Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde Errichtung von 10 Windenergieanlagen

UVP-Bericht

Land , Landkreis Stadt Bernau bei Stadt Amt -Barnim

Vorhabenträger Auftragnehmer

Berliner Stadtwerke GmbH Trautmann Landschaftsarchitekten Stralauer Str. 32 Großbeerenstr. 55 10179 Berlin 10965 Berlin

Stand September 2017, Ergänzungen Oktober 2017 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...... 1 1.1 Veranlassung und Zielstellung ...... 1 1.2 Rechtsgrundlagen ...... 2 1.3 Methodik und Untersuchungsräume ...... 3 1.4 Planungs- und Datengrundlagen ...... 5 1.5 Übergeordnete Planungen ...... 5

2. Beschreibung des Planvorhabens, Schutzgebiete ...... 9 2.1 Lage und Beschreibung der Standorte ...... 9 2.2 Alternativstandorte, Nullvariante ...... 10 2.3 Beschreibung der Einzelvorhaben ...... 11 2.4 Flächeninanspruchnahme ...... 12 2.5 Beschreibung erfasster Schutzgebiete und -objekte ...... 17 2.5.1 Schutzgebiete des europäischen ökologischen Netzes "Natura 2000" ...... 17 2.5.2 Schutzgebiete gemäß § 23-27 BNatSchG ...... 20 2.5.3 Naturdenkmale und Flächennaturdenkmale gemäß § 28 BNatSchG ...... 23 2.5.4 Gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 30 BNatSchG ...... 23

3. Beschreibung und Bewertung des Untersuchungsraums ...... 24 3.1 Schutzgut Mensch ...... 24 3.1.1 Bestandserfassung ...... 24 3.1.2 Vorbelastungen ...... 26 3.1.3 Bestandsbewertung ...... 28 3.2 Schutzgut Tiere ...... 29 3.2.1 Bestandserfassung Brut- und Großvögel ...... 29 3.2.2 Bestandsbewertung Brut´- und Großvögel ...... 31 3.2.3 Bestandserfassung Zug- und Rastvögel, Wintergäste ...... 31 3.2.4 Bestandsbewertung Zug- und Rastvögel, Wintergäste ...... 32 3.2.5 Bestandserfassung Fledermäuse ...... 34 3.2.6 Bestandsbewertung Fledermäuse ...... 37 3.2.7 Bestandserfassung Zauneidechsen ...... 40 3.2.8 Bestandsbewertung Zauneidechsen ...... 41 3.3 Schutzgut Pflanzen ...... 41 3.3.1 Bestandserfassung Biotoptypen ...... 41 3.3.2 Nutzungsstrukturen im Umkreis der Anlagenstandorte ...... 43 3.3.3 Bestandsbewertung ...... 45 3.4 Schutzgut Boden ...... 47 3.4.1 Bestandserfassung ...... 47 3.4.2 Vorbelastungen ...... 49 3.4.3 Bestandsbewertung ...... 49

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3.5 Schutzgut Wasser ...... 50 3.5.1 Bestandserfassung Oberflächengewässer ...... 50 3.5.2 Bestandserfassung Grundwasser ...... 50 3.5.3 Vorbelastungen ...... 51 3.5.4 Bestandsbewertung ...... 51 3.6 Schutzgut Klima / Luft ...... 52 3.6.1 Bestandserfassung ...... 52 3.6.2 Bestandsbewertung ...... 54 3.7 Schutzgut Landschaftsbild ...... 55 3.7.1 Bestandserfassung ...... 55 3.7.2 Vorbelastungen ...... 58 3.7.3 Bestandsbewertung ...... 59 3.8 Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter ...... 61 3.8.1 Bestandserfassung ...... 61 3.8.2 Bestandsbewertung ...... 61

4. Wirkfaktoren des Planvorhabens ...... 62 4.1 Baubedingte Auswirkungen ...... 62 4.2 Anlagebedingte Auswirkungen ...... 63 4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen ...... 64 4.4 Abschätzung der während der Bau- und Betriebsphase erzeugten Abfälle, deren Verwertung und Beseitigung ...... 65 4.5 Rückbau der Anlagen sowie mögliche Umweltauswirkungen ...... 67 4.6 Vorsorge- und Notfallmaßnahmen ...... 68

5. Landschaftspflegerische Konfliktanalyse ...... 69 5.1 Beeinträchtigung des Schutzguts Mensch ...... 69 5.2 Beeinträchtigung des Schutzguts Tiere und Pflanzen ...... 70 5.2.1 Avifauna ...... 71 5.2.2 Fledermäuse ...... 72 5.2.3 Zauneidechsen ...... 74 5.2.4 Biotope ...... 74 5.3 Beeinträchtigung des Schutzguts Boden ...... 76 5.4 Beeinträchtigung des Schutzguts Wasser ...... 78 5.5 Beeinträchtigung des Schutzguts Klima / Luft ...... 78 5.6 Beeinträchtigung des Schutzguts Landschaftsbild ...... 79 5.7 Beeinträchtigung des Schutzguts kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter ...... 80 5.8 Auswirkungen auf Schutzgebiete und -objekte von Natura 2000 und nach BNatSchG ...... 80 5.9 Wechselwirkungen ...... 80 5.10 Bilanzierung der landschaftspflegerischen Konflikte ...... 82

6. Vermeidung und Kompensation von Beeinträchtigungen ...... 83 6.1 Landespflegerische Zielvorstellungen ...... 83 6.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung ...... 83

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6.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ...... 86 6.3.1 Ausgleich Bodenversiegelungen ...... 86 6.3.2 Ausgleich Sandtrockenrasen ...... 88 6.3.3 Ausgleich Allee ...... 89 6.3.4 Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds ...... 89 6.3.5 Waldbilanz nach Landeswaldgesetz Land Brandenburg ...... 90

7. Allgemein verständliche Zusammenfassung ...... 91

8. Quellenverzeichnis ...... 94

Anlagen Anlage 1 Avifaunistischer Fachbeitrag für die Erweiterung des Windparks Albertshof bei Bernau - Landkreis Barnim. Dipl.-Ing. Jens Scharon, Berlin. August 2016 (Text mit integrierten Kartendarstellungen). Anlage 2 Untersuchung zur Fledermausfauna zum Vorhaben „Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen im Windpark Albertshof“ 2015-2016 (Brandenburg, Landkreis Barnim). Abschlussbericht. Dipl.-Biol. Tobias Teige, Berlin. Stand Dezember 2016 (Text mit integrierten Kartendarstellungen). Anlage 3 Windpark Albertshof, Biotoptypenkartierung und floristische Erfassungen. Dr. Jo- chen Halfmann und Dipl.-Biol. Yoko Rothe, Berlin. Stand August 2016. (Text mit 3 gesonderten Kartendarstellungen). Anlage 4 Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag Anlage 5 Flächen für Ersatzmaßnahmen

Tabellenverzeichnis Tab. 1 Darstellung der Untersuchungsräume (Radius um die Anlagenstandorte) ...... 4 Tab. 2 Lage der geplanten WEA ...... 9 Tab. 3 Daten der geplanten WEA ...... 12 Tab. 4 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Gesamtvorhabens WEA 01-10 .... 13 Tab. 4.1 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 05 ...... 13 Tab. 4.2 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 02 ...... 14 Tab. 4.3 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 03 ...... 14 Tab. 4.4 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 04 ...... 14 Tab. 4.5 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 09 ...... 15 Tab. 4.6 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 10 ...... 15 Tab. 4.7 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 06 ...... 15 Tab. 4.8 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 07 ...... 16 Tab. 4.9 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 01 ...... 16 Tab. 4.10 Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 08 ...... 16 Tab. 5 Fledermausarten im Untersuchungsgebiet ...... 34 Tab. 6 Bewertung der Referenzräume hinsichtlich ihrer Bedeutung als Fledermausfunktionsräume ...... 37

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Tab. 7 Bewertung der Referenzräume hinsichtlich ihres Gefährdungs- und Konfliktpotentials ...... 39 Tab. 8 Prüfkriterien und -ergebnisse Fledermäuse gemäß tierökologischer Abstandskriterien ...... 40 Tab. 9 Bodentypen, Eigenschaften und Gefährdung ...... 48 Tab. 10 Bodenbewertung gemäß Mittelmaßstäbiger Landwirtschaftlicher Standortkartierung ...... 48 Tab. 11 Klimatope im Untersuchungsraum ...... 53 Tab. 12 Landschaftsbildeinheiten und deren Merkmale ...... 57 Tab. 13 Einzelbewertung der Landschaftsbildeinheiten ...... 59 Tab. 14 Zusammenfassende Bewertung der Landschaftsbildeinheiten ...... 60 Tab. 15 Betroffene wertvolle Biotopstrukturen ...... 75 Tab. 16 Flächeninanspruchnahme des Gesamtvorhabens WEA 01-10 ...... 76 Tab. 16.1 Flächeninanspruchnahme Antrag 1 ...... 76 Tab. 16.2 Flächeninanspruchnahme Antrag 2 ...... 77 Tab. 16.3 Flächeninanspruchnahme Antrag 3 ...... 77 Tab. 16.4 Flächeninanspruchnahme Antrag 4 ...... 77 Tab. 17 Einschätzung der Veränderung durch die Ausweisung des Eignungsgebiets Windenergienutzung ...... 79 Tab. 18 Potenzielle Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ...... 81 Tab. 19 Schutzgutbezogene Zusammenfassung der Konfliktanalyse ...... 82 Tab. 20 Schutzgutbezogene Übersicht der Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen .. 85 Tab. 21 Schutzgutbezogene Übersicht der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ...... 91

Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Natura 2000-Schutzgebiete im 3 km und 10 km Umkreis ...... 18 Abb. 2 Natur- und Landschaftsschutzgebiete im 3 km und 10 km Umkreis ...... 20 Abb. 3 Naturparkfläche im 3 km und 10 km Umkreis ...... 22 Abb. 4 Vorhandene Windkraftanlagen mit Ackerfläche ...... 26 Abb. 5 Vorhandene Windkraftanlagen mit Heckenstruktur ...... 27 Abb. 6 Vorhandene Windkraftanlagen und Leitungstrasse ...... 27 Abb. 7 Vorhandene Windkraftanlagen und Leitungstrasse ...... 28 Abb. 8 Landschaftsbildeinheiten im 10 km-Umkreis ...... 56 Abb. 9 Vorbelastung Windkraftanlagen, Leitungstrasse, Ackerflächen ...... 58 Abb. 10 Vorbelastung Windkraftanlagen, Ackerflächen, Sichttransparenz ...... 59

Karten Nr. Titel Maßstab 01 Bestand Flächennutzungen ...... 1:20.000

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite IV Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

1. Einleitung

1.1 Veranlassung und Zielstellung

Die Berliner Stadtwerke GmbH planen im Eignungsgebiet Windenergienutzung WEG 48 "Will- mersdorf-Tempelfelde" östlich von Bernau bei Berlin die Errichtung von 10 Windenergieanlagen (WEA). Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich zwischen den Ortslagen von Börnicke bzw. Thaerfelde (im Süden), Albertshof (im Norden), Schönfeld bzw. Tempelfelde (im Osten) und der Stadt Bernau bei Berlin (im Westen) auf vorhandenen Ackerflächen.

Die geplanten WEA stellen eine Erweiterung innerhalb des WEG 48 "Willmersdorf-Tempelfelde" dar, zum Zeitpunkt der Planbearbeitung sind im Eignungsgebiet bereits 48 Windenergieanlagen vorhanden und in Betrieb. Die 10 geplanten WEA werden in vier einzelne Genehmigungsanträ- ge gegliedert: Antrag 1: WEA 05 Antrag 2: WEA 02, 03, 04, 09, 10 Antrag 3: WEA 06, 07 Antrag 4: WEA 01, 08

Zum Einsatz kommen Anlagen der Marke Vestas, Typ V117-3.3 (WEA 01-04, 06-10) sowie Typ V126-3.45 (WEA 05). Anlagentyp V117 weist eine Nabenhöhe von 143,0 m und einen Rotor- durchmesser von 117,0 m auf. Die Gesamthöhe beträgt 201,5 m. Die Nennleistung liegt bei 3,3 MW bzw. 3,45 MW. Anlagentyp V126 besitzt eine Nabenhöhe von 149,0 m und einen Ro- tordurchmesser von 126,0 m. Die Gesamthöhe beträgt 212 m. Die Nennleistung liegt ebenfalls bei 3,3 MW bzw. 3,45 MW.

Da die Anzahl der WEA im Eignungsgebiet Windenergienutzung WEG 48 bereits mehr als 20 Anlagen beträgt, ist das Vorhaben nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) UVP-pflichtig. Gemäß Anlage 1, Punkt 1.6.1 UVPG liegt bei der Errichtung und dem Betrieb einer Windfarm mit Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils mehr als 50 Metern mit 20 oder mehr Windkraftanlagen eine UVP-Pflicht vor.

Mit § 2 Abs. 1 der 4. BImSchV (Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen) wird das Genehmigungsverfahren dementsprechend nach § 10 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) durchgeführt. Anhang 1, Punkt 1.6.1 der 4. BImSchV sieht ein solches Verfahren ebenfalls für Anlagen zur Nutzung von Windenergie mit einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern sowie 20 oder mehr Windkraftanlagen vor.

Weiterhin stellt das Planvorhaben gemäß § 14 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) einen Eingriff in Natur und Landschaft dar: "Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne dieses Gesetzes sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderun- gen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich be- einträchtigen können". Mit § 17 Abs. 4 BNatSchG ist ein Fachplan zu erstellen, welcher die für den Eingriff erforderlichen Angaben zum Inhalt hat, nämlich Ort, Art, Umfang und zeitlichen Ablauf des Eingriffs sowie die vorgesehenen Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 1 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Mit der vorliegenden Umweltverträglichkeitsstudie, die im Rahmen des immissionsschutzrechtli- chen Genehmigungsverfahrens erstellt wird, wird den Vorgaben und Belangen des UVPG und BNatSchG formal und inhaltlich gefolgt. Die vier Genehmigungsanträge werden dabei im Zu- sammenhang behandelt.

Zur Vorabstimmung des Vorhabens erfolgte am 23.05.2016 ein Abstimmungsgespräch mit der Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Umwelt (LfU) in (Oder).

1.2 Rechtsgrundlagen

Umweltprüfungen umfassen die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der erheblichen Aus- wirkungen eines Vorhabens oder eines Plans oder Programms auf die Schutzgüter. Sie dienen einer wirksamen Umweltvorsorge nach Maßgabe der geltenden Gesetze und werden nach ein- heitlichen Grundsätzen sowie unter Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt (§3 UVPG). Sie ist ein unselbständiger Teil eines verwaltungsbehördlicher Verfahrens, welcher der Entschei- dung über die Zulässigkeit von Vorhaben dient (§ 4 UVPG).

Die Ermittlung und Beschreibung der Umweltauswirkungen sind bei einem Vorhaben, welches in der Anlage 1 des UVPG oder in der Anlage zu § 3 Abs. 1 BbgUVPG aufgelistet ist, in einer Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) oder Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) der zu- ständigen Behörde, i. d. R. die Zulassungsbehörde des Vorhabens, zu Beginn des Zulassungs- verfahrens vorzulegen. Im Rahmen der UVP wird die UVS geprüft.

Das BNatSchG hat die dauerhafte Sicherung und den Schutz der biologischen Vielfalt, der Leis- tungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie der Vielfalt, Eigenart und Schönheit und des Erholungswerts von Natur und Landschaft zum Inhalt (§ 1 Abs. 1 BNatSchG). Das Gesetz regelt die Verursacherpflichten bei Eingriffen in Natur und Landschaft. Mit § 17 Abs. 1 BNatSchG hat die Behörde, sofern ein Eingriff nach anderen Rechtsvorschriften einer behördli- chen Zulassung oder einer Anzeige bedarf, die zur Durchführung des § 15 BNatSchG ("Verur- sacherpflichten, Unzulässigkeit von Eingriffen; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnun- gen") erforderlichen Entscheidungen und Maßnahmen im Benehmen mit der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde zu treffen.

"Handelt es sich bei einem Eingriff um ein Vorhaben, das nach dem Gesetz über die Umwelt- verträglichkeitsprüfung einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegt, so muss das Verfahren, in dem Entscheidungen nach § 15 Absatz 1 bis 5 getroffen werden, den Anforderungen des genannten Gesetzes entsprechen" (§ 17 Abs. 10 BNatSchG).

Neben dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) sowie den Naturschutzge- setzen des Bundes (BNatSchG) und des Landes Brandenburg (BbgNatSchAG) sind in der vor- liegenden UVS insbesondere folgende landesspezifischen Rechtsgrundlagen zu berücksichti- gen: . Erlass des Ministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz zur Beachtung na- turschutzfachlicher Belange bei der Ausweisung von Windeignungsgebieten und bei der Genehmigung von Windenergieanlagen vom 01. Januar 2011 mit seinen Anlagen 1 bis 4. Anlage 1: Tierökologische Abstandskriterien für die Errichtung von Windenergieanlagen in Brandenburg (TAK), Stand 15.10.2012.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 2 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Anlage 2: Anforderungen an faunistische Untersuchungen im Rahmen von Genehmigungs- verfahren für Windenergieanlagen im Land Brandenburg, Stand August 2013. Anlage 3: Handlungsempfehlung zum Umgang mit Fledermäusen bei der Planung und Ge- nehmigung von Windenergieanlagen in Brandenburg, Stand 13.12.2010. Anlage 4: Erlass zum Vollzug des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Niststättenerlass), Stand Januar 2011. . Erlass des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zur Kompen- sation von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen vom 10. März 2016. . Leitlinie des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergiean- lagen (WEA-Schattenwurf-Leitlinie), Stand 28. Februar 2015.

1.3 Methodik und Untersuchungsräume

In der UVS sollen die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen des Planvorhabens auf die nachfolgend festgelegten Schutzgüter (§ 2 Abs. 1 UVPG) ermittelt, beschrieben und bewertet werden: . Menschen, Tiere und Pflanzen, . Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, . Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie . die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

Gemäß § 16 UVPG müssen die Unterlagen zumindest folgende Angaben enthalten: 1. Beschreibung des Vorhabens mit Angaben zum Standort, zur Art, zum Umfang und zur Ausgestaltung, zur Größe und anderen wesentlichen Merkmalen des Vorhabens, 2. Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandteile im Einwirkungsbereich des Vorhabens 3. Beschreibung der Merkmale des Vorhabens und des Standorts, mit denen das Auftreten erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen des Vorhabens ausgeschlossen, vermindert oder ausgeglichen werden soll, 4. Beschreibung der geplanten Maßnahmen, mit denen das Auftreten erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen des Vorhabens ausgeschlossen, vermindert, oder ausgeglichen wer- den soll, sowie eine Beschreibung geplanter Ersatzmaßnahmen, 5. Beschreibung der zu erwartenden erheblichen Umweltauswirkungen des Vorhabens, 6. Beschreibung der vernünftigen Alternativen, die für das Vorhaben und seine spezifischen Merkmale relevant und vom Vorhabendträger geprüft worden sind, und die Angabe der we- sentlichen Gründe für die getroffene Wahl unter Berücksichtigung der jeweiligen Umwelt- auswirkungen, 7. Eine allgemein verständliche, nichttechnische Zusammenfassung des UVP-Berichts.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 3 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

In der vorliegenden UVS werden gem. § 2 UVPG die Schutzgüter Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Klima / Luft, Landschaftsbild sowie Kulturgüter und sonstige Sachgüter berück- sichtigt.

Die Bewertung des Zustands und der Empfindlichkeiten der Schutzgüter sowie die Beurteilung der Eingriffsfolgen erfolgen entsprechend der im Land Brandenburg gängigen Praxis der auf den Einzelfall bezogenen verbal-argumentativen Methodik (vgl. MLUV 2009). In der Planungs- methodik entspricht dies der ökologischen Risikoanalyse.

Bei der Konfliktanalyse erfolgt eine Unterscheidung von zu erwartenden nicht erheblichen (nicht eingriffsrelevanten) und von zu erwartenden erheblichen nachteiligen (eingriffsrelevanten) Um- weltauswirkungen.

Im Ergebnis erfolgen in der UVS damit fachliche Bewertungsvorschläge, die der Genehmi- gungsbehörde als Entscheidungshilfe für die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens dienen.

Untersuchungsräume

Bei der Festlegung der Untersuchungsräume für die zu betrachtenden Schutzgüter wurden die gesetzlichen Vorgaben sowie die zu erwartenden Entfernungen, die Beeinträchtigungen der jeweiligen Schutzgüter erwarten lassen, berücksichtigt. Die gesetzlichen Vorgaben stellen die unterschiedlichen Erlasse für Windenergieanlagen in Brandenburg dar (MUGV 2011, MUGV 2014, MLUR 2015, MLUL 2016).

Tab. 1: Darstellung der Untersuchungsräume (Radius um die Anlagenstandorte)

Untersuchungsraum Kriterium, Beschreibung Schutzgut 300 m-Radius um die Zauneidechsen Tiere Anlagenstandorte Brutvögel und Eulen Tiere Anlagenstandorte, Zuwegung Boden Anlagenstandorte, Zuwegung Wasser - Oberflächenge- wässer und Grundwasser Boden- und Baudenkmale, kulturelles Erbe und sonsti- Sachgüter ge Sachgüter 400 m-Radius um die Biotoptypenkartierung Pflanzen Anlagenstandorte 1.000 m-Radius um die Wohnfunktionen, Schallemissi- Mensch Anlagenstandorte onen, Schattenwurf Koloniebrüter und Greifvogel- Tiere horste, Zugvögel Fledermäuse Tiere 3.000 m-Radius um die Flächennutzung Mensch Anlagenstandorte und Erholungsfunktion Mensch darüberhinaus Schutzgebiete Tiere und Pflanzen Mikro- und Mesoklima Klima / Luft Landschaftsbild Landschaftsbild

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 4 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

1.4 Planungs- und Datengrundlagen

. Planungsdaten der zehn Windenergieanlagen. Büro Windplan Bosse GmbH, Berlin, Stand Januar 2017. . Avifaunistischer Fachbeitrag für die Erweiterung des Windparks Albertshof bei Bernau - Landkreis Barnim. Dipl.-Ing. Jens Scharon, Stand August 2016. . Untersuchung zur Fledermausfauna zum Vorhaben "Errichtung und Betrieb von Windener- gieanlagen im Windpark Albertshof" 2015-2016 (Brandenburg, Landkreis Barnim). Ab- schlussbericht. Dipl.-Biol. Tobias Teige, Stand Dezember 2016. . Windpark Albertshof, Biotoptypenkartierung und floristische Erfassungen. Dr. Jochen Half- mann und Dipl.-Biol. Yoko Rothe, Stand August 2016. . Digitale Kartenanwendungen des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, des Landesamtes für Umwelt Brandenburg, des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg sowie der Landesvermes- sung und Geobasisinformation Brandenburg (vgl. Quellenverzeichnis).

1.5 Übergeordnete Planungen

Raumplanung

Landesentwicklungsprogramm (LEPro 2007) Das Landesentwicklungsprogramm bildet als übergeordneter Rahmen der gemeinsamen Lan- desplanung der beiden Länder Berlin und Brandenburg die Grundlage für alle nachfolgenden Planungsebenen, insbesondere den Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B). Hier werden die programmatischen Aussagen und Zielvorstellungen des Leitbildes für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Form von Grundsätzen auf der Raumordnungsebene umgesetzt.

Die Leitvorstellung des LEPro besteht in einer räumlich polyzentralen und nachhaltigen Ent- wicklung der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg im Ausgleich wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ziele. Vorhandene Stärken sollen vorrangig genutzt und ausgebaut, Potenziale der unterschiedlich geprägten Teilräume weiterentwickelt werden.

Dazu werden Grundsätze der Raumordnung zu den Themen Hauptstadtregion, wirtschaftliche Entwicklung, zentrale Orte, Kulturlandschaft, Siedlungsentwicklung, Freiraumentwicklung, Ver- kehrsentwicklung sowie interkommunale und regionale Kooperation formuliert. Zu den Auswir- kungen wurde ein Umweltbericht erstellt.

Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP B-B 2009) Der Landesentwicklungsplan für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg präzisiert die Vorga- ben des LEPro und trifft Aussagen zu raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und sonstigen Maßnahmen, durch die Raum in Anspruch genommen oder die räumliche Entwicklung oder Funktion eines Gebietes beeinflusst wird. Dazu erfolgen textliche Festsetzungen für die The- menfelder des LEPro (Hauptstadtregion, zentrale Orte, Kulturlandschaft, Siedlungsentwicklung, Freiraumentwicklung, Verkehrs-, Infrastrukturentwicklung, Energiegewinnung). Diese sind als Ziele der Raumordnung (Z) und als Grundsätze der Raumordnung (G) gegliedert.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 5 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Bezogen auf das vorliegende Planvorhaben ist in 6.8 (G), Abs. 2 folgende textlicher Grundsatz formuliert: "Für Vorhaben der technischen Infrastruktur, Ver- und Entsorgung sowie Energieer- zeugung im Außenbereich sollen entsprechend vorgeprägte, raumverträgliche Standorte vor- rangig mit- oder nachgenutzt werden." Ziel ist hierbei die Minimierung der Raumbeanspruchung bei der Standortwahl der grundsätzlich zu unterstützenden Vorhaben dezentraler, regenerativer Energiegewinnung, wie z. B. der Windkraft.

Das Plangebiet liegt innerhalb eines ausgewiesenen Freiraums ohne besondere Festlegungen. Die Stadt Bernau bei Berlin ist nach 2.9 (Z) als Mittelbereich ausgewiesen (funktionstragender zentraler Ort, teilregionales Versorgungs-, Bildungs- und Wirtschaftszentrum), die zugehörigen amtsfreien Gemeinden bzw. Ämter sind Bernau, Werneuchen, , und . Mit 4.6 (G) ist in Bernau Ost ein Vorsorgestandort für großflächige, gewerblich- industrielle Vorhaben festgesetzt.

Regionalplan Die Regionalplanung ist ein wesentliches Instrument für die Umsetzung der landesplanerischen Festlegungen aus dem Landesentwicklungsprogramm und dem Landesentwicklungsplan (LEP B-B). Sie ist Teil der übergeordneten und zusammenfassenden Landesplanung im Gebiet einer Region und geben hier die Grundsätze und Ziele der Raumordnung vor.

Im Land Brandenburg existieren fünf Regionale Planungsgemeinschaften, welche die Träger der Regionalplanung bilden. Der Bereich des vorliegenden Planvorhabens liegt innerhalb des regionalen Planungsraums Uckermark-Barnim.

Für den Planungsraum existiert kein integrierter Gesamtregionalplan, sondern stattdessen die Sachlichen Teilpläne "Zentralörtliche Gliederung, Siedlungsschwerpunkte und Ländliche Ver- sorgungsorte" sowie "Windnutzung, Rohstoffsicherung und -gewinnung".

Der Sachliche Teilplan "Windnutzung, Rohstoffsicherung und -gewinnung" der Regionalen Pla- nungsgemeinschaft Uckermark-Barnim wurde in seiner Fortschreibung am 27. Juli 2016 ge- nehmigt.

Danach befinden sich die 10 geplanten WEA innerhalb einer bestehenden Windfarm mit 48 Windenergieanlagen. Alle vorhandenen und geplanten Anlagen stehen innerhalb des 674 ha großen Eignungsgebiets "WEG 48 Willmersdorf-Tempelfelde". Die maßgeblichen abgrenzungs- entscheidenden Kriterien und Belange des Windeignungsgebiets WEG 48 sind wie folgt defi- niert (vgl. Amtsblatt für Brandenburg Nr. 43 vom 18. Oktober 2016): - Wohnnutzungen mit 1.000 m Schutzzonen (800 m Tabu plus 200 m Restriktion) im Westen und Südosten - Wohnnutzungen mit mind. 800 m Schutzzonen (800 m Tabu plus Einzelfallabwägung im Restriktionsbereich zwischen 800 m und 1.000 m) - Regional bedeutsamer Wald - Wetterradarbelange im Südosten und Nordosten - Vorprägung durch Windenergieanlagen (Einzelfallabwägung mit tierökologischen Belangen und dem Restriktionsbereich zwischen 800 m und 1.000 m zu Wohnnutzungen)

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 6 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Flächennutzungsplan Flächennutzungspläne (FNP) stellen als vorbereitende Bauleitpläne die übergeordneten räumli- chen kommunalen Planungs- und Entwicklungsziele dar. Darin werden für das gesamte Kom- munalgebiet die sich aus den beabsichtigten städtebaulichen Entwicklungen ergebende Art der Bodennutzungen in den Grundzügen aufgezeigt.

FNP Bernau bei Berlin Für die Stadt Bernau bei Berlin liegt ein FNP mit Stand 2008 vor. Danach befindet sich das Planvorhaben (WEA 02, 04, 08, 09 und 10) innerhalb einer ausgewiesenen Fläche für Land- wirtschaft. Die geplanten WEA-Standorte werden durch die vorhandene Freileitungstrasse mit 110 bzw. 220 kV gequert. Entwicklungsmaßnahmen stellen der Schutz, die Pflege und die Er- gänzung vorhandener Baumreihen und Alleen in der Feldflur dar.

FNP Werneuchen Für die Stadt Werneuchen liegt ein FNP mit Stand 2005 vor. Im Bereich des Plangebiets (WEA 01, 03, 06 und 07) sind Flächen für Landwirtschaft und ein Sondergebiet Windenergie im Bereich der bereits vorhandenen WEA ausgewiesen. Die Feldwege sind mit Erhalt / Pflege bzw. mit einer Neuanlage von Alleen und Baumreihen gekennzeichnet. Der befestige Fahrweg in Nord-Süd-Richtung am westlichen Rand des SO-Windenergiefeldes (Weg östlich von WEA 01 und 03) ist mit der Festsetzung "Verbreiterung, Lückenschließung und Neuanlage von Hecken zur Strukturierung der Feldflur" ausgewiesen.

FNP Biesenthal Für die Gemeinde Danewitz (jetzt Stadt Biesenthal im Amt Biesenthal-Barnim) liegt ein FNP mit Stand 2000 vor. Die geplante WEA 05 liegt innerhalt einer Fläche für Landwirtschaft, angren- zend an eine Waldfläche. Südwestlich des Standorts liegen zwei geschützte Biotope (Kleinge- wässer / Feldsölle).

Landschaftsplanung

Gemäß Bundesnaturschutzgesetz sind die Inhalte der Landschaftsplanung in Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen. (§ 9 Abs. 5 BNatSchG) “Handelt es sich bei einem Eingriff um ein Vorhaben, das nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegt, so muss das Verfahren, in dem Entscheidungen nach § 15 Abs. 1 bis 5 [Verursacherpflichten, Unzulässigkeit von Eingriffen] getroffen werden, den Anforderungen des genannten Gesetzes entsprechen.“ (§ 17 Abs. 10 BNatSchG)

Die überörtlichen Ziele, Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege werden im Landschaftsprogramm und in den Landschaftsrahmenplänen, die örtli- chen Erfordernisse und Maßnahmen im Landschaftsplan dargestellt.

Landschaftsprogramm Brandenburg Das Landschaftsprogramm stellt die landesweiten Entwicklungsziele zur nachhaltigen Siche- rung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, zu umweltgerechten Nutzungen für ein lan- desweites Schutzgebietssystem und zum Aufbau des europäischen ökologischen Netzes "Natu- ra 2000" dar. Diese Entwicklungsziele werden räumlich konkretisiert. Die aktuelle Fassung des Landschaftsprogramms hat den Stand September 2000. Die zugehörigen Karten werden ab- wechselnd aktualisiert und sind von 2001.

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Der Untersuchungsraum liegt innerhalb einer vorwiegend ackerbaulich, intensiv genutzten Landschaft im Naturraum Barnim und Lebus. Der Entwicklung einer stärkeren Gliederung der Flur kommt daher eine besondere Bedeutung zu (unter anderem für den Boden- und Grund- wasserschutz). Maßnahmen wären die Entwicklung landschaftsgliedernder Strukturen, insbe- sondere Hecken, lichtoffene Raine, kleinere Feldgehölze sowie zeitweilige Brachen. Große Ackerflächen sind kleinflächiger zu gliedern und in größerem Umfang mit genannten Struktu- relementen anzureichern.

Zur Sicherung der Grundwasserneubildung ist die großräumige Versiegelung von Flächen zu vermeiden sowie das anfallende Niederschlagswasser von befestigten Flächen zu versickern. Bei schlechten Versickerungsbedingungen ist das Niederschlagswasser so abzuleiten, dass ein größtmöglicher Rückhalt und eine den natürlichen Bedingungen entsprechende Verzögerung des Gebietsabflusses erfolgt.

