Nr. 16 | Brückengeneration 5 | Feber · März 2020 | Euro 5,50

Österreichische Post AG | PZ16Z040851P Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 14 – Kunst und Kultur Burggasse 8, 9021

Werkstättenbesuche Auf den Spuren des künstlerischen Schöpfungsmythos. www.bruecke.ktn.gv.at Daniel Hosenberg: A, 2019. Foto: Daniel Hosenberg Guido Katol arbeitet im Maria-Lassnig-Atelier; es ist im Besitz der Familie Nicolini, die die Instandsetzung und Restaurierung vorgenommen und getragen hat. Foto: Gerhard Maurer vorort Das Maria-Lassnig-Atelier in Klagenfurt

Werkstättenbesuche Maria Lassnig, die weltweit geschätzte Malerin, hatte im Hause Klostergasse 1 ihr erstes Die Idee dieser Ausgabe ist es, einen BRÜCKEn- Atelier. Hier arbeitete sie in den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1951 nach ihrem Studium schlag hin zu den Wirkungsstätten und Schaf- an der Akademie der bildenden Künste. In diesem Atelier, einem Ort großer Strahlkraft, fensorten unterschiedlicher Künstlerinnen und begann ihre Weltkarriere. Die Avantgarde traf sich hier, etwa Arnold Clementschitsch, Künstler des Landes zu machen. Unsere Auto- Michael Guttenbrunner, Max Hölzer, Arnulf Rainer und Arnold Wande. rinnen und Schreiber haben jeweils einen Das Atelier hat eine Überlebensgeschichte: Als Relikt überlebte es in den 1970er-Jahren „Werkstättenbesuch“ bei einer kunstschaffen- die Schleifung der westseitigen Architektur des Heiligengeistplatzes. 30 Jahre später war den Persönlichkeit unternommen. So sind das Relikt eine Ruine; der Abbruch wurde beschlossen. Als dieser 2014 begann und der besondere Menschen- und Raumporträts Dachstuhl – ein Eisenkunstwerk des Jugendstils, unter dem Maria Lassnig gearbeitet hat – entstanden, die die Charaktere, deren in den Container sollte, kam die Verzweiflung pünktlich. Gegen jegliche ökonomische Ver- Werke sowie Werkstätten, diese mys- nunft wurde neu geplant: für den Erhalt des Ateliers. Das Kulturgut, ein heimatlicher Ort tisch anmutenden Orte des Kulturgeschehens, der großen Künstlerin, sollte nicht verlorengehen. teils bis in die hintersten Winkel erschließen. Seit 2019 ist das Maria-Lassnig-Atelier im Original wieder hergestellt und saniert: die Glas- Die Zahl der besuchenswerten Kulturmenschen decke, die Atelierfenster, die Türen, Böden, Wände; die Zeichen des Vergangenen und des ist schlichtweg zu groß – es musste eine Aus- Bleibenden. Weil das Atelier von einer Baulücken-Schließung umrundet wurde, ist das Alte wahl getroffen werden. Deren Augenmerk liegt nun im Neuen. Hier begegnen sich die Zeiten, die Generationen, die Künste. darauf, solchen Kunstmacher*innen Raum zu Zwei Fassaden sind für das Atelierhaus typisch: Die innenliegende Altfassade gehört dem geben, die in den letzten Jahren nicht bereits Innenraum. Die äußere Neufassade gehört dem öffentlichen Raum. Sie ist das Ergebnis maßgebend in der BRÜCKE vertreten waren. umfangreicher Studien, etwa hundert Entwürfe liegen ihr zugrunde. Hoch oben sprechen DIEse BRÜCKE führt uns also in die Ateliers, hin- die Traufen miteinander: Die schrille Linie der Dachblende – unbestechlich und als könnte ter die Kulissen, in die Tonstudios oder Filmpro- sie jeder Verletzung standhalten – zieht sich hinüber zum Stauderhaus. Von dort klingt der duktionsräume, zu den Handwerkstätten und zartgrüne Farbton zurück, eine Hommage an die Künstlerin, die – in Kärnten geboren – Arbeitsplätzen von über 30 Künstlerinnen und hier präsent ist. Das Atelier soll den Künsten der Gegenwart offen stehen. Maria Lassnig Künstlern. Sie führt uns in Denk- und Entwick- sagt es: „Man muss etwas Neues finden.“ l Maria Nicolini lungsräume, die Großes erahnen lassen. Manch- mal geraten wir dabei in die Leere, manchmal in Lassnig-Schüler im Lassnig-Atelier. Nach der Instandsetzung des Maria-Lassnig-Ateliers die Fülle – die Wirkungsstätte reflektiert immer im vergangen Jahr ist es Guido Katol, der sich in dem etwas versteckt gelegenen Haus, in auch den Habitus der Individuen, sie ist Spiegel- dessen Innerem sich jedoch Welten eröffnen, als Erster einfindet und es in einen weiteren bild der Schöpferinnen und Schöpfer. und vielschichtigen Bezugsrahmen setzt. Katol war Schüler Maria Lassnigs an der Hochschu- Die Werkstätte ist Hort der vom lateinischen le für angewandte Kunst in Wien, wo Lassnig – als erste Frau in Österreich – eine Professur „crea-re: schaffen, zeugen, gebären“ für Malerei innehatte und diese, das bestätigen Absolventinnen und Absolventen wie auch stammenden Kreativität, der Kreation. In ihr ist Tagebuchaufzeichnungen der Künstlerin, sehr ernst und an der Entwicklung der Studierenden der künstlerische Schöpfungsmythos verortet: großen Anteil nahm. Im Falle Guido Katols bekam sie allerdings des Öfteren eine leere Lein- der wundersame Ursprung der Dinge, die wand zu sehen, da der Schüler, wie um sich und sein Werk vor dem Blick der Lehrerin zu Erschaffung der Welten. Sie ist ein Menschheits- schützen, die Arbeit des Tages wieder abgekratzt hatte. archiv und eine Arena der Möglichkeiten. Zurzeit arbeitet Guido Katol im Rahmen des Landesprojekts „CARINTHIja 2020“ – auf Vor- Sie ist Utopia, Laboratorium, Schatzkammer schlag von Cornelius Kolig und im Auftrag des Museums des Nötscher Kreises – an einer und Arsenal, Sakralraum, Museum und Lebens- Intervention in dem nur einen Steinwurf entfernten Kolig-Saal im Landhaus. Im ehemaligen raum für Kulturschaffende wie Diskurse. Zu Lassnig-Atelier entstehen dabei großformatige Arbeiten, die auf die 1938/39 abgeschlage- jenen mannigfaltigen Orten will Ihnen DIEse nen Fresken Anton Koligs Bezug nehmen, sie in zeitgemäßer Farben- und Formensprache BRÜCKE Übergang sein und Einlass verschaffen. aufgreifen und somit einen Kristallisationspunkt der Kunstgeschichte in Kärnten in neues Lesen Sie wohl! Licht setzten. l Katharina Herzmansky

● Gabbi Hochsteiner Cover: Anton Kolig: Selbstbildnis (Ausschnitt), 1923. Foto: Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK l F. Neumüller Chefredaktion DIE BRÜCKE Heftrückseite: Lorenz Friedrich: Ausrahmen. Foto: Lorenz Friedrich BRÜCKEN.BOGEN „Was groß ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann 4 Werkstättengespräch mit Aron Stiehl: Macht ein Sonnenuntergang Sinn? Gabbi Hochsteiner am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und 6 Assoziationen zur Geschichte des Werkstatt-Begriffes. Michael Cerha ein Untergang ist.“ 8 Vom Schrei der Seide. Ein Atelierbesuch bei Burgis Paier. Tina Perisutti 10 „Wer sagt, dass ich es geschafft habe?“ Ein Gespräch mit dem Fuzzman. Wolfgang Rössler 11 Claudia Six. Die Puppenbauerin und ihre Menagerie. Karin Waldner-Petutschnig 12 Movimiento & Dragonfly. Musik und Malerei von Klaus Paier und Britta Keber. Wilhelm Huber 13 welter.skelter. Wie alles begann, wie alles endet. Oliver Welter 14 Die Stadt als offenes Atelier. Unterwegs mit Edith Payer. Markus Waitschacher 15 Poetronic. Dominik Srienc. Georg Tkalec. Das Blending von Literatur und Musik. Katharina Herzmansky 16 Das Designkollektiv breadedEscalope: Sascha Mikel, Michael Moser (Tatschl), Martin Schnabl. Lisa Omelko 18 Gert Resinger und seine Dessous auf vier Beinen. Barbara Maier 19 Suse Krawagna. Kreative Ordnung statt kreativem Chaos. Andrea Schurian 20 Werkstatt ist überall. Ein Gespräch mit dem Fotografen Ferdinand Neumüller. Katharina Herzmansky 22 Der Skulpteur. Ein Ortsaugenschein bei Johann Feilacher. Silvie Aigner 23 „Wie gibt es mich?“ Katarina Michelitsch. Jutta Steininger 24 edition B kunst.aus.druck. Daniel Hosenberg. Nora Leitgeb extra.blatt. nurse. 26 Auf der Dachterrasse der Opernmusik. Ein Gastspiel bei Alexander Kaimbacher. Sabine Ertl 27 Laborcharakter. Eine Momentaufnahme aus den Filmwerkstätten von Elsa Kremser. Daniel Gönitzer 28 Die Architektur-Nahversorger Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger. Lukas Vejnik 30 Atelier in der Herzkammer. Am Nicht-Ort einer tieferen Begegnung Meina Schellanders. Bertram Karl Steiner 31 schräg.lage. Tourneeleben. Christian Hölbling 32 kari.cartoon. Marko Lipuš | Astrid Langer 33 Aus der Lebenswerkstatt Ernst Gradischnigs. Alexander Gerdanovits 34 Ein virtuelles Werkstattgespräch mit Choreografin und Performerin Martina Rösler. Tanja Peball 35 Frau mit männlichem Strich. Inge Vavra. Eine Art „Homestory“. Reinhard Kacianka 36 „Es ist die Reduktion, die mich bewegt.“ Ein Austausch mit Tanja Prušnik. Alina Zeichen 38 Arbeit an der Temperatur im Bild. Ein Atelierbesuch bei Richard Kaplenig. Willi Rainer 39 „Meine Werkstatt ist ... überall, eigentlich.“ Ein Besuch bei Gregor Esra Sauer. Andrea Kirchmeir 40 vorlese.prvo branje. Erstveröffentlichungen von Katharina Pressl und Horst Dieter Sihler. 42 buch.tipps. Lesen Sie gefälligst! 44 musik.tipps. Das Beste ... steht nicht in den Noten. 45 seite.ohne.namen. Die Klangwerkstätten von Matthias Forenbacher und Manfred Plessl. Michael Herzog 46 horizonte. 12 Seiten Kulturveranstaltungen und Infos. 47 kultur.tipp. Edgar Knoop in der Galerie Šikoronja. Tanja Peball 49 kinder.kultur.tipps. Lesestadt Villach und Jeunesse. Johanna Wohlfahrt 51 kultur.tipp. Micha Payer und Martin Gabriel im MMKK. Christine Wetzlinger-Grundnig 53 Katrin Ackerl Konstantin. Mapping the Unseen. Tina Perisutti 57 denk.mal. Die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes. Geraldine Klever 58 film.tipp. Hannes Starz. Another Coin For The Merry-Go-Round. Slobodan Žakula kino & film.tipps. UND Der BRÜCKE-Kulturkalender als Beilage.

Ein Augenblick Brücke Tree Bridge Den Haag, 2020

● Ira Grünberger * 1997 in Klagenfurt, lebt und arbeitet in den Niederlanden und Wien. Fotografische Ausbildung an der Graphischen in Wien, momentan Studium der Fotografie an der Royal Academy of Arts in Den Haag. In ihrer Arbeit beschäftigt sich Grünberger mit Themen wie Erinnerung, Heimat oder Zwischenräumen. „Beim Thema Brücke musste ich daran denken, wie meine Herkunft mit dem Ort, an dem ich jetzt ein neues Kapitel aufschlage (Den Haag), in Verbindung steht. Diese Verknüpfung habe ich am stärksten im Wald empfunden. Deshalb habe ich zwischen zwei Bäume ein Tuch geknotet, das diese Brücke, die ich versuche in meiner Arbeit nachhause zu spannen, visualisiert.“ www.instagram.com/ira_gruen Foto: Ira Grünberger Ira Foto:

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 3 Werkstättengespräch Macht ein Sonnenuntergang Sinn? Ein Ausloten von Spielräumen mit Aron Stiehl, Klagenfurts Stadttheater-Intendant in spe.

Stellen Sie sich vor, es ist Premiere und ergründen, was macht das Werk aus? Was Sie ist wie das Leben. Im keiner geht hin ... passiert mit ihm, wenn ich es in die heu- Hier und Jetzt. Jeder, der Furchtbar! tige Zeit versetze? Das macht die Stücke, einen Sonnenuntergang fotogra- in denen es um große Fragen der Mensch- fiert, hat schon verloren. Goethe lässt Faust „Intendant“ ist abgeleitet vom lateini- heit geht, vielleicht auch klein. Aber Teil sagen: „Oh Augenblick, verweile doch, du schen „intendere: sein Streben auf etwas des Werkstattcharakters des Theaters ist bist so schön.“ Doch wenn er es sagt, hat richten“. Wonach streben Sie? es, dass das, was dabei herauskommt, er verloren. Der Augenblick verweilt eben Die Menschen zu verführen zu neuen auch durchaus scheitern kann. nicht. So ist es auch in der Liebe oder beim Welten, zu neuen Geschichten und sie Sex – und so ist auch Theater. Aber wenn dabei zu berühren. Dass sie aus dem The- Sind Sie ein politischer Mensch? der Abend schön war, bewahre ich davon ater gehen, vielleicht mit einer Melodie Ich würde sagen, ich bin ein sehr poli- etwas in meinem Herzen. auf den Lippen oder mit einem Gedanken tischer Mensch. Ich glaube, in der heutigen im Herzen ... und dass sich vielleicht etwas Zeit muss man ein politischer Mensch Wann denken Sie an das Publikum? geändert hat, dass sie vielleicht offener sein, weil wir sehen gerade, dass wir Immer. Es geht immer um das Publikum. geworden sind, das wäre sehr schön. diesen Planeten an die Wand fahren. Wir haben alle ein großes Ego – aber wir machen Theater für das Publikum, nicht Welches sind die Werkstätten eines Was können Kunst und Kultur im Feld für uns. Theatermachers? der Gesellschaftspolitik leisten? Werkstatt ist ein gutes Wort. Wir führen Wir können zum Nachdenken anregen. Wie steht’s da um den Selbstzweck der ja vielfach Werke auf, die hundert, zwei- Wir können sagen, Leute passt auf diese Kunst? hundert Jahre oder noch älter sind. Es ist unsre Welt auf. Passt auf, wie ihr denkt. [denkt nach] Schließt sich das aus, dass interessant, dass wir diese alten Stücke, Passt auf, wie ihr fühlt. Passt auf eure die Kunst Selbstzweck und zugleich für die vor Generationen entstanden sind, Gefühle auf. Passt auf, dass ihr nicht das Publikum da ist? Macht Kunst Sinn? immer noch spielen. Warum tun wir das? diesen einfachen, vermeintlichen Wahr- Macht ein Sonnenuntergang Sinn? Macht Nur weil sie schön sind? Oder geht’s eben heiten traut und hinterherrennt – strengt Liebe Sinn? Was ist der Sinn? Jetzt sind – und das glaube ich – um Inhalte. Werk- eure Ratio an und denkt darüber nach, wir wieder am Anfang, bei den großen statt passt deshalb so gut, denn wir neh- was euch da gesagt wird. Fragen der Menschheit. Ich kann’s nicht men diese Stücke dahingehend auseinan- Und es geht auch um die angesproche- beantworten. der, was sie uns heute noch zu sagen nen tieferen Motive. Eben das Leben, haben. Wenn sie gut sind – so ist es ja mit dessen Sinn und so weiter. Wenn wir uns Wann siedeln Sie von -Kreuzberg Literatur auch – haben diese Werke uns darüber Gedanken machen, das ist in aufs Kreuzbergl in Klagenfurt? auch heute etwas zu sagen. meinen Augen auch politisch. Letztendlich Ich hoffe auf Juni, Juli. Im August fange Die Leute damals hatten demnach die- ist die große Frage: „Wer bin ich und wer ich hier dann ja schon an. selben Fragen wie wir sie heute haben. Es sind die anderen?“, und das ist Politik. haben sich äußere Strukturen gewandelt, Wie geht’s Ihrem Cockerspaniel Moses aber die Grundthemen des Menschen und Sind Sie Kulturoptimist oder -pessimist? [der dem Interview beiwohnt] mit dem die Tragik des Menschen, dieser Riss der [atmet tief durch] Das schwankt im Ortswechsel? Bellt er schon auf Kärnt- in uns ist, der hat sich nicht verändert. Moment von Tag zu Tag. Derzeit wird nerisch? Diese Fragen nach Geburt, Tod, Sinn des mir manchmal sehr bange. Aber ich ver- [lacht] Ja ja, der hat hier schon Freunde Lebens ... die bleiben immer wach und suche, Optimist zu bleiben. Wenn wir den gefunden! Außerdem schwimmt er gerne daran reiben wir uns. Optimismus verlieren, haben wir keine im Wörthersee. Klagenfurt ist schon eine Chance mehr. traumhafte Stadt. Wie gehen Sie dann um mit diesen Ich glaube, dass Dekonstruktion auch Werken, mit der Reibefläche zwischen im Theater keinen Sinn macht. Wenn ich Aber auch Provinz. deren Bewahrung und der Freiheit im alles nur kaputt mache und alle Werte Nein – das versuche ich auch den Leu- Umgang mit diesen großen Geschichten? und Ideale in die Tonne klopfe, den Leuten ten hier am Theater zu sagen, die ebenfalls Sie haben die Frage ja schon richtig aber nichts Neues mitgebe, das führt uns immer meinen: „Wir sind Provinz.“ Das gestellt. Das ist die Frage, die wir uns bei auch nicht weiter. Das wäre gelebter Theater hier ist hervorragend, es ist wirk- jedem Stück neu stellen müssen und es Kulturpessimismus, das lehne ich ab. lich sehr, sehr gut mit erstklassigen gibt keine einfache Antwort. Vor allem Künstlerinnen und Künstlern. Musika- keine Antwort für alle Stücke. Sie fällt für Wie geht’s Ihnen mit der Flüchtigkeit lisch, sängerisch war etwa „Eugen Onegin“ „Fidelio“ anders aus als die „Krönung der der darstellenden Kunst, die nur für fantastisch. Das ist auf dem Niveau einer Poppea“. Man muss immer wieder neu den Moment existiert? Oper Frankfurt.

4 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Aron Stiehl, geboren 1969 in Wiesbaden, studierte Musiktheater-Regie in Hamburg, war u. a. von 1996-2001 Spielleiter an der Bayerischen Staatsoper. Weitere Stationen seines vielfältigen Schaffens als Opern- und Musiktheaterregisseur – mit über sechzig Inszenierungen – führten ihn etwa nach Israel, Wien oder in die Schweiz. In Klagenfurt waren von ihm bereits Schlafes Bruder, Fidelio, End of the Rainbow – Judy Garland, Im weißen Rössl, Land des Lächelns, Der Zauberer von Oz und Evita zu sehen. Ab August 2020 gibt er sein Intendanz-Debüt und übernimmt als siebzehnter (seit 1910) Herr des Hauses die künstlerische Leitung des Stadttheaters Klagenfurt. www.aronstiehl.de Foto: Barbara Pálffy, Volksoper

Mit Provinz meine ich erstrangig – wenn auch viele Theaterstücke, die ich hier im Theater für die jungen Leute hier ausbau- ich das Klischee so klischeehaft bedie- großen Haus, auf der großen Bühne gar en und stärken. Ich möchte, dass die nen darf – das kleinräumigere Denken. nicht spielen kann. Auch um jungen Studierenden ins Theater kommen. Ach gehen’se mal nach Berlin in die Künstlerinnen und Künstlern eine Chan- Ich werde weiter Wagner, Mozart und Premieren, da ist das Denken manchmal ce geben zu können, brauche ich eine die ganzen Hausgötter spielen, zudem noch eingeengter als hier. Die Leute sind Studiobühne. Es wäre unfair, ihnen gleich möchte ich unkonventionelle und partizi- teilweise weniger offen als hier. das große Haus zu geben, das ist erschla- pative Theaterformen weiter ausbauen. gend. Hätte mein damaliger Intendant Wir müssen auch als Theater weiter in Im Lande ist immer wieder der Ruf nach gesagt, du inszenierst gleich Verdi an der die Stadt gehen, uns weiter öffnen, nicht mehreren, übers Land verteilten Mittel- Bayerischen Staatsoper, das wäre mein nur darauf hoffen, dass die Leute zu uns bühnen anstatt eines großen, den Löwen- Untergang gewesen. kommen. Vielleicht gehen wir beispiels- anteil des Kulturbudgets verwendenden weise in die Kirchen oder an öffentliche Hauses zu vernehmen ... Was und wie könnte eine solche Studio- Plätze. Aber ich bin ja noch gar nicht Man muss auch unbedingt die „Freie bühne hierzulande sein? Intendant. Ich stehe grad am Anfang und Szene“ fördern, sie ist sehr, sehr wichtig. Das ist eine große Frage, das muss ich fühle vor. Ich hab viele Ideen und muss Wir Kulturschaffenden schwächen uns mit der Kulturpolitik ausmachen. Ich schauen, was lässt sich realisieren. nur selbst, wenn wir uns gegenseitig möchte auch nochmal unterstreichen, dass bekriegen und Neiddebatten befeuern. das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt Wann ist man künstlerisch gescheitert? Wir sollten lieber darauf schauen, wie viel sehr großzügig mit dem Theater sind. Wenn das Publikum nicht mehr kommt. Geld denn insgesamt für Kultur ausgege- Wenn ich die Situation mit Deutschland Wenn man die Leute nicht mehr bewegt. ben wird – das ist in Österreich immer vergleiche, beispielsweise in Augsburg Oder wenn man oberflächlich wird. noch mehr als in Deutschland, Gott sei oder Landshut, eine reiche Stadt in Bayern, Dank, die Situation der deutschen Theater dort wird so lange gespielt, bis die Häuser Ist man danach gescheiter? ist grad ganz schlimm. Wir sollten lieber nicht mehr können und dann werden sie Da sind wir wieder beim Werkstattcha- schauen, wo die großen Gelder im Staate von der Brandschutzpolizei geschlossen. rakter und ich bestehe darauf, wir dürfen sonst so hingehen. Was kostet denn so ein Köln ist keine Kleinstadt, auch dort ist die mit Aufführungen auch scheitern! Wir Jagdbomber und wie viele Theater könnte Oper zu und man weiß nicht, wann sie müssen uns ausloten, wir müssen auspro- man davon finanzieren? Und damit betre- wieder aufmacht. Hier wird vorausschau- bieren, wir müssen schauen, wie weit wir ten wir eine andere Gesprächsebene. end gedacht und mal eine neue Bestuhlung gehen können. Es gibt auch Aufführungen, Auch die Debatte: „Wir wollen Kinder- angeschafft, die Beleuchtung ist in einem die ich selbst als Regisseur in den Sand gärten statt Theater.“ Was ist das für eine hervorragenden Zustand, etc. – dank der gesetzt habe. Aber das war notwendig. Nation, die solche Fragen hat?! Was ist Politik. Hier wird schon Wert auf Theater Manchmal ist das Scheitern wichtig, um das für eine Gesellschaft, die sich selbst und Kultur gelegt. Das muss man auch dann neu zu erfinden. die Kultur abspricht!? Es muss heißen: mal sagen. Wir wollen Theater und Kindergärten und Aber trotzdem sollte man auch über Ich möchte nochmals kurz auf Ihren Hospitäler ... und vielleicht nicht so viele eine Studiobühne nachdenken, wo wir Hund kommen: Moses und Aron. Eine Jagdbomber und Hochrüstung. Wir sehen jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Oper von Arnold Schönberg ... bitte ja gerade wieder, dass da dann ein paar Kärnten eine Chance geben können. Das erzählen Sie! gefährliche Trottel kommen und auf die Klagenfurter Theater hat das Glück Assis- Die Oper ist unvollendet. Der letzte Knöpfe drücken wollen. Diese Diskussio- tenten zu haben, die deshalb so gut sind, komponierte Satz lautet: „O Wort, das mir nen sind fatal. Für uns Kulturschaffende weil sie selbst Künstler sind. Diese muss fehlt“, was im Zusammenhang meint: Gott selbst und auch für eine Gesellschaft. man natürlich auch fördern und fordern. ist durch ein Wort nicht auszudrücken. Sonst wird das Theater Routine und dann Die Sprache macht die Dinge klein. Was Sie wollen die Kultur aufrüsten und ist es tot. sollte nach so einem genialen Satz noch haben Pläne rund um eine Studiobühne komponiert werden? für experimentelles Theater oder Werk- Welche weiteren Spielräume reizen Sie? Ohne Moses ist Aron nicht denkbar. stattaufführungen junger Theaterschaf- Nachdem mich das Publikum hier in ● Gabbi Hochsteiner fender mit im Gepäck? den letzten Jahren vor allem mit der Ope- Chefredaktion DIE BRÜCKE Ja, das ist mir ungemein wichtig. Das rette kennengelernt hat, würde ich dann Stadttheater hat auch einen Bildungsauf- gerne wieder mal die große Oper bedienen trag und soll den Leuten Goethe und und ich würde wahnsinnig gern das Mär- Schiller und Wagner und Mozart und wie chen machen. Das Märchen liegt mir sehr sie alle heißen, näherbringen. Aber es gibt am Herzen. Generell möchte ich das

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 5 Eigentlich etwas im Inneren Assoziationen zur Geschichte des Werkstatt-Begriffes.

Die Existenz von Werkstätten ist für uns wie Splitter oder Span bedeutet, bezeich- seine Buchstaben umweht, stattet sich hier so selbstverständlich, dass man sich fast nete Atelier ursprünglich einfach eine ein Modegeschäft, da ein witziger Gemü- ein wenig wundern kann, dass das Wort Ansammlung von Spänen am Arbeitsplatz sehändler und dort hinten sogar jemand dafür noch so jung ist. Erst das Spätmit- eines Zimmermanns. Der Abfallhaufen hat aus, der Königspudeln die Haare schneidet. telhochdeutsche, das im Übergang zu dem eine grandiose Karriere hingelegt. Zwar Mit ein bisschen Abstand, dann aber hem- bis heute gepflegten Neuhochdeutsch nicht in der überwiegenden Zahl der Fälle, mungslos, folgte dem französischen Ate- stand, kannte den Ausdruck „wercstat“. denn wegen seines Lichtbedarfs lag das lier die deutsche Werkstatt. Weit hinaus Da hatte sich das Wort „stat“ wohl noch Atelier häufig im Nordteil von Dachböden, über die Vielzahl an Hallen, worin die nicht orthographisch, aber schon inhaltlich die – siehe Puccinis „La Bohème“ – schwer Vielzahl unserer Kraftfahrzeuge zur Repa- aufgespalten in einen bestimmungsoffenen beheizbar waren. Im Glücksfall jedoch ratur oder auch nur zur Kontrolle in hyd- Ort, der späteren Statt oder Stätte, und in wurde die Produktionsstätte der Künstle- raulische Höhen auffährt, kann inzwischen einen bestimmten Ort, an dem viele Per- rin/des Künstlers zum Mittelpunkt ihres/ eigentlich alles, was sich mit dem Flair sonen wohnen, der folgenden Stadt. Aber seines Lebens, zum ziemlich öffentlichen des Handgemachten verteuern möchte, als wenn man es genau bedenkt, ist es auch Ausstellungsraum und Marktplatz ihrer/ Werkstatt bezeichnet werden. Nicht nur wieder nicht so erstaunlich. Die Entwick- seiner Werke, bei Hans Makart geradezu manches Nudeldepot, auch manches lung der Idee einer Werkstatt setzt Grün- zu einem Ballsaal. Wobei der Schritt zum Gespräch wird für attraktiver geglaubt, de voraus, die es angezeigt erscheinen Atelierfest nicht allzu groß war, indem die wenn es als Werkstattgespräch plakatiert lassen, Wohn- und Arbeitsbereich zu Beendigung eines Gemäldes, ähnlich der wird. Und als würde Hans Sachs immer trennen. Das geht mit vielen Instrumenten Firstfeier der Zimmerleute, traditionell mit noch leben, dieser ehemals ehrwürdige einher, mit großen Werkstücken oder mit einem feierlichen Akt begangen wurde, Poet und Schuhmacher dazu, verlockt uns Schmutzbildung. Vor allem aber hat die nämlich der Auftragung des Firnisses. da und dort sogar eine Schreibwerkstatt. Werkstatt einen Betreiber, den Meister. Das heißt nicht, dass die Schreibtische Den weckte erst die Neuzeit. Anmutung von Kreativität. Das ist in der Schriftsteller*innen und gelegentlich heutigen Vernissagen nur mehr in abge- auch die Schaffensplätze der Komponist­ Die erste Blüte und damit den bis heute wandelter Form präsent. Das Spektakel ist *innen wahrscheinlich [also ich war jetzt mitschwingenden romantischen Grundton ja auch in Räume übersiedelt, denen der schon lange nicht mehr zu Besuch bei besorgte das Handwerk. Irgendwie para- Geruch von Leinöl eher fremd ist. Das Wolfgang Liebhart – und bei Dieter dox, dass dies so klar in der Etymologie ändert aber nichts an der Werbewirksam- Kaufmann oder Bruno Strobl leider des französischen Äquivalents der Werk- keit, die dem immer noch mondän klin- überhaupt noch nie] ohne einschlägige statt, des Wortes „Atelier“, zum Ausdruck genden Wort „Atelier“ zugeschrieben wird. Arbeitsspuren wären. Josef Winklers kommt. Abgeleitet von astele, das soviel Mit der Anmutung von Kreativität, die Schreibraum akzentuiert die wahrschein-

6 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Frankreich 1854: In der Werkstatt von Gustave Courbet. | Kärnten 2014: Aus der Werkstatt von Michael Krainer („Eigentlich etwas im Inneren“). Fotos: Wikiart & Michael Krainer

lich existenziellste Zeichnung geöffnet. Alles drängte auf ein- bisher vor allem mit seinen Maschendraht- von Reimo Wukounig. Die mal hinaus. Von Auguste Renoir objekten von wundersamer Poesie, deren Gestaltungen der Produktions- ist die Aussage überliefert: „Die Größe zwischen dreißig Zentimetern und räume von Künstler*innen füllen Farbtube hat es uns ermöglicht, in drei Metern schwankt. Exakt lokalisieren ganze Bildbände, und wer sich einmal im freier Natur zu malen. Ohne sie hätte es kann er seine Werkstatt nicht: „Ein früher, fünften Wiener Gemeindebezirk durch weder einen Cézanne, noch einen Manet wichtiger Schaffensort war für mich ein die letzten frei gebliebenen Bücherstapel- oder Pissarro gegeben und auch nicht den aufgelassener Tennisplatz, da bin ich auf Passagen bis zum Pult von Friederike Impressionismus.“ Zugegeben, die PR- den Maschendraht gestoßen.“ Das Mate- Mayröcker durchgeschlängelt hat (man Strategien unserer geschäftigen Welt rial, formal erinnernd an „das kritzelnde musste ja ein Mikrofon dort platzieren, hinken der kunstgeschichtlichen Entwick- Suchen beim Zeichnen“, ist immer für weil sie so leise spricht), der wundert sich lung etwas nach, also in diesem Fall um Überraschungen gut. Und um diese Über- nicht mehr über das Sammelsurium im ungefähr 170 Jahre. Aber die Tendenz ist raschungen, vor Ort, geht es. „Die Werk- Schreibraum von Dylan Thomas, höchs- seit dem Triumph der Freilichtmalerei statt ist ja wieder nur so ein Ort, wo man tens über die aufgeräumte Kargheit in unübersehbar: Die Werkstatt ist nicht hingeht, um zu arbeiten.“ Da seien die jenem von Thomas Mann. mehr die alleinige Geburtsstation der Perspektiven eingespielt, aus denen man Kunst. Reduziert auf die Funktion, das entstehende Werkstück betrachtet und Die Erfindung der Farbtube. Es müssen beschreibt man sie gegenwärtig am bes- die Überraschung weitestgehend ausge- nicht immer Gold und Silber sein. Schlich- ten als allenfalls zweckdienliche Ferti- schaltet. „Ich arbeite sehr raumbezogen. tes Blech, weiß und schwarz lackiert, kann gungshalle. Kleine Sachen mache ich am Wohnzim- ästhetisch genauso anspruchsvoll sein. mertisch. Ich brauch ja nur Seitenschnei- Das war eine schöne Idee, dass Josef Außen und innen. Seinem Kunststudium der und Zange. Das Größere jedoch immer Hoffmann in seinen sogenannten „Wiener in Linz hat der gebürtige Villacher im Hellen, in der freien Natur, wo ich Werkstätten“ das Rad der Zeit zurückdre- Michael Krainer ein Philosophiestudium unbegrenzt wahrnehmen kann, wo ich hen wollte, um Kunstvolles leistbar zu in Klagenfurt nachgereiht. Vielleicht ist sehen kann, was ich bewirke und was es machen. Aber die modernen Produktions- es diese Gedankenschulung, die ihn daran auslöst. Denn vielleicht ist das, was man bedingungen und der Markt haben das zweifeln lässt, dass Werkstatt überhaupt Werkstatt nennt, eigentlich etwas im Konzept schnell überrollt. Wenn es nicht noch als realer Raum beschreibbar ist. Inneren.“ schon vorher unter heftigen Druck gera- Zitieren wir ihn als zufälliges, aber doch ● Michael Cerha ten ist. Denn eine kleine Unscheinbarkeit, sehr aussagekräftiges Beispiel für die * 1953 in Vorarlberg, lebt seit 2010 in Damtschach, Autor, Dramaturg und Kulturjournalist. Kärntner Kultur- die Erfindung der Farbtube, hat dem räumlichen Umstände der gegenwärtigen korrespondent der Tageszeitung „Der Standard“. malerischen Atelier 1841 Türen und Tore Kunstproduktion. Aufgefallen ist Krainer

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 7 Burgis Paier. Handwerkerin und feinstoffliche Bauchkünstlerin. Foto: Georg Schlosser

Vom Schrei der Seide Wie Kunst sich aus dem Material in Form begibt. Ein Atelierbesuch bei Burgis Paier.

Vorwitzig reckt es, in dunklen Brokat Kostüm- und Bühnenbildnerin für Bert schaft neben der Nähmaschine. Nadeln gehüllt, den vielbezahnten, schmalen Kopf Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. sind ebenso unerlässlich wie Garn, denn mit den großen Nasenlöchern und den Aber auch das „Kabinetttheater“ in Wien die Künstlerin stickt seit ihrer Jugend stechenden Augen in die Höhe. Das Kro- oder Herbert Gantschachers „ARBOS“ gerne. Das zeigt sich an der großformati- kodil steht zwischen rot-pink schillernden wollten vor allem mit ihren ausdrucks- gen Decke „Madonnenbett zum Ausruhen“, Figuren und setzt sich durch seine unver- starken Figuren Geschichten etwa von bei der sie die Gebenedeite mit Sternen, hohlene Neugier preisgebende Pose in H. C. Artmann, Daniil Charms oder Viktor flammenden Herzen, Fröschen sowie Szene. Ein anderes Krokodil hat sich Ullmann auf der Bühne darstellen. Wie so einem Schriftzug mittels feinster Nadel- nussbraun, statisch hängend zwischen eine Figur entstünde, beantwortet die stiche umgarnt hat. frech herumlungernden Hampelmann- feinstoffliche Künstlerin: „Manchmal geht Flachpuppen in den Ärmel eines aufwän- das Gesicht vom Stoff aus – wenn ich einen Der Schönheit zugeneigt. Burgis Paier dig bestickten, traditionellen, chinesischen Stoff bekomme, weiß ich, welche Figur hat als Frau immer für die und in der Hemdes verbissen – die Glöckchenkette dazukommt.“ Mit Nähmaschine, Stickgarn Kunst gekämpft: „Ich war mit vielen am Rücken lässt jede Bewegung hörbar und Schere folgt sie „dem Schrei der Sei- Sachen zu früh.“ Nun geht sie wieder zu werden. Das Krokodil ist nur ein Wesen de“, der wie Musik klingt und alle Stoffar- den Kasperln, die auch ein Krokodil auf dieser üppigen Vielfalt von opulent-viel- ten umfasst. Gearbeitet wird übrigens der Bühne haben. Bevor sie eine Arbeit schichtigen Figuren, Devotionalien und immer mit Musik – von Gesualdo bis beginnt, geht sie den Dingen auf den einbalsamierten Tieren. Allesamt Kunst- Fuzzman [BRÜCKEnseite 10]. Grund, recherchiert und reflektiert; greift werke, die feinsäuberlich installiert ihren immer wieder zu ihrer „Bibel“, Giorgio Platz haben, die einer näheren wie einge- Die Nähmaschine war nicht mit in Vasaris Buch über Renaissancekünstler­ henden Betrachtung bedürfen, die allesamt Peking. Seit inzwischen über vierzig *innen, denn diese Zeit wie das Barock beseelt sind und die spüren lassen, dass Jahren lässt Burgis Paier mit ihrer gelieb- sind ihr wichtig. Der Zauber des Barocken hier die Inspiration vieler Persönlichkeiten ten Nähmaschine Figuren, Kostüme, zieht sich durch Paiers Werk – immer im fließt. Vor kurzem kehrte Burgis Paier von Assemblagen oder andere wundersam- Oszillieren zwischen Schönheit, Vergäng- Wien nach Klagenfurt zurück, schätzt für traumhafte Werke entstehen. Für ihren lichkeit und Sinnlichkeit. Schönheit ist ihre Arbeit an der nächsten Ausstellung dreimonatigen Aufenthalt als Artist in für sie das Wichtigste. Sie fasst diesen „Welttheater“ im Oktober in der Alpen- Residence in Peking, wo sie sich vor allem schwierigen, abstrakten Begriff zusammen Adria-Galerie allerdings die provinzielle, mit den traditionellen Stoffen sowie reli- in „das STAUNEN, das erotische Vergnü- herzliche Umgebung ihres Ateliers im efartig gefüllten Flachpuppen aus der gen der Bewunderung von Dingen auch Friaul. Volkskultur beschäftigte, war das zuver- im Schmerz, und ganz banal: DER SCHREI lässige Stück allerdings zu schwer. Was DER SEIDE.“ Feinstoffliche Künstlerin. Als Handwer- überallhin mitkommt, ist der mit rosa ● Tina Perisutti kerin und Bauchkünstlerin bezeichnet Rosen eingefasste Fingerhut, den sie als Kulturarbeiterin und Kulturjournalistin. sich Burgis Paier: „Ich komme vom Stoff junge Frau von ihrer Schwiegermutter her; das Mittel meiner Kunst ist der Stoff.“ bekommen hatte und der ihr als „Lieb- Herbert Wochinz rief die gelernte Deko- lingswerkzeug“ gilt. In vielfältigen Formen rateurin ins Stadttheater Klagenfurt; als finden sich Scheren als wichtigste Gerät-

8 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 In einer absurden wie opulenten Schönheit des Barocks, der eine „lustvoll ausgekostete, gefeierte und durch den Tod bedrohte Vitalität“ innewohnt, gestaltet die unverbesserliche Sammlerin ihre vielschichtigen, systemkritischen Figuren und Kunstwerke. Fotos: oben li. u. re.: Ferdinand Neumüller, Mitte: Rita Newman, unten: Burgis Paier

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 9 Der gebürtige Friesacher Herwig Zamernik, alias Fuzzman, hat als Musiker, Produzent und Kurator zahlreiche Bälle in der Luft. Foto: Wolfgang Rössler

„Wer sagt, dass ich es geschafft habe?“ Ein Gespräch mit dem Fuzzman über Gott und die Welt in seinem Wiener Studio.

