Mitteilungen Nr. 5 Geschichtsverein November/Dezember www..at/geschichtsverein/ Region Bludenz 20 Jahre

„Die Geschichte Geschichte sein lassen?“

Liebe Mitglieder und Freunde des Ge- nen Diskussionsbeiträgen aus dem Publi- schichtsvereins Region Bludenz! Ich hoffe, kum ergab. Eine Weile, nachdem der erste Sie haben nach einer Zeit äußerst vielfälti- Schock über die Wahrheit in Hartheim ver- ger, aber auch dicht gedrängter Veran- arbeitet worden war, meldeten sich die staltungen in Bludenz, der Region mit dem einen oder anderen Stimmen zu Wort, die , dem Klostertal und dem Wal- fragten, ob denn Josef Vallaster zu Recht gau, noch die Ausdauer, uns auch auf den als Mörder bezeichnet werden dürfe, wenn kommenden Veranstaltungen, die wir er niemanden persönlich mit eigener Hand Ihnen mit dem vorliegenden, letzten umgebracht habe, und ob der bei einem Mitteilungsblatt dieses Jahres anbieten, Häftlingsaufstand im Vernichtungslager mit gewohnter Treue zu begleiten. Ich Sobibor ums Leben gekommene Vallaster würde mich darüber sehr freuen. nicht selbst ein „Opfer“ des Regimes war. Zum Ende der Veranstaltung meinte je- Ich möchte diesmal einige sehr persönliche mand gar, man solle die „Geschichte Ge- Worte verlieren: Am 13. Oktober 2007 habe schichte sein lassen“. Wie man dazu ich in Silbertal die Veranstaltung „Das kommt, jemanden, der in Hartheim dafür Schicksal der Schwachen im National- verantwortlich war, dass die Leichen der sozialismus. Montafoner Opfer und Täter in Ermordeten auf möglichst unauffällige der Euthanasieanstalt Schloss Hartheim“ Weise beseitigt wurden und es in Sobibor, (siehe unsere Mitteilungen Nr. 4, S. 7) be- wo etwa 250.000 Menschenleben vernich- sucht. Der Vortrag von Mag. Florian tet wurden, auf Grund seiner „ausgezeich- Schwanninger von der Dokumentations- neten Dienste“ in Hartheim zum Stell- stelle Schloss Hartheim, wo zwischen 1940 vertreter des Kommandanten des Vernich- und 1944 nahezu 30.000 Menschen, von tungslagers brachte, nicht als Mörder und den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ Verbrecher zu bezeichnen, bleibt mir als klassifiziert, ermordet wurden, hat wohl die Juristen schleierhaft. Ich weigere mich meisten der zahlreichen Besucher sehr außerdem, einen solchen Menschen als ergriffen. Der Vortrag ist eine Veran- Opfer zu sehen, nur weil ihn die gerechte staltung der Geschichtswerkstatt Silbertal, Strafe mittels der Axt eines Häftlings ereilt die als Reaktion auf das Bekanntwerden der hat. Verbrechen des aus Silbertal stammenden Josef Vallaster, der sein Mörderhandwerk in Selbstverständlich können die Geschichts- eben diesem Schloss Hartheim gelernt vereine die Geschichte eben nicht Geschich- hatte, gegründet worden war. So erfreulich te sein lassen. Es kann für uns auch keine es ist, dass die Gemeinde Silbertal mit die- Unterscheidung zwischen einer angeneh- ser Geschichtswerkstatt in vorbildlicher men, weil nicht schmerzhaften Erforschung Weise ihren Beitrag zu einer durch ihre Be- der Vergangenheit geben und einer wohnerinnen und Bewohnern selbst vorge- Geschichte, die uns auf die Verbrechen von nommenen Aufarbeitung der Geschichte Menschen hinweist, die inmitten unserer leistet und so sehr man sich wünschen Gemeinschaften gelebt haben. Darauf hin- würde, dass andere Gemeinden diesem zuweisen, war mir ein Anliegen. Beispiel folgen würden, so zwiespältig war der Eindruck, der sich aus den verschiede- Peter Bußjäger 2