Der Naturraum hat sowohl aufgrund der landschaftsbezogenen Voraussetzungen als auch we- gen der räumlichen Nähe zu Berlin eine besondere Bedeutung hinsichtlich des Schutzes und der Entwicklung des Erholungs- und Erlebnisraumes. Daher sind die erlebnisreichen traditionel- len Erholungslandschaften in ihrer Qualität zu sichern sowie stadtnahe Kulturlandschaften zu Naherholungslandschaften zu entwickeln. Dabei sind die Laubwaldbereiche zu sichern und zu erweitern, eine kleinteilige Flächengliederung anzustreben sowie eine stärkere räumliche Glie- derung der Landschaft mit gebietstypischen Strukturelementen anzustreben.

Landschaftsrahmenplan In den Landschaftsrahmenplänen werden die überörtlichen Ziele, Erfordernisse und Maßnah- men des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf der Ebene der Landkreise dargestellt. Dabei sind die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernis der Raumordnung zu beachten bzw. zu berücksichtigen (§ 10 Abs. 1 BNatSchG).

Für den Landkreis Barnim liegt ein Landschaftsrahmenplan von 1997 vor. Derzeit erfolgt die Bearbeitung für die Neuauflage des Planwerks.

Landschaftsplan Die Landschaftspläne stellen auf kommunaler Ebene die örtlichen Ziele, Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege dar. Sie sind das Instrument, um die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Rahmen einer vorsorgenden Planung zu formulieren und in die Flächennutzungspläne zu integrieren. "Dabei sind die Ziele der Raumordnung zu beachten; die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung sind zu berücksichtigen". (§ 11 Abs. 1 BNatSchG)

Für die Stadt Bernau bei Berlin liegt ein Landschaftsplan aus 2007 vor. Die geplanten WEA 02, 04, 08, 09 und 10 liegen innerhalb einer Fläche für Ackernutzung. Planungsziele für das Gebiet sind Erosionsschutzmaßnahmen auf den winderosionsgefährdeten Ackerstandorten und die Anlage von Gehölzen.

Für die Stadt Werneuchen sowie die Stadt Biesenthal, OT Danewitz, liegen ältere Landschafts- pläne vor. Die geplanten WEA liegen innerhalb von Ackerflächen.

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2. Beschreibung des Planvorhabens, Schutzgebiete

2.1 Lage und Beschreibung der Standorte

Das Vorhabensgebiet liegt im südlichen Landkreis Barnim östlich der Stadt Bernau bei Berlin, und wird von den Ortslagen Ladeburg, Nibelungen, Börnicke, Willmersdorf, Schönfeld, Tempel- felde, Danewitz und Albertshof umfasst. Die Anlagenstandorte befinden sich fast ausschließlich auf genutzten Ackerflächen, teilweise am Rande von Forstflächen. Die Landwirtschaftsflächen werden im Raum stellenweise von Heckenstrukturen gegliedert.

Die einzelnen WEA befinden sich dabei in folgenden Gemarkungen: . Stadt Bernau bei Berlin (WEA 02, 04, 08, 09, 10) . Stadt Werneuchen (WEA 01, 03, 06, 07) . Amt Biesenthal-Barnim, Gemeinde Biesenthal (WEA 05)

Tab. 2: Lage der geplanten WEA

WEA- Anlagen- Koordinaten2 Gemarkung Flur Flur- Eigen- 1 3 Nr. typ E N stück tümer 01 V117 33410142,84 5837086,36 Willmersdorf 6 1 A 02 V117 33409922,66 5837649,64 Börnicke 1 448 B 03 V117 33410140,36 5837905,51 Willmersdorf 1 50 A 04 V117 33409915,14 5838131,15 Börnicke 1 448 B 05 V126 33410127,35 5840502,24 Danewitz 4 84 A 06 V117 33411636,05 5838141,72 Willmersdorf 2 25 A 07 V117 33411659,29 5837870,29 Willmersdorf 2 25 A 08 V117 33409798,48 5837369,50 Börnicke 1 103 B 09 V117 33409609,62 5837659,08 Börnicke 1 448 B 10 V117 33409614,23 5837996,70 Börnicke 1 448 B

1 Anlagen der Marke Vestas, Typ V117-3.3 sowie Typ V126-3.45 (vgl. Punkt 1.1) 2 Koordinaten nach UTM - WGS ETRS 89 3 Eigentümer A: Berliner Stadtgüter GmbH Eigentümer B: BVVG - Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH

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Naturräumliche Einordnung

Der Untersuchungsraum liegt innerhalb der naturräumlichen Einheit 'Ostbrandenburgische Plat- te' im nördlichen Teil des Naturraums 'Barnimplatte'. Die Ostbrandenburgische Platte stellt ein Mosaik von welligen bis flachhügeligen Sand- und Lehmplatten dar, welches durch End- und Stauchmoränenhügel und -züge, durch feuchte Niederungen sowie in die Platten eingesenkte Täler gegliedert wird. Die Oberflächengestaltung erfolgte durch das weichselglazialzeitliche Inlandeis zur Zeit des Brandenburger Stadiums und der anschließenden Zerfallsphasen (SCHOLZ, 1962).

Die Barnimplatte ist geprägt durch wellige bis flachhügelige Lehm- und Sandgebiete, die von Grundmoränenplatten mit teilweise recht starken Sandüberschüttungen gebildet werden. Die- sen Platten sind einzeln zumeist stark kiesige End- und Stauchmoränenhügel aufgesetzt, wel- che als ehemaliger Teil der Eisrandlage von Südosten nach Nordwesten ausgerichtet sind. Ver- schiedene Rinnen und Rinnensysteme durchziehen die Barnim-Hochfläche in Richtung Süden zum Berliner Tal. Der Nordrand der Barnimplatte ist zwischen und Biesenthal durch ausgedehnte Dünenlandschaften charakterisiert (SCHOLZ, 1962).

PnV (Potenziell natürliche Vegetation)

Die Potentielle natürliche Vegetation bedeutet jene natürliche Vegetationsdecke, die unter den gegenwärtigen Standortsbedingungen ohne menschlichen Einfluss in relativ dauerhaften Struk- turen etabliert wäre. Sie gibt Hinweise darüber, was am jeweiligen Standort landschaftlich har- monisch sowie pflanzen- und tierökologisch angepasst wäre. Die vorherrschende Vegetations- form in Brandenburg ist, wie generell in Europa, der Wald (vgl. HOFFMANN; POMMER, 2005).

Die 10 WEA liegen innerhalb eines Hainrispen-Hainbuchen-Buchenwaldes (Kategorie M50). In den Randbereichen treten Straußgras-Traubeneichen-Buchenwälder hinzu, entweder in Kom- bination mit einem Weißmoos-Buchenwald (Kat. L31, bei WEA 05) oder mit M50 (Kat. L33, bei WEA 06+07). Dominierende Gehölzarten dieser Waldgesellschaften sind Buche (Fagus sylvati- ca), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) sowie Trauben-Eiche (Quercus petraea). Weiterhin finden sich Stiel-Eiche (Quercus robur), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), Echte Himbeere (Rubus idaeus) und Stachelbeere (Ribes uva-crispa).

2.2 Alternativstandorte, Nullvariante

Das neu gefasste Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung sieht mit § 16 Abs. 1 Nr. 6 für den UVP-Bericht eine "Beschreibung der vernünftigen Alternativen" vor. In Anlage 4 Nr. 2 des UVP-Gesetzes wird diese Prüfung präzisiert, nämlich "[…] z. B. in Bezug auf Ausgestaltung, Technologie, Standort, Größe und Umfang des Vorhabens […]". Weiterhin sollen die wesentli- chen Gründe für die getroffene Wahl unter Berücksichtigung der jeweiligen Umweltauswirkun- gen angegeben werden.

Die energiepolitischen Zielsetzungen der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin weisen der Windenergienutzung eine bedeutende Rolle für die künftige Energieversorgung zu. Rechtlich stellt z. B. die Windenergie mit § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB ein privilegiertes Vorhaben im Außenbereich dar.

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Die raumordnerische Steuerung der Windenergienutzung in der Planungsregion Uckermark- Barnim erfolgt durch die Festlegung von Eignungsgebieten für Windenergienutzung. Dies be- deutet, dass die Eignungsgebiete anderen raumbedeutsamen Belangen nicht entgegenstehen und gleichzeitig die Windenergienutzung an anderer Stelle im Planungsraum ausgeschlossen ist (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim: Regionalplan Uckermark-Barnim. Sachlicher Teilplan "Windnutzung, Rohstoffsicherung und -gewinnung").

Aufgrund dieser räumlichen Beschränkung auf die Windeignungsgebiete bestehen für das vor- liegende Vorhaben keine wirklichen Standortalternativen, die Errichtung neuer Windenergiean- lagen außerhalb der Eignungsgebiete ist rechtlich nicht möglich. Unter Betrachtung einer mög- lichst geringen Konfliktträchtigkeit für Mensch, Natur und Umwelt sowie unter dem Aspekt der Schonung der Ressourcen von Natur- und Landschaft (Wahrung ausreichender Abstände zu Siedlungen und Schutzgebieten) kommen keine anderweitigen Planungsmöglichkeiten in Be- tracht. Standortalternativen sind nur innerhalb des ausgewiesenen Eignungsraums möglich.

Eine Nichtdurchführung der Planung im Sinne einer Nullvariante (Belassung des Ist-Zustands) entspricht nicht den energiepolitischen Zielsetzungen des Landes Brandenburg und der Bun- desrepublik. Außerdem würde eine Nullvariante nicht bedeuten, dass eine künftige Änderung der bestehenden Nutzungsstrukturen an den geplanten WEA-Standorten ausgeschlossen wäre. Mit der Lage innerhalb des Eignungsgebietes WEG 48 "Willmersdorf-Tempelfelde" sind jeder- zeit weitere WEA-Planungen rechtlich möglich.

Die vorliegende Planung mit den beiden Anlagentypen der Marke Vestas entspricht den gelten- den technischen Sicherheitsstandards. Die Anlagen sind erprobt und standardisiert. Die ausge- wiesenen WEA-Standorte und deren Abstände zueinander ergeben sich durch die Anlagenty- pen selbst sowie durch die notwendigen Sicherheitsabstände zu den bereits vorhandenen WEA-Anlagen im Eignungsgebiet sowie zu den angrenzenden Siedlungen.

2.3 Beschreibung der Einzelvorhaben

Für die 10 geplanten Windkraftanlagen werden Anlagen der Vestas Wind Systems A/S einge- setzt. Bei neun der zehn WEA wird der Typ V117-3.3 verwendet, ausschließlich bei einer Anla- ge WEA 05 der Typ V126-3.45.

Beide Anlagentypen sind aus Stahlrohrtürmen gefertigt, die Rotorblätter sind aus Kohle- und Glasfaser, Nabe, Hauptwelle, Hauptlager und Maschinenhaus bestehen aus Gusseisen. Beton wird für die Fundamente der Windkraftanlage und des Transformators eingesetzt.

Jede WEA erhält eine Transformatorstation für den Anschluss der Windenergieanlage an ein Mittelspannungsnetz. Die Station besteht aus Stahlbeton in Kompaktbauweise. Weiterhin wer- den Erdkabel für die Anbindung ans Mittelspannungsnetz verlegt.

Die Nennleistungen der Anlagentypen liegen jeweils bei 3,3 MW bzw. 3,45 MW. Aufgrund der Höhen der Anlagen müssen diese als Luftfahrthindernis gekennzeichnet werden und erhalten eine Tages- und Nachtkennzeichnung gemäß den Empfehlungen des Bundesverbands Wind- energie (BWE e.V.) sowie gemäß rechtlicher Vorschriften.

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Tab. 3: Daten der geplanten WEA

WEA- Anlagen- Naben- Rotordurchmesser Gesamthöhe Gesamthöhe Nr. typ höhe der Anlage über NN 01 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 284,3 02 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 284,6 03 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 285,4 04 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 281,8 05 V126-3.45 149,0 m 126 m 212,0 m 283,1 06 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 288,7 07 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 288,6 08 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 286,6 09 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 285,9 10 V117-3.3 143,0 m 117 m 201,5 m 286,5

Jede WEA benötigt dauerhaft Flächen für die Fundamente der Windkraftanlage und der Trans- formatorstation sowie für Kran-Stellflächen. Weiterhin für die Erschließung und Zuwegung von der nächstgelegenen öffentlichen Verkehrsfläche. Darüber hinaus werden temporäre Flächen- inanspruchnahmen für den Bau der Anlagen benötigt (Kranstellflächen, Rüstflächen, Montage- flächen und Lagerflächen Rotorblätter).

Während die Fundamentflächen, Kranstellflächen, Rüstflächen, Montageflächen sowie die La- gerflächen für die Rotorblätter für alle Anlagenstandorte fast gleichgroß sind, unterscheidet sich die Flächeninanspruchnahme für die Erschließung und Zuwegung (in Abhängigkeit des jeweili- gen Standorts).

Die Errichtung der 10 WEA wird in fünf Schritten durchgeführt: . Bau einer Zuwegung von der vorhandenen Infrastruktur zum jeweiligen Standort (Flächen- bedarf unterschiedlich). . Aufbau der Windkraftanlage mit notwendigen Kranstellflächen, Rotorblattablagebereichen sowie Kran-/ Auslegermontage- und Ablageflächen. . Herstellung Betonfundament je Anlage (Flächenbedarf 381 m² bei V117, 453 m² bei V126). . Wahlweise je nach WEA-Typ Herstellung einer Transformatorstation (Flächenbedarf jeweils 28 m²). . Erstellung der Mittelspannungsanbindung durch Erdkabel in mindestens 0,8 m bis 1,0 m Tiefe unter Flur.

2.4 Flächeninanspruchnahme

Die Flächeninanspruchnahme der WEA erfolgt durch dauerhafte Bodenversiegelungen (Beton) bzw. Bodenverdichtungen (Schotterflächen) sowie durch temporäre Baustelleneinrichtungen (Schotterflächen).

Dauerhafte Bodenversiegelungen: . Betonfundamente für die Windkraftanlagen (22,0 bzw. 24,0 m im Durchmesser)

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. Betonfundamente für die Transformatorstationen zzgl. Platteneinfassung und vorgelagerter Kran-Stellfläche

Dauerhafte Bodenverdichtungen: . Erschließung und Zuwegung von öffentlichen Straßen zu den Anlagestandorten . Kranstellflächen Montagekran

Temporäre Bodenverdichtungen: . Kranstellflächen Hilfskran . Rüstflächen . Montageflächen . Lagerflächen Rotorblätter

Tab. 4: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Gesamtvorhabens WEA 01-10 (Angaben gemäß Windplan Bosse GmbH)

Bestandteil Versiegelungs- Art der Versie- Gesamtfläche grad gelung Fundament (Sockel) WEA Vollversiegelung dauerhaft 3.873,56 m² Trafostellfläche und Nebenbereich Vollversiegelung dauerhaft 273,60 m² Kranstellfläche, Zufahrt Teilversiegelung dauerhaft 27.953,48 m² Kran- / Auslegermontage- und Abla- Teilversiegelung temporär 34.701,64 m² gefläche und Hilfskranstellfläche Lagerfläche Rotorblätter Teilversiegelung temporär 1.799,77 m² Kurvenbereichsausbau Teilversiegelung temporär 1.087,03 m² Summe beanspruchte Fläche 69.689,08 m²

Diese Flächen teilen sich entsprechend den Genehmigungsanträgen 1-4 wie folgt auf (Angaben gemäß Planungsunterlagen Anträge 1-4, Windplan Bosse GmbH).

Antrag 1: WEA 05 (Tab. 4.1)

Tab. 4.1: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 05 (Flurstück 4/84; Antrag 1) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 24 m 452,39 m² Kranstellfläche + Zufahrt 4.596,65 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 4.576,78 m² und Hilfskranstellfläche Kurvenbereichsausbau 224,16 m² Gesamt 5.076,40 m² 4.980,94 m²

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Antrag 2: WEA 02, 03, 04, 09, 10 (Tab. 4.2 - 4.6)

Tab. 4.2: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 02 (Flurstück 1/448; Antrag 2) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 2.278,56 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 120,00 m² Kurvenbereichsausbau 148,86 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 1.699,43 m² Zufahrt (Flurstück 1/102) 90,50 m² Rotorblattablagebereich (Flurstück 1/102) 19,52 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 308,02 m² (Flurstück 1/102) Zufahrt (Flurstück 1/103) 435,09 m² Rotorblattablagebereich (Flurstück 1/103) 40,25 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 1.108,26 m² (Flurstück 1/103) Gesamt 3.211,64 m² 3.540,34 m²

Tab. 4.3: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 03 (Flurstück 1/50; Antrag 2) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 2.812,09 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche entfällt Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 4.001,96 m² Kurvenbereichsausbau 144,47 m² Gesamt 3.219,58 m² 4.326,43 m²

Tab. 4.4: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 04 (Flurstück 1/448; Antrag 2) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 1.647,50 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 1.181,19 m² und Hilfskranstellfläche Zufahrt (Flurstück 1/49) 1.525,56 m²

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Kran-/Auslegermontage- und Ablagefläche 3.305,87 m² (Flurstück 1/49) Kurvenbereichsausbau (Flurstück 1/49) 105,79 m² Rotorblattablagebereich (Flurstück 1/49) 180,00 m² Gesamt 3.580,55 m² 4.772,85 m²

Tab. 4.5: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 09 (Flurstück 1/448; Antrag 2) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 1.900,35 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 2.894,85 m² Gesamt 2.307,84 m² 3.170,85 m²

Tab. 4.6: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 10 (Flurstück 1/448; Antrag 2) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 3.577,23 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 2.894,85 m² Kurvenbereichsausbau 234,98 m² Gesamt 3.984,72 m² 3.405,83 m²

Antrag 3: WEA 06, 07 (Tab. 4.7 - 4.8)

Tab. 4.7: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 06 (Flurstück 2/25; Antrag 3) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 3.098,15 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 2.406,03 m² Kurvenbereichsausbau 117,55 m² Gesamt 3.505,64 m² 2.799,58 m²

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Tab. 4.8: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 07 (Flurstück 2/25; Antrag 3) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 1.751,68 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 2.406,03 m² Gesamt 2.159,17 m² 2.682,03 m²

Antrag 4: WEA 01, 08 (Tab. 4.9-4.10)

Tab. 4.9: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 01 (Flurstück 6/1; Antrag 4) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 2.547,62 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 5.044,25 m² Kurvenbereichsausbau 111,22 m² Gesamt 2.955,11 m² 5.431,47 m²

Tab. 4.10: Flächeninanspruchnahme der Bestandteile des Vorhabens WEA 08 (Flurstück 1/103; Antrag 4) Bestandteil permanent temporär versiegelt, versiegelt Rückbau nach Errichtung Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 380,13 m² Kranstellfläche + Zufahrt 1.692,50 m² Trafostellfläche + Nebenbereich 27,36 m² Hilfskranstellfläche 96,00 m² Rotorblattablagebereich 180,00 m² Kran- / Auslegermontage- und Ablagefläche 2.202,12 m² Gesamt 2.099,99 m² 2.478,12 m²

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2.5 Beschreibung erfasster Schutzgebiete und -objekte

2.5.1 Schutzgebiete des europäischen ökologischen Netzes "Natura 2000"

Mit dem Schutzgebietssystem "Natura 2000" wurde ein europaweit zusammenhängendes öko- logisches Netz besonderer Schutzgebiete zur Bewahrung des gemeinsamen europäischen Naturerbes entwickelt. Es besteht aus den EG-Vogelschutzgebieten (SPA - Special Protection Area) sowie den FFH-Gebieten (Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung SCI - Site of Com- munity Interest).

Hauptziel der Entwicklung des FFH-Gebietssystems ist die Förderung der Erhaltung der biolo- gischen Vielfalt unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und regionalen Anforderungen. (Präambel der Richtlinie 92/43/EWG)

Die Entwicklung der europäischen Vogelschutzgebiete hat den Schutz, die Bewirtschaftung und die Regulierung sämtlicher wildlebender Vogelarten zum Ziel und regelt die Nutzung dieser Arten. Sie gilt für Vögel, ihre Eier, Nester und Lebensräume. (Artikel 1 der Richtlinie 79/409/EWG)

Es liegen sechs gemeldete Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiete gemäß Richtlinie 92/43/EWG - FFH-Richtlinie) im 10 km-Umkreis um WEA 01 bis 10. Das nächstgele- gene SPA-Gebiet (besonderes Schutzgebiet gemäß Richtlinie 79/409/EWG - EU- Vogelschutzrichtlinie) ist die Obere Havelniederung nordwestlich von Wandlitz (ca. 17 km von der Ortslage Albertshof entfernt).

Folgende FFH-Gebiete liegen im näheren Umfeld des Planvorhabens (gemäß Kartenanwen- dung Naturschutzfachdaten des Landesamtes für Umwelt - LfU, WebGIS OSIRIS WebOffice). Die Angaben zur Gebietsgröße, zu den FFH-Lebensraumtypen (LRT), zu den kennzeichnenden Arten, zu den Gebietsmerkmalen, zur Güte und Bedeutung sowie zu den Erhaltungsmaßnah- men sind den Standard-Datenbögen entnommen. Die Abstände zu den Schutzgebieten be- zeichnen den kürzesten Abstand der Schutzgebietsgrenzen zum Ort Albertshof (als Referenz- punkt).

FFH-Gebiet Börnicke: DE 3347-301 (Landes-Nr. 398) Lage: zwischen der Stadt Bernau und dem Ortsteil Börnicke Entfernung: ca. 3,7 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 513,03 ha FFH-LRT: 3150 Arten: Rotbauchunke, Kammmolch Gebietsmerkmale: Teilweise intensiv genutzte Agrarlandschaft mit zahlreichen Feldsöllen, Kleinseen und Feuchtgebieten als einer der aktuellen Verbreitungsschwer- punkte der Rotbauchunke auf der Grundmoränenplatte des Barnim. Güte / Bedeutung: Repräsentatives Vorkommen der Rotbauchunke. Maßnahmen: Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

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Abb. 1: Natura 2000-Schutzgebiete im 3 km und 10 km Umkreis rot schraffiert: FFH-Gebiete

FFH-Gebiet Biesenthaler Becken: DE 3247-301 (Landes-Nr. 71) Lage: südlich der Stadt Biesenthal Entfernung: ca. 5,5 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 190,41 ha FFH-LRT: 3150, 3260, 91E0* Arten: Biber, Fischotter, Steinbeißer Gebietsmerkmale: Komplex verschiedener Moortypen mit Bruchwäldern, Feuchtwiesen, Hochstaudenfluren. Güte / Bedeutung: Gebiet wird zum größten Teil aus sehr wertvollen FFH-Lebensräumen ein- genommen. Maßnahmen: Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

FFH-Gebiet Biesenthaler Becken, Erweiterung: DE 3247-302 (Landes-Nr. 216) Lage: südwestlich der Stadt Biesenthal Entfernung: ca. 4,5 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 769,49 ha FFH-LRT: 3260, 7140, 9110, 9130, 91D0*, 91E0* Arten: Biber, Fischotter, Steinbeißer, Bitterling, Großer Feuerfalter Gebietsmerkmale: Reich strukturierter Komplex aus verlandenden Kleinseen, Mooren, Rin- nenseen und naturnahen Fließgewässern sowie umgebenden artenreichen Laubmischwäldern, Trockenrasen und Heiden im Randbereich eines weichselglazialen Gletscherzungenbeckens.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 18 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Güte / Bedeutung: Hoher Anteil an Lebensraumtypen des Anhanges I der FFH RL, bedeuten- de Vorkommen mehrerer FFH-Arten. Maßnahmen: Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

FFH-Gebiet Schönower Heide: DE 3347-302 (Landes-Nr. 217) Lage: nördlich der Stadt Bernau, Ortsteil Schönow Entfernung: ca. 8,3 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 589,60 ha FFH-LRT: 2330, 4030 Arten: Baumfalke, Brachpieper, Braunkehlchen, Flussregenpfeifer, Goldammer, Hei- delerche, Kranich, Neuntöter, Raubwürger, Rotmilan, Schwarzkehlchen, Sper- bergrasmücke, Steinschmätzer, Wachtel, Waldschnepfe, Wendehals, Wiede- hopf, Ziegenmelker, Gebietsmerkmale: Kleiner ehemaliger Truppenübungsplatz mit Heiden und Binnendünen mit Sandtrockenrasen, eingebettet in Kiefernforsten und Mischwälder, randlich kleines Verlandungsmoor. Güte / Bedeutung: Sehr hoher Anteil an Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH RL und Arten der V-RL, bedeutsam wegen Zusammenhangs einzelner Teilbiotope für Tier- und Pflanzenwelt, einmaliger, geomorphologischer Standort im na- türlichen Gefüge des Barnims. Ehemaliger Truppenübungsplatz. Im Südteil charakteristische Binnendünen. Maßnahmen: Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

FFH-Gebiet Fledermausquartier Kellerberg Grüntal: DE 3248-304 (Landes-Nr. 694) Lage: südlich der Gemeinde Grüntal Entfernung: ca. 6,5 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 0,80 ha FFH-LRT: - Arten: Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr Gebietsmerkmale: Großer Kellerkomplex aus 3 großen gemauerten Gewölben in mit einem Feldgehölz bestandener Moränenkuppe im Acker außerhalb der Ortslage. Güte / Bedeutung: Bedeutendes Winterquartier. Maßnahmen: Bewahrung, Entwicklung eines guten Erhaltungszustandes der Populatio- nen der vorkommenden Fledermausarten durch Sicherung optimaler Be- dingungen im Winterquartier.

FFH-Gebiet Weesower Luch: DE 3348-301 (Landes-Nr. 614) Lage: westlich der Gemeinde Weesow Entfernung: ca. 6,3 km von der Ortslage Albertshof entfernt Gebietsgröße: 57,55 ha FFH-LRT: 3150, 6510 Arten: Rotbauchunke, Kammmolch, Großer Feuerfalter Gebietsmerkmale: Bedeutendes Vorkommen von Amphibienarten, u.a. der Rotbauchunke im Bereich der Barnimplatte mit angrenzenden artenreichen Feucht- und Frischwiesen.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 19 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Güte / Bedeutung: Zweitgrößtes Vorkommen der Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) in Brandenburg. Maßnahmen: Erhaltung oder Entwicklung der Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

2.5.2 Schutzgebiete gemäß § 23-27 BNatSchG

Naturschutzgebiete (NSG) sind Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Land- schaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstel- lung von Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten wildlebender Tier- und Pflanzenarten er- forderlich ist. Sie werden aus ökologischen, wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, erdge- schichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen der Seltenheit, Vielfalt, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit als Schutzgebiete ausgewiesen (vgl. § 23 Abs. 1 BNatSchG).

Abb. 2: Natur- und Landschaftsschutzgebiete im 3 km und 10 km Umkreis grün Vollfarbe: Naturschutzgebiete grün Raster: Landschaftsschutzgebiete

Es befinden sich sechs Naturschutzgebiete 10 km-Umkreis um WEA 01 bis 10.

NSG Biesenthaler Becken: DE 3247-503 Lage: südlich der Ortslage Biesenthal Entfernung: ca. 4,5 km von der Ortslage Albertshof entfernt

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 20 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

NSG Ladeburger Schäferpfühle: DE 3347-504 Lage: nördlich der Stadt Bernau, westlich des Ortsteils Ladeburg Entfernung: ca. 4,8 km von der Ortslage Albertshof entfernt

NSG Weesower Luch: DE 3348-501 Lage: nördlich der Stadt Werneuchen Entfernung: ca. 6,3 km von der Ortslage Albertshof entfernt

NSG Faule Wiesen bei Bernau: DE 3347-503 Lage: südlich zwischen den Ortslagen Bernau und Zepernick / Panketal Entfernung: ca. 8,0 km von der Ortslage Albertshof entfernt

NSG Schönower Heide: DE 3347-504 Lage: nördlich des Ortsteils Schönow der Stadt Bernau Entfernung: ca. 8,3 km von der Ortslage Albertshof entfernt NSG Nonnenfließ-Schwärzetal: DE 3148-501 Lage: westlich der Ortslagen Heckelberg-Brunow und Entfernung: ca. 9,8 km nordöstlich von WEA 05

Landschaftsschutzgebiete (LSG) sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, die der Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft, der Erhal- tung des Naturhaushaltes sowie dem Schutz oder der Pflege von Landschaften, der Erhaltung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes, der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder ihrer Bedeutung für die naturnahe Erholung dienen (vgl. § 26 Abs. 1 BNatSchG).

Es befinden sich drei Landschaftsschutzgebiete 10 km-Umkreis um WEA 01 bis 10.

LSG Barnimer Heide: DE 3248-602 Lage: nördlich der geplanten Anlagenstandorte Entfernung: ca. 4,5 km von der Ortslage Albertshof entfernt

LSG Wandlitz - Biesenthal - Prendener Seengebiet: DE 3247-601 Lage: nordwestlich der geplanten Anlagenstandorte Entfernung: ca. 5,2 km von der Ortslage Albertshof entfernt

LSG Westbarnim: DE 3247-601 Lage: westlich der geplanten Anlagenstandorte Entfernung: ca. 7,2 km von der Ortslage Albertshof entfernt

Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende großräumige Gebiete, die über- wiegend aus Landschaftsschutzgebieten oder Naturschutzgebieten bestehen, sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein nach- haltiger Tourismus angestrebt wird, für Erholung vorgesehen sind, der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwick- lung zu fördern (vgl. § 27 Abs. 1 BNatSchG).

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Naturpark Barnim: DE 3246-701 Lage: nördlich der Stadt Bernau, zwischen Biesenthal und Eberswalde Entfernung: ca. 2,3 km von der Ortslage Albertshof entfernt

Abb. 3: Naturparkfläche im 3 km und 10 km Umkreis

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2.5.3 Naturdenkmäler und Flächennaturdenkmale gemäß § 28 BNatSchG

Es sind keine Naturdenkmäler oder Flächennaturdenkmale in der unmittelbaren Umgebung bekannt.

2.5.4 Gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 30 BNatSchG

In der Kartenanwendung "Naturschutzfachdaten" des Landesamtes für Umwelt Brandenburg sind im 1.000 m-Radius um die Anlagenstandorte folgende zwei geschützte Biotope verzeich- net:

02131: temporäre Kleingewässer, naturnah, unbeschattet Lage / Abstand: ca. 550 m nordöstlich der Ortslage Albertshof (ca. 340 m südwestlich der ge- planten WEA 05) Ausbildung: untypisch (gestört) Größe: 0,10 ha FFH-LRT: 3150

02121: perennierende Kleingewässer (Sölle, Kolke, Pfuhle etc., < 1 ha), naturnah, unbeschat- tet "Schulzenpfuhl" Lage / Abstand: ca. 2.042 m östlich der Ortslage Thaerfelde und 1.175 m nördlich der Ortslage Willmersdorf (ca. 815 m östlich der geplanten WEA 01 und 1.012 m südwest- lich der geplanten WEA 07) Ausbildung: untypisch (gestört) Größe: 0,62 ha FFH-LRT: 3150

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 23 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3. Beschreibung und Bewertung des Untersuchungsraums

Die Bewertung des Zustands und der Empfindlichkeiten der Schutzgüter sowie die Beurteilung der Eingriffsfolgen erfolgen entsprechend der im Land Brandenburg gängigen Praxis der auf den Einzelfall bezogenen verbal-argumentativen Methodik (vgl. MLUV 2009).

3.1 Schutzgut Mensch

Der Mensch ist im Naturschutzrecht vorangestellt, indem Natur und Landschaft "als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen im besiedelten und unbesiedelten Bereich" schützen und dauerhaft zu sichern ist (§ 1 Abs. 1 BNatSchG).

Das Bewahren der historisch gewachsenen Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen sowie der Schutz geeigneter Flächen im besiedelten und siedlungsnahen Bereich zum Zweck der Erholung in der freien Landschaft sind weitere bevölkerungsbezogenen Ziele des Naturschut- zes und der Landschaftspflege (§ 1 Abs. 4 BNatSchG).

Im Land Brandenburg liegen zum Schutzgut Mensch zwei gesetzlich verbindliche Vorschriften vor, die im Rahmen der Windkraftplanung zu beachten sind: WEA-Geräuschimmissionserlass (MUGV 2014) und WEA-Schattenwurf-Leitlinie (MLUL 2015).

Der Untersuchungsraum für das Schutzgut Mensch ist der Umkreis von 1.000 m (Wohnfunktio- nen) sowie von etwa 3.000 m (Erholungsfunktionen) um die geplanten Anlagenstandorte (ent- sprechend der 15-fachen Anlagenhöhe).

