Die Entwicklung Der Schweizer- Ischen Luftverkehrswege
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G e s c h i c h t e d e r L u f t f a h r t i n d e r S c h w e i z 29 1 1 Die Schweiz im euro- päischen Luftverkehrs- netz, zusammengestellt von W. Dollfuss. 20 Jahre schweizerischer Luftver- kehr, Zürich [1939] Die Entwicklung der schweizer- ischen Luftverkehrswege Die Geschichte der schweizerischen Luftverkehrswege ist seit jeher von Wechsel- wirkungen zwischen der Zivilluftfahrtbehörde, den Fluggesellschaften und den Flugplätzen geprägt. Das am 1. April 1920 geschaffene Eidgenössische Luftamt – ab 1979 Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) – ist zugleich Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde für Flugpersonal, Luftfahrzeuge, Luftverkehrsunternehmen und Infrastrukturanlagen. Mit der Aushandlung und dem Vollzug von Staatsver- trägen zur Sicherstellung von Verkehrsrechten wie auch zur Vereinheitlichung technischer und wettbewerbsrechtlicher Vorschriften fördert es die im öffentlichen Interesse liegende Rolle der Zivilluftfahrt als wichtiger Teil des nationalen wie internationalen Verkehrssystems. Dieser Artikel beschreibt die Aufgaben des BAZL anhand historischer Ereignisse im schweizerischen Luftverkehr. Daniel Ruhier jedoch kein Beschluss zustande. Mit dem Aus- bruch des Ersten Weltkrieges fand die Begeiste- rung für die Luftfahrt, die nach den ersten Pas- uftfahrt und Luftamt vor sagierflügen aufgekommen war, ein abruptes dem Zweiten Weltkrieg Ende. Nach dem Krieg entstand aus den Kurier- LNachdem 1910 in der Schweiz die ersten flügen der Fliegerabteilung eine regelmässige Motorflugzeuge starteten, gelangte der Bundes- Fluglinie Zürich–Bern–Lausanne (später bis Genf). rat am 22. März des gleichen Jahres mit einer Die Militärflugzeuge boten Platz für einen Pas- Revisionsvorlage der Bundesverfassung an das sagier. Zudem war 1919 auch das Gründungs- Parlament. In Artikel 37bis sollte die Gesetzge- jahr der ersten drei Fluggesellschaften, die sich bung über den Automobilverkehr und die Luft- jedoch ausschliesslich dem bedarfsmässigen schifffahrt verankert werden. Wegen der Ver- Luftverkehr, das heisst dem Charterverkehr wid- knüpfung des Automobil- und Luftverkehrs kam meten. 2011 | 2 Wege und Geschichte 30 Histoire de l’aviation en Suisse | Storia del traffico aereo in Svizzera wurde zuerst mit der Gründung der Balair (Basler 2 Jahr FlugplätzeA FlugzeugeB PilotenC BAZL-Personal Luftverkehr AG, 1925), später mit der Betriebs- 1920 20 39 157 4 aufnahme der Alpar (Flugplatz-Genossenschaft 1930 27 69 452 8 Bern, 1929) deutlich erweitert. Der Linienbe- 1940 35 160 – 15 trieb wurde mit Subventionen des Bundes sowie der Flugplatzkantone und städte finanziell un- 1950 40 633 1956 40 terstützt. Die finanzielle Unterstützung des 1960 49 752 3498 76 Bundes erfolgte über die Beschäftigung von Mi- 1970 60 1469 7091 133 litärpiloten, die Beförderung von Luftpost sowie über Regelmässigkeitsprämien und Flugkilome- 1980 64 2454 11 443 137 terleistungen. 1 1990 76 3185 15 342 143 Im Interesse der Flugsicherheit beschloss das 2000 83 3538 14 589 155 Luftamt, internationale Linienflüge mit einmoto- rigen Flugzeugen nicht mehr zu subventionieren. 