Ausg. Nr. 176 • 5. Juli 2018 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at EU-Ratsvorsitz

Österreich übernahm mit 1. Juli für ein halbes Jahr den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Die feierliche Übergabe von Bulgarien erfolgte am 30. Juni in Schladming. Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA Am 30. Juni auf der Planai: Bundekanzler Sebastian Kurz (l.) mit dem Premierminister Bulgariens Bojko Borissow (r.) und dem Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk, bei der symbolischen Übergabe des EU-Ratsvorsitzes von Bulgarien an Österreich.

m 30. Juni fand als Auftakt zum öster- unter anderem ein „Gipfelpicknick“, ein EU- uns wichtig, das Vertrauen in die EU zu stär- Areichischen EU-Ratsvorsitz ein Event Wandertrail und das abschließende Konzert ken und sicherzustellen, daß die Europäische in Schladming unter dem Motto „Servus „Europa LIVE“ im Planai-Stadion. Union ihre großen Aufgaben lösen kann“, Europa“ statt. Dabei erfolgte die symboli- „Österreich will mit dem Ratsvorsitz die sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz anläß- sche Übergabe des Vorsitzes von Bulgarien Rolle als Brückenbauer in Europa überneh- lich der Übernahme des Ratsvorsitzes in der an Österreich im Rahmen eines öffentlichen men und Spannungen, die sich in letzter Zeit Europäischen Union mit 1. Juli. Auftaktevents. Geboten wurde den Gästen aufgebaut haben, wieder reduzieren. Es ist Lesen Sie weiter auf der Seite 3 Ø

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, die nächsten sechs Monate werden – politisch gesehen – durch die Über- nahme der EU-Ratspräsidentschaft besonders bedeutsam werden. Bereits zum dritten Mal, nach 1998 und 2006, wird Österreich die Geschicke der Europäischen Union führend mitgestalten. Zu etwa 300 Veranstaltungen werden schätzungsweise 48.000 Gäste aus allen Mitgliedsstaaten erwartet und es wird europaweit darüber berichtet werden. Auch wir werden Ihnen einen kleinen Teil davon zur Lektüre anbieten können. Präsident Putin auf Staatsbesuch in Wien 9 Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 176

Kurz: »Ein Europa ohne Mattersburg: »Regierung vor Ort« 60 Binnengrenzen sicherstellen« 7 Top in der Sojaproduktion 61 Besuch aus Rußland 9 Gründen als Chance 62 Gedenken in Maly Trostenez 14 Aviation Academy in Neusiedl 63 23. Europa-Forum Wachau 21 Meinungsaustausch mit »Burgenland live« 64 EP-Präsident Tajani 17 Leichtathletikanlage für Eisenstadt 65 Kneissl bei internationalen Organisationen in Genf 19 Künstler im west-südöstlichen 23. Europa-Forum Wachau Dialog in der Landesgalerie 67 im Stift Göttweig 21 Konzertreihe »Top of Music« 68 Bgld. Wirtschafts- und Tourismus------delegation reiste nach China 25 Konjunktur schwächt sich ab 69 Slowenisches Generalkonsulat lud Die Lage der österreichischen zu Nationalfeiertagsempfang 29 Banken hat sich normalisiert 71 Die Konjunktur schwächt sich ab 69 Mikl-Leitner in Brüssel 30 Mahrer: Wirtschaft braucht Informationsreise des Oö. Land- freien Handel und Entlastung 72 tags nach Estland und Lettland 31 Arbeitslosigkeit sinkt im Juni Das bedeutet der EU-Rats- um 9,1 Prozent 72 vorsitz für Salzburg 32 Bundespräsident trifft Cordoba- Steirische Delegation reiste Helden 40 Jahre danach 73 nach Luxemburg 33 Längste Fußgängerbrücke der Weniger Transit braucht Welt im Tibetstyle in Linz 74 noch stärkere Maßnahmen 34 Die EU als Friedens- 80 Jahre VW-Käfer 75 »DigiTrans«-Testlabor in OÖ 86 und Wohlstandsprojekt 35 Personalia 76 Das Europa der Städte 36 800 Jahre Diözese Graz-Seckau 79 Hohe Zustimmung zur Alois Schwarz ist neuer EU-Mitgliedschaft 37 Bischof von St. Pölten 80 Jugendliche sehen Das neue Herkunftssystem EU-Mitgliedschaft positiv 38 der Steiermark 81 Der UrlaubsEuro 2018 40 Knochenstoffwechselforschung 83 AIT führt »Quantum Flagship« an 41 Spermidinreiche Ernährung 84 Ringturm-Verhüllung 43 Wie man Schallwellen durchs Österreich ist für seine eigene Labyrinth lenkt 85 Geschichte verantwortlich 45 »DigiTrans«-Testlabor in OÖ 86 Eremitage zu Gast in Wien 90 Verschiedenes 46 Steirische Revolution im Weltbund-Tagung Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Glasfaser-Netzausbau 88 Auslandsösterreichertreffen 2018 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - 6. bis 9. September in Innsbruck 49 Die Eremitage zu Gast in Wien 90 ber-Straße 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her ausgeber und Digitale Zukunft sozial gerecht 100 Jahre Freimaurerei Chef redakteur: Michael Mössmer; Lektorat: Maria gestalten 52 in Österreich 95 Krapfenbauer. »Burgenland Journal« Verschollener Brief von Fotos S. 1: BKA / Dragan Tatic; S. 2: HBF / Carina Karlovits; BKA / Dragan Tatic; Institut für Höhere Ergebnisse einer Bürgerbefragung 56 Wolfgang Amadé Mozart 97 Studien IHS; Land OÖ / Daniel Kauder; St. Peters- Tag im Zeichen der Bürgernähe 58 ÖJ-Kreuzworträtsel 100 burg, Staatliche Eremitage, 2018

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 3 Österreich, Europa und die Welt © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Foto: SchiDD © Wikipedia Ein Blick über die Planai mit Bergstation und Schladminger Hütte – wo »Servus Europa« abgehalten wurde, zum Dachsteinmassiv

m 30. Juni wurde in Schladming feier- Alich die EU-Ratspräsidentschaft von Österreich eingeläutet. Zu diesem Fest konn- te Steiermarks Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als Gastgeber Bundeskanzler Sebastian Kurz, den Premierminister Bulga- riens, Bojko Borissow, den Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk, zahlreiche MinisterInnen, den Vizepräsidenten des Eu- ropa-Parlaments, Othmar Karas, und über 5000 begeisterte Gäste hoch über dem Enns- tal auf der Planai begrüßen. Auch der Schlad - minger Bürgermeister Jürgen Winter hieß die internationale Gästeschar in der WM-Stadt Willkommen. Nach der Ankunft Schützen- höfers bei der Bergstation der Planai-Bahn wanderte er mit dem Bundeskanzler und einer großen Gästeschar ein Stück auf dem

EU-Trail, der am Berg errichtet wurde. BKA / Andy Wenzel Foto: Der Landeshauptmann freute sich, daß Ankunft von Bundeskanzler Sebastian Kurz (m.), Premierminister Boiko Borissow (l.) und dem sich der Bundeskanzler für die Steiermark als Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk (r.) auf der Planai Ort dieser Übergabe entschieden hat: „Die- europäischen Regionen hervorragend funk- große Ehre für uns, aber auch eine große ses Fest für Europa ist eine unbezahlbare tioniere und er sich dieses Miteinander auch Verantwortung“, betonte Bundeskanzler Se- Werbung für die Steiermark, ,das Grüne auf Ebene der Nationalstaaten wünschen bastian Kurz während einer gemeinsamen Herz Österreichs‘. Die Bilder aus Schlad- würde. Pres sekonferenz mit Premierminister Boiko ming gehen um die Welt. Wenn man den Borissow und dem Präsidenten des Europäi- EU-Weg hier auf der Planai gemeinsam mit Kurz: »Große Ehre und schen Rates, Donald Tusk. Das internationa- den vielen Gästen mit ihren unterschiedli- große Verantwortung« le Umfeld sei ein schwieriges, und auch in- chen Sprachen geht, wird deutlich, wie wich - „Wir sind stolz und froh, daß wir mit 1. nerhalb der Europäischen Union bestünde die tig diese Union ist.“ Schützenhöfer wies Juli den Vorsitz im Rat der Europäischen Herausforderung, daß mit dem „Brexit“ erst- auch darauf hin, daß die Zusammenarbeit der Union übernehmen dürfen. Das ist eine mals ein EU-Mitgliedsstaat freiwillig die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 4 Österreich, Europa und die Welt Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: v.l.: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Bundeskanzler Sebastian Kurz, der Grazer Bürgermeister Sigfried Nagl, die Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Staatssekretärin Karoline Edtstadler und Justizminister Josef Moser Union verläßt. „Wir wollen den Ratsvorsitz nutzen, um Brückenbauer in der Europäischen Union zu sein, Spannungen innerhalb Euro- pas wieder abzubauen und so sicherzustel- len, daß die Europäische Union eine starke ist.“ Österreich wolle seinen Beitrag dazu lei- sten, ein schlankes, geeintes und vor allem fokussiertes Europa zu schaffen. Einer der Schwerpunkte sei dabei das Thema Sicher- heit: „Wir wollen ein Europa schaffen, das schützt – ein Europa, das zum einen Sicher- heit gibt und zum anderen auch den Wohl- stand absichert, der in Europa geschaffen und aufgebaut wurde“, so Kurz. Erfolgreich könne der Ratsvorsitz nur sein, wenn es eine starke Zusammenarbeit mit allen EU-Mit- gliedsstaaten und allen EU-Institutionen gebe, strich der Bundeskanzler hervor, der Europaminister Gernot Blümel mit zwei jungen Damen vom Team am »EU-Trail« sich in diesem Zusammenhang bei Minister- präsident Borissow für die hervorragende Ar- beit des bulgarischen Ratsvorsitzes und bei Ratspräsident Tusk für die Kooperation schon in der Vorbereitung bedankte. Borissow sicherte Kurz jegliche Unter- stützung während des österreichischen EU- Ratsvorsitzes zu. Sicherheit und Schutz könne es nur geben, wenn man in Europa zu - sammenstehe. Borissow überreichte Kurz einen EU-Wimpel – in Anlehnung an das aktuelle Top-Thema Fußball. Ratspräsident Donald Tusk betonte, daß Österreich kein besseres Motto als „Ein Eu - ropa, das schützt“ für seinen Ratsvorsitz hätte wählen können. Es brauche Stabilität statt Instabilität, Sicherheit statt eines Man- gels an Sicherheit, wenn auch nicht auf Ko - sten der Freiheit. In diesen Zielen müsse Foto: teiermark.at / Harald SteinerBKA / Andy Wenzel Foto: v.l.: BM Josef Moser, Schladmings Bgm. Jürgen Winter, BM Heinz Faßmann, BM Gernot Blü- man zusammenarbeiten, wobei sich der Rats- mel, LH Hermann Schützenhöfer, BM Juliane Bogner-Strauß und Delegationsleiter Othmar präsident überzeugt davon gab, daß die Her- Karas in Schladming mit Schladminger Maketenderinnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 5 Österreich, Europa und die Welt Andy Wenzel Foto: BKA / Dragan Tatic, / Dragan Tatic, Foto: BKA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 6 Österreich, Europa und die Welt Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA

ausforderungen beim österreichischen Bun - Bilder oben und unten: Geboten wurde den Gästen auch das abschließende Konzert »Europa deskanzler in den richtigen Händen liegen: LIVE« im Planai-Stadion. „Alles Gute!“ Im Anschluß an die Wanderung lud Schüt - zenhöfer zu einem Empfang in die Schafalm. Dort wies er auch auf die Symbolträchtigkeit der Steiermark als Austragungsort dieser Übergabe hin: „Wir haben in der Steiermark mutige Reformen umgesetzt, diesen Mut zu Reformen braucht es auch in der Europäi- schen Union. Ich bin zuversichtlich, daß es Sebastian Kurz gelingen wird die teilweise verkrusteten Strukturen, die Europa in man- chen Bereichen lähmen, aufzubrechen." Die Bundesregierung habe Schladming sehr bewusst als Veranstaltungsort gewählt, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Es liegt im Herzen Österreichs, mit Blick von der Planai aus nach Norden auf den höchsten Berg der Steiermark, der drei Bundesländer verbindet. Mit Blick nach Süden über die Tauern bis nach Slowenien. Diese Weite und gleichzeitig Nähe der europäischen Regio- nen wollten wir zeigen." Gleichzeitig hat Schladming weltweite Bekanntheit durch den Nachtslalom oder die Schigroßveran- staltungen. „Hier hat LH Schützenhöfer und

die gesamte Landesregierung in den vergan- / Dragan Tatic Foto: BKA genen Jahren viel Weitsicht bewiesen und viel Erfahrung mit Großveranstaltungen und Europäische Union vermittelt – geladen. Schladming gemeinsam mit Bürgermeister wird die perfekte Bühne sein, um wunder- Insgesamt 5.000 Personen nahmen am ab- Winter zu einem echten Hotspot gemacht", schöne Bilder Österreichs hinaus nach Euro- wechs lungsreichen Programm auf der Planai lobte Bundeskanzler Kurz die erfolgreiche pa und die Welt zu senden." teil. Arbeit der Steiermark und die Kultur des „Servus Europa“ umfaßte zudem ein Kon - Miteinanders. In Schladming wurden in den Gipfelpicknick, »EU-Trail« zert, das abends im Planai-Stadion in musi- letzten Jahren wichtige Infrastrukturinvesti- und »Europa Live«-Konzert kalische Highlights unter anderem von tionen getätigt. Damit hat des die Stadt Unter dem Motto „Servus Europa“ war OPUS, Die Seer oder Österreichs Soncon- geschafft, vom Wintersportzentrum zu einer auch die interessierte Bevölkerung zu einem test-Star Cesár Sampson bot. Ganzjahres-Ferienerlebnisregion mit vielen Gipfelpicknick mit regionalen Speisen und Hunderte Hobby-Band- und Chormitglie- Eventhighlights zu werden. Schon im Vor- Getränken und einem Rundgang durch den der musizierten gemeinsam mit Profi-Künst- feld hatte Kurz auf die vielen Vorzüge von „EU-Trail“ – einem Wander-Trail, der in ein- lerInnen und ließen dabei die größte Band Schladming verwiesen: "Die Stadt hat also zelnen Stationen Wissenswertes rund um die Europas – „Europa Live“ – entstehen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 7 Österreich, Europa und die Welt Kurz: »Ein Europa ohne Binnengrenzen sicherstellen«

Bundeskanzler Sebastian Kurz hielt vor dem Europäischen Parlament eine Grund- satzrede und präsentierte die Prioritäten des österreichischen EU-Ratsvorsitzes.

sterreich übernimmt den Ratsvorsitz in Öder Europäischen Union in einer heraus - fordernden Zeit. Innerhalb wie außerhalb Eu ropas gibt es Umbrüche und Spannungen, auf die wir reagieren müssen“, sagte Bun- deskanzler Sebastian Kurz am 3. Juli in sei- ner Grundsatzrede vor dem Europäischen Par lament in Straßburg. Anläßlich der Über- nahme des Vorsitzes mit 1. Juli präsentierte der Bundeskanzler die Schwerpunkte der po - litischen Agenda für das kommende Halb- jahr. „Die Vorsitzführung bedeutet für uns nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine große Verantwortung“, so Kurz. Er dankte dem bulgarischen Ministerpräsidenten Boj ko Borissow für die Vorsitzführung im Rat und gratulierte zur „professionellen Arbeit“ wäh- rend der vergangenen sechs Monate. „Diese Arbeit wollen wir nun fortsetzen und einen Beitrag für die Zukunft der EU leisten.“

Österreich als Brückenbauer Der Bundeskanzler erinnerte daran, daß Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit seien: „Es ist ein Foto: European Union 2018 - Source : EP / Daina le Lardic Foto: Geschenk, Europäer sein zu dürfen. Wir wol - Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seiner Rede vor dem Europäischen Parlament len daher unseren Beitrag dazu leisten, daß diese Werte und Freiheiten in der Europäi- Außengrenzschutz, der Zusammenarbeit mit diese Länder“, so der Bundeskanzler. Auch schen Union erhalten bleiben. Sie sind das Drittstaaten und dem Kampf gegen illegale die Zusammenarbeit mit Afrika solle ge- Herz unseres Zusammenlebens.“ Darüber Migration. Denn ein Europa ohne Binnen- stärkt werden, um die Lebensbedingungen hinaus sei es auch wichtig, daß Europa seine grenzen braucht einen funktionieren Schutz vor Ort zu verbessern. Dafür seien ein fairer Wettbewerbsfähigkeit erhält und „nicht von der Außengrenzen“, betonte der Bundes- Handel, Zusammenarbeit und europäische anderen Regionen überholt wird“. Schließ- kanzler. Für den Erhalt des Wohlstandes in Investitionen sicherzustellen. lich sei es im Sinne der Subsidiarität notwen - Europa sei es notwendig, angesichts von zu - EU-Budget und Brexit dig, daß sich die EU auf die großen Fragen nehmender Digitalisierung und Automatisie- Neben diesen Schwerpunkten des öster- konzentriert. „Daran wollen wir gemeinsam rung konkurrenzfähig zu bleiben. „Große In - reichischen Ratsvorsitzes gäbe es auch wei- mit dem Europäischen Parlament und der ternetkonzerne dürfen nicht nur in China und tere zentrale Themen auf der europäischen Kommission arbeiten", so Sebastian Kurz. den USA möglich sein, sondern müssen auch Agenda, wie die Verhandlungen über den In Fortsetzung der bisher guten Kooperation in Europa geeignete Rahmenbedingungen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs wolle Österreich dabei helfen, Kompromisse fin den.“ und den mehrjährigen Finanzrahmen. „Wir zu finden und als Brückenbauer zwischen wollen die Kommission bei den Verhandlun- den Ländern und Institutionen fungieren. EU-Perspektive für Westbalkan gen zum Finanzrahmen unterstützen, auch Schließlich sei es wichtig, „Frieden, Si- wenn wir uns bewußt sind, daß diese noch »Ein Europa, das schützt« cherheit und Stabilität auch in unserer Nach- sehr schwierige werden“, versicherte Kurz. Das österreichische Motto für das kom- barschaft sicherzustellen.“ Österreich liege Angesichts der großen anstehenden Heraus- mende Halbjahr ist: „Ein Europa, das schützt.“ dabei besonders die Region Südosteuropa forderungen ersuchte er abschließend die Dies umfasse sowohl das Thema Sicherheit, am Herzen: „Der Westbalkan soll Teil des ge - Abgeordneten um „bestmögliche Zusam - als auch die Absicherung des Wohlstandes einten Europa sein. Sie haben sich eine Mit- menarbeit und Unterstützung, im Interesse sowie Stabilität in der Nachbarschaft. „Bei gliedschaft in der EU verdient. Was es der Europäerinnen und Europäer, im Interes- der Sicherheit liegt unser Fokus auf dem braucht, ist eine ehrliche Perspektive für se unserer Europäischen Union“.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 8 Österreich, Europa und die Welt

Kooperation mit Parlament und Kom- mission In einer gemeinsamen Pressekonferenz spra chen sich Bundeskanzler Sebastian Kurz, Parlamentspräsident Antonio Tajani und Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker für eine enge Kooperation in den anstehen- den Fragen aus. Insbesondere dem Thema Außengrenzschutz und Migration werde eine hohe Priorität zugeschrieben. Dies schließe auch eine Strategie für Afrika mit ein, beton- ten Tajani und Juncker. Beide stim men mit dem österreichischen Bundeskanzler auch darin überein, daß ein Europa ohne Binnen- grenzen sichergestellt werden müsse. Kurz zeigte sich mit den Er gebnissen des EU-Gipfels vom 28./29. Juni zufrieden: „Es ist erstmals gelungen, eine Trendwende ein- zuleiten. Die geplante Stärkung von Frontex, klare Regeln für NGOs, die Möglichkeit zur

Foto: European Union 2018 - Source : EP / Daina le Lardic Foto: Schaffung von Anlandeplattformen in Dritt- Bei der gemeinsamen Pressekonferenz (vl.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, EU-Parlaments- staaten sowie mehr Hilfe für Afrika sind präsident An tonio Tajani und EU-Kom missionpräsident Jean-Claude Juncker Schritte in die richtige Richtung.“

Österreich übernimmt diesen Vorsitz – nach 1998 und 2006 – zum dritten Mal. ie Regierung stellt folgende Schwer- rund 300 Veranstaltungen werden in Summe eine zusätzliche Gruppe, die auch Trio-Rats- Dpunkte in den Mittelpunkt ihres EU- etwa 48.000 Gäste erwartet. Ein kulturelles vorsitz genannt wird. Gemeinsam arbeiten sie Ratsvorsitzes: Sicherheit und Kampf gegen Rahmenprogramm in Brüssel und Österreich an den Zielen, die im sogenannten Triopro- illegale Migration, Sicherung des Wohl- wird zudem die Vielfalt des österreichischen gramm festgelegt sind. Das soll besonders stands und der Wettbewerbsfähigkeit durch Kunst- und Kulturschaffens auf europäischer die langfristige Planung der Vorsitzführung Digitalisierung sowie Stabilität in der Nach- Ebene präsentieren. erleichtern und die Kontinuität bei wichtigen barschaft. Letzteres inkludiert auch das Ziel, Themen sicherstellen. Österreich teilt sich eine weitere Annäherung der Westbalkan- Der Rat der Europäischen Union mit Estland (zweite Jahreshälfte 2017) und staaten an die EU zu unterstützen. Außerdem Der Rat der Europäischen Union besteht Bulgarien (erste Jahreshälfte 2018) den Trio- wird sich Österreich für eine Stärkung des aus den MinisterInnen aller Mitgliedsstaaten Ratsvorsitz, der seinen Fokus besonders auf Subsidiaritätsprinzips einsetzen: Die Euro- und vertritt die Interessen der nationalen Re- die Bereiche Migration, innere Sicherheit, päische Union soll sich auf die großen Fra- gierungen. Er wird deshalb auch EU-Mini- Klimawandel, Digitalisierung und Wirt- gen konzentrieren, die einer gemeinsamen sterrat genannt. Er trifft sich in verschiede- schaftswachstum legt. Lösung bedürfen, und sich in kleinen Ange- nen Zusammensetzungen, die vom jeweils legenheiten zurücknehmen, in denen die behandelten Politikbereich abhängig sind. Website und Social Media- Mitgliedstaaten oder Regionen selbst besser Je der Mitgliedsstaat entsendet zu einem be - Kanäle des Ratsvorsitzes entscheiden können. stimmten Thema die zuständige Ministerin Neben der Website des österreichischen EU- oder den zuständigen Minister. So treffen sich Ratsvorsitzes unter Koordination und Repräsentation zum Beispiel zum Thema Steuern die Fi- http://www.eu2018.at Die Hauptaufgabe des vorsitzführenden nanzministerInnen oder bei Umweltfragen die ist der österreichische EU-Ratsvorsitz auch Landes sind die Planung und Leitung der UmweltministerInnen. Lediglich im Be reich auf diversen Social Media-Kanälen aktiv: Tagungen des Rates sowie die Vertretung des der Außenpolitik ist die Rollenverteilung Twitter Rates gegenüber anderen europäischen Insti- anders. Hier liegt der Vorsitz bei der Ho hen https://twitter.com/eu2018at tutionen. Österreich hat damit auch die Mög- Vertreterin der Union für Außen- und Sicher- Facebook lichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen und heitspolitik – derzeit Federica Mogherini. https://www.facebook.com/EU2018AT/ Themen auf die Agenda der Union zu brin- Instagram gen. Nach 1998 und 2006 übernimmt Öster- Trio-Ratsvorsitz https://www.instagram.com/eu2018at/ reich nun in der zweiten Jahreshälfte 2018 Ergänzend zum halbjährlichen Wechsel Flickr zum dritten Mal den Ratsvorsitz. In diesen des EU-Ratsvorsitzes zwischen den Mit- https://www.flickr.com/photos/eu2018at sechs Monaten wird das Land zu einer wich- gliedsstaaten bilden jeweils die drei aufein- Vimeo tigen Drehscheibe in der EU-Politik: Bei ander folgenden Vorsitzländer für 18 Monate https://vimeo.com/eu2018at n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 9 Österreich, Europa und die Welt Besuch aus Rußland

Offizieller Arbeitsbesuch von Wladimir Putin. Er wurde vom Bundespräsidenten mit militärischen Ehren empfangen – Treffen mit Bundeskanzler, Außenministerin und Wirtschaftskammerpräsidenten – Ausstellungseröffnung im KHM Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfängt Präsident Wladimir Putin im Inneren Burghof mit militärischen Ehren.

er russische Präsident Wladimir Putin wirtschaftministerin Elisabeth Köstinger und Bundespräsident Alexander Van der Bel- Dwurde am Nachmittag des 5. Juni von den Landeshauptleuten von Wien, Niederös - len betonte im gemeinsamen Pressegespräch, Außenministerin Karin Kneissl am Wiener terreich und Burgenland, Bürgermeister daß die guten bilateralen Beziehungen zwi- Flughafen willkommen und daraufhin von Michael Ludwig, Johanna Mikl-Leitner und schen Rußland und Österreich eine lange Bu n despräsident Alexander Van der Bellen Hans Niessl begrüßt. Kneissl führte auch Tradition haben in der Hofburg mit militärischen Ehren Gespräche mit ihrem russischen Amtskolle- „Die guten bilateralen Beziehungen zwi- begrüßt worden. gen Sergej Lawrow über die österreichisch- schen Rußland und Österreich haben eine Putin wurde von einigen Regierungsmit- russischen Beziehungen, den bevor ste - lange Tradition und es freut mich sehr, daß gliedern begleitet: von Außenminister Sergej henden österreichischen EU-Ratsvorsitz, die Präsident Putin und ich heute eine gute ge - Lawrow, Verkehrsminister Jewgeni Dietrich, aktuelle Lage in Nordkorea, Syrien, und im meinsame Gesprächsbasis gefunden haben. Energieminister Alexander Nowak, dem Mi - Iran, die gegenwärtige Migrationssituation Wir konnten eine Reihe wichtiger internatio- nister für Industrie und Handel, Denis Man- sowie über den Multilateralis mus. naler Fragen diskutieren. Österreich wird turow, dem Minister für kulturelle Entwick- Während Putin den anwesenden österrei- sich während des EU-Ratsvorsitzes für die lung, Maxim Oreschkin, Kulturminister chischen PolitikerInnen und DiplomatInnen Stärkung des Dialogs zwischen Rußland, Ös - Wla dmir Medinski sowie dem Minister für die Hand schüttelte, bekam die Diplomatin terreich und der Europäischen Union einset- den Nordkaukasus, Sergej Tschebotarjov. und Rußland-Beauftragte der Regierung, Mar- zen. Denn eines ist klar: Frieden in Europa Auch einige Gouverneure waren dabei. Mit got Klestil-Löffler, zur Begrüßung Küsse auf ist nur mit Rußland möglich“. so der dem Vorstandsvorsitzenden der VTB Bank, die Wangen. Die Witwe nach dem 2004 ver- Bundespräsident. „Und eine Reihe regiona- Andrej Kostin, war ein einziger russischer storbenen Bundespräsidenten Thomas Kle- ler und globaler Probleme läßt sich nur unter Wirtschaftsvertreter präsent. stil ist seit 1. April 2015 alternierende Gene- Einbeziehung Rußlands lösen. Gleichzeitig Von österreichischer Seite wurde Putin ralsekretärin der Zentraleuropäischen Initia- ist es selbstverständlich, daß sich Österreich, von Außenministerin Karin Kneissl, Land- tive in Triest. im Einklang mit der Europäischen Union,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 10 Österreich, Europa und die Welt bei Verletzungen gegen das Völkerrecht immer klar äußern wird.“ Der russische Präsident hat sich dem Arbeitsgespräch mit dem Bundespräsidenten offen für eine Verbesserung der Beziehung zur EU gezeigt. Auch wenn „heute fast alles auf Eis gelegt“ sei, „sind wir offen und bereit für Zusammenarbeit“, sagte Putin. Es gebe Dialog mit Vertretern aus Brüs- sel, um die auf Eis gelegten Mechanismen und Instrumente der Kooperation wieder aufzunehmen, so der russische Präsident. Die- se Konsultationen seien „sehr konstruktiv, aber nicht einfach“. Van der Bellen sagte, „wir leben in einer Zeit zunehmender Spannungen, das müssen wir feststellen, und Österreich hat sich im - mer bemüht, zum Spannungsabbau betra- gen“. Zur Sanktionsfrage sei es so, „daß es Außenministerin Karin Kneissl empfing den russischen Präsidenten bereits am Flughafen Wien-Schwechat im Namen der Bundesregierung. in politischer Hinsicht im Einklang mit der EU handelt und handelt wird“. Der Dialog mit Rußland sei sehr wichtig für die EU. „Ich zögere immer, wenn man sagt Ruß- land und Europa und ein großer Teil Rußland ist Europa und nicht etwas Außenstehendes“, ergänzte der Bundespräsident. Österreich wisse, daß Frieden in Gesamteuropa nur mit Rußland möglich sei und eine Reihe von re - gionalen und globalen Problemen nur unter Einbeziehung Rußlands zu lösen ist und sein wird.“ Vladimir Putin und Alexander Van der Bellen erwähnten den Anlaß für den Besuch des russischen Staatspräsidenten: das 50. Ju - biläum der Unterzeichnung des Energielie- fervertrages zwischen Österreich und der Sowjetunion. Es sei eine Tatsache, daß die EU Gas aus Rußland beziehe. „In letzter Zeit gibt es Vorhalte mancher US-Politiker, daß Vier-Augen-Gespräch der beiden Staatsoberhäupter im Arbeitszimmer des Bundespräsidenten die Abhängigkeit der EU in dieser Bezie- hung von Rußland zu groß ist. Es wird dabei übersehen, daß der Preis für amerikanisches Flüssiggas zwei- oder dreimal höher ist.“ Aus ökonomischer Sicht mache ein Wechsel des Gaslieferanten „wenig Sinn“.

Kurz: Österreich unterstützt Dialog zwischen EU und Rußland „Es gibt traditionell eine sehr gute und pragmatische Zusammenarbeit zwischen Rußland und Österreich, auch in schwieri- gen Situationen“, sagte Bundeskanzler Seba- stian Kurz nach seinem Arbeitsgespräch mit Wladimir Putin im Bundeskanzleramt. Die- sen guten politischen Dialog wolle man auch weiterhin fortsetzen.

Rußland und Österreich seien zudem TaticBKA / Dragan Foto: HBF / Peter Lechner Foto: BMEIA / Angelika Lauber Foto: wirtschaftlich eng verbunden. Das bilaterale Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt (v.r.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, Präsident Wladi- Handelsvolumen sei auf 4,9 Milliarden Euro mir Putin und Vizekanzler Heinz-Christian Strache

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 11 Österreich, Europa und die Welt Foto: wkopress Präsident Wladimir Putin bei seiner Rede vor dem Österreichisch-Russischen Geschäftsrat – rechts im Bild WKO-Präsident Harald Mahrer

gestiegen und weiter im Wachsen. Das Inve- stitionsvolumen österreichischer Firmen in Rußland betrage rund 6,9 Milliarden Euro. „In diesem Jahr wird auch das 50jährige Ju - biläum russischer Gaslieferungen nach Ös - terreich begangen“, sagte Sebastian Kurz. „Wir wollen die Zusammenarbeit in Be- reichen von beiderseitigem Interesse noch verstärken und haben dazu auch einige Ab - kommen, etwa im Bereich Innovation und Forstwirtschaft, unterzeichnet“, so der Bun - deskanzler weiter. Es gebe jedoch auch enge menschliche und kulturelle Beziehungen zwi schen den beiden Ländern: „Österreich

ist bei russischen Touristen sehr beliebt, im Foto: wkopress Vorjahr wurden 1,2 Millionen Nächtigungen Im Haus der Wirtschaft (v.l.): Präsident der russischen Handels- und Industriekammer Sergey aus Rußland gezählt.“ Auch die Bedeutung Katyrin, Präsident Wladimir Putin. WKO-Präsident Harals Mahrer, Bundeskanzler Sebastian des zivilgesellschaftlichen Dialogs, die Fra- Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort ge der Menschen- und Bürgerrechte, seien Themen im Arbeitsgespräch gewesen. Mahrer: Österreichs Wirtschaft setzt überdauert und funktioniert heute so gut wie Neben den bilateralen seien internationa- auf enge Partnerschaft mit Rußland schon lange nicht“. le Fragen auf der Gesprächsagenda gestan- Die ausgezeichneten Wirtschaftsbezie- Mahrer erinnerte daran, daß Österreich den. Die Supermacht Rußland spiele eine hungen zwischen Österreich und Rußland vor 50 Jahren am 1. Juni 1968 als erstes be deutende Rolle in den Konflikten in der standen im Mittelpunkt des Österreichisch- westeuropäisches Land einen Gaslieferver- Ukraine und in Syrien. „Rußland hat auch Rus sischen Geschäftsrates, der – als Höhe- trag mit der Sowjetunion, dem Vorläufer des eine entsprechende Verantwortung, an politi- punkt – am 5. Juni mit der Teilnahme des heutigen Rußland, unterzeichnet hatte. „Die- schen Lösungen mitzuwirken“, so Kurz. russischen Präsidenten und Bundeskanzler ses 50jährige Jubiläum, das wir heute feiern, Zum Verhältnis zwischen der Europäi- Kurz zu Ende ging. „Wir wollen diese lang- ist so etwas wie eine Goldene Hochzeit!“ schen Union und Rußland sagte Kurz, Öster- jährige Partnerschaft weiter ausbauen und reich werde sich „in der Zeit seines Ratsvor- vertiefen – zum Wohle der Unternehmen, Wirtschaft ist Pionier und Brückenbauer sitzes dafür einsetzen, daß sich die Beziehun- ihrer Beschäftigten und ihrer Familien“, be - Die nunmehrigen „ganz ausgezeichneten gen zwischen Ruß land und der EU verbes- tonte Gastgeber Wirtschaftskammer-Präsi- Wirtschaftsbeziehungen“ dienen nicht nur sern. Ich hoffe, daß wir Fortschritte im Dia- dent Harald Mahrer in seiner Begrüßung. der Wirtschaft und sorgen für Wohlstand und log machen können, um auch die Sanktionen Die wechselseitigen Beziehungen seien „von Beschäftigung, sondern „sie ermöglichen auch schrittweise abzubauen“, schloß der Bundes- Respekt und Vertrauen geprägt, diese lang- einen Dialog, wenn andere Wege verschlos- kanzler. jährige Partnerschaft hat Höhen und Tiefen sen sind“, unterstrich Mahrer. „Die österrei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 12 Österreich, Europa und die Welt

nehmen, wie man zuletzt auch in den Nieder- landen gesehen hat. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) wird die Nachfrage nach Erdgas in Europa bis 2030 um mehr als 20 Prozent zunehmen. „Die heute unterzeichnete Vereinbarung ist ein weiterer Beweis für den wachsenden Gas importbedarf in Österreich ebenso wie generell in Europa – einem Bedarf den Gaz- prom bereit ist, zu decken. Mit der Umset- zung des Bauprojektes für die Nord Stream 2 Pipeline, werden wir Gaslieferungen zugun- sten der Verbraucher noch zuverlässiger ma - chen,“ sagte Miller. Seele sagte: „Die Europäische Union muß 2030 über 80 Prozent ihres Erdgasbedarfs importieren. Mit der Vertragsverlängerung lei - Foto: OMV Aktiengesellschaft sten wir einen wesentlichen Beitrag zur Ver- Alexey Miller, Chairman des Gazprom Management Committee (l.) und Rainer Seele, Vor- standsvorsitzender der OMV (r.) bei der Unterzeichnung der Vertragsverlängerung für Erdgas- sorgung Österreichs sowie anderer europäi- lieferungen von Rußland nach Österreich. Im Hintergrund: Wladimir Putin und Sebastian Kurz scher Länder angesichts der wachsenden Nachfrage und tragen zur Reduktion der chische Wirtschaft empfindet sich als Pio- sitzender der OMV, am 5. Juni die Verlänge- CO2-Emissionen bei.“ nier und als Brückenbauer, damit Europa rung des Vertrages für Erdgaslieferungen nach und Rußland wieder Schritt für Schritt auf- Österreich bis zum Jahr 2040. Der bestehen- Putin lobt Ausstellung im KHM einander zugehen können.“ Das erfordere viel de Gasliefervertrag würde bis 2028 laufen. Bei südspanischen Temperaturen unter der Bewegung, viel Dialog. „Das wechselseitige Die OMV ist überzeugt, daß Europas Gas- Kuppel des Kunsthistorischen Museums Vertrauen, das die Beziehungen zwischen bedarf vor allem durch den sukzessiven Er- (KHM) haben die beiden Präsidenten Wladi- Ös terreich und Rußland prägt, bietet eine so - satz der Kohleverstromung durch hocheffi- mir Putin und Alexander Van der Bellen am lide Basis, um gute Geschäfte zu machen ziente Gaskraftwerke steigen wird. Zugleich Abend im Rahmen des laufenden Arbeitsbe- und um diesen Dialog zu führen.“ wird die europäische Eigenproduktion ab- suchs die neue Ausstellung „Die Eremitage Rund 350 UnternehmensvertreterInnen – in etwa je zur Hälfte aus Rußland und aus Ös terreich – nahmen an der Tagung des Ös - terreich-Russischen Geschäftsrates teil. Da- bei wurde über 28 Projekte mit einem Wert von 2,82 Milliarden Euro gesprochen, davon wurden 14 konkrete Kooperationsvereinba- rungen mit einem Volumen von rund 330 Mil lionen Euro bereits unterzeichnet. Mahrer abschließend: „Trotz mancher Rückschläge ist und bleibt der russische Markt aufgrund seiner Größe und seines Potentials für österreichische Unternehmen äußerst interessant. Knapp 700 österreichi- sche Niederlassungen in Rußland stärken Ös - terreichs Position als wichtiger Wirtschafts- partner. Präsident Putins Österreich-Besuch ist eine Ehre und ein Signal, daß es für den Ausbau der österreichisch-russischen Wirt- schaftsbeziehung in Österreich wie in Ruß- land auch die entsprechende politische Un - terstützung gibt.“

OMV und Gazprom unterzeichnen Vertragsverlängerung Im Beisein von Präsident Putin und Bun - deskanzler Kurz unterzeichneten Alexey Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Mil ler, Chairman des Gazprom Management Die beiden Präsidenten Van der Bellen und Putin vor dem Gemäle »Allegory of Peace, Art Committee und Rainer Seele, Vorstandsvor- and Abundance« von Hans von Aachen (1552-1615) aus der Eremitage St. Petersburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 13 Österreich, Europa und die Welt Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Vor Werken aus der Eremitage St. Petersburg (v.l.): deren Direktor Mikhail Piotrovsky, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Bundes- kanzler Sebastian Kurz, Präsidentengattin Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Staatspräsident Wladimir Putin, KHM-Generaldirektorin Sabine Haag, Außenministerin Karin Kneissl und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Im Bild unten: die Eröffnung. zu Gast“ eröffnet – und dabei das Koopera- tionsprojekt der beiden Museen auch zum Symbol für die Politik erklärt. „Ihre Anwesenheit am heutigen Abend ist eine Auszeichnung“, streute Alexander Van der Bellen seinem Amtskollegen Rosen. Die Bezeichnung der Ausstellung als „Die Ere- mitage zu Gast“ und damit des KHM als Gastgeber sei symbolträchtig, sehe sich doch auch Österreich traditionell als Gastgeber, was sich nicht zuletzt beim anstehenden EU- Vorsitz erweisen werde. Daß nun Werke aus der St. Petersburger Gemäldegalerie und da- mit Rußland bis Anfang September in Wien

präsent sei, gehe über die Bedeutung der Aus - HBF / Peter Lechner Foto: stellung hinaus: „Ich sehe darin ein Zeichen beschied auch Präsident Vladimir Putin, um Gottfried Semper nicht nur die Oper in Dres- für die Zusammenarbeit und den Dialog.“ danach die in einem Saal Platz findende den gebaut hat, sondern auch dieses wunder- Und schließlich schaffe die 28 Werke umfas- Gegenüberstellung von 14 Werken der Ere- bare Museum“. sende Zusammenstellung, einen Perspekti- mitage mit 14 Pendants aus dem KHM in Vladimir Putin lobte die freundschaftli- venwechsel. „Rußland als Teil Europas zu den höchsten Tönen zu loben. che Atmosphäre des Arbeitsbesuches. „Diese begreifen, das kann uns diese Ausstellung „Das ist ein einmaliges Experiment“, Einstellung wird sehr gute und wichtige Fol- ver mitteln“, so Van der Bellen. machte der russische Staatschef klar: „So et - gen für unsere Länder haben, auch im wirt- Die Schau wird von den beiden Energie- was hat es meiner Auffassung nach noch nie schaftlichen Bereich.“ Man habe auch die riesen Gazprom und OMV aus Anlaß ihrer gegeben. Das können nur zwei führende Mu - Pläne für die Zukunft der kulturellen Koope- fünf Jahrzehnte währenden Kooperation ge- seen der Welt machen.“ Daß das KHM zu ration besprochen, und so werde in der Zu- sponsert, weshalb sich entsprechend viele diesen gehöre, habe er nicht zuletzt durch die - sammenarbeit zwischen Österreich und Ruß- einschlägige VertreterInnen eingefunden hat - se Schau gelernt: „Ich war vorher der Mei- land 2019 der Jugendaustausch im Mittel- ten – von Deutschlands Altbundeskanzler nung, daß die Eremitage keine Mitbewerber punkt stehen. n Gerhard Schröder bis zum OMV-Vorstands- hat – ich bin eines Besseren belehrt worden.“ http://www.bundespraesident.at vorsitzenden Rainer Seele. „Das ist eine Art Und das betreffe nicht nur die Sammlung, http://www.bka.gv.at Geschenk zum 50-Jahr-Jubiläum der Zusam - sondern auch den Bau am Maria-Theresien- http://www.bmeia.gv.at menarbeit zweier Staaten im Energiesektor“, Platz selbst. Man könne „stolz sein, daß Beitrag über die Ausstellung ab Seite 90

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 14 Österreich, Europa und die Welt Gedenken in Maly Trostenez

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei Gedenkfeier im Vernichtungslager Maly Trostenez in Belarus mit seinen Amtskollegen aus Deutschland und Weißruß- land und seinem Amtsvorgänger Heinz Fischer Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer und Alt-Bundespräsident Heinz Fischer mit Gattin Margit undespräsident Alexander Van der Bel- Blen hat am 29. Juni in Weißrußland Ös - ter reichs Mitverantwortung an den Verbre- chen des Nationalsozialismus unterstrichen. Bei der Eröffnung einer Gedenkstätte im NS- Vernichtungslager Maly Trostenez sagte er, auch Österreicher hätten sich an den Gräuel der Nationalsozialisten beteiligt. In dem Lager waren auch mehr als 10.000 Österreicher umgekommen. Es han- delte sich um bis zu 13.000 österreichische Juden, die nach Weißrußland deportiert und dort ermordet worden waren. Zwischen 1942 und 1944 wurden bei Maly Trostinez nahe der weißrussischen Hauptstadt Minsk 40.000 bis 60.000 Menschen ermordet, darunter neben Juden auch sowjetische Kriegsgefangene oder Partisanen. Die Opfer wurden zumeist im nahegelegenen Wald von Blagowscht- / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede. Im Hintergrund zu sehen sind schina und ab 1943 im Wald von Schasch- (v.l.) Weißrußlands Präsident Alexander Lukaschenko und Deutschlands Bundespräsident kowka erschossen oder vergast. Frank Walter Steinmeier

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 15 Österreich, Europa und die Welt

Bei der Gedenkfeier im Beisein seiner Amtskollegen Alexander Lukaschenko aus dem Gastgeberland, mit dem am Nachmittag noch ein separates Treffen auf dem Programm stand, und Frank-Walter Steinmeier (Deutsch- land) hielt der Bundespräsident fest, daß nach dem Zweiten Weltkrieg „der Wille zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Na- tionalsozialismus in Österreich mehr als zö - gerlich“ gewesen sei. Der Wortlaut der Moskauer Deklaration von 1943 sei lange dazu mißbraucht worden, „um Österreich, das man nur als das erste Opfer Hitlerdeutschlands wahrnehmen woll- te, aus der Verantwortung zu nehmen“. Heu - te aber stehe Österreich zu seiner Mitverant- wortung. Belarus (Weißrußland) und seine Bevöl- kerung hätten durch Nazideutschland eben- falls „unaussprechliche Leiden“ erdulden Ein Eindruck von der Gedenkfeier müssen, erinnerte Van der Bellen. Die Ge- schichte von Maly Trostenez und seinen Op - fern sei aber im Gegensatz zu anderen La- gern („Die Leute kennen Auschwitz, und das ist wichtig“) allzu lange ein weißer Fleck auf der Landkarte westeuropäischer Erinnerung gewesen. Jedoch sei das „Vergessen und Verdrän- gen“ in den letzten Jahren einem erstarken- den Willen zum Erinnern und Aufarbeiten ge - wichen“, meinte Van der Bellen. „Nicht nur in Österreich, sondern in Europa, wo es im- mer wieder länderübergreifende Zusammen - arbeit zum Lernen aus der Geschichte gibt.“ Alexander Van der Bellen sprach Präsident Alexander Lukaschenko – der 63jährige steht seit fast 24 Jahren an der Staatsspitze von Belarus – in diesem Zusammenhang „beson- deren Dank“ aus für die Möglichkeit, „hier gemeinsam bei der Aufarbeitung der schwie- / Carina Karlovits Fotos: HBF rigen Vergangenheit zusammenzuwirken“. Mit Rosensträussen auf dem Weg zum Gedenkstein (v.r.): Bundespräsident Alexander Van Zuvor hatte der Bundespräsident mit der der Bellen, Weißrußlands Präsident Alexander Lukaschenko und Deutschlands Bundes- präsident Frank Walter Steinmeier Pflanzung einer Birke den Grundstein für ein österreichisches Denkmal für die Opfer von warnte Van der Bellen. „Männer, Frauen, Kin - und die Namen der Toten nicht endgültig dem Maly Trostinez gelegt. „Möge diese Birke der, die noch einige Tage zuvor in den Stras- Vergessen anheimfielen, sei letztlich aber ste hen für das Licht, mit dem wir die dun- sen Wiens unsere Nachbarinnen und Nach- nicht das Verdienst der Politik gewesen. klen Winkel unserer Vergangenheit erhel- barn waren, wurden hier ihrer letzten Habse- Bezüglich der österreichischen Opfer sei len“, so der Bundespräsident. In Maly Tro- ligkeiten beraubt, in den Wald von Blagow - dies vielmehr einer „privaten Initiative von stenez seien mehr jüdische ÖsterreicherIn- schtschina zu vorbereiteten Gruben getrie- Österreicherinnen und Österreichern und nen ermordet worden, „als in irgendeinem ben, an deren Rand sie sich aufstellen muß- dem Engagement einiger weniger zu verdan- anderen Vernichtungslager“, erinnerte Van ten, und mit Genickschuß ermordet. Den ken“", erinnerte der ehemalige Grünen-Chef der Bellen auch im Beisein von Altbundes- Lärm der Schüsse überdeckten ihre Mörder, und hob „die großartige Arbeit von Waltraud präsident Heinz Fischer und dessen Ehefrau unter ihnen auch Österreicher, mit Laut- Barton und ihres Vereins IM-MER“ sowie Margit Fischer. Ihre Familie hatte während sprechermusik.“ das Engagement des Nationalfonds der Re- des Zweiten Weltkriegs Opfer zu beklagen, Von den tausenden WienerInnen, die publik Österreich für die Opfer des National- die ihr Leben in Maly Trostenez ließen. hierher deportiert wurden, überlebten gerade sozialismus hervor. „Am Beispiel dieser Vernichtungsstätte einmal 17 „diese Hölle“, betonte der Bun - Waltraud Barton habe mit Ihrer Initiative wird auch auf besondere Weise deutlich, despräsident dem Redemanuskript zufolge. „nicht nur die Namen der Opfer ihrer eige- wozu die menschliche Natur fähig ist“, Dass der „Schreckensort“ Maly Trostenez nen Familie bewahrt, sondern darüber hin-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 16 Österreich, Europa und die Welt aus dem kollektiven Gedächtnis Österreichs einen wertvollen Dienst erwiesen“, sprach der Bundespräsident seinen expliziten Dank aus. „Daß der unbeirrbare Einsatz von Bürgerin- nen und Bürgern die Schritte zur Umsetzung dieses Denkmals angestoßen hat, macht ein- mal mehr deutlich, was eine engagierte und entschlossene Zivilgesellschaft bewirken kann.“ Erst dieses Engagement habe einen Neu- beginn in der österreichischen Erinnerung an die Toten von Maly Trostenez ermöglicht. Es stimme nachdenklich, „daß wir erst heute hier gemeinsam stehen, um den Grundstein für dieses Denkmal zu legen“, meinte der Bundespräsident. „Erst heute, das heißt fast 77 Jahre nach den ersten Deportationen von Wiener Jüdinnen und Juden nach Minsk.“ Altbundespräsident Heinz Fischer rief in Erinnerung, daß 2018 ein Jubiläumsjahr sei, Die Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier und Alexander Van der Bellen legen beim in dem der 100. Jahrestag der Ausrufung der Gedenkstein gemeinsam Rosen nieder. Ersten Republik, aber auch des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich 1938 ge - dacht werde. Es sei unfaßbar, daß während des folgenden Nationalsozialismus Tausende Menschen hierher gebracht worden sei, um sie systematisch zu ermorden. Zumal das Tö ten mit einer „bürokratischen Exaktheit durchexerziert“ worden sei. Geplant ist die Errichtung eines vom Architekten Daniel Sanwald entworfenen Denkmals, das aus einem Wettbewerb her- vorging, bestehend aus zehn gleich große steinernen Stelen – als Symbol für die zehn „Wiener Transporte“ nach Maly Trostenez. Bruchkanten zeigen das willkürliche Her- ausreißen der Opfer aus der Gesellschaft. Österreichs Botschafter in Minsk, Bernd Alexander Bayerl, hielt zudem fest, daß auch Angehörige anderer Religionsgemeinschaf- ten sowie verschiedener politischen Gruppie- / Carina Karlovits Fotos: HBF rungen (Kommunisten, Sozialisten, Christ- Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer im »Wald der Er - innerung« in Blagowschtschina lichsoziale) an diesem Ort getötet worden seien. bie aber keinen Halt vor Landesgrenzen ma - meinsames Europa wolle, müsse um die Ge- Getragene Trauermusik aus Lautspre- chen, warnt er. schichte wissen, erklärte Steinmeier. chern und züngelnde Flammen auf Video- Präsident Steinmeier erklärte, „das Wis- Mit Lukaschenko hatte Van der Bellen walls sorgten bei der Eröffnung für einen sen, um das was hier geschehen ist“, werde vor seinem Rückflug noch einen Gesprächs- feierlichen Rahmen. An den Bäumen des „zu einer tonnenschweren Last“. Was hier termin. Dabei wollte er auch jene Themen rundum liegenden Waldes erinnerten gelbe geschehen sei, habe tiefe Wunden geschla- an schneiden, derentwegen das Verhältnis Namenszettel an die vielfach aus Wien stam- gen. Die Errichtung einer Gedenkstätte sei von Belarus zur EU nicht so sei, wie es sein menden Opfer. Zum Beispiel Therese Füch- da her von unschätzbarem Wert und erst durch könnte, sagte der Bundespräsident und nann- sel, Berthold Altenstein und Ziwie Messer, die Bereitschaft Weißrußlands zur Versöh- te die Todesstrafe als Beispiel, die in Weiß- unter deren Gedenkbaum Van der Bellen nung möglich geworden. rußland noch aktuell sei. Hingegen seien die nach jüdischer Tradition einen Stein nieder- Er stehe hier „voller Scham, welches wirtschaftlichen Beziehungen gut, konsta- legte. Leid Deutsche über dieses Land“ gebracht tierte Alexander Van der Bellen. Auf diesem Es gelte, durch das gemeinsame Erinnern hätten. Gebiet dürfte es bereits Vertrauen geben, an die Vergangenheit eine gute Zukunft zu Die gemeinsame europäische Verantwor- schlußfolgerte der Bundespräsident. APA/PRK schaffen, erklärte Präsident Lukaschenko. tung von „nie wieder Krieg“ gründe auf dem http://www.bundespraesident.at Heutzutage würden Nazismus und Xenopho- Wissen, was hier geschehen sei. Wer ein ge- https://de.wikipedia.org/wiki/Vernichtungslager_Maly_Trostinez

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 17 Österreich, Europa und die Welt Meinungsaustausch mit EP-Präsident Tajani

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: Enge Kooperation zwischen EU-Parlament und nationalen Parlamenten im Interesse Europas notwendig Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Gruppenfoto von der Konferenz der Präsidenten des europäischen und des österreichischen Parlaments in WIen urz vor der Übernahme des EU-Rats- tausch unterschiedlicher Argumente sei wich - Nationalratspräsident vor allem auch Initiati- Kvorsitzes durch Österreich, der auch tig und notwendig und trage wesentlich zum ven zur Stärkung von Demokratie und eine wesentliche parlamentarische Dimen- Gelingen eines bürgernahen Europas bei, so Rechtsstaatlichkeit am Westbalkan plant. sion umfaßt, hatten MandatarInnen aller fünf der allgemeine Tenor der Diskussion. Man Parlamentsparteien am 19. Juni die Möglich- könne sich durchaus weitere Formate im In- Todt: Wir brauchen ein Europa, das keit, mit dem Präsidenten des EU-Parlaments, teresse einer engeren Zusammenarbeit über- den sozialen Zusammenhalt schützt Antonio Tajani, und den Fraktionsvorsitzen- legen. Tajani bedauerte in diesem Zusam- Der Bundesratspräsident griff das Motto den einen Meinungsaustausch über die in - menhang, daß das Europäische Parlament im des österreichischen Ratsvorsitzes „Europa, haltlichen Schwerpunkte für die kommenden Gegensatz zu den nationalen Parlamenten das schützt“ auf und will dies nicht nur unter sechs Monate zu führen. Die Aussprache fand noch immer über kein Initiativrecht verfügt. dem sicherheitspolitischen, sondern vor allem unter dem Vorsitz von Nationalratspräsident Für Nationalratspräsident Sobotka bieten auch unter einem sozialpolitischen Aspekt Wolfgang Sobotka und Bundesratspräsident die geplanten interparlamentarische Tagun- sehen. „Wir brauchen ein Europa, das den Reinhard Todt statt. gen im Herbst zur Gemeinsamen Außen- und sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft in Sicherheitspolitik sowie zur EU-Wirtschafts- der EU und darüber hinaus schützt“, sagte Sobotka: Das Parlament plant eigene und Finanzpolitik aber auch die Konferenz Todt. Europa stehe derzeit vor großen Her- Initiativen zur Stärkung von Demo- der Parlamentarischen Versammlung Europa- ausforderungen und gerate durch äußere po - kratie und Rechtsstaatlichkeit am Lateinamerika (EuroLat-PV) eine gute Ge le - litische Umstände, aber auch durch Entwik- Westbalkan genheit, parlamentarische Impulse zu geben. klungen innerhalb der Union massiv unter Sobotka unterstrich die zunehmende Be - Als ein besonderes Anliegen unterstrich er Druck. Der Fokus müsse daher auf einem ge - deutung der parlamentarischen Dimension die europäische Perspektive für die Staaten einten Europa liegen, man müsse einen Pol und einer engen Abstimmung zwischen dem des Westbalkans und appellierte an die Gä - der Stabilität schaffen, von dem Sicherheit, Parlament des Vorsitzlandes und dem Euro- ste, diese Länder auch weiterhin aktiv auf Frieden und sozialer Wohlstand ausgehe. Die - päischen Parlament, um Fortschritte im ge - ihrem Weg in die EU zu unterstützen. Am 9. se Position wurde von vielen unterstützt, wo - meinsamem europäischem Interesse zu er- Oktober wird sich eine Konferenz im Parla- bei sich einige vehement für eine Sozial- zielen. Der intensive parlamentarische Aus- ment mit diesem Thema befassen, wobei der union einsetzten. Einigkeit bestand auch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 18 Österreich, Europa und die Welt

darin, daß man sich – auch im Zusammen- hang mit der Frage der sozialen Sicherheit – dem Thema Digitalisierung noch mehr wid- men müsse, vor allem auch auf der Ebene der Volksvertretungen. Der österreichische Bundesrat befaßt sich seit längerer Zeit intensiv mit diesen Fragen. Als Vorsitzender der Länderkammer ist Todt auch das Prinzip der Subsidiarität wich- tig. Dieses dürfe aber nicht als Nationalis- mus-Keule mißbraucht werden, warnte er.