3.1.1 Bestandserfassung

Dem Menschen, seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden wird in der Umweltverträglich- keitsprüfung, ebenso wie in der allgemeinen und besonderen Gesetzgebung, eine hohe Bedeu- tung beigemessen. Neben dem unmittelbaren Schutz vor schädlichen Einwirkungen (z. B. vor unverhältnismäßig hohen Schadstoff- oder Schallimmissionen) sind die Erhaltung der Lebens- qualität am Wohnort, die Gestaltung und Sicherung eines gesunden Wohnumfelds sowie die Förderung von Sport und Erholung wesentliche Aufgaben und Inhalte.

Die Kriterien, die im Rahmen der UVS zum Leben, zur Gesundheit und zum Wohlbefinden des Menschen zu betrachten sind, sind (vgl. LEITFADEN, 1999; BECHMANN, 2003b): . Wohn- und Wohnumfeldfunktion, . Erholungs- und Freizeitfunktion, . ressourcenabhängige Umweltnutzung.

Wohnen und Wohnumfeld

Die Standorte der geplanten WEA liegen innerhalb von genutzten Ackerflächen im Umfeld um die Ortslagen der Gemeinden Albertshof (Gemeinde Rüdnitz), Willmersdorf (Stadt Werneu-

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chen), Börnicke (Stadt Bernau bei Berlin) und Ladeburg (Stadt Bernau bei Berlin). Alle Siedlun- gen sind gemäß Flächennutzungsplanung als Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen, teilweise auch mit gewerblichen Bauflächen ausgewiesen.

Eingerahmt werden die großräumigen Ackerschläge der geplanten Standorte durch Waldflä- chen im Norden, Osten und Süden des Untersuchungsraums.

Alle Siedlungsbereiche dieser Ortslagen liegen mit folgenden Ausnahmen nicht innerhalb des 1.000 m-Radius der geplanten Anlagen (vgl. Karte 01): Im südwestlichen 1.000 m-Radius von WEA 05 befinden sich die nördlichen Randbereiche der Ortslage von Albertshof (betroffen: La- gerflächen und landwirtschaftliche Gebäude). Der 1.000 m-Radius von WEA 07 berührt in sei- ner südlichen Randlage das Gewerbegebiet von Willmersdorf (betroffen: Grünflächen). Westlich bzw. südwestlich von WEA 08 und WEA 09 berühren die 1.000 m-Radien die Siedlung Thaer- felde (betroffen: Gewerbefläche, ruderale Staudenfluren).

Erholung und Freizeit

Im weiteren Umfeld der geplanten WEA (innerhalb des 3.000 m-Radius) ist die nachfolgende Erholungsinfrastruktur vorzufinden.

Radwege: - Rund um Berlin - Regionalpark-Fahrradroute durch das Berlin-Brandenburger Umland ("Mit dem Rad durch 8 Regionalparks") des Dachverbands der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e.V. [http://www.regionalparks-brandenburg-berlin.de/]. Routenabschnitt vom Stadtzentrum Bernaus über den Ortsteil Nibelungen auf der L30 nach Börnicke, durch den Ort Börnicke nach Weesow und Werneuchen. - Knotenpunktsystem Barnim [http://www.barnimerland.de/de/radfahren/radtouren/artikel-das- knotenpunktsystem.html]. Routenabschnitte vom Stadtzentrum Bernaus über den Ortsteil Nibelungen auf der L30, vor Börnicke abbiegend, nördlich am Ort Börnicke vorbei über Willmersdorf nach Weesow. Südlich von Börnicke kommend durch den Ort Börnicke über Thaerfelde nach Albertshof zurück über den Ortsteil Ladeburg nach Börnicke bzw. bei Al- bertshof nach Osten abbiegend nach Tempelfelde.

Wanderwege: - Von Werneuchen über Börnicke, den Jakobsweg nach Seefeld, Abschnitt der nördlichen Route des Jakobsweges durch Brandenburg [http://www.barnimerland.de/de/wandern-und- geotourismus/wandertouren/artikel-von-werneuchen-ueber-boernicke-den-jakobsweg-nach- seefeld.html]. Routenabschnitt südlich von Börnicke kommend durch den Ort Börnicke nach Werneuchen. - Wanderweg (gelbe Markierung) vom S-Bahnhof Bernau über Niebelungen nach Börnicke, von dort nach Norden über Thaerfelde nach Albertshofund weiter nach Tempelfelde. Ab- zweig nach Süden in die Willmersdorfer Heide Richtung Schönfeld.

Kulturelle Einrichtungen: - Schloßpark Börnicke, Verein "KulturGut e. V. Börnicke", Förderverein Schloss- und Gutshof Börnicke e. V. und Kinderbauernhof Börnicke - Schulmuseum Börnicke in Börnicke - Schatzhüter Volkskunst- und Kulturzentrum e. V. im Gewerbegebiet Ladeburg

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Zur weiteren Erholungsinfrastruktur zählen Dauerkleingärten, Wohngärten und Reiterhöfe in oder am Rande der Ortslagen.

3.1.2 Vorbelastungen

Das weitere Umfeld der geplanten WEA (innerhalb des 3.000 m-Radius) ist durch folgende Vorbelastungen geprägt: - Parallel verlaufende 110 kV und 220 kV Überlandleitungstrasse in Nord-Süd-Richtung (Thaerfelde - Börnicke), nördlich von Thaerfelde abbiegend nach Nordosten in Richtung Tempelfelde - Vorhandene Windenergieanlagen (48 Anlagen westlich, südlich und östlich von Albertshof) - Abgedeckte und begrünte Deponie Ogadeberg nördlich von Nibelungen - großflächige Ackerschläge - Kiefernmonokulturen - Gewerbegebiet Ladeburg

Abb. 4: Vorhandene Windkraftanlagen mit Ackerfläche

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Abb. 5: Vorhandene Windkraftanlagen mit Heckenstruktur

Abb. 6: Vorhandene Windkraftanlagen und Leitungstrasse

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Abb. 7: Vorhandene Windkraftanlagen und Leitungstrasse

3.1.3 Bestandsbewertung

Alle Wohngebiete, Haus- und Kleingärten, Grünflächen, Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie Erholungswälder besitzen eine hohe Bedeutung für das Schutzgut. Damit ist auch eine hohe Schutzwürdigkeit gegeben.

Betroffene Wohnstandorte und Gartenflächen im engeren Umfeld der WEA-Standorte (1.000 m- Radius) sind die Ortslagen von Albertshof und Thaerfelde. Diese können von Geräusch- Immissionen bzw. von Schattenwurf betroffen sein. Ebenso die unmittelbar an die Standorte WEA 05, 06 und 07 angrenzenden Wälder.

Im weiteren Umfeld (innerhalb des 3.000 m-Radius) befinden sich weiterhin die (bzw. Teile der) Ortslagen der Gemeinden / Ortsteile Rüdnitz, Danewitz, Tempelfelde, Schönfeld, Willmersdorf, Börnicke, Nibelungen, Gieses Plan. Durch die geschlossenen Waldflächen im Norden, Osten und Süden sind einzelne Ortslagen sichtverschattet.

Durch das gesamte Gebiet verlaufen Rad- und Wanderwege.

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3.2 Schutzgut Tiere

Zu den allgemeinen Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege gehören insbesonde- re die dauerhafte Sicherung der biologischen Vielfalt, indem . lebensfähige Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen einschließlich ihrer Lebensstät- ten erhalten und der Austausch zwischen den Populationen sowie Wanderungen und Wie- derbesiedelungen ermöglicht werden, . Gefährdungen von natürlich vorkommenden Ökosystemen, Biotopen und Arten entgegen- gewirkt wird, und . Lebensgemeinschaften und Biotope mit ihren strukturellen und geografischen Eigenheiten in einer repräsentativen Verteilung erhalten bleiben (vgl. § 1 Abs. 2 BNatSchG).

Im Land Brandenburg sind im Rahmen der Windkraftplanung mehrere Vorschriften erlassen worden, die den Umgang mit dem Schutzgut Tiere regeln. Dazu gehört vor allem der Windkraft- erlass von 2011 mit den Anlagen 1 bis 4 (tierökologische Abstandskriterien, Anforderung an faunistische Untersuchungen, Handlungsempfehlung zum Umgang mit Fledermäusen, Niststät- tenerlass, vgl. MUGV 2011).

Auf dieser Grundlage wurden im Untersuchungsgebiet vom Sommer 2015 bis Herbst 2016 die Artengruppen der Avifauna und der Fledermausfauna erfasst. Diese gehören zu den für das Vorhaben störungsempfindlichsten Arten. Weiterhin wurde der Zauneidechsenbestand an den einzelnen Standorten der geplanten WEA kartiert. Zusätzlich erfolgte eine Datenabfrage beim Landesamt für Umwelt, Regionalabteilung Ost, bzgl. vorhandener Kenntnisse von TAK- sowie anderer planungsrelevanter Arten.

Der Untersuchungsraum für das Schutzgut Tiere ist zum einen der unmittelbare Umkreis der geplanten WEA-Standorte (etwa 300 m-Radius für Zauneidechsen, Brutvögel und Eulen), der 1.000 m-Radius für Koloniebrüter, Greifvogelhorste, Zugvögel und Fledermäuse sowie die wei- tere Umgebung (bis 5.000 m für bedeutsame Quartierstandorte, Reproduktionsschwerpunkte und Flugkorridore der Fledermäuse).

3.2.1 Bestandserfassung Brut- und Großvögel

Die Erfassung der Brutvögel im Gebiet erfolgte während der Brutzeit von April bis Juli 2016. In Anlehnung an Anlage 2 zum Windkrafterlass (MUGV 2011) wurden die betroffenen Arten in insgesamt 18 Begehungen in zwei unterschiedlichen Räumen erfasst (vgl. SCHARON 2016). . Untersuchungsraum 300 m-Radius: Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie, streng geschützte Arten sowie Arten der Roten Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg 2008 (ohne Feldlerche). . Untersuchungsraum 1.000 m-Radius: Koloniebrüter und alle Greifvogelhorste (vor der Be- laubung und spätere Kontrollen zur Besetzung der Horste).

Aufgrund der räumlichen Verteilung der geplanten 10 WEA-Standorte erfolgte die Kartierung der Brutvögel in drei Untersuchungsgebieten. Diese wurden systematisch abgelaufen und alle revieranzeigenden Merkmale, wie singende Männchen, Revierkämpfe, Paarungsverhalten und Balz, Altvögel mit Nistmaterial, Futter tragende Altvögel u. a. sowie Nester in Tageskarten ein- getragen.

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Nachweise der Greif- und Krähenvögel erfolgten durch die Suche der Horste bzw. Nester. Zu diesem Zweck wurde das gesamte Gebiet mindestens dreimal flächig begangen. Zur Erfassung dämmerungs- und nachtaktiver Arten, wie Eulen (Strigiformes) erfolgten Begehungen zu geeig- neten Zeiten 2016 (Februar / März und Mai / Juni).

Aus den Angaben der Tageskarten werden Artkarten erstellt und bei der Auswertung für die ausgewählten Vogelarten die Anzahl der Reviere entsprechend der methodischen Vorgaben und Standards ermittelt. Wegen der Größe und Lage der einzelnen Untersuchungsflächen konnte die Abgrenzung innerhalb der Forstbestände stellenweise nicht flächengenau erfolgen.

Im weiteren Untersuchungsraum (1.000 m-Radius) wurden 52 Arten als Brutvogel und 3 Arten als fraglicher Brutvogel festgestellt. Im engeren Untersuchungsraum (300 m-Radius) wurden auf den 3 Teilflächen insgesamt 48 Arten als Brutvögel erfasst (vgl. SCHARON 2016).

Großvögel: Innerhalb der 300 m-Radien wurde ein Horst des Mäusebussards gefunden, im 1.000 m-Radius drei weitere Mäusebussardhorste. Zusätzlich sind alte verlassene oder Wech- selhorste vorhanden. Ca. 1.400 m östlich der geplanten WEA 05 befand sich 2016 ein bebrüte- ter Rotmilanhorst. Weiterhin befinden sich im 1.000 m-Umkreis mehrere Nisthilfen für die Arten Turmfalke und Waldkauz sowie vier Nester des Kolkraben.

Folgende erfasste Brutvogelarten sind gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG streng geschützt (Lage der Reviere siehe SCHARON 2016): Sperber (Accipiter nisus) - fraglicher Brutvogel Baumfalke (Falco subbuteo) - Brutvogel 2015 in Kunsthorst Turmfalke (Falco tinnunculus) Schwarzspecht (Dryocopus martius) Heidelerche (Lullula arborea)

Folgende Arten des Anhang I der EU- Vogelschutzrichtlinie wurden als Brutvögel erfasst (Lage der Reviere siehe SCHARON 2016): Schwarzspecht (Dryocopus martius) Neuntöter (Lanius collurio) Heidelerche (Lullula arborea)

Folgende erfasste Brutvogelarten sind nach der Roten Liste gefährdet (RL3) oder stark gefährdet (RL2; Lage der Reviere siehe SCHARON 2016): Baumfalke (Falco subbuteo) - Brutvogel 2015 in Kunsthorst, Art stark gefährdet Feldlerche (Alauda arvensis) - Art gefährdet Rauchschwalbe (Hirundo rustica) - Art gefährdet Braunkehlchen (Saxicola rubetra) - Art stark gefährdet

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3.2.2 Bestandsbewertung Brut- und Großvögel

Das vorgefundene Artenspektrum entspricht vorwiegend dem von Ackerflächen, Heckenstruktu- ren sowie von Forsten und Wäldern gestalteten Lebensraum. Entsprechend finden sich haupt- sächlich Vogelarten mit einer Biotopbindung an Offenflächen (Acker), Baumreihen bzw. He- cken, Wälder bzw. Waldränder. Die erfassten Brutvogelarten sind in der Regel weit verbreitet und unterliegen keiner akuten Gefährdung (keine Rote-Liste-Arten und stabile Bestände).

Der Naturraumausstattung entsprechend finden sich bei den Brutvögeln hauptsächlich Baum- brüter, Buschbrüter, Höhlenbrüter und Bodenbrüter.

Erfasste Bodenbrüter des Offenlandes sind: Feldlerche, Braunkehlchen, Wiesenschafstelze, Bachstelze, Grauammer und Goldammer.

Erfasste Bodenbrüter des Waldes und des Waldrandes sind: Heidelerche, Waldlaubsänger, Fitis, Zilpzalp, Zaunkönig, Rotkehlchen, Nachtigall und Baumpieper.

Die Lebensraumausstattung des Untersuchungsraums ist für die vorgefundenen, planungsrele- vanten Brutvögel wie folgt einzuschätzen (vgl. SCHARON 2016): Mäusebussard Brutvogel, mittlere Bedeutung Die Waldkanten um die Ackerflächen bieten optimale Brut- und Jagdbedin- gungen (insbesondere bei WEA 05, 06 und 08). Eine besondere Attraktivität als Nahrungsflächen haben die Schläge mit Grünfutter während und unmittel- bar nach der Mahd. Baumfalke Brutvogel, mittlere Bedeutung Die Waldkanten um die Ackerflächen sowie vorhandene Hochspannungs- masten, verbunden mit den vorhandenen leeren Greifvogelhorsten und Kolk- rabennestern sowie angrenzende Stallanlagen und Dörfer, bieten optimale Brut- und Jagdbedingungen. Die Hauptnahrung (Schwalben) nisten in den umliegenden Stallanlagen und können hier gejagt werden. Für die Art wurde ein Nistkorb in einem auf der Fläche vorhandenen Hochspannungsmast an- gebracht (nördlich WEA 04). Feldlerche Brutvogel, mittlere Bedeutung Die Feldlerche nistet als Bodenbrüter vor allem in Äckern und Grünland. Die Raumnutzung erfolgt vorwiegend unterhalb der Rotoren (im Bereich aller ge- planten WEA). Braunkehlchen Brutvogel, mittlere Bedeutung Die Reviere befinden sich in den kleinflächigen Brachflächen bzw. Krautfluren. Die Raumnutzung erfolgt in geringer Höhe, unterhalb der Rotoren (im Bereich fast aller geplanten WEA).

3.2.3 Bestandserfassung Zug- und Rastvögel, Wintergäste

Die Erfassung der Zug- und Rastvögel sowie der Wintergäste im Gebiet erfolgte im 1.000 m- Radius um die geplanten WEA-Standorte während der Zug- und Rastzeit zwischen Ende Juli

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2015 bis Mitte April 2016 (vgl. SCHARON 2016). Insgesamt wurden 19 Begehungen durchge- führt.

Während der Begehungen wurden das Artenspektrum sowie die Anzahl der anwesenden Arten im unmittelbaren Bereich der geplanten WEA gezählt. Trupps rastender und fliegender Großvö- gel, vor allem Gänsetrupps (Anser spec.) wurden großräumig um die geplanten Anlagen er- fasst. Neben der Art wurde deren Anzahl, die Flugrichtung und -höhe und ggf. Verhaltenswei- sen notiert. Zur Erfassung wurde die Feldflur großräumig abgelaufen.

Zusätzlich wurde der Weißstorch (Ciconia ciconia), der in dem ca. 1,5 km südlich gelegenen Ort Willmersdorf mit einem Nest brütet, in zehn halbtägigen Begehungen untersucht, um die Funk- tion des Unterschuchungsgebiets sowie der mindestens 500 m (bis 1.000 m) umliegenden Flä- chen als Nahrungsflächen sowie als Flugkorridor der Art zu ermitteln. 2015 befanden sich drei Jungstörche im Nest, 2016 zwei Jungstörche.

Es wurden insgesamt 45 Arten als Durchzügler, Wintergäste oder als Überflieger ohne Bindung zum Untersuchungsgebiet festgestellt. Von den gegenüber WEA störungsempfindlichen Nordi- schen Gänsen (Saat- und Bläßgänse), Graugänsen und Kranichen erfolgten während des Un- tersuchungszeitraums 25 Beobachtungen.

Auf den Landwirtschaftsflächen wurden keine Trupps rastender bzw. nach Nahrung suchender Nordische Gänse (Anser spec.) oder Kraniche (Grus grus) beobachtet. Die Arten wurden nur das Gebiet überfliegend festgestellt. Eine Begründung wird in den bereits vorhandenen Wind- energieanlagen gesehen.

3.2.4 Bestandsbewertung Zug- und Rastvögel, Wintergäste

Die Lebensraumausstattung des Untersuchungsraums ist für die vorgefundenen, planungsrele- vanten Zug- und Rastvögel wie folgt einzuschätzen (vgl. SCHARON 2016): Saatgans / Bläßgans überfliegend, geringe Bedeutung Gänse wurden ausschließlich das Gebiet überfliegend, inkl. der vorhandenen WEA, beobachtet. Möglicherweise wegen der vorhandenen WEA erfolgte kei- ne Nutzung geeigneter Ackerschläge als Nahrungsflächen. Weißstorch Nahrungsgast, mittlere Bedeutung Ein Brutplatz befindet sich ca. 1,5 km südöstlich in Willmersdorf. Von hier aus erfolgen Nahrungsflüge auf die vorhandenen abgeernteten Ackerflächen. Eine besondere Attraktivität als Nahrungsflächen haben die Schläge mit Grünfutter während und unmittelbar nach der Mahd. Rotmilan Randsiedler/ Nahrungsgast, geringe bis mittlere Bedeutung Ein Horst mit einer erfolgreichen Brut 2016 befand sich ca. 1.500 m von der nächstliegenden WEA entfernt. Von den Horsten erfolgen die Nahrungsflüge in Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Arbeitsgänge zu den umliegenden Äckern. Eine besondere Attraktivität als Nahrungsflächen haben die Schläge mit Grünfutter während und unmittelbar nach der Mahd.

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Kranich überfliegend, geringe Bedeutung Kraniche wurden ausschließlich das Gebiet überfliegend, inkl. der vorhande- nen WEA, beobachtet. Möglicherweise wegen der vorhandenen WEA erfolgte keine Nutzung geeigneter Ackerschläge als Nahrungsflächen.

Die vorhandenen Acker- und Grünlandflächen werden vor allem während und kurz nach der Mahd von verschiedenen Greifvögeln und dem Weißstorch zur Nahrungssuche genutzt. Der Weißstorch konnte dabei mehrmals im südlichen Untersuchungsbereich beobachtet werden. Für das Brutpaar können folgende Aussagen getroffen werden: . Die Reproduktion war in beiden Erfassungsjahren gleich gut, eine Beeinträchtigung durch die WEA konnte nicht festgestellt werden. . Ein Meideverhalten der Weißstorch-Familie gegenüber den WEA wurde nicht beobachtet.

Die im Erlass zur Beachtung naturschutzfachlicher Belange bei der Ausweisung von Windeig- nungsgebieten und bei der Genehmigung von Windenergieanlagen in Anlage 1 angegebenen Tierökologischen Abstandskriterien (TAK, vgl. MUGV 2011) sind wie folgt zu bewerten:

Randsiedler: Weißstorch . Der nächste Brutplatz liegt außerhalb des 1.000 m-Radius in der Ortschaft Willmersdorf. . Schutzbereich: Einhaltung eines Abstandes von wenigstens 1.000 m zum Horst. . Restriktionsbereich: Freihaltung der Nahrungsflächen im Radius zwischen 1.000 bis 3.000 m um den Horst sowie der Flugwege dorthin.

Zug- und Rastvögel: Kranich . Bei Schlafplätzen ab regelmäßig 500 Exemplaren Einhalten eines Korridors von wenigstens 5.000 m als Tabubereich zur Beruhigung des unmittelbaren Schlafplatzumfeldes und zur Gewährleistung der Rastplatzfunktion (Vorsammelplätze, Nahrungsflächen, ungerichtete Flugbewegungen). . Bei Schlafplätzen ab regelmäßig 10.000 Exemplaren Einhalten eines Korridors von wenigs- tens 10.000 m als Tabubereich zur Beruhigung des unmittelbaren Schlafplatzumfeldes und zur Gewährleistung der Rastplatzfunktion (Erreichbarkeit und Sicherung der Nahrungsflä- chen, Minderung von Schadwirkungen an landwirtschaftlichen Kulturen durch Konzentrati- onseffekt auf störungsfreien Restflächen, Minderung des Kollisionsrisikos).

Zug- und Rastvögel: Nordische Gänse . Tabubereich: bis 5.000 m ab Schlafgewässergrenze, auf denen regelmäßig mind. 5.000 Nordische Gänse rasten. . Darüber hinausgehend Sicherung der Hauptflugkorridore zwischen Äsungsflächen und Schlafplätzen sowie von Äsungsflächen, auf denen regelmäßig mindestens 20% des Rast- bestandes oder mindestens 5.000 Nordische Gänse rasten.

Entsprechend der in den vorgenannten Tierökologischen Abstandskriterien für die betreffenden Arten definierten Schutz- und Restriktionsbereiche wurden keine Betroffenheiten auf der Grund- lage der Ergebnisse der Kartierungen sowie der Datenabfrage beim LfU festgestellt. Abstände (vgl. MUGV 2011) werden für keine der genannten Arten bzw. Artengruppen unterschritten (vgl. SCHARON 2016).

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3.2.5 Bestandserfassung Fledermäuse

In den Jahren 2015-2016 erfolgte im Gebiet eine Untersuchung der Fledermausfauna mittels Netzfängen, durch bioakustische Untersuchungen mit Batcordern, durch weitere Begehungen mittels Fledermausdetektor und Telemetrie sowie mit Hilfe von Fremddatenrecherche (vgl. TEI- GE 2016).

Folgende Untersuchungsräume waren relevant: . 200 m Radius um die WEA (Jagd- und Transfergebiete sowie Flugstraßen mit hoher und sehr hoher Bedeutung für die eingriffsrelevanten Fledermausarten, Fortpflanzungs- und Ru- hestätten, Migrationsräume) . 1.000 m Radius um die WEA (Fortpflanzungsstätten, Fledermausnahrungshabitate, bedeut- same Winterquartiere) . 3.000-5.000 m Radius um die WEA (Winterquartiere der besonders durch Rotorschlag ge- fährdeten Arten, Reproduktionsschwerpunktgebiete, bedeutsame Flugkorridore zwischen Teillebensräumen)

Es konnten insgesamt 13 Fledermausarten im Untersuchungsraum nachgewiesen werden. Von diesen 13 Arten sind 5 Arten aufgrund ihres hohen Kollisionsrisikos mit in Betrieb befindlichen WEA, als eingriffsrelevant anzusehen.

Tab. 5: Fledermausarten im Untersuchungsgebiet (vgl. TEIGE 2016)

Art FFH- Nachweis Gebietsstatus Gefährdung Anhang Windkraft Wasserfledermaus Wochenstuben?-Quartiergebiet IV D, N gering (Myotis daubentonii) Jagdgebiet Große Bartfledermaus Quartiergebiet IV D, N, EQ gering (Myotis brandtii) Jagdgebiet Fransenfledermaus potentielle Sommerquartiere, IV D, N gering (Myotis nattereri) Jagdgebiet Mausohr II D, N Jagdgebiet gering (Myotis myotis) Abendsegler D, N, S, Wochenstuben-Quartiergebiet IV hoch (Nyctalus noctula) WsQ Jagdgebiet Kleinabendsegler Jagdgebiet, IV D hoch (Nyctalus leisleri) Baumquartiere möglich Breitflügelfledermaus Quartiergebiet IV D, N, S mittel (Eptesicus serotinus) Jagdgebiet Zweifarbfledermaus IV D Jagdgebiet hoch (Vespertilio murinus) Zwergfledermaus potentielles Wochenstuben- IV D, N hoch (Pipistrellus pipistrellus) Quartiergebiet, Jagdgebiet Rauhhautfledermaus potentielles Quartiergebiet IV D hoch (Pipistrellus nathusii) Jagdgebiet Mückenfledermaus potentielles Quartiergebiet IV D, N mittel (Pipistrellus pygmaeus) Jagdgebiet Mopsfledermaus potentielles Quartiergebiet II D gering (Barbastella barbastellus) Jagdgebiet

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Braunes Langohr Wochenstuben-Quartiergebiet IV D, N, WSQ gering (Plecotus auritus) Jagdgebiet

Arten des Anhangs II und IV gemäß FFH-Richtlinie Nachweise: D: Detektornachweis / N: Netzfang / EQ: Einzelquartier S: Sichtnachweis / WsQ: Wochenstubenquartier Einteilung der Konfliktsensibilität (Gefährdungspotenzial Windkraft) auf Grundlage der Schlagopferdaten- bank des MUGV Brandenburg in 3 Stufen: gering, / mittel / hoch

Im Folgenden werden die Ergebnisse der einzelnen Erfassungsmethoden zusammenfassend dargestellt (vgl. TEIGE 2016).

Ergebnisse der Batcorder-Erfassung

Das automatische, bodengestützte Aufzeichnen von Fledermausultraschalllauten mittels "Bat- corder" dient zur Ermittlung von Fledermausaktivitäten und -arten in Bereichen definierter Refe- renzräume. Im Untersuchungsraum wurden 11 planungsrelevante Biotopstrukturen als zu un- tersuchende Referenzräume ausgesucht (Waldränder, Baumreihen in der Ackerflur, Straßen mit Allee, Feldsoll).

Innerhalb der Referenzräume wurden in 12 Untersuchungsnächten an 6 Batcorderstandorten Aufnahmen von Fledermausultraschalllauten und Verhaltensbeobachtungen durchgeführt. Da- bei wurden insgesamt 16.260 Fledermausrufsequenzen registriert, von denen 13.290 ausge- wertet und 11 Fledermausarten zugeordnet werden konnten.

Den größten Anteil der zuzuordnenden Rufsequenzen weist die Zwergfledermaus mit über 48 % auf, danach folgt der Abendsegler mit 10 %. Alle anderen Arten haben Anteile unter 2 %. Einen hohen Anteil weisen weiterhin die nicht explizit unterteilbare Artengruppe Pipistrelloid auf (16 %) sowie die nicht eindeutig zuzuordnenden Rufsequenzen (Spec., 14 %).

Im Ergebnis wurden im Bereich der WEA 01, 03, 06, 07 und 10 eine mittlere Fledermausaktivi- tät festgestellt. Im Referenzraum nordöstlich WEA 04 bzw. nordwestlich WEA 06 eine hohe Aktivität und am Standort WEA 05 eine sehr hohe Fledermausaktivität.

Ergebnisse der Transektkartierung

Die Transektkartierung mit Hilfe von visuellen Methoden, des Fledermausdetektors und von Nachtsichtgeräten dient der Erfassung von Fledermausarten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten, von Jagd-, Transfer- und Migrationsgebieten und von artspezifischen Verhaltensmustern. Auf der Grundlage der Erfassung von potenziellen Fledermausfunktionsräumen wurden 5 Transekt- bereiche innerhalb des Untersuchungsgebiets ausgewählt, die pro Nacht 1-2 Std. im rotieren- den Rhythmus innerhalb von 12 Nächten in den Monaten März bis Oktober 2016 beprobt wur- den. Daneben erfolgte im Frühjahr und Herbst, mittels Fledermausdetektor, eine Suche nach Winterquartieren des Abendseglers im Baumbestand des Untersuchungsgebietes.

Insgesamt konnten 628 Rufsequenzen aufgezeichnet und ausgewertet werden, welche Hinwei- se auf 10 Fledermausarten ergaben. Die Zwergfledermaus ist dabei mit einem Anteil von 36 % die am häufigsten nachgewiesene Fledermausart im Untersuchungsgebiet. Die zweithäufigste ist der Abendsegler (knapp 31 %). Danach folgen Breitflügelfledermaus mit 8,4 % und Rauh- hautfledermaus mit 4,5 %. Alle anderen Arten liegen bei weniger als 2 %.

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Im Ergebnis kann dem Referenzraum südlich WEA 05 und nördlich WEA 04 eine mittlere Be- deutung als Jagd- und Transfergebiet für den Abendsegler und die Zwergfledermaus zugeord- net werden.

Der Referenzraum südwestlich WEA 07 wird aufgrund der naturräumlichen Lage und Ausstat- tung eine mittlere bis hohe Bedeutung zugemessen. Das Transekt wird hauptsächlich für Such- flug und zur Jagd genutzt.

Die Referenzräume nordwestlich WEA 10 und westlich WEA 02, 08, 09 sind dagegen von ge- ringer Bedeutung.

Aufgrund der Häufigkeit der Nachweise von Zwergfledermäusen in den Ortschaften Albertshof, Börnicke und Schönfeld wird davon ausgegangen, dass Quartiere in diesen Siedlungsräumen vorhanden sind. Ein Quartiersverdacht dieser Art liegt weiterhin im Gewerbegebiet Willmersdorf vor.

Ergebnisse der Netzfänge

Beim Fang von Fledermäusen mit Hilfe von Netzen kann eine zweifelsfreie Artbestimmung durchgeführt werden. Darüber hinaus können das Geschlecht, das Alter, biometrische Daten und Reproduktionsaktivitäten registriert werden. Die Methode des Netzfanges ist jedoch als selektiv zu betrachten.

Es wurden 2015 insgesamt 5 Netzfänge im Untersuchungsraum durchgeführt, alle Standorte wurden zwischen Sonnenuntergang und -aufgang befangen. Die Netzlängen betrugen in der Summe zwischen 100 und 120 m. Dabei wurden insgesamt 67 adulte und diesjährige Tiere in 9 Arten gefangen.

Die Fänge juveniler Tiere und laktierender Weibchen der Arten Große Bartfledermaus, Fransen- fledermaus, Wasserfledermaus und Zwergfledermaus können als Reproduktionsnachweise dieser Arten gewertet werden.

Ergebnisse der Telemetrie

Zur Erfassung von konkreten Quartieren relevanter Fledermausarten wurden 5 Tiere (aus den Netzfängen) der Arten Abendsegler, Breitflügelfledermaus und Braunes Langohr mit Telemet- riesendern bestückt und zur Quartierermittlung telemetriert. Die Quartierfindung erfolgte am Tag, die Ausflugszählung aus den Quartieren erfolgte vom Boden aus.

Im Ort Börnicke konnte eine Wochenstube der Breitflügelfledermaus ermittelt werden (unter 50 Individuen). Weiterhin besteht der Verdacht, dass sich im selben Ort eine Wochenstube bzw. Männchenquartier der Wasserfledermaus befindet.

