Das Coronakel

Das drohende Corona-Debakel

Die epidemiologischen Zeichen stehen nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa auf Sturm. Doch die Reaktion der Schweiz auf eine sich abzeichnende zweite Welle ist verhalten und uneinheitlich. Der Bundesrat hält sich vornehm zurück und beobachtet, während die Kantone einen Flickenteppich von Massnahmen hervorbringen. In fast allen Kantonen gelten andere Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In einem Punkt scheinen sich jedoch fast alle insofern einig zu sein, als sie einen wirtschaftlichen, sozialen und auch demokratischen Schaden durch allzu einschneidende Massnahmen vermeiden wollen. Die Zügel werden dementsprechend locker gelassen. So werden beispielweise geltende Abstandsregeln weder eingehalten, noch wird deren Missachtung sanktioniert.

Schweiz im Normalbetrieb

Die schweizerische Bevölkerung ihrerseits hat selbstständig auf beruflichen und sozialen Normalbetrieb umgestellt. Die wenigsten nehmen die Bedrohung durch das neue Corona-Virus noch ernst oder glauben weiter an den mehrfach widerlegten Grippe-Vergleich. Weiterhin verbreiten einige Kreise, die durch Corona verursachte Sterblichkeit unterscheide sich nicht von jener einer normalen Grippewelle. Dabei wird völlig ausser Acht gelassen, dass der Bund mittels Lockdown kräftig auf die Notbremse getreten ist und somit Schlimmeres verhindert hat. Momentan beklagt die Schweiz deshalb «nur» 1789 an Covid-19 Verstorbene. Im Vergleich dazu zählt man im Vereinigten Königreich zurzeit 42‘000 Tote. Im Verhältnis zum Vereinigten Königreich müssten wir in der Schweiz bei vergleichbarer Mortalitätsrate ca. 5250 Corona-Tote aufweisen. Es scheint, dass das schweizerische Gesundheitssystem und die Disziplin der Bevölkerung während des Lockdowns sich sehr günstig auf die Sterblichkeit durch Corona ausgewirkt hat.

Sonderfall-Mentalität

In solchen Situationen verfallen Schweizerinnen und Schweizer allzu leichtsinnig in das eingebrannte Sonderfall-Denken. Man hält es schlicht und einfach für unmöglich, dass hier in der Schweiz ähnlich negative Entwicklungen wie in Spanien, Frankreich, Belgien oder den Niederlanden eintreten. Schon meldet das Bundesamt für Gesundheit am Mittwoch, dem 7. Oktober 2020, 1071 Corona- Infektionen. Es zeichnet sich hier ein exponentieller Trend ab, eine veritable Explosion von Covid-19-Erkrankungen. Kritiker halten dagegen, dass die Hospitalisierungen und Todesfälle auf einem tiefen Niveau verharren. Die Erfahrung aber zeigt, dass die Todesfälle den neu gemeldeten Infektionen bis zu zwei Wochen hinterherhinken. Die Todesfälle werden sich zwangsläufig häufen, auch wenn sich die Ansteckungen momentan noch auf weniger gefährdete Altersgruppen konzentrieren. Das Virus aber hat schon im Frühjahr gezeigt, dass es problemlos die Alterspyramide hochkraxelt und zu den Alten und Vulnerablen gelangt.

Die Corona-Milchmädchen-Rechnung

Die Rechnung ist deshalb denkbar einfach: Je mehr junge oder mittelalterliche Menschen an Covid-19 erkranken, desto mehr Alte und Vulnerable werden dem Virus zum Opfer fallen. Ferner ist zu erwarten, dass auch jüngere, nicht- vorbelastete Personen von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen sein werden. Es ist alles schon geschehen, und es wird sich genau gleich oder schlimmer wiederholen, allem Wunschdenken und Skeptizismus zum Trotz. Das Virus ist uns Menschen nicht aus heiterem Himmel freundlich gesinnt. Epidemiologen und Virologen stellen keine Abschwächung von SARS-CoV-2 fest. Wir laufen also gerade sehenden Auges in das offene Messer. Nur ist die Bereitschaft, noch einmal einschneidende Einschränkungen in Kauf zu nehmen in der Gesellschaft fast nicht mehr vorhanden. Das bedeutet, dass wir Mitmenschen bewusst opfern werden.

Das Mantra der Rechtfertigung

Fadenscheinige Argumente werden bemüht und gebetsmühlenartig wiederholt: Diese Menschen wären sowieso gestorben; Tod und Krankheit müssen wir als einen Bestandteil des Lebens verstehen; wenige müssen sich für das Wohl der anderen opfern; die Wirtschaft ist höher zu gewichten als das Leben weniger; Freiheit ist höher zu gewichten als das Leben weniger. Fadenscheinig sind diese Argumente, weil sie nur von jenen, die nicht direkt von Corona betroffen sind, vorgebracht werden. Diese Argumente haben wir bereits gehört, und wir werden sie wieder hören. Sie sind zu einem fatalen gesellschaftlichen Konsens geworden, der einen zweiten Lockdown grundsätzlich verunmöglicht. Unserer Landesregierung ist nicht entgangen, dass sich nicht nur Splittergruppen, sondern eine Mehrheit der Bevölkerung gegen einen zweiten Ausnahmezustand stellt. Deshalb überlässt sie es den Kantonen, der Pandemie Herr zu werden. Die Kantone aber handeln schwach und uneinheitlich, während sich das Virus einheitlicher in ländliche und städtische Regionen ausbreitet. Laisser-Faire

Schwache Kantone, Partikularinteressen aus Wirtschaft und Gesellschaft, Corona- Müdigkeit, verschwörungstheoretischer Irrglauben und eine weit verbreitete fatalistische Einstellung gegenüber der Pandemie rollen dem Virus den roten Teppich aus. Partys werden dort gefeiert, wo es noch möglich ist, also womöglich einfach jenseits der Kantonsgrenze. Gottesdienste ohne Schutzmaske, aber mit Gesängen werden dort abgehalten, wo niemand hinschaut. Private Feste werden gefeiert, weil man sich doch das Leben weder vom Staat noch von einem Virus verbieten lässt. Hochzeiten werden gefeiert, als gäbe es keine Pandemie. Schulen und Schulklassen werden nicht quarantänisiert, weil in einigen Kantonen Kinder und Jugendliche gar nicht getestet werden. Zu allem Überfluss sind nun Grossveranstaltungen mit über 1000 Personen in der Schweiz wieder erlaubt. Genau an solchen Anlässen findet gerade eine enorme Verbreitung der Krankheit statt.

Winter is coming

Erschwerend kommt auch die kältere Jahreszeit hinzu. Im Herbst und Winter arbeiten wir wieder in geheizten, stickigen, schlecht belüfteten Räumen. Erwiesenermassen hat das Virus unter solchen Bedingungen leichtes Spiel. Ansteckungen am Arbeitsplatz, in Pendlerzügen und in Bars werden sich häufen. Ferner verliert unser Immunsystem in den kalten und dunklen Jahreszeiten an Kraft. Unter diesen ungünstigen Voraussetzungen wird das Corona-Virus auch in der Schweiz durchmarschieren und unzählige Todesopfer fordern. Wie teuer dieser Durchmarsch die Wirtschaft zu stehen kommen wird, wird sich weisen. Wer jedoch glaubt, der Supergau würde die Schweiz verschonen, täuscht sich gewaltig. Alles spricht dafür, dass wir auch hier eine gewaltige zweite Welle erleben werden. Der Corona-Sonderfall Schweiz ist ein Hirngespinst weltfremder und wohlstandsverwahrloster Schweizer und Schweizerinnen.

