4604000 4605000 4606000 4607000 4608000 4609000

13°37'0"E 13°38'0"E 13°39'0"E 13°40'0"E 13°41'0"E 6052000 6052000 Gefahrenhinweiskarte Teilkarte A Hankenufer Jasmund Bereich Fahrnitzer Ufer bis Lohme mit von Kreide-Komplexen IXb - XXV und Teilkarte A Pleistozän-Streifen 10 - 26 Mecklenburg-Vorpommern

1:10 000

Hankenuf 54°35'0"N - Massenbewegungen auf er

54°35'0"N J Jasmund / Rügen - Stubbenhörn [ 1999 Teilkarte B 6051000 6051000

4608000 4609000 Große Stubbenkammer

13°40'0"E 13°41'0"E

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Teilkarte B

Teilkarte B r

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JJasmundasmund BereichBereich nördlichnördlich SassnitzSassnitz bisbis FahrnitzerFahrnitzer UferUfer mitmit i

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Kreide-KomplexenKreide-Komplexen II -- XIXI undund h a Pleistozän-StreifenPleistozän-Streifen 00 -- 1011 F

Tipper Ort [ Kleine Stubbenkammer 1914 Tipper Ort Steinbach

Tipper Bach [1958 [ Äser Ort

6047000 1912 6047000 6050000 6050000 [ 1958 [ 1981 Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Leescher Bach 54°34'0"N SchmaksUfer Mönchsteig SchmaksUfer

[ 2005 54°34'0"N

Kollicker Ort Legende Wissower KlinkenWissower Klinken Rutschungsempfindlichkeit Pleistozänrutschungen [ 1975 Pleistozän: niedrig vor 2000

W r isso e wer f Pleistozän: erhöht nach 2000 Ba U ch r e Pleistozän: hoch K k ol c lic i [ ker l Ba l 1905 ch o Pleistozän: sehr hoch Kreideabbrüche K Abbruchsneigung [ Jahr

Kreide: niedrig Gewässer 6046000 6046000

6049000 6049000 Kreide: erhöht 54°32'0"N [ 2002 Bäche

54°32'0"N 1880 Kreide: hoch r e f U [ Kreide: sehr hoch

r 1994 e r w e o f s U s i r e W w o s s i [ 2001 L en W ze r Ba ch [ 1905 [ 1994 Topographische Kartengrundlage:Topographische Karte 1:10 000, Ausgabe für staatliche Aufgaben, © Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern Brisnitzer Bach (LAiV),2003 Hengst Geologische Kartengrundlage: Geologische Karte von Mecklenburg-Vorpommern 1:25 000, Hengst Blatt 1447 , ©Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) [ 2007 [ Kartierung der Massen- Lange, C. (2007); Thiel, C. (2007); Wahle, M. (2008) und 2007 bewegungen: Rutschungskataster von Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) [2007 Rutschungsempfindlichkeits- Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), r r e e Kieler Ufer Arbeitsbereich Ingenieurgeologische Gefährdungsanalysen f f abschätzung:

U U im Fachbereich Gefährdungsanalysen, Fernerkundung

r r e e h [ ac 2011 w w B Koordinatensystem: DHDN_3_Degree_Gauss_Zone_4 o o r k e k l a e Projektion: Gauss-Krüger a i K G G 6045000 6045000 6048000 6048000 Redaktion: K. Schütze, K. Obst (LUNG M-V); AG Projekt "Georisiko Steilküste Rügen" Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern Goldberger Str. 12, 18273 Güstrow

[ 2008 54°33'0"N Druck: Landesdruckerei Mecklenburg-Vorpommern

54°33'0"N Titelfoto: Rutschung zwischen Lenzer Bach im Bereich des Kreide-Komplexes III und Pleistozän-Streifen 4,

Frühjahr 2011, Foto: K. Schütze 2011.

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f Vervielfältigungen sind nur mit Erlaubnis des Herausgebers zulässig.

