Russland: Dann waren wir sechs Tage auf Transport war. Unsere zwei schlafenden Kameraden waren bereits lich. Alle sind gelaufen – es waren so viele Verschütte- auf einer Straßenkreuzung. Der „Russ“ war schon da ten, da hat es einen Stadl gegeben, da war Eine Jugend im Kriegseinsatz - nach Russland. Um vier Uhr nachmittags kamen wir bewusstlos. Wir haben sie in den Schnee hinausgetra- te. Das war der erste Angriff in Freiburg.3 Nachher hat und plötzlich kam der Funkspruch durch: „Wir müssen eine Tischlerei. Dort sind die Russen einquar- in Witebsk an (im Mittelabschnitt der Front), von dort gen und damit eingerieben – somit kamen sie wieder zu sich niemand mehr hinaus getraut wegen der Zeitzün- weg!“ Wir kamen schließlich nach Gmunden und so- tiert gewesen. Diese gefangenen Russen wur- wurden wir mit Lastwägen abgeholt. Von der ersten sich. Wir hatten Glück, dass wir nicht alle vier während der und Phosphorkanister. Alles hat gebrannt. Einige mit war der Krieg für uns vorbei, weil nachher bald die den nicht zur Arbeit eingeteilt. Die anderen, die Erzählung eines der letzten Zeitzeugen Stunde an waren wir im Einsatz, da war der Kessel fast des Schlafs gestorben sind. Ja, das war Russland. vermissten Kinder oder Alte. Wir wurden abgezogen Amerikaner gekommen sind. Franzosen und Italiener, sind überall bei den zu.1 Wir hatten keine Winterbekleidung, die anderen nach Marburg und somit war es für uns nicht ganz so Bauern gewesen. Ich weiß aber nicht direkt, weiße Tarnanzüge. Gleich die erste Stunde mussten Südfrankreich: Invasion der Alliierten schlimm wie für die anderen. Von Marburg kam ich Wieviel Urlaub hast du gehabt? Bist du öfter heim- wie es ihnen ergangen ist, den Russen. Eine Der 1925 in Weilbach geborene Josef wir die Rollbahn bewachen und am Neujahrstag mus- dann nach Donau-Eschingen, dort entspringt die Do- gekommen? gewisse Frau Frauscher aus war Kö- Wenn du an deine Jugend zurück denkst, woran er- Besonders schlimm war die Invasion der Amerikaner in Pranz, der später in St. Georgen lebte, sten wir schon mit zum Gegenangriff, wobei bereits nau. Dann kam ich nach Regensburg und später hinauf chin dort. Also denen, die bei uns in Gefan- innerst du dich? Südfrankreich 1944. Wir sind herauf bis Mittelfrank- erlaubt uns Erinnerungen an eine der erste Kamerad (aus Mistelbach, „Strebl“ Fritz), nach Schlesien, (Neuhaus an der Oder) und in andere Ich war nicht so viele Jahre dabei. Die Jahre, die ich genschaft gewesen sind, wird’s nicht schlecht reich, bis Charlot und danach sind wir auch eingesetzt ch bin einer von der älteren Generation, ge- fast vergessene Zeit. An Bauernhöfen der vorher mit mir im Waggon gefahren war, fiel. Es Orte in dieser Gegend. Dort war ich wieder im Lazarett. dabei war, da hatte ich den ersten Urlaub von Russland. ergangen sein. Ich weiß es aber nicht.7 mit fixen Rangordnungen, wie er sie worden. Die Tiefflieger flogen von früh bis spät. Wir boren am 21.11.1925. Wir hatten damals war sehr brutal, weil die Russen mit all ihrer Waffen- Es dauerte nicht lange, bis die Russen vor Ort waren. Ich war ein halbes Jahr in Russland. Vom Neujahrstag I in seiner Jugend erlebte. Und an ei- sind in die Region der Vogesen zurück. Wir haben uns noch die Ganztagsschule. Wir mussten zu Mit- überlegenheit angegriffen haben. Dann war es wieder Normalerweise hätte ich jetzt einen Genesungsurlaub bis zum Juli. Dann hätte ich wieder nach Russland zu- Wie ist es dann weitergegangen? nen brutalen Krieg, in dem der junge Soldat an zwei in vielen Orten „eingeigelt“, obwohl wir auch auf di- tag heimgehen und uns nachher wieder beei- ein paar Tage ruhiger, da wusste man dann direkt, dass bekommen, und uns gefiel die Situation hier gar nicht rückmüssen. Ich war viel im Bunker zusammen mit Fronten des 2. Weltkrieges zum Einsatz kam. rektem Weg hätten flüchten können. Ich weiß noch Wir zuhause haben als Arbeiter Franzosen len, um zum Nachmittagsunterricht zu kommen. wieder was Großes kommen wird. Es wurde mit allen mehr, deshalb suchten wir, wir waren zu zweit, um einem Hammerschmied aus Essen. Er war jung ver- jeden Ort: Biffontaine, Epinal, Saint-Etienne-lès-Re- und Italiener gehabt. Sie haben am Abend In den Ferien wurden wir schon voll eingeteilt. Die Waffen angegriffen, besonders die „Stalinorgel“2 war Entlassung an, um den Urlaub anzutreten. Allerdings heiratet und hat jeden Tag, wenn es ruhiger war, nach miremont und andere. Die Schützen liefen schon vor in ein Lager müssen, das war ein Haus beim Kinder, welche nicht von Bauern stammten, waren der Amerikaner. Ich gefürchtet, weil sie nicht auf einem Punkt einschlug, kam am selben Tag eine Nachricht vom Oberleutnant Hause geschrieben. Da es auch Luftangriffe über seiner Dresden nach dem Angriff vom 13.02.1945 (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-Z0309-310) uns zurück. Wir mit dem Funkgerät waren beim Rück- Rieglmetzer in Weilbach. Um die gewisse Zeit sehr begehrt. Getränke tragen – „Firi foan“ mit den kam nach der zwei- sondern streute und dadurch mehr Schaden anrichtete. durch, dass alle, die zur Entlassung vorgesehen waren, Heimat Essen gab und der Mann Angst um seine Frau zug immer die Letzten. Ohne Funkgeräte durften wir haben sie dort sein müssen. Diese Leute ha- Pferden, das war keine leichte Arbeit, besonders wenn ten Verwundung bei Am 6. und am 12. Jänner haben wir einen Frontan- hierbleiben müssten und zum Stab Remich in Neuhaus hatte, schrieb auch ich nach Hause, ob die Frau vom schon fünf, sechs Wochen dabei. An einem Sonntag nicht zurückkommen, denn die waren sehr teuer und ben genauso beim Tisch gegessen wie unsere Leute. Das die Bremsen recht böse waren. Weitere Aufgaben wa- Kriegsende wieder griffsbefehl bekommen, das waren die Großkampf- an der Oder kommen. Wir durften nicht einmal den Hammerschmied bei uns am Hof wohnen könnte. Ich mussten wir Betten zerlegen (die Bettstatt) und Stiefel außerdem waren sie schwer. Der Funktruppenführer waren Soldaten, also Gefangene. Gefangene Franzosen ren „Mandeln“ halten bzw. Kühe oder Schweine hü- nach Hause in die tage. Danach ist es ruhiger geworden. Wir hatten Genesungsurlaub antreten, da sämtlicher Urlaub ge- bin aber nicht mehr zu meinem Kameraden gekom- putzen, lauter solche Sachen. hatte Sensor und Empfänger und im zweiten Kasten während der Kriegszeit. Die sind dann eh bald nach- ten, da es noch keinen Elektrozaun gab. Es gab damals geliebte Heimat. schon viele Ausfälle zu beklagen. Wir sollten zu zweit sperrt war. Als wir dort hinkamen, waren dort nichts als men. Er hatte mir seine Kappe und seine Pistole für den befanden sich die Tasten, die Kopfhörer und Batterien. hause gekommen, als der Zusammenbruch war. keinen einzigen Traktor, keinen Garbenbinder, keine Leitungen zerstören und Stellungen suchen. Wir lauter Versprengte, die „stiften“4 gingen. Dann wollten Fronturlaub geliehen. Ich hätte sonst mit dem Gewehr Wie ging es zu Hause weiter? Einberufung: Ich Eines Tages standen wir wieder unter Artilleriebeschuss. Strohpresse, keinen Höhenförderer und keinen Grei- mussten dabei über die eigene Frontlinie hinaus- sie uns über die Oder übersetzen. Ich hatte meine Pa- nach Hause fahren müssen. Und derweil bin ich zu ihm weiß nicht, wo ich Wir waren mit dem Funkgerät in einem Haus und Zuhause am Bergerhof in Weilbach habe ich wieder ge- Wie seid ihr mit denen umgegangen? fer. Es gab einen Dreschwagen und einen überschwe- laufen, da waren vorgeschobene Stützpunkte. Über piere in den Händen, aber es war auch für Verwundete nicht mehr gekommen. Ich weiß nichts mehr von ihm. beginnen, und wo durch den Beschuss brachen die Fenster. Ich bekam Es war zu dieser Zeit die Großoffensive. Wer weiß, ob arbeitet. Im Anschluss kam ich nach Lambach in die ren Dampfer, der wurde mit großen Holzklötzen be- uns wurde geschossen und wir wussten nicht, ob das alles gesperrt. Der Hauptmann hat jene besonders ge- Die sind bei uns beim Tisch gesessen wie andere auch. ich enden soll. Ich Glassplitter ab und wurde verletzt. Aber es war nicht er überlebt hatte. Ich hätte es anhand des Fotos, das er Landwirtschaftsschule. 1958 habe ich meine Frau ge- heizt. Wenn man sich etwas weiter zurückversetzt, die eigenen Leute waren oder die feindlichen Kräfte schimpft, die mir den Urlaubsschein noch ausgestellt Von denen hat man nie etwas Böses gehört. Man mus- beginne im Novem- so schlimm, ich bekam einen Verband. Deshalb wur- mir von ihm und seiner Frau schenkte, herausfinden heiratet und wir haben das Stranzingergut in St. Geor- gab es auch keine Wasserpumpe. Für die Wasserver- Ich kann mich erinnern, dass wir im Freien, in einer haben. „Hauen Sie ab!“, hat er dann noch gesagt. Dann ste sich eh wundern, wer die Arbeit früher gemacht hat. ber 1942, Stalingrad de ich für kurze Zeit zum Gefechtstross zurückversetzt, können, wo und ob er nach dem Krieg noch lebte. Ich gen gekauft. Seither wohnen wir hier. Nächstes Jahr sorgung war ein Widder zuständig, welcher vom flie- Mulde, die mit Brettern abgedeckt war, geschlafen ha- sind wir 40 km neben der Straße gegangen, da überall Das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Männer wa- war da schon gefal- wo ich in der Feldküche mit fünf anderen Kameraden hatte seine genaue Adresse nicht, hätte es aber herausge- sind wir 60 Jahre verheiratet. ßenden Quellwasser angetrieben wurde. Außerdem ben. An einigen Tagen war es besonders schlimm: Wir Streifen gestanden sind. ren fort im Krieg und es gab auch keine Maschinen. Bei len. Ich habe mit zum Kartoffelschälen usw. eingeteilt wurde. Eines Tages funden. Es wäre mir ein Anliegen gewesen, ich glaubte gab es keine Tiefkühltruhe und keinen Kühlschrank. wurden von den Granatwerfern stark unter Beschuss ge- uns zuhause hatten wir eine sehr gute Melkerin. Es war den Rössern gerade gingen wir wieder auseinander. Die anderen waren in aber insgeheim auch nicht, dass er die Großoffensive War in Weilbach oder in St. Georgen etwas zerstört, Bei kleineren Baustellen gab es keinen Betonmischer, nommen, aber es wurde uns befohlen, dass wir trotzdem Anschließend kamen wir nach Dresden. Am 13. Febru- sehr viel wert, wenn wenigstens eine verlässliche Person auf dem Tretacker Josef Pranz als Angehöriger der Wehrmacht einer Holzhütte untergebracht und ich war bei einem 5 als du vom Krieg heimkamst? keinen Kran, keinen Bagger, keinen Kipper. Beim vorrücken müssen, um Leitungen zu entstören. Da es ar wurde Dresden bombardiert , und wir waren am Tag überlebt hatte. ge ackert, ich weiß (Foto: Pranz) Schulmeister im Keller einquartiert. Plötzlich kam die da war, zum Beispiel im Kuhstall. Das war besser, als Haus- oder Stallbau wurden die Ziegeln mit einer gefroren war, hatten die Granaten eine besondere Split- davor dort! Dort waren viele Flüchtlinge, und man wus- noch, dass es schon Nachricht von einem Volltreffer auf die Unterkunft der Mein Heimaturlaub dauerte drei Wochen. Da habe ich Da ist nichts gewesen. Abgesehen von einem Vorfall. Ein wären nur Gefangene dort bei der Arbeit gewesen. Die Holzschaufel mit langem Stiel nach oben „geschupft“. terwirkung. Die Granaten gingen flach auseinander, die ste nicht, wie viele Menschen wirklich umgekommen gefroren hatte, am nächsten Tag habe ich einrücken anderen Kameraden und vier der fünf sind gestorben. zwei Kameraden getroffen, die im gleichen Abschnitt Flieger ist abgeschossen worden und der Pilot hat zum Mutter der Melkerin wohnte in Geinberg, und da ist Ich komme jetzt noch auf den Winter zurück. Es Artilleriegeschosse schlugen tief ein wie eine Bombe. sind. Zur Zeit des Fliegerangriffs war auch ein Kamerad müssen. Die 1924er und 1925er mussten mit dem Zug Sie wurden notdürftig begraben, weil von früh bis spät waren. Wir waren in der 129er Division und die waren Rennen angefangen. Er hat sich nicht ergeben. Und den sie einmal nachmittags mit dem Rad heimgefahren, die gab keinen Schneepflug. Die Straße Dornetbauer-Al- Bei Tageslicht mussten wir trotz der vielen Trümmer aus St.Georgen, der Kumpfmüller Tischler z`Röfl, in zur SS nach Kammer/Schörfling zum Wehrertüchti- Tiefflieger flogen. in der 145er Division, in der österreichen Division. Ei- haben sie dann erschossen. Der Pilot ist dann in Weil- Mutter besuchen. Und als sie zurückfuhr, ist sie beim lichham-Weilbach lag viel tiefer als heute. Wir mus- vorrücken. Dann krochen wir in einen Bretterverschlag Dresden im Lazarett. gungslager. Dort wurden wir bereits bei der Abholung ner war vom Gaderbauer, er sollte Bauer werden, und bach begraben worden. Und nach dem Zusammen- „Schneebauerberg“ (St.Georgen) hochgefahren und sten Schnee ausschaufeln und hinter uns war schnell hinein, wo sich lauter Munitionskisten befanden. Dort am Bahnhof von unserem Vorgesetzten angeschrien: Verwundung: Wenn man die Panzerketten gehört hat – Am Bahnhof in Frankfurt an der Oder war ich leicht- einer vom Fekührer. Den einen traf ich am Gurtner bruch wurde er dann zurück nach Amerika überführt. dort war es einmal beiderseits voll mit Amerikanern, alles wieder zugeweht. Ich kann mich noch gut er- hatten wir Glück, dass es zu keiner Explosion kam. Da- „Ihr Hunde…“. Der Fahrdienstleiter entgegnete wü- wer sich noch retten konnte, nichts wie zurück! Einmal sinnig: Ich war unterwegs mit einem Obergefreiten aus Bahnhof, den anderen in Weilbach an seinem letzten Die Amerikaner machten dann Ärger, weil er erschossen wie sie einmarschiert waren und dort ist sie einfach mit innern, bei deinem Uropa musste der Sarg mit den nach sind wir sofort auf und in einen Bunker. In dem tend: „Das sind keine Hunde, das ist die Zukunft unse- schlug hinter mir eine Panzerrakete ein und es erwisch- Deutschland, ich selbst war Gefreiter. Er hatte Papie- Urlaubstag. Es kam zur Großoffensive – heimgekom- worden ist. Aber was dann herausgekommen ist, weiß dem Fahrrad durchgefahren. Ich wäre da querfeldein Pferden und einer „Schlaerpfn“, so nannte man den Bunker saß ein Funker, und den mussten die Gescheh- 6 res Führers Adolf Hitler.“ Wir hatten keine Winterbe- te mich am Bein. Ich wurde in die Sammelkranken- re für einen Abstellungsurlaub, aber es war sämtlicher men ist keiner mehr. Sie sind seither vermisst. ich auch nicht. Ich erinnere mich auch noch an eine nach Hause gefahren. Sie wusste ja gar nicht, was los großen Schlitten, über die Felder zum Friedhof ge- nisse auch alle kalt lassen, er durfte sich nicht ablenken kleidung. Wir mussten Nachtübungen mit einem Kom- stelle nach Colmar gebracht. Dort sind Westwall und Urlaub, außer Genesungsurlaub, gesperrt. Am Bahnhof schlimme Sache. Es sind lauter Gefangene hier gewesen, war. Noch dazu alleine als Frau fahren werden. Das dürfte 1941 -1942 gewesen sein. lassen beim Funken, auch wenn es sehr zuging. Der pass machen. Nachher bin ich gleich überstellt worden Maginotlinie nahe beisammen. Der Westwall war die befanden sich einige Feldgendarmen, auch „Kettenhun- Ich war auch in der Hitlerjugend, da haben wir uns nichts wie die Arbeit wieder weitergegangen ist. Beim Hacker Ich will euch jetzt noch einen kleinen Bericht zu den Kompanieführer hatte mit dem Gewehr versuchsweise Wie lange sind die Amerikaner dann hier gewesen? zum Arbeitsdienst. deutsche Verteidigungslinie und die Maginotlinie war de“ genannt. Ich gab dem deutschen Kameraden heim- gedacht, das war nichts Spektakuläres. Wir machten (Oblinger) in St. Georgen war ein Kriegsgefangener, ein Kriegsereignissen geben. Am 13. März 1938 wurde einen Stahlhelm aus dem Bunker gestreckt – sofort wur- die französische Bunkerlinie. In Colmar war ich ein Sport, mit dem Politischen hatten wir gar nichts zu tun. Pole oder Russe. Und der ist so gefürchtet gewesen. Er lich den Schein für meinen Genesungsurlaub. Wenn sie Manche sind ganz lange hier gewesen. Hauptsächlich in Österreich an Deutschland angeschlossen. Anschließend de von MG-Schützen der Russen darauf geschossen. bis zwei Tage in einem großen Saal mit ein bisschen Ein halbes Jahr war ich beim Reichsarbeitsdienst, aber ist überall herum, in den Häusern in Weilbach und hat Frankreich: Wir sind nach Metz gekommen, das ist in mich da erwischt hätten, wäre ich entweder in die Straf- Kasernen in den Städten. Sogar noch einige Jahre nach kam das Memelland und Sudetenland zu Deutschland. Darum mussten wir den ganzen Tag im Bunker verbrin- Stroh am Boden – das war schon was wert, weil man ein das ist kein Vergleich gewesen mit dem Militär. Beim immer gedroht, dass er die Leute anzeigt etc. Die Leute Elsass – Lothringen, wo wir ein halbes Jahr verbrach- kompanie gekommen oder sie hätten sonst was mit mir dem Krieg. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, Oktober 1939, Polenfeldzug. Die erste Todesnachricht gen. Der Oberstleutnant hatte den Staffelführer für sei- bisschen aus der Schusslinie war. Am dritten Tag kam Militär ist es ganz anders. Der Arbeitsdienst war nicht hatten Angst vor ihm. Und auch die anderen Gefange- ten. Hier war die Verpflegung besonders schlecht – so gemacht. Er war mit meinem Schein gerettet, aber von ob bei uns noch welche waren. Wir haben nichts mehr von Weilbach war die von Josef Moser. In der Familie nen Befehl, uns nach vorn zu schicken, geschimpft. Das ich nach Freiburg im Breisgau ins Lazarett, das sich in überall gleich. Dort bekamen wir Ziegelbrot, „Bims“ nen haben ihn gehasst. Auf jeden Fall war dann noch schlecht war es später nie mehr. Anschließend wurden mir war es sehr leichtsinnig. mitbekommen von den Amerikanern, als wir heimka- sind vier Brüder gefallen. Weiters kam dann der Frank- war einer der vielen schlimmen Tage. Ein anderes Mal, einer Schule befand. Die Schule hatte mehrere Trakte. genannt. Da mussten wir uns um den Tisch aufstellen, ein Vorfall mit ihm in Pischelsdorf in St. Georgen. Er wir zum Militär überstellt nach Mistelbach bei Wien, men vom Krieg. reich Feldzug 1940. wo wir die Ausbildung machten. Dann ging es nach in den Pripjet-Sümpfen, da konnte man nur hinein oder Die leichter Verwundeten waren in den zwei Etagen im Danach bin ich mit dem Zug heimgekommen und einen Spruch aufsagen und währenddessen hat schon ist auf den Feldern irgendwo erschossen worden. Beim Belgien – Brüssel – Ostende – Südfrankreich, dort wa- hinaus, wenn der Boden gefroren war. Da haben wir Untergeschoss und die schwer Verwundeten waren in bin nach Ried zum Militärarzt gefahren. Es war schon jeder geschaut, wo das größte Stück Brot liegt, weil wir Hacker (Oblinger) irgendwo. Woran ich mich noch gut erinnern kann, war der Wie war deine Volksschulzeit? ren wir ein paar Monate. Dann sind wir herauf gekom- Partisanenjagd machen müssen. Mit dem Sattler von den oberen Stockwerken. Was ich noch genau weiß, ist, der letzte Tag meines Urlaubs, deshalb konnte der Arzt immer zu wenig hatten. Die deutschen Abteilungslei- Kriegsausbruch am 22. Juni 1941. Es war ein Sonntag, men nach Lyon – dort fassten wir Winterbekleidung Geinberg, der Mann Michl, war ich in einer Division. dass am 9. Oktober 1944 Fliegeralarm war, aber um nichts mehr tun. Dann kam ich wieder nach Retz, wo ter haben uns nicht besonders mögen, wir waren lauter Von wo ist er gewesen? Wir mussten zu Fuß hingehen und zu Mittag wieder ich war in Altheim beim Friseur, da wurde am Markt- und Waffen. Am Heiligen Abend waren wir wieder in Da sind wir zu einem Funklehrgang gekommen, wo wir 19:30 Uhr war noch alles in Betrieb. Theater, Konzerte ich damals eingerückt bin. Dort war immer noch der Österreicher. In der Nacht war öfters Fliegeralarm, wir nach Hause. Es war jedoch eine Ganztagsschule. Wenn platz über Lautsprecher das Schreckliche verlautbart. Er war aus Polen. Metz in Elsass-Lothringen, wo wir den Arbeitsdienst in einem hölzernen Haus untergebracht waren. In der und Straßenbahnen – alles war noch in Betrieb. Dann gleiche Schreibstubenunteroffizier wie damals. Ich war mussten auf und zu den Hydranten in den Kasernenhof der Schulweg weit war, war das schon sehr zeitaufwen- Meine Einberufung kam im November 1942, ich war genau vor einem Jahr gemacht hatten. Dort waren wir Nacht hatten wir Nachtwache. In der ersten Nacht war fielen die Bomben. Es waren ein paar Volltreffer auf die da nicht lange, denn ich musste wieder nach Schlesi- hinunter. In der Früh ging es mit der Tagwache genauso dig. Aber das hat sich dann bald aufgehört. Die Volks- noch nicht ganz 17 Jahre alt. Meine Fronteinsätze wa- Ein Kriegsgefangener? wieder am Bahnhof, die Waggons waren mit Tannenrei- es sehr kalt. In der zweiten Nacht war ein Zwischenfall Trakte, in denen wir uns befanden. Ich habe gehört, en hinauf. Mit einem Feldfernsprecher, „Konrad“ hieß weiter, als wäre nichts gewesen. Und danach haben wir schule war in Weilbach am gleichen Standort wie jetzt. ren in Russland und Südfrankreich, bei der Invasion sig ausgekleidet. mit dem Ofen, aus dem Kohlenmonoxid ausgetreten wie die Leute um Hilfe schrien – es war ganz schreck- er, mit einem Kehlkopf-Mikrofon ohne Tasten, war ich lange keinen Ausgang bekommen, da waren wir dann Ja, es muss ein Kriegsgefangener gewesen sein. In Gur- 120 121 122 123

