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Idee: David Klammer Kuratorin: Tina Schelhorn Fotografien von: Natela Grigalashvili (Georgien), David Klammer (Deutschland), Michael Kirchoff (USA), Dato Koridze (Georgien), Dina Oganova (Georgien) Jewgeni Roppel (Deutschland), Sebastian H. Schroeder (Deutschland), Irma Sharikadze (Georgien), Ole Witt (Deutschland)

Leitung Produktmanagement: Jörg Schulz Lektorat und Redaktion: Ulrich Dorn Gestaltungskonzept: Tina Schelhorn, David Klammer, Sebastian H. Schroeder Layout, Satz & Litho: Nelli Ferderer ([email protected]) Coverfoto: Irma Sharikadze Umschlag: Anna Lena Ibis Druck: Graspo CZ, a.s. ISBN 978-3-645-60614-1 Prolog

Georgien – was für ein Land, was für Menschen! besetzt und als Teilrepublik in die Sowjetunion ein- gegliedert. Und 1991, endlich, die Unabhängigkeit! Eine alte Nation wird neu entdeckt. Gerade noch Gezeiten der Geschichte. Neubeginn und Loslösung vom Verlag Lonely Planet zu einer der Top-Ten-­ von den Dämonen der Vergangenheit. Reisedestinationen gewählt, wurde die Hauptstadt von CNN (Cable News Network), einem Die Legende sagt, dass Gott die Landschaften US-amerikanischen TV-Sender, zu einer der sieben dieser Welt an die Völker verteilte. Und weil die aufstrebenden Städte weltweit gekürt. 2018 ist Georgier zu sehr mit Wein, Weib und Gesang be- Georgien Partnerland der Frankfurter Buchmesse. schäftigt waren, verschliefen sie es, ihren Anspruch Was macht Georgien so besonders und warum ge- anzumelden. Als es eigentlich schon zu spät war, rade jetzt? Ein kleines Land, gerade mal so groß wie gingen einige zu Gott und betörten ihn mit ihren Bayern, eingequetscht zwischen Russland, der Tür- Liedern und dem georgischen Wein. Da hatte Gott kei, Armenien und Aserbaidschan. Im Norden der ein Einsehen und gab ihnen das schönste aller Län- Kaukasus, im Westen das Schwarze Meer, im Süden der. Jenes, das er für sich selbst reserviert hatte. die Hitze, im Osten der Wein. Meine erste Begegnung mit Georgien war kurz. Ein­ Georgien hat eine lange Geschichte: Im 6. Jahr- geladen auf das internationale Festival Kolga Tbilisi hundert v. Chr. wurden die ersten Staaten Kolchis Photo, um dort einen Preis entgegenzunehmen, ver- (Westgeorgien) und Iberien (Ostgeorgien) gegrün- brachte ich vier Tage in Tbilisi. Und war von Beginn det. Dann kamen Römer, Perser, Byzantiner – und an fasziniert von der Stadt und ihren Menschen, den schließlich die Araber mit ihren Schwertern. Später, Kontrasten von Tradition und Moderne. Die sprich- im 11. Jahrhundert, begann unter Königin Tamar das wörtliche Gastfreundschaft der Georgier erfuhr »Goldene Zeitalter«, dem im 13. Jahrhundert mit ich auf dem Antikmarkt an der »Dry Bridge«. Dort dem Einfall der Mongolen ein jähes Ende gesetzt wurde ich zunächst zu Torte und Tschatscha – dem wurde. Im 16. Jahrhundert zerfiel das Land und sah traditionellen Schnaps, von dem man mindestens sich immer mehr osmanischer und iranischer Ein- drei trinken muss – eingeladen, später ging das Ge- flussnahme ausgesetzt. Mit Beginn des 18. Jahrhun- lage bei einigen Künstlern mit georgischem Wein dert übernahm das zaristische Russland nach und weiter. Es wurden traditionelle Lieder gesungen, ge- nach die Kontrolle über ganz Georgien. Nach den bratenes Hühnchen und Brot gab es dazu. Ich fühlte Wirren der Oktoberrevolution wurde die Demo- mich, ja, wie Gott in Georgien. kratische Republik Georgien von der Roten Armee

