MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 2/2011 MOECK Seminare 2011 Termin: Samstag, 5. November 2011, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 2

mit Bart Spanhove und Catrin Anne Wiechern

Die sinfonische Blockflöte Bart Spanhove wurde 1961 in Eeklo (Belgien) Catrin Anne Wiechern ist ne ben Ihrer Tä tig - geboren. Er studierte Blockflöte am Lem- keit als Leiterin der Kreismu sik schule Celle mensinstituut im belgischen Leuven und ist als Dozentin für verschiedene Workshops seit 1984 Professor und Leiter der Abteilung tätig, außerdem ist sie die künstlerische Lei - Blockflöte am selben Institut. Außerdem ist terin des Jugendblockflötenorchesters NORD. er Mitglied des Block flöten ensembles Flan- ders Recorder Quartet. Mit diesem Ensemble hat er bisher zwölf CDs eingespielt, über tau- send Konzerte gegeben und zahlreiche Meis- terkurse und Workshops in ganz Europa und Amerika, in Japan, Singapur und Südafrika geleitet.

Groß ist die Anzahl der Werke, die nicht für Blockflöte geschrieben sind. Doch warum sollten Blockflötenspieler auf diese schöne und mitreißende Musik verzichten müssen? Beim Moeck Seminar am 5. November 2011 erarbeiten Bart Spanhove und Catrin Anne Wiechern mit den Kursteilnehmern Sätze aus Werken von Mozart, Mendelssohn, Schumann, Tschaikowsky, Grieg u. a. in genial-blockflötengerechten Bearbeitungen. Es wird wieder zwei Gruppen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad geben. Auch für Spieler, die sich vor kniffligen Solopartien nicht scheuen, sind einige Herausforderungen dabei. Nähere Informationen zu den Werken und Möglichkeiten der Vorbereitung werden zeitnah in Tibia und auf www.moeck.com gegeben. Teilnahmegebühr: 40,00 €

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle | Tel. 05141-8853-0 | [email protected] | www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 36. Jahrgang · Heft 2/2011

Inhalt Peter Thalheimer: Neues von Denner – Entdeckungen und Zuschreibungen 402 Das Porträt: Peter Thalheimer im Gespräch mit Peter Reidemeister 411 Matthias Wamser: Helmut Bornefelds neu entdeckte Choralsonate III 415 Ludwig Tente: Die Etudes de salon von Johannes und François Donjon – Ihre Verknüpfung mit literarischen und sprachlichen Vorstellungen 423 Summaries 431 Berichte Ulrich Scheinhammer-Schmid: Die Rosetti-Festtage 2010 im Ries – mit einer Vorschau und einem Seitenblick auf eine für Holzbläser interessante Notenedition 435 Dörte Nienstedt: Von Flöten, Dieben und Koalas – Über das Abenteuer, ein Familienkonzert zu gestalten 439 Lisete da Silva: Moeck/SRP Solo Recorder Competition – Das Preisträgerkonzert von Pernille Petersen 441 Michael Kubik: Neue Besetzung, neuer Reiz: Blockflötenchor mit Zupforchester 443 Moments littéraires 445 Rezensionen Bücher 449 Noten 457 Tonträger und AV-Medien 468 Veranstaltungen 474 Impressum 480

Titelbild: Die Weidenpfeife, nach dem Gemälde von O. Piltz Photographie im Verlage von Franz Hanfstängl in München, Zeitungsblatt von 1899 Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Mieroprint Verlag, Münster Peter Thalheimer

Peter Thalheimer Neues von Denner – Entdeckungen und Zuschreibungen Vortrag beim Symposium „Historische Holzblasinstrumente“ Nürnberg 20111

In der Geschichte des Holzblasinstrumenten- brachte es durch seine Instrumente zu einem baus kommt der Familie Denner eine besondere hohen Ansehen und einem beachtlichen Ver- Bedeutung zu. Sie war sicher maßgeblich an der mögen. Vervollkommnung und der Verbreitung der Barockmodelle von Blockflöte, Traversflöte, Abb. 1: , Oboe und Fagott in Deutschland Signatur von Johann Christoph Denner beteiligt. Darüber hinaus wird z. B. dem ältesten Instrumentenbauer der Familie, Johann Chris- Sein um fünf Jahre jüngerer Bruder Johann Carl toph, geboren am 13. August 1655 in Nürnberg, wurde ebenfalls von seinem Vater zum Wildruf- die Weiterentwicklung des Chalumeau, ja sogar und Horndreher ausgebildet. Auch er wandte die Erfindung der Klarinette und des Barock- sich schon früh dem Holzblasinstrumentenbau Ranketts zugeschrieben. zu. Sein Lebensweg verlief jedoch nicht in so ebenmäßigen Bahnen wie der Johann Chris- Fast jedes der erhaltenen Denner-Instrumente tophs. Schon nach dem Eintritt in den Gesellen- bildet einen wichtigen Mosaikstein in unserem stand geriet er mit den strengen Gesetzen des Bild des damaligen Instrumentenbaus. Die Ent- bürgerlichen Lebens in Konflikt. Noch nicht ein- deckung eines bisher unbekannten Exemplars mal 20jährig, verehelichte er sich entgegen den ist deshalb immer eine kleine Sensation – glei- Bestimmungen der Handwerksordnung und chermaßen aus Sicht der Organologen, der Mu- entgegen dem Ratschlag seines Vaters. Darauf- siker und der heutigen Instrumentenbauer, weil hin wurde er vom Handwerk gewiesen und ver- viele Denner-Instrumente seit Jahrzehnten als lor seine Stellung.5 Er konnte jedoch später bei Vorlage für Nachbildungen dienen. der Witwe seines 1691 verstorbenen Bruders Andreas arbeiten. In einem Gesuch an den Rat Vor der Beschreibung der neu entdeckten Den- der Stadt schrieb er, dass er nichts anders als Flö- ner-Instrumente ist ein kurzer Blick auf die Bio- ten und Flaschinet zu arbeiten und zu machen graphien der vier wichtigsten Familienmitglie- begehre.6 Da er nie das Meisterrecht bekam, der nötig. durfte er nicht mit seinem Namen signieren. Es ist deshalb unklar, ob überhaupt Instrumente Johann Christoph Denner erhielt seine Ausbil- von ihm erhalten bzw. welche der überlieferten dung als Wildruf- und Horndreher2 bei seinem Flöten von ihm gebaut worden sind. Vater Heinrich Denner. Etwa ab 1680 baute Jo- hann Christoph jedoch vor allem Holzblasin- Johann Christoph Denners ältester Sohn Jacob strumente. Erhalten sind Blockflöten, Chalu- wurde 1681 geboren. Er wurde von seinem Va- meaux, Pommern, Oboen, Rankette, Dulziane ter zum Wildruf- und Horndreher ausgebildet, und Fagotte.3 Im Jahr 1696 erhielt er das außer- hat sich aber wohl nach seiner Lehrzeit nur ordentliche Meisterrecht, weil er damals der noch mit dem Bau von Holzblasinstrumenten erste war, der in Nürnberg zur „Verfertigung beschäftigt. Daneben war er Mitglied der Nürn- der französischen Musicalischen Instrumenta“ berger Stadtpfeiferei, also Musiker. Wann er das fähig war4. Seine Instrumente tragen die Signa- Meisterrecht erwarb, ist nicht überliefert, es tur „I. C. Denner“ im Wimpelband, gelegent- muss aber wohl vor 1719 gewesen sein.7 Jacob lich auch ein verschlungenes Monogramm, da- Denners Lieferprogramm war ähnlich vielfältig runter ein „D“ (Abb. 1). Johann Christoph wie das seines Vaters. Erhalten sind Blockflöten,

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Traversflöten, Pommern, Oboen, Oboen Posen. Das Posener Instrument ist allerdings d’amore, Tenoroboen, Klarinetten und Fa - Fragment – es fehlt das originale Kopfstück – gotte.8 Die Instrumente aus seiner Werkstatt und es wurde später mit drei zusätzlichen Klap- sind signiert mit „I. Denner“ im Wimpelband, pen ausgestattet. den Initialen I. D. und einem Baum (Abb. 2). Betrachten wir die komplett erhaltenen Instru- mente – beginnend mit der Nürnberger Elfen- beinflöte (Abb. 3). Ihre Besonderheiten sind die Dreiteiligkeit in Anlehnung an das Hotteterre- Abb. 2: Signatur von Jacob Denner Modell und das zweite Fußstück mit langer Jacob Denners um zehn Jahre jüngerer Bruder Klappe für c1.11 Für die Zeit um 1720 waren vier- Johann David führte keine eigene Werkstatt. teilige Flöten die neuere, „modernere“ Variante. Vermutlich arbeitete er als Geselle bei Jacob. Als Sie ermöglichten durch auswechselbare Mittel- dieser 1735 starb, durfte Johann David die stücke die Anpassung an unterschiedliche Werkstatt nicht übernehmen, weil er unverhei- Stimmtöne. Zu diesem Typus gehört das viertei- ratet war und das Meisterrecht noch nicht er- lige Nürnberger Exemplar aus Buchsbaum mit worben hatte. Vermutlich arbeitete er weiter zwei Mittelstücken12 (Abb. 4) und die Flöte, die unter Johann Wilhelm Oberlender junior, dem aus dem Besitz der „Stiftung Kunst und Kultur Werkstattnachfolger Jacobs.9 des Landes Nordrhein-Westfalen“ in eine Pri- vatsammlung übergegangen ist (Abb. 5). Eine Soweit der Einblick in die Biographien der Rarität ist das besonders lange Mittelteil, ein so- wichtigsten Mitglieder der Familie Denner. Bei genanntes „d’amore-Mittelstück“. Es steht ei- den neu entdeckten Instrumenten handelt es nen Ganzton tiefer als das mittlere der drei an- sich um eine Traversflöte und eine Blockflöte. deren Mittelstücke, welches auf a1 bei etwa 409 Außerdem geht es um die Zuschreibung einer Hz gestimmt ist. weiteren Traversflöte und eines Flageoletts. Wenden wir uns zuerst den Querflöten von Ja- Das Brüsseler Exemplar dürfte wohl einige Jah- cob Denner zu. re nach den bisher genannten Flöten entstanden sein, also um 1725 (Abb. 6). Es hat nur ein Mit- Von Jacob sind uns jetzt sechs erhaltene Tra- telstück; die Bohrung ist etwas enger als die der versflöten bekannt.10 Zwei davon befinden sich Nürnberger vierteiligen Flöte. in Privatbesitz, zwei weitere gehören zur Samm - lung des Germanischen Nationalmuseums in Hier ist jetzt das neu entdeckte Instrument von Nürnberg. Die beiden verbleibenden befinden Jacob Denner einzuordnen. Vermutlich handelt sich in den Instrumentenmuseen Brüssel und es sich um die späteste der bis jetzt bekannten

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Abb. 3: Traversflöte von Jacob Denner (Germani- sches Nationalmuseum Nürnberg MI 566)

Abb. 4: Traversflöte von Jacob Denner (Germani- sches Nationalmuseum Nürnberg MI 257)

Abb. 5: Traversflöte von Jacob Denner (Privatbesitz, früher „Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfa- len“)

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Abb. 6: Traversflöte von Jacob Denner Traversflöten Jacob Denners. Ein genauer Ver- (Musée Instrumental Brüssel Nr. 1056) gleich der Bohrungen der verschiedenen Jacob- Denner-Traversflöten könnte Klarheit in die Chronologie bringen, steht aber derzeit noch aus. Der Stimmton liegt bei ca. 420 Hz, also in der Nähe von Bachs Leipziger Stimmung. Das Instrument ist irgendwo in Deutschland aufge- taucht und über einen englischen Händler in eine deutsche Privatsammlung gekommen. (Abb. 7)

Alle bis jetzt erwähnten Querflöten sind mit dem Stempel Jacob Denners signiert und des- halb zweifelsfrei seiner Werkstatt zuzuordnen. Ein weiteres, allerdings unsigniertes Instrument soll nun hier erstmals Jacob Denner zugeschrie- ben werden (Abb. 8). Es ist vierteilig, ganz aus Elfenbein gebaut und gehört zur Sammlung des Händel-Hauses Halle13. Herbert Heyde14 hielt es schon 1980 für „Nürnberger Arbeit, um 1730“, weil es nach dem Nürn- berger Werkzoll gearbeitet ist. Nach Heyde kommen als Her- steller Jacob Denner, Johann Schell, Nikolaus Staub, Johann Georg Zick, Johann Wilhelm Oberlender senior und Wende- lin Meisenbach in Frage. Nach Vergleichen mit Instrumenten von Schell, Staub und Oberlen- der scheiden diese als Erbauer jedoch eindeutig aus. Von Zick und Meisenbach sind keine Querflöten erhalten, wir wis- sen nicht einmal, ob sie welche gebaut haben. Bleibt noch Ja- cob Denner. Vergleiche mit Drechselprofilen eines anderen Denner-Instruments zeigen ei- ne so große Ähnlichkeit, dass die Zuschreibung der Hallenser Elfenbeinflöte an Jacob Denner

Abb. 7: Traversflöte von Abb. 8: Unsignierte Traversflöte aus Jacob Denner (Privatbe- Elfenbein (Händelhaus Halle MS– sitz) 334)

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Abb. 9: Drechselprofile der Chorton- oder Terzflöte von Jacob Denner (Privatbesitz) und der unsignierten Elfen- beinflöte (Händelhaus Halle MS–334) gewagt werden kann (Abb. 9). Drechselprofile waren damals so etwas wie eine persönliche Handschrift – individuell und unverwechselbar. Alternativ kommt allenfalls sein nicht zeich- nungsberechtigter Onkel Johann Carl in Frage. Das Instrument selbst darf zu den frühesten Beispielen vierteiliger Traversflöten gezählt Abb. 10: Unsignierte Alt- werden. Es ist von hervorragender Qualität. blockflöte aus Elfenbein aus Weil es unsigniert ist, fand es bisher bei den heu- dem Nachlass von Peter tigen Flötenbauern noch wenig Beachtung. Das Harlan (Institut für Lippi- sche Landeskunde, Burg vergleichende Profil stammt von einer kleineren Sternberg) Jacob-Denner-Traversflöte, die entweder in Chortonstimmung oder als eine frühe Terzflöte gebaut worden ist.15

Im Vergleich zu den relativ wenigen Traversflö- Besitz einer Altblockflöte aus Elfenbein (Abb. ten haben wir von der Familie Denner zahlrei- 10). Dieses Instrument ist 2007 aus dem Nach- che Blockflöten erhalten, von Johann Christoph lass von Peter Harlans zweiter Frau Hilde wie- und Jacob jeweils etwa 10-12 Altflöten, außer- der aufgetaucht. Die Flöte ist jetzt im Besitz des dem Tenöre und Bassflöten und auch kleinere Instituts für Lippische Landeskunde und wird Instrumente.16 Eine weitere Altflöte, die der Fa- auf der Burg Sternberg aufbewahrt, wo die Fa- milie Denner zugeschrieben werden kann, ist milie Harlan nach dem Krieg gelebt hat. Es ist erst vor kurzem wieder entdeckt worden. nicht bekannt, wann und wie das Instrument in den Besitz von Peter Harlan gekommen ist. Es Peter Harlan, der Initiator der Wiederbelebung ist jedoch zusammen mit Instrumenten aus den der Blockflöte in Deutschland um 1926, war im Harlan-Werkstätten abgebildet auf einem Foto,

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Abb. 11: Instrumente von Peter Harlan mit der Elfenbein-Blockflöte, Foto aus der Zeit zwischen 1949 und 1965 das zwischen 1949 und etwa 1965 auf der Burg Sternberg entstanden ist (Abb. 11).17 Bohrungs- vergleiche haben gezeigt, dass diese Elfenbein- flöte nicht im Zusammenhang stand mit den neu gebauten Blockflöten, die Harlan vertrie- ben hat.18

Auf der Elfenbeinflöte ist keine Signatur er- kennbar. Das Instrument wurde mehrfach repa- riert, es ist jedoch jetzt nicht mehr spielbar. Die Flöte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Mitglied der Familie Denner zuzuschreiben. Diese Annahme stützt sich auf Vergleiche mit zwei Elfenbeinflöten, die sich im Nationalmu- seum Prag19 (Abb. 12) und im Musikinstrumen- ten-Museum Berlin20 befinden (Abb. 13). Die beiden Museumsinstrumente und die Flöte aus Harlans Besitz sind in der äußeren Form so weit identisch, dass kein Zweifel daran bestehen Abb. 12: Unsignierte Altblockflöte aus Elfenbein (Natio- kann, dass sie aus der gleichen Werkstatt stam- nalmuseum Prag, Tschechisches Museum für Musik, men. Lediglich das Fußstück der Berliner Flöte Inv.-Nr. 104)

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weist ein abweichendes Pro- Buchsbaum gebauten Instrumenten Johann fil auf. Dieses wurde aber Christoph Denners unterscheidet. Zusammen schon 1996 von Thomas mit dem Prager und dem ex-Harlan-Instrument Lerch21 als Ergänzung er- ist also ein Instrumententypus belegt, der eine kannt, ohne dass ihm die gewisse Eigenständigkeit aufweist. Ohne ge- Prager Flöte und das Instru- nauere Untersuchungen kann er nicht weiter ment aus Harlans Besitz be- Johann Christoph Denner zugeschrieben wer- kannt waren. Durch das den. Auftauchen des Prager In- struments und der Flöte aus Martin Kirnbauer hat schon 1992 die Zuwei- Harlans Besitz wird es jetzt sung der Instrumente mit dem Werkstattzei- möglich sein, das ergänzte chen „D“ an Johann Christoph Denner ange- Fußstück, das wohl nach ei- zweifelt.24 Er hält es für denkbar, dass diese ner Vorlage von Johann Be- Instrumente von Johann Carl Denner, dem Bru- nedikt Gahn hergestellt der von Johann Christoph, gebaut worden sind. wurde, durch ein neues, pas- Johann Carl, der „nichts anderes als flöten und senderes zu ersetzen. flaschinett“ herstellte, arbeitete nach dem Tod seines Bruders Andreas Denner 1691 bei dessen Das Berliner Instrument Witwe „stückweis“, also ohne eigenes Zeich- soll bis zum Zeitpunkt einer nungsrecht.25 Bei weiteren Untersuchungen ist Reparatur (vor 1987) das folglich in Betracht zu ziehen, dass Andreas Schlingmonogramm Johann oder Johann Carl Denner die drei überaus ähn- Christoph Denners und das lichen Elfenbeinblockflöten gebaut haben könn - Werkstattzeichen „D“ ge- ten. tragen haben,22 es kann also einer der Denner-Werkstät- Ein weiteres Detail könnte dazu geeignet sein, ten zugeschrieben werden. eine Zuweisung der mit „D“ gestempelten In- Mittlerweile ist die Signatur strumente an Johann Carl Denner zu bestätigen: nicht mehr gut zu erkennen. Ein in Göttingen aufbewahrtes Elfenbein-Fla- Das Prager Instrument wird geolett, das bisher unter den mit „D“ signierten 23 26 von Bohuslav Čížek – wohl Instrumenten registriert war , trägt tatsächlich ohne Kenntnis der beiden die Signatur „C D“27 (Abb. 14, 15). Dabei Vergleichsinstrumente – Ja- scheint das „C“ nicht mit einem Stempel einge- cob Denner zugewiesen. drückt worden zu sein wie das „D“, sondern es wurde vermutlich mit einem Werkzeug einge- Bei der Untersuchung der kratzt.28 Weil die beiden Versalien „C D“ mittig Bohrungsverläufe von Den- auf das Labium ausgerichtet sind, ist anzuneh- ner-Blockflöten hat Thomas men, dass das „C“ zusammen mit dem „D“ an- Lerch festgestellt, dass sich gebracht und nicht etwa später hinzugefügt die Berliner Elfenbeinflöte wurde (Abb. 16). Damit ist das Göttinger es3- signifikant von anderen, aus Flageolett mit großer Wahrscheinlichkeit Jo- hann Carl Denner zuzuschreiben. Vielleicht wären durch eine genauere Untersuchung der Instrumente in Martin Kirnbauers „Vorläufi- ge(r) Auflistung von Holzblasinstrumenten Abb. 13: Altblockflöte aus Elfenbein von Johann Chris- 29 toph (?) Denner (Musikinstrumenten-Museum des Staat - Nürnberger Wildruf- und Horndreher“ noch lichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kultur- weitere Hinweise auf Johann Carl Denner zu besitz Berlin, Inv.-Nr. 5428) finden.

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Abb. 14 und 15: Flageolett in es3 aus Elfenbein mit der Signatur „C D“, Musikinstrumentensammlung des Musikwis- senschaftlichen Seminars der Georg-August-Universität Göttingen, Inv.-Nr. 153, früher Sammlung Moeck

4 Ekkehart Nickel, S. 204. 5 Ekkehart Nickel, S. 239. 6 zitiert nach Ekkehart Nickel, S. 240. 7 Ekkehart Nickel, S. 243-256. 8 Phillip T. Young, S. 55-57. 9 Ekkehart Nickel, S. 267-270. 10 Vgl. Martin Kirnbauer und Peter Thalheimer: „Eine Dennerische Traversiere … zu haben“. Neu entdeckte Querflöten Jacob Denners (1681–1735); in: Der schöne Klang, Nürnberg 1996, S. 33-46. 11 Vgl. Martin Kirnbauer: Verzeichnis der Europäischen Musikinstrumente im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Band 2, Flöten und Rohrblattinstrumente bis 1750; Wilhelmshaven 1994 (Quellenkataloge zur Musik- Abb. 16: Signatur des Göttinger Flageoletts geschichte, hrsg. von Richard Schaal, 24), S. 88-91. 12 Vgl. Martin Kirnbauer (1994), S. 92-94. 13 MS–334 Zusammenfassend ist festzustellen: Obwohl die 14 Herbert Heyde: Katalog zu den Sammlungen des Hän- Wirkungszeit der Familie Denner jetzt etwa 300 del-Hauses in Halle, 7. Teil Musikinstrumentensamm- Jahre hinter uns liegt, kam in den letzten Jahren lung, Blasinstrumente, Orgeln, Harmoniums; Halle an der Saale 1980, S. 335. immer wieder Neues ans Licht – sowohl neue 15 Informationen als auch „neue“ Instrumente. Ausführlicheres zu diesem Instrument bei Martin Kirnbauer und Peter Thalheimer (1996), S. 33-46, und Hoffen wir auf weitere Entdeckungen. bei Peter Thalheimer: Die Terzquerflöte in Es. Bauge- schichte, Repertoire und Spielpraxis; in: Musica Instru- ______mentalis, Band 3, Nürnberg 2001, S. 24-44. 16 ANMERKUNGEN Phillip T. Young, S. 55-61 1 Die vorliegende Fassung wurde um Erkenntnisse zu 17 Klaus Martius wird für diesen Hinweis gedankt. einem Flageolett von Denner erweitert. 18 Vgl. Peter Thalheimer: Die Blockflöte in Deutschland 2 Zu diesem nur in Nürnberg existierenden Beruf und zur 1920–1945. Instrumentenbau und Aspekte zur Spielpra- Abgrenzung vom Drechslerhandwerk vgl. Ekkehart xis; Tutzing 2010 (=Tübinger Beiträge zur Musikwissen- Nickel: Der Holzblasinstrumentenbau in der freien schaft, Band 32), S. 58-59. Reichsstadt Nürnberg, München, 1971, S. 102-133. 19 Inv.-Nr. 104. 3 Phillip T. Young: 4900 Historical Woodwind Instruments. 20 Inv.-Nr. 5428. Das Berliner Exemplar stammt aus dem An Inventory of 200 Makers in International Collections; Nachlass von Franz Julius Giesbert und kam erst 1987 in London 1993, S. 58-61. die Berliner Sammlung.

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21 Thomas Lerch: Vergleichende Untersuchung von Boh- rungsprofilen historischer Blockflöten des Barock (Diss. Kassel 1995); Berlin 1996, S. 130. 22 Vgl. Ekkehart Nickel, S. 218, und Thomas Lerch, S. 130. 23 Bohuslav Čížek: Illustriertes Lexikon der Musikinstru- mente; Eggolsheim o. J., S. 124. 24 Martin Kirnbauer: Überlegungen zu den Meisterzei- chen Nürnberger „Holzblasinstrumentenmacher“ im 17. und 18. Jahrhundert; in: Tibia 1/1992, S. 9-20, hier S. 15. 25 Martin Kirnbauer (1992), S. 15, Ekkehart Nickel, S. 240. 26 Musikinstrumentensammlung des Musikwissenschaft- lichen Seminars der Georg-August-Universität Göttin- gen, Inv.-Nr. 153; Martin Kirnbauer (1992), S. 19. 27 Vgl. Klaus-Peter Brenner: Musikinstrumentensamm- lung des Musikwissenschaftlichen Seminars der Georg- August-Universität Göttingen, Gesamtkatalog, Manu- skript, Bearbeitungsstand 20.01.2005. 28 Eine eingekratzte Signatur trägt auch die Traversflöte aus Elfenbein von Jacob Denner, vgl. Martin Kirnbauer (1994), S. 88. 29 Martin Kirnbauer (1992), S. 19. 

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Porträt: Peter Reidemeister „Mit der Alten Musik habe ich die Flöte entdeckt“ Der Flötist Peter Reidemeister im Gespräch mit Peter Thalheimer

Peter Reidemeister, geboren in Berlin und seit 35 Jahren Wahl-Basler. Musikalische Aus bil dung an der Musik- hoch schule in Berlin mit Hauptfach Flöte bei Aurèle Nicolet, 5 Jahre Mitglied der Berliner Philharmoniker, 7 Jahre bei den Deutschen Bachsolisten, zahllose Tourneen, Assistent von Nicolet an der Frei burger Musik hoch - schule. Studium der Musik wissenschaft in München bei Thr. Georgiades und Berlin bei C. Dahlhaus, Promotion 1972 mit einer Arbeit zur „Burgundischen Chanson“ des 15. Jahrhunderts. Ab 1973 Stellvertretender Leiter (an der Seite von Wulf Arlt) und von 1978 bis 2005 Direktor der Schola Can - torum Basiliensis und damit Direktionsmitglied der Musik-Akademie der Stadt Basel. Buch Einführung in die Historische Aufführungspraxis Als Herausgeber des Basler Jahrbuchs für historische erschien 1989 (1995 in 2. Auflage) bei der Wis sen schaft - Musikpraxis verantwortlich für 25 Bände dieser Reihe. lichen Buchgesellschaft, Darmstadt. Daneben diverse Beiträge zu Fra gen der Auf füh rungs - Die Mitarbeit in musikpolitischen Kom mis sio nen (z. B. für praxis und In ter pre tation Alter Musik, zur Rezeption die Evaluation neuer Hochschul-Studiengänge ge mäß der Alter Musik im 20. Jahrhundert und zum Problem der Bologna-Reform), im Hochschulrat der Musik hochschule musikalischen Ausbildung. Editionsprojekte z. B.: G. Ph. Nürnberg und in Vorständen von Mu sik gesellschaften Telemann, die 12 Fantasien für Flöte solo und die 6 Duos und Festivals (z. B. Internationale Bach-Ge sell schaft bzw. für 2 Flöten (1752), C. P. E. Bach die späten Quartette, Bach-Fest Schaffhausen) sowie Vor träge und Kurse an alles im Amadeus-Verlag, Winterthur. Sein verbreitetes Musikhochschulen ergänzen seine vielfältigen Aktivitäten.

Peter Thalheimer: Deine Biographie zeigt einen hatte, fünf Jahre Mitglied der Flötengruppe zu Wandel vom traditionellen Orchestermusiker sein, hatte ich das tatsächlich alles. Es ist aber zum Fachmann für Historische Auf fü hrungs - kein Geheimnis, dass sich in diesem Job, wenn praxis. Wie kam es zu dieser Entwicklung? man da im Alter von 20 Jahren hineingerät, bis zur Pensionierung wenig ändert oder entwickelt. Peter Reidemeister: Orchestermusiker fand ich Man bleibt ein Mosaikstein im großen Ganzen. in jungen Jahren immer einen Traum-Beruf. Tol- So schön das sein kann, so begrenzt ist es doch. les Repertoire, „sinfonischer“ Sound, super Di- Also habe ich gedacht: „Das Leben ist lang, du rigenten, nette Kollegen – eben: im Traum. In musst einen anderen Weg suchen.“ Mit der Alten Berlin in der Philharmonie, wo ich das Glück Musik habe ich die Flöte neu entdeckt, nämlich

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die Traversflöte. Und mit der Mu sikwissenschaft zylindrische Holzflöte von neuem – damit ist habe ich eine neue Per spek tive auf die Musik ge- ihre Neugierde offenbar befriedigt. Aber das ist funden. Andererseits hat mir die Erfahrung im ja doch schön, dass man bei den Holzbläsern im Orchester für später unendlich viel genützt – für Orchester nun wieder eine Holzflöte sieht! So die Unterscheidung von gut und schlecht, von lange ist das ja gar nicht her, dass die Flötisten laienhaft und professionell, für die Beurteilung genau diese Instrumente weit von sich gewiesen von hunderten von Aufnahmeprüfungen und haben, weil im Orchester lauter und brillanter Diplomkonzerten, überhaupt für die Leitung gespielt werden musste! Wenn die Entwicklung einer Hochschule. Man sagt immer, die moder- „retour à la nature“, das heisst zu mehr Nuan- nen Musiker sollten möglichst viel von Alter cen, Farben und Charme, weiter anhält, dann Musik verstehen, und das ist auch richtig. Aber wird die konische Ring klappenflöte doch eines die „alten“ Musiker sollten sich genau so sehr Tages interessant, vorausgesetzt, die anderen In- vom Können und vom Niveau der modernen in- strumentalisten machen mit … spirieren lassen, auch von der zeitgenössischen Musik. Während Deiner Zeit als Lehrer und Leiter der Schola Cantorum Basiliensis hat sich die Be - In einem der ersten Hefte der Tibia hast Du 1976 deutung der Aufführungspraxis für die zukünf- über die konische Ringklappenflöte ge schrieben. tigen Musiker verändert – welche Tendenzen Dein erstes Kapitel scheint mir noch immer gültig siehst Du? zu sein und sollte noch heute manchem Virtuosen ins Stammbuch geschrieben werden. Deine Moderne Musiker haben heute in der Regel viel Hoffnung auf Wie der be le bung dieses Instru- mehr Interesse an Alter Musik als vor – sagen ments hat sich aber bisher nicht erfüllt. Hat statt- wir – 20 Jahren. Da ist durch die Historische dessen die barocke Tra vers flöte den Siegeszug Musikpraxis so viel Neues in die Interpretation angetreten? gekommen, dass sie gemerkt haben, daran kann man nicht mehr vorbeigehen. Natürlich gibt es Stimmt, mit meiner geliebten konischen Ring - bei den älteren Instrumental- und bei den Ge- klappenflöte ist es nicht recht weitergegangen. sangslehrern noch die altvertrauten Vor be halte, Vielleicht kommt das aber noch. Dann wird die aber auch diese Lehrer können sich den neuen Tibia sagen können: „Nach uns der Trend!“ Tendenzen schwer entziehen, besonders, wenn Damit aber eine Situation reif ist für etwas die jungen Studenten aufgeschlossener und neu- Neues, muss ein gewisses Déjà-vue in der Luft gieriger sind als sie selber. Das alles ist zwar eine liegen, weil etwas abgenutzt, erneuerungsbe- gute Tendenz, aber der Preis für die Alte Musik dürftig ist. Das ist im Moment weder bei der ist hoch. Die Entwicklung scheint mir auch hier alten Traversflöte noch bei der silbernen Böhm- heute eher in die Breite als in die Tiefe zu gehen. flöte so richtig der Fall. Beide entwickeln Der Markt und die Mode haben zu viel Einfluss. sich noch irgendwie weiter. Und so lange ist das Man muss hauptsächlich anders spielen als alles Bedürfnis nach einer Alternative noch nicht Bisherige, um aufzufallen, man muss sich „ver- stark genug. kaufen“, um engagiert zu werden. Es muss alles noch rasanter gespielt werden, noch mehr Gags Die Traversflöte bringt mit ihren Varianten von und Tricks sind ge fragt. Die Spieler scheinen zu der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert noch so denken, da muss man dauernd etwas „machen“, viele Herausforderungen für die Spieler mit sich, sonst ist es langweilig. Klar ist es immer schwer, dass es noch nicht langweilig wird. Dafür sorgen Künstlichkeit und Natürlichkeit irgendwie in auch die vielen talentierten Flötenbauer mit eine Balance zu bringen. Es war nie leicht, eine ihren immer noch schöneren Instrumenten. Die Echtheit zu finden, diese berühmte „persönliche Silberflötisten entdecken seit einiger Zeit für die Note“. Am ehesten höre ich das heute bei eini- klassische und vorklassische Musik gerade die gen Alte-Musik-Sängern und Vokalensembles.

412 TIBIA 2/2011 Peter Reidemeister

Wird es so weitergehen? In welche Richtung In der Alte-Musik-Welt aber entwickelt sich sollte sich Deiner Meinung nach die Ausbildung an gesichts dieser Konkurrenz dann dieselbe Ten - zukünftiger Musiker weiterentwickeln? denz: hauptsächlich gut, schnell, sicher, „pro - fessionell“ spielen, sonst werden wir nicht mehr Schwer zu sagen. Es wird immer junge Musiker engagiert. Ob da wirklich profunde Kennt nis geben, die sich eher zu den modernen In stru - dahinter ist, können sowieso die wenigsten be- menten und deren Musizierstil hingezogen füh- urteilen. Dann kommt es wieder zu dieser len, und solche, die sich für die Alte Musik „Tutti“-Mentalität, wogegen die Alte Musik entscheiden. Es wäre schön, wenn die Modernen jahrzehntelang so sehr gekämpft hat! Diesen – auf freiwilliger Basis, denn unter Zwang lauwarmen Brei, der dann entsteht, habe ich wächst nichts Gutes – in ihrer Ausbildung über- immer „Euro-Barock“ genannt. all die Möglichkeit hätten, mit den alten Instru- menten in Berührung zu kommen, wichtiger Wo liegt die Grenze zwischen den Kenntnissen, wäre noch: mit der zugehörigen In ter pre ta tions - die jeder (aus)gebildete Musiker haben sollte und hal tung. Auch die Sänger. Heute bekommt man denen, die nur „Spezialisten“ benötigen? Kann ja für jede halbe Stunde Arbeit Credit Points, es sich heute wirklich noch ein spezialisierter Mu- lohnt sich also … Nur muss es zusätzlich an ei- siker von seiner Kunst ernähren? Ich denke da z. nigen Hochschulen wirkliche Kom pe tenz - B. an den Pianisten, dessen Re per toire von Beet- zentren geben, wo die Spezialisten sind. Da hoven bis Brahms reicht, oder den auf Neue muss höchstes Niveau herrschen. Und das Alte- Musik spezialisierten Block flö tisten. Musik-Angebot muss sehr umfassend sein. Da können dann diejenigen weiterstudieren, die Wenn man aber auf einem Gebiet wirklich gut beim Schnuppern Feuer gefangen haben. Ohne ist, besser als die anderen, dann verschafft man diese Zentren hätte ich einige Sorge vor fort- sich da einen Namen und wird für diese Aufga- schreitender Verwässerung und Veroberflächli- ben angefragt. Und dann kann man unter Um- chung, weil halt jeder auch ein bisschen ständen eher davon leben, als wenn man vieles mitmachen kann und glaubt, es nun auch zu kann, aber alles nur ein bisschen. Ich kenne können. junge Musikerinnen, die mit Generalbass auf der Barockharfe oder mit Psalterium oder mit der Wie offen sind die entscheidenden Per sön lich - mittelalterlichen Blockflöte einen sehr guten keiten an den Ausbildungsinstituten für solche Weg machen und interessanter leben als etliche Tendenzen? Du hast ja auch Erfahrungen als konventionelle Allrounder. Jeder sollte das tun, Mitglied im Hochschulrat der Hochschule für wofür er eine Leidenschaft hat. Nur darin wird Musik Nürnberg. er es zu etwas bringen.

