MEINUNG

Eine gute Nachricht für Ärztinnen Ministeriums seien nur Teil eines Mei- und Ärzte kam im Februar vom nungsbildes, stellte Franz Müntefe- Außerordentlichen Deutschen Ärz- ring ganz unverblümt fest. Entschei- tetag in Berlin (siehe auch „Thema“ dungen sollen erst im April oder Mai Seite 10): Die Ärzteschaft geht ge- fallen, und zwar im Deutschen stärkt in die Auseinandersetzung um . Dann kommt auch die die Gesundheitsreform. SPD-Frak- Opposition ins Spiel, weil ohne sie tionschef Franz Müntefering bot dem im Bundesrat nichts geht. Präsidenten der Bundesärztekam- Mit gutem Grund also traten mer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Union und FDP beim Außerordent- Hoppe, Gespräche mit der Bundes- lichen Deutschen Ärztetag selbstbe- tagsfraktion noch im März an. Das wusst und in Bestbesetzung auf – gleiche Signal zum Dialog kam von nämlich mit Dr.,Horst der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Seehofer und Dr.. Krista Sager. Mit den Aussagen,den Arztberuf mit Das ist zurzeit keineswegs selbst- Respekt zu behandeln und dem Frei- Signal zum verständlich. Denn zwischen Ärzte- berufler wieder mehr Freiheit ein- schaft und der SPD-Gesundheitsmi- räumen zu wollen, machten die Op- Dialog nisterin hatte es zuletzt heftige Mei- positionspolitiker Punkte. nungsverschiedenheiten und wenig Und ? Sie ließ die Beim Außerordentlichen Austausch gegeben. Die „Eckpunk- Gelegenheit aus, mit den Ärztetags- Deutschen Ärztetag suchen te zur Modernisierung des Gesund- delegierten zu diskutieren – und stell- Koalitionsfraktionen und heitswesens“ aus Ulla Schmidts Mi- te sich damit für alle erkennbar ins Opposition das Gespräch mit der nisterium sieht Hoppe als „Doku- Abseits:„Im Schmollwinkel“ sah et- Ärzteschaft. Gesundheits- ment der Hilflosigkeit“ an. wa die Aachener Zeitung die Minis- ministerin Ulla Schmidt scheint Denn zu sehr ist dieses Papier ge- terin. „Langsam wird es einsam um die Federführung bei der prägt von Misstrauen gegen die Leis- Ulla Schmidt“, schrieb die Süddeut- Gesundheitsreform zu tungsträger im Gesundheitswesen sche Zeitung, weil der Gesundheits- entgleiten. und von staatsdirigistischen Ideen. ministerin zwischen Rürup-Kom- Da wird zum Beispiel eine Zwangs- mission, SPD-Fraktion, Kanzleramt fortbildung für Ärzte vorgeschlagen und Union die Federführung für die oder ein Institut, das Behandlungs- Gesundheitsreform zu entgleiten verfahren schematisieren und die In- scheint. dikationsstellung der Ärzte kontrol- Dagegen hat die Ärzteschaft nicht lieren soll. zuletzt durch den Außerordentlichen Gleich am Anfang des Eckpunk- Deutschen Ärztetag deutlich Boden tepapiers heißt es: „Wir haben ein gewonnen.Vorher bereits hatten Pro- leistungsfähiges Gesundheitswesen teste und Kundgebungen der Ärz- in Deutschland; allein durch Beiträ- tinnen und Ärzte, auch gemeinsam ge stehen 142 Milliarden Euro den mit den anderen Gesundheitsberu- Patientinnen und Patienten zur Ver- fen, der Öffentlichkeit signalisiert, fügung ... Aber es gibt Fehl-, Über- dass im Gesundheitswesen etwas und Unterversorgung. Das System nicht stimmt. Das hat nicht bei allen ist zu teuer ... und zu wenig an den Verständnis gefunden,aber dennoch Erfordernissen der Patientinnen und Eindruck hinterlassen. Patienten orientiert. Das System ist Kommt es tatsächlich zu einer gro- ständigem Druck von Lobbyisten und ßen Koalition in der Gesundheits- Anbietern ausgesetzt; es gibt zu vie- politik, so ist zu hoffen, dass es eine le Anreize, auf Kosten der Beitrags- Koalition der Vernunft sein wird,die zahler ungenügende Leistungen zu nicht erneut die Situation an der Ba- erbringen.“ – „Das ist keine Analy- sis des Gesundheitswesens einfach se, das ist eine Unverschämtheit“, übergeht,sondern Vertrauen und sta- kommentierte Hoppe diese Sätze. bile Rahmenbedingungen für eine Doch es gibt Hoffnung.Denn beim gute Medizin schafft. Ärztetag wurde deutlich sichtbar: Das Ergebnis der Reformdiskussion Horst Schumacher ist zurzeit offen. Die Eckpunkte des Chefredakteur

Rheinisches Ärzteblatt 3/2003 3