Tajani: Lösung der Migrationsfrage ist eine Überlebensfrage der EU Als eine der wesentlichen Herausforde- rungen bezeichneten die österreichischen so - wie die EU-ParlamentarierInnen die Lösung

der Migrationsfrage, wenn auch mit unter- Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: schiedlichen Zugängen. Wenn es dafür keine v.l.: Bundesratspräsident Reinhard Todt, Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und europäische Lösung gibt, dann kommen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka nationale Lösungen, und das führt zu einem Große Sorge bereitet den Parlamenta - wenngleich er einräumte, daß die gegenwär- Konflikt zwischen den Mitgliedsstaaten, der rierInnen auch die aggressive Handelspoli- tige Politik der USA den globalen Klima- das Überleben der Union gefährdet, warnte tik, die eine klare Antwort der EU erfordert, schutz erschwere. Tajani eindringlich. Notwendig sei der Schutz zumal gerade der Stahlsektor als einer der Thema war auch kurz der Mehrjährige der Außengrenzen sowie eine enge Koopera- Schlüsselbereiche europäischer Industriepo- Fi nanzrahmen, wobei Tajani die Position des tion mit Drittstaaten, wobei Solidarität mit litik betroffen ist. Europäischen Parlaments nach einer Aus- Bestimmtheit zu verknüpfen sei. Tajani kann Tajani möchte auch einen Fokus auf den weitung auf 1,3 Prozent des Bruttonational- sich auch die Einrichtung sogenannter Hot- Klimaschutz legen und sieht dabei die Wirt- einkommens bekräftigte. Das bedeute kei- spots vorstellen, dazu müßten aber auch fi - schaftspolitik keineswegs als Gegner. Viel- neswegs, daß die BürgerInnen mehr zahlen nanzielle Entscheidungen getroffen werden. mehr bringe eine digitalisierte Wirtschaft müssen, vielmehr gehe es um mehr Eigenmit- Die Einbindung der UNO und die strikte und die Forcierung von E-Mobilität weniger tel, stellte er fest. n Gewährleistung der Menschenrechte sieht er Schadstoffausstoß. Europa sollte seine Vor- http://www.parlament.gv.at dabei als unabdingliche Voraussetzung. reiterrolle weiter ausbauen, sagte Tajani, Quelle: Parlamentskorrespondenz Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Ein Blick auf die KonferenzteilnehmerInnen in der Wiener Hofburg, dem Ausweichquartier des Parlaments während der Sanierungsarbeiten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 19 Österreich, Europa und die Welt Kneissl bei internationalen Organisationen in Genf

ußenministerin Karin Kneissl besuchte Aam 26. Juni die internationalen Organi- sationen in Genf. In ihrer Rede vor der UNO-Abrüstungskonferenz betonte sie die Be deutung des Atomwaffensperrvertrages, an dessen Zustandekommen Österreich in den vergangenen Jahren führend mitgearbeitet hatte: „Nachdem Biologie-und Chemiewaf- fen seit Jahren verboten sind, hat der Atom- waffenverbotsvertrag endlich auch für die schrecklichste Massenvernichtungswaffe ein Verbot gebracht.“ Die Außenministerin ver- urteilte den Einsatz von Chemiewaffen, wie in Syrien, und forderte die Schaffung eines unparteiischen multilateralen Mechanismus zur Feststellung der Verantwortlichen. Außenministerin Karin Kneissl bei der UN-Abrüstungskonferenz in Genf… Rede vor dem UNO-Menschenrechtsrat „Es gibt keine sinnvolle Alternative dazu, die gemeinsamen Probleme durch Dialog, Koordination und internationale Zusammen- arbeit zu bewältigen“, erklärte Kneissl in ihrer Rede vor dem UNO-Menschenrechts- rat und verwies auf das 25jährige Jubiläum der Wiener Weltkonferenz für Menschen- rechte, die wesentlich zum Aufbau des inter- nationalen Systems zum Schutz der Men- schenrechte beigetragen hatte. Außerdem er- suchte die Außenministerin um Unterstützung für die österreichische Kandidatur für die Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat im Zeitraum 2019-2021.*) Der Schutz der Frauenrechte bildete einen Schwerpunkt der laufenden Tagung des Menschenrechtsrates. Die Außenministerin … bei ihrer Rede vor dem Plenum des UN-Menschenrechtsrats … verurteilte in ihrer Rede die Tatsache, daß im Jahr 2018 noch immer mehr als 200 Millio- nen Frauen und Mädchen Opfer weiblicher Genitalverstümmelung werden. „Diese mas- sive Verletzung der Rechte von Frauen und Mädchen ist durch keine religiöse, kulturelle

*) Der UN-Menschenrechtsrat löste im Rahmen der von UN-Generalsekretär Kofi Annan vorangetriebe- nen Reform der Vereinten Nationen im Juni 2006 die UN-Menschenrechtskommission ab. Der Rat kann, wie bereits die Menschenrechtskommission, mit absoluter Mehrheit die Entsendung von Beob- achtern zur Überwachung der Menschenrechtssitua- tion in einem Mitgliedsstaat beschließen. Jedoch gehören ihm nur noch 47 Mitglieder an, seitdem einige institutionelle Änderungen vorgenommen

wurden. Fotos: BMEIA https://de.wikipedia.org/wiki/UN-Menschenrechtsrat … und bei ihrem Treffen mit UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 20 Österreich, Europa und die Welt oder andere Gründe zu rechtfertigen“, so Kneissl. Die ADA, die Agentur der Österrei- chischen Entwicklungszusammenarbeit, stel- le daher für 2018 eine Million Euro für Pro- jekte gegen weibliche Genitalverstümme- lung in Ländern des Sahel und am Horn von Afrika zur Verfügung. Einen weiteren Programmpunkt bildete eine Podiumsdiskussion zum Schutz von Bin- nenvertriebenen, einem jahrzehntelangen Schwerpunkt des österreichischen men- schenrechtlichen Engagements.

Treffen mit Filippo Grandi, Yves Daccord und Staffan de Mistura Im Rahmen ihres Besuches in Genf traf Fotos: BMEIA die Außenministerin zudem mit dem UNO- Die Außenministerin traf auch den Generalsekretär des IKRK, Yves Daccord, sowie … Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, dem Generalsekretär des Internationalen Ko - Nachbarstaaten Syriens sowie Migrationsbe- professioneller Partner bei der Leistung mitees des Roten Kreuz (IKRK) Yves Dac- wegungen in Nordafrika. IKRK-Generalse- humanitärer Hilfe, selbst in den gefährlich- cord sowie mit dem UNO-Sondergesandten kretär Daccord dankte der Ministerin für die sten Konfliktregionen in Syrien, Jemen, für Syrien Staffan de Mistura zusammen. deutlich gestiegenen finanziellen Beiträge Süd sudan oder Afghanistan“, so die Außen- Mit Hochkommissar Grandi besprach Kneissl Österreichs an seine Organisation. „Das ministerin. n die aktuellen Flüchtlingsbewegungen in den IKRK ist für uns ein höchst verläßlicher und https://www.bmeia.gv.at

Konsularischer Schutz im Ausland im Rahmen der Europäischen Union

Schon Artikel 23 des EU-Vertrags besagt, daß außerhalb des Hoheitsgebiets der Europäischen Union jeder EU-Bürger sich an eine Botschaft oder Konsulat eines jeden anderen EU-Mitgliedsstaats wenden kann, wenn sein eigener Staat dort keine Botschaft oder kein Konsulat hat und er diplomatischen oder konsularischen Schutz benötigt. Gewährt werden muß diese Hilfeleistung unter denselben Bedingungen wie sie für die eigenen Staatsangehörigen dieses Staates gelten. Nähere Bestimmungen zur Konkretisierung und Harmonisierung dieses Rechtsanspruchs sind in einer Richtlinie zur Erleichterung des konsularischen Schutzes von nicht vertretenen Unionsbürgern in Drittländern enthalten, die alle Mit- gliedsstaaten bis 1. Mai 2018 in ihr nationales Recht umsetzen mußten. Wenn Sie sich demnach außerhalb der EU in einem Staat aufhalten, in dem Österreich keine Vertretungsbehörde hat, kön- nen auch Sie als AuslandsösterreicherIn sich an die Botschaft oder Konsulat eines anderen Mitgliedsstaats mit dem Ersu- chen um Schutz wenden. Grundsätzlich können Sie sich an jeden anderen Mitgliedsstaat wenden, doch kann vor Ort eine Arbeitsteilung zwischen den Botschaften und Konsulaten vereinbart sein; Ihr Ersuchen um Schutz wird dann umgehend an den zuständigen Mitgliedsstaat weitergeleitet. Dieser konsularische Schutz umfaßt unter anderem die Hilfeleistung bei Festnahme oder Haft, zum Schutz der Opfer einer Straftat, bei einem schweren Unfall oder einer schweren Erkrankung, bei einem Todesfall oder bei der Unterstützung und Rückführung in Notfällen. Nachweisen müssen Sie dafür Ihre Unionsbürgerschaft, am einfachsten durch Vorlage eines Reisepasses oder Personalaus- weises, doch kann dies auch auf andere Weise geschehen. Weiterführende Informationen, insbesondere auch zu den Botschaften oder Konsulaten der EU Mitgliedsstaaten weltweit, finden Sie auf der Homepage der EU: https://ec.europa.eu/consularprotection/content/about-consular_de

Ein Beitrag des Büros für AuslandsösterreicherInnen im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Ú

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 21 Österreich, Europa und die Welt 23. Europa-Forum Wachau im Stift Göttweig

LH Mikl-Leitner: Europa wird erfolgreich sein, wenn es auf Zukunftsthemen setzt – Podiumsdiskussion mit Vertretern der Westbalkan-Staaten Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA v.l.: Duško Markovic, Premierminister von Montenegro, Andrej Plenkovic, Premierminister der Re publik Kroatien, Ana Brnabic, Premier- ministerin der Republik Serbien, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die bulgarische Ministerin Lilyana Pavlova, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Abt Columban Luser, Landesrat Martin Eichtinger und Moderator Prof. Paul Lendvai

uropa-Landesrat Martin Eichtinger er - ma auch die bevorstehende EU-Ratspräsi- die blau-gelben Farben Europas auch seit Eöffnete das internationale Forum gemein- dentschaft“, so Eichtinger. Ewigkeiten die Landesfarben von Nieder- sam mit Landeshauptfrau Johanna Mikl- „Großbritanniens Ausstieg aus der EU ist österreich seien. Leitner. 600 Gäste aus ganz Europa waren ein schwerer Verlust für Europa, der ‚Brexit‘ „Eine große Verantwortung steht Öster- dabei im Stift Göttweig zusam men getroffen. zeigt aber eines ganz klar: Richtungsweisen- reich bevor, wenn wir heuer zum dritten Mal „Es freut und ehrt mich zugleich, das 23. de Entscheidungen einer Gesellschaft benö- die EU-Ratspräsidentschaft ausrichten“, so Europa-Forum Wachau veranstalten und tigen einen qualifizierten Konsens“, so Eich- Eichtinger. „Das Ziel lautet klar: Der Herz- eröffnen zu dürfen. Zahlreiche hochrangige tinger. „In Niederösterreich stehen wir für schlag Europas muß in den Regionen pulsie- Gäste sind an diesen Tagen in der Wachau zu Stabilität, Sicherheit und für das Miteinan- ren. Dazu müssen wir die Regionen weiter Gast. Im Fokus steht neben dem Generalthe- der.“ Der Landesrat erwähnte eingangs, daß stärken. Der EU-Finanzrahmen ist dabei für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 22 Österreich, Europa und die Welt Foto: NLK / Pfeiffer Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ihrer Begrüßungsrede Niederösterreich wesentlich. Wir haben ge - kämpft und dank Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner einen Teilsieg errungen. Es ha- ben sich 342 europäische Regionen unter der Führung von unserer Landeshauptfrau zu - sammengeschlossen und dadurch ihr Ziel in Brüssel erreicht: allen Regionen in der EU werden weiterhin Fördermittel zur Verfügung gestellt“, so Eichtinger. „Wir haben bereits ein nächstes Ziel: Die EU-Fördermittel für Niederösterreich müssen gesichert bleiben.“ „Mit unseren vielfältigen Regionalpro- jekten setzen wir wichtige Impulse für grenzüberschreitende Maßnahmen, die unse- re gemeinsame Europa-Identität formen und festigen. Die EU muß für alle Niederöster- reichinnen und Niederösterreicher spürbar sein, deshalb haben wir das heurige Europa- Forum Wachau geöffnet und bürgernaher Foto: NLK / Burchhart Foto: gestaltet“, so Eichtinger. Niederösterreichs Europa-Landesrat Martin Eichtinger „Wir haben nicht nur eine niederösterrei- chische und österreichische Identität, son- Mikl-Leitner, Europa werde dann erfolgreich räume St. Pölten/Wien/Bratislava, Linz/ dern auch eine Europäische. Darauf sollten sein, „wenn es den Menschen ein sicheres Wels/Süddeutschland und Budweis/Prag und wir stolzer sein, als wir es derzeit sind“, so Zuhause bietet“. Angesichts von Terror und Brünn verbindet – und gleichzeitig das nörd- Eichtinger. „Denn für die meisten Menschen Migrationskrise brauche es mehr denn je liche und östliche Niederösterreich anbin- ist Europa nur ein politischer Begriff. Euro- eine ge meinsame europäische Sicherheits- det.“ pa ist jedoch viel mehr: es hat uns Frieden strategie, es brauche ausreichend Mittel für Um erfolgreich zu sein, müsse Europa gesichert, Stabilität gebracht und unsere einen europäisch organisierten Grenz- und „weiterhin auf die Regionen und gewachse- Lebensqualität gesteigert. Dessen sollten wir Küstenschutz, und es brauche eine enge Ver- ne Strukturen setzen“, nannte die Landes- uns tagtäglich bewußt sein.“ zahnung der nationalen Streitkräfte. hauptfrau einen weiteren Aspekt. Statt „eu- Landesrat Eichtinger dankte dann seiner Weiters betonte Mikl-Leitner: „Europa ropäisch oder national“ sollte es heißen Vorgängerin Barbara Schwarz für die profes- wird dann erfolgreich sein, wenn es auf Zu- „europäisch und regional“, betonte sie: „Eu- sionelle Vorarbeit in den vorangegangenen kunftsthemen setzt – Regionen und Men- ropa ist unser Dach, die Region ist unser Jahren. schen miteinander vernetzt.“ In diesem Zu– Wohnzimmer. Beides gemeinsam ist unser sammenhang sei Niederösterreich „ein Vor- Haus.“ Starke und handlungsfähige Regio- Landeshauptfrau Mikl-Leitner: zeige-Beispiel“, verwies sie auf den Aufbau nen müßten auch in Zukunft ausreichend Auf Zu kunftsthemen setzen der Wissenschaftsachse mit Einrichtungen Mittel zur Verfügung haben, forderte sie: „Im oing less more efficiently – Fokus auf wie dem IST oder den Ausbau der Konkreten betrifft das die Regionalförde- Ddas Wesentliche als Leitthema der Zu- Mobilität, bei dem man den europäischen rung und Förderungen im Agrarbereich, die kunft Europas“ – so lautete das Generalthe- Gedanken lebe, etwa mit dem Konzept einer für die Entwicklung vieler Regionen und Ar - ma des Europa-Forums Wachau. In ihrer neuen Straßenverbindung durch Mitteleuro- beitsplätze in der Landwirtschaft entschei- Eröffnungsrede Landeshauptfrau Johanna pa: „Eine Europaspange, die die Wirtschafts- dend und unverzichtbar sind.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 23 Österreich, Europa und die Welt

der aktivste Finanzinvestor in anderen Re - gionen der Welt, so Jo hannes Hahn.

Der zweite Tag Der zweite Veranstaltungstag stand im Zeichen einer hochkarätig besetzten Podi- umsdiskussion. Nach der Begrüßung durch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bundeskanzler Sebastian Kurz diskutierten die Premierminister der Republik Kroatien, Montenegro und der Republik Serbien, Andrej Plenkovic, Duško Markovic und Ana Brnabic sowie der stellvertretende Exekutiv- Direktor von Frontex, Berndt Körner, über das Thema Sicherheit und Migration. Für Landeshauptfrau Mikl-Leitner hätten die Workshops mit Schülern, Studenten und EU-Gemeinderäten, die heuer im Vorfeld des Europa-Forums erstmals abgehalten wurden gezeigt, daß sich die jungen Menschen „als Europäer fühlen und verstehen“. Sie hätten

Foto: BMEIA sich in diesen Workshops unter anderem da- Außenministerin Karin Kneissl, die bulgarische Ministerin Lilyana Pavlova und Johannes Hahn, für ausgesprochen, die positiven Errungen- EU-Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen schaften der Europäischen Union durch die Blümel: Mit Europa aufgewachsen Die Moderation der Plenarveranstaltung Politik und die Medien selbstbewußter vor „Für mich ist Europa Heimat“, sagte der erfolgte durch Prof. Paul Lendvai. den Vorhang zu holen und „dieses Europa Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und transparenter und für die Menschen besser Medien im Bundeskanzleramt der Republik Ein Europa, das schützt spürbar werden zu lassen“. Österreich, Gernot Blümel: „Dieses Europa Im Zuge des Eröffnungstages fand auch Stabilität und Sicherheit brauche es nicht ist für meine Generation etwas, womit wir eine prominent besetzte Podiumsdiskussion nur innerhalb von Europa, sondern auch an aufgewachsen sind.“ Er erinnerte aber auch zum Thema „Ein Europa, das schützt: Stabi- den EU-Außengrenzen und in den Westbal- an die Abstimmung der Briten im Jahr 2016 lität in der Nachbarschaft, insbesondere am kan-Ländern, so Mikl-Leitner weiter. Es sei und an die Migrationskrise: „Hier ging auch Westbalkan und in Südosteuropa“ statt. Un - deshalb „unsere gemeinsame Verantwortung Vertrauen in Europa verloren.“ Im Zuge der ter dem Vorsitz von „Welt“-Korrespondentin und Aufgabe“ den Westbalkan-Ländern eine österreichischen Ratspräsidentschaft wolle Stefanie Bolzen diskutierten Valentin Inzko glaubhafte und konkrete Perspektive zu ge - man Antworten geben auf die Fragen nach (Hoher Repräsentant für Bosnien und Herz- ben. Damit die Westbalkan-Staaten „unter Migration, Wohlstandsverlust und Stabilität. egowina), Lilyana Pavlova (Ministerin für dem gemeinsamen Dach Europas einziehen die Bulgarische Präsidentschaft im Rat der können“ müßten die Länder „an unsere Stan- Kneissl: Sind Teil eines EU) und Johannes Hahn (EU-Kommissar für dards“ herangeführt und die demokratische europäischen Kulturerbes Europäische Nachbarschaftspolitik und Er- Struktur und Rechtsstaatlichkeit in diesen Karin Kneissl, Bundesministerin für Eu- weiterungsverhandlungen). Ländern gestärkt werden. „Das wäre ein Auf - ropa, Integration und Äußeres, sprach im Zu- „Jedes Jahr verlassen in Bosnien-Herze - schwung und Gewinn für die Westbalkan- sammenhang mit dem Durchbruch beim gowina 20.000 junge Menschen das Land. Länder und auch ein Gewinn für ganz Euro- Namensstreit zwischen Nord-Mazedonien Sie wollen jetzt in die EU und nicht erst pa.“ Die österreichische Rats-Präsident- und Griechenland von „der guten Nachricht 2030“, sagte Valentin Inzko in seinem Ein- schaft werde deshalb auch die Beziehungen in dieser Woche“. Dieser „diplomatische gangsstatement. Der Balkan sei „ein Expor- der EU zu ihren Nachbarn und im speziellen Seilakt“ solle „ein Vorbild sein“, meinte sie. teur von Talenten“, betonte er: „Wir haben zu den Westbalkan-Ländern in den Mittel- Mit Blick auf Südosteuropa hielt sie fest: große Talente, geben wir ihnen eine Chan- punkt stellen. „Es handelt sich hier um einen wesentlichen ce.“ Lilyana Pavlova blickte auf die zu Ende Zu den derzeitigen Verhandlungen zum Teil Europas“. Für Südosteuropa gehe es gehende bulgarische Ratspräsidentschaft zu - mehrjährigen Finanzrahmen sagte Mikl- auch „um die Perspektive: wir alle sind ein rück. 2018 sei „ein entscheidender Moment Leitner: „Die EU ist nicht nur eine Wäh- Teil eines europäischen Kulturerbes“. für Europa“, betonte sie: „Wir sprechen über rungs-Union, sondern vor allem eine Werte- die Zukunft Europas und sind mit vielen Union, und das muß sich auch im gemeinsa- Begrüßung und Moderation Her ausforderungen konfrontiert. Für Johan- men Finanzrahmen widerspiegeln.“ Die größ- Die Begrüßung seitens des Stiftes über- nes Hahn ist es „wichtig, ein europäisches te Migrationskrise seit dem Zweiten Welt - nahm Abt Columban Luser, er wünschte dem Selbstbewußtsein zu entwickeln“, denn „wir krieg habe zudem gezeigt, daß es eine EU Europa-Forum „viel Licht, Mut und Opti- Europäer sind global gesehen ein Faktor“. brauche, die „stark und gleichzeitig und fle- mismus auf dem Weg in ein zukunftsfittes Europa sei für mehr als 80 Staaten in der xibel ist“, um auf neue Herausforderungen Europa“. Welt der Handelspartner Nummer eins und reagieren zu können.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 24 Österreich, Europa und die Welt

Kurz: Die EU muß schlanker, geeinter und fokussierter werden Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte, die Europäische Union müsse sich heute in einer „stark veränderten Welt“ behaupten. Europa habe große Fortschritte erzielt etwa in der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, müsse gleichzeitig mit Großbritannien auch den Austritt eines Mitgliedsstaates verkraften. Durch die Flüchtlingskrise sei es zu mehr Spannungen innerhalb der EU gekommen. „Die EU muß schlanker, geeinter und fokus- sierter werden und die Entscheidungsprozes- se der heutigen Zeit anpassen“, ist Kurz überzeugt. Man müsse auch darüber nach- denken, ob es nicht Sinn macht, „die Kom- mission zu verkleinern und die Verwaltung zu verschlanken“. Debatten innerhalb der EU sollten zudem „auf gleicher Augenhöhe“ geführt werden. Kurz: „Die EU ist in ihrer Vielfalt geeint und nicht in ihrer Gleichheit getrennt.“ Im Mittelpunkt des österreichi- schen EU-Rats-Vorsitzes stünden Sicherheit Foto: BKA / Dragan Tatic Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte in seiner Rede: »Die EU ist in ihrer Vielfalt geeint und und der Schutz der Außengrenze, der Wett- nicht in ihrer Gleichheit getrennt.« bewerb und die Nachbarschaftspolitik.

Plenkovic: Schengenkriterien und Euro Andrej Plenkovic, Premierminister der Re - publik Kroatien, sagte im Rahmen der Podi- umsdiskussion, daß Kroatien die Schengen- Kriterien bis Mitte 2019 erfüllen und auch Mitglied der Eurozone werden wolle. Ein großes Anliegen sei Kroatien der Schutz der Außengrenzen und ein verstärkter Dialog mit den Nachbarländern.

Markovic: Zu Europa gehören Duško Markovic, Premierminister von Montenegro, bedauert es, daß es am West- balkan nach wie vor keine stabile Sicherheits - lage geben würde. Das wolle man ändern, auch um rasch „zu Europa zu gehören“. Zu - dem sei der Westbalkan eine wichtige Bar- riere für jene, die nach Europa kommen wol- len.

Brnabic: Europa ist wichtig für Balkan Ana Brnabic, Premierministerin der Re- publik Serbien, ist überzeugt, daß „Europa für den Balkan und der Balkan für Europa Foto: BKA / Dragan Tatic wichtig ist“, insbesondere was die Sicher- Der Abt von Stift Göttweig, Columban Luser, bei der Begrüßung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (rechts) und EU-Landesrat Martin Eichtinger (in der Bildmitte) heit, aber auch Werte anbelange. Bereits im Zuge der „großen Flüchtlingskrise“ habe sich gaben und Ziele von Frontex im Rahmen des Zum Abschluß dankte Landesrat Martin Serbien als „verläßlicher Partner für Europa europäischen Grenz- und Küstenschutzes. Eichtinger in seiner Funktion als Präsident erwiesen“. 1200 bis 1700 Personen seien pro Woche im des Europa-Forum Wachau allen Teilnehme- Einsatz. Frontex sei „koordinierend und un - rinnen und Teilnehmern am diesjährigen Eu- Körner: Aufgaben zu Ziele von Frontex terstützend tätig, aber auch exekutierend“ im ropa-Forum Wachau. n Berndt Körner, stellvertretender Frontex- Einsatz. Im Vorjahr habe Frontex mit 341 https://europaforum.at Exekutiv-Direktor, informierte über die Auf- Flügen 14.200 Personen rückgeführt. http://www.noel.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 25 Österreich, Europa und die Welt Wirtschafts- und Tourismus- delegation reiste nach China

Die rund 30köpfige Delegation aus dem Burgenland – mit Landeshauptmann Hans Niessl, Landtagspräsident Christian Illedits, Tourismuslandesrat Alexander Petschnig an der Spitze – absolvierte ein umfangreiches Programm. Fotos: Bgld. Landesmedienservice Wirtschafts- und Tourismusdelegation aus dem Burgenland bei der Ankunft in Hongkong am 10. Juni. Empfangen wurde sie durch den stellvertretenden Generalkonsul Michael Kratzer (re. v. LH Niessl) und Kulturrat Arnold Obermayr (re. neben Generalkonsul Kratzer).

m 10. Juni war die rund 31köpfige ADelegation – mit hochrangigen Vertre- tern aus Wirschaft und Tourismus – in Hong- kong eingetroffen, wo sie vom stellvertreten- den Generalkonsul Michael Kratzer und Kul - turrat Arnold Obermayr in Empfang genom- men wurde. Noch am selben Tag stand ein Treffen von Landeshauptmann Hans Niessl, Landtags- präsident Christian Illedits und Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Alexander Pet- schnig mit Helmut Sohmen, dem Ehrenprä- sidenten der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung freundschaftlicher und kultu- reller Beziehungen zur VR China (ÖGCF), auf dem Programm. Ein weiterer Programmpunkt war der Be- such der „Hongkong Polytechnic Universi- ty“ (PolyU), einer der angesehensten Univer - Erstes Treffen nach Ankunft der Delegation in Hongkong (v.l.): Tourismuslandesrat Alexander Petschnig, LH Hans Niessl, Helmut Sohmen, Ehrenpräsident der Österreichischen Gesell- sitäten im Bereich der Forschung, am 11. Ju- schaft zur Förderung freundschaftlicher und kultureller Beziehungen zur VR China (ÖGCF), ni. Dabei standen Gespräche im Hinblick auf Landtagspräsident Christian Illedits und Generalkonsul Michael Kratzer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 26 Österreich, Europa und die Welt

die Vertiefung der Kooperation zwischen dem Burgenland und der PolyU im Forschungs- und Bildungsbereich im Mittelpunkt; bereits in der Vergangenheit gab es eine Zusammen- arbeit der Forschung Burgenland und der PolyU im Bereich der Energieeffizienz. „Das Thema Forschung ist im Burgenland von hoher Bedeutung. Durch große Anstren- gungen ist es uns in den letzten 15 Jahren ge- lungen, die Forschungsquote nahezu zu ver- doppeln. Das Projekt ‚Open Rail Lab‘ zur Er - probung des autonomen Fahrens auf Schie- nen oder die jüngst abgeschlossene Koope - ration mit der Joanneum Research sind nur einige Beispiele für die Bemühungen des Bur - genlandes, Forschung und Entwicklung vor- anzutreiben. Gerade in China besteht großes Bild oben (v.r.): Landeshauptmann Hans Niessl, der stellvertretende Generalkonsul Michael Interesse an Kooperationen und am Aus- Kratzer und Kulturrat Arnold Obermayr. Bild unten: Hans Niessl mit Bürgermeister Ye Niuping tausch von Know-how. Von der Fortführung vor der Eröffnung der 4. Europäisch-Chinesischen Mittelstandskonferenz in Jieyang. der Zusammenarbeit zwischen der For- schung Burgenland und der Hongkong Poly- technic University können beide Seiten pro- fitieren“, so Niessl. Niessl unterstrich in seiner Präsentation die Vorreiterrolle des Burgenlandes bei der Nut zung von Windkraft, mit der bereits 150 Prozent der im Burgenland benötigten Ener- gie gewonnen würden. Als Ergebnis der Ge- spräche von Niessl, Petschnig und Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Bur- genland, mit Prof. Alex Wai, Vizepräsident der PolyU, und weiteren Vertretern der Uni- versität wurde die Vertiefung der bereits in der Vergangenheit bei einigen Projekten er - folgten Zusammenarbeit zwischen der For- schung Burgenland und der „Hongkong Polytechnic University“ vereinbart. Fotos: Bgld. Landesmedienservice Vertiefende Zusammenarbeit mit der „Hongkong Polytechnic University“ vereinbart. V.l.: Professoren der PolyU, Kulturrat Arnold Obermayr (3.v.l.), Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland, LR Alexander Petschnig, Prof. Alex Wai, Vizepräsident der PolyU, LH Hans Niessl, LT-Präs. Christian Illedits, stv. Generalkonsul Michael Kratzer und Vertreter der PolyU

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 27 Österreich, Europa und die Welt Fotos: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl bei seiner Rede auf der 4. Europäisch-Chinesischen Mittelstandskonferenz in der Millionenmetropole Jieyang

Das Burgenland im Blickpunkt bei Wirtschaftskonferenz Am 13. Juni stand die Teilnahme an der 4. Europäisch-Chinesischen Mittelstands- konferenz in der Millionenmetropole Jiey- ang auf dem Programm, wo es bei der An- kunft der burgenländischen Delegation einen herzlichen Empfang durch die stellvertreten- de Oberbürgermeisterin Yao Lixuan gab. Die Region rund um Jieyang und Shenz- hen, auch „Perlflußdelta“ genannt, ist eine der dynamischsten und wirtschaftsmächtigsten Regionen Chinas. Mehr als 40 Prozent der in China 2016 beantragten Patente kamen aus dieser Region, rund 10 Prozent des chinesi- schen Bruttoinlandsprodukts werden dort er- wirtschaftet. Derzeit investiert Jieyang enorm in den Ausbau der Windkraft. Nach einer Begrüßung der Delegation Empfang durch die stellvertretende Oberbürgermeisterin Yao Lixuan in Jieyang (v.l.): Land- durch Bürgermeister Ye Niuping fand die Er - tagspräsident Christian Illedits, stv. Oberbürgermeisterin Yao Lixuan, Landeshauptmann Hans öffnung der Mittelstandskonferenz statt. Im Niessl und Landesrat Alexander Petschnig besonderen Fokus stand dabei Umwelttech- partnern aus China. „Die Mittelstandskonfe- chenden Marketingmaßnahmen sicher für den nologie; die Konferenz dient dem Aufbau renz ist eine ideale Plattform für Geschäfts- burgenländischen Tourismus nutzen“. von Kontakten zwischen Experten, potentiel- anbahnungen für kleine und mittlere Unter- Aus dem Perlflußdelta reiste die burgen- len Investoren und Unternehmen aus China nehmen. Wir konnten hier sehr gute Gesprä- ländische Delegation weiter nach Changsha und europäischen Ländern im Hinblick auf che führen, auch unsere Winzer konnten viel - in der Provinz Hunan, mit der das Burgen- künftige wirtschaftliche Kooperationen. versprechende Kontakte knüpfen. Für burgen - land seit 1989 eine Partnerschaft verbindet. Niessl präsentierte vor rund 200 Staats-, ländische Unternehmen eröffnen sich große Nach diesen erfolgreichen Erstgesprä- Industrie- und Handelsvertretern aus China Chancen auf diesem riesigen Markt“, zog chen mit Verantwortlichen von chinesischen und den europäischen Ländern das Burgen- Niessl eine positive Bilanz. Auch der Tou- Firmen reiste die Delegation weiter nach land und seine Strategie im Bereich der Er- rismus könnte profitieren, ist Tourismuslan- Changsha, der Hauptstadt der Partnerprovinz neuerbaren Energie. Die Vertreter der Wirt- desrat Alexander Petschnig überzeugt: „Das Hunan und wurde dort von Xu Dazhe, dem schaft und Winzer aus dem Burgenland nutz- Outlet Center Parndorf ist für Österreich-Be- Gouverneur der Volksregierung der Provinz ten die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und sucher aus China ein bekanntes und immer Hunan, und Vize-Gouverneurin WU Guiying zu Gesprächen mit potentiellen Geschäfts- beliebteres Ziel. Das läßt sich mit entspre- in Empfang genommen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 28 Österreich, Europa und die Welt

Im Zeichen der burgenländisch- chinesischen Freundschaft In einem ersten internen Gespräch zu den Themen Wirtschaftswachstum, Tourismus und Weinwirtschaft erkundigte sich Gouver- neur Xu Dazhe vor allem darüber, wie man bei einem so großen Steppensee, wie dem Neusiedler See, eine derart gute Wasserqua- lität erreichen und entsprechend absichern kann. In der Partnerprovinz Hunan liegt näm - lich der mit 2.820 km² zweitgrößte Binnen- see der Volksrepublik China. Diesen möchte die Regierung von Hunan für die Trinkwas- serversorgung nutzen und hat Landeshaupt- mann Hans Niessl um Unterstützung gebe- ten. Weiters wollte der Gouverneur auch Detailinformationen hinsichtlich Erneuerba- re Energie, Luftreinhaltung und Energieeffi- zienz in Erfahrung bringen. Daß das Burgen- land 150 Prozent des burgenländischen v.l.: Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Alexander Petschnig, Vize-Gouverneurin Wu Strombedarfs aus sauberer, erneuerbarer Ener - Guiying, Landeshauptmann Hans Niessl, Gouverneur Xu Dazhe, Landtagspräsident Christian gie gewinnt, war für Xu Dazhe äußerst be- Illedits und Regierungsmitglied Wang Qun eindruckend. 2020 soll die Partnerschaft zwischen dem Burgenland und Hunan durch besondere kul- turelle Veranstaltungen gemeinsam gefeiert werden. Landeshauptmann Hans Niessl, der gemeinsam mit Vize-Gouverneurin WU Guiying auch den „Hunan-Burgenland Busi- ness Day“ eröffnete, bei dem die Winzer und Wirtschaftsvertreter des Burgenlandes gute und äußerst produktive Gespräche führen konnten, lud den Gouverneur ein, mit einer Delegation das Burgenland zu besuchen, was dieser dankend annahm. Die Beziehungen des Burgenlandes zu China haben bereits Tradition. Unter Lan- deshauptmann Karl Stix kam zu einer Part- nerschaft des Burgenlandes mit der südchi- nesischen Provinz Hunan. Unterzeichnet wurde dieses Übereinkommen im Jahr 1999. Fotos: Bgld. Landesmedienservice Die bereits bestehenden Beziehungen wer- Bürgermeister Markus Binder (2. v.l.) und Vizebürgermeister Jürgen Marx (3. v.l.) besiegelten den seitdem besonders auf den Gebieten Wirt - mit der Unterfertigung des »Memorandum of Understanding zur Herstellung von freundschaft- lichen Beziehungen« die Partnerschaft zwischen Mörbisch am See und Zhangjiajie schaft, Handel, Kultur, Bildung und Gesund- heitswesen intensiviert. nas und ein beliebtes Urlaubsgebiet. Auch durch die Unterzeichnung des ‚Memoran- die Region rund um den Neusiedler See wur - dums of Understanding zur Herstellung von Partnerschaft zwischen Mörbisch de im Jahr 2001 als grenzüberschreitendes freundschaftlichen Beziehungen zwischen am See und Zhangjiajie besiegelt UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen. Mörbisch am See und Zhangjjajie‘ nun mit- Das Burgenland und die chinesische Stadt Eine weitere Gemeinsamkeit gibt es zwi- einander verbunden werden. Mit der Unter- Zhangjjajie haben viele Gemeinsamkeiten. schen der burgenländischen Festspielge- fertigung dieses Memorandums werden un– Bei de Regionen sind bei den Touristen sehr meinde Mörbisch am See und Zhangjiajie, sere sehr guten Kontakte der letzten Jahre beliebt. Die Stadt Zhangjiajie ist eine der be- denn beide verfügen über berühmte Freiluft- wei ter ausgebaut und intensiviert. Ich bin da - deutendsten Tourismusstädte Chinas. Jähr- bühnen. Im Rahmen des Besuchs der Dele- von überzeugt, daß diese neue Partnerschaft lich besuchen zig-Millionen Gäste die Stadt. gation wurde nunmehr ein „Memorandum of auch im Bereich des Tourismus viele neue Eine weitere Besonderheit der beiden Regio- Understanding zur Herstellung von freund- Wege für beide Regionen öffnen und zu einer nen ist ihre Einzigartigkeit. Das seit dem Jahr schaftlichen Beziehungen“ zwischen Mör- Win-Win-Situation für beide Seiten führen 1992 als UNESCO-Weltnaturerbe geschütz- bisch am See und Zhangjiajie unterfertigt. wird“, so Landeshauptmann Hans Niessl. n te Gebiet der „Wulingyuan Scenic Area“ ist „Es freut mich sehr, daß diese beiden heraus- https://www.burgenland.at eines der großartigsten Berglandschaften Chi - ragenden und einzigartigen Landschaften https://www.moerbischamsee.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 29 Österreich, Europa und die Welt Slowenisches Generalkonsulat lud zu Nationalfeiertagsempfang

Landeshautpmann Kaiser bei Empfang in Klagenfurt – Positiver, eingeschlagener Weg zwischen Kärnten und Slowenien ist irreversibel und wird weitergeführt Foto: LPD / Helge Bauer Empfang anläßlich des Nationalfeiertags der Republik Slowenien mit Olga Butinar Čeh vom Verein slowenischer Bildender Künstler, Landeshauptmann Peter Kaiser, Bildhauerin Eva Peterson Lenassi, Slow. Staatssekretärin Aleksandra Pivec, slowenische Botschafterin in Wien Ksenija Skrilec, Maler Darko Slavec und Generalkonsul Milan Predan mit den »Smrtnik Mädchen – Smrtnikova dekleta«

nläßlich des slowenischen National- Afeiertages am 25. Juni konnten General- konsul Milan Predan und seine Gattin Darka Zvonar Predan am 20. Juni zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Le bens bei einem Empfang in den Räumlich- keiten und im Garten des Konsulates in Kla- genfurt begrüßen. Seitens der Kärntner Lan- desregierung war Landeshauptmann Peter Kai - ser vor Ort. Für das offizielle Slowenien wohn te Aleksandra Pivec (Staatssekretärin der Regierungsstelle für Slowenen im Ausland) und die slowenische Botschafterin in Öster- reich, Ksenija Škrilec, dem Empfang bei. Der Landeshauptmann sprach am Anfang seiner Grußworte, auch – als Zeichen der

Verbundenheit wie er mitteilte, einige Sätze Foto: LPD / Helge Bauer in Slowenisch, und dankte Predan für seine v.l.: H Peter Kaiser, die slowenische Staatssekretärin Aleksandra Pivec, die slowenische Bot- schafterin in Wien Ksenija Skrilec und Generalkonsul Milan Predan positiven Worte. Der Generalkonsul hatte in seiner Begrüßung das Positive und Gemein- de, Istrien und Teile Sloweniens als assozi- stärkt wird“, so der Generalkonsul. In Bezug same zwischen Slowenien und Kärnten her- ierte Mitglieder in die Euregio aufzunehmen. auf das Vertrauen in die EU er mit, daß das vorgehoben. „Die Offenheit und die Öffnung „Wir stärken damit die Achse in Europa“, ist Vertrauen seiner Landsleute in die Europäi- Kärntens ist auch in der viersprachigen Re- Kaiser überzeugt. Beim nächsten Treffen der sche Gemeinschaft nach wie vor hoch sei. gierungserklärung nachzulesen. Es ist ein Regionspartner soll dahingehend eine Statu- Ebenfalls eröffnet wurde die Ausstellung mehr als positives Signal, daß sich aus einem tenänderung beschlossen werden. „Fenster zum Nachbarn“. Die Vorstellung Kontaktkomitee das Gemeinsames Komitee Predan betonte, daß man mit der neuen der beiden Künstler, des Malers Darko Sla- Kärnten-Slowenien/Skupni odbor Slovenija- Kärntner Landesregierung auf einen guten vec und der Bildhauerin Eva Peterson Le- Koroška entwickelt hat. Dieser eingeschla- Weg sei, den guten Weg der Nachbarschaft nassi, erfolgte durch Olga Butinar Čeh vom gene Weg ist irreversibel und wird auch wei- zu einer Partnerschaft zu entwickeln. „Die Verein slowenischer Bildender Künstler. tergeführt“, stelle Kaiser fest. neue slowenischen Regierung wird diesen Musikalisch umrahmt wurde der Empfang Dem Generalkonsul und den Gästen teilte Weg sicher mitgehen, und ich bin mir sicher, von den „Smrtnik Mädchen – Smrtnikova der Landeshauptmann auch mit, daß bei der daß die Zusammenarbeit mit den Sitzungen de kleta“ aus Bad Eisenkappel. n Euregio Sitzung in Triest vom Vormittag des- des Gemeinsamen Komitees Kärnten-Slowe - http://www.ktn.gv.at selben Tages auch darüber gesprochen wur - nien/Skupni odbor Slovenija-Koroška ge- http://www.celovec.konzulat.si/index.php?id=2&L=2

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 30 Österreich, Europa und die Welt Mikl-Leitner zu Arbeits- gesprächen in Brüssel

NÖ Landeshauptfrau traf u. a. EU-Kommissar Avramopoulus und EU-Parlaments- präsident Tajani – Kohäsionspolitik und EU-Ratspräsidentschaft standen im Fokus.

