REGIERUNGSPRÄSIDIUM

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Ö F F E N T L I C H E B E K A N N T M A C H U N G

Flurbereinigung -Kuppingen (Umfahrung) Landkreis Böblingen

Flurbereinigungsbeschluss vom 17.01.2006

1. Aufgrund von § 4 des Flurbereinigungsgesetzes (FlurbG) in der Fassung vom 16.03.1976 (BGBl. I S. 546) ordnet hiermit das Regierungspräsidium Stuttgart die

Flurbereinigung Herrenberg-Kuppingen (Umfahrung)

nach § 87 FlurbG an.

Sie wird vom Landratsamt Böblingen - untere Flurbereinigungsbehörde - durchgeführt.

Das Flurbereinigungsgebiet umfasst von der Stadt Herrenberg, Gemarkung Herrenberg, Teile der Fluren Herrenberg und Affstätt sowie Teile der Gemarkung Kuppingen.

Es wird mit einer Fläche von rd. 452 ha in dem aus der Gebietskarte vom 21.10.2004, erstellt vom Amt für Flurneuordnung und Landentwicklung Kirchheim, und der Gebiets- übersichtskarte vom 10.02.2005 näher ersichtlichen Umfang festgestellt. Die Begründung, die Gebietskarte und die Gebietsübersichtskarte sind Bestandteile dieses Beschlusses.

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2. Am Flurbereinigungsverfahren sind beteiligt

- als Teilnehmer die Eigentümer und die Erbbauberechtigten der zum Flurbereini- gungsgebiet gehörenden Grundstücke. Sie bilden die Teilnehmergemeinschaft. - als Nebenbeteiligte die Inhaber von Rechten an den zum Flurbereinigungsgebiet ge- hörenden Grundstücken sowie die Eigentümer von nicht zum Flurbereinigungsgebiet gehörenden Grundstücken, die zur Errichtung fester Grenzzeichen an der Grenze des Gebiets mitzuwirken haben.

Die mit der Bekanntgabe dieses Beschlusses entstehende Teilnehmergemeinschaft führt den Namen "Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Herrenberg-Kuppingen (Umfahrung)".

Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat ihren Sitz in 71083 Herren- berg-Kuppingen.

3. Dieser Beschluss mit Begründung, Gebietskarte und Gebietsübersichtskarte liegt einen Monat - vom ersten Tag seiner öffentlichen Bekanntmachung an gerechnet - im Stadtplanungsamt, Marktplatz 1, 71083 Herrenberg, im Bezirksamt Kuppingen, Knapp- engasse 14, 71083 Herrenberg und im Bezirksamt Affstätt, Kaffeeberg 2, 71083 Her- renberg während der ortsüblichen Öffnungszeiten zur Einsichtnahme aus. Ebenfalls einen Monat - vom ersten Tag seiner öffentlichen Bekanntmachung an ge- rechnet - liegt der Beschluss mit Begründung und Gebietsübersichtskarte in den Rat- häusern Ammerbuch, Hildrizhausen, , Gärtringen, , Jettingen, Gäufelden, Altdorf und Wildberg während der ortsüblichen Öffnungszeiten zur Einsicht- nahme aus.

Die Wirkungen dieses Beschlusses treten am Tag nach der Bekanntgabe in der betref- fenden Gemeinde ein.

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4. a) Inhaber von Rechten, die aus dem Grundbuch nicht ersichtlich sind, aber zur Beteili- gung am Verfahren berechtigen, z. B. Pachtrechten, werden aufgefordert, diese Rechte innerhalb von 3 Monaten beim Landratsamt Böblingen - Amt für Vermessung und Flur- neuordnung - Parkstraße 2, 71034 Böblingen anzumelden.