Waren Dienstboten bei euch am Hof? ausgesehen, in so die Erde dann fehlte. Deshalb hat man stattdessen „aus- vertragen haben. Es musste aber sein, weil du einer Bauernstu- gestockt“ und es wurde in der Mitte ein Loch gebohrt, „Der Wunsch nach Frieden: Dass man nach draußen hast ja sonst nichts besessen. Ob das jetzt beim Ja, wenn wir jetzt nicht von den Kriegsjahren ausge- be. Manche sind eine Patrone oder Stockpulver hineingesteckt, angezün- Essen war oder bei der Pflege. War Fleisch da, hen, da hat es auch bei den Leuten am Hof „Dienst- beim Ofen geses- det und danach musste man schnell das Weite suchen. etwa von Hühnern, ist alles gegessen worden, grade“ gegeben. Da war der Mitterknecht, dies war der sen. Elektrizität Gefährlich war es, wenn die Zündschnur nicht mehr gehen konnte, ohne Angst, erschossen zu werden.“ weil sie nichts gehabt haben. erste Knecht und hatte beim Tisch seinen bleibenden hat es schon gege- ganz einwandfrei war und dann unterbrach. Wenn man Sitzplatz. Dann gab es den Bammer, das war der Roß- ben. Und es wur- dann schließlich hinging, konnte man nie wissen. Die Wie war deine Schulzeit? Wenn Anna Zechmeister erzählt, hört Dein Vater war im Krieg? knecht. Bei den Frauen gab es die Großdirn und die de der Bäuerin Zündschnur musste man immer „resch“ (trocken) la- man ihr mit Begeisterung zu. Sie wurde Kleindirn. Die Kleindirn musste im Saustall und in der geholfen, wenn gern, denn wenn sie feucht war, konnte es sein, dass sie lso damals in der ersten Klasse hatten wir noch kei- 1937 in Ort geboren und lebt in Mör- Mein Vater war im Krieg bei einem Flugplatz, Küche helfen. Es waren viele Leute beim Tisch. Es kam eine Sau abge- plötzlich aufhörte zu brennen. Denn dann ging sie ja Ane Hefte oder Bleistifte. Ich schrieb mit einem Grif- schwang. Die Mangelwirtschaft wäh- genau genommen in einer Werkstatt. Sie ha- eine Schüssel Milch auf den Tisch und der Mitterknecht stochen worden nicht los. Mein Großvater mütterlicherseits, vom Gru- fel auf eine Tafel und löschte es mit einem Schwämm- rend und nach dem Krieg, die Willkür ben Flugzeuge repariert. Wenn diese aber schnitt den Brotlaib an. Das Brot wurde in die Milch ber von Weilbach, der war total schwarz getupft im Ge- chen weg. Mit einem trockenen Tuch konnte man es davor: Sie hat es nicht vergessen. Und bombardiert worden wären, wären alle drauf- war, zum Beispiel über allem war die Angst vor dem Tod, den US-Bom- gebröckelt und alle aßen gemeinsam aus dieser Schüs- „Lingerl“ schnei- sicht, weil ihm Stockpulver ins Gesicht kam. Das ging abtrocknen und man konnte wieder schreiben. Wäh- gegangen. Wie ein paar meiner Onkel, die sind Weilbach vor 1938 (AK, MS Eichsteininger) rend des Krieges war ich wie alle anderen auch nicht bern. Aber Anna Zechmeister schildert auch die Hoff- nicht mehr nach Hause gekommen. sel. Wenn zu Mittag Fleischtag war, wurde das Fleisch den, oder es wur- nie wieder weg. nung darauf, dass es besser werden könnte - was dann aufgeteilt. Einige sparten sich von diesem Fleisch etwas oft in der Schule. Man konnte mal ein paar Stunden Dreschen beim Kastner in Mörschwang (Foto: „Hansbäurin“ / Schachinger) Welche Lehrer hast du gehabt und wie waren sie? de Brot gebacken, tatsächlich auch so war. Was war dein größter Wunsch in deiner Ju- zur Jause. Zur Jause gab es dann gute Sachen wie Top- wo beim Kneten im Keller lernen. Dort waren lauter Flüchtlinge drin- Das Interview führten Schwarzmayr Julia nen. Wenn dann eine Sirene anging, mussten wir in den viel bekommst. Du hast nur das Notwendigste bekom- gend? In der ersten Klasse hatten wir die sogenannten „Schwar- fenkäse oder Erdäpfelkäse. Wir waren damals halt totale Der erste ab 1933 gebaute Volksempfänger geholfen wurde. (rechts) und Moser Anna. Sie können es kaum (Foto: Wikipedia) Luftschutzkeller gehen. Das war irgendein Keller, wo in die Schule gegan- men. Was meinst du, was damals ein Apfel oder Klei- zen Schwestern“. Eine davon war die Schwester Lamp. Selbstversorger. Die meisten Produkte hatten wir selber Die Männer mus- glauben, dass in einem Leben so viel passieren kann und möchten selber keinen Krieg erleben man nicht vermuten könnte, dass dort Leute darin wa- gen bist, musstest du dung wert war? Wenn du Kleidung neu bekommen hast Der Wunsch nach Frieden natürlich. Dass man ohne Auch mein Bruder, 1934 geboren, der neun Jahre jünger von der Landwirtschaft und vom Garten. Das war so, sten da auf Stroh- müssen. ren. Dort haben wir uns vor den Bomben versteckt, um in ein Schülerheim, da und rausgewachsen bist, Gewand, das du meist schon Sorgen nach draußen gehen konnte, ohne Angst zu ha- ist als ich, hatte die Schwester Lamp noch. Als er auf- obwohl es in der kleinen Gemeinde Weilbach mit da- säcken schlafen und die Frauen hatten Matratzen. Manch- nicht verletzt zu werden. Bei diesem Fliegeralarm mus- du keine Gelegenheit drei Jahre angezogen hattest, hast du einen anderen ben, erschossen zu werden. Urlaub konnte man nicht stehen musste, um vorzusingen, sagte sie nur: „Kannst mals ca. 700 Einwohnern (weil so viele Dienstboten mal kam eine Maus in den Strohsack, haben sie gesagt. sten wir uns schnell verstecken. Wenn sie in Pocking hattest, von Obernberg Stoff genommen und mit dem alten anderen vernäht, machen. Man ist höchstens mal einen Tag wo hinge- dich schon wieder niedersetzen, hat eh dein Bruder da waren), fünf Krämer gegeben hat. Der Hoferladen Es waren starke Winter. Es gab keine Motorsägen, des- 1 Der 2. Weltkrieg zeichnete sich in der Sowjetu- eingeschlagen haben, haben wir es gespürt.Manchmal dort hinzukommen, so dass es wieder länger geworden ist. Heute kauft man fahren. Heute hast du einen Ladewagen. Früher gab es auch nicht singen können.“ Und von da an hat mein im Ort drinnen war hauptberuflich ein Kaufgeschäft. halb mussten wir die Bäume mit einer Säge fällen. Eine nion durch eine Reihe von Umfassungsangriffen aus (=Kesselschlachten). Bis 1942 waren es meist sind wir ein ganzes Jahr nur selten zur Schule gegangen. denn einen Bus gab es es sich so, dass es passt und früher hast du es gleich zwei Arbeiten, die es heute nicht mehr gibt. Es gab Schmiede Bruder nicht mehr gesungen. Er hatte lauter gute No- Dann war in Voitshofen noch ein Krämer, jedoch ne- der besseren Sägen war die Hobelzahnsäge. Mit einem die Deutschen, welche die Russen einkesselten, Die zweite Klasse musste ich deswegen wiederholen, nicht. Heutzutage gibt Nummern größer gekauft, damit es länger gepasst hat. oder eine Wagnerei. Man hatte lange noch Angst vor ten. Beim Entlassungszeugnis hatte er jedoch bei Singen benerwerblich. Dieser war dann Messner. Beim heuti- Ross haben wir die Baumstämme aus dem Wald gezo- mit den Jahren danach waren die Deutschen in der Defensive und wurden oft genau wie alle anderen auch. Man konnte eine Nach- es Sachen, die wir nicht So etwas wie Pullover oder Blusen gab es nicht. Du hast Fliegern. Es kam oft im Radio: „Achtung, Achtung! keine Note, weil er nicht mehr mitsang aufgrund dieser gen Rauchenecker war früher das Geschäft Tiefenthaler. gen. Beim Wiesner, das war gewaltig: Die haben schwere „eingekesselt“. Anm. 2 Ein einfacher aber militärisch effektiver Granatwerfer. Anm. prüfung machen, wenn man zu Hause fleißig gelernt gelernt haben, aber es es dir entweder selber gestrickt oder andere Sachen zer- Luftgefahr über Steiermark und Kärnten!‘‘ Das habe Bemerkung. Mein Bruder und meine Nichte wurden Dieser war zugleich Milchfuhrmann. Beim Sägewerk Rösser gehabt, besonders gut dressierte, und die wurden 3 Ein Monat darauf, am 27.November 1944 legte die Royal Air Force mit 300 hatte. Kindergarten gab es nicht und ich bin dann in gab auch Fächer, die es trennt und zusammengenäht. Socken musstest du dir ich mir noch besonders gut gemerkt. Dann musste man im gleichen Jahr geboren und gingen in dieselbe Klasse. gegenüber war auch noch ein Krämer. Dieser war von auch gebraucht, um besonders schwere Baumstämme, Kampfflugzeugen die Stadt in Schutt und Asche. Anm. Obernberg in die Schule gegangen. Wenn ich nach der heute nicht mehr gibt, selbst stricken, wenn du Wolle hattest. sofort wieder schauen, sich zu schützen. Am schlimm- Eine weitere Begebenheit war, dass mein Bruder neue Beruf Schneider. In Ellreching war ein Bäcker. Und ne- fürs Langholz, herauszuziehen. 4 Von Ihrer Truppe durch die Kampfhandlungen getrennte Soldaten, die abhauen wollten. Anm. Schule heimgekommen bin, musste ich wieder mithel- etwa Maschinenschrei- sten war es in den Städten. Am Land ging es uns schon Klapperl bekam. Er wollte sie nicht anziehen. Ich weiß ben dem Bäcker war ein Krämer namens Greil. Dieser Wie war die Zeit allgemein? 5 Dresden wurde am 13. Februar von der britischen Luftwaffe in einem Akt fen, weil wir zu Hause auch eine Landwirtschaft hatten ben oder Stenografie. besser, da du Eier, selbstgefütterte Hühner und diese auch nicht warum. Auf jeden Fall musste er sie in die ging im Nebenerwerb Eierhandeln. Er zog das Wagerl Man hat auch Wurzelstöcke herausgeschossen, was auch der militärisch sinnlos war, völlig zerstört. In der Stadt waren viele Flücht- und die Männer, wie mein Vater, alle im Krieg waren. Selbst als kleines Kind Dinge hattest. Du musstest aber aufschreiben, wie viel Schule anziehen. Kurz vor der Schule, bei der Hoferlei- selber. Er war nicht mit einem Fahrzeug unterwegs. etwas leichtsinnig war. Ich habe das immer alleine ge- linge und Zivilisten. Die Zahl der Opfer ist jedes Jahr Gegenstand heftiger Es gab keine Traktoren. Man hat Kühe eingespannt oder ideologischer Auseinandersetzungen. Die Zahl schwankt zwischen 17000 und Hier mussten alles die Frauen erledigen, weil die Män- haben wir schon bei du hattest. Bei so einer Viehzählung wurde genauestens ten unten, stellte er sie dann in den Graben und ging macht. Die Scheiter vom Stock hat man ja wieder zum die größeren Bauern haben Pferde dafür genutzt. Bei Wirtshäuser wird es ja auch gegeben haben, oder? 250.000 Toten. Anm. Vgl. dazu etwa: https://www.welt.de/geschichte/zweiter- ner meist 4-5 Jahre im Krieg waren und dazwischen der Landwirtschaft geschaut, ob du nicht zwei mehr hattest als letztes Mal barfuß in die Schule. Später fand jedoch jemand die Heizen gebraucht. Zuerst hat man etwas herausgegra- weltkrieg/article137184137/Warum-genuegen-25-000-Tote-von-Dresden- einem Feuerwehrball lernte ich meinen Mann kennen. höchstens mal eine Woche nach Hause kamen - wenn Anna Zechmeister als junge Erwachsene mitgeholfen, weil die oder ob du eine verkauft hast. Dann sind die Hofbe- neuen Klapperl und es wurde in der Schule gefragt, ben und Patronen hineingesteckt und dann herausge- nicht.html (Foto: Zechmeister) Früher schrieb man noch Briefe und wenn du Glück geher immer wieder gekommen und haben nachge- Ja. Das Gasthaus Burgstaller, das Gasthaus Streif und 6 Vgl. dazu den hochinteressanten Artikels von Renato Schirer: „Der Tod des sie Glück hatten. Überall wo sie Krieg geführt haben, Mutter und die Groß- wem denn die Klapperl gehören. Es hat sich niemand schossen aber die Bauern ließen das dann bald nicht hattest, war er nur eine Woche unterwegs. In einem den Winhart in Ellreching. 1st Lt Donald H. Stott“ (in Weilbach), erschienen in den ÖFH Nachrichten sind viele gestorben, weil sie erschossen wurden oder mutter nicht alles allein machen konnten. Da haben wir zählt. Du musstest es davor melden und dafür zahlen. gemeldet. Meine Nichte, die auch in die Schule ging, mehr zu, da dadurch so große Löcher entstanden und 2/17 Markt wie in Obernberg, hat es die Telefonhäuser ge- verhungert sind, vor allem in Russland und Rumänien. alle einfach gemeinsam mithelfen müssen. Wir muss- Du hattest nichts, was du nicht anmelden musstest. Im erkannte die Schuhe und sagte, dass sie dem Franzi ge- Was hattest du für ein Gefühl, als du erfuhrst, dass 7 Die im eingesetzten geben, bei denen man gegen ein paar Schilling telefo- Frühling waren alle sehr froh, da sie wussten, dass nun Kriegsgefangenen wurden recht Wenn sie dann für einen Urlaubstag zurückgekommen ten in der Früh das Gras abmähen. Dann hat man die hörten. Oje, dann ist die Sache aufgeflogen! du einrücken musst? nieren konnte, weil es in den Häusern keine gab. Später endlich wieder Obst kommt. Du hattest alles im Keller, unterschiedlich behandelt. Da sie bei sind, mussten sie von Braunau nach Hause gehen, weil Kuh eingespannt und das Heu eingesammelt. Nach der haben wir dann zu viert ein eigenes Telefon gehabt. Na- uns als Arbeitskräfte eingesetzt wurden, kein Autobus gefahren ist. Sie mussten zu Fuß oder mit Schule bin ich arbeiten gegangen im Stift Reichersberg. ob das jetzt ein Krautkopf war oder ein Sack Kartoffeln. Hast du neben der Schulzeit zu Hause mitarbeiten Kein gutes. Wir waren ja noch Buben mit 17 Jahren. Ich war ihre Verpflegung besser als in den türlich musste man warten, wenn gerade jemand ande- Jetzt geht jeder einfach zu einem Laden und kauft das, müssen? kann mich auch noch erinnern, wie die Männer sagten, Städten. Dort, wo diese zur Zwangsar- dem Fahrrad nach Hause. Bei uns gab es auch selten Dort war ich in der Landwirtschaft, sechs Jahre lang. Im rer telefonierte. beit eingesetzten Menschen Famili- was er gerade braucht. als sie vom Krieg im Fronturlaub nach Hause kamen, Schulausflüge und wenn, dann sind wir zu Fuß nach Anschluss habe ich geheiratet. Viel und fest. Ich glaub ich habe mich um die Arbeit ge- enanschluss hatten, entstanden sogar gegangen. Dann sind wir mit dem Zug Und wie war es nach dem Krieg? dass ich zeitlich noch richtig geboren wurde – spät ge- Freundschaften oder (gefährliche, weil Welche Strafen gab es in der Schule? Es hat sich viel verändert, aber zum Positiven. Trotzdem rauft. Ich habe mehr getan, als ich hätte tun müssen. Ich nug - und somit nicht einrücken müsste. Damals dach- verbotene) Liebschaften. Westeuropä- nach Schärding gefahren und von da weg sind wir wie- ist das manchen immer noch zu wenig. Man hat das er, vor allem die Franzosen, wurden Nach dem Krieg haben die meisten ihre Häuser wieder in bin bei vielen Sachen drangekommen. Mit den Rössern te niemand, dass er sechs Jahre dauern würde. 1939- der gegangen. Entweder nach Wernstein oder auf Schar- damals anders empfunden. Jedem ging es gleich. Keiner meist besser behandelt als Russen denberg. Wir waren mal in einem Kohlebergwerk und Die Strafe in der Schule war schreiben. Eine Seite Ordnung gebracht und sind wieder arbeiten gegangen, musste ich bei der Ernte vorfahren und Getreidemandl 1945. In Stalingrad unter Generalfeldmarschall Paulus oder Polen. Man sollte sich aber beim schreiben oder auswendig lernen. Vor allem sehr lange damit sie sich wieder was leisten konnten. Es hat wieder hatte mehr als der andere, weil jeder nichts hatte. Die aufstellen. Vielseitig war ich eigentlich schon. durfte niemand kapitulieren. Der letzte Mann wurde Thema nicht in falscher Sozialromantik haben eine Jause mitgenommen. Da hat jeder ein biss- anderen sind wieder nach Hause gekommen, manche ergehen – die meisten russischen und Gedichte. was zu essen gegeben, Gerichte, die man gemocht hat. geopfert. Zurück zu deiner Frage, wie man sich fühlt. chen was mitgehabt. Das haben wir dann gegessen und hatten dann aber keinen Fuß Wie viele Geschwister hast du? polnischen Frauen, die bei uns in der dann ist es wieder Zeit zum nach Hause fahren gewesen. Wer Kinder hatte, der hat dem ersten Kind Schuhe ge- Das Ungewisse ist schrecklich. Wenn du Fronturlaub Landwirtschaft eingesetzt wurden, Welche Auswirkungen hatte der Krieg? mehr und andere sind gar nicht Zur Schule bin ich zu Fuß gegangen, da es keinen Bus kauft, die zwei Nummern zu groß waren und dann hat Vier sind wir gewesen. Mein Bruder verstarb leider hast und du weißt, du musst in ein paar Tagen wieder waren in ihren Heimatländern einfach mehr gekommen. gekidnappt und von ihren Familien gab. Ich hoffte natürlich auch, dass sie uns heute nicht Eine der Auswirkungen des Kriegs war, dass man nicht sie das nächste Kind bekommen. Später hast du sie zum beim Stadlbau. Beim ersten Schaufelstich hatte er einen zurück zur Front. Schrecklich, diese Ungewissheit für getrennt worden. Kaum beforscht ist, bombardierten oder dass keine Tiefflieger kamen. Die wirklich Lebensmittel bekommen hat. Du hattest Mar- Schuster gebracht, der sie repariert hat. Damals war es Herzinfarkt. Er war 1919 geboren. Sein ältester Sohn, einen selber und für die Familie. dass besonders viele Frauen aus diesen Tiefflieger sind so tief geflogen, dass sie sehen konnten, ken und wenn du zum Bäcker gegangen bist und ein eine Not. Heute gibt’s keinen Schneider oder Schuster Maxi, war 15 Jahre alt, als mein Bruder starb. Ländern nach dem Krieg Opfer von Damals hat es auch noch keinen Fernseher und die er- (auch amerikanischen!) Vergewalti- wer genau da ging. In Obernberg gab es einige Luft- Brot kaufen wolltest, musstest du eine Marke hergeben, mehr. Du gehst ins Geschäft und kaufst dir das passende gungen wurden. Anm. schutzkeller. Zum Beispiel am ,,Sinhuberberg‘‘, beim Paar Schuhe. Der Verlauf von früher bis heute war, dass Nesibe Alija und Magdalena Zech- Wie hast du deine Frau kennengelernt? ste Zeit auch noch keinen Radio gegeben. Ich war ein sonst hättest du nichts bekommen. Wenn du keine mehr meister haben mit Anna Zechmeister Schulbub, als wir das erste Radio bekamen. Da sind ja Gamisch oder unten am Ufer. Du konntest auch nicht hattest, hast du auch nichts mehr bekommen. Das war wir von der Armut in den Reichtum gekommen sind. gesprochen. Anders als ihre Oma kennt Sie ist 1931 geboren, sechs Jahre jünger als ich. Sie war die Leute in der Stube beisammengesessen, heute ist es ja einfach in eine Handelsschule oder in ein Gymnasium bei allen Lebensmitteln so, ob Mehl oder Milch, alles Es gab keine Windeln. Man hat stattdessen zerrissene Magda keine Luftangriffe, Telefonhäuser Leintücher zusammen zu einer Windel geschnitten. Es oder Luftschutzkeller. Sie ist darüber leicht zum Kennenlernen, weil wir alle zwei aus Weil- im Vergleich wie ausgestorben, ist ja oft niemand mehr Weilbach, frühere Ansicht (AK: MS Eichsteininger) gehen oder sonst eine beliebige Schule besuchen, weil es war rationiert. Du hast alles in Tüten bekommen, denn nicht traurig. bach gewesen sind. da. Die einen haben Karten gespielt, hat ja gemütlich da nichts gab. Wenn du nur Einsen hattest und in Ried alles wurde genauestens gewogen, damit du ja nicht zu gab auch keine Milch. Man musste Mehl einkochen. Es sind auch viele Kinder gestorben, weil sie das nicht 124 125 126 127 einen Monat bekommt und es war einfach so eingeteilt. „Die Wiener haben bei den großen Bauern Szenen einer harten Kindheit Eine Obernbergerin erinnert sich: Das war im 1. Weltkrieg nicht der Fall. Arbeitseinsatz in Ostpreußen, das erste Gehalt in Reichsmark Wie haben Sie die Kriegszeit erlebt? Können Sie sich an irgendetwas Besonderes erinnern? um Essen gebettelt.“ Wie war es denn in der Schule und wie waren die Gertraud Reiter wurde 1930 geboren. Lehrer so? Die 88-jährige Zeitzeugin blickt auf eine In welche Schule sind Sie gegangen? Ja, kann ich. Wir haben nach Polen fahren müssen, weil harte Kindheit und eine strenge Erzie- Maria Watzinger (geb. Schönberger) Wie war es früher in Obernberg? hat noch in der NS-Zeit die Ausbildung wir den Kindern Deutsch lernen mussten. Da hatte Marianne Strobl (geb. Moser) wurde hung zurück. Schuld war wie so oft der n Geinberg in die Volksschule, mehr hat es nicht ge- Ich kann mich noch gut daran erinnern. Meine Fami- 1944 geboren. Sie erinnert sich an die Da muss ich euch gleich sagen, dass ich nicht viel in die Krieg. zur Kindergärtnerin absolviert. Sie war Hitler Polen schon erobert. Wir fuhren mit dem Zug Igeben. danach noch im Osteinsatz und erlebte lie und ich haben damals sehr sparsam gelebt, wegen Nachkriegszeit, an die Hamsterfahrten Schule gegangen bin. Also wir waren fünf Kinder, der dorthin. Dann haben wir den Erntekindergarten über- der Wiener zu uns und an ihre Kindheit Vater war im Krieg und die Schulzeit begann normal dann 1945 die Bombardierung Attnang- nommen. Wir haben die ganzen Ferien dort gearbeitet. unserer Landwirtschaft, die wir bis heute noch haben. Wie war der Krieg für Sie? Wie war die Schulzeit? Puchheims. und Schulzeit in Obernberg. mit sechs Jahren. Doch dann wurde ich lungenkrank, Am Schluss war es schon sehr schlimm. Da hat man Wir mussten alle drei Wochen einen frischen Wecken Brot backen, der für drei Wochen reichen sollte. Dieses damals kannte das ja noch keiner von den ganzen Ärz- Ganz einfach, ohne jeden Luxus. Der Unterschied zwi- von der Front das Donnern schon gehört und dann ha- Der Krieg war sehr schlimm für mich. Ich kann mich ben sie uns früher nach Hause gelassen. Unsere Ober- Brot ist dann in ein Fassl reingekommen und mit einem Ich musste sehr viel zu Hause mithelfen. Da wir noch ten. Wenn man Fieber hatte oder sonst ernsthaft krank schen damals und heute ist vor allem die Schüleranzahl. Die Frauen hätten dann auch zum Arbeitsdienst müs- Osteinsatz im Zeichen der näherrückenden Front 1944 noch gut daran erinnern, als meine Mutter und ich am sten haben es auch schon mit der Angst zu tun gehabt. Streifen ausgeräuchert worden, damit es nicht schim- kein fließendes Wasser hatten, sind wir immer zu einem war, lag man einfach nur im Bett, da konnte man sonst Wir waren damals viel mehr Kinder in der Klasse. sen, aber da war der Krieg dann schon zu Ende. (Foto: Watzinger Maria) Feld waren und das Gras zusammenfassten, und als So sind wir dann früher heim. melig wird. Brunnen Wasser schöpfen gegangen. Du musstest alles wenig machen. Aber als irgendwann meine Mutter und sah die Bomben auf den Bahnhof fallen. Der Bahn- machen, was dir angeschafft wurde, wie zum Beispiel dann Fliegeralarm war. Ich fürchte mich heute noch Hatten Sie strenge Lehrer? Können Sie sich an die Nachkriegsjahre noch erin- sagte, dass es nicht mehr ging, und da auch meine an- hof war völlig zerstört. Auch in Geinberg wurde ein Zug Wie sind Sie dann nach Hause gefahren? Wie war deine Schulzeit? in der Küche mithelfen, Erdäpfel klauben, grasen, Un- vor Flugzeugen so sehr, weil es einfach eine schlimme nern? deren vier Geschwister sehr geschwächt waren, wurde Nein, wir hatten auch vorwiegend Lehrerinnen. Frau bombardiert. Die Angreifer waren jedoch human und kraut jäten. Wie schon gesagt, es ist uns nie so richtig Zeit war. Überall wurde geschrien: „Alarm! Alarm! warteten darauf, bis die Menschen den Zug verlassen Mit dem Zug. Wir waren zwischen Posen und War- Meine Schule war dort, wo jetzt das Geschäft „Wen- ich dann nach Vöcklabruck gebracht. Dort stellte sich Wiesenberger hieß die eine und an den anderen Namen Ja, gleich nach dem Umbruch war alles zu. Der Kinder- schlecht gegangen aufgrund unserer kleinen Landwirt- Schnell unter den Wagen.