EXKURSIONSBERICHT Geographisches Institut, Universität Zürich, Wirtschaftsgeographie

ÖFFENTLICHER RAUM, UMSTRITTENER RAUM...?

ZÜRICH, 8. JUNI 2012

Organisation:

Wirtschaftsgeographie, Geographisches Institut, Winterthurerstrasse 190, CH-8057 Zürich Heidi Kaspar

Winterthurerstr. 190 • 8057 Zürich • +41 (0)44 635 5247 • www.geo.uzh.ch/en/units/economic-geography WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

2 Inhalt

Editorial 1

Programm und Route 2

Wahlenpark – Der zeitgenössische Architekturpark im städtischen Entwick- lungsgebiet 4

Der Park als Hybride aus öffentlichem Grünraum und Schulsportanlage 4

Umstrittener Stil der architektonischen Strenge und der semantischen Nüchternheit 5

Kunst im öffentlichen Raum – Spannungsfeld zwischen privaten und öf- fentlichen Interessen 7

Überblick 7

Beispiele 8

“Bury the Jumbo” 8

“Müller – wandert und vereint” 8

Street Art und öffentlicher Raum 9

Die Rolle der Stadt Zürich 9

Standort Rötelstrasse 9

Blatterwiese – Konflikte in einer städtischen Grünanlage 11

Definition öffentlicher Räume 11

Funktion einer Wiese 11

Geschichte der Blatterwiese 11

Beschreibung der Blatterwiese 12

Akteuere der Blatterwiese 12 WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

i Konflikte 13

Platzspitz – Ein öffentlicher Raum? 16

Historische Entwicklung 16

Nutzungskonflikte 17

Wie öffentlich ist der Park wirklich? 17

Prostitution im öffentlichen Raum – 18

Versuche der Normalisierung 18

Neuer Strichzonenplan 20

Kontrolle und Überwachung in der Bäckeranlage 22

Überwachung öffentlicher Räume in der Stadt Zürich 22

Die Bäckeranlage 1901 – heute 23

Literaturverzeichnis 25

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

ii Editorial

Heidi Kaspar

Am Freitag, den 8. Juni 2012 führte die Arbeitsgruppe Wirtschaftsgeographie des Geographischen Instituts der Universi- tät Zürich eine Exkursion in der Stadt Zürich durch. Ziel der Exkursion war die Auseinandersetzung mit verschiedenen Facetten des öffentlichen Raumes. Wie haben sich bestimmte öffentliche Räume entwickelt? Welchen Logiken folgen sie? Durch welche Politiken, Diskurse und Alltagspraktiken werden sie geformt?

Die Exkursionsteilnehmenden haben in Gruppen eigene Stationen der Exkursion vorbereitet, Dr. Prof. Renate Ruhne hat uns begleitet und unser Programm mit wertvollen und anregenden Inputs bereichert, der ehemalige Leiter des Projekts Langstrasse PLUS, Rolf Vieli hat uns durch das Langstrassenquartier geführt und seine Nachfolgerin, Alexandra Heeb hat uns die Feinheiten der Regulierung öffentlicher Räume erklärt. Auf diese Weise durften wir ein interessantes und vielseitiges Programm geniessen.

Dieser Exkursionsbericht entbehrt der sinnlichen und interaktiven Begegnungen vor Ort, vermag aber immerhin einige Aspekte ausgewählter öffentlicher Räume der Stadt Zürich zu beschreiben und stellt in diesem Sinne eine erste - oder weitere - Annäherung an diese Räume dar.

Hardaupark Josefswiese General Guisan Quai (Fotos: Heidi Kaspar)

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

1 Programm und Route

ZEIT ORT THEMA & REFERENT/INNEN

09:00 Bahnhof Oerlikon Besammlung vor dem MFO-Bürogebäude

09:10-10:00 MFO-, Oerliker- Ein Stadtneubaugebiet und seine öffentlichen Räume und Wahlenpark Heidi Kaspar

10:15-10:30 Rötelstrasse, Street Art / Kunst im öffentlichen Raum Buecheggplatz Christian Bruderer, Silvan Christen, Markus Holti, Noé Käch, Carole Signer

11:00-11:15 Blatterwiese Geschichte, Nutzungen und Konflikte einer städtischen Grünanlage

Ladina Glaus, Corinne Meier, Nadine Piveteau, Manuel Vogelsang

11:30-11:45 Platzspitz Vom Drogenumschlagplatz zum Erholungsraum

Stephany Bigler, Eric Gasser, Jacqueline Huber, Lea von Moos, Daniel Stein- feld

12:15-13:00 Sihlquai Prostitution im öffentlichen Raum – Versuche der Normalisierung

Renate Ruhne, Vertretungsprofessur Kulturgeographie, Geographisches Institut Universität Bern

Heidi Kaspar

14:00-15:00 Bäckeranlage Uberwachung öffentlicher und halböffentlicher Räume

Alexandra Heeb, Delegierte für Quartierssicherheit, Polizeidepartement der Stadt Zürich

Kathrin Ehrensperger, Andreas Good, Andreas Lustenberger, Isabelle Thurnherr, Marco Walser

15:15-17:15 Langstrasse Lebensqualität statt Kriminalität! - Lebensqualität und Kriminalität...?

Rolf Vieli, ehemaliger Projektleiter “Langstrasse PLUS”

17:30 Abschluss

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

2 WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

3 Wahlenpark – Der zeitgenössische Architekturpark im städtischen Entwicklungsgebiet1

Heidi Kaspar

Der Wahlenpark bildet zusammen mit dem Oerliker Park, dem Louis-Häfliger-Park und dem MFO Park die neuen öf- fentlichen Grünräume des Quartiers Neu-Oerlikon, einem Entwicklungsgebiet auf einem ehemaligen Industriegelände, das mit einer Größe von rund 50 Hektaren schweizweit eines der größten innerstädtischen Erneuerungsgebiete darstellt. Entsprechend verfügt das Quartier Neu-Oerlikon im Gegensatz zum Langstrassenquartier über einen guten Versor- gungsgrad an öffentlichen Grünräumen (Bühler et al. 2010: 64; Grün Stadt Zürich & Qualität und Sicherheit 2005). An- ders als bei der Bäckeranlage sowie dem Savera-Areal, die nachträglich in ihr Quartier eingefügt wurden, bezog man in Neu-Oerlikon die öffentlichen Grünräume von Anfang an in die Planungsverfahren ein (Kaspar & Bühler 2009: 21).

MFO-Park (Foto: Heidi Kaspar) Oerliker-Park (Foto: Grün Stadt Zürich) Wahlenpark (Foto: Françoise Schmit)

Neu-Oerlikon ist ein bevölkerungs- und beschäftigungsmäßig stark wachsender Stadtteil und heute das Zuhause von rund 4’000 sowie Arbeitsplatz von gut 5’000 Menschen (Bühler et al. 2010: 48, 65). Die anfänglichen Klagen über fehlende Urbanität in Neu-Oerlikon sind mittlerweile weit gehend verstummt und der komplexe Stadterneuerungsprozess in Zürichs Norden gilt generell als Erfolg (Roth 2008).

Der Wahlenpark befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Accumulatorenfabrik Oerlikon und ist der zuletzt ge- baute neue Park des Entwicklungsgebiets. Er liegt eingebettet in für dieses Quartier typische massige Gebäudevolumen (...).

Der Park als Hybride aus öffentlichem Grünraum und Schulsportanlage Aus der Ausschreibung des für die Anlage ausgelobten Wettbewerbs geht hervor, dass der Wahlenpark von Anfang an als hybrider, multifunktionaler Freiraum «Parkanlage / Sportanlage» konzipiert war: «Der Friedrich Traugott Wahlen- Park wird neben den öffentlichen Nutzungen für die angrenzenden Arbeitsplätze und Wohnungen auch die Schulspiel- wiese des projektierten Schulhauses Im Birch aufnehmen» (Stadt Zürich, Gartenbau- und Landwirtschaftsamt Mai 2001: 5, 9). (...).

Abgesehen von der Privilegierung des bewegungsintensiven Spiels durch Schüler/innen kommt im Wettbewerbspro- gramm die klare Absicht, einen nutzungsoffenen Park für «alle» zu schaffen zum Ausdruck: «... die allgemeine Benutz- barkeit darf nicht durch spezielle, auf einzelne Gruppen oder Anlässe ausgerichtete Nutzungen eingeschränkt werden» (ebd: 9). Ferner sollte der fußgängergerechte Zugang sowie die Sicherheit «in der Dämmerung und nachts» berücksich- tigt werden (ebd: 10).

