Das Monatsmagazin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion · März 2017

Deutschland an der Spitze Bildung und Forschung sichern den Wohlstand von morgen

Klare Regeln für soziale Medien Hassreden, Fake News, Social Bots: Unionsfraktion beschließt Aktionsplan zum Schutz der Persönlichkeitsrechte © alexsl/Getty Images © alexsl/Getty Inhalt 6 Hetze, Lügen und persönliche Ver­un­glimpfungen greifen in sozialen Medien um sich. Die Unionsfraktion hat jetzt zu diesem Problem einen Forderungskatalog beschlossen. 12 Deutschland hat bei den Ausgaben für Bildung und Forschung die Drei-­Prozent-Marke der EU erreicht. Für CDU und CSU ist das Ansporn für noch ehrgeizigere Ziele. © JGI/Tom Grill/Getty Images © JGI/Tom Grill/Getty © Alexander Raths/Fotolia © Alexander 18 Für Polizisten und andere Einsatz- kräfte gehören tätliche Angriffe oft zum Alltag. Es ist deshalb höchste Zeit, die Strafen für solche Delikte

zu verschärfen. Images © Anadolu Agency/Getty

3 16 22 Der Monat Das Gespräch Die Zahlen Sabine Weiss über den »Marshall Plan« für Afrika 23 4 Der Gast Die Meinung 18 Anton Börner über Freihandel und Michael Grosse-Brömer Die Themen drohenden Protektionismus 5 Schutz für Menschen in Uniform 23 Die Fakten 19 Impressum 6 Die Bilder 24 Der Brennpunkt 20 Das Zitat Klare Regeln für soziale Medien Die Fraktion 12 Die Junge Gruppe im Porträt Die Themen 21 Mit Bildung und Forschung Die Antworten den Wohlstand von morgen sichern Fragen und Antworten zum Nachtragshaushalt 2016 Der Monat 3

Liebe Leserinnen und Leser,

CDU und CSU sind in den vergangenen Wochen bei der Vorbereitung des Bun- destagswahlkampfs sehr gut vorangekommen. ist von den Präsi- dien beider Parteien zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin bestimmt worden. Das war das wichtigste Resultat des Treffens von München, aber nicht das einzige. Dort wurde deutlich, dass beide Parteien an einem Strang ziehen, um die Wahl zu gewinnen. Mit der Kanzlerin an der Spitze werden wir den Bürgerinnen und Bürgern überzeugend darlegen, wie wir Deutschlands Wohlstand auch in diesen schwierigen Zeiten sichern wollen. Die Union wird zeigen, dass sich die Menschen auf uns verlassen können, dass wir mit Herz und Verstand, Mut und Vernunft das Land bis in das Jahr 2021 führen können. Ich muss aber immer wieder betonen: Auch wenn die SPD schon in den Wahlkampfmodus geschaltet hat – noch ist die Zeit für Wahlkampf nicht gekom- men. Denn wir haben im noch wichtige Fragen zu erörtern. Eine Men- ge Gesetze müssen bis Ende Juni verabschiedet werden. Daher werden wir die SPD immer wieder drängen, die parlamentarische Arbeit nicht ruhen zu lassen. Zum Beispiel werden wir nochmals die Sicherheitsgesetze verschärfen. Wir wol- len als Gesetzgeber alles tun, um Terror in unserem Land zu verhindern. Wichtig ist mir auch, dass wir die Angriffe auf Polizisten künftig schärfer ahnden. Auch über einen weiteren wichtigen Punkt wird noch zu sprechen sein: Die massenhafte Verbreitung von Hasskommentaren und bewussten Falschmel- dungen in den sozialen Medien kann nicht hingenommen werden. Die Platt- formbetreiber müssen ihren Pflichten zur Löschung von rechtswidrigen Inhal- ten nachkommen. Volker Kauder Unsere Bundestagsfraktion hat dazu ein Positionspapier verabschiedet. In Vorsitzender der CDU/CSU- diesem Magazin werden Sie Einzelheiten dazu erfahren. Wir wollen noch in die- Bundestagsfraktion ser Legislaturperiode die Pflichten für die Be- treiber konkretisieren. Der Bundesjustizminis- ter muss dazu einen Gesetzentwurf vorlegen. Es geht um den Schutz der politischen Meinungsbildung. Hier muss sich die Koaliti- on noch einmal zusammenraufen. Wir werden darauf achten, dass dies geschieht. © Laurence Chaperon © Laurence

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 4 Die Meinung Eine Frage der Gerechtigkeit Die Union hat die besseren Argumente

ie immer nach der Nominierung eines SPD- abbauen, der sich in den vergangenen Jahrzehnten aufge- Spitzenkandidaten beginnt in Deutschland die türmt hat? Mit dem Koalitionspartner ist dieser gerechte Debatte über soziale Gerechtigkeit. Auch Schritt leider nicht zu machen. wenn für uns Parlamentarier bis zur Sommer- Gerecht finden wir es auch, wenn Deutschland nicht für Wpause die Sacharbeit und nicht der Wahlkampf im Mittelpunkt andere Euro-Mitgliedstaaten die Schulden übernehmen muss. stehen wird, freue ich mich schon sehr auf diese Auseinander- Wir sind in Europa und in der Euro-Zone weiterhin zu Solidari- setzungen. Denn auch beim Thema Gerechtigkeit haben CDU tät bereit. Doch das ändert nichts daran, dass jedes Land selbst und CSU bessere Argumente als unsere eine eigene verantwortliche Haushalts- politischen Gegner. »Wir wollen hart politik verfolgen muss und nicht dauer- Es ist eine Frage der Gerechtig- haft über seine Verhältnisse leben darf. keit, hart arbeitende Menschen bei spru- arbeitende Menschen Äußerungen des SPD-Kanzlerkandida- delnden Steuereinnahmen auch einmal ten aus der Vergangenheit lassen an die- finanziell zu entlasten. Nicht zuletzt dank finanziell entlasten.« ser Grundhaltung erhebliche Zweifel unserer erfolgreichen Wirtschaftspolitik aufkommen. Mit der Union wird es we- sind die Steuereinnahmen in den vergangenen Jahren kontinu- der Euro-Bonds noch eine gemeinsame Haftung für Staats- ierlich gestiegen und haben immer neue Rekorde erreicht. Des- schulden geben, wie Herr Schulz sie gefordert hat. halb ist aus unserer Sicht jetzt der Zeitpunkt gekommen, eine Es ist schließlich eine Frage der Gerechtigkeit, dass nur kräftige Steuersenkung in Angriff zu nehmen. Während SPD, solche Flüchtlinge dauerhaft bei uns bleiben dürfen, die wirk- Grüne und Linke schon wieder über Steuererhöhungen nach- lich schutzbedürftig sind. Deutschland hat in der Flüchtlingskri- denken, wollen wir die Bürger in der nächsten Legislaturperiode se ein außergewöhnliches Maß an Humanität gezeigt und zeigt um ein Volumen von rund 15 Milliarden Euro pro Jahr entlasten dies immer noch. Doch das bedeutet auch, dass rechtskräftig und auch den Soli schrittweise abbauen. abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimat zurückkehren müs- Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, in guten Zeiten sen. Die Zurückhaltung, die rot-grüne und rot-rot-grüne Lan- nicht nur zu investieren, sondern auch Schulden zu tilgen, um desregierungen beim Thema Abschiebungen zeigen, gefährdet nachfolgende Generationen zu entlasten. Wann, wenn nicht die Zustimmung der Bevölkerung zu großzügiger Hilfe für wirk- jetzt soll der Staat den Schuldenberg zumindest ein wenig lich bedrohte Menschen und beschädigt das Vertrauen in den Rechtsstaat. CDU und CSU haben allen Grund, den kommenden Aus- einandersetzungen optimistisch entgegenzusehen. Wir verfü- gen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht nur über das bes- sere personelle Angebot für die Führung der Bundesregierung, sondern auch über die besseren Sachargumente. Das gilt nicht nur, aber ganz sicher auch für das Thema Gerechtigkeit.