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13°40'0"E 13°41'0"E

r Als Vervielfältigung gelten z.B. Nachdruck, Fotokopie, Mikroverfilmung,

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t Digitalisierung, scannen sowie die Speicherung auf Datenträgern.

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13°37'0"E 13°38'0"E 13°39'0"E 13°40'0"E 13°41'0"E GHK 10 Jasmund Güstrow 2011

4604000 4605000 4606000 4607000 4608000 4609000 Geogefahren Abbrüche Keilausbruch Kippung Rutschungen Geologie der Steilküste Jasmunds Im Hangenden der gestörten Abfolge lagert diskordant der stark

sandige, teilweise grobkiesige M3-Deckkomplex, der Schmelz- Geogefahren sind Naturerscheinungen, welche durch geologi- Anfällig für Massenbewegungen sind in Mecklenburg-Vorpom- Die heterogen zusammengesetzten, oft deformierten pleistozä- Die Halbinsel Jasmund gehört zu einer Stauchmoräne mit rückstände des Pommerschen Vorstoßes sowie spätpleisto- sche Prozesse ausgelöst und z.T. auch durch menschliche mern stark geklüftete Gesteine, wie z.B. die eistektonisch be- nen Schichten sind an den Steilküsten Mecklenburg-Vorpom- intensiv gestörter Abfolge. Infolge der stauchenden Wirkung zäne bis frühholozäne Solifluktionsschuttdecken beinhaltet und Einwirkungen verstärkt werden. Sie können beträchtliche Schä- anspruchten Schollen aus Rügener Schreibkreide an den Küs- merns weit verbreitet und häufig kommt es zum Abgleiten der des aus nordöstlicher Richtung vorrückenden skandinavischen in unterschiedlicher Mächtigkeit verbreitet ist. den verursachen. Zu den geologisch bedingten Naturgefahren ten der Halbinseln Jasmund und . Eine verwitterungsbe- teilweise nur gering verfestigten Sedimente. In den eiszeitlichen Inlandeises kam es zur Abscherung, Faltung und Aufschup- gehören in Mecklenburg-Vorpommern nachweislich: dingte Auflockerung des Gefüges kann unter Einwirkung von Abfolgen wechseln Wasser stauende (Geschiebemergel, Ton) pung von Kreide- und auflagernden älteren Pleistozän-Sedi-  Massenbewegungen (-verlagerungen) Kluftwässern und einem häufigen Wechsel von Frost- und Tau- mit Wasser durchlässigen Schichten (Sande, Schluffe), so dass menten. Am aktiven Kliff an der Ostküste sind die komplizierten  Subrosion/Verkarstung perioden zu Abbrüchen führen. Dabei wird je nach Orientierung die Gesteinsgrenzen als Gleitbahnen wirken können. Dieser Lagerungsverhältnisse durch eine wiederkehrende Abfolge von  Hochwasser der Abrissflächen zu vorhandenen Schicht- Kluftflächen Prozess des Gleitens wird auch als Rutschen und somit die Kreide-Komplexen und dazwischen liegenden Pleistozän-  Setzungen/Hebungen zwischen einem flächigen Versagen, einem Keilausbruch oder resultierende Massenverlagerung als Rutschung bezeichnet. Streifen gekennzeichnet.  Artesisches Grundwasser einer Kippung unterschieden.  