Cornelia Schneider

Die Kärntner Medienlandschaft unter der Lupe – Anforderungen vs. Realität aus Sicht der Tagespresse

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Philosophie

Studium Publizistik und Kommunikationswissenschaft

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften

Begutachter: VAss. Dr. Reinhard Kacianka Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft April/2015 Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle ausgedruckten, ungedruckten Quellen oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt.

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.

(Unterschrift) (Ort, Datum)

2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...... 8 2 Kommunikation in der Region ...... 9 2.1 Begriffserklärung „Region“ ...... 9 2.2 Regionale Kommunikation ...... 11 2.2.1 Lokalkommunikationsforschung ...... 11 2.2.2 Kommunikationsräume ...... 14 3 Kommunikationsraum Kärnten ...... 18 3.1 Spezielle Medienlandschaft in Kärnten ...... 19 3.2 Radio ...... 20 3.3 Fernsehen ...... 20 3.4 Periodika ...... 21 3.5 Tageszeitungen ...... 23 3.6 Medienkonzerne ...... 24 3.6.1 ORF ...... 26 3.6.2 Mediaprint ...... 27 3.6.3 ...... 30 4 Kärntner Tageszeitungen ...... 32 4.1 Geschichte der Kärntner Tageszeitungen ...... 32 4.2 Vielfalt der Kärntner Tageszeitungen ...... 36 4.2.1 Kronen Zeitung ...... 39 4.2.2 Kleine Zeitung ...... 42 4.2.3 Der Standard ...... 44 4.2.4 Kurier ...... 45 4.2.5 Österreich ...... 46 4.2.6 Die Presse ...... 47 4.2.7 Exkurs: Kärntner Tageszeitung (KTZ) ...... 47 5 Journalismus ...... 48 5.1 Begriffserklärung ...... 48 5.2 Besonderheiten des Regional-/Lokaljournalismus ...... 50 5.3 Berufsbild des/der Journalisten/in ...... 54 5.3.1 Berufs- und Selbstverständnis ...... 56 5.3.2 Berufsbild des/der Lokaljournalisten/in ...... 57 5.3.3 Aufgaben und Funktionen ...... 59

3 6 Anforderungen an den Journalismus ...... 62 6.1 Journalismus als soziales System ...... 62 6.2 Qualität ...... 63 6.2.1 Qualitätsbegriff ...... 64 6.2.2 Qualität im Journalismus ...... 64 6.2.3 Qualitätssicherung im Journalismus ...... 67 6.3 Objektivität ...... 74 6.3.1 Objektivität publizistischer Information ...... 74 6.3.2 Auffassungen und Positionen ...... 74 6.4 Professionalität ...... 79 6.4.1 Merkmale von Professionalität ...... 80 6.4.2 Profession als Kompetenz ...... 81 6.4.3 Abgrenzung des/der Journalisten/in zu anderen Medienberufen ...... 84 6.5 Medienkonvergenz ...... 85 6.5.1 Crossmediales Arbeiten ...... 85 6.5.2 E-Paper ...... 91 7 Journalistische Einflussfaktoren ...... 92 7.1 Einflüsse auf den Journalismus ...... 92 7.1.1 Ökonomische Faktoren ...... 93 7.1.2 Umfeld des/der Journalisten/in ...... 97 7.1.3 Medienvielfalt ...... 101 7.2 Einflüsse ausgehend von JournalistInnen (Gatekeeper-Forschung) ...... 103 8 Erhebung der journalistischen Praxis im Kärntner Tageszeitungssektor...... 109 8.1 Standardisierte Journalistenbefragung ...... 109 8.2 Auswertung der Befragungen ...... 111 8.2.1 Qualitätsaspekte ...... 112 8.2.2 Einflüsse auf die JournalistIn ...... 119 8.2.3 Neue Medien/Crossmediale Entwicklung ...... 125 9 Resümee und Ausblick ...... 126 10 Literaturverzeichnis ...... 130 11 Internetquellen ...... 136 12 Anhang ...... 141 12.1 Aufstellung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen des ORF ...... 141 12.2 Anteilsverhältnisse der Krone-Verlag GmbH & Co Vermögensverwaltung KG ... 144

4 12.3 Beteiligungen Mediengruppe Österreich ...... 145 12.4 E-Mail zur Kontaktaufnahme mit JournalistInnen für Fragebogen ...... 147 12.5 Fragebogen ...... 148

5 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Österreichs Medienunternehmen ...... 25 Abbildung 2: ORF-Logo ...... 26 Abbildung 3: Konzernstruktur der Mediaprint und der Verlagsgruppe NEWS ...... 29 Abbildung 4: Markenwelt der Styria ...... 30 Abbildung 5: MA 13/14 - Tageszeitungen Kärnten ...... 37 Abbildung 6: MA 2011 - Tageszeitungen Kärnten ...... 38 Abbildung 7: ÖAK, 2. Halbjahr 2014/Tageszeitungen ...... 39 Abbildung 8: Auflage/Reichweite Krone 2013/2014 ...... 40 Abbildung 9: Krone Reichweite Kärtnen, aufgeteilt nach Bundesländern ...... 40 Abbildung 10: Marktanteil/Auflage Kärntner Krone ...... 41 Abbildung 11: Reichweite „Der Standard“ ...... 45 Abbildung 12: Umwelt einer Lokalredaktion ...... 53 Abbildung 17: Einflüsse auf den Journalismus ...... 63 Abbildung 13: Mediale Qualität ...... 65 Abbildung 14: Qualität als abhängige Variable ...... 66 Abbildung 15: Magisches Vieleck ...... 68 Abbildung 16: Qualitätssicherung im Längsschnitt ...... 69 Abbildung 18: Typologie zum Problem der „Objektivität im Journalismus“ (nach Saxer) .... 76 Abbildung 19: Typische Erscheinungsformen der „Zeitunger“/Nachrichtenarbeiter ...... 78 Abbildung 20: Journalistische Basiskompetenzen ...... 82 Abbildung 21: Zahlen Verkaufte Auflagen erstmals inkl. E-Paper ...... 91 Abbildung 22: Veränderung verkaufte Auflage 2013/2014 inkl. E-Paper ...... 92 Abbildung 23: Primäre Stakeholder ...... 96 Abbildung 24: Eigene Darstellung Mind-Map „Abhängigkeiten Tagespresse“, Schneider 2014 ...... 101 Abbildung 25: Überblick über die eingegangenen Beantwortungen via surveymonkey.de .. 110 Abbildung 26: Fragebogenauswertung, Beantwortung Frage 42 ...... 112 Abbildung 27: Auswertung Fragebogen, Frage 2 ...... 115 Abbildung 28: Fragebogenauswertung, Frage 3 ...... 115 Abbildung 29: Fragebogenauswertung, Frage 8 ...... 116 Abbildung 30: Fragebogenauswertung, Frage 5 ...... 117 Abbildung 31: Fragebogenauswertung, Frage 9 ...... 120 Abbildung 32: Fragebogenauswertung, Frage 10 ...... 121

6 Abbildung 33: Fragebogenauswertung, Frage 11 ...... 121 Abbildung 34: Fragebogenauswertung, Frage 14 ...... 122 Abbildung 35: Fragebogenauswertung, Frage 18 ...... 123 Abbildung 36: Fragebogenauswertung, Frage 29 ...... 124 Abbildung 37: Fragebogenauswertung, Frage 30 ...... 124 Abbildung 38: Fragebogenbeantwortung, Frage 24 ...... 125 Abbildung 39: Fragebogenauswertung, Frage 22 ...... 127 Abbildung 40: Fragebogenauswertung, Frage 1 ...... 128

7 1 Einleitung

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ Hans Joachim Friedrichs

Aufgrund der langjährigen praxisbezogenen Beobachtungen während meiner Tätigkeit in der Redaktion einer Kärntner Tageszeitung, stellte sich für mich die Frage, ob die Berichte qualitativ hochwertig sind und der Leser wirklich „objektive, gut recherchierte Kost“ zu lesen bekommt.

Ich habe in der Zeit im Redaktionssekretariat erlebt, anhand welcher Kriterien Artikel selektiert wurden, was von „ganz oben“ angeordnet wurde, wie viel Einfluss die Wirtschaft und Politik des Landes auf die Berichterstattung haben. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Tageszeitung und die damit verbundenen Einschaltungen oder Berichte können bei der Qualitätsdebatte ebenso angeführt werden, wie auch der enorme Zeitdruck, der unter den JournalistInnen vorherrscht. Ein vorgefertigter Text einer Nachrichtenagentur bzw. des Landespressedienstes ist schnell kopiert bzw. gekürzt und schon ist eine Spalte in der Zeitung wieder voll.

Auch die neuesten Tendenzen in Richtung „schnelle Infos von Facebook, Twitter & Co.“ wären kurz anzuschneiden. Informationen kommen z. B. von der Berufsfeuerwehr via Facebook direkt zu dem/der JournalistIn aufs Handy, der/die diese Informationen weiterverarbeiten kann, bzw. eins zu eins übernehmen kann. So muss ein/e ChefreporterIn nicht mehr an den Ort des Geschehens. Berichterstattung erfolgt vom Bürostuhl aus – Wahrheitsgehalt und Vollständigkeit seien dahingestellt.

In der vorliegenden Diplomarbeit geht es vor allem um die Qualität im Kärntner Journalismus, genauer gesagt im Hinblick auf die Kommunikatoren: - In den Kapiteln zwei bis vier wird der Kommunikationsraum Kärnten und seine Medienlandschaft durchleuchtet, - die Besonderheiten im Regional-/Lokaljournalismus werden im Kapitel fünf diskutiert, - es werden Qualitätsstandards für den Journalismus aufgezeigt,

8 - Faktoren, die den Journalismus beeinflussen, werden behandelt, - diverse Thesen und Modelle bezüglich Abhängigkeitsverhältnissen werden erläutert, - die JournalistInnen der Kärntner Printmedien mittels Fragebogen nach ihrer Meinungsfreiheit bzw. ihrem Qualitätsverständnis befragt, - die Evaluation und Zusammenführung der Ergebnisse wird abschließend vollzogen.

Die Erhebung der journalistischen Praxis im Kärntner Tageszeitungssektor wurde mittels quantitativem Fragebogen durchgeführt. Die Aussendung an RedakteurInnen der Printmedien wurde via Mail vollzogen.

Folgende Forschungsgebiete der Kommunikationswissenschaft stehen im Vordergrund dieser Arbeit: - Kommunikatorforschung (Berufsfeldforschung, z. B. Claudia Mast; Gatekeeper- Forschung, z. B. Lewis Donohew) - Medienregionalisierungsforschung (z. B. Will Teichert) - Lokaljournalismusforschung (z. B. Ulrich Saxer) - Journalismusforschung (z. B. Siegfried Weischenberg)

Um dieser Arbeit eine Grundlage zu geben, werden in dieser die Sichtweisen auf die Kommunikation in der Region erläutert.

2 Kommunikation in der Region

Um näher auf die Ausführungen der Regionalisierung im Tageszeitungssektor der Medienlandschaft Kärnten eingehen zu können, muss zunächst der Begriff der „Region“ definiert werden sowie der Zusammenhang mit der Kommunikation innerhalb der Region hergestellt werden.

2.1 Begriffserklärung „Region“

Der Begriff „regional“ ist auf das Wort „Region“, lateinisch „regio“, zurückzuführen. Die Region wird laut Duden wie folgt definiert: „durch bestimmte Merkmale (z.B. Klima,

9 wirtschaftliche Struktur) gekennzeichneter räumlicher Bereich; in bestimmter Weise geprägtes, größeres Gebiet“ und „(gehoben) Bereich, Bezirk; Sphäre“.1

Die Bedeutung der „Region“ weist Teichert wie folgt aus: „Die jetzt aktuelle Bedeutung von ‚Nahwelt‘ reflektiert so erst einmal ein recht diffuses Unbehagen an den fortwährenden Umweltveränderungen in den Industriegesellschaften und kennzeichnet die mehr oder minder stark empfundene „Ortslosigkeit“ des modernen Menschen. Die Wiederentdeckung der Region umschreibt dabei pauschal das Bedürfnis nach Identifikationsmöglichkeiten mit der bewohnten und gebauten Umwelt, in der man lebt.“2

Teichert führt weiter aus, wie Region-Typen unterschieden werden können: - Natürliche Regionen: darunter fallen vorgegebene räumliche Einheiten, wie beispielsweise historisch gewachsene Länder; - Struktur-Regionen: das sind Gebiete, die eine gewisse Homogenität aufweisen, z. B. unter Berücksichtigung des Klimas; - Funktional-Regionen: beschrieben werden hiermit Räume, die sich im Einflussbereich eines urbanen Kerns befinden und durch diese Ausstrahlungskraft bestimmt werden, beispielweise Versorgungs-, Arbeitsmarkt- und Siedlungsstruktur.3

Michael Wolf Thomas unterteilt die Regionen in lokale, regionale und überregionale:

- lokal: unter lokal wird das engere Wohnumfeld, in kleineren Städten die ganze Stadt und in Großstädten der Stadtteil gesehen. - regional: hier meint man den Großraum, um eine Stadt herum. Die Region wird als eine Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftseinheit begriffen. - überregional: Der Begriff „überregional“ wird als regionenübergreifend verstanden, jedoch noch nicht für ein ganzes Bundesland.4

Wie im Laufe der vorliegenden Arbeit ersichtlich wird, ist die Abgrenzung dieser Begriffe in der Praxis nicht so starr möglich bzw. wird sogar im umgekehrten Sinn verwendet, so werden

1 http://www.duden.de/rechtschreibung/Region#b2-Bedeutung-1, Stand: 27.11.2014 2 Teichert, „Die Region als publizistische Aufgabe“, 1982, S. 13 3 vgl. Teichert, „Die Region als publizistische Aufgabe“, 1982, S. 88 4 vgl. Thomas, „Die lokale Betäubung oder der Bürger und seine Medien“, 1981, S. 10 10 für die Regionalisierung der Tageszeitung die Begriffe „Regionalisierung“ bzw. auch die „Lokalisierung“ gebraucht. Eine genauere Erklärung erfolgt in den nächsten Kapiteln.

So sieht Teichert eine grundsätzliche, sozialpsychologische Komponente in der Diskussion über den Stellenwert des „Regionalen“ und des „Lokalen“, die den Wunsch widerspiegelt, in überschaubaren Lebensräumen zu wohnen. Die Aspekte, wie gemeinsame Erfahrungswelt, Umweltvergewisserung und Solidaritätserwartungen werden von der Region signalisiert bzw. symbolisiert. Die Region ist „noch nicht der Begriff für einen konkret geographisch abgrenzbaren Raum“.5

2.2 Regionale Kommunikation

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte schon Watzlawick. Dass Kommunikation allgegenwärtig ist, liegt auf der Hand, dass jede Kommunikation an einen Ort gebunden ist und dadurch ihren Charakter erhält, wird uns in Situationen des Alltags bewusst: „Wohl gehört es zu den Selbstverständlichkeiten der Alltagserfahrung, dass Entstehung, Ablauf und Erfolg von Kommunikation wesentlich von räumlichen Gegebenheiten abhängen, als Thema der Kommunikatorforschung taucht dieser Sachverhalt dagegen nur selten auf.“6

Im Folgenden wird nun versucht, die Aussagen und Anliegen der Lokalkommunikationsforschung bzw. die Determinanten zur Abgrenzung von Kommunikationsräumen zu erläutern.

2.2.1 Lokalkommunikationsforschung

In insgesamt acht Thesen gibt Ulrich Saxer einen Überblick über die Lokalkommunikationsforschung bis Ende der 70er-Jahre und zieht damit eine Bilanz seiner Forschung.

Die These Nummer 1 befasst sich mit der Forschungsnot auf diesem Sektor zur damaligen Zeit. „Anspruch und Realität der Lokalkommunikationsforschung klaffen auseinander, indem

5 vgl. Teichert, „Die Region als publizistische Aufgabe“, 1982, S. 13 6 Ronneberger, „Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik“, 1980, S. 153 11 der auch wissenschaftlich beteuerten hohen Bedeutung der lokalen Kommunikation keine entsprechend intensive Erforschung derselben gegenübersteht.“7

These Nummer 2: „Die Bilanz der Forschung über lokale Kommunikation ist allerdings schwer zu ziehen, weil der Gegenstand „Lokalkommunikation“ außerordentlich unterschiedlich aufgefasst und unter entsprechend verschiedenartigen Fragestellungen angegangen wird. Weder besteht Übereinstimmung darüber, was ‚das Lokale‘ sei, noch wird etwa die Lokalpresse als unverwechselbarer Typus wirklich deutlich. Vor allem aber ist über den Zusammenhang zwischen den Sozial- und den Kommunikationssystemen, deren Interdependenzen das Lokale und die Lokalkommunikation konstituieren, erst sehr wenig Gesichertes bekannt.“8

Die dritte These fasst folgende Entwicklungen zusammen: „Nach Problemstellung und Bezugsrahmen prägen sich die folgenden Haupttypen von deutscher Lokalkommunikationsforschung aus:

1. Die an der Lokalpresse als einem möglichen Integrationsfaktor interessierte stark gemeindesoziologisch ausgerichtete Forschung;

2. die am publizistisch-politischen Leistungsvermögen der Lokalpresse unter den Bedingungen der Pressekonzentration interessierte, stark publizistikwissenschaftlich ausgerichtete Forschung;

3. die am kritischen Potential der Lokalpresse hinsichtlich der lokalen Machtkonstellation interessierte, stark politologisch ausgerichtete Forschung;

4. die an integralen sozio-kommunikativen Systemkonstellationen interessierte, stark kommunikationssoziologisch ausgerichtete Forschung;

5. die an der lokalkommunikativen Teilstruktur Redaktion/Redakteur interessierte, stark berufssoziologisch ausgerichtete Forschung.“9

7 Saxer, In: Wolfgang R. Langenbucher, „Lokalkommunikation. Analysen, Beispiele, Alternativen“, 1980, S. 34 8 Saxer, 1980, S. 34 9 Saxer , 1980, S. 36 12 Vierte These: „Der integrationsorientierte Ansatz der Lokalkommunikationsforschung, der den Kausalzusammenhang Lokalteillektüre – Informiertheit – Integration postuliert, vermag in der Wirklichkeit integrative Leistungen der Lokalpresse nur sehr bedingt nachzuweisen. […] Die Einseitigkeit, mit der in diesem Ansatz Harmonisierungsleistungen der Lokalpresse avisiert werden, behindert zudem die Einsicht in weitere, nämlich konfliktbezogene Funktionen derselben.“10

Die fünfte These beinhaltet die Situationsthematik durch Medienkonzentration: „Den Einfluss der Pressekonzentration auf die Qualität der Lokalpresse vermag die einschlägige Forschung, ihrer punktuellen Vorgehensweise wegen und vor allem mangels valider Indikatoren, nur beschränkt darzutun. Nachweise von publizistischen Qualitätseinbußen in Monopolsituationen werden fallweise widerlegt, so daß keine eindeutigen kommunikationspolitischen Direktiven aus diesen wissenschaftlichen Befunden abgeleitet werden können. Es scheint vielmehr, die Problematik des Lokaljournalismus gründe in viel allgemeineren Bedingungen dieser publizistischen Gattung als solcher.“11

Sechste These: „Die Untersuchungen über das machtkritische Potential der Lokalpresse stellen diesbezüglich erhebliche journalistische Zurückhaltung fest. Auch von anderen Ansätzen aus scheint die lokalpolitische Berichterstattung vielfach andern Regelhaftigkeiten als die allgemeinpolitische zu folgen. Die Qualität des Lokaljournalismus einfach mit Kritikbereitschaft gleichzusetzen, trägt aber den Bedürfnissen des jeweiligen Lokalsystems eben so wenig Rechnung wie die Verabsolutierung der Integrationsperspektive.“12

Über die Systeme des Lokalen wird in der These Nummer sieben erläutert wie folgt: „Zusätzliche Einsichten in die Gegebenheiten der Lokalkommunikation verspricht die intensivere, umfassende Untersuchung konkreter Lokalsysteme und ihrer Beziehungen zur Lokalkommunikation. Amerikanische Forschungen verdeutlichen bereits Zusammenhänge zwischen sozialstrukturellen Determinanten wie Größe und Komplexität solcher Systeme, ihren Konsens- und Konfliktkonstellationen und lokaler Medienleistung und -komplementarität.“13

10 Saxer, In Wolfgang R. Langenbucher, „Lokalkommunikation. Analysen, Beispiele, Alternativen“, 1980, S. 37 11 Saxer, 1980, S. 38 12 Saxer, 1980, S. 39 13 Saxer, 1980, S. 39 13 Die letzte, und achte These, Saxer’s beinhaltet die journalistische Berufssituation und deren Spannungsverhältnisse: „Die Berufssituation der Lokaljournalisten ist durch Arbeitsüberlastung und besondere Distanzprobleme zu ihrem Arbeitsgebiet gekennzeichnet. Darin drückt sich allerdings maßgeblich wieder die Spannung zwischen lokalem Konsens und Konflikt, zwischen integrativen und kritischen journalistischen Leistungsmöglichkeiten aus. […].“14

Wirft man einen Blick auf die Praxis, so haben die Thesen Saxer’s noch immer ihre Gültigkeit. Der nächste Punkt gilt dem Thema „Kommunikationsräume“.

2.2.2 Kommunikationsräume

Der Begriff „Kommunikationsraum“ wurde Ende der 70er-Jahre von deutschen Kommunikationswissenschaftern wie Franz Ronneberger und Heinz-Werner Stuiber angesichts zunehmender Konzentration am Mediensektor und zusehender Intransparenz massenmedialer Phänomene sowie gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen in den Diskurs eingebracht.15

„Denn trotz der Globalisierung und Unifizierung der Wirklichkeitsmodelle durch die weltweit vernetzten Medienangebote gilt, um Wirkung und Erfolg kommunikativer Prozesse beurteilen zu können, immer noch das multi-step-flow-Konzept. Das heißt: Medienwirkung wird erst in der interpersonal-kommunikativen Reflexion und Diskussion medialer Inhalte ermöglicht; schlicht und einfach: Die Inhalte der Massenmedien werden von den Menschen im Gespräch, im Meinungsaustausch, hinsichtlich ihrer Relevanz gewürdigt und dann ‚erinnert‘ oder verworfen.“16

In seinem 1975 erschienenen Buch „Kommunikationsräume der lokal informierenden Lokalpresse“ definiert Heinz-Werner Stuiber wichtige Grundlagen zur Analyse der lokalen und regionalen Tagespresse. Einige seiner Definitionen können für die vorliegende Arbeit herangezogen werden und bilden generell ein Grundgerüst für die Analyse der lokalen Tagespresse. Einleitend kommt Stuiber in seiner Abhandlung zu der Erkenntnis, dass

14 Saxer, In Wolfgang R. Langenbucher, „Lokalkommunikation. Analysen, Beispiele, Alternativen“, 1980, S. 40 15 vgl. Kacianka, In: Kärntner Jahrbuch für Politik 2004, S. 79 ff 16 Kacianka, In: Kärntner Jahrbuch für Politik 2004, S. 80 14 herkömmliche Methoden und Instrumente, wie z.B. die Inhaltsanalyse17, die Struktur der Gemeinde18 oder der Begriff der Öffentlichkeit19 den Einfluss lokaler Tageszeitungen nicht hinreichend abzubilden in der Lage sind. Daher zieht Stuiber die Beschreibung der Kommunikationsräume heran: „Denn wenn sich der Prozess der Massenkommunikation in der Gesellschaft in einem Geflecht sozialer Beziehungen vollzieht, dann ist auch die lokale Presse in das gesellschaftliche Beziehungsfeld eingespannt.“20

Als entscheidende Wirkfaktoren des Interaktionsfeldes nennt Stuiber die folgenden: - Sozialstruktur - Kommunikationsstruktur - Organisierte Interessensstruktur - Demokratische Normen - Zeitungsstruktur 21

Laut Stuiber sind diese genannten Determinanten für die Bestimmbarkeit der Leistungen der lokal informierenden Tageszeitungen von Bedeutung22. Eine besondere Relevanz kommt dabei den Gemeindegrößen zu. Stuiber unterscheidet im Wesentlichen ländliche und städtische Strukturen. Selbstverständlich gibt es eine detaillierte Gliederung, jedoch sind nicht alle Ausführungen Stuibers auf das Bundesland Kärnten anwendbar, da er sich in seinem Werk primär auf die Strukturen Deutschlands bezieht. Für Kärnten kann folgende Feststellung Stuibers herangezogen werden: So „sind regionale Tageszeitungen jeweils von Oberzentren aus für deren Bereiche konzipiert, so dass die zentralörtliche Orientierung der entscheidende Bestimmungsfaktor für die Abgrenzung von Kommunikationsräumen zu sein scheint.“23

Dies trifft für Kärnten weitestgehend zu, erscheinen doch die beiden großen regionalen Tageszeitungen in Klagenfurt und bestimmen durch den Sitz der Chefredaktionen in Klagenfurt letztendlich den Inhalt der Bezirksausgaben. Eine wichtige Schlussfolgerung Stuiber‘s kann jedoch nicht auf den Kärntner Raum umgelegt werden: „Da die Abgrenzung funktional integrierter Räume in den seltensten Fällen den politischen Grenzen auf Gemeinde-, Kreis-, Regierungsbezirks oder Landesebene folgen, bestehen zum Teil erhebliche

17 vgl. Stuiber, „Kommunikationsräume der lokal informierenden Tagespresse“, 1975, S. 11 18 vgl. Stuiber, 1975, S. 13 19 vgl. Stuiber, 1975, S. 20 20 Stuiber, 1975, S. 21f 21 vgl. Stuiber, 1975, S. 24 22 vgl. Stuiber, 1975, S. 24 23 Stuiber, 1975, S. 301 15 Diskrepanzen zwischen den politischen und sozialen Beziehungsfeldern einer Tageszeitung oder einer Ausgabe.“24 Mit Ausnahme der Ausgaben Klagenfurt und Klagenfurt Land sowie Villach und Villach Land orientiert sich beispielsweise die Kleine Zeitung an den Grenzen der politischen Bezirke Kärntens. Auch die Kronen Zeitung hält sich an die Bezirksgrenzen, wenngleich hier mehrere Bezirke zusammengefasst wurden (z.B. Hermagor und Spittal in der Mutation Oberkärnten oder Völkermarkt und Wolfsberg in der Lokalausgabe Unterkärnten).

Ronneberger definiert für den Begriff „Kommunikationsraum“ folgende Faktoren, die die Wirkung von Massenmedien beeinflussen:

- Sprache: Sie darf sich nicht auf Nationalsprachen beschränken, sondern muss Dialekte und unter Umständen sogar „Soziolekte“ miteinbeziehen. Unter „Soziolekte“ wird eine mehr oder weniger geübte, „anerkannte“ Redeform gemeint, die sowohl in der öffentlichen Kommunikation und der Medienkommunikation gebraucht wird.25

- Lesefähigkeit: Nicht jede Zeitungssprache wird von der gesamten Bevölkerung innerhalb eines Verbreitungsgebietes verstanden. Kommunikationsräume können aufgrund der unterschiedlichen Lesefähigkeit des Publikums einander überlappen und überlagern. Es wird hier darauf hingewiesen, dass mehrsprachige Länder (z. B. Belgien, Kanada) ein Problem mit der amtlichen Kommunikation und der Medienkommunikation haben.26

- Verkehr: Verkehrseinrichtungen machen Räume zugänglich. Miteinander kommunizierende Menschen müssen die Möglichkeit haben, körperlich zueinander zu kommen oder via Telekommunikation zu interagieren. Diese Determinante war in den 80er-Jahren von größerer Bedeutung als heute, da es damals noch kein Internet für den Großteil der zivilisierten Gesellschaft gab.27

- Sozialbewusstsein: Die Menschen fühlen sich durch soziale Merkmale wie den Beruf, das Einkommen, der jeweilige Bildungsgrad, ausgedrückt in formalen Qualitäten (z. B. Schulabschluss oder akademischer Grad) oder in Qualitäten des Bildungsstandes

24 Stuiber, „Kommunikationsräume der lokal informierenden Tagespresse“, 1975, S. 304 25 vgl. Ronneberger, „Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik“, S. 158 26 Ronneberger, 1980, S. 158 27 vgl. Ronneberger, 1980, S. 159 16 und -interesses, das Alter oder die Herkunft, verbunden. Je differenzierter die Gesellschaft ist, desto deutlicher wird das soziale Bewusstsein bei der privaten und öffentlichen Kommunikation auftreten.28

- Tradition: Hier werden Werte des Zusammengehörigkeitsbewusstseins der Menschen, wie Heimat, Sitten und Gebräuche, Ordnung und Beständigkeit umfasst. Menschen fühlen sich dazu verpflichtet, Traditionen zu übernehmen und weiterzugeben, dies bietet ihnen auch Sicherheit und Geborgenheit. Haben zwei Menschen nun die gleichen Erfahrungen und Wissensgrundlagen, so kann man davon ausgehen, dass gewisse Anspielungen richtig verstanden werden.29

- Verwaltung: Verwaltungsgrenzen sind Ausdruck für Zuständigkeiten, Berechtigungen und Verpflichtungen. Der Bürger weiß somit, woher er sich wenden muss, wenn er gegebenenfalls mit dem Staat oder der Gemeinde in Kontakt treten will. Werden diese Verwaltungsgrenzen nun geändert, ändern sich auch die Verwaltungsräume und somit auch die Struktur der Gesellschaft. Die Gemeindegrenzen werden von den Bewohnern mit Traditionsbewusstsein verbunden, die Änderung dieser kann als zerstörend empfunden werden.30

- Organisation: Auch andere Organisationen, außer der Verwaltung, wirken sich raumbildend aus. Dazu zählen große Wirtschaftsunternehmen ebenso, wie kommunale Einrichtungen und Zusammenschlüsse (politische Parteien und Interessensverbände). Vor allem Vereine und Clubs können innerhalb von Gemeinden das Kommunikationsverhalten beeinflussen.31

- Massenmedien: Vor allem Lokal- und Regionalzeitungen und der Rundfunk sind neben den schon genannten Determinanten erwähnt, denn teilweise sind sie es, die den Determinanten erst Wirkung verleihen. Die räumliche Verteilung von LesernInnen, HörerInnen und ZuseherInnen stellt die Medienreichweiten dar, die einerseits die Kommunikationsräume bestimmen und andererseits sind aber sie wieder auf unterschiedliche Weise von anderen Determinanten abhängig. Bei Lokal- und

28 vgl. Ronneberger, „Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik“, 1980, S. 159 29 vgl. Ronneberger, 1980, S. 159 30 Ronneberger, 1980, S. 160 31 Ronneberger, 1980, S. 160 17 Regionalzeitungen sind die Grenzen der Gemeinde und der Region, die Tradition und die Verkehrsverhältnisse ausschlaggebend. Jedes Medium sollte bestrebt sein, möglichst viele Determinanten in sich zu vereinigen, um das Publikum für sich zu gewinnen bzw. zu sichern.32

3 Kommunikationsraum Kärnten

In dieser Arbeit wird der Kommunikationsraum Kärnten, in speziellem Hinblick auf den Bereich der Tagesprintmedien behandelt. Bei den Tageszeitungen gibt es Unterschiede in der Vergabe der Bezeichnungen der jeweiligen Redaktionsressorts. Wie einleitend bereits erläutert, wird in der Literatur „lokal“ als die kleinste räumliche Einheit gesehen, „regional“ wird als die nächstgrößere Einheit deklariert und der Begriff „überregional“ wird regionenübergreifend verwendet. Diese Definitionen müssen aber außer Acht gelassen werden, um die Struktur der Tageszeitungen in Kärnten erläutern zu können. Bei der Kleinen Zeitung wird das kärntenweite Ressort „Lokalredaktion“ genannt, die Unterteilung in Bezirksblätter (also „Klagenfurt“, „Villach“, Oberkärnten“, „Osttirol“, „Feldkirchen“, „Lavanttal“, „St. Veit“ und „Völkermarkt“) nennt sich „Regionalredaktion“. Diese Regionalausgaben erscheinen bei der Kleinen Zeitung täglich. Die Kronen Zeitung präsentiert hingegen unter dem Titel „Krone Regional“ die Ausgabenunterteilung in acht Bundesländer (alle mit Ausnahme von , dies wird von Tirol mit betreut). Unter „Kärntner Krone Regionalseiten“ werden dann fünf zusammengefasste Bezirke („Klagenfurt“, „Villach“, „Mittelkärnten“, „Oberkärnten/Osttirol“ und „Unterkärnten“) vorgestellt, deren Ausgabe immer einmal pro Woche (freitags) erscheint. Die Begriffsdefinitionen dieser zwei Tageszeitungen sind deswegen so unterschiedlich, da die Kronen Zeitung in ganz Österreich erscheint: Für sie ist die Kärnten-Mutation eine regionale Ausgabe und die Unterteilung in die kleinen Einheiten der Bezirke stellt für sie die Kärntner Krone Regionalseiten dar.

Ob man nun von einer „Lokal- oder Regionalredaktion“ spricht, wenn man kärntenweite Berichterstattung meint, hängt, wie schon erwähnt, ganz von der Aufbaustruktur der jeweiligen Zeitung ab. Bei der Kleinen Zeitung gibt es eine Steiermark-Ausgabe und eine Kärnten-Ausgabe, für ganz Österreich ist keine Ausgabe vorgesehen. Aus dieser Sicht kann man die jeweiligen Kärnten- oder Steiermark-Ausgaben als Lokalredaktionen sehen, wo hingegen bei der Kronen Zeitung eine „Lokalredaktion Österreich“ (also Berichterstattung für

32 Ronneberger, „Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik“, 1980, S. 160 18 und aus dem Bundesgebiet Österreichs) vorliegt und die Bundesländer-Ausgaben jeweils als „Regionalredaktion“ betitelt werden.

Die weiteren Tageszeitungen mit einer Redaktion in Kärnten weisen keine Unterteilung in Bezirksausgaben auf.

3.1 Spezielle Medienlandschaft in Kärnten

Der Kärntner Kulturwissenschafter Dr. Reinhard Kacianka hat im Rahmen des Kärntner Jahrbuches für Politik 2004 eine treffende Analyse der Kärntner Medienlandschaft verfasst.

Wichtig bzw. relevant für die vorliegende Arbeit ist primär das von ihm gezogene Fazit. Das relativ kleine Kärnten besitzt eine große mediale Vielfalt. Betrachtet man jedoch die Besitzverhältnisse, ergibt sich eine Konzentration auf drei dominierende Medien-Gruppen: Styria, Mediaprint sowie im Rundfunk-Sektor der ORF.33 Auf diese wird im folgenden Kapitel „Medienkonzerne“ näher eingegangen.