Michael Grosse-Brömer Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion © Tobias Koch © Tobias Die Fakten 5

…Patienten künftig Wussten Sie, dass… bessere Hilfsmittel und Therapien erhalten? Die Zahl der älteren und chronisch …Grundwasser, Seen kranken Patienten steigt. Sie brau- chen zunehmend Hilfen, um ihren und Flüsse besser Alltag alleine meistern zu können. …Alleinerziehende Mit dem Gesetz zur Stärkung der Heil- geschützt werden mehr staatliche und Hilfsmittelverordnung, das der sollen? Bundestag Mitte Februar verabschie- Unterstützung beim dete, bekommen sie künftig eine grö- Düngemittel sind wichtig für die Pro- ßere Auswahl an besseren Hilfsmit- duktivität der Landwirtschaft. Sie er- Kindesunterhalt teln wie Rollstühle, Hörgeräte oder nähren die Nutzpflanzen und sichern erhalten? Schuheinlagen. Über den direkten die Ernten für die Verbraucher. Gleich- Draht zu den Therapeuten können sie zeitig muss der Dünger sparsam und Alleinerziehende erziehen ihre Kin- außerdem bei Art und Dauer von The- nach strengen Regeln ausgebracht der meist unter erschwerten Bedin- rapien künftig mitbestimmen. werden. Denn der Regen wäscht den gungen. Diese Situation verschärft Damit die Patienten bessere Stoff aus dem Boden, womit er ins sich, wenn ehemalige Partner keinen Hilfsmittel bekommen, wird das ver- Grundwasser, in Seen oder Flüsse ge- oder nicht regelmäßigen Kindesun- altete Verzeichnis mit über 30.000 langen kann. terhalt zahlen. Um dieser besonderen Produkten grundlegend überarbeitet. Um das Grund- und Trinkwas- Belastung Rechnung zu tragen, unter- Welche Mittel in den Katalog aufge- ser noch besser zu schützen, hat der stützt der Staat die Betroffenen mit nommen werden, entscheidet sich Bundestag am 16. Februar 2017 das dem sogenannten Unterhaltsvor- künftig nicht mehr alleine am Preis, Düngegesetz verschärft. Insbesondere schuss. Er zahlt in diesen Fällen den sondern auch an Qualitätsaspekten. in Gebieten, in denen das Grundwas- Unterhalt und holt ihn sich – soweit Denn in den letzten Jahren hatten ser bereits belastet ist, muss der Ni­ möglich – vom eigentlich unterhalts- sich Versicherte häufig über die Quali- trateintrag reduziert werden. Eine aus- pflichtigen Elternteil zurück. tät beispielsweise der mehrkosten- reichende Versorgung der Pflanzen mit Nun wird der Unterhaltsvor- freien Inkontinenzeinlagen be- Dünger bleibt aber auch weiterhin schuss ausgebaut. Alleinerziehende schwert. Nun erhalten die Versicher- möglich. Das Gesetz wird über eine können die Unterstützung künftig bis ten auch mehr Wahlmöglichkeiten Düngeverordnung umgesetzt, die zum 18. Lebensjahr ihrer Kinder erhal- zwischen den Produkten. noch vom Bundesrat gebilligt werden ten. Bislang galt der Anspruch nur bis Einfacher werden soll auch der muss. zum Alter von zwölf Jahren. Zudem Zugang zu Physio- und Ergotherapeu- Vorgesehen sind mehrere wird die bisherige Höchstbezugsdau- ten, Logopäden und Podologen. Pati- Maßnahmen, die verschärfte Anfor- er von 72 Monaten abgeschafft. Die enten werden stärker in die Entschei- derungen an die landwirtschaftliche Sätze sollen je nach Alter zwischen dung über Behandlungsmethode und Düngung bedeuten. Beispielsweise 150 und 268 Euro monatlich liegen. Dauer der Therapie eingebunden und soll es wirksamere Kontrollmöglich- Die Reform kostet rund 350 erhalten dadurch individuellere Zu- keiten für die Behörden geben und Millionen Euro. Nach langen Ver- wendung. Außerdem soll die Vergü- eine Verlängerung der Sperrzeiten, in handlungen über die Finanzierung tungssituation der Therapeuten ver- denen keine Düngemittel ausgebracht wird der Bund seine Beteiligung von bessert werden. Beide Modellprojekte werden dürfen. Zudem sollen die einem Drittel auf 40 Prozent erhöhen, gelten zunächst für drei Jahre und Düngermengen reduziert werden. Die die Länder werden 60 Prozent statt werden danach überprüft. Bauern müssen beim Düngen einen bisher zwei Drittel tragen. Damit ist größeren Abstand zu Gewässern hal- der Weg für diese wichtige Gesetzes- Bundestagsdrucksache ten. Außerdem müssen sie die Dünge- änderung frei. Die Reform wird nach 18/10186 mittel sicherer lagern. Verabschiedung im Bundestag vor- aussichtlich zum 1. Juli 2017 in Kraft Bundestagsdrucksache treten. 18/7557

Bundestagsdrucksache 18/11135

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 6 Der Brennpunkt

Klare Regeln für soziale Medien Hassreden, Fake News, Social Bots: Unionsfraktion beschließt Aktionsplan zum Schutz der Persönlichkeitsrechte © Adam Hester/Getty Images © Adam Hester/Getty Der Brennpunkt 7

er freie Austausch von Meinungen ist ein zentra- Was bedeutet diese Entwicklung für unser gesellschaftli- les Element unserer Demokratie und die Mei- ches Miteinander? Ist tatsächlich jede Äußerung im Netz nungsfreiheit daher grundrechtlich geschützt. von der Meinungsfreiheit geschützt? Sind Fake News, also Im digitalen Zeitalter findet dieser Austausch zu- bewusst gestreute falsche Inhalte, eine Bedrohung für un- nehmendD in den sozialen Netzwerken sere Demokratie? Und wie steht es um statt. Facebook etwa zählt 29 Millio- »Strafbares Verhalten die Rechte der von Hetze Betroffenen? nen Nutzer allein in Deutschland. Die Die stellvertretende Vorsitzen- sozialen Medien eröffnen völlig neue ist auch im Netz nicht de der CDU/CSU-Fraktion, Nadine Möglichkeiten der Kommunikation – Schön (CDU), hat auf diese Fragen auch der politischen. Aber Facebook, hinnehmbar.« zwei klare Antworten: »Erstens steht Twitter und Co. sind im Laufe der Zeit außer Frage, dass strafbares Verhalten auch zu Plattformen geworden, auf denen gehetzt, denun- nicht hinnehmbar ist, auch nicht im Netz. Zweitens ist die ziert und verleumdet wird. Mit Fake News, Fake Accounts, Meinungsfreiheit ein sehr hohes Gut. Sie gilt es zu schüt- Fake Followern oder Social Bots können gezielt Meinungen zen.« Die sozialen Medien hätten in einer Demokratie eine beeinflusst und Trends manipuliert werden – häufig ohne wichtige Rolle, sagt die Digitalpolitikerin, denn jeder Ein- dass es einem großen Teil der Nutzer bewusst ist. zelne sei über sie in der Lage, Diskussionen anzustoßen. Daher müsse das Grundrecht auf Meinungsfreiheit auch für die sozialen Medien gelten. Aber genauso seien auch die Maßstäbe des Bundesverfassungsgerichts bei der Abwä- gung von Meinungsfreiheit und dem Schutz des Persön- lichkeitsrechts anzulegen.

Umgang mit Beschwerden zu intransparent

Nach dem Telemediengesetz sind die Betreiber schon jetzt verpflichtet, rechtswidrige Inhalte zu entfernen, sobald sie von ihnen Kenntnis erhalten. »Aber das passiert in unzurei- chendem Maße und vor allem auf völlig intransparentem Weg«, kritisiert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende (CDU). Auch der digitalpolitische Spre- cher der Fraktion, (CDU), findet: »Justiz- minister Maas hat über ein Jahr Gespräche am Runden Tisch geführt, aber die Situation ist nach wie vor unbefriedigend.« Für Harbarth ist klar: »Die Beurteilung dessen, was noch von der Meinungsfreiheit gedeckt ist und was nicht mehr, darf nicht den Plattformbetreibern überlassen werden.« Am Rande eines Fachgesprächs der Union zu die- sem Thema schilderte Volker Kauder (CDU), der Vorsitzen- der der Unionsfraktion, seine Erfahrungen mit Hass im Netz: »Sie sind eine dumme Sau und ich bin Metzger« sei eine typische Anfeindung, wie sie ihm oft begegne. Ausein- andersetzungen dürften leidenschaftlich sein, sagt Kauder, aber einige Menschen setzten Beleidigungen mit Emotio- nen gleich. »Diese Entwicklung dürfen wir nicht hinneh- men. Für das, was auf ihren Plattformen passiert, tragen die Unternehmen eine Mitverantwortung.« Die Fraktion hat daher einen Aktionsplan beschlos- sen, der neben dem Schutz der Meinungsfreiheit auch ein verstärktes Vorgehen gegen Hassrede im Netz und den Umgang mit Social Bots – d.h. automatisierten Program- men, die im Netz Meinungen und Kommentare verbreiten – thematisiert.

