Windpark : Summationswirkung Avifauna

Analyse der Summationswirkungen für die Avifauna zum Umweltbericht für den geplanten Windpark Franzenheim im Saar- Ruwer-Hunsrück

Verbandsgemeinde Trier-Land, Rheinland-Pfalz

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Anlage 4 zum Avifaunistischen Gutachten Stand 20.10.2016

NaKuMa Erlebnistouren und Ökologische Gutachten Dipl.Ing. Landschaftsökologie Manfred Smolis Pluwigerhammer 3 • D-54316 • Tel. 06588-992043 • Fax 06588-992044 • Email [email protected]

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Inhaltsverzeichnis

1 Veranlassung ...... 4 2 Untersuchungs- und Auswertemethoden ...... 4 3 Ergebnisse der Summationsbetrachtung im Hinblick auf die Avifauna ...... 8 3.1 WEA-sensible Brutvogelarten...... 8 3.1.1 Haselhuhn ...... 8 3.1.2 Rotmilan ...... 9 3.1.3 Schwarzmilan ...... 10 3.1.4 Schwarzstorch ...... 11 3.1.5 Uhu ...... 12 3.1.6 Baumfalke ...... 12 3.2 WEA-sensible Gastvogelarten ...... 13 3.2.1 Rotmilan, Schwarzmilan und Schwarzstorch auf dem Durchzug ...... 13

3.2.2 Kornweihe, Rohrweihe, Wiesenweihe und Merlin auf dem Durchzug ...... 14 2 3.2.3 Kranich ...... 14 3.2.4 Kiebitz und weitere Watvögel ...... 14 3.2.4 Der Breitfrontzug der Kleinvögel ...... 15 4 Summationswirkungen durch Windparke im Ruwer-Hunsrück ...... 15 5 Avifaunistisches Windpark-Monitoring zu Summationseffekten ...... 15 6 Literatur ...... 16

Tabelle 1 Für die Summationsbetrachtung ausgewertete Unterlagen Tabelle 2 Bewertungskriterien für die Summationsbetrachtung im Umweltprüfungsverfahren für den geplanten Windpark Franzenheim

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Anhang

Abb. 1 Karte des Saar-Ruwer-Hunsrücks mit den bestehenden und im Planungsverfahren befindlichen Windparken (SGD Nord, Stand 26.05.2015) Abb. 2 Die aktuelle Brutverbreitung des Rotmilans in Deutschland (aus GEDEON et al. 2015)

Abb. 3 Die aktuelle Brutverbreitung des Schwarzmilans in Deutschland (aus GEDEON et al. 2015)

Abb. 4 Die aktuelle Brutverbreitung des Schwarzstorchs in Deutschland (aus GEDEON et al. 2015)

Abb. 5 Die aktuelle Brutverbreitung des Uhus in Deutschland (aus GEDEON et al. 2015)

Abb. 6 Der Durchzug des Kranichs in Deutschland (aus BAIRLEIN et al. 2014)

Abb. 7 Kranichzug- und Rastbeobachtungen in Rheinland-Pfalz (aus DIETZEN et al. 2016)

Abb. 8 Kiebitz-Rastbeobachtungen in Rheinland-Pfalz (aus DIETZEN et al. 2016)

Abb. 9 Mornellregenpfeifer – Rastbeobachtungen in Rheinland-Pfalz (aus DIETZEN et al. 2016)

Abb. 10 Zugfrequenzen in verschiedenen Naturräumen in Rheinland-Pfalz (aus DIETZEN et al. 2016).

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Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

1 Veranlassung

Im in Aufstellung befindlichen Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Trier-Land, Fort- schreibung Windenergie, ist die Vorrangfläche Franzenheim enthalten. Auf dieser Fläche planen SWT und NEVEN Windenergie GmbH einen Windpark mit ursprünglich 7, jetzt noch mit 5 Windrädern zu errichten. Der Windpark soll aus Windrädern [WEA] bestehen, die bei einer Leistung von 3,5 Megawatt eine Nabenhöhe von 140 m und eine Gipfelhöhe von 200 m aufweisen. Dazu wurde von NAKUMA im Auftrag von BGHplan Trier 2013 ein avifaunistisches Gutachten für den Umweltbericht erstellt (NAKUMA 2014).

Von Seiten der UNB des Kreises Trier- wurde mit Stellungnahme vom 9.3.2016 ergänzend eine Prüfung der „Summationswirkung“ gefordert. Ziel einer Summationsbetrachtung ist es, die Vorrangfläche Franzenheim hinsichtlich ihrer artenschutzrechtlichen Bedeutung für die Vogelwelt im Kontext der bereits bestehenden und im Planungsprozess befindlichen Windparke im Saar-Ruwer- Hunsrück zu beschreiben, und im Hinblick auf die Verwirklichung des geplanten Windparks auf der Vorrangfläche Franzenheim zu bewerten. Mit dem vorliegenden Gutachten wird diesem Wunsch entsprochen.

Bezugsgröße für das vorliegende Gutachten ist die Karte des Untersuchungsgebietes Franzenheim mit den 500 m- und den 3000 m-Prüfradien um die geplanten WEA-Standorte vom März 2016 (BGHplan 2016), und ein Kartenausschnitt des Saar-Ruwer-Hunsrücks mit den bestehenden und im Planungsverfahren befindlichen Windparken (s. Abb. 1). 4

2 Untersuchungs- und Auswertemethoden

Für Rheinland-Pfalz und Deutschland gibt es bisher keine verbindlichen Vorgaben, wie eine Summationsbetrachtung auszusehen hat. Im Naturschutzfachlichen Rahmen zum Ausbau der Windenergienutzung in Rheinland-Pfalz: Artenschutz (Fledermäuse, Vögel) und NATURA 2000- Gebiete von RICHARZ et al. (2012) taucht der Begriff gar nicht auf. In den Richtlinien für das Saarland, die ein Jahr später veröffentlicht worden sind (RICHARZ et al. 2013), werden „Summations- wirkungen“ nur einmal im Zusammenhang mit dem WEA-sensiblen Rotmilan angesprochen: „In regional bedeutsamen Dichtezentren [des Rotmilans; Anm. des Verfassers] (Saar- u. Bliesgau, Nordostsaarland) ist dabei eine Funktionsraumanalyse auf lokaler Ebene (mind. in einem Umkreis von 10 km) durchzuführen (zur Beurteilung von Summationseffekten)“ (RICHARZ et al. 2013: 37).