Tu quoque, Helvetia, memento moriendum esse.

Die Krönung der Arroganz

Die Welt wird geplagt von einer Seuche namens Corona. Dabei handelt es sich um ein neuartiges Virus, welches von Tieren, wahrscheinlich von Fledermäusen über einen Zwischenwirt auf den Menschen übergegangen ist. Das Fachwort für diesen Vorgang heisst Zoonose. Der menschliche Organismus ist gegen dieses Virus nicht oder nur schlecht gewappnet, was zu schweren Krankheitsverläufen oder dem Tod führen kann. Dies wurde zu Beginn der Krise verniedlicht oder schöngeredet. Es sei nur eine leichte Grippe, liess der Volksmund verlauten. Diese Aussage zeugt von einer Arroganz, welche dieser Pandemie überhaupt erst den Weg ebnete.

Arrogant und ignorant hat der Westen nach China geschaut, als das Coronavirus dort noch im vergangenen Jahr sein Unwesen zu treiben begann. Nach anfänglichen Vertuschungsversuchen hat die chinesische Führung jedoch schnell begriffen, welche Gefahr von dieser neuartigen Krankheit ausging, und reagierte drastisch. Währendessen war man sich in Europa und Amerika sicher, dass dieses Problem nur China betrifft. China liegt weit, weit weg und hat nichts mit uns hier im Westen zu tun, ausser dass sie eine Unmenge Güter für uns produzieren. So beruhigte man sich hier im Paradies auf Erden. Weiter kamen und gingen Flüge nach China und von China in den Rest der Welt, und mit diesen Flügen landet auch das Virus in Europa und Amerika.

Schon begann es, in Italien zu brennen. Hier in der Schweiz hielt man es natürlich für ein italienisches Problem, welches das Alpenland gewiss nicht zu erschüttern vermochte. Wurde einfach übersehen, dass zwischen Italien und der Schweiz ein reger Personenverkehr herrscht? Wahrscheinlich wollte man einfach nicht wahrhaben, das etwas auf uns zurollt, was unser Leben und unser Selbstverständnis für immer verändern sollte. So steckte man zuerst einfach den Kopf in den Sand - Vogel-Strauss-Politik aus dem Bilderbuch. Dann wurden die ersten Fälle im Tessin gemeldet und der Flächenbrand nahm seinen Lauf. Arroganz und Ignoranz haben sich nicht ausbezahlt. Wir bezahlen im Gegenteil einen hohen Preis dafür, menschlich, sozial, wirtschaftlich.

Arrogant war auch das Selbstverständnis des Menschen, arrogant war, zu glauben, diese Natur wäre unser Untertan und nur dafür geschaffen, von uns ausgebeutet zu werden. Vorgedrungen sind wir in den letzten Winkel der Erde. Die Lebensräume der Tiere haben wir zerstört oder mit unserem Raum vermischt. Abgeknallt, geschlachtet, gezüchtet, gerodet, gebrandschatzt und gefressen haben wir, als ob es kein Morgen gäbe. Doch diese Natur - um mich an die Worte des hochgeschätzten Harald Lesch anzulehnen - ist viel älter als unsere menschliche Zivilisation, und sie hat zurückgeschlagen. Wahrscheinlich hat sie noch einiges mehr in peto als dieses noch nicht apokalyptische Virus. Die Häufung neuartiger Krankheiten ist auf jeden Fall nicht zu übersehen. SARS, MERS, Schweine- und Vogelgrippe sowie Covid-19 sind in einem Zeitraum von nur 17 Jahren aufgetaucht. Beginnt sich hier eine Natur zu wehren gegen eine Spezies, welche sich ihr gegenüber selber wie eine Krankheit verhält? Doch immer noch hoffen viele, alles möge wieder wie früher sein. Es kann nicht mehr wie früher sein. Es ist jetzt höchste Zeit, zu unserer Erde und deren Natur Sorge zu tragen und ihr den Respekt, den sie verdient, entgegenzubringen. Das kann nur bedeuten, dass wir uns einschränken müssen. Das wiederum kann nur mit einer Demontierung der Goldenen Kälber des unendliches Wachstums, Konsums und Forttrampelns einhergehen. Das ist die einzige logische Konsequenz, die den Untergang des Homo Sapiens verhindern kann. Schliesslich warnt uns nicht nur ein Virus, sondern auch der erbärmliche Zustand der ganzen Erde und des Klimas vor unserem drohenden Exit. Jetzt oder nie muss der «denkende» Mensch zeigen, ob er fähig ist, die richtigen Schlüsse für sein Überleben zu ziehen und auch danach zu handeln.

Skeptizismus ist angezeigt. Fast alle warten nur darauf, wieder die endlose Party des Kapitalismus zu feiern, auf das Gaspedal zu drücken, um die Welt zu jetten, Häuschen um Häuschen aus dem Boden zu stampfen, unnötigen Bullshit zu kaufen, unnötige Meetings der Wichtigtuerei zu veranstalten und überhaupt wieder in den alten Trott der Dekadenz zu verfallen. Das ist die Krönung unser Arroganz und führt direkt in den Abgrund. Dabei hätten wir in dieser Auszeit die Möglichkeit gehabt, in uns und unseren Nächsten zu erkennen, dass das Wichtigste in unserem Leben einfach unbezahlbar und nicht käuflich ist: Gesundheit, Liebe, Respekt, Freude, Freundschaft, Zufriedenheit, Unterstützung. Das alles wird leider im Tanz der Arroganz und Ignoranz wieder in Vergessenheit geraten.

Die wahre Verschwörung (!)

#tldr: Eine Woche lang tobte in einigen Schweizer Zeitungen eine beispielslose mediale Hetzjagd gegen einen Schweizer Akademiker. Der Name des gejagten Historikers lautet Daniel Ganser, jener seines Jägers Roger Schawinski, ein Talkmaster, Journalist und umstrittener Buchautor. Ganser enthielt sich einer Stellungnahme. Die Schlammschlacht wurde von den Medien einseitig, inhaltslos und unreflektiert «ad hominem» geführt. Die interessanten Fragen und Fronten erschliessen sich jedoch erst bei einer genaueren Betrachtung der involvierten Verlage und deren Interessen.

Die «Schweiz am Wochenende» vom 7. April 2018 widmete der «Causa Ganser» eine ganze Doppelseite auf Seite 2 und 3. Ein Artikel handelte davon, dass die Universität St. Gallen (HSG) Historiker Gansers letzten offiziellen Lehrauftrag gestrichen hatte. Zwischen den Zeilen stand: Endlich wurde der konspirative Doktor aus den akademischen Gefilden verbannt. Ganser wurde in diesem Artikel als «Verschwörungsstar» etikettiert. Es ist nicht weit hergeholt, diese nachfolgend nicht weiter begründete Einordnung eines Menschen als grobschlächtiges oder marktschreierisches Labelling zu bezeichnen. Untermalt wurde dieser Artikel von einem Interview mit Roger Schawinski, der - es muss Zufall sein! - soeben ein Buch über Gansers vermeintliche Verschwörungstheorien geschrieben und veröffentlicht hatte. Die Doppelseite wurde schliesslich abgerundet durch eine lustlose Rezension über Schawinskis neuestes Werk «Verschwörung!». Zusammenfassung: Lesenswert, kaufen, und ja, analytische Abschnitte überspringen(!)

