FACHPLAN KÜSTENSCHUTZ MORPHOLOGIE Fachplan Küstenschutz Amrum

Grundlagen

Morphologie

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 1 Abbildungsverzeichnis ...... 2 Tabellenverzeichnis ...... 2 Küstenentwicklung seit 1799 ...... 3 Großräumige Entwicklungen ...... 4 Beschreibung der morphologischen Strukturen ...... 5 Kniepsand ...... 6 Sandentnahmen Theeknobs ...... 7 Fahrwasser Wittdün ...... 10 Mehr zum Fahrwasser Wittdün ...... 10 Wasserstände am Pegel Wittdün...... 10 Strömung ...... 11 Seegang ...... 11 Morphologische Untersuchungsgrundlagen ...... 11 Datengrundlage ...... 11 Auswerteverfahren...... 12 Morphologische Entwicklungen ...... 12 Tiefenveränderungen im Priel ...... 12 Profilveränderungen im Bereich der Prielmündung ...... 12 Profilveränderungen am Fähranleger (Profil 3) ...... 13 Profilveränderungen zwischen Fähranleger und Hafen (Profil 4) ...... 13 Tidebecken der Norderaue ...... 13 Zusammenfassung ...... 14 Profilvergleiche ...... 15 Westküste Amrum ...... 15 Ostküste Amrum ...... 16 Überwachungsprofile ...... 17 Künftige morphologische Entwicklung ...... 18 Sedimentologie ...... 19 Geländehöhen der Insel Amrum ...... 20 Kartierung von Sturmflutschäden an den Küsten der Insel Amrum ...... 21 Strandzustand nach der Sturmflut vom 11. Januar 2015 (Tief "Felix") ...... 21 Hydrologische Daten ...... 21 Schadenkarte ...... 22

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Flächenänderungen 1878 - 2005 LKN.SH (16.06.2010) ...... 3 Abb. 2: Abbruchkanten und Wasserlinien 1799 - 2005 LKN.SH (16.06.2010) ...... 4 Abb. 3: Amrum im Jahr 1799 MÜLLER (1937) ...... 6 Abb. 4: Amrum und der Kniepsand um 1870 ...... 6 Abb. 5: Flächenänderungen Theeknobs oberhalb NHN-3 m LKN.SH (16.06.2010) ...... 7 Abb. 6: Flächenänderungen Theeknobssand oberhalb NHN-3 m LKN.SH (16.06.2010) ...... 8 Abb. 7: Sandentnahmen Theeknobs / Vortrapptief LKN.SH (16.06.2010) ...... 8 Abb. 8: Fotodokumentation Amrum-Odde LKN.SH (16.06.2010) ...... 8 Abb. 9: Profildefinitionen Fahrwasser Amrum LKN.SH (16.06.2010) ...... 12 Abb. 10: Profilvergleiche Westküste Amrum (1948 - 2000/03) LKN.SH (16.06.2010) ...... 16 Abb. 11: Profilvergleiche Amrum-Odde (2000 - 2007) LKN.SH (16.06.2010) ...... 16 Abb. 12: Profilvergleiche Überwachungsprofile LKN.SH (16.06.2010) ...... 17 Abb. 13: Ganglinien der Profilvergleiche der Überwachungsprofile LKN.SH (16.06.2010) ...... 17 Abb. 14: Auszug aus der Bodenkarte LANU ...... 19 Abb. 15: Legende Bodenkarte LANU ...... 19 Abb. 16: Geländehöhen auf der Insel Amrum LKN.SH (16.06.2010) ...... 20 Abb. 17: Geländehöhen auf der Insel Amrum (5m-Isolinien) LKN.SH (16.06.2010) ...... 20 Abb. 18: Sturmfluthöhen seit 1900 am Pegel List (Betrieb: WSA Tönning) LKN.SH (1.02.2017) ...... 21 Abb. 19: Anzahl der höchsten Sturmflutwasserstände seit 1900 am Pegel List (Betrieb: WSA Tönning) LKN.SH (1.2.2017) ...... 21 Abb. 20: Anzahl der Überschreitungen von Wasserständen (kumulativ) seit 1900 am Pegel List (Betrieb: WSA Tönning) LKN.SH (1.2.2017) ...... 22 Abb. 21: Strand- und Dünenschäden am 19.02.2015 LKN.SH (20.01.2015) ...... 22 Abb. 22: Randdüne vor Ban Hörn an der Amrum-Odde am 19.01.2015 LKN.SH, Kundy (21.01.2015, Nr. 48) ..... 23 Abb. 23: Randdünenabbruch Amrum-Odde am 19.01.2015 LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 19) ...... 23 Abb. 24: Randdünenabbruch Amrum-Odde am 19.01.2015 LKN.SH, Kundy (21.01.2015, Nr. 3) ...... 23 Abb. 25: Kliffabbruch Amrum-Steenodde am 19.01.2015 LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 32) ...... 23 Abb. 26: Kliffabbruch Steenodde am 19.01.2015 LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 33) ...... 23 Abb. 27: Primärdünen auf dem Kniepsand vor Köhns Übergang in Wittdün am 19.01.2015 LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 42) ...... 24

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Pegel Wittdün: Unterschreitungen Tideniedrigwasser (PN+300 cm) ...... 11 Tab. 2: Fahrwasser Amrum: modellierte Strömungsmessdaten ...... 11 Tab. 3: Übersicht der Profilmesszeitpunkte Westküste Amrum ...... 15 Tab. 4: Messdaten Überwachungsprofile ...... 17 Tab. 5: Wasserstanddaten vom 11.01.2015 (Morgenhochwasser) ...... 21 Tab. 6: Winddaten 11.01.2015 ...... 22 Tab. 7: Seegangsdaten vom 11.01.2015 ...... 22 Tab. 8: Schäden 19.01.2015 ...... 22

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Genaue Kenntnisse der Geländeveränderungen • Erosion am seeseitigen Strandhang des erlauben eine Beurteilung der abgelaufenen Prozesse. Kniepsandes in den Abschnitten 14 (Kniepsand Als erste verlässliche topografische Aufnahme kann die (Nord), 15 (Kniepsand (Mitte) und 16 "preußische Landesaufnahme" aus dem Jahre 1878 (Kniepsand (Süd). Der maximale Rückgang gelten. Gemeinsam mit den Luftbildern, die für Amrum beträgt auf Höhe von KM 24 rd. 1 Kilometer (8 erstmalig im Jahr 1937 aufgenommen wurden, können Meter / Jahr). die grundsätzlichen morphologischen Veränderungen • Vollständige Versandung und Auffüllung des der vergangenen 130 Jahre aufgezeigt werden. ehemaligen Kniephafens zwischen KM 16 und KM 22 in den Abschnitten 14 (Kniepsand (Nord) Die ersten terrestrischen Profilaufnahmen für die und 15 (Kniepsand (Mitte). Westküste liegen aus dem Jahre 1948 vor. An der • Auffüllung des Vorstrandes und Strandes Ostküste wurde erstmalig 1998 eine entsprechende südlich von Wittdün zwischen KM 25 und KM terrestrische Vermessung durchgeführt. Die Entwicklung 27 in den Abschnitten 17 (Wittdün (Wriakhörn) des Küstenvorfeldes ist aus den Seekarten des und 18 (Wittdün (Süd/Ost). Der maximale Wert Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) tritt zwischen KM 25 und KM 26 mit rund 1,8 abzuleiten. In Einzelfällen können zusätzlich gewonnene Kilometer (14 Meter / Jahr) auf. Peildaten die Veränderungen dokumentieren. • Erhebliche Dünenverluste an der Amrum-Odde mit Ausnahme der Nordostspitze. Bei KM 14 ist der größte Rückgang mit rund 340 Metern (2,70 Meter / Jahr) aufgetreten. Küstenentwicklung seit 1799 • Nordostverlängerung der Amrum-Odde zwischen KM 12 und KM 13. Sie findet sowohl Zur Beschreibung der Veränderungen von Vorstrand, im Strandbereich als auch im Dünenbereich Strand und Dünen können unterschiedliche Daten statt. verwendet werden. • Aufbau von Vordünen zwischen KM 19 und KM 24. Die ältesten Daten mit denen quantitative Aussagen • Strandrückgang an der Ostspitze Wittdüns. möglich sind, beruhen auf den Vermessungen zur Landaufteilung, die im Jahre 1799 vorgenommen wurden und der preußischen Landesaufnahme aus dem Jahre 1878. Darin sind topografische Angaben enthalten, die eine Rekonstruktion der Lage der Randdüne und einer Wasserlinie erlauben. Anhand von Luftbildern lassen sich vergleichbare Größen bestimmen. Zur Verfügung stehen die Luftbildaufnahmen aus den Jahren 1937 (teilweise), 1958 und 2005. Die ermittelte Lageveränderung der Abbruchkanten und der Wasserlinien im Vergleich der Aufnahmen von 1878 zu 2005 veranschaulicht das wesentliche morphologische Verhalten in diesem Zeitraum.