Weiters identifiziert Kacianka für die Kärntner Medienlandschaft folgende mögliche, drohende Gefahr:

„Das Vorherrschen von Hofberichterstattung, von mehr oder weniger unkritischem Termin- und Protokolljournalismus, der die demokratiepolitisch so wichtige Kritik- und Kontrollfunktion der Medien ins Hintertreffen drängt.“34

Aus eigener Erfahrung von meiner Tätigkeit im Medienbereich weiß ich, dass Termin- und Zeitdruck manche KollegInnen dazu verleitet haben, Agenturmeldungen oder Presseaussendungen unreflektiert zu übernehmen. Durch die Abhängigkeit der Tageszeitungen von Inseraten ergibt sich manchmal auch eine unkritisch-parteiische Berichterstattung zugunsten der inserierenden Unternehmen bzw. politischen Parteien. Im Kapitel „Einflüsse auf den Journalismus“ in der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Abhängigkeitsfaktoren genauer erläutert.

33 vgl. Kacianka, In: Kärntner Jahrbuch für Politik 2004, S. 97 34 Kacinaka, In: Kärntner Jahrbuch für Politik 2004, S. 97 19 3.2 Radio

Der Hörfunkbereich Kärntens wird vom Reichweiten-Riesen „Radio Kärnten“ dominiert. 43,9 Prozent der KärntnerInnen drehten laut Media-Analyse 2013 täglich den öffentlich- rechtlichen Radiosender auf, das entspricht beinahe der Hälfte der Bevölkerung.35 Gesendet wird aus dem ORF-Landesstudio Kärnten mit Sitz in Klagenfurt.

Des Weiteren gibt es noch die privaten Sender „Antenne Kärnten“, welche im Alleineigentum der Styria Media Group AG steht36 und „Radio Dva/Agora“ (Arbeitsgemeinschaft offenes Radio), welches seit 1998 mehrsprachig sendet37.

Der Sendebetrieb vom „Privatradio Harmonie“ wurde 2012 eingestellt, seitdem kann es nur mehr via Livestream im Internet gehört werden.

3.3 Fernsehen

Neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dem „ORF-Landesstudio Kärnten“, existieren momentan die zwei Privatsender „KT 1“ und „KULT 1“. Die beiden Privatsender können jedoch nicht flächendeckend, wie der ORF, empfangen werden, sondern nur in bestimmten Gebieten des Landes.

Das ORF-Landesstudio versorgt seit 198838 all-abendlich die Kärntner Bevölkerung mit Wissenswertem aus ihrem Bundeland. Das Format „Kärnten heute“ wird täglich um 19.00 Uhr in ORF2 Kärnten ausgestrahlt und berichtet über die wichtigsten Ereignisse aus Kärnten. Weiters wird im Landesstudio das wöchentliche „Kärnten heute“-Magazin „Servus, Srečno, Ciao“ produziert, welches Einblicke in die Nachbarregionen Kärntens gewährt. Die Leitung des Landesstudios haben Landesdirektorin Karin Bernhard, Chefredakteur Bernhard Bieche und Programmchef Martin Weberhofer über.39

35 vgl. http://www.media- analyse.at/studienPublicRadioBundeslandKaernten.do?year=2013&title=Radio&subtitle=Bundesland&subsubtit le=BundeslandKtn, Stand: 7.03.2015 36 vgl. http://www.antenne.at/index.php?id=323, Stand: 7.03.2015 37 vgl. http://agora.at/Svobodni-Radio-Agora-das-freie-Radio, Stand: 7.03.2015 38 vgl. http://mediaresearch.orf.at/chronik.htm, Stand: 6.03.2015 39 vgl. http://kaernten.orf.at/studio/tags/kontakt/, Stand: 6.03.2015 20 Der Privatsender „KT 1“ kann terrestrisch im Raum Kärnten empfangen werden. Der Großraum Klagenfurt, Teile von Völkermarkt, Reifnitz und Oberkärnten werden abgedeckt. Weiters kann man den Sender mithilfe diverser TV-Anbieter empfangen. Programm ist seit 1999 die Eventszene Kärntens, Informationen und News aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Politik, Sport und Gesundheit. Das Programm von KT 1 startet ein Mal wöchentlich (jeden Freitag) neu, und läuft eine Woche lang rund um die Uhr als Wiederholung. Bis 2009 stand der Sender noch unter der Schirmherrschaft der Styria Media AG, wurde dann jedoch von drei Kärntnern übernommen (Geschäftsführer: Mario Dreschl, Bernhard Frumlacher und Florian Pacheiner).40

Ein weiterer Privatsender ist „KULT 1“. Über digitales Antennenfernsehen können über 400.000 Haushalte „KULT 1“ seit 2010 empfangen. Sendestandorte hat „die Bad Kleinkirchheimer SAT-Kabelfernsehen GmbH“ in Bad Kleinkirchheim, Spittal/Drau, Villach und Unterkärnten. Das Programm reicht von Kultur über Politik sowie Wirtschaft und wird im Wochentakt ausgestrahlt.41

Nur via Internet abrufbar sind weiters das "BTV - Bezirks TV St. Veit", „Kleine-TV“ von der Tageszeitung Kleine Zeitung und „Kärnten TV“ – ein Serviceprogramm des Landes Kärnten.

3.4 Periodika

Unter diesen Begriff fallen Wochenzeitschriften und Zeitschriften, die in größeren Zeitabständen als täglich erscheinen. Es gibt hier eine große Bandbreite der unterschiedlichsten Fachzeitschriften und Magazine.

Jede Woche erscheint „Meine Woche Kärnten“ der Regionalmedien Austria Holding, mit Ausgaben für alle Bezirke Kärntens (insgesamt acht Regionen). Die kostenfreie Zeitung ist gleichzeitig auch die auflagen- und reichweitenstärkste (Anm.: Die Regionalmedien Austria 42 sind ein Joint Venture der Styria Media Group AG und der Moser Holding AG).

40 vgl. http://www.kt1.at/der-sender/, Stand: 6.03.2015 41 vgl. http://www.kult1.tv/, Stand: 6.03.2015 42 vgl. https://www.regionalmedien.at/unternehmen/impressum/, Stand: 10.03.2015 21 Wöchentlich erscheint auch der "Kärntner Bauer" – die Fachzeitung der Landwirtschaftskammer Kärnten43, "Der Sonntag" – die Kärntner Kirchenzeitung44 (auch in slowenischer Sprache mit dem Titel „Nedelja“ erhältlich), die „Kärntner Landeszeitung“ – das Amtsblatt des Landes Kärnten45, die „Kärntner Wirtschaft“ – die Zeitung der Wirtschaftskammer Kärnten46, „Novice“ - Slowenische Wochenzeitung für Kärnten47, der „Unterkärntner“ für den Lavanttaler Bereich48.

Alle zwei Wochen erscheinen die bunt-illustrierten Regionalausgaben der Kärntner Regionalmedien: „Draustädter“, „Feldkirchner“, „Gailtaler“, „Klagenfurter“, „Lavanttaler“, „Spittaler“, „St. Veiter“, „Völkermarkter“, die gratis an jeden Haushalt versandt werden,49 weiters die Stadtzeitung „Klagenfurt“50, das „Weekend Magazin“51

Monatlich erscheinen das Wirtschaftsmagazin „advantage“52, das Szenemagazin „Kärntner Monat“ (Anm.: 85 Prozent der Eigentumsverhältnisse werden auf 75 Prozent Moser Holding AG und 25 Prozent Styria Media AG aufgeteilt, zehn Prozent entfallen auf Mag. Norbert Sternad und fünf Prozent auf Margit Striedner)53, „maexx“ – das Immobilienjournal54, „moments KÄRNTNERiN", das Frauen- und Lifestylemagazin55, die „Villach: Stadtzeitung“56, die „Wirtschaftsnachrichten Süd“57 und die „Wolfsberger Zeitung“58.

In längeren Abständen erfolgen die Ausgaben u. a. beim „alpe-adria-magazin“ (Reisen mit Genuss), welches sechs Mal pro Jahr erscheint. Es handelt sich hierbei um ein Sonderheft der Kärntner Monat Zeitungs Ges.m.b.H.59 Alle zwei Monate gibt es eine Ausgabe des Kulturmagazin „Die Brücke – kärnten.kunst.kultur“, welches von der Kulturabteilung des

43 vgl. https://ktn.lko.at/?+Kaerntner+Bauer+&id=2500,,1227181,2285, Stand: 10.03.2015 44 vgl. http://www.kath-kirche-kaernten.at/sonntag/aktion, Stand: 10.03.2015 45 vgl. http://www.ktn.gv.at/42130_DE-MEDIEN-Kaerntner_Landeszeitung, Stand: 10.03.2015 46 vgl. http://www.kaerntnerwirtschaft.at/index.php/wir_ueber_uns.html, Stand: 10.03.2015 47 vgl. http://novice.at/informationen/, Stand: 10.03.2015 48 vgl. http://www.unterkaerntner.at/, Stand: 10.03.2015 49 vgl. http://www.kregionalmedien.at/content/magazine.html, Stand: 10.03.2015 50 vgl. http://www.klagenfurt.at/rathaus-direkt/stadtmedien/stadtzeitung-klagenfurt.html, Stand: 10.03.2015 51 vgl. http://www.weekend.at/impressum, Stand: 10.03.2015 52 vgl. http://www.advantage.at/default.aspx?1=0, Stand: 10.03.2015 53 vgl. http://www.monat.at/media/3165/offenlegung-kaerntner-monat-220820131.pdf, Stand: 10.03.2015 54 vgl. http://www.maexx.at/immobilien/index.php/immobilienjournal, Stand: 10.03.2015 55 vgl. http://www.ck-medienverlag.at/magazin/17/KAERNTNERIN, Stand: 10.03.2015 56 vgl. http://www.villach.at/inhalt/86394.asp, Stand: 10.03.2015 57 vgl. http://www.wirtschafts-nachrichten.com/sued.4272.html, Stand: 10.03.2015 58 vgl. http://www.wolfsberger-zeitung.at/index.php/mediadaten, Stand: 10.03.2015 59 vgl. http://www.alpe-adria-magazin.at/onlineshop?view=ecwid#!/Einzelausgabe-PDF- Download/p/14637887/category=3464187, Stand: 10.03.2015 22 Landes Kärnten herausgegeben wird.60 Bis zu sechs Mal pro Jahr soll das neue „Kärnten Magazin“ des Landespressedienstes erscheinen.61

"Das Stadtjournal - Mitteilungsblatt der Stadt Spittal“ hat eine Erscheinungsweise von zehn Mal pro Jahr62, genauso wie „Der Rosentaler – Das Südkärntner Magazin“63 und die Fachzeitschrift „Kärntner Ärztezeitung“64.

Insgesamt sechs Mal jährlich erscheint die Informationszeitschrift "Kärntner Gemeindebund - Informationen" für kommunale EntscheidungsträgerInnen.65

Die Zeitschrift "Dialog" vom Katholischen Bildungshaus Sodalitas erscheint zwei Mal pro

Jahr.66 Ein- bis zweimal jährlich erscheint "Der Kärntner" Mitteilungsblatt des Kärntner Heimatdienstes.67

Das Szenemagazin „Blitzlicht-Revue“ (Geschäftsführer war Ex-KTZ-Chef Dietmar Wassermann) meldete Ende Februar 2014 Konkurs an.68 Die „Kärntner Nachrichten“ der FPÖ sind am 11. Juli 2014 das letzte Mal erschienen69 und die letzte Ausgabe der monatlichen „Kärntner Seniorenzeitung“ ist Anfang 2014 erschienen.70

3.5 Tageszeitungen

Auf die Kärntner Tageszeitungen mit eigener Redaktion in Kärnten wird aufgrund der Themensetzung dieser Arbeit in den nächsten Kapiteln ausführlich eingegangen.

60 http://www.bruecke.ktn.gv.at/default.asp?siid=6&pagetype=nearlyplain, Stand: 10.03.2015 61 http://www.ktn.gv.at/304245_DE-MEDIEN-Kommunikationskonzept, Stand: 10.03.2015 62 vgl. http://www.spittal-drau.at/buergerservice/aktuelles/stadtjournal.html, Stand: 10.03.2015 63 vgl. http://derrosentaler.at/m/?page_id=399, Stand: 10.03.2015 64 vgl. http://www.aekktn.at/karntner-arztezeitung, Stand: 10.03.2015 65 vgl. http://www.kaerntner-gemeindebund.at/index.php?option=com_content&task=view&id=42&Itemid=53, Stand: 10.03.2015 66 vgl. http://www.sodalitas.at/news/zertifikat_de, Stand: 10.03.2015 67 vgl. http://www.khd.at/index.php?option=com_phocadownload&view=category&id=3:&Itemid=1, Stand: 10.03.2015 68 vgl. http://www.kleinezeitung.at/k/kaernten/klagenfurt/4156919/Klagenfurt_Naechste-Dietmar- WassermannFirma-in-Konkurs, Stand: 10.03.2015 69 vgl. http://www.fpoe-ktn.at/index.php/kaerntner-nachrichten.html, Stand: 10.03.2015 70 vgl. http://issuu.com/seniorenzeitung/docs/k__rntner_seniorenzeitung_ausgabe_1, Stand: 10.03.2015 23 3.6 Medienkonzerne

Um den Gesamtmarkt der Medien in Kärnten bzw. Österreich näher erläutern zu können, muss zunächst auf die großen Medienkonzerne Österreichs näher einzugehen werden. Jedem einzelnen Konzern kann ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Medien zugeordnet werden. Es ist interessant zu sehen, welche Verknüpfungen sich innerhalb dieser großen Konzerne ergeben.

Die Größenordnungen der einzelnen Konzerne werden anhand der nachfolgenden Abbildung veranschaulicht. Der „Riese“ ORF belegt den 1. Platz im Ranking, gefolgt von der Mediaprint und der Styria. Die Zahlen sind aus 2012, seither haben sich Besitzverhältnisse und Größenordnung nicht sonderlich verändert.

24

Abbildung 1: Österreichs Medienunternehmen71

71 https://www.wko.at/Content.Node/branchen/oe/sparte_iuc/Werbung-und- Marktkommunikation/Oe_groesste_Medienunternehmen2014_derstandard.pdf, Stand 8.03.2015 25 3.6.1 ORF

Die ORF-Tagesreichweite im TV 2013 lag im Schnitt bei 3,497 Mio. ZuseherInnen. Durchschnittlich 48,5 Prozent des österreichischen Fernsehpublikums wurden damit täglich erreicht.72 Abbildung 2: ORF-Logo73

Was die Finanzen betrifft, konnte der ORF sein Ergebnis verbessern. Im Jahr 2013 erzielte er einen Jahresüberschuss in Höhe von 6,6 Mio. Euro, die ORF-Tochtergesellschaften lieferten Beiträge und schließlich konnte 2013 ein Jahresüberschuss von 15,5 Mio. Euro erreicht werden. Die Bilanz des Konzerns war damit zum vierten Mal in Folge positiv. Der Gesamtumsatz des ORF im Jahr 2013 belief sich auf insgesamt 959,3 Mio. Euro (2012: 933,2 Mio. Euro), wobei 615 Mio. Euro auf die Einnahmen durch Gebühren entfielen (ein Plus von 20 Mio. Euro gegenüber dem Jahr 2012), aus Werbeerlösen wurden 208 Mio. Euro lukriert (ein Minus von zwei Mio. Euro gegenüber 2012) und unter sonstigen Umsatzerlösen wurden 136 Mio. Euro erwirtschaftet (ein Plus von neun Mio. Euro gegenüber 2012). Die Mitarbeiterzahl konnte seit 2007 von 4.023 auf 3.398 Mitarbeiter reduziert werden.74

Diese Kennzahlen sprechen für sich. Der ORF ist damit der größte Medienkonzern Österreichs. Der Geschäftsbericht des ORF war auf der Homepage des Unternehmens abrufbar, alle Zahlen wurden dort veröffentlicht.

Die Bandbreite des Österreichischen Rundfunks umfasst die Fernsehsender ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF SPORT + und 3sat, die Radios Ö1, Hitradio Ö3, FM4, die Bundesländer- Regionalradios sowie Radio AGORA, die Onlineangebote ORF.at und die ORF-TVthek, den ORF TELETEXT und die Landesstudios. Des Weiteren existieren Kooperationen des ORF mit anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern (3sat, ARTE, BR-alpha).75

Dr. Alexander Wrabetz steht an der Spitze des ORF und ist seit 2007 Generaldirektor. Der größte Medienkonzern Österreichs ist als Stiftung öffentlichen Rechts konstituiert und seine

72 vgl. http://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/2014/veroeffentlichung/140328_jahresbericht.pdf, Stand: 11.03.2015 73 http://kundendienst.orf.at/unternehmen/zahlen/kasat1502.html, Stand: 11.03.2015 74 vgl. http://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/2014/veroeffentlichung/140328_jahresbericht.pdf, Stand: 11.03.2015 75 vgl. http://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/2014/veroeffentlichung/140328_jahresbericht.pdf, Stand: 11.03.2015 26 Aufgaben werden durch das ORF-Gesetz geregelt. Seine Organe sind der Stiftungsrat, der Generaldirektor und der Publikumsrat. 76

Als Medieninhaber wird der Österreichische Rundfunk, Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Wien, ausgewiesen und als Unternehmensgegenstand wird die „Besorgung der im Bundesgesetz über den Österreichischen Rundfunk (ORF-Gesetz) angeführten Aufgaben und Tätigkeiten“ deklariert.77

Bei folgenden Medienunternehmen hat der ORF Eigentumsverhältnisse, ist also deren Inhaber:

- „ORF Fernsehprogramm-Service GmbH mit Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Veranstaltung eines Informations- und Kultur-Spartenprogramms gem. § 4c ORF-G sowie der Betrieb eines entsprechenden Online-Dienstes und Teletext. - ORF Online und Teletext GmbH&Co KG mit Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: insbesondere Herstellung (Produktion) eines öffentlichen nationalen und internationalen Informations-, Unterhaltungs- und Serviceangebotes zur elektronischen Verbreitung. - ORF Marketing & Creation GmbH & Co KG mit Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Insbesondere Herstellung und Vertrieb von Printprodukten und Medienstücken, die überwiegend der Information über Programme und Sendeinhalte dienen.“78

Die umfangreiche Aufstellung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen des ORF sind im Anhang zur genaueren Durchsicht dargelegt.79

3.6.2 Mediaprint

Die Kennzahlen der Mediaprint im Porträt: Mit einem Umsatz von 452,8 Millionen Euro (Jahre 2011/12) und einer MitarbeiterInnenzahl von ca. 1.160 ist sie das zweitgrößte

76 vgl. http://zukunft.orf.at/show_content.php?sid=108&pvc_id=0, Stand: 11.03.2015 77 vgl. http://orf.at/stories/orfimpressum/, Stand: 11.03.2015 78 http://orf.at/stories/orfimpressum/, Stand: 11.03.2015 79vgl. http://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/2014/vierorgane.pdf, Stand: 11.03.2015

27 Medienhaus in Österreich (Kennzahlen mussten aufgrund mangelnder Veröffentlichung seitens der Mediaprint von der Homepage des Standards entnommen werden).80

Folgende Medien werden von der Mediaprint herausgegeben: Im Bereich der Tageszeitungen hat die Kronen Zeitung mit einer Reichweite von 37,4 Prozent die Position als reichweitenstärkstes Tagesprintmedium am Zeitungsmarkt inne. Die Mediaprint ist auch der gemeinsame Verlag des Kuriers, welcher eine Reichweite von 8,5 aufweisen kann.81

Im Magazinbereich kann mit Zeitungsbeilagen wie krone.tv, kurier.tv, freizeit Kurier (hält 25,3 Prozent an Verlagsgruppe News) aufgewartet werden. Das Kronehit-Radio ist das einzige nationale Privatradio Österreichs und ist zu je 50 Prozent im Besitz der Krone und des Kurier. Das Thema Rundfunk deckt die Mediaprint mit IP Austria (Werbevermarkter RTL- Sender in Österreich) und Sat.1 Österreich (Vermarktung und Promo, der Kurier hält hier wie auch die Styria 24,5 Prozent) ab. Das Internetangebot krone.at (17,3 Prozent) und die Kurier Online-Medien (14,2 Prozent) komplettieren den Bereich der neuen Medien. Die Gratiswochentitel „Wiener Bezirksblätter“ (Mediaprint hält 24,9 Prozent), die NÖ Gratismedien (Mediaprint 24,9 Prozent) und Rieder Magazin runden das Medienpaket der Mediaprint ab.82

Als Druckstandorte der Mediaprint werden Wien, Kärnten (St. Andrä) und Salzburg angegeben. Hier werden auf insgesamt 13 Maschinen die verschiedenen Zeitungstitel produziert. Zusätzlich gibt es in Wien einen Reprobetrieb, der alle Leistungen von der Bildbearbeitung bis hin zum Ganzseitenlayout anbietet.83

Die Gesellschafter der Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH sind zu je 50 Prozent der Krone-Verlag GmbH & Co Vermögensverwaltung KG und der Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH.84

80 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=3, Stand: 12.03.2015 81 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=3, Stand: 12.03.2015 82vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=3, Stand: 12.03.2015 83 vgl. http://druckerei.mediaprint.at/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=7&Itemid=105 , Stand: 12.03.2015 84 vgl. http://mediaprint.at/impressum.html, Stand: 12.03.2015 28 Die Anteilsverhältnisse der Krone-Verlag GmbH & Co Vermögensverwaltung KG sind im Anhang detailliert aufgelistet. 85

Die nachstehende Abbildung zeigt die Eigentumsverhältnisse der Mediaprint aus dem Jahr 2008, nicht mehr ganz aktuell, doch gibt sie einen guten Überblick über die grundlegenden Verhältnisse.

Abbildung 3: Konzernstruktur der Mediaprint und der Verlagsgruppe NEWS86

85 vgl. http://mediaprint.at/impressum.html, Stand: 12.03.2015 86 Kaltenbrunner, Andy: Medienpolitik, in: Talos, Emmerich (Hg.): Schwarz-Blau, eine Bilanz des Neu- Regierens, LIT-Verlag, Wien 2006; S 131, Abbildung 3. Dort angegebene Quelle: OLG Wien als Kartellgericht, 26.1.2001, 26 Kt 342, 369, 380, 381, 382, 393/100 (rk) in Medien und Recht, 1/2001, 51 29 3.6.3 Styria

Abbildung 4: Markenwelt der Styria87

Mit einem Marktumsatz von 442 Millionen Euro88 im Jahr 2013 und rund 3.000 MitarbeiterInnen89 ist die Styria Media Group eines der größten Medienkonzerne Österreichs. Die Marktdaten mussten im Zuge dieser Arbeit von der Homepage des „Standard“ genommen werden bzw. der Marktumsatz 2013 war auf der Styria-Homepage ersichtlich. Auf die Anfrage, ein Organigramm bzw. die Firmenstruktur zu erhalten, bekam die Autorin eine negative Antwort des Konzerns.

Zu den wichtigsten Geschäftsbereichen des Konzerns: „Die Bundesländer Steiermark und Kärnten bilden innerhalb Österreichs den Kernmarkt der Styria Media Group. Hier gilt der Anspruch, in allen Mediengattungen führend zu sein und zu bleiben. Diese Spitzenposition wird auch österreichweit angestrebt. In Kroatien ist die Styria Media Group sowohl im Print- als auch im Online-Bereich Marktführer.“90

Die Styria ist im Print & Online-Bereich mit der „Kleinen Zeitung“ bzw. „kleinezeitung.at“ vertreten, im Segment der Qualitätszeitungen mit der Tageszeitung „Die Presse“ und dazugehörigem Internetauftritt „diepresse.com“ sowie der Wochenzeitung „Die Furche“. Seit 2006 sind auch das „WirtschaftsBlatt“, Österreichs einzige Wirtschaftstageszeitung, sowie das

87 http://www.styria.com/unternehmen, Stand: 8.03.2015 88 vgl. http://www.styria.com/unternehmen, Stand: 15.03.2015 89 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=4, Stand: 12.03.2015 90 http://www.styria.com/markte, Stand: 15.03.2015 30 Wirtschaftsportal „wirtschaftsblatt.at“ im Alleineigentum der Styria. Die Magazine „Wienerin“, „Diva“, „miss“ und „Wiener“ zählen auch zur Styria Medien AG.91

2009 fusionierte die Styria ihre Aktivitäten im Bereich der regionalen Gratis- Wochenzeitungen zu einem 50 Prozent-Joint Venture in der Regionalmedien Austria AG (RMA), gemeinsam mit der Tiroler Moser-Holding. Insgesamt 129 Wochenzeitungen finden sich bei den RMA vereint unter einem Dach mit bundesweitem/österreichweitem Netzwerk. (Stand: Juli 2014).92

Die weiteren Geschäftsbereiche umfassen den Radiosektor mit „Antenne Steiermark“ und „Antenne Kärnten“. Im Fernsehbereich hält die Styria 24,5 Prozent an Sat. 1 Österreich (Vermarktung, Promo). An der Internet-Plattform „willhaben.at“ halten die Styria Media AG und der norwegische Konzern Schibsted Anteile zu je 50 Prozent.93

Die seit 1869 bestehende Styria Medien AG hat Firmen-Sitze in Österreich, Kroatien sowie Slowenien und rund 3.000 Mitarbeitende. Zum Medienkonzern gehören acht Tages- und über 130 Wochenzeitungen, zahlreiche Magazine und sechs Buchverlage, zwei Radios und die Beteiligung an einem TV-Sender.94

International kann die Styria mit einem Umsatzanteil von 95 Mio. Euro die Marktführerschaft im Bereich der Zeitungen in Kroatien vorweisen (24sata, Večernji List, Poslovni Dnevnik) und Internet. Auch der slowenische Raum wird mit der Gratistageszeitung Zurnal24 und einer Gratiswochenzeitung versorgt. In Montenegro wird die Tageszeitung Vijesti herausgegeben.95

Zu den Gesellschaftern der Styria Media Group AG: Zu 98,33 Prozent steht der Medienkonzern im Eigentum des Katholischen Medien Verein Privatstiftung Graz. Diese hat folgendes Selbstverständnis: „Ein Stiftungszweck ist die Förderung der christliche Medienarbeit, insbesondere die Bildung von Medienfachleuten, die Herstellung und Verbreitung von Medienwerken aller Art, die dem Geist der katholischen Kirche und ihrer Lehre, dem Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft, der ökumenischen und interreligiösen

91 vgl. http://www.styria.com/-/konzern-detail-styria-ca-5, Stand: 11.11.2014 92 vgl. http://www.styria.com/-/konzern-detail-styria-ca-5, Stand: 11.11.2014 93 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=4, Stand: 12.03.2015 94 vgl. http://www.styria.com/unternehmen, Stand: 11.11.2014 95 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=4, Stand: 12.03.2015 31 Begegnung, der katholischen Soziallehre, dem Schutz der Menschenwürde und den Grundsätzen von Demokratie und Völkerverständigung dienen.“ 96 Weiters steht die Styria Media Group AG zu 1,67 Prozent im Eigentum des Katholischen Medien Vereins Graz, welcher u. a. auch den gleichen Stiftungszweck innehat.

Resümierend kann auf diese Aussage im Kärntner Jahrbuch für Politik aus dem Jahr 2009 zurückgeblickt werden: „…Kärnten ist anders. Es ist das Bundesland mit der höchsten Reichweite für das Medium Tageszeitung (87,1 Prozent), das einzige mit einem SP-Parteiblatt (KTZ) und jenes mit der geringsten Tagesreichweite für Internet (32,9 Prozent). Keine andere Region Österreichs hat einen höheren Prozentsatz an täglichen Fernseh-Sehern (70,7 Prozent), nirgendwo sonst erreicht das Bundesländer-Radio des ORF mehr Hörer (44,9 Prozent).“97 So galt damals die Ansicht von Politologe und Meinungsforscher Peter Filzmaier über die „etwas anderen“ Kärntner und Peter Plaikner verdeutlichte in seinem Artikel, dass Kärnten als Kommunikationsraum „anders“ zu sein scheint.

4 Kärntner Tageszeitungen

4.1 Geschichte der Kärntner Tageszeitungen

Aktuell gibt es in Österreich noch sechs täglich erscheinende Zeitungen, welche älter als 100 Jahre sind98, darunter auch die älteste Tageszeitung Österreichs, die Wiener Zeitung (gegründet 1703). Daneben erscheinen noch die folgenden Tageszeitungen, welche auf eine langjährige Geschichte zurückblicken können: Kleine Zeitung (Graz), Kronen Zeitung (Wien), Neues Volksblatt (Linz), Die Presse (Wien) und die Vorarlberger Nachrichten (Bregenz). (Anmerkung: Die Salzburger Volkszeitung, die in dem zitierten Artikel ebenfalls aufgezählt wurde, meldete 2014 Konkurs an und brachte am 7.7.2014 ihre letzte Ausgabe heraus.)99

Kärntens Geschichte der Tageszeitungen ist untrennbar mit den Geschehnissen auf dem gesamt-österreichischen Zeitungsmarkt verbunden und kann daher gut anhand der folgenden

96 http://www.styria.com/impressum, Stand: 10.03.2015 97 Plaikner, „Für ein paar Euro mehr“, In: Kärntner Jahrbuch für Politik 2009,S. 142 98 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 2, Stand: 3.12.2014 99 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 6, Stand: 3.12.2014 32 historischen Meilensteine und Strömungen erklärt werden. Um die Jahrhundertwende war es noch ein Privileg, Tageszeitungen zu beziehen und zu lesen. 100 Diesen kam ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle als Instrument der politischen Kommunikation zu. Der Grund hiefür war einerseits die Liberalisierung der Presse und auf der anderen Seite die Möglichkeit der politischen Partizipation (Stichwort Februarpatent). Aus diesen Faktoren ergab sich zur damaligen Zeit ein vermehrtes Aufkommen von Zeitungen und an Informationen interessierten LeserInnen. 101

Geprägt wurde die Presselandschaft laut Jagschitz jedenfalls durch die jeweilige gesellschaftliche und politische Situation: „Versucht man, Charakteristika und Tendenzen der Presse seit 1918 herauszuarbeiten, so fallen zunächst die tiefen Eingriffe ins Auge, die durch die politischen Umwälzungen 1918, 1933/34 und 1938 bewirkt wurden. Sie führten zu einer radikalen Veränderung der Organisation, Struktur und Inhalte der Presse und unterbrachen auch die Kontinuität des Wertsystems, an dem die Journalisten ihre Arbeit orientieren. Man kann also Pressegeschichte ohne Berücksichtigung der politischen Faktoren nicht betreiben“.102

Politisch interessant war im Kärnten der Ersten Republik die Meinungsbildungs-Prozesse im Vorfeld der Volksabstimmung 1920. Es bildeten sich ab ca. 1918 zwei Lager in dem Ringen um Südkärnten. Diese standen sich auch publizistisch und pressepolitisch gegenüber: „die Zeitungen der national gesinnten Kärntner Slowenen und der südslawischen Propaganda auf der einen, und die Zeitungen der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung und ihrer Propaganda auf der anderen Seite“. Doch auch auf gesamtösterreichischer Ebene beeinflussten bestimmte Ereignisse die Kärntner Medienlandschaft. Das Pressegesetz von 1922 wurde in der Zeit von 1933 bis 1938 unter der Regierung Dollfuß größtenteils außer Kraft gesetzt und die Herausgabe von Zeitungen unterlag einer sicherheitsbehördlichen Bewilligung. 103

Wiederum massive pressegesetzliche Änderungen brachte der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 mit sich. Die Bestimmungen, die bisher gültig waren, wurden aufgehoben, und durch das deutsche Pressegesetz ersetzt. Das Hitler-Regime missbrauchte die

100 vgl. Stritzl, „Spuren in Kärnten“, 1994, S. 32 101 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 2 und http://www.parlament.gv.at/PERK/HIS/MON/1860-61/index.shtml, Stand: 3.12.2014 102 Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 113 103 Buchacher, „Die „Tages- und Wochenpresse des Bundeslandes Kärnten …“, 1973, S. 6 ff 33 Presse als Propagandamittel für ihre Zwecke. Eine Zensur oder Vorzensur gab es zwar nicht, durch die Versorgerdienste war es aber unmöglich vor der vorgeschriebenen Linie abzuweichen. 104 Nach dem Ende der Nazi-Herrschaft, während der Besatzungszeit, bestand nur eine bedingte Pressefreiheit, welche in zwei Abschnitte gegliedert werden konnte: „1. Gültigkeit der alliierten Preßgesetzbestimmungen April 1945 – 31. Juni 1955 und 2. Uneingeschränkte Gültigkeit der österreichischen Pressegesetze“. Erst danach, mit Gründung der Zweiten Republik 1955 kann von einer uneingeschränkten Pressefreiheit in Österreich gesprochen werden.105

Auf ein Spezifikum des Kärntner Medienmarktes soll an dieser Stelle aber noch eingegangen werden. Die Parteizeitungen. Ein Beispiel für eine Parteizeitung war die Kärntner Tageszeitung, welche erst vor Kurzem, 2014, den Konkurs anmelden musste. Trug die KTZ noch 1945 den Titel „Die neue Zeit“, nannte sie sich bereits ab 23.10.1965 Kärntner Tageszeitung mit dem Untertitel „Wochenblatt der Sozialistischen Partei für Kärnten“. Die bis zum Schluss im (Mit-)Eigentum der Sozialdemokratischen Partei befindliche KTZ wurde damals von SP-Landeshauptmann Sima kontrolliert, welcher auch immer wieder redaktionelle und personelle Eingriffe bei der Tageszeitung vornahm. In diesem Bereich gab es in der Mitte des vorigen Jahrhunderts es noch die (Partei-)Tageszeitungen der ÖVP, der KPÖ und des VdU. Zu den parteipolitisch unabhängigen Tageszeitungen dieser Zeit zählten in Kärnten die Kleine Zeitung und Südland.106

Lange Zeit waren die Parteizeitungen sehr erfolgreich am Kärntner Markt. Jedoch stellte sich dieses Konzept einer parteipolitisch beeinflussten Tageszeitung in den vergangenen Jahren als gescheitert heraus. Nicht nur die Kärntner Tageszeitung wurde, wie oben dargelegt, eingestellt, auch die weit verbreitete und durch die ÖVP kontrollierte Volkszeitung ereilte dieses Schicksal.

Die historischen Entwicklungen der für Kärnten aktuell interessanten Tageszeitungen Kleine Zeitung und Kronen Zeitung werden nachfolgend genauer erläutert.