1 Dieses Kapitel stellt eine wortwörtliche Wiedergabe von Kaspar (2012: 134-140) dar. WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

4 Das Parkkonzept «RGB» der Planergemeinschaft DIPOL Landschaftsarchitekten (Basel) und Christoph T. Hunziker (Zü- rich) ging als Siegerprojekt aus dem Wettbewerb hervor (Grün Stadt Zürich September 2001). RGB steht für die konstitu- tiven Farben des Wahlenparks: Rot, Grün und Blau. Ein «Hain» aus Rotbuchen, eine sattgrüne Spielwiese und ein Ge- brauchskunstwerk aus Beton mit eingelegten blauen Glasbausteinen, die bei Dunkelheit von innen beleuchtet werden, prägen den Wahlenpark (Grün Stadt Zürich & Qualität und Sicherheit 2005).

Spielgerät im «Buchenhain» des Wahlenparks (Foto: Heidi Kaspar)

Die Architekten konzipierten den Buchenhain als ruhige, schattige Fläche geeignet zum Essen, Zeitungslesen oder Spie- len. Unter den Bäumen auf einer Kiesfläche befinden sich zahlreiche klassische rote Parkbänke, teilweise von Tischen begleitet sowie einige moderne Spielgeräte (...). Das Betonelement – auch Sitz- und Liegeelement oder Blauer Balken genannt – bietet sich in der Vorstellung der Architekten als Ort zum Sitzen, Liegen, Ruhen, Gehen oder Rennen an (...). Die große ebene Wiese entspricht der Forderung nach einem Bewegungsraum und bietet Platz für Schulsportaktivitäten, eine Funktion, die durch das überdimensionierte Ballfanggitter sowie den Flutlichtmasten auf der einen Schmalseite des Rasens unterstrichen wird (...). Im Bereich der anderen Schmalseite wurde ein rundes Wasserbecken mit einem skulptu- ralen Gitterdach als Schattenspender installiert (...). Die Zusammenlegung von praktischen und künstlerischen Ansprü- chen ist kennzeichnend für diesen Stil der Landschaftsarchitektur; dem Wahlen- sowie dem Oerliker Park brachten sie den zweifelhaften Ruf von «Designerparks» ein (Schmid 2008). Auf weitere zusätzliche Ausstattungselemente wie Fuß- balltore oder Feuerstellen wurde dezidiert verzichtet, um die gewünschte maximale Nutzungsoffenheit zu gewährleis- ten. Der verantwortliche Landschaftsarchitekt, Massimo Fontana, bezeichnete die Spielwiese im Interview als «große, reine Fläche» und fügte an: «Hier müssen sich die Leute selber arrangieren» (Kaspar & Bühler 2009: 22f.). (...).

Umstrittener Stil der architektonischen Strenge und der semantischen Nüchternheit

Der Wahlenpark kann als typisches Beispiel zeitgenössischer, schweizerischer Landschaftsarchitektur bezeichnet werden (Weilacher 2002: 47), zu dessen Merkmalen «die klare sachliche Konzeption der Freiräume, eine strenge Formensprache, die saubere Detaillierung, die vorbehaltlose Verwendung moderner Baustoffe, vor allem Beton, sowie eine reduzierte Pflanzenvielfalt» gehören (Weilacher 2002: 24, 47), weswegen der Wahlenpark als Gegenpol zum Savera-Areal im Stil des Landschaftsparks, der die Schweizer Parkgestaltung in den vorangehenden Jahrzehnten prägte, betrachtet werden kann. Folglich entspricht die Erscheinung des Wahlenparks dem gewohnten Bild eines «Parks» genau so wenig wie die übri- gen neuen öffentlichen Grünräume in Neu-Oerlikon. Entsprechend negativ ist in der Tagespresse über diese Parkanlagen berichtet worden (Schmid 2008), während man in der Fachwelt begeisterte Reaktionen über die Landesgrenzen hinaus findet: «Vom Fachpublikum wurden die Parks enthusiastisch begrüßt, vielen Anwohnern und Besuchern bleiben sie selt- sam fremd», stellte Gabriele Kiefer (2005: 24) in der Fachzeitschrift Hochparterre summarisch fest. (...).

Neben der innovativen respektive ungewohnten Gestaltung ist zweifellos auch die junge Geschichte der neuen Parkan- lagen verantwortlich dafür, dass die neuen Freiräume teilweise noch wenig «als Parks» wahrgenommen werden. Alter WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

5 und Größe der Bäume im Wahlenpark lassen beispielsweise nur schwer auf den angepriesenen «Buchenhain» schließen. Aus übereinstimmenden Beobachtungen von Schlüsselpersonen aus dem Quartier (Schulhaus, Anwohnende) sowie ei- genen Beobachtungen geht jedoch hervor, dass der Wahlenpark seit seiner Eröffnung im Jahr 2005 kontinuierlich mehr Menschen anzieht und an sonnigen Tagen bereits recht stark bevölkert ist (Bühler et al. 2010: 143-152).

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

6 Kunst im öffentlichen Raum – Spannungsfeld zwischen privaten und öffentlichen Interessen

Christian Bruderer, Silvan Christen, Markus Holti, Noé Käch, Carole Signer

Überblick Kunst im öffentlichen Raum bewegte sich schon zu Beginn ihres Aufkommens im 19. Jahrhundert im Spannungsfeld von öffentlichen und privaten Interessen. Das ursprüngliche Grundanliegen – einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zur Kunst zu ermöglichen und somit der Demokratisierung Vorschub zu leisten – steht paradoxerweise oftmals im Wider- spruch zum sich immer wieder abzeichnenden Spannungsfeld zwischen öffentlichen und privaten Interessen. Die Parti- zipation an Kunst ist heute bestimmt besser gewährleistet und die Parole von Hilmar Hoffmann, „Kultur für alle“, scheint durch die diversen und aktiven Kulturorganisationen, die sich für Kunst im öffentlichen Raum engagieren reali- siert. Das Anliegen der Demokratisierung der Kunst zeigt durch den Vorstoss in den öffentlichen Raum aber auch eine Schlagseite. Auf der einen Seite stehen diverse Interessengruppen, welche die Nutzung des öffentlichen Raums heute wahrnehmen können, wie auch die Möglichkeit, dass nun eine breite Öffentlichkeit in den Genuss von Kunst kommt – was früher nur erlesenen Kreisen mit einem Museumsbesuch offen stand. Anderseits wird eine facettenreiche Gesell- schaft mit dieser den öffentlichen Raum einnehmenden Kunst heute „beglückt“. Durch die stärkere Berücksichtigung einer breiten Öffentlichkeit öffnen sich nun zwei Konfliktzonen bzw. zeigt sich die erwähnte Schlagseite. Zum Einen muss entschieden werden, wer den Raum nutzen darf und zum Zweiten kann die Öffentlichkeit nur begrenzt mitent- scheiden, ob sie die jeweiligen Kunstobjekte im öffentlichen Raum überhaupt wünscht. Hier können somit die Interessen divergieren und die ursprüngliche Frage der Demokratisierung von Kunst verlagerte sich von der Thematik der grund- sätzlichen Partizipation hin zur Thematik, wer nun hinsichtlich der Kunstnutzung des öffentlichen Raums entscheidet.

Fotos: Heidi Kaspar

Dieses Spannungsfeld zeigt sich auch beim diesjährigen, ambitiösen Festival für Kunst im öffentlichen Raum deutlich, welches den „[...] aufstrebenden Stadtteil Zürich-West [...]“ – als Stadtteil im Umbruch – in seiner Entwicklung „[...] aus unterschiedlichsten Perspektiven [...] mit verschiedenen künstlerischen Mitteln [...]“ der Öffentlichkeit näher bringen möchte (Art and the 2012). Das Kunstfestival kann in gewissem Sinn als grossorganisierte Street Art Performance gesehen werden. Bis jetzt zumindest stehen nicht inhaltliche bzw. ästhetische oder gar moralische Differenzen (eventuell hinsichtlich Gefühlsverletzungen oder Verletzung des religiösen Empfindens) zwischen privaten und öffentlichen Inte- ressen im Fokus der Auseinandersetzung, sondern rein finanzielle Aspekte. So hält die NZZ vom 27. April 2012 fest, dass der anfangs von Seiten der Stadt Zürich zugesprochene „Zustupf“ von 270`000 Franken nun nach oben korrigiert werde und auf 700`000 Franken erhöht werde. Dies sorgt vor allem im Lager der FDP sowie SVP für rote Köpfe. Das Gesamt- budget des Projektes beziffert sich auf 2.1 Millionen Franken. Rund ein Drittel soll nun von der öffentlichen Hand über- nommen werden. Den restlichen Betrag wird „im Rahmen einer Private Public Partnership“ finanziert (NZZ Online 2012). Das zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommende Anliegen, Kulturerzeugnisse einer breiten Öffentlichkeit zu-

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7 gänglich zu machen und somit auch mittels Kunst, einen Beitrag zu Demokratisierung zu leisten, läuft Gefahr aufgrund seines eigenen (vielleicht ungeklärten) Selbstverständnisses zu ersticken. Das Anliegen “Demokratie” scheint hier plötz- lich nicht mehr einfach nur als “gut”. Der Aspekt der Macht der Mehrheit tritt hier hervor. Doch eben dieser Anspruch kann nun in eklatantem Widerspruch zu privaten Interessen stehen. Dabei wird klar, dass beispielsweise die sogenannt öffentlichen Gelder sich ja aus privaten Steuergeldern zusammensetzen. Auch kann die Glaubwürdigkeit der ursprüng- lichen, demokratischen Intention – aufgrund der Beteiligung mit Zweidrittel des Budget durch private Investoren und dadurch möglichen Mitsprache und Einflussnahme – ins Wanken geraten. Allen Bedürfnissen werden öffentlich Projek- te, über welche die Öffentlichkeit nicht direkt bestimmen kann wohl nie gerecht. Sie widerspiegeln in gewissem Sinn die derzeitige politische Färbung einer Regierung. In diesem Sinn kann man gespannt sein, inwieweit die Umsetzung des Ausstellungsprojektes durch die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler mit dem öffentlichen Interesse einhergeht.