“ Meine Geschwister und ich hatten. Meine Mutter und ich versteckten uns im Kel- schau. Dann mussten wir uns um einen Arbeitsplatz ger“ ist, neben der Kirche. Unsere erste Lehrerin war die dann als Krankheit Lungentuberkulose heraus. Und kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Schuldirektor garten wurde zugesperrt. Ich fuhr heim nach Geinberg, schaft. Meine Mutter hat Brot gebacken, wir hatten versteckten uns auch oft in den Gräben der Felder und ler. Trotzdem las ich danach, dass es zehn Tote gegeben bemühen. Ich habe mich im Bezirk Ried gemeldet und Frau Bräuer, die sehr streng war. Wenn wir frech waren, von da an musste ich eben sehr lange im Krankenhaus hieß Herr Vortoba. da war jedoch die sechs Kilometer Sperre und ich konn- ein Schwein, dadurch auch Fleisch, Erdäpfel und einen Wiesen, um einfach von der Bildfläche zu verschwin- hatte. Ich wusste zuvor nur von der Schaffnerin. Der habe eine Stelle in Vöcklabruck bekommen. Mein Ge- hat sie uns an den Haaren gezogen oder wir haben zehn te nicht zurück. Wenn jemand bei der NSDAP gewesen Garten. Wir hatten einen Müller, der uns gutes Mehl bleiben, nachhause durfte ich lange Zeit nicht, da ich Erzählen Sie, wie Sie Ihre Jugend erlebt haben. Was Bahnhof war ein Knotenpunkt, auch für Deutschland, halt 1945 betrug 180 Reichsmark. Ich habe in Thomas- Seiten schreiben müssen. Beim Bäcker Nussbaumer ha- den. Damals wurde Attnang-Puchheim so bombardiert, war, durfte er nicht weiterarbeiten. In Thomasroith war gebracht hat für unser Getreide. Das bessere Mehl wur- keinen anstecken sollte, bis dann endlich an der Heil- war damals anders? und der sollte eben zerstört werden. roith gearbeitet. Da war inzwischen die Vorgängerin ben wir immer unsere Jause geholt. Im Nebengebäu- ich scheue sie heute noch, diese Flieger. Aber man hat ein Werkskindergarten, da waren vier Kindergärten. Ich de für Kuchen verwendet, den es nicht oft gab. Und das stätte am „Gmundnerberg“ ein Platz frei wurde. Das gestorben. Bis 1949 war ich in Thomasroith, dann habe de war die Hauptschule. Die Schüler der Hauptschule überlebt und alles getan, um diese Zeit zu überstehen. war die Einzige, die nicht bei der Partei war und durfte sogenannte „Miterweizerne“ wurde zum Brotbacken war eine Kinderheilstätte, wo Kinder mit Lungen- oder Ich war das vierte Kind. Ich hatte vier Brüder und da- Mussten Sie nach der Schule zuhause mitarbeiten? ich zehn Jahre meine Tochter erzogen. Sie ist nicht in haben von weiter weg herfahren müssen, zum Teil aus Tja, ich denke, mehr kann ich nicht erzählen. mir von den vieren einen Kindergarten aussuchen. Die verwendet. Die Kleie haben die Tiere bekommen. Die Knochentuberkulose und ähnlichen Krankheiten ein- mals war es bei uns so, wenn mehrere Kinder in der den Kindergarten gegangen. Von 1962 bis 1985 war ich Reichersberg, Weilbach und Kirchdorf. anderen drei Pädagoginnen mussten gehen. Im Prinzip Ja, meine Eltern hatten eine Landwirtschaft und ich anderen haben immer gejammert, weil sie kein Brot geliefert wurden. Damals gab es auch keine richtigen Familie waren, dass der älteste Sohn das Haus/das An- dann Kindergärtnerin in Obernberg. backen konnten, da das Mehl aus dem Geschäft keine Durften Sie oft fortgehen, und wie war Ihr Vater? wesen bekam und der zweite studieren durfte. Mein wurde die Verordnung umgedreht: Zur Nazi-Zeit be- hatte dadurch nie Ferien. Drei Mal war Heuernte und Wie hast du die Nachkriegszeit erlebt? Medikamente, sondern es war wichtig an der frischen Backeigenschaft hatte. Oft sind wir auch zum Müller Bruder ging dafür nach Wien. Ein Mädchen hingegen kam jeder Arbeit, der Anhänger der Partei war und nach wir mussten immer fest mitarbeiten. Luft zu sein - spazieren gehen war wichtig. Und dort gefahren, nicht mit einem Traktor, sondern mit einem Fortgehen war ganz selten möglich. Weder Kino noch brauchte und sollte gar nicht weiterlernen, da sie sowie- dem Umsturz war es umgekehrt. Man kann die Zeit von früher nicht mit heute verglei- war ich dann zweieinhalb Jahre, bis es einigermaßen ge- Wie und wo haben Sie Ihren Ehepartner kennenge- Ochsen, da wir uns damals noch keine Traktoren lei- sonst etwas, nur in die Kirche durften wir gehen. Mei- so heiraten würde und somit dann versorgt war. Das war chen. Ein gutes Beispiel ist mein Onkel, der Schneider heilt war. Und dann in der Schule hatten wir so einen 1945 hatte ich ein Erlebnis. Ich konnte meine Arbeit lernt? war, von dem habe ich einen Mantel bekommen, der sten konnten. Wir hatten Hühner, somit auch Eier. Die ne Brüder durften mehr fortgehen als ich. Bei meiner gang und gäbe. Damals war Österreich ein armes Land, Nachbarn haben uns manchmal geholfen oder haben Professor aus Altmünster, der uns ein bisschen was lern- als Kindergärtnerin noch nicht antreten, da sie mich aus einer Decke angefertigt wurde und mir so deutlich Schwester und mir war es strenger. Wenn wir mal in und es hat nicht viel gegeben. Die wirtschaftliche Lage (lacht) Mein Mann ging zu meiner Mutter und fragte mitgearbeitet, dadurch mussten wir immer mehr ko- te. Tja, das waren die ersten Jahre. Mit sieben Jahren zuvor noch zum Arbeitsdienst eingezogen hätten. Da zu groß war, dass er für ein paar Jahre reichen muss- ein Kino durften, wurde die ganze Zeit auf die Uhr ge- war sehr schlecht. Es herrschte große Arbeitslosigkeit, sie, um welchen Preis sie ihre Zwetschken verkaufen chen. Zum Trinken war auch was da, da wir Most hat- kam ich erneut in die Heilstätte bis zu meinem zehnten auch zwei meiner Brüder hatten keine Arbeit. Der Drit- schickten sie uns hin, wo wir gerade gebraucht wurden. te. Es war normal, dass man manche Sachen eine lange schaut. Mich schickten sie dabei in das Kinderheim in Attnang würde. Meine Mutter antwortete: „Um 2 Schilling“, ten. Lebensjahr. Dann musste ich mich wieder schonen, das te war im Gymnasium, das war der, welcher studieren Zeit hatte. Nicht so wie heute, wo man zwischendurch Durch seine Kriegserfahrungen war mein Vater sehr Puchheim, das war in den Osterferien. Da waren lau- und er zeigte sie daraufhin an, weil ihm der Preis zu heißt, ich durfte zum Beispiel keinen ganzen Tag in die durfte. Der Älteste lernte Schlosser und Schmied, fand einfach mal einen Pullover bekommt. Damals war we- Euch ist es ja einigermaßen gut gegangen, weißt du, streng zu meinen Geschwistern und mir. Wenn wir nur ter Buben aus Deutschland. Als ich mit den Kindern in hoch war. Meine Mutter hatte auch 5 kg angegeben, die der das Material da, noch hatte man das Geld dafür. Schule gehen. Insgesamt hatte ich damals in etwa den aber keine Arbeit. Erst nach dem Umsturz (als Hitler wie es den anderen ergangen ist? ruhig dagesessen wären, hätte er mit Absicht alle Schub- den Wald ging, fielen zahlreiche Zettel vom Himmel auf sie verkauft hat. Ich nahm aber 20 kg kostenlos in den Stoff der zweiten Klasse im Kopf. Später kam ich end- gekommen ist), bekam er eine Anstellung und wurde in Kindergarten mit. Und mein späterer Mann sprach von laden ausgeräumt. Nur aus Bosheit! Dann haben wir der Voest in Linz denen stand, an welchem Tag der Bahnhof in Attnang Was hast du in deiner Freizeit gemacht? Mein Mann ist von St. Georgen und dorthin sind immer lich nach Wels ins Krankenhaus, wo ich dann operiert 50 kg! Meine Mutter sagte, mit der Wahrheit geht sie das wieder einräumen müssen. Jede Schublade musste eingeschult. Der bombardiert werden würde. Inzwischen wurde ich zum Wiener gekommen, die mit dem Bruder meines Mannes wurde. Ich bekam wegen dieser Krankheit sehr viel we- Bahnhofsdienst eingeteilt. Flüchtlinge und Soldaten durch dick und dünn. Sie fuhr zur Bezirkshauptmann- So sieht die Marienburg in Ostpreußen heute aus. (Foto: Wikipedia) Der einzige Fernseher, der in meiner Nähe war, war da- perfekt eingeräumt sein. An einem Montag hatte er ein- zweite Bruder hat im Krieg waren. Und von denen ist die Familie aus Wien schaft und klärte die Sache. Darauf bekam sie die be- mals im Pfarrhof. Der niger von der Schule mit als ihr heute, und da ich mich sich zum Arbeits- versorgten wir mit Bohnensuppe und mit Brot. Dann gekommen. Den Leuten in Wien ist es damals sehr mal alle Schuhe und kaputte Sachen rausgeworfen und zahlte Strafe wieder retour. So lernten mein Mann und damalige Pfarrer Herr schonen musste, konnte ich danach auch keinen Beruf dienst gemeldet wurde der Bahnhof bombardiert. Ich lag krank im Bett schlecht gegangen, sie hatten oft lange nichts zu essen. Die weggeschmissen. ich uns also kennen. Während des Krieges war ich zuhause bei meiner Mut- Dobler hatte sich da- ergreifen. Erst mit siebzehn Jahren durfte ich anfangen und der dritte Bru- haben dann bei den großen Bauern um Essen gebettelt. Aber durch seine penible und strenge Art hat sich das ter in Geinberg. Sie sagte mir, dass die Marienburg in mals sehr für die Jugend zu arbeiten. Ich musste aber aufpassen und hätte nicht der machte gerade Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich ein Paar bei mir mental verankert. In meinen Schubladen muss Wenn man nun einen Vergleich ziehen würde. Was Ostpreußen, wo ich gearbeitet hatte, bombardiert wor- engagiert und daher arbeiten sollen, wo schlechte Luft oder Rauch war. Ich die Matura und Sandalen gebraucht hätte, da hat meine Mama erstmals alles perfekt drinnen liegen, und wenn ich die Schub- war früher alles anders als heutzutage? den war. Da war ich ganz fertig. Vor einem Jahr war ein hat es auch sogenannte fing beim „Brandy“ im Kaffeehaus in Obernberg zu ar- musste sich dann Bericht von der Marienburg in Polen in der Zeitung. Eier verkaufen müssen, um mir die Sandalen zu kau- lade aufmache und alles herausfliegt, könnte ich aus- Heimstunden gegeben. beiten an. Mein Zustand verschlechterte sich durch die sofort, das war ge- Wie soll man das vergleichen? Es war viel ruhiger, Stress Sie wurde wiederaufgebaut und fen. flippen! Im Winter sind wir oft Rauchwolken dort wieder. Die Schule, die Arbeit und setzlich vorgege- hat es noch nicht gegeben. Die ganzen heute bekannten sieht heute wie früher aus. beim Gamischberg mit Meine Kindheit war schwer und mein Vater ist dann das Geld zu verdienen, war schon ein Kampf, bei dem ben, zum Arbeits- Krankheiten wie Krebs hat es kaum gegeben. Demenz einer „Goasl“ (Schlitten) auch durch seine Kriegser- man sich durchschlagen musste. Viele arbeiteten auch dienst melden. kannten wir auch nicht. Die Zivilisationskrankheiten gefahren. Wir hatten lebnisse zum Alkoholiker Dabei musste man hat es in diesem Ausmaß eigentlich nicht gegeben. Die nebenbei viel bei anderen Bauern, um sich das Nötig- damals immer sehr viel geworden. Es war schon ein ganzes Jahr für Leute haben sich mehr bewegt und haben mehr arbeiten ste dazu zu verdienen. Auch Essen wie Brot, Kartoffeln Schnee. schlimm. zehn Mark überall, müssen. Sie hatten auch weniger Essen während der und Milch bekam man dort. Manchmal wurden wir um Tina Wörndl und Elena Weinhäupl wo man gebraucht Kriegsjahre. Mein Vater hat zwei Kriege mitgemacht. Felix Öttl und Moritz Bögl kennen Bom- Wie war deine Kind- haben noch nie einen Wiener in fünf Uhr in der Früh schon gerufen, um mitzuhelfen, wurde, aushelfen, Beim 2. Weltkrieg war es besser, da sind die Lebensmit- bardierungen nur aus dem Fernsehen heit? Obernberg gesehen. Schon gar keinen, Viktoria Bakran und Selina Ziegler als wir noch klein waren. fürchten sich nicht vor ihren Eltern - vorwiegend in der tel besser eingeteilt worden. Man hat eine Lebensmit- und wussten bis zu diesem Gespräch Hauptschule Obernberg früher der um Essen gebettelt hat! Im April 1945 dem Erdboden gleichgemacht: Attnang-Puchheim nach dem und das ist gut so! Maria Schönberger in jungen Jahren Landwirtschaft. telkarte bekommen. Darin stand, wie viele Eier man für nicht, wo die Marienburg liegt. (Foto: Lindlbauer) (Foto: Watzinger Maria) US-Angriff. (Foto: Wikipedia / Landesarchiv OÖ.) 128 129 130 131

Weihnachtsbaum mit Kerzen, mehr nicht. Wir haben 1941 von Jugoslawien ins Innviertel Aus großer Armut zur Geschäftsfrau: Helga und Herbert Gruber: Eine Kindheit Geschichten gelesen und als Geschenke gab es selbstge- strickte Socken und ein paar Äpfel. Es hat noch keine Oma, erzähle uns aus deiner Jugend! so großen Weihnachtsgeschenke gegeben wie heute, es Margarete Kinzinger wurde 1932 in In Obernberg hatten wir auch viele Neider! war einfach nichts da. Dann sind wir zu den Flüchtlin- Schidski Banovci geboren. Von 1940 bis zwischen Tulln und Antiesenhofen gen rüber gegangen. Die haben auch einen Christbaum eboren bin ich als drittes Kind von fünf am 17. 1970 lebte sie in Moosbach und danach Oma, was hast du von der Kriegszeit miterlebt? November 1932 in Schidski Banovci, das liegt im Brettbacher Margarete wuchs arm in gehabt und am Christbaum waren Zuckerl in Seiden- G in Mühlheim. In welche Schule bist Du gegangen? ehemaligen Jugoslawien. Meine zwei älteren Brüder zo- Laakichen auf - der geliebte Vater war Herbert und Helga Gruber, die heute in papier und Kerzen. Wir sind dann weinend zu unserer igentlich haben wir allerhand miterlebt. Ein gutes im Krieg gefallen. In den 60er-Jahren Münsteuer leben, erinnern sich an ihre gen in den Krieg, sie gelten noch heute als vermisst. Des Beispiel sind die Amerikaner mit ihren großen Ar- In Gaspoltshofen, das ist etwa 40 Kilometer von hier, Mutter gelaufen, weil wir haben sowas nicht gehabt. weiteren starb meine Mutter, als ich acht Jahre alt war. E baute sie mit ihrem Mann das Sparge- Jugendzeit. Gerüche, das Essen auf den Unsere Mutter sagte: „Nein, nein, die haben auch keine besuchte in Treubach wieder die Schule. Wir mussten mywägen, die uns manchmal von der Schule mit nach besuchte ich die Volks- und Hauptschule. Ich ging in Schidski Banovci drei Jahre zur Schule. schäft in Obernberg auf. Bauernhöfen, die Schule. Daran erin- Zuckerl. Da sind Steine eingewickelt.“ Wir haben das unter Hitlers Regierungszeit eine Schuluniform tragen: Hause gebracht haben, damit wir nicht so weit gehen nern sie sich ebenso, wie an karge Weih- Woran erinnerst Du dich zurück, wenn Du an die geglaubt und wir waren beruhigt. So war Weihnachten eine weiße Bluse, einen schwarzen Faltenrock, weiße mussten. Wir lebten wirklich mühselig. Es gab Lebens- nachtsfeiern. Herbert Gruber weiß ge- In Schidski Banovci lebten wir von meiner Geburt an Volksschulzeit denkst? damals. Es war nicht so wie heute. Ihr müsst bedenken, Antiesenhofen Zentrum früher (Foto: AK Gruber) bis 1941. Zu dieser Zeit herrschte Krieg und wir mus- Stutzen mit schwarzen Lackschuhen und eine Krawatte mittelkarten, damit konnte man nur bestimmte Lebens- aufgrund ihrer Arbeit als Näherin keine Zeit hatte. Im nau, wie die amerikanischen Panzer ausgesehen haben - er ist einmal mit einem in die Schule gefahren. damals war eine echte Notzeit. Die Leute haben nichts sich unsere Wege gekreuzt. Inzwischen sind wir 47 Jah- sten unsere Heimat verlassen. Geflohen bin ich mit mit Lederknopf. Den Schulweg musste ich zu Fuß zu- mittel einkaufen. Am Land dagegen war das einfacher, Winter waren wir auf der Skipiste. Da ich im November geboren bin, bin ich erst 1947 in da die Bauern selber auch Gemüse, Fleisch usw. hatten. Später wollte ich unbedingt Kindergärtnerin werden. gehabt, die Leute haben nach dem Krieg gehungert. Die re verheiratet. meinem Vater, mit meinen zwei jüngeren Geschwi- rücklegen, da ich noch kein Fahrrad hatte, das waren die Schule gekommen. Den Krieg habe ich noch ein Russen und die Amerikaner haben damals in Wien Le- so ca. sechs Kilometer. Als ich dann ein Fahrrad hatte, In Ebensee war ein KZ-Lager, das nur etwa 40 Kilo- Die Kindergartenschule konnten wir uns aber leider kommen, wenn ein Auto kommt und so haben wir uns stern, mit meiner Tante und mit ihrem Sohn. Wir flo- bisschen in Erinnerung. Mein Vater war eingerückt bensmittel spenden müssen. Wir haben in der Schule Hast Du noch Erinnerungen an die Kriegszeit? hen von Jugoslawien nach Österreich, teilweise zu Fuß, fuhr ich damit immer eine Abkürzung durch den Wald. meter von meinem Heimatort entfernt war. Als der nicht leisten, da wir zuhause vier Kinder waren und und ist wieder nachhause gekommen. Wir haben drei auf die Straße gestellt und haben salutiert, dann durften Krieg zu Ende war, wurden die Gefangenen freigelassen. meine Familie viele Schulden hatte. eine Weihnachtsfeier gehabt, ich kann mich erinnern, aber den größten Teil auf Leiterwagen, die von Pferden Dieser Weg war etwas kürzer, jedoch auch unheimlich. Geschwister, ich war der Älteste. Da mein Vater aber wir manchmal mitfahren. Das war für uns natürlich ein Sehr leichte Erinnerung, meine Erfahrungen sind sehr Diese sind bei uns mit ihrer schäbigen Kleidung vorbei- In Linz machte ich dann einen Nähkurs. Dort wohnte die Älteren haben damals schöne Weihnachtslieder ge- gezogen wurden. Unser Ziel war das Flüchtlingslager in Mein Vater lernte eine Frau kennen, mit der wir nach seinen Job verloren hat, pachtete er einen Bauernhof Highlight, das könnt ihr euch vorstellen. Damals war gering. Ein Erlebnis kann ich euch erzählen, da war ich gekommen und haben gebettelt, da hatten wir Kinder ich in Urfahr. Zu dieser Zeit waren gerade die Russen sungen und es hat von den Amerikanern gespendeten Moosbach. Zu dieser Zeit war ich neun Jahre alt. Ich Moosbach in ein Haus zogen. Wir lebten von 1940 bis in Gaspoltshofen, um seine Familie zu ernähren. Dort Besatzungszeit und wir waren in der amerikanischen viereinhalb Jahre alt und das war, wie Attnang-Puchheim natürlich Angst vor denen. dort, die auch das Mühlviertel besetzten. Kakao gegeben. Wir haben sowas nicht gekannt. Ein kann mich noch erinnern, dass wir auf unserer Flucht 1970 in Moosbach. Mein Vater fand in Ranshofen Ar- sind wir aufgewachsen. Zone. Daher war öfters amerikanisches Militär un- bombardiert wurde. Da hatte es hunderte Tote gegeben. Wir mussten nach dem Krieg nochmal mit der Schu- Ich kann mich noch gut daran erinnern, wenn man Kakao, das war sowas Tolles und Gutes. Dann hat jeder warmes Wetter hatten. Als wieder einmal Fliegeralarm beit, dort blieb er bis zu seiner Pension. Einen Beruf terwegs. Einmal durfte ich mit einem amerikanischen Aber an den Krieg selber kann ich mich nicht mehr er- le beginnen, da der Unterricht 1945 so oft ausgefallen über die Brücke in Linz wollte, musste man den Russen noch ein Paket bekommen, das sogenannte Care-Paket. war und die Sirenen heulten, hielten wir wie so oft an erlernte ich nicht. Ich ging zu einem Bauern und arbei- An den ersten Schultag kann ich mich noch gut erin- Panzer in die Schule fahren. Es war immer toll, wenn innern. Wir haben die Kondensstreifen am Himmel ge- war. Wir fingen in der Volksschule an, Kurrentschrift seinen Ausweis vorzeigen, was mir immer große Angst Da haben wir natürlich gleich nachgeschaut, was da und suchten Schutz in einem Graben, dort warteten tete dort als Magd. Meine Aufgaben bestanden darin, nern. Wir sind damals 48 Kinder in einer Klasse gewe- die Amis da waren. Die haben immer Kaugummi ge- sehen, aber da sind wir gleich in den Keller gegangen. zu lernen. machte. Danach hatte ich die Möglichkeit, im Ort eine drinnen ist. Da war so ein komisches gelbes Pulver, das wir, bis die Flieger vorbeizogen. Doch an jenem Tag im Haushalt mitzuhelfen, die Tiere zu versorgen und sen. Unser Lehrer in der 1.Klasse war ein älterer Lehrer, habt und solche auch an die Kinder verteilt - das war Von meinem Vater weiß ich noch, dass die Flieger auf Ich habe ein ganz dickes Paket mit Briefen, die mein Lehre in einem Lebensmittelgeschäft zu beginnen. haben wir probiert. Es schmeckte nach Ei. Zahnseide war nichts mehr wie vorher. Wir saßen im Graben, ich im Sommer auf der Weide das Heu einzubringen. Dort damals vielleicht 50 Jahre alt. Er ist ein richtig knorriger für uns herrlich. Süßigkeiten haben sich früher unse- jeden Menschen, den sie gesehen haben, schossen. Ich Vater meiner Mutter vom Krieg nach Hause schickte. In meinen drei Lehrjahren bekamen meine Chefleute war auch dabei in dem Paket, wir haben sowas nicht ge- erinnere mich, dass ich immer meinen Kopf zwischen blieb ich fast sieben Jahre. Danach ging ich noch für Typ gewesen. Ich kann mich erinnern, am 1. Schultag re Eltern gar nicht leisten können und das war für uns selber kann mich daran aber nicht mehr erinnern, aber Diese sind natürlich alle in Kurrentschrift geschrieben. zwei Kinder. Von denen habe ich immer die Windeln kannt - das haben wir weggeschmissen. Die Amerikaner die Füße meines Vaters steckte und ich meine Ohren drei Jahre zu einem anderen Bauern. Von 1970 an lebte kamen wir in die Klasse. Dort waren Holzbänke und ein Highlight. Die Amerikaner hatten zwei Gesichter. ich weiß es von meinem Vater. Der Krieg war furchtbar. Ich bin die Erstgeborene und war das Lieblingskind waschen müssen. Es hat mir nicht geschadet, aber sowas haben diese Pakete zusammengestellt und haben sie uns zuhielt und die Augen fest zudrückte und ich betete, ich in Mühlheim am Inn. Zu dieser Zeit hatte ich drei der Lehrer ist auf dem Podest gewesen. Dort hatte er Die einen haben uns nicht gemocht, aber es hat auch Wir haben Glück gehabt und in unserem Leben keinen meines Vaters. Es war schön, wenn er kurz zu Hause kann man heute niemandem mehr zumuten. notleidenden Österreichern geschickt und natürlich dass gleich wieder alles vorbei ist. Meine Tante stillte ledige Kinder. Meinen Mann lernte ich bei einer Be- seinen Schreibtisch oben gehabt. Der Lehrer ist so ca. wieder Angenehme gegeben. Für uns Kinder waren die Krieg gehabt und ich wünsche euch das auch. Ich habe war, denn es war immer lustig mit ihm. Mit dem Fahrrad transportierte ich oft Zigaretten im auch den Deutschen. Es war wirklich so damals, wenn neben mir meinen Cousin. Plötzlich hörten wir lautes kannten kennen, mit ihm bekam ich noch einmal drei 30 cm höher gesessen als wir und dort war auch die Schwarzen am nettesten. Die schwarzen Soldaten haben es selber mitgekriegt, wie es war. Nach dem Krieg haben Ich war sieben Jahre, als er im September 1944 gefallen Rucksack von Gmunden nach Oberweis, wo das Ge- jemand ein Auto hatte, der war ganz groß. Und es war Geschrei und überall war Blut: Meine Tante wurde von Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. Mit diesem Mann Tafel. Am ersten Schultag waren unsere Eltern noch immer etwas für uns übrig gehabt, mit denen war es im- wir sogar am Bauernhof gehungert. Da hat es das nicht ist. Meine jüngste Schwester kam erst im Jänner 1945 schäft war. Die Berufsschule war in Gmunden. Dorthin nicht normal so wie heute, dass bei jedem Haus zwei Granatensplittern in den Kopf und in die Brust getrof- war ich glücklich. Er nahm meine anderen drei Kinder dabei. Ich habe zu meinem Nachbarn gesagt: „Jetzt be- mer sehr lustig. Als sie Funkübungen hatten, schauten gegeben, dass der Bauer die Sau verkauft. Da sind sie zur Welt. Meine Mutter machte natürlich viel durch, musste ich mit dem Rad oder mit dem Zug. oder drei Autos stehen. Wer damals ein Auto hatte, war fen, dabei wurden sie und mein Cousin tödlich verletzt. auf, als ob es seine eigenen wären. Als er eines Tages mit kommen wir Zuckerl“. Daraufhin sagte meine Mutter: wir immer zu. Da war ein dicker Sergeant, der hat uns gekommen und haben die Sau aufgeladen und du hast mit insgesamt vier Kindern in der Kriegszeit. Zum Später kam ich zwei Jahre nach Bad Aussee, dort hat- vielleicht Arzt oder ein reicher Bauer, aber so normal Wir legten sie in den Graben neben ihren Sohn. Dort seinem Moped in die Arbeit fuhr, schneite es stark, ein „Nicht gleich schwätzen am ersten Schultag.