Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14

LIVING THE NORDIC LIGHT

Erstellt in Zusammenarbeit mit / Created in collaboration with Snøhetta. Vorwort / Preface Zumtobel Group Inhalt / Contents Vorwort / Preface Snøhetta

Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back

Dunkelheit / Darkness Vorwort / Preface Zumtobel Group 6 Licht / Light Vorwort / Preface Snøhetta 13 Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back 23 Forscher blicken in den Norden / Scientists Looking North Dunkelheit / Darkness 114 Licht / Light 214 – Forscher blicken in den Norden / Scientists Looking North 292

Geschäftsbericht 2013|14 / Annual Report 2013|14 –

| | Markenberichte / Brand Reports Geschäftsbericht 2013 14 / Annual Report 2013 14 Thorn Markenberichte / Brand Reports Zumtobel Thorn 338 Tridonic 342 Tridonic Zumtobel 348

Zahlen und Fakten / Facts & Figures Zahlen und Fakten / Facts & Figures Fünfjahresübersicht / Five-Year Overview 350 Fünfjahresübersicht / Five-Year Overview Konzernlagebericht / Group Management Report 352 Konzernlagebericht / Group Management Report Konzernabschluss / Consolidated Financial Statements 377 Konzernabschluss / Consolidated Financial Statements –

Service Service 388 Kolophon / Colophon 395

Kolophon / Colophon Zumtobel Group Vorwort CEO Zumtobel Group Vorwort CEO Geschäftsbericht 2013|14 Geschäftsbericht 2013|14

Liebe Kunden, Partner und Aktionäre,

6 es war mir eine große Ehre und Freude, Anfang Oktober letzten Jahres den Unternehmen einige fundamentale Weichenstellungen eingeleitet. Mit dem Ziel, 7 Vorstandsvorsitz der Zumtobel Group zu übernehmen. Ich habe seitdem ein die Zusammenarbeit im Konzern deutlich zu verbessern und die Potentiale aus Unternehmen kennengelernt, das dank seiner engagierten und hervorragend unserem Mehrmarkenansatz zu nutzen, haben wir das Unternehmen zum qualifizierten Mitarbeiter, seiner intensiven und langjährigen Kundenbeziehungen Dezember 2013 organisatorisch neu aufgestellt. In der neuen Struktur wird die und seiner international etablierten Marken über ein enormes Potential verfügt. Zumtobel Group nun deutlich unternehmerischer geführt, Synergien in Fertigung Unser Kerngeschäft ist Licht – eine faszinierende Materie, die Grundvoraussetzung und Vertrieb werden maximal genutzt und die Innovationskraft gestärkt. ist für jegliche menschliche Wahrnehmung, die unsere Lebensräume definiert, Wir haben unsere Werke in beiden Segmenten in jeweils eine globale Orga- unsere Emotionen anspricht und unsere Kreativität fördert. Als Unternehmen be- nisation zusammengefasst, um Kostenstruktur und Auslastung zu verbessern. Für finden wir uns in einer sehr spannenden Zeit, in der wir durch technologische unsere Leuchten-Marken haben wir eine markenübergreifende Vertriebsorga - Innovation – die digitale Lichtquelle LED und elektronische Lichtsteuerung – ganz nisation etabliert, die in allen Regionen nah am Kunden das gesamte Portfolio von neue Möglichkeiten schaffen, künstliches Licht zu generieren und Lichterlebnisse Zumtobel und Thorn vermarktet. Für alle drei Marken sowie unser Geschäft mit zu gestalten. Handelswaren und OEM-Leuchten gibt es nun jeweils eine eigene Business In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass wir mit Kjetil Thorsen, Division, die die Aufgabe hat, Produktportfolio und Serviceangebot zu entwickeln, Mitbegründer und Partner von Snøhetta, Oslo, einen international renommierten das Markenprofil zu schärfen sowie den Entwicklungs- und Markteinführungs- Architekten für die Gestaltung des vorliegenden künstlerischen Geschäftsberichts prozess deutlich zu beschleunigen. gewinnen konnten. Unter dem Titel LIVING THE NORDIC LIGHT führt das Kreativ- Das Berichtsjahr 2013/14 stand für die Zumtobel Group zudem im Zeichen Team von Snøhetta die Serie der künstlerischen Geschäftsberichte der Zumtobel einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen Entwicklung in Europa. Der Group in ihr 23. Jahr und setzt sich dabei auf besondere Art und Weise mit der Konzernumsatz erreichte 1.246,8 Mio EUR, dies entspricht einer leichten Faszination des natürlichen Lichts auseinander. Mit diesem Bericht dürfen wir Sie Steigerung von 0,3% im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere die stetige einladen, das Phänomen des Lichts am Polarkreis zu entdecken, die nicht enden Verbesserung im Jahresverlauf – im vierten Quartal lag das Umsatzwachstum bei wollenden Tage im Sommer und die langen Nächte im Winter bis hin zu dem 8,1% - stimmt dabei zuversichtlich. Erfreulich ist auch die Entwicklung unserer LED- geheimnisvollen Polarlicht. Das NORDIC LIGHT prägt die Menschen im äußers- Umsätze, die sich inzwischen auf 33,6% des gesamten Konzernumsatzes belau- ten Norden Europas, ihre Kultur und ihr Leben in und mit der Natur. Konsequent fen. Damit ist die LED-Technologie in einem breiten Marktsegment Realität stellen Kjetil Thorsen und das Snøhetta-Team deshalb Menschen am Polarkreis in geworden und ermöglicht Kunden wie Nutzern optimale Energieeffizienz und den Mittelpunkt einer spannenden Entdeckungsreise. neue Möglichkeiten in der Gestaltung mit Licht. Wir möchten Sie mit dem vorliegenden Geschäftsbericht auch über wesentli- Auch mit Blick auf das operative Ergebnis gab es im Berichtsjahr eine positive che Entwicklungen der Zumtobel Group und ihrer Marken Thorn, Tridonic und Entwicklung. Das um Sondereffekte bereinigte EBIT der Zumtobel Group konnte Zumtobel im Geschäftsjahr 2013/14 informieren. In diesem Jahr haben wir im von 35,7 Mio EUR auf 47,6 Mio EUR deutlich verbessert werden. Die Umsatz - Zumtobel Group Vorwort CEO Zumtobel Group Preface CEO Geschäftsbericht 2013|14 Annual Report 2013|14

Dear Customers, Partners and Shareholders,

8 rendite (bereinigte EBIT-Marge) erreichte 3,8%. Abgeleitet von unseren neuen It was both a pleasure and a privilege for me to take over as CEO of the Zumtobel 9 Unternehmensstrukturen sehen wir für die Zumtobel Group ein deutliches Potential, Group in early October last year. Since then I have got to know a company die Profitabilität weiter zu verbessern. Dazu haben wir im April für Vertrieb und which, thanks to its committed and highly qualified staff, its intensive and Werksorganisation konkrete Restrukturierungsmaßnahmen identifiziert, die wir long-standing customer relations and its internationally established brands, has nun zügig umsetzen. enormous potential. Our business revolves around light – a fascinating material Für die kommenden Jahre gehen wir von einem leicht wachsenden Marktumfeld that forms the basis of all visual perception, defines our living space, addresses aus. Dieser positive Trend verstärkt sich für die Lichtindustrie durch den Techno- our emotions and promotes our creativity. For us as a company these are very logiewandel, das Thema Energieeffizienz sowie die Wachstumschancen in den exciting times in which technological innovations – in the shape of LEDs as digital neuen Märkten. Als Zumtobel Group wollen wir überdurchschnittlich von diesen light sources and electronic lighting control – are opening up whole new ways of Impulsen profitieren und haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, in den kommenden generating artificial light and creating lighting experiences. drei Jahren um jeweils 3% bis 5% organisch zu wachsen und unsere Umsatzrendite Against this backdrop I am delighted that the internationally renowned archi- bis ins Jahr 2016/17 schrittweise auf etwa 8% bis 10% zu steigern. tect Kjetil Thorsen, Founding Partner of Snøhetta, Oslo, agreed to design year’s Die Grundlage unseres Unternehmenserfolges aber sind und bleiben das annual report. Under the heading of LIVING THE NORDIC LIGHT, the creative Wissen und das Engagement unserer Mitarbeiter, unsere engen Beziehungen zu team at Snøhetta has taken the Zumtobel Group’s series of artistic annual reports unseren Kunden, der Austausch im Netzwerk mit Wissenschaftlern, Technikern, into its 23rd year with a very special take on the fascination of natural light. In this Architekten und Planern – und unsere gemeinsame Faszination für die Materie report, we invite you to discover the phenomenon of light in the Arctic Circle, with Licht. Ich darf mich im Namen des gesamten Vorstands für die vertrauensvolle und its never-ending summer days and long winter nights, all the way to the mysterious gute Zusammenarbeit im Jahr 2013/14 bedanken und wünsche Ihnen mit dem northern lights. NORDIC LIGHT shapes the people on the northern fringe of vorliegenden Geschäftsbericht eine inspirierende Lektüre. Europe, their culture and their symbiotic relationship with nature. Consequently, as they lead us on an exciting voyage of discovery, Kjetil Thorsen and the Snøhetta Ulrich Schumacher team keep the spotlight firmly on people in the Arctic Circle. Chief Executive Officer, Zumtobel Group This annual report is also designed to inform you about the key developments at the Zumtobel Group and its Thorn, Tridonic and Zumtobel brands in the 2013/14 financial year. In the course of this year we have made some fundamental changes to set the stage for the future. To arrive at a substantial improvement in collaboration within the Group and utilise the potential of our multi-brand approach, in December 2013 we reorganised the company. With its new structure, the Zumtobel Group is now managed in a far more entrepreneurial manner, leveraging synergies in Zumtobel Group Preface CEO Zumtobel Group Preface CEO Annual Report 2013|14 Annual Report 2013|14

10 production and sales to the greatest possible extent and strengthening the For the next few years we are anticipating modest growth in our business environ- 11 Group’s innovative power. ment. For the lighting industry, this positive trend is further reinforced by three In order to improve cost structures and capacity utilisation, we have brought factors: the technology shift from conventional to LED lighting, the topic of energy together our production plants to form a global organisation for each segment. efficiency and the growth opportunities offered by emerging markets. At the For our lighting brands we have set up a cross-brand sales organisation located Zumtobel Group we are aiming to outperform the market in benefiting from these close to the customer, which markets the entire Thorn and Zumtobel portfolio in all developments. We have therefore set ourselves the goal of achieving annual our sales regions. There is now a business division for each of the three brands revenue growth of 3–5% over the next three years and progressively increasing and another for OEM luminaires and third-party products. Each business division our return on sales to approximately 8–10% by the 2016/17 financial year. is tasked with the ongoing development of the product portfolio and service offer- The basis for our corporate success, however, remains the knowledge and ing, as well as with sharpening the brand profile and realising a clear accelera- commitment of our employees, our close relations with our customers, the dialogue tion in the time-to-market process. with our network of researchers, technicians, architects and lighting designers, For the Zumtobel Group the 2013/14 reporting year was also marked by an and our shared fascination with the material that is light. On behalf of the entire increasingly stable economic backdrop in Europe. Consolidated revenues to- Board of Management I would like to thank you for our close and positive collab- talled EUR 1,246.8 million which equates to a modest 0.3% increase over the oration in the 2013/14 financial year. I hope you find this annual report makes prior year. In particular the continuous improvement in the course of the year – inspiring reading. with revenue growth reaching 8.1% in the final quarter – gives cause for optimism. Another gratifying aspect is the development of our LED sales, which now account Ulrich Schumacher for 33.6% of total Group revenues. This means that LED technology has taken a Chief Executive Officer, Zumtobel Group firm hold across a broad market segment, bringing customers and end-users alike optimum energy efficiency and new opportunities for the creative use of light. The Zumtobel Group’s operating result also showed a positive development in the reporting year. Adjusted for special effects, Group EBIT showed a marked improvement from EUR 35.7 million to EUR 47.6 million. The return on sales (ad- justed EBIT margin) reached 3.8%. With our new corporate structures in place, we can see substantial potential for a further improvement in the profitability of the Zumtobel Group. To this end, in April we defined concrete restructuring measures for the sales sector and plant organisation which we are now rapidly implementing. Vorwort Kjetil Thorson

Vorwort eines Architekten Gestern und heute nördlich des Polarkreises

Zeit ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden menschlichen Licht-, Raum- und 13 Landschaftserlebnisses. Gelebte Zeit ist die Offenbarung andauernder Beziehungen zwischen aufeinanderfolgenden Ereignissen und den wechselnden Bedingungen der physikalischen Umgebung, die diese Ereignisse beeinflussen.1 Der Jahresbericht 2013/14 der Zumtobel Group konzentriert sich auf die un- widerrufliche und gegebene Beziehung von Licht und Lichtmangel, gelebter Zeit und individueller Wahrnehmung dieser Beziehungen. Da es keine andere Wahl gibt, als im regelmäßigen Rhythmus von Tag und Nacht, von Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zu leben, kann unsere Neugierde über diese Dinge am besten von Menschen gestillt werden, die ein langes Leben hinter sich haben. Wäre es möglich, einige individuelle Erfahrungen über die Existenz von Licht und Schatten sowie von Dunkelheit zu erfassen und zu dokumentieren, zum einen vor und zum anderen nach Einführung der Elektrizität? Uns inspiriert die Tatsache, dass das Alter zu einer Art Know-how avanciert ist. Menschen, die Anfang des letzten Jahrhunderts geboren wurden, sind die letzte noch lebende Generation in der westlichen Welt, die diese Veränderungen und ihre enormen physischen Auswirkungen unmittelbar erlebt haben. Diese Generation wird zum letzten Zeugen von Industrialisierung, zwei Weltkriegen, Revolutionen, weltweit sich ändernden Mobilitätsmustern und der Macht der Veränderungen durch das digitale Zeitalter. Gleichzeitig war es uns auch wichtig, dass diese älteren Menschen in einer charakteristischen Umgebung leben sollten, mit leicht zu verstehenden, offensichtlichen Umweltkontrasten. Je weiter südlich oder nördlich wir uns auf dem Planeten befinden, desto rele- vanter ist die An- und Abwesenheit von Licht, was große Auswirkungen auf das Planen und Durchführen von alltäglichen Aufgaben hat. Beeinflussen dunkle Winter und helle Sommer das bewusste und unbewusste Verhalten von Bewohnern solcher Regionen im Laufe ihres Lebens? Haben sie Auswirkungen auf ihre Psyche oder persönliche Entscheidungsfindung? Treffen Menschen irgendwelche 14 15 Vorwort Kjetil Thorson

besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Lichtverhältnisse? Verhalten sich 17 Bewohner in diesen extremen Hemisphären anders oder entwickeln sie unentdeckte Fähigkeiten, verglichen zu Menschen, die näher am Äquator leben? In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Erforschung von Licht als wichtiger Einflussfaktor auf Psychologie und Physiologie drastisch erhöht. Das durch diese Forschung entwickelte Wissen deutet auf notwendige Anpassungen des Lebens- stils hin.2 Wir haben uns auch für das Licht an sich interessiert, u.a. für die Qualitäten und Spektren, die in diesen Teilen der Welt gefunden werden. Ausgehend von kompletter Dunkelheit und kompletter Helligkeit wollten wir untersuchen, ob bestimmte Arten von Tageslicht und Lichtfarben, das Leben unter einigen individuellen Gesichts- punkten beeinflussen. Wir entschieden uns, nach vier ca. hundert Jahre alten Menschen in der Nähe oder nördlich des Polarkreises (66°33‘44“N) zu suchen, die bereit wären, uns zu helfen. Zwei sollten in Schweden leben und zwei in Norwegen. Wie sich herausstellte, gab es im Mai 2014 deutlich mehr Hundertjährige in Nordnorwegen als in Nordschweden (36 in Norwegen und 8 in Schweden). Dies spiegelt zum einen die aktuelle Bevölkerungsdichte in den beiden Regionen wider, zeigt aber auch welch unterschiedliche Politik ausgeübt wurde, sowie welche Entvölkerungsstrategien von beiden Länder in den letzten hundert Jahren verfolgt wurden.3 Die Fehlerspanne von Ergebnissen einer solchen Studie ist natürlich groß. Ein subjektiver, künstlerischer Ansatz schien besser geeignet, so dass sich Leser ihre eigene Meinung über den Inhalt dieser Veröffentlichung bilden können. Der visuelle Ausdruck jeder einzelnen Person wurde bei Tageslicht eingefangen. Durch ein 3-D-Scannen ihrer Köpfe haben wir ihre körperliche Umgebung im gleichen Zeitfenster auch einfrieren lassen. Vorwort Kjetil Thorson Preface Kjetil Thorson

Preface by an Architect Today and Yesterday above the Artic Circle

18 Das Dokumentieren ihrer Geschichten, ihrer Stimmen, ihrer Bilder, ihrer Köpfe und Time is an integral part of any human light/space/landscape experience. Lived 19 ihrer Umgebung war wie ein historischer Moment. Wir fingen Geschichten von time is the manifestation of continuous relationships between sequential events and vier Menschen ein, die länger als die meisten gelebt haben, deren Leben unmittelbar the fluctuating conditions of the physical surroundings influencing those events.1 von ihrer Umgebung beeinflusst wurde und als Antwort auf diese zu verstehen ist.4 This 2013/14 annual report from Zumtobel Group focuses on irrevocable and inherent relationships of light or lack of light, lived time and individual perceptions Kjetil Trædal Thorsen, of these relationships. Because there is no choice but to live within the regular Oslo und Snøhetta, 01.06.2014 rhythm of day and night, of spring, summer, autumn and winter, our curiosity about these matters can best be satisfied by people who have lived long lives. – Would it be possible to capture and document some individual experiences related to the indisputable presence of light and shade, and the indisputable 1. Ein Onkel von mir hat das Rauchen bis zum Tag als er starb stark verteidigt. Er äußerte diese Meinung presence of darkness, before and after the introduction of electricity? wann immer er konnte, und begründete sie mit der Tatsache, dass er vor, während und nach jeglicher sinnvollen Begegnung mit Menschen, Situationen und Plätzen geraucht hätte. Die Zigarette als Zeit-Ort- Our inspiration is the fact that age has become a kind of expertise. People born in Referenz wurde nur relevant, da sie ein allgegenwärtiges Objekt für einen Kettenraucher war. Alles was the beginning of the last century are the last living generation to have experienced er tat, tat er mit einer Zigarette. 2. Interessierte Leser sollten sich die Mai/Juni Ausgabe von Intelligent Life ansehen, die von The Economist changes that have had a tremendous physical impact on humanity in the western herausgebracht wurde. world. Their lived timespan makes this generation the last witnesses of two world 3. Hammerfest im nördlichen Norwegen (70°39’N) war die erste Stadt in Nordeuropa die im Jahr 1891 wars, worldwide changes in mobility patterns, power supply transitions, revolutions, das elektrische Licht einführte. Trotz eisiger Außentemperaturen überfluteten die Menschen die Straßen Hammerfests mehrere Wochen lang, um das Wunder mit eigenen Augen bestaunen zu können. industrialisation and the overwhelming introduction of the digital era. At the same 4. Als andauernde Erinnerung an diese besonderen Umgebungen haben wir Sensoren, die die verschie- time, it was also essential that the surroundings in which these elderly people live denen Lichtverhältnisse an allen vier Standorten erfassen, installiert. Diese senden Live-Werte, die am Computer als Bildschoner angezeigt werden. their lives should be strong and definite, with obvious environmental contrasts that are easy to comprehend. The further south or north we are on the planet, the more relevant the presence and absence of light is to our ongoing efforts to plan and carry out everyday tasks. Do dark winters and bright summers influence the conscious or unconscious behaviour of inhabitants of such areas over the course of their lives? Do they experience effects on their psyche or personal decision-making? Do people take any particular precautions with respect to lighting conditions? Do inhabitants behave differently under these skies, or develop undiscovered capabilities compared with people closer to the equator? Preface Kjetil Thorson Preface Kjetil Thorson

20 In the past twenty years, research on light as an important factor influencing 1. An uncle of mine strongly defended smoking until the day he died. He voiced this opinion whenever he 21 could and based it on the fact that he was smoking before, during and after any meaningful encounter psychology and physiology has increased dramatically. The knowledge developed with other people, situations or places. The cigarette as a time-place reference only became relevant through this research may indicate necessary lifestyle adaptations or practices.2 because it was an ever-present object for a person smoking all the time. Everything he did, he did with We were also interested in the light itself, the qualities and spectra found in a cigarette. 2. Interested readers should see the May/June 2014 issue of Intelligent Life, published by The Economist. these parts of the world. Along with complete darkness and complete brightness, 3. Hammerfest in northern (70°39’N) was the first city in northern Europe to introduce outdoor we wanted to investigate whether particular types of daylight and light colour electric lighting in 1891. Despite frigid outdoor temperatures, people flooded the streets of Hammerfest for weeks to experience the wonder. might affect lived life from some very individual points of view. 4. As a continuous reminder of these specific environments, we have located sensors capturing the different We decided to look for four roughly hundred-year-old people near or north of light conditions in all four locations, broadcasting them live for use as computer screensavers. the Arctic Circle (66°33’44“N) who would be willing to help us in our endeavour. Two should be in Sweden and two in Norway. As it turned out, there were significantly more centenarians in than in northern Sweden as of May 2014 (36 in Norway and 8 in Sweden). This reflects the current population densities in these two areas, but also tells the story of how differing political attitudes and depopulation strategies over the last hundred years have been deployed in the two countries.3 The margin of error in any conclusions based on such a study is obviously large. A subjective, artistic approach seemed more appropriate and playful, leaving readers to make up their own minds about the content of this publication. The visual expression of each individual was captured in daylight, freezing their faces in a daylit timeframe. By 3-D scanning their heads, we also froze them physi cally within the same timeframe. Documenting their stories, their voices, their images, their heads and their environment felt like a historical intervention. We captured elements of the history described by four people who have lived longer than most, whose lives have been directly influenced by their physical surroundings and contextualised by their response to their surroundings.4

Kjetil Trædal Thorsen Oslo and Snøhetta, 01.06.2014 Zumtobel Group Living the Nordic Light

Hundertjährige blicken zurück / Centenarians Looking Back

Ein Portrait von Olaug Bastholm Åsne Seierstad Geb. 6. Februar 1914 Berlevåg, Finnmark, Norwegen

Das Meer necken

„Vor ein Uhr brauchst du nicht anzurufen“, sagt sie am Telefon. „Da bin ich draußen 27 und gehe spazieren.“ Es ist Ende Mai. Ich fahre Richtung Norden, verlasse ein Oslo in voller Blüte, die Straßen duften nach Flieder, die Wälder nach Maiglöckchen. Tausend Kilometer weiter nördlich und fünfzehn Grad kühler muss ich umsteigen. Eine kleine Propellermaschine wartet auf dem Rollfeld in Tromsø. Die Maschine fliegt die Milchroute entlang der norwegischen Küste, mit einem Stopp alle Viertelstunde. Eine Art Lebensader für den Norden — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord — Vardø — Vadsø — Honningsvåg — Fischerdörfer oder kleine Orte mit jeweils nur ein paar tausend Einwohnern. Auf den Gipfeln liegt noch Schnee, weiße Bergspitzen strecken sich uns entgegen. An einigen Stellen kann man Spuren von Tourenskifahrern sehen, Stromleitungen, vereinzelte Häuser, Schiffe auf dem Wasser. Das Meer funkelt unter uns. Manchmal blau, manchmal grau, fast schwarz, mit weißen Schaumkronen. Auf den Ebenen, wo der Schnee geschmolzen ist, sieht man das strohgelbe Vorjahresgras verdorrt und tot auf der Erde liegen. Das neue Gras sprießt noch nicht. Der Frühling schleicht sich so weit im Norden nur langsam an den Winter heran, bevor er endlich in einem kurzen, intensiven Sommer aufspringt, in Licht gebadet. Die Landschaft in Norwegens nördlichster Provinz, der Finnmark, besteht aus flachen Ebenen, Bergen und Steinen. Es gibt hellere Granit, dunkleren Granit und fast weiße, glänzende Felsblöcke. Hier wachsen außer niedrigen Weiden und Wacholderbüschen keine Bäume. Der Winter ist zu hart, der Wind zu kräftig. Entlang der Küste ragen gezackte Klippen direkt aus dem Meer hoch. Ein Fischerdorf taucht auf. Ein Kai. Schiffe. Ein Anlegeplatz. Kräne. Eine neue Landebahn. Ich bin angekommen. Der Besitzer des Taxis von Berlevåg, der die Einwohner des Ortes und ihre Gäste fahren soll, wartet auf mögliche Passagiere. „Arkitekt Adlers gate 7“, sage ich. „Dann wollen Sie zu Olaug“, stellt er fest. „Das ist die agilste Frau in ganz Berlevåg.“ Es herrschen einige Grade plus. Der Wind weht. Wir fahren am Gemeindewappen von Berlevåg vorbei. Auf ihm sind Wellen zu sehen, die gegen ein Ufer rollen. Die Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

28 Häuser, an denen wir vorbeifahren, sind gelb, rot, weiß, grün und blau. Die Menschen damit sie schwerer bei rauer See voneinander gerissen werden können. Draußen 29 in der Finnmark mögen es gern bunt. Die Natur kann so eintönig sein, da soll man auf Veines, wo Olaug an schönen weißen Stränden aufwuchs, waren die Menschen die Häuser sehen können. oft von Berlevåg abgeschnitten, weil das Meer die Straße überspülte. Als wir angekommen sind, weigert der Fahrer sich, Geld anzunehmen. „Nein, Die Liste derjenigen, die das Meer mit sich genommen hat, ist lang auf dem kommt gar nicht in Frage“, wehrt er ab und zeigt auf Olaug Bastholms Haus. „Hier Gedenkstein in Berlevåg. Oft haben sie die gleichen Nachnamen, eine Familie wohnt die agilste Hundertjährige in ganz Norwegen.“ betreibt häufig ein Schiff zusammen. Zwei Brüder, zwei Brüder und ein Cousin. Vater Vor dem Haus stehen ein Tretschlitten und ein Rollator. Ersterer mit Kufen, und Sohn. Vater und zwei Söhne. Kinder. Letzterer mit Rädern. Beim Nachbarn stehen ein paar Schneemobile, halb auf Das Meer gibt und das Meer nimmt, das ist ein Sprichwort hier. Schnee, halb auf Gras, zusammen mit einigen Fahrrädern. Es ist kein Mensch zu sehen. Wir sitzen am Küchentisch. „Da, wo das Leben sich abspielt“, sagt Olaug, im Eine Treppe führt zu einer überdachten Veranda hinauf. Die Tür ist nur angelehnt. Gegensatz zum Wohnzimmer. Sie kann sich an mehrere Spielkameraden erinnern, Ich klopfe, kein Geräusch ist zu hören. Ich betrete das Haus. Auf dem Flur hängen die sie verlor. Den Vierjährigen, der durch ein morsches Brett auf dem Anleger eine rote und eine beigefarbene Windjacke und ein Regenmantel. Ein Paar Schuhe stürzte. Der Nachbar, der aufs Meer geweht wurde. stehen ordentlich aufgereiht, ein Schuhanzieher lehnt an der Wand. Weiter führt Im Laufe der letzten hundert Jahre ist das Leben sicherer geworden. Es sind eine Glastür direkt in die Küche, auch sie ist nur angelehnt. Olaug hat mich Rettungsdienste eingerichtet worden. Wachzentralen. Warnanlagen. Es gibt gehört und kommt mir entgegen. Rettungswesten und Blitzableiter. Sie ist zierlich und dünn, das weiße Haar weich. Es schmiegt sich um ein schönes Das Leben war gefährlicher, als Olaug 1914 geboren wurde. Die Leute mussten Gesicht. Eine Hand wird vorgestreckt. Der Handdruck ist kräftig. Sie lächelt. Sie sehen, wie sie zurechtkamen. Es gab Stürme. Es gab Raubtiere. Es war kalt. Eines hat etwas Munteres, Mädchenhaftes an sich. Tages, als Olaugs Vater Olaf auf Fuchsjagd den Risfjord hinauf gegangen war, „Willst du einen Kaffee?“, fragt sie mich. schoss er sich sein eigenes Auge aus. Er ging mit der geschulterten Büchse zurück Erzählt dann, dass sie keinen Kaffee mehr aufgießt, sondern nur noch Pulverkaffee nach Hause, fand ein Fischerboot, das ihn ins Krankenhaus nach Vardø brachte. trinkt. Seit sie allein ist, sieht sie es als Verschwendung an, nur für sich allein Dort bekam er ein Auge aus Glas, lernte mit dem linken Auge zu zielen. In der Kaffee zu kochen. Denn sie kippt nicht gern etwas weg, erzählt sie weiter und stellt nächsten Saison war er erneut auf Fuchsjagd, stellte Fallen auf und wartete am zwei Tassen hin. Gibt in jede einen Teelöffel Kaffee. Ufer auf die Beute. Er bekam einen guten Preis für die Felle. Gastfreundschaft und Genügsamkeit können als die beiden Tugenden von Berlevåg angesehen werden. Gib von dem, was du hast, aber nimm nicht mehr, als du brauchst. Olaug und ihre drei Schwestern arbeiteten von Kindesbeinen an. Mit kleinen, Die Menschen hier hoch im Norden sind direkter, offenherziger als die meisten schnellen Fingern flickten sie Netze, säuberten und ordneten die Angelschnüre Norweger. Vielleicht liegt es daran, dass sie eher im Pakt mit der Natur leben als mit den vielen Haken. Die Schnüre wurden über einen Stempel gewickelt. Sie die im Süden, in den großen Städten. wurden mit einem Haken darin befestigt und in Kreisen übereinandergelegt. Jeder Im Einklang mit der Natur zu leben, das bedeutet unter anderem auch, im Kampf Haken wurde in den Holzstempel gesteckt, damit es leichter war, den Köder daran mit ihr, ihren jähen Wechseln unterworfen zu sein. Aber immer ganz nahe an ihr. zu befestigen, bevor die Schnur am nächsten Tag wieder ins Meer geworfen wurde. Die Mole, die Schutz geben soll, wird immer wieder von den Wellen zerstört. Die Das war Mädchenarbeit. Sie arbeiteten im Akkord. Olaug war flink. „Aber nicht so Ingenieure haben dreiköpfige Betonklötze konstruiert, die ineinander greifen, schnell wie Dagny Hansen“, erinnert sie sich an die Kindheitsfreundin, die vor Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

30 vielen Jahren gestorben ist. Während die Mädchen die Schnüre vorbereiteten, säu- „Aber deren Eier lasse ich in Ruhe“. Sie lacht: „Das sind gute Nachbarn.“ 31 berten die Jungs Berge von Mies— und Herzmuscheln als Köder. Muscheln wurden Nebeneinkünfte waren während Olaugs Kindheit und Jugend wichtig. Die Nester nicht als Nahrung für Menschen angesehen. der Möwen, Eiderenten und Kormorane an den Berghängen und den Vogelfelsen Dorsch, Schellfisch, Seehund und Wal dagegen, das war der beste Fang. Große wurden von hungrigen Fingern geplündert. Auch die Vögel wurden gegessen. Olaug Walfangschiffe stachen von Berlevåg und den anderen Fischerdörfern aus in die spricht vom Kormoran. „Der hat einen langen Hals, einen kräftigen Körper, da ist See. In Mehamn gab es eine Walkocherei, einen Betrieb für die Walverarbeitung. viel Fleisch dran. Aber jetzt steht auch er unter Artenschutz“, schimpft sie. „Was Wenn die Schiffe einfuhren, war der Kai voll mit Männern. Alle Teile des Wals wurden dazu geführt hat, dass es viel zu viele von ihnen gibt, und der Kormoran ist ein benutzt, vor allem der Speck war gefragt, aus ihm wurde Öl gekocht, das zum Heizen Meister darin, Dorschlaich zu fressen.“ und für Lampen benutzt wurde, aus Walknochen wurden Webschiffchen, Nadeln und Stricknadeln gefertigt. Ich bin gekommen, um mit ihr über das Licht zu sprechen. Das arktische Licht. Als Kind war Olaug mit ihrem Vater auf Seehundjagd. Sie saß hinten im Boot und „Ach, darüber gibt es nicht viel zu sagen“, zögert sie. sah gespannt zu, wenn der Vater das Gewehr hob und schoss, sobald der Seehund Ich frage nach den wechselnden Jahreszeiten. Mittsommernachtssonne. Die auftauchte, um Luft zu holen. Sie half, das schwere, glatte Tier an Bord zu ziehen. dunkle Winterzeit. Der Seehund war so fett, dass er nicht unterging, wenn er geschossen worden war. „Es ist hell, wenn es hell ist und dunkel, wenn es dunkel ist“, erwidert sie nur. Er schwamm aufgrund seines Specks oben. Sie lacht. Sie lacht oft. Ein frohes Gemüt hat sie auf jeden Fall. Wir reden über die „Seehundsteak, meine Güte, ist das leckeres Fleisch!“, schwärmt Olaug an ihrem Kindheit. Es ist schon merkwürdig, bei beiden Hundertjährigen, die ich in Nord- Küchentisch. Seehundfleisch ist fast schwarz, mit einer dicken Speckschicht. norwegen besucht habe, sind es die ersten zehn, zwanzig Jahre, über die sie am Heute werden die Tiere kaum noch gejagt, es gibt keinen Markt dafür, die EU hat es meisten erzählen können. Die folgenden achtzig, neunzig, von denen wird nicht so verboten. Olaug schimpft, dass die Seehunde in aller Ruhe die Fische fressen viel Aufhebens gemacht. können, sie haben keine natürlichen Feinde mehr und zerstören Netze und „Wir waren die ganze Zeit draußen, ganz gleich, wie das Wetter war“, erzählt Angelschnüre. Die Walfangquote ist auch gering. Walfleisch ist kein übliches sie. Im Haus war man um zu schlafen und zu essen. Ansonsten wollte die Mutter sie Nahrungsmittel mehr, sondern eine Delikatesse für wenige. Die Walfänger waren nicht drinnen haben. Weg vom Herd, von der Petroleumlampe, vom der großen Wäsche zu effektiv, mehrere Arten laufen Gefahr, ausgerottet zu werden. Es gibt vieles, was und dem Backen von „lefse“, weichen Fladen. Und die Kinder fanden immer etwas nicht mehr erlaubt ist von den Dingen, die die Menschen vor hundert Jahren ge- Neues. Sie kann sich nicht daran erinnern, dass sie jemals Freundinnen mit ins macht haben. Wie beispielsweise die Eier von Kormoranen und Eiderenten zu sammeln. Haus brachte und mit ihnen drinnen spielte oder dass sie eine Puppe besaß. „Aber Möweneier sammle ich immer noch“, lacht Olaug. „Die schmecken auch gut. „Hast du auf dem Weg hierher Kinder gesehen?“, fragt Olaug und gibt selbst die Und sie sind dreimal so groß wie Hühnereier“, erklärt sie und zeigt mit beiden Antwort: „Nein, die Kinder spielen nicht mehr draußen. Sie sind drinnen. Sie kommen Händen die Größe. nicht von allein auf irgendwelche Dinge. Sie hocken nur da und starren auf den Vom Küchenfenster aus schauen wir auf den Garten hinter dem Haus, auf dem Bildschirm oder drücken irgendwelche Knöpfe. Was für ein Teufelswerk. Was soll noch mehrere Meter hoher Schnee liegt. Im Schornstein des Nachbarn baut aus ihnen werden? Wenn sie nie selbst eigene Ideen haben? Nie so getan haben, als ein Möwenpaar sein Nest. Sie kommen die ganze Zeit mit steifem Vorjahresgras wäre ein Tannenzapfen eine Kuh, eine Muschel ein Schaf? Kriegen alles fix und angeflogen. „Die kommen jedes Jahr wieder“, lächelt sie. fertig vorgesetzt. Das frage ich mich. Wir haben Prellball gespielt, Fußball, Ball Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

32 an die Wand. Oder Stöcke geworfen. Darum gewetteifert, wer ihn am weitesten werfen dass das Nordlicht gefährlich sei. Man durfte ihm nicht winken, auf jeden Fall 33 kann. Haben bei Ebbe Muscheln gesucht, Wege gebaut. Die rote Muschel, die war nicht mit etwas Weißem. Was sie aber dennoch taten. Natürlich machten sie das. unser Pferd, die runden waren Kühe, die kleineren Ziegen. Und dann haben wir das Das Meer wurde geneckt, das Nordlicht herausgefordert. Das Leben war ein Spiel. Meer geneckt.“ Sie erklärt, was sie meint: „Das Meer rollt folgendermaßen. Erst „Der erste Schnee war immer etwas Besonderes!“, ruft sie aus. Mit dem Schnee kommen drei kleine Wellen, dann eine große. Drei kleine, eine große. Dann sind wir wurde die Natur heller, er reflektierte die wenigen Sonnenstrahlen, die sie noch er- dem Meer hinterhergelaufen und es ging darum, nicht nass zu werden. Wir konnten reichten. Ab September nahm die Dunkelheit Überhand, im November war die Sonne nicht schwimmen. Niemand konnte schwimmen. Selbst die Fischer konnten nicht ganz verschwunden. „Dann mussten wir warme Kleidung anziehen“, stellt Olaug fest. schwimmen. Deshalb sind so viele ertrunken. Denn wenn einer ins Wasser gefallen Der Vater nähte „skaller“, Lappenschuhe für sie. Das hatte er von den Samen ist, dann kann er bei den Temperaturen, die hier oben herrschen, nur wenige gelernt. Es waren Stiefel aus mit Birkensaft gegerbtem Rentierleder, das Fell nach Minuten im Meer überleben. Übrigens, das Meer necken, das mache ich immer noch! innen, die Haut nach außen. Die Sohle war aus Seehundleder. Die Stiefel wurden Wenn ich das Meer nicht mehr necken kann, dann ist es vorbei. Ich laufe so weit wie mit Riedgras gefüttert, das sie im Spätsommer ernteten, es isolierte viel besser möglich hinaus und dann wieder zurück, bevor das Wasser mich einholt.“ als Wollsocken. Um die Waden hatten sie Leder, das „bellinger“ genannt wurde und Die vier Schwestern arbeiteten nachmittags und in den Schulferien. Wenn sie die mit bunten Schnüren festgebunden wurde. „In denen konnte man gut springen und Angelschnüre nicht präparierten, halfen sie bei den Haustieren. Im Sommer musste laufen“, erinnert Olaug sich. Diejenigen, die samische Kleidung trugen, bei der Futter beschafft werden. Sie hatten einige Haustiere, aber viel zu wenig Futter für sie. Winterarbeit wie auch beim Spiel, kamen am besten zurecht, Rentierfell von Kopf „Ja, du hast dich doch sicher hier umgesehen?“, fragt Olaug. „Hier ist es karg bis Fuß, wie Roald Amundsen es auch tat, als er den Südpol eroberte — zwei Winter wie auf der Rückseite des Monds!“ bevor Olaug geboren wurde. Denn an Wollhosen, wie diejenigen trugen, die nicht wie Aber es gibt eine üppige grüne Insel vor Berlevåg, Kongsøya, auf ihr wächst die Urbevölkerung herumlaufen wollte, blieb der Schnee in großen Klumpen hängen. saftiges Gras auf einer Hochebene. Jeden Sommer ruderten sie hinaus, die Mädchen und der Vater. Er mähte das Gras, die Mädchen folgten ihm und harkten es zusam- Wenn die Welt am dunkelsten war, stellte der Vater einen Besenstiel in der Stube men. Sie sammelten das Gras in großen Ballen, denen sie einen kräftigen Tritt auf. In ihn hatte er Löcher gebohrt und Wacholderzweige darein gesteckt. Sie gaben, so dass sie den Berg hinunterrollten, bis ans Ufer. Dort schoben sie die wurden mit Krepppapier geschmückt. Und Kerzen wurden angezündet. Am Morgen des Grasballen auf Planken und rollten sie aufs Boot, bevor sie zurück nach Berlevåg Heiligabends wurden die Kinder geweckt und in die gute Stube geführt, die nur zu ruderten. Am Kai luden sie die Ballen ab, spießten sie auf Heugabeln und sammelten besonderen Anlässen benutzt wurde. das Gras auf Reutern, Drahtleinen, damit es trocknen konnte. Das machten sie den „Ein Meer von Lichtern!“, erinnert Olaug sich. In der kleinen Stube hing eine ganzen hellen Sommer über. bessere Lampe, mit einer goldenen Kuppel und Glasverzierungen. Sie wurde nur „Wenn der Herbst kam, wenn die Dunkelheit kam, und wir zwischen den Reutern einmal im Jahr zu Weihnachten angezündet. Verstecken spielen konnten …“ erzählt Olaug verträumt. „Das war spannend, da ist Es gab Fleisch und es gab Kuchen. Licht. Glück. Den Duft von Wacholder. Feuer in so einiges passiert!“ Wieder lacht sie. den Öfen von morgens bis abends. „Im Herbst wurde es schnell dunkel. Es kam ein blaues Licht. Manchmal war es Wenn die Kohle von Spitzbergen nicht reichte, verbrannten sie Torf, um die Wärme grün, lila. Das Nordlicht. Hin und wieder reckte es einen Arm hervor. Es streckte zu halten. Feuerholz zu finden, das war Aufgabe der Kinder. Es war schwere Arbeit, die Zunge aus. Es wollte uns fangen.“ Olaug wuchs auch mit dem Aberglauben auf, Torf zu stechen. Sie gruben ihn in großen Klumpen im Moor heraus, schnitten ihn in Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

34 Scheiben und trockneten ihn, bevor sie ihn in großen Säcken mit dem Pferd trans- bis über ihren Kopf hochwehen. Sie starteten unter ungleichen Bedingungen, und 35 portierten. Als Mädchen fuhr Olaug selbst eine Ladung Torf nach der anderen zum so konnten die Jungs problemlos den Sieg einheimsen. Haus. In allen Küchen gab es eine Torfkiste neben dem Herd. Ein Metallkasten mit Sie vermisst das Skilaufen. Den Berg hinaufgehen. Hinunterfahren. Deckel. Das war der beste Platz zum Lesen, in der Nähe der Flammen, oder um zu Olaug ist bekannt dafür, dass sie läuft. Morgens und abends. Sie springt auf spielen, wenn der Wind so stark war, dass sie nicht in die Schule gehen konnten. dem Trampolin, zusammen mit den Enkelkindern, sie macht bei der Herzgymnastik Schon zwischen den beiden Weltkriegen kam die Elektrizität nach Berlevåg. die tiefsten Kniebeugen — wenn sie nicht bei Niedrigwasser am Ufer spielt. Der Strom war nur für die Beleuchtung gedacht, nicht zum Heizen, und schon vor Aber sie hat Angst hinzufallen. Das Gleichgewicht ist nicht mehr wie früher. dem Zweiten Weltkrieg gab es Straßenbeleuchtung in dem Fischerdorf. Alle Dochte Also geht sie lieber. in den Petroleumlampen in der Schule wurden durch elektrische Glühbirnen Eine elegante beigefarbene Jacke. Ein Kopftuch umgebunden. Und in Nike- ersetzt. „Oje, anfangs war das ein ziemliches Hin und Her mit dem Licht“, erinnert Schuhen wie die eines Hipsters in London. Schwarz mit einem weißen Bogen. Olaug sich. Immer wieder fiel der Strom aus und da die Petroleumlampen aus den Jeden Tag geht sie neue Wege. Sonst wird es zu langweilig. Bei jedem Wetter, in Klassenräumen entfernt worden waren, bekamen die Kinder meistens schulfrei, wenn der Sonne und in der dunklen Zeit. Olaug kann sich kaum daran erinnern, dass das der Strom ausfiel. In der dunklen Zeit, wohlgemerkt. Dann war es draußen dunkel Wetter einmal so schlecht war, dass sie auf ihren Spaziergang verzichtet hat. Und und drinnen dunkel, und die Kinder wurden nach Hause geschickt. Und Licht - davon, dass man drinnen hocken bleibt, wird das Wetter auch nicht besser. Johnsen vom Lichtwerk musste losgehen und herausfinden, welcher Mast dieses Mal umgeweht worden war, und wo die Leitung unterbrochen war. Das konnte seine Zeit „Wollen wir eine Runde gehen?“, fragt sie. „Wir können doch nicht den ganzen Tag dauern. Das Gebiet war groß, und die Masten wurden ja dann umgeweht, wenn ein nur Kaffee trinken.“ Wetter herrschte, beim dem man kaum vor die Tür gehen konnte. Draußen steht der Rollator. Sie braucht ihn zur Sicherheit, erklärt sie. „Weißt Die meisten Einwohner waren schlauer als die Gemeinde. Sie verabschiedeten du, in meinem Alter darf man sich keinen Knochen mehr brechen.“ Aus einem kleinen sich erst von ihren Petroleumlampen, als sie wussten, dass sie sich auf den Strom Korb mit Deckel, der am Lenker hängt, holt sie ein Paar Handschuhe heraus. Die verlassen konnten. liegen das ganze Jahr dort. Es ist Frühling, es sind drei Grad und die Luft ist frisch. „Aber hier wird es ja schnell wieder hell“, sagt Olaug, als sie der Meinung ist, Wir brauchen Handschuhe, Mütze und Schal. dass wir lange genug über die Dunkelheit geredet haben. „Im Februar ist die Sonne Wir gehen die Arkitekt Adlers gate hinunter zum Kai. Rolf Adler war verantwort - zurück. Alles lebt auf. Das ist ein schönes Gefühl. Die allerbeste Zeit ist jetzt. lich für den Wiederaufbau Berlevågs nach dem Krieg. Das ganze Fischerdorf war im Der Maimonat. Wenn die Mittsommernachtssonne naht und der Schnee noch liegt. Herbst 1944 niedergebrannt worden, als die Rote Armee auf dem Weg nach Norwegen Nachts friert er wieder, so dass man mit voller Fahrt Ski fahren kann“, träumt Olaug. war. Die Einwohner wurden von den deutschen Besatzungstruppen evakuiert, dann Sie war eine passionierte Skiläuferin und schlug oft die Jungs beim Wettrennen. wurde in ganz Nordnorwegen nach der Taktik der verbrannten Erde verfahren. Fast jeden Tag stapfte sie auf den nächsten Berg, und dann ging es hinunter. Berlevåg war der Ort, an dem die Deutschen als Erstes Feuer legten. Sie waren Schneller als ein Junge, im Rock und mit einem Skistock. gründlich. Alles, was es an Häusern, Ställen, Scheunen, Bootshäusern und Kaian- Es war eine Schande, von einem Mädchen besiegt zu werden, also beschlossen lagen gab, wurde in Brand gesetzt. Olaug und ihre Familie hatten sich im Gebirge die Jungs, dass das Skirennen mit einem Sprung enden sollte. Und da konnte Olaug versteckt, sie selbst war 26 Jahre alt, als der Krieg begann, hatte einen uneheli- nicht mitmachen. Denn trotz allem: Im Rock konnte sie nicht springen, er könnte ja chen Sohn bekommen und arbeitete als Wäscherin. Andere hatten sich in Höhlen Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

36 versteckt. Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Elektrizitätswerke wurden in dem 37 ganzen Landesteil verbrannt, Telefonkabel gekappt, Tiere getötet. Als die Menschen aus ihren Verstecken herauskamen, war es schwer für sie, einen Unterschlupf zu finden. Boote wurden umgedreht und als Wetterschutz benutzt. Treibholz wurde zusammengenagelt. Aber an einigen Orten hatten die Deutschen es eilig gehabt, weil das sowjetische Heer so schnell heranrückte, dadurch waren einige der Fischerdörfer weit drinnen in den Fjorden von den Flammen verschont worden. Sie sollten für viele Unterkunft bieten. Der Architekt Adler zeichnete einen neuen Bauplan für Berlevåg. Sein Entwurf wurde 1947 einstimmig von der Gemeinde angenommen, und der Aufbau konnte beginnen. In diesem Jahr nahm auch Olaugs Leben eine Wendung. Sie heiratete Algot, mit dem sie bereits gemeinsam konfirmiert worden war, und den sie wiedertraf, nachdem beide schon über dreißig waren. Nach einer Weile zog das Paar in das blaue Haus im Arkitekt Adlers vei, in dem sie jetzt allein lebt, nachdem ihr Mann gestorben ist. Sie bekamen keine Kinder. Doch eines Tages stand ein Mann mit einer Zweijährigen vor der Tür. Die Frau war an einer Krankheit gestorben, der Vater konnte sich nicht um das Mädchen kümmern. Die Kleine wuchs bei Olaug und Algot auf, und jetzt hat Olaug fünf Enkelkinder. Olaug geht in Richtung Ufer. Hier sprießen ein paar winzig kleine Blumen. Einfache, hellgrüne Halme kämpfen sich aus dem Sand empor, dort, wo das steife Gras vom Vorjahr hoch steht. Die Wellen schlagen gegen das Ufer. Drei kleine Wellen. Eine große. Drei kleine, eine große. Olaug sieht zu mir auf. Sie hat sich auf den Rollator gesetzt, lässt meinen Arm los. Sie lächelt. „Wollen wir das Meer necken?“, fragt sie. Und läuft hinaus. Sie folgt dem Meer, als es sich vom Land zurückzieht. Mitten im Schritt dreht sie sich um. Und läuft wieder zurück, eine Welle hinter sich, die ihre Joggingschuhe zu überspülen droht. Das Meer zieht sich wieder zurück. Sie hat es geschafft. Wieder einmal. A Portrait of Olaug Bastholm Åsne Seierstad Born 6 February 1914 Berlevåg, Finnmark, Norway

Taunting the sea

“Don’t call me before one o’clock,” she said on the phone. “I’ll be out walking.” 39 It’s late May. I’m headed north from Oslo, which is in full flower, the streets fragrant with lilacs and the woods awash in lily of the valley. I change planes a thousand kilometres to the north, where the temperature is fifteen degrees colder. On the airstrip in Tromsø I board a small propeller plane, which flies the milk route northward along the Norwegian coast, landing every fifteen minutes. It’s a kind of lifeline to the north — Mehamn — Hasvik — Sørkjosen — Båtsfjord — Vardø — Vadsø — Honningsvåg — fishing villages or small towns with a couple of thousand inhabitants apiece. There’s snow down there. Far below us, the mountaintops are white. Here and there, we can espy the trails of piste skiers, power lines, scattered houses, boats on the water. The sea twinkles below us. Sometimes blue, sometimes grey, almost black, with white ripples. In the lowland, where the snow has melted, last year’s straw-yellow grass lies withered. This year’s grass has yet to sprout. In the far north, spring sneaks up slowly on winter, then bursts into a brief, intense summer, bathed in light. The landscape in Norway’s northernmost county, Finnmark, consists of flat plateaus, mountains, and rocks. There’s lighter granite, darker granite, and shimmering near-white stone. No trees grow here, aside from stunted willows and juniper scrub. The winter’s just too harsh, the wind too strong. Along the coast, jagged cliffs dive straight down into the sea. A fishing village appears. A wharf. Boats. A fish factory. Cranes. Another airstrip. I’ve arrived The owner of Berlevåg taxi, who serves the people of the village and their guests, is waiting for me. “Arkitekt Adlers gate 7,” I say. ”So you’re going to Olaug’s,” he says. ”She’s the fittest woman in all of Berlevåg.” It’s a few degrees above freezing. The wind’s blowing. We drive past Berlevåg’s municipal coat of arms. It shows waves on a beach. The houses we drive past are yellow, red, white, green, and blue. People in Finnmark love colours. Nature can seem desolate, so the houses have to be visible. When we get there, the driver refuses to take my money. “It’s out of the question,” he says, and points at Olaug Bastholm’s house. ”There lives the fittest centenarian in all of Norway.” Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

40 Outside the house are a kick sled and a walker — the first with runners, the other The sea gives and the sea takes: that’s a familiar saying here. 41 with wheels. In front of the neighbour’s house are a couple of snow scooters, half on We sit at the kitchen table. “Where life is,” Olaug says about her kitchen. There’s the snow, half on the grass, along with several bicycles. There’s not a person in sight. an old iron stove in the corner, her mother’s stove. It’s a century old, too. A stairway leads up to a covered veranda. The door’s ajar. I knock. Not a sound. She remembers several childhood friends who disappeared. The four-year-old I enter the corridor. A red and beige windbreaker and a raincoat are hanging there. who fell through a rotten plank on the wharf. The neighbour who was swept out to sea. A pair of shoes are neatly lined up and a shoehorn leans against the wall. Inside, Over the course of a hundred years, life has become safer. Rescue services have a glass door leads directly into the kitchen. It’s ajar, too. Olaug has heard me and been established. Security centres. Alarm systems. There are lifejackets and comes to say hello. lightning rods. She’s slim and slight, with soft white hair and a beautiful face. She reaches Life was more dangerous when Olaug was born in 1914. People had to take care out a hand. Her handshake is firm. She smiles. There’s something alert — something of themselves. There were storms. There were predators. There was the cold. One girlish — about her. day Olaug’s father, Olaf, was hunting foxes in Risfjord and shot out his own eye. He “Would you like coffee?” she asks. walked home with his gun over his shoulder, then took a fishing boat to the hospital She doesn’t brew real coffee, she says; now she just makes instant. Now that in Vardø. There he was given a glass eye. He learned to aim with his left eye and she’s living alone, it’s too fancy to make real coffee just for herself. Because she resumed hunting foxes the next season. He set up traps and waited down by the doesn’t like pouring it down the sink, she says, as she sets out two cups. She puts water. He had to. He got a good price for the fur. a teaspoon of coffee in each of them. Hospitality and frugality seem to be to be Berlevåg’s two virtues. Give of what Olaug and her three sisters started working in childhood. With slim, quick fingers, you have, but don’t use more than you need. People up north are more direct, less they mended the nets, cleaned and cleared the fishing lines of infiltrated hooks. ostentatious, than most other Norwegians. Maybe it’s because they live more in The line had to be arranged in a tub. A hook was attached at the bottom, and the harmony with nature than the city folk down south. line was then laid atop it in layered circles. Every hook was stuck into the wooden Living in harmony with nature also means living in a struggle with it, through tub in such a way that the bait could be laid onto it before the line was tossed out all its abrupt changes. But always close to it. again at the start of a new day at sea. This was girls’ labour. They were on piece- The breakwater that’s supposed to provide shelter is ravaged constantly by work. Olaug was quick. “But I wasn’t as fast as Dagny Hansen,” she says, referring waves. The engineers have constructed three-headed concrete blocks that inter- to a childhood friend who died several years ago. While the girls baited the line, lock in such a way as to make it harder for them to be torn from one another in the boys scoured the mountainsides for mussels and cockles. They were used as rough weather. bait: shellfish weren’t considered people food. Out in Veines, where Olaug grew up close to fine, white beaches, people were Cod, haddock, seal, and whale, however — those were the best catches. Big often shut off from the rest of Berlevåg because the sea flooded the road. whaling vessels set out from Berlevåg and nearby fishing villages. In Mehamn they On the memorial in Berlevåg is a long list of those who’ve been swept away by had a whaling factory. The wharf was crowded with men when the boats came in. All the sea. Many of them share a last name — members of families that operated a boat parts of the whale were used. The blubber was in especially high demand. They boiled together. Two brothers. Two brothers and a cousin. Father and son. Father and two it into oil for fuel and light. From whalebone they made needles, knitting needles, sons. Children. Old men. and looms. Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

42 As a little girl, Olaug accompanied her father on a seal hunt. She sat in the back She laughs. She laughs a lot. We talk about childhood. It’s funny: both of the cente- 43 of the boat and watched closely each time he picked up his gun and shot the seal narians I met in northern Norway dwelt in our conversations on the first ten or when it came up for air. She helped him drag the heavy, slick animal onboard. The twenty years of their lives. About the next eighty or ninety years, they had less seal was so fat that it didn’t sink when it was shot: it floated on its blubber. to say. ”Seal meat, heavens to Betsy, that’s good meat, that is!” says Olaug at her “We were outside all the time, whatever the weather,” she says. They only went kitchen table. Seal meat is almost black, with a thick layer of blubber. Nowadays inside to eat and sleep. The rest of the time, their mother wanted them out of the seals are hardly ever hunted anymore — there’s no market for them, and the EU has way – away from the stove, the kerosene lamp, the laundry, the lefse baking. And the banned it. Olaug complains that the seals get to gobble up fish in peace — they kids came up with things to do. Olaug can’t remember a single time when they were have no natural enemies left and they destroy nets and lines. The whaling quota is allowed to bring friends home and play inside. She can’t recall owning a doll. also minimal. Whale meat is no longer everyday fare, but a delicacy for the few. The “Did you see any kids on the way here today?” the centenarian asks, and answers whalers proved to be too effective, and several species were in danger of extinction. her own question. ”No. The kids don’t go out and play anymore. They’re inside. They’re There are plenty of things that people up here, living close to nature, did a not able to come up with games on their own. They sit and stare at a screen, or push hundred years ago but that are now illegal. Like collecting cormorant and eider a few buttons. It’s an abomination. What will become of them? When they’ve never duck eggs. made their own fun? Or pretended that a pine cone was a cow, that a shell was a ”Seagull eggs, I still take those,” Olaug laughs. “They’re good, too. They’re sheep? They’ve gotten everything ready-made. I wonder about it. We played with a three times as big as a hen’s egg,” she says, indicating the size with both of her hands. ball — we played football, hit a ball against a wall. Or threw sticks — competed to Gathering food was an important part of Olaug’s childhood. On the hillsides see how far we could throw them. We found shells in the surf, made roads. The red and in the bird rocks, hungry fingers plundered the nests of seagulls, eider ducks, shell we called a horse, the round ones were cows, the ones that were a bit smaller and cormorants. They ate the birds, too. Olaug talks about the cormorant. ”He has were goats. And then we taunted the sea.” a long neck, powerful body, there’s a lot of meat on him. Now he’s protected, too,” She explains. “The sea hits the shore like this: three little waves come, and she exclaims. “So there are too many of them, and the cormorant are great at then a big one. Three little ones, and a big one. So we ran after the sea on its way catching cod fry.” out, and the idea was to not get wet. We couldn’t swim. Nobody could swim. Not even From the kitchen window we can look out into the garden behind the house, where the fishermen could swim. That’s why so many of them drowned. Anyway, if you fall the snow is still piled up several metres high. In the neighbour’s chimney, a pair into the water, you can’t survive many minutes in it, given the water temperature of gulls are building a nest. They come flying in, carrying stiff shoots of last year’s up here. And taunting the sea. I still do it! When I can’t taunt the sea any longer, grass. “They come back, year after year,” she smiles. “But their eggs, I’ll leave alone,” it’ll all be over. I run out just a bit, then in again before the water can get me.” she laughs. “They’re good company.” The four sisters worked in the afternoons and on school holidays. When they weren’t I’ve come to talk with her about the light. The Arctic light. baiting fishing lines, they were helping with the animals. In summertime, they ”I don’t have much to say about it,” she says hesitantly. gathered food for them. They had a few cows, but not enough feed. I ask about the shifting seasons. The midnight sun. The dark season. “Yes, have you looked around?” says Olaug. “It’s as desolate here as the far side “It’s light when it’s light, and dark when it’s dark,” she replies. of the moon!” Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

44 But there’s a lush island nearby, Kongsøya, where succulent grass grows on a When the days were at their darkest, Olaug’s father set up a broomstick in the living 45 mountainside. Every summer they’d row out, the girls and their father. He’d cut the room into which he’d bored holes and attached juniper branches. The branches grass, and the girls would walk behind him and rake. They collected the grass in were decorated with crêpe paper. And candles were lit. The children were awakened large balls, then gave them a swift kick so they’d roll down the slope to the beach. on the morning of Christmas Eve and led into the living room, which was used only There, they put the balls on board and rolled them around in the boat before on holidays. rowing back to the wharf at Berlevåg, where they heaved them onto land, flung them “A heaven of lights!” Olaug remembers. In the small living room hung a fine up on pitchforks, and collected the grass in hayracks to dry. They did this through- decorative glass lamp with a golden dome. It was lit only that one time every year. out the sunlit summer. There was meat and there were cakes. Candles. Happiness. The scent of juniper. “When autumn came, when the dark came, and we could play hide and seek in the Fire in the stove from morning to night. When the coal from didn’t hold hay racks…” Olaug dreams. “It was exciting. A bit of everything happened then!” out, they burned peat to keep warm. Finding fuel was the children’s job. Cutting she laughs. peat was hard work. They dug it up from the bog in large clumps, cut it into slices “It got dark quickly in the autumn. A blue light came. Sometimes it was green, and dried it, then transported it in large sacks by horse cart. As a young girl, purple. The Northern Lights. Sometimes it shot an arm out. It stuck out its tongue. Olaug herself drove horse carts containing load after load of peat. In every It wanted to capture us.” Olaug grew up with the folk wisdom that the Northern kitchen, there was a box of peat by the oven. A covered tin box. That spot near the Lights were dangerous. You weren’t supposed to wave at them — at least not with flames was the best place to sit and read — or to play, when it was too windy and you anything white. But they did it anyway — of course. The sea must be taunted; the couldn’t go to school. Northern Lights must be challenged. Life has to be played. “The first snow was a great wonder!” she exclaims. The snow made nature brighter; During the years between the wars, electricity came to Berlevåg. It was only sup- it reflected the few remaining rays of sunshine. In September, darkness began to posed to power the lights, not provide heat. Soon there were electric street lights gain the upper hand; by November, the sun had disappeared entirely. “Then we had in the village. All the wicks in the kerosene lamps at school were replaced with to have warmer clothing,” Olaug says. light bulbs. ”At first that lighting involved a lot of nonsense,” Olaug remembers. Their father sewed moccasins for them. He’d learned to do this from the Sami The power kept going out, and since the kerosene lamps had been removed from the people. There were shoes made of birch-tanned reindeer hides, with the fur inside classroom, the children were sent home when the electricity went out. In the dark and the skin outside. The soles were made of seal leather and the moccasins filled season, that is. Since it was dark both outside and in, the children couldn’t be with sedge grass which they gathered in late summer, and which provided much taught anything. Meanwhile “Electricity Johnsen” from the power station had to go better insulation than woollen socks. On their upper calves, they wore hides that out and see which poles had been blown down and caused the power outage. That were called gaiters and that were lashed securely to their legs with colourful could take time. It was a big area, and the utility poles were invariably blown down cords. “They were light and comfortable to run around in,” Olaug recalls. Sami at times when the weather was so bad it was quite impossible to go out. clothes, reindeer skins from top to toe — the kind that Roald Amundsen had worn Most of the people had taken better precautions than the municipality. They when he conquered the South Pole two winters before Olaug’s birth — were the best didn’t throw out their oil lamps until they knew they could trust the electricity. garments for playing and doing winter work in. Snow stuck in big clumps to the “In February the light’sback. So it’s fine,” Olaug says when she feels we’ve talked woollen pants of those Norwegians who didn’t want to walk around dressed like Sami. too long about the winter darkness. “Everything comes alive. It’s a good feeling. Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E Olaug Bastholm 70°51’28”N, 29°5’5”E

46 The very best time is now. May. The midnight sun has come, and the snow is still on Berlevåg was the place where the Germans began the burning. They were thorough. 47 the ground. At night the snow hardens, and you can ski at full speed,” Olaug muses. Every house, barn, cowshed, fishery, and wharf was set aflame. Olaug and her family She was a skilled skier, and often beat the boys in competitions. Almost every day had already gone into hiding in the mountains.Other people hid in caves. Age 26 she’d tramp up the closest mountainside and then ski downhill. Faster than the when the war started, she’d had a son out of wedlock and was working as a charwoman, boys — in a skirt and with a ski pole. still living with her parents. Churches, hospitals, schools, and power plants were It was annoying to be beaten by a girl, and the boys decided that the ski com- burned across the entire region; telephone cables were severed, animals killed. petition would end with a jump. Which meant Olaug couldn’t take part. After all, When people came out of their hiding places, it was hard to find shelter. Boats she couldn’t jump in a skirt, which could be lifted up over her head. It was an unequal were turned upside down and used as little sheds. Driftwood was hammered together. situation, and without her in the race, the boys won handily. But in some places the Germans had been in a hurry because of the Soviet army’s She misses skiing. Tramping into the mountains. And skiing downhill. rapid advance, so some of the fishing villages in the deepest part of the fjord Olaug is famous for walking. Morning and night. She hops on a trampoline with remained untouched by the flames. They would provide shelter for many. her grandchildren and does the deepest of knee bends for cardiac exercise – that Architect Adler drew up a new town plan for Berlevåg. In 1947 the municipality is, when she’s not gamboling in the surf. approved it unanimously, and the rebuilding started. That year Olaug’s life, too, But she’s scared of falling. Her balance isn’t what it used to be. took a turn. She married Algot, with whom she’d attended confirmation classes, and So she just walks. whom she’d met again after turning thirty. Eventually the couple moved into the In a chic beige jacket. With a kerchief on her head. And in the same Nike shoes blue house on Arkitekt Adlers gate. They didn’t have children. But one day a man you might see on a London hipster. They’re black, with a white Nike swoosh. came up the stairs with a two-year-old girl. His wife had died of an illness, and he Every day she finds a new route. Otherwise it gets boring. In all kinds of weather, couldn’t care for his child. Olaug and Algot brought her up. Now Olaug has five in sunshine and darkness. Olaug can hardly remember a time when the weather was grandchildren. She’s lived alone since Algot passed away. too harsh to go for a walk. After all, looking at the weather from inside doesn’t Olaug steers us in the direction of the shoreline, where a few tiny flowers have make it any better. sprung up. Some light green straw pushes its way out of the sand, where last year’s “So, shall we take a walk?” she asks. “We can’t drink coffee all day!” stiff grass stands high. The walker is outside. She needs it to be safe, she says. “You know, you shouldn’t The waves are striking the beach. Three little waves. One big one. Three little, break a leg at my age.” She picks up a pair of gloves from a small covered basket one big. Olaug looks up at me. She sets her walker aside, and lets go of my arm. that’s attached to the handle of the walker. The gloves are there year round. It’s She smiles. spring; the temperature is three degrees above freezing and there’s a light drizzle. ”Shall we taunt the sea?” she asks. We need gloves, ski caps, and scarves. She starts running toward it, and follows it out as it withdraws from the land. We head down Arkitekt Adlers gate toward the wharf. It’s named for Rolf Adler, Then, in a single step, she turns and runs back in again, with a wave at her heels who was responsible for Berlevåg’s postwar reconstruction. The whole village was that threatens to soak her sneakers. burned to the ground in the autumn of 1944, when the Red Army was headed for The sea pulls out. Norway. The inhabitants were forcibly evacuated by the German occupational She did it. forces, who made use of the scorched-earth tactic across all of northern Norway. Again.