Beispiele Neben solchen grossangelegten Kunstprojekten wie im vorhergehenden Abschnitt vorgestellt, gibt es viele kleine Projek- te, die über kein von der Stadt mitgetragenes Budget verfügen. Diese finden zumeist im kleinen Rahmen statt und wer- den oftmals von Künstlerkollektiven durchgeführt. Dabei ist vielfach das Ziel den öffentlichen Raum auf die eigene Wei- se mitzugestalten und ein erweitertes Lebensgefühl in den Raum zu implementieren. Die beiden folgenden Beispiele stehen für diese Art von Kunst im öffentlichen Raum. Das Projekt “Bury the Jumbo” führte ebenfalls zu einem Span- nungsfeld zwischen Polizei und den Kunstschaffenden. Die Polizei steht hier für das öffentliche Interesse, die Kunst- schaffenden für eine Minderheit, die den öffentlichen Raum mitzugestalten versuchen. Als Gedankenanstoss soll hier folgendes eingebracht werden: Wo soll Mitgestaltung des öffentlichen Raumes durch Einzelne Grenzen gesetzt werden und wo beginnt der Schutz des gesellschaftlichen Allgemeininteressens?

Das zweite hier vorgestellte Projekt – “Müller – wandert und bewegt” – führte bisher zu keinem grösseren Spannungs- feld. Damit kann aufgezeigt werden, dass Kunst im öffentlichen Raum nicht unweigerlich zu einem Spannungsfeld füh- ren muss, sondern auch einen Teil des Gesellschaftlichen Lebens sein kann.

“Bury the Jumbo”

Ein Künstlerkollektiv hat sich zum Ziel gesetzt einen ganzen Jumbo Jet zu begraben. Ziele der Aktion sind den Freigeist aktiv zu leben, die Leute aus ihrer gewöhnlichen Routine herauszulocken und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen um Träume wahr werden zu lassen. Dies möchte das Kollektiv mit dem Begraben eines Jumbos erreichen. Als symbolträchtiger Akt und Start ihrer Aktion trugen die Künstler und einige Anhänger den Heckflügel eines Jumbos durch die Stadt Zürich zu Grabe. Sie begruben ihn schlussendlich jedoch nicht, sondern stellten diesen bei der Rentenan- stalt-Wiese am See aus. Die Polizei hatte keine Freude daran, konfiszierte das illegal aufgestellte Kunstobjekt und ver- nichtete dieses zugleich. Aber das Projekt ist noch nicht beendet und weitere Aktionen werden folgen (www.burythejumbo.ch).

“Müller – wandert und vereint” Dieses erwähnenswerte Projekt wurde von zwei Zürchern Künstlern ins Leben gerufen. Unter dem Slogan ‚gemeinsam heiter weiter‘ wurden bisher mehrere Dutzend Aktionen durchgeführt, welche dazu einladen das heimatliche Gefilde neu zu entdecken: „Müller vermittelt ein neues Gefühl von Heimat, das von Freigeist und ethnischer Vielfalt erfüllt ist“. Ihre Aktionen erscheinen für den Otto Normalverbraucher als konzeptlos, jedoch sind sie genau das Gegenteil. Hinter jeder Aktion steckt ein Grundgedanke, welches das Künstlerduo zu genau dieser Aktion inspirierte. Die meisten Aktio- nen werden in der Öffentlichkeit durchgeführt, wie zum Beispiel die “Müller Afterwork Party” oder die “Rhythmische Shoppinggymnastik”. Dadurch wurden bereits verschiedene lokale, wie auch landesweite Medien auf Müller aufmerk- sam (www.muellerbewegt.ch).

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8 Street Art und öffentlicher Raum 2 Ein wichtiger Teil der Street-Art-Bewegung ist der Kampf um Machtverhältnisse im öffentlichen Raum. Street Art richtet sich gegen die visuelle und kulturelle Angleichung von Stadträumen und eine Stadtplanung, die monotone und kontrol- lierbare Räume produziert. Sie möchte einen Gegenpol zu den mächtigen Akteuren des urbanen Raums, wie zum Bei- spiel Architekten oder Stadtplanerinnen, schaffen. Street Art kann als Opposition zur funktionalen Stadt gesehen wer- den, die in verstärktem Masse Projektionsfläche von neoliberalen Verwertungsprozessen wird. Die Mauern als abgren- zende, schutzbietende und strukturierende Elemente einer Stadt bekommen durch die Kunstwerke eine neue Funktion. Neben der Kritik an der funktionalen Stadt richtet sich die Street Art auch gegen die zunehmende Kommerzialisierung von städtischen Flächen, die praktisch ausschliesslich gemietet werden müssen und voller Werbung sind. Grundsätzlich nimmt die Street-Art-Szene gegenüber der kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, in welcher der Kon- sum eine wichtige Rolle spielt, eine sehr kritische Haltung ein. Durch die Manifestationen der Street Art werden die grundsätzlichen kapitalistischen Regeln des Kaufens und Verkaufens herausgefordert und es wird ein kleines Stück öf- fentlicher Raum zurückgewonnen.

Die Rolle der Stadt Zürich

Die Stadt Zürich nimmt gegenüber der Street Art in der Stadt eine differenzierte Haltung ein. Auf speziell dafür ausge- schiedenen Flächen können Künstler legal sprayen (Stadt Zürich 2012). Beispielsweise im Oberen Letten und bei der Roten Fabrik wurden solche Flächen freigegeben. Auf der Homepage der Stadt Zürich sind zudem Links zu renommier- ten Graffiti-Sprayern zu finden, die für Graffitiauftragsarbeiten angefragt werden können. Im Mai 2008 veranstalteten das stadt.labor und die Rote Fabrik einen Street Art Wettbewerb, bei dem Werke gesucht wurden, die für eine offene Stadt einstehen (Stadt Labor 2008). In einem Interview erzählt Gabriela Domeisen von ihrer Arbeit als Graffiti-Fotografin (Züritipp 2011). Sie ist der Meinung, dass die Stadt nicht so repressiv vorgehen sollte. Viele Graffitis werden nach sehr kurzer Zeit wieder übermalt. Sie arbeitet gegen dieses Verschwinden und hält die in der Stadt vorgefundenen Kunst- werke fotographisch fest. Eine Dokumentation davon ist auf ihrer Homepage zu finden (http://www.workchoice.ch/home.html). Aus ihrer Sichtweise sollte die Stadt Zürich solche Kunst kuratieren.

Die Stadt Zürich geht ausserhalb der legalen Flächen jedoch sehr strikte gegen Street-Art vor. Eine eigens zu diesem Zwecke ernannte Graffiti-Beauftragte berät HauseigentümerInnen beim Vorgehen gegen die Schmierereien (DRS3 2010). Ein Anti-Graffiti Abonnement für das Reinigen oder Übermalen von Hausfassaden und Mauern kann bei der Stadt für Fr. 910.- resp. 420.- gelöst werden (Stadt Zürich 2012). Informationen für Eltern helfen ihnen zu erkennen, ob ihr Kind in dieser Szene mit dabei ist. Mit Hinweisen zu Bussgeldern und Strafen, die für Schmierereien erhoben werden, erhofft sich das Hochbaudepartement die SprayerInnen von ihrer Tätigkeit im abzuschrecken.

