Schutzgebühr: 1,– EUR

Rainer Türk Wanderungen im fränkischen Herausgeber: Markt Kirchzell Hauptstraße 19 63931 Kirchzell Telefon 09373-97430 Telefax 09373-974324 www.kirchzell.de

Texte: Rainer Türk Layout und Realisierung: Hubert Brunnengräber Fotos: Gemeinde Kirchzell, Rainer Türk

Weitere Informationen:

Odenwaldklub e.V. Im Staatspark Fürstenlager 64625 Bensheim-Auerbach Telefon 06251-855856, Fax 855858 www.odenwaldklub.de

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Nibelungenstraße 41 64653 Lorsch Telefon 06251-707990, Fax 7079915 www.geo-naturpark.de Vorwort

Kirchzell gehört zu den insgesamt 17 Klosterorten, die ihre Entste- hung der im Jahre 734 gegründeten Benediktinerabtei verdanken. Wann genau die ersten Häuser errichtet wurden, ist un- bekannt. Jedenfalls war dies wesentlich früher als 1271, dem Jahr der urkundlichen Ersterwähnung. Nach seiner Gründung hieß der Ort zu- nächst „Celle“ und wurde erst im frühen 15. Jahrhundert zur besseren Unterscheidung zu anderen „Zellorten“ und aufgrund der Tatsache, dass in Kirchzell die erste und einzige Pfarrkirche der näheren Umge- bung stand, in Kirchzell umbenannt. Das politische Schicksal von Kirchzell wurde über Jahrhun- derte von Amorbach beeinflusst und bestimmt. Als Kaiser Friedrich I. ­­­

3 ­Barbarossa 1168 den Herren von Dürn die Vogtei über das Kloster Amorbach übertrug, kam auch Kirchzell unter die Herrschaft dieses Adelsgeschlechts. Als diese rund 100 Jahre später ihren Besitz an das Erzbistum Mainz verkauften, war auch Kirchzell davon betroffen und wurde mainzisch. In diesem Kaufvertrag von 1271 findet sich auch die Ersterwähnung von Kirchzell. 1700 bekam Kirchzell als Mittelpunktgemeinde des „Kirchzeller Grundes“ vom Mainzer Erzbischof Franz von Schönborn das Markt- recht verliehen. Nach der Säkularisation wurde der Ort 1803 in das neu geschaffene Fürstentum Leiningen eingegliedert. Aber schon bald verlor der Fürst seine politische Souveränität und in rascher Fol- ge wurde Kirchzell 1806 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich bayerisch. 1975 schloss sich Kirchzell im Zuge der Gemeindegebietsreform mit den Nachbargemeinden Breitenbuch, Buch, Ottorfszell, Preun- schen und Watterbach sowie den Weilern Breitenbach, Dörnbach, Hofmühle, und Schrahmühle zu einer Großgemeinde mit 2500 Ein- wohnern zusammen. Durch diesen Zusammenschluss entstand mit 6400 Hektar die flächengrößte Gemeinde im Landkreis . Während in den Ortsteilen die Landwirtschaft vorherrscht, hat sich die Kerngemeinde zu einer Handwerker- und Arbeitergemeinde ge- wandelt. Vorherrschend sind zahlreiche kleine und mittelständische Gewerbebetriebe. Aufgrund des großen Waldbestandes ist auch der Beruf des Waldarbeiters verbreitet. Bekannt sind vor allem weit über den Odenwald hinaus die Kirchzeller Zapfenpfücker. Sie reisen nach Skandinavien und weit in den Osten um bestes Saatgut zu ernten und verkaufen es in ganz Deutschland und in Europa.

4 Die waldreiche Umgebung von Kirchzell und die ruhige Lage sind beste Voraussetzungen für erholsame Urlaubstage. Pensionen und Privatvermieter bieten gemütliche Zimmer und Ferienwohnungen an. Auch Urlaub auf dem Bauernhof wird reichlich angeboten. Ferner gibt es im Gabelbachtal südwestlich von Kirchzell einen international renommierten Campingplatz. Ein ganzes Netz von gut ausgezeichne- ten Wanderwegen führt durch die abgelegenen, still-romantischen Täler und auf die umliegenden Höhen mit ihren faszinierenden Aus- blicken über den Odenwald. Sie führen zu zahlreichen kultur-histo- rischen Sehenswürdigkeiten und geben den Wanderungen Ziel und Inhalt. Unverzichtbares Wanderziel auf der Gemarkung von Kirchzell ist die Burg Wildenberg. Sie gehört zu den bedeutendsten Burganla- gen Deutschlands und hat trotz Zerstörung und Zerfall ihr hochmit- telalterliches Aussehen unverfälscht bewahren können. Ihre Ausmaße von 90 x 39 m sind monumental und etwa das Dreifache der sonst üblichen Burganlagen. Sie ist Ausdruck einer glanzvollen Epoche deutscher Geschichte, der Zeit der Staufer, des Rittertums und der Minne. Burg Wildenberg war für Wolfram von Eschenbach die Vorla- ge bei der Beschreibung der Gralsburg in seinem Ritterepos „Parzival“. Die Größe und Stärke der Burganlage, der weitläufige Burghof, sein grasbedeckter Turnierplatz, der von vielen Kronleuchtern und Kerzen erleuchtete Saal, die mit Polstern belegten Sitzbänke und ganz be- sonders der monumentale Kamin von dem es heißt: Sô grôziu fiwer sît noch ê Sach niemen hie ze Wildenberc (So große Feuer wie hier auf Wildenberg hat niemand jemals gesehen), sind hierfür ein eindeutiger Beleg. Auch der altfranzösische Name der