Näher eingegangen wird auf die Problematik, die Summationswirkungen in Zusammenhang mit der Errichtung und dem Betrieb von WEA auf die regionalen Populationen von WEA-sensiblen Vogelarten haben können, in der neusten Fassung der bundesweiten Abstandsempfehlungen (LAG VSW 2016: 19-21). Problematisch können Summationseffekte vor allem für WEA-sensible Vogelarten mit großen Raumansprüchen werden, wie z.B. Seeadler, Schreiadler oder Rotmilan (LAG VSW 2016), wenn deren regionale Dichtezentren zur Brutzeit bei WEA-Planungen unberücksichtigt bleiben. Im Grundsatz ist es also möglich, dass sich „der Erhaltungszustand der Population einer Art langfristig verschlechtert, Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna obwohl alle naturschutzrechtlichen Vorgaben in jedem einzelnen Genehmigungsverfahren eingehalten werden“ (LAG VSW 2016:20). „Diese kumulativen Aspekte können nur auf der raumplanerischen Ebene berücksichtigt werden“ (LAG VSW 2016:20). Sie sind also eigentlich keine Aufgabe eines einzelnen WEA-Gutachtens, wie in diesem Fall des avifaunistischen Gutachtens zum geplanten Windpark Franzenheim.

Um für die Vogelwelt verlässliche und aussagekräftige Unterlagen für Summationsbetrachtungen zu bekommen, wäre es notwendig, dass für einzelne Naturräume aktuelle regionale Avifaunen oder zumindest aktuelle Übersichten über die Lokal-Populationen der WEA-sensiblen Brutvogelarten vorliegen würden. Solche Unterlagen fehlen in Rheinland-Pfalz nicht nur für den hier zu betrachtenden Naturraum „Saar-Ruwer-Hunsrück“ bisher völlig (vgl. z.B. NAKUMA 2012). Jede Summationsbetrachtung, auch die vorliegende, kann daher nur so gut wie ihre Datenbasis sein. In Tabelle 1 sind alle Unterlagen aufgeführt, die für die Summationsbetrachtung ausgewertet werden konnten1.

Als günstig für die Summationsbetrachtung ist die Tatsache zu werten, dass der Gutachter seit mehr als 20 Jahren im Saar-Ruwer-Hunsrück sowie im gesamten Südwest-Hunsrück privat und beruflich intensiv ornithologisch tätig ist. Die Aussagen zur Brutverbreitung, Populationsgröße etc. der betrachteten Vogelarten basieren deshalb im Vergleich zu anderen Naturräumen auf einer relativ breiten und aktuellen Datengrundlage. Dazu tragen neben den eigenen Beobachtungen auch die Angaben von weiteren Ornithologen bei, die im Südwest-Hunsrück ebenfalls tätig sind, und die Daten für diese Summationsbetrachtung freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben2. 5

Das Kreisgutachten zur Berücksichtigung des Arten- und Biotopschutzes bei WEA-Planungen (FÖA 2012) kann aufgrund seiner aggregierten Darstellungsweise nur für einige Aspekte der Summations- betrachtung als wichtige Grundlage herangezogen werden.

1 Daten wurden freundlicherweise von den Betreibern der (geplanten) Windparks , , Beuren und Mehring- zur Verfügung gestellt. Für den Windpark Oberemmel u.a. war leider keine Auswertung der avifaunistischen Gutachten möglich, da vom Windparkbetreiber keine Freigabe der Gutachten erfolgte.

2 Eine Aufstellung aller Kollegen findet sich in der Danksagung in Teil I des Gutachtens (NAKUMA 2016a). Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Tabelle 1: Für die Summationsbetrachtung ausgewertete Unterlagen

Gutachten/Planung Stand

Landschaftsplan der Verbandsgemeinde Trier –Land 2010

Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Trier-Land 2016 Fortschreibung Windenergie

Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Ruwer 2013 Fortschreibung Windenergie 1. Fassung

Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Ruwer 2015 Fortschreibung Windenergie 2. Fassung

Rahmenstudie Windenergie zur Berücksichtigung des Arten- und 2012 Biotopschutzes im Kreis Trier-Saarburg und im Gebiet der Stadt Trier

Avifaunistisches Gutachten zum geplanten Windpark Mehring- Detzem betreffend die WEA-sensiblen Arten 2015

Avifaunistisches Gutachten zum bestehenden Windpark Gusterath 2013 betreffend Erweiterung

Avifaunistisches Gutachten zum bestehenden Windpark Waldrach 6 betreffend Erweiterung 2012

Avifaunistisches Gutachten zum geplanten Windpark Beuren 2012

Avifaunistisches Gutachten zum geplanten Windpark Franzenheim 2013

Avifaunistische Datenbank Manfred Smolis + NaKuMa 1992 – 2016

Datenbank zum Schwarzstorch in Eifel und Hunsrück Karl-Heinz Heyne 1980 – 2010

Avifaunistische Datenbanken der im Südwest-Hunsrück tätigen 1985 - 2016 Ornithologenkollegen