Die Verantwortlichen an den Hochschulen Du betreust in Deiner Heimatstadt Berlin eine überall, wo ich sie kenne, sind meiner Meinung Konzertreihe im Musikinstrumentenmuseum. nach nicht das Problem. Ich sehe da enorm viel Welche Konzeption liegt ihr zugrunde? Interesse und weiten Horizont. Ich fürchte die Gefahr bei den Musikern der jungen Ge ne ra - Das Museum macht diese Konzerte, um das Pu- tion. Die „Modernen“ denken entweder, die Be- blikum hineinzuziehen. Es will für die Öffent- schäftigung mit Alter Musik hindert mich am lichkeit seine Schätze zum Klingen bringen. Üben, und dann habe ich weniger Chancen, mit Aber leider dürfen in den Museen heute aus meinem modernen Instrument einen Wett - konservatorischen Gründen diese Schätze gar bewerb oder ein Probespiel zu gewinnen. Oder nicht selber erklingen, sondern was er klingt, sie meinen, nach 2 Schnupper-Semestern Schnell - sind in der Regel Kopien. Umso wichtiger sind bleiche wissen sie eigentlich genug. Die zweite für die Konzerte a) spezielle Pro gramme, die be- Gruppe ist eigentlich noch lästiger als die erste. stimmte Aspekte im Zu sam men hang mit den In-

TIBIA 2/2011 413 Porträt

strumenten, dem Re per toire, der Spielweise fo- kussieren, und b) die Be son derheit der Ausfüh- renden. Bei den Aus führenden haben wir uns vorgenommen, in erster Linie den Nachwuchs, also junge En sembles „zwischen Studium und Podium“ zu fördern und erst in zweiter Linie auch Meister ihres Fachs einzuladen, quasi um die Attrak tivität der Reihe zu steigern. Aber nur, wenn sie bei ihren Programmen die Notwendig- keiten eines Instrumenten-Museums berück- sichtigen. Auf diese Weise wird dem Publikum ein Überblick geboten, was an jungen Talenten heute im Musikleben eine Rolle spielt und wo die Maßstäbe sind. Nach den Konzerten findet jeweils ein öffentliches Gespräch mit den Künst- lern statt. Dieses Konzept hat sich be währt, es ist etwas anders als bei anderen Ver an staltern, die Konzerte sind fast immer ausverkauft.

Vielen Dank, auch im Namen der Tibia-Leser! Alles Gute für Dich persönlich und Deine Arbeit im „Unruhestand“. 

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414 TIBIA 2/2011 Helmut Bornefelds neu entdeckte Choralsonate III

Matthias Wamser Helmut Bornefelds neu entdeckte Choralsonate III für Sopranblockflöte und Tasteninstrument (Orgel oder Klavier)

Zu den spektakulären Ereignissen des Musikbe- natinen für Klavier und ein Streichquartett. Sei- triebs gehören Präsentationen neu aufgefunde- ne Werke für Block- oder Querflöten wurden ner Werke prominenter Komponisten. Weltweit (auch im Rahmen dieser Zeitschrift) in Aufsät- beachtete Beispiele des vergangenen Jahrzehnts zen von Gerhard Braun und Peter Thalheimer sind die Solokantate Gloria in excelsis Deo von vorgestellt2. Der Orgel war Bornefeld als Kir- Georg Friedrich Händel (HWV deest – präsen- chenmusiker und Orgelsachverständiger natür- tiert 2001) und die Choralfantasie Wo Gott der lich besonders verbunden, wobei er im Rahmen Herr nicht bei uns hält von Johann Sebastian der zuletzt genannten Tätigkeit neuartige Bach (BWV 1128 – präsentiert 2008). Die Ent- Klang farben entwickelte und den Orgelbauern deckung der viersätzigen Choralsonate Christe, detaillierte Konzepte zur klanglichen und archi- du Beistand deiner Kreuzgemeine von Helmut tektonischen Gestalt der Orgelneubauten vor- Bornefeld (1906–1990) mag das Feuilleton der schrieb. Zwischen seiner Tätigkeit als Orgelpla- internationalen Presse weniger intensiv beschäf- ner und seiner Begeisterung für die Blockflöte tigen als die zuvor genannten Stücke, kann aber besteht eine enge Verbindung: Die Bekannt- unsere Kenntnis der stilistischen Entwicklung schaft mit der Blockflöte im Jahr 1930 war für des Komponisten bereichern und vor allem eine Bornefeld ein faszinierendes Erlebnis, das nicht Lücke im Repertoire für Blockflöte schließen. nur einige Kompositionen anregte3, sondern auch die Entwicklung einer eigenen Klangvor- Der Komponist Helmut Bornefeld ist heute vor stellung in Hinblick auf einen zukünftigen Or- allem den Flötisten und Organisten bekannt, gelbau in entscheidender Weise prägte. Im Jahr ungeachtet der Tatsache, dass sein Werkver- 1976 schrieb er über einige Faktoren, die für sei- zeichnis1 von einem Interesse für alle In stru - ne individuelle Vorstellung von den klanglichen mentengruppen zeugt und Kompositionen für Möglichkeiten der Orgel bestimmend waren, sehr unterschiedliche Besetzungen nennt, u. a. und nennt dabei an erster Stelle4: „Das Auftau- mehrere Werke für Schlaginstrumente, drei So- chen der Blockflöte: ich lernte dieses Instru- ment durch ein Konzert des Harlan-Lucas- Duis-Trios (an der Stuttgarter Hochschule) als absolutes Novum kennen; es setzte mir einen Matthias Wamser ist völlig neuen Maßstab für das Ansprechen einer nach Studien an der Mu- „Pfeife“ und bestimmte damit meine Vorstel- sikhochschule Stuttgart lung von Orgelklangqualität in entscheidender (Kirchenmusik A) und an Weise.“ der Schola Cantorum Ba- siliensis (Aufbaustudium Bislang waren von Helmut Bornefeld vier Cho- Alte Musik) als Kirchen- ralsonaten für unterschiedliche Besetzungen be- musiker in der Nord- kannt5. Allerdings verdichteten sich im Jahr westschweiz tätig. In 2010 einige Hinweise zur Gewissheit, dass zu- seiner intensiven Kon- zerttätigkeit nimmt die Orgelmusik des 20. Jahr- mindest Teile einer weiteren Komposition aus hunderts einen zentralen Platz ein. Im Rahmen der Reihe der Choralsonaten noch zu finden seiner Untersuchungen zum Werk Helmut Bor- sein müssten: Im bereits 2006 erschienenen ers- nefelds edierte er einige Kompositionen aus des- ten Band von Bornefelds Nachlassverzeichnis6 sen Spätwerk. wird der Titel Choralsonate III / Christe, du

TIBIA 2/2011 415 Matthias Wamser

Beistand deiner Kreuzgemeine erwähnt, da er Im Jahr 2010 konnte der Verfasser in der Würt- sich auf einem der zahlreichen erhaltenen Skiz- tembergischen Landesbibliothek das von Bor- zenblätter befindet. Weitere Hinweise ergaben nefeld in drei Kartons15 aufbewahrte umfangrei- sich aus Untersuchungen des Verfassers zum che Skizzenmaterial sichten. Die vom Kom - Briefwechsel Bornefelds: In einem Brief an Dr. ponisten aufbewahrten Bleistiftskizzen (insge- Richard Baum (1902–2000), den Cheflektor des samt knapp 4000 Seiten) enthalten in der Regel Bärenreiter-Verlags, äußert sich Bornefeld zur die vollständigen Stücke, wobei Wiederholun- Reihenfolge der Publikation seiner Choralsona- gen nicht ausgeschrieben wurden. Die meisten ten; hier heißt es bereits am 24.9.19597: „Sonate Skizzen konnten den später in Reinschrift über- III wird wahrscheinlich eine Sopran- oder Alt- tragenen und mittlerweile publizierten Stücken blockflötensonate sein (für Gerhard Braun).“ zugeordnet werden, einige davon leisteten in- Die nächste bekannte Erwähnung ist mehr als zwischen gute Dienste bei textkritischen Unter- drei Jahre jünger: Der Kantor der Nürnberger suchungen zur Vorbereitung von Neuausgaben, Lorenzkirche Hermann Harrassowitz, der auch da sie bei der Bereinigung von vermuteten als Oboist tätig war, regt zu Beginn des Jahres Schreibfehlern der Reinschriften als Argumen- 1963 ein weiteres Werk in jener Reihe an, „das tationshilfe herangezogen werden konnten und etwa (ein Novum!) im ersten Teil Englischhorn eine eindeutige Antwort ermöglichten. Auf den und Orgel, im zweiten Teil Oboe und Orgel Blättern 15 bis 25 sowie 26v und 29r des ersten verwendet.“8 In seinem Antwortbrief erläutert Kartons16 fanden sich die vier Sätze der Choral- Bornefeld das Konzept der Reihe seiner Cho - sonate III für Sopranblockflöte und Tastenin- ral sonaten: „Mein Ziel in dieser Sache ist ja, für strument. Die Sonate ist auf diesen Blättern alle gebräuchlichen Instrumente und einige nicht fortlaufend notiert; Vorder- und Rückseite Kopplungen (Geige/Violoncello, Geige/Klari- der Blätter enthalten in der Regel Teile verschie- nette usw.)9 solche Sonaten bereitzustellen.“10 dener Sätze. Trotzdem kann die Reihenfolge der Zugleich beklagt er in jener wenig diplomati- überlieferten Teile sowie die Vollständigkeit schen Art, die bei ihm regelmäßig zu finden ist, aller Sätze zweifelsfrei festgestellt werden auf- dass die Reihe bisher nur auf geringes Interesse grund der bereits in der Bleistiftniederschrift gestoßen war: „Verlegerisch ist bei der Sache minutiös eingetragenen Taktzählung. Unter nur das große Hindernis, daß die deutsche Or- dem Schlusstakt des ersten Satzes findet sich das ganistenwelt kaum mittut! Von der Flötensona- Datum „21./22.2.63“; die anderen Sätze sind te11 wurden im letzten Jahr 16 Exemplare ver- nicht datiert. kauft! Unsere ganzen Organistenkreise sind eben – von wenigen rühmlichen Ausnahmen Während also die Sonate für Sopranblockflöte abgesehen – viel zu sehr an die Mentalität der sie als gerettet angesehen werden darf und der bezahlenden kleinbürgerlichen Schicht gebun- posthumen Publikation und Uraufführung ent- den, um eine freie, fortschrittliche Tendenz gegensieht, wurde die im Brief an Harrasowitz17 wahren zu können.“12 Zur Komposition der So- erwähnte Sonate für Altblockflöte offenbar nie nate für Oboe bzw. Englischhorn kam es nicht, realisiert. Bornefeld hat beide Projekte gegen- jedoch erwähnt Bornefeld im genannten Ant- über Gerhard Braun erwähnt; dieser antwortet wortbrief ein anderes Werk: „Betr. Choralsona- am 28.2.: „Sie komponieren wieder und wollen ten: auch hier bin ich an der Arbeit. Letzte Wo- dabei gleich die Blockflötenliteratur um zwei che schrieb ich eine Sonate für Sopranblockflöte gewichtige Werke bereichern!“18 Im weiteren und Tasteninstrument.“13 Im selben Brief Verlauf des Briefes ist jedoch nur noch von ei- kommt sogar noch ein weiteres Projekt zur nem Stück die Rede: „Ich bin gerne bereit, die Sprache: „Zuerst aber muß ich – aus Gründen Sonate im Hinblick auf die Grifftechnik mit der Uraufführung in bestimmten Programmzu- Ihnen durchzusehen (bin natürlich auch mäch- sammenhängen – eine Sonate für Altblockflöte tig gespannt!).“ Hier ist von einem bereits voll- und Orgel haben.“14 ständig vorliegenden Werk die Rede, das Braun

416 TIBIA 2/2011 Helmut Bornefelds neu entdeckte Choralsonate III

Notenbeispiel 1a

Notenbeispiel 1b

jedoch noch nicht gesehen hatte. Braun muss fentlichen, trotzdem wurden manche vom den Brief Bornefelds am 27.2. erhalten haben, da Kom ponisten eingereichten Werke mehrmals er die Nachricht von der Komposition neuer zurückgestellt und schließlich nicht publiziert22, Blockflötenmusik als „schönstes Geburtstags- andere mussten einige Jahre auf ihre Druckle- geschenk“ bezeichnet. Da aufgrund der Mittei- gung warten, wodurch sie nach Einschätzung lungen in dem oben zitierten Brief an Harraso- des ungeduldigen Komponisten zu lange „blo- witz19 die Komposition innerhalb weniger Tage ckiert“23 waren. Diese Situation führte dazu, erfolgte und am 1.3. noch nicht weit zurücklag, dass die älteste der Choralsonaten, das bereits darf angenommen werden, dass Bornefeld so- 1957 entstandene Werk für Violine, Klarinette fort nach der Komposition des ersten Satzes und Tasteninstrument BoWV 7424, zu Lebzeiten (am 21. und 22.2.) an die Komposition der übri- des Komponisten überhaupt nicht veröffent- gen Sätze ging und diese am 26.2., als der Brief licht wurde, und dass die nächste nach dem hier an Braun abgegangen sein muss, weitgehend ab- vorgestellten Werk komponierte Choralsonate geschlossen hatte. Braun beantwortete Fragen schließlich in einem anderen Verlag erschien25, Bornefelds zur Grifftechnik der Blockflöte und nachdem Bornefeld schon 1958 brieflich über zu klanglichen Problemen einzelner Töne20. einen Wechsel des Verlags nachgedacht hatte26. Ein weiterer Grund dafür, dass der Komponist Warum es zur Anfertigung einer Reinschrift (in sich später nicht mehr um seine Choralsonate Tinte oder Tusche) und zur beabsichtigten Er- für Sopranblockflöte und Orgel gekümmert probung gemeinsam mit Gerhard Braun nicht hat, mag die stilistische Um- und Aufbruchsi- kam, lässt sich nicht mehr genau ermitteln. Zu tuation sein, in der er sich in jenen Jahren be- den Gründen mag gehören, dass es in jener Zeit fand und von der noch die Rede sein wird. Ger- Auseinandersetzungen zwischen Bornefeld und hard Braun erkundigte sich noch 1965 bei dem Bärenreiter-Verlag gab: Zwar hatte der Ver- Bornefeld nach dem Verbleib der Sonate und lag grundsätzlich zugesagt, Bornefelds umfang- äußerte (wenn auch leider ohne Erfolg) die reiche Sammlung Das Choralwerk21 zu veröf- Hoffnung, diese im Rahmen eines Blockflöten-

TIBIA 2/2011 417 Matthias Wamser

Notenbeispiel 2a

Notenbeispiel 2b

kurses des Instituts für Neue Musik und Musik- von Akkorden innerhalb eines Satzes aus den- erziehung27 im folgenden Jahr in einem Konzert selben Intervallstrukturen zu entwickeln. vorstellen zu dürfen. III. Der dritte Satz ist mit Musette überschrie- ben, bezieht sich also auf typische Klangformen Alle Stücke aus der Reihe der Choralsonaten dudelsackähnlicher Instrumente. Tänzerische zeichnen sich durch Kürze und Prägnanz aus, Be wegung und Bordunklänge ent sprechen den die Spieldauer liegt jeweils bei sieben bis neun damit verbundenen Erwartungen; Taktwechsel Minuten. Im Fall der Choralsonate III Christe, und die Wiederholung der eröffnenden Ak- du Beistand deiner Kreuzgemeine, die als einzi- kordschläge führen jedoch zu einer Überwin- ges Stück der Reihe vier Sätze hat, führt die dung dieses Klischees (No tenbeispiel 3). Kürze zur Aufeinanderfolge scharf profilierter IV. Der vierte Satz trägt den Titel Jubilus, mit Miniaturen: dem auf dem Gebiet des Gregorianischen Cho- I. Der erste Satz trägt als Satzüberschrift nur rals der textlose zweite Teil eines Alleluja-Rufes den Choraltitel. Der cantus firmus wird durch bezeichnet wird. Die vorwärts drängende Trio- ein Ritornell (Notenbeispiel 1a) bzw. durch ein- lenbewegung (Notenbeispiel 4) verebbt uner- zelne Teile daraus gegliedert, wodurch eine An- wartet nach der Bearbeitung der ersten Hälfte näherung an die Form eines barocken Concer- der letzten Choralzeile. Nach einer General- tos erfolgt. Die Choralzeilen (Notenbeispiel 1b) pause folgen der Choralschluss in verlangsam- erklingen stets in einer der Außenstimmen ter Bewegung sowie eine Stretta. (Blockflöte oder tiefste Stimme des Tastenin- struments), können also auf leicht nachvollzieh- Die Stimme für „Tasteninstrument“ kann bei bare Weise klanglich hervorgehoben werden. dieser Sonate wie auch bei einigen anderen Wer- II. Der zweite Satz („energisch, frei“) könnte als ken28 Bornefelds entweder auf der Orgel oder Rezitativ bezeichnet werden, das von der Orgel auf dem Klavier realisiert werden. Sie ist durch- durch kurze Einschübe gegliedert wird (Noten- gehend auf zwei Notensystemen notiert; nur beispiel 2a). Die Choralzeilen erscheinen z. T. wenige Töne sind dem Pedal der Orgel zuge- als Spitzentöne raffinierter Arpeggien (Noten- wiesen, können auf dem Klavier jedoch entwe- beispiel 2b), die Bornefelds Anliegen erkennen der mit der linken Hand gegriffen werden oder lassen, einstimmige Prozesse und den Aufbau als vom Komponisten eingeklammerte Oktav-

418 TIBIA 2/2011 Helmut Bornefelds neu entdeckte Choralsonate III

Notenbeispiel 3

Notenbeispiel 4

verdoppelungen entfallen. Der Text des der So- war. In jener Zeit vollzieht sich eine stilistische nate zugrunde liegenden Liedes Christe, du Bei- Neuorientierung Bornefelds, die es heute mög- stand deiner Kreuzgemeine von Matthäus Apel- lich macht, zwei Schaffensphasen31 zu unter- les von Löwenstern (1594–1648) mag uns in scheiden: 1.) Bis zum Anfang der Sechzigerjahre seinem kämpferischen Pathos heute fremd ge- arbeitet Bornefeld vor allem an seinem Choral- worden sein. Im aktuellen Evangelischen Ge- werk32. Darin gestaltet er (nach dem Vorbild von sangbuch wird die schöne Melodie mit dem Michael Praetorius) ein Kompendium der cho- Text Herr, unser Gott, lass nicht zuschanden ralbezogenen Kirchenmusik, das allen für ihn werden von Johann Heermann (1585–1647) relevanten Funktionen, Formen und Besetzun- ver bunden29. gen gerecht wird. 2.) Ab 1965 entstehen groß- formatige freie Werke für Orgel solo sowie Die Choralsonate III schließt auch im Werkver- zahlreiche Werke für Soloinstrumente bzw. Ge- zeichnis Bornefelds eine Lücke: In den Jahren sang und Orgel, daneben auch Kompositionen 1961 bis 1964 hat dieser nur wenig komponiert. für Klavier, Kompositionen für Schlagzeug, Zu den äußeren Gründen für diese Pause gehört Kammermusik sowie einige Werke in größerer die große Zahl von Orgelneubauten, die er in je- Besetzung33. In diesen Stücken werden vermehrt nen Jahren zu betreuen hatte, sowie die Zäsur, auch schroffe Dissonanzen und vieltönige Ak- die sich daraus ergeben hatte, dass nach 1960 ei- kordballungen eingesetzt, außerdem gelingt es ne weitere Durchführung der von Bornefeld Bornefeld hier, Klangeffekte und neue Spielwei- 1946 begründeten „Heidenheimer Arbeitstage sen, die ein Merkmal der avantgardistischen für neue Kirchenmusik“30 nicht mehr möglich Musik nach 1960 sind, in seinen Stil zu integrie-

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ren, so zum Beispiel Cluster, Mehrfachklänge bei Holzbläsern und Vierteltöne34. 41. internationale Das Nach- und Nebeneinander dieser beiden souverän und eigenständig eingesetzten stilisti- meisterkurse schen Profile hat dazu geführt, dass eine Zuord- nung Bornefelds zu einem bestimmten „Lager“ vaduz nie möglich war. Der eigenartige und eigenwil- lige „Platz zwischen den Stühlen“ – etwa zwi- schen den Eigenschaften traditionsorientiert und revolutionär bzw. funktionsbezogen und autonom – trägt zum individuellen Profil und zum besonderen Reiz der Musik des Heiden- heimer Kantors bei, hat aber trotzdem einer an- gemessenen Rezeption seines Gesamtwerkes lange Zeit im Wege gestanden. Die Choralsona- te III geht in der Verwendung von Dissonanzen über die Werke der ersten Schaffensphase hi- naus, erreicht aber nicht die Flächigkeit der spä- ten Werke. Während die Linearität der frühen Werke in der Regel noch auf diatonischen Zu- klassik sammenhängen aufbaut, zeigt die Choralsonate III eher die chromatische Weiterführung von Stimmen oder Stimmpaaren (vgl. Notenbeispiel 1a) sowie bitonale Schichtungen (vgl. Notenbei- 2.–5. Juli 2011 spiel 3). Der erste Satz und Teile des dritten Sat- zes lassen noch recht deutlich den Grundton A Blockflöte Daniel Brüggen erkennen, während sich die aus mehreren Blockflöte Bart Spanhove Schichten zusammengesetzten vollgriffigen Ak- korde des zweiten Satzes nicht mehr auf einen 2.–9. Juli 2011 Grundton beziehen lassen.

Violine Thomas Brandis Wer die Anbindung einer viersätzigen Sonate an Violoncello Wolfgang Boettcher einen modalen cantus firmus als altmodisch an- sieht, verkennt die Absicht und die Fähigkeit 4.–8. Juli 2011 Bornefelds, auch komplizierte Strukturen aus einfachem Material zu entwickeln: Mit seinem Harfe Isabelle Perrin Choralwerk verfolgt der Komponist unter an- derem das pädagogische Anliegen, kontinuier- 4.–15. Juli 2011 lich Zugänge zu entlegenen Klangbereichen zu 35 Gesang Kurt Widmer vermitteln . In einem Rückblick anlässlich sei- nes 75. Geburtstages betrachtet er es als sein Internationale Meisterkurse, Liechtensteinische Musikschule „spezifisches Anliegen: nämlich tonales (d. h. Postfach 435, FL-9490 Vaduz, Fürstentum Liechtenstein dem Laien zugängliches) Material zu verwen- T +423 235 03 30, F +423 235 03 31 , [email protected] den, aber eben nicht (…) steril-historisierend, sondern als Weg und Tür zu „neuer“ Musik!“36 www.meisterkurse.li Diese Haltung ist bemerkenswert angesichts vieler neuerer und älterer Publikationen, in de-

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nen pädagogische Brauchbarkeit und künstleri- sche Aussage einander auszuschließen scheinen. Mit seiner Musik für Blockflöte – auch in der neu aufgefundenen Choralsonate III – gelingt es Bornefeld, dem damals wiederentdeckten In- strument in Kenntnis historischer Vorbilder ei- ne Teilhabe an aktuellen musikalischen Mög- lichkeiten und Entwicklungen einzuräumen und somit der Alten Musik weit mehr an die Seite zu stellen, als nur einen angesichts seiner Unselbständigkeit auf Dauer unbefriedigenden Neobarock. Die „neue“ Choralsonate kann da- Musik ist ... bei für jene Interpreten, die die Blockflöte nicht nur als historisches Instrument begreifen, eine ... die Blüte in einer Welt der Dornen Brücke bilden zwischen den frühen Arbeiten Bornefelds und seinem Spätwerk, das der Avantgarde nahesteht und zum Vergleich mit den Werken wesentlich jüngerer Komponisten anregt. Helmut Bornefelds Choralsonate III Christe, HUBER du Beistand deiner Kreuzgemeine für Sopran- swiss musical instruments blockflöte und Orgel erscheint innerhalb der Werkausgabe Helmut Bornefeld im Carus-Ver- lag, Stuttgart als CV 29.257. Die Uraufführung erfolgt am Sonntag, 3. Juli 2011, in der evangeli- sich Bornefeld auch in seinem Portrait in dieser Zeit- schen Kirche Willsbach bei Heilbronn durch schrift (Helmut Bornefeld: Ein Leben mit Bläsern und Peter Thalheimer (Blockflöte) und Matthias Orgel, in: Tibia 2/1977). Wamser (Orgel). 5 Choralsonate I Auf meinen lieben Gott für Querflöte und Tasteninstrument BoWV 72; Choralsonate II Weih- ______nachtssonate für Blockflöten- oder Streichquartett (und ANMERKUNGEN Perkussion ad lib.) BoWV 73 sowie (ohne Nummerie- 1 Bornefeld-Werke-Verzeichnis (BoWV) von Joachim Sar- rung durch den Komponisten) die Choralsonaten Der was (Stuttgart 2006). Tag bricht an für Violine, Klarinette (oder Viola) und 2 Gerhard Braun: Das andere Arkadien. Gedanken zur Tasteninstrument BoWV 74 und Auf, auf, mein Herz für Flötenmusik von Helmut Bornefeld, in: Tibia 2/1987; Trompete und Tasteninstrument BoWV 75, Neuausga- ders.: Ein Pionier der neuen Blockflötenmusik. Begeg- ben im Carus-Verlag CV 29.072-29.075. nungen mit Helmut Bornefeld, in: Windkanal 4/06; Peter 6 Jörg Martin: Der Komponist Helmut Bornefeld – Ver- Thalheimer: ‚Fünf kleine Suiten für eine Blockflöte‘ von zeichnis seines Nachlasses in der Württembergischen Helmut Bornefeld (1906–1990). Entstehung und Rezep- Landesbibliothek; Teil 1: Augsburg 2006 (Musikernach- tion, in: Cari amici. Festschrift 25 Jahre Carus-Verlag, lässe in baden-württembergischen Bibliotheken und Ar- Stuttgart 1997, sowie in: Tibia 4/1998); ders.: Helmut chiven, Band 1). Bornefeld: Melodram (1970/71) für Querflöte (mit Picco- 7 Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart), Cod. lo) solo. Eine Edition zum 100. Geburtstag des Kompo- hist. 4° 758, B-I-KZk-XIV (Korrespondenz mit dem Bä- nisten, in: Tibia 4/2006. renreiter-Verlag 1959), Brief vom 24.9.1959 – Alle hier 3 Fünf Suiten für Blockflöte solo BoWV 133/134 (Neu- genannten Bibliothekssignaturen beziehen sich auf den ausgabe Stuttgart 2003) sowie verschiedene Stücke Nachlass Bornefelds in der Württembergischen Landes- BoWV 131.3, 131.4, 132 und 160, zusammengefasst in bibliothek. der Ausgabe Kleine Stücke (1930) für eine bis drei Block- 8 Cod. hist. 4° 758, B-I KB 1206, Brief vom 25.2.63. flöten (Stuttgart 2007). 9 Bei den hier genannten geplanten Besetzungen muss je- 4 Helmut Bornefeld: Mein Orgel-Credo, in: Württember- weils die Kombination mit einem Tasteninstrument an- gische Blätter für Kirchenmusik 6/1976; ähnlich äußert genommen werden. Eine Choralsonate für Violine, Kla-

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24 vgl. Anm. 5 – BoWV 74 entstand im Februar 1957; BoWV 72 (später als Choralsonate I bezeichnet) entstand im Juli 1957; vgl. Martin (wie Anm. 6) Seite 207/208. Musiklädle’s 25 Blockflöten- und Notenhandel Die Erstausgabe der Sonate Auf, auf, mein Herz für Trompete und Tasteninstrument BoWV 75 (komponiert Der kompetente Partner an Ihrer Seite 1964) erschien erst 1976 im Hänssler-Verlag, Neuhausen- Neureuter Hauptstraße 316 Stuttgart. D-76149 Karlsruhe-Neureut 26 Cod. hist. 4° 758, B-I-KZk-XIII (Korrespondenz mit Tel. 0721/707291, Fax 0721/78 2357 e-mail: [email protected] dem Bärenreiter-Verlag 1958), Brief Bornefelds an Ri- chard Baum vom 17. 4. 1958: „ein aufgespaltenes Choral- Selbst (kostenlos) recherchieren und bestellen auf unserer Homepage: www.schunder.de werk ist immer noch besser als ein blockiertes oder tot- Umfangreiches Blockflötennotenlager, weltweiter geschwiegenes (…)“. Notenversand, großes Blockflötenlager namhafter 27 Cod. hist. 4° 758, B-I KB 352, Brief Gerhard Brauns an Hersteller, Versand von Auswahlen, Reparatur- service für alle Blockflötenmarken. Bornefeld vom 11.11.65 („Bestünde die Möglichkeit, da- für Ihre einmal begonnene Choralsonate für C-Flöte zu Kennen Sie unser Handbuch? erhalten, oder haben Sie dieses Werk bereits zu den Ak- Über 40.500 aktuelle Informationen im Bereich Blockflötenliteratur & Faksimile. Als Download ten gelegt?“). auf unserer Homepage. 28 Trivium BoWV 116 (mit Blockflöte und Gambe); Epi- taph BoWV 118 (mit Oboe); Antibium BoWV 121 (mit Horn); Florilegium BoWV 125 (mit Blockflöte); Kleine rinette und Tasteninstrument lag bereits seit 1957 vor Suite BoWV 126 (mit Klarinette); Liturgische Rhapsodie (vgl. Anmerkung 5 und Anm. 24), wurde aber erst post- BoWV 129 (mit Violine); Ros und Lilie morgentaulich … BoWV 130 (mit Sopranblockflöte und Querflöte) hum publiziert. 29 10 Stammteil des EG, Nummer 247 Cod. hist. 4° 758, B-I KB 1207, Brief vom 1.3.1963. 30 11 gemeint ist hier die Choralsonate I für Querflöte und vgl. Roman Summereder: Helmut Bornefeld, Siegfried Tasteninstrument; vgl. Anm. 5. Reda und die Heidenheimer Arbeitstage für neue Kir- 12 wie Anm. 10 chenmusik 1946–1960; München 2010 (Quellen und Stu- dien zur Musik in Baden-Württemberg, Band 8). 13 wie Anm. 10 31 Dazu ausführlicher: Matthias Wamser: „Einer von de- 14 wie Anm. 10 15 nen …“ – Der Versuch einer Annäherung an die Musik heute Cod. mus. II fol. 342, 257 (I. [Nr. 1 – 1053], II. Helmut Bornefelds, in: Württembergische Blätter für [Nr. 1 – 533], III [Nr. 1 – 446]). 16 Kirchenmusik 6/2006). Cod. mus. II fol. 342, 257, I. 32 17 vgl. Anm. 21 vgl. Anm. 10 33 18 Hierzu gehören Das Buch Versammler (1971) für 17 Cod. hist. 4° 758, B-I KB 351, Brief von Gerhard Braun Singstimmen, zwei Sprecher und Orgel und Die Heimsu- vom 28.2.1963. 19 chung (1973) für Sopran- und Tenorsolo, Sprecher, vgl. Anm. 10 Oboe, Trompete, Posaune, zwei Orgeln und Positiv, ge- 20 wie Anm. 18 („Auf der Sopranflöte ist c3 ohne weiteres widmet den Opfern des Vietnam-Krieges. 3 3 möglich / cis nicht möglich / und d klingt auch auf gu- 34 Die Trennung dieser zwei Schaffensphasen ist nur ein ten Instrumenten sehr schrill (ist aber möglich). / (…) sehr grobes Raster, da sie viele Werke unbeachtet lässt. So Auf der Altflöte ist fis3 nicht zu empfehlen, f3 und g3 aber hat Bornefeld bis 1987 weiterhin Choralvorspiele und gut spielbar.“) Begleitsätze in der Art der Stücke des Choralwerks ge- 21 Die Sammlung Choralwerk erschien seit 1949 in über schrieben, ist aber andererseits bereits in einigen Werken, 50 Heften und umfasst die Reihen Kantoreisätze, Begleit - die vor 1960 entstanden sind, in neue, geradezu avantgar- sätze, Orgelchoralsätze, Choralvorspiele, Choralmotet- distische Klangbereiche vorgestoßen, etwa in den „Hir- ten, Choralkantaten, Choralpartiten, Choralsonaten. tenliedern“ (1955/1957) für tiefe Stimme und Orgel, in 22 Zu diesen Werken gehört auch die sowohl hinsichtlich denen die Intensität der Vertonung rumänischer Volks- der Besetzung als auch hinsichtlich der Dauer umfang- liedtexte bis zum Schrei gesteigert wird. reichste Komposition des Choralwerks: Das Choralkon- 35 „[Wenn den Kirchenliedern] dieserweise eine neue zert Lobt Gott, ihr frommen Christen BoWV 232 wurde Form gegeben wird – nicht funktionell nivelliert, son- von Bornefeld schließlich (trotz zweimaliger erfolgrei- dern linear und melodisch angereichert, rhythmisch und cher Aufführung und trotz jahrelangen erfolglosen Rin- klanglich aktiviert – dann verkörpern sie damit ein Stück gens um die Drucklegung) nicht in die von ihm publizier- „neue Tonalität“, die für den Hörer sehr wohl einen Zu- ten Werkverzeichnisse aufgenommen, so dass es auch im gang schaffen kann zu den abenteuerlichen Bereichen au- heutigen BoWV nur im Anhang aufgeführt wird. (Das tonomer Progressivität.“ (Helmut Bornefeld: Die Orgel Werk erschien erst nach dem Tod Bornefelds im Carus- als Schicksal, Privatdruck, Heidenheim 1987, S. 21) Verlag [CV 29.232]). 36 Helmut Bornefeld: Erinnerungen, in: Württembergi- 23 vgl. den in Anm. 26 zitierten Brief. sche Blätter für Kirchenmusik 6/1981). 

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Ludwig Tente Die Etudes de salon von Johannes und François Donjon – ihre Ver knüpfung mit literarischen und sprachlichen Vorstellungen

Nicht ohne Grund wählt Theobald Boehm als „richtigen Vortragsweise“ beitragen kann. Ihre Ausgangspunkt seiner Musizierlehre, die er in Etüden gehören zwar nicht zum unumgängli- seiner umständlich-professoralen Sprache das chen Kanon, wie ihn Paul Taffanel und Louis Flötenspiel „in artistischer Beziehung“ nennt, Fleury in ihrem grundlegenden Aufsatz in der den Gesang und das Vorbild großer Sänger, die Encyclopédie Lavignac2 von 1927 für ihre Zeit er in seinem langen Leben gehört hat. Seiner darlegen, aber fünf moderne Ausgaben3 spre- Ansicht nach kann ein Instrumentalist nur in chen für eine weite Verbreitung. Für unsere der Nachfolge großer Sänger („aus der guten Untersuchung wird die gut dokumentierte und alten italienischen Gesangsschule“) den ange- auch ästhetisch ansprechende Ausgabe von messenen Vortrag (Tempo, Phrasierung, Ar ti - Rien de Reede4 herangezogen, die im Ge gen- ku lation, Dynamik) lernen, „denn nur im Ge - satz zu den anderen durchgesehenen Ausgaben sang wird man durch die Worte des Textes zusätzlich die Solos ou Caprices von François sicher auf die richtige Vortragsweise hingeleitet, Donjon enthält. Dieser Flötist, über den noch weil erst mit dem Worte ein deutlicher Begriff weniger bekannt ist als über Johannes, gilt laut der durch die Töne erregten Empfindungen ver- de Reede auch als Komponist der beiden letzten bunden ist“1. Wenn aber „die Worte“ heute Etudes de salon. Das Porträt von Johannes nicht mehr unmittelbar zugänglich oder ver- Donjon in der Sammlung Goldberg5 zeigt einen ständlich sind, kann die jeweilige Li te ra tur wis - Mann „in den besten Jahren“ und dem Leben sen schaft, im vorliegenden Fall die Romanistik, zu gewandt6. den Zugang wiederherstellen. In den folgenden Ausführungen werden die Nun haben wir in den Etudes de salon von Etüden in der Reihenfolge der Edition de Johannes (1839–1912) und François Donjon Reede in ihren literarischen und sprachlichen den seltenen Fall, dass diesen Kompositionen Verknüpfungen dargestellt, wobei das Schwer - literarische und sprachliche Vorstellungen zu gewicht auf den beiden ersten Etüden liegt, und Grunde liegen, deren Verdeutlichung etwas zur für die folgenden Stücke nur, soweit notwen- dig, sprachgeschichtliche Verständnishilfen ge - geben werden. Ludwig Tente studierte Ro- manistik und Anglistik in Münster und Paris. Nach An den Anfang seiner ersten Komposition dem 1. und 2. Staatsexamen Elégie – Etude stellt Johannes Donjon gleich- war er wissenschaftlicher sam wie ein literarisches Motto die Strophe Angestellter am Roma ni - eines Gedichtes von Jean Richepin. Nun wissen schen Seminar der Uni ver - wir aus der Literaturwissenschaft, dass zwi- sität Kiel, wo er über den schen Motto und eigentlichem Text eine wech- ersten Discours von Jean- selseitige Beziehung besteht, indem das Motto Jacques Rousseau promo- eine Erwartungshaltung schafft, aber auch der vierte. Anschließend war er lange Zeit an einem Text dem Motto in der Rückschau eine konkre- Kieler Gymnasium tätig. Er nahm Flötenunterricht bei Karl-Heinz Sonius, Gaston Crunelle, Herbert tere Bedeutung verleiht. Außerdem sagt es viel und Hans-Jürgen Pincus und besuchte Kurse in Wei- über einen Autor/Komponisten aus, wen er als kersheim und Amboise. Autorität zitiert.