Folgende Merkmale sind in den einzelnen Bereichen bzw. Abschnitten besonders hervorzuheben:

Abb. 1: Flächenänderungen 1878 - 2005 LKN.SH (16.06.2010)

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Von Westen her wird durch die Tideströmung bedingt Material gelöst und letztendlich aus der Region der Insel Amrum transportiert.

Die östliche Wattfläche kann als höhenstabil bezeichnet werden, wobei sich die Entwässerungspriele vertiefen. Großflächige Sedimentationsbereiche sind hier aber nicht erkennbar.

Großräumige Entwicklungen Die morphologischen Entwicklungen der Region um die Insel Amrum wurden anhand der zur Verfügung stehenden Vermessungsdaten des ALR , des BSH Hamburg, des WSA Tönning, sowie der Kartendarstellung Müller-Fischer und des KFKI über einen Zeitraum von 1948 bis 2003 sowie Luftbildmaterial des ALR Husum von 1937 bis 2005 analysiert. Aus diesem zeitlich und räumlich heterogenen Datenmaterial lassen sich überwiegend nur grundsätzliche Beschreibungen der morphologischen Vorgänge ableiten. Qualitative Angaben können nur einen genäherten Trend wiedergeben oder sich auf kleinräumige Entwicklungen beziehen.

Der Bereich westlich von Amrum wird zum einen durch Abb. 2: Abbruchkanten und Wasserlinien 1799 - 2005 LKN.SH einen parallel zur Westküste südwärts verlaufenden (16.06.2010) Flutstrom und zum anderen durch einen zeitgleich ostwärts auf die Küste Amrums gerichteten Flutstrom Entlang der Ostküste der Insel Amrum überwiegt ein geprägt. Das Vortrapptief mit seinen Nebenarmen und geringer Abtrag an der Uferlinie. In den Bereichen, die dazwischen gelagerten Sänden liegt im durch Längs- und Querwerke geschützt werden, ist Zusammenflussbereich dieser unterschiedlichen heute kein signifikanter Abbruch mehr vorhanden. Tideströme. Diese werden gemeinsam über das Quantitative Angaben sind aufgrund der Vortrapptief nordostwärts in das Hörnumtief abgelenkt. Ungenauigkeiten bei der Georeferenzierung (Einpassung der Luftbilder in ein Koordinatennetz) und der Erfassung Dagegen wird der über den Kniep einfließende ostwärts der Erkennungsmuster für Abbruchkanten nur gerichtete Tidestrom an der Westküste Amrums entlang eingeschränkt möglich. Die Rückgangsrate beträgt nach Süden in das Rütergat geführt. Dieses spiegelt sich weniger als 0,4 Meter pro Jahr. in der morphologischen Entwicklung wider. Der südlich gerichtete Flutstrom entlang der Westküste Sylt führt zu Die oben beschriebene Entwicklungstendenz wird bei Erosionen auf dem Theeknobs. Das Material wird zum Hinzunahme der Daten aus den dazwischen liegenden überwiegenden Teil südostwärts in das Vortrapptief Zeiträumen und des davor liegenden Zeitpunktes (1799) geschüttet und führt hier vorrangig zu einem Aufsteilen bestätigt. des Böschungsbereiches und nur zu einer geringen Verlagerung in Richtung der Nordküste Amrums. Ein Als Zusammenfassung der großräumigen weiterer Anteil des auf dem Theeknobs erodierten morphologischen Entwicklung ist festzustellen, dass Materials wird südwärts in die Theeknobsrinne Amrum in einer erosiven Zone liegt. Von Westen her wird abgelagert. In dieser Region und weiter südwärts wirkt durch die Tideströmung bedingt Material gelöst und gleichzeitig der ostwärts gerichtete Tidestrom. Im letztendlich aus der Region der Insel Amrum Zusammenflussbereich dieser beiden Tideströme sind transportiert. Die östliche Wattfläche kann als radiale, das heißt kreisbogenförmige morphologische höhenstabil bezeichnet werden, wobei sich die Entwicklungen erkennbar. Die Nebenarme Entwässerungspriele vertiefen. Großflächige Theeknobsrinne, Holtknobsloch und Jungnamenloch Sedimentationsbereiche sind hier aber nicht erkennbar. verlagern sich radial um ihre Mündungstrichter auf das Vortrapptief zu, wobei gleichzeitig auf den Sänden

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Theeknobs, Hörnumknobs und Holtknobs ein des Amrumtiefs ist ein Trend zur Vertiefung von etwa 0,5 flächenhafter Abtrag von etwa 1 Meter in 50 Jahren, das bis 1 Meter erkennbar. entspricht ca. 2cm pro Jahr, erfolgt ist. Neben dieser radialen Verlagerung ist aufgrund des erodierenden Ein weiterer Prielarm des Amrumtief erstreckt sich Materials ein Trend zur Verfüllung der Nebenarme nordwärts und verläuft parallel zur Ostküste von Föhr. erkennbar. Dieser wird hier nicht weiter betrachtet. Der Hafenpriel Wittdün entwässert den südlichen Bereich der zwischen Eine besondere Entwicklung erfährt der Bereich des der Ostküste Amrum und des Amrumtiefs gelegenen Jungnamensandes und des hier auf der Ostseite des Wattfläche. Auch für diesen Bereich lässt sich anhand Vortrapptiefs gelegenen namenlosen Sandes. Um diesen der verfügbaren Daten nur ein Trend zur Vertiefung in Bereich herum sind weitere radiale morphologische einer Größenordnung von etwa 0,5 bis 1 Meter Effekte erkennbar. Die beiden Sände halten das erkennen. Vortrapptief lagestabil. Auf den Sänden sind Erosionen erkennbar. Das im Bereich des Jungnamensandes Beschreibung der morphologischen Strukturen westlich des Vortrapptief erodierte Material führt südlich Für die Beschreibung der morphologischen Strukturen zu einem Verfüllen des westwärts gerichteten Auslaufes um Amrum wurde weitestgehend auf die in der Seekarte dieses Priels. Das Vortrapptief zieht sich nordwärts verwendete Bezeichnung der Priele, Sände und zurück. Auf der Ostseite des Priels sind ebenfalls Wattfläche zurückgegriffen. Betrachtet man in der Erosionen erkennbar. Dieses Material wird nordwärts Seekarte den Bereich um Amrum mit Wassertiefen von transportiert. Es lagert sich teilweise als Verlängerung bis zu 10 Meter unter Seekarten-Null, so umgibt die Insel des Kniepsands an dessen nördlichen Ende ab, von der Nordspitze (Amrum Odde) bis zur Südwestspitze überwiegend verbleibt dieses Material aber nicht im (Kniepsand/Kapitän) ein etwa 10km breiter Untersuchungsgebiet um Amrum. Unterwasserbereich. Nördlich von Amrum schiebt sich diese 10m-SKN-Linie bis auf etwa 2km vor die Auch für den Bereich des Knieps sind Trends zur Westküste Sylt. Erosion erkennbar. Dieses erodierte Material wird südwärts am Kniepsand entlang geführt und lagert sich Dieser Unterwasserbereich wird zentral geprägt durch als Nehrung, Kapitän genannt, an der Südküste von das Vortrapptief mit seinen Nebenarmen und seinen Amrum an. Das Landtief verlagert sich durch dazwischen gelegenen Sänden (Knobs). Westlich des entsprechende Erosionen ostwärts. Es bildet sich als Vortrapptiefs sind dieses von Nord nach Süd der neuer Mündungstrichter des Rütergat aus. Für das Theeknobs, die Theeknobsrinne, der Hörnumknobs, das Rütergat selbst lässt sich anhand der verfügbaren Daten Holtknobsloch, der Holtknobs, das Jungnamenloch und ableiten, dass es relativ lagestabil ist, dass aber die der Jungnamensand. Die Unterwasserbereiche und nördliche Böschung vor der Südküste Amrums aufsteilt. Watten östlich des Vortrapptiefs bis zum Kniepsand und Zudem hat sich in den vergangenen 50 Jahren die Sohle der Amrum Odde besitzen laut Seekarte keine eigenen um etwa 4 Meter vertieft, dieses entspricht etwa 5-10cm Bezeichnungen. pro Jahr. Des Weiteren wird durch das mitgeführte Material im Rütergat eine Barrenbildung vor dem Südlich des Vortapptiefs mit seinem nach Südwesten Hafenpriel Wittdün ausgelöst. auslaufenden Arm erstreckt sich die als Kniep bezeichnete Fläche von der 10m-SKN-Linie bis zum Die zwischen Amrum und Föhr gelegene Wattfläche ist Kniepsand an Amrums Westküste. Der Kniep wiederum relativ höhenstabil. Das Amrumtief mäandriert leicht in wird im Süden eingeschlossen vom Landtief und dem seinem Hauptprielverlauf. Dabei hat sich die Rinne in sich anschließenden Rütergat. Das Rütergat verläuft von einer Größenordnung von etwa 100 Meter in rund 50 Südwesten nach Nordosten südlich Amrum in die Jahren (ca. 2 Meter pro Jahr) westwärts in Richtung Norderaue und begrenzt die an der Südküste Amrum verlagert. Gleichzeitig vertieft sich die Sohle vorhandene Nehrung, den so genannten Kapitän. tendenziell um etwa 1-2 Metern. Westwärts in Richtung Amrum entwässern 3 Nebenpriele die umgebenen Die Wattfläche zwischen Amrum und Föhr wird zentral Wattflächen, dabei durchbricht die nördlichste Rinne seit geprägt durch das Amrumtief, das nach Süden in die etwa 60 bis 70 Jahren innerhalb der Wasserwechselzone Norderaue mündet. Unmittelbar an der Südostseite der die Wasserscheide zwischen Amrum und Föhr und stellt Insel erstreckt sich der Hafenpriel Wittdün von der eine Verbindung um die Amrum Odde herum über das Norderaue küstenparallel nordwärts und begrenzt die Mittelloch in das Vortrapptief her. Für diese Nebenarme östlich gelegenen Sände Hubsand und Mittellochsknob. Die Wattfläche an der Ostküste von Amrum bis zum

