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Hydrologischer Monatsbericht Oktober 2009 für die Schleswig-Holsteinische und Mecklenburg- Vorpommersche Ostseeküste

1. Wasserstand Dienstsitz Rostock Das zweite Niedrigwasser des Abflussjahres 2009 ereignete sich am 03.10.2009. Das umfangreiche Sturmtief „Sören“ (971 hPa) zog am 2.10. von den Shetlands in Richtung Finnland. Das Hoch „Tomke“ (1020 hPa) wander- te von der Biskaya nach Südosten. In der Nacht zum 4.10. befand sich Datum 03.11.2009 das Sturmtief (973 hPa) zwischen Norwegen und Finnland. Verantwortlich für das Niedrigwasser war der zunehmende Einfluss der Durchwahl + 49 (0) 381 4563 - Zyklone. Der Wind wehte am 3.10. aus westlichen Richtungen und dreh- 783 [email protected] te im Laufe des Tages aus Westsüdwest 7 Beaufort. Aktenzeichen Vom DWD sind folgende Daten übermittelt worden: (bei Antwort bitte angeben) 22132/09

03.10.09 03.10.09 04.10.09 04.10.09 03 Uhr 09 Uhr 03 Uhr 09 Uhr Nördl. Ostsee W 4 SSW 4 WSW 7 SW 7 Bft Zentr. Ostsee W 3 SSW 4 WSW 7 SW 7 Bft SE-Ostsee WSW 3 WSW 6 WSW 7 WSW 7 Bft Südl. Ostsee WSW 5 WSW 7 WSW 7 WSW 8 Bft Westliche Ostsee SW 6 WSW 7 WSW 7 WSW 7 Bft

Travemünde: Wind 360 22

320 20 18 280 16 240 14 200 12

160 10 (m/s ) 8 120

Windrichtung (°) 6 80 4 Windgeschwindigkeit 40 2 0 0

03.10.2009 - 04.10.2009

Abbildung 1: Windentwicklung in Travemünde am 03. und 04.Oktober 2009 Neptunallee 5 18057 Rostock Tel.: + 49 (0) 381 4563 – 781 Fax: + 49 (0) 381 4563 – 949 [email protected] 1 www.bsh.de Bis zum Abend war der Wasserstand in der Kieler und in der Lübecker Bucht um einen Meter gefallen. Der niedrigste Wert wurde mit 395 cm in Flensburg gemessen. Westlich Rügens sanken die Wasserstände um 70 bis 80 Zentimeter und östlich Rügens um 50-60 Zentimeter unter dem mittleren Wasserstand.

Kiel Niedrigwasser 03.-04.10.2009 Trav emünde 520 W arnemünde Kos erow 500

480

460

440

420

Wasserstand400 (cm)

380

03.10. - 04.10.2009 Abbildung 2 : Niedrigwasser am 03.10.2009

Niedrigwasserstände entlang der Küste

03.-4.10.2009 470

460

450

440

430

420

410 Wasserstand (cm)

400

390

W ism ar

S assnit z

K oserow

F lensbu rg

Greifs w ald

Eckernförde

T ravem ünde

Kiel Holtenau W arnem ünde

Abbildung 3: Wasserstandswerte entlang der deutschen Küste

Die niedrigsten Wasserstände in Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern wurden wie folgt ermittelt: Schleswig-Holstein Flensburg 04.10.2009 395 cm Eckernförde 03.10.2009 398 cm Kiel Holtenau 03.10.2009 399 cm Schleswig 04.10.2009 399 cm

Mecklenburg-Vorpommern Wismar 03.10.2009 411 cm Rostock 04.10.2009 412 cm Timmendorf 03.10.2009 421 cm

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Am 12.10.2009 wurde die Hochwassermarke von 600 cm in Wismar erreicht. Die Wetterkarte vom Vortag zeigte Sturmtief „Vali I“ (999 hPa) über den Shetlands und das Randtief „Vali II“ (1009 hPa) über Pommern. Wäh- rend sich das Sturmtief in Richtung Polen bewegte, zog das andere Tief unter Verstärkung nach Lettland. Die Hochdruckzone „Vanessa“ (1030 hPa) reichte von Irland bis Ostgrönland und verlagerte sich lang- sam nach Südengland bis Mittelnorwegen. Über Norditalien bildete sich das kleine Tief „Wimar“. Frischer bis starker nördlicher Wind über der gesamten Ostsee brachte den Wasserstandsanstieg an der deutschen Küste. Erhöhte Wasserstände waren die Folge:

Schleswig-Holstein Lübeck 12.10.2009 595 cm Kiel Holtenau 12.10.2009 591 cm Neustadt 12.10.2009 589 cm

Mecklenburg-Vorpommern Wismar 12.10.2009 600 cm Timmendorf 12.10.2009 595 cm Rostock 12.10.2009 588 cm

Die Wetterlage für die nächsten Tage war bestimmt durch zwei umfang- reiche Druckgebiete über West- und Osteuropa, die sich in den kommen- den Tagen nur langsam veränderten. Der 13.10. wurde durch die schon genannte Hochdruckzone (1031 hPa) vom Cornwall „Vanessa“ bis zur Norwegischen See „Wiebke“ geprägt. Das umfangreiche Tiefdruckgebiet über Osteuropa enthielt auch 2 Kerne, einmal Tief „Vali“ (1003 hPa) über Weißrussland und den sich zum Sturmtief entwickelten „Wimar“ (993 hPa) über dem Balkan. Am Folgetag hatte sich die Hochdruckzone auf 1036 hPa verstärkt und auch das Sturmtief hatte gegen Mittag einen Druckabfall auf 986 hPa und lag jetzt über Weißrussland. Ganz allmählich wieder auffüllend und sehr langsam nach Nordwesten ziehend befand es sich um Mitternacht als kräftiges Tief (1000 hPa) über Ostpolen. Während sich das umfangreiche Hoch „Wiebke“ (1036 hPa) über Mit- telskandinavien bis zum 15.10. weiter abschwächte, zog Tief „Wimar“ jetzt mit 1012 hPa langsam nach Nordosten.

Die Windentwicklung vom 12. bis zum 15.10. zeigte für die gesamte Ostsee durchgängig einen Wind aus nördlicher Richtung. In der nördli- chen Ostsee blieb es in diesem Zeitraum bei 6-7 Bft; in der zentralen Ost- seegebiete nahm der Wind von 6 auf 8 Bft zu. Die südöstliche und südli- che Ostsee verzeichneten die höchsten Windgeschwindigkeiten mit 8-9 Bft am 14. - 15.10., in der westlichen Ostsee wurden maximal 6-7 Bft erreicht. Die Messstationen entlang der deutschen Küste registrierten ebenfalls maximale Windstärken von 7 Bft, wobei der starke Wind (6 Bft) über- wiegte.

3 Stahlbrode: Wind 360 22

320 20 18 280 16 240 14 200 12

160 10 (m/s ) 8 120

Windrichtung (°) 6 80 4 Windgeschwindigkeit 40 2 0 0

14.10.2009 - 15.10.2009 Abbildung 4: Windentwicklung am 14. -15.10.2009 in Stahlbrode (Greifswalder Bodden)

Der anhaltende starke Nordwind behinderte das Absinken der erhöhten Wasserstände vom 12.10. und die erneute Zunahme der Windgeschwin- digkeit am 14.und 15.10. führte zu einem weiteren Anstieg des Wassers bis in den Hochwasserbereich.

Sturmflut am 14./15.10.2009

640 630 620 610 600 590 580 570 Kiel Trav emünde 560 Wasserstand (cm) W arnemünde 550 Greif s w ald 540

14.10. - 15.10.2009 Abbildung 5: Sturmflut am 14./15.10.2009

Hochwasserstände entlang der Küste

1 2 .1 0 .2 0 0 9 1 4 .1 0 .2 0 0 9 650 640 630 620 610 600 590 580

Wasserstand570 (cm)

560

W ism ar

S assnitz

K oserow

F lensb urg

Greifs w ald

Eckernförde

T ravem ünde

Kiel Holtenau W arne m ünde

Abbildung 6: Wasserstandswerte entlang der Küste

4 Der höchste Wasserstand wurde in mit 639 cm ermittelt. In der Kieler Bucht und in der Mecklenburger Bucht registrierten die Pegel Werte bis 632 cm. Schleswig-Holstein Lübeck 15.10.2009 632 cm Kiel Holtenau 15.10.2009 625 cm Travemünde 15.10.2009 624 cm

