INSELN VON OBEN Lebrecht Jeschke · Heike Stavginski

Edition Maritim Inhalt

7 Vorwort

8 Die Außenküste

38 Krumminer Wiek und Achterwasser

62 Binnenseen und Moorniederungen des Hinterlandes

84 Die Haffküste

100 Der Peenestrom

144 Ortsregister Krumminer Wiek und Achterwasser

Der Gnitz: Die Halbinsel erstreckt sich nach Süden zwischen Krumminer Wiek und Achterwasser. Links im Bild das Steilufer mit dem 32 Meter hohen Weißen Berg, rechts die markante Land­- spitze Möwenort. Nördlich davon liegt am Ufer des Achterwassers der kleine Ort Lütow mit seinem Ferienparadies.

38 39 40 41 Blick aus Süden auf it den folgenden Bildern wenden wir uns Fischschwärme wären so dicht gewesen, dass das Achterwasser und M dem Küstenhinterland zu, genauer; den die Fischer mit ihren Booten Mühe hatten, die Halbinsel Gnitz, Küsten der Krumminer Wiek und des Achter­ vorwärtszukommen. Das ist heute unvor­ dahinter die Krumminer Wiek. Im Vordergrund wassers. Die Krumminer Wiek schiebt sich stellbar. Die Gewässerverschmutzung hat das Nordufer des Lieper als breite Bucht des Peenestroms zwischen der Fischerei großen Schaden zugefügt, und Winkels (vorhergehende Wolgaster Ort und Gnitz weit noch Norden in erst allmählich zeichnet sich eine Besserung Doppelseite). den Inselkörper vor. An den Ufern der Bucht der Situation ab. finden wir nur zwei alte Bauern- und Fischer- Heute steht der Wassersport im Zentrum Neeberg und der Wol- gaster Ort. Blick auf das dörfer. Es ist gut zu wissen, dass in jedem der Nutzungsmöglichkeiten, die kleinen Häfen alte Fischer- und Bauern- Bauerndorf, sofern es an einem Gewässer- von Neeberg und Krummin sind beliebte Ziele dorf an der Krumminer ­ufer lag, auch Fischer ihrem Beruf nachgin­- der Fahrtensegler. Auf der Westseite des Wiek, einer Bucht des gen, gelegentlich betrieb man auch beides, Gnitz befindet sich unterhalb des Weißen Achterwassers, umgeben Landwirtschaft und Fischfang. Peenestrom Berges auf dem Campingplatz Lütow eine von fruchtbaren Feldern. Im Hintergrund und Achterwasser waren einst unglaub- Ausleihstation für Kajaks, Surfbretter und (oben). lich fischreich. Alte Fischer berichteten, die Segelboote. An der Krumminer Wiek gibt es

42 mehrere verschwiegene kleine Badestellen, Ückeritz. Es heißt Achterwasser, weil Krummin mit seinem wo der Naturfreund Ruhe findet. es hinter den Badeorten der Außenküste »Naturhafen« in der Lassen wir unseren Blick noch einige liegt. Auf alten Karten findet man noch die Krumminer Wiek. Flache Ufer mit breiten Minuten über die großen, sauber bestellten Bezeichnung »Lassansches Wasser«, denn Schilfgürteln schüt­- Ackerflächen wandern, die beide Dörfer ein- das auf dem Festland liegende Städtchen zen die Steganlagen, rahmen. Wir nehmen die Bäume und Wald- besaß einst auch auf dem Achterwasser als im Hintergrund die stücke wahr und erkennen die wunderschöne einzige Stadt die Fischereigerechtsamkeit. Ackerlandschaft des Lindenallee am rechten Bildrand von Krum- Ist schon die Krumminer Wiek als Segel- Wolgaster Ortes mit Baumreihen und Alleen. min. Den Hintergrund nimmt der Peenestrom revier gerühmt worden – um wie vieles mehr mit der Stadt Wolgast ein, und uns wird klar, trifft dieses Urteil für das Achterwasser weshalb die Alten diesen Landstrich Wolgas- zu. Für die Badeorte an der Außenküste ter Ort nannten. ergibt sich eine zweite, in touristischer Wenden wir uns nun dem Achterwasser Sicht zu nutzende Chance. Da können Häfen zu, jener größeren Bucht des Peenestroms im für Segler das Angebotsspektrum deutlich Rückland der Seebäder , und erweitern.