Die Kleine Zeitung konnte sich schon unmittelbar nach der Gründung 1904 in der Steiermark als Marktführer etablieren, diese Position hat sie auch heute noch inne. Das Wort „klein“ im

104 vgl. Buchacher, „Die „Tages- und Wochenpresse des Bundeslandes Kärnten …“, 1973, S. 203 105 vgl. Buchacher, 1973, S. 257 106 vgl. Buchacher, Wien, 1973, S. 267 34 Titel „Kleine Zeitung“ wurde nicht nur wegen ihres populären Formates gewählt, sondern auch um den „kleinen Leuten“ die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Urteil zu bilden und sich zu informieren.107 Im Juli 1937 kam dann die erste Kärntner Ausgabe nachweislich auf den Markt, deren Erfolg sich ähnlich der steirischen Schwesterzeitung entwickelt hat. Nachdem die Nationalsozialisten die Kleine Zeitung im Mai 1945 eingestellt haben, wurde sie im Mai 1948 als Wochenzeitung wiedergegründet. Ab Oktober desselben Jahres konnte die Zeitung schließlich wieder täglich erscheinen.108

Die Kärnten-Redaktion der Kleinen Zeitung, die 1954 durch drei Reporter besetzt war, litt unter ständigem Zeitnachteil und Druck der Grazer Konkurrenz. Die Großereignisse wurden wegen des Zeitdrucks unter der Rubrik „Letzte Nachrichten“ untergebracht und die Anlieferung der 12.000 bis 14.000 Exemplare109 über die Packer Straße war ebenfalls sehr zeitintensiv. Im Sommer 1954 wurde die Kärnten-Berichterstattung ausgebaut.110 Am 1. Oktober 1954 wurde die „Kleine Zeitung“ zum ersten Mal in Kärnten bei der „“ gedruckt, ihr gegenüber standen zum damaligen Zeitpunkt mächtige Parteizeitungen wie z. B. die „Volkszeitung“ (ÖVP). 1989 erfolgte dann die Schaffung der täglich erscheinenden Regionalseiten für die Regionen Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, Völkermarkt, St. Veit/Feldkirchen, Spittal/Drau/Hermagor und Osttirol.111

Die im Jahr 1900 gegründete Kronen Zeitung ist mit einem Marktanteil von rund 47 Prozent Österreichs auflagenstärkste Zeitung. Interessant ist auch der Blick auf die Wurzeln der Kronen Zeitung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seethaler beschreibt dies so: "Diese Kombination von populärer Stilform und billigem Preis, verbunden mit einer umfangreichen Lokalberichterstattung, sicherte ihr - einem weltweiten Trend folgend - den Markterfolg". Dieses "Rezept einer Massenzeitung" kann zur Beschreibung der Kronen Zeitung bis zum heutigen Tag als grundsätzlich stimmig herangezogen werden. Die Kronen Zeitung punktet bis heute bei dem/der LeserIn durch einen leicht rezipierbaren Schreibstil und einen Mix aus Überregionalem (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft...) und regionalen Nachrichten.112

107 vgl. Stritzl, „Spuren in Kärnten“, 1994, S. 32 108 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 2, Stand: 3.12.2014 109 vgl. Stritzl, 1994, S. 24 110 vgl. Stritzl, 1994, S. 146 111 vgl. Stritzl, 1994, S. 51 ff 112 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 3, Stand: 3.12.2014 35 Die schrittweise Gründung von zahlreichen Regional- und Lokalausgaben der Kronen Zeitung startete 1972 und somit wurde sie zum Marktleader in fünf von neun Bundesländern Österreichs.113

Was sich jedoch in den vergangenen Jahren als gescheitertes Konzept herausgestellt hat, waren die lange Zeit sehr erfolgreichen Parteizeitungen. In Kärnten wurden sowohl die Volkszeitung (ÖVP), als auch die Kärntner Tageszeitung (SPÖ) eingestellt. Den noch bestehenden Kärntner Nachrichten (FPÖ) kommt durch seine unregelmäßige Erscheinungsweise und geringe Reichweite nur ein geringer Stellenwert zu.

4.2 Vielfalt der Kärntner Tageszeitungen

Nach der Einstellung der Kärntner Tageszeitung im Februar 2014 verfügt der Kärntner Tageszeitungsmarkt nur mehr über zwei vorherrschende täglich erscheinende Printmedien: Die Kärnten-Ausgabe der Kleinen Zeitung und die Kärntner Kronenzeitung. Beide Medien unterhalten im Gegensatz zu den andern Tageszeitungen große Redaktionen in Kärnten und bieten umfassende Informationen aus dem Bundesland und seinen Bezirken. Zwar sind viele national erscheinende Zeitungen in Kärnten erhältlich, haben jedoch den Fokus weniger auf der lokalen bzw. regionalen Berichterstattung, weswegen der Kleinen Zeitung und der Kärntner Kronenzeitung eine zentrale Stellung im Tageszeitungsmarkt Kärntens zukommt. Laut Media Analyse 2013/14 erreichen Kleine und Krone zusammen mehr als 90 Prozent der Leserschaft114. Die anderen Tageszeitungen werden demnach also nur marginal als tägliche Informationsquelle genutzt, was die folgende Tabelle veranschaulicht.

113 vgl. http://www.oeaw.ac.at/cmc/epubs/KMK_Arbeitsbericht_No_2.pdf, Arbeitsbericht Seethaler, S. 3, Stand: 3.12.2014 114 vgl. Media Analyse 13/14, http://www.media- analyse.at/studienPublicPresseTageszeitungBundeslandKaernten.do?year=13/14&title=Tageszeitungen&subtitle =BundeslandKtn, Stand: 24.10.2014 36

in % in 1.000 NRW Tageszeitungen 77,2 372 Der Standard 2,6 13 Die Presse 2,6 13 Heute (GRATIS) 0,7 3 Kronen Zeitung 41,0 197 Kurier 2,0 10 Österreich (GRATIS) 2,9 14 Wirtschaftsblatt 0,9 4 Die Presse/Wirtschaftsblatt Kombi 3,3 16 Kleine Zeitung gesamt 52,7 254 Kleine Zeitung (Graz) - - Kleine Zeitung (Klgft.) 52,7 254 OÖN-OÖ Nachrichten 0,1 1 SN-Salzburger Nachrichten 1,0 5 TT-Tiroler Tageszeitung 0,2 1 Kombi TT/TT Kompakt (KAUF/GRATIS) 0,2 1 Neue Vbg. Tageszeitung 0,0 0 VN-Vbg. Nachrichten 0,0 0 TOP Vorarlberg 0,1 0 Fälle/Bevölkerung: 1.284 / 481 Abbildung 5: MA 13/14 - Tageszeitungen Kärnten 115

Im Rahmen der Media Analyse 2011 wurde die Kärntner Tageszeitung das letzte Mal erfasst, danach scheint sie in keiner späteren mehr auf. Die damals erhobene Reichweite von 8,6 Prozent für die Kärntner Tageszeitung hatte kaum einen Einfluss auf die Größenverteilung der beiden Print-Platzhirsche Kleine und Krone. Einzig signifikanter Unterschied war bei der gesamten Reichweite der Tageszeitungen auszumachen, der von 2011 mit 81 Prozent auf 77 Prozent im Zeitraum 2013/14 gesunken war. 116 Auch die absoluten Zahlen haben sich nach Wegfall der Kärntner Tageszeitung kaum geändert. Daraus könnte man ableiten, dass die Kärntner Tageszeitung oftmals als Zweitzeitung gelesen wurde, sprich von Personen

115 http://www.media- analyse.at/studienPublicPresseTageszeitungBundeslandKaernten.do?year=13/14&title=Tageszeitungen&subtitle =BundeslandKtn, Stand: 24.10.2014 116 vgl. Media Analyse 2011, http://www.media- analyse.at/studienPublicPresseTageszeitungBundeslandKaernten.do?year=2011&title=Tageszeitungen&subtitle =BundeslandKtn, Stand: 15.03.2015 37 konsumiert wurde, die parallel dazu bereits ein anderes täglich erscheinendes Printmedium nutzten.

in % in 1.000 NRW Tageszeitungen 81,1 390 Der Standard 2,2 11 Die Presse 2,1 10 Heute (GRATIS) 0,1 1 Kronen Zeitung 40,6 195 Kurier 1,2 6 Österreich (GRATIS) 2,4 12 Wirtschaftsblatt 0,5 2 Kleine Zeitung gesamt 52,4 252 Kleine Zeitung (Graz) - - Kleine Zeitung (Klgft) 52,4 252 KTZ-Kärntner Tageszeitung 8,6 41 OÖN-OÖ Nachrichten 0,2 1 SN-Salzburger Nachrichten 0,4 2 TT-Tiroler Tageszeitung 0,2 1 Neue Vbg. Tageszeitung 0,0 0 VN-Vbg. Nachrichten - - TOP Vorarlberg 0,0 0 Fälle/Bevölkerung: 1.406 / 481 Abbildung 6: MA 2011 - Tageszeitungen Kärnten117

Die am 24. Feber 2015 veröffentlichte Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK) beziffert die verkaufte Auflage der Kronen Zeitung im nationalen Gebiet (österreichweit) am Sonntag mit 1.276.553 Exemplaren und Montag bis Samstag im Schnitt mit 777.691 Exemplaren im 2. Halbjahr 2014. Die Krone bleibt aufgrund dessen Österreichs auflagenstärkste Tageszeitung national. Wochentags verkauft die Kronen Zeitung um 175 Prozent mehr Exemplare als die zweitplatzierte Kleine Zeitung.118 Wobei man anmerken muss, dass die Kleine Zeitung es sogar nur mit ihren zwei Stammausgaben Kärnten und Steiermark auf den zweiten nationalen Platz schafft. Im Bundesland Kärnten hingegen hat die Krone Kärnten eine

117 vgl. Media Analyse 2011, http://www.media- analyse.at/studienPublicPresseTageszeitungBundeslandKaernten.do?year=2011&title=Tageszeitungen&subtitle =BundeslandKtn, Stand: 15.03.2015 118 vgl. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150224_OTS0075/aktuelle-oeak-bestaetigt-krone-ist-klare- nationale-tageszeitungs-marktfuehrerin-bild, Stand: 12.03.2015 38 Auflage von 77.585 und die Kleine Zeitung Klagenfurt (Anm.: gemeint ist die Kärnten- Ausgabe) ist im Bundesland Kärnten mit 93.923 verkaufen Auflagen das auflagenstärkste täglich erscheinende Printmedium (Montag bis Samstag im Wochenschnitt, 2. Halbjahr 2014).

Abbildung 7: ÖAK, 2. Halbjahr 2014/Tageszeitungen119

4.2.1 Kronen Zeitung

Die „Kronen Zeitung“ zählt zu den von der Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. & Co. KG vermarkteten Medien. Die Medien, die unter der 1988 als Tochtergesellschaft der Verlage Kronen Zeitung und Kurier gegründeten Mediaprint wurden schon im Kapitel über den Medienkonzern Mediaprint erläutert.

Die grundlegende Richtung der Zeitung wird komprimiert auf „die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure“.120

119 https://www.oeak.at/content/intern/Auflagenlisten/Auflagenliste%20H2_2014.pdf, Stand: 15.03.2015 39

Auf ihrer Homepage verweist die Kronen Zeitung auf eine österreichweite verkaufte Auflage von 790.518 Stück und eine Reichweite von 32 Prozent.

Abbildung 8: Auflage/Reichweite Krone 2013/2014121

Für Kärnten (inkl. Osttirol) wird auf der Homepage der Krone eine Reichweite von 40 Prozent angegeben.

Abbildung 9: Krone Reichweite Kärtnen, aufgeteilt nach Bundesländern122

120 http://www.krone.at/ueber-krone.at/Kronen_ZeitungKrone_Bunt_-_Offenlegung-Printausgabe-Story-324550, Stand: 12.11.2014 121 http://www.kroneanzeigen.at/index.php?mod=gesamt&pid=11&show=media, Stand: 12.11.2014 40 Im Detail:

Abbildung 10: Marktanteil/Auflage Kärntner Krone123

Seit 1983 erscheint auch eine Kärntner Ausgabe der Kronen Zeitung und hat mit einer Reichweite von aktuell 40% rund 209.000 tägliche Leser. Anders als in dem Großteil der Österreichischen Bundesländern - sie ist in fünf von neun Bundesländern in Bezug auf ihre Reichweite Nummer 1 - liegt die Kronen Zeitung in Kärnten auf Platz zwei hinter der Kleinen Zeitung. Wie die Kleine Zeitung verfügt auch die Kronen Zeitung in Kärnten über eine eigene Redaktion in Klagenfurt mit rd. 20 JournalistInnen, die thematisch alle Ressorts abdeckt. Von dort aus werden einerseits die Kärntner Regionalausgaben gestaltet und anderseits Nachrichten aus Kärnten für den österreichweiten Teil der Kronen Zeitung aufbereitet. Chefredakteur ist seit 2006 Hannes Mößlacher, der bereits seit der Gründung der „Kärntner Krone“ für ebendiese tätig ist. 124

Insgesamt erscheinen in Kärnten fünf lokale Mutationen der Kronen Zeitung: Klagenfurt (Bezirke Klagenfurt Stadt und Land), Villach (Bezirke Villach Stadt und Land), Oberkärnten (Bezirke Hermagor und Spittal, inkl. Osttirol), Mittelkärnten (Bezirke Feldkirchen und St. Veit), Unterkärnten (Bezirke Völkermarkt und Wolfsberg).125

122 http://www.kroneanzeigen.at/index.php?mod=gesamt&pid=11&show=media, Stand: 12.11.2014 123 http://www.kroneanzeigen.at/index.php?mod=regional&pid=10, Stand: 12.11.2014 124 vgl. http://derstandard.at/2287356, Stand: 19.01.2015 125 vgl. http://www.kroneanzeigen.at/index.php?mod=regional&pid=10&show=teilausgabe, 12.11.2014 41 4.2.2 Kleine Zeitung

Im Jahr 1869 wird der „Katholische Preßverein“ gegründet, aus der später im Jahr 1880 „die Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung Styria“ wurde.126 Die Kleine Zeitung wurde schließlich 1904 gegründet, als das Medium Zeitung laut Angaben auf der Styria-Homepage noch das Privileg einer kleinen, wohlhabenden Schicht, und meist Personen, die einer politischen Partei verpflichtet waren, vorbehalten war. Die Kleine Zeitung prägte ihre Vorreiterrolle als erste Zeitung mit dem Service eines Ombudsmannes und einem hohen Maß an Regionalisierung.127

Insgesamt 18 Regionalbüros in der Steiermark und in Kärnten produzieren 20 Regionalausgaben für die Kleine Zeitung. Auch auf www.kleinezeitung.at werden zwei Bundeslandmutationen präsentiert.

787.000 Leser pro Ausgabe werden von der Media-Analyse 2013/14 für Steiermark und Kärnten angegeben. Die verkaufte Auflage liegt bei 277.990128, was einer Reichweite von 51,4 Prozent entspricht.

Die Blattlinie der „Kleinen Zeitung" wird ausgewiesen als „eine von allen politischen Parteien und Interessenvereinigungen unabhängige Tageszeitung. Sie steht auf dem Boden christlicher Weltanschauung, tritt für eine plurale, demokratische Gesellschaftsordnung, die Eigenständigkeit der Bundesländer, die Unabhängigkeit der Republik Österreich sowie ein geeintes Europa ein“.129

Die Redaktion der Kleinen Zeitung in Kärnten ist mit rd. 80 JournalistInnen sicherlich die größte Redaktion im Bundesland. Seit Jänner 2015 wird die Kleine Zeitung von der langjährigen Leiterin des Politikressorts, Antonia Gössinger, redaktionell geleitet. Sie folgte Eva Weissenberger nach, die erst 2013 diese Stelle vom damaligen Chefredakteur Reinhold Dottolo übernahm.

126 vgl. http://www.styria.com/corporate_history#, Stand: 7.03.2015 127 vgl. http://www.styria.com/journalistin/-/asset_publisher/B4xT9Bv8myde/content/kleine-zeitung, Stand: 11.11.2014 128 vgl. ÖAK 1. Halbjahr 2014, Steiermark und Kärnten, Mo-So, 11.11.2014 129 http://www.styria.com/-/kleine-zeitung, Stand: 23.03.2015 42 Auf die Frage, ob die Kleine Zeitung ein Boulevard- oder ein Qualitätsblatt ist, gab die ehemalige Chefredakteurin Eva Weissenberger als Antwort: „Sie ist beides. Als Massenzeitung bemühen wir uns für alle da zu sein. Wir bedienen alle Schichten, alle Bildungsniveaus, alle Altersgruppen und Menschen mit den unterschiedlichsten Interessen. […] Wir machen ‚guten‘ Boulevard, ohne hetzerisch zu sein, ohne Kampagnen zu führen und ohne gekaufte Geschichten.“130

Wie schon zu Beginn erwähnt gibt es tägliche Regionalausgaben der Kleinen Zeitung in allen Bezirken, was in dieser Form einzigartig in Kärnten ist. Zu den RedakteurInnen in der Zentrale in Klagenfurt (der Bereich Berichterstattung Kärnten umfasst 18 RedakteurInnen) kommen sechs Regionalbüros bzw. 28 RedakteurInnen vor Ort, die den Inhalt der Regionalausgaben gestalten. Man kann davon ausgehen, dass die Regionalisierung der Kleinen Zeitung in Kärnten ihren Zenit erreicht hat und eine Versorgung kleinerer regionaler Einheiten nicht mehr geplant ist. Dies bestätigt der Chefredakteur der Kleinen Zeitung Steiermark mit folgender Aussage:

„Die ‚Lokalisierung‘, also die Versorgung der steirischen und Kärntner Landstriche mit mutierten Regionalausgaben der ‚Kleinen Zeitung‘, hat offenbar natürliche Grenzen erreicht. ‚Lokal sind alle Tiefenbohrungen abgeschlossen, da haben wir nichts vor".131

Das Gegenteil der nunmehr abgeschlossenen Regionalisierung könnte die Zukunft für die Kleine Zeitung bereithalten. Im Sinne einer Zukunftssicherung könnte die Kleine Zeitung sogar in die anderen Bundesländer außerhalb Kärnten und der Steiermark expandieren, was Patterer so beschreibt: “In Wien möchten wir uns, was die Wahrnehmung betrifft, stärker positionieren".132 Dies lässt Raum für Spekulationen offen, denn einerseits könnte die Kleine Zeitung damit planen, bundesweit mehr Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung zu bekommen, andererseits wäre auch eine Ausweitung der Regionalisierung mit anderen Bundesländerausgaben denkbar. Doch diese Überlegungen würden den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen.

130 Hubik, In: Hüffel/Rohrer, „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?, 2013, S. 149 131 http://www.journalist.at/archiv/2010-2/ausgabe-08092010/alleinherrscher-styria/, Stand: 15.03.2015 132 vgl. http://www.journalist.at/archiv/2010-2/ausgabe-08092010/alleinherrscher-styria/, Stand: 12.03.2015 43 4.2.3 Der Standard

Im Jahr 1988 erschien die erste Ausgabe des Standards,133 herausgegeben von Oscar Bronner. Als Chefredakteurin und Mit-Herausgeberin bestimmt Dr.in Alexandra Föderl-Schmid Ausrichtung und Inhalt des Standards maßgeblich mit. Seit 1994 berichtet Elisabeth Steiner für den Standard über Kärntner Geschehnisse nach Wien. Neben Wien gibt es noch weitere Redaktionen in Steiermark, Kärnten und Oberösterreich.

Die Eigentumsverhältnisse der Standard Verlagsgesellschaft m.b.H. verhalten sich wie folgt: Eigentümer ist die Standard Medien AG (daran ist die Bronner Familien-Privatstiftung mit 85,64 Prozent und Oscar Bronner mit 12,55 Prozent beteiligt - weitere Prozentaufteilungen liegen unter einem Prozent).134

Die Blattlinie des Standards steht für eine liberale Zeitung. „Sie ist unabhängig von politischen Parteien, Institutionen und Interessengruppen und wendet sich an alle Leser, die hohe Ansprüche an eine gründliche und umfassende Berichterstattung sowie an eine fundierte, sachgerechte Kommentierung auf den Gebieten von Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft stellen“.135

Als wichtigste Kennzahl der Standard-Gruppe kann der Umsatz von 63,2 Millionen Euro im Jahr 2012 genannt werden. Der Mitarbeiterstand betrug in diesem Jahr 290.136

Mittlerweile hat der Standard laut Media Analyse 2013/2014 eine nationale Reichweite von 5,7 Prozent pro Tag, was einer Leserschaft von 411.000 Personen entspricht. Die Reichweite am Wochenende liegt bei 493.000 LeserInnen, was eine nationale Reichweite von 6,8 Prozent ergibt. Laut Standard selbst sind seine LeserInnen „überdurchschnittlich hoch gebildet, arbeiten in gehobener Stellung und verfügen dadurch über ein entsprechend hohes Einkommen“. 137

133 vgl. http://derstandarddigital.at/1113535/Geschichte-des-STANDARD, Stand: 12.03.2015 134 vgl. http://derstandarddigital.at/1080859/Impressum-und-Offenlegung, Stand: 12.03.2015 135 http://derstandard.at/1392685912792/Impressum-und-Offenlegung, Stand: 12.11.2014 136 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=17, Stand: 15.03.2015 137 vgl. http://derstandard.at/1381373770748/Mediadaten-Print, Stand: 12.03.2015 44

Abbildung 11: Reichweite „Der Standard“138

Auf der Homepage sind auch Leitlinien zur Sicherheit der journalistischen Unabhängigkeit der RedakteurInnen zu finden. Diese wären lt. „Standard“: „Redakteurinnen und Redakteure der STANDARD-Mediengruppe sind sich der Verantwortung bewusst, die sie für die Information und Meinungsbildung in Österreich haben. Unabhängigkeit ist die unverzichtbare Grundlage ihrer Arbeit. Die Leitlinien konkretisieren das Verständnis der publizistischen Grundsätze des Ehrenkodex für die österreichische Presse. Die Einhaltung dieser Leitlinien bei der journalistischen Arbeit aller Redakteure und Redakteurinnen sichert die Rahmenbedingungen, die unabhängigen und kritischen Journalismus beim STANDARD ermöglichen. Die Chefredaktion ist für die Einhaltung der Leitlinien und ihre Implementierung im Tagesgeschäft verantwortlich.“139

4.2.4 Kurier

In der Kurier-Redaktion sind rund 300 Personen beschäftigt, davon sind der Großteil, rund 200, JournalistInnen. Seit 25 Jahren ist Brigitta Luchscheider Journalistin beim Kurier und hat die Kärnten-Korrespondenz über.140

138 http://derstandard.at/1381373770748/Mediadaten-Print, Stand: 12.03.2015 139 http://derstandard.at/1369363573096/Leitlinien-zur-Sicherung-der-journalistischen-Unabhaengigkeit, Stand: 12.11.2014 140 vgl. http://kurier.at/autor/brigitta-luchscheider/8.530, Stand: 12.03.2015 45 Die Kurier Redaktionsges.m.b.H. & Co. wird von Herausgeber und Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter geführt. Regionale Redaktionen gibt es in , Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol & Vorarlberg sind gemeinsam in Innsbruck vertreten.141

Der Blatt-Typus wird vom Kurier so erläutert: „Der Kurier ist eine überregionale Tageszeitung, die sich mit dem Ziel einer möglichst weiten Verbreitung an Leser aus allen Schichten der Bevölkerung wendet und diesen umfassende, objektive und rasche Information, kritische und profilierte Kommentierung und gehaltvolle Unterhaltung bietet.“ Die Gestaltung der Tageszeitung wird von den RedakteurInnen inhaltlich selbstständig unter Bedachtnahme auf den journalistischen Ehrenkodex, in der jeweils geltenden Fassung der Richtlinien des Presserates, vollzogen. Dabei darf „kein in einem festen Anstellungsverhältnis stehender, aber auch kein freier journalistischer Mitarbeiter des KURIER genötigt werden, in Beiträgen, die seine persönliche Meinung ausdrücken sollen, etwas gegen seine Überzeugung zu verfassen oder unter seinem Namen oder Kennzeichen zu veröffentlichen.“142

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges haben die US-Amerikaner während der Besatzungszeit den englischsprachigen Kurier in Wien gegründet. Schon im Juni 1954 wurde der Kurier an Ludwig Polsterer verkauft und dieser führte ihn unter dem Namen „Neuer Kurier“ fort. Im Oktober startet der „Neue Kurier“ als unabhängige Tageszeitung für Österreich. Der erste Chefredakteur war damals Hans Dichand. Die Redaktion umfasste insgesamt 18 MitarbeiterInnen. Als Dichand den Kurier verließ, gründete er 1959 die Kronen Zeitung. Auf Dichand folgte mit 1. Jänner 1958 Hugo Portisch (damals 31), der bereits seit der Gründung als Journalist beim Kurier tätig war. Ab diesem Zeitpunkt wird der Kurier ein Massenblatt mit Anspruch.143

4.2.5 Österreich

Über die Mediengruppe Österreich war auf ihrer Homepage mit Ausnahme des Impressums und der Eigentümerverhältnisse144, die im Anhang beigelegt werden, nichts vermerkt. Auf der Internetseite für Neukunden wurde ersichtlich, welche Produkte zu dieser Mediengruppe

141vgl. http://kurier.at/services/derkonzern/redaktion-print-in-allen-bundeslaendern/714.237, Stand: 12.03.2015 142 http://kurier.at/services/diezeitung/das-redaktionsstatut/714.241, Stand: 12.11.2014 143 vgl. http://kurier.at/60-jahre-kurier/der-zeitzeuge-hugo-portisch/92.016.894, Stand: 12.11.2014 144 http://www.oe24.at/service/impressum/Impressum-Tageszeitung-OeSTERREICH-und-Offenlegung-der- Mediengruppe-Oesterreich-GmbH/128865961, Stand: 12.03.2015 46 zählen. Neben der Tageszeitung Österreich erscheint wöchentlich die Frauenzeitschrift „Madonna“, das Kochmagazin „cooking“ und das Gesundheitsmagazin „gesund und fit“, das zehn Mal jährlich erscheinende Magazin „Natur.Lust“ und das „Stylebook Madonna“, welches fünf Mal jährlich erscheint. 145 Die Internetdienste „oe24.at“ und „wetter.at“ sowie die Radiosender „Antenne Wien“, „Antenne Salzburg“ und „Antenne Tirol“ sind auch in der Hand des Medienunternehmens.146

Der Haupteigentümer Wolfgang Fellner erwirtschaftet mit der Mediengruppe Österreich inkl. dem Reiseunternehmen „joe24“ einen Umsatz (Jahr 2011/2012) von rund 90 bis 92 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl für das Jahr 2012 wurde mit rund 250 angegeben.147

Die Tageszeitung Österreich erreicht dabei eine nationale Reichweite im Jahr 2011/2012 von 9,5 Prozent.148 Laut Media-Analyse 2013/2014 (im vorangegangenen Kapitel dieser Arbeit unter „Die Vielfalt der Kärntner Tageszeitungen“ ersichtlich) lag die Reichweite im Bundesland Kärnten bei 2,9 Prozent, was einer Auflage von 14.000 Stück entspricht.

4.2.6 Die Presse

Laut Emailkorrespondenz mit der Chefredaktion der Presse, werden die Kärnten-Themen über die Wiener Redaktion mitbetreut, davor gab es jedoch eine/n RedakteurIn in Kärnten.

4.2.7 Exkurs: Kärntner Tageszeitung (KTZ)

Anfang 2014 erschien die letzte Printausgabe der Kärntner Tageszeitung (KTZ) als Sonderheft. Nach 69 Jahren ist am 28. Februar 2014 die letzte Ausgabe der KTZ erschienen, danach wurde der Betrieb aufgrund des Konkurses geschlossen. Der Masseverwalter gab als Erklärung an, dass es ohne Investor keine andere Möglichkeit gegeben hätte, als das Unternehmen zu schließen.149 Die damalige Chefredakteurin Claudia Grabner gab nach dem Ende der Zeitung zu bedenken, dass die KTZ ihrer Meinung nach das „unabhängigste“

145 vgl. http://abo.oe24.at/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=49&Itemid=218, Stand: 15.03.2015 146 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=13, Stand: 12.03.2015 147 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=13, Stand: 12.03.2015 148 vgl. http://derstandard.at/1369362250034/STANDARD-Ranking-Oesterreichs-groesste- Medienunternehmen?_articlePage=13, Stand: 12.03.2015 149 http://kaernten.orf.at/news/stories/2633447/, Stand: 24.10.2014 47 Medium in Kärnten war: „Hinter uns ist kein großer Konzern gestanden. Wir waren noch freier als alle anderen, weil wir auch keinen Großinserenten verpflichtet waren“. Und der ehemalige Chefredakteur und Historiker Hellwig Valentin sprach von einem „kulturellen Verlust“ durch die Einstellung der ältesten Zeitung des Landes.150 Die KTZ war die letzte verbleibende Tageszeitung in Kärnten, die ihre Anfänge als Parteizeitung erlebt hat (siehe vorangegangenes Kapitel „Geschichte der Kärntner Tageszeitungen“).

5 Journalismus

Um näher auf die Anforderungen des Journalismus und die Einflüsse rund um dieses Berufsfeld eingehen zu können, muss vorerst eine umfassende Definition und Abklärung der Begriffe „Journalismus“ sowie spezifisch Feldes „Regional-/Lokaljournalismus“ vorgenommen werden. Das Berufsbild des/der Journalisten/in sowie die Aufgaben, die von dem/der Journalisten/in erfüllt werden sollen, müssen ebenfalls durchleuchtet werden.

5.1 Begriffserklärung

Im Lexikon der Kommunikations- und Medienwissenschaft wird Journalismus schlicht als „ein System der modernen Gesellschaft mit der Funktion, aktuell Informationen zur öffentlichen Kommunikation zu selektieren und zu vermitteln“, verstanden.151

Ganz global sieht Kunczik die Begriffserklärung: „Journalismus wird zu den Kommunikationsberufen gerechnet, wobei der Begriff Kommunikator in der Literatur oft als Synonym für die gesamte Medienorganisation benutzt wird. Alle Personen oder Personengruppen, die den Rezipienten Informationen, Meinungen und Unterhaltung vermitteln bzw. an der Vermittlung beteiligt sind, werden unter diesem Begriff subsumiert […].“152

Etwas ausführlicher die Definition von Koszyk/Pryus: „Hauptberufliche Tätigkeit von Personen, die an der Sammlung, Prüfung, Auswahl, Verarbeitung und Verbreitung von Nachrichten, Kommentaren sowie Unterhaltungsstoffen durch Massenmedien beteiligt sind. Journalisten […] arbeiten in fester Anstellung oder als freie Mitarbeiter für Presse und Rundfunk,

150 vgl. http://kleinezeitung.at/k/kaernten/klagenfurt/4131655/index.do, 11.11.2014 151 Bentele/Brosius/Jarren, „Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft“, 2013, S. 141 152 Kunczik, „Journalismus als Beruf“, 1988, S. 1 48 Agenturen und Pressedienste, aber auch in Pressestellen von Firmen, Verbänden und der Verwaltung.“153 Hier wird auf die Gruppe der Personen mit der Gemeinsamkeit des selben Berufs, Bezug genommen.

Laut Rühl gibt es vier Auffassungen die den Begriff des „Journalismus“ beschreiben: „(1) Journalismus stellt eine Anzahl von Personen dar, deren gemeinsames Merkmal ein Beruf ist, den sie als Angestellte oder freie Mitarbeiter ausüben. Journalisten berufen sich auf ähnliche Werte und Normen als Regeln ihrer Arbeit, die durch rechtliche Rahmenbedingungen vorgegeben sind und sich sehr vage auch auf ein Berufsethos beziehen. Der Journalismus weist die für die modernen Gesellschaften übliche Arbeits- und Berufsteilung aus. (2) Journalismus ist der strukturelle Arbeitsrahmen für alltägliches Handeln. (3) Journalismus ist ein System. (4) Historisch Prominente und idealisierte Denkfiguren werden als Bezugseinheiten für den Journalismus herangezogen.“154

Diese Definition ist schon umfassender, betrachtet den Journalismus aus vier Perspektiven und nicht nur als Tätigkeit einer Person, die journalistisch tätig ist.

Die zunehmenden Technisierungs- und Kommerzialisierungsprozesse der Mediensysteme erfordern einen komplexen Journalismusbegriff. Dieser wird von Systemtheorie angeboten und sieht den Journalismus im Handlungszusammenhang der sozialen Prozesse. Die ontologische Sichtweise hingegen reduziert Journalismus auf das Wirken einzelner, unabhängiger journalistischer Individuen oder sieht ihn als Anwalt der gesellschaftlichen Kommunikation. Das System Journalismus hat in modernen, pluralistischen Gesellschaften vor allem eine Funktion: Aus unterschiedlichen sozialen Systemen (der Umwelt) Themen zu sammeln, auszuwählen und diese zu bearbeiten, um das daraus entstandene Medienangebot diesem sozialen System (der Umwelt) wieder zur Verfügung zu stellen.155

In der vorliegenden Arbeit wird nun weiters auf die Charakteristik des Regional- /Lokaljournalismus eingegangen.

153 Koszyk/Pruys, „Handbuch der Massenkommunikation“, 1981, S. 96 154 Rühl, In: Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 33 155 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 41 49 5.2 Besonderheiten des Regional-/Lokaljournalismus

Was sind nun die Besonderheiten des Regional-/Lokaljournalismus: Wie soll er aussehen? Was sind seine Aufgaben? Ist er weniger angesehen? Schreibt man mehr über belanglosere Geschehnisse und sind die Themen trotzdem spannend? Ist man überhaupt ein/eine „richtige/r“ JournalistIn? Was ist bzw. was tut ein/eine JournalistIn eigentlich? Die Antworten auf diese Fragen werden in den folgenden Kapiteln erläutert.

Als Anmerkung muss hier über das Verständnis der Begrifflichkeiten aufgeklärt werden. Wenn in der deutschen Literatur über Lokaljournalismus gesprochen wird, können wir aufgrund der Größenunterschiede zu Österreich und die damit verbundenen Reichweiten der Tageszeitungen darauf schließen, dass sich deren Lokaljournalismus mit dem in der vorliegenden Arbeit verwendeten Begriff des Regionaljournalismus deckt. Deswegen wird vorrangig der Terminus Lokaljournalismus zitiert, was aber dem Begriff des Regionaljournalismus unseres Verständnisses gleichkommt. Wenn man wie in der vorliegenden Arbeit von Regionaljournalismus innerhalb des Bundeslands Kärnten spricht, so kann man dies in etwa mit dem Lokaljournalismus im Großraum einer deutschen Stadt vergleichen.