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Jean Richepin (1849–1926), heute fast Le ciel est transi. Der Himmel ist erstarrt. vergessen und mit nur einer neueren Sur la terre nue Auf die nackte Erde Auswahledition vertreten, begann La neige est venue. Ist der Schnee gefallen. nach dem Examen an der Elite hoch - Sur mon cœur aussi. Auf mein Herz ebenso. schule Ecole Normale Supé ri eure mit der Gedichtsammlung La chanson Dans l’air obscurci In der Dunkelheit des gueuex (Das Lied der Bettler, Les feuilles dernières Rollen die letzten Blätter 1876) als hochbegabter Bür ger - Roulent aux ornières. In die Wagenspuren. schreck; die Ver öffentlichung brachte Mon bonheur aussi. Mein Glück ebenso. ihm wegen Sit tenwidrigkeit einen Monat Ge fängnis und FF 500 Geld - Il fait froid ici. Es ist kalt hier. strafe ein und machte ihn über Nacht Les cailles, les grives, Die Wachteln, die Drosseln bekannt. Er beendete seine Karriere Ont quitté nos rives. Haben unsere Gefilde verlassen als ehrenvolles Mitglied der Aca dé - Ma maîtresse aussi. Meine Geliebte auch. mie Française (1909), was ihm den beißenden Spott seines Lau dators Maurice Barrès einbrachte. Dieses dreistrophige Gedicht ohne Titel leitet die letzte Abteilung Nivôse ein und setzt ihre Wenn nun Johannes Donjon seiner ersten Leitlinien: Erstarrung, Kälte, Dunkelheit und Etüde den Textauszug eines so schillernden Verlassensein. Das Gefühl der Erstarrung wird Autors wie Jean Richepin mit seinem ausgeprä- recht deutlich in der äußerst strengen und gen Hang zur Pariser Bohème – er sang im wortkargen Form: jeweils identische maskuline Künstlertreff Chat noir von Montmartre – (auf betonte Silbe endende) Reime auf „-i“ voranstellt, unterstreicht er nur den „leichtlebi- umschließen sehr starr zwei feminine (auf un- gen“ Charakter der Etüden, der schon im Titel be tonte Silbe endende) Paarreime. Dabei wird deutlich wird; sie sind nicht leicht, sollten aber die bedrohliche Umklammerung noch verstärkt leicht klingen. Das der Etüde vorangestellte durch den im Französischen deutlich „spitze- Motto bildet die mittlere Strophe des Gedichtes ren“ (palatalen) Charakter des „i“, der auf kei- Le ciel est transi (Der Himmel ist erstarrt) aus nen Fall nach „ü“ tendieren darf. Wäh rend die der Sammlung Les caresses (Die Liebkosungen), beiden umschließenden Strophen schon einge- seines zweiten Gedichtbandes von 1877. Es tretene Zustände von Erstarrung bzw. Ab we - spricht für eine gewisse Verbreitung, dass der senheit von Leben darstellen, enthält nur die Band in den Folgejahren fünf Neuauflagen mittlere Bewegvung. Diese Strophe wählt daher erlebte7. Johannes Donjon für die erste Etüde in e-Moll, nicht in G-Dur, wie Pierre Paubon – wohl ver- In bewußter Provokation gegen Bürgertum sehentlich – behauptet8. Das literarische „Pro - und Kirche wählt er für die vier Kapitel des gramm“ der letzten Blätter des Herbstes, die in Bandes statt der üblichen Jahreszeiten die des die Wagenspuren fliegen, wird von Donjon in revolutionären Kalenders Floréal (Blütezeit), eine äußerst bewegte dreiteilige Etüde umge- Thermidor (Wärmezeit), Brumaire (Nebelzeit) setzt, gemäß der Grundstimmung und der lite- und Nivôse (Schneezeit). Der Gedichtband ist rarischen Form in den umschließenden Teilen gekennzeichnet durch eine Fülle von exzentri- mit fallender Bewegung in Moll und einem schen Metaphern, die der Zeit nicht haben Mittelteil mit wirbelnder Bewegung in (G-) standhalten können, wie die Frau als männer- Dur. Die Ausführung sollte das Fallen und den mordende Tigerin in Le dompteur (Nivôse, VI) Tanz der Blätter wachrufen, wobei trotz Le ga - oder „die Flotte seiner Sehnsüchte, die durch tospiel die Vorstellung klar vereinzelt fliegender Eifersucht und Wut zu einer Armada von Sär - Blätter vermittelt werden sollte9. Das Spiel die- gen wird (Nivôse, VIII). ser Etüde darf einen Hauch von – modischem –

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Weltschmerz, aber nicht Pathos, vermitteln, Moderato, wobei das Klavier eine Stütze für nimmt man doch dem Erzähler die lautstarken den streng syllabischen Gesang bildet. Auch Schmerzbeteuerungen nicht ab, wenn er prah - Louis Vierne (1870–1937)14 wählt ein sehr lang- lerisch behauptet, es würden vielleicht noch sames Tempo und c-Moll als Tonart. Wie bei dreißig Liebschaften folgen, aber diese Liebe Cui ist die Singstimme syllabisch geführt, was werde er nie vergessen.10 beiden Vertonungen den Eindruck von winter- licher – und emotionaler – Starre verleiht. Richepin folgt einer gegen Ende des 19. Jahr- Während Donjon die einzige Bewegung des hunderts weit verbreiteten Strömung, die Bau- Gedichts in eine äußerst wirbelnde und ein delaire in Gedichten wie Harmonie du soir wenig nostalgische Flötenetüde umsetzt, kom- (Harmonie des Abends) und Sonnet d’automne men die Lied kom po nisten auf Grund der

(Herbstsonett) aus den Fleurs du mal (Die Gesamtsicht des Textes zu einer ganz verschie- Blumen des Bösen, 1861) und Verlaine in Me - denen Umsetzung in Klang. lan cholia und dem äußerst bekannten Chanson d’automne (Herbstlied) aus den Poèmes satur- Als Motto seiner zweiten Etüde Sérénade – niens (1867) viel zurückhaltender und vorneh- Etude wählt Johannes Donjon einen Text von mer Ausdruck verliehen hatten. Richepin Théophile Gautier (1811–1872), literarhisto- nimmt das Thema auf, wie z. B. in Sonnet d’au- risch von ungleich größerem Gewicht als tomne in Les caresses, verwandelt es aber durch Richepin, bis heute gelesen und weithin be-

Übertreibung und Ge schmack losigkeit zur At- kannt als Theoretiker der Dichtergruppe der titüde. Die Entlehnungen aus Baudelaire und Parnassiens, als deren Manifest sein Gedicht Verlaine sind ab dem zweiten Gedichtband L’art von 1858 angesehen wird. Es begründet zahlreich; so bemüht auch Richepin in einer ver- die Theorie des „l’art pour l’art“, der unbeding- mutlichen Über nahme aus Verlaine den Flug ten Suche nach der vollkommenen poetischen der Misteldrossel („grives“) als Zeichen des Form, d. h. den Primat der Form gegenüber der 11 Herbstes. Verlaine sollte später in Les hommes Aussage. In der Musikgeschichte erinnert man d’aujourd’hui (Die Männer von heute, 1885) ein sich seiner als Verfasser der Textvorlagen zu vernichtendes Urteil über Richepin fällen und den Balletten Gisèle (Adam) und La Péri (Burg- ihm eine „aurea mediocritas“ (goldene Mit tel - müller). mäßigkeit) bescheinigen. Der der Etüde vorangestellteText ist die erste Richepin pflegte eine große Nähe zur Musik Strophe einer vierstrophigen Sérénade von

und inspirierte zahlreiche Komponisten zu 1841, die in der Folge unter dem Titel L’échelle Vertonungen seiner Werke.12 Darunter sind d’amour (Liebesleiter) mehrfach von Kom po -

viele heute vergessene, aber auch bekannte nisten vertont wurde, die heute außer Pauline Namen wie Gabriel Fauré, Alexandre Georges, Viardot-Garcia, zumeist vergessen sind. Ernest Chausson, César Cui und Louis Vierne. Von den beiden letzten Komponisten haben wir interessanterweise Liedvertonungen unseres

Gedichts Le ciel est transi, das Donjon zu seiner Etüde inspiriert hat.

Von César (auch: Caesar) Cui (1835–1918) er - schienen 1890 Zwanzig Gedichte von Jean 13 Richepin, russisch und deutsch, als op. 44.

Schon der Titel Am Himmel kein Schein deutet an, dass der deutsche Text sich weit vom Original entfernt. Das Lied steht in fis-Moll, www.moeck.com

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c c c c c a

Ludwig Tente

Sérénade Serenade Sur le balcon où tu te penches Den Balkon, von dem du dich hinunterbeugst Je veux monter … efforts perdus! Will ich erklimmem … vergebliche Mühen! Il est trop haut, et tes mains blanches Er ist zu hoch, und deine weißen Hände N’atteignent pas mes bras tendus. Erreichen nicht meine ausgestreckten Arme.

Pour déjouer ta duègne avare, Um deine mißgünstige Anstandsdame zu täuschen Jette un collier, un ruban d’or Wirf ein Collier, ein goldenes Band, Ou des cordes de ta guitare Oder aus den Saiten deiner Gitarre Tresse une échelle, ou bien encore … Flicht eine Leiter, oder sonst noch …

Ote tes fleurs, défais ton peigne, Leg deine Blumen ab, löse deinen Kopfputz, Penche sur moi tes cheveux longs, Senke auf mich deine langen Haare hinab, Torrent de jais dont le flot baigne Sturzbach von Pechkohle, dessen Fülle umfließt Ta jambe ronde et tes talons. Dein rundes Bein und deine Fersen.

Aidé par cette échelle étrange, Mit Hilfe dieser wunderbaren Leiter Légèrement je gravirai, Werde ich leicht emporklettern, Et jusqu’au ciel, sans ètre un ange, Und bis in den Himmel, ohne ein Engel zu sein, Dans les parfums je monterai! 15 Werde ich in die Düfte hinaufsteigen!

Die 43 Gedichte der Serie España, als Einheit loisir, remplie par la conversation, la sieste, la erschienen 1845, bilden eine Art poetisches promenade, la musique et la danse“ (ein Leben Tagebuch der Spanienrundreise, die Gautier voller Muße, verbracht mit Unterhaltung, von Mai bis Oktober 1840 unternahm. Die Siesta, Spaziergängen, Musik und Tanz).17 meisten Gedichte tragen eine Ortsbezeichnung wie „Madrid“ oder „Généralife“; unser Ge- Die wichtigsten Themen unserer Sérénade – der dicht ist nicht näher bezeichnet, steht aber im Balkon, der flehende Liebhaber, die Gitarre Kontext der Texte aus Granada, was für das und die Schönheit der Andalusierinnen – neh- Lokalkolorit des Gedichtes von großer Wich - men auch im Reisetagebuch als beeindruckend tigkeit ist. Gleichzeitig mit den Gedichten ver- spanisch bzw. andalusisch einen breiten Raum fasste Gautier das Reisetagebuch Voyage en ein. Der Reisende bewundert Balkone mit Ja lou - Espagne16, das er auch dazu benutzt, um vor sien, Kübelpflanzen und Weinreben, die den ver - dem Hintergrund der angeblich unverbildeten winkelten und von Treppen unterbrochenen spanischen Kultur und Lebensweise eine herbe Gassen eine bezaubernde Wirkung verleihen. Zivilisationsskritik seines eigenen Landes zu Ins Schwärmen gerät Gautier angesichts des begründen. Grelle Unterschiede zwischen der Schauspiels auf den Balkonen bei der Madrider Stille der Friedhöfe und Klöster und dem Lärm Fronleichnamsprozession: Damen in Fest tags - auf der Straße, zwischen (wenig) Arbeit und klei dung, die ununterbrochen ihre Fächer (viel) Muße, arm und reich, Freude und Trauer schwen ken und Blicke zu benachbarten Bal ko - veranlassen ihn, seinem eigenen Land die „nie- nen werfen oder mit ernstem Kopfnicken den derdrückendste Gleichförmigkeit“ vorzuwer- Gruß eines Herrn auf der Straße erwidern.18 In fen, wobei er vor provozierenden Ge mein - Andalusien sieht man abends den novio (fester plätzen nicht zurückschreckt, wenn er das Freund), wie er sich durch das Balkongitter mit Leben in Granada beschreibt als „vie toute de seiner novia (feste Freundin) unterhält.19

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Die Begeisterung über die Schönheit der Schilderungen grenzen so nah an Karikatur, Andalusierinnen entzündet sich immer wieder dass sich R. Jasinski 1927 bei der kritischen an der Haartracht der Frauen: sie tragen die Ausgabe der España genötigt sah, wiederholt mantilla, ein schwarzes Spitzentuch, das aber den Wahrheitsgehalt des Reiseberichts zu beto- noch die Haare und die roten Nelken an jeder nen. Eine bildliche Darstellung der von Gautier Schläfe sichtbar lässt. Dem Reisenden ist diese geschilderten Straßenszene finden wir von Paul Sitte Anlass, die französische Hutmode anzu- Gavarni (1804–1866): La Sérénade23 greifen, so wie er den vornehmen Gang der Spanierinnen darauf zurückführt, dass man dort die Sitte des Armgehens nicht kennt, die die Französinnen ihres natürlichen Gan- ges beraubt habe.20

Allgegenwärtig scheint dem Reisenden die Gitarre und ihre Musik: da die Mancha zwi- schen Decaña und Andalusien von Räubern unsicher gemacht wird, mietet die Rei se - gruppe Begleitschutz. Die 20 Soldaten sind ärmlich gekleidet, ohne Schuhe und haben kaum zu essen, aber eine Gitarre. Bei abend- lichen Spa zier gängen hört man aus maleri- schen In nen höfen mit Springbrunnen und Alabastersäulen „le fron-fron monotone d’une guitare qui bourdonne“ (das monoto- ne Schrumm-schrumm einer dunkel vibrie- renden Gitarre).21 In der Alhambra beob- achtet Gautier eine Gruppe von jungen Leuten, die gemeinsam mit Begleitung einer Gitarre das Lied Fray-Luis de Léon singen.

Großen Raum widmet der Reisende einer zeitgenössischen Sitte, die unserem Gedicht zu Grunde liegt: die Serenade.22 Bis zwei oder drei Uhr nachts erlebt man einen Ver - liebten unter dem Balkon seiner An ge be - teten, wie er sich selbst zur Gitarre begleitet, den Sombrero tief in die Stirn gedrückt und das Bein auf einen Kantstein gestützt. Früher, so berichtet der Erzähler, kam es zu Degenduellen oder Mes serstechereien, wenn Paul Gavarni (1804–1866): La Sérénade in einer Gasse ein zweiter Liebhaber zur Gitarre singen wollte. Kam dann eine Nacht - wache vorbei, stürzten sich beide Rivalen auf Aus der volkstümlichen und nach bekannten den gemeinsamen Gegner, um anschließend Mustern improvisierten Serenade macht Gau - ihre eigene Fehde wieder aufzunehmen. Man tier ein kunstvolles Gedicht, wobei er jedoch die hat den Eindruck von Bedauern, wenn Gautier Form der vierzeiligen Strophe („quatrain“) bei- mit der Bemerkung schließt, dass zu seiner Zeit behält. Es wählt abwechselnd feminine und die Emotionen ruhiger geworden seien. Seine maskuline Reime. In der ersten Strophe fällt der

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maskuline Reim mit seinem abrupten Ende mit sen. Die Etüden haben zwar kein literarisches dem zweifachen Fall des an-„himmelnden“ Motto mehr, aber „sprechende“ Titel, die ein Liebhabers auf das Pflaster zusammen. Ein wei- kleines Programm beinhalten, dessen Kenntnis teres Strukturmerkmal des Gedichts, das auch sehr zur richtigen Wiedergabe beitragen kann. für die musikalische Umsetzung von Wich tig - keit ist, ist die durchgehende Zäsur nach der Die dritte Etüde des Sammlung, Le chant du vierten Silbe: der Leser gewinnt den Eindruck, vent (Der Gesang des Windes) setzt die Ge - dass der Verliebte sogar mitten in der Rede räusche des Windes in Musik um, wobei die Atem schöpfen muss, um doch noch den Bal - dritte Oktave bis auf zwei kurze Episoden ganz kon zu erreichen. Diesem stets wiederholten ausgespart wird. Die Melodie des Windes ent- Auf schwung entspricht die aufsteigende Me lo - faltet sich in der Gegenüberstellung von mittle- dielinie nach den Atemstellen. Da die Etüde nur rer und tiefer Lage, was wiederum das Au gen - die erste Strophe in Klang umsetzt, ist ihr merk auf den Registerausgleich lenkt. Strukturmerkmal analog zum Text ein stetes Aufstreben (zur Angebeteten), gefolgt vom Der Titel der vierten Etüde, Volubile beinhaltet herben Fall (auf das Pflaster). Da man sich den für den heutigen Muttersprachler in erster Linie Fall genauso hörbar vorstellen muss wie den die übertragene Bedeutung „gesprächig, ge - Elan nach oben, werden an den Re gister aus - schwätzig“ und in zweiter Linie die konkrete gleich des Spielers große Anforderungen ge- Bedeutung „rankend“, das Wort gehört in kei- stellt. Die weiteren Versuche des Liebhabers ner Weise zum gebräuchlichen Wortschatz. Für nach oben zu gelangen – Täuschung der An - unsere Untersuchung nun ist es wichtig, die standsdame, eine Leiter aus den Saiten ihrer Wortbedeutungen zu kennen, die der Kom - Gitarre oder ihre Haare, eine Abwandlung des ponist zu Ende des 19. Jahrhunderts mit „volu- Rapunzelmotivs – werden in der Etüde nicht bile“ verknüpft haben wollte. Nach dem das aufgegriffen. Analog zurm resignativen Ende Wort in der Bedeutung „gesprächig, geschwät- der ersten Strophe endet die Etüde mit der fal- zig“ schon in der Renaissance verwendet lenden E-Dur-Tonleiter. Wie in der ersten wurde, gibt es für einige Jahrhunderte keine Etüde über ein Motto von Richepin übernimmt Belege bis zur ersten modernen Fundstelle von der Flötist die Rolle des Ich-Erzählers, hier 1777 und zahlreiche weitere für das 19. Jahr - unter dem Balkon der schönen Andalusierin. hundert, so dass diese Bedeutung gegen Ende Wenn man sich nun die wahre Serenade dieser des 19. Jahrhunderts allgemein bekannt war. Ein Epoche als einen mehr leidenschaftlichen als erster Beleg für die Bedeutung „rankend“ ist kunstvollen Vortrag zur rauh gespielten Gitarre für 1812 nachgewiesen und laut Lexika der vorstellen muss, ist Gautiers Umsetzung dichte- Epoche bald verbreitet. Alain Rey24 führt zwi- risch inszeniert und entbehrt nicht der Thea - schen 1845 und 1877 auch Belege für die Be - tralik, die man mit einem gewissen inneren Ab - deutung „von wechselhaftem Charakter“ an, so stand umsetzen sollte, analog dem Schau pieler dass diese Wortbedeutung bei Donjon mit- in der Tragödie, der ja nicht wirklich leidet, son- schwingen könnte. Eine vierte und etwas abge- dern Leiden nur verkörpert. legenere Bedeutung zitiert das Dictionnaire de l’Académie Française als früher verbreitet, aber Die Kommentare zu den folgenden Etüden im Erscheinungsjahr 1935 veraltet: „der sich können sehr viel kürzer gehalten werden, da es nach vorne stürzt, der schnell vorbei eilt“. Auch sich hier um sprachliche und sprachgeschichtli- dieser Wortsinn sollte noch bei Donjon mitge- che Erläuterungen zu Titeln handelt. Von den dacht werden. Alle Wortbedeutungen, die auf sechs Etüden sind vier weiterhin von Johannes lat. volvere ([sich] drehen, winden) zurückge- Donjon und die beiden letzten von François hen, schwingen bei dieser legato-Etüde mit, Donjon, der mit dem Zusatz „de Lyon“ verse- wobei philologisch wohl die Bedeutung „ge - hen ist und von dem wir so gut wie nichts wis- sprächig, geschwätzig“ im Vordergrund steht.

428 TIBIA 2/2011 Die Etudes de salon von Johannes und François Donjon

Aber auch die vierte Bedeutung findet ein Echo Pasquinade, der Titel der 6. Etüde, hat, da das im auftaktigen Charakter des Stückes. Eine Wort selten ist, keine Bedeutungsänderung er - Umsetzung der Idee des Rankens kann man im fahren. Es bedeutete und bedeutet „derb-komi- Bauprinzip der Umspielung einer Melodie mit scher Spott“. Diese übertragene Be deu tung ist Halbtongirlanden erkennen. abgeleitet aus der Kulturgeschichte Roms, als in der Renaissance der literarische Brauch ent- Auf Erstaunen stößt die Bezeichnung Gigue für stand, an den Sockel eines antiken Torso, volks- die fünfte Etüde, widerspricht doch das No ten - tümlich „Pasquino“ genannt, Spott verse anzu- bild völlig dem erwarteten Kom po si tions - heften, die am Sockel einer gegenüberliegenden muster, sei es nun die französische oder italieni- Statue namens „Mor fo rio“, ebenso spöttisch sche Gigue, wie man sie als letzten lebhaften beantwortet wurden.26 Im Titel Pasquinade Tanz einer Suite der Barockzeit kennt. Es feh- schwingen weitere Begriffe der Wortfamilie mit: len die wichtigsten Strukturmerkmale der „(un) pasquin“ (satirische Schrift, bösartiger 6 6 12 Gigue wie ⁄4-, ⁄8- oder ⁄8-Takt und der punk- Schelm) und als Name der Typus des Dieners in tierte Rhythmus der französischen Suite. der italienischen Ko mö die. Allenfalls die Auftaktigkeit nach jeder viertak- tigen Periode könnte eine Wiederaufnahme des Die 7. Etüde, laut Herausgeber komponiert von sautillant-Auftaktes bei Lully sein.25 Mit der François Donjon, trägt den Titel Le follet. Das Wahl des historisierenden Titels weckt Donjon Wort ist ein Diminutiv aus „fou“ (verrückt) Erinnerungen an den lebhaften Tanz des 17. und und bedeutet auf Personen bezogen „ein wenig 18. Jahrhunderts, den er mit virtuosen Mitteln verrückt, überspannt“ und in erweiterter und großen Intervallsprüngen in einen Spitzen- Bedeutung „Kobold, Wichtel“. Meistens wird tanz verwandelt. das Wort in der Zusammensetzung „le feu fol-

TIBIA 2/2011 429 Ludwig Tente Flötenhof Kurse 25 Jahre 1984-2009 Schwabenstrasse 14 Konzerte 87640 Ebenhofen Tel.: 08342-899 111 Musikunterricht www.alte-musik.info

let“ (Irrlicht) verwendet, das auch eine schwer Guestault-Richard die Ausführung der fallenden Kas - greifbare, sehr bewegliche Person bezeichnen kaden „malpropre“ (undeutlich). Erst später, nach dem Studium der literarischen Vorlage, wurde klar, dass die kann. „Blätter“ sehr kontrolliert und klar voneinander abge- setzt herunterwirbeln müssen. Le tambour schießlich, der Titel der 8. Etüde, 10 Letztes Gedicht des Bandes; Parfum suprême, S. 291- auch von François Donjon, hat eine eng umris- 293. sene Bedeutung: er bezeichnet sowohl das In- 11 Verlaine, Paul: Nevermore, in: Poémes saturniens II. strument Trommel als auch den Trommler. Œuvres poétiques complètes, Paris 1962, S. 61. 12 Richepin, Jean: Choix de poésies, Paris (Fasquelle) 1964, Anh. ––––––––––––––––– 13 Hamburg (Rather) 1890, Nr. 5, S. 28-29, Bayerische ANMERKUNGEN Staatsbibliothek Mus.pr.4° 1947. 1 Boehm, Theobald: Die Flöte und das Flötenspiel in akus- 14 Jour d’hiver (Wintertag), in: Le poème de l’amour, op tischer, technischer und artistischer Beziehung, München 48. Quinze poèmes de Jean Richepin extraits de Les 1871; repr. Frankfurt 1980, S. 20-21. caresses, Paris (Lemoine) 1927, S. 63-64. 2 Encyclopédie de la musique et dictionnaire du conserva- 15 Zuerst veröffentlicht in der Revue des deux mondes am toire, deuxième partie, hg. von Albert Lavignac und Lio- 15. Nov. 1845. Hier zitiert nach Poésies complètes de nel de la Laurencie, vol 8., Paris 1927, S. 1525. Theophile Gautier, hg. von René Jasinski, Bd. II o. J. 3 nach Pierreuse, Bernard: Le grand répertoire de la flûte, (1932), S. 219. Kritische Ausg.: Jasinski, René: L’España vol 1., Paris 2006. de Th. Gautier, Paris 1929, S. 180-183. 4 Winterthur 1986. 16 Hg. von Jean-François Revel, Paris o. J. (1964). Zu un- 5 Celle (Moeck) 1987, S. 29. Eine der originalen Porträt- serem Thema vor allem Kap. XI, S. 211 ff. sammlungen, die A. Goldberg im Sept. 1910 der Biblio- 17 ibid. S. 287-288. thek schenkte, verwahrt die Bibliothèque de L’Opéra 18 ibid. S. 213. unter der Sign. PH 20(2). 19 ibid. S. 253. 6 Bernard Duplaix, der in der Vergangenheit schon viele 20 ibid. S. 221. Flötistenbiographien zu Traversières Magazine beigetra- 21 ibid. S. 244. Diese Klangvorstellung trägt dazu bei, sich gen hat, widmet ihm einen ausführlich recherchierten das Gitarrenspiel bei einer Serenade vorzustellen. Artikel in Das Lexikon der Flöte, hg. von A. Adorján und 22 ibid. S. 255. L. Meierott, Laaber 2009. 23 R. Jasinski, op. cit., S. 183. 7 Paris (Decaux) 1877, S. 217. Leider kann die Erst ver - 24 Dictionnaire historique de la langue Française, Paris öffentlichung des Gedichts kaum etwas zur genaueren 1992. Datierung der Etüden beitragen, die de Reede mit ca. 25 1890 angibt. Zur Gigue s. Carol G. Marsh in MGG neu. 26 8 Paris (Billaudot) 1981, S. 2. Der Torso aus der Gruppe Menelaos mit dem Leich - nam des Patroklos befindet sich an der Nordwestecke des 9 Als der Verfasser dieses Artikels diese Etüde bei einer Palazzo Braschi, Piazza San Pantaleo, südlich der Piazza Académie de musique in Amboise als eines der Pflicht - Navona. stücke erarbeitete, nannte die Dozentin Elisabeth 

430 TIBIA 2/2011 Summaries for our English Readers

Summaries for our English Readers

Peter Thalheimer ences from the composer’s correspondence, it The latest from the Denners – discoveries and could be proven that he had planned the work attributions as early as 1959, and he ultimately composed it at the end of February 1963. It was dedicated to The depiction to date of the recorders and trans- Gerhard Braun, who had already received con- verse flutes made in the workshops of the Den- firmation of its completion by letter and who ners, a family of instrument makers, displayed great interest in the piece. One can has now been extended by two new discoveries, only speculate at Bornefeld’s reason for holding a transverse flute and a recorder. The transverse the work back. It was perhaps due to disputes flute made of boxwood, signed by Jacob Denner, with the Bärenreiter publishers, which resulted is in private hands. It is presented and compared in the publication of Bornefeld’s Choralwerk with other instruments known to be from the being put into doubt, as well as the composer’s same workshop. The recorder which is unsigned new orientation style wise, which manifested and is made of ivory comes from Peter Harlan’s itself in his many and various works as from 1965. estate. It is attributed to one of the Denner The Choralsonata which was composed during workshops due to the comparison of matching this transitional period can be regarded as the characteristics with the instruments from the link between Bornefeld’s earlier compositions Berlin and Prague collections. Besides Johann and his later works which provoke comparison Carl Denner, his brother Johann Christoph, with the works of much younger composers. who did not possess right of signature but made Translation: Angela Meyke flutes and flageolets, could be the maker of this instrument. Ludwig Tente The unsigned transverse flute which is housed in the Handelhaus in Halle/Saale can be attrib- The Etudes de salon by Johannes and François Donjon – their roots in literary and linguistic con- uted with relative certainty to Jacob Denner on ceptions account of matching turning profiles. Another instrument, an ivory flageolet at home in Göt- In his 1871 treatise Theobald Boehm lays down tingen, which was assumed to be the work of the principle that singers and the way they in- Johann Christoph Denner is now attributed to terpret texts provide the best guidance for a mu- Johann Carl Denner. It has the singular signature sician how to perfom a piece of music as the C D as yet unnoticed. Translation: Angela Meyke words infallibly lead to its appropriate expres- sion. The Etudes de salon by Donjon constitute a rare Matthias Wamser example of musical studies accompanied by Helmut Bornefeld’s newly discovered Choral- “words”, either in the form of short literary sonata III for soprano recorder and keyboard mottos chosen from Jean Richepin and Théo - instrument (organ or piano) phile Gautier or titles with a highly evocative meaning. The article aims at reconstituting their In 2010, the author discovered an unknown literary and linguistic backdrop in late 19th cen- work amongst the many notebooks from Hel- tury France as this knowledge has partly fallen mut Bornefeld’s (1906 – 1990) estate, the four into oblivion. Thus literary and linguistic analy- movement sonata based on the choral Christe, ses will enable the musician to better grasp the du Beistand deiner Kreuzgemeine for soprano underlying motives of the composers and to per- recorder and organ or piano. Based on refer- form their music adequately. Translation: Ludwig Tente

TIBIA 2/2011 431 15. bis 18. September 2011

Konzerte, Workshops und JamSessions mit Alter Musik – heute improvisiert

Aller Anfang ist … Improvisation. Kinder In den abendlichen Konzerten, denen teil- können schon jahrelang munter plaudern, bis weise wie beim 1. Festival 2009 wieder ein sie schließlich lesen und schreiben lernen, dialogisches Prinzip zugrunde liegen wird, und unsere Vorfahren konnten schon jahrtau- werden Stars der Szene aus Deutschland, sendelang musizieren, ohne Musik aufschrei- Frankreich, der Schweiz, Holland und Bel- ben zu können und zu müssen. gien in traditionsreichen und atmosphäri- schen Räumen wie der Thomaskirche und Obwohl im Lauf der Jahrhunderte tendenziell dem Museum für Musikinstrumente mit un- Musik immer genauer schriftlich fixiert terschiedlichen Herangehensweisen, mit Al- wurde, behauptet spontanes Musizieren bis ter Musik zu improvisieren, aufeinandertref- heute seinen Platz im Musikleben, denn ohne fen – ein garantiert unvorhersehbares Lebendigkeit wäre Musik nicht Kunst. Mu sikerlebnis! Im Eröffnungskonzert wer- Improvisation ist heute längst nicht mehr nur den improvisierte Tanzmusik und improvi- Sache von Organisten, Jazzmusikern und sierter Tanz miteinander interagieren, ge- Zeitgenössischer Musik. Seit Jahrzehnten ist folgt von einer Stummfilmimprovisation an die „Wiederbelebung der Alten Musik“ in Mitteldeutschlands heute einziger histori- aller Munde, und konsequenterweise wird scher Kinoorgel. Mit atemberaubender vo - auch heute Alte Musik improvisiert … aber kal polyphoner improvisierter Kontrapunktik halt, ist das nicht eigentlich ein Widerspruch? über Gesänge aus dem Graduale der Leipzi- Wie soll man denn etwas, das vor 300 oder ger Thomaskirche und Concerti grossi in 600 Jahren geschah, heute wiederbeleben? Bach'scher Stilistik – im Kollektiv improvi- siert an zwei Cembali und Barockvioline – Genau darauf möchte das Leipziger Impro- F wird der überaus reichen Improvisationstra- visationsfestival “Liv e!”, das vom 15. bis dition der Musikstadt Leipzig Rechnung ge- 18. September 2011 zum zweiten Mal statt- tragen. Im Abschlusskonzert schließlich findet, eine Antwort geben: Ein reizvoller werden virtuose barocke Improvisationen Widerspruch führt zu fruchtbaren Ergebnis- auf Jazzimprovisationen über barocke Vorla- sen! gen treffen.

432 TIBIA 2/2011 AlteMusik-JamSessions bringen kreative Improvisation. Mit einem Gemeindesaal oder Köpfe aus ganz Europa in Leipzig unter Turnhalle als Matratzenlager steht eine (fast) einen Hut, in Fortsetzung der legendären kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für Auftritte im Zimmermannschen Kaffeehaus Festivalbesucher von auswärts zur Verfü- von Telemann, Bach, Fasch, Pisendel und gung. Co. In einer mit Jazz vergleichbaren Auffüh- Veranstalter ist das Deutsche Institut für rungssituation wird in barocker Stilistik im- Improvisation e.V. mit Sitz in Leipzig. Die provisiert. Das Podium ist offen, jeder kann Workshops finden separat davon mit der Un- zuhören und mitmachen. Ungewöhnliche terstützung der Hochschule für Musik und Stage-Meetings garantiert! Theater Leipzig statt. Für die Festivalleitung In Workshops können (nicht nur) Studie- zeichnet sich Martin Erhardt verantwortlich, rende Rüstzeug für die JamSessions erlernen, Blockflötist und Cembalist sowie Dozent für beispielsweise bei einigen konzertierenden historische Improvisation an der HMT Leipzig. Künstlern, die am Tag nach ihrem Konzert Ein nicht nur für Leipzig einmaliges Festival, einige ihrer Tipps und Strategien preisgeben. welches ein ganz diverses und breites Publi- Eine Podiumsdiskussion und Vorträge wer- kum anspricht. Lassen Sie sich überraschen den das 2. Leipziger Improvisationsfestival und mitreißen! F “Liv e!” fundieren und abrunden. Eine Bücherstube bietet Gelegenheit zum Mehr Infos demnächst unter: Schmökern und Erwerb von Literatur über www.improfestival-leipzig.de

Alte Musik in grooviger Atmosphäre: JamSession mit Martin Erhardt, The Playfords und Freunden.

TIBIA 2/2011 433 EUROPEAN RECORDER PLAYERS SOCIETY ERPS E.V.