Samstag, 10. November 2007, 19.30 Uhr haben sich in Bludenz selbst in schwieri- Beschling, Agrargebäude gen Zeiten gefunden, und oft wurde die Freizeit mit einfachsten Mitteln und Fan- „Der Turmbau zu B...“ tasie gestaltet. Aber auch Gasthäuser, 50-Jahr-Jubiläum des Veranstaltungen, Vereinsfeste und pri- Kirchturmbaus in Beschling vate Zusammenkünfte boten den (Buchpräsentation des Bludenzerinnen und Bludenzern damals Geschichtsvereins Beschling) wie heute Spaß und Ablenkung vom manchmal beschwerlichen Alltag. In der neuesten Ausgabe der Schriften- Welches Gasthaus, welcher Gastgarten reihe beschäftigt sich Dr. Josef weckt Ihre Erinner- Scherer mit der jüngeren Dorfgeschichte ungen? Welches Ver- von Beschling. Der Bau des Kirchturms vor einsfest, welcher Haus- 50 Jahren ist noch vielen Bürgern in ball war ein bedeutsa- Erinnerung. In einer großen Eigenleistung mer Punkt im jährli- wurde der Turm errichtet, neue Glocken chen Festkalender? Er- angeschafft und auch der Innenraum der innern Sie sich mit uns Kirche renoviert. Hauptfigur dieses an Geselliges aus neun arbeitsaufwändigen und finanziellen Jahrzehnten und er- Kraftaktes war der damalige Frühmesser zählen Sie uns, wo und Richard Schoder. Der Autor des Buches, wie Ihnen das „Städt- Josef Scherer, hat die Ereignisse rund um le“ Unterhaltsames den Beschlinger Turmbauverein und den bot! späteren Pfarrer von genau recherchiert und schildert in spannenden und bewegenden Worten das damalige Dienstag, 13. November 2007, 19.30 Uhr Geschehen. Bludenz, Schloss Gayenhofen

Das Buch erscheint in der Schriftenreihe Sagen aus Bludenz Nenzing (Nr. 5) und ist um 15 Euro im (Lesung mit Franz Elsensohn) Rathaus Nenzing sowie im Buchhandel erhältlich. Sagen gehören zu uns wie unsere Geschichte, unsere Sprache, unsere Lie- der. Sie sind ein Teil unserer Vergangen- Sonntag, 11. November 2007, 15 Uhr heit, und wenn wir uns heute ihrer erin- Bludenz, Remise (Café) nern, ist es keineswegs ein sentimentales Zurückschauen in die Zeit unserer Vor- Damals war alles anders ... fahren, sondern ein Bewahren eines 4. Bludenzer Erzählcafé: wichtigen Teils unseres kulturellen Erbes. Geselliges aus neun Jahrzehnten Die Erwartung, dass die Stadt Bludenz aufgrund ihrer weit in die Vergangenheit Gelegenheiten und Möglichkeiten zum zurückreichenden Geschichte mit ent- Zusammenkommen und zum Feiern sprechend alten Sagen aufwarten kann, 3 bestätigt sich. Auch wenn sich inzwi- gefährliche Liebschaften und um Heirats- schen manche Erscheinung, die einstmals lustige und ihre Patrone geht, mit sonst als unheimlich bezeichnet worden ist, eher wenig bekannten Themen aufwar- recht gut auf natürli- ten. Dass der Klushund sich einst so weit che Vorkommnisse zu- im Süden gezeigt haben soll, mag etwas rückführen lassen, bleibt verwundern. Berichte vom schwarzen doch genug an Un- Tod dagegen sind sicher keine Überra- heimlichem. Franz El- schung, war die Pest doch gerade in sensohn ist Autor des Städten eine besonders bittere Realität. neuen Bludenzer Sa- Auch andere schlimme Zeiten, zum Bei- genbuchs. Es verdankt spiel jene, in denen die Alpenstadt von sein Entstehen vor Kriegen heimgesucht worden ist, kom- allem dem Volkskund- men zur Sprache. Ebenfalls zu erwarten ler und Sagensammler sind natürlich sagenhafte Berichte von Richard Beitl und sei- den beiden Bludenzer Klöstern; vor allem nen Gewährsleuten: das alte St. Peter überrascht mit allerlei Lehrer Johann Josef Seltsamem, aber auch mit hochpoliti- Bickel, dessen Enkel schen Geschehnissen, die ihren Nieder- Josef Bickel, Schulrat Eduard Fleisch und schlag in Sagen gefunden haben. Ein Brunnenmacher Johann Josef Neyer. Ihre wenig Sagenhaftes spiegelt sich auch in Texte - es sind rund zwanzig - sind in sei- den einst gern verwendeten Übernamen ner Sammlung „Im Sagenwald“ (1953) in der Stadt und ihrer Umgebung wider und Druck erschienen. Der erste Sagen- so haben einige Überlegungen dazu sammler unseres Landes, Franz Josef ebenfalls hier ihren Platz gefunden. Vonbun, hat sich dagegen im Gebiet von Insgesamt gesehen, kann wohl das Bludenz auf das Geschehen rund um gesagt werden, was auch für andere „Friedl mit der leeren Tasche“ beschränkt. Ortschaften und Gegenden unseres Landes gilt. Am Beginn unserer Reise steht ein Blick auf jene Texte, die sich mit den ältesten Begebenheiten beschäftigen. Dabei ist Donnerstag, 15. November 2007, ab 15 Uhr vor allem von der alten Laurentiuskirche Walserbibliothek die Rede. Mit ihrem Patron, dem hl. Laurentius beziehungsweise mit den Literaturcafé Legenden um ihn, und anderen mehr (Lesung mit Leonie Neyer) oder weniger sagenhaften Begeben- heiten rund um die alte Kirche geht es Die Pflege und die Erhaltung der regiona- dann weiter. Während Sagen vom so len Mundart sind der Autorin Leonie genannten Ewigen Juden, vor allem aber Neyer sehr wichtig. In acht bisher erschie- solche vom Nachtvolk, von den Hexen nenen Büchern erzählt sie vom Leben der und den Venedigern auch andernorts gut Menschen in . In „Ma sät jo bekannt sind, kann die Alpenstadt mit nüt, ma redt jo nu“, „So isch as halt“ Berichten, in denen es um Haariges, um oder„A agne Sproch“ beginnen alte Aus- 4 drücke und Redewendungen wieder zu Peter Bußjäger, der zu diesem Thema im leben. Beim Literaturcafé liest die Mai vergangenen Jahres im Heimatmu- Vorarlberger Autorin aus ihren Werken. seum einen Vortrag gehalten hatte, hat Helmuth Seidl wird Frau Leonie Neyer nunmehr aus den vorhandenen Quellen dabei musikalisch begleiten. Bei einem zur „Montavon-Affäre“ eine Publikation anschließend gemütlichen Hock gibt es erfasst, die als Band 20 der Montafoner einen unmittelbaren Austausch mit ihr. Schriftenreihe vorgestellt wird. Der Autor wird in seinem Vortrag vor allem auf die Eine Veranstaltung der Walserbibliothek Rolle der maßgebenden Akteure, Landes- Raggal (www.walserbibliothek.at) hauptmann Ulrich Ilg, Landesamtsdi- rektor Elmar Grabherr und seinen Montafoner Gegenspieler Richard Beitl Donnerstag, 22. November 2007, 19.30 Uhr eingehen, die durch neu hervorgekom- Montafoner Heimatmuseum, mene Quellen erhellt wurden.

