BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT Drucksache 21/1936 21. Wahlperiode 23.10.15

Schriftliche Kleine Anfrage

der Abgeordneten Dora Heyenn (fraktionslos) vom 15.10.15

und Antwort des Senats

Betr.: Privatisierung in Hamburg: Abgeschlossene Kaufverträge mit Asklepios

Im Jahr 2004 genehmigte der Hamburger CDU-Senat den Verkauf des Lan- desbetriebs Krankenhäuser (LBK) an die Asklepios-Kliniken-Gruppe. Voran- gegangen war, dass der Senat sich gegen das klare Votum der Hamburge- rinnen und Hamburger hinweggesetzt hat. Zunächst wurden die „unterneh- merische Führung“ der LBK-Kliniken und 49,9 Prozent der LBK-Anteile an Asklepios übergeben. 2007 wurden weitere 25 Prozent der LBK-Anteile pri- vatisiert. Gegenwärtig verwaltet der Hamburgische Versorgungsfonds (HVF) nur noch eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH (AKHH). Der offizielle Kaufpreis betrug 318 Millionen Euro. Wie viel davon tatsächlich bezahlt wurde, ist aufgrund der verschachtelten Vertragskonstruktion aus Darlehen, nachgelagerten und erfolgsabhängigen Zahlungen bis heute nicht klar.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Der Senat beantwortet die Fragen auf Grundlage von Beiträgen der Hamburgischer Versorgungsfonds (HVF) – AöR wie folgt: 1. Hat der Senat hinsichtlich des Verkaufs von 74,9 Prozent der ehemali- gen LBK mittlerweile einen Überblick über die Nettoeinnahmen bezie- hungsweise einen Überblick über den tatsächlich von Asklepios bezahl- ten Betrag? Wenn ja, wie hoch ist gegenwärtig der tatsächlich von Asklepios bezahl- te Betrag beziehungsweise Nettobetrag? Wenn nein, wann wird der Senat den tatsächlichen Kaufbetrag erfahren? 2. Hält der Senat es für notwendig, die Bürgerschaft über den aktuellen Stand der Erlöse (Bruttoerlöse und Nettoerlöse) sowie Fragen der Kapi- talbeschaffung und Liquiditätssicherung im Zusammenhang mit dem Verkauf der LBK einschließlich der Nutzung der Grundstücke und deren Erlöse zu informieren? Wenn ja, wann wird – voraussichtlich – die Bürgerschaft informiert? Wenn nein, weshalb? Der vereinbarte Kaufpreis wurde gezahlt. Im Übrigen siehe Drs. 18/849, 18/3318 und 19/7734. 3. Der HVF ist Eigentümer aller zum ehemaligen LBK Hamburg gehören- den Grundstücke. Welche Grundstücke wurden nach Freimachung von Krankenhausnutzungen vermarktet? Bitte Fläche, Grundstücksgröße, Erlös, Nutzung nach Verkaufsdatum tabellarisch angeben. Drucksache 21/1936 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode

Siehe Anlage 1. Die Erlöse aus Grundstücksverkäufen betragen insgesamt rund 143,25 Mio. Euro. Im Übrigen sieht der Senat zur Wahrung seiner Verhandlungsposi- tion sowie der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse seiner Vertragspartner in ständi- ger Praxis davon ab, zu Kaufpreisen von Grundstücken Stellung zu beziehen. 4. Wie viele und welche Geschäftsanteilskaufverträge, Geschäftsanteils- übertragungsverträge, Darlehensverträge, Pachtverträge, Vorverträge, Erbbaurechtsverträge, Mietverträge, Leihverträge, Forfaitierungsverträge und sonstige Verträge im Zusammenhang mit dem Anteilsverkauf der ehemaligen LBK gibt es? Bitte Vertragsart, Vertragspartner, Inhalt und Umfang chronologisch angeben. Siehe Anlage 2.