“ Das war Schokolade und Zuckerl zugeworfen und hat herzlich jede Sau angeben müssen. Im Krieg, wenn du eine Sau Glück hatten wir hinter unserem großen Wohnhaus, te ich einen sehr strengen Lehrherren. Daraufhin war wie es heute ist, dass jeder Arbeiter ein Auto hat oder mussten wir sie zurücklassen, wir konnten sie nicht be- PKW-Fahrer übersah ihn und stieß ihn zu Boden. Ein so meine Erinnerung an diesen ersten Schultag. Ja, die gelacht, als wir uns um die Leckereien gebalgt haben. schwarz gestochen hast, bist du erhängt worden. Auch wo mehrere Familien wohnten, einen Garten. Draußen ich fünf Jahre bei Meinl in Linz, in der Landstraße. In mit 17 den Führerschein macht, war es damals nicht. graben, weil wir ja sofort wieder weiterziehen mussten. nachfahrender Bus konnte nicht mehr ausweichen und Schule selber: Also ich hatte einen Schulweg von vier Dieses Lachen höre ich heute noch. Ansonsten in der jedes Gramm Fett oder Butter ist rationiert gewesen. im Hof gab es eine gemeinsame Waschküche. Das war dieses Geschäft kamen sehr viele „gnädige“, betuchte Das hat es einfach nicht gegeben früher. Die Straßen So etwas vergisst man nie. Überall, wo man hinschau- erfasste ihn, dabei wurde er tödlich verletzt. Von nun an Kilometern und das war natürlich immer schön, das Schule selber; wir haben noch nicht so vieles gehabt wie Da hat es noch Lebensmittelkarten gegeben. Aber nur, ein kleines Häuschen, wo sich ein Waschkessel befand. Damen – diese bleiben einem in Erinnerung. waren auch nicht dafür ausgelegt, alles war voller Schot- te, sah man nur Tod und Elend. Nach einer monate- musste ich meine sechs Kinder alleine großziehen, was könnt ihr euch vorstellen. Wir waren mehrere Kinder ihr. Das erste Schuljahr schrieben wir noch auf einer wenn du eine Karte hattest oder ein „Markerl“, deswe- Es wurde eingeteilt, wann die Frauen die Wäsche ihrer In Linz lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Wir ter. langen Flucht kamen wir endlich im Flüchtlingslager mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist. Sie haben alle und wir haben die Möglichkeit gehabt, entweder durch Schiefertafel und Computer oder solche Sachen hat es gen hast du nicht automatisch etwas bekommen. Da Familien waschen konnten. Bad gab es sowieso keines, heirateten und 1965 zogen wir nach Obernberg, wo in Moosbach an. Dort wurden wir mit Kleidung und eine eigene Familie gegründet und ich habe 13 Enkel den Wald, entlang eines Baches oder entlang der Stra- natürlich noch gar nicht gegeben. Ich habe vier Klas- Hast Du nach der Schule auch daheim etwas arbeiten hieß es: „Heute gibt es Butter.“ Und da hast du schnell nur ein kleines Badewandl. Im Gang hatten wir eine mein Mann ein Geschäft mietete. Sehr mühselig fingen Essen versorgt. Wir blieben in diesem Lager und ich und sechs Urenkel. Meinen Lebensabend verbringe ich ßen zu gehen. Daneben ist eine Straße und dort sind sen Volksschule absolviert und im Anschluss habe ich müssen? sein müssen beim Einkauf. Oder es wurde Rindfleisch Gemeinschaftstoilette. wir an und arbeiteten viel, aber nach ein paar Jahren in Mühlheim am Inn. Ich empfinde heute noch Furcht, öfters Autos gefahren. Das haben wir schnell heraus be- die Hauptschule gemacht in Gaspoltshofen. Schließlich aufgerufen. Da hast du ein halbes Kilogramm Rind- Trotz allem hatten wir eine schöne Kindheit. Wir wuch- konnten wir das Haus kaufen. Leicht hatten wir es trotz- wenn ich Flieger sehe oder es irgendwo laut habe ich das Arbeiten angefangen, aber wie Ich habe mit zwölf Jahren schon arbeiten müssen, nach fleisch bekommen, für einen Arbeiter und für die ganze sen arm, aber trotzdem zufrieden auf. Wir sind viel mit dem nicht, da wir nicht gebürtige Obernberger waren kracht. Öfters denke ich darüber nach, wie gesagt, das ist nicht in der Gegend passiert, der Schule bin ich in die Lehre gegangen, aber habe zu- Woche. ich das alles überleben konnte. dem Rad gefahren, da wir kein Auto hatten. Am Nach- und trotzdem viel schafften. Da gab es auch Neider. in der ihr wohnt, sondern ungefähr 50 Ki- hause auch noch arbeiten müssen. Ich habe noch fünf hauseweg von der Schule dichteten wir immer. An einen Das Arbeiten gefällt mir heute noch immer. Meine Ge- lometer von hier entfernt. Vielleicht die kleine Geschwister gehabt. Was war bei Euch damals anders? Reim kann ich mich noch erinnern. Der lautet so: schwister und ich haben durch die armselige Kindheit eine Geschichte, die ich euch noch erzählen einen guten Zusammenhalt. Leider sind alle weit vonei- möchte: Es war Weihnachten 1945, gleich Welchen Beruf hast Du erlernt? Das kann ich euch nicht genau sagen. Da müsst ihr „Als wir von der Schule gingen, taten wir so fröhlich nander entfernt und wir nach Kriegsende. Bei uns auf dem Land wa- Helga fragen. Im Prinzip hat sich nicht viel geändert. Ich habe eine Lehre beim „Eisen Wagner“ in Ried im singen, doch das ging nicht so weiter, denn wir wa- können uns daher nicht ren viele Flüchtlinge, die von Rumänien und Die Leute sind die gleichen geblieben. Es war halt so, Innkreis gemacht. ren gar zu heiter. mehr so oft sehen. Jugoslawien vor der Roten Armee geflohen dass sehr viel Leid da war, weil ja viele nicht mehr nach Wir waren frisch und munter, und rannten gleich sind. Auch in unserem Bauernhof war eine Wo hast Du deine Frau kennengelernt? Hause gekommen sind. Und viele fremde Leute waren Gurtner Christina und eine Stange herunter. Familie mit drei Kindern einquartiert. da. Flüchtlinge und so weiter. Das politische System Moise Nicole sind froh, dass Die Frau hob ihren Stecken, doch das konnte uns Ich bin damals 1964 zur Österreichischen Bundesbahn hat sich geändert und sich wieder neu einrichten müs- sie nicht aus ihrer Heimat nicht schrecken.“ Wir haben damals, wie gesagt, einen Bau- flüchten müssen. gegangen und habe meinen Berufsweg bei der Eisen- sen im Leben. Die Männer sind im Krieg gewesen und Brettbacher Michael, Philipp ernhof gehabt. Ich war damals fünf Jah- bahn angefangen. Ich habe noch keinen Führerschein die Frauen haben zu Hause arbeiten müssen. Ihr müsst Im Sommer waren wir vom frühen Morgen bis zum Buchner (li.)und Gadermayr Oliver sind re alt und meine Schwestern waren jünger gehabt. In Antiesenhofen beim Gasthaus „Wageneder“ euch vorstellen, die Männer sind Kriegsgefangene in derzeit noch keine Geschäftsleute. Das späten Abend bei der Traun, dort haben wir viele Feri- als ich. Zu Weihnachten hatten wir einen habe ich meinen Führerschein gemacht und da haben Russland gewesen. Mühlheim, NS-Zeit (Foto: AK Lindlbauer) entage verbracht. Ohne Begleitung unserer Mutter, die kann aber noch werden! Antiesenhofen vor 80 Jahren - es hat sich nicht viel verändert! (Foto: AK Gruber) 132 133 134 135 Fußballer waren, geputzt. Und ab und zu habe ich Geld schinendrescher sind dann von Bauer zu Bauer gegan- bekommen. Dann habe ich ins Kino fahren können. gen und da hat sich dann keine Bäuerin lumpen lassen, da haben sie groß aufgekocht. Deswegen hat es wirklich Wie man einen Lanz Bulldog startet Es war 1954, das Hochwasser, und natürlich ist das für nur gutes Essen gegeben, es war schwere Arbeit, aber ein Kind ja lustig, und so ging ich Hochwasser schau- da haben wir uns als Kinder gefreut. Da hat es Krap- ch wurde in Antiesenhofen bei meinem Großvater Hubert Ibinger wurde 1947 in Antie- en. Und zwar wo die Malerei Huber steht, da war ein fen gegeben, genauer gesagt Bauernkrapfen, frisch aus Igeboren. Dort lebte ich mit meiner Mutter bis senhofen geboren und ist dort und in Fußballplatz, also eine große Wiese. Die war wie ein See dem Schmalz raus. Das war etwas Gutes! Und Mama zur Hochzeit 1949. Dann lebte ich einige Jahre in Reichersberg aufgewachsen. Er erinnert überflutet und es sind alle Kinder dort unten gewesen, war als Kind öfters bei einem Bauern und hat immer einen Likör gemacht Reichersberg und ging da auch in die erste und zweite sich an seine Kindheit in den beiden Ge- ich auch. Dann bin ich heimgekommen und war natür- habe dort auch gearbeitet. Da wir nicht mit Schnaps, den habe ich kosten Klasse Volksschule. Später ging ich zurück zu meinem meinden. lich nass. Meine Mama war relativ streng. Sie sagte: „So, viel hatten, arbeitete meine Mutter auf die- dürfen, das war schön. Großvater nach Antiesenhofen, weil seine Frau weil du nicht gefolgt hast, legst du dich jetzt nieder, ins sem Bauernhof. Früher hat es den Brauch gestorben und er ziemlich einsam war. In Antiesenhofen soweit ich mich erinnern kann, keine Baumaschine, Kino darfst nicht mitgehen.“ Da war sie streng und das gegeben, dass man von einem Acker einen ging ich dann weiter zur Schule und lebte dort auf also diverse Landmaschinen, wie es sie heute gibt, hat es war die Strafe. Streifen selber anpflanzen durfte, wenn man einem Bauernhof. Obwohl ich schon acht Jahre alt war. damals einfach nicht gegeben. Wie auf einem typischen dafür einen Tag arbeitete. Meine Mutter hat Ich ging zur Volksschule bis zu meinem 13. Lebensjahr. Die legendäre Autobuslinie Obernberg-Antiesenhofen nach dem 1. Weltkrieg Elena Laufenböck (Mitte), Iustina Bauernhof gab es in den 50er Jahren Hühner, Schweine, Herr Gruber: Ich muss aber sagen, trotz alledem, wir (Foto: Gruber) (Foto: Gruber) so immer dafür gesorgt, dass wir im Win- Cosa und Leonie Rabanser (links) Die Volksschule in Antiesenhofen war ungefähr 100 Kühe und vier Pferde. In der Erntezeit musste ich oft haben eine glückliche Kindheit gehabt. Wir waren frei. ter Kartoffeln, Kraut und Karotten gehabt können sich das Leben früher in Meter von meinem Wohnort entfernt, also bin ich schinendreschen. Aus einem ganz einfachen Grund: Es mithelfen oder Getränke aufs Feld bringen. Nachdem Wir haben machen können, was wir wollten. Wir sind haben, die wir selber angesetzt und geerntet Antiesenhofen nun viel besser immer zu Fuß gegangen. Ich war in Antiesenhofen hat immer ein besseres Essen gegeben. Das sind immer vorstellen! mein älterer Onkel, der Sepp, geheiratet hat und nicht gezwungen gewesen, wir sind einen halben Tag Die legendäre erste Mannschaft des 1950 gegründeten SVA (Foto: Gruber) haben. fünf Jahre Ministrant. Die Kirche war 150 Meter von Wie ist es dem Vater nach dem Krieg gegangen und so große Dreschgesellschaften gewesen, da ist der große den Hof meines Großvaters übernahm, ging ich mit auch unterwegs gewesen und haben Indianer gespielt. meinem Wohnort entfernt, also für mich kein Problem, was hat er erlebt? schwere Dampfer gewesen und gleich dahinter muss- meinem Großvater in das so genannte „Auszugshaus“. schöne Kindheit gehabt, weil es damals ja auch besser Im Herbst hat es mir viel Spaß gemacht, ich brauchte kein Auto, keinen Bus, keinen Zug, kein te die Maschine stehen. Wichtig war der Dampfer, der Es war ungefähr zweihundert Meter vom Hof weg, Mein Vater war beim Reichsnährstand angestellt und Frau Gruber: Wir auch, ich bin oft bei Bauern gewesen, geworden ist. Ich bin 1949 geboren, und da ist es auch wenn wir Tannenzapfen klauben gegangen sind. Das Fahrrad, es ging immer zu Fuß. In Antiesenhofen in die hat die Maschine angetrieben und da haben die Bauern also hatte ich es zur Schule und zur Kirche noch näher. wurde 1944 zum Militär eingezogen. Ähnlich erging wo auch Kinder da waren zum Spielen, da haben wir schon deutlich besser geworden. war ein wichtiges Heizmaterial, weil das war was, was Volksschule zu gehen war für mich irgendwie immer zusammen oftmals 20 bis 25 Leute beschäftigt. Die Ma- Als Ministrant war ich eine Woche zur 7 Uhr-Messe es dem Vater von Helga. Er war Briefträger in Antie- etwa auch Fußball gespielt. schnell gebrannt hat und viel Hitze abgegeben hat. sehr lustig. Wir gingen dort meistens nur am Vormittag Habt Ihr eine Schuluniform getragen? Heutzutage gibt es das nicht mehr. eingeteilt und eine Woche zur Abendmesse. Was mich senhofen und Ortsgruppenleiter der NSDAP. Auch er Herr Gruber: Oder auch Völkerball. zur Schule und hatten dann nachmittags frei. Da ich beim Ministrieren am meisten geärgert hat, war, dass musste 1944 einrücken. Beide verloren aufgrund iher einige gute Freunde in Antiesenhofen hatte, waren die Frau Gruber: Nein, aber wir Mädchen haben noch eine Früher hat Antiesenhofen einen richtigen Skiberg ich am Sonntag am Nachmittag zum Segen um zwei politischen Betätigung ihre Arbeit. Während mein Va- Frau Gruber: Nein, wir haben das nicht gespielt. Ich Schürze getragen. Nur in der Volksschule, in der Haupt- Nachmittage für mich immer so eingeteilt: Von der Uhr dort sein musste. Genau zur besten Zeit am ter es nie überwinden konnte, dass der Krieg verloren gehabt, da hat es Skirennen gegeben. Am „Monte Greif- Schule nach Hause, Aufgabe machen und dann auf den habe für mein erstes Zeugnis in der Volksschule einen schule nicht mehr, obwohl mir meine Mutter welche fo“ hat es richtige Skirennen gegeben. Wir haben da Fußballplatz habe ich wegmüssen! Ich hatte einen guten ging, stand Helgas Vater mit beiden Füßen auf dem Bo- Ball bekommen. Ich habe mich so wahnsinnig gefreut machen hat lassen. In der Hauptschule Schärding hat Sportplatz. Fußball spielen war mein Ein und Alles. Es Freund, der Fußball nicht so gern mochte wie ich, den den und hat sich an die Veränderungen angepasst. Er ein Foto von einem Skitag, an dem ein Slalom gefahren gab auch Tage, wo ich mit den Aufgaben alleine nicht damals. Und beim zweiten Zeugnis habe ich einen Hula das keiner mehr gehabt, wurde. Mein Vater hat das Eisstockschießen organisiert, habe ich dann meistens dazu überreden können, dass er arbeitete als Bauernknecht und war dann bei einigen Hoop-Reifen bekommen, das war damals modern. zurechtkam, dann hab ich bis zum Abend gewartet, bis mich vertrat. Dies gelang aber nicht immer. Kraftwerksbaustellen beschäftigt. Er ging 1966 in Pen- Bist Du immer mit dem Zug hingefahren? danach sind wir ins Gasthaus essen gegangen. Da es frü- meine Tante, die meinem Opa die Wirtschaft geführt Dann einmal ein Federballspiel, es hat nicht so viel ge- her keine Mähdrescher gab, hat man das Gras händisch sion. Sein bester Freund ist damals 1944 gestorben und geben. Wir sind viel alleine gewesen und wir haben uns hatte, Zeit hatte, mir bei den Aufgaben zu helfen. Nachdem mein Onkel seine Frau auf den Hof gebracht am Totenbett hat er versprochen, dass er sich um seine Frau Gruber: Ja bin ich, wir haben an einem Donners- gemäht, dann wurde es aufgeklaubt und zusammenge- Außerdem hatte ich einen Onkel, den Hans, der sich auch selber beschäftigen müssen. Wir haben uns selber bunden. Danach sind die Heumandln aufgestellt wor- hatte, war es nicht mehr so wie früher. Da sie selbst Familie kümmert. Den ersten 1000er hat er in Obern- was suchen müssen zum Spielen. Puppen und sowas hat tag immer Religionsunterricht gehabt und der Zug von sehr um mein schulisches Weiterkommen bemüht hat. schon ein Kind hatte, war ich dann irgendwie am Hof berg verdient, beim Kraftwerksbau. Weihnachten hat er Attnang ist zu spät gekommen, der hatte oft Verspä- den und man hat gewartet, bis sie trocken waren. Das Bei diversen schulischen Aufgaben hat er mir geholfen. es nicht so viele gegeben. Nachdem meine Schwester nannte man „Kornmandlbinden,“ die wurden dann ge- nicht mehr erwünscht. uns von einer Keksefabrik 1kg mitgebracht. zehn Jahre älter ist als ich, hat sie mir, als sie einmal in tung. Ich bin zu spät zur Schule gekommen und der Stark verwurzelt Er war ziemlich hart zu mir: Bevor ich meine Aufgabe Religionslehrer war schon da und er hatte gesagt: „Gu- droschen. Die Dreschmaschine, die war so schwer, so nicht fertiggemacht hatte, hatte ich nicht frei. Einen Ich bin dann im sechsten Schuljahr, mit 14 Jahren, Italien war, eine Puppe mitgebracht. Ich hab sie aber groß wie ein Wohnzimmer. So ein Teil war auf Eisen- Frau Gruber: Zurück zur Schulzeit. Also die vier Jahre nicht bekommen, meine Brüder haben damit gespielt ten Morgen die Dame, auch schon da?“ Er sagte, dass in der Region Fernseher gab es damals sowieso keinen. wieder zurück zu meinen Eltern nach Fraham und bin Volksschule, die waren nicht unangenehm, obwohl ich ich eine Betragensnote bekomme und ich sagte: „Gut, rädern montiert und das hat man von Bauer zu Bauer dann die letzten zwei Schuljahre in Reichersberg zur und Weihnachten hätte ich die Puppe bekommen, aber bringen müssen, da es keinen Traktor gab. Der erste ös- sagen muss, dass wir einen guten Lehrer hatten. Der die Puppe hat nicht mehr gehen können, weil meine ich sage das meinem Vater.“ Und dann hatte er nachge- Auf dem Bauernhof meines Großvaters gab es nur Schule gegangen. ist leider weggekommen. Ich habe ihn gerne gehabt, schaut und mein Vater war ja aus der Kirche ausgetre- terreichische Traktor wurde erst 1948 gebaut. Einer der 440 Bankstellen in Oberösterreich stehen für händische Arbeit, es gab (die ersten Jahre) keinen Traktor, Brüder sie zu Tode gespielt haben. Dann habe ich mal ersten Traktoren, den es bei uns in der Nähe gab, war in Stabilität, Kompetenz und Kundenorientierung. dann haben wir einen anderen bekommen. Es war sehr eine Puppe mit Schlafaugen bekommen und wir haben ten. Dann habe ich keine Betragensnote bekommen. Mit nachhaltigen Strategien unterstützen wir un- Nach der Schule musste ich auf den Hof schlimm für mich, weil er hat die Kinder bevorzugt, die Bodenhofen. Ein lustiges Erlebnis war das Traktorfah- sere Kunden bei der Umsetzung ihrer Vorhaben. kommen, weil wir unser altes Wohnhaus in einem Haus gewohnt, in dem mehrere Parteien wa- Herr Gruber: Ich möchte nicht mehr jung sein, ich fin- ren! Obwohl es Arbeit war, hat es Spaß gemacht. Als ich von einem Bauernhof kamen. Und wir waren ja arme ren. Da war ein Junge, der ein Jahr jünger war als ich, abgerissen haben und ein neues Wohnhaus Leute, meine Eltern waren arm. de, ich habe meinen Beitrag in dieser Welt schon ge- neun Jahre alt war, wurde ich auf den Traktor gesetzt. gebaut haben. Statt den Bleistift hat mir er hat mir bei der Puppe die Augen eingedrückt. Das leistet. Mein Vater ist auch nicht so alt geworden und Standgas und Gang waren eingelegt. Ich bin da oben war furchtbar für mich. Aber ich muss sagen, ich habe mein Vater eine Schaufel in die Hände Herr Gruber: Das war früher immer so, wenn du die Helgas Vater auch nicht. Aber meine Mutter ist 96 ge- gesessen. Lenken hat man eh nicht müssen, weil es die gedrückt. Das waren eigentlich für mich die Frau oder Tochter von einem reichen Bauern warst, hast dann mit seiner Mama und mit ihm nach Ried fahren worden. In unserer Zeit war man mit 50 schon ein alter ganze Zeit geradeaus gegangen ist. Mein Mann war 12 dürfen mit dem Zug, das war ja auch ein Highlight. härtesten Jahre überhaupt. Mit 15 Jahren du schon einen Vorteil gehabt. Wisst ihr, wann ich mei- Mann. Als ich zehn war, bin ich an Gehirnhautreizung Jahre alt, als er das erste Mal auf einem Traktor geses- musste ich Beton mischen, Betonsäcke ne ersten Würsteln gegessen habe? Bei der Erstkommu- In Ried hat sie mir meine Puppe in einem Spielzeugge- erkrankt. Mein Arzt hat das erkannt und mir Penizillin sen hat. Handys hat es noch nicht gegeben. Wir hätten Impulse für OÖ tragen und Ziegelblöcke schupfen, was nion! schäft wieder herrichten lassen, damit die Augen wieder gegeben. Ohne diese neue Medizin hätte die Krankheit für sowas auch keine Zeit gehabt. Früher hat man nur vollständig waren. www.raiffeisen-ooe.at nicht einfach war. Aber ja gut, wir hatten auch tödlich sein können. Ich habe keine bleibenden Schotterstraßen gehabt, die Asphaltstraßen gibt es erst .com/raiffeisenooe damals eine andere Mentalität wie heute, Ja, zu Mittag waren wir beim Wirt, wie es auch üblich Schäden davongetragen. Insgesamt kann ich sagen, seit den 60er Jahren. Allerdings ist1912 das allererste für uns war das einfach eine Aufgabe, die wir war, da haben wir dann die Jause bekommen. Kaffee Herr Gruber: An meine erste Zugfahrt kann ich mich auch noch erinnern. Und zwar als ich zur Firmung ge- dass ich die Jugend heute nicht beneide. Wir hatten Postauto von Obernberg nach Antiesenhofen gefahren. bewältigen mussten. Von sieben in der Früh und Torte. Dann haben meine Eltern noch ein paar eine schöne Zeit in unserer Jugend und wenn ich mir Was man bei jedem Innviertler Bauern gefunden hat, bis acht Uhr in der Nacht, weil in der Früh Würsteln gekauft. „Ma, sind die gut“ habe ich gesagt. fahren bin. Ich bin in Wels gefirmt worden. Dorthin sind wir von Gaspoltshofen mit der Lokalbahn gefahren die Weltlage so ansehe, glaube ich nicht, dass es besser waren die Pferde. Die Rösser waren der Stolz der Bau- hat es auch noch die Stallarbeit gegeben Wir hatten damals kein Auto, wir waren mit dem Pferd wird. ern, jedes Mal, wenn ein Foto von den Bauern gemacht und am Abend wieder. Danach waren wir dort. und dann habe ich aus dem Fenster geschaut und es hat mir so sehr gefallen. wurde, haben unbedingt die Rösser auf dem Bild sein sehr müde, haben uns gewaschen und sind Frau Gruber: Mir fällt noch etwas zur Schulzeit ein. Ich müssen. Viele Bauernhäuser haben sogar ein Bild von manchmal ein bisschen fort gegangen. Ich Frau Gruber: Am Sonntag, beim Brunnen draußen, habe ein sehr schönes Erstkommunionkleid gehabt, das den Pferden malen lassen. Für sowas hat es Pferdemaler habe ich die Fußballschuhe meiner Brüder, die gute Frau Gruber: Ich muss sagen, ich habe trotzdem eine habe damals ein Fahrrad besessen, mit 16 war aus Amerika, das war etwas ganz Besonderes. Ich gegeben. Ein Höhepunkt im Bauernleben war das Ma- Reichersberg am Abend (Foto: Fam. Schlegel) 136 137 138 139

