Das Odeo Cornaro in Padua: Kulturaspekte Und Landschaftsmalerei Eines Humanistischen Theaters
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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Das Odeo Cornaro in Padua: Kulturaspekte und Landschaftsmalerei eines humanistischen Theaters Verfasserin Elisabeth Anzi-Hauer angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag. phil.) Wien, 2008 Studienkennzahl lt. A 315 Studienblatt: Studienrichtung lt. Kunstgeschichte Studienblatt: Betreuerin: a.o. Univ. Prof. Dr. Monika Dachs-Nickel 2 Für Fabio und Rosa. 2 Inhalt 1.Einleitung…………………………………………………………………… …5 2. Schwerpunktsetzung………………………………………………………….6 3. Zum kunsthistorischen Interesse…………………………………………..7 3.1 Alvise Cornaro und das Odeo…………………………………………….7 3.2 Lambert Sustris……………………………………………………………10 4. Alvise Cornaro: Leben, Philosophie und Praxis………………………12 4.1 Archäologischer Humanist mit Bürgernähe…………………………….17 5. Voraussetzungen: Zum Entstehungsprozess des Odeo Cornaro…..21 5.1 Grundzüge…………………………………………………………………21 5.2 Funktion…………………………………………………………………….23 5.3 Zeitrahmen und architektonische Zuschreibungsfrage……………….26 5.4 Kulturabsicht………………………………………………………………28 5.5 Zum Programm……………………………………………………………30 6. Die Landschaften des Hauptraumes……………………………………..33 6.1 Erste Konfrontation……………………………………………………….33 6.2 Vorbereitende Jahre………………………………………………………35 6.3 Lambert Sustris im Ausschnitt…………………………………………...39 6.4 Ein Plädoyer vorab………………………………………………………..44 7. Weiterführende Betrachtungen und Vergleiche zur Landschaft……47 7.1 "....se non sono ben fatte, si diè pinger paesi...."................................49 7.2 Blick nach Luvigliano……………………………………………………..57 7.3 Landschaften für den Bischof…………………………………………....60 8. Landschaften aus den Nebenräumen des Odeo Cornaro…………….63 9. Schlussbetrachtung…………………………………………………………68 10. Abbildungen…………………………………………………………………69 11. Abbildungsverzeichnis…………………………………………………..103 12. Abbildungsnachweis……………………………………………………..107 13. Literaturverzeichnis………………………………………………………108 3 4 1. Einleitung Ein von außen unscheinbarer Gebäudekomplex in unmittelbarer Nähe zur Basilica Sant’ Antonio in Padua setzt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein markantes Zeichen für Vielfalt und Bewegung. Die städtische Kunstszene kann sich zu diesem Zeitpunkt nicht über mangelnde Höhepunkte beklagen, doch ein Blick auf Rom oder Venedig macht den Einflußreichtum und das künstlerische Potential der beiden Metropolen deutlich. Ein neuer Schwerpunkt ist gefragt, ein Ausgleich, oder zumindest eine Annäherung, um das kulturelle Mitspracherecht von Neuem zu sichern. Ob dies für die Kunst interessierte, in dem Projekt nicht unmittelbar involvierte Öffentlichkeit tatsächlich ein offensichtlicher, unmittelbar nachvollziehbarer Prozeß ist, läßt sich schwer sagen. Faktum sind die Subtilität, die Hintergründigkeit und wahrscheinlich ein gewisses Faible für Verschlüsselungen in der humanistisch geprägten Leidenschaft des Auftraggebers Alvise Cornaro ebenso wie seine klaren Interessen und Botschaften. Der dekorativen Vielfalt des Odeo liegen mehrere Variablen zugrunde, die in Padua erstmalig in dieser Form in Erscheinung treten. Flexibilität, Courage und Freude am Experiment muß zweifelsohne für die beteiligten Dekorateure von Bedeutung gewesen sein. Gerade in der Landschaftsmalerei findet eine facettenreiche Synthese statt, welche das möglich gewordene Ausmaß des kunsthistorischen Panoramas auf innovative Weise aufzeigt und auf die kulturelle Bedeutsamkeit des Odeo Cornaro in seiner Entstehungs- und Blütezeit mit mehrfacher Betonung hinweist. Kultur im Odeo bedeutet nicht nur Konversation im Intellektuellenkreis. Sie bedeutet die Realisierung eines Ateliers im humanistischen Sinn, welches zu einem unverzichtbaren Spielraum für Theater, Musik, Literatur und bildender Kunst wird. Erst in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wird das Gebäudeensemble wieder zugänglich gemacht und die Tore geöffnet. 5 2. Schwerpunktsetzung Die Entstehungsgeschichte des Odeo steht in engem Zusammenhang mit der Person Alvise Cornaros und dessen Interessensfeld, welches mit dem humanistischen Bildungsmodus des 16. Jahrhunderts gleichzusetzen ist. Ein personenzentriertes Profil Cornaros in diesem Sinn enthält einerseits grundlegende Informationen darüber und gibt dann in weiterer Folge detailliert Antwort auf die spezifischen Auswirkungen in der paduanischen Kunstszene. Eine diesbezügliche Darstellung als erster, ausführlicher Schwerpunkt spricht somit mehrere kulturelle Bereiche an und dient als erweiterte Einführung. Schwerpunktmäßige Voraussetzung ist in der Folge eine Auseinandersetzung mit dem Gebäudekomplex in seiner Gesamtheit, und zwar anhand architektonischer, chronologischer, kulturbezogener und programmatischer Inhalte im Sinne eines generellen Einblicks, der mit einem Auszug an nicht näher bearbeiteten Abbildungen auch optisch realisiert wird. Im Zentrum dieser Studie steht die vergleichende Konfrontation mit den Landschaftsdarstellungen des Hauptraumes, deren Bearbeitung einen biographischen Querschnitt vor allem der frühen Karrierephase des Malers Lambert Sustris anhand monographischer Hinweise, beziehungsweise dessen Positionsbestimmung in Padua erfordert. Ziel ist eine stabilisierte Zuschreibung unter Berücksichtigung der künstlerischen Anleihen. Weiterführende Betrachtungen als Fortsetzung machen einen Exkurs in die Villa dei Vescovi in Luvigliano als unerläßliche Zuschreibungskomponente notwendig und enden in einem die Landschaftsthematik abschließenden Kapitel über landschaftliche Darstellungen in den Nebenräumen. 