6 Das Land besteht jedoch nicht nur aus Wein, Weib mit hochklassigen Fotograf/innen, Workshops und und Gesang. Ein Umbruch findet statt. Die Jugend einer warmen, familiären Atmosphäre. Durch ihre bricht auf, Neuland zu erobern. Gleichzeitig stem- langjährige Arbeit und Organisation in Georgien hat men sich traditionelle und konservative Kräfte Tina Schelhorn herausragende Kontakte zu den ge- dagegen. Ein kurzer, heftiger Krieg mit Russland, orgischen Lichtbildnern. Ohne ihr Knowhow und ihre noch gar nicht so lange her, hat Spuren in der geor- intensive Recherche zu georgischen Geschichten gischen Seele hinterlassen. Und einen unbändigen und Bildmaterial hätte dieses Projekt niemals eine Wunsch nach Freiheit, Demokratie und kulturel- solche Qualität erreicht. Bei all ihrer Kompetenz und ler Entfaltung. All das geschieht genau in diesem ihrem analytischen Blick auf Fotos ist Tina Schelhorn Augenblick­ – am ehesten vergleichbar mit Berlin stets ein bescheidener Mensch geblieben. nach dem Mauerfall. Deshalb: gerade jetzt! Mit ihr und Sebastian H. Schroeder entwickelten wir Die Idee, ein Buch über Georgien zu machen, das das finale Konzept, das zu diesem Buch führte. Es verschiedene Aspekte des Landes fotografisch be- hat nicht den Anspruch, alle Geschichten des Lan- leuchtet, ohne ein klassisches Reise-, Landschaft- des zu erzählen, alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen und Menschen-»Coffee Table Book« zu werden, oder die coolen Bars und Restaurants zu testen – kam Anfang des Jahres während eines Telefonats aber in herausragenden Essays und Reportagen, alle mit Jörg Schulz vom Franzis Verlag. Das erste Kon- mit ihrer eigenen Handschrift und Bildgestaltung, zept zu »Georgien inside ./. outside« stand in fünf Appetit zu machen auf ein faszinierendes Land, das Minuten. Georgien hat eine herausragende Fotogra- hundertfach entdeckt werden kann. fieszene. Der Blick auf das Land von innen erschien uns aber genauso wichtig wie ein Blick von außen, Während der Layout- und Gestaltungsphase wur- also von internationalen Fotografen. Doch was den verschiedene Entwürfe probiert und wieder ver- leicht gesagt ist, ist nicht leicht getan. worfen. Bei einem der Titeldesigns entfuhr es Tina Schelhorn, es sähe aus wie ein Kochbuch. Genau Niemand kennt die Fotoszene Georgiens besser als das soll es sein. Allerdings sind nur einige wichtige Tina Schelhorn aus Köln, international bekannte Zutaten enthalten. Die Rezepte dazu müssen Sie Kuratorin und Organisatorin von Ausstellungen und selbst erfinden. Viel Freude beim Lesen, Schauen Fotofestivals. Zusammen mit Beso Khaindrava orga- und Schmecken! nisiert sie das Festival Kolga Tbilisi Photo. Ein im in- ternationalen Vergleich relativ kleines Event, jedoch David Klammer

7 Die Köln-Tbilisi-Connection

Seit 2002 findet in Georgien der jährliche Wett­ Heute sind die Kolga Tbilisi Photo Awards zu einem bewerb Kolga Fotowettbewerb statt, zu dem ich international angesehenen Wettbewerb mit spek- 2011 erstmals als Jurorin eingeladen wurde. Es wa- takulären Events und einem absoluten Alleinstel- ren nur drei Tage, die ich in Tbilisi verbrachte, aber lungsmerkmal gewachsen. Die jeweilige Jury wählt es war Liebe auf den ersten Blick zu dieser Stadt eine Shortlist von insgesamt hundert der besten und ihren Menschen. Die Eindrücke waren unglaub- Serien und Einzelbilder jeder Kategorie aus, die alle lich, und die energiegeladene Atmosphäre zieht in der Award-Ausstellung gezeigt und auch alle als einen sofort in ihren Bann. Wohnblocks aus Sowjet- komplette Serie im Katalog mit zugehörigem Text – zeiten, wunderbare Art-Deco-Straßenzüge, futuris- jeweils in Georgisch und Englisch – abgebildet wer- tische Großbauten und dazwischen unendlich viele den. Das ist wunderbar und einzigartig in der gro- orthodoxe Kirchen. Und dann die Menschen – offen, ßen internationalen Szene, und die Kataloge bieten kontaktfreudig und wissbegierig. Die Frauen sind in jedem Jahr einen kompletten Überblick über die schön, elegant und selbstbewusst und die georgi- gesamte Fotoszene, ihre Vielfalt und ihre hochkarä- sche Gastfreundschaft macht einen sprachlos. tigen Arbeiten von Fotografen aus aller Welt.