5. ERPS-Biennale Spotlights: … vor 1550 – nach 2008 vom 2.–4. September 2011 in Zürich

Begegnungen, Konzerte, Vorträge und Workshops, Instrumentenpräsentation und Ausstellung

mit Andreas Böhlen/Genesis, Effusions, Lucia Mense, Dörte Nienstedt, Quartetto con affetto, Conrad Steinmann/Diferencias, Trio Axolot, Trio Viaggio, Matthias Weilenmann und Studenten der ZHDK

Eine Veranstaltung der Zürcher Hochschule der Künste unter der künstlerischen Leitung von Prof. Matthias Weilenmann

Weitere Informationen unter www.erps.info

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Ulrich Scheinhammer-Schmid Die Rosetti-Festtage 2010 im Ries – mit einer Vorschau und einem Seitenblick auf eine für Holzbläser interessante Notenedition

Eigentlich war der Komponist Kontrabassist, bleibenden Lebensjahren als Leiter der Hofka- und bei seiner ersten Anstellung wurde er noch pelle des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin unter den gewöhnlichen „Musikanten und Kan- seine ökonomische Situation erheblich verbes- zellisten“, also den Kanzleischreibern, geführt. serte – bei den Musikfestspielen Mecklenburg- Doch Antonio Rosetti (1750–1792), trotz seines Vorpommern erinnern alljährlich mehrere Kon- italienischen Namens aus Leitmeritz in Böhmen zerte in der Residenzstadt Ludwigslust an den gebürtig, stieg aufgrund seiner herausragenden einstigen Kapellmeister (Informationen unter Fähigkeiten sehr bald zum Leiter der Hofkapelle www.festspiele-mv.de). in Wallerstein bei Nördlingen auf, das zwischen Augsburg und Nürnberg liegt (inmitten der run- Die 1992 gegründete Internationale Rosetti-Ge- den Erdschüssel „Ries“, einem Krater, der bei ei- sellschaft e.V. (IRG) hat sich eine mehrfache nem Meteoreinschlag vor über 14 Millionen von Aufgabe gesetzt: Sie will nicht nur das Anden- Jahren entstanden ist). Und die Holzbläser dieser ken an Antonio Rosetti und an die Musiker sei- Kapelle, für die Rosetti zahlreiche Kompositionen ner Hofkapelle wachhalten, sondern auch ihre schuf, waren herausragende Virtuosen und selbst Werke zum Klingen bringen und den Musiklieb- in größerem Umfang als Komponisten tätig. habern zugänglich machen. Dem ersten Ziel die- nen die alljährlichen Rosetti-Festtage im Ries Der Böhme machte die Kapelle der Fürsten von und zahlreiche CD-Aufnahmen, die in den letz- Oettingen-Wallerstein zu einer der besten im ten Jahren erschienen sind; der zweiten Aufgabe Süddeutschland der zweiten Hälfte des 18. Jahr- fühlt sich ganz besonders Bernhard Päuler mit hunderts, mit einem Notenbestand (heute Uni- seinem Amadeus Verlag verpflichtet, der in den versitätsbibliothek Augsburg), der so gut wie alle letzten Jahren eine umfangreiche Rosetti-Werk- berühmten Namen der Zeit aufweist. Mozart ausgabe vorgelegt hat. war in Wallerstein ebenso zu Gast wie Haydn oder Beethoven, und so verwundert es nicht, Angesichts der außerordentlichen Musiker, die dass auch die Werke des Hofkapellmeisters sich Rosetti in Wallerstein zur Verfügung standen, durch hervorragende Qualität auszeichnen. verwundert es nicht, dass die Interpretationen seiner Werke bei den Festtagen im Ries alljähr- Wie sehr die Zeitgenossen diese Vorzüge des lich hochkarätig besetzt sind – ebenso wie die Böhmen erkannten und würdigten, zeigt bei- hochadeligen Spielstätten den Glanz des 18. spielhaft die Tatsache, dass die Totenmesse für Jahrhunderts widerspiegeln! So begeisterte 2010 Mozart in Prag am 14. Dezember 1791 von Ro- schon beim Auftakt im Schloss Amerdingen der settis Requiem begleitet wurde – 4000 von Mo- Engländer Sam Haywood auf dem Hammerkla- zart begeisterte und nunmehr trauernde Prager, vier das vollbesetzte Auditorium mit seinen lei- nicht zuletzt die mit dem Verstorbenen befreun- denschaftlichen und differenzierten Deutungen dete Sängerin Josefa Duschek (sie sang die So- von vier Rosetti- sowie je einer Mozart- und ei- pranarien), sollen in der Nikolauskirche auf der ner Beethoven-Sonate (der Pathétique, op. 13). Kleinseite unterhalb des Hradschin versammelt Das Gémeaux-Quartett, inzwischen weithin be- gewesen sein. kannt, schlug im Saal der Internationalen Musik - schulakademie Schloss Kapfenburg mit Streich - 1789 war Rosetti übrigens vom Ries in den Nor- quartetten von Rosetti, Webern, Haydn und den gewechselt, wo er in seinen drei noch ver- schließlich Antonin Dvo ak den Bogen zurück ř

TIBIA 2/2011 435 Berichte

musik vom Feinsten und Rosettis Oboenkon- Internationales Seminar zert mit Kurt Meier. für alte Musik Im Festsaal des Oettinger Residenzschlosses trat LANDESBILDUNGSZENTRUM die Czech Wind Harmony aus Rosettis Heimat SCHLOSS ZELL AN DER PRAM, OÖ., AUSTRIA mit einem abwechslungsreichen Programm an, 31. Juli bis 7. August 2011 das von Rosettis Bläser-Partiten (einer Speziali- tät der Wallersteiner Hofkapelle) über die Har- moniemusik zu Mozarts Figaro und dessen Se- Paris – Venedig renade Es-Dur (KV 375) bis zu dem bereits in Zwei musikalische Zentren romantische Regionen vorstoßenden Joseph Andrew SchUltze • Gesang Trie bensee (1772–1846) reichte. Schmissig und ernst KUBitScheK • Blockflöte melodienselig, Jagdmotive beschwörend und in Gertraud Wimmer • traversflöte marianne rÔnez • Barockgeige, Barockbratsche, elegante Salons entführend – die Böhmen hatten Viola d’amore viele Farben auf ihrer Palette, mit denen sie einen Gerhart DArmStADt • Barockcello vielfältigen Hofmusikzauber veranstalteten. Daniel VAlenciA • Viola da gamba michael FreimUth • laute, Guitarre Das Abschlusskonzert auf dem hochgelegenen, christa PeSenDorFer • cembalo, orgel, Generalbass Jadwiga noWAczeK • historischer tanz burgartigen Schloss Baldern bestritt das Zürcher Assitenten und Korrepetition Kammerorchester unter der souveränen Leitung

Auskunft und Anmeldung: von Johannes Moesus, dem Präsidenten der In- Christa Pesendorfer ternationalen Rosetti-Gesellschaft. Sinfonien A-3001 Mauerbach b. Wien, Hauptstr. 61b/8, AUSTRIA Tel. + Fax: +43/1/979 58 98 · [email protected] · www.alte-musik.music.at von Luigi Boccherini (C-Dur, op. 12/3), Joseph Martin Kraus (C-Dur, VB 138) und W. A. Mo- zart (A-Dur, KV 134) wurden gekrönt durch Rosettis hochvirtuoses Oboenkonzert C-Dur (Murray C 29), dessen drei Sätze bei Kurt Meier, in Rosettis böhmische Heimat, während die dem Solisten des Zürcher Kammerorchesters, in Stuttgarter Kammersolisten im wunderbar ba- den besten Händen waren. Der erste Satz pen- rocken Kaisersaal der einstigen Zisterzienserab- delt zwischen wuchtigen Orchesterritornellen tei Kaisheim bei Donauwörth Quartette und und witzigen Vorhalten in den virtuosen Passa- Quintette für Solobläser und Streichtrio aus der gen des Solisten, gefolgt von einem Adagio mit Rosettizeit interpretierten. Rosettis Flötenquar- großer Oboenmelodie – auf diese Vorgaben tett G-Dur (Murray D16) blies Luis Perandones setzte Kurt Meier im sprudelnden, tanzenden mit Eleganz, klangvoll und reich abgetönt, und und singenden Schluss-Rondeau das krönende in den zwei Oboenquartetten des Böhmen und Sahnehäubchen. Mozartfreunds Josef Fiala (Es-Dur) und W. A. Mozarts (KV 370) begeisterte Ivan Danko mit Nach diesen erfolgreichen 11. Rosetti-Festtagen seinem enormen Atem und spritziger Virtuosi- schaut das Projekt hoffnungsvoll der 12. Folge tät. entgegen. Höhepunkt wird hier sicher der Auf- tritt des Bratschers Nils Mönkemeyer im Schluss - Im ehemaligen Deutschordensschloss Reimlin- konzert auf Schloss Baldern sein, der am 5. Juni gen folgte in einer vormittäglichen Matinee das 2011 mit dem Bayerischen Kammerorchester un- kraftvoll-energische Enigma-(Klavier-)Trio mit ter Johannes Moesus Rosettis Violakonzert (Be- Werken von Rosetti, Mozart und Mendelssohn- gleitmusik auf Mönkemeyers Website!) und Bartholdy, bis dann die beiden Abendkonzerte Mozarts adaptiertes Klarinettenkonzert gestal- am Samstag und Sonntag die bläserischen Höhe - ten wird. Daneben laden am 2. Juni das Ensem- punkte der Festtage präsentierten: Harmonie- ble Mediterrain, Berlin, mit „Kammermusik für

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Streicher und Bläser“ (u. a. mit dem Beethoven- Septett) auf die Kapfenburg bei Aalen und Con- certo (Würzburg, mit Originalinstrumenten) zu „Kammermusik für Flöte und Streicher“ am 3. Juni in den Kaisheimer Kaisersaal (weitere In- formationen unter: www.rosetti.de).

Neben den Festtagen, die durch die Gründung einer mittlerweile gut dotierten Stiftung auf so- liden Füßen stehen (Zustifter sind jederzeit er- wünscht), hat sich die Internationale Rosetti- Gesellschaft in den letzten Jahren auch intensiv um die weitere Verbreitung der Werke ihres Na- mensgebers bemüht. Bei cpo und anderen Labels erschienen zahlreiche CDs mit Werken der Wal- lersteiner Hofkapelle, häufig von Johannes Moe- sus mit unterschiedlichen Orchestern eingespielt (eine Liste der Aufnahmen und der Notenedi- tionen ebenfalls unter www.rosetti.de), und der Winterthurer Amadeus Verlag erweitert seit Jahren kontinuierlich seine verdienstvolle Werk- ausgabe. Hier liegen mittlerweile acht Holzblä- serkonzerte im Klavierauszug und mit Orches - terstimmen vor (ein Flötenkonzert in G-Dur, drei Oboenkonzerte, zwei Fagott- und je ein Horn- und ein Klarinettenkonzert), Kammer- musikwerke mit unterschiedlichen Besetzungen (beispielsweise das Sextett D-Dur für Flöte, 2 Hörner und Streichtrio ebenso wie das Flöten- quartett) und schließlich auch Rosettis Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Englischhorn (oder Horn) und Fagott – das erste bekannte Holzblä- serquintett der Musikgeschichte (nähere Anga- ben zu dieser Ausgabe unter www.amadeusmu- sic.ch). Weitere Ausgaben einzelner Werke Rosettis oder von Musikern der Wallersteiner Hofkapelle in anderen Verlagen zeigen das in den letzten Jahren stark gewachsene Interesse. Es bestätigt glänzend das Urteil der „Musikali- schen Real-Zeitung“ über Rosetti, „der immer gefallen wird“, und Christian Friedrich Daniel Schubarts Lob: „Der dort herrschende Ton hat ganz was Originelles, ein gewisses Etwas, das aus welschem und deutschem Geschmack, mit Capricen durchwürzt, zusammen gesetzt ist“.

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Stockstädter Musiktage 2011 Alte Musik in der Altrheinhalle – vom 3. bis 5. Juni 2011

Freitag, 3. Juni 2011 16.00 Uhr: 11.00–13.00 Uhr: Ensemble Caprice Blockflötenkurs mit Dorothee Oberlinger mit Matthias Maute und Sophie Larivière 16.00 Uhr: (Blockflöten/Traversflöten) Ensemble The Gentleman’s u. a. Flute Telemann und die ba rocken mit Stefan Temmingh Zigeu ner, Georg Philipp Te- (Blockflöte) lemann: Konzerte für Flöten Händel-Arien und Grounds und B. c., Zigeunermusik des in reichverzierten zeitge- Barock aus der Sammlung nössischen Bearbeitungen „Uhrovska“, 1730 für Blockflöte von namhaf- 19.30 Uhr: ten Komponisten und In- Emma Kirkby (Sopran) und terpreten des Barock. London Baroque 19.30 Uhr: G. F. Händel, H. Purcell, Ensemble 1700 J. Jenkins, R. Johnson, M. mit Dorothee Oberlinger Marais, Samuel Pepys (1633– und Maurice Steger 1703): „Beauty Retire“ (Blockflöten) Europäische Barockmusik Sonntag, 5. Juni 2011 von A. Corelli, A. Vivaldi, G. Sammartini, 11.00 Uhr: G. Ph. Telemann u. a. Flanders Recorder Quartet Jubiläumskonzert zum 25jährigen Bestehen Samstag, 4. Juni 2011 des Quartetts mit Programmwünschen aus 11.00 Uhr: dem Publikum Capella Archifiato 15.00 Uhr: Leitung: Karel van Steenhoven Ensemble Red Priest Joseph Haydn: Konzerte und Nocturnes Werke von D. Castello, G. F. Händel, für zwei Blockflöten u. Kammerorchester G. Ph. Telemann, P. Royer und F. Couperin (Die Notturni und Concerti für den König In Bearbeitungen von Red Priest von Neapel)

Für alle Konzerte sind Änderungen vorbehalten.

www.stockstaedter-musiktage.de

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Dörte nienstedt Von Flöten, Dieben und Koalas – Über das Abenteuer, ein Familienkonzert zu gestalten

Oskar ist 12 Jahre alt und spielt leidenschaft- lich gern Blockflöte. Zusammen mit seiner Band, den Coolen Koa- las plant er gerade eine Tournee und das Haus ist voller Flöten: winzi- ge, riesige, sogar eckige Flöten, Flö ten in allen Größen und Ausfüh- rungen. Das Dumme ist nur: Einbrecher bela- gern das Haus und ha- ben es auf die Flöten ab- gesehen. Ob Oskar es wohl schafft, zusam- men mit seiner Freun- din Lisa und dem Kater Nero (und vielleicht ja auch mit Hilfe des Pu- blikums) die Diebe in die Flucht zu schlagen?

Man nehme eine Idee, viel gute Musik, einen phantasievollen Text, einen Saal mit profes- sioneller Veranstaltungstechnik und verarbeite Familienkonzerte zumeist im Zeichen eines alles mit drei zehn engagierten Studenten zu ei- ausgewählten Instrumentes. Diesmal sollte nun nem Familienkonzert. Im vergangenen Herbst wieder die Blockflöte in den Blickpunkt rücken. waren alle Zutaten da, und wir begannen mit der Die Idee war schnell da und ergab sich aus viel- Zubereitung. Hier folgt der Bericht aus der Ver- fältigen Erfahrungen, die wir im Rahmen des suchsküche. Am 8. Mai 2011 wird aufgetischt, Bremer Blockflötentages mit Matthias Mautes denn dann ist die Premiere von Oskar und die Oskargeschichten gemacht hatten. Musik und Blockflötendiebe – eine Geschichte mit Musik Text erzählen dabei die Abenteuer von Oskar, und Text im Bremer Konzerthaus Die Glocke. seiner Band den Coolen Koalas, dem Kater Nero und anderen ungewöhnlichen Protagonisten. In Kooperation mit der Hochschule für Künste Die Musik besteht aus meist peppigen und un- Bremen finden in der Glocke seit einigen Jahren terhaltsamen Arrangements für 4-5 Blockflö- Projekte für Kinder und Jugendliche statt. Un- ten, die zum Teil mit Perkussion begleitet wer- ter dem Motto „Musik im Ohr“ stehen diese den. Attraktiv sind Mitmachaktionen, die das

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Publikum einbeziehen und einige überraschen- wäre auch gegangen. Und so gärte und brodelte de Klangeffekte durch die Nutzung moderner es einige Monate lang. Die Vorstellungen began- Spieltechniken. Ich war mir sicher, dass die Os- nen sich zu setzen, das uns wichtig Erscheinen- kargeschichten sehr gut als Familienkonzert de kristallisierte sich heraus, wurde erweitert funktionieren könnten. oder verworfen. Und dieser lange Vorlauf war sehr wertvoll. Ich glaube, der kreative Prozess Doch zurück zu unserer Versuchsküche. des Sammelns, Nachdenkens, Ausprobierens Schnell stellte sich heraus, dass die Ausarbei- und Verfeinerns der vielen divergierenden Ideen tung und Ausweitung einer Oskar-Geschichte hätte unter Zeitdruck nicht funktionieren kön- auf ein gut einstündiges Programm die Konzep- nen. Irgendwann begannen die Ebenen aus Mu- tion in ein neues Licht rücken würde. Unsere sik, Text, szenischem Agieren, Mitmachaktio- Vorstellung war, die Geschichte neu zu erzählen nen, Instrumentenvorstellung, Licht-, Bühnen- und eine Verknüpfung zu schaffen. Nachdem und Raumnutzung sich zu verbinden. der Verlag Heinrichshofen zu der Umarbeitung grünes Licht gegeben hatte, fing das Projekt an Was erlebt das Publikum dabei? In drei Szenen sein Eigenleben zu führen. Plötzlich ergaben erzählt die Geschichte die Vorbereitung einer sich scheinbar unendliche Wege, die Geschichte coolen Tournee, das Eindringen und wieder fortzuspinnen und passend zu machen. Nach- Verjagtwerden der Flötendiebe und schließlich dem die Studenten und ich eine Ortsbegehung eine fulminante Konzertszenerie mit einigen im kleinen Saal der Glocke gemacht hatten, wur- Highlights aus dem Tourneeprogramm. Mautes de es noch verworrener. Die verschiedensten Ide- Hit Let’s Go, ein Sprechkanon, das mit rasenden en sprudelten angesichts der Möglichkeiten mit Läufen und sputato-Effekten komponierte verschiedenen Bühnen und Spielorten zu arbei- Panik stück Oder wenn die Falle nicht zu- ten, Lichteffekte und -einstellungen zu nutzen. schnappt?, Geistermusik aus dem Off und ein Auszug aus Händels Wassermusik, in einer un- Beim Kennenlernen und Proben der ersten Stü- gewöhnlichen Fassung mit Taucherbrille und cke tauchten wir ein in die Diebesgeschichte Schnorchel. Auch Bachs 3. Brandenburgisches und formulierten Textvarianten für unseren Be- Konzert sowie Jacob van Eyck und Consort- darf. Wir diskutierten über Klangregie, szeni- musik aus dem 16. Jahrhundert haben ihren sches Agieren, Besetzungen und über den rich- Platz im Programm gefunden. tigen Tonfall. Wo ließ sich auf welche Art das Publikum einbeziehen und Interessantes über „Wir möchten unsere jungen Zuhörer erreichen unser Instrument vermitteln? Konnte man nicht und begeistern, aber auch die Eltern sollen et- auch Renaissance- und Barockmusik ergänzend was davon haben!“, so lautet das Credo einer hinzunehmen, um noch andere Facetten zu zei- beteiligten Studentin. Bei der kreativen Arbeit gen und die Zuhörer mit Musik zu konfrontie- in unserer Versuchsküche der Möglichkeiten ren, die sie sonst vielleicht nur selten hören. haben wir viel gelernt und gelacht. Am zweiten Aber wie bringt man Bach oder van Eyck in Sonntag im Mai ist es soweit, die Bremer Koalas einer Geschichte von Coolen Koalas unter? laden zur Premiere!

Eigentlich hätten wir es uns ja einfacher machen Weitere Informationen unter können – eine Instrumentenvorstellung mit www.glocke.de – Reihe Musik im Ohr schöner Musik und einigen besonderen Zutaten

440 TIBIA 2/2011 Berichte lisete da Silva Moeck/SRP Solo Recorder Competition – Das Preisträgerkonzert von Pernille Petersen

Pernille Petersen, Sie- Konzert konnte Spie- gerin beim britischen lern aller Altersgrup- Moeck/SRP Solo Re - pen und Niveaus ver- cor der Wettbewerb mitteln, was auf der 2009, gab ihr Preisträ- Blockflöte möglich ist, gerkonzert während ohne dass es irgend- des Greenwich Inter- welcher Effekte be- national Early Music durfte, die von Schwä- Festival & Exhi bition chen ablenken sollten am 14. November 2010. (wie man es manchmal erlebt). Wenn ich ihren Auf- tritt beschreiben sollte, Das Ensemble, das Per- würde ich ihn als nille Petersen mitge- „atemberaubend“ be - bracht hatte, passte gut zeichnen. Ihr Bühnen- zusammen: mit Gun- verhalten ent wickelt hild Tonder (Cembalo), sich immer weiter und Thomas Pitt (Barock- mit der Wahl ihres Re- cello) und Bjarke Mo- pertoires konnte sie gensen (Akkordeon) das Liebliche und Aus- spielte sie einige ihrer drucksvolle ihrer Spie - Lieblingsstücke und lerpersönlichkeit un- stellte ihre Solo-CD terstreichen. mit Castrucci- und Ge- miniani-Sonaten vor. Ich war bei der letzten Runde des Wettbewerb 2009 im Publikum und kann sagen, dass sie ver- Das Konzert begann sie solo mit Principio di Vir- dient gewonnen hat, denn sie verstand es, das tu, einem mittelalterlichen Tanz, den sie auswen- Publikum so in ihren Bann zu ziehen, dass man dig spielte und bei dem sie viel Technik einsetzte, ihrer „musikalischen Geschichte“ atemlos um die Rondeauform etwas aufzulockern. Man lauschte. Sie ist eine ehrliche Musikerin, aus- konnte keine Nadel fallen hören, so aufmerksam drucksstark mit großem technischem Vermö- folgte ihr das Publikum, aber ich frage mich, ob gen, außerdem ist sie eine gute Kammermusike- sie nicht doch mit etwas größerer Risikobereit- rin, was eine vorteilhafte Kombination ergibt. schaft und Variationsbreite in der Artikulation und den Klangfarben hätte spielen können, um Die Old Naval Kapelle war ziemlich gut be- das Interesse noch stärker zu fesseln. Das gleiche setzt, was mir sehr gefallen hat, denn Blockflö- gilt für Uccelinis Sonata Nona: sehr schön ge- tenkonzerte finden nicht immer ein großes Pub - spielt, technisch vollkommen sicher, fast perfekte likum, und ich bin sehr froh, dass so viele Artikulation und doch etwas zu sehr auf der si- Menschen eine hohe musikalische Qualität ge- cheren Seite. Sie ist eine junge Spielerin am Be- nießen konnten, wie sie leider in Großbritan- ginn einer vielversprechenden Karriere, und sie nien noch nicht so weit verbreitet ist. Dieses wird sicher das Selbstvertrauen finden, aus der

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Sicherheitszone herauszutreten. Der Uccelini kam mir in den Sinn, als sich die Stimmen immer kommt im Stile Rappresentativo daher und be- mehr zu spiegeln begannen. Die beiden Instru- darf nach meinem Dafürhalten einer etwas küh- mente harmonierten perfekt, und in der sym- neren Herangehensweise. Das soll aber keines- biotisch anmutenden Kommunikation der bei- falls das Verdienst einer schönen, raffinierten den Spieler wusste man oft nicht, wo der Block- Darbietung schmälern. flötenton endete und das Akkordeon anfing, ganz wie der Titel es nahelegt. Das Zusammen- Als nächstes kam Vertical Song 1 von Toshio spiel zwischen dem etwas heiser klingenden Hosokawa, und hier fand Pernille Petersen als Akkordeon und der Blockflöte war einfach un- Spielerin zu sich selbst. Ihr gelang eine geradezu übertrefflich! Verschiedene Blockflöten wurden szenische Aufführung dieses wunderbar ruhi- klug eingesetzt und die Tonhöhe sank mit fort- gen und spirituellen Stückes mit Selbstvertrauen schreitendem Stück. und großartiger Bandbreite an Techniken und Klangfarben. Es herrschte eine wunderbare Stil- Eine weitere Castrucci-Sonate (op. 1 Nr. 2, e- le im Saal, und die Interpretation war fantas- Moll) folgte, diesmal auf der Voice-Flute ge- tisch. Toshio Hosokawa sagt über seine Musik: spielt, und wieder erklang wunderschöne En- Ich suche nach einer neuen Form japanischer semblemusik dieser sublimen Musiker Spiritualität und Musik, in der ich sowohl mir selbst als auch meinem kulturellen Erbe treu Entourage for Recorder von Kasper Rofelt wur- bleiben kann. Wir müssen die westliche Welt de 2010 für und in Zusammenarbeit mit Pernille noch einmal genau studieren, und zwar sehr Petersen geschrieben, und zwar extra für das sorgfältig, damit wir uns in einem sachlichen Preisträgerkonzert. Die Musikerin wünschte Licht betrachten und zu uns selbst finden kön- sich ein Stück, das weniger virtuos, und dafür nen. Dieses Stück ist Teil einer Serie von Vertical mehr wie ein ruhiges musikalisches Zwischen- Stücken, die für ganz unterschiedliche Instru- spiel in einem ausdrucksstarken und fordernden mente geschrieben sind. Vertical Song 1 kann Programm daherkommt. Der Komponist selbst sowohl auf der Flöte als auch auf der Blockflöte sagt: Die Solistin setzt sich mit ihrer Umwelt gepielt werden. auseinander, in der mehrere Ideen entwickelt und auf verschiedene Arten miteinander ver- Das letzte Stück vor der Pause war die Castrucci- bunden werden. Man kann das musikalische Sonate op. 1 Nr. 10 in d-Moll. Ein wirkungsvol- Material als eine Landschaft ansehen, die in ei- les Stück, ausdrucksvoll gespielt. Diese Sonate nem festgelegten Zeitrahmen sichtbar wird. Ein gehört vielleicht nicht zu den besten Werken wunderbar atmosphärisches Stück und „Ge- ihrer Zeit, aber sie kann erfreuen, und Pernille schmacksneutralisierer“. Petersen brachte sie zum Leben. Begleitet vom Continuo-Team Gunhild Tonder und Thomas Pernille Petersen beendete ihr Preisträgerkon- Pitt wurde eine runde Sache daraus. zert mit der Castrucci-Sonate op. 1, Nr. 3 in g- Moll, die sie auf einer Sopranblockflöte spielte: Mit Feuerspiegel für Blockflöte und Akkordeon wieder eine brillante und virtuose Darbietung. von Mogens Christensen (der anwesend war), einem Stück, das für die Blockflötistin kompo- Als Zugabe überraschte und erfreute sie uns mit niert wurde, begann die zweite Hälfte des Kon- Vivaldis La Notte, begleitet von Bjarke Mogen- zerts. Dieses Stück wurde mein absoluter Favo- sen auf dem Akkordeon: eine Interpretation rit. Um den Komponisten zu zitieren: Feuer- voller Effekte, die uns in eine stürmische Nacht spiegel stellt weder etwas besonderes dar noch irgendwo in Venedig entführte. erzählt es eine Geschichte. Es steht für nichts an- deres als einfach nur Musik. Den Titel habe ich Bravo für ein wunderbares Konzert. Hier wächst aus Schillers Ode an die Freude entliehen, und er ein vielversprechendes Talent heran. 

442 TIBIA 2/2011 Berichte michael Kubik Neue Besetzung, neuer Reiz: Blockflötenchor mit Zupforchester ein erfahrungsbericht

Das wesentliche Merkmal eines „Orchesters“ Flöten (Stuttgart, im Jahre 1589, besaß neben 39 ist die Verschiedenartigkeit der darin enthalte- Streichinstrumenten auch 48 Blockflöten aller nen Instrumente. Fasst man gleichartige Instru- Größen). Vom Zupforchester, dessen jüngere mente zusammen, spricht man eher von einem Geschichte etwa um 1880/90 beginnt, kann be- „Chor“. Als ich im Jahre 1978 das Blockflöten- richtet werden, dass schon zu Monteverdis Zei- orchester Neukölln übernahm, leitete ich be- ten große Ensembles aus Lauten verschiedener reits diverse Zupforchester. Sowohl die Zupfin- Stimmlagen sowie Theorbe, Chitarrone, Cister strumente Mandoline und Gitarre wie auch die etc. gebildet worden sind. Das Zupforchester Blockflöten sind, verglichen mit heutigen Or- heutiger Prägung hat, zuerst in den dreißiger chesterinstrumenten, wirklich leise, was jeder, Jahren (Konrad Wölki) und erneut seit Mitte der kammermusikalisch auftritt, schon leidvoll der sechziger Jahre (Siegfried Behrend) eine erfahren hat. Was also sprach dagegen, diese bei- enorme Weiterentwicklung erfahren. den „stillen“ Instrumentengruppen orchestral zusammenzuführen? Den Reiz der gemischten Besetzung habe ich 1974 auf dem Bundesmusikfest in Berlin vorge- Als Fried Walter, der langjährige Dirigent des stellt, mit der Suite d-Moll von Hermann Am- RIAS-Unterhaltungs-Orchesters in Berlin brosius. Dieses Werk ist für „Volks in stru men - („abtrünniger“ Schönberg-Schüler), im Dezem- ten orchester“ konzipiert (Blockflöten, Zithern, ber 1985 ein Konzert des Blockflötenorchesters Akkordeon, Pauken und Zupforchester). Neukölln unter Mitwirkung des Berliner Zupf- orchesters besuchte, war er von dem Zusam- Danach folgten diverse Bearbeitungen, da wir menklang so begeistert, dass er sogleich eigene fast jährlich Blockflötenorchester und Zupfor- Werke für dieses von ihm so benannte „Micha- chester zusammengeführt haben. Auch diese el-Kubik-Orchester“ schrieb. Von Fried Walter Idee muss schon jemand gehabt haben – es gibt ging das Gerücht, er könne für Staubsauger und im Trekel-Verlag den Zupforchestersatz zu Pur- Orchester schreiben, es würde klingen. Nicht, cell’s My Fairy Queen, passend zur Blockflöten- dass die Blockflöte ein Staubsauger wäre – aber ausgabe der Universal-Edition Wien. er hat diese Besetzung tadellos gemeistert. Wie sieht die Praxis aus? Das Musizieren im modernen Blockflötenchor Grundsätzlich gibt es in dieser Konstellation ist in den dreißiger Jahren zuerst in Berlin- zwei Möglichkeiten: Charlottenburg erprobt worden (Ferdinand Das Zupforchester kann – analog zum Sinfonie- Enke) und wurde von Rudolf Barthel (1908– orchester – die Grundlage bilden, die Blockflö- 1978, Leiter der Musikschule Neukölln) nach ten treten ergänzend hinzu, quasi als Blä ser - dem 2. Weltkrieg verfeinert und vervollkomm- (er)satz. net. Lehrkräfte aus dem In- und Ausland infor- Die Blockflöten sind führend, das Zupforches- mierten sich auf den Neuköllner Blockflötenwo- ter spielt quasi den Generalbass - bzw. eine Be- chen (1953–1961) über die Möglichkeiten dieser gleitung. Besetzungsform. Doch bereits in der Renais- sance hat man mit vielen Flöten in verschiede- Im ersten Fall sollte das Zupforchester deutlich nen Stimmlagen musiziert. So finden sich im In- stärker besetzt sein als die Flöten (Verhältnis 2 ventar mancher Fürstenhäuser verblüffend viele zu 1 oder 3 zu 2). Im zweiten Fall spielt die Größe

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der Flötenbesetzung kaum eine Rolle. Für einen Introduktion und Aria mit Bach, dies sind aus- Basso continuo reichen wenige Mandolinen nahmslos ernstzunehmende Werke. und Gitarren schon aus. Führt man beide Instrumentengruppen zusam- Eine größere Flötenbesetzung hat den Vorteil, men, gewinnt man ein „erweitertes“ Orchester dass man dynamische Wirkungen erzielen kann: mit erheblich reicherer Palette an Ausdrucks- Ein Piano ist mit einem Spieler pro Stimme aus- möglichkeiten. Ich möchte daher die Interpre- reichend besetzt, bei Crescendo treten nachei- ten – Zupforchester wie Blockflötenchöre – nander weitere hinzu, das Tutti gibt das Forte herzlich ermuntern, die Zusammenarbeit aktiv wieder. Die Blockflöte hat zwischen Piano und zu suchen! Forte bekanntlich kaum Spielraum und unter- liegt dann der Gefahr, dass die Intonation ab- Nach meiner Recherche müsste es um die 470 weicht. In der Stimmung wird man sich nach Flötengruppen allein in Deutschland geben. Die den Blockflöten richten müssen. Die meisten Internetseite www.blockfloetenorchester.de ver - sind kalt auf 440 Hertz gestimmt und erreichen, zeichnet inzwischen mehr als siebzig Gruppie- warm gespielt, 441-442 Hertz. In einer kalten rungen. Die Zahl der Zupforchester und Gitar- Kirche könnten es aber 438 Hertz sein. Rudolf rengruppen (in Deutschland) liegt etwa bei 700. Barthel schreibt in Ratschläge für einen Block- Das Potential für ein Zusammenwirken ist vor- flötenchor und seine Instrumentierung (Moeck- handen. Wir müssen nur „Partnersuche“ betrei- Verlag, Celle, Seite 5): „Gute Blockflöten sind ben. Ich freue mich über jedes Projekt, das hier im Zusammenspiel nicht unreiner als andere In- oder da entstehen mag. strumente, doch ist die leichteste Intonations- trübung, vor allem bei den hohen Instrumenten, Für Komponisten u. Arrangeure: störender als z. B. bei den Streichinstrumen- Wenn Sie ein Werk schreiben oder einrichten ten.“ Ein gut eingespielter Chor ist daher einem wollen, aber das Instrumentarium nicht gut ad hoc aus Solisten zusammengestellten Ensem- kennen, sei hingewiesen auf kleine Instrumen- www.moeck.comble vorzuziehen. ... austierungshilfen unserer wie Rudolf Website: Barthel: Ratschläge für einen Blockflötenchor und seine Instrumen- Original-Literatur: tierung (Moeck-Verlag, Celle), Kurt Schwaen: Da ist zuerst FriedMusi Walter: kDie fü Tegelerr und Schloß- mitInstrumentationslehre Blockfl öten für Volksinstrumente serenade, Ein kleinesVolltextsuche Violinkonzert, die Böh- (1954 bei Hofmeister, Leipzig) und Konrad merwald-Suite (alle im Trekel-Verlag Ham- Wölki: Instrumentationslehre für Zupfinstru- burg). Auch zu seinem Fandango für Zupf - mente (Joachim-Trekel-Verlag, Hamburg). Auch orchester schrieb BlockflFried Walter öten eigenhändig unter sich ei- ist bei mir eine kleine Schrift Instrumentierung nen Blockflötensatz. und Hinweise für Musik mit Blockflötenchor zu www.moeck.Blockfl öte solocom 2 Blockfl ötenbeziehen, die für 3 fachfremdeBlockfl öten ... Komponisten, aus unserer Be- Website: 1990 folgte Herbert Baumann mit den Repeti- arbeiter oder Dirigenten konzipiert wurde und tionen (Trekel), einem rhythmisch betonten die auf die speziellen Probleme der Blockflöten Werk, das intensiver Probenarbeit bedarf. Wei- eingeht.Musi k für und mit Blockfl öten ter von Michael KubikGesamtübersicht die Variations en GarrièreesamtübersichtInfo:Volltextsuche www.kubik-berlin.comGesamtübersicht  Sopran Solo SS SSA (Helvetia-Verlag G.Alt Solo Ziessnitz, Berlin), undSA die SAT Fünf Emotionen Tenor(Trekel). Solo Letztere sindandere auch Duett andere Trio mit Flöte, Oboe undandere Klarinette Solo anstelle Block- Blockfl öten unter sich flötenchor, und als Gesamtkunstwerk mit Text 4 Blockfl öten 5 und mehr Blockflwww.Blockfl öten öte solo verschiedenmoeck. 2 großeBlockfl Besetzungenötencom 3 Blockfl öten und Bild aufführbar. Helmut Fackler Concerto a Due Cori (Trekel), Dimitri Nicolau mit seinem letzten, dreisätzigen Werk In diesen schwierigen Tagen und Hans-Martin Linde mit Gesamtübersicht GesamtübersichtGesamtübersichtGesamtübersichtGesamtübersicht Gesamtübersicht SATB 5 Blockfl öten Sopran Solo SS SSA Quartett ohne Bass 6 und mehr Blockfl Altöten Solo SA SAT andere Quartett Tenor Solo andere Duett andere Trio andere Solo 444 TIBIA 2/2011 Blockfl öten mit anderen Instrumenten4 Blockfl öten 5 und mehr Blockfl öten verschieden große Besetzungen