ine Reihe von Arbeitsgesprächen absol- Evierte Niederösterreichs Landeshaupt- frau Johanna Mikl-Leitner am 20. Juni in Brüssel. Sie traf u. a. mit dem EU-Kommis- sar für Migration, Inneres und Bürgerschaft, Dimitris Avramopoulos, sowie mit dem Prä- sidenten des Europäischen Parlaments, Anto - nio Tajani, zusammen. Auch ein Gespräch mit dem Präsidenten der Europäischen Volkspar- tei, Joseph Daul, stand am Programm. Ein wesentliches Thema der Arbeitsge- spräche war die Kohäsionspolitik. „Die Ko- häsionspolitik ist ein wichtiges Instrument, damit die Europäische Union direkt in den Regionen spürbar und erlebbar ist“, hielt die Landeshauptfrau dabei fest. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die durch das Land Niederösterreich gestartete Initiative zur Beibehaltung der Regionalförderung im NLK / Reinberger Foto: neuen mehrjährigen Finanzrahmen. 342 Part - Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos ner haben die niederösterreichische Initiative unterstützt. Die Landeshauptfrau bekräftige Tschechischer Gesundheitsminister in NÖ auch die Forderung, daß die Kohäsionsmittel weiterhin für alle Regionen bereitstehen sol- len: „In Niederösterreich stehen wir im 21. Jahrhundert vor großen Herausforderungen.“ Der Raum um Wien sei etwa eine der am stärksten wachsenden Regionen in Europa. In ihren Meetings mit den hochrangigen EU-Vertretern sprach Mikl-Leitner auch die Entbürokratisierung der Förderstrukturen an: „Damit in Zukunft die Gelder der EU noch rascher und effizienter in den Regionen an - kommen.“ Weitere Inhalte der von der Landeshaupt- frau in Brüssel geführten Gespräche waren u. a. auch die Österreichische Ratspräsident- schaft – hier verwies sie etwa auf das in der NÖGUS / Philipp Monihart Foto: Landesrat Martin Eichtinger (l.) und der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtěch Vorwoche abgehaltene Europa-Forum Wach- au – sowie die Themen Sicherheit, Migration ÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin „Mit dem Folgeprojekt ‚Healthacross for und Integration. In diesem Zusammenhang NEichtinger traf den tschechischen Ge - future‘ wollen wir die erfolgreiche Zusam- wiederholte sie zum einen ihre Forderung sundheitsminister Adam Vojtěch am 8. Juni menarbeit nahtlos fortsetzen. Es geht um nach einem raschen Aufbau eines gemeinsa- zu einem Arbeitsgespräch. Dieser kam mit gemeinsame Ziele wie die wohnortnahe me- men europäischen Außengrenzschutzes und einer 14köpfigen Delegation erstmalig nach dizinische Versorgung, bessere Nutzung von präsentierte zum anderen auch das nieder- Niederösterreich, um die grenzüberschreiten - Ressourcen und regionale Weiterentwick lung österreichische Pilotprojekt der Deutschför- de Zusammenarbeit im Gesundheitswesen im Sinne der Bürger in der Grenzregion“, derklassen, wie es in Wiener Neustadt umge- zwischen zu verstärken. Im Zentrum stand betonte Eichtinger. n setzt wurde, als Musterbeispiel einer gelun- das EU-Projekt „Healthacross“, das heuer http://www.noel.gv.at genen Integrationsmaßnahme. n sein 10jähriges Jubiläum feiert. http://www.noegus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 31 Österreich, Europa und die Welt Informationsreise des Oö. Land- tags nach Estland und Lettland

Landtagspräsident KommR Viktor Sigl besucht mit KommRin Gabriele Lackner-Strauss und Gottfried Hirz und anderen die »jungen« EU-Mitglieder.

stland und Lettland sind seit 2004 Mit- Egliedsstaaten der Europäischen Union und vor allem Estland ist im Bereich eGo- vernment ein Vorreiter. Ein Grund für eine Delegation des Oö. Landtages – bestehend aus Landtagspräsident KommR Viktor Sigl, dem Ausschuß für EU-Angelegenheiten mit Obfrau KommRin Gabriele Lackner-Strauss und dem Klubobmann Dipl.-Päd. Gottfried Hirz sowie den Klubobleuten-Stellvertretern Wolfgang Stanek, Silke Lackner und Gisela Peutlberger-Naderer – im Rahmen einer In - formationsreise die „jungen“ EU-Mitglieder zu besuchen. Der erste Teil der Reise stand ganz im Zeichen von „E-Estonia“, dem Vorreiter im Bereich der Digitalisierung der Verwaltung. e-Voting, e-Education, e-Residency oder e- Health sind nur einige digitalisierte öffentli- che Dienstleistungen in Estland. Land Oberösterreich Foto: Landtagspräsident KommR Viktor Sigl, Vizepräsidentin Inese Lībiņa-Egnere und EU-Aus- „99 Prozent der staatlichen Verwaltung schuss-Obfrau KommRin Gabriele Lackner-Strauss. werden heute im nördlichsten baltischen Staat digital abgewickelt. Damit werden rund Wahlbeteiligung gestoppt hat. Für viele ist sowie mit der Europäischen Union hervorge- zwei Prozent des BIP‘s eingespart. Auch Ös - dies aufgrund der eingeschränkten Fristen hoben. „Politik gilt ja als Brückenbauer. terreich muß noch stärker in die Digitalisie- die einzige Möglichkeit, an den Wahlen teil- Des halb möchten wir den Kontakt zwischen rung im Bereich e-Government investieren zunehmen. Vor allem ist es aber erfreulich, Einrichtungen und Unternehmen Lettlands und vor allem den One-Stop-Shop, eine zen- daß in Estland trotz des e-Votings, viele und Oberösterreichs, vor allem in den Berei- trale Datenbank für den öffentlichen Bereich Jugendliche ihre Stimme direkt im Wahllo- chen Innovation, Technologie, Bioökonomie vorantreiben. Das um und auf wird dabei kal abgeben. Eines ist aber eindeutig, die und erneuerbare Energie, herstellen und so aber der Schlüsselfaktor „Gewährleistung wichtigsten Faktoren bleiben auch weiterhin die Zusammenarbeit stärken“, so Sigl. der Sicherheit“ sein. Nur so können wir die politische Bildung und der Kontakt der poli- Für Landtagspräsident Sigl und Ausschuß- Bürgerinnen und Bürger zur Nutzung der di - tischen Akteure mit den Bürgerinnen und obfrau Lackner-Strauss ist für das Export- gitalen Dienstleistungen bewegen“, erklären Bürgern“, so Sigl und Lackner-Strauss. bundesland Nummer 1 vor allem eines wich- Landtagspräsident Sigl und Ausschuß-Ob- Die Informationsreise führte die Delega- tig: „Wir müssen auch auf parlamentarischer frau Lackner-Strauss. tion auch in die lettische Hauptstadt Riga. Im Ebene verstärkt den Kontakt zu den europä- In Estland stellt die ID-Card die Grundla- Gespräch mit der Vizepräsidentin des letti- ischen Regionen suchen und so als Türöffner ge dar – die handschriftliche Unterschrift schen Parlaments, Inese Libina-Egner, und für unsere Unternehmen fungieren. Damit gehört der Vergangenheit an. Ob beispiels- der EU-Ausschußvorsitzenden Lolita Ciga- können wir den Wirtschaftsstandort Ober- weise die Abwicklung von Privatverkäufen, ne wurden unter anderem die bilateralen Be - österreich weiterentwickeln.“ n Unternehmensanmeldungen oder die eigene ziehungen zwischen Lettland und Österreich http://www.land-oberoesterreich.gv.at Krankenakte – alle persönlichen Daten sowie die digitale Signatur sind auf der ID- Card abgespeichert und sind jederzeit abruf- bar. „Die vielfältigen Möglichkeiten dieser ID-Card haben uns sowohl unsere Kollegen des Parlaments als auch IT-Experten aufge- zeigt. Der Besuch der estnischen Wahlkom- mission hat uns gezeigt, daß beispielsweise die Einführung des e-Voting die sinkende

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 32 Österreich, Europa und die Welt Das bedeutet der EU-Rats- vorsitz für Salzburg

Land rückt im September beim Treffen der Regierungschefs in den Fokus der Europa-Politik – Interview mit Wilfried Haslauer

it 1. Juli 2018 übernahm Österreich für Msechs Monate bis 31. Dezember 2018 von Bulgarien den Vorsitz im Rat der EU. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer dar- über gesprochen, was das für Salzburg bedeutet.

LMZ: Unser Land rückt im September beim Treffen der Staats- und Regierungschefs europaweit in den Fokus der EU-Politik. Am 20. September 2018 wird der EU-Gipfel nach Salzburg kommen. Was bedeutet das konkret für Salzburg?

Haslauer: Es handelt sich um ein informelles Treffen der Staats- und Regierungschefs. Der Europäische Rat, der in Salzburg tagen wird, ist die höchstrangige Zusammenkunft im Verlauf der sechs Monate dauernden Prä- Foto: Land Salzburg / Neumayr MMV Foto: sidentschaft Österreichs. Der Gipfel ist eine Bundeskanzler Sebastian Kurz (r.) und Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Festpielbezirk große Ehre für unser Land und wird als das größte Treffen europäischer Staats- und Haslauer: Für uns erfreulich ist, daß Salz- gerinnen und Salzburger mitentscheiden, in Regierungsoberhäupter in die Geschichte burg zuletzt mehr Gelder aus dem EU-Haus- welche Richtung sich Europa weiterentwik- unseres Landes eingehen. halt abrufen konnte als wir nach Brüssel ein- kelt. Und ab der Jahresmitte 2019 über- zahlen. Das ist der guten Arbeit unserer För- nimmt Salzburg den Vorsitz in der Arge Alp. LMZ: Ist der EU-Gipfel das erste Ereignis derexperten im Land zu verdanken und der Hier stimmen sich die Alpenländer in grenz- dieser Art in Salzburg? kontinuierlichen Informationsarbeit unseres überschreitenden Fragen ab. EU-Verbindungsbüros in Brüssel. Wichtig Haslauer: Salzburg hat wiederholt bei EU- sind für Salzburg auch die europäische Salzburg schon öfter Ratspräsidentschaften als Gastgeberland Flüchtlingsdebatte und die Debatte über Bühne der EU-Politik fungiert. Die Teilnehmerinnen und Teilneh- gemeinsame Kontrollen der EU-Außengren- Salzburg hat wiederholt bei EU-Ratsprä- mer schätzen bei uns vor allem die kurzen zen. Weitere Themen sind Digitalisierung, sidentschaften als Gastgeberland fungiert. Wege und das einzigartige Ambiente. Bei Cybersecurity, Handelsbeziehungen zum Bei der ersten EU-Ratspräsidentschaft 1998 der ersten EU-Ratspräsidentschaft 1998 war Balkan und nicht zuletzt Salzburgs Einfluss- war Salzburg bereits Schauplatz eines infor- Salzburg Schauplatz eines informellen möglichkeiten in europäischen Fragen. Wir mellen Außenministertreffens. Auch das Außenministertreffens. Auch das Europäi- wollen eine Stärkung der Kompetenzen der Europäische Gesundheitsforum ist seit die- sche Gesundheitsforum ist seitdem aus dem Regionen mit Gesetzgebungsbefugnissen sem Jahr aus dem Gasteiner Tal nicht mehr Gasteiner Tal nicht mehr wegzudenken. Im erreichen. Das ist eine kontinuierliche For- wegzudenken. Im Jänner 2006 versammel- Jänner 2006 versammelten sich namhafte derung unseres Bundeslandes, für die wir ten sich namhafte Vertreter aus Politik, Wirt- Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, uns bereits in den vergangenen Jahren einge- schaft und Kultur aus ganz Europa während Wirtschaft und Kultur aus ganz Europa wäh- setzt haben. der zweiten österreichischen EU-Vorsitzfüh- rend der damaligen österreichischen EU- rung bei der EU-Konferenz „The Sound of Vorsitzführung bei der Konferenz "The LMZ: Ein Blick in die Zukunft: Welche wich- Europe“ sowie im März die EU-Außenmini- Sound of Europe" in Salzburg. tigen europapolitischen Weichen werden im ster. Zuletzt fand im August 2017 ein Sozial- Jahr 2019 gestellt? gipfel in Salzburg statt, zu dem Frankreichs LMZ: Welche europapolitischen Themen ste- Präsident Emmanuel Macron anreiste. n hen für Salzburg in den kommenden Mona- Haslauer: Im Mai 2019 stehen die nächsten https://www.salzburg.gv.at ten im Vordergrund? Europawahlen an. Hier können die Salzbur- https://www.eu2018.at/de/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 33 Österreich, Europa und die Welt Steirische Delegation reiste nach Luxemburg

Erfolgreiche Gespräche eröffnen neue Perspektiven. Foto: Chambre des Députés Die steirische Delegation mit den luxemburgischen Parlamentariern.

m Anschluß an Wirtschaftsgespräche in kunft der Steiermark“, resümierte der Lan- äußerst erfolgreich verlaufen sei. Auch in an - IBrüssel ist die steirische Delegation mit deshauptmann über das positive Treffen und deren Bereichen bestehen zahlreiche Anknüp - Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, die Perspektiven, die sich daraus ergeben. fungspunkte zwischen der Steiermark und den Landesrätinnen Doris Kampus und Bar- Zu einem Gedankenaustausch über die Luxemburg. bara Eibinger-Miedl sowie den Spitzen der Europäische Union traf die Delegation rund „Wir haben vereinbart, die Zusam men - steirischen Sozialpartner am 20. Juni nach um Schützenhöfer im Anschluß den luxem- arbeit von unserem Mobilitätscluster ACsty- Luxemburg gereist. burgischen Außenminister Jean Asselborn, ria und der Creative Industries Styria mit Den Auftakt zu einer Reihe von Gesprä- der sich als großer Fan der Steiermark oute- dem Automobil Cluster und dem Creative chen bildete ein Treffen mit dem Vizepräsi- te. Im Gespräch mit dem Chefdiplomaten Industries Cluster Luxemburg zu forcieren. denten der Europäischen Investitionsbank des EU-Gründungsmitglieds ging es unter Außerdem hat Luxemburg großes Interesse (EIB), Wilhelm Molterer. Die EIB finanziert anderem um die Herausforderungen für die an den dualen Studiengängen gezeigt, die im in der Steiermark zahlreiche wichtige Pro- österreichische EU-Ratspräsidentschaft, EU- Herbst an unseren Fachhochschulen Jo an - jekte im öffentlichen (Energie Steiermark, weite Kooperationen und Impulse für den Ar- neum und Campus 02 starten werden. Auch in Land Steiermark, KAGes, Stadt Graz), wie beitsmarkt. Dazu werde auch die neue Euro- diesem Bereich werden wir uns in Zukunft im privaten (etwa AVL) Sektor. „Die Europä- päische Arbeitsbehörde substanzielle Beiträ- intensiv austauschen“, so Wirtschaftslandes- ische Investitionsbank ist ein wichtiger Part- ge leisten, zeigte sich Landesrätin Doris Kam - rätin Barbara Eibinger-Miedl. ner für die Steiermark“, betonte Schützenhö- pus überzeugt. Die Soziallandesrätin koordi- Den Abschluß der Reise bildete der Be - fer im Rahmen des Treffens mit Molterer. niert dazu als Berichterstatterin im Ausschuß such im Luxemburgischen Parlament, wo Dabei ist die steirische Delegation auch auf der Regionen die Anliegen aller Städte und die Delegation von Parlamentspräsident Mars Punkte gestoßen, wo die Zusammenarbeit Regionen Europas und erarbeitet eine ge - di Bartolomeo, er hatte auch die Fraktions- zwischen der EIB und Österreich verbessert meinsame Position: „Zusammenarbeit ist führer der Parlamentsparteien sowie hoch- werden kann. Diese Verbesserungsvorschlä- wichtig, um die Europäische Union im Sinne rangige Parlamentarier Luxemburgs dabei, ge nahm Schützenhöfer auf und sagte zu, mit der Menschen weiter zu entwickeln und das empfangen wurde. Nach einer Führung durch Bundeskanzler Sebastian Kurz darüber Ge - soziale Profil zu stärken.“ das Hohe Haus wurden Gespräche über eine spräche zu führen. „Ich freue mich, daß das Im darauf folgenden Treffen mit der lu - zukunftsgewandte Regionalpolitik geführt. Gespräch so positiv verlaufen ist. Wir konn- xemburgischen Staatssekretärin für Wirt- Die VertreterInnen Luxemburgs zeigten sich ten vereinbaren, unsere Zusammenarbeit in schaft, innere Sicherheit und Verteidigung, insbesondere an den mutigen steirischen Re - verschiedenen Bereichen zu vertiefen. Ins- Francine Closener, wurden schnell zahlrei- formen interessiert, vor allem an der Ge - besondere bei Investitionen in die Infrastruk- che Parallelen zwischen der Steiermark und meindestrukturreform und der Spitalsreform. tur des ländlichen Raums wollen wir noch Luxemburg deutlich: Sie schilderte ihre Er- Dies waren für die Gastgeber von großem enger zusammenarbeiten. Derartige Investi- fahrungen mit der SME-Assembly in Lu - In teresse, sodaß vereinbart wurde, den Infor- tionen in die Wettbewerbsfähigkeit der Re- xemburg und betonte, daß die Tagung zur mationsaustausch weiterzuführen. n gio nen sind unverzichtbar für eine gute Zu - Stärkung der Klein- und Mittelunternehmen http://www.steiermark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 34 Österreich, Europa und die Welt Weniger Transit braucht noch stärkere Maßnahmen

Tirols Zeitplan für weitere Maßnahmen steht fest.

ach dem Brenner-Transit-Gipfel am 12. NJuni präsentierten Tirols Landeshaupt- mann Günther Platter und Verkehrsreferen- tin Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe gemeinsam mit dem Europarechtsex- perten Walter Obwexer am 13. Juni die wei- teren geplanten Maßnahmen zur Eindäm- mung des Transitverkehrs in Tirol. „Die feh- lende Zustimmung von Deutschland und Ita- lien für Schritte, die den Transit unmittelbar einbremsen, und die massiv steigenden LKW-Durchfahrten lassen uns keine andere Wahl: Tirol muß seine Maßnahmen gegenü- ber dem steigenden Transit verschärfen“, be- tonte Platter. Diese beziehen sich auf die Evaluierung der bisher durchgeführten Blockabfertigun- gen, die Evaluierung und Ausweitung des Foto: Land Tirol Sektoralen- sowie des Nacht-Fahrverbotes LH Günther Platter und Verkehrsreferentin LHStvin Ingrid Felipe informierten gemeinsam über und zusätzliche Kontrollen. die weiteren geplanten Maßnahmen zur Eindämmung des Transitverkehrs in Tirol. zeidirektor Helmut Tomac vereinbart wur- von Fahrverboten kommt damit nicht in Fra- Start für neuen Dosierkalender den. ge. Jede beschränkende Maßnahme ist uni- und Evaluierungen onsrechtlich vertretbar, wenn sie im Verhält- Platter kündigte an, den neuen Dosierka- Maßnahmen mit dem nis mit ihrer Zielsetzung steht. Ob der lender am 15. August dieses Jahres zu prä- Unionsrecht vereinbar Schutz der Gesundheit und Umwelt oder die sentieren: „Wir haben derzeit eine 20prozen- Daß all diese Maßnahmen rechtlich abge- Aufrechterhaltung der Infrastruktur – wir tige Steigerung des Transitverkehrs – mit sichert sind, betonte EU-Experte Obwexer: sind auf der sicheren Seite“, sagte Platter. diesen Zahlen der letzten Monate werden die „Recht muß dem Problem voraus gehen – „Wir sind den Tirolerinnen und Tirolern weiteren Blockabfertigungstermine bestim- das gilt auch in Sachen Transit. Es handelt verpflichtet. Wenn uns ständig die kalte men“, rechnet Platter mit zusätzlichen Do- sich um Schutzmaßnahmen, die an aktuelle Schulter gezeigt wird, schauen wir nicht län- siertagen im kommenden Jahr. Gegebenheiten angepaßt werden“, verwies ger zu: Unsere Partner sollen wissen, daß es Bis zur ersten Landtagssitzung im Herbst Obwexer darauf, daß die bestehenden Rege- so nicht weiter geht. Meine gestrige Reak- sollen das Sektorale- und das Nachtfahrver- lungen von 1,49 Millionen LKW sprechen – tion war richtig und wichtig – alles andere bot evaluiert worden sein. Außerdem wird in „mit 2,25 Millionen transitierenden LKW im wäre Verrat an die Tiroler Bevölkerung ge- beiden Fällen eine Ausweitung auf Euro 6- Jahr 2017 haben wir diese Zahl längst über- wesen“, betonte der Landeshauptmann. n LKW und die Ausnahme des Ziel- und schritten. Eine Aufhebung oder Lockerung http://www.tirol.gv.at Quellverkehr beim Nachtfahrverbot ange- strebt: „Damit wird auch die heimische Wirt- schaft nicht be-, sondern entlastet“, sagte Platter. „Auch wenn die Verbesserung der Luftqualität in Tirol aufgrund der schnell voranschreitenden Umstellung der Euro 6- LKW voranschreitet, reichen diese Schritte nicht – wir müssen hier weiter differenzie- ren. Mit der Ausnahme des Ziel- und Quell- verkehrs wird die Versorgung der Bevölke- rung gesichert und gleichzeitig der Umweg- Transit verringert“, so Felipe. Weiters stehen http://www.bilderbox.com

schärfere LKW-Kontrollen im Fokus, wel- Foto: che am 13. Juni bereits mit dem Landespoli- Mautstelle der Brennerautobahn

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 35 Österreich, Europa und die Welt Die EU als Friedens- und Wohlstandsprojekt

Vortragsabend in Feldkirch über den Weg Österreichs in die EU und aktuelle Entwicklungen mit namhaften Experten

uf Einladung des Seniorenbeirats und AEuropeDirect Vorarlberg referierten am 15. Juni in Feldkirch namhafte Persönlich- keiten über die Bedeutung der Europäischen Union und die Mitgliedschaft Österreichs in dieser Gemeinschaft. Informationen aus er- ster Hand über den Weg Österreichs in die EU gab es von Altlandeshauptmann Martin Purtscher, der damals mit am Verhandlung- stisch saß. Heinz K. Becker, Mitglied des Europäischen Parlaments, informierte über die aktuellen Entwicklungen in der EU und ihre Reformpläne. Erwin Mohr, Wolfurter Altbürgermeister und langjähriges Mitglied im Ausschuß der Regionen, führte durch den Abend. Fazit aller Beteiligten: „Das war und Foto: LPD / Helge Bauer v.l.: Erwin Mohr, Wolfurter Altbürgermeister und langjähriges Mitglied im Ausschuß der Regio- ist es wert“. nen, Martha Stüttler-Hartmann von der Europaabteilung im Amt der Vorarlberger Landesre- An der Veranstaltung nahm auch Landes- gierung, Altlandeshauptmann Martin Purtscher, Landesrätin Katharina Wiesflecker, Martina rätin Wiesflecker teil. Büchel-Germann, Vorständin der Europaabteilung im Amt der Vorarlberger Landesregierung, und Heinz K. Becker, Mitglied des Europäischen Parlaments Für die Sicherstellung eines dauerhaften Friedens in Europa hat die Europäische alleine gestellt, führte Becker weiter aus: Probleme, vor denen wir stehen, alleine lö- Union 2012 den Friedensnobelpreis erhalten. „Wir sind noch immer größte Wirtschafts- sen. Zusammenarbeit ist also wichtiger denn Die enge Zusammenarbeit vieler europäi- macht und höchstentwickelte Sozialgesell- je.“ n scher Staaten hat wesentlich dazu beigetra- schaft der Welt. Kein Staat kann die großen http://www.vorarlberg.at gen, daß sich die Völker der Europäischen Union seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr Gespräche mit Baden-Württemberg bekämpfen. Statt Krieg gibt es Kooperation, was in den vergangenen Jahrzehnten u.a. zu m 7. Juni hat Landtagspräsident Harald Stabilität und einem großen Wirtschafts- ASonderegger eine Abgeordnetendelega- wachstum führte. Martin Purtscher ist ein tion aus Baden-Württemberg zu Arbeitsge- Eu ropäer aus Überzeugung. sprächen im Landtag empfangen. Er vertritt die Meinung, daß „die Natio- „Wir haben dieses Treffen genutzt, die nalstaaten für die großen Fragen der Zeit bisher sehr guten Beziehungen weiter zu längst zu klein und für die überschaubaren vertiefen“, erklärte Sonderegger. Die deut- Aufgaben seit jeher zu groß“ sind. Regiona- schen Parlamentarier unterschiedlicher Cou- lismus sieht er als Weg, Europa den Bürge- leurs – unter der Leitung des ehemaligen Mi-

rInnen näherzubringen. Seine größte Moti- nisters und Alt-Landtagspräsidenten von Ba - Landtag/Mathias Bertsch Foto: Vorarlberger vation für seinen Einsatz für die europäische den-Württemberg, Willi Stächele – freuten Landtagspräsident Harald Sonderegger (l.) Idee ist, daß seine Enkel bzw. alle jungen sich über die Gelegenheit, mit den Vorarlber- und Abg. Willi Stächele, ehemaliger Minister Menschen die besten Chancen und Möglich- ger Europaauschußmitgliedern Informatio- und Alt-Landtagspräsident keiten in ihrem Leben erhalten. nen sowie Erfahrungswerte auszutauschen. zu machen heißt: Bewährtes fortführen und Sicherheit und Migration sind zwei der Im Fokus der deutsch-österreichischen op timieren, manches vereinfachen, vor al- größten aktuellen Themen in der EU, berich- Ge spräche standen dabei Europa und der lem aber effizienter und flexibler gestalten.“ tete EU-Parlamentarier Becker: „30 Prozent aktuelle Reformprozeß. So wurden unter Sonderegger und Willi Stächele waren sich der Legislativarbeit beschäftigt sich mit die- anderem der Stand des Weißbuchprozesses einig, daß sich die Europäische Union nur sen Themen. Die Sicherheit für Europas Bür- oder die Arbeit der Taskforce-Gruppe Subsi- durch die aktive Mitwirkung der Regionen ger durch Stärkung der EU-Ebene und – diarität im Ausschuß der Regionen bespro- mit ihrem spezifischen Blickwinkel in eine endlich – gemeinsames Handeln hat dabei chen. Sonderegger faßte den einstimmigen nachhaltig richtige Richtung weiterentwik- Priorität.“ Europa ist in Zukunft auf sich Tenor faßte zusammen: „Europa zukunftsfit keln könne. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 36 Österreich, Europa und die Welt Das Europa der Städte

Wien engagiert sich zum Thema »Langfristige Investitionen« federführend für Europa – Internationale Konferenz »Das Europa der Städte – Investitionen in Nachhaltigkeit und Lebensqualität für alle« in Wien Foto: PID / C. Jobst Bürgermeister Ludwig eröffnete die Konferenz »Europa der Städte« im Wiener Rathaus. ie Konferenz bot – im Vorfeld der EU- meister Michael Ludwig in seiner Eröff- Praxis zu Herausforderungen und Lösungen DRatspräsidentschaft Österreichs 2018 – nungsrede, der auch betonte „wenn die Städ- diskutieren und austauschen. Sie wird zu - eine optimale Plattform, um mögliche An- te wachsen, muß auch die Daseinsvorsorge dem Vorschläge entwickeln, wie aus Sicht sätze auf europäischer, nationaler und regio- mitwachsen.“ der Städte die Budgetregeln der EU besser naler Ebene hinsichtlich langfristiger Inve- dazu beitragen können, daß Städte Investi- stitionen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Unabdingbare Investitionen tionsspielräume gewinnen, etwa im Bereich Lebensqualität für zukünftige städtische Her - Für die Verantwortlichen in Politik und der ESVG 2010 Regeln. Tanja Wehsely, Vor- ausforderungen zu diskutieren. Verwaltung bedeutet das große Herausforde- sitzende des Gemeinderatsausschusses für Fi- Die Veranstaltung wurde durch Bürger- rungen, gerade im Bereich der Investitionen nanzen und Wirtschaftspolitik und des Wirt- meister Michael Ludwig, sowie die beiden in öffentliche Infrastrukturen und besonders schaftsforums von Eurocities zeigte sich er- Präsidentinnen der Verbände VÖWG (Ver- in Zeiten enger werdender Budgetspielräu- freut über den regen Zuspruch zu dieser band der öffentlichen Wirtschaft und Ge- me. Die speziellen Bedürfnisse der Städte neuen Arbeitsgruppe „Wenn wir heute inve- meinwirtschaft Österreichs) und VKÖ (Ver- müssen im europäischen Gesetzgebungspro- stieren, kommt das auch Jahre und Jahrzehn- band der kommunalen Unternehmen Öster- zess gehört und berücksichtigt werden. „Nur te später unserer Kindern und Enkeln zugu- reichs), Renate Brauner und Gabriele Dom- eine aktive, langfristige Investitionspolitik te. Es ist nur recht und billig, dies auch in den schitz eröffnet. kann dazu beitragen, die Lebensqualität und Budgetregeln abzubilden, anstelle der kurz- damit die soziale Ausgewogenheit und letz- fristigen Sicht, die wir derzeit in den Defizit- Bedeutung der Städte ist ungebrochen ten Endes ein friedliches Miteinander in regeln haben.“ Europa wird in den Städten gelebt: Fast unseren Städten zu sichern. Öffentliche In - zwei Drittel der EU-Bevölkerung leben in vestitionen kommen den Menschen und der Eurocities: das bedeutendste Städten, Tendenz steigend. Viele europäische Realwirtschaft zugute“, meinte Peter Hanke, europäische Städtenetzwerk Metropolen wachsen rasch. Urbane Zentren Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitali- Eurocities ist das mit Abstand bedeutend- sind Orte der Innovation, Forschung, Bil- sierung und Internationales. ste Städtenetzwerk. Mit über 140 Städten re- dung und Kultur. Sie sind Motoren für die präsentiert es 130 Millionen EuropäerInnen regionale und nationale Wirtschaft. Städte Eurocities Arbeitsgruppe »Langfristige und gilt daher mittlerweile als Mitgestalter sind Lebensraum für Menschen mit vielen Investitionen« gegründet der EU-Politik. Wien ist seit 1995 Mitglied verschiedenen Bedürfnissen. Für das richti- Im Vorfeld der Konferenz wurde auf Ini - und leitet seit 2016 das Wirtschaftsforum. In ge Umfeld sorgen effizient geführte Stadt- tiative Wiens eine neue Arbeitsgruppe zu dieser Funktion rief die Stadt Wien die Ar - werke und öffentliche Unternehmen. „Nur „Langfristigen öffentlichen Investitionen“ beitsgruppe für langfristige Investitionen ins eine gut funktionierende Daseinsvorsorge – des Städtenetzwerks Eurocities ins Leben Leben, der bereits in ihrer Gründungssitzung so wie sie in Wien vorbildlich ist – vermag gerufen. Die neue Eurocities-Arbeitsgruppe zahlreiche Städte beitraten. n die Städte für ihre BewohnerInnen nachhal- besteht aus FinanzexpertInnen zahlreicher http://www.europa.wien.at tig attraktiv zu gestalten.“ betonte Bürger- europäischer Großstädte und soll Politik und http://www.eurocities.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 37 Österreich, Europa und die Welt Hohe Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft

Umfrage zum Start des österreichischen EU-Ratsvorsitzes: 73 Prozent sind dafür, daß Österreich EU-Mitglied bleibt, 17 Prozent sind für einen EU-Austritt

m 1. Juli übernimmt Österreich zum AustrittsbefürworterInnen ist um zwei Pro - viele Herausforderungen sind ungelöst, zu Adritten Mal den Ratsvorsitz in der EU. zentpunkte angestiegen. Das aktuelle Ergeb- groß der europapolitische Dissens in den EU- Während sich die Rahmenbedingungen für nis bestätigt dennoch einen Trend, der seit Hauptstädten. Dennoch zeigen sich die Ös- die Vorsitzführung täglich verändern, spricht der Brexit-Abstimmung in Großbritannien terreicher als pragmatische Realisten: Gera- sich zuhause eine deutliche Mehrheit der Ös- Bestand hat: die Zustimmung zur EU-Mit- de in einem international instabilen Umfeld, terreicherinnen und Österreicher konstant für gliedschaft ist auf hohem Niveau. in dem maximal ein geeintes Europa einen die Mitgliedschaft unseres Landes in der Eu- Insgesamt 56 österreichweite ÖGfE-Be- Unterschied macht, ist man lieber Teil der ropäischen Union aus“, betont Paul Schmidt, fragungen seit Juni 1995 zeigen, daß – trotz europäischen Familie als alleine unterwegs“, Generalsekretär der Österreichischen Gesell- Schwankungen – die BefürworterInnen der so Schmidt. schaft für Europapolitik (ÖGfE), mit Bezug EU-Mitgliedschaft stets in der Mehrheit wa - „Nach den Wahlen in Frankreich und auf eine aktuelle ÖGfE-Umfrage. ren. Im Durchschnitt lag ihre Zahl bei rund Deutschland hat die EU allerdings schon viel In der Mitte Mai durchgeführten bundes- 70 %, die Zahl jener, die sich für den EU- Zeit für Reformen verloren. Gerade im Hin- weiten Befragung sagen 73 % der Österrei- Austritt aussprachen, dagegen bei 23 %. Die blick auf die kommenden Europawahlen cherInnen, daß unser Land Mitglied der EU höchste Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft braucht es daher gute Argumente jener, die bleiben soll. 17 % plädieren für einen Aus - fand sich im Juni/Juli 2002 (80 Prozent), der sich für eine konstruktive Weiterentwik- tritt aus der Union, 10 % beziehen keine Stel - stärkste Wunsch nach einem Austritt im Juni/ klung der Europäischen Union einsetzen. lung. Gegenüber der letzten Umfrage von Juli 2008 (33 Prozent). Die Zeit des österreichischen EU-Ratsvorsit- Dezember 2017 ist die Zahl jener, die für den „Die gesamteuropäische Performance ist zes wäre eine Gelegenheit dafür“, schließt Verbleib in der EU sind, geringfügig – um 4 es wohl kaum, die die Österreicher die Union Schmidt. n Prozentpunkte – zurückgegangen, die Zahl der in einem freundlicheren Licht sehen läßt. Zu https://oegfe.at

Sollte Österreich, Ihrer Meinung nach, Mitglied der Europäischen Union bleiben oder wieder austreten?

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 38 Österreich, Europa und die Welt Jugendliche sehen EU-Mitgliedschaft positiv

Umfrage zum Start des österreichischen EU-Ratsvorsitzes – 3168 Jugendliche an 49 Schulen wurden von September 2017 bis inkl. Mai 2018 schriftlich befragt

ugendliche in Österreich stehen der Mit- Jgliedschaft in der EU überwiegend positiv gegenüber und zeigen sich auch, was die Zu- kunft der Union betrifft, zuversichtlich. Ein Mehr an gemeinsamen europäischen Ent- scheidungen wird befürwortet, allerdings wür - den sich knapp vier von zehn Befragten ver- stärkt nationalstaatliche Lösungen wün- schen. Zu diesen Ergebnissen kommt die jähr - liche Jugendumfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europaplotik (ÖGfE), bei der im vergangenen Schuljahr 3168 Jugend- liche an 49 Schulen österreichweit befragt wur den. 70 % der befragten Jugendlichen haben den Eindruck, daß die Mitgliedschaft Öster- reichs in der Europäischen Union eher eine „gute Sache“ ist. Lediglich 7 % halten die EU-Mitgliedschaft für explizit schlecht. Immerhin ein knappes Viertel (23 %) äußert

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 39 Österreich, Europa und die Welt sich neutral und entscheidet sich für die stisch sehen. BerufsschülerInnen sind etwas beurteilt. Jugendliche, die eine AHS besu- Option „weder gut noch schlecht“. weniger zuversichtlich als Befragte aus chen, entscheiden sich fast durchgängig häu- Je jünger die Befragten sind, desto positi- anderen Schultypen. figer für eine positive Bewertung der EU als ver wird die heimische EU-Mitgliedschaft Eine Bewertung der Europäischen Union jene an BHS und BerufsschülerInnen. Letz- beurteilt. Jugendliche an AHS halten die EU- anhand vorgegebener Gegensatzpaare fällt in tere zeigen sich in fast allen Bereichen ver- Mitgliedschaft Österreichs häufiger für eine den meisten Fällen zugunsten der Union aus. gleichsweise am skeptischsten. „gute Sache“ als Befragte an einer BHS oder So halten 85 % der befragten Jugendlichen BerufsschülerInnen. die EU für „demokratisch“ (15 % „undemo- Ziele, Aufgaben und Struktur der ÖGfE Nahezu eine Zwei-Drittel-Mehrheit (62 %) kratisch“), 82 % verbinden sie mit „Freiheit“ Die Österreichische Gesellschaft für Eu- spricht sich dafür aus, daß in Zukunft inner- (18 % „Zwang“), 78 % bewerten sie als soli- ropapolitik wurde im Jahr 1991 gegründet halb der EU mehr Entscheidungen ge - darisch (22 % „unsolidarisch“), 76 % als und ist ein parteipolitisch unabhängiger Ver- meinsam auf europäischer Ebene getroffen „einflußreich“ (24 % „einflußlos“). ein, finanziert und gebildet von den österrei- werden sollen. Fast vier von zehn Befragten 69 % sehen die EU als „sicher“ (31 % chischen Sozialpartnern und der Oesterrei- (38 %) würden es hingegen vorziehen, wenn „unsicher“), 65 % bewerten sie als „interes- chischen Nationalbank. künftig mehr auf nationalstaatlicher Ebene sant“ (35 % „uninteressant“), 63 % als Die ÖGfE informiert über die europäi- entschieden würde. „stark“ (37 % „schwach“). sche Integration und steht für einen offenen Die jüngsten Befragten (15 Jahre oder Mehrheitlich wird die Union auch als Dialog über aktuelle europapolitische Fra- jün ger) sprechen sich etwas stärker für ein „vertraut“ (58 %) und „nahe“ (57 %) emp- gen und deren Relevanz für Österreich. Sie Mehr an europäischen Lösungen aus als älte- funden. Allerdings ist hier die Zahl jener, die verfügt über langjährige Erfahrung in Bezug re Jugendliche. SchülerInnen an AHS befür- sie als „fremd“ (42 %) bzw. „fern“ (43 %) auf die Förderung europäischer Debatten worten europäische Entscheidungen stärker sehen, beachtlich. und agiert als Katalysator zur Verbreitung als jene an BHS und BerufsschülerInnen. Eine überwiegende Mehrheit schließlich von europapolitischen Informationen und Was die Zukunft der Europäischen Union empfindet die Union als „kompliziert“ (80 %), Analysen. anlangt, so zeigen sich zwei von drei Befrag- während nur 20 % sie als „einfach“ ein- Finanziert und gebildet wird die ÖGfE ten zuversichtlich (65 %). Ein gutes Drittel schätzt. von der Oesterreichischen Nationalbank, der der Jugendlichen kann diesen Optimismus je - Ein näherer Blick macht deutlich, daß Wirtschaftskammer Österreich, dem Öster- doch nicht teilen (35 %: „nicht zuversicht- Schülerinnen die Europäische Union in fast reichischen Gewerkschaftsbund, der Land- lich“). allen Bereichen etwas positiver beurteilen als wirtschaftskammer Österreich und der Bun- Mit steigendem Alter nimmt die Zahl Schüler. Mit steigendem Alter wird die EU desarbeitskammer. n jener zu, die die Zukunft der Union pessimi- in den meisten Bereichen deutlich kritischer https://oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 40 Österreich, Europa und die Welt Der UrlaubsEuro im Sommer 2018

Der UrlaubsEuro ist 2018 im Durchschnitt um 20 Prozent mehr wert als zu Hause.

er Wert des UrlaubsEuros für Österrei- DcherInnen liegt im Ausland im Sommer 100 Euro sind im Urlaub so viel wert 2018 im Durchschnitt um 20 Prozent über seinem Wert im Inland. „Tendentiell sind eu- ropäische Destinationen 2018 etwas günsti- ger geworden, Übersee dagegen im Durch- schnitt etwas teurer“, analysiert Stefan Bruk- kbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, die aktuelle Berechnung des Ur - laubsEuros und ergänzt: „In der Türkei, wo be reits in der Vergangenheit der UrlaubsEuro am meisten wert war, bekommt man heuer aufgrund der starken Abwertung mehr als doppelt so viel wie in Österreich.“ In einer Gesamtsicht hat sich gegenüber dem Sommer 2017 beim UrlaubsEuro aller- dings nicht viel bewegt, denn in vielen wich- tigen Urlaubsländern der ÖsterreicherInnen war der Preisanstieg ähnlich wie in Öster- Quellen: UniCredit Bank Austria Economics & Market Analysis Austria (eigene Schätzung), OECD, Eurostat, Statistik Austria, Juni 2018 reich und auch die Wechselkurse blieben re - lativ stabil bzw. sind viele beliebte Urlaubs- reich, allen voran in Bulgarien, Rumänien ro in der Schweiz wieder einen erkennbar länder ohnehin Teil des Euroraums. „Der und Polen. höheren Wert, der bei rund drei Viertel des UrlaubsEuro kann im Sommer 2018 nicht Wertes in Österreich liegt und damit seinem von einer niedrigeren Inflation als in Öster- Übersee 2018 durchschnittlich langjährigen Durchschnitt entspricht“, meint reich profitieren, denn die Preise stiegen in teurer geworden Bruckbauer und ergänzt „noch nie seit es vielen Ländern in den letzten zwölf Monaten In Übersee spielt die unterschiedliche Wertvergleiche gibt, war der UrlaubsEuro in ähnlich wie in Österreich“, faßt Stefan Bruck- Preisentwicklung kaum eine Rolle beim der Schweiz mehr wert als in Österreich.“ bauer die Situation im Sommer 2018 zusam- Wertvergleich für den UrlaubsEuro, hier ist Die Abwertung der Schwedenkrone in den men. Neben der Türkei, wo der UrlaubsEuro die Wechselkursentwicklung wichtiger. Da- letzten zwölf Monaten macht den Wert des heuer rund 19 Prozent mehr wert ist als 2017, her zeigt Übersee ein differenziertes Bild. UrlaubsEuro in Schweden zwar noch nicht konnte der UrlaubsEuro noch in Ungarn und „Anders als 2017 folgte der Euro 2018 bis- ganz so viel wert wie in Österreich, mit 93 Schweden von einer Abwertung profitieren. her keinem einheitlichen Aufwertungstrend, Euro liegt er jedoch erstmals seit acht Jahren so ist der Wert des UrlaubsEuro in Asien und wieder in der Nähe von 100 Euro. Türkei, Ungarn und Kroatien – weiter- Afrika heuer gefallen, in Amerika jedoch Abschließend weisen die Ökonomen der hin deutlich günstiger als zu Hause gestiegen“, so Bruckbauer. Der Wertzu- UniCredit Bank Austria darauf hin, daß es Unter den wichtigsten Urlaubsdestinatio- wachs des UrlaubsEuro in Amerika reicht sich um Durchschnittswerte handelt, einzel- nen der ÖsterreicherInnen bekommt man dabei von einem halben Prozent in Mexiko ne Regionen (wie etwa London als Zentral- weiterhin in der Türkei, in Ungarn und Kro- über zwei Prozent in den USA bis zu 15 Pro- region) können davon abweichen. Das Preis- atien am meisten für seinen UrlaubsEuro. zent in Brasilien. In Asien ist der UrlaubsEu- niveau bezieht sich auf den Durchschnitt der Unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen ro 2018 dagegen leicht und in Afrika mit Güter und Dienstleistungen in den einzelnen können UrlauberInnen aus Österreich auch durchschnittlich 7 Prozent sogar etwas stär- Ländern, einzelne Produkte (speziell für in Slowenien, Griechenland, Portugal und ker gefallen. TouristInnen) können davon deutlich abwei- Spanien mehr für ihren UrlaubsEuro erwar- chen. Daher wurde auch für die Ferndestina- ten als zu Hause. Der UrlaubsEuro ist weiterhin tionen kein Wert, sondern nur dessen Verän- „In den besonders für Städtereisen be - wenig wert in der Schweiz, aber derung angegeben. Zudem ist die Tatsache, liebten Urlaubsdestinationen dürften Urlau- doch erkennbar mehr als 2017 daß das Preisniveau in einigen Urlaubslän- berInnen aus Österreich heuer einem ähnli- Deutlich mehr als im Vorjahr ist der dern so viel günstiger als in Österreich ist, chen Preisniveau wie zu Hause gegenüber- UrlaubsEuro heuer in der Schweiz wert. Mit vor allem auf das hohe Einkommensniveau stehen, so etwa in Italien, dem Vereinigten einem Wert von 74 Euro bleibt die Schweiz in Österreich zurückzuführen. Würde Öster- Königreich, Deutschland, Frankreich und aber weiterhin trotz 7 Prozent Abwertung eine reichs Preisniveau niedriger liegen, wäre auch den USA“, so Bruckbauer. In vielen Ländern der teuersten Urlaubsdestinationen für Ur - das Einkommensniveau geringer und Urlau- Ost- und Südosteuropas ist der UrlaubsEuro lauberInnen aus Österreich. „Mit der Abwer- be schwer leistbar. n weiterhin deutlich mehr wert als in Öster- tung im letzten Jahr erreicht der UrlaubsEu- http://www.bankaustria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 41 Österreich, Europa und die Welt »Quantum Flagship«

AIT führt europäische Technologieentwicklung für die Quantenkommunikation in die nächste Generation.