Standort Rötelstrasse Das Kunstwerk an der Rötelstrasse beim Bucheggplatz wurde von der reformierten Kirchenpflege Wipkingen und zwei ihr nahestehenden Vereinen in Auftrag gegeben. Unter dem vorgegebenen Motto „Gemeinsam stark“ wurde das Werk vom Künstlerkollektiv One Truth (www.one-truth.ch) projektiert und ausgeführt. Diese Crew bemalt seit einer gewissen Zeit legal Hausfassaden. Das Projekt an der Rötelstrasse ist jedoch ihr bisher grösstes: Für dessen Ausführung waren fünf Mitglieder während eineinhalb Wochen beschäftigt. Ausschlaggebend für das eher ungewöhnliche Vorgehen der Kirchenpflege waren wiederkehrende Sprayereien. Statt diese immer wieder zu übermalen, wollte die Kirchgemeinde ein positives Vorgehen wählen. Sie hofft, dass der gängige Ehrenkodex, wonach sorgfältig gestaltete Fassaden tabu sind, von den SprayerInnen eingehalten wird (Quelle: Arnet 2012). Renate Ruhne hat bei der Besichtigung darauf aufmerksam gemacht, dass auf diese Weise eine interne Regel der Szene genutzt wird, um diese zukünftig von weiteren Aktivitäten abzuhalten. Hier wird also eine interne Regel für eigene Interessen instrumentalisiert. Man kann argumentieren, dass bestimmte Akteure vereinnahmt werden, um andere auszuschliessen. Auch dies spiegelt Machtkämpfe wider.

2 Dieses Kapitel basiert auf dem Kapitel 3.1 der Masterarbeit von Gabbert (2007). WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

9 Foto: http://www.ref-wipkingen.ch/bericht/103 (Zugriff:20.5.2012).

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10 Blatterwiese – Konflikte in einer städtischen Grünanlage

Ladina Glaus, Corinne Meier, Nadine Piveteau, Manuel Vogelsang

Definition öffentlicher Räume

Unter dem Begriff „öffentliche Räume“ versteht man eine Vielfalt von räumlichen Gegebenheiten, die für die Allgemein- heit ohne Einschränkungen zugänglich sind. Die unentgeltliche Benutzung ist gesetzlich geregelt.

Blatterwiese mit Chinagarten im Hintergrund bei schönen Wetter an einem Wochenende (Foto: where is 2012)

Funktion einer Wiese Wiesen sind meist Eigentum der Städte oder Gemeinden und werden von diesen als öffentliches Gut zur Verfügung ge- stellt, meist allerdings unter bestimmten Auflagen in Form einer Hausordnung. Der Grund warum diese nur in den seltensten Fällen regelmässig überwacht werden, liegt auf der Hand: Es wäre schlichtweg zu teuer. Daher muss die Ü- berwachung entweder in Form von sozialer Kontrolle oder durch informelle Regeln stattfinden, was je nach Art der Nutzergruppen und der Nutzungsfrequenz unterschiedlich gut gelingt.

Geschichte der Blatterwiese

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11 Die Blatterwiese ist eine der meistbesuchten Grünanlagen am rechten Seeufer, inmitten der Zürcher Seepromenade in der Parkanlage Zürihorn. Den Namen hat die Wiese vom ehemaligen Besitzer Blatter, der dort von 1839 bis 1882 eine Seidenfärberei betrieb, wegen der Nähe zum See. 1926 erwarb die Stadt das Gelände, liess das Fabrikgebäude abreissen und benutzte die Wiese 1939 zur Schweizerischen Landesausstellung. Nach der Schweizerischen Gartenausstellung G59, an die der Staudengarten, das Azaleental und der Nymphengarten mit Trittsteinen bei der Fischerstube sowie einige plastische Kunstwerke erinnern, wurde das Gelände zu einer grossen Spiel- und Liegewiese mit einem Kinderspielplatz umgestaltet.

Lageplan der Blatterwiese (Karte: Stadt Zürich 2012)

Der Name Chinawiese ist rezenter und geht auf den 1994 eingeweihten Chinagarten zurück. Der sich zwischen der Bel- lerivestrasse und der Blatterwiese befindende chinesische Tempelgarten ist ein Geschenk der chinesischen Stadt Kun- ning, als Gegenleistung für die von der Stadt Zürich geleistete Unterstützung beim Ausbau der Trinkwasserversorgung und Stadtentwässerung in Kunning.

Beschreibung der Blatterwiese Die Blatterwiese ist mit ihren 3,5 Hektaren die grösste Rasenfläche entlang der Seepromenade am rechten Seeufer. Der homogene Rasenteppich ist eine schattenlose Oase, umgeben von teilweise sehr alten Bäumen und Gebüsch, die den Blick auf den See grösstenteils verdecken. Im Osten grenzt der Rasenteppich an den 2007 renovierten Kinderspielplatz und an den farbenreichen Chinagarten. Um die Wiese herum führt ein geteerter Weg, der zum See hin mit Seefeldquai beschildert ist.

Akteuere der Blatterwiese Die Blatterwiese ist ein öffentlicher Raum mit hoher Nutzungsdichte und einer Vielzahl von sozialen Aktivitäten.

PassantInnen: Einheimische, TouristInnen, SpaziergängerInnen, JoggerInnen... Rund um die Blatterwiese gibt es inmitten der Grünflächen eine faszinierende Vielfalt von Kunstwerken und Baudenk- mälern aus dem letzten Jahrhundert. Sie sind im Kunstführer von Bernadette Fülscher aufgeführt sind (Fülscher 2012: 320-321, 354-355). Dieses Freilichtmuseum zieht viele Besucher und Besucherinnen an, einheimische und aus aller Welt. Sie profitieren aber nicht nur vom kulturellen Angebot, sie geniessen auch den See und die schöne Aussicht auf die Ber- ge. Vor allem die ältere Generation, Eltern mit Kinderwagen und JoggerInnen zieht es bei schönem Wetter und an Wo- chenenden ans rechte Seeufer des Zürisees zu einem Spaziergang oder eine Runde, vom Bellevue-Platz bis zum Züri- horn und wieder zurück. Die Angehörigen dieser Gruppe sind nur flüchtige Akteure. Sie sind Passanten und Beobachter des beschriebenen öffentlichen Raumes. Sie nutzen die Wiese selbst nur kurze Zeit oder meist gar nicht. Ältere Menschen ziehen es vor, eine Pause auf der Terrasse der zwei naheliegenden Seerestaurants einzulegen.

Erholungssuchende: jüngere Generation aus der Stadt und Region...

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

12 Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern mit ihren Kindern verweilen länger und kommen bei schönem Wetter einen gan- zen Nachmittag lang auf ihre Kosten auf dem grossen Wiesenareal. Sie suchen Erholung, Spiel- und Fitnessmöglichkei- ten im Freien.

Kinderwagen, Velos, Trottinettes und Skateboards liegen umher. Kinder tollen auf der Wiese oder auf dem angrenzen- den Spielplatz, während ihre Mütter miteinander plaudern. Junge Menschen hocken friedlich im Kreis zusammen, tau- schen Erlebtes aus, lesen und schreiben SMS, hören Musik, rauchen Shisha. Liebespärchen zeigen sich hemmungslos ihre Zuneigung. Einige BesucherInnen haben sich hingelegt zum Lesen oder einfach zum Entspannen, andere suchen geistige Erfrischung mit Yoga- oder Tai Chi-Übungen. SonnenanbeterInnen zeigen ihren schönen, muskulösen Körper. Badesüch- tige wärmen sich nach einem Bad im nahen See wieder auf. HundebesitzerInnen werfen ihren Hunden Stöcke zum Ap- portieren, was an sich nicht erlaubt ist. Ballspiele und Wurfspiele mit Frisbees sind nur möglich bei mässig belegter Wie- se. Eine Baumgruppe am Rand der Wiese lädt zum Balancieren auf (selbst mitgebrachten) Slacklines ein. Diese Tatsache ist ein interessantes Beispiel, wie die Stadt sich ständig neuaufkommenden Nutzungen des öffentlichen Raums anpasst. Ein Informationsschild mahnt einen Baumschutz zu benutzen. Diese Benutzeranleitung ist einerseits eine Einladung, andererseits ein indirektes, diplomatisches Verbot an anderen Bäumen der Parkanlage zu slacken. Südwestlich der Ra- senfläche lädt ein rechteckiger Kiesplatz zum Bocciaspiel ein.

BesucherInnen von Openair-Festivals, Lounge-Bars, Botellóns... In lauen Sommernächten vor allem am Freitagabend und an Wochenenden werden die Seepromenade und die China- wiese zum Treffpunkt trinkfreudiger Jugendlicher und junger Erwachsener. Meist handelt es sich um Jugendliche unter 16 Jahren, da ihnen der Eintritt zu offiziellen Partys oder Clubs wegen ihres Alters verweigert wird. AnhängerInnen ver- schiedener Subkulturen, gepiercte Skaterkids, Jugendliche im düsteren Gothic-Look, Punks, Hip-Hopp und House-Ty- pen treffen sich mit ihresgleichen. Über die Internetplattform Facebook wurde am 29. August 2008 zum Botellón aufge- rufen, woraufhin 2000 Jugendliche ohne Genehmigung zum Massenbesäufnis auf der Blatterwiese erschienen.

