einen aus derselben Zeit stam- von den architektonischen Stadtkulissen des menden, nüchternen Travertin- und Vicolo della Volpe aus. An den Tempel, der das Stuckrahmen versehen. Das an der Ecke der Ergebnis verschiedener von Ende des 12. Jh. Quadersteinmauer des Palazzo Lancellotti bis zum 17. Jh. durchgeführten angebrachte und auf die davor liegende Baumassnahmen ist, wurde zwischen 1500 und Piazza ausgerichtete Abbild der Madonna 1504 der berühmte von Bramante verwirklich- Addolorata ist mit einem strahlenförmigen, te Kreuzgang gebaut, der zum antiken Kloster großzügigen Stuckrahmen versehen. Das kost- der Domherren des Lateranenser Ordens bare Originalgemälde wird heute im Innern gehörte. Der Bau desselben ist wiederum in des Gebäudes aufbewahrt. Das Bild des einen an die Via dei Coronari angrenzenden Redentore, des Erlösers, ist an der Ecke des Gebäudekomplex eingebunden. Die Kirche Palazza Lancellotti angebracht, das in San Salvatore in Lauro, die auf den gleichna- Richtung Via dei Coronari zeigt. Der Rahmen migen Platz ausgerichtet ist, grenzt direkt an aus dem 18. Jh., der die Reproduktion eines den Palazzo Lancellotti an. Seit dem Jahr Bildes von Raphael Mengs umschließt, ist mit 1177 bekannt, wurde das Gebäude bis in das dem des oben erwähnten Bildes vergleichbar, 16. Jahrhundert wiederholt verschiedener zumal er ebenfalls eine strahlenförmige baulichen Veränderungen unterzogen; 1591 Struktur aufweist, auf der kleine Engelsköpfe wurde es durch einen Brand zerstört, um mit einem darüber fliegenden Engel darge- danach umgehend nach einem Bauplan von stellt sind und unter ihm ebenfalls eine Ottavio Mascherino wieder neu aufgebaut zu Laterne aus dem 19.Jh. steht. Die Madonna werden. Die harmonisch anmutende Fassade col Bambino, die Madonna mit Kind, hängt in ist ein Werk von Camillo Guglielmetti aus dem einer Holzstruktur aus dem 19.Jh. an der 19. Jahrhundert. Am Ende des effektvoll in Fassade des Palazzo Lancellotti in Richtung Szene gesetzten Treppengangs in der gleich- Via dei Coronari. Das Originalbild, ein Ölbild namigen Gasse von San Simeone steht die aus dem 18. Jh., wurde durch ein modernes kleine Kirche der Heiligen Simeone und auf Papier ersetzt. Das Bildnis der Madonna Giuda, die nach wechselnden della Pietà ziert die Fassade des Hauses von

IA DEI CORONARI Nutzungszwecken heute entweiht ist. Das seit Fiammetta. Unter dem Bild aus dem 18. Jh. V dem 12. Jh. als Kirche der Heiligen Maria de erinnert eine Tafel an die Erzbruderschaft des Monticellis, oder in Monticello, später als Gonfalone. Die Madonna della Pietà, das 4 Kirche des Monte Johannis Ronzonis bekannte schöne ovale Bildnis, das gegen Ende des 18. Gotteshaus, gehörte im 16. Jh. der Jh. entstand, hängt an der Hausfront des Adelsfamilie der Orsini, die den angrenzenden Gebäudes, in dem sich ehemals der Sitz des Palazzo di Monte Giordano bewohnten. Die Leihhauses befand. Die Imago pontis ist das Kirche der Heiligen Celso und Giuliano, die berühmteste unter den Heiligenbildern dieser an der Via del Banco di Santo Spirito liegt, Gegend und wurde in das bossierte schließt den religiösen Spaziergang an der Via Ecksteingemäuer des Palazzo Lancellotti zwi- dei Coronari in Richtung der antiken Piazza di schen der Domizio-Gasse und der Via dei Ponte. Die ursprüngliche an jener Stelle ste- Coronari eingebaut. Mit diesem Bild identifi- Die Strassen von Rom hende und im Jahr 1008 zum ersten Mal zierte sich dieser Strassenabschnitt und der erwähnte Kirche wurde 1509 abgerissen, um Stadtteil insgesamt. Es handelt sich um einen gegen Mitte desselben Jahrhunderts erneut im Jahr 1523 von Antonio da Sangallo, dem aufgebaut und abermals zerstört zu werden. Jüngeren, wieder zusammengesetzten Schließlich wurde sie im Jahr 1735 nach einem Tabernakel um das Fresko der Krönung der Bauplan von Carlo de Dominicis wiedererbaut. Heiligen Jungfrau von Perin del Vaga nach Die Assunta, Werk eines unbekannten einem Schema ad edicola, das von demselben Künstlers aus dem 18. Jh., erhebt sich maje- Sangallo auch für die Fenster des Palazzo stätisch an der Mauer des Palazzo Grossi- Farnese verwendet wurde. VIA GIULIA

er von Papst Julius II. Della Rovere im Jahr teten, urbanen Neugestaltung eine besondere D1508 veranlasste Bau der geraden Stellung ein. Der auf einer antiken römischen Strassenachse sollte die Kirche San Giovanni Brücke gebaute und die neu dei Fiorentini mit dem Ponte Sisto verbinden, erschlossene Strasse gewährleisteten eine diese Brücke wiederum die Stadtmitte mit doppelte, äußerst wichtige Verbindung zwi- Trastevere und dem Vatikan. Sie war als schen dem Vatikan und der Stadtmitte, in Alternative zur Via della Lungara gedacht, die denen sich hauptsächlich die wichtigsten von Papst Julius II als Via Settimiana angelegt Treffen und das rege gesellschaftliche Leben worden war. Die Via Giulia, die den Namen abspielten. Die Via Giulia stellt überdies die ihres Auftraggebers trägt, gehört in ihrem Verbindung zum „Quartiere dei Banchi“ her, oberen Abschnitt zum Stadtteil Ponte, im der sich um die Kirche San Giovanni dei unteren, dem näher beim Ponte Sisto gelege- Fiorentini herum nach der Rückkehr der nen Abschnitt zum Stadtteil Regola. Der von Päpste aus Avignon und ihrer Niederlassung im Papst Sixtus IV. verfügte Wiederaufbau der Vatikan entwickelt hatte. Im antiken Canale Brücke anlässlich des Jubiläums von 1475 ist di Ponte, der der heutigen Via del Banco di ein Zeugnis des kulturellen Höhepunkts, den Santo Spirito entspricht, ließen sich die wich- die Stadt gegen Ende des Jahrhunderts erleb- tigsten ausländischen Banken, besonders die te. In der Gegend am linken Tiberufer (um florentinischen, nieder. Auf diese Weise ent- den Campo Marzio herum) wurden stand in diesem Stadtteil eine Wohngegend Strassenachsen angelegt oder erneuert, die des höheren Bürgertums und der die wichtigen administrativen und religiösen Adelsfamilien, insbesondere rund um die Knotenpunkte der Stadt miteinander verbin- Kirche der Nazione fiorentina. Dank der den sollten. Unter diesen Strassen nahm die Unterstützung eines reichen toskanischen Via Giulia in der von Papst Julius II. eingelei- Banquiers, Agostino Chigi, konnte Papst Julius II. denn auch die Durchführung seiner ehrgei- zigen städtebaulichen Pläne einleiten, die die Verbindung zwischen der Peterskirche, den Banchi und dem gegenüberliegenden Tiberufer vorsahen. Mit dem Bau des imposan- ten Gebäudes des Kuriengerichts beabsichtig- te Papst Della Rovere die Bedeutung der Via Giulia als urbanen Knotenpunkt weiter zu unterstreichen. Mit den nie abgeschlossenen Arbeiten wurde im Jahr 1508 Bramante beauf- tragt. Die ursprünglichen Baupläne sahen die Errichtung eines weit angelegten, monumen- IA GIULIA

talen Baus zwischen dem Vicolo del Cefalo V und der Via del Gonfalone vor. Davor sollte ein genauso repräsentativer Platz angelegt 5 werden, der nach den Vorstellungen von Papst Julius symbolisch die Funktion des Kapitols übernehmen sollte. An der Via Giulia, die auch heute noch eine der elegantesten Strassen Roms ist, ließen zahlreiche Mitglieder wichtiger Adelsgeschlechter ihre beeindruckenden Residenzen erbauen. Diese Tendenz setzte sich dank den päpstlichen Initiativen in diesem Bereich in den folgenden Die Strassen von Rom Jahrhunderten fort: Während des Pontifikats von Papst Leo X. begannen die Arbeiten zur Errichtung der berühmten Chiesa dei Fiorentini und einige Jahre später ließ Papst Paul III. die Via Paola erschließen, womit die endgültige Verbindung zur Piazza di Ponte geschaffen war. Die Kirche der in Rom niedergelassenen ersten Hälfte des 16. Jh. erbaut (später von Florentiner, dem Heiligen San Giovanni der Stadt Rom aufgekauft, befindet sich dort Battista, Johannes dem Täufer, dem heute der Sitz der Stadtkreisverwaltung I Schutzpatron von Florenz, gewidmet, ist das (Municipio I) und ist eines der interessante- erste wichtige Gebäude, das direkt an der sten Bauwerke, das die toskanische Gemeinde Einfahrt in die Via Giulia steht und durch die errichten ließ. Auch in diesem Fall ist das kleine Piazza dell’Oro mit ihr verbunden ist. Gebäude mit einer reich bemalten Fassade Die Kirche stammt aus dem 12. Jh. und war versehen, als weiteres Beispiel der gegen ursprünglich San Pantaleo gewidmet. Ende Ende des 15 Jh. in Rom herrschenden Mode, des 13. Jh. ging die Kirche an die Compagnia die herrschaftlichen Patrizierhäuser mit della Pietà über, die 1508 von Papst Julius II. Malereien und Gravierungen zu veredeln. die Genehmigung erhielt, ein neues Zeugnisse hierfür treten an der Via Giulia und Gotteshaus zu errichten. Elf Jahre später in ihrer nächsten Umgebung besonders häufig gewann Jacopo Sansovino die Ausschreibung auf. Eines der wichtigsten Gebäude der für den Kirchenbau, um umgehend von Strasse ist der Palazzo Sacchetti, an der Antonio da Sangallo, dem Jüngeren, in diesem Hausnummer 66. Auch dieses Gebäude wurde Amte abgelöst zu werden. Nach einer ersten vom Architekten Sangallo zu seinen eigenen Unterbrechung der Arbeiten, nahmen die bei- Wohnzwecken erbaut und von seinem Sohn den Architekten den Bau gemeinsam wieder Orazio an den Kardinal Giovanni Ricci da auf. Doch durch den „Sacco di Roma“, die Montepulciano verkauft, der den Architekten Plünderung Roms im Jahre 1527 wurden diese Nanni di Baccio Bigio mit der Durchführung erneut unterbrochen. Gegen Mitte desselben von Ausbauarbeiten beauftragte. Dieser ver- Jahrhunderts beauftragten die Florentiner sah das Gebäude denn auch mit seiner jetzi- einen Künstler des Kalibers von Michelangelo gen, imposanten Gestalt. Von Salvati wurden mit der Durchführung des Projekts, das hingegen die Fresken im Salon ausgeführt, jedoch nie zu Ende geführt wurde. Erst Ende welche von der damaligen Kritik hoch gelobt des 16. Jh. wurden die Arbeiten unter der wurden. Die Ceulis, die das Gebäude im 17. Führung von Giacomo Della Porta, der nach Jh. erwarben, ließen die wunderschöne Loge den Plänen von Sangallo die Innenschiffe mit Blick auf den Tiber errichten. Weiter wird errichten ließ, wieder aufgenommen. Zu auf die Kirche des San Biagio della Pagnotta Beginn des darauf folgenden Jahrhunderts und auf das anliegende Hotel Cardinal, an der war Carlo Maderna an der Reihe. Von diesem Via Giulia 64. aufmerksam gemacht. Das sind das Querschiff, das Tonnengewölbe im Hotel hat seinen Sitz in einem ehemaligen Innern und die spitze, lang gezogene Kuppel, Kloster, das seinerseits auf die Grundmauern die im Volksmund „confetto succhiato“, des Kuriengerichts gebaut worden war. Die Schleckstängel genannt wurde. Die kleine, mittelalterliche Kirche, „della pagnot- Travertinfassade wurde 1734 von Alessandro ta“, des Brotlaibs, wurde augrund der Sitte, Galilei (auch die beeindruckende Fassade der am Fest des Heiligen Brot an die Armen zu

IA GIULIA patriarchalischen Basilika von San Giovanni ist verteilen, so genannt. Ihre heutige Gestalt V sein Werk) erschaffen. Im Innern bietet sich erhielt sie 1730. Tiefgreifenden einem eine richtige Anthologie der römischen Veränderungsmaßnahmen wurde sie 1832 6 Kunst, darunter Namen wie Bernini, Algardi unterzogen, als der Architekt Filippo Navone und Borromini (letzterer wurde zusammen vom Armenischen Hospiz (Venerando Ospizio mit dem Architekten Maderno in der Kirche degli Armeni) beauftragt wurde, das anliegen- begraben, wie es die Grabinschrift auf der de auf den imposanten dritten Säule links bezeugt. Danach biegt man Quadersteinmauerresten des Gerichtes in die Via Giulia ein, in der jedes einzelne erbaute Gebäude in ein Kloster umzubauen Gebäude und jede Kirche nähere (das unvollendete Werk wurde später von der Erläuterungen verdienen würde. Nach der Compagnia dei Bresciani aufgekauft). Vom Gebäudegruppe aus dem 15. Jh. befindet sich grandiosen Bauwerk sind nur die enormen, Die Strassen von Rom an der Via Giulia, 82, an der Ecke zur Via dei rustikalen Quadersteinblöcke, welche die Cimatori, eines der interessantesten massive Bodenstruktur bildeten, übrig geblie- Renaissancegebäude der Strasse, das sich ben, so wie sie an der Ecke Via Giulia, Via del durch bogenförmige Fenster mit Travertin- Gonfalone zu sehen sind: sie ragen so weit Rahmen und Spuren antiker Malverzierungen heraus, dass man sich auf die „Sofas der Via hervorhebt. Die Hausnummer 79 gehört zum Giulia“, wie sie genannt wurden, setzen konn- Palazzo Medici Clarelli, auch Haus des te. Im Jahr 1870 wurde der Gebäudekomplex Konsuls von Florenz genannt. Es wurde von vom Neuen Einheitsstaat erworben und zu Antonio da Sangallo dem Jüngeren in der bürgerlichen Zwecken verwendet, während im Hinblick auf das Heilige Jahr 1975 das Carlo Maderno im Jahr 1618 errichtet wurde. Armenische Hospiz San Biagio in das Hotel Weiter vorne erschließt sich dem Besucher Cardinal umgebaut wurde. Anschließend wen- einer der malerischsten Abschnitte der Via den wir uns der Kirche der Santa Maria del Giulia, der sich durch den Bogen auszeichnet, Suffragio zu. Dieses im 15. Jh. von Carlo der den mit den so genannten Rainaldi errichtete Kirchengebäude war der „Camerini Farnesi“, den Ankleideräumen der Sitz der gleichnamigen, den guten Taten für Farnesi, verbindet. Bevor wir uns diesen das Seelenheil der Verstorbenen gewidmeten zuwenden, sei auf den Riesenbau des aus dem Erzbruderschaft. Wenn man in die Via del 17.Jh. stammenden Palazzo Falconieri (die Gonfalone einbiegt, befindet sich an der Fassade ist das Werk von Francesco Hausnummer 29, in Richtung des Borromini, der auch den Ausbau der Lungotevere, das Oratorium des Gonfalone, Innenräumlichkeiten übernahm; seit 1927 ist das mit der gleichnamigen Erzbruderschaft, er Sitz der Ungarischen Akademie), der sich die in der Armenfürsorge tätig war, verbunden neben der Kirche der Santa Maria ist. Mitte des 16. Jh. auf den Überresten der dell’Orazione e Morte, an der Via Giulia 1, antiken Kirche der Santa Maria in Xenodochio erhebt. Diese wurde im Jahr 1737 von errichtet, bewahrt das kleine Gebäude in sei- Ferdinando Fuga auf den Grundmauern der nem Innern eine Reihe von Gemälden ver- antiken Kirche aus dem 16.Jh. erbaut, die der schiedener, bekannter Künstler des römischen gleichnamigen Bruderschaft gehörte. Die Manierismus. Es folgen die Carceri Nuove, die Kongregation kümmerte sich um die neuen Gefängnisse, an der Via Giulia 52. Bestattung von sich ausgesetzten Toten und Mitte des 16. Jh. beauftragte Papst Innozenz widmete sich dem Gebet für ihr Seelenheil. X. Antonio del Grande mit dem Bau der Auf der Höhe der Hausnummer 186 befindet Gefängnisse, die diejenigen der Tor di Nona sich das Hintertor des sehr berühmten Palazzo und der Corte Savella ersetzen sollten. Die Farnese. Gegenüber liegt das in seinem Stil Fassade des Gefängnisgebäudes aus dem einfachere Gebäude der quattro Camerini, 19.Jh., in dem heute das Museum der der vier Ankleideräume, mit den Kriminologie untergebracht ist, ist ein Werk Hausnummern 253-260. Nach dem von von Giuseppe Valadier. Kardinal Odoardo Farnese beauftragten Bogenbau, wurden die Räumlichkeiten mit Die Kreuzung mit der Via dei Banchi Vecchi Fresken von bekannten Künstlern wie bildet die Grenze zu den Quartieren Ponte Annibale Carracci, Domenichino und und Regola in einem Punkt, der ursprünglich Lanfranco verziert, die dann bereits Mitte des vom Abzugskanal von Santa Lucia durchquert 17.Jh. entfernt wurden. Der Blickfang der wurde. Von der Gebäudegruppe an der Ecke nachfolgenden, malerischen kleinen Piazza ist hebt sich die Casa della Confraternita delle die Fontana del Mascherone, ein Brunnen, Piaghe di Cristo, das Haus der Erzbruderschaft der im Jahr 1903 an seine heutige Stelle der Wunden Christi, hervor, in dessen Innern gesetzt wurde. Die Via Giulia mündet schließ-

sich die im Jahr 1728 von Filippo Raguzzini lich in die Piazza San Vincenzo Pallotti, die IA GIULIA restaurierte Kirche von San Filippo Neri, sich auf der Höhe des Ponte Sisto aus dem 15. V besser bekannt unter dem Namen von San Jh. erschließt. An der kleinen Piazza stand Filippino, befindet. Nach dem berühmten einst die monumentale Fontana dell’Acqua 7 Gymnasium Virgilio, an der Via Giulia 38, das Paola, die den szenischen Hintergrund der Via in den Gemäuern des Collegio Ghisleri aus Giulia ausmachte und später an ihren heuti- dem 17. Jahrhundert eingerichtet wurde, gen Standort jenseits des Tibers verlegt gelangt man zur Kirche des Santo Spirito dei wurde, nachdem die Gegend dort im 19. Napoletani, welche von der gleichnamigen Jahrhundert einer eingehenden städtebauli- Erzbruderschaft im Jahr 1584 auf den Überre- chen Sanierung unterzogen worden war. sten der Kirche von Sant’Aurea errichtet Heute wird die Piazza vom Ospizio dei wurde und die im Laufe des 18. Jh. tief grei- Mendicanti dominiert, dem Bettlerhospiz, fenden Umbaumaßnahmen unterzogen auch unter dem Namen „Ospizio dei Cento Die Strassen von Rom wurde. Nach dem Palazzo del Collegio Preti“, Hospiz der hundert Priester bekannt, Spagnolo, an der Via Giulia 151, der vom das Ende des 16. Jh. im Auftrag von Papst Architekten Antonio Sarti im Jahr 1862 erbaut Sixtus V. von Domenico Fontana erbaut wurde, befindet sich die von Paolo Posi im wurde. Der auf den Tiber ausgerichtete Jahr 1762 verwirklichte, konkave Fassade der Säulengang, der zum Gebäudekomplex des Kirche der Santa Caterina da Siena. Ihr gege- Conservatorio delle Zoccolette gehört, wurde nüber liegt der Palazzo Varese mit der von Antonio Parisi Ende des 19. Jh. wieder Hausnummer 16, der nach einem Plan von aufgebaut. VIA CONDOTTI

ie Strasse verbindet die und Trinità dei Monti zuläuft. Ihre weitere gesell- Ddie Piazza di in einem rechten schaftliche und bauliche Entwicklung ver- Winkel und setzt sich wie ein richtiges, opti- dankt diese Gegend der aufgeklärten Politik sches Fernrohr vor dem Hintergrund der von „Baumeisterpäpsten“ wie Gregor XIII. Santissima Trinità dei Monti ab. Sie wurde im und Sixtus V. Der eine förderte die Sanierung Jahr 1554 im Auftrag von Papst Paul III. des Aquädukts der Acqua Virgo und den Bau Farnese gebaut, wobei sie den Namen Via von öffentlichen Brunnen, die zum wunder- Trinitatis erhielt und in der Piazza Nicosia schönen Stadtbild beitrugen, der andere ließ begann. Ihr Verlauf ging quer durch den den Obelisk als symbolischen Campo Marzio und entsprach somit den heu- Verbindungspunkt der drei Strassenachsen an tigen Via del Clementino, Via di Fontanella die verlegen. Der heutige Borghese und der Via dei Condotti. Die Strassennamen ist denn auch auf die Strasse entstand im Herzen eines Stadtteils, Leitungen des monumentalen Aquädukts der in dem die Verstädterung Ende des 14. Jh.s Aqua Virgo zurückzuführen, die an ihr ent- mit dem Bau des Krankenhauses San Giacomo lang führten, um den unteren Stadtteil mit in Augusta ihren Anfang nahm. Später wurde Leitungswasser zu versorgen. Diese sie dank der päpstlichen Baumaßnahmen, die Wasserleitungen wurden im Rahmen eines die Verkehrsverbindungen zwischen dem groß angelegten Projekts verwirklicht, mit Vatikan und der Stadtmitte verbessern soll- dessen Ausführung Giacomo Dalla Porta ten, weiter ausgebaut. Das Interesse für die- beauftragt wurde. Dieser Aquädukt ist der sen Stadtteil erreichte unter Medici-Papst einzige der elf Hauptaquädukte des Alten Leo X. seinen Höhepunkt, als dieser im Jahr Rom, der seit der Zeit von Kaiser Augustus, zu 1517 den Strassenbaumeistern Bartolomeo der er erbaut wurde, bis heute in Betrieb Della Valle und Raimondo Capodiferro mit der geblieben ist. Das gestiegene Ansehen, das Aufgabe betraute, die Trasse zwischen der diese Gegend genoss, bewegte einige der ein- und dem Vatikan zu regulie- flussreichsten Patrizierfamilien dazu, in der ren. Derselbe Papst ließ neben dem Corso die Gegend um den Dreizack ihre vornehmen Via Leonina, zukünftige Via di Ripetta, Herrschaftshäuser errichten zu lassen. Dies erschließen, die nach seinen Plänen die Via führte zur Entstehung eines Stadtzentrums, Giulia als Mittelpunkt der urbanen in dem sich ein Grossteil der hervorragenden Entwicklung hätte ablösen sollen. Hierzu war Kunstdenkmäler der Stadt befindet. Im 18. ein entsprechender Plan ausgearbeitet wor- Jahrhundert wurde die Gegend weiter durch den zu dessen Umsetzung zwei hochrangige die monumentalen Bauelemente des Porto di Künstler wie Antonio da Sangallo der Jüngere Ripetta und der Treppe zur Trinità dei Monti IA CONDOTTI