Man muss wissen, bei wel- Was macht dieser Erfolg mit einem Warum fehlt ein Türschild am Eingang cher Türklingel in der etwas Teenager? zum Studio? vernachlässigten Seitengasse Es hat gemacht, dass ich die Schule Eine Mischung aus Absicht und egal. Ich des trendigen 7. Wiener Ge­­ schmiss und nicht mehr heimgekommen habe hier im Hinterhof gerne meine Ruhe. meindebezirkes man läutet. Ein bin. In der Folge macht es, dass sich die Schild gibt es nicht. Herwig Zamernik holt Eltern Sorgen machen. Aber Erfolg ... Wir Es gibt auch keine Website. den Besucher persönlich ab, serviert haben nicht in Stadien gespielt, sondern Weil ich kein Mietstudio bin, es ist Espresso auf einer Couchecke im Vintage- sind von Klub zu Klub getingelt, jeden meine Werkstatt. stil. Man ist sofort per Du. Abend vor ein paar hundert Leuten. Auch cool, aber nicht gerade ein Welterfolg. Was sind deine kommenden Projekte? Wie war es, in Kärnten aufzuwachsen? Ich mache Musik für einen Kärnten- Nachdem ich als Fünfjähriger aus Wien Fällt es leichter, Kärnten zu mögen, Krimi von Daniel Prohaska, es gibt einen kam und geredet habe wie ein G’scherter, wenn man weg war? Kinofilm, der nächstes Jahr fertig werden war für mich klar, dass ich schnell Kärnt- Abhauen ist nie schlecht. Aus der Dis- soll, ich schreibe an einer neuen Platte, nerisch lernen muss. Sonst hatte man hier tanz betrachtet man immer alles anders, kuratiere das Popfest, spiele ein paar einen schwereren Stand als ein Deutscher. auch etwas verklärt. Dann tut es nicht Konzerte. So wurde ich kärntnerischer als jeder mehr weh. Man kann wieder leichter Kärntner. Ich habe mich als Kind nicht lieben. Du hast es geschafft? unwohl gefühlt, aber ab dem Zeitpunkt, So habe ich das noch nie gesehen. wo ich als Jugendlicher eine andere Vor- Woher kommt das Faible für Schlager? stellung vom Leben hatte, als zum Beispiel Weil mein Vater gerne Schlager gehört Sagen sie in Kärnten: „Der Fuzzman hat in Friesach Arzt zu werden, hat es mich hat. ABBA war meine erste Liebe. Einfa- es geschafft.“ in den Proberaum nach Klagenfurt gezo- che Melodien, die in einfachsten Sätzen I waß net. Wer sagt das? gen, wo ich untergetaucht bin. Zustände beschrieben. Viele Indiebands sind mehr in Schablonen verhaftet als Eh alle. Ab wann hast du Musik ernsthaft sie denken: von Wörtern, die sie verwen- Echt? Ich hab’s geschafft? Magst ein Bier? betrieben? den dürfen, von Schreibweisen. Die Frei- Sobald ich ein Instrument in die Hände heit, zu tun was man will, muss man nicht Gern. bekommen hab, mit vierzehn. Dann bin in Schubladen packen. Das geht im Es gibt ein super Lied von Postal Service: ich mit Disharmonic Orchestra um die Welt Schlager genauso gut wie in jedem ande- „Everything looks perfect from far away.“ gefahren. ren Musikstil. Hast du jetzt die Bierflasche mit dem Wie ging das so schnell mit der Welt- Steckt dahinter auch der Wunsch, ein Ring aufgemacht? tournee? neues Publikum zu erreichen? Ja. Das lernt man, wenn man aufhört zu Das war eine weltweit funktionierende Nein. Ich könnte es mir einfacher rauchen und kein Feuerzeug mehr dabei- Szene mit einem Netzwerk, die auf Tape- machen und für immer ein Indiegott blei- hat. Was heißt geschafft. Ich schaffe es, zu Trading basierte. Man hat Kassetten hin ben, immer schön schreddel-schreddel tun, was ich will und was mich interessiert. und her verschickt und Konzerte ausge- machen und alles ist gut. Es geht mir nicht ● Wolfgang Rössler macht. Wir sind mit Schlafsäcken um die um Publikumsfang. Populismus funktio- 39, aus Steindorf am Ossiacher See, lebt in Wien, ist Korrespondent der NZZ am Sonntag. Welt gefahren. Amerika, Europa, was weiß niert vor allem in der Politik, in der Musik ich wo noch. weniger.

10 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Die Figurenkünstlerin Claudia Six ließ Frankenstein in der Deutschen Oper Berlin tanzen und liebt Hörbücher von Stephen King bei der Arbeit. Foto: Waldner

Die Puppenbauerin und ihre Menagerie Ein Atelierbesuch bei Claudia Six – mehr schelmisch als schaurig.

Mit Ängsten kennt sie sich aus. „Fear“ mat sind selten. Stattdessen war sie 2018 lich, während sie in ihrem Kaffee rührt. nannte sie ihre erste große Einzelausstel- bei einer viel beachteten Frankenstein- Um gleich darauf zu erzählen, dass sie lung vergangenen Dezember in der Jan Produktion der Deutschen Oper Berlin und beim Arbeiten sehr gerne Hörbücher hört: Arnold Gallery im Wiener Museumsquar- wenig später auch in „Frankenstein“ an „Thriller. Am liebsten von Stephen King. tier. Dazu lud sie das Publikum ein, seine der Oper Hamburg zu sehen. „Ich liebe Das beruhigt mich, wenn zerstückelt und Ängste mit ihr zu teilen, die sie dann zum Frankenstein schon immer“, lacht Six, die ermordet wird!“ Verlegener Nachsatz: „Das Abschluss der Schau mit Installationen in von sich sagt: „Ich war ein schwieriges ist ein bissl peinlich.“ Dabei schauen ihre einem Ritual verbrannte. Bei dieser Mahn- Kind.“ Geboren in Friesach, aufgewachsen selbst erschaffenen Mitbewohner­*innen wache mit unterschiedlichen Ängsten in Grafenstein, besuchte sie das Gymna- („meine Kinder“) im Atelier gar nicht wollte sie die Besucherinnen und Besucher sium in Viktring, bevor sie 15-jährig mit furchterregend aus: Überlebensgroß sitzt zum Interagieren anregen, einen Prozess Einverständnis ihrer Eltern nach Wien da ein knuddeliger Adam neben der Künst- in Gang setzen. Fantasiewesen, Geister, ging und dort die Modeschule Hetzendorf lerin auf einem Stuhl. Auch Eva macht es Monster und obskure Gestalten bevölker- absolvierte. Heute ist sie ihren Eltern „sehr sich in dem nüchternen Raum bequem ten immer schon den Kosmos der Figu- dankbar“, dass sie ihren Wunsch „Künst- und lauscht dem angeregten Gespräch. Die renkünstlerin, die als Kind so gerne lerin zu sein“ unterstützt haben. Eine Klappmaulpuppen leben hier in Gesell- gezeichnet und gemalt, genäht und model- Vorlesung über Figuren- und Objektthea- schaft von kleineren Fabelwesen mit lan- liert hat: „Das Handwerk hat mich immer ter im Rahmen des begonnenen Theater- gen Nasen und kahlen Köpfen, großen sehr interessiert!“ wissenschafts-Studiums war für die schwarzen Augen und spitzen Fingern. Suchende dann der „Türöffner“. Es folgten Auf einem Drahtgerüst als Corpus, geformt Character Design. Wenn sie von ihrer Workshops und weitere Fortbildungen, mit Papiermaché oder genäht aus Stoff Welt erzählt, strahlt sie. Keine Spur von Regieassistenz beim Wiener Figurenthea- wirken Claudia Six’ Figuren organisch und Düsternis und Morbidität. Mit großen ter „Lilarum“, Puppenbau bei der Figuren- beseelt, teils traurig, teils schelmisch und Augen und lebhaften Gesten erzählt Clau- spielerin Karin Schäfer im Burgenland, stets liebenswert. Auch ein klassischer dia Six in ihrem Keller-Atelier in Wien von ein Kurs bei Neville Tranter beim Figuren- Teddybär mischt sich in die Menagerie. ihrem Weg zum „contemporary character theaterkolleg Bochum, et cetera, et cetera. Nur leicht „umgebaut“, wie Claudia Six design“. „Ich bin keine Puppenspielerin“, Daneben geht sie (nicht gewerbsmäßig) schmunzelt, die gerne kaputte Stofftiere stellt die 37-jährige Kärntnerin klar – aber einer weiteren Leidenschaft nach und vor dem Puppentod rettet und sie zwischen sie ist es auch. Denn ihr Handwerk ist vor sticht Freunden kunstvolle Tattoos. ihren Büchern, Schallplatten und Koffern allem das Bauen von Puppen – mit denen voll diverser Materialien weiterleben lässt. sie dann von Zeit zu Zeit selbst auf der Schelmisch, traurig, liebenswert. Mitt- www.claudiasix.com Bühne steht. In Kärnten war sie mit ihren lerweile fühlt sie sich im Figurentheater ● Karin Waldner-Petutschnig Geschöpfen zuletzt bei Erik Jan Rippmanns und als Performancekünstlerin angekom- (55) ist freie Kulturjournalistin in Klagenfurt. Neben ihrer fast 30-jährigen Tätigkeit bei der „Kleinen Zeitung“, Stück „Money“ in der neuebuehnevillach men: „Ich muss mich nicht dafür entschul- leitete sie 12 Jahre den -Verlag und drei Jahre (2017) präsent. Doch Auftritte in der Hei- digen, was ich tue“, meint sie nachdenk- das Museum Liaunig.

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 11 Movimiento & Dragonfly Die Bewegungen von Musik und Malerei bei Klaus Paier und Britta Keber.

Klaus Paier mit dem von ihm entwickelten Akkordeon „Passion“. Foto: Michael Reidinger

Betritt man Klaus Paiers vorraumloses Der Tastatur wegen ist es mit einem So gesehen ist es wenig verwunderlich, Haus im Lavanttal, erinnert der erste Blick Klavier vergleichbar, aber es hat auch dass Klaus Paier heute auf einem von ihm an einen Galeriebesuch: Wie von einem einen Balg, es ist also ein Tasten- und selbst entwickelten Akkordeon namens Installationskünstler angeordnet, stehen Akkordinstrument, auf dem er mehrstim- „Passion“ alle musikalischen Nuancen sieben „geklonte“, handgefertigte schwar- mig spielen kann, wie auf einer Orgel, auslotet, stilsicher zwischen Jazz, Welt- ze Akkordeons auf zwei Tischkonstrukti- einem Cembalo oder auf einem Klavier. musik und klassischen Elementen. Eine onen und in der Raummitte, von Stühlen Die Tonbildung erfolgt mit Luft und so dreiteilige Akkordeonschule (Das Akkor- flankiert, ein gleichfarbiges Bandoneon, kann man dieses vielseitige Spielgerät deon Buch) und einundzwanzig Notenbän- allesamt gleichsam beäugt von den an den auch mit einem Blasinstrument verglei- de stammen aus seiner Feder; insgesamt Wänden hängenden Bildkompositionen chen, weil der Balg das Herz und die achtzehn Alben hat er solo, mit seinem Britta Kebers. Seele des Akkordeons ist, mit dessen Luft Trio (Stefan Gfrerrer und Roman Werni), der Virtuose seine Musik gestaltet. Mit mit Gerald Preinfalk, mit dem radio.string. Klangsprachkünstler und Freigeist. dem Balg gestaltet er seinen Ton und so quartet. oder mit Asja Valčić und weiteren Klaus Paier, der nie eine Musikschule ist auch der Vergleich mit einem Streich- Musiker*innen bisher eingespielt. besuchte, stattdessen einen strengen Pri- instrument durchaus zulässig. vatlehrer hatte, wollte ursprünglich nicht Für Klaus Paier ist der Balg, verstärkt Aus Tönen fließen Linien und Formen. Akkordeon, sondern lieber Schlagzeug wahrgenommen durch seine langjährige Drei dieser CD-Cover hat die in Wien spielen. Über den Umweg der sloweni- Zusammenarbeit mit dem radio.string. lebende Maria-Lassnig-Schülerin Britta schen Volksmusik fand er die Liebe zu quartet. und der Cellistin Asja Valčić, beim Keber mit ihrem Pinselstrich gestaltet. seinem Instrument, weil er in diesen Musizieren so wesentlich, wie für einen Die Malerin verbindet mit dem Musiker Weisen ihren Groove hörte, und begann Streicher der Bogen. Deswegen harmonie- nicht nur eine lange Freundschaft, sie hat daraufhin im Kindesalter zu komponieren. ren, wie beispielsweise auf der CD „À auch zu seiner Musik eine direkte Ver- Mit zwölf trat er für die Rundfunkaufnah- Deux“ nachzuhören („Zum Weinen schön“ bindung. Nicht zuletzt deshalb, weil sie me seiner Komposition erstmals öffentlich titelte die FAZ), nicht nur Akkordeon und dieses Instrument selbst ein Jahrzehnt auf. Er begann, lange vor seinem Studium Cello miteinander, vielmehr sind in seinem lang erlernt hatte. Britta Keber musste am Landeskonservatorium, sich intensiv Spielgerät mehrere Instrumente integriert: sich in die Musik Paiers nicht einhören mit den musikalischen und klanglichen Er kann damit unter anderem entweder oder sich explizit darauf einlassen, wie Möglichkeiten des Akkordeons auseinan- groovige Stücke spielen oder auch ein- sie das bei einem ihr fremden Komponis- derzusetzen und erforschte im Laufe der stimmige Melodien wie mit einer Klari- ten hätte tun müssen. Sie lebt seit über Jahre die Universalität dieses Instruments. nette oder mit einem Saxophon. zwei Jahrzehnten mit Paiers Musik und

12 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Klaus Paiers Musik lässt sich für Britta Keber nur in Linien und Formen in Gebilde umsetzen. Fotos: Britta Keber Foto: Martin Rauchenwald welter.skelter Wie alles begann, wie alles endet Ein runder Platz. In der Mitte des Platzes ein Lindenbaum. Dicker Stamm, festes Geäst. Für gewöhnlich hängt im Baum einer, der des Lebens müde war. Heute nicht. Heute sitzt da einer auf der hölzernen Bank vor dem Baum und starrt in den nebelverhangenen, dunklen Schleier, der, weil es einfach getan werden muss, einen verdammten Ort im Osten der Schweiz unter sich begräbt. Derjenige, der da sitzt, ist kaum elf Jahre alt. Der Bub starrt in den Himmel und träumt sich selbst, mit Gitarre in der Hand und Mikrofon an seinen Lippen, auf eine Bühne, irgendwo auf der Welt. Vor ihm sieht man einen, der dem jungen Peter Handke ähnelt. Schulterlanges Haar, Schnurrbart, Brille, schwarzes Gewand. Es ist dies, aus dem sonni- gen Westen in den regnerischen Osten des Lan- des strafversetzt, der Dorfschullehrer Wolf. Der bekommt seine Kompositionen Toll zu beobachten, wie er mit Bub, der da auf der Bank vor dem Baum hockt, manchmal vor ihrer Veröffent- und quasi durch das Instrument hört dem Lehrer Wolf zu, wie dieser ihm, dem lichung zu hören. atmet, wie sich Körper und Buben, eindringlich rät, sobald als möglich, In der bildlichen Umsetzung der Akkordeon miteinander in Bewe- nicht später aber als unmittelbar nach dem Töne geht es ihr nicht vordergründig um gung und Atmung verbinden. Für mich Erwachsenwerden, jenen unsäglichen Ort in der Farben. Weitaus wichtiger für sie sind die fließt Musik raus. Jedes Mal neu. Es ist Ostschweiz auf Nimmerwiedersehen zu verlas- Linien. Paiers Musik lässt sich für Keber aber auch zu sagen, dass Klaus neben sen. Der Bub wird später, wenn auch durch nur in Linien und Formen in Gebilde der Musik Visionär ist. Entwickler, For- Umstände, die ihn dazu zwingen, den Rat des umsetzen. Die räumlich sind, die schwe- scher, Förderer und zuletzt ein Umsetzer Lehrers beherzigen und besagtem von Gott ver- ben oder sich einem Teppich gleich immer des Ganzen. Jahrelange Tüftelei und gessenen Ort für immer den Rücken zuwenden. mehr verdichten, beispielsweise bei „Movi- Testerei mit einem unglaublichen Zeit- Der Lehrer Wolf aber wird sich, nur wenige Jah- miento“ [span. Bewegung] mit einem star- und Finanzaufwand. Vollster Einsatz, wie re nach der Begebenheit auf jenem Platz, wo ken pulsierenden Rot. „Dragonfly“ [engl. auch Innovation. Er hat sein eigenes die feste Linde auch heute noch steht, im Keller Libelle] bezieht sich direkt auf die Leich- Instrument entwickelt und bauen lassen. seines eigenen Hauses erhängen und von der eigenen Frau gefunden werden. Die Frau des tigkeit, die Flugkünste und die filigrane Es gibt weltweit keines der Art. Leute, die Lehrers, die jetzige Witwe Wolf, wird danach Körperstruktur der Libelle, durchgezogen spielen, sollen sich beim Spielen frei ihres Lebens nie wieder froh sein. Der Bub wie- mit einem einzigen Pinselstrich aus ihrer fühlen und mit dem Akkordeon am Körper derum wird mit Gitarre und Mikrofon hinauszie- Handbewegung, mit einer Rhythmik kom- atmen können. Also das war’s. So kann hen in die Welt, wird einmal da und einmal dort, poniert wie ein langer Ton. Und auch im man’s verstehen. Mich auch, in meinen einmal oben und einmal unten sein, jeden Ort, Innencover, auf dem CD-Rücken ist die Zugang zu Instrument und Musik und jeden Platz und jeden Raum zu seiner Werkstät- Libelle zu erkennen, direkt mit dem Pinsel meine Umsetzung am Kunstobjekt CD- te erklären und sich dabei immer wieder den durchgezogen in ein paar Sekunden, eine Cover, einem Stück angewandter Kunst. alten Lindenbaum, den Lehrer Wolf und die Wit- stimmige musikalische Bewegung in fünf Aus, fertig!“ we Wolf in Erinnerung rufen, um bloß nicht zu Bildern. ● Wilhelm Huber vergessen, wie alles begann und wohl auch Britta Keber: „Es ist einfach so, dass Rezensent, Destillateur und gemeinsam mit Klaus Amann einmal enden wird. Gestalter der St. Veiter Literaturtage. ich vor dem gesamten Ganzen seiner ● Oliver Welter Arbeit große Achtung habe. Dabei täte Musiker, Schauspieler und Autor. Geboren in Klagenfurt, lebt in Klagenfurt und Innsbruck, stirbt vermutlich in Klagenfurt die Musik allein schon reichen. Auch oder Innsbruck oder gar nicht. dass er das Instrument virtuos spielt. Live, keine Musik zum Augen zumachen.

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 13 Die Stadt als offenes Atelier Unterwegs mit Edith Payer. Edith Payer. Foto: Karl Ulbl, 2019

„Der gesamte Kunstzirkus war ein einzig großer erigierter Gegenwart steht: Wie etwas Neues produ- die Seite stellt. Zusammen Penis und wird es nur sehr langsam nicht mehr sein.“ zieren in einer Welt der versiegenden ist man eben weniger allein. Ressourcen? Edith Payer versucht dem Dilemma der Neuproduktion größtmöglich Männlich konnotierte Räume. Die Stadt als offenes Atelier. Edith Payers entgegenzuarbeiten. In einer ihrer jüngeren Werkserien, Sons Atelier wäre prinzipiell in Wien zu besu- (2017/2018), lenkt Edith Payer den Blick chen. Dort gäbe es allerhand interessante Von Fehlern und blinden Flecken. Ihre auf eine besondere Form von Kunst im Dinge zu bestaunen. Das Wesen ihrer Kunst ist bestimmt von einer Guerilla- öffentlichen Raum. Sie sammelt Abbildun- Kunstpraxis kann man dort jedoch nicht Ethnographie: Dinge mit Bedeutung auf- gen von unterschiedlichsten Graffiti-Dar- erleben. Sie lebt in der Welt. Durch ver- laden, kategorisch sammeln, bewahren stellungen der männlichen Geschlechts­ schiedenste Residencies arbeitete sie in und ausstellen – museale Strategien, die teile. Diese Formen wiederum, die meist den letzten Jahren in Shanghai, London sich in den vergangenen zweihundert spontan in den öffentlichen Raum appli- oder Paris, in großen Städten, aber auch Jahren kultivierten. Strategien, die sie sich ziert werden, näht die Künstlerin aufwen- abgeschieden im slowenischen Šmartno zu eigen macht, umdeutet, nicht-katego- dig und akkurat in Schwarz auf weißen in Goriška Brda oder in Paliano nahe Rom. risch ansammelt oder verwirft. Leinwandstoff und setzt sie gerahmt in Aktuell verbrachte sie gerade zwei Mona- In ihrer Serie Sloane’s Agony, beschäftigt den Kunstbetrieb und Privatraum. Nicht te im russischen Karelien. sie sich seit 2011 mit unterschiedlichsten nur die Streetart, sondern überhaupt ist Das weltläufige Leben und Arbeiten an Ordnungssystemen. Die umfangreichen der öffentliche Raum ein männlich kon- verschiedensten Orten ist geprägt vom Sammlungen des Wissenschaftlers Sir notierter Raum, wie auch der gesamte eigenwilligen Blick der Künstlerin auf die Hans Sloane bildeten einst den Grundstock Kunstzirkus ein einzig großer erigierter Welt. Dieser Blick ist ein Blick von unten, des British Museum in London. In Edith Penis war und nur sehr langsam nicht von oben, manchmal von der Seite, jedoch Payers Schaukästen erlebt der Zwang zur mehr sein wird. nur selten der eingewohnte Blick gerade- Ordnung eine Agonie. Wenn der Ordnungs- aus. Die Stadt als offenes Atelier lebt Edith blick immer kleinteiliger wird, erhält Von Edith Payer kann man als Amateur- Payer situationistisch. Ihre Stadtforschung niemand mehr den Blick fürs Ganze. Städter*in sehr viel lernen: Vertraue nicht ist geprägt vom Dérive, dem Erkunden Gleichzeitig besteht auch die best-katego- den Stadt- und Landkarten, such die Wege, durch zielloses Umherschweifen. Sie ist risierte Sammlung aus Fehlern und blinden die nicht eingezeichnet sind. Halt die dabei beständig auf der Suche nach der Flecken. In der allgemeinen Ordnung der Augen auf – schau auf den Boden! Achte Gegenstadt und den Gegenerzählungen Dinge bleiben diese jedoch meistens unge- nicht nur auf die Dinge, die zu kaufen zu den großen Narrativen. Dort findet sie sehen. In Sloane’s Agony sind es Fundge- wären, sondern auch auf das, was jemand auch das, aus dem später ihre Kunst wird. genstände aus der ganzen Welt, die die nicht mehr haben wollte ... Menschen sind Détournement, die Zweckentfremdung, ein Künstlerin nach eigenen Prinzipien und nicht die ersten und vermutlich auch nicht weiterer Begriff der Situationist*innen, Strukturen ordnet und arrangiert. Es sind die letzten Bewohner*innen dieser Welt. steht programmatisch für ihren Zugang Dinge, denen keine Bedeutung mehr zuge- ● Markus Waitschacher zum Fundobjekt, zum Objet trouvé, welches messen wird. Es ist das nicht mehr Gelieb- * 1991 in Klagenfurt, lebt in Graz, wo er am Universal­ museum Joanneum als Kunstvermittler für moderne und sie seit Jahren zum Anlass ihrer Kunst- te, das noch nie Benützte oder das Ver- zeitgenössische Kunst tätig ist. Nebenbei arbeitet er als produktion werden lässt. Eine Kunstpro- drängte, das sie ins Zentrum rückt und freischaffender Kurator. duktion, die in der Ambivalenz unserer dem sie Nachbarinnen und Nachbarn an

14 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Das Tonstudio als Werkstätte, die die Sprache und Musik in einen Raum führt. Foto: © Poetronic Poetronic Oder über das Blending von Literatur und Musik.

Kennengelernt haben sich Poetronic im Musilhaus, die Tkalec auf der Laute, sondern die Schaffung einer Ausdrucks- bereits zu „Pankrazzeiten“, will heißen, die er mittlerweile für sich entdeckt form, die den rhythmischen und klangli- zur Jahrtausendwende, als die beiden hatte, begleitete. chen Komponenten der Sprache selbst nunmehrigen Proponenten des Duos noch Ausdruck verleiht, sie durch den Einsatz Gymnasiasten waren und man sich in Ausdrucksformgebung. Die Gedichtsamm- elektronischer musikalischer Mittel ver- dem legendären Lokal in der Klagenfur- lung „Tu je konec / Hier ist Schluss“ steht stärkt und erweitert. Ein physisch-mate- ter 8.-Mai-Straße vormittags „besser über paradoxerweise am Beginn und (vorläufi- rielles sowie technisch-experimentelles Literatur, Musik und Philosophie unter- gen) Ende von Dominik Srienc’ lyrischen Verständnis, wie es der konkreten Poesie halten konnte als in der Schule“. Dominik Buchveröffentlichungen, markiert es doch oder auch dem Techno zu eigen ist, liegt Srienc, 1984 in Bach/Potok in der jenen Punkt, an dem der junge Autor mit diesem Ansatz zugrunde, der Sprache und Gemeinde Ludmannsdorf/Bilčovs gebo- seinem Schreiben über die klassischen Musik in einen Raum führt, in dem die ren, und der um zwei Jahre jüngere Darstellungsmöglichkeiten des Mediums beiden „durcheinandergewirbelt und Klagenfurter Georg Tkalec waren damals Buch und die Produktionsvorstellungen durchmischt“ (Georg Tkalec) werden, um bereits „musikalisch unterwegs“, Srienc der Verlage hinausgeraten war und nach etwas Neues entstehen zu lassen. Eine entwickelte als Gitarrist der experimen- neuen Publikations- und Präsentationsfor- Form, die auch die Grenzen zwischen tell orientierten „Jazziks“ erstmals eine men suchte. Tkalec, seit jeher am Ausloten Mensch und Maschine, zwischen Kreator Ahnung vom Künstler(da)sein, Tkalec von (musikalischen) Gattungsgrenzen und und Generator, ineinanderfließen lässt. war Mitglied von „Voodoo Madness“ und neuen Soundformen interessiert sowie Neue Möglichkeiten ergeben sich dabei mit vierzehn Jahren vielfach gefragter durch seine Beschäftigung mit elektroni- insbesondere auch im Bereich der Dar- Bassist verschiedener Metal- u. a. Forma- schen Ausdrucksmitteln auch für struk- stellung von Zwei- und Mehrsprachigkeit. tionen. turelle und technische Aspekte der Kunst „der buchansatz gerät aus den fugen“ Nach den Reifeprüfungen trennten sich besonders empfänglich, bot mit seinem (Dominik Srienc), wenn etwa ein slowe- zunächst die Wege und auch die künst- Tonstudio auch Möglichkeiten zum kon- nisches Original im Hintergrund-Loop lerischen Gattungspräferenzen: Georg kreten Experiment und zur Umsetzung. läuft und die Übersetzung synchron „dar- Tkalec zog es zum Studium der Bassgi- Srienc sprach erste Texte ein, Tkalec warf über“ oder auch zeitversetzt „dagegen“, tarre ans Konservatorium nach Rotter- sie in den Sampler und Poetronic war gelesen wird. dam, Dominik Srienc entschied sich für geboren. Die Linearität und damit das Hinterein- Germanistik und Slawistik in Wien. Dass Lyrik und Musik Verwandte sind, ander herkömmlicher Lyrik-Übersetzungen Nachdem Tkalec ein musikwissenschaft- ist Basis allen Songwritings und spätestens beginnt sich aufzulösen, zugunsten der liches Studium ebenfalls an der Univer- seit dem Literaturpreis an Bob Dylan 2017 Polyphonie eines Miteinanders, das zeit- sität Wien aufgenommen hatte und sich wieder allgemein bekannt. Tkalec selbst weises Nichtverstehen, das Aus- und Über- dabei dem Schwerpunkt Drum and Bass erscheint in Einzelprojekten, so in dem blendungen, das blinde Flecken auf der bzw. Neurofunk widmete, lief man sich demnächst (April 2020) erscheinenden Sprach- und Soundkarte in Kauf nimmt. wieder über den Weg. Richtig „funkte“ Album „Music for Adventure“ gar als ● Katharina Herzmansky es aber erst nach beider Rückkehr nach experimenteller Nachfahre der Minnesän- literarischer BRÜCKEnpfeiler und Mitarbeiterin der Kulturabteilung des Landes. Kärnten, und zwar bei der Präsentation ger. Was Poetronic ausmacht, ist jedoch von Dominik Srienc’ Lyrikband „Tu je nicht die klassische Zusammenführung konec / Hier ist Schluss“ (Drava, 2014) von Musik und Text im Lied bzw. Song,

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 15 Designkollektiv breadedEscalope: Sascha Mikel, Michael Moser (Tatschl) und Martin Schnabl (v. l.). Foto: Frank Schöpgens | Zen Rug, Wandteppiche werden mittels Glasdüsen und Staubsauger gestaltet. Foto: Helga Traxler | Bar Non-Lieu. Foto: bE | Your Clock, Retro- Fallblattuhr zeigt aktuelle Uhrzeit nur bei Betätigung eines Schalters an. Foto: bE | Fractal Paravent, 2015, Fraktalantenne als Ornament in der Textilbespannung eines Paravents erdet elektromagnetische Strahlung. Foto: bE | Collective Furniture, Gestaltung eines neuen Produktfindungsprozesses. Foto: bE | Inefficient Vase, 2008. Foto: bE | Erlkönig aus der Serie ‚Love me Bender‘, 2011. Foto: bE

16 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Männer bei der Arbeit. Eine Designwerkstatt in Wien.

breadedEscalope. Es treffen sich in einer eigentlich sehr entlarvend für Design“, eigentliche Werkstätte ist Wiener Werkstatt eine handwerklich unbe- sagt man gar nicht verärgert. die Gedankenwelt von brea- gabte Brückenbauerin und die drei jungen Aber vermutlich steht in meinem dedEscalope. „Letztlich ist Männer des Designkollektivs breadedEs- Gesichtsausdruck kleingeschrieben noch unsere Werkstatt eine Art Fun- calope namens Sascha Mikel, Martin die Verwirrung und deshalb fügen sie dus, der uns einen Platz gibt, um dort Schnabl und Michael Moser (Tatschl). Am hinzu: „Im klassischen Sinne wäre ein spontan Dinge auszuprobieren. Wichtiger Anfang dieser Brücke stehe ich in Wien, Designer jemand, der Fertigungsprozesse noch ist die Metapher dahinter. Mit einem ziehe vergebens und drücke dann mit optimieren kann und durch Gestaltung Fundus zu arbeiten heißt, keine Scheu vor vollem Körpereinsatz ein eisernes Garten- auf funktionale und ästhetische Aspekte Wiedererkennungswerten zu haben. Wir tor. Die Scharniere quietschen, ich stöhne eines Produktes eingeht. Weil alles, was nehmen gerne Sachen her, die dem und die Tür öffnet sich. Eine zweite Tür man im Alltag brauchen kann, schon im Betrachter schon aus einem anderen öffnet sich leichter und ich bin in der Überfluss vorhanden ist, differenzieren Kontext bekannt sind, und organisieren Werkstatt angekommen. In der Hütteldor- sich Produkte und damit die Möglichkei- das dann zu neuen Chimären. Der Gene- fer Straße 59 haben sich drei aus Villach ten eines Designers oft nur durch geschick- ration unserer Eltern ist das vermutlich stammende Gestalter eine moderne Werk- tes Marketing. Wir haben das Gefühl, als fremd. Die sagen uns auch heute immer statt mit altem Charakter gebaut. Ein würde der Gestalter dann einfach zu so noch: „Das müsst ihr doch sofort paten- Mitte der 1920er errichtetes „Werk- und einer Art Konsumbeschleuniger werden, tieren.“ Müssen wir nicht, weil das nicht Wohnhaus“ haben sie renoviert und eröff- und finden es prinzipiell nicht gesund, mehr relevant ist. Copy-Paste ist heutzu- neten das HDS59 im vergangenen Jahr als dass wir so viele Sachen haben.“ Prinzi- tage ein anerkannter Workflow. Wir haben Gemeinschaftsatelier und Werkstätte piell gesund für einen Designer und sein immer Aufbruchsstimmung, arbeiten nicht unter ebendiesem hippen Namen. Überleben scheint es nicht, so zu denken. mehr in der stillen Kammer und versuchen „Wie wir Design verstehen, ist in Wahrheit alles geheim zu halten. Am Ende ist der Die Werkstatt ist noch neu, deshalb sauber schon fast eine Art Lebensweise. Aus Schaffensprozess nicht in der Werkstatt und prinzipiell sehr hell. Auf einer Werk- bereits vorhandenen Sachen etwas zu verortet. Irgendwann trägt man das Pro- bank steht eine Klappleiter. Eine weiße produzieren. Im Sinne der Nachhaltigkeit jekt aus der Werkstatt oder holt die Plane ist über sie gelegt und eine impro- ist für uns wichtig, das verfrühte Wegwer- Öffentlichkeit in die Werkstatt rein, um visierte Girlande aus glänzenden Metall- fen zu verhindern und Mechanismen zu die Idee weiter zu verfeinern.“ teilen schmückt sie. Es ist ein Weihnachts- schaffen, die einem Objekt eine emotio- Oder man lässt die Werkstatt selbst in baum. Auf einem alten Schmiedegerät nale Ebene verleihen.“ die Öffentlichkeit gehen. Das Trio will dem kleben Kulleraugen; wir starren uns an Schaffensprozess eine Bühne bieten und und in einem alten Küchentopf steckt ein Ausloten der Grauzonen. Das ist der inszeniert ihn deshalb als Performance. Strauß Rosen. Ich war noch nie in der Gedanke hinter dem Projekt „original Bei „love me bender“ werden Buchenholz- Werkstatt eines Designers, also tue ich so, stool“. Eine Fiberglaskugel wird mit Poly- stäbe durch das Kochen in Wasserdampf als wäre das alles ganz normal. „Im Prin- urethanharz gefüllt und anschließend rollt gebogen und zu neuen Objekten zusam- zip sind wir drei Typen mit einem Gestal- man sich daraus einen Hocker. Die Kugel mengefügt. „Die Werkstatt ist kein Ort, tungswillen. Die Leute sind sich oft nicht rollt über eine Wiese, die Zentrifugalkraft wo etwas fertig gemacht wird. Das Projekt sicher, was wir eigentlich machen. Ist es wirkt und das Harz in der Kugel härtet muss nicht fertig sein. Es muss nur etwas Design oder ist es eine Kunstform. Vor sich zu einem Hocker. Dieser wird zur da sein, das einen Diskurs ermöglicht, um kurzem waren wir in New York bei einer dreidimensionalen Abbildung der Land- die Werkstatt verlassen zu können. Prin- Ausstellung. Dort haben sie uns als ein schaft, des Prozesses und der Erinnerung. zipiell ist es dafür nie zu früh. Beim ersten ‚functional art collective‘ bezeichnet. Dafür „Da entstehen manchmal Objekte, die zu Versuch von ‚love me bender‘ haben wir waren wir sehr dankbar – einmal in der fragil sind, als dass man sie auf eine in der Mittagspause den Dampf vom Kunst einen Namen erhalten zu haben.“ funktionale Weise nutzen könnte, während Nudelkochen verwendet. Und nur einen Mit dem Namen, den sie sich selbst andere total stabil sind und sich perfekt Monat später haben wir mit den gleichen gegeben haben, sind sie nicht allzu glück- als Stuhl eignen. Das ist also immer wie- Wasserkochern und Töpfen im MAK lich; vermutlich, weil sie von Reporter­ der ein Ausloten der Grauzone zwischen unsere erste Buchenholz-Performance *innen ständig darauf angesprochen wer- Skulptur und Produkt.“ Also ist das Nie- durchgeführt. Das ist eine Art zu arbeiten, den. breadedEscalope ist eine englische mandsland zwischen Design und Kunst die man als unprofessionell betrachten Übersetzung des Wiener Schnitzels. Bei kein Niemandsland mehr, weil breadedEs­ könnte. Für uns ist das ein cooler, schlüs- der Gründung des Kollektivs im Jahr 2008 calope dort ist. „Naja, nicht nur wir. Es ist siger und persönlicher Prozess.“ hatten sie während eines gemeinsamen nicht ganz so einsam.“ www.breadedescalope.com Restaurantbesuchs in Hannover den Aus- ● Lisa Omelko druck auf der Speisekarte entdeckt. Heu- Immer Aufbruchsstimmung. Mittlerwei- jung und aus Kärnten, Brückenbauerin sowie Studentin der vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien. te ärgert man sich beim Buchstabieren le ist in der Werkstatt Ruhe eingekehrt übers Telefon. „Wir haben dann angefan- und alle scheinen sich natürlich zu ver- gen, irgendwelche Legenden über unseren halten – spielen mit Bieröffnern oder ausstellungs.tipp Namen zu erfinden: das Wiener Schnitzel checken kurz das Handy. So richtigen breadedEscalope: studio non grata Vernissage: 27. Februar, 19 Uhr als ein Stück Fleisch, dessen Inhalt oder Werkstattcharakter hat das hier nicht, zu sehen bis 20. März Qualität man mit einer dekorativen oder denke ich, bis ich merke, dass es nicht Galerie Freihausgasse, Villach gestalterischen Form überbaut. Das ist auf Ort und Umgebung ankommt. Die

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 17 Gert Resinger im Showroom seines Wiener Ateliers. Foto: Barbara Maier

Mit der Tigerbanane nach China Gert Resinger und seine Dessous auf vier Beinen.