Montafon - Das Recht auf den eigenen Namen! Montag, 26. November 2007, 19.30 Uhr (Buchpräsentation mit Montafoner Heimatmuseum, Schruns Univ.-Doz. Dr. Peter Bußjäger) „Durchglüht vom Geiste Die „Montavon-Affäre“ schlug in den mädchenhafter Reinheit und Jahren 1956/57 in Vorarlberg hohe Wo- mütterlichen Frauentums“ - gen. Ein Erlass der Landesregierung vom Frauenrollen in Vorarlberg 18. Mai 1956 hatte (Vortrag mit Univ.-Prof. Dr. Gerhard die Landesdienst- Wanner) stellen angeordnet, in Hinkunft, das Wort Der Vortragende berichtet kritisch über „Montafon“ mit „v“ die Geschichte der vielfältigen Frauen- zu schreiben. Die rollen in Vorarlberg zwi- Montafoner, die vor schen dem Ersten Welt- Erlass der Anordnung krieg und der sozialisti- nicht gehört worden schen Regierung Kreisky. waren, waren nicht Fast völlig aus Politik, nur verärgert, son- höherer Bildung und dern betrachteten ‚Hochkultur' ausgeschlos- den Erlass als Angriff sen, waren Frauen jedoch auf ihre eigene Identität. Erst am 14. die tragende Säule der November 1957 fand die Affäre durch die Vorarlberger Industrie und Rücknahme des Erlasses ihr Ende. Lange kleinbäuerlichen Wirt- hatte sich Landeshauptmann Ulrich Ilg schaft. Beherrscht von gegen diese Maßnahme gesträubt, da er rigorosen konservativen einen schweren Autoritätsverlust be- Ideologien, welche von fürchtete. den Frauen meist nicht hinterfragt verin- 5 nerlicht wurden, vermochten diese nur jenen von Landeck über das Paznaun und zaghaft eine eigene Identität zu entwick- das Montafon bis nach Bludenz so flä- eln. Sie waren geprägt vom ideologischen chendeckend mit Werken versorgt hatte. Leitbild ihrer gottgewollten beziehungs- weise natürlichen Bestimmung und Und es gab keinen barocken Künstler in damit meist Mittel männlicher Macht der näheren oder weiteren Umgebung, und Herrschaft. der seine Werke so häufig signierte wie Ladner, findet sich doch bei 35 Skulpturen auf der Rückseite der Schriftzug I.L.B. mit Donnerstag, 29. November 2007, 19.30 Uhr beigefügter Jahreszahl! Stilistisch sind Montafoner Heimatmuseum, Schruns seine Werke dem volkstümlich orientier- ten Spätbarock zuzuordnen, wie ihn in Aus Anlass seines der Region auch die Mitglieder der Imster 300. Geburtstages: Der Künstlerfamilie Witwer. Barockbildhauer Johann Ladner (Ausstellungseröffnung) Sonntag, 2. Dezember 2007, 16 Uhr Johann Ladner wurde 1707 in Kappl Bludenz, Remise (Paznaun) geboren. Er erhielt in der Kappler Zunft der Maurer, Steinmetze, Das Gymnasium Bludenz Steinhauer und Zimmerleute eine Aus- 1940 bis 1980 bildung als Steinmetz und Steinbildhauer, (Buchpräsentation mit Dr. Josef Concin) die ihn auch nach Süddeutschland führte. Das neueste Buch unseres Nach seiner Rückkehr früheren Ausschussmit- lebte Johann Ladner bis gliedes Josef Concin ist ein zu seinem Tod am 11. Fotobildband mit 620 Ab- Juni 1779 in Kappl-Dias- bildungen auf 328 Seiten bach. Heute erinnern an und soll vor allem als den Kappler Bildhauer Handbuch für Maturatreff- fast 270 Skulpturen en dienen. Es zeigt die An- vorwiegend im Paznaun fänge der Schule im Jahr und im südlichen Vor- 1940 in den Räumlich- arlberg. Manche Werke keiten des Klosters St. haben den Charakter von Wahrzeichen Peter und listet den gesamten Lehrkörper bekommen, wie zum Beispiel der hl. und alle Maturanten der Jahre 1940 bis Johannes von Nepomuk am Bludenzer 1980 in Wort und Bild auf. Weitere Kapitel Stadtbrunnen oder die Kappler Juden. sind der Schulneubau im Unterfeld, Alltag in der Schule, Ausflüge und Wienfahrten, Johann Ladners Bedeutung liegt nicht in Tanzkurse, Schulwege, Turnstunden uvm. der Qualität seiner Arbeiten begründet. Berhard Jochum behandelt in einem wei- Es gab zweifellos bessere als ihn, aber es teren Artikel die Geschichte der Mittel- gab keinen, der einen Landstrich wie schulverbindung Sonnenberg. 6

