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Längst eine Legende: Die Schwarze Witwe, Bitters Renngerät 1968 in Zolder und Hockenheim. Das Originalfahrzeug ging nach Österreich und existiert vermutlich nicht mehr Sport Teil 1: Wie alles anfing – die V orläufer des Bitter CD

Wo das liebliche Ruhrtal schon aufhört fahrer, Unternehmer, Künstler, Pferde- Sohn eines Fahrradhändlers zur Welt. und das herbe Bergische Land noch züchter, Designer, Sportwagenbauer. Der erste , der in seinem Leben nicht ganz anfängt, erstreckt sich ein Vor allem: Sportwagenbauer. Sein eine Rolle spielte, war ein Super 6 – ab Streifen hügeligen Landes, das weder Unternehmen saß einige Zeit in Braun- 1946 als Transportgerät im Einsatz für richtig zum einen noch zum anderen schweig, heute in der Schwelmer die Radrennen, an denen Bitter mit gehört. In dieser Zwischenwelt liegt Nachbargemeinde Ennepetal, doch seit großem Erfolg teilnahm. 1954 wurde er Schwelm. Ein kleine Stadt mit Fach- nunmehr vier Jahrzehnten rankt sich Berufsradrennfahrer und fuhr für die werkhäusern, kalkweiß, schiefergrau, um seinen Namen herum ein Automa- Bismarck-Werke aus Radevormwald, die Fensterläden grün. tismus. So, wie es jahrelang unmöglich um kurz darauf zum Team von Fichtel Gustav Heinemann kam aus Schwelm, gewesen sein muss, Jürgen Schrempp & Sachs zu wechseln. Neben Ehrgeiz Franz Josef Degenhardt hat sogar ein ohne DASA-Chef vorweg zu schreiben, und Erfolg wird schon hier eine weitere (böses) Lied über die Oberstadt ge- so heißt es bis heute: Erich Bitter in Konstante erkennbar, die sich durch das schrieben – doch der Sohn der Stadt, Schwelm. bewegte Unternehmerleben des Erich der ihr das meiste Echo verschafft hat, Es mag daran liegen, dass das Publi- Bitter zieht – die Bereitschaft, eine ist Erich Bitter. Radrennfahrer, Renn- kum beim Anblick seiner Traumwagen Chance zu ergreifen und die Konse- eher Namen auf der Zunge hat, die quenzen zu ziehen. klingen als seien sie beim Gurgeln mit Bitter stieg auf vier Räder um, setzte Barolo erfunden worden, wie Gruglias- einen NSU Prinz bei Rallyes ein, es co, der Turiner Vorort, der schon folgte ein Sportprinz, abgestrippt, mit manchen sündschönen Sportwagen in einem rasanten schwarzen Streifen die Welt gesetzt hat, oder Maranello, herausgeputzt und mit einem kriegeri- die Ferrari-Geburtsstätte. Daneben schen Suchscheinwerfer auf dem Dach klingt Schwelm noch gedehnter und veredelt. Das Ding war schnell, Bitter einsilbiger als sonst, und deshalb macht Targa Glorio – 1969 holte Erich Bitter war es auch, und so kam er zum NSU- zusammen mit Helmut Kelleners auf es so vielen Leuten Spaß, diesen Kon- Händlervertrag. Der dem umtriebigen einem privaten Abarth 200 S einen trast zu betonen. Motorsportmann und Unternehmer Klassensieg bei der Targa Florio Erich Bitter kam 1933 in Schwelm als nicht reichte, 1960 gründete er Rallye-

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Bitter, um Zubehör für ambitionierte Sportler zu vertreiben. Stolz vermerk- ten (spätere) Prospekte, dass Bitter sogar die Holzlenkräder für lieferte. Vom Scheel-Schalensitz über den Tripmaster bis zum Nomex-Mund- tuch, 1970 für 23,- Mark wohlfeil, lieferte Rallye-Bitter alles, was den Käfer zur Rakete machte und seinen Besitzer zum Jackie Stewart. Es waren seine Kontakte zu Motor- Intermeccanica Italia Spider, am Steuer Frank Reisner sportgrößen, die ihn das Sortiment 1958 auf einer Urlaubsreise in Italien immer wieder zu verbessern halfen. hängen und soll zunächst bei Giannini 1962 folgten Werksvertretungen für in Rom einen Formel Junior konstruiert Saab und Volvo, zwei Jahre später haben. Diese Aussage ist doppelt wurde Bitter Alleinimporteur für Ab- fragwürdig, da Reisner zwar Ingenieur arth. Wenn er keine Autos verkaufte, war, aber kein Fahrzeugbauer, sondern fuhr er Rennen, auf