Gert Resinger hat für den Werkstättenbe- sagt der in Klagenfurt aufgewachsene und dency in Jigongshan in der such den Showroom extra aufgeräumt und an der Angewandten in Wien ausgebilde- chinesischen Provinz Hen- die Infrarotheizung mit einem Riesenprint te Maler, dem die reine Malerei längst zu an. Für die Ausstellung „Not eines bemalten Tannenzapfens angemacht. eintönig geworden ist. Das Vernähen von All Who Wander Are Lost“ im Neben Sofas und einem sehr bunten Tisch riesigen Stoffbahnen zu Gemälden war dortigen Art Museum fertigte er dominieren ungewöhnliche Möbel den eine der Techniken, die er für sich „ver- eine 6,5 Meter große Bananenskulptur. Die Raum: eine Leuchtnase, ein Nasenstuhl einnahmte“. Dazu kamen Collagen, Videos Banane ist nicht mehr makellos, sondern und ein Skateboard auf Beinen. Objekte, und die Musik. Zurzeit ist es vornehmlich weist schwarze Flecken auf, dafür hätte denen man nur halb eine Funktionalität die Bildhauerei, häufig unter Verwendung sie vollen Geschmack. Die Künstlerkollegin zutraut. Mehrfach ist das Branding „Des- von Vorgefundenem. Elke Graalfs gab ihr den Namen Tigerba- sous“ zu lesen. Wo sind wir da – in einem nane. Resinger versteht die Banane als Designerladen oder in einem Kunstraum? Not All Who Wander Are Lost. Hilfreich Selbstporträt, so reif kommt er sich derzeit für die Aneignung neuer Techniken und vor. „Sie ist aber auch ein Stillleben, sie Körperlichkeit und Berührung. „Das die künstlerische Weiterentwicklung ist ist im Vergehen. Noch ein paar Tepscher, berührbare Kunstobjekt interessiert mich sein optimales Umfeld: ein Leerstands- dann kann es schnell gehen.“ derzeit am stärksten“, erzählt Resinger. wohnhaus im 12. Bezirk mit rund zwanzig Für die Einreichung drehte er ein Ich setze mich instinktiv auf den Skate- Studios. „Das Haus gehört nur uns. Wir Musikvideo. Mit einem Bananenmodell boardstuhl, dem es die fragilen Holzbeine können hier machen, was wir wollen.“ Wir, in der Größe „eines kleinen Menschen“ wegdrückt, sodass ich gleich wieder hoch- das sind Resinger und seine Partnerin, die spazierte er durch Wien und erlebte springe. Resinger lacht. Dieser Prototyp Künstlerin Anny Wass, und weitere acht- ausflippende Erwachsene. Im Soundtrack zeige nur die Idee, erst das zweite Objekt zehn Künstler*innen verschiendener Nati- hört man seine Stimme „Ich wär’ gern erhielt einen stabilen geschweißten Unter- onalitäten. Alle zusammen bilden das lose erfolgreich ...“ Das ist Resingers Art, der bau. Mittlerweile benutzen rund fünfzehn Kollektiv „Dessous“. Hier wird diskutiert, Kunstwelt sein Konzept zu verkaufen. In Sammler diese „Ollis“ als Sitzmöbel. Also produziert und ausgestellt. In ein paar China stand die große Tigerbanane zuerst doch eine Serie? „Ja, auf Nachfrage schon. Jahren, wenn das Haus umgebaut wird, vor dem Museum und wanderte danach Der Unterschied zum IKEA-Sofa ist der, müssen alle wieder hinaus. Sie werden in das Innere. Die Wärter haben zu tun, dass dem die Seele abhandengekommen etwas Neues finden. Das Wandern ist Teil dass nicht zu viele Eltern ihre Kinder ist. Produkte wie diese hier besitzen eine von Resingers Künstlerdasein. Im März daraufsetzen und sie damit fotografieren. und sie schreien förmlich nach Körper- wird er 36 Jahre alt. Die Kontinuität ist ● Barbara Maier lichkeit und Berührung.“ seine Privatwohnung am Spittelberg und * 1961 in Gemmersdorf im Lavanttal, lebt in Klagenfurt, Kunsthistorikerin, Leiterin der Kulturagenden der Der paradoxe Einsatz einer Nase als seine Familie: die neunjährige Tochter und Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Leuchtobjekt oder Mini-Thronsessel regt deren Mutter. Von ihr stammt der Tannen- Sinne und die Diskussion an. Dafür hat er zapfen auf der Heizung. exakt nach der Vorlage seiner eigenen Resinger erzählt von seinem bisher Nase Riesennasen aus Styropor geschnitzt. aufregendsten Auslandsprojekt. Im Herbst „Mich zieht auch das Monumentale an“, 2019 verbrachte er einen Monat in Resi-

18 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Suse Krawagna ist, frei nach Paul Cézanne, eine Art „Registriermaschine der Sinneseindrücke“. Foto: Martin Rauchenwald

Farbräume Suse Krawagna. Kreative Ordnung statt kreativem Chaos.

Ein zeitgenössisches Kunstwerk sei viel- studierte, arbeitet im Sommer in einem geht die Entwicklung von einem Bild zum leicht immer dann schlecht, wenn es etwas ehemaligen Werksgebäude am Wörthersee nächsten.“ Es sind ästhetische und in glauben ließe, hat der französische Philo- – aber das ist eine andere Geschichte. Wien höchstem Maße auch politische Fragen, soph und Theoretiker der Postmoderne, ist ihr Lebens- und Schaffensmittelpunkt. die diese scheinbar unpolitischen Bildse- Jean-François Lyotard, einmal geschrieben. rien aufwerfen: Wie nämlich eine auch nur Suse Krawagnas Malerei will nicht glauben Vokabular. Ausgangspunkt für ihre künst- minimal veränderte Perspektive den Blick machen, sondern schauen lassen. lerische Forschertätigkeit ist immer die auf das Bild, auf das große Ganze bedeutet. Wahrnehmung: Anordnungen ähnlicher Kunstraum. Nur zwei Stockwerke liegen Dinge; Überschneidungen ausgebreiteter Bildtatsachen. „Der Maler“, sagte George bei der Malerin Suse Krawagna zwischen Wäschestücke; Handtücher am Strand; Braque, „denkt in Formen und Farben. Leben und Kunst, zwischen Wohnung und Objektdetails; oder, wie für ihre letzten Das Ziel ist nicht, eine anekdotische Tat- Atelier. Wobei: Das Atelier in dem elegan- Zyklen, Eindrücke ihrer Indienreisen: sache wiederzugeben, sondern eine Bild- ten, 1895 von Theophil Hansen und Lud- Farben, Drähte und Kabeln, die scheinbar tatsache herzustellen.“ wig Förster in der Praterstraße errichtetem ins Nichts laufen. Unterschiedliche Details Suse Krawagna stellt Bildtatsachen her, Haus mit dem imposanten, in rotem dieser Wahrnehmungen und Eindrücke elegant, unaufdringlich und gleichzeitig Marmor gehaltenen Stiegenaufgang hat kombiniert sie zu einem, ihrem, neuen eigentümlich zwingend, mit sicherem sie schon vor fast zehn Jahren bezogen; Vokabular, Form und Farbe kommen dabei Gespür für Farbe und Proportion und die Wohnung unterm Dach kam als Glücks- aus unterschiedlichen Zusammenhängen. Position. fall voriges Jahr dazu. Suse Krawagna ist, frei nach Paul Cézan- Der monochrome, pastellige Hinter- Ihr Kunstraum im zweiten Stock mit ne, eine Art „Registriermaschine der grund ist in dünnen und dünnsten Schich- Fenstern zum Hof ist hell, luftig und Sinneseindrücke“, an der Leinwand ver- ten präzise gemalt, peinture pure, mitun- bemerkenswert aufgeräumt. Eine kleine liert sich – und sie – jegliche Assoziation. ter ist dieser Farbraum verschliert, Küchenzeile. Ein Tisch. Ein paar Sessel. Sie spielt und malt und zeichnet sich in mitunter vertikal strukturiert, mitunter Eine Blumenvase. Auf einem schlichten ihren abstrakten, seriellen Arbeiten frei ohne Pinselabdruck, wie gespachtelt, eine Servierwagen Farben, Pinsel, Stifte. Gegen von dem, was sie in natura gesehen, was Art fast unsichtbares, auf jeden Fall die weißen Wände gelehnt und nach Grö- ihre Fantasie ursprünglich angeregt hat. domestiziertes Informel. Die erste Regel, ße (50x40; 150x130; 200x160) sortiert, Derzeit ist es die bauchige, runde Form, damit die Malerei die höchste und freies- die ebenso lakonischen wie geheimnisvol- die sie immer und immer wieder variiert, te Kunst werden könne, sei ihre Reinheit, len, analytischen wie poetischen Bilder. mit dickem Marker, mit Pinsel oder Kohle. postulierte Ad Reinhardt. Kein kreatives Chaos, sondern kreative Mitunter beschäftigt sie sich bis zu drei ● Andrea Schurian Ordnung. Klarheit und Ruhe: Das brauche Jahre mit einem Thema: „Mich interessiert aus Feldkirchen stammende, in Wien lebende, freie Autorin, langjährige Leiterin des Standard-Kulturressorts, sie zum Arbeiten, sagt die Künstlerin. am allermeisten die Entwicklung, wie Moderatorin (u. a. für den ORF-Kulturmontag oder die Suse Krawagna, geboren 1964 in Kla- etwas weitergehen kann. Auf dem jeweils 3Sat-Kulturzeit) und Filmemacherin (z. B. über Maria Lassnig oder André Hellers Paradiesgarten in genfurt, Rainer-Schülerin, die nach der letzten Bild baue ich das nächste auf. Marrakesch). Akademie der bildenden Künste zwei Natürlich fließt auch immer etwas von Jahre am Royal College of Art in London früheren Arbeiten ein, aber unmittelbar

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 19 Werkstättengespräch Werkstatt ist überall Ferdinand Neumüller im Porträt.

Ferdinand Neumüller. Foto: Maria Neumüller | Elfriede Jelinek. Foto: Ferdinand Neumüller

DIE BRÜCKE trifft den Fotografen Fer- einen Meter heruntergeschnitten und wie- dich eher als Handwerker oder eher als dinand Neumüller in seinem Atelier in der dreißig Aufnahmen gehabt hast. Also Künstler? Klagenfurt, und bevor noch das Aufnah- das war wirklich noch ein Werken. Das ist eine absolute Mischung. Also, metool am Smartphone in Gang gebracht Handwerk ist schon ganz gut, weil du vor ist, legt er schon los ... Und jetzt? der Aufnahme schon ganz anders denkst. Wenn ich „Werkstatt“ höre, dann denke Was jetzt Werken ist? In Wahrheit Jetzt kannst du ja draufdrücken und ich zuerst einmal an eine Autowerkstatt, bräuchte ich nicht einmal das hier [deu- irgendwas wird einmal. Aber man hat ja oder wenn du zu einem Schlosser kommst, tet auf den Atelierraum um sich herum]. damals begrenzt Material gehabt, Filme oder an eine Tischlerei. Was du brauchst, ist eine Kamera und von zwölf, vierundzwanzig, sechsunddrei- einen Computer, dann fährst du von einer ßig Aufnahmen, und da hat irgendetwas Also an etwas, wo richtig „gewerkt“ wird? Stätte zur anderen und werkst. Hier dabei sein müssen. Da hast du dir also bei Genau. herinnen passieren vielleicht fünf Pro- jedem Abdrücken allein schon aus finan- zent, der Rest wird vor Ort fotografiert, ziellen Gründen etwas überlegt. Und das Und das tust du nicht? das heißt, meine Werkstatt ist irgendwo war ein Vorteil. Das Schöne war, nachher Nein, das hab’ ich einmal getan. Wie es bzw. immer woanders. in der Dunkelkammer zu stehen. Zuerst noch Dunkelkammern gegeben hat, diese hat man einmal die Negative gehabt und analoge Geschichte. Da war es noch mehr Was hat dir besser gefallen, kannst du dann ist das Bild zum Vorschein gekom- Werkstatt. Gut, jetzt gibt es auch digitale das sagen? Oder wo liegen die Vorteile men, also das ist jedes Mal wie eine Werkstätten, Gedankenwerkstätten, wo von der einen, wo von der anderen kleine Geburt gewesen. Gedanken oder ein paar Ideen produziert Zugangsweise? werden – aber, das ist, glaub ich, nicht Der Vorteil ist, dass du im Prinzip kein Gibt es bei dir Präferenzen, was das der eigentliche Sinn einer Werkstatt. Atelier bräuchtest. Du bist vor Ort und Sujet betrifft? Du hast ja vieles gemacht, kannst gleich mit der Kundschaft arbeiten, aber immer wieder auch Architektur, Du empfindest also analoges und digi- oder mit dem Künstler, der seine Werke Landschaft und künstlerische Werke. tales Arbeiten als totale Gegensätze? nicht hertransportieren muss, nur weil Von der Thematik her komme ich eigent- Klar, das sind zwei verschiedene Sachen, ich da meine Geschichte aufgebaut habe, lich aus der Live-Fotografie. komplett. Früher hab’ ich hier drinnen das ist absolut mühsam. Viel leichter ist fotografiert, bin dann in die Dunkelkammer es für alle, ich fahre dorthin, mach’ meine Live-Fotografie? gegangen, irgendwann einmal mit einem Arbeit, kann sie theoretisch dort auch Ja, Personen, alles, was so draußen Bild herausgekommen, oder mit mehreren gleich fertig machen am Computer, und passiert, das ist eigentlich meine Lieb- Bildern, und alles war haptisch. Du hast dann fahr ich wieder heim. Also, was ich lingsgeschichte. Nicht der Rummel, das etwas halten können, hast noch ein ande- hier habe, das ist nur Luxus. ist nichts für mich, aber dieses Aufstöbern res Gefühl gehabt. Oder allein das Film- und ein bisschen ein Witz dabei. Ich habe Einspulen, wenn du Meterware gekauft Weil du den Werkcharakter, den hapti- jahrelang Theater fotografiert, das ist auch hast – zehn, zwanzig Meter Film – dann schen Charakter betont hast: Siehst du Live-Fotografie. Ich hab’ Fußball fotogra-

20 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 fiert, für die Zeitung, zehn Jahre drei Monate die Berufsschule Wie das? lang, Politik, Sport und den gan- besucht und die Gesellenprüfung Erzähl ich dir einmal bei einem Glaserl. zen Zauber. Und ein Fußballspiel ist, gemacht. Seitdem bin ich Geselle. wenn man es genau nimmt, wie eine Meister bin ich nicht geworden, weil ich Du kommst viel herum, hast Einblicke Theateraufführung. Du siehst, wie sich Meister gekannt habe, die Themen wie in andere Werkstätten, wie ist das, wenn das Ganze entwickelt, und irgendwann zum Beispiel die Theaterfotografie nicht man ein Atelier eines anderen betritt? ist ein Höhepunkt da. Dann muss man so gut umsetzen konnten wie ich es mir Ja, ein bissl ehrfürchtig ist das Ganze abdrücken. vorstelle, also warum sollte ich mich von immer. Es ist jeder verschieden, da gibt es denen prüfen lassen! [lacht] die angefüllten Ateliers, andere sind total Also du musst eigentlich viel wissen, clean und aufgeräumt, jeder Bleistift auf das Ganze verstehen ... Außerdem sind Lehr- und Wanderjahre seinem Platz, bei anderen gibt es da und Mitleben musst du, mitdenken, wie bei miteinander verbunden: Der Meister dort wieder ein bissl ein Durcheinander, jeder Arbeit. Das sollte auch jeder Hand- wird sesshaft, der Geselle bleibt unter- aber trotzdem eine Ordnung. Also, jeder werker tun. wegs ... hat so seine eigene Ordnung. Und irgend- So kann man das sehen. Ich lerne immer wo kommt das dann bei den Bildern halt Möchtest du mit deinen Fotos auch noch dazu. Viel fürs Leben und natürlich auch wieder heraus. Bei den konstruktiven Geschichten erzählen, ist dir das wichtig? für die Arbeit auch, weil du musst ja am Künstlern, die mit den Neuen Medien Ja, es sollte schon immer ein bisschen Ball bleiben. arbeiten, mit dem Computer, da ist wirklich eine Geschichte drinnen sein. Gestern alles picobello und straight. Und bei jenen, zum Beispiel bin ich über die Straße Was war das damals für eine Zeit in die dauernd malen oder zeichnen, schaut gegangen, da seh’ ich eine Bio-Tonne, aus Graz, wie war die Stimmung, gesell- es halt anders aus. Ich erlebe, dass viele der ein Drei-Meter-Christbaum herausragt. schaftlich, politisch, kulturell? zu wenig Platz für ihre Arbeit haben. Da Das ist auch eine Geschichte. Das waren die Anfangsjahre vom steiri- sind die Ateliers voll mit Bildern, dass du schen herbst, da waren die Plakate mit dich wunderst, dass die Künstler überhaupt Das ist in jedem Fall eine Geschichte, du dem Hosen-runter-Lassen, die Mistfuhren noch arbeiten können. Diese Orte haben hast gleich abgedrückt, nehme ich an? und lauter solche Aufreger, also das war aber eine Stimmung und diesen speziellen Na klar! Ob ich das irgendwann einmal ja irrsinnig spannend. Dann war da die Geruch. Farben riechen schon ganz eigen. brauche, weiß ich nicht, aber festhalten Architektur, der Domenig, der Huth, das tu ich es. Dann gibt es auch die grafischen, Forum Stadtpark und seine Literaten, die Sieht man das auf dem Foto? ganz ruhigen Sachen, also das Laub zum sind alle zu dieser Zeit groß geworden. Diese Stimmung zu übermitteln, das ist Beispiel, das ist, besonders im Herbst, wie Und ich hab’ Reportagen gemacht und eine Frage des Sich-hineinfallen-Lassens. Konfetti. Tausende Bilder gibt es. Also, damals schon mehr als fünfzig Prozent Du darfst aber die Künstler nicht stören, ich schau schon immer, bin immer foto- Kultur fotografiert, weil’s mich interessiert nicht zu nahetreten, du musst schauen, grafisch unterwegs. hat. Eines meiner Porträts, von der Elfrie- wie weit es der andere zulässt. Sie sind ja de Jelinek, zählt heute noch zu meinen alle sehr sensibel. Es gibt auch die, die bei Du kannst gar nicht anders? persönlichen Highlights. der Arbeit überhaupt nicht fotografiert Ja. Und werde es auch machen, bis ich werden wollen und nur fürs Foto den nicht mehr schauen kann. Wie war der Schritt nach Kärnten? Pinsel halten. Das merkt man dann aber Ich hab’ im Latium die ersten europäi- auch am Ausdruck ihrer Konzentration Kannst du sagen, wer dich beeinflusst schen American-Football-Meisterschaften im Bild! hat, wie du zur Fotografie gekommen fotografiert, mit zwei Kollegen aus Graz. bist? Und beim Heimfahren bleiben wir am Wann fühlst du dich frei? [überlegt] Im Gymnasium. Da haben mir Reisefo- Wörthersee stehen, hupfen hinein, und Wenn man einige Dinge nicht mehr so tografen unheimlich gefallen. Ich hab’ mir das ist so schön und vor allem sauber ernst nehmen muss, ist dann doch ein dieses Timelife-Magazin mit den tollen gewesen! Zwei Jahre später kommt eine gewisser Grad von Freiheit erreicht? Reportagen angeschaut und mir gedacht, Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, bei einem Das kommt mit dem Alter. [schmunzelt] so möchte ich unterwegs sein: kennenler- Redaktionsaufbau [Anm.: der Kronen Zei- nen, schauen, das Ganze umsetzen. Zum tung] als Fotograf mitzuhelfen, mit zu Glaubst du nicht, dass du immer schon Teil ist es ja aufgegangen, nur, wenn du pushen. Ich hab’ mir das überlegt und das so warst? dauernd unterwegs bist, ist es auch nicht war’s. Und dann hab’ ich meine Frau Eingereiht hab’ ich mich nirgends, bis mehr lustig. Und ich war ziemlich viel kennengelernt, gleich nach vier Monaten, heute nicht. Also, bei einer komplizierten unterwegs. und das war’s. [lacht] Und jetzt sind es, Arbeit fühl’ ich mich frei, wenn ich für warte, sechsunddreißig Jahre. die Familie kochen kann, oder für Freun- Nach der Schule? de, wenn ich einen Bauern kennenlerne, Während der Schule. Ich habe die Schu- Hast du es jemals bereut? der gute Produkte macht. Oder wenn ich le abgebrochen, ich hab’ ja schon ziemlich Nein, überhaupt nicht. Und das, obwohl bei einem abstrakten Bild ein Kribbeln gut verdient. der Landeshauptmann Wagner mich ein- bekomme. Das Leben genießen, schauen, mal wegen eines Fotos des Landes ver- umsetzen, das ist es eigentlich, worauf Du bist also Autodidakt? weisen wollte. Und Christof Zernatto es ankommt. Ja. Naja, nicht ganz: Früher musste man wollte das Kärntenbuch von Bertram ● Katharina Herzmansky im Reisepass den Beruf angeben, und Steiner und mir nicht ankaufen, weil es Mitarbeiterin der Kulturabteilung des Landes, literarischer BRÜCKEnpfeiler. damit da was steht, hab’ ich extern für ihm zu politisch war.

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 21 Bildhauer Johann Feilacher. Foto: Martin Rauchenwald

Basisformen und Arche- typen. Aus den massiven Baumstämmen befreit er sowohl geometrische Basisfor- men als auch Archetypen wie in den Serien Shields und Tools, in denen er sich auf Formen archaischer Werkzeuge bezog. Durch das Einschneiden serieller Struktu- ren fächert er massive Holzblöcke auf oder verwandelt schwere Eichenhölzer, wie in der Werkgruppe Cutted, in filigran wirken- de, sich öffnende Säulen und Monolithe. Eine eigene Serie bildet auch die Werk- gruppe der Schlichtungen, in denen er die Tradition der Holzstapel im Kärntner Gail- tal aufnahm. Das Material stellt dabei das verbinden- de Feld dar, in dem sich diese Formen konstituieren. Es besitzt an sich bereits eine große Wirkung, die es für den Künst- ler einerseits zu respektieren, aber auch zu durchbrechen gilt. Viele seiner Skulp- turen folgen der gewachsenen Struktur des Baumstammes. Dessen abstrakte Qua- lität wird durch den künstlerischen Ein- griff in den Vordergrund gerückt, indem der Künstler Form wie auch die Oberflä- chenstruktur betont. In den aktuellen Arbeiten, die im Atelier, Der Skulpteur aber bis 29. Feber auch in der Wiener Gale- rie Artecont in einem Dialog mit der Male- Ein Ortsaugenschein bei den rei von Maria Moser ausgestellt sind, greift plastischen Künsten Johann Feilachers. Johann Feilacher viel radikaler in die Ober- fläche des Holzes ein. Die mittels Kettensä- ge gekonnt gesetzten Schnitte zerfurchen Ein ehemaliger Gutshof in Hausleiten in Erweiterung der Werkstoffe im Medium das Holz und dringen zuweilen tief in das Niederösterreich ist Atelier, Lager und der Skulptur das Holz mit großer Konse- Material ein und legen den Kern des Stam- zuweilen auch Ausstellungsraum des quenz in den Mittelpunkt stellen. Ein mes offen. Ein Akt der Zerstörung, den Bildhauers Johann Feilacher. Ein beson- Statement für die Haptik und Sinnlichkeit Johann Feilacher durch das Brennen der derer Ort, der bereits im 14. Jahrhundert eines Materials, das im Zeitalter der „Digi- Oberfläche noch verstärkt. Neben der Lust Erwähnung fand und im 16. Jahrhundert talen Moderne“ wieder in den Fokus rückt. an diesem expressiven Eingriff sieht er durch die Grafen von Hardegg ausgebaut Der Raum in dem Feilacher seine Skulp- diesen Prozess auch als Metapher, in der wurde. Vom ehemaligen Glanz dieser turen aufstellt ist dabei stets eine Dimen- aus dem Akt der Zerstörung – wo durchaus Herrschaft ist heute kaum mehr etwas zu sion, die der Künstler als Faktum ansieht, auch alte Arbeiten daran glauben müssen sehen. Doch besitzt der Hof mit seinem den es gilt einzubeziehen, sodass ein – wieder etwas Neues entsteht. Allerdings umgebenden Areal ein besonderes Flair, definiertes Miteinander entsteht. Erfah- wahrt selbst hier Feilacher stets eine gewis- nicht zuletzt durch die Skulpturen, die im rung damit hat er genug, stehen seine se Struktur und Ästhetik. Die ehemaligen Freiraum stehen und die Hölzer und Arbeiten doch in den bedeutenden euro- Baumstämme formen sich zu neuen Sinn- Baumstämme, die Feilacher hier lagert päischen wie amerikanischen Skulpturen- gebilden, denen eine gewisse Archaik allein und die es zu bearbeiten gilt. Ein ideales parks. Feilacher verwendet Hölzer, die von schon durch das Material und das Brennen Atelier für einen Bildhauer, der in großen Bäumen stammen, die aufgrund von Sturm- mit Feuer innewohnt und die sich – wie alle Maßstäben denkt und arbeitet. schäden, Alter, Krankheit oder Blitzschlag Skulpturen Feilachers – unmissverständlich gefällt wurden. Durch den künstlerischen in den Raum einschreiben. Werkstoff Holz. Feilachers Material ist Eingriff werden sie aus dem „Kreislauf des ● Silvie Aigner das Holz, auch wenn es zuweilen Objekte Vergehens“ herausgenommen und in einen * 1965 in Wien, Kunst­historikerin, Autorin und Kuratorin im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Kultur für mit Metall und Kunststoff gab. Damit neuen Kontext gesetzt. Die Widerständig- internationale und österreichische Museen und Samm- gehört der 1954 in Kärnten geborene keit oder Verletzlichkeit des Materials wird lungen, Chefredakteurin der Kunstzeitschrift PARNASS. Künstler mit David Nash oder Karl Manfred dabei ebenso einbezogen wie die Verän- Rennertz zu jenen international agierenden derung des Holzes durch die verschiedenen Bildhauer*innen, die trotz der radikalen Witterungseinflüsse.

22 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Radikaler Selbstbezug findet in der Herstellung von Bildwelten statt. Fotos: Michelitsch, Steininger „Wie gibt es mich?“ Katarina Michelitschs Selbstbezug im optischen und semantischen Reiz.

„Werkstatt“ – wo findet das „Werk“ statt, dergestalt zur Entspannung verpflichten, mental. Nicht der Wiederholung eines wo hat es statt, im stillen Kämmerchen, dass niemand erfahren oder wissen wird, original konstituierten Formats folgend, dem weltabgeschiedenen Refugium, im wie er sich wirklich fühlt, weil allein schon sondern immer die Frage herausfordernd, white cube and right cube? Atelier-Roman- genügt, die versprochene Wirkung im wo und wie befinde ich mich vor meinem tik und Genius-Fantasie mögen noch so Rahmen romantischer Angebote als öko- und im Auge der anderen. Fiktionale beschwören, dass die Welt draußen sei nomischen Wert schätzen zu müssen. Identität? Identische Fiktion? Die an den – mitnichten. Für Katarina Michelitsch Seriell, in Posen, Gesten und wandelnden Oberflächen der Körperhüllen abzuprallen vollziehen sich Projekte und Projektionen Outfits, fokussiert sie (sich) auf ausschließ- scheint wie am eigenen Anspruch, sich zwischen Internet und Zeichenstift, Screen liche Selbstdarstellung: Ich bin: mein konventioneller Musterung zu entziehen. und Wand, Erfahren und Empfinden, Motiv, mein Antrieb, mein Sujet – Selbst- Das eigene Selbst im performativen Setting Denken und Machen: mittelbar, unmittel- vergewisserung in selten frei wählbaren in Frage zu stellen, während es sich doch bar in und an der Welt, in Ausschnitten, Vernetzungen und Kombinationen. verkörpert präsentiert, heißt für Katarina Maskeraden, Überblendungen: In den variablen Inszenierungen ihrer Michelitsch zu ergründen, wie die der selbst richtet sie den phänomenologischen Physis inkorporierten Normen und Nei- ut ars ut labor Blick auf sich im Angesicht einer Welt, die gungen sichtbar werden. Das Misstrauen wie die Kunst so die Arbeit sich ihr und der sie sich in Fragmenten gegenüber der eigenen Voreingenommen- ut pictura ut officina anbietet: Too much for fun, too many infor- heit begegnet der Bias im Urteilsvermögen wie das Bild so die Werkstatt mations, what’s right, what’s wrong, what’s der anderen, verbunden mit der Beunru- ut imago ut ars true? Was wird als vorgegeben anerkannt, higung, mit objects of fear etwas Halluzi- wie die Vorstellung so die Kunst was lenkt die Entscheidungen für Rele- natorisches oder Illusionistisches vorzu- vanz? Regeln suchen, akzeptieren, Regeln führen. Die Angst ist bunt. Ut ars ut imago. Wie verhalten sich Schablonen und Eigen- aufstellen. Mit ihrer Einsicht in Fluktua- Schrill, schräg, ein wenig Camp, poppig. tümlichkeit, Konvention und Individuali- tion, Verschleiß und Verbrauch macht sie tät? Collagen, Schnitte, Montagen und radikale Repräsentations-Skepsis geltend. Katarina Michelitsch, geboren 1992 in Verknüpfungen, zum Prinzip erhoben, Inhalte und Bezüge variieren wie Erschei- Klagenfurt, lebt in Wien, studiert an der gewichten ihr die Frage zur Anrufung: nungen selbst. Intensive Recherche im Akademie der bildenden Künste bei Mar- „Wie gibt es mich?“ exaltierten Ego-Design fördert Objekte tin Guttmann (Clegg and Guttmann) und jeweiliger Neugier, Interessen, Beliebig- absolviert die Facharzt-Ausbildung für Motiv, Antrieb, Sujet. Auf das Stichwort keiten und Befindlichkeiten zutage. Das Kinder- und Jugendpsychiatrie und psy- „soft mass“ reagiert Google mit einer projektive Abbilden ersetzt ein Objekt chotherapeutische Medizin. üppigen Fleischberg-Abbildung. Katarina durch das eigene Bild, den radikalen www.katarinamichelitsch.com Michelitsch entfremdet das Feel good- Selbstbezug durch optischen und seman- ● Jutta Steininger Offert zur Schlemmerei durch Dekor mit tischen Reiz. Lichtstimmungen akzentu- Kunsthistorikerin, Lektorin an der Alpen-Adria-Universität in den Bereichen Bild-, Medien- und Kulturwissenschaft, Figürchen und Blümchen. Auch im Ver- ieren phänomenal und metaphorisch, Gender. weis auf jene Wellness-Versprechen, die visuell und kategorisch, sinnlich und

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 23 edition B kunst.aus.druck Daniel Hosenberg nurse Foto: Daniel Sostaric Daniel Foto:

Der 1985 in St. Veit an der ausgesuchten Details in ein großes Format berg unterschiedliche Techniken und Glan geborene und in Wien überträgt und damit deren Flüchtigkeit verwischt die Grenzen von Malerei und lebende Künstler Daniel unterbindet, manifestieren sich diese industriellen Drucktechniken. „Als Basis Hosenberg besticht durch eine scheinbar unbedeutenden Ausschnitte als dienen sämtliche vorstellbare Bildwerke erfrischende, figurative Malerei, Ikonen der heutigen Zeit. Bewusst wählt – vom Familienalbum über Social Media die genügend Spielraum für eigene Inter- er herkömmliche Industrieplanen als Trä- bis zu Film und Fernsehen“, so der Künst- pretationen lässt. Daniel Hosenberg, der germedium, „nicht nur um Lagerprobleme ler. „Vom eigenen Werk bis zum fremden an der Hochschule für bildende Kunst in zu lösen und mit einer ganzen Ausstel- Werk. Der Ausschnitt wird erneut foto- Hamburg studiert hat, wählt bestimmte lung unter dem Arm reisen zu können grafisch reproduziert, digital bearbeitet, Ausschnitte aus Filmen, Fotos, Zeitschrif- – sondern auch weil sie eine eigene gedruckt und als letzter Schritt übermalt. ten oder Social-Media-Accounts als Abbild Konnotation und Ästhetik haben, die in Nicht eindeutig ist hierbei, wo das Gemäl- einer allgegenwärtigen und globalen Bil- die Zeit passen. Es ist ein robustes und de anfängt und der Druck aufhört, eine derflut aus und überträgt diese auf groß- widerstandsfähiges Material, das vor Symbiose entsteht.“ Daniel Hosenberg formatige Industrieplanen. Dabei handelt allem in der Transport- und Werbebran- selbst bezeichnet seine Arbeiten als es sich um kleine Details unserer media- che verwendet wird, das Hosenberg „symbiotische Übermalungen“. Es ist len Welt, die vom Künstler sorgfältig >upcycelt< und es mit Kunst aufwertet“, wohl zum einen die Verschmelzung aus sondiert werden, in dem Übertrag in die so Ulli Sturm zum Trägermaterial des Bildvorlage und Neuinterpretation zum Malerei eine besondere Wertigkeit erlan- Künstlers. anderen die der Materialien: Bildvorlage, gen und damit generell als Zeichen der Daniel Hosenbergs Arbeitsweise zeich- Fotografie, Druck und Malerei. Zeit stehen. Es sind Ausschnitte von Bil- net sich durch einen kräftigen Strich und dern, die uns allen bekannt sind: zumeist satte Farben aus, wobei die dar- nurse. Ein ständig weiterwachsendes Häuserfassaden, Straßenszenen, Porträts, gestellten Szenen oftmals etwas unscharf Sammelsurium von privaten und öffent- Urlaubserinnerungen, Leuchtschriften wirken. In den ausgewählten Ausschnitten lich verfügbaren Bildern, die sich der oder Reklametafeln. Nicht verortbar oder selbst hebt der Künstler markante Details Künstler laufend aneignet, gibt dabei exakt einzuordnen, sondern eben allge- hervor, der Hintergrund wird oftmals Einblick in die heutige Lebenswirklich- meingültig. Bekannt aus den eigenen unklar belassen, löst sich sinnbildlich für keit. Wo genau Daniel Hosenberg das Foto Schnappschüssen, aus Instagram-Fotos, die „Schnelligkeit unserer Wahrneh- der „nurse“ aufgefunden hat, ist nicht Facebook-Einträgen, Videonachrichten mungsmechanismen oft vollkommen auf“. wesentlich, genauso wie die Frage, ob die oder vertraut durch Werbung, Fernseh- Dadurch fokussiert der Künstler auf Unge- Situation einer fiktiven oder realen Grund- sendungen, Serien oder Nachrichten. Und sehenes, schafft etwas völlig Neues und lage entspringt. Das Porträt der sich obwohl es sich nur um Details handelt – ermöglicht eine Neuinterpretation. „Seine abwendenden Frau bekommt in der über- oder gerade weil – vergrößert sich deren Szenen sind radikal beschnitten, wirken lebensgroßen Wiedergabe auf der Indus- Wiedererkennungswert. Denn die Szenen unprätentiös unspektakulär und beliebig, trieplane einen ganz eigenen, geheimnis- werden austauschbar, stehen generell für vielleicht bleibt der Blick gerade deshalb vollen Charakter. Die tatsächliche Größe die uns zu zigtausenden umgebenden an ihnen hängen. Er gibt nicht vor etwas der Malerei zeigt sich in der Atelierfoto- Bilder im realen wie auch im virtuellen von Bedeutung darzustellen, vielmehr grafie im Vergleich zum Maler. Sowohl Raum. wird man selbst zur stillen Augenzeugin die „nurse“ als auch deren „Schöpfer“ ganz banaler und intimer Begebenheiten. sind ihren Arbeitskontexten zuordenbar: Eine Ahnung, bestenfalls. „Wir sehen Durch den extremen Ausschnitt, den er die Krankenschwester offenkundig durch jeden Tag tausende Bilder. Peripher strei- wählt, verschiebt er subtil die Bedeutungs- ihre Arbeitsbekleidung, der Künstler fen sie uns. Tangieren kurz, verschwinden ebenen. Er setzt Akzente und Prioritäten durch sein Künstleratelier. Wir haben aber in der Geschwindigkeit, in der sie und konstruiert damit die Szene neu“, gelernt, die Bilder zu lesen, eh klar! erscheinen. Was bleibt? Eine Ahnung, bedeutet Ulli Sturm. ● Nora Leitgeb bestenfalls“, so beschreibt Daniel Hosen- Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin für zeitgenössi- sche Kunst, Graz und Klagenfurt; derzeit: Ausstellungs- berg seinen Zugang zu den ausgewählten Symbiotische Übermalungen. In einem management & Pressearbeit im Museum Moderner Szenen. Indem der Künstler die kleinen, eigenen Verfahren mischt Daniel Hosen- Kunst Kärnten.