Ein Portrait von Marie Gulbrandsen Åsne Seierstad Geb. 30. September 1912 Sørreisa im Distrikt Troms, Norwegen

Das Licht von der Finsternis unterscheiden

Der große Lichter gemacht hat, 51 denn seine Güte währet ewiglich Psalm 136:7

Das Haus wurde hoch oben am Abhang gebaut, mit Blick über den Fjord und sieben Berge. Der Zimmermann Andreas Gulbrandsen trug die Granitsteine für die Grundmauer Sack für Sack hinauf. Er hobelte die Bretter für die Wände, die in der Sommersonne leicht golden leuchteten. Bald sollte das Holz grau werden. Denn der Wind würde um die Hausecken wehen. Die Kälte würde sich in die Fensterrahmen beißen. Die Sonne, die während des Baus Tag und Nacht geschienen hatte, würde die Wände in einigen Jahren silbern schimmern lassen. Und wenn die dunkle Zeit einsetzte, würden die Wände so schwarz erscheinen, als wären sie geteert. Doch vorher sollte ein Kind geboren werden. Das Haus von Andreas und seiner Frau Bernhardine stand fertig da, als der September seinem Ende entgegenging. Man schrieb das Jahr 1912. Mit jedem Tag stand die Sonne niedriger am Himmel, und kurz bevor die Herbststürme einsetzten, kam auf dem Dachboden des Hauses ein kleines Mädchen zur Welt. Sie wurde Marie getauft. Sie war die Erstgeborene. Für eine Weile war sie die Einzige. Dort, wo Marie aufwuchs, in dem kleinen Häuschen an dem steilen Abhang hinunter ins Meer, am Südhang zum Fjord hin, da gab es nichts Überflüssiges. Oft nicht einmal genug. Eine Kuh. Ein Schwein. Eine Axt. Eine Lampe. Eine Laterne. Ein Gesangbuch. Von jedem besaß die Familie eines. Die Kuh gab Milch und Butter — welch ein Glück. Das Schwein wurde jedes Jahr zu Weihnachten geschlachtet, im folgenden Frühling bekamen sie ein neues. Die Axt war Andreas‘ Werkzeug beim Holzfällen und wenn er als Tischler gebraucht wurde. Die Axt hatte er benutzt, um sein eigenes kleines Häuschen zu bauen und er benutzte sie, um Holz zu hacken für den großen eisernen Herd in der Küche. Mitten in der Küche stand der Esstisch. Über dem Tisch hing die Lampe. Eine Petroleumlampe. Unter dem Schirm gab es einen Glaskolben, den man hochschieben musste, wenn man den Docht anzünden wollte. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

52 Wenn der Winter kam und die Sonne verschwand, war es dunkel in den Ecken. Der „Jetzt will sie tanzen“, sagten die Leute und starrten vom Fenster aus auf 53 Lampenschein reichte nicht überall hin, er ließ Schatten über die Wände tanzen. das Nordlicht. Hinter der Tür war es pechschwarz und die Treppe hinauf musste man sich vortasten. Denn das steht niemals still. Es huscht in Bändern und Bögen über den Himmel, Im Winter, wenn die Sonne sich weder am Tag noch in der Nacht am Himmel zeigte, es krümmt und wölbt sich, zieht sich zusammen, entfaltet sich. Manchmal entfernt musste die Lampe brennen von frühmorgens, wenn sie aufstanden, bis sie ins das Lichtspiel sich, fast verschwindet es, um dann wieder aufzutauchen, flatternd, Bett gingen. wie Gardinen in einem offenen Fenster, zitternd, wie Vorhänge im Tanz. Alle schliefen auf dem Dachboden. Dann nahm die Mutter die Laterne, die im Flur Dieses Lichtphänomen hat seinen Namen von der römischen Göttin der Morgen- an der Wand hing, zündete sie an und ging hinauf, um die Betten zurechtzumachen. röte Aurora und dem griechischen Gott für den Nordwind Borealis bekommen, und Sie leuchtete Marie und später ihren jüngeren Geschwistern auf der Treppe, damit eigentlich stammt es von der Sonne. Denn obwohl die Sonne nördlich des Polar- niemand stolperte, sie leuchtete auf die Tür zum Dachboden und hängte die kreises im Winter nicht zu sehen ist, wirft sie ab und zu ihre Partikel auf die Erde Laterne neben die Betten, solange sie ihr Abendgebet sprachen. Nach dem Gute- zu. Dabei stoßen Elektronen und Protonen in der Atmosphäre mit Gasen zusammen nachtkuss nahm sie die Laterne wieder vorsichtig herunter und trug sie nach unten, und diese Kollision erzeugt Energie, die in Form von Licht ausgesandt wird. Dieses um sie dort zu löschen und an ihren Platz zu hängen. Farbenspiel kann man nur in der Nähe der Pole erleben, und am intensivsten, wenn Man machte nicht unnötig Licht. der Himmel am dunkelsten ist. Petroleum war teuer, Dochte auch. Das faszinierte und machte Angst. In dem Sommer, bevor Marie zwei Jahre alt wurde, fielen die Schüsse in Sarajewo „Winke niemals dem Nordlicht zu“, sagte Bernhardine. „Es kann dich verhexen, und bald sollte der Erste Weltkrieg wüten. und dann musst du ihm folgen.“ Alle kannten die Geschichte von dem Mädchen, das Die Winter waren hart. Es war schwarz, wenn man aufwachte, dunkel, wenn man dem Nordlicht mit einem weißen Tuch zugewunken hatte. Dieses hatte zurückgewun- hinausging, finster mitten am Tag und dunkel, wenn man zu Bett ging. Die Kälte biss ken und das Mädchen zum Tanz aufgefordert, es hatte sie mit sich gezogen, und in den Wangen. Der Vater hackte einen Stapel Holz nach dem anderen und schnell niemand hat sie seitdem wiedergesehen, so hieß es. schlossen die Leute die Türen hinter sich, um Schneeböen und Wind draußen Denn mit dem Nordlicht konnte man nie wissen. Die Wogen erscheinen ruhig und zu lassen. regen sich kaum, und plötzlich gibt es einen explosionsartigen Ausbruch, die Drinnen flackerten rote und orangefarbene Flammen hinter den Lüftungsklappen Formen verschwinden und Lichtreflexe funkeln wie Blitze, bevor sich das Licht des Herdes, und die Lampe über dem Tisch leuchtete in einem warmen Gelb. Mitten erneut in Ketten und Spiralen entfaltet. Manchmal schmückt sich das Nordlicht im Winter waren die Tage dunkel wie die Nacht. Die Sonne war hinter den Bergen mit einer Krone aus Licht, einem Strahlenbündel am Himmel. verschwunden. Die Erdkugel hatte sich gedreht, so dass die nördliche Halbkugel am weitesten von der Sonne entfernt war. Hier, nördlich des Polarkreises, lag die Die Familie war arm. Aber nicht ärmer als die meisten Leute, fast ganz Norwegen Welt im Schatten. lebte in der Zeit um den Ersten Weltkrieg in Armut, knapp zehn Jahre nach der Dennoch war der Horizont nicht ganz ohne Licht. Ab und zu flackerte der dunkle Auflösung der Union mit Schweden. Urbarmachung war notwendig, um ein selbst- Himmel auf. Manchmal blassgelb und hellgrün, andere Male blau und lila. Das ständiges Land aufzubauen. gesamte Farbspektrum konnte plötzlich über dem Horizont aufspringen, wie eine Es gab wenig zu essen, die Menschen sammelten Beeren und Pflanzen. In Sørreisa Feuerzunge, oder wie ein Irrlicht. aß man jeden Tag Fisch. Dorsch, Seelachs, Schellfisch und Hering. Das war die Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

54 Rettung. Aber die Kinder sehnten sich nach etwas Süßem, und Marie kann sich heute „Da! Da kommt sie!“, riefen sie im Chor, als sie ein winziges Stückchen der gelben 55 noch an den Tag gegen Ende des Ersten Weltkriegs erinnern, als ein großer Sack Scheibe sahen. vor der Haustür stand. Als sie hineinschaute, sah sie, dass er mit erdigen Knollen „Gott sei Dank“, seufzte die Mutter. „Gott sei Dank, dass die Sonne wiederkommt.“ gefüllt war. Was für eine Enttäuschung! Dann begrüßten sie alle zusammen die Sonne. „Aber die waren so lecker“, erinnert sie sich fast ein Jahrhundert später noch. Denn der Sonne zuzuwinken, das war nicht gefährlich. Sie lockte niemanden wie das Denn der Sack war voll mit Kohlrabi gewesen. Das war das Beste, was sie je geges- Nordlicht, sie verhexte keinen, sie schenkte nur großzügig; das ersehnte Licht, die sen hatte. gesegnete Wärme. Neben der Zimmermannsarbeit baute Andreas auch Eisenerz in der Grube ab. Jeden Morgen wurde die glänzende Scheibe größer. Schließlich konnten sie die Zur Schlachtzeit ging er von Hof zu Hof und bot seine Dienste an. Als Dank bekam ganze gelbe Kugel am Horizont sehen. er Kochfleisch. Wenn er dazu noch Kohl besorgen konnte, war das Glück in dem kleinen Die Natur rundherum erwachte. Kleine, arktische Blumen kamen hervor, die Haus groß. Dann gab es Kohl mit Hammelfleisch. Weide zeigte erste Sprossen und die Tiere stolperten frühlingstrunken auf die Bernhardine kümmerte sich um Haus und Stall. Marie half ihr dabei. Denn die Weiden hinaus. Die Kuh fraß gierig von dem frisch sprießenden Gras. Im Sommer, Stallarbeit war nur etwas für die Frauen, es war eine Schande, wenn ein Mann wenn die Sonne Tag und Nacht schien, melkten sie ihre Kuh dreimal am Tag. Zuerst dabei helfen musste. Alles an Tieren und Pflanzen, was essbar war, wurde verwendet. morgens, dann mitten am Tag, wenn die Sonne am Zenit stand, und noch einmal, wenn In jedem Stall stand ein großer Topf. In ihm wurden Heringe und Dorschköpfe für sie abends auf den Hof zurückkamen. Weiße, fette Milch rauschte in den Eimer, als die Kühe gekocht, denn hier oben, nördlich des Polarkreises, gab es nicht genug Marie als kleines Mädchen melken lernte. Im Sommer schenkte die Milch große Gras. Manchmal mussten die Kinder hinaus um Wurzeln für die Kühe auszugraben Freude, manchmal war es so viel, dass sie einen Teil an die Meierei liefern konnten, oder um Blätter und Rinde von den Weiden zu sammeln. Birkenreiser wurden klein- die 1917 errichtet worden war. gehackt und den Kühen gegeben. Dorschköpfe wurden auch als Dünger verwandt, auf Und nicht nur die Kühe machte der Frühling übermütig. Die kleinen Mädchen dem Feld wurden im Abstand von einem halben Meter Löcher in die Erde gegraben liefen barfuß auf den Wiesen und den steilen Abhängen zum Fjord hinunter herum. und jeweils ein Dorschkopf hineingelegt. An den langen Tagen hüteten sie die Ziegen und streiften herum, auf der Suche nach Jeden Winter bangte man darum, dass die Kuh überlebte, in der dunklen Zeit Beeren. Marie und das Nachbarmädchen Ester liefen mit den Tieren um die Wette. gab sie kaum Milch. Hauptsache, sie schaffte es bis zum Frühling, wenn die Sonne Im Herbst 1919 sollten sie Schulmädchen werden. wiederkam und das Gras unter dem Schnee hervorlugte. Marie streichelte ihre Kuh Eines Tages fanden die beiden Sechsjährigen die Axt des Vaters, die er auf das immer wieder. Das musste doch helfen, damit sie nicht aus Sehnsucht nach Sonne, niedrige Scheunendach gelegt hatte, und Ester sagte zu Marie: „Wenn du dich traust, Wärme und frischem Gras verendete. den Fuß auf den Hackklotz zu stellen, dann traue ich mich, zuzuhacken.“ Marie traute sich. Ester traute sich auch. Wenn der Winter auf dem Rückzug war und die Sonne endlich wieder ihre Strahlen Der Fuß wurde gespalten. über den Horizont schickte, so dass man sie zumindest ahnen konnte, auch wenn Bernhardine hörte das Geschrei. Sie nahm ihre Tochter auf den Arm und lief sie sich noch nicht selbst sehen ließ, saßen die Kinder jeden Tag auf der Fenster- zum Nachbarn, der sollte sie zum Doktor hinüberrudern. Mit der blutenden Tochter bank und warteten. Sie starrten auf die Lichtung zwischen den Bergen Børringen auf dem Schoß über den Fjord, die Mutter wiegte ihre Erstgeborene. Damals fürch- und Gompen. Dort zeigte sie sich immer zuerst. tete man jede Wunde. Sie konnte sich so schnell infizieren, und davon konnte man Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

56 sterben. Doch der Doktor war mit dem Pferd nach Målselv geritten. Bernhardine kleiner wurde. Der Kapitän stand genauso reglos auf der Brücke, während die 57 und Marie blieben in der Stube des Kaufmanns, bis der Doktor zurückkam. Der nähte Matrosen entspannt über der Reling hingen. Denn das Meer lag still und glänzend die Stummel zusammen, die dort herausragten, wo die Zehen gewesen waren und da. Nicht ein Windhauch. Die Welt schien stillzustehen und zu warten. So still verband den verletzten Fuß. hatte er das Meer noch nie gesehen, erklärte der Kapitän Marie; dieser Küsten- Daheim saß Ester weinend auf der Treppe, als Bernhardine und die Nachbarin streifen war einer der rauesten in Norwegen. kamen, mit Marie auf dem Arm. Die Welt wartete, dass Marie ihr Erwachsenenleben begann. „Oh Ester, was hast du nur angerichtet“, seufzte Bernhardine. Dann legte sie Einige Tage später passierte das Schiff die neue Mole, die Berlevåg gegen die Marie in die Schlafkammer und ging in den Stall um zu melken. Wellen des Nordpolarmeeres schützen sollte, eine Mole, die immer wieder von den Deshalb begann Marie ein Jahr zu spät mit der Schule. Brandungen der Herbststürme zerstört wurde. Doch das Meer lag immer noch fried- Doch das Jahr danach, da kam sie in die Schule, zu ihrer großen Freude! lich da, als Marie ihren Fuß auf das Land setzte. Bereit für ihre erste richtige Besonders die Geographie liebte sie. Karten anzusehen. Flüsse, Berge, Städte. Es Dienststelle. Sie sollte beim Landhändler Ottar Neergård Kindermädchen und gab in den Dörfern rundherum viel zu viele Kinder, als dass alle gleichzeitig Platz Haushaltshilfe sein. Er holte sie am Kai ab. gefunden hätten. Deshalb gingen die Kinder nur jede zweite Woche zur Schule. Eine Sie kam in ein Haus mit geblümten Tapeten an den Wänden. Damasttischdecken Woche Unterricht, dann eine Woche daheim um Fische zu säubern, die Tiere zu hüten glänzten bei Festessen auf den Tischen und Lampen aus Glas und Kristall wurden oder Holz zu hacken. Für den Rest ihres Lebens sollte Marie Landkarten lieben. abends entzündet. Aber sie sollte nie irgendwohin reisen. Sie ging gern zur Schule, aber ihr ganzes Marie kam in ein Haus, in dem es nicht nur eines von allem gab, nein, sie Leben lang sollte sie putzen. So war das, wenn man 1912 in Sørreisa geboren wurde. brauchte beide Hände, um alle Lampen zu zählen, alle Töpfe, alle Tischdecken. Vieles hatte seinen festen Platz — Sommer wie Winter. Jeden Sonntag sammelten Doch im Herbst wurde es schneller dunkel als daheim. Je weiter im Norden, die Eltern die Kinder um sich und hielten vor dem Ofen eine Andacht. Jeden Abend umso früher kam die dunkle Zeit. Die Stürme waren auch heftiger. Die ersten las die Mutter ein Stück aus der Bibel vor und sang ein Kirchenlied. Und jeden Weihnachten hatte sie großes Heimweh. Trotz Weihnachtsbaum mit flackernden Morgen nahm sie ein Kind nach dem anderen einzeln zu sich, sie kämmte sie mit Wachskerzen. Trotz funkelnder Kronleuchter. Trotz Klavier und Weihnachtsliedern. einem Kamm mit ganz engen Zacken. Denn alle hatten Läuse. Doch der Kampf war Drei Jahre diente sie bei dem Kaufmann ohne einmal nach Hause zu kommen. Nach vergeblich. Die Läuse begleiteten sie ihre ganze Schulzeit über. Wie auch der drei Jahren fuhr sie endlich heim nach Sørreisa. Da war die Mutter bettlägerig. Widerhall der Kirchenlieder in der Küche. Nachdem die Mutter gestorben war, würde Marie Sørreisa nie wieder verlassen. 1938 heiratete sie Harald, einen blonden, hochgewachsenen Kerl aus dem Ort, zwei 1928 wurde Marie konfirmiert. Jahre jünger als sie. Dann wurde die Mutter krank. Marie wurde in den Norden in den Dienst geschickt, Dann kam der Krieg. Die Deutschen nahmen Sørreisa ein. Die Offiziere besetzten um Geld für die Familie zu verdienen. Sie sollte in einen der nördlichsten und die besten Häuser und errichteten rundherum Baracken für die Soldaten. Schnell rauesten Fischereiorte in Norwegen kommen – nach Berlevåg. Nördlich von Berlevåg wurde ein Gefangenenlager für russische Kriegsgefangene gebaut. Diese waren liegt das Nordpolarmeer, östlich von Berlevåg beginnt die Barentssee. gezwungen, an der Verteidigungsanlage der Deutschen rund um den Ort zu bauen. Marie bekam eine Fahrkarte für ein Segelschiff Richtung Norden. Die Jugend- Einige Monate nach der Besetzung bekamen Harald und Marie ihr erstes Kind liche stand an dem stillen Herbstabend an Deck und sah, wie Sørreisa immer – Bjørg. Alles war rationiert. Essen. Kleidung. Kerzen. Streichhölzer. Für vieles gab Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

58 es nur Ersatz, und wenn das Gerücht aufkam, dass ein Laden Mehl oder Margarine Dann, im Mai 1945, holte sie den Stoff heraus und nähte darauf Faltenröcke für 59 bekommen habe, standen die Leute schon frühmorgens davor Schlange. Kleidung ihre kleinen Mädchen. Ach, wie hübsch sie waren! Marie bewunderte ihre kleinen wurde geflickt und getauscht, Ärmel wurden durch Stricken verlängert, Socken wurden Mädchen, die beide während des Kriegs geboren worden waren, wie sie da in ihren gestopft. Allen erwachsenen Männern wurde befohlen, für die Deutschen zu arbei- ersten neuen Kleidern standen — in einer Zeit des Friedens. ten, beim Be- und Entladen am Kai oder bei der Arbeit an den Festungsanlagen. Die russischen Gefangenen wurden freigelassen, abgemagert und in Fetzen. In der dunklen Jahreszeit mussten alle Fenster verdunkelt sein. Wenn die deut- Marie suchte ein paar alte Wolldecken hervor, aus denen sie für einige der Männer schen Wachpatrouillen einen Lichtstreifen sahen, trampelten sie schimpfend in Hosen nähte, diese wussten noch nicht, dass sie, sobald sie ihr Heimatland er- ihren eisenbeschlagenen Stiefeln herein. reichten, von Stalin weiter direkt in die Arbeitslager der Sowjetunion geschickt Die Kriegszeit war erfüllt von Angst und Ungewissheit. werden würden. Dann kam 1942 eines Tages ein Wanderprediger von der norwegischen Missions- gesellschaft in den Ort. Marie, die inzwischen dreißig Jahre alt war, ging mit der Auch nach dem Krieg war Schmalhans der Küchenmeister. Die Arbeit wurde mit Tochter im Kinderwagen zu ihm. Die Versammlung sollte im Vintergården stattfin- Pferd und Wagen durchgeführt. Das Land sollte wiederaufgebaut werden. Große den, einem Versammlungshaus im Dorf. Der Wanderprediger, ein Laienprediger, der Teile der nördlichen Gebiete war von den Deutschen niedergebrannt worden, bevor im Sommer Landarbeiter und Fischer war und im Winter von Gebetshaus zu Gebets- sie flüchteten. haus wanderte, war von der charismatischen Sorte. Harald erkrankte an Tuberkulose. Marie musste für zwei arbeiten. Er sprach von Gott und von Jesus und wie man sein Leben leben sollte. Er been- Sie schleppte Wassereimer, so schwer, dass sich die Henkel in die Hände ein- dete seine Predigt mit dem Ersten Buch Mose: schnitten. Im Winter war es leichter, da zog sie sie auf dem Schlitten. Mit der Zeit hatten sie vier Kinder bekommen. Die Größeren passten auf die Kleineren auf, Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut während sie arbeitete — als Wäscherin im Dorf, während der Mann im Sanatorium war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Blut hustete. Einmal am Tag legte die älteste Tochter das jüngste Baby in den Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Kinderwagen, der im Sommer Räder hatte und dem im Winter Kufen untergeschnallt wurden, und brachte es zu Maries Arbeitsplatz, damit die Mutter es stillen konnte. Marie gab sich hin. Wenn Marie nach Hause kam, wartete mehr Arbeit auf sie, das Haus musste in In diesem Moment gab sie sich Gott hin. Ja, sie wandte sich von ganzem Herzen Ordnung gehalten werden und die Windeln gewaschen. Sie wurden zuerst gekocht, Gott zu. Sie sah das Licht. dann auf dem Waschbrett geschrubbt, ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. „Seitdem stehe ich zu Jesus“, würde sie immer wieder sagen. „Er ist meine Erst 1959 wurden Wasser und Strom ins Haus gelegt. Erlösung.“ Einen Wasserhahn einfach aufdrehen! Und schon floss das Wasser. Der Widerstand gegen die Deutschen war groß, die Worte bekamen eine neue Einen Schalter umlegen, und schon war es Licht! Bedeutung. Man stahl nicht von den Deutschen. Harald gelang es, einen Fallschirm Und was für ein Licht, eine Lampe in der Küche, eine Lampe im Wohnzimmer, eine aus einem Lager am Kai, wo sie die Ausrüstung lagerten, die sie für den Flugplatz Lampe auf der Treppe und eine Lampe auf dem Dachboden. Licht, das war Wohlstand. benötigten, „zu hamstern“. Marie versteckte ihn auf dem Dachboden, bis der Krieg Als sie alle Lampen gleichzeitig eingeschaltet hatten, kam ein älterer Nachbar vorüber war. angelaufen, er dachte, das Haus stünde in Flammen. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

60 Aber das elektrische Licht hatte seine Tücken. Häufige Stromausfälle in den ersten Oft hört sie, wie Gott nach ihr ruft. Das schenkt ihr Frieden. Da ihr Gehör schlech- 61 Jahren führten dazu, dass die Leute ihre Petroleumlampen weiterhin hängen ließen. ter wurde, hat der Sohn ihr ein Hörgerät besorgt, damit die Worte der Andacht im Man konnte sich auf das Neue ja nicht verlassen. Radio in ihrem Gehörgang Widerhall finden können. Das Leben wurde hell und dunkel, Wassereimer rein und raus. Raus und rein. Wenn die Andacht vorüber ist, holt sie meistens das Gesangbuch hervor. Einige Ein Leben im Einklang mit der Natur und dem, was sie bescherte. Ein arbeitsames Kirchenlieder liebt sie wie kleine Schätze. Ein Licht breitet sich im Zimmer aus, Leben, aber auch ein Leben in Liebe. Denn Marie war lieb, das sagen alle, sie ver- wenn Marie singt. Ein Zimmer mit Leuchtstoffröhren an der Decke und einer kräf- breitete ein Licht. Es war eine wahre Freude, die Kinder aufwachsen zu sehen, zu tigen Leselampe. sehen, wie der Mann genas. Tuberkulose war eine gefürchtete Krankheit, und in der Aber da ist etwas ganz anderes, was das Licht vom Dunkel trennt. ersten Zeit, nachdem er aus dem Sanatorium heimgekommen war, musste der Mann Das liegt in ihrem Inneren. für sich bleiben. Niemand durfte ihn in den Arm nehmen. Er hatte seinen eigenen Marie lächelt, sucht ihr Lieblingslied heraus und singt mit zarter, gebroche- Teller, seine eigene Tasse, Gabel und sein eigenes Messer. ner Stimme: Marie benutzte das, was sie hatte; einen Fallschirm, ein paar Blaubeeren und ein bisschen Zucker, Wolle, die geschnitten, gewaschen, kardiert und gesponnen Macht liegt in den gefalteten Händen werden musste, bevor sie daraus Pullover für die Mädchen stricken konnte. Doch allein sind sie schwach und klein Mit der Zeit wurde das Leben ruhiger. Die Töchter heirateten, der jüngste Sohn Du musst sie der Allmacht Gottes zuwenden. fuhr zur See. Marie verfolgte seine Fahrten auf der Landkarte, anhand der Post- Er gelobte, die Antwort sei dein. karten, die er ihr schickte. Im Laufe der Sechziger-Jahre, als Marie und Harald bereits über fünfzig waren, gingen alle Kinder aus dem Haus. Macht liegt in den gefalteten Händen Marie briet Fisch. Sie kochte Kaffee. Die beiden machten einen Mittagsschlaf. Wenn im Namen des Erlösers du betest, früh und spät Sie stickte. Sie schaute aus dem Fenster. Beide hatten ihre festen Plätze in Und einst, wenn dein Lebenslauf wird enden, der Stube. Ein Gefühl des Friedens legte sich über sie. Man konnte ein Licht ein- Wirst du sehen, es wurde erhört, dein Gebet. schalten, einen Hahn aufdrehen, eine Maschine Wäsche anstellen. Es gab kaum noch etwas zu tun. Von der Terrasse hoch über dem Sørreisafjord aus konnten Marie und Harald die Berge zählen. Sieben Berge und ein Fjord. Nachdem Harald gestorben war, stickte Marie vor allem Kreuze. Oder Bibel- zitate. Die Kreuze verschenkte sie als Lesezeichen. Inzwischen hatten alle Kinder ihr eigenes Haus. Jedes hatte seine Familie. Eigene Kinder. Die Eltern waren schon seit langer Zeit tot. Der Mann starb. Die Geschwister starben. Marie wurde 100 Jahre alt und bekam einen Brief von König Harald.

Jetzt wird sie bald 102 Jahre alt. A portrait of Marie Gulbrandsen Åsne Seierstad Born 30 September 1912 Sørreisa in Troms, Norway

Separating light from darkness

To him that made great lights, 63 for his mercy endureth for ever. Psalm 136:7

The house was built high up on the slope, with a view of a fjord and seven mountains. The carpenter Andreas Gulbrandsen carried sack after sack of granite to build the foundation. He planed planks to the walls, which shone pale gold in the summer sun. The woodwork would soon turn grey. For the wind would howl around the walls. The cold would bite into the window frames. The sun, which when the house was built had shone day and night, would, in a few years, cause the planks to glimmer like silver. And when the darkness set in, the walls would seem black as tar. But first a child was to be born. The house of Andreas and his wife, Bernhardine, was finished by the end of September. The year was 1912. Day by day the sun climbed down the sky, and just before the autumn storms set in, a girl came into the world in the house’s loft. She was christened Marie. She was the firstborn child. For a short time, she was the only one. Where Marie grew up, in the little cottage where the steep hillside sloped down to the sea, on the south side facing the fjord, there was nothing redundant. Often, in fact, there wasn’t enough. One cow. One pig. One axe. One lamp. One lantern. One hymnal. The family had one of everything. The cow produced milk and butter. In this they were fortunate. They slaughtered the pig every Christmas and got a new one in the spring. Andreas used the axe when he chopped timber or was hired to do carpentry jobs. It was with this axe that he had built his own little cottage and split logs for the large iron furnace in the kitchen. In the middle of the kitchen floor stood the dinner table. Directly above it hung the lamp. An oil lamp. Under the lampshade was a glass flask that one lifted up when one wanted to light the wick. When winter came, and the sun disappeared, the corners of the rooms were dim. The lamplight did not reach everywhere; shadows fluttered on the walls. The space Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

64 behind the door was black as coal, and one had to grope one’s way up the stairs. In The spectacle takes its name from the Roman goddess of dawn, Aurora, and the Greek 65 the winter, when the sun was absent from the sky day and night, the lamp had to be word for the north wind, Borealis, and is, in fact, caused by the sun. Although the lit from the hour they awoke to the hour they went to bed. sun, north of the Arctic Circle, goes into hiding during the winter, it sometimes Everyone slept in the loft. Marie’s mother would fetch the lantern that hung on flings particles of light toward the Earth. Fast-moving electrons and protons the wall in the corridor, light it, and go up to the loft to make the beds. She lit the collide with gases in the atmosphere, emitting energy in the form of light. This way up the stairs for Marie and, later, her younger siblings, so that none of them light display can only be observed near the poles, and it is at its most intense would stumble. She let the light shine through the doorway into the loft, and set when the sky is at its darkest. It has bred fascination — and fear. the lantern down beside the beds while they said their evening prayers. After the “Never wave to the Northern Lights,” said Bernhardine. “They can cast a spell goodnight kisses, she carefully picked up the lantern and carried it downstairs on you, and then you have to follow them.” with her, before extinguishing it and hanging it back in its place. Everyone knew the story about the girl who had waved a white kerchief at the One did not use the lantern unnecessarily. Northern Lights. They waved back and invited her to dance, drew themselves toward Oil was expensive. So were wicks. her, and, it was said, no one ever saw her again. The summer before Marie turned two, shots rang out in Sarajevo, and soon the Because you never know with the Northern Lights. The loops can shine quietly First World War was raging. and scarcely move, and then suddenly there’s a kind of explosion: the shapes The winters were hard. It was pitch black when one awoke, dim when one went out, disappear, there’s a lightning-like flash, and once again the light unfolds in chains grey at noon, and dark when one went to bed. The cold bit into one’s cheeks. Marie’s and spirals. Now and then the heavens wear a crown of light — a cluster of rays in father chopped load after load of wood and people rushed to close their doors the sky. behind them to keep out the drifting snow and wind. Inside, the dampers on the iron furnace emitted red and orange flames, and the The family was poor. But no poorer than most. Around the time of the First World lamp over the table gave off a warm golden light. In midwinter, the day was as dark War, barely a decade after the dissolution of the union with Sweden, almost all of as night. The sun had disappeared behind the mountains. The globe had rotated in Norway lived in poverty. It was the work of pioneers to build an independent nation. such a way that the northern hemisphere was farthest from the sun. Here, north of There was little to eat. People gathered berries and plants. In Sørreisa, fish was the Arctic Circle, the world was in shadow. Still, the horizon was not entirely daily fare. Cod, pollock, haddock, herring: that was their salvation. But children without light. Now and then, flames burst out in the dark sky — sometimes pale yellow yearned for something sweet, and Marie still remembers the day toward the end of and light green, at other times blue and lilac. The entire spectrum of colours the First World War when she found a huge sack on the doorstep. When she looked could suddenly crackle over the horizon, like a tongue of fire, or shimmering inside, she saw that it was full of tubers with dirt on them. What a disappointment! verdigris. “Now she’ll dance,” people said, and stared at the Northern Light from “But oh, it was good,” she would recall almost a century later. What the bag their windowsills. contained was kohlrabi. It was the best thing she had ever eaten. For the Northern Lights are never still. They move across the sky in arcs and In addition to doing carpentry, Andreas worked in the mine. During the slaugh- loops; they curl up and meander; they contract and expand. Sometimes they fade, tering season, he went around to the farms and offered his services. In compensa- almost disappear, only to re-emerge, flickering, like curtains in an open window, tion, he got meat for boiling. If he also managed to get cabbage, there was happiness trembling, like dancing draperies. in the little cottage. For then they could have mutton and cabbage stew. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

66 Bernhardine ran the house and cowshed. Marie followed her around and helped out. when the sun shone around the clock, they milked her three times a day – first in 67 Dairying was women’s work: it was considered a disgrace for a man to participate. the morning, then at midday, when the sun was at its highest, and finally in the Every edible part of an animal or plant was used or eaten. In the cowshed stood a evening, after they came back home. When she was still little, Marie learned how large cauldron in which herring and cod heads were boiled for the cattle, since to milk, and grew accustomed to the ringing sound of the liquid jet striking the there wasn’t enough grass up here north of the Arctic Circle. Sometimes the surface of the pail. In the summer, the milk brought great happiness. Sometimes children were sent out to dig up roots for the cattle, or to gather leaves and bark there was so much of it that they could sell some to the dairy that opened in 1917. from the willow trees. Birch twigs were chopped up and fed to the cattle. Cod heads It was not just the cattle that became frolicsome in the spring. The little girls, were also used as fertilizer: you dug holes in the ground a half metre apart and too, ran barefoot around the fields and on the steep bluffs along the fjord. During stuck cod heads in them. the long days they minded the goats and wandered in search of berries. Marie and The cow hardly made it through the winter, and during the dark months she gave a neighbour girl, Ester, bounded around with the animals. In the autumn of 1919 they no milk. She just had to survive until the coming of spring, and the sun, and the would become schoolgirls. grass that would soon shoot forth out of the snow. Marie kept petting Maiskjønn. One day the two six- year-olds found the wooden axe that Marie’s father had left It had to help, she thought, so she wouldn’t die of longing for sunshine and heat on the low barn roof, and Ester said to Marie: “If you dare to put your leg on the and fresh grass. chopping block, I’ll dare to chop it off.” Marie dared. So did Ester. When winter was on the wane, rays of sunlight began to creep over the horizon. One The foot was chopped in two. could sense the sun’s presence even if one couldn’t see it. The children sat every Bernhardine heard the scream. Sweeping her daughter up into her arms, she day on the kitchen windowsill and waited. They stared at the clearing between ran to the neighbour’s and asked him to row them over to the doctor’s. And so they the Børringen and Gompen mountains. That was where the sun always showed crossed the fjord, the mother cradling her bleeding firstborn on her lap. Wounds itself first. were scary back then: infections spread fast, and you could die of them. Alas, the “There! There she comes!” they would cry in unison upon glimpsing a bit of the doctor had ridden his horse carriage to Målselv. Bernhardine and Marie waited in yellow disc. the shopkeeper’s cottage until the doctor came back. He sewed shut the stubs that “Thank God,” sighed their mother. “Thank God the sun came back again.” remained where the toes had been and bandaged the foot that the axe blade had cut. And then they all greeted the sun. At home, Ester was sitting on the stairs weeping when Bernhardine returned, For there was nothing dangerous about waving at the sun. She didn’t lure you like carrying Marie. the Northern Lights, didn’t cast a spell. She just gave generously of herself — “Ester, Ester, what have you done?” Bernhardine sighed. And then set Marie down longed-for light, blessed warmth. in the little side room and went out to the shed to milk the cow. Every morning, the shiny disc grew, until they could see the entire yellow sphere Recovering, Marie started school a year late. When she did begin, however, it was on the horizon. with great joy. Above all, she loved geography. Looking at maps. At the rivers, the Nature awoke around them. Small Arctic flowers sprung forth; the goat willow mountains, the cities. Since there were far too many children in the nearby villag- pushed out fresh shoots and the animals stumbled out onto the fields, stirred by es for them to attend school all at once, they went every other week. One week at the coming of spring. Voraciously, the cow devoured the new grass. In the summer, school, one week at home gutting fish, tending the animals, or chopping wood. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

68 For the rest of her life, Marie would love maps. But she would never travel anywhere. But the autumn grew dark sooner here than at home. The farther north, the earlier 69 She loved school. But she would spend her whole life cleaning house. That was what the dark season. The storms were more violent. She felt homesick every day, espe- it meant to be born in Sørreisa in 1912. cially during the dark December days. Despite the Christmas tree with flickering Every Sunday, the parents gathered the children together and held a devotional candles. Despite the gleaming chandelier. Despite the piano and the carols. service beside the iron furnace. Every evening, Mother read a Bible passage aloud For three years, she served in the shopkeeper’s house without ever going home. and sang a hymn. And every morning she pulled the children close to her, this time Then she went back to Sørreisa. By that time, her mother was bedridden. one by one, and combed their hair with a fine comb. Because they all had lice. But After her mother died, Marie would never leave Sørreisa again. the struggle was in vain: the lice hung on throughout their school years. Along with the hymns that resonated in the kitchen. In 1938 she married Harald, a stately blond country boy two years her junior. Then came the war. The Germans occupied Sørreisa. The officers took the best Marie was confirmed in 1928. houses, and put up barracks here and there for the soldiers. They also quickly Then her mother got sick. Marie was sent further north to earn money for the erected a detention camp for Russian prisoners of war, who were forced to work at family as a house servant. She went to Berlevåg, which was one of Norway’s northern- the local German fortifications. most fishing villages and had some of its harshest weather. Just north of Berlevåg A few months after the occupation began, Harald and Marie had their first is the Arctic Ocean; to the east is the Barents Sea. child — Bjørg. Everything was rationed. Food. Clothing. Candles. Matches. Many of Marie got a ticket for a northbound sailing ship. The teenager stood on the the items were replacement goods, and when rumours spread that a shop had taken deck, motionless in the quiet autumn evening, as she watched Sørreisa shrink into a delivery of flour or margarine, people would start to queue up early in the morning. the distance. On the bridge stood the skipper, also unmoving, while the deckhands Clothes were patched and fixed, sleeves lengthened, socks darned. All grown men clung to the railing. For the sea was calm and still. There was not so much as a were commanded to work for the Germans, to load and unload at the dock, or to work gust of wind. It was as if the world was waiting. The sea was so still that the moon at the fortifications. was reflected on its surface. The skipper told Marie that he had never seen the sea so calm; this strip of coast had some of the harshest weather in all of Norway. During the dark season, all windows were supposed to be covered with blackout The world was waiting as Marie began her adult life. curtains. If the German security patrols saw even a sliver of light, they would stomp Some days later, the ship passed the new breakwater that, designed to protect into the house in their iron-studded shoes and bellow. Berlevåg from the Arctic waves, was constantly being battered by raging autumn The war years were full of anxiety and insecurity. storms. But the sea was still quiet when Marie set foot on the dock, prepared to Then, one day in 1942, an emissary from the Norwegian missionary society came begin her first real job. She was to be a nanny and housekeeper for a shopkeeper, to the village and held a meeting at the Winter Garden, a local assembly hall. Marie, Ottar Neergård. He picked her up at the wharf. now thirty years old, showed up, pushing her daughter in a pram. The emissary, who She arrived at a home with flowered wallpaper. Damask tablecloths glimmered was a farmer and fisherman in the summer and who travelled to religious meeting on the tables when there were guests, and glass and crystal lamps were lit in the houses in the winter, was a lay preacher of the charismatic variety. evening. Marie had come to a home where there was not just one of everything. No: she He spoke about God and Jesus and how one should live one’s life. He closed with needed two hands to count all the lamps, all the pots and pans, all the tablecloths. a quotation from the Book of Genesis. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

70 God said, Let there be light: and there was light. And God saw the light, that it was When Marie came home there was more work – housekeeping and nappy washing. The 71 good: and God divided the light from the darkness. And God called the light Day, and nappies were boiled, then washed on a washing board, then wrung out and hung up the darkness he called Night. And the evening and the morning were the first day. to dry. Marie surrendered. Not until 1959 did they get running water and electricity. There and then, she surrendered herself to God — turned her whole self over to To turn on a tap! And see the water run. God. She saw the light. To flick a switch, and there was light! “Since then I’ve stuck with Jesus,” she would always say. “He is my salvation.” And what light! A lamp in the kitchen, a lamp in the living room, a lamp on the stairs, and a lamp in the loft. Light was prosperity. Once, when all the lamps inside The resistance against the Germans was formidable, and words took on new meanings. were lit at the same time, an elderly neighbour came running: he thought the whole One did not steal from the Germans, one hoarded. Harald managed to “hoard” a house was on fire. parachute from a depot on the wharf where the Germans stored airport equipment. But electric light was fickle. Owing to constant outages during those first years, Marie hid it in the loft until the war was over. people made sure to keep the oil lamps handy. You could never fully trust electricity. Then, in May 1945, she took out the material and sewed pleated skirts for her Life was light and dark, water buckets in and out. Out and in. A life in harmony little girls. with nature and what it provided. An arduous life, but also a life lived in love. For Oh, they were so pretty! Marie stood and admired her girls, both of whom Marie was kind, everyone said so: she spread light. It was a true joy for her to see had been born in wartime, as they stood there in their first new garments — in her children grow up, to see her husband recover. Tuberculosis was a much-feared peacetime. affliction and her husband had to keep to himself for a while after he came home Russian prisoners were released, emaciated and in rags. Marie found some old from the sanatorium. No one could hug him. He had his own cup, plate, fork, and spoon. wool blankets and sewed them into trousers for several of the men, who did not yet Marie made do with what she had: a parachute, some blueberries and a little know that as soon as they arrived in their homeland Stalin would send them sugar, wool that had to be clipped, washed, carded, and spun into fibre before she directly to Soviet camps. could knit sweaters for the girls. Things were tight after the war as well. Work was done with horse and cart. The Then life became quieter. Her daughters married, and her youngest, her son, nation was under reconstruction. Much of northern Norway had been reduced to went away to sea. He sent her postcards, and she followed his travels on a map. By ashes by the Germans before they retreated. the 1960s, when Marie and Harald were in their fifties, all the children were out of Harald contracted tuberculosis. Marie had to work for two. the house. She carried buckets of water so heavy that the handles cut into her palms. In Marie cooked fish. She made coffee. They napped after dinner. the winter it was easier: then, she pulled them on a sledge. Eventually she had four She embroidered. She looked out the window. They both had their regular children. The older ones took care of the younger ones while she was working – as chairs in the living room. A feeling of peacefulness settled upon them. One could a charwoman, while her husband was coughing up blood at the sanatorium. Once a light a candle, turn on a faucet, put on a load of laundry. There was hardly any- day her eldest daughter put the youngest child, a son, in the pram, which had wheels thing to do. in the summer and blades in the winter, and took him to Marie’s workplace so she From the veranda facing the Sørreisa Fjord, Marie and Harald could count the could nurse him. mountains. Seven mountains, and a fjord. Marie Gulbrandsen 69°8’48”N, 18°9’22”E

72 After Harald died, Marie mostly embroidered crosses. Or quotations from the Bible. 73 She gave the crosses to people to use as bookmarks. Now the children all had their own houses. Their own families. Their own children. Marie’s parents were long dead. Her husband died. Her siblings died. Marie turned 100, and got a letter from King Harald.

Now she is approaching her 102nd birthday. Often she hears God calling to her. It brings her peace. After her hearing got worse, her son gave her a headset so that the words of the prayers on the radio would reverberate in her auditory canal. When the praying is over, she takes out the hymnal. She has hymns that she loves like small treasures. A light settles over the room when Marie sings. A room with fluorescent tubes on the ceiling and a strong reading lamp. But it is something else, something entirely different, that separates light from darkness. It is something within her. Marie smiles, selects her favourite hymn, and sings with a soft, cracked voice:

There’s power when two hands are clasped in prayer. All by themselves, they’re fragile and they’re small. But you’ll receive an answer if you bare Your heart to the Almighty Lord of all.

There’s power when two hands are clasped in prayer. Arriving at the end of your last day, You’ll find, if you accept the Saviour’s care, An answer to each prayer you’ve sent his way.

Ein Portrait von Apmut Ivar Kuoljok Po Tidholm Geb. 22 Mars 1928 Nautijaur, Schweden

Die Rentierhirten des alten Stammes

Das Wasserkraftwerk in Porjus wurde im Jahr 1915 eingeweiht. Der damalige schwedi- 77 sche König Gustav V startete die Anlage aus der Ferne. Er saß in seinem Stockholmer Schloss und drückte auf einen Knopf, der wiederum eine Sirene in Älvdalen zum heulen brachte. Dagens Nyheter, eine der größten Zeitungen des Landes, schrieb „Ein beeindruckendes Denkmal ist in der Wildnis errichtet worden“, und berichtete über die harte Arbeit, die hinter der Errichtung der Anlage lag. Große Teile des Baumateriales wurden auf Holzstegen über Sumpfgebiete entlang des fünfzig Kilometer langen Wegs von Gällivare getragen. Die Arbeiter trugen ca. fünfzig Kilo auf einmal. Das Kraftwerk in Porjus war eines der größten Industrieprojekte in Norrland und der Strom wurde für die Bahn, die Erz aus Kiruna zum Hafen im norwegischen Narvik transportierte, gebraucht. Aber man baute groß und mit Überkapazitäten, in der Hoffnung andere Industrien anlocken zu können. Und um das Kraftwerk ent- stand langsam ein Dorf, wo die Arbeiter wohnten, die das Kraftwerk bauten, unter- hielten und verwalteten. In dem Dorf gab es sogar eine Hebamme. Als Apmut Ivar Kuoljok im Jahr 1928 geboren wurde, holte man die Hebamme aus dem Dorf in Porjus. Sein Vater Matto Apmut Kuoljok fuhr mit zwei „Tamhärkar“ (kastrierte zahme Rehe) die vielen Kilometer durch wegloses Land nach Porjus, und kehrte mit der Hebamme in einem Schlitten wieder. Es war März und der Schnee trug sie gut. Ein samisches Kind war im Land der Sonne und Winde geboren. Die Region war dennoch keine Wildnis. Als Jokkmokk im Jahr 1605 zum Marktplatz ernannt wurde, erstellte man Steuerlisten aller samischen Familien. Apmut Ivar Kuoljoks Vorfahren auf mütterlicher sowie väterlicher Seite erscheinen in den ersten Aufzeichnungen, und damals hatten ihre Verwandten schon seit über 500 Jahren dort gelebt. Apmut Ivar Kuoljok wohnt heute in einem Wohngebiet östlich von Jokkmokks kleinem Stadtzentrum. Man fährt die E45 entlang, eine Fernstraße, die sich durch das komplette schwedische Hinterland schlängelt und die mittlerweile am meisten von Holztransportern und Touristen auf dem Weg in den Nationalpark Laponia befahren wird. In dem Wohngebiet haben die Straßen Namen wie Akkats- gatan oder Rajdvägen und in den Häusern wohnen viele der Familien, die während des 20. Jahrhunderts die gleiche Reise wie die Familie Kuoljok gemacht haben; Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

78 teilweise hält man sich noch an alte Traditionen, ohne aber auf die Werte der heu- einen schwerer und zum anderen leichter gemacht hat, mit den hellen Stunden, den 79 tigen Gesellschaft zu verzichten. Kuoljoks Haus ist modern und minimalistisch dunklen Nächten, den sonnenlosen Wintern und der Mitternachtssonne im Sommer eingerichtet, aber jedes Detail unterstreicht die Orte, an denen die Familie zu zu leben. Hause ist; atemberaubende Bergmotive, große Täler mit Rentierherden, die wie Apmut Ivar Kuoljok hat seit seiner Jugend Tagebuch geführt. Das Gefühl, dass Flusszüge durch die Landschaft ziehen. wichtiges Wissen verschwand, brachte ihn dazu sein Leben dokumentieren zu Auch wenn das Leben in gewisser Weise an die Spuren der Vorfahren anknüpft, wollen. Er ist auch „Jojker“ (samischer Sänger), Geschichtenerzähler und der hat Apmut Ivar Kuoljok das Gefühl, dass er im Jetzt lebt. Samischer Rentierhirte Älteste in seinem Samendorf. Apmut Ivar ist ein Mann, dessen Mission es ist, altes zu sein, ist mittlerweile ein Synonym für einen ständigen Überlebenskampf. Wissen und Traditionen weiterzugeben. Er hatte schon immer einen Lesekopf. Als Es gibt eine Menge alter Dokumentationen über die Existenz der Samen in dem Kind wurde er in die Nomadenschule geschickt, eine Art Ausbildung auf dem Feld, Gebiet, was heute Sapmi genannt wird — eine große Landfläche, die sich von Mittel- in primitiven Hütten. Man wollte samischen Kindern eine Grundausbildung geben, norrland bis hoch nach Norwegen, Finnland und runter längs der Kola-Halbinsel ohne aber ihre kulturelle Identität zu zerstören. Lappe sollte Lappe bleiben. Sie streckt. Die Samen haben den Status von Ureinwohnern in allen diesen Ländern, mussten auf einem Reisteppich direkt auf dem Boden schlafen oder verschiedene aber die Rechte von ihnen unterscheiden sich erheblich von Land zu Land. Der Regierungsperioden auswendig lernen und sich Wissen über Europas Flüsse und schwedische Staat hat ein langes und kompliziertes Verhältnis zu den Samen. Schonen, eine merkwürdige Landschaft weit weg in Südschweden, aneignen. Sechs Schweden wusste bis zum 19. Jahrhundert nichts mit dem nördlichen Teil des Winter und drei Sommer lang ging Apmut zur Schule. Schwedisch hatte er schon von Landes anzufangen. Es war weit weg, karg und menschenleer und die Rentierherden Freunden beigebracht bekommen, als die Familie während der Wintermonate in der Samen, ihr Jagd-, Fischer- und Nomadendasein gerieten bis dahin nicht mit Jokkmokk wohnte. Sein Eltern konnten ein bisschen Schwedisch, seine Oma kaum den Interessen anderer in Konflikt. Man besteuerte sie, da die Pelze, mit denen sie ein einziges Wort. Sie war im Jahr 1876 geboren, in einer vollkommen anderen Zeit. bezahlten, geschätzt wurden und das Geld, das sie einbrachten, wenn sie auf dem Die Samen galten nicht wirklich als entwickelte, moderne Menschen, sollten Kontinent verkauft wurden, ein willkommener Zuschuss in der Kriegskasse war. aber als Kuriosum gewahrt werden und durften gerne ihre Rentierhaltung ausüben. Aber dann kam die Industrialisierung und mit ihr die Entdeckung von Rohstoffen Mit der Begründung, dass sie weniger gebildet waren, wurde ihnen die rechtmäßige im Norden. Hier gab es enorme Waldflächen und Europas größtes Eisenerzvorkommen Kontrolle über ihr Land geraubt. Für Apmut Ivar und andere Kinder von nomadi- sowie wilde Flüsse mit großen Fallhöhen. Die Samen verloren die Kontrolle über schen Samen bedeutete diese Politik, dass sie in Zeltschulen (Schwedisch: kåtas- ihr Land und mussten in den nächsten 150 Jahren große Eingriffe in ihren kolor) gehen mussten und von der Gesellschaft und anderen Kindern ferngehalten Lebensraum über sich ergehen lassen. Die Rentierzucht hat sich durch die wurden. Aber vieles wurde willkürlich entschieden, und ein paar Jahre später Forstwirtschaft, Bergwerke und den Ausbau der Flüsse sehr verschlechtert. Und machte man eine Kehrtwende und schickte die samischen Kinder in die allgemeine dies dauert noch immer an. Das, was für Schweden Fortschritt und Entwicklung schwedische Schule, wo sie lernen sollten, gute schwedische Staatsbürger zu bedeutet, hat das Leben der Samen erschwert. werden. Rentierzucht und die samische Kultur wurden von diesem Zeitpunkt an zum „Es gibt natürlich verschiedene Standpunkte“, sagt Apmut Ivar. „In vielerlei Untergang verurteilt. Hinsicht haben wir ein leichteres Leben als früher.“ Apmut Ivar hatte keine Pläne, etwas anderes im Leben zu werden als Rentierhirte. Dann fängt er an zu erzählen. Fast alles handelt vom Licht. Wie man seine Tage Nach einer bescheidenen Schulzeit fing er ernsthaft an, sich mit den Rentieren der organisierte, um das Licht am besten auszunutzen, und wie der Fortschritt es zum Familie zu beschäftigen. Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

80 Im Herbst ´43 schreibt er in sein Tagebuch, wie die Herbstwanderung verlaufen „Was dann geschah war ja, dass die Wasserkraft kam und die Flüsse gestaut wurden. 81 war. Es war ein schlechter Herbst gewesen. Normalerweise schickte man zunächst Große Landflächen wurden mit Wasser bedeckt und alte samische Wanderzüge ver- jemanden, der die Winterweide untersuchte, aber das Wetter und der frühe Schnee- schwanden. Aber am schlimmsten war, dass das Eis auf den Flüssen und Seesystemen fall hatten vieles durcheinander gebracht und keiner hatte Zeit dafür gehabt. schlechter wurde.“ Normalerweise hält man seine Rentiere zusammen mit einer oder mehreren „Wir haben die Rentiere nach Einbruch der Dunkelheit oft woanders hinge- Familien und bei der Wanderung müssen sie sich oft trennen. Dies bedeutet, dass führt. Die Tage waren so kurz. Alles war pechschwarz, aber man konnte ja die sie in großen Herden getrieben werden müssen, dann fängt man sie mit dem Lasso Rentiere vor dem weißen Eis gut erkennen.“ und schlussendlich werden sie getrennt. Eine schwere Arbeit für einen Teenager. „Wir wagten es nicht, auf das Wasser raus zu gehen und dann haben die Behörden Als man die eigene Horde zusammen hatte, begann die Wanderung zur Winterweide. die Wege für uns geräumt, aber dort konnte man sich in der Dunkelheit nicht fort- Zuerst gingen die zahmen Rentierhirschen (Schwedisch: härkar) — kastrierte bewegen. Alles hat viel länger gedauert und wir mussten immer öfter entlang des Rentierbullen — mit Schlitten hinter sich, wo die alten und jungen Familien- Weges weiden. Aber dann begann man ja mit dem Kahlschlag und der Behandlung mitglieder warm und ordentlich zugedeckt, saßen. Auch die Ausrüstung wurde in des Bodens und schließlich verschwanden die Weiden ganz. Als das Tempo nach- Schlitten transportiert. Wichtig war, dass man das wenige Licht zu dieser Zeit des ließ, verloren wir Rentiere unterwegs und wir mussten oft anhalten. Von da an Jahres ausnutzte. Die Tage fingen deshalb oft sehr früh an und gingen bis spät in fingen wir an, sie mit dem Auto zu transportieren.“ die Nacht und die meiste Arbeit wurde bei völliger Dunkelheit ausgerichtet. Und Die Modernisierung der Rentierzucht war oftmals eine direkte Folge des als es endlich hell war, war es wichtig am richtigen Ort zu sein und genau das vor- Eingriffs in die Natur. Apmut Ivar und seine Zeitgenossen hätten lieber so weiter- bereitet zu haben, was man tun wollte, egal ob es sich um eine schwierige Passage, gemacht wie immer, aber die neue Situation hatte dies unmöglich gemacht. eine Rentiertrennung oder das Bauen einer Lappenhütte handelte. Apmut Ivar ist kein weinerlicher Kerl. Er spricht oft mit einer fast fröhlichen Die Männer und Jungen gingen mit Skiern, um die Herden anzutreiben und zu Stimme hierüber, scheinbar ungerührt. In der Natur zu leben, mit Tieren zu arbei- bewachen. Oft halfen einem Hunde. Die alten Rentierhirschen, die die Wanderung ten und dem Wetter vollkommen ausgeliefert zu sein ist etwas was Menschen prägt. schon einmal gemacht hatten, orientierten sich in der Regel selbst und bahnten Bauern und Samen haben dies gemeinsam; Behörden, Regierungen und andere Ämter sich ihren Weg durch das Gelände. Weitere Herden schließen sich an und schließ- sind wie das Wetter, man muss sich an sie anpassen, akzeptieren, dass man die lich bewegten sich tausende von Rentieren durch die Täler. Nachdem man das erste Situation nicht kontrollieren kann, gelassen bleiben und versuchen alles irgend- Mal seit dem Frühjahr drinnen geschlafen hatte, stand man früh auf und trieb die wie im Griff zu behalten. Rentiere wieder zusammen, die sich nachts über das weitläufige Gelände verteilt hatten. Zu schlechtes Weideland führt dazu, dass sich die Herden aufteilen. Wenn man die E45 bis fast ans nördliche Ende durchfährt, taucht irgendwann „Wir besaßen nur unsere Skier“, sagt Apmut Ivar, „und alles dauerte sehr lange Jokkmokk auf. Sümpfe und Wälder, gerade Strecken und Gipfel, Mücken, Gegenlicht, und war harte Arbeit. Heute haben wir Schneemobile, Motorräder, Helikopter und atemberaubende Blicke und traurige, zerstörte Wälder — Schweden ist ein langes, Wasserflugzeuge.“ ausgedehntes Land und nirgendwo anders in Europa schreitet die Verstädterung Die Herde zog weiter längs der Flüsse, bis man schließlich das gefrorene Eis so schnell voran wie hier. Die Städte wachsen und die Landbevölkerung schrumpft. des Stora Lule Flusses erreichte; bis nach Jokkmokk und der Winterweide am Dies trifft besonders auf das Innere von Norrland zu, wo die Rohstoffindustrie, die Rödekornberg. Bis dorthin waren sie über eine Woche unterwegs gewesen. damals noch arbeitsintensiv war, für die Menschen Bedingungen schuf, dort zu Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

82 leben. Nun wüten die, die noch wollen, in einem immer weniger bevölkerten im Vorratsschuppen. Das Fleischstück hing für die Hunde unerreichbar als Gegen- 83 Niemandsland. gewicht auf einem Klövjeren (Schwedisch: Packesel in Form eines Rentiers). Dabei Die Schweden haben diesen Teil ihres Landes zunehmend vergessen. Sie haben hatte man außerdem getrocknetes Blut, was man aufweichen konnte und dann zu ihn als schön in Erinnerung, aber reisen in ihren Ferien lieber gen Süden. Jetzt Pfannkuchen oder Blodpalt, eine Art von Brot, zubereiten konnte. Im Sommer konnte finden immer mehr europäische Touristen ihren Weg hierher. Außer den Holz- man zudem fischen. Die Angel war stets im Gepäck. transportern sieht man auf den Straßen deutsche, britische, französische und „Man gewöhnte sich an alles“, sagt Apmut Ivar. „Das war unser Leben. Unsere holländische Autokennzeichen. Die meisten haben keine Ahnung von den Hütten hatten wir immer dabei, es war anstrengend, aber wir kannten nichts anderes.“ Streitigkeiten, die in diesem sehr ruhigen Teil Europas stattfinden, der sonst nur Der Kontrast zur heutigen Rentierzucht könnte nicht grösser sein. Das meiste für seine Stille und seine hellen Sommernächte bekannt ist. Im Winter ruht die hat sich verändert. Sicher, es ist körperlich weniger anspruchsvoll geworden, Region in der Dunkelheit, bedeckt von einer dicken Schneedecke. aber jetzt macht man sich fortwährend Sorgen über Geld, und über die Raubtiere, Sonja Kuoljok serviert Kaffee. Apmut Ivar schlürft laut und seufzt. Die Augen die obskure Politik und nicht zuletzt steht das Leben eines Rentierhalters im glänzen vor Freude. Er erinnert sich an alles. Kontrast zu all den Alternativen, die einfacher erscheinen. „Ich habe mich noch nie gelangweilt“, erzählt er. „Die Sommermonate waren „Keiner kommt mittlerweile ohne Telefon oder Radio aus, aber zu meiner Zeit immer schön. Da schliefen wir nie sehr viel, bei der Helligkeit.“ musste man versuchen, über die Wanderwege von anderen Familien Bescheid zu Seine Notizen unterstreichen die Erzählungen von den Wanderungen der wissen. Manchmal musste man Tage aufeinander warten. Das konnte schon mal ziem- Jugendlichen. Diese Wanderungen waren die letzten, die nach alten Traditionen lich unpraktisch sein“. und Wegen ausgeübt wurden, vor der umfassenden Rohstoffgewinnung und den „Ob es schön war? Darüber dachte ich nie nach. Man tat einfach das, was zu tun Motoren. Zudem tauchten immer wieder Forscher auf. Plötzlich landete während war. Jetzt finde ich schon, dass es schön war, und freue mich die alten Orte wieder- unseres Sommeraufenthalts ein Wasserflugzeug auf dem See und ein Fotograf und zusehen.“ ein paar Ethnologen kamen raus. Sie hatten meistens kein Essen mit sich, sondern Apmut Ivar Kuoljok führt jetzt seine letzte Schlacht. Als Ältester in Sirges erwarteten gefüttert zu werden, und dass ihre Ausrüstung entlang der Reiseroute Samendorf und als weiser Mann auf den viele hören, war es für ihn eine Selbst- transportiert wurde. Aber Bilder haben sie zum Glück hinterlassen. verständlichkeit eine Sitzblockade gegen das Explorationsgebiet für Eisenerz in Im Sommer 1944, genauer gesagt am 13. Juli, notierte Apmut, wie sie ihr Lager Gallok außerhalb von Jokkmokk einzurichten. Die Exploration vom Land der Samen, im grünen Tal von Nijákriehppejågåsj aufschlugen und sich von getrocknetem mit der vor rund hundertfünfzig Jahren begonnen wurde, scheint kein Ende nehmen Rentierhals ernährten, wovon sie während der ganzen frühsommerlichen Wanderung zu wollen und seit ein paar Jahren tobt in Nordschweden ein Explorationsboom. leben sollten. Das Wetter ist schön und die Nächte sind durchgehend hell, aber Großzügige Bedingungen locken ausländische Unternehmen, ihr Glück in der der Boden hatte keine Bäume und Sträucher und es gab kaum Reis um Feuer zu schwedischen Natur zu suchen, arme und ahnungslose Kommunen im Landesinneren machen. Es gab auch kein frischgegrilltes Brot und kaum Kaffee. Das Fleisch vom hoffen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Samen fühlen sich bedroht und verges- Rentier war getrocknet und man hatte es seit der Schlachtung im letzten Herbst sen, angereiste Umweltschützer stehen auf der Seite von ihnen und der Natur. aufgehängt. Alle Hohlräume wurden mit Mehlteig ausgefüllt, damit die Insekten Zusammen mit jungen Demonstranten wurde Apmut Ivar Kuoljok von uniformierten nicht in das Fleisch eindringen konnten. Dann hing man es draußen einige Wochen Polizisten weggetragen, damit die Maschinen schließlich durchkamen. Jetzt lässt auf, bis sich eine harte Schale gebildet hatte, und anschließend lagerte man es vermutlich ein langer Gerichtsprozess auf sich warten. Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