sterreich hat seine internationale tech- Önologische und wissenschaftliche Füh- rungsrolle im Bereich optischer Quanten- technologien im konkurrenzstarken europäi- schen Programm „Quantum Flagship“ er - neut unter Beweis gestellt. Diese kürzlich ins Leben gerufene Initiative hat sich die Ent- wicklung von Quantentechnologien für den Massenmarkt zum Ziel gesetzt. Das AIT Austrian Institute of Technology hat sich in den vergangenen Jahren interna- tional einen hervorragenden Ruf als Spezia- list für Quantentechnologie und Koordinator europäischer Projekte erworben. Unter Be- weis gestellt wurde dies kürzlich im Rahmen der europäischen Quantum Flagship Initiati- ve durch den erfolgreichen Projektantrag „UNIQORN – Affordable Quantum Com- munication for Everyone: Revolutionizing AIT / Mürling Foto: Hochintegrierte photonische Schaltungen für die Quantenkommunikation the Quantum Ecosystem from Fabrication to Application“. Das unter Federführung des die hochsichere Schlüsselverteilung eingesetzt AIT-Photonikexperten Bernhard Schrenk werden. Dazu zählen spezialisierte quanten- eingereichte Projekt erhielt im Rahmen der optische Quellen und Detektortechnologien, ersten Flagship-Ausschreibung im Zuge von die auf etablierten Fertigungsplattformen Horizon 2020 den Zuschlag der Europäischen realisiert werden, ähnlich der Massenferti- Kommission. UNIQORN will mit innovati- gung in der Mikroelektronik. Ein wichtiger ver nutzerorientierter Pionierforschung im Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt Bereich der Quantentechnologie eine zeitna- auf integrierten System-on-Chip-Lösungen. he Verwertung früher Prototyp-Komponen- Sie bilden die Grundlage für hochminiaturi- ten und System-on-Chip-Lösungen in einem sierte optische Systeme, die quantenmecha- Wachstumsmarkt mit enormem Potential nische Eigenschaften wie etwa Verschrän- ermöglichen. Der Kick-off für das Projekt ist kung und gequetschtes Licht voll ausschöp- für Oktober 2018 geplant. fen können. Bei der Auswahl der eingesetzten Ziel von UNIQORN ist es, photonische optoelektronischen Technologien und Ferti- Technologien in der Quantenkommunikation gungsprozesse wurde großes Augenmerk auf zu nutzen und dafür komplexe Systeme, die Kosteneffizienz und Leistungsfähigkeit ge - derzeit optische Aufbauten im Metermaßstab legt, um so dem praktischen Einsatz der benötigen, auf millimetergroßen Chips un - Quan tentechnologie in naher Zukunft zum terzubringen. Damit können nicht nur Di - Durchbruch zu verhelfen. mension und Kosten deutlich reduziert, son- AIT / Zinner Foto: Geleitet wird das Projekt UNIQORN dern auch Verbesserungen in puncto Robust- UNIQORN-Projektleiter Hannes Hübel vom AIT-Quantenexperten Hannes Hübel. heit und Reproduzierbarkeit erzielt werden. „Wir sind überzeugt, daß dieses Projekt die Bernhard Schrenk sieht die kontinuier- das Informationszeitalter geführt hat“, so ,Quantum Divide‘, also die Kluft zwischen lichen Weiterentwicklungen bei der Integra- Schrenk. „Revolution durch Evolution!“ Anwendern mit und ohne finanzielle Mittel tion von photonischen Technologien als schließen wird“, so der Forscher. „Durch die Schlüssel zur Bewältigung der vor uns lie- Schlüsseltechnologien für den Verfügbarkeit kostenoptimierter Quanten- genden Herausforderungen: „Die mit dem Quantencomputer der Zukunft technologien werden nicht nur Regierungen europäischen Quantum Flagship eingeläute- Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt und große Organisationen, sondern auch die te zweite Quantenrevolution wird nur erfolg- UNIQORN wird die Schlüsselkomponenten Allgemeinheit von den Vorteilen des Quan- reich sein, wenn die Quantentechnologie eine für die Quantenkommunikationssysteme der tenzeitalters profitieren.“ ähnliche Erfolgsgeschichte schreibt wie die Zukunft entwickeln, die unter anderem zur Zu diesem Zweck wird UNIQORN einen Mikroelektronik, die unsere Gesellschaft in Generierung von echten Zufallszahlen und Bogen von der Fertigung bis zur Anwendung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 42 Österreich, Europa und die Welt der Quantentechnologie spannen und die ent- Anwendung werden mit QuantenforscherIn- schungseinrichtung und der Spezialist für die wickelten bahnbrechenden Technologien in nen mit theoretischem und experimentellem zentralen Infrastrukturthemen der Zukunft. neuesten Protokollen wie OTP (One-Time- Know-how (Universität Wien, Universität Pa- Im Center for Digital Safety & Security wer- Programs) und OT (Oblivious Transfer) eva- derborn, Universität Innsbruck, Technical den moderne Informations- und Kommuni- luieren. Eines Tages wird dadurch ein breite- University of Denmark) zusammenarbeiten. kationstechnologien (IKT) und Systeme ent- rer Anwenderkreis von der Möglichkeit des Das Projekt kann auch auf ExpertInnen in den wickelt, um kritische Infrastrukturen im Quantencomputers profitieren können, ohne Bereichen Photonik und Elektronik, In te gra - Kontext der umfassenden und globalen Ver- in diese teure Technologie investieren zu müs- tion und Packaging zurückgreifen (Eindho- netzung und Digitalisierung sicher und sen. Die entwickelten Systeme werden in ven University of Technology, Micro-Photon- zuverlässig zu gestalten. einer realen Smart-City Umgebung im Zu- Devices, Politecnico Milano, Smart Photo- Die AIT-ExpertInnen im Bereich optische sammenwirken mit unterschiedlichen Tele- nics, Institute of Computer and Communica- Quantentechnologien widmen sich der Ent- kommunikationsanwendungen getestet. tion Systems Athens, VPI Photonics, Cordon wicklung und Integration von Systemen zur Electronics). Die Perspektive der industriel- Quantenverschlüsselung sowie der Produkt- Interdisziplinäres Konsortium len Endnutzer wird durch den Systemanbie- entwicklung auf Basis von quantentechnolo- Im UNIQORN Konsortium, das von AIT ter Mellanox und den Betreiber Cosmote gisch inspirierten Technologien. Die Lösun- koordiniert wird, arbeiten 17 Partner aus ganz eingebracht. Die Evaluierung im Feld erfolgt gen bieten eine wichtige Grundlage für For- Europa an einer multidisziplinären For- in der Smart-City Testumgebung, die von schung und Entwicklung in der Quantenop- schungsagenda. Forschungsinstitutionen – der Universität Bristol betrieben wird. tik und anderen angewandten Forschungsfel- AIT Austrian Institute of Technology, Fraun- dern wie etwa den Life Sciences. Mit diesem hofer HHI, Interuniversity Microelectronics Quantentechnologie-Forschung am AIT Kernthema will AIT die Quantentechnologie Centre – mit langjähriger Erfahrung in der Das AIT Austrian Institute of Technology aus dem Labor zum Kunden bringen. n Überführung von Grundlagenforschung in die ist Österreichs größte außeruniversitäre For- http://www.ait.ac.at Das kleinste Kräftemessen der Welt Vibrationen im Nanometerbereich detektiert ein neuartiger Sensor der TU Wien. räfte messen ist etwas ganz Alltägliches, Struktur fließen lassen. Dabei entsteht eine Kjede handelsübliche Küchenwaage Kraft, die Schwingungen auslöst.“ macht das. Kompliziert werden Kraftmes- Wenn man eine Gitarre stimmt, ändert sungen aber, wenn man auch die Richtung man die Spannung der Saite und hört plötz- der Kraft messen möchte, wenn hochpräzise lich einen anderen Ton – und genau dasselbe gemessen werden muß, und wenn der Sensor Prinzip nutzt der Sensor, um Krafteinwir- auch noch auf Mikrometergröße verkleinert kungen und Verbiegungen am Rahmen zu werden soll. An der TU Wien ist es nun ge - messen. Die Schwingungsfrequenzen der lungen, all diese Anforderungen zu erfüllen: Silizium-Struktur ändern sich, wenn eine Ein winziger Sensor-Chip mit einem Durch- äußere Kraft den Sensor verbiegt. „Die messer von weniger als einem Zehntelmilli- Schwingungsfrequenz lässt sich auf wenige meter wurde entwickelt. Er soll Rasterkraft- Hertz genau messen, das ermöglicht uns, die mikroskope verbessern und könnte vielleicht Verbiegungen am Chip mit einer Präzision auch Roboter mit hochsensiblem Fingerspit- im Nanometerbereich anzugeben“, erklärt zengefühl ausstatten. Dabsch. Foto: TU Wien Foto: TU Der neuartige Kraft-Sensor der TU Wien Messen in alle Richtungen Prototyp erfolgreich fertiggestellt „Die meisten Kraft-Sensoren können Kräf - kann: Er mißt nicht nur die Richtung der Unterstützt wurde das Projekt von der te nur in einer Richtung messen“, sagt Ale- Kraft in allen drei Raumdimensionen, er kann PRIZE Prototypenförderung des Bundesmi- xander Dabsch, Dissertant im Team von auch noch Torsion – also räumliche Verdre- nisteriums für Wissenschaft, Forschung und Prof. Franz Keplinger am Institut für Sensor- hungen – präzise detektieren. Der Chip hat Wirtschaft – einem Förderprogramm, das die und Aktuatorsysteme der TU Wien. „Für vie- einen quadratischen Rahmen, der durch Umsetzung von Ideen aus der akademischen le Anwendungen reicht das aber nicht aus – Krafteinwirkung von außen leicht verbogen Forschung in markttaugliche Prototypen zum Beispiel, wenn man in einem Raster- werden kann. In der Mitte befindet sich eine ermöglicht. Der neuartige Kraft-Sensor wur- kraftmikroskop eine dünne Spitze Atom für kreuzförmige Struktur aus Siliziumdrähten, de nun bereits mit Unterstützung des For- Atom über eine raue Oberfläche gleiten läßt. dünn wie Fliegenbeine. schungs- und Transfersupports der TU Wien Dann treten Kräfte in unterschiedliche Rich- „Genau wie eine Gitarrensaite kann auch zum Patent angemeldet, die Meßmethode und tungen auf, aus denen man wertvolle Infor- diese Silizium-Struktur vibrieren“, erklärt erste Ergebnisse wurden im Fachjournal mation gewinnen kann.“ Dabsch. „Wir können diese Vibrationen ge - „Jour nal of Micromechanics and Microengi- Daher entwickelte man an der TU Wien zielt anregen, indem wir ein äußeres Magnet- neering“ publiziert. n nun einen Kraft-Sensor, der deutlich mehr feld anlegen und dann Strom durch die https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 43 Österreich, Europa und die Welt Ringturm-Verhüllung

Bundeskanzler Sebastian Kurz eröffnete Helnweins »I saw this« – die Fertigstellung der 4.000 Quadratmeter großen Kunstinstallation von Gottfried Helnwein am Ring- turm wurde am 22. Juni feierlich zelebriert.

uf Einladung von Günter Geyer, Vor- Astandsvorsitzender des Wiener Städti- schen Versicherungsvereins, eröffnete Bun- deskanzler Sebastian Kurz die Ringturmver- hüllung 2018. Die eigens für die Ringturm- verhüllung zusammengestellte Komposition „I saw this“ von Gottfried Helnwein klagt an gegen Krieg, Terror und Unterdrückung und steht ganz im Zeichen des Gedenkjahres 2018 – anläßlich „100 Jahre Republik Öster- reich“. Der Bundeskanzler zum spektakulären Kunstwerk mitten im Wiener Stadtzentrum: „Gottfried Helnwein löst mit seiner Arbeit Emotionen aus und verhindert so die Gleich- gültigkeit und das Wegschauen. Gerade im Gedenkjahr 2018 kommt diesem Kunstwerk daher eine besondere Bedeutung zu.“ Der weltberühmte österreichische Künst- ler Gottfried Helnwein, der zu den bedeu- tendsten heimischen Kunstschaffenden zeit- genössischer Art nach dem Zweiten Weltkrieg zählt, zeichnet auf Initiative des Wiener Städtischen Versicherungsvereins für die diesjährige Ringturmverhüllung verantwort- lich. Gottfried Helnwein: „Ich will die Men- schen zwingen, zu sehen.“ Parallel zur Ring- turmverhüllung zeigt der Wiener Städtische Versicherungsverein über den Sommer eine Selektion des Künstlers im Ausstellungszen- trum im Ringturm. Gastgeber, Initiator und Förderer der Ringturmverhüllung 2018 Günter Geyer er- klärte: „Wir sind sehr stolz darauf, daß wir mit Gottfried Helnwein einen heimischen Weltstar der internationalen Kunstszene für die Ringturmverhüllung 2018 gewinnen konn- ten. Es ist für uns auch eine besondere Ehre, daß Bundeskanzler Sebastian Kurz die dies- jährige Ringturmverhüllung eröffnete.“ Die Verhüllung des historischen Bürogebäudes am Ring wird bis September zu sehen sein. „Mit Helnweins Komposition appellieren Robert Newal / Gottfried Helnwein Foto/Rendering: Auf der Vorderseite des Ringturms sieht man ein blondes Mädchen mit einer Maschinenpistole. wir im Erinnerungsjahr 2018 gegen Krieg und Gewalt auf der ganzen Welt.“ (Bezirksvorsteher Wien Innere Stadt), Dom- Des Weiteren waren KR Klaus Stadler Der Einladung von Günter Geyer zur pfarrer Toni Faber und Johanna Schwanberg, (Aufsichtsratsvorsitzender des Wiener Städ- Eröffnung der Ringturmverhüllung folgten (Direktorin des Dom Museum Wien), ORF tischen Versicherungsvereins) und Prof. Eli- zahlreiche hochkarätige Gäste aus Politik, III-Geschäftsführer Peter Schöber, „Die sabeth Stadler (Generaldirektorin der Vienna Wirtschaft und Kultur sowie prominente Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak, das Insurance Group) sowie Helene Kanta (Vor- Medienvertreter, unter an derem Wiens Bür- Sammlerpaar Klaus und Friederike Ortner standsdirektorin des Wiener Städtischen Ver- germeister Michael Ludwig, Markus Figl und Marietta Deix. sicherungsvereins) anwesend.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 44 Österreich, Europa und die Welt

Verletzung und Schmerz. In der Albertina Wien gab es erstmals 1979 eine Schau seiner Werke, weitere Ausstellungen in seiner Hei- matstadt folgten (Einzelausstellung 1985: „Gottfried Helnwein – Arbeiten von 1970 – 985“ und 2013: Retrospektive). 1985 ging er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er bis 1997 lebte. Danach übersiedelte er nach Irland. Seit 2002 hat der Künstler auch einen Wohnsitz in Los Angeles.

Überdimensionale Kunst- installation Ringturm 30 bedruckte Netzbahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge machen Helnweins „I saw this“ zu einem ins- gesamt 4.000 Quadratmeter großen Kunst- werk mitten in Wien. n http://www.wst-versicherungsverein.at Foto: Wiener Städtische Versicherungsverein / Foto: Andreas Scheiblecker Bei der Enthüllung im Ringturm (v.r.): Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gottfried Helnwein und http://www.gottfried-helnwein.at Günter Geyer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Helnwein

Helnwein im und am Ringturm Begleitend zur Ummantelung seiner Konzernzentrale zeigt der Wiener Städtische Versicherungsverein im dortigen Ausstel- lungszentrum vier Werke des berühmten Künstlers. Darunter finden sich auch die bei- den Motive der Ringturmverhüllung: „The Disasters of War 49“ und „The Disasters of War 60“. Mit „CHILD 14“ und „THE MUR- MUR OF THE INNOCENTS 69“ sind zwei weitere Arbeiten Helnweins über die Som- mermonate im Ausstellungszentrum im Ringturm bei freiem Eintritt zu sehen. Das Werk »I saw this« Auf der Vorderseite des Ringturms nimmt ein blondes Mädchen mit einer Maschinen- pistole den Wiener Donaukanal ins Visier. Auf der Rückseite des Gebäudes brennt eine Stadt vor den Augen einer überdimensiona- len Manga-Figur lichterloh, im Hintergrund sind Menschen vor einer Welle von meterho- hen Flammen und Rußwolken zu sehen. Helnwein protestiert mit seiner zweiteiligen Komposition gegen Terror und Krieg.

Der Künstler Gottfried Helnwein Der gebürtige Wiener gilt als einer der international herausragendsten und polarisie- rendsten Künstler. Er studierte von 1969 bis 1973 Malerei in der Meisterklasse von Pro- fessor Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Über die Grenzen hinweg bekannt wurde er durch seine hyper- realistischen Bilder von verwundeten und ban- dagierten Kindern. Die Schwerpunkte seines

Schaffens liegen vorwiegend auf der Ausein- Robert Newal / Gottfried Helnwein Foto/Rendering: andersetzung mit den Sujets Gewalt, Tod, Auf der Rückseite brennt eine Stadt vor den Augen einer überdimensionalen Manga-Figur.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 45 Österreich, Europa und die Welt Österreich ist für seine eigene Geschichte verantwortlich

Bundeskanzler Sebastian Kurz empfing eine Delegation von Yad Vashem. Foto: BKA / Andy Wenzel Andy / Foto: BKA Am 3. Juli empfing Bundeskanzler Sebastian Kurz (Bildmitte hinten) eine Delegation von Yad Vashem im Bundeskanzleramt.

bwohl ich die Gedenkstätte Yad Vas- Ohem bereits dreimal besucht habe, ist es jedes Mal erschütternd, mit der Erinnerung an das grauenvolle Schicksal von sechs Mil - lio nen Juden konfrontiert zu werden. Als Bundeskanzler muß ich feststellen, daß Öster - reich eine schwere Last zu tragen hat. Damit meine ich die schrecklichen Verbrechen, die während der Shoah begangen wurden, was ich aus tiefstem Herzen bedaure“, sagte Bun deskanzler Sebastian Kurz am 3. Juli an - läßlich des Empfangs einer Delegation von Yad Vashem im Bundeskanzleramt. Die Österreicherinnen und Österreicher würden jedoch wissen, daß sie für ihre eige- ne Geschichte verantwortlich seien. „Daß so etwas wie die Shoah nie wieder geschieht, ist unsere Verpflichtung. Wir und die folgenden Generationen werden diese furchtbaren Ver- Andy Wenzel / Foto: BKA Der Bundeskanzler (m.) mit Shaya Ben Jehuda, Yad Vashem-Geschäftsführer für internatio- brechen niemals vergessen“, ergänzte der nale Beziehungen (l.) und dessen Stellverteterin, Sarah Granitza Bun deskanzler. Nachdem Bildung der Schlüs - sel sei, um neue Generationen vor einer ist auch für viele österreichische Überleben- Claudia Prutscher, Vizepräsident Denzoni Wiederholung von Fehlern der Vergangen- de der Shoah sowie deren Nachkommen ein Da wara Schwili, Martina Maschke vom Wis- heit zu bewahren, „wird Österreich den Auf- Ort des individuellen Gedenkens an erlitte- senschaftsministerium, und Hannah Lessing, bau des neuen ‚Shoah Heritage Collection nes Leid und Unrecht. Dieses Erinnern möch - Generalsekretärin des Nationalfonds der Center‘ mit einer Million Euro unterstüt- te die Bundesregierung in einer besonderen Republik Österreich. GR Peter Florianschütz zen“, so Kurz. Weise unterstützen. hatte die Gäste begrüßt. Die Delegation be- Dieses neue Zentrum soll einen wichti- Am Abend zuvor war die rund 120köpfi- suchte auch die Gedenkstätte Mauthausen, gen Beitrag zur fortgesetzten Erforschung ge Delegation aus aller Welt zu Gast im Rat- wo sie von deren Direktorin Barbara Glück des Holocausts leisten und so auch für zu- haus in An wesenheit unter anderen von IKG- willkommen geheißen wurde. n künftige Generationen wirken. Yad Vashem Präsident Oskar Deutsch, Vizepräsidentin https://de.wikipedia.org/wiki/Yad_Vashem

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 46 Österreich, Europa und die Welt AuslandsburgenländerInnen zu Gast in Eisenstadt inen herzlichen Empfang bereiteten Lan- Edeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin Verena Dunst und Landesrätin Astrid Eisen- kopf am 3. Juli einer Reisegruppe von etwa 20 AuslandsburgenländerInnen im Landhaus in Eisenstadt. Unter den Gästen waren auch Prof. Walter Dujmovits, Präsident der Bur- genländischen Gemeinschaft, und die amtie- rende „Miss Burgenland New York“, Grace Wiederhold. Der Landeshauptmann zeigte sich erfreut über die Heimatverbundenheit der Auslands- burgenländerInnen: „Unsere letzte Reise in die USA und nach Kanada ist mir noch in bester Erinnerung. Umso mehr freut es mich,

daß wir unsere Landsleute heute hier im Bur- Foto: Bgld. Landesmedienservice genland begrüßen dürfen. Vor allen Dingen Empfang im Landhaus in Eisenstadt (v.l.): Landesrätin Astrid Eisenkopf, die amtierende »Miss ist es aber bewundernswert und schön zu se - Burgenland New York«, Grace Wiederhold, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin Ver- hen, daß sich auch die junge Generation der ena Dunst und Prof. Walter Dujmovits, Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft AuslandsburgenländerInnen für ihre Wurzeln der AuslandsburgenländerInnen in den USA merhin sind im vorigen Jahrhundert 66.000 interessiert. Sie haben sich ein Stück Heimat - und in Kanada mit Leben erfüllt.“ BurgenländInnen – davon ein Großteil nach bewußtsein erhalten. Ich danke allen, die das Die Burgenländische Gemeinschaft macht Amerika – ausgewandert. Dazu kommen Burgenland nicht vergessen haben, daß sie es sich seit 1956 zur Aufgabe, die Heimat- noch weitere 20.000, die vor 1880 ausge- im Herzen BurgenländerInnen geblieben sind. verbundenheit der BurgenländerInnen in al- wandert sind und statistisch nie erfaßt werden Ich danke vor allem aber der Burgenländi- ler Welt zu pflegen bzw. zu fördern und fun- konnten. Prof. Walter Dujmovits hat deren schen Gemeinschaft mit Prof. Dr. Walter giert als deren Interessensvertretung im Aus- Schicksal in einem Buch nachgezeichnet. n Dujmovits an der Spitze, die diese Brücke land. Der Verein hat Sitze in mehr als zehn http://www.burgenlaender.com/ zwischen dem Burgenland und den Vereinen Staaten, die meisten davon in den USA. Im- http://www.burgenland.at Graz: Machbarkeitsstudie für Olympia 2026 präsentiert m Rahmen einer einer Pressekonferenz Iam FH CAMPUS 02 wurden am 28. Juni die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und das Spielstättenkonzept von Joachim Pölzl von Graz2026 für die Olympischen Spiele 2026 in Graz präsentiert. Er beleuchtete da - bei die Situation der Wettkampfstätten, die für eine Olympiaaustragung notwendig sind. 13 werden dafür benötigt, zwölf davon seien bereits vorhanden, so Pölzl: „Nur die Austra- gungsstätte für den Eiskunstklauf und die Eishockey-Finalis fehlt noch. Dort ist aber die Messehalle C in Graz bereits ein langfri- stiges Planungsziel der Stadt Graz. Diese würde sich dafür perfekt eignen.“ Neben den Sportstätten bedarf es noch 26

weiterer Schauplätze für Events wie z. B. Foto: Stadt Graz / Fischer Siegerehrungen. Bis auf die notwendigen Plät - v.l.: Jürgen Winter (Bürgermeister Schladming), Peter Mennel (Generalsekretär ÖOC), Bürger - ze für die Siegeszeremonien fehle nur noch meister Siegfried Nagl, Vizebürgermeister Mario Eustacchio und Markus Pichler (Geschäfts- ein Austragungsort für die Opening- und führer Graz2026) Closing-Ceremony in Graz. Dafür würden bau ten Wettkampfstätten für die Olympi- heute zeitgerecht abliefern. Es ist wichtig zu sich jedoch diverse Flächen im Grazer Sü- schen Spiele benötigt.“ sehen, welche Chancen dieses Mega-Event den eignen, so Pölzl. Siegfried Nagl, Bürgermeister der Stadt für unsere Jugend bedeuten kann und wel- Ein permanentes Stadion wäre hier Graz dazu: „Wir wollen Spiele ohne Giganto - chen Wert wir daraus schöpfen können.“ n jedoch nicht erforderlich. Sein Resümee zu manie. Es wurden immer Zahlen, Daten und https://www.austria2026.at den Spielstätten: „Es werden keine neu ge - Fakten von uns gefordert. Die können wir https://www.graz.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 47 Österreich, Europa und die Welt Wirtschaftskammern Wien und Hongkong rücken zusammen ine Abordnung der Wirtschaftskammer EHongkong besuchte Anfang Juni Wien und lotete die Möglichkeiten der noch enge- ren Zusammenarbeit aus. Neben Besuchen et- wa bei EVVA, Lobmeyr und dem AIT wur de im Rahmen eines feierlichen Empfangs auch ein Abkommen über eine noch intensivere Zusammenarbeit der Wirtschaftskammern Wiens und Hongkongs unterzeichnet. Dies beinhaltet etwa die gegenseitige Unterstüt- zung bei Markt-Recherchen oder laufende gegenseitige Information über die Wirt- schaftsräume. Unter allen Provinzen und Regionen Chi- nas bleibt die Sonderverwaltungsregion Hongkong für den österreichischen Außen- handel sowohl ausfuhr- als auch einfuhrsei- tig die Nummer eins. Knapp 25 Prozent aller Foto: pictures born österreichischen Exporte nach China werden WK Wien-Vizepräsident Anton Ofner (l.) und Stephen Weatherseed der Hong Kong General Chamber of Commerce (HKGCC) unterzeichneten das Abkommen. über Hongkong abgewickelt, insgesamt wa- ren 2017 rund 200 rot-weiß-rote Firmen in auf 531 Mio. Euro. Der 7,2 Mio.-Einwohner- aus Hongkong stiegen 2017 um 1 Prozent auf Hongkong tätig. Markt liegt in der Bedeutung für die österrei- 138 Mio. Euro. Der Wiener Anteil am bilate- Die österreichischen Exporte nach Hong- chische Exportwirtschaft weiterhin auf Platz ralen Außenhandelsvolumen (Importe und kong stiegen im Vorjahr um über 7 Prozent vier in Fernost. Die österreichischen Importe Exporte) liegt bei 15 Prozent. Wizz Air schafft mehr als 200 Arbeitsplätze im Großraum Wien izz Air, eine der am schnellsten wach- Wsenden Fluggesellschaften Europas und die führende Low-Cost-Carrier in CEE, eröff - net ihre österreichische Basis am Flughafen Wien unter anderem mit einem ihrer neuen Airbus A320 Flugzeuge. Die neuen Flugzeu- ge werden die Inbetriebnahme von fünf neuen Verbindungen von Wien zu den beliebten Zielen unterstützen. Die Basis in Wien stellt eine große Inve- stition von WIZZ in Österreich dar und schafft bis 2019 mehr als 200 direkte Ar- beitsplätze bei der Fluggesellschaft. Mit einer Gesamtinvestition von $ 570 Millionen wird die Airline in den kommenden neun Mona- ten ihren Betrieb am Flughafen Wien weiter ausbauen. 2019 wird die Airline mit einer lokalen Flotte von fünf neuen Airbus-Flug- Foto: Flughafen Wien AG zeugen, die ein Netz von 30 Strecken von v.l.: Crew Wizz Air, George Michalopoulos, Chief Commercial Officer von Wizz Air, Wiens Bür- germeister Michael Ludwig, Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, Crew Wizz Air. Wien in 22 Länder betreiben und insgesamt mehr als 2,2 Millionen Sitzplätze pro Jahr Commercial Officer bei Wizz Air bei einer Destinationen und Urlaubszielen, bieten anbieten, zur zweitgrößten Fluggesellschaft Pressekonferenz in Wien. attraktive Reisemöglichkeiten für Geschäfts- Österreichs werden. Das lokale Team wird „Wizz Air setzt in diesem Jahr bedeuten- und Urlaubsreisende. Städte wie Eindhoven, kontinuierlich erweitert. de Wachstumsimpulse am Flughafen Wien. Danzig, Tuzla, Cluj, Valencia, Kutaissi, Ohrid, „Wir sind stolz, die Eröffnung einer Die neue Basis und das breite Streckennetz Niz, Billund, Bergen, Kharkiv und Malmö neuen WIZZ-Basis in Österreich am Flugha- mit bis zu 30 buchbaren Destinationen ab sind mit Wizz Air gänzlich neu ab Wien fen Wien zu feiern. Die ersten Flüge von Wien bis 2019 stärken den Luftverkehrs- erreichbar“, so Julian Jäger, Vorstand der Wizz Air ab Wien starteten im April und jetzt standort Wien und schaffen Wertschöpfung. Flug hafen Wien AG. n eröffnen wir weitere fünf neue Verbindun- Vor allem die vielfältigen Flugangebote nach https://www.wizzair.com gen“, sagte George Michalopoulos, Chief Osteuropa, aber auch zu mitteleuropäischen http://www.viennaairport.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 48 Österreich, Europa und die Welt Leon Zelman Preis 2018 ging an Uli Jürgens er Leon Zelman Preis 2018 wurde am D13. Juni im Wiener Rathaus zum sech- sten Mal vergeben. „Ziel des Preises ist es, jene Personen zu würdigen, die sich im Sin - ne Leon Zelmans aktiv für die Erinnerung an die Shoah und den Dialog zwischen dem heutigen Österreich und den Opfern der NS- Verfolgung und ihren Nachkommen einset- zen. Er richtet sich an Bildungs- und Jugend- arbeit sowie Projekte, die den interkulturel- len Dialog fördern“, wie die Juryvorsitzende Susanne Trauneck, Jewish Welcome Service, in ihren einleitenden Worten ausführte. In seiner Laudatio sagte Michael Baicules - cu, Verlagsleiter des Mandelbaum Verlags: „Es geht darum, die vergangene Geschichte für die Gegenwart erfahrbar, verständlich und damit nutzbar zu machen. Für Uli Jürgens, ist jede Exil – und Fluchtgeschichte in dieser Welt immer aktuell und oftmals schmerz- Foto: PID / Schaub-Walzer Sigird Oblak, Susanne Trauneck, Uli Jürgens und Andreas Mailath-Pokorny bei der Verleihung haft“. Und Uli Jürgens wies in ihrer Dankes- rede daraufhin: „Zeitgeschichte ist nichts ver - rabbiner Arie Folger, ESRA-Geschäftsführer ge Bürgermeister der Stadt Wien. Weitere staubtes, die Geschichten sind da, wir müs- Peter Schwarz, Martina Maschke von erin- Aufgaben neben dem Besuchsprogramm sen nur zuhören und wir müssen sie weiter- nern.at, die Historikerinnen Heidemarie Uhl sind die Unterstützung von Gedenk -und erzählen.“ und Sophie Lillie, bei der Feierstunde anwe- Erinnerungsinitiativen sowie Information Die Übergabe an Uli Jürgens erfolgte send. und Service für jüdische Wien-BesucherIn- durch den Vizepräsidenten des Jewish Wel- nen. Darüber hinaus organisiert der Jewish come Service und Initiator des Preises, Der Jewish Welcome Service Welcome Service auch Einladungen für die Andreas Mailath-Pokorny, im Beisein der 1980 wurde die Organisation auf Initiati- jüngere Generation. Die Wien Holding un- Töchter von Leon Zelman. Weiters waren ve des damaligen Bürgermeisters Leopold terstützt seit diesem Jahr den Jewish Welco- u.a. Sigrid Oblak, Geschäftsführerin der Wien Gratz und des Stadtrates Heinz Nittel ge - me Service Vienna. n Holding, Professor Herwig Hösele vom Zu - meinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon http://www.jewish-welcome.at kunftsfonds der Republik Österreich, Ober- Zelman gegründet. Präsident ist der jeweili- https://www.wienholding.at Der Wiener MädchenChor fährt auf China-Tournee er Wiener MädchenChor der Musik- Dschule Wien geht im August 2018 auf eine 16tägige China-Tournee. Als musikali- sche Botschafterinnen aus Wien treten die 30 jungen Mädchen erstmals in neun großen chinesischen Städten in prominenten Kon- zerthallen auf. Besondere Höhepunkte sind die Konzerte in der berühmten Oper von Pe- king und in Chengdu, der Heimat der Panda - bären. Bildungs- und Jugendstadtrat Jürgen Czernohorszky überzeugte sich am 4. Juni bei einer Probe von der hohen musikalischen Qualität des Wiener MädchenChors. „Für die Mädchen ist die China-Tournee eine Riesen- chance und ein großes Abenteuer. Sie sind jetzt schon top-vorbereitet und werden in China mit ihrem vielseitigen und ausgezeich - neten Können das Publikum überzeugen“, so

Czernohorszky. n Foto: PID / Votava Martin https://www.wien.gv.at/bildung/schulen/musikschule/ Der Wiener MädchenChor fährt auf China-Tournee

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 49 Österreich, Europa und die Welt Weltbund-Tagung Auslandsösterreichertreffen 2018

6. bis 9. September in Innsbruck Der Weltbund veranstaltet jedes Jahr für seine Mitglieder und deren Freunde ein großes, internationales Treffen in Österreich. Sie haben die Möglichkeit sich über Internet anzumelden. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer – http://www.weltbund.at/aktuelles_termine.asp An allen mit einem Ø gekennzeichneten Veranstaltungen können Sie nur mit einer gedruckten Einladung oder einer Zugangsberechtigung teilnehmen, die Sie bei der Registrierung erhalten!

Donnerstag, 6. September rung, Foyer des Landhauses, Eduard-Wall - 09.00 - 18.00 Uhr Registrierung: Tiroler Landesregierung, nöfer-Platz 3. Die Teilnehmerzahl ist auf Foyer des Landhauses, Eduard-Wallnöfer- 100 Personen beschränkt! Ø Platz 3, 6020 Innsbruck 14:00 Uhr Besichtigung der Tunnelwelten. Die Füh- Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung rung bietet spannende Einblicke in die wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- geheimnisvolle Welt rund um den Bau des dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veran- Brenner Basistunnels. Stationen aus unter- staltung des Rahmenprogramms für Don- schiedlichen Bereichen laden zum Mitma- nerstag, 6. September 2018, ankreuzen. chen und Forschen ein. Treffpunkt: Tiroler Die Teilnehmer können aus folgenden Pro- Landesregierung, Foyer des Landhauses, grammpunkten wählen: Eduard-Wallnöfer-Platz 3. Die Teilnehmer- 14:00 Uhr Ø Stadtrundgänge inklusive Hofburg und zahl ist auf 50 Personen beschränkt! Volkskunstmuseum. Treffpunkt: Tiroler 14:00 Uhr Ø Audioversum. Die interaktive Erlebniswelt Landesregierung, Foyer des Landhauses, zum Hören und Staunen verbindet als Eduard-Wallnöfer-Platz 3. Die Teilnehmer- Science Center Medizin, Technik, Bildung zahl ist auf 100 Personen beschränkt! und Kunst und fasziniert mit Multimedialen 14:00 Uhr Ø Besichtigung des Bergisel Tirol Panora- Installationen. Treffpunkt: Kasse im Foyer mas. Das 1896 geschaffene Gemälde zeigt des Audioversums, Wilhelm Greil-Straße 23. auf 1000 Quadratmetern in faszinierender Das Audioversum ist fußläufig sehr gut 360 Grad Sicht den Tiroler Freiheitskampf in erreichbar (direkt gegenüber dem Landhaus). allen Facetten, die den „Mythos Tirol“ aus- Die Teilnehmerzahl ist auf 45 Personen machen. Treffpunkt: Tiroler Landesregie- beschränkt! Foto: http://www.oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Foto: http://www.oesterreichfotos.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 50 Österreich, Europa und die Welt

14:00 Uhr Ø Institut für Quantenoptik und Quantenin- Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung formation. Das Institut der Österreichischen wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbe- Akademie der Wissenschaften widmet sich dingt erforderlich! Bitte nur eine (!) Veran- der theoretischen und experimentellen Erfor- staltung des Rahmenprogramms für Freitag, schung der Quantenoptik von den fundamen- 7. September 2018, ankreuzen. talen Grundlagen bis zu deren praktischer Die Teilnehmer können aus folgenden Pro- Anwendung, unter anderem für die Meteoro- grammpunkten wählen: logie, die Sensorik und die Quanteninforma- 09:00 Uhr Ø Stadtrundgänge inklusive Hofburg und tions-Verarbeitung. Treffpunkt für die Volkskunstmuseum. Treffpunkt: Tiroler Abfahrt der Busse: 14.00 Uhr, Congress Landesregierung, Foyer des Landhauses, Innsbruck, Haupteingang, Rennweg 3. Die Eduard-Wallnöfer-Platz 3. Die Teilnehmer- Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen zahl ist auf 100 Personen beschränkt! beschränkt! 09:00 Uhr Ø Besichtigung des Bergisel Tirol Panora- 14:00 Uhr Ø Swarco Traffic World in Wattens. Mit mas. Das 1896 geschaffene Gemälde zeigt einem einzigartigen Konzept wird anschau- auf 1000 Quadratmetern in faszinierender lich dargestellt, wie modernes Verkehrsma- 360 Grad Sicht den Tiroler Freiheitskampf in nagement unter Berücksichtigung aller Ver- allen Facetten, die den „Mythos Tirol“ aus- kehrsträger funktioniert und sowohl ein machen. Treffpunkt: Tiroler Landesregie- Blick in die Vergangenheit, als auch in die rung, Foyer des Landhauses, Eduard-Wallnö- Zukunft des Verkehrs geworfen.Treffpunkt fer-Platz 3. Die Teilnehmerzahl ist auf 100 für die Abfahrt der Busse: 14:00 Uhr, Con- Personen beschränkt! gress Innsbruck, Haupteingang, Rennweg 3. 09:00 Uhr Ø Besichtigung der Tunnelwelten. Die Füh- Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen rung bietet spannende Einblicke in die beschränkt! geheimnisvolle Welt rund um den Bau des 19:00 Uhr Ø Abendessen im Theresienbräu Brenner Basistunnels. Stationen aus unter- Maria-Theresien-Straße 51-53 schiedlichen Bereichen laden zum Mitma- Essen auf Rechnung des AÖWB, Getränke chen und Forschen ein. Treffpunkt: Tiroler auf eigene Rechnung. Verbindliche Anmel- Landesregierung, Foyer des Landhauses, dung unbedingt erforderlich! Ausschließlich Eduard-Wallnöfer-Platz 3. Die Teilnehmer- für Personen mit Zugangsberechtigung! zahl ist auf 50 Personen beschränkt! 09:00 Uhr Ø Audioversum. Die interaktive Erlebniswelt Freitag, 7. September zum Hören und Staunen verbindet als 09:00 - 17:00 Uhr Registrierung: Tiroler Landesregierung, Science Center Medizin, Technik, Bildung Foyer des Landhauses, Eduard-Wallnöfer- und Kunst und fasziniert mit Multimedialen Platz 3, 6020 Innsbruck Installationen. Treffpunkt: Kasse im Foyer Maria-Theresien-Straße / Foto: TVB Innsbruck Christof Lackner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 51 Österreich, Europa und die Welt Foto: http://www.oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Foto: http://www.oesterreichfotos.at Ein atemberaubender Blick vom Hafelekar auf die Stadt Innsbruck

des Audioversums, Wilhelm Greil-Straße 23. Samstag, 8. September Das Audioversum ist fußläufig sehr gut 10:00 - 12:00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Aus- erreichbar (direkt gegenüber dem Landhaus). landsösterreichers des Jahres 2018“ Die Teilnehmerzahl ist auf 45 Personen Congress Innsbruck, Saal Tirol, beschränkt! Rennweg 3 09:00 Uhr Ø Institut für Quantenoptik und Quantenin- 12:15 Uhr Ø Festessen auf Einladung der Frau Bundes- formation. Das Institut der Österreichischen ministerin für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) Dr. Karin Kneissl Akademie der Wissenschaften widmet sich Congress Innsbruck, Casinofoyer, der theoretischen und experimentellen Erfor- Rennweg 3 schung der Quantenoptik von den fundamen- 14:30 - 17:30 Uhr Generalversammlung 2. Teil talen Grundlagen bis zu deren praktischer Congress Innsbruck, Saal Tirol, Anwendung, unter anderem für die Meteoro- Rennweg 3 logie, die Sensorik und die Quanteninforma- 20:30 Uhr Ø Ball des Auslandsösterreicher-Weltbundes tions-Verarbeitung. Treffpunkt für die Congress Innsbruck, Saal Dogana, Abfahrt der Busse: 09:00 Uhr, Congress Rennweg 3 Innsbruck, Haupteingang, Rennweg 3. Die (Festliche Abendkleidung erwünscht) Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen beschränkt! Sonntag, 9. September 09:00 Uhr Ø Swarco Traffic World in Wattens. Mit 09:30 Uhr Evangelischer Gottesdienst einem einzigartigen Konzept wird anschau- Christuskirche, Richard-Wagner-Straße 4 lich dargestellt, wie modernes Verkehrsma- 10:00 Uhr Katholischer Gottesdienst nagement unter Berücksichtigung aller Ver- Innsbrucker Dom, Domplatz 6 12:00 Uhr Ø Abschlußmittagessen im Stiftskeller, Stifts- kehrsträger funktioniert und sowohl ein gasse 1-7, Essen € 20,– auf eigene Rech- Blick in die Vergangenheit, als auch in die nung; Getränke auf Rechnung des AÖWB. Zukunft des Verkehrs geworfen.Treffpunkt Verbindliche Anmeldung unbedingt erforder- für die Abfahrt der Busse: 09:00 Uhr, Con- lich! Ausschließlich für Personen mit gress Innsbruck, Haupteingang, Rennweg 3. Zugangsberechtigung! Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen An allen mit einem Ø gekennzeichneten Ver- beschränkt! anstaltungen können Sie nur mit einer 14:00 - 18:00 Uhr Generalversammlung 1. Teil gedruckten Einladung oder einer Zugangs be - rechtigung teilnehmen, die Sie bei der Regi- Tiroler Landesregierung, Erdgeschoß, strierung erhalten! Großer Saal, Eduard-Wallnöfer-Platz 3 Informationen zu Innsbruck erhalten Sie bei der 19:30 - 22:00 Uhr Ø Empfang des Landeshauptmannes von Tiroler Landesregierung, Foyer des Landhau- Tirol und des Innsbrucker Bürgermeisters ses, Eduard-Wallnöfer-Platz 3 sowie in Ihren Hofburg, Rennweg 1/3 Tagungsmappen! Änderungen vorbehalten!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 52 Innenpolitik Digitale Zukunft sozial gerecht gestalten

Bundesratspräsident Todt lud ExpertInnen zum umfassenden Austausch über aktuelle und zukünftige Handlungsfelder Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Ein Blick in das Symposium »Digitale Zukunft sozial gerecht gestalten« – am Rednerpult Andreas Kovar Geschäftsführer Kovar & Partner

inmal mehr rückte Bundesratspräsident die digitale Dimension legen“, bekräftigte mittlerweile vierte Grünbuch im Auftrag der EReinhard Todt am 27. Juni sein zentrales der Bundesratspräsident in seiner Begrüßung. Länderkammer zum Thema Digitalisierung Schwerpunktthema „Digitale Zukunft sozial Das Symposium stellt zugleich den Ab- vor. Unter demselben Titel „Digitale Zu - gerecht gestalten“ im Parlament ins Ram- schluß einer Reihe von Veranstaltungen zu kunft sozial gerecht gestalten“ werden in der penlicht. Namhafte ExpertInnen erörterten auf seinem Schwerpunktthema dar. Todts Initia- Publikation, die auch online zur Verfügung Todts Einladung im Rahmen eines Symposi- tiven umfaßten etwa die Präsentation der stehen wird, die von Reinhard Todt bereits ums die Bedeutung der Digitalisierung für Arena Analyse 2018, eine Online-Konsulta- angesprochenen Themenschwerpunkte iden- die Demokratie, für die Arbeitswelt, für Bil- tion zum Thema, sowie ein entsprechendes tifiziert und analysiert. Darüber hinaus wer- dung und Datenschutz sowie für Infrastruk- World Cafe im Hohen Haus. Es habe sich in den aus den Ergebnissen der Online-Konsul- tur, dazu kamen Inputs für weitere Diskussio - dem Prozess gezeigt, daß die Themen Ar- tation Handlungsempfehlungen in den ver- nen und Handlungsfelder. Mit seiner Schwer - beit, Bildung, Datensicherheit und Demo- schiedenen Feldern aufgezeigt. Insgesamt punktsetzung bekräftigt Todt auch die Rolle kratie im Zusammenhang mit sozialer Ge- ha ben sich rund 200 Personen an dem parti- des Bundesrats als Vordenker im Bereich des rechtigkeit und digitaler Transformation be - zipativen Prozeß beteiligt, so Kovar. Conclu- digitalen Wandels und des technischen Fort- sonders wichtige Faktoren sind, so Todt. Die sio sei unter anderem, daß Maßnahmen in schritts. Todt begrüßte auch die anwesenden Herausforderung bestehe darin, Innovatio- Bereichen erforderlich werden, in denen in BundesrätInnen und Nationalratsabgeordne- nen und neue Technologien zu ermöglichen, den vergangenen Jahren keine substanziellen ten, darüber hinaus übermittelte Nationalrats - und andererseits die Rahmenbedingungen Verbesserungen möglich waren, wie im Ar- präsident Wolfgang Sobotka, der zu dieser in dafür zu schaffen, die soziale Gerechtigkeit beits- und Sozialversicherungsrecht und in den USA befand, via Video eine Grußbot- auch in einer digitalisierten Gesellschaft zu der Bildungspolitik. Erforderlich sei dazu evi - schaft und appellierte daran, die Herausfor- gewährleisten. Neue Technologien sollen der denzbasierte Forschung als Entscheidungs- derungen der digitalen Welt als Chancen zu Allgemeinheit nutzen und nicht nur wenigen grundlage für den Gesetzgeber. Die Empfeh- begreifen. Profiteuren, unterstrich Reinhard Todt und lungen gehen etwa in die Richtung, Verände- betonte: „Die digitale Zukunft muß eine so - rungen in die Wege zu leiten, ohne jedoch Todt: Digitale Zukunft muß ziale Zukunft sein, sonst verdient sie den eine Spaltung der Gesellschaft zu betreiben. eine soziale Zukunft sein Namen ,Zukunft‘ nicht.“ Da bisher ganzheitliche neue Ansätze und „Um die soziale Frage für die Zukunft zu Andreas Kovar, Geschäftsführer der konkret ausgearbeitete Reformvorschläge feh - beantworten, müssen wir einen Fokus auf Agentur Kovar & Partners, stellte dazu das len, könnte demnach eine strukturierte parla-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 53 Innenpolitik mentarische Debatte, wie etwa im Rahmen ordnung sieht. Im Gegenteil seien in stark di- einer Enquete-Kommission, Lösungen for- gitalisierten Branchen Jobs dazugekommen cieren. Die Diskussion sollte ressortüber- und hinsichtlich prekärer Jobs – bis auf meist greifend und unter Einbeziehung der unter- freiwillige Teilzeit – alle Segmente relativ sta - schiedlichen gesellschaftlichen Stakeholder bil. Auch neue Steuern wären aus Sicht des stattfinden, unterstrich Kovar. Darüber hin- Experten kontraproduktiv im laufenden Pro- aus werde etwa empfohlen, einen Zukunfts- zeß, für neue Beschäftigungsformen gebe es ausschuß im Nationalrat einzurichten und in Österreich durchwegs anwendbare beste- offene, partizipative Meinungsbildungspro- hende Regelungen. Ein Verschwimmen der zesse zu fördern. Das Grünbuch stelle einen Grenzen zwischen Arbeitswelt und Freizeit Impuls dar, die Diskussion weiterzuführen. sei keine Einbahnstraße, sondern passiere im Einvernehmen. Handlungsbedarf sieht Gleiß- Arbeit und Digitalisierung: ner etwa bei grenzüberschreitenden Tätig- ExpertInnen werfen Chancen keiten, in der Qualifizierung und zum Thema und Herausforderungen auf Flexibilität, wo aus seiner Sicht starre Re geln Das Thema Arbeit und Digitalisierung nicht mehr zu den Entwicklungen passen. stand in der ersten Expertenrunde des Sym- posiums mit VertreterInnen der Arbeiterkam - Digitale Bildung als drängendes Thema

mer Wien, der Gewerkschaft der Privatange- Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Digitalisierung und Bildung als drängen- stellten, der Jungen Industrie und der Wirt- Bundesratspräsident Reinhard Todt des Arbeitsthema stand in der darauffolgen- schaftskammer im Mittelpunkt. bei seiner Begrüßung den Expertenrunde zur Diskussion. Für Bun - „Digitalisierung: So kommen wir da desministerin a.D. und Nationalratsabgeord- durch“, stellte die Leiterin des Bereichs Ar- digitale Bildung, anstatt einfach nur an Sy - nete Sonja Hammerschmid (SPÖ) braucht es beit im Digitalen Wandel der Arbeiterkam- steme angepaßte Schulungen. Die Expertin zur Digitalisierung „den Mut, das Heft in die mer Wien (AK Wien), Sylvia Kuba, ihren sieht eine Notwendigkeit der Arbeitszeitver- Hand zu nehmen“. Zum Stichwort Industrie Statements voran. Obwohl es Probleme ge - kürzung in der digitalen Welt, darüber hin- 4.0 stelle sich etwa die Frage, wie hier Be- be, etwa wenn große Techkonzerne mit ver- aus müsse jede Form von Arbeit arbeits- und rufsbilder für FacharbeiterInnen aktuell aus- hältnismäßig wenigen MitarbeiterInnen die sozialrechtlichen Mindestanforderungen ge- sehen bzw. aussehen werden. Hier seien Be- wirtschaftliche Macht dominieren, schließt nügen und eine faire Besteuerung, etwa bei rufsbilder genauer zu definieren, um ent- sich Kuba Horrorvisionen nicht an, wonach digitalen Betriebsstätten, stattfinden. sprechend qualifiziert ausbilden zu können. die Arbeit ausgeht. Digitalisierung sei zwar „Chancen durch Digitalisierung – keine Derzeit sehe man in der Entwicklung der kein neutraler Prozeß, wie diese genutzt wer - Angst vorm Wandel“ ist die Stoßrichtung Technologien erst die Spitze des Eisbergs, so de, sei das Ergebnis einer Interessensaus- von Nikolaus Griller, Vorsitzender der Jun- Hammerschmid. Neben massiver Verstär- handlung. Bereits überwunden geglaubte gen Industrie Wien. Griller ortet „riesengros- kung der Kooperationen zum schulischen Machtasymmetrien müssen der Expertin zu - se Chancen“ für österreichische Unterneh- Bereich müssen Kinder und junge Menschen folge aber neu ausverhandelt werden, etwa men am Weltmarkt, aber auch in der Digita- für Problemstellungen qualifiziert werden, hinsichtlich produktivitätsorientierter Lohn- lisierung und Reformierung des Betriebs an deren Entwicklung eine enorme Dynamik ha - politik und Arbeitszeitverkürzung. Die Po- sich. Es gelte hier, den Anschluß nicht zu ver- ben, so die frühere Bundesministerin. Hier tentiale seien jedenfalls unendlich viel grö- lieren. In der Beschäftigung und Qualifika- gelte es auch, interdisziplinär Themen zu- ßer als die Probleme, prekäre Arbeit jedoch tion sieht er etwa zum Fachkräftemangel sam menzuspannen. Sie appellierte daran, die gewiss keine Innovation. Handlungsbedarf und richtet seinen Appell digitale Grundbildung zügig voranzutreiben Seitens der Bundesgeschäftsführung der klar ans Bildungssystem, hinsichtlich digita- und thematisierte das Konzept Schule 4.0, Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, ler Kompetenzen die richtigen Schritte zu das im Ministerium in ihrer Zeit entwickelt Journalismus, Papier (GPA-djp) erörterte setzen. Bei flächendeckendem Breitbandaus - wurde – mit Maßnahmen in Infrastruktur, für Agnes Streissler-Führer ihre Sicht zum bau und 5G-Standards sollte die Gelegenheit Kompetenzen für PädagogInnen, entspre- Thema „Digitalisierung mitgestalten“. Nicht am Schopf gepackt werden, so der Experte. chende Lerntools und Curricula. die Menschen an die Technik anzupassen, Die Digitalisierung bringe große Möglichkei - In der digitalen Kluft in der Gesellschaft sondern umgekehrt eine Technologie zu ha- ten für Beschäftigung, derzeit gebe es noch sei Bildung die Brücke, hob Wolfgang ben, die den Menschen dient, sei der Grund- keinen Anlaß, Stunden zu reduzieren oder Eixelsberger, FH-Professor der Fachhoch- satz. Technologie könne und dürfe nur ein über Maschinenabgaben zu reden. schule Kärnten, hervor. Er sieht mittlerweile Werkzeug sein, betonte Streissler-Führer. Über „Digitale Arbeitswelt: Mythen, drei unterschiedliche Gruppen in der Ent- Auch sie glaubt nicht an den großen Arbeits- Fakten, Handlungsbedarf“ sprach der stell- wicklung – neben internetfernen und inter- platzverlust, sieht aber Verschiebungen mit vertretende Leiter der Abteilung für Sozial- netaffinen BürgerInnen gebe es auch die bis- Gewinnern und Verlieren und eine Transfor- politik und Gesundheit der Wirtschaftskam- her noch zu kleine Gruppe der aktiv Gestal- mation zwischen Branchen. Es gelte hier, die mer Österreich, Rolf Gleißner. Daß die Ar- tenden. Bildungseinrichtungen müßten deut- Prinzipien der Inklusion und Nachhaltigkeit beit ausgehe sei ebenso ein Mythos wie ein lich mehr leisten, um Menschen in diese drit- auch in der digitalen Welt aufrechtzuerhal- Anstieg an prekären Arbeitsverhältnissen, so te Gruppe zu bekommen. Das sei aber auch ten. Dazu brauche es auch zur Arbeitsplatz - Gleißner, der ebenso wenig wie sein Vorred- eine große Herausforderung, die Jahre dau- erhaltung eine Qualifikationsoffensive und ner Arbeitszeiten zu verkürzen auf der Tages- ern könnte. Aufpassen müsse man jedenfalls,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 54 Innenpolitik