24 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Daniel Hosenberg: nurse | 2019 | Acrylfarbe auf bedruckter PVC-Plane | 200 x 135 cm. Foto: Daniel Hosenberg Auf der Dachterrasse der Opernmusik Die Werkstätten des Opern- und Konzertsängers Alexander Kaimbacher erstrecken sich über die Dächer Wiens und die Grenzen realen Raumes hin zu virtuellen, musikalischen Welten. Foto: Markus Ertl

Klanggewaltig, ausdrucksstark vens „Fidelio“ am Théâtre des einzuschärfen: „Interpretiere nicht jeden und unversöhnlich hallt Georg Champs-Élysées in Paris. Sein einzelnen Ton. Stell dich hin und sing Friedrich Händels Oratorium Repertoire spannt sich von den einfach.“ Doch Kaimbacher interpretiert „Israel in Egypt“ an einem Sonn- lyrischen Partien Mozarts und bis heute und nimmt seine musikalischen tagabend von der Bühne hinauf zu Brittens bis hin zu Charakterpartien Einsätze stets mit dem iPhone auf. Diese den Kassettendecken und hinfort zu den von Wagner und Strauß. Zudem zeigt er Aufnahmen hört er sich an, bei Fahrten Karyatiden des Großen Saals des Wiener sich begeistert von Kompositionen der mit der Straßenbahn, beim Kochen, auf Musikvereins. Er gilt als das Kronjuwel Neuen Musik. der besagten Dachterrasse oder sonst wo: unter den Konzertsälen dieser Welt. Vor „So lerne ich, das ist meine virtuelle Werk- 150 Jahren, am 6. Jänner 1870, erklang Die Dachterrasse als Werkstätte. Die statt. Stundenlanges Einsingen, Skalen inmitten dieser architektonischen Anmut Tagesgestaltung vor seinem Schritt auf die üben, das war einmal.“ dessen Eröffnungskonzert und legte den Bühne änderte sich über die Jahre nahezu Musik ist für Alexander Kaimbacher Grundstein einer Werkstätte der in sich vollständig: „Als unerfahrener Sänger allgegenwärtig. „Meine Stärken liegen in verschmelzenden Akustik, Schönheit und bereitete ich mich ausgiebig vor und der deutschen Sprache und der Textdeut- zeitlosen Eleganz. Wer hier singen durfte, machte Yoga.“ Heute putzt er lieber die lichkeit. Die Zuhörer*innen müssen den hat Blut geleckt – wie Tenor Alexander Wohnung oder topft seine unzähligen Text verstehen können, was oft einen Kaimbacher. Er beschritt die Bühne des Pflanzen auf der geräumigen Terrasse hoch Grenzgang zwischen Schöngesang und Goldenen Saals bereits zwei Dutzend Male. über den Dächern Wiens um. 108 Töpfe Chansons darstellt.“ sind es an der Zahl – für ihn körperliche Künstlerischer Freigeist. Dem gebürtigen Arbeit und Ausgleich, die helfen, abends Kathedrale des Klangs. In andere Welten Villacher war Zeit seines Lebens bewusst, gut zu singen. „Ich übe nicht. Wenn ich abtauchen, das schafft Kaimbacher, indem dass seine Passion der Musik geschuldet neue Noten erhalte, spiele ich mir diese er den Weg in die Berge sucht. Dort findet ist: „Ich wollte immer schon Sänger wer- auf der Blockflöte oder dem Klavier vor, er neue Inspiration. „Als gebürtiger Kärnt- den.“ Dass die Branche beinhart ist, daraus ansonsten geht es um das Memorieren ner nicht sehr überraschend“, wie er macht er keinen Hehl. Genauso wenig wie und ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Du schmunzelnd hinzufügt. Mit dieser Lei- aus der Tatsache, dass er liebt, was er tut: musst bereit sein, wenn’s kommt.“ So wie denschaft ist er allerdings eher alleine, „Ich lebe von meinen Auftritten nun seit an dem einen Vormittag, als er just den weder seine Frau noch seine drei Kinder 22 Jahren und habe noch keine einzige Anruf aus dem Wiener Musikverein mit konnte er bis dato dafür begeistern. Für Vorstellung je abgesagt.“ Weil die Kons- der Bitte erhielt, ob er nicht in einer knap- die Musik brennen hingegen alle, die drei titution, die man dafür braucht, vorhanden pen Stunde für Felix Mendelssohn-Barthol- Buben singen aktiv und standen bereits ist und „der Kopf mitspielt“. Zu alledem dys Oratorium „Elias“ einspringen könnte. gemeinsam mit dem Vater auf der Bühne. gesellt sich die unausweichliche Tatsache, „Auf solche Momente kannst du dich nicht Momente, die unvergessen sind. Weil der dass man als freischaffender Sänger von vorbereiten. Solche Dinge musst du durch- eigene Körper laut Kaimbacher „wie eine seinem Tun leben muss. Seine sicheren ziehen. Auch wenn dir zunächst die Kinn- Kathedrale ist, die zum Erklingen gebracht Anstellungen an der Wiener und an der lade runterfällt. Wie die große Mezzosop- werden will“. Seine Kathedrale ist voll des Bayerischen Staatsoper ließen diese Sorge ranistin Christa Ludwig zu sagen pflegte: Klanges. Musik zum Abschalten gibt es zwar verschwinden, rissen aber parallel Richtig disponiert ist man nie, es stimmt für ihn so gut wie nicht. Mit Ausnahme ein großes Stück der künstlerischen nie alles. Und wenn alles stimmt, dann computergenerierter, psychedelischer Freigeistigkeit mit sich. „Dann schon hast du vorstellungsfrei.“ Musik. „Diese versetzt mich in andere lieber freischaffend, ohne fixes Gehalt.“ Welten. Und ich liebe Reinhard Mey.“ Weil alles relativ ist. Seine freiberuflichen Selbstkritik via iPhone. Selbstkritik ist ● Sabine Ertl Opernengagements führten ihn quer durch Kaimbachers steter Begleiter. Der verstor- Die Autorin arbeitet als freischaffende Journalistin und Texterin in Kärnten und über dessen Grenzen hinaus. Europa und darüber hinaus. Gemeinsam bene Musiktheater-Regisseur und Opern- mit Jonas Kaufmann sang er etwa Beetho- direktor Robert Herzl versuchte einst, ihm

26 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Laborcharakter Eine Momentaufnahme aus den Filmwerkstätten von Elsa Kremser.

Elsa Kremser mit Kollegen beim vom Dreh von Space Dogs. Foto: Raumzeitfilm

Elsa Kremser, 1985 geboren in Wolfsberg, de mit hohen Decken und Fenstern, die Metropole Moskau, täglich ums Überleben studierte zuerst Filmwissenschaft an der einem das Gefühl geben, „mehr Raum zu kämpfen. Universität Wien und anschließend an haben“. Am aufregendsten und auch am Die gesellschaftspolitische Ebene des der Filmakademie Baden-Württemberg. schönsten ist für Kremser der Dreh selbst, Films liegt einerseits in der neuen Pers- Sie hat als Autorin und Produzentin obwohl dieser nur einen kleinen Teil des pektive auf die kapitalistische Stadt, die bereits eine Vielzahl von Kurz- und Doku- gesamten Schaffensprozesses von einem die Zuschauer*innen durch den Blick der mentarfilmen realisiert, die weltweit Film ausmacht. Etwa neunzig Prozent der Hunde erhalten und andererseits in der gezeigt und ausgezeichnet wurden. Arbeitszeit verbringt sie am Schreibtisch. träumerischen Hoffnung, den Weltraum Gemeinsam mit Levin Peter gründete sie Kremser betont, dass ein Film wie Space für alle zu öffnen. Politisch ist dabei nicht im Bestreben um Unabhängigkeit und Dogs ein unglaublich aufwendiges und nur der Film selbst, sondern bereits die größtmögliche künstlerische Freiheit 2016 intensives Gemeinschaftsprojekt ist. Über Arbeit des Filmteams. Um die Moskauer die Produktionsfirma „Raumzeitfilm“. Mit sechzig Personen waren beteiligt und es Straßenhunde erfolgreich begleiten zu Space Dogs, ihrem Regie-Debüt, gewann gab viele unterschiedliche Phasen in der können, kam es immer wieder zu Kontak- das Duo bei der Viennale 2019 den Wie- insgesamt vierjährigen Arbeit. ten mit den Underdogs der Gesellschaft, ner Filmpreis. Sich beim Arbeiten den die sich die kalten Straßen mit den Hunden „Labor-Charakter“ erhalten zu können, Das dokumentarische Märchen Space teilen. Illegale Arbeiter*innen und Obdach- ist ihr wichtig. Als sich die Raum­ Dogs erzählt von der Moskauer Straßen- lose waren wichtige Ansprechpartner­ ­ zeitfilmer*innen nach Moskau begaben, hündin Laika, die 1957 in einer Raumkap- *innen. um Space Dogs zu drehen, wussten sie sel als erstes Lebewesen ins Weltall nicht, was im Zuge dieses Projektes ent- geschossen wurde, beim Wiedereintritt in Derzeit arbeitet Elsa Kremser gemeinsam stehen würde ... die Erdatmosphäre verglühte und seitdem mit Levin Peter an Dreaming Dogs and „als Geist durch die Straßen Moskaus Barking Men, dem zweiten Teil der geplan- Innovatives und radikales Kino. „Ich streift“. In diesen Straßen hat sich das ten „Hunde-Trilogie“, sowie am Drehbuch fühle mich dem innovativen, radikalen Filmteam einem Rudel Straßenhunden für ihr Spielfilmdebüt „Der grüne Wellen- Kino verpflichtet“, erzählt die Wahlwie- angeschlossen, das es mit der Kamera sittich“ (Arbeitstitel), in dem es um das nerin. Elsa Kremsers Filme sind experi- begleitete. Die Richtung gaben dabei die Leben eines Obduktionsassistenten gehen mentell und schöpferisch, ohne jedoch Hunde vor. wird, der eine Frau kennenlernt, die sich unzugänglich oder elitär zu sein. Für Space Die Dokumentation berichtet vom ent- den Tod wünscht. Dogs nahmen sie und Levin Peter sich viel fremdeten Verhältnis zwischen Mensch ● Daniel Gönitzer Zeit und drangen tief in die Materie ein. und Tier. Die Darstellung der Hunde * 1994 in Wolfsberg, Philosoph und langjähriger Kultur­ arbeiter im Wolfsberger Kulturverein Container 25. Sie verbrachten viele Tage mit den Hunden dekonstruiert die allgemein gültigen Bil- in den Straßen von Moskau, suchten aber der von Hunden als verniedlichte Haus- auch immer wieder Kontakt zu Wissen­ tiere, beste Freunde, treue Begleiter oder film.tipp schaftler­*innen und Expert*innen, die Kinderersatz. Das schafft der Film durch Space Dogs startet am 3. April in den österreichischen Kinos. dem Film eine außerordentliche Intensität Archivaufnahmen von Laika, in welchen verleihen. Die Werkzeuge einer guten sie als wissenschaftliches Versuchsobjekt Filmemacherin sind vielfältig: Neben Kre- verschiedenen Tests unterzogen und ativität und Offenheit sind Neugier, Detail- schließlich dem Weltall geopfert wird, verliebtheit, aber auch Durchhaltevermö- sowie durch die Darstellung der wilden gen nur ein paar der erforderlichen Moskauer Straßenhunde, die zwar frei Eigenschaften. von menschlicher Disziplin und Befehlen leben, doch in der unfreien, von Menschen Filmwerkstatt. Für ihre Büroräumlich- geschaffenen zweiten Natur, den Straßen keiten bevorzugt Kremser betagte Gebäu- der durchkapitalisierten gigantischen

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 27 Architektur als ein identitätsstiftendes Ganzes Die Nahversorger Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger.

Versteckt im Extrazimmer des heimeligen schiedliche Bauaufgaben wie die mit dem Ort und persönlichen Gartenateliers von Eva Rubin – einem Sanierung des Millstätter Sprung- Reflexionen zum Thema Natur- traumhaft entrückten Ort, nicht weit vom turms aus den 1930er-Jahren, jeweils raum. Am Ende mündeten die Über- Klagenfurter Zentrum – haben sich Sonja ein Schul- und Kindergartenumbau sowie legungen der Studierenden in konkrete Hohengasser und Jürgen Wirnsberger seit mehrere Bauten für die Landwirtschaft Entwürfe, die im Architektur Haus Kärnten kurzem, neben ihrem Büro in Spittal, einen auf das Konto der architektonischen Nah- ausgestellt und diskutiert wurden. Der kompakten Arbeitsraum eingerichtet. Am versorger. Die Resultate wirken nie hin- Prozess spülte viel über die Geschichte Besprechungstisch steht ein handgefer- geworfen, sondern stets präzise gesetzt, dieses Naturreservats aus der Retorte am tigtes Kartonmodell. Die Gemeinde Lendorf einer Philosophie des kleinstmöglichen Fuße des Kreuzbergls an die Oberfläche. bei Spittal soll ein neues Gemeinschafts- Eingriffes verpflichtet. Einen kongenialen Das Erzählen der jeweiligen Objektge- haus bekommen. Partner haben die beiden in den Betreibern schichte läuft nicht nur in der Lehre par- der Kaslab’n gefunden. Die genossen- allel mit. Historische Zusammenhänge Architektur als Kitt lokaler Gemein- schaftlich betriebene Schaukäserei mit werden auch bei vermeintlich banalen schaft. Auf den ersten Blick fällt die Hofladen, mitten in den Nockbergen, ist Aufgaben im Büro mit recherchiert und dreistöckige Miniatur durch den sensibel die zentrale Rohmilchabnahmestelle für weitererzählt. So erfährt man in den reich in den Hang gesetzten, zurückhaltenden zwanzig Bauernhöfe aus der Umgebung. bebilderten Projektdokumentationen, dass Baukörper auf. Unten Platz für den Fuhr- Es verwundert kaum, dass der schlichte das Haus, in dem sich der Kindergarten park der Feuerwehr, oben Raum für Schu- Holzbau mit den großzügigen Ein- und Unterach befindet, ein zentrales Motiv für lungen. So weit, so unspektakulär. Ein Durchblicken, in den letzten Jahren zu Gustav Klimts Attersee-Gemäldeserie war. zweiter Blick offenbart die feinen Unter- einem beliebten Ausflugsziel geworden Oder, dass der Sprungturm am Millstät- schiede im Vergleich zu gewöhnlichen ist. Nichts wirkt nostalgisch verklärt. Die tersee in den Anfangsjahren eine touristi- sogenannten Rüsthäusern. Der schnöde Technik wird nicht versteckt, sondern als sche Attraktion darstellte, die gemeinsam Schulungsraum, meist wie eine Dachkam- Teil des Fertigungsprozesses gezeigt. Das mit dem Strandbad überregionale Bekannt- mer ausschließlich über endlos lange Raumprogramm der Lab’n entfaltet dar- heit erlangte. Das Mitliefern dieser sehr Treppen erreichbar, wird über einen eige- über hinaus außerschulische pädagogische spezifischen Geschichten bettet die Archi- nen Eingang „rückseitig“ zum stufenlos Qualitäten für alle Altersstufen. Hier trifft tektur erst in ein identitätsstiftendes Gan- erreichbaren Wohnzimmer für den Ort eine alternative Wirtschaftsform auf eine zes ein. Die Interventionen von Sonja aufgewertet. Die Schaffung und Erhaltung Art zu bauen, die den Kern der Sache trifft Hohengasser und Jürgen Wirnsberger sind öffentlicher Räume, ein vieldiskutiertes und dabei ohne Übertreibungen Reifungs- Kostproben einer geschmackvollen, Thema in Städten, bringen Hohengasser prozesse an Produkt und Bauwerk sichtbar umweltverträglichen Architektur für die und Wirnsberger mit einfachsten Mitteln macht. Nebenbei: Auch eine Architektur- Region, die nicht nur in Kärnten Hunger für die Region ins Spiel. Die Öffnung in praxis braucht Zeit zum Werden. Deshalb auf mehr macht. Zum Weitererzählen und mehrere Richtungen schafft darüber hinaus stellen Hohengasser und Wirnsberger Weiterempfehlen. die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel Kooperationen über unbedingtes und ● Lukas Vejnik der Europäischen Union zur Stärkung des rasches Wachstum des eigenen Büros. * 1988, aufgewachsen in Bad Eisenkappel/Železna Kapla, geht mit den Mitteln der Architektur aus der Architektur ländlichen Raums zu erhalten. Das Ergeb- hinaus und stößt dabei auf verborgene Lebensräume und nis ist ein leichtfüßiger Entwurf mit Wechselwirkungen. Neben dem gemein- Alltagspraktiken. Modellcharakter für alle Gemeinden ohne samen gründlichen Feilen an ausgewähl- Veranstaltungsraum, bei gleichzeitig stetig ten Aufgaben ist die Lehre am FH-Campus Eine Auswahl realisierter Bauten sinkender Gasthauszahl. Eine soziale Infra- in Spittal an der Drau ein zentraler Punkt von Hohengasser und Wirnsberger struktur mit Mehrwert für die lokale zur Entwicklung ihrer Ideen. Hier wird Architekten: Bevölkerung, als Gegenentwurf zur allge- gemeinsam mit den Studierenden an der Holzklassen, Gnesau, in Kooperation mit Ernst Roth meinen Tendenz, Supermarkt, Gemeinde- „Phase Null“ getüftelt. Das Hinterfragen Schaukäserei Kaslab’n Nockberge, Radenthein amt, Straßenverwaltung, Schule und Kin- gegebener Rahmenbedingungen und das dergarten entlang der Hauptstraße wie an Ausloten von Potentialen eines Ortes sind Käsehof Zankl, Stollwitz einer Girlande aufzufädeln. Bauen in und Teil dieser Phase vor dem Vorentwurf, für Sanierung Sprungturm, Millstatt mit der Landschaft sowie die Stärkung die außerhalb der Universitäten nur selten Umbau Kindergarten, Unterach am Attersee, in Kooperation mit Erhard Steiner bestehender Ortskerne, zwei Themen die Mittel zur Verfügung gestellt werden. Revitalisierung Kuglerhof, Seeboden das Büro ständig begleiten, im Entwurf für Wieder und wieder überschreiten Hohen- das Gemeinschaftshaus am Hühnersberg gasser und Wirnsberger Grenzen der subtil auf den Punkt gebracht, versprechen Disziplin sowie von außen zugeschriebene langanhaltende Kohäsion für die Dorfge- Zuständigkeiten. Im vergangenen Semester meinschaft. stand der botanische Garten in Klagenfurt im Fokus. Die gemeinsam mit Elias Breite Palette. Neben wiederholten Ein- Molitschnig entwickelten Fragestellungen sätzen für die Feuerwehr gehen so unter- balancierten zwischen der Beschäftigung

28 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Die Arbeitsstätte im Extrazimmer des Gartenateliers von Eva Rubin in Klagenfurt. Foto: Christian Brandstätter

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 29 Meina Schellander. Foto: Martin Rauchenwald

Die Seelenburg. Wo befindet sich das eigentliche Atelier einer Künstlerin, eines Künstlers? Nehmen wir’s genau, so kommt Adressen und bewohnten Räumen nur eine sekundäre Bedeutung zu. Denn das Atelier verbirgt sich im Innersten, in der Herzkammer ihrer Seele, im Castillo inte- rior, der „Seelenburg“, wie Teresa von Avila, auch sie eine erschöpfte, völlig hingegebene, verausgabte Heilige, den Nicht-Ort ihrer intimsten Begegnung nann- te. Es ist erschöpfend, körperlich und psychisch, und wäre es nur für den sub- limen Augenblick, mit dem Absoluten in Kontakt gekommen zu sein. Gleichwohl mag ein solcher Augenblick zur spiritu- ellen Wegzehrung für ein ganzes Leben werden. „Wer sein Leben verliert, der wird es gewinnen“, lautet die Warnung davor, sich in vage mystische Spielereien zu verlieren: Es gilt, das Leben bis zu dessen Verlust einzusetzen, um das Leben zu gewinnen. Wen wundert’s, dass das Pub- likum zurückschreckte, als es eine Künst- lerin, und noch dazu eine einheimische Kärntnerin, auf diese Tatsache verwies. Dass ein Prophet, eine Prophetin in der eigenen Heimat stets misstrauisch beäugt wird, gehört zur allgemeinen Regel, nicht nur in Kärnten. Nicht nur in Kärnten, auch anderswo gelten prophetische Gestalten als Außen- seiter. Sie stören das Getriebe, den Betrieb, den Kunstbetrieb, den Kunstvertrieb. Hechelnde Süchtigkeit dem „Zeitgeist“ zu entsprechen, hektischer Aktivismus, „Engagement“ für alles und jedes, so dreht sich die bis zur Verblendung „zeitgenös- Atelier in der Herzkammer sische“ Kulturszene im Kreis, einem Karus- sell gleich, immer geschwinder, nur bloß Am Nicht-Ort einer tieferen Begegnung Meina Schellanders. nicht innehalten, nur bloß kein „Stillstand“. „Schön ist so ein Ringelspiel, is a Hetz und kost nicht viel“, formuliert es Hermann Leopoldi in seinem Chanson, „und dreht Wer sich damals zuletzt noch ins Keller- Hemma da, im Dunkel, totenweiß, dass sich doch am gleichen Fleck ...“ gewölbe wagte, dort unterm Turm der ihr Antlitz in einer weißen Kugel aufging, Straßburg, der mochte einen Schock erlit- breitbeinig, überm Arm hängte die Krücke Störfaktor im Kunstbetrieb. Meina Schel- ten haben. Das Publikum der großen ihres Gehstockes. Schwer beladen war sie lander war und ist ein Störfaktor im Ausstellung zur Feier der heiligen Hemma mit den Leiden und den Gebrechen, den Kunstbetrieb. Sie „gehört“ nirgendwo anno 1988 hätte sich vermutlich Volks- Kindsnöten und Blindheiten von Genera- „dazu“. Es ist allerdings eine zuweilen tümliches, Heimatliches, Vertrautes, tionen ihrer ererbten Landeskinder in schwer belastende Gnade, nicht „dazuzu- erwartet, vielleicht etwas zu Liebliches: Kärnten, in Krain, in der Steiermark. Ganz gehören“. In ihrem inneren Atelier ist sie Andenken, immerhin zur Rückversiche- offensichtlich war sie erschöpft. Eine auf der Suche nach den auf Erden letzt- rung des Seelenheiles; freilich damit erschöpfte Heilige. Erschöpft von den möglichen Erfahrungen. Dabei stieß sie rechneten sie nicht, der Heiligen in ihrer eigenen Leiden, erschöpft vom unermüd- bald auf die seit langem verwischten archaischen Erscheinungsform zu begeg- lich tätigen Mitleiden in tausend Jahren. Spuren von „Kolleginnen“, die ihr (und nen, der Konfrontation mit der Wucht der So hat Meina Schellander sie erblickt, so nicht im Kreise laufend!) vorangegangen Heiligkeit vermittelt durch die Skulptur ist die Künstlerin unversehens von ihr waren, den immensen Gestalten der großen von Meina Schellander: Plötzlich hockte überwältigt worden. Mystikerinnen. „M’illumino d’immenso

30 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Meina Schellander. Foto: Martin Rauchenwald

(Ich erleuchte mich durch Uner- (1347-1380) vermitteln uns eine ● Bertram Karl Steiner messliches)“, bekennt Giuseppe Ahnung von einem seelischen * 1948 in Niederösterreich, lebt und arbeitet in Kärnten, studierte Geschichte und Romanistik in Ungaretti in seinem Kurzgedicht. So Kosmos, den kaum ein Künstler, eine Wien, verweilte als Lehrbeauftragter für österrei- ist die Künstlerin von der heiligen Katha- Künstlerin, ein Theologe, eine Theologin chische Zivilisation an der Universität Brest in der Bretagne, war Kulturchef der Kärntner rina von Siena geradezu „überfallen“ und mehr betreten mag. Tageszeitung, ist Verfasser mehrerer „erleuchtet“ worden. Vielleicht ohne zu Bücher über Kärnten. realisieren, wie dieser „Überfall“ vonstat- Verschnürungen. Wie gesagt, Meina tenging, widmete sie ihr eine Installation, Schellander gibt sich keinen mystischen die zum Kostbarsten gehört, das die Kunst Spielereien hin. Dazu ist das betretene Kärntens hervorgebracht hat. Nach jahr- Terrain zu riskant. In ihrer Arbeit, der zehntelangen Irrfahrten hat ihre Deutung Konzeption und der handwerklichen Aus- der Katharina von Siena nunmehr im führung ihrer Installationen, vor allem Nordturm beim Dinzlschloss der Stadt auch in ihren Zeichnungen geht sie mit Villach eine bleibende Stätte gefunden. einer akribischen Sorgfalt vor. Das immer Verstörend wie Katharina selbst erscheint wiederkehrende Motiv von Bändern und diese abstrakte Schauung: Bizarr geome- Verschnürungen „bindet“ sie unauflöslich trisch, spitzig, kantig, durchscheinend, an ihre Arbeit. So wie das Wort „anbinden“ schräg.lage jeder irdischen Rationalität spottend. „Sono etwas mit der Vokabel „religio“ zu tun - sangue e fuoco“, so stellte die Heilige ihren hat. Aber wer gibt sich noch der Mühe Seelenzustand vor: „Ich bin Blut und hin, dergleichen begreifen zu wollen? Feuer“. Sie „passt“ in kein Schema, keine Konkret bleibt die Hoffnung, dass „Zeitgenossenschaft“, am allerwenigsten zumindest das monumentale auf Kärn- - in jene, in der wir so „modern“ dahinleben. ten bezogene Werk Meina Schellan- Oder was sagt sie uns, die stigmatisier- ders, die heilige Hemma nämlich, te Dominikanerin, die in ihrer grenzenlo- das derzeit im Feuerwehrdepot sen Verehrung des kostbaren Blutes Chris- von Ludmannsdorf/Bilčovs ti auch das Blut eines Menschen, und sei gelagert ist, eine ständige es eines zum Tode Verurteilten, für kostbar Heimstatt finden möge, erachtete. Der blutjunge Nicolas Tuldo in einem geeigneten sollte am Rathausplatz von Siena enthaup- sakralen Raum. tet werden. Katharina eilt in seine Ker- Eine Anregung kerzelle, spricht ihm Trost zu und ver- für den neuen spricht ihm, sie werde ihn auf dem Bischof von Richtplatz erwarten. Am nächsten Morgen Gurk-Kla- ist sie zur Stelle, kniet nieder und emp- genfurt. - fängt das abgeschlagene Haupt in ihren Händen. Das Blut will sie nicht abwaschen, so köstlich erscheint ihr der Duft ... Dass Katharina ihr Leben für die Pflege von Pestkranken riskierte, in komplizier- - ten diplomatischen Missionen zwischen Rom und Avignon unterwegs war und ein immenses literarisches Werk hinterließ, das sind weitere Aspekte einer uns Heutigen gänzlich unbegreiflichen Frau, der sich Meina Schellander näherte. Nur diese ihre Abs- traktion und das vornehm keu- sche Porträt des Andrea Christian Hölbling Vanni ●

Das Schöne am Gauklerdasein ist ja die geregelte Arbeitszeit: von 20 bis 22 Uhr auftreten, und den Rest der Zeit kann man sich um die wirklich wichtigen

1972 in Bruck an der Mur, lebt in Schiefling am Wörthersee, grund herauswachsen,* und du denkst dir: Wow!

Kabarettist, Kunstfigur Helfried, Rote-Nasen-Clowndoctor, Liedermacher. von den Händen runterwaschen, und das Wasser ist gerade so warm, dass der Wirt sagen kann: „Was Tourneeleben. tischen die gastronomischelängertn!‘ – Essen Dreifaltigkeit: ... ja wos wollnsn? Salz, Pfefferwollnsn, Waskeiner Vegetarischesund hat Maggi, angreifeneh a Temperatur!“, und ... traut, dujoirgendwelche wos stehst und waaß und diedort i,dieFrotteehandtücher riesigenmita Reisfleisch?Seife, deinem diekackbraunen Gepäckdort ... asso,liegt, sind ... oderOktaederund wirdso flauschig schon Palatschinken,einfach aus nach wienichteinem kur ein weniger, zeroder orangerosa40er-Schmirgelpa Zeit Pommfritt kommtweil Hinter sich’s der...“ Dinge Lippen,des Lebensdaneben man kümmern: steigt derWirt: obligatenur Essen,in„Wer den Erdnussautomat, sanUnd Schlafennobelsten Sie? nachdemTür Ah und aufmachstHäusern ausder Fernsehen.du anMottenkugeln,Kavallerist, Fenster deinender ab undDecke ... gebackenen duaufMandir asso, kommst gusseiserneunddenkst: schlechthat jahast ein huckn BininCamembert Lebeneinen ausgewaschenemdie Kandelaberichpier. sa Gaststube: wunderbaren echtwiesi Und amoischaust derhinuntergewürgtso du schlecht?Papst:mither, lässtBrachialbarock, auf Plastikkerzenglühbirnen,Nachttopfder Blick Mandichdie Dings Wo’s psychedelische aufinsfährt hast, soundkommtdieBett inriechtan Mauer ausgeronnenemgehstderfallen der glei. ganzen wieTheke du vomundAbverkaufstapete Woll imaufs anNachbarhaus,wartest, lehntNachtkastlWelt madenZimmer, Hexenschussmittel. was herum,einWänden bis trinken?Anges undvones ausdie undaufhört Kernölfresk esmeineroffener Massenden duistCappuccino willstHochsiebzigerjahren,so zum Uroma:bei ein Undhängen en, Nachfedern,seinem dirZimmer, dann auf ..dieeine. einem‚Erni, den Spinnweben Viertelreißt Mischung wo Resopal an undan du Ver Rot, den wo dasdiedu

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 31 32

DIEBRÜCKENr. 16|Brückengeneration 5 KARI.CARTOON Sie lebt auf den Dächern von Klagenfurt, unterhält sich gerne mit Dachziegeln, ist musisch bewandert, mal Wissenschaftler, mal Preisträger und immer wahnsinnig wichtig. wahnsinnig immer und Preisträger mal Wissenschaftler, mal bewandert, musisch ist Dachziegeln, mit gerne sich unterhält Klagenfurt, von Dächern den auf lebt Sie Langer Astrid www.markolipus.com experimenteller auf liegt Schwerpunkt Sein transformativer Fotografie, Wien. in mit unterschiedlichen Interventionen entstehen arbeitet neue und Formen der lebt Sichtbarkeit. 2018 geboren, Kapla veröffentlichte er den 1974 Bildband „Kratzungen blau“. wurde Eisenkappel/Železna in Künstler Der 2020. Fotocartoon, Lipuš: Marko , * in Klagenfurt, ihre Werke umspannen die Bereiche Malerei, Comic und Karikatur. Die Dachziegl ist eine von Astrid Langer eigens für DIE BRÜCKE entwickelte Figur. Figur. entwickelte BRÜCKE DIE für eigens Langer Astrid von eine ist Dachziegl Die Karikatur. und Comic Malerei, Bereiche die umspannen Werke ihre Klagenfurt, , *in Foto: Marko Lipuš Marko Foto: Aus der Lebenswerkstatt Ernst Gradischnigs Balanceakt zwischen sinnlicher Präsenz und fragiler Auflösung, zwischen Dauer und Verschwinden, zwischen Mut und Zweifel.

Ernst Gradischnig. Foto: Martin Rauchenwald

Es gibt Kunstschaffende, die im als Autodidakt. In seiner künst- seine Gemälde einen klaren Bildaufbau. Rampenlicht stehen und deren lerischen Entwicklung wurde er Es sind farblich fein gestufte Arbeiten – Arbeiten die Bedürfnisse weniger von Boeckl, Kolig, Wiegele, Mah- jede Farbe, jeder Pinselstrich hat innerhalb Sammler nach Exklusivität, Luxus ringer und Egger beeinflusst. Geprägt der Gesamtkomposition einen festen Platz. und Repräsentation bedienen. Wolfgang von der Tradition der Kärntner Koloristen Es folgten in den 1980er-Jahren die in Ullrich bezeichnete sie in einem mittler- und von der französischen klassischen verhaltenen Tönen gehaltenen Karstland- weile sehr bekannten Essay als „Sieger- Moderne schuf er jedoch ein eigenständi- schaften. Vom Zauber dieser südlichen künstler“. Andererseits gibt es eine Kate- ges Werk, denn Vorbilder sind da, um Impressionen scheint der Maler gefesselt gorie von Künstler*innen, die diskret, überwunden zu werden. Das weiß Gra- zu sein, das Spiel des Lichtes und des zurückgezogen und fernab der sogenann- dischnig und vollzieht es. Windes am Meer regt ihn an. Ein raffinier- ten Szene an ihrem Lebenswerk arbeiten. Als sich die Jungen Wilden auf der tes Farbenspiel von Nuancen und Über- Ernst Gradischnig gehört zweifelsohne Leinwand austobten, näherte sich Gra- gängen charakterisiert die Reisebilder aus zu diesen. Er hat ein eindrucksvolles dischnig der totgeglaubten Malerei. Im Djerba (Tunesien) und jene von der Insel Œuvre geschaffen, dessen größten Anteil Gegensatz zu seinen Generationskolleg­ Pag (Kroatien). Gradischnig erweist sich Landschaften und Porträts ausmachen. *innen ist er nicht der Vollstrecker einer als ein subtiler Landschaftsaquarellist. Seit 1993 lebt und malt Gradischnig in Wildheit frühen Ausbruchs, er hält viel- Gradischnig ist ein Maler, der mit Farben Witsch, einer kleinen Ortschaft in der Nähe mehr deren Flanken offen in seiner Male- alles schaffen kann. Seine Arbeiten spre- von Moosburg, wo er viele seiner Motive rei. Gradischnig legt sich auf keinen Stil chen die Sinne an. Sein Credo lautet: „All in Reichweite hat. Er lässt sich zwar von fest. Er ist ein Künstler, der alle Techniken meine Empfindungen verpacke ich in seiner Umgebung inspirieren, aber nie einsetzt. Zeichnung, Aquarell, Tempera, meine Werke, wobei mein Hauptempfin- einengen. Die Landschaft dient ihm als Öl, aber auch Druckgrafik und Keramik. den nach Harmonie strebt.“ Stimulans. In gewisser Weise haben seine Seine erste Ausstellung fand in der Kel- Die Balance zwischen sinnlicher Präsenz Landschaftsbilder auch Tagebuchcharak- lergalerie des Stadthauses statt, danach und fragiler Auflösung, zwischen Dauer ter, denn sie folgen den Erlebnissen des stellten renommierte Galerien wie die und Verschwinden, zwischen Mut und Künstlers in der Natur. Die Werkstätte Galerie Welz (Salzburg) und die Galerie Zweifel kam selten deutlicher zum Aus- dient ihm als Zufluchtsort und als Ort, an Contact (Wien) seine Arbeiten aus. druck als im Falle Ernst Gradischnigs. dem ihm die handwerkliche Komponente ● Alexander Gerdanovits seines Berufs immer wieder bewusst wird. Wiedererweckungen. Seine Bilder sind * 1974 in Temeswar/Timisoara (Rumänien) geboren, 1992-1999 Philologie-Studium´ an der Uni Klagenfurt, seit Dort stehen seine drei Lithopressen und gewissermaßen die Wiedererweckungen 1999 im Kulturmanagement tätig, seit 2014 Mitarbeiter seine Radierpresse. Das Zeichnen am Stein ursprünglicher Eindrücke. Gradischnig der Abteilung Kultur der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee; Autor, Kulturpublizist und Kurator. fasziniert ihn nach wie vor. malt vor dem Motiv, aber auch aus der Erinnerung. Harmonische Stillleben, inti- Vorbilder überwinden. Gradischnig war me Akte, hintergründige Interieurs wech- ausstellungs.tipp ursprünglich als technischer Zeichner seln im Frühwerk einander ab. Bereits die Ernst Gradischnig: Lyrische Farbklänge noch bis 23. Feber tätig, widmete sich aber schon immer der frühen Arbeiten deuten jene schillernde Alpen-Adria-Galerie, Klagenfurt Malerei. Das Basiswissen wurde ihm von Farbigkeit, die er in den folgenden Jahren den Professoren Josefine Kreuzer und Carl explodieren ließ. Die Farbe ist einnehmend Demelt, die heute zum Bedauern Gradisch- für den Künstler, doch vergisst er nie auf nigs fast vergessen sind, vermittelt. Er gilt die Form. Durch das Zeichnen erlangen

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 33 Martina Rösler. überall:findet:werk:statt. Foto: Franzi Kreis

„... und kürzlich 17 Tonnen Erde“ Ein virtuelles Werkstattgespräch mit Martina Rösler.

