Gespräch mit Franz Piro in Schmitt im Dezember 2010

Franz Piro ist einer der ältesten Einwohner der Gemeinde Schmitt und gehörte viele Jahre dem Gemeinderat an- lange Zeit als Beigeordneter. Er war Ortsbürgermeister und leitete als Wehrführer die Geschicke der Feuerwehr Schmitt. In Jahr 2010 konnte er seinen 80. Geburtstag feiern und die Redaktion der „Homepage der Gemeinde Schmitt (HGS)“ www.schmitt-.de nahm dies zum Anlass, mit ihm über sein Leben in der Gemeinde zu sprechen.

Redaktion HGS: Im April konntest Du Deinen 80. Redaktion HGS: Geburtstag feiern und man sagt Dir nach, An was erinnerst Du Dich spontan, wenn dass Du die Gemeinde Schmitt in- und es um die Feuerwehr geht? auswendig kennst. Hast Du immer hier gewohnt? Redaktion HGS: Die Übungen wurden abgehalten, die Franz Piro: Geräte waren immer in Schuss. Besonders Fast immer. Geboren bin ich in Schmitt sind mir die Feuerwehrfeste der Region in und habe dort bis zur Heirat gelebt. Erinnerung geblieben. Die Feuerwehr Lediglich die Zeit nach der Hochzeit von Schmitt hat auch selber Feuerwehrfeste 1952-1956 habe ich mit meiner Frau Maria ausgerichtet. Damals haben wir zu (geb. Hay) in ihrer Heimatgemeinde Übungszwecken alte Autos angezündet Büchel gewohnt und bin dann nach und dann mit der Flugplatzfeuerwehr Schmitt gezogen. Dort haben wir dann mit zusammen gelöscht. unseren Töchtern Klothilde und Lydia gelebt.

Redaktion HGS: War und ist es für Dich positiv in einer kleinen Gemeinde zu leben? Schließlich hat Schmitt nicht mal 170 Einwohner.

Franz Piro: Ja, ich habe das immer gemocht. Vor allem als ich jung war, war es toll, dass man seine Freunde im Ort hatte und die Haustüren für alle immer offen standen. Ein gutes Gefühl!