Generell fiel diese Doppelseite durch Ankündigungen, Teaser und in Aussicht gestellte Enthüllungen, nicht aber durch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den sogenannten Verschwörungstheorien auf. Worum es bei diesen Verschwörungstheorien wirklich geht, erfährt der Leser erst später, z.B. im Tagesanzeiger, wo uns kein Geringerer als der Buchautor Schawinski ein Auszug seines Buches präsentiert. Die Inhalte lassen sich schnell zusammenfassen: Schawinski enthüllt Verschwörungstheorien, den Verschwörungsprediger Ganser, nicht nur seine grosse verblendete Anhängerschaft, sondern ein ganzes Verschwörungs-Netzwerk, ja sogar einen globalen Verschwörungs-Markt. Schawinskis Enthüllungen und Recherchen lesen sich wie ein einziges Ausrufezeichen. Den möglichen Käufern und Lesern diese Buches seien Gehörschutzstöpsel empfohlen.

Was aber von Schawinski als neu entdeckte und endlich enthüllte Verschwörungstheorien gebrandmarkt und verkauft wird, ist jedoch schon seit geraumer Zeit Gegenstand intensiver Diskussionen und Untersuchungen. Es geht da zum Beispiel um das Gebäude WTC 7, welches beim Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 wegen eines Brandes eingestürzt ist - so die offizielle Version. Ganser beschäftigt sich nebenbei auch mit diesem Detail des WTC-Anschlages, weil er sich als Historiker gemäss seinen Aussagen mit welt- verändernden Ereignissen der Geschichte befassen muss. Wer jedoch Zweifel am offiziellen Narrativ der 9/11-Ereignisse äussert, dem wird routinemässig die Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten und Denken abgesprochen. Diese Gesetzesmässigkeit wird auch im Falle Ganser von Schawinski nachvollzogen: Kein vernünftiger Mensch darf an der offiziellen Erklärung der Anschläge auf das World Trade Center zweifeln. Wer es dennoch tut, ist ein Verschwörungstheoretiker. So die simplizistische Logik.

Das Gebäude WTC 7 ist, ohne von einem Flugzeug getroffen worden zu sein, eingestürzt. Die offizielle Untersuchung ergab, dass es sich dabei um den ersten massiven Stahl-Hochbau handelt, der infolge eines Brandes symmetrisch und im freien Fall eingestürzt ist. Die forensische Computer-Rekonstruktion der offiziellen Untersuchungsbehörde NIST konnte den Einsturz jedoch nicht nachbilden. Zahlreiche renommierte - 3000 an der Zahl - Architekten, Ingenieure und auch Sprengmeister sind der Meinung, dass eine massive Stahlkonstruktion nie infolge eines Brandes symmetrisch und im freien Fall kollabieren kann. Sie tendieren zur Erklärung, dass besagter Einsturz von einer kontrollierten Sprengung verursacht wurde. Natürlich wurden auch diese Experten wie jetzt auch der Historiker Ganser als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt. Die Implikation einer kontrollierten Sprengung des WTC 7 würde die Vorgänge und Hintergründe der Anschläge des 11. Septembers insgesamt in Frage stellen. Eine neue unabhängige Universitäts-Studie will die Ursache für den Einsturz von WTC 7 abschliessend mittels modernster Computer-Simulation klären. Vielleicht werden die Ergebnisse dieser Untersuchung das Weltbild einiger Wahrheits-Fanatiker zum Einsturz bringen.

Ohne sich zu fest in den Einzelheiten der 9/11-Theorien und -Deutungen zu verlieren, lässt sich festhalten, dass es politischen Sprengstoff birgt, das offizielle US-Narrativ der 9/11-Anschläge in Frage zu stellen. Ganser wagt sich auf dieses Minenfeld. Er zeigt in seinen Vorträgen vorwiegend auf, wie medial fabrizierte Lügen Kriege ausgelöst und in der westlichen Bevölkerung Kriegsbereitschaft erzeugt haben. Ganser wurde in seiner akademischen Tätigkeit auf Intervention und Druck der US-Botschaft bereits zurückgepfiffen. Es ist gefährlich, sich mit der NATO und den USA anzulegen. Damit geht der nächste Trugschluss oder die nächste böswillige Unterstellung einher: Wer gegen den Westen ist, ist für Putin. Auch diesen Übersprung lässt Schawinski in seinem Buch «Verschwörung» natürlich nicht aus. Fast entsteht der Eindruck, Ganser wäre ein Handlanger und Fakenews-Bot Vladimir Putins. Ganser selbst hat sich nie dahingehend geäussert und würde sich wahrscheinlich dagegen verwehren, wie auch seinen auf Youtube erhältlichen Vorträgen zu entnehmen ist.

Im Kielwasser der Werbekampagne für Schawinskis Buch haben etliche Verlage eine unvergleichliche Schmutzkampagne gegen Ganser kolportiert unter gänzlichem Verzicht auf eine korrekte journalistische Aufarbeitung. Auf inhaltliche Fragen wurde nicht eingegangen. Grobschlächtiges Labelling machte aus einem Akademiker einen Verschwörungsstar. Ein Mensch und seine Arbeit wurden für ungültig erklärt, seine Ansichten als Verschwörungstheorien abgetan. Ein historischer Forscher wurde für akademisch tot erklärt. Das geschichtswissenschaftliche Prinzip der Kontroversität, dass nämlich sich widersprechende Theorien ein wesentlicher Bestandteil der Auseinandersetzung mit Geschichte sind, wurde komplett ignoriert. Wie kommt ein Grossteil der Schweizer Presse dazu, eine mediale Hasswoche gegen eine Person zu inszenieren? Zur Klärung dieser Frage lohnt es sich aufzuzeigen, wer Schawinskis Buch veröffentlicht und «pusht». Sein zwölftes Buch wurde im «NZZ Libro»-Verlag verlegt. Die Wege zur NZZ sind kurz. Dort waltet noch immer der Geheimdienst- Kreisen nahestehende Chefredaktor Eric Gujer. Nachrichtendienst bedeutet einen schnellen Informations-Draht zu westlichen Geheimdiensten. Dort werden Nachrichten überwacht und gemacht. Dort werden Feinde des Westens ausgemacht. Wurde Daniel Ganser als ein solcher identifiziert? Wir wissen es am Ende nicht. Fragwürdig bis gefährlich aber scheint nach wie vor, dass Medienschaffende mit Geheimdiensten verbandelt sind. Was den heiligen Westen, einschliesslich der NATO, in ein schlechtes Licht rückt, war der NZZ schon immer zuwider. Die blinde Unterstützung der NATO scheut auch den Pakt mit dem Teufel nicht. Wie äusserte sich Chefredaktor Eric Gujer über den türkischen Diktator Erdogan gleich nochmal: Erdogan bleibt ein Partner! Anmerkung: Die Türkei ist NATO-Partner. So kommt es sehr gelegen, dass ein Buch über «Verschwörung!» mit der Entlassung eines unliebsamen NATO-Kritikers zusammenfällt. An diesem Punkt kann im Doppelpack Deutungshoheit hergestellt und kritische Stimmen mundtot gemacht werden. Ganser ist so eine kritische Stimme. Er ist gefährlich für unsere Sicht auf das harmonische Bündnis des Westens, welches freilich von den USA dominiert - besser gesagt - beherrscht wird. Ob mit der Wahl Schawinskis als Ankläger die richtige Wahl getroffen wurde, muss bezweifelt werden. Schawinski ist nicht glaubwürdig. Sein Worte sind von jenem Fanatismus und Narzissmus durchdrungen, welche er Verschwörungstheoretikern selbst zum Vorwurf macht.