Ein Rückblick auf unsere letzten Veranstaltungen Wiedereröffnung des verschiedene Arbeitsräume. Für jeden Klosters St. Peter erkennbar trat dabei das Ziel der Sanierung zutage, diesem historisch Zum Abschluss der Renovierungsarbeiten wertvollen Gebäudekomplex nicht nur luden die Dominikanerinnen von St. Peter durch eine zeitgemäße technische Förderer und Gönner, die Mitglieder des Sanierung der Bausubstanz modernes Freundeskreises und die Bevölkerung der Leben einzuhauchen, sondern das Region am 15. und 16. September 2007 Kloster, in dem bis vor kurzem die zu einem Festwochenende und einem Dominikanerinnen in strenger Klausur Tag der offenen Tür ein. lebten, nach außen zu öffnen und für pastorale Aufgaben über die Kloster- Während am Samstag die Eröffnungs- mauern hinweg neu zu aktivieren. feierlichkeiten von Vertretern der Politik, der Öffentlichkeit und der an der Zeitgerecht zur Wiedereröffnung von St. Renovierung beteiligten Firmen began- Peter erschienen zwei Publikationen. Der gen wurde, stand der Sonntag im von Anton Rohrer herausgegebene Band Zeichen des Festgottesdienstes und der „Das Dominikanerinnenkloster St. Peter Weihe des Klosters durch Diözesan- in Bludenz. Ein Beitrag zur Geschichte des bischof Elmar Fischer. Während beider ältesten Frauenklosters Vorarlbergs“ Tage sorgten Führungen, Filmpräsenta- wurde in der letzten Nummer der tionen, musikalische Darbietungen sowie Mitteilungen (Nr. 4/2007) von Leo Walser ein Festzelt für einen regelrechten kurz vorgestellt. Auf die Sondernummer Ansturm tausender Besucher, die sich vor von bludenz aktuell (Nr. 130/September allem den Blick ins Innere des Klosters 2007) mit dem Titel „Dominikaner- nicht entgehen lassen wollten und dabei innenkloster St. Peter in Bludenz. Gene- Wartezeiten von mehr als einer Stunde in ralsanierung 2006/2007“, die jedem Kauf nahmen. Die Haushalt in Bludenz zugestellt wurde, soll Nonnen von St. Peter, an dieser Stelle im Besonderen hingewie- unterstützt von Mit- sen werden. schwestern aus dem Kloster Cazis in Grau- Am Beginn des Heftes stellen die fünf in bünden, führten die St. Peter lebenden und wirkenden interessierte Bevöl- Nonnen kurz vor, welche Aufgaben sie in kerung in Dutzenden ihrer kleinen Gemeinschaft erfüllen, aber von Gruppen über auch ihre persönlichen Motive, welche sie den Pfortenbereich in ihrem Wirken leiten und begleiten. Die und das Dominikus- Priorin von Cazis, Sr. Christa Wettmer, zimmer, einem gro- gibt in ihrer kurzen Abhandlung Einblick ßen Raum, der für über die engen Bindungen der Klöster Vorträge und Semi- von Cazis und Bludenz, die letztendlich nare genutzt werden zur aktuellen Belebung von St. Peter soll, durch den renovierten Konventtrakt, geführt haben. Diözesanarchivar Elmar den neu strukturierten Gästetrakt und Schallert spannt in „Die Dominikaner- 7 innen zu St. Peter in Bludenz“ einen im Kloster gibt schließlich Klaus Pfeifer Bogen von den Anfängen des Ordens interessante Einblicke. Zwischen die durch seinen Gründer, den Hl. Dominikus, Einzelbeiträge gestreut sind Übersichten über die Klostergründung von 1286 in über die Baukosten und der Finan- Bludenz, die in ihrer wechselvollen zierungsplan und eine Liste der am Geschichte durch „unglaubliche Vor- Zustandekommen der Renovierung be- kommnisse“, Höhen und Tiefen, mehr- teiligten Firmen. Den Schlusspunkt set- mals einen Neubeginn wagen musste. zen ein Beitrag des Bürgermeisters der Bischof Elmar Fischer dankt den Stadt Bludenz, Mandi Katzenmayer, und Schwestern für die wertvolle Initiative, ein Dankeswort des Obmannes des Ver- mit dem Neubeginn „eine Anlaufstelle eins „Freundeskreis Kloster St. Peter“, für Nachbarschaft und Gemeinschaft“ Bertram Jäger, an die Mitglieder. Die sein zu wollen. Wie sich die bauliche Stadt Bludenz und der Freundeskreis ha- Sanierung aus der Sicht der Diözese ben sich mit einem in etwa gleich hohen Feldkirch als große Herausforderung Geldbetrag an den Gesamtkosten betei- gestaltete, darüber berichtet der ligt. Letzten Endes geben die Dominika- Diözesanbaumeister von Feldkirch, nerinnen einen Einblick in die Möglich- Herbert Berchtold. Auf den - oftmals keiten, das Kloster als einen Ort der schwierigen - Kompromiss zwischen Besinnung und Erholung nutzen zu kön- Funktionalität und Denkmalschutz ver- nen. Das 32 Seiten starke und reich mit weist der verantwortliche Bau- und Farbfotos bebilderte Heft bietet eine Projektleiter Lothar Künz. Er stellt an Reihe interessanter Informationen, die ausgewählten Beispielen dar, wie sowohl durch die Vielseitigkeit der Berichte der an Planer als auch Handwerker