Jahren habe ich von meinem Vater einen Motorroller getragen. In dem Gasthof Zöpfl war damals ein Tanzsaal pflegt habe, die mit 48 Jahren an Brustkrebs starb. Da bekommen, einen Zweisitzer, damit mein Bruder, 1945: Bei Kriegsende in Obernberg zu Tode und alle Kinder waren eingeladen zur Weihnachtsfeier. waren auch zwei ältere Leute, die Großeltern meines der ein Jahr jünger war als ich und auch ein Moped Damals war Frau Mazoch die einzige Lehrerin, die Eng- damaligen Chefs, mit 85 und 90 Jahren. Die habe ich wollte, mitfahren konnte. lisch gesprochen hat, sie hat dann gedolmetscht und ich ebenfalls hier im Haus gepflegt. Und dann hab ich den habe das jetzt noch in Erinnerung. Es war so schön, weil Chef geheiratet. Der hat gesehen, dass ich sehr fleißig Ich lebte die ersten paar Jahre zuhause auf dem gefürchtet und überlebt. die Soldaten jedem Kind einen Sack gegeben haben, wo war und dann bekamen wir selbst Kinder. Und so läuft Hof. Mein Vater war immer sehr sparsam. Er hat lso, ich bin 1935 geboren und kam 1941 - be- Erdnussbutter, Orangen und Salzkekse drin waren. Also das Leben. Und jetzt bin ich 66 Jahre hier. Vom Krieg gesagt: „Wenn du Geld haben möchtest, musst du Areits nach Kriegsbeginn - in die Volksschule nach Ingeborg Fritz wurde 1935 geboren. Die Sachen, die wir nicht einmal kannten, und da wir fünf selbst weiß ich sonst nichts mehr. es dir verdienen.“ Das heißt, ich habe in der Zeit, Obernberg. Ich hatte neun Geschwister und wir ha- Obernbergerin erlebte als Schülerin den bis sechs Kinder waren, kam jeder mit einem Sack voller in der es am Hof nicht mehr so viel zu machen gab ben eng zusammengewohnt. Eines der Ereignisse, an Einmarsch der Amerikaner mit. Sie er- Essen heim und unsere Mutter freute sich dann sehr. Das schönste Erlebnis im Krieg war, wie gesagt, die häufig im Herbst als Maurer gearbeitet. Ich bin auch die ich mich noch gut erinnern kann, war, dass wir bei innert sich detailreich an die Ereignisse Das war eigentlich eine der schönsten Weihnachtsfei- Weihnachtsfeier, das war das schönste. Alles andere war manchmal zur Baumschule gegangen und habe dort Fliegeralarm von der Schule aus in einen Luftschutzkel- des Jahres 1945. ern, weil da standen noch so schöne Christbäume auf nicht schön. Die Furcht, die die anderen uns eingeflößt geholfen und bin dann mit 19 zum Militär nach der Bühne, an die ich mich erinnern kann. ler laufen mussten. Einer davon war am Sinhuberberg Blick auf Obernberg, kurz vor Kriegsende. (Foto: Sommerbauer) haben, wenn die Amerikaner kommen, was die alles mit Salzburg, wo ich meine Militärzeit abgedient habe. und der zweite Luftschutzkeller war am Gamischberg, uns machen, war alles eine Lüge. Im Gegenteil. Mei- Als ich dann nach Hause kam, half ich von früh und zwar genau unter dem Kino, wo die Klassen auf- Fleisch gab, weil die Kost bei uns nicht so ausgiebig das Stauwerk hinüber gekommen, einquartiert sind sie Was war dann noch? Ja, wir haben dann natürlich keine ne Mutter hat dann für die Soldaten gewaschen. Dafür bis spät meiner Mutter im Kuhstall. Tagsüber habe geteilt wurden. Sobald die Sirene zu hören war, liefen war. Aber unsere Mutter versuchte trotzdem, uns satt in der Schule worden und am Inn unten, auf der Ufer- Schule gehabt. Nicht regelmäßig. Dann wurde immer bekam sie etwas mehr zu essen und brachte uns Kin- ich Brot ausgefahren. 1971 bin ich dann als LKW- zu bekommen. Meistens mit Erbsensuppen und Ähnli- gesagt, dass wir einmal zum Brandstätter kommen um Lanz Bulldog restauriert, Baujahr 1939 (Foto: Egger01/Wikipedia) die einen zum Luftschutzkeller am Sinhuberberg, und seite gegenüber von der Innwerkssiedlung, wurde eine dern immer wieder etwas von den Amerikanern mit. Fahrer zur Wiesbauermühle gekommen, dort habe ich die anderen zum Luftschutzbunker am Gamischberg. chem. Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Was ich Baracke aufgestellt. Dort war die Küche für die Sol- die Zeit, dann zum Gasthof Öttl. Dort hatten wir dann Das erste, was wir damals kennenlernten, war der Kau- da schon ein bisschen auf mich geschaut, obwohl er bis zur Pensionierung gearbeitet. Ich habe allerdings Es gab damals ein kleines Brothaus, wie wir es früher noch weiß, ist, dass wir in einem Mehrfamilienhaus ge- daten. In den gerade fertig gebauten Innwerkshäusern immer ein paar Stunden Unterricht. Aber für das ganze gummi. Den gab es bei uns nie zuvor. Ja, Zigaretten sehr wenig Zeit hatte, weil er für zehn bis zwölf Leute 1980, nachdem mein Vater 1979 verstorben war, den genannt haben, wo eine alte Frau Brot und Gebäck wohnt haben. Dort wohnten noch drei ältere Ehepaare, haben sie sich auch einquartiert, und da waren dann Jahr war das zu wenig und wir mussten später dieses Jahr und Kaugummis bekamen Kinder damals schon. Wie verantwortlich war. Es war damals eine wunderschöne Hof übernommen und mit meiner Frau, die ich 1975 verkaufte. Ich kann mich auch daran erinnern, dass es unter anderem war dort dabei der letzte Nachtwächter die Büros und Ähnliches drinnen. Wir hatten alle große wiederholen, als dann Österreich wieder frei war und gesagt, wir hatten wenig Schule und wenig zu essen. Für Zeit, die fünf Jahre bei meinem Großvater, die ich nicht wir wieder in die Schule konnten. Weil nach den Ame- Akribisch genau listet die Chronik der Volksschule Obernberg auf, was von den geheiratet habe, im Nebenerwerb weitergeführt. dort gute Roggenweckerl gab, die süßlich schmeckten. von Obernberg mit seiner Frau untergebracht. Wenn Angst, als es geheißen hat, dass die Amerikaner kom- Amerikanern 1947 anläßlich der Weihnachtsfeiern gespendet wurde. niemanden hier war es einfach. Die ganzen Kriegsjahre. missen möchte. Auf der anderen Seite habe ich von Dorthin gingen wir immer von der Schule und kauf- wir aus dem Fenster geschaut haben, schauten wir auf men. Unsere Mutter hatte sogar so große Angst, dass sie rikanern sind dann eine Menge Flüchtlinge von Schle- (Foto: SCR VS OB) Aber als Kind bekommt man selbst nicht so viel mit wie Und jetzt fällt mir gerade noch eine gute Geschichte zu Hause in Fraham eigentlich nichts mitbekommen. ten uns unsere Jause. Auch gut in Erinnerung habe ich den Flugplatz von Münsteuer. Zwar nicht direkt, aber sagte: „Kinder, schnell zieht euch an, wir gehen in den sien und Banat gekommen. In Obernberg sind dann als Erwachsener. ein: Als ich bei meinem Großvater am Hof war, das Jahr Ich kann mich zum Beispiel an kein Weihnachten ten wir unseren Bruder, den ja unsere Oma aufgezogen noch das Kriegerdenkmal bei der Kirche. Zu der Zeit wir haben gewusst, dort ist der Flugplatz und wenn die Keller runter!“ Sie hatte da immer schon eine Tasche pa- auch viele von ihnen geblieben. Die haben sich hier ihre weiß ich nicht mehr, aber das erste motorische Gerät erinnern, weil das alles irgendwie untergegangen ist. Da hatte, das erste Mal gesehen. Wir wussten damals gar gab es Lebensmittelkarten, da haben wir alles nur mit Tiefflieger gekommen sind, hat man gehört, wie die rat mit ihren Papieren und jedes von den Kindern mus- Häuser gebaut. Es ist dann ein gutes Jahr vergangen, bis Später wurden dann die Siedlungshäuser erst vermietet ist mir wahrscheinlich meine Mutter und mein Vater nicht, dass wir einen älteren Bruder hatten. Aber das Karten einkaufen können. Jedes Familienmitglied hat feindlichen Soldaten geschossen haben. Damals, wäh- ste eine Flasche Wasser mitnehmen und so warteten wir wir dann wieder normal in die Schule gehen konnten. und dann an die Innwerksarbeiter verkauft. Mein Va- zu Weihnachten abgegangen. Ich habe drei Brüder und war eben der 8. Dezember. Er stand am Bett unserer eine Karte bekommen, da gab es dann gewisse Markerl rend des Krieges, waren deutsche Soldaten im Stift Rei- im Keller, bis wieder Entwarnung kam. Wo heute das Soweit man sich an diese Dinge noch erinnern kann, ter arbeitete zum Beispiel im Innwerk. Die haben eben eine Schwester, die haben mir hinterher immer erzählt, Mutter und wir sahen ihn natürlich ganz neugierig an, für Zucker, für Brot und alle anderen wichtigen Le- chersberg einquartiert und die Soldaten haben damals Altersheim ist, war damals eine Pferdezucht. Die Pfer- wenn man selbst noch ein Kind ist. Es hat dann kurz dort auch eine Wohnung bekommen und sind dann wie schön das Weihnachten war. Das ist mir eigentlich da wir ja nicht wussten, wer dieser Junge war. Dann bensmittel. Ein Bruder von mir war damals Bäcker. Der kleine Maschinen auf dem Flugplatz stehen gehabt. de wurden von den Amerikanern geholt, als sie in der nach dem Krieg immer diese Care-Pakete aus Amerika eben vom Alten Markt in Obernberg hinunter gezogen. nicht mal so aufgefallen, weil ich am Hof das einzige sagte unsere Mutter, dass wir nicht so verdutzt schauen hat uns damals dann ein bisschen geholfen und einen Dazu weiß ich noch gut, dass damals ein junges Mäd- Nacht hinüber kamen und Obernberg eingenommen oder England gegeben. Und dort war dann immer Klei- Da lebten meine Geschwister und ich aber schon woan- Kind war die ersten Jahre. Geschenke hat es damals sollen, da dies unser Bruder war. Er war das erste Kind Wecken Brot mehr gegeben. chen erschossen wurde, welches zu der Zeit auf dem haben. Die Pferde wurden dann irgendwo ausgelassen. dung drinnen, da man ja nichts kaufen konnte. Es hat ja ders. Vieles hat sich nach dem Krieg verändert. Obern- nur minimal gegeben. Es waren einfach die Zeiten und wurde von unserer Oma aufgezogen. So konnte uns unsere Mut- Feld gearbeitet hatte und Dort, wo wir gewohnt haben, war eine Sackgasse. Die nichts zu kaufen gegeben. Man musste dann „schwarz“ berg hatte großes Glück, ebenso wie Reichersberg. Es anders wie heute, da ist man nicht so mit Geschenken noch nach Hause laufen handeln. Meine Mutter hat zum Beispiel die Lebens- ter durchfüttern. Unser Va- Rösser haben dann mit den Hufen auf die Haustüre Ja, die Kriegsjahre… natürlich gab es nichts. Wir hatten ist nichts bombardiert worden. Im Vergleich zu den überhäuft worden. wollte. Doch sie schaffte es mittelmarken, wie Zuckermarken oder andere, die sie ter musste dann 1943 in den hingetreten, und wir haben uns zu Tode gefürchtet, weil Tafeln mit Griffeln und einen Schwamm daran, damit großen Städten, die zerstört wurden, ist Obernberg nicht mehr und die Flie- auch entbehren hat können, ausgetauscht, damit wir Krieg einrücken und dann wir nicht wussten, was los war. Damals wurden immer wir die Tafel wieder putzen konnten. Statt der Handar- nicht zerstört worden. Wir blieben da relativ verschont. ger haben sie erschossen. wieder Wäsche und Kleidung bekommen haben. Wir war unsere Mutter mit zehn schlimme Märchen erzählt, dass dann dunkelhäutige beitsstunde, da es ja kein Garn, keinen Stoff, kein gar Wie gesagt, ich kann mich nur an den Fliegeralarm und Bei Kriegsende habe ich noch Personen mitkommen und dann irgendwelche Sachen sind zwar nicht dicker geworden, aber länger und dann das Rennen und die Angst erinnern. Wir haben das von Die Wiesbauermühle in Mörschwang (Foto: Bezirksrundschau) Kindern alleine. Wir haben nichts gab, hat unsere Handarbeitslehrerin damals, die in Erinnerung, dass gegen- 2 hat uns wieder nichts mehr gepasst. Ich kann mich noch damals während des Krieges treiben. Unsere Mutter hat sich zu Tode gefürchtet und Wimmer Kathi, zu mir gesagt: „Nimm kaputte Wäsche Reichersberg vom Flugplatz nur mitbekommen, weil über von uns, auf der Innsei- erinnern, ich habe von einem Care-Paket mal Schuhe auch Getreidereste sammeln wir Kinder auch. Am Morgen sahen wir dann, dass sich mit, dass wir was zum Arbeiten haben!“ Dann hab ich wir eben gerade da in die Richtung hingesehen haben. war ein Lanz-Bulldog. Ein riesengroßer Traktor, der mit te auf der bayrischen Seite, bekommen und diese Schuhe waren so schmal und gehen müssen. Wenn dann die Pferde blutig geschlagen haben, weil sie zurück in immer eine Tasche oder einen Korb voll Wäsche mit- Wir haben gesehen, wie die Flie- einem Lenkrad, das war aus Holz, angeschmissen wurde. dann 1945 die Amerikaner Stöckel hatten sie. Dann bin ich eben als 12-jähriges Fliegeralarm war, haben wir den Stall wollten, aber sie haben die Gasse verwechselt, gebracht. Babysachen, die geflickt gehörten, waren das ger gekommen sind und zu schie- Das heißt, man hat vorher eine sogenannte Lötlampe gestanden sind. Wir hatten Mädchen mit Stöckelschuhen in die Schule gegangen. uns schnell bei irgendeinem weil Pferde in der Nacht nicht sehr gut sehen. Am Mor- oft. Wir haben dann Bändchen daran genäht und so ßen begonnen haben. (Wärmelampe) angeheizt. Dann ist das Lenkrad seitlich damals keine Brücke, sondern Wir hatten später auch mal einen netten Lehrer, den Helene Lettner hat sich mit Haus versteckt. In der Schu- gen wurden die Pferde schließlich zurück in den Stall und die ganze Mädchenklasse hat dann geflickt. Statt Leonie Schröcker und Christina in eine Vorrichtung hineingeschoben worden und mit nur ein Stauwerk gehabt. Die Herrn Bernecker. Das war ein Kriegsinvalide, der hat Fritz könnten auch mit den ihrem Großvater sehr gut un- le war es dann auch so, dass gebracht. Diese Zuchtstation ist dann weggekommen dem Stricken, es gab ja kein Garn, keine Wolle, rein gar Schwung hat man den Traktor angeschmissen. Eines terhalten. Einen Lenz Bulldog haben dann dort gewartet, beim Etz3 gewohnt und der war ein sehr tüchtiger Leh- Amerikanern sprechen - sie nicht immer Unterricht war. von Obernberg. Auf jeden Fall war das alles für uns un- nichts, mussten wir Norwegermuster aufzeichnen. Weil Tages habe ich meinen Onkel, den Hans, damit genervt, kann sie nicht starten. und wir hatten damals ei- rer. Bis die anderen zurückgekommen sind, die meisten können recht gut Englisch. Was ich ebenfalls noch gut in heimlich schlimm, da unser Vater nicht zuhause war und Handarbeiten konnten wir ja nicht, es war ja nichts da. dass ich einmal beim Lenkrad umdrehen möchte. Der nen Landpolizisten, der noch waren ja im Krieg aus, hatten wir den. 1945 ist dann Erinnerung habe, ist, dass in wir alleine waren, also nur mit älteren Leuten im Haus. Mit 14 Jahren sagte unser Vater, dass wir selbst etwas hat das gemacht. Natürlich ohne dass ich es bemerkt meinte, er muss Obernberg unser Vater heimgekommen. Als der Krieg aus war, kam den Pausen oft zwischen den In der Küche der Amerikaner, in Ufer unten, durfte mei- verdienen sollten. Dann kam ich zu einer Familie in habe, hat er den sogenannten Startpiloten nicht auf verteidigen. Er hat mit der er in Gefangenschaft. Aber nicht besonders lange. Er ist 1 Der damalige Bürgermeister ist laut eigenen Anga- Mädchen das Essen getauscht ne Schwester arbeiten, sie war sieben Jahre älter als ich. Obernberg mit fünf Kindern, deren Mutter musste ins Start gestellt, denn sonst hätte es mich wahrscheinlich Pistole geschossen, aber letzt- erst 1943 eingerückt und war schwer krank, als er heim- ben bereits 1933 in die NSDAP eingetreten. Wie in wurde, denn die Mädchen Dort wurde immer ziemlich gut gekocht, und sie durfte Krankenhaus, deshalb haben die mich gebraucht. Dort vielen anderen Gemeinden auch, war der Bürgermei- 3-4 Meter vom Traktor weggeschmissen. Den hat endlich hat jemand zurück- gekommen ist. Er hatte starkes Rheuma, da er im Lager vom Land bekamen von zu- dann immer die Reste mit nach Hause nehmen. Deshalb musste ich so gut wie alles tun. Diese Kinder besuchen ster, obwohl NSDAP-Mann, ein Mann des Ausgleichs. nur ein erwachsener, kräftiger Mann starten können. geschossen und ihn verletzt. immer auf Betonböden schlafen musste. Er war wirk- Vergessen darf man aber nicht, dass die Bürgermeister in der NS Zeit nicht jene Entschei- hause immer ein Fleischbrot warteten wir schon am Abend, bis sie nach Hause kam, mich heute noch. Gundel und Erich. Ich war damals Dummerweise ist genau in diesem Moment, als ich das Zur gleichen Zeit ist damals lich schwer krank, er brauchte wochenlang einen Arzt. dungsbefugnis hatten, die ihnen vorher und nachher zukam. Das Amt des Ortsgruppen- zur Jause. Wir bekamen mei- um von ihr wieder etwas Gutes zu Essen zu bekommen. ihre Kinderfrau, obwohl ich selbst noch fast ein Kind leiters war in der Zeit sicher eines mit mehr Einfluss. Hoch angerechnet wurde Woerndle, Lenkrad in den Händen hatte und starten wollte, mein zum Glück der Bürgermeister Mein älterer Bruder musste mit 17 Jahren einrücken. dass er lt. Hans Brandstetter bei Kriegsende den Amerikanern mutig mit der weißen Flag- stens ein Marmeladenbrot An ein Weihnachtsfest kann ich mich noch gut erin- war. Dann musste ich in der Zwischenzeit heim, das Großvater durch die Garagentür hineingekommen und Woerndle Josef mit der wei- Da weiß ich die Zeit nicht mehr so genau. Ziemlich ge entgegenging und den Markt ohne weiteres übergab. Anm. Eichsteininger von zuhause mit. So waren nern. Die Weihnachtsfeier war beim ehemaligen Gast- war schon nach dem Krieg, da wieder ein Kind bei uns 2 Tatsächlich wurde die Furcht vor Vergewaltigungen durch die „Neger“ durch die NS hat meinen Onkel derart geschimpft, weil er mich den ßen Fahne hinten gewesen.1 am Anfang des Krieges. Der war dann in russischer Ge- dann die vom Land froh, hof Zöpfl am Marktplatz, da sind vier amerikanische zur Welt kam. Und nach einigen Monaten bin ich dann Propaganda in den letzten Kriegsmonaten noch kräftig geschürt – mit Erfolg. An den – Traktor starten hätte lassen. Er hat dann gesagt: „Du Das heißt, Obernberg hat Soldaten mit einem kleineren Lastwagen gekommen, fangenschaft und ist am 08.12.1945 heimgekommen. erschreckend häufigen – Berichten über tatsächliche Vergewaltigungen bei uns in der Antiesen bist nicht ganz gescheit, was stellst du dir da vor, was wenn sie etwas Süßes bekom- Über die Weihnachtsfeiern der Amerikaner wurden auch von den Soldaten hier zur Glaserei gekommen. Auch wieder als Mädchen und Innregion, waren sie aber allen Anschein nicht oder nur gering beteiligt. Anm. Eichsteininger selber berichtet. Hier die Titelseite einer US-Soldatenzeitung, welche in sich ergeben. Dann sind die der voller brauner Papiersäcke war und die haben dann Das weiß ich deshalb noch so genau, weil da ist meine da alles passieren könnte.“ Also mein Großvater hat men haben und wir waren für alles. Da war eine krebskranke Frau hier, die ich ge- 3 Etz war der vormalige und nachmalige Leiter der Hauptschule. Er wohnte in Obernberg. froh, wenn es wieder einmal Ried gedruckt wurde. (Foto: MS Eichsteininger) Panzer und die Soldaten über die Amerikaner mit Wäschekörben hinauf in den Saal Schwester Emma auf die Welt gekommen und da hat- Anm.