In Tabelle 2 sind die Bewertungskriterien für die vorliegende Summationsbetrachtung im Detail dargestellt. Behandelt wird nicht nur der WEA-sensible Rotmilan, sondern alle WEA-sensiblen Brutvogelarten, für die aus dem Verfahrensgebiet Franzenheim 2013 und 2016 Beobachtungen vorliegen (NAKUMA 2016a). Darüber hinaus werden in dieser Summationsbetrachtung auch alle weiteren WEA-sensiblen Zug- und Gastvogelarten, sowie die Zug- und Rastbestände der WEA- sensiblen Brutvogelarten betrachtet. Damit geht diese Summationsbetrachtung deutlich über die Mindestanforderung der „Betrachtung von einzelnen WEA-sensiblen Brutvogelarten mit großen Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Raumansprüchen in ihren regionalen Dichtezentren“ (RICHARZ et al. 2013: 37, LAG VSW 2016:20) hinaus. Bezugsraum für die vorliegende Summationsbetrachtung ist der Naturraum Saar-Ruwer- Hunsrück (vgl. WERLE 1974, BfN 2012). Für einzelne Vogelarten wird das gesamte Ruwertalsystem (vgl. KREISVERWALTUNG TRIER-SAARBURG 2005) und damit der Westteil des übergeordneten Naturraums Südwest-Hunsrück in der Abgrenzung von REICHERT & STETS (1978) betrachtet.

Tabelle 2 Bewertungskriterien für die Summationsbetrachtung im Umweltprüfungsverfahren für den geplanten Windpark Franzenheim

WEA- Summationswirkung Empfindlichkeit

WEA-sensible Ein regionales Dichtezentrum von Rheinland-Pfalz mit hoher Siedlungsdichte Brutvögel liegt vor und die Brutpopulation wird durch den geplanten Windpark entscheidend negativ beeinflusst.

ja: negative Summationswirkung wahrscheinlich gegeben

nein: keine negative Summationswirkung

WEA-sensible Gast- Ein Gastvogellebensraum internationaler, nationaler oder landesweiter und Zugvögel Bedeutung und/oder ein überregional bedeutsamer Zugkonzentrations- korridor besteht und wird durch den geplanten Windpark entscheidend 7 negativ beeinflusst.

ja: negative Summationswirkung wahrscheinlich gegeben

nein: keine negative Summationswirkung

WEA-sensible Ein überregional bedeutsamer Zugkonzentrationskorridor und /oder ein Brutvögel zur traditioneller, regelmäßig genutzter Schlafplatz besteht und wird durch den Zugzeit geplanten Windpark entscheidend negativ beeinflusst.

ja: negative Summationswirkung wahrscheinlich gegeben

nein: keine negative Summationswirkung

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

3 Ergebnisse der Summationsbetrachtung im Hinblick auf die Avifauna

3.1 WEA-sensible Brutvogelarten

3.1.1 Haselhuhn

Auf die Brut-Population des Haselhuhns im Saar-Ruwer-Hunsrück und seiner Umgebung wurde ausführlich in der Funktionsraumanalyse Haselhuhn eingegangen (s. Anlage 1). Die aktuellen Nachweise der Art sind in Karte 9 im Anhang dargestellt.

Derzeit ist im Saar-Ruwer-Hunsrück von mindestens drei Lokalpopulationen des Haselhuhns auszugehen, die das obere Ruwertalsystem, den Saartalrand und das Franzenheimer Bachtalsystem besiedeln; im Südwest-Hunsrück existiert darüber hinaus noch mindestens eine weitere Lokalpopulation im oberen Primstalsystem (NAKUMA 2016a). Der Erhaltungszustand der Brut- Population muss als schlecht eingestuft werden. Zwar hat sich trotz starker waldbaulicher Veränderungen eine Haselhuhn-Population im Ruwer-Hunsrück bis heute gehalten. Das hängt wahrscheinlich maßgeblich mit der Niederwaldbewirtschaftungsform in „Gehöferschaften“ zusammen. Das Haselhuhn besiedelt heute aber nur noch einen Bruchteil der Fläche von vor 25 Jahren. Nicht mehr existent sind sehr wahrscheinlich die ehemaligen Lokalpopulationen im mittleren Ruwertal mit Entergraben, Rauruwer und , sowie die ehemals starke Lokalpopulation im oberen Ruwertalsystem im Bereich des Ruwer-Durchbruchstals bei , und 8 (NAKUMA 2016a). Insgesamt liegen trotz intensiver Nachsuchen nach 2000 nur noch insgesamt 5 Haselhuhn-Nachweise aus dem Saar-Ruwer-Hunsrück und dem angrenzenden Teil des Südwest- Hunsrücks vor. Den schlechten Erhaltungszustand der Haselhuhn-Population verdeutlicht das Fehlen jeglicher Nachweise von erfolgreichen Bruten, d.h. Beobachtungen von Gesperren, Funden von Brutlosung oder Huderpfannen mit Mauserfedern von Haselhennen oder Jungvögeln aus den letzten 25 Jahren. Haselhühner können ein Alter von mehr als 7 Jahren erreichen (BEZZEL 1986). Damit zählen sie zu den einheimischen Brutvogelarten mit einer relativ langen Lebensdauer. Es ist daher durchaus möglich, dass einzelne Haselhuhnindividuen relativ lange in einem Landschaftsraum überleben können, ohne dass dort noch intakte Populationsstrukturen mit regelmäßigem Bruterfolg bestehen. Das führt auf lange Sicht aber meist doch zu einem endgültigen Aussterben der entsprechenden Population. Das zeigen z.B. die ähnlichen Fälle einer Auerhuhn-Lokalpopulation in der hessischen Rhön oder die der Lokalpopulation des Großen Brachvogels am nördlichen Oberrhein (MÜLLER 1986).