Redaktion HGS: Hast Du denn nichts vermisst? Schließlich hatte Schmitt auch früher nie mehr als 170 Einwohner. Redaktion HGS: Franz Piro: War Deine berufliche Arbeit nicht auch Nein, das war für mich nie ein Problem. eng mit der Tätigkeit des Wehrführers Ich war damit sehr zufrieden. Der verknüpft? Hast Du nicht für die Zusammenhalt in einem kleinen Dorf kann Berufsfeuerwehr der Bundeswehr sehr groß sein. Vor allem sieht man das in gearbeitet? der Arbeit der Vereine. Franz Piro: Redaktion HGS: Anfangs nicht. Mein beruflicher Da kannst Du wirklich mitreden. Der Werdegang hatte keinen geraden Verlauf. Verein „Feuerwehr“ ist nach wie vor bei Ich habe 1944 die Schule beendet und den älteren Menschen im Dorf eng mit musste glücklicherweise im 2. Weltkrieg Deinem Namen verbunden. nicht mehr Soldat werden. Dafür war und bin ich dankbar. Als es dann im Herbst Franz Piro: 1944 nach einen Luftangriff der Alliierten Allerdings war ich bereits vor 51 Jahren an fünf Stellen im Dorf brannte, habe ich bei den Gründungsvätern dabei und war später beim Aufbau der Gebäude später 25 Jahre lang Wehrführer. Die mitgeholfen. Ein Zimmermann aus , Feierlichkeiten im Jahr 2009 waren für „dä Alfler Bartelemies“, hat mir mich etwas besonderes und haben viele Gehilfentätigkeiten übertragen. Das hat mir alte Erinnerungen zum Vorschein gebracht. wahnsinnigen Spaß gemacht. Von da an wusste ich, dass dies mein Traumberuf ist. und Zimmermannsarbeiten bin ich noch bis Aber an eine Lehrstelle war 1944 nicht zu Mitte der 1990 er Jahre nachgegangen. denken. So konnte ich als 14 Jähriger den Hausschlachter Josef Lorenz (Majistich Redaktion HGS: Jupp) aus begleiten. Der hat Du erwähntest, dass Du dankbar dafür bist, mir alles beigebracht, was man als nicht mehr als Soldat im 2. Weltkrieg Hausschlachter so wissen musste. Wir sind eingezogen zu werden. Die „Gnade der dann von Hof zu Hof gezogen und haben späten Geburt“? das Vieh der Bauern geschlachtet und auch weiterverarbeitet. So lernte ich auch, wie Franz Piro: man einen guten Schinken macht und wie Genau so sehe ich das. Mein ältester man Wurst zubereitet. Körperlich war das Bruder Peter ist im Krieg gefallen. Er war ein sehr anstrengender Job und weil ich immer mein Vorbild und kam dann nicht damals noch so klein war und meine mehr zurück. Meine Mutter hat danach nie Kleidung in der armen Zeit nicht optimal mehr die Haustür abgeschlossen, weil sie war, geriet ich anfangs an meine hoffte, ihr Sohn käme doch noch heim. So körperliche Grenzen. Nach und nach was vergisst man nicht. wurde es dann besser. Redaktion HGS: Redaktion HGS: Wie war im Dorf die Stimmung nach dem Hatten die Bauern denn Geld oder womit Krieg? Waren die Menschen betrübt? zahlten sie Eure Dienste? Franz Piro: Franz Piro: Das ist schwer zu sagen. Sicher auch über Nein, Geld war auch nicht interessant. Man die Vergangenheit. Aber nach meiner konnte doch nicht viel davon kaufen, Die Erinnerung waren sie auch in einer Bauern zahlten mit Naturalien. Das war Aufbruchstimmung. Man war fleißig und viel besser. Wurst und Fleisch waren wollte den schlechten wirtschaftlichen besser als Geld, vor allem kurz nach dem Zustand verbessern. Krieg waren Lebensmittel die Währung. Redaktion HGS: Redaktion HGS: Wie ging man mit der Vergangenheit um? Wie ging es beruflich weiter? Wurde über die Kriegszeit in den Häusern gesprochen? Franz Piro: Dann erfuhr ich, dass in Büchel beim Franz Piro: Zimmermann Friedrich Schmitt eine Ich habe lediglich in Erinnerung, dass der Lehrstelle als Zimmermann frei wurde. Ich ein oder andere junge Mann, der irgendwie bewarb mich und wurde genommen. Jeden lebend aus dem Krieg zurück kam, ein Tag bei Wind und Wetter fuhr ich mit dem klein wenig über die Zeit geredet hat. Aber Fahrrad nach Büchel und die Arbeit nicht sehr viel. Im Mittelpunkt stand, dass machte mir großen Spaß. Berufsschule war man die Zukunft gestalten wollte. in . Später, als der Flugplatz Mitte der 1950er Jahre nach Büchel kam, wechselte ich dorthin und arbeitete beim Munitionsdepot und später bei der Berufsfeuerwehr. Durch die Wechselschicht hatte ich in der Woche ganze Tage frei und machte nach wie vor Hausschlachtungen oder übernahm im Familien- und Freundeskreis Zimmermannsaufgaben. So blieb ich in alle Richtungen aktiv und verlernte keinen meiner Berufe. Seit 1989 bin ich im Ruhestand. Meinen Hobbys Hauschlachten Franz Piro: Der Bau des Hubertussaals Anfang der 1970 er Jahre. Das war ein Ding. Da haben alle im Dorf angepackt und haben gearbeitet, was sie konnten. Der damalige Jagdpächter Walter Britz aus Köln zahlte das Baumaterial usw. und wir bauten in der Gemeinde in Gemeinschaftsarbeit den Saal. Das war toll.

Redaktion HGS: Und welche Vorteile brachte der Gemeindesaal?