V und Raffaello Sanzio hinzugezogen worden bereichert, die eben durch die waren, was auf die große Bedeutung, die Richtungsgerade der Via Trinitatis gewährlei- 8 dem Projekt beigemessen wurde, schließen stet wurde. Die Via dei Condotti ist heute für lässt. Dieses sollte nur die Einleitung zu ihre wichtigen Bauwerke und die elegante- einem der großartigsten städtebaulichen sten Boutiquen der Hauptstadt berühmt, Unternehmen aller Zeiten, des Dreizacks, sowie für einige der traditionellen Künstler- sein, der zu einem späteren Zeitpunkt mit und Intellektuellentreffpunkte, die das kos- der Erschließung der Via Clementia, der heu- mopolitische Flair dieses Stadtteils und der tigen Via del Babuino, Form annehmen sollte. Strasse ausmachen. Unter Papst Paul III. erfolgte die Erneuerung des Corso und die Vollendung der Via del Die erste Etappe des Spaziergangs an der Via Die Strassen von Rom Babuino. Durch die Via Trinitatis wurde der dei Condotti, der am Largo Goldoni beginnt, Dreizack mit der Kirche Trinità dei Monti ver- ist die unter einem geschichtlichen und bunden und quer in Richtung Tiber ausgerich- künstlerischen Aspekt für die Beziehungen tet. Ein besonderes urbanistisches Merkmal des Vatikans zu den katholischen Ländern unter den Farnese war die Erschaffung von wichtige Kirche der SS.Trinità dei Spagnoli, auf Bauobjekte ausgerichteten Geraden, die der Hl. Dreifaltigkeit der Spanier. diese effektvoll in Szene setzen sollten. Dies Der Gebäudekomplex im oberen galt z.B. im Fall der Via dei Condotti, die auf Strassenabschnitt, der durch seine Fassade derselben geraden Achse auf die Fassade der auffällt, wurde im zweiten Viertel des 18.Jh.s im Auftrag von Diego Morcillo, einem Kloster erbaut. Als Bauherr stand ihm hochrangigen Vertreter des Trinitarierordens, Giuseppe Sardi zur Seite, während für die errichtet. Der Orden finanzierte den Bau Innenausstattung der Kirche José Hermosilla einer Kirche und eines Klosters für seine y Sandoval hinzugezogen wurde. Im Jahr 1734 Mitbrüder, zumal ein solcher Sitz in Rom noch wurde der Gebäudekomplex, eines der fehlte. schönsten Beispiele des römischen Rokoko, Während einer ersten Bauphase im Jahr 1732 unter den Schutz von König Philip V. von entstand der Palazzo, in dem das Hospiz ein- Spanien gestellt, der an die Kirchen- und gerichtet wurde, das Jahrhunderte lang wei- Klostertore die königlichen Schutzschilder ter bestehen sollte und das auf den Corso und Waffen anbringen liess, so wie sie heute ausgerichtet ist. In den Jahren von 1741 bis noch zu sehen sind. Das durch interessante 1750 wurden an der Via dei Condotti 36 nach Gemälde belebte Kircheninnere, das noch einem umfassenden und vom portugiesischen durch die im Kloster aufbewahrten Ölgemäl- Architekten Emanuel Rodriguez Dos Santos de von Preciado und Velàsquez bereichert umgesetzten Bauplan die Kirche und das wird, weist einen elliptischen Grundriss mit seitlich angelegten Kappellen auf, je drei auf beiden Seiten. Diese sind durch Bögen und ein kuppelförmiges Deckengewölbe verbun- den. Was am Bauwerk jedoch am meisten auffällt, ist seine perfekte architektonische Anpassung an seine nächste Umgebung, das der gelungenen Wahl einer konkaven Fassade, die mit plastischen an der heiligsten Dreifaltigkeit inspirierten Motiven verziert ist und dem Eckbalkon des Hospiz’ zu verdanken ist. Im Jahr 1841 wurden die Gebäude vom französischen Staat konfisziert und das Hospiz versteigert. Gegen Ende desselben Jahrhunderts ging die Zahl der Trinitarier stark zurück und die Spanischen Dominikaner der Heiligsten Trinität für die spanischen Missionen der Dominikaner auf den Filippinen hielten ihren Einzug. Der Trinitätsorden, der im XII. Jahrhundert von Giovanni De Matha und Felice Di Valois mit dem Zweck gegrün- det wurde, die von den Muslimen versklavten Christen zu befreien, verlor im Laufe der Zeit IA CONDOTTI seinen ursprünglichen Daseinszweck. Der V Palazzo Ansellini, Hausnummer 55-57, steht an der Ecke zur antiken Strada Serena, der 9 heutigen Via Belsiana; die Hausnummer 21 gehört zum Palazzo Avogadri Negri Arnoldi. Zur selben Gebäudegruppe gehört auch der Palazzo dei marchesi Arconati, der Palazzo der Markgrafen Arconati (Eingang an der Via Bocca di Leone, 21). Auf der Höhe der Hausnummer 61, steht der Palazzo Della

Porta Negroni Caffarelli, der in der zweiten Die Strassen von Rom Hälfte des 17. Jh.s erbaut und im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jh.s im auffälligen Stil der Neurenaissance unter Papst Pius IX. voll- kommen neu erbaut wurde. Vom Haupteingang an der Via dei Condotti, eingebunden in eine monumentale Fassade mit einem kunstvollen doppelsäuligen Kranzgesims, gelangt man in einen hübschen Innenhof mit einem Brunnen aus dem 18.Jh., grundlegenden Renovierung unterzogen. der durch einen Ausgang mit der Via Bocca di Gegenüber steht das ältere Bauwerk des Leone verbunden ist, an die auch die Palazzo Nuñez mit der Hausnummer 20. Es Rückseite des Gebäudes angrenzt. Weitere wurde von Giovanni Anotnio de Rossi zwi- Innenhöfe, in denen zur Zeit elegante schen 1658 und 1660 erbaut (der Boutiquen ihren Sitz haben, befinden sich auf Haupteingang liegt an der Via Bocca di dem Erdgeschoss. An der Via dei Condotti 68, Leone, während der Eingang an der Via dei steht man vor einem der wichtigsten Condotti heute als Schaufenster genutzt Gebäude der Strasse, dem Palazzo des wird). Im 19. Jh. wurde die Liegenschaft von Souveränen Militärordens der der Familie Torlonia erworben, die diese und Gerosolimitaner, wie es aus der an der Ecke die kleine Piazza davor von dem Architekten zwischen der Via dei Condotti und der Via Antonio Sarti renovieren und einen Bocca di Leone angebrachten Tafel hervor- Gästetrakt bauen ließ. Später sollte das geht. Das Gebäude ist Teil eines Gebäude als Sitz des Albergo- d’Inghilterra Baukomplexes aus dem späten 15. dienen. Weiter gelangt man zum Palazzo Jahrhundert, der ursprünglich unter dem Maruscelli Leprì mit der Hausnummer 11, Namen Palazzo Provani bekannt war. Im das an der Ecke zur Via Mario de’ Fiori in der 16.Jh. wurde das Gebäude von Giacomo zweiten Hälfte des 17. Jh.s von einem unbe- Bosio, einem Ritter des Malteserordens von kannten Architekten erbaut wurde, wobei Rom erworben. Danach ging es in den Besitz einige Arbeiten möglicherweise Alessandro von Antonio Bosio über, ein bekannter Specchi zuzuschreiben sind. Das Gebäude ist Archäologe und eifriger Erforscher der durch einen ungewöhnlichen Grundriss und Katakomben mit dem bezeichnenden eine schöne Fassade charakterisiert, die Beinamen „il Colombo della Roma sotterra- ebenfalls durch eine eher seltene Gestaltung nea“, der Täuberich des unterirdischen Rom. auffällt: die Fenster stehen in Dreiergruppen Nachdem dieser die Liegenschaft durch den zusammen und werden durch einen einzigen Erwerb des anliegenden hinteren Rahmen zusammengehalten. Nachdem das Bauelements mit Ausgang auf die Via Bocca di Gebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s Leone vergrößert hatte, hinterließ er dort unter der Leitung des Architekten Virginio eine reiche Sammlung von Grabsteinen, Vespignani renoviert worden war, wurde es Marmorelementen und antiken Inschriften. vom französischen Schriftsteller Henri Beyle, Die an den Malteserorden von ihm vermachte besser bekannt unter dem Namen Stendhal, Liegenschaft ging nach seinem Tod im Jahr bewohnt. Auf der gegenüberliegenden Seite 1629 in den Besitz desselben Ordens über, der des Gebäudes mit der Hausnummer 9, in dem dort seinen römischen Sitz einrichtete. Der sich das ehemalige Kloster von San Silvestro Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. in Capite befand und das heute durch die Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, Schaufenster der berühmten Marke Bulgari IA CONDOTTI V genannt von Malta (und zwar nach der end- die Aufmerksamkeit erregt, liegt an der Via gültigen Übersiedlung des Ordens auf die dei Condotti 86 eines der bekanntesten Cafés 10 Insel Malta im Jahr 1527) wurde im Jahr 1100 der Stadt, das Caffé Greco. Der Tafel neben von Gerard zu Jerusalem nach der dem Geschäftsschild zufolge wurde das Café Augustinusregel als Hilfsorden gegründet. im Jahr 1760 eröffnet und entwickelte sich Dank Carlo Aldobrandini, der für die religiö- Anfang des 19. Jh.s zu einem der beliebte- sen Aktivitäten des Ordens zuständig war, sten Treffpunkte der Stadt. Um die gelang der Zusammenschluss der beiden Jahrhundertwende wurde das Café nebst ver- Gebäude in ihrer heutigen Struktur. Die schiedenen Mitgliedern europäischer Ausschmückung des Hofes, die Aufstockung Königshäuser und Patrioten wie Silvio Pellico

Die Strassen von Rom des Gebäudes mit einer zusätzlichen Etage insbesondere von bekannten Literaten, wie und der Bau eines Pferdestalls wurden im 18. Gogol, Stendhal, Leopardi, den Komponisten Jh. vom Botschafter des Ordens beim Vatikan Berlioz und Wagner und Künstlern wie verfügt. Im Jahr 1834 wurde der Sitz des Thorvaldsen und den Künstlern des Grand Souveränen Rats von Malta nach Rom in das Tour besucht. Dank den Künstlern der Gebäude an der Via dei Condotti verlegt. In Römischen Schule und Schriftstellern wie der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts Ennio Flaiano und Vitaliano Brancati, um nur wurde das Gebäude (es wird noch immer als einige zu nennen, blieb dem Café auch in der Kanzleigebäude des Ordens benutzt) einer Nachkriegszeit sein Ruf erhalten. VIA SISTINA

ie frühere Via Felice ist Bestandteil der spricht, an der Kreuzung der Quattro Dlangen, von Papst Sixtus V. im Jahr 1593 Fontane, um sich konkret und bezeichnender- erschlossenen geraden Strassenachse, die die weise wieder mit der im Jahr 1561 von Papst Kirche Santissima Trinità dei Monti mit den Pius IV. erbauten Strasse zu verbinden. Die Basiliken Santa Maria Maggiore und Santa persönliche Strasse von Papst Sixtus V. erfüll- Croce in Gerusalemme verbinden sollte. Trotz te demnach als wahres Rückgrat des neuen seines kurzen Pontifikats ging Papst Sixtus V., Strassennetzes sowohl konkret als auch sym- dessen bürgerlicher Name Felice Peretti bolisch eine wichtige Aufgabe, zumal durch Montalto (1585 – 1590) war, als einer der die Strasse drei herausragende religiöse Päpste in die Geschichte ein, die am meisten Zentren miteinander verbunden wurden und zur baulichen und städtebaulichen Gestaltung die wunderschöne Papstresidenz, das erstaun- Roms beigetragen haben. Insbesondere ist liche architektonische Bauwerk der Villa ihm die Ausarbeitung eines aufgeklärten Peretti Montalto, an einer zentralen Lage der Bauplans für die Renovierung der großen Strada Felice ihren Sitz hatte. Der römischen Basiliken und die Verwirklichung Gebäudekomplex, der im Zuge der Arbeiten eines Strassennetzes zur Verbindung letzterer, zum Bau des Termini-Bahnhofs und der das sich auch jenseits der Aurelianischen Neugestaltung der umliegenden Gegend abge- Mauern erstrecken sollte, zu verdanken. Papst rissen wurde, stand in der Nähe der patriar- Sixtus ließ systematisch in der ganzen Stadt chalischen Liberianischen Basilika, der wich- durch seinen Vertrauensarchitekten, dem tigsten Marianischen Kirche Roms, um die Tessiner Domenico Fontana, großartige Papst Sixtus V. unter Aufsicht des Architekten Bauprojekte verwirklichen. Fontana setzte Fontana die bedeutendsten städtebaulichen das Renaissance-Prinzip der geraden Arbeiten durchführen ließ: die Kirche Santa Strassenachse perfekt um und schuf ein neues Maria Maggiore galt als wichtiger Knotenpunkt Urbanistik-Konzept, das auf der Herstellung innerhalb des sternförmigen vom von Verkehrsverbindungen zwischen den reli- „Baumeister-Papst“ angelegten giösen, zur Abhaltung von Festlichkeiten Strassennetzes. Unter diesen genutzten, den monumentalen und zivilen Voraussetzungen entwickelte sich die Via Stadtzentren beruhte. Damit legte er die Sistina auch in den nachfolgenden Weichen für die moderne Stadt und eine Jahrhunderten zum Mittelpunkt des Infrastruktur, die nach der italienischen Wachstums dieses Stadtteils, insbesondere Vereinigung im 19. Jh. die Grundlage für die nach der Fertigstellung des imposanten spätere Städteplanung der neuen Hauptstadt Treppenbauwerks vor der Kirche Trinità dei bilden würde. Der entscheidende Beitrag der Monti, die im Jahr 1723 durch Francesco de sixtinischen Bautätigkeit wurde von der Sanctis erfolgte. Nach der Proklamation Roms IA SISTINA

Einführung außergewöhnlicher Jubiläen zur Hauptstadt von Italien im Jahr 1870 rük- V begleitet und durch eine „sichtbare kten neue städtebauliche Bedürfnisse in den Verbindung“ der zur Zierde des Vordergrund. So wurde zum Beispiel die 11 Strassennetzes aufgestellten Obelisken Bautätigkeit in der damals vom internationa- betont. Diese Obelisken hatten außerdem die len Tourismus bevorzugten Gegend des Funktion, von weitem den Blick auf die ein- Dreizacks und längs derselben Via Sistina zelnen Heiligtümer vor dem fernrohrähn- stark vermehrt. Dabei hat sich die Tradition lichen Hintergrund der Strassenkulissen zu dieses Stadtteils als die von den Touristen lenken. Vier der dreizehn Obelisken Roms bevorzugte Gegend dank ihrer herrschaft- wurden unter Papst Sixtus V. aufgestellt: am lichen Bauwerke und exklusiven Hotels bis Petersplatz, am Esquilin, an der Piazza del heute fortgesetzt. Popolo und an der Piazza San Giovanni in Die Strassen von Rom Laterano. Die erste von Papst Sixtus erschlos- Die Via Sistina beginnt bei der Kirche Trinità sene Strasse war die Strada Felice. Diese ent- dei Monti und schließt an die gleichnamige sprach den heutigen Via Sistina, Via delle Strasse, an die Viale Trinità dei Monti an und , Via De Pretis und der Via ist durch ein historisch und architektonisch Carlo Felice, die zu Ehren desselben Papstes bedeutsames Bauwerk gekennzeichnet: die seinen Namen trug. Die Strasse schneidet . Auf der ursprünglichen durch rechtwinklig die Via Pia, die den heutigen Via den Erwerb eines angrenzenden Grundstücks del Quirinale und der Via XX Settembre ent- von den Mönchen der erweiterten Liegenschaft aus dem Jahr 1540 des Acqua-Felice-Aquädukts. Die Renovierung ließ im Jahr 1572 Kardinal Giovanni Ricci da des Aquädukts ist ein weiteres der bewun- Montepulciano durch die Architekten Nanni di dernswerten Unterfangen von Papst Sixtus V. Baccio Bigio und Annibale Lippi ein neues im Rahmen seiner umfassenden Bautätigkeit. Gebäudes errichten. Neben dem Park der Villa steht der Als die Villa vier Jahre später in den Besitz Gebäudekomplex des Sacro Cuore, dessen des Kardinals Ferdinando de Medici überging, Klosteranlage und Institut dort stehen, wo in wurde Bartolomeo Ammannati mit der der Antike die Villa von Lukull, besser unter Vergrößerung des Gebäudes betraut. Von die- der Bezeichnung Horti Luculliani bekannt, sem stammt der zentrale Teil, der wunder- ihren Sitz hatte. Diese Villa war eine der vie- schöne mit Stuckaturen verzierte Säulengang len suburbanen Villen der Antike innerhalb zum Garten, dessen üppige Verzierungen in der „Grünen Stadt“, die sich frei zwischen scharfem Gegensatz zu der gegenüberliegen- den Hügeln Pincio, Quirinal und Esquilin ent- den nüchternen Fassade und dem südlich aus- wickelt hatte. Danach erreichen wir die klei- gerichteten Turm stehen. Zur selben Zeit ne hübsche Piazza della Trinità dei Monti, wurde auch der herrliche Garten angelegt, die im Jahr 1586 im Auftrag von Kardinal Ricci der sein ursprüngliches Gefüge bis heute angelegt, bepflastert und an den Endteil der bewahrt hat. Seit 1884 ist die Villa Sitz der Via Felice angeschlossen wurde. Auf ihrer Französischen Akademie, die 1666 von Ludwig Mitte steht der aus der nahe gelegenen archä- XIV. gegründet wurde, um jungen französi- ologischen Stätte der Horti Sallustiani stam- schen Künstlern einen römischen mende Obelisk, den Papst Pius IV. im Jahr Fortbildungsaufenthalt zu ermöglichen. Auf 1789 symbolisch zwischen die beiden berühm- dem kleinen Platz vor der Villa steht der bek- ten sixtinischen Obelisken, dem auf der kenförmige Brunnen, der 1587 von Annibale Flaminia und dem auf dem Esquilin, aufstel- Lippi mittels eines von Ferdinando de Medici len ließ. Dahinter erhebt sich imposant die bei den Mönchen von San Salvatore in Lauro Fassade der Kirche der Santissima Trinità dei erworbenen Beckens errichtet worden war. Monti, die eine effektvolle Baukulisse für die Gespeist wurde der Brunnen durch das Wasser berühmteste Treppeninszenierung bildet, die in der genauso berühmten ihren gebührenden Abschluss findet. Die Kirche wurde von den Königen Frankreichs gefördert, protegiert und finanziert und war seit jeher Eigentum der Mitglieder des franzö- sischen Ordens des Hl. Franziskus von Paola, dem Gründer des Ordens der „Minimen“, der an Ludwig XI. gebunden war. Im Jahr 1494 erwarb der Sohn des letzteren ein Grundstück auf dem Pincio, das für den Bau eines religiö- IA SISTINA

V sen Gebäudekomplexes bestimmt war. Die Arbeiten hierzu wurden um die 12 Jahrhundertwende eingeleitet. Das durch das große Rippengewölbe des langen Querschiffs, die Spitzbogen und das spitzbogige Deckengewölbe in seiner Form gotische Gotteshaus wurde im Jahr 1550 fertig gestellt. Einige Jahre später wurden der Kreuzgang und das Kloster errichtet. Im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde die Fassade, begrenzt von zwei Seitentürmen und Die Strassen von Rom einer anliegenden kleinen Kapelle im Erdgeschoss, beendet. Davor wurde nach dem Vorbild der berühmten Rampe von Michelangelo im Senatsgebäude auf dem Kapitol eine auf zwei Bahnen verlaufende Auffahrt gebaut, die im Auftrag von Sixtus V. (seine Wappen sind an den Säulen ange- bracht) einmal mehr von seinem Lieblingsarchitekten Domenico Fontana ver- wirklicht wurde. führten Maskaronen umrahmt werden. Das Die Arbeiten am französischen Gebäude setz- Bauwerk ist ein beeindruckendes Beispiel ver- ten sich mit einigen Unterbrechungen bis spielter Architektur, in diesem Fall das Werk Ende des 18. Jh.s mit der Errichtung der eines der wichtigsten Vertreter des römischen Sakristei und der Renovierung des Manierismus. Der Säulengang ist das Werk von Deckengewölbes fort (die ursprüngliche am Filippo Juvara aus dem 18. Jahrhundert. gotischen Stil inspirierte Decke wurde durch Daneben erhebt sich mit Ausblick auf die Via eine neue Decke nach einem Plan von Sistina der Palazzo Stroganoff mit der Giovanni Pannini ersetzt). Nach erneuten im Hausnummer 59, der Ende des 19. Jh.s im Stil 19. Jh. durchgeführten Baumassnahmen – dar- der Neurenaissance renoviert wurde und unter eine nochmalige Erneuerung des heute Sitz der Bibliotheca Hertziana ist. Die Deckengewölbes, wurde die Kirche 1828 Hausnummern 123-125 gehören zum Palazzo Eigentum der Schwestern des Sacro Cuore, Dotti, der Ende des 18. Jh.s erbaut wurde. die das Gotteshaus auch heute noch besitzen. Hier sei daran erinnert, dass in diesem Der folgende Abschnitt der Via Sistina wird Gebäude der berühmte russische durch zwei der bekanntesten und exklusivsten Schriftsteller Nikolaj Gogol zu Gast war. römischen Hotels belebt: das Hassler Villa Weiter, an der Via Sistina 128 – 131, liegt das Medici, mit der Hausnummer 6 direkt an der renommierte römische Teatro della Rivista Piazza und das Hotel De La Ville an der Via italiana, das Mitte des 20. Jh.s von Marcello Sistina mit den Hausnummern 69 – 75. Beide Piacentini, wichtiger Vertreter der römischen sind Zeugen des kosmopolitischen Flairs, das Architektur in den Jahren der römischen diesen Stadtteil mit seinen Lokalen, Hotels Statthalterei, erbaut wurde. Es handelt sich und Wohnhäusern ausländischer Künstler wie hierbei um das einzige große römische z.B. die berühmten Akteure des Grand Tour Theater der Nachkriegszeit und wurde auf zu einem internationalen Schmelztiegel den Überresten der Kirche Santa Francesca machte. Das erstgenannte Hotel entstand im Romana erbaut. Am Ende der Strasse steht die Jahr 1885 im Auftrag von Albert Hassler auf Kirche der Heiligen Idelfonso und Tommaso dem Grundstück, auf dem einst der kleine da Villanova, welche 1619 von den spani- Palazzo der Santarelli stand. Nach einer teil- schen Barfüßler-Augustinermönchen des Hl. weisen von Albert Hassler vorgenommenen Augustinus, auch Rekollekten des Hl. Renovierung im Jahr 1892, wurde das Augustinus genannt, Mitglieder des strengen Gebäude 1944 von seinem neuen Eigentümer, Ordens von Luis de Léon, errichtet wurde. Oscar Wirth, einer grundlegenden Erneuerung Die Kirche, die ursprünglich aus einem kleinen unterzogen. Seine elegante heutige Gestalt Betsaal mit angrenzendem Hospiz bestand, verdankt das Gebäude Wirth, der wie sein wurde 1666 mit der Bewilligung von Papst Vorgänger gebürtiger Schweizer war. Alexander VII. erweitert. Vorher mussten Hochrangige Persönlichkeiten aus der Politik, jedoch noch die Einwände seitens der spani- von Truman bis Kennedy, und aus dem schen Trinitarier, die in der nahe gelegenen IA SISTINA