ständig bei der Renovierung beteiligten Personen ihrer Arbeit gefordert waren. Schließlich eine auf ihre Weise besondere Authen- berichten Renate Madritsch und Georg tizität erlangen. Diese Sonderschrift Mack als zuständige Repräsentanten des erhält auch ein besonderes Gewicht Denkmalschutzes in Vorarlberg im Bei- dadurch, dass sie für spätere Genera- trag „Die Revitalisierung und der Denk- tionen eine unverzichtbare Quelle über malschutz“ wie alte Bausünden entfernt die Renovierung des Gebäudes wie über und mancher spannende Fund freigelegt die Erneuerung von Klosterleben und wurde. Karsten Wink, Claus-Stephan Klostergemeinschaft der Dominikaner- Holdermann und Christina Kaufer haben innen von St. Peter am Beginn des drit- die Klosteranlage archäologisch unter- ten Jahrtausends darstellen wird können. sucht und dabei interessante Sachquellen Lob und Dank verdient für einmal die zutage gefördert. Einzelbeispiele sind in Redaktion bludenz aktuell. (Hannes einer Vitrine im Kloster zu besichtigen, Liener) eine archäologisch-historische Zusamm- enfassung der Fundstücke wird derzeit im Rahmen von Diplomarbeiten an der 9. Alpgespräche in Universität Innsbruck bearbeitet. In eine Graubünden zu Gast noch junge Disziplin, der Altersbe- stimmung von Holz durch die Analyse der Die verlassene Walsersiedlung Guscha Jahresringe (Dendrochronologie), und war Austragungsort der Alpgespräche ihren Einsatz als Untersuchungsmethode Es müssen zweifellos andere Zeiten 8 gewesen sein, als Menschen aus dem Diskussion zu den Fragen des Erhalts schweizerischen Wallis nach Süden und historischer Siedlungen beziehungsweise Osten wanderten, um dort in hochalpi- Objekte sowie der Vernetzung von nem Gelände unwirtliche Landschaften Initiativen. Die Besichtigung von Guscha fruchtbar zu machen und kühne Sied- sowie das gemeinsame Gespräch sollten lungen anzulegen. Die Walserwanderung zu einem vertretbaren Tagungsergebnis beitragen. Die Veranstaltung machte deutlich, dass es völlig unterschiedliche Interessensgruppen gibt, die sich mit jeweils eigenen Methoden um den Erhalt traditioneller Kulturlandschaften bemü- hen. Die Inhomogenität der Gruppe ließ nicht immer eine Diskussion zu, deutlich wurde aber der Umstand, dass die Erhaltung historisch bedeutender Kom- plexe mehr als nur die Sicherstellung der Bausubstanz bedingt. im ausgehenden Mittelalter findet in den Namen der Walsertäler Vorarlbergs noch Den Initiatoren der Alpgespräche ist es ihren sichtbarsten Ausdruck - vieles von vor allem wichtig, den länderübergreifen- dem, was als traditionelle Walserkultur den Kontakt dieser Gruppen aufrecht zu überliefert worden ist, erlebt inzwischen erhalten. Die 10. Alpgespräche sollen eine Überlagerung durch moderne 2008 in Immenstaad im Allgäu stattfin- Einflüsse und bedingt eine Neuorien- den. Allfällige am Thema interessierte tierung der gelebten Walserkultur. PartnerInnen bitten wir, sich unter [email protected] für das Netzwerk In Guscha oberhalb von Maienfeld (Grau- anzumelden. (Andreas Rudigier und bünden) scheint die Zeit stehen geblieben Christof Thöny) zu sein. Das „Dörfli“ beim Luzisteig befin- det sich zwar in günstiger Sonnenlage, zu bewirtschaften sind die steilen Hänge Lange Museumsnacht in aber nur unter großen Mühen. Und diese Bludenz: Über 200 Besucher wollten die Menschen mit der Zeit nicht erlebten Bludenzer Geschichte mehr auf sich nehmen. Waren in der Blütezeit bis zu 170 Menschen an diesem Einmal mehr zum Publikumsrenner wur- Hang, so verließ spätestens mit dem de die „Lange Nacht der Museen“ in Ankauf des Geländes durch das Schweizer Bludenz. Der Geschichtsverein der Region Militär (1969) der letzte Siedler diesen Bludenz hat in Zusammenarbeit mit der Ort. Der Initiative „Pro Guscha“ verdan- Stadt Bludenz wieder ein tolles Pro- ken wir den Erhalt des Ortes. gramm organisiert. 207 Besucher erleb- ten die Bludenzer Geschichte im Mu- Guscha war nun Ende September seum, der Laurentiuskirche, der Spitals- Austragungsort der 9. interregionalen kirche, in der Innenstadt und im Kirch- Alpgespräche, die ursprünglich von Erich turm der Laurentiuskirche. Bürgermeis- Gnaiger am Tannberg installiert worden ter Mandi Katzenmayer und Geschichts- waren. Gegenstand der Tagung war eine vereins-Obmann Peter Bußjäger konnten 9 schon bei der Eröffnung viele Besucher berichteten Zeitzeugen im 3. Erzählcafé begrüßen. Museumsexperte Hans Müller im Café Katzawinkel, vormals Hoch- vermittelte bei den anschließenden Museumsführungen den Besuchern wie- der viele Eindrücke vom Leben der Bludenzer Bevölkerung in früherer Zeit.