Auszug aus dem Interview in der «Schweiz am Wochenende» mit Roger Schawinski. Er erklärt uns Narzissmus.

Die NZZ ihrerseits hat einen guten Draht zu den AZ-Medien, welche die Hasswoche gegen Ganser eingeläutet haben. Die beiden Medienhäuser haben sich auf eine Zusammenarbeit im regional-lokalen Markt geeinigt. Wurde mit dieser Schmutzkampagne zum ersten Mal die überregionale Zusammenarbeit geübt? Man kommt sich auf jeden Fall näher, auch in der Senkung journalistischer Standards. Die restlichen Medienhäuser haben die mit publizistischer Werbung verbundene politische Propaganda unisono und unaufgearbeitet übernommen. Der zur Tamediagruppe gehörende Tagesanzeiger bietet Schawinski für sein Buch «Verschwörung!» sogar eine Gratis-Werbeplattform an (sh. oben, 3. Absatz). Die Schweizer Medien geben in der «Causa Ganser» insgesamt ein erbärmliches Bild ab. Glaubwürdiger Journalismus muss den Menschen die Möglichkeit geben, sich eine Meinung zu bilden. Das ist in diesem Fall nicht geschehen. Wenn traditionelle Medien ihre Glaubwürdigkeit nicht vollends verlieren wollen, sollten sie in Zukunft auf propagandistische Berichterstattung verzichten. Auch Herr Gansers Ansichten und Theorien sind nicht vor Kritik gefeit. Sie sollten aber einer denkenden Leserschaft unterbreitet werden, bevor inhaltsleerer journalistischer Rufmord geübt wird. Gelingt es den traditionellen Medien nicht, das Ausrufezeichen wieder einmal weniger defizitär und am richtigen Ort zu setzen, machen sie sich selber überflüssig.

Der Angriff der Polit-Bots

Die Machenschaften der Firma «Cambrigde Analytica» belegen, dass demokratische Entscheidungsprozesse in naher Zukunft einem digitalen Grossangriff auf die Meinungsbildung ausgesetzt sein werden. Auch in der Schweiz sind bereits Firmen am Start, welche die öffentliche Meinung «ganz legal» manipulieren wollen. Die Firma «Enigma» legt in der Handelszeitung ihre Ambitionen offen auf den Tisch. Mit Bots und KI - so die vollmundigen Ankündigungen - soll die Meinung einer «empfänglichen» Schicht zu Gunsten der Kundschaft beeinflusst werden. Ein gekauftes Abstimmungs- oder Wahlresultat kann demnach herbeigeführt werden.

Die Menschen werden stimuliert und angeregt zur Übernahme einer Fremdmeinung und zum Entschluss, diese an der Urne kundzutun.

Die Klasse der «Empfänglichen» lässt sich unmittelbar auf die Unentschlossenen, die Uninformierten, die Wankelmütigen und die Politik-Abstinenten eingrenzen. Diese Gruppierung ist in der Schweiz prominent vertreten. Wenn es gelingen sollte, diesen Personenkreis mit auf die Persönlichkeit angepassten Botschaften zu überzeugen und für eine Seite zu mobilisieren, können knappe Abstimmungen - oder auch Wahlen - im Sinne der Kunden gewonnen werden. Diese bewegbare Masse lässt sich logischerweise emotional und weltanschaulich zu Meinungen bewegen, die sie sich nicht selber gebildet hat. Sie werden stimuliert und angeregt zur Übernahme einer Fremdmeinung und zum Entschluss, diese an der Urne kundzutun.

Diese Bots lernen und warten geduldig auf den geeigneten Zeitpunkt zuzuschlagen.

Das ist der simple Business-Plan solcher Meinungsmacher. Das Werkzeug für diese Beeinflussung sind Bots, Maschinen, die sich als Menschen tarnen. Hier beginnt die Täuschung, die Vorspiegelung falscher Tatsachen, und hier beginnt die bedenkliche Manipulation der Demokratie. Sehr wahrscheinlich haben sich schon etliche «falsche Freunde» in den Kreis unserer Follower und Freunde auf Twitter, Facebook und Google+ eingeschlichen. Diese Bots lernen und warten geduldig auf den geeigneten Zeitpunkt zuzuschlagen. Maschinen, die darauf trainiert sind, psychologische Muster von Social-Media-Teilnehmerinnen zu erkennen, beginnen auf Kommando, mit massgeschneiderten Botschaften auf deren Meinungbildung einzuwirken. Der Erfolg oder Misserfolg solcher mentalen Implantate lässt sich ahand von Klicks, Likes, Favs oder Retweets messen und korrigieren. Is it a man, a machine or the bicycle repair man?

Demokratie lebt von lebendigen Debatten, dem Austausch von Argumenten zwischen Menschen. Jetzt aber beginnen Maschinen, Meinungen zu generieren und demokratische Prozesse zu unterwandern. Das ist eine gefährliche Tendenz, welcher so früh wie möglich Einhalt geboten werden muss. Vier mögliche Ansätze scheinen geeignet, der maschinellen Beeinflussung der Demokratie entgegenzuwirken.

Erstens: Der Gesetzgeber reguliert den Einsatz von politischen Bots. Politische Aussagen von Bots müssen als politische Werbung gekennzeichnet werden. Den Einsatz von politischen Bots ganz zu verbieten, ist die sauberste Lösung. Zweitens: Die Anbieter von Social-Media-Plattformen untersagen den Einsatz von Bots. Maschinen lassen sich heute noch sehr effizient von Menschen unterscheiden. Drittens: Eine Armee von Gegen-Bots führt politische Bots in die Irre. Das ist der Hacker-Ansatz à la «Seek & Destroy». Der Unterhaltungswert eines solchen Bot- Krieges wäre nicht zu unterschätzen. Viertens: Die Menschen müssen Bot-Profile erkennen lernen. Diese zeichnen sich durch ein niedriges Aktivitäts-Niveau, wenig Follower und ein unpersönliches Profil ohne menschliches Profilbild aus. Thematisch treten sie eintönig, aber in der Sache entschlossen und fundiert in Erscheinung. Die Aussagen weichen nicht von menschlichen Äusserungen ab, da sie von Menschen verfasst wurden. Sollte sich der Verdacht erhärten, auf einen Bot gestossen zu sein, ist es ratsam, diesen in ein Gespräch zu verwickeln. Die Antwort wird ausbleiben oder unsinnig sein.

Auch wenn die Wirksamkeit dieser maschinellen Massenmanipulation noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, hat sie doch das Potenzial, demokratische Entscheidungen massgeblich zu verfälschen. Der Gesetzgeber sollte sich dieser Problematik so schnell wie möglich annehmen, bevor der Schaden angerichtet ist. Parteien und Gruppierungen, die sich solcher undemokratischer Methoden bedienen, sollten ferner abgestraft und an den Pranger gestellt werden. Firmen, die solche Manipulations-Methoden anbieten, müssen dahingehend reguliert werden, dass sich das Geschäftsmodell kaum mehr lohnt.

Wir stehen am Anfang einer bedenklichen Entwicklung, die jetzt noch kontrolliert werden kann. Die Bots und KIs werden sehr schnell sehr viel intelligenter. Deshalb sollten wir handeln, solange es noch nicht zu spät ist.

Das ist kaputt. Wir brauchen ein neues: Das Internext

Dieser Artikel ist auch in Englisch verfügbar.

#tldr: Dezentrale Netzwerke spriessen wie Pilze aus dem Boden. Sie haben das Potenzial, das alte, von Monopolen und Staaten beherrschte Internet zu ersetzen und den Teilnehmerinnen ihre Freiheit zurückzugeben.