2011 war das erste Jahr der Zusammenarbeit Das spezielle Programm der Kolga Tbilisi Photo zwischen der Kölner Galerie Lichtblick und dem Awards wurde von den georgischen Fotografen be- Kolga-Fotowettbewerb in Tbilisi. Wir hielten im geistert angenommen, und viele der Fotografen, die Ministerium für Kultur Vorträge über deutsche und jährlich an unserem Education Programm teilneh- internationale Fotografie und trafen eine große men, kenne ich schon seit meinem ersten Besuch, ­Anzahl Fotografie-Interessierter, darunter viele jun- und wir sind Freunde geworden. Es ist wunderbar, ge Fotografen und Studenten aus unterschiedlichen im Lauf der Jahre zu sehen, wie sie verschiedene Studien ­bereichen. Die Resonanz war auf allen Seiten Themen angehen, neue Sehweisen entwickeln oder positiv, und wir beschlossen, die Zusammenarbeit wie die ersten Fotobücher entstehen. So war es für zu intensivieren. Beso Khaindrava, Kolga-Gründer mich eine große Freude, georgische Fotografen für und -Organisator, bat mich, den Fotowettbewerb dieses Buch auszuwählen. zu strukturieren und auf ein internationales Foto­ publikum abzustimmen. Daraus entstand die Idee Natela Grigalashvili ist eine der herausragendsten eines Fotofestivals in einem besonderen Format. Es Figuren der neuen Welle der georgischen Foto- gibt Ausstellungen renommierter internationaler grafie und die bekannteste Dokumentarfotografin Fotografen, Workshops, Vorträge, Portfolio Reviews Georgiens. Seit über 20 Jahren arbeitet sie an ihren und natürlich gemeinsame Dinner und Parties. All wunderbaren einfühlsamen Dokumentationen. Sie das in einem familiären Gefüge, aus dem sich eine hat die entlegenen Provinzen Georgiens ausgiebig Community bilden soll – der Kolga Tbilisi Photo bereist, um das Dorfleben einzufangen. Während (www.kolga.ge).

8 die geografische Isolation und die Vernachlässigung ich von Port­folio Reviews in Portland, Oregon, her durch die Regierung eine Herausforderung für die kenne und dem ich von Georgien vorgeschwärmt Dorfbewohner darstellen, wurde sie von der natürli- hatte, legte seine Reise nach Kasachstan so, dass chen Schönheit des Landes und seiner einzigartigen er 2017 an unserem Festival teilnehmen konnte, als Kultur inspiriert. Revie­wer für Online-­Magazine in den USA. Ich dan- ke allen Fotografen, dass sie uns ihre Arbeiten für Von Dina Oganova zeigen wir die Schwarz-Weiß- dieses Buch zur Verfügung gestellt haben. Serie »I am «, an der sie seit vielen Jahren arbeitet. Sie ist der jüngste Shooting-Star der geor- David Klammer hatte die wunderbare Idee zu die- gischen Fotoszene, ausgezeichnet mit internationa- sem Buch und die Idee, mich einzubeziehen – vielen len Preisen wie 2015 von PDN als »30 best under Dank, David –, und so reisten er und Sebastian H. 30«, und bereits 2013 wurde sie für die Joop Swart Schroeder zur Kolga Tbilisi Photo 2018 um ihre Master­class von World Press Photo ausgewählt. ­Serien für das Buch zu fotografieren. Sebastian Sie ist die Autorin des ersten georgischen hand- bereiste dafür dann ganz Georgien bis in die ent- gefertigten Fotobuches »My Place«, und gerade legensten Winkel, um die besten Meister alter ist ihr zweites handgemachtes Fotobuch »Frozen Handwerkstraditionen zu finden. David arbeitete Waves« fertiggeworden. Ich kenne sie seit meinem gleich an zwei Bildserien. Am Anfang stand ein Auf- ersten Vortrag, ebenso die jetzige Kolga-Managerin enthalt im berühmten Kloster Zarzma, den Beso Nino-Ana Samarkhadze, die sich erinnerte, wie sie ­Khaindrava, der Direktor der Kolga Tbilisi Photo, für zusammen mit Dina 2011 erstmals in einem Vor­ trag ihn organisierte. Doch die meiste Zeit war er mit der Galerie Lichtblick von der »konzeptionellen seiner Kamera in der coolen Szene von Tbilisi unter- Fotografie« hörte. wegs.