In diesem Zusammenhang erscheint es aktuell auch nicht zielführend, über irgendwelche großräumigen „Haselhuhnkorridore“ im Saar-Ruwer-Hunsrück zur Vernetzung der bestehenden Reste der verschiedenen Lokal-Populationen nachzudenken, die z.B. im Rahmen von WEA-Planungen freigehalten werden sollten. Grundsätzlich bieten die nach wie vor großen Niederwaldflächen an den Talhängen der Ruwer und ihrer Nebenbäche sowie des Franzenheimer Bachtals und der kleinen Quellbäche des Primssytems in Schwarzwälder Hochwald, sowie der Bäche des Saarsystems im Wiltinger Wald zwischen und Krettnach günstige Möglichkeiten für wandernde Haselhühner. Dazu müsste die Haselhuhn-Population allerdings so vital und groß sein, dass es überhaupt zu Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna regelmäßigen Abwanderungen von [jungen] Haselhühnern kommt. Das erscheint derzeit sehr unwahrscheinlich. Da hilft es auch nichts, dass sich die Bewirtschaftungsform als „Gehöferschafts- Niederwald“ im Saar-Ruwer-Hunsrück in jüngster Zeit sogar wieder ausgedehnt hat, da verstärkt Brennholz nachgefragt wird3.

Von den bestehenden und im Planungsprozess befindlichen Windparken im Naturraum (s. Abb. 1) steht keine WEA direkt in einem aktuellen Haselhuhn-Wohngebiet (Kernlebensraum) also direkt in einem Niederwaldareal. Negative kumulative Effekte auf die Haselhuhn-Population bestehen bisher nicht und sind auch bei der Errichtung des Windparks Franzenheim nicht zu erwarten.

Die Ansprüche der kleinen Lokalpopulation des Haselhuhns im Franzenheimer Bachtalsystem wurde durch die Aufgabe von zwei WEA-Standorten am oberen Talrand des Franzenheimer Bachtals in einem möglicherweise wirksamen lokalen „Haselhuhnkorridor“ innerhalb dieses Brutvorkommens bei der Planung ausreichend berücksichtigt (s. Anlage 2).

3.1.2 Rotmilan

Die gesamte lokale Brutpopulation des Rotmilans im Saar-Ruwer-Hunsrück umfasst aktuell rund 6-8 Brutpaare auf einer Fläche von etwa 6 TKs bzw. knapp 300 km². Der Erhaltungszustand der Population kann als gut eingeschätzt werden. Durch die Untersuchungen von KIEFER, MICHELS, SCHORR und SMOLIS seit Mitte der 90er Jahre bis heute ist gut dokumentiert, dass die Rotmilan- Population im Saar-Ruwer-Hunsrück in den letzten 20 Jahren in etwa gleichgeblieben ist. Typisch für 9 die Art sind auch im Ruwer-Hunsrück eine Reihe regelmäßig besetzter Reviere. Daneben gibt es weitere Reviere, die nicht alljährlich besetzt werden bzw. deren Bruten nicht erfolgreich sind oder die wieder aufgegeben werden (WALTZ 2005). Im Ruwer-Hunsrück verteilen sich die Rotmilan-Reviere mehr oder weniger gleichmäßig über den gesamten Naturraum.

Sowohl bei der Betrachtung der Rotmilan-Brutverbreitung auf regionaler, landesweiter oder bundesweiter Ebene gehört der Ruwer-Hunsrück nicht zu den Schwerpunkträumen, in denen viele Rotmilane brüten oder die Rotmilan-Brutdichte besonders hoch ist (vgl. HAND & HEYNE 1984, RICHARZ et al. 2012, GEDEON et al. 2015). Am besten durch verlässliche Daten untermauert ist die aktuelle Darstellung der bundesweiten Brutverbreitung des Rotmilans durch das ADEBAR-Projekt des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (GEDEON et al. 2015, s. Abb. 2).

Die Verbreitungskarte (Abb. 2) zeigt, dass Rotmilane in Deutschland schwerpunktmäßig im Norden, Nordosten und Süden in hoher Siedlungsdichte brüten, die dort zwischen 21 und fast 50 Brutpaaren pro TK erreichen kann. Solche bundesweiten Schwerpunkträume für die Art fehlen in Rheinland-Pfalz vollständig. Regionale Schwerpunkträume mit 8 bis 20 Brutpaaren pro TK finden sich in Rheinland- Pfalz vor allem im Nordosten im Westerwald, sowie im Westen im Bereich der West- und Vulkaneifel. Im Saarland existiert im Nordosten im Prims-Blies-Hügelland ein solcher kleiner regionaler

3 Solche neuen, großen, jungen Gehöferschaftswälder sind im Ruwer-Hunsrück z.B. im Tal der Rauruwer (Gehöferschaft ) und im mittleren Ruwertal (Gehöferschft ) entstanden. Hier hat sich die Habitatstruktur für das Haselhuhn in den letzten 10 Jahren deutlich verbessert. Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Vorkommensschwerpunkt des Rotmilans. Der gesamte Hunsrück mit dem Ruwer-Hunsrück wird vom Rotmilan dagegen in deutlich geringerer Dichte von lediglich 1 bis 7 Brutpaaren pro TK besiedelt. Diese Ergebnisse des Adebar-Programms decken sich gut mit den Erhebungen im Ruwer-Hunsrück der letzten Jahre, wo durchschnittlich 1 bis 3 Brutpaare pro TK festgestellt worden sind (SMOLIS und Mitarbeiter 2012).

Der Ruwer-Hunsrück ist damit kein Naturraum, in dem allein schon aufgrund einer hohen Rotmilan- Siedlungsdichte bzw. eines hohen Anteils an der Rotmilan-Brutpopulation von Rheinland-Pfalz mögliche Summationswirkungen durch Windparks für die Art schwerwiegende Folgen haben könnten.

Im Umfeld praktisch jedes bestehenden und geplanten Windparks im Ruwer-Hunsrück kann aufgrund der Naturraumausstattung mit einzelnen Bruten des Rotmilans gerechnet werden. Bei den aktuellen Windkraftplanungen wird dem WEA-sensiblen Rotmilan durch die Durchführung sogenannter Funktionsraumanalysen Rechnung getragen (vgl. z.B. BFL 2015). Durch diese Funktionsraumanalysen wird die konkrete Standortwahl für die WEA genau analysiert und gegebenenfalls modifiziert. Geplante WEA-Standorte mit einem zu hohen Konflikt- bzw. Gefährdungspotenzial für einzelne lokale Brutvorkommen des Rotmilans werden aufgrund der Ergebnisse der Funktionsraumanalysen aufgegeben (vgl. AG FACHLICHE STANDARDS 2015).