Mecklenburg-Vorpommern Koserow 15.10.2009 639 cm Wismar 15.10.2009 629 cm 14.10.2009 628 cm

Für das Stettiner Haff gehört dieses hydrologische Ereignis zu den selte- nen Fällen der letzten Jahrzehnte. Die Kombination aus den hohen Wasserständen im Haff seit dem 6.10., dem langanhaltenden Nordwind seit dem 12.10. und dem –möglicherweise- erhöhten Abfluss der Oder führten zu einem neuen Hochwasserwert für Ueckermünde. Seit dem 6.10. registrierte der Pegel in Ueckermünde Wasserstände über 530 cm und teilweise auch schon von einem halben Meter über dem mitt- leren Wasserstand. Bis zum 12.-13.10. stiegen die Wasserstände auf 570 cm an. Dann kommt innerhalb kürzester Zeit eine erneute Wettersituation, die ein wei- teres Auffüllen des Haffs verursacht. Die Sturmflut an der Außenküste füllte das Haff über den Kanal von Swinoujscie und den Peenestrom weiter kontinuierlich auf. Der Abfluss der Oder war durch den hohen Füllungsgrad des Haffs behindert und dies führte zu einem Rückstau. Für Ueckermünde gibt es den neuen Hochwasserwert von 624 cm; damit wird der bisherige Wert vom 4.11.1995 mit 615 cm ersetzt. Regelmäßiger Beginn der Beobachtung in Ueckermünde war das Ab- flussjahr 1947. Auch an den beiden polnischen Stationen wurde ein neuer Hochwasser- wert gemessen: Szczecin Most: 636 cm und Trzebiez: 626 cm.

Sturmhochwasser am 14./15.10.2009

630 620 W olgas t 610 Karnin 600 Ueckermünde 590 580 570

560 Wasserstand (cm) 550 540 12.10. - 16.10.2009

Abbildung 7: Hochwasserverlauf im Kleinen Haff vom 12.-16.10.2009

5 Mit dem 31.10.2009 endet das Abflussjahr 2009. Die folgende Grafik zeigt die in diesem Zeitraum aufgetretenen Hoch- bzw. Niedrigwasser.

HW/NW Abflussjahr 2009 Flens burg Kiel W is mar W arnemünde Kos erow 640 620 600 580 560 540

520 03.10.09 500 07.01.09 480

460

12.10.09 15.10.09 440 23.11.08 Wasserstand420 (cm) 400 380 360

Abbildung 8: Hoch- bzw. Niedrigwasser im Abflussjahr 2009

Monatsmittelwerte Oktober 2009 und die langjährigen Reihen

Wasserstand (cm) Kiel Travemünde Warnemünde Koserow 7 Uhr Reihe 1996/2005 501 502 Reihe 1998/2007 502 504 Oktober 2009 521 522 524 529

Die Monatsmittelwerte lagen im Oktober in Schleswig-Holstein (Kiel 20 cm) über den Werten der Vergleichsreihe und in Mecklenburg- Vorpommern (Koserow 25 cm) über den Werten der Vergleichsreihe.

W a sse rsta nd O ktobe r 2009 Kiel 7 Uhr W arnemünde 620 Kos erow 600 580 560 540 520 500

W asserstand480 (cm) 460 440 420

Abbildung 9: Wasserstand in Kiel, Warnemünde und Koserow im Oktober 2009

6 Wasserstand Kiel-Holtenau 10-jährige Reihe Abflussjahr 2009, 7 Uhr Abflussj.2009 530 525 520 515 510 505 500 W ( c m ) 495 490 485 480 475 N D J F M A M J J A S O