5 Gralsburg „Munsalvasche“, im heutigen Französisch „mont sauvage“ = wilder Berg, ist die wörtliche Übersetzung von Wildenberg. Landschaftsprägend sind auch die zahlreichen Bildstöcke, die sich in den Ortschaften, am Ortsrand oder verstreut in der Feld- und Wald- flur finden. Ihre Verbreitungsdichte im östlichen Odenwald ist dadurch bedingt, dass im Macht- und Einflussbereich der Bistümer Mainz und Würzburg die Reformation keine Chance hatte und diesbezügliche Bemühungen schon im Keim unterbunden wurden. So konnten sich in diesem Gebiet Ausdrucksformen des katholischen Glaubens un- gehindert verbreiten, während in den Gebieten der Landgrafschaft Hessen-, der Kurpfalz und der Grafschaft Erbach, die sich der Reformation angeschlossen hatten, bis auf wenige Ausnahmen Zeugen des alten Glaubens abgeräumt bzw. nicht aufgestellt wurden. Anlässe zur Setzung von Bildstöcken sind vielfältig. Wie bei Kreuzen könnte es eine in einem Sühnevertrag eingebundene Verpflichtung gewesen sein, wonach der Täter neben finanziellen bzw. materiellen Entschädigungen an die Familie des Getöteten auch die Buße auf- erlegt bekam, zum Gedenken an den Verstorbenen ein Kreuz oder einen Bildstock zu errichten. Ein weiterer Anlass war das Bewahren des Andenkens an einen Toten, der durch ein Unglück oder aus na- türlichen Gründen sein Leben verloren hatte und für dessen Seelen- heil man eine Betstätte schaffen wollte. Auch das eigene Seelenheil sowie der Wunsch um Schutz für Hab und Gut war vielfach Anlass für Setzungen. Da jedoch im Gegensatz zu den jüngeren bei den älteren Bildstöcken keine Inschriften vorhanden sind, ist ihr Anlass zur Setzung oft spekulativ. Man kann ferner nicht unbedingt davon ausgehen, dass der heutige Standort auch der frühere gewesen sein muss. Durch Flurbereinigung, Straßenbau, geänderte landwirtschaft- liche Arbeitsmethoden aber auch aus Angst vor Diebstahl sind viele Bildstöcke ins Dorf versetzt worden und verfälschen dadurch oft die eigentliche Absicht ihrer Setzung. Bevorzugter Standort in der Feld- oder Waldflur, wenn nicht die Erinnerung an ein tragisches Geschehen bewahrt werden sollte, waren oft begangene Wegkreuzungen oder Passhöhen, um die Vor- übergehenden zur Rast und einem kurzen Gebet anzuhalten. Auch erhoffte man sich den Schutz der Feldflur vor Unwetter und Verwüs- tungen. Stand der Bildstock am Dorfeingang, so sollte das Dorf vor Krankheiten, Seuchen, Feuer oder anderem Unheil geschützt werden. Ähnliches galt für den Standort vor einem Hof. Der ursprüngliche Standort ist somit wesentlicher Teil der Identität eines Bildstocks. Wird dieser verändert, so ist die eigentliche Absicht des Stifters nicht mehr erkennbar.

6 Im Westen der Gemarkung von Kirchzell ist der Limes Ziel erlebnis- reicher Wanderungen. Mit seiner Anerkennung als Weltkulturerbe durch die UNESCO im Juli 2005 wurde der Grenzverlauf zwischen dem Imperium Romanum und dem freien Germanien verstärkt in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Selbst wenn dieses Prädikat sich nur auf den östlichen, den obergermanisch-raetischen Limes bezieht, hat auch der Odenwaldlimes mit seinen zahlreichen, fast lückenlosen Wachturmstellen davon profitiert. Gerade die siedlungsfeindlichen, unfruchtbaren Buntsandsteinböden des kaum besiedelten Hinteren Odenwaldes haben über Jahrhunderte die Limesanlagen mit Gestrüpp und Dornen überwuchert und ihn besonders gut bewahren können. All diese Sehenswürdigkeiten sind durch gut markierte Wanderwege optimal erschlossen. Dargestellt finden Sie sie in den topographischen Wanderkarten des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1:20 000. Die für Kirchzell zutreffende Karte ist das Blatt TF 20-11 „Fränkischer Odenwald“. Dabei ist zu be- achten, dass die Markierung der Wanderwege im Odenwald einem einfachem System folgt: n Die Wanderlinien des Odenwaldklubs sind mit farbigen Symbolen wie Kreis, Raute oder Viereck gekennzeichnet. Die mit einem wei- ßen Spiegel unterlegten roten und blauen Markierungszeichen verlaufen vorwiegend in Nord-Süd-Richtung, und die mit weißen und gelben Symbolen markierten Wanderwege führen in Ost- West-Richtung. n Die Rundwege beider Naturparke, die von einem Wanderparkplatz ausgehen und dort auch wieder enden, sind mit einer gelben Ziffer in einem gelben Kreis markiert. Auf dem Wanderparkplatz befin- det sich eine Orientierungstafel, auf der diese Rundwege aufge- zeichnet und beschrieben sind. n Die örtlichen Rundwege, die im allgemeinen von einem Parkplatz in der Ortsmitte ausgehen, sind mit einer weißen Ziffer und einem oben offenen Kreis, in dem der Kennbuchstabe des jeweiligen Ortes steht, z.B. „K“ für Kirchzell, gekennzeichnet. n Um eine bessere Vernetzung der Rundwege und der OWK-Linien untereinander zu erreichen, wurden Verbindungswege geschaffen, die mit einem „V“ markiert sind.

7 Durch tiefe Wälder und stille Täler

Arbeitsplatz Wald Wanderung durch das Otterbacher Tal

In der forstgeschichtlichen Beste Wanderzeit: Ganzjährig Entwicklung haben neben der landwirtschaftlichen Nutzung Ausgangspunkt: Kirchzell, Kirche auch andere Waldnutzungs- Markierung: K 2 arten eine bedeutende Rolle gespielt. Köhler, Glasmacher, Pottaschbrenner, Pechsieder und Schmierbrenner ver- brauchten große Mengen von Holz zur Ausübung ihres Gewerbes und waren da- Ort km Zeit Höhe durch mitverantwortlich für die Ausbeutung des Waldes. Kirchzell 0,0 0:00 190 Viele Taglöhnerfamilien hackten und pflügten den frisch gerodeten Waldboden, um ein oder zwei Jahre lang Getreide anzubauen. Durch diese fortwährende Nutzung Tannenbuckel- 1,3 0:30 313 des Waldes verschwand der Altholzbestand auf den noch Sattel vorhandenen Waldflächen. Ein Nachwachsen junger Bäume wurde durch die Viehweide weitgehend verhindert. Um 1500 erließ daher der Kurstaat Forsthaus 1,5 0:25 226 Mainz eine erste Wald- und Otterbach Forstordnung. Die fortschrei- tende Auslichtung und Ver- steppung konnte allerdings nicht aufgehalten werden. Erst Otterbacher 3,0 1:10 355 im 18. Jahrhundert begannen Grund die Waldbesitzer mit groß angelegten Nadelholzauffors- tungen. So entstand aus dem ehemaligen Buchen-Eichen- Mischwald ein überwiegender Emichshöhe 1,8 0:40 480 Nadelholzbestand und führte zu großflächigen Monokul- turen. Bekannt wurden in Kirchzell 4,4 1:15 190 ganz Deutschland und in Eu- ropa die Kirchzeller „Zapfen- Gesamtstrecke 12,0 4:00 pflücker“. Sie reisten bis nach Skandinavien und weit in den Osten, um bestes Saatgut zu ernten. Im früher armen Kirch- zell war dies eine wichtige Einnahmequelle.