6 3. Zum kunsthistorischen Interesse 3.1 Alvise Cornaro und das Odeo Ein Katalog mit dem Titel "Alvise Cornaro e il suo tempo" begleitet 1980 eine Ausstellung in der Sala del Palazzo della Ragione in Padua 1 . Der Herausgeber Lionello Puppi geht von der Person Alvise Cornaros als zentraler Koordinator aus und gibt damit die Grundstruktur vor. Wichtigstes und fundamentales Dossier ist ein bibliographischer Beitrag zum Thema, der mit Schriften aus dem 16. Jahrhundert beginnt und im Erscheinungsjahr 1980 endet 2 . Eine Reihe vorwiegend italienischer Kunsthistoriker nimmt fachkritisch Stellung, wobei vor allem die Artikel von Mirella Blason3, Paolo Carpeggiani4, Gunter Schweikhart5, Ludovico Zorzi6 und Ludovico Olivato7 für die vorliegende Arbeit von Bedeutung sind. Der Katalog kann als umfangreicher und grundlegender Begleiter mit Ausgangspunktcharakter bezeichnet werden und wird daher dem folgenden chronologischen Forschungsauszug vorangestellt. Das Thema wird davor auf diese Weise nicht bearbeitet. Die kunsthistorische Zeitschrift DEDALO veröffentlicht in der Jahrgangsausgabe 1930-1931 einen Artikel von Giuseppe Fiocco, welcher damit sein fachliches Debüt im Bezug auf das Odeo Cornaro einleitet8. Es ist dies eine monographische Bearbeitung der Werke Giovanni Maria Falconettos unter konsequenter Blickrichtung auf die Loggia und das Odeo. Falconetto, Künstler aus dem engsten Umkreis Alvise Cornaros, wird darin 1Ausst.Kat., Alvise Cornaro e il suo tempo, a cura di Lionello Puppi, Padova 1980. 2Ebenda, S. 354-363. 3Mirella Blason, La vita di Alvise Cornaro (1484-1566), in: Alvise Cornaro 1980, S. 18-27. 4Paolo Carpeggiani, Alvise Cornaro: gli scritti di architettura, in: Alvise Cornaro 1980, S. 28-35. 5Gunter Schweikhart, La cultura archeologica di Alvise Cornaro, in: Alvise Cornaro 1980, S. 64-71. 6Ludovico Zorzi, Tra Ruzzante e Vitruvio, in: Alvise Cornaro 1980, S. 94-105. 7Ludovico Olivato, Il mito di Roma come rivendicazione di un primato. La patavinitas di Alvise Cornaro collezionista e promotore delle arti figurative, in: Alvise Cornaro 1980, S. 106-115. 7 noch mit Überzeugung als ausübender Architekt beider Teile angeführt, eine Meinung, die später beispielsweise von Gunter Schweikhart überzeugend revidiert wird9. Einen Beitrag zu einem Klarstellungsversuch der allegorischen Darstellungen verfaßt Nicola Ivanoff im Jahr 196310. Ihre vorausgehende Zusammenfassung zur Person Alvise Cornaros ist äußerst knapp: ein Mann einfachen Äußeres, keineswegs vertraut mit okkulten Wissenschaften. Das verhältnismäßig straffe Angebot an Interpretationsmöglichkeiten wird von Gunter Schweikhart11 unter dem Argument der Einseitigkeit kritisiert. Wolfgang Wolters beschäftigt sich im selben Jahr 1963 mit der Stuckdekoration des Odeo und gelangt zu einer stilkritisch präzisierten Zuschreibung an Tiziano Minio12. Die Favorisierung Giovanni da Udines als ausübender Künstler im Odeo13 tritt dadurch etwas in den Hintergrund. Es ist dies einer der wenigen deutschsprachigen Fachbeiträge. Eine erste ausführliche, personenzentrierte Auseinandersetzung mit Alvise Cornaro bietet Giuseppe Fiocco im Jahr 1965 an14, also noch lange vor dem anfänglich erwähnten Ausstellungskatalog. Die Besonderheit dieses Bandes charakterisiert vor allem auch der Inhalt des zweiten Teiles: hier werden alle Schriften Cornaros, inklusive der über lange Zeit unauffindbaren und von Fiocco in der Biblioteca Ambrosiana di Milano identifizierten Architekturtraktate, sowie Briefe und die sogenannten Discorsi intorno alla vita sobria abgedruckt. "Alvise Cornaro zitiert die Villa des Marcus Terentius Varro in Casino", stellt Fritz-Eugen Keller 1971 fest 15 und charakterisiert anhand dieses 8Giuseppe Fiocco, Le architetture di Giovanni Maria Falconetto, in: DEDALO, Rassegna d'Arte, IX, Milano/Roma 1930-31, S.1203-1241. 9Gunter Schweikhart, Die Kunst der Renaissance – Ausgewählte Schriften, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 10ff. 10Nicola Ivanoff, Allegorie dell' Odeon e della Loggia Cornaro a Padova, in: EMPORIUM, Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura, Band 87, Italia 1963, S. 209-215. 11Schweikhart 2001, S. 15. 12Ebenda,