Nimmt man heute den Zustand des genauer unter die Lupe, kann man nur zum Schluss kommen, dass es kaputt ist, entstellt und zweckentfremdet wurde. Was einmal als ein Projekt von Akademikern, Forschern, Programmierern und Kreativen begann, wurde von wirtschaftlicher und staatlicher Seite zu einem Sumpf des Kommerzes, der Überwachung und Zensur umfunktioniert.Auf der wirtschaftlichen Seite bestimmen wenige grosse Konzerne die Geschicke des Internets. Allen bekannt dürften Google, Facebook, Microsoft, Apple und Amazon sein: übrigens alles US-Konzerne. Sie monopolisieren Daten, Datenströme, Inhalte, Werbung, sozioökonomische Personenprofile, und nicht zuletzt die technologische Weiterentwicklung, sprich die Zukunft des Internets. Leider sind die Konsumenten bequem genug, diesen Monopolisten ihre höchstpersönlichen Daten wie E-mails, Surf- und Suchverhalten und Dokumente in den Rachen zu werfen, da sie im Gegenzug von Gratis-Diensteistungen profitieren können. Diese Daten werden in Gold umgewandelt, indem sie verkauft, gehandelt, wiederverkauft, erweitert und schliesslich in Form von massgeschneiderter Werbung (targeted&tailored Ads) auf die Konsumenten zurückgeworfen werden. Ein Milliarden-Business, bei dem der Konsument nur verliert!

Die Unkosten dieser gigantischen Überwachung tragen selbstverständlich die Überwachten selber: der reine, absolute Wahnsinn!

Die staatlichen Akteure hingegen spielen «Cyberwar» und «Räuber&Police», verminen und verwanzen die freie Kommunikation und fördern mittlerweile aktiv die Schwächung der gesamten IT-Infrastruktur, indem sie durch den Einkauf von Sicherheitslücken einen Schwarzmarkt ankurbeln. Anders ausgedrückt: Staaten kaufen mit Steuergeldern Verbrecher-Software. Um Verbrecher zu jagen, werden die Dienste von Verbrechern in Anspruch genommen. Eine verquere Logik, die gewiss noch mit vielen abstrusen Politiker-Ausreden verziert wird. Ferner lassen Staaten - mittlerweile auch die Schweiz - einen flächendeckenden, unverhältnismässigen Überwachungsapparat auf die eigene Bevölkerung, die sich damit natürlich in Unkenntnis der Materie oder aus irrationaler Panik sogar einverstanden erklärt, los. Das BÜPF sorgt in der Schweiz dafür, dass ab dem 1. März 2018 sämtliche Verbindungsdaten aller Geräte und Nutzerinnenfür ein halbes Jahr gespeichert werden. Die Unkosten dieser gigantischen Überwachung tragen selbstverständlich die Überwachten selber: der reine, absolute Wahnsinn! Würde der Staat alle unsere zwischenmenschlichen Verbindungen und Kontakte in der Realität mitschneiden wollen, wären die Verantwortlichen schon lange aus den ihnen demokratisch übertragenen Positionen entfernt worden. Die Vorgänge im digitalen Raum verstehen die Menschen, welche schon mit der Bedienung ihres Smartphones überfordert sind, einfach nicht und folgen blind ein paar Wölfen im Schafspelz. So stehen wir vor der Tatsache, dass das Internet, die Grundlage unserer modernen Kommunikation, auch von staatlicher Seite komplett untergraben wurde. Beispielsweise möge jeder für sich selber beurteilen, ob die seit Jahren bestehenden, gravierenden Sicherheitslücken (Meltdown&Spectre) in modernen Prozessoren, Recheneinheiten eines jeden Computers, ein Produkt des Zufalls, der Fehlplanung oder der bewussten staatlichen Unterwanderung sind.

Die Menschen müssen die Kontrolle über ihre Kommunikation und ihre Daten zurückfordern und zurückerhalten.

Das Internet hat sich von seinem eigentlichen Zweck, der Kommunikation zwischen Menschen, entfernt, ist zu einem Selbstbedienungsladen und Handelsplatz von Personendaten verkommen. Facebook zum Beispiel, eine Plattform, die den Menschen die Möglichkeit bietet, Bilder, Interessen und Meinungen auszutauschen, verwertet und verkauft die Profile ihre Nutzerinnen an Werbe-Firmen oder sonstige Interessenten. Dem stimmen die Nutzerinnen natürlich zu, indem sie die Nutzungsbedigungen ungelesen akzeptieren. Facebook kennt ihre Teilnehmerinnen in- und auswendig, vielleicht besser als sie sich selber kennen. Ist das ein fairer Deal: Kommunikation vs. Verkauf des Personenprofils? Das ist eben die Kehrseite dieser zentralisierten und monopolisierten Kommunikationsplattformen. Die Nutzerinnen verkaufen sich eigentlich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wer ein Android-Smartphone besitzt, sollte sich einmal auf myactivity.google.com einloggen, um festzustellen, dass Google sein ganzes digitales und reales Leben protokolliert. Welche App wurde wann aktualisiert? Wo befand sich die Nutzerin? Wonach hat sie oder er gesucht? Diese Daten sind dort auf die Sekunde festgehalten. (Notiz: Achten Sie also auf ihre Login-Daten). Davon können staatliche Überwacher eigentlich nur träumen. Jedoch hat das alles tatsächlich nichts mehr mit jenem Internet zu tun, welches Tim Berners-Lee vor 27 Jahren entworfen hatte. An diesem Punkt muss ein Strich gezogen werden. Die Menschen müssen die Kontrolle über ihre Kommunikation und ihre Daten zurückfordern und zurückerhalten. Das ist in naher Zukunft möglich, ohne zentrale Monopolisten, ohne zentrale Dienste, ohne zentrale Server, ohne totale Preisgabe seines Lebens und seiner Seele.

Das nächste Netz gibt den Menschen die Kontrolle über ihre Daten und ihre Kommunikation zurück.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor dieser absoluten Verfolgung und Kontrolle der Kommunikation zu schützen. Jedoch offenbaren diese Flicken am Ende nur, wie kaputt das Internet bereits ist. Deshalb ist es höchste Zeit, das Internet neu zu erfinden. Das nächste Netz gibt den Menschen die Kontrolle über ihre Daten und ihre Kommunikation zurück. Dabeit handelt es sich um keine realitätsferne Zukunftsvision, da die Technologien bereit sind, und unzählige Projekte für ein dezentrales, verteiltes und verschlüsseltes Internet in den Startlöchern stehen. Die Kerntechnologie, welche dieses Internet antreiben wird, ist die Blockchain. Dabei handelt es sich um eine verschlüsselte, nicht manipulierbare, verteilte Kette von Transaktionen oder Aktionen. Gepaart wird diese Technologie mit Bittorrent, , DHT, Verschlüsselung, File-Splitting und verteilten Dateisystemen. Anbei ein kleiner Überblick über diverse Projekte, die das dezentrale Internet gestalten wollen. Darunter befindet sich übrigens auch das Solid-Projekt des «Internet- Erfinders» Tim Berners-Lee.

