Eine vernehmbare Stimme Die CDU-Abgeordnete Sylvia Pantel auf Gegenkurs zum Mainstream

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ie CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel wurde durch die Fo - Dcus-Online-Redakteurin Margarete van Ackeren einmal wie folgt charakteri - siert: „Man kann sie Nervensäge nennen - dann lacht sie. Man kann ihr vorhalten, dass sie bewährte Regeln ignoriert - dann freut sie sich. Man kann sie warnen: ,mach das nicht' - dann fühlt sie sich angespornt. Kurz: Sylvia Pantel (CDU) geht bewusst ei - gene Wege.“ Und der bekannte Journalist Klaus Kelle titelte über die streitbare Bundestagsabgeordnete: „Wir bräuchten 50 Sylvias in der nächsten Bundestags - fraktion.“

SPD-Hochburg gewonnen In der Tat: Ein Gespräch mit Sylvia Pantel belegt, dass die gebürtige Düsseldorferin nicht gewillt ist, ihre Überzeugung an der Garderobe der Parteiführung abzugeben, und die auch keine Angst hat, mit den Auto - Sylvia Pantel im Gespräch mit dem Präsidenten des BDS-Bundesverbandes Hans-Peter Murmann ritäten ihrer Partei für ihre Meinung zu streiten. Wenn es um Integration und Eigentumswohnungen kaufen und somit wies Sylvia Pantel an den zuständigen Ab - Flüchtlinge, um Familie und Ehe sowie um Wohneigentum schaffen können. Ihr Plan: teilungsleiter für Familienangelegenheit im Bildungspolitik geht, ist sie auf Gegenkurs. Das Eigenkapital des selbstgenutzten Kanzleramt. Ergebnis des Gespräches: Und deshalb wurde sie auch mit einem Heims soll über ein neues KfW-Programm Geht nicht. Ein erneutes Gespräch mit grottenschlechten Listenplatz für die (Bürgschaft) abgesichert werden, weil ge - Bundeskanzlerin Merkel folgte. Ergebnis: Bundestagswahl abgestraft. Ähnliches pas - rade bei jungen Familien der Traum vom Ei - Es geht doch. Was Sylvia Pantel besonders sierte ihr auch zuvor bei der Listenaufstel - genheim oft bereits am fehlenden Eigenka - stolz macht, ist die Tatsache, dass die neue lung zur Bundestagswahl 2013. Darüber pital scheitert. Pantels Begründung: Der Eigenheimzulage im CDU-Regierungspro - hinaus vertritt sie einen Wahlkreis Düssel - deutsche Staat vergibt Hermes-Bürgschaf - gramm ihren Niederschlag gefunden hat. dorf II, der bis dato eher eine SPD-Hoch - ten für Unternehmer, die in unsichere und Vorgesehen sind unterschiedliche Möglich - burg war. Und dann geschah etwas, womit instabile Entwicklungsländer investieren. keiten, Familien bei der Bildung von Wohn - kaum einer gerechnet hatte: Sylvia Pantel Und sie fragt: „Warum können wir ein ähn - eigentum zu helfen. Schon in der vergan - gewann in dem eher „roten Wahlkreis“ das liches Programm nicht für unsere Familien genen Wahlperiode hat sie gegen alle Direktmandat. auflegen?“ Für sie, so Pantel weiter, ist Widerstände die Einführung des sogenann - Obwohl ein Neuling im , ge - Wohneigentum zudem ein bewährtes Mittel ten Prostituiertenschutzgesetzes vorange - hörte Sylvia Pantel zu den vernehmbarsten gegen Altersarmut. Gesagt, getan: Sylvia schoben und streitet derzeit für eine Er - Stimmen, als es galt, die Mütterrente Pantel sprach mit Vertretern des Finanz - weiterung des Elterngeldes, um Eltern eine durchzusetzen. Sie sammelte Unterschrif - ausschusses. Die Antwort: Nicht finanzier - echte Wahlfreiheit hinsichtlich der Betreu - ten in Düsseldorf und konnte mit einigen bar. Die resolute 59-Jährige sprach wiede - ung ihrer Kinder zu ermöglichen. Mitstreiterinnen die nordrhein-westfäli - rum Bundeskanzlerin Merkel an. Die ver - sche CDU-Frauenunion von der Idee begei - Sprecherin des Berliner Kreises stern. Sylvia Pantel erinnert sich: In der Vier Jahre lang saß Sylvia Pantel in der Frak - letzten Fraktionssitzung habe sie die tion neben dem früheren Bundestagsabge - Bundeskanzlerin angesprochen: „Ich bin ordneten . Er holte sie jetzt am Wochenende wieder in meinem zum Berliner Kreis, wo sie dessen Nachfol - Wahlkreis. Was sage ich meinen Wählern - gerin als Sprecherin wurde. Da sie es für gilt Ihr Versprechen? Gilt die Mütterrente?“ ratsam hielt, die Sprecherfunktion nicht al - Und die Kanzlerin habe geantwortet: „Sa - leine auszuüben, teilte sie sich diese erst gen Sie Ihren Wählern, mein Versprechen mit dem früheren Bundestagsabgeordne - gilt. Die Mütterrente kommt.“ ten Dr. und derzeit mit Klaus-Peter Willsch MdB. Eigenheimzulage als Programm Der Berliner Kreis ist ein Zusammen - Eine weitere Initiative der eigenwilligen schluss von konservativen Mandats - CDU-Frau trägt den Namen „Wohneigen - trägern, die sich für den Erhalt unserer Wer - tumsförderung“. Pantel will mit ihrem Pro - te sowie die Aufrechterhaltung des deut - jekt erreichen, dass mehr Familien, vor al - schen Rechtssystems einsetzen. Dass der lem Eltern mit vielen Kindern, Häuser oder Sylvia Pantel ist Fan von Fortuna Düsseldorf Berliner Kreis auch mit der umstrittenen