Werken findet allerorts statt: ob am Wohn- nur für Momente –, sich dort einzurichten, „Alles tanzt. Kosmos Wie- zimmertisch in den eigenen vier Wänden, um sich der Atmosphäre hinzugeben und ner Tanzmoderne“ im im Kaffeehaus, im öffentlichen Raum, in sich inspirieren zu lassen. Ein Nachteil Theatermuseum Wien. diversen Proberäumen, in der Bibliothek, von diesem überall:findet:werk:statt liegt in Schulen, Universitäten oder im Theater in der Unabgegrenztheit zum privaten Martina Rösler studierte zeitgenössische – Martina Rösler, Choreografin, Performe- Raum – geht es um künstlerische Prozes- Tanzpädagogik an der Musik- und Kunst- rin und Tanzvermittlerin, begegnet ihrer se ist dieses Zusammenhängende und universität Wien inklusive Auslandsse- Arbeit unweigerlich überall und nimmt gegenseitige Ineinanderfließen wohl mester an der Mimar Sinan Universität in diese Begegnungen und Orte mit ihren je fruchtbar, doch Organisatorisches sowie Istanbul sowie Theater-, Film- und Medi- eigenen Gegebenheiten auch an: Vernetzungsarbeit sind oft schwer vom enwissenschaft an der Universität Wien. Schwarzer Tanzboden der von Theater Privaten abzugrenzen. Neben diversen Stipendien wie dem dance- zu Theater und Proberaum zu Proberaum WEB Stipendium bei ImPulsTanz gab es in seinem „Strich“ variiert, der Bewegun- Resonanz des Urknalls. Wie auch im 2019 die Nominierung für den STELLA- gen eines „Davor“ verrät, sozusagen seine Arbeitsprozess das freie Improvisieren Preis für ihre darstellerische Leistung bei je eigene Patina trägt. Es sind Erzählungen, mit Bewegung und Text in selbstge- und der internationalen Koproduktion „Homo Geh:schichten abzulesen, die Assoziatio- erfundenen Räumen und Kontexten pas- Deus Frankenstein“. Weiters ist sie eben nen freisetzen können. Oder: unterschied- siert, ist die Praxis von Martina Rösler auch Teil des mehrfach ausgezeichneten lichste Bühnenbilder, beispielsweise der interdisziplinär und ein facettenreiches Wiener Theaterkollektivs makemake Geruch von siebzehn Tonnen frischer Erde Tun, das soziale und politische Bereiche (STELLA 2015 und 2018, Nestroy 2019). oder ein riesiges Walfischmaul. Manchmal verbindet und gesellschaftliche Fragestel- Als Performerin und Choreografin arbei- gibt es auch kein Tageslicht und/oder lungen verhandelt. tete sie u. a. am Kosmos Theater, Volks- wenig Frischluft, oder auch Regen oder Das aktuelle Rechercheprojekt „Tanz- theater, Staatstheater Oldenburg, Koper- zu viel Sonnenschein. Oft sind die Orte geschichten“, welches sie mit dem Thea- gietery Gent und Dschungel Wien. Sie ist auch kalt und staubig. Manchmal Räume terkollektiv makemake produktionen und Gastdozentin im Master of Arts Education mit Geschichte oder Orte mit Weitblick fünf Kindern zwischen neun und dreizehn an der MUK Universität Wien und realisiert – allesamt Inspirations- und Arbeitsorte. Jahren ausarbeitet, ist Zeugin. In diesem nebenbei noch zahlreiche Tanz- und Kunst- Für persönliche Grundbedingungen geht es um eine Historie von Bewegung: vermittlungsprojekte. sorgt Rösler dabei selbst: Notizbuch und „Wie hat man vor 50 oder 100 Jahren ● Tanja Peball Stift, warme Socken, Bücher, Wasserfla- getanzt? Wie tanzt man für die Freiheit? geboren in Villach, lebt in Graz, manchmal auch am Weißensee. Dramaturgin und Autorin, Fotografin, u. v. m. sche und Laptop. Auch wenn sie sich – in Woher kommt eine Bewegung und wie oft der „freien Szene“ leider viel zu oft der wurde sie schon gemacht? Kann man das Fall – in zu engen Räumen befindet, oder Alter einer Bewegung schätzen? Wie wird kultur.tipp auch dann, wenn man Raum nötig hätte Bewegung über Generationen weitergege- Tanzgeschichten Ein Rechercheprojekt von makemake und keinen zur Verfügung hat. Eine nor- ben? Wie viele Bewegungsspuren haben wir produktionen. Aufführung im Kontext der male „Bühnensituation“ der „freien Szene“, in unserem Leben schon zurückgelassen?“ Ausstellung „Alles tanzt. Kosmos Wiener zu der sich Rösler trotz der prekären Um diese Fragestellungen dreht sich die Tanzmoderne“. Arbeitsbedingungen absolut bekennt. Auseinandersetzung mit dem menschli- Für junges Publikum ab 8 Jahren. 5. & 6. Februar, 16 Uhr chen Körpergedächtnis und darum, wie Theatermuseum Wien Eine „reisende Werkstatt“ bringt doch makemake weiter fragt, ob vielleicht noch www.makemake.at auch Vorteile, wie die Möglichkeit, sich eine Resonanz des Urknalls in unseren die Arbeitsräume/-orte/-stellen selbst zu Zellen verborgen liegt? Aufgeführt wird suchen, sich niederzulassen – und sei es dieses Projekt im Kontext der Ausstellung

34 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Inge Vavra vereint in ihrem Refugium Arbeits- und Lebensraum. Fotos: Bundesdenkmalamt/Abt. Kärnten | Gerhard Maurer

Frau mit männlichem Strich Inge Vavra – eine Art „Homestory“.

Es gibt Menschen, die man nach „einer Ist aber auch egal. Das Haus ist unser sche Leichtigkeit, lichte Farbigkeit und Ewigkeit“ wieder trifft, mit denen der Thema. Für Inge Vavra ist es tatsächlich der Reiz des Flüchtigen, Vergänglichen Gesprächsfaden die „Ewigkeit“ aber unbe- und in einem tiefen Sinn Heim. Sie hat fordern sie seit Neuestem heraus. schadet übersteht. Inge Vavra ist so ein sich diesen Ort gewissermaßen nach ihrem „Frauenkunst?“ – damit kann sie gar Mensch. Das ist mein erster Gedanke, als Maß bauen lassen. Ihr Haus ist Refugium, nix anfangen: „Es gibt nur gute oder sie mir mit strahlend-fröhlichem Lächeln Trutzburg gegen die Banalität der Außen- schlechte Kunst.“ Punkt und basta. Wenn die Tür zu ihrem Haus öffnet. Ich bin zu welt. Jeder Raum ist mit Bedacht geplant. ihr Theoretikerinnen und Theoretiker einem „Werkstättengespräch“ angesagt; Allein der Kachelofen ist ein echter Eye- „einen männlichen Strich“ attestiert eine Art „Homestory“ zu schreiben, habe catcher, mehr Skulptur als Gebrauchsge- haben, habe sie das eher ungerührt bis ich im Sinn. genstand. Und wie aus der Küche quasi positiv aufgenommen. Inge Vavra geht im Handumdrehen eine Druckerei werden ihren künstlerischen Weg unbeirrt. Das Trutzburg und Atelier. Inge Vavra kann, ist das Galeriezimmer jederzeit vom Sein ist für sie ästhetische Herausforde- bewohnt ein Pfahlhaus an einem kleinen Wohnzimmer in ein Atelier umwandelbar. rung. Der Frage nach dem Grund geht sie Bach, das sich in einen kleinen „Urwald“ Die Galerie! Wie in den Studios der großen mit Sinnlichkeit nach. Und dann gilt es mitten in Krumpendorf einfügt. „Das Haus Meister in der venezianischen Accademia natürlich zu leben und zu erleben. Da gerät hat der Klaus Mayr geplant“, erzählt sie; hat sich Inge Vavra in den hohen Raum die Künstlerin ins Schwärmen. Dem Leben ein – mittlerweile verstorbener – gemein- eine Galerie zimmern lassen. Von dort auf die Spur kommt sie auch und vor allem samer Freund. Allerdings – sind wir uns kann sie ihre Arbeiten aus der Vogelper- bei Auslandsaufenthalten wie im monte- in unserem angeregten Gespräch sofort spektive begutachten. negrinischen Cetinje oder in der Schweiz. einig – Klaus Mayr so ohne weiteres als Eben erst von einem Gastaufenthalt im „Freund“ zu reklamieren, ist nicht ganz Lyrische Leichtigkeit, lichte Farbigkeit. Tessin zurückgekommen, schwärmt sie unproblematisch. „Er war ein fantastisch- Inge Vavra hat bei Maximilian Melcher an vom Sonnenuntergang am Monte Rosa, fanatischer Architekt“; „eine vielschich- der Bildenden in Wien studiert; gemeinsam dem gegenüber sie ihr Gastatelier hatte. tige und widersprüchliche Person“; mit Meina Schellander, Peter Pongratz Und da beginnen die Augen der Inge „g“scheit und undurchschaubar und unbe- oder Richard Kriesche. Auch ihr Ex-Mann, Vavra so richtig zu strahlen. rechenbar“. Aber: Das architektonisch der Germanist Friedbert Aspetsberger, war ● Reinhard Kacianka spannende Holzhaus hat er ganz im Sinne Meisterschüler bei Melcher. Als Künstlerin * 1957, Kulturarbeiter, Übersetzer und Kulturwissen- schaftler an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt; von Inge Vavra konzipiert. Und Inge Vav- ist Inge Vavra eine stille, aber unübergeh- seit 2009 PhiloCafétier im raj in Klagenfurt. ra hat in ihm einen kongenialen Baumeis- bare Größe. Artfacts reiht sie unter die ter gefunden. oberen Zehntausend im deutschsprachigen Wir sitzen mittlerweile in der Werkstatt- Raum. Sie hat sich vor allem als Grafikerin Küche. Eine große Druckpresse beherrscht Renommee erworben, arbeitet aber auch den Raum, an der Wand: die Einbauküche. mit Fotografie und realisiert Kunstprojek- Inge Vavra macht am Küchentisch Platz, te im öffentlichen Raum; zuletzt etwa im bietet was zu trinken an. Es ist später LKH Wolfsberg. Mir ist bei ihr stets die Vormittag, ich bin mit dem Auto unter- formale Strenge aufgefallen und eine – wegs, daher leider: „Bitte Kaffee.“ So einen analytisch – reduzierte Farbigkeit. Das richtigen, gebrüht in der klassischen ändert sich aber gerade. In einer eben Espressomaschine: „I am not George.“ Inge begonnenen Werkgruppe setzt sich Inge Vavra offeriert – ganz perfekte Gastgebe- Vavra mit der Leichtigkeit des Seins ausei- rin – auch Kekse. Allerdings vergesse ich nander. In großformatigen Aquarellen zu fragen, ob die selbst gebacken sind. erforscht sie die Wunder der Natur. Lyri-

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 35 Werkstättengespräch „Es ist die Reduktion, die mich bewegt“ Ein Austausch mit Tanja Prušnik.

Sie sind Künstlerin, Architektin und dafür reif war. Es ist jedoch keine und treten Privatpersonen und seit dem Sommer 2019 auch die Präsi- Aufgabe, die ich leichtfertig über- Unternehmen an deren Stelle? dentin der Gesellschaft bildender Künst- nommen habe. Ich war ja vorher schon Wir sind eine Kooperation einge- lerinnen und Künstler Österreichs in im Vorstand der Vereinigung und wusste, gangen, weil der Erhalt des Hauses rein Wien. Ein weiterer Teil Ihrer täglichen auf was ich mich einlasse. Eine große durch Gelder aus der öffentlichen Hand Arbeit ist das Kuratieren und Vernetzen Mehrheit der Mitglieder steht hinter mir, nicht mehr möglich war. Das Haus befand unter anderem mit der Ausstellungsrei- was mich sehr positiv auf die zukünftige sich in einem Zustand, der nicht mehr den he „Den Blick öffnen“. Im Dezember Arbeit blicken lässt. Es ist aber auch eine Veranstaltungsgesetzen entsprach. Wir 2019 wurden Sie für diese Arbeit mit herausfordernde Zeit für diese Tätigkeit. hätten dort keine Veranstaltungen mit Ihrer Kollegin Ina Loitzl mit dem Kärnt- Im März 2020 kehren wir wieder zurück Publikum machen dürfen. Das ist ein Fakt ner Menschenrechtspreis prämiert. Wie in „unser“ Haus am Karlsplatz, das sehr und wir haben uns, als Hans Peter Hasel- wollen Sie am liebsten bezeichnet wer- lange restauriert wurde. Die Fertigstellung steiner an uns herangetreten ist, dazu den bzw. wie stellen Sie sich vor? hat länger gedauert als erwartet, wir haben entschieden, diesen Weg mit der Privat- Am liebsten stelle ich mich einfach als eine lange, manchmal schwierige Zeit der stiftung zu gehen. Die Haselsteiner-Fami- „Tanja Prušnik, Künstlerin“ vor. Es kommt Überbrückung in einem Ausweichquartier lienprivatstiftung hat das Haus saniert und natürlich darauf an, wo ich mich befinde, hinter uns. Mit meinem Team haben wir dabei wirklich tolle Arbeit geleistet, dafür bei welchem Anlass und mit wem ich aber sehr viel Gestaltungsspielraum, Auf- sind wir dankbar. Wenn wir dort einziehen, spreche. Zurzeit werde ich, den Umstän- bauarbeit zu leisten und eine neue Aus- werden wir für die nächsten 20, 30 Jahre den entsprechend, oft als Präsidentin des richtung auszuarbeiten. eine Situation haben, die uns sehr gut Künstlerhauses – der Gesellschaft bilden- arbeiten lässt. Wir werden ein Haus auf der Künstlerinnen und Künstler, vorge- Was sind diese großen Herausfor­de­ dem neuesten Stand der Technik bekom- stellt. Das finde ich schön, denn es zeigt, rungen? men, das unsere tägliche Arbeit nicht mehr dass die Kulturschaffenden hinter mir Zum einen ist es tatsächlich die Bau- mit baulichen Mängeln belastet. Wir kön- stehen und damit wird auch offen gezeigt, stelle selber. Wir stehen kurz vor der nen uns auf das konzentrieren, was wir dass es im Künstlerhaus eine Neuerung Finalisierung, sind sozusagen auf der tun wollen, nämlich eine starke, gute gibt. Natürlich ist es mir vor allem wichtig, Ziellinie. Es wird ein spannender Wieder- programmatische Ausrichtung. dass ich als Künstlerin wahrgenommen einzug, jedoch gehen mit diesem auch ein Die Haselsteiner-Familienprivatstiftung werde, denn davon lebe ich. Das Eine, also Auszug sowie der Abbau der letzten hat das Haus saniert und eine gemeinsame die Präsidentschaft, könnte ich nicht ohne Ausstellung und des Shops einher. Das Betriebs- und Besitzgesellschaft wird das dem Anderen tun. Daraus ergibt sich in ist eine organisatorische und logistische Haus betreiben. Wir sind zu 26 % Mitei- der täglichen Arbeit eine Schwerpunkt- Herausforderung. Wir haben ein „neues gentümer. Das Programm wird aus anderen setzung, je nachdem wo gerade mein altes“ Haus und zusätzlich eine weitere Mitteln gestaltet und – um Unabhängigkeit Fokus gebraucht wird. Nutzungsfläche, man könnte auch sagen, zu gewährleisten – können Stadt und Bund eine neue Plattform, die Factory, zur Ver- nicht aus der Verantwortung für diese Worauf liegt derzeit Ihr Fokus? fügung gestellt bekommen. Diesen neuen Basisfinanzierung entlassen werden. Natür- Derzeit liegt das Hauptaugenmerk mei- multifunktionalen Raum verstehe ich als lich sind wir damit auch einen Kompromiss ner Aufmerksamkeit auf der Präsident- programmatischen Denkraum, der mit eingegangen. Letztendlich konnten wir den schaft. Mit der Übernahme kommt natür- Theater, Performances, Symposien, Kon- für die Vereinigung wichtigsten Punkt lich auch eine neue Ausrichtung und zerten, etc. bespielt werden kann und auch durch diesen Schritt erhalten: ein Haus zu Positionierung. dieser ist auf dem neuesten Stand der haben, in dem wir unsere Jahresprogram- Technik. Eine thematische Klammer erhal- me gestalten und präsentieren und somit Sie sind die erste Präsidentin der 1861 ten die Inhalte der Factory durch die die Werke der eigenen Mitglieder neben gegründeten Vereinigung. Welche Bedeu- laufende Ausstellung. Es wird ein inter- nationalen und internationalen Künstler­ tung hat das für die Vereinigung, dass disziplinärer Raum sein, der für alle *innen ausstellen und eigene Veranstal- zum ersten Mal eine Frau an der Spitze Sparten der Kunst genutzt werden kann. tungen durchführen werden. steht? Und was bedeutet das für Sie Dort soll auch ein Diskurs mit der Öffent- persönlich? lichkeit stattfinden. Wir wollen dort rasch Es gibt ja auch eine Debatte über das Eigentlich sollte das ja in der heutigen auf Strömungen und aktuelle Themen Theater BRUT, das einige Jahre im Zeit nichts Außergewöhnliches sein. Dass reagieren können und einen pulsierenden Künstlerhaus untergebracht war. Wie es in der Gesellschaft der bildenden Künst- Ort der Auseinandersetzung schaffen. stehen Sie dazu? lerinnen und Künstler, im Künstlerhaus, Ich finde, dass das BRUT ein wichtiger erst jetzt so ist, ist dann aber doch etwas Die Renovierung des Künstlerhauses Partner im Haus war und ich verstehe, Besonderes für mich. Ich kann nur schwer hat eine Privatstiftung übernommen. dass viele nicht glücklich sind. Ich habe beurteilen, warum gerade jetzt die Zeit Zieht sich die öffentliche Hand zurück den Standort immer als Cluster gesehen

36 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Tanja Prušnik ist in Kärnten geboren und aufgewachsen. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität in Wien, lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Wien und Kärnten. Seit 2019 ist sie Präsidentin der Gesellschaft für bildende Künstlerinnen und Künstler Österreichs. Foto: David Višnjić

und darum hätte ich mir gewünscht, dass automatisch in jeder Arbeit vorkommt. Die Weg: Was stand am Anfang, was ist am das BRUT weiterhin mit uns diesen Stand- Entscheidung wie installativ oder „klas- Ende zu sehen und wie ist der Weg dorthin ort bespielt. Die Entscheidungen liegen sisch“ neue Arbeiten sein werden, fällt mit verlaufen. bei anderen. den ersten Ideen und Konzepten. Wo sind Ihre Werk- und Wirkstätten? Ihre Ausbildung hat Sie zuerst an die Viele Ihrer Zyklen haben eine ganz Ich kann und muss überall arbeiten, Technische Universität in Wien geführt, klare und reduzierte Farbpalette. Was anders erlauben es mir meine Zeitressour- wo sie Architektur studiert haben. Arbei- ist für Sie zuerst da: die Farbe oder das cen derzeit nicht. Manchmal arbeite ich ten Sie noch als Architektin? Motiv? zu Hause im Atelier, in den Übergangs- Die Architektur, würde ich sagen, die Zuerst habe ich die Idee zu Motiven, räumlichkeiten des Künstlerhauses im 5. suche nicht ich, sie findet mich manchmal daraus erarbeite ich ein Konzept. Bei Bezirk, auf der Baustelle im Künstlerhaus, und wenn es sich gut trifft, dann mache vielen meiner Arbeiten geht es darum, aber auch viel und gerne auf Symposien ich ganz gerne ein Projekt im architekto- das Wesentliche herauszuarbeiten, zum und Reisen. Für das neuste Projekt arbeite nischen Bereich. Gerade vor kurzem habe Beispiel reale Landschaften in einer abs- ich viel im Freien und bald in einem ehe- ich dem ältesten Kaffeehaus Wiens, dem trahierten, fiktiven Form wiederzugeben. maligen Kohlebrecher. Dort erarbeite ich Café Frauenhuber in der Himmelpfortgas- Die Thematik ist dabei für mich immer ein Land-Art-Kunstwerk, das ich in Bad se, einen Relaunch, einen neuen Schank- vordergründig und aus dieser heraus Eisenkappel/Železna Kapla im Jahr 2020 und Barbereich, geben dürfen. Das hat zwar entwickle ich meine eigenen Einschrän- im Zuge des Jubiläumsprojektes zur Kärnt- mehr mit Design und Innenausstattung zu kungen. Das kommt vermutlich auch aus ner Volksabstimmung „CarinthiJa2020“ tun, aber macht mir große Freude. der Architektur, denn in der Architektur präsentieren werde. hat man formale Einschränkungen und ● Alina Zeichen Mit Ihren Bildern sind Sie Zyklus für Normen, die einzuhalten sind. So gehe ich in Kärnten geboren und aufgewachsen, seit 2008 im Bereich Organisation, Kuratierung und Dramaturgie in Zyklus stärker in den Raum gewandert. in meiner Malerei auch vor. Ich versuche Theater- und Tanzproduktionen sowie Kulturprojekten Woher kam der Impuls sich weg von für mich Reduktion durch Normierung zu tätig, derzeit die Vorsitzende der Interessensgemein- schaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška (IG KiKK). den Wänden zu bewegen? finden: Aus fünf Farben auf eine einzige Es ist sicher die Spannung zwischen zu kommen und den gleichen Ausdruck Architektur und Kunst, die mich dazu zu schaffen. Nachdem ich in meinen gebracht hat, den Raum mitzudenken oder Arbeiten den Hintergrund schon auflösen in den Vordergrund treten zu lassen. Dar- konnte, ist es nun das Ziel, auch die Far- aus ergibt sich bei einigen meiner Werke be auf eine einzige zu reduzieren. Ent- ein installativer Zugang, der jedoch nicht scheidend ist für mich aber immer der

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 37 Arbeit an der Temperatur im Bild Ein Atelierbesuch bei Richard Kaplenig und seinen kolossalen Alltagsgegenständen.

Richard Kaplenig. Foto: Ines Zirkitzner

„Man hat so seine Vorstellungen“, sagt bildung in Venedig. Damit war ein Fun- Temperatur im Bild spürt. Richard Kaplenig fast entschuldigend, dament für das Dasein als freischaffender Ich bin kein Fotorealist, während er den Besucher in sein Atelier- Künstler gelegt. Wieder zurück in Öster- wenn man genauer hinsieht, haus in Faak am See bittet. Hier hat er reich richtete er auch in Wien ein zweites, ist mir der Malduktus wichtig sich ein Refugium geschaffen, in dem er großes Atelier ein. – man sieht die groben Pinselstriche.“ Ausgleich sucht, wenn er der Stadt ent- So sind Wien und Faak Standorte des Die so zum Vorschein gebrachten pro- kommt. Es ist eine zum Dach hin offene Schaffens des aus Kötschach stammenden fanen Gegenstände ruhen in sich. Ihr Konstruktion, die der Künstler gemeinsam Gailtalers. Hier entwickelt er seine Bilder, Auftritt in einem offenen Raum vermittelt mit dem Architekten Heimo Raab entwi- die – schnell erfasst – überdimensionier- Stille. Man spürt ihr Zu-nichts-gedrängt- ckelt hat. Bestimmend für die Rauman- te, ins Kolossale gesteigerte Alltagsgegen- Sein. Sie beginnen zu sprechen, weil ordnung ist das hohe Atelier, zu dem sich stände darstellen. Doch schon der erste, niemand und nichts sie zum Sprechen noch kleinere Funktionsräume fügen. Hier schnelle Blick vermittelt, dass sich hier zwingt. Dadurch bekommen sie ein Eigen- ist Platz für seine Staffeleien und die mit elementarer Kraft etwas Ungewöhn- Gewicht oder eine Eigen-Sprache. Vom großformatigen Bilder. Hier schafft strin- liches auftut. Die vordergründig darge- Schwulst der Bedeutung befreit, kommen gente Ordnung strengen Sinn für Ein- und stellten Glühbirnen, Laborgläser, Inbus- sie gleichsam an sich zum Vorschein. Ihre Übersichten. Allein das signalisiert, was schlüssel, Zuckerzangen, Schrau­ben­- anmutige Anwesenheit im Bild signalisiert für Richard Kaplenig im Zentrum seines ­muttern etc. sind nur Vehikel für eine ihre Abwesenheit. Oder mit dem Philoso- Lebens steht: kontinuierliche, konsequen- Malkunst, die sich selbst in Erscheinung phenwort: „Das Einfache ist noch einfacher te Arbeit an sich und an seinen Bildern. bringt. geworden. Das immer Selbe befremdet und löst.“ (Martin Heidegger) Aneignung von Welt. Auch im Gespräch Die Einzigartigkeit des Moments. ● Willi Rainer mit Kaplenig ist das Thema „Arbeit“ Kaplenig, der sich intensiv mit klassischer freier Kulturpublizist, Universitätslektor für Bildungs­ wissenschaften, Erwachsenenbildner, Bundesstaatlicher durchgehend präsent. Dabei geht es Malerei befasste, hat natürlich auch die Volksbildungsreferent von Kärnten i. R. sowohl um die Herausforderung an hand- Entwicklungen der Moderne nachvollzo- werkliche Fertigkeiten und technische gen. Auch er ist vom Gegenständlichen kultur.tipp Fähigkeiten als auch um die Anstrengung zum Abstrakten gekommen. Er hat aber Ein Atelierbesuch bei Richard Kaplenig geistiger Durchdringung und Aneignung damit einen Punk erreicht, an dem bei in Faak ist vom „Türspalt zur Kunst“ (Kärntner von Welt. Denn all diese Facetten von ihm die abstrakte Wirklichkeit gegen- Bildungswerk) geplant. Termin: siehe das Arbeit schaffen jene Werke, die ihn heute ständliche Form annimmt. Da eben das „Türspalt zur Kunst“-Programm für das Sommersemester, ab Mitte Februar 2020. als einen international renommierten Sichtbare in der Welt durch Raum, Form, Anmeldung erforderlich. bildenden Künstler ausweisen. Das zu Farbe, Licht sich ständig verändert, ist die erreichen bedeutete einen langen, schwie- Wirklichkeit so schwer zu fassen. So sucht rigen Weg hinter sich zu bringen. er die Einzigartigkeit des Moments, in Nach anfänglich handwerklich bestimm- dem Gegenstände im Licht erscheinen, ten Lehrjahren und autodidaktisch ange- atmosphärisch zu fassen: „Es wird mir legten Wanderjahren quer durch Europa, immer wichtiger, diesen Glanz, dieses unterzog er sich, schon älter als üblich, Glas darzustellen. Glas, Flüssigkeit, Was- einer systematischen, akademischen Aus- ser zu malen – ich will, dass man diese

38 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 „Meine Werkstatt ist ... überall, eigentlich“ Ein Besuch bei Gregor Esra Sauer.

Gregor Esra Sauer vor dem KünstlerInnenhaus in Georgensgmünd, Bayern, seiner derzeitigen Lebens- und Arbeitsstätte. Foto: Gregor Esra Sauer

Im Anfang war die Musik. Im Anfang war zuschreibungen, die durch den Akt des von Formen und das verhaltene Zusam- zunächst aber einmal Gregor Esra Sauers zufälligen Findens zugleich erleichtert und menspiel von Farben. Es ist inspiriert von Geburt 1992 in Klagenfurt, sein Aufwach- bereichert werden. Befreit von Altlasten textlichen Impulsen und innewohnenden sen in Pörtschach und Villach in einer von des Vergangenen repräsentieren sie Wie- Rhythmen. Immer ist es dabei getragen vier Kindern gesegneten Pfarrer*innen- dererfundenes bzw. Wiedergefundenes. von einer entspannten Ernsthaftigkeit und Familie (das Gendern ist in diesem Fall Die Kartonreliefs der Werkserie „New dem Bekenntnis des jungen Künstlers, gerechtfertigt, sind doch beide Elternteile JERUSALEM“ verweisen sowohl auf sym- sich seinem Gegenüber öffnen zu wollen. aktive Amtsträger*innen in der evangeli- bolischer als auch auf faktischer Ebene auf „Sich [dabei zu] trauen, glücklich zu sein“ schen Kirche), der Besuch des Kunstzwei- die Sehnsucht nach dem einst verlorenen illustriert die Begeisterung des Künstlers, ges des CHS in Villach, die Mitgliedschaft und nunmehr wiedergefundenen Paradies. einer Idee nachzugehen, sie umzusetzen, bei der Band Kartenhauskörper in Wien Sie sind bildgewordener Ausdruck mensch- alle (Entscheidungs-)Kraft hineinzulegen, inklusive eigener Record-Label-Gründung licher Sehnsucht nach Vervollkommnung und auch alle Freude. Sie lässt sich als mit bisher fünf veröffentlichten Alben, das und Erneuerung. Allein in ihrer nachhal- reines Gotteslob definieren, als ein unein- Studium bei Karsten Konrad an der Uni- tigen Materialität bezeugen sie Sauers geschränktes Ja zum Leben, das sich in versität der Künste Berlin, die Heirat mit künstlerische Affinität zur Arte Povera mit der Kunst feiert. Luisa, die Geburt des ersten Kindes, der ihren „armen“, also einfachen und alltäg- Im Ende ist es wieder die Musik, auf die Bank Kunstpreis 2019 ... aber das lichen Materialien. Sauers skulpturale Gregor Sauer mehr und mehr zurück- ist eine andere Geschichte. Arbeiten sind ressourcenschonend. Öko­ kommt. Das jüngste Video-Selbstporträt logisch abbaubar produzieren sie keinerlei liefert die Anregung, vom Visuellen aus- Sehnsucht nach einem neuen Jerusalem. umweltbelastende Rückstände. Leicht wie zugehen und ins Akustische weiterzu­ Zurück zum Anfang. Immer wieder ist es eine Feder, der Schwerkraft enthoben, forschen. Mit Spannung wird daher wei- also die Musik, die Motor und Ausgangs- könnte man sie vom Balkon gleiten lassen, terzuverfolgen sein, welche neuen punkt für das bildnerisch-künstlerische sie würden irgendwann einfach vergehen, skulpturalen Möglichkeiten Gregor Esra Gestalten von Gregor Sauer ist. Die meis- einfach aufgehen im Sein. Kann sich Kunst Sauer in Zukunft ausloten wird. Dass er ten Ideen kommen beim Entwerfen von in Zeiten der „Fridays for Future“-Bewe- dabei Prophetisch-Neues kundtun wird Bühnenbildern für Konzerte, für Videos gung heute einen besseren ökologischen – wie aufgrund seines zweiten Vornamens oder Dokus. Eine Bühne aus Bildern zu Fußabdruck als diesen wünschen? gemutmaßt werden könnte – ist nicht ganz machen, genau darum gehe es dann auch auszuschließen. www.gregor-esra-sauer.at und entsprechend großformatig erobern Entscheidung und Freude. „Ich male ... ● Andrea Kirchmeir Sauers Bildformate den Raum. Einmal sind ich schreibe ... ich lebe“... formuliert das Kunsthistorikerin, Religionspädagogin, Mitarbeiterin der Kulturabteilung des Landes Kärnten. sie bloße Malerei von primitivistischer künstlerische Ich in Sauers soeben fertig Ästhetik und bezeugen – ganz im etymo- gestellter Kurzfilm-Doku. Aus der Verwe- kultur.tipp logischen Sinn des Wortes – das Uranfäng- bung dieser Verben und dem Verschrän- Gregor Esra Sauer bespielt im Rahmen der liche unseres menschlichen Werdens im ken vieler verschiedener Bereiche entsteht Ausstellung KRATZIEN den Lichthof in der Galerie3 in Klagenfurt. Leib der schwangeren Frau. Ein anderes sein Werk. Es ist geleitet von einer gesun- Eröffnung: 13. März, 19 Uhr Mal sind es skulpturale Collagen aus den Intuition um die wesentlichen Dinge www.galerie3.com zusammengetragenen Kartons, Fundstücke im Leben. Es ist verbunden mit dem mit einem Vorleben inklusive Bedeutungs- Wissen um das sorgfältige Komponieren

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 39 ● Horst Dieter Sihler Klagenfurter Vorstadtpoesie * 1938 in Klagenfurt, Autor und Poet, Filmkritiker und Kinomacher. Gründer der Diagonale und des Vereins Alternativkino (Volkskino). Großes Ehrenzeichen Erinnerung an eine verlorene Landschaft. des Landes Kärnten. Erstveröffentlichung.

buch.tipp Horst Dieter Sihler: Haus im Sommer Fotogedichtband Wieser Verlag, Frühjahr 2020 ca. 120 Seiten | 21 Euro ISBN 978-3-99029-386-7

wo ich aufwuchs

wo ich aufwuchs dann am rande der stadt gib dem wald deinen namen und einer kleinen ebene leg dir den fluss um die schultern mit der alten römerstrasse und flechte dein haar in die gräser schönes feld genannt reich dem baum deine hände und führe den weg zwischen wiesen und wäldern durch dein haus und schlössern auf den hügeln ringsum und einem fluss

VORLESE.PRVO BRANJE der noch trinkbar war

manchmal zweidreimal im jahrhundert gab es noch überschwemmungen ein altes foto dokumentiert es unser hof als schwimmende insel langsame erde im regenmeer behäbig atmend gab sie uns brot wo ich aufwuchs wir spürten kein entkommen inmitten jahrhundertelang unberührter landschaft erstreckt sich heute ein autobahnkreuz

unser hof wenn er noch stünde stünde mitten im zentrum des tobenden kreisverkehrs im toten herz meiner kindheit wie zuvor umgeben blumen und tau heute pulsiert dort den im zeitsog – leise eine andere ader sich windenden bau mit autos als blutkörper für eine andere zukunft

Radeleweg | Hof und Acker | Ruine. Fotos: Horst Dieter Sihler

40 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Der Abstand zwischen den Fersen Erstveröffentlichung.