Showgeschäft, wie, um nur einige zu nennen, und später abgerissenen Kirche Santa V Charlie Chaplin und Marlene Dietrich waren Francesca Romana ihre Messen abhielten, die illustren Gäste dieses Hotels. überwunden werden. Der Dominikanermönch 13 Das Hotel De La Ville wurde hingegen vom Giuseppe Paglia erstellte die Baupläne für den ungarischen Architekten Joseph Vago im Jahr von Seitenkappellen flankierten Längssaal 1924 an der Stelle erbaut, wo sich einst ein und ein Rippengewölbe, das an demjenigen Restaurant befand, welches wiederum im der nahe gelegenen Propaganda Fide von ehemaligen Wohngebäude „einquartiert“ Borromini inspiriert war. Die Fassade hingegen gewesen war, das dem venezianischen Maler ist ein Werk des Francesco Ferrari aus dem Giuseppe Zucchi und seiner Frau, der berühm- Jahr 1725. Der Verlauf der alten Via Felice ten Schweizer Malerin Angelica Kaufmann, endet heute an der Piazza Barberini, die der gehörte. Das Gebäude zwischen dem Palazzo berühmte barocke Bernini-Brunnen aus dem Die Strassen von Rom Zuccai an der Via Gregoriana 30 und der Jahr 1643 ziert. Das wirkliche, heute jedoch Piazza Trinità dei Monti 14 war 1592 von eher symbolische Ende der Strasse bildet das Federico Zuccai als Sitz einer Malakademie herrliche Bauwerk der Basilika Santa Maria geplant worden. Sein Inneres wurde von dem- Maggiore sowie die etwas diskretere, aber selben Künstler mit Hilfe seines Bruders nicht minder bedeutende von der Heiligen Taddeo ausgeschmückt. Die auf die Via Helena, der Mutter von Konstantin dem Gregoriana ausgerichtete Fassade fällt durch Grossen, gegründete Basilika Santa Croce in ihre Fenster auf, die von fantasievoll ausge- Gerusalemme. VIA DEL BABUINO

ie Via del Babuino ist eine der drei die wie richtige heilige Propyläen an die anti- DStrassen, die sich fächerförmig von der ken Metae erinnern, am Eingang der Piazza del Popolo aus erstrecken. Sie stellt die Seitenstrassen begonnen. Und von einer die- Seitenarterie des so genannten Dreizacks und ser Kirchen, der Santa Maria dei Carmelitani die Verbindungsachse zwischen zwei der der sizilianischen Provinz Montesanto, beginnt berühmtesten Plätze Roms dar. Die Strasse die Via del Babuino, eine der elegantesten durchquert den äußersten Bereich des und bezeichnendsten Strassen des äußerst Campus Martius, im alten Rom eine Fläche zentral gelegenen Bezirks Campus Martius. Ihr zwischen dem ersten Abschnitt der antiken derzeitiger Strassenname ist auf eine Skulptur Via Flaminia, dem heutigen Corso, und zwei zurück zu führen, die einen auf einer Art weiteren klassischen an ihrem Anfang mit je Füllhorn abgestützten Satyr mit Dudelsack einer Meta, gigantisches pyramidales darstellt, der aufgrund seiner Gesichtszüge Grabdenkmal, versehenen Strassenachsen. vom Volk eben „babbuino“, Pavian, genannt Eines der beiden Grabdenkmäler blieb bis und später in „Babuino“ korrigiert wurde. An Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten. Eine Art dieser Strasse stand der kleine Palazzo aus „Dreizack“ existierte demnach bereits in der dem 16. Jh. von Alessandro de Grandis, der Antike, obschon ein noch nicht reguliertes. als erster bereits im Jahr 1571 den Nach der Errichtung des Krankenhauses San Wasseranschluss an den Aquädukt der Acqua Giacomo in Augusta Ende des 14. Jh.s, die der Virgo erhielt, nachdem Papst Gregor XIII. die Verstädterung des Stadtteils einen grundle- Renovierung dieses Aquädukts hatte vorneh- genden Ansporn gab, und nach dem men lassen (eine der Leitungen war in die Via Wiederaufbau der Kirche Santa Maria del del Babuino abgezweigt worden). Das Popolo, die Sixtus V. im Hinblick auf das Gebäude sollte später in den größeren Jubiläumsjahr 1475 erbauen ließ und die Gebäudekomplex der Familie Boncompagni neben der Porta Flaminia, dem eingebunden werden, auf dessen Fassade der- Haupteingangstor, im nördlichen Teil der selbe Papst im Jahr 1576 die antike Skulptur Stadt ein sehr wichtiges Bauwerk darstellt, anbringen ließ. Diese wurde ein erstes Mal im wurde Anfang des 16. Jh.s eine umfassende Jahr 1887 in eine portalförmige Nische an der Bautätigkeit in die Wege geleitet. Im Rahmen Fassade desselben Gebäudes umverlegt, dieser städtebaulichen Arbeiten sollte der wobei gleichzeitig das untenstehende Becken Dreizack definiert werden. Sie begannen vor den Palazzo von Papst Pius IV. an der Via unter Papst Leo X. Medici, der im Jahr 1517 Flaminia gebracht und als Brunnen genutzt Antonio di Sangallo dem Jüngeren den Auftrag wurde. Der Silen wurde 1957 an die Mauer erteilte, eine der antiken Strassenachsen neben der Fassade der Kirche Sant’Atanasio neben dem Corso, die Via Leonina, die der der Griechen angebracht, wo die ihrem Ruf IA DEL BABUINO

V heutigen Via di Ripetta entspricht, zu regula- nach „sprechende Statue“ noch heute steht. risieren. Anlässlich des Jubiläums von 1525 Wie die berühmte Statue von Pasquino, dien- nahm Papst Clemens VII. Medici das Projekt te auch der „Babbuino“ als Empfänger anony- 14 seines Cousins wieder auf und verfügte die mer, nicht selten giftiger Sprüche, die an die Verwirklichung der dritten Strassenachse, die Kirche und an die Politiker gerichtet waren von ihm ihren Namen Via Clementia erhielt. und damals „babbuinate“, Babbuino- Im Jahr 1543 wurde die Strasse von Papst Paul Botschaften, genannt wurden. III. Farnese fertig gestellt und umgetauft in Via Paulina Trifaria, der heutigen Via del Der Spaziergang an der Via del Babuino, der Babuino. Auf diese Art und Weise wurde der an einigen der exklusivsten Dreizack vor allem dank dem übereinstim- Antiquitätengeschäfte Roms vorbei führt, Die Strassen von Rom menden Willen der beiden Medici-Päpste fest- beginnt an der Kreuzung mit der Via San gelegt und durch den Ende des 16. Jh.s am Sebastianello, die steigende Ort des symbolischen Zusammentreffens der Verbindungsstrasse zur Trinità dei Monti, von drei Strassen auf der Piazza del Popolo unter der aus der „Nicchione“, die optisch gekonnt Papst Sixtus V. aufgestellten Obelisken end- angebrachte „Nische“ am Ende der Via della gültig verankert. Nach der im 17.Jh. erfolgten Croce zu sehen ist. Renovierung der Porta del Popolo wurde mit Die malerische Struktur wurde im 16. Jh. an der Umsetzung des Projekts des Architekten der Rückseite der Mauer verwirklicht, an der Rinaldi für den Bau der „Zwillingskirchen“, früher einmal eine kleine Kappelle stand, in deren Innern ein Bild von San Sebastiano auf- gehört zum Palazzetto Valadier, der in die bewahrt wurde. Es ist ein Werk des Francesco Häusergruppe an der Ecke zur Via Alibert, Via De Sanctis, der auch das szenisch sehr effekt- del Babuino und der Via Margutta eingeschlos- volle Treppenbauwerk an der nahe gelegenen sen ist. Das in der ersten Hälfte des 19. Jh.s Piazza di Spagna konzipiert hatte; die konka- in zwei Bauphasen von dem Architekten ve Nischenwand, die 1728 abgerissen und Antonio Sarti errichtete Bauwerk ist vor allem 1733 vermutlich nach einem Plan von Filippo deshalb so berühmt, weil es lange von dem Raguzzini wieder neu errichtet wurde, ziert bekannten römischen Künstler Giuseppe ein schöner Stuckrahmen, der von einer Krone Valadier, u.a. Architekt der Heiligen und Palmenzweigen als den Symbolen des Apostolischen Palazzi und Professor an der Martyriums überragt wird. Früher befand sich Akademie von San Luca, bewohnt wurde. in jenem Rahmen eine Abbildung des Valadier, der auch in diesem Gebäude ver- Heiligen, dem die Strasse geweiht ist. Zurück starb, ist auch die herrliche Gestaltung der an der Via del Babuino 92, steht an der Ecke Piazza del Popolo und des oberhalb der Piazza zur Via Alibert der Palazzetto Raffaelli, der liegenden Pincio-Hügels im Stil des 19.Jh.s zu im Jahr 1826 von Giuseppe Valadier im verdanken. Auf der gegenüberliegenden Seite Auftrag des Gesandten des Zaren beim beginnt die Via Vittoria, aus deren Vatikan erbaut wurde. Die Hausnummer 89 Häuserreihen sich die Baukulissen der heute entweihten Kirche der Santi Giuseppe e Orsola und des angrenzenden Klosters abhe- ben. Der Gebäudekomplex, Eigentum der Ursulinerinnen, wurde im Jahr 1680 von Camilla Orsini Borghese und von Laura Maninozzi d’Este als Mädchenpensionat gegründet. Das Kirchengebäude ist heute Sitz der Theaterschule der Nationalen Akademie für Schauspielkunst „Silvio D’Amico“, wäh- rend sich im ehemaligen Kloster seit 1870 die Nationale Musikakademie und das Konservatorium von Santa Cecilia befinden. Etwas weiter steht an der Via del Babuino 149 das Gebäude, in dem sich das Collegio Greco befindet und das durch eine pittoreske Über- führung mit der Kirche von Sant’Atanasio dei Greci verbunden ist. Das Pensionat wurde 1576 von Papst Gregor XIII. gegründet und sollte für die Aufnahme der in Rom niederge- lassenen aus Kleinasien stammenden IA DEL BABUINO

Griechen und die Betreuung der religiösen V Minderheiten der griechisch-albanischen Katholiken genutzt werden. Das Gebäude 15 steht auf einem Grundstück von Tommaso Manriquez und wurde im Auftrag von Papst Clemens XIII. 1769 durch den Architekten Carlo Puri De Marchis, dessen Werk auch die Fassade an der Via del Babuino ist, renoviert. Ursprünglich war das Gebäude im Besitz der Jesuiten, heute jedoch wird es von der Konföderation der Benediktiner von Chevetogne verwaltet. Die Strassen von Rom Neben der berühmten Fontana del Babuino erhebt sich die Backsteinfassade der Kirche, die dem Heiligen zu Alexandria bei Ägypten geweiht ist. Der ursprüngliche Kirchengrundriss aus dem Jahr 1588 ist ein Werk des Giacomo Della Porta. Das Kircheninnere mit einem für die römische Baukunst sehr ungewöhnlichen, in der orien- talischen Architektur jedoch stark verbreite- umschließt das Relief-Bildnis der Jungfrau mit ten Grundriss mit drei an den jeweils drei dem Kinde, Werk eines unbekannten Altarseiten errichteten Apsiden wird von Künstlers aus dem 19. Jahrhundert. Auf der einer Ikonostasis, die für griechisch-orthodo- Höhe der Hausnummer 169 steht der im Stil xe katholische Kirchen typische dreitürige der Neurenaissance erbaute Palazzo Emiliani, Bilderwand, abgegrenzt. Auf der gegenüber- der aus der Zusammenlegung verschiedener liegenden Seite der Kirche steht eines der Gebäude hervorgegangen ist. Der wichtigsten Gebäude der Via del Babuino, der Gebäudekomplex wurde im Jahr 1869 nach Palazzo Boncompagni Cerasi mit den einem Bauplan von Luca Carimini verwirk- Hausnummern 51 – 52, der im Jahr 1738 unter licht. Am Ende der Via del Babuino fallen die Eingliederung der existierenden Gebäude aus Gebäude zweier berühmter Hotels auf, die dem 16. Jh. neu erbaut wurde. Die schöne sich gegenüber stehen: das Hotel Piranesi mit Fassade wird von zwei Portalen begrenzt, von den Hausnummern 195 – 197 und das Hotel denen eines mit einem Balkon überdacht ist De Russie mit der Hausnummer 9. Ersteres und das andere von einem gespaltenen hat seinen Sitz im Palazzo Nainer, der um das Tympanum überragt wird; auf beiden ist die Jahr 1821 von dem Architekten Giuseppe Wappenfigur des Drachens der Boncompagni Valadier auf einem Teil des Augustiner- abgebildet, wie sie auch auf den Fenstern der Klosters gebaut wurde. Zum Kloster gehörte Herrschaftsetage abgebildet ist. Das auch ein großflächiger Garten, der sich bis zur Adelsgeschlecht der Boncompagni, dem Papst Kirche von Santa Maria di Montesanto erstrek- Gregor XIII. angehörte, war es auch, das 1576 kte, an die die Liegenschaft aus dem 19. Jh. den berühmten „babbuino“ anbringen ließ. noch heute angrenzt. Das Kloster wurde Im Jahr 1858 ging die Liegenschaft in den zunächst von den französischen Truppen Besitz des Grafen Antonio Cerasi über, der es besetzt, später wurden darin sowohl auf der durch den Architekten Rodolfo Lanciani um Seite zum Corso als auch zur Via del Babuino eine Etage aufstocken ließ. An der Via del hin Privatwohnungen eingerichtet (1811). Im Babuino 38-41 befindet sich der Palazzo Rahmen der städtebaulichen Baumassnahmen Sterbini, erkennbar an den Nischen mit an der Piazza del Popolo übernahm Valadier Büsten von Feldherren, welche die Fassade auch die Renovierung der Gebäude neben ausschmücken. Ein wenig weiter steht die dem großen Tor und neben den so genannten Anglikanische Kirche Ognissanti, der „Zwillingskirchen“ mit dem Ziel, der Piazza Allerheiligen, ein Kirchenbau in neugotischem und den umliegenden Häusern eine einheitli- Stil, der Ende des 19. Jahrhunderts auf dem che, harmonische Gestalt zu verleihen. Das Grundstück der Villa von Flavio Orsini nach Gebäude, in dem sich das Hotel Piranesi einem Bauplan von George Edmund Street, heute befindet, wurde im Jahr 1872 im Zuge einem der wichtigsten Vertreter des Ghotic der großen Restaurierungsarbeiten nach der Revival der viktorianischen Architektur, Proklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens erbaut wurde. Die offensichtlich große wieder aufgebaut. Damals wurden in diesem IA DEL BABUINO

V Sorgfalt in der Farbenwahl beim Kirchenbau Stadtteil zahlreiche Baumassnahmen durch- aus roten Backsteinen und Travertin ist geführt, die vom „umbertinischen“ Bauwesen 16 typisch für die Bewegung der Arts and Crafts gefördert wurden. Hierbei erlebte insbeson- sowie für den Stil von Street, der einer ihrer dere die Gegend innerhalb des Dreizacks, die wichtigsten Vertreter war. Die ungewöhnliche seit einiger Zeit vom internationalen Note wurde dem Gotteshaus dadurch verlie- Tourismus bevorzugt wurde, einen Bauboom hen, dass die auf die Via del Babuino ausge- vor allem in Bezug auf Hotels und touristische richtete Seite nicht die Kirchenfassade, son- Dienstleistungseinrichtungen. Auf der gegen- dern die Apsis ist, wobei der Kircheneingang überliegenden Seite steht das exklusive Hotel nach dieser Gestaltung unter den achteckigen De Russie, das in der ersten Hälfte des 19. Turm verlegt wurde. Das ausgeschmiegte Jh.s innerhalb eines umfassenden Die Strassen von Rom Portal in der angrenzenden Via di Gesù e Baukomplexes der Familie Torlonia erbaut Maria führt hingegen in das linke wurde. Auch in diesem Fall wirkte Architekt Kirchenschiff. An der Via del Babuino 151, an Giuseppe Valadier mit. Zwischen 1870 und der Ecke zur Via San Giacomo, stoßen wir auf 1872 wurde das Gebäude im Hinblick auf sei- eine der vielen römischen „Madonnelle“, klei- nen Verwendungszweck als Luxushotel (es ne Madonnenbildnisse, pittoreske Zeugnisse wurde nach seiner exklusiven Klientel auch der volkstümlichen, im 18. Jh. weit verbreite- das Hotel der Könige genannt) nach einem ten Madonnenverehrung. Ein einfacher Projekt von Nicola Carnevali durch zwei letz- Marmorrahmen in Form eines Tabernakels te Etagen aufgestockt. VIA DES PORTIKUS DER OKTAVIA

s s ist die wichtigste Verkehrsader des heute die Brücke bezeichnet, steht mit den Erömischen Stadtviertels Sant’Angelo und zahlreichen jüdischen Niederlassungen in der kennzeichnet den Weg von Santa Maria del Gegend um den Portikus der Oktavia und dem Pianto und dem Bau des Marcellus-Theaters Marcellus-Theater in Verbindung, wohin sie, bis hin zum Monte Savello. Die Strasse bildet nach über tausendjähriger Ansässigkeit im die Verlängerung der Via del Pianto, welche Trastevere-Viertel, schon im 13. Jh. gezogen das antike Stadtviertel, auch de caccabariis waren, und wo sie später durch den Bau des genannt, und die Platea ludea, also die Ghettos stigmatisiert wurden. Im Jahre 1555 Gegend, wo das seit dem 2. Jh. von der jüdi- ordnete nämlich Papst Paul IV. den Bau hoher schen Bevölkerung bewohnte Stadtviertel Mauern mit zwei Zugängen rund um dieses beginnt, durchquert. Die Straße erhielt ihren Gebiet an, um die Juden von den Christen zu heutigen Namen nach der Bekanntmachung trennen; die Bauarbeiten gab er dem von Rom als Hauptstadt im Jahre 1870, als Silvestro Peruzzi, Sohn des bekannteren viele städtische Gebiete, einige sogar in der Baldassarre in Auftrag. Später wurde eine Namengebung, neu formuliert wurden. Davor dritte Öffnung hinzugefügt: Der wurde sie Via di Sant’Angelo in Pescheria Haupteingang befand sich in Piazza Giudea, genannt und der Platz, auf den sie mündete, der zweite Zugang lag bei Sant’Angelo in hieß Forum pecium, wegen des wichtigsten Pescheria und der dritte vor der Kirche römischen Fischmarktes, der dort seit dem Gregorio della Divina Pietà, auf der Höhe, auf Mittelalter abgehalten wurde. Der Verkauf der sich heute die Synagoge erhebt. Ende des fand auf dem kleinen, davor gelegenen Platz 16. Jh. wurde die Erweiterung des Ghettos und innerhalb der Struktur des Portikus der von Papst Sixtus V. veranlasst und von seinem Oktavia selbst statt, wo sich die Steine Vertrauensarchitekten Domenico Fontanta befanden, auf denen der Fisch dargeboten durchgeführt, der dem Ghetto zwei weitere wurde: die Platten, auf einer Reihe von Zugänge eröffnete. Letztendlich wurde das Steinen gelegt, gehörten Adelsfamilien, die Ghetto im Jahre 1848 aufgelöst und 1887 sie in Miete gaben. Besonders an diesem, von vollständig niedergeschlagen, als auch Piazza Handelsgeist geprägtem Stadtviertel, war die Giudea zerstört wurde. Das Straßennetz um starke Präsenz einiger der bekanntesten Via del Portico d’Ottavia, und die Straße römischen Bruderschaften, unter denen die selbst, ist von außerordentlichen Gebäuden Corporazione dei Pescivendoli mit Sitz in der gesäumt, die von bedeutenden Kirche Sant’Angelo in Pescheria, hervorragte. Patrizierfamilien gefördert wurden, welche In dieser Gegend sind wichtige die umliegenden antiken Monumente regel- Monumentalbauten konzentriert, und fast recht als Steinbrüche für die neuen Bauten IA DES PORTIKUS DER OKTAVIA IA DES PORTIKUS alle enden beim Portikus der Oktavia, der benützten, wobei sie zuweilen die eigenen V zum paradigmatischen Element und zum Wohnhäuser an die vorher bestehenden Bezugspunkt des gesamten Stadtviertels Bauten lehnten. Diese Gewohnheit hatte 17 geworden war. Direkt mit dieser Strasse ver- nicht nur einen funktionellen Aspekt, son- bunden waren auch der Circo Flaminio, der dern eine tief symbolische Bedeutung, zumal im Jahre 221 v. Chr. von C. Flaminius Nepos der reiche Bürgerstand, der in diesem Viertel errichtet wurde, demselben, dem auch die wohnte, in der augusteischen Zeit ein wieder Via Flaminia zu verdanken ist, und der impo- zu belebendes Ideal identifizierte. sante Bau des Marcellus-Theaters. Der ein- drucksvolle Hintergrund der Strasse, auf der Das erste Gebäude, auf dass man auf der Via Seite in Richtung Fluss, ist von einem weite- del Portico d’Ottavia von der Via del Pianto Die Strassen von Rom ren bedeutenden architektonischen Werk aus stößt, ist das Haus des Lorenzo Manili, gebildet, das 62 v. Chr. von Lucio Fabricio im Jahre 1468 in seinen Grundmauern vorangetrieben wurde: Pons Judaeorum, erbaut. Hervortretende Besonderheit dieses oder Fabricio–Brücke (auch bekannt unter kleinen Gebäudes ist der lange Streifen, der dem Namen Ponte Quattro Capi, wegen der über die gesamte Fassade verläuft und eine zwei vierköpfigen Hermes-Stelen des Janus), lateinische Inschrift mit griechischen Worten die bis zur Errichtung der Sixtus Brücke enthält und mit antiken Hochreliefs verziert (1475) die wichtigste Verbindung mit ist, die den Bau des Gebäudes darstellen. In Trastevere darstellte. Der Name, der noch der eleganten Komposition der Schrift wur- den Formeln, Archaismen und epigraphische dankt. Der Portikus bestand aus einer doppel- Buchstaben der augusteischen Zeit verwen- ten Säulenreihe, die sich nach hellenistischer det; darin erscheint außerdem das Datum Art um zwei Tempel herum erhob: der Tempel 2221 ab Urbe condita, also das Baujahr mit des Giove Statore und der Tempel, der Bezug auf die Gründung Roms. Giunone Regina gewidmet war. Veranlasst Auf der linken Seite des Hauses der Manili, wurde der Bau 146 v. Chr. von Cecilio Metello also Richtung Piazza Costaguti, Platz, der Macedonico, der den Architekten ursprünglich Zugang zum Getto war, liegt der Hermodoros di Salamina dafür beauftragte. sogenannte Tempietto del Carmelo, der klei- Zwischen 27 und 23 v. Chr. ließ Augustus ihn ne Carmelo-Tempel, ein eindrucksvoller Bau, erneuern und seiner Schwester Oktavia wei- der, halb Kapelle, halb typisch römische hen; später wurden neue Bauarbeiten, von Heiligenkirche, 1759 zu Ehren der Santa Settimio Severo und auch von Caracalla ver- Maria del Carmelo, sogenannte del Monte anlasst, auf den sich die Inschrift auf dem Libano, errichtet worden war. Mit halbellipti- Tympanon der Zugangspropyläen bezieht. schem Grundriss und äußeren robusten Dieser besteht aus einer großen Säulenhalle Säulen, die sich an der Vorhalle der Kirche mit korinthischen Säulen. Links vom Portikus Santa Maria della Pace orientieren, stellt er liegt die Pescheria, die im Mittelalter solch eine bedeutende Entwicklung der große Bedeutung hatte, dass sie für die Votivkapelle mit dem Madonnenbildnis zu Gestaltung des Stadtviertel-Wappens aus- monumentalen Formen dar. Die malerische schlaggebend war: ein silberner Fisch, der kleine Kapelle war für die „prediche coatte“, den alten Fischmarkt symbolisiert. Die die Zwangspredigten, bestimmt, die zu dem Verkaufsstände, malerisch zwischen den Zweck dienten, die Juden in die katholische Säulen des Portikus der Oktavia gelegen, blie- Religion einzubeziehen. Die Nummer 13 war ben bis zum Jahre 1880 in Betrieb. Auf der das Haus der Fabi aus dem 16. Jh., das soge- Rückseite, unter Nummer 25 von Via di nannte casa cinquecentesca dei Fabi, wel- Pescheria, erhebt sich ein mittelalterlicher ches von einer Loggia gekrönt und mit einem Turm, der auf das 13. Jh. zurückzuführen ist schönen, von Arkaden gezierten Hof ausge- und den Familien Grassi und Particappa stattet ist. Die Familie Fabi di Pescaria war gehört hatte. An der Via del Portico d’Ottavia eine zeitlang Besitzer des Marcellus- befindet sich auch die wichtigste Kirche des Theaters. Unter den Bauwerken, die den Weg Viertels, zwischen der Säulenhalle des kennzeichnen, ist der Portikus der Oktavia Portikus „eingefasst“, nämlich die Kirche mit Sicherheit das Bedeutendste, dem die Sant’Angelo in Pescheria. Ursprünglich Sankt Straße selbst auch ihre Namengebung ver- Paul gewidmet, wurde sie im Jahre 755 errichtet, wovon das wertvolle, auf der lin- ken Eingangswand eingemauerte Epigraph zeugt. Zusammen mit der neuen Widmung für IA DES PORTIKUS DER OKTAVIA IA DES PORTIKUS V Sant’Angelo im Jahre 1192, kam der Zusatz in foro piscium hinzu. Die Struktur des Tempels, 18 nach einer dreischiffigen Basilikenanlage erbaut, wurde mehrmals restauriert. Zuerst Ende des 16. Jh. mit den Arbeiten, mit denen die Università dei Pescivendoli (Universität der Fischverkäufer) Martino Longhi il Vecchio beauftragte; danach wurde sie im Jahre 1599 vollständig von Giacomo della Porta restau- riert. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche

Die Strassen von Rom schließlich durch die vollkommen neue Wiederherstellung, die Pius IX. im Jahre 1864 veranlasste, und die der Architekt Alessandro Betocchi durchführte. Bedeutenden Wert haben auch die Werke, die im Inneren der Kirche aufbewahrt werden, darunter ganz besonders die reiche Verzierung der kleinen Kapelle Sant’Andrea dei Pescivendoli. Architektonisch der Kirche anliegend steht das Gebäude, in dem sich das Oratorium verschiedene Steine aus der Zeit des Ghettos Oratorio di Sant’Andrea dei Pescivendoli aufbewahrt werden. Das letzte Stück der Via befindet, dessen Fassade ein Hochrelief del Portico d’Ottavia, auf der dem Tiber hin- schmückt, das ein schönes Bild des Apostolo gelegenen Seite, führt an den großartigen pescatore darstellt. Die antike „Università Resten des Marcellus-Theaters entlang. Von dei Pescivendoli“, die schon seit dem 10. Jh. Caesar begonnen, der ein dem Pompeius unter Schirmherrschaft der Heiligen Pietro Theater ähnliches Bauwerk schaffen wollte, und Andrea bestand, hatte seit dem 16. Jh wurde es von Augustus vollendet, der es sei- ihren Sitz in der Kirche Sant’Angelo, wo sie nem Neffen Marcellus, Sohn der Schwester von einer eigenen Kapelle (die von Oktavia, widmete. Der Bau des Theaters, das Sant’Andrea) Gebrauch machen konnte. Als aus zwei Arkadenreihen aus Travertin die Universität im Jahre 1687 Bruderschaft besteht, unterbrach das umliegenden wurde, erhielt sie das Benutzungsrecht eini- Straßennetzes (der der Pietas geweihte ger, der Kirche anliegenden Räume, mit der Tempel wurde zerstört), dennoch entstand Erlaubnis, anstelle der sich darin befinden- mit ihm ein wichtiger, sowohl wirtschaft- den Werkstätten, ein Oratorium zu bauen. So licher als auch kultureller Verbindungspunkt entstand das Oratorio di Sant’Andrea dei zwischen dem Stadtviertel Sant’Angelo und Pescivendoli, das im Jahre 1689 vom dem Kapitol. In den Strukturen des Theaters, Architekten Filippo Tittoni gebaut wurde. auf den Ruinen der Bühne und der Cavea, Neben dem Portikus erhebt sich unter den wurde eine außerordentliche Adelsresidenz Hausnummern 28-29 der ausgeglichene und geschaffen, die als Palazzo Orsini unter der harmonische Bau des Häuschens der Vallati, Nr. 30 der Via di Monte Savello in die der sogenannten casina dei Vallati, dessen Geschichte einging. Die im Mittelalter ent- Name von der Familie stammt, die viele standene Festung gehörte zuerst der Familie Besitztümer im Stadtviertel ihr Eigen nannte Pierleoni, dann der Familie Savelli und und ihre Familienkapelle in der Kirche schließlich, ab 1716 der Familie Orsini. Auf Sant’Angelo in Pescheria besaß. Das dem mittelalterlichen Kern des Gebäude, heute Sitz der Aufsichtsbehörde für Baukomplexes, direkt über den äußeren Denkmalschutz der Gemeinde von Rom, hat Arkadengängen der Cavea des Theaters, ließ sowohl wegen seiner architektonischen die vornehme Familie Savelli ihren Palast Struktur als auch wegen der gut erhaltenen (daher der heutige Name Monte Savello), mittelalterlichen Mauerwerke eine große vom beruehmten sienesischen Architekten Bedeutung. Es kam im Laufe der von den Baldassarre Peruzzi zwischen 1523 und 1527 Architekten Alberto Calza Bini und Paolo errichten. Weitere Bauarbeiten wurden im Fidenzoni 1926 durchgeführten Grabungen 18. Jh. mit dem Einzug der Orsini unternom- für die Freilegung und Restaurationsarbeiten men. des nahe gelegenen Theaters ans Licht. Der Am Ende der Via del Portico d’Ottavia steht IA DES PORTIKUS DER OKTAVIA IA DES PORTIKUS Bau besteht aus zwei Gebäuden, die jeweils die Kirche von San Gregorio Magno della V auf das 14. Jh. und auf das 16. Jh. zurückrei- Divina Pietà ai Quattro Capi, die sich, iso- chen, jedoch Teil eines einzigen liert und elegant, vor der Fabricio-Brücke 19 Wohnkomplexes sind (der ältere Teil ist der erhebt (sie war auch als San Gregorietto neben der Kurve des Theaters). Das Tor bekannt, um sie von der größeren Kirche San neben dem Häuschen gibt einen wunderschö- Gergorio al Celio, de ponte Judaerom zu nen Blick auf die Arkaden des Theaters und unterscheiden). Antiken Ursprungs, wahr- auf die Säulenteile des Apollo Sosiano scheinlich aus dem 11. Jh., wurde die Kirche Tempels und des Tempels der Bellona, sowie zu Beginn des 18. Jh. nach dem Projekt von auf den mittelalterlichen Bau des Albergo Filippo Barigioni neu formuliert und Mitte des

della Catena frei. Auf der Höhe von einem darauf folgenden Jahrhunderts entschieden Die Strassen von Rom der Ghettozugänge wurde Ende des 19. Jh. restauriert. Im Jahr 1934 wurde eine Apsis der Tempio Maggiore della Comunità hinzugefügt. Die schöne Fassade wird Ebraica, die Synagoge, errichtet. Das großar- geschmückt von einem Oval mit einem raffi- tige Gebäude in Form eines griechischen nierten Fresko von Stefano Parrocel aus dem Kreuzes, von einer padiglionförmigen Kuppel 18. Jh. Von der Sakristei gelangt man in die beherrscht, wurde von den Architekten Räume der Krypta, deren Reste den Vincenzo Costa und Osvaldo Armanni im Strukturen des nahe gelegenen Theaters Mittelpunkt eines Gartens erbaut, in dem angehören. VIA DEI GIUBBONARI

er heutige Name, der sich schon seit einem Knotenpunkt des Straßennetzes dieser Ddem16. Jh. eingebürgert hatte, stammt Gegend, nur ein paar Schritte von der Brücke von den “gipponari”, den Jackenschneidern, entfernt, die Papst Sixtus IV. anlässlich des die sich dort zahlreich mit den eigenen Jubiläums des Jahres 1475 hatte errichten Werkstätten niedergelassen hatten. Die lassen und nahe der Straßenachsen, die die Straße, deren eine Seite zum Stadtviertel großen Mittelpunkte der Verwaltung und der Regola, und deren andere Seite zum Religion zwischen dem Vatikan und dem anti- Stadtviertel Parione gehört, war davor unter ken Campo Marzio miteinander verbanden. dem noch älteren Namen Via „Pelamantelli“ Die Straße verläuft außerdem in der Nähe bekannt, wobei sich auch dieser auf einiger der wichtigsten Sozialeinrichtungen Tätigkeiten im Bekleidungsbereich bezog, der alten Stadt: die Compagnia della nämlich die der „repezzori“ (die Flicker) und Santissima Trinità dei Pellegrini e die der „stramazzatori“ (die Rohseide- Convalescenti (Gesellschaft der Heiligen Händler): Mit dieser antiken Tradition verbun- Dreifaltigkeit der Pilgerer und der den, ist die Via dei Giubbonari auch noch Genesenden), die des Ospizio dei Cento Preti heute von zahlreichen Kleidungs- und (Heim der Hundert Priester), das ehemalige Stoffgeschäften durchzogen. Doch die Straße Ospedale dei mendicanti (Krankenhaus der war auch bekannt unter dem Namen Via di Bettler), welches Sixtus V. Ende des 16. Jh. Santa Barbara, nach der dort stehenden hatte errichten lassen, und das mit dem gleichnamigen Kirche, die in enger Conservatorio delle Zoccolette (Pension für Verbindung zu der Confraternita dei Librari Huren) verbundene povere mendicanti dei (Bruderschaft der Buchhändler) stand. Santi Clemente e Crescentino (arme Zuweilen wurde die Straße auch unter dem Bettlerinnen des Ordens der Heiligen Clemens Namen Via Florida erwähnt. Sie entspricht und Crescentino). Die Straße, der die moder- einer antiken Arkadenstraße, der porticus nen Straßenschilder nicht den alten Reiz maxima und stellte die natürliche haben nehmen können, liegt zwischen dem Verlängerung der Via del Pellegrino, die Via modernen Largo Cairoli und der berühmten Florida oder Florea genannt wurde, dar. Ihr Piazza Campo dei Fiori, oder auch Platea Name wurde allgemein auf die Verkehrsader Campi Forum, ein Ort für Märkte (zur Zeit von erweitert, die von der Engelsbrücke bis zur Papst Paul II. wurde dort der Markt für Kirche Santa Maria del Pianto führte, und wel- Lebensmittel abgehalten) und Hinrichtungen. che den heutigen Straßen Via dei Banchi Via dei Giubbonari, deren Name die volkstüm- Vecchi, Via del Pellegrino, Piazza Campo dei liche und malerische Wirklichkeit einer gan- Fiori und Via dei Giubbonari entspricht. Es zen Epoche wachruft, verläuft im Herzen handelte sich um die Via Peregrinorum, die eines Gebiets, das durch die Niederlassung Straße, welche die Pilger auf dem Weg zum ansehnlicher Familien berühmt wurde. Das VIA DEI GIUBBONARI Vatikan entlang pilgerten, und aufgrund derer adelige Geschlecht wurde von den architekto- dort zahlreiche Herbergen und nischen und symbolischen Bauten des Palazzo 20 Handwerksbetriebe entstanden. Zwischen Via Farnese und des angezogen, dei Giubbonari und Via dei Balestrari erinnert die sich wiederum in einem Stadtteil befan- eine eingemauerte Inschrift an die Eröffnung den, das mit der ältesten Geschichte Roms der heutigen Via del Pellegrino durch Papst verbunden ist. Nicht zu vergessen, dass die Sixtus IV., der auch die Instandsetzung von Straße am Ort vorbeiführte, an dem das Piazza Campo dei Fiori wollte. Via dei Pompeius-Theater stand. Es handelt sich um Giubbonari ist eine der bekanntesten Straßen das erste beständige Theater Roms, theatrum der Gegend zwischen den beiden historischen marmoreum, Es war überdies das größte der

Die Strassen von Rom Stadtvierteln, ist seit jeher mit der Stadt und wurde von Pompeius zwischen den Handelstätigkeit verbunden und wird als das Jahren 61 und 55 v. Chr. erbaut. Der römische wahre Herz des Handels und des Handwerks General ließ zuerst den Tempel der Venere der Stadt betrachtet. Diese vorwiegende Vincitrice bauen, auf dem Mitte des 15. Jh. Tendenz führte dazu, dass viele Zünfte und der Orsini Pio Righetti Palast errichtet wurde, Handwerkerbruderschaften diesen Ort für die und danach das Theater, dessen runde Form eigenen Hauptsitze auswählten, und dass heutzutage am Verlauf der Via di Grottapinta wichtige Patrizierfamilien sich innerhalb die- zu erkennen ist. ses weiten und bunten städtischen Gefüges Das erste bedeutende Gebäude, auf dass man niederließen. Die Straße liegt nämlich an in Via dei Giubbonari auf Seiten des Viertels Regola stößt, ist der , der mit der Haupttreppe und der Bau des Bogens Palast der Barberini, Hausnummer 41, auf der Rückseite der Straße, die eben des- gekennzeichnet durch das unverwechselbare wegen Via dell’Arco del Monte heißt. Von der Bienen-Symbol, welches das Wappenemblem Via dei Giubbonari hat man einen wunder- der mächtigen Familie darstellt. Das Gebäude schönen Blick auf diesen Bogen. Auf dem Weg wurde auf dem von den Häusern der Scapucci entlang der Straße hat man die Möglichkeit, besetzten Gebiet erbaut, eine mit den Orsini an einigen der schönsten und bedeutendsten verbundene Patrizierfamilie, deren Häuser Kirchen der Stadt Halt zu machen, von denen Monsignor Francesco Barberini im Jahre 1581 eine genau in der Mitte der Straße steht: Es erwarb. Der Palast, dem der Bauherr die Form handelt sich um die kleine Kirche namens einer richtigen Festung verleihen wollte, Chiesa di Santa Barbara, sogenannte aber umfasste einen großen Hof, die Ställe und auch dei Librari, also der Buchhändler. In eine Reihe von Werkstätten. Der Besitz alten Zeiten gegründet, ist ihr Namenszusatz erweiterte sich überdies auf die architekto- auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie im nisch anliegenden Häuser. Bei der Bauleitung Jahre 1601 der Confraternita dei Librari, der folgten verschiedene Architekten aufeinan- Bruderschaft der Buchhändler, beziehungs- der, allesamt von großer Berühmtheit, die sie weise dem Verband, der die Buchhändler, die in der damaligen Zeit auszeichnete: Flaminio Drucker und die Buchbinder vereinte, überge- Ponzio, Fabrizio Breccioli, Carlo Maderno. Das ben wurde, deren Werkstätten sich in diesem Gebäude wurde später auf Wunsch von Carlo Stadtteil befanden. Die ursprüngliche Kirche Barberini erweitert, dem es von seinem von Santa Barbara entstand kurz nach dem bekannteren Bruder Maffeo, der den päpst- 10. Jh. in einem Bogen des dahinter gelege- lichen Stuhl mit dem Namen Urban VIII. nen Pompeius-Theaters, noch innerhalb des bestiegen hatte, im Jahre 1623 überlassen Stadtviertels dei Satiri (in der Zeit wurde die worden war. Zwischen 1640 und 1644 leitete Kirche auch in Satro genannt), welches das der von Taddeo Barberini beauftragte römi- Gebiet bis hin zu den heutigen Straßen Via dei sche Architekt Francesco Contini die Chiavari und Via di Grottapinta umfasste. Erweiterungsarbeiten gen Via dei Pettinari Nach dem Aufenthalt der Jesuiten, die dort und baute den neuen Eingang auf der Seite Ende des 16. Jh. eine zeitlang den Richtung Piazza del Monte di Pietà. Das Domus Gottesdienst zelebrierten, erfuhr die Kirche magna der Barberini wurde endgültig Mitte zu Beginn des darauf folgenden Jahrhunderts des 18. Jh. fertig gestellt, als es, nachdem es eine erste radikale Restaurierung, die der als Ordenshaus der Barfüßigen Karmeliten Kirche die heutigen barocken Formen verlieh. gedient hatte, von dem Monte di Pietà erwor- Nach einem weiteren Eingriff, Mitte des 19. ben wurde. Der vom neuen Besitzer geförder- Jh., wurde die Kirche 1879 von der „Pia ten, weiteren Vergrößerung, entspricht das Unione per il suffragio dei trapassati“ über- von Nicola Giansimoni gebaute ovale Atrium nommen, welche anstelle der vorhergehen- den Bruderschaft getreten war, die sich inzwi-

schen aufgelöst hatte. Nach einer recht dun- VIA DEI GIUBBONARI klen Zeit, während der die Kirche von Santa Barbara sogar entweiht und als Lagerhaus ver- wendet worden war, wurde sie erneut restau- 21 riert und dem Gottesdienst eröffnet. Der klei- ne und harmonische Platz vor der Kirche wird von ihrer hellen Fassade, Werk des römischen Malers Giuseppe Passeri, beherrscht, deren Spitze von einer Statue aus Travertin der Heiligen Eponima krönt. Das Kircheninnere, auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes

angelegt, ist von einer Vierung bedeckt, die Die Strassen von Rom von einer reichen und eleganten Stuckverzierung um Freskenovale durchzogen ist. Die Öffnung auf der Via dell’Arco del Monte, genau vor Largo dei Librari, gibt den Blick auf einen Teil des Palastes des alten Monte di Pietà frei, heutiger Sitz der römi- schen Bank „Banca di Roma“, in dessen Innerem sich eines der besten Beispiele des spätrömischen Barocks befindet: Die Cappella man in die Gasse Vicolo delle Grotte, schon della Santissima Trinità, Kapelle der Heiligen der Krypten, so genannt wegen der Dreifaltigkeit. Dieses monumentale Gebäude, Wandelgänge des Pompeius-Theaters, die spä- dessen ursprünglicher Kern aus dem 16. Jh. ter als Werkstätten benützt wurden. Unter stammt, und auf dem Carlo Maderno im Jahre den, sich auf der Seite der Via dei Giubbonari, 1604 weiterbaute, schließt die von Francesco die noch zum Stadtviertel Parione gehört Paparelli zwischen 1639 und 1642 geplante befindlichen Gebäuden, tritt besonders der Kapelle mit ein. Sie wurde als Monument ent- barocke Bau des Palazzo Ghetti, Nr. 89 her- worfen, um die Geschichte und die wohltäti- vor, der sich als Eckhaus zwischen Via dei gen Zwecke des Institutes Monte di Pietà zu Giubbonari und Via dei Chiavari erhebt und preisen. Das Institut Monte di Pietà wurde dessen schönes Eingangstor mit Balkon ins 1539 vom Minorit Matteo Calvi gegründet mit Auge sticht. Letzte Haltestelle auf dem dem Ziel, Geld zu sehr geringen Zinssätzen zu Spaziergang durch diese Straße ist die Kirche verleihen, um der sozialen Plage des Wuchers Chiesa di San Carlo ai Cantinari, wahrhafti- Einhalt zu gebieten. Es wurde später, im ges Meisterwerk des Stadtteils. Sie befindet Jahre 1798 von der französischen Verwaltung sich an der Mündung der Straße in Richtung abgeschafft. Nach etlichen Begebenheiten Via Arenula. Ihr Ursprung reicht auf das Ende wurde es schließlich ab 1937 in die römischen des 16. Jh. zurück, als sich die Gemeinschaft Sparkasse „Cassa di Risparmio di Roma“, der der Barbaniti, die Kongregation der heutigen Banca di Roma, aufgenommen. Die Geistlichen, die in Mailand von Sant’Antonio Kapelle belebt eine sehr reichhaltige Maria Zaccaria gegründet wurde, in Rom bei Dekoration aus wertvollen Skulpturen, die von der Kirche von San Biagio de Anulo niederließ, kostbaren bunten Marmorbildwerken und welche sich zwischen der heutigen Gasse Vergoldungen besonders hervorgehoben wird. Vicolo dei Chiodaroli und der Straße Via dei Der Entwurf der Innendekoration, zwischen Monti della Farina befindet. Die Geistlichen 1600 und 1670 von Giovanni Antonio De Rossi begannen alsbald die umliegenden geschaffen, sah auch strukturelle Grundstücke aufzukaufen, in denen die soge- Veränderungen vor und wurde Ende desselben nannten „catinari“, also die Töpfer, ihren Sitz Jahrhunderts von Carlo Bizzaccheri vollendet. hatten. Später erhielten sie die Erlaubnis, Auf der Straße Via dell’Arco del Monte, neben dem alten Pompeius-Theater eine neue erhebt sich die Kapelle Cappella della große Kirche zu bauen, die Kirche von San Madonna del Soccorso, eigentlich eine brei- Carlo Borromeo, großer Bewunderer des te, von Gittern abgeschirmte Nische, die im Barnabita Ordens. Die Bauarbeiten begannen Jahre 1759 erbaut wurde, als Monte di Pietà Anfang des 17. Jh. nach dem Projekt des aus das neben dem eigenen Palazzo gelegene den Marken stammenden Architekten Rosato Gebäude erworben hatte, bereits Sitz der Rosati und zogen sich, wenngleich in abwech- Barfüßigen Karmeliten, die es ihrerseits von selnden Phasen, bis zur Mitte des der Barberini Familie erhalten hatten. Jahrhunderts hinaus. Aus dam Jahr 1638