2010 82 3315 12 489 278 Ausserdem legte es Ad Astra und Balair nahe, ihre Flugbetriebe zusammenzulegen. Dies führte 1931 zur Fusion der beiden Gesellschaften unter Am 27. Januar 1920 wurde mit dem «Bundesrats- dem Namen «Swissair, Schweizerische Luftver- beschluss betreffend die Ordnung des Luftver- kehr Aktiengesellschaft». Die neue Gesellschaft kehrs in der Schweiz» die Grundlage für die Ent- mit Sitz in Zürich wollte sich auf den Flugbetrieb stehung des Eidgenössischen Luftamts geschaf- internationaler Linien konzentrieren, wobei das fen. Dieses begann seine Tätigkeit am 1. April allgemeine Landesinteresse berücksichtigt und desselben Jahres als Abteilung des Post- und Ei- die drei Städte Basel, Genf und Zürich «paritä- senbahndepartements. Ein Jahr später veranker- tisch» bedient werden sollten. Schon damals er- te die Volksabstimmung vom 28. Mai 1921 die kannte man, dass der Vorteil des Luftverkehrs in Bundeskompetenz endgültig. Ein Zusatz zu Arti- seiner Geschwindigkeit liegt. Daher beschaffte kel 37 der Bundesverfassung bestimmte: «Die Ge- die Swissair 1932 als erste europäische Flugge- setzgebung über die Luftschifffahrt ist Sache des sellschaft einmotorige Schnellflugzeuge aus Bundes». Die primäre Aufgabe der behördlichen Amerika, obwohl Sicherheitsbedenken seitens Aufsicht bestand nun zunächst darin, die Öffent- der Behörden bestanden. lichkeit vor den Gefahren durch die Luftfahrt zu Im Oktober 1934 trat die Schweiz der Internati- schützen, ohne jedoch die Entwicklung der neu- onalen Luftfahrtkonvention C.I.N.A. bei. Als Fol- en Verkehrsart zu behindern. ge ersetzte das Luftamt die bisherigen nationalen Bedeutsam waren auch die schweizerischen An- Kennzeichen «CH» der Luftfahrzeuge mit dem sätze zur internationalen Regelung der Luft- «HB» der Funkstationen, gefolgt von drei Buch- fahrt: Am 1. März 1920 traten die ersten Luft- staben. Anfänglich teilte es die Immatrikulatio- verkehrsabkommen mit Grossbritannien und nen für Motorflugzeuge nach Flugunternehmen Frankreich in Kraft. Weitere folgten mit Deutsch- beziehungsweise Standort zu. Dieses System land, Belgien und den Niederlanden. Ausländi- wurde später durch eine Zuteilung der Anfangs- sche Flugunternehmen führten erste Linienflüge buchstaben gemäss Luftfahrzeugkategorie und auf den Strecken Paris–Genf, Frankfurt–Mann- Gewichtsklasse abgelöst. heim–Karlsruhe–Basel und Paris–Lausanne durch. Mit Einführung des Ganzjahresbetriebs ab Mitte Die anfängliche Haltung des Luftamtes war dies- der 1930er-Jahre nahmen die Anforderungen an bezüglich, die Schweiz müsse es «den Grossstaaten Rollfeldlängen und Beschaffenheit der Pisten zu. überlassen, deren politische und wirtschaftliche Im Bericht über die Standardisierung der Ver- Ziele im Verhältnis zu den Kosten ihres Zi- kehrsflugplätze schlug das Luftamt die Schaf- vilflugnetzes stehen, die ersten Versuche im fung eines Grossflugplatzes für den internatio- regelmässigen internationalen Zivilluftverkehr nalen Verkehr vor. Doch der Zweite Weltkrieg durchzuführen.»1 brachte die Weiterentwicklung des zivilen Luft- Im Juni 1922 eröffnete Ad Astra Aero AG in Zü- verkehrs zum Stillstand. Die Linienflüge wurden rich die erste internationale Luftverkehrslinie eingestellt, die meisten Flugplätze kamen unter Genf–Zürich–Nürnberg/Fürth. Das Streckennetz militärische Obhut. 