einzuziehen, Upload-Filter einzurichten und den. Würde die Politik nur die großen Anbie- Leistungsschutzgesetze zu beschließen, klin- ter fördern, würde das zu einer „Remonopo- ge zwar nach einfachen Lösungen – „sie sind lisierung“ führen. es aber nicht“, betonte Schubert. „Wir müs- sen einerseits auf diejenigen einwirken, die Datenschutz und Datensicherheit53 zum Beispiel Fake News verbreiten und Haß- Auch Werner Illsinger, Präsident der „Di- Meldungen posten, und andererseits die Me - gital Society“, forderte einen rascheren Aus- dienkompetenz bei jenen verbessern, die die bau des Glasfasernetzes. „Österreich liegt hier Nachrichten empfangen.“ an letzter Stelle weltweit“, betonte er. Und auch er halte die DSGVO für wichtig. „Wir DSVGO: Aufhören zu jammern haben unser gesamtes Leben in der Cloud – Was die Datenschutz-Grundverordnung das macht uns verwundbar“, erklärte Illsin- (DSVGO) betrifft, „müssen wir aufhören zu ger. Datenschutzregelungen allein seien aber jammern“, sagte Schubert. „Mittel- bis lang- zu wenig. „Wir müssen auch in die Sicher- fristig ist sie etwas Positives.“ Die DSGVO heit der Daten investieren, die wir gespei- ziele darauf ab, daß sowohl die Wirtschaft chert haben.“ Er wies darauf hin, daß jeder als auch die Anwender selbst verantwor- Pkw ein „Computer auf Rädern“ sei. „Wenn Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Maximilian Schubert, Generalsekräter ISPA tungsbewußt mit Daten umgingen. „Für die wir künftig ein Pickerl für unser Auto be- Unternehmen hat die DSGVO vorerst ein- kommen wollen, sollte nicht nur die Mecha- im digitalen Wandel nicht eine Bildungselite nik der Bremsen und der Lenkung überprüft zu schaffen, sondern in der Weiterentwik- werden, sondern auch die Sicherheit der klung möglichst viele mitzunehmen. Software, über die sie gesteuert werden.“ Seitens Agenda Austria untermauerte Das „Internet der Dinge“ werde Sicherheits- Wolfgang Feller die Position, daß alle Schü- aspekte noch viel mehr berücksichtigen müs - lerInnen ein gleiches Recht auf digitale Bil- sen, als das jetzt schon geschehe. „Heute ist dung haben. Feller warf dazu anhand der Ver- es so, daß viele Hersteller Produkte erfinden fügbarkeit von LAN und WLAN vor allem und bauen, im Wissen, daß sie sich irgend- die Unterschiede in der digitalen Infrastruk- wann einmal Gedanken über die Sicherheit tur der Schulen auf. Hier gebe es große Un- machen werden“, erläuterte Illsinger. „In Zu - gleichheiten für die Chancen der SchülerIn- kunft muß das Hand in Hand gehen." nen, je nach Schultyp und Bundesland, so der Experte. Zentrale Aufgabe der Schulen sei aber, allen Kindern entsprechende digitale Grundbildung zu vermitteln. Sozial gerechte Gestaltung bedeute aus seiner Sicht, daß alle Zugang zu den Errungenschaften erhalten,

und das nicht zuletzt im Bildungssystem. Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Werner Illsinger, Präsident der Digital Society Digitalisierung als Werkzeug für verstärkte Demokratie mal Zwang bedeutet“, erläuterte Schubert. Im zweiten Teil der Veranstaltung behan- Die Unternehmen mußten Ordnung in ihre delten ExpertInnen die Themen Daten- Daten bringen. „Ordnung zu schaffen, ist schutz/Infrastruktur und Demokratie. Ge - mühsam – Ordnung zu haben, ist etwas An- meinsamer Tenor der Vortragenden war: Wir genehmes“, betonte der ISPA-Generalsekre- sollten die Digitalisierung zum Ausbau der tär. „Unternehmen haben jetzt einen Über- Demokratie nützen, und zwar in einer um- blick über die Daten ihrer Kunden, und sie fassenden Weise; Herausforderungen dabei können sich jetzt überlegen, wie sie sie ge -

sollten bereits bei der Implementierung digi- zielt und gesetzeskonform einsetzen kön- Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf taler Mittel bedacht werden; die Digitalisie- nen.“ Magdalena Wicher vom IHS rung biete eine Chance, die BürgerInnen ver- Schubert sprach auch Möglichkeiten des stärkt in Gesetzesprozesse einzubinden. technischen Zugangs zum Internet an: „Es Kompetenz für dahinterliegende Der Generalsekretär der „Internet Service geht um die letzte Meile in der Schaffung Codes vermitteln Providers Austria“ (ISPA), Maximilian Schu- von Breitbandzugängen – von der Straße ins Magdalena Wicher, Forscherin am „Insti- bert, beschäftigte sich mit der Frage, welche Haus“, sagte er. Der Ausbau des Glasfaser- tut für Höhere Studien“ (IHS) unterstrich die Voraussetzungen für die sichere Nutzung des netzes müsse stärker gefördert werden. Da - bildungspolitische Wichtigkeit von „Coding- Potentials der Digitalisierung in Österreich bei müssten auch kleinere, lokale Unterneh- Initiativen“ – das sind Initiativen, durch die aus Sicht der Internetwirtschaft notwendig men zum Zug kommen, die etwa in unweg- Nutzer die Abläufe hinter den Apps, Plattfor- sind. Er bezeichnete die Medienkompetenz samem Gelände, etwa im Gebirge, große Di- men und Programmen vermittelt bekom- der Internet-Nutzer als „essentiell“. Sperren stanzen mit Glasfaseranbindungen überwin- men – in Online-Workshops und herkömm-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 55 Innenpolitik lichen Kursen und Lehrveranstaltungen. „Es einem „Faktor der Verbesserung unseres Mit - Philippe Narval, Geschäftsführer des geht um einen selbstbestimmten Umgang einanders“ und sie schaffe eine „Debatten- „Europäischen Forums Alpbach“ und Autor mit der Technologie – darum, kritisch zu hin - kultur, in der akzeptiert wird, daß es viele des Buchs „Die freundliche Revolution: Wie terfragen, was eigentlich dahintersteckt“, er- Meinungen geben kann und wie man diese wir gemeinsam die Demokratie retten“ er - klärte Wicher. Das bedeute nicht, „daß jetzt Meinungen zusammenführt“. läuterte in diesem Zusammenhang ein Bei- jeder programmieren lernen muß“. Es gehe spiel aus Frankreich, bei dem die damalige darum, zu verstehen, „welche Algorithmen Digitalisierung durch Staatssekretärin für Digitalisierung und In- hinter den Medien und ihren Inhalten liegen, Experimentieren vorantreiben novation, Axelle Lemaire, erstmals einen Ge- sie kritisch zu hinterfragen, zu analysieren und „Es darf auch mal schiefgehen“, sagte setzgebungsprozeß so gestaltete, daß breite zu beurteilen“. Es bringe nicht viel, „wenn Maximilian Stern, Mitbegründer und Vize- Bevölkerungsgruppen daran teilnehmen ich Technologie anwenden kann, aber die präsident des Schweizer Projekts „staatsla- konn ten. 8.000 Menschen brachten 20.000 Hintergründe nicht verstehe“. bor“. Wichtig sei aber, daß die Digitalisie- Vorschläge ein. Das „Gesetz für die digitale Wicher betonte, daß Coding-Kompeten- rung der Demokratie durch Pilotversuche vor - Republik“ wurde in den parlamentarischen zen ungleich verteilt seien. Es gebe soziale angetrieben werde. „Es ist nirgends so ein- Gremien geschärft und die Regelung gilt heu - Gruppen die vom Coding-Know-how abge- fach zu testen, wie es in der digitalen Welt te als fortschrittlichstes Werk auf seinem koppelt seien. Daher seien zielgerichtete An - ist“, betonte Stern. „Der Vorteil ist, Irrtümer Gebiet. „Die Gamer-Community beispiels- gebote wichtig. „Es ist nicht zielgruppenge- können sofort analysiert, sofort behoben und weise hat sich aktiv eingebracht mit Vor- recht, wenn zum Beispiel Mädchen mit Mi- neu getestet werden.“ schlägen für ein E-Gaming-Gesetz“, berich- grationshintergrund Kurse zu Tageszeiten an- tete Philippe Narval. geboten bekommen, zu denen sie nicht mehr auf die Straße dürfen“, erläuterte Wicher. Kontrollverlust über selbst Die Lerninhalte müßten zudem an die Le- erschaffene digitale Welt bensrealität der KursteilnehmerInnen ange- Bundesratspräsident Reinhard Todt ver- boten werden. Bei jungen Leuten müßten die wies in seinem Abschluß-Statement noch Kursinhalte beispielsweise an Musik- oder einmal auf die Auseinandersetzung mit den Sportangeboten orientiert sein. Themen des Symposiums im Grünbuch „Digitale Zukunft sozial gerecht gestalten“. Digitale Demokratisierung als Zudem unterstrich er den „Kontrollverlust des Chance, Prozesse neu zu denken Menschen über die von ihm selbst erschaffe- Eine Lanze für eine Digitalisierung der ne digitale Welt“. Todt sprach von einer „Ent- Demokratie und der Verwaltung brach NEOS- machtung der Bürgerinnen und Bürger und Nationalratsabgeordnete Claudia Gamon. damit auch ihrer gewählten Vertretung“. Der „Digitalisierung ist eine Haltungsfrage“, Präsidentschaftswahlkampf in den USA 2016 sag te sie. „Wir müssen technologieoptimis- habe dies bereits ansatzweise vorgeführt. tischer denken. Eine Digitalisierung der De- „Es scheint, als ob Profitmaximierung und mokratie bietet uns die Gelegenheit, Prozes- nicht Weltverbesserung über die technologi- se neu zu denken. Wenn wir über E-Voting sche, wirtschaftliche und gesellschaftliche diskutieren, stehen immer noch die Fragen Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf Zukunft bestimmen“, betonte der Bundes- nach Manipulationsfreiheit und nach IT- Maximilian Stern, ratspräsident. Es liege am Tempo des Fort- Vizepräsident des Schweizer »staatslabor« Sicherheit im Vordergrund. Das sind Proble- schritts der Technik und der Digitalisierung, me, die wir lösen müssen. Aber E-Voting kann Die Digitalisierung der Demokratie müs - daß „wir gar nicht dazu kommen, die Digita- nur Teil eines Ganzen sein.“ Gamon verwies se dabei mehr umfassen als bloßes E-Voting, lisierung zu kontrollieren“. „Es ist vielmehr auf die digitale Welt in Estland: Dort sei das erklärte Maximilian Stern. In Japan etwa ge - so, daß wir unter ihrer Kontrolle stehen“, E-Voting eingebettet in eine digitalisierte Ket- be es Versuche, parlamentarische Anfragen sagte Reinhard Todt. Ihm zufolge liegt es nun te von Verwaltungsprozessen, als ein Schritt mit Mitteln künstlicher Intelligenz zu beant- insbesondere an der Gesetzgebung, den Kon - von vielen. worten. In Gerichten würden Algorithmen trollverlust aufzuheben. Es gelte, „das der- Wichtig ist für Claudia Gamon auch, Par- entwickelt, die den Ausgang von Prozessen zeit bestehende Vakuum aufzufüllen, das der tizipationsformen durch Digitalisierung vorhersagen könnten. Dadurch könnten Ein- rasante digitale Wandel in der Regelung un - transparenter zu machen. BürgerInnen soll- gaben effektiver gestaltet werden und auch seres Miteinanders hinterläßt“. „Wir haben ten etwa im Internet nachverfolgen können, weniger vermögende Menschen Zugang durch die Veranstaltungsreihe, die Studie, die was aus ihrem Input an PolitikerInnen ge - zum Recht erhalten. Stern warnte allerdings Beiträge der Expertinnen und Experten und worden sei. „Das verlangt von Politikerin- davor, sich ausschließlich auf die Digitalisie- speziell durch das Grünbuch eine erste nen und Politikern aber viel ab“, betonte Ga- rung zu fokussieren. Sie dürfe kein Selbst- Grundlage geschaffen“, sagte Todt. „Auf die - mon. „Sie müssen sich überlegen, wie sie zweck sein, „sie muß schon auch etwas brin- ser Basis können wir uns weiter mit dem auf die Eingaben der Bürgerinnen und Bür- gen“, erklärte Stern, „beispielsweise eine frü- vielschichtigen Thema ,digitale Zukunft so- ger reagiern. Das ist etwas, das zwar jetzt here und stärkere Einbindung der Bürgerin- zial gerecht gestalten‘ beschäftigen und uns schon selbstverständlich sein sollte. Durch nen und Bürger in die demokratischen Ab- den Herausforderungen stellen.“ n die Digitalisierung aber wird es sichtbarer.“ läufe.“ Die Politik sollte rasch handeln, kre- https://www.parlament.gv.at Digitale Demokratisierung werde somit zu ativ denken und „alles ausprobieren“. Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 56 »Burgenland Journal« Bürgerbefragung im Nordburgenland

LH Niessl und LH-Stv. Tschürtz präsentierten Ergebnisse: NordburgenländerInnen sind mit der Lebensqualität in ihrer Region sehr zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft. Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl (m.) und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (r.) präsentierten mit Meinungsforscher Peter Hajek die Ergebnisse der großen Bürgerbefragung im Nordburgenland

ach dem Mittel- und Südburgenland vor durchgeführt; befragt wurden 1.000 Wahlbe- friedenheit und Stimmung der Bevölkerung Nzwei Jahren wurde im Auftrag der Lan- rechtigte in den Bezirken Neusiedl, Eisen- insgesamt aus.“ desregierung nun auch im Nordburgenland stadt und Mattersburg. eine Bürgerbefragung durchgeführt. Ziel „Unsere Politik richtet sich nach den Sor- BewohnerInnen schätzen hohe war es, die Zufriedenheit der Bevölkerung gen und Wünschen der Menschen im Land. Lebensqualität in der Region mit der Politik und Angeboten in verschiede- Die Bürgerbefragung hat uns dazu sehr kon- Die aktuelle Stimmungslage könnte kaum nen Lebensbereichen zu erheben. kretes Datenmaterial geliefert, das als Leitli- besser sein: 86 % benoten die Lebensqualität Landeshauptmann Hans Niessl und Lan- nie in die künftigen politischen Entscheidun- im Nordburgenland als sehr gut bis gut, fast deshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz gen einfließen wird. Die überaus positiven ebenso viele (84 %) sagen, es geht etwas wei - präsentierten am 4. Juli die Ergebnisse. Fa - Er gebnisse in vielen relevanten Bereichen ter im Land, lediglich 11 % verneinen dies. zit: Die Lebensqualität und Entwicklung des zeigen zugleich, daß dieser Weg der Bürger- Insgesamt 79 % blicken „sehr optimistisch“ Nordburgenlandes werden überwiegend gut beteiligung und der direkten Demokratie von oder „eher optimistisch“ in die Zukunft. bewertet, die Zufriedenheit mit der Arbeit den Burgenländerinnen und Burgenländern der Landesregierung ist hoch. Mehrheitlich auf große Zustimmung trifft. Wir nehmen Arbeit der Landesregierung unzufrieden sind die NordburgenländerIn- aber besonders auch die Kritik in einzelnen gut bewertet nen mit der EU; als Problembereiche im Bur - Punkten sehr ernst und sehen diese als Auf- Zufrieden sein darf die Landesregierung genland werden das Angebot an Lehrstellen trag für Verbesserungen“, betonte Niessl. Es mit der Beurteilung ihrer Performance: 79 % und Arbeitsplätzen, das Lohn- und Einkom- gebe „einen massiven Gleichklang in der der Befragten sind mit dieser „sehr zufrie- mensniveau sowie die Unterstützung regio- Regierung, vor allem bei der Sicherheit, die den“ oder „eher zufrieden“. Nicht ganz so naler KMU eingestuft. Sicherheit ist den Bür- mit der neuen Regierung neu gewichtet wurd gut schneiden bei dieser Frage die Bundesre- gerInnen weiterhin wichtig, entschieden ab - und wo wir seither vieles umgesetzt haben“, gierung und die Europäische Union (56 % gelehnt werden Kürzungen im Gesundheits- sagte Tschürtz. „Wir können stolz sein auf bzw. 35 % „sehr“ oder „eher zufrieden“) ab. bereich. die hohen Zufriedenheitswerte in diesem Be - Über fast durchwegs hohe bis sehr hohe Die Umfrage wurde vom Meinungsfor- reich, denn das Gefühl der persönlichen Si- Zufriedenheitswerte dürfen sich indes auch scher Peter Hajek im April und Mai 2018 cherheit wirkt sich letztlich auch auf die Zu- die burgenländischen Politiker freuen.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 57 »Burgenland Journal«

Wohnortnahe Angebote Eisenstadt, 84 % für den Erhalt der Unfal- zu mehr Sicherheit im Burgenland befürwor- als großes Plus lambulanz am KH Frauenkirchen und 82 % ten 85 %, TTIP, CETA und Mercosur in der Die hohe Zufriedenheit der Nordburgen- für den Weiterbestand des KH Kittsee aus. jetzigen Form lehnen 65 % ab. Erstmals länder mit der Lebensqualität gründet in gut 92 % stimmen zusätzlichen finanziellen erhoben wurde auch die Meinung zu den neu ausgebauten, wohnortnahen Angeboten: Maßnahmen des Landes zur Attraktivierung eingerichteten Akutordinationen: 83% stim- 78 % sind mit der hausärztlichen Versorgung der Pflege zu Hause zu. Den Assistenzein- men zu, daß diese eine wichtige Ergänzung sehr bis eher zufrieden, fast gleich hohe satz des Bundesheeres als wichtigen Beitrag für das Gesundheitssystem sind. n Wer te verzeichnen die Kindergärten und Schu len – 75 % bzw. 79 % sind sehr bis eher zufrieden. Das sind die NordburgenländerIn- nen mit großer Mehrheit auch mit dem Na- 2. Verkehrs-Sicherheitstag tur- und Landschaftsschutz (84 %), dem Straßennetz (83 %), der Polizeipräsenz (73 %) und dem Vereinsleben (84 %). Überwiegend zufrieden zeigen sie sich mit den Spitälern (66 %), der Nachmittagsbetreuung (56 %), Weiterbildungsmöglichkeiten (64 %), Ange- boten im Pflegebereich (60 %), Öffentli- chem Verkehr (59 %) und Leistbarem Woh- nen (55 %). Höchste Zufriedenheitsraten gibt es für die Wohnortnähe der Angebote: „Sehr nah“ bis „ziemlich nah“ sind für 97 % der Befrag- ten die Volksschulen, Kindergärten (95 %), Haus- und Fachärzte (97 % bzw. 76 %), öf - fentliche Verkehrsmittel (82%) und Bezirks- hauptmannschaften (86%).

Arbeitsplatzangebot und Lohn- und Foto: Bgld. Landesmedienservice Einkommensniveau als Kritikpunkte Prominente Teilnehmer am 2. Burgenländischen Verkehrssicherheitstag in Eisenstadt Weniger gute Noten gibt es dagegen für das Arbeitsplatzangebot – dieses befinden nur er 2. Burgenländische Verkehrssicher- Schulen, darüber hinaus wurden Verkehrssi- 38 % für ausreichend, 46 % für unzurei- Dheitstag fand am 22. Juni in Anwesen- cherheitsaktionen und Unterrichtsmateria- chend –, für die Unterstützung regionaler heit von Landeshauptmann Hans Niessl, Lan - lien für Schulen vorgestellt. KMU (39 % eher bis sehr zufrieden, 35 % deshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz, Gemeinsam die Voraussetzungen für eine eher bis sehr unzufrieden), und für das Ange- Othmar Thann vom Kuratorium für Ver- sichere Verkehrsteilnahme von Kindern zu bot an Lehrstellen, das jeweils 30 % als aus- kehrssicherheit, Bildungsdirektor Heinz Jo sef schaffen, ist das Ziel der aktuellen Verkehrs- reichend bzw. nicht ausreichend einstufen. Zitz und Oberst Andreas Stipsits, Abteilungs - sicherheitskampagne „Kinder sicher unter- Mit dem Lohn- und Einkommensniveau im leiter der Landesverkehrsabteilung Burgen - wegs“ von Land Burgenland und KFV. Da - Burgenland sind 46 % unzufrieden, 36 % land, im Technologiezentrum Eisenstadt statt. bei sollen insbesondere Alternativen zum eher bis sehr zufrieden. Die Ursache sieht Zielgruppe waren PädagogInnen, veran- „Elterntaxi“ etabliert und ausgebaut werden. Niessl darin, „daß wir im Burgenland mit staltet wurde die Tagung von Land Burgen- Eine Alternative stellt der „Pedibus“ dar, bei extrem hohem Druck auf dem Arbeitsmarkt land und dem KFV anläßlich der diesjähri- dem Kinder in einer Gruppe in Begleitung und mit Lohn- und Sozialdumping konfron- gen Verkehrssicherheitskampagne „Kinder si - eines Erwachsenen zu Fuß zur Schule gehen tiert sind. Wir gehen seit Jahren mit aller Kraft cher unterwegs“. Am Programm standen – mit der Möglichkeit, bei festgelegten Sta- dagegen vor und werden das auch weiterhin Expertenvorträge, ein Podiumsgespräch und tionen und Uhrzeiten „zuzusteigen“. Ver- tun. Und auch mit der burgenländischen Wirt - Präsentationen von Sicherheitspartnern. stärkt gefördert werden sollen auch die be- schaft suchen wir das Gespräch und unter- Pädagogen, denen neben Eltern und Er - währten „Schulweglotsen“, die Kinder im stützen unsere KMU, etwa beim ‚Standortdi- ziehungsberechtigten eine Schlüsselrolle in Nahbereich von Schulen vor Gefahren im alog Burgenland 2021‘.“ der Verkehrserziehung von Schülern zu- Straßenverkehr schützen. Und schließlich kommt, standen im Fokus des 2. Verkehrssi- soll „Max“, eine entlang der Schulwege plat- Hohe Zustimmung zu cherheitstags. Das Programm umfaßte Vor- zierte Aluminiumattrappe in Form eines politischen Lösungsansätzen träge zu Kinderunfällen im Straßenverkehr Schulkindes, Fahrzeuglenker zum langsame- Hohe Zustimmung gibt es zu politischen und deren Ursachen, Verkehrskompetenzen ren, aufmerksamen Fahren motivieren; Vorhaben und Konzepten in den nördlichen aus Sicht der kindlichen Verkehrspsycholo- einem Gewöhnungseffekt bei den Lenkern Bezirken, wobei die Bezirksergebnisse je gie und ein Überblick über die praktische will man durch regelmäßiges Umplatzieren nach Relevanz für die Bevölkerung variie- Handhabung der Aufsichtspflicht; zahlreiche der Attrappe vorbeugen. Ab September 2018 ren. So sprechen sich insgesamt 96 % für Institutionen und Organisationen informier- startet „Max“ seine Tour durch die burgen- den Erhalt aller Fachabteilungen am KH ten über ihr Weiterbildungsprogramm für ländischen Gemeinden. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 58 »Burgenland Journal« Tag im Zeichen der Bürgernähe

»Tag der offenen Tür« mit Leistungsschau der Freiwilligen in Eisenstadt Foto: Bgld. Landesmedienservice / Hafner Vor dem Landhaus (v.l.): Landeshauptmann Hans Niessl, ORF-Moderator Karl Kanitsch und Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz m 23. Juni öffnete das Landhaus in „Dieser Tag steht ganz im Zeichen einer der auch das Vertrauen der Bevölkerung in AEisenstadt seine Pforten für interessier- bürgernahen Verwaltung. Es freut uns sehr, die Verwaltung gestärkt werden soll“, so te BürgerInnen – über 1.200 von ihnen nutz- daß so viele Burgenländerinnen und Burgen- Landeshauptmann Hans Niessl und Landes- ten die Gelegenheit. Die Büros der Regie- länder diese Gelegenheit genutzt haben, um hauptmann-Stv. Johann Tschürtz unisono bei rungsmitglieder, des Landtagspräsidenten, die Einrichtungen des Lan des und auch die der Begrüßung. der Landtagssitzungssaal, das Landesarchiv, Menschen, die da hinterstehen, näher ken- Den Abschluß bildete eine beeindrucken- die Landesbibliothek sowie die Landessi- nenzulernen. Das ist gelebte Bürgernähe, mit de Leistungsschau der burgenländischen cherheitszentrale konnten besichtigt werden. der wir Transparenz zeigen wollen und mit Ein satzorganisationen. Auch die Servicestellen und Anwaltschaften des Landes waren vertreten. Erstmalig fand dabei auch eine attraktive und vielfältige Leistungsschau von Freiwilligenorganisatio- nen statt, womit dem von Landeshauptmann Hans Niessl ausgerufenen „Jahr des Ehren- amts 2018“ Rechnung getragen wurde. Feuerwehr, Rotes Kreuz, Arbeiter-Sama- riterbund, Zivilschutzverband, Wasserret- tung, Rettungshundebrigade, der Verein „Un- ser Dorf“, die Sportdachverbände ASKÖ, ASVÖ und UNION sowie der BFV waren unter anderem bei der Leistungsschau dabei. Für die jungen BesucherInnen gab es ein eigenes Kinderprogramm. Zahlreiche BesucherInnen ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, mit Landes- hauptmann Hans Niessl und weiteren Regie- rungsmitgliedern ins Gespräch zu kommen Foto: Bgld. Landesmedienservice / Hafner und einen Blick hinter die Kulissen der Ver- Landeshauptmann Hans Niessl begrüßt Kapellmeister Roland Schaller und Mitglieder des waltung zu werfen. Musikvereins »Frisch Auf« aus Schattendorf.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 59 »Burgenland Journal« Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl mit den beiden Musikern Horst & Janosch Foto: Bgld. Landesmedienservice / Hafner Foto: Bgld. Landesmedienservice Besuch im Büro von Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann Hans Niessl mit Alexander Fellinger Landesrat für Kultur, Infrastruktur und Finanzen vom Roten Kreuz – auf dessen Rettungs-Segway Foto: Bgld. Landesmedienservice Foto: Bgld. Landesmedienservice Beeindruckende Schauübung der Das Zielspritzen bei der Freiwilligen Feuerwehr Rettungsorganisationen vor dem Landhaus bereitete der Jugend sichtlich großes Vergnügen. Foto: Bgld. Landesmedienservice Foto: Bgld. Landesmedienservice Streicheleinheiten für einen Hund der Landeshauptmann Hans Niessl mit einer Jugendgruppe Österreichischen Rettungshundestaffel und Verantwortlichen der Österreichischen Wasserrettung

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 60 »Burgenland Journal« »Regierung vor Ort« in Mattersburg

Bei einer Sitzung in der Bezirkshauptmannschaft Mattersburg hat die Burgenländische Landesregierung wichtige Beschlüsse getroffen.

icht weniger als 79 Tagesordnungs- Npunkte standen am 19. Juni auf dem Programm und wurden in der Regierungssit- zung beschlossen. Einer der Schwerpunkte war einmal mehr die Wohnbauförderung, konkret Förderungen für den Einfamilien- haus-Neubau, für die Sanierungen sowie für den Althausankauf. In Summe beschloß die Landesregierung Darlehensbewilligungen über 1,765 Millio- nen Euro (Neubau 1.154.978 Euro, Sanie- rung 261.982 Euro, Althausankauf 348.180). Beim Bereich Familie stand die Förde- rung der Ferienbetreuung auf der Tagesord- nung. Das Förderangebot gilt für Gemein- den, Vereine oder Organisationen, die eine Ferienbetreuung für Kinder anbieten. Jähr- lich beantragen rund 60 Gemeinden und Ver- v.l.: LR Hans Peter Doskozil, Landesamtsdirektor Ronald Reiter, LRin Verena Dunst, Bezirks- hauptmann Werner Zechmeister, LH Hans Niessl, LH-Stv. Johann Tschürtz, LRin Astrid eine Ferienbetreuungsförderung. Die Regie- Eisenkopf, Landtagspräsident Christian Illedits und LR Alexander Petschnig in Mattersburg rung beschloß die Freigabe der Mittel für die Ferienbetreuung. Beschlüsse gab es auch bei der Wirtschaft und der Landwirtschaft. So wurde der Lehr- lingsförderungszuschuß genehmigt. Schwer- punkt waren auch Investitionen in die land- wirtschaftliche Erzeugung im Rahmen des Programmes für ländliche Entwicklung 2014-2020 sowie Investitionen in Wachstum und Beschäftigung zur Stärkung der regiona- len Wettbewerbsfähigkeit (EFRE). Ein weiterer Schwerpunkt betraf Be- schlüsse für Investitionen in die Infrastruk- tur. „Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt“, betonten Landeshauptmann Hans Niessl und Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz unisono, die auch die Wich- Fotos: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LH-Stv. Johann Tschürtz, Bezirkshauptmann Werner Zechmeister und LH Hans Niessl tigkeit der Regierungssitzungen vor Ort als positives Signal für die Bevölkerung hervor- Regierungssitzung erfolgte nun die offizielle kompetent und erfahren und zugleich inte- hoben: „Damit zeigen wir eine Bürgernähe, Amtseinführung. „Mag. Werner Zechmeister grativ tätig ist. Ich bin davon überzeugt, daß die ihresgleichen sucht“. Einige Tagesord- ist mit den Aufgaben und Erfordernissen in Werner Zechmeister alle persönlichen und nungspunkte hätten auch die Feuerwehr be - der Verwaltung bestens vertraut. Im Verfas- beruflichen Voraussetzungen für einen sehr troffen, informierte Tschürtz. sungsdienst des Landes, aber auch bei seinen guten Bezirkshauptmann mitbringt und den Tätigkeiten im Bundeskanzleramt, hat er Herausforderungen der BH Mattersburg – Amtseinführung von Bezirks- seine Aufgaben hervorragend erfüllt. Und als eine der größten des Landes – erfolgreich hauptmann Werner Zechmeister auch die nicht immer einfachen Agenden als begegnen wird“, so Niessl, der auch die her- Werner Zechmeister wurde mit Wirksam- Burgenländischer Landesumweltanwalt hat vorragende Arbeit der MitarbeiterInnen der keit vom 15. Februar 2018 mit der Leitung er stets mit Bravour gemeistert. Es ist wich- BH Mattersburg hervorhob. n der Bezirksbehörde betraut. Im Rahmen der tig, daß an der Spitze eine Person steht, die http://www.familienland-bgld.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 61 »Burgenland Journal« Burgenland top in der Sojaproduktion

Ein Drittel der österreichweiten Anbaufläche liegt im Burgenland – hohes Potential für die heimische Landwirtschaft Foto: Bgld. Landesmedienservice Informierten über den Wert des Sojaanbaues im Burgenland (v. l.): Josef Willim, Geschäftsführer BAG Ölmühle, Bernd Bodiselitsch, Geschäfts- führer von Imprint Analytics, Agrarlandesrätin Verena Dunst, LK-Präsident Nikolaus Berlakovich, Bürgermeister Erich Trummer und Matthias Krön, Obmann und Geschäftsführer des Vereins Donau Soja in Neutal

as Burgenland ist führend in der Pro- nau Soja, und LK-Präsident Nikolaus Berla- Hier wird mehr Soja produziert als ver- Dduktion von Soja in Österreich. Auf kovich in Neutal. In Neutal fiel auch der braucht. Das ist mit Hilfe der Politik und 65.000 ha wird hier Soja gepflanzt. Fast ein Startschuß zur sogenannten „Eiweißwende- Interessenvertretern wie der Burgenländi- Drittel der Anbaufläche, 21.000 ha, entfällt Tour“ die bis 25. Juni an zehn Stationen in schen Landwirtschaftskammer gelungen. auf das Burgenland. Mit rund 13 Prozent der Italien, Österreich, Ungarn, Deutschland und Diese Wende brauchen wir auch in Europa.“ Ackerfläche im Burgenland hat die Sojaboh- der Schweiz stattfand. 40 Millionen Tonnen Soja würden jährlich in ne eine nicht zu unterschätzende Bedeutung Ein Grund für den steigenden Bedarf an die EU importiert, so Krön. Das entspreche für den österreichischen Ackerbau eingenom - Soja seien auch die geänderten Wünsche der einer Fläche von „Deutschland, Burgenland, men. „Die Weiterentwicklung des Soja- Konsumenten bei der Ernährung, so die Ungarn und noch ein paar Ländern“, rechnet Anbaus im Burgenland ist im Interesse der Agrarlandesrätin: „Die vegane Schiene, die der Experte vor. Ziel sei eine „europäische burgenländischen Landwirtschaft. Öster- immer mehr boomt, spielt dabei auch eine Eiweißstrategie hin zur nachhaltigen reich ist mit dem Soja-Anbau Vorreiter. Das Rolle. Wir brauchen Soja also immer mehr Eiweißwende, das heißt, weg von einer oft ist nicht nur für die Eiweißproduktion wich- auch abseits der Futtermittelproduktion, die- auf Raubbau, Abholzung und Gentechnik tig, sondern wirkt sich auch positiv auf die se bleibt aber weiter der größte Abnehmer.“ beruhenden transkontinentalen Eiweißver- landwirtschaftlichen Einkommen aus. Mit Im Burgenland sei besonders der Süden des sorgung hin zu einer mehr regionalen, gen- Soja erzielen unsere Landwirte gute und seit Landes für den Sojaanbau geeignet. „Soja ist technikfreien, europäischen, nachhaltigen Jahren stabile Preise“, so Agrarlandesrätin ein Zugpferd für die Landwirtschaft. Auch Eiweißversorgung.“ Verena Dunst im Rahmen einer gemeinsa- im letzten Jahr haben wir die Anbaufläche men Pressekonferenz anläßlich 140 Jahre weiter ausgebaut.“ Herkunftskontrolle: Imprint Soja im Burgenland, Österreich und Europa Vor 140 Jahren wurde im Burgenland. Ös - Analytics in Neutal top mit Bernd Bodiselitsch, Geschäftsführer von terreich und Europa erstmals Soja angebaut, Bei der Herkunftsprüfung von Soja nimmt Imprint Analytics, Josef Willim, Geschäfts- erklärt Matthias Krön, Obmann und Ge- Imprint in Neutal eine zentrale Funktion ein. führer BAG Ölmühle, Matthias Krön, Ob - schäftsführer des Vereins Donau Soja. „Das „Wir haben die weltweit größte Soja-Daten- mann und Geschäftsführer des Vereins Do - Burgenland hat die Eiweißwende geschafft. bank aufgebaut, und bauen diese weiter aus.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 62 »Burgenland Journal«

Damit steht uns ein Tool zur Verfügung, um die Herkunft weltweit nachzuweisen. Wich- tig ist, daß wir unabhängig von den Her- Gründen als Chance kunftsdokumenten, nur über die Frucht, die Herkunft der Sojabohne, und mittlerweile Astrid Eisenkopf: Wir haben erfolgreiche, auch des Sojaschrots, feststellen können“, starke und unabhängige Frauen im Burgenland weist Bernd Bodiselitsch, Geschäftsführer von Imprint Analytics, auf die Problematik falsch deklarierter Dokumente hin. Man könne nicht nur europäisches Soja von ame- rikanischem oder südamerikanischem Soja eindeutig unterscheiden, sondern auch den Einsatz von Glyphosat nachweisen. „Gen- technisch veränderte Sojapflanzen sind gegen Glyphosat immun. Deshalb wird Gly- phosat dort eingesetzt. Bei der Anwendung dieses Round-Ups geht alles außer der gen- technisch veränderten Pflanze ein.“ Zudem sei bei großen, direkt in Häfen angesiedelten Mühlen eine Herkunftskontrolle nur per Do- kumente nicht möglich, ist Bodiselitsch überzeugt. „Produzenten außerhalb Europas setzen gentechnisch veränderte Pflanzen und Gly- phosat ein. Über Futtermittel kommen diese Foto: Bgld. Landesmedienservice in die Nahrungsmittelkette des Menschen. Mit dem Projekt »Gründen als Chance« in die Selbständigkeit – 15 Frauen gründen ihr eigenes Unternehmen Wir brauchen eine europäische Eiweiß-Stra- tegie, weil wir von den Eiweißimporten weg - m Jänner 2017 fiel der Startschuß für eine vielleicht schon lange ersehnten Traum um- kommen müssen“, fordert Burgenlands WK- Iweitere Gründerinnen-Offensive des BFI zusetzen und zu verwirklichen. Der Schritt Präsident Nikolaus Berlakovich. Das Bur- Burgenland. Zielgruppe waren Gründungsin- in die Selbständigkeit braucht einen gewis- genland sei hier Vorbild: „Soja ist bei uns teressierte, erwerbslose Frauen über 18 Jah re sen Mut. Es ist sehr wichtig, bereits im Vor- mittlerweile eine zentrale Alternative bei der aus dem Nord- und Mittelburgenland. Das feld umfangreich informiert und beraten zu Fruchtfolge und liegt im Burgenland bei den konkrete Projekt „Gründen als Chance für sein – vor allem auch in rechtlichen und Feldfrüchten auf dem 3. Platz, in Österreich Frauen“ wurde vom BFI im Servicecenter in wirtschaftlichen Belangen, die für eine Un- an vierter Stelle. Die Frucht spielt nicht nur Mattersburg im Auftrag des Burgenländi- ternehmensgründung heutzutage unumgäng- in der Biolandwirtschaft, sondern auch im schen Frauenreferates durchgeführt und aus lich sind. Mit Hilfe des Gründerinnenpro- konventionellen Anbau eine große Rolle.“ Mitteln des Europäischen Sozialfonds finan- gramms bieten wir den Frauen in den Berei- ziert. Seit dem Projektbeginn wurden 16 Frau - chen Finanzierung, Marketing oder Projekt- Soja wertvollstes Futtermittel en in den Gründungsprozeß begleitet, davon management eine umfassende Vorbereitung weltweit, Forderung nach klarer haben 15 bis dato ihr Unternehmen gegrün- und Begleitung auf dem Weg in die Selbst- Kennzeichnung det. ständigkeit“, so die Frauenlandesrätin bei der Seit Jahresbeginn wurde die Soja-Anbau- Dazu Frauenlandesrätin Astrid Eisen- Abschlußveranstaltung des Projektes „Grün- fläche in Österreich um weitere 2.600 ha aus - kopf: „Das Projektziel – nämlich die Förde- den als Chance“ in der Bauermühle in Mat- gebaut. Dennoch werden jährlich 500.000 rung von Unternehmensgründungen von tersburg. Tonnen Soja nach Österreich importiert. Frau en im Burgenland – wurde erreicht und Das Burgenland ist das GründerInnen- „Soja-Schrot ist das weltweit wichtigste Fut- darauf bin ich sehr stolz. Eine Erfolgsquote land Nummer 1 in Österreich. Bei burgen- termittel und aus der Fleischproduktion nicht von 93,75 Prozent spricht für sich. Dieses ländischen Einzelunternehmen liegt dabei der wegzudenken. Keine andere Pflanze ist so Projekt ist ein Erfolgsprojekt und zeigt uns, Frauenanteil bei 71,9 Prozent. Eisenkopf: „Es wertvoll in der Tiernahrung“, erklärt Josef daß wir erfolgreiche, starke und unabhängi- freut mich, daß es durch dieses Erfolgspro- Willim, Geschäftsführer der BAG Ölmühle. ge Frauen im Burgenland haben.“ Insgesamt jekt 15 neue Unternehmerinnen im Burgen- Willim plädiert dafür, Lebensmittel wie waren 21 Frauen am Netzwerkaustausch für land gibt. Alle Gründerinnen haben sich ein Fleisch so zu kennzeichnen, daß für den Kon - Unternehmerinnen beteiligt. individuelles und einzigartiges Standbein auf - sumenten klar ist, „von wo das Schrot stammt, „Mein Ziel als Frauenlandesrätin ist die gebaut und dazu möchte ich recht herzlich mit dem gefüttert wird“. Die BAG als größ- stetige Verbesserung der Erwerbssituation der gratulieren. Ich wünsche den Jungunterneh- ter Soja-Verarbeiter Österreichs verarbeitet Frauen im Burgenland. Innovative Frauen- merinnen eine erfolgreiche, unternehmeri- derzeit 70.000 Tonnen Soja im Jahr aus- projekte, wie dieses, sind enorm wichtig und sche Zukunft und auch weiterhin viel Mut schließlich aus europäischer Produktion – leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erhö- und Engagement, das dazu geführt hat, daß Schrot für den Futtermittelbereich und Öl für hung der Frauenbeschäftigung. Dieses Pro- sie nun dort stehen, wo Sie heute sind.“ n die Lebensmittelindustrie. n gramm soll Frauen dazu ermutigen, einen http://www.bfi-burgenland.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 63 »Burgenland Journal« Aviation Academy in Neusiedl feiert Zehn-Jahres-Jubiläum

LH Niessl und LR Petschnig beim »Start« des neuen Flug- simulators des High-Tech-Unternehmens in Neusiedl am See

as zehnjährige Bestandsjubiläum feier- Dte die Aviation Academy in Neusiedl am 28. Juni im Beisein von VertreterInnen aus der Politik mit Landeshauptmann Hans Niessl und Wirtschaftslandesrat Alexander Petsch nig an der Spitze, aus der Wirtschaft und zahlreichen KundInnen und Festgästen. In der Academy werden künftige Airline Pi - loten nach international gültigen Standards ausgebildet. Im Rahmen der Feier erfolgte die Inbetriebnahme des neuen Flugsimula- tors. „Die Aviation Academy steht beispielhaft für die gute und dynamische wirtschaftliche Entwicklung dieser Region und des Burgen- landes insgesamt. Ein High-Tech-Betrieb wie die Academy zeigt aber auch den tiefgreifen- den strukturellen Wandel, die Modernisie- rung des Burgenlandes und seine Entwick - Foto: Bgld. Landesmedienservice lung zu einem modernen, attraktiven Wirt- Landeshauptmann Hans Niessl (l.h.) und Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig mit den bei- schaftsstandort. Mit Kunden aus 40 Ländern den Geschäftsführern Claus Rhomberg (l.v) und Thomas Herrele (r.v.) im neuen Flugsimulator steht die Aviation Academy aber auch für die frei tätig. Das Unternehmen bietet eine Aus- nach der höchsten Zulassungsstufe der Euro- Internationalisierung des Burgenlandes, die bildung mit den neuesten Trainingsmöglich- päischen Gesetzgebung (EASA) zertifiziert noch stärker vorangetrieben werden soll“, keiten zur Pilotin/zum Piloten eines Ver- sind. erklärte Niessl. kehrsflugzeuges. Die Instruktoren haben Derzeit stehen rund 120 PilotInnen in der „Die Ansiedlung der Aviation Academy langjährige Flugerfahrung bei internationa- Ausbildung, die 900 Stunden Theorie und bringt Renommee, aber auch hochqualifizier - len Fluglinien, viele sind neben ihrer Lehrtä- Praxis umfaßt und rund 2 Jahre dauert. Ne- te Arbeitsplätze in die Region. Der Standort tigkeit als Linien pilotInnen aktiv. Es stehen ben der Ausbildung von angehenden PilotIn- nahe zum Flughafen Schwechat, die Ver- mehrere Flugsimulatoren zur Verfügung, die nen finden auch laufend Trainings von ferti- kehrsanbindung und das wirtschaftliche gen PilotInnen statt. Fachkräfte werden auch Umfeld sind ideal. Es sind viele Zulieferbe- aus der Region rekrutiert, gefragt sind be- triebe eingebunden, hier werden Umsätze sonders AbsolventInnenen der Fachhoch- generiert“, so Petschnig, der auch Potential schule Burgenland und der HTL Eisenstadt. für den Tourismus sieht: „Mit dem touristi- Der Fokus des High-Tech-Unternehmens ist schen Angebot der Region und mit dem Out- stark international ausgerichtet – die Kunden let Center bieten sich hier tolle Möglichkei- kommen aus 40 verschiedenen Ländern, un- ten der Freizeitgestaltung für die Piloten und ter anderem aus Südamerika, Asien und so - Kunden aus aller Welt. Ich gratuliere zum gar Australien. 10jährigen Jubiläum und wünsche dem Un - „Ich möchte der Aviation Academy, den ternehmen eine weiterhin erfolgreiche Ent- Geschäftsführern und dem gesamten Team wicklung“. für die ausgezeichneten Leistungen, für die Die Aviation Academy Austria wurde vor Qualifizierung auf höchstem Niveau im zehn Jahren von CEO Thomas Herrele am Sinne der Flugsicherheit danken. Herzliche Standort Neusiedl mit finanzieller Beteili- Gratulation zum Firmenjubiläum, herzliche gung der WIBUG als Zwei-Mann-Betrieb Gratulation auch zum ‚Start‘ des neuen gegründet. 2008 wurde der erste Flugsimula- Foto: Bgld. Landesmedienservice Flugsimulators. Ich wünsche weiterhin viel tor in Betrieb genommen, die Ausbildung An- V.l: CEO Thomas Herrele, CFO Claus Erfolg und alles Gute für die Zukunft“, so Rhomberg, Bgm.in Elisabeth Böhm, LR Ale- n fang 2009 gestartet. Heute sind 30 Mitarbei- xander Petschnig, LH Hans Niessl, WIBUG- Niessl. terInnen fix beschäftigt, weitere rund 35 sind GF Harald Zagiczek http://www.aviationacademy.at/

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 64 »Burgenland Journal« »Burgenland live«

Präsentation des neuen Burgenland-Magazins anläßlich des Genußfestspiels »Wienissimo« in der Wiener Innenstadt Foto: Burgenland Tourismus / Philipp Sassmann Foto: Burgenland Tourismus v.l.: Marianne Resetarits (künstlerische Leitung Musical Güssing), TV-Star und Winzer Martin Weinek, Tourismuslandesrat Alexander Petschnig, Frank Hoffmann (künstlerischer Leiter Kultursommer Güssing), Wolfgang Böck (künstlerischer Leiter Schlossspiele Kobersdorf), »Burgenland live«-Herausgeber und Chefredakteur Christoph Langecker sowie Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Hannes Anton

er geschichtsträchtige Platz Am Hof in längst zu Stammgästen geworden. Wir wol- Dder Wiener Innenstadt war am 7. Juni len mit dem Auftritt die Vorzüge des burgen- Schauplatz der „Burgenland live“-Präsenta- ländischen Urlaubsangebotes entsprechend tion. Tourismuslandesrat Alexander Petsch- ins rechte Licht rücken“, so Burgenland Tou- nig, „Burgenland live“-Herausgeber und Chef - rismus- Geschäftsführer Hannes Anton über redakteur Christoph Langecker sowie Bur - die Präsenz am Wiener Markt. genland Tourismus-Geschäftsführer Han nes Die BesucherInnen konnten pannonische Anton hoben die erste Ausgabe der „Burgen- Köstlichkeiten aus erster Hand kennenler- land live“-Serie aus der Taufe. Für das neue nen. Der Bogen spannte sich von burgenlän- Magazin gab es großen Beifall und viel Lob. dischem Wurstsalat im Glasl über Mangalit- za-Leberkäse bis zu burgenländischem Lust auf die Sonnenseite Österreichs Kirschkuchen. Der urwüchsige Uhudler war „Mit ansprechenden Reportagen, Tipps nicht nur als Uhudlerspritzer und Frizzante und mit tollen Fotos spiegelt ,Burgenland vertreten, sondern auch als Uhudlerkraut zum live‘ zeitgeistig und charmant die Vielfalt, Nationalparkwürstel oder als Nougat-Uhud- Schönheit und Identität des Landes wider. Es ler-Creme. Darüber hinaus wurde ein Quer- soll als Imagebroschüre bei Veranstaltungen, schnitt durch die Vielfalt heimischer Weine diversen PR-Aktionen und Gästeanfragen Foto: VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. präsentiert. ein gesetzt werden und Lust auf Urlaub auf Im Rahmen der „Wienissimo“ war das Blas- und Unterhaltungsmusik – von „Da der Sonnenseite Österreichs machen“, er - Burgenland drei Tage lang unter dem Motto Blechhaufn XXL“ mit einem angesagten klärte Landesrat Petschnig bei der Präsenta- „Burgenland – Genuß vor der Haustür“ mit Mix aus traditionellen Blechbläser-Sounds tion des brandneuen Magazins. kulinarischen Leckerbissen, Spitzenweinen und hippen Beats, über Ausschnitte aus „Die Das 100seitige Werk erscheint in einer und Live-Musik prominent im Lustspielhaus Hochzeit des Figaro“ vom Sommerfestival Auflage von 15.000 Exemplaren. Die näch- auf dem Platz Am Hof vertreten. Kittsee bis zur beliebten Blaskapelle aus ste Ausgabe ist für Herbst geplant. Das Ma - „Die Burgenländer sind für ihre Gast- Schützen am Gebirge, die „Potschnbanda“, gazin kann kostenlos bei Burgenland Touris- freundschaft bekannt – und das können die sorgte für beste Stimmung Am Hof. n mus angefordert werden bzw. heruntergela- Besucher hier spüren. Die Wiener fühlen sich http://www.burgenland.info den werden (Link am Ende des Beitrags). als Gäste im Burgenland wohl und viele sind https://www.burgenland.info/xstorage/1/PDFs/Burgenland_Magazin2018.pdf

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 65 »Burgenland Journal« Leichtathletikanlage für Eisenstadt