Menschen werden in sozialen Netzwerken immer wieder auf übelste Weise beschimpft und verleumdet. Die Betreiber der Plattformen Ut fugitate moleni blanditios den müssen entschiedener als bisher gegen solche ime cumeni doluptam faccabo. Auswüchse vorgehen.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 8 Der Brennpunkt

Diffamieren – Manipulieren – Verzerren Wie Meinungsroboter die politische Debatte beeinflussen

Wie sehr Social Bots tatsächlich politi- sche Entscheidungsprozesse beeinflus- sen können, ist noch nicht ganz geklärt. Voraussetzung wäre etwa ein Kopf-an- Kopf-Rennen zweier Parteien, bei denen die Social Bots mit gezielter Werbung für die eine das Zünglein an der Waage sein könnten. Auf jeden Fall können die Roboter die Debattenkultur im Internet verändern, indem sie Meinungstrends verstärken oder mittels der Verbreitung von Falschmeldungen das Klima vergif- ten. Da Social Bots als solche nicht erkennbar sind, haben sie auch das Oft ist unklar, wer sich hinter den künstlichen Social Bots Potenzial, das Vertrauen in die Demokra- verbirgt, die durch soziale tie zu untergraben. Netzwerke geistern. Der Politikwissenschaftler Simon

© Gangis Khan/Thinkstock Hegelich, der das Phänomen für die Konrad-Adenauer-Stiftung untersucht ie können Menschen diffamieren, zu locken, oder menschliche Akteure – hat, rät zu Gelassenheit im Umgang mit das Kaufverhalten beeinflussen sogenannte Trolle – eingesetzt, um die Social Bots: »Alle Studien sprechen Sund politische Debatten verzer- Meinungsbildung in den sozialen dagegen, dass jemand seine politische ren: Meinungsroboter, die sich in sozia- Medien gezielt zu beeinflussen. Nun Überzeugung ändert, nur weil er eine len Netzwerken breit machen. Definiert kommen die Meinungsroboter hinzu, Nachricht in den sozialen Netzwerken werden die Social Bots als Computerpro- die je nach technischer Entwicklungs- sieht.« Subtilere Arten der Manipulation gramme, die zum Zwecke der Manipula- stufe unterschiedlich glaubhaft agieren. seien aber möglich. So könnten sich tion eine menschliche Identität vortäu- Einfache Social Bots können lediglich durch die massenhafte Verbreitung schen und im Internet wie Menschen Bilder posten oder Kommentare retwee- ex­tremer Inhalte gemäßigte Personen kommunizieren. Der Ukraine-Konflikt, ten, komplexere Modelle können Texte aus der politischen Diskussion zurück- die Brexit-Kampagne und der US-Wahl- analysieren und sich in Dialoge einschal- ziehen. Menschen, die eine radikal kont- kampf: Dies sind Beispiele für Situatio- ten. Allen gemeinsam ist, dass ihre räre Position zu der verbreiteten einneh- nen, in denen Social Bots bereits in gro- Urheber nur schwer identifiziert oder men, fühlten sich herausgefordert. Das ßem Stil eingesetzt wurden. rückverfolgt werden können. Die techni- Diskussionsklima heize sich auf. Auch Manipulative Techniken im Inter- schen Möglichkeiten zur Enttarnung könnten Politiker sich verleitet fühlen, net sind nicht neu. So werden Spam- eines Roboters befinden sich noch im auf Trends einzugehen, die nur von den Mails verschickt, um User auf Websites Entwicklungsstadium. Robotern vorgetäuscht würden.

Dabei gehe es nicht darum, die Grenzen der Meinungsfreiheit enger zu ziehen oder Politik gegen Angriffe zu immunisieren, betont Fraktionsvize Harbarth. »Wer in der Politik ist, muss viel aushalten, wobei auch das seine Grenzen hat.« Doch ihn beunruhige vor allem, dass zunehmend Bürger von Verleumdung, übler Nachrede oder Stalking betroffen seien. Hansjörg Durz (CDU), Mitglied im Bundestagsausschuss Digitale Agenda, verweist auf die vielen Ehrenamtlichen, auf die »eingedroschen« würde und die sich dann häufig hilflos zurückzögen. »Da müssen wir unbedingt gegensteuern«, fordert der Politiker. Der Brennpunkt 9

Über Löschbegehren innerhalb von 24 Stunden entscheiden

»Wir schlagen einen Maßnahmenmix vor«, erklärt Nadine Schön den Plan der Union. Dazu zählten eine Selbstregulierung der Plattformbetreiber – vergleichbar jener beim Jugendmedienschutz – und eine maßvolle Verschärfung von Vor- schriften im Telemediengesetz sowie im Straf- und Zivilrecht. Außerdem müsse die Debattenkultur in den Netzwerken gestärkt werden. So müsse etwa über Löschbegehren innerhalb von 24 Stunden transparent entschieden werden. Hier- für sollen die Plattformbetreiber leicht zugängliche Be- schwerdesysteme aufbauen. Kommen sie ihren Ver- »In der digitalen pflichtungen nicht nach, sollen Bußgelder drohen. Wichtig sei ebenfalls, dass Opfer von Hass die Welt muss die Maske Identität des Urhebers erführen, meint Rechtspolitiker Harbarth: »In der realen Welt kann ich das in vielen Fäl- entfernt werden.« len nachvollziehen, wenn am Stammtisch einer den an- deren beleidigt. In der digitalen Welt muss die Maske entfernt werden, hinter der viele Angriffe geführt werden.« Auch der Beleidigungstatbestand müsse an das Netz angepasst werden und Persönlichkeitsverletzungen zu deutlich höheren Schmerzensgeldansprüchen führen. »Eine Beleidigung im Netz verschwindet

Kommunikation im Internet gehört für viele Menschen mittlerweile zum Alltag. Auch dafür müssen klare Regeln gelten. © Rawpixel/Thinkstock

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 10 Der Brennpunkt

nie wieder und verfolgt ein Opfer möglicherweise sein Leben lang«, erklären Schön und Harbarth die besondere Schutzwürdigkeit der Betroffenen.

Besserer Schutz der Mitarbeiter in Prüfstellen

Thomas Jarzombek verweist auf die Situation der Mitarbeiter, die für die Prüfung von Inhalten zuständig sind: »Diese Menschen sind permanent massiven psy- chischen Belastungen ausgesetzt. Aber bei den Arbeitszeiten und -bedingungen wird darauf keine Rücksicht genommen. Das geht gar nicht.« Vor allem die Arbeitszeiten, in denen diese Mitar- »Früher lernen, beiter mit belastendem Material zu tun hätten, müssten klar begrenzt werden. wie soziale Medien Beim Umgang mit Fake News kommt erschwerend hinzu, dass sich immer mehr Menschen über das Internet funktionieren« informieren. Dies gilt vor allem für Jugendliche. Laut einer Studie der kalifornischen Stanford-Universität können 80 Prozent der Jugendli- chen Nachrichten nicht von Werbung und damit gekaufte nicht von journalisti- schen Inhalten unterscheiden. »Kinder und Jugendliche müssen viel früher ler- nen, wie soziale Medien funktionieren«, ist Nadine Schön überzeugt. Ihr Kollege Jarzombek bekräftigt: »Wir müssen insgesamt mehr Bewusstsein für die Proble- matik schaffen. Mehr Bewusstsein schafft dann auch mehr Medienkompetenz.«

»Putin geht es um die Spaltung der EU« Der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl über Manipulationen im Netz und Warnungen vor Attacken im Bundestagswahlkampf

err Uhl, welche Hinweise haben Sie darauf, dass aus denen Angestellte Social Media gezielt mit kremlfreundli- Russland versucht, den Bundestagswahlkampf chen Kommentaren fluten. Fake News werden gestreut und für Hzu beeinflussen? einen großen Rezipientenkreis zugänglich gemacht. Aber auch Uhl: Die Attacken auf die Demokraten im US-Wahlkampf, Ha- über die finanzstarken russischen Auslandsmedien »Russia To- ckerangriffe auf den Bundestag 2015 und die OSZE Ende 2016 day« und das Nachrichtenportal »Sputnik« werden europa- sprechen eine klare Sprache. Auch die deutschen Dienste und feindliche und russlandfreundliche Berichte unters Volk ge- das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bracht. Ganz zu schweigen von der Unterstützung europäi- warnen uns als Abgeordnete vor Angriffen. Die NATO und der scher Parteien am rechten und linken Rand. Auch der enge Auswärtige Dienst der EU haben Task Forces eingerichtet und Austausch zwischen Kreml und Teilen der AfD und den Linken beobachten die russischen Aktivitäten so genau wie möglich. ist durch die Recherchen von deutschen Qualitätsmedien gut Auch von dieser Seite kommen verstärkt Warnungen vor Atta- dokumentiert. cken im anstehenden Bundestagswahlkampf. Was bezweckt Russland mit seinen Manipulations­ Welcher Methoden bedient sich der Kreml? versuchen? Uhl: Das Instrumentarium ist sehr breit gefächert, wird aber Uhl: Kurzfristig ist Putins Ziel, ganz klar den europäischen Kon- von den Diensten und den erwähnten Task Forces immer bes- sens in der Sanktionspolitik gegen Russland aufzubrechen. Im ser enttarnt. Neben Hackerattacken höre ich von Trollfabriken, Fokus der russischen Attacken stehen vor allem Deutschland Der Brennpunkt 11