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3.2.6 Bestandsbewertung Fledermäuse

Mit 13 erfassten Fledermausarten weist das Gebiet eine relativ hohe Diversität im Vergleich mit den 19 im Bereich Brandenburg / Berlin nachgewiesenen Fledermausarten auf. 5 erfasste Arten sind aufgrund ihres hohen Kollisionsrisikos mit in Betrieb befindlichen WEA, als eingriffsrelevant anzusehen: . Abendsegler (Nyctalus noctula) . Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) . Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) . Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) . Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)

Nachweise von Kleinabendsegler und Zweifarbfledermaus fielen nur vereinzelt an, Nachweise der Rauhhautfledermaus regelmäßig, aber in geringen Zahlen. Sehr häufig im Gebiet anzutref- fen sind Zwergfledermaus und Abendsegler.

Im Untersuchungsraum konnten folgende Quartiere nachgewiesen werden: . 3 Wochenstubenquartiere des Abendseglers (Nyctalus noctula) Lage: innerhalb 2 km-Radius zur nächst gelegenen WEA 05 bzw. 06 / 07 . 1 Wochenstubenquartier der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Lage: innerhalb 3 km-Radius zum Plangebiet (Ortslage Börnicke) . 1 Wochenstubenquartier und 1 Einzelquartier des Braunen Langohrs (Plecotus auritus) Lage: Wochenstubenquartier innerhalb 1 km-Radius zur nächst gelegenen WEA 06 / 07 . 1 Einzelquartier der Großen Bartfledermaus (Myotis brandtii) Lage: innerhalb 1 km-Radius zur nächst gelegenen WEA 05

Weiterhin gibt es Quartiersverdachtsbereiche der Zwergfledermaus in den Ortslagen Albertshof und Schönfeld sowie im Gewerbegebiet Willmersdorf.

Die im Fachgutachten ausgewählten und untersuchten Referenzräume (Batcorder: RBC1-6, Transekt: RTB1-5) werden hinsichtlich ihrer Bedeutung als Fledermausfunktionsräume wie folgt bewertet (vgl. TEIGE 2016).

Tab. 6: Bewertung der Referenzräume hinsichtlich ihrer Bedeutung als Fledermausfunktions- räume

Referenzbereich funktionale Bedeutung des Bewertung des Fledermaus- Referenzbereichs funktionsraumes RBC1 Jagd- und Transfergebiet mittel RBC2 Jagd- und Transfergebiet hoch RBC3 Jagd- und Transfergebiet hoch RBC4 Jagd- und Transfergebiet sehr hoch RBC5 Jagd- und Transfergebiet mittel RBC6 Jagd- und Transfergebiet mittel nahes Quartiergebiet, RTB1 hoch Jagd- und Transfergebiet RTB2 Jagd- und Transfergebiet mittel

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nahes Quartiergebiet, RTB3 mittel-hoch Jagd- und Transfergebiet RTB4 Jagd- und Transfergebiet gering

RBC1-6: Referenzräume der entsprechenden Batcorderstandorte RTB1-4: Referenzräume der entsprechenden Transekte

Die 5 Bewertungsstufen der Funktionsräume sind wie folgt definiert: sehr hohe Bedeutung = sehr hohes Konfliktpotential . Überlagerung und Zerschneidung von Jagd- und Transfergebieten mit sehr hohen Flugak- tivitäten . Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Umfeld von 200 m, insbesonde- re von Fledermausarten, die hier bau, anlage- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen unterliegen . Migrationsgebiet mit hoher Bedeutung für mindestens 2 Fledermausarten der kollisionsge- fährdeten Arten hohe Bedeutung = hohes Konfliktpotential . Überlagerung und Zerschneidung von Jagd- und Transfergebieten mit hohen Flugaktivitä- ten . Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Umfeld von 500 m, insbesonde- re von Fledermausarten, die hier bau, anlage- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen unterliegen . Migrationsgebiet mit hoher Bedeutung für mindestens 1 Fledermausart der kollisionsge- fährdeten Arten mittlere Bedeutung = mittleres Konfliktpotential . Überlagerung und Zerschneidung von Jagd- und Transfergebieten mit mittleren Flugaktivi- täten . Beeinträchtigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Umfeld von 1000 m geringe Bedeutung = geringes Konfliktpotential . Jagd- und Transfergebiet mit durchschnittlich geringen Flugaktivitäten sehr geringe Bedeutung . Jagd- und Transfergebiet mit sehr geringen oder keinen Flugaktivitäten

Danach weist der Raum um WEA 05 eine sehr hohe Bedeutung als Fledermausfunktionsraum auf, die Räume um WEA 06 / 07, nordöstlich WEA 04 (Waldrand) sowie südlich WEA 05 besit- zen eine hohe Bedeutung. Dem Bereich südwestlich WEA 07 bzw. östlich WEA 01 (Bereich Schulzenpfuhl) wird eine mittlere bis hohe Bedeutung zugeordnet.

Die im Fachgutachten ausgewählten und untersuchten Referenzräume (Batcorder: RBC1-6, Transekt: RTB1-5) werden hinsichtlich ihres Gefährdungs- und Konfliktpotentials gegenüber Windkraftanlagen wie folgt eingestuft (vgl. TEIGE 2016).

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Tab. 7: Bewertung der Referenzräume hinsichtlich ihres Gefährdungs- und Konfliktpotentials

Referenzbereich funktionale Bedeutung des Bewertung des Fledermaus- Referenzbereichs funktionsraumes RBC2, RBC3, RBC4, Quartiergebiet, hoch RTB1, RTB3 Jagd- und Transfergebiet RBC1, RBC5, RBC6, Jagd- und Transfergebiet mittel RTB2 RTB4, RTB5 Jagd- und Transfergebiet gering

RBC1-6: Referenzräume der entsprechenden Batcorderstandorte RTB1-5: Referenzräume der entsprechenden Transekte

Ein hohes Gefährdungs- und Konfliktpotential weisen diejenigen Referenzbereiche auf, welche an Waldrändern liegen (RBC2, RBC3, RBC4) oder Wälder bzw. Waldbereiche miteinander ver- binden (RTB1, RTB3). Grund sind die an den Waldrandbereichen temporär auftretenden sehr hohen Fledermausaktivitäten, die in erster Linie auf Jagdverhalten zurückzuführen sind, sowie die vorgefundenen Quartiere in den Wäldern.

Insgesamt stellen die Waldrandbereiche zuzüglich eines 200 m breiten Gürtels die vordringli- chen Konfliktbereiche für Fledermäuse dar. Konfliktträchtig ist auch die von West nach Ost füh- renden Baum- und Heckenstruktur an WEA 04, die als Transferweg in und zwischen den Jagd- gebieten genutzt wird. Das Kollisionsrisiko wird insbesondere zur Wochenstubenzeit (Mai- August), hauptsächlich im Bereich der Waldränder und in den Randlagen der Alleenbereiche als erhöht angesehen.

Leitlinien, die als Flugrouten eine Bedeutung haben, befinden sich in den Bereichen der Batcor- derstandorte und Transekte BC5 (nördlich WEA 10), BC6 (östlich WEA 03) und TB3 (Bereich Schulzenpfuhl).

Eine Bedeutung als Transfergebiet für die Zwergfledermaus haben alle Strukturen (Alleen, Waldränder) zwischen den Siedlungsbereiche und den Jagdgebieten die außerhalb der Sied- lungsbereiche im Plangebiet liegen. Hier sind neben den eingriffsrelevanten Zwergfledermäu- sen und Abendseglern auch Breitflügelfledermäuse und vor allem einige Myotisarten regelmä- ßig anzutreffen.

Bereiche, die speziell als Migrationsräume von einzelnen Fledermausarten genutzt werden, konnten nicht nachgewiesen werden.

Im Ergebnis sind die Konfliktpotenziale für die geplanten WEA 02, 03, 08, 09 und 10 nur gering, da ihr 200 m Wirkbereich in Funktionsräume mit geringer bis mittlerer Bedeutung für die nach- gewiesenen Fledermausarten hineinreicht.

Die geplanten WEA 01, 04, 05, 06 und 07 liegen mit ihrem 200 m Wirkbereichen hingegen in Fledermaus-Funktionsräumen mit mittlerer bis hoher Bedeutung. Die zu erwartenden Beein- trächtigungen sind entsprechend. Grund für diese Einstufung ist die Lager WEA-Standorte in- nerhalb eines 200 m Abstands zu bedeutenden Waldrändern oder Gehölzstreifen bzw. Offen- flächen (WEA 06 und 07).

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Für die in den Tierökologischen Abstandskriterien (MUGV 2011) genannten Prüfkriterien erge- ben sich im Ergebnis der Fledermauskartierungen folgende Empfehlungen.

Tab. 8: Prüfkriterien und -ergebnisse Fledermäuse gemäß tierökologischer Abstandskriterien (vgl. TEIGE 2016)

Abstands- Kriterium Nachweis Ableitung von radius Maßnahmen 1,0 km Fortpflanzungs- und Ruhestätten (Wochenstuben- nein keine quartiere, Paarungsquartiere, Winterquartiere, Zwi- schenquartiere, Männchenquartiere) mit mehr als 50 Tieren sowie Migrationsgebieten mit nachgewiese- nen hohen und sehr hohen Bedeutungen für die nach der Anlage 3 des Windkrafterlasses (MUGV 2011) als "besonders schlaggefährdet" eingestuften Fledermausarten Abendsegler, Kleinabendsegler, Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus und Zwei- farbfledermaus. 1,0 km Ruhestätten (Winterquartieren) mit regelmäßig mehr nein keine als 100 überwinternden Tieren oder mehr als 10 Fledermausarten. 1,0 km Reproduktionsschwerpunkten in Wäldern mit Vor- nein keine kommen von mehr als 10 reproduzierenden Fleder- mausarten. 1,0 km Hauptnahrungsflächen der in der Anlage 3 des nein keine Windkrafterlasses (MUGV 2011) als "besonders schlaggefährdet" definierten Fledermausarten, mit mehr als 100 zeitgleich jagenden Individuen. 0,2-0,5 km Jagd- und Transfergebiete mit durchschnittlich ho- ja (temporär) Höhen- hen und sehr hohen Bedeutungen der besonders RBC2, monitoring schlaggefährdeten Fledermausarten. RBC3, RBC4, RTB1, RTB3

RBC2, RBC3, RBC4: Referenzräume der entsprechenden Batcorderstandorte RTB1, RTB3: Referenzräume der entsprechenden Transekte

3.2.7 Bestandserfassung Zauneidechsen

Im Zuge der Kartierung der Avifauna 2016 wurden Zauneidechsen an ausgewählten Standorten (geeignet erscheinende Lebensräume im Umfeld der geplanten WEA-Standorte) erfasst. Dabei erfolgte bei warmer und sonniger Witterung ein gezieltes Ablaufen geeigneter Reptilienlebens- räume und Ruheplätze (vor allem trockene Waldsäume, Wiesenbereiche u. ä.; vgl. SCHARON 2016).

Es erfolgten 7 Nachweise der Zauneidechse im Untersuchungsraum. Diese konnten aus- schließlich entlang von Waldsäumen und Krautfluren nachgewiesen werden, nicht auf den Landwirtschaftsflächen.

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Die Fundpunkte liegen etwa 300 m südöstlich von WEA 05 am Waldrand, im Bereich der Lei- tungstrasse nördlich und südlich der Straße Albertshof-Tempelfelde, südlich des Schulzen- pfuhls (nördlich der Ortslage Willmersdorf) sowie ca. 450 m südwestlich von WEA 01 (südlich der Waldfläche).

3.2.8 Bestandsbewertung Zauneidechsen

Die Zauneidechse gehört zu den streng geschützten Arten und ist in Brandenburg gefährdet. Als Anhang IV-Art der FFH-Richtlinie jede absichtliche Störung dieser Art, jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von Eiern aus der Natur sowie jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten verboten.

Mit der Lage der Fundorte sind die Standorte der geplanten WEA nicht betroffen. Diese liegen fast ausschließlich auf den von Zauneidechsen nicht besiedelten Ackerflächen.

3.3 Schutzgut Pflanzen

Gemäß Naturschutzrecht gehören zu den allgemeinen Zielen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege die Verhinderung einer Gefährdung der natürlich vorkommenden Ökosysteme und Biotope sowie die Erhaltung von Biotopen mit ihren strukturellen und geografischen Eigen- heiten in einer repräsentativen Verteilung (vgl. § 1 Abs. 2 BNatSchG).

Weiterhin sind bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben, gesetzlich geschützt und dürfen nicht zerstört oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung zugeführt werden (vgl. § 30 BNatSchG).

Zur Erfassung der Biotoptypen im Plangebiet erfolgte 2016 eine flächendeckende terrestrische Biotopkartierung mit besonderem Augenmerk auf die Verbreitung gesetzlich geschützter Bioto- pe gemäß § 30 BNatSchG sowie § 18 BbgNatSchAG. Ergänzend wurden der floristische Arten- bestand unter besonderer Berücksichtigung der Vorkommen besonders oder streng geschützter Arten gemäß der Bundesartenschutzverordnung sowie der Anhänge II, IV und V der FFH- Richtlinie aufgenommen (vgl. HALFMANN & ROTHE 2016).

Der Untersuchungsraum der Biotoptypen umfasst einen Radius von bis zu 400 m um die ge- planten Anlagenstandorte incl. des Bereichs der geplanten Zuwegungen.

3.3.1 Bestandserfassung Biotoptypen

Folgende Kartiereinheiten und Biotoptypen gemäß Kartieranleitung Brandenburg wurden im Untersuchungsraum erfasst (vgl. HALFMANN & ROTHE 2016).

Standgewässer (02)

Im Bereich von WEA 05 (etwa 340 m südwestlich gelegen) befindet sich innerhalb der Feldflur ein etwa 2,5 m eingetieftes Feldsoll mit einem temporären Kleingewässer (02132). Es wird von einem Gehölzsaum aus Flatter-Ulmen und weiteren Gehölzen und Stauden eingefasst.

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Anthropogene Rohbodenstandorte und Ruderalfluren (03)

Westlich von WEA 09 und 10 befinden sich an den Sockeln der Strommasten komplex zusam- mengesetzte ruderale Vegetationseinheiten aus Elementen der Kriechrasen und der ruderalen Staudenfluren (03200). Ebenso wurde ein Bestand nordwestlich von WEA 06 diesem Biotoptyp zugeordnet.

Ruderal beeinflusste Grasfluren aus Einsaaten (03421) befinden sich an den Sockeln der vor- handenen Windräder im Bereich der WEA 01 bis 10 (ohne 05).

Grünlandbiotope (05)

Südöstlich von WEA 03 liegt eine ruderal geprägte Grasflur östlich des Weges (0511311).

Südlich von WEA 08 bzw. westlich von WEA 01 sowie unmittelbar an den Standorten WEA 06 und 07 befinden sich kleinflächig ausgeprägt Sandtrockenrasen (05121) innerhalb ruderal ge- prägter Ackerbrachen.

Am Sockel der vorhandenen Windanlage südöstlich von WEA 05 sind ruderalisierte Gras- und Staudenfluren trockener Standorte zu finden, die zu den Sandtrockenrasen überleiten (051331). Es wurden nur diejenigen Flächen erfasst, die eine Mindestgröße von 250 m² für den gesetzli- chen Schutz gemäß § 18 BbgNatSchAG erreichen.

Gehölzbiotope (ohne Wälder und Forsten; 07)

Östlich von WEA 05 und südlich von WEA 07 sind zwei vereinzelte Waldmäntel aus Bäumen, Sträuchern und einer Krautschicht ausgebildet (07120).

Mehrere von Bäumen überschirmte Hecken und Windschutzstreifen sowie Baumreihen, vor- herrschend aus heimischen Gehölzen (07132, 071323, 0714122, 0714201, 0714202, 0714211, 0714232, 0714233) durchziehen die Feldflur nördlich und östlich von Thaerfelde entlang von Wegen. Entlang der Nord-Süd-Verbindung Albertshof-Willmersdorf ist auf kurzer Strecke auch eine Allee vorhanden (0714122). Diese Strukturen fassen die WEA-Standorte 01-04 und 08-10 ein.

Westlich von WEA 06 und 07 verläuft in Nord-Süd-Richtung eine von Robinien überschirmte strukturreiche Hecke (07132) und verbindet die Waldflächen der Willmersdorfer Heide mitei- nander.

Markante Altbäume in Einzelstellung oder als Gruppe, die überwiegend Habitatbäume darstel- len, sind im Bereich der überschirmten Hecken, in älteren Baumreihen sowie an Waldrändern vorzufinden (0715111, 071532). Dies betrifft die Strukturen in der Feldflur um Thaerfelde (nörd- lich WEA 04 und 10 bzw. östlich WEA 03) sowie an den Waldrändern um WEA 06 und 07.

Wälder und Forste (08)

Laub- und Nadelholzforste unterschiedlicher Arten-Zusammenstellung prägen die Waldstruktu- ren um die WEA-Standorte, wobei die Laubholzforste einen geringeren Flächenanteil einneh-

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men. Relativ waldnahe Standorte sind WEA 01 (Abstand zum nächstgelegenen Waldrand ca. 73 m), WEA 05 (Abstand ca. 64 m), WEA 06 und 07 (jeweils am Waldrand).

Innerhalb der vorherrschenden Kiefernwälder sind Buchenforste (08320), Eichenforste (08318), Robinienforste (08340, mit unterschiedlichen Mischbaumarten), Birkenforste (08360) sowie Laubholzforste aus sonstigen Laubholzarten (08389, 08588) vorhanden.

Bei den Nadelholzforsten dominieren Kiefernforste (08480), meist in der Zusammensetzung mit anderen Laubholzarten, wie Spättraubenkirsche mit weiteren Nebenbaumarten (08480021, 08680621, 08680421, 08684021, 08689021, 08680921), oder mit den Mischbaumarten Eiche (08681, 086801) oder Birke (086806). Weiterhin finden sich Lärchenforste (08460) und Fichten- forste (08470).

Ackerbiotope (09)

Die vorherrschende Nutzung des Untersuchungsraums außerhalb der Wälder und Forste stel- len intensiv genutzte Ackerflächen dar (09130, 09134). Es sind große Ackerschläge mit Getrei- de- bzw. Maisanbau oder mit einer Luzerne- und Klee-Einsaat.

Im Bereich südlich WEA 08 (westlich WEA 01)und um die Standorte von WEA 06 und 07 Ackerbrachen vorzufinden (09144). Beide Flächen weisen eine ruderal geprägte, grünlandähn- liche Vegetation mit Anteilen von Sandtrockenrasen auf. Die Fläche bei WEA 06 / 07 ist jünger und wird regelmäßig gemäht.

Sonderbiotope (11)

Lesesteinhaufen (11162) sind in Form von Steinhaufen oder Steinwällen im Bereich von WEA 04 (nördlich gelegene Baumreihe), WEA 05 (nördlich und östlich gelegener Waldrand) sowie WEA 06 und 07 (nördlicher und südlicher Waldrand) zu finden.

Bebaute Gebiete (12)

Im Bereich der geplanten WEA-Standorte befinden sich mehrere Siedlungsobjekte, wie die vor- handenen Windräder (12500, verteilt im gesamten Untersuchungsraum und darüber hinaus), Straßen und Verkehrsflächen (12611, 12612) sowie befestigte und unbefestigte Wege (12651, 12652).

3.3.2 Nutzungsstrukturen im Umkreis der Anlagenstandorte

Die einzelnen WEA-Standorte weisen am Standort und in der unmittelbaren Umgebung folgen- de Biotop- bzw. Nutzungsstrukturen auf:

WEA 01: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 75 m südwestlich Robinienforst und Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 102 m östlich Baumreihe - ca. 115 m südöstlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 231 m westlich Ackerbrachfläche mit geschützten Sandtrockenrasenflächen und geschützten Pflanzenarten (Sand-Strohblume und Gewöhnliche Grasnelke)

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WEA 02: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 179 m westlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 339 m östlich Fahrweg mit Hecke bzw. geschützter Allee

WEA 03: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 138 m östlich Straße mit geschützter Allee - ca. 356 m westlich Hecke und Windschutzstreifen

WEA 04: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 61 m nördlich Baumreihe mit Steinhaufen und Solitärbaum - ca. 142 m westlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 325 m östlich Straße mit Hecke und Windschutzstreifen bzw. Baumreihe

WEA 05: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 67 m nordwestlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 71 m nördlich Kahlfläche mit Steinhaufen - ca. 152 m östlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst mit Steinwall und Waldmantel - ca. 340 m südwestlich temporäres Kleingewässer

WEA 06: Standort auf Ackerbrachfläche - Lage direkt auf geschütztem Sandtrockenrasen - Lage direkt am Waldrand Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 54 m östlich Lärchenforst - ca. 59 m südöstlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 71 m westlich Solitärbaum - ca. 87 m südwestlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 115 m westlich Steinhaufen

WEA 07: Standort auf Ackerbrachfläche - Lage direkt am Waldrand Spättraubenkir schen-Kiefernforst - ca. 12 m nordwestlich geschützter Sandtrockenrasen mit geschützter Pflanzenart (Sand-Strohblume) - ca. 58 m westlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 58 m östlich Robinienforst - ca. 61 m nordöstlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst - ca. 65 m westlich Solitärbaum - ca. 75 m südwestlich Waldmantel

WEA 08: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 91 m westlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 197 m südlich Ackerbrachfläche mit geschützten Sandtrockenrasenflächen und geschützten Pflanzenarten (Sand-Strohblume und Gewöhnliche Grasnelke) - ca. 278 m südlich Spättraubenkirschen-Kiefernforst

WEA 09: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 102 m östlich Hecke und Windschutzstreifen

WEA 10: Standort auf bewirtschafteter Ackerfläche - ca. 141 m östlich Hecke und Windschutzstreifen - ca. 223 m nördlich Baumreihe

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3.3.3 Bestandsbewertung

Die Erfassung der Biotoptypen ergab, dass der Untersuchungsraum um die geplanten WEA- Standorte vorwiegend durch intensiv bewirtschaftete Ackerflächen sowie durch intensiv genutz- te Kiefern- und Kiefernmischforste geprägt wird. Fast alle geplanten WEA-Standorte liegen in- nerhalb der Ackerflächen, Ausnahme sind WEA 06 und 07, die direkt auf einer Brachfläche mit Trockenrasenbeständen bzw. unmittelbar am Waldrand angeordnet sind.

Im Bereich um WEA 01 und 08 sowie an den Standorten WEA 06 und 07 sind ältere Ackerbra- chen mit artenarmen Sandtrockenrasencluster entwickelt, die gemäß § 30 BNatSchG bzw. § 18 BbgNatSchAG dem gesetzlichen Schutz unterstehen. Innerhalb der Sandtrockenrasen tritt überdies die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) als besonders geschützte Art gemäß der Bundesartenschutzverordnung häufig auf, am Standort südlich WEA 08 / westlich WEA 01 zusätzlich auch die Grasnelke (Armeria maritima ssp. elongata).

Weiterhin nach § 17 BbgNatSchAG geschützt ist die Allee entlang der Nord-Süd-Verbindung (östlich WEA 03).

Die Biotoptypen sind im Einzelnen wie folgt zu bewerten (vgl. HALFMANN & ROTHE 2016).

Standgewässer (02)

Das Feldsoll im Umfeld von WEA 05 ist durch Einträge von Nährstoffen bzw. Düngemitteln und Pestiziden beeinträchtigt. Es ist aus naturschutzfachlicher Sicht dennoch als wertvoll einzustu- fen, und nach § 30 BNatSchG sowie § 18 BbgNatSchAG geschützt.

Anthropogene Rohbodenstandorte und Ruderalfluren (03)

Die ruderalen Vegetationseinheiten kennzeichnen gestörte bzw. anthropogen überprägte Standorte. Zudem bestehen starke Nährstoff- und Pestizid-Einträgen aus den unmittelbar um- gebenden Ackerflächen. Insofern weist die Ruderalvegetation an diesen Standorten lediglich einen beschränkten Wert auf. Ein gesetzlicher Schutzstatus besteht nicht.

Grünlandbiotope (05)

Ruderale Wiesen sind als typische Vegetationskomplexe anthropogen beeinflusster Standorte kurz- bis mittelfristig nach Eingriffen wiederherstellbar.

Alle erfassten Sandtrockenrasen im Gebiet sind als Trockenrasen gemäß § 30 BNatSchG so- wie § 18 BbgNatSchAG geschützt. Der Schutzstatus gilt vorbehaltlich, solange kein Umbruch der Ackerbrachen erfolgt. Bei einer anhaltenden Brache ist der Fortbestand der spezifischen Vegetation langfristig ebenfalls nicht gewährleistet. Den Flächen kommt aufgrund ihrer typi- schen und meist artenreichen Ausprägungen aus naturschutzfachlicher Sicht ein hoher Wert zu.

Gehölzbiotope (ohne Wälder und Forsten; 07)

Die Waldmäntel beinhalten mit ihren älteren Baumbeständen wichtige Habitatstrukturen (Höh- len und sonstige Nischen), sind jedoch nicht geschützt.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 45 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Die überschirmten Hecken und Baumreihen mit heimischen Arten und mit Obstbäume stellen wichtige Strukturbildner in der Offenlandschaft dar. Ein gesetzlicher Schutz gemäß § 30 BNatSchG bzw. § 18 BbgNatSchAG besteht nicht.

Die Allee an der Wegeverbindung Albertshof-Willmersdorf (östlich WEA 03) ist gemäß § 17 BbgNatSchAG mit Bezug auf § 29 BNatSchG geschützt.

Den solitär stehenden, heimischen Eichen und Ulmen kommt aus Sicht des Biotopschutzes und für das Landschaftsbild ein hoher Wert zu. Aber auch die nichtheimischen Robinien weisen im Gebiet ähnliche Habitatfunktionen für Vögel, ggf. auch Säugetiere wie Fledermäuse auf. Einzel- bäume und Baumgruppen unterliegen nicht den bundesweiten oder landesweiten Regelungen des Biotopschutzes.

Wälder und Forste (08)

Bei den Laubholzforsten sind die älteren Buchenbestände als wertvoll einzustufen, da sie be- reits einige ältere Habitatbäume aufweisen. Die übrigen Laubwälder weisen nur wenig naturna- he Strukturausprägungen auf. Alle Nadelholzforste (die dominierenden Kiefernforste, wie auch Lärchenforste und Fichtenforste) sind als naturfern einzustufen. Bei den Wäldern und Forsten besteht kein gesetzlicher Schutzstatus gemäß § 30 BNatSchG bzw. § 18 BbgNatSchAG.

Ackerbiotope (09)

Die intensiv genutzten Ackerflächen sind als Produktionsflächen aus naturschutzfachlicher Sicht von geringer Bedeutung.

Die beiden Ackerbrachen (südlich WEA 08 und im Bereich WEA 06 und 07) sind zwar weitge- hend ruderalisiert, jedoch relativ artenreich, und somit aus naturschutzfachlicher Sicht von recht hoher Bedeutung. Ein gesetzlicher Schutzstatus besteht nicht.

Sonderbiotope (11)

Die Lesesteinhaufen beinhalten wertvolle Habitate, vor allem für Reptilien (Zauneidechsen). Für die erfassten Biotope besteht ein gesetzlicher Schutz § 18 BbgNatSchAG, da sie mehr als 2 m Durchmesser aufweisen.

Bebaute Gebiete (12)

Die bebauten Bereiche im Untersuchungsraum weisen einen nur geringen bis fehlenden natur- schutzfachlichen Wert auf.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 46 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3.4 Schutzgut Boden

Ein Grundsatz des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) lautet "schädliche Bodenverän- derungen abzuwehren, der Boden und Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverun- reinigungen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden zu tref- fen" (§ 1 BBodSchG). Der Boden übernimmt als Teil des Naturraums folgende wichtige Funkti- onen im Naturhaushalt (§ 2 BBodSchG): 1. Natürliche Funktionen als a) Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganis- men, b) Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläu- fen, c) Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers, 2. Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte sowie 3. Nutzungsfunktionen als a) Rohstofflagerstätte, b) Fläche für Siedlung und Erholung, c) Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, d) Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Ent- sorgung.

Bei Bau- und Planungsvorhaben ist sicherzustellen, dass "schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgerufen werden" und dass "Maßnahmen zur Abwehr der von ihrem [der Grund- stückseigentümer und der Inhaber der tatsächlichen Gewalt] Grundstück drohenden schädli- chen Bodenveränderungen" ergriffen werden. (§ 4 Abs. 1 und 2 BBodSchG).

Das Naturschutzrecht unterstreicht den Anteil des Bodens an der Leistungs- und Funktionsfä- higkeit des Naturhaushaltes, indem "Böden so zu erhalten [sind], dass sie ihre Funktion im Na- turhaushalt erfüllen können; nicht mehr genutzte versiegelte Flächen sind zu renaturieren, oder, soweit eine Entsiegelung nicht möglich oder nicht zumutbar ist, der natürlichen Entwicklung zu überlassen." (§ 1 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG)

Der Untersuchungsraum für das Schutzgut Boden ist das unmittelbare Umfeld der geplanten Anlagenstandorte (300-Radius) sowie der Bereich der geplanten Zuwegungen.

3.4.1 Bestandserfassung

Die geologischen und naturräumlichen Eigenheiten einer Region stellen die Ausgangssituation für die Entstehung von Böden dar. Sie sind damit Grundlagendaten für die bodenkundliche Be- standserfassung.

Das Untersuchungsgebiet liegt innerhalb der naturräumlichen Einheit "Ostbrandenburgische Platte" im nördlichen Teil des Naturraums "Barnimplatte". Diese ist geprägt durch wellige bis flachhügelige Lehm- und Sandgebiete, die von Grundmoränenplatten mit teilweise recht starken

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 47 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Sandüberschüttungen gebildet werden. Entsprechend der geomorphologischen Lage des Un- tersuchungsgebiets sind sandig-lehmige Bodenverhältnisse der Grundmoräne sowie der glazi- fluviatilen Ablagerungen kennzeichnend.

Gemäß Karten-Service des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg - LBGR [http://www.geo.brandenburg.de/lbgr/cms/] ist im Gebiet um die Ortslagen Albertshof und Thaerfelde Sand die dominierende Bodenart des Oberbodens. Es liegen im Untersuchungsge- biet überwiegend lessivierte Braunerden, podsolige Braunerden und Braunerden aus Geschie- bedecksand über Schmelzwassersand sowie Fahlerde-Braunerden bzw. Braunerde-Fahlerden aus Geschiebedecksand über Geschiebemergel vor.

Tab. 9: Bodentypen, Eigenschaften und Gefährdung

Bodentyp Eigenschaften Gefährdung Braunerde Verwitterungsboden, tiefgründig, gut Bodenversauerung durch Luftverunrei- durchlüftet und durchwurzelbar, geringe nigungen und Stickstoffeinträge, Bo- Wasserhaltefähigkeit, geringe Verfüg- dendegradierung bei Kiefernreinbe- barkeit von Nährstoffen. ständen. Podsol- Übergangsboden zwischen Braunerde Bodenversauerung unter forstwirt- Braunerde und Podsol aus nährstoffarmen bis mitt- schaftlicher Nutzung. leren Sanden, gut durchlüftet und durchwurzelbar, geringe Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit, überwiegend forstwirtschaftlich genutzt. Braunerde- Bodentyp für lehmige Ausgangssubstra- Starke Verdichtungsgefährdung unter Fahlerde te, charakteristisch ackergenutzt, mittlere Ackerbau, dadurch verstärkte Erosi- bis gute Getreide-Futteranbaustandorte, onsanfälligkeit. geringe Nährstoff- und Pufferkapazität.

Die Erosionsgefährdung der Böden im Untersuchungsraum durch Wind ist größtenteils sehr hoch, die Gefährdung durch Wasser nur gering.

Die Bodenzahlen nördlich der Ortslage Albertshof und im Bereich der Ortslage Thaerfelde lie- gen überwiegend bei 30-50 und verbreitet bei < 30. Dies spiegelt die ertragsschwachen Stand- orte der relativ trockenen Sandflächen wieder. Das ackerbauliche Ertragspotenzial ist damit niedrig bis mittel (vgl. Karten-Service LBGR).