140 141 142 143 im Winter. Wenn uns die Amerikaner gesehen haben, Und als deine Eltern das Haus gebaut haben, wie war Wir hatten schon einen Christbaum. Wir haben uns mit dem Motor- Erinnerungen an das alte Antiesenhofen dann haben sie uns Schokolade und Kaugummi und das? Trotz aller Not: Mit dem Motorrad von Strohsterne immer selbst gebastelt, das haben wir in der rad weggefahren, solche Sachen gegeben, aber mehr weiß ich nicht mehr. Schule in Handarbeiten gelernt. Wir bekamen keine immer drei Tage, Es waren beim Langeder ein paar Soldaten stationiert. Es war am Anfang ja noch ziemlich klein. Da haben wir Geschenke, das war noch nicht so üblich. Wir haben dann haben wir n welche Schule bist du gegangen und wie lange Karl Lissl, geboren 1947, verbrachte dann immer erweitert, erweitert und erweitert… Wenn aber schon einen Festtagsbraten gegessen. Es gab auch in den Heustadeln hat sie gedauert? Reichersberg zum Großglockner! I seine Kindheit zum größeren Teil in Was war damals in Antiesenhofen anders als heute? wieder genug Geld da war! Spielsachen gab es auch fast schon Oblaten, die haben wir aber selbst gemacht mit übernachtet. Sogar Antiesenhofen. Im Gespräch erzählt er keine. Einmal habe ich einen Teddybären bekommen, Butter, Kakao und Zucker zum Einstreichen In die Volksschule Antiesenhofen, acht Jahre lang. Es war viel anders. Die Häuser und von der ganzen In- Erzähl uns von deiner Schulzeit! auf den Großglo- über die Volksschulzeit und das Leben doch den haben sie mir nach Weihnachten wieder ge- Maria Redhammer wurde 1930 in Rei- ckner sind wir mit im alten Antiesenhofen. frastruktur her hat sich alles geändert. Viele Häuser wur- chersberg geboren. Bereits 1948 war sie Seid ihr früher oft in die Kirche gegangen? An welche positiven oder negativen Dinge erinnerst nommen, damit er nicht schmutzig wird. Dann haben a, ich bin acht Jahre in Reichersberg im Stiftshof in die dem Motorrad ge- den abgerissen, viele wurden neu gebaut. Dann wurde sie ihn auf den Dachboden getan und dort haben ihn Schule gegangen. Wir hatten nur zwei Klassenzimmer. verheiratet und Mutter. Die Probleme du dich noch, wenn du an die Schulzeit denkst? die Autobahn mitten durch die Ortschaft gebaut, die J von heute sind nichts gegen die von frü- Ja, wir sind jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Das fahren. Unser Es- gestanden und da hat die Lehrerin draufgemalt. Und die Motten gefressen. Im ersten Klassenzimmer waren drei Schulstufen und hat sowieso alles verändert. Die Landwirtschaft hat im- her, sagt sie. war Pflicht! sen haben wir mit- Negativ war, dass wir nicht in die Hauptschule gehen wenn wir was angestellt haben, mussten wir uns hinter in dem zweiten Klassenzimmer waren fünf Schulstufen. genommen und mer mehr abgenommen, die meisten haben den Beruf Habt ihr Weihnachten, Ostern, Geburtstag und so durften, weil der Direktor der Volksschule so streng war die Tafel stellen. Das war dann die Strafe. Das war auf Ich bin täglich zu Fuß hingegangen, damals war es noch Was hast du in deiner Freizeit getan? das war immer gewechselt. etwas gefeiert? Hat es Geschenke gegeben? Mein Bruder war in Russland. Er ist im Lazarett ge- und gesagt hat: „Das kann ich auch machen!“ Naja - der anderen Seite ganz interessant, weil da ein Fenster üblich, dass Kinder zu Fuß gehen. sehr romantisch. storben. Er hat meiner Mutter einen sehr rührenden Ich habe mich mit den Nachbarskindern getroffen. Da nachdem es auch finanziell nicht so gut lief, habe ich war und da konnten wir nach draußen schauen und von Es haben während Kennst du noch jemanden, der im Krieg mitge- Gefeiert haben wir schon, aber bekommen hat Habt ihr da schon Englisch-Unterricht gehabt? Abschiedsbrief geschrieben. Er ist dann an seinen Ver- haben wir dann gespielt, wie zum Beispiel: Tempelhüp- nicht in die Hauptschule gehen dürfen, in die ich ger- da hat man den Friedhof gesehen. Wir sind schon in der des Krieges auch kämpft hat? man praktisch nichts, es hat nicht viel gegeben. letzungen gestorben. Er hat den Brief diktiert und der fen oder Verstecken. Wir sind sogar von der Schule aus ne hingegangen wäre. Acht Jahre war ich in der Volks- neuen Schule gewesen. Die Schule war ja früher neben Nein, überhaupt nicht. Das hat es früher alles noch einmal deutsche Da war ich schon froh, wenn es Kekse gegeben hat. Pfarrer hat ihn geschrieben. Meine Mutter hat zu mir drei Wochen in den Urlaub nach Lindeneck gefahren, schule. Die Lehrer, die waren sehr streng. Es gab sehr der Kirche in Antiesenhofen. Ja, sicher, meinen Vater. Er hatte Glück und er ist wie- nicht gegeben. Soldaten bei uns gesagt, wenn sie stirbt, soll ich ihr den Brief mit ins Grab da wurde viel geturnt und gewandert. Ich war damals viele Strafen damals. Eigentlich hatten wir die ganz der heimgekommen nach dem Krieg. Über die Kriegs- gelebt. Solche, die Hast du nach der Schule zuhause mitarbeiten müs- legen. Mein Bruder ist mit 20 Jahren gestorben. Mein zehn Jahre alt. Maschinendreschen in Reichersberg 1951 normalen Fächer, so wie in der Hauptschule auch, nur Also, das war eine ganz neue Schule, als du zur Schu- zeit hat er aber nie geredet. (Foto: Fam. Schlegel) von der Front zu- Mann ist mit 19 Jahren in die Gefangenschaft gekom- in der Hauptschule hätten wir noch Englisch und Ge- le gekommen bist, oder? sen? Ich bin sonst mit meiner Familie nirgends hingekom- rückgekommen men. Er war ein ganzes Jahr gefangen. Wir waren noch ometrisch Zeichnen gehabt, das war in der Volksschule Und wo haben deine Eltern gearbeitet? men, weil wir kein Auto hatten. Wir sind in Reichers- sind. Sie sind in Häuser einquartiert worden, jeder mus- Ja, die war neu. Die alte Schule war noch beim Loder Ja sicher, ein Jahr habe ich zuhause mitgearbeitet. Dann nicht verheiratet, aber ich kannte ihn schon. Meine vier nicht der Fall. berg im Winter oft Schi gefahren, mein Bruder hatte ste jemanden aufnehmen. Und einer hat gesagt: „Wir hinten. war ich drei Jahre in Obernberg, im Krankenhaus in der Brüder haben in den Krieg einrücken müssen, sie waren Mein Vater war Knecht beim Jodlbauer und die Mutter schon richtige Schier und ich habe sie mir manchmal brauchen keine Angst zu haben, wenn die Amerikaner Küche. Meine Schwester Gerti wurde schwanger und alle an der Front. Mein Vater hat immer sofort, wenn Haben euch die Lehrer auch manchmal geschlagen? war Dirn. ausgeliehen. Meine Mutter hat es ihm dann verraten, kommen, denn unser Chef übernimmt das Kommando Wie bist du zur Schule gekommen? Gab es einen blieb dann drei Jahre daheim. Danach musste ich wie- wir die Zeitung bekamen, geschaut und uns gesagt, an dann hat er die Schier versteckt, weil das für Mädchen und er schaut, dass uns nichts passiert.“ Die Amerika- Zu unserer Zeit hat sich das schon eher aufgehört, aber Bus? Ihr habt am Anfang aber noch nicht da gewohnt? der zuhause mitarbeiten. welcher Front es für meine Brüder gefährlich, oder rela- nicht passt, wenn sie Schi gefahren sind. ner wollten in Obernberg die Brücken sprengen, aber vor uns gab es das noch. Wir mussten uns als Strafe tiv gesehen, weniger gefährlich war. Hast du eine Lehre gemacht? dieser Chef hat das verhindert2. Und mit diesem Chef draußen vor die Tür stellen und viel abschreiben, viele Alles ist zu Fuß gegangen früher. Sogar die von Maas- Nein, vorher wohnten wir beim Jodlbauer, dann sind Hat es früher Schokolade und andere Süßigkeiten sind wir immer in Verbindung geblieben. Wir haben Sätze, 100-mal dasselbe schreiben, das war keine Sel- bach sind zu Fuß gegangen und die haben vier Kilome- wir zum Hochaspöck Haus gekommen und 1965 bau- Nein, ich habe in Obernberg nur das Kochen gelernt. Sind deine Brüder manchmal nach Hause gekom- gegeben? ihn mit dem Motorrad in Deutschland, genauer gesagt tenheit. Die Lehrer damals waren streng. Da hast du ter bis zur Schule gehabt. ten wir unser eigenes Haus. Da, wo jetzt unser Haus men? in Weiden, oft besucht, wir haben Briefe geschrieben, dir nichts erlauben dürfen. Für jede Klasse gab es nur steht, war es überall Wiese, das war dann das erste Haus. Ausgestorben: der Viertelanschluss in Österreich Ihr habt doch einen Bauernhof gehabt? Ja, hat es. Wir haben Schokolade von unserer Taufpa- Hast du neben der Schule auch daheim mitarbeiten (Foto: Telekom / Wikipedia) Ja, sie sind im Urlaub immer nach Hause gekom- doch der lebt nicht mehr, das haben mir seine Angehö- einen Lehrer. Es war eine erste Klasse, eine zweite Klasse Ich bin mit etwa sechs Jahren nach Antiesenhofen ge- tin bekommen, weil sie keine eigenen Kinder hatte. Zu müssen? Naja, es war kein richtiger Bauernhof, es war eher ein men, aber sie haben nichts vom Krieg erzählt. rigen geschrieben. Später haben wir das Motorrad ver- und dritte gemeinsam und es war die vierte und fünfte kommen und habe die Volksschule angefangen. Vorher Allerheiligen hat sie uns immer einen Spitz (=Striezel) war ich bei einer Ziehmutter und mit ca. zwei Jahren Hat es Unterschiede zwischen den Menschen gege- Sacherl. Wir hatten fünf Kühe und drei junge Stiere. Sie sind mit 16 bzw. 17 Jahren zum Militär gekommen. kauft, da wir Haus gebaut haben. Dann kauften wir uns Klasse gemeinsam. Die großen Kinder in der sechsten Ja, ich habe immer arbeiten müssen. Ich bin viel bei den geschenkt. bin ich nach Gurten zu meiner Großmutter gekom- ben? Zwischen Arm und Reich? Leider hatten wir keine Pferde und spannten daher Mein Mann hat mir erzählt, als er in Frankreich in Ge- einen VW, da wir ihn zum Transportieren brauchten. bis zur achten Klasse waren auch beisammen. Es wa- Bauern gewesen und habe bei den Bauern mithelfen men. Ich war als Kind nicht bei meiner Mutter. Kühe ein. Erst als der Hof übernommen wurde, beka- fangenschaft war, mussten die Amerikaner sie beschüt- Habt ihr Erstkommunion und Firmung gefeiert? ren immer sehr große Klassen, 50-55 Kinder. Da waren müssen, in den Ferien auch und auch nach der Schule. In erster Linie waren es die großen Bauern, die wirklich men wir einen Traktor. Wir waren sechs Kinder. Ich war zen, denn sonst hätten die Franzosen sie angegriffen Dann waren wir schnell allein, mein Mann ist bei die Lehrer gefordert. Hausübungen hatten wir damals, Aber nur fürs Essen, sonst hat es kein Geld gegeben. Und wo hat die Ziehmutter gewohnt? was gehabt haben. Das waren nur einige wenige. Und die Jüngste, die Älteren mussten in den Krieg ziehen. und verletzt. Meine Mutter hat sich immer sehr um ihre Ja sicher, ich hatte mit acht Jahren meine Erstkommu- einem Zugunfall tödlich verunglückt. Er wollte mir soweit ich mich noch erinnern kann, weniger, das war Das mit dem Essen war immer ein bisschen knapp. die Skifabrik Hagan hat es gegeben. Die Besitzer waren Ich habe alleine zu Hause bleiben müssen, weil die an- Kinder gesorgt und sie hatte immer Angst um sie. Die nion in Reichersberg. Ich wurde in Passau gefirmt, dort meine Schuhe vom Schuster holen, an meinem Ge- damals nicht so wie heute. Es gab damals Strafaufgaben, Wurst und Fleisch hat es bei uns fast nie gegeben. Es In Antiesenhofen. Ja, sie hat mehrere Kinder so wie auch reich. deren weg geheiratet haben oder in den Krieg zogen. Probleme, die ihr heutzutage habt, sind nichts gegen die bin ich mit dem Zug hingefahren. Es war lustig und burtstag. Dann habe ich auf meine Kinder alleine aber Hausübungen fast gar nicht. Das haben wir damals gab Milchprodukte und Sachen, die man heute nicht mich gehabt. von früher. aufregend, denn wer kam in dieser Zeit schon so weit schauen müssen. Ja, es war nicht einfach. Monika war alles in der Schule gemacht. Und vorne ist eine Tafel mehr oft isst, etwa Reisauflauf, Krautsuppen oder Kar- Was war früher anders vom Lebensstandard her? Wie viele Geschwister leben noch und wie ist es ih- weg? Meine Taufpatin hat mir einen teuren Mantel neun und Hansi elf. Marianne war schon verheiratet. toffelsuppen. Als ich die Schule angefangen Und wieso warst du nicht bei deiner Mutter? nen ergangen? Sind viele Männer wieder nach Hause gekommen? aus Wien geschenkt. Den Stoff habe ich dann zu einer Das kann man nicht vergleichen, früher hatte man Schneiderin in Reichersberg gebracht. habe, waren wir einklassig und da haben Niemand mehr, ich bin die Letzte von uns sechs. Ich Naja, es sind viele Männer ausgeblieben. Auch mein wir noch Bänke gehabt, wo wir zu acht wa- Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich wegen Zeitmangel. nichts. Es hat auch kein Telefon gegeben. Wir haben Sie hat viel arbeiten müssen. das erste 1982 bekommen. Das war noch eines mit habe nur noch meine Neffen und Nichten als meine Bruder, der den Hof bekommen hätte. Man bekam ein Was waren deine Eltern von Beruf? ren in einer Reihe. Wir haben damals auf Verwandten. Foto, wo viele Kreuze standen. Dort wurden sie begraben. Die drei fleißigen Schülerinnen Wählscheibe. Ein Wählscheibentelefon. Radio hatten haben auch mit Redhammer Maria kleine Schiefertafeln geschrieben. Es waren Wie war das mit der Kirche? Seid ihr jede Woche in Sie waren Landwirte. Mein Vater war bei einem Bau- so kleine Tafeln wie die Tablets heutzutage. wir schon seit 1952. Im Jahr 1954 gab es den ersten ern, beim „Gaderer“. Der war sein Taufpate und da war gesprochen. Dass man so wie Maria die Kirche gegangen? Kühlschrank. Es gab auch nicht so einen guten Kaffee die weite Welt sehen will, können sie Haben dann die Frauen zu Hause mit den Kindern er dann, bis er geheiratet hat. Mein Vater ist, wenn er sehr gut verstehen! Was hast du nach der Schulzeit gemacht? Ja, wir haben jede Woche in die Kirche gehen müssen. wie heute, die Bohnen waren damals noch etwas Be- den Bauernhof gemacht? ausging, immer über den Inn nach Deutschland ge- Hast du zu arbeiten begonnen? Im Dezember sind wir jeden Tag in die Kirche gegan- sonderes. schwommen. Dort traf er sich mit Freunden, die ein Andra Pisaltu, Anna Hochas- Ja sicher, die Frauen haben alles gemacht mit den Kin- trockenes Gewand für ihn hatten. Er hat immer erzählt, Nach der Schule habe ich eine Lehre begon- gen. Wir waren sehr gläubig. pöck und Emma Lißl kennen dern, da haben wir viel gearbeitet. Wir haben das Gras nen, eine Mechaniker Lehre bei der Firma Highspeedinternet aber keinen dass sie unterwegs waren. Habt ihr früher Haustiere gehabt? Viertelanschluss. mit der Sense geschnitten. Wir habe alles mit den Hän- Reisegger. den gemacht. Wir haben aber immer was zu essen ge- Wann habt ihr geheiratet? 1 Hier sind vermutlich die vielen Flüchtlinge gemeint, die ab 1944 verstärkt Nein, wir nicht, aber wir haben ja beim Jodlbauer ge- habt, in Reichersberg ist nie jemand betteln gegangen. Hast du die Kriegszeit noch miterlebt? 1949 haben wir geheiratet und 1948 wurde meine nach Obernberg drängten. Anm. wohnt und die haben das alles gehabt: Kühe, Schweine, Aber aus Obernberg sind viele gekommen und haben 2 Hier vermischen sich offenbar zwei Erinnerungsfragmente. Das Stauwerk, gebettelt1. Sie sind so froh gewesen, wenn man ihnen Tochter Marianne geboren. Ich bin am 7. Jänner 18 ge- welches hier gemeint ist, wurde nicht gesprengt und so etwas war auch von den Eigentlich weniger. Ich erinnere mich noch Landwirtschaft, eine Mühle, Transportunternehmen . Erdäpfel gegeben hat worden und am 19. Jänner ist meine Tochter geboren. US Truppen nicht vorgesehen. Die damals lancierte Geschichte wirkt aber nach, an die Besatzungszeit mit den Amerikanern. oder ein Sägewerk. Die haben das alles gehabt. Auch wir finden sie in den Erinnerungen häufig. Anm. schon Traktoren und LKW. Einige der Schüler der Volksschule Antiesenhofen 1949/50. (Foto: SCR Antiesenhofen) Seinerzeit sind wir noch Schlitten gefahren Reichersberg, Hofmark, 1930 (Foto: Fam. Schlegel) Wie war das früher mit Weihnachten und Ostern? Nachdem wir geheiratet haben, sind wir jedes Jahr

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uns meine Mutter zum „Krämer“ geschickt hat um drei regnerischen Tag raus und musste Gras mähen. Dann Von Lebensmittelmarken und Panzern, dag Germ und da ist alles in Sackerl eingefüllt worden hab ich da gemäht und sie sind gekommen - aber es Gertraud Lang und ihr weiter Blick und auf einer Waage abgewogen geworden. Da hatten waren ja lauter „Neger“ und wir haben uns gefürchtet. wir die Lebensmittelkarten wie Fleischkarten, Brotkar- Die sind ja ganz wild gewesen auf die weißen Mädchen die in Katzenberger Wiesen stehen. ten usw. Die Karten haben wir immer monatlich be- und eine junge Bäurin in Pirath, die war hochschwan- in die Vergangenheit Obernbergs kommen und die Krammerin hat dann die gewissen ger und die haben sie vergewaltigt, aber mit denen sind Kannst du uns etwas über das Leben früher sagen? Markerl runtergeschnitten. Eier haben wir keine ge- sie gleich „abgefahren“. on den alten Obernbergern leben nicht mehr viele. Katharina Meindl (Mädchenname: kauft, weil wir selber ein paar Hühner gehabt haben. Es gibt Menschen, die haben besondes Ich wurde 1929 in Ranshofen geboren- mit zwei Jahren Meilenz) ist 1929 geboren. Sie ver- Und da ist immer eine aus Katzenberg gekommen, die Habt ihr eure Häuser auch verdunkeln müssen? VIch kann mich noch an einen Bürgermeister er- 1 viel zu erzählen. Gertraud Lang, kam ich dann nach Katzenberg. Ich verbrachte mein ist mit einem Radfahranhänger gefahren und die hat die innern und der hat „Pfliegl“ geheißen. Und der war brachte ihre Kindheit in Katzenberg Ja, das haben wir auch machen müssen bei der Nacht, geboren 1924, ist so eine Person. Ihr Leben bis zu den 50er Jahren in Katzenberg und bin Eier eingesammelt. Die eingesammelten Eier musste sie zugleich auch ein Fabrikant, weil er damals die ganzen und erinnert sich an diese Zeit in Kirch- da hat es so ein schwarzes Verdunklungspapier gegeben Blick geht fast bis zur Gründung der in Kirchdorf in die Schule gegangen. Ich bin nur in wiegen. Nach dem Gewicht hat man dann das Geld be- Farben in der Monarchie und in Russland, erzeugt hat. dorf und Mühlheim. und da haben wir selber so Rahmen machen müssen Standen nach dem Krieg auch in Kirchdorf herum: Sherman Panzer Bürgerschule 1921 zurück. Sie kann die Volksschule gegangen und das acht Jahre lang. Wir kommen. Der „Petermayer“ hat das alles geregelt. Dann (Foto: Wikipedia) Mit Wasserkraft beim Gurten Bach unten, hat er das und das so, dass kein Licht raus geschienen hat. Damit, sich an die meisten Lehrer erinnern, haben alles in Kurrentschrift geschrieben. Während des fallen. Einer hat noch einen Brief geschickt (Feldpost), hat es auch Bezugsscheine gegeben, dass wir manchmal betrieben. Und dieses Gebäude steht ja noch. Das hat wenn die Flieger im Tiefflug gekommen sind, uns diese an das Schwimmen in den Altarmen des Inn und an Krieges hat man dann auf die deutsche Schrift umge- wo drin stand „Osten“, weil sie ja sonst nichts schreiben zumindest ein bisschen Gewand bekommen haben. Schloss Katzenberg in einer alten Darstellung (Foto: AK Lindlbauer) haben wir uns den Stoff von den Fallschirmen genom- sich dann der Leitner gekauft. nicht entdecken konnten. Es hat auch keinen Flucht- waghalsige Operationen im Obernberger Kranken- stellt. durften. Also, nur zwei meiner Brüder waren in Russ- Das Geld von den Eiern hatten wir auch noch. So war men und uns Blusen machen lassen. Sonst hat es nichts keller oder so etwas gegeben, wo wir vor den Angriffen GS-Team: In Obernberg, war da etwas im 34-er Jahr, haus! Sie lesen hier die gekürzte Fassung zweier langer land, der andere war in Berlin im Hitlerbunker. Sie wa- es unterm Krieg. Wir mussten alles abliefern. im Kasten frische, weiße Leintücher aufgerichtet. Und gegeben. Ja, das ganze „Kobel-Holz“ ist abgebrannt. Ja, Gespräche, die unser Team Geschichte mit Frau Lang Was kannst du über deine Lehrer sagen? ren aber alle gewöhnliche Soldaten. Mein Stiefvater ist sicher gewesen wären, das war nur in den Städten. In den Aufwand, den wir früher gehabt haben, verglichen sind dort welche verhaftet worden, Schutzbündler? die Amis waren so „gschert“ und haben die Wäsche aus- Katzenberg ist auch nie eine Bombe gefallen, da war und ihrer Tochter, Elisabeth Kutschera, führte. auch eingezogen worden zum Volkssturm. Da haben sie Wie hat es mit Bomben in eurer Gegend ausgese- einandergerissen, sind auf die Wiese rausgegangen und mit heute… Wir haben einen Oberlehrer gehabt, der aber nur die nur der Flieger, der da ins Schloss reingeflogen ist. Verhaftet? Sind laufend welche worden. Es sind meistens gegen Kriegsende noch alle alten Männer eingezogen. hen? sind dort dann aufs Klo gegangen und mit den Leintü- höheren Jahrgänge unterrichtet hat,1 und der Herr die verhaftet worden, wo sie halt gemeint haben, dass Jeder hat eine Nachricht zur Einberufung bekommen, chern haben sie sich dann abgewischt. Das waren alles Was meinst du mit Aufwand? mal kurzfristig ein Chirurg da, irgendwie durch Kriegs- Zahrer hatte die unteren Stufen, die bis zu dem vierten Bei dem Schloss in Katzenberg, wo der Stall war (weiß Angriffe oder so hat es durch die Amerikaner nicht die was gemacht haben. Es sind viele über Obernberg so auch mein Stiefvater, aber als der einsteigen wollte in neue Leintücher. Ja, so haben die gehaust. wirren, der war ein richtiger Chirurg, da haben sie dann Schuljahr ging, unterrichtet. Danach sind wir zum nicht mehr, ob der noch steht), ist von Katzenbergleiten gegeben? Ja, halt nach dem Krieg hast du nirgends bei einem nach Deutschland geflüchtet, weil nach dem 33er Jahr den Zug, ist er umgefallen und war tot. auch größere Operationen gemacht. Der Dr. Plunger, Oberlehrer gekommen, zum Herrn Holzinger. Es gab ein Flieger gekommen und der ist unter das Gebäude Wirt oder so essen können. Nach dem Krieg sind nur war dort schon der