Recht auf Gegendarstellung gefordert

Darüber hinaus fordert die CDU/CSU-Fraktion, ein Recht auf Gegendarstellung nach dem Vorbild des Presserechts zu prüfen. Hansjörg Durz: »Wenn Fake News identifiziert sind, sollten diese auch als solche gekennzeichnet werden und den Nutzern sollten auch Richtigstellungen zu den Fake News angezeigt werden.« Facebook selbst hat bestätigt, dass dies auch nachträglich noch möglich sei. Mehr Transparenz – etwa durch Kennzeichnung – fordert die Union von den Anbietern auch im Hinblick auf Social Bots. »Sie können allein durch ihre Masse Statistiken und Trends manipulieren und so regelrechte Kampagnen aus- lösen. Das konnten wir zuletzt im US-Wahlkampf beobachten«, warnt Fraktions- vize Schön. Besonders problematisch sei, dass der Nutzer nicht zwischen Mensch und Maschine unterscheiden könne. Viele wüssten gar nicht, dass nicht alle Posts, Tweets und Kommentare in sozialen Medien ›echt‹ seien. »Wir müs- sen die Bürger noch stärker für das Thema sensibilisieren«, fordert daher auch Harbarth. Der Fraktionsvorsitzende Kauder begrüßt in diesem Zusammenhang die Bereitschaft von Facebook, sich zunehmend der eigenen Verantwortung zu stel- len. So will das Unternehmen nun gefälschte Beiträge identifizieren und mit Warnhinweisen versehen. Dabei wird Facebook mit dem gemeinnützigen Re- cherchebüro »Correctiv« zusammenarbeiten – immerhin ein erster Schritt.

Hans-Peter Uhl Justiziar der CDU/CSU- Bundestagsfraktion

und Angela Merkel. Die Kanzlerin steht symbo- lisch für einen harten Kurs in den Beziehungen zur Russischen Föderation. Schwächt man ihre Position, wird eine einstimmige Verlängerung der EU-Sanktionen unwahrscheinlicher. Lang- fristig geht es um die Spaltung der EU und um den Sieg des russischen Wertemodells im Kampf gegen den Westen. Putin kann sein Großmachtstreben und die Idee von einer Eu- rasischen Union nur gegen ein schwaches Eu- ropa durchsetzen.

Nach dem Hackerangriff vor zwei Jahren: Ist der Bundestag nun ausreichend geschützt? Uhl: Schon im Jahr 2011 habe ich der Bundes- © Henning Schacht – berlinpressphoto tagsverwaltung meine Zweifel an der Sicher- heit der IT-Infrastruktur mitgeteilt. Damals bestand wohl noch sam von der Bundestags-IT und dem BSI überarbeitet und in kein ausreichendes Problembewusstsein für Cyberangriffe. Teilen neu aufgesetzt. Außerdem haben wir im Ältestenrat Heute wissen wir, dass es Lücken gab. Deshalb haben wir uns mehr Mittel für Sicherheitssoftware und Personal zur Verfü- intensiv mit der Thematik im Ältestenrat beschäftigt. Die ge- gung gestellt, um einen robusten Schutz vor Angriffen zu ge- samte Architektur des Bundestags-Netzwerkes wurde gemein- währleisten.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 12 Die Themen Mit Bildung und Forschung den Wohlstand von morgen sichern Deutschland in den Ranglisten für Innovationsführer weit vorn

ie Bilanz ist beeindruckend: Seit die Union 2005 die Leitung des Bun- desministeriums für Bildung und Forschung übernommen hat, er- reicht der Etat jedes Jahr neue Rekordmarken. 2017 liegt er bei rund 17,6 Milliarden Euro, was erneut ein Plus von 7,6 Prozent gegenüber Ddem Vorjahr bedeutet. Das Geld ist hervorragend angelegt. Denn Deutschland braucht als rohstoffarmes Land kluge Köpfe, wenn es in der globalen Wissens­ gesellschaft weiter eine führende Rolle spielen will. Bildung und Forschung sind die Grundlage für Innovation. Und die Innovationskraft unserer Wirtschaft ist die Voraussetzung für den Wohlstand von morgen. Unionsfraktionsvize (CDU) verweist darauf, dass Deutschland in einer Vergleichsstudie der Europäischen Kommission an der Spitze der Gruppe der Innovationsführer steht und in der Rangliste des Weltwirt- schaftsforums für diesen Bereich sogar auf Rang vier von 140 Ländern. »Und die Zahl weltmarktrelevanter Patente im Verhältnis zu den Einwohnern ist bei uns mehr als doppelt so hoch wie in den USA«, erklärt Kretschmer.

Bildungsstand der Menschen hat sich verbessert

Wirtschaft und Staat geben gegenwärtig rund drei Prozent des deutschen Brutto- inlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung aus und haben damit die entsprechende Zielmarke der EU erreicht. Für Albert »Wir müssen die Aus- Rupprecht (CSU), den bildungs- und forschungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, ist das ein Ansporn, sich gaben auf 3,5 Prozent noch ehrgeizigere Ziele zu setzen. »Wir müssen die Ausga- ben für Forschung und Entwicklung mittelfristig auf 3,5 des BIP anheben.« Prozent des BIP anheben, um unsere Innovationskraft und damit Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern«, verlangt Rupprecht. »Wir wollen den Wissenschaftsstandort noch attraktiver für die No- belpreisträger von morgen machen.« Dabei könne man an die bisherigen Erfolge anknüpfen. »Deutschland gehört heute zu den führenden Innovationsstandor- Die Themen 13

Die Forschung zu Gesundheit und Lebens- wissenschaften gehört zu den Bereichen, die nach Überzeugung der Unionsfraktion besonders gefördert werden sollen. © Alexander Raths/Fotolia © Alexander

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 14 Die Themen

Noch nie gab es in Deutschland so viele Studierende wie heute. Mit dem »Hochschulpakt 2020« schaffen Bund und Länder zusätz- liche Studienplätze. © Hero Images/Getty Images Images/Getty © Hero