8 Durch tiefe Wälder und stille Täler

Informationen

Von der Kirche in Kirchzell folgen wir der örtlichen Markierung K 2 über die Straße bergauf in den Sattel zwischen Tannenbuckel und Wolkmann. Vom Waldrand hat man einen schönen Blick hinab auf Kirchzell, das Gabelbachtal und seine Mündung in die Mud.

Auf der anderen Seite des Bergsattels gehen wir hinab ins Otterbach- tal. Rechts im Tal sehen wir das ehemalige Klostergut „Schafhof“, heu- te ein bekanntes 4-Sterne Hotel-Restaurant. Im Tal biegen wir mit unserer Markierung links ab und kommen zum Forsthaus Otter­bach.

Dieses idyllisch gelegene Forsthaus liegt am Rande von ausgedehnten Wäldern. Von hier laufen wir nun das reizvolle Otterbacher Tal auf- wärts in den Otterbacher Grund.

Im Otterbacher Grund macht unser Wanderweg eine Linkskehre und führt dann weiter aufwärts in den Bergsattel zwischen der Ortelshöhe und der Emichshöhe. Besonders im Herbst ergeben sich auf dieser Strecke immer wieder herrliche Waldbilder.

Hier haben wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht und gehen nun am Hang des Reiß-Berges zunächst gemächlich, später zunehmend steiler, hinab nach Kirchzell.

Schwierigkeit: mittel

9 Die Kirchzeller Dieburg-Wallfahrt

Die Wallfahrten nach Walldürn und Dieburg zählen zu den be- kanntesten im Odenwald. Die Kirchzeller Dieburg-Wallfahrt ist eine der ältesten und größten. Sie wurde 1630 gelobt in der schweren Zeit der Pest und des Dreißigjährigen Kriegs und wird ununterbro- chen bis heute durchgeführt. Ursprünglich wurde die Wallfahrt ganz zu Fuß zurückgelegt und dauerte mehrere Tage. Im Laufe der Zeit wurde die Dieburg-Wallfahrt auf 2 Tage reduziert. Erst seit 1990 läuft wieder eine kleine Pilgergruppe den ganzen Weg nach Dieburg (ca. 60 km), beginnend jeweils am 6. September mit einer Zwischenüber- nachtung in Groß-Umstadt. Eine zweite größere Gruppe macht sich einen Tag später auf den Weg und trifft nach einer Omnibusfahrt ab in Klein-Umstadt auf die erste Gruppe. Gemeinsam pilgern sie unter den Klängen der Dieburg-Bläser zur Gnadenkapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes in Dieburg. Mit vielen anderen Pil- gerinnen und Pilgern aus der ganzen Umgebung nehmen die Kirch- zeller an den großen Wallfahrtsfeierlichkeiten am Fest Mariä Geburt (8. September) in Dieburg teil und fahren dann mit dem Omnibus zum Kirchzeller Ortsteil Buch. Von hier ziehen die Wallfahrer in einer großen Lichterprozession nach Kirchzell, wo sie von den Daheimge- bliebenen feierlich empfangen werden. Der Pilgerweg geht über den Parkplatz am Friedhof mit einem Zwischenstopp am Dieburg-Stein durch das Ortelstal nach Boxbrunn. Von hier geht es weiter über Vielbrunn, Hainhaus, Rimhorner Höhe, Burg , Groß-Umstadt, Klein-Umstadt bis nach Dieburg.

10 Die Kirche

Mit der Gründung einer „Celle“ durch Benediktinermönche des Klos- ters Amorbach war auch der Bau einer kleinen Kapelle verbunden. Dies war sicherlich kein Steingebäude, sondern ein einfacher Betraum aus Holz, Lehm und Stroh. Wann eine erste steinerne Kapelle entstand, ist unbekannt. Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde von 1355. 1658 und 1666 wurde in zwei Bauabschnitten eine neue Kirche gebaut. „Bettelbriefe“ sollten dabei helfen, Spenden einzutreiben. Dieser einfache Bau aber erwies sich schon bald als zu klein und zu eng. Über Jahrzehnte versuchte man das Kloster Amorbach, das Erzbistum Mainz und nach 1803 den Rechtsnachfolger des Klosters, das Fürstenhaus ­Leiningen, von der Notwendigkeit eines grundlegenden ­Neubaus der Kirche zu überzeugen. Aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts konnte mit einem Kirchenneubau begonnen werden. Beson- dere Ausstattungsstücke der in ihrer Gesamterscheinung schlichten und einfachen Kirche sind die Gottesmutter als Himmels­königin, die Gottesmutter mit Kind, die Figur der hl. Sebastian,­ dem Schutzheili- gen gegen die Pest sowie die Figur des hl. Johannes Nepomuk. Letz- terer gehört zu den Heiligen, die in Kirchzell besonders hoch verehrt werden. Künstlerisch wertvoll ist auch der Taufstein, eine Arbeit aus der Übergangs­zeit von der Renaissance zum Barock.

11 Auf den Spuren der Dieburger Wallfahrt

Wanderung durch das Ortelstal

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Kirchzell, Friedhof Markierung: K 1

Ort km Zeit Höhe

Kirchzell, Friedhof 0,0 0:00 220

Rotes Bild 1,4 0:30 258

Gedenkstein 1,1 0:20 300

Ortelshöhe 2,1 0:55 450

Bildstock 3,4 1:00 358

Kirchzell, Friedhof 3,5 1:00 220

Gesamtstrecke 11,5 3:45

12 Informationen

Unterhalb des Friedhofes, am Eingang ins Ortelstal, hielten die Wall- fahrer zum letzten Segen vor dem langen Fußmarsch inne. Dann ging es in geschlossener Formation das Tal aufwärts zum „Roten Bild“.

Dieser Bildstock zählt, aufgrund der nicht gekonnten Umsetzung der Abbildung des Walldürner Blutbildes auf der Tafel, zu den sogenann- ten Primitivformen. Daneben steht der Kopf eines etwa 1620 zu datie- renden Bildstockes, der vermutlich vorher an dieser Stelle stand. Vom „Roten Bild“ gehen wir das Tal weiter aufwärts zum Gedenkstein.

Dieser Stein erinnert an die gelobte Wallfahrt von 1630.

Hier verlassen wir den Wallfahrtsweg und biegen links ab. Der Weg führt südlich um den Emichskopf herum und biegt dann erneut im spitzen Winkel links ab. Oberhalb von Watterbach quert dann ein Verbindungsweg unsere Markierung. Hier folgen wir diesem Verbin­ dungsweg ein paar Meter nach links hinauf zu einem alten Bildstock.