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Amrumtief trägt in der Seekarte keine eigenständige Bezeichnung. Um die Nordspitze von Amrum erstreckt sich das so genannte Mittelloch als Prielsenke zwischen dem Amrumtief und dem Vortrapptief.

Kniepsand

Der Kniepsand ist eine sich ständig verändernde Landschaft, ein beliebter Badestrand, der einen natürlichen Küstenschutz bietet.

Eine Seekarte des holländischen Seefahrers L.J. WAGHENAER von 1585 zeigt den Kniepsand als "Ameren bor" (Amrumer Barriere). Auf dieser Karte greift der Kniepsand quer zur Inselküste weit hinaus auf See. Die Insel wirft "einen sandigen Strich zwei Meilen weit hinaus", stand in dem kurzen Bericht über Amrum vom Reiseschriftsteller BRAUN-HOGENBERG.

Der Kniepsand gehört nicht zur Insel Amrum, sondern ist eine Sandbank des Meeres. Das Material stammt nicht von den Abbrüchen der Sylter Küste, sondern wird vorwiegend von Westen und Südwesten Abb. 3: Amrum im Jahr 1799 MÜLLER (1937) herantransportiert. In den letzten Jahrhunderten hat der Kniepsand seine Gestalt oft verändert.

Eine Karte von 1800 zeigt, dass die Sandbank nur im Südwesten, etwa zwischen Satteldüne und Wriakhörn, eine Verbindung mit Amrum hatte. Von dort aus ging ein Arm im weiten Bogen hinaus auf See. Spätere Karten lassen dann ein Heranrücken dieses Armes erkennen, bis er etwa einen Kilometer entfernt parallel zur Inselküste verläuft. Der Arm verlängerte sich nach Norden und um 1880 bildete er einen Haken nach Süden aus.

Abb. 4: Amrum und der Kniepsand um 1870

Zwischen Kniepsandarm und Inselküste befand sich der "Kniephafen", dessen Öffnung von Norden her noch um 1900 bis in die Höhe der Halle von Nebel reichte. Die Versandung (von Süden) ging so rasch, dass in kurzer Zeit der Bootsschuppen der Rettungsstation zweimal nach vorne verlegt werden musste. Um 1900 wurde querab von Norddorf eine Brücke für den Schiffsverkehr mit Hörnum gebaut. Diese musste schon im Jahr 1909 einen Kilometer nach Norden verlegt werden; im Jahre

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1937 noch einmal um 500 m. Bald wurde sie auch dort von der Versandung erreicht.

Auch heute wandert die Kniepsandbank noch nordwärts (durchschnittlich 50 m im Jahr). Man muss heute noch mit einer weiteren Erhöhung der Sandfläche rechnen. Auf dem Kniepsand in Höhe des Quermarkenfeuers ist seit kurzer Zeit eine neue Entwicklung zu beobachten: Dort bildeten sich Dünenstreifen von teilweise 2 Metern Höhe. Während der Sommermonate bilden sich durch Abb. 5: Flächenänderungen Theeknobs oberhalb NHN-3 m Sandflug und Pflanzenwuchs auch anderenorts kleine LKN.SH (16.06.2010) Dünen, die aber durch herbstliche Sturmfluten wieder eingeebnet werden. In der Darstellung der zeitlichen Flächen- und Volumenänderung ist der Trend einer Volumen- und Der Bereich des Kniepsandes ab Höhe der Ortschaft Flächenabnahme deutlich zu erkennen. Die Nebel nordwärts ist gekennzeichnet durch Erosionen im Abnahmetendenz des Theeknobs ist überlagert von Unterwasserbereich sowie in der Wasserwechselzone. Sandmengen, die durch das Gebiet transportiert werden. Dieses Material wird nordwärts transportiert und zum Teil an der Nordküste Amrums angelagert. Des Weiteren Für die Sandaufspülungen im Bereich Hörnum auf der baut sich ein Dünengürtel im Überwasserbereich mit Nachbarinsel Sylt wurden in den Jahren 1983, 1986 und zunehmenden Höhen auf. Der Bereich des Kniepsandes 1990 3,261 Mio. m 3 Sand am Osthang des Theeknobs ab Höhe Nebel südwärts ist gekennzeichnet durch entnommen. Die Vermessungen zeigen, dass eine Erosionen im Unterwasserbereich sowie in der Wiederauffüllung des Hanges innerhalb weniger Monate Wasserwechselzone. Dieses Material wird südwärts stattfindet. Dieser Prozess steht im Zusammenhang mit transportiert und zum Teil an der Südküste Amrums der Entwicklung des Theeknobs. Der Nordwesthang des angelagert. Des Weiteren baut sich ein Dünengürtel im Vortrapptiefes wird vom flächenhaften Abtrag des Überwasserbereich mit zunehmenden Höhen auf. Theeknobs genährt. Eine direkte Auswirkung der Sandentnahmen auf die Nordküste Amrums kann nicht nachgewiesen werden. Sandentnahmen Theeknobs

Für die Berechnung der Veränderungen des Theeknobs liegen für den Zeitraum 1949 bis 1997 Daten vor. Die Messwerte entstammen den Peilungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie. Obwohl die Verwendbarkeit der Daten für morphologische Betrachtungen eingeschränkt ist, lassen sich grundsätzliche Entwicklungen feststellen. Der Theeknobs wächst in seiner Länge nach Südwesten und nach Osten. Dabei verliert er jedoch an Höhe und Breite. Dadurch wird die wellendämpfende Wirkung für das Wattgebiet vor der Amrum-Odde und vor auf Föhr geringer.

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Die Entwicklung der Amrum-Odde wird seit Jahrzehnten mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Bei Sturmfluten kam es wiederholt zu Dünendurchbrüchen an der Westseite und an der Wattseite. Die befürchtete Abtrennung der Amrum-Odde vom Rest der Insel ist bisher nicht erfolgt. Mit Hilfe umfangreicher biotechnischer Maßnahmen wurden die Dünenlücken wieder geschlossen und Vordünen aufgebaut.