Mit Laternen ging es zu den Heiligen von Bludenz. Gerlinde Buhzuhn erzählte vom Hl. Laurentius und Hl. Andreas in der Laurentiuskirche. Der Hl. Florian und der Hl. Michael waren Thema beim Oberen Tor. Geschichten über die Hll. Afra, Agatha hauscafé. Am Sonntag, dem 22.10, er- und Eligius gab es in der zählten damals Jugendliche von der Zeit, Spitalskirche. Weiter ging in der auch Bludenz Schauplatz der es zum Schutzheiligen Hippiekultur wurde und ein ‚Abglanz der Nepomuk und schließlich großen Welt' auf Bludenz fiel, wie es ein konnte man über den Zeitzeuge beschrieb. Der Nachmittag Ikarus - der zwar kein wurde von Brigitte Truschnegg mode- Heiliger war - einiges riert. Originalfilmaufnahmen und Musik erfahren. Aus dem neu der Gruppe „Game“ ließen die Gäste sen- erschienenen Bludenz timental werden und anwesende Ju- Lesebuch las Thomas Ga- gendliche anerkennend staunen. (Birgit mon lustige und gleichzei- Sprenger) tig skurile Geschichten aus dem frühen Bludenz. Im Turm der Stadtpfarrkirche hörten die Besucher Aktuelles Interessantes zu den Glocken, der Turmuhr und der Turmgeschichte. Neue Kulturtafel an A 14 und S 16: Das Montafon verweist auf Zum Ausklang trafen sich die Gäste dann Barockkirche Bartholomäberg wieder im Museum. Nicht nur Volksmusik und Maisäßlandschaften vom Feinsten gab es vom „Okarina 3-er- Gmisch“, als Draufgabe wurde noch das Der Anspruch des Heimatschutzvereins Bludenz Lied gesungen. (Carmen Reiter) Montafon ist klar: Das Montafon verfügt über eine kulturgeschichtlich bedeutende Landschaft, die ihresgleichen in den Erzählcafè im „Haus“ Alpen sucht. Zum einen ist das Tal mit seinen zehn Gemeinden weder zu klein Nein, politisiert sei sie nicht gewesen, die noch zu groß und deshalb gut überschau- Bludenzer Jugend in den beginnenden bar, und zum anderen reichen die kultur- 70er Jahren, Flower-power, Gemein- geschichtlichen Themen von der Ur- und schaft und Musik seien im Mittelpunkt Frühgeschichte über das Mittelalter, die der Treffen der jungen Leute gestanden, Barockzeit bis hin in das 19. und frühe 20. 10