Dieser undatierte Bildstock steht auf dem höchsten Punkt des Weges vom Ortelsgraben nach Watterbach. Er zählt zu den ältesten Bildstö- cken und dürfte dem 16. Jahrhundert zuzuweisen sein. Auch er war in eine Wallfahrt eingebunden, die Watterbach zum Ziel hatte. Anlass war das Watterbacher Kerzenwunder, eine brennende Kerze im Hol- derbusch. An diesem Bildstock war die letzte Rast zum Gebet vor dem Ziel. Vom Bildstock gehen wir wieder zurück auf den Hauptweg und folgen von dort dem Rundweg K1 hinab nach Kirchzell.

Schwierigkeit: mittel

13 Stein auf Stein

Wanderung zum Schwabenstein ­ auf dem Wolkmann

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Kirchzell, Kirche Markierungen: K 2 – Wa V – A 4 – A 5 – o. Mark. – Wa V – K 2

Ort km Zeit Höhe

Kirchzell 0,0 0:00 190

Tannenbuckel- 1,3 0:30 313 Sattel

Schwabenstein 4,0 1:20 387

Wolkmann 1,8 0:40 433

Tannenberg-Sattel 1,3 0:20 313 Kirchzell 1,3 0:20 190

Gesamtstrecke 9,7 3:10 14 Stein auf Stein

Informationen

Von der Kirche in Kirchzell folgen wir der örtlichen Markierung K 2 über die Straße aufwärts.

Im Sattel stoßen wir auf den Verbindungsweg „V“ und folgen ihm nach rechts bergauf. Beim Zusammentreffen mit dem Rundweg A 4 folgen wir diesem nach links. Nach gut einer halben Stunde biegt dieser nach links ab, und wir gehen nun mit dem Rundweg A 5 ge- radeaus weiter. Oberhalb von Amorbach, dort wo A 5 einen Serpen- tinenpfad hinunter in die Stadt führt, gehen wir ohne Markierung diesen Serpentinenpfad bergauf zum Schwabenstein.

Um seine Kondition zu steigern, stieg Gottfried Schwab aus Amor- bach mehrmals in der Woche auf den Wolkmann und legte dort oben einen Stein ab. So entstand im Laufe der Jahre ein ansehnlicher Stein- haufen. 1997 begann Gottfried Schwab den Steinhaufen zu einer Py- ramide aufzubauen und taufte sie auf den Namen „Schwabenstein“, abgeleitet von seinem eigenen Namen. Vom Schwabenstein gehen wir nach links auf den Waldweg und folgen ihm über den Höhenrücken in südlicher Richtung. Nach knapp 10 Minuten mündet der Waldweg in einen Forstweg, dem wir nach links zum Wolkmann folgen.

Vom Wolkmann verläuft der Forstweg leicht bergab. Nach etwa 400 m kommt von rechts der Rundweg A 5 auf unseren Weg. Hier biegen wir beim nächsten Abzweig ohne Markierung im spitzen Winkel rechts ab und stoßen beim nächsten Querweg wieder auf den Verbindungsweg „V“, dem wir weiter bergab folgen.

Im Sattel gehen wir mit dem Rundweg K 2 zurück nach Kirchzell.

Schwierigkeit: Anstiege 15 Die Gralsburg im Mudtal

Burg Wildenberg Wanderung zur Burg Wildenberg

Burg Wildenberg gehört zwei- Beste Wanderzeit: April – Oktober fellos zu den bedeutendsten Burganlagen Deutschlands. Ausgangspunkt: Preunschen Trotz Zerstörung und Zerfall Markierungen: (rot) – V – hat sie ihr hochmittelalter- K 3 – V liches Aussehen unverfälscht bewahren können. Sie ist Aus- druck einer glanzvollen Epo- che deutscher Geschichte, der Zeit der Staufer, des Ritter- tums und der Minne. Erbaut Ort km Zeit Höhe wurde die Burg um 1170 von den Herren von Dürn, die mit Preunschen 0,0 0:00 452 Rupertus de Durne plötzlich in das Rampenlicht der Ge- schichte traten und von sei- nem Enkel, Konrad von Dürn, zu ihrer ganzen Pracht ausge- baut wurde. Nach dem Tode von Konrad von Dürn begann der Zerfall dieses Adelsge- schlechts. 1271 verkaufte Ul- rich III. Burg Wildenberg mit der oberen Zent dem Mainzer Erzbischof Werner von Epp- stein. Burg Wildenberg wurde - Öffnungszeiten Watterbacher Haus: zischer Amtssitz, und aus der April–Sept. Sa, So, Feiertage 11–17 Uhr, einst stolzen Ritterburg wurde ein Verwaltungszentrum der Okt.–März Sa, So, Feiertage 12–16 Uhr; fünf Amorbacher Zenten. Das Gruppen nach Vereinbarung, Ende der Burg Wildenberg kam Tel. 09373-97430 am 4. Mai 1525. Kampflos fiel sie in die Hände der aufstän- dischen Bauern, wurde von Burg Wildenberg 1,3 0:20 355 der aufgebrachten Menge nie- dergebrannt und ist seitdem Ruine. Besonders beeindru- ckend sind der Palas von 23 x 9 m, die Größe des Kamins mit einer Feuerfläche von 9 m² und die prachtvollen Fens- tergruppen des lichtdurch- fluteten Arkadensaales. Sie sind Ausdruck des ritterlichen Buch 2,7 0:40 189 Selbstverständnisses einer Kirchzell 1,7 0:30 190 glanzvollen Epoche. Burg Wil- Preunschen 4,1 1:30 452 denberg diente Wolfram von Eschenbach als Vorbild für die Gralsburg in seinem höfischen Gesamtstrecke 9,8 3:00 Ritterepos „Parzival“. 16 Die Gralsburg im Mudtal

Informationen

Preunschen ist ein schmuckes Dorf auf dem Höhenrücken zwischen dem Mudtal und dem Gabelbachtal mit drei besonderen Sehenswür- digkeiten: die neu renovierte Pfarrkirche von 1783 mit ihren bemalten Kirchenfenstern, das Watterbacher Haus und die Burgruine Wilden- berg. An der Durchgangsstraße stoßen wir auf die OWK-Markierung (rot) und folgen ihr nach links die Straße abwärts zum Watter- bacher Haus. Dieses 1475 erbaute Bauernhaus gilt als das älteste im Odenwald. Da es an seinem ursprünglichen Ort in Watterbach einem Neubau Platz machen musste, wurde es abgebaut und zunächst im abgelegenen Breitenbach und dann an seinem jetzigen Standort neu aufgebaut. In ihm ist ein sehenswertes Waldmuseum untergebracht. Von dort folgen wir der „roten Raute“ weiter zur Burgruine Wilden- berg.

