Ausgabe WLSB – 04 | 2015 SPORT

berg inin B adBWen-Württem ports azin des S Das Mag

Triumph Zum zweiten Mal nach 2011 gewannen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart den deutschen Pokal. Vor 10.500 Zuschauern besiegten sie im Endspiel Aachen.

Prävention Die Sportvereine wollen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wirksam vorbeugen. Der TV Rot- tenburg spricht über sein Konzept, die WSJ bietet Hilfestellung.

Auszeichnung Der WLSB ehrte Men- schen, die sich in beson- derer Weise um den Sport verdient gemacht haben, und die WLSB- Sportstiftung zeichnete erstmals Sportvereine mit Förderpreisen aus. Foto: Pressefoto Baumann Unsere Partner Ein Glücksfall für Baden-Württemberg 59 Millionen Euro jährlich für den Sport

Aus den Erträgen der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg wird der Sport im Land unterstützt. Davon profi tieren insbesondere unsere Sportvereine.

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AZ Zweckertrag Rasen A4 4C SoMe 2015.indd 1 24.02.15 09:02 INHALT

In diesem Heft SPORT IN BW Von Dieter Schmidt- Interview mit dem „Trainer des Jahres“ Werner Daniels...... 4 Volkmar Carina Vogt ganz groß: Weltmeisterin im Skispringen...... 6 EDITORIAL Präsident des Kommentar zum Thema Spitzensport...... 7 Landessportverbandes BWSJ-Seminar „Rangeln und Raufen“ in Schöneck...... 8 Baden-Württemberg e.V. Nicht nur am Netz vorbildlich: Atika Bouagaa...... 9 Aus dem Ländle: Michael Geiger ist neuer Tischtennis-Präsident ��������10 Toto-Lotto: Partner des Sports...... 11 Die Politik ist jetzt gefragt

Die Rede des Ministerpräsidenten Kretschmann anläss- WLSB lich des Neujahrsempfangs der Landesregierung wurde von den Teilnehmern mit großer Aufmerksamkeit ver- Wie hält's die Politik mit der Sportförderung?...... 12 folgt und inhaltlich sehr begrüßt. Er brachte zum Aus- Standpunkt: Nur schöne Worte sind zu wenig...... 13 druck, mit welch großem Engagement in den Verei- Strukturänderung in der WLSB-Geschäftsstelle...... 15 nen und Verbänden zum Wohle unseres sozialen und Nachruf auf Prof. Ommo Grupe, einen Vordenker des Sports...... 20 demokratischen Gesellschaftssystems gearbeitet wird Auszeichnungen für besondere Verdienste um den Sport...... 22 und sich diese auch dankenswerterweise immer wieder Sportstiftung vergab erstmals Förderpreise an Vereine...... 24 neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Fachtagung „Ganztagsschule“: noch schnell anmelden!...... 27 Damit hat der Ministerpräsident einen Bereich ange- sprochen, dem sich die Sportorganisation verpflich- Impressum...... 39 tet fühlt, aber auch Sorgen bereitet. Betreuung von Flüchtlingen, Inklusion, Integration und damit einher- SERVICE gehende Bildungs- und Sportangebote müssen in die Vereinsangebote integriert und auch finanziert werden. Unfall mit Privat-Pkw im Vereinsauftrag – und dann?...... 36 Das sind zusätzliche Aufgaben, die durch den 2010 ge- Konflik zwischen Sporttreiben und Lärmschutz...... 37 schlossenen Solidarpakt nicht abgedeckt sind. Der So- Ausschreibung „Kooperation Kindergarten-Verein“ 2015/2016...... 38 lidarpakt gibt zwar der Sportorganisation für diesen Zeitraum finanzielle Sicherheit, reagiert aber aufgrund SPORTJUGEND festgelegter Fördermittel über den Zeitraum nicht fle- xibel genug. Vier neue Botschafter für „VORBILD SEIN!“...... 45 Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich im Lau- WSJ vor Ort – Kompaktschulungen an sechs Terminen...... 46 fe dieser Jahre bei der Sportförderung ein erheblicher Mehrbedarf entwickelt hat. Neben den oben genannten SPORTKREISE ������������������������������������������������������������������48 Bereichen steht der Sportstättenbau mit dem seit Jahren bestehenden Antragsstau im Vordergrund. Weitere Pro- VERBÄNDE ���������������������������������������������������������������������������52 blemfelder sind die Pauschalbeträge für Übungsleiter, die seit ihrer Einführung nie erhöht wurden und die För- derung des Leistungssports, die einer dringenden An- passung bedürfen, sowohl für den laufenden Betrieb als auch für Investitionen oder die Förderung unserer Sport- schulen. Diese weisen einen Mehrbedarf für Betriebskos- ten, energetische Sanierung und Werterhalt aus. Aber auch der stetig steigende Verwaltungsaufwand, der vor allem unseren ehrenamtlich geführten Vereinen und Verbänden zu schaffen macht, sollte bei dieser Diskus- sion nicht außer Acht gelassen werden. Das kürzlich er- lassene Mindestlohngesetz ist ein beredes Beispiel dafür. Sollte der organisierte Sport seinen Anspruch, aber auch den politischen Forderungen, gerecht werden, ist jetzt die Politik gefragt. Es besteht dringender, insbesondere finanzieller Handlungsbedarf für die Zukunft des Sports Sexualisierte Gewalt ist leider auch im Sport ein Thema, und den Vereinen steht eine in Baden-Württemberg, aber auch für dringende Be- Reihe von wirkungsvollen Maßnahmen der Prävention zur Verfügung. Beispielhaft kann dürfnisse in unserer Gesellschaft, für die der Sport stets das Konzept des TV Rottenburg gelten – hier Übungsleiter und "Schutzbeauftragter" Stefan Schmeckenbecher beim Training mit Kindern. Grundsätzlich gelte es, so WSJ-­ ein gewinnbringender Partner war und schließlich auch Geschäftsführer Mathias Bauer, eine "Kultur des Hinschauens" zu pflegen. bleiben will. Siehe Seiten 16 – 19