Verteilte Internet-Plattformen: Beaker-Browser Zeronet Peergos Substratum Solid Maidsafe Blockstack

Verteilter Mobil-Messenger: Ring

Sicherer Bittorrent-Client:

Verteilte Handelsplattform: Open Bazaar

Verteilte Sozial-Plattformen: Scuttlebutt Sphere

Verteilte Dateisysteme: Interplanetary Filesystem (IPFS) -Projekt

Verteilter Speicherplatz: Storij Sia Bitdust Dezentralisierter Facebook-Ersatz: Diaspora

Verteilte Rechenpower: Golem Projekt

Die «alten» anonymen Netze: Project (nicht zu verwechseln mit dem deutschen E-mail-Anbieter)

Eine Monetarisierung des neuen Internets kann nicht im Sinne der Nutzerinnen sein. Das findet im Moment schon zur Genüge statt.

Freilich ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele dieser Projekte stecken noch in den Kinderschuhen. Andere derartige Projekte wiederum dienen zweifelsohne der Koppelung einer digitalen Währung an Dienstleistungen. Eine Monetarisierung des neuen Internets kann nicht im Sinne der Nutzerinnen sein. Das findet im Moment schon zur Genüge statt. Zudem müssen solche Projekte unbedingt offene Entwicklungen sein, damit die Kontrolle bei den Anwendern bleibt. Proprietäre Projekte sind nicht im Sinne eines offenen, freien Internets, weil damit eben wieder eine Zentralisierung und Monopolisierung des Internets einhergeht. Die Beurteilung, welche der obigen Projekte «Open Source» sind, sei dem Leser überlassen. Aufhorchen jedoch lässt, dass der verbreitete Browser Firefox die dezentralen Protokolle von IPFS, Dat und Secure Scuttlebutt in der Version 59 akzeptiert. Man darf deshalb gespannt sein auf zukünftige Erweiterungen, welche diese Protokolle einsetzen.

Dies stärkt den im heutigen Internet auf's Übelste aufgeweichte Daten- und Persönlichkeitsschutz.

Was sind nun jedoch die Vorteile eines dezentralen Netzes? Diese dezentralen Netze sind in erster Linie unglaublich zensur-resistent. Das wird weder demokratischen noch totalitären Staaten gefallen. Die Daten liegen eben nicht zentral auf einem Server bei einem Anbieter, sondern verschlüsselt und verteilt bei allen Teilnehmerinnen des Netzwerks. Webseiten und Dokumente werden kaum mehr zu entfernen sein, weil Hundertausende oder sogar Millionen von auf der ganzen Welt verteilten Menschen vom Netz genommen werden müssten. Daten werden eben auch redundant gespeichert, so dass der Verlust persönlicher Daten nahezu auszuschliessen ist. Ferner haben die Teilnehmerinnen eine verstärkte Kontrolle über ihre persönlichen Daten und darüber, was sie von sich preisgeben. Möglicherweise wird sogar eine Form der Anonymität oder Pseudonymität gegeben sein. Dies stärkt den im heutigen Internet auf's Übelste aufgeweichte Daten- und Persönlichkeitsschutz. Strafverfolgung wird dadurch auf jeden Fall nicht vereitelt, wie die Aushebung des Drogen- und Waffenportals «Silkroad» gezeigt hat. Solide, gezielte und althergebrachte Ermittlungsarbeit wird die unsinnige Massenüberwachung unschuldiger Bürgerinnen ersetzen müssen. Die Demokratie wird auf jeden Fall gestärkt. Für Urheber dürfte sich nicht viel ändern, da sie ja jetzt schon mit einer Flut von Urheberrechtsverletzungen konfrontiert sind. Die Verfolgung und Unterdrückung von Urheberrechtsverletzungen dürfte sich jedoch einiges schwieriger gestalten. Vielleicht führt dies zu einem Umdenken bei den Content-Anbietern, welche die Fans ihrer Produkte bislang als Feinde betrachteten.

Die gesellschaftlichen Folgen von dezentralen Netzen werden nicht unbedeutend sein und im besten Fall die eine oder andere Diktatur stürzen als auch «Demokratien auf Abwegen» stärken.

Aus Verschwörungstheorien lernen

Verschwörungstheorien gibt es wie Sand am Meer. Doch wie jedes Märchen enthalten auch Verschwörungstheorien einen Funken Wahrheit. Allzu leichtfertig werden solche Theorien als Hirngespinste oder paranoide Konstrukte gebrandmarkt und ins Lächerliche gezogen. Doch es lohnt sich, nicht nur bei jeder Verschwörungstheorie sondern auch bei der ihr widersprechenden Erklärung der Wissenschaft zwischen den Zeilen zu lesen. Denn viele Erklärungen der Wissenschaft sind nicht wasserdicht oder verstecken Unerklärliches hinter wissenschaftlichen Worthülsen.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Kontroverse um das sogenannte Atacama-Alien, welches in der gleichnamigen Wüste gefunden wurde. Für die weltweite Gemeinde der Alien-Gläubiger war sofort klar, dass der Fund dieses entstellten humanoiden Zwergskelettes der Beweis schlechthin war, dass Ausserirdische tatsächlich hier auf der Erde gelandet sind. Genforscher haben sich der Klärung dieses Falles angenommen. Das erklärte Ziel der Untersuchung war, "zu widerlegen, dass irgendetwas unüblich oder paranormal war". Die Untersuchung zielte also nicht auf eine unvoreingenommene Erklärung des Phänomens sondern auf eine Widerlegung der Verschwörungstheorie ab, sprich es musste gezeigt werden, dass das Skelett menschlich war. Mit dem Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom war schnell ein Gen- Defekt gefunden, der die Deformationen des Skelettes erklärte. Dabei handelt es sich um ein äusserst seltenes, unverstandenes Krankheitsbild. Gerade 25 bis 30 Fälle sind weltweit bekannt. Die meisten Betroffenen sterben als Fötus. Doch passte es auch in das Bild, dass das vorliegende 13 Zentimeter lange Skelett nur zehn statt der üblichen zwölf Rippen hatte? Dass die Wissenschaftler jedoch mehr an einer Widerlegung der Alientheorie als an einer wissenschaftlichen Erklärung interessiert waren, zeigte sich darin wie sie mit widersprüchlichen Ergebnissen umgingen. Eines der Untersuchungsergebnissse ergab, dass dieser entstellte Zwergmensch sechs Jahre gelebt haben musste, wohingegen ein anderes auf einen Tod als Fötus hinwies. Es steht ausser Frage, für welche Variante sich die Forscher entschieden haben. Die Erklärung der Genforscher lautete: Es handelt sich um das Skelett eines Menschen mit einem fatalen Gendefekt, welcher noch im Mutterleib gestorben ist. Anders ausgedrückt: Es ist kein Ausserirdischer. Quod erat demonstrandum - was zu beweisen war.

Die Menschheit kann also wieder zum Alltag übergehen, weiter arbeiten und weiter konsumieren. Unser rationales Weltbild wurde wieder erfolgreich bestätigt und gegen dunkle Verschwörungstheorien und Spinner verteidigt. Es gibt keinen Nikolaus, keine Monster im Schrank und schon gar keine Ausserirdischen, zumindest nicht auf der Erde. Die meisten Astronomen und Kosmologen sind sich aber mittlerweile einig, dass die Wahrscheinlichkeit für die Existenz intelligenten ausserirdischen Lebens im Kosmos hundert Prozent beträgt. Es gibt sie... irgendwo da draussen, nicht hier. Wir können durchatmen trotz Abertausenden von Spinnern, welche Ausserirdische und UFOS gesehen haben wollen oder sogar behaupten, von solchen entführt worden zu sein. Die haben halt alle einen Knall wie z.B. dieser Rentner namens Dr. Edgar Mitchell, der allen Ernstes behauptet, die us- amerikanische Regierung verfüge über ausserirdische Technologie. Es macht diesen Doktor zwar sympathischer, aber nicht glaubwürdiger, dass er Erich von Däniken "nicht für einen der herausragenden Forscher" hält. Was aber machen wir mit der Tatsache, dass eben dieser Edgar Mitchell einer der wenigen Menschen war, der über die Oberfläche des Mondes spazierte? Er war Pilot der Apollo-14-Mission. Erhöht oder schmälert dies seine Glaubwürdigkeit? Ist es nicht das Beste, wenn wir einfach davon ausgehen, dass Mr. Mitchell bei seinen Spaziergängen auf dem Mond einfach zuviel kosmische Strahlung abbekommen hat?