Werden Rechte erst nach Ablauf der 3-Monatsfrist angemeldet oder nachgewiesen, so kann die Flurbereinigungsbehörde die bisherigen Verhandlungen und Festsetzungen gelten lassen. Der Inhaber eines solchen Rechts muss die Wirkung eines vor der An- meldung eingetretenen Fristablaufs ebenso gegen sich gelten lassen wie der Beteiligte, demgegenüber die Frist durch Bekanntgabe des Verwaltungsaktes in Lauf gesetzt wor- den ist.

b) In der Nutzungsart der Grundstücke dürfen ohne Zustimmung der Flurbereinigungsbe- hörde nur Änderungen vorgenommen werden, die zum ordnungsgemäßen Wirtschafts- betrieb gehören. Bauwerke, Brunnen, Gräben, Einfriedungen, Hangterrassen und ähnliche Anlagen dür- fen nur mit Zustimmung der Flurbereinigungsbehörde errichtet, hergestellt, wesentlich verändert oder beseitigt werden.

Sind entgegen diesen Vorschriften Änderungen vorgenommen, Anlagen hergestellt oder beseitigt worden, so können sie im Flurbereinigungsverfahren unberücksichtigt bleiben. Die Flurbereinigungsbehörde kann den früheren Zustand, notfalls mit Zwang, wieder herstellen lassen, wenn dies der Flurbereinigung dienlich ist.

c) Bäume, Beerensträucher, Hecken, Feld- und Ufergehölze dürfen nur mit Zustimmung der Flurbereinigungsbehörde beseitigt werden. Widrigenfalls muss die Flurbereini- gungsbehörde Ersatzpflanzungen anordnen.

d) Wer den unter b) - c) genannten Bestimmungen zuwiderhandelt, kann wegen Ord- nungswidrigkeit mit einer Geldbuße belegt werden.

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5. Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diesen Beschluss können die Beteiligten innerhalb eines Monats nach der Be- kanntgabe - schriftlich oder zur Niederschrift - Widerspruch beim Regierungspräsidium Stuttgart, Stuttgarter Straße 161, 70806 Kornwestheim, einlegen.

Auch wenn der Widerspruch schriftlich erhoben wird, muss er innerhalb dieser Frist beim Regierungspräsidium Stuttgart eingegangen sein.

Die Widerspruchsfrist beginnt mit dem ersten Tag der öffentlichen Bekanntmachung.

6. Hiermit ordnet das Regierungspräsidium Stuttgart gemäß § 80 Abs. 2 Nr. 4 Verwaltungs- gerichtsordnung (VwGO) die

sofortige Vollziehung des Flurbereinigungsbeschlusses Herrenberg-Kuppingen (Umfahrung)

mit der Einschränkung an, dass damit nur die Wahl des Vorstands der Teilnehmerge- meinschaft gemäß § 21 Flurbereinigungsgesetz (FlurbG), die Beweissicherung gemäß § 36 Abs. 2 FlurbG und die Wertermittlung der Grundstücke gemäß §§ 27 und 33 FlurbG ermöglicht wird.

Begründung: Die sofortige Vollziehung liegt im öffentlichen Interesse, insbesondere des Landkreises Böblingen als Unternehmensträger, der Stadt Herrenberg, die mit der Ortsumgehung ent- lastet wird und der betroffenen Bürger.

Die Nordumfahrung Herrenberg ist Teil eines schon 1997 vom Kreistag Böblingen be- schlossenen Gesamtkonzepts für das Kreisstraßennetz. Es ist abgestimmt auf die über- regionalen Straßenplanungen des Landes und des Bundes.

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Die Nordumfahrung Herrenberg ist der zentral gelegene Teil des Umfahrungskonzepts des Landkreises und schon alleine deshalb von besonderer Bedeutung für die übrigen Projekte. Mit der Nordumfahrung sollen die Ortsdurchfahrten der Herrenberger Ortsteile Kuppingen, Affstätt und der Schwarzwaldsiedlung von dem aus dem Raum Nagold und Calw ankommende Durchgangsverkehr Richtung Böblingen bzw. zur A 81 entlastet wer- den. Die Entlastungswirkung erreicht bis zu annähernd 60 % des seitherigen Durch- gangsverkehrs.