„Nirgends ist Journalismus so nah am Leben, so nah an seinem Publikum wie im Lokalen“, wird gleich im Vorwort eines der neueren Bücher zum Thema Lokaljournalismus (2009) der wichtigste Faktor des Lokaljournalismus zitiert.156

Nach Jonscher ist die lokale Kommunikation örtlich begrenzt, „nah“. Unter den Bewohnern einer Gemeinde, eines Stadtteils oder einer Region wird face to face oder über Medien der Austausch von Wissen vollzogen. Dies „zur Herstellung von Verständigung über Aktuelles“.157 Diese örtliche Abgrenzung der Kommunikation wurde schon im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit näher erläutert.

Als Kernkompetenz der Lokal-/Regionalzeitung wird nach Haller die Orientierungsfunktion betrachtet. „Die Erwartungen an den Lokalteil richten sich auf Repräsentanz (lokale Akteure und lokales Geschehen), auf Integration (lokale Identität), auf Nutzwert (persönliche

156 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 10 157 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik, 1995, S. 15 50 Verwertbarkeit von Informationen) und darauf, eine öffentliche Instanz zu sein (kritischer Beobachter der Institutionen.“158

Den Lokalteil als eine eigene Zeitung im Kleinen, so beschreibt Dovifat die journalistische Tätigkeit in der Region. Thematisch sind in ihm alle Sparten vertreten, von der Wirtschaft über Politik bis hin zum Sport ist hier alles zu finden. „Er zeigt auch alle journalistischen Arbeitsformen und gilt daher seit langem als die beste Vorschule für den Journalisten“, so die Bekenntnis.159 Als „Querschnittsressort“ wird die Lokalredaktion daher von Kretzschmar gesehen. Wie schon zuvor erwähnt, lassen sich andere Ressorts über einen Sachgegenstand definieren, das Lokalressort definiert sich hingegen über den räumlichen Bezug. Dies hat zur Folge, dass ein großes Themenspektrum abgedeckt werden muss.160

Das Regional-/Lokalressort ist der Bereich, an dem der/die junge JournalistIn beginnt, sich findet, mit der Arbeitsweise der journalistischen Grundlagen vertraut wird und alle Themenfelder und auch Stolperfallen, die sich auftun, zu meistern lernt. Danach ist er/sie bereit für „die große, weite Redaktionswelt“, doch einige JournalistInnen bleiben, weil sie mit Herz und Seele Teil des Lokalressorts sind.

Hier kommt auch der Ansatz des Neuen Lokaljournalismus ins Spiel, der ab Ende der 90er- Jahre Bedeutung erlangte. Seine VertreterInnen sind meist AutorenInnen aus der Praxis, wie Chmelir und Scheschy, das Projektteam Lokaljournalisten (Timmermann) oder Kretzschmar. Es heißt, zunächst das Lokalressort nicht mehr als Durchgangsstation oder Rastplatz zu sehen, sondern stattdessen die Möglichkeiten wahr zu nehmen, die einem dieses Ressort bietet: Eine ungeheure Fülle an Informationen. Das Begreifen der Schlüsselfunktion ihrer Arbeit und diese täglich umzusetzen, so lautet das Ziel für LokaljournalistInnen. Wichtig ist auch, nicht aus Bequemlichkeit, Verlautbarungen oder Pressemitteilungen ohne hinterfragen zu übernehmen. Der Neue Journalismus ist ein Plädoyer für Regelungen der Ausbildung, für die Feststellung eines eindeutigen Berufsbildes und für die Abschaffung des Images, ein Auffangbecken für Leute zu sein, die in sonst keiner Abteilung unterkommen. 161

158 Wyss, „Journalistische Qualität und Qualitätsmanagement“, In: Bucher/Altmeppen, 2003, S. 190 159 vgl. Dovifat/Wilke, „Zeitungslehre II“, 1976, S. 63 160 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 33 161 vgl. Langenbucher, „Journalismus & Journalismus. Plädoyers für Recherche und Zivilcourage“, 1980, S. 133f 51 „Der neue Lokaljournalismus berichtet aus der Perspektive der Leser, nicht aus der von Honoratioren. Er gleicht dem Marktplatz, auf dem viele Meinungen, aber auch Klatsch zu hören sind; er kontrolliert die lokalen Eliten und stärkt die Demokratie dort, wo sich viele Menschen noch direkt einmischen können“162, so die Definition von Schneider und Raue zum Neuen Lokaljournalismus.

Die nachstehende Aufzählung veranschaulicht die wichtigsten Punkte des Neuen Lokaljournalismus: 1. Die RedakteurInnen begegnen ihren LeserInnen auf Augenhöhe und sie wissen, was das Publikum in ihrem Erscheinungsgebiet interessiert. 2. Viele Menschen und deren Meinungen werden von LokaljournalistInnen präsentiert, sie analysieren und kommentieren. Das Gespräch in der Region/Stadt/Gemeinde wird moderiert. 3. Zusammenhänge werden von den RedakteurInnen erklärt, sie geben Orientierung. Sie enthüllen Missstände und schauen den Mächtigen auf die Finger. Die Qualität der Demokratie ist abhängig von der Qualität der lokalen Berichterstattung. 4. Die Arbeit des/r LokaljournalistIn ist nachhaltig, Geschichten werden verfolgt, alte Storys werden wieder ans Licht geholt und Fragen gestellt. Sie sind das Gedächtnis der Stadt oder Gemeinde und deren Menschen. 5. Außerdem sorgen RedakteurInnen für Unterhaltung und Gesprächsstoff aus dem Lebensumfeld der LeserInnen.163

Dem Lokalen kommt innerhalb der Tageszeitung unbestrittener Weise große Bedeutung zu. Da es oftmals zur Monopolstellung von Zeitungen innerhalb eines bestimmten Verbreitungsgebietes kommt, ist auch umgekehrt die Bedeutung der Zeitung für das Lokale hoch. Der Lokalteil ist das Herzstück für regionale und lokale Abonnementzeitungen: Das Interesse der LeserInnen ist für diesen Teil besonders hoch und der lokale Anzeigenmarkt ist die wichtigste Einnahmequelle für die Verlage. So sollte man das Urteil seiner LeserInnen ernst nehmen und ihre lokalen Bedürfnisse erfüllen.164

162 Schneider/Raue, „Das neue Handbuch des Journalismus“, 1998, S. 284 163 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 10 164 vgl. vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 31 52

Abbildung 12: Umwelt einer Lokalredaktion165

Regionalbewusstsein umfasst für Reinhold Dottolo, ehemaliger langjähriger Chefredakteur der Kleinen Zeitung Kärnten, Folgendes: „Der für diese Linie gewählte Begriff des „Nahversorgers“ in Sachen Information ist wohl gesetzt: Wer die Probleme seiner Leser und seiner Heimat ernst nimmt, der zieht nicht als medialer Großhändler übers Land, der ist draußen bei den Menschen – auch wenn das teuer ist – und berichtet aus ihrem engsten Umraum, ohne deswegen provinziell im schlechten Sinne zu werden.“166

Im Lokalen kann der/die BürgerIn noch mitreden, bisweilen noch kontrollieren und mitentscheiden, ganz im Gegensatz zum sonstigen Geschehen in der „großen“ Politik, so die Einschätzung Rohr’s Anfang der 80er-Jahre über die Besonderheit des Lokaljournalismus.167

Nachfolgender Ruf eilt dem Lokaljournalismus in diverser Literatur voraus: „‘Viel Schrott und wenig Qualität‘ lautet Dieter Golombeks vernichtendes Urteil über den Lokaljournalismus: zu wenig Recherche, zu viel Hofberichterstattung, zu wenig Phantasie, zu viel Routine“168, wird von Schneider und Raue kundgetan. Doch Golombek, der Erfinder des Lokaljournalistenprogramms, verweist auf die Zukunft des Lokalteils: Es ist das „Herzstück

165 Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 35 166 Stritzl, „Spuren in Kärnten“, 1994, S. 46 167 vgl. Rohr, In Langenbucher, „Lokalkommunikation. Analysen, Beispiele, Alternativen“, 1980, S. 64 168 Schneider/Raue, „Das neue Handbuch des Journalismus“, 1998, S. 279 53 der Zeitung“, durch diesen Teil wird die Zeitung zum Leben erweckt und es ist ihr Werk, ob der/die LeserIn sich durch den Konsum „zu Hause“ fühlt.

Auch wenn die Ansätze oft unterschiedlich erscheinen, so kann als bestimmender Charakter des lokalen Journalismus folgender Aspekt genannt werden: Der/die LeserIn soll sich durch das Lesen heimisch und verbunden fühlen, so dass sich diese Verbundenheit auf die Beziehung zwischen LeserIn und Tageszeitung überträgt. Mit dem Lokaljournalismus steht und fällt die Entscheidung, wie man einem Tagesprintmedium gegenübersteht.

Ein umfangreicher Lokalteil und damit die Detailliertheit der örtlichen Berichterstattung können zwar noch keinen Aufschluss über die Qualität des publizistischen Angebots geben, doch sie können als „unmittelbar sichtbarer Ausdruck des Bemühens“ der Redaktion und somit der JournalistInnen gewertet werden, den Leser an die Zeitung zu binden.169

5.3 Berufsbild des/der Journalisten/in

Der Beruf des/der Journalisten/in ist einer der letzten freien Berufe. Es gibt keine normierten Ausbildungswege und gesetzlichen Regelungen zur Ausübung dieses Berufes. Jede/r kann JournalistIn werden.

„In den […] „Four Theories of the Press” (Siebert/Peterson/Schramm 1956) wird die Aufgabe des Journalisten in der Demokratie dadurch definiert, dass er oder sie durch möglichst vollständige und wahrheitsgetreue Berichterstattung über aktuelle Ereignisse die Grundlagen für eine unabhängige Meinungsbildung und politische Willensbildung der Staatsbürger schaffen soll. Darüber hinaus wird ihm eine aufklärende oder sogar erzieherische Funktion zugeschrieben, da er beim Publikum nicht nur mit Unwissen, sondern auch mit Fehlinformation und Vorurteilen rechnen müsse. Selber unabhängig von wirtschaftlichen und staatlichen Interessen, sei er zudem als Kontrolleur der Mächtigen und als Anwalt der Unterprivilegierten gefordert. Dem Journalismus wird die Rolle einer ‚vierten Gewalt‘ im demokratischen Staatswesen zugewiesen.“170

Die schon im Jahr 1956 dargelegte Handlungsrolle für JournalistInnen gilt zum größten Teil auch heute noch. JournalistInnen sollten frei von wirtschaftlichen und staatlichen

169 vgl. Möhring/Stürzebecher, „Lokale Tagespresse…“, In: Media Perspektiven 2/2008, S. 100 170 Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 62 54 Beschränkungen handeln können, ihre Aufgabe sollte die wahrheitsgetreue, lückenlose Wiedergabe der Geschehnisse sein und die BürgerInnen sollten aufgrund dieser Berichterstattung aufgeklärt sein und sich eine eigene, freie Meinung bilden können.

Definitionen zum Thema „JournalistIn“ wurden schon unter dem Titel “Begrifflichkeiten“ abgeklärt, da die Definitionen von „Journalismus“ auch die Berufsgruppe erklären.

Doch die Möglichkeiten, wie ein/e JournalistIn ihr/sein Werk zu Papier bringt sind vielfältig. Die Berichterstattung bietet dem/der Journalisten/in eine Reihe von Mitteilungsformen, wie Nachricht, Reportage und Bericht, hat aber auch verschiedenste persuasive Gattungen gebildet wie Kommentar, Kritik, Glosse, Karikatur, Satire u.v.m.171 Diese gibt dem/der Journalisten/in die Chance, seine/ihre Sicht der Dinge in Bezug auf für ihn/sie wichtige Themen zu erläutern und den LeserInnen näher zu bringen.

Einblick in die Praxis wird von der Journalistin Ulrike Weiser, „Die Presse“, gegeben. Diese hat das Berufsbild des/der Journalisten/in so erläutert: „Recherchieren, analysieren, schreiben – und das Gespür für Themen. Als Zeitungsjournalist arbeitet man inzwischen nicht nur für das Printprodukt, sondern crossmedial, also für Print und Digital. Die täglichen Themen werden dabei einerseits durch den Takt der Ereignisse bestimmt, andererseits ‚kreiert‘ man sie selbst – z. B. in dem man einen Missstand aufdeckt, ein interessantes Interview führt oder eine gesellschaftspolitisch relevante Frage stellt (und gleich beantwortet). Das Themen-Setting ist insgesamt sehr wichtig. Denn dadurch, welche Schwerpunkte eine Zeitung setzt und wie man die Artikel - inhaltlich und optisch - aufbereitet, unterscheidet man sich von der Konkurrenz.“ 172

Über die Ausbildung und diverse Vorerfahrung meint sie: „Es gibt keine verbindliche Ausbildung für Journalisten. In der Regel haben aber viele ein Studium abgeschlossen oder zumindest eines angefangen. In der Redaktion der ‚Presse‘ beispielsweise reicht der Bogen der Fachrichtungen von Chemie über Philosophie bis hin zu Rechtswissenschaften. Der Vorteil dabei ist, dass man zumindest in einem Fachbereich (günstig: Wirtschaftswissenschaften) fundierte Kenntnisse besitzt. Das Journalismus-Handwerk selbst wird oft erst später bei diversen Jobs gelernt. Hier empfiehlt es sich, schon möglichst früh neben dem Studium Erfahrungen zu sammeln. Mittlerweile steht aber auch ein anderer,

171 vgl. Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 63 172 http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanager-9, Stand: 11.11.2014 55 ebenfalls guter Weg der Ausbildung offen: Fachhochschulen für Journalismus bieten eine praxisnahe Ausbildung und zudem die Möglichkeit, schon während des Studiums Kontakte zu künftigen Arbeitgebern zu knüpfen.“ 173

Den/die typische/n JournalistIn gibt es also nicht. Wohl aber können bestimmte Voraussetzungen und Fähigkeiten definiert werden, die in einer Redaktion von Vorteil sein können.

Und auf die Frage „Was ist das Besondere?“ meint Weiser, dass es für jede/n JournalistIn etwas anderes sei. Ein Reiz sei, dass man „Chronist des Zeitgeschehens“ ist: „Man erzählt die Gegenwart, versucht Ereignisse einzuordnen, zu analysieren, zu interpretieren. In diesem Kontext hat man das Privileg, mitunter sehr klugen, interessanten Menschen Fragen zu stellen. Zugegeben, die Umwälzungen im Mediengeschäft machen den Job derzeit herausfordernd, aber gleichzeitig waren die Zeiten selten so spannend wie jetzt.“174

5.3.1 Berufs- und Selbstverständnis

Es gibt eine große Bandbreite an Antworten, wenn man nach den Berufszielen des/der Journalisten/in fragt, wie ihre Entscheidungsprozesse in Konfliktsituationen aussehen und welche Mittel sie im Alltag anwenden. Die Ausprägung der Berufsauffassungen des/der Journalisten/in steht im Zusammenhang mit dem persönlichen Lebenslauf, der Ausbildung und den Berufserwartungen.175 Die Berufsauffassungen bzw. das Selbstverständnis des/der Journalisten/in wird wie folgt erläutert176:

Die Rolle des „objektiven Berichterstatters“ wird von einem Großteil der JournalistInnen angestrebt. Die Vermittlung des aktuellen Geschehens wird weder von Wertungen noch Urteilen verzerrt, es geht hierbei um die Sachlichkeit und Vermittlung von Informationen.

Die Berufsauffassung des/der Journalisten/in, die sich als KritikerIn sieht, ist dem des objektiven Berichterstatters entgegengesetzt. Die „Wächter“ der Gesellschaft sehen ihre Arbeit als Kontrollfunktion und geben kritische, wertende und prüfende Beiträge ab, die

173 http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanager-9, Stand: 11.11.2014 174 http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanager-9, Stand: 11.11.2014 175 vgl. Haas/Pürer, In: Stuiber/Pürer, „Journalismus. Anforderungen, Berufsauffassungen, …“, 1991, S. 71 176 vgl. Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 32ff 56 meinungsbildend sind. Die Sicht der Medien „als vierte Gewalt im Staate“ prägt das Berufsziel dieser Gruppe.

Der Verzicht auf Objektivität und das bewusste Partei ergreifen eines/r JournalistIn wird vom anwaltlichen Journalismus vollzogen. Als „Anwalt“ vertritt er/sie die Schwachen und unterrepräsentierten Gruppen der Gesellschaft ohne PR-Lobby, läuft damit aber auch Gefahr, für unlautere Zwecke missbraucht zu werden.

Der investigative Journalismus arbeitet gegen bewusste Parteinahme. Ziel der mehrheitlich in Magazinen tätigen JournalistInnen ist es, Informationen, die der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten werden, äußerst gründlich zu recherchieren und dann zu veröffentlichen, der sogenannte „Enthüllungsjournalismus“.177

Ähnliche Bedingungen gelten für die RatgeberInnen unter den JournalistInnen. Mit einem hohen Maß an Sachwissen bereitet er/sie Themen zur Lebenshilfe, wie Gesundheit, Geld oder Beruf so auf, dass er/sie dem Publikum allgemein verständlich Antworten und Ratschläge zu einem bestimmten Thema bieten kann.

Eine weitere mögliche Ausrichtung von Journalismus nennt man Infotainment: Medien wollen das Publikum auch unterhalten und ihm nicht nur Informationen bereitstellen. Mit der Neugierde und Sensationslust der RezipientInnen spielen die JournalistInnen in der Rolle des/der UnterhalterIn.

Die Zahl der ErzieherInnen und PädagogInnen unter den JournalistInnen ist in den letzten Jahren immer rückläufiger geworden. In deren Arbeit wird nicht den Wünschen des Publikums nachgekommen, es wird präsentiert, was in ihren Augen sinnvoll ist. Gehobene Sprache mit anspruchsvollen Themen wird von diesen JournalistInnen angeboten, doch das Publikum als Kunde wird dabei ausgeklammert.178

5.3.2 Berufsbild des/der Lokaljournalisten/in

„Der Orts- und Heimatteil erfordert einen Redakteur besonderer Art“, so beginnt Dovifat seine Erklärung des Berufs des/r LokaljournalistIn. Der/die RedakteurIn muss in der Lage

177 vgl. Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 32ff 178 vgl. Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 32ff 57 sein, Altes immer wieder neu ins Licht zu rücken und soll es schaffen, das Leben in der Gemeinde in Schwung zu halten.179

„Journalisten in den Lokalredaktionen hetzen von Termin zu Termin, lassen sich von Verbänden, Behörden, Vereinen, Politikern, anderen Interessensvertretern Mitteilungen zuteilen, berichten vorwiegend wohlwollend, geben Sprachrohre für Eliten ab, befassen sich nicht ausreichend mit der Arbeitswelt der Leser, schreiben so, als hätten sie es bei ihrem Leserpublikum überwiegend mit Akademikern zu tun, recherchieren, ohne notwenige Kontrollen der Recherche vorzunehmen, befassen sich zu sehr mit Einzelvorgängen statt Zusammenhänge darzustellen, liefern qualitativ immer schlechtere Arbeit, je mehr sie sich von Eliten weg entfernen und zu Bürgern hin orientieren, wagen zu wenig, wenn sie heiße Eisen anzufassen hätten“180, eine lange Liste von Vorwürfen, die in den 80er-Jahren in Langenbucher zu lesen waren.

Im Gegensatz zum gängigen Berufsbild des/der Journalisten/in sind die Anforderungen an den/die LokalredakteurIn etwas spezieller. Dies versucht hingegen Michael Saria von der „Kleinen Zeitung“ Steiermark zu erörtern: „Der Lokalredakteur berichtet täglich über Ereignisse, die vor seiner Haustür und jener seiner Leser passieren - in Schrift und Bild (von Fotografen geliefert). Der inhaltliche Bogen kennt kaum Grenzen und spannt sich von Politik über Schulen bis zur Gastronomie und dem Thema (öffentlicher) Verkehr. Je nach Tätigkeitsbereich berichtet der Lokaljournalist über das gesamte Bundesland oder über ‚seinen‘ Bezirk“. 181

Zu den Erfordernissen, die ein/e Lokal- oder RegionaljournalistIn mit sich bringen sollte, führt Saria neben den gängigen Ausbildungsmöglichkeiten die Kontaktfreudigkeit, Neugierde, Kreativität, die Freude am Umgang mit Sprache sowie die Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten an.182 Damit bestätigt er die Aussage seiner Kollegin Weiser zu diesem Thema.

Des Weiteren gibt es Entwicklungsmöglichkeiten in der Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema bzw. gibt es die Option zum/zur RessortleiterIn oder sogar noch weiter aufzusteigen.

179 vgl. Dovifat/Wilke, ‚Zeitungslehre II“, 1976, S. 63 180 Langenbucher, „Journalismus & Journalismus. Plädoyers für Recherche und Zivilcourage“, 1980, S. 137f 181 http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanage-11, Stand: 11.11.2014 182 vgl. http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanage-11, Stand: 11.11.2014 58 Für den/die LokaljournalistIn ist das Besondere, „dass man als Journalist jeden Tag etwas Neues kennenlernt. Neue Orte, neue Persönlichkeiten. Kaum ein Tag gleicht dem anderen, es ist ein extrem abwechslungsreicher Beruf. Die Herausforderung besteht darin, dieses - zuweilen recht komplizierte - Neue binnen kürzester Zeit so kennen zu lernen und zu verarbeiten, dass man es wiederum dem Leser erklären und verständlich wie spannend näher bringen kann“.183 Auch hier gibt es keine großen Unterschiede zu den überregional tätigen KollegInnen. LokaljournalistInnen zeichnen sich, einfach formuliert, durch eine besondere Nähe zum Geschehen aus.

5.3.3 Aufgaben und Funktionen

Die Aufgaben, die von einem/r JournalistIn bewältigt werden müssen, können wie folgt aufgezählt werden: Recherchieren und Dokumentieren, Auswählen und Redigieren, Formulieren, Kommentieren und Bewerten, Bearbeiten und Präsentieren, Planen und Organisieren und das Managen von MitarbeiterInnen oder man kann darin auch den Bezug sehen immer wieder neue soziale Kontakte zu knüpfen und diese aufrecht zu erhalten.184

Nicht nur die eigenen Zielsetzungen der Lokalmedien, sondern auch externe Einflussfaktoren bestimmen die Tätigkeit der Redaktion. Es lassen sich folgende Funktionen nach Bezugspunkt und Erkenntnisinteresse unterscheiden: 1. „Normativ-demokratische und gesellschaftliche Funktionen (Staat/Gesellschaft); 2. bedarfsorientierte Funktionen zur Erfüllung von Kommunikations- und Informationserwartungen innerhalb der Zeitungsregion (Publikum); 3. makro- und mikroökonomische (betriebswirtschaftliche) Funktionen der Lokalpresse (Zeitungsunternehmen); 4. berufsspezifische Funktionen (Redakteur/Kommunikator).“185

Ad 1) Der erste oben genannte Punkt kann wie im Folgenden näher dargestellt, beschrieben werden: „Als politische Funktionen werden

183 http://www.styria.com/-/berufsbild-portalmanage-11, Stand: 11.11.2014 184 vgl. Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 35ff 185 Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 122f 59 - Information (Herstellen von Öffentlichkeit durch Bekanntmachen von Programmen, Absichten, Forderungen und Zielen der am politischen Prozeß beteiligten Gruppen und Personen), - Mitwirkung an der Meinungsbildung sowie - Kritik und Kontrolle von Exekutive, Legislative und Judikative und - schließlich auch politische Bildung: die Heranbildung und Aktivierung von Staatsbürgern, die sich am politischen Prozeß beteiligen, genannt.“186

Die gesellschaftlich-sozialen Funktionen des Journalismus werden im Folgenden kurz erwähnt: - Sozialisation: Den Menschen in die Gesellschaft oder Gruppe (Sozialsystem) eingliedern. - Soziale Kontrolle: Sozial erwünschtes Verhalten wird als positiv bewertet, abweichendes Verhalten (z. B. Kriminalität) wird negativ bewertet. - Soziale Orientierung: Vermittlung von der Lebensweise in der Region als Ausgleich mangelnder sozialer Erfahrung und Kontakte. - Soziale Integration: Eingliederung des Einzelnen in ein soziales System. - Rekreation durch Unterhaltung.187

Ad 2) Um die Erfüllung von Informations- und Kommunikationserwartungen innerhalb der Region geht es bei den bedarfsorientierten Funktionen. Die Bewohner einer Region haben eine bestimmte Erwartungshaltung gegenüber der Berichterstattung der Zeitung (Bedürfnis nach Information, persönlicher Identität, Integration und Unterhaltung). Von lokalen Organisationen wird erwartet, dass Informationen über z. B. die eigene Organisation, Mitgliederwerbung für diese sowie Aufdeckung fremder Skandale kommuniziert werden.188

Ad 3) „Massenmedien sind Wirtschaftsunternehmen“: Von den Medien werden nicht nur kommunikative, sondern auch makro- und mikroökonomische Leistungen erbracht. Die volkswirtschaftliche Funktion (makroökonomisch) wird durch das Anbieten von Arbeitsplätzen und unmittelbarer Kapitalverwertung beschrieben. Die mikroökonomischen Ziele umfassen die Zielerreichung in publizistischer und ökonomischer Sicht, die Adaption an

186 Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 137 187 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 138f 188 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 140ff 60 ändernde Umweltbedingungen, Integration der Systemmitglieder und Aufrechterhaltung der Wertmuster.189

Ad 4) Auf der Ebene der Kommunikatoren werden die berufsspezifischen Funktionen des Lokaljournalismus im Hinblick auf eine - Informationsfunktion (gewährleistet durch die Erfüllung von Vollständigkeit, Objektivität und Verständlichkeit) - Artikulationsfunktion (Rolle des/der AnwaltIn für weniger artikulationsfähige Bevölkerungskreise) - Selektionsfunktion (die eingegangenen Informationen müssen quantitativ gekürzt werden) verstanden.190

Diese letztgenannten journalistischen Selektions- und Bearbeitungsaktivitäten werden geprägt von: - der Persönlichkeit des Kommunikators; - den sozialen Beziehungen des Kommunikators; - dem Selbstbild des Kommunikators; - der Stellung und Aufgabe des Kommunikators innerhalb der Institution und des Teams; - den Zwängen des Mediums.

In Bezug auf die Informationsfunktion muss erwähnt werden, dass die immer steigende Informationsquantität von den JournalistInnen in Informationsqualität umgewandelt werden muss. Die Kompetenzbasis verschiebt sich von Sammeln und Informationsübermittlung dahingehend, die Informationen für den Rezipienten verstehbar und für deren Orientierung nutzbar zu machen.191

Ein großer Kriterienkatalog, wie Journalismus funktioniert, welche Ziele er verfolgt und welche Aufgaben er zu erledigen hat. Im Weiteren wird auf die Anforderungen an den Journalismus eingegangen: qualitätsvoll, objektiv und professionell zu berichten, dies unter der neuen Prämisse der Medienkonvergenz.

189 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 145f 190 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 148f 191 vgl. Pürer, In: Stuiber/Pürer, „Journalismus. Anforderungen, Berufsauffassungen, …“, 1991, S. 27 61 6 Anforderungen an den Journalismus

„Nichts ist älter als eine Tageszeitung von gestern!“, zitiert auch Reinhold Dottolo, die alte Branchenweisheit.192 Das Thema Aktualität ist nur eines von unzähligen Kriterien anhand derer man Qualität festmachen kann. Doch Anforderungen an den Journalismus betreffen nicht nur das Thema Qualität, sondern auch Faktoren wie Objektivität, Professionalität und das „neue“ crossmediale Arbeiten.

6.1 Journalismus als soziales System

Die verschiedenen Kontexte des Journalismus und die Gegenstände der Journalistik veranschaulicht das „Zwiebel-Modell“ nach Weischenberg. Der äußere Kreis „Mediensysteme“ stellt die Abhängigkeit des Journalismus im Normenkontext dar, d.h., die sozialen, rechtlichen, politischen, kulturellen und historischen Rahmenbedingungen werden hier veranschaulicht. Im Kreis „Medieninstitutionen“ wird der Strukturkontext angesprochen. Hier wird auf die ökonomischen, politischen, organisatorischen und technologischen Imperative eingegangen, die Zwänge auf den Journalismus ausüben. Im dritten Kreis werden die Leistungen und Wirkungen des Systems Journalismus beschrieben. Unter dem Titel „Medienaussagen“ fallen Informationsquellen und Referenzgruppen, Berichterstattungsmuster und Darstellungsformen, Wirklichkeitskonstruktionen und Wirkungen bzw. Rückwirkungen. Der innere und letzte Kreis wird von den MedienakteurInnen gebildet. JournalistInnen sind in ihrem Handeln von den drei zuvor erwähnten Kontexten, den Normen-, Struktur- und Funktionszusammenhängen, geprägt. Im Bereich der MedienakteurInnen werden ihr Rollenselbstverständnis und ihre Beziehungsmuster, ihre Merkmale und Einstellungen sowie Professionalisierung und Sozialisation ihrer Berufsgruppe beleuchtet.193

Journalismus als soziales System definiert, in welchen Kontexten der Journalismus Einflussnahmen ausgesetzt ist. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, das Mediensystem, die Medieninstitutionen und der Funktionszusammenhang der Medienaussagen beeinflussen den/die MedienakteurIn in seiner/ihrer journalistischen Tätigkeit.

192 vgl. Stritzl, „Spuren in Kärnten“, 1994, S. 44 193 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 68 ff 62

Abbildung 13: Einflüsse auf den Journalismus194

6.2 Qualität

Nachdem die verschiedenen Kontexte des Journalismus abgeklärt wurden wird nun auf die Erklärung des Begriffs „Qualität“ eingegangen. Welche Kriterien Qualität beinhalten soll oder muss und wie man Qualität sicherstellt, darauf wird im Folgenden näher eingegangen.

194 Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 68 63 6.2.1 Qualitätsbegriff

Was versteht man unter dem Begriff „Qualität“? In einem Lexikon wie dem Duden wird er durch „Beschaffenheit, […] Qualität als sinnverwandt mit Güte, Niveau und Wert“195 definiert.

Schulze und Gotzmann setzen beim Kaufverhalten an, um Qualität messbar zu machen. So definiert Rudolf Schulze: „Qualität ist, was sich verkauft“.196 Ausführender die Begriffserklärung von Gerhard Gotzmann: „Versteht man unter Qualität die Erfüllung von Kundenanforderungen, dann entscheidet das Käuferverhalten und somit der Markt, ob Qualitätsanforderungen erfüllt wurden oder nicht“.197

Und Ruß-Mohl schließt mit den Worten „Den einen Qualitätsmaßstab gibt es nicht“198 die Möglichkeit aus, Qualität definieren zu können und via Kriterienkatalog vorzuschreiben, wie diese zu sein hat. Auf die einzelnen Maßstäbe für Qualität im Journalismus und die Notwendigkeit vieler dieser Qualitätsmaßstäbe wird im Folgenden eingegangen.

6.2.2 Qualität im Journalismus

Doch was bedeutet das Wort „Qualität“ in Bezug auf Journalismus? Bei der Annäherung an den Qualitätsbegriff in Bezug auf Journalismus findet sich eine große Bandbreite an Definitionen. Sehr oft zitiert wird der Ausspruch: „Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln“199 von Ruß-Mohl. Von diesem Autor stammen auch die Modelle „Das magische Vieleck“ und die „Qualitätsmaßstäbe als abhängige Variable“, auf die in weiterer Folge näher eingegangen wird.

Karmasin versucht den Akt der Definition und sieht journalistische/mediale Qualität als multidimensionalen Begriff. Er teilt den Begriff in zwei systemische Dimensionen und drei funktionelle Ausprägungen. Auf der Ebene der Dimensionen kann journalistische Qualität als Eigenschaft eines Systems (der Makro- oder Mesoebene) oder als individuelle Qualität

195 Duden, Band 10, 1985, S. 506 196 Bammé/Kotzmann/Reschenberg, „Publizistische Qualität“, 1993, S. 8 197 Gotzmann, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, „Publizistische Qualität“, 1993, S. 111 198 Bammé/Kotzmann/Reschenberg, „Publizistische Qualität“, 1993, S. 8 199 Ruß-Mohl, „Am eigenen Schopfe …“,. In: Publizistik, 1/1992, S. 83 64 (Mikroebene) gesehen werden. Bei den jeweiligen Ausprägungen unterscheidet er zwischen ökonomischer Qualität (Funktion), ästhetischer Qualität (Form) und ethischer Qualität (Wirkung).200

Unter ökonomischer Qualität versteht man, wenn ein mediales Produkt bestimmte zweckrationale Bedingungen erfüllt, d. h., wenn es verkaufbar ist. Der Markt entscheidet, ob bei einem Produkt Qualität vorliegt oder nicht. Hier wird die Qualität auf die Erwartungen des LeserInnen- und Interessenmarktes angepasst. Die ästhetische Qualität liegt hingegen dann vor, wenn dadurch der individuelle, ästhetische Geschmack getroffen wird. Wenn es eine Übereinstimmung mit den Normen journalistischer und medialer Ethik gibt, spricht man von ethischer Qualität.201

Dimension mediale Qualität als Mediale Qualität als Kriterium systemische Kategorie individuelle Kategorie zweckrationale Qualität Markt Unternehmen Profit/Einkommen

Sozialethik (Prozeß) Individualethik (Verant- ethische Qualität Unternehmensethik wortung – Gewissen)

ästhetische Qualität Schönheit Unternehmensästhetik Geschmack

Abbildung 14: Mediale Qualität202

Wie schon zuvor zitiert, gibt es laut Ruß-Mohl nicht den „einen Qualitätsmaßstab“. Der Journalismusforscher, der sich mitunter am intensivsten mit dem Thema Qualität und Qualitätssicherung auseinandergesetzt hat, präsentiert sechs Variablen als Maßstäbe für journalistische Qualität. Was unter Qualität verstanden wird, ist abhängig vom Selbstverständnis des/der Journalisten/in (im vorangegangenen Kapitel „Berufs- und Selbstverständnis“ beschrieben), der Zielgruppe, dem Genre, der Aktualität, dem Medium und der Funktion, die Journalismus erfüllen soll (erläutert im Kapitel „Aufgaben und Funktionen von Lokaljournalismus“).203

200 vgl. Karmasin, „Qualität im Journalismus“, In: Medien Journal, 2/1996, S. 17ff 201 vgl. Karmasin, „Qualität im Journalismus“, In: Medien Journal, 2/1996, S. 17ff 202 Karmasin, „Medienökonomie …“, 1998, S. 328 203 vgl. Ruß-Mohl, „Netzwerke“, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 188 65

Selbstverständnis Medium

des Journalisten Zeitung Neutraler Vermittler Zeitschrift („Transportmitarbeiter“) Hörfunk Anwalt Fernsehen „Vierte Gewalt“ usw. usw.