Grundwasserversalzung Rutschungen sind gravitativ bedingte, hangabwärts gerichtete  Erdbeben Abbrüche kreidezeitlicher Sedimente sind zwischen Sassnitz und unterschiedlich schnell verlaufende Verlagerungen von Zusätzlich sind Bergbaufolgen (z.B. Erdfälle) zu berücksichti- und Lohme seit langem bekannt. Sie sind an aktive und hohe Gesteins- oder Bodenmaterial. Sie erfolgen durch eine relativ gen, die in ihren Auswirkungen mit Naturgefahren vergleichbar Kliffabschnitte mit steil gestellten Schichten gebunden und füh- ungestörte Bewegung von zusammenhängenden Fels- oder sein können. ren häufig zu Block- oder Felsstürzen. Eindrucksvolle Beispiele Bodenmassen auf einer bzw. mehreren Gleitflächen oder einer stellen die Ereignisse aus den Jahren 1914, 1958 (Tipper Ort), dünnen Zone intensiver Scherverformung. Je nach Anordnung Massenbewegungen 1981 (Ernst-Moritz-Arndt-Sicht), 2005 (Wissower Klinken), der Rutschflächen und Dauer der Bewegung kann zwischen 2007, 2011 (Kieler Bach) dar. Danach können die Abbruch- Translationsrutschungen, Rotationsrutschungen, kombinierten Massenbewegungen, darunter Abbrüche und Rutschungen, massen den Klifffuß mehrere Monate oder Jahre vor weiterer Rutschungen sowie Serienrutschungen unterschieden werden. entstehen an Steilhängen, wenn die Gravitationskraft (bzw. die Abtragung durch die Brandung schützen. Schwerkraft) die Festigkeit und Kohäsion des Hangmaterials überschreitet. Je höher die innere Reibung (bzw. die Scher- Flächiges Versagen kraft) ist, desto größer ist die Hangstabilität. Änderung der Typische Lagerungsverhältnisse und stratigraphische Abfolge Hangneigung, Schwächung des Materials durch Verwitterung, an der Steilküste Jasmunds: Situation nördlich der Wissower Erhöhung des Wasseranteils in den Gesteinsschichten sowie Beispiele für einen Keilausbruch (links) und eine bevorstehende Klinken nach den Abbrüchen 2005 (aus Obst & Schütze 2006). Veränderung der Vegetationsbedeckung können das Potenzial Kippung (rechts) am Wissower Ufer (Fotos: K. Obst, 2007). von Massenbewegungen beeinflussen. Diese lassen sich nach Im Zuge der Ostsee-Entstehung hatte die Littorina-Transgres- Material, Dimension, Geschwindigkeit, Aktivitätsgrad und Be- Kreideabbrüche treten bevorzugt im Übergang vom Winter zum sion einen prägenden Einfluss auf die Bildung und Entwicklung wegungstyp unterscheiden. Basierend auf dem Bewegungsme- Frühjahr auf, denn das Gestein wird durch Ausdehnung des der Halbinsel Jasmund. Das Meer erreichte Rügen vor ca. chanismus können sie als Kriechen, Fließen, Gleiten, Kippen Wassers beim Gefrieren gelockert und ist nach dem Auftauen 7.200 Jahren und formte aufgrund des raschen initialen oder Fallen klassifiziert werden. gelöst. Infolge extremer Niederschlagsereignisse können sie Meeresspiegelanstieges aus den Stauchmoränenkomplexen aber auch in den Sommermonaten vorkommen. von Wittow, Jasmund u.a. Hochgebieten Inseln mit entspre- chenden Steilküsten. Im weiteren Verlauf kam es zur Erosion Stauchmoränenkomplex der Halbinsel Jasmund (Satellitenbild der Kliffs und durch Küstenausgleichsprozesse zum Zusam- von Euromap Neustrelitz aus Obst & Schütze 2006). menwachsen von Jasmund mit den benachbarten Inselkernen. Diese Prozesse setzen sich auch in der Gegenwart fort. Für Die am Kliff aufgeschlossene Abfolge beginnt im Liegenden mit Jasmund ergibt sich dabei ein mittlerer Küstenrückgang von ca. Rutschung vom 19. April 2005 in Lohme der Rügener Schreibkreide (ca. 70 Mio. Jahre alt). Darauf folgt 25 cm pro Jahr. Fließen Gleiten Fallen (Foto: K. Grabowski; www.luftbildruegen.de). quasi konkordant ein erster Geschiebemergelhorizont M mit Beispiele für Massenbewegungen (Dikau et al. 1996). 