SPORT in BW 04|2015 3 TRAINERPREIS 2014

Der Unermüdliche Werner Daniels war über 40 Jahre als hauptamtlicher Landestrainer tätig. Vor Kur- zem wurde er vom Landessportverband Baden-Württemberg mit dem Trainerpreis 2014 für sein Lebenswerk geehrt.

Herr Daniels, Glückwunsch zu dieser tol­ len Auszeichnung. Wie überrascht wa­ ren Sie, als Sie von der Ehrung erfahren haben? Klar ist man überrascht. Man muss ja nicht unbedingt damit rechnen. Aber selbstver- ständlich habe ich mich sehr darüber ge- freut, auch wenn es nicht so meine Sache ist, im Mittelpunkt einer derart großen Ver- anstaltung zu stehen.

Umso schöner war es aber doch, dass Ihr „Zögling“ Christina Obergföll die Lauda­tio auf Sie hielt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Und sie hat es ja auch toll gemacht. Sie kann das viel besser als ich.

Sie sind mittlerweile 65 Jahre alt, kürzlich in Rente gegangen, und fallen jetzt in ein tiefes Loch? Happy nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in London: Christina Ober­ Gott bewahre. Auf gar keinen Fall. gföll und Werner Daniels. Foto: picture-alliance Ich trainiere weiterhin noch Christina Obergföll, den örtlichen Nachwuchs Das war vor 17 Jah- Babypause an ihre früheren Leistungen hier in Offenburg und bin Sportwart in ren. Sie wuchs im nahen anknüpfen können? der LG Offenburg. Da bleibt nicht einmal Mahlberg auf und hatte das, nennen wir es Das müssen wir sehen, sie ist aber auf ei- Zeit für Hobbys, außer für meinen zehnjäh- Glück, dass ihr Heimtrainer so ehrlich war nem sehr guten Weg. Mit 32 weiß man, rigen Sohn. und gesagt hat, dass sie so viel Talent habe, wie man trainieren muss. Sie ist bereits dass sie woanders trainieren müsse. Sie wieder in einer tollen Form. Ich verbrin- Wie kamen Sie ausgerechnet nach Offen­ kam dann nach einem Gespräch von mir ge insgesamt sicherlich im Schnitt 30 Stun- burg? mit ihrem Vater nach Offenburg, zunächst den pro Woche mit ihr, bin nun zuständig Ich stamme aus Rhede/Westfalen, habe als Mehrkämpferin. Da war sie 15. Aber für das Wettkampfmanagement, die Trai- dann aber in Karlsruhe studiert und erhielt schnell stellten wir fest, dass sie ihr größtes ningssteuerung und das Krafttraining. Ihr bereits 1972 das Angebot, halb als Ver- Talent im Speerwurf besaß. Tja, und dann Mann Boris, der gleichzeitig Bundestrai- bandstrainer, halb als Lehrer zu arbeiten. begann eine steile Karriere. Wie man weiß ner der Männer ist, kümmert sich um die Eine Lehrer-Trainer-Stelle, heute ganz mo- zuletzt mit Silber bei den Olympischen Speerwurftechnik. Ich bin in Bezug auf Rio dern, aber das gab es auch vor 40 Jahren Spielen in London, und 2013 folgte dann also durchaus optimistisch. Das nächste schon. Übrigens existierte damals der Lan- ja Gold bei den Weltmeisterschaften. Ziel ist jetzt aber erst einmal die WM Ende dessportverband noch gar nicht. Ich war August in Peking. also bei einem Vorgänger von ihm beschäf- Der Landessportverband hatte Sie von tigt. Später dann wurde ich beim Landes- anderen Aufgaben freigestellt, damit Wir sitzen hier in einer ganz außerge­ sportverband angestellt, war zunächst Dis- Sie sich ganz intensiv um die Betreuung wöhnlichen Halle. Warum ist sie das? ziplintrainer Baden für Sprung und Hürden, von Christina Obergföll kümmern kön­ Zum einen wegen der 140-Meter-Lauf- wurde dann leitender Landestrainer Baden nen. Wäre es anders nicht gegangen? bahn, vor allen Dingen aber wegen der und vor gut 20 Jahren, als die Arbeitsge- Das wird immer wieder gesagt, stimmt Möglichkeit, aus der Halle heraus im Tro- meinschaft der Leichtathletikverbände Ba- aber so nicht. Ich habe den Nachwuchs ckenen nach außen zu werfen. Das ist bei den und Württemberg gegründet wurde, auch weiterhin und sehr intensiv betreut, schlechtem Wetter oder auch im Winter schließlich Cheftrainer für Baden-Württem- hauptsächlich aber war ich Heimtrainer von großem Vorteil. In Deutschland gibt berg. von Christina. es das nur noch in Frankfurt, Berlin und Jena. Und die Halle gehört dem Verein. Und kamen mit Christina Obergföll Das nächste Ziel von ihr sind die Olym­ Wir haben sie 2012 für 1,5 Millionen Euro wann in Berührung? pischen Spiele in Rio. Wird sie nach der gebaut mit Unterstützung der Stadt, un-