Burg Wildenberg gilt als Paradebeispiel einer staufischen Ritterburg. Eine 10 m hohe und 3 m starke Schildmauer mit integriertem Berg- fried schützte die Burg auf der Angriffsseite. Durch eine kreuzge- wölbte Torhalle betritt man den Innenhof. Am meisten jedoch beein- druckt der Palas mit seinem imposanten Kamin und den prachtvollen Fenstergruppen. Von der Burg führt der Wanderweg durch die Zei- bertsklinge hinab ins Mudtal und dieses abwärts nach Buch.

Am Ortseingang von Buch folgen wir dem Verbindungsweg „V“ nach Kirchzell und von dort mit dem örtlichen Rundweg K 3 zurück nach Preunschen.

Schwierigkeit: steiler Anstieg nach Preunschen

17 Das Fürstentum Leiningen

Nach der Machtübernahme Napoleons wurde der deutsche Adel, der linksrheinische Besitzungen an Frankreich verloren hatte, durch ent- eigneten Kirchenbesitz entschädigt. So erhielt Fürst Carl Friedrich Wilhelm von Leiningen ein neues, größeres Territorium zwischen Main und Neckar, das vorher dem Kloster Amorbach, dem Bistum Würzburg und Kurmainz gehört hatte. Residenz des neuen Fürsten- tums wurde zunächst Miltenberg und ein Jahr später, im Frühjahr 1803, die Benediktinerabtei in Amorbach. Der Fürst übertrug schon bald nach Übernahme der Regentschaft aus Altersgründen die - geschäfte seinem Sohn Emich Carl. Die politische Souveränität des Fürstentums Leiningen aber währte nicht lange. 1806 wurden die kleinen Territorialstaaten den neu gebildeten Großherzogtümern un- terstellt. So wurde die Gegend um Amorbach zunächst badisch, 1810 hessisch und 1816 bayerisch. Schon bald nach der Übernahme der Amtsgeschäfte hatte Emich Carl inmitten seiner ausgedehnten Wälder einen weitläufigen Park im Stil eines Englischen Gartens anlegen und ein bewohnbares Jagdhaus in Form einer künstlichen Ruine errichten lassen. Als er 1814 starb, wurde dieses Jagdhaus nicht mehr genutzt, Sein Sohn, Fürst Karl, ver- anlasste 1828 deshalb den Abriss des Jagdhauses und baute an seiner Stelle in mehreren Bauabschnitten das heutige Schloss Waldleiningen. Des Weiteren vergrößerte er den Wildpark wobei er sich nicht scheute die Dörfer Dörnbach, Breitenbach, Neubrunn (Ernstthal) und Galm- bach (Eduardsthal) aufzukaufen und die Familien umzusiedeln. Die Höfe wurden eingeebnet und aufgeforstet und lediglich die für die Unterbringung und Versorgung seines Forstpersonals notwendigen Gebäude blieben erhalten. Heute ist die Ausdehnung des Wildparks zurückgenommen.

18 Alte Bräuche und Sitten

In Watterbach haben sich Brauchtum und Tradition bis heute erhalten. Am 3. Fastensonntag feiert die Jugend das Fest des Winteraustreibens. Ein Kind, das den Sommer darstellt, wird in Bärlappmoos gewickelt, ein anderes trägt einen großen, aus Stroh gebundenen Hut und spielt den Winter. Alle anderen Kinder tragen bunt geschmückte Körbe. Da- mit ziehen sie von Haus zu Haus. Der „Sommer“ reißt die Fenster auf, der „Winter“ will sie wieder schließen. Indessen sammeln die anderen Kinder Eier, Fett, Mehl und Obst, von denen dann in einem vorher bestimmten Haus Pfannkuchen gebacken und gemeinsam verzehrt werden. Zu guter Letzt wird der Strohhut über dem Waldbach ver- brannt und damit der Winter symbolisch ausgetrieben. Am Karfreitag und am Karsamstag ziehen die Kinder morgens, mittags und abends mit Raspeln durch den Ort, sprechen Texte zum Kreuzweg und zur Liturgie. In der Adventszeit gehen sie von Haus zu Haus und bitten für die Marienfigur für gute Unterkunft. Dabei werden kleine Lieder und Texte vorgetragen. Am 11. November findet der Martinszug durch die Straßen von Watterbach statt. Weitere Bräuche sind der Umzug der Sternsinger am 6. Januar, das Aufstellen des Oster-, Mai- und des Christbaumes sowie die Sil- vesterfeier zum Jahreswechsel in gemeinschaftlicher Runde.

19 Aufgelassene Dörfer und einsame Täler

Wanderung im Gabelbach- und im Dörnbachtal

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Ottorfszell Markierungen: Ot 2 – Ot 3

Ort km Zeit Höhe

Ottorfszell 0,0 0:00 232

Breitenbach 2,9 0:50 258

Dörnbach 3,2 1:00 327

Kreuz 0,8 0:15 373

Ottorfszell 4,7 1:25 232

Gesamtstrecke 11,6 3:30

20 Aufgelassene Dörfer und einsame Täler

Informationen

Vom Parkplatz in der Dorfmitte von Ottorfszell folgen wir der ört- lichen Markierung Ot 2. An der Weggabel halten wir uns links und gehen das Gabelbachtal aufwärts. Der Weg verläuft am Waldrand entlang und bietet immer wieder schöne Ausblicke. Nach knapp 1 Stunde erreichen wir Breitenbach.

In diesem idyllischen Wiesental stehen nur noch 2 Häuser mit Wirt- schaftsgebäuden sowie die Wendelinus-Kapelle von 1711. Neben der Kapelle befindet sich an einem ehemaligen Quellheiligtum eine Brun- nenstube. Von Breitenbach laufen wir das Dörnbachtal weiter aufwärts. Beim Abzweig des Rundweges Ot 2 nach rechts steht eine große Mariensta- tue mit dem Kind im Arm rechts in der Wiese. Ebenfalls rechts am Wegrand sehen wir einen undatierten Bildstock, dessen Äußeres in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts verweist. Von hier folgen wir dem Rundweg Ot 3 das Tal weiter aufwärts nach Dörnbach.

Wie bei Breitenbach sind auch hier nur noch wenige Häuser stehen geblieben. Am Ortseingang und am Ortsausgang stehen alte Bildstö- cke, die Unheil vom Ort abhalten sollten. Am Ende des Dorfes biegen wir rechts ab und folgen unserer Markierung hinauf zum „Kreuz“.