2 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1936

Anlage 1 Grundstück Verkaufsdatum Fläche Nutzung nach Verkaufsdatum in m² 11.03.2003 Triftstraße 5.370 Wohnnutzung 07.05.2003 Heidberg Götkensweg 31.133 Wohnnutzung 01.06.2003 Finkenau 20.788 Gemeinbedarf 22.12.2003 Teilfläche St. Georg Lübeckertordamm 6.525 Wohnnutzung 23.04.2004 Teilfläche St. Georg Lübeckertordamm 8.995 Gewerbliche Nutzung 04.10.2004 Rauchstraße Wohnnutzung 16.11.2004 Teilfläche Barmbek Fuhlsbüttler Straße 4.378 Gewerbliche und Wohnnutzung 19.11.2004 Teilfläche St. Georg Lübeckertordamm 7.525 Gewerbliche Nutzung 09.06.2005 Altona Othmarscher Kirchenweg 2.801 Wohnnutzung 07.07.2005 Teilfläche Barmbek Fuhlsbüttler Straße 1.587 Energiewirtschaft 21.04.2006 Teilfläche Ochsenzoll Neubergerweg 7.517 Wohnnutzung 21.04.2006 Teilfläche Ochsenzoll Neubergerweg 7.080 Wohnnutzung 08.06.2006 Altona Behringstraße 3.006 Gewerbliche und Wohnnutzung 28.07.2006 Barmbek Parkensemble 135.395 Gewerbliche und Wohnnutzung 15.12.2006 St. Georg Brennerstraße 1.334 Wohnnutzung 11.04.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 2.476 Wohnnutzung 23.04.2007 Teilfläche Wald 4.696 Wasserwirtschaft 27.04.2007 Teilfläche Eilbek Friedrichsberger Straße 945 Energiewirtschaft 29.05.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 2.546 Wohnnutzung 10.07.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 1.447 Wohnnutzung 27.07.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 1.465 Wohnnutzung 25.10.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 2.213 Wohnnutzung 18.12.2007 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 2.638 Wohnnutzung 18.12.2007 Altona Stiegkamp 14.281 Wohnnutzung 19.12.2008 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 2.436 Wohnnutzung 15.05.2009 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 4a 656 Gewerbliche Nutzung 29.05.2009 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 5 2.360 Wohnnutzung 17.06.2009 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 1.486 Wohnnutzung 19.06.2009 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 7 13.622 Gewerbliche Nutzung 07.07.2009 Teilfläche Eilbek Friedrichsberger Straße 1.004 Gemeinbedarf 25.06.2010 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 1.722 Wohnnutzung Teilfläche Eilbek Elfriede-Lohse-Wächtler- 30.12.2010 3.731 Wohnnutzung Weg 09.03.2011 Teilfläche Eilbek Grete-Zabe-Weg 2.056 Wohnnutzung 11.05.2011 Teilfläche Eilbek Friedrichsberger Straße 3.700 Gemeinbedarf 01.07.2011 Ochsenzoll Quartier 4 29.618 Wohnnutzung Teilfläche Eilbek Elfriede-Lohse-Wächtler- 27.09.2011 15.748 Wohnnutzung Weg Teilfläche Eilbek Elfriede-Lohse-Wächtler- 15.12.2011 1.248 Wohnnutzung Weg 17.04.2012 Teilfläche Eilbek Erika-Mann-Bogen 1.631 Wohnnutzung 02.05.2012 Ochsenzoll Quartier 6 30.331 Wohnnutzung 06.11.2012 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 1 5.003 Wohnnutzung 28.11.2012 Teilfläche Eilbek Grete-Zabe-Weg 2.793 Gewerbliche Nutzung 17.12.2012 Teilflächen Ochsenzoll, Quartiere 3 und 5 106.191 Wohnnutzung 10.01.2013 Teilflächen Ochsenzoll, Quartiere 1, 3 und 5 18.931 Wohnnutzung 14.03.2013 Teilfläche Eilbek Friedrichsberger Straße 7.257 Wohnnutzung 11.04.2013 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 1 6.650 Wohnnutzung 15.11.2013 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 5 3.640 Gemeinbedarf 02.10.2014 Teilfläche Ochsenzoll Quartier 1 5.420 Wohnnutzung 19.05.2015 Altona Othmarscher Kirchenweg 690 Wohnnutzung

