Leidenschaftlich engagiert

Eine Begegnung mit S. D. Johannes Fürst von -Wolfegg-Waldsee

von Helga Raible Wolfegg beschäftigt über 100 Mitarbeiter, Tätigkeits- schwerpunkte sind Forstwirtschaft, Freizeit und Tou- rismus sowie Immobilienwirtschaft. Die Fürstenfami- lie – Fürst Johannes ist verheiratet mit Viviana Für- WOLFEGG – S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee: So steht stin von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, eine geborene sein Name in der Mitgliederliste der Aufsichtsrats der Stiftung Liebenau, Contessa Rimbotti aus Florenz – lebt im Schloss dem er seit 1998 angehört. S. D. – das heißt in vollem Wortlaut Seine Wolfegg, die drei erwachsenen Kinder stehen in Stu- Durchlaucht und ist die korrekte Ansprache für den Fürsten. Wer damit dium und Beruf. Förmlichkeit und Zeremoniell verbindet, irrt allerdings. Im Gespräch zeigt sich der Fürst entspannt und aufgeschlossen, spricht von Verant- Politischer Gestalter wortung ebenso viel wie von Leidenschaft. Die Politik spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben. Für die CDU saß Fürst Johannes lange Jahre im Wolfegger Gemeinderat und im Kreistag. „Eine spannende Zeit“, erinnert er sich. Ein großes Thema „Tradition verpflichtet“ – mit diesen Worten umreißt damals waren die Veränderungen in der Kranken- S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee hauslandschaft im Kreis . Überhaupt wür- seine Lebenseinstellung. Aus Verpflichtung gegen- den im Kreistag interessante Fragen bearbeitet, das über der Familiengeschichte wie auch gegenüber dem sei vielen nicht bekannt. „Unterm Radar“ würden Land engagiert er sich in vielen Bereichen, in Wirt- hier Weichen gestellt, zum Beispiel für den Straßen- schaft und Politik ebenso wie in der Kunst und im und Radwegebau oder die kreiseigenen Schulen wie Sozialbereich. etwa die beruflichen Gymnasien. Und auch wenn er Bis ins tiefe Mittelalter kann Johannes Fürst von heute nicht mehr aktiv in der Politik tätig ist, ver- Waldburg-Wolfegg-Waldsee seine Familie zurück- folgt er sie doch mit Leidenschaft. verfolgen. Seine Vorfahren standen in kaiserlichen Diensten, waren Berater und Vertraute von Herzögen Engagierter Kunstsammler und Kurfürsten, geistliche Würdenträger, Diplomaten Emotionen sind ebenfalls im Spiel, wenn es um die und Feldherrn. Einer der bekanntesten ist Georg III. Kunst geht – auch das ein Stück Familientradition. Truchsess von Waldburg, der als „Bauernjörg“ im Die Wolfegger Kunstsammlung umfasst Werke bedeu- 16. Jahrhundert die aufständischen Bauern bekämpfte tender Künstler, die über die Jahrhunderte zusam- – sozusagen „ein schwarzes Schaf in der Familie“, mengetragen wurden, darunter Kupferstiche und wie Fürst Johannes augenzwinkernd sagt. Lieber Holzschnitte von Albrecht Dürer und Rembrandt van beruft er sich auf den Truchsess Max Willibald von Rijn. Hier lagerte bis vor zehn Jahren auch die Waldburg. Auch er ein Heerführer, der im Dreißigjäh- berühmte Weltkarte von Martin Waldseemüller, die rigen Krieg die Städte Konstanz und Lindau gegen als erstes den neuen Kontinent „Amerika“ zeigte. die Schweden verteidigt hatte. Gleichzeitig galt er Unter großem öffentlichen Interesse wurde sie vom als Gelehrter und Schöngeist, sprach mehrere Spra- Fürstenhaus in die USA verkauft, wo sie seit 2007 in chen und begründete die Kunstsammlung des Hauses der Library of Congress in Washington in einem eige- Waldburg, die noch heute im zu nen Raum als „Geburtsurkunde Amerikas“ zu besich- sehen ist. tigen ist. „Verantwortung gegenüber der Kunst Kriegerisch ist das fürstliche Leben heute zum Glück bedeutet auch, dass man sich fragen muss, wer der nicht mehr. Fürst Johannes ist ein erfolgreicher ideale Eigentümer ist“, erläutert Fürst Johannes die Unternehmer, die Unternehmensgruppe Waldburg- Entscheidung zum Verkauf. „In der Library of Con-

