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H. L e u t s c h , Oderwitz Neufunde, Bemerkungen und Korrekturen zur Fauna der in der Oberlausitz (Lep.)

Zusammenfassung Es werden Funde und Beobachtungen zur Biologie verschiedener Coleophoridae aus der Oberlausitz mitgeteilt. 5 Arten wurden neu für dieses Gebiet festgestellt.

Summary New records, remarks and corrections regarding the fauna of Coleophoridae in the Oberlausitz - Records and observations on the biology of various Coleophoridae from the Oberlausitz are communicated. Five species are new for this area.

Die Oberlausitz zählt hinsichtlich der Kleinschmetter­ geregte wiederholte Nachsuche vor allem in örtlichen linge zu den am besten untersuchten Gebieten in Parkanlagen der Sächsischen Schweiz war jedoch ohne Deutschland. Namhafte Entomologen haben schon in Erfolg. Zu meiner Überraschung sah ich die Lar­ historischen Zeiten umfassende Daten geliefert. Zu ih­ vensäcke im Herbst 1993 zahlreich in den Parkanlagen nen zählen Heinrich Benno Möschler (1831-1888), der grenznahen nordostböhmischen Stadt Rumburk Karl Traugott Schütze (1858-1938) und Her ­ (Tschechien), also bereits diesseits des Lausitzer Gebir­ mann Starke (1870-1954). In der zweiten Hälfte des ges, das als natürliche Grenze gilt. Im Herbst 1996 fand 20. Jahrhunderts wurden einzelne Gruppen der Klein­ ich dann die Larven auch in meinem Heimatort Nieder­ schmetterlinge durch Spezialisten im Rahmen der oderwitz in mehreren Gärten, welche die Futterpflanze „Beiträge zur Insekten-Fauna der DDR“ bearbeitet, wo­ aufwiesen. Es ist natürlich auch möglich, daß sich die bei auch historisches und seinerzeit rezentes Material Art von Polen aus in unseren Raum ausgebreitet hat, da aus der Oberlausitz in die Bearbeitungen einflossen. All sie auch von dort aus verschiedenen südlichen Landes­ diese Daten haben in dem Verzeichnis der Schmetter­ teilen gemeldet wurde ( R a z o w s k i 1990). Nach meinen linge Deutschlands (Gaedike & Heinicke 1999) eine bisherigen Beobachtungen ist die Nahrungspflanze der vorläufige Zusammenfassung gefunden, ohne daß da­ Raupe Spiraea chamaedryfolia (= ulmifolia). K jlim e s c h bei auf ausführlichere und mitteilenswerte Daten Rück­ (1955) gibt auch Spiraea vanhouttei, R a z o w s k i (1990) sicht genommen werden konnte. S. salicifolia und Ulmaria palustris als Futterpflanze an. Es ist denkbar, daß C. spiraeella von Freunden beson­ Im vorliegenden Artikel sollen daher Ergebnisse lang­ ders gepflegter Park- und Gartenanlagen als Schädling jähriger Aufsammlungen von Coleophoriden, ein­ eingestuft wird. Bei Massenauftreten wie im böhmi­ schließlich ihrer Zucht, vorgestellt werden. Dabei fin­ schen Rumburk war beinahe jedes Blatt einer Spiraea- den auch Beobachtungen weiterer Oberlausitzer Ento­ Hecke von Minen belegt. Die graubraunen Minenflecke mologen Berücksichtigung. Ich führte meine Sammel­ minderten den optischen Eindruck der Sträucher erheb­ tätigkeit im letzten Jahrzehnt vor allem im nördlichen lich. Teil der Oberlausitz durch. Dieser Raum ist auf Mikro- Die Falter differieren in der Spannweite zwischen 9-10 lepidopteren bisher kaum untersucht worden. Im Er­ mm, sind im frischen Zustand dunkel bleifarbig, ein­ gebnis konnten 5 Neufunde von Coleophoriden-Arten heitlich gefärbt und relativ stark glänzend. Eine dunkel­ in dieser Region festgestellt werden. Künftig bedürfen braune Grundfarbe mit schwarzer Ringelung weisen die die Tagebaufolgelandschaften einer intensiven Erfor­ Fühler auf. Ältere geflogene Tiere kann man mit Coleo­ schung, da sich in wenigen Jahren die Landschaft durch phora larice lia verwechseln. Der Larvensack sowie die Rekultivierung und Flutung der Tagebaurestlöcher völ­ Genitalien beider Geschlechter sind bei R a z o w s k i lig verändern wird. - Die Bestimmung der Pflanzen er­ (1990) gut dargestellt. Die weitere Ausbreitung gilt es folgte nach R o t h m a l e r (1987). zu beobachten.