Was auch immer dieser Mitchell da von Roswell und abgestürzten UFO faselt, ist doch Unsinn und Urban Legend. Jedes Kind weiss doch, dass es keine fliegenden Untertassen gibt. Manche gestandene Jet-Piloten - darunter auch ehemalige Swissair-Piloten - können sich dieser Meinung jedoch nicht mehr anschliessen. UFO-Sichtungen von Piloten sind keine Seltenheit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass UFOs nicht gleichbedeutend sind mit ausserirdischen Flugkörpern. Es handelt sich primär um Unbekannte, nicht-identifizierte FlugObjekte. Das US-Militär weiss meistens sofort, dass es sich bei vermeintlichen UFOS um Wetterballone oder Leuchtspur-Munition handeln muss. Der Wetterballon hat seit dem Roswell-Zwischenfall von 1947 als Erklärung für UFO-Sichtungen grosse Tradition. Das US-Militär hat sich bei Medienmitteilungen zu diesem Vorfall mehrfach in Widersprüche verstrickt und somit wesentlich dazu beigetragen, dass eine der wohl grössten Verschwörungstheorien überhaupt entstanden ist. Roswell- Verschwörungstheoretiker sind absolut überzeugt, dass ein ausserirdisches UFO in der Wüste von New Mexico abgestürzt ist und dies von der US-Regierung oder mächtigen Kreisen seit Jahrzehnten vertuscht wird. Einer, der von diesem Regierungs-Komplott fest überzeugt ist, ist eben jener Apollo-14-Astronaut, Dr. Edgar Mitchell.

Die Anhänger der Roswell-Verschwörungstheorie sind zahlreich. Sie drücken mit dem Glauben an den Roswell- Absturz zuallererst einmal ein tiefes Misstrauen gegenüber der Zentralregierung in Washington aus. Sie trauen der Regierung, Verschwörung, Vertuschung, Manipulation, Täuschung, Intransparenz und Geheimniskrämerei ohne weiteres zu. Zugegebenermassen ist dieses Misstrauen stark begründet und aktueller denn je angesichts des gigantischen Überwachungsapparates, den die us-amerikanische Regierung nicht nur gegen die Welt sondern das eigene Land gerichtet hat. Edward Snowden hat der Welt die Augen geöffnet. Es scheint nur plausibel, dass ein Land, welches immer geheimere Institutionen und Gremien züchtet, an demokratischer Legitimation und Glaubwürdigkeit verliert. Wie sieht es eigentlich bei uns aus? Vertrauen wir denen da oben in Bern noch? Und was macht die Bande in Brüssel eigentlich?

Es stellt sich die Frage, ob wir den Glauben an unsere demokratischen Institutionen nicht schon lange verloren haben, und es scheint fast, dass wir ohnmächtig von einem unbarmherzigen Räderwerk des Überwachungs- und Verwaltungsstaates zermalmt werden. Ohnmacht ist ein sehr geeigneter Nährboden für Verschwörungstheorien, welche vorwiegend Regierungen oder geheime Gruppierungen für Vertuschungen und Manipulationen verantwortlich machen. Verschwörer täuschen und manipulieren die Menschen zu einem bestimmten Zweck, wie z.B. zu nichts Geringerem als der Erlangung der Weltherrschaft. Dies ist die gängige Ansicht von Verschwörungstheoretikern, die durch Arkanpolitik der Bilderberg-Konferenz oder der Rive-Reine-Tagung in ihrem Glauben nur bestärkt werden. Es zweifelsfrei nicht nur ungeschickt sondern auch dumm, wenn die Mächtigen der Welt sich in Geheimpolitik versuchen. Solche Gruppierungen schreien förmlich danach in den Kontext einer Verschwörung gestellt zu werden. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Illuminati-Verschwörungstheorie zu nennen. Die Illuminati sollen ein Kreis von mächtigen Verschwörern sein, welche in diesem Moment die Weltherrschaft an sich reissen wollen. Die historische Sicht sieht freilich ein bisschen anders aus. Bevor wir diese Verschwörungstheorie als Unsinn abtun, muss die Frage erlaubt sein, was das Siegel des Illuminatenordens auf der Ein-Dollar-Note verloren hat. Sogar das Motto (Novus ordo seclorum) und das Gründungsdatum (1776) des Geheimordens sind darauf einwandfrei zu identifizieren. Das sind harte Fakten und keine Verschwörungstheorie. Würde man dem Pfad der Verschwörungstheorie folgen, befände man sich alsbald in einem halluzinierten Dickicht von Geheimbünden, welche zur Erlangung der Weltherrschaft auch vor den Anschlägen auf das World Trade Center im Jahre 2001 nicht zurückgeschreckt wären. Dort tun sich nicht nur Abgründe sondern auch Unkenntnisse und Wahrnehmungsstörungen auf. Dehalb endet dieser Pfad hier.

Verschwörungstheorien als puren Unsinn zu verurteilen, wird dem Phänomen aber nicht gerecht. Darin enthalten sind ein ernstzunehmendes Misstrauen und eine grosse Ohnmacht gegenüber dem Staat und den Mächtigen. Dieses Misstrauen ist nach der Enthüllung der globalen, massenhaften, verdachtsunabhängigen Überwachung durch Geheimdienste mehr als gerechtfertigt. Und dann gibt es immer noch Dinge und Ereignisse, die sich nicht einfach in unsere rationales wissenschaftliches Weltbild einordnen lassen. Denn manchmal erklärt die Wissenschaft das Aussergewöhnliche bloss mit einer kryptischen Bezeichnung für das Unerklärliche. Davon gibt es immer noch genug. Voreilige Schlussfolgerungen führen jedoch nur zur nächsten abstrusen Verschwörungstheorie. Es ist davon auszugehen, dass Anhänger von Verschwörungstheorien nicht willens oder nicht in der Lage sind, die erschreckende Komplexität der Welt zu erkennen. Verschwörungstheorien werden weiterleben als tiefer Ausdruck menschlicher Ängste und Hoffnungen. Wiederum bleibt die Realität zuweilen rätselhafter als uns manche Wissenschaftler und Wissenschaftsgläubige weismachen wollen.

Weiterführende Links: - 10 Verschwörungstheorien, die sich als wahr herausgestellt haben - Perhaps the world's conspiracy theorists have been right all along (16. Juni 2015, Englisch)

It’s my life

Dies sind 42 Tweets zum Weltgeschehen ab meinem Geburtsjahr 1971. Jeder Tweet fasst die Ereignisse des jeweiligen Jahres zusammen. Diese Ereignisse haben auf mich einen bleibenden Eindruck gemacht oder erschienen mir wichtig.

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Stephen Hawkings Warnung vor E.T.