1 basalem Geschiebepflaster, der vermutlich zwei Eisvorstöße Schematische Rutschmassen bewegen sich häufig nur langsam, aber ihre während der Saale-Vereisung repräsentiert. Er wird von den I - Küstenentwicklung Massenbewegungen sind an den Steilküsten Mecklenburg-Vor- 1 Geschwindigkeit kann auch bis zu 1 m pro Sekunde betragen. Zwischensedimenten überlagert, die glazifluviatile Sande und Nordost-Rügens pommerns keine Seltenheit, sondern landschaftsprägend. Als Bei Lockergesteinsrutschungen bildet sich die Gleitfläche ent- Tone umfassen. Darüber lagert ein weiterer Geschiebemergel (Wagenbreth & Ursachen sind seeseitige (Küstenerosion) und landseitige weder entlang einer Schichtgrenze aus oder sie entsteht unab- M , der dem Brandenburg-/Frankfurter-Vorstoß (vor etwa Steiner 1982). Faktoren (Küstenzerfall) zu unterscheiden. Zu letzteren gehö- 2 hängig von vorhandenen Schichtflächen neu. Das Volumen 21.000 Jahren) zugeordnet wird. Im Anschluss an die Überfah- ren neben dem geologisch-geomorphologischen Bau auch hy- einer Rutschung kann von wenigen bis zu einigen Hunderttau- rung Jasmunds durch diesen Vorstoß bildete sich kurzzeitig drologische und hydrogeologische Bedingungen wie ober- und send Kubikmetern betragen. eine Toteislandschaft, welche wiederum von dem aus dem unterirdischer Wasserabfluss. Die Hangstabilität an den Steil- wirksamste Ostseeraum kommenden Pommerschen Vorstoß (vor etwa Windrichtung küsten wird durch äußere Einflüsse, z.B. Wellenschlag, Stark- Beispiele für große Rutschungen sind ebenfalls von der Insel 18.000 Jahren) überfahren wurde. Dieser führte zur Stauchung vorherrschende Richtung der regen oder Frost vermindert. Wechselnde Temperaturen und küstennahen Meeresströmung Rügen bekannt. Unter den jüngeren Ereignissen sind die der älteren Sedimente einschließlich seiner Vorschüttbildungen, und des Materialtransports Nach den Abbrüchen im Winter 2005 deutlich sichtbar: Wassergehalte führen zu Spannungsveränderungen in den Rutschungen in Lohme im Jahr 2005 (ca. 100.000 m3), am Kap Richtung der Wanderung von Kreideabbrüche südlich des Kieler Baches die als sandig-schluffige bis tonig-sandige I2-Zwischensedi- Sandhaken (Nehrungen) Hängen. Aber auch anthropogene Eingriffe, u.a. die Rodung Steile Abbruchflächen an den Wissower Klinken folgen teil- 3 (Foto: K. Schütze, 2011). Arkona im Jahr 2008 (ca. 25.000 m ) und in Sassnitz mente in Muldenpositionen erhalten sind. weise dem Verlauf von Feuersteinlagen (Foto: K. Obst, 2005). Sandhaken des Küstenschutzwaldes, können sich negativ auswirken. (Wedding) im Jahr 2011 (ca. 15.000 m3) zu nennen. (Nehrungen)