VIA DEI GIUBBONARI Eigentum der Barberini war außerdem das stammt die wunderschöne Fassade von Haus aus dem 16. Jh., das sogenannte casa Giovan Battista Soria: Das Oval oberhalb des cinquecentesca, Hausnummer 47. Seine har- mittleren Eingangstors beinhaltete die 22 monisch gestaltete Fassade wird von elegant Malerei von Guido Reni, welche den San Carlo umrahmten Fenstern unterbrochen, unter in preghiera, den Heiligen Karl im Gebet, dar- denen ganz besonders die mit prunkvollen stellte. Heute ist sie im hinteren Teil des Rosetten besetzten, umwölbten und mit Chores der Kirche zu sehen. Ganz besonders Tragbalken verzierten Fenster hervortreten an dem Bau ist jedoch das Rippengewölbe, (Vasari schreibt dieses Werk einem das auf einer sehr hohen Trommel stützt und Architekten des Kalibers Baldassarre Peruzzi von insgesamt zwölf kleinen Fenstern zu). Die wunderschöne Fassade war überdies beleuchtet wird. Eine für die Tradition der

Die Strassen von Rom mit einer großen, heute sehr verblassten römischen Baukunst kühne und innovative Fassadenmalerei versehen, im Einklang mit Struktur. Auch das Kircheninnere stellt sich der im 15. und 16. Jh. in Rom eingeführten wie eine wahrhaftig ausgewählte Sammlung Mode, die Fassaden der adeligen Paläste mit der Malerei aus der Zeit zwischen dem 17. Malereien und Sgraffiti zu verzieren. Die darin und dem 19. Jh. Darunter stechen besonders enthaltenen Darstellungen wurden meist der die Werke der Maler des Kalibers von Giovanni Mythologie entnommen und zielten darauf, Lanfranco und des Domenichino hervor, den Ruhm der Eigentümerfamilie des Schöpfer der wunderschönen Fresken der Gebäudes hervorzuheben. Kurz danach biegt Kuppel. VIA DI CAMPO MARZIO

iese Strasse verbindet die Via degli Uffici den Baubestandes. Seit der Renaissance lie- Ddel Vicario (Sitz der Notariatsbüros des ßen sich hier wichtige Adelsfamilien nieder, Gerichtshofes) und die Piazza di San Lorenzo die den Bau der eigenen Palazzetti in dieser in Lucina (im Herzen einer Gegend, durch die Gegend förderten: In der Via del Campo die Grenze zwischen dem gleichnamigen Marzio wohnte die drittwichtigste Familie des Bezirk Campo Marzio und dem Bezirk Colonna Bezirkes, die Contis. Im Laufe der folgenden lief). Sie war auch als Via di Santa Maria in Jahrhunderten gipfelte diese Tendenz in der Campo Marzio bekannt, aufgrund des syrisch- Ausführung von prominenten Bauwerken wie antiochenischen Klosters, das sich am nahe- Palazzo Chigi und insbesondere Palazzo liegenden Platz (ebenfalls Campo Marzio Montecitorio auf den naheliegenden bzw. bezeichnet) befindet. Die Strasse nimmt gleichnamigen Plätzen. Gleichzeitig wurden einen beschränkten, aber eindrucksvollen im Zuge der großartigen städtebaulichen Abschnitt des alten Campo Marzio (des Strukturierung, die in der ersten Hälfte des Marsfeldes) ein. Dieser wurde als das weitge- 16. Jh.s zur Definition vom Tridente führte, hende, ebene Gelände identifiziert, das für gezielte Maßnahmen zur Rationalisierung der die Kriegsvorbereitungen der römischen umliegenden Strassen und Plätze getroffen. Legionen bestimmt war und wo ein dem Mars Mitte des 17. Jh.s wurde auf Veranlassung von (röm. Kriegsgott) geweihtes Heiligtum errich- Papst Alexander VII. Chigi die Regulierung der tet wurde. Aus dem Campo Marzio ergaben Strasse vorgenommen, die von San Lorenzo in sich übrigens die nachherigen Ortsnamen. Auf Lucina zum Marsfeld führte. Diese Vorkehrung diesem Acker entstanden in kurzer fand Widerhall im Wappen des Entfernung und kurz aufeinander einige der Papstgeschlechts, das von drei Hügeln im prominentesten Denkmalkomplexe der Relief gekennzeichnet ist, und an der Ecke Antike, viele von denen umgeben heute noch zwischen dem ehemaligen Caracciolini Kloster das durch die gegenwärtige Via di Campo und Via di Campo Marzio zu sehen ist. Das Marzio durchquerte Areal, wie das Pantheon heutige Gefüge dieses Areals geht auf die auf der naheliegenden Piazza della Rotonda Maßnahmen der Zeit nach der Einigung und das Hadrianeum auf der Piazza di Pietra. Italiens zurück, letzteren ist auch die Ein für die Verstädterung dieses Gebiets ent- Einweihung von der Piazza del Parlamento scheidendes Ereignis war im Mittelalter die zuzuschreiben, die städtebaulich als würdiger Gründung des Konvents von Santa Maria della Zugang zum Parlament sowie zum naheliegen- Concezione in Campo Marzio, das höchst den Banco di Santo Spirito konzipiert wurde. wahrscheinlich bereits im Jahre 806 um die gleichnamige Kirche entstand, die ihrerseits Via di Campo Marzio, ursprünglich bekannt IA DI CAMPO MARZIO um die Mitte des 8. Jahrhunderts von Papst durch die berühmten Kurzwaren- und V Zacharias einer Gruppe von Basilianernonnen Garngeschäfte, die sie flankierten, beginnt zugewiesen wurde. Das ehemalige Kloster, von der Via degli Uffici del Vicario mit einem 23 heute Dependance der Abgeordnetenkammer, Bauwerk aus dem 18. Jh., Palazzo Orlandi, umfasst auch die Kirche von San Gregorio an der Hausnummer 1. Dieser ist an der Ecke Nazanzieno, die 795 als Oratorium entstand mit einer eindrucksvollen heiligen Nische und im 12. Jh. mit einem Glockenturm berei- (Ädikula der Maria) verziert, einer der vielen chert wurde. Die Kirche Santa Maria in Campo „Madonnelle“ (Madonnenbilder) so typisch für Marzio wurde an ihrer gegenwärtigen Stelle Rom, die dazu bestimmt waren, den jeweili- 1563 auf Entwurf von Giacomo Della Porta gen Bezirk bzw. die entsprechende Strasse zu gebaut, dem im Laufe der Zeit Carlo Maderno schützen. Die Ergebenheit des Volkes findet in Die Strassen von Rom und Francesco Paparelli folgten. Sie wurde diesem Falle ihren Ausdruck in einer bemal- 1668 – 1685 von Giovanni Antonio De Rossi ten Statue aus Terrakotta, die die Jungfrau umgestaltet und erhielt letzten Endes Maria mit Schlange darstellt. Sie ist in einem dadurch ihre barocken Züge. Beide Kirchen raffinierten, ovalen Stuckrahmen zu sehen, wurden 1563 in denselben Klosterkomplex umgeben von fliegenden Engeln und einem eingegliedert. Um dieses Gebiet war bereits Baldachin. im 12. Jh. ein ziemlich dichtes Baugewerbe zu Sie ist auf den Beginn des 18. Jh.s zu datie- verzeichnen, vor allem wegen der zahlreichen ren. Die Nische ist ein kostbares Exemplar des Besitztümer des Klosters und des angrenzen- Rokokostils, wobei die Statue von einem unbekannten Bildhauer des 19. Jh.s stammt. Hausnummer 69, wonach ursprünglich ein An der Hausnummer 74 ist die Druckerei der Abschnitt der heutigen Via di Campo Marzio Abgeordnetenkammer zu finden, die am sel- benannt wurde. Es handelt sich aller ben Ort entstand, wo sich einmal das Kloster Wahrscheinlichkeit nach um denselben Palast der Padri della Missione aus dem 17. Jh. der Portugiesischen Botschaft, der in den befand. Die Kongregation der Signori della Plänen von Rom aus dem 18. Jh. erwähnt Missione, der sogenannten Lazaristen, wurde wird. Hier ließ sich die vornehme Familie des in Paris vom Hl. Vincenzo de Paoli gegründet. Botschafters nieder, die in Rom seit dem 15. Dieser erwarb 1659 den Palast vom Kardinal Jh. anwesend war und mit den mächtigen Toschi neben Montecitorio mit dem Absicht, Geschlechtern der Orsini, Farnese und Ruspoli daraus seine Wohnstätte zu machen. Im aus- verwandt war. Die Fassade ist in der Mitte mit gedehnten Areal zwischen der heutigen Via einem imposanten Portal aus dem 17. Jh. della Missione, Via degli Uffici del Vicario und geschmückt, auf dem das Wappen der Via di Campo Marzio wurde dank der Marescotti zu sehen ist, (mit einem auf den Großzügigkeit der Herzogin D’Anguillon Maria Hinterbeinen stehenden Panther, auf dem ein Magdalena De Vignarod ein großartiger gekrönter Adler ragt). Daneben erhob sich der Komplex gebaut, der die kleine Chiesa della inzwischen zerstörte Palazzo Rondinini, der Santissima Trinità (Kirche der Hl. im 16. Jh. gebaut und danach verlassen Dreifaltigkeit), ein Wohngebäude und auch wurde, als die gleichnamige Familie in das einen Garten umfasste. Mitte des 18. Jh.s naheliegende Gebäude an den Corso umzog. wurden sowohl das Gotteshaus als auch die Am Ende des Largo dell’Impresa, dessen Wohnstätte umgebaut (der erste Entwurf von Name darauf zurückzuführen war, dass hier Bernardo Della Torre ist heute komplett ver- das Impresa del Lotto seinen Sitz hatte, war ändert). Daraufhin, 1876-1914, wurde der die Casa degli Agostiniani di Santa Maria del ganze Komplex enteignet. Der ursprüngliche Popolo, mit der Hausnummer 3, die 1748 Eingang des Wohngebäudes, dem ein Portal wiedererrichtet wurde. An der Mauer, die sich aus dem XV. Jh. mit nachherigen Ergänzungen in Richtung Via in Lucina hinzieht, ist eine eingefügt ist, befindet sich in der Via degli Tafel angebracht, die an die Auffindung des Uffici del Vicario Hausnummer 17, wobei der Obelisk von Psammetikh II. erinnert, der auf Eingang zur Kirche in der Via della Missione Wunsch von Augustus aus Heliopolis nach Rom Hausnumer 1 zu finden ist. Im Laufe der gebracht worden war und auf dem Marsfeld Bauarbeiten zur Vollendung des Complesso als Schattenstab einer riesengroßen della Missione kamen Überreste der Ustrina Sonnenuhr diente. Aufgefunden wurde er der Antonini Herrscher (d.h. der Stellen, an 1587 von Domenico Fontana, aber vollständig denen die Mitglieder der kaiserlichen Familie ausgegraben wurde er erst im Jahre 1789 verbrannt wurden) ans Tageslicht. Am selben während des Pontifikats von Pius VI. Daraufhin Ort befand sich in der Antike die monolithi- wurde er mit Teilen der Colonna Antonina IA DI CAMPO MARZIO V sche Säule aus rotem Granit, die 105-106 zu restauriert und schließlich an der Piazza di Ehren des göttlichen Antoninus Pius errichtet Montecitorio durch den Architekten Giovanni 24 wurde. Ausgegraben im Jahre 1705 wurde sie Antinori aufgestellt. Unterhalb des unter Papst Pius VI. zerteilt und zur Fundaments eines Gebäudes aus dem 18. Jh. Instandsetzung von Obelisken und anderen an der Hausnummer 48 in der Via del Campo antiken Kunststücken wiederverwendet. Nur Marzio, dessen Fassade von einer ornamenta- der kostbare Säulenfuß aus wertvollem, itali- len Stuckverzierung gekennzeichnet ist, wur- schem Marmor blieb erhalten. Dieser befand den im Hof Spuren des Strassenpflasters auf- sich eine Zeitlang auf der Piazza Montecitorio, gefunden, wo griechische Inschriften aus wohin er auf Veranlassung von Papst Benedikt bronzenen Buchstaben betreffend die

Die Strassen von Rom XIV. im Zuge von Restaurierungen durch Sonnenuhr von Augustus mit Angabe der Ferdinando Fuga gelangt war, und wurde Tierkreiszeichen sowie des Sternbildes der danach im Cortile delle Corazze im Vatikan Venus eingefügt sind. Als nächstes ist Palazzo aufgestellt. Nach einem Gebäude aus dem Magnani, mit Hausnummer 46, zu bewun- 16. Jh., mit den Hausnummern 72-73, des- dern. Dieser war der ehemalige Sitz der sen Fassade durch künstlerische Accademia Filodrammatica Romana, die Graf Gurtgesimsleisten rhythmisiert ist, gelangt Giuliano Caprinica Del Grillo als Vorstand man zu einem der bedeutendsten Bauwerken führte. Das Gebäude ist mit einer harmoni- dieser Strasse, Palazzo Marescotti, mit den schen Fassade aus dem XVIII Jh. versehen, die mit kostbaren Stuckverzierungen, rhythmisch Abgeordnetenkammer) gewonnen worden abwechselnden Fenstern mit eleganten war. Der Architekt aus Palermo schuf eine Umrahmungen, einem zentralen Eingang mit effektvolle Fassade, die er mit Anregungen einem bogenförmigen Hauptgesims, und des Liberty-Stils belebte und von einer künstlerisch wertvollen, großen Konsolen ver- „monumental-grandiosen“ Tendenz inspiriert ziert ist. Etwa in der Mitte von Via di Campo war. Diese Tendenz war typisch für die römi- Marzio öffnet sich der Raum zur trapezförmi- sche Architektur in den Jahren der gen Piazza del Parlamento, auf dem sich der Vorbereitung der Weltausstellung im Jahre Palazzo del Parlamento und das Gebäude 1911, die als Verherrlichung des 50. Jubiläums des Banco di Santo Spirito befinden. Der der Proklamation von Rom zur Hauptstadt erste wurde 1903-1927 von Ernesto Basile Italiens gedacht war. Auf der Fassade zeich- errichtet. Der Architekt lehnte den neuen nen sich die von Domenico Trentacoste ange- Gebäudeteil an den hinteren Bauabschnitt fertigten allegorischen plastischen Gruppen des Palazzo di Montecitorio. Das sich daraus ab, die auf die Wiedererweckung und auf den ergebende gewaltige, viereckige Bauwerk Triumph des italienischen Volkes hindeuten. einverleibte den Saal Camotto, der seiner- Der neue Parlamentssitzungssaal, der dem seits Ende des 19. Jh.s vom Hof des antiken klassischen Vorbild der römischen Theater Palazzo della Curia Innocenziana, d.h. vom folgt, wurde mit einer strahlenförmig verzier- Palazzo di Montecitorio (seit 1871 Sitz der ten Glasdecke mit einer markanten Liberty- Prägung versehen, deren Innenseite Giulio Aristide Sartorio schmückte. Sartorio führte den langen Verzierungsfries aus, der die Allegorien der Zivilisation und der Geschichte Italiens zeigt. Der naheliegende Palast an der Hausnummer 18, ehemaliger Sitz der Banca d’Italia, wurde 1918 – 1923 infolge des Abbruchs der vorherigen Strukturen - darun- ter auch Bauten wie der Palast der Familie Chigi und der Palast der Grafen von Palombara - von Marcello Piacentini (einer der prominentesten Figuren der römischen Architektur in den Jahren des sog. Governatorato) in klassizistischer Form erbaut. Die Strasse endet mit dem Gebäudekomplex an der Ecke zwischen der Via di Campo Marzio und der Piazza di . IA DI CAMPO MARZIO Dieser war in vergangenen Zeiten der Sitz des V Klosters der Chierici Regolari Minori di San Francesco Caracciolo, auch Caraccilini 25 benannt. Der Orden wurde 1588 in Neapel gegründet; die Messen wurden in der angren- zenden Chiesa di San Lorenzo in Lucina zele- briert, die 1606 den Ordensbrüdern von Papst Paul V. zugewiesen wurde. Das Gebäude beherbergt heute eine höchst repräsentative Carabinieri-Kaserne, aber es wurde zwischen

1663 und 1665 auf Entwurf von Carlo Rainaldi Die Strassen von Rom wiedergebaut und zum Kloster umgewandelt. Der Architekt arbeitete am bereits bestehen- den Bauwerk aus dem vorherigen Jahrhundert (Palast und Garten der Familie Acquaviva), wobei der hintere Flügel, der auf den Piazza del Parlamento blickt, 1690-1700 von Francesco Carlo Bizzaccheri ausgeführt wurde. VIA DEI CESTARI

ie Via dei Cestari ist die Strasse, die die der Piazza della Pigna, Via dei Cestari und DPiazza della Minerva mit dem Largo di Torre Vicolo delle Ceste besaß. Die heutige Argentina verbindet und das Herz des histori- Bezeichnung (eben Via delle Ceste) erhielt sie schen Bezirks Pigna (ital. Pinienzapfen) in zwei 1871 als Folge der Revision der Ortsnamen in Hälfen teilt. Der Name dieser Gegend geht auf römischer Mundart und deren Anpassung an den enormen, bronzenen Pinienzapfen zurück, den toskanischen Sprachmodus, wie vom der ursprünglich als Verzierung eines Brunnens Piemontesischen Ausschuss für Ortsnamen in der Thermen von Agrippa gedacht war und spä- der Zeit nach der Einigung verfügt worden war. ter im Hof des Belvedere im Vatikan aufgestellt Vom antiken Palazzo dei Porcari ist ein Portal wurde. Auf diesen gehen übrigens die wieder- aus dem 14. Jh. sowie einige Elemente des kehrenden Darstellungen von Pinienzapfen wie Hofes von einem Gebäude im Vicolo erhalten. z.B. der Pinienzapfen am kleinen Die Via dei Cestari war auch als via dell’Arco Bezirksbrunnen auf der Piazza San Marco dei Leni bekannt, weil dort ein mit einem zurück. Für diesen Bezirk ist auch eine ganz Architrav versehener Durchgang (der zu den andere Ausstattung typisch, nämlich eine in Thermen von Agrippa gehörte) unterhalb eines der Zeit gewachsene, zusammengesetzt aus Wachtturmes vom Baukomplex der Familie antiken Fundstücken sowie anderer klein- Leni zu finden war. Der genannte Durchgang dimensionierten Elementen wie Wappen, wurde 1577 niedergerissen, um eine breitere Nischen, Tafeln, Stützbalken, die an den Straße gestalten zu können. Zusammen mit der jeweiligen Gebäudemauern angebracht wur- Via di San Nicola de’ Cesarini bildete die Via den. Der Bezirksteil, der von der Via dei dei Cestari die antike Strada dei Calcarari, die Cestari unterteilt wird, hat das städtebauliche Piazza Mattei mit ver- Gefüge erhalten, das im Laufe des 16. und 17. band. Diese alte Bezeichnung bezog sich auf Jh.s entstand, als die Strassenverläufe der Via die gesamte Gegend zwischen Piazza dell’Olmo dei Cestari sowie von vielen anderen Strassen und Santa Lucia dei Ginnasi bis hin zur Chiesa in der Nähe begradigt wurden. Vor der städte- delle Sacre Stimmate di San Francesco. Das baulichen Regulierung, die kurz nach der Gotteshaus, das die Via dei Cestari zur Piazza Proklamation von Rom zur Hauptstadt Italiens Argentina hin abschließt, war ursprünglich den 1870 eingeleitet wurde, d.h. vor der Santi Quaranta Martiri (den Vierzig Heiligen Einweihung des Corso Vittorio Emanuele, Märtyrern) geweiht und mit Bezug auf die sich gelangte die Strasse bis zur Via dell’Arco della dort damals befindenden Brennereien zur Ciambella, die sich ihrerseits auf den Überre- Gewinnung und Herstellung vom Kalk aus anti- sten des kreisförmigen Saals der Thermen von ken Marmorbruchstücken „ai Calcarari“ Agrippa (die ältesten Thermen in Rom, die das benannt. Die Via dei Cestari beginnt bei der Areal einnahmen, das sich derzeit zwischen Via kleinen, harmonisch gegliederten Piazza della IA DEI CESTARI