3.1.3 Schwarzmilan 10 Die gesamte lokale Brutpopulation des Schwarzmilans im Ruwer-Hunsrück umfasst aktuell etwa 3-5 Brutpaare auf einer Fläche von etwa 6 TKs. Der Erhaltungszustand der Population kann als gut eingeschätzt werden. Durch die Untersuchungen von KIEFER, MICHELS, SCHORR und SMOLIS seit Mitte der 90er Jahre bis heute ist gut dokumentiert, dass die Schwarzmilan-Population im Ruwer- Hunsrück in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat. Damit liegt der Ruwer-Hunsrück im Trend vermehrter Schwarzmilan-Brutvokommen abseits der großen Flusstäler in Rheinland-Pfalz in den letzten 10 Jahren (s. RICHARZ et al. 2012, GEDEON et al. 2015). Bis Ende der 90er Jahre brütete der Schwarzmilan im Ruwer-Hunsrück nur randlich im Übergang zum Trierer Moseltal (vgl. HAND & HEYNE 1984, KIEFER (home.arcor.de/josef.kiefer)) im Bereich /Fell. Seit mindestens 2013 brütet der Schwarzmilan auch regelmäßig im Talsystem der Ruwer. Der seitdem durchgängig erfolgreich besetzte Nistplatz bei wurde bis mindestens Anfang der 2000er Jahre regelmäßig vom Rotmilan genutzt (home.arcor.de/josef.kiefer). Dieses Rotmilan-Revier im Staatsforst Saarburg- Ost existiert in der Nachbarschaft zum Schwarzmilan-Revier immer noch; allerdings in den letzten Jahren mit Nistplätzen bei Steinbachweiher.

Heute können im Umfeld praktisch jedes bestehenden und geplanten Windparks im Ruwer-Hunsrück aufgrund der Naturraumausstattung einzelne Bruten des Schwarzmilan nicht ausgeschlossen werden. Das betrifft insbesondere die geplanten und bestehenden Windparke auf den Höhenrücken in der Nähe aller Bachtalsysteme mit Bächen und kleinen Stillgewässern (größere Fisch- und Freizeitteiche, ehemalige Klärbecken, dauerhaft bespannte Regenrückhaltebecken usw.). Diese Gewässer sind für den Schwarzmilan wichtige Bestandteile seiner Nahrungshabitate. Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Der Ruwer-Hunsrück zählt allerdings für den Schwarzmilan in Rheinland-Pfalz nach wie vor nicht zu den regionalen Schwerpunkträumen mit hoher Siedlungsdichte bzw. wesentlichen Teilen der rheinland-pfälzischen Brutpopulation (s. Abb.3 und RICHARZ et al. 2012). Solche Schwerpunkträume für den Schwarzmilan sind in Rheinland-Pfalz allein das untere Moseltal, sowie das Oberrheintal zwischen Mainz und Germersheim (s. Abb. 3). Hier werden im Bereich des Inselrheins zwischen Wiesbaden und Bingen sowie im (hessischen) Rheinauenschutzgebiet „Kühkopf-Knoblochsaue“ mit 62 Brutpaaren auf 24 km² sogar die höchsten Schwarzmilan-Siedlungsdichten in ganz Mitteleuropa erreicht (GEDEON et al 2015: 204)! Mögliche Summationswirkungen bei der kleinen, aktuell zunehmenden Schwarzmilan-Population des Ruwer-Hunsrücks müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

Bei den aktuellen Windkraftplanungen wird dem WEA-sensiblen Schwarzmilan durch die Durchführung sogenannter Funktionsraumanalysen Rechnung getragen (s. Anlage 1; vgl. z.B. BFL 2015). Durch diese Funktionsraumanalysen wird die konkrete Standortwahl für die WEA genau analysiert und gegebenenfalls modifiziert. Geplante WEA-Standorte mit einem zu hohen Konflikt- bzw. Gefährdungspotenzial für einzelne lokale Brutvorkommen des Schwarzmilans werden aufgrund der Ergebnisse der Funktionsraumanalysen aufgegeben (vgl. AG FACHLICHE STANDARDS 2015).

3.1.4 Schwarzstorch

Die gesamte lokale Brutpopulation des Schwarzstorchs im Ruwer-Hunsrück umfasst aktuell 1-3 Brutpaare auf einer Fläche von etwa 6 TKs. Der Erhaltungszustand der Population kann als gut 11 eingeschätzt werden. Durch die Untersuchungen von HEYNE und Mitarbeitern, MICHELS, SCHORR und SMOLIS seit Mitte der 90er Jahre bis heute ist gut dokumentiert, dass die Schwarzstorch- Population im Ruwer-Hunsrück in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat. Dieser Trend zur weiteren Ausdehnung des Brutareals hält beim Schwarzstorch im Ruwer-Hunsrück wie im gesamten Südwest-Hunsrück unvermindert an. Sofern es sich bei diesen Bereichen um Bachtäler mit benachbarten alten Waldbeständen als günstigen Niststandorten handelt, sind einzelne Schwarzstorch-Bruten in diesen Bereichen in Zukunft nicht auszuschließen.