Irma Sharikadze ist der Paradiesvogel in der Tbilisi-­ Mit den vielen Freunden und Fotobegeisterten, Szene, hauptsächlich der Modeszene, seit sie 2016 die mit uns zum diesjährigen Festival nach Tbilisi auf der Tbilisi Week ihr eigenes Label »Irma gereist sind, frühstückten wir jeden Morgen zu- de Flore« präsentierte. 2013 zeigte sie zur Kolga sammen im netten Moxy Hotel. Die Tage gehörten Tbilisi Photo die Fotoausstellung und Installation ­Tbilisi und seiner Umgebung, die Abende standen »Hommage an Frida Kahlo«. Sie ist international für im Zeichen von Eröffnungen, Parties und natürlich ihr extravagantes Design bekannt. Die legendäre langen gemeinsamen Tafeln mit köstlichen georgi­ isländische Sängerin Björk trug zu ihren Konzerten schen Spezialitäten und Wein und Diskussionen­ beim Sou Festival in Georgien eine fantastische, über Fotografie. Ich hoffe, Sie sind neugierig gewor- pinkfarbene Blumenkrone vom Label Irma de Flore. den, und vielleicht sehen wir uns 2019 in Tbilisi­ als Teil der »Köln-Tbilisi-Connection« und des »Kolga Jewgeni Roppel war 2016 Gewinner der »Best Mo- Tbilisi Photo Meetings«, einer Kombination von bile Photo Series« und bereiste danach ganz Geor- Fotografie,­ Freude am Reisen und am Entdecken gien. Eine seiner dabei entstandenen Serie habe ich neuer Städte, Länder und Kulturen – mit georgi- für dieses Buch ausgewählt, weil sie u. a. die futu- schen und internationalen Freunden. ristische Architek­tur aus der Saakashvili-Zeit zeigt. Und Ole Witt war 2017 der Gewinner des Newco- Es geht doch immer um Kommunikation, und Foto- mer Awards mit einer Serie über indische Bürokra- grafie ist ein wunderbares Werkzeug dafür. tie. Michael Kirchoff­ , ein kalifornischer Fotograf, den Tina Schelhorn

9 Inhalt

Prolog ...... 6

Die Köln-Tbilisi-Connection ...... 8

Irma Sharikadze ...... 13 Sky as Crown

David Klammer ...... 25 Monastery of Zarzma

Ole Witt ...... 43 Chiatura

Sebastian H. Schroeder ...... 69 Georgian Masters

Dato Koridze ...... 109 Lelo Burti

10 David Klammer ...... 121 Tbilisi Hipster

Dina Oganova ...... 153 I am Georgia

Jewgeni Roppel ...... 189 Caves and Spaceships

Natela Grigalashvili ...... 203 People of Adjara

Michael Kirchoff ...... 239 An Enduring Grace

Die Fotografen ...... 250 Danksagung

11

Irma Sharikadze Sky as Crown

Das Fotoprojekt »Sky as Crown« von Irma Shari- Irma Sharikadze: »Mein Ziel war es, das Konzept kadze präsentiert die wunderschöne georgische der georgischen Frau von stereotypen Ketten zu Landschaft, während ethnokulturelle Symbole befreien. Die georgische Frau ist eine Trägerin von das moderne Konzept der georgischen Frau aus- Energie, Temperament, Kühnheit und Erotik. Sie arbeiten. Irma Sharikadze lud führende georgische teilt organisch die europäische Ästhetik, ist aber Designer und ihre Musen zu den Fotosessions ein, gleichzeitig in der Lage, diese mit ihrer einzigartigen die unter freiem Himmel in verschiedenen Regionen Geschmacksnote zu bereichern. Die Schönheit der Georgiens stattfanden: Svaneti, Tuscheti, Ozurgeti, modernen georgischen Frau verschmilzt harmo- Kazbegi, Sagarejo, Telavi und Shatili. nisch mit der georgischen Landschaft und schmückt sich mit dem georgischen Himmel als Krone, wie sie von Anfang an konzipiert wurde.«