Die Mittelmaßstäbige Landwirtschaftliche Standortkartierung, die vom Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit Müncheberg zwischen 1974 bis 1981 im Maßstab 1:100.000 erarbeitet wur- de, bewertet die einzelnen WEA-Standorte wie folgt (vgl. LGRB 1997):

Tab. 10: Bodenbewertung gemäß Mittelmaßstäbiger Landwirtschaftlicher Standortkartierung

Standort WEA 01, 02, 03 WEA 04, 08, 09, 10 WEA 05 WEA 06, 07 Standorttyp D3a D3a D1a D2a Bodenart sickerwasser- sickerwasser- sickerwasser- sickerwasser- bestimmte Tiefleh- bestimmte Tiefleh- bestimmte Sande bestimmte Sande me und Sande me und Sande und Sande mit Tieflehm

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 48 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Geologie Geschiebemergel, Geschiebemergel Hochflächensand Hochflächensand z.T. Hochflächen- z.T. Talsand z.T. Geschiebe- sande mergel Bodenform Lehmsand-Fahlerde Lehmsand-Fahlerde Sand-Rosterde Sandtieflehm- Braunerde Substrat- Lehmsand-Fahlerde Lehmsand-Fahlerde Sand-Rosterde Sandtieflehm- flächentyp Braunerde Hydromor- durchgehend durchgehend durchgehend durchgehend phieflächen- sickerwasserbe- sickerwasserbe- sickerwasserbe- sickerwasserbe- typ stimmt stimmt stimmt stimmt Bodenzah- überwiegend 30-50 überwiegend 30-50 überwiegend 30-50 vorherrschend <30 len* und verbreitet <30 und verbreitet <30 und verbreitet <30

* Bodenzahlen gemäß Karten-Service LBGR (Darstellung des Ackerbaulichen Ertragspotenzi- als anhand der Bodenzahlen in den Stufen <30, 30-50 und >50).

3.4.2 Vorbelastungen

Vorbelastungen auf den geplanten WEA-Standorten (mit Ausnahme von WEA 06 und 07) be- stehen mit der vorliegenden intensiven ackerbaulichen Nutzung der Flächen (2016 Anbau von Getreide und Mais, teilweise mit einer Luzerne- und Klee-Einsaat), verbunden mit großflächigen Ackerschlägen sowie dem allgemeinen Einsatz von Düngung und Pflanzenschutzmitteln. Mit der ackerbaulichen Nutzung wird gleichzeitig die Winderosion auf den Sandböden erhöht.

Altlastenstandorte bzw. Altablagerungen liegen gemäß Flächennutzungsplan Bernau im Be- reich der Ortslage Thaerfelde (Nr. 1393) sowie südwestlich der Ortslage Albertshof (Nr. 110) vor. Beide Standorte werden vom Planvorhaben nicht berührt.

3.4.3 Bestandsbewertung

Die vorhandenen Böden sind naturraumspezifisch geprägt und weisen darüber hinaus keine Besonderheiten auf. Sie stellen weder seltene Böden noch Böden mit Archivfunktion dar. Eine Versiegelung liegt an keinem der geplanten WEA-Standorte vor.

Es ist davon auszugehen, dass die Böden der ackerbaulich genutzten Flächen durch langjähri- ge Düngeeinträge, durch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln etc. belastet sind.

Das Biotopentwicklungspotential der Böden kann im Schnitt als mittel bewertet werden, die natürliche Bodenfruchtbarkeit ebenfalls mittel (vgl. LUA 2003).

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 49 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3.5 Schutzgut Wasser

Sowohl Oberflächen- als auch Grundwasser sind Bestandteile des Naturhaushalts, stellen ei- nen wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dar, sind die Lebensgrundlage des Men- schen und haben darüber hinaus eine wesentliche Bedeutung für das Erscheinungsbild und den Erholungswert der Landschaft.

Zur allgemeinen Sorgfaltspflicht gehört es daher, "eine nachteilige Veränderung der Gewässer- eigenschaften zu vermeiden, eine mit Rücksicht auf den Wasserhaushalt gebotene sparsame Verwendung des Wassers sicherzustellen, die Leistungsfähigkeit des Wasserhaushalts zu er- halten und eine Vergrößerung und Beschleunigung des Wasserabflusses zu vermeiden." (§ 5 Abs. 1 WHG)

Im Naturschutzrecht werden der vorsorgende Grundwasserschutz, der ausgeglichene Nieder- schlags-Abflusshaushalt sowie die Bewahrung der natürlichen Selbstreinigungsfähigkeit und Dynamik der Oberflächengewässer als Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschafts- pflege benannte (§ 1 Abs. 3 Nr. 3 BNatSchG).

Der Untersuchungsraum für das Schutzgut Wasser ist das unmittelbare Umfeld der geplanten Anlagenstandorte (etwa 300 m-Radius) incl. den Bereichen der geplanten Zuwegungen.

3.5.1 Bestandserfassung Oberflächengewässer

Im näheren Umfeld der geplanten WEA-Standorte gibt es mit Ausnahme von WEA 05 keine Oberflächengewässer. Im Naturraum existieren mehrere einzelne, temporär wasserführende bzw. perennierende Kleingewässer (Sölle).

Die nächst gelegenen Feldsölle befinden sich etwa 339 bzw. 437 m südwestlich bzw. westlich von WEA 05 innerhalb der Ackerfläche. Der Schulzenpfuhl liegt etwa 815 m östlich von WEA 01 und 950 südwestlich von WEA 07.

3.5.2 Bestandserfassung Grundwasser

Die Grundwasserverhältnisse im Untersuchungsraum sind durch den vorherrschenden Grund- moränenkomplex mit z. T. trockenen Sanden geprägt. Dies bedeutet örtlich relativ tief anste- hende Grundwasserleiter und eine relativ mächtige Überdeckung des Grundwassers (vgl. Kar- tendienst Hydrogeologische Karten Brandenburg).

Nach der Hydrogeologischen Karte (vgl. Karten-Service LBGR) liegen die Grundwasserisohyp- sen des oberen genutzten Grundwasserleiters im Untersuchungsraum bei 67..68 m NHN (WEA 05) sowie bei 72..73 m NHN (übrige WEA). Dies bedeuten Grundwasser-Flurabstände von etwa 10-15 m.

Gemäß Kartenanwendung Hydrologie / Umweltdaten des Landesamtes für Umwelt sind folgen- de Parameter für den Untersuchungsraum vorhanden: . Oberflächenabfluss ist relativ mäßig (WEA 05) bis gering (übrige WEA- Standorte) . Potenzielle Verdunstung ist relativ hoch (alle WEA- Standorte)

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 50 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

. Grundwasserneubildung ist relativ hoch (alle WEA-Standorte)

Das Rückhaltevermögen gegenüber Schadstoffen aus Niederschlags-Sickerwasser (= Schutz- funktion der Grundwasserüberdeckung) ist mittel bis hoch (Verweildauer des Sickerwassers bis 10 bzw. über 10 Jahre).

Die geplanten WEA-Standorte befinden sich nicht in einem Gebiet mit Hochwassergefahren oder Hochwasserrisiko (vgl. Kartenanwendung Hochwassergefahren- und -risikokarten / Um- weltdaten des Landesamtes für Umwelt).

Folgende sechs Wasserschutzgebiete befinden sich etwa innerhalb eines 8 km-Umkreises (vgl. Kartenanwendung Wasserschutzgebiete Brandenburg des Landesamtes für Umwelt). . Wasserschutzgebiet NVA Bernau (WSG-ID 7322) Lage: nordöstlich der Stadt Bernau, nördlich des Gewerbegebiets Ladeburg . Wasserschutzgebiet Tempelfelde (WSG-ID 5000) Lage: nordöstlich der Ortslage Tempelfelde . Wasserschutzgebiet Schönow, Zone III B (WSG-ID 7409) Lage: im Bereich Stadtzentrum Bernau (westlich der Bahnlinie) . Wasserschutzgebiet Biesental (WSG-ID 5001) Lage: südlich der Stadt Biesenthal . Wasserschutzgebiet Zepernick, Zone III B (WSG-ID 7410) Lage: südlich Stadtzentrum Bernau, Ortsteil Lindow . Wasserschutzgebiet Beiersdorf (WSG-ID 4601) Lage: südlich der Ortslage Beiersdorf

3.5.3 Vorbelastungen

Mit den langjährigen Düngeeinträgen sowie der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln auf den Ackerbaustandorten ist davon auszugehen, dass auch das Grundwasser in Mitleidenschaft gezogen ist.

3.5.4 Bestandsbewertung

Das Grundwasser ist aufgrund der geologischen Situation weitestgehend gegenüber flächen- haft eindringenden Schadstoffen geschützt. Es liegt relativ tief unter den Tieflehmen und San- den. Oberflächengewässer liegen nicht in der unmittelbaren Nähe der geplanten WEA- Standorte.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 51 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3.6 Schutzgut Klima / Luft

Mit § 1 Abs. 3 Nr. 4 BNatSchG sind Klima und Luft auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu schützen, insbesondere diejenigen Flächen, die eine günstige lufthygienische oder klimatische Wirkung aufweisen, wie Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete oder Luftaustauschbahnen. Dabei kommt der nachhaltigen Energieversorgung durch zuneh- mende Nutzung erneuerbarer Energien eine besondere Bedeutung zu.

Dies wird im Land Brandenburg u. a. durch die Energiestrategie 2030 unterlegt, wonach die Windkraft ein Schwerpunkt bei der erneuerbaren Energiegewinnung bleiben soll (vgl. MWE 2012).

Innerhalb einer Region wird das Klima folgendermaßen eingeteilt (vgl. HEYER, 1979): Makroklima: wird von den großräumigen Bewegungsvorgängen der Atmosphäre bestimmt. Einfluss durch die allgemeine Zirkulation, durch die geographische Breite, durch die Lage zum Festland und Meer sowie durch die Seehöhe ('Klima ausgedehn- ter Gebiete'). Mesoklima: Einfluss durch die Geländeformen, durch die Stärke und Richtung der Hangnei- gung sowie durch die Beschaffenheit der Erdoberfläche ('Geländeklima'). Mikroklima: wird von den kleinräumigen Wirkungen der Erdoberfläche und der Vegetations- decke geprägt: bodennahe Luftschicht ('Klima auf kleinstem Raum').

Der Untersuchungsraum für das Schutzgut Klima umfasst den Umkreis von etwa 3 km um die Anlagenstandorte.

3.6.1 Bestandserfassung

Makroklima

Die Region um das Plangebiet befindet sich im Bereich des sogenannten Mecklenburg- Brandenburgischen Übergangsklimas. Das Klima ist schwach maritim beeinflusst, weist aber schon kontinentale Merkmale auf. Diese zeigen sich in den relativ hohen Jahrestemperatur- schwankungen von 18,0 - 19,5°C und dem ausgeprägten Sommermaximum der Niederschläge sowie der geringen durchschnittlichen Niederschlagsmenge von nur 500-600 mm pro Jahr.

Für den Zeitraum 1997-2017 liegen folgende Klimadaten der nächstgelegenen Stationen vor (Datenbasis: Deutscher Wetterdienst, Werte bearbeitet): Durchschnittliche Jahresniederschläge: 646,0 mm/a (Wetterstation Rüdnitz) Durchschnittliche Lufttemperaturen: 9,9°C/d (Wetterstation Berlin-Buch) Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 14,7 Std/d (Wetterstation Berlin-Tegel) Durchschnittliche Windspitzen: 10,0 m/s / d (Wetterstation Berlin-Tegel)

Im Durchschnitt kam der Wind 2016 aus Südsüdwest (Datenbasis: Deutscher Wetterdienst, Werte bearbeitet).

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 52 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Meso- und Mikroklima

Im Untersuchungsraum lassen sich nachfolgende Klimatope unterscheiden. Klimatope be- schreiben die Gebiete mit ähnlichen meso- bzw. mikroklimatischen Ausprägungen. Diese unter- scheiden sich hauptsächlich nach dem thermischen Tagesgang, der vertikalen Rauhigkeit (Windfeldstörung), der topographischen Lage bzw. Exposition und vor allem nach der Art der realen Flächennutzung. Als zusätzliches Kriterium wird das Emissionsaufkommen herangezo- gen (vgl. STÄDTEBAULICHE KLIMAFIBEL 2012).

Tab. 11: Klimatope im Untersuchungsraum

Klimatop Beschreibung, Ausprägung Zuordnung Freiland-Klimatop . extremer Tages- und Jahresgang der Tem- Alle großflächigen Acker-, Wie- peratur und Feuchte sen- und Brachflächen sowie . sehr geringe Windströmungsveränderun- Freiflächen mit sehr lockerem gen Gehölzbestand (Grünanlagen, . intensive nächtliche Frisch- und Kaltluftpro- Friedhöfe, Gärten, Gartenbra- duktion chen, Kleingartenanlagen, Sport- plätze, Parkanlagen) Wald-Klimatop . stark gedämpfte Tages- und Jahresgänge Alle Waldgebiete und größeren der Temperatur und Feuchte Gehölzbestände (Alleen, Baum- . tagsüber relativ niedrige Temperaturen bei reihen, Baumgruppen, Feldge- hoher Luftfeuchtigkeit im Stammraum hölze) . nachts relativ milde Temperaturen . Blätterdach als Filter gegenüber Luftschad- stoffen Gartenstadt- . bebaute Flächen mit offener, ein- bis drei- Ortsrandlagen bzw. Ortsteile von Klimatop geschossiger Bebauung und reichhaltigen Bernau, umliegende Dörfer Bör- Grünflächen nicke, Willmersdorf, Schönfeld, . gegenüber dem Freiland-Klimatop alle Tempelfelde, Albertshof, Dane- Klimaelemente leicht modifiziert witz und Rüdnitz . merkliche nächtliche Abkühlung . Regionalwinde werden nur unwesentlich gebremst Stadtrand-Klimatop . dichter stehende, maximal dreigeschossige Stadtzentrum Bernau (außerhalb Einzelgebäude, Reihenhäuser oder Block- Untersuchungsraum) und kleine- bebauung mit Grünflächen re Gewerbegebiete bzw. -flächen . maximal fünfgeschossige freistehende (Gieses Plan, Ladeburg, Alberts- Gebäude mit Grünflächen hof, Willmersdorf) . stark eingeschränkte nächtliche Abkühlung, abhängig von der Umgebung . Behinderung lokaler Winde und Kaltluft- ströme . starke Abbremsung von Regionalwinden

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 53 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3.6.2 Bestandsbewertung

Die betroffenen Siedlungsklimatope (Gartenstadt, Stadtrand) sind in Abhängigkeit von der Art, Dichte und Höhe der Bebauung sowie dem Grad der Nutzungsintensität mehr oder weniger starke Wärmeinseln und stellen damit bioklimatische Belastungsbereiche für den Menschen dar. Wohlfahrtswirkungen für den Menschen weisen dagegen die Klimatope Wald und Freiland auf, wobei diese in der Regel außerhalb der Siedlungsflächen liegen, jedoch auch innerhalb der besiedelten Bereiche funktionale Ausgleichsräume darstellen können.

Zusammenhängende Wald-Klimatope sind insbesondere als Regenerationszonen für die Luft und als Erholungsraum für den Menschen geeignet. Waldgebiete und Gehölzbestände weisen eine lufthygienische Bedeutung als Schadstofffilter und Frischluftgebiete auf. Freiland- und auch Grünanlagen-Klimatope wirken ausgleichend auf die bebaute und meist überwärmte Umge- bung. Innerörtliche Grünflächen mit dichtem Baumbestand stellen durch Verschattung tagsüber kühle Ausgleichsflächen mit hoher Luftfeuchtigkeit gegenüber der erwärmten Umgebung dar.

Das Planvorhaben liegt innerhalb des Freiraums östlich der Stadt Bernau bei Berlin. Der 3.000 m Untersuchungsraum um die geplanten Anlagenstandorte berührt, mit Ausnahme der Ortslagen Albertshof und Willmersdorf, die umgebenden Siedlungsflächen am Rand.

Im Gegensatz zu den besiedelten und bebauten Bereichen weist der Untersuchungsraum zum großen Teil eine kompensatorische Wirkung für die belasteten Siedlungsflächen mit folgenden Faktoren auf (vgl. MIESS / MIESS, 1987; STÄDTEBAULICHE KLIMAFIBEL, 2012): . Erhöhung der Luftfeuchte: Hohe Verdunstungsleistungen durch Pflanzen und Bodenoberflä- che. . Positiver Einfluss auf die Strahlungsbedingungen und die Temperatur: Abkühlende Ge- samtwirkung vegetationsbedeckter Flächen (insbesondere Acker-, Wiesen- und Wasserflä- chen), Abschirmung übermäßiger Strahlung durch Gehölze (Beschattung). . Erzeugung eines lokalen Windsystems: Siedlungsflächen als Wärmeinseln ziehen Luftmas- sen aus ihrer unbebauten Umgebung nach und führen zum thermischen Austausch von Luftmassen. . Kaltluftentstehung: Unbestockte Freiflächen (Wiesen, Äcker, Brachland und Gartenland mit niedriger Vegetationsdecke) produzieren aufgrund ihrer nächtlichen Auskühlung Kaltluft. Auch Waldgebiete wirken als nächtliche Kaltluftproduzenten, hier kühlt sich im Gegensatz zum Freiland ein größeres Luftvolumen ab, erreicht jedoch nicht die tiefen Temperaturen der Freiflächen. . Frischluftzufuhr: Voraussetzung ist, dass Kaltluftentstehungsgebiete im Einzugsbereich von Tälern und Senken liegen, die zu einer Siedlung führen (kühlere Luft fließt stets zu den tiefe- ren Stellen des Geländes). . Filterwirkung: Flächenhafte aus Bäumen und Sträuchern (stufig aufgebaute, nicht dichte Pflanzungen) bestehende Grünflächen weisen eine Filterwirkung gegenüber Stäuben auf. . Lärmschutz: Nur bedingt. Akustisch wahrnehmbare Schallminderungen ergeben sich erst bei relativ großen, breiten und dichten, stufig aufgebauten Pflanzflächen.

Im Ergebnis weisen die Waldflächen und die Freilandflächen eine sehr hohe Bedeutung für das Schutzgut auf, die Siedlungsbereiche eine nur mittlere Bedeutung.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 54 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

3.7 Schutzgut Landschaftsbild

Das Landschaftsbild ist die sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsform von Natur und Land- schaft. Bewertungskriterien sind nach § 1 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG die Vielfalt, Eigenart und Schönheit (bzw. Naturnähe) sowie der Erholungswert der Landschaft, auf deren Grundlage die Lebensraum-, Erlebnis- und Erholungsqualitäten bestimmt werden.

Zur Wahrung dieser Qualitätsmerkmale sind . "Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchti- gungen zu bewahren, . zum Zweck der Erholung in der freien Landschaft nach ihrer Beschaffenheit und Lage ge- eignete Flächen vor allem im besiedelten und siedlungsnahen Bereich zu schützen und zu- gänglich zu machen." (§ 1 Abs. 4 BNatSchG)

Gemäß Brandenburgischem Erlass zur Kompensation von Beeinträchtigungen des Land- schaftsbildes durch Windenergieanlagen (MLUL 2016) wird die maßgebliche Erlebniswirksam- keit einer Anlage mit dem Umkreis ihrer 15-fachen Anlagenhöhe definiert. Bei einer geplanten Höhe der Anlagen von 201,5 m bzw. 212,0 m (WEA 05) ergibt dies einen Radius von 3.023 m bzw. 3.180 m um die Standorte.

Nach NOHL (1993) werden drei ästhetische Wirkräume unterschieden, welche die visuelle Er- lebbarkeit und damit die Einschätzung der ästhetischen Wertigkeit der Landschaftselemente bestimmen. Bei Windkraftanlagen der vorliegenden Größenordnung hat das potenziell beein- trächtigte Gebiet um die Anlage folgende Ausdehnung. Nahzone (Wirkzone I): 200 m Radius Mittelzone (Wirkzone II): 1.500 m Radius Fernzone (Wirkzone III): 10.000 m Radius

3.7.1 Bestandserfassung

Das Landschaftsbild wird sowohl durch natürliche als auch durch kulturelle Eigenarten geprägt. Die einzelnen Elemente des Landschaftsbilds sind meist natürlichen Ursprungs (Relief, natürli- che Gewässer, Waldflächen etc.), welche durch menschliche Tätigkeit überformt und verändert wurden (z. B. Forstflächen, Kanäle, Wiesen) oder die in Gänze anthropogen entstanden sind (Gebäude, Siedlungen etc.). Die Wahrnehmung und Wertung von Natur und Landschaft ist letztendlich immer subjektiv. Um das Landschaftsbild dennoch für die Planung zu bewerten, wird auf objektiv beschreibbare Landschaftselemente zurückgegriffen.

Folgende Kriterien sind geeignet das Schutzgut Landschaft objektiv zu betrachten (vgl. BECH- MANN 2003b): . Landschaftsbildeinheiten und Landschaftsbildqualitäten (Eigenart, Vielfalt, Schönheit), . Vegetations- und Strukturelemente (Eigenart) . Weiträumige Sichtbeziehungen (Sichttransparenz) . Natürliche Erholungsfunktion und Erholungseignung . Schutzgebiete

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 55 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Gemäß Landschaftsprogramm Brandenburg liegen die 10 WEA-Standorte sowie die nähere und weitere Umgebung innerhalb der naturräumlichen Region "Barnim und Lebus". Diese Regi- on stellt einen landwirtschaftlich geprägten Raum nordöstlich dar und ist durch ihre großräumige, intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Der Naturraum hat sowohl auf- grund der landschaftsbezogenen Voraussetzungen als auch wegen der räumlichen Nähe zu Berlin besondere Bedeutung hinsichtlich des Schutzes und der Entwicklung des Erholungs- und Erlebnisraumes (vgl. MLUR 2000).

Entwicklungsziele für den Naturraum sind die Sicherung des Freiraums als Naherholungsland- schaft unter Bewahrung des ländlich geprägten Charakters und die Entwicklung landschafts- gliedernder Strukturen, insbesondere Hecken, lichtoffene Raine, kleinere Feldgehölze sowie zeitweilige Brachen. Große Ackerflächen sind kleinflächiger zu gliedern und in größerem Um- fang mit genannten Strukturelementen anzureichern (vgl. MLUR 2000).

Landschaftsbildeinheiten, Qualitäten, Sichtbeziehungen

Der Umweltbericht zum Regionalplan Uckermark-Barnim, Sachlicher Teilplan "Windnutzung, Rohstoffsicherung und -gewinnung“ definiert innerhalb des 10 km-Radius fünf übergeordnete Landschaftsbildeinheiten (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2014). Die- se setzen sich aller Wahrscheinlichkeit nach über die Landkreisgrenzen hinaus, sind jedoch im angrenzenden Regionalplan Oder-Spree nicht dargestellt.

Abb. 8: Landschaftsbildeinheiten im 10 km-Umkreis (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2014; nur innerhalb des Landkreise Barnim)

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 56 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Wellige offene Ackerlandschaft (Barnimer Feldflur) Lage: um die Standorte WEA 01-04, 06-10, sowie der Raum östlich und südlich der ge- planten Standorte Offenland-Wald-Mosaik (Barnimer Land) Lage: Randbereich zu WEA 05, westlich ab Bernau-Nibelungen bzw. Gieses Plan, nörd- lich ab Ortslage Albertshof, südlich von Bernau sowie östlich von Werneuchen Wald- und Seenlandschaft (Schorfheide) Lage: nordöstlich und westlich von Biesenthal Forstlich geprägte Landschaft (Barnimer Raum, Teilbereiche der Schorfheide) Lage: nördlich und westlich von Biesenthal, nordwestlich von Bernau Niedermoorrinne (Biesenthaler Becken) Lage: nördlich von Rüdnitz, westlich / südlich von Biesenhal

Die fünf Landschaftsbildeinheiten werden wie folgt charakterisiert und bewertet (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2014):

Tab. 12: Landschaftsbildeinheiten und deren Merkmale

Landschafts- Eigenart Wiedererkenn- Seltenheit Sichttrans- bildeinheit barkeit parenz

Wellige offene sehr große Ackerschlä- typisch für wellige überregional sehr hoch Ackerlandschaft ge, geringer Anteil an Moränenplatten teilweise Strukturelementen verbreitet, regional häufig Offenland-Wald- stark strukturiertes Mo- typisch für Moränen- überregional gering (häufi- Mosaik saik aus Feldern und platten der Jung- teilweise ge Sichtver- naturnahen Landschaft- moränenlandschaft verbreitet, schattung selementen regional durch Gehöl- häufig ze) Wald- und Seen- große zusammenhän- typisch für pleisto- überregional sehr gering landschaft gende Waldflächen mit zäne Sander selten, regi- Seen (ketten) onal häufig Forstlich gepräg- größere zusammen- typisch für Moränen- überregional sehr gering te Landschaft hängende Waldflächen platten der Jungmorä- verbreitet, überwiegend zur forstli- nenlandschaft regional chen Nutzwirtschaft, häufig häufig Kiefernmonokul- turen mit eingestreuten Laubbaumarten Niedermoorrinne hoher Natürlichkeits- typisch für holozäne überregional gering (im grad Bildungen in der Jung- verbreitet, Wald), mittel moränenlandschaft regional (im Offen- häufig land)

Natürliche Erholungsfunktion und Erholungseignung

Die natürliche Erholungsfunktion und -eignung der Landschaft werden durch die jeweiligen op- tisch-ästhetischen Erlebniswerte ihrer natürlichen Landschaftselemente bestimmt. Diese wer- den durch die Eigenart, die Vielfalt und die Naturnähe eines Landschaftsraums bestimmt.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 57 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Für die erfassten Landschaftsbildeinheiten sind dies die landschaftsbildprägenden Elemente Waldflächen, Gewässer, gemischte Gehölzstrukturen, Wiesen, aber auch Ortsränder und Sied- lungsbilder.

Schutzgebiete

Die Schutzgebiete sind in Kap. 2.4 dargestellt. Diese unterstützen den Natürlichkeitsgrad der Landschaftsbildelemente. In den Verordnungen sind teilweise die Bewahrung des Landschafts- bilds und der naturnahen Erholung verankert.

So besteht der Schutzzweck von Landschafts- und Naturschutzgebieten sowie von Naturparks im Schutz und in der Pflege von Landschaften, in der Erhaltung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes, in der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Land- schaft oder in ihrer besonderen Eignung für die naturnahe Erholung.

3.7.2 Vorbelastungen

Eine große Vorbelastung für das Schutzgut stellen die bereits vorhandenen Windkraftanlagen innerhalb des Windparks dar (Landschaftsraum Barnimer Feldflur). Aufgrund der sehr hohen Sichttransparenz innerhalb der offenen Ackerlandschaft sind weitreichende Sichtbeeinträchti- gungen vorhanden. Zusätzlich wird der Landschaftsraum von einer überregionalen Leistungs- trasse durchzogen.

Abb. 9: Vorbelastung Windkraftanlagen, Leitungstrasse, Ackerflächen

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 58 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Abb. 10: Vorbelastung Windkraftanlagen, Ackerflächen, Sichttransparenz

In den umgebenden Landschaftsräumen sind die stark befahrenen Verkehrswege, wie die BAB 11 bzw. Bundes- und Landesstraßen (Bernau-Willmersdorf-Schönfeld; Bernau-Biesenthal; Biesenthal-Grüntal-Heckelberg) ebenso als Vorbelastungen für das Landschaftsbild und die naturnahe Erholungsqualität einzuschätzen.

3.7.3 Bestandsbewertung

Die Landschaftsbildeinheiten im 10 km-Umkreis um die Standorte WEA 01-10 werden in ihrer Qualität und in ihrem Erscheinungsbild wie folgt bewertet (vgl. Regionale Planungsgemein- schaft Uckermark-Barnim 2014):

Tab. 13: Einzelbewertung der Landschaftsbildeinheiten

Landschafts- Vielfalt Natur- Eigen- Ästhetischer Sichttrans- Visuelle bildeinheit nähe art Eigenwert parenz Empfindlich- keit Wellige offene gering mittel mittel mittel sehr hoch hoch Ackerlandschaft Offenland-Wald- gering- mittel mittel mittel gering (häufi- gering-mittel Mosaik mittel ge Sichtver- schattung durch Gehöl- ze)

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 59 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Wald- und Seen- mittel- hoch mittel- hoch sehr gering gering landschaft hoch hoch Forstlich gepräg- gering- mittel mittel mittel sehr gering gering te Landschaft mittel Niedermoorrinne mittel- hoch mittel- hoch gering (im gering-mittel hoch hoch Wald), mittel (im Offenland)

Der ästhetische Eigenwert der vorhandenen Landschaftsbildeinheiten wird durch die Kompo- nenten Vielfalt, Naturnähe und Eigenart gebildet. Die Vielfalt bezeichnet den Anteil an natürli- chen oder naturnahen Elementen in einer Einheit. Die Eigenart beinhaltet die Vorbelastungen, die nicht dem natürlichen Landschaftsbild entsprechen und damit Eigenartsverluste nach sich ziehen (z. B. Gewerbeflächen, Kläranlagen, Abfallanlagen, Verkehrsstrukturen).

Die Sichttransparenz bezeichnet die Blickbeziehungen innerhalb der Landschaftsbildeinheiten, die frei sein können (strukturarmes Offenland) oder verschattet (strukturreiche Wälder oder Gehölzelemente, Täler).

Die visuelle Empfindlichkeit hängt von der Möglichkeit der Sichtbarkeit bzw. Wahrnehmung eines flächenhaften oder lokalen Eingriffs ab. Diese Empfindlichkeit wird u. a. durch das Relief, die Vielfalt der Elemente und die Vegetationsdichte bestimmt.

Insgesamt weisen die Landschaftsbildeinheiten der Umgebung folgende zusammenfassende Kennwerte auf:

Tab. 14: Zusammenfassende Bewertung der Landschaftsbildeinheiten

Landschafts- Ästhetischer Empfindlichkeits- Natürliche Erho- Schutz- bildeinheit Eigenwert grad der Land- lungsfunktion und gebiete schaft Erholungseignung Wald- und Seen- hoch hoch hoch viel landschaft Niedermoorrinne hoch hoch hoch viel Wellige offene mittel mittel gering gering Ackerlandschaft Offenland-Wald- mittel mittel mittel mittel Mosaik Forstlich gepräg- mittel mittel mittel viel te Landschaft

Die geplanten Windkraftanlagen liegen innerhalb bzw. am Rand der Barnimer Feldflur (wellige offene Ackerlandschaft) mit ihren großen Ackerschlägen und ihrer relativen Armut an Struktu- relementen, was eine hohe Sichttransparenz und damit eine hohe visuelle Empfindlichkeit ge- genüber Veränderungen bedeutet. Die natürliche Erholungseignung ist gering, der Anteil an Schutzgebieten ebenso.

Die daran angrenzenden Offenland-Wald-Mosaik-Landschaften sind durch Gehölzstrukturen stärker gegliedert und dadurch visuell geringer empfindlich.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 60 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Für die von NOHL (1993) definierte Fernzone (10.000 m-Radius) besteht eine geringe bis sehr geringe Sichttransparenz der Landschaftsbestandteile. Innerhalb der Nahzone (200 m-Radius) und Mittelzone (1.500 m-Radius) ist die Sichttransparenz dagegen hoch. Gleichzeitig besteht hier eine starke Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch den vorhandenen Windpark.

3.8 Schutzgut kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Der Gesetzgeber sieht vor, dass zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie des Erholungswertes von Natur und Landschaft insbesondere "Naturlandschaften und historisch gewachsene Kulturlandschaften, auch mit ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen zu bewahren" sind (§ 1 Abs. 4 Nr. 1 BNatSchG).

Der Untersuchungsraum umfasst den 300 m-Radius um die Anlagenstandorte sowie die Umge- bung für die Flächen für Zuwegungen und Stellflächen für die geplanten WEA.

3.8.1 Bestandserfassung

Gemäß Kartenanwendung Geoportal Brandenburg befinden sich im Bereich der geplanten WEA-Standorte keine Bodendenkmale. Die nächstgelegenen sind: . ca. 1,25 km südöstlich WEA 05 Bodendenkmal Nr. 40702 . ca. 1,03 km südwestlich WEA 08 Bodendenkmal Nr. 40575 . ca. 1,00 m südöstlich WEA 01 Bodendenkmal Nr. 40722 . ca. 1,3 km südöstlich WEA 01 Bodendenkmal Nr. 40723 (Ortslage Willmersdorf)

3.8.2 Bestandsbewertung

Die vorhandenen Bodendenkmale sind bei der Planung zu berücksichtigen.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 61 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

4. Wirkfaktoren des Planvorhabens

Das Planvorhaben "Windenergieanlagen" hat im Allgemeinen unterschiedliche, regelmäßig oder projektabhängig vorkommende bau-, anlage- oder betriebsbedingte Auswirkungen auf die ein- zelnen Schutzgüter (vgl. Fachinformationssystem des BfN).

Zu den möglichen baubedingten Bestandteilen eines Windkraftvorhabens zählen die Baustelle bzw. das Baufeld, Materiallagerplätze, Maschinenabstellplätze, Boden- bzw. Materialdeponien, der Einsatz von Baumaschinen und Baubetrieb, evtl. notwendige Aufschüttungen für den Transport, Baustellenverkehr und Baustellenbeleuchtung.

Die möglichen anlagebedingten Bestandteile eines solchen Vorhabens umfassen neben der Windenergieanlage selbst das Fundament, dauerhafte Nebenanlagen, Kabelgräben für Leitun- gen und die Zuwegung zu den Anlagestandorten.