Coleophora spiraeella ( R e b e l , 1916) cominella (H errich-Schäffer, 1861) HELMUt Patzak prognostizierte schon um 1980 (in litt.) (= cornuta Heinemann & W ocke, 1876) unter anderem auch diese Art als potentiellen Faunen­ Während eines Lichtfangabends am 29. Juni 1997 auf bestandteil für Ostdeutschland. Vorangegangene Beob­ dem Plateau des Hochwaldes im Zittauer Gebirge in achtungen an verschiedenen Orten im nordböhmischen etwa 750 m Höhe konnte ich diese Art erstmals in mei­ Raum ließen die Arealausbreitung, vor allem durch Tal­ nem Beobachtungsgebiet feststellen. Aus den angren­ einschnitte wie das Elbtal der Sächsischen Schweiz (so­ zenden Gebieten wird sie von Schlesien ( R a z o w s k i genannte Böhmische Pforte), erwarten. Die dadurch an­ 1990) und Tschechien ( L a s t u v k a 1998) aufgeführt. 116 Entomologische Nachrichten© Entomologische und Berichte, Nachrichten 45,2001/2 und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at

Für Deutschland wird sie nach meiner Kenntnis aktuell Mit dem Fund der Art war zu rechnen, da sie aus dem nur für Baden-Württemberg angegeben (Gaedike & angrenzenden Brandenburg bekannt ist (Gerstberger Heinicke 1999). Die Larven minieren an Birke. Der & Mey 1993). Sie siedelt an wärmebegünstigten Plät­ Falter ähnelt im Habitus C. siccifolia, ist aber ca. 2 mm zen auf ruderal geprägtem Sandmagerrasen mit großen größer. Im Gegensatz zum einheitlichen Grau von sicci­ Beständen ihrer Nahrungspflanze. folia weisen die Vorderflügel von cornutella eine blaß­ gelbliche Färbung auf. Coleophora motacillella (Zeller , 1849) Friedemar Graf überließ mir eine Coleophoride, wel­ Coleophora colutella (Fabricius , 1794) che er am 17. Juli 1993 bei Schecktal, Kreis Kamenz, Friedemar Graf wies die Art im Juni 1998 bei Königs­ am Licht gefangen hatte. Das Tier erwies sich nach Ge­ brück erstmals für die Oberlausitz beim Kescherfang nitaluntersuchung als C. motacillella. Auch diese Art nach. In den Folgejahren wurden weitere Falter von wurde zuvor in Sachsen, einschließlich der Oberlausitz, dort nachgewiesen. Am Fundort befinden sich größere noch nicht nachgewiesen. C. motacillella gehört zu ei­ Bestände der Kronwicke Coronilla varia, eine der ner Gruppe von Arten, welche an den Samen von Che- Hauptnährpflanzen von C. colutella. Aktuelle Beobach­ nopodiaceen leben. Wegen der Ähnlichkeit der Lebens­ tungen aus Sachsen sind gegenwärtig nur aus dem weise, dem Aussehen der ersten Stände und der Imagi­ Vogtland bekannt (Pröse & N owak , schriftliche Mittei­ nes, wurde diese Art früher mit anderen verwechselt lung 1992). und wohl deshalb übersehen. Nach dem gegenwärtigen Verbreitungsüberblick scheint sie jedoch nur stellen­ Coleophora albicostella (Duponchel , 1843) weise vorzukommen. Die Fundangabe zu dieser Art im Dubringer Moor (Patzak 1974: 249) ist zu berichtigen. Das Tier erwies Coleophora squamosella (Stainton , 1858) sich nach Genitaluntersuchung als C. discordella (Zel­ Während eines Leuchtabends am 29. Juli 1994 in der ler 1849). C. albicostella ist somit nicht für die Ober­ Nähe von Weißkollm im Kreis Kamenz fing ich zwei lausitz und Sachsen nachgewiesen, wie in Gaedike & weibliche Tiere dieser Art. Ein weiterer Falter wurde Heinicke (1999) bereits richtig dargestellt wurde. am 17. Juli 1999 in der Neißeaue bei Steinbach/Niesky gekeschert. Nach gegenwärtiger Kenntnis waren dies Coleophora zelleriella (Heinemann , 