Seit circa 10 Jahren finden auch grössere Events auf dem Areal statt, z.B. anlässlich der Züri Fäschte: das „Hiphop.ch The Jam“ 2004, die Openair-Festivals „Touch the Lake“ 2007 und 2010.

Im Juni 2008 besuchten Tausende von Gästen während drei Wochen den anlässlich der Fussball-Europameisterschaft errichteten Migros Familypark auf der Blatterwiese. Dieser Anlass mit vielen kostenlosen Spielattraktionen, Familypark- Restaurant und Verkauf von Fussball-Fanartikeln fand grosse Zustimmung bei Gross und Klein.

Konflikte

Platzmangel Bei schönem Wetter ist der multikulturelle Menschenauflauf auf dem Rasenteppich riesig und die Akteure sitzen oder liegen dicht aneinander gedrängt. Die Polizei zeigt vorbeugend diskrete Präsenz, um bei Streitigkeiten sofort eingreifen zu können. Aber meist funktioniert das Zusammensein bestens. Wegen des grossen „Nutzungsdrucks“ stellt die Stadt Zürich der Öffentlichkeit den Seeburgpark als „Ausweichmöglichkeit“ für eine „normale Quartiererholung“ zur Verfü- gung (Stadt Zürich 2012a). Aus dieser Formulierung im Portal der Stadt Zürich kann man Überlegungen anstellen, wel- che Vorstellungen die Stadt offenbar von unterschiedlichen Grünräumen hat. Die Quartierbevölkerung scheint mehr Anrecht auf die Wiese zu haben als andere. Man hat das Gefühl, dass die aufs Quartier beschränkte Nutzung gegen eine überregionale Nutzung ausgespielt wird. Dabei vergisst die Stadt, dass öffentliche Räume ohne Einschränkung der All- gemeinheit zur Verfügung stehen und dass vielleicht auch Leute des Quartiers gerade diese belebte Atmosphäre suchen.

Abfall und Hygiene Mobile Kiosks neben der Blatterwiese sorgen für Erfrischungen und bieten Fast Food und Glace an. Der Chinagarten Take-away sorgt für Exotisches. Ein Elektrogrill am Seefeldquai zwischen See und Blatterwiese verhindert, dass die Er- holungssuchenden wild in der Grünanlage grillieren. Ein Hinweisschild (Einladung und Mahnung zugleich) zeigt auf Benutzungsanleitung und Putzvorschriften des Grills hin. Um das Problem des Abfalls zu bewältigen, stellt die Entsor- gung und Recycling der Stadt Zürich eine Reihe von Vorrichtungen zur Kehrichtentsorgung zur Verfügung. In Richtung Seefeldquai stehen am Rand der Chinawiese palisadenartig 10 zylindrische Metallabfalleimer, dazu noch vereinzelte WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

13 beim Spielplatz und Chinagarten. An den Ecken der Wiese befinden sich mehrere grosse Müllcontainer, in die wahllos alles hineingeworfen werden kann. Sogar eine Sortieranlage für weisses, grünes und braunes Glas sowie Petflaschen ist eingerichtet. Hunde müssen in der ganzen Parkanlage an der Leine geführt werden. Auf dem eingezäunten Spielplatz besteht Hundeverbot. Eine ZüriWC-Anlage steht neben dem Spielplatz zur Verfügung. Eine weitere Toilette ist in der angrenzenden, im Heimatstiel errichteten Pumpstation eingerichtet.

Aber diese Hygienevorrichtungen werden nicht immer benutzt. Bei reger Nutzung der Wiese an Wochenenden entsteht schon ein gewisses Mass an Verschmutzung. Sie ist aber nicht zu vergleichen mit der Menge von Abfall, die sich nach grösseren Events ansammelt. In diesem Fall sind die Entsorgungsvorrichtungen ungenügend und völlig überlastet. Gemäss Medienberichten blieben nach dem Botellón auf der Zürcher Blatterwiese sechs Tonnen Abfall zu entsorgen. Das gleiche Bild bot sich in den umliegenden Quartierstraßen. (Tagesanzeiger 2008)

Abfall auf der Blatterwiese nach Botellón vom 29.08.2008 (Foto: usgang.ch 2008)

Lärm Im Stimmgewirr der Menschenmasse hört man viele verschiedene Sprachen und das Klingeln von Handys. Esoterische Musik von Steinbalancierern, die am Seeufer Steine punktgenau, ohne Hilfsmittel zu kunstvollen Türmen aufstapeln, vermischt sich mit elektronischer Tanzmusik, Rap, Funk- und Soulmusik aus Ghettoblastern oder I-Pod und I-Phone- Lautsprecherboxen. Wenn es zu laut wird, kommt es zu hitzigen Wortwechseln oder sogar zu Handgreiflichkeiten, vor allem wenn diskriminierende Äusserungen und Alkohol im Spiel sind. Aber meist verläuft das bunte, pulsierende Zu- sammensein friedlich. Bei grossen Events wie Openairfestivals leidet die Quartierbevölkerung unter dem hohen Lärm- pegel der nächtlichen Immissionen.

Alkohol- und Drogenkonsum Der Botellón 2008 verlief weitgehend ohne grössere Zwischenfälle. Aber mit zunehmendem Alkoholkonsum stieg die Aggressivität der BesucherInnen. Es kam zu tätlichen Auseinandersetzungen und verschiedenen Vandalenakten in der Umgebung der Blatterwiese. Circa 20 Personen mussten wegen Körperverletzungen, Alkohol- und Drogennebenwir- kungen hospitalisiert werden. (Tages-Anzeiger 2008).

Blockierung der Wiese

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

14 Anwohnende und Erholungssuchende mussten für den Migros Familienpark während circa 10 Wochen Nutzungsein- schränkungen der Blatterwiese hinnehmen. Nach dem Abbau des Parks musste der alte Rasen saniert werden. Auch nach dem Botellón musste die Blatterwiese gesperrt werden, weil die Grünanlage mit Glassplittern und Erbrochenem verschmutzt war.

Sanierung der Wiese nach der EURO 2008 (Foto: Dürst 2012)

Die Immissionen und Blockierungen des Wiesenareals durch die extensive Nutzung und Umfunktionierung der Blatt- erwiese zu einer Festmeile sind für die Anwohnenden und Erholungssuchenden unerträglich geworden. 2008 richteten 2 Gemeinderäte betreffend Fussball-Europameisterschaft 2008 eine schriftliche Anfrage an den Stadtrat mit der Bitte um Stellungnahme „ bezüglich dem Zielkonflikt zwischen einer freien Nutzung der Seeanlagen für Erholungssuchende und der Nutzung für Events“. (Stadtrat Zürich 2012)

Die Antwort lautete, dass die Stadt Zürich grundsätzlich keine wiederkehrenden Veranstaltungen auf der Blatterwiese bewillige. Eine Ausnahme bilde das Züri Fäscht. Nur höchst selten werden weitere Veranstaltungen, wie z.B. im Rahmen der EURO 2008, zugelassen. „ Der Stadtrat ist stets auf einen vernünftigen Mix von Veranstaltungen und ordentlicher Nutzung bedacht. (...) Da die Belastung des rechten Seeufers (vor allem Blatterwiese und Zürihorn) durch die ordentli- che Erholungsnutzung deutlich grösser ist als auf der linken Seeseite, können hier Veranstaltungen nur mit grösster Zurückhaltung bewilligt werden“, heisst es im Auszug aus dem Protokoll des Stadtrates von Zürich, GR Nr. 2008/262. (Stadtrat Zürich 2012)

Als Schlusswort ist festzuhalten, dass man die Strategie der Stadt bei der Verwaltung öffentlicher Grünanlagen als aus- gewogen bezeichnen kann. Sie ist offen für neu aufkommende Nutzungen und trägt den sich ständig wandelnden Trends Rechnung. Ihre Politik ist nicht mehr strenges Verbieten wie bis in die 1970er Jahre. Den Konfrontationskurs hat sie ersetzt durch eine diplomatische Mischung aus Einladung und Mahnung zugleich.

Auch bei Bewilligungen von Veranstaltungen, versucht sie allen Konfliktparteien gerecht zu werden. Kompromissbereit passt sie die Häufigkeit von bewilligten Veranstaltungen dem Nutzungsdruck der Erholungssuchenden an. WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

15 Platzspitz – Ein öffentlicher Raum?

Stephany Bigler, Eric Gasser, Jacqueline Huber, Lea von Moos, Daniel Steinfeld

Historische Entwicklung

Vom 15. bis 18. Jahrhundert wurde der Platzspitz als Schiessanlage verwendet (Wikipedia). Durch die Pflanzung einer doppelreihigen Allee entlang von Sihl und Limmat zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Platzspitz zu einer beliebten und viel begangenen Promenade vor den Toren der Stadt (Stadt Zürich). 1780 wurde nach dem französi- schen Vorbild eine Parkanlage geschaffen (Wikipedia). Diese erstreckte sich im Vergleich zu heute über eine grössere Fläche bis zum heutigen Bahnhofsplatz (Wikipedia). Die Zürcher Gesellschaft genoss es fortan, hier zu flanieren und zu promenieren (Wikipedia).