Wettkampftauglich mit Flutlicht und Zeitmessung isenstadt erhält eine wettkampftaugliche ELeichtathletikanlage in einem Entwick- lungsgebiet auf der Neusiedler Straße unweit des Allsport- und des Bundesschulzentrums. Die Details dazu präsentierten Landeshaupt- mann Hans Niessl und Bürgermeister Tho- mas Steiner am 4. Juni den Medien. Bei dem Projekt handelt sich um eine wettkampftaugliche Leichtathletikanlage, die allen Standards entspricht, um nationale Wettkämpfe in der burgenländischen Landes - hauptstadt veranstalten zu können. Konkret umfaßt sie eine Rundlaufbahn mit sechs Bah - neninklusive Flutlicht und Zeitmessung. Die Leichtathletikanlage umfaßt eine 400m- Laufbahn und Möglichkeiten für Weit- und Dreisprung, Hoch- und Stabhochsprung so - wie Diskus- und Hammerwurf. Weiters wird

eine vollwertige Kugelstoßanlage errichtet. Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Foto: Bereits im Stadtentwicklungsplan „Eisen - Bürgermeister Thomas Steiner (l.) und Landeshauptmann Hans Niessl präsentieren die stadt 2030“ wurde das Projekt als Entwick- Detailplanung zur Leichathletikanlage auf dem künftigen Bauplatz in Eisenstadt. lungszone markiert und für eine entsprechen - de Verwertung freigegeben. Der Baubeginn Eisenstadt zum Anbeißen für die Leichtathletikanlage ist für Juli termi- nisiert. Verläuft alles nach Plan, kann das Pro- isenstadt denkt nachhaltig“ – unter die- jekt im Frühjahr 2019 fertiggestellt werden. Esem Motto steht das Jahr 2018 in der „Die Anlage wird für Leichtathleten die Landeshauptstadt. Teil dieser Dachmarke ist modernste Infrastruktur aufweisen. Dadurch auch die Initiative „Eisenstadt zum Anbeis- können künftig viele nationale Wettkämpfe sen“, bei der die Stadt zu einem Naschgarten in unserem Heimatland abgehalten werden. mit frischem Gemüse wird. Mit der neuen Leichtathletikanlage wird das Sowohl beim Blumenband bei der Lein- Sportland Burgenland, wird die Sportstadt nerkreuzung als auch in der Fußgängerzone Ei senstadt, bedeutend weiter aufgewertet wurden zahlreiche Gemüsepflanzen gepflanzt, werden“, so Landeshauptmann Hans Niessl. die in den kommenden Wochen reif werden Für Bürgermeister Thomas Steiner ist der sollten. Am auffälligsten sind wohl die Hän- Bau der Leichtathletikanlage auch der Start- gebaskets in der Fußgängerzone: Zeichneten schuß für die weitere Entwicklung des Ge - sich diese in den letzten Jahren durch ihre biets: „Gemeinsam mit Genossenschaften Blumenpracht aus, wurden heuer 90 Paradei - wird hier bereits an Plänen gearbeitet, das serpflanzen gesetzt. Bei der Leinnerkreuzung Ge biet weiterhin zu attraktivieren und Im - wurden neben Paradeisern auch Knollensel- pulse für weitere Projekte zu setzen.“ lerie, Lauch, Zwiebel und Schnittlauch aus- Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Foto: Bürgermeister Thomas Steiner Die notwendigen Grundstücke werden von gepflanzt. der Stadt Eisenstadt zur Verfügung gestellt „Das Motto ‚Eisenstadt zum Anbeißen‘ Ressourcen und der Umwelt aufmerksam und haben einen Gesamtwert von 2,9 Milli- ist bitte wörtlich zu nehmen, denn sobald das macht. onen Euro. Die Projektkosten für die Errich- Gemüse reif ist, darf es auch jeder zum Na - Ökologische Nachhaltigkeit beschreibt tung der Anlage belaufen sich auf 1,1 Milli- schen pflücken“, lädt Bürgermeister Thomas den weitsichtigen und rücksichtsvollen Um- onen Euro. Seitens des Landes werden Be - Steiner zur „Ernte“ ein. gang mit natürlichen Ressourcen und der darfszuweisungen in der Höhe von 900.000 Nach dem Urban Gardening Projekt in Umwelt. In diesem Bereich kann Eisenstadt Euro und seitens des Bundes 200.000 Euro der Ruster Straße ist dies eine weitere Initia- be reits eine Reihe von bestehenden Initiati- zur Verfügung gestellt. n tive, wo die Stadt im heurigen Jahr auf einen ven aufweisen. n http://www.eisenstadt.at rücksichtsvollen Umgang mit natürlichen http://www.eisenstadt.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 66 »Burgenland Journal« Mattersburg: Die Kriegergedächtniskapelle wird saniert Foto: Stadtgemeinde Mattersburg

ines der historisch interessantesten Bau- zu gedenken. Errichtet wurde sie bereits im ert, heuer Fundament und Außenmauer. Ewerke in Mattersburg, die Kriegerge- Jahr 1925, während des zweiten Weltkrieges 2019 soll der Innenbereich vollständig reno- dächtniskapelle im Schubertpark, wird der- wurde sie schwer beschädigt und 1948 erst- viert werden. Die Kosten für die derzeitige zeit saniert. Sie wurde erbaut, um der Gefal- mals renoviert. Im vergangenen Jahr wurde Sanierung übernimmt die Stadtgemeinde. n lenen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg das Dach der Kapelle um 15.000 Euro erneu- http://www.mattersburg.gv.at Oberwart: »...jetzt geht was weiter!«

m Jahr 2015 wurde die Aktion „...jetzt richten Oberwart Aktiv und auf der Homepa- Igeht was weiter!“ der Stadtgemeinde ge der Stadtgemeinde Platz. Oberwart gestartet. Im Stadtgebiet stehen Aktuell wurden in der Mühlgasse moder- Tafeln mit der Aufschrift „...jetzt geht was ne LED-Straßenlampen installiert. Mit die- weiter!“, die über aktuelle Projekte infor- ser Beleuchtung kann man so viel Energie mieren – und zwar genau an Ort und Stelle, einsparen, daß sich die Investition bereits wo gearbeitet wird bzw. wo ein Projekt um- nach wenigen Jahren amortisiert. Außerdem gesetzt wurde. Dazu erklärt Bürgermeister trägt die Stadtgemeinde durch den geringen Georg Rosner: „Diese Aktion ist mir ein be - Energieverbrauch der Lampen aktiv zum sonderes Anliegen, denn in unserer Stadt pas- Schutz unserer Umwelt bei. Im Rahmen des siert sehr viel, es geht was weiter. Es sind Projektes „Klima- und Energiemodellregion nicht immer nur die großen Projekte, son- Pinkatal“ soll der Einsatz von alternativen dern auch Kleinigkeiten wie zum Beispiel Antriebssystemen – darunter auch E-Bikes – der Tausch von Straßenlampen oder die Sa- forciert werden. Aus diesem Grund wurden nierung eines kleinen Straßenstücks. Die in St. Martin/Wart und im Hof des Rathauses OberwarterInnen sollen mit diesen Tafeln öffentliche Ladestationen aufgestellt. Dort darüber informiert werden, was hier pas- kann man E-Bike-Akkus kostenlos laden. n siert.“ Die Tafeln wurden von der Firma Ba- http://www.oberwart.at ra bas in Anlehnung an das Design der Stadt- Bürgermeister LAbg. Georg Rosner und gemeinde Oberwart gestaltet. „…jetzt geht Vizebürgermeisterin Ilse Frühwirth präsen -

was weiter!“ findet auch in den Stadtnach- Foto: Stadtgemeinde Oberwart tieren die neuen LED-Straßenlampen

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 67 »Burgenland Journal« Künstler im west- südöstlichen Dialog

Landesgalerie: »art[dialog]« 2018 im Zeichen der Kulturpartnerschaft Burgenland-Bayreuth und »Fantastische Notizen« von Edi Rama Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Roland Bimo, Botschafter der Republik Albanien in Österreich, Bernd Romankiewicz und Margit Rehner aus Bayreuth, Edi Rama, LH Hans Niessl, Petra Neulinger, Manfred Leirer, Fate Velaj, Kurator u. Parlamentsabgeordneter des Wahlkreises Vlora, Harro Pirch, Kurator

ine Doppelausstellung eröffnete Landes- reich-Albanien‘, das mit über 100 Veranstal- der Bayreuther Künstler Margit Rehner und Ehauptmann Hans Niessl am 26. Juni in tungen in beiden Ländern stattfindet, ausge- Bernd Romankiewicz in abstrakter als auch der Burgenländischen Landesgalerie in An - stellt werden“, so Niessl bei der Eröffnung. gegenständlicher Malerei, in Enkaustik- wesenheit der Botschafter der Bundesrepu- Der ehemalige Basketball-Nationalspie- Technik, in Druckgrafik und auf Leinwände blik Deutschland, Johannes Haindl, und der ler, akademische Maler und Lektor an der gedruckte Holzschnitte. Die Schau sei auch Republik Albanien, Roland Bimo, von Ver- Akademie der Künste in Tirana genießt auch „ein Ausdruck der langjährigen Freundschaft treterInnen aus Politik und Kultur sowie als Künstler internationale Bekanntheit. Ra - zwischen dem Burgenland und Bayreuth, die zahlreicher KunstfreundInnen. Edi Rama, ma hält seine Gedanken und Eingebungen in immer wieder auch durch gegenseitige Be - international bekannter Künstler und „haupt- kleinformatigen, meist bunten, mit Tinte, suche lebendig gehalten und gestärkt wird“, beruflich“ Ministerpräsident der Republik Filz stift und Fettkreiden angefertigten Zeich- sagte Niessl. „Der ‚art[dialog]‘ 2018 soll Albanien, stellt „Fantastische Notizen“ zur nungen auf tausenden Kalenderblättern fest. diese besondere Verbindung für ein interes- Schau, und im Rahmen des diesjährigen Sie bilden so „ein visuelles Tagebuch seines siertes Publikum intensiv erlebbar machen“. „art[dialog]s“ zeigen vier KünstlerInnen aus persönlichen und staatsmännischen Alltags 1990 wurde vom damaligen Landes- dem Burgenland und aus Bayreuth Werke im sowie des Weltgeschehens“. Die Ausstellung hauptmann Hans Sipötz und dem ehemali- Zeichen der Kulturpartnerschaft zwischen „Fantastische Notizen“ zeigt eine Auswahl aus gen Oberbürgermeister Dieter Mronz der dem Burgenland und der Wagnerstadt. Edi Ramas Kalenderzeichnungen seit seiner Part nerschaftsvertrag zwischen dem Land „Edi Rama versteht es, die Gegensätze, Zeit als Bürgermeister von Tirana, wo er Burgenland und der Stadt Bayreuth unter- die seine Funktion als Ministerpräsident Al - 1964 geboren wurde. zeichnet. Die Kulturpartnerschaft gründet in baniens einerseits und seine Rolle als inter- Im Zeichen der Kulturpartnerschaft zwi- der Verbindung von Bayreuth zu Raiding, dem national agierender Künstler andererseits dar- schen dem Burgenland und Bayreuth steht Geburtsort von Richard Wagners Schwieger- stellen, in seinem künstlerischen Schaffen der zweite Teil der Ausstellung im Rahmen vater Franz Liszt, und wird durch Koopera- gekonnt miteinander zu vereinen. Es freut des diesjährigen „art[dialog]s“. Gezeigt wer- tionen in den Bereichen Kultur, Wissen- mich sehr, daß seine Werke hier in der Lan- den Arbeiten der burgenländischen Künstler schaft, Forschung und Tourismus geprägt. n desgalerie im heurigen ‚Kulturjahr Öster - Petra Neulinger und Manfred Leirer sowie https://landesgalerie-burgenland.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 68 »Burgenland Journal« Konzertreihe »Top of Music«

Auftakt für 22 Musik-Konzert-Erlebnisse in den Kulturzentren

ie Konzertreihe „Top of Music“ bricht Dim Herbst in ihre bereits 7. Saison auf. In der neuen Spielzeit werden dem Publikum nicht nur im Kultur Kongress Zentrum Ei- senstadt elf hörenswerte Darbietungen und Auftritte etwa von Konstantin Wecker, Ernst Molden und Willi Resetartis oder Adele Neu - hauser und Max Müller geboten. Auch in den Standorten Raiding, Oberschützen und Güs- sing stehen weitere elf Aufführungen mit nam haften InterpretInnen bzw. Ensembles am Programm – unter anderem das durch und durch burgenländische Ensemble „Die Buchgrabler“, Hitstürmerin und Senkrecht- starterin „Die Mayerin“ oder eine der stärk- sten Live- Bands Österreichs: „Die Seer“.

Die Konzertsaison 2018/2019 im Detail Neben den beiden Eck pfeilern „Lust auf

Theater“ und „Best of Cabaret“ stellt die Rei- Foto: KBB he „Top of Music“ die dritte tragende Säule Wolfgang Kuzmits (Geschäftsführer Kultur-Betriebe Burgenland), Claudia Prieber (Abteilungs- vorständin Abteilung 7 – Bildung, Kultur und Gesellschaft) und Fusionmusiker Gerald Gradwohl in der programmatischen Ausrichtung der Kulturzentren des Lan des Burgenland dar „Die 7. Ausgabe der Konzertreihe ,Top of dischen Wurzeln – die Mayerin – wird mit und präsentieren in der Saison 2018/2019 Music‘, die stets national wie international ihrer einzigartigen Stimme das Publikum be- ausdrucksstarke KünstlerInnen und Ensem- agierende MusikerInnen verpflichten kann, wegen. Ich freue mich persönlich auf das bles, die an 22 Abenden qualitätsvolle Unter- bietet auch in der kommenden Saison ein har - abwechslungsreiche und beeindruckende haltung und größtmögliche Programmviel- monisches Kontrastprogramm, das die ver- Konzertprogramm im Kultur Kongress Zen- falt in unterschiedlichen Musikgattungen schiedenen musikalischen Ausdrucksformen trum Eisenstadt, den Kulturzentren Ober - bieten werden. von Klassik, Jazz, über Pop und Volksmusik schüt zen und Güssing und im Lisztzentrum Das stets geltende Credo der Konzertrei- bis hin zu Literatur mühelos miteinander Raiding“, so Kulturlandesrat Hans Peter Dos - he: Musik in ihren vielschichtigen Ausdrucks - verbindet und für die Gäste der Kulturzen- kozil. formen abzubilden und unterschiedliche tren viel Hörenswertes bereithält“, so Kul- Genres in spannenden Kombinationen zu- tur-Betriebe Burgenland Geschäftsführer Konzerte und ABO-Konzerte im Kultur sammenzuführen. Der Anspruch an die pro- Wolfgang Kuzmits. Kongress Zentrum Eisenstadt grammatische Ausrichtung des Konzertan- In der nächsten Spielsaison kann ein ein- Das Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt gebotes ist dabei ein hoher: Bei der Pro- drucksvolles und variationsreiches Konzert- wird erneut zur Bühne für großartige Ensem- grammplanung wurde von Anbeginn an ho - programm geboten werden: Bedeutende San - bles und SolistInnen. In der kommenden Sai - he künstlerische Qualität in den Vordergrund gesgrößen wie Konstantin Wecker, Publi - son werden dem Publikum zahlreiche hö- gestellt. Ein weiteres Bestreben ist es, als kumslieblinge wie Willi Resetarits, Max renswerte Darbietungen in vier Sparten an- kultureller Nahversorger BurgenländerInnen Müller oder Die Seer, aber auch im Burgen- geboten: Klassik & Virtuos, Groove & Pop, einzigartige Konzerterlebnisse in ihrem Bun - land beheimatete Musikschaffende wie Die Austro & Mix und Musik & Literatur. desland ermöglichen zu können – und das zu Mayerin oder das Ensemble Die Buchgrab- Abseits der vier Zyklen im Kultur Kon- leistbaren Preisen. ler werden für viele spannende Konzerter- gress Zentrum Eisenstadt offeriert „Top of Claudia Prieber, Abteilungsvorständin lebnisse in den Kulturzentren sorgen. Music“ eine Reihe weiterer hörenswerter Dar - Abteilung 7 – Bildung, Kultur und Gesell- „Die 22 Konzerte der Kulturzentren des bietungen. Auch das Lisztzentrum Raiding schaft: „Die Kultur-Betriebe Burgenland Landes Burgenland in der Saison 2018/2019 sowie die Kulturzentren in Oberschützen und bieten Jahr für Jahr für alle Burgenländerin- versprechen erneut exklusiven Musikgenuß in Güssing haben in der Konzertsaison 2018/ nen und Burgenländer sehr gute kulturelle auf hohem Niveau. Nicht nur nationale und 2019 ein außerordentliches Musikprogramm Angebote – leistbar und ohne Hürden barrie- internationale KünstlerInnen werden in der mit zahlreichen musikalischen Leckerbissen refrei zugänglich – und sind somit mit dem kommenden Konzertsaison das kulturelle Ge - auf die Beine gestellt. n Prädikat ,der burgenländische kulturelle Nah - schehen des Burgenlandes bereichern, auch Alle weiteren Informationen finden Sie hier: versorger‘ auszuzeichnen.“ eine aufstrebende Musikerin mit burgenlän- https://kultur-burgenland.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 69 Wirtschaft Konjunktur schwächt sich ab

… außenwirtschaftliche Unsicherheit nimmt zu – Prognose der österreichischen Wirtschaft 2018 - 2019 des Instituts für Höhere Studien IHS

m ersten Halbjahr dürfte die österreichi- Ische Wirtschaft noch äußerst kräftig ge- Wichtige Prognoseergebnisse wachsen sein. Vor dem Hintergrund der be- Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent reits seit Jahresbeginn schwächeren Konjunk - tur im Euroraum und der gestiegenen Unsi - cherheit im konjunkturrelevanten Um feld ist aber mit einer deutlichen Verlangsamung des heimischen Expansionstempos im weiteren Prognosezeitraum zu rechnen. Für die Jahre 2018 und 2019 wird somit ein Wachstum der österreichischen Wirtschaft von 2,9 % bzw. 1,7 % erwartet. Aufgrund der ausgezeichne- ten Wirtschaftslage dürfte der öffentliche Sektor ausgeglichen budgetieren. Dringend notwendige Strukturreformen müssen jetzt angegangen werden. Gegenwärtig sind die Prognoserisiken merklich abwärts gerichtet, wobei insbesondere protektionistische Ten- denzen und die Ausgestaltung des Brexit als Risiken zu nennen sind.

Hochkonjunktur fortgesetzt Zu Jahresbeginn hat sich die Hochkon- junkturphase in Österreich fortgesetzt. Die österreichische Wirtschaft ist laut Trend-Kon- junktur-Komponente im ersten Quartal um 0,8 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen, im Jahresabstand betrug der Zuwachs knapp 3 ½ %. Der Aufschwung ist weiterhin breit abgestützt. Im ersten Quartal trieb die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt den privaten Konsum. Die Investitionstätigkeit blieb we - gen der hohen Kapazitätsauslastung und der niedrigen Finanzierungskosten kräftig. Im- pulse kamen auch vom Außenhandel, wobei sich die Exportdynamik allerdings leicht abschwächte. Das internationale Umfeld Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen * absolute Werte verschlechterte sich in den letzten Monaten © Institut für Höhere Studien IHS etwas. So verringerte sich in Deutschland terreichische Wirtschaft im Jahresdurch- samt. Die Wirtschaftsleistung in den USA und Frankreich im ersten Quartal die wirt- schnitt 2018 um 2,9 % zulegen. Im nächsten legte im ersten Quartal um 0,5 % gegenüber schaftliche Dynamik merklich. Handelspoli- Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt laut Pro- dem Vorquartal zu, nach 0,7 % im Schluß- tische Risiken belasten die Konjunktur gnose um 1,7 % steigen. Damit wächst die quartal des Vorjahres. Im Euroraum verrin- zusätzlich. österreichische Wirtschaft im heurigen Jahr gerte sich das Wachstum im ersten Quartal deutlich stärker als die des Euroraums, näch- von 0,7 % auf 0,4 %. Dabei verzeichneten Hinweis auf Konjunkturhöhepunkt stes Jahr wird sich das Wachstempo anglei- insbesondere Deutschland und Frankreich Die Indikatoren deuten für Österreich auf chen (2,0 % bzw. 1,8 % im Euroraum). eine Wachstumsverlangsamung. Die Kon- einen Konjunkturhöhepunkt zur Jahreswen- junkturindikatoren haben sich verschlechtert, de 2017/18 hin. Vor diesem Hintergrund er- Dynamik hat sich verlangsamt liegen allerdings weiterhin auf hohen Nive- wartet das Institut eine spürbare Verlangsa- Im Vorjahr expandierte die Weltwirt- aus. mung der Konjunkturdynamik in der zweiten schaft breitflächig in hohem Tempo. Seit Be- Von der Fiskalpolitik gehen eher beleben- Jahreshälfte. Aufgrund des starken Wachs- ginn dieses Jahres hat sich die Dynamik in de Impulse aus, insbesondere in den USA. tums in der ersten Jahreshälfte sollte die ös- den Industrieländern aber etwas verlang- Die Geldpolitik ist weiterhin expansiv aus-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 70 Wirtschaft

dern bleibt die Konjunktur aufwärts gerich- Internationale Rahmenbedingungen tet. So werden für die chinesische Wirtschaft Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent Zuwachsraten von 6,6 % bzw. 6,2 % erwar- tet. Die Weltwirtschaft sollte im Prognose- zeitraum um 3,8 % bzw. 3,6 % expandierten, nach 3,7 % im Vorjahr.

Konsum in Österreich Seit der Steuerreform 2016 stellt der pri- vate Konsum in Österreich nach einer länge- ren Stagnationsphase wieder eine Wachs- tumsstütze dar. Die merklich steigenden Re- aleinkommen, die weiter verbesserte Ar - beitsmarktlage und das hohe Konsumenten- vertrauen stützen gegenwärtig den privaten Konsum, sodaß für den Jahresdurchschnitt 2018 mit einem Zuwachs um 1,5 % gerech- net wird. Dies impliziert einen Anstieg der Sparquote von 6,4 % auf 6,9 %. Im Jahr 2019 dürfte das Konsumwachstum bei unverän- derter Sparquote 1,2 % betragen.

Investitionskonjunktur Die Investitionskonjunktur trägt weiter- hin signifikant zum Wachstum bei. In den letzten beiden Jahren haben die Investitio- nen, insbesondere jene in Ausrüstungen, kräftig zugelegt. Die hohe Kapazitätsausla- stung und die günstigen Finanzierungskon- ditionen sollten die Investitionsneigung wei - terhin stützen, die zunehmenden Unsicher- heiten über die internationalen Konjunktur- aussichten wirken hingegen dämpfend. Vor diesem Hintergrund sollte die Investitions- konjunktur etwas weniger schwungvoll als noch im Vorjahr ausfallen. Im heurigen Jahr

© Institut für Höhere Studien IHS dürften die Ausrüstungsinvestitionen noch um 4,0 % zulegen, nächstes Jahr sollte sich Quelle: Eurostat, IWF, OECD, CPB, nationale statistische Ämter, eigene Berechnungen; * MOEL-5: Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Slowenien; NMS-6: Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien; ** absolute Werte der Zuwachs auf 1,8 % verringern. Weiterhin lebhaft dürften sich die Bauinvestitionen mit gerichtet, lediglich in den USA hat be reits Produkte an den Gesamtexporten in die USA Wachstumsraten von 2.5 % bzw. 1,8 % ent- eine Straffung eingesetzt. Im Euroraum wird deutlich negativere Auswirkungen. Bereits wickeln. Die Bruttoanlageinvestitionen stei- die Geldpolitik den Ankündigungen der EZB die Sorge über eine mögliche Eskalation des gen somit um 3,3 % bzw. 1,8 %. zufolge nur langsam normalisiert. Belastend Handelskonflikts, etwa zwischen den USA wirkt allerdings die deutliche Erhöhung der und China, könnte die weltweite Investi- Exportdynamik Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche tionsbereitschaft dämpfen. Das Institut geht davon aus, daß sich der Entwicklung, die durch handelspolitische Aufschwung der Weltwirtschaft fortsetzt Risiken ausgelöst wurde. Die US-Regierung Internationales Konjunkturbild und damit auch der Welthandel weiter zu- ist auf einen protektionistischen Kurs einge- Das Institut erwartet das folgende inter- legt. Das Wachstum der österreichischen Ex- schwenkt. Die bisher beschlossenen Zölle nationale Konjunkturbild. Die US-Wirt- portmärkte wird sich dabei etwas verlangsa- auf Aluminium und Stahl dürften die Export- schaft sollte in den Jahren 2018 und 2019 men. Im Prognosezeitraum dürfte die Export- konjunktur in den betroffenen Staaten auf- um 2,8 % bzw. 2,4 % zulegen. Von der Steu- dynamik der heimischen Wirtschaft mit Zu- grund des geringen Volumens kaum bela- erreform dürften dabei insbesondere auf die wachsraten von 4,9 % bzw. 3,9 % daher sten. Es besteht aber die Gefahr, daß es zu Investitionstätigkeit belebende Impulse aus- etwas geringer ausfallen als noch in der einer Spirale aus Aktion und Reaktion bei gehen. Etwas pessimistischer als noch im März-Prognose erwartet. Für die Gesamtim- den handelspolitischen Instrumenten kommt. März werden die Wachstumsaussichten für porte laut VGR werden Wachstumsraten von Eine Ausweitung der Zölle auf Autos bzw. den Euroraum eingeschätzt. Mit 2,0 % bzw. 3,6 % bzw. 3,3 % erwartet. Somit dürfte von Autoteile hätte beispielsweise für Deutsch- 1,8 % verlangsamt sich das Tempo des Kon- der Außenwirtschaft weiterhin ein positiver land aufgrund des höheren Anteils dieser junkturaufschwungs. In den Schwellenlän- Wachstumsbeitrag ausgehen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 71 Wirtschaft

Inflation Weltwirtschaft bank belasten die internationalen Finanz- Im Durchschnitt der ersten fünf Monate In den letzten Monaten haben die Ab- märkte, insbesondere in den Schwellenlän- 2018 betrug die heimische Inflationsrate wärtsrisiken für die Weltwirtschaft weiter dern. Die wirtschaftlichen Folgen des Aus- 1,8 %. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich zugenommen. Insbesondere die handelspoli- tritts des Vereinigten Königreichs aus der der Preisauftrieb insbesondere aufgrund der tischen Spannungen belasten die Konjunk- EU bilden weiterhin ein großes Konjunktur- im Jahresvergleich höheren Energiepreise et - tur. Die US-Regierung ist auf einen protek- risiko für Europa. was beschleunigen. Vor diesem Hintergrund tionistischen Kurs eingeschwenkt und hat Die Einschätzung der heimischen Kon- erwartet das Institut weiterhin eine VPI-In - Zölle auf Stahl und Aluminium verhängt. junkturdynamik erscheint ge genwärtig ins- flationsrate von 2,1 %. Auch im kommenden Zusätzlich überlegt die US-Regierung Ein- besondere für das heurige Jahr gut abgesi- Jahr dürfte der Preisauftrieb 2,1 % betragen. fuhrzölle auf Kraftfahrzeuge. Die EU und chert. Aufgrund des kräftigen Wirtschafts- China haben ihrerseits Strafzölle auf ameri- wachstums zum Jahreswechsel besteht die Arbeitsmarkt kanische Produkte verhängt. Die Sorge um Chance, daß die heimische Wirtschaft sogar Der Arbeitsmarkt profitiert weiterhin von eine Eskalation des Handelskonflikts dämpft noch stärker wächst. Allerdings würde eine der ausgezeichneten Konjunktur. In der er- bereits die Investitionsbereitschaft. Eine weitere Eintrübung der Weltkonjunktur und sten Jahreshälfte wurde die Beschäftigung Aus weitung der Handelsbeschränkungen eine Eskalation des Handelskonflikts die hei- kräftig ausgeweitet und die Arbeitslosigkeit würde den Welthandel merklich verlangsa- mische Investitions- und Export nachfrage ist merklich gesunken. Diese positive Ent- men. Die Unsicherheiten über das Tempo wohl spürbar verlangsamen. n wicklung sollte sich auch im restlichen Pro- der Straffung der Geldpolitik der US-Noten- https://www.ihs.ac.at gnosezeitraum fortsetzen. Ausgehend von 8,5 % im Vorjahr dürfte die Arbeitslosenquo- te nach nationaler Definition in diesem Jahr Die Lage der österreichischen auf 7,7 % fallen. Für nächstes Jahr ist mit einem weiteren Banken hat sich normalisiert Rückgang auf 7,5 % zu rechnen. Die Ar - beitslosenquote laut Eurostat sollte in beiden ehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkri- Vorjahres unterstützte die Ertragskraft öster- Jahren 5,0 % betragen, nach 5,5 % im Vor- Zse ist das österreichische Bankensystem reichischer Unternehmen und hat sowohl jahr. zur Normalität zurückgekehrt. Nach den gros- deren Schuldendienst erleichtert als auch ihr en Restrukturierungen der letzten Jahre ha- internes Finanzierungspotential gestärkt. Die Öffentliche Haushalte ben die Bankengewinne wieder ihr Vorkrisen- anhaltende Erholung der Investitionen er- Die Lage der öffentlichen Haushalte wird niveau erreicht. Dennoch bleibt es wichtig, höhte den Finanzierungsbedarf österreichi- im Prognosezeitraum von der sehr guten Kon - effizienzsteigernde Maßnahmen voranzutrei - scher Unternehmen. Trotz der zunehmenden junktur und den niedrigen Zinsen geprägt. ben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen Aufnahme von Eigenkapital entfiel auch im Der Budgetvoranschlag 2018/19 der Bun - und über die Einbehaltung von Gewinnen Jahr 2017 ein Großteil der externen Finan- des regierung sieht eine Rückführung des die Risikotragfähigkeit der Banken weiter zu zierung von nichtfinanziellen Unternehmen gesamtstaatlichen Defizits nach Maastricht- stärken. Um die Finanzmarktstabilität dauer- auf Kreditinstrumente. Zum ersten Mal seit Definition von 0,7 % des BIP im Vorjahr auf haft zu sichern, sollen die Banken auch auf fünf Jahren stellte dabei der heimische Fi - 0,4 % in diesem Jahr vor. Für das kommende eine nachhaltige Kreditvergabe, insbeson - nanzsektor die wichtigste Fremdfinanzie- Jahr wird ein ausgeglichener Haushalt ange- dere bei Immobilienfinanzierungen, achten. rungsquelle für den österreichischen Unter- strebt. Gegeben das wirtschaftliche Umfeld „Die jüngsten Marktturbulenzen führten nehmenssektor dar und stellte knapp die sollten diese Budgetziele bei striktem Bud- zu gestiegenen Risikoprämien bei Staatsan- Hälfte der Finanzierungsmittel bereit, nach- getvollzug erreicht werden. Gegenwärtig er- leihen und zu Kursverlusten auf den europä- dem in den beiden Jahren zuvor der größte wartet das Institut ein gesamtstaatliches De- ischen Aktienmärkten. Das unterstreicht die Anteil aus ausländischen Finanzierungsquel- fizit von 0,2 % des BIP im heurigen Jahr und Notwendigkeit, auf dem Weg zu einem stabi - len stammte. einen Überschuss von 0,1 % im Jahr 2019, len Rahmenwerk für den europäischen Ban- Bei den privaten Haushalten führte die ge - Anstrengungen der Regierung zur Dämp- ken- und Finanzmarkt möglichst schnell vor- ringere Sparquote im Jahr 2017 zu einem fung der Ausgabendynamik und zur Verrin- anzuschreiten“, sagte Gouverneur Ewald Rückgang der Geldvermögensbildung. Im gerung der im internationalen Vergleich ho - Nowotny anläßlich der Präsentation der 35. Niedrigzinsumfeld zeigten die privaten hen Abgabenbelastung werden vom Institut Ausgabe des Financial Stability Report der Haushalte weiterhin eine starke Präferenz für begrüßt. Für einen nachhaltigen Budgetkurs Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). hochliquide Bankeinlagen, während Nettover - und eine Absenkung der Schuldenquote sind Die österreichische Wirtschaft verzeichnete anlagungen in Lebensversicherungen und zusätzliche Strukturreformen unbedingt not- im Jahr 2017 erneut ein dynamisches Wachs- Pen sionsvorsorge 2017 negativ waren. wendig, etwa in den Bereichen Pensionen und tum. Dabei profitierten sowohl Unternehmen Der halbjährlich in englischer Sprache Föderalismus bzw. Finanzausgleich. Aus als auch private Kreditnehmer von historisch erscheinende Financial Stability Report der längerfristiger Sicht müssen Potentiale zur niedrigen Zinsen. Auch Zentral-, Ost- und OeNB analysiert finanzmarktstabilitätsrele- Finanzierung der Kosten der Alterung und Südosteuropa (CESEE) erlebt weiterhin eine vante Entwicklungen in Österreich und im zusätzlicher Ausgaben für zukunftsorientier- starke wirtschaftliche Expansion, was sich internationalen Umfeld sowie Spezialthe- te produktivitätserhöhende Bereiche wie Bil- auch in den Gewinnen der österreichischen men im Zusammenhang mit der Finanz- dung, Digitalisierung und Forschung ge- Tochterbanken widerspiegelt. marktstabilität. n schaffen werden. Das kräftige Wirtschaftswachstum des https://ww.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 72 Wirtschaft Mahrer: Wirtschaft braucht freien Handel und Entlastung irtschaftskammer Österreich (WKÖ)- den“, forderte Mahrer. Ein wichtiger Schritt WPräsident Harald Mahrer präsentierte sei dabei die Reduktion der Steuer- und Ab- am 28. Juni beim Wirtschaftsparlament sei- gabenbelastung. „Wir können es uns nicht nen „Bericht zur Lage der österreichischen leisten, irgendwo Fett anzusetzen“, so Mah- Wirtschaft“. Und diese Lageeinschätzung rer. Daher müssen die Sozialversicherungs- kön ne nur im internationalen Kontext ge - abgaben genauso wie das gesamte Steuersy- schehen. Die Situation sei derzeit allerdings stem ausgewogener, transparenter und fairer angespannt: Auf der einen Seite gebe es den werden. erstarkten und sich dynamisch entwickeln- Zu den optimalen Rahmenbedingungen den südostasiatischen Raum, auf der anderen zählt außerdem eine Entbürokratisierung. Seite ein Amerika, das Strafzölle einführe. „Wir begrüßen daher den Plan der Bundesre- „Österreich verdient sechs von zehn Euro im gierung, das Vorschriftenkorsett aufzuma- Export, das sichert auch die regionale Wirt- chen und mit unnötig gewordenen Normie- schaft. Wir müssen daher darauf schauen, daß rungen und Regulativen aufzuräumen“, so es weiterhin einen freien Welthandel gibt der WKÖ-Präsident. Nachsatz: „In manchen und daß die österreichische Wirtschaft wett- Bereichen sind die Vorschriften so überbor- bewerbsfähig bleibt“, so Mahrer. dend geworden, daß vielen die Lust und Derzeit habe die österreichische und die Laune vergeht, Unternehmer zu sein.“ Foto: BMDW/Marek Knopp gesamte europäische Wirtschaft aufgrund WKÖ Präsident Harald Mahrer Genügend und bestens qualifizierte Fach- ihrer Innovationskraft noch einen Wettbe- kräfte zu haben, ist für den WKÖ-Chef auch werbsvorteil. „Aber dieser Wettbewerbsvor- Milliarden Einwohner an die Stromversor- ein ganz entscheidendes Zukunftsthema. Da - teil beginnt zu schmelzen“, warnte er. An- gung anzuschließen. Das heißt, eine Milliar- her möchte er „unsere wunderbare duale hand von drei Faktoren sei schließlich ables- de Menschen hat plötzlich ganz neue Mög- Lehrlingsausbildung zu einer Trialen Ausbil- bar, wohin die Reise gehe: Jene Länder, die lichkeiten.“ dung weiterentwickeln“, die jungen Leute ein hohes Wachstum haben, wo es viele lei- „Angesichts dieser Wettbewerbssituation sol len verstärkt auch digitale Fähigkeiten er - stungshungrige junge Menschen gibt, und haben wir ein massives Interesse daran, daß werben können. Mahrer kündigte dazu einen wo weniger regulative Korsette existieren, es faire und gerechte Handelsabkommen mit großen Bildungsmasterplan an, den die Wirt- würden aufholen. Wie sehr, illustrierte Mah- sämtlichen wichtigen Exportmärkten gibt. schaftskammer ausarbeiten wird. Denn: „Ob rer an einem Beispiel: „Derzeit haben nur Und angesichts dieser Situation müssen die wir genug topqualifizierte Leute haben, wird 300.000 Inder Elektrizität. Der Plan der Re- ös terreichischen Unternehmen auch im In - die Schlüsselfrage sein, um im internationa- gierung ist es, in den nächsten Jahren alle 1,3 land optimale Rahmenbedingungen vorfin- len Wettbewerb zu bestehen.“ n Arbeitslosigkeit sinkt im Juni um 9,1 Prozent ie in den Vormonaten setzt sich der antreten, davon waren 47.066 jünger als 25 ten und subsidiär Schutzberechtigten erhöhte Wpositive Trend am Arbeitsmarkt auch Jahre, und 73.295 Personen 50 Jahre und sich die Zahl der AMS-Schulungsteilnehme- Ende Juni 2018 fort. Die Arbeitslosigkeit sinkt älter. rInnen um +4,7 % gegenüber dem Vorjahres- bei gleichzeitig steigender Beschäftigung. Auch die älteren Arbeitssuchenden (- monat. Ende Juni sind 274.667 Personen (-9,6 % 6,2 %) sowie Menschen mit Behinderungen „Es ist wichtig, Asylberechtigte und sub- bzw. -29.277 Personen) beim AMS arbeits- (-6,0 %) profitieren von der positiven Ent- sidiär Schutzberechtigte entsprechend zu los vorgemerkt. Inklusive der Personen, die wicklung am Arbeitsmarkt. fördern und daß ihnen die Gelegenheit gege- ein AMS-Schulungsangebot wahrnehmen, „Wie die Entwicklungen zeigen, steigen ben wird, notwendige Qualifikationen über be trägt die Zahl der Vorgemerkten 341.024, aktuell auch die Chancen für ältere Personen Schulungen und Kurse zu erwerben“, so das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem ab 50 Jahren wieder in den Arbeitsmarkt ein- Hartinger-Klein. Vorjahr um -33.949 bzw. -9,1 %. Die Ar - steigen zu können“, erklärte Bundesministe- Die Nachfrage der Betriebe nach Arbeits- beitslosenquote nach nationaler Definition rin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und kräften zeigt sich auch an der Zahl der ge- liegt aktuell bei 6,8 %, das ist ein Rückgang Konsumentenschutz Beate Hartinger-Klein meldeten, sofort verfügbaren offen Stellen. von -0,8 %-Punkten gegenüber dem Juni am 2. Juli. Ende Juni sind 79.114 Arbeitsplätze, um 2017 (EUROSTAT 4,6 %; -0,9 %punkte; Die Arbeitslosigkeit sinkt Ende Juni +18.066 bzw. +29,6 % mehr als im Vorjahr, Stand Mai 2018). überdurchschnittlich um -11,9 %, die der sofort verfügbar. Während für rund 44 % der Ende Juni stehen geschätzte 3.774.000 aus ländischen StaatsbürgerInnen um -4,1 %. arbeitslosen Personen die höchste abge- Personen in einem unselbständigen Beschäf- In AMS Schulung befinden sich aktuell schlossene Ausbildung die Pflichtschule ist, tigungsverhältnis, das sind um +90.000 bzw. 66.357 Personen (-4.672 gegenüber Ende wird für die gemeldeten, sofort verfügbaren +2,4 % mehr als im Vorjahr. In den ersten Juni 2017), davon entfallen rund 44 % auf offenen Stellen Ende Juni in nur 38 % der sechs Monaten des Jahres 2018 konnten be - AusländerInnen, von denen wiederum rund Fälle ein Ausbildungsniveau von höchstens reits 356.508 arbeitssuchende Personen aus 49 % Asylberechtigte oder Personen mit sub- Pflichtschule nachgefragt. n AMS Vormerkung ein Dienstverhältnis sidiärem Schutz sind. Bei den Asylberechtig- https://www.bmasgk.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 73 Chronik Bundespräsident trifft Cordoba- Helden 40 Jahre danach

»Das hat unser Selbstbewußtsein enorm gesteigert«, sagte Alexander Van der Bellen über den Sieg bei der WM 1978 in Argentinien. Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Die »Helden von Cordoba« zu Gast beim Bundespräsidenten in der Hofburg (v.l.): Fried Koncilia, , Erwin Fuchsbichler, Hans Pirkner, , Bundespräsident Alexander van der Bellen, Heinrich Strasser, , , Gerd Breitenberger, , , Roland Hattenberger, Ernst Obermayer und Robert Seeger enau 40 Jahre nach dem bisher letzten ökonomisch bereits erfolgreicheren Deut- Beim Empfang fehlten außerdem die ver- GPflichtspielsieg der österreichischen schen dazugekommen. „Das hat unser Selbst - hinderten , Willi Kreuz, Edi Fußball-Nationalmannschaft gegen Deutsch- bewußtsein enorm gesteigert“, sagte Alexan- Krieger, Franz Oberacher und der damalige land sind die Helden von Cordoba am 21. der Van der Bellen über den Sieg bei der Kapitän Robert Sara. An seiner Stelle über- Juni erstmals von einem österreichischen WM in Argentinien. reichte Ex-Torhüter Friedl Koncilia dem Staatsoberhaupt empfangen worden. Bundes- Mittlerweile liegt das Pro-Kopf-Einkom- Bun despräsidenten im Maria-Theresien-Zim - präsident Alexander Van der Bellen begrüßte men in Österreich knapp über jenem in mer, in dem sonst Bundesregierungen ange- weite Teile der WM-Mannschaft von 1978 Deutschland. „Das Fußball-Verhältnis zwi- lobt werden, ein Leiberl mit allen Unter- um „Goleador“ Hans Krankl in der Hofburg. schen Österreich und Deutschland wird sich schriften der 78er-Generation. „Es war ein legendäres Spiel, und es ist es aber nie verändern. Wir sind der David, sie Bundespräsident Van der Bellen erwähn- auch heute“, sagte Alexander Van der Bellen sind der Goliath“, meinte Hans Krankl, der te in seiner Rede auch den aktuellen ÖFB- über den 3:2-Sieg Österreichs am 21. Juni mit seinen beiden Toren in Cordoba zum Star Marko Arnautovic, der nach dem 2:1- 1978, mit dem auch die WM-Hoffnungen Volkshelden avanciert ist. Selbst 40 Jahre Sieg Österreichs Anfang Juni im Test in Kla- des damaligen Titelverteidigers Deutschland danach muß der Wiener auf dem Ballhaus- genfurt gegen Deutschland gemeint hatte, beendet worden waren. Daß sich der Erfolg platz noch Autogramme schreiben. daß man „Cordoba zur Ruhe gebracht“ hätte. so in das kollektive österreichische Gedächt- Neben Hans Krankl waren zahlreiche frü- „Ich glaube es eher nicht“, meinte der Bun - nis eingebrannt habe, habe auch mit der da - here Mitspieler der Einladung in die Hof- despräsident lächelnd. maligen wirtschaftlichen und gesellschaft- burg gefolgt, darunter Josef Hickersberger, Auch laut Hans Krankl könne man Kla- lichen Situation zu tun. Walter Schachner, Kurt Jara oder Ernst Bau- genfurt und Cordoba nicht vergleichen. Cor- „Es war 1978. Das Verhältnis zwischen meister. Der 2007 verstorbene damalige doba sei ein Stück Sportgeschichte wie die Deutschland und Österreich war eine Spur Teamchef Helmut Senekowitsch wurde von WM-Titel von Niki Lauda in der Formel 1 komplizierter“, erklärte Bundespräsident seiner Frau Erika vertreten. Von den ÖFB- oder der Olympiasieg von Franz Klammer, Van der Bellen. Möglicherweise sei bei den Spielern von 1978 sind , Günt- meinte der 65jährige. „Das war etwas ganz ÖsterreicherInnen auch ein bißchen ein her Happich und Peter Persidis nicht mehr Großes, ein Mythos.“ n „Minderwertigkeitsgefühl“ gegenüber den am Leben. https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Weltmeisterschaft_1978

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 74 Chronik Längste Fußgängerbrücke der Welt im Tibetstyle in Linz

Eine privat errichtete, über Ticketpreise refinanzierte Hängebrücke für Fuß- gängerInnen und RadfahrerInnen verbindet Zoo und Franz-Josef-Sternwarte.

ir freuen uns, daß die Hoch4-Erlebnis- sen“, erklärte Hannes Dejaco vom Projekt- Zentraler Ausgangspunkt ist der Linzer Wwelt Leopoldsberg Gesellschaft Linz werber, der Hoch4 Erlebniswelt Leopolds- Zoo am Pöstlingberg. Hier soll auch aus- für ihr atemberaubendes Projekt ausgewählt berg Betriebs GmbH. „Die Finanzierung der schließlich der Ticketverkauf stattfinden, weil hat. Linz erhält eine weitere Möglichkeit für etwa 4,5 Millionen Euro Errichtungskosten dort bereits die notwendige Infrastruktur wie Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Rad- ist bereits gesichert. Die Ticketpreise werden Parkplätze und WC-Anlagen für TouristInnen fahrerinnen und Radfahrer, die Donau zu sich zwischen vier und sieben Euro bewegen, und Tagesausflügler vorhanden ist. Dadurch queren. Das Projekt ist durch private Spon- auch Familienermäßigungen und günstigere wird auch vermieden, daß die gegenüberlie- soren gesichert und wird durch moderate Jahreskarten für die Linzerinnen und Linzer gende Seite am Freinberg zugeparkt wird. n Ticketpreise refinanziert. Ein im wahrsten sind eingeplant.“ http://www.linz.at Sinne des Wortes spannendes Brückenpro- jekt, das einer Donaustadt wie Linz mehr als würdig ist“, ist Bürgermeister Klaus Luger begeistert. „Bei meinem Amtsantritt habe ich ange- kündigt, daß ich Brücken schlagen möchte. Ich habe mich dabei zwar ursprünglich auf die Aufgabe als Integrationsreferentin bezo- gen, freue mich aber jetzt umso mehr, auch als Liegenschaftsreferentin einen verbinden- den Beitrag für Linz leisten zu können. Das durch die Donau geteilte Linz erhält mit der neuen Hängebrücke zwischen dem Linzer Zoo und dem Freinberg eine neue Verbindung. Die im so genannten Tibetstyle errichtete Hän gebrücke wird mit einer Spannweite von über 500 Metern die längste ihrer Art welt- weit. Damit wird sie nicht nur für die Linze- rinnen und Linzer sowie Oberösterreicherin- nen und Oberösterreicher interessant, son- v.l.: Bürgermeister Klaus Luger, Hannes-Mario Dejaco, Geschäftsführer der HOCH4 Erlebnis- dern bildet eine weitere Attraktion für unsere welt Leopoldsberg Betriebs GmbH, Stadträtin Regina Fechter und Stadtrat Markus Hein internationalen Gäste. So schließt sich für mich im weitesten Sinne auch wieder der Bo - gen zum Integrationsressort“, erklärte Stadt- rätin Regina Fechter. „Mein Geschäftspartner, Mag. Christian Klement, und ich sind seit 20 Jahren als Tou- rismus- und Projektentwickler erfolgreich. Als gebürtiger Oberösterreicher freue ich mich besonders, erstmals in Linz ein Projekt mit einer solchen Tragweite durchführen zu dürfen. Apropos Tragweite: Wir spannen eine Seilbrücke in einer Höhe von etwa 110 Me - tern und über eine Länge von mehr als 500 Metern über die Donau. Das ist Weltrekord! Die Brücke wird ein Gewicht von rund 90 Tonnen haben. Etwa 500 Personen können zugleich auf der Brücke sein, ganzjährig von

6 bis 22 Uhr die Donau queren und den Aus- Foto: Erlebniswelt Leopoldsberg Betriebs GmbH Magistrat der Landeshauptstadt Linz Foto: blick über das Donautal durch Linz genies- So wird die neue Hängebrücke der besonderen Art aussehen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 75 Chronik 80 Jahre VW-Käfer