84 Apmut Ivar Kuoljok, der so alt wie die Moderne und Elektrifizierung ist, hat 85 während der aufregendsten Jahren in der Geschichte der Samen sein Leben als Rentierzüchter gelebt. Die Geschichten der Vorfahren lebten von der Dunkelheit. Durch den Mangel an Licht und Kommunikationsmitteln, entstand eine Erzähl- kunst, die auch Apmut Ivar vermittelt bekommen hat. „Abends unterhielten wir uns und erzählten Geschichten in unserer Hütte. Es gab nichts anderes. Und als wir in die Dörfer oder nach Jokkmokk kamen, besuchten wir uns immer gegenseitig, um Neuigkeiten zu hören. Wenn jemand vorbei kam, ver- sammelte man sich um ihn und hörte seinen Erzählungen zu. Heute sehe ich meinen Nachbarn durchs Fenster, wenn er Fernsehen schaut, aber wir reden nicht mitein- ander. Deshalb muss ich schreiben. Ich habe Angst, dass die Erzählungen sonst verschwinden. Es sind nicht nur Geschichten, sondern auch viel Wissen. Wie zähmt man einen Rentierhirschen? Wie trocknet man Fleisch, wie finden wir im Winter Weideland?“ „Noch hören die junge Leute auf mich. Das ist gut.“ A portrait of Apmut Ivar Kuoljok Po Tidholm Born 30 September 1928 Nautijaur, Sweden

Old School Reindeer Herders

The hydroelectric plant in Porjus came on line in 1915. Swedish King Gustav V started 87 it remotely. Sitting in Stockholm Palace, he pressed a button that simultaneously caused a siren to sound in the river valley. The country’s major newspaper, Dagens Nyheter, wrote, “A mighty monument has been erected in the wilderness,” and spoke of the hard work that lay behind the plant. Much of the construction material had been carried across makeshift bridges over the wetlands along the fifty kilometres from Gällivare. Workers carried about fifty kilos at a time. The Porjus plant was one of the great industrial projects of Norrland, the most northerly region of Sweden. The power it produced was needed to electrify the rail- way that transported iron ore from Kiruna to the port of Narvik, Norway, but they built the plant big, with excess capacity, in hopes of attracting other industries. Eventually a town grew up around the power plant, housing the workers who built, maintained and operated it. In the town lived a midwife. When Apmut Ivar Kuoljok was born in 1928 in Nautijaur, the midwife was brought out from Porjus. Apmut Ivar’s father, Matto Apmut Kuoljok, drove two reindeer geldings the long roadless miles to Porjus and brought the midwife back in a sledge. It was March, and snow conditions were still good. And so a Sami baby was born, in country that belonged to the people of the sun and the wind. For this country was anything but an empty wilderness. When a royal decree made Jokkmokk a marketplace in 1605, the Sami — or Lappish, as they are also known — families were added to the tax rolls. Apmut Ivar Kuoljok’s ancestors on both sides can be found on the first rolls, and by then their families had already been there for five hundred years or more. Today, Apmut Ivar Kuoljok lives in a neighbourhood of detached houses east of Jokkmokk’s tiny centre. To get there, you cross the E45, the highway that winds its way up through the entire Swedish interior, and today is trafficked primarily by logging trucks and tourists en route to the Laponian national parks. In his neigh- bourhood, the streets have Sami-inspired names like Akkatsgatan and Rajdvägen, and in the houses live many families who have made the same journey as the Kuoljok family through the twentieth century. In some respects, they retain their tradi- tions, but not at the expense of modern conveniences. The Kuoljok house is modern and austerely decorated, but every object underscores the family’s Sami identity. Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

88 On the walls are photos and paintings of places that are part of the family history: Apmut Ivar Kuoljok has kept a diary since he was a teenager. He felt as if valuable 89 spectacular mountain motifs, broad valleys with reindeer herds flowing through knowledge was in danger of being lost, and he wanted to document his life. He also the landscape like meandering streams. sings joik, traditional Sami songs, and is a storyteller and an elder of his rein- Though his life has followed in the footsteps of his forefathers to a degree, deer herding district. Apmut Ivar is a man who has made a mission of preserving Apmut Ivar Kuoljok bears with him a feeling of living through the end of something. the old knowledge and traditions. He was, as it turned out, a good student. As a Being a Sami reindeer herder has become synonymous with fighting for survival. young child, he was sent to nomadic school, a kind of education in the field, in There is quite a bit of older evidence of a Sami presence in what is now called primitive huts called goahtis. The idea was to provide Sami children an elemen- Sapmi — the large region stretching from central Norrland into Norway, Finland tary education without destroying their cultural identity. Lapps would be allowed and along the Kola Peninsula in Russia. The Sami have the status of an indigenous to be Lapps. They were sleeping on mats on the floor, but learning about the history people in all of these countries, yet Sami rights vary radically from country to of the monarchy, the rivers of Europe, and Skåne, an exotic province far away in the country. The government of Sweden has a long, complicated relationship with the south of Sweden. He attended the school for six winters and three summers, having Sami. Until the nineteenth century, Sweden wasn’t really sure what its northern- already learned Swedish from friends when the family lived in Jokkmokk in the most reaches were good for. The region was far away, stark and empty, and the Sami’s winters. His parents knew a bit of Swedish, his grandmother scarcely a word. She reindeer herding, hunting, fishing and nomadic lifestyle didn’t much conflict with was born in 1876, in another era entirely. anybody else’s interests. They were taxed, for the furs they could pay with were very During these years, Sami policy was influenced by ethnographic currents. fine, and represented a welcome addition to the state’s war chest when sold further Uppsala was home to the State Institute for Racial Biology, which divided people south on the continent. up into invented categories according to a set of ideas that has since been utterly But then in marched industrialism, and with it the north’s resources were dis- discredited, and sought to show that race-mixing was evil. The Institute carried covered. Here were countless hectares of forest, Europe’s largest iron ore deposits, out extensive research on the Sami. and wild streams with steep gradients that could be dammed to generate power. The Sami were not considered a fully developed modern people, but should be The Sami lost control of their lands, and for the next 150 years had to accept major preserved as a curiosity, and were welcome to keep tending their reindeer. Since changes in their living environment. Reindeer herding grew far more difficult due they were less intellectually capable, they were stripped of legal control of to the competing interests of forestry, mining and the damming of the rivers — lands that had been theirs. For Apmut Ivar and other children of nomadic Samis, conflicts that are ongoing. this policy meant that they could go to goahti schools and be segregated from Processes that have meant progress and development for Sweden have made life society and other children. But the system was subject to arbitrary change, and difficult for the Sami. just a few years later, the nomadic Sami children were sent to conventional Swedish “Of course it cuts both ways,” says Apmut Ivar. “In many ways, our lives have schools where they would be taught to be good Swedish citizens. Reindeer herding grown easier as time as gone by.” and Sami culture, it was thought, were doomed to disappear. Then he starts telling his story. It’s almost all about light. How people organ- Apmut Ivar had no plans to do anything with his life other than be a reindeer ised their days to make the most of the light, how technological advances made it herder. After his brief schooling, he went to work in earnest with the family’s reindeer. both easier and harder to manage the daylight hours, the sunless winter and the In the autumn of 1943, he recorded the autumn migration of the herd in his midnight sun of summer. diary. It had been a rough autumn. Ordinarily, they sent someone out to scout the Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

90 winter grazing lands, but the weather and early snow had caused problems and need for feed along the roads increased. But then clearcutting and land-clearing 91 nobody had time. Ordinarily reindeer from several families are grazed together, came in, which meant that the pasturage disappeared. Then we would lose reindeer and when they’re moved, the herds often have to be separated. That means driving along the way, when the pace slackened and we made a lot of stops. At that point, them into big enclosures, lassoing them and dividing them up. It’s heavy work for we started transporting them by truck, instead.” a teenager. Once the family flock was collected, the migration to the winter grazing The modernisations of reindeer herding that have occurred have usually been lands could begin. The tame reindeer geldings went first, pulling sledges that a direct consequence of alterations of nature. Apmut Ivar and his generation would carried the family’s elders and children. Equipment was transported by sledge, have been happy to keep doing what they had always done, but new conditions made too. At this time of year, it was important to make the most of the little daylight it impossible. there was, so days often began early and ended late, with most of the work carried Apmut Ivar is no cranky old man. He talks about it all almost happily, apparently out in pitch blackness. When the pale sunlight finally shone, it was important to untroubled. Living with nature, working with animals and being at the mercy of the be in the right place and be prepared for whatever needed to be done, whether it weather affects people. Farmers and Sami herders have this in common. Government was traversing a difficult section, separating the herd or building a goahti. agencies and authorities are like the weather; one has to adapt, accept that one The men and boys went on skis, driving the herd and guarding its flanks. Often, is not in control of the situation, remain calm and never lose one’s grip. they had dogs to help them. The older geldings who had led the migration before Jokkmokk pops up all of a sudden when you’re driving up the E45. Bogs and woods, could usually find the way themselves, guiding the rest through the landscape. straightaways and hilltops, mosquitos, horizontal light, beautiful views and sadly Several rajder, or reindeer processions, joined the group, and thousands of rein- ruined forests. Sweden is a long, stretched-out country, and no other country in deer were now moving through the valleys. After stopping and sleeping indoors for Europe is currently urbanising as fast. The cities are growing and the rural pop- the first time since spring, they got up early and assembled the reindeer, who had ulations shrinking. This is especially true in the interior of Norrland, where in- spread out over a wide area during the night. If there’s too little pasturage, the dustries based on raw materials made it possible for people to settle, back when herds have to split up. such industries were labour-intensive. Now they can increasingly do as they will, “All we had was skis,” says Apmut Ivar, “and everything was difficult and took time. in an ever more thinly populated no man’s land. Now we have snowmobiles, motorcycles, helicopters and seaplanes.” The Swedes have more and more tended to forget about this end of the country. The procession continued downwards along the river course, eventually reach- They remember it as a beautiful place, but head south on holiday. Instead, it is ing the frozen waters of the Lule River and continuing to Jokkmokk and the winter tourists from the rest of Europe who come. Alongside the logging trucks, you see grazing lands by Rödekornberget. By then they had been moving for a week. German, British, French and Dutch cars on the roads. Most are blissfully unaware “What happened next was that hydroelectric power came and the rivers were of the battles being fought in this peaceful corner of Europe, known for its silence dammed. Vast tracts of land ended up under water, and old trails disappeared. But and its bright summer nights. During the winter, this end of the country slumbers the worst thing was, the ice got bad on the rivers and lake systems.” under dark skies and snowcover. “Often we moved the reindeer in darkness. The days were so short. It was hard, Sonja Kuoljok brings coffee. Apmut Ivar slurps his loudly and sighs, his eyes but you could see the reindeer against the white ice.” creasing with pleasure. He remembers a lot. “Afterwards, we were afraid to go out on the ice, and so the authorities cleared “I was never bored,” he says. “The summers were always nice. We didn’t sleep so roads for us, but you couldn’t go down them in the darkness. It took longer, and the much then, as bright as it was.” Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E Apmut Ivar Kuoljok 66°37’0”N, 19°50’0”E

92 His notes support his stories of the migrations of his youth, which were among the “Was it beautiful? I never thought about it. You were just trying to keep up with 93 last carried out in the traditional way by traditional routes, before large-scale everything that had to be done. Now I sometimes think it is. It makes me happy to raw material production, before the internal-combustion engine. Back in the day, see all the old places.” scientists kept turning up. There you’d be, and suddenly a seaplane would splash Today Apmut Ivar Kuoljok is fighting his final battle. As elder of Sirges reindeer down in a lake in the middle of summer and out would climb a photographer and a herding district, and as an older man whom many listen to, it seemed obvious to couple of ethnologists. They rarely had food with them, and expected to be fed and him that he should sit down and physically block exploratory mining for iron ore have their gear carried along the migration route. On the upside, they did leave a in Gallok, outside Jokkmokk. The exploitation of Sami lands that began a hundred photographic record behind. and fifty years ago never seems to end, and for the past several years, a new pros- In the summer of 1944, on 13 July, he notes that they made camp in the Nijá- pecting boom has been raging in northern Sweden. Generous terms entice foreign kriehppejågåsj Valley in early spring conditions, and started eating the dried corporations to try their luck in the Swedish countryside, and naive, cash-strapped reindeer neck they lived on during the spring migration. The weather was lovely inland municipalities hope it will create jobs. The Sami feel they are under threat and the nights were light, but the ground was barren of trees and bushes, and and forgotten, and environmental activists come from outside to take their, and there was barely enough scrubwood to make a fire. No pan-fried bread, barely any the environment’s, part. Along with the young demonstrators, Apmut Ivar Kuoljok coffee. The reindeer neck was dried and had been hanging since the slaughter the was carried away by uniformed police officers so the equipment could roll through. previous autumn. All the holes in the meat are plugged with flour paste to keep A drawn-out legal battle is probably in the cards now. insects from getting into it, and then it is hung outdoors for a few weeks until a Apmut Ivar Kuoljok is as old as modernity and electrification, and has lived a hard shell formed on it, after which it could be stored in a shed. In transit, a piece reindeer herder’s life during the most eventful years of Sami history. His family’s of meat would be hung beyond the reach of the dogs, as a counterweight to a pannier stories lived in darkness. In the absence of light and modern transportation, a on a pack reindeer. They also brought dried blood that could be rehydrated and narrative form grew that Apmut Ivar still carries on. used to make pancakes or blodpalt, a kind of hardtack made with blood. In the “We talked and told stories in the evening in the goahti. That was all there was. summer, one could fish. A fishing rod was always part of the kit. And when we came to the villages, or to Jokkmokk, we always sought one another out “We were ready for anything,” says Apmut Ivar. “That was our life. There we went to hear the news. Whenever somebody arrived, people flocked around him to hear with our goahtis. It was hard work, but it was all we knew.” what he had to say. Now I can see my neighbour through the window while I’m watching TV, but we don’t talk to each other. That’s why I have to write. I’m afraid the stories The contrast with today’s reindeer husbandry could not be more striking. Almost will disappear forever otherwise. They’re not just tall tales; they’re full of knowl- everything has changed. Of course it’s less physically demanding, but now there edge. How do you tame a reindeer gelding? How do you dry meat? How do you find are constant economic worries, not to mention animal predators, the shifting pasturage when winter is coming?” political situation, and especially the fact that the reindeer herding life is now “So far, the young people are still listening to me. That’s a good thing.” just one choice among many others, some of which may seem easier. “Nowadays nobody can manage without a telephone or radio, but in my day you tried to keep track of the other families’ migration routes. Sometimes you had to wait for each other for days. It was a little impractical.”

Ein Portrait von Helny Zingmark Po Tidholm Geb. 28 Juli 1913 Lima, Schweden

Einmal rund um die Ostsee

Helny Zingmark ist eine rätselhafte Dame. Ihr Name klingt wie erfunden, wie 97 gestohlen aus einem etwas zu anspruchsvollen Roman, der sich seinen Weg durch alle möglichen Epochen und Ereignisse bahnt und im letzten Kapitel alles irgend- wie Sinn macht. Aber Helny Zingmark sieht in ihrem Stuhl, im Altersheim in der alten Militärstadt im äußersten Norden Schwedens ganz wirklich aus. In der kleinen Wohnung gibt es wenig Spuren des Lebens. Ein Nähtisch mit Kürbismalereien und eine Vase mit der Kirche von Lima als Relief deuten auf ihren Ursprung in Dalarna hin. Ein chinesisches Regal mit detaillierten Schnitzereien gibt einen Eindruck der weiten Welt. Eine lauttickende Uhr betont Gemächlichkeit. Zwei staubige Fotografien von einem düsteren Mann mit dicken Brillengläsern und einer jungen Frau in einem Strickpullover, die etwas übermütig in die Kamera schaut, stehen auf einem Regal. Das Zimmer hat eine kleine Küche und einen Tisch, im Schlafzimmer gibt es ein Bett und einen Stuhl. Die Jalousien sind heruntergezogen. Draußen hört man schlurfende Schritte auf dem Linoleumboden und der Aufzug kommt und geht. Dies ist eine Endhaltestelle. Helny Zingmarks Augen sind trüb. Ihre Sehkraft ist fast vollständig verschwun- den. Das Leben ist stehengeblieben, der Blick ist nach innen gekehrt. Wenn sie spricht, hat man das Gefühl, dass sie nicht wirklich erwartet, dass man ihr glaubt. „Einmal bin ich mit dem Fahrrad um die komplette Ostsee gefahren“, beginnt sie zu erzählen. „An den Klippen des Nordkaps drehte ich um.“ „Du glaubst mir nicht.“ „Ich war 22 Jahre alt. Es war Sommer, im Sommer 1934. Ich war so unruhig, war bisher kaum außerhalb unserer Gemeinde gewesen. Ein Jahr lang arbeitete ich als Magd auf einem Bauernhof in Malung, aber die Dame des Hauses war so stolz, und das konnte ich nicht ertragen. Ich konnte dort einfach nicht bleiben. Als ich wieder nach Hause auf unseren Hof kam, sagte ich zu Papa ich würde ein Zelt kaufen gehen. Er fragte mich natürlich, was ich damit wollte, und da erzählte ich ihm, dass ich auf Reisen gehen wollte. Ich kaufte mir einen kleinen Gaskocher, damit ich kochen konnte. Dann bepackte ich mein Fahrrad und fing an zu radeln. Kleidung hatte ich auch dabei. Und Ausrüstung, um das Fahrrad, im Falle eines Falles, reparieren zu können.“ Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

98 „Ich habe das nur getan, weil ich neugierig war“, sagt Helny Zingmark. Zuhause in Herdfeuer zu versammeln, und von den langen, hellen Sommernächten. Man beheiz- 99 Lima hatte die Familie eine Landwirtschaft. Vier Geschwister, aber alle anderen te die Häuser mit Holz, aber war immer vorsichtig, das harzreiche Holz auszusor- sind schon tot. Die Familie besaß acht Kühe und litt keine Not. Helny war das tieren, was man für die offene Feuerstelle aufhob. Wenn man schnitzte oder etwas dritte Kind und die einzige, die neugierig genug war um wegzugehen. Der Hof von Hand fertigte, hob man das Splintholz auf, da es am hellsten und ohne viel tauschte im Dorfladen Butterdosen gegen Lebensmittel. Auf dem Land war das Tausch- Rauch brannte. Das harzreiche Holz wurde am meisten im Freien verwendet. Hölzer geschäft noch immer alltäglich. Aber auch der Wald brachte Geld. zu spalten war eine mühsame Arbeit, die oft von Kindern und Dienern übernommen „Jetzt ist alles verfallen“, seufzt Helny. „Damals kümmerte man sich sehr penibel wurde. Wohin man auch ging, die Hölzer waren immer dabei. um alles. Der Wald sah aus wie ein Park, auf allen freien Flächen bauten wir etwas „Ich bin so alt, als ich klein war, hatten wir noch Pörtstickor (Schwedisch: an. Damals war das ja so. Ja, so war es früher.“ Leuchtmittel aus Kieferholz). Als man raus in die Scheune ging, um die Tiere zu Zum Hof gehörte auch eine Bergweide. Sie lag weit oben, in Richtung der nor- füttern, hatte man sie im Mund oder steckte sie in einen Schlitz, den man beleuch- wegischen Grenze, rund 50 Kilometer vom Hof entfernt. Im Sommer brachte man die ten wollte. Man konnte Heu in der einen Hand tragen und einen brennenden Stock in Tiere zusammen mit anderen Bauern dorthin. Es war hell und die Arbeit leicht und der anderen. Es gab viele Brände, aber zum Glück war ich nie bei einem dabei. Dann frei im Vergleich zum restlichen Jahr. Daheim auf dem Hof machte man so Land zum kamen die Kerzen und danach die Petroleumlampe und zuletzt die Karbidlampen. Anbau von Getreide und Futter frei. Die Männer blieben dort und die Mädchen Es roch so schrecklich, als sie ausgebrannt waren. Als Kind musste man hart ar- durften alleine im Wald sein. Es war ruhig. Aber auch die Tage auf der Weide waren beiten. Man brauchte uns und es gab ja auch nichts anderes zu tun. Man hatte kaum geprägt von einigen Routinen. Die Kühe mussten nach dem morgendlichen Melken Möglichkeiten. Ich hatte die Arme voll mit Brennholz, was mich stach und schwer zum Weiden raus in den Wald und ein Schäfer begleitete sie immer um aufzupassen. war. Aber warm wurde es nie, nicht so wie die Innenräume heutzutage. Im Winter Helny durfte diese Rolle für ein paar Sommer übernehmen. Dies war die schönste schlief ich, um warm zu bleiben mit meinen Geschwistern zusammen.“ Zeit und alles, was im Rest ihres Lebens passierte, wurde damit irgendwie in „Trotz der vielen Aufgaben, hatten wir immer noch sehr viel Zeit; lange Abende Verbindung gebracht. an denen das Wetter und die Dunkelheit es unmöglich machten, etwas Sinnvolles „Gegen Nachmittag machte ich Feuer. Als dieses einigermaßen brannte, lag ich zu tun.“ Birkenrinde und feuchtes Moos drauf, damit wirklich richtig Rauch aufstieß. Dann „Wir sprachen auf einer völlig anderen Art und Weise miteinander. Wir saßen so kamen die Kühe und stellten sich in den Rauch. Sie wussten genau, wann es soweit dicht beieinander, es war so dunkel. Wir versammelten uns um einem Kreis von war, und sie so die Mücken und Insekten endlich loswerden konnten. Dann mussten Licht. Man kam miteinander aus, man musste einfach befreundet sein. Die Eltern sie dort stehen und wiederkäuen. Aber das ist auch aus der Mode gekommen. Alles waren da, und konnten unsere Fragen beantworten. Ich hatte so viele Fragen, als ist weg. ich klein war. Ich wollte alles wissen. Irgendwann kam ich ja in die Schule, aber Stattdessen ist viel Neues gekommen, aber das ist nichts für mich. Alles wurde ich glaube, unsere Eltern haben uns das meiste beigebracht. irgendwie groß und für die Nation. Wenn du verstehst, was ich meine. Das ‚Kleine‘ Als der Strom kam, drifteten wir auseinander. Die Lichtkreise lösten sich auf. verschwand, die kleine Welt.“ Wir konnten unsere eigenen Wege gehen, das Haus wurde irgendwie grösser.“ Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auf den Höfen in Lima keinen Strom. Das Als die Kindheit vorbei war, fing Helny Zingmark also auf einem Hof in Malung, wo Leben war davon geprägt, Kuhställe und Räume zu beleuchten, und von der die Frau so unerträglich arrogant war, an zu arbeiten. Sie mochte es so wenig, dass Dunkelheit, die die Menschen dazu brachte, sich in den Abendstunden um das sie abhaute und auf einen vorbeifahrenden Güterzug aufsprang, um zu entkommen. Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

100 „Der Wind blies stark, aber ich hielt mich fest. Dann wurde ich entdeckt und sollte „Da dachte ich mir, das will ich mit eigenen Augen sehen und fuhr nach Karelien, zum 101 verurteilt werden und eine Strafe bezahlen und so weiter. Aber ein Bekannter half Ladoga-See. Ich fand einen Mann, der mich raus zum Kloster nach Valamo ruderte. mir heil aus der Situation zu kommen und so durfte ich in Lima aussteigen und Mein Fahrrad hatte ich dabei, denn ich wollte die Inseln da draußen erkunden. Aber endlich nach Hause kommen. Danach kam ich auf die Idee, eine Fahrradreise zu es gab dort keine Wege, es war also eine reine Verschwendung“. machen.“ Das Kloster von Valamo wurde vermutlich im 14. Jahrhundert gegründet und war Helny Zingmark war eine unaufhaltsame Kraft mit starken Beinen und einem der nördlichste Außenposten der orthodoxen Kirche. Es war eine autarke Gemein- unerbittlichen Willen. Sie fürchtete sich nicht vor der Einsamkeit, nichts scheint schaft. Die Mönche verteilten ihre Aufgaben über die Inseln des Sees. Es gab ihr Angst gemacht zu haben. Von Lima aus fuhr sie Richtung Ostsee, durch Dalarna Salzereien, Imkereien, Landwirtschaft und Werkstätten. Das Kloster wurde in und Hälsingland, und dann nördlich entlang der Küste. Nachts baute Helny ihr regelmäßigen Abständen von den Schweden angegriffen, sowohl während der katho- Zelt auf und das Essen, was sie brauchte, kaufte sie auf verschiedenen lischen, als auch der lutherischen Epoche. Im 17. Jahrhundert ließen die Schweden Bauernhöfen. Kaum ein einziges Auto sah sie. Die Wege waren holprig und voll von das Kloster schließlich abbrennen und annektierten das ganze umliegende Schlamm. Je weiter sie gen Norden kam, desto länger wurden die Tage. Es war Gebiet. Erst als Karelien im Jahr 1721, d.h. nach dem Großen Nordischen Krieg, Sommer und sie näherte sich dem Polarkreis. In Haparanda radelte sie ins wieder russisch wurde, baute man das Kloster unter Peter dem Großen wieder auf. Landesinnere und außerhalb von Kiruna wurde sie von zwei Männern im Auto mitge- Nach der Revolution 1917 nahm Finnland das Gebiet in Anspruch und das Kloster nommen. Ihr Fahrrad wurde hinten befestigt. wurde von finnischen Mönchen übernommen. Während dieser kurzen, aber ruhigen „Sie waren nett. Wagten nicht anderes. Später schrieben wir uns Briefe, ich Phase kam Helny dort zufällig mit ihrem Fahrrad vorbei. und der eine Junge. Er war ein Autohändler aus Luleå. Ich dachte nicht, dass es so „Es war so schön und seltsam zur gleichen Zeit. Ich blieb dort über eine Woche, viel zu erzählen gab, aber er fand es seltsam, dass ich mit meinem Fahrrad alleine aber sie fanden mich wahrscheinlich anstrengend. Ich wollte ja immer alles wissen so weit durch die Gegend fuhr. Ich wurde fast verrückt da oben. Die Sonne ging nie und alles sehen. Ich zwang die Mönche, mich von Insel zu Insel zu rudern. Ich traf unter, ich vergaß zu schlafen und fuhr die ganze Nacht durch, bis ich todmüde war einen Mönchen, der sich um die Kühe kümmerte. Er lebte einsam auf einer Insel, und direkt im Freien schlief.“ nur mit Kühen. Als ich zu ihm kam, erschien er nicht sonderlich begeistert. Ich Von Narvik aus nahm sie das Boot bis hin zu Europas nördlichstem Punkt, der habe nie verstanden, warum.“ dreihundert Meter hohen Klippe am Nordkap. Sie blickte über den Horizont. Dann war die Zeit gekommen, nach Hause zu fahren und Helny Zingmark fuhr „Es war so hoch und so steil. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, was ich nach Viborg um eine Bank zu finden, wo sie Geld abheben konnte. Sie besuchte Alvar in diesem Augenblick fühlte. Ich war so jung und dumm“. Von hier aus drehte sie Aaltos neu erbaute Bibliothek, damals eine fast surreale, moderne Schöpfung. wieder um gen Süden und fuhr entlang des Flusses Torne und entschied sich via Vibor war damals die drittgrößte Stadt Finnlands, mit Tageszeitungen in russi- Finnland nach Hause zu fahren. „Jeden, den ich auf der Reise traf, war nett. Ich scher, finnischer, deutscher und schwedischer Sprache. glaube, die meisten waren überrascht, jemanden wie mich zu treffen.“ „Es war eine schöne Stadt. Ich habe versucht, so viel wie möglich in meinen Nach einigen Wochen erreichte sie Helsinki, von wo aus sie ein Boot zurück dummen Kopf zu bekommen, aber alles war so neu.“ nach Schweden nehmen wollte. Aber jemand erzählte ihr von einem seltsamen Nur zehn Jahre später wurde Karelien sowjetisch. Die Einwohner Viborgs wurden Kloster, was sich mitten in einem See, so groß wie ein Meer, befand. Im Kloster vertrieben und die Stadt verfiel in einen fünfzig Jahre langen Dornröschenschlaf. lebten Mönche, die wie aus einer anderen Zeit sein sollten. Aaltos Bibliothek verfiel, das Kloster in Valamo wurde zuerst Seekriegsschule, Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

102 dann Kolchose und schließlich ein Heim für Invaliden. Gebäude stürzten ein oder wurde nach Boden geschickt, um dort nachts nach feindlichen Flugzeugen Ausschau 103 wurden angezündet. Erst nach Fall der Mauer wurde das Kloster wieder als solches zu halten. Sie wurden als „Mauersegler“ bezeichnet. So landete sie in Boden. genutzt und bekam durch Renovierungen seine alte Pracht zurück. „Aber wie sich herausstellte, passierte kaum etwas. Deshalb fing ich an auf „Danach kehrte ich zurück nach Dalarna. Und plötzlich fragte ich mich, warum meinem Fahrrad in Boden rumzufahren und mich umzuschauen. Und so habe ich das ich diese Reise eigentlich gemacht hatte, und ich war fast etwas wütend, dass Grundstück am Fluss Lule gefunden. Ich wollte ein Sommerhaus bauen, aber das mein Vater mich weggelassen hatte. Aber ich musste in die Fußstapfen treten, doch Grundstück was so groß, dass ich mir dachte, dass man gleich ein richtiges Haus das wusste ich damals noch nicht. Du weißt, meine leibliche Mutter starb als ich bauen sollte. Ich hatte ja noch Geld von meiner Mutter und bestellte ein Haus aus erst vier war. Sie bekam früh Kinder und wurde nur 24 Jahre jung. Erst später erfuhr dem Katalog und fand einen Baumeister. Aber er ließ mich im Stich und dann riefen ich, dass sie mir sehr ähnlich war. Sehr hartnäckig und sehr neugierig. Sie hinter- mich die Leute vom Bahnhof an und informierten mich, dass mein Haus fertig auf ließ mir auch Geld.“ ein paar Güterwagen stand. Also musste ich es selbst zusammenbauen. Naja, ich Helny Zingmark kam nun auf die Idee, Schriftstellerin zu werden. Sie hatte eine stellte ein paar alte Männer ein, aber ich musste mich ständig mit ihnen ausein- Menge Bücher gelesen und fand es spannend über Dinge fantasieren zu dürfen. Um andersetzen, da sie keine Befehle von einer Frau entgegennehmen konnten. Aber sich Tipps zu holen, schwang sie sich auf ihr Rad, fuhr durch den Wald von Malung ich drohte ihnen damit, ihren Lohn einzubehalten, und schließlich hörten sie mir nach Stöllet und weiter durch Fryksdalen, nach Sunne und Mårbacka. aufs Wort. Nach dem Krieg gab es hier nicht besonders viel Arbeit. „Ich wollte Selma Lagerlöf treffen. Ich fuhr zu ihrer Villa und sie kam heraus, Wenn ihr nicht die Klappe haltet, hört ihr auf, sagte ich zu ihnen.“ aber war sehr kurz angebunden. Ich glaube, sie schätze keine spontanen Besuche. Schließlich wurde das Haus fertig, Helny zog ein und begann als Büroangestellte Unser Austausch war also sehr dürftig. Danach fuhr ich wieder nach Hause. Sie bei I19 zu arbeiten. Vier Zimmer und Küche, Keller und Blick auf den Fluss. Sie hatte Probleme mit ihrem Fuß. Aber sie wohnte schön. Es gab eine große, geschot- liebte ihr Haus. Im Winter lief sie Ski, im Sommer machte sie Orientierungsläufe terte Einfahrt und als man über den Kies ging oder fuhr knirschte er so behaglich. und schoss mit ihrer Pistole. Darin war sie gut und wäre sie keine Frau gewesen, Und schöne Blumenbeete gab es.“ hätte sie Profi werden können. Keiner konnte so schnurgerade wie Helny schießen. Aus der Schriftstellerkarriere wurde also nichts, sondern Helny landete statt- „Dann habe ich mir auch noch einen Mann angelacht. Ein Elend. Aber keine Kinder.“ dessen in Stockholm, wo sie ein Zimmer an der Kungsbron anmietete und mit drei Sie wird still. weiteren Mädchen teilte. Sie fing an, als Krankenschwester im Sophia-Krankenhaus „Ich wollte keine. Irgendwie war ich dagegen.“ zu arbeiten. „Ich hätte studieren sollen, aber keiner motivierte mich dazu. Ich arbeitete Dann begann das Reisen. Helny nahm ihren Mann mit in die große, weite Welt. Sie eigentlich nur. Stockholm war so groß und hell, alle Straßenlaternen und reisten nach Afrika, Indien, China, Japan, Vietnam und in alle möglichen anderen Leuchtschilder spendeten so viel Licht in der Nacht. Andere hatten sicherlich ihren Länder. Sie hörte nie auf, nach etwas zu suchen. Spaß, aber ich war nur selten unterwegs. Hauptsächlich arbeitete ich und war „Ich wollte schon immer zu ursprünglichen Orten reisen. Primitiv sollte es lieber mit mir selbst beschäftigt.“ sein. Da wo es so ist, wie es schon immer war, und es weder Strom, noch Autos oder Es gab Unruhen in Europa und Hitler war an die Macht gekommen. Helny hasste fließendes Wasser gab. Hitler und hatte Angst, dass Schweden angegriffen und besetzt worden würde. Sie Umgebungen, wo die Zivilisation noch nicht richtig angekommen war. Umge- schloss sich Lottakåren (Schwedisch: freiwillige Armeetruppe der Frauen) an und bungen, die an die Bergweide daheim in Lima zu meiner Kindheit erinnerten. Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

104 Nach Amerika wollte ich aber nie reisen. Das hat mich nie interessiert. Aber ich 105 habe ja so viel anderes gesehen. Ich durfte schmutzige Menschen und saubere Menschen sehen. Schöne Häuser und kaputte Hütten.“ Während einer Reise infizierten sich Helny und ihr Mann. Als sie heimkamen, gingen sie direkt zum Arzt. Helny wurde wieder gesund, aber ihr Mann starb mit nur 64 Jahren. Von jetzt an lebte sie alleine in ihrem Haus, ging in Rente und hörte auf zu reisen. Freunde hatte sie keine. „Ich habe versucht zu vermeiden Freunde zu haben. Das endete fast immer nur im Desaster. Ich habe früh gemerkt, dass jemand, der heute ein Freund ist, morgen schon ein Feind sein konnte.“ Mittlerweile ist Helny Zingmark verwitwet und seit 37 Jahren im Ruhestand. Als ihre Augen noch ok waren, las sie gerne Reiseführer. Zum Ende hin war ihre Gemeinde der Meinung, dass sie dort nicht mehr wohnen sollte. Und jetzt ist sie hier. Die Sonne wird durch die Jalousien gefiltert, der Staub tanzt im Licht. Die Uhr tickt monoton. Die Krankenschwester kommt mit dem Mittagessen. „Ich hasse es, hier zu sein“, sagt Helny. „Mir ist so langweilig.“ A portrait of Helny Zingmark Po Tidholm Born 28 Juli 1913 Lima, Sweden

Biking round the Baltic between the World Wars

Helny Zingmark is an enigma. Her name sounds made up, as if it were taken from the 107 kind of convoluted novel that trips from event to event and epoch to epoch, inge- niously tying everything together and revealing its meaning in the final chapter. On the contrary, though, Helny Zingmark is very real, indeed, sitting in a chair here at an old folks’ home in an old military city at the top of Sweden. Her tiny flat holds few traces of her life. A sewing table decorated with kurbits — traditional leafy folk ornament — and a vase with a relief image of Lima Church suggest her origins in Dalarna. A Chinese chest of drawers with detailed carvings hints at connections to the wider world. A tall, ticking clock underscores the slow pace. Two dusty photos rest on a shelf, depicting a dour man with thick eyeglass frames and a young woman in a knit jumper, staring almost cockily back at the camera. In the main room, there is a kitchenette and a table; in the bedroom, a bed and a chair. The Venetian blinds are drawn. From outside comes the sound of shuffling footsteps on a linoleum floor and an elevator rising and descending. This is a ter- minus, the end of the line. Helny Zingmark’s eyes are cloudy. She has very little vision left. Her life has drawn to a halt, her gaze turned inward. When she speaks, it’s as if she doesn’t really expect to be believed. “I bicycled all the way round the Baltic Sea once,” she begins. “I turned around at the cliffs of Nordkap.” “You don’t believe me”… I was 22 years old. It was the summer of 1934. I was so restless, and I’d hardly ever left the parish before. For a year, I worked as a maid at a farm in Malung, but the lady of the house was so haughty I couldn’t take it. When I got back to the family farm, I told my father I was going to buy a tent. He wondered why, of course, and I told him I wanted to get out and travel. I bought a spirit stove, too, so I could cook. Then I packed up my bike and went. I had clothes with me, and gear to fix the bike. “I did it because I was curious,” says Helny Zingmark. The family lived on a farm in Lima. There were four brothers and sisters, though all the others are gone now. The family had eight cows and was doing fine. Helny was the third child, and the only one who got out, the only one curious enough. The Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

108 farm traded blocks of butter for groceries at the country store. Barter was still “I’m so old that when I was little, we still used torches. You held one in your mouth 109 common in the countryside back then. They earned income from the forest, too. when you went out to the barn to feed the animals, or wedged one in a crack if you “Now it’s all in decline,” sighs Helny. “Back then, the tiniest patch of land was needed light. You might be carrying hay in one hand and a burning torch in the other. carefully tended. The forest looked like a park. Every open space was cultivated. There were a lot of fires, but I never experienced one. Later we got wax candles, and That’s the way it was, back in the day. That’s the way it was.” then paraffin lamps and finally carbide lamps. They smelled so horrid when they The farm had a shieling hut 20 km away, high in the hills close to the Norwegian burnt out. You had to work hard as a child. They needed us, and there wasn’t anything border. In the summer, they took the animals there, along with other local farmers. else to do anyway. Not many opportunities. I carried all those armloads of chopped Life was sunny and free and easy there compared with the work they did the rest of the wood, and they were heavy. Yet it wasn’t really warm indoors, not like it is today. I year. The land back at the farm was thus freed up for growing grain and pasturage. slept with my brothers and sisters to keep warm in the wintertime.” The men stayed behind and the girls were left on their own, up in the hills. It was In spite of all the chores, they still had a lot of spare time during long eve- peaceful. The days at the shieling followed a certain routine. The cows had to go nings when the weather and the darkness made it impossible to get anything out into the forest to graze after their morning milking. A cowherdess always went worthwhile done. along to keep an eye on them. Helny herded cows for several summers. It was the “We talked to one another in a completely different way. We sat so close; it was best of times, and she has compared everything that’s happened since to it for the murky and dim. We gathered around circles of candles. You got along, you had to be rest of her life. friends with each other. Our parents were there to answer our questions. I had so “In the afternoon, I would make a fire. Once it got going, I threw birch bark and many questions as a child. I wanted to know everything. Eventually I went to school, damp moss on it so the smoke would really billow out. The cows came and stood in but I think it was our parents who taught us most things.” the smoke. They knew when it was coming and looked forward to escaping the gnats, “When the electricity came, we grew apart. The circles of candles disappeared. mosquitos and insects. They would stand there chewing their cud. But that’s all in We could go our own way; the house got bigger.” the past, too. It’s all gone now”. When her childhood years were over, Helny Zingmark took a position at a farm “A lot of other things have come along instead, but that has nothing to do with in Malung, where, you will recall, the lady of the house was so unbearably haughty. me. It was like everything got bigger, and it was all for the good of the nation, if Helny was so unhappy that she ran off and hopped a moving freight train to get away. you know what I mean. The little things disappeared, the little world…” “The wind blew something fierce, but I held on tight. Then they discovered me, On a farm in Lima in the beginning of the century, there was no electricity. All and I was going to be arrested and have to pay a fine and what have you. However, of life was shaped by this fact, by the need to illuminate the barns and rooms, by somebody I knew managed to get me out of the situation, and I was allowed to get off the darkness that made people crowd around the hearth in the evenings, by the at Lima and go home to the farm. It was after that that I headed out on my bicycle.” long, light summer nights. Houses were heated with wood, but they were always Helny Zingmark was a pretty and powerful force, with her strong legs and careful to sort out the resinous fatwood, which was saved for the open hearths. dogged will. She wasn’t afraid of being alone. Indeed, nothing at all seems to have When they did carpentry or woodcraft, they saved the surface wood, which burned frightened her. From Lima, she cycled towards the Baltic, through Dalarna and cleanest, without giving off too much smoke. Especially pitchy wood was mostly Hälsingland, up the coast. She pitched her tent at night and bought the food she used outdoors. Whittling sticks for tinder was a constant occupation for children needed at farms and country stores. Few cars crossed her path, and the roads were and farmhands. They would take the sticks along wherever they went. potholed and muddy. The farther north she rode, the longer the days grew. It was Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

110 summer, and she was nearing the Arctic Circle. In Haparanda she turned inland, Great. After the Revolution of 1917, the territory became Finnish and the monastery 111 and just outside Kiruna, she got a lift from two men in a car. They tied her bike to was taken over by Finnish monks. It was during this brief period of calm that Helny the back. happened to arrive with her bicycle. “They were nice. They didn’t have the nerve for anything else, I guess. We started “It was so lovely, and so unusual. I stayed for over a week. They probably thought writing each other later, one of the boys and I. He was a car dealer in Luleå. I didn’t I was a pain in the neck. I wanted to know and see everything. I forced the monks to think it was such a big deal, but he seemed to think it was extraordinary that I had row me from island to island. I met one monk who tended the cattle. He lived alone cycled such a long way by myself. I really went wild up there. The sun never set, and on an island with only the cattle for company. He wasn’t happy to see me. I could I forgot to sleep and kept biking all night long until I got tired and slept in the never understand why.” open air.” By then it was time to head home, and Helny Zingmark rode to Vyborg to find a From Narvik, she took a boat up to the northernmost point in Europe, the three bank where she could withdraw money. She visited Alvar Aalto’s recently built hundred metre cliffs of Nordkap. She peered out at the horizon. library, for the period an almost surrealistically modern creation. At the time, “It was so high and steep. I can’t remember how I felt. I was so young and dumb.” Vyborg was Finland’s third-largest city, with daily newspapers published in Russian, From there she turned south again, cycling along the Torne River and deciding to Finnish, German and Swedish. head through Finland on the way home. “It was a beautiful city. I tried to take in as much as I could with my thick head, “Everybody I met was so friendly. I think most of them were surprised to meet but everything was so new!” somebody like me.” Just ten years later, Karelia was taken over by the Soviet Union. The populace After many weeks, she reached Helsinki, where she had planned to take a boat of Vyborg was driven out, and the city entered a fifty-year slumber. Aalto’s library back to Sweden. However, somebody told her about an odd monastery in the middle fell into decay, and the Valamo Monastery became first a naval academy, then a of a lake as big as an ocean. At the monastery were monks who lived as if they were collective farm and later a home for invalids. The buildings fell down or burned from another time. up. Only after the fall of the Iron Curtain could it become a monastery again, and “I figured that was something I wanted to see, so I cycled into Karelia, to Lake the grounds and buildings be restored to their former glory. Ladoga. There I found a man to row me out to the Valamo Monastery. I brought my “Later I came back home to Dalarna. And then it struck me that it was actually bike with me, because I wanted to explore the islands out there. However, there were kind of insane going off on a trip like that, and I was almost angry with my father no roads, so that was one goal I didn’t accomplish.” for letting me go. I didn’t know it at the time, but I had wanderlust in my blood. You Valamo Monastery was probably founded in the fourteenth century, and was the see, my biological mother died when I was only four years old. She had children northernmost outpost of the Orthodox Church. It was a self-sustaining village. The young and only lived to be twenty-four, but I heard later that she was just like me, monks’ activities spread out across the Ladoga islands. They had salting plants, very stubborn and very curious. She left me a bit of money.” apiaries, farms, shops. The monastery had been attacked at regular intervals by At this point, Helny Zingmark got it in her head that she should become a the Swedes during both the Catholic and the Lutheran eras. In the seventeenth writer. She had read many books and loved letting her imagination run wild. To get century, the Swedes finally managed to burn the monastery down and annex the some advice on how to go about it, she hopped on her bicycle and pedalled through entire surrounding territory. Only after Karelia reverted to Russia again in 1721, the forest from Malung to Stöllet, and then down the Fryksdalen Valley to Sunne after the Great Northern War, was the monastery rebuilt by decree of Peter the and Mårbacka. Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E Helny Zingmark 65°50’0”N, 21°43’0”E

112 “I went there to meet Selma Lagerlöf. I rode onto the grounds of her big country she took part in orienteering and pistol shooting competitions. She grew quite 113 house, and she came out, but she was quite short with me. I don’t think she cared proficient, and could have gone far if she hadn’t been a woman. Nobody was as straight for unannounced visits. So we didn’t have much of a chat. Then I rode home. She had a shooter as Helny. a lame foot. But she lived well. There was a big gravelled drive, and the gravel crun- “And I got married then, too. Such wretchedness. But no children.” ched under my feet and my tyres. And she had lovely flowerbeds.” She falls silent for a moment. And thus Helny did not pursue a career as a writer, but instead ended up in “I didn’t want any. As it turned out, I ended up actively opposed to it.” Stockholm, where she lived in a rented room near Kungsbron with three other girls Then her travels began. Helny dragged her husband along, out into the world. They and took a job as a practical nurse at Sophiahemmet. went to Africa, India, China, Japan, Vietnam – anywhere you can imagine. The whole “I should have continued with my studies, but I didn’t have anybody pushing me. time, she was looking for something. Mostly, I worked. Stockholm was big and bright. The light shone from the streetlights “I always wanted to go places that were … let’s say, original. By which I mean and signs all night long. Others were no doubt having a time of it, but I rarely went primitive. Where things were the way they had always been, and they didn’t have out. For the most part, I worked and kept to myself.” electricity and cars and running water. Places that civilisation hadn’t entirely These were turbulent times in Europe. Hitler had come to power. Helny hated had its way with. Places that reminded me of the shieling, back home in Lima when Hitler and worried that Sweden might be attacked and occupied. She joined the I was a child”. women’s defence auxiliary and was sent up to Boden to join a group of women who “I never wanted to go to America, on the other hand. I was never really interested. scanned the night skies, looking for enemy planes. They were called “swifts”, after But I saw so many other things. I saw dirty people and clean people. Grand houses the migratory birds. That was how she ended up in Boden. and ramshackle huts.” “As it turned out, though, nothing much was going on, so I started cycling in On one trip Helny and her husband contracted a mysterious infection. They Boden, having a look around. That was how I found my lot on the Lule River. I wanted consulted a doctor when they got home. Helny recovered, but her husband died at to build a summer cottage, but the lot was so big I figured I might just as well build just 64. She was alone in the house. She retired and stopped travelling. As for a real house. I had the money from my mother, so I ordered a prefab house and found friends, she didn’t have any. a builder. However, afterwards he decided he didn’t want the job, and when they “I’ve tried to avoid making friends. So often it ends badly. Early on, I realized called from the station in Boden and said my house was ready to pick up on a that a person who was your friend one day could turn into an enemy the next.” couple of goods wagons at the rail yard, I decided I’d build it myself. I did hire a Today, Helny Zingmark has been a widow and a pensioner for thirty-seven years. few men to help, but we ended up quarrelling all the time, because it turned out As long as her eyes held out, she read travel books. In the end, municipal services that they couldn’t take orders from a woman. I threatened to dock their pay, though, decided it was no longer appropriate for her to live alone. And now she’s here. and in the end they did what I said. It wasn’t like there was all that much work to Sunshine streams through the Venetian blinds, and dust motes dance in the light. be had, here, after the war”. The clock tick-tocks monotonously. A nurse comes with lunch. “‘If you can’t hold your tongue, you can quit,’ I told them.” “I hate it here,” she says. “It’s such a bore.” Eventually the house was finished, and Helny moved in and started working as a clerk at I19, the Norrbotten Regiment. The house had four rooms and a kitchen, a cellar and a view of the river. She loved it. In the winter she skied, and in the summer 1 2 3 4 5 6 1267 1278 9 10 11 13112 13213, 14 15,133 16 17 13518 13619 20 21 13922 23 24 25 26 14827, 28 29 30 31 32 33 34 35 16236 37 38 16539 16640 41 42 43 17144 17345 17446 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit

Abbildungen von Dunkelheit und Licht im Norden.

19659 1. Pytheas war Grieche, aber wohnhaft in Mars- versucht, während wir über das verlassene Dorf flogen, 197 eilles. Im Jahr 300 v. Chr. bahnte er sich seinen Weg ein paar Bilder zu machen.“ über die britischen Insel bis hin zum Polarkreis, um 3. Nordlicht (Kategorie II: Fast zu perfekt um wahr zu sich zu vergewissern, dass dort auf Grund der Kälte sein). keiner leben konnte. Doch hier wohnten tatsächlich 4. auf Spitzbergen ist die nördlichste Menschen. Und keiner erfror. Aber wenn die Kälte Stadt der Welt, sowie mit mehr als Zweitausend Ein- nun kein Hindernis war, wie hat man es im Sommer wohnern (ca. 2.200) die nördlichste Siedlung welt- hier bei konstantem Sonnenlicht ausgehalten? Ganz weit. Von Tausend Touristen, denken über 950, dass davon zu schweigen, wenn die Sonne viele Monate die Stadt ihren Namen durch die monatelange Abwes- lang gar nicht zu sehen war? Die Menschen, die enheit der Sonne bekommen hat – und dass die Uhr Pytheas traf zuckten mit ihren Achseln. Sie kannten ja dadurch auch langsamer tickt. Aber eigentlich wurde nichts anderes. Pytheas fuhr wieder nach Hause. 300 die Stadt nach dem Amerikaner John Munro Longyear Jahre später las der große griechische Wissenschaftler benannt, der im Jahr 1906 das Unternehmen Arctic Strabo Pytheas Reisetagebuch. Strabo seufzte. „Pytheas Coal Company auf der Insel gründete (die Stadt hieß war nie im Leben da oben. Da wäre er erfroren.“ bis 1926 Longyear City, damals war Longyear selbst Fast zweitausend Jahre nach Strabo: Der norwe- schon ein paar Jahre tot). Für die Arbeiter in der Kohle- gische Nationalkünstler Theodor Kittelsen veröffent- bergwerk war das Jahr immer gleich lang. licht ein Album mit schicksalshaften Illustrationen. Eines 5. Der Sommer, der so süß war (1998). der Plakate zeigt einen unheimlichen, schwarzen 6. Oberhalb der Kohlegrube. Vo gel, der über eine ruhige Landschaft fliegt. Sein 7. Wach (2014). Titel lautet Svartedauen („Der schwarze Tod“). Ist die 8.15.30 Uhr. Landschaft ruhig, weil niemand auch nur den gerings- 9. „Schau nicht in die Sonne.” Schau auch nicht in die ten Verdacht der bevorstehenden Katastrophe hat? Kelvinlampe des Kinoprojektors. Schau lieber auf die Vielleicht schlafen die Menschen auch nur. Oder sind Leinwand. (Manchmal kann man es nicht las sen.) Wer sie alle schon tot? Die Beulenpest traf Norwegen von kennt heute noch den schwedischen Schrifts teller 1349–1351 mit voller Wucht. Fast zwei Drittel der Johan Gustav Vilhelm Nilsson? Er war der Autor des Bevölkerung kamen ums Leben. Romans Bayte – Der Sonnensohn, der weiße Neger- Das Gemälde von Kittelsen (Abbildung 1) wurde häuptling, der im Jahr 1934 in Strömsund, 200 km im Jahr 1881 erschaffen und hat mit der Beulenpest nördlich des Polarkreises, herausgegeben wurde. überhaupt nichts zu tun. Aber wenn man so will, mit Viele kennen Nilsson unter seinem Spitznamen „Kino- einem anderen schwarzen Tod: der Abwesenheit des Nisse“. Während ein paar Jahrzehnten war er Norr- Lichts. Es ist zwölf Uhr mittags. Die Sonne ging nie auf. lands Kinokönig. Seine Flotte umherziehender Lkws, Die Menschen richten ihre alltägliche Arbeit aus. Ein bestehend aus Projektoren, Leinwand, Zelt und Stühl- junger Mann ist dabei, Mehl von einem Sack in Tüten en, versorgte die Region bis hin zum 69er Breiten- umzufüllen. Er seufzt. Jeder um ihn herum, weiß warum. grad. (Einmal musste die Vorstellung kurz bevor der 2. „Dies ist zwischen Vardø und Båtsfjord. Ich liebe Vorhang aufging, abgeblasen werden. Warum? Es diese baumlose Landschaft nördlich der Varanger- gab in einem Umkreis von 200 Kilometern keine Steck- Halbinsel. Von Vardø bis zum Nordkap... Meine Mutter dose.) Der meistgesehene Film? Hundert Akkordeon wurde in diesem Fjord geboren, deshalb habe ich und ein Mädchen. Das heißt, bis der Film Space Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit

198 Invasion of Lapland seine Uraufführung im Jahr 1959 Saal in Tromsøs Allgemeinschule. Auf dem Programm wollte er leichter Steuergelder eintreiben, und das 45. Landebahn, Honningsvåg. 199 hatte. Aus dem in Pulverschnee abgestürzten Raum- standen: Lichttherapie. Hausaufgabe bis Donners- Christentum verbreiten. Anfänglich dauerte der Markt 46. Zwanzig Blautöne. schiff – es war auf der Milchstraße ins Rutschen ge- tag: Berechne, wieviel mehr Lichtjahre die Erde von 2–3 Wochen. Dass man ihn auf den Februarmonat 47. Im Winter 1954 wurde ein Haus mit Hilfe von kommen – stiegen sechs Meter große, haarige, aff- der richtigen Sonne zu Neujahr, im Vergleich zu Mitt- gelegt hatte, hatte mit der besseren Befahrbarkeit des Pferden fünf Kilometer über das Eis von Tunnsjøen enähn liche Kreaturen. Sie jagten den angereisten sommer entfernt ist. Eises zu tun. Außerdem versammelten die Samen zu verfrachtet. Das Haus gibt es heute noch, ist aber Wissenschaftlern richtig Angst ein. Da 1959 weder 22. Nordlichter (Kategorie XIX: Künstlich). Beginn des Jahres ihre Rentiere rund um Jokkmokk. mittlerweile verlassen. die Sechs-Meter-Affen, noch sechs Meter große Affen- 23. Nordlichter (Kategorie VI: Grün). Noch heutzutage, 410 Jahre später, sind die Markt- 48. Der Markt in Skibotn stammt aus dem 16. Jahr- kostüme zu den gewöhnlichen Requisiten gehörten, 24–26. „Bilder aus . Von einem Auto. Schwi- tage der absolute Höhepunkt für viele Samen. Nur hundert. Hier versammelten sich Norweger, Schwe- hatte man ein Samendorf in einem Drittel der eigent- e rig, während der kurzen blaue Stunde zu fotografie- angereiste Besucher aus dem Süden beschweren sich den und Finnen um Geschäfte zu machen. Die Nach- lichen Größe nachgebaut. Man kann sich leicht den ren. Bin mit Arthur Arntzen rumgefahren, wir sprachen darüber, dass es zur Mittagszeit schon dunkel ist. folger des „Großen Lichtbringers“ Lars Levi Laestadius Gesichtsausdruck der Archäo logen vorstellen, die viel über Religion in Nordnorwegen. Warum in dieser 39. Der nördlichste Teppichboden der Welt. versuchten alle Formen der sündigen Exzessen zu dieses Dorf in Tausend Jahren ausgraben werden. Region so wenige religiös sind.“ 40. „Jungs, kommt jetzt rein, es gibt Mittagessen!“ unterbinden, jedoch oftmals ohne Erfolg. 10. Der gefürchtete Maelstrom befindet sich unweit 27–28. Die meisten norwegischen Punkbands der 41. “Die Anmedlung zum Polarnacht-Halbmarathon 49. Nachtleben in Bodø, „Corner Kafé”, 1955. Im nördlich des Polarkreises. Der Seefahrer, der im Sommer 80er bekamen die Sonne nie zu Gesicht. 2015 ist jetzt offen. Bitte füllen Sie das Anmelde - gleichen Jahr erlaubte Norwegen US-Militärflugzeu- glaubt, in Richtung des ewigen Lichts zu fahren, kann 29. Polarnacht (2000). formular aus, wählen Sie die Entfernung, und zahlen gen das Starten und Landen von Bodøs Flughafen – im Handumdrehen in die ewige Dunkel heit gezogen 30. Etwas im Wasser muss sie erschreckt haben. Oder Sie die Anmeldegebühr via Visa oder MasterCard. so lange sie nicht über sowjetisches Gebiet flogen. werden. war es das Wasser selbst? Wenn Sie eine Unterkunft benötigen, können wir Ihnen Fünf Jahre später schossen die Russen Gary Powers 11. Ankunft der Polarnacht (1995). 31. Das letzte Licht (2008). ein Zimmer im Thon Hotel Polar für 695,00 NOK U2-Flugzeug ab – über sowjetischem Gebiet, auf 12. Wie klein die Wesen sind …? Welches Raumschiff 32. Fischerdorf am Nordkap (1976). (Einzel zimmer) oder 895,00 NOK (Doppel zimmer) dem Weg nach Bodø. Nikita Chrusjtjov drohte Bodø ist dieses Mal abgestürzt? 33. Alter nordnorwegischer Fischertrick. Richte die pro Nacht inkl. Frühstück anbieten. Bitte markieren Sie zu bombardieren. Das Nachtleben im „Corner Kafé“ 13–16. „Zwischen Tana und Båtsfjord. Der Berg ist in Lampen nachts auf das Meer, dann werden die Fische das Kästchen, wenn wir ein Zimmer für Sie reservie- wurde eine Weile etwas ruhiger. den Wintermonaten bekannt für seine Unberechen- neugierig und schwimmen an die Oberfläche. Acht- ren sollen.“ 50. Die Kindergartenkinder in Skandinaviens nörd- barkeit. Man fährt am besten im Konvoi.“ ung! Gilt nicht während der Monate, wenn die Sonne 42. Das letzte Licht III (2008). lichsten Regionen tun alles was sie können, damit die 17. Lichtbild, drei Anmerkungen: Mitternachtssonne/ nicht untergeht. 43. Die weltweit nördlichste Streichholzfabrik? Viel- Sonne endlich wiederkommt. Samen warten auf dem Eis auf das Postschiff in Kirke- 34. Während seiner Zeit als norwegischer Inlands pilot leicht ist es die, die 1859 bis 1870 in schwedischen 51. Der norwegische Künstler Matthias Stoltenberg nes, nahe der russischen Grenze, ca. 1920/Nr. 12 für das Flugunternehmen Widerøe, machte Christian Härnosand lag. Weitere Frage: Wozu nutze man nörd- schuf vor allem Porträts. Manchmal machte er eine in Nerliens Lichtbildserie Nr. 113. Langvatn eine Menge toller Aufnahmen von verschie- lich des Polarkreises in dieser Zeit Streichhölzer? A. Ausnahme, und malte nördliche Landschaften. Er starb 18. Vinter (2007). denen Lichtveränderungen. Die Stewardessen verkau- Um eine Feuer zu machen, da es kalt war. B. Um eine im Vergessenen und bitterarm, wurde aber im Rahmen 19. Als der norwegische Fotograf Cato Lein, geboren fen unterdessen Toblerone im hinteren Teil der Kabine. Petroleumlampe anzuzünden, da es dunkel war. einer Kunstausstellung während der Jubiläums feier in Berlevåg, 2007 am Nordkap ankam, entdeckte er, 35. Siehe Abbildung 12: Das Haus, dass sie suchten. 44. Könte das Seattle sein? Es wäre ungerecht, die in Oslo im Jahr 1914 wiederentdeckt. dass die Emulsion in seinem mitgebrachten Polaroid-Film 36. Siehe Seite 292. Qualität dieses Fotos zu kritisieren. Es wurde irgend- 52. Das staatliche Unternehmen, dass die Fernsehliz- zu alt war. Zum Glück verwendete er den Film dennoch. 37. Die Überbleibsel des stolzen Schiffes „Hansa“, wann zwischen 1918 und 1920 gemacht, als Roald enz in Schweden verwaltet, hat seinen Sitz in Kiruna, 20. Dem norwegischen Künstler Otto Sinding (1842– das u.a. bei der Zweiten Deutschen Nordpolarfahrt Amundsen sich zusammen mit seiner Besatzung des einer Stadt nördlich des Polarkreises. Jedes Jahr 1909), der der Nachwelt als „Lofoten Maler“ bekannt 1869–70 dabei war. Schiffes „Maud“, im Eis nördlich Sibiriens hatte ein- ko m m en währ end der Lichtsaison ein paar Beschwer- wurde, wurde eine Zeit lang „Effektsucherei“ vorge- 38. Jokkmokks Markt ist einer der ältesten Marktplätze frieren lassen, um so von der Strömung gen Nordpol den von Lizenzzahlern, die weniger zahlen wollen: worfen. Aber es war wohl kaum seine Schuld, dass Schwedens. Er wurde zum ersten Mal im Jahr 1605 getragen zu werden. Der Versuch scheiterte, aber Die Sonne macht es unmöglich, zu sehen, was auf die Sonne die ganze Nacht lang schien. arrangiert, und war ein Strategiezug vom Stockholmer Amundsen erreichte den Nordpol im Jahr 1925. dem Bildschirm passiert. 21. In den frühen 30er Jahren gab es in Tromsø meh- König Karl IX, um so Kontrolle über die nördlichen Damals stritt man sich noch immer über die Frage, ob 53. Nordlichter (Kategorie VII: Rot) rere Sonnen. Ein paar von ihnen leuchteten in einem Provinzen zu bekommen. Auf diese Art und Weise Peary oder Cook dort fünfzehn Jahre früher waren. 54. Nordlichter (Kategorie XVI: Auf den Geldscheinen). Living the Nordic Light Abbildungen: Dunkelheit Living the Nordic Light Abbildungen: Licht