Projekt „Georisiko Steilküste Rügen“ Flächenhafte kinematische Tests des Kreide-Kliffs basieren auf Das Geogefahrenkataster Mecklenburg-Vorpommern Sämtliche erfassten Geometrien (Punktdaten/Flächendaten) Vorsorge und Gegenmaßnahmen Weiterführende Literatur (Auswahl) der Orientierung eines Hangs und der statistisch ermittelten werden im GIS mit anderen Datensätzen, z.B. geologische Aufgrund der Abbruch- und Rutschungsereignisse an den Raumlage möglicher Abrissflächen (Schicht- und Kluftflächen) Seit dem Jahr 2006 wird im Geologischen Dienst ein Geogefah- Flächen, Gewässernetze, Vegetationseinheiten etc. verschnit- Die aktiven Steilküsten des Landes unterliegen teilweise seit DIKAU, R., BRUNSDEN, D., SCHROTT, L. & IBSEN, M.-L. Küsten Rügens im Jahr 2005 wurde zwischen 2006 und 2009 für einen Kreide-Komplex. Mittels GIS-gestützter Analysen renkataster aufgebaut. Basis dafür bilden vorliegende Karten- ten. Zudem erfolgt die Verlinkung mit zusätzlichen Informatio- Jahrtausenden der Erosion und Abtragung. Diese natürlichen [eds] (1996): Landslide Recognition - Identifcation, ein Projekt der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit lassen sich für jeden Punkt im Untersuchungsgebiet die Anzahl werke, insbesondere geologische und topographische Karten, nen, beispielsweise von historischen Textzitaten, Zeichnungen Prozesse des Küstenrückschritts lassen sich zwar temporär Movement and Causes. – 251 S.; Chichester (Wiley & zwischen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Roh- der Versagensmöglichkeiten ermitteln. Hohe Werte wurden u.a. Baugrundkarten, ingenieurgeologische Spezialkarten etc. sowie und Fotos der einzelnen Rutschungsereignisse. Mittels unter- durch ingenieurtechnische Baumaßnahmen verlangsamen, Sons Ltd.). stoffe Hannover, dem Geologischen Dienst im Landesamt für für die Bereiche südlich des Kollicker Baches und südlich des zahlreiche Berichte und Veröffentlichungen zum Thema Steil- schiedlicher Auswertemethoden können so Areale verstärkter aber langfristig nicht verhindern. Bebauungen nahe der GENSKE, D. D. (2006): Ingenieurgeologie - Grundlagen und Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern Kieler Baches ermittelt. küsten und Massenbewegungen. Nach der digitalen Aufberei- Rutschungsanfälligkeit abgegrenzt werden. Dabei lassen sich Kliffkante sind daher auf längere Sicht unweigerlich vom Anwendungen. – 588 S.; Berlin, Heidelberg (Springer). und dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur Rostock durch- tung können diese Daten in ein Geographisches Informations- ausgewählte Kliffabschnitte sowohl anhand der Einzelparame- Abbruch bedroht. Dieses Wissen sollte Grundlage bei der GÜNTHER, A., THIEL, C. LANGE, C., SCHÜTZE, K., KUHN, geführt. Bei den Kliffabschnitten aus pleistozänen Sedimenten treten system (GIS) überführt werden. Weiterhin werden ter der Rutschungen als auch nach Kategorien klassifiziert dar- nachhaltigen Entwicklung von Küstenorten sein. Gesetzliche D., OBST, K. & BALZER, D. (2007): An integrated überwiegend flache Translationsrutschungen auf. Zur flächen- Untersuchungsergebnisse der Geofernerkundundung (z.B. stellen. Beschränkungen zur Errichtung von Neubauten bis 200 m approach to assess slope stability and landslide Ziel des Projektes war es, Hangstabilitätsuntersuchungen zwi- haften Bestimmung der Rutschungsempfindlichkeit wurden hochauflösende digitale Geländemodelle, Luft- und Satelliten- Entfernung von der Küstenlinie sind einzuhalten (§ 89 LWaG, § susceptibility of the Jasmund cliff (Rügen, Germany).