2 Les chemins et l’histoire | Strade e storia 2011 | 2 G e s c h i c h t e d e r L u f t f a h r t i n d e r S c h w e i z 31 3 2 Kennzahlen der schweizerischen Zivil- luftfahrt 1920–2010. A Landflugplätze inkl. Heliports B inkl. Helikopter, ohne Ballone und Luftschiffe C ohne Ballonfahrer, Anerkennungen, Bordtechniker und -radiotelefonist 3 Mit Inbetriebnahme des Flugplatzes Belp- moos im Jahre 1929 erhielt die Bundesstadt schliesslich ihren Konzentration der Kräfte – das Swissair- Zu Beginn der 1950er-Jahre nahm der Charter- Anschluss an das schwei- Monopol verkehr aus England und Nordeuropa einen star- zerische Luftverkehrs- Bei Kriegsende schlug das Departement vor, den ken Aufschwung. Wegen der begrenzten Reich- netz. Die Berner Flug- öffentlichen Flugbetrieb einer nationalen Einheits- weite ihrer Maschinen landeten viele unabhängige gesellschaft Alpar AG gesellschaft zu übertragen. Swissair und Alpar Flugunternehmen in Basel, wo der Pauschalflug- konzentrierte sich auf sollten dieser beitreten und die öffentliche Hand reiseverkehr in die Mittelmeer-Länder vom bi- den Betrieb binnen- sich am Aktienkapital bis zur Hälfte beteiligen. Die nationalen Status des Flughafens profitierte. Die schweizerischer Flug- Alpar lehnte jedoch eine Fusion ab. Die Swissair ersten schweizerischen Chartergesellschaften linien. Das Bild zeigt ein hingegen nahm die Empfehlungen der «Kommissi- richteten ihre Basis ebenfalls auf dem Flughafen Flugzeug Koolhoven on für die Schaffung einer nationalen schweizeri- Basel ein (Balair 1953, Globe Air 1957). Die FK-50A (10 Passagier- schen Luftverkehrs-Unternehmung» auf und Nachfrage im Kettenverkehr – das waren saisonale plätze) der Alpar Air Traf- erhöhte ihr Kapital unter Beteiligung der öffentli- Bedarfsflüge nach festem Flugplan im Auftrag fic im Belpmoos (Foto: chen Hand auf zwanzig Millionen Franken. Mit der von Reisebüros – führte zur Gründung weiterer Alpar AG). Genehmigung ihrer Statuten ernannte der Bundes- Chartergesellschaften (SATA, Tellair, Phoenix rat die Swissair als die «gemischtwirtschaftliche Airways), die trotz Erweiterung des Angebots mit schweizerische Luftverkehrsgesellschaft», die ge- Städteflügen alle nur kurze Zeit überlebten. Die stützt auf das Luftfahrtgesetz von 1948 «die inter- Trennung zwischen Linien- und Nichtlinienver- nen, kontinentalen und interkontinentalen Linien- kehr erwies sich schon damals als schwierig. Erst verbindungen betreibt, deren Führung als im all- Ende 1980 trat eine Verordnung über die Ab- gemeinen Interesse liegend erklärt wird». grenzung des Linienverkehrs vom übrigen ge- Im Herbst 1950 beschloss der Bund im Rahmen werbsmässigen Verkehr in Kraft. einer ausserordentlichen Hilfeleistung die Be- Die Swissair entschied Ende 1963, die DC-3 aus schaffung von zwei Langstreckenflugzeugen dem Verkehr zu ziehen und die Bedienung Berns Douglas DC-6B, die er der Swissair gegen Entgelt einzustellen. Dies löste einen «helvetischen Luft- zum Gebrauch überliess. Schon 1949 hatte die krieg» aus. Neben Alpar bemühten sich auch Ba- Swissair den regelmässigen Luftverkehr nach lair und Globe Air um die Gunst der Berner, den New York eröffnet; 1954 folgte Südamerika, von Stadt und Kanton