Katharina Pressl. Foto: Aleksandra Pawloff

Rauch steigt aus dem Kamin, ein Viereck Zur Nacht liegen sie unterm Dach ein- schon das Leben an, wenn nicht beim aus der Vogelperspektive. Der Vogel ist gerollt und besorgt, es wären Marder und Leiden. Hineingeborenes Glück zum Baden eine Krähe und trägt eine Walnuss im keine Krähen, denn der Marder könnte haben, heißt nicht, dass man darin Schnabel. Unterm Dach liegen erwachse- sich durch die Holzdecke beißen, und wer schwimmt und auch nicht, dass niemand ne Frauen in Embryostellung. Sie hören es durch eine Holzdecke schafft, schafft untergeht. Wie kommt eine Nuss schon Geräusche und fragen sich, ob das eine es auch durch eine Schädeldecke. Unter ins Rollen, ohne ein bisschen Fall. Ein Krähe ist, die Nüsse auf das Hausdach diesen Bedingungen können die Frauen paar Depscher bringen den Kern näher. schleudert, um dann in den Ritzen der nicht schlafen. So klingt die auf den Dach- Das sind die Bissen, die die erwachsenen Dachkacheln herumzustochern oder ob giebel gedroschene Nuss wie das Aufpral- Frauen aus der Nussschale picken. Beim längst ein Marder oder sonst ein Getier len eines Hinterkopfes auf etwas Hartem. Zusammenpressen der Zähne knirscht hin im Dachboden eigenzogen ist und der Wie die Nuss die Dachschräge hinabkullert und wieder ein hartes Stückchen, etwas Lärm bereits die Geburt des Nachwuchses, und auf ihrem Weg nach unten alle mög- reibt sich, passt nicht zum fürsorglich

der nicht oder sehr wohl ähnlich schläft, lichen Innereien und Schalenteile verliert, Feingemahlenen. Die erwachsenen Frau- VORLESE.PRVO BRANJE in dieser Körperhaltung eines Nachkömm- hört sich an wie durch die Gegend en erschrecken, obwohl sie nichts anderes lings zwischen ausgeliefert sein und geschleuderte Hirnwindungen, die an die erwartet haben. Sie schlagen mit den Hochsicherheitsgefängnis von und für Häuserwände klatschen und zu Boden Flügeln. Es geschieht, dass Schnäbel in sich selbst. sinken. ein Auge treffen. Die erwachsenen Frauen, sagt man sich An den anderen erwachsenen Frauen Keine Nagetiere, kein ständiges Kauen, hier, hätten hinterm Auge einen Kern. Er sehen sie die Leichte. Nicht, dass es ihnen bloß plötzliches, unregelmäßiges Picken. stimme in etwa mit der Höhe überein, aus völlig fremd wäre, nicht alle Nächte don- Unterm Nussdach ist einer der nächsten der die Nuss fallen muss, sodass sie auf- nern die Nüsse auf die Dächer ein und Morgen ein guter oder es dauert noch ein geht, aber nicht in alle ihre Einzelteile nicht immer sehr viele. Es gibt diese Ruhe. bisschen bis zur Geburt eines solchen. zerschellt. Die erwachsenen Frauen wissen Es ergibt sich eine Waage zwischen aus- Man sagt hier, so schliefen die erwachse- nicht, welchen Kern sie sich wünschen geliefert und eingeschlossen sein, dieser nen Frauen, sich selbst einzige Sicherheit, sollen, auch wenn sie sich sicherlich kei- leichte Gang, dieses lockere Treten der sich selbst ein einziges Gefängnis. nen wünschen können. Womöglich führe Sohle gegen den Untergrund. Immer dann ● Katharina Pressl der Kern dazu, dass Weisheiten für Wissen gehören die erwachsenen Frauen unter * 1992 in Wolfsberg, studierte Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien, im Februar genommen werden. Oder er ergebe den dem Nussdach dazu. Sie gehen mit solchen 2019 erschien im Residenz Verlag ihr Debütroman Nachteil der Unangepasstheit, er bedeute, Schritten hinaus, ohne Gedanken über „Andere Sorgen“. man käme nur dort zurecht, wo im Detail den Abstand zwischen ihren Fersen. Wird alles stimmt oder man es sich zurechtrich- wohl nicht zu groß sein, wird wohl nicht tet, vorausgesetzt die anderen besäßen zu wenig sein. Es geschieht, dass die Kerne, die dafür ausgelegt sind, stimmige erwachsenen Frauen quer durch den Raum Umgebung zu werden. Es gäbe auch Ker- blicken und anderen erwachsenen Frauen ne, sagt man hier, ähnlich wie Krähenflü- an den Augenbrauen, dem Ohrläppchen, gel, schwarzgefedert und ölig, wie eine dem Haaransatz und dem Muttermal ganz Fettschicht, die das ganze Glück, in das knapp an der sich nach oben bewegenden man hineingeboren wurde, von einem Oberlippe ansehen, dass sich dort kein abperlen lasse und ermögliche, sich für Gedanke an Kerne, Dächer, Marder oder immer der Tragik der Welt sicher zu sein, Krähen wiederfindet und sie wissen, dass eine Hülle, die nach Innen anbiete Gefüh- sie in diesem Moment genauso aussehen. le zu fühlen, alle auf einmal, ohne Schlupf- Diese Zeit nutzen sie, um das Triefende, loch, bis selbst den erwachsensten Frauen Ölige abzufedern. Halb so tragisch. Besser zuerst schlecht würde und dann schwarz hart zu sich selbst als gerecht. Lieber nicht vor den Augen. schlafen als gar nicht scherzen. Wo fängt

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 41 42

DIEBRÜCKENr. 16|Brückengeneration 5 BUCH.TIPPS „Lesen Siegefälligst!“ und im E-Mail Ihren vollständigen Namen und Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück! ausgeschlossen. ist Rechtsweg Der angeben. Postadresse und Namen vollständigen Ihren E-Mail im und Buchtitel und Autor den Betreff Als VERLOSUNG –SOFUNKTIONIERT’S: 3 Exemplare bis1.März Klagenfurt, Stadtgalerie Zoran Music: Faszination der Malerei ausstellungs.tipp ISBN 978-3-901758-32-4 |32 Euro Seiten 336 Deutsch, Englisch, Italienisch und Slowenisch). auf (alle Ristić Ivan und Metelko Siegbert Mit Texten von Peter Handke, Ivanović, Nataša Music (Hg.): Zoran Magnet Wilfried Metelko, Siegbert Literaturnobelpreisträger 2019 geboren wordenbin...“PeterHandke, schen Grenze,woichzwanzigJahrespäter kleinen KärntnerOrt,nahderjugoslawi- ungarischen Reiches,Lehrerwurdeindem Weltkrieg unddemFalldesösterreichisch- Vater, derSlowene,kurznachdemErsten und höreZoranMusicerzählen,wiesein „So schließeichnocheinmaldieAugen, Zoran Music Band 9: In Zeitungen und und Zeitungen 9:In Band Musil Gesamtausgabe Robert (Hg.): Fanta Walter sprachigen Feuilleton. ren. Erpublizierteimgesamtendeutsch- Beamter ausschließlichvonZeitungshonora- 1924 nachdemVerlustderStellungals als Publizistnochstärkerhervor,lebtebis Redakteur. IndenNachkriegsjahrentrater Krieg anderSüdfrontwirkteerselbstals Essays undKritikeninZeitschriften,im veröffentlichte erseineersteErzählung, Feuilleton zuschreibenbegann.InBerlin Robert Musilwar18,alserinBrünnfürdas achter undKritikerderZeitverhältnisse. überaus feinnervigerundhellsichtigerBeob- Robert MusilwarauchalsPublizistein Fürs Überlebengeschrieben 1 Exemplar 28.Feber am erscheint ISBN 978-3-99027-209-1 Euro l36 Seiten 630 ca. 1898 –1922 Zeitschriften forderte DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST Peter Handke

bei der in Verleihung Klagenfurt seiner Ehrendoktorwürde

Es gewinnen die jeweils ersten E-Mail-Schreiber*innen: [email protected] Es die gewinnen jeweils E-Mail-Schreiber*innen: ersten

3 Exemplare Villach 4. März,20 Uhr, Dinzlschloss Buchpräsentation und Lesung ISBN 978-3-99065-028-8 |16 Euro 104 Seiten Edition Atelier, 2020 Piratin der Pi Das Schönett: Simone Katharina Herzmansky,literarischerBRÜCKEnpfeiler zu unterwandernundinFlussbringen. unser allerDenk-undSprachbildergehörig mehr alseinAnfang–denerstarrtenBerg chien, gelingtesderAutorin–unddasist einer ÜberwindungderGeschlechterhierar- fügung stellt.LetztlichaufderSuchenach frucht-“ oder„Behältnismetaphern“zurVer- „vaginale Revolution“jenseitsvon„Stein- keine adäquatenAusdrucksformenfüreine weg maskulin-patriarchalgeprägteSprache die herkömmliche,überJahrtausendehin- artikulieren undmussdabeifeststellen,dass Simone SchönettinihremneuenProsaband Nichts wenigeralsweiblichesBegehrenwill Freibeuterin derSprache 2 Exemplare 978-3-9503885-5-8 |ISBN |15 Euro 72 Seiten Verlag Hans D. Smoliner, Villach 2019 Manifest vadaistische Das Daniel Gönitzer und denTodderREALITY-REALITät. rung desTheaters.VADAfeiertdenappETiT Deklaration undforderneineDemokratisie- präsentieren unsdieVADAist*innenihre der künstlerischenAvantgardendes20.Jh. Ganz inderTraditionundReaktualisierung Appetits“, feiert,stößtunsebenfallszu. dem „VereinzurAnregungdesdramatischen ches das15-jährigeBestehenvonVADA, erschienene „VadaistischeManifest“,wel- Walter Benjamin.Esstößtunszu.Das2019 Dadaist*innen zueinemGeschoß,meint Jahrtausend. DasKunstwerkwirdbeiden Eine „Theaterconzeption“fürdasdritte Das vadaistischeManifest DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST , Kulturarbeiter 42 SCHWABDerToddesVerführersGZD.qxp_Umschlag11.08.1918:59Seite1 das Findendas Frage ewige die und nach der eigenen Identität. raschungen erzählt der Autor elf Geschichten über das Scheitern, bestechlicher Klarsicht und einer Liebe zu surrealistischen Über der digitale Abhang, an dem man aus der Welt – rutscht mit un Existenzängste, Existenzängste, Schlaflosigkeit, tin Schwab die aktuellste Gegenwart auf die Bühne der Literatur. In seinem Erzählband »Der Tod des Verführers« holt Constan SISYPHUS

Geschlechterfragen, Einsamkeit, 14,80 EURO - - -

Constantin Schwab DER TOD DES VERFÜHRERS 7. Feber,16Uhr,GalerieFreihausgasse,Villach Z wiebuntbeimLesestadt-Festival(6+) kultur.tipp ISBN 978-3-903081-47-5 Euro |22,60 32 Seiten 3 Exemplare ISBN 9783903125421 |14,80 Euro 144 Seiten 2019 Klagenfurt Sisyphus, Tod Verführers Der des Schwab: Constantin nach dereigenenIdentität. tern, dasFindenundüberdieewigeFrage erzählt erelfGeschichtenüberdasSchei- be zusurrealistischenÜberraschungen mit unbestechlicherKlarsichtundeinerLie- Abhang, andemmanausderWeltrutscht– fragen, Einsamkeit,Sehnsucht,derdigitale des Internets,Schlaflosigkeit,Geschlechter- die BühnederLiteratur.DieAllgegenwart Schwab dieaktuellstenExistenzängsteauf Kärnten aufgewachseneAutorConstantin In seinemneuenErzählbandholtderin Der Tod desVerführers 3 Exemplare Verlag, 2019Luftschacht (ab bunt Zwie 7 Jahren) Wagner: Maria Lisa Thaler, Andreas Kirchmeir, Andrea unterstreichen. Z–wieziemlichbunt! Maria WagnersbehutsameIllustrationen weiß wirddabeiganzschönbunt,wieLisa und rechtbuntenBegegnungen.Schwarz- gängen jedochkommteszuunerwarteten zen Streifen.AufseineneinsamenSpazier- Es hatnureineneinzigenkleinen,schwar- Zebra aberlässttraurigdenKopfhängen. mal diesewunderbarenStreifenan!“Ein Vor allemvonihrenStreifen.„Schaudirnur Zebras denganzenTagüberFotosvonsich. Weil siesichsoschönfinden,machendie kinder.buch.tipp Erzählungen DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST Constantin SchwabConstantin

Pädagogin

3 Exemplare 978-3-7084-0631-2 ISBN |24,90 Euro 238 Seiten 2020Verlag Klagenfurt Heyn, Dancing Violent Auer: H. Miriam ● fabelhaften Sprachbildern. höchst poetischerProsa,in vielschichtigen Panoptikumin tiert“ MiriamH.Auerinihrem fernöstliche Weisheit„kommen- sisches Sprichwort.Diese anderen“, sagteinvietname­ der eineniststetsdieHölle Höllengleichnis: „DasParadies Auer’sche Höhlengleichniszum Prise Voodooverschärftdas mit PopundPhilosophie.Eine haftet. PoetischeEpikgewürzt sehr derepischenTraditionver- europäisch, zupoetischund für Chick-LitistAuersTextzu könnte manmeinen.Allerdings geht esumEmpowerment;– Ganz imSinnederChick-Lit Weltbewältigung inderPoesie. H. AuermitdemGedankender spruch suggeriert–spieltMiriam – wieesaktuelleinWerbe tiert. WeildasLebeneinSpielist Ambiguität desSpielskonfron immer undwiedermitder Leben zuleben,werdensie lächerlichen Versuchen,ihr werten, rührendundzugleich gewiss sind.Inhilflos-liebens sicher undihresDaseinsnicht sich ihresSeinsnichtganz Randexistenzen; Menschen,die Dancing versponnensind,sind sucht. DieFiguren,dieinViolent hindurch zuermächtigenver sie sichdengesamtenRoman gewoben ineinLeben,dessen Rita/Lita, istjanusgesichtigein tons Geiste.IhreProtagonistin, wie einePuppenspielerininPla zen, manchmalauchhampeln– cing“. SielässtihreFigurentan dritten Roman„ViolentDan sich MiriamH.Auerinihrem Als wahrePuellaludenserweist Das Höllengleichnis ReinhardKacianka PhiloCafétier im raj in Klagenfurt. in raj im PhiloCafétier seit 2009 Klagenfurt; Adria-Universität anKulturwissenschaftler der Alpen- * 1957, Kulturarbeiter, Übersetzer und und Übersetzer 1957, Kulturarbeiter, DIEBRÜCKEVERLOST ------3 Exemplare ISBN 978-3-99029-361-4 |21164 Euro Seiten Verlag Wieser 2019Klagenfurt: Enz. Josef von Mit Originalzeichnungen Amsel und Storch Hartinger: Ingram ● Eine wunderbareProsa. Gesang derVögelansich. stimmigen, klarakzentuierten angemessen, etwasvomviel- Sprache hat,demGegenstand „Höhe derZeit“ist.Und,seine auch imtragischenSinnaufder nehmen. EsisteinBuch,das gleich welcher,inKauf(sic) die dasSterbenderKreatur, uns ausgeht,den„Sterblichen“, keit, aufdieZerstörung,von unsere Gier,Gefühllosig- einer aufunsereUnvernunft, Blick aufdieNaturistauch ph WaldoEmersons.Hartingers Henry DavidThoreausundRal- „Nature writing“inderTradition Das istheutiges,blitzgescheites Apokalypse. Himmel zufallen.Vorbotender der Erde.Undsiebeginnenvom sie sinddemHimmelnäherals Vielfalt, SchönheitundGesang; Geist. SieverkörpernFreiheit, gen –wiedermenschliche den Menschendaundsieflie- Warum Vögel?Vögelwarenvor ger alseineSeite. Kaum einesderStückeistlän- also, seinemundunserem. Glück undUnglück,zumLeben zen, NotenundBruchstückezu autobiographische Reminiszen- Selbstporträts entpuppen), Vogelporträts (diesichals Bilder, Szenen,Kopfdramolette, dertfünfzig Prosaminiaturen: Ein BuchüberVögelineinhun- wundersames Buchgeschenkt. seinem rundenGeburtstagein Ingram Hartingerhatunszu Gesang derVögel KlausAmann Kärntner Literaturarchivs. des und Literaturforschung für Instituts lang Literaturhistoriker, Gründer und DIEBRÜCKEVERLOST ­jähriger Leiter des Robert-Musil- iz leta 2014. leta iz Gedenkbuch SlowenenKärntner und Sloweninnen derNS-Verfolgung: Ein Opfer als Entner Brigitte v knjigi Koroškem slovenske Osvobodilnefronte vokviru nadvojezičnem odpor Protinacistični Koroškiz naslovom partizani: 2010 iz leta Linasija Marjana imenvmonografiji krajevnih in Seznam Založništvu tržaškega tiska vTrstu. tiska tržaškega Založništvu Kampfes in Kärnten antifaschistischen des Gedenkstätten Gefallenen die für / Den Freiheit: Sturma Marjana invknjigi zveze, Slovenske prosvetne daru v Knjižnem in Südkärnten Partisanen widerstandes des Koroškem najužnem spominska obeležja /Gedenkinsel: Andreja Moharja urednika v knjigi znjimi bralke se lahko seznanijo inbralci spomenikov; partizanskih –Gašperja. Karla Prušnika Tanja Ljubljane, opremila iz umetnica dejavnosti vnukinja Prušnik, kulturne –Javni JSKD za sklad pa založil odpora, protifašističnega inprijateljev inkot soizdajatelj Zvezazveza koroških partizanov prosvetna Slovenska izdala je jo knjigo, ki je pa likovno Destovnik, Irena urednica posodobila je Opombe kratic. uporabljenih v besedilu dr. zgodovinar Avguštin prispeval smotudi je seznam Malle.Dodali letoma1946in2019;pregled med slovenskem izšla innemškem jeziku v je ki proti nacizmu, upora innjihovega koroških Slovencev izgona literature spominske pregled natemo zajeten pa knjigo, dodali pisal otem, je kako avtorja inzapis –Matjaža Pavleta Žaucerja peresa izpod –Gašperja Karla Prušnika smoohraniliživljenjepis V knjigi in dr. Komelj, avtor Miklavž knjige Kako umetnost? misliti partizansko koroške literaturepoznavalec dr. Matjaž pisatelj Kmecl, Peter Handke dober prispevali so hknjigi Spremne besede koroškega plebiscita. Koroškem. na spomenikov partizanskih in fotografije krajev seznam nemški naKoroškem, grobišč slovensko- partizanskih seznam življenjepis, vnjem objavil je tudi ki Gašperjev knjige Pavleurednik –Matjaž, Žaucer indopolnil posodobil priredil, opombe 1985,je leta Ljubljane izšel iz Gamsov naplazu branjuPri Gamsov infotografij grobišč partizanskih niseznama izdaji V peti Peti knjige ponatis Borec Založbi pri je , ki naplazu knjige Gamsi ponatis četrti Za Padlim za svobodo: Pomniki protifašističnega boja naKoroškem boja Padlim Pomniki svobodo: protifašističnega za , ki je leta 1987 izšla pri Založbi Drava vCelovcu in Založbi pri 1987izšla leta je , ki Wer war Philippen? Klara Šentlipš/St. aus Gamsi na plazu naplazu Gamsi sta zelo uporabna tako Imensko kazalo zelo Imensko tako sta uporabna kazalo Otoki spomina: Partizanska spomina: Otoki izdajamo obstoletniciizdajamo , ki je leta 2018 izšla 2018 izšla leta je , ki kot Imensko kazalo kot Imensko kazalo

Gedenkstätten Gedenkstätten

(Pesem Andreja Kokota,vžalnoknjigovpisana20.marca1980) Odločno stopimozanjim,danambolečinaodleže! ki jeljubilsvojnarod–srce,nibilozaman. tod gremojapot,tamsemvečkratpostal! Če binasvidel,Gašpervsakemudejal: In sečlovekzamisli:stopinjesosveže… OB SMRTI TOVARIŠA GAŠPERJA Pogum inodločnost–tojebilpartizan, Čemu takažalostnatvojemobrazu? Poglej stopinjegamsovnaplazu, še koda ISBN koda še

GAMSI NA PLAZU Karel Prušnik – Gašper ● einer weiterenEbeneverortet. greifbar, derTextgleichsamauf sprachliche Realitätbesonders Realismus derSprachebzw.die abstrakten Malereienwirdder greift. VordemHintergrundder Werkserie „Utopija_gnp“auf- Autors dieThematikinihrer Prušnik, diealsEnkelindes sche AusgestaltungdurchTanja erscheint auchdiekünstleri- Besonders eindrücklich (kultur-)historischen Kontext. Handke undMiklavžKomeljden tern vonMatjažKmecl,Peter Auguštin MalleundBegleitwör- schichtlichen Beitragvon sowie miteinemliteraturge- mit zahlreichenFotografien nische Originalundbeleuchtet konzentriert sichaufdasslowe- Destovnik redigiertePublikation herausgegebene undvonIrena Jubiläums derVolksabstimmung bevorstehenden 100-jährigen Partisanen ausAnlassdes und demVerbandderKärntner Slowenischen Kulturverband erschienen. Dieaktuelle,vom chigen EditionimWieser-Verlag, zuletzt 2015ineinerzweispra- in SlowenienundKärnten, seitdem inmehrerenAusgaben Oral HistorystehendeBuchist ten. DasinderTradition nenkampf inKärntenfestgehal- Erinnerungen andenPartisa- Gašper standskämpfer auf derLawine]hatWider- „Gamsi naplazu“[dt.:Gämsen Ljubljana erstpubliziertenText und 1958imVerlagBorecin Haftanstalt Karlaubegonnenen Mit dem1947/48inderGrazer Widerstand 2 Exemplare 978-961-7010-50-3 ISBN |19,90355 Seiten Euro JSKD, Ljubljana 2019 sveza prosvetna |Izdatelj Slovenska naGamsi plazu Karel Prušnik-Gašper: KatharinaHerzmansky literarischer BRÜCKEnpfeiler literarischer DIEBRÜCKEVERLOST NA PLAZU GAMSI (1910-1980) seine (1910-1980) Karel Prušnik –Gašper Karel Prušnik Karel Prušnik- JLA za osvoboditev Koroške«. osvoboditev za JLA in članekrepubliki« dr. Toneta Ferenca »Kratek operacij zaključnih pregled članek dr. avstrijski Avguština indrugi »Koroški Malleja vprvi Slovenci Koste generala Nadja, inPOJ, Zveze NOV Zveznega borcev odbora združenj julij izšla tudi predsednika objavljeni so predgovor Vknjigi v srbohrvaščini. 4. Založbi Ljubljane inbeograjski iz Borec Založbi tretje slovenske pri izdaje bralnoznačko. Gašperjevo za berilo postane inznamenom,da smrti obletnice Gašperjeve vpočastitev skico Koroške.zemljepisno izšla Knjiga je in fotografsko gradivo bogatejše življenjepis, Gašperjev jije Dodal – Matjaž. knjige Pavle urednik Žaučer posodobil opombe je Celovca, Drava iz in Založba Wieser Založbi pri vCelovcu. 2015izšel leta Buchacherja Vanesse Petra Handkeja, besedami inRoberta Hannesschläger in uvodnimi Wieserja Lojzeta zopombami je Drava pa vCelovcu, tretji ponatis in Založba Ljubljane iz enotnost Delavska Založba 1984izdali leta sta prevoda nemškega ponatis Drugi inštituta vCelovcu, inpisatelj Lipuš. Florijan znanstvenega dr.v Celovcu. Knjigo prevedla sta Avguštin Malle,direktor Slovenskega 1980znaslovom leta je ki okupacije. nacistične Avstrije izpod osvoboditvi pri zasluge za odlikoval –Gašperja Karla Prušnika avstrijski predsednik je 1977 Leta boja. natemo narodnoosvobodilnega stvaritve umetniške najbolje 4.julijza nagrado organizacije, borčevske jugoslovanske takratne priznanje razen objaverazen v nekdanjih koroških zlasti partizanov. še javnosti, Na Koroškemzanimanje se France uredil je jo ki na Koroškem. Vreg Knjiga, vSlovenijivzbudila –Mile,je boja protifašističnega organizatorja koroškega prvoborca, –Gašperja, Prušnika knjiga vLjubljani izšla Borec Založbi pri 1958je Leta na obeh straneh meje. Leta 1975 je knjiga knjiga 1975je Leta stranehna obeh meje. širok bralcev krog našla knjiga Gašperjeva je koroških Slovencev usodo za zanimanja naKoroškem. povečanega spomenikov Vobdobju partizanskih ter fotografije grobišč imenkrajev,omenjenih dvojezičnih partizanskih spisek avtor in urednik Pavleavtor inurednik –Ma Žaucer uredila opombe sta izdaji knjige. Vdrugi Gašperjeve ponatis v Ljubljani izšel Borec Založbi 1974pri leta je preganjanja koroških Slovencev mladih sodnega napisov, krajevnih in policijskega dvojezičnih koroškim Slovencem, podiranja proti pogromov nacionalističnih divjanja vletih koroškega plebiscita, obletnici sprejeli zzanimanjem. jo so pa koroški Slovenci ni govorilo, V tretji slovenski izdaji, ki sta jo leta 1981 izdali Založba Borec iz Ljubljane iz Borec Založba 1981izdali leta jo sta V tretji ki slovenski izdaji, knjige vnemščini, svoje izida nidočakal žal –Gašper Karel Prušnik Leta 1981 je knjiga z naslovom znaslovom knjiga 1981je Leta Slovenskem vestniku Gämsen auf derLavine Gämsen

in v glasilu in vglasilu tjaž. Knjigi sta dodala spisek v knjigi vknjigi spisek dodala sta Knjigi tjaž. Divokoze nalavini Divokoze Gamsi na plazu naplazu Gamsi Kärntner Landeszeitung Landeszeitung Kärntner izšla pri Založbi Drava Založbi pri izšla Gamsi na plazu Karla naplazu Gamsi z opombami iz iz zopombami Štiri leta po 50. po leta Štiri dobila najvišje najvišje o knjigi o knjigi ● und Tod. rischen Schnittstelle:Leben Kontinenten, anderatmosphä- ger zwischendeneurasischen Der SchriftstelleralsWasserträ- rhythmisch inseinNotizbuch. mit seinerFüllfederlitaneien- mungen mitsamtEngelundKali Geruchsinn undseineWahrneh- Farbenspektrum, seinen sam seineBeobachtungen,sein zitierend, trägtderAutorsorg- Tagebuch vonMirceaEliade Buchseiten ausdemIndischen die lebendeWelt.Durchalle eine fortgesetzteExpeditionin Aber WinklersWerkistauch Detail verborgen. hört, bleibtbeiWinklerkein Kaste derUnberührbarenzuge- richtungen derDom,die essiert. VondentäglichenVer- einer Literaturpraktikantininter- nen LesereiseinBegleitung Natura mortaalsanseinereige- römischen Marktpulsierenvon Fortlauf derErzählungaucham den UferndesHooghlyundim Leichenverbrennungsstätten an der Schriftstellermehranden geladen vomGoethe-Institutist schen Schauplätzenstatt.Ein- kundung findethieranindi- ler'sche Welt–undSeelener- tischem Bodenfort.DieWink­ schreiber vonKalkuttaaufasia- jetzt imneuenBuchDerStadt- begann, setztsichinDomraund katholischen Hintergrund Das wildeKärntenvoreinem Was inderfrühenRomantrilogie Bereiche vonSterbenundTod. eine fortgesetzteExpeditionin Das WerkvonJosefWinklerist Ziegenledertaschen mit den Die Wasserträger 3 signierteExemplare 978-3-518-47014-5 ISBN |14,40 Euro 105 Seiten Suhrkamp Verlag, 2019 vonDer Stadtschreiber Kalkutta Winkler: Josef

DIEBRÜCKENr. 16|Brückengeneration 5 WilhelmHuber Literaturtage. Veiter St. der Gestalter Amann Klaus mit Rezensent, Destillateur und gemeinsam DIEBRÜCKEVERLOST

43 BUCH.TIPPS 44

DIEBRÜCKENr. 16|Brückengeneration 5 MUSIK.TIPPS „Das BesteinderMusikstehtnichtdenNoten.“ lobodan Žakula Slobodan Theaterstück produzierte. Lukas Schiemerfürein sowie einenBonustrack,den dezeit“ beinhaltetzehnSongs und derSozialenMedien.„Sen- Problematik desKlimawandels thematisiert u.a.dieaktuelle lokal undglobalgleichzeitig– ken Word,zumTeilimDialekt– siert undweiterentwickelt.Spo- spontan undlebendigimprovi- und strukturiert,aberauch gleichzeitig gekonntkomponiert Good istinnovativundverspielt, ger dazu.DerSoundvonBarry te sehrwichtig“,meintKienber- auch dieSpoken-Word-Elemen- für diePlattewurdenihn te Improvisation.InderArbeit Texte unddieGroove-orientier- der InhaltunddieBotschaft Texte vonLukasSchiemer,also Good sinddieMusikund zentralen ElementebeiBarry Projekten kennenlernten.„Die sich imRahmenvonanderen der WienerJazzszene,wosie glieder sindwichtigeAkteure Vogel (Drums).AlleBandmit- Kienberger (Bass)undMarc Simon Raab(Keys),Philipp Vocals), AloisEberl(Trombone), Lukas Schiemer(Reeds, dem BandleaderundSongwriter te. DieFormationbestehtaus eines seinerzahlreichenProjek- aktuelle AlbumvonBarryGood, punktgenau „Sendezeit“,das view. DieserSatzbeschreibt Kienberger imBRÜCKE-Inter- in WolfsberggeborenePhilipp nen Musikstilentätig“,sagtder irgendeiner Forminverschiede- Musiker, denichkenne,istin schiedlichen Stilen.Fastjeder aus einerVielzahlvonunter- „Moderne Jazzmusikbesteht Sendezeit musik/barry-good www.lukasschiemer.com/ gehdanke records/Hoanzl, 2019 Sendezeit Good: Barry bei radio AGORA 105,5. AGORA radio bei Gustav Mahler Gustav , , 1860 S endungsmacher

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1911, Dirigent und österreichischer Komponist

gemeint undgedachtwaren. ihren Schöpfernnichtgenauso ben kann,dassdie„Suites“von gen Art,dassmankaumglau- transparenten unddurchsichti- Klänge herantastenineiner die neuen,aberdochähnlichen aber mitihrenInstrumentenan nicht genauübernehmen,sich die zwareinzelnenStimmen Musiker*innen gespieltwird, ganzen Orchestersvonneun cken, dassdieVielfalteines Zusatz „Nonett“,umauszudrü- nin Dvorˇák. AlleTitelhabenden Puccini undRusalkavonAnto- Strauss, Rosenkavalier vonRichard Werke daraufzu„verewigen“– produzieren unddreibesondere schlossen, eineersteCDzu tern engagiertsind,sichent- Mitglieder inführendenOrches- Nun hatdasEnsemble,dessen nals allzustarkzuverändern. ohne denCharakterdesOrigi- Musik transparentzugestalten, Herausforderung folgend,die antwortlich zeichnet,immerder mann fürdieArrangementsver- der KlarinettistStefanPotz- und Orchesterliteratur,wobei ren großeWerkederOpern- nengelernt, spielenseitdreiJah- Kärntner Sinfonieorchesterken- Musiker*innen habensichim Bläser*innen, diemeisten Streicher*innen undvier Namens folgend.Fünf der lateinischenBedeutungdes das nern, reduzieren,unddastut vereinen, mussmanverklei- diese beidenLeidenschaftenzu Seite fürKammermusik.Um ihrer Vielfalt,aufderanderen rung –einerseitsfürdieOperin Am BeginnstanddieBegeiste- ensemble minui Stadttheater Klagenfurt Stadttheater 30. März,19:30 Uhr CD-Präsentation suitesopera act for 1 nonett, Dvorˇák Puccini Strauss minui: ensemble Ö1. von sowie Kärnten Landesstudio A Mitarbeiterin des ORF ORF des Mitarbeiterin Benke, ngelika ensemble minui–ganz Tosca vonGiacomo

mentales hat. gemacht undSinnfürMonu- allem MusikfürTheater Efendi indenletztenJahrenvor durch undlässthören,dass Stimmung imfettenSound Düster-elegisch ziehtsichdie du alleWege?) vse poti?“(Warumverschließt untermalt fragt:„Zakajzapiraš von getragenenOrgelklängen „Domovina“ (Heimat),woriner Umgang mitHeimatindemLied Herkunft wiedenschwierigen de Kärntner Slowene auch seine thematisiert derinWienleben- seiner aktuellenCD„Vulgo“ der Rockmusikverpflichtet.In Gitarrensoli unmissverständlich schentönen odermassiven board, verheißungsvollenZwi- tiefsitzendem Bass,sattemKey- er sichmiterdigemSchlagzeug, durch dieWälderpfeifen,wenn lässt erunheimlichenWind voller Dramatik.Spektakulär und verheißteinenTonträger Nikolaj EfendiimGehörgang unbekannten Welten,landet gen ausderFerne,vielleicht geladen-anschwellenden Klän- Mit einemIntroausspannungs- Theatralik pur Festival Dvorana RocksFestival Dvorana Pliberku pri Šmihel St. Michael ob Bleiburg/ 15. Februar,20 Uhr konzert.tipp und T ina Perisutti,

Kulturjournalistin. Kulturarbeiterin Kulturarbeiterin

Foto: David Višnjić

Gäste untereinenHutzubrin der durchwegsprominenten Herausforderung, dieVielzahl bedeutende Rolle–soetwadie Debüt „PlantingHearts“eine vielfältig undspielenaufdem Wurzeln. DieGründedafürsind einer BandmitstarkenKärntner Debütalbum vonManofIsle, zwei Jahreverzögertesichdas Gut DingbrauchtWeile!Ganze Großer Gestus wurden mitbuntenmusikali (der ineinerSekteaufwuchs) Erfahrungen vonDavidEdlinger ze persönlicheThemenausden und Allmacht–düstereschwar irgendwo zwischenOhnmacht Gefühl alsgroßerGestus– Songwriter erkrankten MuttervonSinger- aber derTodanDemenz Markus PernervonGarish)oder Gabriel vonSleepund Thomann vonCariCari,Pieter berger vonNakedLunch,Ivo gen (ProduzentStefanDeisen Kammerlichtspiele Klagenfurt Kammerlichtspiele 28. März,20 Uhr konzert.tipp www.manofisle.com 2019 Records, Sissi Hearts Planting Isle: of Man und M für Überraschungen. musikalischen Feuerwerken bodenständig undsorgtmit sigkeit, bleibtdabeiaberauch in denZustandderSchwerelo Album versetztdieHörer*innen große Momentezufinden.Das en werdenMustergesucht,um lenlassen vonMelodienundIde gen inderGrößeoderdasFal anzutreiben. DurchdasSchwel weder zuverharrenodersievor Musik aufzubauen,umdarinent Sound, dersichZeitlässt,die wird esvoneinemElektro-Pop- Kopf entstehenlässt.Getrieben Gesamtkonzept, dasBilderim Eingebettet sindsieinein Indie-Hymnen fürdieEwigkeit. erstaunlich viele„kleinegroße“ finden sichauf„PlantingHearts“ Flaming Lipserstrahlen.Undso auch indengroßenWerkender schen Farbenübermalt,wiesie ichael Herzog, -schaffender. . Das David Edlinger.Das Kulturreisender -

------Matthias Forenbacher sucht urbane Plätze der Musik. Foto: Matheo Villaine/C. Mavric Komponist Manfred Plessl. Foto: Manfred Plessl/Stefan Poscharnig

Musik ist Liebe Die Leidenschaft zur Musik teilen sich die Musiker Matthias Forenbacher und Manfred Plessl. In ihren Klangwerkstätten in Klagenfurt entstehen musikalische Kleinode für Film und Fernsehen, Theater und andere Genres.

Matthias Forenbacher. Den Neil versuchte er mit seiner letzten Platte Le in Madrid. „Begonnen hat aber eigentlich Young’schen Song From Hank to Hendrix Monde Diplomatique [siehe DIE BRÜCKE alles in der Schule“, erzählt Plessl, „wo könnte man, auf die Musik von Matthias Nr. 11, S. 48] jene Orte und Punkte in mich damals in Viktring der jetzige Regis- Forenbacher umgelegt, noch ausweiten. Europa kennenzulernen, die nicht dem seur Flo Lackner für die Filmmusik begeis- Dylan, Springsteen, Bowie, die Einstür- Alltag entsprechen. Weggefährten sind tern konnte. Daraus hat sich dann alles zenden Neubauten, die Musik Südeuropas, seit damals der Akkordeonist/Komponist entwickelt.“ Die klassische Ausbildung aus Italien und vom Balkan sind nur Stefan Kollmann, Schauspieler Johannes mit der Violine ist Basis, arrangiert wird Anhaltspunkte auf einer musikalischen Silberschneider (Tatort, Silentium, Jud heute vieles aber am Computer. „Zuerst Landkarte, die den gebürtigen Steirer nach Süß, Bad Fucking usw.), der die Zwischen- gibt es eine Themenvorgabe, dann kommt Klagenfurt geführt haben. Take me where räume der Musik mit Wörtern füllte oder die Recherche – je nach Film begebe ich the Wind blows nimmt er wörtlich und Christopher Mavric, der nicht nur das mich nach dem Lesen des Drehbuchs auf SEITE.OHNE.NAMEN seine mobile Arbeitswerkstatt, die auch Cover gestaltete, sondern gemeinsam mit Quellensuche“, erläutert er die Arbeits- in Klagenfurt ganz gut funktioniert, dient Forenbacher zu ungewöhnlichen Orten in schritte und betont, dass es wichtig ist, nicht nur zum Instrumentieren, sondern Belgien reiste, um – fernab von EU und mit der Regisseurin oder dem Regisseur ist ein Platz zur musikalischen Feldfor- jeglichen Touristenattraktionen – eine und der Crew direkt zu sprechen. „Ähnlich schung. „Ein echtes Kärntner Gewitter mit Videoinstallation zu entwerfen. „Eine Rei- wie bei einem Schauspieler geht es um dramaturgischen Höhepunkten – wie es se ohne Grenzen, ohne Kategorien, die die Feedbacks, weil ich in jedes einzelne einem bedrohlich näherkommt – habe ich auch für Klagenfurt wünschenswert wäre, Projekt mein ganzes Herzblut reinlege“, hier spontan aufgenommen“, erzählt er zumal eine kulturelle Öffnung für alle sagt Plessl. Projekte, die er vertonte, die Entstehungsgeschichte eines Songs. Zonen der Stadt etwas zum Leben beitra- umfassen neben Fernsehproduktionen Weitere unterstützende Quellen zur For- gen würde“, sagt Forenbacher. In this und Werbespots Filme wie What is Love schung sind die Cafés der Stadt, hier vor European Night ist ein Hörspiel-Theater (Ruth Mader, 2012), Streif – One Hell of a allem das zu seinem Homestudio benach- (musikalisch arbeitet er bereits an Rilkes Ride (Gerald Salmina, 2014), Bad Luck barte „Ingeborg“. Dabei erschafft er Ein- Cornet in Klagenfurt), das mit der Sprache (Thomas Woschitz, 2015), Valossn (David zigartiges, denn seine Lieder bestehen spielt, ganz ähnlich wie sein Song 799. Hofer, 2016), Life Guidance (Ruth Mader, nicht nur aus Musik, sie bestehen aus der „Im Ingeborg suche ich nach Schlagwor- 2017), Traman (David Hofer, 2018) oder Faszination für Literatur, moderne Kunst, ten, etwa aus der Werbung, die aber nicht Manaslu – Berg der Seelen (Gerald Salmi- Sprachspiele, Medien (er ist auch an der plakativ sind – sondern über deren Hin- na, 2019). Trotz der Themenvorgaben sind FH in Graz tätig) sowie für Film und The- tergründe man sich Gedanken machen die Freiräume, in denen er sich musika- ater. Michel Houellebecq oder die Kärntner soll“, denn Mehrdeutigkeit ist ausdrück- lisch von Szene zu Szene bewegt, viel Literaten Peter Handke und vor allem Gert lich erwünscht. Sprache soll von mehreren größer als etwa jene in sehr spezifischen Jonke sind Bezugspunkte. „Die Bedeutung Seiten gesehen werden, um etwas völlig Musikrichtungen (so widmet er sich auch der Kultur als Säulen der Gesellschaft ist Losgelöstes, Eigenständiges zu erschaffen, gerne dem Genre House). Kein Platz eignet in anderen europäischen Ländern viel eben wie bei Jonke oder Houellebecq. sich besser zum Sammeln von Ideen (auch größer“, bedauert Forenbacher. Und wie- www.matthiasforenbacher.com im Sinne von Field Recording und Sound- der wandern seine Gedanken Richtung design) als das Wohnstudio mit der Kärnt- Süden ... zu den realitätsnahen Filmen des Manfred Plessl nutzt seine Wohnung in ner Bergwelt und den Seen vor der Tür italienischen Neorealismus und zur Musik Klagenfurt, einen Teil einer ehemaligen (erst die Post-Produktionen finden in Wien von Antonio Rimedio genauso wie zu den Kaserne, ebenfalls für die Produktion statt). www.manfredplessl.at Balkan-Klängen, wie sie in Städten wie seiner Musik. Plessl studierte Kompositi- ● Michael Herzog Belgrad, Sofia oder Bukarest zu hören sind. on und Violine am Konservatorium in Kulturreisender & -schaffender. Nach einem Aufenthalt in Nordamerika Klagenfurt und Kammermusik an der (unterwegs mit der Band The Bisons) Escuela Superior de Música Reina Sofía