Insgesamt dürfte die Brutpopulation des Schwarzstorchs im gesamten Südwest-Hunsrück aktuell bei maximal etwa 10 Brutpaaren liegen. Dabei sind nicht alle Brutreviere alljährlich besetzt (vgl. z.B. NAKUMA 2012, BFL 2015). Die regionalen Schwerpunkträume für den Schwarzstorch in Rheinland- Pfalz sind nach wie vor die Eifel und der Hohe Westerwald. In diesen beiden Naturräumen brüten derzeit mindestens etwa zwei Drittel aller Schwarzstörche in Rheinland-Pfalz und es werden Siedlungsdichten bis zu 7 Brutpaaren pro TK erreicht (vgl. Abb. 4 und GEDEON et al. 2015). Mögliche Summationswirkungen bei der kleinen, aktuell zunehmenden Schwarzstorch-Population des Ruwer- Hunsrücks müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

Bei den aktuellen Windkraftplanungen wird dem WEA-sensiblen Schwarzstorch durch die Durchführung sogenannter Funktionsraumanalysen Rechnung getragen (vgl. z.B. BFL 2015). Durch diese Funktionsraumanalysen wird die konkrete Standortwahl für die WEA genau analysiert und gegebenenfalls modifiziert. Geplante WEA-Standorte mit einem zu hohen Konflikt- bzw. Gefährdungspotenzial für einzelne lokale Brutvorkommen des Schwarzstorchs werden aufgrund der Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Ergebnisse der Funktionsraumanalysen aufgegeben (vgl. z.B. BFL 2015 für das Fellerbachtalsystem). Bei den avifaunistischen Untersuchungen auf der Vorrangfläche Franzenheim wurde ein Schwarzstorch gelegentlich bei der Nahrungssuche im Franzenheimer Bachtal beobachtet. Es gelangen weder 2013 noch 2016 Nachweise einer erfolgreichen Brut oder eines Brutversuchs des Schwarzstorchs im Franzenheimer Bachtalsystem (vgl. NAKUMA 2013 und 2016a).

3.1.5 Uhu

Die gesamte lokale Brutpopulation des Uhus im Ruwer-Hunsrück umfasst aktuell 3-5 Brutpaare auf einer Fläche von etwa 6 TKs. Der Erhaltungszustand der Population kann als gut eingeschätzt werden. Durch die Untersuchungen von HEYNE und Mitarbeitern, MICHELS, SCHORR und SMOLIS seit Mitte der 90er Jahre bis heute ist gut dokumentiert, dass die Uhu-Population im Ruwer-Hunsrück in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat. Damit spiegelt die Lokal-Population im Ruwer-Hunsrück den bundesweiten Trend wider (vgl. GEDEON et al. 2015).

Aktueller Verbreitungsschwerpunkt des Uhus im Ruwer-Hunsrück ist der Norden, wo geologisch bedingt zahlreiche Steinbrüche existieren, in denen früher vor allem Diabas abgebaut worden ist. Derzeit sind praktisch alle diese Nisthabitate in Steinbrüchen des Ruwer-Hunsrücks dauerhaft oder zumindest episodisch vom Uhu besiedelt. Erfolgreiche Baum-Bruten vom Uhu sind aus dem Ruwer- Hunsrück bisher nicht bekannt geworden. Solche Bruten können beim Andauern der Ausbreitungstendenz der Art in Zukunft allerdings im Ruwer-Hunsrück auch nicht ausgeschlossen werden. 12

Der Ruwer-Hunsrück zählt für den Uhu in Rheinland-Pfalz nach wie vor nicht zu den regionalen Schwerpunkträumen mit hoher Siedlungsdichte bzw. wesentlichen Teilen der rheinland-pfälzischen Brutpopulation (s. Abb. 5 und RICHARZ et al. 2012). Solche Schwerpunkträume für den Uhu sind in Rheinland-Pfalz vor allem die Eifel und das Saar-Nahe-Bergland sowie der Rhein-Hunsrück. In diesen Naturräumen werden Siedlungsdichten von 8 bis 20 Uhu-Brutpaaren pro TK erreicht. Mögliche Summationswirkungen bei der kleinen, aktuell zunehmenden Uhu-Population des Ruwer-Hunsrücks müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

Bei den aktuellen Windkraftplanungen wird dem WEA-sensiblen Uhu durch die Durchführung sogenannter Funktionsraumanalysen Rechnung getragen (s. Anlage 3). Durch diese Funktionsraumanalysen wird die konkrete Standortwahl für die WEA modifiziert und geplante WEA- Standorte mit einem zu hohen Konflikt- bzw. Gefährdungspotenzial für einzelne lokale Brutvor- kommen des Uhus ausgeschlossen.

3.1.6 Baumfalke

Die lokale Brutpopulation des Baumfalken im Ruwer-Hunsrück ist nur näherungsweise bekannt. Das liegt nicht zuletzt am Verzicht der Art auf eigene Nestbauten zugunsten der Nutzung von Krähennestern und dem damit verbundenen Mangel an langjährigen Nistplatztraditionen (z.B. HAND & HEYNE 1984). Nach den Beobachtungen vor allem von SCHORR und SMOLIS kann für den Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Baumfalken in den letzten 10 Jahre ein jährlicher Brutbestand von 2-4 Brutpaaren im Ruwer- Hunsrück angenommen werden. Der Erhaltungszustand der Population kann als gut eingeschätzt werden. Die Mittelgebirgsregionen von Rheinland-Pfalz, wie Eifel und Hunsrück, werden von der Art insgesamt nur in geringer Siedlungsdichte besiedelt. Daran hat sich in den letzten 30 Jahren nichts Wesentliches geändert (z.B. HAND & HEYNE 1984, GEDEON et al. 2015). Mögliche Summationswirkungen bei der kleinen, aktuell stabilen Baumfalken-Population des Ruwer-Hunsrücks müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