Nachdem der Bau des Hauptbahnhofes begonnen hatte, nahm das Interesse der Gesellschaft am Platzspitz ab, denn die Geleise unterbrachen die Promenade entlang der Sihl (Stadt Zürich). Die neu gewonnene Mobilität der Menschen, unter anderem durch den Hauptbahnhof bedingt, hatte zur Folge, dass ein Riegel zwischen Innenstadt und Park geschoben wurde (Stadt Zürich).

Gegen Ende der 1980er Jahre wurde der Platzspitz zum Treffpunkt der Drogensüchtigen (Wikipedia). Die offene Dro- genszene wurde von der Polizei und Politik lange toleriert, so dass der Zulauf immer grösser wurde (Wikipedia). Süch- tige aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland trafen sich in Zürich und es liessen sich bis zu 3000 Drogesüchtige auf dem Platzspitz nieder (Wikipedia). Am Flussufer entstanden mehrmals kleine Dörfer aus provisorischen Behausun- gen, die vielen Süchtigen vorübergehend als Heimat dienten (Wikipedia). Diese wurden allerdings regelmässig nach wenigen Tagen wieder abgerissen (Wikipedia). Der Platzspitz erregte so als Needle Park internationales Aufsehen (Wi- kipedia).

Foto: Getrud Vogler, http://www.uzh.ch/news/articles/2010/fataler-kreislauf/platzspitz_vogler.jpg

Nach der Schliessung des Parks im Februar 1992 sowie einer umfassenden Sanierung und teilweisen Neugestaltung konnte der Platzspitz im Sommer 1993 tagsüber wieder für das Publikum geöffnet werden (Stadt Zürich). Mit Kontrollen und einer Abriegelung des Geländes ab 21 Uhr sollte ein Wiederaufleben der Drogenszene verhindert werden.

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

16 Nutzungskonflikte Nach der Gründung der Parkanlage um 1780 wurde der Raum als Erholungsort genutzt (Wikipedia). Die Bevölkerung verweilte im Park um sich zu entspannen, zu sonnen oder sich bei einem Spaziergang im Grünen von den Alltagsge- danken abzulenken (Stadt Zürich). Da sich der Park immer grösserer Beliebtheit erfreute, wurden wenig später auch die Wegnetze sowie der Musikpavillion gebaut (Stadt Zürich). Zu dieser Zeit konnte die Parkanlage von allen genutzt wer- den ohne dass grosse Nutzungskonflikte bekannt geworden wären (Stadt Zürich).

Als jedoch ab den 1980er Jahren die offene Drogenszene immer mehr Überhand über die Nutzung des Parks nahm, wurde die Nutzung des Platzspitzes als Erholungsanlage verunmöglicht (Stadt Zürich). Die allgemeine Bevölkerung wurde somit gänzlich aus der Parkanlage verdrängt. Der Nutzungskonflikt bestand demnach darin, dass die Stadtbe- völkerung die Parkanlage weiterhin als Erholungsraum nutzen wollte, die Drogenszene im Platzspitz jedoch das ideale Gelände für ihren Drogenhandel sah.

Nach der grossen Räumung, Schliessung, Sanierung und Neueröffnung des Parks in den Jahren 1992 und 1993 wurde die Drogenszene vom Platzspitz verdrängt und machte wieder Platz frei für die konfliktfreie Nutzung des Areals als öffentlichen Raum für die Bevölkerung (Stadt Zürich).

Wie öffentlich ist der Park wirklich? Es stellt sich nun die Frage, wie öffentlich der Platzspitz in Wirklichkeit ist. Aber eine umfassende Definition von „öffent- lichen Raum“ existiert nicht. Als kleinster gemeinsamer Nenner wurden jedoch folgende Punkte zusammengetragen (von Streit 2011): • Öffentlicher Raum ist uneingeschränkt zugänglich und allgemein nutzbar. • Eine abschliessende Charakterisierung ist kaum möglich. Räume können demnach stets nur mehr resp. weniger öf- fentlich bezeichnet werden. • Öffentlich ist stets ein Gegensatz zu privat. • Privater Raum zeichnet sich über die Kontrolle des Zugangs zum Raum aus

Wie weiter oben schon erwähnt, wird der Platzspitz seit 1993 in der Nacht geschlossen und ist somit nur tagsüber für die Bevölkerung zugänglich. Kann der Platzspitz in diesem Fall noch als öffentlicher Raum bezeichnet werden?

Es gibt formelle und subtile Ausschlussprozesse wie zum Beispiel die Einschränkung des Zugangs durch nächtliche Schliessung (wie dies beim Platzspitz der Fall ist) und die freundliche Zurechtweisung durch SIP oder polizeiliche Kon- trollen (Breuer 2003). Diese Massnahmen haben zum Ziel die Drogenszene aus dem Park fern zu halten. Aus diesem Grund werden auffällige Personen regelmässig auf Drogenbesitz kontrolliert, ebenso dienen Spürhunde bei der Drogen- suche (Stadt Zürich).

Es handelt sich beim Platzspitz demnach um einen bedingt öffentlichen Raum. Diese Orte sind in kommunalem Besitz, jedoch für bestimmte öffentliche Aufgaben vorgesehen. Sie sind prinzipiell allgemein zugänglich, teilweise jedoch zeit- lich eingeschränkt (Breuer 2003).

Fotos: Stadt Zürich: http://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-_und_erlebnisraeume/park-_und_gruenanlagen/platzspitz.html

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17 Prostitution im öffentlichen Raum – Versuche der Normalisierung

Heidi Kaspar

In Zürich ist die Thematik der Strassenprostitution in den letzten Jahren vor allem im Zusammenhang mit dem Sihlquai, jener verkehrsreichen Strasse, die sich vom Hauptbahnhof bis zum Escher Wyss-Platz der Limmat entlang zieht, regel- mässig in den Medien.

Die verstärkte Dominanz des Sex-Gewerbes am Sihlquai wird auf die deutliche Zunahme von Prostitutierten, v.a. aus Rumänien und Ungarn infolge der Personenfreizügigkeit mit den EU-Staaten zurückgeführt (Stadtrat von Zürich 2010). Ein Grossteil dieser Sexarbeitenden arbeitet auf dem Strassenstrich (ebd.).3 Zürich verfügt über einen sogenannten Strichzonenplan. Darin sind jene Strassenabschnitte verzeichnet, an welchen Strassenprostitution erlaubt ist. In sämtli- chen übrigen öffentlichen Räumen wird gebüsst, wer sexuelle Dienste anbietet – und neuerdings auch nachfragt (Stadt- rat von Zürich 2012).

Ein Teil des Sihlquais – der verhältnismässig kurze Abschnitt vom Dammweg bis Escher Wyss-Platz – ist offizielle Stras- senstrichzone. Seit etwa drei Jahren bieten Sexarbeiterinnen allerdings entlang dem gesamten Sihlquai ihre Dienste an. Obwohl illegal, wurde diese Praktik in den vergangenen Monaten von der Polizei geduldet.

Zur Zeit gültiger Strichzonenplan der Stadt Zürich (Quelle: NZZ, 25.2.2010)

3 Der Stadtrat Martin Waser erläutert an der Medienkonferenz, dass zu Spitzenzeiten bis zu 120 Frauen auf dem Stras- senstrich anschaffen (Fassbind 2011). WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

18 Der Zustrom an Prostituierten hat nicht nur zu einer räumlichen Ausdehnung des Strassenstrichs am Sihlquai geführt, sondern auch zu einem zerstörerischen Kampf um Kunden. Dies hat die Preise für die Dienstleistungen gesenkt, was wiederum eine drastische Verschlechterung der Arbeitsbedingungen nach sich gezogen hat. (Stadtrat von Zürich 2010)

Anders als andere Formen der Prostitution sind bei der Strassenprostitution die Akteurinnen und Akteure des Sexge- werbes im öffentlichen Raum präsent und sichtbar, weswegen sie unmittelbare und augenfällige Konsequenzen auf das Bild und die Nutzung des öffentlichen Raums hat. Es ist vor diesem Hintergrund wenig erstaunlich, dass AnwohnerIn- nen sich über die zunehmenden Auswirkungen des Sexgewerbes auf ihren Alltag beklagen, namentlich über Lärm, ge- brauchte Kondome in Hauseingängen und Sex in Gebüschen (TA, 3.9.2010); in den Medien ist von den „Immissionen des Gewerbes“ die Rede (siehe z.B. Neuhaus 2010).