Funktionen Aktualität Information Periodizität Orientierung Qualitätsmaßstäbe live Kritik und Kontrolle im Journalismus stundenaktuell Integration abhängig von tagesaktuell U nterhaltung wöchentlich usw. monatlich

Publikum/Zielgruppe Genre Alter Nachricht Bildung Reportage Interessen (special/general) Feature Einkommen Kommentar Schicht usw. usw.

Abbildung 15: Qualität als abhängige Variable204

„Ein publizistisches Produkt zeichnet sich durch eine besonders hohe Qualität aus, wenn es das vorgegebene Kommunikationsziel in möglichst kurzer Zeit bei möglichst vielen Rezipienten erreicht, wenn die Rezeption mit Spaß verbunden ist und wenn der im Sinne des Kommunikationszieles erwünschte Effekt möglichst langanhaltend ist“, so die Definition von publizistischer Qualität nach Göpfert.205

Daraus können folgende Einzelkriterien nach Göpfert festgelegt werden: - Sprache - Verständlichkeit - Aktualität, Betroffenheit - Motivation - Sinnlichkeit

204 Ruß-Mohl, „Netzwerke“, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 188 205 Göpfert, In: In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 99 66 - Nutzwert (je höher dieser von den RezipientInnen eingeschätzt wird, desto höher bewertet dieser die Qualität) - Gebrauchswert (Kürze der Informationsübermittlung) - Unterhaltungswert - Ästhetik - Ethik (der/die Publizierende verpflichtet sich zur Objektivität, gibt keinen Interessen nach, unterliegt keinen Einflüssen (z. B. Lobby), berücksichtigt Bedürfnisse der Unterprivilegierten und fördert demokratische Entwicklung der modernen Gesellschaft)206

Für Rager sind es immerhin vier Kriterien, anhand derer er journalistische Qualität beschreiben kann: Aktualität, Relevanz, Richtigkeit und Vermittlung.207

Für Bauer hat im Gegensatz zu Göpfert die journalistische Qualität als solche einen immer sinkenderen Einfluss auf den Erfolg eines Mediums. Vielmehr ist für ihn Qualität eine Grundvoraussetzung, die heutzutage außer Frage stehe. Entschieden wird laut ihm der Wettbewerb im Marketing.208

6.2.3 Qualitätssicherung im Journalismus

Qualitätssicherung als ein „Netzwerk von Institutionen, Initiativen und Infrastrukturen, deren Aktivitäten sich, ebenso wie die Ziele der Qualitätssicherung, teils doppeln, teils überschneiden, teils konterkarieren“, so stellt Ruß-Mohl fest, dass die Sicherung von Qualität im Journalismus an unzähligen Variablen und deren Zusammenspiel festzumachen ist.209

Dies veranschaulicht die Grafik des „magischen Vielecks“ von Ruß-Mohl, in der ersichtlich wird, dass sich einzelne Ziele überlappen, andere gegeneinander konkurrieren und sich nicht alle Ziele gleichzeitig erreichen lassen. Als Beispiele werden angeführt, dass die Verständlichkeit der Information oft zu Lasten der exakten Darstellung geht oder Aktualität nur dadurch erfüllt werden kann, weniger Hintergrundinformationen zu haben.210

206 vgl. Göpfert, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 100 ff 207 vgl. Rager, In: Bentele/Rühl, 1994, S. 195 208 vgl. Bauer, In: Fabris/Hummel/Renger/Zimmermann (Hrsg.), 1999, S. 100 209 Ruß-Mohl, In: Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 63 210 vgl. Ruß-Mohl, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 189 67

Komplexitätsreduktion Faktentreue Vereinfachung Verständlichkeit (Sprache, Kontext-Information)

Objektivität Faktentreue Aktualität Beachtung der Zeitliche Aktualität Nachrichtenwerte/Auswahlregeln (Neuigkeit) Trennung von Nachricht und Meinung „Problem“-Aktualität Vielfalt der Blickwinkel/Perspektiven Fairness/Ausgewogenheit (Wichtigkeit) Hintergrund

Transparenz/Reflexivität Originalität Offenlegung der Leseanreiz Berichterstattungs- Eigenrecherche/

Bedingungen „Gegeninformation“ Quellenkritik

Abbildung 16: Magisches Vieleck211

Neben den fünf Qualitätszielen von Ruß-Mohl (Objektivität, Originalität, Komplexitätsreduktion, Transparenz/Reflexivität und Aktualität) weist Karmasin darauf hin, dass diese in der gängigen Literatur durch die moralische Verpflichtung der JournalistInnen ergänzt werden. Die Verantwortung gegenüber dem Publikum, dem Medienbetrieb oder EigentümerInnen und dem „Objekt der Berichterstattung“ sollte eingehalten werden. Weiters muss die Objektivität im Sinne kommunikativer Gerechtigkeit und des Trennungsgrundsatzes eingehalten werden (Anm.: Trennung von Bericht und Meinung).212

Die Qualitätssicherung ist ein ständiger Prozess und keine einmalige Aufgabe. Dieser Prozess enthält präventive, den Produktionsprozess begleitende und korrektive Elemente. Die Zuständigkeiten der journalistischen Qualitätssicherung können nur dezentral erfolgen und

211 Ruß-Mohl, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 190 212 vgl. Karmasin, „Medienökonomie …“, 1998, S. 326 68 können nicht von einer Zentralinstanz zusammengeführt werden. Das geht auch aus der Abbildung der Etappen des Qualitätssicherungs-Prozesses im Längsschnitt hervor.

Abbildung 17: Qualitätssicherung im Längsschnitt213

Im Rahmen des Seminars „Qualitätssicherung in Medien“ erstellte Fabris im Frühjahr 1999 eine Checkliste von Qualitätskriterien bzw. -maßnahmen, die wie folgt aufgezählt werden214: „Journalistische/publizistische Aspekte: - Ausstattung mit Infoquellen (Archiv, Dienste) - Redaktions-Etat - Ausstattung mit Fachliteratur - Verfügbarkeit nationaler und internationaler Konkurrenzmedien - Kooperation mit Presserat, Beschwerdekommission - Trennung von Meinung und Kommentar

213 Ruß-Mohl, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 192 214 Fabris/Rest, „Qualität als Gewinn. Salzburger Beiträge zur Qualitätsforschung im Journalismus“, 2001, S. 35f 69 - Gegendarstellung - Quellentransparenz - Standardprogramm als Leitfaden für die redaktionelle Berichterstattung - Recherche + Gegenrecherche - Korrekturmöglichkeiten/Eingeständnis von Fehlern (Fehlerspalte) - Meinungsvielfalt - Verhältnis zwischen redaktionellem Teil und Anzeigenteil - Umfang (quantitativ/qualitativ) - Rezipientenforschung - Kompetentes Management - Kompetenz der Chefredaktion - Kooperation mit anderen Medienunternehmen - Redaktionsstatut - Redaktionskonferenz - Interne Preise, Förderungen für journalistische Qualität - Sicherung der Unabhängigkeit der Journalisten gegen Intervention von aussen - Sicherung der Unabhängigkeit der Journalisten gegen Intervention seitens der Anzeigenabteilung - Mitarbeiterspezifische interne Schulungen - Journalistische Ausbildung generell - Verhältnis von fixen und freien Mitarbeitern - (Zusatz)Serviceangebote für den Leser/Preis- und Leistungsverhältnis - Übersichtlichkeit, Benutzerfreundlichkeit des Angebots - Verständlichkeit der Sprache - Graphische Qualität des Layouts/Qualität der Präsentation bei audiovisuellen Medien - Kooperation mit Kultur- und Bürgerinitiativen/Meinungsforum - Papier-, Tonbandqualität, Kameraqualität - Einbindung der RezipientInnen – Interaktivität

Betriebswirtschaftliche Aspekte: - Mitarbeiter-Gespräch - Aus- und Weiterbildung/Karriereplanung der Mitarbeiter - technische Ausstattung - hoher Personalstand

70 - Mitbestimmung - Administrative Unterstützung - professionelle Personalrekrutierung - internes Vorschlagswesen - Arbeitszeiten - Arbeitsklima - Personalpolitik - Arbeitsbedingungen/Arbeitsmotivation - Entwicklung neuer Inhalte/Produkte - Erreichbarkeit für Kunden - Marketing - Unternehmensethik, (Qualitäts-)kodex - CI des Unternehmens - Offenlegen von Geschäftsberichten - Internes Controlling“215

Dieser Kriterienkatalog umfasst eine Vielzahl an verschiedenen Ansätzen, anhand derer man Qualität sichern kann. Die Sicherung der Unabhängigkeit wird im nachfolgenden Kapitel „Einflüsse auf den Journalismus“ näher betrachtet und innerhalb der Fragebogenauswertung werden die Einflüsse auf Kärntner JournalistInnen durchleuchtet. Auch der Faktor Recherche bedarf einer Abklärung. Die Relevanz dieser ist im Journalismus laut Karmasin hoch, deren Aufgabe ist primär die optimale Erschließung von Quellen. Die Einflüsse auf die Informationsgewinnung sind z. B. durch Zeitrestriktionen, ökonomische Restriktionen (Widerspruch von Kostensenkung und Recherchequalität) oder Eingriffe von Parteien- und Unternehmensseite (Erleichterung durch vorgefasste Stellungnahmen) gegeben.216

Weiters führt Karmasin aus, dass die Inputproduktion via festangestellter oder freier MitarbeiterInnen (intern) oder durch Nachrichtenagenturen (extern) erfolgen kann. „Nachrichtenagenturen (für Österreich die APA) selektieren und verkaufen vor allem Inputs für Nachrichten und Berichte (Informationen, Bilder, Graphiken, usw.). Die vermehrte Benutzung dieser Quellen erspart der Medienunternehmung, ein eigenes (internes) Korrespondentennetz zu unterhalten und minimiert damit den Rechercheaufwand“217.

215 Fabris/Rest, „Qualität als Gewinn. Salzburger Beiträge zur Qualitätsforschung im Journalismus“, 2001, S. 35f 216 vgl. Karmasin, „Journalismus: Beruf ohne Moral? Von der Berufung zur Profession“, 2005, S. 175 217 Karmasin, „Journalismus: Beruf ohne Moral? Von der Berufung zur Profession“, 2005, S. 195 71 Allerdings versursacht diese Verwendung von Agenturmaterial die Minimierung der Quellentransparenz, da die einzige Quelle die Agentur ist. Somit wird die Redaktionsarbeit des/der Journalisten/in auf das Nachrecherchieren und Redigieren der Agenturbeiträge beschränkt.218

LokaljournalistInnen im Besonderen steht kaum Agenturmaterial zur Verfügung, die Beschaffung von Informationen erfolgt vorwiegend durch Terminwahrnehmung bzw. das Aufgreifen vorhandenen Materials. Einen Indikator für Qualität stellen durch diese Situation selbst recherchierte Beiträge dar.219

Die Angaben der Kärntner JournalistenInnen in Bezug auf deren Recherchetätigkeit bzw. Quellentransparenz werden in der Auswertung des Fragebogens näher erörtert.

Bei der Qualitätssicherung aus systemtheoretischer Perspektive (wie unter „Journalismus als soziales System“ ausgeführt) wird ein wichtiger Aspekt erörtert, die System/Umwelt- Beziehung. Das System kann nur in Beziehung bzw. Auseinandersetzung mit dessen Umwelt bestehen. D. h., dass die Qualitätssicherung nur in Verbindung mit der Umwelt sinnvoll betrachtet werden kann. Aus der Systemtheorie können nach Huber folgende Ziele journalistischer Qualitätssicherung genannt werden220:

„1. Qualitätssicherung unterstützt und verbessert das Erfüllen der vom System Journalismus zu erbringenden Funktionen und Leistungen (Zielerreichung). Bsp.: Aus- und Weiterbildung. 2. Qualitätssicherung unterstützt die Erhaltung und den Ausbau (Ausdifferenzierung) bestehender Strukturen des Systems Journalismus (Strukturerhaltung). Bsp.: Redaktionelles Management. 3. Qualitätssicherung dient dem Erkennen von sich verändernden bzw. veränderten Funktions- und Leistungserwartungen und unterstützt damit im Sinne dieser sich verändernden bzw. veränderten Erwartungen auch die Veränderung der Strukturen des Systems Journalismus (Anpassung). Bsp.: Publikumsforschung.

218 vgl. Karmasin, „Journalismus: Beruf ohne Moral? Von der Berufung zur Profession“, 2005, S. 195 219 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 115 220 vgl. Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 67 f 72 4. Qualitätssicherung fördert die Integration des Systems Journalismus durch Vernetzung der Subsysteme des journalistischen Systems (Integration). Bsp.: Branchen- und Berufsverbände. 5. Qualitätssicherung versucht, bestimmte Funktionen und Leistungen des Systems Journalismus (z. B. die öffentliche Aufgabe) zu forcieren, die vor allem aufgrund zunehmender Kommerzialisierung und Boulevardisierung des journalistischen Systems von diesem selbst nur mehr ungenügend erfüllt werden können, die aber für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft als notwendig erachtet werden. (Dieses Problem stellt vor allem ein Umweltproblem dar, das von der Umwelt an das System Journalismus herangetragen wird.) Bsp.: Medienpolitik.“221

Huber verdeutlicht durch diese Aufzählung, dass auf allen Ebenen des journalistischen Systems und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Qualitätssicherung anzusetzen ist. Neben der Institutionsebene (Beispiele für Qualitätssicherung hierfür können ein innerredaktioneller Ombudsmann sein oder Redaktionskonferenzen), der Mediensystemebene (hier werden Aus- und Weiterbildung von JournalistInnen, Presserat sowie Branchen- und Berufsverbände als Indikatoren genannt), der RezipientInnenebene (hier dienen korrektive Publikumsaktivitäten und Medienpädagogik als Qualitätssicherung) werden auf der Ebene der AkteurInnen folgende Möglichkeiten erwähnt: - Die Recherche und Gegenrecherche muss verbessert werden. - Eine Vielfalt an Quellen sollte vorliegen und die Überprüfung von Nachrichtenwerten erfolgen. - Der Sprachstil sollte verbessert werden. - Ein Gegenlesen sollte durchgeführt werden. - Professionelle Normen sollten eingehalten werden.222

Auf die Qualitätssicherung auf der AkteurInnenebene wird im Kapitel „Professionalität“ näher eingegangen.

Zusammenfassend kann man die umfassenden Erklärungen zu diesem Thema wie folgt zusammenfassen: „Qualitätssicherung erfolgt durch den Aufbau von redaktionellen Strukturen bei der Produktion von Medieninhalten, durch die Verbesserung von

221 Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 68 222 vgl. Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 77 f 73 Kommunikations- und Ablaufstrukturen, durch Personalpolitik (Evaluation, Weiterbildung) und durch weitere Aktivitäten des Redaktionsmanagements.“223

6.3 Objektivität

Gibt es objektive Berichterstattung überhaupt? Im „Wörterbuch zur Publizistik“ geht man davon aus, dass es diese nicht gibt – „Da die öffentliche Kommunikation stets von den Gefühlen und Haltungen der Berichtenden abhängt, ist Objektivität im Bereich der Publizistik ausgeschlossen“224.

6.3.1 Objektivität publizistischer Information

Die „Objektivität“ als Indikator für guten Journalismus ist in der heutigen Literatur durch den Begriff „journalistische Qualität“ fast ersetzt worden, in einigen Büchern gar nicht mehr präsent.225 Dabei kann man nicht zugleich die gesellschaftliche Kommunikation im Allgemeinen und deren besonderen Modus der Massenkommunikation im Auge behalten und die Objektivität als eine mögliche variable Eigenschaft eines journalistischen Produkts isolieren.226 Deshalb werden im Folgenden die wichtigsten Aspekte der Objektivität erläutert.

6.3.2 Auffassungen und Positionen

Der Wunsch nach Objektivität von Seiten der Bevölkerung ist groß. Von der journalistischen Seite wird die Realisierbarkeit derselben immer wieder in Frage gestellt. Die wahrheitsgemäße und objektive Berichterstattung wird zwar als Ziel journalistischen Arbeitens deklariert, andererseits ist sie schwer umsetzbar. Ob ein Artikel objektiv ist oder nicht, diese Bewertung kann im Einzelfall als unmöglich erachtet werden. Faktoren wie „begrenzte Zeit/begrenzter Raum“, verschiedene Auffassungen von Meldungsgewichtung, unterschiedliche Auffassung von Perspektiven, von der Notwendigkeit, die Berichterstattung subjektiv zu beschreiben - diese Aufzählungen verdeutlichen, dass Objektivität nicht realisierbar ist. Koszyk/Pruys sprechen sogar davon: „da die öffentliche Kommunikation stets

223 Bentele/Brosius, Jarren, „Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft“, 2013, S. 287 224 Koszyk/ Pruys, „Wörterbuch zur Publizistik“, 1969, S. 263 225 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 177 226 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 238 74 von Gefühlen und Haltungen des Berichtenden abhängt, ist Objektivität im Bereich der Publizistik ausgeschlossen“. 227

Die Meinung, dass es Objektivität als solche nicht gibt, bestätigen die vier Auffassungen über das Objektivitätsprinzip nach Saxer nicht. Es gibt „zwei positive, eine ambivalente und eine negative“ Auffassung über die Objektivität im Journalismus:228

„1. Wünschbarkeit und Möglichkeit publizistischer Objektivität werden vorbehaltlos bejaht. Das Objektivitätspostulat wird mit andern Worten überhaupt noch nicht problematisiert; meist bewahrt man darum auch den alten Diskussionszusammenhang von publizistischer Objektivität und Wahrheit und verfolgt den heute gängigen Bezug zur Manipulationsthematik kaum.

2. Wünschbarkeit und Realisierbarkeit publizistischer Objektivität werden kritisch bejaht, das heißt, publizistische Objektivität wird weder als Endwert verabsolutiert noch ihre Verwirklichung im Sinne irgendwelcher absoluter Forderungen für möglich gehalten. Das Objektivitätspostulat wird vielmehr als eine freilich entscheidende Kommunikationsvoraussetzung zur Verwirklichung bzw. Erhaltung einer parlamentarischen Demokratie und als immerhin grundsätzlich praktikable Berufsnorm verstanden.

3. Die Wünschbarkeit publizistischer Objektivität wird zwar prinzipiell anerkannt, ihre Verwirklichungsmöglichkeiten aber bestritten oder zumindest bezweifelt. Argumentation und Zielbestimmung verschieben sich daher in Richtung erheblich relativistischer Vorstellungen von ‚additiver‘ Objektivität; an die Stelle von ‚Wirklichkeitsentsprechung‘ treten derart abgeschwächte Forderungen wie diejenige nach‚ Sachlichkeit‘ oder ‚pluralistischer Meinungsrepräsentation‘.

4. Wünschbarkeit wie Möglichkeit publizistischer Objektivität werden entschieden verneint, und zwar verwirft man das Objektivitätspostulat als Hindernis irgendwelcher idealer Gesellschaftszustände, gegenwärtiger oder künftiger, und bestreitet auch aufgrund philosophischer, politischer und publizistischer Erwägungen und

227 vgl. Bentele, „Objektivitätsanspruch …“, In: Jarren: „Medien und Journalismus 1“, 1994, S. 303 ff 228 Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 12 75 insbesondere mit dem Einwand, es handle sich beim Objektivitätsprinzip um eine bloße ideologische Fiktion, seine Praktizierbarkeit.“

Der größte Teil der JournalistInnen bekennt sich jeweils zur Hälfte zu den Auffassungen 2 und 3 der Aufzählung, je nach Nähe zur publizistischen Praxis.229

Anhand der nachfolgenden Abbildung sieht man, wie Saxer die verschiedenen VertreterInnen den jeweiligen Positionen der Objektivität zuordnet.

Abbildung 18: Typologie zum Problem der „Objektivität im Journalismus“ (nach Saxer)230

Der Standpunkt „vorbehaltlos positiv“ wird heutzutage nur noch vorwissenschaftlich eingenommen. Er ist gekennzeichnet durch publizistische Selbstglorifizierung und Selbstverteidigung derselben. Es besteht die Strategie der Verharmlosung bzw. Leugnung, dass es überhaupt eine Problematik hinsichtlich der Objektivität gibt.

Auffassung Nr. 2 „kritisch positiv“ ist den PolitologInnen und JuristInnen zuzuordnen. Weiters ist die Berufsrolle des/der MediatorIn hier anzusiedeln.

Der schon etwas kritischere Standpunkt „ambivalent“ wird mehrheitlich von den PublizistikwissenschafterInnen eingenommen, genauso wie von der Mehrzahl politisch engagierter JournalistInnen.

229 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 15 230 Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 181 76 Der vierte Standpunkt tritt auf Basis der Ablehnung des Objektivitätsprinzips aus ideologischer Natur auf und wird von einer radikalen, pluralismusfeindlichen politischen Position getragen. Diese scharfe Ablehnung publizistischer Objektivität findet sich so bei extremen Rechten oder extremen Linken wieder.231

Der Spiegel-Autor Jürgen Leinemann gibt zum Thema „Objektivität“ an: „Jeder, der erzählt, er berichte objektiv, ist entweder dumm oder ein schamloser Lügner“ und fährt fort: „Ich bin verantwortlich für das, was ich schreibe, und für das, was ich weglasse. Ich setze meinen Namen unter den Artikel, damit jeder sehen kann, dass es sich dabei um meine Sicht der Dinge handelt.“232

„Journalistische Qualität ist ein zentrales Element der Individualethik des Journalismus oder der Moral der JournalistInnen“, so sieht es auch Karmasin.233

Einen Unterschied bringt auch die verwendete Textgattung mit sich, d.h., die Forderung nach Objektivität gilt nur für „darstellende“ Textgattungen (Nachricht, Meldung, Bericht), nicht aber für bewertende, interpretierende Textteile von JournalistInnen (Kommentar). Weiters wird die Medienobjektivität (nicht-verzerrende Nachrichtenberichterstattung) von der journalistischen Objektivität (auf den/die einzelne/n JournalistIn bezogen) differenziert.234

Die Rolle des/der JournalistIn im Zusammenhang mit der Objektivität wird im Folgenden noch kurz umrissen. Wilhelm Spael legte 1928 die Konstruktion der Idealtypen von „Journalisten“ und „Publizisten“ vor. Demnach ist der „Journalist“ nach Spael derjenige, der die Geschehnisse ohne sie zu färben, nur mit der Absicht sie mitzuteilen, ins Publikum leitet. Er leistet Nachrichtenarbeit nach dem Unparteilichkeitsprinzip. Hingegen ist der „Publizist“ derjenige, der Nachrichtenarbeit an Parteilichkeit ausrichtet, der „immer in der Farbe seiner Tendenz“ schildert, wie er Geschehnisse sieht.235

231 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 14ff 232 Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 197 233 Karmasin, „Journalismus: Beruf ohne Moral? Von der Berufung zur Profession“, 2005, S. 174 234 vgl. Bentele, „Objektivitätsanspruch …“, In: Jarren, „Medien und Journalismus 1“, 1994, S. 305 ff 235 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 229 ff 77

Abbildung 19: Typische Erscheinungsformen der „Zeitunger“/Nachrichtenarbeiter236

Der/die JournalistIn wird in diesem Erklärmuster zur „KommunikatorIn“ stilisiert, der/die als autonome/r UrheberIn alle massenmedialen Aussagen agiert. Dass Massenkommunikation eine hochrationalisierte Form konzentrierter Vermittlung sozialer Kommunikation ist, zeigen historische und empirische Befunde. Dies ist aber nur möglich, wenn und wo der/die JournalistIn sich als Vermittler des „Zeitgesprächs der Gesellschaft“ versteht. Der Journalist ist dann primär mit Mitteilungen aller Art über Ereignisse und Realitäten konfrontiert, und nicht mehr mit Ereignissen oder mit der Realität „an sich“. Der/die JournalistIn sollte Neutralität und Unparteilichkeit wahren, muss sich selbst zurücknehmen und seine/ihre Rolle ist es, der/die VermittlerIn zwischen den Kommunikationsparteien zu sein. Hingegen kommunikative Einzel- und Sonderinteressen in der sozialen Kommunikation und in den

236 Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 239 78 Massenmedien vertritt der/die „PublizistIn“. Er/sie mischt sich aktiv in die gesellschaftliche Kommunikation und den öffentlichen Meinungskampf ein, geht parteilich zu Werke. 237

„Das Berufsverständnis des neutralen Vermittlers im Dienst der gesellschaftlichen Kommunikationsinteressen wirkt umgekehrt als das Metaprinzip der Objektivitätsnorm und all ihrer Dimensionen. Es begründet journalistische Professionalität und sichert die Qualität journalistischer Nachrichtenarbeit.“238

Die „Objektivität“ wurde nach der „Information“ im Rahmen der JournalistInnenbefragung am zweitöftesten als die Hauptverantwortung eines/r JournalistIn angegeben, gefolgt von der „Wahrheit“ (siehe empirischer Teil der Arbeit).

6.4 Professionalität

Um in diesem „offenen Begabungsberuf“ Fuß zu fassen, sollte man laut Deutschem Journalisten-Verband 1. logisches und analytisches Denken mitbringen, 2. sprachliche Ausdrucksfähigkeit, technische Medienkenntnisse und ein Auge für Gestaltungsmöglichkeiten besitzen, 3. kontaktfähig und kollegial sein und 4. kreativ, aktiv und einfühlend sein. 239

Was sich genau hinter dem Begriff der Professionalität verbirgt, diverse Merkmale und Vorgaben wie diese zu verstehen ist, wird in der Literatur wie folgend ausgeführt, beschrieben.

Während im Rahmen der Gatekeeper-Forschung Kommunikationsprozesse und deren Aussageentstehung veranschaulicht werden (auf die Gatekeeper-Forschung wird im Kapitel „Einflussfaktoren“ eingegangen), wird bei der Professionalisierung der Versuch gestartet, generelle Aussagen über Sozialisation und Berufsrolle des/der KommunikatorIn

237 vgl. Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 240 ff 238 Wagner, „Objektivität im Journalismus“, 2012, S. 242 239 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 325 79 herauszufiltern. Dabei wird unterstellt, dass es Einflüsse durch berufliche Handlungsdispositionen auf das Kommunikatorverhalten gibt.240

6.4.1 Merkmale von Professionalität

Für Claudia Mast zählt zur Professionalität im Journalismus die Medienkompetenz in vielerlei Hinsicht: Mit den publizistisch zu bearbeitenden Themen muss umgegangen werden können, neben der Allgemeinbildung sollte Wissen über die Grenzen und Möglichkeiten der journalistischen Tätigkeit vorhanden sein und man sollte um den Markt und Möglichkeiten, die für das tätige Medium bestehen, Bescheid wissen.241

„Die möglichen Ansatzpunkte sind vielfältig: Nimmt man den Kommunikationserfolg als Maßstab für Professionalität, handelt man sich das philosophische Dilemma einer zweifelhaften Unterscheidung von Kommunikationsmitteln und Kommunikationszielen ein. Die institutionelle Begründung (für Professionalität betrüge eine bestimmte Ausbildung und/oder die Zugehörigkeit zu einer bedeutenden Agentur oder Medieninstitution) wird durch den Strukturwandel in der Medienwirtschaft und die Entkoppelung der Medienorganisationen problematisch. Das funktionale oder verfahrenstechnische Argument (die von einem kollektiven oder individuellen Auftraggeber erwünschte Leistung lasse sich nur durch berufliche Autonomie erreichen) wird durch die Konvergenz von Individual- und Massenkommunikation in den neuen Medien in Frage gestellt. Gleichwohl bilden sich hier wie in den Printmedien ständig neue Rahmungen und Indikatoren zur Abgrenzung professioneller Publizistik gegenüber den zunehmenden Erscheinungen der Gelegenheitspublizistik heraus. Das Merkmal der Professionalität ist außerdem eng mit der Qualitätsdiskussion verbunden, […]“.242

Krzeminski gibt weiters drei Merkmale zur Charakterisierung professioneller Berufsausübung an: 1. „die Systematisierung des zur Berufsausübung benötigten Wissens; 2. die Orientierung an gesellschaftlichen Werten und Normen im Sinne einer beruflichen Ethik;

240 vgl. Jarren, „Medien und Journalismus 1“, 1994, S. 250 241 vgl. Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 38f 242 Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 7-8 80 3. die berufliche Selbstorganisation bzw. soziale Systembildung.“ 243

Je ausgeprägter diese Merkmale nun sind, desto eher kann man von einer professionellen Berufsausübung sprechen.

Im Rahmen der Diskussion über Professionalität unterscheidet Kunczik wiederum zwei Ebenen der Journalismustätigkeit: 1. die technische (Beschaffung von Nachrichten, Redigier- und Schreibweisen) und 2. die ethische (dem Rezipienten verpflichtet zu sein in Bezug auf Verantwortung, Objektivität, Sorgfalt, Fairness und Unparteilichkeit, usw.).

Die Professionalität im journalistischen Bereich nach Ruß-Mohl beinhaltet eine geregelte Aus- und Weiterbildung, sowie eine ethische Fundierung und (Selbst-)Reflexion der Berufspraxis. Diese wiederum erfordert ein funktionierendes Kommunikationssystem, welches Erfahrungsaustausch, Kritik und Gegenkritik der TeilnehmerInnen sowie den Transfer relevanter Forschungsergebnisse öffentlich macht.244

6.4.2 Profession als Kompetenz

„Im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung ist der Journalist eben nicht nur ein Mediator (ein bloßer Vermittler), sondern zwangsläufig auch ein Kommunikator, der andere benachrichtigt und nach dem sich viele richten. Aus dieser Doppelrolle resultieren einerseits die Schutzwürdigkeit, andererseits die besondere Verantwortlichkeit der journalistischen Profession.“245

Die journalistische Berufsfeldforschung zählt zur empirisch-sozialwissenschaftlichen Kommunikatorforschung. In dieser wird die Herkunft und Ausbildung, Berufssituation, Einkommen, Genderfragen, Sozialstatus, Berufszufriedenheit und Ähnliches behandelt. International-komparative Erhebungen und Zeitreihenanalysen innerhalb dieser Berufsfeldforschung ermöglichen es, die Entstehung und Veränderung der Rahmenbedingungen des journalistischen Handlungsfeldes zu vergleichen. Aufgrund solcher Studien und anhand einer umfangreichen Delphi-Umfrage konnten Weischenberg u. a. „den Wandel der Berufsanforderungen innerhalb eines ausdifferenzierten Modells journalistischer

243 Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 15 244 vgl. Ruß-Mohl, „Netzwerke“, In: Bammé/Kotzmann/Reschenberg, 1993, S. 204 245 Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 63 81 Basiskompetenzen verfolgen“. Fünf Kompetenzbereiche werden dem journalistischen Handeln zugesprochen: die Technik-, Sach-, Fach-, Vermittlungs- und Sozialkompetenz. 246

Abbildung 20: Journalistische Basiskompetenzen247

Nachfolgend soll auf die wichtigsten Aspekte der genannten Kompetenzen näher eingegangen werden. „Mit Sachkompetenz ist die Vermittlung von Ressort- bzw. Spezialwissen gemeint. Es soll der Bewältigung der Anforderungen in einem speziellen Aufgabengebiet (Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales, Sport) dienen und bedarf der Ergänzung durch ein allgemeines politisch-gesellschaftliches Grundwissen.“248

246 vgl. Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 66 ff 247 Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 40 248 Weischenberg, „Journalismus und Kompetenz“, 1990, S. 24 82 Zu der Basisqualifikation im Journalismus wird die Sachkompetenz gezählt. Diese Kompetenz umschließt Ressort- und Spezialwissen. Weiters gibt es das Gebiet des Orientierungswissens, welches sich mit der Erschließung und Anwendung von Wissen beschäftigt. Eine breite Allgemeinbildung und sozialwissenschaftliche Grundkenntnisse zählen ebenso zu dieser Kompetenzebene.249

„Unter Vermittlungskompetenz versteht man die Aneignung praktisch-handwerklicher Fertigkeiten wie die Kenntnis der journalistischen Darstellungsformen, die Artikulationsfähigkeit […] sowie die Kenntnis der technischen Gestaltungsmöglichkeiten.“250

Die Fähigkeit des/der Journalisten/in, dass sich eine bestimmte Zielgruppe durch Vermittlung von Wissen angesprochen fühlt, nennt man Vermittlungskompetenz (vorrangig im Bereich der Special-Interest-Medien). Ein wichtiger Punkt hierbei ist, die Darstellungsform auf die Zielgruppe abzustimmen. Auch das Infotainment darf nicht außer Acht gelassen werden.251

„Zur Fachkompetenz gehören zum einen die Beherrschung instrumenteller Fähigkeiten, vorwiegend der Recherche, der Selektion, des Redigierens, der Redaktionsorganisation und der Technik; zum anderen die Kenntnis des Berufs- und Medienwissens, respektive der Medienstruktur, des Medien- und Berufs-(Arbeits-)rechts sowie der Wirkung der Massenmedien.“252

Weiters zählt zur Fachkompetenz das Wissen über medienrechtliche Voraussetzungen des/der Journalisten/in. Zu den genannten Kompetenzen kommen noch technische Fähigkeiten, wie etwa das Beherrschen des Redaktionssystems, der elektronischen Berichterstattung, die Datenbankrecherche und medientechnisches Wissen.253

Das weitgehend autonome und reflektierte journalistische Handeln in redaktionellen Zusammenhängen, wird unter dem Begriff der sozialen Orientierung zusammengefasst.254

249 vgl. Weischenberg, „Die Zukunft des Journalismus“, 1994, S. 49 250 Weischenberg, „Journalismus und Kompetenz“, 1990, S. 24 251 vgl. Weischenberg, „Die Zukunft des Journalismus“, 1994, S. 49 252 Weischenberg, „Journalismus und Kompetenz“, 1990, S. 24 253 vgl. Weischenberg, „Die Zukunft des Journalismus“, 1994, S. 47 254 vgl. Jarren, „Medien und Journalismus 1“, 1994, S. 254 83 Die Unterscheidung dieser Kompetenzbereiche von anderen Kommunikations- und Vermittlungsberufen liegt allerdings nur in ihrer spezifischen Ausprägung und Gewichtung. Die wichtigsten Entwicklungstrends nach Weischenberg (1994), Friedrichsen (1999) und Mast (1997), die daraus für berufserfahrene und angehende JournalistInnen resultieren, sind die anhaltende Technikintegration, die Ökonomisierung der Arbeitsbedingungen und die Zunahme von Quantität und Komplexität der zu verarbeitenden Informationen. 255

6.4.3 Abgrenzung des/der Journalisten/in zu anderen Medienberufen

In Bezug auf die Professionalität in Medienberufen kann man folgende Unterscheidung innerhalb der verschiedenen Medienberufe heranziehen: „Während der Journalist eine öffentliche Dienstleistung erbringt, wofür ihn die Landespressegesetze mit besonderen Freiheitsrechten ausstatten, ist der PR-Mann oder die PR-Frau (und erst recht der Werbefachmann oder die Werbefachfrau) von einem persönlichen Auftraggeber abhängig, der ihn bezahlt. PR und Werbung werden deshalb gelegentlich als Auftragskommunikation bezeichnet. Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, dass natürlich auch der Journalist in einem komplexen, teilweise öffentlich und teilweise privat begründeten Auftragsverhältnis arbeitet, aus dem seine besondere Gemeinwohlverpflichtung resultiert. Öffentlichkeitsarbeit oder Public Relations schließlich stellen insofern einen interessanten Zwischentyp dar, als ihre Arbeitsweise in vielem der journalistischen entspricht, ihre Zweckorientierung aber eher der werblichen. Die Frage, wie professionell in diesen Medienberufen gearbeitet werden kann, beinhaltet deshalb auch, wie sich in ihnen das Verhältnis zwischen Auftragsbindung, Berücksichtigung des Gemeinwohls und fachlicher Autonomie jeweils darstellt.“256

D. h., der/die JournalistIn als solches, sollte leichtere Handhabe haben als andere im Mediengeschäft Tätige, sich seinen Themen frei und ungebunden zu widmen, hat im Hintergrund aber trotzdem eine/n „AuftraggeberIn“ und muss diesem/dieser gerecht werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt in Bezug auf die Anforderungen des Journalismus in der heutigen Zeit, ist die Medienkonvergenz, die nachstehend betrachtet wird.