13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Die Fotografen Natela Grigalashvili, geboren 1965 in Khashuri,­ David Klammer, geboren 1961 in Berlin, lebt und Georgien, lebt und arbeitet in Tbilisi. Sie ist eine arbeitet in Köln. Bis 1996 studierte er Kommunika- der bekanntesten Dokumentarfotografinnen tionsdesign an der Folkwangschule Essen bei Prof. Georgiens. Ihr Kindheitstraum war, Kamerafrau Angela Neuke sowie Prof. Klaus Armbruster und zu werden, aber Fotografie wurde das wichtigste erhielt 1997 den BFF-Förderpreis für das beste Foto- Medium ihrer künstlerischen Ausdrucksform. Seit diplom und ein DAAD-Stipendium. Seither arbeitet den 1990er-Jahren ist sie in vielen Fotoausstellun- er als Fotograf für große deutsche und internatio- gen und Kunstprojekten vertreten. Sie arbeitete als nale Magazine, wie Stern, Geo, Time Magazine, Die Fotoreporterin sowie als Filmoperator. Ihre Arbeiten Zeit, Mercedes Magazin, Chrismon und Klienten wurden in Georgien und im Ausland mehrfach aus- wie DHL, RTL, Unitymedia, TÜV, Deutsches Rotes gezeichnet. So erhielt sie von der Kolga Tbilisi Photo Kreuz, Transfair, Misereor und andere. Seit 2007 ist 2007 den Alexander-Roinashvili-Preis für ihren er Mitglied der Fotoagentur Laif in Köln. Er erhielt Beitrag zur georgischen Fotografie. In den 1990er-­ diverse Preise wie 2007 bei World Press Photo den Jahren fotografierte sie ausschließlich mit Schwarz- 3. Preis Sport Feature Series, 2011 den Hasselblad Weiß-Filmen, entwickelte sich aber in den letzten Award Semifinalist, 2012 beim Deutschen Preis Jahren in Richtung Farbe und ging zur Digitalkamera für Wissenschaftsfotografie den 1. Preis Reportage über. Sie arbeitet hauptsächlich in Fotoserien und und 2017 bei der Kolga Tbilisi Photo/Georgien den realisiert Langzeitprojekte. Ihre berühmten Serien 1. Preis Conceptual Photography. Seit 2018 ist er als sind: Georgian Village, Javakheti, die Dukhobors, Dozent an der Fotoschule Köln tätig. Aserbaidschaner in Georgien, Pankisi Gorge und Village of Mice – ein persönliches Projekt in ihrem Mit dem Förderprogramm Grenzgänger der Robert Heimatdorf, an dem sie mehr als 20 Jahre lang Bosch Stiftung und einem VG-Bild-Stipendium rea- gearbeitet hat – sowie vor Kurzem »Book of My lisierte er das Fotoprojekt »Auroville – Das letzte ­Mother«. Sie unterrichtet Fotografie an der Staat- Utopia«, das in diesem Jahr als Fotobuch erscheint. lichen Akademie der Künste Tbilisi und an der Tbilisi State University. Sie arbeitet permanent an www.davidklammer.com Fotoprojekten und reist dafür in entlegene Regionen Georgiens. Dabei gründete sie Fotografieschulen in Javakheti (2014), in der Pankisi-Schlucht (2015) und in Adjara (2016).