Jahrhunderts. Kaum ein Tal in den Alpen bemerkenswertestes Barockensemble kann nebeneinander Reste einer bronze- des Landes Vorarlberg gelten darf. Ein zeitlicher Burganlage, von mittelalterli- zweiter Hinweis bezieht sich auf die chen Ruinen, von spätmittelalterlichen Maisäßlandschaften des Tales, die etwa in und barocken Kirchen, von Zeugnissen den Beispielen Valschaviel, Ganeu, der reichen Bergbauvergangenheit sowie Tafamunt (Gaschurn), Montiel, Netza, der Siedlungsgeschichte im Allgemeinen Gweil, Röbi und Rongg (St. Gallenkirch, Gargellen) oder Plazadels und Wachters Dieja (-Gauertal) herausra- gende Vertreter einer harmonisch in die Landschaft eingebetteten Architektur aus dem 17. bis 19. Jahrhundert besitzt, die auch im internationalen Vergleich ein- zigartig ist.

Die Initiative zu dieser Tafel ist von den Montafoner Museen ausgegangen und wurde gemeinsam mit dem Stand Montafon, Montafon Tourismus und Vorarlberg Tourismus im Rahmen des Projekts „Zukunft Montafon“ umgesetzt. (Andreas Rudigier)

Publikationen aus der Region (Maisäße), als auch von technischen Denkmälern der jüngeren Vergangenheit Franz Elsensohn, als Symbolbild des Aufschwungs im 20. Sagenhaftes Bludenz Jahrhundert (Kraftwerksbauten an der RätikonVerlag Bludenz 2007, und der Illwerke) präsentieren. 200 Seiten Neben diesen Zeugen existieren auch Themen von hoher kulturgeschichtlicher Über Bludenz sind wenige Sagen Relevanz, die sich gerade im Montafon in bekannt. Franz Josef Vonbun, der große spannender Form abhandeln lassen, den- Sagensammler, erwähnt in seinem ken wir nur an die saisonale Wanderung Sagenbuch gerade einmal die berühmte der MontafonerInnen oder die Anfänge Legende von Herzog Friedrich mit der des Alpinismus und Skisports. leeren Tasche, der durch das Obere Tor in die Stadt einzieht. Franz Elsensohn hat Seit wenigen Tagen machen nun zwei sich auf die Suche nach weiteren Er- Kulturtafeln an der A 14 (auf Höhe Ab- zählungen begeben, wobei er in seine fahrt Bludenz-Bürs) und der S 16 (auf Sammlung auch Überlieferungen auf- Höhe Bings) auf diesen kulturgeschichtli- nimmt, die vom klassischen Begriff der chen Kompetenzanspruch des Tales auf- Sage nicht mehr erfasst sind, wie etwa merksam: Der Hinweis erfolgt auf die die Geschichte von „Bücheltonis Toni“, Barockkirche Bartholomäberg, die als womit der legendäre Erstbesteiger der schönste Dorfkirche und gleichzeitig als Zimba gemeint ist. Franz Elsensohn för- 11 dert aber auch wenig bekannte Sagen Nicole Ohneberg hielt im Rahmen ihres hervor, wie vom „Venedigermännlein in Präsentationsvortrags eingangs fest: Die Rungelin“, das alle fünf Jahre im Grubser Märzengerichtsprotokolle enthalten kei- Tobel aus einem goldtropfenden Brünn- ne Gruselgeschichten von grauenvollen lein sein in der Zwischenzeit gefülltes Strafen, welchen die Montafonerinnen Häfelein abholt. Wie wichtig es ist, solche und Montafoner im ausgehenden Überlieferungen zusammenzutragen, Mittelalter ausgesetzt worden sind. ergibt sich hier daraus, dass die „Venedigersagen“ immer wieder auf Die Historikerin aus Hard weiß, wovon sie einen früheren Bergbau hinweisen, von spricht. Sie hat in einem sechsjährigen dem im Falle des Forschungsprojekt die Märzengerichts- Grubsertobels auch protokolle