4 SPORT in BW 04|2015 TRAINERPREIS 2014 / NATURSCHUTZ

serem Vereinspräsidenten Rüdiger Hurrle Und Sie waren der spiritus rector der ge­ und vor allen Dingen dem CUS Straßburg, samten Halle? also dem dortigen Kreis. Und auch der Ba- (lacht) Ich habe mich sehr engagiert. dische Sportbund Freiburg hat sich finan- ziell beteiligt. Das dürfte schwer untertrieben sein. Herr Daniels, über 40 Jahre waren Sie Das heißt, auch Franzosen trainieren hauptamtlicher Trainer. Ein Glück, einen hier? derartigen Beruf gehabt zu haben? Ja, hier wird nicht nur von grenzüber- Fußballtrainer wäre noch besser gewesen. schreitender Zusammenarbeit gespro- Nein, im Ernst, die Bezahlung außerhalb chen. Hier wird sie sogar in Bezug auf In- der Profisportarten ist nicht gerade toll, vestitionsmaßnahmen gelebt. Dass eine der Aufwand dagegen riesig. Da gehen sie französische Einrichtung in Deutschland nach 35 Stunden in der Woche nicht nach den Bau einer Sporthalle mitfinanziert, ist Hause. Der Job als Landestrainer hat na- sicherlich einmalig. Und wir haben noch türlich Freude gemacht, keine Frage. Ich eine Besonderheit, nämlich ein in dieser wünsche mir aber durchaus, dass der Beruf Größe weltweit einzigartiges Gerät, mit des Trainers zukünftig eine größere Aner- dem man als Krafttraining den Wurf simu- kennung findet. Das hängt nicht nur, aber lieren kann. auch mit der Bezahlung zusammen. Nicht zuletzt bei jungen Landestrainern. Die stei- Und wer hat es erfunden? gen, tariflich gesehen, doch sehr niedrig Das war eine Zusammenarbeit von uns ein. Wer Erfolge auf Weltniveau, egal in mit Christinas Sponsor, der Firma Her- welcher Sportart, fordert, der darf an Aus- renknecht. Dort haben Lehrlinge diese und Fortbildung sowie einer adäquaten Konstruktion entwickelt. Eine ganz hervor- Bezahlung der Trainer nicht sparen. Werner Daniels ragende Sache. Das Gespräch führte Joachim Spägele Foto: Joachim Spägele Sporttreiben nur noch auf Freiflächen möglich? Stellungnahme des Landessportverbandes zu einem Gesetzentwurf in Sachen Naturschutz und Landschaftspflege.

Der Landessportverband Baden-Würt- In seiner Stellungnahme machte der LSV – vor allem im Jugendbereich. Die Mög- temberg (LSV) hat Anfang März an das deutlich, dass die im Bundesgesetz nicht lichkeit der Reiter, nicht nur auf befestig- Ministerium für Ländlichen Raum und veränderbaren Paragrafen auch im Lan- ten, sondern auch auf festen Wegen zu Verbraucherschutz Baden-Württemberg desgesetz so übernommen werden müs- reiten, sowie die speziellen Regelungen eine Stellungnahme zum Entwurf des sen. So wird im Bundesgesetz von der für Reiter in Biosphärengebieten, müs- Gesetzes zur Neuordnung des Rechts des Erholung und damit auch sportlichen Be- sen aus Sicht des LSV allerdings wieder Naturschutzes und der Landschaftspfle- tätigung in der freien Landschaft, also im aus dem Gesetz herausgenommen wer- ge in Baden-Württemberg (LNatSchG) Wald und auf Freiflächen, gesprochen, im den. Diese müssten in der Biosphärenver- abgegeben. Ziel des Gesetzentwurfs ist Landesgesetz dann aber nur noch von der ordnung der einzelnen Gebiete verankert die Anpassung an die bundesgesetzli- offenen Landschaft bzw. auf Freiflächen. sein und nicht in einem Landesgesetz. chen Regelungen (BNatSchG). Konkret würde das dann bedeuten: Die Um Sporttreiben in der freien Natur wei- Erholungsvorsorge wäre explizit nur für terhin zu gewährleisten, sollte im neu- die Freiflächen geregelt und die Erholung en Gesetz zusätzlich festgeschrieben im Wald müsste im Waldgesetz neu defi- werden, dass der landschaftsgebunde- niert werden. ne Sport im Sinne der Erholungsnut-

Foto: LSB NRW Außerdem fordert der LSV, dass der Pas- zung keinen Eingriff darstellt, wenn er sus §14 (2), in dem die Errichtung und natur- und landschaftsverträglich ausge- der Betrieb eines Skilifts als ein Eingriff übt wird. in die Natur definiert werden, gestrichen Und schließlich bittet der LSV die Regie- wird. Damit könnten nämlich Ausgleichs- rung, dass im Gesetz eine Regelung auf- und Ersatzmaßnahmen auf die Betreiber genommen wird, die Wassersportlern den zukommen. Wichtig war dem LSV der Zugang zu Gewässern erleichtert und Bestandsschutz (auch bei Sanierung und die Umtragung von Hindernissen für den Modernisierung) für bestehende Liftan- Wassersport gewährleistet. lagen zur Sicherung des Vereinsskisports Ulrike Hoffmann

SPORT in BW 04|2015 5 SPITZENSPORT

ihre Fans, immerhin schon vor ihrem Sieg rund 35.000 an der Zahl. Kein Vergleich zu Popstars, vor einem Jahr waren es aber gerade einmal 2.000.