1854) die ersten Belege für Sachsen. Die Fundgebiete ge­ Klaus -R üdiger Beck übergab mir eine Coleophoride hören zu den Sandergebieten der Oberlausitzer Niede­ zur Determinaton, welche er in der Nähe seines Hei­ rung mit teilweise steppenartigen Ruderalflächen. C. matortes Demitz-Thumitz im Juni 1991 am Licht ge­ squamosella wird in Mitteleuropa nur sporadisch nach­ fangen hatte. C. zelleriella ist neu für die Fauna der gewiesen. Angaben aus den angrenzenden Gebieten lie­ Oberlausitz und damit aktuell für Sachsen nachgewie­ gen vor von Nordbayern (Pröse 1987), den polnischen sen. Aus Sachsen sind bisher nur zwei historische Bezirken Katowickie und Nowosadeckie (Razowski Funde von Leipzig und der Dübener Heide durch Mül­ 1990) und von Böhmen (Laštuvka 1998). Konkrete ler bekannt (Patzak 1974: 252). In Nordostdeutsch­ Angaben zur Lebensweise dieser Art scheinen bisher zu land scheint sie insgesamt nur sporadisch vorzukom­ fehlen. Die anatomischen Merkmale sprechen für die Zu­ men. Aus den angrenzenden Gebieten sind Funde aus gehörigkeit zur Gruppe der Chenopodiaceen-Fresser. Thüringen (Steuer 1995), Wroclaw (R azowski 1990) und Böhmen (Laštuvka 1998) bekannt. Coleophora galbulipennella (Zeller , 1838) (= otitae Zeller , 1839) Coleophora coronillae (Zeller , 1849) Der Erstnachweis für die Oberlausitz gelang mir bereits Patzak (1974: 255) nahm einen Fund von Leutsch mit vor ca. 20 Jahren am Eisenberg bei Guttau im Kreis in seine Arbeit zur Coleophoriden-Fauna der DDR auf. Bautzen (vgl. Patzak 1983). Seitdem wurde eine stän­ Eine Nachbestimmung durch Genitaluntersuchung er­ dige Zunahme der Fundpunkte vor allem im Berg- und gab, daß es sich bei diesem Tier um C. gallipennella Hügelland registriert. An wärmebegünstigten Südlagen (Hübner , 1796) handelt. C. coronillae ist somit nicht der Basalt- und Phonolithkuppen war die Art in den Bestandteil der Lepidopterenfauna der Oberlausitz. letzten Jahren als Larve bisweilen zahlreich zu beob­ achten (z. B. Knorrberg bei Dittersbach, Scheibeberg Coleophora vibicigerella (Zeller , 1839) bei Mittelherwigsdorf, Geiersberg bei Niederoderwitz). Im Mai 1996 fand ich mehrere Larvensäcke bei Spree­ Als Nahrungspflanze konnte an allen Fundorten nur Si- witz, nahe dem brandenburgischen Spremberg, an Arte­ lene nutans festgestellt werden. Befallen werden die misia campestris. Anfang Juli 1996 schlüpften daraus grundständigen Blätter. Die Minenflecke sind gut sicht­ 2 Falter, deren Artzugehörigkeit durch Genitaluntersu­ bar und bei starkem Befall recht auffällig. Diese Auffäl­ chung bestätigt wurde. In den Folgejahren konnte die ligkeit läßt vermuten, daß sichC. galbulipennella erst Art auch mehrfach bei Burg (Hoyerswerda) nachgewie­ in jüngerer Zeit in der Oberlausitz ausgebreitet hat. Un­ sen werden (Wauer , Graf , Leutsch ). Es fehlten bisher sere Altvorderen hätten diese deutlichen Hinweise auf Nachweise für Sachsen, einschließlich der Oberlausitz. das Vorkommen einer Art wohl kaum übersehen. © Entomologische Nachrichten und Berichte; downloadEntomologische unter www.biologiezentrum.at Nachrichten und Berichte, 45,2001/2 117