ten weltweit«, sagt Rupprecht. Der Bildungsstand der Men- onsfraktion die Bildung von großen medizinischen Zent- schen insgesamt habe sich deutlich verbessert und die Zahl ren, um Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz- der Schulabgänger ohne Abschluss sinke weiter. Kreislauf-Erkrankungen besser zu bekämpfen. Angestoßen Für die zuständige Berichterstatterin im Haushalts- wurde auch ein neues Förderprogramm, das Innovationen ausschuss, Anette Hübinger (CDU), war es schon immer ein in der Medizintechnik schneller auf den Markt und zum Pa- zentrales Anliegen der Union, den tienten bringt. Menschen die jeweils passenden »Die Union steht für eine »Auch in Deutschland dau- Bildungswege zu eröffnen. »Das ert es bisweilen zu lange, bis aus heißt: Weg vom Primat, dass es klare Wertschätzung der Ergebnissen der Forschung erfolg- immer mehr Studierende um je- reiche Innovationen werden«, kri- den Preis geben muss.« Oft führe Berufsausbildung.«­ tisiert Rupprecht. Deshalb sei es das nur zu hohen Abbruchquoten. wichtig, den Transfer von der »Die Union steht vielmehr für eine klare Wertschätzung der Grundlagenforschung zur Anwendung in der Medizintech- Berufsausbildung.« Das duale System Deutschlands bei nik zu verbessern. Genau hier setzt das neue Fachpro- der Berufsausbildung hat weltweit immer noch Vorbild- gramm »Patientenversorgung verbessern – Innovations- charakter. kraft stärken« an, das in den ersten fünf Jahren über einen Etat von 240 Millionen Euro verfügt. »Dieses Fachpro- Qualität statt Quantität gramm ist ein hervorragendes Beispiel für den erfolgrei- chen Einsatz der unionsgeführten Bundesregierung für In der Unionsfraktion wurden auch bereits konkrete Ideen eine ergebnisorientierte Forschungs- und Innovationspoli- entwickelt, wofür die Mittel bei einer weiteren Steigerung tik in Deutschland«, sagt Rupprecht. des Etats für Bildung und Forschung verwendet werden sol- Unter Führung von Bundesbildungsministerin len. Dabei soll nicht das Gießkannen-Prinzip gelten, sondern Johanna Wanka (CDU) wurde aus der zeitlich befristeten eine klare Prioritätensetzung erfolgen. Qualität statt Quan­ »Exzellenzinitiative« die langfristig angelegte »Exzellenz- tität lautet das Leitmotiv. Als besonders förderungswürdig strategie«. Mit ihr sollen die besten deutschen Universitä- gelten zum Beispiel die Bereiche Digitalisierung, Mobilität, ten weiter an die Weltspitze geführt werden. Das Programm Gesundheit/Lebenswissenschaften, Energie/Nachhaltigkeit, zur Förderung von 1.000 zusätzlichen Tenure-Track-Profes- Sicherheit und autonome Systeme/Robotik. »So wollen wir suren – Bewährungsstellen vor einer festen Professur – ver- auch unseren Beitrag zu den internationalen Anstrengungen bessert die Karrieremöglichkeiten des wissenschaftlichen verstärken, den Krebs zu besiegen«, sagt Rupprecht. Nachwuchses. Und mit der Initiative »Innovative Hoch- Aber auch in anderen Bereichen hat die Gesund- schule« werden Fachhochschulen sowie kleine und mittle- heitsforschung zentrale Bedeutung. So unterstützt die Uni- re Universitäten dabei unterstützt, den Ideen-, Wissens- Die Themen 15 und Technologietransfer auszubauen. In den nächsten zehn Jahren wird allein der Bund über fünf Milliarden Euro für diese drei neuen Initiativen Begeisterung investieren. Mehr Studienplätze – für MINT wecken mehr Mittel für die Lehre Unionsfraktion wirbt für mehr Bildung Noch nie gab es so viele Studierende in Deutschland wie heute und die in Naturwissenschaften und Technik Zahl der Studienanfänger bleibt un- verändert hoch. Mit dem »Hochschul- pakt 2020« schaffen Bund und Länder ttraktive Produkte, Spitzenforschung und Innovationsfähigkeit sind die deshalb zusätzliche Studienplätze. Bis Stärken der deutschen Wirtschaft. Um diesen Vorsprung zu halten und 2023 wird allein der Bund dafür rund A auszubauen, braucht Deutschland hochqualifizierte Fachkräfte, insbe- 20 Milliarden Euro bereitstellen. Wei- sondere in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und tere zwei Milliarden Euro investiert Technik, kurz: MINT. der Bund bis 2020 für den »Qualitäts- Idealerweise wird die Begeisterung für MINT bereits im frühen Kindesalter pakt Lehre«. geweckt. Neben den Eltern geben dafür vor allem die Erzieherinnen und Erzieher Seit Anfang 2015 hat der Bund in den Kitas erste wichtige Anregungen. Später sollte in der Schule das Interesse an zudem die BAföG-Kosten vollständig den MINT-Fächern wachgehalten und weiterentwickelt werden. Leider gibt es der- übernommen. Damit stehen den Län- zeit zu wenige Lehrkräfte, die in den MINT-Fächern ausgebildet sind, so dass oft dern jedes Jahr rund 1,17 Milliarden fachfremde Lehrer darin unterrichten müssen. Besonders deutlich ist der Mangel Euro zusätzlich zur Verfügung, die sie an Berufsschulen, wo MINT-Lehrkräfte für die duale Ausbildung dringend insbesondere auch für Hochschulen gebraucht werden. Auch im Handwerk bleiben Ausbildungsstellen im MINT- verwenden sollen. Zum 1. August 2016 Bereich zunehmend unbesetzt. hat die Koalition die BAföG-Leistun- Deshalb setzt sich die CDU/CSU-Fraktion mit Nachdruck dafür ein, die gen spürbar erhöht und ausgebaut. So MINT-Bildung in Deutschland gezielt zu intensivieren. Ein Ansatzpunkt ist bei- wurden die Bedarfssätze und die Ein- spielsweise, für bestehende MINT-Initiativen zu werben und ihnen mehr Öffent- kommensfreibeträge um jeweils sie- lichkeit zu verschaffen. Über »MINT Zukunft schaffen«, »Komm, mach MINT« ben Prozent angehoben. Die individu- und »tecnopedia« findet man bereits rund 15.000 entsprechende Angebote. ellen Förderungsbeträge stiegen deut- Noch aber fehlt eine einheitliche, für Lehrer, Schüler und Studenten leicht lich und die Zahl der Geförderten stieg zugängliche, überschaubare Präsentation aller Initiativen. Außerdem soll ein um rund 110.000 Studierende und bundesweites MINT-E-Portal eingerichtet werden, auf dem sich die zahlreichen Schüler. Weitere Verbesserungen gibt lokalen und regionalen Angebote präsentieren. Dort können Kontakte zur Wirt- es unter anderem beim Vermögens- schaft und zu Schulen geknüpft und Vernetzungen zwischen den Initiativen freibetrag, dem Kinderbetreuungszu- angeregt werden. schlag und bei der Mobilität.

Spitzenforschung stärken

Neben der Förderung der Hochschu- len in der Breite legt die Unionsfrakti- on großen Wert darauf, mit der »Ex- Früh übt sich: Das Interesse zellenzinitiative« und der »Exzel- für physikalische Vorgänge wird lenzstrategie« die Spitzenforschung idealerweise schon im Kindesalter geweckt. zu stärken. Dabei nutzen Bund und Länder zum ersten Mal den Spiel- raum, den der neue Artikel 91b des Grundgesetzes bietet: Die Unterstüt- zung der Hochschulen kann jetzt langfristig erfolgen. Die Fraktion blickt mit Stolz auf die Leistungen und Erfolge in der Bildungs- und For- schungspolitik zurück. Auch in der nächsten Legislaturperiode werden diese Themen für CDU und CSU zent-

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Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 16 Das Gespräch Ein Kontinent mit neuen Chancen Sabine Weiss über den »Marshall-Plan« für Afrika

frika ist ein Kontinent mit vielen Gesichtern. Ja und Nein! Damals und heute war und ist eine große konzer- Einige Staaten gehören zu den Ländern mit tierte Anstrengung nötig, um einem Kontinent auf die Beine zu den weltweit höchsten Wachstumsraten – helfen. Ebenso, dass dies im eigenen Interesse ist, wirtschaft- wobei das Ausgangsniveau oft noch sehr lich und sicherheitspolitisch. Ganz anders ist die Ausgangslage. niedrigA ist. Aber auch Armut und Hunger, Korruption Damals traf der Plan auf europäische Gesellschaften mit gut und schlechte Regierungsführung sind noch immer ausgebildeten Menschen und einem hohen Bestand an Know- weit verbreitet. Rund eine Milliarde Menschen leben How. In Afrika geht es um die Lösung interner Entwicklungs- derzeit in Afrika. Ihr Durchschnittsalter beträgt 18 Jah- probleme in 54 Staaten. Die Grundlagen für einen Aufschwung re. Wenn gerade junge Menschen in ihrer Heimat keine sind dabei höchst unterschiedlich ausgeprägt. Perspektive sehen, werden sich viele von ihnen auf den Weg nach Europa machen. Nicht zuletzt deshalb will Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika gibt es nicht Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) einen Mar- erst seit gestern. Was ist bislang falsch gemacht wor- shall-Plan für Afrika auf den Weg bringen. »Fraktion den? direkt« sprach mit der stellvertretenden Vorsitzenden Weniger als man denkt! In mehr als 50 Jahren Entwicklungspo- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Sabine Weiss (CDU), litik sind viele Schulen und Gesundheitsstationen gebaut, viele über das Vorhaben. Gemeinden mit einer geregelten Wasserver- und Abwasserent- sorgung ausgestattet worden. Millionen Kinder sind geimpft Frau Weiss, nach dem Zweiten Weltkrieg hat der dama- worden. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist deutlich lige US-Außenminister George C. Marshall einen Wie- zurückgegangen. Gleichzeitig macht ein sehr hohes Bevölke- deraufbauplan für das verelendete Europa vorgelegt – rungswachstum die Aufgabe aber schwerer. Zugestehen müs- den sogenannten Marshall-Plan. Kann man die Situati- sen wir, manche Bereiche vernachlässigt zu haben. Wir haben onen damals in Europa und heute in Afrika vergleichen? übersehen, dass die Landwirtschaft hohes Potenzial hat und ausgebaut werden muss. Wir haben zu wenig darauf geachtet, auch Arbeitsplätze für die wachsende Jugend Afrikas zu schaffen. Und wir haben zu viele reformunwillige Länder ohne Chance auf Erfolg unterstützt. Der Mar- shall-Plan sollte sich daher auf Reformstaaten konzentrieren, in denen auch die eigene Regierung im Interesse ihrer Menschen han- delt und nicht gegen diese.