• Die Namen der Dünentäler lauten von Norden nach Süden: • Lungdeel (Langes Tal) • Grat Bakerdeel (Großes Seeschwalbental) • Sahara, Tal wurde erst in jüngerer Zeit befestigt • Hüsdeel (Haustal, mit Vogelwärterhaus) • Gäärsdeel (Grastal)

Abb. 6: Flächenänderungen Theeknobssand oberhalb NHN-3 m LKN.SH (16.06.2010)

Abb. 8: Fotodokumentation Amrum-Odde LKN.SH (16.06.2010)

Seit 2001 werden von unterschiedlichen Standorten aus Fotoaufnahmen von der Amrum-Odde gemacht, so dass die Veränderungen an den Vordünen und Randdünen dokumentiert werden. Die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Aufnahmen ist dadurch etwas eingeschränkt, indem zum Teil unterschiedliche

Kameraeinstellungen (Hoch- und Querformat, ZOOM- Stufen usw.) verwendet worden sind. Außerdem konnte Abb. 7: Sandentnahmen Theeknobs / Vortrapptief LKN.SH (16.06.2010)

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Die hier als Hafenpriel bezeichnete Rinne dient zum Fahrwasser Wittdün einen der Entwässerung der umgebenen Wattflächen im südlichen Wattgebiet von Amrum, zum anderen aber der Das Fahrwasser Amrum, auch Hafenpriel genannt, bildet Schifffahrt als Zufahrt zum Hafen Wittdün. Sie verläuft ab die Zufahrt zum Fähranleger Wittdün und zum weiter Steenodde küstenparallel von Norden kommend nach westlich gelegenen Seezeichenhafen des WSA Tönning Osten verschwenkend, um dann in einem nach Südosten sowie zu der Anlegemole bei Steenodde. gerichteten Mündungstrichter in die Norderaue zu münden. Über den Anleger in Wittdün an der Südostspitze der Insel wird sowohl der umfangreiche Fährverkehr mit Während die Rinne im nach Norden gerichteten Bereich Dagebüll über Wyk/Föhr als auch der weniger Erosionen von etwa 0,5 bis 1 Meter in 50 Jahren bedeutsame mit Schlüttsiel über die Halligen Hooge und erfahren hat, scheint der ostwärts gerichtete Bereich Langeneß abgewickelt. Die Versorgung Amrums mit zumindest in den letzten ca. 20 Jahren relativ stabil in Massengut erfolgt über die Anlegemole Steenodde. seiner Sohlenhöhe zu sein. Dagegen findet etwa seit 20 Schließlich wird das Fahrwasser Amrum durch Jahren im Mündungstrichter auf einer Breite von etwa Sportboote genutzt, die Liegeplätze im Bereich des 200 m westwärts der SKN-5 m-Linie ein periodischer Seezeichenhafens und bei Steenodde haben. Sedimenteintrag aus dem Rütergat statt. Dieser führt zu einer stetigen Nordverlagerung der eigentlichen Der Mündungsbereich des Hafenpriels nordöstlich des Zufahrtsrinne um etwa 10-15 Meter pro Jahr. Fähranlegers stellt einen Engpass dar, der sich aus der morphologischen Situation ergibt, die durch wechselnde Nach etwa 10-12 Jahren bildet sich im südlichen Sedimenttransportvorgänge geprägt wird. 0ffensichtlich Mündungstrichter eine neue Rinne aus, während die wird Sand von See aus Richtung Kniepsand vorhergehende zunehmend sedimentiert. Ursache dieser (Nehrungshaken "Kapitän") eingetragen, der sich Entwicklung ist, dass sich das aus dem Rütergat teilweise im Mündungsbereich ablagert. Andererseits mitgeführte Material von Westen her im Bereich des wird der Prielverlauf indirekt durch die Art und Häufigkeit Käpitäns nach und nach ostwärts abgelagert hat. Dieser des Schiffsbetriebs beeinflusst, der Prozess hat in den letzten Jahren die Region südöstlich Sedimenttransportvorgänge auslösen oder verstärken Wittdüns und damit auch den Mündungstrichter des kann. Hafenpriels erreicht.

Im engen, S-förmig gekrümmten Hauptfahrwasser haben Mehr zum Fahrwasser Wittdün die Fährschiffe der WDR häufiger Schwierigkeiten zu manövrieren. Insbesondere bei Niedrigwasser und bei Wasserstände am Pegel Wittdün starken Winden ist ein Kurshalten aufgrund der hohen Im Winterhalbjahr ist die Anzahl der Unterschreitungen Aufbauten der Fähren dort schwierig. Besonders bei (PN+300 cm) in der Regel - mit Ausnahme des starken nordwestlichen und nördlichen Winden und Abflussjahres 1999/2000 und 2002 - höher als im Ebbstrom, bzw. bei starken südöstlichen und südlichen Sommerhalbjahr. Der Maximalwert liegt im Winden bei Flutstrom wird das Manövrieren bei Winterhalbjahr 1996 bei 77 Unterschreitungstiden. Das Wasserständen unter Tidehalbwasser problematisch. Jahresmaximum liegt bei 86 Tiden ebenfalls 1996. Die Eine Schiffsbegegnung ist im engen Fahrwasser kaum Minimalwerte sind im Abflussjahr 2002 zu verzeichnen möglich, und eine plötzlich erforderliche Verringerung mit 8 Tiden im Winterhalbjahr und 17 Tiden für das der Fahrgeschwindigkeit kann leicht zur Abdriftung der ganze Jahr. Fähren bis zum Aufsetzen auf Grund führen. Nachdem sich etwa 1995 südlich des Hauptfahrwassers eine flache Nebenrinne gebildet hatte, wurde von der WDR der Antrag auf Kennzeichnung als Interessentenfahrwasser durch das WSA Tönning gestellt. Das dort breitere Fahrwasser ermöglicht zwar eine bessere Manövrierfähigkeit, kann jedoch nur etwa oberhalb Tidehalbwasser genutzt werden. Bei Niedrigwasser kann der Fähranleger weiterhin nur über das enge Hauptfahrwasser erreicht werden.

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Tab. 1: Pegel Wittdün: Unterschreitungen Tideniedrigwasser Reststromweg von 8 km pro Tide entsprechend ca. 0,2 (PN+300 cm) m/s Reststromgeschwindigkeit in Richtung Ebbestromrichtung zeigen. Unterschreitung Unterschreitung Zeitpunkt Jahr Winterhalbjahr Sommerhalbjahr Die Norderaue zeigt östlich von Wittdün im flacheren Summe 467 160 627 Nahbereich einen Reststromweg von 2 - 3 km pro Tide Mittel 29 10 39 entsprechend etwa 0,06 m/s Reststromgeschwindigkeit 1990 13 8 21 in Richtung Flutstromrichtung. Auch diese Ergebnisse 1991 68 14 82 bestätigen die Beobachtungen eines von Süd nach 1992 16 21 37 Norden verlaufenden Sedimenttransportes, der zeitweise 1993 46 15 61 zu einer Nehrungshakenbildung in Richtung Hafenpriel 1994 44 10 54 führt. 1995 20 5 25 1996 77 9 86 Seegang 1997 23 3 26 Im Seebereich um Wittdün liegen beim ALR Husum 1998 27 13 40 keine Seegangmessdaten vor. Aus Beobachtungen und 1999 10 13 23 aufgrund theoretischer Ansätze wird der aus westlichen 2000 8 17 25 Richtungen anlaufende Seegang im Bereich des 2001 21 9 30 Ebbdeltas der Norderaue mit den Mündungsarmen Landtief und Rütergat bereits erheblich gedämpft, so 2002 8 9 17 dass nur ein gewisser Anteil durch die Tiefs bis zur 2003 38 1 39 Südostspitze von Amrum durchläuft und dort teilweise 2004 18 6 24 durch Diffraktion in Richtung Nord bzw. Nordwest in das 2005 30 7 37 Amrumer Fahrwasser umgelenkt und erneut gedämpft 2006 wird.

Strömung Neuerdings liegen Seegangmessdaten aus dem Für den Bereich des Fahrwassers Amrum liegen beim Strandungsgebiet der "PALLAS" vor. Dort hat die GKSS ALR Husum keine Strömungsmessdaten vor. Es sind eine Seegangmessboje etwa 7 Seemeilen südwestlich jedoch Flächendaten aus dem hydrodynamisch- von Wittdün ausgelegt, deren Daten online abgerufen numerischen Modell für das Nordfriesische Wattenmeer werden können. Im ersten Halbjahr 1999 lag die vorhanden. In dem HN-Modell wurde die Naturtide vom signifikante Wellenhöhe H s dort meist zwischen 0,5 und 15.03.1993 nachgerechnet, die etwa einer mittleren Tide 1,5 m. Die maximalen Werte für H s wurden am 05.02.99 entspricht. während der Sturmflut mit H s = 3,1 m gemessen.