Coleophora directella ( Z e l l e r , 1849) Südlagen (Bahndämme, Raine etc.) mit Horsten der Der Nachweis dieser Art an der Nordgrenze der Ober­ Futterpflanze Tanacetum vulgare. Die Säcke liegen lausitz war zu erwarten. Große Bestände der Futter­ flach auf den obersten Blütenständen und haben deren pflanze, Nachweise aus dem Land Brandenburg Färbung. Sie sind Anfang bis Mitte September, wenn (Gerstberger & Mey 1993) und Ähnlichkeiten mit sich die Blüten braun färben, relativ leicht zu finden. den angrenzenden Biotopstrukturen ließen diese Ver­ Diese Beobachtung läßt die Vermutung zu, daß C. mutung zu. Ab 1995 erfolgten dann vielfache Beobach­ tanaceti von den früheren Oberlausitzer Sammlern tungen der Larvensäcke und der Imagines in den Tage­ kaum übersehen werden konnte und die Ausbreitung in baufolgelandschaften um Hoyerswerda(G raf , Wauer , unseren Raum erst in den letzten Jahrzehnten erfolgt ist. Leutsch ). C. directella wurde zuvor noch nicht in Sachsen, einschließlich der Oberlausitz, nachgewiesen. Coleophora adspersella (Benander, 1939) Ein Fund bei Weißkollm im Kreis Kamenz am 29. Juli Coleophora expressella (Klemensiewicz, 1883) 1994 am Licht bestätigte die Erwartung, diese Art in der Bereits 1983 gelang mir durch Zucht der Nachweis die­ Oberlausitz nachzuweisen. Frühere Funde bei Dresden ser Art für die Fauna der Oberlausitz (vgl. Patzak ( M ö b iu s 1936), sowie Nachweise im angrenzenden Po­ 1986). Schon einige Jahre vorher wurden einzelne Lar­ len ( R a z o w s k i 1990), Tschechien( L a š t u v k a 1998) vensäcke gesammelt, ohne den Falter daraus zu erzie­ und Brandenburg (G erstberger & Gaedicke 1996) len. Seitdem scheint sich diese Art kontinuierlich aus­ weisen auf eine allgemeine Verbreitung hin. Die Beob­ zubreiten. Es konnte sogar eine Massenvermehrung auf achtungen sind jedoch insgesamt spärlich. einem großflächigen Magerrasen bei Halbendorf/Spree im Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide und Teich­ Coleophora dianthi (Herrich -Schäffer , 1855) landschaft“ beobachtet werden. Anfang Juni 1993 war Schütze (1902, 1930) führt einen Fund Möschlers bei dort beinahe jede Pflanze von und Kleinwelka von 1906 sowie einen weiteren vonS tarke Tanacetum vulgare besetzt. Weitere Fundpunkte sind bei Bautzen aus dem Jahre 1903 für die Fauna der der ehemalige Truppenübungsplatz Königsbrück Oberlausitz an. Patzak (1974) übernahm diese Anga­ (1994) und Walddorf bei Daubitz-Rietschen (1996). ben jedoch nicht in seine „Coleophoriden-Fauna“, wohl Entgegen anderen Beobachtungen (Gerstberger & deshalb, weil die Art nach äußeren Merkmalen schwer Stübner 2000), wonach die Art monophag an Achillea zu identifizieren ist und Belege fehlten. Der sichere millefolium lebe, wurde sie bisher an 4 Pflanzenarten Nachweis der Art für die Oberlausitz gelang mir An­ festgestellt, neben den beiden oben genannten noch an fang Juni 1998 bei Neustadt/Spree durch fünf weibliche Artemisia vulgaris und A. absinthium. Dort, wo A. ab­ Tiere mittels Lichtfang. sinthium neben den anderen Futterpflanzen vorhanden war (Walddorf bei Daubitz-Rietschen), wurde diese so­ Coleophora graminicolella (Heinemann, 1876) gar eindeutig bevorzugt. Die Larven minieren bis ca. Nach der Revision der C. silenella-Gruppe durch Mitte Juni die mittel- und grundständigen Blätter. Nach Patzak (1976) ergab sich für diese Art nur ein älterer Patzak (1983) soll sich C. expressella von der naheste­ Fundpunkt in der Oberlausitz bei Bautzen (leg. Starke henden C. directella schon nach der Färbung der Flügel 1933, in Patzak 1978). Die Art wurde Mitte Mai 1980 unterscheiden lassen. Selbst beim Vergleich von klei­ bei Niedergurig im Kreis Bautzen von mir erneut als nen gezüchteten