255 vgl. Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 66 ff 256 Krzeminsky, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, S. 21 84 6.5 Medienkonvergenz

„Eines hat die Redaktion in toto verstanden: Print allein reicht nicht mehr, wir müssen uns crossmedial aufstellen“, so Südkurier-Chefredakteur Thomas Satinsky aus Deutschland.257 Am Puls der Zeit zu sein, mit dem Markt mithalten, den bestmöglichen Service für den Leser unter Nutzung aller möglicher Kanäle zu bieten, steht im Vordergrund der Medienkonvergenz. Das Zusammenspiel von Print und Online bietet durch geschickte Handhabe mehr Platz in der Zeitung für Meinungen und Hintergründe, Unterhaltungsinhalte und Service. Die neuen Herausforderungen dieser veränderten Arbeitsform werden am Newsdesk zusammengefasst: Neben der Printausgabe müssen der Online-Auftritt, der eigene Blog und etwaig der lokale Hörfunk gestaltet werden um die Chance zu nützen, auch mit Nicht-Zeitungslesern in Kontakt zu treten.258

Auch der Fakt, dass die Tageszeitungen mit der gedruckten Ausgabe immer weniger, vor allem junge LeserInnen, erreichen, fördert das Wachstum der crossmedialen Tätigkeit. Diese wird sowohl als Strategie aus Unternehmenssicht wie auch als Konzept der Redaktion umschrieben, da es die Medienangebote inhaltlich vernetzt und Organisationsstrukturen der Aussagenproduktion umfasst.259 Wie das crossmediale Arbeiten vor sich geht, wird im nächsten Kapitel erläutert.

6.5.1 Crossmediales Arbeiten

In der ersten Hälfte der 90er-Jahre tauchten für die Branche der „Neuen Medien“ erstmals Jobinserate auf, in denen auch Anforderungen wie technisches Know-How, Interesse am Medium Internet, Kenntnisse im Medienbereich und Teamfähigkeit angeführt wurden. Mittlerweile gibt es genau definierte neue Berufe bzw. Berufszweige, für deren Ausübung spezialisiertes Wissen und nicht nur Wissen, das durch „learning by doing“ erworben werden kann, erforderlich ist. Als Beispiele werden hier in der Literatur der „IT-Consulter“ oder der „Webmaster“ angeführt, welche durch eigene Berufsverbände vertreten werden.260

257 Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 66 258 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 68f 259 vgl. Stark/Kraus, „Crossmediale Strategien überregionaler Tages…“, In: Media Perspektiven 6/2008, S. 307 260 vgl. Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 123ff 85 Im Journalismus bedeutet die Verbreitung des Internets nicht nur die Entstehung neuer Berufszweige, sondern vielmehr eine Erschütterung des beruflichen Selbstverständnisses des Berufsstandes in seinen Grundfesten. Die zwei klassischen journalistischen Tätigkeiten, Recherche und Informationspräsentation, werden durch das World Wide Web nun für jeden möglich. Die Verbreitung von Informationen weltweit auf kostengünstige Art und Weise wird durch diese Infrastruktur ermöglicht. Hierbei muss aber erwähnt werden, dass es bei der Qualität solcher Beiträge erhebliche Unterscheidungen gibt: Von Parajournalismus (Inhalte von Laien, ohne journalistische Standards), über Pseudojournalismus (journalistische Informationsangebote, die als konsumanregender Lockvogel fungieren) bis hin zu Scheinjournalismus (Plattformen reiner Onlineanbieter, deren journalistische Standards fraglich sind) wird hier an den/die NutzerIn alles weitergegeben.261

Die Recherche ist somit für jede/n LeserIn/UserIn global möglich, man ist nicht mehr auf klassische Massenmedien angewiesen, um seinen Informationsbedarf zu decken bzw. kann sich bei den Quellen selbst bedienen. Durch diese Konkurrenz aus dem Internet sind nicht nur JournalistInnen aus dem Bereich der neuen Medien gefordert, sondern der gesamte Berufsstand muss sich mit den veränderten Rahmenbedingungen in Bezug auf die tägliche Arbeit auseinandersetzen. Bisherige Arbeitsroutinen und -teilungen in der Redaktion werden in Frage gestellt, nicht nur die Geschichte wird von den InternetjournalistInnen produziert, auch Bildauswahl und -bearbeitung müssen durchgeführt werden. Weiters kommt es zu einer Aufgabenverschmelzung, so werden von dem/r JournalistIn typische Marketingaufgaben durch das Gestalten von Gewinnspielen oder der Wartung von Foren ausgeführt. Die Gatekeeper-Funktion (auf diese wird im Kapitel „Einflussfaktoren“ eingegangen), also das Auswählen von Informationen durch JournalistInnen, geht größtenteils durch das Internet verloren, da die UserInnen sich dessen selbst bedienen.262

Entscheidungen müssen immer schneller, in immer kürzeren Zeitabständen gefällt werden. Dies führt zu steigenden Anforderungen an den/die JournalistIn. „Die Schnelligkeit des Internets erhöht die Informationsflut bei immer knapperen Zeitbudgets, weil auch bei Print- und elektronischen Medien die technischen Entwicklungen immer kürzere Produktionszeiten bedingen.“263 Über diese Erfordernisse aus praktischer Sicht und deren Zeitintensität wird im empirischen Teil der JournalistInnenbefragung näher eingegangen.

261 vgl. Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 125f 262vgl. Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 126ff 263 Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 127 86 Viele Verlage haben erkannt, dass sich die Grenzen zwischen Print und Internet aufgelöst haben. Die Themen sollten dadurch für die jeweiligen Mediengattungen und Plattformen optimal aufbereitet werden und diese einzelnen Kanäle wiederum aufeinander abgestimmt werden. Um dem Bedeutungsschwund zu entgehen werden daher von den Unternehmen Maßnahmen gesetzt, wie etwa das Folgen von NutzerInnen auf Kanälen wie Twitter, Facebook und Co., um dort auf Inhalte aufmerksam zu machen. Es geht darum, die monomedialen Marken durch crossmediale Publikationskonzepte in multimediale Marken zu verwandeln.264

Neben der Ausweitung der Kernqualifikationen des Journalismus durch die technischen Entwicklungen in Bezug auf die Vermischung von Informationsaufbereitung und -produktion wird durch die Multimedialität des Webs auch die Generalisierung wieder notwendig, d.h., die Spezialisierung auf einzelne Sparten wie Print-, Radio- und Fernsehjournalismus wird wieder aufgehoben und generalisiert.265

Die journalistischen Genres (Nachricht, Kommentar, Reportage, usw.) werden durch das Netz zwar nicht verändert, jedoch ist die klassische Nachricht aufgrund der Servicefunktion, die das Internet innehat, vorherrschend. Auch müssen immer mehr Distributionskanäle von den JournalistInnen inhaltlich gleichzeitig gestaltet werden. So werden - anstatt von zwei Parallelredaktionen - die Inhalte für das ursprüngliche Muttermedium als auch für das Internet von ein und demselben/derselben RedakteurIn aufbereitet. Auch wird hier der Bedarf an professioneller journalistischer Auswahl, kritischer Bewertung und Aufbereitung von Informationen im Netz immer größer, da wie bereits erwähnt, para- und pseudojournalistischen Inhalte vorherrschen.266

„Die Online-Medien traditionsreich eingeführter Medienmarken könnten künftig quasi als ‚Leuchttürme‘ im unüberschaubaren Informationsmeer Orientierung schaffen, indem sie durch die Einhaltung der journalistischen Berufsnormen, wie der Sorgfaltspflicht und der Autonomie der Redaktion gegenüber Fremdeinflüssen, glaubwürdige und verlässliche Informationen garantieren.“267 Dazu müsste in die Redaktion der Onlinemedien mehr investiert werden, als in die Weiterentwicklung der Technik und die Vermarktung.

264 vgl. Simons, „Journalismus 2.0“, 2011, S. 188 ff 265 vgl. Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 128 266 vgl. Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 128 267 Kaltenbrunner, „Beruf ohne (Aus-)Bildung. Anleitung zum Journalismus“, 2001, S. 128ff 87 Der Newsdesk ist die Steuerungszentrale der Crossmedia-Redaktion. Hier gehen die aktuellen Meldungen ein, hier fallen die grundsätzlichen operativen Entscheidungen. Die Blattmacher der einzelnen Ressorts kommen an einem großen Tisch zusammen, um Themen und Nachrichten festzulegen und zu platzieren sowie, um die Steuerung der Produktion zu übernehmen. 268

Folgende Aspekte müssen bei der Behandlung von Themen am Newsdesk bedacht werden: - Blick auf die NutzerInnen: Welchen Gruppen von NutzerInnen soll in welchen Nutzungssituationen ein bestimmtes Angebot offeriert werden? Welche Erwartungshaltung geht von den NutzerInnengruppen aus? - Blick auf die Medien: Die zur Verfügung stehenden Medien bieten welche Möglichkeiten im Hinblick auf Erwartungen und Bedürfnisse der NutzerInnen? - Blick auf die Themen: Anhand welcher Möglichkeiten können die verfügbaren Medien das zu bearbeitende Thema so umsetzen, dass es Bedürfnisse und Erwartungen der NutzerInnen bestmöglich bedient?269

Außerdem sollten Desk-RedakteurInnen ein Auge darauf haben, - welche Möglichkeiten offen stehen, um Texte zu visualisieren, anhand von Fotos, Videos, Bilderserien oder Grafiken - ob es themenmäßig passendes Audiomaterial gibt und - ob man Beiträge so erfassen sollte, dass NutzerInnen die Möglichkeit haben, darüber zu diskutieren bzw. ob es eine Abstimmung zu einem Thema geben sollte

Weiters werden die Social Networks (z. B. Xing, Twitter, Facebook, YouTube, Instagram) als Plattform gesehen, auf denen Themensegmente der Medien angeboten werden. Ziel ist es, auf sämtlichen verfügbaren Plattformen mit einer Special-Interest-Seite vertreten zu sein und so User via Link auf die Homepage des jeweiligen Mediums umzuleiten.270 Auch die Tatsache, dass ein User in weniger als einer Sekunde anhand der Überschrift, des Teasers oder eventueller Fotos entscheidet, ob er den ganzen Text liest, ist ein großer Unterschied zum Printmedium.271 Bei der Übernahme von Printbeiträgen werden standardmäßig vor allem Titel und Lead angepasst.272

268 vgl. Simons, „Journalismus 2.0“, 2011, S. 187 ff 269 vgl. Simons, „Journalismus 2.0“, 2011, S. 191 270 vgl. Simons, „Journalismus 2.0“, 2011, S. 195 271 vgl. Matzen, „Onlinejournalismus“, 2010, S. 49 272 vgl. Stark/Kraus, „Crossmediale Strategien überregionaler Tages…“, In: Media Perspektiven 6/2008, S. 311 88 Ob man diese Entwicklungen nur positiv sehen kann, ist laut Weischenberg fraglich. Dieser geht davon aus, dass der Informationsmarkt durch die Technisierung der Nachrichtenproduktion und -übermittlung eher eingeschränkt ist, da Schnelligkeit, formale Qualität und Gleichzeitigkeit auf Kosten von Inhalt und Hintergrund gehen.273

Als Hindernisse der Vernetzung von Print und Online können beispielsweise logistische und technische, kulturelle wie generationsbedingte Hürden genannt werden, die oft durch eine fehlende Ressourcenausstattung komplettiert wird.274

Das crossmediale Arbeiten bedeutet im Großen und Ganzen, dass die Redaktionsorganisation die Newsroom-Idee miteinbezieht und neue Aufgaben hinzukommen bzw. Aufgabenbereiche neu zugeschnitten werden. Vor allem die JournalistInnen am Newsdesk und die sogenannten Mojos (mobilen JournalistInnen) müssen ihre multimediale Kompetenz unter Beweis stellen.275

Auch auf den lokalen Kommunikationsraum gibt es durch das Internet Auswirkungen. Es bilden sich regionale Portale, Marktplätze und Community-Networks, auf denen man ortsgebundene Informationen abrufen kann. Somit löst das Internet lokale Räume nicht auf, sondern bietet im Gegenteil neue Möglichkeiten, sie entstehen zu lassen.276

Nach dem Beginn der Online-Auftritte Mitte der 90er-Jahre sind heutzutage fast alle Tageszeitungen im Internet vertreten, auch die lokalen Tageszeitungen. Die Gründe reichen von der Erschließung neuer Leserschaft, über die Bindung der Stammleserschaft bis hin zu neuen Einnahme- und Wahrnehmungschancen durch das Internetangebot, in Zeiten mit deutlichen Verlusten von Auflage, Reichweite und Werbeeinnahmen.277

„Insgesamt zeigen die Internetauftritte, dass lokale und regionale Informationen auch online der am stärksten vertretene Themenschwerpunkt bleiben.“278

273 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 48 274 vgl. Stark/Kraus, „Crossmediale Strategien überregionaler Tages…“, In: Media Perspektiven 6/2008, S. 307 275 vgl. Simons, „Journalismus 2.0“, 2011, S. 203 276 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 77 277 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 78 278 Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 78 89 Für das (lokal-)journalistische Arbeiten erfordert dies eine neue crossmediale Arbeitsweise, die aus der Sicht des Unternehmens Kostenminimierung, Risikostreuung und Nutzung von Synergien bedeutet. Wichtig dabei sind ein klar definiertes Verhältnis zwischen Print- und Online-Redaktion, personelle Zuständigkeiten, Arbeitsweisen gemeinsamer und autonomer Natur (z. B. Einrichten eines Newsdesks oder Thementeams) und Verweise auf das jeweils ergänzende Medium. Im Lokalen zeigt die Studie von Meyer, dass gerade hier sehr stark mit der jeweiligen Nachbarredaktion zusammengearbeitet wird.279

Den notwendigen Fortschritt in Richtung Onlinejournalismus sehen auch die heimischen Medien, wie z. B. der Kurier oder die Kleine Zeitung. „Print mit der ‚Kleinen Zeitung‘ als Flaggschiff habe Zukunft, wenngleich sich Markt und journalistische Arbeitsweisen im Umbruch befänden“, meinten etwa Vorstandssprecher Markus Mair und Vorstand Klaus Schweighofer. Die neue Strategie lautet, auf mehreren Beinen zu stehen um eine wirtschaftliche Basis für die Unabhängigkeit im Journalismus zu gewährleisten. Dabei steht die „relevante Nachricht“ als Produkt im Fokus, welches dann auf unterschiedlichen Plattformen angeboten wird. Weiters wird die auf den Morgen ausgerichtete journalistische Tätigkeit in Richtung Echtzeit neu überdacht, die Arbeitsprozesse sollen hierauf ausgerichtet und flexibilisiert werden.280

Auch der Kurier setzt seit August 2014 auf die Verschränkung von Print und Online. Die RedakteurInnen produzieren im neuen Newsroom gleichermaßen für Online und Print. "Jedes Ressort schickt Redakteure/innen, die für ihren Bereich Print und online die Verantwortung tragen. So werden wir einerseits sehr schnell entscheiden können, andererseits aber auch wichtige Fragen der Blattlinie diskutieren", erklärte Herausgeber und Chefredakteur Helmut Brandstätter. Ziel sei das optimale Bündeln gemeinsamer Kapazitäten, an Schnelligkeit zuzulegen, mehr eigene Beiträge digital zu bringen und mehr Geschichten in der Zeitung weiter zu diskutieren.281

279 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 79 280 vgl. http://diepresse.com/home/kultur/medien/1571819/Styria-Media-Group-baut-digital-aus-, Stand: 6.04.2015 281 vgl. http://kurier.at/kultur/medien/kurier-startet-verschraenkung-von-print-und-online/82.068.094, Stand: 6.04.2015 90 6.5.2 E-Paper

Das Lesen der Zeitung am Computer, Tablet oder dem Smartphone, wird durch das E-Paper ermöglicht. Im zweiten Halbjahr 2014 gibt es erstmals seit der Einführung des E-Papers (digitale Ausgabe eines Printmediums) von der ÖAK (Österreichische Auflagenkontrolle) die Zahlen für verkaufte Auflagen bei Kaufzeitungen, bei Gratiszeitung wird eine geprüfte Messung der Unique Clients (mobiles Endgerät oder Browser, mit dem der technische Zugriff auf ein Endgerät erfolgt) durchgeführt.282

Unter dem Titel „Tageszeitungen Kauf“ wurden Der Standard, Die Presse, Kleine Zeitung, Kurier, OÖ Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten und Wirtschaftszeitung erfasst. Nachstehend sieht man den Anteil des E-Papers im Vergleich zur verkauften Auflage der teilnehmenden Tageszeitungen.

Abbildung 21: Zahlen Verkaufte Auflagen erstmals inkl. E-Paper283

Die ÖAK wies einen Anstieg des E-Papers innerhalb eines Jahres von 38 Prozent aus, dies trotz des Rückganges der verkauften Auflage.

282 vgl. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150224_OTS0192/oeak-bestaetigt-heute-ist-der-grosse- gewinner-bild, Stand: 5.04.2015 283 http://www.oeak.at/, Stand: 5.04.2015 91

Abbildung 22: Veränderung verkaufte Auflage 2013/2014 inkl. E-Paper284

Die Ergebnisse der Veröffentlichung des E-Paper-Anteils im Detail: „Mit 5.866 nimmt die ‚Kleine Zeitung‘ derzeit die Führungsrolle ein. Dicht gefolgt von ‚Heute‘ mit 5.765 täglichen E-Paper. Danach folgen die ‚Presse‘ mit 4.365 und der ‚Standard‘ mit 2.722. Für die ‚Kronen Zeitung‘ und ‚Österreich‘ werden mangels einer erfolgten Meldung, die auf freiwilliger Basis möglich war, keine Zahlen ausgewiesen.“285

Die Kronen Zeitung erweiterte laut Presseaussendung am 26. Jänner 2015 ihr E-Paper- Angebot. Insgesamt 23 „Krone“-Ausgaben mit Regional- und subregionalen Ausgeben, sowie eine Abendausgabe sind seither online mittels Abo abrufbar.286

In der nachfolgenden Arbeit werden die Einflussfaktoren im Journalismusbereich abgehandelt. Diese Faktoren werden in den Kapiteln „Einflüsse auf den Journalismus“ und „Einflüsse ausgehend von JournalistInnen“ (Gatekeeper-Forschung) erläutert.

7 Journalistische Einflussfaktoren 7.1 Einflüsse auf den Journalismus

Wie aus dem „Zwiebel-Modell“ von Weischenberg (wurde unter „Journalismus als soziales System“, S. 69 erläutert) hervorgeht, befindet sich der Journalismus unter der Einflussnahme von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, dem Mediensystem, den Medieninstitutionen und den Funktionszusammenhängen der Medienaussagen. Diese Faktoren wirken auf den/die MedienakteurIn und beeinflussen ihn/sie so in seiner/ihrer journalistischen Tätigkeit.

284 http://www.oeak.at/, Stand: 5.04.2015 285 http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150224_OTS0192/oeak-bestaetigt-heute-ist-der-grosse- gewinner-bild, Stand: 5.04.2015 286 vgl. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150126_OTS0099/alle-ausgaben-in-allen-digitalen-welten- krone-erweitert-epaper-angebot-bild, Stand: 5.04.2015 92 Wie Krzeminski (2002) pointiert zusammenfasst, ist in komplexen Produktionssystemen das journalistische Handeln zahlreichen Verfahrensregeln, Routinen und Entscheidungsprozessen unterworfen, welche die individuelle Gestaltungsfreiheit begrenzen. Es werden kaum noch Wertfragen, zunehmend aber Qualitätsfragen, im Spannungsfeld von Technikintegration und Ökonomisierung diskutiert.287

Auch Mast zeigt auf: „Journalisten agieren heute im Spannungsfeld zwischen Markt, Medienpolitik, Recht, technischen Innovationen und dem Gegenstand ihres Berufes […].“288 So wird verdeutlicht, dass es Abhängigkeiten und Einflussnahmen von allen Seiten des journalistischen Umfelds gibt, wie auch in der durchgeführten Erhebung ersichtlich wurde.

Auf die wirtschaftliche Abhängigkeit wird im Folgenden näher eingegangen.

7.1.1 Ökonomische Faktoren

Medien an sich zeichnen sich durch ein besonderes Charakteristikum aus, nämlich die Dualität von Wirtschafts- und Kulturgut. Sie erfüllen gleichzeitig eine publizistische Dienstleistung (Publikumsmarkt) und die der Werbedienstleistung (Inserentenmarkt). Zunehmend agieren Medien aber kommerziell, was bedeutet, dass wirtschaftliche Ziele der Medien den publizistischen Zielen des Journalismus übergeordnet werden. Der Journalismus kann sich dieser Dominanz, selbst wenn er über seine Selektionskriterien selbst entscheiden kann, kaum entziehen, denn der/die JournalistIn muss über das Fundament dieser Entscheidungen und dessen Strukturen ständig mit den Medien verhandeln. Die Einstellung und Entlassung von Personal, die Zuteilung des Etats und damit die Grundentscheidungen über sachliche und zeitliche Ressourcen im Journalismus werden vom Medienunternehmen basierend auf den jeweiligen Geschäftserfolg oder -misserfolg getroffen. Hier kommt es zu Kollisionen zwischen den wirtschaftlichen Zielen aus Medienperspektive und publizistischen Zielen aus Redaktionssicht.289

So sieht auch Heinrich den Wettbewerb des Medienmarktes auf zwei Ebenen: Der ökonomische Erfolg, dessen Erfolg direkt in Geld ausgedrückt werden kann (z. B. Gewinn, Marktanteil oder Umsatz) und der publizistische Wettbewerb, der über publizistische

287 Krzeminski, „Professionalität der Kommunikation“, 2002, Seite 74 288 Mast, „Berufsziel Journalismus“, 2000, S. 49 289 vgl. Bucher/Altmeppen, „Qualität im Journalismus“, 2003, S. 114 ff 93 Erfolgsmaßstäbe (siehe Kapitel „Qualität im Journalismus“) ausgetragen wird und kaum in Geld zu bewerten ist.290

Das Medienangebot kostet nur wenig, oft sogar nichts. So wird nur etwa ein Drittel der Kosten für die Produktion einer Tageszeitung durch die RezipientInnen bezahlt. Die Werbung übernimmt die restlichen zwei Drittel, RezipientInnen bezahlen so durch ihre Zuwendungszeit.291

Doch gerade diese Zuwendungszeit erklärt die Abhängigkeit zwischen LeserInnen- und Anzeigenmarkt. Eine hohe Auflage und die dazugehörigen LeserInnen sind für AnzeigenkundInnen attraktiv, andererseits ist es aufgrund der hohen Seitenpreise für Werbung möglich, niedrigere Bezugskosten und ein besseres redaktionelles Angebot zu schaffen. Daraus ergibt sich eine Wechselbeziehung, die wiederum den Gewinn zusätzlicher LeserInnen fördert.292

Diese Kundenorientiertheit im Rahmen des Wettbewerbs sieht Siegert wie folgt: „Eine Orientierung der Produktionsziele der Medienunternehmen an den Programmpräferenzen, Informations- und Unterhaltungsbedürfnissen des Publikums ist insofern Voraussetzung zur Wettbewerbsteilnahme. Nur dann investiert das Publikum Zeit und Aufmerksamkeit und zeigt damit, dass es ein Angebot annimmt.“293

Es stellt sich für die Zeitungen natürlich die Frage, was LeserInnen gerne lesen möchten. Medien sind schließlich auch gewinnorientierte Unternehmungen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Themen unterschlägt. Vielmehr wird überlegt, wie man ein trockenes Thema so aufbereiten kann, dass es letztendlich die Leute doch interessiert, erklärt etwa der Redakteur Andreas Koller.294

Auch das Marketing scheint in bedenklicher Weise auf den Journalismus einzuwirken: So wird die Auswahl kontingenter Ereignisse und Themen nicht nach gesellschaftlicher Relevanz, sondern nach Zielgruppenorientierung vollzogen und die Aufgaben des Marketings sollen von den Redaktionen geleistet werden. Die derzeit stärkste Ausdrucksform der

290 vgl. Heinrich, „Medienökonomie. Band 1“, 1994, S. 95 291 vgl. Bucher/Altmeppen, „Qualität im Journalismus“, 2003, S. 121 ff 292 vgl. Mast, „ABC des Journalismus“, 2000, S. 170 293 Siegert, „Die heimliche Hauptsache“, In: Renger/Siegert, „Kommunikationswelten“, 1997, S. 167 294 vgl. Dürnberger, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 72 94 organisatorisch-ökonomischen Verflechtung von Journalismus und Medien(unternehmen) findet sich im Marketing wieder. Dadurch ändern sich die Kernkompetenzen des Journalismus, nämlich professionell Themen für die öffentliche Kommunikation zu selektieren, zu bearbeiten und zu präsentieren. Das Wissen des/der Journalisten/in für wen er/sie seine/ihre Leistung erbringt, ist zwar wichtig, dennoch kann es nicht zu seiner/ihrer Aufgabe gehören, das journalistische Handeln auf die Absatzpolitik abzustimmen.295

Die Kooperationsseiten mit WerbeträgerInnen werden laut Eva Weissenberger, ehemalige Chefredakteurin der Kleinen Zeitung in Kärnten, von der Marketingabteilung befüllt: „Es sind eigene Seiten, ein eigener Teil der Zeitung, der von der PR-Redaktion bespielt wird. Ob das die Leser auch tatsächlich alle wissen, wage ich leider zu bezweifeln. Ich fürchte, in der derzeitigen Situation können wir es uns nicht leisten, darauf zu verzichten. Mit diesem Kompromiss muss ich leben.“296

Andreas Koller, stellvertretender Chefredakteur der Salzburger Nachrichten ist der Meinung, dass Qualitätszeitungen es sich ökonomisch sehr wohl leisten können, eine/n Anzeigenkunden/in durch negative Berichterstattung zu verlieren. Die Unsitte der Boulevardzeitungen, grundsätzlich nur freundlich über InserentInnen zu berichten führt LeserInnen in die Irre und bringt seriöse Medien unter Druck. So fordern InseratenkundInnen dann ein gleiches Verhalten von allen Medien.297

Inwieweit ein/e JournalistIn in den ökonomischen bzw. publizistischen Wettbewerb eingebunden ist, ist abhängig: - „vom Ausmaß der Einbindung in die Medienunternehmung (angestellte bis freie Journalisten), - vom Ausmaß der gewährten Handlungsautonomie zwischen innerer Pressefreiheit und Verlegerkompetenz, - vom Ausmaß der Zurechnung von Handlungsfolgen zwischen hochgradig arbeitsteiliger Verbundproduktion und entwickelter Reichweitenmessung für Einzelbeiträge und - vom Ausmaß der Akzeptanz journalistischer Berufsnormen.“298

295 vgl. Bucher/Altmeppen, „Qualität im Journalismus“, 2003, S. 125 296 Hubik, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 152 297 vgl. Dürnberger, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 70 298 Heinrich, „Medienökonomie. Band 1“, 1994, S. 96 95 Ökonomische Zwänge sind nach Jonscher auch den örtlichen Gegebenheiten ausgesetzt. Je größer ein bestimmtes Verbreitungsgebiet ist und je höher die Wirtschaftsentwicklung und somit die Anzahl der AnzeigenkundInnen ist, umso einfacher ist es den ökonomischen Zwängen zu entgehen. So ist in kleineren, wirtschaftlich nur wenig entwickelten Regionen (mit wenig GroßinserentInnen) der Druck größer einzuschätzen als in wirtschaftlich stark entwickelten Gebieten (Großstädte).299

Einer der Gründe für die Lokalisierung des Zeitungsmarktes war, dass der größte Teil des Werbeumsatzes auf den regionalen und lokalen Werbemärkten auszumachen war. Doch der Druck auf die Tageszeitungen kommt hier von mehreren Seiten: Der Werbeanteil der regionalen Wochenzeitungen steigt stark an, von Seiten der audiovisuellen Medien droht immer stärkere Konkurrenz. Das Direkt Mailing als auch das Internet drängen in die meist örtlich begrenzten Werbemärkte.300

Das Stakeholder Modell nach Karmasin verdeutlicht die Interaktion zwischen der Medienunternehmung und der Anspruchsgruppe, gleichwohl aus Unternehmenssicht als auch aus Sicht der Anspruchsgruppe.

Abbildung 23: Primäre Stakeholder301

299 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 151 300 vgl. Melischek/Seethaler/Skodacsek, In: Media Perspektiven 5/2005, S. 243 ff 301 Karmasin, „Medienökonomie als Theorie (massen-)medialer Kommunikation“, 1998, S. 138 96 Das abgebildete primäre Stakeholder Modell zeigt die Anspruchsgruppen im engsten Umfeld der Unternehmung, wie KapitalgeberInnen, MitarbeiterInnen, LieferantInnen, Publikum und MitbewerberInnen. Das Gemeinwohl, Länder und Gemeinden, Regierung, Behörden und Politik, Wirtschaft und Interessengruppen zählen zu den Einflussfaktoren der Medienunternehmung externer Natur und deren Interaktion mit dem Unternehmen wird unter „sekundäre Anspruchsgruppen“ zusammengefasst.

7.1.2 Umfeld des/der Journalisten/in

Neben dem großen Gebiet der ökonomischen Einflussfaktoren existieren aber noch weitere Faktoren, die das journalistische Arbeiten beeinflussen. So ist auch die Organisationsstruktur innerhalb der Redaktion Teil dieser Einflussfaktoren. Die Form der Gruppenstruktur, die ebenso wie ökonomische oder technologische Bedingungen auf den Journalismus wirken, kann in eine zentralisierte bzw. dezentralisierte Form aufgeteilt werden. Tageszeitungen unterliegen zum Großteil zentralisierten Strukturen, innerhalb derer der/die ChefredakteurIn an allen Entscheidungsprozessen beteiligt ist. Die hierarchische Form hat den Vorteil, dass innerhalb der Redaktion klar definierte Zuständigkeitsbereiche existieren und somit raschere Entscheidungen getroffen werden können. Diese vertikale Rollen-Differenzierung fördert aber bei den JournalistInnen die Empfindung, immer weniger Teilhabe an wichtigen Entscheidungen zu haben und, dass ihre Arbeit durch höhere hierarchische Stellen kontrolliert wird.302

Laut Eva Weissenberger, ehemalige Chefredakteurin der Kleinen Zeitung Kärnten, bestimmen die einzelnen RedakteurInnen in Abstimmung mit der Chefredaktion, was die Zeitung schreibt. Außeneinflüsse bestreitet sie nicht, doch im Endeffekt entscheidet der/die JournalistIn selbst darüber, was eine Geschichte wird und was nicht. Selbst gute JournalistInnen sind durch brisante Informationen manipulierbar, das sind beispielsweise Unterlagen oder Ansagen für eine Aufdeckergeschichte. „Für manche Journalisten stimmt zudem der Spruch, dass man die Hand, die einen mit Informationen füttert, nicht so schnell beißt.“303

Die dezentrale Organisationsstruktur punktet stattdessen mit einer größeren Gruppenzufriedenheit. Im Rahmen dieser Form haben alle Beteiligten ein Mitspracherecht.