200 Der schwedische Zehn-Kronen-Schein war von 1965 60. Weg entlang des Nordpolarmeeres (1984). Plötzlich – er hört Hunde bellen. SCHNITT. Swimm- 201 bis 1996 im Umlauf. Die heutige Zehn-Kronen-Münze 61. Die Schifffahrt zwischen Trondheim und Kirkenes, ing Pool in San Francisco.“ ist rund und glänzt golden – und scheint für die nahe der russischen Grenze, dauert heutzutage rund 66. Glomfjord ist ein kleines norwegisches Dort, direkt Armen, wie eine Sonne in der Hosentasche, zu jeder 10 Tage. Wer den Sonnenkalender vor der Buchung über dem Polarkreis. Die Freude über diese Tatsache Tages- und Nachtzeit. befragt, braucht das Kabinenlicht nie zu betätigen. spiegelt sich auf der Getränkekarte des Glomstedet 55. Käpten, Käpten... er will mich nicht loslassen! 62. Überall in der Welt gibt es heute fast 1.000 Firmen Bistro Pubs wider. Zumtobel, ein internationaler Lichtkonzern, gegrün- mit der Bezeichnung „Nordic Light“. Ein Teil produ- 67. Neben Weihnachten ist Mittsommer der vielleicht det und mit Sitz in Österreich, empfiehlt hiermit das ziert Lampen. Ein andere Teil bietet Kreuzfahrten, Licht- wichtigste Feiertag Schwedens, und wird am Wochen- wohl beste Buch, das jemals über die menschliche therapien und/der Massagen an. ende zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert. Ur- Not nörd lich des Polarkreises geschrieben wurde: Die 63. Eine Frage, die sich die Menschen im Norden sprünglich feierte man Mittsommer am 24. Juni, am Schrecken des Eises und der Finsternis von Christoph seit Tausenden von Jahren gestellt haben: Sinkt das Johannistag, eine Verbindung die immer fremder wird. Ransmayr (1984). Dass der Autor auch aus Österreich Was ser oder steigt das Land an? Der Feiertag hat eine tausendjährige Geschichte, kommt, ist reiner Zufall. 64. Kirunas offizieller Homepage zufolge, dokumen- damals wollte man den Sommer und die Vegetation 56. Stimmungsbild aus Njommelsaska in Lappland tierte der schwedische Fotograf Emil Ragnar Borg feiern. Mittsommer bedeutet aber auch einen Zwi- (bevor das Kraftwerk gebaut wurde). Mesch „den modernen Gesellschaftsaufbau in vie- schen stopp im Arbeitsjahr der Bauerngesellschaft. 57. Wenn der Jahresbericht eines internationalen Licht- lerlei Hinsicht; nicht zuletzt durch die Porträts verschie- Die Mittsommernacht, mit all ihrem Licht, wurde als konzernes nur ein Bild beinhalten dürfte, wäre es dieses. dener sozialer Gruppen wie Hilfsarbeiter, Bergleute, Nacht voll von magischen Kräften und übernatürlich- 58. Stamsund, Lofoten: Silvester 1991. Belichtung: Samen und Unternehmensvorstände. Auch Kirunas en Wesen angesehen. Denken die Frauen an Johannes 23.45–00.30. wandelndes Umfeld interessierte Mesch. Er erfasste den Täufer? Nein, sondern sie werden bald aufste- 59. Polarfahrer standen im früheren Leben vor einer aufmerksam sowohl die Aura der Utopie der frühen hen und auf der Wiese sieben verschiedene Blumen- unlösbaren Gleichung. Sollte man in der kalten und Urbanisierung, als auch die unentwickelte Bergland- sorten pflücken, die sie später unter das Kopfkissen dunklen Jahreszeit aufbrechen, um nicht durchs Eis schaft.“ Das Bild wurde in der Grube in der Mittsom- legen. Während sie schlafen, werden die Blumen zu brechen – aber mit der Gefahr, nicht zu sehen mer nacht 1901 aufgenommen. Wenn Mesch heute ihnen verraten, wen sie an einem schönen Tag heira- wohin man fuhr? Oder sollte man in der warmen und leben würde, wäre er sicher immer noch damit be- ten werden. hellen Jahreszeit losfahren, um zu sehen wohin man schäftigt, Kirunas wandelndes Umfeld zu dokumentie- 68. „Mutter freut sich über das Schneehuhn. Und fuhr – aber mit dem Risiko, bis zu den Knien im Eis zu ren. Momentan ist man nämlich dabei, das komplet te Vater ärgert sich, dass ich mir das Gewehr ohne zu versinken? Viele, die die Wärme und Licht wählten, Stadtzentrum umzuziehen, da die Grube mehr Platz fragen, ausgeliehen habe. kamen nie am Ziel an. Und viele, die die Dunkelheit benötigt. 69. Derjenige, der den Polarkreis das erste Mal auf und die Kälte wählten, kamen nie wieder nach Hause. 65. Hollywood Filmskript von 1974 (nie realisiert): dem Meeresweg überquert, zum Beispiel auf einem FADE IN. Ein Mann flüchtet vor einer Gang. Er ist aus Kreuzfahrtschiff, muss einen merkwürdigen Initiations- einem Hochsicherheitsgefängnis nördlich des Polar- ritus über sich ergehen lassen. Der Meeresgott kreises ausgebrochen. Er rennt über Klippen und fällt Neptunus kommt aus der Tiefe, klettert mit seinem immer wieder in den Schnee. Plötzlich – eine Art dreizackigen Fischspeer an Deck, und zwingt die Berg hütte mitten in der Wildnis. Die Tür ist verriegelt. Pass agiere ein Glas Akvavit zu trinken – gleichzeitig Ein Münztelefon hängt an der Wand. Er kann jeman- kippt man ihnen einen Eimer eiskaltes Wasser den den anrufen, der ihn abholt! Aber er hat kein Geld. Rücken entlang, was dann weiter in das Hemd bzw. Auf einmal – er sieht durch das Fenster einen Cola- in die Bluse läuft. Danach erhalten sie ein Diplom zum Automaten. Er schafft es, den Automaten aufzubre- Andenken an die Zeremonie und Neptunus nimmt chen, um an das Münzenfach zu kommen. Es ist leer. sich die nassen Algen vom Kopf – und entpuppt sich Living the Nordic Light Abbildungen: Licht Living the Nordic Light Abbildungen: Licht

202 als der Steuermann des Kreuzfahrtschiffes! Derjenige, 75. „Liebe Schwester, ich schicke dir diese Ansichts- Leben den Samen. Neben einer Grammatikbeschreib- Der britische Bildhauer Antony Gormley bekam den 203 der den Polarkreis mit dem Auto überquert, merkt rein karte, in der Bemühung, dich über das Phänomen ung, brachte er das Buch „Beskrivelse over Finmarkens Auftrag für seinen Havmann (Mann des Meeres), eine gar nichts. Eventuell eingeführtes Akvavit sollte sicher der Tageslichtverschiebungen im Norden aufzuklä- Lapper: Deres Tungemaal, Levemaade og forrige über 10 Meter hohe Figur, die in eini ger Entfernung (und unsichtbar) im Kofferraum verstaut sein. ren. Studiere den Graphen sorgfältig. Ich selbst ver- Afgudsdyrkelse (1767) heraus. Leem beschreibt vom Ufer, im Wasser steht. Mitten im Schöpfungs- 70. Im Jahr 1937 wurde der talentierte deutsche Kün- stehe zur Zeit wenig von Kausalität. Habe auf Grund so wohl in Dänisch als auch in Latein das Leben der prozess, ging es der örtlichen Stahl indu strie immer st ler Ernst Wilhelm Nay von dem Giganten Edvard des Lichtes, die letzten drei Tage kein Augen zuma- zeitgenössischen Lappländer; ihre Kleidung, Essen schlechter. Die Skulptur musste plötzlich aus Granit, Munch finanziell unterstützt, um zu den norwegischen chen können.“ und Trinken, Jagen, Fischen und ihre Sportausrüst- statt aus Stahl sein. Aber nicht aus die sem Grund, Lofoten zu fahren und dort zu malen. Nay war vom 76. Ist es ein Mythos, dass traumatische Gescheh- ung, Schamanismus und Volksglauben. Ein reiches, drehte sie der Stadt ihren Rücken zu. Licht und der Landschaft fasziniert. Im gleichen Jahr nisse im Kindesalter, die Voraussetzungen für große aber in vielen Fällen auch verzerrtes, darstellendes 87. Was genau weckt in Kåre Kivijärvis Nacht bildern wurden zwei seiner Werke in der berüchtigten Nazi- Kunst beflügeln? Bei John Savio könnte dies durch- Material, bereichert die Dokumentation der älteren aus Honningsvåg im Juli 1969 ein Gefühl von sowohl Ausstellung Entartete Kunst in Berlin gezeigt. Nay aus der Fall sein. Sein Vater, der Same Per Savio, war lappländischen Kultur. Die Abbildungen wurden Nostalgie, als auch Glauben an die zukunft? durfte daraufhin nicht mehr malen, er durfte noch nicht (zusammen mit Ole Must) der erste Mensch, der als durch die Leser mit der Zeit noch schlechter erkenn- 88. Vgl. Abbildung 19. mal mehr Farbe kaufen. Erst gegen Mitte der 50er Hundeführer einer britischen Expedition 1898 in der bar, da sie die, ihrer Meinung nach langweiligen, 89. Warum ist Svartisen bei den ausländischen Tour- wurde Nay in Ausstellungen in New York, Venedig Arktis übernachtete. Als John vier Jahre alt war, starb schwarz-weißen Kupferdrucktafeln, von Hand ein- isten schon immer Norwegens beliebtester Gletscher und Kassel wiederentdeckt. Frage: Wie konnten die seine Mutter, und als der Vater den Sarg der Frau in färben wollten. gewesen? Er befindet sich nur 7 Meter über dem Nazis annehmen, dass Nays Werke entartete Kunst Vardø holen wollte, ging sein Boot am Varanger fjord 84. Camp, Adj., in der Regel überwiegend positive Meeres spiegel. Vor gar nicht zu langer Zeit, konnte war? Vielleicht, weil die Sonne in seinen Gemälden unter, und er ertrank. John wurde, nicht zuletzt durch Qualitätsbezeichnung, z.B. hinsichtlich eines Films, man direkt von der Cocktailbar des Kreuzfahrtschiffs nie unterging. seine Holzschnitte, zu einem der bekanntesten sami- der so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist. (2) aufs Eis klettern. 71. Kreuzwortfrage: Was bevorzugen Künstler? Ant- schen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er starb 1938 Camp, Sub., Platz, wo Forscher ihr Lager aufschlagen. 90. Stimmungsbild von Trondheims Studentenge - wort: Nordlicht. Aber gibt es immer noch Künstler, mit nur 36 Jahren in Oslo. Frage: Wenn Theodor Kit- 85. In den 50ern gab es in San Diego, Kalifornien, sangs verein auf -Tournee im Jahr 1921. die das Dachfenster im Atelier genießen? Dachfenster tel sen einen einsamen schwarzen Vogel am Himmel eine beliebte Orangenmarke: „Reindeer“ (Rentier). Die Mitter nachtssonne ist links. sind ja nicht besonders sinnvoll, wenn man mit Video- malte, um die Ankunft der Pest in Norwegen zu sym- Die Verbindung zwischen Rentier und Orange mag 91. Der Norden sah das Licht: Im Jahr 1972 bekam installationen arbeitet. Neue Kreuzwortfrage: Nord- bolisieren, was kann John Savio mit seinem weißen gewagt erscheinen. Dann weiß man aber nicht, dass Lappland sein erstes Pin-Up-Girl. licht? Licht im Norden oder Licht aus dem Norden? Rentierkalb gemeint haben? der Astronom Pierre de Maupertuis, der Führer der 92. Nur Lärm (2012). Spielt das eine Rolle? Was sagen die Künstler, die 77. Mitternacht in Andenes. Die Sonne scheint idyl- großen französischen Expedition zur Gradmessung 93–94. Das Festival in Karlsøya wurde im Sommer immer noch Dachfenster im Atelier haben? Licht aus lisch. Draußen auf dem Meer versuchen auch die Pott- im Jahr 1736, den ganzen weiten Weg nach Nord- 2011 offiziell um 2 Uhr nachts beendet, ging dann dem Norden ist immer besser! Fangfrage: In welche wale zu schlafen. Morgen früh kommt eine weitere lappland reiste, um die Form der Erde zu bestimmen. aber auf der anderen Seite der Insel weiter. Bernhard Himmelsrichtung dreht der Künstler, der am Nordpol schnaufende Schiffsladung mit Safaritouristen an. Maupertuis kam zu dem Schluss, dass die Erde einer Briis Band spielte bis spät in den nächsten Tag hinein. steht und malt, seine Staffelei? 78. Der nördlichste Sammelteller der Welt. Orange ähnelte – rund, aber an den Polen abge- Die Sonne ging ja weder auf noch unter. 72. Nicht alle norwegischen Künstler beschäftigten 79. Mitternachtsbad am Kråk-Schloss in Bøvaer, Senja. flacht. Schauen Sie sich den Kupferstich an. Mauper- 95. Zumtobel Polarkreisexpedition Mai 2014. Südlich sich während der Zeit der Romantik mit der Mitter- 80. Blick von einer Brücke (2004). tuis formt die Weltkugel ein bisschen mit der Hand, von Sørreisa. Zeit: 23.33 Uhr. nachtssonne. Knud Baade, zum Beispiel, widmete 81. Eine Bergwand und eine Hauswand (2004). nicht wahr? 96. Zwischen Kautokeino und Karasjok (2007). seine wache Zeit lieber dem Mond. 82. Tanz in einer Sommernacht 1937, weit draußen 86. Mo i Rana ist die viertgrößte Stadt Nordnor - 97. Lapplands Landschaftswaffe hat einen „vildman“ 73. „Willkommen im Café Mitternachtssonne. Diesen auf dem Kap der Lofoten. Die Leute scheinen völlig wegens. Aufgrund ihrer Nähe zum Polarkreis, wird (wilder Mann) als zentrales Symbol. Der wilde Mann Monat: Bed & Breakfast. Nächsten Monat: Bed & unberührt von dem gefürchteten Maelstrom, der sie sie manchmal Stadt des Polarkreises genannt. Reiche ist eine mythologische Figur aus dem frühen Mittel- Nachspiel.” 600 Meter weiter unten in die Meerestiefe lockt. Vorkommen an Eisenerz, und die damit verbundene alter, und symbolisierte das Gegenteil von „Zivilisa- 74. Außerhalb des Bildes: Ein Albatros wundert sich Siehe auch Abbildung 10. Stahlindustrie bauten die Stadt auf. Anfang der 90er tion“. Das Merkwürdige ist sicher nicht, dass Lapp land über die Genuigkeit des Annäherungsschlags am 83. Der norwegische Pfarrer Knud Leem widmete als plante man eine künstlerische Dekoration, die an die die letzten Jahrhunderte einen wilden Mann als Sym bol 6. Loch. Sprachwissenschaftler und Missionar sein halbes Bedeutung des Stahls für die Region, erinnern würde. hatte, sondern eher, dass man es heute noch hat. Living the Nordic Light Abbildungen: Licht Living the Nordic Light Abbildungen: Licht

204 98. Amerikanische Elemente im Norden im Schein 112. Mitternachtssonne über Spitzbergen (1912). wende, die im Schatten ihrer Männer stand. Auch 205 der Mitternachtssonne (außer der Luftwaffenbasis in Fridtjof Nansen war neben Entdecker, Forscher und zur Mitternachtssonne. Bodø): Autos aus dem Kalten Krieg. Das Foto ist von Menschenrechtsaktivist auch ein ... Zeichner. 126. [Abbildung wurde herausgenommen.] Aus 1984, aber es wird sicher noch eine Reihe Cadillacs 113. Das Glück im Norden? Zu wissen, dass man Mante gazza, Paolo & Sommier, Stephen: Studii an- in Båtsfjord und Umgebung geben. Das Fazit der am Ziel ist, bevor die Sonne untergeht. tropologici sui Lapponi. Firenze, 1880. Ein weiteres Ethno logen nachdem sie sich dieses Bild angeschaut 114. Mittsommer im Norden 1924 (und noch heute): trauriges Beispiel der pseudo-wissenschaftlichen haben? An Mittsommer gibt es norwegische Frauen, Die Verzweiflung der unverheirateten Frau, die nur Ambitionen des 19. Jahr hunderts, die Vorherrschaft die sich lieber eine Kopfstütze als Kissen wünschen, fünf Blumensorten gesammelt hat, ist spürbar. der weißen Rasse zu zeigen. Der sehnige, nackte um darunter ihre sieben frischgepflügten Blumen 115. Pite Seebad. 00.15 Uhr. Körper des Samens Lars Henriksen Valkiapääs steht zu legen. 116. Peder Balke I. im Kontrast zum Stuck und Pilaster des „gutbürgerli- 99. Ort: Luleå. Monat: Juli. Zeit: 23.30 Uhr. 117. Aus einem der vielen lebensbejahenden Blogs chen” Fotoateliers. 100. Eine samische Familie in Norwegen. Das Bild nördlich des Polarkreises: „Es war kurz vor Mitter- 127. Frage I: Welches Auto steht knapp südlich des wurde vermutlich 1896 irgendwo um den Kanstad- nacht und da wir unseren fantastischer Abend nur Nordkaps mitten auf der Straße? Vermutlich ein Ford fjord in der Nähe von Lødingen in Nordland aufge- ungern beenden wollten, öffneten wir drei Flaschen Fairlane, Modelljahr 1954 oder 1955. Frage II: Wo nommen. Die Erwachsenen rechts sind Ingrid (ge- Cava, unterhielten uns über Liebesbriefe, Memmen, ist der Fahrer? Verschwand er in die dunkle (aber boren Sarri) und ihr Ehemann Nils Andersen Inga. Popohaare, und die meisten anderen großen Fragen gleichzeitig auch helle) Polarnacht? Nein, der Fahrer Vor den Eltern stehen die Kinder Inger Anna und des Lebens. Wir hatten einen Plan B für Joannas erstes war ein Postkartenfotograf. Er verließ sein Auto, und Tomas. Die Kinder von Inger Anna arbeiten heute Wochenende im Juli gemacht, ihren neuen Wohn- machte seinen Job. Frage III: Warum sitzt die weibli- noch als Rentier züchter. zimmertisch vom Auto hochgetragen und uns ge- che Mitreisende auf dem Rücksitz? Auf dem Beifahrer- 101. Ort: Das Innenland von Lappland. Monat: Juni. schworen, dass wir genau das hier viel öfter machen sitz hat der Fotograf seine Kamera. Sie muss leicht Zeit: 00.07 Uhr. sollten. Nicht so lustig, am nächsten Tag früh aufzuste- zur Hand sein, wenn sich der perfekte Blick offenbart. 102. Siehe Abbildung 76. hen und zu arbeiten, aber das war es total wert!“ 103. Ort: Kiruna. Monat: Juni. Zeit: 01.15 Uhr. 118. Peder Balke II. 104. Siehe Abbildung 87. 119. Vgl. Abbildung 55. 105. Auch wenn die Sonne in Nord-Trøndelag zu 120. Peder Balke III. manchen Teilen des Jahres den ganzen Tag scheint, 121. Bildunterschrift der Zeitung Finnmark Dagblad kann es auch mal regnen. am Tag nach dem Mitternachtsrock in Lakselv am 15. 106. „Mutter! Mutter! Ich bin daheim! ... Ist Vater Juli 2013: „Jasdeep Singh Kalirai war ein Sonnen- auch daheim?“ strahl am ansonsten so grauen Donnerstag.“ 107. Vor nicht allzu langer Zeit verkehrten Züge zwi- 122. Peder Balke IV. schen Kristinehamn in Schweden, bis hin ins nördli- 123. Norwegens Nationalfeiertag am 17. Mai che Gällivare (68. Breitengrad), was eine Gesamt- 1978: Der Schulchor in Maurnes in Nordland tritt strecke von ca. 1280 Kilometern ist. Teile der Strecke zum ersten Mal öffentlich auf. Einigen Quellen zu- sind heute geschlossen, so dass die Mitter nachts- folge, hätten sie die alten Uniformen des Chors in sonne sich ungehindert in den Schienen spiegeln kann. Sortland übernehmen können, lehnten aber dankend 108. Vgl. Abbildung 78. ab. Vielleicht weil die Hosen keinen Schlag hatten. 109. Durch das Fenster: Norwegens östlichster Fjord. 124. Peder Balke V. 110. Durch die Wand: Norwegens verfallenstes Haus. 125. Anna Boberg von Schweden war eine der be- 111. Mitternachtssonne über Senja (2011) gabtesten Künstlerinnen um die vorletzte Jahrhundert- Living the Nordic Light Plates: Darkness Living the Nordic Light Plates: Darkness

Illustrations of Darkness and Light in the North.

206 1. Pytheas was a Greek, but lived in Marseilles. In 4. Longyearbyen on Svalbard is the world’s northern- scientists on site. Since neither six metre apes nor six Drove around with Arthur Arntzen, talked a lot about 207 300 BEC, he travelled through the British Isles all the most city, and the northernmost settlement with over metre ape suits could be found in a typical 1959 prop religion and northern Norway. Why so few are reli- way to the Arctic Circle to confirm the existence of a a thousand residents (there are some 2,200). Probably department, they built a Lapp village at one-third scale. gious in this part of the world.” frigid zone where no-one could live due to the cold. 950 visitors out of a thousand believe the city got its Imagine the expressions on the faces of the archae- 27–28. Most of Norway’s 1980s punk bands never As it turned out, though, people did live here, and name because the sun is entirely absent during a long ologists who dig up that village in a thousand years. saw sunlight anyway. no-one was freezing to death. But even if the cold period of the year – and it makes time seem to pass 10. The dread Maelstrom is situated just north of the 29. Dark Period (2000). wasn’t a problem, how could they stand to live in a more slowly. In fact, however, the city is named after Arctic Circle. Summertime sailors who imagine they’re 30. Something in the water must have scared them… place where the sun didn’t set for months at a time? John Munro Longyear, an American who founded headed towards eternal light can find themselves or was it the water itself? Not to mention where it didn’t go up for months at a the Arctic Coal Company here on the island in 1906 thrust into eternal darkness in an instant. 31. Final Light ( 2008). time? The people Pytheas met shrugged their shoul- (the city was called Longyear City until 1926, at which 11. Arrival of the Polar Night (1995). 32. The Northern Wave (1976). ders. It was all they knew. Pytheas went back home. time Longyear himself had been dead several years). 12. What tiny creatures are these? What kind of 33. Old northern Norway fishing trick: if you aim lights Three hundred years later, the great Greek scientist For the workers down in the coal mine, the year was space ship crashed this time? at the sea at night, it makes the fish curious and they Strabo read his travel journal and sighed. Pytheas always just as long. 13–16. “Between Tana and Båtsfjord. The mountains flock to the surface. Pro tip: this won’t work during the couldn’t possibly have been up there. He would have 5. The Summer That Was So Sweet (1998). are known to be hazardous at this time of year. It’s months when the sun doesn’t set. frozen to death! 6. Above the coal mine. best to drive in a convoy.” 34. During his years as a domestic pilot at Widerøe Almost two millennia after Strabo, one of Norway’s 7. Awake (2014). 17. Lichtbild, or “light picture”, in three senses of the Air in Norway, Christian Langvatn shot a vast number great artists, Theodor Kittelsen, published an album 8. 3:30 p.m. word: Midnight sun/Sami waiting for a post boat on of fantastic photos of the ever-changing light – while of grim illustrations. One depicts an ominous black 9. “Don’t stare straight into the sun.” You shouldn’t the ice near Kirkenes, close to the Russian border, ca flight attendants were selling Toblerone in the cabin. bird flying in over a placid countryside. The book is stare straight at the light in a movie projector, either. 1920/No. 12 in Nerliens Lysbilledserie no. 113. 35. See plate 12: The house they were looking for. entitled Svartedauen (The Black Death). Is the country- Stare at the screen, instead! (Sometimes it’s hard not 18. Vinter (2007). 36. See page 293. side placid because no-one has understood that disas- to.) Does anybody remember Swedish author John 19. When Norwegian photographer Cato Lein, born 37. The remains of the good ship Hansa, which was ter is approaching? Perhaps the people are all asleep. Gustav Vilhelm Nilsson today? He was the author of in Berlevåg, arrived at Nordkap in 2007, he dis cover- part of the Second German North Pole Expedition Or are they already dead? Bubonic plague swept the novel Bayte – The Son of the Sun, the White Negro ed that the emulsion on the Polaroid film he’d brought in 1869–70. through Norway with a vengeance between 1349 Chieftain, published in Strömsund, 200 km south of was too old. Luckily, he used it anyway. 38. The Jokkmokk market is one of Sweden’s oldest. and 1351, erasing almost two-thirds of the population. the Arctic Circle, in 1934. More Swedes will remem- 20. Norwegian Otto Sinding (1842–1909), who First held in 1605, it was part of an effort by Charles The Kittelsen work on plate 1 was painted in 1881 ber him by his nickname, ‘Movie-Nisse’, under which ended up going down in history as the “Lofoten Pain- IX, the king in Stockholm, to gain control of the north- and has nothing at all to do with bubonic plague. he was the king of Norrland cinema for a couple of ter”, was accused for a period of sensationalism – ern provinces, i.e. to make it easier to collect taxes However, one can see it as illustrating another kind decades. His fleet of trucks carrying a projector, a but it was scarcely his fault that the sun shone in the and expand Christendom. From the start, the market of Black Death: the absence of light. It’s twelve noon. screen, a tent and chairs covered the region up to middle of the night. lasted two to three weeks. It was scheduled for Feb- The sun never went up. People go about their busi- the 69th parallel. (On one occasion, a screening was 21. In the early 1930s, there were many suns in Trom- ruary because frozen waterways made it easier to ness. A shop clerk is pouring flour from a sack into cancelled just minutes before the curtain was sche- sø, and including several in this room at a Tromsø get around, and the Sami were anyway gathered bags. He sighs. Everyone around him knows why. duled to go up. Why? There wasn’t an electrical Public School. On the docket today: light therapy. with their reindeer around Jokkmokk in the beginning 2. “This is between Vardø and Båtsfjord. I love this socket within a 200 km radius.) His most popular film Home work for Thursday: calculate how many light- of the year. Today, 410 years later, the market days treeless landscape on the north side of the Varanger was A Hundred Accordions and One Girl. Or it was, years it is from the Earth to the real Sun on New Year’s are still the absolute high point of the year for many Peninsula. From Vardø to Nordkap … My mother was any way, until the 1959 premiere of Terror in the Mid- Day as compared to Midsummer Eve. Sami. Only visitors who have flown in from the south born on this fjord, so I tried to take pictures as we were night Sun. From the snowy resting place of a crashed 22. Northern Lights (category XIX: artificial). complain that it’s dark in the middle of the day. flying over the old area.” spacecraft – which had spun out of control somewhere 23. Northern Lights (category VI: green). 39. The world’s northernmost wall-to-wall carpet. 3. Northern Lights (category II: almost too perfect to in the Milky Way – climbed a hairy, six metre tall 24–26. “Photos from the Municipality of Troms. Taken 40. “Boys, come in for lunch now!” be believed). ape like creature that scared the daylights out of the from a car. Tough to shoot during the brief ‘blue hour’. 41. “Registration for the Polar Night Half Marathon Living the Nordic Light Plates: Darkness Living the Nordic Light Plates: Light

208 2015 is now open. Please fill in the entry form, choose to take off and land at the airport – as long as they 58. Stamsund, Lofoten: New Year’s Eve 1991. Exposure 60. Arctic Ocean Road (1984). 209 distance and pay the entry fee by Visa or Master Card. didn’t fly over Soviet territory. Five years later, the period: 23:45–00:30. 61. The round trip from Trondheim to Kirkenes, near If you need accommodation we can offer you room Russians shot down Francis Gary Powers’ U2 plane 59. The polar explorers of yore often faced impossi- the Russian border, takes about ten days by boat. If at Thon Hotel Polar for NOK695 (single room) or – over Soviet territory, en route to Bodø. Nikita ble dilemmas. Should you set out during the dark, cold you consult your almanac before making reservations, NOK 895 (double room) per night including break- Khrushchev threatened to bomb Bodø. The scene at period of the year so you wouldn’t fall through the ice you’ll never have to turn on the light in your cabin. fast. Please tick off for a hotel if you want us to reserve the Corner Kafé cooled off briefly at that point. – but, on the other hand, couldn’t see where you were 62. There are currently almost a thousand compa- a room for you.” 50. “Hurray for the sun!” Every year, preschoolers going? Or should you set out during the warm, light nies worldwide with the phrase ‘Nordic Light’ in their 42. Final Light III (2008). in the northernmost corners of Scandinavia do their period of the year so you could see – but would sink name. Some make lamps. Others provide cruises, light 43. The world’s northernmost match factory? It may all to convince the sun to come back. up to your knees in ice? Several hopefuls who chose therapy or massage services. have been the one in Härnösand, Sweden, from 1859 51. Norwegian artist Matthias Stoltenberg was pri- warmth and light never reached their goal. Several 63. Here’s a question northerners have been asking to 70. Bonus question: What percentage of matches marily a portrait painter, but he would sometimes who chose darkness and cold never came home. for thousands of years: is sea level dropping or is the were used for the following reasons above the Arctic make an exception for the landscapes of the north. land rising? Circle during the same period? A. To light a fire be- He died impoverished and forgotten, but was revived 64. According to the official website of the City of cause it was cold. B. To light a paraffin lamp because in conjunction with an art exhibition during the Oslo Kiruna, Swedish photographer Emil Ragnar Borg it was dark. jubilee celebration of 1914. Mesch documented “the progress of modern society 44. Could that be Seattle? It wouldn’t be fair to com- 52. The state-owned company that administers tele- on many levels, especially through his portraits of dif- plain about the technical quality of this photo. It was vision licences in Sweden is headquartered in the city ferent social groups, from railway navvies to mine taken sometime between 1918 and 20, when Roald of Kiruna, above the Arctic Circle. Every year, during the workers to Sami to corporate board members. Kiruna’s Amundsen and the crew of the Maud had allowed light season, several complaints come in from licence ever-changing surroundings interested Borg Mesch, themselves to freeze fast in the ice north of Siberia in payers demanding that the fee be reduced: the sun too, and he was a sensitive interpreter of the utopian order to be carried to the North Pole by the current. makes it impossible to see what’s going on on the screen. aura of early industrialisation and the untouched The attempt was a failure, but eventually they reached 53. Northern Lights (category VII: red) mou ntain landscapes.” This photo was taken at the the North Pole in 1925. At the time, people were still 54. Northern Lights (category XVI: on currency). The mine on Midsummer Eve in 1901. If Borg Mesch arguing about whether Peary or Cook had been Swedish ten kronor note circulated between 1965 were alive today, he could still keep busy document- there fifteen years earlier. and 1996. Today’s tenner is round and gold and ing Ki runa’s changing surroundings. The whole city 45. Runway, Honningsvåg. bright – and shines round the clock like a sun in a centre is currently being moved because the mine 46. Twenty shades of blue. poor man’s pocket. needs to expand. 47. In the winter of 1954, a house was moved five 55. Captain, captain … he won’t let go! Zumtobel, 65. Hollywood film script 1974 (never produced): kilometres across the ice of Lake Tunnsjøen with the an international lighting company that was founded “FADE IN. A man is on the run from a posse. He has help of horses. The house is still there, but has since and is still based in Austria, wants to take this oppor- escaped from a maximum security prison above the been abandoned. tunity to recommend what may be the best book ever Arctic Circle. He runs over the rocks, falling repeatedly 48. The Skibotn market dates back to the sixteenth written on human hardship north of the Arctic Circle: The in the snow. Suddenly – he sees some kind of mountain cen tury. Norwegians, Swedes and Finns gathered Terrors of Ice and Darkness by Christoph Ransmayr lodge in the middle of the wilderness. The door is not here to do business. The successors of the Great Bringer (1984). The fact that the author is Austrian is just a locked. There’s a payphone on the wall. He can call of Light, priest Lars Levi Laestadius, did what they coincidence. for somebody to pick him up! But he has no money. could to stop all forms of sinful dissipation, but they 56. Dramatic landscape from Njommelsaska, Lapland Suddenly – he sees a Coke vending machine through didn’t always succeed. (before the hydroelectric plant was built). the window. He manages to break into it to reach the 49. Nightlife in Bodø, the Corner Kafé, 1955. That 57. If an annual report for a lighting firm were only coin box. It’s empty. Suddenly – he hears dogs barking. year, Norway was allowing American military aircraft going to include one picture, this would probably be it. CUT TO. Swimming pool in San Francisco.” Living the Nordic Light Plates: Light Living the Nordic Light Plates: Light

210 66. Glomfjord is a tiny Norwegian town just above Munch in order to travel to Lofoten, Norway and 1898 British expedition. When John was four years 84. (1) Camp, adj, usually signifying a generally 211 the Arctic Circle. The drink list at the Glomstedet Bistro paint. Nay was fascinated by the light and land- old, his mother died, and when his father went to positive judgment of quality, e.g. of a film that’s so Pub reflects how happy the Glomfjorders are about scape. Later the same year, two of his paintings Vardø to pick up her coffin, his boat sank in the Var- bad it’s good. (2) Camp, n., place where a scientific the location of their town. were included in the notorious Nazi Degenerate Art anger fjord and he drowned. Young John grew up to expedition makes its temporary home. 67. Besides Christmas, Midsummer is probably the Exhibition in Berlin. Nay was forbidden to paint and be one of the great Sami artists of the twentieth century, 85. In the 1950s, in San Diego, California, there was a most important holiday of the year in Sweden, cele- was not even allowed to buy paints. Not until the known especially for his woodcuts. He died in Oslo popular brand of oranges called ‘Reindeer’. Rein deer brated on the weekend that falls between 20–26 June. mid-50s was Nay rediscovered thanks to exhibitions in 1938, just 36 years old. Question: If Theodor Kitt- and oranges may seem like an odd pair of things to link Originally, Midsummer Eve was celebrated on 24 in New York, Venice and Kassel. The question is, how elsen painted a lone black bird in the sky to symbol- together, but if that’s what you think, you’re probably June, the day of the Feast of St John, though the reli- could the Nazis imagine that Ernst Wilhelm Nay’s ise the arrival of plague in Norway, what did John not aware of astronomer Pierre de Maupertuis, who gious holiday has receded ever further into the past. art was degenerate? Perhaps because the sun never Savio’s white reindeer calf mean? went all the way to Lapland as head of a 1736 French This holiday dates back many millennia, to a celebra- set in his paintings. 77. Midnight in Andenes. The sun shines idyllically. latitudinal survey that sought to measure the shape of tion of summer and its exuberant foliage. Midsummer 71. Crossword clue: Prefer painters. Crossword Outside, in the ocean, even the whales are doing their the earth. Maupertuis concluded that the earth was like is also an inflection point in the work year of an ag- answer: Northern light. Are there still artists who con- best to sleep. After all, another boatload of whale an orange – round, but flattened at the poles. Look at ricultural society. Midsummer night, with its light, was sider northern light essential for a studio? North- watching tourists will come looking for them tomor- the copperplate. Maupertuis is trying to squeeze the believed to be brimming over with magical forces and facing windows aren’t much use if you’re making video row morning. globe with his hand, isn’t he? supernatural powers. installations, for example. New crossword clue: North- 78. The world’s northernmost commemorative plate. 86. Mo i Rana is the fourth-largest city in northern Are the women sitting here thinking of John the ern light? Light from the north, or lights in the north? 79. A midnight swim at Kråkslottet in Bøvaer, Senja. Norway. With its proximity to the Arctic Circle, it’s Baptist? No, they are about to get up, walk out into Does it matter? What do artists with north-facing win- 80. View from a Landing (2004). sometimes called … the Arctic Circle City. Rich de- the meadow and pick seven different kinds of flowers dows say? That light from the north is always pre fer- 81. A Mountain Wall and a House Wall (2004). posits of iron ore and the steel industry that was built to place under their pillows. While they’re sleeping able. Extra credit question: What direction should the 82. Dancing in the summer night in 1937, at the far on it in turn built this city. In early 1990, plans were tonight, the flowers will whisper the name of the man artist point the easel if he’s painting at the North Pole? end of the Lofoten Peninsula. The people seem utterly hatched to put up an artistic monument commemo- they will marry. 72. Not all Norwegian artists of the romantic period unconcerned that the dread Maelstrom is leering up rating steel’s importance to the region. British sculp- 68. “Mother will be happy about the grouse. And father were obsessed with the midnight sun. Knud Baade, at them from the ocean 600 metres below. See also tor Antony Gormley was commissioned to create will be angry that I borrowed his shotgun with out asking.” for example, devoted his waking hours to the moon. plate 10. Havmann, over 10 metres tall and placed in the water 69. The first time you cross the Arctic Circle at sea on 73. “Welcome to the Café Midnight Sun. This month: 83. Norwegian priest Knud Leem devoted his life to at the edge of the sea. While the work was in prog- a cruise ship, you experience an unusual rite of pas- bed & breakfast. Next month: bed & afterparty.” the Sami people, as both a linguist and a missionary. ress, the city’s steel industry began to fail. The sculp- sage. Neptune, god of the sea, comes up from the 74. Just outside the frame of the picture, an albatross In addition to a grammar, he published Beskrivelse ture ended up being made of granite instead of steel. depths, climbs aboard with his trident, and forces marvels at the level of play on the sixth hole. over Finmarkens Lapper deres Tungemaal, Levemaade That’s not why its back is turned to the city, though. the passengers to have a glass of aquavit – while 75. “My dear sister, I’m sending this postcard in hopes og forrige Afgudsdyrkelse (1767). Leem describes 87. What is it about Kåre Kivijärvi’s night phot os from getting a ladle of ice water down the back of their of conveying to you the nature of far northern day- in both Danish and Latin the way of life of the con- Honningsvåg in July 1969 that inspires both nos talgia shirt or blouse at the same time. Afterwards, you light. Study the arc of the sun carefully. Personally, I temporary Lapp population, including their clothing, and a sense of hopeful optimism? receive a diploma as a memento of the ceremony can no longer distinguish cause from effect. All I know food and cooking, hunting, fishing and sport equip- 88. Cf. plate 19. and Nep tune takes the seaweed off his head – re- is, I haven’t had a wink of sleep for three days because ment, shamanism and folk beliefs. A rich but in many 89. Why has Svartisen always been the most popular vealing that he’s actually a ship’s mate! If you cross of all this light.” cases distorted suite of illustrations adds to the value of Norway’s glaciers with foreign visitors? Because the Arctic Circle in a car, you won’t experience a 76. Is it a myth that a traumatic childhood increases of this documentation of older Sami culture. The illus- it’s just seven metres above sea level. A few years thing. You should probably leave any aquavit you your chances of being a great artist? In the case of trations have grown even more distorted over the years ago, you could step right out of your cruise ship’s happen to have with you in the boot. John Savio, one wonders. His Sami father, Per Savio, due to various readers’ more or less unsuccessful cocktail lounge onto the ice. 70. In 1937, promising German artist Ernst Wilhelm was (along with Ole Must) the first person to spend attempts to hand-colour what they considered boring 91. Light from the north: in 1972, Lapland provided Nay received financial support from the great Edvard the night in Antarctica, as a dogsled driver on an black and white copperplate engravings. its first pinup girl. Living the Nordic Light Plates: Light Living the Nordic Light Plates: Light

212 92. Just Noise (2012) 105. Even though the sun shines round the clock for 119. Cf. plate 55. 213 93–94. During the summer 2011 Karlsøy Festival, a certain part of the year in Nord-Trøndelag, it still 120. Peder Balke III. the bands quit playing at 2 a.m. Officially, that is. rains sometimes. 121. Caption in the newspaper Finnmark Dagblad They kept right on playing afterwards on the other 106. “Mother! Mother! I’m home! Is dad home, too?” the day after Midnight Rock in Lakselv, 15 July 2013: side of the island. The Bernhard Briis Band played 107. Not too long ago, you could take a train all the “Jasdeep Singh Kalirai was a ray of sunlight in Thurs- well into the next day. The sun neither went up nor way from Kristinehamn, Sweden, to Gällivare, at the day’s otherwise grey weather.” went down. 68th parallel, a distance of 1,280 km. Parts of the 122. Peder Balke IV. 95. The Zumtobel Arctic Circle Expedition, May 2014. line are no longer in service, allowing the midnight 123. Norway’s National Day, 17 May 1978: A South of Sørreisa. Time: 23.33. sun to shine off the rails without interruption. scho ol band in Maurnes, Nordland, plays for an audi- 96. Between Kautokeino and Karasjok (2007). 108. Cf. plate 76. ence for the first time. According to contemporary 97. The central symbol of Lapland’s coat of arms is a 109. Through the window: Norway’s easternmost fjord. sources, they were offered the Sortland school band’s ‘wildman’. The wildman is a mythological figure 110. Through the wall: Norway’s most old uniforms but declined. Perhaps the trousers were dating from the early Middle Ages and symbolising ramshackle house. insufficiently flared. the opposite of ‘civilisation’. The odd thing isn’t that 111. Midnight Sun over Senja (2011). 124. Peder Balke V. Lapland has had a wildman as its symbol for the past 112 . Midnight Sun over Svalbard (1912). Fridtjof 125. Anna Boberg from Sweden was one of many several centuries. The odd thing is that they still do. Nan sen, besides being an explorer, scientist and talented artists of the nineteenth century who stood in 98. A major American contribution to the land of the cham pion of human rights, was also a dab hand the shadow of her husband – even in the midnight sun. midnight sun (besides the Bodø airbase) is cars from with a sketchpad. 126. [Plate removed.] From Mantegazza, Paolo & the Cold War era. This photo is from 1984, but there 113. Why are these northerners so happy? Maybe Sommier, Stephen: Studii antropologici sui Lapponi. are still some Cadillacs left in and around Båtsfjord. because they know they’ll make it home before sunset. Florence, 1880. Another regrettable example of the What conclusions would an ethnologist draw from 114. Midsummer in the north in 1924 (and to this nineteenth century’s pseudoscientific ambition to this picture? Apparently there are Nor wegian women day): Desperation is only a short step away for the show the superiority of the white race. Sami Lars who would rather put their seven freshly picked flowers unmarried woman who has only managed to find Henriksen Valkiapää’s sinewy, naked body is con- under a headrest than a pillow. five kinds of flowers to put under the pillow. trasted with the haute-bourgeois stucco and pilasters 99. Where: Luleå. When: July. Time: 23.30. 115. Pite Havsbad. 00.15. of the photo studio. 100. A Sami family in Norway. The picture was prob- 116. Peder Balke I. 127. Question I: What kind of car is this, parked in ably taken in 1896 around the Kanstadfjord near 117. From one of many life-affirming north-of-the-Arctic- the middle of the road just south of Nordkap? Proba- Lødingen, Nordland. The adults on the left are Ingrid Circle blogs: “By the time the hour was nearing mid- bly a Ford Fairlane, either 1954 or 1955. Question (born Sarri) and her husband Nils Andersen Inga. In night and our fantastic evening was sadly drawing II: Where did the driver go? Did he disappear into front of the parents are Berit and Ole Nilsen. The to a close, we had drained three bottles of cava, the dark (yet also light) Arctic night? No, the driver woman at right is Ellen, sister of Ingrid. In front of discussed love letters, Christmas decorations, bum was a postcard photographer. He got out of the car Ellen are the children Inger Anna and Tomas. The hair and most of life’s other major questions. We had to do his job. Question III: Why is the female passen- children of Inger Anna are reindeer herders to this cooked up a plan B for Joanna’s first week end of ger sitting in the back seat? Because the postcard day. July, carried Joanna’s new table up from the car and, photographer has his camera in the front seat. You 101. Where: interior of Lapland. Month: June. Time: last but not least, promised each other that we’d by have to be prepared when the perfect vista opens up. 00.07. God do this more often! It wasn’t half as much fun 102. See plate 76. getting up early to go to work this morning, but it was 103. Where: Kiruna. When: June. Time: 01.15. definitely worth it!” 104. See plate 87. 118. Peder Balke II. 21460 21561 21662 21763 64 65 22166 22267 68 224 69 70 22771 22972 73 74 75 23376 234 23577 78 23779 80 81 82 83 84 85 86 87 24688 89 24890 91 92 93,251 94 252 95 254 96 97 25798 99 100 101 262102 263103 104 266105 267106 268107 108 109 110 272111 112 113 276114 277115 278116 117 280118 119 282120 121 284122 123 124 288 125 290 127 Living the Nordic Light Einleitung Living the Nordic Light Enlightenment

Forscher blicken in den Norden Scientists Looking North

292 Lange bevor es Gore-Tex oder Navigationssysteme gab, gab es... Sardinen. Long before Gore-Tex and GPS, there were … sardines. Take a look at the can on 293 Blättern Sie zurück auf Abbildung 36 dieses Buches, und schauen Sie sich die plate 36, earlier in the book. No nineteenth century explorer setting out to fill in dort abgebildete Büchse an. Keiner, der im 19. Jahrhundert auf Entdeckungsjagd one of the blank spaces on the map would have considered leaving without a gehen wollte, verließ die Haustür ohne Sardinen im Gepäck. Und man achtete stock of sardines. And they were picky about which ones they chose. Nansen auf das Fabrikat. Auf Nansens Sardinen, die in Chr. Bjellands Konservenfabrik sardines, smoked and canned at Chr. Bjelland & Co’s cannery in Stavanger, geräuchert und verpackt wurden, konnte man sich verlassen. Der Entdecker hatte could be counted on. The great explorer himself had eaten them when he sur- sie höchstpersönlich gegessen, als er Grönland kartierte. veyed Greenland. Fridtjof Nansen war außer Entdecker auch Menschenrechtsaktivist und Wissen- Besides being an explorer, Fridtjof Nansen was a human rights advocate and schaftler. Er half zum einen im ersten Weltkrieg internationalen Flüchtlingen a scientist. He helped make the forced migrations of international refugees less während ihrer erzwungenen Wanderschaft (und erhielt als Dank den Friedens- difficult during the First World War (and won a Nobel Peace Prize for his troubles). nobelpreis). Zum anderen hatte er in seiner bahnbrechenden Dissertation im Jahr His epoch-making 1887 doctoral dissertation revealed how nerve cells com- 1887 gezeigt, wie Nervenzellen mit dem menschlichen Gehirn kommunizieren. municate in the human brain. Sowohl als Forscher als auch als Wissenschaftler veröffentlichte er 1911 das In 1911, in his capacity as both an explorer and a scientist, he published his Mammutwerk Nord i Tåkeheimen, ein Werk über frühere Expeditionen im Norden, magnum opus, In Northern Mists, on earlier explorations of the north, from Pytheas von Pytheas, über die Wikinger bis hin zu den Portugiesen in der Renaissance. Im to the Vikings to the Portuguese during the Renaissance. Perhaps his English pub- Englischen trug seine Arbeit den Titel In Northern Mists. Vielleicht war der britische lisher was responsible for his title’s mists, or perhaps it was Nansen himself, signal- Verlag für den Titel verantwortlich oder es war Nansen persönlich, der zeigen ling to readers that they might not be able to rely 100% on his sources. wollte, dass die verwendeten Quellen nicht 100% verlässlich waren. Fridtjof Nansen has had many successors, both in the world’s barren vastnesses Fridtjof Nansen bekam Anhänger, sowohl in den einsamen Wäldern als auch and in its scholarly heights. In the pages that follow, we present research by three in etlichen Arbeitszimmern. Weiter unten präsentieren wir die Forschungsergebnisse contemporary scientists, each of whom has set out to fill in blank spots on the ever- von drei aktuellen Wissenschaftlern – von denen jeder auf Entdeckungsreisen expanding map we humans are drawing through our undaunted will to live and geht, und auf stetig wachsenden Karten, die den unnachgiebigen, menschlichen thrive in the north. Their topics are colour vision, seasonal effects on mood, and Willen im Norden zu leben zeigt, immer mehr (neue) Orte markiert. Der Fokus how the sun does and doesn’t affect us. Like Nansen before them, they seek to liegt auf dem Farbensehen, auf dem saisonalen Stimmungseinfluss und darauf, clear the conceptual mists. was die Sonne mit uns macht und was nicht. Irgendwelche Verneblungen zu ihren Thesen gibt es überhaupt nicht. Bruno Laeng

Blauer Mittag

Wie eine Geburt nördlich des Polarkreises im Sommer gilt für Dunkelheit zur Mittagszeit, wie es im Winter 295 oder Winter das Farbensehen verändern kann am selben Ort zu erleben ist. Theoretisch sollte man überall auf der Welt den gleichen Anteil an direktem Über 4 Millionen Menschen leben nördlich unseres Sonnenlicht erhalten, der einzige Unterscheid liegt Polarkreises – einer imaginären Linie auf dem nörd- darin, wie das Sonnenlicht in den verschiedenen lichen Breitengrad von 66°33´. Dieses Gebiet um- Regionen der Welt verteilt wird. fasst große Teile Skandinaviens, der sibirischen Küste Menschen, die am Äquator leben, erhalten die und Alaska sowie die nördlichsten Regionen Kana- gleiche Dosis von 12 Stunden Sonnenlicht täglich – das und den größten Teil Grönlands. Ca. 10% aller jeden einzelnen Tag im Jahr – aber die Proportionen Menschen, die nördlich des Polarkreises leben, leben verändern sich stetig, je weiter man gen Polarkreis in Norwegen und diese machen wiederum ca. 10% kommt, wo sie in den Sommer- und Wintermonaten von Norwegens Bevölkerung aus. Jeder, der schon schließlich die „alles-oder-nichts“ Dosis erhalten, wie einmal in Nordnorwegen war, Sommer wie Winter z.B. im nördlichen Norwegen. Tatsächlich ist Sonnen- – vielleicht um die Mitternachtssonne oder die Polar- licht jedoch keine Ressource, die auf der Erde gleich- lichter (aurora borealis) zu finden – konnte dabei fest- mäßig über das Jahr verteilt wird. Über raschen stellen, dass die Veränderungen, die das Sonnen licht derweise sind es die arktischen und antarktischen in diesem Teil der Erde mit sich bringt, sehr extrem Regionen, die das meiste Sonnenlicht pro Jahr erhal- sein können. ten, nicht die Tropen oder der Äquator. Die kumula- In der Tat gibt es während der langen Winter- tive Länge an Tageslicht erreicht ihr Höchstmaß in saison kein direktes Sonnenlicht, sondern ein durch- Breitengeraden von 60° und 80° (Ørbæk, 2006). dringendes, schwaches Licht, genannt mørketid Der Grund dieser Ungleichheit ist die Dämmerung, („dunkle Zeit“ auf Norwegisch); wohingegen es in bzw. das Vorhandensein von Sonnenlicht, obwohl den Sommermonaten kontinuierlich Licht gibt, da die die Sonne wenige Grade unter dem Horizont ver- Sonne die ganze Nacht über dem Horizont verbleibt steckt ist (“bürgerliche Dämmerung” tritt auf, wenn sich (die Zeit der midnattsol bzw. Mitternachtssonne). die Sonne zwischen 0º und 6º unter dem Horizont Zum Beispiel verschwindet die Sonne im nördli- befindet). Das Besondere an der Arktis ist, dass die chen Breitengrad von 69°40´, wo sich Tromsø, Winterdämmerung Stunden anstatt nur Minuten, wie eine der größten Städte in der Arktis befindet, Ende in den meisten anderen bewohnten Regionen der November und ist erst Ende Januar wieder zu sehen; Welt, andauern kann. Ein bemerkenswerter, sicht- ab Mitte Mai bis Ende Juli befindet sich dahingegen barer Effekt dieser ausgeprägten Dämmerung, ist die die komplette Sonnenscheibe 24 Stunden täglich längere Anwesenheit der Farbspektren des Sonnen- über dem Horizont. Während der gleichen Winter- lichts am Himmel, die mehr dazu neigen, zerstreut und Sommer abschnitte reicht die Spanne von Tages- die Erdatmosphäre zu erreichen, wenn sie von unter- licht und Dunkel heit in Oslo (59°55’N) von 5 bis 6 halb des Horizontes kommen: das heißt, die kürzes- Stunden täglich. ten Wellenlängen in den Sonnenstrahlen oder die Außerhalb der arktischen Region, in der nördli- blauen und indigofarbenen Bereiche der Regen- chen Hemisphäre der Erde, ist es unmöglich, nördli- bogenfarben – wie Isaac Newtons klassische Experi- ches Sonnenlicht zu erleben, so wie es zwei Monate mente mit Glasprismen auch deutlich zeigten. Zudem lang im Sommer in Tromsø der Fall ist. Das gleiche werden diese Blautöne im arktischen Winter noch Bruno Laeng Blauer Mittag Bruno Laeng Blauer Mittag

296 vom Schnee auf dem Boden reflektiert. Aus diesem Gehirn des Tieres führen und seine visuellen Fähig und gleichmäßig verteilt über die ver schi edenen ist (zum Beispiel das Erfassen von Gelb und Grün), 297 Grund liegt die Arktis während der Winter monate in keiten beinträchtigen können. Außerdem zeigen Jahreszeiten hinweg. Deshalb würden die meisten während der Entwicklung am ehesten von der Redu- einem bläulichen Lichtschleier, der die ganze Land- Untersuchungen von Spezies, die in bestimmten Menschen normalerweise erwarten, dass künstlich zierung der Lichtenergie gestört werden würde. schaft einnimmt. Umgebungen (zum Beispiel Unterwasser) leben, beleuchtete Innenräume Auswirkungen auf das Farb- Jedoch haben weitere Überlegungen zum vorherr- Dennoch sind die Sonnenstrahlen, trotz langer dass die maximale Empfindlichkeit ihrer farbsensiblen erlebnis haben, da es sich radikal von Sonnen licht schenden Lichtbereich nördlich des Polarkreises – Lichteinstrahlung, das ganze Jahr lang sehr schwach. Zellen in der Regel mit den gängigen Wellenlängen unterscheidet. insbesondere durch das lange schwache Dämmer- Dies kommt durch die Neigung der Erdrotation im des Lichts übereinstimmen. Wohingegen minimale Eine Studie von Laeng und Kollegen (2007), die ungslicht in den Breitengeraden von 60° und 80° Verhältnis zur Sonne und der weiten Verteilung der Empfindlichkeiten mit Segmenten des Farbspektrums, an der Universität von Tromsø durchgeführt und in – auch zur Annahme geführt, dass man empfindli- Sonnenstrahlen nahe der Polarregionen, die so ins- die eher selten oder in ihrer Umgebung gar nicht der Zeitschrift Vision Research veröffentlicht wurde, cher für Farben in der Dämmerung ist, wie z.B. Indigo gesamt weniger Strahlungsenergie pro Quadratmeter vorhanden sind, übereinstimmen. (Lythgoe, 1979). befasste sich damit, die individuellen Unterschiede blau und Lila. Ausgehend von obenstehenden Erörte- liefern als in niedrigeren Breitengraden. Tat sächlich Forschungen an menschlichen Kleinkindern haben in der Farbwahrnehmung unter Erwachsenen zu rungen über (natürliches) Außenlicht mit der langen ist die durchschnittliche Sonneneinstra hlung in ergeben, dass sich die Farbwahrnehmung langsam, messen. Alle dieser Erwachsenen waren während Nutzung von (künstlicher) Raumbeleuchtung, war Breiten graden über dem Polarkreis viel niedriger in aber vor allem im ersten Lebensjahr, entwickelt. Zwei der Tests Einwohner im gleichen nördlichen Breiten- zu erwarten, dass die Fehlerquote im Farbwahrneh- Norwegen ((<800 kWh/m2) als in Deutsch land Monate alte Babys können rote, orangene, blau-grün- grad, aber sie waren entweder unterhalb oder ober- mungstest bei der nordischen Bevölkerung für diese (1200–1800 kWh/m2), obwohl Herbst und Früh- liche und blaue Töne vor einem weißen Hintergrund halb des Polarkreises geboren. Die Studie wollte Farben auftreten sollte, die am wenigstens durch jahr einen Tageslichtverlauf haben, der sich kaum von erkennen, aber kein Gelb/Grün und mittleres Lila somit nach messbaren Unterschieden in der Farbwahr- Glüh- oder Leuchtstofflampen ausgeglichen werden, dem in Zentraleuropa unterscheidet. (Teller, 1998). nehmung von erwachsenen Nord- und Südländern wie z.B. die blau-grünlichen Töne. Überraschenderweise gibt es sehr wenig wissen- Folglich kann man annehmen, dass sowohl der suchen, obwohl solche Unterschiede wahrscheinlich An der Studie nahmen freiwillig insgesamt 260 schaftliche Forschung über die Auswirkungen der Entzug von Sonnenlicht als auch die spezifischen schon in der Kindheit auftreten. Entscheidend ist, Norweger, alle Bewohner der Stadt Tromsø, über langen Abwesenheit oder Anwesenheit von Sonne Veränderungen des Farbspektrums von Umgebung s- dass im Vergleich der zwei Teilnehmergruppen das mindestens ein Jahr hinweg, teil. Ein spezialisierter auf die menschliche Farbwahrnehmung. Viele würden licht die menschliche Farbwahrnehmung beeinflus- Geburts datum jedes einzelnen berücksichtigt wurde. Standardtest (der Farnsworth-Munsell 100 Hues Test) erwarten, dass unablässiges in der Sonne sein wäh- sen könnten, besonders wenn diese schon im frühen Die Hypothese der Studie war eindeutig: ein Mangel überprüfte ihre Farbwahrnehmung. Die Aufgabe rend der Sommermonate zu Veränderungen in der Kindesalter auftreten. Wenn sich die Farbwahr- an geeigneter natürlicher Sonnenlichtstimulation über jedes Teilnehmers war es, bewegliche Farbchips, die Farbwahrnehmung bei den Einwohnern nördlicher nehmung nach der Geburt noch bis hin zum ersten einen längeren Zeitraum hinweg im Winter würde den Verschlüssen von Lippenstiften ähnelten, anzu- Regionen, die zu einer bestimmten Jahreszeit geboren Viertel eines Lebensjahres entwickelt, dann könnten die Entwicklung der Farbwahrnehmung negativ be- ordnen oder neu zu sortieren, um so möglichst genau werden, führt. Auch verglichen zu einer Reduzierung Abweichungen in den Farberlebnissen in diesen ersten einflussen. die richtige, stufenweise Entwicklung der Farben von Energie und Umfang des sichtbaren Lichtspektrums Monaten des Lebens permanent die Farbwahrneh- Es wurde jedoch auch erwartet, dass eine verstärkte nachzubilden. im Winter. mung eines jeden Menschen verändern. Dies ist zum Nutzung von Kunstlicht, was aus herkömmlichen Glüh- Die, die nördlich des Polarkreises geboren waren, Es ist bekannt, dass Menschen nach der Geburt einen abhängig von der Höhe der Lichtstimu lation lampen oder Wolframlampen (vor allem in Privathaus- konnten im Durchschnitt schlechter Grüntöne unter- lange unreif sind. Von daher gibt es gute Gründe, und zum anderen von den vorherrschenden Farben halten) und Leuchtstofflampen (vor allem in öffentlichen schieden, während sie Farben im Lilabereich besser anzunehmen, dass verschiedene Lichtumgebungen während der ersten Monate nach Geburt. Darüber- Gebäuden) besteht, die Reduzierung des Sonnenlichts erkennen konnten, verglichen mit den Per sonen, die spürbare Auswirkungen auf die Entwicklung haben, hinaus werden während der Wintermonate Alltags- während der Wintermonate ausgleichen kann. Natür- südlich des Polarkreises geboren waren. Im Gegen- und dass solche Veränderungen des Auges möglicher- aktivitäten in Nordnorwegen, wo viele Men schen in lich können die häufigsten Arten von künstlichem Licht satz dazu haben sich die beiden Gruppen nicht sig- weise nach einer bestimmten Zeit irreversibel sind. städtischen Gebieten leben, in der Regel unter künst- die Energie des Sonnenlichts nicht ersetzen, da sie nifikant in anderen Abschnitten des Farb kreises unter- Laborversuche mit Tieren haben ergeben, dass licher Beleuchtung ausgeübt. Diese wurde bis vor nur einen begrenzten Umfang an der Zusammenset- schieden, wie z.B. Variationen in den orangenen und ungewöhnliche, visuelle Umgebungen, wo das Tier kurzem ausschließlich durch Glühbirnen oder Neon- zung von Sonnenwellenlängen bieten, die norma- roten Farbbereichen. nur einer Art von Sinnesreizen ausgesetzt ist (Blake- röhren erzeugt. Generell entspricht Kunstlicht selten lerweise das menschliche Auge stimulieren würden. Die Geburtszeit der Teilnehmer hat auch deren more & Cooper, 1970), zu anatomischen und phy- der Energie des Farbenspektrums von Sonnen licht. Eine der Hauptannahmen der Studie war, dass der Fähigkeit, einige bestimmte Farben zu unterschei- siologischen Veränderungen in den Augen und dem Die Sonne scheint in den meisten Umgebungen täglich Wahrnehmungsprozess, der zur Geburt am unreifsten den, beeinflusst. Dies gilt aber nur für die Personen, Bruno Laeng Blauer Mittag Bruno Laeng Blauer Mittag

298 die nördlich des Polarkreises geboren wurden, da es ländern und in der letztgenannten Gruppe zudem, lampen erzeugt wird, hat eine Energie, die am nied- 299 einen Fehleranstieg für grün-blaue und gelb-grüne dass Veränderungen der Farbwahrnehmung davon rigsten im kurzen Wellenbereich und am höchsten Farben bei Nordländern, die im Winter geboren abhängig sind, zu welcher Jahreszeit man geboren (annähernd der Energie von natürlichem Sonnenlicht) wurden, gibt, verglichen mit denen, die im Sommer wurde. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass im langen Wellenbereich ist, wie z.B. Rottöne. Leucht- geboren wurden. Keinen Unterschied, ausgehend diese Unterschiede in der Farbwahrnehmung, wenn stofflampen haben dahingegen ein unregelmäßiges von der Geburtszeit, gibt es bei den „Südländern“. auch messbar und deutlich, in den normalen Rahmen Profil relativer Energie in Wellenlängen und sie nähern Nordländer als auch Südländer, die während der der Farbfähigkeiten fallen, zumindest so wie mit dem sich der Energie des Sonnenlichts nur innerhalb des Herbst- und Frühjahrsmonate geboren wurden, zeig ten FM100 Test gemessen. Ein Hauptfazit der Studie ist, orangenen Bereich des Spektrums. So scheint langer keinen Unterschied im Farbtest, was durchaus Sinn dass Umwelteinflüsse auf unsere Farbwahrnehmung Kontakt mit Innenbeleuchtung über die Winter monate macht, da diese zwei Jahreszeiten keinen Unter schied schon im frühen Kindesalter auftreten. In der Tat eine weitere wichtige Rolle bei der Gestal tung von im durchschnittlichen Tageslicht trotz der verschiede- würden die ersten Lebensmonate von im Herbst und Farbensehen im Erwachsenenalter zu spielen. Tat- nen geographischen Standorte haben. Somit hätten Winter geborenen Menschen mit der geringsten sächlich war die Fehlerquote bei der Anordnung diese Personen den gleichen Anteil an Licht und Farb- Sonneneinstrahlung (mørketid) und dem meisten der Farbchips am höchsten in den Regionen, wo die variation in ihrer Umgebung erlebt, unabhängig der Kontakt mit Dämmerung übereinstimmen. Die ersten Energie von Glüh- und Leuchtstofflampen am gering- geographischen Lage ihrer Geburtsstadt. Entschei - Lebensmonate von Personen, die im Herbst oder sten ist, verglichen mit Sonnenlichtenergie, z.B. für dend ist, dass Personen, die im Sommer nördlich des Winter geboren wurden, decken sich mit dem Zeit- blau-grün und grün-gelb. Im Gegensatz dazu führt Polarkreises geboren waren, deutlich weniger Fehler punkt der geringsten direkten Sonnenein strahlung ein ungewöhnlich hoher Kontakt mit der Dämmerung machten, als Personen die südlich des Polarkreises (mørketid) und dem meisten Kontakt mit Dämmerung. nördlich des Polarkreises zu Lichtverhältnissen, die geboren waren; demnach kann das Aufwachsen in Ein solcher Kontakt mit fast monochromatischem, vorteilhaft für die visuellen Unterscheidung von den den nördlichsten Regionen, abhängig vom Geburts- natürlichem Umgebungslicht (Dämmerung) wäre die kürzesten Wellenlängen des Sonnenlichts sind, wie datum, die Farbwahrnehmung positiv beeinflussen. Hauptursache für das visuelle Unterscheiden von den indigo-lila Farbtöne. Sie färben den nordischen 32 Personen, die in der Arktis geboren wurden Farben, die in diesem Umgebungslicht vorherrschend Winterhimmel so wunderschön ein. und an der Studie teilgenommen haben, gehörten sind. Personen, die während des Sommers nördlich Eine letzte Überlegung stützt sich auf die allgemeine zu Familien, die während ihrer Kindheit (z.B. Alter < des Polarkreises geboren wurden, zeigen die besten Weisheit, dass verschiedene Gruppen von Mens chen 10 Jahre) in Regionen südlich des Polarkreises ge- Ergebnisse im Test, was darauf schließen lässt, dass verschiedene Farben bevorzugen. Zum Bei spiel ist in zogen sind. Diese kleinere Gruppe unterschied sich längere Lichtstimulation in dieser Gruppe (midnattsol) Norwegen laut Statistik des norwegischen Auto mobil- auch von der Gruppe an Personen, die südlich des kleine Verbesserungen bei der typischen Entwicklung verbandes (NAF), Rot die von Frauen am dritt häufigsten Polarkreises geboren waren, da diese mehr Fehler der Farbwahrnehmung verursachen können. Somit gewählte Autofarbe, wohingegen Rot bei Männern im Unter scheiden von grün-blau und weniger Fehler kann die ständige Anwesenheit von Sonnenlicht wäh- an siebter Stelle steht. Ausgehend von den oben be- im Unterscheiden von lilafarben zeigten. rend der Sommermonate die Entwicklung von visuel- schriebenen Unterschieden in der Farb wahrnehm- Bemerkenswert ist, dass die Jahre, die man in der len Mechanismen beeinflussen. ung sollten wir auch erwarten, dass Nordl änder, Geburtsstadt verbrachte, in keiner Beziehung zu ihren Zusätzlich ergänzt künstliches Licht während der verglichen mit Südländern, bestimmte Farben bevor- Fehler mit den grün-blauen Farben stand. Diese Er- mørketid den Mangel an natürlichem Licht. Verände - zugen bzw. andere verabscheuen? Wahrscheinlich gebnisse lassen darauf schließen, dass ein ständiges rungen in der Fähigkeit, spezifische Farben zu unter- nicht, da die Unterschiede im Se hver mögen mehr Wohnen in der Arktis während der ersten Lebens- scheiden, spiegeln die kombinierten Effekte einer subtil erscheinen und wohl wenig Ein fluss auf den jahre ausreichen kann, um das Farbensehen im Er- Verengung des Spektrums von natürlichem Licht hin Genuss von Farbe haben. Bei einem Besuch im hohen wach senenleben zu verändern. zu kurzen Wellenlängen, in Kombination mit dem Norden kann man jedoch die starken Farben der Somit zeigt die Studie erfolgreich Unterschiede in gleich zeitigen verlängerten Kontakt mit (hauptsäch- Hausfassaden nicht übersehen, wohingegen Häusern der Farbwahrnehmung von Südländern und Nord- lich) Glühlicht, wider. Kunstlicht, was durch Wol fram- im Süden viel häufiger weiß sind. Bruno Laeng Bruno Laeng Blue Noon