Große mentale Stärke Daran will die Degenfelderin aber auch gar nicht gemessen werden. „Sie ist ein leicht introvertiertes, bodenständiges Mä- del, das eigentlich nicht die Öffentlichkeit sucht, aber eben mental unglaublich stark ist“, weiß Bundestrainer Bauer selbst nicht so recht, was über sie, ihn und das gesam- te Frauen-Skispringen in Deutschland ge- rade hereingebrochen ist. „Carina Vogt wurde über Nacht zum Sym- bol einer Sportart“, ist sich Bauer sicher, dass er sich um die Zukunft des Skisprin- gens so schnell keine Sorgen mehr ma- chen muss. Von Boom und Hype will Carina Vogt frei- lich nicht sprechen. „Natürlich freue ich mich riesig, auch und vor allen Dingen für meinen Verein, den SC Degenfeld, dem ich so viel zu verdanken habe.“ Wohl wahr. 456 Einwohner zählt der südlichste Teilort von Schwäbisch Gmünd, immerhin 300 Mitglieder nennt der SC Degenfeld sein Eigen. Ein Verein, in dem bereits seit über 80 Jahren Ski gesprungen wird, in dem Carina Vogt derzeit allerdings nicht die einzige Erfolgsspringerin ist: , jüngst erst 18 Jahre alt gewor- den, gewann unlängst mit dem Team bei der Junioren-WM im kasachischen Alma- ty Gold. Klar, dass in Schwäbisch Gmünd und Und wieder ist es Gold: Carina Vogt mit einer ihrer beiden WM-Medaillen von Falun. Waldstetten, dem Wohnort Carina Vogts, Foto: picture-alliance die Sektkorken knallten. Dass sie nur zwei Tage nach ihrem Einzelerfolg zusammen mit , und Symbol einer Sportart auch noch den WM-Titel im Mixed gewann, ging dabei fast schon Carina Vogt gewann vor einem Jahr das erste olympi- unter. Doch Carina Vogt wäre nicht Carina sche Skisprung-Gold aller Zeiten. Nun stand sie auch Vogt. Mit fast schon stoischer Ruhe nahm sie die vielen Glückwünsche entgegen, bei der WM in Falun ganz oben auf dem Treppchen – schmunzelt über den erst kürzlich einge- und der schwäbische Skisport ist entzückt. weihten Carina-Vogt-Weg und hat, mit 23 Jahren verständlich, noch einiges vor. Noch weiter hinaus soll es für die Schwä- „Erst der Olympiasieg, dann die Knieope- Gestern Olympiasiegerin, heute Weltmeis- bin mit dem Damen-Skispringen gehen. ration, später der schlechte Saisonein- terin, und das mit knapp 23 Jahren. Ca- Sie träumt von Weiten um die 200 Meter. stieg, die ersten beiden Weltcupsiege rina Vogt hat wahrlich Geschichte ge- „Ich wünschte mir noch viel mehr Wett- – und heute ist sie Weltmeisterin.“ Bun- schrieben. Skisprung-Geschichte allemal, bewerbe von der Großschanze, und auch destrainer Andreas Bauer konnte es selbst wurde sie in Sotschi im Februar des letz- das Skifliegen wäre was. Umso größer die nicht fassen, war ganz aus dem Häus- ten Jahres doch die erste Olympiasiege- Schanze, desto mehr Spaß macht es mir.“ chen, nachdem sein Schützling, mental rin im Skispringen überhaupt. „Wooooh- Dreimal Gold in zwei Jahren – von Carina stark wie kaum eine andere Starterin im hhooooo – Weltmeisterin, ist das zu Vogt wird man nicht zum letzten Mal ge- schwedischen Falun, einmal mehr ganz fassen?“ schrieb Vogt noch am Abend ih- hört haben. oben auf dem Treppchen stand. res Triumphs von Falun via Facebook an Joachim Spägele

6 SPORT in BW 04|2015 KOMMENTAR

Vom Sinn des Spitzensports… Ein Kommentar zum jüngsten Urteil des Karlsruher Verwaltungsgerichts gegen die Paralympicssiegerin Anna Schaffelhuber. KOMMENTAR