Mercedes, Jaguar, Chemiker – und Giannini hatte zur Ferrari. Abarth wurde zur Konstante, fraglichen Zeit einen begabten Inge- das Verhältnis der beiden blieb trotz nieur namens Gianini. In der Marken- Intermeccanica Indra. Opel-Motoren- oder wegen gelegentlicher Renneinsät- biographie aus der Feder von Enzo entwickler Dr. Fritz Indra hatte mit der Entwicklung dieser Autos übri- ze in der Werksmannschaft schwierig. Altorio stehen keine Hinweise auf eine Zusammenarbeit. Ein von Reisner gens nichts zu tun, wurde aber so oft 1969 wollte Abarth ihm kein Werksauto darauf angesprochen, dass er sich für die Targa Florio stellen. Kurzerhand gebauter Formelwagen lief allerdings, schließlich… kaufte Bitter einen 2000 S, prügelte bereits unter seiner Marke Intermecca- beim Training einen BMW 02 windel- nica, 1960 bei Rennveranstaltungen in weich, trat gemeinsam mit Helmut Italien. Die Basis bildeten offenbar Kelleners an – und holte einen beachtli- Komponenten des Peugeot 203 und des chen achten Gesamtrang, und den Fiat 1100-103, die auch Giannini Klassensieg natürlich. Ein Sieg muss verwendet hat. schon sein bei Bitter. Nach einer kurzlebigen Kooperation …einen roten Indra Spider zugelegt 1968 kommt es zu einem folgenschwe- mit Steyr-Puch erkannte Reisner, dass hat. Hier in Aktion bei der Ennstal ren Gastspiel: Erich Bitter pilotiert bei die Zeit des Rennsports als Massenhob- Classic 2008 mehreren Rennen den Rekord C, der by in Italien zu Ende ging, und ver- als „Schwarze Witwe“ das wohl be- suchte sich an luxuriösen Sportcoupés. rühmteste Fahrzeug der Baureihe Der von Franco Scaglione, dem Schöp- werden sollte. Hier wird die Geschichte fer legendärer Modelle wie der Alfa unübersichtlich, denn dieser Name Romeo Giulietta SS, gezeichnete wurde später auch für eine Designstu- Apollo bediente sich GM-Technik, als Motor fand der moderne Leichtmetall- Intermeccanica Indra 2+2. Schon die die verwendet, die den GT hätte beer- Seitenlinie wirkt ein wenig gedrun- ben können. Der von Ragnar Eklund V8 von Verwendung. Auf dem gen... vorbereitete Rekord leistete 150 PS, US-Markt erreichte der Apollo einen startete in der Gruppe 5 und versetzte Achtungserfolg, viel Freude scheint er die sieggewohnten BMW-Leute in seinen Schöpfern dennoch nicht berei- Angst und Schrecken. Viel wichtiger tet zu haben. In einer Reihe schwer für diese Geschichte ist aber, dass Erich voneinander abzugrenzender Projekte Bitter durch diese Renneinsätze Robert wird aus dem Intermeccanica Torino der IMX, der Omega und schließlich „Bob“ Lutz kennen gelernt hat. …und das Heck sitzt dann arg zu der Italia, nun komplett in Italien knapp auf den wuchtigen Rädern 1969 hängte Bitter nach einem schwe- gefertigt und mit Ford-Mechanik ren Unfall am Nürburgring die Renne- ausgestattet. Nachdem die Marke rei an den Nagel und konzentrierte sich zunächst ausschließlich in den USA auf seine Aktivitäten als Importeur. Die präsent war, übernahm Erich Bitter ab inzwischen eine Erweiterung erfahren 1969 den Vertrieb für Deutschland. hatten, die Marke… Der Italia folgte bereits in Teilen der Intermeccanica Formel, die später für Bitters Eigen- kreationen typisch werden sollte: eine Der in Ungarn geborene und in Kanada aufregende Hülle, gute Fahrleistungen, Die Front hingegen lässt den kom- aufgewachsene Frank Reisner blieb anspruchslose Großserientechnik. So menden Bitter CD schon erahnen