Vom ersten Käfer bis zum letzten Beetle – Schwerpunkt der Dauerausstellung auf der Großglockner Hochalpenstraße

ie weltweit höchstgelegene Automobil- So aufregend die Erfolgsgeschichte des dem original „KdF-Wagen“ (Urkäfer), einem Dausstellung im Besucherzentrum auf Käfers vor 80 Jahren auf der Großglockner Brezelkäfer, die klassischen Käfer der der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe widmet ihr Hochalpenstraße begann, endet sie auch hier 1970er Jahre sowie einem aktuellen Beetle. Schwerpunktthema 2018 einem ganz beson- mit einer würdigen Abschiedstour und der Zusätzlich werden die Geschichte des Auto- deren Jubilar: „80 Jahre VW Käfer“ ist das Präsentation des letzten Beetle in der Auto- mobils und typische Oldtimer-Klassiker seit Hauptthema der diesjährigen Automobilaus- mobilausstellung auf der Kaiser-Franz- den 1910er Jahren präsentiert, wie BMW stellung, denn der VW Käfer ist seit Beginn Josefs-Höhe – dessen Produktion wird 2018 Dixi, Ford A, Ente 2CV, Trabi, etc. Die Mo - an ein oft gesehener Gast auf der Großglock- eingestellt. torradausstellung widmet sich heuer voll und ner Hochalpenstraße und der erste offizielle Die Dauerausstellung „Erfolgsgeschichte ganz der Puch 250 nach dem Buch „Hans- Auftritt des „KdF-Wagens“ oder „Urkäfers“ des Automobils“ und Motorrad- und Modell - dampf in allen Gassen – Puch 250 von 1945 fand beim „Glockner Bergrennen“ im Jahr autoausstellung präsentiert das Schwer- bis 1970“ von Hannes Denzel. n 1938 statt. punktthema 80 Jahre Käfer anhand von ein- http://www.grossglockner.at Es war vor 80 Jahren, am 28. Au gust 1938, drucksvollen Bildern und Exponaten wie https://de.wikipedia.org/wiki/VW_K%C3%A4fer als Ferdinand Porsche seinen „Kdf-Wagen“ im Rahmen des Glockner Berg rennens – Gro- ßer Bergpreis von Deutschland – erstmals der Öffentlichkeit präsentierte und die zahl- reichen Schaulustigen mit der nie dagewese- nen kugelartigen Form des Wagens in regel- rechtes Staunen versetzte. Die sich über 92 Kurven erstreckende, 12,5 km lange Renn- strecke hinauf bis zum Fuscher Törl (2.504 Höhenmeter) absolvierte der Fahrer des „KdF-Wagen“ in einer Zeit von 21:54,4 Mi - nuten und einer Durchschnittsgeschwindig- keit von 34,5 km/h. Rund 75 Jahre nach seiner ersten Pionier- fahrt absolvierte ein VW Käfer wieder einen großen Auftritt auf der Großglockner Hoch- alpenstraße. Beim Internationalen Großglockner Grand Prix 2013 schaffte es das Käfer-Siegerteam die beiden Wertungsfahrten bis zum Fuscher Törl in der beeindruckenden Zeit von nur 19 Foto: Technisches Museum Wien, Motorsport in Österreich/Salzburgwiki / Arthur Fenzlau Minuten zu fahren. Ferdinand Porsche beim Bergrennen 1938 auf der Großglockner Hochalpenstraße „VW-Käfer, Professor Ferdinand Porsche und Großglockner Hochalpenstraße – das gehört zusammen wie Motor, Öl und Ben- zin!“, wie der renommierte Motor- Journalist Roland Löwisch treffend feststellte. Ernst Piëch, der Enkel von Ferdinand Porsche, war häufig mit seinem Großvater unterwegs und stets mit dabei, wenn dieser die Großglock- ner Hochalpenstraße als Teststrecke für sei- nen Käfer nutzte: „Mein Großvater war sehr eng mit der Großglockner Hochalpenstraße verbunden. Als wir während des Zweiten Welt krieges mit der Familie nach Zell am See übersiedelten, war die Großglockner Hoch- alpenstraße ein häufiges Ausflugsziel. Es ging

hier vor allem um die Bremsproben mit dem grossglockner.at / Bernhard Grässl Foto: VW Käfer.“ 1970er-Käfer in der Automobilausstellung am Großglockner

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 76 Personalia Blümel: Thomas Bernhards Erbe ist ein literarischer Schatz undesminister Gernot Blümel über- Breichte am 11. Juni im Palais Nieder- österreich Doktor Peter Fabjan für dessen Verdienste um den literarischen Nachlaß sei- nes Bruders Thomas Bernhard das Österrei- chische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Blümel hob Fabjans Bemü- hungen um den Nachlaß des großen österrei- chischen Dichters besonders hervor: „Tho- mas Bernhards Erbe ist ein literarischer Schatz Österreichs. Der Einsatz von Dr. Fab- jan, das Werk Bernhards auch weiterhin einer breiten Öffentlichkeit ebenso wie Literatur- wissenschaftlern zugänglich zu machen, ver- dient unser aller Anerkennung.“ Die Laudatio hielt Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp und des Insel Ver- lags sowie langjähriger Bernhard-Lektor und seit dem Jahr 2015 Präsident der Internatio- nalen Thomas Bernhard Gesellschaft. Zu den großen Verdiensten, die sich Fabjan erwor- Foto: BKA / Regina Aigner ben hat, gehört beispielsweise 1990 die Öff- Am 11. Juni überreichte Bundesminister Gernot Blümel (r.) das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse an Peter Fabjan. nung des Bernhard-Hauses in Ohlsdorf für die Öffentlichkeit. In jüngerer Zeit wurde initiierte Thomas-Bernhard-Privatstiftung sen Großvater Johannes Freumbichler. Un - auch das Bernhard-Haus in Ottnang aufwen- un ter anderem für die nationale und interna- terstützt wurde diese Initiative vom Bundes- dig renoviert; es steht nun Stipendiaten of - tionale Verbreitung der geistigen Hinterlas- kanzleramt. n fen. Seit dem Jahr 1998 sorgt die von Fabjan senschaften von Thomas Bernhard und des- https://thomasbernhard.at Kunasek verabschiedete Generalstabschef Commenda m 26. Juni verabschiedete Verteidi- Agungsminister Mario Kunasek General Othmar Commenda im Rahmen eines Fest- aktes in den Ruhestand. Mit Ende Juni been- det Commenda nach fünf Jahren seine Funk- tion als Chef des Generalstabes. „Heute verabschieden wir uns vom rang- höchsten Offizier des Österreichischen Bun - desheeres. Über 40 Jahre diente General Othmar Commenda dem Bundesheer, er war immer ein Soldat mit Leib und Seele. Für diese stetige Treue und sein Engagement möchte ich mich bedanken und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute“, sagte Minister Kunasek in seiner Rede. Im Jahr 1976 startete Othmar Commenda seine Karriere beim Österreichischen Bun - desheer mit der Ausbildung zum Berufsoffi- Foto: Bundesheer / Pusch zier an der Theresianischen Militärakade- Verteidigungsminister Mario Kunasek (r.) bedankte sich bei General Othmar Commenda. mie. Seine erste Funktion führte ihn zum Panzerbataillon 14 nach Wels. In weiterer Mautern. 1995 absolvierte er die Ausbildung stellvertretender Chef des Generalstabes; im Folge absolvierte Commenda den General- am War College der US-Army. Von 2002 bis Jahr 2011 war er mit der Führung betraut. stabslehrgang und internationale Ausbildun- 2003 fungierte er als Kabinettchef des Bun- Im Jahr 2013 wurde Commenda zum Ge - gen. desministers für Landesverteidigung. Weiters neralstabschef ernannt; diese Funktion hatte Von 1993 bis 1995 war er unter anderem war er Projektleiter der Bundesheer-Reform er bis zu seiner Pensionierung Juni 2018 in - Stabschef und stellvertretender Brigadekom- „BH2010“. 2007 schloß er den 4. Strategi- ne. n mandant der 3. Panzergrenadierbrigade in schen Führungslehrgang ab. Ab 2008 war er https://www.bmlv.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 77 Personalia »Goldenes Komturkreuz« des Landes NÖ für Siegfried Wolf andeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Lüberreichte am 12. Juni das „Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdien- ste um das Bundesland Niederösterreich“ an den Unternehmer Siegfried Wolf. Siegfried Wolf sei bekannt „als ein Top- Manager von Welt“, betonte Mikl-Leitner, daß er sich „vom Lehrling zum Top-Mana- ger hochgearbeitet“ habe und „ein ganz gros- ses Vorbild“ sei. Seine Bilderbuchkarriere habe er als Werkzeugmacher gestartet, reüs- siert habe er in namhaften Unternehmen wie den Wiener Metallwerken, Hirtenberger oder Magna. Er habe sich unglaubliches Wissen angeeignet, neue Herausforderungen ange-

nommen und sei immer offen für Neues. Foto: NLK / Pfeiffer „Mit Kompetenz, Mut, Freude und Innova- Ehrenzeichenverleihung an Siegfried Wolf (Mitte) mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobot- tionskraft hast du jede Hürde genommen.“ ka, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Gattin Andrea und Tochter Stefanie (v.l.n.r.) Wolf habe in unglaublich vielen und vor arbeiten.“ Mikl-Leitner betonte Wolfs „In - Landeshauptfrau, daß Wolf immer die Sache allem renommierten internationalen Unter- stinkt, rechtzeitig neue Entwicklungen zu er - in den Vordergrund stelle. nehmen gearbeitet, hob die Landeshauptfrau kennen und darauf Chancen und Perspekti- Er sei „besonders stolz“ und es sei ihm seine Tätigkeiten als Aufsichtsratsvorsitzen- ven abzuleiten.“ „eine große Freude“, diese Auszeichnung in der der ÖIAG, bei der Sberbank Europa AG Man schätze Wolf „als Brückenbauer und und von Niederösterreich entgegennehmen und von Russian Machines hervor. „Und wer Weltbürger mit internationalen Kontakten zu dürfen, betonte Siegfried Wolf, daß es et- einen derart erfolgreichen Lebensweg hat, rund um den Erdball“, führte die Landes- was ganz Besonderes sei, diese Auszeich- der weiß, was es heißt, Verantwortungs be - hauptfrau aus. Seine guten Kontakte habe er nung mit Herzensfreunden zu feiern. n wußtsein zu zeigen und rund um die Uhr zu immer auch für andere genützt, betonte die https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Wolf_(Manager) Haslauer überreichte Ehrenbecher des Landes an Gerd Huter b hitzebeständig, bedruckt, lackiert, ge - Ogossen, graviert, als Spiegel oder Schutz: Die Firma Fritsche GmbH in Anthe- ring ist seit 111 Jahren gefragter Profi bei der Glasherstellung. „Dieses Unternehmen ist im Laufe der Zeit kontinuierlich gewachsen, das macht das Firmencredo aus“, so Salz- burgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Geschäftsführer Gerd Huter am 7. Juni mit dem Ehrenbecher des Landes auszeich- nete. „Man muß immer nach vorne blicken. Wer zu sehr an der Vergangenheit festhält, verbaut sich selbst eine erfolgreiche Zu- kunft“, so das Motto von Fritsche-Geschäfts- führer Gerd Huter. Der Tiroler und gelernte Glaser hat die Firma nach dem Tod seines Onkels im Jahr 1968 übernommen. Seither

hat er es zu einem mittelständischen und sta- Foto: LMZ / Franz Neumayr SB bilen Unternehmen ausgebaut. 120 Mitarbei- Nach der Verleihung (v.l.): Johann Bachleitner (Dir. WKS), Gerd Huter (Inhaber und Geschäfts - terinnen und Mitarbeiter setzten mittlerweile leitung Fritsche GmbH), Gattin Monika Huter und Landeshauptmann Wilfried Haslauer ihren Fleiß und ihre Erfahrung dort ein. 1963 wirkte er maßgeblich bei der Vergla- straße. Filialeröffnungen in Anthering folg- Gerd Huter wurde am 25. Juni 1943 in sung der Eishalle in Innsbruck anläßlich der ten, der Personalstand der Firma wuchs von Reutte in Tirol geboren. Er absolvierte nach Olympischen Winterspiele 1964 mit. An- ursprünglich zehn Beschäftigten auf mittler- der Hauptschule in Reutte seine Ausbildung schließend ging er zur See und arbeitete in weile 110 MitarbeiterInnen. 2020 ist die Wie - als Glaser und ein Jahr als Glasschleifer bei Hamburg als Glaser. 1968 übernahm er die dereröffnung der Filiale Salzburg geplant. n der Firma Fuchs in Innsbruck. 1962 und Firma seines Onkels in der Salzburger Plain- https://www.fritsche.eu.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 78 Personalia Sabine Haag zur »Vorarlbergerin des Jahres z’Wian« gekürt n ständigem Kontakt mit den in Wien Ilebenden Landsleuten bleiben: Dieses Ziel verfolgt Vorarlberg mit seinen Sommerfesten, die jedes Jahr in der Bundeshauptstadt aus- gerichtet werden. Am 21. Juni konnte Landes- hauptmann Markus Wallner wieder rund 200 Gäste begrüßen. Wie in den Vorjahren nutzte er die Veranstaltung, um eine angesehene Vor - arlberger Persönlichkeit mit dem Preis „Vor- arlberger/in des Jahres z'Wian“ zu ehren. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die aus Bregenz stammende Kunsthistorikerin Sabi- ne Haag, die seit 2009 als Generaldirektorin dem Kunsthistorischen Museum vorsteht. Von Landesseite werden mit dem Aner- kennungspreis Vorarlberger Persönlichkeiten mit Lebensmittelpunkt in der Bundeshaupt- stadt gewürdigt, die auf außergewöhnliche Leistungen verweisen können. Die Persön- Foto: VLK / Michael Grube lichkeiten werden im Vorfeld des Sommerfe- Landeshauptmann Markus Wallner ehrte die aus Bregenz stammende Kunsthistorikerin Sabi- ne Haag als »Vorarlbergerin des Jahres z'Wian 2018« stes von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt und vorgeschlagen. skulptur sowie eine Ehrenurkunde. In seinen dienste und Leistungen sprechen eine klare Nach der Vorstellung von Sabine Haag Gratulationsworten rückte Wallner die be - Sprache. Die Bestellung zur Präsidentin der durch den Juryvorsitzenden Karlheinz Kopf eindruckende Karriere von Haag in den Vor- österreichischen UNESCO-Kommission paßt überreichte Wallner der international angese- dergrund und verwies auf die beachtliche da sehr gut ins Bild“, erklärte der Landes- henen Expertin die vom Vorarlberger Bild- Liste an wissenschaftlichen Publikationen hauptmann. n hauer Herbert Albrecht gefertigte Bronze- der Kunsthistorikerin. „Die zahlreichen Ver- https://de.wikipedia.org/wiki/Sabine_Haag Ehrenbürger Helmut Marko: Ein Leben auf der Überholspur r hat im Motorsport bedeutende Erfolge Eeingefahren, ist erfolgreicher Red-Bull- Motorsportberater, Hotelier und Kunstmä- zen – und seit 14. Juni 2018 Ehrenbürger der Stadt Graz. Mit dieser Auszeichnung steht Helmut Marko in einer Reihe mit Altbundes- präsident Heinz Fischer, der früheren steiri- schen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, Altbürgermeister Alfred Stingl und dem frü- heren Diözesanbischof Johann Weber. Bür- germeister Sigfried Nagl sagte zu Beginn der Festsitzung: „Leidenschaft ist das, was einen Menschen zu Höchstleistungen antreibt.“ Auch nach dem verfrühten Ende der akti- ven Sportlerkarriere blieb Mar ko dem Renn- sport treu. Ab 1999 leitete er bei Red Bull das Nachwuchsprogramm, aus dem zum Beispiel Sebastian Vettel den Sprung in die Formel 1 schaffte. 2003 ging sein RSM- Rennstall im „Red-Bull-Junior team“ auf, dessen Teamchef er wurde. Als Red Bull Foto: Sigfried Nagl, Bürgermeister von Graz (l.), mit dem neuen Ehrenbürger Helmut Marko 2005 den Rennstall „Jaguar Racing“ über- nahm, kehrte Marko als Motorsportchef in mich mit großer Demut und Freude. ‚Ich ist für mich etwas Besonderes, unser kleines die Formel 1 zurück und feiert seither mit weiß, es gibt Wichtigeres, als im Kreis her- Land hier im Spitzenfeld zu sehen“, so Mar - dem „Red Bull Racing Team“ große Erfolge. umzufahren‘, hat Niki Lauda gesagt, trotz- ko. Und Graz ist für ihn über all die Jahre „Ich hab's nicht so mit Festivitäten und dem ist internationale Spitzenleistung im Heimat geblieben. n Ehrungen, aber hier jetzt zu stehen, erfüllt Formel-1-Sport nicht selbstverständlich. Es https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Marko

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 79 Religion und Kirche 800 Jahre Diözese Graz-Seckau

8.000 Menschen versammelten sich am 24. Juni im Grazer Stadtpark am Platz der Versöhnung und feierten den Festgottesdienst zum Diözesanjubiläum. Foto: Diözese Graz-Seckau / Paar Über 8.000 Menschen feierten den Festgottesdienst im Grazer Stadtpark mit.

er Höhepunkt des Jubikläums der Diö- Jahrhunderte herauf bis ins Heute nicht aus. schiedene Kompositionen geschaffen. So hat Dzese Graz-Seckau wurde am 24. Juni Dafür bitten wir um Vergebung. Und wir bit- etwa der steirische Musiker Stefan Heckel von Menschen aus der ganzen Steiermark ten Gott in dieser Feier auch um seinen Se - das Lied ALLEZEIT.Segen vertont – nach und darüber hinaus mitgestaltet von 220 Chor- gen für die Zukunft: für die Zukunft in unse- einem Gebet, das Edith Stein zugeschrieben sängerInnen, dem Jugendblasorchester NMS rem Land, für die Zukunft unserer Kirche wird. Die Verse dazu kamen vom P. Willibald Wies, 30 Weihwasserschalenträgerlnnen, hier in der Steiermark, und für unsere je ei- Hopfgartner OFM, Franziskaner in Graz. 115 MinistrantInnen, 118 Kommunionhel - gene Zukunft“, so Bischof Krautwaschl in Die se „Hymne“ des Diözesanjubiläums ferInnen, 145 Priestern, 28 Diakonen und 18 seiner Predigt. Die Veränderungen in der Kir - wurde als Abschluß des Festgottesdienstes Bischöfen. Unter den Bischöfen waren auch che sprach er direkt an, viele seien verunsi- ge meinsam gesungen. Kardinal Christoph Schönborn, die Bischöfe chert oder ängstlich, andere hingegen neu- Die TeilnehmerInnen waren begeistert Johann Weber, Franz Lackner und Hermann gierig und mutig – und er machte vor diesem von der guten Stimmung und Musik. „Der Glettler. Hintergrund auf das Zukunftsbild der steiri- Gottesdienst war angenehm schlicht und Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl schen katholischen Kirche und der Botschaft nicht zu pompös“, freute sich eine Besuche- zelebrierte den Gottesdienst am Grazer Platz für die Steiermark aufmerksam, die am 23. rin aus Gleinstätten. „Die Bildsprache des der Versöhnung mit Bischof Joâo Santos Juni am Hauptplatz verkündet wurde. Gottesdienstes war sehr schön. Man hat das Cardoso aus der neuen Partnerdiözese Bom Am Ende des Gottesdienstes verlas Sr. miteinander sehen und spüren können. Die Jesus da Lapa (Brasilien) und Konstantin Bae Gertraud Harb die Geburtstagsbotschaft von bunte Zusammensetzung am Podium war Ki Hyen aus der Partnerdiözese Masan (Süd- Papst Franziskus. „Gerne verbinde ich mich auch sehr stimmig“, meinte eine Teilnehme- korea) sowie Prior-Administrator P. Johan- aus diesem Anlaß mit Ihnen, Exzellenz, und rin aus Mürzzuschlag. nes Fragner OSB. aus der Abtei Seckau, der den Gläubigen Ihrer Diözese sowie mit al- Wiege der Diözese, und Pfarrer Andreas len, die zum Jubiläumsgottesdienst nach Graz Begegnungsfest Monschein aus Kindberg, Sprecher des Prie- gekommen sind im frohen Dank an Gott und Nach dem Gottesdienst wurde am Platz sterrates. feiere gleichsam im Geiste diesen Festtag der Versöhnung ein buntes Begegnungsfest mit, zu dem ich allen meinen herzlichen gefeiert. Für kulinarische Köstlichkeiten aus Ein Segen für die Zukunft Gruß und beste Segenswünsche übermittel“, der Steiermark sorgte die Genuss Region „Ein Geburtstag und zumal ein Diözesan- so aus der Botschaft von Papst Franziskus. Österreich. Verschiedene Musikgruppen – jubiläum sind Anlaß, nicht nur zurückzu- Die Kollekte kam je zur Hälfte Opfern von der Steirischen Streich und Bischöfli- schauen, sondern auch nach vorne zu blik- der Unwetter in der Steiermark und einem chen Hauskapelle über eine junge Gruppe ken. Das haben wir in diesem Jubiläumsjahr Projekt für Demenzkranke in der Diözese aus der Ukraine bis zu ruandischen Tromm- auf unterschiedliche Weise getan. Gerade Banja Luka (BiH) zugute. lern – sorgten für den feierlichen Rahmen. jetzt in dieser Eucharistiefeier dürfen wir Liturgisch wurde viel von den Komposi- Für Kinder gab es eine spannende Zeitreise Gott Dank sagen für unsere 800jährige Diö- tionen aus dem Projekt ALLEZEIT.Liturgie- durch die 800-jährige Geschichte der Diöze- zesangeschichte. Unsere Dankbarkeit schließt Mosaik gesungen. KirchenmusikerInnen aus se. n natürlich die Fehler und Sünden über die der Steiermark haben in diesem Projekt ver- https://www.katholische-kirche-steiermark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 80 Religion und Kirche Alois Schwarz ist neuer Bischof von St. Pölten

Feierliche Amtseinführung des bisherigen Gurker Bischofs im St. Pöltner Dom Foto: Diözese St. Pölten Bischof Schwarz bei der Inbesitznahme des Bischofsstuhls im Dom zu St. Pölten

lois Schwarz ist neuer Bischof der Diö- Danach geleitete er Bischof Schwarz zur Ka - steht, zu der auch die Diözese St. Pölten ge - Azese St. Pölten. An der feierlichen Amts - thedra, der damit sein Amt übernahm. In der hört. Weitere Konzelbranten am Altar waren einführung des bisherigen Kärtner Bischofs Folge bekundeten Vertreter und Vertreterin- der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der am 1. Juli im St. Pöltner Dom nahmen Kar- nen der Diözese dem neuen Bischof namens Linzer Bischof Manfred Scheuer, der Eisen- dinal Christoph Schönborn, Nuntius Erzbi- der Gläubigen die Treue und die Bereitschaft städter Bischof Ägidius Zsifkovics sowie schof Peter Stephan Zurbriggen, weitere 18 zur Zusammenarbeit. Weihbischof Leitfried. Bischöfe aus dem In- und Ausland sowie In der Predigt bekundete Bischof Schwarz, Als Spitzenvertreter von Bund und Land zahlreiche RepräsentantInnen aus Ökumene daß er das „missionarische Miteinander“ in nahmen Nationalratspräsident Wolfgang So- und öffentlichem Leben in Niederösterreich der Diözese fördern wolle. Ausdrücklich botka und die niederösterreichische Landes- teil. Gleich am Beginn erfolgte die Amts- dankte er Bischof Küng dafür, wie dieser die hauptfrau Johanna Mikl-Leitner an der Feier übergabe von Bischof Klaus Küng an seinen Menschen „auf dem Weg der Heilung und teil. Insgesamt feierten 21 Bischöfe, 10 Äbte, Nachfolger Alois Schwarz, der damit der 18. der Heiligung begleitet“ habe und daß auch 1 Ordensprovinzial und 5 Ordensoberinnen Bischof der Diözese St. Pölten ist, die das er, Schwarz, diesen Weg weitergehen wolle. mit. Die Meßgewänder für alle Zelebranten westliche Niederösterreich umfaßt. „Als Bischof will ich ein Hörender sein und die Diakone stellte das Stift Göttweig Begrüßt wurde der neue Bischof am An - und vor allem jenen zuhören, deren Stimme zur Verfügung. fang der Festmesse von Dompropst Weihbi- gewöhnlich übertönt wird und ihnen meine Die Kollekte beim Gottesdienst kam je schof Anton Leichtfried. Danach eröffnete Stimme schenken“, sagte Schwarz im Blick zur Hälfte dem Mutter-Kind-Haus der Cari- der bisherige Diözesanbischof Küng den Got - auf zahlreiche gesellschaftliche Themen. Da - tas in St. Pölten sowie Hilfsprojekten in Syrien tesdienst. In der Ernennungsurkunde, die vor bei dankte er allen, „die sich in den letzten zugute, die von der „Initiative Christlicher der Amtsübernahme durch Ordinariatskanz- Jahren für asylsuchende Menschen einge- Orient“ (ICO) verantwortet werden. Das ler Gottfried Auer verlesen wurde, schreibt setzt haben“. Im Blick auf die aktuelle poli- Hilfswerk mit Sitz in Linz ist u.a. in Aleppo Papst Franziskus über Bischof Schwarz und tische Diskussion um Änderungen im Ar - und Homs aktiv. „Syrien braucht unsere Hil - sein bisheriges Wirken in der Diözese Gurk: beitsruhegesetz, stellte der Bischof besorgt fe, damit die Menschen in ihrer Heimat blei- „Du (...) hast die bischöfliche Aufgabe dort die Frage: „Werden die allermeisten Men- ben und ihr Land wieder aufbauen können“, eifrig erfüllt und bist hochgeschätzt wegen schen in diesem Land weiterhin am Sonntag erklärte Bischof Schwarz dazu im Vorfeld der deiner menschlichen und priesterlichen Tu - gemeinsam ruhen und den Tag des Herrn Amtsübernahme. genden. Du erscheinst uns daher geeignet, heiligen können, damit er zum Heil und Im Anschluß an den Gottesdienst lud der dir diese große Aufgabe zu übertragen.“ Im Segen für alle wird?“ neue Bischof die rund 1.200 Mitfeiernden zu Anschluß daran überreichte Bischof Küng Mit dem neuen St. Pöltener Bischof feier- einer Agape im Brunnenhof des Bistumsge- seinem Amtsnachfolger den Bischofsstab als te Kardinal Schönborn die Festmesse, der als bäudes. n Symbol für sein Hirtenamt in der Diözese. Erzbischof der Wiener Kirchenprovinz vor- https://www.dsp.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 81 Gastronomie und Kulinarisches Das neue Herkunfts- system der Steiermark

Südsteiermark DAC | Vulkanland Steiermark DAC | Weststeiermark DAC © Österreich Wein Marketing © Österreich Wein Das neue Herkunftssystem der Steiermark

m 2. Juli luden VertreterInnen des ARegionalen Weinkomitees und der Wein Steiermark zu einem historischen Pressege- spräch, das eine neue Ära des Steirischen Weines einleiten wird. Wie im Hotel Weitzer verkündet wurde, erhält die Steiermark mit dem Weinjahrgang 2018 ein neues Her- kunftssystem. Dieses wird sich gemäß der drei steirischen Weinbaugebiete in einen Süd - steiermark, Vulkanland Steiermark und Weststeiermark DAC gliedern. Präsentiert und kommentiert wurde das neue DAC System von Landesrat Johann Sei- Fotokuchl tinger, Wilhelm Klinger (Geschäftsführer / ÖWM), Ök.-Rat Franz Titschenbacher (Prä- sident der Landwirtschaftskammer Steier- mark), Johann Dreisiebner (Obmann Regio- nales Weinkomitee Steiermark), Stefan Pot- zinger (Obmann der Wein Steiermark) und Foto: Johannes Polt Ing. Werner Luttenberger (Geschäftsführer VertreterInnen des Regionalen Weinkomitees und der Wein Steiermark (v.l.): Christoph Neu- meister, Werner Luttenberger, Willi Klinger, Claudia Genner-Schauer, Stefan Potzinger, Franz Wein Steiermark). Das große Interesse an Titschenbacher, Hans Seitinger, Johann Dreisiebner, Armin Tement und Georg Regele den Zukunftsplänen des Steirischen Weines manifestierte sich vor allem in der Anwesen- lungsmerkmale und Besonderheit der Re - Die VerantwortungsträgerInnen der stei- heit zahlreicher MedienvertreterInnen, de - gion hinzuweisen. In der Weinwirtschaft ist rischen Weinwirtschaft zogen aus diesem nen die Podiumsgäste in einer lebendigen die Herkunft das wichtigste Element um sich Grund in den letzten Monaten an einem Diskussion Rede und Antwort standen. von Mitbewerbern abzuheben und die Weine Strang und feilten in einem intensiven Pro- „Um die Steiermark und ihre drei Wein- so erfolgreich vermarkten zu können“, so zeß an einem eigenen steirischen DAC Sy- baugebiete in Zukunft erfolgreich zu positio- Werner Luttenberger zu den Beweggründen stem. Das Ergebnis ist eine dreistufige Her- nieren, ist es notwendig auf die Alleinstel- für die Entwicklung eines Steiermark DAC. kunftspyramide, die sich in Gebietsweine,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 82 Gastronomie und Kulinarisches

Ortsweine und Riedenweine gliedert. Stefan schen Weine zeigen uns, auf welch hohem Potzinger, Obmann der Wein Steiermark, Niveau sie angekommen sind. Keinesfalls zeigt sich überzeugt, daß „das neue Her- dürfen wir uns jedoch darauf ausruhen, son- kunftssystem der bereits bestehenden Qua- dern sollten jeden Tag überlegen, wie wir die lität des Steirischen Weines gerecht wird. hohe Qualität mit einem professionellen Gleichermaßen wird dadurch auch sicherge- Marketing und modernen Kundenzugang stellt, daß die Qualitätsentwicklung in Zu- weiterhin aufrechterhalten können. Das neue kunft beschleunigt wird“. Herkunftssystem DAC gibt uns die Möglich- Der Startschuß für das Herkunftssystem keit, unsere optimalen Lagen für unsere Spit - ist vom Regionalen Weinkomitee für die Ernte zenweine noch deutlicher vor den Vorhang 2018 vorgesehen. Die endgültigen Weichen zu holen.“ für den steirischen DAC müssen zuvor aller- Johann Dreisiebner, Obmann Regionales dings noch vom Bundesministerium gestellt Weinkomitee Steiermark: „Das ,Herkunfts- werden, das die Verordnung mit seiner Un- system Steiermark‘ – mit den drei DACs terschrift absegnen muß. Weststeiermark, Südsteiermark und Vulkan- land Steiermark – ist das Ergebnis eines ein- Wortmeldungen zum Steiermark DAC zigartigen demokratischen Prozesses in der Foto: oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Wilhelm Klinger, Geschäftsführung der Geschichte des Steirischen Weins. Vom Ar - Österreichischen Weinmarketing (ÖWM): sonders auch den jungen BetriebsführerIn- beitskreis ,Zukunft Steiermark‘ erarbeitet, mit „Lan ge hat sich die Steiermark mit dem nen, die im letzten Jahr eine neue Dynamik allen Verantwortungsträgern bis zur Basis Beschluß einer neuen Herkunftsordnung in die Verhandlungen gebracht haben. Mit abgestimmt, wurde es am 18. April 2018 beim Wein Zeit gelassen, und das ist gut so! den drei steirischen Gebieten steigt die Zahl vom Regionalen Weinkomitee Steiermark und Denn im Zuge der zahllosen Diskussionen, der DACs in Österreich auf 13. Jetzt bin ich am 5. Juni 2018 vom Nationalen Weinkomi- Sitzungen und auch Streitgespräche ist es zuversichtlich, daß wir mit diesem Rücken- tee beschlossen. Mit qualitätssteigernden, kla - gelungen, ein fachlich hervorragendes und wind spätestens 2020 auch die restlichen vier ren Regeln für Produktion und Markt, wird für alle vorteilhaftes Ergebnis zu erzielen. spezifischen Weinbaugebiete unter den mit dem Weinjahrgang 2018 eine neue Ära Ich danke allen, die daran mitgearbeitet ha - DAC-Schirm bringen können. für den Steirischen Wein beginnen.“ n ben und dabei das Gemeinwohl vor das be - Landesrat Ök-Rat Johann Seitinger: „Die http://www.steirischerwein.at triebliche Einzelinteresse gestellt haben, be- internationalen Spitzenerfolge der steiri- https://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 83 Wissenschaft & Technik Knochenstoffwechselforschung: High End Gerät setzt Impulse

Neue Technologie für Forschung und Therapie nerinstitutionen. Zur Risikoabschätzung von osteoporotischen Knochenbrüchen werden ne ben der Knochendichte und -struktur Labor- und Genetik-Daten für die Entwik- klung eines Point-of-Care-Gerätes (Tischge- rät zur Nahversorgung) eingebunden.

Neue Technologie generiert Daten für Therapie und Forschung „Neben der seit Jahrzehnten bestens ein- geführten planaren Knochendichtemessung (DXA, „Dual Energy X-Ray-Absorptiome- trie“), die viele aus der Osteoporose-Vorsor- ge mit zahlreichen Geräten in Österreich be - reits kennen, ermöglicht diese neue Techno- logie aus der Schweiz nun eine dreidimen- sionale Beurteilung der Knochen an Armen und Beinen und zusätzlich eine genaueste Strukturanalyse von Knochenrinde und -bälk - chen“, erklärt Barbara Obermayer-Pietsch.

Foto: Universitätsklinik für Innere Medizin / Medizinische Universität Graz Foto: Für die bei den Messungen generierten gros- Univ.-Prof. Thomas Pieber bei der Knochendichtemessung sen Datenmengen sind sogar eigene Compu- tersysteme und -speicher zur Auswertung ine neue Infrastruktur an der Med Uni damit verbundenen Erkrankungen. Ab sofort entwickelt worden. Aus diesen Messungen EGraz ermöglicht ab sofort die dreidimen- steht den WissenschafterInnen ein neues Spe - können nicht nur extrem genaue dreidimen- sionale Darstellung von Knochenstruktur und zialgerät zur Verfügung, welches die dreidi- sionale, dynamisch bewegbare Modelle der Knochendichte. Damit steht nun an Öster- mensionale Darstellung der Knochenstruk- gemessenen Knochenabschnitte – etwa von reichs einzigem universitären Forschungszen- tur und -dichte an Armen und Beinen ermög- Unterarm und Handgelenken, aber auch ge- trum des Dachverbandes Osteologie – licht. Das an den Extremitäten messende wichtstragender Knochen wie von Schien- Deutschland, Österreich und Schweiz – an Computertomographiegerät ist eines von nur und Wadenbein – erstellt werden, zusätzlich der Klinischen Abteilung für Endokrinologie wenigen Spezialgeräten weltweit und eröff- werden auch Muskeln, Sehnen und sogar und Diabetologie diese neue Technologie zur net dem Grazer Team viele neue Möglich- (verkalkte) Gefäße dargestellt. Das be - Verfügung, um sowohl Forschungsprojekte keiten in Forschung und PatientInnenversor- schreibt den breiten Einsatzbereich nicht nur vorantreiben zu können, als auch in der Be- gung. in der Osteologie, sondern auch der Rheu- treuung von PatientInnen eingesetzt zu wer- „Das Gerät ermöglicht uns neue Daten zu matologie, Orthopädie-Traumatologie und den. Knochenstoffwechsel-Erkrankungen wie sogar von Gefäß- und Nierenfragestellungen Osteoporose zu generieren, aber auch Ein- in der klinischen Routine und für die wissen- Spezialgerät zur Erforschung blicke in die Knochenbeteiligung bei Diabe- schaftliche Nutzung im Rahmen von For- des Knochenstoffwechsels tes zu gewinnen, die bisher vernachlässigt schungsprojekten. An Österreichs einzigem universitären wurde“, beschreibt Barbara Obermayer- Kürzlich wurde an der Med Uni Graz das Forschungszentrum des Dachverbandes Pietsch die Möglichkeiten, welche durch die neue Knochenstruktur- und Knochendichte- Osteologie – Deutschland, Österreich und neue Infrastruktur geschaffen werden. Auch messgerät „XtremeCT“ (HRpQCT, „High- Schweiz – arbeiten Univ.-Prof. Thomas Pie- rheumatologische und orthopädische Frage- Resolution peripheral Quantitative Compu- ber, Vorstand der Universitätsklinik für Inne- stellungen können mit dieser Feinstruktura- ted Tomography“) in Betrieb genommen. re Medizin und Leiter der Klinischen Abtei- nalyse vorangetrieben werden. Einer der Für spezielle osteologische und metaboli- lung für Endokrinologie und Diabetologie neuen Forschungsaspekte ist die Einbindung sche Fragestellungen steht dieses High-End- der Med Uni Graz, Univ.-Prof.in Barbara der 3D-Messungen in das EU-Projekt Point- Gerät den beteiligen Abteilungen und den Obermayer-Pietsch, Leiterin der Endokrino- of-care in-office device for identifying indi- Betroffenen nun in Graz erstmals zur Verfü- logie Laborplattform und Univ.-Prof. Hans viduals at high risk of osteoporosis and oste- gung. Peter Dimai mit ihren KollegInnen an der oporotic fracture – PoCOsteo mit Beteiligung https://www.medunigraz.at Er forschung des Knochenstoffwechsels und der Med Uni Graz und zahlreichen Part- https://cordis.europa.eu/project/rcn/211288_en.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 84 Wissenschaft & Technik Spermidinreiche Ernährung hält den Menschen länger jung

Erste umfangreiche epidemiologische Daten zu günstigen Effekten von Spermidin beim Menschen – Positive Wirkung ab 80 Mikromol Spermidin pro Tag

er mit der Nahrung viel Spermidin zu Wsich nimmt, verlängert damit mögli- cherweise seine gesunde Lebensspanne. Die - se erfreuliche Erkenntnis bestätigt ein großes internationales Forscherteam im Rahmen des Tiroler K-Projekts VASCage (COMET, FFG), in dem unter anderem untersucht wird, inwieweit Nahrungsbestandteile in der Lage sind, systemisch Einfluß auf Entzün- dungs- und Alterungsprozesse zu nehmen. Die Ergebnisse der neuen Studie, die unter der Federführung der Medizin Uni Innsbruck und gemeinsam mit der Universität Inns- bruck und dem Krankenhaus Bruneck sowie mit Forschern in Graz, London und Paris entstanden sind, wurden soeben im Ameri- can Journal of Clinical Nutrition (AJCN) veröffentlicht.

Starke epidemiologische Hinweise für lebensverlängernden Effekt im Menschen Foto: MUI / D.Heidegger Foto: „Unsere validen Ergebnisse basieren auf Cheddarkäse, Nüsse, Äpfel, Birnen und Vollkornbrot sind reich an Spermidin. Daten von 829 ProbandInnen aus der pro- spektiven Bruneck Studie und spezifischen spermidinarmer Ernährung (<60 µmol pro regen. Bei diesem, auch durch mehrstündi- Diätfragebögen zur Berechnung der Nah- Tag) beträgt rund fünf Jahre“, erklärt Pechla- ges Fasten ausgelösten Selbstreinigungspro- rungsaufnahme. Damit können wir die aus ner. zeß der Zelle werden fehlerhafte oder nicht verschiedenen Modellorganismen bereits mehr benötigte Zellbestandteile abgebaut und bekannte Wirkung von Spermidin auf alters- Schutzfunktion durch Signalwirkung verwertet. Weil die Autophagie im Alter an bedingte Prozesse bestätigen sowie seine Der Gehalt von Spermidin, das in hoher Effizienz verliert, kommt es zu krankheitsre- Rolle als unabhängige Einflußgröße auf die Konzentration in Samenflüssigkeit sowie in levanten Ablagerungen in den Zellen, die Lebensspanne nun auch erstmals beim Men- anderen Körperzellen vorkommt und auch wi ederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren schen untermauern“, erklärt der Neurologe von bestimmten Darmbakterien produziert und Atherosklerose führen können. „Die ver- Stefan Kiechl, der an der Medizin Uni Inns- wird, nimmt im Lauf des Lebens ab. „Dieser mehrte Aufnahme von Spermidin signalisiert bruck mit Johann Willeit die Gesamtleitung Entwicklung kann durch eine Ernährung mit der Zelle, den Selbstreinigungsprozeß zu von VASCage inne hat. spermidinreichen Lebensmitteln wie Keim- starten und schützt damit vor Ablagerungen In enger Zusammenarbeit mit Herbert gemüse, Erbsen, Vollkornprodukten, Äpfeln, und vorzeitiger Alterung“, sagt Kiechl. Tilg (Leiter des Ernährungsprojektes von Salat, Pilzen, Nüssen, Kartoffeln oder gereif- Wichtige Erkenntnisse hierzu stammen von VASCage) und Jungforscher Raimund Pech- tem Käse entgegengewirkt werden“, betonen Kooperationspartnern der Uni Graz (Frank laner hat Stefan Kiechl untersucht, inwie- die Innsbrucker Forscher. Madeo und Tobias Eisenberg). weit die über die Nahrung aufgenommene Umgelegt auf die individuelle Nahrungs- Die aktuellen epidemiologischen Ergeb- Menge an Spermidin mit der Lebensspanne mittelzufuhr würde man sich mit beispiels- nisse gemeinsam mit der starken experimen- korreliert. Das Ergebnis: ProbandInnen, die weise zwei Portionen Vollkornbrot, zweimal tellen Basis ergeben ein überzeugendes Kon- viel Spermidin über die Ernährung zuführen, Salat und einem Apfel auf dem täglichen zept. Als definitiver Beweis sind noch Inter- also mindestens 80 µmol (Mikromol) Sper- Speiseplan im oberen Drittel der Spermidin- ventionsstudien erforderlich, die zum Teil midin pro Tag, wiesen ein deutlich geringe- einnahme wiederfinden. bereits angelaufenen sind. n res Risiko auf, im 20jährigen Beobachtungs- Mechanistisch gesehen beruht die lebens- https://www.i-med.ac.at Forschungsarbeit: Higher spermidine intake is linked to lower zeitraum zu versterben. „Der Überlebens- verlängernde Wirkung von Spermidin vor al - mortality: Prospective population-based study. Kiechl S. et al. vorteil von spermidinreicher im Vergleich zu lem auf seiner Fähigkeit, Autophagie anzu- AJCN, http://dx.doi.org/10.1093/ajcn/nqy102

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 85 Wissenschaft & Technik Wie man Schallwellen durchs Labyrinth lenkt

Eine Wellen-Manipulationstechnik der TU Wien wurde nun erstmals im Experiment getestet: Schallwellen lassen sich mühelos durch komplizierte Strukturen leiten.

tändig haben wir es mit Wellen zu tun, Sdie auf komplizierte Weise abgelenkt werden: Ein Lichtstrahl fällt durch ein Glas Milch und wird in alle Richtungen gestreut. Elektromagnetische Wellen vom Handyma- sten werden gestreut oder absorbiert, sodaß wir uns in Innenräumen über schlechten Emp fang ärgern. An der TU Wien entwickelt man Metho- den, Wellen gezielt so zu manipulieren, daß sie sich praktisch ungestört fortbewegen kön - nen. In einer Kooperation mit einer For- schungsgruppe der École polytechnique fé- dérale de Lausanne (EPFL) und der Univer- sität Kreta wurde diese Methode nun im Ex - periment umgesetzt. Mit präzise gesteuerten Lautsprechern gelang es, eine Schallwelle durch ein Rohr mit diversen Hindernissen zu schicken. Langfristig könnten solche Tech- Foto: Universität Lausanne Durch dieses Röhrensystem werden die Schallwellen geleitet. nologien dazu führen, Lichtwellen zu mani- pulieren und Objekte unsichtbar zu machen. Das Röhren-Labyrinth Das Experiment wurde mit einer luftge- Licht oder Schall – füllten Röhre durchgeführt, in der unregel- auf die Welle kommt es an mäßige Hindernisse eingebaut wurden. Um das Konzept für verlustfreien Wel- Schickt man eine Schallwelle durch dieses lentransport zu testen, entschied man sich Rohr, kommt am Ende praktisch kein Schall für Schallwellen. „Unsere Technik läßt sich an. Wenn man allerdings die in die Röhre grundsätzlich auf jede Art von Welle anwen- eingebrachten Lautsprecher nach den mathe- den“, sagt Prof. Stefan Rotter vom Institut matischen Regeln steuert, die das Team der für Theoretische Physik der TU Wien. „Ma- TU Wien entwickelt hat, dann verläßt die thematisch gesehen spielt es keine Rolle, ob Schallwelle das Rohr so, als wäre sie unter- es sich um Lichtwellen, Schallwellen oder wegs auf kein einziges Hindernis gestoßen. quantenphysikalische Materiewellen handelt Das Experiment in Lausanne zeigt, daß – aber in der Akustik sind die Experimente die Wellen-Manipulations-Technologien der besonders anschaulich durchzuführen.“ TU Wien tatsächlich praxistauglich sind. Das Um die Welle auf genau die richtige Wei- Ziel ist nun, die Möglichkeiten dieser Tech- se zu manipulieren, muß man an bestimmten nologie weiter auszubauen. „Wenn dasselbe

Orten Energie zuführen oder abziehen. Das Foto: TU Wien im dreidimensionalen Raum mit Lichtwellen gelingt mit speziellen Lautsprechern, die ent - Andre Brandstötter (l) und Stefan Rotter gelingt, könnte man im Prinzip Objekte un - lang eines meterlangen Schallrohrs ange- sichtbar machen“, sagt Stefan Rotter. Wäh- bracht sind. „Die Lautsprecher sind aller- durch zu lotsen, sodaß sie an bestimmten rend für eine mögliche „Tarnkappe“ freilich dings nicht dazu da, um die ursprüngliche Stellen im Rohr immer genau dieselbe Stär- noch einige weitere Entwicklungsschritte nö- Schallwelle auf der anderen Seite des Rohres ke hat.“ tig sind, könnte die neue Technik heute schon einfach zu reproduzieren – das wäre zu ein- Die Lautsprecher werden so gesteuert, daß für verschiedene Anwendungen in der Nach- fach“, erklärt Andre Brandstötter, ein Ko- die Welle lokal verstärkt oder abgeschwächt richtenübertragung höchst interessant sein. n

Autor der Studie und Doktorand in der Grup - wird. „Dadurch können wir der komplizier- Originalpublikation: E. Rivet et al., Constant-pressure sound pe von Stefan Rotter. „Es geht darum, die ten Streuung entgegenwirken, die sonst un - waves in non-Hermitian disordered media, Nature Physics, 2018. DOI: 10.1038/s41567-018-0188-7. Nature-Paper über Schallwelle Punkt für Punkt zu manipulieren vermeidlich wäre, wenn die Welle auf ein die theoretischen Grundlagen (2017): und sie gewissermaßen durch das Rohr hin- Hindernis trifft“, sagt Rotter. https://www.nature.com/articles/lsa201735

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 86 Wissenschaft & Technik Oö: Digitalisierung besonders für den automotiven Bereich

»DigiTrans« – Größtes reales Testlabor für autonomes Fahren in Österreich Foto: Land OÖ / Daniel Kauder v.l.: Norbert Draskovits, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Bundesminister Norbert Hofer, Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner, KommR Johannes Hödlmayr und Clemens Malina-Altzinger nach der Pressekonferenz in Linz

m Rahmen einer Pressekonferenz im der Steiermark – die zweite vom Bund geför - punkt. Wichtig ist dabei auch die Einbezie- ILandhaus in Linz präsentierten Bundesmi- derte Testregion für autonomes Fahren. Das hung von Logistik-Hubs (z.B. Ennshafen, nister Norbert Hofer und Landeshauptmann Projektvolumen umfaßt bis zum Jahr 2023 Flug hafen, weitere Betriebsgelände) und Thomas Stelzer am 11. Juni gemeinsam mit 7,5 Millionen Euro, von denen die FFG und eine gezielte regionale Erweiterung und Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, An- das Land Oberösterreich gemeinsam 3,75 gemeinsame Infrastrukturnutzung über OÖ ton Plimon, Geschäftsführer des AIT Austri- Millionen Euro als Förderung beisteuern. hinaus (z.B. Wien, Steiermark, Bayern). an Institute of Technology, und KommR Im Mittelpunkt stehen Technologien für Durch DigiTrans soll für den Standort Johannes Hödlmayr, Vorstand der Hödlmayr die Automatisierung der Gütermobilität. Lo- (Ober-)Österreich mit seiner starken automo - International AG, Oberösterreich als wird gistikzentren wie der Ennshafen, der Flugha- bilen Zuliefer- und IKT-Industrie die inter- Testregion für automatisierten Güterverkehr, fen Linz Hörsching und auch Partner aus der nationale Wettbewerbsfähigkeit gesichert City- und Kommunallogistik. Transportwirtschaft arbeiten an der Weiter- und weiter ausgebaut werden. Der Mehrwehrt Mit der Initiative Connected Mobility entwicklung des oö. Gütertransports und an für den Standort, seine Unternehmen und (ICM) verfügt Oberösterreich über eine Platt- der Anknüpfung an europäische Standards Forschungseinrichtungen, entsteht in vier form, welche die Entwicklungen im Bereich mit. Kern des Projektes ist die Etablierung Bereichen: Digitalisierung besonders auch für den auto- der Region Linz – Wels – Steyr sowie an - m Teststrecke für Gütermobilitätsdienstlei- motiven Bereich intensiv unterstützt. Zahl- grenzender Betriebs- und Frachtgelände für ster: offen für Fahrzeughersteller & Ser- reiche Unternehmen aus der Automobil- und Binnenschifffahrt und Luftfahrt als Testre- vice-Betriebe, um Systemabstimmung und IT-Branche sind Partner in der Plattform und gion für eine moderne, integrierte multimo- -integration mit automatisierten Lösun- entwickeln gemeinsam Technologien für dale Gütermobilität. gen zu testen. autonomes Fahren. m Aufbau einer Testinfrastruktur, um die Nutz-und Sonderfahrzeuge Rahmenbedingungen zur Validierung 7,5 Mio. Euro Projektvolumen bis 2023 als Innovationsträger neuer Entwicklungen im Bereich der ver- Aus dieser CM-Plattform heraus hat sich DigiTrans stellt Nutzfahrzeuge und Son- netzten Mobilität anbieten zu können. das Konsortium für das Projekt DigiTrans derfahrzeuge als Innovationsträger für Auto- m Anwendungsfälle für Gütermobilität/Lo- entwickelt: DigiTrans ist – neben ALP.lab in matisierung und Vernetzung in den Mittel- gistik: Speditionen sowie kommunalen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 87 Wissenschaft & Technik

BM Hofer: Neue digitale Geschäftsmo- delle für Logistikdienstleister werden mit DigiTrans ausprobiert Die Mobilität wird sich in den nächsten Jahren massiv verändern. Automatisiertes Fah ren ist ein Kernaspekt dieser Verände- rung. Die Entwicklungen bei Digitalisierung, Telekommunikations- und Internetdiensten ermöglichen völlig neue technologische Ent- wicklungen. Die kürzlich verabschiedete Klima- und Energiestrategie verlangt ver- stärkten Fokus auf nachhaltigen Einsatz neuer Technologien. „Wir stehen am Anfang dieser Entwicklung. Das vollautonome Fahr- zeug insbesondere in komplexeren Verkehrs- situationen ist ein Zukunftsszenario. Umso wichtiger ist es, zu testen und auf klare An– wendungen zu setzen. Genau das macht DigiTrans. Ich freue mich, gemeinsam mit Land Oberösterreich diese Testregion mit 3,75 Millionen Euro zu unterstützten“, so Infrastrukturminister Norbert Hofer.