251 Michael Kirchoff lebt in Los Angeles, Kalifornien, Dato Koridze, geboren 1987, ist Dokumentarfoto- bereist aber die Welt, um möglichst einzigartige graf und Journalist in Tbilisi, Georgien. Er arbeitet und überzeugende Bilder zu machen. Er hat eine für den Radiosender RFE/RL Tbilisi. Dort ist er Leidenschaft für und eine Sucht nach Fotografie. Die Gastgeber der Morgenshow. Außerdem unterrich- neueste digitale Technologie, auf Film basierende tet er Fotografie für Jugendliche in Nata Buachidzes Spielzeugkameras bis hin zu längst abgelaufenen Studio. Nach einem Studium der Theologie ent- Polaroidmaterialien, sind allesamt Instrumente, mit deckte er sein Interesse für Fotografie und ist unter denen er seine Kunst erschafft. Michael war zehn dem Spitznamen »Photomaker DK« in der georgi- Jahre (2006–2016) im Vorstand der American schen Fotoszene, bei Instagram und bei Lensculture Photographic Artists in Los Angeles, wo er Vorträge aktiv. 2018 erhielt er den Preis für One Shot bei den und Events organisierte. Michaels Kunstbilder er- Kolga Tbilisi Photo Awards. Seit 2009 ist er regel- hielten Preise bei den IPA Awards, dem Prix de la mäßig in den Shortlists sowie in Katalog und Aus- Photographie in Paris, dem Photographers Forum stellung der Kolga vertreten. und Critical Mass. Seine Fotografien wurden in Black & White (USA+UK), Esquire, Harpers, Adore »Meine erste Begegnung mit Fotografie war in mei- Noir, SHOTS und Lenscratch veröffentlicht und in ner Kindheit. Ich erinnere mich an meine Sommer- internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen ferien in einem Dorf und an einen Fotografen, den gezeigt. Er ist außerdem unabhängiger Kurator und einzigen in dieser Gegend. Im Alter von 19 Jahren Juror vieler Wettbewerbe und seit 2014 Redakteur fing ich an, bewusster zu fotografieren. Aber es gab beim Blur Magazine, einer internationalen digitalen niemanden, der mir ein paar Grundlagen erklären Publikation. konnte. Ich habe es alleine gemacht. Ich sah mir vie- le Websites von berühmten Fotografen an, ihre Ge- www.michaelkirchoff.com schichten, schaute mir einige Filme an. Für mich ist die Dokumentarfotografie die beste Art, Geschich- ten zu erzählen, die um mich herum geschehen.«

www.datokoridze.com

252 Dina Oganova (DIKARKA), geboren am 26. De- Jewgeni Roppel, geboren 1983 in Kasachstan, ist zember 1987, lebt in Tbilisi, Georgien. Sie studierte ein deutscher Fotograf mit russischen Wurzeln. 2006 bei Yuri Mechitov in Tbilisi, Georgien, und 2006 bis 2010 Studium Kommunikationsdesign/ erhielt 2009 ihren Abschluss in Wirtschaftswis- Fotografie an der HAWK in Hildesheim und an der senschaften. Sie ist freiberuflich als Dokumentar- University of Wisconsin Stout, 2010/2011 MA Foto- fotografin tätig und arbeitet an persönlichen lang- grafie Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle/ fristigen Projekten, hauptsächlich in Georgien und Saale und 2011 bis 2014 MA FH Bielefeld. Er ist den postsowjetischen Ländern. 2012 gewann sie interessiert an unseren persönlichen Verbindungen ihren ersten Grant der Open Society Foundation mit Natur, Spiritualität, Mythen und Legenden. Wie für Fotografen aus Zentralasien, dem Südkaukasus, ein Archäologe erforscht er die Oberfläche der Na- Afghanistan, der Mongolei und Pakistan und nahm tur, in der wir leben, und die Strukturen der mensch- im selben Jahr an Workshops mit Thomas Dworzak lichen Lebensräume. Seine Fotoserien gewannen (Magnum), Yuri Kozirev (Noor), Adrian Kelterborn internationale Preise und wurden bei Festivals aus- und Andrei Polikanov teil. 2013 wurde sie als einer gestellt: Trienale der Fotografie Hamburg, Encontros der zwölf besten jungen Fotografen der Welt aus- da Imagem, Braga, Portugal, Circulation(s), Paris, gewählt, um an der Joop Swart Masterclass von Kolga Tbilisi Photo, Georgien, Fotofestiwal Lodz, World Press Photo teilzunehmen, und war damit die Polen, Voyage à Nantes Festival, France, Goethe erste Fotografin aus Georgien mit dieser Auszeich- Institut, Hanoi, Vietnam, Circulations(s) selected, nung. Im Jahr 2015 wurde sie von PDN unter die Shanghai. Jewgenis Bilder erschienen im GUP Ma- 30 besten aufstrebenden Fotografen unter 30 Jah- gazin, in Camera Austria, in der Wochenzeitung und ren gewählt, und im selben Jahr war sie Finalistin vielen anderen. Zu seinen Auszeichnungen zählen: beim Wallis-Annenberg-Preis. Ihre Langzeitprojekte Gute Aussichten – neue deutsche Fotografie, Canon »I Am Georgia«, »My Place« und »Frozen Waves« Profi Förderpreis, Kolga Tbilisi Photo Award. Er ist wurden ausgestellt in Frankreich, Italien, Spanien, Teil des Projekts »OSTLOOK«, einer Onlineplatt- den USA, Polen, Deutschland, der Türkei, Schwe- form für zeitgenössische Fotografie, die Projekte den, Dänemark, Litauen, der Ukraine, Bangladesch, aus den postsowjetischen Ländern und Ost­europa Kambodscha, Äthiopien, Singapur und Georgien. vorstellt, und kuratierte die erste Ausstellung zur 7. Dina Oganova ist die Autorin des ersten georgi- Triennale der Fotografie/Hamburg mit 24 Projekten, schen handgefertigten Fotobuchs in limitierter Auf- die in den letzten drei Jahren auf ostlook.com ge- lage (87). Das Fotobuch »My Place« befindet sich zeigt wurden. Jewgeni lebt in Hamburg und arbeitet in der Sammlung mehrerer Museen, darunter im international. Metropolitan Museum in New York. 2018 ist gerade ihr zweites handgemachtes limitiertes Fotobuch http://jewro.de/ »Frozen Waves« fertig geworden. http://dikarka.ge/