... mit Tasteninstrument ... mit GesangGesamtübersicht ... Gmitesamtübersicht Gesang (Kinder) Gesamtübersicht Blockfl öte solo + Tasteninstrument Blockfl öteSAT(n) B+ Gesangssolisten Sin5g sBploieleckfl u öndten Lieder für Blockfl öten + Tasteninstrument Quartett ohne Bass Kinder6 undchö mree hmri tB Blolockflckfl ö tenöten andere Quartett

Blockfl öten mit anderen Instrumenten

... mit Zupfi nstrumenten ... mit Streichinstrumenten ... mit Holzblasinstrumenten

... mit Tasteninstrument ... mit Gesang ... mit Gesang (Kinder) Blockfl öte solo + Tasteninstrument Blockfl öte(n) + Gesangssolisten Singspiele und Lieder für Blockfl öten + Tasteninstrument Kinderchöre mit Blockfl öten

... mit Schlaginstrumenten ... mit diversen Instrumenten

Blockfl ötenmusik nach weiteren Abfragen ... mit Zupfi nstrumenten ... mit Streichinstrumenten ... mit Holzblasinstrumenten Umfassende Musik für spezielle Blockfl öten Notendatenbank mit vielen Suchfunktionen

Musik für Musik für Zeitgenössische Komponisten ... mit Schlaginstrumenten ... mit diversen Instrumenten Volltextsuche und Renaissance-Blockfl öten Ganassi, Voicefl ute, Alt in G für Blockfl ötenmusik Funktion „Im Heft blättern“ Genres Blockfl ötenmusik nach weiteren Abfragen

Umfassende a b c Musik für spezielle Blockfl öten Neuerscheinungen NotendatenbankBlockfl ötensch ulen Musik zu Musik für den Folklore Jazz und auf einen Blick Weihnachten Gottesdienst Popmusik mit vielen Suchfunktionen Musikepochen

Musik des Mittelalters bis ca. 1450 Musik für Musik für Zeitgenössische Komponisten Vitae der Komponisten Renaissance-Blockfl öten Ganassi, Voicefl ute, Alt in G für Blockfl ötenmusik VolltextsucheMusik derund Rena issance ca. 1450-1600 Musik des Frühbarock ca. 1600-1650 Funktion „IBmarockm Hueftsik blättern“ Genresca. 1650-1750 Musik des 18. und 19. Jh. ca. 1750-1850 Musik/Arrangements des späten 19. und frühen 20. Jh. ca. 1850-1950 NeuerscheinunZeitgenössisgenche Musik a b c ab ca. 1950 Schwierigkeitsgrade Blockfl ötenschulen Musik zu Musik für den Folklore Jazz und auf einen Blick Weihnachten Gottesdienst Popmusik Musikepochen Vitae der Komponisten Musik des Mittelalters bis ca. 1450 1 2 3 Musik der Rena4 issance 5 ca. 1450-1600 sehr leicht leicht mittel Musik des sFcrhüwhberarock se hr schwer ca. 1600-1650 Barockmusik ca. 1650-1750 Musik des 18. und 19. Jh. ca. 1750-1850 Musik/Arrangements des späten 19. und frühen 20. Jh. ca. 1850-1950 Zeitgenössische Musik ab ca. 1950

Schwierigkeitsgrade

1 2 3 4 5 sehr leicht leicht mittel schwer sehr schwer moments littéraires

Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Die Flöte aus der Kellerwohnung – Adalbert ihren ersten Teil betref- Stifter lässt einen Einsamen aus und über fen. Die Hauptfigur, der Abgründen musizieren „Rentherr“ (weil er von den „Renten“, den Zin- sen seines Vermögens lebt) und spätere „Pfört- „Daß hinter der stillen Genauigkeit seiner Na- ner im Herrenhause“, wird nun, in den Bunten turbetrachtung eine Neigung zum Exzessiven, Steinen, ausführlich als „ein wunderlicher Elementar-Katastrophalen, Pathologischen wirk - Mensch […] von ungefähr vierzig Jahren“ vor- sam“ sei1 – diese Feststellung Thomas Manns gestellt, ein kunstliebender Dilettant, der offen- über den Erzähler Adalbert Stifter trifft in ganz bar keiner festen Tätigkeit nachgeht. Er wohnt besonderer Weise auf die Erzählung Turmalin in der Wiener Innenstadt „auf dem Sanct Peters- zu, die 1852 erstmals unter dem Titel Der Pfört- platze in dem vierten Geschosse eines Hauses“, ner im Herrenhause in dem Prager Jahrbuch Li- hinter einem „eisernen Gitter“, das den Eingang bussa erschien und die der Autor im gleichen verschließt (135). Im größten Zimmer der durch Jahr in seine auf 1853 datierte Sammlung Bunte einen Gang erreichbaren Wohnung sind „alle Steine aufnahm.2 Wände ganz vollständig mit Blättern von Bild- nissen berühmter Männer beklebt“, und in die- Schon der erste Satz weist auf den finsteren Un- sem Zimmer steht auch ein großer Flügel und tergrund von Stifters Erzählen hin: „Der Tur- finden sich Geigen, viele Notenhefte sowie „ein malin ist dunkel, und was da erzählt wird, ist Fach mit zwei Flöten, die er zu seinem eigenen sehr dunkel“. Diese meisterhaft ausgeführte Vergnügen und zu seiner Vervollkommnung in Verfinsterung innerhalb weniger Worte, von dieser Kunst“ zu spielen pflegt (136). Darüber dunkel bis sehr dunkel, widerlegt an sich schon hinaus schreibt er Gedichte und Erzählungen, jedes Klischee von Stifter, das als „Bild eines malt und liest gerne. braven Natur- und Heimatdichters, eines biede- ren Schulrats, eines weltfernen Idyllikers […] Abgesondert von seinen Räumen ist das durch- Jahrzehnte hindurch in den Literaturgeschich- weg weiß eingerichtete Zimmer seiner Frau, in ten geisterte“3 Und Stifter vertieft das Geheim- dem auch ihre Tochter in der Wiege liegt. nis seiner Geschichte noch, wenn er schon im ersten Absatz auf ihre Abgründe hinweist: „Es In dieses Idyll bricht der charmante und äußerst ist darin wie in einem traurigen Briefe zu ent- erfolgreiche Schauspieler Dall ein, der sich mit nehmen, wie weit der Mensch kömmt, wenn er dem anregenden Hausherrn befreundet, eine das Licht seiner Vernunft trübt, die Dinge nicht Freundschaft, die in der Erstfassung mit dem la- mehr versteht, von dem innern Gesetze, das ihn pidaren Satz endet: „Endlich verführte Dall sei- unabwendbar zu dem Rechten führt, läßt, sich nem Freunde die Frau“.4 unbedingt der Innigkeit seiner Freuden und Schmerzen hingibt, den Halt verliert, und in Dall verschwindet fürs erste aus der Stadt und Zustände gerät, die wir uns kaum zu enträtseln der Betrogene verfällt nach anfänglicher Wut in wissen.“ (135). Resignation, vor allem, als „eines Tages“ seine Frau ebenfalls plötzlich und spurlos verschwun- Gegenüber der Journalfassung, d. h. dem Erst- den ist: „Sie war ausgegangen, wie sie gewöhn- druck, weist die endgültige Erzählung eine gan- lich auszugehen pflegte, und war nicht wieder- ze Reihe von Unterschieden auf, die vor allem gekommen“ (143f.) Alles Nachfragen, bei dem

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inzwischen in die Stadt zurückgekehrten Dall Lichter brannten, zurück. Er brachte in einem wie bei Freunden und Bekannten bleibt ergeb- Topfe Speisen, die wir in dem kleinen Ofen nislos, und so verschwindet auch der Rentherr, wärmten und dann aßen“ (173). Dem Gatten ohne Spuren zu hinterlassen, mit seinem Kind der Ich-Erzählerin wird dann die Vormund- aus der Wohnung: „Er verabschiedete seine schaft über das Mädchen übertragen, und im Magd, er nahm das kleine Kindlein aus dem Lauf der Zeit und vieler Nachforschungen stellt Bette, er nahm es auf den Arm, ging aus seiner sich heraus, dass der tote Vater der spurlos ver- Wohnung, sperrte hinter sich zu, und ging fort“. schwundene „Rentherr“ war. Die Mutter bleibt (145) spurlos verschollen, das Mädchen erhält von den Behörden das deponierte Vermögen aus Nach zwei Jahren lässt der Hausbesitzer die der Versteigerung des Wohnungsmobiliars und Wohnung durch die Behörden öffnen. Alles ist lernt nach und nach, von eigenen Handarbei- unverändert an seinem Platz, nur „voll Staub“ ten, „Teppiche[n], Decken und dergleichen und „voll Spinnweben“, und auch der Flügel Dinge[n] […] im Vereine mit den Zinsen aus sei- steht geöffnet, „die zwei Geigen waren da, die nem kleinen Vermögen“, seinen Lebensunter- Fächer mit den Flöten, nur eine Flöte fehlte“. halt zu bestreiten. Das zerfallende Haus aber, in (146) Die Wohnungseinrichtung wird behörd- dem es gelebt hatte, wird abgerissen und durch lich versteigert, und die Gerüchte wollen davon „eine glänzende Häuserreihe“ ersetzt: „und das wissen, „daß der Rentherr in den böhmischen junge Geschlecht weiß nicht, was dort gestan- Wäldern sei, daß er dort in einer Höhle wohne, den war und was sich dort zugetragen hatte“ daß er das Kind dort verborgen halte, daß er un- (179). ter Tags herum gehe, um sich mit seiner Flöte den Lebensunterhalt zu erwerben, und daß er am Abend wieder in die Höhle zurückkehre“. 5 ______ANMERKUNGEN Damit wechselt die Perspektive: an die Stelle des 1 Thomas Mann: Die Entstehung des Doktor Faustus. In: allwissenden Erzählers, der den ersten Teil der Thomas Mann: Schriften und Reden zur Literatur, Kunst Ereignisse (die in der Stadt) berichtet, tritt nun und Philosophie. Band 3. S. 157 (Das essayistische Werk, die verheiratete Ich-Erzählerin aus der Erstfas- Band 115). 2 sung. Sie hört nicht nur das rätselhafte Flöten- Adalbert Stifter: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hg. von Alfred Doppler und Wolfgang spiel unserer hier abgedruckten Passage, son- Frühwald. Band 2,1. Bunte Steine. Journalfassungen. Hg. dern findet schließlich, mit den herbeigerufenen von Helmut Bergner. Stuttgart-Berlin u. a.: 1982, S. 113- Behörden, auch den Spieler tot in einer Keller- 134. – Die Buchfassung ebd., Band 2,2. Bunte Steine. wohnung, die nur aus einem Raum besteht. Er Buchfassungen. Hg. von Helmut Bergner. Stuttgart-Ber- lin u. a.: 1982, S. 133-179 (Alle Seitenangaben in Klam- ist von einer Leiter gestürzt und hat sich das Ge- mern beziehen sich auf diese Ausgabe). nick gebrochen. Neben dem Toten und der Un- 3 Max Stefl: Nachwort zu Adalbert Stifter: Bunte Steine. tersuchungskommission sind nur ein Mädchen Frankfurt am Main und Hamburg 1960 (Fischer Exem- „mit einem so großen Kopfe, daß es zum Er- pla Classica 18), S. 340. schrecken gereichte“ (150), und eine zahme 4 Stifter: Werke und Briefe (wie Anm. 2), Journalfassun- Dohle im Zimmer. Die Ich-Erzählerin nimmt gen, S. 116. 5 das nunmehr elternlose Mädchen mit zu sich Diese Passage findet sich in einem handschriftlichen Entwurf Stifters – der Hinweis auf die Flöte fehlt in der nach Hause, es dauert aber lange Zeit, „das endgültigen Fassung, wohl um das Geheimnis um das Mädchen von dem unterirdischen Gewölbe zu sonderbare Flötenspiel nicht vorschnell aufzulösen. An- entwöhnen“, in das sie immer wieder zurück- sonsten findet sich die Passage auch in der Endfassung; kehren will (172). Der Vater hat sie ähnlich un- bis auf die geographische Angabe gibt sie die Lebenswei- se des Verschwundenen in seiner Kellerhöhle treffend systematisch ausgebildet, wie er die Flöte spiel- wieder. Stifter: Werke und Briefe (wie Anm. 2), Band 2.3: te; wie sie erklärt, ging er meist „fort, nahm die Bunte Steine. Ein Festgeschenk. Apparat. Kommentar. Flöte mit, und kam oft erst zu der Zeit, da die Teil I. Hg. von Walter Hettche (1995), S. 396.

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Adalbert Stifter: Turmalin Vor ziemlich langer Zeit, erzählte sie, als ich erhellte Schönheit zu genießen. Man wider- mit meinem Gatten erst einige Jahre vermählt sprach uns nicht mehr, und wir machten uns zu war, hatten wir eine sehr angenehme und Fuße auf. freundliche Vorstadtwohnung. Mein Gatte konnte recht leicht den kleinen Weg in die Als wir aus dem Tore hinaus traten und die Stadt, in welche ihn täglich seine Amtsge- Stadt hinter uns ließen, empfing uns der hei- schäfte riefen, zurücklegen; ich kam nicht oft tere, große Grasplatz mit seinen vielen Bäu- hinein, weil ich mit meiner Häuslichkeit sehr men, und eine wirklich herrliche Mondnacht viel beschäftigt war, weil mir damals die klei- stand über dem Raume. Ein ungeheurer Him- nen Kinder viel zu tun gaben, weil ich mich mel wie aus einem Edelsteine gegossen war ihrer Pflege sehr gerne widmete, und wenn ich über der großen Rundsicht der Vorstädte, nicht doch in die Stadt mußte, so war, wenn es schön ein einziges Wölkchen war an ihm, und von war, der Weg nur ein Spaziergang, und am seinem Gipfel schien das Rund des Mondes Ende kostete bei schlechtem Wetter ein Wagen lichtausgießend nieder. Wir wandelten an der auch nicht gar viel. Für die Kinder aber war die Reihe der Bäume, die den Fahrweg säumten, luftige und freie Wohnung, zu welcher auch ein dahin, mancher einzelne Wanderer und man- geräumiger Garten gehörte, von entschie- ches Paar begegnete uns. Weil die Nacht so denem Vorteile, und ein bedeutender Arzt, duftend und beinahe südlich war, machten wir der Freund meines Mannes, widerriet, als der den Weg über den freien Raum noch einmal letztere einmal die Wohnung aufgeben wollte, hin und zurück, so daß wir endlich beinahe die ihm diesen Vorsatz auf das eindringlichste. [… Letzten auf dem Platze waren. Wir wendeten ] Die Entfernung zwischen der Stadt und dem uns nun auch, um nach Hause zu gehen. Als Lande war so gleich und so kurz, daß wir zu wir an der Häuserreihe unserer Vorstadt hin keinem einen großen Weg zurück zu legen hat- gingen, und uns kein Mensch mehr begegnete, ten. […] merkten wir, daß wir doch nicht die einzigen wären, welche von dieser schönen Mondnacht Einmal [ging ich mit meinem Gatten] in einer angezogen würden, sondern daß auch noch ein sehr schönen Nacht von der Stadt nach Hause anderer von ihren Strahlen in seinem Herzen […]. Wir waren in dem Theater in der Hofburg erregt wäre; denn wir hörten in der allgemei- gewesen, und da die Nacht gar so schön und nen Stille, die nur durch unsere Tritte und heiter war, so bestimmte uns dieser Umstand, durch manchen fernen Ruf einer Nachtigall das Anerbieten eines Freundes, der mit uns der unterbrochen wurde, ein seltsames Flötenspiel. Vorstellung beigewohnt hatte, anzunehmen, Wir hörten es anfangs ganz leise, dann, da wir und bevor wir nach Hause gingen, noch ein weiter kamen, lauter. Wir blieben ein wenig wenig bei seiner Familie einzutreten. Wie es zu stehen, um zu horchen. Wenn es ein gewöhn- geschehen pflegt, man sprach dort von dem liches Flötenspiel gewesen wäre, würden wir Stücke, man stritt hinüber und herüber, man wahrscheinlich bald weiter gegangen sein; denn brachte Erfrischungen, und es wurde Mitter- es ist nichts Seltenes, daß man auch noch spät nacht, ehe wir aufbrachen. Wir lehnten den in der Nacht aus irgend einem Hause unserer Antrag unseres Freundes, uns seinen Wagen zu Stadt Musik hört; aber das Flötenspiel war so geben, ab, und sagten, es wäre ein Raub an die- sonderbar, daß wir länger stehen blieben. Es ser schönen Nacht, wenn wir in dem Wagen war nicht ein ausgezeichnetes Spiel, es war säßen und den freien Raum, der zwischen der nicht ganz stümperhaft, aber was die Aufmerk- Stadt und der Vorstadt ist, durchflögen, statt samkeit so erregte, war, daß es von allem ab- ihn langsam zu durchwandeln und seine freie, wich, was man gewöhnlich Musik nennt, und

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wie man sie lernt. Es hatte keine uns bekannte stürzt ihn, und reißt ihn ab, und hat doch eine Weise zum Gegenstande, wahrscheinlich Gattung Herz darin.“ sprach der Spieler seine eigenen Gedanken aus, und wenn es auch nicht seine eigenen Gedan- Wir konnten auch nicht ergründen, woher das ken waren, so gab er doch jedenfalls so viel Spiel kam, fast hätten wir geglaubt, daß es aus hinzu, daß man es als solche betrachten konnte. dem alten Perronschen Hause klinge, in dessen Was am meisten reizte, war, daß, wenn er einen Nähe wir uns befanden; aber das Haus war im Gang angenommen und das Ohr verleitet Begriffe, abgetragen zu werden, es war schon hatte, mit zu gehen, immer etwas anderes kam, nur mehr sehr wenig bewohnt, und die Töne als was man erwartete, und das Recht hatte, zu klangen durchaus nicht, als kämen sie von ir- erwarten, so daß man stets von vorne anfangen gend einem Fenster herab. und mitgehen mußte, und endlich in eine Ver- wirrung geriet, die man beinahe irrsinnig hätte Als wir noch ein Weilchen gestanden waren, nennen können. Und dennoch war trotz des gingen wir weiter, das seltsame Flötenspiel Unzusammenhanges eine Trauer und eine wurde hinter uns undeutlich, endlich hörten Klage und noch etwas Fremdartiges in dem wir es gar nicht mehr, wir kamen nach Hause, Spiele, als erzählte der Spieler in ungefügen und begaben uns neben unsern Kindern, die Mitteln seinen Kummer. Man war beinahe ge- schon mehr als die Hälfte ihres erquickenden rührt. Schlafes ausgeschlafen hatten, zur Ruhe.

„Das ist sonderbar“, sagte mein Gatte, „der (Adalbert Stifter: Werke und Briefe. Historisch-kriti- muß das Flötenspiel auf einem eigentümlichen sche Gesamtausgabe. Hg. von Alfred Doppler und Wolfgang Frühwald. Band 2,2. Bunte Steine. Buchfas- Wege gelernt haben, er stimmt richtig an, er sungen. Hg. von Helmut Bergner. Stuttgart-Berlin u. a.: fährt nicht fort, er verhastet die Sache, er kann 1982, S. 151-153 – Die Rechtschreibung wurde in unse- mit dem Hauche nicht haushalten, er über- rem Abdruck behutsam modernisiert) 

Alte und Neue Blockflötenmusik – Gedenkkonzert für Gerd Lünenbürger (1958–2010) Donnerstag, 16. Juni 2011, 19.30 Uhr Joseph-Joachim-Konzertsaal, Bundesallee 1-12, Berlin, Universität der Künste Eintritt: 6,- € / 4,- € Im Gedenken an Gerd Lünenbürger, der von 1991 bis zu seinem Tod am 27. Oktober 2010 als Professor an der UdK Berlin Blockflöte lehrte, treten einige seiner Freunde, ehemalige Studierende und Kollegen in einem gemeinsamen Konzert auf. Mit Solo- und Consortmusik von u. a. Chr. Tye und Aurelio Virgiliano bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen, u. a. von Fausto Romitelli, Petros Ovsepyan, einer Uraufführung von Alex Arteaga und einer Uraufführung von Jeff Nichols, New York, stellen die Musiker die Vielseitigkeit der Kompositionen für Blockflöte vor. Jeff Nichols hatte das Stück für Gerd Lünenbürger komponiert, er konnte es selbst nicht mehr spielen. Die Programmauswahl steht für das besondere künstlerische Interesse, das Gerd Lünenbürger mit Begeisterung an seine Kollegen, Studierende und Freunde weitergab. Ensemble Dreiklang Berlin · Carsten Eckert, Bern · Juan Izquierdo, Barcelona · panta rhei-Berlin · Han Tol, Amsterdam · Tomma Wessel, Brüssel · QNG-Berlin

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Ein Tor zur Schatzkammer Die handschriften der Badischenlandesbibliothek in Karlsruhe, Bd. XiV. thematischer Katalog der musik- handschriften (Signaturengruppe mus.hs.) mit einem vollständigen Verzeichnis der Werke Jo- hann melchior molters (mWV) beschrieben von Armin Brinzing, Wiesbaden 2010, harassowitz Verlag. lXViii, 814 S., lex 8o ln., iSBn 978-3- 447-06388-3, € 148,00

Die Badische Landesbibliothek in Karls- ruhe gehört trotz hoher Kriegsverluste mit den von ihr bewahrten Handschriften aus dem Mittelalter und dem 18. und 19. Jahr- hundert immer noch zu den Schatzhäusern der deutschen Musikgeschichte. Wie die oft ebenso nur in Resten erhaltenen Mu- siksammlungen in ehemaligen Re sidenzen der vielen kleinen Herrschaftsgebiete in Deutschland sind sie Abbild höfischer Musikkultur der Zeit und auch oft der in- tensiven wechselseitigen musikalischen Beziehungen fürstlicher Residenzen unter- einander und ihrer Umgebung. Viele sol- cher Schätze sind inzwischen erschlossen, gut dokumentiert (RISM) und öffentlich zugänglich. Zu den noch nicht ausreichend erschlossenen Beständen gehörte lange Zeit die Sammlung der Badischen Landes- bibliothek. Ich erinnere mich gut und gern an die 50er Jahre in Karlsruhe und meine häufigen Besuche in der provisorisch un- tergebrachten Musiksammlung, an ihren Betreuer Ludwig Kern und manch interes- santen Austausch über diese oder jene Handschrift, was zu gelegentlichen Anmer- ten. Das ansprechende Plakat zur Veranstaltung kungen in seinem handgeschriebenen Katalog (Entwurf Raina Saalmann) wird beherrscht vom führte. Zitat des musikliebenden Markgrafen Carl Das ist nun Vergangenheit und ein ausreichender Friedrich – ein Dokument der zentralen Rolle Grund für die Einladung der Bibliothek zu der Flötenmusik in Karlsruhe – und von dem einem kleinen Festakt mit Musik zur Vorstel- wie ein Pate dieses Ausspruchs davor postierten lung des neuen Katalogs der Musikhandschrif- Hofkapellmeister Johann Melchior Molter.

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Die gerade für die Flöte herausragende Bedeu- kungen oder Nachlässe auch aus neuerer und tung dieser Musiksammlung hatte bereits Hans neuester Zeit (z. B. Rihm) bis heute auf 3022 Peter Schmitz erkannt. Seine Dissertation Quer- Titel angewachsenen Gesamtbestand an Musik- flöte und Querflötenspiel in Deutschland wäh- handschriften. Rein zahlenmäßig ist davon dem rend des Barockzeitalters ist heute 70 Jahre alt historischen „Kernbestand“ mit Musik des 18. (Halle 1941, im Druck Kassel 1951). 29 der dort Jahrhunderts ein gutes Drittel zuzurechnen angeführten 46 Musikbeispiele sind den Hand- (Mus.Hs.1- 1130.), das auch thematisch erfasst schriften in Karlsruhe entnommen, darunter be- ist. Aus der Geschichte der Sammlung lässt sich sonders viele Beispiele aus Kadenzen, vermut- nur erahnen, wie zahlreich der Bestand an Mu- lich von der Hand des Johann Reusch für seinen sikalien der ursprünglich zwei Residenzen ge- markgräflichen Schüler. Reusch (1715–1786), in wesen sein könnte und wie verlustreich die den Listen wie üblich primär als „Hautboist“ Überlieferung. Trotzdem und vielleicht auch geführt, war der Holzbläser der Hofkapelle dank Carl Friedrich sind den Kennern und Lieb- schlechthin. Hauptsächlich für die Traverse zu- habern der Flöte wertvolle Quellen ihrer Lite- ständig, beherrschte er auch die Klarinette und raturgeschichte erhalten geblieben: Rund 600 hat überdies offenbar viel dazu beigetragen, als Kompositionen, mehr als die Hälfte des „Kern- Kopist und Bearbeiter den reichlichen Bedarf bestandes“, sind Musik für und mit Flöte (etwa seines Markgrafen an Flötenliteratur zu befrie- 150 Konzerte, 300 Ensemblewerke, 150 Soli und digen. Duette). Auch wenn rund 100 davon allein Mol- ter zuzuschreiben sind, verweist der restliche, Mit solchen und anderen interessanten Details immer noch verblüffend hohe Anteil am „Kern- kolorierte Armin Brinzing (barocke Verzie- bestand“ auf die Bedeutung der Sammlung für rungspraxis) seinen Vortrag über die Geschichte die Geschichte des Flötenspiels. Hier finden sich der Musikaliensammlung1 , klingend umrahmt die Originale so bekannter Konzerte wie die von von Vivaldi und Bodinus (Leila Schayeg, Ba- Blavet oder Benda, aber auch aus der Mannhei- rockvioline, Kai Köpp, Violoncello piccolo da mer Nachbarschaft die von Wendling und Sta- spalla!), bevor der neue Katalog offiziell aus der mitz, hier findet sich das G-Dur-Konzert, das Taufe gehoben wurde und das Publikum seinen (immer noch?) als das Gluck-Konzert um die Buchdeckel erstmals lüften durfte. Und das war Welt segelt (bei Brinzing korrekt als Anony- ja der Zweck der Veranstaltung. mus), ebenso wie Sammartinis Concertino mit Wie oben schon angedeutet, beschränkt sich der anderen Autographen des Meisters und seiner Katalog nicht auf eine kurze, trockene Titelauf- vielsagenden, bei uns erst spät zur Kenntnis ge- nahme des Bestandes, er ist ein beschreibender nommenen Anmerkung, dass die Flöte im En- „Thematischer Katalog“, der alle relevanten Da - semble gefälligst hörbar bleiben und nicht ten (Brinzing nennt je nach Vorlage bis zu 24) übertönt werden sollte. einschließlich des ersten Incipits jeder einzelnen Dem Katalog angehängt ist das Verzeichnis der Handschrift enthält, also auch Papierformate, Werke Johann Melchior Molters (1696–1765). Wasserzeichen, Schreiber, Provenienzen, An- Der Zusammenhang ist sinnvoll, denn nur hier merkungen und andere Besonderheiten des Ori- ist der umfangreiche kompositorische Nachlass ginals; Daten, die im forschenden Umgang fast vollständig überliefert. Mit seinen zahlreich gerade mit den Musikhandschriften des histori- erhaltenen Skizzen bietet sich Molter so auch als schen „Kernbestandes“ nicht voraussehbare Be- hervorragendes Studienobjekt an. Sein Name ist deutung haben können. Zusätzliche Verweise ja inzwischen vor allem Klarinettisten geläufig. auf konkordante, zweifelhafte oder falsche Zu- Mit ihm betraten sie in der Musikgeschichte ihr schreibungen, manchmal auch deren Korrektur Konzertpodium. Molters zahlreiche Komposi- ergänzen die umfangreichen Titelaufnahmen. tionen für und mit allen Instrumenten der Blä- Der durchnummerierte Katalog erfasst den im serfamilie (auch Chalumeau!) zeigen seinen Sinn Laufe der Zeit durch Zuordnung, Kauf, Schen- für Farbreichtum, unterschiedliche Kombinatio-

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nen und Experimentierfreude. Da dürfte noch Hilfsmittel schnell eingenommen haben wird einiges zu entdecken sein. und zu weiteren, tiefergehenden Erschließung Brinzings MWV fußt auf Vorarbeiten, die Karl des Bestandes auffordert. Das Tor steht offen. Häfner anlässlich einer Ausstellung zu Molters Nikolaus Delius Todestag veröffentlichte2, und übernimmt, ______ANMERKUNGEN wegen bereits umlaufender MWV-Nummern, 1 Ausführlicher nachzulesen in seiner Einleitung des Ka- mehr oder weniger zwangsläufig auch Häfners talogs oder auch im Internet unter: www.blb-karls - Systematik. Deren Zuordnungen erscheinen mir ruhe.de/Home/Bestände/Musik/Geschichte der Samm- lung (Klaus Häfner, Martina Rebmann). in der instrumentalen Kammermusik allerdings 2 nicht immer einsichtig. Brinzing hat das für den Klaus Häfner (†): Der badische Hofkapellmeister Jo- hann Melchior Molter (1696–1765) in seiner Zeit, Karls- praktischen Gebrauch durch Hinzufügen der ruhe 1996. Katalog- zur MWV-Nummer repariert. Eine gute Idee, wie denn überhaupt Umsicht und Boje E. Hans Schmuhl/Ute Omonsky (Hg.): Sorgfalt des Bearbeiters sich im gesamten Band zeigen, sei es in einem gut angelegten Apparat Flötenmusik in Geschichte und Auffüh- mit Registern, Konkordanz, Katalog-Signatur, rungspraxis zwischen 1650 und 1850 michaelsteiner Konferenzberichte Band 73, XXXiV. Wis- Literatur- und Wasserzeichenlisten, sei es in senschaftliche Arbeitstagung, michaelstein, 5. bis 7. mai deren Ergänzungen aus der betreffenden Papier- 2006, Augsburg 2009, Wißner-Verlag, iSBn 978-3- geschichte oder den Anmerkungen zu einigen 89639-707-2, 352 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., € 39,80 Komponisten, die sich nicht in jedem Lexikon finden. Alles in allem ein benutzerfreundliches Die Duplizität der Fälle will es, dass wir dem Nachschlagewerk mit einer Fülle von Informa- Karlsruher Kapellmeister Molter nach Öffnung tionen, das seinen Platz als unentbehrliches der Karlsruher Schatztruhe hier nochmals be-

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gegnen. Konrad Hünteler präsentierte ihn mit Mir erschien (fast) alles sehr lesenswert, so die dem schönen B-Dur-Konzert für Flauto d’amore semantischen Ansätze als Hilfsmittel bei Beset- als klingendes Dokument, das den weit um die zungsfragen (Dieter Gutknecht: Die Rolle der Flöte gespannten Themenkreis der Tagung in Flöte im Orchester bis um 1800.) Dass Flöten im einem der Konzerte bereicherte. Orchester sich z. B. über Besetzungslisten in Klangcharakter, Instrumentarium, Vielschichtig- Italien erst spät nachweisen lassen, ist aber keit in der Literatur, Arkadien, Natur, Liebe und wohl nur eine Lesart. In Rom wird der Flauto Leidenschaften, Schäferidyllen, Pastorales im traverso schon 1699 von Haym verlangt (David weitesten Sinne als semantische Vorgaben für die sponsae), 1708 von Händel (Resurrezione). Hot- Verwendung der Flöte(n) oder Höfische Musik- teterre war 1698–1700 in Rom, und Costanzi kultur mit Traverso als Attribut in der Ikono- setzt in seinem Weihnachtsoratorium (1723) 2 graphie und noch mehr „Flötisches“ hingen am Block- und Traversflöten im Wechsel ein. Rom roten Faden, den die Referenten mit ihren Bei- hatte also durchaus eine gewisse Flötentradi - trägen zum Generalthema durch die Konferenz tion. Sie machte sich nur nicht auf dem Papier zogen. bemerkbar, weil ihre Spieler zu den „Hautbois- ten“ zählten: Nota che le Oboe come strumento Wenn Hans-Peter Schmitz seine Arbeit vor 60 da fiato, chè anno ancora l’obbligo di accompag - Jahren mit der „noch wenig erforschte(n) Ge- nare le Arie con i flautini e Traversieri, sono stato schichte der Querflöte und ihrer Spielweise“ be- fissate a s.1 a testa … (Memoria lasciata dal gründete, dann macht die Summe der vorliegen- P.Damaso per regolamento delle spese … Archi- den Beiträge bewusst, welch gewaltige Schritte vio Collegio Nazareno ms, nach Lanfranchi- Musikpraxis und -wissenschaft seitdem getan Careri: Le Cantate per la natività della B.V… haben. Flöte und Flötenspiel haben zwar immer Convegno Roma 1985, Firenze 1987.) Peter wieder zum öffentlichen Diskurs über Bauweise, Reidemeister besticht mit reichen Illustrationen Spieltechnik- und praxis, Ton und Klangaesthe- und knappen Kommentaren zu den Song Tunes tik herausgefordert (Quantz, Moldenit, Cramer, for the Flute aus deren „Hoch-Zeit“ (1729– Fürstenau, Liebeskind, AMZ usw.), die „Renais- 1745) im Sinne zeitloser Anregung – doch Vor- sance“ historischer Instrumente hat ihrer Zeit sicht! Die schönen Stiche könnten Sammellei- entsprechende Anstöße gegeben (so Georg Mül- denschaften entzünden. ler 1930 mit genauen Untersuchungen der Pots- damer „Königs“-Flöten und ihrer konzertanten Wenn Klaus-Peter Koch (Deutsche Flötisten und Vorführung), doch erscheint das Spektrum der Flötenmusik im Rußland des 18. Jahhunderts) Fragestellungen seitdem deutlich weiter, reicher sich im Anhang den Personalien nachweisbarer und differenzierter. Ein farbenreiches Kaleido- Flötisten widmet, sollte er (wie Lomtev) nicht skop. übersehen, dass Mattia Stabingher zu seiner Zeit Untertan der Habsburger, aber nicht Deutscher, Die Autoren: Rachel Brown, Dieter Gutknecht, Johannes Hustedt, Gisa Jähnichen, Hermann sondern Toscano war. Seine Muttersprache war Jung, Klaus-Peter Koch, Joachim Kremer, Hart- Italienisch. mut Krones, David Lasocki, Ute Omonsky, Zwei Beiträge wenden sich „wider das Verges- Karsten Erik Ose mit Dorothee Oberlinger, sen“ einer Zeit, die für die Flötengeschichte Peter Reidemeister, Ralph-Jürgen Reipsch, Wil- (nach 1800 bis vor Boehm) leicht als „nicht rele- helm Seidel, Nikolaj Tarasov, also Fachleute von vant“ betrachtet wird: das Instrumentarium der Rang. Auf alle Beiträge einzugehen und sie in- Csakans und Flageolets (Nikolaj Tarasov) und haltlich gebührend zu würdigen, erscheint hier die Wiener Musikszene des frühen 19. Jahrhun- unmöglich. Um so mehr sei geraten, sich den derts (Hartmut Krones) – eine reiche und nicht Band vorzunehmen und gründlich zu studieren. genügend gekannte Spielkultur und Literatur. Jeder wird dabei eigenen Interessen entspre- Auch Wiener Traversen (Koch, Ziegler) waren chende Schwerpunkte setzen. in habsburgischen Landen gesucht und sind