V dei Cestari, Torre Argentina und dem Pantheon Minerva, in deren Mitte sich der berühmte erstreckt) befand. Neben den antiken Thermen Elefant von Bernini befindet, der nach einer war das Stagnum Agrippae, ein großes Becken, Inspiration des Werkes des Polifilo (verfasst 26 das durch den Acquedotto della Vergine 1499 von Francesco Colonna) entworfen und (Aquädukt der Acqua Virgo) versorgt wurde. 1667 von Ercole Ferrata angefertigt wurde – als Von der römischen Anlage sind heute einige Stütze bzw. Sockel für einen der 13 in Rom zu imposante Elemente aus Ziegelsteinen erhal- findenden Obelisken. Die pittoreske und schat- ten, die in das Bauszenarium der Via dell’Arco tige Strasse entfaltet sich innerhalb des kaum della Ciambella eingefügt sind. Diese Strasse, übersehbaren Gewirrs von Plätzen, Gassen und die durch die Zerstörung des Rundsaals der Strassen, flankiert beiderseits von einmaligen Thermen verwirklicht und 1621 von Papst Baukulissen, die sich aus einigen der wichtig- Die Strassen von Rom Gregor XV. eingeweiht wurde, zweigt rechtwin- sten adeligen Palästen bzw. Gebäuden der kelig von der Via dei Cestari ab. Letztere ver- Stadt zusammensetzen. Die Strasse durchquert dankt ihren Namen den Herstellern und ein prominentes Stadtgebiet, in dem einige Verkäufern von Körben (ital. Cesto) und vornehme römische Familien ihren Wohnsitz Körbchen, die oft ihre Lager und Läden hier wählten, da sich hier die wichtigsten hatten. Derselben Tätigkeit war der angren- Ordensgemeinschaften befanden, wie z.B. die zende Vicolo delle Ceste gewidmet, der zuerst Dominikaner, das Kloster der Minerva, die Vicolo dei Porcari hieß, nach der Familie Jesuiten (verantwortlich für die großartige benannt, die die insula zwischen der Via und Stiftung des Collegio Romano – eben einst Kolleg des Jesuitenordens - und für die Chiesa Eingang des „Dado Farnese“ („Farnese Würfel“ di Sant’Ignazio) und dadurch in unmittelbarer d.h. Palazzo Farnese) sowie das „Portale di Nähe des überwältigenden und symbolisch ein- Carbognano“ (Zugang zu Palazzo Sciarra maligen Pantheons. Der Beginn der Strasse ist Colonna al Corso), die als eine der elegante- an der rechten Flanke vom Palazzo Fonseca sten Sehenswürdigkeiten Roms gelten. Auf der gekennzeichnet, der das angesehene Hotel anderen Strassenseite entwickelt sich der seit- Minerva beherbergt und eine elegante liche Bauteil des großen Gebäude Seminario Reihenfolge von Arkaden zeigt. Das monumen- Francese: Das Pont. Seminarium Gallicum tale Gebäude wurde Anfang des 17. Jh.s von erwarb 1856 das der Kirche Santa Chiara der gleichnamigen Familie portugiesischer angrenzende Konvent, das antike Kloster Casa Herkunft errichtet, wobei die bis dahin beste- Pia (wie dem Namen zu entnehmen ist, war es henden Bauwerke, die ursprünglich im Besitz Papst Pius IV. geweiht). Dies entstand nachdem der Familie Porcari waren, miteinbezogen wur- Karl Borromäus 1562 den Franziskanerinnen den. Der Palazzo wurde 1841 vom französi- einige Gebäude in der Gegend der antiken schen Unternehmer Giuseppe Sauve erworben Thermen von Agrippa zugewiesen hatte, damit und es erfolgte eine radikale Umstrukturierung diese daraus einen Konventkomplex errichten durch Enrico Calderari (einen von der konnten. Die Restaurierung der Kirche wurde Gemeinde angestellten und von Giuseppe genehmigt. Daraufhin beauftragte das Valadier hoch geschätzten Architekt). Französische Seminar Luca Carmini, Architekt Calderari fügte die unterschiedlichen der Fassade von Santa Chiara, mit dem Umbau Bauwerke zu einem einheitlichen Bauensemble des Konvents. Carmini kümmerte sich zuerst zusammen, in dessen Zentrum sich der mit der Erneuerung des Innenhofes und Adelspalast aus dem 17. Jh. sowie der dazuge- danach, 1885, mit der Umstrukturierung des hörige wunderschöne zu einem Wintergarten gesamten Baublocks. Das Konventgebäude ent- umgewandelte Innenhof befinden. Die moder- lehnt seine eklektischen Formen dem ne und zugleich effiziente Baustruktur wurde Renaissance-Stil, setzt sich aus drei Etagen und damals schon ausschließlich als Hotel verwen- aus einem zusätzlichen, nachträglich hinzuge- det, was heute noch der Fall ist. Die beiden fügten Überbau zusammen. Nach dem Hotel Haupteingänge, die auf die Piazza della Minerva und der anliegenden Gasse, Vicolo Minerva (Hausnummer 69) blicken, halten die delle Ceste, erreicht man wenig weiter den kanonische Ordnung ein: bossiertes Portal, dar- Block von Häusern der Familie Porcari aus auf liegender Balkon, gestützt von Säulen im dem XV. Jh., dessen Fassade auf die Via della Einklang mit der im 16. Jh. für die römischen Pigna Hausnummer 19 blickt und dessen Adelspaläste so typischen Formel. Die berühm- Bauteile im 19. Jh. in einen Gebäudekomplex testen Beispiele hierfür sind der imposante einverleibt wurden. Die einzige Bezeugung der ursprünglichen Anlage ist ein schönes, inzwi- schen zugemauertes Marmorportal in der Via delle Ceste an der Hausnummer 25. Über dem IA DEI CESTARI

genannten Portal wurde Ende des 19. Jh.s eine V Gedenktafel zu Ehren von Stefano Porcari angebracht, anstatt der hier vorher beherr- 27 schenden Büste des Catos (berühmten Ahnes der Familie Porcari). Hinter dem Baukomplex ist eine der bedeutendsten Kirchen dieses Bezirkes zu bewundern: die Chiesa di San Giovanni della Pigna, bereits im 10. Jh. als San Ioannis in Pinea bekannt, als Nebengebäude des Convento di . 1584 wurde die Kirche der Erzbruderschaft der Pietà dei Carcerati zuge- Die Strassen von Rom wiesen, die wenigen Jahren zuvor mit einer Bulle von Gregor XIII. gestiftet worden war. Dieser Papst förderte die Errichtung der Kirche und betraute 1624 mit deren Ausführung den Architekten Angelo Torroni. Das Gotteshaus wurde im 18. Jh. restauriert. Im Zuge der weit- gehenden Arbeiten wurde die Anlage neufor- muliert: Daraus ergab sich eine einschiffige Kirche, die von Virginio Vespignani 1838 erneut e Pesci, an der Hausnummer 34, benannt. revidiert wurde. An der Seite des Gebäudes in Dieser wurde Mitte des 19. Jh.s von Virginio Richtung Vicolo della Minerva ist eine heilige Vespignani auf der Anlage aus dem 17. Jh. Nische (Ädikula der Maria) mit einem raffinier- errichtet, die dem Kardinal Ottavio Paravicini ten Marmorrahmen mit der Darstellung des gehörte. Architektonisch angrenzend ist Pinienzapfens als Symbol des Bezirkes zu Palazzo Strozzi Besso in Largo delle sehen. In der Mitte sticht ein Freskogemälde Stimmate Hausnummer 26, dessen eines unbekannten Malers von der Wende zwi- Hauptfassade auf den Largo di Torre schen dem 17. und dem 18. Jh. hervor. Es stellt Argentina (Hausnummer 11) blickt. Sein Maria mit dem Kinde zwischen den Heiligen ursprünglicher Aufbau geht auf das 16. Jh. Petrus und Paulus dar. Eine andere kostbare zurück, als das Gebäude zuerst Wohnstätte der Nische dieser Gegend, die übrigens auch von Rustici und nachher der Olgiati war. Es wurde der Via dei Cestari aus bewundert werden im Laufe der Zeit von Carlo Maderno umstruk- kann, wurde in der Via dell’Arco della turiert, der es mit dem wunderschönen Ciambella an den Hausnummern 9-10 wieder- Marmorportal hin zur Chiesa delle Stimmate aufgestellt. Diese befindet sich am Widerlager ausstattete, das die Umbaumaßnahmen im eines römischen Bogens der Thermenanlage späten 18. Jh. überstand. Mitte des 19. Jh.s und wird von einem ausgefeilten Stuckrahmen überging der Besitz an die Familie Strozzi, bis umrahmt. Das Gemälde stellt Maria mit dem zum Jahre 1907, als das Gebäude zugunsten Rosenkranz dar und stammt vom Pietro von Marco Besso veräußert wurde. Es ist heute Campofiorito aus dem späten 19. Jh.. Danach noch Sitz der gleichnamigen Stiftung, die zur folgt an der Hausnummer 21 ein gewaltiges Aufrechterhaltung und weiteren Ergänzung der Bauwerk, der Palazzo Maffei Merescotti, - umfassenden Familienbibliothek bestimmt ist. eine bewundernswürdige Demonstration des 1882 wurde das Gebäude enteignet, um die Talents von Giacomo della Porta. Das großarti- Öffnung der neuen umbertinischen ge Gebäude, dessen Hauptfassade auf die Via Verkehrsader, Corso Vittorio Emanuele, zu della Pigna (Hausnummer 13A) blickt, wurde erlauben. Aus diesem Grund wurde der pracht- ab 1580 im Auftrag vom Kardinal Marcantonio volle Innenhof beseitigt und ein Großteil der Maffei gebaut, der zum Zwecke der Errichtung ursprünglichen Baustruktur kompromittiert. seines Palastes die bis dahin bestehenden Am Ende der Via dei Cestari befindet sich die Adelsburgen niederreißen ließ. Kirche, die den Wundmalen vom Hl. nfolge einer Unterbrechung der Arbeiten im Franziskus geweiht ist und sich gegenüber der IZusammenhang mit dem Ableben des bereits geschilderten Seite vom Palazzo Besso Purpurträgers erbte der Palast am Ende dessel- erhebt. Diese entstand auf den Ruinen eines ben Jh.s Camilla Peretti, Schwester des dama- älteren Gotteshauses, das den Hl. Vierzig ligen Papstes Sixtus V., die somit in einem der Märtyrer von Senaste geweiht war (ursprüng- repräsentativsten Bauwerkes von Giacomo lich Chiesa de Calcarario und nachher, ab dem della Porta ihren Wohnsitz hatte. Eine ein- 16. Jh. Chiesa die Santi Quaranta de Lenis - IA DEI CESTARI

V trächtige, ausgeglichene Komposition kenn- Kirche Hl. Vierzig de Lenis) bezeichnet. 1597 zeichnet sowohl die Hauptfassade als auch die wurde die Kirche umbenannt, als sie der 28 Seite an der Via die Cestari. Den jeweiligen Bruderschaft der Heiligen Wundmale zugewie- Eigentumsübertragungen, die aufeinander sen wurde. Sie erhielt das gegenwärtige folgten, entsprachen ebenso viele architekto- Gefüge 1714 - 1721 auf Entwurf von Giovanni nische Umwandlungen, speziell was den Hof Battista Contini, der der Innenseite ihre sehr betrifft. Besonders hervorzuheben ist die ausgeglichene Beschaffenheit borrominiani- Anpassung durch Ferdinando Fuga, den scher Abstammung mit Tonnengewölbedeckung Architekten der Palazzi Apostolici, Mitte des verlieh (das Kirchenschiff wurde Anfang des 18. Jh.s. Das Portal an der Via dei Cestari ist 19. Jh.s von Giuseppe Valadier verziert). Die von Lisenen mit Kompositkapitellen in Fassade mit Bogengang wurde nach dem Die Strassen von Rom Anlehnung an eine im 19. Jh. höchst wahr- Vorbild der Fassade der Chiesa di Santa Maria scheinlich von Andrea Sarti (der dieses in Via (Pietro di Cortona) von Antonio Bauwerk zu Ende brachte) ausgearbeitete Cannevari verwirklicht. Das Bogenfeld nach Komposition flankiert. Das Gebäude wurde im der syrischen Art beinhaltet eine beeindruk- Laufe der Zeit Besitztum des Heiligen Stuhls kende Darstellung vom Hl. Franziskus mit den und ist heute als solches Sitz der Azione Wundmalen. Das Hauptgesims ist vom Cattolica. Diesem gegenüber ragt ein knapper Monumento Petrachia – einem Kunstwerk vom aber dafür eleganter Bau empor, der Palazzo 19. Jh. von Adamo Tadolini, einem Bildhauer Muti Sacchetti, nachher Savorelli Papazzurri aus Bologna - unterbrochen. VIA DEI FALEGNAMI e VIA DEI DELFINI

ie erstere, die den Herstellern von dar. Diese Gegend war nämlich durch eine DHolztöpfen und Geschirrwaren ihren Mauer begrenzt, die Papst Paul IV. 1555 Ortsnamen verdankt, die ihre Läden in die- errichten ließ, um die römischen, von sem Gebiet hatten, entspricht der Strasse, Trastevere Ende des 13. Jh.s hierher umgezo- die im republikanischen Zeitalter den heuti- genen Juden dazu zu zwingen, hier zu woh- gen Largo Arenula mit dem Kapitol verband. nen. Der Verlauf der Via dei Falegnami, der Bis zum Jahre 1539 gehörten die Via dei Funari und der Via dei Delfini über- Holzschnitzer zur Zunft der Maurer. Im nimmt einen Teil des Gebiets, worauf sich das erwähnten Jahr kam es zwischen 30 Castrum Aureum - der alte Circus Flaminius, Handwerkern und ebenso vielen anderen den 221 wie unter anderem auch die Via Mitgliedern desselben Vereins zu einem Flaminia C. Flaminius Nepos verwirklichen Zwist, so dass die einen eine selbstständige ließ – befand. Diese Strassen bildeten die Bruderschaft stifteten, die dem Hl. Josef Ader einer Gegend, in der vom Mittelalter an geweiht war. Die Bruderschaft hatte nachher das Gewerbe der Wiederverwendung vom eine andere Bezugskirche, nämlich die Chiesa antiken Material aus der umliegenden archä- di San Pietro al Carcere Mamertino an den ologischen Stätten besonders verbreitet war. Hängen des Kapitol, die seitdem Chiesa di San Hier ließen sich einige der vornehmsten römi- Giuseppe dei Falegnami benannt ist. Nachher schen Familien ihre Adelsburgen errichten. kam es zur Universitas carpentariorum, Sie wussten die einmalige Schönheit der fabrorum et lignariorum. Die Holzschnitzer monumentalen archäologischen Reste des stellten unter anderem auch die sogenannten Circus, der Crypta Balbi, des Portikus der „arche“, große Holztruhen her; daraus ergab Octavia und des majestätischen Marcellus- sich der Name Via degli Arcari. Die Theaters zu schätzen. Als Kernpunkt dieser Bruderschaft umfasste Fassbinder, Böttcher, Strecke gilt der kleine, elegante, der Hersteller von Cembalos, Lautenmacher, Adelsfamilie Mattei gewidmete Platz. Diese Hersteller von Behältern, Kunsttischler, Piazza bietet den Rahmen für einen der Kutschenmacher, Trommelhersteller, schönsten römischen Brunnen: Er ist unter Mustermacher, Einschnitzer, dem Beinamen „

Blasebalgmacher, Holzhändler, Kastenmacher, (Schildkrötenbrunnen) bekannt und wurde VIA DEI DELFINI Stuhlmacher, Sägewerker, 1581 auf Entwurf des „Architekten des e Kerbeneinschnitzer, Waschböttcher, Dreher, Römischen Volkes“, Giacomo Della Porta, Holzschuhmacher, Waschschüsselhersteller: geschaffen. Er gehörte zu den 18 Brunnen, Auf die letzten ist der Beiname zurückzufüh- die 1570 infolge der von Papst Gregor XIII. ren, das den eigentlichen Namen der nahelie- veranlassten Restaurierung des Aquädukts der genden Chiesa di San Carlo ergänzt. Die Via Jungfrau mit dem Ziel geschaffen wurden, IA DEI FALEGNAMI IA DEI FALEGNAMI dei Falegnami, die heutzutage Via Arenula das Marsfeld mit Wasser zu versorgen. Der V mit Piazza Mattei verbindet, begann in der Brunnen der Piazza Mattei unterscheidet sich Zeit nach der Einigung Italiens bei der Chiesa von den anderen della-portianischen Brunnen 29 dei Barnabiti und war als Via dei Catinari durch die Betonung der bildhauerischen (Straße der Waschschüsselhersteller) Ausstattung von Taddeo Landini, ein anmuti- bekannt. Damals stellte sie den natürlichen ges, bewegtes Spiel von wunderschönen Lauf der alten Via Peregrinorum bzw. der von Jünglingen und Delphinen. In der Mitte des den Pilgern zur Peterskirche zurücklegten folgenden Jh.s wurde der Brunnen restau- Strecke dar. Die Via dei Funari - die Straße riert. Bei dieser Gelegenheit wurden die der Seilendreher, die nach Verlassen der alten Schildkröten hinzugefügt, die seither zum Werkstätten in der Via di Tor de Specchi in Kennzeichen des Brunnens sowie des Platzes alten Zeiten auch als Via „del Merangolo“ selbst wurden (die dort angebrachten Die Strassen von Rom oder Via „della Torre del Merangolo“ bekannt Schildkröten sind Kopien; die Originale, wahr- hierher zogen – verknüpft die Via dei scheinlich von Bernini, sind in den Falegnami zur Via dei Delfini, deren Kapitolinischen Museen zu sehen). Zum sel- Ortsname von der vornehmen Familie ben Plan gehörte auch der Brunnen der Piazza stammt, die hier ihre Adelsburg erbauen ließ. Giudea. Auch dieser wurde von Della Porta Beide Strassen stellten wichtige entworfen und infolge der städtebaulichen Verkehrsadern innerhalb des Bezirks Regulierung dieser Gegend im 19. Jh. an seine Sant’Angelo sowie des alten Judenviertels heutige Stelle in der Piazza delle Cinque Scole aufgestellt. Häuserblock zwischen der Via dei Funari, Via Der Strassenverlauf, der mit der Via dei delle Botteghe Oscure, Via Caetani und Via Falegnami beginnt und in Piazza Margherita Paganica besaß. Es handelt sich um die soge- endet, lädt dazu ein, am Anfang der Strecke nannte insula Mattei, die sich auf dem Gebiet in der Nähe der Via Arenula zu verweilen. befand, wo früher das Theater des Balbus Hier steht eine charakteristische Kirche der stand. Der Palast, der auch einen Innenhof Gegend, Santa Maria in Publicolis, deren mit Portikus aufweist, wurde in der Mitte des Hauptfassade zur Piazza Costaguti zeigt. Von Jahrhunderts von Nanni di Baccio Pigio umge- dem ursprünglichen Tempel ist heute nichts baut. In dem imposanten Gebäudekomplex mehr erhalten. Über den ehemaligen war auch der berühmte Palazzo Mattei di Grundmauern wurde die Kirche aus dem 17. Giove enthalten. Der Eingang befindet sich Jh. errichtet. Der Architekt war Giovanni auf der Via Caetani Nummer 32. Die Familie Antonio De Rossi und der Baumeister Alessio der Mattei, die unter den verschiedenen De Rossi, wobei der Auftraggeber Msgr. Titeln, die sie hatten, auch den der Herzöge Marcello Stantacroce war. Die Errichtung der von Giove aufwiesen, ließen hier gleich fünf Kirche dauerte bis 1645 und sie wurde in der Paläste errichten. Darunter sticht der mit der Form einer Adelskapelle der Familie Fassade auf der Via Caetani hervor, der zwi- Santacroce errichtet, die ihren Palast gleich schen 1598 und 1618 von Carlo Maderna reno- gegenüber hatte. Die schöne Fassade, die viert wurde. Die elegante Fassade dieses sich hinter dem Tor, das auf die ersten Jahre Gebäudes wird durch die Wappen der Familie des 20. Jh.s zurückgeht, befindet, ist mit Mattei und durch die der Familie Gonzaga einem Fresko verziert, das die Aufnahme der (das Geschlecht, aus dem die Gemahlin von Jungfrau in den Himmel darstellt. Sie wird Astrubale Mattei, Herzog von Giove stammte) von einem von Pelikanen gestützten verziert. Dieses prächtige Gebäude ging in Rundgiebel bekrönt. Diese Pelikane sind das der Folge an die Familie Antici Mattei, die Symbol für das Geschlecht von Santacroce. Verwandte von Giacomo Leopardi waren. Dieses Motiv tritt auch in der Innendekoration Dieser berühmter Dichter wohnte 1822 im auf. Etwas weiter kommt man zum gewalti- dritten Stock. Die verschiedenen gen Palazzo Boccapaduli (Hausnummer 10- Gebäudeteile sind um den wunderbaren 15), der aus dem 16. Jh. stammt und im 17. Innenhof angeordnet, dessen Freskenschmuck Jh. umgebaut wurde. Auf einem der ersten von Maderno zu Beginn des 17. Jh.s entwor-

VIA DEI DELFINI Gebäude der Strasse, Hausnummer 17-18, ist fen wurde. Auf die glatten Felder folgen e eine typische „Ädikula romana“ (Nische) Sarkophagvorderseiten aus klassischer Zeit, angebracht, die in diesem Fall die Madonna Grabreliefs, Architekturteile, die aus dem dell’Orto aus dem 18. Jh. darstellt und von umliegenden archäologischen Gebiet stam- einem unbekannten Maler stammt. Auf der men. Die Büsten sind in harmonischen Nummer 10 der Piazza Mattei steht der Nischen untergebracht, von Palazzo Costaguti, der einen der malerisch- Barockstuckornamenten verziert. Die neun IA DEI FALEGNAMI IA DEI FALEGNAMI

V sten Winkel der Piazza delle Tartarughe ein- Männerstatuen, die auf den Pilastern stehen, nimmt. Er wurde in der Mitte des 16. Jh.s von wurden im 16. Jh. in die Gestalt von Kaisern 30 Costanzo Patrizi errichtet und ging im darauf- umgearbeitet. Sie stammen aus der wunder- folgenden Jh. an die Costaguti, eine reiche baren Villa, die die Mattei auf dem Palatin Bankiersfamilie aus Genua, die sich 1585 in besaßen. Die Gewölbe der Säle sind mit Rom niederließ. Die Costaguti ließen den Wandbildern aus dem 17. Jh. geschmückt, die Palast durch Carlo Lombardi erweitern. von Künstlern wie Lanfranco, Domenichino Während der Umbauarbeiten wurde die und stammen. Der Palazzo Kirche San Leonardo de platea Judei abgeris- wurde 1938 vom Staat erworben. Hier befin- sen. Die Säle im ersten Stock weisen bedeu- den sich heute das Centro Studi Americani, tende Fresken auf, die aus der Zeit stammen, das Istituto Storico Italiano per l’Età Moderna Die Strassen von Rom in der der Palast der Familie der Patrizi e Contemporanea und die Discoteca di Stato. gehörte. Diese Fresken werden Künstler wie beispielsweise Federico und Taddeo Zuccari, Geht man von der Via dei Funari zur Via dei Lanfranco, Agostino Tassi und dem Cavalier Delfini weiter, trifft man auf der Nummer 12 d’Arpino zugeschrieben. Der Platz wird vom auf den gewaltigen Palazzo Patrizi a Santa Palazzo di Giacomo Mattei aus dem 16. Jh. Caterina. Er wurde Ende des 16. Jh.s auf der städtebaulich dominiert. Er hat die Stelle erbaut, Hausnummer 17-19 und gehörte der erwähn- wo die Torre del Merangolo stand (Via Funari ten Familie, die im 16. Jh. den gesamten hieß früher Via del Merangolo). Der Turm wurde teilweise in den damaligen Neubau durch einen von einer Tonnengewölbe über- miteinbezogen. Vom Staat erworben, ist der spannten Saal charakterisiert. Besonders wei- Palazzo heute Sitz der Sovrintendenza per i sen wir auf die Capella Ruiz hin. Sie wurde Beni Ambientali ed Architettonici del Lazio. von Vignola entworfen. Die Fresken stammen Den Seildrehern ist die anschließende Kirche von Annibale Carracci. Die Pfeiler wurden von Santa Caterina dei Funari gewidmet. Im Federico Zuccari mit Fresken dekoriert und Mittelalter stand hier eine dreischiffige die Gemälde sind auf Raffaellino da Reggio Basilika, die Santa Maria de donna Rosa in zurückzuführen, der damals in Rom im Castro Aureo hieß. Sie wurde im 9. Jh. ein- Umkreis des Raffaels tätig war. Das schiffig errichtet, der Hl. Catarina von Hauptgebäude der Via dei Delfini ist zweifel- Alexandria gewidmet, aber auch Santa los der gleichnamige Palast auf der Nummer Catarina donne Rosae, oder auch Santa 16. Mario Delfini ließ ihn Anfang des 16. Jh.s Catarina in castro aureo genannt. Dieser auf bereits vorher bestehenden Strukturen Name wurde später auf Santa Caterina della errichten. Diese gehörten seiner eigenen Rosa oder Santa Caterina dei Funari verein- Familie und der der Frangipane. facht. Die Kirche ist ein vernachlässigtes Erwähnenswert ist die Loggia, die sich im Meisterwerk des römischen Spätmanierismus. ersten Geschoss öffnet. Sie ist mit wunderba- Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s ren grotesken Malereien ausgestattet. Auch abgerissen und auf Geheiß vom Kardinal der Garten, der sich hinter dem Palast befin- Federico Cesi (Beschützer der Bruderschaft det, in dem die Delfini eine kostbare von Santa Catarina) zusammen mit dem Sammlung antiker Kunst zusammengetragen anschließenden Kloster neu errichtet. Die hatten, ist eine echte Sehenswürdigkeit. Auf einzigartige Renaissance-Fassade ist ein Werk der Nummer 21 befindet sich in der Mauer, von Guidetto Guidetti und steht auf einem die den Zugang zum Vicolo dei Polacchi dreieckigen Platz. (Die Kulisse dieses Platzes abschließt, eine weitere malerische „Ädiku- war einst eher ein merkwürdiges la“ der römischen Tradition. Das Bild aus dem Arrangement, bestehend aus der Südseite der 19. Jh. stellt die Madonna del Rosario Crypta Balbi, aus einem Gebäude, das an den (Madonna mit dem Rosenkranz) dar und ist in Portico di Filippo anschloss, und aus der Ecke einem Holzrahmen eingeschlossen. Die des Portikus der Octavia.) Das Innere wird Strasse mündet in einen der städtebaulich eindrucksvollsten Plätze der Ewigen Stadt,

nämlich Piazza Margana. Diese wird vom VIA DEI DELFINI Palazzo Maccarani Odescalchi, auf der e Nummer 19, beherrscht, der aus dem 17. Jh. stammt, und von der Torre dei Margani, (auf Nummer 40). Der im 14. Jh. errichtete Turm wurde von Giovanni Margani (der einer Adelsfamilie aus dem benachbarten Viertel IA DEI FALEGNAMI IA DEI FALEGNAMI