Blue Noon

300 How being born above the Arctic Circle in full year, total exposure to direct sunlight should be distribution of the sun rays near the polar regions, of life. Two-month-olds can distinguish reds, oranges, 301 the summer or winter can change colour vision the same anywhere on Earth, the only difference delivering less total radiation energy per square metre blue-greens and blues from a white background but being how the sunlight is distributed across the year than at lower latitudes. In fact, at latitudes above the not yellow/green and mid-purple (Teller, 1998). By About 4 million people live above our planet’s Arctic at any given location. People living at the equator Arctic Circle, although the autumn and spring seasons three or four months, infants show evidence of being Circle – an imaginary line at a latitude of 66°33´ receive identical doses of 12 hours of sunlight a day have a daylight cycle that is not very different from able to distinguish all colours, but development of north. This area includes large chunks of Scandinavia, – every single day of the year – but the proportions that of central Europe, the average solar irradiation the ability to detect green and yellow appears to the Siberian coastline and Alaska, as well as the change continuously as one gets closer to the polar remains significantly lower in Norway (<800 kWh/ progress more slowly than the ability to detect other northernmost regions of Canada and most of Green- areas, eventually reaching all-or-none doses during m2 ) than in Germany (1200 –1800 kWh/m2). colours (Adams, Courage & Mercer, 1994). land. About 10% of all the people living above the the summer and winter months respectively, as hap- Surprisingly, very little is known from a scientific Hence, there are good reasons to expect that both Arctic Circle live in Norway, and they are in turn pens in northern Norway. In fact, though, sunlight is perspective about the impact of extended periods of sunlight deprivation and the specific changes in the about 10% of the total Norwegian population. not a commodity that is equally distributed on Earth absence or presence of sunlight on human colour colour spectrum of ambient light could affect human Anyone who has visited northern Norway, summer during the year. Surprisingly, it is the Arctic and Ant- vision. One would expect that ceaseless outdoor colour vision, especially when these occur during or winter – perhaps seeking to experience the mid- arctic regions that receive the longest exposure to exposure to natural sunlight during the summer months early infancy. If colour vision is still developing after night sun or the Northern Lights (aurora borealis) – light during a period of a year, not the tropics or versus a reduction in the energy and range of the birth until around the first quarter of the first year of would have noticed that the changes in sunlight in equator. In fact, cumulative length of light in the sky visible light spectrum during the winter months might life, then variation in colour experiences during these this part of the world can be extreme compared with reaches its maximum at latitudes between 60° and provoke changes in the colour vision of northerners initial months of life could permanently change peo- their place of origin. Indeed, for a long period during 80° (Ørbæk, 2006). The cause of this inequality is who happen to be born in a particular season. It is ple’s colour vision, depending on the level of light the winter season, there is a complete absence of “twilight”, or the presence of sunlight despite the fact known that humans are remarkably immature for an stimulation as well as the colours prevalent during the direct sunlight or a pervasive dim light, called mørke- that the sun is hidden a few degrees below the horizon extended period after birth, so there are good reasons first months after birth. Moreover, during the winter tid (“dark time” in Norwegian); in contrast, in the (“civil twilight” is when the sun is between 0º and 6º to think that very different light environments may months in northern Norway, where many people live summer months, there is continuous light as the sun below the horizon). What is special about the Arctic have a tangible impact on development and, possibly in urban areas, everyday activities are typically con- remains above the horizon through the night (i.e., the is that the winter twilight can last for hours instead of that such alterations of vision may be irreversible ducted under artificial illumination that was provid- midnattsol or “midnight sun” period). For example, just a few minutes as in most of the inhabited world. past a certain sensitive period. ed until quite recently exclusively by electric bulbs or at 69°40´ North, in the city of Tromsø, which is one A remarkable visible effect of this extended twilight Laboratory experiments with animals have shown neon tubes. In general, artificial light rarely approx- of the largest urban communities in the Arctic, the is the prolonged presence in the sky of the range of that abnormal visual environments in which an animal imates the energy across the colour spectrum of sun- sun disappears below the horizon at the end of the colour spectrum of sunlight that is more prone to is exposed to only one type of sensory stimulation light. Hence, the artificially illuminated indoor environ- November, not to reappear until the end of January; be scattered when reaching the Earth’s atmosphere (Blakemore & Cooper, 1970) can result in anatomical ment would also be expected to have an impact on whereas the whole disc of the sun remains above the from below the horizon: that is, the shortest wave- and physiological changes in the animal’s eyes and colour experience to a degree radically different horizon 24 hours a day from the second half of May lengths in the sunbeams, or the blue and indigo brain and affect its visual abilities. Moreover, exam- from what most humans typically experience, since until the end of July. In contrast, in Oslo (59°55‘ bands of the colour rainbow – as Isaac Newton’s ination of the eyes of species living in specific envi- in most environments sunlight is present on a daily north), during the same winter and summer periods, classic experiments with glass prisms also clearly ronments (underwater, for example) show that the basis and is distributed more evenly across the seasons. the duration of daylight and of darkness ranges, re- showed. Moreover, in the Arctic winter, these “blues” maximum sensitivity of their colour-sensitive cells A study by Laeng and colleagues (2007), conduct- spectively, from 5 to 6 hours each day. are further reflected by snow on the ground. Hence generally corresponds to the most common wave- ed at the University of Tromsø and published in the In the northern hemisphere of the Earth outside the in the Arctic, during the winter months, the prevailing lengths of light found in their environment, while journal Vision Research, specifically aimed to measure Arctic region, it is impossible to experience sunlight light is a blue tint that pervades the whole landscape. minimum sensitivities correspond to segments of the individual differences in colour vision among adults, coming from the North, as happens for two months Nevertheless, despite longer exposure to light, colour spectrum which are rare or absent in their all of whom were residents of the same northern lat- in Tromsø during the summer or, in contrast, to expe- the sunbeams reaching ground in the Arctic remain environment (Lythgoe, 1979). itude at the time of testing, but who were born either rience “Darkness at Noon”, as happens in the same very weak year round, due the inclination of the Research on human infants has shown that colour below or above the Arctic Circle. Hence the study place in the winter. In theory, over the course of a Earth’s rotation with respect to the Sun and the wide vision develops slowly but mainly within the first year looked for the presence of measurable differences Bruno Laeng Blue Noon Bruno Laeng Blue Noon

302 in colour vision in northerners and southerners of year, volunteered to have their colour vision checked differed from the group of individuals born below the incandescent light. Artificial lighting by tungsten lamps 303 adult age, although such differences are likely to be with a specialised standard test (the Farnsworth- Arctic Circle in showing more green-blue discrimination has a relative energy that is lowest for short wave- caused during infancy. Crucially, the season of birth Munsell 100 Hues test). Each participant’s task was errors and fewer errors for purple colours. Remarkably, lengths and highest (approximating the energy of of each individual was taken into account when to arrange or re-order movable colour chips resem- the number of years spent in the birthplace had no natural sunlight) for long wavelengths, such as reds. comparing the two groups of participants who were bling the coloured caps of lipstick tubes to recreate relationship with their errors with the green-blue colours. Fluorescent lamps, on the other hand, have an irreg- born either below or above the Arctic Circle. The as precisely as possible the correct gradual progres- These findings allow the conclusion that permanent ular profile of relative energy across wavelengths, hypothesis of the study was straightforward: lack of sion of colours. residence in the Arctic during the first months of life and they approximate sunlight’s energy for wave- adequate natural sunlight stimulation for an extended Those people born above the Arctic Circle were may be sufficient to alter colour vision into adult life. lengths only within the orange part of the spectrum. period of time during winter would negatively affect on average worse at discriminating greenish while Thus, the study was successful in revealing differ- Thus, long exposure to indoor lighting during the the development of colour vision. showing relatively better discrimination of hues within ences in colour vision between southerners and north- winter period seems to play another crucial role in However, it was also expected that increased use the purple range of the spectrum compared to those erners and, in the latter group, colour vision changes shaping colour vision abilities in adult age. Indeed, of artificial lighting, consisting of incandescent light born below the Arctic Circle. In contrast, the two groups were dependent on being born in a specific season the largest error in arranging the coloured chips in or tungsten lamps (mainly in private buildings) and did not differ significantly for other portions of the colour of the year. However, it is important to point out that the test occurred in those regions of the visible colour fluorescent lamps (mainly in public buildings), may circle, such as variations in orange and red colours. these differences in colour vision, although they are spectrum where the energy of incandescent or fluo- compensate to some extent for the reduction in sun- The season of birth of the participants also affect- measurable and clear, fall within what is considered rescent light is poorest compared to sunlight energy, light during winter. Yet the most common types of ed their ability to distinguish some specific colours, a normal range of colour abilities, at least as mea- i.e. for blue-green and green-yellow. In contrast, un- artificial lighting cannot entirely substitute for the but only for individuals born above the Arctic Circle, sured with the FM100 test. A main conclusion of the usually high exposure to twilight above the Arctic strength of sunlight energy, and they provide only a since there was an increase in errors for green-blue study is that the environmental impact on colour vision Circle provides a light environment that is beneficial limited range of sunlight’s composition of wave- and yellow-green colours by northerners born in the acts early in infancy. Indeed, the first months of life to visual discrimination of the shortest wavelengths of lengths that would naturally stimulate the human eye winter compared to those born in summer but no for those born in autumn and winter would coincide sunlight, such as the indigo-purple shades that so (Livingstone, 2002). difference for the southerners based on the season of with the least exposure to direct sunlight (mørketid) beautifully colour the sky of the north during the winter. One of the study’s main expectations was that the birth. Both northerners and southerners born during and the most exposure to twilight. Such exposure to A final consideration can be based on the common perceptual process that is most immature at birth (for the autumn and spring seasons showed no differenc- nearly monochromatic natural ambient light (twilight) lore that different groups of people prefer different example, detecting yellow or green) would be most es in the colour test, which makes sense given that both could have been the main causal factor in selectively colours. For example, in Norway, according to statis- likely to be disrupted by reduction in light energy seasons have no overall difference in average day- improving visual discrimination of the colours that are tics of the Norwegian Automobile Federation (NAF), during development. However, additional consider- light at different geographical locations and there- prevalent in the ambient light. The best performance red is the third most chosen car colour by women but ations about the prevalent light range above the Arctic fore these people would have experienced similar in the test was shown by individuals born in the summer the seventh choice for men’s cars. Given all of the Circle – in particular the long exposure to dim twilight amounts of light exposure and colour variation in the above the Arctic Circle, which suggests that prolonged differences in colour vision described above, should at latitudes between 60° and 80° – also led to an environment, regardless of the geographical loca- levels of light stimulation in this group (midnattsol) can we also expect that northerners might prefer or abhor expectation of increased sensitivity to colours present tion of their birthplace. Crucially, individuals born cause small enhancements of the typical development certain colours compared with southerners? Maybe in twilight, such as indigo and purple. Based on the above the Arctic Circle in the summer had signifi- of colour vision. Hence, the continuous presence of not, since the differences in vision appear to be subtle above considerations about outdoor (natural) light cantly lower overall error scores compared to indi- sunlight in the summer months may influence develop- and may have little effect on enjoyment of colour. with the protracted use of indoor (artificial) lighting, viduals born below the Arctic Circle; thus, depending ing visual mechanisms. Yet when visiting the north, one cannot fail to notice it was expected that error rates in the colour vision on one’s date of birth, growing up in the northern- In addition, electric artificial lighting supplements the strong colours of the paints used on houses com- test should occur for northerners for those colours most regions can also positively affect colour vision. the lack of natural light during mørketid. Changes in pared with those in the south, where white prevails. that are least compensated for by incandescent or 32 individuals born in the Arctic who participated the ability to distinguish specific colours reflect the fluorescent artificial lighting, i.e. the blue-green shades. in the study belonged to families that had moved to combined effect of a narrowing of the spectrum of In the study, a total of 260 Norwegian individu- a residence below the Arctic Circle during their child- natural light towards the short wavelengths combined als, all residents of the city of Tromsø for at least one hood (i.e. age < 10 years). This smaller group also with the concomitant protracted exposure to (mainly) Barbara Szybinska Matusiak

Das nordische Tageslicht

Tageslicht wird hier als eine Kombination von allen Eine ähnliche Beobachtung kann man am 21. Dezem- 305 möglichen Formen des Lichts verstanden. Sie können ber auch zum Sonnenaufgang machen, der in Kairo während jeder Tageszeit am Himmel erscheinen, von um 6.30 Uhr und am nördlichen Polarkreis um 10.50 Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Der perfekte Uhr stattfindet. Folglich ist ein Tag am Polarkreis 2 Std blaue Himmel, verschiedene Wolkenformationen und 10 Min lang, verglichen mit 10 Std 10 Min in Kairo. starkes Sonnenlicht, was fast parallel zum Erdboden Noch spannender ist es zu analysieren, wie schnell läuft: dies alles ist Tageslicht. Das Besondere am der Sonnenuntergang (oder Aufgang) vonstattengeht. Tageslicht ist seine konstante Veränderbarkeit. Alle Am nördlichen Polarkreis dauert es am 3. Januar seine messbaren Parameter – Beleuchtungsstärke ca. 1 Std 25 Min, um von einem 1.0° Höhenwinkel auf dem Boden, Leuchtdichteverteilung im Himmel, auf 0.0° zu fallen, wohingegen es nur 7 Minuten in Richtung des Lichts, Farbe des Sonnenlichts und Farben Kairo dauert. Durch die fast horizontale Bewegung am Himmel – sie sind in ständiger Veränderung. geht die Sonne im Norden so viel langsamer unter. Manche dieser Veränderungen, wie zum Beispiel die Wenn man Sonnenuntergänge stressfrei erleben Position der Sonne, können vorhergesagt werden, möchte, ist die arktische Region deshalb der perfekte da dies ein Ergebnis der Erdbahn ist, also wie sich die Ort dazu. Wenn Nordlichter Städte wie Kairo be- Erde um die Sonne dreht. Andere Veränderungen, suchen, sind sie nicht selten vom schnellen Einbruch die durch lokales Klima (z.B. Wolkenformationen der Dunkelheit überrascht. und deren Bewegungen) verursacht werden, sind Analysieren wir für zwei Städte die Solar-Dia- nur schwer vorhersehbar. gramme von SolarBeam: Tromsø, die größte norwe- gische Stadt nördlich des Polarkreises (69°39 N), Bewegung der Sonne und Kairo (30°03 N). SolarBeam ist eine Anwendung, die von Martin Wer genießt es nicht, die Sonne langsam am Horizont Matusiak zusammen mit dem Architekturbereich der verschwinden zu sehen? Wie sie sich von einem ge- Norwegian University of Science and Technology fährlichen, blendenden Giganten zu einem gelben, (NTNU) entwickelt wurde. Sie berechnet die Position orangen und schlussendlich roten Feuerball verändert, der Sonne für jeden Punkt der Erde und zeigt die am Ende gar nicht mehr angsteinflößend oder blen- Ergebnisse dann als Solar-Diagramm (http://solar- dend, sondern einfach traumhaft schön ist? Und beam.sourceforge.net/). Ein Solar-Diagramm zeigt durch ihr unaufhaltsames Verschwinden wird sie nur die Position der Sonne im Laufe des Tages und Jahres noch schöner. in Bezug zum Mittelpunkt des Diagrammes, welcher Die Sonne bewegt sich langsam nach unten und der Beobachtungspunkt ist. Die Position der Sonne nach rechts und verschwindet so langsam am Horizont. wird von zwei Winkeln definiert: dem Seiten- und Das gleiche Phänomen kann überall auf der Erde zu dem Höhenwinkel. Der Seitenwinkel (wird auch als verschiedenen Zeitpunkten beobachtet werden. Am Azimutwinkel bezeichnet) ist der Winkel zwischen 21. Dezember geht die Sonne in Kairo (30° 03’ N) dem geographischen Norden und der Richtung zur um 17.00 Uhr unter, wohingegen sie am nördlichen Sonne, beide auf dem Boden gezeichnet. Der Höhen- Polarkreis (66° 33’ N), dem gleichen Längengrad winkel (auch Elevationswinkel) ist der Winkel zwischen wie Kairo, vier Stunden früher, also gegen 13.00 der Horizontalebene und der Linie vom Mittelpunkt Uhr untergeht. zur Sonne. Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht

306 Die Hemisphäre wird auf eine flache Oberfläche mit Die Antwort auf folgende Frage ist bemerkenswert: Die Sonnenblendung aber sobald die Scheibe den Horizont nach oben 307 gleichmäßig verteilten Kreisen projiziert, die 10°- Wie hoch ist der Anteil, an dem die Sonne in Tromsø verlässt, erhöht sich die Leuchtdichte rapide auf Höhenwinkelintervalle darstellen. tagsüber zwischen 0° und 5° über dem Horizont Blendung wird als ein Gefühl des visuellen Unbe- mehrere Tausende Candela pro Quadratmeter. Wenn man sich das Solar-Diagramm anschaut, steht? Die Antwort beträgt ca. 21%. In Kairo sind es hagens definiert, was durch eine helle Lichtquelle, Die Sonne kann auch von Wolken verdeckt werden. kann man leicht die Position der Sonne zu jeder nur 7%. Wenn Sonnenlicht von einem Punkt nahe des eine helle Oberfläche, den Himmel oder die Sonne Wir haben keine genauen Daten über die Häufigkeit Jahreszeit finden. Wir können uns die Zeiten des Horizonts kommt, wird es oft von Geländeformen, verursacht wird. Die Sonnenblendung ist die stärkste von sonnigen Tagen in der Arktis, aber ausgehend Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs anschauen, Gebäuden, Bäumen und anderen Landschaftsele- Form, da die Lichtstärke der Sonne, verglichen mit von Daten aus Nordeuropa für Gebiete in der Nähe einschließlich des längsten Tages des Jahres (24 menten gestört. Wenn sichtbar, wird es durch seine herkömmlichen elektrischen Lichtquellen, extrem stark des Polarkreises, sowie Sonnenstrahlungsdaten vom Std in Tromsø und 14 Std 5 Min in Kairo) und des geringe Lichtstärke und eine eher warme Farbe (hohe ist. Der direkte Blick in die Sonne, auch nur für einen Geophysikalischen Institut an der Universität von kürzesten Tages (0 Std in Tromsø und 10 Std 10 Min CCT = correlated color temperature) gekennzeich- kurzen Augenblick, kann zu Blindheit oder schweren Bergen aus den Jahren 1987 und 1988 können wir in Kairo). net. An den meisten Orten machen Hindernisse im Augenschäden führen, mit Ausnahme, wenn die Sonne eine Schätzung machen. Die Häufigkeit eines wolken- Wir können auch bestimmte charakteristische Außenbereich es als Lichtquelle für den Innenraum gerade untergeht und sehr tief steht. Durch Sonnen- freien Himmels nördlich des Polarkreises ist vermut- Daten verschiedener Standorte vergleichen. Zum unbrauchbar. Obwohl die Sonne weltweit genauso einstrahlung verursachte Schäden an der Netzhaut lich zwischen 20-40% der verfügbaren Tageszeit im Beispiel liegt der höchste Punkt der Sonne in Tromsø lange über dem Horizont steht, führt eine tiefste- des Auges, auch bekannt als Retinopathia solaris, Laufe des Jahres. In der restlichen Zeit ist die Himmels- bei nur 43°79’, im Vergleich zu Kairo bei 83°38’. hende Sonne in Kombination mit Hindernissen im entstehen häufig durch den Blick in die Sonnen- kuppel an sich die Lichtquelle, eine Quelle auf die Wir können des weiteren die Position der Sonne am Außenbereich zu einer Knappheit an nützlichem scheibe während einer Sonnenfinsternis. Obwohl wir das ganze Jahr angewiesen sind. Diese ist bei Himmel zu einem jeglichen Zeitpunkt im Laufe des Sonnenlicht im Norden. Sehverlust auf Grund dieser Schäden reversibel, Weitem aber nicht so grell wie die Sonne und hat Jahres erkennen (z.B. 10.00 Uhr) (siehe Abbildung-8 Wie viel Prozent der Zeit ist die Sonne im nördli- also rückbildungsfähig ist, wurde auch bereits von eine spezielle Einfärbung in der nordischen Region, Analemmalinien). chen Bereich des Himmels in Tromsø jährlich? Die bleibenden Schäden und Sehverlust berichtet. Die besonders in Zeiten der langen Sonnenauf- und Wir können auch die Standardzeit mit der Sommer- Antwort ist fast 13%. Demnach muss die Nordaus- meisten Augenärzte raten davon ab, direkt in die untergänge, wenn das rötliche Sonnenlicht die zeit vergleichen. Solche Solar-Diagramme können richtung in Betracht gezogen werden, wenn die Sonne zu schauen. Direkte Sonnenstrahlung kann aus Wolkendecke darunter anstrahlt oder der blaue sich bei der Untersuchung von der Verfügbarkeit Strahl en der Sonne im nordischen Sommer „geern- folgenden Gründen gefährlich sein: a) sehr hohe Himmel mit rötlichem Sonnenlicht vermischt wird, was von Sonnenlicht sowie von Sonnenschutzvorkehr- tet“ werden. Wie man leicht feststellen kann, ist die Lichtausbeute des „sichtbaren“ Teils der Strahlung zu lila, rosa und hellblauen Farbabstufungen führt. ungen als nützlich erweisen. Die Form der Sonnen- Sonne in Kairo nie im nördlichen Teil des Himmels und b) das Vorhandensein von ultravioletter Strahlung bahn ist an diesen zwei Orten völlig verschieden. zu sehen! (UV). UV-Strahlung, wie sie von der Sonne produziert Häuser, Fenster und Aussichten Während die Sonne in Kairo fast geradlinig auf- und Die Sonne scheint vom östlichen (oder westlichen) wird, wird mit Schädigungen des Auges, wie z.B. dem abgeht, bewegt sie sich in Tromsø fast horizontal Teil des Himmels 23% der Zeit in Tromsø und 35% Grauen Star assoziiert. Traditionelle Gebäude in der nördlichen Polarregion durch den Himmel. Aber wie steht es mit dem Zeit- in Kairo. Folglich bekommen Fassaden in Kairo, die Weltweit haben wir Menschen es gelernt zu ver- unterscheiden sich kaum von denen in südlicheren punkt der Sonnen höhe? gen Osten oder Westen ausgerichtet sind, die meiste meiden, mit dem bloßen Auge direkt in die Sonne zu Teilen Skandinaviens. Traditionell waren Häuser eher Wie können Veränderungen der Sonnenposition Sonne ab und sind am schwierigsten zu beschatten, schauen. Dies ist einfacher, wenn die Sonne steil klein und aus Holz, sowie geprägt von einfachen, in Bezug auf die Eintrittswahrscheinlichkeit in einem da die Sonne morgens (abends) tief steht, wohingegen über dem Horizont steht. Die sehr niedrige Position kompakten Formen und nicht besonders großen bestimmten Himmelssektor beschrieben werden? Fassaden mit Süd-Ausrichtung direkte Sonnenein- der Sonne nördlich des Polarkreises macht dieses Fenstern. Fenster waren wichtig, da sie Sichtkontakt Um eine Antwort hierauf zu finden, wurde die Himmels- strahlung von oben bekommen. Hier kann man mit Anpassungsverhalten schwieriger. Es genügt nicht, zur äußeren Umgebung schafften. Für Menschen, kuppel in vier Hauptrichtungen unterteilt: Osten, horizontalen Gesimsen und Dachüberständen leicht seinen Kopf leicht nach unten zu neigen, sondern man die in einem harten, gnadenlosen Klima lebten, war Süden, Westen und Norden sowie in Querstreifen Schatten erzeugen. Solche starken Differenzen zwi- muss ihn oder sogar den ganzen Körper deutlich es besonders wichtig, Wetterveränderungen zu verfol- mit einem Höhenwinkel von jeweils 5 Grad. Für aus- schen unterschiedlich ausgerichteten Fassaden kann nach rechts oder links drehen. gen. Das Klima hat die Menschen dazu gezwungen, gewählte Städte wurde der prozentuale Anteil an man im Norden nicht feststellen. Die Leuchtkraft der Sonnenscheibe verändert sich große Öffnungen im Dachbereich zu vermeiden, Tageszeit errechnet, wenn die Sonne in jedem dieser fast proportional zum Höhenwinkel; wenn sie den somit waren die Fenster kleiner, dafür aber gut Himmelssektoren sein sollte. Horizont berührt ist ihre Leuchtkraft nicht gefährlich, proportioniert und im Einklang mit den anderen Barbara Szybinska Matusiak Das nordische Tageslicht Barbara Szybinska Matusiak

Nordic daylight

308 Fassadenelementen. Die Wandpositionen der Fenster Das Wahrnehmung von Tageslicht Daylight is understood here as a combination of all At the Arctic Circle it takes about 1h 25 min for the 309 wurden ursächlich so gewählt, dass jedes Minimum forms of light that may occur in the sky dome during sun to drop from 1.0° elevation angle to 0.0° on 3 an Tageslicht hineinkam. Tageslicht ist nicht nur eine Lichtquelle, die wir für the day, i.e. from sunrise to sunset. Perfectly blue January, while it takes only 7 minutes in Cairo. The Die Qualität der Fensterausblicke ist oft überwäl- verschiedene Zwecke verwenden können; es ist auch skies, various cloud formations and strong sunlight reason the sun sets so slowly in the north is because tigend, da die Ästhetik der Landschaft sehr hoch ist, eine Quelle der Freude, wenn z.B. nach einer langen, shining nearly parallel to the ground: all are day- of its nearly horizontal movement. If you want to enjoy mit spektakulären Bergen und Tälern, viel Wasser und dunklen Nacht endlich wieder die Sonne aufgeht. light. The most exceptional feature of daylight is its your sunsets without stress, the Arctic region is the Grün. Die Blicktiefe ist oft groß, nicht selten hat man Tageslicht kann alle möglichen Atmosphären schaf- constant variability. All its measurable parameters perfect place to do so. On the other hand, northern- einen Blick bis zum Horizont, da viele Häuser an der fen, wie die der Ruhe und Melancholie während – illuminance on the ground, luminance distribution ers visiting cities like Cairo may be startled by the Küste oder hoch gelegen sind, z.B. auf einer weitläu- windstiller Sonnenuntergänge, oder eine Atmosphäre in the sky, directivity of light, colour of sunlight and sudden transition from light to darkness. figen Hochebene. Besonders außerhalb der Städte voller Drama, wenn heftige Winde riesige Wolken- colours in the sky – change continuously. Some of Let us analyse the solar diagrams generated by tragen die großen Entfernungen zwischen den formationen über unsere Köpfe hinwegblasen. those changes, such as the position of the sun on the SolarBeam for two cities: Tromsø, the largest town in Häusern zu einem großzügigen Raumgefühl bei. Es gibt viele verschiedene Lichterscheinungen am sky dome, can be predicted, since they are the con- Norway situated north for Arctic Circle, (69°39 N) Die südeuropäische Sonnenschutzstrategie beruht Himmel, die wir in vollen Zügen genießen, wie z.B. sequence of the way the earth moves around the and Cairo (30°03 N). auf dem Prinzip der Vermeidung von Sonnenstrahlen Sonnenuntergang, Sonnenaufgang, Regenbogen sun, which we understand quite well. Other changes SolarBeam is an application developed by Martin aus den höheren Himmelsbereichen. Man verwendet oder Nebelbogen und farbenreiche Wolken in un- caused by local climate, such as cloud formations Matusiak in close cooperation with the school of ar- vorstehende Dächer und horizontale Lamellen und terschiedlichen Formen, wenn die Sonne tiefsteht. and their movements, are unpredictable. chitecture at the Norwegian University of Science ermöglicht somit den Blick auf den unteren Himmels- Aber wie erinnern wir uns an diese Lichter- and Technology (NTNU). It calculates the position und Landschaftsbereich. Dies ist auf Grund der über- scheinungen? Movement of the sun of the sun for any place on the globe, displaying the wiegend tiefstehenden Sonne in den nördlicheren In seinem Buch Thinking Fast and Slow weist results as solar diagrams (solarbeam.sourceforge. Gefilden ausgeschlossen. Die niedrige, helle Sonne Daniel Kahneman darauf hin, dass wir uns an ein Who doesn’t enjoy watching the sun slowly glide net). A solar diagram shows the position of the sun zwingt die Menschen dort ihre Fenster vollständig Erlebnis anders erinnern, als wir es erleben. Die down towards the horizon, changing from a hazard- over the course of the day and the year, relative to the zu verdecken, oftmals mit dicken Vorhängen, um so wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf den Erinner- ous, glary giant into a yellow, orange and finally red centre point of the diagram, which is the observation das Blenden der Sonne zu vermeiden; der Ausblick ungsprozess sind folgende: a) wir erinnern uns am roundel that is not harmful, not glary any more, but point. The position of the sun is defined by two angles: kann nur durch ein anderes Fenster in einer weiteren besten an den Höhepunkt und das Ende eines gorgeous? Our awareness of its inevitable disap- the azimuth angle and the elevation angle. The azimuth Wand im selben Zimmer beibehalten werden. Aus Ereignisses und b) wir vernachlässigen die Dauer. pearance makes it even more beautiful. angle is the angle between true north and the direc- diesem Grund gab es normalerweise Fenstern in allen Besonders die Wichtigkeit des Endes erklärt, warum The sun moves slowly downwards and to the right, tion toward the sun, both drawn on the ground. The Wände des Hauses, damit man zu jeder Zeit in alle wir uns z.B. an Sonnenuntergänge besser erinnern gradually disappearing below the horizon. A similar elevation angle is the angle between the horizon plane verschiedenen Himmelrichtungen schauen konnte. können, als an Sonnenaufgänge. Der spektakulärste process can be observed anywhere on the globe, and the line from the centre point to the sun. Die dicken, schweren Vorhänge können aufgezo- Augenblick, wenn die Sonne komplett am Himmel only at different times. On 21 December, the sun sets The sky hemisphere is projected onto a flat surface, gen werden, wenn die Direktblendungsgefahr verschwindet, passiert erst am Ende des langen at 17:00 in Cairo (30° 03’ N), while at the Arctic with evenly spaced circles representing 10 degree vorüber ist. Das Bedürfnis, nach draußen zu schauen, Sonnenlaufs und zudem am definitiven Tagesende. Circle (66° 33’ N), at the same longitude as Cairo, elevation angle intervals. ist tief verwurzelt, und abgesehen von den dicken Der Sonnenuntergang gibt einen Eindruck von Ab- it sets four hours earlier, at about 13:00. Looking at a solar diagram, we can easily find the Vorhängen werden die Fensterflächen Tag und schluss und Abreise, oftmals vermischt mit dem Gefühl A similar observation about time differences applies position of the sun at any time during the year. We Nacht frei gelassen, auch bei Dämmerung und in der Vollendung, Erfüllung und manchmal auch Traurig- to sunrise on 21 December 21, which occurs at about can look at the sunrise and the sunset times for any der Nacht. Die großen Entfernungen zwischen den keit, da der gleiche Tag nie wieder kommen wird. 06:50 in Cairo and 10:50 at the Arctic Circle. day, including the longest day of the year (24h in Häusern machen das Bedürfnis nach Privatsphäre, Consequently, the length of the day is 2h 10m at the Tromsø versus 14h 5m in Cairo) or the shortest day was in Großstädten so wichtig ist, relativ nichtig; die Arctic Circle versus 10h 10m in Cairo. (0h in Tromsø versus 10h 10m in Cairo). Bewohner lassen ihre Fenster bis auf Blumen und It is even more interesting to analyse how fast the We can also compare certain characteristic data kleine dekorative Elemente fast „nackt“. sunset (or sunrise) occurs. points for different locations. For example, the highest Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight

310 position of the sun during the year is only 43°79’ in nor thern orientation must be taken into consideration Humans living in all geographical locations have made of wood, with simple, compact shapes and 311 Tromsø, versus 83°38’ in Cairo. We can also observe when harvesting solar radiation during the summer learned to avoid looking directly at the sun with the moderately sized windows. Windows were important, the position of the sun in the sky at a given time (e.g. in the Arctic region. As can easily be determined, naked eye. It is easier to do so when the sun is high since they enabled visual contact with the outdoor 10:00) during the year (the figure-8 analemma lines). the sun is never in the north part of the sky in Cairo! above the horizon. The very low position of the sun environment. For people living in a harsh, unforgiving We can compare standard time with summer time. The sun shines from the east (or west) part of the north for the Arctic Circle makes this adaptive be- climate, it was especially important to follow changes Such solar diagrams may be useful in studying sunlight sky about 23% of the time in Tromsø, versus 35% in haviour more of a challenge. It is not enough to tilt your of the weather. The climate forced people to avoid accessibility and needs for solar shading. The shape Cairo. Consequently, facades oriented to the east head slightly downwards; you have to turn your head large openings in the canopy of the house, and thus of the sun path is totally different in these two loca- and west in Cairo receive the most solar radiation or your whole body significantly to the right or left. windows were limited in size, but they were well pro- tions. While the sun goes nearly straight up and down and are the most difficult to shade, since the sun is The luminance of the sun disk changes nearly pro- portioned, designed in harmony with the other el- during the day in Cairo, it follows an almost circular low in the morning (evening), while south-facing portionally to the elevation angle; its luminance when ements of the facade and positioned in the wall in a path in Tromsø, moving almost horizontally through facades are washed by the solar radiation from the touching the horizon is not hazardous, but as soon reasonable way, such that more than a minimum of the sky. top, something that is easy to shadow with horizon- as the disk leaves the horizon on the way up, lumi- daylight illumination was secured. But what about the timing of solar elevation? tal cornices and roof overhangs. Similar strong dif- nance increases rapidly to thousands of candelas The quality of the view out from the window is often How can changes of solar position be described ferences between differently oriented facades are per square metre. excellent, since the aesthetic quality of the landscape in terms of occurrence probability in a given sky not observed in the north. The sun may be obscured by clouds. We do not is very high, with mountains or hills, greenery and sector? To find the answer, the sky dome was divided have precise data on the frequency of sunny skies in water. The view depth is often large; it is not unusual into four main orientations: east, south, west and Solar glare the Arctic, but based on data from northern Europe to have a view stretching to the horizon since many north, and into horizontal stripes for each 5 degrees for areas close to the Arctic Circle and solar radia- houses are situated on the coast or high in the terrain, of elevation angle. The percentage of daytime during Glare is defined as a sensation of visual discomfort tion data recorded by the Geophysical Institute at e.g. on a large plateau. Especially outside the cities, the year when the sun is supposed to be in each of in the presence of a bright light source, a bright the University of Bergen between 1931 and 1960 large distances between houses contribute to a feeling those sky sectors was calculated for selected cities. surface, the sky or the sun. The glare caused by the and published in 1987 and 1988, we can make an of spaciousness. The results are striking for the question: what sun, solar glare, is the most serious form, since the estimate. The frequency of sunny skies north for the The sun shading strategy used in southern Europe percentage of the daytime during the year is the sun luminous intensity of the sun is extremely high com- Arctic Circle is probably in the range of 20–40% of is based on the principle of avoiding sunlight from between 0° and 5° above the horizon in Tromsø? pared to all known electric light sources. Looking available daytime during the year. The rest of the the higher sectors of the sky through the use of pro- The answer is about 21%. In Cairo, the answer is 7%. directly at the sun for even a brief period of time may time, the sky dome is the source of daylight, a source truding roofs or horizontal louvres, while enabling When sunlight comes from a point close to the horizon, cause blindness or severe damage to the eye, except that we may rely upon during the whole year, which views of the lowest part of the sky and the landscape. it is often obstructed by terrain formations, buildings, for the very low sun during sunset. Damage to the is not as glary as the sun and may have a specific This could not be used in the North because of the trees and other landscape elements. If visible, it is eye’s retina due to solar radiation, known as solar coloration in the Nordic region, especially in the predominantly low position of the sun. The low, bright characterized by low luminous intensity and a rather retinopathy, frequently results from gazing at the sun long sunrise and sunset periods, when reddish sunlight sun causes people to cover windows completely, warm colour (high CCT). In most locations, outdoor disk during a solar eclipse. Although vision loss due illuminates cloud cover from beneath or blue sky often with thick curtains, to avoid solar glare; the view obstructions make it unusable as a light source for to this damage is generally reversible, permanent light mixes with red sunlight, resulting in gradations could be maintained only through another window interiors. Although the sun is above the horizon for an damage and loss of vision have been reported. of purple, pink and light blue. in a different wall in the same room. This may be equal number of hours during the year everywhere Most eye specialists advise avoiding looking directly why windows were typically situated in all walls of in the world, low sun position combined with outdoor at the sun. The reasons exposure to solar radiation Houses, windows and views a house, allowing views in different directions at ob structions results in a scarcity of useful sunlight in may be dangerous are: i) very high luminous efficacy different times. the north. of the “visible” part of radiation and ii) the presence It may be observed that traditional buildings in the Thick, heavy curtains can be moved to the side As for the question: what percentage of the time of ultraviolet radiation (UV). UV radiation, such as northern Nordic region are not very different from when the solar glare danger is over. The need for during the year is the sun in the north part of the sky that produced by the sun, is associated with damage those built in the southern parts of Scandinavian a view out is deeply rooted, and aside from the thick in Tromsø? The answer is nearly 13%. Thus the to the eye, such as cataracts. countries. Traditionally, houses were rather small, curtains, windows are kept uncovered day and night, Barbara Szybinska Matusiak Nordic daylight

312 including at twilight and at night. Large distances between houses mean that the need for privacy so typical of dense urban areas is not a hot topic; people keep windows nearly bare except for flowers or small decorative elements.

Perception of daylight

Daylight is not only a source of light we can use for various purposes; it may be a source of great pleasure, as when sunrise comes after a long period of dark- ness. Daylight may create different atmospheres, such as an atmosphere of calm and melancholy during a wind less sunset, or an atmosphere of drama when strong winds push huge cloud formations over our heads. There are many different light phenomena appear- ing in the sky that we may enjoy, the most commonly identified being sunset, sunrise, rainbows or fog bows, and coloured clouds in various forms and shapes when the sun is low. But in what way do people remember different light phenomena? In his book Thinking Fast and Slow, Daniel Kahneman points out that the way we remember an event is significantly different from the way we expe- rience it. The most important findings regarding the process of memory are: i) we remember best the peak and the end of any event, and ii) we neglect the duration. The importance of ends in particular may explain why we typically remember sunsets better than sunrises. The most spectacular moment, when the sun fully disappears beneath the horizon, occurs at the very end of the long course of the sun through the sky and additionally, at the definite end of the day. Sunset gives an impression of closure and departure, often mixed with a feeling of accom- plishment, fulfilment and sometimes even sadness, since the same day will never happen again. Vidje Hansen

Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen?

1984 verkündete eine Gruppe amerikanischer 1934 führte die Schule einen Stundenplan der 315 Forscher, dass sie eine neue Art von psychologischer „dunklen Zeit“ ein, wo die Schule im Winter morgens Störung entdeckt hatten. „Seasonal Affective Disorder“ eine halbe Stunde später begann und am Nachmit- (deutsch: saisonal-affektive Störung) oder auch „Winter- tag eine halbe Stunde früher aufhörte. Die Unterrichts- depression“, was durch den Mangel an variierendem stunden wurden von 45 auf 30 Minuten gekürzt. Umgebungslicht zur Winterzeit verursacht wird. Dem Dieser Stundenplan war ein voller Erfolg und galt Autor zufolge haben anschließende Untersuchungen fast 40 Jahre lang. In den Siebzigern beschloss die gezeigt, dass die Diagnose unbegründet ist, und dass zentrale Schulbehörde jedoch, dass alle Stunden- die saisonalen Stimmungsschwankungen in unklarer pläne in Norwegen einheitlich werden sollten und Beziehung zum Mangel an Variation des winterlichen somit wurde der Winterstundenplan abgeschafft. Umgebungslichts stehen. Die Hauptprobleme, die Men- Die erste wissenschaftliche Arbeit, die sich mit schen im hohem Norden im Winter widerfahren, sind den Auswirkungen auf den Schlaf durch Lichtmangel Schlafstörungen und weniger Energie als im Sommer. befasste, wurde 1957 von Olav Devold geschrie- ben (Devold et al., 1957). Devold war der medizini- Innerhalb der Psychiatrie wurde kein Wert auf die sche Direktor der psychiatrischen Abteilung am saisonalen Stimmungsschwankungen gelegt, bis der Krank enhaus in Tromsø. Er interessierte sich für die Ausdruck „Winterdepression“ im Jahr 1984 einge- Schlaf probleme der Menschen zur Winterzeit und führt wurde. In Nordnorwegen haben die Bewohner behauptete, dass diese Probleme durch Lichtmangel das Gefühl, im Sommer mehr Energie zu haben und entstehen. Die meisten Menschen, die die dunkle weniger Schlaf zu benötigen, dann, wenn die Sonne Zeit noch nie erlebt haben, glauben, dass sie längere nie untergeht und die Tage relativ warm sind. Wäh- Schlafphasen verursacht. rend der dunklen Zeit des Jahres, wenn die Sonne Sie nehmen an, dass die Nordnorweger eine fast zwei Monate lang unter dem Horizont ver- leichte Form des Winterschlafs nehmen und die schwunden ist, werden viele Menschen müde und meiste Zeit des Winters durchschlafen würden. Aber lethargisch und ihre Hauptbeschwerden sind Schlaf- für die unter uns, die in diesen hohen Breitengraden stör ungen. Diese Veränderungen führen aber bei wohnen, ist oft das Gegenteil der Fall. Die dunkle der Arbeit oder zu Hause nur selten zu einem wirkli- Zeit stört unseren Tagesrhythmus so stark, dass wir chen Problem. abends oft nicht müde werden und Probleme beim Ein Großteil der Forschung zu Stimmungs- und Einschlafen haben. Da wir dennoch genauso früh Verhaltensschwankungen stammt aus Tromsø, der wie im Sommer aufstehen müssen, wird uns all unsere Hauptstadt Nordnorwegens. Sie liegt 69 Grad nörd- Energie und Lebenskraft geraubt. lich und beheimatet die einzige Universität der Als die Universität zu Tromsø im Jahr 1973 ihre Region. Schon 1925 erkannte der Schulleiter des Türen öffnete, wurde Odd Lingjærde zum ersten Pro- Gymnasiums von Tromsö, die winterlichen Schlaf- fe ssor der psychiatrischen Abteilung ernannt. Sein schwierig keiten seiner Schüler und führte sie auf erster Forschungsbereich war ein Thema, über was einen Mangel an Tageslicht zurück. Er führte das sich viele Einheimische beklagt hatten, nämlich die „Tageslichtbad“ ein, wo die Schüler regelmäßig winterlichen Schlafprobleme. Unter anderem verglich künstlichem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Das UV- er, welche Nebenwirkungen verschiedene Medika- Licht sollte ihre Müdigkeit reduzieren. mente mit solchen Beschwerden hatten. Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Umgebungslicht im Winter Depressionen?

316 Eine neue Krankheit ist „entdeckt” 1990). Lingjærde untersuchte dies durch einen öf- dass sie zu ihren neuen Ideen passen würden. bei der männlichen und 12% bei der weiblichen 317 fentlichen Fragebogen und die Ergebnisse unterstri- Andere, so wie Professor Lingjaerde, fanden das Bevölkerung liegt. Dies sind Niveaus, die in der 1984 stellte eine Gruppe von Forschern am National chen, dass Depressionen im Winter sehr weit verbreitet neue Konzept interessant und begannen in diesem Allgemeinbevölkerung recht normal sind, unabhän- Institute of Mental Health (US-amerikanisches For sch- sind. (Lingjærde et al., 1986). Forschungen zum Gebiet mit klinischen und epidemiologischen Mitteln gig von dem Breitengrad des Wohnsitzes (Hansen ungs zentrum für psychische Störungen) in Washington, Thema multiplizierten sich in unterschiedlichen Brei- zu forschen. Der Autor behauptet, dass die Geschichte et al., 1991). DC das Konzept der „saisonal-affektiven Störung“, ten graden und man fand bald heraus, dass ein großer der „weitverbreiteten neuen Geisteskrankheit“, also Darüberhinaus gab es keine signifikanten Unter- abgekürzt SAD, vor (Rosenthal et al., 1984). Dar auf- Bevölkerungsanteil, vielleicht fast 25 %, der Menschen der Winterdepression, davon handelt, wie man eine schiede in der Verbreitung der Depression in den 4 h in schloss Lingjærde seine Forschung an dieses neue im hohen Norden im Winter regelmäßig deprimiert Krankheit konstruiert, die sich auf ein paar klinische Monaten von November bis Februar, in welcher Zeit Themengebiet an. Die Arbeitsdefini tion der Gruppe waren, wurden aber sichtlich fröhlicher, als im Früh- Beobachtungen stützt, und aus seiner Kausalität sich die Menge an Tageslicht sich erheblich unter- aus Washington für SAD war 1) eine Geschichte jahr das Licht zurückkam. eine Theorie bildet. Und dann wird durch höchst frag- scheidet. Zudem war der Anteil an Winterdepr essio- großer affektiver Störungen und 2) mindestens zwei Jetzt, 30 Jahre später, sind viele der Überzeugung, würdige Methoden die Existenz durch Studien einer nen an der Ostküste der USA, bei 39 und 41 Grad aufeinander folgende Jahre, in denen Depressionen dass die meisten Menschen im Winter depressiv Gruppe von Menschen, die nicht repräsentativ für Nord, fast auf dem gleichen Niveau. Diese Ergebnisse im Herbst und Winter entwickelt wur den und im Früh- werden. Dies gilt auch für diejenigen, die nicht be- die Bevölkerung sind, „bestätigt“. stimmten nicht mit der Hypothese überein, dass Winter- jahr zurückgingen. Sie stellten ferner fest, dass der sonders weit im Norden leben. Die amerikanische depression durch Mandel an Tageslicht verursacht Breitengrad des Aufenthalts ein wichtiges Merkmal Forschungsgruppe, die vom Südafrikaner Norman Forschung in Nordnorwegen wird. Unsere anfängliche Skepsis zu dem Konzept war. Sie schlugen deshalb vor, dass von allen mögli- Rosenthal geleitet wurde, arbeitete in Washington wurde hiermit bestätigt. chen Klimavariablen, die mit dem Breitengrad vari- DC, was in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Als Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby und ich In den darauffolgenden Jahren arbeiteten verschie- ieren, Tageslänge, Sonnenstunden pro Tag und Rom liegt. Warum hatten norwegische Forscher diese am Institut für Community Medicine in Tromsø arbei- dene Forscher am Institut für Community Medicine Tempe ratur die wichtigsten Faktoren für zukünftige Krankheit nicht schon lange vor den Amerikanern teten und in den späten Achtzigern von der neuen Fragen über Probleme während der Wintermonate Studien waren. entdeckt? Wir leben ja immerhin in einem natürli- Krankheit hörten, vertieften wir uns in die Daten der in große Bevölkerungsstudien in Nordnorwegen mit Bald fing die Gruppe jedoch an, sich auf den chen Labor, um die psychischem Reaktionen auf zweiten „Tromsøer Gesundheitsstudie”, die unter ein. Diese Studien konzentrierten sich in erster Linie Anteil von Umgebungslicht zu konzentrieren, vermut- Veränderungen des Umgebungslichts direkt zu un- 20.000 Erwachsenen in Tromsø 1980 durchgeführt auf Gesundheitsprobleme und umfassten reprä- lich da die Forschungsgruppe bereits Untersuch- tersuchen. Rosenthal fragte sich dies auch. In seinem wurde. Diese Daten wurden gesammelt, bevor der sentative Proben der allgemeinen Bevölkerung. ungen über die Fähigkeit von Licht mit hoher Intensität, ersten Buch über Winterdepression (Rosenthal 1986), Ausdruck „Winterdepression“ verbreitet wurde. Auswahls fehler basierend auf der Kenntnis des SAD- die Sekretion von Melatonin durch die Zirbeldrüse schrieb er: „Im Winter ist es verständlich, dass ihr Somit war die Bevölkerung nicht auf die etwaige Konzepts wurden somit vermieden. Ab 1980 wurden zu unterdrücken, hatte (Lewy et al. 1980). Zudem ex- [die nordnorwegischen Forscher] niedriges Energie- Existenz eines solchen Syndroms vorbereitet worden. Winterdepressionen anhand von fünf verschiedenen perimentierten sie damit, Menschen mit wiederkeh- niveau sie nicht dazu motivierte, eine solche Studie In dieser Studie haben fast 8.000 Erwachsene Fragen Bevölkerungsproben mit ca. 30.000 unter schied lich- renden Winterdepressionen mit Phototherapie zu durchzuführen.” Viele nordnorwegischen Forscher zu einer Vielzahl von Beschwerden beantwortet. Nur en Themen untersucht. (Hansen et al., 1991; Hansen behandeln (Lewy et al., 1982). Helles Licht stimuliert im psychologischen und psychiatrischen Bereich eine Frage, die gestellt wurde, war für unsere Unter- et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; Skou-Nilsen et die Netzhaut und somit gehen Signale in die Zirbel- waren mit dieser Beschreibung von sich selbst nicht suchung relevant: „Waren Sie in den letzten 14 Tagen al., 2004). Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein zwei drüse, wo die Sekretion des Hormons Melatonin ver- besonders einverstanden. Sie waren auch etwas unglücklich oder depressiv, bevor Sie diesen Frage- Monate langes Leben ohne Sonne, Depressionen hindert wird. Wenn das Licht abends abnimmt, steigt skeptisch, dass die Bewohner des Nordens an etwas bogen ausgefüllt haben?“ Das Institut befindet sich auf nicht anregt. Eine Studie aus Spitzbergen, 78 Grad die Sekretion von Melatonin an, und da Melatonin litten, was sie an ihren Patienten oder der übrigen dem nördlichen 69. Breitengrad und wenn der Brei- nördlich, zeigt weitere interessante Einfallswinkel leicht hypnotisch wirkt, werden wir müde. Dieser zir- Bevölkerung noch nie diagnostiziert hatten. Statt- ten grad des Wohnsitzes stellvertretend für die Menge (Nilssen et al., 1999). In Spitz bergen dauert die kadiane Rhythmus wird gestört, wenn das Umge- dessen dachten sie, dass „Winterdepression“ nichts an Tageslicht im Winter steht und ein wichtiger Dunkelheit 4 Monate und es ist fast vollständig bungslicht wenig variiert. mit der natürlichen Welt zu tun habe. Sie glaubten, Grund für Winterdepressionen ist, dann sollte der dunkel. Hier findet man zwei der definitiv nördlichs- Weitere Berichte aus den USA beschreiben eine dass es sich wahrscheinlich um eine Art Kunstarbeit Anteil in diesem Teil der Bevölkerung sehr hoch sein. ten Gemeinden der Welt, eine in Russ land und eine Erhöhung der Winterdepression, je weiter nördlich handelte und dass die Amerikaner, die noch nie eine Wir haben jedoch herausgefunden, dass der in Norwegen, die beide auf dem gleichen Bre i- Menschen leben. (Potkin et al., 1986; Rosen et al., dunkle Zeit erlebt hatten, die Fakten so auslegten, Anteil an selbsteingeschätzter Depression bei 10% tengrad liegen, aber mit sehr unterschiedlichen Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Umgebungslicht im Winter Depressionen?

318 sozioökonomischen Voraussetzungen. Die norwegi- Das Problem der Gültigkeit von SAD In weiteren Diskussionen über die Validität von SAD (Thompson et al., 1988; Thompson & Isaacs, 1988; 319 sche Gemeinde ist sehr wohlhabend, wohingegen ist es wichtig zu beachten, dass die beiden Haupt- Allen et al., 1993; Lingjærde & Reichborn-Kjennerud, die russische Gemeinde eher arm ist. Das Hauptproblem des SAD-Konzepts ist die wirk- diagnosesysteme diese Kernkriterien einer Depres- 1993; Tam et al., 1997). Als dahingegen die Allge- Depression waren bei den russischen Einwohnern lich schlechte Konstruktvalidität. Die Gruppe um sion teilen: herabgesetzte Stimmung und weniger meinbevölkerung, die am 70° N lebt, währ end einer zur Winterzeit 4-5 Mal höher als bei den norwegisch- Professor Rosenthal sammelte ihre ursprüngliche Lebensfreude. Wenn ein Patient nicht unter deutlich Stichprobe mit offenen Fragen zu Problemen im en. Dies zeigt, dass psychosoziale Faktoren einen viel Stichprobe, indem sie einen Artikel in der Washington depressiver Stimmung leidet, die klinisch signifikan- Winter befragt wurden, in der Annahme an einem größeren Einfluss haben als der Mangel an Tageslicht. Post veröffentlichte und dort das Syndrom und die ten Stress oder andere Beeinträchtigung verursacht, Projekt zu Luftverschmutzung teilzunehmen, zeigte Diese Bevölkerungsstudien nutzten bei einigen vorgeschlagene Behandlung (Lichttherapie) detail- dann hat der Patient keine depressive Störung. sich ein komplett anderes Bild. Das Hauptproblem Fragen Selbsteinschätzung zur Depression der Teil- liert beschrieb und Menschen mit saisonalen Stim- Neben diesen Kernsymptomen erfordern beide betraf Schlafmuster, aber im Gege nsatz zum zentra- nehmer und keine Fragebögen oder persönlichen mungsschwankungen einlud, sich bei ihnen zu Systeme innerhalb des gleichen Zeitrahmens bestimm- len Bestandteil von SAD: sie schliefen zu wenig. Das Interviews. Und so kann die Verbreitung hinsichtlich melden (Rosenthal et al., 1984a). Den Teilnehmern te andere vorherrschende Symptome: vegetative einzig andere Problem war der Energieverlust. Keiner der Internationalen Klassifikation der Krankheiten wurde eine kostenlose Behandlung versprochen Symptome (Appetit oder Gewicht, Schlaf, Ermüd ung der Probanden berichtete über Gewichtsverlust oder (WHO, 1992) oder dem Diagnostischen und Stati- und Lichttherapie wurde als eventueller „Durchbruch oder veränderte motorische Aktivität) und emotiona- Heißhunger auf Kohlenhydrate (Hansen et al., 1998). stischen Manual für Mentale Störungen der Ameri- in der Behandlung einer verheerenden Erkrankung, le und kognitive Symptome (Gefühl von Wertlo sig - Verzerrungen, verursacht durch Selbstselektion, kanischen Psychiatrischen Vereinigung (American die oft attraktive und kreative Menschen betrifft“, ein- keit oder unangemessene Schuldgefühle, Konzen- sind ein Hauptproblem bei der Definition vom Krank- Association of Psychiatrists, 1987) von diesen Studien geführt. (Zitat aus van Praag, 1993). tra tions schwierigkeiten sowie Selbstmordgedanken) heitsbild von SAD. Interessanterweise erhalten selbs t- ausgehend, nicht bestätigt werden. Es gibt allerdings Offensichtlich ist ein solcher Recruitingprozess (American Psychiatric Association, 2000). Diese Defi- er nannte SAD-Leidende eine höhere Punktzahl in zwei relativ frische norwegische Bevölkerungs studien, sehr zweideutig und erzielt vermutlich eine sehr un- nition von Depression beschreibt eine Störung, die Bezug zur Offenheitsdimension ihrer Persönlichkeit die über das Vorhandensein von Depressionen berich- ausgewogene Stichprobe. Von mehr als 2.000 In- herabsetzend ist und die die WHO als eine der (Bagby et al., 1996; Jain et al., 1999). Eine grosse ten (Kringlen et al., 2001; Sandanger et al., 1999). teressierten, wurden 29 Probanden ausgewählt. Diese Hauptbedrohungen der öffentlich geistigen Gesun d- Offenheit bezieht sich darauf unkonventionell, fanta- Beide nutzen das „Composite International Diag- bildeten die Grundlage der Beschreibung des klini- heit ansieht. Sie ist zudem weltweit die vierthäufigste sievoll und neugierig zu sein, sowie ein weites Interes- nostic Interview” (Robins et al., 1988) und in einem schen Bildes von SAD. Todesursache (Tansella, 2006). senfeld zu haben. Übrigens werden Freiwillige von dieser (Sandanger et al., 1999) kommt etwa die Die häufigsten Symptome bei diesen Personen In DSM-IV-TR (American Psychiatric Association, Forschungsaufgaben auch durch eine große Offen- Hälfte der Stichproben aus Nordnorwegen. waren Abnahme von Stimmung, Energie und sozia- 2000) ist das einzige, was verwendet wird, um sai- heit geprägt (Dollinger & Leong, 1993). Des Weiteren Beide dieser Studien berichten über ein in Glei- len Aktivitäten sowie „atypische Symptome“ (da sie sonal abhängige Depressionen (d.h. sein Spezifika- sind SAD-Betroffene starke Nutzer von Gesund heits - ch er maßen Vorhandensein von Depressionen in weit der Gegensatz zu den normalen, vegetativen Symp- tionssymbol) zu identifizieren, nichts bis auf der Zeit- dienstleistungen (Eagles et al., 2002). südlicheren Orten, was in anderen großen europäi- tomen von Depression sind) von Hypersomnie (sehr punkt des Auftretens und Rückbildung der Symptome. Diese Erkenntnisse spiegeln wider, dass selbster- schen und US-Studien dargelegt wurde. Wenn SAD starkes Schlafbedürfnis), Kohlenhydrat-Begierde Wenn die Symptome über einen Zeitraum von zwei nannte SAD-Leidende, Patienten mit einer Vielzahl von ein gültiges Konzept wäre und auf den Mangel an und Gewichtszunahme. Klinische Studien hiervon Jahren kommen und gehen, ist man erkrankt. Symptomen sind. Zum einen körperlich, zum anderen Tageslicht hätte zurückzuführen können, sollten und ähnlich kleine und sehr ausgewählte Proben „Atypische Symptome” wie Hypersomnie, Ge- psychisch und sie sind breit gestreut, neugierig und Depressionen in Norwegen bedeutend öfter vor- waren unserer Kenntnis nach die einzige empirische wich t s verlust und Kohlenhydrat-Begierde werden fantasievoll und suchen nach Erklärungen für ihre kommen. Schließlich zeigten zwei Studien zur kogni- Grundlage dafür, die spezifischen „saisonalen nicht erwähnt. Dennoch werden diese atypischen subjektiven Beschwerden. Als vielfach veröffentlich- tiven Leistung, dass Probanden im nördlichen Teil Muster“ im Kapitel über affektive Störungen in DSM- Symptome unter der Überschrift „damit verbundene tes Konzept bietet SAD eine plausible Erklärung für Norwegens tatsächlich im Winter bessere Leist- III-R (1987) miteinzubeziehen, die mit einigen kleinen Merkmale“ aufgelistet. Ein klinisches Bild von SAD mit ihr Leiden. ungen bei Aufgaben, die negativ von Depressionen Anpassungen in DSM-IV-TR (American Psychiatric atypischen vegetativen Symptomen wurde in reprä- Wir waren über den Einsatz von werbeartigen beeinflusst werden, erbringen als im Sommer. Dazu Association, 2000) vorhanden ist. sentativen Proben der Bevölkerung nie dokumentiert. Medienkampagnen, die das SAD-Syndrom besch rie - gehörten u.a. Ged ächtnis, Aufmerksamkeit und ein- Sie gilt auch als vorläufige Diagnose, die noch Die Studien haben bestätigt, dass die Original- ben, um so Probanden zu finden, verwirrt. Diese scheint fache Reaktions zeit. (Brennan & Martinussen, 1999; weiterer Beweise in ICD-10 bedarf (World Health beschreibungen des Syndroms alle aufgrund der das Stichprobeverfahren der Rosenthal-Gruppe und Brennan, 2001). Organ isation, 1992). maßmedialen Rekrutierung voreinge nom men sind vieler anderer Forscher im gleichen Gebiet zu sein. Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Umgebungslicht im Winter Depressionen?