3.2 WEA-sensible Gastvogelarten

3.2.1 Rotmilan, Schwarzmilan und Schwarzstorch auf dem Durchzug

Diese drei WEA-sensiblen Großvogelarten werden auf dem Durchzug regelmäßig im Ruwer-Hunsrück beobachtet. Ausgewertet wurden alle Durchzugs-Beobachtungsdaten von Rotmilan, Schwarzmilan und Schwarzstorch im Ruwer-Hunsrück und in den angrenzenden Teilen des Südwest-Hunsrücks, die allein vom Autor selbst in den letzten 3 Jahren zusammengetragen worden sind. Ergänzend dazu wurden für den Rotmilan die Daten der NABU-Stellungnahme vom 2015 und die Rotmilan-Zählungen der neuen rheinland-pfälzischen Avifauna aus dem Herbst 2000 und 2006 (DIETZEN et al. 2016), sowie die von SCHÄFER (2015) publizierte Beobachtung zu einer Gruppe rastender Schwarzstörche im Ruwertal beim Kimmlerhof berücksichtigt. 13 Aus der sicherlich nicht vollständigen Aufzählung lässt sich für den Saar-Ruwer-Hunsrück kein Verdichtungsbereich ableiten, wo sich das Zuggeschehen v.a. beim Rotmilan konzentriert. Vielmehr zieht der Rotmilan zu den Zugzeiten, meist in kleinen Gruppen bis zu 10 Vögeln, regelmäßig durch den ganzen Saar-Ruwer-Hunsrück, genauso wie durch den ganzen Südwest-Hunsrück. Lediglich die großen geschlossenen Waldbereiche z.B. des Osburger Hochwaldes werden vom Rot- und Schwarzmilan seltener überflogen. Maximal wurden auch in den letzten drei Jahren größere Einzelgruppen durchziehender Rotmilane von bis zu 50 Vögeln im Südwest-Hunsrück beobachtet. Traditionelle Gemeinschaftsschlafplätze, das heißt Schlafplätze in Baumgruppen etc., die regelmäßig über einen längeren Zeitraum besetzt werden, sind im Saar-Ruwer-Hunsrück weder vom Rotmilan, noch von Schwarzmilan oder Schwarzstorch bekannt. Die Beobachtung von 62 rastenden Rotmilanen bei vom 30.09.1987 ist daher eine Einzelbeobachtung geblieben, die in den letzten 25 Jahren nicht mehr bestätigt worden ist. Solche traditionellen Schlaf-/Rastplätze sind in Rheinland- Pfalz nur aus wenigen Räumen wie z.B. den Banner Wiesen im Maifeld oder dem Westerwald bei Oberdreis und Elgert bekannt (DIETZEN et al. 2016). Insgesamt ziehen wahrscheinlich jeden Herbst über 12.000 Rotmilane über Rheinland-Pfalz (DIETZEN et al. 2016). Die Durchzugszahlen bei Schwarzmilan und Schwarzstorch im Saar-Ruwer-Hunsrück sind geringer; tradtionelle Schlafplätze bzw. Zugvogel-Verdichtungsbereiche für diese beiden Arten existieren im Saar-Ruwer-Hunsrück ebenfalls nicht. Mögliche Summationswirkungen bei durchziehenden Rot- und Schwarzmilanen sowie beim Schwarzstorch im Saar-Ruwer-Hunsrück müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

3.2.2 Kornweihe, Rohrweihe, Wiesenweihe und Merlin auf dem Durchzug

Diese WEA-sensiblen Greifvogelarten werden im Ruwer-Hunsrück ebenfalls regelmäßig auf dem Durchzug beobachtet (vgl. z.B. HAND & HEYNE 1984, KIEFER o.J., SMOLIS et. al 2012). Überregional bedeutsame Durchzugszahlen oder traditionelle Rastplätze mit länger verweilenden Gruppen dieser Greifvogelarten existieren im Saar-Ruwer-Hunsrück allerdings nicht (vgl. z.B. DIETZEN et al. 2016). Mögliche Summationswirkungen bei diesen eher seltenen Durchzüglern im Saar-Ruwer-Hunsrück müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

3.2.3 Kranich

Der Ruwer-Hunsrück zählt für den Schmalfrontzieher Kranich wie das gesamte Rheinische Schiefergebirge zum Hauptdurchzugsgebiet in Deutschland (s. Abb. 6 u. 7). Der nördliche Hauptzugkorridor verläuft entlang einer gedachten Linie in Nordost-Südwest-Richtung entlang dem Moseltal mit insgesamt ca. 30 - 50 km Breite (DIETZEN et al. 2016). Die nebelreichen Hochlagen im Südwest-Hunsrück werden dabei offensichtlich in geringerer Dichte passiert, im Vergleich zu den weniger nebligen Tieflagen zwischen 200 und 400 m über NN. (DIETZEN et al. 2016). Traditionelle Kranich-Rastplätze, wie im benachbarten Lothringen an den großen Weihern, bestehen in der Region Trier nicht. Im gesamten Hunsrück kann es jedoch insbesondere bei ungünstigen Witterungsbedingungen (Nebel) zu gelegentlichen Rasten durchziehender Kraniche kommen, wie sie z.B. auch für das Untersuchungsgebiet Franzenheim dokumentiert worden sind (vgl. NAKUMA 2012). Solche gelegentlichen Rastplätze im Hunsrück sind hier weniger auf die besondere Eignung der 14 Landschaft zurückzuführen, als vielmehr auf relief- und witterungsbedingte Umstände (DIETZEN et al. 2016: 186). Solche auch wiederholt genutzten Plätze im Hunsrück sind daher lediglich „Notlandeplätze“ des Kranichs. Die einzigen wirklich regelmäßig frequentierten Kranich-Rastplätze in Rheinland-Pfalz befinden sich im Westerwald (vgl. DIETZEN et al. 2016: 185). Mögliche Summationswirkungen bei Durchzug und Rast von Kranichen im Saar-Ruwer-Hunsrück müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