302 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 276 303 vgl. Hubik, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 148 ff 97 Dies ist aber nur innerhalb kleiner Redaktionen möglich, da es durch das Mitspracherecht zu einer Zeitverzögerung der Entscheidungsprozesse kommt.304

Da die meisten Tageszeitungen in einer abgeschwächten zentralisierten Organisationsstruktur geführt werden, ist dennoch der Einfluss auf Entscheidungen des/der Journalisten/in gegeben. Der/die ChefredakteurIn, der an der Spitze dieser Redaktionsorganisation steht, hat jedoch weiters u. a. die Aufgabe, die Redaktion gegenüber anderen Abteilungen der Medienunternehmung und gegenüber der Umwelt, z. B. der wirtschaftlichen und politischen Elite, zu vertreten.305

Weiters auf der Ebene der Redaktion ist eine Einflussnahme der journalistischen Tätigkeit innerhalb der Kollegenschaft auszumachen. Von dieser erhalten JournalistInnen die meisten Reaktionen hinsichtlich ihrer Arbeit. Auf der Ebene der Redaktion als soziales System ist dies aber als Selbstreferenz zu sehen, was ein Indiz für die Autonomie im Journalismus ist.306 Wenn man den sozialen Interaktionsraum der Online-JournalistInnen näher betrachtet ist dieser ebenfalls durch die Face-to-face-Gespräche mit den KollegInnen geprägt.307

Eva Weissenberger meint dazu, dass es zur Beeinflussung durch andere JournalistInnen durchaus kommen kann, der sogenannte „Rudeleffekt“. Durch die Tatsache, dass man bei diversen Veranstaltungen immer auf die gleichen KollegInnen trifft und mit ihnen Zeit verbringt, bekommt man einen ähnlichen Blick auf die Dinge, weshalb sich auch die Geschichten der JournalistInnen oft sehr stark ähneln. Auch der Zwang, eine Geschichte zu bringen, wenn sie in der APA, in den Radio-Journalen des ORF sowie im Teletext und der ZiB bereits läuft, wird von der RedakteurIn bestätigt.308

Wirft man einen Blick auf das soziale Umfeld der Redaktion findet man weitere Einflussfaktoren. Der Einfluss des Lesermarktes wurde schon im vorherigen Kapitel unter den ökonomischen Einflussfaktoren erläutert. Dass man auf die Wünsche der LeserInnen eingeht, um sie zu binden bzw. neue LeserInnen zu lukrieren, fördert im Endeffekt die Wirtschaftlichkeit der Tageszeitung, da durch die hohe Leserschaft bzw. auch Auflage der Tageszeitung die Anzeigenverkäufe profitieren. Ein Weg, um Herauszufinden, welche

304 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 280 305 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 284 306 vgl. Scholl/Weischenberg, „Journalismus in der Gesellschaft“, 1998, S. 107 ff 307 vgl. Quandt, „Journalisten im Netz“, 2005, S. 397 308 vgl. Hubik, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 150 98 Interessen und Wünsche die LeserInnen hegen, liegt in der Publikumsforschung. Hierbei werden Gewohnheit und Verhaltensmuster des/der RezipientInnen erfasst und prognostiziert. Im Werbebereich ist diese Praxis nicht mehr weg zu denken und auch die Redaktionen werden an der Wunsch- und Bedürfnisorientierung der Leserschaft nicht umhin kommen.309

Neben der Leserschaft ist auch der Einfluss durch außenstehende Personen, die auf wirtschaftlicher oder politischer Ebene Macht besitzen, gegeben. Jonscher definiert diese als lokale „Eliten“: Macht- und HerrschaftsträgerInnen wie z. B. BürgermeisterInnen, Parteivorsitzende, AmtsrichterInnen und UnternehmerInnen, deren Einfluss umso größer wird, je höher ihre Position ist.310

Die überdurchschnittliche Präsenz in den Medien, das aktive Kommunikationsverhalten und der Fakt, dass lokale Eliten oft von Medien als Informationsquellen genutzt werden, charakterisiert das Bild dieser Gruppe. Weiters ist festzuhalten, dass redaktionelle Entscheidungsträger (VerlegerInnen, ChefredakteurInnen, LokalchefInnen) meist in einem Naheverhältnis zu diesen Machtpersonen stehen bzw. sie selbst zum Kreis der lokalen Elite zählen.311 Die Presse bzw. die JournalistInnen werden aufgrund ihrer großen Einflussmöglichkeit auf die öffentliche Meinung von lokalen EntscheidungsträgerInnen als Instrument zur Selbstdarstellung gesehen.312

Zu PressesprecherInnen hegen JournalistInnen oft ein kollegiales Verhältnis, doch wissen sie dabei immer, dass diese versuchen, sie zu instrumentalisieren. Ähnlich ist das Verhältnis bei PolitikerInnen und JournalistInnen: Auf dem relativ kleinen Markt Österreich kennen sich viele AkteuerInnen und man hat leichteren Zugang zueinander. „Die wahre Gefahr ist allerdings nicht die persönliche ‚Verhaberung‘, sondern alles, was über öffentliche Anzeigen läuft, wenn sich zum Beispiel die Stadt Wien in der Wiener Boulevardpresse einkauft, so der Journalist Andreas Koller. Über die Selbstdarstellung der PolitikerInnen gibt er an: „Man muss sich als Politiker inszenieren, dann kommen die Medien von selbst auf einen zu“.313

Inwieweit sich das System Journalismus von der Politik steuern lässt, definiert Westerbarkey: Auf operativer Ebene wird dies mithilfe der Medienpolitik und auf inhaltlicher Ebene durch

309 vgl. Ruß-Mohl, In: Jarren, „Medien und Journalismus“, 1995, S. 105 310 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 339 311 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 341 312 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik“, 1995, S. 343 313 Dürnberger, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 70ff 99 Öffentlichkeitsarbeit vollzogen. Für ihn reicht Medienpolitik „von globalen und nationalen Ordnungsmustern über infrastrukturelle Maßnahmen, die Bereitstellung finanzieller, organisatorischer und personeller Ressourcen bis hin zu dezidierten Programmvorhaben. Sie alle beeinflussen die Rahmenbedingungen journalistischen Handelns, stecken quasi dessen Spielraum ab und betreffen daher indirekt auch immer die Inhalte der Vermittlungssysteme“.314

Die Medienpolitik hat demnach die Aufgabe, die Operationen der Medien zu sichern, zu ordnen, zu regeln sowie Kontrollen durchzuführen. Weiters wird politische PR bzw. Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Das Ziel dieser „symbolischen Politik“ ist, sich perfekt der Operationslogik der Medien zu bedienen um ihre Beiträge und Inhalte in unabgeänderter Form medial veröffentlichen zu lassen. Politische Organisationen und AkteurInnen passen sich dem System der Massenmedien an, dies wird unter Mediatisierung (bzw. Medialisierung) verstanden. Das bedeutet, dass eine ständige mediale Präsenz der politischen AkteurInnen gegeben sein muss und Selbstdarstellung mittels Medien betrieben werden sollte.315

Anhand ihrer praktischen Erfahrung innerhalb der Redaktion konnte die Autorin folgendes Mind-Map mit den Positionen, die auf den Journalismus einwirken, erstellen:

314 Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 91 315 vgl. Huber, „Das Journalismus-Netzwerk“, 1998, S. 92 100 PR-Einflüsse können von allen Sparten kommen

Präferenzen der Redakteure bzw. des Vorstandes/ Kooperation mit Geschäftsführer Werbeträgern (Marketing) /

interne Abhängigkeit: Wirtschaftliche Abhängigkeit Begleitung von Events durch alle Abteilungen Agenda-Setting/

Agenda Building

Journalismus

Alltagsthemen/- geschehnisse Verbindung zur regionalen/lokalen Inter- und Intra- Politik: Mediendependenz – Abhängigkeiten „Verpflichtende“ zwischen Zeitungen Berichte Thematisierung - oder innerhalb Themen Redaktionen generieren

Abbildung 24: Eigene Darstellung Mind-Map „Abhängigkeiten Tagespresse“, Schneider 2014

Faktoren wie die wirtschaftliche Abhängigkeit des Unternehmens werden hinsichtlich der Einflüsse durch Marketing und PR sichtbar, auch die Interessen des Vorstandes und der GeschäftsführerInnen verstärken diese Position. Die Abhängigkeit innerhalb der Redaktion oder zwischen den verschiedenen konkurrierenden Tageszeitungen ist ebenso präsent wie die Verbindung zur regionalen bzw. lokalen Politik. Des Weiteren füllen Agenda-Setting, Geschehnisse des Alltags und das Generieren von Themen die Kommunikationsinhalte.

7.1.3 Medienvielfalt

Die ideale pluralistische Medienlandschaft steht einer Konzentration von Medienmacht gegenüber. Im Idealfall sollte eine Vielzahl von unterschiedlichen Medienunternehmen verschiedenste miteinander konkurrierende Medienprodukte veröffentlichen, um eine möglichst große Vielfalt an Meinungen zu garantieren.316

316 vgl. Melischek/Seethaler/Skodacsek, In: Mediaperspektiven 5/2005, S. 246 101 Doch dies garantiert nicht automatisch, dass das Angebot mehrerer Tageszeitungen innerhalb einer Region auch ein abwechslungsreiches Meinungs- und Informationsspektrum bietet. Eine Voraussetzung ist der Wettbewerb für publizistische Vielfalt sehr wohl, jedoch nicht die einzige. Hier spielen Faktoren wie z. B. die Qualität journalistischer Standards und die Rücksichtnahme auf lokale Machtgruppen eine große Rolle. In einer Studie von Wolz wurde belegt, dass die Leistungsmotivation von JournalistInnen durch den publizistischen Wettbewerb zwar gestärkt wurde, doch andererseits war trotz dieses Wettbewerbs fast keine publizistische Vielfalt anzutreffen. Der wirtschaftliche Konkurrenzkampf unter den Tageszeitungen wurde als Ursache hierfür ermittelt. Der Erfolg des Verlages wurde dem publizistischen Anspruch vorangestellt, d.h., dass der Einfluss der lokalen Machtgruppen als Anzeigenkunden sehr groß ist.317

So gibt Wolf an: „Sicher, der Leser kommt in den Genuß relativ hochwertiger Lokalausgaben, die einander in mancherlei Hinsicht zu übertreffen suchen, Schlamperei und Oberflächlichkeit sind so gut wie nicht anzutreffen. Aber zugleich wird der Inhalt der Zeitungen stark von lokalen Umwelterwartungen geprägt, setzt die organisierte Öffentlichkeitsarbeit ihre Interessen in den aufgrund des Erfolgszwangs zu Konzessionen geneigten Redaktionen durch, so daß die Endprodukte ihrer Arbeit sich in der Aussage kaum voneinander unterscheiden.“318

Auch nach einer Inhaltsanalyse von Rager über publizistische Vielfalt in der Region wurde folgendes Fazit gezogen: Das überraschend einheitliche Bild der vier untersuchten Tageszeitungen auf allen Ebenen war das wichtigste Ergebnis. Es gab nur wenig Kritik bei allen Medien, jedoch wurde viel gelobt, was weitestgehend von den JournalistInnen selbst ausging. Als Ursache dieser Erscheinung sieht Rager die journalistischen Standards, die vorgeben, was ein Thema ist und wer hierbei zu Wort kommt bzw. wen man loben sollte. Ebenfalls wirkt gegen die publizistische Vielfalt dass der Einfachheit halber die vorgefertigten Stellungnahmen der Gemeinden, Ämter, Parteien, Gewerbetreibenden, Verbände und Vereinen abgedruckt werden, anstatt selber zu recherchieren. Durch diese Faktoren erscheinen zwangsläufig Texte von ähnlichem Format in den unterschiedlichen Zeitungen.319

317 vgl. Thomas, „Die lokale Betäubung oder der Bürger und seine Medien“, 1981, S. 45 318 Thomas, „Die lokale Betäubung oder der Bürger und seine Medien“, 1981, S. 45 319 vgl. Thomas, „Die lokale Betäubung oder der Bürger und seine Medien“, 1981, S. 46 102 Negativ auf die publizistische Vielfalt wirkt sich nach Heinrich die Medienkonzentration aus (die großen Medienkonzerne, welche für Kärnten relevant sind, wurden im Kapitel „Kommunikationsraum Kärnten“ erläutert): - „Die Möglichkeit der Einflußnahme des Medieneigentümers auf Medieninhalte wird ausgeweitet. - Die Möglichkeit und das Motiv, den redaktionellen Teil der Medien für werbliche Zwecke zu mißbrauchen, gewinnt an Bedeutung. - Die Möglichkeiten der Mehrfachverwertung nehmen zu. - Die Unternehmensphilosophie kann nun auch intermedial verbreitet werden. - Die Kontrolle der Aktivitäten durch den Markt nimmt ab. - Der internationale Wettbewerb wird verschlechtert. - Der Marktzutritt wird erschwert.“320

Auch der ehemalige Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, weist in einem Interview auf diese Besonderheit hin: „Was man in Österreich nicht vergessen darf: Es gibt kein anderes Land auf der Welt, das eine derartige Konzentration von Zeitungsmacht hat, nämlich die Krone“. Auch er sei einmal pro Jahr zusammen mit anderen Politkern beim alten Dichand (Anmerkung: Dem damaligen Herausgeber der Kronen Zeitung) erschienen.321

Nach dem Abhandeln der Einflüsse, die auf das journalistische Arbeiten einwirken und somit auch auf die JournalistInnen wird im Folgenden auf die Gatekeeper-Forschung eingegangen, innerhalb welcher der/die JournalistIn Einfluss ausübt, und zwar als Schleusenwärter von Informationen.

7.2 Einflüsse ausgehend von JournalistInnen (Gatekeeper-Forschung)

„Von wem und wie werden in den Institutionen der Massenkommunikation die Informationen ausgewählt?“, das ist die zentrale Frage im Rahmen der Gatekeeper-Forschung. Der Begriff Gatekeeper bedeutet Pförtner oder Schleusenwärter und dieser Terminus als auch das dahinterstehende Konzept stammen vom Sozialpsychologen Kurt Lewin. Eine Modifikation dieses Gatekeeper-Konzeptes führte anschließend der Kommunikationswissenschafter David Manning White durch und kam dabei zu der Schlussfolgerung, dass dem Publikum nur das angeboten wird, was vom „letzten Gatekeeper“, dem/der NachrichtenredakteurIn, auch selbst

320 Karmasin, „Medienökonomie als Theorie (massen-)medialer Kommunikation“, 1998, S. 185 321 Karzel, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 69 103 für die Wahrheit und Realität gehalten wird. Doch anstatt das Konzept von Lewin als Entscheidungshandeln innerhalb einer Gruppe zu sehen, vereinfachte White den Ansatz und ließ den/die RedakteurIn als unabhängig Entscheidende/n erscheinen.322 So war der Weg einer Story nach White so ausgelegt, wenn der/die ReporterIn bei einer Nachrichtenagentur beschäftigt war: Nachricht wird von dem/der RedakteurIn dieser Agentur aufgenommen, die Entscheidung des/der Ressortleiters/in über die Übernahme und wie diese zu erfolgen hat, wird getroffen, anschließend wird sie redigiert und an die Medienredaktionen übermittelt. Danach gelangt sie zum/zur NachrichtenredakteurIn einer Zeitung, dem „letzten Gatekeeper“.323

Als zentrales Thema werden in der Gatekeeper-Forschung die Kommunikationsprozesse im Rahmen der Aussagenentstehung betrachtet. Insbesondere die Nachrichtenselektion und Nachrichtenbearbeitung und deren Einflüsse werden untersucht. Zwischenzeitlich stehen in der Gatekeeper-Forschung nicht mehr die Personen im Zentrum des Forschungsinteresses, sondern die Institutionen der Aussagenentstehung und ihre Einflüsse als auch Entscheidungsprozesse. Unterschieden wird nach Gertrude Joch Robinson zwischen - individualistischen Studien: die Selektion wird hierbei als persönliche Handlung des Gatekeepers zwischen Medien-Input (z. B. Agenturmaterial) und Medien-Output (z. B. Zeitungsartikel) untersucht; - institutionalen Untersuchungen: hier werden die ReporterInnen als Mitglieder einer Nachrichtenbürokratie gesehen. Geprägt wird das Entscheidungsverhalten durch strukturbedingte Abhängigkeiten innerhalb und außerhalb des Mediums; - und kybernetischen Studien: die RedakteurInnen sind hierbei in ein Organisationssystem eingebunden, welches sich mittels ständigem Kommunikationsfluss permanent selbst reguliert und somit dafür Sorge trägt, dass die Art der Nachrichtenselektion stabilisierend auf das System wirkt. Gatekeeper werden im Rahmen dieser Studie durch „Feedback-Schleifen“ innerhalb und außerhalb der Redaktion selbst gesteuert und steuern somit nicht mehr den Fluss der Informationen.324

Die institutionalen Untersuchungen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, greifen auf den ursprünglichen Forschungsansatz von Lewin zurück und bringen das

322 vgl. Scholl/Weischenberg, „Journalismus in der Gesellschaft“, 1998, S. 39ff 323 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 306 324 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 310ff 104 Entscheidungsverhalten des/der RedakteurIn in den Kontext der Gruppe. Nach Robinson wird in diesen Studien die Informationsauswahl von JournalistInnen als ein Element innerhalb des komplexen Zusammenspiels von Individuum, Organisation sowie Gesellschaft gesehen. Nicht nur die eigenen Merkmale des/r jeweiligen JournalistIn sind ausschlaggebend, sondern auch Einflüsse aus der Organisation, dem Berufsstand und der gesamten Umwelt. Die Nachrichtenauswahl orientiert sich einer Reihe von Studien zufolge sowohl an Merkmalen des/der Journalisten/in bzw. wird durch technische und organisatorische Zwänge bestimmt, dass die Auswahl sich auch an KollegInnen und der redaktionellen Linie des Mediums zu orientieren hat.325

JournalistInnen sind auch aktualitätsgetrieben. Diverse Themen werden von außen „vorgesetzt“, wie z. B. ein neues Gesetz wird vorgelegt, doch je besser eine Redaktion ausgestattet ist, desto intensiver können eigene Themen und Akzente in die Berichterstattung einfließen.326

Auf das Sammeln, Selektieren und Präsentieren von Informationen haben auch Nachrichtenagenturen einen großen Einfluss. Vielfach wurde bewiesen, dass dieser Einfluss vor allem bei Auslandsnachrichten beachtlich ist und sich auf den redaktionellen Inhalt, den Stil und ebenso auf die Arbeitsformen auswirkt. Weiters wurde belegt, dass RedakteuerInnen kleinerer Medien oft die Arbeit der Nachrichtenagenturen sozusagen nachahmen.327

Der stellvertretende Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, Andreas Koller, meint in einem Interview, dass man als JournalistIn eine gesunde Skepsis gegenüber Meldungen der Nachrichtenagenturen und Anrufen von PressesprecherInnen haben sollte. Jedoch sind die Meldungen für die anschließende Eigenrecherche eine gute Grundlage.328

Weissenberger führt weiter aus, dass der Einfluss der Nachrichtenagenturen auf die Innenpolitik sehr groß ist, auf regionaler Ebene jedoch sieht die Sache anders aus: „In Kärnten haben wir bei der Kleinen Zeitung beispielsweise rund 70 Mitarbeiter, während die APA nur mit drei Kollegen vertreten ist. Da ist klar, dass wir mit den Agenturmeldungen nicht unsere Zeitung füllen.“329

325 vgl. Kretzschmar/Möhring/Timmermann, „Lokaljournalismus“, 2009, S. 51 326 vgl. Dürnberger, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 69 327 vgl. Weischenberg, „Journalistik 1“, 1992, S. 316 328 vgl. Dürnberger, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 69 329 Hubik, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 69 105 Eine Studie von Lewis Donohew über „Determinanten im Nachrichtenkanal von Tageszeitungen“ untersuchte, welche Faktoren die Entscheidungsfindung des Gatekeepers hinsichtlich der Auswahl und Gewichtung der Nachrichten beeinflussen. Anhand eines Projektes über ärztliche Fürsorge im höheren Alter wurde die Berichterstattung mittels Versuchsanordnung unter die Lupe genommen. Die Messung der Pförtnertätigkeiten ergab, dass die Herausgebereinstellung eine bedeutende Determinante im Nachrichtenkanal ist. Für die anderen beiden untersuchten Thesen, dass die öffentliche Meinung das Verhalten des/der Journalisten/in ändert, wie auch die Behauptung, dass Verhältnisse in der Gemeinde die Berichterstattung beeinflussen, gab es keine bis nur wenige Hinweise.330

Die persönlichen Vorlieben von RedakteurInnen wirken sich laut Van der Bellen auch manchmal auf Medieninhalte aus: „Die Balance ist auch für Journalisten nicht immer einfach: Man hat seine eigene Meinung, soll aber ein Interview machen und dabei objektiv sein, in der Fragestellung und auch beim Kürzen und der Auswahl der Fragen und Antworten nachher.“331

In einem Bericht von 2005 wurden JournalistInnen über ihre Sicht bezüglich der Pressekrise und der Unabhängigkeit der Redaktion befragt. Die Gefährdung der Zeitungen wurde durch das über Jahre zunehmende Desinteresse der Jugendlichen am Medium Tageszeitung und durch den Rückgang der Werbeanzeigen bzw. der Abwanderung von Anzeigen ins Internet akut. Die Öffentlichkeit nimmt trotz der publizistischen Auswirkungen die Pressekrise nicht als solches wahr, bei den JournalistInnen jedoch ist die Verunsicherung groß. Die Unabhängigkeit der Redaktion, die „innere Pressefreiheit“, sehen zwei Drittel der ZeitungsredakteurInnen als gefährdet, dies im Vergleich zu einer Zeitspanne von vor fünf oder zehn Jahren. Diese Wahrnehmung einer Gefährdung der Unabhängigkeit ist das zentrale Ergebnis der Befragung von 260 RedakteurInnen (der Großteil ist bei regionalen Abonnementzeitungen beschäftigt). Zu Trennen gilt es im Folgenden die Freiheit des Einzelnen, was subjektiv empfunden wird. Hier geben 92 Prozent an trotz der Pressekrise ihre Ideen verwirklichen zu können. Wenn es aber um das objektive Abstecken der Grenzen journalistischer Handlungsfähigkeit geht, berichtet fast die Hälfte der JournalistInnen sich eingeengt zu fühlen.332

330 vgl. Donohew, In: Badura/Gloy, 1972, S. 109 ff 331 Karzel, In: „Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt?“, Hüffel/Rohrer, 2013, S. 69 332 vgl. Gerhardt/Kepplinger/Maurer „Klimawandel in den Redaktionen“, F.A.Z., 30.03.2005, Nr. 74, Seite 40 ff 106 Großen Einfluss gibt es von Seiten der InserentInnen. Fast vier Fünftel der RedakteurInnen gibt an, „daß bei ihrer Zeitung im redaktionellen Teil auf Interessen von Inserenten Rücksicht genommen wird“. Weiters berichten über die Hälfte der Befragten, dass „redaktionelle Beiträge zur werblichen Unterstützung eines Inserenten oder einer Branche“ veröffentlicht. Auch wird fast von der Hälfte der JournalistInnen bestätigt, dass es Sonderseiten mit redaktionellen Texten gibt, die mit dazu thematisch passenden Anzeigen gefüllt werden. Die Grenze zwischen PR sowie Werbung und Journalismus existiert zum Großteil bei vielen Regionalzeitungen nicht mehr. Ein Viertel der RedakteurInnen hätte auch erlebt, dass „redaktionelle Beiträge, die für einen Inserenten oder eine Branche unangenehm“ waren, keine Veröffentlichung fanden. Gelegentlich kommt es auch vor, dass man auf die Interessen von Behörden, Verbänden, Verlegern und deren Freunde Rücksicht nimmt.333

Drastische Einsparungen innerhalb der Tageszeitungen sorgen für Auswirkungen auf die Qualität der Redaktionsarbeit. Mehr als die Hälfte der befragten JournalistInnen gibt an zu wissen, dass weniger freie MitarbeiterInnen beschäftigt werden und ein Drittel weiß, dass RedaktionskollegInnen entlassen werden sollen. Viele JournalistInnen haben Angst um ihren Arbeitsplatz, dies wird von zwei Drittel geäußert. Die Situation beeinträchtigt auch den „aufrechten Gang“ der RedakteurInnen, was sich nach Aussage der Hälfte der Befragten in einem „angepassten Verhalten in der Redaktionskonferenz“ äußert. Die Qualität der Tageszeitung leidet nach Ansicht der meisten JournalistInnen: für Recherche ist zu wenig Zeit äußerst jede/r zweite und jeder dritte meint, dass es sich zeitlich nicht ausginge „um sich über ein Thema auf dem Laufenden zu halten“. Durch diese Faktoren ist die zentrale journalistische Aufgabe gefährdet, nämlich das Verfolgen von Entwicklungen, das Sammeln, Bewerten und Aufbereiten von Informationen und Meinungen.

So kann die Rolle des Gatekeepers im regionalen bzw. lokalen Raum „als neutral-distanzierte Transmissionsstelle für Informationen“ gesehen werden, ohne die Inhalte oder die Ordnungen dahinter zu hinterfragen. Wenn dieses Rollenbild Überhand gewinnt, kann der Lokaljournalismus nahe an den Verlautbarungsjournalismus und die sogenannte „Hofberichterstattung“ geraten.334

„[…] Selbstverständlich müssen Journalisten häufig Rücksicht nehmen auf Verlegerinteressen, auf Abonnenten und Werbetreibende, auf Gönner und Sponsoren, auf

333 vgl. Gerhardt/Kepplinger/Maurer „Klimawandel in den Redaktionen“, F.A.Z., 30.03.2005, Nr. 74, Seite 40 ff 334 vgl. Jonscher, „Lokale Publizistik, 1995, S. 319 107 politische Parteien und Mandatsträger.“335 Doch dies schränkt sie, wie schon erwähnt, in ihrer eigenen zentralen Rolle, des Auswählens, des Redigierens und des Präsentierens von Nachrichten enorm ein. Wie die Situation der JournalistInnen im Kommunikationsraum Kärnten beschaffen ist und welche Einflussgrößen es gibt, wird im nächsten Kapitel erhoben.

335 Jonscher, „Lokale Publizistik, 1995, S. 387 108 8 Erhebung der journalistischen Praxis im Kärntner Tageszeitungssektor

In der empirischen Sozialwissenschaft wird der Bereich der quantitativen Forschung für die Erfassung situationsübergreifender Regelmäßigkeiten unerlässlich, gleichzeitig ist die qualitative Methode notwendig, um die Entstehung und Reproduktion dieser Strukturen zu sehen. „Quantitative Untersuchungen legen regelhafte Strukturen in situativen Handlungen bloß und liefern im Wesentlichen Informationen über Häufigkeitsverteilungen. […]. “336

In der quantitativen Forschung wird die Datenerhebung standardisiert durchgeführt, d.h., durch diese Standardisierung der Erhebungssituation sollen Kriterien wie Reliabilität (Verlässlichkeit), Validität (Gültigkeit) und Objektivität eingehalten werden. Die Forschung arbeitet mit Zahlen, was eine statistische Analyse der Daten ermöglicht.337

Laut Kromrey ist die Strategie der quantitativen Forschung „ein streng zielorientiertes Vorgehen, das die ‚Objektivität‘ seiner Resultate durch möglichst weitgehende Standardisierung aller Teilschritte anstrebt und das zur Qualitätssicherung die intersubjektive Nachprüfbarkeit des gesamten Prozesses als zentrale Norm postuliert“.338

8.1 Standardisierte Journalistenbefragung

Die vorangegangenen theoretischen Ausführungen sollen in diesem empirischen Teil der subjektiv empfundenen Realität der Kärntner RedakteurInnen gegenübergestellt werden. Für die vorliegende Arbeit wurde ein quantitativer Ansatz gewählt. Das Design des Fragebogens orientierte sich an den zentralen Fragestellungen dieser Arbeit, nämlich der Qualität, den Recherchen bzw. Quellen, der Beeinflussung bzw. Objektivität sowie möglicher Ausblicke. Die Fragen und deren Inhalte wurden in Anlehnung an den von Stefan Weber publizierten Fragebogen in „Was steuert Journalismus“ herangezogen und für den Kärntner Medienbereich adaptiert.339 Neben fachlichen Fragestellungen wurden dabei auch statistische Daten zu Alter, Geschlecht, Ausbildung oder Funktion des/der Antwortenden abgefragt.

Der im Anhang abgebildete Fragebogen wurde an 97 Kärntner JournalistInnen ausgeschickt (Kleine Zeitung 74 JournalistInnen, Kronen Zeitung 19 JournalistInnen, Österreich zwei

336 Kelle, „Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden …“, 2007, S. 78 ff 337 vgl. Flick, „Sozialforschung. Methoden und Anwendungen“, 2009, S. 23 f 338 Kromrey, „Empirische Sozialforschung“, 2006, S. 34 339 vgl. Weber, „Was steuert Journalismus“, 2000, S. 185ff 109 JournalistInnen, Kurier und Der Standard jeweils ein/e JournalistIn). Diese Anzahl bildet nahezu alle JournalistInnen ab, die in Kärnten für Kärntner LeserInnen redaktionell tätig sind. Der Fragebogen wurde am 25. November 2014 ausgeschickt, die letzte Antwort ging knapp ein Monat später, am 22. Dezember 2014 ein. Um eine möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen, wurden während dieses Zeitraums drei Erinnerungsmails an die EmpfängerInnen des Fragebogens versandt. Durch die wiederholten Urgenzen konnte die anfangs schwache Rücklaufquote auf 28,87 Prozent gesteigert werden. Der Fragebogen wurde nicht direkt als Datei per Mail versandt, sondern als Link in dieser eingefügt. Wurde der Link von dem/der EmpfängerIn angeklickt, führte dieser zu dem anonym auszufüllenden Web-Fragebogen. Als empirisches Hilfsmittel wurde der kostenpflichtige Onlinedienst SurveyMonkey herangezogen (https://de.surveymonkey.com/). Durch dessen Einsatz konnte die Auswertung der eingelangten Fragebögen automatisiert vorgenommen werden. Insgesamt konnten 44 Fragen beantwortet werden. Das Überspringen von Fragen war möglich, weshalb nicht alle Fragen von jeweils allen Teilnehmenden beantwortet wurden. 42 der 44 Fragen waren geschlossene Fragen, teilweise mit der Möglichkeit, in einem Kommentarfeld persönliche Anmerkungen abzugeben. Jene zwei Fragen, die mir besonders wichtig erschienen, nämlich erstens, die Frage nach der Hauptverantwortung der JournalistIn und zweitens, was JournalistInnen unter Qualität, Professionalität, Objektivität verstehen, wurden als offene Fragen angelegt.

Abbildung 25: Überblick über die eingegangenen Beantwortungen via surveymonkey.de340

340 https://de.surveymonkey.net/summary/mHbZxS2VthktSl_2Bamu5ieDZb3oIGap_2BwUB_2FabKlmTgg_3D, Stand: 14.03.2015 110 8.2 Auswertung der Befragungen

Was beeinflusst nun Kärntner JournalistInnen? Wie gestaltet sich ihr redaktioneller Alltag? Sind sie Einflussnahmen ausgesetzt? Welche Quellen zieht der/die JournalistIn für ihre tägliche Arbeit heran? Kann man daraus einen Qualitätsbegriff ableiten? Diese und weitere Fragen werden im Folgenden beantwortet.

Zu Beginn wird auf den/die durchschnittliche JournalistIn eingegangen, die/der diesen Fragebogen beantwortet hat. Dieser ist männlich, knapp 40 Jahre alt und verfügt über einen Hochschulabschluss. Generell geben 82 Prozent der Befragten an, ein Hochschulstudium begonnen zu haben, 56 Prozent schlossen dieses auch ab. Von diesen 56 Prozent haben insgesamt 88 Prozent ein für ihren Arbeitsbereich fachlich relevantes Studium wie z. B. der Publizistik absolviert. Weiters befindet sich der/die DurchschnittsjournalistIn in einer festen Anstellung und hat eine Berufspraxis von 16 Jahren. Als Ressortzuständigkeit gaben 44 Prozent an, in der Kärnten-Berichterstattung tätig zu sein. 63 Prozent der Antwortenden können dem Einsatzbereich in einem Regionalteil/Bezirke Kärntens zugeordnet werden (Mehrfachnennungen waren möglich). Einzelnennungen waren noch in den Ressorts Sport, Wirtschaft oder Kultur zu verzeichnen. Dies zeigt, dass in vielen Redaktionen eine ressortübergreifende Arbeit möglich ist und ein Großteil der dort arbeitenden JournalistInnen im Bereich der lokalen bzw. regionalen Ressorts ansässig sind. Weitere Angaben: Sechs der JournalistInnen, die den Fragebogen ausfüllten, gaben an, RessortchefIn oder ChefIn vom Dienst zu sein, 21 sind RedakteurInnen und einmal wurde die Frage nach der Position innerhalb der Redaktion übersprungen.

111

Abbildung 26: Fragebogenauswertung, Beantwortung Frage 42

Als Hilfe für die nachstehende Auswertung wurden zwei große Themenblöcke gebildet, anhand derer der Fragebogen analysiert wird. Der erste Themenblock umfasst die Qualität, darunter fallen Fragen zur Quelle, Verantwortung, Recherchetätigkeit und das Arbeiten mit Neuen Medien. Die Einflüsse, denen JournalistInnen unterliegen, bilden den zweiten Block.

8.2.1 Qualitätsaspekte

Anhand der vorangegangenen Literaturabhandlung wurde erläutert, was Qualität in der Tagespresse ausmacht. Im Nachfolgenden wird die Bestandsaufnahme der Qualitätsansicht der TagespressejournalistInnen im Raum Kärnten erörtert.

Wie aus dem zitierten Interview mit der ehemaligen Kleine Zeitung-Chefredakteurin Eva Weissenberger ersichtlich, ist die Berichterstattung unter bestimmten Voraussetzungen nicht immer unabhängig, gibt es Außeneinflüsse und Geschichten, die von Nachrichtenagenturen oder der Politik groß gespielt werden und bei denen die Verlockung groß ist, diese dann auch zu (über)nehmen.

112 Was sagt die durchgeführte Erhebung in diesen Fällen? Wenn es um das Thema Qualität geht, kommt man um die Frage, woher hat der/die JournalistIn seine/ihre Informationen nicht umhin. Übernimmt man die Informationen aus Agenturmeldungen, recherchiert man selbst? Übernimmt man Meldungen z. B. aus Zeitgründen, etc., unverändert und wie sieht die Arbeitsaufteilung aus?

Bei der Frage nach „Wie oft kommen Sie über folgende Quellen zu Ihren journalistischen Themen?“ waren die Antwortoptionen „Betroffene“ melden sich persönlich (hier geben 67 Prozent an diese Quellen dauernd bzw. häufig zu nutzen) und „persönliche Informanten“ (mit insgesamt 70 Prozent die meist genutzte Quelle journalistischer Information) die am häufigsten genannten. Bei diesen beiden Antwortmöglichkeiten und bei dem „Gespräch mit KollegInnen“ (37 Prozent antworteten mit häufig) wurde kein einziges Mal mit „nie“ geantwortet, d. h., jede/r JournalistIn arbeitet mit den genannten Quellen. Der Konsum des Mediums, für das der/die JournalistIn arbeitet und der Konsum des Lieblingsmediums werden auch zu 37 bzw. 26 Prozent täglich verwendet. Das gleiche gilt für Pressekonferenzen (26 Prozent gaben an, dauernd oder häufig diese Quelle zu benutzen) und Presseaussendungen von öffentlichen Quellen (33 Prozent dauernde oder häufige Nutzung). Der Konsum des Konkurrenzmediums, Meldungen anderer Nachrichtenagenturen, Themenvorschläge von PolitkerInnen und Presseaussendungen von politischen Büros wurden eher nicht genannt bzw. in geringem Ausmaß.

Auf die Quelle APA-Meldungen möchte ich dahingehend eingehen, dass man anhand der Befragung sieht, dass je regionaler der Bereich oder das Ressort ist, weniger APA-Meldungen verwendet werden. Bei der Frage nach der Quellenangabe gaben 15 Prozent an, das Service APA nie zu verwenden, 19 Prozent selten und mit dauernd bis häufig antworteten 22 Prozent. Einmal wöchentlich werden APA-Meldungen von 44 Prozent der Befragten als Quelle benutzt. Die APA steckt eher überregionale Themen ab und somit ist der Regionaljournalismus bzw. der noch kleinere Raum des Bezirksjournalismus auf andere Informationskanäle angewiesen. Vorherrschend ist hier der Bereich der nicht-journalistischen Quellen, wie Informationen von Informanten und Betroffenen.