Tab. 2: Fahrwasser Amrum: modellierte Strömungsmessdaten Der Seegang an der Mündung des Amrumer Flutstromge- Ebbestromge- Fahrwassers in die Norderaue lässt sich mit Hilfe dieser schwindigkeit schwindigkeit Messwerte allerdings nur grob abschätzen. Die Ort Vfmit Vfmax Vemit Vemax Größenordnung dürfte etwa bei der Hälfte der bei der m/s m/s m/s m/s "PALLAS" gemessenen Werte liegen. Hafenpriel 0,2 - 0,3 0,5 - 0,6 0,3 - 0,5 0,6 - 0,8 Norderaue 0,8 - 1,0 1,2 - 1,3 0,6 - 0,8 1,0 - 1,2 Morphologische Untersuchungsgrundlagen

Die Tidekennwerte geben Hinweise auf die Datengrundlage Belastungsunterschiede im Strömungssystem und auf Für die morphologischen Untersuchungen wurden von Transportkapazitäten für das Sediment. Durch die der Bundesanstalt für Wasserbau Peildaten des WSA großen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Tönning bzw. direkt durch das WSA Tönning in digitaler Hafenpriel und Norderaue kommt es im Form zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um Mündungsbereich des Priels zu starken Verwirbelungen hydrographische Aufnahmen von 1990 bis 2005, die das und Querströmungen, die ständige morphologische Fahrwasser vom Hafen Wittdün bzw. Fähranleger bis in Veränderungen bewirken. Die Ebbestromdominanz im die Einmündung in die Norderaue erfassen. Die Daten Hafenpriel unterstützt die Barrenbildung in dessen liegen als Punktdatei im Gauß-Krüger- Mündungsbereich. Dies wird auch durch die Koordinatensystem vor, und die Tiefenangaben beziehen Darstellungen des Reststromes deutlich, die einen sich auf Seekartennull (SKN). Der Abstand der

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Peilfahrtprofile beträgt etwa 50 m, wobei die Für den morphologischen Zustand 1990 ist von der Profilrichtung jeweils in Nord-Süd-Richtung verläuft. Mündung in die Norderaue bis zum Fähranleger eine mittlere Tiefe im Sohlbereich von etwa SKN-2,5 bis SKN- Auswerteverfahren 3 m festzustellen, wobei der Mündungs- und Die Darstellung und Auswertung der Vermessungsdaten Mittelbereich nur SKN-2,5 m aufweisen. Zwischen erfolgten mit dem Programm "Surfer" der Firma Golden Fähranleger und Hafen sind zunächst auch SKN-3 m Software. Dabei werden die Punktdatensätze in ein vorhanden, etwa 300 m vor der Hafeneinfahrt wird SKN- rechtwinkliges Gitternetz überführt, ein digitales 2,5 m jedoch unterschritten. Die Aufnahme von 1993 Geländemodell berechnet und anschließend Isolinien zeigt etwa gleiche Tiefenverhältnisse, jedoch ist der Priel erzeugt. In charakteristischen Bereichen wurden Schnitte besonders im Mündungsbereich schmaler geworden (an definiert und als Querprofile einzeln und im Vergleich der engsten Stelle von ca. 50 auf 30 m bei SKN-2,0 m). dargestellt. Schließlich wurden Differenzenpläne erzeugt, Dabei erfolgte die Einengung von Süden her durch in denen Ab- bzw. Auftrag abzulesen sind. Sedimentumlagerung. Bis 1995 hat sich die Engpassstrecke von ca. 100 m auf 200 m verlängert bei Morphologische Entwicklungen einer Breite von 25 bis 30 m.

In der Aufnahme von 1998 ist eine Verlagerung des Priels im Mündungsbereich um ca. 50 m nach Norden festzustellen, d. h. es erfolgte eine Gesamtverlagerung der Rinne, wobei die Rinnenbreite etwa gleich blieb. Die Prielverlagerung lässt sich auch in den Differenzenplänen gut erkennen.

In den folgenden Abschnitten wird die morphologische Entwicklung anhand von Profilveränderungen im Einzelnen beschrieben.

Profilveränderungen im Bereich der Prielmündung Abb. 9: Profildefinitionen Fahrwasser Amrum LKN.SH Im Bereich der Prielmündung in die Norderaue wurden (16.06.2010) die Profile 1 und 2 als Schnittlinien definiert, wobei das Profil 1 den unmittelbaren Mündungsbereich mit der dort Anhand von 23 Profilen, die das Fahrwasser nahezu befindlichen Barre schneidet. Das Profil 2 liegt etwa 150 senkrecht im Abstand von 75 Metern schneiden, kann m weiter in Richtung Fähranleger. die morphologische Entwicklung des Fahrwassers zwischen 1990 und 2005 dargestellt werden. Folgende Zur Beurteilung der morphologischen Entwicklung Messzeitpunkte liegen vor: 04.1990, 03.1991, 05.1992, wurden vor allem die größte Prieltiefe und die Prielbreite 02.1993,05.1994,05.1995, 07.1996, 04.1997, 08.1998, in der Tiefe SKN-2,0 m betrachtet. Letztere kann als 07.1999, 10.1999, 07.2000, 07.2001, 07.2003, 07.2004, Grenzmaß für die ungehinderte Schifffahrt gelten, wenn 07.2005. der Tiefgang der WDR-Schiffe mit rd. 1,95 m zugrunde gelegt wird. Im Profil 1 beträgt 1990 die maximale Tiefe Der Südhang im Einmündungsbereich des Hafenpriels etwa SKN-2,6 m und die Prielbreite bei SKN-2,0 m rd. 90 verlagert sich von Station 00+000 bis Stat. 00+225 im m. 1991 ist eine Aufweitung des Profils etwa auf die Zeitraum von 1992 bis 2003 um 200 Meter nach Norden. doppelte Breite festzustellen. Die Aufnahme von 1992 Seit 2000/2002 bildet sich südlich davon eine neue zeigt dann eine starke Abnahme der Profilbreite auf ca. Rinne, die sich wiederum nach Norden verlagert. 80 m bei SKN-2,0m bei einer maximalen Tiefe von SKN- 2,6 m. Diese für die Schifffahrt negative Entwicklung Tiefenveränderungen im Priel setzt sich bis 1993 fort mit zwar etwa gleichbleibender Aufgrund der erzeugten Isolinienpläne können zunächst maximaler Tiefe SKN-2,7 m, jedoch einer Prielbreite von generelle Aussagen zu den Tiefenveränderungen im nur noch 30 m. 1994 ist etwa die ungünstigste Situation Priel gemacht werden. Dabei werden zunächst erreicht mit einer maximalen Tiefe von SKN - 2,5 m und ausgewählte Vermessungszustände betrachtet (1990, einer Prielbreite von 25 m. Die weitere Entwicklung ist 1993, 1995, 1998). vor allem durch die Profilverlagerung nach Norden geprägt, wobei der Querschnitt etwa gleich bleibt. Ein relativ günstiger Zustand ist 1997 zu erkennen mit einer

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Profilbreite von knapp 50 m und maximaler Tiefe von von SKN+0,6 bis SKN-0,5 m. Die nördlich liegende SKN -2,9 m. Beim neuesten Zustand von 1999 ist die Nebenrinne hat eine maximale Tiefe von SKN- 2,7 bis starke Aufhöhung der nördlich anschließenden SKN-3,2 m. Sandbank um rd. 0.5m in einem Jahr auffällig. Ein bestimmter Trend ist kaum zu erkennen, allerdings Im Bereich des Profils 2 ist eine ähnliche Entwicklung scheint die Nebenrinne etwas flacher zu werden. Die (1990 bis 1999) des Priels festzustellen, wobei sich die Hauptrinne ist im Bereich des Profils 4 recht stabil. maximale Prieltiefe von SKN-3,6 m auf SKN-2,3 m reduziert. Die Prielbreite verringert sich in der Tiefe SKN- Tidebecken der Norderaue 2,0 m von 100 m auf 60 m. 1996 war allerdings eine Das Tidebecken der Norderaue wird im Norden durch die

Prielvergrößerung mit Tmax = SKN-3,2 m und B = 120 m natürlichen Wattrücken zwischen Amrum - Föhr und Föhr festzustellen. Der Priel hat sich in seinem - Festland begrenzt. Die südliche Begrenzung ergibt sich Mündungsbereich von 1990 bis 1999 um etwa 130 m durch die Halligen Langeneß und Oland mit ihren nach Norden verlagert. Gleichzeitig hat sich ab etwa Verbindungsdämmen zum Festland. Das 1993 eine flache Nebenrinne südlich der Hauptrinne morphologische Verhalten dieses Tidebeckens wurde gebildet, deren maximale Tiefe bei SKN-1,5 bis SKN-1,8 von verschiedenen Autoren betrachtet, wobei es jedoch m liegt. Da die Nebenrinne breiter ist als die Hauptrinne, aufgrund der teilweise unsicheren Datenlage und wird sie trotz geringerer Tiefe häufig von der Schifffahrt unterschiedlicher Betrachtungszeiträume keine genutzt, um besser manövrieren zu können. einheitliche Aussage gibt.