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Eine Begegnung mit S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee

Entspannt und aufgeschlos- sen zeigt sich S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg- Waldsee bei offiziellen Anlässen, hier beim 440-jäh- rigen Jubiläum der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, mit Ehefrau Viviana Fürstin zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Dr. Berthold Broll (Vor- stand Stiftung Liebenau). Foto: Kästle

gress ist die Karte am richtigen Platz, gut geschützt Wolfegg. Außerdem ist er Diözesanvorstand des vor zu viel Licht, Feuchtigkeit und Wärme.“ Ein wei- Malteser Hilfsdienstes – und eben Mitglied im Auf- teres Beispiel für die Verbindung von Kunst und Zeit- sichtsrat der Stiftung Liebenau. geschichte ist in der wieder eröffneten Schatzkam- „So unterschiedlich sind das Fürstenhaus und die mer der Waldburg zu besichtigen: Hier zeugen Nach- Stiftung Liebenau gar nicht“, erläutert er. Beide bildungen von den Reichskleinodien des Heiligen seien auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ange- Römischen Reiches Deutscher Nation, die im 13. legt und hätten die Verantwortung, ihr Vermögen Jahrhundert dort im Auftrag von Kaiser Friedrich II. über die Jahre unversehrt zu halten – in der heu- gelagert wurden. tigen Zeit „ein riesiges Thema“. Als Mitglied im Fürstin Viviana widmet sich der Musik. Sie ist Präsi- Wirtschaftsausschuss verfolgt Fürst Johannes die dentin des Freundeskreises der Internationalen Wirtschaftsstrategie der Stiftung mit besonderer Wolfegger Konzerte, die jedes Jahr im Juni stattfin- Aufmerksamkeit. „Weitsichtig und nachhaltig“ den und in der Musikwelt hohes Renommee haben. nennt er ihr Vorgehen, Risiken und Renditen sorg- „In der Provinz nichts Provinzielles“, das sei das sam abzuwägen und „wetterfeste“ Vermögensanla- Rezept für den großen Erfolg der Konzertreihe, in gen zu finden. Worauf er besonderen Wert legt: Jede der „viel Liebe und Herzblut steckt“, so Fürst Generation hat ihre Aufgaben selbst zu lösen, kei- Johannes. nesfalls darf man die Probleme auf kommende Gene- rationen verlagern. So wie es in der Vergangenheit Hoher sozialer Einsatz galt, Aufgaben wie Enteignungen, Kriege, Inflation Beide sind bekannt für ihren hohen Einsatz für sozi- zu bewältigen, ist heute zum Beispiel die Niedrig- ale Aufgaben. Fürstin Viviana engagiert sich beson- zinssituation eine Herausforderung für die Verant- ders für Menschen mit Behinderung, als stellvertre- wortlichen. tende Vorsitzende des Fördervereins der St. Gallus- Dass diese Aufgabe zu bewältigen ist, daran hat Hilfe ebenso wie als Ehrenamtliche in der Betreuung Fürst Johannes keine Zweifel. Im Gegenteil. Er sieht von Hegenberger Bewohnern. Fürst Johannes führt das große Potenzial der Stiftung Liebenau in ihrer als Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung Hospital besonderen „Strahlkraft“. Die müsse man allerdings zum Heiligen Geist die Tradition der Spitalstiftungen noch verstärken, damit ihre großartige Arbeit sicht- seiner Familie fort, die bis ins 16. Jahrhundert barer werde, für die Nutzer ihrer Angebote ebenso zurückreicht. Zur Stiftung Hospital gehören heute wie für die Mitarbeiter und für ihr Umfeld. Seine die im 16. und 18. Jahrhundert gestifteten Pflege- Empfehlung für die Zukunft: „Die „Marke Stiftung heime Ulrichspark in Kißlegg und Spital Neutann in Liebenau“ muss noch stärker werden!“

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