Vorbeigehenden werden zudem offensiv sexuelle Dienste angeboten (Hohler & Wachter 2010) oder sie werden, wenn sie still stehen, taxierend betrachtet. Letztere Beispiele zeigen deutlich wie Räume die Interpretation von alltäglichen Prakti- ken und Identitäten beeinflussen. Die Platzierung des Körpers in einem bestimmten raum-zeitlichen Arrangement geht folglich mit bestimmten Identitätszuschreibungen einher. Denn die Platzierung des Körpers in diesen Raum stellt einen Hinweis zu dessen Interpretation dar. Je dominanter ein bestimmter Raum4 an einem Ort ist, umso eindeutiger fallen die Zuschreibungen durch andere aus (s. auch Kaspar 2012: 158-160).

Die Klagen von AnwohnerInnen zeigen, dass sich am Sihlquai momentan zwei Räume – Wohnen und Sexgewerbe – an einem Ort überlagern, die aus der Sicht der Klagenden unvereinbar sind. Die Beschwerden von AnwohnerInnen richten sich dementsprechend vor allem gegen diese Vereinnahmung des Quartiers durch das Sex-Gewerbe. Eine Vereinnah- mung, die sich eben nicht nur in einer Zunahme von Lärm und Littering zeigt, sondern in einem zunehmend uniformen Image des Quartiers, mit dem sie sich nicht identifizieren können und von dem sie sich distanzieren wollen. In diesem Sinne stellen die Beschwerden von QuartierbewohnerInnen die AkteurInnen des Sexgewerbes als Andere dar (Löw & Ruhne 2011: 11f.)

Die wiederholten Beschwerden von AnrainerInnen haben zusammen mit den oben erwähnten unwürdigen Arbeitsbe- dingungen den Gemeinderat von Zürich dazu veranlasst, das Sexgewerbe neu zu reglementieren, um die „aus dem Ru- der gelaufenen“ (Schindler 2010) Zustände wieder zu normalisieren: Seit dem 1. Juli 2012 ist eine Prostitutionsgewerbe- verordnung (PGVO) teilweise in Kraft (Tages-Anzeiger, 23.5.2012) und der Strichzonenplan der Stadt wird überarbeitet.

In der Medienberichterstattung wie auch den politischen Debatten wird deutlich, dass (Strassen-)Prostitution generell als Teil eines urbanen Raumes verstanden wird, dass aber die aktuellen Zustände im Sihlquai ausser Kontrolle geraten sind und deswegen (wieder) in ordentliche Bahnen zu lenken ist. Sämtliche Parteien begrüssen denn auch die Schaffung kla- rer rechtlicher Verhältnisse durch die PGVO und erachten die Massnahmen als Schritte in die richtige Richtung. Einzige Ausnahme stellt die Fraktion der Alternativen Liste (AL) des Gemeinderates dar. Sie spricht von einer “Bürokratie der Wohlmeinenden” und bezweifelt, dass mit dieser PGVO Prostituierte geschützt werden, hält es sogar für wahrscheinli- cher, dass diese zunehmend in die Illegalität getrieben werden (Gemeinderat der Stadt Zürich 2012: 1751). Bezeichnen- derweise unterstützen Fachstellen wie die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration und die Zürcher Stadtmission, die im Bereich Sexarbeit tätig sind, diesen Kritikpunkt (Zürcher Stadtmission ZSM, FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration & Zürcher Aidshilfe ZAH 2011). Die AL-Fraktion kritisiert insbesondere das Prostitutierten-Register (alle Sex-ArbeiterInnen müssen sich künftig registrieren und um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen muss ein überzeu- gender Businessplan vorgelegt werden). Dies sei so absurd wie ein Schwulen-Register. In der Verordnung sieht die AL- Fraktion eine klare Massnahme zur “Säuberung” und Gentrification von Stadtteilen wie dies bereits im Langstrassen- quartier geschehe (Gemeinderat der Stadt Zürich 2012: 1751). Die von der Stimmbevölkerung knapp gutgeheissene Ver- lagerung der Strassenprostitution an den Stadtrand (siehe unten) kann dieses Argument zumindest nicht entkräften.

4 Raum verstanden als relationaler, d.h. in alltäglichen Praktiken hergestellter, Raum (Löw 2001). WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

19 Neuer Strichzonenplan Die im neuen Zonenplan angewendeten Kriterien für „quartierverträgliche“ Strassenprostitution tragen der oben er- wähnten funktionalen Trennung von Wohnumgebung und Sexgewerbe Rechnung: So muss der Wohnanteil in der Um- gebung von Strichzonen zukünftig unter 20% liegen und es dürfen keine Schulen, Kindergärten, Kirchen, Parkanlagen, Spielplätze, Jugendtreffs und ähnliche Einrichtungen direkt angrenzen (Stadtrat von Zürich 2011).

Im neuen Strichplan sind nun nur noch die drei nachfolgend aufgeführten Zonen für den Strassenstrich enthalten, davon zwei für den Autostrich und eine für den Fussgängerstrich: - Allmend Brunau, Autostrich (bestehend), Betreuung durch Frauenberatung Flora Dora - Aargauerstrasse, Strichplatz (neu), mit Boxen, Betreuung durch Frauenberatung Flora Dora - Niederdorf, Fussgängerstrich (bestehend), Betreuung durch aufsuchende Sozialarbeit; flankierende Massnahmen: Nachtfahrverbot Zähringerstrasse

Der Strassenstrich am Sihlquai soll verboten werden, sobald der dafür entwickelte Ersatz an der Aargauerstrasse in Be- trieb genommen werden kann. (ebd.)

Zum Strichplatz Aargauerstrasse heisst es in oben erwähnter Medienmitteilung: Er „soll den erlaubten Strassenstrich in eine übersichtliche, kontrollierbare, abgeschirmte Zone verlagern“. Der Strichplatz wurde im Septemter 2011 vom Ge- meinderat mit klarer Mehrheit gutgeheissen, die Schweizerische Volkspartei (SVP) hat allerdings das Referendum ergrif- fen, weswegen es im Frühling 2012 zur Volksabstimmung gekommen ist, in der das Projekt wiederum – wenn auch mit 52.6% relativ knapp – gutgeheissen wurde (Tages-Anzeiger, 11. März 2012). Einer Bau-Beschwerde einer IG von Gewer- betätigen AnrainerInnen des neuen Standorts wurde allerdings recht gegeben (Neuhaus 2012), weswegen sich die Inbe- triebnahme weiter verzögern wird.

Bezeichnend für die aktuelle Debatte ist, dass niemand die Strassenprostitution grundsätzlich in Frage stellt. Schon fast wie ein Mantra weisen Stellungnahmen der politischen Parteien und Medienberichte darauf hin, dass es sich nicht nur um „das älteste Gewerbe“, sondern auch um „ein normales Gewerbe“ handelt. Dennoch will niemand die Prostitution in ihrer resp. seiner Nähe. Das zeigt beispielsweise das Abstimmungsresultat: der höchste Ja-Anteil lag in den Kreisen 4/5 also dem aktuellen Standort des Strassenstrichs, der mit der Inbetriebnahme des Strichplatzes Aargauerstrasse aufgelöst würde, während der höchste Nein-Anteil in Altstetten und somit dem neuen Standort der Strassenprostitution lag (Ta- ges-Anzeiger, 11. März 2012). Aber auch die Interessensgemeinschaften und Quartiervereine, die überall da neu gegrün- det und/oder aktiv werden, wo Strassenprostitution geplant ist oder (vermehrt) hinzukommen droht, zeigen, dass das Sexgewerbe in der Nachbarschaft unerwünscht ist. Gewerbetreibende wollen nicht in die Nähe der Sexboxen, weil sie schlechten Einfluss auf das Geschäft sowie persönliche Unsicherheitsgefühle befürchten (Gindely 2011).

Die Abstimmung über den neuen Strichplatz Aargauerstrasse hat zudem – wie auch schon die Einführung der PGVO – zu einer Kontroverse der Auswirkungen der Massnahme auf die Sicherheit von SexarbeiterInnen geführt. Die Tageszei- tung 20Minuten beispielsweise kritisiert die eingebüsste Öffentlichkeit der Sexarbeit aufgrund der Verschiebung an den Stadtrand:

„Auch wenn die Bumsboxen den Sexarbeiterinnen einen gewissen Schutz bieten und der Platz zudem durch die Frauenberatung Flora Dora betreut wird: Insgesamt sinkt die Sicherheit aller Beteiligten durch die Verschiebung des Strassenstrichs in die Agglome- ration. Die bis anhin am Sihlquai vorhandene Öffentlichkeit und die damit einhergehende soziale Kontrolle, bot allen einen gewissen Schutz. Isolation und Ausgrenzung hingegen führen zu einem grösseren Risiko und erhöhen die Möglichkeit einer Zunahme von Übergriffen auf die Frauen.“ (20Minuten online 2011).