Profilveränderungen am Fähranleger (Profil 3) In einer älteren Untersuchung wird für den Im Bereich des Fähranlegers wurde das Profil 3 als Untersuchungszeitraum 1943 - 1975 angegeben, dass Schnittlinie in Süd-Nord-Richtung definiert und an das sich das Watt-Priel-System der Norderhever in einem östliche Ende des Molenkopfes gelegt. Ungleichgewichtszustand mit einer starken Sedimentationstendenz befindet (PARTENSCKY, 1985). Im Nahbereich des Fähranlegers (Abstand ca. 50 m) Neuere Untersuchungen ergeben für den Zeitraum 1955 schwankt die maximale Tiefe von 1990 bis 1999 - 1974 nur geringfügige Veränderungen der zwischen SKN-3,2 bis SKN-3,8 m. Nördlich davon liegt morphologischen Parameter (WITEZ et al., 1998). Das eine längs zum Stromstrich ausgerichtete Sandbank, Fassungsvolumen bei NHN und das Prielvolumen haben deren maximale Höhenlage zwischen SKN - 0,6 bis danach leicht zugenommen. Im Seegat der Norderaue 1,2 m schwankt. Eine Ausnahme bildet die Aufnahme östlich von Wittdün haben die mittleren Tiefen stark von 1991, bei der die Sandbank nur eine maximale Höhe zugenommen. Da die Daten von 1943 bzw. 1955 jedoch von etwa SKN-1,7 m erreicht. Noch weiter nördlich relativ unsicher bzw. aus mehreren Jahren befindet sich eine zweite Rinne, deren maximale Tiefe zusammengesetzt sind, können die Ergebnisse nur von 1990 bis 1999 zwischen SKN-2,6 bis SKN-3,2 m qualitativ bewertet werden. schwankt. Die morphologischen Auswertungen des ALR Husum Ein Trend in Richtung Erosion oder Sedimentation ist zeigen jedoch stärkere Veränderungen in Teilabschnitten danach nicht zu erkennen, so dass das Fahrwasser im des Nordmanngrundes südlich Föhr und im mittleren Teil Nahbereich des Fähranlegers als relativ stabil der Norderaue (ALR HUSUM, Fachplan Küstenschutz anzusehen ist. Föhr, 1998). Danach wird ein Substanzverlust vor allem unterhalb NHN-3 m festgestellt, indem sich die Profilveränderungen zwischen Fähranleger und Hafen Norderaue verbreitert und vertieft. Andererseits zeigen (Profil 4) die Messergebnisse des Überwachungsprofils der Etwa in der Mitte der Fahrwasserstrecke zwischen Norderaue östlich von Wittdün für den Zeitraum 1960 bis Fähranleger und Hafen wurde das Profil 4 als Schnittlinie 1997 einen sehr stabilen Zustand des Seegats. in Süd-Nord-Richtung definiert, um die dortige morphologische Entwicklung besser beschreiben zu Genauere Aussagen zu Entwicklungen und eventuellen können. Trends können erst nach Abschluss der Vermessungsauswertungen von 1997 (Aufnahme des Der Priel ist gut ausgeprägt mit einer maximalen Tiefe Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie) von 1990 bis 1998 zwischen SKN-3,8 bis SKN-4,0 m. erfolgen, wobei dann ggf. auch Aussagen zur Die längs zum Stromstrich ausgebildete Sandbank mittelfristigen Entwicklung des Amrum-Fahrwassers nördlich der Hauptrinne hat eine maximale Höhenlage gemacht werden können.

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Zusammenfassung zeitweise zu einer Nehrungshakenbildung in Richtung Die Tiefenverhältnisse im Hafenpriel bleiben im Zeitraum Hafenpriel führt. Entsprechend bildet sich ein Schütthang 1990 bis 1999 etwa gleich und liegen zwischen am Südufer des Hafenpriels, der dann eingeengt wird. Prielmündung und Fähranleger etwa zwischen SKN-2,0 Da für die Entwässerung des Watteinzugsgebietes ein bis SKN-3,0 m. Bei der neuesten Aufnahme vom Juli bestimmter Fließquerschnitt erforderlich ist, erodiert 1999 wird die Tiefe SKN-2,0 m im Mündungsbereich dadurch der Hafenpriel an seinem Nordufer und verlagert örtlich begrenzt unterschritten; ein Trend ist jedoch nicht sich entsprechend nach Norden. erkennbar. Zu beachten ist auch der Einfluss des Schiffsverkehrs Profilveränderungen im Bereich der Prielmündung: auf die morphologische Entwicklung bzw. Stabilität des Die Prielbreite im Bereich der Prielmündung hat sich bei Fahrwassers. Sollte eine verstärkte Nutzung des SKN-2,0 m von rd. 90 m auf rd. 30 m verringert, und der Interessentenfahrwassers zu dessen Vertiefung führen, Priel hat sich um etwa 130 m nach Norden verlagert. ist eine Verlagerung der Hauptströmung dorthin nicht Gleichzeitig hat sich südlich davon eine flache auszuschließen. Die Folge wäre eine zunehmende Nebenrinne gebildet, die oberhalb Tidehalbwasser von Verengung des Hauptfahrwassers mit der Gefahr der der Schifffahrt genutzt wird. völligen Versandung. Das jetzige Interessentenfahrwasser würde sich als Die maximale Prieltiefe beträgt im Nahbereich des Hauptfahrwasser ausbilden, wobei dann der Prozess der Fähranlegers etwa SKN-3,5 m. Es treten nur relativ Versandung durch die Nehrungsbildung von Süden her geringe Änderungen in der Tiefe und Prielbreite auf, so erneut beginnen würde. Schließlich käme es nur zu einer dass das Fahrwasser hier stabil zu sein scheint. Problemverlagerung, nicht zu einer Problemlösung.

Die maximale Prieltiefe zwischen dem Fähranleger und Hafen schwankt zwischen SKN-3,8 und SKN-4,0 m. Es treten relativ geringe Änderungen in der Tiefe und Prielstruktur auf, so dass die Hauptrinne hier ebenfalls stabil zu sein scheint. Aufgrund der teilweise unsicheren Datenlage und unterschiedlicher Betrachtungszeiträume verschiedener Autoren ist eine einheitliche Aussage zur langfristigen morphologischen Entwicklung des Tidebeckens nicht möglich. Im Mittelbereich der Norderaue zwischen Föhr und Langeneß ist allerdings ein Substanzverlust durch Verbreiterung und Vertiefung des Wattstroms festzustellen. Das Seegat östlich vor Wittdün hat sich zwischen 1955 und 1974 offenbar vergrößert, genauere Vermessungen zeigen dort jedoch ab 1960 bis 1997 einen sehr stabilen Rinnenquerschnitt der Norderaue.

Abschließend kann festgestellt werden, dass die nautischen Probleme im Fahrwasser Amrum durch die natürlichen hydrologischen und morphologischen Bedingungen grundsätzlich seit längerem bestehen und ein Trend einer Verschlechterung dieser Bedingungen nicht erkennbar ist. Die morphologischen Veränderungen im Mündungsbereich des Hafenpriels sind von den Tide- und Seegangverhältnissen abhängig, die den Sedimenttransport steuern. Es handelt sich dabei in der Regel um alternierende Vorgänge, die schwer durch künstliche Eingriffe zu beherrschen sind.