320 Durch einen lustigen Zufall wurde die Voreinge- (Rosenthal et al., 1984a). Die sechs Symptome werden Gefunden wurden 783 Dokumente, das älteste aus auch andere Klimaverhältnisse als Tageslicht jahres- 321 nommenheit dieser Methode als „Rosenthal-Effekt“ auf einer Skala von 0 bis 4 bewertet und addieren dem Jahr 1984. Von ihnen hatten 70 Studien auch zeitabhängige Stimmungsschwankungen erklären genannt, obwohl der Name eigentlich von einer ander- sich so zur globalen saisonalen Punktzahl (Global „prevalence“ (Verbreitung) als Suchbegriff. Eine Über- können. Zwei Studien aus der tropischen Klimazone en Person, nämlich von dem Psychologen Robert Seasonality score, GS score). Ursprünglich entwickelt, prüfung diese Unterlagen zeigt, dass 36 davon keine Thailands (Srisurapanont & Intaprasert, 1999) und Rosenthal, stammt. Er hat gezeigt, dass die Kommu- um Sensibilität von verschiedenen Jahres zeiten zu ursprünglichen Forschungsarbeiten waren oder nur Australien (Morrissey et al., 1996) nutzen SPAQ und nikation der Erwartungshaltung der Forscher, wenn messen und als „Saisonalität” bezeichnet, schlug die kleine und ausgewählte Proben enthielten. zeigen ähnliche Ergebnisse für Sommer SAD. auch subtil, die Probanden beeinflusst, diese Erwart- Rosenthal-Gruppe schon bald Kri terien für die Ver- Darüber hinaus wurden 32 andere Dokumente Nur sieben Studien beschäftigten sich mit der Kon- ungen zu erfüllen und ihnen zu entsprechen. (Rosenthal wendung des Fragebogens zur Diagnose von SAD über SAD und Verbreitung gefunden, als die Referenz- struktvalidität von SPAQ (Hardin et al. 1991; Raheja & Rubin, 1978). Doppelblinde Designs sind Versuche, vor (Kasper et al., 1989). SAD wurde ursprünglich liste der 34 Prävalenzstudien durchsucht wurde. Von et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Chri- sich vor dieser Voreingenommenheit zu schützen. als eine depressive Störung definiert. Doch das Kern- diesen insgesamt 66 Prävalenzstudien verwendeten stensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson Wenn selbst die subtile, non-verbale Kommunika - kriterium von Depression, eine deutlich depressive 45 Studien den selbstverwalteten Auswertungs frage- et al., 2005). tion der Erwartungen des Experimentators die Ergeb- Stimmung, was sowohl in DSM-IV als auch in ICD-10 bogen für saisonale Muster (SPAQ) als Diag nose- Es ist überraschend, dass die erste Studie, nämlich nisse beeinflussen können, wie stark ist dann der verwendet wurde, ist kein notwendiges Kriteri um für instrument. Die 21 anderen nutzen 12 verschiedene die der Rosenthal-Gruppe selbst (Hardin et al., 1991), Effekt, wenn deine Erwartungen offenkundig in den eine Diagnose von SAD mit Hilfe von SPAQ. Instrumente, von denen DSM am häufigsten verwen- erst 1991 kam, sieben Jahre und viele epidemiologi- Massenmedien verkündet werden, kurz bevor man Wenn man genug Abwechslung in Schlaf, sozia- det wurde. Die sechs Prävalenzstudien, die die DSM- sche Studien später, als SPAQ ins Leben gerufen die Daten einsammelt? len Aktivitäten, Energie, Appetit und Gewicht hat, ist Kriterien für schwere depressive Störungen mit saiso- wur de. Die Abhandlung bezieht sich auf die diskri- Schließlich war eines der Hauptargumente für SA, es nicht notwendig, eine Variation in Stimmung zu nalen Mustern einsetzten (Williams & Schmidt, 1993; minierende Validität von SPAQ, Sie richtet sich somit eine separate Einheit zu sein, dass es eine spezielle haben, um eine Punktzahl über dem Schwellenwert Blazer et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., an den zweiten Teil unserer Anforderungen, d.h. die Be hand lung gibt: die Lichttherapie. Aber weder die zu erlangen. Folglich ist eine Diagnose von SAD nach 2001; Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005), Fähigkeit des Instruments, Patienten mit saisonalen Genauig keit noch die Wirkung von Lichttherapie bei dem Prinzip von SPAQ weit entfernt von jeder ver- zeigen eine konstant niedrige Prävalenz von 0,4% affektiven Störung von Patienten mit anderen psychi- saisonaler Depression ist überhaupt bekannt. Eine nünftigen Definition von Depression. Überraschen- und 2,9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., schen Störungen und Nicht-Patienten zu underschei- systematische Überprüfung vom Schwedischen Rat derweise wurde SPAQ als Diagnoseinstrument jedoch 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt den. Interessant ist, dass alle Patientengruppen bis zur Technologiebewertung im Gesundheitswesen schnell zum weiten Einsatz gebracht, schon bevor & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) verwerfen auf eine Gruppe, die sich im Sommer am schlechtes- (Swedish Council, 2007) kommt zu dem Schluss, gründliche Tests von Validität und Reliabilität durch- die Hypothese zum Breitengrad hypothesis (Williams ten fühlen, das gleiche saisonale Muster wie Nicht- dass die vorliegenden Beweise so schwach sind, dass geführt worden waren. Fast alles, was wir über SAD & Schmidt, 1993; Blazer et al., 1998; Avasthi et al., Patienten zeigen: Sie fühlten sich im Herbst und Winter man unmöglich feststellen kann, ob die Lichttherapie wissen, beruht auf diesem Fragebogen. 2001; Levitt & Boyle 2002) und widersprechen dem am schlechtesten und im Sommer am besten. In ge- funktioniert oder nicht. Zur Identifizierung von Stimmungsstörungen mit sai- vorgeschlagenen Verhältnis Männer/Frauen und mäßigten Klimazonen neigen die meisten Menschen sonalen Variationen sollte eine erste Anforder ung sein, zeigen, dass nur eine kanadische Studie ein höheres dazu, den Sommer lieber als den Winter zu mögen, Die Konstruktvalidität des saisonalen dass SPAQ zentrale Stimmungssymptome erfasst. Zweit- Risiko für Frauen zeigte (Levitt et al., 2000; Levitt & aus diesem Grund ist das Ergebnis keine sonderli- Musters im Auswertungsfragebogen ens sollte das Instrument saisonale Varia tionen in dies en Boyle, 2002) während die Mehrheit der Studien che Überraschung. Winter-SAD-Patienten hatten die Kernsymptomen identifizieren können. Drittens sollte das Gegenteil zeigt und Männer eher Anzeichen stärksten Abweichungen in den vorgeschlagenen In einem frühen Stadium konstruierten Rosenthal et al. das Instrument dazu fähig sein, zukünftige Stim mungs- von saisonalen Mustern depressiver Störungen zeigen Kernsymptome von SAD. Dies beruht auf der Tat sache, den selbstverwalteten Auswertungsfragebogen für variationen vorherzusagen. (Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; de Graaf dass die Winter-SAD Patienten dieser Studie zur glei- saisonale Muster, genannt SPAQ (Rosenthal et al., Der Verfasser des Artikels führte im November et al., 2005). Von großem Interesse ist die Studie über chen Gruppe gehörten, auf denen auch die Rosenthal- 1984b). Der SPAQ fragt die Probanden nach den 2007 mit dem Schlagwort „Seasonal Affective Dis- saisonal abhängige Depressionen aus Nordindien, Kriterien für SAD aufbauten. gewöhnlichen Reaktionen auf die Jahreszeiten in order“ (saisonal abhängige Depression) eine Recher- 27. Breitengrad und 29. Grad nördlich (Avasthi et Es scheint mir, dass die Schlussfolgerung, dass sechs Bereichen: Schlaf, Stimmung, soziale Aktivität, che in der PubMed-Datenbank durch. Sie beschränkte al., 2001), wo es sehr heiße und nasse Sommer SPAQ verwendet wer den kann, um SAD-Patienten Energie, Gewicht und Appetit. Dies sind die Haupt- sich nur auf Veröffentlichungen in englischer Spra- gibt. Man kann einen Anstieg an Depressionen im von anderen Patienten unterscheiden zu können, auf symptome der 29 Patienten aus der ersten Studie che und bezog sich nur auf Titel und/oder Abstract. Sommer sehen, was darauf schließen lässt, dass dünnem Eis ruht. Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Umgebungslicht im Winter Depressionen?

322 Raheja et al. (1996) untersuchten, ob man mit SPAQ Health Questionnaire an sich. In einer and er en Maß an psychischen Störungen zu identifizieren, die man hat, wenn man eine gewisse Punktzahl in 323 auch zukünftige Stimmungsschwankungen untersu- Abhandlung von 2001 (Thompson & Cowan, 2001) den en es während der Wintermonate am schlech- SPAQ erreicht. „Saisonal abhängige Depression“ ist chen könnte. Sie fanden heraus, dass SPAQ eine kam man zu dem Schluss, dass SPAQ nicht länger testen geht, egal um welche Art von Störung es sich nichts weiter als eine “SPAQ-iasis”, eine konstruierte schlechte Retest-Reliabilität hatte und dass das Instru- als Screening-Instrument in der Allgemeinbe völkerung handelt. Krankheit. Die diagnostische Entität von DSM „Starke ment den zukünftigen Krankheitsverlauf in einer verwendet werden sollte, da es zu irreführenden, In der einzigen Studie der Universität von Tromsø, depressive Störungen mit saisonalen Mustern“ scheint Patienten probe nicht prognostizieren konnte. In einer ho hen Schätzungen der Prävalenz führt. wo SPAQ bei einer Bevölkerung, die 70 Grad nörd- mehr zu gelten. Aber auch wenn einige Leute de- australischen Studie, wo die gleiche Gruppe im Laufe lich wohnt, verwendet wurde, wurde die gleiche Probe pressive Lebensabschnitte haben, neigen sie dazu, von zwei Jahren viermal gemessen wurde, stellte „SPAQ-iasis“, nicht-depressive Erkrankung zu vier verschiedenen Zeitpunkten genommen (Lund zum fast gleichen Jahreszeitpunkt zu genesen. Der Murray (2003) fest, dass die GS-Punktzahl keine si- & Hansen, 2001). Die Prävalenz von SAD variierte Sinn, ein solches Syndrom in einer einzelnen dia- gnifikante Assoziation mit potentiell gemessener sai- Wie also identifiziert man SPAQ? Die am häufigsten zwischen 5,6% und 14,4%. Die höchste Prä valenz gnostischen Kategorie zu platzieren, ist fragwürdig. sonaler Stimmung zeigte. Sie folgerten, dass SPAQ zitierte Studie zur Gültigkeit von SPAQ ist Magnussons von SAD wurde im März berichtet, als Tag und Nacht Besonders, wenn die Behandlungsempfehlung die „eine besch ränkte Gültigkeit als Vorhersager von Studie aus Island (Magnusson, 1996). Diese Studie gleich lang waren und es in ganz Nord norwegen Gleiche für nicht-saisonale wie für saisonale Depres- individuellen saisonalen Schwankungen hat“. Des verdient besondere Aufmerksamkeit, da sie die erste keinen Mangel an Tageslicht gab. Auch im Juni war sionen ist. Weiteren fanden Forscher bei einer einjährigen Studie bevölkerungsbasierte Studie ist, die sowohl durch die Prävalenz von SAD höher als im dunklen Januar. von bipolaren Patienten keinerlei Beziehung zwischen Screening als auch durch strukturierte, klinische Inter- Unsere Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass Fazit den SPAQ-Punktzahlen der Patienten und ihren Folgen views von Fällen und Kontrollen versucht SAD zu SPAQ nicht die generelle Reaktion der Bevölk er ung an Gemütsstörungen (Christensen et al., 2003). Eigent- identifizieren. Magnusson fand unter der isländischen auf die Jahreszeit misst, wie es ansonsten behauptet Die umfangreiche Nutzung des Konzepts der „sai- lich wurde keiner der Patienten, der die DSM-III-R Bevölkerung eine sehr niedrige Prävalenz von SPAQ- wird. Anstatt dessen sind die SPAQ-Punktzahlen stark sonalen abhängigen Depression“ und des zugehö- Kriterien für saisonale Muster erfüllte, durch SPAQ definiertem SAD, nämlich nur 19 (3%) von den 600 von den Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des rigen Messinstrumentes SPAQ haben zu einer großen identifiziert. Die Studie stellte die Validität von SPAQ Teilnehmern. Magnusson bekam von 18 dieser Pro- Ausfüllens des Fragebogens abhängig. Im März Verwirrung in der Erforschung von möglichen Bezie- stark in Frage und zeigt deutlich, dass eine DSM- banden klinische Interviews und/oder Kran kenakten 1997 gab es während der Datensammlung extreme hungen zwischen Depression und saisonalen Ver än- Stimmungsstörung mit einem saisonalen Muster, sich zur Verfügung gestellt. Davon erreichte gemäß DSM-III Schneestürme, die Tage lang anhielten. So könnte der ungen von Licht und Klimabedingungen geführt. komplett von dem Phänomen, was mit SPAQ identi- (7 ernstzunehmende Depressionen, 1 Bipolar und 1 eine der Erklärung für die Unterschiede in der Prä- Das Konzept stimmt nicht mit der Definition von wie- fiziert wurde, unterscheidet. Dysthymie) nur die Hälfte die Diag nose kriterien für valenz von SAD- und SPAQ-Studien die sehr unter- derkehrenden Depressionen mit saisonalen Mustern Spezifität und Sensitivität von SPAQ wurde auch Stimmungsstörung en. Die restlichen 9 Probanden schiedlichen Wetterbedingungen zum Zeitpunkt der in den Klassifikationssystemen von DSM-IV oder von Mersch et al. in einer niederländischen Patienten- hat ten Angststörungen, Persönlichkeits stör ungen oder Datenerfassung sein. Nur sehr wenige Studien legen ICD-10 überein. Auch diese Definitionen haben eine probe studiert (2004). Sie verglichen SAD-Patienten Störungen des somatoformen Spektrums. dar, zu welcher Jahreszeit die Daten gesammelt eher schwache Forschungsbasis und sollten im mer mit nicht-saisonal depressiven Patienten (ambulant) SPAQ identifizierte die gleiche Anzahl an Fällen, wurden, und noch weniger berichten über die da- noch als provisorisch angesehen werden. und mit nicht-depressiven Patienten (auch ambulant) d.h. sieben Probanden mit Generalised Anxiety Dis- malige Wetterbedingungen, was den Vergleich von sowie einer Kontrollgruppe. Sie folgerten, dass die order (GAD) wie mit Major Depressive Disorder und unterschiedlichen Studien erschwert. Eine kleine, finale Geschichte SPAQ geringe Empfindlichkeit zeigte und man nur nur zwei dieser Probanden hatten eine doppelte Fazit: SPAQ hat durch eine niedrige Retest- 44% der saisonal depressiven Person identifizieren Diag nose (GAD sowie MD). Aus diesen Ergebnissen Reliabilität, niedrige Sensitivität und schwer vorher- Ich traf Norman Rosenthal bei einem internationalen konnte. Aber die Genauigkeit war sehr gut. Wenn schlussfolgerte Magnusson, dass „die Konstruktvali- sagbare Validität schwerwiegende methodische Kongress zu Winterdepression, der von der Universität man Sensitivität und Spezifität von SPAQ vergleicht, dität von SPAQ unterstützt wurde“. Aber ausgehend Mängel und macht ernsthafte Fehleinschätzungen Tromsø im Januar 1997 veranstaltet wurde. Er war um so SAD zu diagnostizieren und dazu ein neues von den Daten dieser Studie könnte man SPAQ als zu jahreszeitbedingten Depressionen. Da die meiste begeistert von der Möglichkeit, den dunklen Winter Instrument nutzt, was auf Diagnosekriterien in DSM Instrument für Saisonangststörungen genauso benut- Forschung SPAQ verwendet, wissen wir eigentlich erleben zu dürfen, und hoffte, besser verstehen zu und ICD basiert, fand der Seasonal Health Question- zen wie für saisonale affektive Störungen. Was nur wenig über saisonale Depressionen. Stattdessen können, warum die nordnorwegischen Forscher die naire, Thompson et al. (2005) heraus, dass SPAQ zu Magnus sons Studie wirklich zeigt, ist dass SPAQ ver- wissen wir sehr viel über eine Verfassung, die der Winterdepression nicht schon lange vor ihm gefun- mehr falschen Positivbescheiden führte als der Seasonal wendet werden kann, um Probanden mit einem hohen Autor “SPAQ-iasis” nennen möchte, eine Verfassung den hatten. Während des Kongresses war das Wetter Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Vidje Hansen Verursacht eine unzureichende Variation an Umgebungslicht im Winter Depressionen? Umgebungslicht im Winter Depressionen?

324 klar und der Boden bedeckt von einem Meter hohen, 1. Allen J., Lam R. W., Remick R. & Sadovnick A. (1993). Depressive 8. Bagby R.M., Schuller D.R., Levitt A.J., Joffe R.T. & Harkness K.L. 24. Hellekson C.J., Kline J.A. & Rosenthal N.E. (1986). Phototherapy 325 symptoms and family history in seasonal and non-seasonal mood (1996). Seasonal and non-seasonal depression and the five-factor for seasonal affective disorder in Alaska. American Journal of unberührtem Schnee. Die Polarlichter blitzen am Him- disorders, American Journal of Psychiatry 150, 443–448. model of personality. Journal of Affective Disorders 38, 89–95. Psychiatry 143, 1035–1037. mel. Als er nach Hause kam, war er in seinem neuen 2. American Psychiatric Association (1987). Diagnostic and Statistical 9. Blazer D., Kessler R.C. & Swartz M. (1998). Epidemiology of re- 25. Husby R. & Lingjærde O. (1990). Prevalence of reported sleep- Buch über Winterdepression viel selbstkritischer und Manual of Mental Disorders (3. ed. revised). American Psychiatric current major and minor depression with a seasonal pattern. lessness in northern Norway, in relation to sex, age and season. gab zu, dass sein negatives Ver hältnis zum Winter in Association: Washington DC. British Journal of Psychiatry 172, 164–167. Acta Psychiatrica Scandinavica 81, 542–547. 3. American Psychiatric Association (2000). Diagnostic and Statistical 10. Brennen T. (2001). Seasonal cognitive rhythms within the Arctic 26. Jain U., Blais M.A., Otto M.W., Hirschfeld D. & Sachs G.S. (1999). Südafrika, wo er aufgewachsen war, seine Studie Manual of Mental Disorders (4. ed. text revision). American Circle: An individual differences approach. Journal of Environ- Five-factor personality traits in patients with seasonal depression: beeinflusst hatte. 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Sleep distur- Psychiatry 47, 361–367. diesen wundervollen Schnee!“ Wir Skeptiker schüttel- Daylight availability: A poor predictor of depression in Iceland. bances in the dark period (in Norwegian). Journal of the 31. Levitt A.J., Boyle M.H., Joffe R.T. & Baumal Z. (2000). Estimated International Journal of Circumpolar Health 63, 267–277. Norwegian Medical Association 77, 836–837. prevalence of the Seasonal Subtype of Major Depression in a ten nur ungläubig den Kopf. 15. Dollinger S. J. & Leong F. (1993). Volunteer bias and the five-factor Canadian Community Sample. Canadian Journal of Psychiatry model. Journal of Psychology 127, 29–36. 45, 650–654. Testen Sie sich selbst: Leser können sich selbst testen, indem sie den untenstehenden Fragebogen über „saiso- 16. Eagles J.M., Howie F.L., Cameron I.M., Wileman S.M., Andrew J., 32. Lewy A.J., Wehr T.A. & Goodwin F.K. (1980). Light suppresses Robertsen C. & Naji S.A. (2002). Use of health care services in melatonin secretion in humans. Science 210, 1267–1268. nale Muster“ ausfüllen. Danach werden die Punktezahlen der winterlichen Gefühlsschwankungen addiert. seasonal affective disorder. British Journal of Psychiatry 180, 33. Lewy A.J., Kern H.A., Rosenthal N E. & Wehr T.A. (1982). Bright Wenn Sie mehr als 11 Punkte erreichen, Sie sich im Januar und Februar am „niedergeschlagensten“ fühlen 449–454. artificial light treatment of a manic-depressive patient with a sea- und diese Schwankungen als mittelmäßiges Problem empfinden, leiden Sie an “SPAQ-iasis”. Fragebogen zu 17. Eastwood M.R. & Peter A.M. (1988). Epidemiology and seasonal sonal mood cycle. American Journal of Psychiatry 139, 1496–1498. affective disorder. Psychological Medicine 18, 799–806. 34. Lingjærde O. & Reichborn-Kjennerud T. (1993). Characteristics of saisonalen Mustern: Inwieweit fühlen Sie, dass die folgenden Aspekte von Stimmung und Verhalten sich im 18. Grof P. (2002). 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Does sparse variation of ambient light in winter cause depression?

326 and validity of the Seasonal Pattern Assessment Questionnaire: a 54. Saarijärvi S., Lauerma H., Helenius H. & Saarilehto S. (1999). In 1984, a group of American scientists proclaimed a definitive success, and lasted nearly 40 years. In 327 comparison between patient groups. Journal of Affective Disorders Seasonal affective disorders among rural Finns and Lapps. Acta 80, 209–219. Psychiatrica Scandinavica 99, 95–101. that they had discovered a new psychological disor- the 1970s, however, central school authorities in- 40. Morrissey S.A., Raggatt P.T., James B. & Rogers J. (1996). Seasonal 55. Sandanger I., Nygård J.F., Ingebrigtsen G., Sørensen, T. & der, “Seasonal Affective Disorder”, or “winter de- sisted that schedules be standardised throughout affective disorder: some epidemiological findings from a tropical Dalgard O.S. (1999). Prevalence, incidence and age at onset of pression”, which was caused by lack of variation in Norway, and the winter schedule was abolished. climate. Australia and New Zealand Journal of Psychiatry 30, psychiatric disorders in Norway. Social Psychiatry and Psychiatric ambient light during winter. In the author’s view, The first scientific paper addressing the effect of 579–586. Epidemiology 34, 570–579. 41. Murray G. (2003). The Seasonal Pattern Assessment Question- 56. Sherer M.A., Weingartner H., James S.P. & Rosenthal N.E. (1985). subsequent research has revealed that the diagnosis lack of light on sleep was written by Olav Devold in naire as a measure of mood seasonality: a prospective validation Effects of melatonin on performance testing in patients with sea- is unfounded and that the seasonal variations in 1957 (Devold et al., 1957). He was the medical study. Psychiatry Research 120, 53–59. sonal affective disorder. Neuroscience Letters 58, 277–282. mood and behaviour that do exist have unclear rela- director of the psychiatric ward at the hospital in 42. Näyhä S., Väisänen E. & Hassi J. (1994). Season and mental 57. Skou Nilsen L., Hansen V. & Olstad R. (2004). Improvement in illness in an Arctic area of northern Finland. Acta Psychiatrica mental health over time in Northern Norway. A prospective study tions to lack of variation in ambient light in winter. Tromsø. Devold was interested in people’s sleeping Scandinavica, Suppl. 377, 46–49. of a general population followed for 9 years, with special empha- The main problems people experience in winter in problems during winter, and maintained that these 43. Nilssen O., Brenn T., Høyer G., Lipton R.I., Boiko J. & Tkatchev A. sis on the influence of darkness in winter. Social Psychiatry and the far north are sleep disturbance and less energy problems were caused by shortage of ambient light. (1999). Self-reported seasonal variation in depression at 78 Psychiatric Epidemiology 39, 273–279. degree north. The Svalbard Study. International Journal of 58. Srisurapanont M. & Intaprasert S. (1999). Seasonal variations in than in summer. Most people who have not experienced the dark Circumpolar Health 58, 14–23. mood and behaviour: epidemiological findings in the north Within psychiatry, no emphasis was put on sea- period believe that it would cause longer hours of 44. Potkin S.G., Zetin M., Stamnekovic V., Kripke D. & Bunney W.E. tropics. Journal of Affective Disorders 54, 97–99. sonal variation in mood until the expression “winter sleep, i.e. that the northern Norwegians go into a (1986). Seasonal Affective Disorder: Prevalence varies with lati- 59. Swedish Council on Technology in Health Care (2007). Light tude and climate. Journal of Clinical Neuropharmacology 9, Therapy for Depression (in Swedish). Statens beredning för depression” was introduced in 1984. In northern mild form of hibernation and sleep through most of 181–183. medicinsk utvärdering: Stockholm. Retrieved December 11, 2007 Norway, there is a general feeling among residents the winter. But for those of us who live at these high 45. Raheja S.K., King E.A. & Thompson C. (1996). The seasonal from http://www.sbu.se/sv/Publicerat/Gul/ of having surplus energy and less need for sleep latitudes, the opposite is often the case. The dark pattern assessment questionnaire for identifying seasonal affec- 60. Tam E., Lam R. W., Robertsen H., Stewart J., Yatham L. & Zis A. during the summer, when the sun never sets and the period disturbs our diurnal rhythms so much that we tive disorders. Journal of Affective Disorders 41, 193–199. (1997). Atypical depressive symptoms in seasonal and non-sea- 46. Robins L.N., Wing J.K., Wittchen H.U., Helzer J.E., Babor T., Burke sonal mood disorders. Journal of Affective Disorders 44, 39-44. days are relatively warm. During the dark period of do not get tired in the evening and actually have J., Farmer A., Jablensky A., Pickens R., Regier D.A., Sartorius N. & 61. Tansella M. (2006). Recent advances in depression. Where are winter, when the sun is below the horizon for about problems falling asleep. Having to get up just as early Towle L. (1988). The Composite International Diagnostic we going? Epidemiologia e Psichiatria Sociale 15, 1–3. two months, many become tired and lethargic, and as in summer, we are drained of energy and vitality. Interview. Archives of General Psychiatry 45, 1069 –1077. 62. Thompson C. & Cowan A. (2001). The seasonal health question- 47. Rosen L.N., Targum S.D., Terman M., Bryant M.J., Hoffmann H., naire: a preliminary validation of a new instrument to screen for the main complaint is sleeping problems. These vari- When the University of Tromsø opened in 1973, Kasper S., Hamovit J.R., Docherty J., Welch B. & Rosenthal N.E. Seasonal Affective Disorder. Journal of Affective Disorders 64, 89–98. ations, however, rarely lead to serious problems Odd Lingjærde was appointed the first professor of (1990). Prevalence of seasonal affective disorder at four lati- 63. Thompson C. & Isaacs G. (1988). Seasonal affective disorder – either at work or at home. psychiatry. Sensibly, he started his research on a tudes. Psychiatry Research 31, 131–144. a British sample. Symptomatology in relation to mode of referral 48. Rosenthal N.E. (1986). Winter Blues. Seasonal Affective Disorder. and diagnostic subtype. Journal of Affective Disorders 14, 1–11. Much of the research on variations in mood and subject many locals complained about, sleeping What It Is and How to Overcome It. Guilford Press: New York. 64. Thompson C., Stinson D., Fernandez M., Fine, J. & Isaacs G. behaviour has originated in Tromsø, the main city of problems in winter. Among other topics, he compared 49. Rosenthal N.E., Sack D.A., Gillin J.C., Lewy A.J., Goodwin F.K., (1988). A comparison of normal, bipolar and seasonal affective northern Norway. It is situated at 69 degrees north the effects that various forms of medication had on Davenport Y., Mueller P.S., Newsome D.A. & Wehr T.A. (1984a). disorder subjects using the Seasonal Pattern Assessment Seasonal Affective Disorder. A description of the syndrome and Questionnaire. Journal of Affective Disorders 14, 257–264. and is home to the only university in the region. As such complaints. preliminary findings with light therapy. Archives of General 65. Thompson C., Thompson S. & Smith R. (2005). Prevalence of sea- far back as 1925, the headmaster of the secondary Psychiatry 41, 72–80. sonal affective disorder in primary care; a comparison of the sea- school in Tromsø recognised his pupils’ sleeping A new illness is “discovered” 50. Rosenthal N.E., Bradt G.H. & Wehr T.A. (1984b). Seasonal sonal health questionnaire and seasonal pattern assessment problems during winter, and related them to a rela- Pattern Assessment Questionnaire. National Institute of Mental questionnaire. Journal of Affective Disorders 78, 219–226. Health: Bethesda MD. 66. van Praag H. (1993). Seasonal Affective Disorder (winter depres- tive shortage of daylight. He introduced the “bath of In 1984, the concept of “Seasonal Affective Disorder”, 51. Rosenthal N.E., Sack D.A., Carpenter C.J., Parry B.L., Mendelson sion). In the book “Make-believes” in Psychiatry or the Perils of daylight”, in which the pupils were regularly subject- abbreviated SAD, was introduced by a group of re- W.B. & Wehr T.A. (1985). Antidepressant effects of light in sea- Progress, pp. 176–188. Brunner/Mazel: New York. ed to artificial sunlight, in the form of ultraviolet light, searchers at the National Institute of Mental Health sonal affective disorder. American Journal of Psychiatry 142, 67. Williams R. J. & Schmidt G.G. (1993). Frequency of seasonal 163–170. affective disorder among individuals seeking treatment at a in an attempt to reduce their tiredness. In 1934, the in Washington, DC (Rosenthal et al., 1984), and 52. Rosenthal N.E., Carpenter C.J., James S.P., Parry B.L., Rogers S. L. northern Canadian mental health center. Psychiatry Research school introduced a “dark period” schedule in which Lingjærde soon switched his research to this new & Wehr T.A. (1986). Seasonal affective disorder in children and 46, 41–45. school started half an hour later in the morning and field. The Washington group’s working definition of adolescents. American Journal of Psychiatry 143, 356–358. 68. World Health Organisation (1992). The ICD-10 Classification of 53. Rosenthal R. & Rubin D. (1978). Interpersonal expectancy effects: Mental and Behavioral Disorders: Clinical Description and ended half an hour earlier in winter. Classes were SAD was 1) a history of major affective disorder, and The first 345 studies. Behavioural and Brain Sciences 1, 377-415. Diagnostic Guidelines. World Health Organisation: Geneva. shortened from 45 to 30 minutes. This schedule was 2) at least two consecutive years in which de pression Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? in winter cause depression?

328 developed during autumn and winter and remitted Why hadn’t northern Norwegian researchers dis- second “Tromsø Health Study”, on 20,000 adult 30,000 different subjects (Hansen et al., 1991; 329 the following spring. They also noted that sensitivity covered this ailment long before the Americans? We citizens of Tromsø in 1980. These data were collected Hansen et al., 1998; Lund & Hansen, 2001; Skou- to latitude of residency was an important feature, do, after all, live in a natural laboratory for studying before the expression “winter depression” was pro- Nilsen et al., 2004). Our findings consistently indicate and proposed that of all possible climatic variables mental reactions to extreme variation in ambient moted, and thus the citizens had not been primed to that living without the sun visible for two months does that vary with latitude – day length, daily hours of light. Rosenthal also wondered about this. In his the possible existence of such a syndrome. In this not increase the prevalence of depression above the sunlight, temperature – were the most important first book on winter depression (Rosenthal 1986), study, nearly 8,000 adult persons answered ques- expected population level in general. factors for future study. Soon, however, the group he wrote: “In winter, it is conceivable that their [the tions about a variety of ailments. Only one question A study from the island of Spitzbergen, at 78 de- began to focus on the amount of environmental northern Norwegian researchers’] low energy level had been posed that was relevant for our investiga- grees north, adds interesting angles to this picture light, probably because the research group had did not provide them with the creativity or enthusi- tion: “Have you felt unhappy or depressed during (Nilssen et al., 1999). On Spitzbergen, the dark period already done studies on the ability of high intensity asm to undertake such a study.” Many researchers the 14 days before filling in this questionnaire?” The lasts 4 months, and the darkness is almost total. Here light to suppress secretion of melatonin by the pineal in psychology and psychiatry in northern Norway institute is situated at 69 degrees north, and if latitude you find the two definitively northernmost communi- gland (Lewy et al. 1980), and had experimented on did not find this a particularly accurate description of residence as a proxy for amount of daylight in ties in the world, one Russian and one Norwegian, treating persons with recurrent depression in winter of themselves. Also, they were somewhat sceptical winter were an important cause of winter depression, situated at the same latitude, but with very different with phototherapy (Lewy et al., 1982). Bright light that the inhabitants of the north were suffering from the prevalence should be very high in this population. socio-economic conditions, the Norwegian community stimulates the retina, and thus signals go to the pineal something they had never observed in their patients We found, however, a population prevalence of being affluent, and the Russian rather poor. Prevalence gland, where secretion of the hormone melatonin is or in the general population. Instead, they thought self-reported feeling of depression of 10% in men and of depression during the dark period was 4–5 times suppressed. In the evening, when the light fades, that “winter depression” did not correspond to any- 12% in women, which levels that are quite common higher in the Russian population than in the Norwe- secretion of melatonin increases, and since mela- thing that occurred in the natural world. They be- in general populations, regardless of latitude of res- gian, showing that psychosocial factors are much tonin is a light hypnotic, we get sleepy. This circadian lieved that it was probably an artefact, and that the idence (Hansen et al., 1991). Moreover, there were no more influential than lack of daylight. rhythm is disturbed when there is little variation in Americans, having never experienced the dark period, significant differences in the prevalence of depression These population studies employed self-reporting ambient light. were stretching the facts to fit their new ideas. Others, in the 4 months from November to February, during on a few questions related to depression, not compre- Further reports from the USA described an in- like professor Lingjærde, found the new concept which period the amount of daylight differs consider- hensive questionnaires or personal interviews, and crease in the prevalence of winter depression the interesting, and started clinical and epidemiological ably. Furthermore, the total occurrence of depression hence prevalence according to the International farther north people lived (Potkin et al., 1986; Rosen research in the area. in winter was at about the same level that was reported Classification of Diseases of the WHO (WHO, 1992) et al., 1990). Lingjærde studied this by sending out a It is this author´s contention that the story of the from the east coast of the USA, at 39 and 41 degrees or the Diagnostic and Statistical Manual of Mental questionnaire to the public, the results of which seemed “widespread new mental disease” of winter depres- north. These findings were not consistent with the Disorder of the American Association of Psychiatrists to confirm that depression during winter was very sion is about how one constructs a disease based hypothesis that winter depression was caused by a (American Association of Psychiatrists, 1987) cannot widespread (Lingjærde et al., 1986). Research efforts on a few clinical observations, forms a theory of its lack of daylight. The scepticism we had felt about be reported from these studies. There are, however, on the subject multiplied at different latitudes, and it causation, and then, using highly questionable meth- the concept since its introduction was strengthened. two relatively recent population studies from Norway was soon concluded that a large proportion of the odology, “confirms” its existence by studying groups In the years that followed, various researchers at reporting prevalence of depression (Kringlen et population, perhaps as many as 25% of those living of people that are not representative of the general the Institute of Community Medicine included ques- al., 2001; Sandanger et al., 1999), both using the in the far north, were regularly depressed in winter, population. tions about problems during winter into several large Composite International Diagnostic Interview (Robins but cheered up when the light returned in spring. population studies in northern Norway. These studies et al., 1988), and in one of them (Sandanger et al., Now, 30 years later, it is a widespread belief that Research in northern Norway focused primarily on other health problems, and com- 1999), about half of the sample is from northern many people become depressed in winter, and that prised representative samples of the general popu- Norway. Both these studies report prevalence of this applies even to those not living especially far When Bjarne Koster Jacobsen, Ragnhild Husby and I lation. Selection bias based on knowledge of the SAD depression at about the same levels as in other large north. The American research group led by South were working at the Institute of Community Medicine concept was thus avoided. From 1980, depression in European and US studies from far more southerly African Norman Rosenthal worked in Washington in Tromsø and heard about this new illness in the late winter has been investigated in five different samples locations. If SAD had been a valid concept, tied to DC, which is at about the same latitude as Rome. 1980s, we delved into the data from the institute’s of the general population, comprising a total of some the lack of daylight in winter, the prevalence of de Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? in winter cause depression?

330 pre ssion in Norway should be considerably higher. needing further research evidence in the ICD-10 Lingjærde & Reichborn-Kjennerud, 1993; Tam et subtly, will influence subjects to try to fulfil and comply 331 Finally, two studies of cognitive performance have (World Health Organisation, 1992). al., 1997). In contrast, when a large sample of the with these expectations (Rosenthal & Rubin, 1978). shown that subjects in northern Norway actually In further discussion of the validity of SAD, it is vital general population living at 70° N was asked open Double-blind designs are attempts to safeguard perform better in winter than in summer on tasks that to bear in mind that both major diagnostic systems questions about problems in winter, disguised within against this expectation bias. When even subtle are negatively influenced by depression, like memory, share these core criteria of a depressive disorder: a project focusing on air pollution, the picture was non-verbal communication of the experimenter’s ex- attention and simple reaction time (Brennan & Martin- lowered mood and loss of pleasure. If a patient does very different. The main problem concerned sleep- pectations can influence results, how strong then is ussen, 1999; Brennan, 2001). not suffer from markedly depressed mood causing ing patterns, but of the opposite kind from what is the effect of blatantly proclaiming your expectations clinically significant stress or impairment, the patient supposed to be central to SAD: they slept too little. in the mass media immediately before collecting The problematic validity of SAD simply does not have a depressive disorder. In addi- The only other spontaneously reported problem your data? tion to these core symptoms, both systems require was loss of energy. None of the subjects reported Finally, one of the key arguments for SAD as a The main problem with the SAD concept is really poor other definite symptoms to be present within the same problems with weight gain or carbohydrate craving separate entity has been that there exists a specific construct validity. The Rosenthal group gathered their time frame: vegetative symptoms (appetite or weight, (Hansen et al., 1998). treatment: light therapy. But neither the specificity original sample by writing an article in the Wash- sleep, fatigue and changed motor activity), and emo- Self-selection bias is a major problem in the defi- nor the effect of light therapy for seasonal depres- ington Post, describing in some detail the syndrome tional and cognitive symptoms (feelings of worthless- nition of the clinical picture of SAD. Interestingly, sion is at all well established. A systematic review by they were looking for and the proposed treatment ness or inappropriate guilt, difficulties in concentration self-selected SAD sufferers score higher on the open- the Swedish Council on Technology Assessment in (light therapy), and inviting people with seasonal and ability to think, and thoughts of suicide) (American ness dimension of personality (Bagby et al., 1996; Health Care (Swedish Council, 2007) concludes mood changes to contact them (Rosenthal et al., Psychiatric Association, 2000). This definition of de- Jain et al., 1999). High openness refers to being that the existing evidence is so weak that it is impos- 1984a). People were promised treatment free of pression describes a disorder that is incapacitating, unconventional, imaginative, curious, and having a sible to conclude whether light therapy works or not, charge, and light therapy was introduced as a prob- and which the WHO describes as one of the main broad field of interests. Incidentally, volunteers for or for whom. able “major breakthrough in the treatment of a dev- threats to public mental health, and the fourth most research are also characterized by high openness astating disorder that often strikes the most attractive important cause of mortality corrected for disability (Dollinger & Leong, 1993). Furthermore, sufferers of The construct validity of the Seasonal Pattern and creative people” (quoted in van Praag, 1993). worldwide (Tansella, 2006). SAD are heavy users of healthcare services (Eagles et Assessment Questionnaire It is obvious that a recruitment procedure like this is In the DSM-IV-TR (American Psychiatric Associ- al., 2002). These findings may reflect that self-selected highly suggestive and probably creates a very biased ation, 2000) the specifier for a seasonal pattern of a SAD sufferers are patients with a heavy symptom At an early stage, Rosenthal et al. constructed the sample. Of more than 2,000 people who contacted mood disorder only specifies the temporal relation- load, both somatically and psychologically, who self-administered Seasonal Pattern Assessment Ques- them, they selected 29 subjects, who formed the basis ships of occurrence and remission of mood episodes, are broadly oriented, curious and imaginative, and tion naire, SPAQ (Rosenthal et al., 1984b). The of their description of the clinical picture of SAD. The in that the mood disorder episodes should reoccur who are searching for explanations of their subjec- SPAQ asks for the subject’s habitual reactions to the most prevalent symptoms in these people were low- and remit during the same seasons for at least two tive discomfort. Being widely published, the SAD seasons in six areas: sleep, mood, social activity, ering of mood, energy and social activities, and consecutive years. There is no mention of the “atypical concept may seem to offer a plausible explanation energy, weight and appetite, selected from the most “atypical symptoms” (because they are the opposite symptoms” of hypersomnia, weight gain and carbo- for their distress. prominent symptoms of the 29 patients in the first of the usual vegetative symptoms in depression) of hydrate craving in these criteria. Still, under the We are puzzled by the use of advertising for sub- study (Rosenthal et al., 1984a). These six symptoms hypersomnia, carbohydrate craving and weight gain. heading “associated features”, these atypical symp- jects through media campaigns describing the SAD are rated on a scale from 0 to 4, and add up to the Clinical studies of this and similarly small and highly toms are listed. A clinical picture of SAD with atypical syndrome, which seems to be the sampling method Global Seasonality score (GS score). Originally selected samples, were to our knowledge the only vegetative symptoms has never been documented in of choice for the Rosenthal group and many others designed to measure degree of sensitivity to the existing empirical basis for including the specifier representative samples of the general population. in the field. By a funny coincidence, the bias created seasons, termed “seasonality”, the Rosenthal group “seasonal pattern” to the affective disorders chapter The studies that have confirmed the original de- by this method is called “the Rosenthal effect”, though soon proposed criteria for using the questionnaire to in the DSM-III- R in 1987, still existing with minor scription of the syndrome are all biased by being the name comes from a different person, psychologist diagnose SAD (Kasper et al., 1989). SAD was orig- adjustments in the DSM-IV-TR (American Psychiatric based on mass media recruitment (Thompson et al., Robert Rosenthal. He has demonstrated that commu- inally defined as a depressive disorder, but the core Association, 2000), and as a provisional diagnosis 1988; Thompson & Isaacs, 1988; Allen et al., 1993; nicating the expectations of the researcher, however criterion for depression, as applied in both DSM-IV Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? in winter cause depression?

332 and ICD-10, that of a markedly depressed mood, is consistently low prevalence of between just 0.4% feeling worst in the autumn and winter months and a control group. They conclude that the SPAQ showed 333 not a necessary criterion for a SAD diagnosis using and 2.9% (Williams & Schmidt, 1993; Blazer et al., best in the summer months. In temperate climate low sensitivity, being able to identify only 44% of the SPAQ. If you have enough variation in the domains 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; Levitt & zones, most people tend to like summer better than seasonally depressed persons, but that its specificity of sleep, social activity, energy, appetite and weight, Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005), do not support winter, so this finding is not very surprising. Winter was good. In a comparison of the sensitivity and it is not necessary to have variation in mood at all to the latitude hypothesis (Williams & Schmidt, 1993; SAD patients had the most pronounced variations in specificity of the SPAQ and a new instrument for get a score above the threshold. Consequently, a Blazer et al., 1998; Avasthi et al., 2001; Levitt & the proposed core symptoms of SAD. This follows diagnosing SAD based on diagnostic criteria in diagnosis of SAD according to the SPAQ is a far cry Boyle 2002), and contradict the proposed female:- naturally from the fact that the Winter SAD patients DSM and ICD, the Seasonal Health Questionnaire, from any reasonable definition of depression. Rather male ratio, only showing higher risk for women in a in this study were the same group that Rosenthal’s Thompson et al. (2005) found that the SPAQ resulted surprisingly, the SPAQ was quickly taken into wide- Canadian study (Levitt et al., 2000; Levitt & Boyle, criteria for SAD were built upon. It seems to me that in more false positives than the Seasonal Health Ques- spread use as a diagnostic instrument before proper 2002), while the majority of studies show the oppo- the authors’ conclusion that the SPAQ can be used tionnaire. In another paper from 2001 (Thompson & testing of validity and reliability had been done. Almost site, that men have higher risk for a seasonal pattern for discriminating SAD patients from other patient Cowan, 2001), they conclude that the SPAQ should no all we know about SAD is based on this questionnaire. of depressive disorder (Blazer et al., 1998; Avasthi groups is on thin ice based on this study. longer be used as a screening instrument in general For identifying a mood disorder with seasonal vari- et al., 2001; de Graaf et al., 2005). Of great interest The SPAQ’s ability to predict future seasonal mood populations, as it gives misleadingly high estimates ations, the first requirement should be that the SPAQ is the study of seasonal affective disorder from Nor- swings was studied by Raheja et al. (1996). They of prevalence. should identify core mood symptoms. Secondly, the thern India at a latitude 27 degrees to 29 degrees found that the SPAQ had poor test-retest reliability, instrument should identify seasonal variations in these north (Avasthi et al., 2001), where they have very wet and that the instrument was unable to predict the “SPAQ-iasis”, not depressive disorder core symptoms. Thirdly, the instrument should be able and hot summers, showing an increase in depression future course of illness in a patient sample. In a study to predict future seasonal mood variations. in summer, indicating that other climatic conditions from Australia, where the same group was measured So what does the SPAQ identify? The most frequently The present author performed a search in Novem- than daylight most likely contribute to explain sea- four times in the course of two years, Murray (2003) cited study of the validity of the SPAQ is Magnus- ber 2007 in the PubMed database, with the search sonal variations in mood. Two studies from the tropical found that the GS score failed to show a significant son’s study from Iceland (Magnusson, 1996). This term “Seasonal Affective Disorder”, limited to publi- climate zone in Thailand (Srisurapanont & Intaprasert, association with prospectively measured seasonality study deserves special attention, since it is the first cations in English, and restricting the search to the 1999) and Australia (Morrissey et al., 1996), employ- of mood, and concluded that SPAQ “has restricted population-based study trying to identify SAD both fields of title and/or abstract. This located 783 ing the SPAQ, show similar results for Summer SAD. validity as a predictor of mood seasonality within by screening with the SPAQ and by structured clinical papers dating back to 1984. Of these, 70 studies Only seven studies addressing the construct validity individuals”. Furthermore, in a study of bipolar pa- interviews of identified cases and controls. Magnus- also had “prevalence” as a search term. A review of of the SPAQ were located (Hardin et al. 1991; Raheja tients followed over more than a year in Denmark, son found a very low prevalence of SPAQ-defined these papers showed that 36 of them were not original et al., 1996; Magnusson, 1996; Murray, 2003; Chris- researchers found no relationship whatsoever be- SAD in the Icelandic general population, only 19 (3%) research, or comprised small and selected samples. tensen et al., 2003; Mersch et al., 2004; Thompson tween the SPAQ scores of the patients and their epi- among the 600 who returned the questionnaire. In addition, 32 other papers concerning SAD and et al., 2005). It is surprising that the first study, by the sodes of mood disorder (Christensen et al., 2003). Magnusson obtained clinical interviews and/or prevalence were found by going through the refer- Rosenthal group itself (Hardin et al., 1991), came as Actually none of the patients who fulfilled the DSM- hospital records from 18 of these subjects. Of these, ence lists of the 34 prevalence studies. Of these al- late as 1991, seven years and many epidemiological III-R criteria for a seasonal pattern of their bipolar only half met the diagnostic criteria for a mood dis- together 66 prevalence studies, 45 studies used the studies after the SPAQ was launched. The paper disorder were identified by the SPAQ. This study order according to the DSM-III (7 major depression, Seasonal Pattern Assessment Questionnaire (SPAQ) concerns the discriminative validity of the SPAQ, strongly challenges the validity of the SPAQ, and 1 bipolar and 1 dysthymic disorder). The remaining as the diagnostic instrument. The 21 others used 12 and thus addresses the second of our requirements, clearly demonstrates that a DSM mood disorder 9 subjects had anxiety disorders, personality dis- different instruments, of which DSM was most com- i.e. the instrument’s ability to discriminate seasonal with a seasonal pattern is very different from the orders or disorders in the somatoform spectrum. monly used. The six prevalence studies employing affective disorder patients from patients with other phenomenon identified with the SPAQ. Specificity Interestingly, the SPAQ identified the same number of the DSM criteria for major depressive disorder with mental disorders and from non-patients. Interestingly, and sensitivity of SPAQ was also studied in a Dutch cases, that is seven subjects, with Generalised Anxiety seasonal pattern (Williams & Schmidt, 1993; Blazer all patient groups, apart from a group who report patient sample by Mersch et al. (2004). They com- Disorder (GAD) as with Major Depressive Disorder, et al., 1998; Levitt et al., 2000; Avasthi et al., 2001; feeling worst in summer, demonstrated the same pared SAD patients with non-seasonally depressed and only two of these subjects had the double diag- Levitt & Boyle, 2002; de Graaf et al., 2005) show season ality pattern as non-patients: they reported outpatients and with non-depressed outpatients and nosis (GAD plus MD). Curiously enough, from these Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light Vidje Hansen Does sparse variation of ambient light in winter cause depression? in winter cause depression?

334 results Magnusson concludes that “the construct va- Instead we know quite a lot about a condition which on winter depression, admitting that his own negative References: 335 lidity of the SPAQ was supported”. But based on the this author proposes to call “SPAQ-iasis”, a condition relationship to winter in South Africa, where he grew Please see page 324. data in this study, one could make an equally strong you have if you score above a certain threshold on up, had influenced his research. He removed the argument for the SPAQ as an instrument for identifying the SPAQ. “Seasonal Affective Disorder” is nothing dismissive paragraph about northern Norwegian seasonal anxiety disorder as for seasonal affective more than a “SPAQ-iasis”, a constructed disease. The researchers mentioned earlier and wrote a new disorder. What Magnusson’s study really demon- DSM diagnostic entity “Major Depressive Disorder chapter about how one can learn to appreciate all strates is that the SPAQ can be used to identify sub- with seasonal pattern” seems to be more valid. But four seasons, not just summer. The head of a British jects with a high level of mental distress who feel even if some people have depressive episodes that society for winter depression sufferers was also worst during the winter months, regardless of the tend to recur at about the same time of the year, the present at the conference. After three days of fantastic type of distress. value of placing such a syndrome in a separate diag- winter weather, she too began to have her doubts. In the only University of Tromsø study that used the nostic category is highly questionable, particularly if Giving the closing address of the conference, she SPAQ, in a population living at 70 degrees north, the the recommendations for treatment are the same for had a pile of snow carried in on a silver platter and same sample was measured at four different times non-seasonal and seasonal depression. exclaimed, “Finally I understand why you are not so during one year (Lund & Hansen, 2001). The preva- depressed in northern Norway in winter; you have this lence of SAD varied between 5.6% and 14.4%. The Conclusion wonderful substance of snow!” We sceptics silently highest prevalence of SAD was reported in March, shook our heads in disbelief. when day and night are of equal length and no lack Extensive use of the concept of Seasonal Affective of daylight is experienced in northern Norway. Disorder, and of the instrument to measure it, the Even in June, the prevalence of SAD was higher than SPAQ, has led to great confusion in the study of pos- in dark January. Our interpretation of these findings sible connections between depression and seasonal Test yourself: Readers may test themselves by filling in the Seasonal Pattern Agmailssessment Questionnaire is that the SPAQ does not measure peoples’ general changes in light and climatic conditions, since the printed below, and adding up the scores for the variations they experience in winter. If the sum of your scores response to the season, as it purports to do. Instead, concept does not correspond to the definition of recur- is 11 or more, you feel “lowest” in January and February and experience these variations as being at least a SPAQ scores are probably heavily influenced by rent depression with seasonal pattern in the DSM-IV moderate problem, then you are suffering from “SPAQ-iasis”. Seasonal Pattern Assessment Questionnaire: To weather conditions at the time of completion. In or the ICD-10 diagnostic classification systems. Even what degree do you feel that the following aspects of mood and behaviour vary with the time of year? (Tick March 1997, there was an extreme blizzard for these definitions have a rather weak research base, the value that is appropriate for you) several days during data collection. Thus, one of the and should still be regarded as provisional. explanations for differences in prevalence of SAD in SPAQ studies could be widely differing weather A closing story No Little Moderate Large Extreme conditions at the time the studies were performed. variation variation variation variation variation Very few studies report what time of year the data I met Norman Rosenthal at an international congress were collected, much less the current weather condi- on winter depression arranged by the University Length of sleep 0 1 2 3 4 tions, making comparisons between studies of rather of Tromsø in January 1997. He was excited by the Social activity 0 1 2 3 4 limited value. opportunity to experience the dark winter, and he To sum up: the SPAQ has very serious methodolog- hoped to better understand why northern Norwegian Mood (or general feeling of contentment) 0 1 2 3 4 ical flaws, with low test-retest reliability, low sensitivity scientists had not discovered winter depression long Weight 0 1 2 3 4 and low predictive validity, and it seriously overesti- before he did. During the congress, the weather was mates the prevalence of seasonal depression. Because clear, there was a metre of pristine snow on the ground, Appetite 0 1 2 3 4 most research in the field employs the SPAQ, we actu- and the northern lights flashed across the sky. On his Energylevel 0 1 2 3 4 ally know very little about seasonal depression. return, he was somewhat self-critical in his new book Zumtobel Group Geschäftsbericht 2013|14 Annual Report 2013|14

Zumtobel Group 2013|14

Markenberichte Thorn 338 Tridonic 342 Zumtobel 346

Zahlen und Fakten Fünfjahresübersicht 350 Konzernlagebericht 352 Konzernabschluss 377

Service 388

Kolophon 395

Brand Reports Thorn 340 Tridonic 344 Zumtobel 348

Facts and Figures Five-Year Overview 351 Group Management Report 364 Consolidated Financial Statements 383

Service 388

Colophon 395 Markenkapitel Thorn Markenkapitel Thorn

Energieeffiziente Produkte und Serviceleistungen weiterhin im Mittelpunkt des Handelns

338 Auch im Geschäftsjahr 2013/14 standen bei Zeit-lupenübertragungen im Fernsehen geeignet. bereits in fünf Jahren amortisiert haben“. Das Projekt werk mit den meisten Projekten ausgewählt. Die 339 Thorn energieeffiziente Produkte und Service- Altis wurde im September 2013 eingeführt. Das hat auch den Lux 2013 Recycling Award für die nach- Sieger, das TEP Nord-Network, wurden als VIP- leistungen im Mittelpunkt des Handelns. Hierzu Entladungs-flutlicht erfüllt alle internationalen haltige Entsorgung der alten Leuchten gewonnen. Gäste zur Light+ Building 2014 eingeladen. trugen ins besondere ein umfangreiches Programm Anforder-ungen von hochauflösenden Fernsehüber- Im September 2013 ging der neue erweitere Pascal Verger, einer der Partner des TEP Nord innovativer Neuprodukte und Produkter weiterungen, tragungen internationaler Sportveranstaltungen und Thorn- Internetauftritt an den Start. Eine optimierte Network lobte: „(TEP ist) ein erstklassiger Lehrgang. die Umsetzung der „Smart City Experience“ sowie stärkt die Position von Thorn als globaler Anbieter im Such-funktion und Produktsuche sowie die so ge- Es ist wichtig, Systeme zu entwickeln, mit denen sich der Ausbau der „Thorn Energy Partnership“ bei. Bereich der Sportstättenbeleuchtung. nannte „Smart City Experience“ vereinfachen die Energie sparen lässt, der Stromverbrauch überwacht R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED und Altis sind Im Berichtsjahr konnte Thorn weltweit in den ver- Produktauswahl für den Kunden. und CO2-Einsparungsziele erreicht werden können. nur einige Beispiele für erfolgreiche neue Thorn- schiedensten Bereichen ein breites Spektrum an- Thorns „Smart City Experience“ ist die Fortsetzung In diesem Lehrgang werden die Fähigkeiten vermit- Leuchten. R2L2 ist eine umfassende LED-Straßen- spruchsvoller Lichtprojekte fertigstellen. So erhielt der 2012 eingeführten „Smart Building Experience“ telt, die für die Auswahl der besten Lichtmanagement- leuchten-Familie in drei Baugrößen mit umfangreichen Thorn in Frankreich in Vorbereitung auf die Fußball- und ist in zehn Sprachen verfügbar. In Kombination systeme und Betriebsgeräte erforderlich sind.“ Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Optik, Lichtausbeute Europameisterschaft 2016 von ihrem langjährigen zeigen die beiden Neuerungen, wie energieeffiziente Trotz leicht verringerter Standgröße war der dies- und Lichtverteilung für verschiedene Anwendungs- Kunden VINCI den Zuschlag für die Ausstattung des Beleuchtung in 50 Außen- und Innenräumen ausge- jährige Auftritt von Thorn bei der Light+Building mit bereiche im öffentlichen Raum. Wenn es um präzise neuen Allianz Riviera Stadions mit Mundial- und wählt und angewendet wird. Diese Innovation bietet mehr als 2.000 registrierten Besuchern wieder ein Beleuchtung ohne Licht verschwendung geht, bietet Areaflood-Flutlichtern. ein wertvolles Instrument für Kunden, die sich nun bei voller Erfolg. Das Feedback der Besucher war sehr die effiziente R-PEC-Optik 11 mit bis zu 100 Lumen Für das National Glass Centre in England ent- ihrer Entscheidungsfindung die Licht-Expertise von positiv. Die Messebesucher äußerten sich begeistert pro Watt verschiedene Lichtverteilungsmuster und schieden sich die Verantwortlichen für die Thorn Thorn zunutze machen können. von den neuen energieeffizienten Leuchten und damit ein überzeugendes Verkaufsargument. Contrast LED Scheinwerfer mit RGB LEDS, um den Die „Thorn Energy Partnership“ (TEP) ist für Thorn waren überrascht von der Benutzerfreundlichkeit der Im Berichtsjahr wurde die innovative Orus LED gewünschten Effekt eines flackernden Feuers am eine weitere Strategie zur Stärkung der Beziehungen „Smart City Experience“. Iain Macrae, Head of Global Straßenleuchte von Thorn neu eingeführt. Mit ihrer Sockel der charakteristischen Kamine zu erzielen. zu Kunden und Lichtplanern. Lighting Applications, fasste den Messeauftritt wie niedrigen Montagehöhe bietet sie noch bessere In China profitierte die bekannte Chifeng-Brücke Im Rahmen eines zweijährigen Ausbildung s- folgt zusammen: „Was für eine Woche! Jede Menge Lichtsteuerung und höheren Autofahrerkomfort als von einer Sanierung mit dem patentierten Orus-Straßen- programms werden die als „Thorn Energy Partners“ los am Stand, viele neue Kontakte, eine große Zahl die bereits hervorragende HID-Version bei gleich- leuchtensystem mit niedriger Montagehöhe. Durch bezeichneten Lichtplaner darin geschult, wie sie interessierter Besucher und ein erstklassiges Experten- zeitig geringerem Energieverbrauch. Die Orus LED die Umgestaltung einer Gesamtfläche von 63.960 energieeffiziente Lösungen ohne Abstriche bei der team. Auf besonders großes Interesse bei den basiert auf dem preisgekrönten Flat Beam®-Konzept m² wurde die Lichtausbeute verbessert und eine Ener- Lichtqualität schaffen können. Besuchern stießen die Contrast 2 LED, R2L2, unser von Thorn und übertrifft mit ihrer optimierten nie- gieeinsparung von 71 % erzielt. Dies entspricht einer So hatten sich in Italien die Verantwortlichen des Suncyl Solarmast sowie Urba.“ drigen Montagehöhe von 0,9 m die vorgegebenen jährlichen CO2-Einsparung von 138.837 Tonnen. Sportkomplexes Polisportiva Saliceta San Giuliano Im Geschäftsjahr 2014/15 ist die Markteinführung Sicherheits standards. Sie eignet sich insbesondere In Zusammenarbeit mit Thorn hat die Universität an den „Thorn Energy Partner“ vor Ort gewandt. Sie der Urba LED Straßenleuchte geplant, die von dem für Bereiche, wo herkömmliche Straßenbeleuchtung Lincoln in 17 Studentenwohnheimen eine hochmod- waren auf der Suche nach einer Lichtlösung, mit der international anerkannten Architekten Jean-Michel mit Masten oder Wandmontage nicht möglich oder erne Lichtlösung eingebaut, die konventionelle wie sich einerseits Energie sparen und andererseits bes- Wilmotte designt wurde. Mit ihrer charakteristischen unerwünscht ist. auch LED-Leuchtmittel nutzt und so die Stromkosten sere Lichtleistung erzielen lässt. All diese Anforde- schlanken linearen Formgebung und den abgerun- Im Herbst 2013 wurde mit Contrast 2 LED im deutlich senkt. Phil Lawson, Head of Electrical Projects, rungen erfüllt die Thorn HiPak PRO LED-Hallen- deten Übergängen zwischen der Leuchte und dem Bereich Außenlicht ein weiteres wichtiges Neu- an der Universität Lincoln ist begeistert: “Unser reflektorleuchte. Durch den Wechsel konnte 35% Mast ermöglicht die ebenso schlichte wie elegante produkt eingeführt. Die kompakte und klassische durch-schnittlicher monatlicher Energieverbrauch ist Energie eingespart und gleichzeitig die Beleuchtungs- Urba eine flexible Lichtplanung. Fluterreihe zur Fassadenbeleuchtung verwe det um mehr als 20 % gesunken. Das entspricht einer stärke von 130 auf 300 Lux erhöht werden. Hochleistungs-LEDs mit vordefinierter Licht verteilung, Gesamtersparnis bei den Energiekosten von fast Im März 2014 konnte das TEP-Konzept seinen um absolute Flexibilität zu gewährleisten. GBP 10.000 pro Studienjahr. Wenn sich die Neuer- bislang größten Erfolg verbuchen. Aus den 120 in Der neue leistungsstarke Flutlichtstrahler ALTIS sorgt ungen in den anderen zwölf Blocks ähnlich positiv den ersten sechs Monaten von „Thorn Energy Partnern“ für flackerfreies Licht und ist damit besonders für auswirken, wird sich die Investition in Thorn-Produkte weltweit durchgeführten Projekten wurde das Netz- Brand Reports Thorn Brand Reports Thorn

Maintaining focus on energy efficient products and services

340 Throughout 2013/14 Thorn maintained its focus on for the new Allianz Riviera stadium for returning cus- customers and lighting professionals. TEP uses a two- architect JM Willmotte will be launched. With distinc- 341 energy efficient products and services. This included tomer VINCI as it prepares for Euro 2016. year training programme to enable professionals tive slim linear lines which flow with rounded angles a major programme of innovative product launches At the National Glass Centre in England, Thorn’s known as Thorn Energy Partners to create energy between the lantern and column, Urba is simple and and extensions, the development of the Smart City Contrast LED floodlights with RGB LEDs were select- efficient schemes without sacrificing good lighting elegant while offering flexible lighting design. Experience and the expansion of the Thorn Energy ed to give the effect of a flickering fire at the base of performance. Partnership. its signature chimneys. In Italy for example, the Polisportiva Saliceta San R2L2, Orus LED, Contrast 2 LED and Altis are just In China, the landmark Chifeng Bridge benefitted Giuliano multi-sport complex turned to its local Thorn a few examples of Thorn’s new product developments. from a refurbishment with Thorn’s low level patented Energy Partner for a solution which would improve R2L2 is a comprehensive LED road lantern family Orus luminaire. Covering a total area of 63,960m², both the energy efficiency and light levels at the available in three sizes with extensive optical, lumen the refurbishment has increased the lighting level complex. Thorn’s HiPak Pro LED luminaire has con- and light distribution choice for all road applications. while reducing energy consumption by 71% — the sequently reduced energy consumption by 35% and For precise light placement with no waste light, R2L2’s equivalent of 138.837 tonnes of CO2 a year. improved lux levels from 130 to 300. efficient (up to 100lm/W) R-PEC optic offers 11 types Working in partnership with Thorn, the University In March 2014 TEP reached its greatest highlight of light distribution, creating a strong unique selling point. of Lincoln has also deployed state-of-the-art LED and yet, following the conclusion of the first six-month With the arrival of Orus LED, Thorn’s innovative fluorescent lighting in 17 student halls, reducing light performance league table, 120 projects had been low level Orus lantern now offers even more light energy consumption and costs by 25%. Phil Lawson, completed by Thorn Energy partners across the control, driver comfort and reduced energy consump- Head of Electrical Projects at the University of Lincoln, world. As the winners of the ‘network with the most tion than the already excellent HID version. Orus LED says: “We are seeing an average monthly energy projects’ category, the TEP Nord network attended uses Thorn’s award-winning Flat Beam® concept to saving of more than 20%, which means total energy Light + Building 2014 as VIP guests. exceed safety standards at a low optimised mounting savings of nearly £10,000 for the academic year. If Pascal Verger, a partner from the TEP Nord net- height of 0.9m. It is particularly suitable when tradi- we achieve similar results for the other 12 blocks, work said: “(TEP is) an excellent training course. It’s tional road lighting using columns or façade mounting our Thorn products will pay for themselves in just five important to develop systems that provide energy is not feasible or desirable. years.” The project also won the Lux 2013 Recycling savings, power consumption management and CO2 Further strengthening the outdoor portfolio Award for disposing old luminaires and battens in a emission improvements. This course helps develop Contrast 2 LED a compact and discreet architectural sustainable way. the knowledge required to install the best manage- floodlight range combining high output LEDs of pre- September 2013 saw the launch of the new Thorn ment and equipment systems.” defined beams offering complete flexibility was also website designed to make it easier for customers to Despite a reduced stand size, Light+Building 2014 introduced in the autumn. find the right product with enhanced site search, a was also a success, attracting over 2000 registered The new Altis high performance discharge flood- product finder feature and the Smart City Experience. visitors to the Thorn stand. Feedback was very posi- light was launched in September 2013, with a Thorn’s Smart City Experience, which was devel- tive with visitors excited by Thorn’s new energy effi- guaranteed “flicker-free” version specifically designed oped following the 2012 launch of the Smart Building cient luminaires and surprised by how easy the for super slow motion sports TV. Altis meets all the Experience, was rolled out in 10 languages. The Smart City Experience is to use. Iain Macrae, Head requirements of international high definition sports combined Smart City and Smart Building Experience of Global Lighting Applications, said: “What a week television broadcasting and strengthens Thorn’s shows how to select and apply energy efficient light- – a very busy stand, a massive list of contacts, lots of position as a global supplier of stadium lighting. ing across 50 outdoor and indoor areas. It provides interest and a top quality expert team. Visitors were During the course of the year Thorn has comp leted a value-added tool for customers by sharing Thorn’s particularly interested in Contrast 2 LED, R2L2, our a wide variety of exciting lighting projects around lighting expertise to assist decision-making. Suncyl solar columns and Urba”. the world and across all sectors. In France for example, The Thorn Energy Partnership (TEP) is another strat- Looking forward to financial year 14/15, the Mundial and Areaflood luminaires were selected egy which is strengthening Thorn’s relationship with Urba LED urban lantern designed by world renowned Markenkapitel Tridonic Markenkapitel Tridonic