Betriebsbedingte Wirkfaktoren sind die Wartung der Anlagen, die Unterhaltung der Betriebsflä- chen und der Zuwegungen sowie die akustischen und optischen Reize der Windkraftanlagen.

Im Einzelnen sind für das vorliegende Planvorhaben folgende Auswirkungen zu erwarten. Dies betrifft in der Regel alle 10 WEA.

4.1 Baubedingte Auswirkungen

. Temporäre Flächeninanspruchnahme bzw. Überbauung durch die Baustelle, Arbeits- und Materialbereiche. Für den Bau der WEA werden Flächen in Anspruch genommen, die nach Beendigung der Baumaßnahmen wieder beräumt werden. Dazu zählen die Stellfläche für den Hilfskran, die Rotorablagebereiche, Montage- und Ablageflächen für den Kran, temporäre Transportwege sowie der Ausbau von Kurvenradien für die Anlieferung der Rotorblätter. Die Flächeninan- spruchnahme ist für jede einzelne WEA mehr oder weniger gleich. Auf diesen Flächen finden Aufschüttungen, Bodenverdichtung und eine Teilversiegelung von Böden statt. Weiterhin wird die Vegetation für die Dauer der Baumaßnahmen beseitigt. Weiterhin können im Rahmen der Baufeldfreimachung bzw. -räumung (Vegetationsbeseiti- gung, Baumfällungen) Individuenverluste für bodengebundene Tierarten auftreten; Baugru- ben, Schächte oder Gräben können eine Barrierewirkung oder Fallenwirkung für dieselben Arten bedeuten.

. Verlegung von Leitungen. Die für den Betrieb der Anlagen notwendigen Stromleitungen werden als Erdkabel entlang der Zufahrtsflächen verlegt. Die Längen der Leitungsbahnen sind für jede WEA unterschied- lich. Zum jetzigen Planungsstand ist der konkrete Verlauf von Kabeltrassen noch nicht be- kannt. Die Verlegung erfolgt mittels Kabelpflug, ein Aufgraben der Flächen ist nicht notwendig.

. Emissionen.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 62 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Während der Bauphase treten verstärkt Licht-, Lärm- und Staubemissionen an den WEA- Standorten und deren Umgebung auf. Verursacher sind Baufahrzeuge, Betroffene können die Wohnbevölkerung, Erholungssuchende, Tiere und Lebensräume sein. Erschütterungen bzw. Vibrationen können insbesondere in der Bauphase relevant sein, da hier zum Teil mit schweren Maschinen gearbeitet werden muss. Weiterhin besteht die Gefahr von Schadstoffeinträgen in den Boden mit direkten und indirek- ten Auswirkungen auf Boden, Wasser, Bevölkerung und Tiere.

Die Durchführung von Vermeidungsmaßnahmen kann die baubedingten Auswirkungen vermin- dern bzw. abschwächen. Ist dies nicht möglich, sind die erheblichen betriebsbedingten Beein- trächtigungen eingriffs- und kompensationsrelevant.

4.2 Anlagebedingte Auswirkungen

. Dauerhafte Flächeninanspruchnahme durch die WEA-Standorte und Nebenflächen. Für den Betrieb der WEA werden Flächen durch Bebauung und Versiegelung dauerhaft in Anspruch genommen. Dies betrifft die Fundamente der WEA, die Kranstellflächen und die Zufahrten sowie die Flächen für die Trafostandorte sowie notwendige Nebenbereiche. Mit Ausnahme der Zufahrtswege ist die Flächeninanspruchnahme für jede einzelne WEA mehr oder weniger gleich. Durch die Flächeninanspruchnahme werden Böden überbaut und dauerhaft versiegelt. Dies bedeutet direkte und indirekte Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden, Wasser, Klima, Tiere und Pflanzen. Vegetations- und Biotopstrukturen werden beseitigt oder überformt. Po- tenziell werden (Teil-) Lebensräume der Artengruppe Vögel (Bodenbrüter) sowie von bo- dengebundenen Tierarten benutzt. Die WEA-Anlagen können aufgrund ihrer Höhe ein Flughindernis für Vögel und Fledermäu- se darstellen. Es besteht die Gefahr der Kollision mit Rotoren oder dem Anlagenmast für fliegende Arten. In der Nähe von Habitaten störungsempfindlicher Vogelarten kann eine di- rekte oder indirekte Scheuchwirkung von den Anlagenstandorten ausgehen. Eine Barrierewirkung kann entstehen, wenn die Standorte im Bereich von Jagdkorridoren von Vögeln und Fledermäusen oder im Bereich von Zugwegen zwischen Rast- und Nah- rungshabitat bzw. Wochenstube und Jagdrevier errichtet werden.

. Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds. Die dauerhafte Errichtung von hohen Mastanlagen führt zu optischen Veränderungen des Landschaftsbildes mit der entsprechenden Fernwirkung. Betroffen ist die Wohnbevölkerung der näheren und weiteren Umgebung. Ebenso die naturnahe Erholungseignung des Ge- biets.

Die Durchführung von Vermeidungsmaßnahmen kann die anlagebedingten Auswirkungen ver- mindern bzw. abschwächen. Ist dies nicht möglich, sind die erheblichen betriebsbedingten Be- einträchtigungen eingriffs- und kompensationsrelevant.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 63 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen

. Barriere- oder Fallenwirkung durch Rotationsbewegungen der Rotoren. Die direkte Kollision von Vögeln, Fledermäusen und Insekten mit den drehenden Rotoren führen zu Verlusten von Einzelindividuen. Die Rotationsbewegung der Rotoren verursachen weiterhin Verwirbelungen und Luftdruckänderungen, durch die Insekten, kleinere Vögel und Fledermäuse teilweise tödliche innere Verletzungen erleiden können. In der Nähe von Habitaten störungsempfindlicher Vogelarten kann eine direkte oder indirek- te Scheuchwirkung von den drehenden Rotoren ausgehen. Diese können ebenso eine ge- wisse Barrierewirkung haben, sofern im Bereich der Jagdkorridore von Vögeln und Fleder- mäusen oder auf den Zugwegen zwischen Rast- und Nahrungshabitat bzw. Wochenstube und Jagdrevier errichtet werden.

. Schallemissionen. Der Betrieb der WEA führt regelmäßig zu akustischen Reizen (Rotorbewegung, Interferenz- schall, Wartungsarbeiten). Hierbei handelt es sich sowohl um Schall im menschlich hörbaren als auch im menschlich nicht hörbaren Bereich. Betroffen sind die Bevölkerung (Wohnbevöl- kerung und Erholungssuchende) und die Tiere.

. Schattenwurf und Lichtemissionen. Optische Reize durch den Betrieb der WEA treten regelmäßig auf. Diese Störungen der un- mittelbaren Umgebung werden durch die Rotationsbewegung der Anlagen und durch Refle- xionen verursacht, im Nahbereich weiterhin durch das "Zerhacken" des Sonnenlichts bei tiefstehender Sonne (sog. Diskoeffekt). Betroffen sind die Bevölkerung (Wohnbevölkerung und Erholungssuchende) und einzelne Vogelarten des Offenlandes, die auf Vertikalstruktu- ren und Bewegungen im Luftraum empfindlich reagieren. Die Befeuerungseinrichtungen auf den Anlagen können relevante Auswirkungen auf Insek- ten, Fledermäuse und Vögel haben. Ebenso auf die naturnahe Erholungseignung des Ge- biets.

. Wartung der WEA. Wartungsarbeiten können im Einzelfall akustische und auch optische Störreize (zum Teil al- lein durch Anwesenheit von Menschen) für entsprechend empfindliche Tierarten hervorru- fen.

Die Durchführung von Vermeidungsmaßnahmen kann die betriebsbedingten Auswirkungen vermindern bzw. abschwächen. Ist dies nicht möglich, sind die erheblichen betriebsbedingten Beeinträchtigungen eingriffs- und kompensationsrelevant.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 64 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

4.4 Abschätzung der während der Bau- und Betriebsphase erzeug- ten Abfälle, deren Verwertung und Beseitigung

Die bei der Montage sowie im Betrieb der WEA anfallenden Abfälle werden von der Firma Vestas in dem Dokument: "Angaben zum Abfall (V112-3.3/3.45 MW, V117-3.3/3.45 MW, V126- 3.3/3.45 MW, MK2C). Dokument Nr.: 0027-1609 V06. 2016-10-21. Vestas Central Europe. Is- sued by: V-CEU / EnvironDept. Typ: T05" folgende Abfallarten gelistet und dargestellt.

Die anfallenden Abfallmengen werden darin in drei Hauptgruppen aufgeteilt: Abfallverwertung, Abfallbeseitigung und gefährlicher Abfall pro Anlage.

Abfallverwertung (vgl. Vestas-Dokument "Angaben zum Abfall") Lfd. Material AVV-Code* Menge t m³ Anfallhäufigkeit Nr. 1 Pappe 150101 1,100 x 1x bei Montage 2 PE-Folie 150102 3 x 1x bei Montage 3 Holz 150103 3 x 1x bei Montage 4 Metallbänder 150104 0,01 x 1x bei Montage 5 Styropor 150102 0,040 x 1x bei Montage 6 Kabelreste 170411 0,050 x 1x bei Montage 7 Kabelbinderreste 150102 0,030 x 1x bei Montage

Abfallbeseitigung (vgl. Vestas-Dokument "Angaben zum Abfall") Lfd. Material AVV-Code* Menge t m³ Anfallhäufigkeit Nr. 8 Alu-Folie 150105 0,040 x 1x bei Montage 9 verschmutzte Papiertü- 150203 0,030 x 1x bei Montage cher 10 Schaumstoffmatten 150102 0,200 x 1x bei Montage 11 Teppichreste 150106 0,150 x 1x bei Montage

Gefährlicher Abfall pro Anlage (vgl. Vestas-Dokument "Angaben zum Abfall") Lfd. Material AVV- Menge t m³ Wasser- Anfallhäufigkeit Nr. Code* gefährdend 12 Getriebeöl Alternative 1: Mobilgear 130206 1,015 x x Ölwechsel abh. SHC XMP 320 vom Öltest DMS 0043-8204 Alternative 2: Castrol 130206 1,015 x x Optigear Synthetic CT320 DMS 0043-8197 13 Hydrauliköl Texaco Rando WM 32 130110 0,250 x x Ölwechsel abh.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 65 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

oder Mobil DTE10- vom Öltest Excel32 14 Hauptlager / Schmiervorrichtung SKF LGWM1 150202 0,008 x x jährlich (max. Menge) 15 Rotorblattlager Klüberplex BEM 41- 150202 0,015 x x jährlich 141 (max. Menge) 16 Windnachführungsantriebe Yaw Gear Yaw gear Alternative 1: 130206 0,050 x x kein Austausch Shell Omala S4 WE 320 Yaw gear Alternative 1: 130205 0,007 x x kein Austausch Shell Spirax S6 TXME Yaw gear Alternative 2: 130206 0,072 x x kein Austausch Shell Omala S4 WE 150 Yaw gear Alternative 2: 130205 0,002 x x kein Austausch Shell Spirax ATF AX Yaw gear Alternative 130206 0,068 x x kein Austausch 3:Shell Omala S4 WE 320 17 Windnachführungsverzahnung Shell Gadus S 5 130205 0,002 x x jährlich (max. Menge) Klüberplex AG 11-462 130205 0,002 x x jährlich (max. Menge) 18 Generatorlager / Schmiervorrichtung Klüberplex BEM 41- 150202 0,002 x x jährlich 132 (max. Menge) 19 Kühlflüssigkeit: Texaco Havoline XLC Getriebe und Hydraulik 160114 0,220 x x alle 5 Jahre Generator und Umrich- 160114 0,250 x x alle 5 Jahre ter

* AVV- Abfallverzeichnisverordnung

Gemäß dem Vestas-Dokument: "Angaben zum Abfall" (Dokument Nr.: 0027-1609 V06. 2016- 10-21) werden die anfallenden Abfallstoffe an den Baustellen den Abfallfraktionen nach sortiert und zurzeit durch das lizenzierte Fachunternehmen Veolia Umweltservice Nord- GmbH deutschlandweit transportiert und der fachgerechten Entsorgung zugeführt.

Die anfallenden Abfallstoffe bei Service- und Wartungsarbeiten werden den Abfallfraktionen nach sortiert und zurzeit durch lizenzierte Fachunternehmen transportiert und der fachgerech- ten Entsorgung zugeführt. Ausgenommen hiervon sind turnusmäßige Getriebeölwechsel und Hydraulikölwechsel. Diese werden von der beauftragten lizenzierten Firma C&D Ölservice

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 66 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

GmbH und Firma Lonsdorfer GmbH durchgeführt. Die Altöle werden von der Firma C&D Ölser- vice GmbH und Firma Lonsdorfer GmbH an die lizenzierte Firma Karo As übergeben und der fachgerechten Entsorgung zur Wiederaufbereitung zugeführt.

Nach Eigenangaben der Firma Vestas fallen ihre Windenergieanlagen nicht unter die Störfall- Verordnung (12. BImSchV). Vestas Windenergieanlagen enthalten wassergefährdende Stoffe, wie Öle und Fette, welche in geschlossenen Räumen zu Luftverunreinigungen führen können. Die in Anhang I der 12. BImSchV genannten gefährlichen Stoffe und deren Mengenschwellen werden in den WEA jedoch entweder nicht eingesetzt oder die angegebenen Mengenschwellen nicht erreicht.

4.5 Rückbau der Anlagen sowie mögliche Umweltauswirkungen

Der Rückbau von Vestas-WEA wird im Dokument: "Allgemeine Informationen über die Umwelt- verträglichkeit von Vestas-Windenergieanlagen (V90-1.8/2.0 MW, V90-3.0 MW, V100-1.8/2.0 MW, V105-3.3/3.45 MW, V100-2.6 MW, V100-2.0/2.2 MW, V110-2.0/2.2 MW, V112-3.3/3.45 MW,V117-3.3/3.45 MW, V126-3.3/3.45 MW, V136-3.45 MW). Dokumentennr.: 0040-2485 V08, 03.05.2016. Vestas Wind Systems A/S. Herausgeber: Platform Management Typ: T05 - Gene- ral Description" dargestellt.

Danach erfolgt nach der Betriebseinstellung der vollständige Rückbau der Windenergieanlage. Alle Anlagenteile werden einer kontrollierten Entsorgung bzw. einem weitestgehenden Recyc- ling zugeführt. Damit werden der landschaftliche Ursprungszustand wiederhergestellt und künf- tige Gefahren bzw. Belästigungen für die Umgebung und die Nachbarschaft vermieden.

Als erstes erfolgt die Demontage der Hauptkomponenten Rotorblätter mit Nabe, Maschinen- haus und Stahlrohrturm. Dafür werden ein entsprechender Kran sowie fachkundiges Personal eingesetzt. Die Demontagearbeiten einschließlich der Baustellen- und Transportvorbereitung sowie der Fundamententsorgung erstrecken sich je nach Anlagentyp auf einen Zeitraum von drei bis fünf Werktagen.

Bei der Fundamententsorgung wird der Fundamentsockel gesprengt, um die Komponenten zu zerlegen. Die Materialien werden daraufhin getrennt und fachgerecht entsorgt. Die bei der In- stallation eventuell in die Erde gerammten Betonpfähle verbleiben nach der Demontage im Bo- den, nach Auffüllung und Verdichtung der Grube mit Mutterboden kann eine landwirtschaftliche Nutzung bzw. Bepflanzung stattfinden. Die Kranstellfläche, Verkabelung und Zuwegung werden ebenfalls entfernt und der Ursprungszustand wiederhergestellt.

Die entstandenen Recyclingmaterialien (Stahl-, Alteisen- und Kupferschrott) werden nach gro- ber Zerkleinerung und nach Art getrennt bei einem Fachbetrieb entsorgt, der auf die Entsorgung von Recyclingmaterialien spezialisiert ist. Alle Betriebsmittel (Öle, Fette etc.) werden getrennt und durch autorisierte Betriebe umweltgerecht entsorgt.

Das Schaltanlagenmodul der WEA enthält Schwefelhexafluorid (SF6), ein besonders starkes Treibhausgas, das nicht in die Atmosphäre gelangen darf. Das SF6-Gas wird bei einem Aus- tausch während des Betriebs sowie bei der Stilllegung der Windenergieanlage vom technischen Servicepersonal aufgefangen.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 67 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

4.6 Vorsorge- und Notfallmaßnahmen

Aus Gründen der Anlagen- und Betriebssicherheit liegen für die Windkraftanlagen der Firma Vestas umfangreiche Unterlagen zum Arbeitsschutz und zur Sicherheit beim Umgang mit den Anlagen vor, so z. B.:

Dokument: "Allgemeine Angaben zum Arbeitsschutz. Restricted Dokument Nr.: 0040-0191 V02. 2016-03-10". Mit den Themen Wartung bzw. Störungsbehebung.

Dokument: "Vestas Arbeitsschutz. Gesundheit, Sicherheit und Umwelt. Handbuch, Dokumen- tennr.: 0059-0581. Januar 2016". Mit den Themen . Qualitäts-, Gesundheits-, Sicherheits-, und Umweltgrundsatz von Vestas . Notfallschutzplan und -maßnahmen, Krisenmanagement, Rettungspläne . Meldung von Zwischenfällen und Untersuchung . Brandschutz und Brandverhütung . Sicherheitsleitfaden, Risikobeurteilung / Arbeitssicherheitsanalyse . Organisation auf der Baustelle . Sicherheitssymbole in Windenergieanlagen und in der Dokumentation . Extreme Wetterbedingungen . Arbeiten unter Kälte- oder Frostbedingungen, Arbeiten bei hohen Temperaturen, Arbeiten unter sonnigen Bedingungen, Gewitter, Arbeiten in großen Höhen, Arbeiten außerhalb und innerhalb der Windenergieanlage . Persönliche Schutzausrüstung . Kontrolle gefährlicher Energie, Elektrische Sicherheit . Vorsichtsmaßnahmen für Arbeiten an Hochspannungssystemen . Umgang mit Chemikalien . Arbeiten mit Gefahrgut . Maschinenschutz . Werkzeug und Ausrüstung . Fahrzeuge und schwere Ausrüstung . Zulieferersicherheit . Baustelleneinweisung / Orientierung

Diese Dokumente sind in den Antragsunterlagen vollständig abgebildet.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 68 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

5. Landschaftspflegerische Konfliktanalyse

Mit §16 UVPG sind die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines Vorhabens auf die Schutzgüter zu beschreiben und zu bewerten. Dabei sind die zu erwartenden erheblichen nach- teiligen Umweltauswirkungen des Vorhabens unter Berücksichtigung des allgemeinen Kennt- nisstandes und der allgemein anerkannten Prüfungsmethoden darzustellen (§16 Abs.5 UVPG). Die Auswirkungen werden schutzgutbezogen beschrieben.

Als erheblich gilt eine Beeinträchtigung, wenn sie erkennbar, d. h. ohne aufwändige Untersu- chung, nachteilige Auswirkungen auf die einzelnen Faktoren des Naturhaushalts hat und folg- lich deren Funktionsfähigkeit wesentlich stört. Dies betrifft auch die Intensivierung vorhandener Nutzungen (Louis zit. in MLUV 2009).

5.1 Beeinträchtigung des Schutzguts Mensch

Erhebliche Auswirkungen für das Schutzgut Mensch betreffen die Wohnstandorte und die Erho- lungsflächen im näheren Umfeld der geplanten WEA-Standorte. Beeinträchtigungen für das Schutzgut kommen durch Geräuschimmissionen sowie durch Schattenwurf in Betracht. Betrof- fen sind die dabei Ortslagen von Albertshof und Thaerfelde sowie die offene Feldflur und die angrenzenden Waldflächen.

Gemäß WEA-Geräuschimmissionserlass des Landes Brandenburg (MUGV 2014) ist bei der Genehmigung von Windkraftanlagen vom Antragsteller eine Geräuschimmissionsprognose vorzulegen. Damit wird geprüft, ob die von den Anlagen ausgehenden Geräusche schädliche Umwelteinwirkungen für Menschen nach Nr. 3.2 TA Lärm (Einhaltung der Schutzpflicht) hervor- rufen können und ob Vorsorge gegen solche Einwirkungen getroffen werden müssen.

Die WEA-Schattenwurf-Leitlinie des Landes Brandenburg (MLUL 2015) dient der Ermittlung und Beurteilung optischer Immissionen, verursacht durch Lichtblitze sowie durch den bewegten, periodischen Schattenwurf des Rotors von Windenergieanlagen. Dabei werden Wohnräume, Schlafräume, Unterrichtsräume, Büroräume, Praxisräume und ähnliche Arbeitsräume sowie direkt an Gebäuden beginnende Außenflächen und bestimmte unbebaute Flächen als Immissi- onsorte betrachtet. Ziel ist es, dass vorgegebene Immissionsrichtwerte für die tägliche und für die jährliche Beschattungsdauer unterschritten werden.

Wohnen und Wohnumfeld

Die zu erwartenden akustischen und optischen Auswirkungen werden mittels eines Schal- limmissionsgutachtens sowie eines Schattenwurfgutachtens (Jetstream Bosse, Ing.-Büro für Windenergienutzung) geprüft und für die einzelnen Anträge dargelegt. Beeinträchtigungen wer- den erforderlichenfalls durch Abschaltzeiten oder Leistungsreduktion geregelt.

Erholung und Freizeit

Akustische und optische Auswirkungen sind auch für Erholungssuchende in der Region zu er- warten. Dies gilt für Spaziergänger, Wanderer, Radfahrer und Reiter in der Nähe des geplanten Windparkstandorte. Im Nahbereich wirken WEA durch ihre vertikale Ausprägung, durch Ver- schattung, durch die Rotorbewegung und durch die Geräuschimmissionen stark dominant, mit

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 69 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

zunehmender Entfernung werden die WEA dann nicht mehr als dominante Einzelelemente, sondern als Gruppe wahrgenommen, die sich in die Landschaft einfügen (vgl. Regionale Pla- nungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015).

Eine Vorbelastung des Gebiets besteht aufgrund des Bestands an Windkraftanlagen sowie mit der überregionale Leitungstrasse. Der Umweltbericht zum Regionalplan Uckermark-Barnim, Sachlicher Teilplan "Windnutzung, Rohstoffsicherung und -gewinnung" (Regionale Planungs- gemeinschaft Uckermark-Barnim 2015) schließt ebenso erhebliche Umweltauswirkungen von Erholungswäldern (Intensitätsstufe 1 und 2) aus. Es kann eingeschätzt werden, dass die ge- planten Anlagen eine vergleichsweise mittlere Beeinträchtigung auf Erholungssuchende bedeu- tet.

Gemäß Umweltbericht zum Regionalplan Uckermark-Barnim, Sachlicher Teilplan "Windnut- zung, Rohstoffsicherung und -gewinnung" beträgt die Schutzzone für die ausgewiesenen Wind- eignungsgebiete zu Wohnnutzungen 1.000 m, wobei 800 m als Tabuzone und die anschließen- den 200 m als Restriktionszone gelten. Diese Zonen wurden in Vorsorge höherer Windenergie- anlagen gewählt und tragen dem besonderen Schutz der menschlichen Gesundheit Rechnung (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015).

Die 800 m-Tabuzone wird zu den nächstgelegenen Wohngebieten für alle geplanten Anlagen WEA 01-10 eingehalten. Gemäß Umweltbericht zum Regionalplan sind voraussichtlich keine erheblichen Auswirkungen für die Mensch und ihre Gesundheit sowie auf die Erholungs- und Freizeitfunktion des wohnungsnahen Umfeldes zu erwarten.

5.2 Beeinträchtigung des Schutzguts Tiere und Pflanzen

Für das Schutzgut sind durch die Planung Auswirkungen insbesondere auf bedrohte bzw. ge- fährdete und auf störungssensible Arten zu erwarten. Die Beeinträchtigungen können durch Vergrämung, Barriereeffekt, Habitatsverluste, Kollisionsgefahr entstehen. Störungssensible Arten können die Windkraftanlagen und deren Umgebung aufgrund der Rotorgeräusche, der veränderten Luftströme und dem Verlust von Habitats- und Nahrungsflächen meiden (vgl. Regi- onale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015).

Der besondere Artenschutz nach Abschnitt 3 BNatSchG gibt mit § 44 Abs. 1 folgende Zugriffs- verbote vor: "Es ist verboten, 1. wildlebenden Tieren der besonders geschützte Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu ver- letzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschä- digen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und die europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeit erheblich zu stören; ei- ne erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lo- kalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- und Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören."

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 70 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Nach § 44 Abs. 5 BNatSchG liegt bei zulässigen Eingriffen in Natur und Landschaft sowie bei zulässigen Bauvorhaben bei den betroffenen Tierarten des Anhang IV der FFH-RL und den betroffenen europäischen Vogelarten ein Verstoß gegen die Verbote des Absatzes 1 Nr. 3 (und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen auch gegen das Verbot Nr. 1) dann nicht vor, soweit die ökologische Funktion der von dem Eingriff oder Vorhaben be- troffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Soweit erforderlich können hierzu auch artspezifische Vermeidungs- und vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit festgesetzt werden.

5.2.1 Avifauna

Alle europäischen Vogelarten gehören nach § 7 Abs. 13 BNatSchG zu den besonders ge- schützten Arten, woraus sich die in § 44 BNatSchG aufgeführten Vorschriften für besonders geschützte Tierarten ergeben (siehe oben).

Großvögel

Innerhalb des 300 m Umfelds liegt südwestlich von WEA 01 ein Horst des Mäusebussards, drei weitere befinden sich im 1.000 m-Radius um WEA 05 und 06/07. Der Baumfalke brütete 2016 in einem Kunsthorst in einem Hochspannungsmast nördlich des geplanten WEA 04.

Ca. 1.400 m östlich der geplanten WEA 05 befand sich 2016 ein bebrüteter Horst des Rotmi- lans. Im 1.000 m-Umkreis um die geplanten WEA-Standorte sind weiterhin mehrere Nisthilfen für die Arten Turmfalke und Waldkauz sowie vier Nester des Kolkraben vorhanden.

Der Brutplatz des Weißstorches in der Ortschaft Willmersdorf liegt außerhalb des 1.000 m- Radius der geplanten WEA-Standorte. Die Art nutzt das Gebiet regelmäßig zur Nahrungssuche.

Direkte Brutplatzverluste der Großvögel erfolgen nicht.

Zug- und Rastvögel

Gänse und Kraniche wurden ausschließlich das Gebiet überfliegend beobachtet. Schlaf- oder Rastplätze sind im Gebiet nicht bekannt.

Brutvögel

Im Bereich der geplanten WEA-Standorte wurden keine Brutplätze von Singvogelarten gefun- den. In den angrenzenden Gehölzstrukturen finden sich Baum-, Busch- und Höhlenbrüter. Di- rekte Brutplatzverluste der Singvögel sind nur zu erwarten, sofern Gehölzstrukturen im Rahmen der Baumaßnahmen beseitigt werden.

Bewertung

Die in Anlage 1 des Erlasses zur Beachtung naturschutzfachlicher Belange bei der Ausweisung von Windeignungsgebieten und bei der Genehmigung von Windenergieanlagen (MUGV 2011) benannten Tierökologischen Abstandskriterien werden für keine der erfassten Arten bzw. Ar- tengruppen unterschritten.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 71 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Der Schutzbereich für den Weißstorch wird eingehalten. Schlafplätze und Tabubereiche der Nordischen Gänse und Kraniche sind nicht in den ausgewiesenen 5 bzw. 10 km-Abständen vorhanden.

Vom Gutachter wird eingeschätzt, dass das Vogelschlagrisiko durch die geplanten WEA gering ist. Die Anzahl an Windenergieanlagen verunglückter Vögel ist im Ergebnis von Untersuchun- gen relativ gering. Teilweise wird auch ein Meideverhalten beobachtet, wie z. B. bei den ge- nannten Zug- und Rastvögeln, die offensichtlich die Windparks gut wahrnehmen und auswei- chen können (vgl. SCHARON 2016). Klein- bzw. Singvogelarten sind kaum vom Vogelschlag betroffen, da ihre Flughöhe unterhalb der Rotorblätter liegt (vgl. Regionale Planungsgemein- schaft Uckermark-Barnim 2015).

Besonders vogelschlaggefährdet sind die Greifvogelarten Mäusebussard, Rotmilan und Seead- ler durch Anflüge an WEA. Von 140 mit WEA kollidierten Greifvögeln waren 43 % Rotmilane und 27 % Mäusebussarde. Für beide Arten bestehen Brutnachweise im näheren und weiteren Umfeld (vgl. SCHARON 2016).

Im Zuge der Baumaßnahmen können Brutstandorte der Gehölzbrüter und Bodenbrüter in un- mittelbarer Nähe zu den WEA-Standorten durch Bebauung oder durch die baubedingte Beseiti- gung von Gehölzbewuchs betroffen sein. Sofern diese Gehölze Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten der Artengruppe aufweisen, kann ein erheblicher Eingriff in den besonderen Artenschutz entstehen (Gebot des Schutzes der Fortpflanzungs- und Ruhestätten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG).

5.2.2 Fledermäuse

Für Fledermäuse bestehen folgende potenziellen Auswirkungen durch WEA: Kollision, Barriere- wirkung und Verlust von Lebensräumen bzw. Jagdhabitaten. Alle im Untersuchungsgebiet vor- kommenden Fledermausarten weisen einen hohen Schutzstatus auf (vgl. TEIGE 2016):

Besonders geschützte Arten nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG − Arten der Anhänge A und B der EG-Verordnung Nr. 338/97 (EU-ArtSchVO) − Arten der Anlage I Spalte 2 der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchVO) − Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie − Europäische Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (V-RL) = davon im Untersuchungsgebiet vorkommend: alle nachgewiesenen Fledermausarten

Streng geschützte Arten nach § 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG − Arten des Anhang A der EG-Verordnung Nr. 338/97 (EU-ArtSchVO) − Arten der Anlage I Spalte 3 der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchVO) − Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie = davon im Untersuchungsgebiet vorkommend: alle nachgewiesenen Fledermausarten

Prioritäre Arten - Arten, für deren Erhaltung der Gemeinschaft eine besondere Verantwortung zukommt (Arti- kel 1h der FFH-RL) und die im Anhang II der FFH-RL mit einem * gekennzeichnet sind. = davon im Untersuchungsgebiet vorkommend: Anhang IV: alle Arten Anhang II: Mausohr und Mopsfledermaus

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 72 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Im Ergebnis der Untersuchungen weisen diejenigen geplanten WEA ein erhöhtes Konfliktpoten- zial auf, deren Standorte innerhalb des 200 m-Wirkungsbereichs (bei einem definierten Rotor- durchmesser von 114 m) von für Fledermäuse wichtigen Strukturen (Waldränder, Gehölzreihen) vorgesehen sind. Die geplanten WEA 02, 03 und 08-10 liegen mit ihren 200 m-Wirkbereichen in Flächen, die eine nur geringe bis mittlere Bedeutung für die nachgewiesenen Fledermausarten aufweisen. Sie sind daher mit einer geringen bis mittleren Beeinträchtigung für die betroffenen Arten zu bewerten (vgl. TEIGE 2016).

Für die geplanten WEA 01, 04, 05, 06 und 07 sind die zu erwartenden Beeinträchtigungen wie folgt zu bewerten (vgl. TEIGE 2016).

WEA 01: Lage mit dem definierten Wirkraum von 200 m im Bereich des Referenzraums RBC1, der in der Bewertung in die Kategorie 3 "mittlere Bedeutung" / "mittlere Be- einträchtigung" eingestuft worden ist. Die temporär auftretenden hohen Aktivitäten, insbesondere im August und September, lassen auf ein erhöhtes Jagdverhalten in diesem Bereich der Waldränder schließen. Es besteht die Gefahr einer signifikanten Erhöhung des Kollisionsrisikos (Schädigungsverbot gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG). Der Abstand zur Waldkante beträgt weniger als 200 m. Empfehlung: Abrücken der WEA auf einen Abstand über 200 m zur Waldkante.

WEA 04: Lage mit dem definierten Wirkraum von 200 m im Bereich des Referenzraums RBC5, der in Bewertung in die Kategorie 3 "mittlere Bedeutung" / "mittlere Beein- trächtigung" eingestuft worden ist. Der Abstand zur Baumreihe (West-Ost-Richtung) beträgt weniger als 200 m. Empfehlung: Abrücken der WEA auf einen Abstand über 200 m zur Baumreihe.