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 45 Scheibbs – Nebraska – Villach Der Villacher Musikverein lädt am 24. Feber, 19:30 Uhr, zum 55. Rosenmon- tagskonzert mit der Drauphilharmonie in das Congress Center. Es ist der Auftakt eines Villacher Kulturfrühlings. www.drauphilharmonie.com Es folgen vier Cellistinnen, die sich musika- lisch nicht einengen lassen: Von der Renais- Musik aus aller Welt für Jung und Alt sance über Jazz bis hin zu Rock reicht das Mit einem Konzertreigen klassischer Musik wartet die Landeshauptstadt auf: Die Jeunesse Repertoire von ExtraCello, die am 2. März, Klagenfurt lädt am 10. März um 19:30 Uhr im Konzerthaus unter dem Titel EAST-WEST mit 19:30 Uhr, im Villacher Bambergsaal spie- dem polnisch-serbischen Duo Aliada (Michał Knot, Bogdan Laketic) zu einer Entdeckungs- len. Und das ist nur eine von zahlreichen reise durch die musikalische Landschaft Osteuropas und Amerikas. Es folgt das Familien- Darbietungen des Kulturfrühlings in der konzert DoReMi & FaSolLa am 28. März, 16 Uhr im Konzerthaus, unter anderem mit Philip Draustadt. Am 3. März um 19:30 Uhr führt HORIZONTE Haas & Esther Planton. www.jeunesse.at die Delattre Dance Company im Congress Ebenfalls im Konzerthaus lädt der Musikverein Kärnten am 20. Feber um 19:30 Uhr zu Center Das Bildnis des Dorian Gray in einer einem Auftritt der Staatskapelle St. Petersburg. Für ihr Klagenfurt-Debüt haben die Ballettversion auf. Am 11. März um 19:30 renommierten Künstler*innen Eusie Hong (Sopran), Marton Kiss (Klavier) & Alexander Uhr gastiert dort das Wiener Rabenhof Tschernuschenko (Dirigent) neben einer Beethoven-Hommage zwei Meisterwerke des russi- Theater mit einer Hommage an Georg Dan- schen Repertoires mit im Gepäck: die Symphonie Nr. 5 von Dmitri Schostakowitsch und zer: Jö schau – Von Scheibbs bis Nebraska, Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1. www.musikverein-kaernten.at l Foto: Duo Aliada © Maria Jarzyna und am 24. März um 19 Uhr interpretiert das Alessandro Quarta Quintett & Ses- tetto Stradivari die Musik von Astor Piaz- zolla. Ebenfalls im Congress Center wird am 31. März um 19:30 Uhr als Gastspiel des TAG das beklemmende Stück Die Ratten über den Kampf zweier ungleicher Frauen aufgeführt. Der Mensch im Fokus ist der Titel einer Ausstellung Villacher Künstler*innen (Sonja Capeller, Urs Kahler, Arnold Kreuter, Karen Kuttner-Jandl, Eva Ornella, Astrid Pazelt und Verena Terekina) im Dinzlschloss. Malerei, Grafik, Fotografie und darüber hinaus. Ver- nissage am 23. März um 19 Uhr, die Aus- stellung endet am 15. Mai. Das alles und Landschaft und Kunst Willkommen im Gulag noch viel mehr: www.villach.at/kultur l Wie prägen Landschaften Kunst und Kultur? Wie fühlt es sich an, willkürlich nach dem Foto: Die Ratten © Georg Mayer Mit dieser Frage setzen sich zwölf Künstler­ stalinistischen Strafgesetzbuch zu zehn Jah- *innen aus Österreich, Slowenien und ren Gulag verurteilt zu werden? Eine Ahnung Deutschland auseinander. Die Wanderaus- von absurder Willkür bekommt das Publi- stellung Wobrazy krajiny. Podobe Pokra- kum in dem Stück Prawda. Nichts als die jine. Bilder einer Landschaft. Wobraze kraji- reine Wahrheit. von Yulia Izmaylova und ny. im Klagenfurter Museum Moderner Felix Strasser. Die Produktion von VADA Kunst Kärnten [DIE BRÜCKE Nr. 15, S. 31] macht am 1.|4.|5. Feber jeweils um 20 Uhr berücksichtigt insbesondere auch Kunst- im Jugendstiltheater Klagenfurt Station, am schaffende der sorbischen Minderheit in 7. Feber um 20 Uhr im Krumpendorfer der ostdeutschen Lausitz. Die Werke sind Café Zur Dampflok, am 8. Feber um 19 Uhr bis 12. April zu sehen. Im Rahmen dieses am Veldener Kunstbahnhof Wörthersee, am Dreiländer-Kunstprojekts lesen Anja Golob, 12. Feber um 18:30 Uhr im Klagenfurter Lubina Hajduk-Veljković und Cvetka Haček, am 13. & 15. Feber jeweils um Lipuš am 12. März um 19 Uhr im Cafe 20 Uhr im Völkermarkter Gasthaus Zum Stöckl in Bleiburg sowie am 13. März um Prinz Johann. www.vada.cc l Foto: VADA 19:30 Uhr im Klagenfurter Musil-Haus. www.mmkk.at | www.aau.at/musil l Foto: Jošt Franko, Schwarm II, 2019, Intervention am Print | © MMKK

46 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Pfauenpaar mit Freundschaftskettchen. Foto: Edgar Knoop kultur.tipp Von Klezmer bis Nordgrass Alles für die kaz. Ein Veranstaltungsreigen im Amthof „Ist die Kunst für die kaz.?!“, fragt der Wirklichkeitsflucht oder Feldkirchen läutet den Frühling ein. Am Kunst Raum Villach. Die Antwort ist in Underground? 1. Feber bringt das Salzburger Klezmer diesem Fall: Ja. Noch bis 19. April stellen Nippes, Trash, Camp – diese Begriffe stehen alle- Connection Trio mit ihrem neuen Pro- die Künstler*innen Bilder mit Bezug zu samt auf ihre je eigene Art in direktem Zusam- gramm Klezmer Pur jiddische Kultur in die Kärnten und der Welt aus. Es nehmen teil: menhang mit dem deutschen Begriff „Kitsch“. Tiebelstadt. Georg Winkler, Hubert Kellerer Romina Achatz, Zoe Guglielmi, Guido Katol, Umgangssprachlich meist dafür verwendet, und Peter Aradi lassen einen innigen Dialog Markus Orsini-Rosenberg, Isabel Belherdis, künstlerisches Tätigsein, welches sich nicht auf zwischen Klarinette, Akkordeon und Kontra- Michel Vacchano, Gernot Fischer-Kondrato- die Suche nach dem Wahren und Guten macht, bass entstehen, ein einmaliges Klanggemäl- vitch, Matthias Buch, Friedoline Pinselstrich als sentimental, trivial und eben kitschig abzu- de aus Lebensfreude, Melancholie und (Lisa Maria Wagner), Michaela Wiegele, werten – doch ist dabei durchaus Vorsicht gebo- Sinnlichkeit. Die kroatische Jazz-Virtuosin Richard Kaplenig, Ronald Zechner, Theres ten: Handelt es sich bei den „Nippes“ [franz. für Tamara Obrovac tritt am 15. Feber mit Cassini, Richard Klammer, Ina Loitzl, Elisa- „weiblicher Putz“] tatsächlich um dekorative ihrem TransAdriatic Quartet auf. Sie kom- beth Wedenig, Gerhard Fresacher und Wolf- Massenprodukte, bezeichnet „Trash“ in der Post- biniert istrische Melodien und traditionelle gang Semmelrock. Der Reinerlös der Aus- moderne zum Kult erklärte Objekte aus der Musik mit zeitgenössischem Jazz. „Hot fidd- stellung kommt der sozialen Initiative kaz. Sphäre des Kitschs, „Camp“ benennt wiederum les from cool Scandinavia“ gibt es von Kärntner Allgemeine Zeitung zugute. Aus die um die 1960er-Jahre entstehende Queer Cul- Frigg aus der finnischen Folkszene. Nord- den 19 Positionen wird ein Wandkalender ture, welche als avantgardistische Bewegung im grass sozusagen, als Kärnten-Premiere am gefertigt, der bei den kaz.- sogenannten Underground steht und eine Form 6. März. Alle Konzerte um 20 Uhr. Straßenverkäufer*innen erhältlich ist. von „anderer“ Wahrnehmung einfordert. www.kultur-forum-amthof l Öffnungszeiten: Do-Fr 15–19, Sa 11–14 Uhr. Jeder dieser Begriffe liegt in der von Edgar Foto: TransAdriatic Quartet © Darija Cikac www.kunst-raum-villach.org l Knoop konzipierten, ab Feber in der Galerie Foto: Richard Klammer © Gerhild Klammer Šikoronja zu sehenden Ausstellung in der Atmo- sphäre. Das „Urteil“ und die Zuordnung dahinge- hend, ob Kitsch oder nicht oder ob überhaupt gerade noch an der Grenze zu diesem, wird der Betrachterin, dem Betrachter überlassen. Dabei ist die Ausstellung durchaus als spannendes Wahrnehmungsexperiment zu begreifen, denn: Je nach gesellschaftlicher Prägung und ästheti- schem Empfinden wird der/die Einzelne zu einem völlig anderen Ergebnis kommen. Den- noch ist eine Definition von Kitsch unauflöslich mit einer Definition von Kunst verbunden. Auch Umberto Eco schrieb dem Kitsch theoretisch durchaus dieselben Wirkprinzipien wie der Kunst zu: Anstöße zum Denken geben, Erschütterung Schwarzhumorige Graffiti im Amthof und Emotion. Fest steht, dass Kitsch, wird er im Beziehungsdramen Ab 27. Feber, 19 Uhr steht der ehrwürdige künstlerischen Kontext bewusst eingesetzt, oft Eine reiche Immobilienmaklerin, ihre sozial Amthof Feldkirchen ganz im Zeichen der als Überhöhung und/oder als Aufforderung, engagierte Schwester und eine ruchlose Graffiti-Kultur als Teil der Hiphop-Szene mit gegebene Kategorien zu hinterfragen, auftritt Künstlerin: Risiko, eine schwarze Kammer- Werken von Nino Weld aka. GRIME. Die oder vielleicht auch um den Glauben an die Erreichbarkeit einiger dieser (immer noch) fest- komödie von Christina Jonke über Wende- Ausstellung in der Stadtgalerie ist bis 3. halsakrobatik und Sozialromantik wird am April (Mo-Sa, 14-20 Uhr) und während der geschriebenen Ideale in Frage zu stellen. Auch im historischen Kontext ist der Begriff ergiebig, 11. & 13. Feber jeweils um 20 Uhr im St. Veranstaltungen des kfa geöffnet. Einen finden sich durchaus einige politisch äußerst Veiter Freiraum2 als Gastspiel der ARGE Workshop zu Techniken des Graffiti-Spray- fragwürdige Beispiele, in denen der Begriff zur Bühne K aufgeführt. Am 14. Feber – ens für alle Interessierten betreut der Kärnt- Valentinstag – um 18 Uhr liest die Autorin ner Künstler auch: am 14. März (bei Regen unkritischen Abwertung anderer Menschen und ebendort aus ihrer Anekdotensammlung am 21.), 10-17 Uhr im Vereinsraum. Die fer- deren Ausdruck zum Einsatz kam. Liebe, Laptop & Lasagne. www.buehne-k.at tigen Graffitis werden am 28. März im Rah- ● Tanja Peball Um Liebe, im verzwickten Sinn, geht es men des 7. CarinthianXBreak, der größten geboren in Villach, lebt in Graz, manchmal auch am Weißensee. Dramaturgin und Autorin, Fotografin, u. v. m. auch bei der Beziehungskomödie Trennung Breakdance-Veranstaltung im Süden Öster- für Feiglinge von Michel Clément, eben- reichs, präsentiert. ausstellungs.tipp falls im Freiraum2. Träume von Begegnun- Weitere Workshops (Schreibwerkstatt, Por- Edgar Knoop: kitsch as art can – gen eines tonnenschweren Lastwagens mit traitzeichnen) sowie Theater für Groß und honi soit qui mal y pense Klein unter: www.kultur-forum-amthof l Galerie Šikoronja, Rosegg/Rožek der Partnerin: 20.|21.|26.-28. Feber Eröffnung: 21. Feber, 19 Uhr jeweils um 20 Uhr. Foto: Nino Weld Einführung: Jana Revedin freiraumquadrat.webnode.at | Ausstellungsdauer: bis 5. April www.heunburgtheater.at l Foto: Alex Settari www.galerie-sikoronja.at

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 47 Dermatologen, Kannibalen & Selbstdarsteller Shakespeare für Eilige „Es gibt nichts, was mich weniger berühren könnte, als deine Zuneigung“: Das klagenfurter 37 Stücke an einem Abend: Mit Shake­ ensemble bringt in der theaterHALLE 11 die tieftraurige Geschichte Das Mädchen aus speares sämtliche Werke ... leicht gekürzt der Streichholzfabrik von Aki Kaurismäki in Eigenproduktion auf die Bühne. Premiere: 19. bringt das Theater KuKuKK in den Klagen- Feber, 20 Uhr. Weitere Termine: 21.|22.|26.-29. Feber sowie 4 .-7. März jeweils um 20 Uhr. furter Kammerlichtspielen einen amüsan- In der Reihe Film & Gespräch spielt am 5. Feber, 19 Uhr im Wulfenia Kino Traman von ten Streifzug durch das Welttheater auf die HORIZONTE David Hofer: ein Kärntner Film über einen Selbstdarsteller, der sich in einer konstruierten Bühne. Termine: 1.|2.|6. Feber jeweils 20 Facebook-Traumwelt verfängt. Hauptdarstellerin Nadine Zeintl, Produktionsleiterin Melanie Uhr. Weiters in den Kammerlichtspielen: Am Markovic und andere Mitglieder des Filmteams sind anwesend [DIE BRÜCKE Nr. 10, S. 36]. 4. Feber um 20 Uhr präsentiert das Wild Das Theater WalTzwerk gastiert im Feber mit Zweig. Schach. Novelle im klagenfurter Strings Trio sein zweites Album Bendjistan, ensemble. www.klagenfurterensemble.at am 7. Feber um 20 Uhr laden Mojo Blues Schließlich erzählt das teatro zumbayllu in der theaterHALLE 11 mit dem Stück Von Der Band & No Stress Brother zum Südseit’n Hand Im Mund die Geschichte eines Dermatologen, der in die Hände von Kannibalen fällt. Festival Special, am 21. Feber um 20 Uhr Termine: 11.-13. Mär z , jeweils 20 Uhr. www.teatrozumbayllu.net l präsentieren The Base ihr Album Tribal Foto: Aki Kaurismäki © Finnish Film Foundation In­stincts, am 22. Feber um 20 Uhr tritt Louie Austin im Rahmen der Dolce Vita Tour 2020 auf. Am 22. & 23. Feber jeweils um 16 Uhr gibt es ein Gastspiel von Thea- ter-Rakete, der Schauspieler Marcus Thill lädt Kinder ab fünf Jahren auf eine Reise in seine Märchen-Pyramide ein. Am 4. März um 20 Uhr zeigt das Theater KuKuKK erst- mals Gruber geht nach einem Roman von Doris Knecht. Weitere Termine: 6.|13.- 15.|18.-20. März, jeweils um 20 Uhr. Am 27. März um 20 Uhr kommen Eddie Luis and his Jazz Passengers und Tanja Filipo- vic, am 28. März um 20 Uhr präsentiert Man of Isle das Album Planting Hearts [siehe BRÜCKEnseite 44]. Vieles mehr: Mušicˇ-Schau in Klagenfurt Der Bahnhof als Galerie www.kammerlichtspiele.at | www.theater- l Von den frühen Landschaftsbildern aus Zusammen sind die zwei Kunstschaffenden rakete.at | www.theater-kukukk.at Dalmatien bis hin zum düsteren Spätwerk Larissa & Frank Tomassetti Die Partner- Foto: Gruber geht © Theresa Pewal Wir sind nicht die Letzten, in dem er seine Garnelen 2/20. Unter diesem Titel werden Erfahrungen im Konzentrationslager Dachau Werke der beiden von der Galerie verarbeitete: In der Stadtgalerie Klagen- „ZUGängliche Kunst“ Pörtschach in den furt wird in Zusammenarbeit mit Galerie stillgelegten Räumlichkeiten des Bahnhofs Magnet noch bis 3. Mai eine umfassende Pörtschach ausgestellt. In Form von surreal Schau mit Bildern des slowenischen Aus- anmutenden Malereien, Zeichnungen und nahmekünstlers Zoran Mušič gezeigt. Auch Installationen bringen die Künstler*innen die Cavallini-Serie, Pferdedarstellungen als ihre Herangehensweise zum Ausdruck. Symbol der Freiheit und Menschlichkeit, Vernissage mit Live-Performance ist am fehlen nicht. www.stadtgalerie.net l 13. Feber um 19 Uhr, die Ausstellung Foto: Mušič, Cavallo Azzurro. Öl/Leinwand, 1951 © Galerie Magnet endet am 21. März (Do-So, 10-18 Uhr). www.larissa-tomassetti.com l Foto: Paulina Molnar

48 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Die „Lesestadt“ macht Kindern Lust auf Lesen und altersgerechte Literatur. Foto: LesestadtVillach/Joachim Krenn Stammhalter Junge Talente kinder.kultur.tipps Als weltberühmte Autorin warb die Psycho- Das Zentrum zeitgenössischer Musik login Alice Miller um elterliches Verständ- (ZZM) kürt jedes Jahr einen Composer in nis für die kindliche Seele. Als Mutter Residence. Heuer fiel die Wahl auf die Süd- Kinderliteratur-Festival Villach brachte sie dieses selbst für ihren Sohn nur tirolerin Manuela Kerer, die zusammen mit Noch bis zum 15. Februar 2020 dreht sich im unzureichend auf. Das Stück Hello Mother, dem Ensemble NeuRaum am 17. Feber Rahmen der „Lesestadt“ in Villach alles um die Goodbye Son von Joshua Sobol zeichnet um 19:30 Uhr im Konzerthaus Klagenfurt Welt der Kinderbücher und Geschichten. Dieses die schwierige Beziehung der beiden in der ihr Stück Adlerheer präsentiert. Ergänzend einzige Festival für Kinderliteratur in Kärnten neuenbuehnevillach nach. Regie führt gibt es weitere Stücke von ihr sowie den geht bereits zum 13. Mal über die Bühne. Heu- Christine Wipplinger. Premiere ist am 7. Komponisten M. J. Schmidhammer und er neu ist, dass die Kinder eine ganze Stadt Feber um 20 Uhr, Spielserie bis 7. März , Harald Grassl. Der Sänger Konrad Huber selbst entwerfen und bauen können. Von der jeweils um 20 Uhr. von der Staatsoper Wien unterstützt das Landschaft über die Häuser bis hin zu Fragen Am 20. März findet die Uraufführung von Ensemble bei zwei Werken. zu Infrastruktur und Verkehr soll eine Lebens- Handke Unser von Bernd Liepold-Mosser In der St. Veiter Norbert Artner Musik- welt nach den Vorstellungen von Kindern umge- statt, eine Annäherung an den Nobelpreis- schule zeigen am 18. März um 19 Uhr auf setzt werden. Unterstützt werden sie dabei von träger mit eigenen und fremden Texten. Initiative des ZZM die Preisträger*innen des Architekt Stefan Breuer, Kunstvermittlerin Spielserie bis 18. April, jeweils um 20 Uhr. Wettbewerbs Prima la musica sowie das Simone Dueller und Illustratorin Lisa Wagner. www.neuebuehnevillach.at l Duo ovocutters ihr Können. www.zzm.at l Von 4. – 8. Februar gibt’s darüber hinaus eine Foto: Hello Mother, Goodbye Son © Patrick Connor Klopf Foto: Manuela Kerer © www.nafezrerhuf.com Schwerpunktwoche zu Kinderbüchern aus Kärnten, bei der unter anderem Verena Schel- lander und Kerstin Schager, die Gewinnerinnen des Kärntner Kinderbuchpreises, lesen werden. Das Festivalprogramm umfasst über 90 Veran- staltungen für alle Altersgruppen, von Lesungen über Workshops und Performances bis zur Abenteuernacht. Ergänzt wird das Festival durch eine familienfreundliche Ausstellung rund um das Thema Kinderbuch – mit Originalbildern aus den Büchern von Linda Wolfsgruber und Erwin Moser, begehbaren Installationen, Lese- ecken und Hörspielen.

Lesestadt – Kinderliteratur-Festival Villach noch bis 15. Feber, jeweils MI – SA Systemkritik mit Barcodes Nichts als Chaos (9-13 bzw. 14-18 Uhr) Eintritt frei (bei manchen Angeboten und Kunstblumen „Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb Unkostenbeitrag von 1,50 Euro) Wenn sich Multimediakünstlerin Barbara lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun“, Galerie Freihausgasse, Villach villach.at/lesestadt Ambrusch-Rapp mit Systemfragen wie sagt Pierre Anthon. Seine Klassenkamera- Konsum oder Gender beschäftigt, kombi- den wollen ihm das Gegenteil beweisen – niert sie gerne Mund, Po oder Bein mit Bar- und damit fängt das Chaos an. Kinderkonzert der Jeunesse scannern. Barbara Bernsteiner hingegen Schüler*innern der HTL Villach bringen in arbeitet bevorzugt mit PET-Flaschen und ihrem Theater licHTerLoh Nichts. Was im Musikalisches Erlebnis für Kinder: Eine Kunstblumenteilen. Unter dem Titel Sys- Leben wichtig ist nach dem Roman von Produktion der Jeunesse macht die jungen Kon- tem_Spiegelung zeigen die beiden Künstle- Janne Teller auf die Bühne. Premiere ist zertgäste mit den Bergfeen DoReMi und FaSoLa rinnen ihre Arbeiten in der Spittaler Gale- am 6. März, weitere Vorstellungen gibt es bekannt, die beim großen Fest der Glühwürm- rie im Schloss Porcia. Vernissage ist am am 7. & 13. März, jeweils um 19:30 Uhr. chen lustige und spannende Abenteuer erleben. 13. März, 19 Uhr, die Ausstellung dauert www.theater-lichterloh.com Neben Gesang sind Flügelhorn und Klarinette, bis 10. April. www.spittal-drau.at/ Um die Absurdität des Daseins geht es auch Posaune, Kontrabass und andere Instrumente kulturstadt-spittal/galerie bei bis einer heult, im Kulturhof:keller zu hören. Unterdessen präsentiert die Spittaler Male- Villach. In diesem Stück für Kinder, Jugend- liche und Erwachsene verhandeln zwei Män- DoReMi & FaSoLa rin Angelika Unterberger noch bis 23. 28. März, 16 Uhr Feber ihre altmeisterliche Ölmalerei im ner an einem Tisch mit Bausteinen das Eintritt: 8 Euro (Kinder), 16 Euro (Erwachsene) schweizerischen Bad Ragaz im Grand menschliche Zusammenleben in all seinen Konzerthaus Klagenfurt, Mozartsaal Hotel. www.akinstlarin.com l Facetten. Echtes TURBOtheater mit Stefan www.musikverein-kaernten.at Foto: Barbara Bernsteiner, Fluss_Spiegelung, PET-Flaschen Ebner, Martin Geisler und Jana Thoma- und Kunstblumenteile © B. Bernsteiner schütz, das auch für Schulvorstellungen ● Johanna Wohlfahrt gebucht werden kann. lebt in Klagenfurt, freie Journalistin und Mutter eines zehnjährigen Sohnes. Termine: 7. & 8. Feber, 19 Uhr. www.turbotheater.at l Foto: TURBOtheater © Teresa Thomaschutz

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 49 Tanz den Datenmüll Leichtfüßig und tiefschürfend Eine zeitgenössische Tanzperformance von Jugendlichen des BORG Spittal unter dem Titel Manchmal plätschert die Musik von David BIG DATA_phase2 findet am 6. Feber um 11 & 19 Uhr im ART SPACE stift millstatt statt Friesen und dem Circle 3 Trio vor sich hin, – eine Auseinandersetzung mit der Parallelwelt der sozialen Medien. manchmal stürzt sie tiefschürfend dahin. www.artspace-stiftmillstatt.com | www.freitanz.art Friesen, der unter die hundert besten Zum Frühlingsbeginn am 20. März findet im Kino Millino Millstatt die Programmpräsenta- Jazzbassist*innen aller Zeiten gewählt wur- HORIZONTE tion des 13. Internationalen Gitarrenfestivals La Guitarra esencial statt, mit einem Konzert de, gastiert am 22. März um 11 Uhr im Sir- der Peter Mayer Hofkapelle um 19:30 Uhr. www.gitarrenfestival.at nitzer Schloss Albeck. Gleich im Anschluss Gudrun Kargls Ausstellung HOLONS – Die Formen des Ganzen ist in der Friedensgalerie um 15 Uhr spielen Musica Kontakt unter in Millstatt noch bis 19. März zu sehen. www.gudrunkargl.at l Foto: Nita dem Motto Beschwingt in den Frühling. Am 29. März um 11 Uhr interpretiert der peru- anische Pianist Vladimir Valdivia Werke von Beethoven und Schubert, danach gibt um 15 Uhr die Multiinstrumentalistin und Sängerin Corina Kuhs ein Konzert. Parallel zu den Konzerten werden unter dem Titel Motive aus dem Gurktal Bleistiftzeichnungen von Uta Pirker ausgestellt. Vernissage ist am 20. März um 18 Uhr, die Ausstellung ist bis 24. April zu sehen. Öffnungszeiten: Do-So & feiertags, 11-17 Uhr. www.schloss-albeck.at l Foto: V. Valdivia

Helfried und das doppelte Duo Ohne Bilder geht Christian Hölbling [siehe BRÜCKEnseite die Lilly nie nach Haus' 31] alias Helfried, seine Jazzband und Gäs- Die sammelwütige Tante Lylli hat von ihren te wie Max Achatz, Roman Verdel und Julia Reisen im Mittelmeerraum zahlreiche Bilder Petschnig laden am 16. Feber um 19 Uhr mit nach Hause gebracht. Unter dem Titel im Schloss Ferlach zur musikalisch-kaba- Tante Lillys gesammelte Werke von und rettistischen Talkshow Helfrieds strenge mit Dr. Paul wird eine Auswahl im Kunst- Kammer. Am 21. März um 19 Uhr präsen- raum Feldkirchen noch bis 29. Feber tieren Helfried & das Orchester Thomas ausgestellt. Am 6. März um 19 Uhr ist die Reymond im Konzerthaus Klagenfurt die Vernissage zur Gemeinschaftsausstellung Premiere des neuen Programms Helfried Erwachen über den Wandel der Jahreszei- Begegnungen am Bahnsteig singt!, eine nostalgische Reise durch die ten. www.kunstraum-feldkirchen.at l Welt der Unterhaltungsmusik. Foto: Erwachen © Franz Unterberger Momentaufnahmen von Reisenden zeigt die www.christianhoelbling.com Pop-up-Ausstellung Life.Rooms am Kunst- Das musikalisch-kabarettistiche Doppelduo bahnhof Velden. Detlef Löffler zeigt Fotos Klakradl verbindet strenge Kammermusik von flüchtigen Begegnungen und beschreibt und geselliges Humptata. Am 20. März um die Parallele von Zeit, Raum, Vergänglich- 19:30 Uhr präsentiert die Combo in der keit – aber auch melancholischer Erinne- Musikschule Hermagor ihren neuen rung. Zur Eröffnung dieser Schau in der Streich: Ghupft und Ghatscht. Reihe curated by_station am 20. März www.klakmusic.com | www.RaDeschnig.net um 19:30 Uhr spricht Kuratorin Barbara l Foto: Helfried © Stefan Schwaiger Ambrusch-Rapp mit dem Künstler über sein aktuelles Schaffen. www.kunstbahnhofwoerthersee.at l Foto: Shadows Memories © Detlef Löffler

50 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Payer Gabriel: wir schwimmen im wetter 1, 2017. Kirchenkunst und auch Liebe Musil und mehr Foto: Payer Gabriel | Christine König Galerie, Wien Ein Gospel-Gottesdienst für Verliebte im Im Klagenfurter Theatercafé findet sich am Dom, am 16. Feber, 19 Uhr: Das ist eines 15. März (17 Uhr) Wolfram Berger zur der kommenden Highlights der Dommusik Lesung „Sturzflüge im Zuschauerraum – kultur.tipp Klagenfurt, neben der Weihe des neuen ein Karl-Valentin-Solo“ ein. Bischofs Josef Marketz am 2. Feber um 15 Eine Frau, zwei Männer, eine Schwanger- Uhr, zu der der Domchor Antonin Dvoráks schaft und die Oper – in ihrem neuen Payer Gabriel Missa in D zum Besten gibt. Eine Auswahl Roman erzählt Andrea Grill eindringlich Micha Payer, 1979 in Wolfsberg, und Martin der weiteren Konzerte: Am 23. Feber & 29. von einer Sängerin zwischen Kind und Gabriel, 1976 in Linz geboren, bilden seit dem März um jeweils 10 Uhr singt der Domkin- Kunst. Am 5. März liest sie im Klagenfurter Jahr 2000 das Künstlerduo Payer Gabriel und derchor, und am Aschermittwoch, dem 26. Robert-Musil-Institut aus ihrem Buch Che- leben heute gemeinsam in Wien. Beide studier- Feber um 19 Uhr, wird Missa Choralis rubino, musikalisch begleitet Marie Orsini- ten dort an der Schule für künstlerische Foto- gegeben. Vom 26. Feber – 10. April wird Rosenberg den Abend. Am 11. Mär z liest graphie bei Friedl Kubelka, an der Akademie der im Rahmen der diesjährigen Kunst im Dom Mladen Savić, als erster „author@musil“- bildenden Künste bei Renée Green und an der in der Domkirche zudem die Kunstinstallati- Gast-Mitarbeiter am Musil-Institut, im Rah- Universität für angewandte Kunst bei Brigitte on Himmelsleiter von Gertrud Weiss-Rich- men eines Workshops aus seinen Texten. Kowanz, wo sie auch im Jahr 2006 ihr Diplom ter gezeigt. www.dom-klagenfurt.at Am 17. März liest Gerhard Melzer aus ablegten. Seither sind sie freischaffend tätig. Mit dem Kreativkurs Grafische Zeichen des dem Band Von Äpfeln, Glasaugen und Payer Gabriel beschäftigen sich in ihrer künstle- Winters von Luise Kloos regt das katholi- Rosenduft. Literaturgeschichten. Josef rischen Arbeit, deren Schwerpunkt auf der sche Bildungshaus Sodalitas in Tainach Winkler liest begleitend dazu aus seinen Zeichnung liegt, vor allem mit dem zivilisatori- zum experimentellen Selbermalen an: 3.-7. Werken, im Anschluss Gespräch. schen Dasein, seinen spezifischen Erscheinun- März. www.sodalitas.at | www.luisekloos.at Mehr unter: www.aau.at/musil gen und seiner Vielschichtigkeit. „Was ist das Die Evangelische Kirche Kärnten-Osttirol Unter dem Motto Literatour.at liest Jochen große Ganze und wie funktioniert es?“, „Was lädt am 7. Feber um 19 Uhr in der Villacher Veit am 26. Feber im Musilmuseum aus unterscheidet eine Ordnung, die man nicht Galerie im Markushof zur Vernissage seinem Roman Mein Bruder, mein Herz. mehr überblickt, vom Chaos?“, das sind die Fra- (u. Anm. w. g.) von Gerhart Weihs’ Archi- Alle Lesungen um 19:30 Uhr. gen, die sie sich im Hinblick auf eine Welt und tektur im Bild. Musikalisch begleitet Klaus www.musilmuseum.at l ihre Strukturen und Gesetzmäßigkeiten, die Neubauer den Abend. Die Ausstellung ist Foto: Andrea Grill © privat / Paul Zsolnay Verlag sowohl für den Einzelnen als auch für die bis 10. März zu besichtigen (Mo-Fr, Gesellschaft zunehmend komplizierter werden, 9-12 Uhr). www.evang-kaernten.at l stellen. „Wir interessieren uns für eine Ästhetik Foto: Orgel im Dom zu Klagenfurt © Dommusik Klagenfurt der Komplexität, die wir durch Mittel der Varia- tion und Wiederholung darzustellen versuchen, und fokussieren unter Verwendung dieser for- malästhetischen Prinzipien unterschiedliche Natur- und Kulturphänomene, die unser Dasein prägen“, beschreiben sie selbst ihre künstleri- sche Auseinandersetzung, in der sie mit großer Akribie und geradezu wissenschaftlicher Stren- ge dem irritierenden Seins-Befund begegnen. „Unsere Bilder sind Aufzählungen ins Unendli- che, ausgehend von einer Idee, einem Gegen- stand oder einer Gegebenheit (...), Aufzählun- gen, die sich immer mehr ausdehnen, bis sich die Kategorien in ihrer losen und chaotischen Anordnung wie von selbst auflösen.“ Von New York nach Klagenfurt A Tribute to Karlheinz Miklin In der Burgkapelle antworten Payer Gabriel der barocken Himmels-Illusion christlicher Prägung Vom New Yorker U-Bahn-Musiker in Viel zu früh ist der Jazzmusiker, Komponist von Josef Ferdinand Fromiller mit einem irritie- Brooklyn zum Elvis-Darsteller in Klagenfurt: und Lehrer am 15. Juni Karlheinz Miklin renden, profanen Konzept heutiger Drohnen- Der Opernsänger hat eine 2019 verstorben. In seiner Heimatgemeinde Mark Janicello Schwärme als mehrdeutiges Symbol aktueller ungewöhnliche Karriere hinter sich. Mit sei- zollen ihm junge Künstler*innen Tribut. zeitgenössischer Bedingungen. ner Ghetto-Band tritt er am 13. März um Am 13. März um 20 Uhr spielt das von ihm ● Christine Wetzlinger-Grundnig 20 Uhr im Klagenfurter Eboardmuseum initiierte Jazzorchester Steiermark, darun- Kunsthistorikerin, Direktorin auf. Weiteres Highlight: Am 20. März um ter Jure Pukl, Mike Levtushenko und Kire des Museums Moderner Kunst Kärnten. 20 Uhr sorgt John Deer für Country- und Kuzmanov im Grenzlandheim Bleiburg zu Western-Feeling. Das und mehr unter: Ehren des großen Bigband-Musikers. www.eboardmuseum.com l www.kib-bleiburg.at l Payer Gabriel. Last Things Eröffnung: 19. Februar, 19 Uhr Foto: Mark Janicello © Finelli Foto: Karlheinz Miklin © M. Gonzalez Laufzeit: 20. Februar – 12. April Burgkapelle, Museum Moderner Kunst Kärnten www.mmkk.at

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 51 Zusammen ist besser Kooperation ist für das Duo Maria Anwan- der und Ruben Aubrecht künstlerisches Konzept: Die beiden projizieren die Idee von Zusammenarbeit auf gesellschaftliche Verhältnisse. Während sich Anwander mit den Mechanismen, Regeln und Logiken des Kunstbetriebs auseinandersetzt, verhandelt Aubrecht in seinem Werk die medialen und technologischen Voraussetzungen der Kunstproduktion. Im Klagenfurter Kunst- raum Lakeside werden ihre Arbeiten ab Ein Populist in Nöten Streichelweiche 24. März, 19 Uhr (Vernissage) gezeigt, die Ausstellung endet am 30. April. Was, wenn ein Rechtspopulist erkennen Klänge mit Tiefgang www.lakeside-kunstraum.at muss, dass er nicht der ist, der er zu sein Schon mit 19 Jahren bereiste Alicia Die Klagenfurter Galerie3 zeigt Arbeiten glaubte? Mazeltov, Adolf! verfolgt die Spu- Edelweiss als Straßenmusikerin mit ihrem der Zeichnerin Michaela Polacek und der ren eines scheinbar erfolgreichen Jungpoliti- Akkordeon die halbe Welt und entwickelte Performerin und Medienkünstlerin Evama- kers weit in seine Vergangenheit zurück. HORIZONTE dabei ihren einzigartigen „Circus Freak ria Schaller. Die Eröffnung wurde auf den Das Jagdmuseum im Schloss Ferlach Folk“. Nun tourt sie unter anderem mit 13. März um 19 Uhr verschoben, zu sehen bringt mit dem Theater WalTzwerk das Voodoo Jürgens. Am 8. Feber um 20 Uhr ist die Ausstellung bis 18. April. Stück von Uli Brée unter der Regie von präsentiert sie ihr zweites, streicherlastiges www.galerie3.com l Peter H. Ebner auf die Bühne. Termine: Album im Container25 in St. Michael. Fotos: Ruben Aubrecht & Maria Anwander, 2020 | Maria Anwander & 17.-24 . März , jeweils um 20 Uhr. Ruben Aubrecht, 2020 © Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin Das zweite Highlight im Container: Spaciger und des Künstlers Mit Zweig. Schach. Novelle bringt das The- Spoken-Word-Hip-Hop/-Jazz von der Wiener ater WalTzwerk, zu Gast im klagenfurter Formation Sketches on Duality, am ensemble, eine Hommage an Stefan Zweig 14. März um 20 Uhr. www.container25.at in der theaterHALLE 11 auf die Bühne. l Foto: Alicia Edelweiss © Olesya Parfenyuk Termine: 3. Feber, 20 Uhr, 4. Feber, 10:30 Uhr, 5.-7. Feber jeweils um 10:30 & 20 Uhr, 8. Feber, 20 Uhr. www.waltzwerk.at Das Klagenfurter Theater im Lustgarten führt mit Der böse Geist des Lumpazivaga- bundus einen Nestroy-Klassiker auf. Termi- ne: 8.|14.|28. Feber jeweils um 20 Uhr, 23. Feber um 15 Uhr. Weiters Max Neals Das sündige Dorf. Termine: 20.|26.|29. Feber, 4.|5.|12.|13.|19.|26.|28.|31. März jeweils um 20 Uhr & am 29. März um 15 Uhr. Am 7. März um 19 Uhr gastiert das Theater Chronos aus Wien mit der Komödie Verrückte Liebe von Shakespeare im Lustgarten. www.lustgarten.at l Foto: Zweig. Schach. Novelle © Lea Friessner Sound of Frühling Mit und ohne Schleier Hortus Musicus feiert mit Mio Tesoro und Verhüllen und Enthüllen, Verschleiern und den Werken von Dieter Kaufmann, Adriano Entschleiern: Damit beschäftigt sich Pers- Banchieri und Claudio Monteverdi den pektivschleier, eine Installation der in Ber- Beginn der wärmeren Jahreszeit. Musik lin lebenden Villacher Künstlerin Lisa zum Frühlingsbeginn lautet das Motto des Huber, die noch bis April in Gmünd, am Konzerts im Barocksaal von Stift Viktring Haus am oberen Stadttor, zu sehen ist. Das am 27. März um 19:30 Uhr. Die Liebeser- Geheimnis des Vorhangs – eine in der Anti- klärung an eine Frau aus dem Roman Das ke geborene Idee birgt das Trennende, das Buch der Unruhe von Fernando Pessoa bil- Rätselhafte, den Reiz des Verborgenen, die det die Textvorlage für die Komposition von theatralische Inszenierung und Machtde- Kaufmann. www.hortusmusicus.at l Foto: monstration, aber auch Sehen und Erken- Gerald Madritsch nen bis zur Offenbarung des Göttlichen in sich. www.lisahuber.de l Foto: Bernd Borchardt/Berlin