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heute noch viel in italienischen Sammlungen zu unter diesem Aspekt sicher noch interessante finden. Derselben Szene zuzurechnen ist häufi- Ergebnisse erwarten ließen. ger Gebrauch des Flauto d’amore in einer Quar- Im Unterschied zu diesen und den anderen Bei- tettgesellschaft. Auf ihren Kopf, den Wiener trägen bringt Rachel Brown mit To breathe or Liebhaber Alois Guilelmo, verweist Joachim not to breathe in Cadenzas for Mozart – that is Kremer unter dem Gesichtspunkt des Flöten- the question keine neuen Erkenntnisse. Die Me- spiels als Freundschaftskult. (Seine einzigartige thode, Kadenzbeispiele der Zeit zu befragen, ist Sammlung von Ensembleliteratur für Flöten ist nicht neu. Es gibt sie massenhaft (Schmitz zi- im Stift Heiligenkreuz erhalten geblieben, da- tierte sie aus Karlsruhe). Schon vor Jahrzehnten runter ein Divertimento für 2 Flöten und Bass haben wir Mozarts Klavierkadenzen (KV 624 = von Joseph Piffpaff!) 626a), thematisch gebundene und freie, studiert Wer sich mit Quantz’ Solfeggi beschäftigt hat, und adaptiert (s. auch Scheck). Ob das Klein- ist immer neugierig auf Nachweise der dort als knecht-Beispiel (ohne Quellenangabe!) ein ori- Übung zitierten Literaturausschnitte. Ralph- ginales ist? Zuverlässiger als die Vorlage Giedde Jürgen Reipsch geht dem Verhältnis Quantz- (Westphal?) wäre wohl ein Beispiel aus dem Telemann auch anhand solcher Zitate nach und Nürnberger Druck gewesen (1748). stellt zudem als Neuentdeckung eine Widmung Im Vorwort (Omonsky) liest man: Das bestän- Telemanns an Moldenit vor. Lässt sie das Ver- dige populäre Interesse für die Flötenmusik und hältnis Telemann – Quantz – Moldenit in neuem ihre historische Aufführungspraxis im gegenwär- Licht erscheinen? tigen Musikgeschehen erfordert nun auch eine Ute Omonsky (Die Flöte als Adelsinstrument in kontinuierliche kritische Auseinandersetzung mit der Residenz Schwarzburg-Rudolstadt im 18. diesem Gegenstand …, aber mit welchem „Ge- Jahrhundert) verweist auf das Titelbild des Bu- genstand“? ches, den gipsmarmornen Tisch des Regenten. Übrigens – vor der „sozialen Stellung“ einer Die darauf intarsierten Attribute des Schloss- Flöte, auch wenn Hotteterre sie in einem kultu- herrn werden optisch beherrscht vom Flauto rellen Leben bläst, das „machtstaatlich funktio- traverso mit aufgeschlagenem Notenbuch: Die nalisierbar“ ist (Omonsky), möchte ich fliehen. Seite zeigt Locatellis Menuett aus op. II, 10. Ful- via Morabito illustrierte schon ihr Vorwort zur Trotzdem: Ein inhaltlich im Ganzen beeindru- Neuausgabe der Flötensonaten im Rahmen der ckender Band, ansprechend bis aufwendig und Locatelli-GA mit diesem Bild. reich illustriert, mit guten Registern und weit mehr wert als sein ungewöhnlich niedriger Preis. Die Flöte ein Adelsinstrument? Als Symbol für Nikolaus Delius arkadische Lebensvorstellungen, Mythos, Idyl- le und eine ideale menschliche Gefühlswelt ver- bindet sich die Flöte mit der Lebenskultur „ge- hobener Stände“ in bildlichen Darstellungen Peter Thalheimer: Die Blockflöte in Deutsch - vielleicht deutlicher als in anderen Bildzeugnis- land 1920–1945 instrumentenbau und Aspekte zur Spielweise, tübinger sen der Zeit. Ikonografische Belege für die Flöte Beiträge zur musikwissenschaft, Band 32, tutzing 2010, finden sich natürlich auch in zahlreichen ande- hans Schneider Verlag, iSBn 978-3-86296-002-6, ren Zusammenhängen. Außer einer Schlossfüh- € 90,00 rung könnte man sicher auch viele Schlossbibli - otheken auf Literatur abklopfen, die ähnliche Nach Barthold Kuijken hat nun auch Peter Vorgaben belegen, wie sie für Berlin-Potsdam Thalheimer eine Dissertationsschrift vorgelegt, ohnehin klar sind. Aus Kopenhagen kennen wir nicht als akademischen Karrierestart, sondern Giedde, nun auch den (ungemalt gebliebenen) als Frucht und Ergebnis jahrzehntelangen Markgrafen und seinen Nachlass aus Karlsruhe, künst lerischen und wissenschaftlichen Interes- während Bayreuth oder Schwerin und andere ses. Thalheimers Doktorarbeit kommt schon

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rein äußerlich als beeindruckendes Opus daher: gerade verstorbenen Dr. Hermann Moeck zu- sie ist erschienen im für solche Veröffentlichun- rück). In den Fragen der ideologischen Hinter- gen renommiertesten deutschen Verlag, Schnei- gründe von Jugendbewegung und Reformpäda- der/Tutzing, und umfasst mehr als 530 Seiten gogik (1920–1933), in derem direkten Zu sam- mit über 250 zumeist farbigen Abbildungen. menhang die Wiederentdeckung und Renais- Inhaltlich stößt das Buch, das die Rolle der sance der Blockflöte unabdingbar zu sehen ist, Block flöte in Deutschland zwischen 1920 und verweist er auf entsprechende Fachliteratur. Be- züglich des zweiten Abschnitts zitiert er aus 1945 untersucht, in ein Niemandsland vor; mir Fred K. Priebergs Handbuch deutscher Musiker ist jedenfalls keine vergleichbare Veröffent - 1933–1945: „Jede historisch-kritische Ausein - lichung bekannt. an dersetzung mit der ,unpolitischen‘ deutschen Der behandelte Zeitraum scheint mir als ein Musik für die Jahre 1933–1945 führt unweiger- Abschnitt unserer Blockflötenhistorie ferner lich auf die Spur von Tätern.“ ge rückt als das Barock und der ihm vorausge- Thalheimer bestimmt für die Maxime seines ei- henden Epochen. Wem ist denn wohl bewusst, genen Vorgehens: „Wenn es nun hier um Fakten dass die genannte Spanne ungeachtet ihrer poli- zum Instrumentenbau, zur Spielpraxis und zum tischen und gesellschaftlichen Konnotationen Repertoire geht, so sollen die politischen Ein- geradezu als eine Blütezeit der Blockflöte ange- flüsse nur in so weit dargelegt werden, wie sie sehen werden muss, ohne die es auch heute wohl nachweislich Einfluss auf die Entwicklung hat- kaum nennenswertes Blockflötenspiel gäbe? ten.“ Damit werden die Hauptinhalte des Bu- Die Verdrängung dieses Zeitabschnittes aus ches benannt: „Instrumentenbau, Spielpraxis dem kollektiven Bewusstsein hat natürlich ihre und Repertoire“. In der Einleitung heißt es, „Ei- Gründe: es handelt sich um „vermintes“ und nes der wichtigsten Ziele der Arbeit ist es, einen noch immer teilweise tabuisiertes Gelände: Der Überblick über die Vielfalt der Blockflötenmo- Zeitraum 1920–1945 teilt sich in zwei etwa delle der Vorkriegszeit zu geben sowie ihre Er- gleich große Hälften jeweils mehr oder weniger bauer und Zwischenhändler zu dokumentie- „unschuldiger“ jugendbewegter auf der einen ren.“ und nationalsozialistisch kontaminierter Histo- Wer heute künstlerisch und pädagogisch aktiv rie auf der anderen Seite. Man mag sich fragen, mit der Blockflöte tätig ist, hat zumeist bei den was denn die Blockflöte mit Nationalsozialis- Lehrern der Generation Linde, Brüggen oder mus zu tun haben mag. Erstaunlicherweise gar Höller oder deren Schülern, wie z. B. Walter van nicht so wenig: für die nationalsozialistische Hauwe, studiert, d. h. kennt die Blockflöte im Musikpflege und Musikpädagogik wurde sie als Prinzip vor allem als virtuoses und künstlerisch einfach zu beherrschendes Instrument propa- akzeptiertes Instrument, das einerseits in der giert, das man zusammen mit dem anhängigen Historie des 14.–18. Jahrhunderts, andererseits Repertoire gegen „schwülstige“ (natürlich „jü- in der komponierenden Moderne ab ca. 1960 dische“) Musik und Jazz in Stellung bringen beheimatet ist. Es muss u. a. den Auswirkungen konnte. In Österreich gab es offenbar sogar den der instrumentenspezifischen Lehrwerke Hans- Ausdruck „Nazipfeiferl“ für die Blockflöte. Martin Lindes oder seinem und Frans Brüggens (Thalh. S. 364) künstlerischem Wirken geschuldet sein, die der Aber Thalheimers Dissertation ist weder ein Blockflöte in der Nachkriegszeit in Deutsch- politisches noch ein musiksoziologisches Buch. land ein solch hohes Maß an Seriosität ver- Es enthält keine spektakulären Enthüllungen schafft hatten, dass das ideologisch instrumen- und auch keinerlei persönliche Abrechnungen. talisierte Image des Instruments sich so sehr Der Autor betreibt vielmehr ausschließlich Spu - hatte wandeln können, dass vom Geist der Jahre rensicherung, Faktensammlung und Dokumen- ab 1920 bis 1945 schon in den 70er Jahren kaum tation. (Hier greift er u. a. auch auf Arbeiten des noch etwas zu spüren war.

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Heutige Blockflötisten spielen Instrumente nach historisch-kritischen und aufführungsprakti- historischen Vorbildern von ausgesuchten ein- schen Ansatz, vielmehr als ein eher mythischer zelnen Blockflötenbauern oder aus den Werk - Rückgriff auf „bessere“ Zeiten) wurde gerne als stätten Moeck, Mollenhauer, Küng u. a. Vom Antithese zur damaligen spätromantischen und seinerzeit boomenden Blockflötenbau im Vogt- Neuen bzw. in der Nazizeit als „entartet“ ge- land und von den unzähligen Namen, die hier- brandmarkten Musik, wie z. B. der Zwölfton- mit in Verbindung zu bringen sind, weiß kaum musik propagiert. (Nur dies erklärt die bekannte jemand noch etwas. Auch die in diesen Jahren polemische Haltung T. W. Adornos gegenüber gebauten, extrem vielfältig differenzierten In- der Alten-Musik-Bewegung und der Blockflöte strumente, wenn wir sie denn überhaupt mal zu im Besonderen.) Gesicht bekommen, erscheinen uns „älter“ als die der Barockzeit. Doch zurück zu Thalheimers Buch. Es gliedert sich in 10 Abschnitte: einen Abriss über Kern- Woran liegt es, dass diese Blockflöten wie auch spaltflöten im 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die dafür neu komponierte Musik heute mehr geschichtliche und instrumentenbauliche Beob- oder weniger unbewusst als nicht des Interesses achtungen zum Blockflötenbau zu Beginn des würdig erachtet werden? Es hat wohl mit einem 20. Jahrhunderts, jeweils ein Kapitel über mehr oder weniger militanten, uns heute eher Blockflötenhändler und Blockflötenbauer, zu fremden Gesinnungsanteil zu tun, der untrenn- Aspekten der Spielpraxis und zu Altem und bar sowohl mit der jugendbewegten als auch in Neuem Repertoire. Am Schluss des Buches fin- anderer Schattierung während der nationalso- den sich umfangeiche Zusammenstellungen von zialistischen Phase mit der Renaissance „Alter Literatur sowie Abbildungen. Instrumente“ (also u. a. auch der Gambe und des Cembalos) bzw. „Alter Musik“ allgemein Obwohl es sich um eine wissenschaftliche Veröf- einherging. „Alte Musik“ (ohne den späteren fentlichung handelt, lesen sich die meisten Ka-

© 1997 Broekmans & Van Poppel B.V. Amsterdam ISBN 90-71939-09-X

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zu ein „Muss“. Man mag die behandelte Epoche geschichtlich bewerten, wie man will: neben den ROHMER bekannten „Golden Ages“ der Blockflöte war Celle Tel: 05141 / 217298 sie eminent wichtig und muss in die historische Betrachtung mit einbezogen werden. In einer früheren Rezension hatte ich Gelegen- heit, Thalheimers CD Im Alten Stil für Tibia zu besprechen, die im Zusammenhang mit seinen Forschungen als klingendes Produkt mit abge- fallen war und auf der Musik dieser Zeit auf den „authentischen“ Instrumenten zu hören ist. Ei- gentlich müsste die CD dem Buch beigegeben werden. Denn aus ihr lässt sich eindeutig he- raushören, dass auch die Musik der damaligen Jahre einen höchst eigenen Stil pflegt und teil- weise von beachtlicher Qualität ist. Wer besitzt heute noch Instrumente wie die, auf denen Paul Hindemith zusammen mit seinen Schülern Ha- rald Genzmer und Oskar Sala 1932 in Plön sein Trio für 3 Blockflöten aufgeführt hat? In d-a- Stimmung! Ein Fall für die Aufführungspraxis, [email protected] gar bald ein Fall für die Erstellung von Kopien www.rohmer-recorders.de „Alter“ Instrumente? Michael Schneider pitel durchaus flüssig und zuweilen spannend. Ich habe viel Erstaunliches daraus erfahren. Hier nur in Stichworten einige wenige dieser für NEUEINGÄNGE mich neuen Erkenntnisse: die Bogenhauser Böhm, Ludwig: Festschrift zum 200. Geburtstag von Künst lerkapelle/die Rolle Arnold und Carl Dol - Theobald Böhm, München 1994 (2. Aufl. 2010), metschs in Zusammenhang mit der Renaissance Theo bald-Böhm-Archiv, ISBN 978-3-942307- der Blockflöte/die Bedeutung des Markneu- 07-9, 60 S., 21,0 x 29,6 cm, € 15,00 kirchner Blockflötenbaus und der Familien Harlan, Schneider, Otto, Adler und vieler ande- Dombrowski, Ralf: Portrait Saxofon, Kultur, Pra- rer/die unzähligen Varianten der In stru mente/ xis, Repertoire, Interpreten, Kassel 2010, Bären- der Mensurbegriff im Blockflötenbau/die De- reiter-Verlag, ISBN 978-3-7618-1840-4, 166 S., batten um die vielen verschiedenen Blockflö- 16,0 x 24,0 cm, brosch., € 27,50 tenstimmungen (vor allem die um die C-F, E-H Spanhove, Bart: De Blokfluitmuziek van Frans Gey- und die D-A Stimmung), in diesem Zusammen- sen, met een hoofdstuk over Frans Geysen als hang ein Erlass der Nazis in der Zeitung Musik Europese minimalist door Maarten Beirens, in Jugend und Volk von 1937, in dem die f-c- Münster 2010, Mieroprint Musikverlag, EM Stimmung als verbindlich eingesetzt erklärt 1235, 150 S., 21,0 x 29,5 cm, brosch., € 22,50 wird/die zahlreichen, heute wieder aufblühen- Reidemeister, Peter (Hg.): Konrad Lechner – In statu den Versuche mit der Applikation von Klappen viatoris, Leben, Werk, Erin ne r ungen, Do ku mente – etc. etc. eine Gedenkschrift, Bad Schwalbach 2011, Edi- Für Blockflötisten, die an der Historie ihres In- tion Gamma, EGA 242, 237 S., 16,0 x 22,5 cm, struments interessiert sind, ist das Buch gerade- brosch., € 24,00

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Noten

Jede Menge Flötentöne Silben oder Notenwerte. Diese Kom bi nation Sopranflötenschule, Band 1, herausgegeben von Bar - zieht sich wie ein roter Faden durch das Unter- bara Ertl, Holzschuh-Verlag, 2007, VHR 3617-CD, 21,80 € richtswerk. Stichwort „rot“: Die Schule ist au- Ruft der Markt noch nach neuen Sopran-Flö - ßergewöhnlich farbenfroh! Nicht nur die o. g. tenschulen? Wie haben sich Didaktik, Mu si zier - Tiersymbole treten immer wieder in Er - praxis auf der Flöte und die Wünsche der scheinung, auch andere Bilder untermalen die Schüler verändert? Diese Fragen stellt die Au to - Liedtexte (und zuweilen die ganze No ten seite). rin der neuen Flötenschule nicht explizit, aber Inhaltlich Neues wird immer durch Farbe sie wird sich über diese Punkte Gedanken ge- kenntlich gemacht. macht haben, denn gerade für die Sopranflöte Auf der Hör-CD wird das Liedgut in verschie- gibt es so viele verschiedene Unterrichtswerke! densten Besetzungen gesungen, gespielt und ge- Was also ist das Neue an dieser Schule? staltet. Sie ist zum Hören gedacht, möchte aber Das Werk richtet sich an Kinder. Von der Menge auch zum Nachmachen anregen. und Art der Bilder ausgehend, der Größe der Die Playalong-CD bietet jeweils ein Tempo für Noten und der Auswahl der Lieder werden sich die Mitspiel-Melodie. Vorspiel, Zwischenspiel, besonders Kindergarten-Kinder und Grund- Wie der holung einer weiteren Strophe und schüler angesprochen fühlen. Eine Hör-CD und Nachspiel lassen den jeweiligen Track professio- eine Mitspiel-CD ergänzen das Werk. Von ins- nell und „groß“ wirken. gesamt drei Bänden soll hier der erste näher be- Neu an dieser Schule ist auf jeden Fall die Kom - leuchtet werden. bination eines Unterrichtswerkes mit zwei (!) Die Schule beginnt mit dem Erlernen der Ok - CD-Einspielungen. Großen Notendruck, farbig tave c1-c2 und führt alle Grundelemente der No - voneinander abgesetzt und mit Bildern unter- tation ein. Es gibt Notenpuzzles zu bereits ge - legt, gibt es schon, nicht zuletzt im eigenen Flö- übten Liedern, Notendiktate und diverse Schreib- tenschulen-Repertoire der Autorin Barbara Ertl. übungen. Auch dem experimentellen Spiel und Die Reihenfolge der Töne beim Erlernen der er- dessen Notation wird Auf merk sam keit ge- sten Oktave differiert immer mal, hier hat jeder schenkt. Die Liedauswahl umfasst Tra di tionelles Lehrer seine Vorlieben. und eigene Stücke der Herausgeberin, alles mit Besonders schön ist an der neuen Flötenschule Text, oft auch mit mehreren Strophen. Zu Be- die Vielfalt an Liedern. Davon ausgehend, dass ginn der Schule spielen Lehrer und Schüler im jedes Kind, das beginnt ein Instrument zu ler- Wechsel, das zweistimmige Spiel folgt ab etwa nen, „einen reichen Schatz an musikalischen der Hälfte des Bandes. Grunderfahrungen und Erlebnissen“ (Ertl im 2 Fast alle Übungen und Lieder stehen im ⁄4 bzw. Vorwort) mitbringt, wird hier versucht, diese 4 ⁄4 Takt. Das Vertiefen von Takt ei gen schaften Vorerfahrung in den Unterricht mit einzubezie- wird auf die weiteren Bände verlegt. Vorerst sind hen. Traditionelles wie Hänsel und Gretel gibt alle Taktbezeichnungen wohl mit angegeben, dem Ameisenboogie und dem Affentanz die aber blass gedruckt. Viertelnoten, Achtel- und Hand. Aber muss eine Schule genauso bunt in Halbe- sind von Anfang an „mit im Spiel“, Tier- der Farbgestaltung sein wie in der Stilvielfalt? namen und -bilder stehen für Rhythmen durch Weniger wäre hier manchmal mehr! Über der

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Fülle der Farben könnten die Kinder deren Bürgermeister heftig, bevor noch einmal die sicher gut überlegte Bedeutung leicht vergessen. ausdrucksstarke Melodie des Rattenfängers er- Besonders die Hör-CD ist auch für jeden inter- tönt – mit der Folge, dass mit ihm in einem essierten Erwachsenen eine fulminante Klang - schwungvollen Vivace, dem Finale des Stückes, reise! Durch den Einsatz verschiedenster die Kinder der Stadt Hameln, der Sage ent- Klang objekte und Instrumente – von der Fahr - sprechend, fröhlich aus der Stadt tanzen. rad klingel bis zur schallgedämpften Trompete –, Modale Figuren und Skalen schaffen einen und durch eine ganze Palette von Geräuschen Bezug zur Entstehungszeit der Geschichte. aus dem alltäglichen Umfeld bleibt immer die Außer kurzen Glissandi kommen keine moder- Spannung auf die Interpretation des nächsten nen Spieltechniken vor. Das Stück lädt dazu ein, Liedes. Stilmäßig fühlte ich mich abwechselnd viele verschiedene Klangfarben zu suchen und an Silbermond und Rolf Zuckowski erinnert, motiviert die Schüler zu temperamentvollem aber auch Country-Stil und ganz Ei gen stän diges Spiel. Technisch fordert der Rattenfänger vor sind zu hören. allem eine gute Koordination von Fingern und Besonders gut hat mir Der alte Wassermann ge- Zunge bei relativ schnellem Staccato und die Be- herrschung des chromatischen Tonraumes bis fallen, der tief im Tümpel sitzt und stimmver- 3 fremdet ein „Hohelied“ auf sein Wasser singt. zum d . Die präzise artikulatorische Ko or - Von ihm möchte man gern noch mehr erfahren, dination der beiden Stimmen ist für die Schüler nicht zuletzt weil diese Schule insgesamt gelun- sicher eine Herausforderung, dagegen erwies gen ist. Radelint Blühdorn sich die Intonation in der Praxis als recht un - problematisch. Dass das ca. fünf Minuten lange Stück aus mehreren kurzen Abschnitten be steht, erleichtert die Einstudierung und ermöglicht die Graham Waterhouse: Der Rattenfänger von Aufteilung auf mehrere Spieler. Der Rattenfän- Hameln ger von Hameln eignet sich für Schüler der Mit- für zwei Sopranblockflöten und Sprechstimme, Mün- telstufe. Ein ausführliches Ar beitsblatt mit chen 2010, Edition Delor, DMB 1, € 8,00 hilfreichen Anregungen zu der musikalischen und spieltechnischen Er ar bei tung steht unter In kurzen, bühnengerecht formulierten und für www.edition-delor.com zur Ver fügung, dort Kinder gut verständlichen Sprechsequenzen kann man auch probelesen. Maria Hofmann wird die berühmte deutsche Sage vom Rat ten - fänger von Hameln erzählt. Die musikalische Um setzung der einzelnen Szenen ist leicht nach - Sylvia Corinna Rosin (Arr.): God Rest You vollziehbar, wodurch auch Schüler, die sich vor Merry, Gentlemen abstrakter Neuer Musik scheuen, einen Zu gang für Blockflötenorchester, Celle 2010, Moeck Verlag, finden können. Nach strahlenden Fan fa ren - Partitur und 7 Stimmen, EM 3314, € 15,00 klängen zur Eröffnung des Stückes hört man in schnellen Staccatoläufen die Ratten um her - Sie werden immer beliebter und spiegeln den huschen. Akzentuierte hohe Töne stehen für die Geist der Zeit: die Blockflötenorchester. Von Wut der Bürger. Der ungerechte Bür ger meister Sylvia Rosin liegen schon mehrere Arran ge - von Hameln wird mit einem markanten Motiv, ments für große Besetzung vor. Häufig wurden der mutige Rattenfänger mit einer pfiffigen Me- hierbei gängige Melodien aufgegriffen und in lodie vorgestellt. Im Zentrum der Kom position einer Bearbeitung kanonisch durch die Stim men erklingt die schöne, geheimnisvolle Weise des geführt. Fanden bisher bevorzugt Sopran, Alt, Rattenfängers, die durch das bitonale Verhältnis Tenor, Bass und Subbass Aufmerksamkeit, so zu den Klängen der Ratten fremd wirkt und wie wird das neue Werk noch um eine So pra nino- aus einer anderen Welt zu kommen scheint. In und eine Großbassstimme erweitert. Das Aus- einem Furioso streiten sich Rattenfänger und gangsmaterial stellt wieder ein Lied dar, in die-

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sem Fall ein englisches Weihnachtslied, dessen Stufe 1. Allein die Sopranino-Stimme ist wegen Name zum Titel wurde. des schnelleren Tempos im letzten Teil spieltech- Das Stück ist sehr systematisch aufgebaut: Auf nisch etwas anspruchsvoller. Rosin liegt mit ein 8-taktiges Vorspiel, in dem Stimmblöcke ab- ihrem weihnachtlichen Arrangement voll im wechselnd Grundton und Quint der gewählten Trend! Radelint Blühdorn Tonart e-Moll umspielen, folgt die Melodie in Sopran und Alt. Im weiteren Verlauf überneh- men auch andere Stimmen das Thema, den Aus- Paolo Benedetto Bellinzani: Zwölf Sonaten druck von „energisch“ zu „lyrisch“ wechselnd. für Altblockflöte (Flöte, Violine) und B. c. In dem nun eingeschobenen Mittelteil wird eine (Hg. und Continuo-Aussetzung Winfried Michel), Reihe: Camera Flauto Amadeus, Winterthur 2010, Amadeus zweite Melodie, die des Weih nachtsliedesGood Verlag, Partitur und Stimmen, King Wenzeslas, hin zugenommen. Auf der Do- minante wird auch diese, von jedem Instrument Sonate 1-3, BP 991, € 16,00 kanonisch und in Stimmblöcken versetzt, ge- Sonate 4-6, BP 992, € 16,00 spielt. Zurück zum ersten Thema finden die Stimmen im letzten Teil. „Tänzerisch leicht“ und Sonate 7-9, BP 993, € 16,00 für die hohen Flö ten in doppeltem Tempo wird das englische Traditional zum 8-taktigen Nach- Sonate 10-12, BP 994, € 18,00 spiel geführt. Letz te res entspricht dem Vorspiel. Die 12 Blockflötensonaten von Paolo Benedet- In gemächlichem Tempo mit dem Umfang einer to Bellinzani, 1720 in Venedig als sein Opus 3 Oktave und wenig neuen Spieltechniken liegt im Druck erschienen, gehören zum Kernreper- der Schwierigkeitsgrad dieses Arrangements bei toire originaler Blockflötenmusik. Zusammen

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mit den 12 Marcello-Sonaten stellen sie die ein - und im Vergleich zu anderen auch oft noch zigen Zyklen hochbarocker Flötenmusik dar, preis werteren Ausgaben neu auf den Markt zu die nicht in London oder Amsterdam, sondern bringen. im Entstehungsland Italien gedruckt wurden. Winfried Michel hat nicht nur eine gewohnt In der in Bologna einzig noch erhaltenen Kopie mutige freistimmige Continuoaussetzung er- des Opus fehlt ein Blatt, das die beiden letzten stellt (im Siciliano der Sonate IV lässt Bachs Es- Sätze der nur fragmentarisch überlieferten Dur-Sonate grüßen), sondern in seiner Identität zweiten Sonate enthalten haben muss. Stilistisch als Simonetti oder Tomesini zudem mit eigener sind die Sonaten in hohem Maße noch Arcange- Komposition im Stile Bellinzanis die zweite lo Corelli verpflichtet. Wie in dessen Opus V Sonate komplettiert. Die Ausgabe ist ein will - wird auch bei Bellinzani die Sammlung von 12 kommener Anlass, die Stücke mit Vergnügen Werken mit einem ausladenden Variationen- wieder in die Hand zu nehmen und sich mit ihnen zyklus über die Follia beschlossen, ein spiel- auseinanderzusetzen. Michael Schneider technisch teilweise außerordentlich kniffeliges Stück, diesmal aber explizit für die Blockflöte komponiert. Aber nicht nur diese Follia stellt erhebliche Ansprüche an das spielerische Kön- Georg Philipp Telemann: Quartet in B nen, sondern auch die ihr vorausgehende 11. arranged for recorders ATTB [richtig: AATB] (from the Sonate in f-Moll. Concerto TWV 52: B1) by Vince Kelly, Cheap Choice Bellinzani scheint sich große Sorgen gemacht zu Brave and New Music Editions 2008 (Euterpe Series), haben über die atemtechnischen Anforderun- CCBN 18011 gen seiner Stücke: Im Vorwort merkt er an, Bearbeitungen von barocken Konzerten sind welche Noten man zur Not wegelassen kann, nicht selten dröge: oben brilliert eine heftig be - und vor der Follia fügt er gar eine solistische wegte Oberstimme, und unten werden Ak korde Cembalotoccata ein „per respiro del flauto“, geschrubbt (Tonika-Dominante-To nika) oder eine Praxis, die man ansonsten nur aus der Trom petenliteratur kennt. Die Tessitura der So - grummeln Liegetöne, so dass die Tenor- und na ten liegt über weite Strecken sehr tief, sicher Bassflötisten sich deutlich unterfordert fühlen. ein Hinweis auf einen Instrumententyp mit Es gibt aber auch Ausnahmen, wie diese gelun- sonorer Tiefe. gene Bearbeitung des bekannten Te le mann- Konzerts für zwei Blockflöten und Streicher Seit vielen Jahren sind die 12 Sonaten in einer beweist: Telemanns Streichersatz wurde von hervorragenden Faksimileausgabe von SPES auf Vince Kelly so geschickt auf die vier Stimmen dem Markt, die aber wegen des Typendrucks für verteilt, dass auch die Unterstimmen mit einem manche heutigen Spieler etwas gewöhnungs- strahlenden Lächeln und dem Ge fühl, etwas ge- bedürftig sein dürfte. Auffällig ist in der Quelle leistet zu haben, jeweils beim Schlusston der vier die reichhaltige Bezifferung, die überhaupt da- abwechslungsreichen Sätze ankommen. Bis auf rauf hindeutet, dass der Continuo-Realisation den dritten Satz treten alle viere immer wieder große Bedeutung zu kommt. Ein Satz wie der er- partienweise hervor, wobei die vier Sätze nicht ste aus der Follia-Sonate, in der die Bezifferung nur beim Spielen, sondern auch beim Zuhören über die Abbildung des Verlaufs der Ober- in dieser Bearbeitung Freude machen, nicht zu- stimme häufig hinaus geht, lässt sich mit seinen letzt, weil die Stimmen im Umfang für alle vier zahl reichen Vorhaltsdissonanzen nur als über- Instrumente sehr gut liegen. Schön gedruckte wiegend harmonisches Geschehen begreifen. Stimmen verstehen sich bei dieser Reihe von Der Amadeus-Verlag setzt seine bewährte Stra - selbst – und so bleibt die einzige Kuriosität die tegie fort, der Reihe nach die Standard werke Besetzungsangabe: auf zwei Titelblättern (fälsch - barocker Kammermusik in neuen, überaus an - lich) ATTB, auf dem letzten aber (richtig) sprechend aufgemachten, bestens ausgestatteten AATB. Ulrich Scheinhammer-Schmid

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Tebaldo Monzani: Instructions for the Ger- dass er selbst weitgehend auf erläuternde Texte man Flute verzichten und sich auf wesentliche neue London 1801, und New and Enlarged Edition of Aspekte des Flötenspiels beschränken will. Zu Monzani’s Instructions for the German Flute, London diesen zählen für ihn insbesondere ausführliche ca.1820, Faksimile-Nachdruck, Reihe Archivum Musi- Griff- und Trillertabellen. Ausgehend von einer cum, Ottocento 2, Studio Per Edizioni Scelte (S.P.E.S.), fünf- bis sechsklappigen Flöte und alle Dur- und Firenze 2008, 61 S. (einschl. Vorwort) und 70 S., 2 Bde. Molltonarten im Blick, gibt Monzani 108 ver- im Umschlag (Quart), hg. von Marcello Castellani schiedene Griffe an für sämtliche chromatischen 1 4 Die beiden schmalen Bände von Tebaldo Mon - Töne von c bis cis . Bisweilen verzeichnet er bis zanis Instructions enthalten die erste Auflage zu fünf verschiedene Griffe für den gleichen Ton und die dritte Fassung der dritten Auflage. Sie mit ihren unterschiedlichen Klang eigenschaften. Anfängern empfiehlt er, sich auf die Hauptgriffe haben es in sich. Die Lehrwerke für die Flöte 3 bieten eine Fülle von Informationen zum In - und einen Tonumfang bis g zu beschränken. strument und seiner Spielweise in England zu Eine Trillertabelle enthält noch einmal 83 Griffe. Beginn des 19. Jahrhunderts. Zugleich sind die Wie eng für Monzani die Weiterentwicklung der Instructions ein Indiz für die Attraktivität des Spielweise mit einer Verbesserung des In - Inselstaates zu jener Zeit für Musiker aus den struments verbunden ist, zeigt die dritte Auf - Ländern des europäischen Festlandes. lage. Sein bevorzugtes Instrument ist jetzt die neun- bis elfklappige Flöte, ihr Tonumfang bis Aus Monzanis Biografie ist wenig bekannt. Er 4 wurde 1762 in Modena geboren und lernte es erweitert. Die Zahl der Trillergriffe ist auf 112 zunächst Flöte und Oboe. Er starb 1839 in angewachsen, und zusätzlich weisen 95 Son - Ash gate (East Kent). Um 1785 kam Monzani dergriffe einen Weg zur Bewältigung schwie riger Griffverbindungen. Auch eine Dar stellung der nach England. Hier wirkte er in London als erreichbaren Obertöne, Har mo nics genannt, Solist sowie in verschiedenen Or chester po si - fehlt nicht. Die Anlage der Instructions folgt im tionen, zuletzt, bis 1805, als 1. Flötist am King’s übrigen weitgehend traditionellen Mustern mit Theatre. Ab 1787 war er auch als Musikverleger knappen Darstellungen der allgemeinen Musik- tätig. Er veröffentlichte nicht nur eigene (Flö - lehre, der gebräuchlichen Artikulationsarten ten-)Kompositionen, sondern gab u. a. auch (ohne Doppelzunge!) und Verzierungen. Diese Klavierwerke von Mozart und Beethoven her- nennt Monzani Graces or Ornaments of Expres- aus. Von Monzani ab 1800 in eigener Werkstatt sion – ein Hinweis darauf, dass er mit der Dis- verfertigte Flöten und Klarinetten, die er erst- kussion um die Lehre vom musikalischen mals mit Seriennummern versah, waren wegen Ausdruck in der englischen Musikästhetik seiner ihrer Qualität hoch geschätzt. Auf ihn gehen Zeit vertraut ist. Die Verzierungsbeispiele be- verschiedene, teilweise mit Patenten bedachte schränken sich auf die alten „wesentlichen Ma- konstruktive Verbesserungen der Flöte zurück, nieren“, langer und kurzer Vorschlag, Triller und und durch seitliche Erhöhungen neben dem Flö- Dop pel schlag. Besondere Aufmerksamkeit wid- ten-Mundloch, die er auch in den New and En- met Monzani der Verfertigung von Kadenzen als larged Instructions beschreibt, suchte er kurzen Überleitungen oder – in der dritten Auf- insbesondere Anfängern den Ansatz zu erleich- lage – als Gelegenheit zu einem improvisierten tern. 80 Jahre später nimmt das „Schwedler- Solo am Ende eines Satzes. Die Übungs- und Mundloch“ oder „Reformmundstück“ dieses kleinen Vortragsstücke, häufig für zwei Flöten, Bau prinzip wieder auf. lassen eine konsequente methodische Planung In seinen Flötenschulen zeigt sich Monzani als erkennen: Spieltechnische An for der un gen, Ton- rationaler Praktiker. Im Vorwort zur 1. Auflage umfang und Ausdehnung der Stücke nehmen verweist er ausdrücklich auf John Gunn’s The kontinuierlich zu. Den Ab schluss der New and Art of Playing the German Flute on New Prin - Enlarged Edition bildet ein sich über drei Seiten ciples (London [1793]) als Begründung dafür, erstreckendes Capri c cio Modulato, das buch-

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die Instructions in ihr flötengeschichtliches Um- feld ein, ergänzt und korrigiert einige biografi- sche Details zu Monzanis Zeit in England und weist schlüssig nach, dass das bekannte Konter- fei eines jungen Flötisten in der New Edition, das auch in Goldbergs Porträt samm lung enthal- ten ist, nicht Tebaldo Monzani, sondern mut- maßlich dessen Sohn Willoughby darstellt. Dass der Herausgeber in Monzanis In structions auch einen wichtigen Beitrag Italiens zur Geschichte der Flöte und des Flötenspiels am Beginn des 19. Jahrhunderts sieht – wer wollte dem Italiener Castellani da widersprechen? Hartmut Gerhold

Theobald Böhm: Rondo à la Tarantella Opus 34, für Flöte und Klavier (Hg. Ludwig Böhm/Ray- mond Meylan), München 2010, Theobald-Böhm- Archiv, Partitur und Stimme, TBA 38, € 15,00