Durchzuckt von Blitzen quillt am Himmel eine dunkle Wolke vor sich hin, bis sich langsam eine fremdartige und riesengrosse Metallscheibe daraus löst und die Wolkenkratzer der darunter liegenden Metropole mit einem Unheil verkündenden Schatten überzieht. So stellten sich die Macher des Films «Independence Day» die Ankunft feindlicher Ausserirdischer vor, die gekommen sind, die Erde zu erobern und die Menschheit auszurotten. Diese furchteinflössenden Bilder aus dem Reich der Fiktion könnten aber Wirklichkeit werden, warnt uns der renommierte Astrophysiker Stephen Hawking in seiner neuesten Dokumentarfilm-Reihe.

Hawking geht davon aus, dass die Existenz von ausserirdischem intelligentem Leben bei einer schier unendlichen Zahl von Galaxien und Sonnen äusserst wahrscheinlich ist. Sollten diese intelligenten Ausserirdischen ferner die Raum- Reise zur Erde bewältigen, wäre ihre Technologie der unseren um Äonen überlegen und würde uns gemäss dem Astrophysiker so aussergewöhnlich erscheinen wie eine Rakete einem Höhlenmenschen. Hawking versteht diese Ausserirdischen als Nomaden, welche zur Erhaltung der eigenen Art immer neue Energiequellen und Ressourcen erschliessen müssen. Eine Ankunft dieser feindseligen, ressourcenhungrigen Aliens auf der Erde würde zwangsläufig zu einem Konflikt um die Rohstoffe unseres Planeten führen. Doch angesichts der technologischen Überlegenheit der galaktischen Ankömmlinge fände ein Krieg der Welten gar nicht statt.

So wie die Entdeckung Amerikas durch Columbus das Ende der indianischen Bevölkerung einläutete, bedeute die Ankunft von Ausserirdischen auf der Erde «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» die Tilgung der Menschheit, folgert Hawking. Er rät deshalb, galaktische Funkstille zu halten, um diese unerwünschten Gäste nicht auf die Erde aufmerksam zu machen. Seit mehr als 60 Jahren senden wir jedoch bereits Radiowellen in das Weltall. Diese verbreiten sich mit Lichtgeschwindigkeit und tragen die Signatur menschlicher Intelligenz. Sollte sich innerhalb eines Abstandes von 60 Lichtjahren von der Erde eine ausserirdische Zivilisation aufhalten, hätte sie von unserer Existenz vielleicht in diesem Moment Notiz genommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch angesichts der gigantischen Grösse des Universums verschwindend gering. Zudem wäre uns eine solche intelligente Zivilisation in unserer unmittelbaren galaktischen Nachbarschaft höchstwahrscheinlich nicht entgangen, da die Menschheit im Rahmen des SETI- Projektes seit mehr als 40 Jahren Radiosignale aus dem All auf Spuren von intelligentem Leben untersucht. Bis auf das WOW-Signal verlief die Suche bislang ergebnislos.

Hawkings düsterem Szenario lassen sich einige Argumente entgegenhalten. Zum einen besagt die Physik nach Einstein, dass sich nichts schneller als das Licht fortbewegen kann. Demgemäss wären die gewaltigen Distanzen zwischen den Planeten auch für eine Spezies, welche über die Technologie der anähernd lichtschnellen Fortbewegung verfügt, nahezu unüberwindbar. Wenn 8'000 Lichtjahre entfernte Aliens ein menschliches Signal auffingen, würden sie die Erde frühstens in 8'000 Jahren erreichen. In astronomischen Dimensionen handelt es sich dabei um eine Kurzstrecke, wenn man bedenkt, dass schon unsere Milchstrasse einen Durchmesser von ungefähr 100'000 Lichtjahren hat. In 8'000 Jahren kann sich wiederum sehr viel ändern. Die raumfahrenden Invasoren könnten sowohl physischen als auch psychischen Schiffsbruch erleiden. Ihre Motivation zur generationsübergreifenden Raumdurchquerung und ihr Interesse an den Ressourcen der Erde könnten erlöschen. Sollten sie die Reise trotzdem schadlos überstehen, gäbe es auf dem Zielplaneten womöglich weder Menschheit noch Rohstoffe mehr, denn die ausserirdischen Besucher erreichen die Erde 16'000 Jahre, nachdem das verräterisches Signal die Erde verlassen hat.

Hawking kontert das Argument der scheinbaren Unüberwindbarkeit von Raum und Zeit mit der hypothetischen Möglichkeit von Wurmlöchern, welche Raum- und Zeitsprünge ermöglichen würden. Gäbe es diese Technologie, könnten uns Aliens tatsächlich von jedem Ort und Zeitpunkt aus erreichen. Eine solche Zivilisation wäre räumlich und zeitlich omnipräsent und hätte überall und zu jeder Zeit sichtbare Spuren hinterlassen. Ein Blick in die Tiefen und somit die Vergangenheit des Weltalls zeigt uns aber keine Anzeichen einer solchen Super-Zivilisation. Gewiss würde eine dermassen übermächtige Spezies ihre Spuren verwischen können. Warum aber sollten sie sich angesichts ihrer gottgleichen Herrschaft über Raum und Zeit vor weniger entwickelten Zivilisationen verstecken? Wahrscheinlicher als eine allmächtige Rasse von Ausserirdischen ist die Existenz von unzähligen Zivilisationen, welche alle in einem anderen Zeitfenster an einem anderen Ort leben. Die Geburt und Lebenszeit einer ausserirdischen Zivilisation muss zeitlich nicht mit unserer Existenz koinzidieren. So entstünden und stürben Zivilisationen wie Myriaden von zeitlich und räumlich zufällig aufflammenden und erlöschenden Streichhölzern - Glühwürmchen im endlosen Dunkel. Eine interstellare Kontaktaufnahme wäre nahezu ausgeschlossen. Dieses Modell würde erklären, warum da draussen die absolute Stille herrscht.

Sollten allen Schranken zum Trotz Ausserirdische unsere Erde erreichen, müssten sie nicht unbedingt feindliche Absichten hegen. Schliesslich könnte ihre moralische Entwicklung ebenso weit gediehen sein wie ihre technologische. Diese Möglichkeit verwirft der Kulturpessimist Hawking mit dem vorerst skurill anmutendem Argument, dass die Ankömmlinge uns zu ähnlich seien. Die Konsequenz dieser Logik ist jedoch so einfach wie genial: die kriegerischen Nomaden stehen auf einer späteren Stufe derselben Entwicklung, welche die Menschheit durchmacht. Nachdem sie ihren Heimatplaneten ausgebeutet und unbewohnbar gemacht haben, marodieren sie durch das Universum. Womöglich blüht uns in einer fernen Zukunft dasselbe Schicksal, denn unsere Anstrengungen zur Vernichtung unserer Erde sind nicht von der Hand zu weisen. Sollten uns ausserirdische Invasoren nicht auslöschen, werden womöglich wir dereinst brandschatzend durch die Galaxie ziehen. Wir erkennen, dass wir zur Heuschreckenplage für das ganze Universum werden könnten, gesetzt den Fall, dass wir uns zuvor nicht selbst auslöschen. Diese düsteren Zukunftsszenarien könnten sich realisieren, wenn die Menschheit den längst überfälligen moralischen und gesellschaftlichen Entwicklungssprung versäumt. Die Moralität des heutigen Homo Sapiens Sapiens ist wahrscheinlich weniger entwickelt als die des ersten Menschenaffen, wohingegen unsere Waffen und Werkzeuge vergleichsweise erschreckend mächtig sind.

Stephen Hawkings Warnung vor einer dunklen Zukunft geht viel weiter. Er meint: Fürchtet Euch vor Euch selbst!

[d.z]

Weiterführende Links: Stephen Hawking's «Into the Universe» (Englisch) Artikel auf Spiegel Online