Hitler. Aber das waren dann schon Wie waren die Winter früher? Sie sind halt mit den Panzern und mit den Jeeps ge- der Großvater des heutigen Doktors, der hat das auch auch keinen Direktor, sondern nur den Schulrat. Wir hineingeflogen, weil das höher oben gestanden ist. Es die großen Bauern ins Gasthaus gegangen, weil die ja Illegale, die dann sehr gute Begünstigungen gehabt ha- Was hast du nach der Volksschul-Oberstufe ge- kommen. Die Panzer sind auch überall in den Wiesen mehr in Schwung gebracht, der hat gleich in der Nach- waren ca. 30 Kinder in der Klasse. Die Schulbänke wa- sind viele Leute gekommen und haben geschaut und es Geld hatten. Als ich dann meinen Mann kennengelernt ben, als dann bei uns der Anschluss war. Als dann der macht? Sie waren viel härter und es gab viel mehr Schnee. Mit rumgestanden, da war alles zugestellt, aber die sind alle kriegszeit, Anfang der 20er Jahre, angefangen in Obern- ren rechts und links und in der Mitte war ein Gang, wo ist auch niemand rausgekommen und es hat nur eine habe, habe ich mein Haus in Katzenberg verkauft und Krieg war, sind einige sogar gleich in den Offiziersrang den ganz normalen Schaufeln haben alle Leute auch in auf einmal weg gewesen und eine meiner Freundinnen berg als praktischer Arzt. Er ist von Linz herauf gekom- der Lehrer war und die Buben und die Mädchen wa- Im 43er Jahr habe ich bei dem „Simandl Bauer“, der Stelle gegeben, wo es ein bisschen geraucht hat. bin mit meinem Mann nach Mühlheim gezogen. Wir gekommen, ohne Ausbildung, wie es das österreichische Mühlheim die Straßen ausgeschert. Hier, wo wir jetzt ist reingekrochen, weil sie wissen wollte, was sie da drin men. ren auch getrennt, aber in einem Raum. Oberstufe und dort, wo du nach Katzenberg hinauffährst, auf der haben auch kein neues Haus bauen müssen. Bundesheer gehabt hat. sind, ist es ein bisschen höher gelegen, und hier hat es hatten und dann fällt der Deckel zu. Und der „Hof- Unterstufe waren auch nicht in dem selben Gebäude. linken Seite mal kommt, zum Arbeiten angefangen. Wer war der Ortsgruppenleiter? alles zugeschneit. Es hat keinen Schneepflug gegeben mann“ von Katzenberg hat es rumpeln gehört und hat GS-Team: Da war doch auch ein Krankenhaus in GS-Team: Er hat also als praktischer Arzt operiert? Die Volksschule-Unterstufe war dort, wo die heutige Dort diente ich mein Pflichtjahr ab und das musste je- und der Doktor Schik, der ist damals noch von Altheim der machen während des Krieges. Ich war am Hof das In Katzenberg war es der Pfeifer, und der ist bei dann den Panzer geöffnet. Obernberg? Volksschule in Kirchdorf steht und die Oberstufe dort, mit dem Ross gefahren. Mikkel Jakobsen, Lukas Rinortner Sicher! In den 50er Jahren hat das dann sein Sohn, der Pflichtjahr-Mädchen und musste somit alle anfallenden Kriegsende um drei in der Früh durch Katzenberg ge- wo der Friedhof jetzt ist. rannt und hat allen gesagt, dass sie einen Rechenstab Habt ihr etwas von den Bombenangriffen gehört? und Feuchtinger Lorenz kennen die Es ist operiert worden, noch Jahrzehnte nach dem Krieg, in meinem Alter war, weitergeführt und jetzt hat der Arbeiten machen, etwa ausmisten, aber nicht bei den Hat es zu dieser Zeit die Firma Wiehag schon gege- Sherman Panzer nur aus Bildern. Leute sind gepflegt geworden. Das kann man sich gar Enkel die Ordination, jetzt hat es die dritte Generation. Was kannst du zu deiner Familie sagen? Pferden, sondern nur bei den Schweinen und Kühen. nehmen und ein weißes Leintuch rundherum wickeln ben? sollen, um damit zu zeigen, dass wir uns ergeben. Die So eigentlich nicht, aber wenn sie im Tiefflug gekom- nicht mehr vorstellen heute. Aber es war eben damals während des 2. Weltkrieges, Füttern musste ich auch. Ich habe auch am Hof ge- men sind, und dann immer tiefer geflogen sind und da haben auch andere Ärzte operiert, da war gleich nach Ich habe drei Amis sind gekommen mit so vielen Panzern, aber auch wohnt und verpflegt bin ich auch worden. Dann bin Ja sicher, mein Bruder, der 1910 geboren ist, hat damals dann wenn sie München und die anderen großen GS-Team: Wie viele Ärzte waren dort? dem Krieg ein Militärarzt da. Der ist immer sehr schnell Brüder geha- Fliegern und es waren lauter Neger, wirklich lauter Ne- ich zu der Schlossgärtnerei Katzenberg gekommen. schon beim „Wiesner“ gearbeitet, bis er eingezogen Städte bombardiert hatten, dann hat man es so rich- mit den Jeeps herumgefahren und hat aber alles, was er bt, eine Mutter ger. wurde. tig gehört. Dann haben sie auch das „Kobel-Holz“ in Der Dr. Plunger! vor die Füße bekommen hat, operiert. Ganz alleine! und einen Va- Wann hast du deinen Mann kennengelernt und wo? 1 Das war Alois Holzer – eine faszinierende Lehrerpersönlichkeit. Vergleiche Wie haben sie euch behandelt? Wie war der Wiederaufbau nach dem Krieg bei der Nähe abgebrannt. Später, als alles abgewaschen war, dazu den Beitrag zur Schulgeschichte von Kirchdorf. Anm. ter, aber mein 2 In Ranshofen wurde früher Aluminium verhütet. In den glühend heißen Hal- Kutschera: Und der Dr. Koller, aber operiert hat der GS-Team: Ein deutscher Arzt? Im 48er-Jahr, am ersten Mai in Kirchdorf beim Mai- euch? Vater ist an Da hat es auch viele verschiedene Leute gegeben. Mein len war man ohne richtiger Schutzkleidung eine ganze Schicht – es gab wech- Doktor Plunger im Krankenhaus. Und dann war ein- baumaufstellen, weil da sind die Mühlheimer immer selseitig auch Nacht- und Frühschichten – den giftigen Dämpfen ausgesetzt. Magenkrebs ge- älterer Bruder, der war verheiratet, und seine Frau hatte Nein, ein Amerikaner. Das war so ein „Mulat- storben, als ich runter gekommen zum Tanzen und da habe ich meinen Hier bei uns ist nichts bombardiert worden, aber Anm. te“, der „Espenose“, der hat alles, alles was ir- zwei Jahre alt Mann kennengelernt. Bei der Feier habe ich ihn kennen in der Au haben sie eine Bombe abgeworfen und gendwie ging, operiert. Wir haben oft gesagt: war, also habe gelernt. Mein Mann war auch im Krieg, aber schon be- da hat es ihnen beim Stall die Mauer abgetragen „Um Gottes Willen! Der traut sich etwas.“ Ich ich ihn nicht vor wir uns kennengelernt haben. Er ist aber auch erst mit dem Stoß, den die Bombe verursacht hat. habe ihn noch gut in Erinnerung. Von den jun- mehr gekannt. später zurückgekommen, denn er war in amerikanischer Alle Häuser sind aber ganz geblieben, aber ein gen Damen in Obernberg hat keine mehr einen Dann hatte ich Gefangenschaft (in Amerika). Ihm ist es in Amerika gut paar Sprünge haben sie bekommen. Blinddarm gehabt. Keine mehr, alle haben auf einen Stiefvater. gegangen. Er wollte sogar auswandern, wenn ihm sein Und ihr seid von den Amis befreit worden? einmal einen Blinddarmvorfall gehabt. Gott sei Alle meine Brü- Vater das Geld gegeben hätte, aber wer hatte zu dieser Dank ich nicht! (lacht) der sind älter Zeit so viel Geld? Danach war er beim „Michelbauer“ Ja, wir sind von den Amis befreit worden, aber als ich, einer ist als Knecht. Da blieb er bis zu unserer Hochzeit. Dann wie lange sie geblieben sind, das kann ich gar (Frau Lang zeigt ein Foto.) Das war das Ge- 1910 geboren, ist er nach Ranshofen gegangen, aber das hat er nicht schäft von meinen Schwiegereltern. Die haben 2 nicht sagen. Aber wir haben nach dem Krieg einer 1925 und gepackt im Ofenhaus , weil das war sehr stark für ihn keine Sachen gehabt, und die haben so viele alles gehabt in deren Geschäft, das war beim Tor einer 1927. Alle und dann hat es ihn beim Magen gepackt. Sachen mitgehabt und sie sind Tag und Nacht hinaus. Das war eines von den vielen Kaufge- meine Brüder schäften. Lang hat es geheißen. Von dort hätten Wie ist es dir im Krieg gegangen? durch Katzenberg gefahren, weil da eine Haupt- mussten in den straße war- oder wie wir gesagt haben - Land- wir viele Fotos. Mein Schwiegervater ist genau Krieg einziehen fertig geworden mit der Schule für Schiffbau Das haben wir gar nicht so gespürt, weil wir ja so jung straße. Kaffee und Schokolade haben sie auch Ansicht Kirchdorfs aus der Luft, 1936 und sind dort in Pula, als der Erste Weltkrieg ausgebrochen waren. Ich kann mich halt noch an das erinnern, dass Die Innregion hatte in den 40er Jahren Unmengen an Schnee - hier eine Ansicht auf mitgehabt. Und da bin ich einmal an einem Weihnachten bei der Familie Lang 1931. (Foto: Lang) (Foto: SCR Kirchdorf) auch alle ge- Obernberg. (Foto: Sommerbauer) ist. Dann kam er heim, seine Karriere war zu 148 149 150 151 Ende, und er hat dann eben ein Geschäft übernehmen Das war ja alles selbstverständlich, weil es hat ihn nie- Ich sage es euch, der Kastenhuber hat bis zum Ende sei- müssen. Sie haben zwei Geschäfte zu Hause in Öster- mand gefragt. Dann hat ihn eben die Polizei doch mal nes Lebens die Erinnerungen von Obernberg, von sei- reich gehabt und das wollte er nicht unbedingt machen, gefragt, wo er seinen Führerschein hat, ob er ihn nicht ner Schulzeit, die er hier verbracht hat, nicht aus dem aber die Fotographie schon, darum haben wir ja so viele mithat. „Ich habe ja gar keinen,“ hat er geantwortet. Kopf gebracht. Er hat gesagt, solche Schüler hat er nie Fotos. Er hat so eine Limousine gehabt, wo acht Leute Platz wieder gehabt. Er ist von Bad Ischl gekommen, dort GS-Team: Hat er das Fotographieren professionell gehabt haben und noch ein paar Kinder dazu. war er tätig und er war als Deutschlehrer sehr gut. Und betrieben? er hat gesagt, die Kinder sind in Obernberg so anhäng- (Frau Lang zeigt ein Foto von Kindern vor einer Sprung- lich. Wir haben ihn gerne gehabt, weil wir hatten vorher Tochter: Ja sicher, der hat für das Stift Reichersberg, schanze in Obernberg.) immer viel strengere Lehrer gehabt als er es war. Und den ersten Bildband vom Stift gemacht, zum Beispiel. der Kastenhuber ist zu jedem Klassentreffen, das ich mit Ja professionell, die Leute haben bei ihm entwickeln las- Da haben wir Kinder uns die Schischanze selbst gebaut, meiner Klasse gehabt habe, gekommen. Vorher hatten sen, er hat sich Foto Lang genannt. Das war ein Kauf da war ein Lehrer, der hat Nowotny geheißen. Der No- wir den Lehrer Heger, der war immer so streng. Und wotny Rudolf, der war als junger Lehrer da, hat dann der Nachfolger von ihm war der Kastenhuber. Der war - & Fotographie Geschäft. Meine Großmutter hat eben Die Obernberger Autobuslinie (Foto: Lang) das Geschäft geführt und er hat die Fotographien ge- einmal während der Hitler-Zeit im Linzer Landesthea- so ein guter Mensch, das kann man gar nicht in Worte macht. NSDAP angehangen ist). Der Ortsgruppenleiter war ter als Tenor gesungen. Er ist nach dem 2. Weltkrieg fassen. Wir haben oft gesagt, das gibt es gar nicht, dass anfangs, als erster, der Streisslberger, der war damals wieder zurück nach Obernberg gekommen und dieser uns der nicht schimpft! Die Leute, die schon selber fotographiert haben, hat er noch nicht verheiratet und der war aber auch einer der Lehrer war mit uns sehr gut befreundet und meine äl- beraten und die Negative hat er dann vergrößert. Er ersten Soldaten, die gefallen sind, dem hat ein Geschäft teren Brüder wurden von ihm sogar noch unterrichtet, Der Direktor Etz, war das auch ein Lehrer von Ih- Spaß am Inn 1940 (Foto: Sommerbauer) hatte damals im Geschäft auch Fotoapparate zum Ver- gehört. Und dann nach ihm war es der Höllinger. Der meine Brüder haben ihn in Werken gehabt! Das hier nen? mit dem Skispringen, das war einfach eine Attraktion, kauf gehabt, und wenn er wieder etwas zum Ausprobie- Höllinger war bei der Sparkasse Kassier, sein Vater war hat. Er hat auch besonders gut Regie führen können. ren gehabt hat, sind die Leute gekommen. Und das hier bei Gericht. Die drei Kinder vom Höllinger Franz ha- das war beim Garmisch-Berg, dort beim Reisegger, das Der Direktor Etz, der ist als ganz junger Lehrer nach war ein Plateau, da haben die Kinder noch alles selbst In Obernberg haben sie einmal eine goldene Operette dem ersten Weltkrieg nach Obernberg gekommen, da haben sie damals in der Auslage gehabt, im Geschäft ben dann studiert, der eine ist im Ministerium gleich gezeigt, und da war eine Sängerin hier, die war schon 3 gebaut, das war noch mit dem Nowotny. Da wur- hat es noch keine Bürgerschule oder dergleichen gege- vom Schwiegervater, und wir sind als Kinder ganz ver- neben der Firnberg gewesen, die dann nach dem Krieg pensioniert - das wären besonders interessante Bilder! Der Schülerchor 1949 - sitzend in der Mitte Irmgard Mazoch (Foto: SCR HS Obernberg) Ministerin war. Nach dem Höllinger war es der Dr. Mo- de dann mit Lautsprechern ein künstliches Publikum ben. Er war einer der Leute, die die Bürgerschule ge- rückt gewesen und haben uns das angesehen, weil der Wie die Schule damals immer so Operettenaufführun- wohl er schon Lehrer und dann schon verheiratet war, (Frau Langs Tochter spricht weiter.) Die sind oft schon 2 har, weil der andere hat auch einrücken müssen. Der erzeugt. Sie werden es mir nicht glauben, was wir für gründet haben. Als mein Vater das Geschäft gekauft hat, Krampus auf das Geschäft aufgepasst hat . Der Kram- gen gehabt hat! einrücken müssen. Da hat der Buchegger dann gesagt: in der zweiten Klasse aus der Hauptschule gegangen, Apotheker musste nicht, da er damals auch schon äl- Hänge gehabt haben, beim Grauwinkler, gegenüber bei ist er nach Obernberg gekommen. Da sind sie durch pus war in der Auslage von dem Geschäft und hat foto- „Fritz, wenn du nach Hause kommst, dann gründen weil sie vierzehn Jahre alt waren, das war zu meiner ter war. Und daneben war der Wörndle, der war der dem Bauern, ist es auch hinuntergegangen. Aber die Direktor Kastenhuber mit Traudi (Foto: Sommerbauer) das Tor gefahren, und dort neben der Kirche war die graphiert. Und um den Krampus sind Fotos ausgestellt (Frau Lang zeigt ein Foto von Kindern, die im Inn wir ein Streichorchester und du bist wieder bei mir, als Schulzeit auch noch so! Die haben auch oft am Land Bürgermeister. Das waren zwei Freunde, die Familien Attraktion war das, wie dann alle gesprungen sind und Schule und dort ist noch Bürgerschule oben gestanden! gewesen, die vergrößert waren. Für die Volksschule hat schwimmen.) Das war ja alles Au-Gebiet, was immer Lehrer!“ Es war so eine nette Freundschaft und dann ist die fünfte Klasse Volksschule gemacht, dann waren sie er auch fotografiert, die waren dann auch in der Aus- waren befreundet. danach ist mein Bruder, der erst acht Jahre alt war, auch (Frau Kutschera) Aber auf so einen Lastwagen ist meine Das war 1923 und damals hat schon eine Bürgerschule gesprungen. Und das hat eben den Leuten so gefallen, wieder überschwemmt war und dazwischen immer wie- Schulklasse auch noch gefahren! Da haben sie solche bestanden, die dann im Laufe der Jahre zur Hauptschu- sein Sohn gefallen, der auch schon Lehrer war, der war in der dritten Klasse Hauptschule vierzehn und dann lage! Und dort hinten sieht man diesen Mechanismus, der altes Wasser, wie es in Reichersberg noch hinunter- ein 1922er Jahrgang und mein Bruder ist dann auch haben sie aufgehört. (Frau Lang zeigt ein Foto von der Autobuslinie Obern- weil sie gesagt haben, das haben sie noch nie gesehen, Bänke hinauf gestellt…. le geworden ist. den hat er mit dem „Matador“ gemacht. geht. Es gab immer wieder diese Altwasserarme, wo die nicht mehr gekommen. Als der Buchegger dann Inspek- berg-Antiesenhofen.) dass ein Kind, das erst ein Jahr oder zwei in die Schule geht, genauso springt wie die anderen fünfzehn, sech- Kinder auch gefischt haben, wo wir immer schwimmen (Frau Lang) In der Schule waren wir 30 Kinder in ei- tor geworden ist, ist er immer wieder nach Obernberg GS-Team (an die Tochter): Haben Sie die Frau Ma- GS-Team: Damit sich das bewegt hat? (Frau Lang erinnert sich weiter zurück, an den ersten Di- gegangen sind da unten, auch wenn es ein wenig ver- ner Klasse, und trotzdem waren wir die Klasse mit den gekommen, zum ehemaligen Schiffmeisterhaus. Von zoch gehabt? Von der erzählen die Zeitzeugen oft! Der erste Chauffeur von Obern- zehn Jahre alten Jugendlichen. Und so sind wir aufge- rektor der Obernberger Bürgerschule, Herrn Buchegger, sumpft war. Und die Augärten hat es auch gegeben – da wenigsten Schülern. In der Hauptschule war es so, dass diesem Haus hat der Buchegger eine Tochter geheiratet. berg hat schon die Leute vor dem wachsen in dieser Zeit, rundherum solche Hügel! Bei der später Bezirksschulinspektor in Braunau wurde.) Ja, das hat ja fotografiert, in diesem wurde allerhand angebaut! Die Augärten waren überall die Kinder von auswärts damals ein Schulgeld zahlen Und dann haben wir als Lehrer noch den Herrn Böhm Ich habe in der Schule kein Problem in Englisch bzw. ersten Weltkrieg und die ganze allen Bergen sind wir hinuntergefahren, beim Schlit- Krampus war eine richtige Fotoka- bekannt! mussten. Und es mussten die Bücher bezahlt werden. gehabt. Der Böhm! Der war auch in der Obernberger mit ihr gehabt! Die Obernberger Hauptschule hat zu Zeit, bis die Amerikaner gekom- tenfahren. Oft sind sogar manche Und als dann mein Bruder die Lehrerausbildung gehabt mera. Das konnten sich viele nicht oder halt ganz schwer lei- Hauptschule, bis er eingerückt ist, aber er ist wieder meiner Zeit einen so guten Ruf gehabt, dass in meiner men sind, chauffiert. Der hat aber bis in den Inn hineingefahren. Zum hat, hat der Buchegger meinen Bruder als Deutschleh- (Frau Lang zeigt ein Foto von Kin- sten. Mit mir sind ein paar solche Kinder zur Schule nach Hause gekommen. Er ist dann in Raab Direktor Klasse, wir waren 21 Schüler/innen in der vierten Klas- gar keinen Führerschein gehabt Glück war damals noch der Inn ge- rer gebraucht, in Braunau. Naja, mittlerweile ist der (Frau Kutschera zeigt ein Foto von dern, die einen Ausflug machen.) gegangen. Das war die Klasse vom Herrn Direktor, die- geworden, aber da sind wir schon bald bei seinem Be- se Hauptschule, 18 weiter in die Schule gegangen sind! (lacht). Der hat nie einen Füh- froren. Aber es sind oft auch welche se Klasse hat er geführt, da hat er sehr viel Wert darauf- Krieg gekommen, mein Bruder hat dann eben, ob- der Familie.) gräbnis gewesen, der ist nämlich nicht alt geworden, Die Buben meistens in eine HTL. Zu unserer Zeit wa- rerschein gehabt und hat aber in das Wasser hineingefahren mit gelegt, dass diese Klasse gut aussteigt. Er hat sich sehr Wenn sie einen Ausflug gemacht aber das war ein einmalig guter Mathematiklehrer. Das ren ja so viele Kinder, da hat es ja noch das Schülerheim den Leuten, die damals schon so zu viel Geschwindigkeit (lacht). Ist bemüht und war deshalb auch sehr streng! Wir haben Das ist meine Großtante, das ist haben und weiter weggefahren sind, war ein ganz ein guter Lehrer, den haben wir vier Jahre gegeben. Viele waren aus St. Marienkirchen und aus interessiert waren an Autos und eh immer das gleiche gewesen, aber damals schon sehr gute Fachlehrer gehabt. Das hat auch mein Vater und das sind ein paar haben sie zuerst zum Bahnhof ge- gehabt, aber er war länger Lehrer hier in Obernberg! Er Kopfing dabei. Und als wir ein Klassentreffen gehabt Motorrädern, denen hat er etwas dieses Bild habe ich eben auch noch mein Bruder gespürt, der um zehn Jahre älter war als Hausmädchen, die sie gehabt ha- musst nach Antiesenhofen, wenn sie ich. Da hat es nie Probleme gegeben und später ist er war auch bis zum Einrücken noch in Obernberg und haben, da waren wir sechzig Jahre alt, da habe ich zu beigebracht beim Fahren. Aber gefunden! ben, das ist auch mein Großvater, Richtung Passau wollten, dann sind dann auch Lehrer geworden, ist hier in Obernberg in als er nach Hause gekommen ist, er hat schon eine Fa- denen, die von Schärding gekommen sind, gesagt: „Wa- dann haben sie ihn eine Weile das ist meine Großmutter mit ih- sie nach Wernstein, dort hat es da- die Hauptschule gegangen und dann in das Gymnasi- milie hier gehabt, seine Frau war auch Lehrerin, das war rum seid ihr in Obernberg in die Hauptschule gegan- eingesperrt, weil er die ganze Zeit Dort haben wir ein paar Bilder vom rem Hund, mit der „Lady“, so hat mals schon eine Aussichtsplattform um nach Linz. Da gab es später nirgends irgendwelche die Gusti. Es sind ja dann in Obernberg jene Schüler, gen?“ Die hätten nur ein paar Kilometer nach Schär- ohne Führerschein gefahren ist!4 Werkunterricht! der Hund geheißen. Und das hier gegeben. Probleme. Die Schule war gut, hatte aber wenig Geld. die zuerst nur die Pflichtschule hier gemacht haben, ding mit dem Autobus gehabt. Sie haben gesagt: „Weil Danach haben sie ihn eh wieder ist mein Vater, als er läutet, dass die Weil die Schule hat sich zum Teil noch selber erhalten zuerst noch einige Jahre in die Berufsschule gegangen Obernberg so einen guten Ruf gehabt hat!“ Die haben ausgelassen, weil wenn der schon Und der Lehrer Nowotny hat auch müssen, damals. Da haben eben dann die ganzen Ge- Überfuhr kommt! GS-Team: Wir haben in der Schul- und dann erst in die Hauptschule. Das waren meist jene schon vorgehabt, in die HTL zu gehen, da wäre es mit von 1910 bis 1945 die Leute bis in Ried bei allen Aufführungen, in schäfte noch alle die Schule erhalten. chronik gesehen, dass die Schüler Kinder, die vom Land gekommen sind. Die sind ja auch der Schärdinger Hauptschule nicht so gut gegangen! nach Südtirol fährt, kann er kein den 50er Jahren, 60er Jahren und (Das Gespräch dreht sich dann um damals mit einem offenen Wagen oft nur vier Jahre in die Hauptschule gegangen, die sind schlechter Fahrer gewesen sein. Er bei den Oratorien mitgewirkt. Er GS-Team: War bei Ihnen Herr Kastenhuber Direk- einige Bilder und die Frage, wer bis zum Traunstein gefahren sind. Abschlussklasse 1936. Rechts sitzend neben der Tafel Direktor Etz oft schon mit vierzehn Jahren oder früher aus der Schu- (Ein weiteres Foto zeigt den Obernberger Pfarrer) hat uns etwa nach Schloss Orth hat hier in Obernberg eine Schüle- tor? Wie war er so? (Foto: SCR HS Obernberg) von den Leuten in Obernberg der Eine mit einem Matadormotor bewegte Krampus-Schau- Der Sprungsport der 30er Jahre war eine professionelle le gegangen! fensterattraktion! (Foto: Lang) auch zu meiner Hochzeit gebracht. rin gehabt, die auch dort mitgewirkt Angelegenheit! (Foto: Lang) 152 153 154 155