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etwas bauten auch andere wie Facel- gen und traumhaft schönen GT. Opel Vega, Monteverdi, de Tomaso, Iso, AC, befand sich auf dem Weg, die Nummer Jensen oder Gordon-Keeble. Die Autos 1 in Deutschland zu werden, durfte von Intermeccanica unterschieden sich zwar wegen einer Art Nichtangriffspakt jedoch an einem entscheidenden Punkt: der „Großen Drei“ GM, Ford und dem Preis. Für rund 30.000 Mark gab Chrysler nicht offiziell im Motorsport es den aufregend gestalteten Italia, der mitmischen, verstand es aber, dieses jedenfalls geradeaus durchaus mit Verbot mehr oder weniger elegant zu einem doppelt so teuren Ferrari Schritt umgehen. Opel, der Zuverlässige, war EN, das Kennzeichen für den Ennepe- nach wie vor solider als viele andere Ruhrkreis mit der Kreisstadt Schwelm, halten konnte. Das Preis-Leistungsver- hältnis der italienischen Newcomer- Automobile, aber er bot nun auch eine findet sich schon hier auf den Num- auffallend gute Quote PS pro Mark. In mernschildern der Fotofahrzeuge für Marke war sensationell, genau darin einer solchen Aufwärtsphase ist Image die Prospekte sah nicht nur Bitter die Chance, son- alles, und was lag da näher als dem dern auch Außenstehende wie ams- kommenden KAD B ein atemberauben- Tester Klaus Westrup, der 1970 einen des Coupé zur Seite zu stellen? wohlwollenden Testbericht über den Exoten schrieb. 1969 ließ der Opel CD, das Kürzel stand für Coupé Diplomat, dann auf der Doch zu diesem Zeitpunkt begann IAA selbst den Mercedes C 111 mit Bitter bereits die Freude an seinem seinen Flügeltüren seltsam blass ausse- Engagement zu verlieren, denn die hen. Auf der um 30,5 cm verkürzten Autos waren nicht nur billig zu haben, Diplomat-Bodengruppe stand eine Diese Zeichnung kommt dem Schau- sondern auch billig gebaut. Und Reis- stück schon recht nah ultraflache Karosserie, die anstelle von ners Interesse am Abstellen der Mängel Türen eine aufklappbare Kuppel hat. war dem Vernehmen nach nicht sonder- Der Instrumententräger sitzt auf der lich weit entwickelt. verstellbaren Lenksäule, in der gewalti- gen Mittelkonsole gibt es ein Telefon. CD Das wäre heute noch futuristisch, die Bei Opel in Rüsselsheim begab sich Wirkung auf damalige Zeitgenossen derweil Chefingenieur Hans Mershei- muss atemberaubend gewesen sein. Der „Die Fachpresse ist der Auffassung, mer auf die Suche nach mehr Leistung, Entwurf wird Charles M. „Chuck“ dass es sich hierbei um eine der wozu er nicht einmal vor so drastischen Jordan zugeschrieben, beteiligt waren interessantesten und konstruktiv Demonstrationen wie der Implantation George A. Gallion, David R. Holls, fortschrittlichsten Lösungen der eines Oldsmobile V8 in ein Rekord A Hideo Kodama, Herbert Killmer und Gegenwart handelt. Dem haben wir Coupé zurückschreckte. Keine zwei Erhard Schnell. nichts hinzuzufügen.“ Markige Worte Jahrzehnte nach den ersten Tagen des Fahrbereit machen lässt sich die Studie der Opel-Werber, denen zunächst Wiederaufbaus, in denen sich jeder aber keine Taten folgen sollten nicht ohne weiteres. Das Ausstellungs- über jede noch so mürbe Vorkriegs- stück war nur eine rollfähige Maquette, mühle freute, ein verwegenes Manöver. während das zweite Showcar zwar über Doch die Richtung stimmte. Dezent eine komplette Mechanik verfügte, aber sportive Modelle wie das Kadett A statt einer Karosserie nur Andeutungen Coupé wiesen den Weg, bald wurde das davon trug, ein dünnes Rohrgerippe, Baukastensystem ausgeweitet, Rekord- das die Form ungefähr zeigte. Beide Technik im Kadett, Kapitän-Technik im Prototypen befinden sich heute in der Rekord, der nächste logische Schritt Opel-Werkssammlung. Flach, Mann – mit Designteam war die Entwicklung des eigenständi- dahinter wird deutlich, wie niedrig Italienische Diplomaten der Diplomat CD war – Frua kommt ins Spiel Ein weiterer großer Opel ließ sich

Raumschiff Enterprise lässt grüßen – Flügel-Werk – während Mercedes auf Armaturenträger drehbar auf der der IAA 1969 mit dem C111 den 300 Lenksäule, Mittelkonsole mit Telefon, SL zitierte, ging Opel mit der und über allem eine schwenkbare Diese Form hat keine Mannequins schwenkbaren Kuppel einen ganz Glaskuppel. Niemand konnte den nötig, sie wäre auch heute noch ein neuen Weg. Hier Charles „Chuck“ Schöpfern des Diplomat CD mangeln- echter Hingucker. CD auf der Dreh- Jordan bei der Sitzprobe den Mut vorwerfen scheibe im Rüsselsheimer Werk