Sabine Weiss Stellvertretende Vorsitzende der

© Sven Teschke © Sven CDU/CSU-Bundestagsfraktion Das Gespräch 17

BIP-Wachstumsraten Tunesien in Afrika Marokko Veränderung  in Prozent Algerien Libyen , bis , Ägypten , bis , –, bis 

–, bis –, Mauretanien Eritrea Mali keine Angabe Sudan Niger Tschad Dschibuti Senegal Quelle: IWF, Oktober  Gambia Burkina Faso Guinea- Guinea Bissau Nigeria Somalia Sierra Leone Äthiopien Zentralafrik. Südsudan Côte d’Ivoire Republik Kamerun Liberia Benin Ghana Togo Uganda Äquatorial- Kenia Guinea Gabun D. R. Kongo Ruanda Kongo Burundi Tansania

Was müsste ein Marshall-Plan für Afrika umfassen? Angola Malawi Wie der sehr gute Vorschlag von Minister Müller es vorsieht, Sambia muss er alles umfassen, was den Menschen eine Zukunftsper­ spektive gibt. Das variiert von Staat zu Staat. Einige Bereiche Simbabwe Madagaskar werden aber immer wieder kommen. Neben der Landwirt- Namibia schaft ist dies Bildung, gerade auch für Frauen und Mädchen, Botswana von der Grundbildung bis zur beruflichen Bildung. Bei letzte- Mosambik rem hat Deutschland mit dem System der dualen Berufsbildung ein weltweit anerkanntes Modell. Die Gesundheitssysteme Swasiland müssen ausgebaut werden. Die Privatwirtschaft als Arbeitge- Südafrika Lesotho ber muss gestärkt werden. Nichts schafft mehr Zukunftspers- pektiven als ein sicherer Arbeitsplatz.

Welche Gegenleistungen erwartet Europa von den afri- kanischen Staaten, die gefördert werden? Es geht nicht um Gegenleistungen eins zu eins. Dennoch soll- dafür, diese Elemente der sozialen Marktwirtschaft unbedingt ten beide Seiten aber Nutzen daraus ziehen. Für uns hat erfolg- auch in Afrika zu verankern. Die deutsche und europäische Pri- reiche Entwicklung in Afrika nicht nur aus menschlichen, son- vatwirtschaft wollen wir ermuntern, stärker als bisher auch in dern auch aus politischen Gründen einen hohen Wert. Sie Afrika zu investieren. Afrika wird im Jahr 2050 mehr Arbeits- beugt Krisen und Konflikten vor, deren Auswirkungen uns sonst kräfte als China haben. Für die deutsche Wirtschaft ist das ein auch betreffen würden. Falls Sie mit der Gegenleistung auf die Potenzial sowohl auf der Absatzseite wie auch auf der Produk- Rücknahme von Flüchtlingen anspielen, tionsseite. würde ich sagen, dass so etwas natürlich »Erfolgreiche Teil des Beziehungsgeflechts ist, bei dem Der Aufbau afrikanischer Staaten ist es insgesamt einen Interessenausgleich Entwicklung beugt ein langfristiger Prozess. Den Migra- geben muss. Gute Beziehungen erfordern tionsdruck spürt Europa aber schon Kooperation und nicht Obstruktion. Krisen vor.« jetzt. Wie kann man kurzfristig für Abhilfe sorgen? Die jungen Menschen in Afrika brauchen vor allem Wir müssen den Menschen in Afrika vor allem schnell deutlich Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Ist es nicht Aufgabe machen, dass ihre Regierungen und die internationale Gemein- der Wirtschaft, solche zu schaffen? schaft daran arbeiten, ihre Zukunft vor Ort nachhaltig zu ver- Das stimmt, aber sie braucht dazu Unterstützung. Das können bessern. Ebenso müssen wir aber auch offen und ehrlich sagen, Kreditlinien sein, die Finanzierung von Infrastruktur oder die dass sie, ohne eine Verfolgung nachweisen zu können, keine Reform des Justizsektors, der bisher keine Rechtssicherheit Bleibeperspektive in Europa haben und sich daher gar nicht garantiert. Als CDU/CSU-Bundestagsfraktion plädieren wir erst auf den gefährlichen Weg machen sollten.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 18 Die Themen Schutz für Menschen in Uniform Für tätliche Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gelten in Zukunft härtere Strafen

ür Polizisten gehören Beleidigungen wie »Bullen- rungen zum Schutz von Vollstreckungsbeamten und Ret- schweine«, »Arschlöcher« oder »Penner« mittler- tungskräften beraten. Für den tätlichen Angriff auf einen weile zum Dienstalltag. Aber es ist auch keine Sel- Vollstreckungsbeamten wird ein selbstständiger Tatbe- tenheit, dass sie geschubst oder bespuckt werden, stand geschaffen; die Strafen werden verschärft. So können dassF sie Tritte oder Faustschläge abbekommen und sogar die Täter nicht mehr mit Geldbußen davonkommen. Ihnen mit Steinen, Flaschen oder Feuerwerkskörpern beworfen droht nun mindestens drei Monate Haft. Die maximale werden. Besonders problematisch ist die Zunahme von An- Freiheitsstrafe wird von drei auf fünf Jahre angehoben. griffen, die mit schweren Körperverletzungen enden. Kein Typische Beispiele für einen tätlichen Angriff sind Wunder, dass sich die Berliner Polizei jüngst ihren Frust Treten oder Schlagen. Die Strafverschärfung soll künftig be- über die »Angriffe auf Menschen in Uniform« auf Facebook reits dann gelten, wenn ein Vollstreckungsbeamter in Aus- von der Seele schrieb. Anlass war wieder mal ein Steinregen, übung seines Dienstes angegriffen wird. Es ist nicht mehr der auf Streifenwagen im Einsatz niederging. erforderlich, dass der Angriff in Zusammenhang mit einer Der Schutz von Vollstreckungsbeamten, die buch- konkreten Vollstreckungshandlung, zum Beispiel einer stäblich ihren Kopf dafür hinhalten, damit Recht und Ge- Festnahme oder Räumung, steht. Damit werden unvermit- setz im Zweifel auch mit staatlicher Gewalt durchgesetzt telte Attacken auf nichtsahnende Polizisten, die zum Bei- werden können, ist ein Kernanliegen der Union. Denn hier spiel Passanten befragen, Radargeräte aufstellen oder Un- geht es nicht zuletzt um die Handlungsfähigkeit des Staa- fälle aufnehmen, endlich strafrechtlich erfasst. tes: Wird beispielsweise ein Polizist im Dienst angegriffen, so gilt der Angriff nicht dem einzelnen Menschen, sondern Bundespolizisten künftig mit »Bodycams« dem Repräsentanten staatlicher Gewalt. Das gleiche gilt für Rettungskräfte wie Feuerwehrleute, Sanitäter und Mitar- Auch der besonders schwere Fall des Widerstands gegen beiter des Katastrophenschutzes. Auch ein Angriff auf sie Vollstreckungsbeamte wird schärfer gefasst. Zukünftig ist gleichbedeutend mit einem Angriff auf die öffentliche reicht es aus, dass der Täter oder ein Tatbeteiligter eine Sicherheit, denn er kann einen Hilfseinsatz behindern oder Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug bei sich sogar vereiteln. führt, wenn er sich den Beamten widersetzt. Es kommt nicht mehr darauf an, ob er tatsächlich versucht, die Waffe Täter kommen nicht mehr mit Geldbußen davon auch zu benutzen. Neu ist darüber hinaus, dass die »ge- meinschaftliche Tatbegehung« – also ein Angriff aus einer Auf Betreiben der Unionsfraktion hat der Bundestag am Gruppe heraus – in der Regel als besonders schwerer Fall 17. Februar 2017 in erster Lesung entscheidende Verbesse- anzusehen ist. Beide Verschärfungen gelten ebenso für tät- liche Angriffe auf Rettungskräfte. Darüber hinaus ist geplant, den Einsatz von Körperkameras, soge- nannten Bodycams, bei der Bundes- polizei zu ermöglichen. Auch das zeigt, dass der Schutz von Polizei- und Einsatzkräften für die Union oberste Priorität hat.