– schen Sassnitz und Lohme zur Erstellung einer Rutschungs- verschiedene Modellansätze verwendet. Am aussagekräftigsten bilder) in das GIS eingepflegt. 10 LBodSchG). Joint Meeting PTG - DGG Geo- empfindlichkeitskarte (= Suszeptibilitätskarte) durchzuführen, erwiesen sich ein kombiniertes Modell aus einem Rutschungs- Welche Möglichkeiten bestehen an Steilküsten hinsichtlich der 2007, SDGG 53: 113. um die relativen Eintrittswahrscheinlichkeiten von Massenbewe- inventarbasierten statistischen Verfahren (LSI = Land Slide An den Steilküstenabschnitten Mecklenburg-Vorpommerns Sicherung bestehender Bauten gegen potenzielle Massenbe- GÜNTHER, A. & THIEL, C. (2009): Combined rock slope stabi- gungen anzuzeigen und kritische Hangbereiche zu identifizie- Index) und ein auf physikalischen Parametern basierter Ansatz werden systematische Geländeuntersuchungen zur Inventari- wegungen? Hangrutschungen lassen sich kaum verhindern, lity and landslide susceptibility assessment of the ren. Dafür wurden sämtliche verfügbaren geologischen Kar- (FS = Factor of Safety). sierung des Rutschungsinventars durchgeführt. Dabei sind aber in ihrer Wirkung mildern. Dafür gibt es unterschiedliche Jasmund cliff area (Rügen Island, Germany). – Natural ten/Schnitte und digitalen Geländemodelle in eine GIS-kompa- Position, Dimension und Zeitpunkt von Einzelereignissen zu Möglichkeiten, wobei entscheidend ist, überschüssiges Wasser Hazards and Earth System Sciences 9: 687-698. tible Form überführt. Mittels neuer Luftbilder und Laserscanner- erfassen. Zusätzlich werden Angaben zum abgerutschten Ma- aus dem Hang zu entfernen und abzuleiten: KATZUNG, G. [Hrsg.] (2004): Geologie von Mecklenburg- terial (Gesteinszusammensetzung), zum Prozessraum (Hang- aufnahmen wurde die Datenbasis aktualisiert.  Einbauen von Drainagen, entweder oberflächenhaft Vorpommern. – 580 S., Stuttgart (E. Schweizerbart) abrisskanten, Akkumulationsflächen etc.) und zur Dauer der oder tief in den Untergrund hineinreichend (z.B. Drai- KEILHACK, K. (1912): Die Lagerungsverhältnisse des Bewegungen (ein- oder mehrmalige Ereignisse, relatives Alter nageanker, Schlitzdrain), Diluviums in der Steilküste von Jasmund auf Rügen. – anhand des Bewuchses) aufgenommen. Parallel dazu erfolgt  kurzfristige Stabilisierung bewegter Hänge durch Beton- Jahrb. der königlich preußischen geologischen die Fotodokumentation der Rutschungsereignisse. Alle diese und Stahlbewehrung. Landesanstalt zu Berlin, 33 (1): 1-158. Daten fließen in ein sogenanntes Ereigniskataster ein.  Zusätzlich kann die Standsicherheit durch Errichtung MÜLLER, U. & OBST, K. (2006): Lithostratigraphie und von Bermen erhöht werden. Lagerungsverhältnisse der pleistozänen Schichten im Auszug aus dem Geogefahrenkataster im LUNG M-V mit Gebiet von Lohme (Jasmund/Rügen). – Z. geol. Wiss. Darstellung von Eingabemaske, topographischer Karte und Foto. 34 (1/2): 39-54. Die gewonnenen Daten werden seitens des Geologischen NIEDERMEYER, R.-O., LAMPE, R., JANKE, W., SCHWAR- Dienstes für Auskünfte und Beratungen der Öffentlichkeit und ZER, K., DUPHORN, K., KLIEWE, H. & WERNER, F. von Behörden genutzt. Basierend auf den vorliegenden Er- (2011): Die deutsche Ostseeküste.