Schmetterlinge Artensteckbriefe Thüringen 2009

Hofdame Trockenrasen-Braunbär

Hyphoraia aulica (L INNAEUS , 1758)

Schutzstatus: §§ FFH-Anhang: --- RL-T: 1 RL-D: 1

Foto: F. JULICH

Kennzeichen/Artbeschreibung: ausgestorben bzw. verschollen. Aktuelle Allgemein : Für Thüringen werden zwei Formen Vorkommen existieren noch im Saarland, in unterschieden: zum Einen die „mitteldeutsche Rheinland-Pfalz, Bayern, Niedersachsen, Hügellandrasse“ mit gelbbraunen, schwach Thüringen, Sachsen und Brandenburg. rötlich getonten Vorderflügeln, die satt gelb gefleckt sind, und zum Anderen die Verbreitung in Thüringen: „mitteldeutsche Gebirgsrasse“ f. montana mit Die Hofdame kommt aktuell nur noch an vier graubraunen Vorderflügeln und blassgelber bis Stellen in Thüringen vor (s. Verbreitungskarte). weißlicher Fleckenzeichnung. Die Nachweise gibt es aus Nordthüringen verschiedenen Farbtöne werden durch (Kyffhäuser), dem Jonastal und auf den unterschiedliche Temperatur und Feuchtigkeit kontinentalen Keuper-Steppenrasen im NSG beeinflusst. Die Hinterflügel sind bei beiden Wachsenburg (beide bei Arnstadt) sowie dem Rassen gelb mit schwarzen, meist miteinander Leutratal bei Jena. Früher flog der Falter in allen verbundenen Flecken. Naturräumen Thüringens und wurde als „lokal und zerstreut in allen waldreichen Landschaften Areal/Verbreitung: der Hügel- und der unteren Bergstufe verbreitet“ Welt/Europa : H. aulica ist von Mittel- und beschrieben. Weiter heißt es, dass die Falter Osteuropa ostwärts durch die gemäßigte Zone recht wenig, seine Raupen hingegen örtlich bis ins Amurgebiet verbreitet. Im Norden geht zahlreich auf kalkreichen Böden des das Areal bis Südfennoskandien, im Süden bis Hügellandes beobachtet wurden. Allerdings zum Balkan und zum Schwarzen Meer. wurde schon damals ein Rückgang der Deutschland: Die Hofdame war ehemals in allen Bestände beobachtet. deutschen Bundesländern verbreitet. In vielen Gebieten ist sie in den letzten 100 Jahren

1 Bedeutung Thüringer Vorkommen: hat somit eine ausgesprochen hohe Die Thüringer Fundorte von H. aulica zählen zu Verantwortung für den Erhalt und für die den wenigen verbliebenen Vorkommen in Stärkung der Thüringer Populationen. Deutschland. Die Population bildet zugleich die nordwestliche Verbreitungsgrenze. Thüringen

Verbreitungskarte: Thüringer Vorkommen der Hofdame

Biologie: (Potentilla verna ), Schafgarbe ( mollis ) Fortpflanzung: Die Falter der Hofdame fliegen und Zypressen-Wolfsmilch ( von Ende Mai bis Anfang Juli. Freiland- cyparissias ). Die Raupen der Gebirgsrasse beobachtungen von Faltern gibt es kaum, fressen an horstbildenden Gräsern wie daher lässt sich wenig über deren Verhalten Drahtschmiele ( Deschampsia flexuosa ) und sagen. Die Männchen sollen vormittags im Wald-Reitgras ( Calamagrostis arundinacea ). Sonnenschein und die Weibchen dagegen Die Falter haben, wie die meisten , nachts ans Licht fliegen. Das Weibchen legt einen nur rudimentären Saugrüssel und sind die weißen Eier in Form von so genannten deshalb nicht in der Lage, Nahrung „Eispiegeln“, wie sie für viele Bärenspinner aufzunehmen. typisch sind, auf Blättern der Fraßpflanze ab. Die Raupenzeit geht von Juli/August bis April. Ökologie: Die Larven leben und überwintern an niedrigen Standorte: H. aulica bewohnt steinige, Kräutern und im Gras. An warmen sonnigwarme und krautreiche Ödlandflächen, Frühlingstagen halten sich die erwachsenen Steppenheiden, Trockenrasen, Waldlich- Raupen gern auf sonnigen Moospolstern oder tungen, Randzonen von Waldsteppen sowie an den Futterpflanzen auf. auch junge Anpflanzungen mit Erdstellen und Nahrung :Die Raupen ernähren sich polyphag Geröll. Die Art kommt im Hügelland nur auf von verschiedenen Kräutern, wie Hundszunge Kalk und im Gebirge auf Schiefer vor. Im (Cynoglossum officinale ), Gemeines Gebirge werden gern junge Schonungen und Greiskraut ( Senecio vulgaris ), Löwenzahn Schläge an sonnigen Böschungen und ( officinale ), Kleines Habichtskraut Hängen mit horstbildenden Gräsern zwischen ( pilosella ), Frühlins-Fingerkraut Schiefergeröll besiedelt.

2 Mindest-Flächenanspruch/minimale reagiert die Art besonders empfindlich auf überlebensfähige Population (MVP)/ Umweltveränderungen. Auch ist ein starker Dispersionsverhalten: Einfluss von Parasiten denkbar, worauf die nicht bekannt ehemals jahrweise individuenstarken Populationen hindeuten. Gefährdungsursachen/Schutzmaßnahmen: Da die Hofdame relativ schwierig Schon 1953 (B ERGMANN ) wird der Bestands- nachzuweisen ist, ist nicht auszuschließen, rückgang mit dem Verschwinden der „so dass von H. aulica mancherorts versteckte genannten Ödländereien“ in Verbindung Vorkommen existieren. Aus diesem Grund gebracht. Dies ist sicher zutreffend, dennoch sollten in den historisch bekannten kann, da in Thüringen noch heute derartige Verbreitungsgebieten (vgl. BERGMANN 1953) Lebensräume vorhanden sind, dies nicht allein gezielte Suchen nach H. aulica erfolgen. die Ursache für die dramatische Bestandsentwicklung sein. Möglicherweise (Überarbeitung: 17.12.2009)

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