Sotschi ist ein Jahr her, Rio steht vor spartes nicht angerechnet werden. ein entsprechendes Fahrzeug erfolg- der Türe, in neun Jahren sollen Olym- Klingt logisch. reich Leistungssport. pische Spiele gar in Deutschland Genau, warum soll eine Paralympicssie- stattfinden. Welche Sportler dann für Geld muss ausgegeben werden gerin auch schließlich ein Auto fahren? Schwarz-Rot-Gold starten werden, Für die Karlsruher Richter war es genau Den Aspekt, dass es sich in diesem Fall steht noch in den Sternen. Ob die ver- dies aber nicht. Die Sporthilfe-Gelder um eine querschnittsgelähmte Sportle- meintlichen Stars von morgen aber stellten nur dann kein Einkommen dar, rin handelt, sollte man außen vor las- den folgenden Satz von Innen- und wenn das Geld zeitnah (für den Sport) sen. Es hätte auch jeden oder jede an- Sportminister Thomas de dere treffen können. Dass Maizière schon vernom- Spitzensportler in Deutsch- men haben? „Sportler land aus den verschiedens- sind wichtige Botschafter ten Gründen heraus auf die unseres Landes. Wer eine Idee kommen könnten, mit Karriere im Spitzensport eben diesem Spitzensport antritt, der nimmt ein ho- schon bald Schluss zu ma- hes Risiko für die eigene chen, das liegt nicht erst seit Lebensplanung in Kauf.“ diesem Urteil auf der Hand. Wie Recht der Minister Aber hilfreich ist die Ansicht doch hat, wenngleich der Karlsruher Richter wahr- nicht davon auszugehen lich nicht. ist, dass de Maizière Die unterschiedlichsten In- zum Zeitpunkt seiner stitutionen, ob DOSB, Lan- Aussage bereits Kenntnis dessportverbände, Olympia­ hatte vom jüngsten Urteil stützpunkte, Fachverbände des Verwaltungsgerichts und Vereine, nicht zuletzt Karlsruhe.­ auch der Bund, die Länder und die Wirtschaft machen Um was geht es? Die quer- sich ernsthaft Gedanken, schnittsgelähmte fünffache wie man die duale Karri- Paralympicssiegerin Anna ere der Leistungssportler, Schaffelhuber hat längere sprich das Nebeneinander Zeit Geld nach dem Bun- von Sport und Ausbildung desausbildungsförderungs- oder Beruf, noch besser för- gesetz (BAföG) erhalten. dern kann. Und dann ein Dies soll sie jedoch in Tei- derartiges Urteil, welches len wieder zurückzahlen, aus Sicht des Spitzensports da sie gleichzeitig von der in Deutschland fast an Zy- Stiftung Deutsche Sport- nismus grenzt! Wie lautete hilfe gefördert wird. Aus- doch eine der Kernaussagen gegeben hat sie einen Teil dieses Gel- ausgegeben würde. Sofern die Sport- einer jüngst durchgeführten Umfrage des nicht, sondern zurückgelegt, um lerin das Geld aber anspare, müsse die- unter eben diesen Spitzensportlern? mit dem Ersparten ein Auto zu kaufen ses für den Lebensunterhalt verwendet „Viele erleben den Höhepunkt ihrer und somit wiederum ihren Sport flexi- werden. Eine unbillige Härte komme Karriere gar nicht.“ Wie wahr, sie stei- bler ausüben zu können. Schaffelhuber erst dann in Betracht, wenn die Sport- gen lieber vorher schon aus. klagte gegen das Urteil der Stadt Mün- lerin vor die Wahl gestellt werde, ent- Anna Schaffelhuber studiert übrigens chen und machte geltend, dass das an- weder ihren Sport oder ihre Ausbil- Jura. Man möge ihr wünschen, dass gesparte Geld bei Berechnungen nach dung aufzugeben, da die finanziellen ihre Motivation am Sport und am Stu- dem BAföG nicht berücksichtigt wer- Mittel für beides nicht ausreichten. dium unter diesem (Gott sei Dank noch den dürfe. Da die Leistungen der Deut- Und noch ein Argument aus der Ur- nicht rechtskräftigen) Urteil nicht leiden schen Sporthilfe nicht als Einkommen teilsbegründung: Die Klägerin betrei- wird. zu werten seien, dürfe auch daraus Er- be schließlich seit Jahren auch ohne (!) Joachim Spägele

SPORT in BW 04|2015 7 BWSJ / VOLLEYBALL

Rangeln und Raufen Fortbildungsveranstaltung des Landessportverbandes mit der Aktion Jugend- schutz am 22./23. April in Schöneck

Seit über zehn Jahren veranstalten der Landessportverband Baden-Württem- berg (LSV), die Aktion Jugendschutz und der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg Se- minare und Fortbildungsveranstaltun- gen unter dem Motto „Rangeln und Raufen – faires Kämpfen in Jugendhilfe und Schule.“ Das nächste dieser Art ist für den 22./23. April in der Sportschule Schöneck in Karlsruhe geplant.