Serien beider Arten ist dies nach mei­ Falter nachgewiesen (Patzak 1980). Die Nachsuche an ner Anschauung nur bei weiblichen Tieren mit einer ge­ diesem Fundort im Jahr 1981, damals kamen dort noch wissen Unsicherheit möglich. Eine sichere Artdiagnose reichlich Lichnis viscarie-Bestände vor, zeigte ein star­ ist deshalb nur durch Genitaluntersuchung gegeben. Da kes Vorkommen dieser Art. Mittlerweile ist der xero- C. expressella bisher nicht an Artemisia campestre be­ therme Biotop durch Nährstoffeintrag aus der Land­ obachtet wurde, ist zumindest über Larvenfunde eine wirtschaft, Brände und Einbeziehung in ein Steinbruch­ Artzuordnung möglich. Die Beschreibung und Darstel­ gelände zerstört. Die Biologie von C.graminicolella in lung der Larvensäcke erfolgte bereits bei Patzak der Literatur scheint aufgrund der häufigen Verwechs­ (1983). Da die Art schon 1982 von Dr. Steuer in lung mit.ähnlichen Arten noch immer ungeklärt zu sein. Thüringen festgestellt wurde (Patzak 1983), ist eine Die Angaben zur Lebensweise vongraminicolella sind weiträumige Besiedlung in Sachsen zu vermuten. Nach recht uneinheitlich. Spuler (1910) gibt nur die Flugzeit Lastuvka (1998) wird sie auch im angrenzenden Böh­ von Mai bis Anfang August an. Schütze (1931) er­ men nachgewiesen. wähnt graminicolella nicht. Patzak (1974) beschreibt zu-nächst nur C. silenella, revidiert die Gruppe sile- Coleophora tanaceti ( M ü h l i g , 1865) nélla-nutantella-graminicolella jedoch 1976, ohne Die ersten Larvensäcke dieser Art fand ich im Herbst konkrete Angaben zu den Entwicklungszeiten der Lar­ 1982 im Raum Seifhennersdorf im Kreis Zittau. Da­ ven von graminicolella zu geben. R azowski (1990) durch angeregt konnte ich die Raupen später an weite­ gibt für Polen nur silenella an und kann keine Unter­ ren Fundpunkten im Beobachtungsgebiet feststellen. schiede an den Faltern feststellen. Die Larvenzeiten Bevorzugt werden Ruderalfluren in wärmebegünstigten dieser Coleophoridengruppe sind so uneinheitlich wie 118 Entomologische Nachrichten© Entomologische und Berichte, Nachrichten 45, 2001/2 und Berichte; download unter www.biologiezentrum.at

die Auffassungen zu diesem Artenkomplex. Die Larven Literatur aller drei Arten treten von Juni bis September auf. Ich G a e d ik e , R. & H e in ic k e , W. (Hrsg.) (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands. - Ent. Nachr. Ber., Beih. 5. konnte die Säcke der erwachsenen Larven von gramini- G e r s t b e r g e r , M. & G a e d ik e , R. (1996): Ergänzungen zur Schmet­ colella seitlich an den Samenkapseln von L. vulgare an- terlingsfauna der Länder Berlin und Brandenburg (Microlepido- gesponnnen finden. Von dort aus frißt sich die Larve in ptera). - Ent. Nachr. Ber. 40 (2): 69-73. G e r s t b e r g e r , M. & M ey , W. (1993): Fauna in Berlin und Branden­ die Kapsel und verspinnt danach von innen die burg-Schmetterlinge und Köcherfliegen. Förderkreis der naturwis­ Kelchöffnung. Dieses Merkmal bietet schon bei ober­ senschaftlichen Museen Berlin e. V. Gerstberger, M. & S tü b n er, A. (2000): Beitrag zur Kenntnis mär­ flächlicher Betrachtung oft die Möglichkeit, besetzte kischer Miniersackträger (: Coleophoridae). - Märki­ Kapseln zu erkennen. Von einer Larve werden wahr­ sche Ent. Nachr.2 (2): 1-6. scheinlich mehrere Kapseln befallen. Im Beobach­ K l im e s c h , J. (1955): Kleinschmetterlinge als Schädlinge und Kul­ turfolger im