Die Umgehungsstraßen für Gärtringen, Nufringen, Deckenpfronn und Herrenberg- Gültstein sind fertig gestellt. Die Ortsdurchfahrt Herrenberg stellt nunmehr einen noch stärkeren Engpass für den Durchgangsverkehr dar.

Um die vollständige Verkehrswirksamkeit aller Straßenbauprojekte zu sichern, muss die geplante Nordumfahrung Herrenberg in einem engen zeitlichen Rahmen mit den übrigen Projekten abgeschlossen werden können. Die Nordumfahrung wird, auch aus verkehrs- technischen Gründen, in zwei Bauabschnitten hergestellt. Mit dem ersten Bauabschnitt sollte im Jahr 2005 begonnen werden, um im Anschluss daran den südlichen, zweiten Bauabschnitt umzusetzen und voraussichtlich ebenfalls 2009/2010 die Gesamtmaßnah- me abzuschließen. Aufgrund der Verzögerung des Baubeginns um mehr als ein Jahr ist die Fertigstellung der Nordumfahrung Herrenberg zum notwendigen Zeitpunkt nur mit großer Anstrengung zu erreichen. Der Baubeginn kann deshalb nicht noch weiter hinausgezögert werden. Ei- ne Verzögerung des Baubeginns würde zu einer noch weiter gehenden Beeinträchtigung der Lebensverhältnisse der von der Ortsdurchfahrt betroffenen Bürger Herrenbergs füh- ren. Bereits jetzt liegt nach den schalltechnischen Untersuchungen im Zuge des Be- bauungsplanverfahrens der Verkehrslärm an der Schwelle zur Gesundheitsgefährdung.

Die Finanzierung der Projekte ist gesichert. Die Normenkontrollklage gegen den Be- bauungsplan lässt ein Scheitern nicht erwarten, zumal die Stadt Herrenberg bereits er- klärt hat, dass sie evtl. festgestellte formale Fehler des Bebauungsplans umgehend durch einen neuen Satzungsbeschluss heilen wird. Mit einem alsbaldigen Antrag des Un- ternehmensträgers auf Besitzregelung ist daher zu rechnen. Es liegt aber im Interesse der Teil-

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nehmer, zuvor mit dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft eine demokratisch legiti- mierte Vertretung zu haben. Denn jener wirkt bei der Wertermittlung und der Festlegung der Entschädigungsgrundsätze (§ 88 Nr. 3 FlurbG) mit. Es ist weiter im Interesse der Teilnehmer, nicht nur eine bloße Zustandsfeststellung nach § 36 Abs. 2 FlurbG, sondern eine umfassende, sorgfältige Wertermittlung aller Grundstücke zu erhalten. Denn nach Inanspruchnahme der vom Bau betroffenen Grundstücke ist eine Nachprüfung der Be- wertung durch Vergleich mit anderen Grundstücken nicht mehr möglich. All dies nimmt jedoch mehrere Wochen in Anspruch und muss deshalb frühzeitig begonnen werden.

Die vorbezeichneten Interessen überwiegen gegenüber erkennbaren evtl. entgegenste- henden Interessen der gegen den Bebauungsplan klagenden Bürger. Sie überwiegen auch gegenüber dem Interesse evtl. mit dem Flurbereinigungsbeschluss nicht einver- standener Teilnehmer. In beiden Fällen bereits deshalb, weil mit der vorliegenden Be- grenzung auf die Wahl des Vorstands und die Durchführung der Wertermittlung noch keine unabänderlichen Tatsachen geschaffen werden. Sollten Rechtsbehelfe erfolgreich sein, könnten die mit diesem Sofortvollzug zulässigen Maßnahmen ohne Nachteile für die Kläger zurückgenommen werden. Der angeordnete Sofortvollzug hat daher eine nur geringe Eingriffstiefe.

gez. Hans-Dieter Meißner Abteilungsdirektor

unanfechtbar seit 01.03.2006