Der Rückweg nach Ottorfszell führt nördlich am Gickelsberg vorbei und bietet einen herrlichen Blick ins Gabelbachtal und auf Kirchzell. Dann laufen wir hinab ins Gabelbachtal und von dort zurück nach Ottorfszell.

Schwierigkeit: mittel

21 Von alten Bräuchen und Sitten

Wanderung über die Dörnbachshöhe und durch das Waldbachtal

Beste Wanderzeit: Ganzjährig Ausgangspunkt: Watterbach Markierung: Wa 1

Ort km Zeit Höhe

Watterbach 0,0 0:00 250

Auf der Höhe 1,5 0:40 340

Dörnbachshöhe 1,6 0:40 390

Bildstock 0,7 0:15 373

Waldbachtal 1,3 0:20 230

Wolfsbrunnen 0,8 0:15 235

Watterbach 1,5 0:30 250

Gesamtstrecke 7,4 2:40

22 Von alten Bräuchen und Sitten

Informationen

Ein schöner und abwechslungsreicher Rundweg führt von Watter- bach über die Dörnbachhöhe die Lausklinge abwärts und durch das Waldbachtal zurück nach Watterbach. Der mit Wa 1 markierte Rund- weg führt zunächst die Straße nach Breitenbuch aufwärts und biegt am Ortsausgang links ab.

Auf der Höhe hat man einen herrlichen Blick hinab ins Tal. Von dort gehen wir weiter zur Dörnbachshöhe.

Hier stoßen wir auf einen alten Wirtschaftsweg, der aus dem Gabel- bachtal hinaufführte nach Breitenbuch. Ihn nutzten die Bauern auf ihrem Weg ins Tal und nach Kirchzell. An der Kreuzung wenden wir uns nach links und erreichen wenig später eine markante Kreuzung mit einem Bildstock.

Das Aufstellen von Bildstöcken im Kreuzungsbereich war ein beliebter Brauch, um den Vorbeiziehenden Gelegenheit zur Rast und zum Ge- bet zu geben. Von dort führt unser Wanderweg durch die Lausklinge hinab ins Waldbachtal.

Im Waldbachtal wenden wir uns nach links und gehen am Waldrand dieses reizvolle Tal aufwärts zum Wolfsbrunnen.

Der Name erinnert an frühere Zeiten, als Wölfe in unseren Wäldern heimisch waren und sich wegen der ständigen Verfolgung gerne in steile und unzugängliche Seitentäler zurückzogen. Vom Wolfsbrun- nen gehen wir weiter talaufwärts zurück nach Watterbach.

Schwierigkeit: leicht

23 Wo die Römer baden gingen

Das Kastellbad Würzberg Wanderung zum Römerbad und in den Eutergrund Das Kastellbad von Würzberg hat eine Ausdehnung von ­­ 16 x 13 m. Das Badegebäude ­ Beste Wanderzeit: März – Oktober war in einen Kalt- und einen Ausgangspunkt: Schafgarten, Warmbadetrakt unterteilt. Breitenbuch Während die Kalträume ledig­ lich einen Estrichboden be- Markierungen: – V – – L – saßen, befand sich unter den B1 – (gelb) – Warmräumen eine Unterbo- denheizung. Auf einem ein- fachen Estrich standen aus Ort km Zeit Höhe Ziegel gemauerte Pfeiler, die von großen Ziegelplatten ab- Breitenbuch, 0,0 0:00 505 gedeckt waren. Darauf befan- Schafgarten den sich mehrere Lagen eines Estrichbodens. Von dem au- ßen an das Sudatorium und das Calidarium angebauten Heizraum wurde Heißluft in diesen Hohlraum und auch in vierkantigen Röhren an den Römerbad 4,2 1:15 527 Wänden geleitet, so dass so- wohl der Fußboden als auch die Wände beheizt wurden. Von einem hölzernen Umklei- deraum betrat man das Frigi­ darium, den Kaltbaderaum. Von dort begab man sich in das Sudatorium, den Schwitz- raum. Zur Abkühlung durch- querte man das Frigidarium und ging in die Piscina, einem Eutergrund 3,3 1:00 402 Kaltwasserbecken. Diesen Teil des Badens kann man mit der heutigen Sauna vergleichen. Von der Piscina begab man sich in das Tripidarium, einem lauwarm beheizten Raum mit einem lauwarmen Badebecken und von dort in das Calidari- um, einem warmen Raum mit einem Warmwasserbecken. Waldsee 3,2 1:15 482 Das Dach des Badehauses war mit Ziegeln gedeckt, um die Wärme im Gebäude besser Breitenbuch 2,7 0:45 505 speichern zu können. Da das Anheizen des Bades Tage dau- Schafgarten 0,8 0:15 505 erte, wurde die Beheizung das ganze Jahr hindurch aufrecht erhalten. Gesamtstrecke 14,2 4:30

24 Wo die Römer baden gingen

Informationen

Vom Parkplatz folgen wir dem Rundweg durch die Feldflur. Im Wald verlassen wir diesen Rundweg und biegen mit dem Verbindungsweg „V“ rechts ab. Beim Zusammentreffen mit dem Rundweg biegen wir nach links von der Straße ab und stoßen am „Frankfurter Tor“ auf den Limes-Wanderweg „L“, dem wir nach rechts zum Römerbad folgen.

1981 wurde das Kastellbad ausgegraben und restauriert. Bäder waren für die Römer unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Kastells. Das Badegebäude befand sich außerhalb der Wehrmauern und stand den Legionären täglich in ihrer Freizeit zur Verfügung. Vom Kastellbad folgen wir dem Limes-Wanderweg weiter die „Hohe Straße“ entlang. Nach gut 500 m biegen wir mit dem Rundweg B 1 links ab und ge- hen hinab in den idyllischen Diebsgrund und von dort weiter in den Eutergrund.

Dieser rings von Wäldern eingeschlossene Talkessel gehört zu den reizvollsten im ganzen Odenwald. Hier stoßen wir auf die OWK-Mar- kierung (gelb) und folgen ihr nach links. Der Weg führt zunächst durch eine alte, aber noch betriebene Sägemühle, die man als Mu- seumsmühle vergangener Zeiten ansehen könnte. Von dort führt der Wanderweg durch ein ehemaliges Wildgatter wieder auf die Höhe zu 2 Waldseen.

Von ursprünglich 3 Seen sind durch Verlandung nur noch 2 übrig geblieben. Hinter den Seen verlassen wir das Wildgatter. Nach Wald- austritt gehen wir auf einer freien Hochfläche nachBreitenbuch .