Abbildung 10: Wasserstand in Kiel im Vergleich zur 10- jährigen Reihe

Folgende Extremwerte wurden gemessen (vorläufige Werte): MESZ

Minimum Maximum

Flensburg 395 cm 04.10. 09:07 Uhr Eckernförde 398 cm 03.10. 22:23 Uhr 621 cm 15.10. 03:33 Uhr Kiel-Holtenau 399 cm 03.10. 23:10 Uhr 625 cm 15.10. 03:33 Uhr Wismar 411 cm 03.10. 23:47 Uhr 629 cm 15.10. 06:49 Uhr Warnemünde 432 cm 04.10. 02:11 Uhr 617 cm 15.10. 07:46 Uhr Sassnitz 466 cm 04.10. 03:15 Uhr 608 cm 15.10. 02:59 Uhr Koserow 455 cm 03.10. 22:32 Uhr 639 cm 15.10. 07:21 Uhr

Hauptwerte Oktober 2009 NW MW HW

639 630 625 624 610 617 590 570 550 530 521 522 524 529 510

490 W (cm ) 470 450 455 430 432 410 399 407 390 Kiel Trav emünde W arnemünde Kos erow

Abbildung 11: Hauptwerte Oktober 2009 von ausgewählten Ostseestationen

7 Kiel-Holtenau

620 600 580 560 540 520 500 480 460

W asserstand440 (cm) 420 400 Oktober 2009

Abbildung 12: Wasserstandsverlauf in Kiel-Holtenau

Für die Bodden- und Haffgebiete in Mecklenburg-Vorpommern sind die nachfolgenden Wasserstandshauptwerte ermittelt worden; jeweils eine Station wird aufgeführt:

Darß-Zingster Bodden Greifswalder Bodden Kleines Haff Althagen Greifswald Ueckermünde Datum 05.10.09 03.10.09 04.10.09 NW 481 442 482

MW 529 525 536

HW 598 628 624

Datum 15.10.09 14.10.09 15.10.09

Reihe MW 507 503 508 1998/2007

Wasserstand Ueckermünde 10-jährige Reihe Abflussjahr 2009, 7 Uhr Abflussj.2009 540

530

520

510

W (cm ) 500

490

480 N D J F M A M J J A S O

Abbildung 13: Wasserstand in Ueckermünde im Vergleich zur 10-jährigen Reihe

8 Hauptwerte Oktober 2009 NW MW HW 640 628 620 624 600 598 580 560 540 529 536

520 525 W (cm ) 500 480 481 482 460 440 442 A lthagen G reifs wald Ueckermünde

Abbildung 14: Hauptwerte Oktober 2009 von ausgewählten Bodden- und Haffstationen

2. Wassertemperaturen (in °C) Oktober 2009

Wassertemperatur (gemessen in 3 m Wassertiefe) 7 Uhr Warnemünde Koserow Warnemünde Koserow Reihe Reihe in °C (1997/2008) (1998/2008) Minimum 8,9 7,5 Mittel 12,0 10,7 12,3 12,0 Maximum 15,1 15,5

Die Wassertemperaturen lagen im Oktober in Warnemünde und in Koserow unter den Werten der Vergleichsreihe.

W arn em ü n d e 3 m Wassertiefe 2009 7 Uhr 22,0 Mittelw ert (1999-2008) 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0

Wassertemperatur2,0 °C 0,0 -2,0 Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Januar - Dezember 2009

Abbildung 15: Wassertemperatur in Warnemünde, Wassertiefe 3 m

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Wassertemperatur (gemessen in 0,5 m Wassertiefe) 7 Uhr Barhöft Stahlbrode Karlshagen Karnin Zingst/Ostsee in °C Reihe Reihe (1969/1995) (1969/1990) Minimum 6,4 7,3 6,5 7,1 Mittel 9,2 9,8 9,0 9,2 10,5 9,6 Maximum 13,3 13,7 13,3 12,5

Die mittleren Wassertemperaturen lagen westlich Rügens 1,3 Kelvin unter den Werten der Vergleichsreihe und östlich Rügens bei den Werten der Vergleichsreihe.

Wassertemperatur in Stahlbrode 0,5 m Wassertiefe, 7 Uhr 25 23 21 Lubmin 1969/90 19 Stahlbrode 2009 17 15 13 11

9 W T (°C) 7 5 3 1 -1

Januar - Dezember 2009

Abbildung 16: Wassertemperatur in Stahlbrode, Wassertiefe 0,5 m

Rostock, 03.11.2009, i.A. Ines Perlet

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