Was steckt genau hinter dem Titel „Ran- geln und Raufen“ und diesem Thema? Mit Kindern und Jugendlichen zu rangeln oder zu raufen löst häufig große Begeisterung aus, bei Erwachsenen wie bei den Kindern selbst. Sie können dabei ihre Kraft zeigen und entwickeln, ihren Körper spüren und erleben Selbstwirksamkeit. Entwicklungs- psychologisch ist dies bedeutsam, denn sozialer Kontakt bedeutet für Kinder ne- ben Sprache eben wesentlich Berührung. Neben dem in der Gewaltprävention ge- schätzten Konzept „Reden statt Schlagen“ sind zugleich Möglichkeiten des fairen Rangeln und raufen, für Kinder ein Riesenspaß Foto: adpic Kämpfens und Kräftemessens für Kinder nötig. ren mit der Aktion Jugendschutz gemacht erzieherische Sinn einfacher, geregelter haben sind absolut positiv“, so Bernd Rö- Kämpfe? Enthält dieser Ansatz gewaltprä- Gute Erfahrungen mit der Aktion ber, Leiter der Baden-Württembergischen ventive Anteile? Welche Vorbereitung und ­Jugendschutz Sportjugend. „Die Aktion Jugendschutz ist welcher Rahmen sind dafür notwendig? „Unsere Fortbildungsveranstaltung richtet ein Zusammenschluss von 19 Spitzenver- Wie können Übergriffe vermieden werden? sich dabei in erster Linie an pädagogische bänden Baden-Württembergs. Einer dieser Wer als Verein oder Verband Interesse hat: Fachkräfte aus Sport, Schule und Jugend- Mitglieder ist auch der LSV. Die Aktion Ju- schnell anmelden! Weitere Infos siehe Kas- hilfe. Die Erfahrungen, die wir in ähnlich gendschutz setzt sich für die Stärkung, den ten. Die Kosten der Veranstaltung belaufen gelagerten Seminaren in den letzten Jah- Schutz und die Rechte von Kindern und Ju- sich inklusive Verpflegung und Übernach- gendlichen ein“, so Röber. tung auf reduzierte 90 Euro für ehrenamt- liche Vereinsmitarbeiter, ansonsten auf 160 Toller Erfolg für Praxis und Theorie Euro. Volleyballerinnen! Beim Seminar in Schöneck nähern sich die Joachim Spägele Teilnehmer unter fachkundiger Anleitung Das saß! Vor der Rekordkulisse von 10.500 von Prof. Dr. Wolfgang Beudels sowie der Zuschauern im Gerry-Weber-Stadion in Sport- und Erziehungswissenschaftlerin Sil- Halle/Westfalen gewannen die Volleybal- ke Mundigl unter anderem den folgenden lerinnen des Allianz MTV Stuttgart gegen die Ladies in Black Aachen den deutschen Fragen: Wie können Kinder ein Gefühl für- Volleyball-Pokal. Nach zwei Erfolgen ge- einander, ein spielerisches Gegeneinander gen die Aachenerinnen in der Liga und im Miteinander entwickeln? Was kann aus- zuletzt zehn Siegen in Serie, taten sich gelebt werden, wenn jemand spielerisch die Stuttgarterinnen im Pokalfinale zu- nächst allerdings schwer, siegten letztlich „aufs Kreuz gelegt“ oder „in die Knie ge- aber nach fünf Sätzen mit 3:2 im Tiebreak­ zwungen“ wird? Gibt es diesbezüglich Be- Die Anmeldung kann online unter mit zwei Punkten Unterschied. Für Allianz sonderheiten bei Mädchen und Jungen – www.kvjs.de/?id=219&kursnr=15- MTV Stuttgart war es der zweite Titel nach und wenn ja, welche? Worin genau liegt 4-JS5-1k erfolgen. Weitere Infos gibt 2011. der entwicklungsfördernde Wert bzw. der es auch unter www.kvjs.de

SPORT in BW 04|2015 INTEGRATION

Am Netz mit doppeltem Boden Atika Bouagaa und ihre Aufgabe als Integrationsbotschafterin des DOSB

Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund: „Im Sport funk- tioniert das am besten. Alle haben ein Ziel und arbeiten gemeinsam dafür. Vielleicht fehlen ja gerade solche verbin- denden Ziele den Menschen außerhalb des Sports.“ Sagt Atika Bouagaa, die seit ihrer Schulzeit Volleyball spielt. Und das so gut, dass der Sport schon früh ihre volle Aufmerksamkeit verlangte. Ihr Alltag wurde die Halle. Was sie nicht davon abhielt, mit 22 Jahren ihre Ausbil- dung zur Versicherungskauffrau abzu- schließen: Bodenhaftung trotz enormer Sprunghöhe.

Als Außenangreiferin avancierte Atika Boua- gaa schnell zu einer der besten deutschen Spielerinnen. Aufgewachsen als eines von vier Kindern tunesischer Einwanderer in Of- fenburg brachte sie ihr Bruder Musim zum Volleyballsport. Die ersten Sporen verdien- te sie sich beim VC Offenburg und beim SV Sinsheim, bevor sie 2001 zur Volleyball-Ka- derschmiede VC Olympia Berlin und später nach Münster wechselte. Und in dieser Zeit gelang ihr auch der internationale Durch- bruch. 2002 wurde sie in das Nationalteam für die WM im eigenen Land berufen. Boua- gaa überzeugte. Mit einer starken WM-Leis- tung und erfolgreichen Einsätzen bei der EM 2003 spielte sie sich in die Weltspitze.

Seit 2006 Integrationsbotschafterin 2006, Deutschland war Gastgeber der Fuß- ball-WM, ernannte der Deutsche Olympi- Gehört zu den besten Volleyballspielerinnen hierzulande: Atika Bouagaa. sche Sportbund Atika Bouagaa anlässlich Foto: www.tomblock.de des Integrationsgipfels bei Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Integrationsbotschafte- Keine schlechte Referenz, wenn man seit fantastische Sache. Nirgendwo gelingt die- rin. Während des Turniers, sagt sie, habe mittlerweile neun Jahren das Thema Integ- se besser als hier. Mein Job als Botschaf- sie das Land von einer ganz neuen Seite ration verkörpert. Genauso wie der Rest ih- terin: Ich sollte Kontakt mit den Leuten kennengelernt. „Da haben alle Menschen rer Biographie: Auch als Spielerin ging sie aufnehmen, die Integration jeden Tag le- gefeiert, egal welcher Herkunft und Haut- mitunter für Vereine in Italien und der Tür- ben und erleben. Dabei ist es wichtig, den farbe“. Die 32-Jährige weiß, wovon sie kei aufs Feld, allerdings nicht immer nur Menschen zuzuhören“, sagt Bouagaa. spricht. Uffhofen, der Offenburger Stadt- mit positiven Erfahrungen: Sprachlich ka- Gelegenheit dazu hat teil in dem sie aufwuchs, ist multikulturell men die Italiener ihr während des halben sie nun, denn nach geprägt. „Im Grunde bin ich unter Auslän- Jahres in Modena überhaupt nicht entge- weiteren zwei Jahren dern in Deutschland groß geworden. Wo- gen, aber auch in Berlin musste sie abseits bei Allianz MTV Stutt- her jemand kam, spielte nie eine Rolle. Ich des Volleyballfeldes teilweise rassistische gart hat es im Jahre hatte eine coole Kindheit“, fasst sie rück- Äußerungen über sich ergehen lassen. Was 2011 begonnen, das blickend zusammen. Ihre Eltern kamen in Bouagaa, dank der Erfahrungen im Sport, Leben nach dem Profisport. Das Thema In- den 50er-Jahren nach Deutschland. In ei- aber eher kalt ließ: „Deutschland ist insge- tegration wird sie dennoch so schnell nicht ner Zeit also, als Gastarbeiter dringend ge- samt einen Schritt weiter als manch ande- loslassen. braucht wurden. res Land. Integration durch Sport ist eine Joachim Spägele/Stephan Vogl