Von dort folgen wir Rundweg zurück zum Parkplatz.

Schwierigkeit: mittel

25 Wo die Römer einst Wache hielten

Der römische Limes Wanderung zum Römerturm und zum Dreiländerstein Nach dem Sieg über die Chat- ten 83-85 n. Chr. veranlasste Kaiser Domitian den Bau ei- Beste Wanderzeit: März – November ner Grenzlinie von Wörth über Ausgangspunkt: Wildschwein­- die Höhen des Odenwaldes fütterung nach Bad Wimpfen. Sie war dem Gelände angepasst und Markierungen: – L – – – folgte einem langgestreckten Höhenzug. Diese Grenze wur- de durch Wachtürme, Kastelle und Palisade abgesichert. Die Ort km Zeit Höhe Standorte der Wachtürme waren so gewählt, dass das Wildschwein- 0,0 0:00 506 unmittelbare Vorgelände und fütterung die Limeslinie bis zum nächs- ten Wachturm überblickt wer- den konnten. Die Turmbesat- zungen hatten die Aufgabe, bei Annäherung feindlicher WP 10/30 1,5 0:25 501 Truppen Alarm zu schlagen und diesen von Turm zu Turm bis zum nächsten Kastell wei- terzugeben. Die Türme hatten eine Gesamthöhe von ca. 10 m und waren mit 4-5 Mann besetzt. Der Limes war von den Rö- mern zum Zweck der Über- wachung ihrer Grenzen ange- legt worden, um räuberische Hesselbach 2,9 0:55 480 Überfälle der Germanen auf die reichen römischen Pro- vinzen zu verhindern. Ferner sollte durch die Palisade der Übergang der Grenze nur an bestimmten, genau kont- rollierten Stellen ermöglicht Dreiländerstein 1,3 0:25 530 werden. Zur wirkungsvollen Verteidigung der Grenze war jedoch die Zahl der am Limes stationierten Söldner zu ge- ring. Schon der erste kriege- rische Angriff der Alemannen auf den Limes ließ diesen zu- sammenbrechen. Winterrainstraße 1,1 0:20 421 Wildschweinf. 3,8 1:10 506

Gesamtstrecke 10,6 3:15

26 Wo die Römer einst Wache hielten

Informationen

Vom Parkplatz „Wildschweinfütterung“ zwischen Würzberg und Hes- selbach folgen wir dem Rundweg auf der durch den Park führen- den Straße. Beim Hinweis „Römerturm“ gehen wir nach rechts zum römischen Wachturm WP 10/30.

1978 wurde diese Wachturmstelle ausgegraben und restauriert. Mit den in der Umgebung gefundenen Originalsteinen konnte der Wach- turm bis auf eine Höhe von 3,80 m hochgezogen werden. Auch der Standort des Holzturmes wurde freigelegt und der Turmunterbau res- tauriert. Des Weiteren wurde der Palisadenzaun neu errichtet. Vom Wachturm folgen wir dem Limes-Wanderweg „L“ über das Gat- ter nach Hesselbach.

Gleich am Ortseingang befand sich ein Numeruskastell. Die Umweh- rung zeichnet sich als Erddamm noch deutlich im Wiesengelände ab. Wir folgen dem Limes-Wanderweg durch Hesselbach. Am Waldrand biegen wir dann mit dem Rundweg links ab und gelangen zum Dreiländerstein.

Ein mannshoher Grenzstein markiert die Stelle, an der die Großherzog­ tümer Hessen und Baden mit dem Königreich Bayern zusammenstie- ßen. Heute grenzen hier die Bundesländer Baden-Württemberg, Bay- ern und Hessen bzw. die Kommunen , Kirchzell und aneinander. Vom Dreiländerstein folgen wir der Markierung zum Hes- selbacher Tor und biegen dort mit dem Rundweg rechts ab.

An der Winterrainstraße stoßen wir auf den Rundweg , der uns nach links zurück an unseren Parkplatz bringt.

Schwierigkeit: mittel

27 Die Watterbacher Wallfahrt

Das Watterbacher Besinnliche Wanderung durch Kerzenwunder das Waldbachtal

Schon bald nach der Erster­ Beste Wanderzeit: Ganzjährig wähnung von Watterbach im Jahre 1395 wollte man Ausgangspunkt: Watterbach eine eigene kleine Kirche Markierung: Wa 2 bau­en. Zunächst aber war man sich – so die Sage – über ihren Standort uneins. Daher beschloss man zwei Kühe einzuspannen und dort, wo sie Ort km Zeit Höhe stehen blieben, sollte die Kir­ che gebaut werden. Die Kühe liefen den Berg hinauf, blieben Watterbach 0,0 0:00 250 am Hang stehen und knieten nieder. Dies wertete man als ein Zeichen Gottes und baute oberhalb des Dorfes ein klei­ nes Kirchlein, das man dem Pestheiligen St. Sebastian weihte. Diese Kirche wurde Ziel einer bedeutenden lokalen Wallfahrt, an der sich Pilger Waldbachbrücke 1,7 0:30 274 aller umliegenden Ortschaften, selbst aus Amorbach, betei­ ligten. Anlass war das Watter­ bacher Kerzenwunder, eine brennende Kerze im Holder­ busch. Im 18. Jahrhundert wurde der Andrang so groß, Bergkirche 4,1 1:20 290 dass man eine größere Kirche bauen musste. Erneut stellte sich die Frage des Standortes, da die am Berghang notwen­ digen Stützmauern hohe Kosten verursachen würden. Der Archi­tekt aber konnte die Watter­bacher Bürger nicht von sei­nen Einwänden über­ zeugen, die lieber Mühe und Kosten auf sich nahmen, als den durch einen Fingerzeig Gottes gefundenen Standort zu verändern. Die neue, im Barock-Rokoko-Stil gebaute Kirche hatte wesentliche grö­- ßere Ausmaße als ihr Vorgän­ gerbau, denn in den Kirchen­ Watterbach 0,4 0:10 250 büchern heißt es: „Von den Steinen der alten Kirche kann beinahe 1 Seite der neuen Gesamtstrecke 6,2 2:00 aufgebaut werden“. 28 Die Watterbacher Wallfahrt

Informationen

1395 wurde Watterbach erstmals urkundlich als „Wattenbuch“ er- wähnt. 1573/74 wurde der Ort von einer Pestepidemie heimgesucht und ließ ihn fast aussterben. Auch den Dreißigjährigen Krieg über- lebten nur 7 Personen. Von der Straßenkreuzung folgen wir dem örtlichen Rundweg Wa 2 durch den Ort das Waldbachtal aufwärts zur Waldbachbrücke.