Böhms Kompositionen, Teil seiner vielfältigen Lebensleistung, sind am wenigsten bekannt – Schuld daran ist vermutlich die allgemeine An- sicht über den geringen Wert der Flötenmusik stäblich sämtliche Dur- und Molltonarten des 19. Jahrhunderts, insbesondere der von Flö- durchläuft. Aus grundsätzlichen pädagogischen tisten komponierten. Seine Kompositionen Überlegungen verwendet Monzani, wie er in sollten jedoch nicht unter das gleiche Verdikt beiden Vorworten zu den Instructions schreibt, wie die unzähligen Variationen und Potpourris no old Tunes, also keine bekannten Melodien über Opern- und andere Themen fallen, sie sind und Lieder, sondern nur speziell für die Lehr- etwas Besonderes. werke geschriebene Übungen und Spielstücke. Schaut man sich seine Stücke an, so wird deut- Nur so lernten die Schüler verlässlich, nach lich, dass er bis zum Opus 18 für sich, für seine Noten zu spielen und sich nicht allein auf das Bedürfnisse als reisender Virtuose (Schweres, in Gehör zu verlassen. Eine Gruppe von Übungen Staunen Versetzendes) komponiert hat. Nach zur Fingertechnik und Artikulation versieht 1832 geht es ihm dann darum zu zeigen, was auf Monzani mit der An merkung, sie seien allein zur der von ihm neu erfundenen Flöte möglich ge- Entwicklung der Spielfähigkeit bestimmt und worden ist, er schreibt also wieder für wenige, ausdrücklich not for amusement. Für den heuti- die den Umlern-Prozess gewagt und bewältigt gen Leser von Monzanis Instructions und ihrer haben, nicht für ein großes Liebhaber-Publi- New and Enlarged Edition gilt dieses Diktum nicht. Dank der sorgfältigen und ansprechend kum. aufgemachten Ausgabe verspricht die Beschäfti- Sein Opus 34 (1857, Schott) ist jetzt in einer vor- gung mit dem Lehrwerk gleichermaßen Er - bildlichen Ausgabe im Rahmen der vor kurzem kennt nisgewinn und Vergnügen. Dies liegt nicht begonnenen Gesamtausgabe aller Werke durch zuletzt auch an der kenntnisreichen Einführung das Theobald-Böhm-Archiv erschienen: Vor- des Herausgebers Marcello Castellani. Er ordnet worte in drei Sprachen, Editionsbericht, Böhms

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vollständiges Werkverzeichnis, sowie eine Liste ßeren als TBA 41 in der von Böhm intendierten der ihm gewidmeten Werke. Alles also, was man Form mit Flöte und Klavier. Jetzt haben die Flö- sich immer wünscht. tenspieler Gelegenheit zu erfahren, wie schön ˇ Das Rondo à la Tarantella ist ein überschauba- diese Etüden eigentlich sind. Zeljko Peˇsek res, im wahrsten Sinne des Wortes hinreißendes Stück, Böhm benutzt den musikalischen Aus- druck dieses rasend schnellen Tanzes im 6/8- Germaine Tailleferre: Concertino Takt dazu, den Übenden auf Trab zu bringen, version pour flûte et piano (solistes) et piano (réduc- und während man sich „mit heißem Bemühen“ tion d’orchestre) (Hg. Philippe Bernold), Paris 2010, dem verlangten Tempo zu nähern versucht, Gérard Billaudot Éditeur, Partitur und Stimmen, G sieht man immer deutlicher, wie gut das alles 7342 B komponiert ist, wie auch hier Böhms bewegli- cher, konstruktiver Geist Regie führt. Antrei- Diese Ausgabe, von Philippe Bernold verant- bende, springende, fallende, sich drehende, sich wortet, ist sehr gelungen und verdienstvoll, da überstürzende Motive, greifen in verblüffend sie ein wunderschönes Stück der zu der „Grou- sparsamer Weise ineinander – wie die Verbin- pe de six” gehörigen Komponistin Germaine dungen auf dem neu konstruierten Instrument. Tailleferre ( 1892–1983) der Öffentlichkeit zu- gänglich macht. Dieses Werk entstand 1952 und Für Abwechslung sorgen feine Änderungen der wurde 1953 von Jean-Pierre Rampal, Robert Artikulation und sparsam gesetzte Dynamik Veyron-Lacroix und dem französischen Radio- wie auch kleine harmonische Schattierungen symphonieorchester uraufgeführt. In einem aus - und minimale Tempo-Nuancen. Nicht der ge- führlichen Vorwort wird die etwas komplexe ringste Anflug von Etüde, alles ist Musik und – Entstehungsgeschichte dieses Werkes darge- das Klavier hat starken Anteil daran. stellt. Abgesehen von den Pauken und der Harfe A propos Etüde: die 24 Études op. 37 gibt es hat es die gleiche Besetzung wie die berühmte auch neu mit dem gleichen sympathischen Äu- Martin-Ballade. Aber eine Ballade ist das Werk

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bei weitem nicht, trotz eines träumerischen großen Interpreten. In diesem Zusammenhang Nocturnes, das mit einem ganz lichten, hellen sei noch erwähnt, dass in der Ausgabe auch die Schlußakkord verklingt. Dieses Concertino ist kleinen Änderungen Jean-Pierre Rampals, in der Tat ein lichtes Werk im Stil des bitonalen meist Oktavierungen, ausgedruckt sind. Diese Neoklassizismus der 20er Jahre. Mit seiner sind durchaus beherzigenswert. Frische allein des Hauptthemas des 1. Satzes, Frank Michael das ein wenig an Darius Milhauds frühe kleine Symphonien erinnert (Le printemps), stellt es einen erfreuenden Nachhall dieser Zeit dar. Die Marie Félicie Clémence de Grandval: Suite Klavierreduktion des Orchesters verrät, wie dif- für Flöte und Klavier (Hg. Fabio Franco), Mainz 2010, ferenziert die Streicherbehandlung gestaltet sein Schott Music, Partitur und Stimme, FTR 209, € 22,95 muss. Auch wenn diese Reduktion sehr gelun- gen ist: wieviel durchsichtiger, in den Melodien Marie Félicie Clémence de Grandval (1830– auch singender, muss erst das Werk mit Orches- 1907) gehörte zu den herausragenden Kompo- ter klingen. Die ersten drei Sätze Pastorale – In- nistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfang- termezzo – Nocturne werden mit einem pfiffi- reiches Œuvre, das jedoch nach ihrem Tod rasch gen Rondo – und dies nach einem länger in 16tel in Vergessenheit geriet und heute der Wieder- aufgelösten F7 mit einem A-Dur Akkord been- entdeckung harrt, so heißt es in der 2. Auflage det. Diesem Werk sind unbedingt Aufführun- der MGG. Eine Feststellung, die nicht weiter gen zu wünschen, und obwohl es keine wirklich verwundern darf, wurde doch Komponistin- virtuosen Anforderungen stellt (die genannte nen, insbesondere im 19. Jahrhundert, generell Martin-Ballade ist allemal schwerer), auch von weniger Akzeptanz zuteil als ihren männlichen

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Kollegen. Eine sehr gute Entscheidung also, ih- wähnt seien hier nur die dreiaktige Oper Picco- re Suite für Flöte und Klavier neu herauszuge- lino (UA am 5. Jan. 1869 in Paris) und die fünf- ben: lebendig, eigenständig, unmittelbar anspre- aktige Oper Mazeppa (UA am 24. April 1892 in chend, in der Tat die Komposition einer mit der Bordeaux). Ihre Kompositionen wurden häufig modernen musikalischen Sprache ihrer Zeit ver- in den von der Société Nationale de Musique trauten und durch Persönlichkeit und Tempera- veranstalteten Konzerten gespielt, als deren Mä- ment ausgezeichneten Komponistin. zenin sie, durch Geburt und Heirat finanziell Das Interesse der jungen Marie Félicie Clé- gut gestellt, fungierte. Dass sie diese Chance mence de Reiset, geboren als vierte von vier nutzte, ihre Musik aufzuführen, kann man ihr Töchtern auf dem Schloss der Familie bei Saint- nicht verdenken. Rémy des Monts, galt schon früh der Musik, ins- Leider war der Umgang mit ihrem Nachlass besondere dem Komponieren. Dank der Förde- dann ein sehr nachlässiger, aus welchen Grün- rung durch den Vater, der ein begabter Ama- den auch immer. Vieles muss als verloren gelten, teur-Klavierspieler war, und die vielseitig inte- so auch das Manuskript ihrer 1876 bei Richault ressierte und gebildete Mutter durfte sie sich verlegten Suite. Gewidmet ist sie Paul Taffanel, auch intensiv ihrer Ausbildung als Pianistin, dessen Flötenspiel damals gerade das Pariser Sängerin und Komponistin widmen. Ihr erster Publikum begeisterte; 1872 übernahm er zu- Lehrer war Friedrich von Flotow, ein guter sammen mit Saint-Saëns die Erstaufführung. Freund der Familie. In Paris wurde sie anschlie- Die Suite besteht aus fünf abwechslungsreich ßend Schülerin von Chopin, von dessen Unter- gestalteten Sätzen: zur Einstimmung ein ruhig richt sie nicht nur in pianistischer Hinsicht fließendes Prélude (B-Dur), dann ein virtuoses profitierte. Ihre kompositorischen Fähigkeiten Scherzo (D-Dur), dem ein entzückend originel- konnte sie, nachdem sie 1851 den Vicomte de les Menuet (g-Moll) folgt, danach eine anrüh- Grandval geheiratet hatte, bei Camille Saint- rende Romance (Es-Dur) und schließlich ein Saëns vertiefen, der zu Beginn des Unterrichts- funkensprühendes Final (D-Dur). Der eher lockere Zusammenhang der Sätze untereinan- verhältnisses gerade sechzehnjährig war, und der erlaubt es, eine Auswahl zu treffen, z. B. lie- mit dem sie eine intensive musikalisch-geistige ßen sich Prélude und Scherzo oder Romance Freundschaft verband. und Finale gut für Aufführungszwecke kombi- Das umfangreiche Werkverzeichnis der Vicom- nieren. Nicht nachvollziehbar allerdings, dass tesse de Grandval enthält Kirchenmusik, Lie- diese französische Musik eine englische, deut- der, Orchesterwerke, Konzerte und Kammer- sche und italienische, aber keine französische musik und vor allem Bühnenwerke, die man als Fassung des Vorwortes erhalten hat! ihre eigentliche Domäne ansehen muss. Er- Ursula Peˇsek

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Péteris Vasks: 1. Bläserquintett und bis auf einen rhythmisch geprägten Mittel- Musik für wegziehende Vögel, für Flöte, Oboe, Kla ri - teil metrisch nicht gebunden. Immer wieder fin- nette, Horn und Fagott, Mainz 2010, Schott Music, Par- den sich Assoziationen zum Flügelschlag, zu titur und Stimmen, ED 20856, € 34,95 Vogelstimmen oder gar zum Formationsflug eines Schwarms. Die Klarinette beginnt das Nachdem er bereits als Kontrabassist in ver- Stück im dreifachen Piano mit einem Motiv aus schiedenen Orchestern tätig war, nahm Vasks vier Tönen, in welches Flöte und Oboe zart ein- sein Kompositionsstudium bei Valentin Utkins stimmen. Der Zeitrahmen für die einzelnen in Riga auf und schrieb während dieser Zeit sein Klangbilder und Pausen zum Innehalten wird in erstes Bläserquintett. Viele seiner inzwischen weltweit geachteten Werke sind geprägt von den Sekunden angegeben. Nahezu ohne melodische Eindrücken seiner Heimat Lettland und bezie- Elemente stehen Auf- und Abwärtsbewegungen hen sich oftmals auf Na tur be ob ach tungen. An- im Legato, kurze und lange aufeinander bezo- gesichts beklemmender politischer Ver hältnisse gene Einzelnoten, Beschleunigungen und harte bekommt das Sinnbild wegziehender Vögel eine rhythmische Repetitionen im Vordergrund. Mit tiefere Bedeutung als nur ein lautmalerisches ihrer Dauer von 8 Minuten ist die Komposition Idyll für kammermusikalische Besetzung zu für Spieler und Zuhörer vom zarten Beginn bis sein. Die überwiegend graphisch notierte und hin zu den sich überschlagenden Figuren im sorgfältig gestaltete Partitur enthält für die ein- dreifachen Forte des abrupten Schlusses eine zelnen Instrumente wenig virtuose Herausfor- ideale He raus forderung für die Konzentration derungen, lässt aber sofort die feinsinnigen auf die Ausgewogenheit des gemeinsamen Beziehungen der miteinander verwobenen Mo- Klangbildes der fünf unterschiedlichen Blasin- tive erkennen. Taktstriche sind Orientierungen strumente. Andreas Schultze-Florey

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NEUEINGÄNGE dolce, 2011, Partitur und Stimmen, G 12.028, Amadeus Verlag, Winterthur € 20,00 Bach, Johann Christoph Friedrich: Sonate in Éditions Musicales Alphonse Leduc, Paris A-Dur für Flöte, Violine und B. c., aus Musika- Ledeuil, Éric: La flûte imaginative, Méthode lisches Vielerley, Hg. und Continuo-Aussetzung élémentaire de flûte traversière en deux volumes, Winfried Michel, 2010, Partitur und Stimmen, Vol. 2, 2010, inkl. 1 CD, AL 30 367 BP 1732, € 14,00 Mieroprint Musikverlag (Elly van Mierlo), Münster Gérard Billaudot Éditeur, Paris Praetorius, Michael: Christ unser Herr zum Connesson, Guillaume: Le Rire de Saraï, pour Jordan kam, Concerto – mit den originalen flûte et piano, 2010, Partitur und Stimme, G Diminutionen (Blockflöten oder Violinen), Hg. 8921 B Isa Rühling, Continuo-Aussetzung Claudia Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt/Main Schweit zer, 2010, Partitur und Stimmen, EM Zusammenklang: eine Sammlung leicht spiel- 2123, € 15,00 barer einfacher Instrumentalstücke, die sich für Moeck Verlag, Celle das Ensemblespiel im Gottesdienst oder als Zwi- Rosin, Sylvia Corinna (Arr.): Black Nag, für schenspiel bei geistlichen Konzerten eignen, Sopranblockflöte und Klavier, 2011, Partitur Heft 1, 2010, Partitur und Stimmen, Best.-Nr. und 1 Stimme, EM 2146, € 7,30 4083, € 24,90 Rosin, Sylvia Corinna (Arr.): Gypsy, für drei Zusammenklang: Einzelstimmen – Ergän- Blockflöten ATB(Sb), 2011, Partitur und 3 Stim- zungssatz zu Heft 1, 2010, Best.-Nr. 4084, € 9,90 men, ZfS 821, € 4,00 Musikverlag Bornmann, Schönaich Pachelbel, Johann: Kanon und Gigue, for St. Martini, Giuseppe: Sonata a-Moll, op. II No recorder orchestra, adapted by Sylvia Corinna 6, für Sopranblockflöte und Basso continuo Rosin, 2011, Partitur und Stimmen, EM 3317, (Hg. Johannes Bornmann), 2011, Partitur und € 20,00 Stimmen, MVB 98, € 12,00 Universal Edition, Wien St. Martini, Giuseppe: Sonata G-Dur, op. XIII Gisler-Haase, Barbara (Hg.): Easy Play-Along No 4, für Sopranblockflöte und Basso continuo Flute, leichte Stücke von Vivaldi bis Dvorák, (Hg. Johannes Bornmann), 2011, Partitur und 2010, inkl. 1 CD, UE 34 676, € 9,95 Stimmen, MVB 99, € 12,00 Martin, Frank: Deuxième Ballade, pour flûte et Emerson Edition Ltd., GB-York piano, 2009, Partitur und Stimme, UE 34 699, Barsham, Eve: Two Little Pieces (Dotty/Wistful € 23,95 Thinking), for flute and piano, 2008, Partitur Rae, James: repertoire explorer flute 2, eine Aus- und Stimme, E576 wahl von klassischen bis modernen Stücken und Field, John: Rondo, arranged for flute and piano Etüden in mittlerem Schwierigkeitsgrad, 2010, by Anthony Hedges, 2009, Partitur und Stimme, Partitur und Stimme, UE 21 497, € 19,95 E577 Rahbari, Fereshteh/Augustin, Maria: Mini Magic Flute, Spielbuch, Spielen in der Gruppe Girolamo Musikverlag, Celle mit Flauti und Timpo, 2009, UE 34 383, € 12,95 Lischka, Rainer: Genau!, fünf Sätze für Block- flötenquartett (SATB), Reihe 12: per flauto Ursus-Verlag (Vertrieb: Musiklädle, Karlsruhe) dolce, 2011, Partitur, G 12.033, € 16,00 Rosenheck, Allan: RELDA, Das Königreich des Topham, William: Drei Sonaten, für Altblock- Adlers, ein musikalisches Märchen für junge flöte und Basso continuo (Hg. und Generalbass- Herzen, für Blockflötenensemble und Sprecher, aussetzung Martin Nitz), Reihe 12: per flauto 2011, Ursus-Verlag 11145, € 10,00

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Tonträger

an die Originalität Shen Yis heran. Auch wenn sie sich auf die alte chinesische Kultur beziehen, auch wenn zwei Konzerte ursprünglich für die Michala Petri: Chinese Recorder Concertos chinesische Bambusflöte Di komponiert wur- East Meets West, Michala Petri (recorders), Lan Shui den. (conductor), Copenhagen Philharmonic Orchestra, Our Fei Ge von Tang Jiamping speist sich wohl teil- Recordings, Kokkedal (Dänemark) 2010, 1 CD, OUR weise aus der chinesischen Volksmusik, ist je- Recordings 6.220603 doch relativ stark überdeckt von Romantizis- Vier chinesische Blockflötenkonzerte wurden men einer Filmmusik der 40er Jahre. Mit einem fabelhaft eingespielt von Michala Petri. Das auf wunderschönen Solo beginnend folgen Stellen, der CD 4. Konzert The Ancient Chinese Beauty die an Aaron Coplands Appalachian Spring er- von Chen Yi ist die eigentliche Entdeckung die- innern, aber ohne dessen rhythmische Raffines- ser Super-Audio-CD. Shen Yi, 1953 in Guang - sen auszuspielen, geschweige denn weiterzuent- z hou/China geboren hat mit ihrer Familie unter wickeln. Eine merkwürdige Mischung aus der Kulturrevolution gelitten, avancierte den- amerikanischer und chinesischer Musik. Im noch schließlich zur Konzertmeisterin in der Schlusssatz führt der Schwung der zusammen- Peking-Oper. 1986 erlangte sie als erste Frau in gesetzten Taktarten in großartige Gesten alla China ein Meister-Diplom in Komposition, Gerswhin oder Gustav Holst. Kurz, die Musik 1993 wurde sie von Chou Wen-chung in die scheint keinen wirklich eigenen Stil zu haben, USA eingeladen, erhielt dort zahlreiche Preise auch wenn sie sehr gut gemacht ist. und lehrt jetzt als Professorin für Komposition Flute Moon von Bright Sheng beginnt mit einer an der University of Missouri, Kansas City. Ihr strawinsky-ähnlichen Toccata mit Streichern Werk für Blockflöte, komponiert für Michala und Pauke, aber auch ohne Strawinskys Biss Petri, ist eindeutig inspiriert von der alten chi- und Ironie je zu erreichen. Das chinesische nesischen Kultur, die Shen Yi ja wohl besonders Idiom wird am deutlichsten in den Soloteilen, in der Zeit ihrer Tätigkeit bei der Peking-Oper extrem in der brillanten Schlusskadenz. Das kennengelernt hatte. Das Stück für verschiedene Werk besitzt schöne tänzerische Elemente, ei- Blockflöten mit Streichorchester und Schlag- nen träumerischen Teil mit Röhrenglocken, der zeug ist wohl auch das einzig originäre und in einen virtuosen Schlusstriller mündet. wirklich neue Werk dieser CD. Der Dissonan- Ma Shui-long, 1939 in Taiwan geboren, folgt zenreichtum mit Bartók-Pizzikati, verschiede- nach eigener Aussage den westlichen Vorbil- nen Vibrati, Glissandi etc. bildet in diesem Werk dern Liszt und Franck. Bei seinem Bamboo Flu- eine faszinierende eigene Art der Verschmel- te Concerto münden Grandioso-Teile in eine zung von Ost und West. Das Werk, im 3. Satz Spielmusik der 30er bis 50er Jahre, im 3. Satz gipfelnd in einem wilden ekstatischen Tanz, hat mit Schlagzeug ist als Hintergrund eine Horn- und eine ungeheure Ausdruckskraft, melodie zu hören, alles mündet in einen Gran- die durch Solistin und Orchester noch unter- dioso-Schluss mit Tamtam. An dieser Stelle strichen werden. muss wohl auch vermerkt werden: zwei Kon- Die drei anderen Komponisten reichen, trotz zerte der CD, so auch das original für Block - ihrer vielen nationalen und internationalen Er- flöte komponierte von Shen Yi, sind mit Streich- folge, in ihren Flötenkonzerten in keiner Weise orchester, Tan Jiampings Werk mit zusätzlicher

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Harfe und Schlagzeug besetzt, die anderen bei- Langeweile kommt allerdings bei der Interpre- den Konzerte mit großem Orchester. So wird tation der Suiten durch das Ensemble Aux Pieds wohl bei live-Konzerten die Blockflöte unbe- du Roy unter der Leitung des Cembalisten Dirk dingt einen Verstärker benötigen. Die große Börner und des Blockflötisten Michael Form Blockflötenkunst und Brillanz Michala Petris in nicht auf, im Gegenteil: Es ist dies eine der ele- diesen Konzerten mag über manches komposi- gantesten, gleichzeitig auch aufregendsten Inter- torische Epigonentum hinwegtrösten und bei pretationen französischer Musik, die ich kenne. Hörern mit Präferenzen für romantische Film- Die Musiker, hier allerdings wie in der Alten musiken Begeisterung auslösen. Es handelt sich Musik üblich, in der Mehrzahl Musikerinnen, um „schöne” Musik. Aber interessant und haben über das Notengerüst eine Vielfalt von schön ist für mich nicht dasselbe. Verzierungen ausgebreitet, die durch alle Stim- Der Spitzenreiter dieser CD – und schon des- men durchgearbeitet und abgestimmt, dadurch halb sollte man sie sich anschaffen – ist Chen Yis niemals beliebig wirken. Es gelingt dabei das The Ancient Chinese Beauty. Dieses Werk ist an Kunststück, dass der den Stücken zugrunde lie- keiner Stelle Kitsch, auch wenn sein Titel etwas gende Affekt nicht zugeschüttet wird, sondern daran vorbeischrammt. Hier stimmt alles: ein beherztes Zupacken gleichberechtigt neben klein - phänomenales Werk hat eine phänomenale In- räumigen melodischen Linien steht. So bietet terpretation gefunden. Frank Michael diese Einspielung verschiedene Hörmöglichkei- ten: Man kann den vibrierenden Klangteppich als Ganzes genießen, der ständig in Bewegung ist, in ständig wechselnden Farbmischungen. Detailverliebte Ohren hingegen können versu- Marin Marais: Pièces en trio pour les flûtes, chen, jedem einzelnen Ton samt seiner ornamen- violon et dessus de viole (1692) talen Ein- und Überleitung nachzuspüren. Aux Pieds du Roy: Michael Form (flûtes à bec et di- rection), Stephanie Schacht (traverso), Leila Schayegh Dabei aber nicht das Continuo vergessen – es & Ayako Matsunaga (violons), Rebeka Ruso (dessus et bildet mehr als ein bloßes har monisches Funda- basse de viole), Dolores Costoyas (théorbe et guitare ment, sondern erdet in der facettenreichen In- baroque), Dirk Börner (clavecin et direction), AMBRO- terpretation die beiden sich wechselseitig em - NAY Editions (Vertrieb: Harmonia Mundi), Ambronay portreibenden Oberstimmen. (Frankreich) 2009, 1 CD, AMY 016 Regina Himmelbauer Beim Anhören dieser CD überrascht zunächst einmal der Klangeindruck: Die Aufnahmetech- nik betont nicht die einzelnen Instrumente, son- dern gibt einen Ensembleklang wieder, der den Einfallsreichtum von Marais’ Pièces en trio far- benreich wiedergibt, dabei aber die Intimität Maria Loos & Ensemble Prisma: Piazzolla – und gleichzeitig Raffinesse dieser Kompositio- Vivaldi nen zur Geltung bringt. Maria Loos (recorders), Ensemble Prisma unter der Lei- tung von Thomas Fheodoroff, Classic Concert Records, Die französische Barockmusik für die Kammer Salzburg 2009, 1 CD, CCR 62056 gehört zum schwierigsten Repertoire: Ober- flächlich nicht besonders virtuos, verlangen Ausgezeichnet mit dem Pasticciopreis von diese zerbrechlichen Stücke ein großes stilisti- Radio Österreich sind auf dieser Aufnahme sches Wissen, dessen Umsetzung feinste Technik Antonio Vivaldis Blockflötenkonzerte C-Dur sowie eine nuancenreiche Klangkultur, somit (RV 443) und c-Moll (RV 441), La Notte und Il höchste technische Brillanz erfordern. Kein Gardellino, zu hören, sowie eine Bearbeitung Wunder, dass häufig das Publikum der extrover- Astor Piazzollas Histoire du Tango für Or - tierten italienischen Virtuosität den Vorzug gibt. chester und Blockflöte.

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STAUFENER STUDIO FÜR ALTE MUSIK 30. Juli – 6. August 2011 Kurse für Sänger/innen und Spieler/innen historischer Blasinstrumente und Gamben Leitung Regine Häußler, Antonie Schlegel, Ingo Voelkner (Holzblasinstrumente) Jens Bauer (Posaune und historische Improvisation) Frederik Borstlap, Ivanka Neeleman (Gambe) Ute Goedecke (Vokalarbeit) Kursprogramm Renaissancemusik in Europa Rahmenprogramm Abendkonzerte der 63. Staufener Musikwoche Ausflüge um die Fauststadt Staufen, zwischen Freiburg und Basel

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Obwohl mit sehr viel Schwung und En ga ge- Johann Christoph Pepusch: Tenor Cantatas ment musiziert wird, weist diese Produktion & Recorder Sonatas leider erhebliche Mängel auf. Neben für eine Félix Rienth (tenor), La Tempesta Basel: Philippe Mi- Studioaufnahme erstaunlichen Intonations- queu (fagot barroco), Romina Lischka (viola da und Koordinationsproblemen zwischen Or - gamba), Norberto Broggini (clave/órgano), Muriel Ro- chester und Solistin, ist die Blockflöte einerseits chat Rienth (dirección y flautas dulces); Enchiriadis, mit einem nicht auf die reichen Obertonreihen Madrid 2008, 1 CD, EN 2024 (Vertrieb: Codaex) abgestimmten Mikrofon zu rauh und unvorteil- Mit dem Namen Johann Christoph (John haft aufgenommen, andererseits wirkt das Or - Christopher) Pepusch verbindet man auf den chester wie ein wilder, unorganisierter Haufen. ersten Blick die Beggars Opera, die Georg Das Zusammenspiel ist unpräzise, und was Friedrich Händel zwang, seine Opernpläne in durch sichtig sein sollte, klingt mulmig und ver- London aufzugeben. Wer ein wenig in der Bio - hallt. graphie des Komponisten stöbert, wird schnell Fehler, die man als Konzertgänger eher akzep- von einem bewegten Lebenslauf und einer viel- tieren kann, weil Maria Loos durchaus mit Risi - fältig ausgerichteten Persönlichkeit in den Bann ko und lebendig spielt, wirken, auf eine CD gezogen, die im Laufe eines langen Lebens (1667 gebrannt, befremdlich. Vivaldikonzerte sollte in Berlin geboren, 1752 in Lon don ge stor ben) in man sich dann lieber von Erik Bosgraaf anhö- allen Bereichen des Mu sik lebens ge wirkt hat. ren und Piazzolla in der Fast-Originalversion Die mir vorliegende CD gibt einen Eindruck mit Michala Petri und Lars Hannibal (Siesta). von der stilistischen Breite, mit der Pepusch Es tut mir leid, eine so harsche Kritik äußern zu kom ponierte. müssen. Inés Zimmermann

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Bei den Kantaten muss man schon genau auf den Seit übe englischen Text achten, man könnte sonst mei- nen, italienische Musik zu hören. Felix Rienth Alles f interpretiert sie mit einer Leichtigkeit, die man r 25 Jah der englischen Sprache kaum zutraut. Kaum zu ür Blockflötisten glauben, dass der Komponist den allergrössten Teil seines Lebens in England zugebracht hat. ren : Die Instrumentalstücke lassen sowohl englische Einflüsse als auch Anklänge an die deutsche Herkunft erkennen. Die Instrumentalisten von La Tempesta Basel passen sich sowohl dem Flöten unbeschwerten Gesangsstil als auch den unter- schiedlichen instrumentalen Ge schmacks aus - Noten richtungen an. Bis auf die Orgel sind die In stru- mente alles moderne Kopien historischer Vorla- Zubehör gen, aber alt und neu klingen, wohl auch durch die intime Akustik der Kirche in Betberg/ Schwarzwald bedingt, zusammen, als ob sie für- Notenschlüssel einander gebaut worden wären. Dies ist eine Musikalienhandlung S.Beck & CoKG Einspielung mit selten zu hörender Musik, die es verdient hat, bekannter zu werden. Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen Peter Gnoss RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 Internet: www.notenschluessel.net

Franz Joseph Haydn: Quartetti op. 76 nen oder Klaviertrios, alle sechs außerdem als Quartetto Modus: Roberto Pappalettere (flauto), Clau - Quartette für Flöte mit Streichern. dio Maffei (violino), Fabrizio Merlini (viola), Carlo Ben - Das Quartetto Modus hat diese Ausgabe Sim - venuti (violoncello) in collaborazione con Con ser va to - rocks aufgegriffen, eine Bearbeitung, die zwangs - rio di Musica „G. Puccini” La Spezia, Mailand 2010, läufig den Text der ersten Violine den tech - Stradivarius STR 33874 nischen Gegebenheiten der Flöte jener Zeit Schlägt man bei Hoboken nach, erfährt man, (ca. 1800!) anpasst, doch ohne Substanzverlust. dass Haydns Streichquartette Opus 76 (be kann - Pappalettere nimmt diese Reduktionen wieder ter als Erdödy Quartette) 1799 fast gleichzeitig zurück, wo es die moderne Flöte erlaubt, und von mehreren Verlegern (London, Wien, Offen- übernimmt die Rolle des Primgeigers mit einer bach, Paris) übernommen wurden. Of fen sicht - Virtuosität, die alle Achtung verdient und Ver - licher Erfolg und Beliebtheit beim Publi kum gleiche mit streichenden Kollegen nicht zu führten schnell zu weiterer Ver brei tung, nicht scheuen braucht (Finalsätze!). Natürlich setzt sich die Flöte klanglich von den Streichern ab zuletzt auf dem Wege der Bear bei tung für jenen und ist in dieser Hinsicht nicht mehr Primus Kreis der Liebhaber, die inzwischen gewohnt inter pares. Das macht aber auch den Reiz dieser waren, Neues und Bekanntes auf ihr eigenes In- Version der wunderbaren Quartette aus, und es strumentarium zugeschnitten zu finden. (Man dürfte nicht viel Zeit vergehen, bis die nächsten erinnere sich an Händels Opern für zwei Flö- Einspielungen erscheinen. Den schlampigen ten.) Rhythmus hier („punktierter Dreier“ im 6/8- So bot Simrock in Bonn schon ein Jahr später Allegro des D-Dur Quartetts) sollten sie sich Haydns Opus 76 in Form von Duetten für Flö- dann aber nicht zum Vorbild nehmen. ten an, die ersten drei auch als Duette für Violi- Nikolaus Delius

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NEUEINGÄNGE ian music with the recorder, Jacopo da Bologna: Cançonièr: The Black Dragon, Music from the Faenza Codex, three pieces; Francesco Landini: th Time of Vlad Dracula (ca. 1431–1476), Michel Abbonda di virtù; Anonyme, 14 century: Two Beheim: Von ainem wutrich der hies Trakle saltarelli; Dario Castello: Sonata seconda a So- waida von der Walachei; Oswald von Wolken- pran solo; Giovanni Paolo Cima: Sonata a vio- stein: Wol auf wir wellen slafen; Conrad Pau- lino e basso; Pandolfi Mealli: Sonata seconda „La mann: Mit ganzem Willen; Godefroy of St. Cesta“; Ercole Pasquini: Canzona for harpsi- Victor: Volek sirolmtudotlon; Hungarian/Transyl- chord; Antonio Vivaldi: All‘ ombra di sospetto Cantata RV 678; Signor Detri: Solo pour flûte à vanian folk song: Aźt gondoltam, esö esik; An- nette Bauer/Tim Rayborn (arr.): Instrumental bec; Luciano Berio: Gesti; Giorgio Tedde: Aus- tro; Marion Fermé (recorder), Elisabeth Seitz on Aźt gondoltam; Dragaicuta; Estéli imádság; (psaltery), Johanna Seitz (gothic harp), Isolde Ugrčinska Ruchenitsa; La danse du cleves; Guil- laume Dufay: Lamentio Sanctae Matris Ecclesiae Kittel-Zerer (harpsichord), Martina Schänzle Constantinopolitanae; Amoroso; Ioannis Kouk- (soprano), Gerhart Darmstadt (baroque cello), ouzelis: Voulgarikon; Kyrie echechraxa; Ot- ambitus Musikproduktion, Hamburg 2010, 1 CD, amb 96928 toman Turkish: Taksim, makam uşşak; Salvator Noster; Michel Beheim: Von ainem wutrich der Christoph Graupner: Fagott- und Violinkonzerte, hies Trakle waida von der Walachei; Annette Konzert für Fagott in C-Dur [GWV 301], Kon- Bauer (recorders, bells, voice, lute, percussion), zert für Fagott in c-Moll [GWV 307], Konzert Phoebe Jevtovic (voice), Shira Kammen (vielle, für Violine in A-Dur [GWV 337], Konzert für harp, voice), Tim Rayborn (voice, percussion, Fagott in G-Dur [GWV 328], Konzert für Cha- citole, lauta, tromba marina, psaltery, ‘ud), lumeau, Fagott & Violoncello in C-Dur [GWV Berkeley (USA) 2010, 1 CD, CANCD 02, Info: 306], Konzert für Fagott in B-Dur [GWV 340], www.canconier.com Sergio Azzolini (Fagott), Friedemann Wezel Duo Enssle-Lamprecht: Points of Contact, Moritz (Violine), Christian Leitherer (Chalumeau), En- Eggert: Narziss; Anonymus: Lamento di Tris- semble il capriccio unter der Leitung von Friede- tano; Philipp Lamprecht: Im Käfig für Block- mann Wezel, Carus-Verlag, Stuttgart 2011, flöte(n); Joep Straesser: Points of Contact I; 1 CD, Carus 83.443 Anonymus: Belicha; Younhee Chung: immeas- Kasseler Avantgarde-Reihe III: Casale, Götte, Ken- urable; Anonymus: Isabella; Anne-Suse Enßle guô, Michel, Schmidtmann, Töpp, Yoshimine, Fumi- (Blockflöten), Philipp Lamprecht (Schlagzeug), haru Yoshimine: Mudai; Emanuele Casale: Salzburg 2010, 1 CD, UNIMOZ 44, Vertrieb: Studio n.2a; Winfried Michel: Odi et amo; www.moz.ac.at Friedrich Schmidtmann: Sonatine; Thorsten Marion Fermé: Abbonda di virtù, 800 years of Ital- Töpp: a due; Ulli Götte: Mural; Winfried Mi-