253 Sebastian H. Schroeder, geboren 1988 in Bonn, ist Irma Sharikadze machte 1997 ihren Abschluss freischaffender Fotograf mit den Schwerpunkten an der Kunstschule M. Toidze in Tbilisi, Georgien. Werbung und Editorial. Im Rahmen seiner Aus- Danach nahm sie zwei Jahre Pantomimenunter- bildung zum Fotografengesellen (Abschluss 2011) richt und trat am staatlichen Pantomimentheater assistierte er unter anderem bei Celebrity Fotograf in Tbilisi auf, aber sie erkannte schnell, dass ihr Platon in New York. 2013 schloss er die Meister­ wahres Talent und ihre Leidenschaft in der Kunst prüfung im Fotografenhandwerk I & II erfolgreich der Fotografie liegen. Ihre erste Einzelausstellung ab. Ab 2011 Studium der freien Kunst an der staat- »Phantom« fand 2004 in Old Tbilisi als Teil des lichen Kunstakademie Düsseldorf bei Professor ­Tbilisoba-Festivals statt. Seitdem hat Sharikadze Marcel Odenbach. 2013 präsentierte er seine erste mit großem Erfolg sowohl an künstlerischen als große Einzelausstellung »Unschuldige Orte. Und Er- auch an kommerziellen Projekten gearbeitet. Ihre innerungen«, die deutschlandweit über 50.000 Be- Ausstellung »Letter«, der mexikanischen Künst- sucher sahen. Seit 2011 ist er Dozent für Fotografie lerin Frida Kahlo gewidmet, fand 2010 in der GMG am Photo+Medienforum Kiel und seit 2012 Dozent Gallery in Moskau im Museum für zeitgenössische für Gestaltung an der Christian-Albrechts-Univer- Kunst Erarta und 2013 in St. Petersburg und in sität zu Kiel. Darüber hinaus arbeitet er als Kurator CENT M17 in Kiew statt. Die komplexe Installation für Kunstfotobücher und ist Gastgeber der Veran- »Frida Maritsa« enthielt neben Fotografien und staltungsreihe »OpenTable – Bildbesprechungen«. dem Video »Frida’s Dream«, ebenfalls von Irma In den Jahren 2014 und 2015 verbrachte er acht Sharikadze komponiert, die gefälschte Korrespon- Monate in Südostasien und Ozeanien und fotogra- denz zwischen Frida und Maritsa (Fridas imaginärer fierte dort das Projekt »#100 baht for an illusion«. Zwillingsschwester) des georgischen Schriftstellers Seit 2015 hat er gemeinsam mit Felix Adam ein Maka Goguadze und den einzigartige Schmuck ­Studio für Porträt- und Architekturfotografie im von Sofia Gongliashvili. Werke aus dieser Ausstel- Quartier am Hafen in Köln-Poll. lung wurden vom Moskauer Museum für Moderne Kunst und von privaten Sammlungen erworben. Zur www.shschroeder.com Tbilisi 2016 präsentierte sie das neue Modelabel­ »Maison IRMA DE FLORE«. Irma Shari­ kadze kreiert extravagante Designkonzepte, teils mit Einzelstücken, die aus antiken Materialien aus aller Welt stammen. »The love story of the pome­ granate flower and the poet« hieß die märchenhafte Show zur Mercedes-Benz Fashion Week 2018\2019 im Tbilisi Circus. Irma Sharikadze lebt und arbeitet in Tbilisi.