Die Prostitution sei zudem bisher in den Alltag integriert gewesen; durch die Sichtbarkeit von SexworkerInnen auf der Strasse sei die Bevölkerung gezwungen gewesen, sich mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und habe eine Sensibili- sierung für das Gewerbe und seine AkteurInnen stattgefunden. Die Verlagerung an den Stadtrand, das Abschieben in wenig frequentierte Randzonen führe daher zu einer Ghettoisierung und Entwertung einer ganzen Berufsgruppe, so 20Minuten weiter. Auch Löw & Ruhne (2011: 103) halten fest, dass die Sexarbeit auf der Strasse gegenüber derjenigen in

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20 Bordellen und Salons den Vorteil aufweise, dass die Sexarbeiterinnen am öffentlichen Leben partizipierten. Entgegen der Darstellung in 20Minuten halten sie jedoch fest, dass Sexarbeit bis heute nicht zum gesellschaftlichen Alltag gehöre, son- dern stets als Anderes hergestellt und wenn auch toleriert, so doch auf Distanz gehalten wird (ebd.).

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21 Kontrolle und Überwachung in der Bäckeranlage

Kathrin Ehrensperger, Andreas Good, Andreas Lustenberger, Isabelle Thurnherr, Marco Walser

Überwachung öffentlicher Räume in der Stadt Zürich5

Ob mit Videoüberwachung oder Polizeipatrouillen, öffentliche Räume geben in vielen Fällen Anlass zur Überwachung und Kontrolle. Ein Eingriff in das Privatleben, ein notwendiges Übel oder die einzige wirksame Massnahme um Sicher- heit zu garantieren? Unterschiedlich sind die Argumente und genauso unterschiedlich sind die Perspektiven der Akteu- re im Diskurs zur Videoüberwachung.

Für die Überwachung der öffentlichen Räume in Zürich werden keine permanenten technischen Mittel eingesetzt. Mit Ausnahme der Überwachungskamera in der Unterführung der Langstrasse verzichtet die Polizei komplett auf den Ein- satz von stationärer Videoüberwachung, denn dafür fehlt die gesetzliche Grundlage. Diese Tatsache lässt sich laut Stadt- polizei Zürich auf die Grün-Rote Regierung zurückführen. Diese Minimierung von andauernder Überwachung ist eine Eigenart von Zürich, denn beispielsweise in St. Gallen gibt es diverse Videokameras in öffentlichen Räumen. Im interna- tionalen Vergleich mit zum Beispiel Amerika oder dem englischen CCTV, wo Videoüberwachung von öffentlichen Räu- men zum Alltag gehören, wirkt die Zurückhaltung der Stadt Zürich eher verwunderlich. Momentan möchte auch die Stadt Zürich im Zusammenhang mit der Revision der allgemeinen Polizeiverordnung (APV) einen vermehrten Einsatz von Kameras überprüfen. Das Geschäft ist derzeit im Kantonsrat pendent. Es ist damit zu rechnen, dass mit der Inkraft- tretung der Revision, Zürich dem Überwachungstrend anderer Grossstädten folgen wird6.

Diese Einschränkung an Videoüberwachung betrifft aber nur die öffentlichen Räume von Zürich. In nicht oder nur halb öffentlichen Räumen sind Kameras stark verbreitet. Der öffentlich zugängliche Ort mit der höchsten Dichte an Überwa- chungskamera der ganzen Stadt ist der Hauptbahnhof. Über 100 Kameras beobachten die täglich ungefähr 300‘000 Besu- cherinnen und Besucher.

Die öffentlichen Räume werden also ausschließlich mit dem Einsatz von Patrouillen überwacht. Diese sind beispielswei- se zu Fuß, mit dem Auto, Töff, Velo oder Boot unterwegs und können dabei uniformiert oder in zivil auf Wache sein.

In den letzten Jahren gab es diverse Diskussionen über diese Ordnungskontrollen der Polizei. Eine wichtige betraf die Situation in der Bäckeranlage. Diese Problematik wird unten genauer erläutert.

Fotos: Heidi Kaspar

5 Gemäss Telefongespräch mit Alexandra Heeb.

6 Zitat von Frau Alexandra Heeb auf der Exkursion. WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

22 Die Bäckeranlage 1901 – heute7 Die Bäckeranlage ist eine öffentliche Parkanlage im Zürcher Langstrassenquartier. Dieses verdichtet gebaute Quartier war ursprünglich ein Ankunftsquartier für Arbeiterinnen und Arbeiter, die in die Stadt zogen und war daher geprägt von einer unterdurchschnittlich bemittelten Bevölkerungsschicht. Am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen europäischen Städten Freiraumanlagen, um soziale und hygienische Probleme solcher Innenstadtquartiere zu mildern. Im Jahre 1901 wurde in Zürich die Bäckeranlage im Stil eines bürgerlichen Stadtparks gebaut, der zum Spazieren einlud (Steeb 2004: 38).

Die Bäckeranlage wurde aber von der Quartierbevölkerung nicht als solchen genutzt und verwahrloste. Nun wollte die Stadt den Park zu einem „Volksgarten, Tummelplatz für breite Bevölkerungsgruppen“ (Bühler & Kaspar 2010: 49f. zit. in: Gartenbau und Landwirtschaftsamt Zürich: Fachstelle für Gartendenkmalpflege, 1996) umgestalten. Der architekto- nische „Wohngartenstil“ entsprach diesem Ziel der Nutzungsöffnung (Steeb 2004: 38). Seit 1938 besteht die Bäckeranlage mit den Grundelementen, wie wir sie noch heute vorfinden.

Darf er das Bier hier nun trinken oder nicht? (Foto: Heidi Kaspar)

Nach der Schliessung des Zürcher Letten im Jahr 1995 stieg die Zahl der Drogenkonsumenten in der Bäckeranlage an. In der Bäckeranlage kam es zu Nutzungskonflikten. Viele Quartiersbewohnerinnen und Bewohner störten sich an der Un- ordnung und den herumliegenden Spritzen und sprachen von einer unausgewogenen Nutzungsstruktur. Sie protestier- ten gegen „die Verdrängung durch eine Minderheit“ (Bühler & Kaspar 2010: 53).

Weil sich die sozialen Konflikte im ganzen Quartier zuspitzten initiierte der Zürcher Stadtrat das Projekt Langstrasse PLUS. Dieses Projekt zielte auf die Aufwertung des Langstrassenquartiers ab. Mit Massnahmen gegen Drogenhandel, negative Auswirkungen des Rotlichtmilieus und Immobilienspekulation sollte die Lebensqualität im Quartier verbessert werden. Im Rahmen dieses Projektes wurde die Bäckeranlage gereinigt und teilweise erneuert und es wurde ein Quar- tierzentrum in der Bäckeranlage gebaut. Seit der Wiedereröffnung der Anlage im Jahr 2001 werden Konsumierende von illegalen Drogen rund um die Bäckeranlage nicht mehr geduldet. Auch die meistens Alkohol konsumierenden Rand- ständigen werden nicht mehr in allen Teilen der Anlage akzeptiert. „Angehörige von SIP sind 3 bis 4 Mal täglich in der Bäckeranlage präsent, die Polizei praktisch täglich“ (Kaspar 2010: 85). Diese Ordnungskontrollen durch die Polizei und die SIP (Sicherheit Intervention Prävention) werden von den Parkbesuchern als notwendig erachtet. Sie stören diese aber auch, weil sie an das fragile Gleichgewicht im Park erinnern (ebd.). Gemäss Frau Heeb werden Randständige in gewis- sem Masse geduldet, aber nur in entsprechenden „Zonen“. Die Bäckeranlage wird von verschiedenen Gruppen genutzt.

7 Basiert wo nicht anders vermerkt auf: Bühler & Kaspar 2010. WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

23 Dabei wird beobachtet, dass es sich eher um ein Nebeneinander als um ein Miteinander der verschiedenen Gruppen handelt. Es gelten sogenannte transparente Grenzen, welche eine bewährte Lösung von SIP darstellen und auch von den Randständigen akzeptiert werden.

Im März 2011 spricht der Tagesanzeiger erneut vom „Kampf gegen Randständige in der Bäckeranlage“ (Tages-Anzeiger, 22.3.2011). Wieder sind es Teile der Bevölkerung, die sich von den „Randständigen“ fürchten, die sich rund um die Ping- pong Tische aufhalten. Diesmal reagiert die Stadt mit dem Entfernen der Tische, die laut Rolf Vieli, damaliger Leiter des Projekts Langstrasse PLUS, „als Abstellfläche für Alkohol und Unterlage zum Dealen verwendet“ (Tages-Anzeiger, 22.3.2011) wurden.

WirtschaftsgeographieExkursion Öffentlicher Raum

24 Literaturverzeichnis

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