Linzer Raum. - Naturkundliches Jahrbuch der Stadt tungsjahr waren die Larven bereits Ende Juni erwach­ Linz: 315-330. sen. L a š t u v k a , Z. (1998): Checklist of Lepidoptera of the Czech and Slovak Republics. - Brno, 1998. M ö b iu s , E. (1936): Verzeichnis der Kleinschmetterlinge von Dres­ Coleophora saponarìella (Heeger , 1848) den und Umgebung. - Dt. ent. Z. Iris, Dresden 50: 101-134, 167-197. C. saponariella wurde bisher aus der Oberlausitz noch Pa t z a k , H . (1974): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Lep. Co­ leophoridae. - Beitr. Ent., Berlin 24 (5-8): 153-278. nicht gemeldet, obwohl sie in allen angrenzenden Ge­ Pa t z a k , H. (1976): Zur Identität der Arten um Coleophora silenella bieten nachgewiesen wurde. Nach Beobachtungen der H.-S., 1885 Lep. Coleophoridae. - Dtsch. Ent. Z., N.F. 23 (1-3): 157- Larven 1992 bei Knappenrode und Burg bei Hoyers­ 164. Pa t z a k , H. (1978): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Lepido­ werda 1998 sowie 1995 an der Bahnlinie bei Zittau, je­ ptera Nachträge II, Coleophoridae. - Ent. Ber. (3): 111-114. weils an Saponaria officinalis, kann die Art in die Fau­ Pa t z a k , H . (1980): Ergänzungen und Berichtigungen zur Coleopho- nenliste der Oberlausitz aufgenommen werden. Die riden-Fauna der DDR (Lep. Coleophoridae). - Ent. Ber. 1980 (2): 87-90. Weiterzucht zum Falter gelang nur teilweise. Pa t z a k , H. in litt, (um 1980): Undatiertes Rundschreiben mit Hin­ weisen zum Auffinden bedeutungsvoller Coleophoridaenarten Für die freundliche Überlassung von Faltern und (Lep.) auf dem Gebiet der DDR. Pa t z a k , H. (1983): Coleophora expressella K lemensiewicz , neu für Sammlungsdaten sowie für die Unterstützung bei dieser die Fauna der DDR (Lep., Coleophoridae). - Ent. Nachr. Ber. 27 (4): Publikation danke ich den Herren Klaus -R üdiger 175-176. Pa t z a k , H. (1986): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Lepido­ Beck (Demitz-Thumitz), Friedmar Graf (Crosta) und ptera, Nachträge V, Coleophoridae. - Ent. Nachr. Ber. 30 (4): 173- Sven Wauer (Ebersbach in Sachsen). Besonderer Dank 174. gilt Herrn Matthias Nuss (Dresden) für die Durchsicht P r ö s e , H. (1987): „Kleinschmetterlinge“: Wissensstand, Erhebung und Artenschutzproblematik. - Schriftenreihe Bayer. Landesamt. des Manuskriptes. Umweltschutz, Heft 77. P r ö s e , H. (1990): Ergänzungen und Berichtigungen zur Artenliste der in Bayern und angrenzenden Gebieten nachgewiesenen Mikro- lepidopteren. - Schriftenreihe Bayer. Landesamt. Umweltschutz, Heft 99. R a z o w s k i , J. (1990): Motyle (Lep.) Polski. Czese 16 - Coleophori­ dae. Polska Akademia Nauk. Institut Systematyki i Ewolucji i Zwierzat Panstwowe Wydawnictwo Naukowe Warzawa, Krakow. R ö t h m a l e r , W. (1987): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der B R D . Bd. 2, Gefäßpflanzen und Bd. 3, Atlas d. Gefäßpflan­ zen. - Berlin. S c h ü t z e , K. T. (1902): Die Kleinschmetterlinge der sächsischen Oberlausitz. III. Theil (Tineina, Micropterygina). - Dt. ent. Z. Iris, Dresden 15: 1-49. S c h ü t z e , K . T. (1930): Nachtrag zu den Schmetterlingen der sächsi­ schen Oberlausitz. - Dt. ent. Z. Iris, Dresden 44 (1): 1-41. S t e u e r , H. (1995): Die Schmetterlingsfauna um Bad Blankenburg (Thüringen). - Rudolstädter naturhist. Sehr., Suppl.: 176 S.

Eingangsdatum: 30.6.2001

Anschrift des Verfassers Hans Leutsch Bach weg 29 D-02791 Oderwitz