Ach ja, der Pfarrer5, das war ein ganz ein lieber Mensch, hat eben der Direktor und die Dienstboten haben das Heu mit der Wo war dein Vater Bürgermeister? ein guter Mensch, er war ja damals noch Benefiziat und den größten Bereich Vom Analaphabeten zum Filialleiter - Gabel aufgelegt und nach Hause gefahren. danach ist er erst Pfarrer geworden. Er hat in der Haupt- gehabt. Nach dem Und deswegen wurde das Lernen manchmal In Mörschwang. In Mörschwang war schule Religion unterrichtet. Der war so lieb, wenn ich Anschluss haben wir vergessen. er zwölf Jahre Bürgermeister. an das denke. Mein Bruder hat immer erzählt, wenn eine Jugend in Mörschwang dann den Direktor Wir haben beim Hausbau alles selbst der Etz besonders streng war und sie haben kurze Zeit Welchen Beruf hattest du nach der Schul- Kutschera gehabt. Da gemacht, da wurde der ganze Beton darauf Religion gehabt, dann hat er einfach angefan- Erzähle uns von früher! zeit? haben wir vor dem Konrad Schachinger, 1945 geboren, mit der Hand in der Mischmaschi- gen, das Gespräch zu suchen. Bei der Mathematikauf- Unterricht den „Heil- erfuhr eine so schlechte Ausbildung Nach der Schule war ich zu Hause und wie ne gemischt, damals gab es keinen gabe, bei der Kubikwurzel oder bei irgendetwas haben ch wurde am 10. September 1945 in Obernberg am Hitler-Gruß“ einge- in der erste Volksschulklasse, dass er ich dann 15, 16 Jahre war, habe ich die Land- Fertigbeton, die ganzen Ziegel, alles sie Schwierigkeiten gehabt und er hat ihnen dann ge- Inn geboren. Das Krankenhaus in Obernberg gibt es praktisch nicht lesen und schreiben übt, wie er ihn haben I wirtschaftsschule in Lambach besucht. Ich wurde mit der Hand abgeladen. Das holfen, indem er es noch einmal erklärt hat. Er hat es nicht mehr, es war da, wo heute die Musikschule ist. konnte. Wie er es dann doch noch zum wollte. Und da haben habe nicht viel gelernt, nur was ich musste, war sehr viel Arbeit. Auch die Stallar- gleich auf die Tafel geschrieben und er hat immer einen Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und als ich Filialleiter des Lagerhauses Mining gebracht hat, er- wir alle, wir haben oder was mich interessiert hat. Ich war in der beit war sehr viel Handarbeit, nicht so Ausweg gewusst! Und wenn ein gewisser Lehrer sehr ein bisschen älter wurde, wurde ich ein kleiner „Laus- zählt er uns hier. Hitler gar nicht mehr Rechtschreibung schlecht, doch in Mathe- wie heute. Wir haben alles, das ganze streng war, dann ist der Falkensteiner als Religionsleh- aussprechen können, bub“, da ich sehr viele Sachen anstellte. Zum Beispiel wie halt die jungen Kinder auf dem Land so sind, nicht Eine Postkarte aus Mörschwang - Kaiserzeit (Foto: MS Eichsteininger) matik war ich wieder ganz gut. Eigentlich Futter, jeden Tag in der Früh machen rer gekommen, und der hat das einfach so geschlichtet, bei der zweiten Silbe als wir früher noch sehr viele Hühner hatten, habe ich so wie heute. Wir sind in den Wald gegangen, haben habe ich immer recht gute Noten gehabt. müssen, Gras besorgen, Kühe füttern. dass es irgendwie wieder in gewisse Bahnen gekommen laut gelacht. Und er alle weißen Hühner mit einer schwarzen Wagenschmie- ben, Fetztauben (wilde Tauben). Ich bin immer auf den alle Fuchslöcher aufgesucht, die wir gefunden haben, Außer in Deutsch, da war ich eher schlecht. Aber ich Geinberg 1920 (Foto: AK MS Eichsteininger) Die Landwirtschaft war sehr arbeits- ist, weil es oft wirklich kritisch zugegangen ist. ist so wild geworden! re angemalt. Manche sind dann durcheinandergeflogen Taubenmarkt nach Ried gefahren. Der Wirtin in Mör- Rechts stehend Direktor Ernst Kutschera 1941 haben sie mit Lehm zugemacht. Drei Tage darauf ha- bin nie sitzen geblieben und musste keine Klasse wie- intensiv, kaum ist man von der Arbeit (Foto: Sommerbauer) und es sind dort viele schwarz- und weißgefleckte Hüh- schwang habe ich meine Tauben verkauft und wenn ich usw. In den drei Jahren war ich Springer für die Filiallei- Natürlich war es dann derholen. Mit 16 Jahren in der Landwirtschaftsschule im Lagerhaus heimgekommen, ging daheim die Arbeit ner herumgelaufen. Im September 1951 bin ich dann ben wir wieder nachgeschaut, ob wieder offen ist, dann 50 Schilling zusammen hatte, habe ich mir wieder neue ter. Wenn die auf Urlaub oder krank waren, habe ich die Wenn ein Lehrer damals durch die Ufergasse gegangen so laut, dass von der in Lambach habe ich schon den Führerschein gemacht wieder weiter. In der Früh hieß es um fünf Uhr auf- in die 1. Klasse in der Volksschule in Mörschwang ge- haben wir sie wieder zugemacht. Wir haben auch im Tauben gekauft. Mein Vater hat mir eine Taubenstube Filialleiter vertreten. Das ging dann sehr schnell, zuvor ist und wir sind auf der Bank gesessen, wir haben da- Nebenklasse der Lehrer Böhm reingekommen ist. Doch für den Traktor. In Lambach war ich im Internat, das stehen, Stallarbeit, und um halb acht in die Arbeit ins gangen. Die erste Klasse war einklassig, die zweite und Wald Räuber und Gendarm gespielt. Dabei habe ich hergerichtet, wo die Tauben untergebracht waren und war ich aber noch in der Zentrale in Geinberg, dann mals aufstehen müssen und grüßen, sobald ein Lehrer dann sieht er den neuen Direktor dort stehen und uns war sehr streng. Es gab wenig Ausgang, nur dreimal in Lagerhaus, das war Tag für Tag so. dritte wurde in demselben Raum unterrichtet. Am aufs Lernen vergessen und nur das gelernt, was sein dort die junge Tauben zur Welt gebracht haben. in der Filiale in Mauerkirchen, auch in Gurten, Aspach vorbeigegangen ist. Wenn das aber nicht geschehen ist, alle lachen, der hat die Tür schnell wieder zugemacht! der Woche eine Stunde. Wir durften nur alle 14 Tage Anfang waren wir nur zu zweit in der 1. Klasse, aber musste. Aber der Lehrer war sehr streng. Wenn wir die und zuletzt in Mining. Dazwischen auch wieder in dann hat sich so ein Lehrer eventuell bei den Eltern Im Kuhstall habe ich auch mitgeholfen, was mich aber nach Hause fahren. Da hatten wir sämtliche Gegenstän- Ich hab vergessen zu sagen, dass ich in jungen Jahren in dann ist der andere weggezogen, jetzt war ich noch ein Hausübung vergessen haben, mussten wir alles nach der Geinberg. Dann lernte ich in dieser Zeit ein Mädchen beklagt. Das ist dann mit der Zeit besser geworden, nicht gefreut hat. Was mich hingegen interessiert hat, de: Deutsch, Mathematik, wir haben auch ein bisschen Obernberg Fußball gespielt habe. Acht Jahre lang in der oder zwei Monate alleine in der Volksschule. Die vierte, Schule nachholen. Das war aber kein Problem, wenn kennen, das hat Anna Luger geheißen, und wir waren aber das war schon noch bis in die 20er Jahre so. Die waren Maschinen, Traktoren und ein alter Deutz. Mit Englisch gelernt, Botanik, Ackerbau, Viehzucht, Pflan- Kampfmannschaft. Ich war da sehr stark integriert in fünfte, sechste, siebte und achte Klasse wurden am Vor- wir erst um vier nach Hause gegangen sind, wenn die befreundet. Dann ging der Filialleiter in Mining in eine Lehrer haben auch den Kindern Arbeit angeschafft. Im 10 Jahren bin ich im Sommer schon tagelang mit dem zenkunde, Baumkunde, alles. In den Sommerferien war der Fußballmannschaft. Dann bin ich im Winter sehr mittag unterrichtet, die erste, zweite, und dritte Klasse Schule vorbei war. Lungenheilanstalt, er war schon sehr krank, und dort Vormarkt-Gurten hat man einen großen Schulgarten Traktor auf dem Feld gefahren. Auch bin ich „schwarz“ ich zu Hause. gerne Schi gefahren, wir sind alle Jahre im Winter eine am Nachmittag. Wir hatten dort einen alten Schuldi- wurde ich provisorischer Filialleiter. Als er wieder ge- gehabt und dort haben die Lehrer ansetzen können. Da Ich war auch Ministrant in der Kirche. Der Pfarrer war auf der Straße gefahren. Da war es noch nicht so Woche Schi gefahren, etwa in St. Anton, im Pitztal, in rektor, der selber unterrichtete und Alkoholiker war. Ich heilt zurückkam, sah er, dass sich sehr viel geändert hat, hat jeder Lehrer einen gewissen Teil bekommen und da Das Interview wurde vom TEAM ein sehr alter Pfarrer, bei dem hatten wir auch Religi- schlimm mit der Polizei, die geschaut hat, wer da jetzt Nach der Landwirtschaftsschule bin ich zum Bundes- Schladming oder in Südtirol. Wir sind auch Meister- GS geführt. Franz Einböck (Bild wurde immer wieder mal um Most geschickt, mit einer und dadurch war er nicht mehr in der Lage, die Filiale onsstunden. Da mussten wir während des Unterrichtes auf der Straße fährt. Es war ja nur ein einfaches Bau- heer gekommen, nach Salzburg. Grundausbildung schaften gefahren. Ich war mal von 100 Startern Sie- links) führte alleine die äußerst Milchkanne vom Bauern. Dadurch habe ich sehr wenig zu führen. Dadurch wurde ich im Jahre 1971 Filialleiter schwierigen Transkriptionsar- immer die Hände auf die Bank legen und ruhig sitzen, erndorf. Es waren zehn Dienstboten bei uns am Hof, sechs Wochen, da kamen wir die ganze Zeit nicht nach benter in Südtirol. gelernt, weil ich sehr oft spät davon zurückkam. In der in Mining. Die Freundschaft zu meiner Freundin Anna beiten durch! sonst hätte es eine Strafe gegeben. Das war für 6-8 jähri- was ziemlich viel war. Es wurden die Kühe noch mit der Hause. Wir hatten nur die Grundausbildung mit der Ersten konnte ich gerade so meinen Namen schreiben hat sich dann verstärkt und vertieft, und so haben wir 1973 ist mein Vater plötzlich verstorben. Es kam sehr ge Kinder sehr schwierig, ganz ruhig zu sitzen und dem Hand gemolken. Meine Eltern hatten auch sehr viel Ar- Waffe. Nach den sechs Wochen beim Bundesheer bin und ein bisschen lesen. Da mein Vater Bürgermeister auch dann zur gleichen Zeit, wo wir sehr verliebt waren, überraschend. Das war nicht gut für mich, weil mich Pfarrer zuzuhören. Auch Ministranten mussten jeden beit, deswegen haben sie sich nicht darum gekümmert, ich dann zu den Panzern gekommen, da habe ich dann war, hat er sich bemüht, dass der Lehrer ausgetauscht im Jahre 1971 am 31. Mai geheiratet. So bin ich von mein Vater sehr stark beim Hausbau unterstützt hat. Sonntag in die Kirche gehen. Wir wurden sehr katho- ob wir die Hausübung gemacht haben oder nicht. Dazu die Panzerfahrschule gemacht. Ich hatte es eigentlich wurde und in Pension geht. Es war sehr schwierig, aber meinem Elternhaus weggekommen und bin zu ihr nach Ich hatte immer sehr viel Zuspruch von ihm. Meine 1 Max Pfliegl war ein sehr erfolgreicher Fabrikant und Geschäftsmann, dazu lisch erzogen. Jede vierte Woche musste ein Ministrant hatten sie einfach keine Zeit. Sie haben immer nur von sehr schön beim Bundesheer, weil ich immer im Pan- Reichstagsabgeordneter und mehrere Perioden hindurch Obernberger Bürger- mit Verhandlungen haben wir es dann aber doch ge- Hause nach Mühlheim gezogen und hab dort mit ihr Mutter war aber dann sehr aktiv und hat mir immer meister. Anm. jeden Tag um sieben in die Kirche um zu ministrieren. dem Lehrer erfahren, wenn wieder etwas in der Schule zer gewesen bin. Ich musste kaum was anderes machen. schafft. Ich habe dann in der zweiten Stufe einen ganz die Landwirtschaft von ihren Eltern übernommen. wieder geholfen, wenn ich was gebraucht habe, auch bei 2 Die in der Auslage des Geschäftes Lang ausgestellte Figur des Krampus konnte Die Ministranten, die zur Volksschule gegangen sind, passiert ist. Wenn ich mal mit dem Lehrer gelernt habe Einmal weiß ich, da haben wir zugeschaut, wie sie die sich mechanisch bewegen – eine Sensation für die damalige Zeit. Anm. jungen Lehrer namens Heinz Riegler bekommen. Bei den Kindern fürs Aufpassen, damit wir dann draußen sind für die ganze Woche drangekommen. Mit sieben und er gemerkt hat, dass ich nicht aufgepasst habe, dann Waffenmunitionen hergerichtet haben. Da habe ich 3 Hertha Firnberg war in der ersten Kreisky Regierung 1970 die erste sozialde- der ersten Ansage merkte er, dass ich nicht schreiben Nach einem Jahr kam der erste Sohn zur Welt, zwei Jah- arbeiten konnten. Mit ihren Kochkünsten hat sie uns mokratische Ministerin Österreichs. Anm. bis zwölf Jahren war ich ein begeisterter Taubenzüchter. mir einmal eine Munition genommen und wollte das konnte. Er hat dann sofort meinen Vater aufgesucht habe ich eine heftige Ohrfeige bekommen oder er zog re drauf der zweite Sohn Arthur, dann fünf Jahre nach- 4 Die Geschichte kann durchaus stimmen – die Führerscheinpflicht, 1906 ein- Ich hatte Tauben jeder Art. Maltesertauben, Kropftau- Projektil aus der Hülse ziehen, da wurde ich gemel- immer sehr verwöhnt. Sie war zwar eine alte Bäuerin, geführt, hat sich in Österreich erst nach einigen Jahren durchgesetzt. Anm. und ihm das gesagt. Mein Lehrer hat ihm verspro- an meinen Haaren. Man musste sich dann auch mal ins her die Tochter Barbara und dann nochmal zehn Jahre det, das war nämlich verboten. Und da kam ich dann aber beim Kochen war sie noch sehr aktiv. 5 Es handelt sich um Ignaz Falkensteiner, der seit 1916 in Obernberg Benefiziat chen, das alles wieder nachzuholen. So hatte ich jeden Eck stellen oder neben dem Tisch hinknien. Das waren später der Thomas. Wir haben die Landwirtschaft dann war und 1939 als Pfarrer ordiniert wurde. Anm. ins „Häfn“, ich wurde eingesperrt, drei Tage lang, und Tag nach der Schule eine Stunde Nachhilfe, sodass ich die Strafen, da wurde nicht geschaut, ob du jetzt nach dort neu aufgebaut. Es wurde sehr viel neu gebaut, wir Ich habe mir im Beruf vieles selbst angeeignet, ich habe dann war ich wieder dabei bei der Ausbildung. Da war zu Weihnachten fast so weit war wie die anderen und der Ohrfeige einen roten Kopf hattest oder nicht, das haben drei Jahre nach der Hochzeit, im Jahre 1973, mit geschaut, wie es die anderen machen. Da habe ich mich ich dann schon froh, als die neun Monate vorbei waren wieder mitmachen konnte. In der zweiten und dritten war ihnen egal. Genauso ging es auch zu Hause zu, du dem Hausbau angefangen. Als der Arthur auf die Welt umstellen müssen, ich musste mich um alles kümmern, und ich vom Bundesheer nichts mehr hörte. Schulstufe hatten wir eine eigene Klasse. Ich bin zu Fuß bekamst sofort eine Ohrfeige, wenn du was angestellt gekommen ist, sind wir ins Haus gezogen. Es war nicht um das Personal. Ich musste auch die Lehrlingsausbil- hast. Da war der Vater genauso wie die Dienstboten. in die Schule gegangen und der Weg war ca. zwei Ki- Nach dem Bundesheer bin ich auf Wunsch meines Va- so leicht, da die Schwiegermutter, die Mutter meiner dung machen, damit ich Lehrlinge ausbilden darf. Ich Wenn irgendwer was angestellt hat, war das bei uns zu lometer lang. Wenn man so sechs, sieben Jahre alt war, ters ins Lagerhaus gekommen, als Praktikant. Das war Frau, sehr dominant war. habe die Filialleiterprüfung gemacht, in St.Pölten. In Hause so. Jeden Samstag durfte man sich in der Bade- konnte man auf dem Schulweg mit den anderen all den sehr schwierig, da ich keine kaufmännische Ausbildung weiterer Folge wurde ein neues Gebäude in Mining ge- wanne waschen. Sonst war das nicht so, dass man sich Wir hatten eine Rinderzucht, wobei es immer mehr Unfug treiben, den man nur treiben kann. Bei starkem hatte. Ich musste sehr viel lernen, damit ich auch auf baut, dieses wurde eröffnet und dann waren verschie- jeden Tag geduscht hat, das war nur am Samstag mög- wurden und ein Stall gebaut wurde. Mein Schwiegerva- Regen haben wir links und rechts auf der Schotterstra- der kaufmännischen Seite die Leistung bringe, die von dene Vorgaben zu erfüllen, wie viel Gewinn gemacht lich. Im Winter wurde nur mit Holz geheizt, weil es ter hatte viel mitgeholfen, er war sehr stark, sonst hätten ße die Gräben aufgestaut. Im Sommer haben wir dann mir verlangt wurde. Da war ich drei Jahre Praktikant werden musste und sich die Filiale rechnet. Das war in noch keine Heizung oder sonstiges gab. wir das nicht geschafft. die Heumännchen, die zum Trocknen aufgestellt wa- und wurde in allen Sparten eingesetzt. In der Werkstät- Mining etwas schwierig, auf einer Seite war der Inn und Seltene Obernberger Ansicht von 1931 (Foto: Lang) ren, umgeworfen. Natürlich haben wir auch gerauft, Maschinen waren früher eine Seltenheit - hier ein Traktor im Stift Reichers- auf der anderen Seite waren die anderen Filialen. Wei- berg. (Foto: Fam. Schlegel) Ich musste draußen am Feld immer wieder „firifoan“ te, in der Buchhaltung, im Verkauf, in Ersatzteillager

156 157 158 159 ters habe ich dann zusätzlich mit dem Sägeholzhandel Welche Lehrer mochtest du nicht in der Schulzeit? angefangen. Ich war da der Pionier in Bezug auf Holz. Das hat es bei uns nicht gegeben, Lehrer mögen, oder Am Anfang war das schwierig, weil ich das ja nicht ge- nicht mögen, das gab es bei uns nicht. In der Volks- konnt habe, die ganzen Geschäfte, die der Holzeinkauf schule hatte ich den Heinz Riegler als Lehrer und es verlangt. In Gmunden machte ich die Ausbildung für war nur ein Lehrer, da gab es keinen anderen, der hat den Holzeinkauf. Dann wurde ich im Laufe der Jahre mir richtig Gas gegeben. Heute bin ich ihm dankbar, sehr erfolgreich in dem Gebiet. Dadurch habe ich die dass er mit mir so streng war, denn sonst wäre ich in Filiale Mining gerettet, weil der Umsatz und der Ge- späterer Folge ein Analphabet geworden. Ich war mit winn so hoch waren. So war die Filiale sehr erfolgreich. sechs Jahren nicht soweit, dass ich gesagt hätte, dass ich Es bereitete mir oft schlaflose Nächte, bis ich den gan- lernen wollte. Ich war stolz drauf, dass ich nicht lernen zen Holztransport unter Dach und Fach bekommen musste. Ich habe mich abgedreht, wo es ein wenig ging. habe. Dann mit 62 Jahren bin ich in Pension gegangen, „Heute habe ich es wieder schön gehabt in der Schule, nachdem ich die Filiale an einen Nachfolger übergeben ich brauchte nix lernen.“ Das waren meine Gedanken. hatte. Auch in der Pension habe ich zu Hause mit der Nachdem ich zwei Jahre in Mining Filialleiter war, bin Tierzucht viel Arbeit. Das ist aber für mich eine Arbeit, ich dem Gesangsverein Mining beigetreten, da bin ich die ich gerne gemacht habe, und immer noch mache. heute noch. Nachdem ich auch beim Schülerchor in der Ich gehe immer noch morgens und abends in den Stall Landwirtschaftsschule in Lambach war und ich auch als und melke die Kühe. Und die Tierzucht mache ich im- kleiner Bub in Mörschwang beim Krippenspiel mit- mer noch gerne. gespielt habe und auch gesanglich dabei war, habe ich Wie genau hast du die Oma kennengelernt? mich ganz leicht getan beim Singen. Ich war ein Laus- bub mit einer hellen Stimme, das hat den Leuten ganz Drei Jahre, bevor wir geheiratet haben, ist sie ins Lager- gut gefallen, das konnte ich einfach, das Singen. Beim haus gekommen, als Chefsekretärin. Nach Dienstschluss Singen hatte ich immer einen Einser! habe ich gesehen, dass beim Chef eine neue Sekretärin da ist, und da habe ich mich bei den Betriebsfeiern zu Und 1973 kam ich zur Liedertafel in Mining. Das den Mädchen gesetzt und da haben wir gesprochen. machte ich, weil mich jemand ansprach, dass ich da Das Mädchen, das am interessantesten war, hat man dazu gehen sollte, es war dann jeden Dienstag Probe. am Schluss heimgefahren. Aber deine Oma war da sehr Dazumal war ich der Jüngste, heute bin ich der Älteste, zurückhaltend, da war es nicht so, dass sie mir gleich der dabei ist. Ich bin schon 45 Jahre bei der Liederta- um den Hals gefallen ist, das hat gedauert. Sie war sehr fel dabei, und solange ich noch meine Stimme erhalten vorsichtig, aber je mehr sie mich kennen gelernt hat, kann, werde ich noch dabei bleiben. So bin ich jetzt alt desto näher sind wir uns gekommen. Beim Aussteigen geworden. Jetzt bin ich schon fast 48 Jahre verheiratet, vom Auto gab es mal ein Busserl. Und immer wieder und wenn wir noch so lange leben dürfen, dann wer- habe ich sie eingeladen und dann haben wir uns ver- den wir wir den 50. Hochzeitstag feiern und werden ein lobt. Meine Eltern waren begeistert, als ich ihnen meine großes Fest machen. Einfach nochmal Hochzeit feiern. Freundin vorgestellt habe. Sie waren positiv überrascht. Wenn wir noch so lange leben. Die haben sie sehr gemocht. Mein Vater war ganz begei- stert, meine Mutter auch. Dadurch wurde das für mich immer noch schöner. Weil sie gesehen haben, dass sie ein liebes Mädchen ist. Sie ist nicht fortgegangen, und hat auf mich gewartet, bis ich sie abgeholt habe. Wenn Lea Mair und Vanessa Strasser haben viel über Taubenzucht und ich mal nicht gekommen bin, war sie halt traurig, aber das Lagerhaus in Mining erfahren. sie ist mit niemand anderem fortgegangen. Sie hat ge- Besonders hat ihnen gefallen, wie romantisch sich manche wartet, bis ich wieder gekommen bin. Sie hat mir ver- Menschen früher kennengelernt traut und je näher wir uns kennengelernt haben, desto haben. mehr haben wir uns verliebt. Ich habe die Oma sehr schätzen gelernt. Ich kannte auch andere Mädchen, aber wenn ich keine Zeit hatte, waren sie mit anderen fort, das machte die Oma nicht. Und so hat sich das immer vertieft. Die Oma war keine Biene, die von einer Blüte zur anderen flog. Sie war von zu Hause sehr stark gelenkt und streng erzogen. Es dauerte drei Jahre, bis wir geheiratet haben.

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