3 Drucksache 21/1936 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode

Anlage 2 Vertragsdatum Vertragsart Vertragspartner Inhalt Umfang 09.12.2004 Beteiligungsvertrag Landesbetrieb Kranken- Beteiligungsvertrag mit Anlagen Kaufpreis 318.625.000 häuser Hamurg AöR und Gesellschaftervertrag, Ge- EUR, davon 75.000.000 FHH ./. Asklepios LBK schäftsordnung für die Ge- EUR variabel gem. Hamburg Beteiligungsge- schäftsführung der LBK Ham- EBITDA-Anpassung; NUV- sellschaft mbH i. Gr. und burg GmbH, Gesellschafterver- Zuschuss 19.500.000 EUR Asklepios Kliniken GmbH einbarung und einschließlich eines Darlehens zur Ausstat- tung der Gesellschaft mit einem definierten Netto- Umlaufvermögen (NUV) 14.12.2004 Bestellung von Eigentümer- Landesbetrieb Kranken- Vereinbarungen zur Überlassung von Flächen und Bauwer- erbbaurechten an den Kran- häuser Hamburg AöR für ken für alle Krankenhausstandorte, jeweils bestehend aus: kenhausstandorten Altona, LBK-Neu A. Erbbaurechtsvertrag, B. Zusatzbestimmungen zum Erb- Barmbek, Eilbek, Harburg, baurechtsvertrag, C. Mietvertrag Heidberg, Ochsenzoll, St. Georg und Wandsbek 23.12.2004 Einbringungs- und Übertra- Landesbetrieb Kranken- Einbringung der Erbbaurechte als Sacheinlage in den LBK- gungsvertrag zu Eigentü- häuser Hamburg AöR ./. Neu mererbbaurechten nebst LBK Hamburg AöR schuldrechtlichen Überlas- sungsvereinbarungen 18.01.2005 Bürgschaft LBK Hamburg Immobilien Erfüllung eines geschuldeten Verwaltungskostenbeitrags AöR ./. MOLITA Vermie- und Erstattung von geschuldeten Mietnebenkosten tungsgesellschaft mbH & Co. Objekt Klinikum Barm- bek KG (MOLITA) 18.01.2005 Bürgschaft LBK Hamburg Immobilien Erfüllung von Mietzinsansprüchen der MOLITA AöR ./. Bayerische Lan- desbank 12.05.2005 (Rück-)Bürgschaft LBK Hamburg Immobilien Freistellung des LBK Immobilien durch die LBK Hamburg AöR ./. LBK Hamburg GmbH von allen Ansprüchen und Haftungsrisiken aus den GmbH Bürgschaften vom 18.01.2005 für den nicht geförderten Teil 30.06.2005 1. Nachtrag zum Beteili- LBK Hamburg Immobilien Regelungen betreffend die Asklepios Reha-Klinik Bad gungsvertrag AöR ./. Asklepios Kliniken Schwartau GmbH (Detailregelungen zur Einbringung) GmbH und Asklepios LBK Hamburg Beteiligungsge- sellschaft mbH 27.04.2006 Kauf- und Übertragungsver- LBK Hamburg GmbH ./. Sämtliche der Klinik Eilbek 81.602.944,66 EUR trag Klinik Eilbek Klinik Eilbek GmbH & Co. zuzuordnenden Gegenstände KG und Schön Holding des Aktivvermögens sowie GmbH sämtliche der Klinik Eilbek zuzuordnenden Anwartschafts- rechte auf Eigentumserwerb 01.12.2006 Kreditvertrag LBK Hamburg Immobilien Gesellschafterdarlehen zur 18.300.000 EUR zuzüglich AöR ./. LBK Hamburg Gewährleistung eines Netto- Verzinsung GmbH Umlaufvermögens 30.10.2008 2. Nachtrag zum Beteili- HVF AöR ./. Asklepios LBK Anpassung der EBITDA- und NUV-Regelung aufgrund des gungsvertrag Hamburg Beteiligungsge- Verkaufs der Klinik Eilbek; Regelungen zu Vertragsstrafen/ sellschaft mbH und As- Schlichtung klepios Kliniken GmbH 08.12./12.12.2008 Kreditvertrag HVF AöR ./. Asklepios Gesellschafterdarlehen zur 39.100.000 EUR zuzüglich Beteiligungsgesellschaft Gewährleistung eines Netto- Verzinsung mbH und Asklepios Klini- Umlaufvermögens ken GmbH 25.05.2010 3. Nachtrag zum Beteili- HVF AöR ./. Asklepios Regelungen zur Höhe und zu gestaffelte Fälligkeit bis gungsvertrag Beteiligungsgesellschaft den Zahlungszielen des Rest- 30.06.2013 mbH und Asklepios Klini- kaufpreises ken GmbH

4 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/1936

Vertragsdatum Vertragsart Vertragspartner Inhalt Umfang 09.12.2010 4. Nachtrag zum Beteili- HVF AöR ./. Asklepios Betei- Einigung über den Ist-EBITDA- variabler Kaufpreis in Höhe gungsvertrag ligungsgesellschaft mbH und Gesamtbetrag des Referenzzeit- von 75.000.000 EUR Asklepios Kliniken GmbH raums des Beteiligungsvertrags kommt nicht zum Tragen und Verständigung über den Verkehrswert der Geschäftsan- teile an der Asklepios Reha- Klinik Bad Schwartau GmbH und der Westklinikum Hamburg der DRK-Schweseternschaft Ham- burg GmbH 20.01.2011 5. Nachtrag zum Beteili- HVF AöR ./. Asklepios Betei- Laufzeit der Gesellschafterdarle- gestaffelte Rückzahlung gungsvertrag ligungsgesellschaft mbH und hen zum Netto-Umlaufvermögen bis 30.06.2014 Asklepios Kliniken GmbH

5