- Sammlg. Geol. kenntnissen ergingen beispielsweise bereits im Jahr 2007 Führer, 105: 370 S., Stuttgart (Borntaeger). Warnhinweise an die Stadt Sassnitz über die Rutschungsge- OBST, K. & SCHÜTZE, K. (2006): Ursachenanalyse der fährdung im Bereich des nördlichen Stadtteils Wedding. Abbrüche an der Steilküste von Jasmund/Rügen 2005. Z. geol. Wiss. 34 (1/2):11-37. PRINZ, H. & STRAUSS, R. (2011): Ingenieurgeologie. – 5. Verschiedene Modelle zur Beschreibung der Luftbild und Laserscanneraufnahme im Bereich des Kieler Aufl., 778 S.; Heidelberg (Spektrum). Rutschungsempfindlichkeit von pleistozänen Sedimenten im Baches aus dem Jahr 2006 (Milan GmbH; www.milan-flug.de). Steilküsten mit nachgewiesenen Hanginstabilitäten in STEINICH, G. (1972): Endogene Tektonik in den Unter- Nordteil von Jasmund (Günther & Thiel, 2009). Mecklenburg-Vorpommern (Stand 2011). Maastricht-Vorkommen auf Jasmund (Rügen). – Im Rahmen von Diplom- und Bachelorarbeiten der Universitä- Geologie, Beih. 21/22: 1-207. Abschließend wurde für die Halbinsel Jasmund (Steilküste zwi- ten und Tübingen erfolgten zudem geomorphologi- Im Ereigniskataster werden die Sachdaten entsprechend den schen Sassnitz und Lohme) eine integrierte Suszeptibili- sche Kartierungen des Kliffs im Maßstab 1 : 5.000. Historische bundesweit abgestimmten Empfehlungen der Staatlichen tätskarte erstellt, in der sowohl Hanginstabilitäten der Kreide- und rezente Rutschungen wurden dabei inventarisiert, klassifi- Geologischen Dienste dokumentiert (PK Geogefahren 2007). Regelwerke / Gesetze Komplexe als auch die Rutschungsempfindlichkeit im Bereich ziert und in das Geogefahrenkataster des Geologischen Sie definieren die Mindestanforderungen in Abhängigkeit von der Pleistozän-Streifen ausgewiesen sind (siehe umseitige Dienstes aufgenommen. Material- und Gefügeuntersuchungen der geogenen Gefahr. Hierbei wird unterschieden zwischen: Gesetz über den Schutz des Bodens im Land Mecklenburg- Gefahrenhinweiskarte). Sie kann der Nationalparkverwaltung, Der Küstenhang in Lohme nach der Sanierung und dem Einbau (Korngrößenverteilung, Plastizität, Wassersättigung, Schicht-  Titeldaten der Massenbewegungen mit Angaben zur Vorpommern (Landesbodenschutzgesetz – LBodSchG den Behörden von Landkreis und Kommunen sowie politisch von Sicherungsmaßnahmen (Foto: K. Schütze, 2011). einfallen, Klüftigkeit etc.) dienten der Charakterisierung struktu- Lage im Raum, zur Koordinatenermittlung etc., M-V) 4. Juli 2011 Verantwortlichen als Entscheidungsgrundlage dienen, um rell unterschiedlicher Kliffabschnitte.  Allgemeinen Fachdaten der Massenbewegungen Die vorliegende Hinweiskarte liefert auch Informationen zur Wassergesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (LWaG) gefährdete Kliffabschnitte verstärkt zu beobachten und recht- Aufgrund des unterschiedlichen rheologischen Verhaltens von mit Angaben zur Entstehungszeit, zur Geländenutzung, Wegeplanführung im Nationalpark Jasmund. Durch die Auswei- vom 30. November 1992, in der Fassung vom 1. März zeitig Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden zu treffen. Kreide- und Pleistozänsedimenten wurden die entsprechenden zu Schäden etc., sung rutschungsgefährdeter Bereiche kann der zukünftige 2010. Kliffabschnitte getrennt untersucht und mittels unterschiedlicher  Spezifischen Fachdaten, z.B. Lithologie, Wasserdurch- Verlauf des Hochuferweges besser geplant werden. Außerdem Regelwerk Küstenschutz Mecklenburg-Vorpommern, Die Gefahrenhinweiskarte unterstützt auch die Planung von Methoden hinsichtlich ihrer Versagenswahrscheinlichkeit bzw. lässigkeit in den Massenbewegungen. Küstenabbrüche in Sassnitz (Wedding) im Februar 2011 sind bei entsprechenden Wetterlagen und zunehmenden Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Bauprojekten im Steilküstenbereich. Sie ersetzt aber nicht Bau- (Foto: Polizei ). Abbruchrisikos Hinweis- oder Warnschilder aufzustellen und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, 2009. Rutschungsempfindlichkeit bewertet. . grunduntersuchungen an konkreten Standorten ggf. lokale Absperrungen zu errichten.