SPORT in BW 04|2015 9 PORTRÄT

Der bodenständige Verbandschef Der 49-jährige Steuerberater Michael Geiger kommt aus dem Schwarzwald, ­lebt noch immer dort und leitet ab sofort den Deutschen Tischtennis-Bund. Ein Porträt.

Mittagspause: Michael Geiger kann sie der neue Präsident des Deutschen Tisch- mit eigenen Erfolgen als Spieler, viel mehr sich angesichts seines Terminkalenders tennis-Bundes (DTTB). Zwei Tage zu- jedoch als Schiedsrichter, gehörte er bis vor an diesem Tag eigentlich gar nicht leis- vor wurde er von seinen Präsidiumskol- zwei Jahren zu den Weltbesten dieser Spe- ten. Sein Blick schweift dennoch durch legen auf einer Sitzung in Neu-Isenburg zies. „Ich war mit 18 schon Oberschieds- die sonnendurchflutete lange Glasfront zum kommissarischen Chef des mit knapp richter in der 2. Liga, vier Jahre Obmann im seines Hauses in Richtung der Ausläufer 600.000 Mitgliedern achtgrößten olympi- Landesverband, ab 1995 dann nationaler des Schwarzwalds hinunter über Has- schen Fachverbandes gewählt und stellt Schiedsrichter und war ab 2002 auch drei- lach ins Kinzigtal. Michael Geiger wohnt sich im November dann auch den Mitglie- zehn Jahre international tätig“, so Geiger. dort, wo andere Urlaub machen. Er dern der Vereine und Verbände ganz offizi- Nach Finaleinsätzen bei Welt-, Europameis- wurde 1965 hier im westlichen Teil des ell zur Wahl. Dass er da eventuell nicht be- terschaften und den Paralympischen Spie- Schwarzwalds geboren, ist hier groß stätigt werden könnte, muss Geiger kaum len in Athen fehlt ihm nur noch das letzte geworden, zur Schule gegangen, war befürchten, lief nach dem Rücktritt seines i-Tüpfelchen: die Olympischen Spiele. „Da- Chef des SV Haslach, spielt noch immer Vorgängers Thomas Weikert doch auto- raus ist leider nichts geworden.“ in der Kreisliga für den TTC Haslach matisch alles auf ihn hinaus. Der Limbur- Diese wird Michael Geiger dann mögli- und ist begeisterter Fan von Kinzigtäler ger Jurist Weikert – Präsident des Tischten- cherweise im nächsten Jahr als DTTB-Prä- Volkstänzen. Er kokettiert gerne mit Auf- nis-Weltverbandes – hatte sich zu diesem sident in Rio besuchen: „Ich freue mich zählungen dieser Art. Schritt entschlossen, um möglichen Inte­ auf dieses Amt, ich habe mich nicht lan- ressenkollisionen vorzubeugen. ge, aber intensiv mit meiner Frau und den Denn Michael Geiger ist auf der ande- Kollegen in der Kanzlei besprochen. Und ren Seite seit 1995 auch ein erfolgreicher, Einer der weltbesten Schiedsrichter alle haben mich ermuntert, diesen Schritt selbstständig tätiger Steuerberater und Und Michael Geiger ist in Tischtennis-Krei- zu gehen“, hält Geiger eine Zeitungsanzei- Wirtschaftsprüfer, gehörte als Schiedsrich- sen schließlich kein Unbekannter: Zum ei- ge seiner Steuerberaterkanzlei in Händen, ter zu den Besten seines Fachs und hat nen erwarb er sich in den letzten fünf Jah- die ihm für sein Tun auf Bundesebene viel die Welt ein ums andere Mal bereist: Ja- ren als Vizepräsident für Finanzen einen Glück und Erfolg wünscht. „Ich habe in ei- pan, Südamerika, ganz Europa. „Ich rei- exzellenten Ruf. Zum anderen hat er das ner Lokalzeitung vor der Wahl gesagt, dass se gerne, bin oft unterwegs. Aber Heimat, Einmaleins des Tischtennissports von der ich zu den bisher schon 50 Tagen, die ich das ist hier im Schwarzwald“, schmunzelt Pike auf gelernt. Wenn auch nicht umgarnt im Schnitt in mein Ehrenamt investiere, noch einmal ein bis eineinhalb Tage in der Woche dafür aufbringen muss. Da soll in Haslach und vor allen Dingen bei unseren Mandanten nicht der Eindruck entstehen, ich hätte gar keine Zeit mehr für die Aus- übung meines Berufs. Denn diese sind mir wichtig, und auch Geld verdienen muss und werde ich weiter.“ Michael Geiger setzt ab sofort noch stär- ker als bisher auf die Neuen Medien, die 20 hauptamtlichen Kräfte in der Geschäfts- stelle in Neu-Isenburg und ein sinnvolles Managen seines Terminkalenders. „Da bin ich eben mal abends in Frankfurt und am nächsten Tag wieder in der Kanzlei. Das In- teresse an dieser Tätigkeit als Leiter eines Sportfachverbandes ist so groß, dass ich auch gerne einen Großteil meiner Freizeit in diese Tätigkeit investieren werde.“