Kurz vor der Schrahmühle wechseln wir auf die andere Talseite und gehen auf einem gemächlich ansteigenden Weg an einem Tierpark vorbei durch den Wald hinauf zum Trischbuckel. Vom Waldrand ha- ben wir einen herrlichen Blick hinab auf Watterbach und das Wald- bachtal. Dann laufen wir hinab zur Bergkirche.

Als der Abt von Amorbach zur Einweihung der neuen Kirche ein Ge- schenk mitbringen wollte, wählte er aus dem alten Klosterinventar einen ihm wertlos erscheinenden Gegenstand aus: eine 2,4 cm star- ke Eichenholzplatte, die mit vergoldeten, teils stark abgeriebenen Kupferplatten verkleidet war. Als später ein Frankfurter Stadtpfarrer kirchliche Altertümer suchte, ließ man 1885 vom bayerischem Lan- desamt für Kunstdenkmäler ein Gutachten erstellen, bei dem zwar der wahre Wert dieses „Kupferbleches“ nicht erkannt wurde, man aber dennoch vom Verkauf an Privatpersonen abriet. Das Landesamt selbst unterbreitete jedoch das Angebot, diesen Gegenstand für 150,- Mark zu erwerben, um ihn für spätere Forschungen im Nationalmuseum aufzubewahren. Die Watterbacher ließen sich auf diesen Vorschlag ein, nicht ahnend, dass 1952 bei der Ausstellung „Franconia Sacra“ in Würzburg der Watterbacher Tragaltar, ein 1000 Jahre altes ottonisches Kunstwerk, einen Versicherungswert von 500 000,- DM hatte.

Schwierigkeit: leicht

29 Im hessisch-bayerischem Grenzgebiet

Die Schrahmühle Wanderung von der Schrahmühle über Boxbrunn nach Würzberg Am Fuße des 500 m hohen Emichkopfes liegt in idyllischer Umgebung die Schrahmühle. Beste Wanderzeit: März – November Urkundlich wurde sie bereits Ausgangspunkt: Schrahmühle 1395 als „Schragmühle“ er- Markierungen: Wa 3 – Bo 1 – V – wähnt. Der Sage nach befand sich ihr Wü 2 – V – Wa 3 ursprünglicher Standort das Waldbachtal weiter aufwärts nahe der sogenannten Schafs- wäsche. Bei einem schlimmen Ort km Zeit Höhe Unwetter soll die Mühle von den Fluten des angeschwol- Schrahmühle 0,0 0:00 290 lenen Baches fortgerissen worden sein, wobei auch der Müller ums Leben kam. Gegenüber der Mühle steht eine kleine Kapelle, die 1950 von dem damaligen Schrah- Boxbrunn 3,2 1:20 490 bauern Michael Röchner er- richtet wurde. Sie ist die dritte von 2 Vorgängerbauten. In ­ ihr sind Teile der Vorgänger­- ka­pelle wie das Rundportal und das Steinkreuz wieder ver- wendet worden, desgleichen Lochbrunnen 1,6 0:30 485 verschiedene Ausstattungs­ gegenstände wie die Madonna und die Stationsbilder. Dreimal täglich wird auch das Glöck- lein geläutet. Es stammt aus der Watterbacher Kirche, für die 1953 neue Glocken ange- schafft wurden. In der Nähe der Schrahmühle Würzberg 4,2 1:20 480 steht auch ein Bildstock von 1740, auf dem die Inschrift auf dem Schaft den Grund der Setzung offenbart. Verbunden mit der Anrufung Gottes ist die Bitte an zwei Heilige um Heinstermühle 1,1 0:20 340 Schutz vor Feuer, Blitz und ­Hagel sowie eine Aufforde- rung: „Weichet von uns, ihr verfluchten Geister“.

Schrahmühle 1,5 0:30 290

Gesamtstrecke 11,6 4:00

30 Informationen

Von der Schrahmühle folgen wir der örtlichen Markierung Wa 3 das Waldbachtal aufwärts und biegen dann rechts in ein Seitental ein. Am Waldrand stoßen wir auf den Rundweg Bo 1, dem wir nach links hinauf nach Boxbrunn folgen.

Boxbrunn ist eine Rodungssiedlung des Klosters Amorbach. An der Kir- che verlassen wir den Rundweg Bo1 und gehen mit dem Verbindungs- weg „V“ am „Bayerischen Hof“ vorbei durch die Feldflur in den Wald und dort leicht abwärts über die Landesgrenze zum Lochbrunnen.

Kurz vor dem Lochbrunnen stoßen wir auf den Rundweg Wü 2 und folgen ihm nach links. Kurz nach Waldeintritt befindet sich auf der rechten Seite der „Hohle Stein“. Diese Steinhöhle soll dem Schinder- hannes als Unterschlupf gedient haben. Der nun steil bergab führen- de Waldweg mündet in einen ausgebauten Forstweg, der durch den Ingelheimer Wald nach Würzberg führt.

Am Ortseingang von Würzberg verlassen wir den Rundweg Wü 2 und gehen zunächst mit dem Rundweg Wü1 im spitzen Winkel nach links und dann mit dem Verbindungsweg „V“ den Mühlweg bergab zur Heinstermühle.

Seit dem 16. Jahrhundert wurde bis zum Tode des letzten Müllers, Leonhard Heß, im Jahre 1967, diese Mühle betrieben. Heute ist die Mühlenromantik verstummt, und das Anwesen wird für Wohnzwecke völlig umgebaut. Unterhalb der Mühle öffnet sich das Waldtal und jenseits des Baches stoßen wir wieder auf den Rundweg Wa 3, dem wir nach rechts zurück zur Schrahmühle folgen.

Schwierigkeit: mittel

31 So kommen Sie nach Kirchzell

KASSEL GIESSEN

FRANKFURT STOCKSTADT DARM- STADT Dieburg A 3

Obernburg WÜRZBURG Höchst Main Kist Wertheim Michel- Gerchsheim A67 A5 stadt Miltenberg NÜRNBERG Rhein AMORBACH MÜNCHEN Kirchzell B47 B27 B45 TAUBERBISCHOFSHEIM Walldürn Mudau MANN- HEIM Buchen A81 HEIDEL- BERG Osterburken B27 B37 B37 Obrigheim Neckar- MOSBACH 0 5 10 15 20 km gemünd Aglaster- Neckarelz hausen Neckar B27

SINSHEIM A6 NÜRNBERG HEILBRONN A6 KARLSRUHE BASEL STUTTGART

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Odenwaldklub

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