52 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Der „Room for Losing Your Virginity“ von Rina Barbarić Für Kinder Schwebende Linien wird im Februar auch in Klagenfurt zu sehen sein. Dicht ist das kulturelle Kinderprogramm in Ausgehend von den abstrakten Malereien Foto: Lara Varat Villach: Die Schnecke im Universum (2+) Christine de Paulis setzen fünf skulpturale am 18. Feber, 10 & 16 Uhr; In 80 Tagen Positionen grafische Elemente der Bilder im um die Welt (7+) am 19. Feber um 8 & 10 & Raum fort. Schwebende Linien heißt eine kultur.tipp 16 Uhr; Ein Freund für immer (4+) am 20. Ausstellung des Kunstvereins Kärnten im Feber um 10 & 16 Uhr und am 21. Feber Klagenfurter Künstlerhaus, in der das For- Ungesehenes sichtbar machen um 10 Uhr (jeweils im Bambergsaal); sowie menrepertoire der Malerin assoziativ den Wissenschaft ist schon lange Teil der Kunst: Das Zookonzert von Erke Duiet und Marko plastischen Werken von Joannis Avrami- von Farbgewinnung bis zu anatomischen Studi- Simsa am 29. März um 16 Uhr im Con- dis, Gunter Damisch, Uwe Hauenfels, en. Kunst ist aber auch Gegenstand von Wis- gress Center. Alle Veranstaltungen unter: Roman Pfeffer und Birgit Zinner gegen- senschaft wie Kunstgeschichte oder Theater- www.villach.at/kultur übergestellt wird. Vernissage ist am 12. wissenschaften. Dass Kunst als Methode wis- Das Theater WalTzwerk führt das Stück März um 19 Uhr, die Ausstellung ist bis senschaftlichen Erkenntnisgewinns akzeptiert Der Schweinehirt für Kinder ab vier Jahren 18. April zu sehen. Zeitgleich werden unter wird, steckt allerdings erst in den Kinderschu- auf, am 18. Feber um 16 Uhr in der Stadt- dem Titel Life Lines Arbeiten von Birgit hen und bedarf ambitionierter Forscher*innen bücherei Spittal. www.waltzwerk.at Pleschberger ausgestellt. und Künstler*innen. Die wissens.wert.welt in Klagenfurt hat Die Ausstellung Felder, Strukturen, Strö- Katrin Ackerl Konstantin vereinigt in ihrem wie immer eine bunte Auswahl an Work- mung ist noch bis 13. Feber zu sehen, aktuellen Forschungsprojekt ihre Expertisen als shops für Kinder, die nächsten am 11. & 13. sowie in der Kleinen Galerie Zufall, Zeit, Künstlerin wie auch als Wissenschaftlerin, um Feber: blue cube & kidsmobil. Alle Infos Papier von Günter Egger. tabuisierte Themen in der Gesellschaft sichtbar unter: wissenswertwelt.at www.kunstvereinkaernten.at l und besprechbar zu machen. Dies wird durch Auch Gmünd hat von Theaterstunde am 11. Foto: Christine de Pauli © Erich Pinter Kunstaktionen oder biografische Workshops Feber bis Maskenball am 16. Feber eini- sowie deren virtuell aufgearbeiteter, prozessbe- ges zu bieten: www.künstlerstadt-gmünd.at gleiteter Analyse in einem noch nicht ausmach- l Foto: Silke Brix baren Ergebnis münden. Besonders spannend dabei ist, dass die Themen von den eingebun- denen Künstler*innen aus Kroatien, dem Iran und Bangladesch mithilfe von aus diesen Län- dern migrierten Menschen gewählt werden. Basierend auf dem von Ackerl Konstantin und der Psychologin Rosalia Kopeinig initiierten Kunstformat schau.Räume werden für die viel- fältigen Veranstaltungen ebenfalls leerstehende Geschäftsräume bespielt. Mapping the Unseen startete im November 2019 mit den Gruppen VOX Feminae/Common Zone in Zagreb zum Thema LGBTIQ (lesbian, gay, bisexual, transgender, intersexual, queer) und wird nun vom 14. – 21. Februar nach Kla- genfurt eingeladen, um den begonnenen Dialog mit Kärntner Beiträgen fortzusetzen. Durch Konzerte, Lectures, Buchpräsentationen, Kin- Bunt trifft minimalistisch Slamschlacht derbuchlesungen, Installationen, Business- Talks, Theaterstücke oder Filmscreenings kroa- Der Osttiroler Maler Hans Salcher versucht Drei „slamsationelle“ Veranstaltungen ver- tischer wie österreichischer queerer Filme mit seine expressiven Bilder mit wenigen Stri- spricht der Kulturverein Slam if you can!. anschließenden Künstler*innengesprächen wird chen auf das Wesentliche zu reduzieren. Am 7. Feber um 19 Uhr findet in der Kla- der Frage nachgegangen, inwieweit LGBTIQ Ganz anders die großformatigen farbexpres- genfurter Sezession ein Poetry Slam mit auch hier als tabuisiert erlebt wird. Alle sind siven Arbeiten von Peter Smoley. In der Elif Sahan, Katharina Wenty, Trisha Radda willkommen! Eintritt frei. Klagenfurter Galerie de La Tour werden und Estha Sackl statt. Am 13. März um ● Tina Perisutti die beiden Stile in der Ausstellung Strich 20 Uhr rittern im Hörsaal A der Universität Kulturarbeiterin und Kulturjournalistin. und Farbe bewusst gegenübergestellt. Klagenfurt Ö-Slam-Championessen Johan- Eröffnung ist am 27. Feber um 19 Uhr, die na Kröll, Tereza Hossa, Mike Hornyik, Ausstellung endet am 4. April (Mo-Fr, 9-17 Michael Mutig und Benedikt Mitmannsgru- kultur.tipp Uhr; Sa, 9-13 Uhr). www.atelier-delatour.at l ber um die Gunst des Publikums. Am 14. Mapping the Unseen 14. – 21. Februar, Klagenfurt Foto: Peter Smoley, Der Hirsch. © Stiftung de La Tour März um 20 Uhr gastiert der Tross dann Hans Salcher, o.T., © Hans Salcher Eröffnung: 14. Februar, 19 Uhr wieder in der Klagenfurter Sezession. für Orte & Programm siehe www.slamifyoucan.at l www.mappingtheunseen.com Foto: Mike Hornyik © Thomas Unterberger

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 53 aviso Ö1-Talentestipendium Jazz Kärnten-Triennale II Finalisierung Das Jazzstipendium wird in Form eines Man erinnert sich: 2017 gab es „kopf.head. literarischer Projekte zweijährigen Studiums im Fach Master of glava“. 2020 gibt es „zeit.čas.tempo“. Der Das Land Kärnten vergibt im Jahr 2020, Arts in Music an der JAM MUSIC LAB Priva- Kunstverein Kärnten schreibt nun den II. wiederum verteilt auf zwei Einreichtermine te University for Jazz and Popular Music in Teil seines interdisziplinären Kulturprojekts im Frühjahr und Herbst, Stipendien zur Wien vergeben. Bis 31. März 2020 können „Kärnten-Triennale“ aus und ruft Organisati- Finalisierung literarischer Projekte. Die Sti- sich Musiker*innen im Alter von bis zu 28 onen, Kulturinitiativen, Vereine und Einzel- pendien sollen Schreibende dabei unterstüt- Jahren, die entweder die österreichische personen auf, von Mai bis Oktober daran zen, sich einem weit fortgeschrittenen lite- Staatsbürgerschaft haben oder deren teilzunehmen. Die Projekte und ihre rarischen Vorhaben zu widmen und dieses Lebensmittelpunkt Österreich ist, bewer- Teilnehmer*innen sollen einen Bezug zum zu einem Abschluss zu bringen. Antragsbe- ben. Als erstem Gewinner wurde 2018 dem Kunstschaffen in Kärnten aufweisen. Frist rechtigt sind Autor*innen, die entweder in in Wien lebenden Kärntner Saxofonisten für Projektmeldungen: 1. März 2020. Kon- Kärnten geboren oder tätig sind oder deren Robert Unterköfler das Jazzstipendium über- takt & Details: www.kunstvereinkaernten.at Persönlichkeit oder Werk in einem sonsti- reicht. Er hat seither u. a. durch die Veröf- l gen signifikanten Bezug zum Land Kärnten fentlichung der formidablen Quintett-CD steht. Die Vergabe erfolgt auf Vorschlag „Rote Welt“ wie auch als Mitglied in Christi- Sonnenrastplätze im Glantal einer Jury. Projekte, für die sich bereits ein an Muthspiels Orjazztra von sich Die Tourismusregion Mittelkärnten führt Verlag gefunden hat, werden bevorzugt reden gemacht. Weitere Infos: oe1.orf.at/ einen offenen, einstufigen behandelt. Einreichtermine: 31. März 2020 talenteboerse l Realisierungswettbewerb für die Errichtung und 30. September 2020 | Infos: von sechs künstlerisch gestalteten Sonnen- www.kulturchannel.at l 44. Tage der rastplätzen im Glantal durch. Teilnahmebe- deutschsprachigen Literatur rechtigt sind Kärntner Architekturschaffen- Die diesjährigen Tage der deutschsprachi- de, Künstler*innen und Landschaftsplaner­ gen Literatur finden von 17. bis 21. Juni *innen. Der Link zu den Wettbewerbsunter- statt. Bei den Lesungen um den Ingeborg- lagen kann per Mail an programme@kaern- Bachmann-Preis sind ausnahmslos unveröf- ten-mitte.at angefordert werden. Abgabe- fentlichte, deutschsprachige Prosatexte frist ist der 13. März 2020. l (keine Übersetzungen) mit einer maximalen Lesedauer von 25 Minuten zugelassen. Jugendbuchpreis 2020 Für 2020 werden 14 Teilnehmer*innen Das Landesjugendreferat Kärnten schreibt zugelassen. Bewerber*innen können sich für das Jahr 2020 einen Preis für Werke auf mit ihren Texten an ein oder an mehrere dem Gebiet der Jugendliteratur aus. Dieser Jurymitglieder wenden. Für die Bewerbung ist dotiert mit einem Betrag von 3.000 Euro ist es notwendig, von einem Verlag oder und der Herausgabe des Buches im Drava einer Literaturzeitschrift schriftlich Verlag. Bis 30. Juni 2020 können nicht empfohlen zu werden. Die Einreichfrist veröffentlichte Manuskripte (Texte mit Illus- endet am 21. Februar 2020. Die Kontakt- trationen) eingereicht werden, die den Cha- daten der Jury & weitere Infos unter: rakter und Umfang eines Buches haben. bachmannpreis.ORF.at Weitere Details unter: www.jugend.ktn.gv.at Der 24. Klagenfurter Literaturkurs für l Autor*innen unter 35 Jahren findet 2020 voraussichtlich von 14. bis 17. Juni im Musilhaus statt. Details unter: www.musilmuseum.at l

Impressum DIE BRÜCKE Herausgeber, Medieninhaber und Copyright: Land Kärnten, Abteilung 14 – Kunst und Kultur, Igor Pucker, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt am Wörthersee; [email protected], www.bruecke.ktn.gv.at | Chefredaktion: Gabbi Hochsteiner | Redaktion: Mario Waste, Otwin Bernhard Mekul, Patricia Kurucz, Michael Herzog | Abos & Kulturtermine: Daniela Vellick, T 050536-34032 | Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder. Lang lebe die Meinungsfreiheit! – Die Redaktion behält sich vor, Beiträge bei Bedarf zu kürzen oder zu ändern. Zur Verfügung gestelltes Text- oder Bildmaterial wird (wenn nicht anders vermerkt) nicht retourniert. | Seitens der Autor*innen und Fotograf*innen wurde dem Hrsg. Land Kärnten vertraglich garantiert, dass einer Veröffentlichung und Verwertung der gelieferten Beiträge (Texte, Fotografien etc.) keinerlei Rechte Dritter entgegenstehen. | BRÜCKE-Architektur: Harald Pliessnig; Art Direction & Grafik: Arne Schiemann; Werk1, T 0463-320 420 | Druck: Kreiner Druck, Villach | Verlagspostamt: 9021 Klagenfurt am Wörthersee | Abonnement: 6 Doppel-Ausgaben 27,80 Euro inkl. KulturCard Kärnten, Porto und Versand.

Redaktionsschluss für DIE BRÜCKE Nr. 17 | April – Mai 2020 28. Feber 2020 für den redaktionellen Teil 2. März 2020 für die Eintragung Ihrer Kulturtermine auf www.kulturchannel.at

54 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 CARINTHIja 2020 Das Gesamtvorhaben zum Jubiläumsjahr „CARINTHIja 2020 – 100 Jahre Kärntner Volksab- stimmung – Ein Land in Zeitreisen und Perspektiven“ steht unmittelbar in den Startlöchern. Neunundachtzig Kunst-, Kultur- und Bildungsprojekte mit vielzähligen Veranstaltungen sind in der direkten Planungs- bzw. Umsetzungsphase. Die ersten Workshops, Arbeitstermine und auch einige Präsentationen sind bereits seit Jahresbeginn auf der Agenda. Den Auftakt des offiziellen Festreigens bildet dann der 3. März 2020 mit einer Festsitzung des Kärnt- ner Landtages im großen Wappensaal des Klagenfurter Landhauses. Am 29. April 2020 fällt der Startschuss zur mobilen Ausstellung und zur Eröffnung des Kulturprogramms in Völkermarkt. Mit über 300 Einzelveranstaltungen, die sich vor allem auf den Südkärnt- ner Raum konzentrieren, wird dem anlassgebenden Ereignis bis in den Herbst hinein auf würdevolle und zeitgemäße Weise Reverenz geleistet. Das Veranstaltungsangebot ist Generalsanierung breit gefächert: vom klassischen Theater bis zur grenzüberschreitenden Performance. „ja“, am besten man/frau macht sich auf der eigens eingerichteten Homepage schlau: Landesmuseum www.carinthija2020.at l Fotos: Daniel Zupanc | Adobe Stock, Klaus Allesch/Markus Pernhart „Kärnten in seiner heutigen Form ist die Summe seiner Geschichte“, betont Kulturre- ferent LH Peter Kaiser den hohen Stellen- wert des Landesmuseums für Kärnten. Rund 140 Jahre nach der Grundsteinlegung erfährt dessen Haupthaus, das Rudolfinum, mittels einer umfassenden Generalsanie- rung eine zeitgemäße Neuausrichtung – das universelle Mehrspartenmuseum wird zukunftsfit gemacht. Das Projekt schließt an die erste Stufe der Neupositionierung des Landesmuseums, den Bau des neuen Sammlungs- und Wissenschaftszentrums, an. Dieses ist seit dem Vorjahr in Betrieb und nunmehr befindet sich mit der General- Neuer Direktor des sanierung des Rudolfinums auch die zweite Stufe in Umsetzung. Im ersten Quartal 2020 Landesarchivs erfolgen Bauvorbereitung sowie Baustart Kulturreferent LH Peter Kaiser gratuliert und werden gemäß Bauzeitplan in der Jah- dem neuen Bewahrer von Kärntens Landes- resmitte 2022 mit der Eröffnung ihren geschichte. Thomas Zeloth wurde nun zum Abschluss finden. l Foto: Architekturbüro Winkler + Ruck neuen Direktor des Kärntner Landesarchivs bestellt. Er folgt Wilhelm Wadl, der im Juni vergangenen Jahres seinen Ruhestand angetreten hat. Um die Direktorenstelle hatten sich fünf Personen beworben, eine Fachkommission traf die Entscheidung. Zeloth ist seit 2002 im Landesarchiv tätig. Davor war er an der Österreichischen Aka- demie der Wissenschaften sowie an der Alpen-Adria-Universität beschäftigt. l Foto: Helge Bauer

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 55 30 Jahre Galerie Knoll In Führung Die Wiener Galerie Knoll dürfte Kunstliebhaber*innen ein Begriff sein: Stets auf der Suche Das Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien nach innovativen Kunstformen gelingt es den Macher*innen immer wieder neues und uner- wurde saniert und neugestaltet. Wesentli- forschtes Terrain zu beschreiten. Solche Formate zu präsentieren heißt aber auch über die chen Anteil an der Finanzierung hatte der Grenzen zu denken und zu schauen. Deshalb bittet die zeitgenössische Kunstgalerie – seit Kärntner Unternehmer und Kunstmäzen 1989 in Budapest als erste europäische Galerie nach dem Mauerfall! – bis zum 22. Feber Hans Peter Haselsteiner. Es gibt aber noch viele bekannte Gesichter der zentral- und osteuropäischen Kunstszene zur Jubiläumsfeier einen weiteren Kärnten-Bezug. Eine führen- „89/19/30“ nach Ungarn. Eine beeindruckende Gästeschar, etwa mit dem Experimentalfo- de Rolle im Haus nimmt erstmals eine Frau tografen Luca Göbölyös, den bekannten Künstlerkollektiven AES+F, Kundy Crew und Blue ein. Präsidentin Tanja Prušnik will in die Noses oder jungen Künstler*innen wie Klára Rudas und dem Duo Alexander Brener & adaptierten und erweiterten Ausstellungs- Barbara Schurz, stellt sich als Gratulant*innenen ein. budapest.knollgalerie.at l Foto: AES+F räume frischen Wind bringen [siehe dazu auch das BRÜCKE-Gespräch auf S. 36-37]. Und das soll bereits die Eröffnung am 6. März verdeutlichen. Zur Eröffnung gibt

ALPEN-ADRIA-HORIZONTE es mit „Alles war klar“ bereits eine Ausstel- lung (ab 7. März), die eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart bis in die Zukunft baut. 150 Jahre Kunstgeschichte werden zum Teil auch ironisch kommentiert und die sich noch in Arbeit befindlichen kommenden Programmpunkte miteinge- baut. Dazu werden zehn Künstler*innen ver- schiedener Herkunft einen narrativen Rund- gang gestalten (Kurator/Inszenierung: Tim Voss). www.k-haus.at l Foto: Konzerthaus Wien

Biennale Würdigung Die Ausstellung „From the Biennial Prize Winners Collection: Shifts in the Canon“ (bis 23. Feber) im MGLC – dem International Centre of Graphic Arts in Laibach – versucht einen Kontext zwischen der Botschaft der Preisverleiher*innen und den gewürdigten Preisträger*innen herzustellen. Das Schwanken zwischen dem Bedürfnis bereits gefestigte Richtungen zu stärken und neue, unbekannte zu entdecken, spielt dabei ebenso eine Rolle wie das Bestreben, einen Einblick in die Kunstpolitik des MGLC zu geben. Chronologisch werden die Druckwerke von 1955 bis heute präsentiert und durchlaufen dabei verschiedene Perioden wie jene der informellen Kunst, der geometrischen Abstraktion und der Pop-Art. In den 1980er- und 1990er-Jahren kamen durch aufstrebende Kunstschaffende neue Ästheti- ken und Herangehensweisen hinzu. Danach ermöglichten radikale Veränderungen von Drucktechniken (performative und zeitgenössische Praktiken) experimentelle Kunstformen, die fürs nächste Jahrzehnt eine bedeutende Rolle spielen. www.mglc-lj.si l Foto: Robert Jancovic, Rez/Nazenie-Pasca, 1996

56 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 Die über 700 Jahre alte „Friesacher Madonna“ aus der Dominikanerkirche. Foto: BDA | Irene Hofer denk.mal Die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes Being John Malkovich Eines der Herzstücke der Forschung des Bundes- Der Hollywood-Star John Malkovich liebt Wien, Wien liebt diesen Schauspieler. Kein Wunder denkmalamtes zu den Bereichen Archäologie, also, dass sich beider Wege öfter kreuzen. Bereits im Jahr 2017 brillierte Malkovich im Gemälde, Glasmalerei, Skulptur/Holz, Stein, Tex- Wiener Konzerthaus in Michael Sturmingers musikumgarntem Theaterstück „Just call me til sowie Wandmalerei/Architekturoberfläche ist God“. Am 7. März kehrt der Oscar-Preisträger gemeinsam mit dem Duo Igudesman & Joo die Abteilung für Konservierung und Restaurie- für einen Abend hierher zurück, um im Stück „The Music Critic“ die Zunft der Musikkritiker­ rung, die seit 1956 im Wiener Arsenal angesie- *innen liebevoll aufs Korn zu nehmen. Mit Birgit Minichmayr ist am 13. März auch eine hei- delt ist. Neben ihren Fachschwerpunkten verfügt mische Schauspielgröße im Konzerthaus zu Gast. Gemeinsam mit Martin Wuttke liest sie die von Fachdirektor Bernd Euler-Rolle geleitete aus Briefen, Texten sowie Aufzeichnungen von Zelda und F. Scott Fitzgerald. Alle Freunde Abteilung auch über ein eigenes naturwissen- populärer deutschsprachiger Musik kommen bei den Konzerten der Strottern (7. März), schaftliches Labor und mehrere Ateliers. von Ina Regen (8. März) sowie jenem von Ernst Molden und seinem Frauenorchester Zu den Kärntner Objekten, die in den letzten Jah- (22. März), auf ihre Rechnung. www.konzerthaus.at l Foto: Krusebild ren in den Restaurierwerkstätten untersucht und konserviert wurden, zählen künstlerisch so hoch- rangige Werke, wie römische Wandmalereifrag- mente vom Magdalensberg, das Fastentuch aus Gurk von 1458 oder die so genannte „Friesacher Madonna“ aus der dortigen Dominikanerkirche, deren Entstehung in der Fachliteratur vor/um 1300 oder Anfang des 14. Jahrhunderts ange- setzt wird. Nach einer zwei Jahre währenden „Therapie und Rekonvaleszenz“ im Steinatelier der BDA-Werkstätten kehrte die Friesacher „Pati- entin“ im Dezember 2018 nach Kärnten heim. Die Ergebnisse der Untersuchung und Konservie- rung dieser künstlerisch bedeutenden Sand- steinskulptur wurden bereits im Februar 2016 im Rahmen eines „Fachgespräches zur Skulpturen- restaurierung“ in den Werkstätten präsentiert, in Rule Britannia Let it snow einem Restaurierbericht dokumentiert und in mehreren Fachbeiträgen publiziert: Da die Ungeachtet des politischen Geschehens in Schöner kann man 2020 nicht beginnen. Madonnenfigur standortbedingt zum Zeitpunkt Großbritannien, hat man im Kino Šiška in Slava’s Snowshow stößt nicht nur zu den ihrer Entstehung allseitig, jedoch im 15. Jahrhun- Laibach die musikalisch-britische Wahl: Wurzeln der Clown-Kunst vor, sondern dert nur noch vorderseitig gefasst wurde, sind Zum einen wäre da die Nu-Jazz-Formation haucht ihr auch neues Leben ein. Basierend sie und ihr Kind bis heute sozusagen zweifach von The Comet is Coming (12. Feber). Die auf einer Idee des russischen Spaßmachers gekleidet: Die Erstfassung an der Rückseite der Band um King Shabaka, der auch bei den Slava Polunin erlebt das Publikum vom Figur weist im Gegensatz zu den jüngeren Blu- Sons of Kemet in führender Rolle das Zepter 18. – 22. März nach Aufführungen in New men-, Granatapfel- und Palmettenmotiven der schwingt, verkündet nicht den Weltunter- York, Paris, London und Moskau nun auch Vorderseite ein Streumuster aus blattvergolde- gang, vielmehr möchte man die Hörer­ im Teatro Politeama Rossetti in Triest ten Adlerornamenten auf. Die in der überkomme- *innen in das Zeitalter des Space-Age-Jazz kuriose Abenteuer einer Schar ungewöhnli- nen Erscheinung dominierende Überfassung des eines Sun Ras entführen. Wesentlich sonni- cher Rotnasen. Geschichten von Heimweh, 15. Jahrhunderts erweckt hingegen den Eindruck ger gestalten sich dagegen die Elektropop- Fernweh und der Zuversicht des Herzens feiner Gewebe mit eingewirkten Silber- und Gold- Klänge von Metronomy, die zeitweise an der werden ohne Worte erzählt. Dabei entführt fäden – die dafür erforderlichen Applikationen englischen Riviera, aber auch in Frankreich Slava das Publikum in die Welt der Fantasie, wurden separat hergestellt und sandkuchenartig zu finden waren. Das letzte Album nannten der Langsamkeit und der Verspieltheit. Pla- auf den Stein gepresst („Pressbrokat“). Im sie auf bescheidene Art und Weise „Metro- neten schweben und stürzen im zahlreich Gegensatz zu früheren restauratorischen Überar- nomy Forever“. „Love Letters“ werden am ausgezeichneten (Tony Award, Laurence beitungen lag der Schwerpunkt der Letztbehand- 27. März im Kino Šiška verschickt. Auf Olivier Award, Triumph Preis) Stück ab, Bos- lung auf der Neukittung von Fehlstellen, Festi- einem musikalischen Feldzug des Gothic- sa-Nova-Töne erklingen und Spinnennetze gung und Reinigung der bestehenden Farbfas- Rocks durch Europa befindet sich hingegen wachsen in alle Richtungen, auch bis in die sung und Fehlstellenretuschen. die legendäre britische Formation von letzten Zuschauerränge. Infos: The Mission – missioniert wird auch am www.slavasnowshow.com | www.ilrosseti.it ● Geraldine Klever * 1967 in Klagenfurt, Philologin, seit 2003 im Bundesdenkmal- l l Foto: Slava`s Snowshow 31. März in Laibach. www.kinosiska.si amt – Abteilung für Kärnten – tätig; schützt und pflegt gemein- Foto: Pierrick Guidou (Sons of Kemet) sam mit drei Kolleg*innen insg. 3000 Kärntner Denkmäler.

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 57 Kino Millino Millstatt Kulturkino Gmünd Spielplan & Infos unter: www.kino-millstatt.at Programmkino im alten Theatersaal des Kartenreservierung unter [email protected] Pfarrhofes Gmünd. www.stadtgmuend.at 0664 – 1258810 und 04766 – 2200 04732 – 2215 24 | [email protected] 4. – 18. Oktober Betriebsurlaub

Februar 2020

Valerie Pachner, Max Bogner, Tinka Fürst und David Öllerer alias Voodoo Jürgens. Foto: Mario Kuhs

26. März, 19 Uhr Another Coin For The Merry-Go-Round Liebe bringt alles ins Rollen Motherless Brooklyn Frankreich/B 2018 | Regie: Franck Dubosc | Anna, Niko, Ilias und Jools versuchen ihr Spielfilm | FSK 6 USA 2019 | Regie: Edward Norton Glück in der Wiener Underground-Musiksze- Jocelyn ist ein erfolgreicher Geschäftsmann Im New York des Jahres 1954 wird der ne. Sie mögen den DIY-Stil und strengen sich und Schürzenjäger. Er ist eitel, egoistisch „König von Brooklyn“, Frank Minna, ermor- wirklich an, mit ihrer Band Black Candy und ein notorischer Lügner. Frauen sind für det. Detektiv Lionel Essrog (er hat das Tou- etwas zu schaffen, obwohl sie ihre Instru- ihn bloß ständig wechselnde Trophäen. Um rette-Syndrom) versucht den Mord aufzuklä- mente gar nicht richtig beherrschen. Sie wis- sie zu erobern, ist Jocelyn jede Täuschung ren und deckt dabei eine Verschwörung sen, wie es sich anfühlt, wenn man sich mit recht. Als er Julie begegnet, nutzt er einen gewaltigen Ausmaßes auf. Witzig, berührend, fast dreißig noch ein Skateboard kauft und Zufall und lässt sie in dem Glauben, er sitze in Film-noir-Erzählart mit beachtlichem Jazz- die Nächte am Gürtel durchmacht. Doch seit im Rollstuhl. Anfänglich scheint das zu funk- Soundtrack. l Foto: Warner Bros ein Rollstuhl wie ein Fremdkörper in ihrem tionieren. Bis Julie ihm eines Tages ihre Leben steht, veränderte sich etwas ... Schwester Florence vorstellt, die tatsächlich Sechs Jahre lang arbeitete Hannes Starz, Weitere Filme: an den Rollstuhl gefesselt ist ... Als Hitler das rosa Kaninchen stahl der St. Veiter mit Wiener Adresse, an Ano- l Foto: Constantin ther Coin For The Merry-Go-Round, seinem The Kindness of Strangers Vom Gießen des Zitronenbaumes ersten Langspielfilm. „Die Idee, die alles ins Alles außer gewöhnlich Laufen brachte, kam bereits früh, als ich gemeinsam mit einem Freund in Wiener März 2020 Gürtellokalen Platten auflegte. Ursprünglich Schau hin ... wollte ich eine Doku über Gürtel-DJs 20. März, 19:30 Uhr Die Veranstaltungsreihe lädt jeden ersten Mittwoch im machen. Einige Jahre später und nach dem Programmpräsentation Monat (19 Uhr) ins Wulfenia Kino in Tod von zwei Freunden verschwand diese Klagenfurt – zu Filmgesprächen als öffentlichem Idee. Es gab die Fiktion, in der eine Verar- zum 13. internationalen Begegnungsraum für ein interessiertes, beitung der Trauer möglich wurde“, Gitarrenfestival in Millstatt, vielfältiges Publikum, das dadurch Gelegenheit beschreibt Starz seine Beweggründe. bekommt, im Spiegel besonderer das von 5.-9. August stattfindet. Filmgeschichten existenzielle Fragen und Die Produktion wurde in der frühen Phase Konflikte miteinander zu reflektieren. Jeweils u. a. vom Land Kärnten gefördert. Mit der abwechselnd moderiert von hiesigen Herstellungsförderung klappte es bis dato filmbegeisterten Experten unterschiedlicher aber nicht. „Nach vielen Absagen für die Profession. Moderne Klassiker aus Hollywood werden in dieser Reihe ebenso gezeigt wie ältere Herstellungsförderung gaben mir dann die und neue Perlen europäischer und außereuro­ Darsteller*innen und das Team den ent- päischer Filmkunst. www.wulfeniakino.at scheidenden Impuls. Im September 2019 drehten wir den Film in acht intensiven Tagen“, erzählt Starz. So wie einst der gro- 21. März – der Welt-Down-Syndrom-Tag ße Rainer Werner Fassbinder manche seiner Klassiker machte: einfach drehen und fertig. The Peanut Butter Falcon Dass der Film entsteht, ist doch das Wich- USA 2019 | Regie: Tyler Nilson, tigste. Die Hauptrollen besetzte er mit Vale- Mike Schwartz | FSK 10 rie Pachner – die bereits mit Thomas Zwei ungleiche Männer auf der Flucht treten Woschitz und Terrence Malick zusammenar- eine Reise mit einem selbstgebauten Floß an 5. Februar, 19 Uhr beitete – in der Rolle von Anna sowie mit – ein auf Mark Twains Spuren wandelndes, Moderation: Herwig Oberlerchner Voodoo Jürgens, Tinka Fürst und Max Bog- warmherziges Außenseiter-Abenteuer mit Film: Traman vom Kärntner Regisseur David ner. Produziert wird der Film von Gabriele dem außergewöhnlichen Schauspieler Hofer [siehe DIE BRÜCKE Nr. 10, S. 36], Kranzelbinder und Hannes Starz. Mit Hubert Zachary Gottsagen, der Trisomie 21 hat und in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Haslacher, Arthur Klemt, Mario Kuhs, Her- mit großem komödiantischen Talent ein Nadine Zeintl. l Foto: David Hofer mann Riessner, Julian Seppele und Karin beachtlicher Darsteller in einem Film ohne 4. März, 19 Uhr Weiss sind einige weitere Kärntner Feelgood-Klischees ist. l Foto: Tobis Künstler*innen beteiligt. Im Moment befin- Moderation: Axel Krefting det sich das Werk in Postproduktion. Film: Als das Meer verschwand ● Slobodan Žakula 1. April, 19 Uhr Cineast und Sendungsmacher bei radio AGORA 105,5. Moderation: Florian Müller Film: Die Grundschullehrerin Another Coin For The Merry-Go-Round Regie/Buch/Schnitt: Hannes Starz Geplanter Kinostart: 2020

58 DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 FILM.TIPPS

Volkskino Klagenfurt KC | Das 1926 gegründete Programmkino der Landeshauptstadt | Kinoplatz 3, 9020 Klagenfurt

ab 21. Feber ab 28. Feber ab 6. März Weißer, weißer Tag Rettet das Dorf La vérité – Leben und Island 2019 | Regie: Hlynur Palmason Österreich 2020 | Regie: Teresa Distelberger lügen lassen Island, ein alleinstehendes Haus an einem Ein Dorf ist das Ideal, von dem viele träu- Japan, Frankreich 2019 | Regie: Hirokazu Koreeda abgeschiedenen Ort in betörend schöner men: ein Hauptplatz als lebendiger Mittel- Filmstar Fabienne (Catherine Deneuve) gibt Landschaft. Ein ehemaliger Polizist, dessen punkt, eine Greißlerin, mit der man ins Plau- sich in ihren Memoiren die Rolle der hinge- Frau vor kurzem bei einem Autounfall ums dern kommt, ein Gasthaus, in dem man bungsvollen Mutter. Tochter Lumir (Juliette Leben kam, verdächtigt einen Mann, eine immer willkommen ist ... und der Blick auf Binoche) hingegen hat ganz andere Erinne- Affäre mit seiner verstorbenen Frau gehabt Wiesen und Bauernhöfe. Doch die Land- rungen an ihre Kindheit mit einer Frau, die zu haben. Seine obsessiven Nachforschun- flucht stellt die Dörfer auf die Probe: Die sich stets im Licht der Öffentlichkeit sonnte. gen gefährden bald nicht nur ihn selbst, Jungen ziehen weg, viele Betriebe müssen Sie versucht, Fabienne mit den verdrehten sondern auch seine Kinder ... l Foto: Poly Film schließen. Der Dokumentarfilm zeigt neue Wahrheiten in deren Autobiographie zu kon- Perspektiven und Potentiale und erzählt von frontieren. Der Eröffnungsfilm der 76. Inter- den Menschen, die mit ihren Ideen „das nationalen Filmfestspiele von Venedig ist Dorf“ weiterleben lassen. l Foto: Poly Film eine mit feinem Humor erzählte, berührende Mutter-Tochter-Geschichte. l Foto: Filmladen

Infos zu allen Filmen und zum aktuellen Programm finden Sie unter: www.volkskino.net. Unter dieser Adresse haben Sie auch die Möglichkeit, Karten zu bestellen oder das aktuelle Kinoprogramm nach Hause zugesandt zu bekommen. Ermäßigungen für BRÜCKE- Kulturcard-Inhaber KC | Kontakt: 0463 – 319880, [email protected]

Filmstudio Villach KC | Das Nahversorgerkino der Draustadt: Rathausplatz 1, 9500 Villach (im Stadtkino Villach)

ab 21. Feber ab 6. März ab 13. März Der Glanz der Unsichtbaren – La vérité – Leben und Honeyland Les invisibles lügen lassen Mazedonien 2018 | Regie: Tamara Kotevska, Ljubomir Stefanov Frankreich 2018 | Regie: Louis-Julien Petit Japan, Frankreich 2019 | Regie: Hirokazu Koreeda Der Dokumentarfilm erzählt von Hatidze, die Eine Ode an die Freundschaft und die Solida- Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda in einem Dorf ohne Straßen, Strom und flie- rität. Die französische Tragikomödie erzählt („Shoplifters“) drehte zum ersten Mal außer- ßendes Wasser, in einer abgelegenen Berg- von Frauen, die in äußerst prekären Umstän- halb seines Heimatlands. Mit feinem Humor region tief auf dem Balkan lebt. Als eine der den leben, und sie tut das voller Humor und und Empathie für menschliche Schwächen letzten Wildbienenimkerinnen Europas erntet Zärtlichkeit. Ein hinreißender Film voller Mut, erzählt er eine berührende Mutter-Tochter- sie den Honig ihrer Bienenvölker nach gene- Menschlichkeit und Solidarität. l Foto: Thimfilm Geschichte über große und kleine Lebenslü- rationenerprobter Tradition: „Die Hälfte für gen. Hervorragend besetzt mit Catherine uns, die Hälfte für euch“. Doch das einträch- Deneuve, Juliette Binoch und Ethan Hawke. tige Leben im Einklang mit der Natur wird l Foto: Filmladen durch die Ankunft rücksichtsloser Nachbarn unterbrochen ... l Foto: Stadtkino Filmverleih

Das monatliche Programmheft wird auf Anfrage per Telefon oder per E-Mail zugesandt. Alle Filme sind im Detail auf der Homepage www.filmstudiovillach.at sowie auf Facebook (Filmstudio Villach) einsehbar. Auf Anfrage werden auch spezielle Schulvorstellungen angeboten – ab 80 Personen zu einem Sonderpreis von 5 Euro p. P. (normal: 8,50 Euro | Ermäßigungen zum Preis von 7,50 Euro erhalten Inhaber der BRÜCKE-Kulturcard KC und der FH-StudentInnencard sowie Lehrlinge und SchülerInnen bis 19 | 10er-Block: 75 Euro). | Kontakt: 0650 – 920 40 35, [email protected] sowie über das Stadtkino Villach: 04242 – 27 000 | Kassa ab 17:30 Uhr

DIE BRÜCKE Nr. 16 | Brückengeneration 5 59 JAHRESABO ✚ Kultur Card für ermäßigte Eintritte um 27,80 € pro Jahr

IN DIE KULTUR EIN.TAUCHEN DIE BRÜCKE Jahresabo (6 Ausgaben) frei Haus inkl. Kulturcard Kärnten um 27,80 Euro Abobestellungen unter: E [email protected] T 050 536 – 34032 www.bruecke.ktn.gv.at