In zwei Jahren WM in Düsseldorf Und das muss er auch, geht es nach den Olympischen Spielen in Rio doch gleich

Michael Geigers zweites großes Hobby neben dem Tischtennissport: Motorradfahren. weiter: 2017 stehen die Tischtennis-Welt- Foto: Joachim Spägele meisterschaften in Düsseldorf an, ein Mam-

10 SPORT in BW 04|2015 PORTRÄT / TOTO-LOTTO

mutprojekt, wie Geiger es nennt. Organi- 600.000 Tischtennisspieler satorisch, aber auch finanziell. Doch mit haben einen neuen Chef. Foto: LSB NRW genau diesen hat er sich hinlänglich befasst in den letzten Jahren: „Wir sind ein gesun- der Verband, stehen auch sportlich gut da. Mir ist nicht bange vor der Zukunft.“ Muss ihm auch nicht, hat ihn vor seiner Wahl doch kein geringerer als der jetzige DTTB-Ehren- präsident und frühere Opel-Manager Hans Wilhelm Gäb fast geadelt mit Aussagen wie dieser: „Michael Geiger ist für uns genau die richtige Wahl. Er ist in allen Belangen des DTTB zuhause, er verfolgt den Spitzensport so intensiv wie den Breitensport, er kennt die internationale Szene von seiner Schieds- richter-Tätigkeit her, er ist ein Wirtschafts- fachmann, und er liebt den Sport.“ Was will da noch schiefgehen? Michael Geiger muss zurück in seine Kanz- lei. Bis in den Abend hinein gilt es, sich in Steuererklärungen von hiesigen Un- ternehmen und Privatpersonen hineinzu- dann außer Beruf und Tischtennis doch tal von der Stehplatz-Tribüne Nord aus den denken, am nächsten Tag geht es nach noch Zeit haben sollte, wird er sein gro- SC Freiburg anfeuern – und dabei die Has- Thüringen, dann nach Bremen, schließ- ßes BMW-Motorrad aus der Garage holen, lach-Strophe des Badnerlieds ganz beson- lich zur DOSB-Mitgliederversammlung in durch die Schwarzwaldtäler brausen oder ders laut singen. die Frankfurter Paulskirche. Und wenn er als Mitglied des Fanclubs Torpedo Kinzig- Joachim Spägele

Dank Toto-Lotto! Die SG Schorndorf baut ein Sportvereinszentrum im Sportpark Rems

Mit dem Bau des Sportvereinszentrums (SVZ) im Sportpark Rems in Schorndorf errichtet der Verein SG Schorndorf ge- meinsam mit der Stadt nicht nur eine reine Sportstätte, sondern vielmehr ei- nen sozialen Knotenpunkt in der Stadt.

Mit einer Gesamtnutzfläche von rund 2000 Quadratmetern bietet das SVZ einen Kraftraum, zwei Kursräume, einen Kom- munikationsraum, Umkleide- und Dusch- bereiche sowie einen Sauna- und Wellness- bereich mit Ruhezone und Saunagarten. So wie im Bild oben wird das Sportvereinszentrum in Schorndorf nach Fertigstellung im Oktober 2015 aus- Außerdem sind Büroräume für die Ge- sehen. Visualisierung: SVZ schäftsstelle vorgesehen und ein Gastrono- miebetrieb mit weitläufigen Biergarten di- dem baut der Verein ein Kleinspielfeld, ein der, die Bürgerinnen und Bürger und für rekt am Ufer der Rems. DFB-Minifeld, Multifunktionssandflächen die Kooperationsvereine, der die verän- Eingebettet im Sportpark Rems verspricht und Dusch- sowie Umkleidemöglichkeiten, derten Anforderungen an einen großen der Standort aber auch im Außenbereich auch für den bereits bestehenden Fußball- Sportverein erfüllt und somit gut gerüstet attraktive Angebote für Sportler und auch platz. in die Zukunft schreitet“, beschreibt Ver- für Erholungssuchende. Der Ausbau der „Mit diesem schlüssigen Gesamtkonzept einsvorsitzender Christoph Berger dieses Außensportanlagen sieht beispielsweise entwickelt sich die SG Schorndorf von ei- Großprojekt. eine beleuchtete Finnenlaufbahn vor. Was- nem traditionellen Groß- und Mehrspar- Die Eröffnung des Sportvereinszentrums, serspiele am Ufer der Rems, eine Sonnen- tenverein mit 3.300 Mitgliedern in 19 das den Namen „Ulrich-Schatz-Sportzent- terrasse und ein Abenteuerspielplatz mit Abteilungen zu einem modernen Sport- rum“ erhalten wird, ist für Oktober 2015 Kletterfels runden das Konzept ab. Zu- anbieter und Dienstleister für die Mitglie- geplant.

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