Campitelli entstammte) in einen größeren V Häuserkomplex miteinbezogen, den er 1305 von der Familie der Mellini erwarb. Er selbst 31 wurde in der prächtigen Basilika beigesetzt. Im gleichen Häuserblock steht der gleichnamige Palazzo Margani. Sein Eingang befindet sich in der Via dell’Ara Coeli auf der Nummer 11-13. Besonders fallen in der Fassade des Turmes eine Säule mit einem ionischen Kapitell und die typischen Steinrundscheiben auf, die sogenannten „Aquiloni“. Die beiden Portale Die Strassen von Rom sind mit bemerkenswerten Architekturelementen aus Marmor verziert. Das ist ein Beispiel für die systematische und durch einen gewissen Stolz auf die antike Vergangenheit charakterisierte Wiederverwendung von Spolienmaterial in neuen Gebäuden und zur Ausschmückung von Plätzen. VIA DI MONSERRATO

ie Via di Monserrato ist eine der elegan- Santa Maria di Monserrato nieder. Einige Dtesten und charakteristischsten Strassen Jahre später begann die Errichtung der des Viertels Regola. Ihre Lage und der gleichnamigen Kirche dank der Ortsname hängen mit der Kirche Santa Maria Hinterlassenschaft von König Ferdinand II. di Monserrato zusammen. Die Kirche heißt und dem Ankauf von Grundstücken, die an so nach der Madonna des katalanischen das antike Hospiz angrenzten. Es folgte die Heiligtums von Monserrat. Eines der bedeu- Errichtung eines neuen Spitals in der Via di tendsten Ereignisse in der Geschichte der Monserrato. Die Anlage folgte der Sitte, die Strasse war die Gründung des sich am Ende des Quattrocento verbreitet Gebäudekomplexes auf Initiative der Jacoba hatte, nämlich den Pilgern (insbesondere Fernanda aus Katolonien, die im Jahre 1354 den Spaniern und Deutschen) eine besonde- ein kleines Haus in diesem Bezirk erwarb, re Betreuung angedeihen zu lassen. Das war um hier ein Spital zu gründen. Es hieß San auf die Verbindung zu Spanien des damali- Nicola dei Catalani und wurde Ende des glei- gen Pontifex Alexander VI., der in Jativa chen Jahrhunderts errichtet. Nach der (Valencia) geboren war, zurückzuführen. Das Gründung der Confraternita degli Spagnoli Jubeljahr 1500 und die Wahl eines ausländi- im Jahre 1495 wurde das Spital an ein ande- schen Papstes zusammen mit der res katalanisches Wohlfahrtsinstitut ange- Entdeckung von Amerika veranlasste die schlossen. In der Kapelle von San Nicolò ließ Kirche, ihre apostolischen Grenzen zu sich die neu gegründete Bruderschaft von erweitern. In dieses Klima der Erneuerung fügt sich der Gebäudekomplex von Monserrato ein. Vorher hieß die Strasse „Via della Chiavica a Corte Savella“ (Strasse des Abwasserkanals des Gerichtes Savella). Der Name wies auf die Chiavica di Santa Lucia oder Chiavica di Ponte (Kanal von Santa Lucia oder Kanal von Ponte) hin, einen Punkt, in dem die Via del Pellegrino, Via dei Banchi Vecchi und die heutige Via di Monserrato zusammenkamen. Diese antike “Chiavica” war eine der wichtigsten von Rom und bezeichnete die symbolische Grenze von drei Bezirken: Ponte, Parione und Regola. Die Strasse hieß jedoch damals IA DI MONSERRATO V „Via di Corte Savella“ nach dem Palast der gleichnamigen Familie, in dem das Gericht 32 und die Carceri del Maresciallo der römi- schen Kurie ihren Sitz hatten. Die Via Monserrato durchquert ein Gebiet, das schon immer mit Handelsaktivitäten verbun- den war. Sie wurde als das wirtschaftliche und handwerkliche Herz der Stadt angese- hen. Diese Charakteristik veranlasste viele Zünfte und Bruderschaften, hier ihren Sitz

Die Strassen von Rom aufzuschlagen. In diesem komplexen und bunten Stadtgebiet wohnten auch bedeu- tende Adelsfamilien. Viele von ihnen errich- teten ihre prächtigen Residenzen genau in der Via di Monserrato. Die Strasse liegt tat- sächlich in einem Knotenpunkt des urbani- stischen Stadtgefüges besonders hinsichtlich der Verkehrsadern, die die großen Verwaltungs- und religiösen Zentren zwi- schen dem Vatikan und dem antiken Platzerweiterung hat ihren heutigen Namen Marsfeld verbanden. vom Palazzo Ricci, der Ende des 15. Jh.s für Sie beginnt bei einem der bedeutendsten die Familie Calcagni erbaut wurde. Auch historischen Plätze der Stadt. Dieser seine Fassade wurde Jahre 1525 von erinnert an die Macht der Familie Farnese. Polidoro und Maturino mit Fresken versehen. Aus diesem Geschlecht stammte der Die beiden Künstler waren damals in Rom Kardinal Alexander Farnese, der später als am Höhepunkt ihres Wirkens. Das Gebäude Paul III. (1534-1549) Papst war. Er drückte wurde später durch die Einverleibung von diesem Stadtviertel seinen unauslöschlichen Nachbarhäusern erweitert und kam schließ- Stempel auf, indem er einen neuen lich im Jahre 1576 in den Besitz der Ricci, Monumentalpalast errichtete, der mit der die im Ottocento Luigi Fontana mit der Zeit ein wahrer architektonischer Restaurierung beauftragten. Dieser ließ auf Bezugspunkt wurde: Der „Farnese-Würfel“ der Fassade in den beiden letzten Stöcken gehört zu den Sehenswürdigkeiten der eine Wanddekoration ex novo malen. Ewigen Stadt. Paul III. war der letzte große Gegenüber erhebt sich auf dem Platz der Renaissance-Papst. Seine städtebauliche Palazzo Podocotari auf Nummer 20. Er Politik war auf die Aufwertung der päpst- wurde im 15. Jh. für den Bischof von Nicosia lichen Macht durch eine echte Neugründung errichtet und ging dann an die Orsini. Hinter der Stadt gerichtet. Ein Beweis dafür war dem Palazzo Ricci befindet sich die kleine die Eröffnung schnurgerader Strassen mit und antike Kirche von San Giovanni in architektonischem Hintergrund, wie die Via Ayno, heute entweiht. Sie existiert hier seit dei Baullari und die Fassade vom Palazzo 1186. Auf der anderen Seite der Strasse auf Farnese. Dieses Unternehmen stellte den Nummer 25 steht ein kleiner von Paolo Schlussakt bei der Regulierung dieser Zone Maderno für den Kardinal Rocci errichteter dar. Der Einfluss des Papstes konnte sich Palast. Auf Nummer 34 kommt man zum somit in einem der größten wirtschaftlichen Palazzo Capponi, der im Cinquecento Zentren der Stadt, das zu einer echten errichtet wurde und im Ottocento von Zitadelle der Farnese wurde, durchsetzen. Virginio Vespignani von Grund auf umgebaut wurde. Hier erreichen wir eine Stelle, die zu Bei der Einmündung der Via di Monserrato den bedeutendsten und charakteristischsten mit der Via del Pellegrino ist auf der Punkten der Strasse zählt: die Kirche der Nummer 2 das Haus von Pietro Paolo Spanischen Nation und Santa Maria di „della Zecca“ aus der Spätrenaissance zu Monserrato geweiht. Das ursprüngliche sehen. Er war Leiter der Münzprägeanstalt Projekt verfasste ab 1518 Antonio da unter Paul II. Bemerkenswert sind auf der Sangallo d. Jüngere. Er war Architekt der Fassade Reste von Fresken aus dem Farnese und entwarf den nahegelegenen

Cinquecento, die von Künstlern wie bei- prächtigen Palast wie eine Festung in der Art IA DI MONSERRATO spielsweise Polidoro da Caravaggio und eines Schlosses. Zum ursprünglichen Projekt V Maturino da Firenze stammen. Sie sind ein gehörte das Hauptgebäude mit der anschlie- wunderbares Beispiel der Mode am Ende des ßenden Sakristei. Dieses wurde erweitert, 33 Quattrocento in Rom, nämlich die Fassaden als die daneben liegende Kirche Sant’Andrea der Adelspaläste mit Graffitos und Nazareth entweiht wurde. Auf 1577 geht die Wandbildern zu verzieren. So wurde die Errichtung des neuen Spitals zurück, die Stadt zu einem wahren Museum im Freien. Bernardino Valperga besorgte. Dieser nahm Danach kommt man auf der Nummer 154- auch die Arbeiten an der Kirche nach dem 152 zum Palazzo Bossi, errichtet am Ende Projekt von Sangallo auf. 1582 wurde die des !6. Jh., und zum Palazzo degli Fassade von Francesco da Volterra gebaut, Incoronati de Planca aus dem Ende des die erst 1929 von Salvatore Rebecchini ver- Die Strassen von Rom Quattrocento. Dieser wurde von einer spani- vollständigt wurde. Der einschiffigen Anlage schen Adelsfamilie errichtet. Man kommt fügte Giovanni Dosio am Ende des Jh.s die zur Nummer 149 zum Palazzo d’Aste, der Seitenkapelle hinzu, als er über den Raum in der zweiten Hälfte des Seicento auf dem der Kirche Sant’Andrea vollständig verfügen vorher von Palazzo Orsini eingenommenen konnte. Die malerische Ausschmückung im Platz (der gleiche Platz, auf dem das Inneren stammt aus dem Ottocento und ist Gebäude steht, hieß ursprünglich nach die- ein Werk von Giuseppe Camporese. ser Adelsfamilie) entstand. Die kleine Dazwischen erkennt man Wandbilder aus dem Seicento, allen voran die von Annibale Das jeweilige Konvent hat seinen Eingang an Carracci in der ersten Kapelle rechts. Im der angrenzenden Via di San Girolamo della Konferenzsaal des dazugehörenden Collegio Carità, wo das Gebäude des gleichnamigen Spagnolo sticht das Grabmal von Kardinal Hospizes seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Montoya hervor, das 1621 von Bernini ent- Dieses wurde durch Paparelli 1632 umstruk- worfen wurde. Nach einer weiteren eben- turiert. An der linken Seite der kleinen falls von bemerkenswerten Bauwerken Piazza erhebt sich mit der Fassade in abgeriegelten Strecke kommt man auf der Richtung Via di Monserrato die kleine, ural- Hausnummer 43 zum Palazzo del Collegio te Kirche, die ursprünglich San Girolamo Inglese, der zum selben Gebäudekomplex geweiht war. In der ersten Hälfte des wie die Chiesa di San Tommaso di Quattrocento gestattete Papst Martin V. den Canterbury gehört. Die Fassade des Padri Minori Conventuali, ein Spital in der Kollegiums aus dem 17. Jh. kennzeichnet Via di Monserrato zu erbauen. Der Komplex, das Gebäude, in dem die Corte Savella, das zu dem auch das Konvent zählte, wurde in Gericht samt Kerker aus dem Quattrocento, der unmittelbaren Nähe der kleinen Kirche ihren Sitz hatte (das Gebäude in der Via di errichtet, die spät im selben Jh. umgebaut Monserrato stand im Besitztum der Familie und unter Bezugnahme auf die hier ansässi- Savelli). Als das Kollegium infolge der gen Erzbruderschaft della Carità wieder San Errichtung der neuen Kerker auf Girolamo della Carità gewidmet wurde. Veranlassung von Innozenz X. in der nahelie- Inzwischen hatten die Minori ihren Sitz hier genden Via Giulia abgeschaffen wurde, und ebenfalls hier wohnte 1551 der Hl. wurde der Palast vom Collegio Inglese Filippo Neri, der die Erbauung des erworben, das in Entsprechung mit den Oratoriums innerhalb der Kirche förderte. neuen Bedürfnissen umbauen ließ. Die Infolge eines verhängnisvollen Brandes mus- angrenzende Kirche, die schon seit dem XII. ste das Gotteshaus 1660 wiederaufgebaut Jh. unter dem Namen „di Santissima Trinità werden. Die Errichtung des Bauwerkes degli Scozzesi“ bekannt war, wurde im XIV. erfolgte durch den tessinischen Architekten Jh. mit einem Hospiz für englische Pilger Domenico Castelle, die Fassade wurde von beschenkt. Darauf hin wurde die Kirche Carlo Rainaldi entworfen. In der Kirche umgewidmet. Das Gotteshaus wurde im selbst sind kostbare Kunstwerke gesammelt: Laufe des Seicento im Zusammenhang mit Darunter ist die Capelle Altamoro hervorzu- den Arbeiten am Collegio von Grund auf heben, die im Seicento von Filippo Juvara restauriert und de facto auch im Ottocento geschaffen wurde. Ein wahres Meisterwerk aufs neue wiedergebaut. An der anderen ist aber die Familienkapelle der Spada, die Strassenseite öffnet sich eine kleine Piazza, 1657 von Francesco Borromini für Pater an der die beiden letzten Kirchen der Via di Virgilio Spada vollendet wurde. Der kleine

IA DI MONSERRATO Monserrato stehen: Santa Caterina della Raum links des Haupteingangs der Kirche V Rota und San Girolamo della Carità. Die wurde als prismatische Hülle konzipiert, in erste war schon im XI Jh. mit der Widmung der sich die Wände in der Marmorverzierung 34 an Santa Marieae in Catenariis dokumen- auflösen, indem sie das Webewerk des tiert; sie wurde dann im XVI. Jh. Santa Damastes wiedergeben. Der durch Illusions- Caterina d’Alessandria, auch als in , Scheineffekte, für die Barockkunst so typi- Cathenieri benannt, geweiht, im sche Geschmack ist durch die Figuren der Zusammenhang mit dem Anfang der Verstorbenen sowie durch die das Altartuch Restaurierungen durch Ottavio Mascherino. tragende Engel bekräftigt. Die Via di Die neue Widmung war darauf zurückzufüh- Monserrato endet mit einem gewaltigen ren, dass die Sklaven, nachdem sie befreit Bau, Palazzo Fioravanti de Cadilhac auf Die Strassen von Rom und im naheliegenden Spital gepflegt wur- der Nummer 61, das seine majestätischen den, ihre Ketten an den Altar der Maria als Linien dem benachbarten Palazzo Farnese „ex voto“ deponierten. 1630 wurde die entleiht. Das Bauwerk ist an der Ecke durch Kirche samt dazugehörigem Konvent eine typische „Ädikula der Maria“ (heilige umstrukturiert; die Fassade wurde hingegen Nische) geschmückt. Diese besteht aus erst Anfang des folgenden Jh.s geschaffen. einem einfachen Stuckrahmen, der ein Bild 1932 wurde sie der Erzbruderschaft der der Maria mit dem Kinde aus dem Seicento Palafrenieri zugewiesen, die hierher von der enthält (gemischte Technik auf Chiesa di Sant’Anna in Borgo umsiedelte. Schieferplatte). VIA DEL GOVERNO VECCHIO

ie Via del Governo Vecchio ist die Strasse, den kleinen Slargo di Pasquino (einen kleinen Ddie die Piazza dell’Orologio zur Piazza di Platz) kommt die Via del Governo Vecchio Pasquino verbindet und dabei eine der beein- übrigens mit der absolut zentralgelegenen druckendsten Gebiete der Ewigen Stadt mit- Piazza Navona in Berührung. Das Viertel und ten in den historischen Bezirke Parione und somit auch die alte Via di Parione wurden ab Ponte durchquert. Diese Gegend entwickelt dem 15. Jh. dank der geschickten sich ihrerseits um den in der Welt wohl Städtebaupolitik von Papst Della Rovere (dem berühmtesten Stadtteil, nämlich um die echten „Erneuerer“ und „Restauratoren“ der Piazza Navona. (Diese entstand auf den Ewigen Stadt) mit einer bewundernswürdigen Resten des von Kaiser Domitian im Jahre 86 n. Baukulisse versehen. Papst Paul III. (Farnese) Chr. errichteten Stadions, das als Bühne für verstand sich als Nachfolger der großen die agonistischen Spiele bzw. Wettkämpfe Projekte aus dem 15. Jh. und handelte dem- diente. Sie wurde in der Zeit von Innozenz X. entsprechend. Er zielte darauf ab, eine Alma der Familie Pamphili zum Schauplatz des Roma zu schaffen, die er am Vorabend des barocken Rom). Daher leitete die Via del Jubiläums des Jahres 1550 der römisch-katho- Governo Veccchio bis Ende des 18. Jh.s ihren lischen Welt präsentieren wollte. Zu diesem Namen vom Viertel ab und war als Via di Zweck arbeitete er ein umfassendes Projekt Parione bekannt (sowie auch die heutige aus, in dem die Via Papale weitgehend mitein- Piazza di Pasquino, die damals Piazza di bezogen war. Dieser Projekt der städtebau- Parione benannt war). Wie auch die heutigen lichen Entwicklung erreichte seinen Gipfel Via del Banco di Santo Spirito, Via dei Banchi Mitte des 17.Jh.s, als Innozenz X. eine wahre Nuovi und die Piazza Pasquino war sie ein und echte Insula der Familie Pamphili schuf, Abschnitt der älteren Via Papalis. Diese in der die Häuser der Familie in monumenta- Strasse wurde Ende des 15. Jh.s von Papst ler Form erbaut wurden, während deren Sixtus IV. (Della Rovere) angelegt: Sie verlief ursprünglicher Kern sich in Piazza Pasquino von der Piazza di Ponte über das Kapitol und befand. Zum großen Ansehen, das die Via del am Kolosseum vorbei bis zum Lateran und war Governo Vecchio heute noch charakterisiert, dazu bestimmt, den am feierlichen Tag des leisteten einen wichtigen Beitrag die alten „Besitzes der Laterani“ von den Päpsten volkstümlichen und pittoresken Messen und begangenen Weg zu unterstreichen. Nach der Märkte, die in der angrenzenden Piazza Wahl zum Heiligen Stuhl ging der neue Bischof Navona abgehalten wurden, und die pikanten von Rom von der Peterskirche bis zu San Szenen aus dem alltäglichen sowie aus dem Giovanni in Laterano, um dort die politischen Leben, die durch die Anwesenheit Besitznahme der Lateranbasilika zu zelebrie- des Pasquino, der berühmtesten der „spre- ren. Bei der Rückkehr marschierte der feierli- chenden Statuen“ Roms, weiten Widerhall IA DEL GOVERNO VECCHIO che Zug des Papstes hingegen über die Piazza fanden. V Campo dei Fiori. Die Strasse, die vor der Einweihung von Corso Vittorio Emanuele (die Der Anfang der berühmten kapitolinischen 35 umbertinische Verkehrsader) bis zur Chiesa di Strasse an der Piazza dell’Orologio d.h. an Sant’Andrea della Valle verlief und dabei dem noch dem Bezirk Ponte gehörenden Palazzo Massimo alle Colonne flankierte, Abschnitt wird gleich von einem außerge- bekam ihren heutigen Namen ab 1741 vom wöhnlichen Bauwerk gekennzeichnet, Palazzo Governo Vecchio. An diesem Datum wurde der Boncompagni-Corcos an der Hausnummer 3. Sitz des Governatorato di Roma auf Geheiß Das Gebäude wurde Ende des Cinquecento von Papst Benediktus XIV. von Palazzo Nardini von den Corcos, einer Familie jüdischer

(1473 an der Via Papale errichtet) in den Abstammung, erbaut, die auf Initiative von Die Strassen von Rom naheliegenden versetzt. Die Salomon zum Katholizismus übertraten. Der Via del Governo Vecchio galt als eine der Genannte wurde von den Padri Filippini unter- wichtigsten Strassenader des Viertels und war wiesen, getauft und übernahm den direkt mit der ebenso berühmten Via del Nachnamen und das Wappen von Papst Gregor Pellegrino (die durch die sogenannten „romei“ XIII. Boncompagni: Anstatt von Kapitellen bzw. Rompilger auf ihrem Weg zum Vatikan bekrönen die den Haupteingang zum Palazzo benutzte Strasse, ebenfalls von Papst Sixtus flankierenden Säulen die heraldischen IV. konzipiert) verbunden. Dazwischen öffnen Drachen, die am Wappen zu sehen sind. sich rechtwinkelig pittoreske Strassen. Durch Bemerkenswerte religiöse Bauten durchsetzen den Verlauf der Via del Governo Vecchio, allen genden Piazza Campo dei Fiori war. An der voran das berühmte Convento dei Filippini, Kreuzung mit Via del Corallo sind die Tabellen das auf die Piazza dell’Orologio blickt. Es aus dem 18. Jh. zu sehen, die auf die Grenze gehört nämlich zu einem weitreichenden zwischen dem Viertel Ponte und dem Viertel Baukomplex, der von Francesco Borromini Parione hinweisen. Diese wurden in der Zeit unter Mithilfe von Maruscelli ab 1637 erschaf- von Papst Benedikt XIV. angebracht, der fen wurde. Die Schlichtheit dieses gewaltigen anlässlich des Jubiläums des Jahres 1750 eine Bauwerks wird an der Ecke zur Via del Neudefinierung der Grenzen zwischen den 14 Governo Vecchio unterbrochen, nämlich an historischen Bezirken vornahm. Der Palazzo dem Abschnitt, der 1647 vom tessinischen Nardini, auf der Nummer 39, ist eine der Architekten ausgearbeitet wurde und bedeutendsten Bauwerke dieser Straße und Gegenstand seiner besonderen wurde ab 1473 auf Veranlassung von Stefano Aufmerksamkeit war. An dieser Seite ragt sich Nardini, Erzbischof von Mailand und der Torre dell’Orologio (der Turm mit der Gouverneur von Rom, erbaut. Der älteste Teil Wanduhr) empor, von dem die Piazza ihren des Gebäudes, auf die Via della Fossa blic- Namen bekam. Der Turm wurde 1648 aufge- kend, bezog teilweise die vorher bestehenden baut, ist von einer charakteristischen Bauten ein. Der besagte Teil wurde nach zwei Architekturverzierung aus Schmiedeeisen Jahren fertiggestellt, wie der Inschrift auf bekrönt und an der Vorderseite mit einem einem Architrav im Innenhof zu entnehmen Mosaik der Madonna Vallicelliana geschmückt. ist, wobei die Hauptfassade zwischen 1477 An derselben Ecke zwischen dem Platz und und 1478 vollendet wurde, wie die Inschriften der Via del Governo Vecchio ist eine der vie- an den Fenstern bezeugen. Der Baukomplex, len „Ädikulä Mariane“ der Stadt zu bemerken. ursprünglich um drei Höfe gruppiert und mit Diese wurde 1756 von Tommaso Righi und ebenso vielen Wachtürmen ausgestattet, Antonio Bicchierai angefertigt. Das Fresko mit wurde 1480 der Compagnia dell’Ospedale einer Darstellung der Maria mit dem Kinde Lateranense del Salvatore geschenkt - wie das wird von einem überladenen von Engeln Bild Christi (ein Beispiel der Graffitomalerei) gestützten Rahmen umgeben. Wenn man die an der Hauptfassade an der Via del Governo Via del Governo Vecchio entlanggeht, ist die Vecchio, bezeugt -, um hier ein Kollegium für Versuchung groß, bei jedem einzelnen humanistische Studien unterzubringen. An Bauwerk zu verweilen. Tatsächlich stellen derselben Front ist das vornehme auch die „weniger wichtigen“ Architekturen, Marmorportal, das mit dem Wappen der die die faszinierende Baukulisse dieser Strasse Familie Nardini verziert ist, nicht zu überse- bilden, einen künstlerisch bedeutsamen hen. 1624 wurde der Palazzo von Papst Urban Ausdruck dar. Auf den Nummern 12-13 befin- VII. dazu bestimmt, den Sitz der Statthalterei det sich ein Haus aus dem 15.Jh. mit einer Roma zu beherbergen. Diese Funktion hatte ganz entzückenden Außenfront. Danach das Gebäude bis zum Jahre 1741 inne. 1870