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chel: Still ist’s; Fumiharu Yoshimine: Kai; Yat- dini: Per Allegreçça; trad. Greek: Women of suhashi Kenguô: Rokudan no shirabe; Anna Souli; Tanburi Cemil Bay: Hüseyni Çeçen Kizi; Stegmann, Wolf Meyer, Zoë-Marie Ernst, Ute trad. Turkish: Hüseyni Mandra; trad. Sephardic: Schleich, Silvia Backhaus, Fumiharu Yoshimine La Rosa Enflorece; Rossi Codex: Lucente Stella; (Blockflöten), Leonie Garmond (Violoncello), Rossi Codex: Amor Mi Fa Cantar/Per Troppo Christof Backhaus (Cembalo), Peter Kennel, Su- Fede; 10th-c. Armenia: Havun Havun; trad. Ar- sanne Lohmiller (Gesang), Mieroprint Musik- menian: Dal Dala; Guglielmo Ebreo da Pesaro: verlag, Münster 2010, 1 CD, inkl. Beiheft, EM La Spagna/La Kabylia; ca. 1400 Italy: Ghaetta; 6004, € 19,00 trad. Breton: Dou Way Robin/Gavottes; Kabylia La luth enchantée: Suites & Correspondances, Jo- (based on two songs from Kabylia, Algeria); The hann Sebastian Bach: Sonate en mi mineur Lost Mode: Annette Bauer (recorders, sarode), [BWV 1034], Suite française en ré mineur [BWV Shira Kammen (vielle, harp, violin d’amore), 814], Suite en ré mineur [BWV 997]; François Peter Maund (percussion), Derek Wright (oud), (Charles) Dieupart: 2nde Suite en ré majeur; Ro- Berkeley (USA) 2010, 1 CD, TLMCD 01, Info: bert de Visée: Chaconne en sol majeur pour www.annettebauer.com théorbe; François Couperin: Premier Concert The Theater of Music: A Late Masque, London 1700, Royal en sol majeur; Marion Fermé (recorder), Festival Songes d’été 2009, Matthew Locke and Anna Kowalska (lute/baroque guitar), Anton Christopher Gibbons: Fifth Entry; Christopher Birula (lute/theorbo), ambitus Musikproduk- Gibbons: Second song Victorious men on earth; tion, Hamburg 2010, 1 CD, amb 96927 Matthew Locke: Rant; Valentine Oldis: Suite in G major; Henry Burgess: Can then a look create Pantagruel: Nymphidia – The Court of Faerie, phan- a thought; Anonymous: The Scots March; John tastical Ballads, Ayres and Dances from Eliza- Playford and Anonymous: Newcastle, The bethan & Jacobean England; John Bennet: The Blackthorn Stick, Hockley in the hole, Country Elves Daunce; Michael Drayton: Nymphidia; coll, Newcastle, Goddesses, Kemps Jegg, The Fine Thomas Ravenscroft: Yonder comes a courteous Companion, Goddesses; Samuel Akeroyde: A Knight; John Playford: Scotch Capp; The sor- new Scotch song, Farweel bonny Wully Craig, rowful complaint of Susan Higges; John John- farweel to au thy broken Vows to me; Anony- son: The Quadro Pavane, The Quadro Galliard; mous: New Measure, Hyland Lilt; Anony- Richard Farrant: Pantheas Lament; Robert mous: Masque; William Lawes: Gather your Johnson: The Princis Masque, Full fathome five; rosebuds while you may; John Playford: All in a Anonymous: Howells Delight; Robert John- garden green; William Lawes: Tweede Carileen; son: Where the bee sucks; Anonymous: Grim- Jacob van Eyck: Diminutions on Tweede Car- stock; Thomas Robinson: The new Hunts up; ileen; Anonymous: Masque dances: Wilsons Thomas Ascue: A Jig; John Dowland: O sweet Love; Samuel Akeroyde: When my kids and woods, Can she excuse; Anonymous: The lambs I treated, and to mountains did invite; Punckes Delight, The dark is my delight, Excuse Henry Purcell: Suite for harpsichord in G minor; me; John Playford: Bobing Joe & Jenny pluck William Byrd: The Battle, the Soldiers Sum- Pears; John Dowland: I saw my Lady weepe; mons; Henry Purcell: To Arm’s! Your engine Bonus Track: Daphne – Broadside ballad; Anna straight display!; Marion Fermé: Trumpet Tune; Maria Wierød (Sopran), Dominik Schneider John Playford: The Queen’s birthday, The (Block- und Traversflöte, Quinterne), Mark Cuckoo; Anonymous: Tollet’s Ground; Henry Wheeler (Laute, Cister, Bandora), Carpe Diem Purcell: A song with a trumpet in Don Quixot Records, Detmold 2011, CD-16282 within compass of the flute; Marion Fermé The Lost Mode: Alan Griffin: Ekihaizea „The (flûtes à bec/direction), Jana Mamonova (so- East Wind“; Manuscrit du Roi: La Quatrieme prano), Elske Tinbergen (violoncelle baroque), Estampie Royale; based on Cantiga: Dança; Jan Cizmar (luth/guitare baroque), Jörn Boysen Rossi Codex: La Bella Stella; Francesco Lan- (clavecin), 2009, 1 CD, www.marionferme.net

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Veranstaltungen

18.04.–23.04.2011 Meisterkurs Flöte, Ort: Georgs- bildungswoche für Leiter von Blockflötenen- marienhütte, Kursrepertoire frei wählbar, Meis- sembles und Blockflötenspieler, die gerne in terklasse, Einzelunterricht, Probespieltraining, mittleren und größeren Ensembles musizieren,

April Teilnehmerkonzert, Leitung: Prof. Wally Hase, Leitung: Dietrich Schnabel und Eileen Silcocks, Info: Forum Artium, Am Kasinopark 1-3, 49114 Info: Volkshochschule Inzigkofen, Parkweg 3, Georgsmarienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, 72514 Inzigkofen, Tel. +49 (0)7571 73980, Fax: Fax: +49 (0)5401 34223, [email protected], +49 (0)7571 739833, [email protected], www. www.forum-artium.de vhs-heim.de Mai 20.04.2011 Anmeldeschluss für „Dirigieren von Block - 02.05.–07.05.2011 „Die beste Zeit im Jahr ist Mai’n“ flötenensembles und –orchestern“, Ort: Tros - – Ensemblespiel für Blockflöten, Ort: Inzigkofen, singen, berufsbegleitende Fortbildung für für fortgeschrittene Blockflötenspieler, die gerne Block flötenpädagogen, die bislang keine bzw. im Ensemble musizieren und mindestens drei nur geringe Erfahrung im Bereich des Dirigie- Flöten in barocker Griffweise beherrschen, Lei- rens haben, 1. Phase: 02.06.–05.06.2011, 2. Phase: tung: Bärbel Kuhn, Christa Schmetzer und 24.10.–27.10.2011, Dozenten: Daniela Schüler, Karin Schmid, Info: Volkshochschule Inzigko- Jörg Partzsch, René Schuh, Christina Holl- fen, Parkweg 3, 72514 Inzigkofen, Tel. +49 mann (Leitung), Info: Bundesakademie für mu- (0)7571 73980, Fax: +49 (0)7571 739833, info@ sikalische Jugendbildung, Postfach 1158, 78635 vhs-heim.de, www.vhs-heim.de Trossingen, Tel.: +49 (0)7425 9493-0, Fax: +49 09.05.–13.05.2011 Meisterkurs für Flöte, Ort: Lich- (0)7425 9493-21, sekretariat@bundesakademie- tenberg, gearbeitet wird Literatur für Flöte solo trossingen.de, www.bundesakademie-trossin und Orchesterstellen, Leitung: Anette Maiburg gen.de und Prof. Andrea Lieberknecht, Info: Interna- 26.04.–30.04.2011 Kurs für barocke Kammermusik, tionale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau, Ort: Marienthal, Thema: „Varie Sonate“ – Sona- Lobensteiner Str. 4, 95192 Lichtenberg, www. ten verschiedener Besetzungen des europäischen haus-marteau.de Hochbarock, für fortgeschrittene Spieler (Laien, 11.05.–15.05.2011 Meisterkurs Blockflöte, Ort: Ge- Musiklehrer, Studenten), Leitung: Katja Beisch orgsmarienhütte, Kursrepertoire frei wählbar, (Blasinstrumente), Anke Böttger (Streichinstru- Meisterklasse, Einzelunterricht, Technik und In- mente), Suzana Mendes (Continuo-Instru- terpretation, aktive und passive Teilnahme mög- mente), Info: Katja Beisch, Tel.: +49 (0)2227 lich, Leitung: Prof. Han Tol, Info: Forum 929962, [email protected] Artium, Am Kasinopark 1-3, 49114 Georgsma- 26.04.–01.05.2011 Frühjahrsmusizieren mit Block- rienhütte, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 flöten, Ort: Germerode, musizieren in entspann- (0)5401 34223, [email protected], www. ter Atmosphäre ohne Leistungsdruck und in forum-artium.de großer Vielfalt, für fortgeschrittene Spieler ab 16 11.05.–15.05.2011 Kammermusikkurs für Travers- Jahren, die das gesamte Blockflötenquartett be- flöte, Laute und Viola da gamba, Ort: Kloster herrschen, Leitung: Anna Irene Stratmann und Armstorf (St. Wolfgang bei Dorfen), Leitung: Elke Zerbe, Info: Internationaler Arbeitskreis Marion Treupel-Franck (Traversflöte), Axel für Musik (IAM), Am Kloster 1a, 49565 Bram- Wolf (Laute), Jörg Meder (Viola da gamba), sche, Tel. +49 (0)5461 99630, Fax +49 (0)5461 Info: Marion Treupel-Franck, Tulpenweg 33, 996310, [email protected], www.iam-ev.de 85521 Riemerling, Tel.: +49 (0)89 6012755, Fax: 26.04.–01.05.2011 Das Blockflötenensemble – mu- +49 (0)89 12475874, [email protected], sizieren, leiten, dirigieren, Ort: Inzigkofen, Fort- www.flautotraverso.de

474 TIBIA 2/2011 Veranstaltungen

14.05.2011 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Schwelm, schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die „Folk, Folk, Folk!“ – Buntes aus Schweden, Beherrschung von mindestens Tenor- oder Bass- Böhmen, Tirol, Bulgarien, Ungarn, Katalonien, blockflöte, Leitung: Petra Menzl, Info: Petra Südamerika …, Leitung: Katharina Hess (Flau- Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 tando Köln), Info: early music im Ibach-Haus, 402584, [email protected], www.petra- Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 menzl.de (0)2336 990290, [email protected], 27.05.–29.05.2011 Ensemblespiel mit Traversflöten www.blockfloetenladen.de (Renaissance-, Barock- und mehrklappige Tra- 20.05.–22.05.2011 Wochenendseminar für Block- versflöten), Ort: Ilshofen, Leitung: Prof. Dr. flöte & Viola da gamba, Ort: Freiburg-Littenwei- Peter Thalheimer, Info: www.peterthalheimer.de ler, auf dem Programm stehen Werke englischer, 27.05.–29.05.2011 Blockflötenorchester mit Zupfor- deutscher und italienischer Komponisten, für chester – (wie) geht das?, Ort: Berlin, für Block- Spieler mit guter Consort- und Vom-Blatt-Spiel- flötenensembles und Zupforchester bzw. deren Erfahrung, Leitung: Manfred Harras (Block- Teilnehmer und Leiter, für versierte Spieler ab flöte) und Leonore von Zadow-Reichling (Viola 16 Jahren (Blockflöte von Sopranino bis Sub- da gamba), Info: Internationaler Arbeitskreis für bass, Mandoline, Mandola und Gitarre), Lei- Musik (IAM), Am Kloster 1a, 49565 Bramsche, tung: Michael Kubik (Blockflötenorchester) Tel. +49 (0)5461 99630, Fax +49 (0)5461 996310, und Ute Franzke (Zupforchester), Info: Michael [email protected], www.iam-ev.de Kubik, Marthastr. 13, 13156 Berlin, Tel.: +49 21.05.2011 Blockflöten-Orchester-Tag, Ort: Uehl- (0)30 4745022, Fax: +49 (0)30 49852606, kubik- feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- [email protected]

TIBIA 2/2011 475 Veranstaltungen

27.05.–29.05.2011 Kinder-Flöten-Camp, Ort: Wei- 02.06.–05.06.2011 Ensemblespiel mit Blockflöten, kersheim, für junge Querflötisten, die sich im Ort: Kloster Kirchberg/Sulz am Neckar, erar- dritten bis sechsten Unterrichtsjahr befinden, beitet wird mehrstimmige Literatur aus ver- Leitung: Katherina Schröter und Dorothee schiedenen Epochen und in wechselnder Bleif, Info: JMD Musikakademie Schloss Wei- Besetzung, für fortgeschrittene Blockflötenspie- kersheim, Marktplatz 12, 97990 Weikersheim, ler, die mindestens Altflöte und Tenor- oder Tel.: +49 (0)7934 99360, Fax: +49 (0)7934 Bassflöte beherrschen und Erfahrung im Ensem- 993640, [email protected], blespiel mitbringen, Leitung: Christa Schmet- www.jmd.info zer, Info: Christa Schmetzer, Schafhof 32, 75433 Maulbronn, Tel.: +49 (0)7043 954599, 01.06.–06.06.2011 Flöte, Oboe, Klarinette und Fa- [email protected] gott im Schloss, Ort: Weikersheim, Vorbereitung auf Konzerte, Aufnahmeprüfungen und Hoch- 10.06.–13.06.2011 Pro Musica Antiqua – Tage Alter schulwechsel,Juni für Studierende und solche, die es Musik Regensburg, Ort: Regensburg, neben 14 werden wollen, Leitung: Prof. Wally Hase Konzerten (u. a. Ensemble Caprice und Mezza- (Flöte), Prof. J. Müller-Brincken (Oboe), Prof. luna) findet auch eine große internationale Ver- Manfred Lindner (Klarinette) und Prof. Al- kaufsausstellung von Nachbauten historischer brecht Holder (Fagott), Info: Thomas Acker, Musikinstrumente, Noten, Büchern und CDs Scheffelstr. 16A, 97072 Würzburg, holzblae- im historischen Salzstadel an der Steinernen [email protected], www.jmdbw.de Brücke statt, Info: Tage Alter Musik Regens- burg, Postfach 10 09 03, 93009 Regensburg, Tel.: 02.06.–05.06.2011 Flötentage Staufen, Ort: Stau- +49 (0)941 8979786, Fax: +49 (0)941 8979836, fen, Meisterklassen, Workshops, Konzerte, [email protected], www.tagealtermu Kammermusikforum, Instrumenten- und No- sik-regensburg.de tenausstellung, Beatboxing für „Fluteenies“, Flötenorchester, Alexandertechnik, für Berufs- 10.06.–14.06.2011 Kurs für Ensemblespiel, Ort: musiker, Studenten und Amateure, Dozenten: Odenthal-Altenberg, Thema: Kommunikation Prof. András Adorján, Prof. Andrea Lieber- im Ensemblespiel, für Blockflöten- und Gam- knecht, Prof. Ulf-Dieter Schaaff, Dirko Ju- benspieler (Unter- bis Mittelstufe), Vorausset- chem, Dirk Hausen, Harry Gosse, Rudolf zung für Blockflötisten: Spielen von mindestens Döbler, Robert Pot, Info: BDB-Musikakade- Tenor- oder Bassflöte, Leitung: Katja Beisch mie, Alois-Schnorr-Str. 10, 79219 Staufen, Tel.: (Blockflöte) und Anke Böttger (Gambe), Info: +49 (0)7633 923130, info@bdb-musikakade- Katja Beisch, Tel.: +49 (0)2227 929962, kon mie.de, www.floetentage.de [email protected] 13.06.–17.06.2011 Blockflöte pur, 02.06.–05.06.2011 18. Kammermusikkurs Wetzlar, Ort: Hammel- Ort: Wetzlar, für Musikpädagogen, Studenten burg, in diesem Kurs wird sowohl an solistisch und fortgeschrittene Laien in festen Ensembles besetzten Triosonaten mit Cembalobegleitung wie auch Einzelteilnehmer, Dozenten: Ruth als auch an 4- bis 8-stimmiger Consortliteratur Wentorf (Flöte), Matej Sarc (Oboe), Prof. ausführlich gearbeitet, für fortgeschrittene Spie- Marco Thomas (Klarinette), Prof. Karsten ler ab 16 Jahren, die das gesamte Quartett be- Nagel (Fagott), Prof. Werner Dickel (Vio - herrschen und Erfahrung im Ensemblespiel line/Viola), Prof. Susanne Müller-Hornbach mitbringen, Leitung: Silke Wallach und Andrea (Violoncello), David Bühler (Klavier), Info: Rother, Info: Internationaler Arbeitskreis für Kammermusikkurs Wetzlar, Gutenbergstr. 39a, Musik (IAM), Am Kloster 1a, 49565 Bramsche, 61231 Bad Nauheim, Tel.: +49 (0)6032 4817, Tel. +49 (0)5461 99630, Fax +49 (0)5461 996310, Mobil: 0151 42313989, info@kammermusik [email protected], www.iam-ev.de kurs-wetzlar.de, www.kammermusikkurs-wetz 17.06.–19.06.2011 Deutsche und Englische Consort- lar.de musik des 17. Jh., Ort: Bremen, dieser Kurs rich-

476 TIBIA 2/2011 Veranstaltungen

tet sich an sehr gute Blockflötisten und gute Lai- Leininger (Cembalo), Isabel Schau (Barockvio- ensänger, Leitung: Paul Leenhouts (Blockflöte) line), Sharon Weller (Barockgesang/barocke und Ralf Popken (Gesang), Info: Blockflöten- Gestik), Info: Peter-Cornelius-Konservatorium, zentrum Bremen, Tel.: +49 (0)421 702852, Fax: Bingerstr. 18, 55122 Mainz, Tel.: +49 (0)6131 +49 (0)421 702337, info@loebnerblockfloe 320993, [email protected], www.pck- ten.de, www.loebnerblockfloeten.de mainz.de 18.06.2011 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Schwelm, 27.06.–01.07.2011 Meisterkurs für Blockflöte, Ort: Consort – Doppelchöriges aus Spätrenaissance Lichtenberg, für fortgeschrittene Spieler ab 14 und Frühbarock (Fortsetzung mit neuen Stü- Jahren, Studierende und Musikschullehrer, Lei- cken), Leitung: Katja Dolainski, Info: early tung: Prof. Dorothee Oberlinger, Info: Inter- music im Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 nationale Musikbegegnungsstätte Haus Mar- Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, info@block teau, Lobensteiner Str. 4, 95192 Lichtenberg, floetenladen.de, www.blockfloetenladen.de www.haus-marteau.de 18.06.–25.06.2011 Blockflöte & Klavierbegleitung 27.06.–01.07.2011 Blockflötentage für Junggeblie- (Solo- bis Ensemblespiel), Ort: Hochhausen, bene, Ort: St. Moritz (Schweiz), im Zentrum Schwerpunkt dieses Kurses ist das Blockflöten- steht die drei- bis zwölfstimmige Ensemble- spiel in den unterschiedlichsten Formationen Literatur für Blockflöten und die Beschäftigung mit ergänzender Klavierbegleitung, für deutlich mit den Grundlagen des Zusammenspiels, für fortgeschrittene Spieler mit guten Blattlesefähig- Blockflötisten, die Freude am gemeinsamen Mu- keiten und mehrjähriger Erfahrung im Zusam- sizieren haben, solide Grundkenntnisse mitbrin- menspiel, Leitung: Stephan Schrader (Block - gen und sich gerne der stilgerechten Inter pre- flöte) und Pascal Caldara (Klavierbegleitung), tation von Consort-Literatur widmen, Leitung: Info: musica viva musikferien, Fabian Payr, Kir- Martina Joos, Anmeldeschluss: 15.05.2011, chenpfad 6, 65388 Schlangenbad, Tel.: +49 Info: Hotel Laudinella, CH-7500 St. Moritz, (0)6129 502560, Fax: +49 (0)6129 502561, info@ Tel.: +41 (0)81 8360000, Fax: +41 (0)81 8360001, musica-viva.de, www.musica-viva.de [email protected], www.laudinella.ch 23.06.–26.06.2011 Querflöte – Ensemblespiel für 01.07.–03.07.2011 Kurs für Blockflöte, Ort: Eben- Juli Einsteiger, Ort: Kunze-Hof/bei Bremerhaven, hofen, Anmeldeschluss: 22.06.2011, Leitung: für Flötenspieler auf Grund- und Mittelstufen- Paul Leenhouts, Info: Flötenhof e.V., Schwa- niveau, die Erfahrungen im Zusammenspiel ma- benstr. 14, 87640 Ebenhofen, Tel.: +49 (0)8342 chen möchten, Leitung: Anne Horstmann, 899111, Fax: +49 (0)8342 899122, alte-musik@ Info: musica viva musikferien, Fabian Payr, Kir- floetenhof.info, www.alte-musik.info chenpfad 6, 65388 Schlangenbad, Tel.: +49 09.07.–16.07.2011 Musik mit Blockflöten und Gam- (0)6129 502560, Fax: +49 (0)6129 502561, info@ ben, Ort: St. Moritz (Schweiz), den Wünschen musica-viva.de, www.musica-viva.de und Fähigkeiten der Teilnehmer entsprechend, 26.06.–30.06.2011 French Renaissance Recorder wird das Ensemblespiel in kleinen und großen Course in Cordes-Sur-Ciel/France, for adults – Gruppen gefördert, für alle, die Freude am ge- intermediate and advanced, Tutor: Isabelle Zer- meinsamen Musizieren mitbringen (Ensem- matten, Info: Jane Ebel on +44(0)1722 333272, bleerfahrung ist keine Voraussetzung), Leitung: [email protected], www.moulindecajarc.com Lotti Spiess, Anita Orme und Gabi Andreatta, 27.06.–30.06.2011 8. Mainzer Workshop für barocke Anmeldeschluss: 01.06.2011, Info: Hotel Laudi- Aufführungspraxis „Natürlich Künstlich“ – Ästhetik nella, CH-7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 im Wandel der Zeit, Ort: Mainz, für Blockflötis- 8360000, Fax: +41 (0)81 8360001, info@laudi ten, Lautenisten, Gitarristen, Streicher, Pianis- nella.ch, www.laudinella.ch ten, Cembalisten und Sänger, Leitung: Sven 10.07.–17.07.2011 Seminar für Blockflöte, Ort: Schwannberger (Blockflöte/Laute), Thomas Willebadessen, das Kursprogramm beinhaltet

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Kompositionen des 16. bis 20. Jahrhunderts in (Mittel- bis Oberstufe), die das gesamte Quartett wechselnder Besetzung bis hin zu doppel- und SATB beherrschen, Leitung: Katja Beisch dreichörigen Werken, für fortgeschrittene Spie- (Blockflöte) und Anke Böttger (Gambe), Info: ler und in der Praxis stehende Musikpädagogen, Katja Beisch, Tel.: +49 (0)2227 929962, kon Leitung: Manfred Harras, Info: Internationaler [email protected] Arbeitskreis für Musik (IAM), Am Kloster 1a, 30.07.–06.08.2011 Norvis XLI – Early Music Summer 49565 Bramsche, Tel. +49 (0)5461 99630, Fax School, Ort: College of St Hild & St Bede, Dur- +49 (0)5461 996310, [email protected], www. ham City/England, angeboten werden Kurse für iam-ev.de Blockflöte, Viola, Cembalo, Laute, barocke 10.07.–17.07.2011 Sommerschule für Alte Musik, Streichinstrumente und Gesang, geeignet für Ort: Prachatice (Tschechien), angeboten werden Anfänger bis Fortgeschrittene, Dozenten u.a.: Kurse für Blockflöte, Traversflöte, Barockoboe, Alan Davis (Blockflöte), Andrew Fowler Cembalo, historischen Gesang und Barocktanz; (Blockflöte, Viola), Manfred Harras (Block- während der Kurse finden Einzelunterricht, flöte), Laura Hird (Blockflöte), Jane Rumney Technikunterricht in Gruppen, Ensembleunter- (Blockflöte) and Mary Tyers (Blockflöte, Flöte), richt, Seminare und Vorlesungen statt; Dozenten Info: [email protected], www.norvis.org.uk u.a.: Peter Holtslag (Blockflöte, Barockflöte), Carin van Heerden (Blockflöte, Barockoboe), 30.07.–06.08.2011 19. Sommerkurs Flöte, Ort: Blo- Kerstin de Witt, Alan Davis, Jostein Gunder- nay/Schweiz, Interpretation, Kammermusik, sen, Julie Braná, Jan Kvapil (Blockflöte), Mo- Flötentechnik, Methodik für Flötenliebhaber, nika Devátá (Blockflöte – Ensembleklasse), Musikstudenten und Flötenlehrer, Leitung: Eli- Ilona Veselovská (Blockflötenklasse für Kin- sabeth Weinzierl und Edmund Wächter, Info: der), Info: Jitka Smutná, Tel. +420/603736947, Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter, Mag- [email protected], www.lssh.euweb.cz dalenenstr. 36, 80638 München, +49 (0)89 155492, [email protected], www. 16.07.2011 Blockflöten-Orchester-Tag, Ort: Uehl- weinzierl-waechter.de feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die 30.07.–07.08.2011 Springiersbacher Sommerkurse Beherrschung von mindestens Tenor- oder Bass- „Alte Musik“, Ort: Marienburg/bei Zech a. d. blockflöte, Leitung: Petra Menzl, Info: Petra Mosel, stilgerechte Interpretation der Musik des Menzl, Tel. +49 (0)9129 26004, Fax: +49 (0)9129 17./18. Jahrhunderts, instrumententypische Ar- 402584, [email protected], www.petra- tikulation, Darstellung der Affekte, Verzierun- menzl.de gen; für Musikstudenten, freiberufliche Musiker, 24.07.–30.07.2011 Blockflöte für Spätberufene und (barock-) begeisterte Amateure und fortge- Wiedereinsteiger, Ort: Willebadessen, im Mittel- schrittene Schüler, Leitung: Lucia Mense punkt steht das Ensemblespiel in größeren und (Block flöte), Mayumi Hirasaki (Violine/Ba- kleineren Gruppen, für erwachsene Musikinte- rockvioline, Mindaugas Backus (Violoncello/ ressierte, die Freude am Blockflötenspiel haben, Barockcello), Alexander Puliaev (Cembalo/ nicht nur die Sopranflöte spielen und nun das Hammerklavier), Info: Herr Vockensperger, Zusammenspiel in der Gruppe erproben wollen, Musikkreis Springiersbach, Eichenhain 23, Leitung: Anna Irene Stratmann und Elke 54538 Bengel, Tel.: +49 (0)6532 2731, musik Zerbe, Info: Internationaler Arbeitskreis für [email protected], www.luciamense.de Musik (IAM), Am Kloster 1a, 49565 Bramsche, 01.08.–06.08.2011 Advanced Recorder Course, in August Tel. +49 (0)5461 99630, Fax +49 (0)5461 996310, Cordes-Sur-Ciel/France, Solo and Consort [email protected], www.iam-ev.de Repertoire for intermediate and advanced level 26.07.–31.07.2011 Consortkurs für Blockflöten und students, Tutor: Pamela Thorby, Info: Jane Ebel Gamben, Ort: Marienthal, für fortgeschrittene on +44(0)1722 333272, [email protected], Laienspieler mit Erfahrung im Ensemblespiel www.moulindecajarc.com

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07.08.–12.08.2011 Advanced Recorder Course, in allem in unterschiedlichen Ensembleformatio- Cordes-Sur-Ciel/France, aspiring professional nen gemeinsames Musizieren von Werken un- players for advanced and diploma level students, terschiedlicher Epochen erleben möchten, Tutor: Pamela Thorby, Info: Jane Ebel on Leitung: Prof. Helmut W. Erdmann, Info: Jeu- +44(0)1722 333272, [email protected], nesses Musicales Niedersachsen, An der Münze www.moulindecajarc.com 7, 21335 Lüneburg, Tel. und Fax: +49 (0)4131 07.08.–13.08.2011 19. Sommerkurs Flöte, Ort: 309390, helmut.w.erdmann@neue-musik-luene- Arosa/Schweiz, Interpretation, Kammermusik, burg.de, www.neue-musik-lueneburg.de Flötentechnik, Methodik für Flötenliebhaber, 17.09.2011 Blockflöten-Orchester-Tag, Ort: Uehl- Musikstudenten und Flötenlehrer, Leitung: Eli- feld, Literatur verschiedener Stilepochen in ver- sabeth Weinzierl und Edmund Wächter, Info: schiedensten Besetzungen, Voraussetzung ist die Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter, Mag- Beherrschung von Tenor- oder Bassblockflöte, dalenenstr. 36, 80638 München, +49 (0)89 Leitung: Petra Menzl, Info: Petra Menzl, Tel. 155492, [email protected], www. +49 (0)9129 26004, [email protected] weinzierl-waechter.de 29.09.–03.10.2011 Flöte auf neuen Wegen, Ort: 20.08.–27.08.2011 Kammermusik – Ensemblemusik Weikersheim, für fortgeschrittene Querflöten- des Barock, Ort: Orvieto/Italien, für Spieler von spieler, Studierende und Pädagogen, zur Erwei- Streichinstrumenten, Block- und Querflöten, terung des eigenen Unterrichtsrepertoires, aber Oboen, Fagotte, Zupfinstrumenten, Orgel und auch zur (Aufnahme-) Prüfungsvorbereitung Cembalo, Leitung: Stephan Schrader, Info: geeignet, Leitung: Carin Levine, Info: JMD musica viva musikferien, Fabian Payr, Kirchen- Musikakademie Schloss Weikersheim, Markt- pfad 6, 65388 Schlangenbad, Tel.: +49 (0)6129 platz 12, 97990 Weikersheim, Tel.: +49 (0)7934 502560, Fax: +49 (0)6129 502561, info@musica- 99360, Fax: +49 (0)7934 993640, weikersheim@ viva.de, www.musica-viva.de jeunessesmusicales.de, www.jmd.info 21.08.–27.08.2011 Hambug – Berlin, Musik & Tanz 30.09.–03.10.2011 Querflöte – Ensemblespiel für der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Ort: Wei- Einsteiger, Ort: Kloster Börstel/bei Osnabrück, kersheim, Meisterkurs für Alte Musik und Ba- für Flötenspieler auf Grund- und Mittelstufen- rocktanz, Dozenten: Matthias Weilenmann niveau, Leitung: Anne Horstmann, Info: mu- (Blockflöte), Katharina Lugmayr (Blockflöte), sica viva musikferien, Fabian Payr, Kirchenpfad Bernd Niedecken (Tanz), Yvonne Ritter, Paci- 6, 65388 Schlangenbad, Tel.: +49 (0)6129 502560, fic Quartet Vienna (Korrepetition), Anmelde- Fax: +49 (0)6129 502561, [email protected], schluss: 15.07.2011, Info: Allegra – Agentur für www.musica-viva.de Oktober Kultur, Kalmitstr. 24, 68163 Mannheim, Tel.: 04.10.–08.10.2011 Blockflötenensemble für Einstei- +49 (0)621 8321270, Fax: +49 (0)621 8321271, ger, Ort: Inzigkofen, es werden die Grundlagen [email protected], www.allegra-online.de für das Zusammenspiel im großen und im kam- 09.09.–14.09.2011 Blockflötentage Schaffhausen, mermusikalischen Ensemble erarbeitet, Leitung: Ort: Schaffhausen/Schweiz, es finden diverse Petra Menzl, Info: Volkshochschule Inzigkofen, Konzerte und ein Meisterkurs für Blockflöte mit Parkweg 3, 72514 Inzigkofen, Tel. +49 (0)7571 Maurice Steger statt, Info: Küng Blockflöten 73980, Fax: +49 (0)7571 739833, info@vhs- GmbH, Grabenstr. 3, 8200 Schaffhausen, heim.de, www.vhs-heim.de Schweiz, Tel: +41 (0)52 6300999, info@kueng- 07.10.–09.10.2011 Renaissance-Ensemble, Ort: Ils- blockfloeten.ch, www.kueng-blockfloeten.ch hofen, Kursinhalte: 5- und 6-stimmige Consort- 16.09.–18.09.2011 Kammermusik – Neue Musik – musik von A. Holborne (1599), J. Dowland September Improvisation, Ort: Osterode; für jugendliche In- (1605) und W. Brade (1614), zum Teil auch aus strumentalisten (Blockflötisten, Holzbläser, der Originalnotation, Leitung: Prof. Dr. Peter Blechbläser, Streicher, Gitarristen u. a.), die vor Thalheimer, Info: www.peterthalheimer.de

TIBIA 2/2011 479 S Klav Edition Moeck Nr. 2146 Black Nag Black Nag für Sopranblockflöte und Klavier für Sopranblockflöte und Klavier arrangiert von SYLVIA CORINNA ROSIN arrangiert von Sylvia Corinna Rosin

Die Melodie von Black Nag (Takt 1-24/II) er- scheint in John Playfords Dancing Master (1651– ca. 1728) unter dem Titel Black nag or The galloping nag. In spi ra tion für den Titel war wohl weniger ein alter Klepper als vielmehr ein äußerst mun teres, galoppierendes Pferd. Ich habe die Klavierbegleitung sowie drei Variationen hinzugefügt. Zusätzlich kann man das Stück auch mit einer Trommel begleiten (Tamburin, Snare drum oder Große Trommel). Sylvia Corinna Rosin

Edition Moeck Nr. 2146 · ISMN M-2006-2146-4 · 7,30 € Moeck Musikinstrumente + Verlag e.K., Celle · www.moeck.com

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 36. Jahrgang · Heft 2/2011 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck € 22,50; zuzüglich Versand kosten E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Anschrift der Redaktion: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. Moeck Musikinstrumente +Verlag e. K., Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 21, € 34,00 ( /16 Seite,) bis [email protected] 1 € 470,00 ( /1 Seite) zuzüglich Mehrwertsteuer; an - Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- fallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden geson- nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des dert in Rechnung gestellt. Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur 1. September mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos über- nehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Die Druck: müllerDITZEN, Bremerhaven Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2011 by Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle, ver öf fentlichen. Printed in , ISSN 0176-6511

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! Chi-hin LEUNG -!.!/ NiN-1802 A Andante, rubato Soprano Recorder , œ# œ œb œ Komponist: Chi-hin Leung (*1984) † œ œ# fp F p f p N Feng Qing Yun Dan (2009) œ Titel: œ œ & œ Besetzung: Blockflötenquartett (SATB) f p F p O Tenor Recorder œ Schwierigkeitsgrad: 3 & œ œ œ f p F T Ausgabe: Spielpartitur Bass Recorder Ê œ œ œ Preis: 4,50 € f p F p F E Feng Qing Yun Dan ist ein zweisätziges Werk für Blockflötenquartett, inspiriert durch die Formenvielfalt von Wind und Wolken. N

Wind und Wolken unterliegen ständigen Veränderungen und haben daher keine feste Gestalt. Diese Komposition versucht dies in Musik auszudrücken. Das Werk ist 2009 als Auftragskomposition des Hong Kong Institute of Education entstanden. DEMO im

Neben ihrem Wert als eigenständige musikalische Erzählung, hat die Komposition auch eine interessante didaktischeJ Funk- tion, gerade weil diese Musik keine komplizierten Spieltechniken beinhaltet. An Feng Qing Yun Dan kann man mit Schülern und Studenten die moderne Musikgeschichte, sowie Spieltechniken und Intonation in der Neuen Musik behandeln. Die vielen N aleatorischen Stellen bieten dem Lehrenden gute Möglichkeiten, mit Schülergruppen an verschiedenen Ensemblespiel-Techni- E ken und Interaktionen zu arbeiten. Die Klangwelt bereitet dabei auf größere und komplexere Werke von Komponisten wie Ry- ohei Hirose und Isang Yun vor. (Karel van Steenhoven im Vorwort zur Ausgabe) T Z

NiN-1801 Komponist: Sarah Nemtsov (*1980) Titel: Lobgesang (2009) Besetzung: Sopranblockflöte solo Schwierigkeitsgrad: 4 Ausgabe: Spielpartitur Preis: 2,00 €

Die Komposition basiert auf dem Thema mit 2 Variationen De Lof Zangh Marie (Marias Lobgesang) aus dem Fluyten Lust-hof

des blinden niederländischen Musikers Jakob van Eyck (ca. 1590–1657). Form und musikalisches Material folgen subtil dem DEMO Original, verschleiern es und widersprechen ihm zuweilen, wenngleich momenthaft sogar tatsächliche Zitate aufblitzen. Der Lobgesang ist 2009 anlässlich eines Konzerts zum 90. Geburtstag von Ilse Reil – auf Anregung der Block flötistin Ulrike Volkhardt, die die Komposition uraufführte – entstanden.

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