http://irmasharikadze.com/

254 Ole Witt lebt und arbeitet in Hannover. Ab 2014 studierte er Fotojournalismus und Dokumentarfoto- Danksagung grafie in Hannover. Er arbeitet als freischaffender Fotograf an dokumentarischen Langzeitprojekten. David Klammer 2017 setzte er sein Studium am National Institute Vor allem danke ich Mananiko Amarilla Kobakhidze of Design in Gandhinagar, Indien, fort. Mit seiner für die großartige Rechercheunterstützung in Tbi- Arbeit »Help Desk – Random Acts of Administra- lisi, Nino-Ana Samkharadze und Beso Khaindrava tion« wurde er als Finalist der LensCulture Expo- von der Kolga Tbilisi Photo, die mir Menschen und sure Awards nominiert und gewann den Newcomer Klostertüren geöffnet haben, und allen Georgiern, Award der Kolga Tbilisi Photo, Tbilisi, Georgien. die mir ihr Vertrauen entgegen gebracht haben. Seine Arbeiten wurden im Stern, bei Spiegel Online, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und bei Wired. Sebastian H. Schroeder com publiziert und 2018 international ausgestellt: Mein Dank geht an das Team der Georgian Heritage Photo London, London, Photobook Festival, Kassel, Crafts Association, insbesondere an Irina Mania. Athens Photo Festival, Benaki Museum, Athens, An Nika Gelashvili für die gute Musik und die aus­ Triennial of Photography, Hamburg, Lumix Festival, dauernde Fahrerei durch das ganze Land. Für die Hannover, Foto Leggendo, Roma, Visa pour l´image, Unterstützung bei der Recherche möchte ich Chris- Perpignan, International Photoszene Köln, Photo- tina Glatzel herzlich danken. Ein Dank geht an mein book Week Aarhus, Denmark, und 2019 bei The Team im Studio. Und zuletzt natürlich an meine Tokyo Art Book Fair, Japan. Familie, die mich immer unterstützt und während der Produktion entbehrt hat. https://ole-witt.de/portfolio/

Bildnachweis

S. 14–23 Irma Sharikadze. S. 26–41 David Klammer. S. 44–67 Ole Witt. S. 70–107 Sebastian H. Schroeder. S. 110–119 Dato Koridze. S. 122–149 David Klammer. S. 154–187 Dina Oganova. S. 190–201 Jewgeni Roppel. S. 204–237 Natela Grigalashvili. S. 240–249 Michael Kirchoff. S. 256 Ole Witt.

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GEORGIEN inside./.outside

Tina Schelhorn präsentiert FOTO-ESSAYS von: Natela Grigalashvili (Georgien) David Klammer (Deutschland) Michael Kirchoff (USA) Dato Koridze (Georgien) Dina Oganova (Georgien) Jewgeni Roppel (Deutschland) Sebastian H. Schroeder (Deutschland) Irma Sharikadze (Georgien) Ole Witt (Deutschland)

39,95 EUR [D] Mehr zum FRANZIS Programm, zu Büchern ISBN 978-3-645-60614-1 und Software: www.franzis.de