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ebenfalls auf der IAA 1969 bewundern: das als Diplomat Spezial Coupé ausge- stellte Admiral Coupé aus der Feder und auf dem Stand von Pietro Frua. Nicht annähernd so aufregend gestaltet wie der CD, dafür aber für eine Serien- fertigung geeignet. Die Basis lieferte ein Admiral B, der im Januar 1969 von Opel an Frua ging und dort den neuen Aufbau erhielt. An dessen Heck aller- dings der Schriftzug „Diplomat E“ prangte, und dessen Technik ist auch heute noch verbaut, so war von dem deutschen Sammler zu erfahren, in dessen Besitz das Unikat inzwischen ist. Die Ursache für diesen Widerspruch könnte darin liegen, dass das „Spender- fahrzeug“ der Vorserie entstammte und Frua CD von der Seite – aus dieser Perspektive wird deutlich, w ie geschickt der die endgültige Zuordnung des Sechszy- italienische Designer die verwegene Form in ein praxistaugliches Auto über- tragen hat linder-Einspritzers innerhalb der KAD- Reihe bei der Auslieferung an Frua gegeben. Manche Quellen nennen den noch nicht erfolgt war. Diplomat CD, der jedoch nie als fahr- Nach den mehr als ermutigenden bereites und karossiertes Auto existiert Publikumsreaktionen auf der IAA hat. Tatsächlich beziehen sich alle erhielt Pietro Frua den Auftrag, aus der Aussagen dazu immer auf den ersten Form des Diplomat CD ein alltagstaug- Frua-CD. liches Auto zu entwickeln. Mit konven- Der in den folgenden Jahren natürlich tionellen Türen und einem normalen durch den Blätterwald geistern sollte, Armaturenbrett, Stoßstangen, aber ohne die Automobil Revue in der Schweiz Telefon, und mit dem Ziel natürlich, glaubte sogar bereits Preise zu kennen. Diplomat Coupé auf der IAA 1969 in möglichst viel „Eyecatcher“ zu belas- Doch aus all den Plänen und Träumen Frankfurt sen. wurde am Ende nichts, zunächst wenig- Ein im Juli 1969 auf die Adam Opel stens. , seit 1970 Verkaufslei- AG zugelassener Diplomat B diente als ter bei Opel, hat sich zwar für das Grundlage, und beim Genfer Salon Modell eingesetzt, am Ende aber nicht 1970 wurde der „Opel Diplomat Coupé durchgesetzt. Dafür gab es eine Reihe Frua Gran Turismo HS 8 V“ erstmalig von Gründen. Für die erwartete Klein- öffentlich gezeigt. Frua war es gelun- serie hätte sich der Einsatz großer gen, die Proportionen zu erhalten und Blechpressen und die Einrichtung einer ein bedingt praxistaugliches Superauto industriellen Fertigung wie bei Opel zu schaffen, das zwar nicht die Lei- üblich nicht gelohnt. Frua hatte als Klappscheinwerfer waren en vogue, wie diese Skizze von Pietro Frua stung eines Maserati erreichte, dessen Designer zwar beste Referenzen, baute belegt. Eine ähnliche Frontgestaltung Fahrwerk aber einem Wagen dieses aber nur einen geringen Teil seiner fand sich kurz darauf beim Maserati Kalibers mehr als angemessen war. Die Entwürfe tatsächlich in der eigenen Indy, der allerdings von Vignale Detaillösungen des silbern lackierten Werkstatt. Die auf Handarbeit ausge- gestaltet wurde Ausstellungsstücks überzeugten ebenso richtet war, und damit wären weder die wie die harmonische Gesamtanmutung. kalkulierten Stückzahlen noch ein Der Frua CD wurde von den Opel- vernünftiger Verkaufspreis erreichbar Managern ausgiebig gefahren, und Frua gewesen. Es wäre, nüchtern betrachtet, stellte noch 1969 sogar ein zweites ein Opel zum Maserati-Preis geworden, Exemplar auf die Räder, das er aber mit einigen Maserati-Problemen behaf- zunächst behielt. Der Erstling gehört tet – und schlicht zu teuer. heute Wolfgang Krapp *771, der blaue Weiter wurde und wird kolportiert, GM Prototyp einem Sammler aus Darm- habe den Bau aus Angst vor einer stadt. Die progressive Keilform mit flacher Konkurrenz zur Corvette Front und hohem Heck sollte nur Über die private Nutzung durch Chuck untersagt. Wird in Betracht gezogen, wenige Jahre später in der Großserie Jordan hat es einige Missverständnisse dass nur kurze Zeit zuvor GM bei reüssieren