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WerteUnion zusammenarbeitet, wird von der obersten Parteiführung kritisch gese - hen. Auch, dass Sylvia Pantel den früheren Präsidenten des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, als Referenten in den Berliner Kreis einlud, schlug im CDU-Par - teivorstand hohe Wellen. Was allerdings oh - ne Konsequenzen blieb, weil auch im Ade - nauer-Haus mit großer Aufmerksamkeit re - gistriert wird, dass Politiker wie Sylvia Pantel immer mehr Unterstützung durch die Bildung von konservativen Gesprächs - kreisen in ganz Deutschland erfahren.

Selbstständige Transportunternehmerin Wer nach einer Erklärung sucht, warum Sylvia Pantel immer noch in ihrem ehema - ligen Ratswahlkreis und „roten Vorort Rath“ geschätzt, mitunter sogar verehrt wird, muss einen Blick in ihre Vita werfen. Auf - gewachsen in einer Großfamilie (Sylvia Pan - tel hat noch fünf Brüder) war der Vater Al - leinverdiener. Für ein Taschengeld reichten die finanziellen Verhältnisse nicht. So ging Sylvia Pantel ab ihrem 13. Lebensjahr nach Bundesverdienstkreuz für Sylvia Pantel dem Schulbesuch noch nebenbei in einer Bäckerei als Verkäuferin arbeiten. „Es hat portunternehmen selbstständig. Sie fuhr, renzierte Schulsystem aus und für die Stär - mir nicht geschadet, es hat mir Selbstbe - neben ihren Mitarbeitern, auch in der Nacht kung der Haupt- und Realschule durch Ein - wusstsein gegeben. Und ich weiß bis heu - als Vertragspartner für die Rheinische Post führung von Ganztagsbetrieb als Konkur - te, dass ich mit meinen Händen arbeiten die Zeitungen zu den Grossisten oder Ver - renz zur Gesamtschule. Durch die Grün - kann“, sagt Sylvia Pantel in der Retrospek - teilerstellen (1984 bis 1995). Danach pfleg - dung einer Bürgerinitiative setzte sich tive. Nach dem Abitur (1980) studierte sie te sie bis zum Jahr 2001 einen Familienan - Sylvia Pantel für den Erhalt der städtischen zunächst bis 1982 Betriebswirtschaft an gehörigen in Vollzeit. Clara-Schumann-Musikschule ein (in deren der Fernuniversität Hagen. Dann stellte Förderverein sie sich bis heute noch enga - sich Nachwuchs ein, im Laufe der Zeit fünf Mitbegründerin der Don-Bosco-Stiftung giert) und war Mitbegründerin der Don-Bos - Sprösslinge an der Zahl. Sylvia Pantel war Unabhängig von dieser aufreibenden Tätig - co-Stiftung gegen Armut und Arbeitslosig - klar, dass eine Fremdbetreuung nicht in keit trat Pantel 1996 in die CDU ein, wurde keit in Düsseldorf-Wersten. Für ihre enga - Frage kommt und sie sich um die Erziehung 1999 Mitglied der Bezirksvertretung und gierte, soziale ehrenamtliche Arbeit und die der Kinder selbst kümmern würde. Um gehörte von 2004 bis 2013 dem Düssel - Einführung des „Schoko-Tickets“ in Düssel - noch etwas Geld hinzuzuverdienen, mach - dorfer Stadtrat an. In dieser Funktion dorf wurde ihr das Bundesverdienstkreuz te sich die junge Mutter mit einem Trans - sprach sie sich für das bestehende diffe - verliehen. A.S. n

Sylvia Pantel als originelle Wahlkämpferin Das Wahlkampfteam von Sylvia Pantel

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