43 Lieper Winkel und uf dem großen Panoramafoto führt der bereits im 13. Jahrhundert der Name des Gnitz. Das Achter­- Blick von der Küste des Lieper Winkels Adelsgeschlechts der Lepel als Bewohner des wasser zwischen Lieper A auf die Südspitze des Gnitz, also auf jene Gnitz auf. Die Lepels haben in Lütow bis 1945 Winkel und dem Gnitz mit seinen blühenden Halbinsel, die die Krumminer Wiek vom Ach­ gesessen. Rapsfeldern und dunk­ terwasser trennt. In geologischer Hinsicht Wann der Gnitz mit der Insel Usedom len Waldresten gilt mag es eine Seitenmoräne eines Gletschers zusammenwuchs? Vielleicht im frühen Mittel­ als landschaftliches sein. Fest steht, dass der Gnitz einmal eine alter. Im Laufe der Jahrhunderte war der Kleinod. Im Bild oben Insel war, ebenso der Wolgaster Ort und eiszeitliche Kern des Gnitz völlig entwaldet. erkennen wir den Ort Lütow, der durch die der Hügel, auf dem Zinnowitz liegt. Auf dem Das heutige Landschaftsbild entwickelte sich Erdölbohrungen einige eiszeitlichen Kern der Halbinsel fand man erst allmählich. Ob die kargen Hutungen auf Berühmtheit erlangt ein jungsteinzeitliches Großsteingrab – ein den Sandhügeln an der Westseite der Halb­- hat. Auf dem Achter- Beleg für eine frühe Besiedlung. Der Gnitz insel mit Kiefern aufgeforstet wurden oder wasser ist ein Ausflugs- tritt erst im 13. Jahrhundert in das Licht der ob die Kiefern sich von selbst ansamten, dampfer unterwegs. Geschichte. Es wird von dem vornehmen ändert nichts am Ergebnis. Die Waldfläche hat slawischen Adligen Henricus de Gnez berich­- in den vergangenen rund 100 Jahren stetig tet, der Kastellan des Pommernherzogs auf zugenommen. Der Weiße Berg war einst ein der Burg von Usedom war. Ebenso taucht kahler Sandberg.

44 Das Dorf Netzelkow auf der Ostseite des Gnitz. Wir sehen ein kleines Dorf, an dessen Nordende ein Steg für Segelboote errichtet wurde. Lütow und Netzelkow liegen auf der Ostseite des Gnitz, geschützt vor den Westwinden. Im Hin- tergrund ist Zinnowitz zu erkennen (rechts).

45 Das Achterwasser ie DDR hatte in ihrem Streben nach des VEB Nachrichtenelektronik . Ab aus Norden. In der DAutar­kie seit den 1960er-Jahren eine 1991 gehörte das zur Siemens AG, die Görmitz Bildmitte das ­Ostufer groß angelegte geologische Erkundung 2006 an die Gesellschaf­ter der »Wertgrund der Halbinsel Gnitz, vorgelagert die Insel gestartet. Es ging vor allem um die Siche­- Insel Görmitz GmbH« verkaufte. Görmitz, die durch einen rung der Energieversorgung. 1965 wurde man Die Insel Görmitz war einst im Besitz der Damm mit dem Gnitz bei Lütow auf dem Gnitz fündig. Die Lager- bereits genannten Familie Lepel, die diese verbunden ist. Die Insel stätte lieferte bisher insgesamt 1,3 Millionen 1937 verkauften. Heute ist die Insel Natur- ist Naturschutzgebiet. Tonnen Erdöl. Die Insel Görmitz wurde im schutzgebiet, betreut wird Görmitz vom Ver- Zusammenhang mit den geologischen Erkun- ein Jordsand. Erstaunlich, welch wundersame dungsarbeiten durch einen Damm mit dem Wege die Eigentumsrechte und das öffentli- Gnitz verbunden und zum »Volkseigentum« che Interesse an einer Insel nehmen können. erklärt. Doch noch einmal zurück zu den Lepels. Auch auf dieser Insel wurde man in den Diese waren offensichtlich in den Besitz der 1970er-Jahren fündig und förderte hier bis in Insel Görmitz sowie der Dörfer Lütow, Net­ die 1980er-Jahre Erdöl. Danach wurde Görmitz zelkow und Neuendorf auf dem Gnitz gelangt, Erholungsgebiet mit einem Kinderferienlager die sie im Sinne guter Wirte verwalteten. Ob