untersucht und damit eine andere Quellen, frei- wesentliche Quelle für die Landesge- lich auch nur sehr schichte erschlossen. unpräzise, berichten. Das Buch informiert Es mag für viele Montafonerinnen und aber auch darüber, Montafoner in einem hohen Maße fru- dass der Klushund strierend gewesen sein, aber über ihre offenbar sogar bis zivilgerichtlichen Verfahren hat über Bludenz kam und Jahrhunderte das Märzengericht auf der dass Nachtvolk und Platte (beim Kloster St. Peter in Bludenz) Bütze vor allem entschieden, das in zuweilen langwieri- Rungelin unsicher gen und kostspieligen Verfahren über machten. Elsensohn Wege-, Wasser- oder Weidestreitig- gibt die Erzählungen keiten aber auch Erbrechtsregelungen im jedoch nicht unkommentiert wieder, Montafon geurteilt hat. sondern erläutert und stellt Zusamm- enhänge her. Nach dem „Bludenz Die Protokolle sind seit dem Beginn der Lesebuch“ (siehe dazu unsere Rezension Schriftlichkeit der Prozesse im Jahr 1490 in den Mitteilungen Nr. 4) liegt damit ein bis 1599 in einem Buch zusammenge- weiteres lesenswertes Buch über Bludenz fasst und geben einen bemerkenswerten vor. Erfreulich auch, dass es mit dem Einblick in die Rechtsprechung und die RätikonVerlag einen Verlag in Bludenz Konfliktbewältigung im Montafon für die gibt, dessen Programm sich auch der Periode des ausgehenden Mittelalters. regionalen Geschichte widmet. Unzählige Montafonerinnen und Monta- (Peter Bußjäger) foner werden in diesen Protokollen genannt und ermöglichen auch einen interessanten Einblick für die Ahnen- Nicole D. Ohneberg: forschung. So geschaehe darum, das recht sye. Rechtsprechung Das Buch zu den Protokollen umfasst 344 und Konfliktbewältigung Seiten und ist als Band 19 der Monta- im Montafon anhand der foner Schriftenreihe in den Montafoner Märzengerichtsprotokolle Museen erhältlich. (Andreas Rudigier) (1490-1599). Schruns 2007 (= Montafoner Schriftenreihe 19) 12

Veranstaltungsübersicht

10. November Turmbau in Beschling, 22. November Montafon - Recht auf 19.30 Uhr Buchpräsentation (Be- 19.30 Uhr eigenen Namen, Buch- schling) präsentation (Schruns)

11. November Geselliges aus neun Jahr- 26. November Frauenrollen in Vorarlberg 15 Uhr zehnten, Erzählcafé (Blu- 19.30 Uhr Vortrag (Schruns) denz, Remise)

29. November Johann Ladner, Ausstell- 13. November Sagen aus Bludenz, Le- 19.30 Uhr ungseröffnung (Schruns) 19.30 Uhr sung (Bludenz, Gayen- hofen) 2. Dezember Gymnasium Bludenz, Buch 16 Uhr präsentation (Bludenz, 15. November Literaturcafé, Lesung Remise) ab 15 Uhr (Raggal)

Geschichtsverein Region Bludenz T 05574/511-30010 Obmann Univ.-Doz. Dr. Peter Bußjäger F 05574/511-30095 Postfach 103 E [email protected] 6700 Bludenz I www.bludenz.at/geschichtsverein/

Mitglieder des Geschichtsvereins Region Bludenz unterstützen die vielfältigen Aktivitäten des Vereins. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 26.-. Sie erhalten dafür laufende Informationen und Einladungen zu den aktuellen Veranstaltungen sowie vor allem drei- bis viermal im Jahr die Bludenzer Geschichtsblätter zugesandt. Der Geschichtsverein Region Bludenz wird finanziell unterstützt durch das Amt der Stadt Bludenz und durch das Amt der Vorarlberger Landesregierung (Abteilung Wissenschaft).