Ein Schlüsseljahr in der Entwicklung zu einem globalen Anbieter von LED-Systemlösungen

342 Das Geschäftsjahr 2013/14 war für Tridonic weiter- Downlights in Vollspektrum-Technologie (ART) er- Filialen von Morrisons in ganz Großbritannien. Bei 343 hin geprägt vom Technologiewandel und der Trans- reichen den außergewöhnlichen CRI von 98 und der China National Development Bank in Peking formation des Unternehmens hin zu einem globalen setzen Kunst in naturgetreues Licht. Von speziell kom- wurde eine hohe Zahl an dimmbaren LED-Konvertern Anbieter von LED-Systemlösungen. Bei der konventio- binierten Spektren (FASHION) profitiert vor allem eingesetzt. Bei einigen Filialen der Drogeriekette nellen Technologie konnte Tridonic erfolgreich seine die Modebranche. Strahlend weiße Kleidung erscheint Müller in Deutschland ersetzen jetzt hocheffiziente Marktanteile verteidigen, trotz eines weiter rückläufi- so ohne den bisher häufigen Gelbstich. LED Lichtquellen und Betriebsgeräte von Tridonic die gen Marktes. Diese Rückgänge konnten im Berichtsjahr Wirtschaftliche Ein-Komponenten-Lösungen, die bisherigen konventionellen Lichtanlagen. Sie kommen durch das Wachstum bei LED Komponenten kompen- ohne externen Konverter auskommen, ermöglichen in der Decken- Regal- oder Werbebeleuchtung zum siert werden. Die Ergebnis situation hat das Unter- ein besonders schlankes Leuchtendesign und lassen Einsatz und tragen zur Reduzierung der Energiekosten nehmen durch konstante Kostensenkungs- und Restruk- Gestaltern große Freiheiten. Die runde Variante kann von bis zu 80 Prozent bei. turierungsmaßnah men deutlich gesteigert. DD-Kompaktleuchtsoff- und T5-Lampen ersetzen, eine Im Geschäftsjahr 2014/15 wird Tridonic sein Tridonic hat im Geschäftsjahr 2013/2014 mit weitere Ausführung ist für den Einsatz in Downlights Angebot an innovativen LED-Systemlösungen weiter einem neuen Rekord von Produkteinführungen das bestimmt. ausbauen und seine Aktivitäten in den neuen Wach- Portfolio von LED-Lichtquellen und Betriebsgeräten Im Zuge einer organisatorischen Neustrukturierung stums märkte speziell in Asien, Osteuropa und dem weiter ausgebaut. Schwerpunkt des neuen Kompon- hat Tridonic die Bereiche R&D, Produktmanagement Mitt leren Osten ausbauen. Ein weiterer wichtiger entenportfolios liegt auf LED-Systemen mit Lichtquelle und Marketing auf eine Segmentstruktur ausgerich- Fokus liegt auf einem gezielten Aufbau von strategi- und Konverter. Damit ist der LED-Anteil am Umsatz tet. Die Segmente Retail and Hospitality, Office and schen Entwicklungs- und Vertriebspartner schaften. von 19% auf 32% gestiegen. Der Wandel zur LED ist Education, Outdoor, Signage stehen für eine klare Mit diesen Partnerschaften wird Tridonic das Produkt- für Tridonic der größte Wachstum streiber. Für die Kundenorientierung von der Entwicklung bis zur portfolio und seine globale Marktpräsenz stärken, um Innovationskraft steht der höchste Neuprodukt anteil Lie fe rung in die jeweilige Anwendung. seinen Kunden ein noch umfassenderes Leistungspaket in der Tridonic-Geschichte von 54,1 Prozent. Mit dem neuen Portfolio und Systemlösungen für anbieten zu können. Tridonic-LED-Lösungen umfassen LED-Module in die Anwendungssegmente hat sich Tridonic erfolg- verschiedenen Formen, LED-Konverter mit unterschied- reich auf der Light+Building 2014, der Weltleitmesse lichen Leistungsmerkmalen, Komponenten für die für Licht in Frankfurt präsentiert. Unter dem Motto Notbeleuchtung und Lichtsteuerungssysteme. Das um- “DRIVING INTELLIGENT LIGHTING” standen Licht- fassende Portfolio von verschiedenen Komponenten quellen, Konverter und Steuerungen in optimal ab- lässt sich vielfältig miteinander kombinieren. gestimmten Systemen im Fokus. Die ausgestellten Dabei ist das Weißlicht standardmäßig in den nor- Produkte, wie Tunable White Linear, Downlights mit mierten Farbtemperaturen 3.000 K und 4.000 K integrierten Konvertern und das Notlichtportfolio oder als Tunable White verfügbar – ein Weißlicht, zeigten den Weg zu intelligenten Lichtsystemen. das sich von 3.000 bis 6.000 Kelvin flexibel einstel- Dafür erhielt Tridonic von einer hohen Zahl internati- len lässt. Auf diese Weise kann ein tageslichtähnlicher onaler Gesprächspartner positive Rückmeldungen. Lichtverlauf simuliert werden, der das Wohlbefinden LED-Systeme konnte Tridonic auch bei großen der Menschen fördert und die Produktivität verbessern Projekten liefern. So erhielt das Unternehmen gemein- kann. Davon profitieren besonders Büro- und Bildungs- sam mit der Schwestergesellschaft Thorn den Zu - einrichtungen sowie medizinische Einrichtungen. schlag für die Lieferung von Systemen aus LED-Modulen Eine umfassende Palette anwendungsspezifischer und LED-Konvertern an eine der führenden britischen LED-Lösungen steht für den Ausstellungs- und Verkaufs- Supermarktkette Morrisons. Dieser umfangreiche bereich bereit. Die LED-Module SLE für Spot- und Auftrag ist Teil eines Sanierungsprogramms für die Brand Reports Tridonic Brand Reports Tridonic

A key year on the road to becoming a global supplier of LED system solutions

344 The fiscal year 2013/14 for Tridonic continued to downlights in full-spectrum technology (ART) achieve Britain. A large number of dimmable LED converters 345 be characterised by the change in technology and the remarkable CRI value of 98 so that works of art were installed at the China National Development the transformation of the company to a global sup- can be viewed in natural light. The fashion industry Bank in Beijing. In some branches of the Müller chain plier of LED system solutions. Tridonic was able to in particular is benefiting from specially combined of drug stores in Germany the existing conventional successfully defend its market share in conventional spectrums (FASHION). Brilliant white clothing looks lighting systems are being replaced by highly efficient technology despite the continuing contraction of the radiant, without the usual yellow tinge. LED light sources and control devices from Tridonic. market. In the year under review the fall in sales of Economical single-component solutions which do They are used in ceiling, shelf and advertising light- conventional technology was offset by growth in LED not need an external converter provide the basis for ing, helping to reduce energy costs by as much as components. The company significantly improved extremely sleek luminaire designs, giving designers 80 percent. the earning situation as a result of ongoing cost re- enormous freedom. The round version can replace In the 2014/15 fiscal year Tridonic will further ex- duction and restructuring measures. DD compact fluorescent lamps and T5 lamps. There pand its range of innovative LED system solutions In the 2013/2014 fiscal year Tridonic expanded is another version available for use in downlights. and extend its activities in the new growth markets, its portfolio of LED light sources and converters with As part of an organisational restructuring,Tridonic especially in Asia, East European and the Middle a new record number of product launches. The focus realigned the R&D, Product Management and East. The focused expansion of strategic development of the new component portfolio is on LED systems Marketing divisions to a segment structure. The Retail and sales partnerships is another important area on comprising light sources and converters. LED prod- and Hospitality, Office and Education, Outdoor which the company is concentrating its attention. ucts now account for 32% of sales, compared with and Signage segments are set up for clear customer Tridonic will use these partnerships to strengthen its 19% in the previous year. The move to LEDs is the focus from development to delivery for the relevant portfolio and global market presence so that it can greatest growth driver for Tridonic. Tridonic’s powers application. offer its customers an even more extensive range of of innovation are evidenced by the highest propor- Tridonic made a very successful appearance at products and services. tion of new products ever in the company’s history Light+Building 2014 in Frankfurt, the world’s leading at 54.1 percent. fair for light, with its portfolio and its system solutions Tridonic LED solutions comprise LED modules in for the various applications segments. The slogan for various forms, LED converters with different features, the fair was “DRIVING INTELLIGENT LIGHTING”, components for emergency lighting, and light control and the focus was firmly on light sources, converters systems. This extensive portfolio of components can and controllers in perfectly matched systems. The prod- be used in many different combinations. ucts on show, such as Tunable White Linear, downlights White light is available as standard in the nor- with integrated converters and the emergency light- malised colour temperatures of 3000 K and 4000 K ing portfolio pointed the way towards intelligent or as Tunable White – a white light that can be flex- lighting systems. Tridonic received positive feedback ibly adjusted from 3000 to 6000 K. This means that from a large number of international contacts. it is possible to simulate changes in natural daylight Tridonic was able to supply LED systems for a throughout the day, and this can give people a wide range of projects, including large-scale ones. greater sense of well-being and boost productivity. For example, the company together with its sister This is of great benefit not only in offices and educa- company Thorn was awarded the contract to supply tional establishments but also in health care facilities. systems comprising LED modules and LED converters A comprehensive range of application-specific LED for Morrisons, a leading British supermarket chain. solutions is available for the exhibition, display and This extensive contract is part of a renovation retail sectors. The SLE LED modules for spotlights and scheme for branches of Morrisons throughout Great Markenkapitel Zumtobel Markenkapitel Zumtobel

Individuelle und adaptive Lichtlösungen für Menschen und Umwelt

346 Die Welt befindet sich in einem steten Wandel. auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse sein Produkt- Beleuchtung am Arbeitsplatz den vielfältigen einzelnes Produkt, sondern eine ganze Produkt- 347 Dadurch ändern sich auch die Anforderungen an den portfolio für den Retail-Bereich erweitert. Modulare Anforderungen der Mitarbeiter gerecht werden. familie geehrt wurde. Die LED-Pendelleuchte LINCOR Lebens- und Arbeitsraum der Menschen enorm schnell. Strahlersysteme wie INTRO inklusive der neuen Dabei ging das Unternehmen auch neue Wege im gewann nebst dem iF award noch einen amerikan- Neue Technologien eröffnen neue Gestaltungsmög- liteCarve®-Reflektortechnologie reduzieren die Entwicklungsprozess an sich: So stand neben der ischen Good Design Award, und GRAFT gewann lichkeiten für diesen Bereich. Im Geschäfts jahr Komplexität der Beleuchtung und bieten individuali- Nutzerforschung zu Beginn des intensiven Produkten t- zudem die Auszeichnung „Design Plus powered by 2013/14 hat sich Zumtobel vor allem auf die Ent - sierbare Lichtlösungen für Shops. Auch die neue LED- wicklungsprozesses von SEQUENCE die Zusammen- light+building. wicklung und Vermarktung flexibler und individueller Technologie TrueGamutRendering (TGR) ist aus einem stellung eines interdisziplinären Entwicklerteams aus Lichtlösungen konzentriert, die die Bedürfnisse der nutzerorientierten Blickwinkel heraus entstanden. Leuchten- und Systementwickl ern, Lichttechnikern, Menschen in den Mittelpunkt stellen und Kunden einen Durch die neue Technologie erzielen weiße, aber Produktmanagern, Marketingspezialisten und exter- echten Mehrwert bieten. auch kräftige Farbtöne eine neue Brillanz und Quali- nen Partnern, wie Architekten und Planern. Die unter- Dieses Konzept erfordert einerseits tiefgreifendes tät, so dass der Betrachter von der Authentizität der schiedlichen Hintergründe der Projektbeteiligten Wissen über Licht und seine Wirkung auf den Men- Produktpräsentation profitiert. ermöglichten einen offenen und neuen Denkprozess. s chen, was seit jeher das Fundament der Marke In einer zweiten Nutzerstudie im Herbst 2013 Eine Schlüsselrolle im Hinblick auf personalisier- Zum tobel und der firmenspezifischen Lichtlösungen widmete sich Zumtobel der Lichtqualität im Büro: In bares Licht spielt zudem die Lichtsteuerung. Um hier ist. Andererseits gilt es, anhand von wissenschaftli- Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO galt es, neue Lösungsansätze zu entwerfen, hat Zumtobel mit chen Studien Einblicke in die aktuellen Themen und Erkenntnisse über die wahrgenommene Lichtqualität Interface-Spezialisten und Partnern wie IBM zusam- Bedürfnisse der Nutzer zu erlangen. Die gewon- im Büro zu gewinnen. Eine Zwischenauswertung der mengearbeitet. Aus dieser ebenfalls interdisziplinären nenen Erkenntnisse lieferten die Grundlage für inno- Langzeitstudie hat bereits gezeigt, dass ein Fokus Kooperation ist das Lichtmanagementsystem LITECOM vative Produktentwicklungen und Lösungsansätze. auf den Nutzer neue Erkenntnisse ermöglicht und zu entstanden. Es zeichnet sich nicht nur durch einfache In einer Laborstudie gemeinsam mit der Gruppe einem Umdenken in der Lichtplanung und Lichtsteuer- Installation und intuitive Bedienbarkeit aus, sondern Nymphenburg – ausgelegt für die Bereiche Verkauf ung für Büroumgebungen führen wird. So gaben an- es ist ein offenes System, das mit einem hohen Grad und Präsentation – konnte Zumtobel unterbewusste nähernd 82 Prozent der Befragten an, eine an Individualisierbarkeit und Flexibilität überzeugt. Reaktionen auf unterschiedliche Lichtszenarien em- Lichtlösung mit Direkt- und Indirektanteil zu bevor- Ein Höhepunkt des Geschäftsjahres und gleich- pirisch erfassen. zugen, nur 38 Prozent verfügen aber heute über eine zeitig ein Kumulationspunkt für Innovationen und Mit Hilfe eines neuropsychologischen Ziel gruppen- solche Lösung. 57 Prozent aller Mitarbeiter können neue Technologien war schließlich die internationale modells wurden im Frühjahr 2013 die Licht präfer- ihr Bürolicht nicht oder nur in eingeschränktem Maß Fachmesse light+building im April 2014 in Frankfurt. enzen von sieben verschiedenen Kunden gruppen an ihre individuellen Bedürfnisse sowie wechselnde Hier präsentierte Zumtobel die neusten Leuchten analysiert. Die Ergebnisse bieten einer Retail-Marke Arbeitssituationen anpassen. Dieser eingeschränkte und Lichtlösungen, die Industriestandards setzen die Möglichkeit, für die jeweilige Zielgruppe opti- Nutzerzugriff und fehlende Anpassungsmöglichkeiten und die Möglichkeiten der LED-Technologie voll mierte Lichtkonzepte einzusetzen. Zusam men- hinsichtlich Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke ausschöpfen. gefasst unter dem Begriff „Zumtobel Limbic® Lighting“ führen zu einem signifikant geringeren Wohlbefin- Dass die neuen Technologien mit der Design- und ermöglicht Zumtobel dem Kunden somit eine neue den der Nutzer. Innovationskultur des Unternehmens harmonieren, Form der Zielgruppenansprache. Dabei wird nicht Auch diese Forschungsergebnisse gaben Zumtobel haben verschiedene Auszeichnungen und Preise in nur die Ware optimal präsentiert, sondern das Licht Anlass, das Produktportfolio für den Office-Bereich den vergangenen Monaten bestätigt. auch auf die Präferenzen der Kunden abgestimmt. anzupassen und zu erweitern: Die neue LED-Leuchte Beim iF product design award konnten fünf Produkte, Das verbessert das Wohlbefinden der Kunden und SEQUENCE mit advancedOptics-Technologie und darunter der Strahler ARCOS xpert, das Downlight erhöht deren Ver weildauer im Geschäft. die Leuchtenfamilie LIGHT FIELDS evolution mit DIAMO und die Hallenleuchte GRAFT, die Jury Mit dem Ziel, die Limbic® Lighting-Forschung sol- TunableWhite-Technologie zeigen bereits heute, überzeugen. Hervor zuheben ist, dass mit der Aus- cherart praktisch nutzbar zu machen, hat Zumtobel dass sie mit einer adaptiven und punktgenauen zeichnung für LIGHT FIELDS evolution nicht nur ein Brand Reports Zumtobel Brand Reports Zumtobel

Flexible and adaptive lighting solutions for people and environment

348 The world is caught up in a process of ongoing change, line with the findings of this study. Modular spotlight SEQUENCE began, not only was it based on empir- 349 with the result that people’s requirements for the systems such as INTRO, including the new liteCarve® ical research findings, but an interdisciplinary devel- places where they live and work are changing at reflector technology, reduce the complexity of the opment team was also formed, comprising luminaire lightning speed. Here, new technologies open up lighting and offer customisable lighting solutions for and system development engineers, lighting techni- new design options. In the 2013/14 financial year, shops. Another new technology – LED TrueGamut- cians, product managers, marketing specialists and Zumtobel focused above all on the development and Rendering (TGR) – also resulted from a user-centric external partners including architects and planners. marketing of flexible and individual lighting solutions, approach. The new technology endows not only The diversity of backgrounds of those involved in the centred on the human needs and offering the brand’s white light but also bright colours with new brilliance project led to a new and open conceptual approach. customers genuine added value. and quality, enabling the onlooker to benefit from the Another key aspect of adaptive, user-centric light- On the one hand, this approach demands an in- authentic light in which the products are presented. ing is how the lighting is controlled. To arrive at new depth knowledge of light and how it impacts on In another user study in late 2013, Zumtobel approaches here, Zumtobel joined forces with inter- people, an asset that has been the hallmark of the looked at the quality of office lighting. Working face experts and partners such as IBM. This further Zumtobel brand and its typical lighting solutions from closely with research institute Fraunhofer IAO, the example of interdisciplinary collaboration led to the the outset. On the other hand the aim is to gain insight brand was looking to gain insight into perceived light- creation of the LITECOM lighting management system. into the current concerns and needs of users based ing quality in office environments. Preliminary analy- This not only features simple installation and intuitive on scientific studies. The resultant findings continue sis of the findings of this long-term study have already operation but is also an open system with an impres- to deliver the basis for innovative product develop- shown that focusing on the user provides access to sive degree of adaptability and flexibility. ment work and potential future solutions. new knowledge and will lead to a rethink in the Finally, one highlight of the financial year and at In a laboratory study carried out in conjunction planning and control of office lighting. Thus almost the same time a vast showcase of innovations and new with the Gruppe Nymphenburg and designed for 82 percent of respondents indicated a preference technologies was the international light+building fair the Presentation and Retail sector, Zumtobel was for a lighting solution made up of both direct and in Frankfurt in April 2014. Here Zumtobel presented able to measure subconscious reactions to different indirect components, while only 38 percent currently its latest luminaires and lighting solutions that not only lighting scenarios. benefit from such a solution. 57 percent of employees raise the bar for the industry but also make full use of With the aid of a neuro-psychological target cannot adapt their office lighting to their personal the opportunities offered by LED technology. group model, in early 2013 the lighting preferences needs and changing work situations at all or only to The harmonious way in which the new technolo- of seven different groups of customers were anal- a limited extent. This lack of user control options and gies have been merged with the brand’s established ysed. The findings provide retail brands with oppor- adaptability in terms of colour temperature and illu- culture of design and innovation is reflected in a tunities to use lighting concepts tailored precisely to minance leads to a substantially reduced sense of number of awards and prizes harvested over recent the desired target group. In this way, under the well-being among lighting users. months. No fewer than five products including the heading of “Zumtobel Limbic® Lighting” Zumtobel These research findings too led Zumtobel to adapt ARCOS xpert spotlight, the DIAMO downlight and can provide its customers with access to a new and expand its product portfolio for the Office sector: the GRAFT high-bay luminaire were able to impress means of addressing their target groups. Not only the new SEQUENCE LED luminaire with advanced- the iF product design award jury. are the goods presented in the best possible way, Optics technology and the LIGHT FIELDS evolution One remarkable aspect here was that the award but the lighting is also geared to the consumers’ luminaire family with TunableWhite technology al- for LIGHT FIELDS evolution honoured not just a preferences. This helps to enhance their sense of ready document the brand’s successful response to single product but a whole product family. And well-being and prolong their stay in the shop. the diverse needs of employees in terms of adaptive along with an iF award, the LINCOR LED pendant To enable the findings of Limbic® Lighting research and pinpoint workplace lighting. Here the brand luminaire also won an American Good Design to be put to good use in practice, Zumtobel has ex- also broke new ground in the development process Award, while GRAFT also claimed the “Design Plus panded its product portfolio for the Retail sector in itself. When the intensive development process of powered by light+building” award. Zahlen und Fakten Fünfjahresübersicht Facts and Figures Five-Year Overview

350 in Mio EUR 2013/14 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 in EUR million 2013/14 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 351 Umsatzerlöse 1.246,8 1.243,6 1.280,3 1.228,2 1.114,6 Revenues 1,246.8 1,243.6 1,280.3 1,228.2 1,114.6 Bereinigtes EBIT 47,6 35,7 35,0 78,4 51,4 Adjusted EBIT 47.6 35.7 35.0 78.4 51.4 in % vom Umsatz 3,8 2,9 2,7 6,4 4,6 as a % of revenues 3.8 2.9 2.7 6.4 4.6 Jahresergebnis -4,8 6,1 15,2 51,3 -69,8 Net profit/loss for the year (4.8) 6.1 15.2 51.3 (69.8) in % vom Umsatz -0,4 0,5 1,2 4,2 -6,3 as a % of revenues (0.4) 0.5 1.2 4.2 (6.3)

Bilanzsumme 1.006,6 994,8 1.036,3 1.020,5 972,8 Total assets 1,006.6 994.8 1,036.3 1,020.5 972.8 Eigenkapital 327,6 357,4 370,6 378,7 340,4 Equity 327.6 357.4 370.6 378.7 340.4 Eigenkapitalquote in % 32,5 35,9 35,8 37,1 35,0 Equity ratio in % 32.5 35.9 35.8 37.1 35.0 Nettoverbindlichkeiten 126,2 113,2 141,4 141,3 131,4 Net debt 126.2 113.2 141.4 141.3 131.4

Cashflow aus dem Cash flow from operating results 79.5 79.8 88.1 123.2 80.4 operativen Ergebnis 79,5 79,8 88,1 123,2 80,4 Investments 65.6 59.5 57.1 57.3 48.7 Investitionen 65,6 59,5 57,1 57,3 48,7 as a % of revenues 5.3 4.8 4.5 4.7 4.4 in % vom Umsatz 5,3 4,8 4,5 4,7 4,4 R&D total 71.8 69.1 58.7 48.6 39.8 F&E-Aufwand gesamt 71,8 69,1 58,7 48,6 39,8 as a % of revenues 5.8 5.6 4.6 4.0 3.6 in % vom Umsatz 5,8 5,6 4,6 4,0 3,6 Headcount incl. contract worker Mitarbeiter inkl. Leiharbeiter (full-time equivalent) 7,291 7,162 7,456 7,814 7,329 (Vollzeitkräfte) 7.291 7.162 7.456 7.814 7.329 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

Auszug1 aus dem Konzernlagebericht der Zumtobel Group 2013/14

352 Gesamtwirtschaftliches Umfeld deutlichsten in Form sinkender Risikoaufschläge für Entwicklungsländern. Die Experten des IWF sehen Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT 353 Staatsanleihen der Peripheriestaaten. Als Reaktion die größte Gefahr für die weltweite Konjunktur mittler- konnte im Geschäftsjahr 2013/14 um insgesamt Das Geschäftsjahr 2013/14 war von einer weiterhin auf die rückläufigen Inflationsraten senkte die weile in den Schwellen ländern sowie in einer jahrelan- 33,3% beziehungsweise 11,9 Mio EUR auf 47,6 schwierigen ökonomischen Situation sowohl in Europäische Zentralbank (EZB) im November 2013 gen Stagnation in Europa. Von der Europäischen Mio EUR (Vorjahr 35,7 Mio EUR) gesteigert werden. Europa als auch den wichtigsten außereuropäischen noch einmal den Leitzins auf ein neues Rekordtief Zentral bank wird mehr geldpolitische Lockerung ge- Die Umsatzrendite stieg von 2,9% auf 3,8%. Dabei Wirtschaftsräumen geprägt. Dies führte dazu, dass und bekräftigte die Bereitschaft und den Handlungs- fordert, um die Konjunktur stärker zu beleben und der konnten sowohl das Lighting Segment als auch das der Internationale Währungsfonds (IWF) seine spielraum der EZB, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Gefahr fallender Preise entgegenzuwirken. Components Segment das jeweilige bereinigte Vor- Konjunk turprognosen im Laufe des Jahres mehrfach Die USA verzeichneten im Vergleich zu den jahresergebnis deutlich übertreffen. zurücknahm und sich das Wachstum der Weltwirt- anderen westlichen Industriestaaten mit 1,9% das Geschäftsverlauf auf einen Blick schaft im Geschäftsjahr der Zumtobel Gruppe (1. stärkste Wirtschaftswachstum in 2013. Die Entwicklung Umsatzentwicklung Mai 2013 bis 30. April 2014) stärker als ursprüng- in den USA war geprägt von Ausgabenkürzungen Der Geschäftsverlauf im Berichtsjahr 2013/14 war von lich erwartet abgeschwächt hat. Der IWF bezifferte und politischer Uneinigkeit bezüglich des Schulden- einer zunehmenden Stabilisierung der konjunkturellen Im Geschäftsjahr 2013/14 (1. Mai 2013 bis 30. April das globale Wirtschaftswachstum in 2013 auf 3,0% limits. Die US-Notenbank kündigte an, die extrem Entwicklung in Europa geprägt. Dementsprechend 2014) stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um nach 3,2% in 20122. expansive Geldpolitik zu beenden. Während die zeigt die Betrachtung der Umsatzentwicklung im Quar- 0,3% auf 1.246,8 Mio EUR (Vorjahr 1.243,6 Mio Die Eurozone wies im Kalenderjahr 2013 einen Zukäufe von Staatsanleihen schrittweise reduziert tals verlauf eine stetige Verbesserung der Umsatz- EUR). Während das erste Halbjahr 2013/14 (Mai Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5% aus. Vor werden, soll der Leitzins vorerst weiterhin auf dem dynamik gegenüber dem Vorjahr. Während in den 2013 bis Oktober 2013) der Umsatz um 3,8% sank, allem die südeuropäischen Nationen wie etwa Italien niedrigen Niveau verbleiben. Vergleichsweise ersten zwei Quartalen noch Umsatzrückgänge zu war das zweite Halbjahr 2013/14 (November 2013 (minus 1,9%), Spanien (minus 1,2%), Portugal (minus weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren verzeichnen waren, konnte sowohl im dritten Quartal, bis April 2014) von einer zunehmenden Stabilisierung 1,4%) sowie einige osteuropäische Länder verharrten ent wickelten sich dagegen die Schwellen- und aber insbesondere im vierten Quartal wieder ein des konjunkturellen Umfelds geprägt. Entsprechend in der Rezession, aber auch in der für die Zumtobel Entwicklungs länder. Dazu trug einerseits die Wirt- Wachstum erzielt werden. In Summe stieg der Umsatz lag der Umsatz mit plus 4,8% deutlich über dem Gruppe wichtigen D/A/CH-Region (Deutschland, schafts schwäche der Industrienationen bei, die die der Zumtobel Gruppe im Berichtsjahr um 0,3% auf Niveau des zweiten Halbjahres 2012/13. Die Be- Österreich, Schweiz) verlangsamte sich die Wachs- Exportaussichten eintrübte, andererseits kämpfen 1.246,8 Mio EUR. trachtung der Umsatzentwicklung im Quartals verlauf tumsdynamik im Berichtsjahr. Deutschlands Wirtschaft diese Länder mit fehlenden Strukturreformen und dro- zeigt eine stetige Verbesserung der Umsatzdynamik. wuchs nach Angaben des IWF um lediglich 0,5% und henden Kapitalproblemen. Von den BRIC-Nationen Österreichs Wirtschaft um 0,4%. Die Schweiz konnte konnte China eine Expansion des Sozialprodukts um Umsatzentwicklung in den letzten acht Quartalen (in % vs Vorjahresquartal) dagegen um 2,0% zulegen. Im letzten Quartal des 7,7% verkünden, auch Indien (plus 4,4%) konnte deut- Kalenderjahres 2013 war die Entwicklung allerdings lich zulegen, während die wirtschaftliche Entwicklung 10% vom Ende der sechs Quartale andauernden in Brasilien und Russland mit vergleichsweise beschei- 8.1% 7,5% Rezession in der Eurozone geprägt. Das steigende denen plus 2,3% beziehungsweise plus 1,3% deutlich Vertrauen in die Stabilität der Eurozone zeigte sich am an Dynamik verlor. 5% In seiner jüngsten Konjunkturprognose vom April 2,5% 1Der vollständige Konzernabschluss einschließlich der 2014 zeichnet der IWF für die globale Entwicklung Langfassung des Lageberichts wurde im Rahmen des ein verhalten positives Bild und erwartet ein globales 0% 1.4% Jahresfinanzberichts der Zumtobel AG 2013/14 veröf- Wirtschaftswachstum für 2014 um 3,6% und in 2015 -2,5% -0.9% fentlicht. Der Bericht steht als Download auf der Website von 3,9%. Während sich die Lage in den entwickelten -1.7% -3.0% -3.2% zumtobelgroup.com zur Verfügung. Volkswirtschaften gegen Ende des Geschäfts jahres 5% -4.4% 2013/14 zunehmend stabilisierte beziehungsweise -6.0% -7,5% 2Quelle: Prognose des IWF, zum Teil sogar verbesserte, verlangsamte sich dagegen World Economic Outlook, April 2014 die Wachstumsdynamik in den Schwellen- und Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14 Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

354 Das Thema Energieeffizienz bleibt weiterhin der zen- Im spätzyklischen Lighting Segment mehren sich die Regionale Geschäftsentwicklung Mio EUR. In der Region Südeuropa (Italien, Spanien, 355 trale Umsatztreiber für die Zumtobel Gruppe. Speziell Zeichen für eine Stabilisierung im gewerblichen Hoch- Griechenland, Türkei) verzeichneten sowohl das Light- der Trend zu intelligent gesteuerten, energieeffizienten bau in Europa. Der Segmentumsatz stieg im Berichts- Umsatzerlöse in Veränderung ing Segment als auch das Components Segment einen Beleuchtungsanlagen sowie die LED-Technologie jahr leicht um 0,3% auf 938,5 Mio EUR (Vorjahr 935,7 2013/14 Mio EUR in % Umsatzanstieg (in Summe plus 7,5%). Der relative bringen wichtige Wachstumsimpulse. Dement sprech- Mio EUR) – wobei das erste Halbjahr ein Minus von Umsatzanteil Europas am Konzernumsatz ist im D/A/CH 342,8 0,7 end konnte das dynamische Wachstum mit LED- 4,1% und das zweite Halbjahr ein Plus von 5,3 % ver- Berichtsjahr mit 80,3% leicht gestiegen (Vorjahr Produkten auch im Berichtsjahr wiederum fortgesetzt zeichnete. Das zweite Halbjahr des Vorjahres war Osteuropa 63,9 -1,2 78,6%). werden. Der Gesamtumsatz mit LED-Produkten stieg geprägt vom schwierigen konjunkturellen Umfeld in Im Mittleren Osten gab es eine erfreuliche Umsatz- Nordeuropa 104,5 1,1 im Vergleich zum Vorjahr um 52,6% auf 419,0 Mio den Kernmärkten Großbritannien und Frankreich, entwicklung, während das Asiengeschäft bei den EUR (Vorjahr 274,5 Mio EUR). Der LED-Anteil am Einsparungen der öffentlichen Hand sowie Lagerab- Westeuropa 386,0 3,6 Leuchten weiterhin enttäuschend verlief. Insgesamt Gruppen umsatz erhöhte sich damit auf nunmehr bau effekten im Großhandelsgeschäft. stieg der Gruppenumsatz in der Region Asien & Mitt- 33,6% gegenüber 22,1% im Geschäftsjahr 2012/13. Der Wandel in Richtung LED stellt insbesondere Südeuropa 104,0 7,5 lerer Osten (umfasst im Wesentlichen China, Hong- Sowohl das Lighting Segment (plus 50,0%) als auch für das Components Segment (Marke Tridonic) nach Europa 1.001,1 2,4 kong, Singapur, Indien und den Mittleren Osten) um das Components Segment (plus 65,3%) konnten mit wie vor eine große Herausforderung dar. Nach deut- 11,7% auf 122,1 Mio EUR. Die Region Amerika liegt ihrem umfassenden innovativen LED-Produktportfolio lichen Umsatzrückgängen im Geschäftsjahr 2012/13 Asien & Mittlerer Osten 122,1 11,7 mit einem Rückgang um 13,0% auf 34,3 Mio EUR von der stark steigenden Nachfrage nach LED- (minus 7,4%) und im Geschäftsjahr 2011/12 (minus Australien & Neuseeland 78,3 -26,0 deutlich hinter den Erwartungen, allerdings konnte Beleuchtung profitieren. 6,7%) lag der Umsatz im Berichtsjahr mit 384,5 Mio im zweiten Halbjahr ein Umsatzplus erzielt werden. EUR mit plus 1,8% leicht über dem Niveau des Vor- Amerika 34,3 -13,0 Die Umsatzentwicklung in der Region Australien & jahres. Erfreuliche Fortschritte bei der Entwicklung Rest 11,0 -2,9 Neuseeland ist durch ein rückläufiges Geschäft in und beim Absatz von LED-Konvertern und LED- beiden Segmenten sowie durch deutlich negative Modulen konnten die deutlich rückläufige Nach frage Gesamt 1.246,8 0,3 Währungseffekte belastet. Der Umsatz fiel im Berichts- nach magnetischen und elektronischen Vorschalt- jahr um 26,0%. geräten kompensieren. Damit hat sich auch die Die Entwicklung in den Regionen verlief im Berichts- Strategie bestätigt, mit Ende des Geschäftsjahres aus zeitraum recht unterschiedlich. Im Jahresverlauf zeigt Ertragsentwicklung der Produktion und dem Vertrieb von magnetischen sich aber in allen europäischen Regionen eine se- Vorschaltgeräten und Transformatoren auszusteigen, quenzielle Verbesserung in der Umsatzentwicklung. Das um Sondereffekte bereinigte Gruppen-EBIT um die Ressourcen noch stärker auf die LED-Techno- In der D/A/CH-Region lag der Umsatz mit 342,8 konnte mit 47,6 Mio EUR trotz einer flachen Umsatz- logie zu fokussieren. Mio EUR im Gesamtjahr leicht über dem Vorjahr entwicklung (plus 0,3%) im Vergleich zum Vorjahr (340,5 Mio EUR), wobei das Leuchtensegment ins- (35,7 Mio EUR) deutlich gesteigert werden. Das besondere in Deutschland und der Schweiz wachsen entspricht einer verbesserten Umsatzrendite aus dem konnte. Osteuropa war die einzige europäische Region operativen Geschäft von 3,8% (Vorjahr 2,9%). Die mit einer negativen Umsatzentwicklung (minus 1,2%). Bruttoergebnismarge stieg im Berichtsjahr auf 32,2% Entwicklung Segmente in Mio EUR 2013/14 2012/13 Veränderung in % In Nordeuropa (Dänemark, Finnland, Norwegen, (Vorjahr 31,2%). Insbesondere das Lighting Segment Lighting Segment 938,5 935,7 0,3 Schweden, Island) stieg der Gruppenumsatz um 1,1%. profitierte von Entlastungen im Materialaufwand Die umsatzstärkste Region Westeuropa (Groß- durch niedrigere Einkaufspreise sowie optimiertes Components Segment 384,5 377,7 1,8 britannien, Frankreich, Benelux) war durch deutlich Produktdesign. Im Components Segment verbesser- Überleitung -76,2 -69,8 9,2 negative Währungseffekte aus der Abwertung des te sich durch die Strukturverschiebung von konventi- Britischen Pfund gegenüber dem Euro belastet. Der onellen Vorschaltgeräten zu LED-Komponenten der Zumtobel Gruppe 1.246,8 1243,6 0,3 Umsatz erhöhte sich dennoch um 3,6% auf 386,0 Produktmix. Durch die große Nachfrage nach Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

356 LED-Modulen und LED-Konvertern konnte im Berichts- Zusam menhang mit der geplanten Schließung der Sommer bis Herbst eine relativ höhere Anzahl von Der Cashflow aus dem operativen Geschäft reduzier- 357 jahr mit LED-Komponenten – nach Verlusten in den Produktionsstandorte in Tianjin (China), Landskrona Bauprojekten fertiggestellt wird und dabei der Einbau te sich im Gesch äfts jahr 2013/14 um 31,5 Mio EUR Vorjahren – erstmals ein positiver Ergebnisbeitrag (Schweden) und Ennenda (Schweiz), Wertbericht i- der Beleuchtung als eine der letzten Maß nahmen auf 71,8 Mio EUR (Vorjahr 103,3 Mio EUR). erwirtschaftet werden. gung auf eine künftig nicht mehr genutzte Werkshalle vorgenommen wird. Im dritten Quartal (1. November Für Anlageninvestitionen wurden im Berichtsjahr Entsprechend dem Ziel, die Technologieposition im Leuchtenwerk in Lemgo (Deutschland) sowie bis 31. Januar) ist das Umsatzniveau wegen der Weih- 65,6 Mio EUR (Vorjahr 59,5 Mio EUR) ausgegeben. der Zumtobel Gruppe weiter zu stärken, wurden im Restrukturierungsmaßnahmen in den Vertriebsorga - nachts- und Winterpause in der Baubranche deutlich Anlageninvestitionen umfassen Investitionen in die Berichtsjahr die F&E-Aktivitäten ausgebaut. Die in nisationen des Lighting Segments. niedriger und im Schlussquartal (1. Februar bis 30. Herstellung von Werkzeugen für neue Produkte, den Kosten der umgesetzten Leistungen enthaltenen Das Finanzergebnis verschlechterte sich im Berichts- April) nimmt die Aktivität wieder sukzessive zu. Ein- Erweit erungsinvestitionen, Instandhaltungsinvestitio- Entwicklungskosten haben sich gegenüber dem Vor- jahr um 0,8 Mio EUR auf minus 14,6 Mio EUR (Vor- hergehend mit dem Umsatzverlauf entwickelt sich nen sowie aktivierte Kosten für F&E in Höhe von 19,0 jahr um 4,6% auf 68,6 Mio EUR (Vorjahr 65,6 Mio jahr minus 13,8 Mio EUR). Der Zinsaufwand, in dem auch das Ergebnis (gemessen am bereinigten EBIT) Mio EUR (Vorjahr 16,1 Mio EUR). Die Erweiterungs- EUR) erhöht. im Wesentlichen Zinsen für den laufenden Kreditver- mit saisonalen Schwankungen, was ein deutlich nied- und Instandhaltungsinvestitionen betreffen vor allem Trotz nennenswerter Aufwendungen mit der im trag enthalten sind, ist im Berichtszeitraum um 1,0 rigeres Ergebnis im zweiten Halbjahr zur Folge hat. das Leuchtenwerk in Dornbirn (Österreich). Zweijahresrhythmus stattfindenden Messe Light + Mio EUR gesunken. Das Minus bei den übrigen fi- Zusätzlich ist das zweite Geschäftshalbjahr häufig Aufgrund hoher Investitionen und gestiegenem Building im 4. Quartal 2013/14 sowie Tariflohner- nanziellen Aufwendungen und Erträgen betrug 6,8 mit Ausgaben für Fachmessen belastet. Working Capital-Bedarf blieb der Free Cashflow mit höhungen haben sich die Vertriebskosten mit 320,3 Mio EUR (Vorjahr minus 4,6 Mio EUR). Die Verände- Zum 30. April 2014 lag der Working Capital- 7,2 Mio EUR deutlich unter dem Niveau des Vorjahres Mio EUR (Vorjahr 321,6 Mio EUR) nicht verändert. rung im Vergleich zum Vorjahr kommt zum Großteil Bestand mit 200,0 Mio EUR leicht über dem Niveau (44,8 Mio EUR). Im Cashflow aus Finanzierungstätig - Ein Schwerpunkt in der Neuorganisation der Zumtobel aus dem Fremdwährungsergebnis und ist vor allem des Vorjahres (196,7 Mio EUR). Der erhöhte Working keit in Höhe von minus 13,1 Mio EUR (Vorjahr minus Gruppe ist die Zusammenführung der beiden bislang auf die Abwertung der für die Zumtobel Gruppe Capital-Bestand ergab sich aus dem gestiegenen Ge- 46,3 Mio EUR) sind vor allem die Zahlung der getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel und wichtigsten Währungen gegenüber dem Euro im schäftsvolumen zum Jahresende (plus 8,1% im vierten Dividende an die Aktionäre der Zumtobel AG für Thorn. Erste Maßnahmen wurden im Schluss quartal Geschäftsjahr 2013/14 zurückzuführen. Quartal) sowie den höheren Vorratsbeständen gegen- das Gesch äftsjahr 2012/13 in Höhe von 3,0 Mio des Geschäftsjahres 2013/14 eingeleitet. Der Mit- Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich im Ge- über dem 30. April 2013. Die Bestände an Rohma- EUR sowie die Zinszahlungen in Höhe von 6,9 Mio arbeiterstand im Vertriebsbereich reduzierte sich im schäfts jahr 2013/14 auf minus 2,4 Mio EUR. Auf- terialien und Fertigprodukten wurden überproportional EUR enthalten. Vergleich zum 30. April 2013 um 104 Beschäftigte. grund der unterschiedlichen steuerlichen Ergebnisse zum Umsatz aufgebaut, um die Produktion sowie die Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 verfügt die Die Verwaltungskosten stiegen geringfügig auf 40,4 in den einzelnen Ländern kam es dennoch zu einer Lieferfähigkeit zum Kunden weiterhin sicherzustellen. Zumtobel Gruppe zur Sicherung einer jederzeitigen Mio EUR (Vorjahr 39,7 Mio EUR). Das sonstige be- Ertragsteuerbelastung in Höhe 2,3 Mio EUR (Vorjahr In Prozent des rollierenden Zwölfmonatsumsatzes Zahlungsfähigkeit über unbesicherte Kontokorrent- triebliche Ergebnis ohne Sondereffekte beinhaltet 1,6 Mio EUR). Das Jahresergebnis (inklusive Minder- betrug der Working Capital-Bestand zum Bilanzstich- kreditlinien in Höhe von insgesamt 89,0 Mio EUR wie im Vorjahr vor allem Lizenzeinnahmen aus dem heiten) nach Steuern ging im Berichtsjahr entspre- tag 16,0% (Vorjahr 15,8%) und liegt damit innerhalb (Vorjahr 88,0 Mio EUR) sowie einen im November LED-Geschäft sowie Förderungen der öffentlichen chend deutlich auf minus 4,8 Mio EUR zurück (Vorjahr des vom Konzern definierten Zielkorridors von 16% 2011 abgeschlossenen Konsortialkreditvertrag mit Hand. Diese reduzierten sich von 8,4 Mio EUR auf plus 6,1 Mio EUR) zurück. Für die Aktionäre der bis 18%. Während es im Vorjahr aus dem Abbau einer Laufzeit bis Oktober 2016 und einem derzeit 6,8 Mio EUR. Zumtobel AG ergibt dies ein Ergebnis je Aktie (bei von Working Capital seit dem Bilanzstichtag zu einem maximal ausnutzbaren Rahmen von 350 Mio EUR. Das Berichtsjahr war von signifikanten negativen 43,1 Mio Aktien) von minus 0,12 EUR (Vorjahr plus Mittelzufluss in Höhe von 31,4 Mio EUR kam, musste Hiervon sind zum Bilanzstichtag 170 Mio EUR in Sondereffekten in Höhe von 35,5 Mio EUR (Vorjahr 0,14 EUR bei 43,1 Mio Aktien). im Geschäftsjahr 2013/14 ein Mittelabfluss von 10,9 Anspruch genommen. Die Finanzierung aus dem 14,0 Mio EUR) geprägt. Diese betreffen beide Seg- Mio EUR verzeichnet werden. Zur gleichen Zeit blieb Konsortialkredit vertrag ist an die Einhaltung von mente und stehen insbesondere im Zusammenhang Cashflow, Finanz- und Vermögenslage das Factoring zum Bilanzstichtag mit 40,2 Mio EUR Financial Covenants (Schuldendeckungsgrad mit dem Ausstieg aus dem Geschäft mit magnetischen unverändert zum Vorjahr (41,8 Mio EUR). kleiner als 3,5 sowie Eigenkapital quote größer als Vorschaltgeräten, der Schließung der Drahtfertigung Der Geschäftsverlauf der Zumtobel Gruppe unter- Der positive Cashflow-Effekt bei den kurzfristigen 25%) geknüpft. Zum 30. April 2014 wurden die in Australien, Aufwendungen für Aufhebungsverein- liegt einer typischen Saisonalität. Im ersten Halbjahr Rückstellungen (8,9 Mio EUR) resultiert im Wesent- Financial Covenants dank eines Schuldendeckungs- barungen im Zusammenhang mit dem Vorstands- des Geschäftsjahres (1. Mai bis 31. Oktober) ist die lichen aus der Dotierung von Rückstellungen im grades von 1,57 (Vorjahr 1,42) und einer Eigen kapital- wechsel der Zumtobel AG, Aufwendungen im Geschäftstätigkeit üblicherweise höher, da von Rahmen der laufenden Restrukturierungsmaß nahmen. quote von 32,5% (Vorjahr 35,9%) vollumfänglich Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

358 eingehalten. Die Nettoverbindlich keiten betrugen Forschung & Entwicklung weiter intensiviert – dies werden insbesondere produktspezifische Kompeten- Beschäftigungsbedingungen. Im Verhaltenskodex 359 zum Bilanzstichtag 126,2 Mio EUR (Vorjahr ging einher mit einem Personalaufbau im Bereich zen – wie etwa zu den Technologien, Anwendungen, der Zumtobel Gruppe ist die Einhaltung der Kern- 113,2 Mio EUR) und lagen damit 13,0 Mio EUR F&E um 54 Beschäftigte. Aufgrund der erfreulichen Kundenanforderungen, aber auch zu Energieeffi - arbeitsnormen der International Labour Organization über dem Vorjahreswert. Umsatzentwicklung insbesondere im vierten Quartal zienz und nachhaltigen Lichtlösungen – vermittelt. (ILO) verbindlich festgeschrieben. Darüber hinaus Die Qualität der Bilanzstruktur hat sich im Geschäfts- und dem damit verbundenen höheren Produktions- Im Zuge der Neuorganisation der Vertriebsstrukturen bietet die Gruppe ihren Mitarbeitern verschiedene jahr 2013/14 nicht wesentlich verändert. Die Bilanz- volumen erhöhte sich gegen Ende des Berichtsjahres koordiniert die Funktion Central Sales gemeinsam freiwillige soziale Leistungen, darunter Zuschüsse summe stieg im Vergleich zum 30. April 2013 aufgrund die Anzahl der Leiharbeiter um 296 Beschäftigte. mit Human Resources die Schnittstellen und grup- bzw. betriebliche Angebote zu Kranken-, Unfall- oder des erhöhten Working Capital-Bestands. Das Eigen- Zum Stichtag 30. April 2014 beschäftigt die Zumtobel penübergreifende Trainingsmaßnahmen. Lebensversicherung. kapital sank im Wesentlichen aufgrund des Jahres- Gruppe weltweit insgesamt 7.291 Vollzeitkräfte (inklu- Mitarbeiter und Führungskräfte werden im Rahmen Die Zumtobel Gruppe legt großen Wert auf die verlustes sowie der negativen Währungs effekte aus sive Leiharbeiter). Das entspricht im Vergleich zum von Corporate Trainings zu Führungs-, Methodik- und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So werden bei- der Umrechnung von auf fremde Währung lauten- Vorjahr einem Mitarbeiteraufbau von 129 Mitarbeitern. Sozialkompetenzen geschult. Im Berichtsjahr wurden spielsweise Teilzeitarbeit oder das Arbeiten aus dem den Eigenkapitalpositionen in die Konzernwährung Die Mitarbeiterproduktivität – als Quotient von be- insgesamt 929 Schulungstage absolviert (Vorjahr Homeoffice ermöglicht. Im abgelaufenen Geschäfts- Euro. Dementsprechend sank die Eigenkapitalquote reinigtem EBIT zu den Personalkosten – entwickelte 990). Die Schulungen wurden zu etwa zwei Dritteln jahr lag der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei 4,0% gegenüber dem 30. April 2013 von 35,9% auf sich aufgrund des deutlich besseren operativen Ergeb- durch interne Referenten durchgeführt. Aufgrund gemessen am gesamten Vollzeitäquivalent. Mütter 32,5%. Der Verschuldungsgrad (Gearing) – als nisses von 8,3% im Vorjahr auf 11,1% im Berichtszeit- der deutlichen Zeit-, Reise- und Kostenersparnisse und Väter, die nach Mutterschutz und Elternteilzeit Quotient von Nettoverbindlichkeiten zum Eigen- raum. Der Umsatz je Mitarbeiter auf Durch schnittsbasis und insbesondere aufgrund der hohen Anzahl poten- wieder in den Beruf zurückkehren, werden vom kapital – verschlechterte sich von 31,7% auf 38,5% . (inklusive Leiharbeiter) verbesserte sich leicht von zieller Teilnehmer wurde auch im Berichtsjahr das Unternehmen aktiv bei der Wiederintegration unter- 167.700 EUR auf 172.700 EUR. Online -Schulungsangebot kontinuierlich weiter aus- stützt. Die Quote der nach der Elternzeit in das Unter- Mitarbeiter Eine nachhaltige und verantwortungsbewusste gebaut. Im Rahmen der Führungskräfteentwicklung nehmen zurückkehrenden Mitarbeiter für Deutschland, Personalpolitik ist die Basis für den unternehmerischen wurde im Berichtsjahr neben weiteren Entwicklung s- Österreich und die Schweiz liegt bei etwa 84,0%. Qualifizierte, engagierte und leistungsbereite Mitar- Erfolg der Zumtobel Gruppe. Dazu gehören die Qua- programmen zum zweiten Mal der Global Leader- Die Zumtobel Gruppe duldet keinerlei Diskrimi- beiter tragen wesentlich zum unternehmerischen Erfolg l ifi zierung bestehender Mitarbeiter durch fachliche und ship Day durchgeführt. Einer der Schwerpunkte war nierung. Dementsprechend sind Leistung und Qualifi- der Zumtobel Gruppe bei. Mit ihrer fachlichen und persönliche Weiterentwicklung, die Rekrutierung neuer dabei die Weiterentwicklung des Führungsleitbilds. kation die Basis aller Personalent scheidungen. Die persönlichen Kompetenz, ihrer Passion für das Thema Talente, die Einbindung von Kollegen in den neuen Zum Bilanzstichtag 30. April 2014 waren insgesamt Zumtobel Gruppe, deren Belegschaft einen Anteil Licht, aber auch dank konsequenter Kundenorientierung Märkten und Know-how-Transfer. Zu den großen 147 (Vorjahr 179) Auszubildende bei der Zumtobel weiblicher Mitarbeiter von rund 35% hat, verfolgt und mit viel Innovations geist schaffen sie anspruchs- aktuellen Herausforderungen gehört die Zusammen- Gruppe angestellt. Die betriebliche Berufsausbild- keine Zielquote für die Besetzung von Management- volle Lichtlösungen, die weltweit Maßstäbe setzen. führung der beiden bislang getrennten Vertriebsorga- ung ist ein wichtiges Instrument, um dem Fachkräfte- positionen durch weibliche Mitarbeiter. Aufgrund Im Verlauf des Berichtsjahres kam es mit Blick auf nisationen von Zumtobel und Thorn, abgeleitet von mangel im Zuge des demographischen Wandels zu des Fachkräftemangels ist es grundsätzlich eine große den Mitarbeiterstand zu einigen Veränderungen. Im der neuen Organisationsstruktur. Um diesen Kulturwan- begegnen. In den elf Berufsfeldern Elektronik, Elektro- Herausforderung, qualifizierte Bewerbungen zu er- Bereich der Produktion gab es einen Personalrück- del zu fördern und größtmögliche Synergieeffekte zu technik, Maschinenmechanik, Kunststofftechnik, Prod- halten und die richtigen Fachkräfte für die entspre- gang um 124 Mitarbeiter, vorrangig in Zusammen hang erzielen, gilt es die Qualität der Führung zu fördern uktionstechnik, Anlagenelektrik, Werkzeugmecha nik, chende Position zu rekrutieren. Der Anteil von Frauen mit der Schließung beziehungsweise Veräußerung und sowohl die Vorgesetzten als auch die Mitarbeiter Zerspanungstechnik, Mechatronik, Industriekaufmann in Führungspositionen liegt derzeit bei 11,2%. der Magnetikstandorte in Fürstenfeld (Österreich) gezielt zu schulen. Weitere Herausforderungen sind und Medienfachmann wird vor allem in Österreich Die Zumtobel Gruppe möchte zur Integration be- und Melbourne (Australien). Auch im Vertrieb redu- die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Talenten und Deutschland ausgebildet. hinder ter Jugendlicher beitragen bzw. die Erwerbstätig - zierte sich der Mitarbeiterstand um 104 Beschäftigte durch eine geeignete Nachfolgeplanung sowie die Als Arbeitgeber mit einer über Jahrzehnte ge- keit behinderter Erwachsener fördern. In den einz elnen – dies ist vor allem auf die Zusammenlegung der bisher Weiterentwicklung der Führungskultur. wachsenen Unternehmenskultur nimmt die Zumtobel Gesellschaften der Zumtobel Gruppe werden Mit- getrennten Vertriebsorganisationen von Zumtobel Die Zumtobel Gruppe bietet ihren Mitarbeitern Gruppe ihre soziale Verantwortung für alle Mitar- arbeiter mit körperlicher Beein trächt igung bestmöglich und Thorn zurückzuführen. Die Zumtobel Gruppe ein umfassendes internes und externes Trainings- und beiter weltweit wahr und arbeitet kontinuierlich an unterstützt. An Standorten, an denen die gesetzliche hat im Berichtsjahr ihre Investitionen im Bereich der Weiterbildungsangebot. In den Fachakademien der Weiterentwicklung verantwortungsbewusster Behindertenquote nicht erreicht wird, leistet die Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

360 Zumtobel Gruppe die vorgeschriebenen Ausgleichs- Das Mitarbeiterentwicklungsgespräch ist ein wichti- Entsprechend dem Ziel, die hervorragende Techno - des Österreichischen Patentamts belegt die Zumtobel 361 zahlungen. Neu ist ein Programm zur Förderung ges Instrument in der Zusammenarbeit von Mitarb- logieposition der Zumtobel Gruppe weiter auszu- Gruppe damit den sechsten Rang bei den Anmelde- von Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss auf eitern und Vorgesetzten. In dem strukturierten Gespräch bauen, wurde der F&E-Aufwand im Berichtsjahr um zahlen in Österreich im Jahr 2013. Des Weiteren dem zweiten Bildungsweg nachholen. Im Rahmen entwickeln Führungskräfte und Mitarbeiter ein gemein- 3,9% auf 71,8 Mio EUR erhöht sowie das F&E-Team wird jährlich der Neuproduktanteil (Produkte nicht des Pilotprojekts absolvieren Jugend liche ein Betriebs- sames Verständnis über die Werte, die Unternehmens- weiter ausgebaut. älter als drei Jahre) am Umsatz erhoben. Im Geschäft- praktikum bei der Zumtobel Gruppe mit dem Ziel, die strategie und die Ziele. Es werden gegenseitige Die eigentliche Produktentwicklung liegt in der sjahr 2013/14 wurden im Leuchten segment 32,6% Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nach der Schulaus- Erwartungen abgeglichen und systematisch Entwick- Zuständigkeit der einzelnen Marken, da die Nähe (europaweit; Vorjahr 26,2%) und im Kompon enten- bildung zu unterstützen. lungspotenziale identifiziert. Je nach individuellem zum Produktmanagement einen wichtigen Beitrag zu segment 54,1% (weltweit; Vorjahr 46,0%) mit neuen Die Zumtobel Gruppe arbeitet auf Grundlage Bedarf werden gemeinsam Maßnahmen zur Weiter- schnelleren Entwicklungsprozessen leistet. Auf Produkten umgesetzt. Die Anzahl aktiver gewerbli- einer einheitlichen Vergütungssystematik mit dem entwicklung definiert. Nach einer Überarbeitung des Gruppen ebene sind insbesondere koordinative Auf- cher Schutzrechte von derzeit zirka 7.500 – darun- Ziel einer hohen Transparenz und leistungsgerech- Prozesses wurde die Durchführung des Mitarbeiter- gaben wie Forschungsförderung und Gremienarbeit, ter 4.250 Patente – und der Neuproduktanteil am ten Entlohnung. Das Unternehmen entlohnt in der gesprächs bis Ende des Geschäftsjahres 2013/14 die Standardisierung und Weiterentwicklung der Gesamtumsatz sprechen für die Innovationskraft Regel über dem gesetzlichen beziehungsweise kol- konzernweit eingeführt. Werkzeuge wie CAD- und Simulationsprogramme des Unternehmens. lektivvertraglichen Niveau. Die Durchführung von Die Vermeidung von Unfällen und der Erhalt der sowie die Anmeldung, Verwaltung und Verteidigung Der Bereich F&E ist nach wie vor stark geprägt internen und externen Gehaltsvergleichen gewähr- Mitarbeitergesundheit haben in der gesamten der Schutzrechte angesiedelt. Ebenfalls auf Gruppen- durch die Entwicklungen in der LED-Technologie. Eine leistet, dass Löhne und Gehälter marktkonform sind. Zumtobel Gruppe eine hohe Bedeutung. Bei allen ebene behandelt werden die Themen Standardisier- der größten Herausforderungen in diesem Zusam- Auch in Ländern mit niedrigen Lohnstandards bezahlt Marken werden spezifische Umwelt-, Gesundheits- ung von LED-Modulen und -Drivern, die Weiter- menhang sind die kurzen Lebenszyklen, die eine die Zumtobel Gruppe Löhne, die über dem gesetz- und Sicherheitsrichtlinien durch lokale Sicherheits- entwicklung der Lichtmanagement-Systeme sowie erhöhte und stetig wachsende Geschwindigkeit im lich vorgeschriebenen Mindestlohn liegen. beauftragte überwacht. Um die Arbeitssicherheit zu das Technologie-Scouting. Entwicklungsprozess bei gleichzeitig stark erhöhtem Anhand systematischer Aufgabenbeschreibungen erhöhen, werden stetig Maßnahmen wie etwa Mit- Die Schwerpunkte der F&E-Aktivitäten leiten sich F&E-Aufwand fordern. Hinzu kommen die Notwen- („Grading“) kann die Entlohnung grundsätzlich ein- arbeiter schulungen, Verbesserung der Schutzbeklei- von der „Wirkungskette“ der Beleuchtung ab: Licht- digkeit von mehr Systemkompetenz, höhere Quali- geordnet werden; auf dieser Basis wird gewährleistet, dung und Erneuerung des Maschinenparks ergriffen. quelle, Optik, Betriebsgeräte und Lichtsteuerung. tätsanforderungen und steigender Wettbewerb. dass die Bezahlung sowohl der fachlichen Qualifi- Wesentliche Themen hierbei sind: LED und OLED bei Neben der gezielten Förderung der Qualifikation kation entspricht als auch fair und gerecht ist. Damit Forschung & Entwicklung den Lichtquellen, neue optische Konzepte zur Licht- der Mitarbeiter in Richtung Elektronik und System- werden auch etwaige geschlechterspezifische Unge- lenkung bei LEDs, neue Betriebsgeräte zum Betrieb kompetenz kann den Herausforderungen insbesonde- rechtigkeiten limitiert. Das Grading-System konnte Forschung und Entwicklung (F&E) ist durch die Ent- von LEDs und OLEDs sowie neue Ansätze zum Man- re durch einen modularen Aufbau der Produkte, die im Berichtsjahr ausgerollt werden. wicklung und Anwendung neuer Technologien ein age ment von Beleuchtungsanlagen. Diese Schwer- Nutzung technischer Plattformen und durch interne entscheidender Erfolgsfaktor für die Zumtobel Gruppe. punkte führen zu Differenzierungspotenzialen in den Standardisierung von Komponenten begegnet werden. Gebieten Lichtqualität, Energieeffizienz, Zusatznutzen Ferner werden zukünftig Entwicklung spartnerschaften und Intelligenz der Beleuchtungssteuerung. einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Schon Forschung und Entwicklung in Mio EUR 2013/14 2012/13 Veränderung in % Die Innovationskraft des Unternehmens hängt heute liefern langfristige strategische Partnerschaf- maßgeblich mit F&E zusammen. Ein umfangreiches ten mit Zulieferern, Forschungsinstitutionen und in- Entwicklungskosten 68,6 65,6 4,6 Patentportfolio, gerade im Bereich der neuen Techno- dustriellen Partnern, wie etwa dem Kompetenzzentrum Forschungsaufwand 3,2 3,5 -8,6 logien, sichert den Marken der Zumtobel Gruppe Licht oder LG Innotec, einen wertvollen Beitrag. Wachstum, Wettbewerbsvorsprung und den Zugang Darüber hinaus soll die F&E-Organisation auch F&E-Aufwand gesamt 71,8 69,1 3,9 zu strategischen Kooperationen mit anderen Unter- über europäische Grenzen hinweg weiterentwickelt in % vom Umsatz 5,8 5,6 nehmen. Im Berichtsjahr wurden vom Leuchtensegment werden. Alle Marken planen ihre F&E-Aktivitäten in 94 (Vorjahr 108) und vom Komponenten segment China auszubauen. Ziel ist ein Transfer im Bereich Mitarbeiter (Vollzeitkräfte) F&E 602 548 9,8 73 (Vorjahr 80) Patente angemeldet. Nach Angaben neuer Technologien, Nutzung derselben Werkzeuge Zahlen und Fakten Konzernlagebericht Zahlen und Fakten Konzernlagebericht