Wenn man sich die Verteilung nach Ressorts ansieht, ergibt das folgendes Bild: Zwölf der Befragten gaben an, für die kärntenweite Berichterstattung zuständig zu sein. Davon verwenden zwei die APA nie, fünf manchmal, zwei selten, dauernd und häufig hingegen nur

113 jeweils ein/e Befragte/r. Ähnlich die Verteilung bei anderen Nachrichtenagenturen: Diese werden von zwei Befragten nie verwendet, von vier manchmal, von vier selten und von einem/r Befragten dauernd. Ein/e Befragte/r hat die Frage gänzlich übersprungen. Die häufigsten genannten Kanäle waren stattdessen: Das eigene Medium (vier Antworten), persönliche Informanten, Betroffene und Presseaussendungen von öffentlichen Stellen (jeweils sechs Antworten), das Konkurrenzmedium, Pressekonferenzen und Presseaussendungen von politischen Parteien wurden je zwei Mal genannt und Themenvorschläge von PolitikerInnen ein Mal.

Wechselt man auf die nächstkleinere Ebene und betrachtet die Ressorts der Bezirksausgaben, kommt man zu folgendem Ergebnis: Von 17 RegionalredakteurInnen verwenden fünf die APA nie als Quelle, sechs manchmal, drei selten und je einer dauernd bzw. häufig. Die Nutzung der anderen Nachrichtenagenturen gestaltet sich in den Bezirken ähnlich wie im kärntenweiten Teil. Vier RedakteurInnen verwenden diese nie, sechs manchmal, vier selten und je einer dauernd bzw. häufig. Auch hier wurde die Frage einmal übersprungen. Die Informationsquellen hier: Durch Informationen von Betroffenen nennen elf JournalistInnen, weitere elf gaben persönliche Informanten an, sechs das eigene Medium, jeweils fünf Presseaussendungen von öffentlichen Stellen bzw. politischen Parteien und je vier Mal wurden als Antwort die KollegInnen, das Konkurrenzmedium und das Lieblingsmedium des/der Journalisten/in genannt (Mehrfachnennungen waren erlaubt).

Daraus kann man schließen, dass sowohl in der Berichterstattung über das Land Kärnten und in der Berichterstattung über die Bezirke Kärntens die Quelle Nachrichtenagenturen nur sehr bedingt eingesetzt wird und eher der persönliche Kontakt mit Betroffenen bzw. mit Informanten zu den Hauptquellen gezählt werden kann.

114

Abbildung 27: Auswertung Fragebogen, Frage 2

Damit kann man bei der nächsten Frage über die journalistischen Quellen gleich anknüpfen. Hier geben 53 Prozent der JounalistInnen an, dass ihre Informationen auf journalistischen Quellen wie KollegInnen, anderen Zeitungen, APA, usw. beruhen.

Abbildung 28: Fragebogenauswertung, Frage 3

115 Diese journalistischen Quellen zur Themenfindung werden heute übrigens noch genauso wie vor fünf Jahren verwendet, d.h., in der zeitlichen Hinsicht hat sich an der Themenfindung nichts verändert (Fragebogenauswertung, Frage 4).

Auf die Frage „Wie oft kommt es vor, dass Sie aus folgenden Quellen – etwa aus Zeitgründen – Passagen ohne Quellenangabe übernehmen?“ gab es die eindeutige Erkenntnis, dass dies eher selten der Fall ist. 14 Prozent der Befragten gaben an, häufig (etwa einmal täglich) Texte aus der APA ohne Quellenangabe zu übernehmen, 21 Prozent manchmal (etwa einmal wöchentlich) weitere 29 Prozent führen dies selten (etwa einmal im Monat) durch. Erwähnenswert ist auch die Übernahme von Informationen des öffentlich- rechten Fernsehens (vier Prozent häufig, elf Prozent manchmal und 39 Prozent selten) und des öffentlich-rechtlichen Radios (hier vier Prozent häufig, 14 Prozent manchmal und 25 Prozent selten).

Wie die tägliche Arbeitsaufteilung aussieht, darüber gibt uns die Frage über die durchschnittliche Zeiteinteilung der Arbeit Aufschluss.

Abbildung 29: Fragebogenauswertung, Frage 8

116 Der Arbeitstag eines/einer Journalisten/in in Kärnten wird geleitet von der Recherche und dem Schreiben/Texten (größter genannter Zeitaufwand mit durchschnittlich sechs Stunden), gefolgt von der Arbeit für die Online-Ausgabe (vier Stunden durchschnittlich; auf diese crossmediale Arbeitsweise wird im Folgenden noch eingegangen) und für die Themenfindung und das Produzieren/Gestalten werden täglich rund drei Stunden aufgewendet.

Zu den Recherchequellen wurde Folgendes erhoben: Sehr häufig wird im eigenen „materiellen“, wie auch im eigenen „virtuellen“ Medienarchiv zu den Themen recherchiert. Im eigenen „materiellen“ Medienarchiv, also Zeitungsarchiv, wird in 48 Prozent dauernd und in 22 Prozent der Fälle häufig gesucht. In der eigenen Datenbank recherchieren 41 Prozent mehrmals täglich und 30 Prozent ein Mal pro Tag. „Virtuelle“ Archive anderer Medien nutzten 37 Prozent andauernd und 30 Prozent gebrauchen es häufig. Aufgefallen ist, dass die Suche nach Informationen im World-Wide-Web allgemein jede/r JournalistIn nutzt. 78 Prozent gaben an, es mehrmals täglich zu nutzen, 15 Prozent einmal am Tag und mindestens einmal pro Woche nutzen es die verbleibenden 7 Prozent.

Wie oft recherchieren Sie in den folgenden Archiven? (jeweils ankreuzen)

30 25 Dauernd (mehrmals täglich) 20 15 Häufig (etwa einmal täglich) 10 5 Manchmal (etwa einmal wöchentlich) 0

Selten (etwa einmal im

… Monat)

Nie

eigenen

eigenen

allgemein

In In virtuellen

Infremden

Archiven: Im Archiven:Im

Archiven: Im

Datenbanken

In In materiellen Weballgemein ImWorld-Wide- Abbildung 30: Fragebogenauswertung, Frage 5

Aus virtuellen Archiven – wie etwa APA Online, Datenbanken, Internet, usw. stammen laut Befragung insgesamt 41 Prozent der recherchierten Fakten. (Frage 6 der Fragebogenauswertung).

117 Die Entwicklung im virtuellen Sektor lässt sich anhand der Frage über die Nutzung ebendiesem darstellen. 86 Prozent der JournalistInnen gaben an, heute öfter in „virtuellen Archiven“ zu recherchieren als noch vor zwei Jahren (Frage 7 der Auswertung).

Wie wichtig in einer journalistischen Information die „Unterhaltung“ für die Befragten ist, wurde in Frage 21 erläutert. Der Unterhaltungsfaktor ist 22 Prozent der JournalistInnen sehr wichtig, 46 Prozent eher wichtig, 21 Prozent finden ihn eher unwichtig und nur elf Prozent finden, die beiden Bereiche Information und Unterhaltung gehören getrennt. Im theoretischen Teil wurde erläutert, dass der Unterhaltungsfaktor zum journalistischen Aufgabengebiet zählt und sich auf die Qualität auswirkt.

Das Thema Qualität umfasst des Weiteren die Möglichkeit der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung. 86 Prozent der JournalistInnen nehmen diese Möglichkeit an. Von diesen 86 Prozent nehmen 17 Prozent die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeit mehrmals pro Jahr in Anspruch und 75 Prozent einmal jährlich oder in größeren Abständen. (Fragen 31 und 32 der Fragebogenauswertung).

Die Frage 43, sie wurde als offene Frage angelegt, behandelt die Hauptverantwortung des/der Journalisten/in. Hier waren die Befragten aufgefordert, in Stichworten ihre persönliche Meinung kundzutun. Der Großteil der 25 Befragten antwortete, „JournalistInnen sehen sich der Information und Wahrheit verpflichtet“. „Information weitergeben“, „informieren“, „informativ zu berichten und aufzuklären“ gaben 16 JournalistInnen als Hauptverantwortung an. „Objektivität“ wurde von acht geäußert, die „Wahrheit“ nannten fünf JournalistInnen, „seriös zu sein“ wurde von zwei Befragten angegeben, „wertfrei zu schreiben“ und „ehrlich zu sein“ jeweils von einer JournalistIn. Die „Unterhaltung in der Meldung“ gaben sieben Befragte als Hauptverantwortung an und „kritisch zu sein“ sechs. Weitere Angaben waren: „eine Kontrollfunktion inne zu haben“, „den Schwachen helfen“, „Hilfsbereitschaft“, „dem Leser eine Stimme geben“, „Sprachrohr sein“ und „bei der Meinungsbildung unterstützen“.

„Der Objektivität am nächsten (sic!), aufklärend, wahrheitsgetreu, gewissenhaft, genau berichten. Orientierung anbieten, Meinung vertreten, diese aber als solche klar ersichtlich machen, sachlich berichten, äußerst kritisch gegenüber der ‚Macht‘: wir berichten über das

118 Leben anderer Menschen, daher müssen wir mit unserer Macht auch sorgfältig umgehen“, so lautete eine umfassende Antwort eines/r JournalistIn auf die oben gestellte Frage.

„Was bedeutet für Sie persönlich Qualität/Objektivität/Professionalität im Journalismus?“, diese Frage brachte eines hervor: Bei allen Befragten hat die Einhaltung dieser drei Begriffe oberste Priorität und es bedeutet den JournalistInnen viel, dies zu erfüllen. „Mein gesamter Lebensinhalt“ heißt es da, oder „ein Grundsatz, von dem es nicht abzuweichen gilt“, „Berufsethos“, das Fundament“ und „ein hohes Gut“. Einige gehen noch weiter und sprechen von der „einzigen Chance für den Printjournalismus“ durch die Einhaltung von Qualität, Objektivität und Professionalität. „Unabhängig sein“, „sich nicht beeinflussen lassen“ und „unbestechlich sein“ gab die Mehrzahl der Befragten als Antwort.

Doch ist das so einfach und sieht die Realität auch so aus? Die nächstfolgenden Fragen können einen Schritt weit zur Beantwortung dieser Frage beitragen.

8.2.2 Einflüsse auf die JournalistIn

Die Einflussnahme von Vorgesetzten (ChefredakteurIn, leitende/r RedakteurIn) und Publikum (LeserInnen) steht bei der folgenden Auswertung im Fokus. Hier gaben 32 Prozent der Befragten an, sehr stark und stark von den Vorgesetzten in ihrer journalistischen Arbeit beeinflusst zu werden. Die Daten beim Publikum (LeserInnen) sind noch um einiges höher. Hier verteilen sich die Antworten wie folgend dargestellt: 22 Prozent sind sehr stark vom Leser beeinflusst und 50 Prozent stark, d. h., fast ¾ aller JournalistInnen lassen sich vom Publikum in ihrer Arbeitsweise steuern. Die Berichterstattung des Konkurrenzmediums und die InformantInnen sind mittelstark vertreten. Hier geben bei der Berichterstattung des Konkurrenzmediums 21 Prozent an, sich stark beeinflussen zu lassen und 32 Prozent werden durchschnittlich davon gesteuert. Die InformantInnen nehmen im Bereich „sehr starker Einfluss“ sieben Prozent ein und zu 43 Prozent werden die Befragten stark von ihnen gesteuert. Eher keinen allzu großen Einfluss haben konkurrenzierende JournalistInnen, das Medium, für das man einmal arbeiten möchte, die kommerzielle Vorgabe (Marktanteils- und Reichweitenvorgaben), die Ergebnisse der Medienforschung (faktische Reichweite), politische Interventionen und potentielle oder faktische Werbekunden.

119

Abbildung 31: Fragebogenauswertung, Frage 9

Um die Unternehmensstrategie und das damit verbundene Verhalten der Zeitung in Bezug auf ihre Konkurrenz nachvollziehen zu können (Wettbewerb), wurde die Frage 10, „Welche Strategie verfolgt das Medium, für das Sie primär arbeiten, in Bezug auf das/die Konkurrenzmedium/en?“ gestellt. Die grundlegendsten Übereinstimmungen erzielte die Vorgabe „Am wichtigsten ist, dass wir jede relevante Story vorher haben“ mit 71 Prozent, 25 Prozent gaben eine teilweise Übereinstimmung an. Die Annahme, „Wenn uns die Konkurrenz eine Story weggenommen hat, dann versuchen wir, sie unter einem anderen Aspekt ‚weiterzuspielen‘“, wurde von 68 Prozent der Befragten bejaht, weitere 32 Prozent gaben an, dass dies teilweise zutreffe. Der Versuch, ganz andere Stories zu haben als die Konkurrenz, stimmt für 46 Prozent der JournalistInnen und nochmals 43 Prozent sehen es teilweise als Unternehmensstrategie. Der Versuch, mit seinen Storys schneller als die Konkurrenz und in ihrer Auslegung einzigartig zu sein, ist signifikant.

120

Abbildung 32: Fragebogenauswertung, Frage 10

Auf die Auswirkungen, die ein Bericht hat, wird in der Frage 11 eingegangen. Welche Reaktionen spielen für JournalistInnen nach der Veröffentlichung eine Rolle, von welchen Auswirkungen fühlen sie sich „geehrt“? Am häufigsten ist dies der Fall, wenn einem/r Betroffenen mit der eigenen Berichterstattung geholfen werden konnte (86 Prozent). 64 Prozent sind beeindruckt, wenn sie politisch etwas in Gang gebracht haben und das „Nachspielen“ der Exklusiv-Story in anderen Medien kommt mit 61 Prozent auf den dritten Platz. Weiters wichtig erscheint das „Feedback“ vom Publikum und auch von KollegInnen.

Wie stark beeindrucken Sie die folgenden Auswirkungen Ihrer Arbeit? (jeweils ankreuzen)

30 25 20 Stimmt 15 Stimmt teilweise 10 Stimmt nicht

5

0

Story Story

-

zitierte

Publikum

Personen…

meiner

Wennsich

Wenn Wenn vom

in Gang… in

„Feedback“

Wennich

Wenn Wenn ichmit

Wenn Wenn andere

KollegInnen

Medien meine

geehrtwerde

Berichterstattu

politischetwas

Exklusiv

Wennich dafür

miteinem Preis journalistischen „Feedback“von Abbildung 33: Fragebogenauswertung, Frage 11

Das Sichtbarmachen der Ziele des Medienunternehmens wurde in die Frage 14 „Wie stark verfolgt – Ihrer Meinung nach – das Medienunternehmen, für das Sie primär arbeiten, folgende Ziele?“ verpackt. Die wichtigsten Antworten waren die „Einhaltung der journalistischen Ethik und Moral“ (46 Prozent gaben einen sehr starken Einfluss an, 121 43 Prozent einen starken) und die „Einhaltung journalistischer Qualitäts-Standards“ (43 Prozent sehr starker Einfluss, 46 Prozent starker), gefolgt von „Überleben am Markt“ mit 57 Prozent sehr starker Einflussnahme und 25 Prozent starker Einflüsse. Das „Gewinnen des Medienkrieges“ nimmt mit insgesamt 68 Prozent sehr starker und starker Ausrichtung einen mittleren Stellenwert ein. Als sonstige Ziele wurden „Service für die Menschen vor Ort“ und die „Erhöhung des Marktanteils – Ausbau des trimedialen Angebots“ angeführt, welches unter dem Punkt „Trimediales Arbeiten“ näher erläutert wird.

Wie stark verfolgt – Ihrer Meinung nach – das Medienunternehmen, für das Sie primär arbeiten, folgende Ziele?

30 25 Sehr stark 20 15 Stark 10 Durchschnittlic 5 h

0

Markt

zwei

Qualitäts-

Standards

Einhaltung

Überlebenam

SonstigeZiele

Gewinnen des

Einhaltungder journalistischer

„Medienkriegs“

(etwa (etwa zwischen

journalistischen

Ethikund Moral

der der Gesellschaft undVeränderung Gesellschaftskritik Abbildung 34: Fragebogenauswertung, Frage 14

Die Interessenskonflikte innerhalb eines Mediums, wie z. B. das Spannungsverhältnis zwischen Anzeigenabteilung und der Redaktion, werden in den nächsten Fragen erläutert. So gaben 61 Prozent an, dass es Konflikte zwischen Anzeigen und Redaktion gibt, darunter war aber nur ein/e JournalistIn, der/die anmerkte, dass es regelmäßig zu Konflikten kommt. Der Rest der Befragten meinte, aus diesem Grund manchmal in Konfliktsituationen zu kommen (57 Prozent). Womit aber bestätigt ist, dass 61 Prozent der Befragten sehr wohl in solche Konfliktsituationen kommen (Frage 15).

Die Frage, ob die RedakteurInnen Anzeigen oder Werbebeiträge journalistisch bearbeiten, wurde zum Großteil mit nein beantwortet. Lediglich bei 14 Prozent der Befragten kommt dies manchmal vor (Frage 16).

„Wie stark greifen betriebsinternes Management, Personalabteilung oder externe Personal- und Unternehmensberater in personellen und organisatorischen Fragen in

122 Ihrer Redaktion ein?“ – ein Großteil der Befragten gab an, kaum davon betroffen zu sein (46 Prozent). Jedoch fühlen sich zwei der Befragten stark betroffen (eine JournalistIn hat höhere Tätigkeiten innerhalb des Unternehmens inne). Für 32 Prozent gibt es durchschnittliche Eingriffe durch die aufgezählten Stellen (Frage 17).

Dass der Einfluss des Managements auf den Journalismus allgemein in den letzten fünf Jahren zugenommen hat, dies bestätigen 75 Prozent der befragten JournalistInnen.

Abbildung 35: Fragebogenauswertung, Frage 18

Der Einfluss der Werbeabteilung und des Marketings habe sich jedoch in den letzten fünf Jahren kaum verändert, finden 54 Prozent der Befragten. Die anderen 46 Prozent hingegen glauben schon, dass sich der Einfluss zunehmends verändert hat. (Frage 19) In der täglichen Arbeit macht sich dieser Einfluss aus der Werbewirtschaft kaum (39 Prozent) bis durchschnittlich (32 Prozent) bemerkbar. 21 Prozent der JournalistInnen sehen gar keine Beeinflussung. Dennoch schätzen jeweils ein/e JournalistIn den Einfluss stark bzw. sogar sehr stark ein (Frage 20).

Auch die Einflüsse der Neuen Medien wurden im Rahmen des Fragebogens erhoben. Hier wird angegeben, dass 19 Prozent der Befragten sehr stark durch die Betreuung des Internets bzw. der sozialen Netzwerke zeitlich unter Druck geraten, 48 Prozent stark. Der Großteil hat mit den neuen Medien zeitliche Probleme und kein/e Befragte/r gab an, keinen Druck zu spüren.

123

Abbildung 36: Fragebogenauswertung, Frage 29

Weiters wurde nach der negativen Auswirkung auf die Qualität der Printausgabe durch die zusätzliche Betreuung der Internetseite, Facebook und Twitter gefragt. 30 Prozent der Befragten gaben an, dass der Zusatzaufwand sich überdurchschnittlich negativ (stark 19 Prozent, sehr stark 11 Prozent) auf die Qualität auswirkt. Der Großteil gab an, kaum Einbußen zu erkennen (37 Prozent) und 26 Prozent empfinden die Auswirkung als durchschnittlich. Nur sieben Prozent konnten keinerlei Auswirkung auf die Qualität festmachen.

Abbildung 37: Fragebogenauswertung, Frage 30

124 Diese neuen Einflüsse durch den Bereich der crossmedialen Arbeit der JournalistInnen war ein Grund sich näher mit dieser Fragestellung zu beschäftigten.

8.2.3 Neue Medien/Crossmediale Entwicklung

Ob und wie viele JournalistInnen auch für die Online-Ausgabe der Zeitung, für die Social- Media-Auftritte auf Facebook und Twitter schreiben, war Ausgangspunkt der Fragen über dieses interessante Feld. Dabei kam zum Vorschein, dass nahezu alle 28 befragten JournalistInnen für Online, Facebook und Twitter schreiben. Nur ein Befragter (jahrzehntelanger „fixer“, freier Mitarbeiter) gab an, dies nicht zu tun. (Frage 23)

96 Prozent der Befragten schreibt zeitgleich neben dem Printmedium für die Online-Ausgabe der Tageszeitung, 44 Prozent für Facebook, 52 Prozent für Twitter und vier Prozent (ein/e JournalistIn) für den App-Auftritt der Zeitung. (Mehrfachantworten waren möglich).

Abbildung 38: Fragebogenbeantwortung, Frage 24

Zusatzarbeiten, die sich durch die Übernahme der Artikel in den Online-Bereich laut Angaben der Befragten ergeben, sind die Änderung des Titels und des Vorspanns. Bei der Frage, ob der Artikel kürzer oder länger wird, war die Ansicht geteilt: 54 Prozent antworteten mit „er wird kürzer“ und 46 Prozent gaben an, dass er länger wird. Für 27 Prozent ändert sich dadurch auch die Qualität des Artikels. (Frage 25)

125 Die Online-Version des Artikels wird immer durch Videos, Links, Fotoserien, usw. ergänzt. D.h., 56 Prozent gaben an, dass dieser sehr oft ergänzt wird, 37 Prozent gaben „oft“ an und 7 Prozent meinten, dass der Artikel manchmal multimedial erweitert wird. (Frage 26) Die Einschränkung im Berufsalltag durch die crossmediale Entwicklung bestätigten 52 Prozent der JournalistInnen. (Frage 27) Niemand gab an, durch die zusätzliche Betreuung zeitlich gar nicht unter Druck zu stehen, 67 Prozent bestätigten sogar stark bzw. sehr stark Zeit einzubüßen. 26 Prozent wählten die durchschnittliche Belastung durch Internet & Co. und 7 Prozent sind hierdurch kaum betroffen. Jedoch glauben fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent), dass sie in den nächsten fünf Jahren mehr Einschränkungen dadurch haben werden. (Frage 28).

Geteilte Lager gibt es auf die Frage nach den negativen Auswirkungen von Crossmedia auf die Qualität der Printausgabe. 30 Prozent finden, dass diese negative Auswirkung stark bzw. sehr stark zutrifft, 26 Prozent geben an, dass die Einflüsse durchschnittlich zu sehen sind und 37 Prozent glauben kaum, dass die Qualität des Printformates darunter leidet. Gar keine Verschlechterung sehen immerhin sieben Prozent der Befragten.

9 Resümee und Ausblick

Resümierend kann man anhand der durchgeführten Umfrage folgendes festhalten bzw. die Entwicklung des Kärntner Journalismus der letzten fünf Jahre so beurteilen: Die Mehrheit der Befragten glaubt, dass sich der Journalismus von der Politik emanzipiert hat (39 Prozent bestätigen dies, 46 Prozent denken, dass dies teilweise stimmt). Auch die zunehmende Vielfalt des Journalismus wird von der Mehrheit der JournalistInnen gesehen (32 Prozent stimmen der Aussage zu, 29 Prozent geben an, es teilweise zu sehen), sowie, dass die zunehmende Autonomie des Journalismus von 44 Prozent teilweise und von 15 Prozent gänzlich bestätigt wird. Dass der Einfluss der Parteipolitik stärker geworden ist, verneinen 75 Prozent der Befragten ganz, 18 Prozent bestätigen dies teilweise und nur sieben Prozent sind dieser Meinung. Noch ein wenig eindeutiger wird es bei der Aussage, ob die Werbewirtschaft immer deutlicher die Spielregeln des Journalismus diktiert. Hier stimmen 46 Prozent teilweise zu, sieben Prozent ganz und gar und nochmal 46 Prozent sehen diesen Einfluss gar nicht.

126

Abbildung 39: Fragebogenauswertung, Frage 22

Wird der Printjournalismus der Zukunft immer nachhaltiger von Management und Marketing beeinflusst? 36 Prozent der JournalistInnen sind ganz dieser Meinung, 50 Prozent sehen dem ganzen teilweise entgegen und nur 15 Prozent denken, dass es nicht so weit kommen wird. Dass die Medien immer mehr von branchenfremdem Kapital finanziert werden glaubt exakt die Hälfte der Befragten. Weitere 39 Prozent sehen dies teilweise auf die Medien zukommen. Wenn es darum geht, ob potente Wirtschaftsunternehmen sich positive Stories in Zukunft erkaufen können, glauben 36 Prozent der JournalistInnen nicht daran, 46 Prozent können es sich teilweise vorstellen und der verbleibende Rest von 18 Prozent hält dieses Szenario für wahrscheinlich. Weit mehr als die Hälfte kann sich zumindest teilweise (54 Prozent) vorstellen, dass eine strikte Abgrenzung von Journalismus, Public Relations und Werbung nicht mehr existieren wird. Elf Prozent der Befragten sind der Meinung, dass dies geschehen wird und 36 Prozent glauben nicht an dieses Zukunftsszenario. Dass sich die Medieninhalte immer ähnlicher werden und Medien immer häufiger sich selbst zitieren, glaubt die Mehrheit der JournalistInnen. Was die Medien-Eigentümer betrifft, sehen nur 14 Prozent nicht die Tendenz, dass letztlich nur ein paar internationale Groß-Konzerne übrigbleiben und den Markt beherrschen. 29 Prozent sehen die Medienkonzentration immer größere Ausmaße

127 annehmen und der Großteil von 57 Prozent kann sich gut vorstellen, dass das in der Zukunft teilweise der Fall sein wird.

Abbildung 40: Fragebogenauswertung, Frage 1

Immerhin können wir anhand der Mediengroßkonzerne in Österreich schon gegenwärtig beobachten, dass einige große Unternehmen fast den ganzen Markt beherrschen und unzählige Medienprodukte unter ihrem Dach vereinen. Der Trend geht ganz klar hin zur 128 Medienkonzentration, was auch die Befragten bestätigen. Weiters kann aus dem vorliegenden Fragebogen die Tendenz zu folgenden Entwicklungen abgeleitet werden: Zur Abdeckung der crossmedialen Tätigkeiten werden PrintjournalistInnen immer mehr Zeit aufwenden müssen und dem Management wird immer mehr Mitspracherecht in der Redaktion zuteilwerden.

Sämtliche Literatur darüber, wie Regionaljournalismus aussehen soll, welche Bedingungen er erfüllen sollte und welche Hinderungsgründe oftmals vorliegen, wurden im Rahmen dieser Arbeit detailliert erläutert. Die Quintessenz der Aufgabe des Regionalen bzw. Lokalen liegt auf der Hand: Die Nähe zum/zur LeserIn. Ihm/Ihr seine/ihre Umgebung, seine/ihre „Heimat“, näher erklären, auf Geschehnisse aufmerksam machen oder einfach nur eine Möglichkeit bieten, seine/ihre Freizeit effizient zu planen.

Durch das Operieren der Printmedien auf zwei Märkten, nämlich einerseits auf dem LeserInnenmarkt, wo ein Produkt an den/die LeserIn verkauft wird und andererseits auf dem Werbemarkt, an dem eine Dienstleistung an den/die Werbekunden/in verkauft wird, entsteht eine Wechselwirkung welche zu Abhängigkeiten führt. Doch Einflüsse kommen nicht nur von der ökonomischen Seite, auch interne Abhängigkeiten und Einflüsse aus der Umwelt des/der Journalisten/in auf den Medieninhalt wurden diskutiert. Die Rolle als Gatekeeper kann der/die JournalistIn in der heutigen Zeit fast nicht mehr eigenständig abdecken, hierbei bekommt er/sie Druck von allen Seiten, was er/sie denn zu „transportieren“ hat.

Wie in der Auswertung der Befragung ersichtlich wurde, gibt es auch innerhalb des Kommunikationsraums Kärnten Einschränkungen der Redaktionen, meistens vom Management ausgehend bzw. auch von der Marketingseite. Die neuen Erfordernisse hinsichtlich der Medienkonvergenz, d. h., das Publizieren für Print und Online, sind neu und noch nicht ganz ausgereift. Der Markt besteht nicht nur aus Online-UserInnen, was bedeutet, dass die Zeit für die Tageszeitung noch lange nicht abgelaufen ist.

Doch es wird für JournalistInnen immer schwieriger, anspruchsvolle, wirklich qualitativ hochwertige journalistische Arbeit zu leisten, sei es durch die Einflüsse interner Natur oder aber durch die äußeren Einflüsse die auf den/die Journalisten/in wirken.

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140 12 Anhang

12.1 Aufstellung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen des ORF

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143 12.2 Anteilsverhältnisse der Krone-Verlag GmbH & Co Vermögensverwaltung KG

Die Anteilsverhältnisse der Krone-Verlag GmbH & Co Vermögensverwaltung KG stellen sich zusammen aus: Krone-Verlag GmbH (ein Prozent; Gesellschafter je 50 Prozent Verlassenschaft nach Hans Dichand und NKZ Austria-Beteiligungs GmbH), Verlassenschaft nach Hans Dichand (49,5 Prozent) und NKZ Austria-Beteiligungs GmbH (49,5 Prozent – diese stehen im Eigentum der Jakob Funke Medien Beteiligungs GmbH & Co KG, wovon wiederum 50 Prozent der Brost Holding GmbH & Co KG (letztere indirekt im Eigentum Petra Grotkamp) gehören.341

Die Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH wird anteilsmäßig aufgeteilt wie folgt: Printmedien Beteiligungsges.m.b.H. zu 50,56 Prozent (davon 63,08 Prozent im Besitz Kurier Beteiligungs AG (82,06 Prozent Medicur-Holding GmbH, Rest Streubesitz) und 36,92 Prozent Medivur Holding GmbH (deren Gesellschafter sind die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien reg. Gen.m.b.H. mit 50 Prozent und zu je 25 Prozent die Raiffeisen Zentralbank Österreich AG und UNIQA Versicherungen AG)) und WAZ Ausland Holding GmbH zu 49,44 Prozent (diese stehen im Eigentum der Jakob Funke Medien Beteiligungs GmbH & Co KG, wovon wiederum 50 Prozent der Brost Holding GmbH & Co KG (letztere indirekt im Eigentum Petra Grotkamp) gehören).

341 vgl. http://mediaprint.at/impressum.html, Stand: 12.03.2015 144 12.3 Beteiligungen Mediengruppe Österreich

Gesellschafter der Mediengruppe Prozent- Firmenbuch- Firmensitz "Österreich" GmbH anteile nummer Friedrichstraße 10, 1010 "Österreich"-Zeitungsverlag GmbH 61,20% FN 261297k Wien Gesellschafter der "Österreich"- Prozent- Firmenbuch- Firmensitz Zeitungsverlag GmbH anteile nummer Friedrichstraße 10, 1010 Fellner Medien GmbH 100% FN 269124x Wien Gesellschafter der Fellner Medien Prozent- Firmenbuch- Firmensitz GmbH anteile nummer Friedrichstraße 10, 1010 F-Beteiligungs GmbH 100% FN 294743x Wien Gesellschafter der F-Beteiligungs Prozent- Firmenbuch- Firmensitz GmbH anteile nummer Friedrichstraße 10, 1010 Wolfgang Fellner Privatstiftung 100% FN 173833m Wien Stifter: Fritz Fellner, Liselotte

Fellner, Helmuth Fellner, Wolfgang Fellner Begünstigte:

Wolfgang Fellner Gesellschafter der Mediengruppe Prozent- Firmenbuch- Firmensitz "Österreich" GmbH anteile nummer Fiebinger, Polak, Leon & Partner RAe Media Invest GmbH 33% FN 301242d Linke Wienzeile 4/1/1. DG 1060 Wien Gesellschafter der Media Invest Prozent- Firmenbuch- Firmensitz GmbH anteile nummer

145 Fiebinger, Polak, Leon & Ypsilon Immobilienvermietungs Partner RAe GmbH 100% FN 179624d GmbH Linke Wienzeile 4/1/1. DG 1060 Wien Gesellschafter der Ypsilon Prozent- Firmenbuch- Firmensitz Immobilienvermietungs GmbH anteile nummer Fiebinger, Polak, Leon & Ypsilon Immobilienvermietungs Partner RAe GmbH 100% FN 371378w Holding GmbH Linke Wienzeile 4/1/DG 1060 Wien Gesellschafter der Ypsilon Prozent- Firmenbuch- Immobilienvermietungs Holding Firmensitz anteile nummer GmbH Getreidemarkt 1, 1060 Fritz Fellner Privatstiftung 100% FN 148225d Wien Stifter: Fritz Fellner, Helmuth Fellner, Wolfgang Fellner Begünstigte: Helmuth Fellner, Wolfgang Fellner Gesellschafter der Mediengruppe Prozent- Firmenbuch- Firmensitz "Österreich" GmbH anteile nummer Fiebinger, Polak, Leon & Ypsilon Immobilienvermietungs Partner RAe GmbH 5,8% FN 179624d GmbH Linke Wienzeile 4/1/ DG 1060 Wien Gesellschafter der Ypsilon Prozent- Firmenbuch- Firmensitz Immobilienvermietungs GmbH anteile nummer Fiebinger, Polak, Leon & Ypsilon Immobilienvermietungs Partner RAe GmbH 100% FN 371378w Holding GmbH Linke Wienzeile 4/1/DG 1060 Wien

146 Gesellschafter der Ypsilon Prozent- Firmenbuch- Immobilienvermietungs Holding Firmensitz anteile nummer GmbH Getreidemarkt 1, 1060 Fritz Fellner Privatstiftung 100% FN 148225d Wien Stifter: Fritz Fellner, Helmuth Fellner, Wolfgang Fellner Begünstigte: Helmuth Fellner, Wolfgang Fellner

12.4 E-Mail zur Kontaktaufnahme mit JournalistInnen für Fragebogen

Von: Conny Schneider [mailto:[email protected]] Gesendet: Dienstag, 25. November 2014 15:05 Betreff: Qualität im Tageszeitungssektor

Liebe KollegInnen!

Im Rahmen meines Studiums der Publizistik und Kommunikationswissenschaft schreibe ich an einer Diplomarbeit über die Qualität im Kärntner Printjournalismus. Um nach jahrelanger Pause aus beruflichen und kindertechnischen Gründen dem Ziel des Abschlusses näher zu kommen, bitte ich Sie den folgenden Fragebogen auszufüllen. https://de.surveymonkey.com/s/SSY62SP

Je mehr JournalistInnen daran teilnehmen, umso aussagekräftiger wird das Ergebnis dieser Umfrage. Der Fragebogen ist selbstverständlich anonym.

Ich danke schon mal im Voraus, beste Grüße Conny Schneider

147 12.5 Fragebogen

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