IA DEL GOVERNO VECCHIO gelangt man zu einem Gebäude aus dem ging der Palast in den Besitz des Staates über V Cinquecento – an den Hausnummern 14-17, und war bis 1964 Sitz des Zivilamtsgerichtes; das von einer eleganten Hauptfassade aus danach wurde er schließlich der Gemeinde 36 Bossenwerk sowie von einer bemerkenswerten Rom übergeben. Gegenüber dem Palazzo Loggia gekennzeichnet wird. Diese ist von Nardini ist auf der Hausnummer 124 Palazzo alternierenden Bögen und bogenförmigen Turci zu bewundern. Seine schlichte aber Fenstern charakterisiert und durch kleine dafür raffinierte Fassade ist ein Widerhall der ionische Pfeiler gegliedert. Eine ähnliche Fassade des benachbarten Palazzo della architektonische Komposition ist auch an der Cancelleria. An der Hausnummer 48 sticht letzten Etage zu sehen. Hier sind aber die der Palazzo Sassi aus dem 15. Jh. hervor, der Fenster rechteckig und die Pfeiler mit raffi- in der Folge an die Fornari überging, wie vom

Die Strassen von Rom nierten Kompositkapitellen bekrönt. Auf das zweigeteilten Wappen (zur Hälfte mit Streifen 17. Jh. ist ein schöner mit Stuckausstattung und zur Hälfte mit einem Löwenkopf verse- verzierter Altan zu datieren, der sich am hen) zu erkennen ist, das das Portal bekrönt. Winkelblock zwischen der Via del Governo Hier brachte die Familie Sassi eine wertvolle Vecchio und dem Vicolo dell’Avila erhebt. Hier Sammlung antiker Statuen unter, die nachher wurde 1830 Pietro Cossa, berühmter in den Palazzo Farnese gebracht wurde. Dramaturg und beliebter Linksliberaler, gebo- In der Mitte der Strasse öffnet sich die Via di ren, der übrigens auch der Anstifter des Parione, die wegen der angrenzenden, gleich- Denkmals an Giordano Bruno in der nahelie- namigen Kirche als Via di San Tommaso in Parione bekannt war. Das kleine Gotteshaus, historischen Bauten vorbei und gelangt dann geweiht im Jahre 1139, wurde Mitte des 15. zur Piazza Pasquino, die an allen Seiten von Jh.s der Compagnia degli Scrittori e Copisti bemerkenswerten Bauwerken umgeben ist: geschenkt und im Laufe der Zeit zur Palazzo Braschi, die rückseitige Fassade des Titelkirche erhoben. 1582 wurde sie auf außergewöhnlichen Palazzo Pamphili, Palazzo Entwurf von Francesco da Volterra und Geheiß Bonadies-Lancellotti und die Chiesa della von zwei Mitgliedern der Familie Cerrini prak- Natività di Nostro Signore Gesù Cristo tisch ex novo wiedergebaut. 1825 wurde sie dell’Archiconfraternita degli Agonizzanti. nochmals restauriert, nachdem sie der Diese Kirche wurde 1692 im Auftrag der Confraternita della Santissima Addolorata gleichnamigen Kongregation erbaut, die sich zugewiesen worden war. Gegenüber des schö- die Aufgabe stellte, für Sterbende und zum nen Wohngebäudes aus dem Ende des 15. Tode Verurteilte zu beten, und auf Entwurf Jh.s, das durch eine bemalte und graffitover- von Giovan Battista Contini ausgeführt. Der zierte Außenfront gekennzeichnet ist (im Architekt errichtete das Gebäude aus einem Einklang mit der eindrucksvollen römischen vorher bestehenden Bau, dessen Außengestalt Mode in der Renaissance-Zeit, wie auch von er unberührt ließ. Daraufhin übernahm 1708 anderen architektonischen Beispielen Alessandro Gaulli, Sohn des berühmteren bezeugt, nämlich im Vicolo del Governo Giovan Battista Gaulli, die Arbeiten. Diesem Vecchio, Hausnummer 52 und in der anliegen- folgte nach einigen Jahren Paolo Zampa, der den Piazza Ricci), steht Palazzo Mignanelli- das einschiffige Gefüge aufrechterhielt. Der Fonseca auf der Nummer 62. Der ursprüngli- kirchlichen Anlage fügte er die Sakristei che Nukleus des Bauwerks aus dem 15. Jh., hinzu, die aber im Zuge der Restaurierungen den die Familie Mignanelli aus Siena hatte um das Jahr 1748 revidiert wurde. Dem errichten lassen, wurde im 17.Jh. auf Wunsch gezielten Eingriff von Andrea Busiri Vici, 1861, des neuen Besitzers, Gabriele Fonseca, den sind das heutige Aussehen der Kirche, die har- Papstarzt, neuformuliert, der Orazio Torriani monische und elegante Fassade, die bis dahin mit den Arbeiten betraute. An der Nummer noch fehlte, und die neue Gestaltung der 84, an der Ecke mit der Via dei Leutari, lenkt Innendekoration zuzuschreiben. Dieser urba- das Palazzetto, das seinerzeit den Perretti nistische Abschnitt sowie sein heutiger (das Geschlecht von Papst Sixstus V.) gehörte, Ortsname verdanken ihre Berühmtheit der unsere Aufmerksamkeit auf sich. Dieses wurde Statue des Pasquino, die 1501 auf Initiative Ende des 16. Jh.s von Domenico Fontana von Kardinal Oliviero Carafa in der Nähe des restauriert. In der Folge geht man an weiteren Palazzo Orsini aufgestellt wurde. Das ursprüngliche Bauwerk, in dem damals der genannte Purpurträger ansässig war, wurde im Laufe der Zeit von Architekten des Formats von Bramante und Antonio da Sangallo d.

Jüngeren restauriert. Es wurde 1791 von Pius IA DEL GOVERNO VECCHIO VI. Braschi niedergerissen, der ein V Wohngebäude für seine Neffen erbauen ließ. Die Statue, die im Zuge der Errichtung des 37 Palazzo Orsini aufgefunden wurde, ist in Wirklichkeit ein Fragment einer antiken Statuengruppe, die ihrerseits Kopie einer anti- keren Skulptur des Menelaos, der den Patroklus hält (240-230 v. Chr.) ist. Der Sockel, auf dem „der Torso von Parione“ angebracht wurde, wurde gleich als Basis benutzt, um

darauf anonyme, oft scharfe, bissige Witze Die Strassen von Rom und Mottos hauptsächlich gegen die Kirche bzw. gegen die Politiker anzuschlagen, die eben „Pasquinate“ bezeichnet wurden. Gegenüber der mächtigen Ecke des Palazzo Braschi aus Bossenwerk „spricht“ Pasquino heute noch zum Volk mittels einer Unmenge von kleinen Zetteln, die an seinem Sockel hängen. VIA MARGUTTA

ia Margutta ist die Strasse, die Ende des wichtigen Adelsfamilien zu finden waren, V16. Jh.s zur Vervollständigung des begann ein Parzellierungsprozess, der mit Gebietes des Tridente konzipiert wurde. Sie der entgültigen Umwandlung dieses Areals wird vom sehr zentralgelegenen Viertel abschloss. Insbesondere an der Westflanke Marsfeld eingeschlossen. Der Name dieser des Pincio entlang (d.h. entlang der Flanke Strasse bezeichnet eine der beeindruckend- zwischen Via del Corso e Via Margutta) sten Strassen der italienischen Hauptstadt, dehnten sich die horti und Gärten der die schlechthin das Synonym für Faszination Familien Massimi, Naro e Grandi aus. Um und Kunst ist. Im Vergleich zu den zumindest teilweise das Problem der Verkehrsadern des Tridente ist sie etwas Unterkünfte für die Pilgerscharen, die sich abseits gelegen, aber dafür von besonders anlässlich der Jubiläumsjahre in die Heilige pittoresken Strassenzügen gekennzeichnet. Stadt begaben, zu lösen, parzellierte Papst Tatsächlich galt die Via Margutta als innova- Paul III. Mitte des 16. Jh.s den großen tive Wohnstätte für zahlreiche Künstler: Ab Weingarten von Domenico Massimo. Ein Teil 1600 haben unzählige Maler und Bildhauer, davon wurde in die Güter des Ospedale di sogar ganze Generationen von Künstlern, San Giacomo einbezogen. Einen anderen Teil diese lange und enge Strasse als idealen Ort davon wurde von dem Coiffeur Margut für ihre Ateliers und ihren Wohnsitz erworben: Nach ihm trägt die Strasse ihren gewählt. Sie haben ihr somit den internatio- heutigen Namen. Zum ersten Mal erschien nalen Bohèmiencharakter verliehen, der sie dieser Ortsname in einem 1576 von Cartaro heute immer noch kennzeichnet und unter- abgefassten Stadtplan. Neben den scheidet. Via Margutta gehört zum Gebiet, Besitztümern der Familie Massimi waren die das von den drei Strassen vom Tridente defi- von Alessandro Grandi, einem Adeligen aus niert ist, die von der Piazza del Popolo Ferrara, sowie die von Orazio Naro zu fin- fächerförmig ausstrahlen und über die den. Letzterer verkaufte 1565 verschiedene jeweiligen in der ersten Hälfte des 16. Jh.s Teile seines Grundstückes an der Via festgesetzten Verläufe in Margutta, die für Bauzwecke verwendet münden. Diese außerordentliche urbanisti- wurden. In der Nähe des Flusses lebte der sche Konstellation begann mit der Via del weniger begüterte Stand, der den sich dem Corso (die teilweise den Verlauf der alten Hafenhandel widmete, wobei in dem Via Flaminia überlappt). Darauf folgten die Streifen zwischen dem Hügel und der Via del Via Leonina (heute Via di Ripetta) und die Corso eine sehr raffinierte Schar von Via Paolina (heute Via del Babuino) im Ausländern und Künstlern niederließ. Infolge Zusammenhang mit einem Strassengefüge, der entgültigen Vollendung des Tridente das nachher mit der Eröffnung der Via wurde die städtebauliche Tätigkeit in dieser

IA MARGUTTA Trinitatis (heute Via dei Condotti) vervoll- Gegend weiterhin ausgebaut. Es ergab sich V ständig wurde. Als Katalysator für die städ- ein urbanistisches Phänomen, das erst Ende tebauliche Entwicklung dieses Teils des des Ottocento zu Ende war und weitgehend 38 alten Marsfeldes fungierte 1399 die die Via Margutta betraf. Die Strasse, die von Errichtung des Ospedale di San Giacomo in kleineren Palazzetti aus dem 18. Jh. flan- Augusta. Dies stellte die Weichen für eine kiert war, ist immer noch von einem weitere Urbanisierung, für die Errichtung Grünstreifen gesegnet, der dem Restteil der von Läden, für die Belebung des Handels. alten horti der Familie Naro, des Ein nicht zu übersehener Boom in dieser Weingartens der Brüder von Santa Maria del Richtung kam durch die päpstliche Politik im Popolo und, am Ende des Verlaufs, des Allgemeinen zustande, die diesem Gebiet Gartens der Familie Cenci entspricht. Im

Die Strassen von Rom besondere Aufmerksamkeit schenkte, und ausgedehnten Gebiet am Eingang zur Via insbesondere mit dem Wiederaufbau der Margutta, nämlich am Ort wo sich die Chiesa di Santa Maria del Popolo hinsichtlich Nausomachie * befand entstand der des großen Jubiläums von 1475 auf Baukomplex De Merode, dem der Bau eines Veranlassung von Papst Sixstus IV. Das galt der bekanntesten römischen Theater, des als entscheidender Ansporn für das von die- Theaters Alibert, vorging. Die Strasse war sem Zeitpunkt an schnelle Wachstum dieses eben durch die Anwesenheit von vornehmen Viertels. Nach der Vollendung des Tridente Adelsbauten und von den Wohngebäuden in diesem Stadtteil, wo meist die „horti“ von vielen Mäzenen, die ihrerseits Künstler von Religionsgemeinschaften sowie von anzogen, sowie durch die Konzentration an Unterhaltungs- und Aufführungslokale dem Ort erbaut, wo sich der von seinem berühmt. Vater Giacomo 1660 erbauten Palazzetto Der Verlauf der Via Margutta beginnt beim befand. Sein Vater war seinerseits der Gebäudeblock an der Ecke zwischen Via Anstifter des Teatro di Tor di Nona gewesen. Alibert, Via del Babuino und Via Margutta, Infolge von mehreren der das Haus von Giuseppe Valadier mit Restaurierungseingriffen, zu denen auch die Eingang auf der Nummer 89 der Via del Umstrukturierung des berühmten Babuino umfasst. Hier verstarb Valadier Architekten Ferdinando Fuga zählt und die 1839. Der Palazzetto, der in zwei Etappen in den jeweiligen Besitzübergängen entspra- der ersten Hälfte des Ottocento von Antonio chen, wurde das Theater von der Familie Sarti ausgeführt wurde, verdankt seinen Ruf Torlonia erworben, die Nicola Carnevali mit der Tatsache, dass hier der berühmte römi- dessen Wiederbau betrauten. Das Gebäude, sche Architekt wohnte, dem ein Großteil der das dank der vom Metastasio im vorherigen Umwandlungen dieses Gebiets im 19. Jh. ad hoc für diesen Ort verfassten Jahrhundert, allen voran der Regulierung der Theaterstücke berühmt war, wurde 1863 naheliegenden Piazza del Popolo, zuzusch- entgültig beseitigt. Der Komplex De Merode reiben sind. Auf der Hausnummer 3 der klei- übernimmt den Großteil des Blocks zwischen nen Via Alibert, wo sich die Via Margutta der Via Alibert, der Via di San Sebastianello erstreckt, erhebt sich das gewaltige und der Piazza di Spagna (der Haupteingang Gebäude aus Bosswerk, in dem der Sitz eines befindet sich an der Hausnummer 3 der Teils des Komplexes De Merode zu finden ist, Piazza im ehemaligen Palazzo Ceccarelli) der zwischen 1900 und 1903 auf dem Areal in und setzt sich vom Collegio San Giuseppe, der Nähe des Teatro Alibert (an der Ecke vom Istituto San Francesco Saverio De zwischen der gleichnamigen Strasse und der Merode und von der Chiesa di San Giovanni Via Margutta) von Tullio Passarelli errichtet Battista de La Salle, die von den Fratelli wurde. Das Teatro Alibert war im 18. Jh. delle Schuole Cristiane oder Lasalliani eines der schönsten Roms. Es wurde von geführt werden, fort. Die Bruderschaft, Antonio d’Alibert am Anfang des Jh.s auf die1684 in Frankerich mit dem Zweck ent- stand, die Kinder der minderbemittelten Klasse kostenlos zu erziehen und zu unter- weisen, kam im nachherigen Jh. auch nach Rom. 1850 entstand die Schule für die Kinder der französischen, in Rom stationierten Offiziere. Daraus entwickelte sich das Collegio San Giuseppe, das seinen heutigen Sitz im Jahre 1885 übernahm. Der Komplex des Kollegiums, der im 19. Jh. von Da Ciriaco Salvatori Baschieri auf dem von der Familie IA MARGUTTA

Torlonia erworbenen Areal errichtet wurde, V bestand aus einem großen Bauwerk, das sich um den mit Portikus ausgestatteten und durch Säulen aus rosafarbigem Granit 39 rhythmisierten Innenhof entfaltete. Anfang des folgenden Jh.s wurde auf Entwurf von Passerelli das Gebäude des Istituto De Merode erbaut. Die einzige Kirche, die von der Via Margutta zu sehen ist, ist dem Hl. Giovanni Battista de La Salle gewidmet, deren Scheinfassade (es handelt sich in

Wirklichkeit um die rechte Seite) auf die Via Die Strassen von Rom Alibert links des Istituto De Merode blickt. Das ursprünglich dem Hl. Josef geweihte Gotteshaus wurde vom eklektischen Architekten Ciriaco Salvadori Baschieri in der Stilrichtung des Cinquecento errichtet. Dieser ist auch als Autor des Gebäudes des Kollegiums erwähnenswert, das er in den letzten zwanzig Jahren des 19. Jh.s erbaute. Die Kirche hat ein einschiffiges Gefüge. Das gehören auch die folgenden Gebäude: Das Kirchenschiff setzt sich aus drei Spannweiten erste, an der Hausnummer 53, ist durch ele- zusammen, wobei jede davon durch ein gante, umgerahmte Fenster gegliedert und Kreuzgewölbe überspannt ist, und wird von einer zierlichen Loge in der Mitte verse- durch eine Apsis vollendet, die in der selben hen, die 1858 zu datieren ist. Danach; an neumittelalterlichen Stilrichtung vereinfacht den Nummern 51-53 ist ein Eingang mit drei ist, die in der Galerie zum Ausdruck kommt. Gittern, die mit Schmiedeeisenspitzen Eine Tafel am Eingang zelebriert den Prinzen geschmückt sind. Durch diesen Eingang Alessanddro Torlonia, der das Grundstück kommt man zu den von Antonio Bonfigli für zum Zwecke der Errichtung der Kirche spen- den Herzog Francesco Patrizi entworfenen dete, sowie seine Tochter Annamaria, die Räume. Dieser wollte daraus Malerei- und einen wichtigen Beitrag zur reichen Bildhauereiateliers machen. Gegenüber dem Innendekoration leistete. Der Familie Alibert Gebäude, das Sitz der Accademia Inglese gehörte auch der Palazzetto an der war, ist ein großes, ovalförmiges Becken, das Hausnummer 60 der Via Margutta, der im seitlich von römischen Kapitellen flankiert Laufe der Zeit in den Besitz der Torlonia ging ist. Schließlich an der Nummer 53a, nach (deren Wappen an der Fassade zu sehen ist) einem mit zwei Brunnen ausgestatteten und somit der Lasalliani. Wenn man in Gartenhof, ist ein vierstöckiges Bauwerk zu Richtung Piazza del Popolo weitergeht, erkennen, dessen Fassade von Gipsbüsten erkennt man an der Seite der Via Margutta italienischer Künstler charakterisiert wird. zum Pincio, d.h. an der Seite, die immer Auch dieser Palazzetto aus dem 19. Jh., der noch von vielen Innenhöfen und Gärten defi- sich an der Hausnumer 51 a befindet, hat an niert ist, den „fontanella rionale“ der Rückseite einen malerischen Blick auf (Bezirksbrünnlein) , der in den Jahren des die großen und kleinen Treppen, die sich an Governatorato vom Architekten Pietro die Hängen des Pincio schmiegen. Auch die- Lombardi geschaffen wurde. Der kleine ser Palazzetto beherbergte in den Mauerbrunnen, an dem die Inschrift mit dem Räumlichkeiten im Erdgeschoss Kunstateliers Datum MCMXXVII (1927) zu sehen ist, ist (er gehört derzeit zum Istituto per Ciechi durch zwei großen Masken verziert, die in Sant’Alessio). Der Verlauf der Via Margutta, stilisierter Form von den Instrumenten der an der Seite zum Tridente von einer umrahmen sind, die auf die für diese Strasse meist im Settecento entstandenen typische künstlerischen Tätigkeiten hinwei- Baukulisse und an der Seite zum Hügel von sen. Er wurde anlässlich des 1925 von der malerischen Bäumen und Grünflächen Gemeinde Rom ausgeschriebenen gekennzeichnet wird, endet am Wettbewerbs entworfen, der eben von Hintereingang des Palazzo Boncompagni Lombardi, Autor von anderen berühmten Cerasi an der Nummer 90, dessen vorzügli- Bezirksbrunnen, gewonnen wurde. che Hauptfassade auf die parallele Via del Weiterhin, auf der Nummer 54, sticht das Babuino blickt. Der ursprüngliche Baunukleus IA MARGUTTA

V Gitterwerk von Palazzo Patrizzi hervor. Dabei aus dem 16. Jh. ist im Haus von Alessandro handelt es sich um verschiedene Bauten aus de Grandis zu erkennen, das den folgenden verschiedenen Zeiten, die den großen Bauwerken einverleibt wurde. Es handelt 40 Innenhof umrahmen, dessen einmaliger sich um das erste Privathaus, das 1571 den Hintergrund von der Baumkulisse des darü- Anschluss an die Acqua Vergine bekam: An ber liegenden Pincio gekennzeichnet ist. An seiner Fassade wurde 1576 der berühmte der linken Seite steht das Gebäude, das den Brunnen des Babuino aufgesellt. Die Strasse Sitz des Circolo degli Artisti (des wird in der Nähe der Piazza del Popolo von Künstlerklubs) – eine Erbschaft der glanzvol- einer Gruppe von Wohngebäuden abgesch- len Vergangenheit der Via Margutta – beher- lossen, die dem sogenannten Borghetto bergt. Auf der anderen Seite erhebt sich ein zugeordnet wurden: Die gleichnamige Gasse

Die Strassen von Rom großes Bauwerk aus den ersten Jahren des kreuzt die Via Margutta und hat den 20. Jh.s. An der gegenüberliegenden Flanke Beinamen „pidocchioso“ (lausig), weil hier in befindet sich ein moderner Bau, in dem der- vergangenen Zeiten die Häuser ärmerer zeit das in Italien angesehenste Leute zu finden waren, entlang der Mauer, Auktionshaus, „Finarte-Semenzato“, seinen die sich bis zur Chiesa di Santa Maria del Sitz hat. Dieses hat übrigens einen wichtigen Popolo hinzog. Beitrag zur Verbreitung der Kunst geleistet und steht seit längerer Zeit mit der Via ROBERTO DEL SIGNORE Margutta in Verbindung. Der Familie Patrizi Oberintendanz für Kulturgüter