Die Vermessungsergebnisse und die Strömungsverhältnisse deuten darauf hin, dass ein Sedimenttransport von Süd nach Norden stattfindet, der

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Querprofilmessungen ist eine Berechnung und Profilvergleiche Darstellung der morphologischen Prozesse möglich.

Für die Westküste von Amrum liegen seit 1948 Westküste Amrum regelmäßige Profilmessungen vor. An der Wattseite von Für morphologische Analysen stehen die folgenden Amrum wurden erstmals im Jahre 1998 Profilmessungen Messdaten zur Verfügung. durchgeführt. Mit Hilfe von Profilvergleichen zu anderen

Tab. 3: Übersicht der Profilmesszeitpunkte Westküste Amrum

Messzeit-punkt Gebiet Vermessungs-art Profilab-stand 15.06.1948 Westküste terrestrisch 200 m 10.06.1987 Wittdün (Kapitän) Lotung 100 m 15.06.1987 Westküste terrestrisch+Lotung 100 m 05.09.1990 Amrum-Odde (2 Profile) terrestrisch 100 m Amrum-Odde und Wittdün 10.09.1990 terrestrisch+Lotung 50 m / 100 m (Kapitän) 15.09.1990 Westküste terrestrisch+Lotung 100 m / 50 m (Odde) 20.05.1994 Westküste terrestrisch unregelmäßig 15.10.1997 Westküste terrestrisch unregelmäßig 15.05.2000 Gesamt Amrum Laserscan 50 m 05.10.2001 Amrum-Odde Laserscan+Lotung 50 m / 100 m 15.03.2002 Teilbereich Amrum-Odde Laserscan 50 m 15.07.2003 Westküste Lotung BSH 50 m (10 m-Gitter) 21.01.2007 Amrum-Odde Laserscan 50 m

Für die Messzeitpunkte 1948 und 2000 bzw. 2003 liefern die Profilvergleiche eine Darstellung der morphologischen Änderungen. Hierbei sind die Vertiefungen (Farbe: grün) bei der Wasserlinie und die Aufsandungen (Farbe: grün) auf dem Kniepsand die hervortretenden Merkmale. In der Gesamtbilanz überwiegt die Erosion. Seeseitig der Amrum-Odde treten die Erosionen im Vorstrand bereits in unmittelbarer Küstennähe auf. Es gibt keine Anzeichen, dass der Kniepsand sich weiter nach Nordosten ausdehnt. Der Sandflug sorgt hingegen für den Aufbau von Vordünen, so dass der Strand insgesamt steiler wird.

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Ostküste Amrum Für die Ostküste der Insel Amrum liegen noch keine mittel- und langfristigen Profilmessungen vor. Erstmalig wurde der Küstenstreifen im Mai 1998 in einem Profilabstand von 200 Metern terrestrisch aufgemessen. Aus dem Jahre 2000 liegen die Laserscandaten für die gesamte Ostküste (Profilabstand: 50 m) vor. Im Januar 2007 wurde für die Amrum-Odde eine weitere Laserscanmessung durchgeführt.

Der Zeitraum von zwei Jahren ist für weitergehende morphologische Analysen zu kurz. Für den kurzfristigen Zeitraum 2000 / 2007 zeigen die Profilvergleiche für die Amrum-Odde für den Strand- und Dünenbereich überwiegend Aufsandungen (Farbe: grün). Die Ausnahme bildet der Strand zwischen Banhörn (West) und dem Schwimmbad Norddorf, da der Strand erodiert (Farbe: rot).

Abb. 11: Profilvergleiche Amrum-Odde (2000 - 2007) LKN.SH (16.06.2010)

Abb. 10: Profilvergleiche Westküste Amrum (1948 - 2000/03) LKN.SH (16.06.2010)

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Überwachungsprofile Im Zeitraum 1960 bis 2005 wurden an vier Querschnitten (01+000, 14+000, 15+000 und 38+000) Profile hydrografisch vermessen; seit 1993 werden die Profile alle zwei Jahre erfasst. Die Umlagerungsmengen sind zwischen Japsand und Kniepsand (Stat. 38+000) am größten, wobei der Auftrag mit 7.753 m 3/m deutlich höher als der Abtrag mit 5.423 m 3/m ist. Im Gegensatz dazu überwiegen an den anderen Querschnitten die Erosionen.

Der Verlauf der Profilentwicklung in den einzelnen Prielquerschnitten weist in den inneren Gebieten überwiegend Erosion auf. Die Schwankungen deuten auf Sandtransporte hin, die entlang der Tiderinnen verlaufen. Bezogen auf den mittleren Querschnitt liegen die mittleren Erosionsraten zwischen 0,017 m/Jahr und 0,026 m/Jahr. Im Querschnitt der Stat. 38+000 beträgt der mittlere Auftrag 0,021 m/Jahr. Im Querschnitt zwischen Amrum-Odde und Hörnum-Odde (Stat. 01+000) ist die Erosion im gesamten Querschnitt das bestimmende Merkmal.

Tab. 4: Messdaten Überwachungsprofile

mittlere 1. Abb. 12: Profilvergleiche Überwachungsprofile LKN.SH Statio Gebiet Profilläng Messun Trend (16.06.2010) n e g Stat. - 121 Amrum- 01+00 4,650 m 1993 m3/m/Jah Sylt 0 r Stat. Langeneß- - 51 14+00 Nordmanns 2,860 m 1960 m3/m/Jah 0 -grund r Stat. - 91 Langeneß- 15+00 5,460 m 1960 m3/m/Jah Wittdün 0 r Stat. + 134 Japsand- 38+00 6,385 m 1993 m3/m/Jah Kniepsand 0 r Abb. 13: Ganglinien der Profilvergleiche der Überwachungsprofile LKN.SH (16.06.2010)

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Künftige morphologische Entwicklung

Nördlich Amrums ist in den kommenden ca. 50 Jahren bei fortschreitender zunehmender Erosion in der Region des Theeknobs mit der Ausbildung eines dann westwärts gerichteten Ebbdeltas zu rechnen. Dabei ist ein Verlust der Hörnum Odde zu erwarten.

Die Nordküste Amrums wird sich von einem derzeitigen von Südwest nach Nordost gerichteten Verlauf hin zu einem mehr West-Ost gerichteten Verlauf drehen mit einem Verlust der Amrum Odde.

Die Westküste wird sich weiter ostwärts verlagern durch entsprechende Erosionen im Bereich des Kniepsandes. Mit der Verbindung des Landtiefs zum Rütergat entsteht auch hier ein westwärts gerichtetes Mündungsdelta, das dann als Hauptstromrichtung in die Süderaue südlich Langeness und nicht mehr die Norderaue nördlich Langeness gerichtet ist. Parallel hierzu wird sich der Kapitän bis zur Ostspitze Wittdüns auffüllen und hier auf die Norderaue treffen. Sollte diese sich aufgrund der nachlassenden Strömungsaktivitäten im Querschnitt verkleinern, wird sich der Hafenpriel südostwärts verlängern.

Auf der Wattfläche östlich Amrums ist eine Südverlagerung der Wattwasserscheide zu erwarten. Der südliche Bereich wird durch das Amrumtief entwässert, der nördliche Bereich durch ein sich vertiefendes und nach Süden verlängerndes Mittelloch.

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Sedimentologie

Für den Bereich der Insel Amrum liegen wenige Informationen über die Sedimentverteilungen vor. Einige Angaben können der Bodenübersichtskarte (CC1518 Flensburg, Herausgegeben von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Geologischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland 1999) entnommen werden.

Im Rahmen von Erkundungsbohrungen für eine mögliche Gewinnung von Spülsanden wurden im Jahre 1976 sechs Rammkernsondierbohrungen südlich der Insel Amrum vor Wittdün durchgeführt und vom Geologischem Landesamt (heute Landesamt für Natur und Umwelt) begutachtet wurden (Gutachten Nr. 76/52-07-28). Diese Bohrungen wurden auf dem Watt zwischen der Südküste der Insel Amrum und der steil bis in Tiefen von etwa NHN-10 m abfallenden Norderaue bis auf eine Tiefe von rd. 20 m unter Gelände abgeteuft. Die Geländehöhen der Bohrpunkte schwanken zwischen NHN+1,4 m und NHN- 1,0 m (siehe Karte).