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Ferrari-Hausschneider Scaglietti eine das Wissen von Frank Reisner. Im von gezeichnete Corvette Winter 1970/ 71 begann die Entwick- bauen ließ, kommt noch ein anderer lung des Indra, ein erster Prototyp Aspekt ins Spiel: Tatsächlich wäre ein wurde dem Management zur Begutach- Frua CD als „europäische Corvette“ tung vorgestellt, zwei weitere dann viel eher zur Bedrohung für de Tomaso, binnen nur eines Monats für den Gen- Iso und Jensen geworden. Und sogar fer Salon gebaut. Zwei Motorversionen für Ferrari – seit 1969 eine Fiat-Toch- gab es, Admiral und Diplomat, und ter. Hätte GM sich bei einem anderen zwei, später drei Karosserievarianten: italienischen Karosseriespezialisten Coupé, Spider und Fastback. Softie – neben dem Bitter CD wirkt erkundigt, einem, der Kleinserien Doch dem Applaus auf der Messe die Frua-Front vor allem mit ausge- fertigen konnte wie Bertone oder klappten Scheinwerfern weicher… folgte bald die Ernüchterung. Fehlende Pininfarina, wäre eine Antwort kaum Rostvorsorge, schlecht eingepasste ohne die Berücksichtigung des Fiat- Karosserieteile, Undichtigkeiten der Volumens im eigenen Haus gekommen. Karosserie, verglichen mit dem 310 PS Intermeccanica, Teil 2… starken Vorgänger deutlich weniger aufregende Fahrleistungen, ein nicht Zur gleichen Zeit scheint GM mit zuletzt wegen des verkürzten Radstan- einem anderen potentiellen Corvette- des unausgegorenes Handling – zu Konkurrenten kein Problem gehabt zu verkaufen war der Indra durchaus, aber haben. Der Intermeccanica Indra folgte dann fingen die Probleme an. auf den Italia, wieder mit einer Karos- Erich Bitter brachte noch 1971 den ..was auch aus dieser Perspektive serie von Scaglione – unterm Blech Karosseriehersteller Baur für die deutlich wird. Der Bitter hat deutli- aber mit Technik von Opel! Die Na- chere Konturen Produktion ins Spiel, doch dort winkte mensgleichheit ist übrigens Zufall, man nach der Betrachtung eines Indra Opel-Entwickler Dr. Fritz Indra hatte dankend ab. Pikant erscheint in diesem mit der Entwicklung dieses Modells Zusammenhang, dass die Entwicklung nichts zu tun, fährt aber heute einen des Bitter CD bereits begonnen hatte, Indra. Weil man ein Auto, das so heißt und Frank Reisner, dem 1973 von Opel wie man selbst, irgendwann einfach der Vertrag gekündigt worden war, haben muss, so hat er es dem österrei- behauptete noch 1993, Bitter habe ihn chischen Journalisten Herbert Völker hintergangen. erzählt. 1975 jedenfalls war Intermeccanica Der Indra ging offenbar auf eine Opel- Geschichte, Reisner zog wieder in die Ein Hauch von Maserati – das Heck Initiative zurück. Ein Italia soll in USA und verlegte sich dort auf den des Frua CD hätte auch zu einem Rüsselsheim mit Opel-Mechanik Bau von Repliken des Porsche 356. modernisierten Mistral gepasst ausgestattet worden sein, zunächst ohne Der Indra hatte nach 127 Exemplaren kaum mehr als eine Fußnote in der Automobilhistorie hinterlassen. …und dann: Bitter! Bitter stellte den Vertrieb von Intermec- canica-Fahrzeugen im späten Frühjahr 1973 ein und beantwortete diesbezügli- che Anfragen kryptisch, denn noch war der Bitter CD nicht ganz fertig… Die Modellgeschichte des Bitter CD folgt in der kommenden Ausgabe.

Text: Stefan Heins *1662 mit Material von Stefan Dierkes *693 (www.pietro-frua.de), Reiner Köstner *393, Joachim Stange *1795 Fotos: Archiv Opel Classic, Archiv Alt- Beide Diplomat Frua CD vereint beim 1. internationalen FRUA-T reffen 1996 in Opel IG, Reiner Köstner *393, Wolf- Bad König gang Krapp *771, Ben de Wilde *1949

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