Auch bei Demonstrationen kommt es – wie hier im Oktober 2016 in München – immer wieder zu gewalt- tätigen Angriffen auf Polizeibeamte. © Tobias Hase/Picture Alliance Hase/Picture © Tobias KolumnentitelDie Bilder 19

Neuer Bundespräsident gewählt

1.260 Delegierte aus Bundestag und Bundesländern wählten Frank-Walter Steinmeier am 12. Februar 2017 zum neuen Bundespräsidenten. Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte. Sie sagte, dass Steinmeier »nicht irgend- ein Sozialdemokrat« sei, sondern der Sozialdemo- krat, dem sie zutraue, dass er kraft seiner Erfah- rung Deutschland gut vertrete. © Tobias Koch Koch © Tobias

Aktionstag gegen Kinder­soldaten

Immer noch werden nach Schätzungen der Vereinten Natio-

© Patricia Romanowsky © Patricia nen weltweit rund 250.000 Kinder als Soldaten in Konfliktge- bieten eingesetzt. Zum »Red Hand Day« am 15. Februar 2017 beteiligten sich zahlreiche Abgeordnete im Bundestag an einer Protestaktion. Mit einem roten Händeabdruck und individuellen Botschaften unterstützten die Abgeord- neten den Aktionstag gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten.

Christliche Werte als Basis christdemo­ kratischer Politik

Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist © Steven Rösler © Steven das christliche Menschenbild Grundlage ihrer Politik. Davon leitet sich der Auftrag ab, sich für die Zukunft der Christen, aber auch anderer Religionen einzusetzen. Am 13. Februar 2017 tauschte sich der Kirchen- beauftragte der Unionsfraktion, (CDU), mit seinen Pendants aus den Ländern aus. Es ging unter anderem um die Rolle muslimischer Vereine und Organisa- tionen, um den bekenntnisorientierten Religionsunterricht und um die Idee, den Schülerbesuch von Gedenkstätten des Holocausts verpflichtend zu machen.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 20 Die Fraktion Der Zukunft zugewandt Die Junge Gruppe achtet auf Generationengerechtigkeit

eiter denken, langfristige Konsequenzen Bei dem vergangenen Treffen hat die Junge Gruppe mit der abwägen, Lösungen entwickeln: Seit mehr »Zukunft Europas« bewusst ein für die Jugend besonders als 25 Jahren liefert die Junge Gruppe der relevantes Thema aufgegriffen und einen intensiven Ge- CDU/CSU-Bundestagsfraktion Anstöße, die dankenaustausch mit EVP-Fraktionschef Manfred Weber überW die aktuelle Tagespolitik hinausgehen. Ein Paradebei- geführt. Bei dem anschließenden Besuch in Brüssel konn- spiel dafür war der Zukunftskongress »Deutschland 2050 – ten die Fragen mit hochrangigen Mitgliedern der EU-Kom- Gesellschaft. Mobilität. Arbeit.« im vergangenen Frühjahr, mission wie Jean-Claude Juncker und Günther Oettinger an dem neben Bundeskanzlerin Angela Merkel auch viele und Mitgliedern der EVP-Fraktion weiter vertieft werden. ehemalige Mitglieder der Jungen Gruppe teilnahmen. Im Auch der Austausch mit dem österreichischen Außenmi- Mittelpunkt stand die Frage, welchen Beitrag die Politik nister Sebastian Kurz, mit ESM-Chef Klaus Regling und Mit- auch in Zukunft für ein erfolgreiches und gutes Leben in gliedern der JU und CDU Brüssel war sehr gewinnbringend. Deutschland leisten kann. Julia Klöckner, Vorsitzende der Aber auch bei innenpolitischen Themen erledigt die CDU Rheinland-Pfalz, RWE-Vorstand Hildegard Müller, Ilse Junge Gruppe ihre »Hausaufgaben«. Ein besonderes Au- Aigner, Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Me- genmerk liegt dabei auf Generationengerechtigkeit, Nach- dien, Energie und Technologie, und das Gründungsmitglied haltigkeit und Zukunftschancen. Neben Digitalisierung (nunmehr Vorstand Deutsche Bahn) disku- und jungem Unternehmertum ist die generationengerech- tierten mit Experten wie dem Chief Digital Officer von te Altersversorgung zentraler Dreh- und Angelpunkt der Ar- Volkswagen, Johann Jungwirth, und dem Präsidenten der beit. Die Junge Gruppe hat sich gegen weitere beitragsfi- Hochschule für Philosophie München, Johannes Wallacher, nanzierte Mütterrentenpunkte ausgesprochen und darauf über Zukunftstrends. Sie alle tauschten sich darüber aus, hingewiesen, dass eine Altersversorgung immer alle drei wie Politik aussehen muss, damit unsere Werte – Freiheit, Säulen umfassen muss. Betriebsrenten müssen fest be- Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – gewahrt blei- rücksichtigt werden; sie sind gemeinsam mit privater Vor- ben und gleichzeitig eine erfolgreiche Zukunft gelingt. sorge der Grundstein für Wohlstand im Alter. Beim Drei- Damit politische Entscheidungen akzeptiert werden Säulen-Modell fordert sie ein Zulagenmodell, das es – ins- und langfristig tragen und erfolgreich wirken, ist das ge- besondere für Geringverdiener und Kleinunternehmer meinsame Ringen um gute Lösungen gerade im erweiter- – attraktiv macht, in betriebliche Altersversorgung und pri- ten Kontext nötig. Die 25 jungen Bundestagsabgeordneten vat zu investieren. der CDU/CSU-Bundestagsfraktion organisieren daher auch Die Junge Gruppe investiert aber auch in die eigene einen jährlichen Austausch mit jungen Landtags- und Eu- Zukunft: Sie unterstützt junge Kandidaten, damit die Uni- ropaabgeordneten von CDU und CSU. An dieser Netzwerk- onsfraktion diejenige bleibt, die das Wohl der jungen und tagung nimmt regelmäßig auch die Bundeskanzlerin teil. zukünftiger Generationen fest im Blick hat.

Gedankenaustausch: Katrin Albsteiger und der Vorsitzende der Jungen Gruppe, (r.) im Gespräch mit EVP-Fraktionschef Manfred Weber. © Steven Rösler © Steven DieKolumnentitel Antworten 21

Haushaltsüberschuss fließt in Rücklage Fragen und Antworten zum Nachtragshaushalt 2016 – Union hätte Schuldentilgung bevorzugt