362 und Schaffung einheitlicher Prozesse, um die Entwick- Ausblick und Ziele einigen Jahren des Rückgangs zu einer Stabilisierung dynamisches Wachstum legen wird. Es gilt die neuen 363 lung globaler Produkte für globale Märkte sowie kommen sollte. In den sieben für die Zumtobel Gruppe Strukturen ins Leben zu bringen, Ineffizienzen aus der kosten günstiger Produkte für den lokalen asiatischen Der Internationale Währungsfonds (IWF)3 prognos- wichtigsten europäischen Märkten (Österreich, Vergangenheit zu bereinigen und damit Wach stums- Markt zu fördern. tiziert für das Kalenderjahr 2014 ein moderates Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, und Kostensynergien aus dem Mehr marken ansatz Ergänzend zur eigenen Forschungsarbeit helfen Wach stum der Weltwirtschaft um 3,6% und für 2015 Italien und Skandinavien) wird von Euroconstruct ein zu heben. Die dafür notwendigen Restruktur ierungs- Kooperationen nachhaltige Innovationsprozesse um 3,9%. Weltweit zeigt sich ein sehr gemischtes Bild. Wachstum von 0,1% für das Kalenderjahr 2014 und maß nah men werden das operative Ergebnis in anzustoßen. Die Forschungsprojekte, die die Marken Die USA bleiben die zentrale Wachstumslokomotive, von 1,4% für das Kalenderjahr 2015 prognostiziert. 2014/ 15 mit Sondereffekten in Höhe von etwa 20 der Zumtobel Gruppe mit ihren Partnern kontinuierlich in der Eurozone verbessert sich die Situation merklich, In der europäischen Bauwirtschaft gibt es An- Mio EUR belasten. durchführen, beschäftigen sich neben der Entwick- während sich die Wachstumsdynamik in den Entwick- zeichen für eine Trendwende von einem rückläufigen Aufgrund der positiven konjunkturellen Signale aus lung neuer technischer Lösungen vor allem mit der lungs- und Schwellenländern zunehmend verlangsamt. hin zu einem leicht wachsenden Marktumfeld. In der dem zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2013/14 Wirkung von Licht auf Menschen und Umwelt in den Die dortige Wirtschaftsleistung soll in diesem Jahr um Lichtindustrie verstärkt sich dieser Trend durch den sowie der geplanten signifikanten Kostene insparung- unterschiedlichen Anwendungen. Zu den Partnern 4,9% und 2015 um 5,3% zulegen. Von Brasilien bis Technologiewandel hin zu LED, das Thema Energie- en blickt das Management der Zumtobel Gruppe zählen insbesondere Universitäten, die auch im Sinne nach Russland hat der IWF die Prognosen gekappt, effizienz sowie die Wachstumschancen in den neuen trotz einer weiterhin eingeschränkten Visibilität mit gezielter Nachwuchsförderung eine große Rolle wobei die Schwellenländer im mer noch für knapp Märkten. Die Zumtobel Gruppe verfügt durch die verhaltenem Optimismus in die nächsten Monate. Die einnehmen. Zu diesen gehören unter anderem die 60% des Wachstums weltweit verantwortlich sein Mehr markenstrategie, das profunde Know-how in Umsatzentwicklung wird einerseits durch einen leich- TH Ilmenau, die TU Berlin, die HAW Hamburg (alle werden. Für die industrialisierte Welt lauten die Prog- der Lichtanwendung, die starke Technologieposition, ten Rückenwind aus dem verbesserten Marktumfeld Deutschland), die Technischen Universitäten von nosen auf plus 2,2% in 2014 respektive 2,3% in die umfassende Abdeckung der Wertschöpfungskette in Europa unterstützt, andererseits fallen die Umsätze Graz (Österreich) und Lund (Schweden), die KTH 2015. Die US-Wirtschaft kann in beiden Jahren auf sowie die solide Bilanz- und Finanzierungsstruktur mit magnetischen Vorschaltgeräten aufgrund des inz- Stockholm (Schweden) sowie die ETH in Zürich ein solides Plus von 2,8% beziehungsweise 3,0% über eine ausgezeichnete Position, um von den wischen abgeschlossenen Ausstiegs aus dieser (Schweiz) und die Durham University (Großbritannien). hoffen. Nach dem Schrumpfen des Sozial produkts Wachstumsimpulsen der Branche überdurchschnitt- Technologie weg. Insgesamt erwarten wir für das Ein weiterer wichtiger Netzwerkpartner für die Zum- in der Eurozone um 0,5% in 2013 sagt der IWF für lich zu profitieren. Vor diesem Hintergrund hat sich kommende Geschäftsjahr 2014/15 trotz des tobel Gruppe ist das Fraunhofer Institut für Produkt ions- das Jahr 2014 ein Wachstum der Wirtschafts leistung das Management der Zumtobel Gruppe zum Ziel Wegfalls der Magnetik-Umsätze ein Umsatz wach s- technologie in Aachen (Deutschland). um 1,2% und in 2015 um 1,5% voraus. gesetzt, in den kommenden drei Jahren durch Markt- tum von rund 3% und eine Verbesserung der berei- Dieser – verglichen mit dem vergangenen Jahr – anteilsgewinne ein durchschnittliches jährliches or- nigten EBIT-Marge auf 5% bis 6% (bereinigte EBIT- Kontinuierliche Dividendenpolitik zuversichtliche Blick ist in Einklang mit den jüngsten ganisches Wachstum zwischen 3% und 5% zu Marge im GJ 2013/14: 3,8%). Entwicklungen wichtiger Stimmungsindikatoren für erreichen. Die Zumtobel Gruppe verfolgt eine kontinuierliche den Euroraum. Insbesondere die Länder Mittel- und Aufgrund signifikanter Kosteneinsparungen und Dornbirn, am 16. Juni 2014 Dividendenpolitik. Die Höhe der Dividende hängt Nordeuropas wie etwa Deutschland mit plus 1,7%, Effizienzverbesserungen insbesondere in den Produk- neb en der laufenden Ertragskraft auch von den Österreich mit plus 1,7%, Großbritannien mit plus tions- und Vertriebsbereichen soll die operative Umsatz- Gewinn prognosen und der erwarteten wirtschaftli- 2,9% und Schweden mit plus 2,8% sollen in 2014 rendite (bereinigte EBIT-Marge) bis 2016/17 von Der Vorstand chen Gesamtentwicklung ab. Vor dem Hintergrund zu dieser Entwicklung beitragen. aktuell ca. 4% schrittweise auf etwa 8% bis 10% ge- eines sich stabilisierenden konjunkturellen Umfelds Der Bausektor in Europa wird in diesem Kalender- steigert werden. In Summe sollen die Herstellkosten Ulrich Schumacher plant der Vorstand dem Aufsichtsrat und in Folge jahr noch keinen nennenswerten Beitrag zu einer mittelfristig von derzeit ca. 62% vom Umsatz um drei Chief Executive Officer der Hauptversammlung der Zumtobel AG, die am wirtschaftlichen Erholung liefern, allerdings bestätigt bis vier Prozentpunkte und die Vertriebs- und Verwalt- 25. Juli 2014 stattfindet, eine Dividende von 18 Euroconstruct im letztjährigen November-Gutachten, ungs kosten von derzeit ca. 29% vom Umsatz um zwei Karin Sonnenmoser Euro cent je Aktie für das Geschäftsjahr 2013/14 dass es im professionellen Hochbau in 2014 nach bis drei Prozentpunkte gesenkt werden. Chief Financial Officer vorzuschlagen (Vorjahr 7 Eurocent). Das Jahr 2014/15 wird ein wichtiges Jahr des 3Quelle: Prognose des IWF, Übergangs sein, in dem die Zumtobel Gruppe ein Martin Brandt World Economic Outlook, April 2014 stabiles Fundament für zukünftiges profitables und Chief Operating Officer Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

Extract1 of the Group Management Report for the Zumtobel Group 2013/14

364 General Economic Environment and confirmed its readiness and flexibility to intro- quarter shows a steady increase in momentum over brought a 3.8% decline in revenues, but the second 365 duce further measures. the previous year. The first two quarters brought six months (November 2013 to April 2014) were The 2013/14 financial year was characterised by a The USA recorded the strongest growth among revenue declines, but the third quarter and, above characterised by increasing stabilisation in the eco- continuation of the difficult economic environment the western industrial countries in 2013 with a plus of all, the fourth quarter saw a return to growth. nomic environment. With an increase of 4.8%, reve- not only in Europe, but also in the most important 1.9%. Developments in the USA were influenced by Revenues recorded by the Zumtobel Group for the nues were therefore significantly higher than the overseas regions. This weakness led to a series of spending cuts and political disputes over the debt reporting year rose by 0.3% to EUR 1, 246.8 million second half of 2012/13. An analysis of revenue downward forecast revisions by the International ceiling. The US Federal Reserve announced its inten- in 2013/14. development by quarter shows a steady increase in Monetary Fund (IMF) during the course of the year tion to end its extremely expansive monetary policy, Group EBIT, adjusted for special effects, rose by momentum. and a stronger-than-expected weakening in global but key interest rates should remain low as the pur- 33.3% or EUR 11. 9 million to EUR 47.6 million in Energy efficiency remains the central revenue growth during the Zumtobel Group’s reporting year chase of government bonds is gradually reduced. 2013/14 (2012/13: EUR 35.7 million). The return driver for the Zumtobel Group. Important growth (1 May 2013 to 30 April 2014). The IMF estimated Growth in the emerging and developing coun- on sales increased from 2.9% to 3.8%. Both the impulses have been created, in particular, by the global growth at 3.0% in 2013, compared with 3.2% tries was less dynamic than in earlier years due to Lighting Segment and the Components Segment re- trend to intelligently managed, energy-efficient light- in 20122. the absence of structural reforms and impending corded a substantial increase over the adjusted prior ing and also by LED technology. This was reflected The euro zone recorded a decline of 0.5% in eco- capital problems as well as the weakness in the in- year results. in continued dynamic growth with LED products nomic performance for 2013. The recession persisted dustrial countries and the related decline in exports. during the reporting year. Revenues from the sale of in Southern Europe, above all Italy (minus 1.9%), Spain Results for the BRIC countries show a 7.7% increase Revenues LED products rose by 52.6% year-on-year to (minus 1.2%) and Portugal (minus 1.4%), as well as in the gross national product for China and a sound EUR 419.0 million in 2013/14 (2012/13: a number of the East European countries, but growth plus of 4.4% for India, but significantly lower momen- Revenues recorded by the Zumtobel Group rose by EUR 274.5 million). The LED share of Group revenues also slowed in the D/A/CH region (Germany, Austria, tum for Brazil and Russia with a plus of 2.3% and 0.3% to EUR 1,246.8 million for the 2013/14 finan- grew to 33.6%, compared with 22.1% in 2012/13. Switzerland), an important market for the Zumtobel 1.3%, respectively. cial year, which covered the period from 1 May 2013 Both the Lighting Segment (plus 50.0%) and the Group. The IMF reported an increase of only 0.5% In its April 2014 forecast, the IMF paints a re- to 30 April 2014 (2012/13: EUR 1,243.6 million). Components Segment (plus 65.3%) benefited from for the German economy and 0.4% for Austria in served positive picture for the global economy with The first half-year (May 2013 to October 2013) the sharp rise in the demand for LED lighting with 2013, but growth of 2% for Switzerland. However, growth of 3.6% in 2014 and 3.9% in 2015. The their extensive portfolio of innovative LED products. the last quarter of the 2013 calendar year saw an developed economies stabilised, and in part im- end to the six quarter recession in the euro zone. The proved, towards the end of the 2013/14 financial Development of revenues in the last eight quarters (in % vs previous quarter) growing confidence in the stability of the euro zone year, but growth continued to slow in the emerging is most clearly reflected in the declining risk premiums and developing countries. 10% for government bonds issued by the peripheral The IMF experts now see the emerging countries 8.1% 7,5% countries. As a reaction to falling inflation rates, the and prolonged stagnation in Europe as the greatest European Central Bank (ECB) again cut the key in- dangers for the worldwide economy. There are 5% terest rate to a new record low in November 2013 growing demands on the European Central Bank to 2,5% loosen monetary policy to provided added stimulus 1The full text of the Group Management Report has and counter the risk of deflation. 0% 1.4% been published in the context of the 2013/14 Annual -2,5% -0.9% Financial Report of the Zumtobel AG and is available Review of Business Performance – At a glance -1.7% -3.0% -3.2% for download on the Internet at zumtobelgroup.com. 5% -4.4% The development of business in 2013/14 was influ- -6.0% -7,5% 2Source: IMF forecast, enced by the increasing stabilisation of the economy World Economic Outlook, April 2014 in Europe. Accordingly, the analysis of revenues by Q1 2012/13 Q2 2012/13 Q3 2012/13 Q4 2012/13 Q1 2013/14 Q2 2013/14 Q3 2013/14 Q4 2013/14 Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

366 In the late cyclical Lighting Segment, there are Development of revenues by region and the Components Segment reported an increase 367 growing signs of stabilisation in the European com- in revenues (in total, plus 7.5%). The relative share of mercial construction industry. Segment revenues rose 2013/14 Revenues in EUR million Change in % Europe in Group revenues rose slightly to 80.3% slightly by 0.3% to EUR 938.5 million in 2013/14 (2012/13: 78.6%). D/A/CH 342.8 0.7 (2012/13: EUR 935.7 million), whereby a minus of The development of revenues in the Middle East 4.1% in first half-year was more than offset by a plus Eastern Europe 63.9 (1.2) was sound, but the lighting business in Asia remained of 5.3% in the second half-year. The second half of disappointing. In total Group revenues in the Asia & Northern Europe 104.5 1.1 the previous year was negatively influenced by a Middle East region (which consists primarily of China, difficult economic environment in the core markets Western Europe 386.0 3.6 Hong Kong, Singapore, India and the Middle East) of Great Britain and France, cutbacks in public spend- rose by 11.7% to EUR 122.1 million. The America ing and de-stocking in the wholesale business. Southern Europe 104.0 7.5 region remained substantially below expectations The shift to LED continues to represent a major Europe 1,001.1 2.4 with a drop of 13.0% to EUR 34.3 million for the full challenge, especially for the Components Segment year, but the second six months brought an increase (Tridonic brand). After a sharp drop in revenues during Asia & Middle East 122.1 11.7 in revenues. In Australia & New Zealand, slower 2012/13 (minus 7.4%) and 2011/12 (minus 6.7%), Australia & New Zealand 78.3 (26.0) business development in both segments and negative revenues rose by 1.8% to EUR 384.5 million for the foreign exchange effects led to a decline of 26.0% reporting year. Good progress in the development America 34.3 (13.0) in revenues. and sale of LED converters and LED modules success- Others 11.0 (2.9) fully offset the substantial decline in demand for Earnings magnetic and electronic ballasts. This development Total 1,246.8 0.3 also confirmed the strategic decision to terminate the Group EBIT adjusted for special effects rose signifi- production and sale of magnetic ballasts and trans- Developments in the individual regions differed sig- cantly year-on-year to EUR 47.6 million in 2013/14 formers at the end of the 2013/14 financial year in nificantly during 2013/14, but all European regions (2012/13: EUR 35.7 million) despite the flat devel- order to concentrate resources more directly on LED showed a steady improvement in revenues during the op-ment of revenues (plus 0.3%). That represents an technology. course of the year. Revenues in the D/A/CH region improvement in the return on sales from the operat- were slightly higher at EUR 342.8 million (2012/13: ing business to 3.8% (2012/13: 2.9%). The gross EUR 340.5 million), with modest growth for the profit margin increased to 32.2% in the reporting Lighting Segment especially in Germany and Switzer- year (2012/13: 31.2%). The Lighting Segment was land. Eastern Europe was the only European region able to reduce material costs through lower procure- to record a decline in revenues (minus 1.2%). In ment prices and optimised product design. In the Northern Europe (Denmark, Finland, Norway, Sweden, Components Segment, the product mix was improved Iceland), Group revenues increased 1.1%. Western by the structural shift from conventional ballasts to Segment development in EUR million 2013/14 2012/13 Change in % Europe (Great Britain, France, Benelux), which is the LED components. Strong demand for LED modules Lighting Segment 938.5 935.7 0.3 strongest sales region in the Zumtobel Group, was and LED converters led to the first positive earnings negatively affected by foreign exchange effects re- contribution from the sale of LED components after Components Segment 384.5 377.7 1.8 sulting from the decrease in the value of the British a series of losses in earlier years. Reconciliation (76.2) (69.8) 9.2 pound versus the euro. However, revenues rose by In line with the goal to further strengthen the Zum- 3.6% to EUR 386.0 million. In Southern Europe (Italy, tobel Group’s technology position, R&D activities were Zumtobel Group 1,246.8 1,243.6 0.3 Spain, Greece, Turkey), both the Lighting Segment expanded during the reporting year. Development Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

368 costs included in the cost of goods sold rose by 4.6% EUR 1.0 million during the reporting year. Other fi- Working capital was slightly higher than the prior year EUR 3.0 million dividend paid to the shareholders 369 to EUR 68.6 million (2012/13: EUR 65.6 million). nancial income and expenses totalled minus EUR 6.8 at EUR 200.0 million as of 30 April 2014 (2012/13: of Zumtobel AG for the 2012/13 financial year and Selling expenses remained constant at EUR 320.3 million (2012/13: minus EUR 4.6 million). The change EUR 196.7 million). The increase resulted from the interest payments of EUR 6.9 million. million (2012/13: EUR 321.6 million) despite the in comparison with the prior year resulted primarily rising volume of business at year-end (plus 8.1% in In order to ensure its ability to meet payment ob- sizeable costs related to the biennial Light + Building from foreign exchange differences, above all a de- the fourth quarter) and higher inventory levels com- ligations at any time, the Zumtobel Group held unse- trade fair in the fourth quarter of 2013/14 and wage cline in the value of key currencies for the Zumtobel pared with 30 April 2013. Stocks of raw materials cured lines of credit totalling EUR 89.0 million as of and salary increases mandated by collective bar- Group versus the euro in 2013/14. and finished goods were expanded at a higher rate 30 April 2014 (2012/13: EUR 88.0 million) as well gaining agreements. One focal point of the Zumtobel Profit before tax fell to minus EUR 2.4 million for than the change in revenues in order to safeguard as a consortium credit agreement concluded in Group’s new structure is the merger of the previously the 2013/14 financial year. However, income tax production and supply capabilities to customers. November 2011 with a term extending to October separate Zumtobel and Thorn sales organisations. expense equalled EUR 2.3 million based on the di- Working capital equalled 16.0% of rol-ling 12-month 2016 and a maximum volume that currently equals The first measures were introduced during the final fferent taxable results in individual countries (2012/13: revenues at the end of the 2013/14 financial year EUR 350 million. Of this total, EUR 170 million had quarter of 2013/14. The number of employees in EUR 1.6 million). The Zumtobel Group therefore re- (2012/13: 15.8%) and was therefore within the been drawn by 30 April 2014. The financing from sales was reduced by 104 in comparison with 30 corded a net loss (including non-controlling interests) Group’s defined target corridor of 16% to 18%. The the consortium credit agreement is linked to compli- April 2013. Administrative expenses increased slightly of EUR 4.8 million for the 2013/14 finan cial year reduction of working capital in the prior year led to ance with specific financial covenants (a debt cover- to EUR 40.4 million in 2013/14 (2012/13: EUR 39.7 (2012/13: net profit of EUR 6.1 million). Earnings per cash inflows of EUR 31.4 million, but cash outflows age ratio of less than 3.5 and an equity ratio of million). As in the previous year, other operating share for the shareholders of Zumtobel AG (based of EUR 10.9 million were recorded in 2013/14. At more than 25%). These financial covenants were results, excluding special effects, consisted primarily on 43.1 million shares) equal led minus EUR 0.12 the same time, factoring remained nearly constant at met in full as of 30 April 2014 with a debt coverage of license income from the LED business and govern- (2012/13: plus EUR 0.14 based on 43.1 million shares). EUR 40.2 million (2012/13: EUR 41.8 million). The ratio of 1.57 (2012/13: 1.42) and an equity ratio ment grants. These items declined from EUR 8.4 million positive cash flow effect from current provisions of 32.5% (2012/13: 35.9%). Net liabilities totalled to EUR 6.8 million. Cash flow, financial and asset position (EUR 8.9 million) resulted chiefly from the addition EUR 126.2 million as the end of the 2013/14 finan- The reporting year was characterised by signifi- to provisions for current restructuring measures. cial year (2012/13: EUR 113.2 million), which rep- cant negative special effects of EUR 35.5 million The development of business in the Zumtobel Group Cash flow from operating activities declined by resents an increase of EUR 13.0 million over the (2012/13: EUR 14.0 million). These effects are at- follows a seasonal pattern: during the first half of the EUR 31.5 million to EUR 71.8 million (2012/13: comparable prior year value. tributable to both segments and are related, above financial year (1 May to 31 October) the volume of EUR 103.3 million). The quality of the balance sheet structure did not all, to the following factors: the exit from the magnetic business is normally higher because most construc- Capital expenditure in the Zumtobel Group change significantly during the reporting year. The ballast business, the termination of wire production tion projects are concluded during the summer and amounted to EUR 65.6 million for the reporting year balance sheet total was higher than on 30 April in Australia, expenses for termination agreements autumn and the installation of the lighting represents (2012/13: EUR 59.5 million). These expenditures 2013 due to the increase in working capital. Equity related to the changes on the Management Board one of the last steps prior to completion. During the covered investments in the manufacture of tools for declined, above all, due to the loss recorded for the of Zumtobel AG, expenses related to the planned third quarter (1 November to 31 January), revenues new products, expansion and maintenance invest- year as well as negative foreign exchange effects shutdown of the plants in Tianjin (China), Landskrona are substantially lower as a result of the Christmas ments as well as capitalised R&D costs of EUR 19.0 from the translation of foreign currency equity posi- (Sweden) and Ennenda (Switzerland), an impairment and winter break in the construction industry. In the million (2012/13: EUR 16.1 million). The expansion tions into the Group’s reporting currency (i.e. euro). charge to a production hall at the Lemgo (Germany) fourth quarter (1 February to 30 April), the pace of and maintenance investments were made primarily The equity ratio therefore declined from 35.9% on lighting plant that will not be used in the future and business begins to accelerate again. Earnings (based at the luminaire plant in Dornbirn (Austria). 30 April 2013 to 32.5%. Gearing, the ratio of net restructuring measures in the Lighting Segment sales on adjusted EBIT) reflect the development of revenues Free cash flow was substantially lower than the debt to equity, deteriorated from 31.7% to 38.5%. organisations. and are also subject to seasonality, which is illustrat- prior year at EUR 7.2 million for 2013/14 (2012/13: Financial results deteriorated by EUR 0.8 million ed by the significantly lower results in the second EUR 44.8 million) due to the increase in capital ex- to minus EUR 14.6 million (2012/13: minus EUR half of the year. Additionally, earnings for the second penditure and working capital. Cash flow of minus 13.8 million). Interest expense, which consists mainly half-year are often negatively influenced by expen- EUR 13.1 million from financing activities (2012/13: of interest on the current credit agreement, fell by ditures for lighting industry trade fairs. minus EUR 46.3 million) consisted, above all, of the Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

370 Human Ressources how transfer. One of the most important challenges The apprenticeship training programme is operated right persons for the right jobs represents a major 371 currently facing the Group is the merger of the previ- primarily in Austria and Germany, and includes the challenge. The share of women in management pos- Qualified, committed and motivated employees play ously separate Zumtobel and Thorn salesorganisations following eleven professions: electronics, electrical itions currently equals 11.2%. an important role in the entrepreneurial success of based on the new organisational structure. In order engineering, machine mechanics, plastics engineer- The Zumtobel Group supports the integration of the Zumtobel Group. With their technical expertise, to successfully complete this cultural shift and optimal- ing, production engineering, plant electronics, tool young people and adults with special needs in the personal competence and passion for light as well ly realise synergy effects, it is necessary to advance mechanics, machining, mechatronics, industrial clerk working world. Employees with physical handicaps as their focused customer orientation and high inno- the quality of management and to train supervisors and media expert. are provided with special on-the-job assistance at a vative spirit, they create demanding lighting solutions and their staffs. Other challenges include the develop- As an employer with a strong corporate culture number of the Group companies. At locations that that set worldwide benchmarks. ment of talented employees for key positions through that has grown over many decades, the Zumtobel do not meet the legal hiring requirements for people There were numerous changes in the workforce directed succession planning and the further develop- Group is well aware of its social responsibility for the with special needs, the Zumtobel Group makes the during the reporting year. The number of employees ment of the Group’s management culture. employees in its many companies throughout the required compensation payments. A new program- in production declined by 124, chiefly due to the The Zumtobel Group offers its employees an ex- world and remains focused on the further develop- me was created to support young people who are shutdown, respectively sale of the magnetics plants tensive range of internal and external training and ment of responsible working conditions. The code of working to complete their secondary education in Fürstenfeld (Austria) and Melbourne (Australia). development programmes. The brand academies conduct of the Zumtobel Group calls for mandatory through “second chance learning”. The pilot project The sales workforce was also reduced by 104 em- focus on the transfer of product-specific expertise – compliance with the core principles defined by the gives young men and women an opportunity for a ployees, above all due to the merger of the previously for example on technologies, applications and cus- International Labour Organisation (ILO). The Group traineeship in the Zumtobel Group, which is intended separate Zumtobel and Thorn sales organisations. tomer requirements as well as energy efficiency and also provides various voluntary social benefits for its to support their return to the labour market after their The Zumtobel Group increased its investments in R&D sustainable lighting solutions. In connection with the employees, including subsidies or company pro- graduation. during 2013/14, which led to the addition of 54 reorganisation of sales structures, the central sales grammes for health, accident and/or life insurance. The Zumtobel Group follows a uniform remuner- employees in these areas. The number of contract department and HR are coordinating the interfaces The compatibility of family and career are also ation scheme that promotes high transparency and workers rose by 296 towards the end of the report- and content of the Group-wide training measures. important values for the Zumtobel Group. This orien- ensures performance-based compensation. Remuner- ing year due to the sound development of revenues, The corporate training programmes cover manage- tation is underscored by the part-time and home ation normally exceeds the level required by legal especially in the fourth quarter, and the related ment, processes and social skills. Employees and office working models that are open to employees. In regulations or collective bargaining agreements. higher production volumes. The Zumtobel Group supervisors took part in 929 training days during the 2013/14, the number of part-time employees Internal and external comparisons are used to had 7,291 full-time employees (including contract reporting year (2012/13: 990), whereby company equalled 4.0% of the full-time equivalent workforce. confirm that wages and salaries reflect the market workers) as of 30 April 2014, or 129 more employ- instructors held roughly two-thirds of the courses. The Mothers and fathers who return to work after paren- level. In countries with low-wage standards, the ees than in the previous year. online training offering was further expanded in tal leave are actively supported in their reintegration. Zumtobel Group also pays compensation over the Labour productivity – i.e. adjusted EBIT as a per 2013/14 to take advantage of the related substantial A survey of the Group companies in Germany, Austria legal minimum. cent of personnel expenses – rose from 8.3% in the savings in time, travel and costs and, in particular, to and Switzerland to determine the number of employ- Detailed position descriptions (“grading”) allow prior year to 11.1% for 2013/14 due to the sound open the courses to a higher number of potential ees returning to the company after parental leave for the systematic classification of remuneration and improvement in operating results. Average revenues participants. Management development activities showed a share of approx. 84.0%. ensure that the salary or wage reflects the employ- per employee (including contract workers) increased included a variety of special programmes as well as The Zumtobel Group does not tolerate any form ee’s qualifications and is also fair and appropriate. slightly from EUR 167,700 to EUR 172,700. the Global Leadership Day. This event, which was of discrimination. Accordingly, all personnel decisions This procedure limits any gender-specific irregulari- A sustainable and responsible human resources held for the second time, included a focus on the further are based on performance and qualifications. The ties. The grading system was rolled out throughout policy is the basis for the entrepreneurial success of development of the management mission statement. share of women in the Zumtobel Group’s workforce the Group during the reporting year. the Zumtobel Group. This policy covers the qualifi- As of 30 April 2014, the Zumtobel Group had 147 currently equals approx. 35% and there is no quota The annual employee review forms an important cation of existing employees through specialised apprentices (2012/13: 179). Internal professional for the appointment of women to management posi- instrument in the interaction between employees and personal development, new talent recruiting, the training is an important instrument to counter the tions. Qualified applicants are rare because of the and their supervisors. In this structured discussion, a integration of colleagues in new markets and know- lack of specialists caused by demographic shifts. general lack of specialists, and the recruitment of the common understanding is developed for the values, Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

372 corporate strategy and goals, mutual expectations development cycles. Specific responsibilities are Statistics issued by the Austrian Patent Office rank and promote the creation of standardised processes 373 are coordinated and development opportunities are concentrated at the Group level, above all the coor- the Zumtobel Group sixth in the number of patent to drive the development of global products for systematically identified. Following the revision of the dination of research subsidies and committee work, registrations in Austria during 2013. The Zumtobel global brands and low-cost products for the local process, the annual employee review was imple- the standardisation and development of tools such Group also collects data on the contribution made Asian market. mented in all Group companies by the end of the as CAD and simulation programmes and the regist- by new products (products not older than three years) In addition to its own research, cooperation pro- 2013/14 financial year. ration, administration and defence of intellectual to revenues. In 2013/14 the share of revenues gen- grammes help to support sustainable innovation The Zumtobel Group places high importance on property rights. The standardisation of LED modules erated with new products equalled 32.6% in the processes. The Zumtobel Group and its partners are accident prevention and health protection for all its and drivers, the further development of light manage- Lighting Segment (in Europe; 2012/13: 26.2%) and currently working on a wide variety of research employees. Local officers monitor compliance with ment systems and technology scouting are also handled 54.1% in the Components Segment (worldwide; assignments. They are focused on the development specific environmental, health and safety guidelines at the Group level. 2012/13: 46.0%). The number of active commercial of new technical solutions and, above all, on the for all brands. Measures are implemented on a con- The focal points for R&D activities are derived from property rights – currently approx. 7,500, including effects of light on people and the environment in a tinuous basis to increase workplace safety, including the “functional chain” of lighting: light sources, optics, 4,250 patents – and the share of revenues recorded wide variety of applications. The project partners employee training, improvements to protective cloth- control gears and light management. Accord-ingly, with new products speak for the company’s innova- include universities, which also play an important role ing and the replacement of machinery. the key focal points include LED and OLED in light tive strength. in the promotion of new talents. These universities sources, new optical methods to focus LED light, new LED technology continues to have a significant include, among others, the Engineering Universities Research & Development control gears for the operation of LEDs and OLEDs influence on R&D in the Zumtobel Group. The short in Ilmenau and Berlin and the Hamburg University and new approaches for the management of lighting lifecycles of LED products therefore represent a of Applied Sciences (all in Germany), the Technical Through its role in the development and application equipment. These focal points create opportunities major challenge, since they lead to a steady in- Universities in Graz (Austria) and Lund (Sweden), of new technologies, research and development (R&D) for differentiation in lighting quality, energy-efficiency, crease in the speed of the development process as the KTH Royal Institute of Technology in Stockholm is a decisive success factor for the Zumtobel Group. added value and the intelligence of lighting controls. well as a sharp rise in R&D expenses at the same (Sweden), the Swiss Federal Institute of Technology In accordance with the goal to further expand the The company‘s innovative strength is closely linked time. Other important factors are the need for greater in Zurich (Switzerland) and Durham University outstanding technology position of the Zumtobel to R&D. An extensive patent portfolio, especially in system competence, higher demands on quality and (Great Britain). Another important network partner Group, R&D expenditures were increased by 3.9% the area of new technologies, protects the positions increasing competition. for the Zumtobel Group is the Fraunhofer Institute for to EUR 71.8 million in 2013/14 and the R&D team of the Group’s brands in the areas of growth, compet- In addition to specially directed support for em- Production Technology in Aachen (Germany). was enlarged. itive advantage and access to strategic cooperation ployees‘ qualifications in electronics and systems, The individual brands are responsible for product with other companies. In 2013/14 the Lighting the Zumtobel Group meets the current challenges by development because their close proximity to product Segment registered 94 (2012/13: 108) and the focusing on the modular development of products, the management plays an important role in accelerating Components Segment 73 patents (2012/13: 80). use of technical platforms and the internal standardi- sation of components. Development partnerships will also become even more important in the future. Research and Development in EUR million 2013/14 2012/13 Change in % An important role in this respect is played by the Group’s long-term strategic partnerships with suppli- Development costs 68.6 65.6 4.6 ers, research institutions and industrial partners, such Research costs 3.2 3.5 (8.6) as the Competence Centre for Light and LG Innotec. The Zumtobel Group also plans to further extend R&D total 71.8 69.1 3.9 its R&D organisation beyond Europe’s borders. All as a % of revenues 5.8 5.6 brands intend to expand their R&D activities in China. The goal is to improve information transfer in the area Headcount (full-time equivalent) R&D 602 548 9.8 of new technologies, increase the use of similar tools Facts and Figures Group Management Report Facts and Figures Group Management Report

374 Steady dividend policy Support for this positive development in 2014 will 62% and selling and administrative expenses two to 375 be provided, above all, by the countries in Central three percentage points below the current level of The Zumtobel Group follows a continuous dividend and Northern Europe: for example Germany with approx. 29% over the medium-term. policy, whereby the amount of the dividend is depen- plus 1.7%, Austria with plus 1.7%, Great Britain with The 2014/15 financial year will be an important dent on the current profitability, earnings forecasts plus 2.9% and Sweden with plus 2.8%. year of transition for the Zumtobel Group in which a and general economic developments. Based on the The construction industry in Europe will not make a stable foundation is created for future profitable and stabilising economic environment, the Management substantial contribution to economic recovery during dynamic growth. Key tasks are to bring the new struc- Board will make a recommendation to the Super- the current calendar year. However, the November tures to life, to eliminate past inefficiencies and, in this visory Board and subsequently to the annual general 2013 report by Euroconstruct confirms that the com- way, to leverage growth and cost synergies from the meeting of Zumtobel AG on 25 July 2014 calling mercial construction sector should stabilise in 2014 multi-brand strategy. The necessary restructuring meas- for a dividend of EUR 0.18 for the 2013/14 financial after several years of declines. In the seven most ures will result in negative special effects of roughly year (2012/13: EUR 0.07). important European markets for the Zumtobel Group EUR 20 million on operating earnings in 2014/15. (Austria, Germany, Switzerland, France, Great Britain, Based on the positive economic signals from the Outlook and Goals Italy and Scandinavia), Euroconstruct is predicting second half of 2013/14 and the planned significant growth of 0.1% for the 2014 calendar year and 1.4% cost savings, the management of the Zumtobel Group Forecasts by the International Monetary Fund (IMF)3 for the 2015 calendar year. looks toward the coming months with reserved opti- for the global economy point to moderate growth of The European construction industry shows signs mism in spite of the still limited visibility. The develop- 3.6% in the 2014 calendar year and 3.9% in 2015. of a trend reversal from a declining to a slight im- ment of revenues will be supported by slight tailwinds However, expectations differ substantially by region. proving market environment. In the lighting industry, from the recovering market environment in Europe, The USA will remain the central growth driver and this trend is strengthened by the technology shift to but revenues from the sale of magnetic ballasts ended the euro zone will see sound recovery, but momen- LED and energy efficiency as well as growth oppor- with our exit from this technology in 2013/14. For tum in the developing and emerging countries will tunities in the new markets. The Zumtobel Group has the 2014/15 financial year, we expect an increase continue to slow. These regions are expected to gen- an outstanding position to realise above-average of approx. 3% in revenues as well as an improvement erate growth of 4.9% in 2014 and 5.3% in 2015. benefits from the growth impulses in the industry due in the adjusted EBIT margin to 5% to 6% (adjusted The IMF has cut its forecasts from Brazil to Russia, to its multi-brand strategy, extensive know-how in light- EBIT margin 2013/14 financial year: 3.8%) despite whereby the emerging countries are still responsible ing applications, strong technology position, complete the end of magnetic revenues. for nearly 60% of worldwide growth. Forecasts for coverage of the value chain and solid balance sheet the industrialised countries point to an increase of and financing structure. Against this backdrop, the Dornbirn, 16 June 2014 2.2% in 2014 and 2.3% in 2015. The US economy management of the Zumtobel Group has set a goal can hope for a sound plus of 2.8% and 3.0%, respect- to generate organic growth of 3% to 5% on average The Management Board ively, in these two years. Following a 0.5% decline in over each of the next three years through an increase the euro zone’s gross national product in 2013, the in market shares. Ulrich Schumacher IMF is projecting an increase of 1.2% in 2014 and Significant cost savings and efficiency improve- Chief Executive Officer 1.5% in 2015. This more optimistic – compared with ments, above all in production and sales, should the previous year – outlook is in line with the latest support a steady increase in the operating return on Karin Sonnenmoser trends in key sentiment indicators for the euro zone. sales (adjusted EBIT margin) from the current level of Chief Financial Officer approx. 4% to 8% - 10% by 2016/17. In relation to 3Source: IMF forecast, revenues, production costs should fall three to four Martin Brandt World Economic Outlook, April 2014 percentage points below the current level of approx. Chief Operating Officer Zahlen und Fakten Konzernabschluss

Gewinn- und Verlustrechnung

in TEUR 2013/14 2012/13 Veränderung in % 377 Umsatzerlöse 1.246.831 1.243.616 0,3 Kosten der umgesetzten Leistungen -845.356 -855.048 -1,1 Bruttoergebnis vom Umsatz 401.475 388.568 3,3 in % vom Umsatz 32,2 31,2 Vertriebskosten -320.263 -321.581 -0,4 Verwaltungskosten -40.424 -39.664 1,9 Sonstiges betriebliches Ergebnis -28.645 -5.663 <-100 davon Sondereffekte -35.452 -14.043 <-100 Betriebsergebnis 12.143 21.660 -43,9 in % vom Umsatz 1,0 1,7 Zinsaufwand -8.904 -9.856 -9,7 Zinsertrag 815 1.225 -33,4 Übrige finanzielle Aufwendungen und Erträge -6.763 -4.592 47,3 Ergebnis aus nach der Equity-Methode bilanzierten Finanzanlagen 289 -560 >100 Finanzergebnis -14.563 -13.783 -5,7 in % vom Umsatz -1,2 -1,1 Ergebnis vor Ertragsteuern -2.420 7.877 <-100 Ertragsteuern -2.263 -1.629 38,9 Ergebnis aus fortzuführenden Bereichen -4.683 6.248 <-100 Ergebnis aus aufgegebenen Bereichen -73 -162 55,1 Jahresergebnis -4.756 6.086 <-100 in % vom Umsatz -0,4 0,5 davon den Minderheitengesellschaftern zuordenbar 239 127 88,5 davon den Anteilseignern des Mutterunternehmens zuordenbar -4.995 5.959 <-100 Zahlen und Fakten Konzernabschluss Zahlen und Fakten Konzernabschluss

Bilanz

378 in TEUR 30. April 2014 in % 30. April 2013 in % in TEUR 30. April 2014 in % 30. April 2013 in % 379 Firmenwerte 187.792 18,7 190.035 19,1 Grundkapital 108.750 10,8 108.750 10,9 Übrige immaterielle Vermögenswerte 55.682 5,5 52.837 5,3 Kapitalrücklagen 335.249 33,3 335.210 33,7 Sachanlagen 230.635 22,9 239.966 24,1 Gewinnrücklagen -115.215 -11,5 -96.042 -9,7 Nach der Equity-Methode bilanzierte Jahresergebnis -4.995 -0,5 5.959 0,6 Finanzanlagen 2.441 0,2 3.667 0,4 Kapital der Anteilseigner der Muttergesellschaft 323.789 32,1 353.877 35,5 Finanzielle Vermögenswerte 1.466 0,1 1.101 0,1 Kapital der Minderheitengesellschafter 3.765 0,4 3.509 0,4 Übrige Vermögenswerte 4.354 0,4 4.233 0,5 Eigenkapital 327.554 32,5 357.386 35,9 Latente Steuern 37.509 3,7 38.413 3,9 Rückstellungen für Pensionen 77.486 7,7 74.669 7,5 Langfristiges Vermögen 519.879 51,5 530.252 53,4 Rückstellungen für Abfertigungen 41.374 4,1 42.744 4,3 Vorräte 181.426 18,1 160.472 16,1 Sonstige Personalrückstellungen 12.860 1,3 14.146 1,4 Forderungen aus Lieferungen & Leistungen 199.303 19,8 185.533 18,6 Übrige Rückstellungen 1.073 0,1 921 0,1 Finanzielle Vermögenswerte 2.731 0,3 2.435 0,3 Finanzschulden 197.357 19,6 197.001 19,9 Übrige Vermögenswerte 29.071 2,9 29.098 2,9 Übrige Verbindlichkeiten 2.575 0,3 1.911 0,2 Liquide Mittel 74.191 7,4 87.048 8,7 Latente Steuern 4.337 0,4 7.307 0,7 Kurzfristiges Vermögen 486.722 48,5 464.586 46,6 Langfristige Schulden 337.062 33,5 338.699 34,1 VERMÖGEN 1.006.601 100,0 994.838 100,0 Rückstellungen für Ertragsteuern 20.057 2,0 20.487 2,1 Übrige Rückstellungen 32.985 3,3 24.580 2,5 Finanzschulden 5.314 0,5 4.264 0,4 Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen 159.912 15,9 131.801 13,2 Übrige Verbindlichkeiten 123.717 12,3 117.621 11,8 Kurzfristige Schulden 341.985 34,0 298.753 30,0 EIGENKAPITAL UND SCHULDEN 1.006.601 100,0 994.838 100,0 Zahlen und Fakten Konzernabschluss Zahlen und Fakten Konzernabschluss

Kapitalflussrechnung

380 in TEUR 2013/14 2012/13 in TEUR 2013/14 2012/13 381 Betriebsergebnis aus fortzuführenden und aufgegebenen Bereichen 12.070 21.497 FREIER CASHFLOW 7.213 44.849 Abschreibungen und Amortisierungen 68.067 57.811 Veränderung der lang- und kurzfristigen Finanzschulden -2.238 -30.979 Gewinn/Verlust aus Anlagenabgängen 508 1.246 davon nicht frei verfügbare Zahlungsmittelbestände 11 185 Konsolidierungskreisänderungen -1.050 -420 Veränderung von Minderheitenanteilen -1.524 0 Ergebnis aus der Aufgabe von Geschäftsbereichen -73 -382 Dividenden -3.258 -8.957 Cashflow aus dem operativen Ergebnis 79.522 79.752 Ausübung Optionen 39 205 Vorräte -24.833 12.459 Bezahlte Zinsen -6.922 -7.792 Forderungen aus Lieferungen & Leistungen -19.846 26.849 Vereinnahmte Zinsen 815 1.222 Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen 30.477 -2.414 Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit -13.088 -46.301 Erhaltene Anzahlungen 3.298 -5.473 Einfluss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbestand -6.444 616 Veränderung des Working Capital -10.904 31.421 VERÄNDERUNG DES FINANZMITTELBESTANDES -12.319 -836 Langfristige Rückstellungen -11.414 -10.787 Kurzfristige Rückstellungen 8.905 1.910 Finanzmittelbestand am Anfang der Periode 82.902 83.738 Übrige lang- und kurzfristige Vermögenswerte und Verbindlichkeiten 11.079 6.193 Finanzmittelbestand am Ende der Periode 70.583 82.902 Veränderungen der sonstigen operativen Positionen 8.570 -2.684 Veränderung -12.319 -836 Bezahlte Steuern -5.423 -5.181 Cashflow aus dem operativen Geschäft 71.765 103.308 Einzahlungen aus Anlagenabgängen 429 111 Auszahlungen für Anlagenzugänge -65.553 -59.509 Veränderung von lang- und kurzfristigen finanziellen Vermögenswerten -1.545 702 Veränderung liquider Mittel aus Konsolidierungskreisänderungen 2.117 237 Cashflow aus der Investitionstätigkeit -64.552 -58.459 FREIER CASHFLOW 7.213 44.849 Facts and Figures Consolidated Financial Statements

Income Statement

in TEUR 2013/14 2012/13 Change in % 383

Revenues 1,246,831 1,243,616 0.3

Cost of goods sold (845,356) (855,048) (1.1) Gross profit 401,475 388,568 3.3 as a % of revenues 32.2 31.2 Selling expenses (320,263) (321,581) (0.4) Administrative expenses (40,424) (39,664) 1.9 Other operating results (28,645) (5,663) <(100) thereof special effects (35,452) (14,043) <(100) Operating profit/loss 12,143 21,660 (43.9) as a % of revenues 1.0 1.7 Interest expense (8,904) (9,856) (9.7) Interest income 815 1,225 (33.4) Other financial income and expenses (6,763) (4,592) 47.3 Result from companies accounted for at equity 289 (560) >100 Financial results (14,563) (13,783) (5.7) as a % of revenues (1.2) (1.1) Profit/loss before tax (2,420) 7,877 <(100) Income taxes (2,263) (1,629) 38.9 Net profit/loss from continuing operations (4,683) 6,248 <(100) Net loss from discontinued operations (73) (162) 55.1 Net profit/loss for the period (4,756) 6,086 <(100) as a % of revenues (0.4) 0.5 thereof due to non-controlling interests 239 127 88.5 thereof due to shareholders of the parent company (4,995) 5,959 <(100) Facts and Figures Consolidated Financial Statements Facts and Figures Consolidated Financial Statements

Balance Sheet

384 in TEUR 30 April 2014 in % 30 April 2013 in % in TEUR 30 April 2014 in % 30 April 2013 in % 385 Goodwill 187,792 18.7 190,035 19.1 Share capital 108,750 10.8 108,750 10.9 Other intangible assets 55,682 5.5 52,837 5.3 Additional paid-in capital 335,249 33.3 335,210 33.7 Property, plant and equipment 230,635 22.9 239,966 24.1 Reserves (115,215) (11.5) (96,042) (9.7) Financial assets accounted for at-equity 2,441 0.2 3,667 0.4 Net profit/loss for the period (4,995) (0.5) 5,959 0.6 Financial assets 1,466 0.1 1,101 0.1 Capital attributed to shareholders of the parent company 323,789 32.1 353,877 35.5 Other assets 4,354 0.4 4,233 0.5 Capital attributed to non-controlling interests 3,765 0.4 3,509 0.4 Deferred taxes 37,509 3.7 38,413 3.9 Equity 327,554 32.5 357,386 35.9 Non-current assets 519,879 51.5 530,252 53.4 Provisions for pensions 77,486 7.7 74,669 7.5 Inventories 181,426 18.1 160,472 16.1 Provisions for severance compensation 41,374 4.1 42,744 4.3 Trade receivables 199,303 19.8 185,533 18.6 Provisions for other employee benefits 12,860 1.3 14,146 1.4 Financial assets 2,731 0.3 2,435 0.3 Other provisions 1,073 0.1 921 0.1 Other assets 29,071 2.9 29,098 2.9 Borrowings 197,357 19.6 197,001 19.9 Liquid funds 74,191 7.4 87,048 8.7 Other liabilities 2,575 0.3 1,911 0.2 Current assets 486,722 48.5 464,586 46.6 Deferred taxes 4,337 0.4 7,307 0.7 ASSETS 1,006,601 100.0 994,838 100.0 Non-current liabilities 337,062 33.5 338,699 34.1 Provisions for taxes 20,057 2.0 20,487 2.1 Other provisions 32,985 3.3 24,580 2.5 Borrowings 5,314 0.5 4,264 0.4 Trade payables 159,912 15.9 131,801 13.2 Other liabilities 123,717 12.3 117,621 11.8 Current liabilities 341,985 34.0 298,753 30.0 EQUITY AND LIABILITIES 1,006,601 100.0 994,838 100.0 Facts and Figures Consolidated Financial Statements Facts and Figures Consolidated Financial Statements

Cash Flow

386 in TEUR 2013/14 2012/13 in TEUR 2013/14 2012/13 387 Operating profit from continuing and discontinued operations 12,070 21,497 FREE CASH FLOW 7,213 44,849 Depreciation and amortisation 68,067 57,811 Change in net borrowings (2,238) (30,979) Gain/loss from disposal of fixed assets 508 1,246 thereof restricted cash 11 185 Changes in the consolidation range (1,050) (420) Change of minority interest (1,524) 0 Results from discontinued operations (73) (382) Dividends (3,258) (8,957) Cash flow from operating results 79,522 79,752 Exercise of options 39 205 Inventories (24,833) 12,459 Interest paid (6,922) (7,792) Trade receivables (19,846) 26,849 Interest received 815 1,222 Trade payables 30,477 (2,414) Cash flow from financing activities (13,088) (46,301) Prepayments received 3,298 (5,473) Effects of exchange rate changes on cash and cash equivalents (6,444) 616 Change in working capital (10,904) 31,421 CHANGE IN CASH AND CASH EQUIVALENTS (12,319) (836) Non-current provisions (11,414) (10,787) Current provisions 8,905 1,910 Cash and cash equivalents at the beginning of the period 82,902 83,738 Other current and non-current assets and liabilities 11,079 6,193 Cash and cash equivalents at the end of the period 70,583 82,902 Change in other operating items 8,570 (2,684) Change absolute (12,319) (836) Taxes paid (5,423) (5,181) Cash flow from operating activities 71,765 103,308 Proceeds from the sale of non-current assets 429 111 Capital expenditures on non-current assets (65,553) (59,509) Change in non-current and current financial assets (1,545) 702 Change in liquid funds from changes in the consolidation range 2,117 237 Cash flow from investing activities (64,552) (58,459) FREE CASH FLOW 7,213 44,849 Service Nördliche Hemisphäre Service Südliche Hemisphäre Northern Hemisphere Southern Hemisphere

Werkslandschaft der Zumtobel Gruppe Polarkreis Die Adressen der Vertriebsgesellschaften & Produktionsstandorte Polarkreis zum 30.04.2014. Polar Circle finden Sie über die jeweilgen Websites unserer Marken. Polar Circle

Production network of the Zumtobel Group You can find the addresses of our sales offices & production sites as of 30.04.2014. on the websites of each brand.

388 Tianjin 389

Guangzhou

Shenzhen

Landskrona Lemgo

Jennersdorf

Highland

Spennymoor Innsbruck Wetherill Park, Sydney

Les Andelys Dornbirn

Leuchtengeschäft / Lighting Segment Komponentengeschäft / Components Segment Enneda Auckland Service Firmenadressen Company addresses

Konzernsitz / Zumtobel AG 391 Headquarter Höchsterstrasse 8. 6850 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 509-0 f +43 (5572) 509-601 [email protected] zumtobelgroup.com

Leuchtengeschäft / Zumtobel Lighting Segment Zumtobel Lighting GmbH Schweizerstrasse 30, Postfach 72 6851 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 390-0 f +43 (5572) 22 826 [email protected] zumtobel.com

Thorn Thorn Lighting Ltd. Green Lane Industrial Estate Spennymoor Co. Durham DL16 6HL, United Kingdom t +44 (1388) 420042 f +44 (1388) 420156 [email protected] thornlighting.com

Reiss Reiss Lighting GmbH Otto-Lilienthal-Straße 2. 88046 Friedrichshafen, Germany t +49 (7541) 70079-0 f +49 (7541) 70079-99 [email protected] reiss-lighting.de

Komponentengeschäft / Tridonic Components Segment Tridonic GmbH & Co KG Färbergasse 15. 6851 Dornbirn, Austria t +43 (5572) 395-0 f +43 (5572) 20176 [email protected] tridonic.com Service Weitere Berichte der Zumtobel Gruppe Service Terminvorschau Geschäftsjahr 2014|15 Further reports of the Zumtobel Group Preview Financial Year 2014|15

392 Jahresfinanzbericht 2013/14 Annual Financial Report 2013/14 Bericht zum 1. Quartal 2014/15 393 Report on the First Quarter 2013/14 Ergänzend zu dem vorliegenden Geschäftsbericht hat In addition to the present Annual Report, the Zum- 02.09.2014 die Zumtobel Gruppe einen Jahresfinanzbericht mit tobel Group has published an Annual Financial dem vollständigen Konzernabschluss 2013/14 ver- Report with the complete Consolidated Financial Bericht zum 1. Halbjahr 2014/15 öffentlicht. Der Jahresfinanzbericht steht auf unserer Statements for 2013/14. The Annual Financial Report Report on the First Half-year 2014/15 Website unter folgendem Link zum Download bereit: is available for download via the following link: 09.12.2014 zumtobelgroup.com/de/ finanzinformationen.htm zumtobelgroup.com/en/financial_information.htm Bericht zum 3. Quartal 2014/15 Corporate Governance Bericht 2013/14 Corporate Governance Report 2013/14 Report on the First Three Quarters 2014/15 03.03.2015 Der aktuelle Corporate Governance Bericht der The current Zumtobel Group Corporate Governance Zumtobel Gruppe wurde im Rahmen des Jahres- Report was published in the context of the Annual finanzberichts 2013/14 veröffentlicht und steht auf Financial Report 2011/12 and can be downloaded der Website zum Download bereit: from our website: zumtobelgroup.com/de/corporate_governance.htm zumtobelgroup.com/en/corporate_governance.htm

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Sie können ein Printexemplar der genannten Berichte You can order a print copy of the mentioned reports über unsere Website unter: on our website via: zumtobelgroup.com /de/bestellservice.htm zumtobelgroup.com/en/Ordering.htm oder unter folgender E-Mail bestellen: or via the following e-mail address: [email protected] [email protected] Service Kontakte Contacts Zumtobel Group Kolophon Colophon

394 Presse / Astrid Kühn-Ulrich Herausgeber / Publisher 395 Press Head of Corporate Communications Zumtobel AG, Dornbirn T +43 (0) 5572 509-1570 Astrid Kühn-Ulrich [email protected] Corporate Communications

Investor Relations / Harald Albrecht – Investor Relations Head of Investor Relations T +43 (0) 5572 509-1125 LIVING THE NORDIC LIGHT [email protected] Hergestellt von: Zumtobel AG Snøhetta, gegründet 1989, ist ein internationales Büro für Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur Höchsterstr. 8 und Design mit Hauptsitz in Oslo (Norwegen) und einer weiteren Niederlassung in New York City (USA). 6850 Dornbirn 2014 hat das Unternehmen, was nach einem von Norwegens höchsten Bergen benannt ist, ca. 150 Austria Mitarbeiter mit 27 verschiedenen Nationalitäten, die an Projekten in Europa, Asien, Afrika, den Vereinigten Staaten und Kanada arbeiten.

Produced by: Snøhetta, founded in 1989, is an international architecture, landscape architecture, interior architecture and graphic design firm based in Oslo, Norway and New York City. As of 2014, the firm, which is named after one of Norway’s highest mountain peaks, has approximately 150 staff members, representing 27 different nationalities, working on projects in Europe, Asia, Africa, the United States and Canada.

Art direction und / and Design: Snøhetta

Wir bedanken uns bei / Thanks to: Maria Gulbrandsen, Sørreisa Olaug Bastholm, Berlevåg Helny Zingmark, Boden Apmut-Ivar Kuoljok, Jokkmokk

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396 Weitere Mitwirkende / Other contributors: PhD, Department of Archi tectural Design, Form and Index Abbildungen / Plates: 397 Colour Studies, Norwegian University of Science Åsne Seierstad: and Technology, Trondheim. 1. Theodor Kittelsen (1881). Photo: Grev Wedels Plass Auksjoner/H.R. Elgheim. 2. Cato Lein (2013). 3. From ”Gaimard” (1842–48). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. Photo: Dag Andre Ivarsøy. 4. Bjørn Christian Tørrissen (2006). 5. Eevahenna Aalto (1998). 6. Harvey Goodwin Wurde durch ihre Bücher über die Situation in (2008). Norsk Polarinstitutts bildearkiv. 7. Scott Hansen/Tycho (2014). 8. Po Tidholm (2015) 9. From the movie Rymdinvasion i Lappland (1959). 10. Afghanistan und das Terrorattentat in Oslo und auf Vidje Hansen: Olaus Magnus (1555) 11. Eevahenna Aalto (1995). 12. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 13–16. Cato Lein (2013). 17. Ellisif Rannveig Utøya im Jahr 2011 zu einer von Norwegens ange- Leiter der psychiatrischen Forschungsabteilung am Wessel. (c.1920). Norsk Folkemuseum. 18. Lars Tunbjörk (2007). 19. Cato Lein (2007). 20. Otto Sinding (c.1890). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 21. Vilhjelm Riksheim (1930’s). Tromsø Bymuseum. 22. Mona Kristiansen (2014). 23. Jerry “MagnuM” Porsbjer (c.2000). 24–26. Cato Lein (2006). sehensten Schriftstellerinnen. / One of Norway’s Universitätskrankenhaus von Nordnorwegen, 27–28. Morten Andersen (1980’s). 29. Lars Lerin (2000). 30. Jørn Tomter (c.2000). 31. Lars Lerin (2008). 32. Kåre Kivijärvi (1976). most respected writers, thanks to her books on the Professor für klinische Psychiatrie am Institut für Nasjonalbiblioteket, Oslo. 33. Kåre Kivijärvi (1965). Nasjonalbiblioteket, Oslo. 34. Christian Langvatn (c.2000). 35. Arnt Sneve (c.1970). 36. situation in Afghanistan and the terror attacks in Klinische Medizin an der Pädagogischen Fakultät Nasjonalbiblioteket, Oslo (2011). 37. ©Norsk Polarinstitutt. 38. Lars Pirak (n.d.). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 39. Cato Lein Oslo and on Utøya in 2011. der Universität zu Tromsø. / Lead researcher in the (c.2000). 40. Po Tidholm (2013). 41. www.msm.no (2013). 42. Lars Lerin (2008). 43. Finn Larsen / Norsk Teknisk Museum. 44. ©Norsk Polarinstitutt. 45. Christian Langvatn (2007). 46. Rune Johansen (2010). 47. Per Edvin Lund (1954). 48. Joachim Andreas Vibe Kjærulf Fleischer (c.1915). psychiatric research group at the University Hospital Riksarkivet, Oslo. 49. ©Norskt Luftfartsmuseum. 50. Instagram/Linn Brevick. 51. Matthias Stoltenberg (1837). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 52. Po Tidholm: of North Norway, professor of clinical psychiatry in Cato Lein (1994). 53. Martti Rikkonen (n.d.). ©Cartina bildbyrå. 54. ©Sveriges Riksbank. 55. François Auguste Biard (1839). Nordnorsk Schwedischer Kolumnist, Kulturkritiker und Schrift- the Department of Clinical Medicine at the University Kunstmuseum, Tromsø. 56. Carl Svantje Hallbeck (1856). Chromolithograph by Julis Hellesen. 57. Otto Sinding (n.d.). Göteborgs Konstmuseum. 58. Joakim Eskildsen (1991). 59. Anders Beer Wilse: Roald Amundsen (1909). Nasjonalbiblioteket, Oslo. steller. Sein Essay- und Reportagen-Buch über das of Tromsø School of Medicine. Leben in Norrland (2012) wurde von einer Vielzahl 60. Cato Lein (1984). 61. Sverresborg Trøndelag Folkemuseum. 62. Po Tidholm (2013). 63. Cato Lein (1984). 64. Emil Ragnar Borg Mesch (1901). von Kritikern gefeiert. / Swedish columnist, culture Bruno Laeng: Sundsvall Fotomuseum. 65. Arnt Sneve (c.1970). 66. Greger Ulf Nilson (2014). 67. ©Einar Montén/Jamtli (1954). 68. Torleiv Hoff (c.1925). 69. Instagram/Dirk Pijnenburg (2013). 70. Ernst Wilhelm Nay (1938). Hessisches Landesmuseum, Darmstadt. 71. Christian Langvatn (c.2010). 72. Knud journalist and author. His 2012 book of essays and Professor für kognitive Neuropsychologie an der Baade (1850). 73. Rigmor Skjervagen (c.1940). 74. Rune Nilsen (2013). 75. Postcard (c.2010). 76. John Savio (1925). Nordnorsk Kunstmuseum, reporting on life in northern Sweden was unani- Universität zu Oslo, Mitglied des Regionalen Ethi- Tromsø. 77. Christian Langvatn (c.2010). 78. Norsk Reiselivsmuseum. 79. Kristian helgesen/VG (2010). 80. Rune Johansen (2004). 81. Rune mously acclaimed by the critics. schen Komitees (REK) für Medizinische Forschung in Johansen (2004). 82. Norsk Fiskeværsmuseum/Grepstad. 83. Knud Leem (1767). 84. Wikipedia. 85. Wikipedia. 86. Antony Gormley. Photo: Tom- Runar Johnsen). 87. Kåre Kivijärvi (1969). 88. Anna-Eva Bergman (n.d). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsø. 89. (1905). Billedsamlingen/Grepstad, Oslo. / Professor of cognitive neuropsychology at the Universitetsbiblioteket, Bergen. 90. Fritjof Arentz (1921). 91. Nadja-Kalendern (1972). 92. Mads Gamdrup (2012). 93-94. Morten Andersen (2011). Lars Forsberg: University of Oslo, member of the Regional Ethical 95. Greger Ulf Nilson (2014). 96. Cato Lein (2007). 97. Klingspor (1885). 98. Cato Lein (1984). 99. Po Tidholm (2013). 100. Wikipedia. 101. Po Schwedischer Redakteur und Autor (Bildtexte und Committee (REK) for Medical Research, Oslo. Tidholm (2013). 102. John Savio (c.1930). 103. Po Tidholm (2013). 104. Kåre Kivijärvi (1969). 105. Christian Langvatn (c.2010). 106. Kåre Kivijärvi Exkurse zu den Illustrationen Dunkelheit & Licht). / (1961). 107. Åke Alwin (1959). Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Jokkmokk. 108. www.blommix.blogspot.no. (2013). 109. Rune Johansen (2005). 110. Rune Johansen (2005). 111. Monica Gjendem (2011). 112. Fridtjof Nansen (1912). 113. www.msm.no. 114. ©Jenny Karlsson/Jamtli Swedish editor and writer, contributed captions and Übersetzungen / Translations: (1924). 115. Po Tidholm (2013). 116. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 117. www.hundreprosentelisabeth. digressions on the plates in Darkness & Light. Englisch / English: blogspot.no (2010). 118. Peder Balke (c.1860). Göteborgs Konstmuseum. 119. Postcard, Tromsø (c.1960). 120. Peder Balke (1864). Nasjonalmuseet Robert Dunlap, Bruce Bawer. for kunst, arkitektur og design, Oslo. 121. Instagram/Jasdeep Singh Kalirai (2013). 122. Peder Balke (c.1864). Nasjonalmuseet for kunst, arkitektur og design, Oslo. 123. Gunnar Tollefsen (1978). 124. Peder Balke (c.1850). Nordnorsk Kunstmuseum, Tromsö. 125. Anna Boberg (n.d.). Sølve Sundsbø: Deutsch / German: Nationalmuseum, Stockholm. 127. Postcard Knut Aune Kunstforlag (1956). Norwegischer Fotograf. Mit London als Basis, hat er Lea Kaufmann, Christel Hildebrandt. sich seit 1994 einen Namen als einer der weltweit führenden Modefotografen gemacht. / Norwegian Besonderer Dank an / Special thanks to: photographer. Based in London since 1994, he has Andrea Rudi Lorås, Forlaget Press, Café Velferden in made a name for himself as one of the world’s Berlevåg, Carl Huth, Cato Lein, Helene Gulaker leading fashion photographers. Hansen, Håkon Harket, Jarle Strømodden/Vigeland Museum, Joakim Borda Pedreira, Ivar Kvaal, Johanna Barbara Szybinska Matusiak: Lewengard, Knut Ljøgodt/Nordnorsk Kunstmuseum, Professorin, Architektin MSA, Ph.D., Fachbereich Nikolaj Stobbe/Nils Stærk Gallery, Petter Östlund/ Archi tekturdesign, Form- und Farbwissenschaften an Sundsvall Fotomuseum, Rolf A. Hoff, Sunna Kuoljok/ [Einige der Fotografien und Gemälde sind einen Tick abgeschnitten. Den einen oder anderen Urheber konnten wir nicht erreichen/ausfindig machen. der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Ájtte, Svenskt Fjäll- och Samemuseum, Steinar Dafür bitten wir um Nachsicht. / Several of the photos and paintings have been cropped slightly. In some cases, we have not been able to reach po- Technologie in Trondheim. / Professor, architect MSA, Leirbekk, Viddernäs hus in Jokkmokk. tential copyright holders. We hope they will have understanding and tolerance for this.] Zumtobel Group Kolophon Colophon

398 Geschäftsbericht 2013|14 Lithographie und Druck / Annual Report 2013|14 Lithography and Printing: Göteborgstryckeriet, Schweden Redaktion / Editors: Astrid Kühn-Ulrich und / and Harald Albrecht, Auflage / Circulation: 7.000 Zumtobel AG, Dornbirn Sophie Moser und / and Nikolaus Johannson, © 2014 Zumtobel AG Zumtobel Lighting GmbH, Dornbirn Wiedergabe und Abdruck nur mit ausdrücklicher Deborah Bestman, Thorn Lighting Ltd., London Genehmigung der Zumtobel AG. Markus Rademacher, Tridonic GmbH & Ko KG, Dornbirn Zumtobel AG Höchsterstr. 8 Übersetzung / Translation: A-6850 Dornbirn Bauer-Boothroyd, Schorndorf T +43 (5572) 509-0 Donna Schiller, Wien F +43 (5572) 509-601 [email protected] Koordination / Coordination: www.zumtobelgroup.com Lisa Pfurtscheller, Zumtobel AG, Dornbirn

Wir bedanken uns bei / Thanks to: Herbert Resch, Zumtobel Lighting GmbH, Dormbirn 70°51’28”N, 29°5’5”E | 69°8’48”N, 18°9’22”E | 66°37’0”N, 19°50’0”E | 65°50’0”N, 21°43’0”E