3.2.4 Kiebitz und weitere Watvögel

Der WEA-sensible Kiebitz wird als Durchzügler und Gastvogel bei der Rast während des Durchzugs regelmäßig im Ruwer-Hunsrück beobachtet. Das gilt auch für weitere WEA-sensible Watvögel wie z.B. den Goldregenpfeifer, die Bekassine und neuerdings auch den Mornellregenpfeifer (vgl. NAKUMA 2016). Für den Kiebitz ergibt sich bei den Rastbeständen in Rheinland-Pfalz keine Bevorzugung bestimmter Regionen oder Naturräume (DIETZEN et. al. 2016: 287, s. Abb. 8). Die Masse der durchziehenden Kiebitze überquert Rheinland-Pfalz allerdings südlich des Rheinischen Schiefergebirges mit dem Hunsrück, vor allem im Oberrheingebiet und im Saar-Nahe-Bergland. Der Saar-Ruwer-Hunsrück ist damit kein Naturraum mit einer überregionalen Bedeutung für den Kiebitz- durchzug bzw. die Kiebitzrast. Im Prinzip könne in allen geeigneten Offenlandbereichen des Saar- Ruwer-Hunsrücks durchziehende bzw. rastende Kiebitze erwartet werden. Das zeigen auch die Beobachtungen während eines Kiebitz-Zugstaus im Frühjahr 2012 (s. NAKUMA 2013). Beim Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

Mornellregenpfeifer ist das Wissen über die Gesamtverbreitung während des Durchzugs in Rheinland-Pfalz noch lückenhaft; traditionelle Rastplätze wie im angrenzenden Saar-Mosel-Gau sind im Saar-Ruwer-Hunsrück bisher nicht bekannt (s. Abb. 9; DIETZEN et al. 2016). Mögliche Summationswirkungen bei Durchzug und Rast von Kiebitz und weiteren Watvögeln im Saar-Ruwer- Hunsrück müssen deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

3.2.4 Der Breitfrontzug der Kleinvögel

Nach den aktuellen umfangreichen Datenerhebungen und Auswertungen zum Kleinvogelzug für Rheinland-Pfalz (FOLZ & GRUNWALD in DIETZEN et al. 2016) können großräumige, zusammen- hängende Bereiche mit signifikanten Verdichtungen des Tageszuges im Sinne von geradlinigen, durchlaufenden „Vogelzugkorridoren“ in keinem Naturraum von Rheinland-Pfalz identifiziert werden (DIETZEN et al. 2016:391-392). Die Durchzugszahlen beim Kleinvogelzug im Saar-Ruwer-Hunsrück decken sich gut mit den Zahlen für den gesamten Hunsrück (s. DIETZEN et al. 2016: 389). Insgesamt wird der gesamte Hunsrück, v.a. aber die Hunsrückhochfläche, eher überdurchschnittlich von Zugvögeln frequentiert (DIETZEN et al. 2016:389 u. Abb. 10). Eine Leitfunktion der großen Flusstäler wie z.B. der Mosel für den Kleinvogelzug ist bisher nicht erkennbar, und nur für den Kranich belegt (DIETZEN et al. 2016). Der Kleinvogelzug findet vielmehr breitflächig über dem gesamten Naturraum statt. Mögliche Summationswirkungen müssen beim Durchzug des Breitfrontzuges der Kleinvögel im Saar-Ruwer-Hunsrück deshalb derzeit nicht näher betrachtet werden.

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4 Summationswirkungen durch Windparke im Ruwer-Hunsrück

Die Ergebnisse der Summationsbetrachtungen legen für keine der abgehandelten Arten einen wesentlichen Einfluss der bereits bestehenden oder im Planungsprozess befindlichen Windparke auf die Populationen der WEA-sensiblen Brut- und Rastvögel im Sinne einer Summationswirkung nahe, die einer Verwirklichung des geplanten Windparks Franzenheim entgegenstehen würde. Voraussetzung dabei ist in den genannten Einzelfällen (Rotmilan, Haselhuhn) der bereits erfolgte Verzicht auf problematische WEA-Standorte, sowie die Durchführung der beschriebenen Vermeidungsmaßnahmen bezüglich der Greifvögel, die darauf abzielen, den Bereich des Windparks als Jagdhabitat wenig attraktiv zu erhalten, sowie andererseits Flächen abseits der WEA als Nahrungshabitat zu entwickeln, und auch die Kurzabschaltung der WEA während kritischer Zeitpunkte (Mahd, Ernte im Mastumfeld) (s. Anlage 1).

5 Avifaunistisches Windpark-Monitoring zu Summationseffekten

Die Datenbasis für Summationsbetrachtungen im Saar-Ruwer-Hunsrück kann insgesamt als befriedigend angesehen werden. Wichtig wäre eine fortgesetzte Erfassung v.a. für Arten wie den Rotmilan, den Schwarzstorch und den Breitfrontzug der Kleinvögel.

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

6 Literatur

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LAG-VSW [Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten] (2016): Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. Ber. Vogelschutz 51 [2014]: 15 – 42.

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Ausgewertete webseiten: home.arcor.de/josef.kiefer

18 Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

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Abb. 1: Karte des Saar-Ruwer-Hunsrücks mit den bestehenden und im Planungsverfahren befindlichen Windparken (SGD Nord, Stand 26.05.2015)

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Abb. 2: Rotmilan - Bestand und Entwicklung bundesweit (Quelle: GEDEON et al. 2014)

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Abb. 3: Schwarzmilan - Bestand und Entwicklung bundesweit (Quelle: GEDEON et al. 2014)

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Abb. 4: Schwarzstorch Bestand und Entwicklung bundesweit (Quelle: GEDEON et al. 2014)

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

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Abb. 5: Uhu - Bestand und Entwicklung bundesweit (Quelle: GEDEON et al. 2014)

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

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Abb. 6: Kranich - Zugbahnen (Quelle: BAIRLEIN et.al. 2014) Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

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Abb. 7: Kranich - Rastvorkommen 1951 – 2010 in Rheinland-Pfalz (Quelle: DIETZEN et. al 2014-16)

Windpark Franzenheim: Summationswirkung Avifauna

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Abb. 8: Kiebitz - Rastvorkommen 1950 – 2011 in Rheinland-Pfalz (Quelle: DIETZEN et al. 2016)

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Abb. 9: Mornellregenpfeifer - Rastvorkommen 1950 – 2013 in Rheinland-Pfalz (Quelle: DIETZEN et al. 2016)

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Abb. 10: Zugfrequenzen über Rheinland-Pfalz (Quelle: DIETZEN et al. 2016)