Franz Piro: In Schmitt feierte man schon immer gerne. Die Kirmes im September zum Heiligen Redaktion HGS: Mauritius und das große Fest mit Zelt und Als Gemeinderatsmitglied hast Du die Tanzveranstaltung an Pfingsten auf der Zukunft von Schmitt doch sehr mit Schmitter Mühle waren weit bekannt. Der gestaltet und Du bist ob Deiner Aktivitäten Saal ermöglichte nun, dass nicht nur die im Dorf nach wie vor sehr geschätzt. An Kirmes, Dorffeste sondern auch private was denkst Du da zuerst? Familienfeiern wie Hochzeiten aber auch Beerdigungskaffees dort abgehalten Franz Piro: werden können. Ein Gewinn für den Ort. Das ist für mich nicht so einfach zu beantworten. Wenn ich über mein Leben Redaktion HGS: nachdenke, fällt mir doch immer zuerst Also ohne die finanzielle Zuwendung von meine Jugendzeit und die Zeit als junger Jagdpächter Britz wäre das nicht möglich Erwachsener ein. Im Dorf zu leben war gewesen? schön. Und auch der Zusammenhalt mit den Nachbardörfern war gut. Wir haben Franz Piro: uns auf die Feste wie Kirmes usw. in der Genauso ist es. Mir ist in Erinnerung, dass Nachbardörfern gefreut und diese alle nach dem Bau noch eine größere Summe besucht. , , Alflen, für Rechnungen zu begleichen war. Die hat Filz etc. Aber das Verhältnis zu er auch übernommen. Später wurde er zum Gillenbeuren war immer besonders eng, ersten und einzigen Ehrenbürger der alleine schon deshalb, weil wir zu einer Gemeinde Schmitt ernannt. Pfarrgemeinde gehören und in Gillenbeuren zur Schule gingen. Redaktion HGS: Fällt Dir sonst noch ein, was Dir besonders Redaktion HGS: in Erinnerung geblieben ist? Keine Reibereien zwischen den beiden Nachbardörfern? Franz Piro: Mir fällt auch ein, dass Mitte der 1970er Franz Piro: Jahre nach Abriss des alten Backhauses der Nein, sind mir nicht bekannt. Immer ein Dorfplatz umgestalten wurde und die tadelloses Verhältnis. Man kannte sich ja Errichtung eines beleuchteten von Kind auf. Springbrunnens möglich war. Abends wechselten die Beleuchtungsfarben und es Redaktion HGS: war schon was ganz modernes und Was fällt Dir sonst noch zur Gemeinde besonderes. In diesem Jahr wurde der Schmitt ein, wenn Du an Deine Zeit im Brunnen abgerissen. Er war technisch nicht Ortsgemeinderat denkst? mehr in Ordnung. An seine Stelle soll ein neuer Brunnen kommen.

Jahre gesammelt, aber auch niedergeschriebene alte Geschichten, deren Wahrheitsgehalt ich nicht genau bestimmen kann. Viele Hundert Dias und Fotos besitze ich aus alter und nicht so alter Zeit. Material gäbe es genug. Mein Wunsch wäre, dass die Gemeinde Schmitt etwas ähnliches wie Alflen auf die Beine stellen könnte. Ich biete dazu meine Mitarbeit und mein Archiv an. Es wäre ein Traum für mich.

Redaktion HGS: Lieber Franz Piro, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft! Wir drücken Dir die Daumen, dass Dein Redaktion HGS: Wunsch in Erfüllung geht. Und sonst noch als Ortsbürgermeister? Was kommt Dir in Erinnerung?

Franz Piro: In der Zeit als Bürgermeister war es mir wichtig, dass für die verhältnismäßig vielen Kinder Ende der 1980er Jahre und Anfangs der 1990er Jahre in Schmitt der Spielplatz attraktiv war. Die Rutsche war meine Idee und ich habe sie dann persönlich in Betrieb nehmen können. (Anmerkung der Redaktion: Er lacht.) Die Rhein-Zeitung war dabei und machte ein Das Gespräch führte Marita Benz; Fotos Foto. Es war ein großer Spaß für alle Alfons Benz. Anwesenden. Gefreut hat mich, dass der Spielplatz von den Kindern und von deren Eltern so gut angenommen wurde und wird. Er stärkte auch das Gemeinschaftsgefühl im Dorf. Noch heute treffen sich Kinder und Jugendliche des Dorfes dort.

Redaktion HGS: Zum Schluss möchten wir Dir die Gelegenheit geben, Anregungen und Ideen an die jüngere Generation des Dorfes weiterzugeben. Hast Du noch einen Traum, den Du gerne verwirklichen würdest?

Franz Piro: Mir liegt ein Thema am Herzen, dass ich so gerne noch mit gestalten würde. Vor Jahren hat die Gemeinde Alflen ein sehr schönes Buch „Alfler Geschichten“ herausgebracht. Das finde ich faszinierend. Mich interessiert die Geschichte meiner Heimat im engeren und auch weiteren Sinne sehr. Ich habe historische Dokumente und Schriftstücke über viele