Diese Bohrungen haben nacheiszeitliche und eiszeitliche Abb. 14: Auszug aus der Bodenkarte LANU Schichten erschlossen. Im gesamten Erbohrungsgebiet wurden spülfähige Sande in ausreichender Mächtigkeit (größer als 15 Meter) vorgefunden. Im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes stehen gleichförmige Fein- bis Mittelsande über schwach schluffigen Feinsanden im tieferen Untergrund an. Dieses Material wäre in einer Spülfläche besonders erosionsgefährdet. Im östlichen Bereich des Bohrungsgebietes kommen gröbere Beimengungen im nennenswerten Maße vor, so dass diesem Gebiet bei der Anlage einer Spülsandentnahme der Vorzug gegeben werden sollte.

Abb. 15: Legende Bodenkarte LANU

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Geländehöhen der Insel Amrum

Die folgenden Abbildungen zeigen das Geländeniveau der Insel. Die Daten aus denen das Geländemodell bzw. die daraus resultierenden Isolinien (Höhenlinien) entstanden sind, kommen aus der landesweiten Laserscanbefliegung aus dem Jahre 2005. Die höchsten Geländepunkte (weiße Bereich in der linken Abbildung) der Insel befinden sich in dem Dünengürtel im mittleren Bereich der Insel und weisen Höhen von über NHN+20,00 m bis hin zu knapp NHN+37,00 m auf. Die mittlere Geländehöhe der Insel beträgt bei der NHN+1 m-Isolinie als Bezugshorizont rund NHN+6,70 m.

Abb. 17: Geländehöhen auf der Insel Amrum (5m-Isolinien) LKN.SH (16.06.2010)

Abb. 16: Geländehöhen auf der Insel Amrum LKN.SH (16.06.2010)

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Kartierung von Sturmflutschäden an den Küsten der Insel Amrum

Sturmfluten können an der Küste zu gravierenden Veränderungen führen. Nach signifikanten Sturmfluten wird daher der Strandzustand bewertet. Bei der Ermittlung der Schäden an den Dünen und Kliffs wird zwischen Schäden an den Vordünen und Randdünen Abb. 18: Sturmfluthöhen seit 1900 am Pegel List (Betrieb: unterschieden. Die Vordünen bestehen zum großen Teil WSA Tönning) LKN.SH (1.02.2017) aus den Sanddepots, die im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte aufgespült worden sind. Durch Der bisher höchste Sturmflutwasserstand am Pegel List- den vom Wind herangetragenen Sand und die Hafen seit 1900 trat am 24.11.1981 auf und lag um 98 unterstützenden biotechnischen cm höher (NHN+4,05 m). Die Sturmfluten am 03.01.1976 Küstenschutzmaßnahmen (Sandfangzäune, (NHN+3,94 m), 16.02.1962 (NHN+3,65 m) und Halmpflanzungen) sind zum Teil Vordünen von 3.12.1999 (NHN+3,61 m) liefen ebenfalls höher auf. Das größerem Ausmaß entstanden. Ein Verlust dieser Wasser war am Pegel List-Hafen während der Sturmflut Vordünen bedeutet keinen unmittelbaren am 6.12.2013 ("Xaver") um 52 cm höher aufgelaufen. Substanzverlust. Jedoch kann der Verlust an den Bei den Verweildauern am Pegel List-Hafen liegt das Vordünen zu einer akuten Gefährdung der Dünen- und Sturmflutereignis vom 11.01.2015 auf Rang 19 und bei Kliffsubstanz führen. der Höhe des eingetretenen Wasserstandes auf Rang 24 aller seit 1900 aufgetretenen Sturmfluten. Am Pegel Strandzustand nach der Sturmflut Wittdün (Auswertungen liegen seit 1935 vor) lag der vom 11. Januar 2015 (Tief "Felix") Rang bei 14. Am Pegel Wyk auf Föhr (Auswertungen liegen seit 1951 vor) lag der Rang bei 16. Am Pegel Hydrologische Daten Hörnum-Hafen (Auswertungen liegen seit 1936 vor) lag Die hydrologischen Daten sind zurzeit vorläufig. der Rang bei 13.

Tab. 5: Wasserstanddaten vom 11.01.2015 Es stellt damit ein Sturmflutereignis dar, das im Mittel der (Morgenhochwasser) letzten 115 Jahre etwa alle 5 Jahre auftreten würde. Höchster Verweilzeiten Pegel Eintrittszeit Wasserstand [in Minuten] über m NHN+3,00 m m MThw bis NHN+3,07 NHN *) m List- 3,07 04:40 Uhr 2,19 m 453 Minuten Hafen m Hörnum- 3,37 05:26 Uhr 2,34 m Hafen m Wyk- 3,72 04:51 Uhr 2,39 m Hafen m 3,56 Wittdün 04:37 Uhr 2,29 m m Abb. 19: Anzahl der höchsten Sturmflutwasserstände seit *) Zeitraum zur Bestimmung des MThw: 2001/2010 1900 am Pegel List (Betrieb: WSA Tönning) LKN.SH (1.2.2017)

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Schadenkarte

Tab. 8: Schäden 19.01.2015

Länge Anteil Schadenstufe [km] [%] 100 Amrum-Odde (Gesamtstrecke) 5,5 km % 1,81 Keine erkennbaren Strandschäden 33 % km 3,04 Vordünenabbrüche, davon: 55 % km Abb. 20: Anzahl der Überschreitungen von Wasserständen 2,20 (kumulativ) seit 1900 am Pegel List (Betrieb: WSA Tönning) - leichte 40 % km LKN.SH (1.2.2017) 0,84 - mittlere 15 % km Tab. 6: Winddaten 11.01.2015 - schwere 0 km 0 % Windstärke 0,65 Mess-Station Windrichtung Randdünen-/Kliffabbrüche, davon: 12 % [m/s] km Hooge WNW 21,1 m/s - leichte 0 km 0 % 0,30 - mittlere 5 % Die maximale Windgeschwindigkeit an der km Windmessstation Hooge lag bei 21,1 m/s (9 Bft), wobei 0,35 - schwere 6 % der Wind am Vortag leicht von West auf Westnordwest km drehte. Zur Zeit des Höchstwasserstandes hatte die Windgeschwindigkeit wieder abgenommen.

Tab. 7: Seegangsdaten vom 11.01.2015

Mess-Station Seegangshöhe (hm0) [m] Westerland 13 m 5,6 m

Die Wellenhöhe (h m0 ) vor Sylt betrug 5,6 m.

Abb. 21: Strand- und Dünenschäden am 19.02.2015 LKN.SH (20.01.2015)

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Insgesamt wurden auf rd. 0,65 km Länge Südlich vom Schullandheim Ban Horn wurden die Randdünenabbrüche sowie auf rd. 3,04 km Länge Randdünen abgetragen. Der Kniepsand hat sich Vordünenabbrüche an der Amrum-Odde festgestellt. zwischen 11.04.2011 und 19.01.2015 mit einer Geschwindigkeit von rd. 80 Meter / Jahr nach Norden ausgedehnt.

Abb. 22: Randdüne vor Ban Hörn an der Amrum-Odde am Abb. 25: Kliffabbruch Amrum-Steenodde am 19.01.2015 19.01.2015 LKN.SH, Kundy (21.01.2015, Nr. 48) LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 32)

Die Sicherung der Randdüne vor dem Schullandheim Am südöstlichen Teil des Steenodder Kliffs traten an Ban Horn hat sich bewährt, da dort keine mehreren Stellen leichte Kliffabbrüche auf, so dass der Randdünenabbrüche aufgetreten sind. Wanderweg teilweise nicht passierbar ist.

Abb. 23: Randdünenabbruch Amrum-Odde am 19.01.2015 Abb. 26: Kliffabbruch Steenodde am 19.01.2015 LKN.SH, LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 19) Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 33)

Die Kliffabbrüche werden jedoch auch durch abfließendes Niederschlagwasser verursacht, das Erosionsrinnen ausspült.

Abb. 24: Randdünenabbruch Amrum-Odde am 19.01.2015 LKN.SH, Kundy (21.01.2015, Nr. 3)

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Abb. 27: Primärdünen auf dem Kniepsand vor Köhns Übergang in Wittdün am 19.01.2015 LKN.SH, Hinrichsen (21.01.2015, Nr. 42)

Im Bereich Köhns Übergang in Wittdün gab es leichte Vordünenverluste. Der Kniepsand streckt sich jedoch erkennbar weiter nach Osten vor. Auf dem Kniepsand bilden sich umfangreiche Primärdünen.

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