WEA 05: Lage mit dem definierten Wirkraum von 200 m im Bereich des Referenzraums RBC4, der in Bewertung in die Kategorie 4 "hohe Bedeutung" / "hohe Beeinträchti- gung" der besonders schlaggefährdeten Fledermausarten (Abendsegler, Klein- abendsegler, Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus und Zweifarbfledermaus) ein- gestuft worden ist. Die Einstufung erfolgte aufgrund der hohen bis sehr hohen Aktivi- täten im Juli und August. Der Abstand zur Waldkante beträgt weniger als 200 m. Empfehlung: Abrücken der WEA auf einen Abstand über 200 m zur Waldkante.

WEA 06 und 07: Lage mit dem definierten Wirkraum von 200 m im Bereich des Referenzraums RBC2, der in Bewertung in die Kategorie 4 "hohe Bedeutung" / "hohe Beeinträchti- gung" der besonders schlaggefährdeten Fledermausarten (Abendsegler, Klein- abendsegler, Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus und Zweifarbfledermaus) ein- gestuft worden ist. Die Einstufung erfolgte aufgrund der hohen bis sehr hohen Aktivi- täten im Juli und August. Bedeutend ist hier die durch Wald umschlossene Offenflä- che (Brache, Wiese) als Jagdgebiet. Der Abstand zur Waldkante beträgt weniger als 200 m. Empfehlung: Abrücken der WEA auf einen Abstand über 200 m zur Waldkante.

Konfliktbereiche ergeben sich somit für die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Waldrandbe- reiche zuzüglich eines 200 m breiten Gürtels entlang dieser Ränder (WEA 01, 05, 06, 07).

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 73 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Grund für die Einstufung sind die teilweise hohe Aktivitäten in den Randzonen des Waldes und die Fledermausquartiere im Wald. Konfliktträchtig sind auch die hauptsächlich von West nach Ost führenden Baum- und Heckenstrukturen, die als Transferweg in und zwischen den Jagdge- bieten genutzt werden (WEA 04).

Folgende baubedingte Beeinträchtigungen sind zu erwarten: . Temporäre Beeinträchtigungen während der Bauphase durch Flächeninanspruchnahme (Versiegelung für Fundamente der WEA, Verlust und Zerschneidung von Strukturen wie z. B. Waldgebiete, Hecken- bzw. Baumreihen), Errichtung von Nebenanlagen (Stellplätze Kran, Container), Zuwegungen und Lagerflächen. . Gefahr der Beeinträchtigung durch den Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten sowie von Transfer- und Jagdgebieten. Erheblich sind solche Störungen, wenn wichtige Nahrungs- flächen, die von Fledermäusen insbesondere zur Wochenstubenzeit aufgesucht werden, nicht mehr oder nur noch unzureichend genutzt werden können.

Folgende anlage- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht auszuschließen: . Mögliche Lockwirkungen der WEA auf Fledermäuse. . Tötung von Individuen durch Kollision oder "Barotrauma".

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen von Nahrungshabitaten im Sinne von (maßgeblichen) Flächenverlusten oder Nahrungsverknappung sind ebenso nicht zu erwarten.

Im Ergebnis kommt TEIGE (2016) zu der Aussage, dass bei Planungen von WEA-Standorten außerhalb von Waldgebieten keine Schädigungs- und Störungsverbote des besonderen Arten- schutzes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1+2 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG zu prognostizieren sind. Das Ein- treten von Tatbeständen nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 (Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) kann durch geeignete Maßnahmen vermieden werden.

Ausschlusskriterien nach den Tierökologischen Abstandskriterien des Landes Brandenburg (MUGV 2011) ergeben sich nicht.

5.2.3 Zauneidechsen

Die Standorte der geplanten WEA befinden sich nachweislich nicht auf von Zauneidechsen besiedelten Flächen. Eine bau-, anlage- oder betriebsbedingte Betroffenheit der Art liegt daher nicht vor.

5.2.4 Biotope

Pflanzen und Biotope können bau- und anlagebedingt dauerhaft oder temporär überbaut oder überformt werden. Betroffene Flächen sind nicht nur die Standorte der WEA selbst, sondern auch alle Nebenflächen und Zuwegungen.

Die Standorte der geplanten WEA befinden sich mit Ausnahme von WEA 06 und 07 auf genutz- tem und artenverarmtem Ackerland, welches aus naturschutzfachlicher Sicht eine nur geringe Bedeutung besitzt. Die Standorte von WEA 06 und 07 befinden im Bereich einer Ackerbrachflä-

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 74 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

che bzw. eines Waldrands mit einem hohen Biotopwert. Stellenweise finden sich hier nach § 30 BNatSchG bzw. § 18 BbgNatSchAG geschützte Sandtrockenrasenbereiche (05121) mit einem Bestand der nach BArtSchV geschützten Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium). Bei einer Bebauung des größten Teils der Trockenrasenflächen ist ihr Fortbestand nicht mehr gewähr- leistet. Aufgrund des Schutzstatus der Trockenrasenflächen sowie der Sand-Strohblume sind Handlungen, die zu einer erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigung dieser Biotope führen, grundsätzlich unzulässig (vgl. HALFMANN & ROTHE 2016).

Die Zufahrt zu den beiden WEA 06 und 07 erfolgt entlang einer Hecke sowie anschließend durch eine geschlossene Waldfläche. Beide WEA-Standorte liegen direkt am Waldrand bzw. unmittelbar dahinter.

Die Zufahrt zu WEA 03 ist innerhalb einer Allee (mehr oder weniger geschlossen und in gesun- dem Zustand, überwiegend nichtheimische Baumarten - Robinien, Spitz- und Eschenahorn) angeordnet. Diese ist gemäß § 17 BbgNatSchAG mit Bezug auf § 29 BNatSchG geschützt, so dass deren Beseitigung oder erhebliche Beschädigung unzulässig ist (vgl. HALFMANN & ROTHE 2016).

Für alle übrigen WEA-Standorte, deren Nebenflächen und Zufahrten werden ausschließlich Ackerflächen in Anspruch genommen.

Tab. 15: Betroffene wertvolle Biotopstrukturen

Betroffene Biotope WEA Bebauung dauerhaft Bebauung Betroffene temporär Fläche ge- samt vollvers. teilvers. teilversiegelt 05121 Sandtrockenrasen (§) 06, 07 190 m² 1.027 m² 1.357 m² 2.574 m² 0714122 Alleen, mehr oder weniger geschlossen und in gesundem Zustand, über- 03 0 lfm 58 lfm 12 lfm 70 lfm wiegend nichtheimische Baumarten, mittleres Alter > 10 Jahre (§) 09144 Ackerbrachen auf 06, 07 0 m² 1.675 m² 3.833 m² 5.508 m² Sandboden 08480021 Spättraubenkir- 07 412 m² 516 m² 96 m² 1.024 m² schen-Kiefernforst 08680421 Spättraubenkir- schen-Kiefernforst mit Robi- 06 210 m² 1.784 m² 96 m² 2.090 m² nien (Nebenbaumart)

Die Beanspruchung geschützter Biotopflächen (hier Sandtrockenrasen und Allee) bedarf einer Befreiung nach § 67 Abs. 1 BNatSchG. Danach kann auf Antrag eine Befreiung von den Gebo- ten und Verboten gewährt werden, wenn  "dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozia- ler und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder  die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege ver- einbar ist." (§ 67 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG).

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 75 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

5.3 Beeinträchtigung des Schutzguts Boden

Mit dem Planvorhaben werden Flächen anlagebedingt dauerhaft neu versiegelt und baubedingt temporär in Anspruch genommen. Dauerhafte Bodenversiegelungen erfolgen durch die Fun- damente der WEA sowie durch die Trafostellflächen, dauerhafte Teilversiegelungen verursa- chen die Kranaufstellflächen und die Zufahrten zu den WEA. Temporär wird der Boden vor al- lem durch Montage- und Ablageflächen beansprucht. Die Verlegung der Erdkabel erfolgt mittels Kabelpflug, eine zusätzliche Beeinträchtigung im Vergleich zum Bestand (bewirtschaftete Ackerflächen) ist somit nicht gegeben.

Es sind ausschließlich sickerwasserbestimmte Tieflehme und Sande mit Bodenzahlen von überwiegend 30-50 und verbreitet <30 betroffen.

Für das Schutzgut bedeutet die Versiegelung bzw. Überbauung eine Beeinträchtigung von Bo- denflächen als Lebensraum von Tieren und Pflanzen, eine Veränderung der gewachsenen Bo- denhorizontierung und der Bodenfunktionen sowie des Bodenwasserhaushalts und der Boden- strukturen. Es sind fast ausschließlich intensiv genutzte Flächen betroffen.

Die Aufteilung der Flächenversiegelungen wird in Tabelle 16 für das gesamte Vorhaben, in den Tabellen 16.1 bis 16.4 für die einzelnen Anträge dargestellt.

Tab. 16: Flächeninanspruchnahme des Gesamtvorhabens WEA 01-10 (vgl. Tab. 4)

Bestandteile WEA 01-10 gesamt Vollversiegelung Teilversiegelung Teilversiegelung dauerhaft dauerhaft temporär Fundament (Sockel) WEA 3.873,56 m² Trafostellfläche und Nebenbereich 273,60 m² Kranstellfläche, Zufahrt 27.953,48 m² Kran- / Auslegermontage- und 34.701,64 m² Ablagefläche und Hilfskran Lagerfläche Rotorblätter 1.799,77 m² Kurvenbereichsausbau 1.087,03 m² Summen 4.147,16 m² 27.953,48 m² 37.588,44 m²

Die dauerhafte Bodenversiegelung (voll- und teilversiegelt) beträgt insgesamt 32.100,64 m² (durchschnittlich je WEA 3.210 m²), die temporäre Teilversiegelung 37.588,44 m² (durchschnitt- lich je WEA 3.759 m²). Insgesamt werden etwa 6,97 ha Flächen in Anspruch genommen, je WEA im Durchschnitt somit 0,697 ha. Für die Anträge 1-4 ist die geplante Versiegelung wie folgt vorgesehen (Angaben gemäß Windplan Bosse GmbH):

Tab. 16.1: Flächeninanspruchnahme Antrag 1 (WEA 05, vgl. Tab. 4.1)

Bestandteil WEA 05 Vollversiegelung Teilversiegelung Teilversiegelung dauerhaft dauerhaft temporär Fundamentfläche WEA ca. Ø 24 m 452,39 m² Trafostellfläche und Nebenbereich 27,36 m² Kranstellfläche, Zufahrt 4.596,65 m²

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 76 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Kran- / Auslegermontage- und 4.576,78 m² Ablagefläche und Hilfskran Lagerfläche Rotorblätter 180,00 m² Kurvenbereichsausbau 224,16 m² Summen 479,75 m² 4.596,65 m² 4.980,94 m²

Tab. 16.2: Flächeninanspruchnahme Antrag 2 (WEA 02, 03, 04, 09 +10, vgl. Tab. 4.2-4.6)

Bestandteile WEA 02, 03, 04, 09 Vollversiegelung Teilversiegelung Teilversiegelung und 10 dauerhaft dauerhaft temporär Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 1.900,65 m² Trafostellfläche und Nebenbereich 136,80 m² Kranstellfläche, Zufahrt 14.266,88 m² Kran- / Auslegermontage- und 17.682,43 m² Ablagefläche und Hilfskran Lagerfläche Rotorblätter 899,77 m² Kurvenbereichsausbau 634,10 m² Summen 2.037,45 m² 14.266,88 m² 19.216,30 m²

Tab. 16.3: Flächeninanspruchnahme Antrag 3 (WEA 06+07, vgl. Tab. 4.7+4.8)

Bestandteile WEA 06+07 Vollversiegelung Teilversiegelung Teilversiegelung dauerhaft dauerhaft temporär Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 760,26 m² Trafostellfläche und Nebenbereich 54,72 m² Kranstellfläche, Zufahrt 4.849,83 m² Kran- / Auslegermontage- und 4.812,06 m² Ablagefläche Kranstellflächen Hilfskran 192,00 m² Lagerfläche Rotorblätter 360,00 m² Kurvenbereichsausbau 117,55 m² Summen 814,98 m² 4.849,83 m² 5.481,61 m²

Tab. 16.4: Flächeninanspruchnahme Antrag 4 (WEA 01+08, vgl. Tab. 4.9+4.10)

Bestandteile WEA 01+08 Vollversiegelung Teilversiegelung Teilversiegelung dauerhaft dauerhaft temporär Fundamentfläche WEA ca. Ø 22 m 760,26 m² Trafostellfläche und Nebenbereich 54,72 m² Kranstellfläche, Zufahrt 4.240,12 m² Kran- / Auslegermontage- und 7.246,37 m² Ablagefläche und Hilfskran Kranstellflächen Hilfskran 192,00 m²

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 77 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Lagerfläche Rotorblätter 360,00 m² Kurvenbereichsausbau 111,22 m² Summen 814,98 m² 4.240,12 m² 7.909,59 m²

5.4 Beeinträchtigung des Schutzguts Wasser

Mit dem Planvorhaben ist kein Oberflächengewässer betroffen. Alle vorhandenen Sölle oder Gräben weisen ausreichende Abstände zu den geplanten WEA-Standorten bzw. zu den Zufahr- ten oder sonstigen Nebenflächen auf.

Die Neuversiegelung von Böden bedeutet potenziell eine Verringerung der Grundwasserzufüh- rung, da Niederschlagswasser aufgefangen und abgeleitet wird. Im vorliegenden Fall betrifft die Bebauung und Flächenversiegelung offene Ackerflächen und wird zum großen Teil als Teilver- siegelung ausgeführt (Schotterflächen). Es werden keine großen zusammenhängende Flächen versiegelt, so dass das Niederschlagswasser weiterhin an Ort und Stelle seitlich in den Boden versickern kann. Die Abflussmengen bleiben im Wesentlichen gleich, somit auch die Menge des Sickerwassers für die Grundwasserneubildung.

Das Grundwasser weist ausreichend Abstände zur Oberfläche auf, so dass keine baubedingte Grundwasserhaltung zu erwarten ist.

Trinkwasserschutzzonen sind vom Vorhaben nicht betroffen.

5.5 Beeinträchtigung des Schutzguts Klima / Luft

Für das Schutzgut Klima bedeutet eine Versiegelung von Flächen potenziell eine Verminderung der klimatischen Potenziale des Freiland-Klimatops und eine Veränderung in Richtung Sied- lungs-Klimatope (extremere Tages- und Jahresgängen in Temperatur und Luftfeuchte, stärkere Aufheizung bei Sonneneinstrahlung, eingeschränkte nächtliche Abkühlung).

Das vorliegende Planvorhaben wird nicht flächenhaft ausgeführt, die geplanten Zufahrten sind linear und relativ schmal. Die Fundamente der WEA-Standorte werden zum großen Teil abge- deckt und begrünt, die teilversiegelten Flächen werden als Schotterflächen ausgeführt. Bis auf Teilflächen an den Standorten der WEA 06, 07 und im Zufahrtsbereich von WEA 09 und 10 werden keine Gehölze beseitigt.

Erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgut (Meso- und Mikroklima) sind somit nicht zu erwar- ten. Für das überregionale Klima bedeuten Windkraftanlagen eine Verbesserung der Luftquali- tät, da sie aus natürlichen Ressourcen Strom gewinnen und somit den Anteil umweltschädigen- der Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen reduzieren.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 78 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

5.6 Beeinträchtigung des Schutzguts Landschaftsbild

Als mastartige Bauten besitzen Windkraftanlagen eine weitreichende visuelle Wirkung und ge- hören, ähnlich Strommasten und Hochspannungsleitungen, inzwischen zur modernen Kultur- landschaft. In großräumigen Landschaften mit hoher Sichttransparenz ist die Sichtweite der Anlagen größer als in Wechsellandschaften mit Wäldern, Gehölzstrukturen und bewegtem Ge- lände. Mit zunehmender Entfernung zu einem WEA-Standort nimmt die optische Wirkung ab, die Sichtweiten können bis zu 20 km betragen. Eine Erheblichkeit der Beeinträchtigungen durch WEA tritt dann auf, wenn grundlegende Funktionen landschaftsästhetischer Bedürfnisse behin- dert werden, verloren gehen oder das Natur-Kultur-Verhältnis insgesamt gestört wird (vgl. Regi- onale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015).

Durch die durch die Energiewende verursachte Entwicklung zu großräumigen Energieland- schaften erfolgt gegenwärtig eine technische Neugestaltung von Landschafts- und Kulturräu- men. Dies betrifft auch das Eignungsgebiet WEG 48 "Willmersdorf-Tempelfelde", in welchem das vorliegende Vorhaben liegt. Es befindet sich innerhalb eines Landschaftsraums in unmittel- barer Nähe zum Naturpark Barnim und weiteren hochwertigen Landschaftsräumen, selbst weist es wenige hochwertige Landschaftsbildqualitäten auf. Der unmittelbar betroffene Raum ist durch seine technische Vorprägung (vorhandene und geplante Windkraftanlagen, überregionale Leitungstrasse), seiner überschaubaren naturräumlichen Ausstattung (großflächige einförmige Ackerflächen), seinem relativ geringen Erholungs- und Erlebnispotenzial sowie den raumglie- dernden Waldflächen geprägt (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015). Durch diese Waldflächen kommt es in der Mittelzone und der weiteren Fernzone (ab 1.500 m Abstand) zur Sichtverschattung, d. h. zur Verdeckung der Windkraftanlagen, so nach Norden, Westen und Osten).

Vom Planvorhaben betroffen sind im Wesentlichen die Nah- und Mittelzone der offenen Acker- landschaft sowie der angrenzenden Offenland-Wald-Mosaike. Die übrigen hochwertigen Land- schaftsbildeinheiten bis zur 10 km-Fernzone (Wald- und Seenlandschaft, forstlich geprägte Landschaft sowie Niedermoorrinne) besitzen eine geringe bis sehr geringe Sichttransparenz (flächige Waldbestände), die WEA sind insofern ausreichend abgeschirmt.

Die Beeinträchtigungen der beiden vom Vorhaben betroffenen Landschaftsbildeinheiten können wie folgt bewertet werden.

Tab. 17: Einschätzung der Veränderung durch die Ausweisung des Eignungsgebiets Wind- energienutzung (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015)

Landschafts- Vielfalt Naturnähe Erhaltung Ästhetischer Visuelle Emp- bildeinheit der Eigenart Eigenwert findlichkeit wellige offene A gering A mittel A mittel A mittel hoch Ackerlandschaft Pl gering Pl gering- Pl mittel Pl mittel mittel Offenland- A gering-mittel A mittel A mittel V mittel gering-mittel Wald-Mosaik Pl gering-mittel Pl gering- Pl gering- Pl mittel mittel mittel

A: Ausgangszustand des Raums (vgl. Tab. 13) Pl: Prognostizierter Zustand mit der Planungsausweisung Eignungsgebiet Windenergienutzung (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015)

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 79 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

5.7 Beeinträchtigung des Schutzguts kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter

Im Bereich der geplanten WEA-Standorte sowie der Zufahrten und Nebenflächen ist kein kultu- relles Erbe und sonstige Sachgüter (Boden- und Baudenkmale) bekannt. Erhebliche Beein- trächtigungen des Schutzguts sind nicht zu erwarten.

5.8 Auswirkungen auf Schutzgebiete und -objekte von Natura 2000 und nach BNatSchG

Schutzgebiete nach Naturschutzrecht sind vom Vorhaben nicht direkt betroffen. Die ausgewie- senen nationalen und internationalen Schutzgebiete nach Naturschutzrecht weisen ausreichen- de Abstände zu den geplanten WEA-Standorten auf, so dass die jeweiligen Schutzgebietsinhal- te nicht betroffen sind.

Das FFH-Gebiet Börnicke reicht in den 3 km-Radius der geplanten WEA hinein (vgl. Abb. 1), die in diesem Gebiet hauptsächlich geschützten Arten sind Rotbauchunke und Kammmolch. Weiterhin tangiert der 3 km-Umkreis den Naturpark Barnim (vgl. Abb. 3), eine Betroffenheit des Schutzzweckes ist hier auch nicht zu erwarten.

5.9 Wechselwirkungen

Mit § 2 Abs. 1 Nr. 4 UVPG sind die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines Vorha- bens sowohl auf die Schutzgüter als auch auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgü- tern zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten.

Da die natürliche Umwelt ein Komplex aus Ursachen, Wirkungen, Folge- und Rückwirkungen ist, sollen die Wechselwirkungen die Wirkungsverläufe von . verursachendem Nutzungsanspruch, . ausgelöstem Wirkfaktor und . davon betroffenen Nutzungsansprüchen bzw. Naturraumpotenzialen (= Verursacher - Wirkung – Betroffener - Folgewirkung) erfassen. Die Veränderung eines Nut- zungsanspruchs kann aber auch Rückwirkungen verursachen, so dass Wechselwirkungen zwi- schen Nutzungsansprüchen entstehen.

Mit der Errichtung und dem Betrieb von Windkraftanlagen sind Auswirkungen auf fast alle Schutzgüter zu erwarten, wobei erhebliche Beeinträchtigungen besonders für den Menschen und seine Gesundheit, für die Lebensräume der Avifauna und Fledermausarten sowie die Landschaft mit ihrer ästhetischen und Erholungsfunktion auftreten können. Erheblich sind die Beeinträchtigungen, wenn die gesamten Auswirkungen der Anlagen eine nachhaltige Verände- rung der Funktionstüchtigkeit des Natur- und Landschaftshaushaltes nach sich ziehen. In Berei- chen mit technischen Vorprägungen und bestehenden Beeinträchtigungen der komplexen Wir- kungsgefüge der Schutzgüter dürfen kumulative Effekte nicht zu einer erheblichen Verschlech- terung des Gebietszustands führen (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim 2015).

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 80 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Tab. 18: Potenzielle Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Nutzungsanspruch, Primärwirkungen auf die Folgewirkungen auf die (Wirkfaktoren) Schutzgüter Schutzgüter Errichtung und Betrieb von Mensch: Beeinträchtigung - 10 WEA der Wohn- und Erholungs- (Flächenversiegelung, nutzung Überbauung, Beseitigung Tiere und Pflanzen: Zer- Mensch: Verlust von Erholungsflächen, von Pflanzenbewuchs, schneidung und Reduzie- Einschränkung der Erholungswirksamkeit Schall- und Lichtemissio- rung von Biotopflächen, Klima / Luft: Veränderung des Mikroklimas Gehölzbeseitigung, Barriere- nen, Schattenwurf) Landschaftsbild: Veränderung und Techni- und Fallenwirkung sierung der Landschaft Boden: Verlust von offenen Mensch: Verlust von Erholungsflächen Bodenflächen, Veränderung Tiere und Pflanzen: Einschränkung von der Bodenstrukturen Lebens- und Nahrungsräumen Klima / Luft: Veränderung des Mikroklimas Wasser: Veränderung des Bodenwasser- haushalts Wasser: Reduzierung der Tiere und Pflanzen: Veränderung bzw. Grundwasserneubildung Verlust von Lebensräumen, Veränderung der Vegetation Boden: Veränderung des Bodengefüges Klima / Luft: Veränderung des Mikroklimas Klima / Luft: Veränderung Mensch: Belastung durch Aufheizung von des regionalen Klimas Flächen und geringere Luftfeuchte Tiere und Pflanzen: Veränderung von Vegetationsstandorten und von Lebens- und Nahrungsräumen Landschaftsbild: Technisie- Mensch: Verlust von Erholungsflächen, rung und Beeinträchtigung Einschränkung der Erholungswirksamkeit der Landschaftsbildqualitä- Tiere und Pflanzen: Barriere- und Fallen- ten wirkung Klima / Luft: Veränderung des Mikroklimas

Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass die Folge- bzw. Wechselwirkungen durch das Plan- vorhaben gering sind. Grund ist die Vorbelastung des Untersuchungsraums sowie die dadurch bedingten Einschränkungen der Schutzgüter.

Diese Bewertung wird durch den Umweltbericht zum Sachlichen Teilplan "Windnutzung, Roh- stoffsicherung und -gewinnung“ unterstrichen. Danach sind gemäß vorgegebenem Steckbrief des Windeignungsgebiets Nr. 48 bei möglichen Wechselwirkungen voraussichtlich keine erheb- liche Umweltauswirkung auf die Funktionsfähigkeit des Landschaftsraums, in dem das WEG 48 liegt, zu erwarten. Es wird eine nur geringe Betroffenheit der Schutzgüter prognostiziert, da die Ausweisung in einem relativ konfliktarmen, technisch vorgeprägten Raum erfolgt, es keine Kon- zentration von Planfestlegungen im Umkreis von ca. 5 km gibt und keine erheblichen kumulati- ven Beeinträchtigungen erwartet werden. Die Planfestlegung des Windeignungsgebiets erfolgt u. a. aufgrund der bereits errichteten WEA (vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark- Barnim 2015).

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5.10 Bilanzierung der landschaftspflegerischen Konflikte

Zusammengefasst liegen für die jeweiligen Schutzgüter folgende Konflikte vor:

Tab. 19: Schutzgutbezogene Zusammenfassung der Konfliktanalyse

Schutzgut Konflikt Zeitraum Beurteilung Menschen Geräuschimmissionen, Lichte- nutzungsbedingt erhebliche Beeinträchtigung missionen und Schattenwurf Tiere Lage der WEA-Standorte in der anlagebedingt keine erhebliche Beeinträchti- Nähe von Horsten von Großvo- gung, da Einhaltung der Tier- gelarten ökologischen Abstandskriterien Potenzielle Beseitigung von baubedingt erhebliche Beeinträchtigung bei Brutplätze von Baum-, Busch- Beseitigung von Fortpflan- oder Höhlenbrütern bei Beseiti- zungs- und Ruhestätten, Ver- gung von Gehölzstrukturen meidung oder artenschutzrecht- liche Befreiung notwendig Gefährdung der vogelschlagge- anlagebedingt erhebliche Beeinträchtigung fährdeten Mäusebussard, Rotmi- lan und Seeadler Beeinträchtigung von Fleder- baubedingt erhebliche Beeinträchtigung mäusen durch Flächenüberbau- ung und Vegetationsverluste Gefahr der Beeinträchtigung baubedingt erhebliche Beeinträchtigung durch den Verlust von Fortpflan- zungs- und Ruhestätten sowie von Transfer- und Jagdgebieten von Fledermäusen (WEA 01, 04, 05, 06, 07) Mögliche Lockwirkungen auf nutzungsbedingt erhebliche Beeinträchtigung Fledermäuse Tötung von Fledermäusen durch nutzungsbedingt erhebliche Beeinträchtigung Kollision oder "Barotrauma" Pflanzen und Beanspruchung geschützter bau- und anlage- erheblicher Eingriff, arten- Biotope Sandtrockenrasenflächen und bedingt schutzrechtliche Befreiung und der geschützten Sand- Ausgleichs- bzw. Ersatzmaß- Strohblume (WEA 06, 07) nahmen notwendig Beanspruchung von Gehölz- bau- und anlage- erheblicher Eingriff, Vermeidung und Waldflächen (WEA 06, 07) bedingt und / oder Ausgleichsmaßnah- men nach Landeswaldgesetz notwendig Beanspruchung einer geschütz- anlagebedingt erheblicher Eingriff, Befreiung ten Allee (WEA 03) und Ausgleichs- bzw. Ersatz- maßnahmen notwendig Aus- gleich nach notwendig Boden Überbauung durch Voll- und anlagebedingt erheblicher Eingriff, Ausgleichs- Teilversiegelung (alle WEA) bzw. Ersatzmaßnahmen not- wendig Wasser Reduzierung der Grundwasser- anlagebedingt keine erhebliche Beeinträchti- zuführung durch erhöhte Boden- gung, da geringfügig versiegelung

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Schutzgut Konflikt Zeitraum Beurteilung Klima Beeinträchtigung klimatischer anlagebedingt keine erhebliche Beeinträchti- Potenziale durch Baumfällungen gung, da geringfügig und Flächenversiegelung Landschaftsbild Mastartige Bauten in der Nah-, anlagebedingt erheblicher Eingriff, Ersatzzah- Mittel- und Fernzone gering- lungen gemäß Kompensations- hochempfindlicher Landschafts- erlass notwendig räume Kulturelles Keine Konflikte - - Erbe, Boden- und Baudenk- male

6. Vermeidung und Kompensation von Beeinträchtigungen

6.1 Landespflegerische Zielvorstellungen

Die naturräumlichen Zielsetzungen für Natur und Landschaft im Planungsraum der WEA erge- ben sich aus den übergeordneten Planwerken der Raum- sowie Landschaftsplanung (vgl. Punkt 1.5). Zusammengefasst sind sie wie folgt. . Erhalt, Pflege und Neuanlage von Alleen und Baumreihen an den Feldwegen. . Schutz, Pflege und Ergänzung vorhandener Baumreihen und Alleen in der Feldflur . Verbreiterung, Lückenschließung und Neuanlage von Hecken zur Strukturierung der Feld- flur. . Sicherung und Erweiterung der Laubwaldbereiche. . Förderung einer räumlichen Gliederung der Landschaft mit gebietstypischen Strukturele- menten. . Schaffung von Erosionsschutzmaßnahmen auf den winderosionsgefährdeten Ackerstandor- ten und Anlage von Gehölzen.

6.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung

Der Verursacher eines Eingriffs ist gemäß Naturschutzrecht verpflichtet "vermeidbare Beein- trächtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen" (§ 15 Abs. 1 BNatSchG). Eine Vermei- dung bedeutet in diesem Sinne die Ausweisung von zumutbaren Alternativen, um den mit dem Planvorhaben verfolgten Zweck mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft an Ort und Stelle zu erreichen.

Zur Vermeidung der Entstehung erheblicher Beeinträchtigungen bzw. zur Verminderung erheb- licher Auswirkungen sind folgende allgemeinen Maßnahmen für die Standort- und Materialaus- wahl vorgesehen bzw. werden in der Planung berücksichtigt: V1 Festlegung der WEA-Standorte innerhalb eines ausgewiesenen, regionalplanerisch und umweltrechtlich geklärten Eignungsgebiets mit bereits vorhandener technischer Infrastruk- tur (bestehende Windenergieanlagen und Hochspannungstrasse).

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V2 Die WEA-Standorte sind bis auf 2 Ausnahmen (WEA 06+07) auf intensiv bewirtschafteten Ackerflächen angeordnet. V3 Weitestgehende Vermeidung von Gehölzrodungen oder -fällungen durch Verwendung vorhandener Wegeinfrastruktur, durch eine geeignete Anordnung der Zufahrtsflächen und der Montage- und Lagerflächen auf Frei- bzw. Ackerflächen. V4 Einhaltung von Abständen zu Wohngebieten von mindestens 800 m (Tabuzone). V5 Verhinderung der Gefährdung von Fledermäusen im Bereich der Gondeln durch eine fle- dermaussichere Abdichtung. V6 Minderung von Lichtreflexionen durch einen matten lichtgrauen und reflexionsarmen An- strich der Türme.

Weitere Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen erfolgen im Rahmen der Bauausführung: V7 Die Baufeldfreimachung und Errichtung der WEA erfolgt außerhalb der Vogelbrutzeiten zwischen Ende September und Ende Februar des Folgejahres. Falls dies nicht möglich ist, erfolgt die Sicherung der Baufeldfreimachung durch eine ökologische Baubegleitung (Prüfung von möglichen Brutstätten von Gehölz- und Bodenbrütern sowie von Quartieren und Fortpflanzungsstätten von Fledermäusen im Bereich der Baustellen sowie Prüfung möglicher Fledermausaktivitäten). V8 Teilversiegelung der Kranstellflächen, der Zufahrtswege, der Ablage- und Lagerflächen mit einer Schottertragschicht. V9 Verlegung der Erdkabel entlang der Zufahrtswege (bereits beeinträchtigte Flächen). V10 Rückbau der nur für den Bau benötigten Flächen incl. Entsiegelung und Bodenauflocke- rung (Auslegermontage- und Ablagefläche für Haupt- und Hilfskran, Lagerfläche Rotor- blätter und Kurvenbereichsausbau).