Der Bundestag hat Mitte Februar den Tilgung von Schulden einzusetzen. Dies Wie haben sich die Ausgaben für Nachtragshaushalt 2016 beschlossen. scheiterte allerdings am Widerstand des Investitionen im Bundeshaushalt Über die Frage, wie der Haushaltsüber- Koalitionspartners. entwickelt? schuss in Höhe von 6,2 Milliarden Euro Die Investitionen befinden sich im Jahr am besten verwendet werden sollte, Warum wäre Schuldentilgung die 2017 mit rund 36,1 Milliarden Euro auf war zuvor heftig gerungen worden. bessere Lösung gewesen? einem historisch hohen Niveau. Gegen- »Fraktion direkt« erklärt die Hinter- Wer Schulden senkt, verringert die über dem Vorjahr ist dies ein Plus von gründe. finanziellen Belastungen für die zukünf- 6,8 Milliarden Euro bzw. gut 23 Prozent. tige Generation. Das ist gelebte Genera- In den Jahren 2016 bis 2018 fließen Wie kam es zu dem Haushaltsüber- tionengerechtigkeit. zusätzliche Investitionsmittel in die Ver- schuss von 6,2 Milliarden Euro? Außerdem wird die Phase der historisch kehrswege, den Breitbandausbau, den Das ist zunächst ein Verdienst der klu- niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt, von Hochwasserschutz und den Städtebau. gen und umsichtigen Haushaltspolitik denen der Bund derzeit profitiert, nicht Darüber hinaus entlastet der Bund die von Bundesfinanzminister Wolfgang ewig anhalten. Bereits jetzt beginnen Länder und Kommunen mit rund 90 Schäuble (CDU), der auf Ausgabendiszi- die Zinsen zu steigen, was auch für Milliarden Euro in dieser Legislaturperi- plin setzt. Außerdem sorgt das solide Bundesanleihen gilt. Der Schulden- ode. Die frei werdenden Mittel können wirtschaftliche Wachstum für höhere dienst wird also wieder teurer. verstärkt für Investitionsprojekte vor Steuereinnahmen. Die Ausgaben für Zudem liegt der deutsche Schulden- Ort eingesetzt werden. Zinsen sind ebenfalls rückläufig. Bereits stand noch immer über dem Maast- das dritte Jahr in Folge erzielt der Bund richt-Kriterium von 60 Prozent des Können wir dauerhaft mit Haushalts- so einen ausgeglichenen Haushalt ohne Bruttoinlandsprodukts. Selbst der von überschüssen rechnen? Neuverschuldung; bereits das zweite der SPD häufig zitierte Ökonom John Es gibt eine Vielzahl von Unwägbarkei- Jahr verzeichnet er einen Haushalts- Maynard Keynes hat gelehrt, dass ein ten für die Haushaltsentwicklung. überschuss. Staat in guten Zeiten Schulden abbauen Hierzu zählen geopolitische Risiken, soll. aber auch die politischen Unsicherhei- Was passiert mit dem Haushalts- ten in Europa, zum Beispiel die Folgen überschuss? Warum wird der Überschuss nicht des Brexits. Daher ist es richtig, beim Das Haushaltsgesetz sieht vor, dass der für Investitionen verwendet? Haushalt weiterhin auf Sicht zu fahren Überschuss in die Rücklage zur Finan- Die beliebte Forderung nach mehr und Überschüsse zur Schuldentilgung zierung der Flüchtlingskosten geht. Investitionen – zum Beispiel in die Infra­ einzusetzen. Daran wurde mit dem Nachtragshaus- struktur – geht an der Sache vorbei. halt 2016 auch nichts geändert. Für Hier fehlt es nicht an Geld, sondern an Bundestagsdrucksache eine andere Verwendung hätte das Planungskapazitäten. Aus diesem 18/11170 Haushaltsgesetz geändert werden müs- Grund konnten im Jahr 2016 Gelder in sen. Die Union hatte sich dafür ausge- Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden sprochen, den Haushaltsüberschuss zur Euro nicht abgerufen werden.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 22 Die Zahlen Das Wirtschaftswachstum kommt bei den Men- schen an. Das geht aus dem Jahreswirtschaftsbe- richt 2017 hervor. Mit 6,1 Prozent liegt die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Zahl der Erwerbs­ tätigen wird sich laut Projektion des Bundes­ wirtschaftsministeriums in diesem Jahr um 320.000 auf 43,8 Millionen Menschen erhöhen, was ein neuer Jobrekord ist. Genauso positiv: 31,37 Millionen Men- schen sind sozialversicherungspflichtig angestellt. Auch die Wirtschaft brummt: 2017 wird das Brut- toinlandsprodukt um 1,4 Prozent steigen. Gleichzeitig stiegen die realen Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer seit 2013 durchschnitt- lich um mehr als 1,5 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2017 hat ein Arbeitnehmer im Durchschnitt über 2.000 Euro mehr im Portemonnaie als noch 2013. Der Gast 23 Die EU-Mitgliedsländer müssen enger zusammenrücken Von Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)

n den USA hat ein neuer Präsident sein Amt angetreten, Auch ein Handelskrieg der USA mit China hätte überwie- der aus dem universellen, allseitigen Konsens aus- gend negative Auswirkungen auf deutsche Exporte. Denn bricht und offen den Wert von Amerikas Bündnisbezie- in Zuge dieser Auseinandersetzung würde sich das Wirt- hungen sowie den Nutzen des Frei- schaftswachstum in China merklich ver- handelsI und der Globalisierung anzwei- schlechtern. Das ist fast sicher, da die felt. Aufgrund der engen wirtschaftlichen USA derzeit mit Abstand der bedeu- Verflechtungen unseres Landes mit den tendste Handelspartner Chinas sind. Ein Vereinigten Staaten steht für uns nun viel Rückgang des chinesischen Wirtschafts- auf dem Spiel. Hunderttausende Arbeits- wachstums würde dazu führen, dass plätze in Deutschland hängen davon ab, auch die Nachfrage in China nach deut- dass europäische Unternehmen ihre Pro- schen Gütern zurückginge. Eine welt- dukte in den USA verkaufen können und weite Rezession wäre unausweichlich. dass US-amerikanische Unternehmen in Europa investieren. »Ich warne davor, Präsident Trump Vor rund zwei Jahren lösten die nicht ernst zu nehmen.« USA unseren unmittelbaren Nachbarn Frankreich sogar als wichtigstes Zielland Ich habe die Hoffnung, dass die Einfüh- für deutsche Ausfuhren ab. Diese enge rung von »America first« als Staatsräson wirtschaftliche Bindung führt dazu, dass sowie die angekündigten Alleingänge der eine neue Wirtschaftspolitik von Präsi- USA in der Handelspolitik genug Anlass

dent Trump bei deutschen Unterneh- © Annett Melzer für die Mitgliedstaaten der EU sein wer- men tiefe Spuren hinterlassen wird: Es den, wieder stärker zusammenzurücken. besteht zum einen die Gefahr, dass Exporte in die USA di- Denn nur als ein starker, einheitlicher Wirtschaftsraum rekt leiden, sollte die neue US-Administration das Land in sind die Mitglieder der EU in der Lage, den handelspoliti- Zukunft wirtschaftlich abschotten. Ebenso bedrohlich sind schen Muskelspielen eines Donald Trump zu widerstehen. aber die Zweit- und Drittrundeneffekte. Beispielsweise Denn selbst nach einem Brexit ist der europäische Markt um würde auch die Nachfrage nach deutschen Produkten ins- 127 Millionen Konsumenten größer als derjenige der USA. gesamt sinken, sollte sich die US-Wirtschaft aufgrund fal- Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Zusammen- scher wirtschaftspolitischer Entscheidungen mittel- oder hang mit der Amtseinführung von Donald Trump einen langfristig auf Talfahrt begeben. Es ist also für uns in harten Kampf für internati- Deutschland in doppelter Hinsicht entscheidend, welchen onalen Freihandel und Of- Impressum Weg der neue US-Präsident einschlägt. fenheit der Märkte ange- Herausgeber kündigt. Wir sollten sie Michael Grosse-Brömer MdB WTO-Regeln einhalten nach Kräften darin unter- MdB stützen. Ich warne davor, CDU/CSU-Bundestagsfraktion Platz der Republik 1 Bei einer willkürlichen Verhängung von Zöllen gegenüber Präsident Trump nicht 11011 Berlin einzelnen Unternehmen oder Ländern würde der neue Prä- ernst zu nehmen. V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack sident allerdings in Konflikt mit der WTO geraten. Die Ver- Redaktion: Claudia Kemmer einigten Staaten sind Mitglied der Welthandelsorganisati- (verantw.) on und müssen sich grundsätzlich an deren Regeln halten. T 030. 227-5 30 15 WTO-Mitglieder sind demnach nicht frei darin, den Zugang F 030. 227-5 66 60 zu ihrem Markt im Alleingang drastisch einzuschränken. [email protected] Selbst die Verhängung von Strafzöllen unterliegt einem Diese Veröffentlichung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Korsett von Regeln. Viele der Ankündigungen Trumps las- dient ausschließlich der Infor­ sen sich also ohne Regelbruch kaum realisieren. Sollte Prä- mation. Sie darf während eines sident Trump dennoch diese roten Linien austesten wol- Wahlkampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung verwendet len, gilt es gemeinsam, also Politik und Wirtschaft, stark werden. aufzutreten und harte Antworten zu formulieren.

Fraktion direkt – Das Monatsmagazin – März 2017 Das Zitat

»Das Einheitsdenkmal erinnert an die glücklichste Zeit in der deutschen Geschichte. Wir sind froh, dass es nun gebaut wird.«

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Kretschmer, zur politischen Einigung über den Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin © Steven Rösler © Steven

Die Fraktion im Internet und den sozialen Medien »Fraktion direkt« bestellen Termine Die Webseite der Fraktion: www.facebook.com/ »Fraktion direkt – Das Monatsmagazin« 7. März 2017 www.cducsu.de cducsubundestagsfraktion erscheint jeweils am Ende eines Monats. Fraktionsoffene Sitzung Bestellen können Sie das Heft unter »Russische Einflussnahme im Ausland« Der Blog der Fraktion: www.youtube.com/ cducsu [email protected] 8. März 2017 blogfraktion.de Kongress »#PerspektiveDigital« Über die aktuellen Entwicklungen infor- 22. März 2017 Frakion direkt: twitter.com/cducsu miert Sie wöchentlich »Fraktion direkt – Kongress »Gesund, aktiv und digital www.cducsu.de/fd Der Newsletter«. Den elektronischen im Alter« Newsletter können Sie abonnieren unter 27. März 2017 Bundestagsdrucksachen: www.instagram.com/ www.cducsu.de/newsletter-abo. Sie Kongress »Gesundheitsberufe« www.bundestag.de cducsubt erhalten dazu auch die PDF-Ausgabe von 29. März 2017 »Fraktion direkt – Das Monatsmagazin«. Kongress »Innovationsstandort Deutschland«