LH Stelzer: Gütermobilität spielt entscheidende Rolle für Standort OÖ „Wir richten den Fokus in OÖ auf Güter- mobilität und Logistik, um die bestehenden wirtschaftlichen Stärkefelder weiter auszu-

Grafik: DigiTrans bauen. Mit der Testregion generieren wir Wirkungsraum des Sondierungsprojekt DigiTrans einen direkten Nutzen für die heimische Industrie“, erklärt Landeshauptmann Thomas Betreibern ermöglicht die Testregion, ge- DigiTrans-GmbH ist Projektträger Stelzer die Motivation Oberösterreichs, auf meinsam die Transport- und Serviceauf- Das Sondierungsprojekt DigiTrans wurde das Thema automatisierter Güterverkehr zu gaben in neuer Qualität zu bewältigen. 2016 abgeschlossen und 2017 als Vollpro- setzen. m Entwicklungsplattform für neue, digitale jekt zur Förderung eingereicht. Im Dezem- Der Aufruf, diesen bevorstehenden Tech- Geschäftsmodelle für Logistikdienstlei- ber 2017 wurde es als Testregion von der nologiewandel rechtzeitig zu erkennen und ster (wie etwa Plattformanbieter für die FFG zur Förderung genehmigt, zur Auszah- auch anzunehmen, geht nicht nur an große Buchung von Transportdienstleistungen lung der Fördergelder war die Gründung Unternehmen. „Auch Klein- und Mittel - oder intelligente Fracht- und Verladesy- einer GmbH nötig. Zu diesem Zweck grün- betriebe sind eingeladen, sich mit der Di- steme). dete die oö. Standortagentur Business Upper gitalisierung ihrer Transport- und Logistik- Austria im Jänner 2018 den Verein Digi- bereiche bald genug auseinander zu setzen“, Projektpartner aus Wirtschaft Trans, aus dem heraus im März 2018 die so Stelzer. DigiTrans arbeitet intensiv an und Forschung an Bord GmbH firmiert wurde. Der Verein DigiTrans Lösungen, die bald in Oberösterreich Stan- Gründungspartner von DigiTrans sind ist aktuell an der GmbH mit 55 Prozent dard werden sollen. Die unterschiedlichen neben dem Automobil-Cluster das AIT beteiligt, die restlichen Anteile sind aufge- An wendungsszenarien, die in DigiTrans be - (Austrian Institute of Technology GmbH), teilt unter Hödlmayr International AG, Re - arbeitet und erforscht werden, zeigen nur Logistikum Steyr, IESTA (Institut für inno- form-Werke Bauer & Co Gesellschaft m.b.H. einen kleinen Teil dessen, was für einen zu- vative Energie- & Stoffaustauschsysteme und FH OÖ Forschungs & Entwicklungs künftigen, funktionierenden Gütertransport e.V.) und die LCM (Linz Center of Me- GmbH. wichtig sein wird. „Wir möchten am Stand- chatronics GmbH). 17 Unternehmen wie z.B. Die Konsortialpartner des DigiTrans Ver- ort Oberösterreich eine moderne Infrastruk- die Industrie-Logistik-Linz GmbH, ASFI- eines tragen zum notwendigen Infrastruktur- tur für vernetztes und automatisiertes Fahren NAG Autobahnen- und Schnellstraßen- Fi - und Know-how-Aufbau bei und beteiligen anbieten, um attraktiv für internationale Un- nanzierungs- Aktiengesellschaft, Ennshafen sich ebenfalls mit einem Cash/Inkind-Bei- ternehmen zu bleiben. Mit dem Angebot OÖ GmbH, Flughafen Linz GesmbH, MAN trag am Aufbau und Betrieb der DigiTrans- moderner Techno logien unterstützen wir die Truck & Bus Österreich AG, Rosenbauer Struktur. Im Gegenzug können die Unter- Logistikbranche des Landes und schaffen International AG, Reform-Werke Bauer & nehmen im Rahmen der erbrachten Leistung eine zukunftssichere Umgebung für wirt- Co Gesellschaft m.b.H., Hödlmayr Logistics die Infrastruktur der Testumgebung für F&E schaftlichen Erfolg.“ n GmbH u.a. arbeiten bereits an konkreten Projekte und eigene Kundenprojekte oder https://www.testregion-digitrans.at Themen und liefern wichtigen Input. strategische Projekte nützen. https://www.automobil-cluster.at/digitrans/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 88 Wissenschaft & Technik Steirische Revolution im Glasfaser-Netzausbau

LH Schützenhöfer und LR Eibinger-Miedl stellen innovative Verrohrungsmethode vor. Foto: Das Layjet-Verfahren ist die einzige Technologie, die ein Verlegen direkt im Straßenbankett ermöglicht. n Bad Waltersdorf im Bezirk Hartberg- IFürstenfeld wurde am 29. Juni von Landes - hauptmann Hermann Schützenhöfer gemein- sam mit Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Rainer Dunst, Geschäftsführer der Fir - ma Layjet Micro-Rohr Verlegegesellschaft m.b.H., der Layjet, die neueste Innovation aus der Steiermark, vorgestellt: Der Layjet ist eine Kabelverlegefräse, die in einem ein- zigen Arbeitsgang die Leerverrohrungen für die Glasfasernetze in das Straßenbankett ver - legen kann. Schützenhöfer zur Entstehungsgeschich- te: „2016 habe ich die Abteilung 7 beauf- tragt, die Gemeinden beim Ausbau des Glas- fasernetzes in der Steiermark zu unterstüt- zen. Der Layjet ist ein Resultat dieses Auf- trags und verdeutlicht, was wir in der Steier- Land Steiermark / ichael Pretterhofer Foto: Sind begeistert von der innovativen Verrohrungsmethode: LR Barbara Eibinger-Miedl, LH Her- mark durch Zusammenarbeit erreichen kön- mann Schützenhöfer und Rainer Dunst von der Firma Layjet (v.l.) nen. Gemeinsam mit dem Land Steiermark wurde von DW-Tech diese innovative Ka - von Arbeitsplätzen in allen steirischen Land künftig auch stärker engagieren. Der belverlegefräse entwickelt. Damit wird der Regionen.“ Layjet ist dabei neben der neuen Breitban- ländliche Raum leichter, schneller und gün- „Wir müssen sicherstellen, daß die ge - dinfrastrukturgesellschaft SBIDI eine wich- stiger an die Autobahnen der Zukunft, das samte Steiermark mit schnellem Internet ver- tige Maßnahme, um den Breitbandausbau ultraschnelle Internet, angeschlossen. Das ist sorgt ist, damit sich unsere Regionen im voranzutreiben. Die neue Verlegetechnik ist eine wichtige Voraussetzung für die Ansied- Zeitalter der Digitalisierung positiv entwik- außerdem ein weiteres erfolgreiches Beispiel lung von Unternehmen und die Schaffung keln können. Deshalb werden wir uns als für eine Innovation aus der Steiermark, die

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 89 Wissenschaft & Technik

auch international bereits wahrgenommen Bild oben: Das Fräsen in Asphalt sowie auch in felsigem Boden stellt kein Problem dar. wird“, so die für den Breitbandausbau in der Bild unten: Während des Verlegevorganges kommt es zu keinen nennenswerten Vibrationen, Steiermark zuständige Landesrätin Barbara die den Straßenunterbau schädigen könnten Eibinger-Miedl. Der Ausbau des Glasfasernetzes ist in den nächsten zehn Jahren eine der wesentlichsten Herausforderungen, um den Wirtschafts - standort zu stärken. Die Digitalisierung ist ge - rade für die ländlichen Regionen eine Chan- ce. Dafür ist ein dichtes Glasfasernetz eine Grundvoraussetzung. Die Verlegung im Stras- sennetz sorgt für einen raschen, kostengün- stigen und unkomplizierten Ausbau und ermöglicht gleichzeitig einen langfristigen sowie rechtssicheren Standort für die Glasfa- serleitungen. „Herkömmliche Verlegemethoden mittels Bagger haben eine Bauleistung von maximal 300 Laufmetern pro Tag. Die Kosten für die Leitungsverlegung verschlingen dabei rund 70 Prozent der Gesamtinvestitionen für den Glasfaserausbau“, erklärt Layjet-Geschäfts- führer Rainer Dunst. Die Layjet-Technologie einfach durchgefräst und können sofort wie- Mit der Layjet-Methode können hinge- Während mit der herkömmlichen Gra- der mit Asphalt verschlossen werden. gen an einem Tag bis zu drei Kilometer Ver- bungsmethode mittels Bagger maximal 250 rohrungen verlegt werden, was die Verlege- Meter Rohrleitungen pro Tag verlegt werden Verlegearbeiten ohne Behinderungen kosten um bis zu 70 Prozent reduziert. Der können, schafft die innovative Layjet-Me - Durch die enorme Meterleistung und den Layjet verzehnfacht somit die Verlegege- thode bis zu drei Kilometer pro Tag. Zudem sofortigen Verschluß der Künette sind Bau- schwindigkeit. „Im Gegensatz zum Kabel- werden die Micro-Rohre exakt geradlinig arbeiten mit dem Layjet-Verfahren für be - pflug ist die Layjet-Methode bei jedem Un- verlegt, was sich positiv auf die Einblasfä- troffene Anrainer kaum spürbar. Straßen müs- tergrund einsetzbar. Durch die enorme Me - higkeit der Glasfasern auswirkt. Im Gegen- sen praktisch nicht gesperrt werden. Durch- terleistung und den sofortigen Verschluß der satz zu anderen alternativen Verlegetechni- gefräste Einfahrten sind nach wenigen Mi - nur 15 bis 18 Zentimeter breiten Künette ken ist die Layjet-Methode bei jedem Unter- nuten wieder befahrbar, das Bankett unmit - (= Rohrverlegeschacht) sind Bauarbeiten grund einsetzbar. Micro-Rohrverbände wer- telbar nach der Verlegung wiederhergestellt. mit dem Layjet für betroffene AnrainerInnen den geführt verlegt und einzeln in geeignetes Oft bemerken Anrainer nicht einmal, daß in kaum spürbar. Da durch müssen Straßen Feinkornmaterial gebettet. Während des Ver- ihrer Straße eine Rohrleitung verlegt wurde. praktisch nicht gesperrt werden, durchgefrä- legevorganges kommt es zu keinen nennens- Die sofort verschlossene Künette trägt außer - ste Einfahrten sind nach wenigen Minuten werten Vibrationen, die den Starßenunterbau dem wesentlich zur Erhöhung der Verkehrs- wieder befahrbar und das Bankett ist un- schädigen könnten. Das Fräsen in Asphalt sicherheit während der Bauarbeiten bei. n mittelbar nach der Verlegung wiederherge- sowie auch in felsigem Boden stellt kein https://www.layjet.at stellt“, sagt Dunst. Problem dar. Asphaltierte Einfahrten werden http://www.stmk.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 90 Kultur Die Eremitage zu Gast in Wien

Meisterwerke von Botticelli bis van Dyck – von 6. Juni bis 2. September 2018 im Kunsthistorischen Museum Wien © St. Petersburg, Staatliche Eremitage, 2018 Nicolas Poussin (Les Andelys 1594–1665 Rom), Der Sieg des Josua über die Amalekiterum, 1624/25; Leinwand, 97,5 × 134 cm

ine der bedeutendsten Gemäldesamm- Elungen der Welt ist zu Gast in Wien: 14 Meisterwerke aus der Eremitage in St. Pe - tersburg treten in Dialog mit hochkarätigen Werken des Kunsthistorischen Mu seums. Gezeigt werden unter anderem Ge mälde von Botticelli, Tintoretto, Rembrandt und van Dyck. Die repräsentative Auswahl von Mei- sterwerken aus beiden Häusern bietet einen konzentrierten Überblick über die europäi- sche Malereigeschichte von der Renaissance bis zum Frühklassizismus. In der Gegen- überstellung wird deutlich, wie mühelos die durch den gemeinsamen Kulturraum Europa verbundenen Bildpaare miteinander kommu - nizieren. Eröffnet wurde die Ausstellung am 6. Juni

von Bundespräsident Alexander Van der Bel- Andrew Shiva / Wikipedia CC BY-SA 4.0 Foto: len und einem besonderen Gast, nämlich Ruß- Winterpalast und Eremitage in St. Petersburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 91 Kultur © St. Petersburg, Staatliche Eremitage, 2018, Foto: Pavel Demidov / KHM-Museumsverband Ausstellungsansicht links: Vigilius Eriksen (Kopenhagen 1722–1782 Rungstedgård), Katharina II. vor einem Spiegel, Leinwand, 262,5 × 201,5 cm, um 1762 und 1764. Rechts: Anton von Maron (1731 Wien–1808 Rom), Maria Theresia mit der Statue des Friedens, Leinwand, 287 × 125 cm, 1773

lands Präsident Wladimir Putin, der sich an- Die Ausstellung – ein ein „Destillat“ der europäischen Malereige- läßlich eines offiziellen Besuchs einen Tag in gemeinsamer Raum schichte ergeben. Wien aufhielt (siehe Bericht ab der Seite 9). Indem nun Hauptwerke beider Sammlun- Die Begegnungen führen durch die gen auf eine Reise – und damit zu einem Leichtigkeit und Prägnanz der Paarbildun- Die Staatliche Eremitage und spannungsvollen Besuch an der Newa bzw. gen vor Augen, daß beide Galerien wie das Kunsthistorische Museum Donau – entsandt werden, ist ein konzen- Schwestern wirken. Die Staatliche Eremitage und das Kunst- triertes Ausstellungsprojekt entstanden. Besonders betont das Projekt daher das historische Museum zählen zu den bedeu- 14 Bildpaare ermöglichen Dialoge, die verbindende kulturelle Erbe, dem beide tendsten Kultureinrichtungen der Welt. Sie sich über fast drei Jahrhunderte und zweitau- Sammlungen verpflichtet sind. Daß der Mu - sind vor allem durch ihre jeweiligen Gemäl- send Kilometer spannen und dabei zugleich seumsraum über zeitliche und räumliche degalerien berühmt. Historische Parallelen sowie ähnliche in- stitutionelle Rahmenbedingungen verbinden beide Häuser. So waren sie ehemals kaiserli- che Sammlungen, die zum Ende des Ersten Weltkriegs in staatlichen Besitz übergingen. Beide Museen sind in architektonisch ein- zigartigen Bauwerken untergebracht, die je - weils hervorragende Denkmäler der russi- schen bzw. österreichischen Architektur des 18. und 19. Jahrhunderts darstellen, wodurch sie untrennbar mit den historischen Stadtker- nen von St. Petersburg bzw. Wien verbunden sind. Nicht zuletzt sind sie wissenschaftliche und kulturelle Zentren ihrer jeweiligen Staa- ten, die ihrerseits im 20. Jahrhundert grund- legende Veränderungen erfuhren. Heute werden Eremitage und Kunsthisto- risches Museum von globalisierten Touristen -

strömen aufgesucht und begeistern mit ihren © KHM-Museumsverband Sammlungen ein Millionenpublikum. Das Kunsthistorische Museum in Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 92 Kultur © KHM-Museumsverband oben: Albrecht Altdorfer, zugeschrieben (um 1480–1538 Regensburg), Die Enthauptung der hl. Katharina um 1505/6, Lindenholz, 57×36,5 cm rechts: Sandro Botticelli, auch Alessandro di Mariano Filipepi (Florenz 1445–1510 Florenz), Der büßende hl. Hieronymus um 1498 und 1505

Leinwand, von Holz übertragen, 44,5 × 26 cm © St. Petersburg, Staatliche Eremitage, 2018

Distanz reicht, daß er im gegenwärtigen bein sowie von Bartholomäus Spranger und Den Gegenpol bilden genrehafte Szenen Europa das Gemeinsame und Verbindende Hans von Aachen. und Landschaftsdarstellungen. aufscheinen lassen kann, ist Motivation und Die italienische Kunst, ein Schwerpunkt Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstel- Anlaß für das Vorhaben. beider Museen, ist mit venezianischer Male- lung liegt auf dem Bildnis und der damit ver- Der wissenschaftliche und kulturelle rei vertreten. Gemälde von Nicholas Poussin bundenen Inszenierung von Persönlichkeit. Austausch verbindet beide Institutionen seit und Bernardo Strozzi führen in die ersten Highlights sind dabei die beiden Porträts von vielen Jahrzehnten. Die beiden Häuser unter- Jahrzehnte des römischen Barock. Aus dem Anthonis van Dyck: jenes des Nicholas La - stützen sich gegenseitig bei wichtigen Aus- „Goldene Zeitalter“ der holländischen und nier und das Selbstbildnis des Malers. Beide stellungen mit bedeutenden Leihgaben, wie flämischen Kunst werden Werke von Rem- Werke zeigen die meisterhafte Fähigkeit van zuletzt bei der großen Ausstellung zu Peter brandt, Jan Stehen und van Dyck gezeigt. Dycks, in Blick und Haltung das Wesen des Paul Rubens in Wien 2017/18. Mit Thomas Gainsborough und Philipp Hak- Dargestellten eindringlich ins Bild zu setzen. kert sind schließlich Künstler englischer und Die Ausstellung ermöglicht gleichzeitig Die Bildpaare deutscher (preußischer) Herkunft in der eine „Entdeckungsreise“ an die Newa, in - Eingeleitet wird die Ausstellung von zwei Schau zu sehen. dem sie auch weniger beachtete Künstler in religiösen Werken Sandro Botticellis und Sowohl der Zarenhof als auch die Habs- den Vordergrund rückt – darunter den bereits Albrecht Altdorfers – eine Begegnung, die burger entwickelten großes Interesse an Ge - erwähnten Ambrosius Holbein, Bruder des die unterschiedlichen Wesenszüge der Re- mälden mit historischen Stoffen oder The- ungleich berühmteren Hans d. J., oder Do- naissance nördlich und südlich der Alpen men der klassischen Mythologie. Sie konn- menico Capriolo, dessen Werk eng mit Tizi- veranschaulicht. Aus den nördlichen Kunst- ten mit politischen Inhalten aufgeladen und an und Giorgione verbunden ist. Anderer- landschaften treffen sich wichtige Gemälde so den eigenen Absichten dienstbar gemacht seits zeigt sie aber auch auf den ersten Blick von Hans und seinem Bruder Ambrosius Hol - werden. ungewöhnlich erscheinende Gegenüberstel-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 93 Kultur © St. Petersburg, Staatliche Eremitage, 2018

Jean-Antoine Watteau (Valenciennes 1684–1721 Nogent-sur-Marne) © KHM-Museumsverband Die Heilige Familie (Ruhe auf der Flucht nach Ägypten) 1719, Anthonis van Dyck (Antwerpen 1599–1641 London) Die Heilige Familie, Leinwand, 117 × 98 cm; Bild unten: eine Ausstellungsansicht um 1626/28, Leinwand, 106 × 83,5 cm (oben leicht angeschnitten)

lungen von Werken wie jene van Dycks und fried Semper und Carl von Hasenauer im Stil und vieles mehr finden sowohl im Kunsthi- Watteaus. der italienischen Renaissance erbauen und storischen Museum als auch in den dazuge- Ermöglicht wird der Austausch der Ge - 1891 feierlich eröffnen. hörenden Häusern und Schlössern ihren mälde zwischen den Galerien in St. Peters- Bedeutende Maler wie Gustav Klimt ge- Platz. burg und Wien durch die großzügige Unter- stalteten Teile der Deckenfresken. Doch der stützung der beiden Generalsponsoren OMV wahre Schatz sind die Kunstwerke, die wir Die Ägyptisch-Orientalische Sammlung und Gaz prom anläßlich ihrer 50jährigen Zu - der Sammelleidenschaft der Habsburg-Kaiser Die Ägyptisch-Orientalische Sammlung sammenarbeit. verdanken. Objekte aus dem alten Ägypten, des Kunsthistorischen Museums zählt zu den der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit. bedeutendsten Sammlungen ägyptischer Al - Das Kunsthistorische Museum Prachtvolle Skulpturen, unschätzbare Werke tertümer der Welt. Die mehr als 17.000 Ob- Als Palast der schönen Künste ließen die der größten Künstler der Renaissance und jekte datieren in einen Zeitraum von fast Habsburger das Kunsthistorische Museum des Barock. Die weltweit größte und umfas- 4500 Jahren, von der ägyptischen Vor- und für ihre weltweit einmaligen Kunstsammlun- sendste Bruegel-Sammlung. Meisterwerke Frühzeit (um 4000/3500 v. Chr.) bis in die gen von den berühmten Architekten Gott- aus dem Herrschaftsleben der Habsburger frühchristliche Epoche. Geografisch reicht © KHM-Museumsverband

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 94 Kultur ihre Herkunft von Ägypten, Nubien, dem östlichen Mittelmeerraum und Mesopota- mien bis auf die arabische Halbinsel. Die Ägyptische Sammlung ist in vier große Bereiche gegliedert: Totenkult, Kul- turgeschichte, bildende Kunst und die Ent- wicklung der Schrift. Zu den Höhepunkten zählen unter anderem die reich dekorierte Kultkammer des Ka-ni-nisut aus dem Alten Reich, zahlreiche Sarkophage, Menschen- und Tiermumien, Totenbücher, Grabstelen, Götterfiguren, Objekte des täglichen Lebens wie Kleidung und Toilettengegenstände, Mei - sterwerke der Rundplastik wie der Ersatz- kopf aus Giza. Zu den bedeutendsten Objek- ten der Orientalischen Sammlung zählen die Gesichtsstelen aus dem antiken Südarabien sowie eine Löwendarstellung vom Ischtartor

aus Babylon. © KHM-Museumsverband Die Haupttreppe des Kunsthistorischen Museums Die Antiken-Sammlung Die Objekte der Antikensammlung um - Die Kunstkammer Wien – Skulptur wie die Krumauer Madonna, mei- spannen einen Zeitraum von mehr als drei die Wiege des Museums sterhafte Bronzestatuetten, filigrane und Jahrtausenden und reichen von der bronze- Zu den weiteren Höhepunkten der bizarre Elfenbeinarbeiten, virtuose Steinge- zeitlichen Keramik Zyperns aus dem 3. Jahr- Gemäldegalerie gehören heute der weltweit fäße, aber auch wertvolle Uhren, komplizier- tausend v. Chr. bis hin zu frühmittelalter- einzigartige Bestand an Bildern von Pieter te Automaten, merkwürdige wissenschaftli- lichen Funden. In der Schausammlung sind Bruegel d. Ä. sowie Meisterwerke von Ver- che Instrumente, kostbare Spiele und vieles etwa 2.500 Objekte zu sehen. Vor allem drei meer, Rembrandt, Raffael, Caravaggio, mehr. Schwerpunkte machen die Sammlung zu Velázquez und der italienischen Barockma- einer der besten ihrer Art: die einzigartigen lerei. Das Münzkabinett antiken Prunkkameen, darunter die berühm- Die Kunstkammer Wien ist weltweit die Das Wiener Münzkabinett geht auf die te Gemma Augustea, die Schatzfunde aus bedeutendste ihrer Art und seit März 2013 in kaiserlich-habsburgische Sammlung zurück, der Völkerwanderungszeit und dem Früh- neuer Pracht wieder für alle zugänglich. Er- deren ältestes erhaltenes Inventar aus dem mittelalter wie etwa der Goldschatz von Na- leben Sie ein „Museum im Museum“: In 20 Jahre 1547 stammt. Heute gehört es zu den gyszentmiklós sowie die Vasensammlung nach Themenschwerpunkten neu gestalteten fünf größten und bedeutendsten Münzsamm- mit Meisterwerken wie dem Brygos-Skyphos. Räumen eröffnet sich eine Welt des Schönen lungen der Welt. Mit seinen rund 700.000 Zu den weiteren Höhepunkten der Samm- und Geistvollen, Kuriosen und Wunderba- Objekten aus drei Jahrtausenden umfaßte es lung gehören die überlebensgroße Vo tiv - ren. nicht nur Münzen, sondern auch prämonetä- statue eines Mannes aus Zypern, der Amazo- Die Kunst- und Wunderkammern der re Geldformen, Papiergeld, Aktien sowie Me - nensarkophag, die Bronzetafel mit dem Renaissance und des Barock waren enzyklo- daillen, Orden und Ehrenzeichen. Hinzu tritt berühmten Senatus consultum de Bacchana- pädische Universalsammlungen, die das ge - eine reiche Sammlung an Prägewerkzeugen. libus, das Theseus-Mosaik aus Salzburg und samte Wissen ihrer Zeit zu erfassen versuch- Die Ausstellung ist in drei Säle geglie- nicht zuletzt der Jüngling vom Magdalens- ten. Vor allem das Seltene, Kuriose und Aus- dert: Saal I bietet einen Überblick zur Ge- berg, um nur einige wenige zu nennen. sergewöhnliche galt als erstrebenswert. schichte und Entwicklung der Medaille von Vom späten Mittelalter bis zur Barockzeit ihren Anfängen um 1400 in Italien bis zum Gemäldegalerie sammelten die Habsburger Kaiser und Für- 20. Jahrhundert. Darüber hinaus werden hier Die Gemäldegalerie des Kunsthistori- sten hier exotische und rare Materialien, österreichische und europäische Ehrenzei- schen Museums zählt heute weltweit zu den denen man oft auch magische Wirkungen chen präsentiert. Im Saal II steht die Ge - größten und bedeutendsten ihrer Art. zuschrieb – wie edle Steine, Straußeneier, schichte des Münz- und Papiergeldes im Mit - Der Grundstock der Sammlung sowie Korallen, oder Haifischzähne, die man für telpunkt; der Bogen spannt sich von prämo- ihre wesentlichen Schwerpunkte wurden be- Drachenzungen hielt. Die Künstler schufen netären Geldformen und Naturalgeld über reits im 17. Jahrhundert gelegt: die venezia- aus diesen Naturprodukten virtuose Kunst- die Erfindung der Münze im 7. Jahrhundert nische Malerei des 16. Jahrhunderts (Tizian, kammerstücke. v. Chr. bis in die Gegenwart. Saal III ist Son - Veronese, Tintoretto), die flämische Malerei Insgesamt können Sie in der Kunstkam- derausstellungen vorbehalten. Hervorzuhe- des 17. Jahrhunderts (Peter Paul Rubens, mer Wien rund 2.200 faszinierende Objekte ben ist zudem noch die berühmte Porträt- Anthonis van Dyck), altniederländische bestaunen. Zu den Höhepunkten der Kunst- sammlung des Erzherzogs Ferdinand von Ti - Malerei (Jan van Eyck, Rogier van der Wey- kammer Wien zählen herausragende Gold- rol (reg. 1564–1595), die den Münz- und den) und die altdeutsche Malerei (Albrecht schmiedearbeiten wie die berühmte Saliera Medaillenporträts gegenübergestellt wird. n Dürer, Lucas Cranach). von Benvenuto Cellini, Spitzenleistungen der http://www.khm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 95 100 Jahre Freimaurerei in Österreich

Neue Ausstellung »Hoffnung – Vertreibung – Neubeginn« im Österreichischen Freimaurermuseum Schloß Rosenau Foto: Freimaurermuseum Schloss Roseau Im Freimaurernuseum auf Schloß Rosenau befindet sich der älteste bekannte Freimaurertempel im deutschsprachigen Raum.

ie neu eröffnete Ausstellung „Hoffnung Filmausschnitte und einen interaktiven mul- Zentrum der österreichischen Freimaurerei D– Vertreibung – Neubeginn“ setzt sich timedialen Medientisch. ist. mit den Kontinuitäten und Diskontinuitäten Feierten 2017 die Freimaurer in aller der Geschichte der Großloge von Österreich Welt den 300. Jahrestag der Gründung der Die ersten 100 Jahre im auseinander. Sie erzählt anhand herausragen- Großloge von England, so ist 2018 ein ganz Zeichen der Menschlichkeit der Objekte und Dokumente diese interes- besonderes Jahr für die Bruderschaft der Frei- Die Großloge von Wien konnte in der sante Geschichte und porträtiert die Persön- maurer in Österreich: Nur wenige Wochen ersten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg auf lichkeiten, die diese Zeit geprägt haben. Er- nach der Ausrufung der Ersten Republik den Strukturen der Grenzlogen aufbauen und gänzt wird die Präsentation durch seltenes wurde am 8. Dezember 1918 die Großloge entwickelte sich rasch zu einem Treffpunkt historisches Foto- und Filmmaterial. Gezeigt von Wien gegründet und auch von den Be - für Männer, denen die Prinzipien der Frei- werden unter anderem die Friedensnobel- hörden anerkannt. Damit endete eine Perio- heit, Gleichheit und Brüderlichkeit am Her- preis-Medaille für Alfred Hermann Fried, de der Verfolgung und Unterdrückung, die zen lagen. Unter Dr. Richard Schlesinger, der das Original der Gründungsurkunde der mehr als 120 Jahre andauerte. Gründungs- 1919 zum Großmeister gewählt wurde, kon- Großloge von Wien, der Meisterbrief von mitglieder waren die sogenannten Grenzlo- zentrierte sich die Tätigkeit vor allem auf Julius Tandler, persönliche Gegenstände des gen, die ab 1867 nach dem Ausgleich in soziale Aktivitäten zur Linderung der Not im Großmeisters Alexander Giese, rare Frei- Ungarn arbeiteten, denn dort war die Frei- Nachkriegsösterreich. Furchtbare Wohnver- maurerbijous und -schurze und wichtige ma - maurerei nicht verboten. hältnisse, verwahrloste Kinder aufgrund von sonische und antimasonische Publikationen, Diese Gründung sollte ein 20 Jahre dau- schlechter Bildung und trister Familienver- zum Teil als Erstausgaben. So entsteht ein erndes Intermezzo bleiben und mündete in hältnisse vor allem in den Großstädten, Ar- auch für Laien verständlicher Überblick die Vernichtung durch den Nationalsozia- beitslosigkeit und Lohndumping waren nur eines wenig bekannten aber deshalb nicht lismus. Die wenigen Überlebenden gründe- einige der Probleme der österreichischen we niger wichtigen Kapitels der österreichi- ten 1945 voll Überlebenswillen nur wenige Gesellschaft, an deren Lösung sich die Brü- schen Zeitgeschichte. Unterstützt wird die Tage nach der Befreiung Wiens wieder eine der Freimaurer beteiligten. Besonders in Präsentation aller Bereiche durch zahlreiche österreichische Großloge, die bis heute das Wien versuchten sozialdemokratische Politi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 96 Kultur ker mit einem neuen politischen und sozia- len Gesellschaftsmodell Antworten zu fin- den, die zum Teil auf erbitterten Widerstand konservativer politischer Kräfte stießen. Die kirchenkritische Haltung, an der auch die Freimaurer maßgeblichen Anteil hatten, ver- stärkten diese Tendenzen. Die Ausstellung porträtiert einige der wichtigsten Akteure wie Friedrich Scheu, Julius Tandler oder auch weniger bekannte Exponenten wie Gustav Scheu, Max Ermers oder die Brüder Su - schitzky und zeigt die Erfolge ihres sozialen Engagements. Der Zweifel an der internationalen Le - bensfähigkeit Österreichs und die instabile Politische Weltlage waren ein zweiter The- men-Bereich, in dem die Freimaurer sich aktiv engagierten, allen voran Alfred Her- mann Fried oder Richard Coudenhove-Ka- Die Freimaurerloge im Schloß Rosenau lergi. Fried wurde für sein Engagement so - gar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeich- net und Coudenhove-Kalergis Ideen leben heute in den Grundsätzen der Europäischen Union weiter. Die Ausstellung präsentiert ihre bedeutendsten Schriften und die originale Nobelpreismedaille von 1911.

Die Vernichtung einer Idee Das Scheitern und der Untergang der Er- sten Republik bedeutete auch die Vernichtung der Freimaurer in Österreich. Die Mitglieder zählten so wie die jüdische Bevölkerung zu den ersten Opfern: Das Logenhaus wurde geplündert und verwüstet und der rekonva- leszente Großmeister Richard Schlesinger durch die Gestapo verhört. Die Strapazen und die verweigerte medizinische Betreuung führten zu seinem Tod nur wenige Wochen Fotos: Freimaurermuseum Schloss Roseau nach der Verhaftung. Viele Brüder der Frei- Wandbemalung und Ausgestaltung weisen starke freimaurerisch-symbolische Bezüge auf. maurer gingen in die Emigration, manche landeten in der Vernichtungsmaschinerie der Freimaurer im Schloß Rosenau mit dem Land Niederösterreich, dem heuti- Nazis, aber es gab auch einige, die sich mit In dem ursprünglich in der Zeit der Re- gen Besitzer von Schloß Rosenau, an diesem dem System arrangierten. Antimasonische naissance erbauten, später barockisierten geschichtsträchtigen Ort das Österreichische Propaganda und die NS-Propaganda stehen Schloß Rosenau wurde 1972 bei Restaurie- Freimaurer-Museum. Hier befindet sich der im Mittelpunkt dieses Abschnitts der Schau. rungsarbeiten neben diversen freimaureri- äl teste bekannte Freimaurertempel im schen Symbolen und Darstellungen ein frei- deutschsprachigen Raum und einer der älte- Der Neubeginn maurerischer Logen-Tempel entdeckt, der sten Ritualräume der Bruderschaft in Mittel- Nur eine Handvoll Freimaurer überlebte aus der Zeit um 1736-1748 datiert. Die frei- europa. Insgesamt sieben Räume im Südflü- das NS-Regime und diese Persönlichkeiten – maurerische Vorgeschichte von Schloß Ro- gel des Schlosses, in denen sich das Museum allen voran Karl Doppler gingen bereits we - senau war nach dem Verbot der Freimaurerei befindet, weisen durch ihre Wandbemalung nige Tage nach der Befreiung Wiens daran zu Ende des 18. Jahrhunderts und zahlrei- und Ausgestaltung starke freimaurerisch- die Großloge von Wien für Österreich und chen Umbauten in Vergessenheit geraten. symbolische Bezüge auf. Sie finden sich in schließlich Österreich zu etablieren. Neben Die Entdeckung gab nun den Impuls dafür, den Fresken von Bartolomeo Altamonte, Da - dem ersten Nachkriegs-Großmeister Karl in den Räumen des Schlosses die Geschichte niel Gran und vor allem des Architekturma- Doppler werden vor allem sein Nachfolger und die Grundsätze der Freimaurerei einer lers Johann Rinculin, mit denen die heutigen Bernhard Scheichelbauer und Großmeister breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Museumsräume und die beeindruckenden Alexander Giese, der auch maßgeblich an Im Jahr 1975 gründeten deshalb die Großlo- Stiegenhäuser des Schlosses ausgestaltet der Gründung des Freimaurermuseums be- ge von Österreich und ihr damaliger Groß- sind. n teiligt war, porträtiert. meister Alexander Giese in Zusammenarbeit http://www.freimaurermuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 176 / 05. 07. 2018 97 Kultur Verschollener Brief von Wolfgang Amadé Mozart

Die Stiftung Mozarteum Salzburg präsentierte eine wertvolle Neuerwerbung. © ISM Die Vorderseite des Mozart-Briefs an Anton Stoll – mit kurzem Gedicht (rechts oben) ie Stiftung Mozarteum Salzburg freut Danke, daß sie uns vor dem ,Auktionsmatch‘, dieser kostbaren Neuerwerbung: „Jeder Brief Dsich über eine der wertvollsten Neuer- bei dem eine gemeinnützige Institution wie Mozarts öffnet uns eine neue Tür in die See - werbungen der letzten zehn Jahre: Ein Brief die Stiftung Mozarteum schon lange nicht le des größten musikalischen Genies aller aus der Feder von Wolfgang Amadé Mozart mehr mithalten kann, bewahrt hat. Und was Zeiten. Einen neuen Brief Mozarts zu ent- an seinen Freund Anton Stoll aus dem Jahr für ein Geschenk, das uns Maria-Elisabeth decken ist, wie eine neue Blume in einem 1791 gelangte kürzlich – dank der Unterstüt- Schaeffler-Thumann mit der Ankaufsfinan- wunderschönen Garten zu finden.“ zung von Maria-Elisabeth Schaeffler-Thu- zierung gemacht hat! So können wir Mozarts Mozarts Briefe faszinieren Musikliebha- mann – in die Sammlung von Original-Auto- frivolen Spaß weltweit einer breiten Öffent- berInnen ebenso wie MusikerInnen und Wis- graphen der Stiftung Mozarteum, der „Bi- lichkeit zugänglich machen“, erläuterte Stif- senschaftlerInnen. Sie vermitteln eine Fülle bliotheca Mozartiana“. Zuletzt konnte 2001 tungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg an Informationen über sein Leben, sein Schaf - ein Originalbrief Mozarts erworben werden. am 12. Juni bei der Präsentation des Briefs in fen und sein Denken. In ihnen zeigt sich der „Was für ein besonderer Moment und Salzburg. Komponist als sehr genau planender und ge- was für ein Glück, daß sich die Eigentümer- Rolando Villazón, Mozartwoche-Inten- staltender Künstler ebenso wie als unglaub- familie dieses besonderen Mozartbriefes di- dant und offizieller Mozart-Botschafter der lich geistreicher und humorvoller, mitunter rekt an die Stiftung Mozarteum gewandt hat. Stif tung Mozarteum, sagte zur Bedeutung auch derb scherzender Mensch.

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Ein »unscheinbarer Brie« All dies steckt auch in einem auf den ersten Blick unscheinbaren Brief, den der Komponist am 12. Juli 1791, kein halbes Jahr vor seinem Tod, an seinen Kollegen und gu- ten Freund Anton Stoll (1747–1805) in Baden bei Wien schrieb. Mehrere Male hatte Mozart seine Frau Constanze zur Kur nach Baden geschickt, wobei Stoll bei der Suche nach einem passenden Quartier behilflich war. Auch im Juni und Juli 1791 besuchte Constanze das „Antonienbad“, das besonders kostspielig war und daher „nur von Kranken höhern Standes besucht“ wurde, wie es in einer zeitgenössischen Beschreibung heißt. Mozart besuchte seine Frau während die- ser Zeit mehrere Male und führte bei dieser Gelegenheit in der Badener Pfarrkirche meh- rere Werke gemeinsam mit Stoll auf, der dort als Chorregent für die Kirchenmusik verant- wortlich war. Eigens für Stoll komponierte Mozart am 17./18. Juni 1791 in Baden eines

seiner bekanntesten geistlichen Werke, das © ISM Ave verum KV 618, das am Fronleichnams- Die Rückseite des Briefs, auf der Mozart die Schrift Franz Xaver Süßmayrs »fälschte«. tag des gleichen Jahres (am 23. Juni) in der Badener Pfarrkirche seine Uraufführung erlebte. Der Inhalt von Mozarts Brief läßt sich sehr knapp und einfach zusammenfassen: Der Komponist bittet den befreundeten Chorre- genten Anton Stoll, ihm die Noten zu zwei Werken zu schicken, die man zuvor gemein- sam in Baden in der Kirche aufgeführt hatte. Doch Mozart machte sich große Mühe, diese simple Bitte in ein typisch Mozart’sches Ge - flecht von Scherzen einzubetten. Mozart hatte gemeinsam mit Stoll am 10. Juli 1791 in Baden eine seiner Messen auf- geführt (vermutlich die Messe KV 275).

Seine Originalpartitur überließ Mozart dem ISM Martin Hoermandinger Foto: Freund, bat ihn mit diesem Brief jedoch um v.l.: Armin Brinzing, Leiter der Bibliotheca Mozartiana, Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident die Zusendung der eigens angefertigten der Stiftung Mozarteum, Ulrich Leisinger, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum, und Rolando Villazón, Mozart-Botschafter der Stiftung Mozarteum und Intendant der Mozartwoche Stimmen, damit er das Werk auch in Wien aufführen konnte. Daß Mozart außerdem in Mozart ahmt Süßmayrs Schrift nach alles zu Mozarts Zufriedenheit erledigte, läßt seinem letzten Lebensjahr auch noch ein Auf der zweiten Seite befindet sich ein sich wohl an der Tatsache ablesen, daß der Werk Michael Haydns (1737–1806) aufführ- Schreiben von Mozarts Schüler und Assi- Komponist seinen Freund einige Zeit später te, belegt dessen anhaltende Wertschätzung stenten Franz Xaver Süßmayr (1766–1803), zu einer Aufführung der Zauberflöte nach für seinen ehemaligen Salzburger Kollegen. in dem es ebenfalls um die Rücksendung der Wien einlud. Die Krönung des kleinen Mozart leitet seinen Brief mit einem kur- genannten Noten geht. Doch es handelt sich Mozart‘schen Sprachkunstwerks ist schließ- zen „Gedicht“ ein und nennt seinen Freund: hier um eine „Fälschung“ – tatsächlich ist lich die Datierung im „Scheishäusel den 12. „liebster Stoll! / bester knoll! / größter auch dieser Text von Mozart geschrieben, Juli“. Schroll!“. Auf den ersten Blick scheinen das der dabei versuchte, Süßmayrs Schrift nach- Von Mozart sind nur zwei Briefe an Stoll nur beliebige Reimwörter zu sein, doch tat- zuahmen. „Süßmayr“ wiederholt Mozarts erhalten geblieben, die auf ein sehr vertrau- sächlich verwendet Mozart seinerzeit geläu- Bitte und droht unter anderem damit, Stoll tes, freundschaftliches Verhältnis schließen fige Begriffe, die einen dicken und äußerst werde nichts mehr von der „Opera“ erfah- lassen. Beide befanden sich bisher bei Privat - groben Menschen bezeichnen. Natürlich war ren, an der Mozart gerade arbeite. Gemeint besitzern; dieser zweite Brief konnte nun dies nicht ernst gemeint, und als Freund Mo - ist damit die Zauberflöte, die zweieinhalb dank der großzügigen Spende von Maria- zarts mußte man in der Lage sein, mit sol- Monate später, am 30. September 1791, in Elisabeth Schaeffler-Thumann von der Stif- chen Scherzen umzugehen. Wien ihre Uraufführung erlebte. Daß Stoll tung Mozarteum für die „Bibliotheca Mozar-

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Museen Mozarts Geburtshaus ist mehr als eine weltweit bekannte Gedenkstätte für das größte Musikgenie aller Zeiten. Es ist ein modernes Museum, das einzigartige Origina- le in zeitgenössischer Form erlebbar macht. Hier wurde Wolfgang Amadeus Mozart 1756 geboren – hier wird seine Lebensge- schichte erzählt. Das Mozart-Wohnhaus ist mehr als ein Museum zwischen Tradition und Moderne. Es ist der Ort, an dem sich die vielfältigen Aktivitäten aus Konzert, Wissenschaft und Museen vereinen. Hier lebte die Familie Mo zart ab 1773 – hier finden Ausstellungen, Museumskonzerte und Filmvorführungen statt. Foto: ISM / Christian Schneider Foto: Wissenschaft Das Hauptgebäude der Stiftung Mozarteum Salzburg Dem Erhalt und der Aufbereitung des tiana“ erworben werden. Die Bibliothek der Ihr Ziel ist es, wechselnde Perspektiven und Mozart’schen Gesamtwerks hat sich der Stiftung verwahrt den größten Teil der Kor- neue Denkanstöße in der Auseinanderset- Wissenschaftsbereich der Stiftung verpflich- respondenz der Familie Mozart, darunter al- zung mit dem Komponisten zu eröffnen. tet. Nachdem die Wissenschaftsabteilung der lein fast 200 Originalbriefe Wolfgang Ama - Stiftung Mozarteum nach jahrzehntelanger dé Mozarts. Die Sammlung, zu der auch Konzerte Arbeit die Neue Mozart Ausgabe im Jahr zahlreiche Musikautographen Mozarts gehö- Im Konzertbereich setzt die Stiftung 2007 abschließen konnte, richtet sich ihr ren, geht in ihrem Kern auf Geschenke und Mozarteum seit 1956 jeweils im Jänner, um aktuelles Augenmerk auf das digitale Zeital- Vermächtnisse von Mozarts Witwe Constan- Mozarts Geburtstag herum, mit dem Festival ter: Mit der neuen Digitalen Mozart Edition ze sowie seiner beiden Söhne Carl Thomas „Mozartwoche“ einen künstlerischen Akzent ermöglicht die Stiftung Mozarteum jedem und vor allem Franz Xaver Wolfgang Mozart im internationalen Konzertleben. Internatio- Internetuser, Mozart-Werke kostenlos im zurück. nal renommierte Mozart-Interpreten, Orche- Internet herunterzuladen und auszudrucken. Originalhandschriften Mozarts und seiner ster und Ensembles sind während dieser Auch die wertvolle Autographensamm- Familie sind im Autographentresor der Stif- Festivalwoche mit klassischen und zeitge- lung befindet sich in der Obhut der Wissen- tung Mozarteum im Mozart-Wohnhaus aus- nössischen Programmen zu erleben. schaftsabteilung der Stiftung Mozarteum, gestellt, der im Rahmen von Spezialführun- Das Festival Dialoge ist die Experimen- ebenso wie die Bibliotheca Mozartiana, die gen – beispielsweise während der jährlichen tierplattform der Stiftung Mozarteum Salz- mit rund 35.000 Titeln die umfangreichste Mozartwoche – zugänglich ist. burg. So sind die Dialoge ein Raum für neue Mozart-Bibliothek der Welt darstellt. Ihre Schon seit mehreren Jahren macht die Konzertformate, die seit 2012 eine Art audiovisuelle Ergänzung stellt eine umfas- Stiftung Mozarteum ihre wertvollen histori- „Ménage à trois“ konstruieren. Eine Drei- sende Ton- und Filmsammlung dar. schen Bestände sukzessive online frei zu- ecks verbindung als Beziehungskonstellation gänglich. So sind alle Briefe Mozarts aus der zwischen den Werken von drei Komponisten, Bibliotheca Mozartiana Sammlung bereits online verfügbar, auch der in der jedes zu jedem anderen eine Bezie- Die historisch-kritische Gesamtausgabe neu erworbene Brief Mozarts an Stoll ist hung eingeht – wie in einem Dreieck jeder der „Neuen Mozart Ausgabe (NMA)“, an über die Website „Bibliotheca Mo zartiana Punkt mit jedem Punkt verbunden ist. Zeit- der seit 1954 gearbeitet wurde, ist seit Juni digital“ online verfügbar. genössisches und Auftragswerke werden in 2007 abgeschlossen. Als Fortsetzung ent- Bezug zu Modernem und Mozart gesetzt. steht eine „Digitale Mozart Edition“, die den Mozarts Erbe – Bewahrung und Beste Kammermusik aufzuführen war von Text der NMA und somit alle Mozart-Noten zeitgemäße Auseinandersetzung jeher eines der zentralen Ziele der Stiftung über das Internet frei zugänglich machen Die Stiftung Mozarteum Salzburg wurde Mozarteum Salzburg. In diesem Sinne wün- wird und sukzessive aktualisiert 1880 von Bürgern der Stadt Salzburg ge - schen wir uns eine „Kammer mit Aussicht“, gründet und hat ihre Wurzeln im „Dom-Mu - die ein weites Panorama auf die Gesamt- Mozart-Institut sik-Verein und Mozarteum“ von 1841. Seit- landschaft der Musik eröffnet, die intuitives Die Mozart Ton- und Filmsammlung her setzt sie sich als Non-Profit-Organisation Erleben ermöglicht, Lust macht und heraus- stellt mit rund 26.000 Audiotiteln und 3.300 mit der Person und dem Werk Wolfgang fordert. Eine Konzertreihe im Rahmen der Videoproduktionen (Filmdokumentationen, Amadé Mozarts auseinander. Mit Initiativen Saisonkonzerte findet im Großen Saal der Spiel- und Fernsehfilmen über Mozart und in den drei Kernbereichen Konzertveranstal- Stiftung Mozarteum, einem der besten Kon- aufgezeichnete Operninszenierungen) eine tung, Mozart-Museen und Wissenschaft zertsäle der Welt, statt. International renom- Verbindung zur Gegenwart her. n schlägt sie die Brücke zwischen Bewahrung mierte Künstler prägen die Saisonkonzerte http://www.mozarteum.at der Tradition und zeitgenössischer Kultur. der Stiftung Mozarteum. http://digibib.mozarteum.at

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Welche EU-Funktion übt Österreich im zweiten Halbjahr 2018 aus?

Waagrecht Senkrecht 3 Abk.: Meterkilogramm, 6 gelingen, 7 asiat. Bevölkerungsgruppe, 1 Comic-Figur (... und Struppi), 2 Besitzer, 4 Figur in Musical, 10 Seemann, 11 übereinkommen, 13 Dirigent, 16 röm. Göttin der 5 bibl. Brudermörder, 8 lat. weibl. Vorname, 9 beschreibende Völ- Jugend, 18 Operette von Millöcker, 20 Instrument (Tamtam, Schlag- kerkunde, 12 Fußteil vom Strumpf, 14 Gebärde, 15 Fremdrassiger, instrument), 24 Begeisterung, 25 arkt. Meeresvogel, 29 Lebewesen, 17 bekreuzigen, weihen, 19 Taxus, 21 Verehrer, 22 Weltspache, 31 bayr. Zufluß zur Donau, 33 Feldfrucht, 35 Arrestant, 37 kroat. 23 Figur im Märchen, 26 Hartgeld, 27 hocken, kauern,28 Figur in Insel in der Adria (Dalmatien), 39 dt. Stadt, Universität an der einem Vampirroman (Bram Stroker), 30 weibl. Vorname, 32 Vogel, Saale/Thüringen, 41 Musiker, 43 dünn/erklesen/vornehm, 44 engl.: 34 befolgen, beherzigen, 36 lat. männ. Vorname, 38 weibl. Vorname unmodern, veraltet, aus, 46 aktuell, 47 Lungen-Schneckenart, Kurzwort, 40 männl. Vorname, 42 Biene, 45 Musiknote 48 afrik. Kuhantilope, Huftier

Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie auf der Seite http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2018/0718/W1/Raetsel_176.htm

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