Für den Betrieb der WEA sind folgende Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen eingeplant: V11 Vermeidung von tötungsbedingten Eingriffen in die Fledermausfauna im Bereich der wald- bzw. gehölznahen (Abstände geringer 200 m) WEA -Standorte 01, 04, 05, 06 und 07 durch Gondelmonitoring. Dies bedeutet Untersuchungen mittels Langzeitaufzeichnungs- geräten (z. B. Batcorder) im Gondelbereich und optional Kollisionsopfersuchen am Boden für den Zeitraum März bis Oktober (Untersuchungszeitraum mindestens 2 Jahre nach Fertigstellung der jeweiligen Anlagen). Dadurch Berechnung von Kollisionswahrschein- lichkeiten und Festlegung spezieller Abschaltalgorithmen (vgl. TEIGE 2016). Alternative: generelle Betriebsunterbrechung der genannten WEA von Sonnenuntergang- bis Sonnenaufgang im Zeitraum 01. Juli. bis 20. Oktober und kein Betrieb bei Windge- schwindigkeiten unter 6 m/s. V12 Vermeidung der Beeinträchtigungen durch Schall und Schattenwurf für angrenzende Siedlungen. Erstellung eines Schallimmissionsgutachtens sowie eines Schattenwurfgut- achtens (Jetstream Bosse, Ing.-Büro für Windenergienutzung) mit Ermittlung erforderli- cher Abschaltzeiten bzw. Leistungsreduktionen für die WEA. V13 Nach Einstellung des Betriebs werden die Anlagen demontiert und rückgebaut. Die Mate- rialien werden soweit als möglich der Wiederverwertung zugeführt, die übrigen ordnungs- gemäß entsorgt.

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Tab. 20: Schutzgutbezogene Übersicht der Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen

Schutzgut Konflikt Vermeidung / Minimierung Zeitraum Menschen Geräuschimmissionen, Einhaltung von Abständen zu während des Lichtemissionen und Schat- Wohngebieten von mindestens Betriebs tenwurf 800 m (V4), matter lichtgrauer und reflexionsarmer Anstrich der Tür- me (V6), Erstellung eines Schal- limmissionsgutachtens sowie ei- nes Schattenwurfgutachtens mit dem Ergebnis notwendiger Ab- schaltzeiten bzw. Leistungsreduk- tionen (V12) Tiere Lage der WEA-Standorte in WEA-Standorte innerhalb eines vor Beginn der der Nähe von Horsten von Eignungsgebiets mit bereits vor- Baumaßnahmen Großvogelarten handener technischer Infrastruktur (V1) Potenzielle Beseitigung von Anordnung der WEA auf Ackerflä- vor Beginn der Brutplätze von Baum-, Busch- chen (V2), Verwendung vorhan- Baumaßnahmen oder Höhlenbrütern bei Besei- dener Wegeinfrastruktur, geeigne- tigung von Gehölzstrukturen te Anordnung der Zufahrtsflächen und der Montage- und Lagerflä- chen auf Frei- bzw. Ackerflächen (V3), Baufeldfreimachung und Errichtung der WEA außerhalb der Vogelbrutzeiten (V7) Gefährdung der vogelschlag- nicht vermeidbar - gefährdeten Mäusebussard, Rotmilan und Seeadler Beeinträchtigung von Fleder- Anordnung der WEA auf Ackerflä- vor Beginn der mäusen durch Flächenüber- chen (V2), Verwendung vorhan- Baumaßnahmen bauung und Vegetationsver- dener Wegeinfrastruktur, geeigne- luste te Anordnung der Zufahrtsflächen und der Montage- und Lagerflä- chen auf Frei- bzw. Ackerflächen (V3) Gefahr der Beeinträchtigung Gondelmonitoring für WEA im während des durch den Verlust von Fort- wald- und gehölznahen Bereich Betriebs pflanzungs- und Ruhestätten (V11) sowie von Transfer- und Jagd- gebieten von Fledermäusen (WEA 01, 04, 05, 06, 07) Mögliche Lockwirkungen auf Fledermaussichere Abdichtung während des Fledermäuse der Gondeln (V5) Betriebs Tötung von Fledermäusen Gondelmonitoring für WEA im während des durch Kollision oder "Ba- wald- und gehölznahen Bereich Betriebs rotrauma" (V11) Pflanzen und Beanspruchung geschützter nicht vermeidbar - Biotope Sandtrockenrasenflächen und der geschützten Sand- Strohblume (WEA 06, 07) Beanspruchung von Gehölz- nicht vermeidbar - und Waldflächen (WEA 06, 07)

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Schutzgut Konflikt Vermeidung / Minimierung Zeitraum Beanspruchung einer ge- nicht vermeidbar - schützten Allee (WEA 03) Boden Überbauung durch Voll- und Teilversiegelung der Kranstellflä- vor Beginn, wäh- Teilversiegelung (alle WEA) chen, der Zufahrtswege, der Abla- rend und nach ge- und Lagerflächen (V8), Verle- Beendigung der gung der Erdkabel entlang der Baumaßnahmen Zufahrtswege (V9), Rückbau der nur für den Bau benötigten Flä- chen incl. Entsiegelung und Bo- denauflockerung (V10) Landschafts- Mastartige Bauten in der Nah-, WEA-Standorte innerhalb eines vor Beginn der bild Mittel- und Fernzone gering- Eignungsgebiets mit bereits vor- Baumaßnahmen hochempfindlicher Land- handener technischer Infrastruktur und während des schaftsräume (V1), matter lichtgrauer und refle- Betriebs xionsarmer Anstrich der Türme (V6)

6.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Sofern Eingriffe in Natur und Landschaft nicht vermieden werden können, sind diese unver- meidbaren Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspfle- ge auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen, vgl. § 15 Abs. 2 BNatSchG). Sind die Beeinträchtigungen nicht oder nicht vollständig ausgleichbar und ist der Eingriff zulässig, so hat der Verursacher entsprechend § 15 Abs. 6 BNatSchG Ersatz in Geld zu leisten.

Folgende unvermeidbaren erheblichen Beeinträchtigungen sind zu prognostizieren: . dauerhafte Bodenversiegelung durch die Fundamentsockel, Trafostationen, Kranstellflächen und Zufahrten (Schutzgut Boden); . Überbauung von geschütztem Sandtrockenrasen (Schutzgut Pflanzen); . Rodung eines Teilstücks einer geschützten Allee (Schutzgut Pflanzen); . Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes (Schutzgut Landschaftsbild); . Eingriff in geschützte Waldflächen (Schutzgut Pflanzen).

6.3.1 Ausgleich Bodenversiegelungen

Die maximale dauerhafte Versiegelung für WEA 01-10 beträgt gemäß Tab. 16 . 4.147,16 m² Vollversiegelung . 27.953,48 m² Teilversiegelung

Entsprechend den anthropogenen Vorbelastungen an den WEA-Standorten (i. d. R. bewirt- schaftete Ackerflächen an Zufahrten und Maststandorten) wird der Ausgleichs- Kompensationsbedarf für die künftig vollversiegelten Flächen in Anlehnung an die HVE (vgl. MLUV, 2009) mit dem Faktor 1:2, für die künftig teilversiegelten Flächen mit 1:1 gewertet. Da- nach betragen die rechnerischen, auszugleichenden Bodenversiegelungen:

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 86 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

8.294,32 m² (4.147,16 m² x 2) + 27.953,48 m² (27.953,48 m² x 1) = 36.247,80 m², gerundet 36.250 m².

Für die 4 Genehmigungsanträge bedeutet diese Anrechnung der Voll- und Teilversiegelung jeweils folgenden Kompensationsbedarf:

Antrag 1 (WEA 05; vgl. Tab 16.1) Vollversiegelung dauerhaft: 479,75 m² x 2 = 959,50 m² Teilversiegelung dauerhaft: 4.596,65 m² x 1 = 4.596,65 m² Kompensationsbedarf Antrag 1: 5.556,15 m²

Antrag 2 (WEA 02, 03, 04, 09 +10; vgl. Tab 16.2) Vollversiegelung dauerhaft: 2.037,45 m² x 2 = 4.074,90 m² Teilversiegelung dauerhaft: 14.266,88 m² x 1 = 14.266,88 m² Kompensationsbedarf Antrag 2: 18.341,78 m²

Antrag 3 (WEA 06, 07; vgl. Tab 16.3) Vollversiegelung dauerhaft: 814,98 m² x 2 = 1.629,96 m² Teilversiegelung dauerhaft: 4.849,83 m² x 1 = 4.849,83 m² Kompensationsbedarf Antrag 3: 6.479,79 m²

Antrag 4 (WEA 01, 08; vgl. Tab 16.4) Vollversiegelung dauerhaft: 814,98 m² x 2 = 1.629,96 m² Teilversiegelung dauerhaft: 4.240,12 m² x 1 = 4.240,12 m² Kompensationsbedarf Antrag 4: 5.870,08 m²

Für Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen stehen Flächen der Berliner Stadtgüter GmbH im Nordwesten und Süden der Stadt Bernau sowie zwischen den Ortsteilen Schönwalde und Schönerlinde (Gemeinde Wandlitz) zur Verfügung. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Flächen mit folgenden Maßnahmen (vgl. Anlage 5):

Fläche 1: Waldrandgestaltung auf Ackerfläche (Fläche ca. 3.450 m²) Gemarkung Schönerlinde, Flur 2, Flurstücke 262, 263, 264, 265, 266, ,267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274 (jeweils tw.)

Fläche 2: Extensivpflege einer Grünlandbrache (Fläche ca. 8.438 m²) Gemarkung Schönow, Flur 5, Flurstücke 55, 56

Fläche 3: Extensivpflege einer Gehölzpflanzung mit Grünlandbrache (Fläche ca. 3.200 m²) Gemarkung Birkholz, Flur 2, Flurstücke 45, 48 (jeweils tw.)

Fläche 4: Extensivpflege einer Grünlandbrache (Fläche ca. 13.358 m²) Gemarkung Schönow, Flur 5, Flurstück 18 (tw.)

Fläche 5: Extensivpflege einer Grünlandbrache (Fläche ca. 12.179 m²) Gemarkung Schönerlinde, Flur 3, Flurstücke 65/2, 66, 70

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Die Gesamtgröße der Flächen für Ersatzmaßnahmen beträgt ca. 40.625 m².

Die fünf Flächen für Ersatzmaßnahmen befinden sich im Eigentum der Berliner Stadtgüter GmbH. Die Maßnahmen sollen jeweils über 25 Jahre festgelegt und vertraglich zwischen der Vorhabenträgerin (Berliner Stadtwerke GmbH), und der Eigentümerin (Berliner Stadtgüter GmbH) gesichert werden. Dazu werden Regelungen zur Durchführung, zur Flächenbereitstel- lung und zur Vergütung der jeweiligen Maßnahme vereinbart.

Die Herstellung und Durchführung der Maßnahmen erfolgt durch die Eigentümerin (Berliner Stadtgüter GmbH) im Auftrag und zu Lasten der Vorhabenträgerin (Berliner Stadtwerke GmbH).

Mit den in Anlage 5 dargestellten Maßnahmen werden naturnahe Vegetationsflächen erhalten, gesichert und ökologisch aufgewertet. Eine extensive Pflegemahd verhindert eine Bewaldung der genannten Flächen und fördert die Lebensraumvielfalt für unterschiedliche Tier- und Pflan- zenarten in der Bandbreite von Offenland zu Gehölzflächen. Die Anlage eines Waldrandes schafft ein wertvolles Ökoton (Saum- bzw. Randbiotop) innerhalb einer Ackerfläche. Da die Maßnahmenflächen innerhalb intensiv genutzter bzw. anthropogen veränderter Bereiche liegen (Ackerflächen, Forste), kann ein Ausgleich für das Schutzgut Boden begründet werden.

6.3.2 Ausgleich Sandtrockenrasen

Zur Nutzung der geschützten Sandtrockenrasen am Standort WEA 06 und 07 ist eine Befreiung aus dem Schutzzweck nach § 67 Abs. 1 BNatSchG zu beantragen. Das nachzuweisende über- wiegende öffentliche Interesse besteht darin, dass die beiden Windkraftanlagen Teil der Ener- giestrategie 2030 des Landes Brandenburg sind, wonach die Windkraftnutzung ein Schwer- punkt bei der erneuerbaren Energiegewinnung ist und auch bleiben soll (vgl. MWE 2012).

Die beiden Anlagen tragen somit zu einer Erhöhung des Anteils regenerativer Energieformen am gesamten Energiemix des Landes bei und reduzieren gleichzeitig die Verwendung fossiler Brennstoffe mit ihren negativen Folgen für Natur und Umwelt.

Die Kompensation von Trockenrasenflächen wird durch die "Hinweise zum Vollzug der Eingriffs- regelung" vorgegeben (vgl. MLUV, 2009). Danach ist als geeigneter Ausgleich die Entwicklung von Trockenrasen oder artenreichen Magerwiesen auf artenarmen Standorten möglich, der anzuwendende Kompensationsfaktor beträgt 2,0-3,0.

Die in Tab. 15 ermittelte dauerhaft beanspruchte Trockenrasenfläche beträgt 1.217 m² (190 m² Vollversiegelung und 1.027 m² Teilversiegelung).

Bei einem Kompensationsfaktor von 2,0 (die Sandtrockenrasen werden nicht vollständig in An- spruch genommen, es verbleiben Teilflächen) besteht ein Ersatzbedarf von 2.434 m². Dieser kann innerhalb des Flächenpools "Ragöser Mühle" über die Flächenagentur Brandenburg GmbH realisiert werden (Pflege von Trockenrasenflächen). Dazu gab es Vorabstimmungen mit der Geschäftsführerin Fr. Schöps. Die weitere Sicherung der Maßnahme muss über einen Ver- trag gesichert und nachgewiesen werden.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 88 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

6.3.3 Ausgleich Allee

Zur Nutzung eines geschützten Alleeabschnitts am Standort WEA 03 ist eine Befreiung aus dem Schutzzweck nach § 67 Abs. 1 BNatSchG zu beantragen. Das nachzuweisende überwie- gende öffentliche Interesse besteht darin, dass die beiden Windkraftanlagen Teil der Energie- strategie 2030 des Landes Brandenburg sind, wonach die Windkraftnutzung ein Schwerpunkt bei der erneuerbaren Energiegewinnung ist und auch bleiben soll (vgl. MWE 2012).

Die Kompensation von Alleen wird gemäß HVE (MLUV, 2009) über die Regelungen des "Hand- buch für die Landschaftspflegerische Begleitplanung bei Straßenbauvorhaben im Land Bran- denburg" (MIL 2015) berechnet. Danach ist die Anzahl der Ersatzpflanzungen abhängig vom Stammdurchmesser und Vitalität der zu fällenden Bäume sowie von der Pflanzgröße der Neupflanzungen.

Die beanspruchten Alleebäume erstrecken sich auf eine Länge von 70 m innerhalb des vorhan- denen Bestands. Bei einem durchschnittlichen Baumabstand von 7 m sind etwa 10 Bäume mit einem Stammumfang von etwa 100 cm betroffen (die genauen Zahlen und Größen können erst nach örtlicher Absteckung der beanspruchten Fläche ermittelt werden). Die Vitalität des Be- stands kann mit 1 (geschädigt) eingeschätzt werden.

Bei einer Pflanzqualität Hochstamm, 12-14 cm, beträgt der Ausgleichsbedarf 3,33 Ersatzpflan- zungen je gefälltem Baum, somit 33 Baumpflanzungen für die 10 Fällungen.

Als Ersatz für die Beanspruchung von Teilen der Allee können die bereits erstellten Gehölz- pflanzungen auf der Ersatzfläche 3 herangezogen werden (vgl. Anlage 5). Die Fläche hat eine Größe von ca. 3.200 m² und befindet sich in der Gemarkung Birkholz, Flur 2, Flurstücke 45, 48 (jeweils tw.). Auf der ehemaligen, jetzt abgedeckten Deponie wurden durch die Berliner Stadtgüter GmbH folgende 40 Gehölze gepflanzt: - 26 verschiedene Apfelsorten (Malus spec.) - 5 Zitterpappeln (Populus tremula) - 5 Säulen-Pappeln (Populus nigra 'Italica') - 2 Nussbäume (Juglans nigra) - 2 Eschen (Fraxinus excelsior)

Der Nachweis der vorhandenen Anpflanzungen erfolgt in Anlage 5.

6.3.4 Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds

Gemäß Erlass des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zur Kompensation von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen (MLUL 2016) sind für die durch Windkraft verursachten Beeinträchtigungen des Landschafts- bilds auf Grundlage von § 15 Abs. 6 BNatSchG ein Ersatz in Geld zu leisten, da diese Beein- trächtigungen nicht oder nicht vollständig durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen kompen- siert werden können.

Die Schwere des Eingriffs wird anhand der Erlebniswirksamkeit der betroffenen Landschaft (Wertstufen 1-3) und der Anlagenhöhe bestimmt (zugeordneter Zahlungswert pro Meter Anla-

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 89 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

genhöhe). Die betroffene Landschaft wird durch den 15-fachen Umkreis der Anlagenhöhe defi- niert.

Die Gesamthöhen der Anlagen betragen 212 m (WEA 05) bzw. 201,5 m (übrige WEA). Damit bildet der Raum im Radius von 3.180 m bzw. 3.022,50 m um die geplanten WEA die land- schaftsbildrelevante Eingriffsfläche. Der Umkreis entspricht in etwa dem in Abb. 8 dargestellten 3 km-Umkreis.

Nach Karte 3.6 des Landschaftsprogramms Brandenburg liegen die geplanten WEA-Standorte innerhalb einer Kulturlandschaft mit aktuell eingeschränkter Erlebniswirksamkeit (Wertstufe 1). Der Zahlungswert pro Anlagenmeter beträgt zwischen 100 und 250 EUR. Aufgrund der Vorbe- lastung des Landschaftsbildes durch bereits bestehende Windenergieanlagen sowie durch die querende Hochspannungstrasse mit mehreren Leitungen wird mit 125 EUR ein Betrag im unte- ren Drittel der anzusetzenden Werte als Bemessungsgrundlage angesetzt.

Dadurch ergibt sich folgender Bedarf an Ausgleichszahlungen: 201,5 m x 125 EUR = 25.187,50 EUR je WEA (außer WEA 05) 212,0 m x 125 EUR = 26.500,00 EUR für WEA 05

Zahlungswert gesamt: 25.187,50 EUR x 9 WEA = 226.687,50 EUR 26.500,00 EUR x 1 WEA = 26.500,00 EUR Gesamtbedarf Ausgleichszahlungen = 253.187,50 EUR

6.3.5 Waldbilanz nach Landeswaldgesetz Land Brandenburg

Die Kompensation von Waldflächen wird gemäß HVE (MLUV, 2009) unter Berücksichtigung der Verwaltungsvorschrift § 8 LWaldG (MLUV 2009b) wie folgt festgelegt: Kompensation durch eine Erstaufforstung (Neuanlage von Wald) mit heimischen Laub- oder Nadelbäumen, durch Umbau von Wäldern zu natürlichen Waldgesellschaften oder über eine Kombination der genannten Maßnahmen. Der Kompensationsfaktor beträgt 1,0-2,5.

Die in Tab. 15 ermittelte dauerhaft beanspruchte Waldfläche beträgt 3.114 m²: - Bebauung dauerhaft, Vollversiegelung: 622 m² - Bebauung dauerhaft, Teilversiegelung: 2.300 m² - Bebauung temporär, Teilversiegelung: 192 m²

Betroffen sind Spättraubenkirschen-Kiefernforste, teilweise mit Robinien als Nebenbaumart (Biotoptypen 08480021 und 08680421), bei WEA 06 und 07. Bei einem Kompensationsfaktor von 1,0 (betroffen sind naturferne Nadelholzforsten, mit Erholungsfunktion) beträgt die Aus- gleichsfläche 3.114 m².

Das nachzuweisende überwiegende öffentliche Interesse für eine Waldumwandlung besteht darin, dass die beiden Windkraftanlagen Teil der Energiestrategie 2030 des Landes Branden- burg sind, wonach die Windkraftnutzung ein Schwerpunkt bei der erneuerbaren Energiegewin- nung ist und auch bleiben soll (vgl. MWE 2012). Mit der Lage innerhalb eines ausgewiesenen Eignungsgebiets steht die Planung damit im Einklang mit dem Sachlichen Teilplan "Windnut-

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 90 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

zung, Rohstoffsicherung und -gewinnung" der Regionalen Planungsgemeinschaft Uckermark- Barnim.

Die Art und Lage der Ausgleichspflanzungen, die Mengen, Gehölzarten und deren Umsetzung sind Gegenstand des noch laufenden Abstimmungsprozesses zwischen dem Vorhabenträger und der zuständigen Forstbehörde.

Tab. 21: Schutzgutbezogene Übersicht der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Schutzgut Konflikt Ausgleich / Ersatz Zeitraum Pflanzen und Beanspruchung geschützter Pflege von 2.434 m² Trockenra- mit Beginn der Biotope Sandtrockenrasenflächen und senflächen innerhalb des Flä- Bauvorhaben der geschützten Sand- chenpools "Ragöser Mühle" über WEA 06, 07, Strohblume (WEA 06, 07), die Flächenagentur Brandenburg Pflege über 25 Größe der dauerhaft bean- GmbH Jahre spruchte Trockenrasenfläche: 1.217 m² Beanspruchung von Gehölz- Erstaufforstung (Neuanlage von mit Beginn der und Waldflächen (WEA 06, Wald) von 3.114 m² durch Umbau Bauvorhaben 07), von Wäldern zu natürlichen Wald- WEA 06, 07 Größe der dauerhaft bean- gesellschaften oder über eine spruchte Waldfläche: 3.114 m² Kombination der genannten Maß- nahmen (noch abzustimmen) Beanspruchung einer ge- Bereits erfolgte Pflanzung in der Fertigstellungs- schützten Allee (WEA 03) Gemarkung Birkholz auf ehemali- und Entwick- Ausgleichsbedarf 33 Baum- ger Deponie, 40 Laub- und Obst- lungspflege pflanzungen für 10 Fällungen bäume Boden Überbauung durch Voll- und Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnah- mit Beginn der Teilversiegelung (alle WEA) men auf 5 Flächen im Stadtgebiet Bauvorhaben, Größe der Vollversiegelung Bernau und in der Gemeinde Pflege über 25 gesamt: 4.147,16 m² Wandlitz (Gesamtgröße 40.625 Jahre Größe der Teilversiegelung m²), extensive Pflege und Auffors- gesamt: 27.953,48 m² tung auf Flächen der Berliner Ausgleichsbedarf 36.250 m² Stadtwerke GmbH Landschafts- Mastartige Bauten in der Nah-, Ausgleichszahlung gemäß Wind- mit Beginn der bild Mittel- und Fernzone gering- krafterlass (253.187,50 EUR) jeweiligen Bau- hochempfindlicher Land- vorhaben schaftsräume

7. Allgemein verständliche Zusammenfassung

In der vorliegenden Umweltverträglichkeitsstudie sollen die unmittelbaren und mittelbaren Aus- wirkungen des Planvorhabens (Errichtung von 10 Windenergieanlagen im Eignungsgebiet Windenergienutzung WEG 48 "Willmersdorf-Tempelfelde") auf die folgende Schutzgüter von Natur und Landschaft ermittelt, beschrieben und bewertet werden: . Menschen, Tiere und Pflanzen, . Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, . kulturelles Erbe und sonstige Sachgüter sowie . die Wechselwirkung zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 91 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Dazu erfolgte eine Bestandserfassung und -bewertung dieser Schutzgüter, u. a. unter Verwen- dung der Ergebnisse aktueller faunistischer und floristischer Kartierungen. Die Bewertung der unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen des Planvorhabens wurde entsprechend der im Land Brandenburg gängigen Praxis der auf den Einzelfall bezogenen verbal-argumentativen Methodik durchgeführt.

Im Ergebnis werden Vermeidungs- bzw. Verminderungsmaßnahmen vorgegeben, um Beein- trächtigungen bzw. Konflikte für die Schutzgüter gänzlich zu vermeiden oder in ihrem Ausmaß zu verringern. Mit der Ausweisung weiterer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bzw. von Er- satzzahlungen wird eine geeignete Kompensation für die erheblichen und nachhaltigen Eingriffe erzielt. Mit deren Durchführung verbleiben keine erheblichen Umweltauswirkungen durch das Planvorhaben.

Die Schutzgüter werden in Einzelnen wie folgt behandelt.

Bevölkerung und menschliche Gesundheit

Erhebliche Auswirkungen für den Menschen erzeugt das Planvorhaben durch Geräuschimmis- sionen und durch Schattenwurf im näheren Umfeld der geplanten WEA-Standorte. Betroffen sind die Ortslagen von Albertshof und Thaerfelde sowie die offene Feldflur und die angrenzen- den Waldflächen. Diese Beeinträchtigungen werden über ein Schallimmissionsgutachten und ein Schattenwurfgutachten behandelt und geregelt, so dass eine ausreichende Vermeidung dieser Konflikte erzielt werden kann.

Biologische Vielfalt, Biotope/Lebensräume und Arten

Durch die Flächeninanspruchnahme der WEA-Standorte sowie der Zufahrten und Abstellflä- chen werden in der Regel Ackerflächen beansprucht, in Einzelfällen auch geschützte Biotopflä- chen (Waldflächen, Sandtrockenrasen, Allee). Die Beanspruchung dieser geschützten Bio- topflächen bedarf einer entsprechenden behördlichen Genehmigung. Mit Realisierung dieser Standorte sind entsprechende Ersatzmaßnahmen durchzuführen, um den Verlust dieser Bioto- pe zu kompensieren.

Bei den Tieren sind die Vogel- und Fledermausfauna potenziell betroffen (Kollision, Barrierewir- kung, Verlust von Lebensräumen bzw. Jagdhabitaten). Die Tierökologischen Abstandskriterien werden dabei für keine der erfassten Vogelarten unterschritten. Jedoch weisen einzelne Stand- orte der geplanten WEA einen zu geringen Abstand zu relevanten Habitaten der Fledermaus- fauna auf. Um die potenzielle Beeinträchtigung und das damit einhergehende gesteigerte Kon- fliktrisiko zu senken, empfiehlt sich eine Verschiebung der betroffenen WEA auf einen ausrei- chenden Abstand zu den vorhandenen Fledermaushabitaten.

Aufgrund von Erhebungen zum Vorkommen von Brutvögeln im Untersuchungsgebiet konnte festgestellt werden, dass durch die geplanten WKA die Schutzabstände für alle relevanten Brutvogelarten eingehalten werden. Durch die Betrachtung der Lage des Weißstorches in Bör- nicke und den wichtigsten potenziellen Nahrungsflächen konnte nachgewiesen werden, dass der Restriktionsabstand zu den geplanten WKA eingehalten wird. Eine Bauzeitenregelung so- wie ein betriebsbegleitendes Gondelmonitoring für die WEA in den wald- und gehölznahen Be- reichen vermindert bzw. vermeidet weitere erhebliche Beeinträchtigungen.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 92 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

Schlaf- oder Rastplätze von Zug- oder Gastvögeln sind nicht bekannt. So wurden Gänse und Kraniche ausschließlich das betroffene Gebiet überfliegend beobachtet.

Mit der Ausweisung geeigneter Maßnahmen können die artenschutzrechtlichen Verbotstatbe- stände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG (Schädigungs- und Störungsverbote, Verlust von Fortpflan- zungs- und Ruhestätten) in ausreichendem Maße vermieden werden.

Fläche, Boden, Wasser, Luft und Klima

Erhebliche Beeinträchtigungen für den Boden entstehen durch die zusätzlichen Bodenversiege- lungen durch WEA-Fundamente, Stell- und Lagerflächen, Nebenbereiche und Zufahrten. Zur Minderung werden einzelne Flächen teilversiegelt oder nach der Bauphase rückgebaut. Für die dauerhaften Versiegelungen werden externe Ersatzmaßnahmen in entsprechender Größenord- nung vorgeschlagen, die eine ausreichende Kompensation für die einzelnen WEA-Standorte darstellen.

Landschaftsbild Für die Umgebung der geplanten WEA-Standorte sind im Wesentlichen die Nah- und Mittelzone der offenen Ackerlandschaft sowie der angrenzenden Offenland-Wald-Mosaike aufgrund der Höhe der geplanten WEA erheblich betroffen (bis etwa 1.500 m). Da diese Beeinträchtigungen nicht oder nicht vollständig durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können, stellen entsprechende Ausgleichszahlungen in Geld nach brandenburgischem Wind- krafterlass eine geeignete Kompensationsmaßnahme dar.

Wasser, Klima, kulturelles Erbe und Sachgüter

Für die übrigen Schutzgüter sind keine erheblichen Auswirkungen zu prognostizieren.

Ergebnis

Als Ergebnis der Umweltverträglichkeitsstudie der geplanten WEA wird festgestellt, dass dadurch vereinzelt erhebliche Beeinträchtigungen der Umweltbelange gemäß UVPG zu erwar- ten sind. Jedoch können diese, unter Berücksichtigung entsprechender Vermeidungsmaßnah- men sowie Kompensationsmaßnahmen, verhindert beziehungsweise ausgeglichen werden.

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 93 Erweiterung des Windparks Willmersdorf-Tempelfelde UVP-Bericht

8. Quellenverzeichnis

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Kartenanwendungen, Kartendaten Geodatensätze der Geoinformationen - Thema Natur des Ministeriums für Ländliche Entwick- lung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg [http://www.mlul.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.310474.de] Geodatensätze der Geoinformationen - Wasser des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg [http://www.mlul.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.310481.de] Geoportal Brandenburg des LGB (Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg) und Dienste weiterer Geodatenanbieter [https://geoportal.brandenburg.de/geodaten/suche-nach-geodaten/] Geoportal des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Lan- desmuseum (BLDAM-Geoportal) [https://gis-bldam-brandenburg.de]

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Deutscher Wetterdienst: WESTE XL - Wetterdaten und -statistiken express [http://www.dwd.de/DE/leistungen/weste/westexl/weste_xl.html?nn=342632] Fachinformationssystem des BfN (Bundesamt für Naturschutz) zur FFH-Verträglichkeitsprüfung "FFH-VP-Info", Stand: 23. Juli 2014. [http://ffh-vp-info.de/FFHVP/Report.jsp?typ=pro&m=1,0,8,2] Kartenanwendung Grundwassermessstellen / Umweltdaten des Landesamtes für Umwelt - LfU [http://maps.brandenburg.de/WebOffice/?project=GWM_www_WO] Kartenanwendung Hochwassergefahren- und -risikokarten / Umweltdaten des Landesamtes für Umwelt - LfU [http://maps.brandenburg.de/WebOffice/?project=HW_PDF_www_WO] Kartenanwendung Hydrologie / Umweltdaten des Landesamtes für Umwelt – LfU [http://maps.brandenburg.de/WebOffice/?project=Hydrologie_www_WO] Kartenanwendung Naturschutzfachdaten des Landesamtes für Umwelt - LfU, WebGIS OSIRIS WebOffice [https://osiris.aed-synergis.de/ARC- WebOffice/synserver?project=OSIRIS&language=de&user=os_standard&password=osiris] Kartenanwendung Wasserschutzgebiete Brandenburg des Landesamtes für Umwelt - LfU [http://maps.brandenburg.de/apps/Wasserschutzgebiete/] Karten-Service des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg - LBGR [http://www.geo.brandenburg.de/lbgr/cms/] mit den Teilkarten - Bergbau - Boden – Ableitungen - Boden – Chemie - Boden – Gehalte - Boden – Physik - Boden – Relief - Feldschätzungsdaten - Geologische Karten - Hydrogeologische Karten

Trautmann Landschaftsarchitekten  Berlin Seite 98 Nutzungstypen gemäß Kategorien der Biotoptypenkartierung Brandenburg

01 Fließgewässer

02 Standgewässer

03 Anthropogene Rohbodenstandorte und Ruderalfluren

04 Moore und Sümpfe

05 Gras- und Staudenfluren

nicht vergeben 06 Zwergstrauchheiden und Nadelgebüsche

07 Laubgebüsche, Feldgehölze, Alleen, Baumreihen und Baumgruppen

08 Wälder und Forste

09 Äcker

10 Biotope der Grün- und Freiflächen

11 Sonderbiotope

05 12 Bebaute Gebiete, Verkehrsanlagen und Sonderflächen

Punktbiotop

Linienbiotop Gehölze

Linienbiotop Straße, Weg

Geplanter Standort WEA mit Nummerierung

1.000 m / 3.000 m Umkreis um die WEA

04 06 10 03 07

09 02

08

01

Plangrundlage: Geoinformationen - Thema Natur des Landesamtes für Umwelt Brandenburg. Flächendeckende Biotop- und Landnutzungskartierung im Land Brandenburg (BTLN) - CIR-Biotoptypen 2009

Erweiterung des Windparks Willmersdorf - Tempelfelde

10 Windkraftanlagen

Standorte WEA Nutzungsstrukturen

Planungsstand Januar 2017

Plannummer 421_B01

Maßstab 1 : 20.000

Plangröße 97,0 x 76,0 cm

Planverfasser Trautmann Landschaftsarchitekten Großbeerenstr. 55 10965 Berlin www.trautmann-goetz.de