46 sie je Schuld auf sich geladen haben, wissen nur eine Frage der Zeit, bis der Naturschutz Die Insel Görmitz im wir nicht. Jedenfalls ist ihnen 1945 übel mit­ sich dieser Landschaft annehmen würde. Achterwasser. Gut erkennbar ist der gespielt worden. 1990 erfolgte die Ausweisung als Natur­ Damm, der sie mit der Die Südspitze der Halbinsel Gnitz erfreute schutzgebiet. Die Zukunft dieses Reservates Halbinsel Gnitz verbin- sich nach dem Zweiten Weltkrieg besonde­- hängt wesentlich davon ab, ob es dem det. Die Insel wurde rer Beliebtheit als Wandergebiet; es war wie Flächeneigentümer oder -nutzer und den inzwischen mehrfach ein Rest einer Allmende, eines dörflichen Naturschutzvertretern gelingt, den gegen­ veräußert. Sie ist für eine öffentliche Nut- Gemeinbesitzes. Jedenfalls kein intensiv wärtigen Zustand zu bewahren. Nur dann zung gesperrt. genutztes Land, höchstens von einigen Rin­- haben die seltenen Pflanzen die hier wachsen, dern und Schafen beweidet. Der Eigentümer wie beispielsweise die Wiesenorchideen, die der Fläche konnte nichts gegen die allge­- Sandstrohblume oder das Katzenpfötchen, meine, öffentliche Nutzung einzuwenden eine Chance zum Überleben. haben. So harmonisch fügte sich der aktuelle Zustand und der Gebrauch, der von dieser Landschaft gemacht wurde, zu einer gerade­zu paradiesisch anmutenden Szenerie. Es war

47 vom Achter- inen ungewohnten Anblick bieten unsere kleinen Bootshafens und folgt dann ziemlich wasser aus gesehen. E Seebäder vom Achterwasser aus der Luft gradlinig dem Ufer. Diese Deiche am Achter­ Das große Panorama­ fotografiert. Nehmen wir Zempin, zwischen wasser wurden alle seit den 1960er-Jahren foto zeigt das buch- tenreiche Ufer und die Zinnowitz und Koserow gelegen. Die reprä­ neu gebaut oder rekonstruiert. Es ging dabei schmalste Stelle der sentative Bäderarchitektur, mit der unsere nicht nur darum, einen Durchbruch der Insel. Noch einmal Seebäder an der Außenküste Staat machen, Insel bei Lütten Ort während einer Sturmflut wird die Gefährdung wird aus dieser Vogelperspektive noch nicht zu verhindern, man verfolgte auch das Ziel, der Insel deutlich, deutlich sichtbar, dagegen dominiert nun der möglichst Flächen für eine intensive Futter­ der mit Deichbauten ursprüngliche dörfliche Charakter. ­Auffallend mittelproduktion zu gewinnen. Das einge- in den vergangenen 100 Jahren zu begeg- auch hier, wie viele ungenutzte oder nur sel­- deichte Land musste nun aber auch dauerhaft nen versucht wurde. ten genutzte Flächen es in den Randlagen ent­wässert werden, denn eine freie Vorflut der Siedlungen gibt – das gilt insbesondere für gab es nicht mehr. Daher wurden elektrisch Zempin, das auf einer sandigen Moräne errich­- betriebene Schöpfwerke errichtet. Bei den tet wurde. Wir sehen den Deichverlauf am hier infrage kommenden Flächen hat das keine Achterwasser: von links kommend und an den Probleme bereitet. Anders sieht es jedoch bei Ödlandflächen nördlich von ­Zempin endend. den großen Moorflächen an der Peene aus. Der Deich beginnt erst wieder in Höhe des Wir werden darauf noch zurückkommen.

48 Ortsregister

Aalbeeke 69 Karnin 99, 100, 104 Rosenhagen 103 Achterland 87 Karniner Eisenbahnbrücke 99, 100, 104 Ruden 10, 138, 139, 141 Achterwasser 20, 21, 22, 23, 27, 38, Kleiner Krebssee 70, 71 Sackkanal 30, 69 42, 43, 44, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 54, Kleiner Wotig 128 Sagenstein 67 59, 60, 61, 64, 65, 66, 71, 93, 114 Knüppelgraben 69 Sassebruch 115 Ahlbeck 28, 29, 31, 34, 69, 70 Kölpinsee 25, 26, 27 120 Alt-Sallenthin 34 Kölpinsee (Peenemünde) 133, 135 Sauziner Bucht 121 104 36, 71, 75 Schloonsee 70, 71 Anklamer Fähre 100, 104 Koserow 24, 26, 43, 48, 50 Schlossinsel (Wolgast) 121, 125 Anklamer Stadtbruch 102, 103, 104, 108 Krienke 113 Schmollensee 59, 66 Bäck 59 Krienker See 65, 113, 115 Sellin 34, 66, 67 Balm 59 Kröslin 132, 133 Spandowerhagen 138 Bansin 28, 29, 34, 70, 74 Krummin 42, 43 Stagnieß 54 Bansin-Dorf 34 Krumminer Wiek 38, 42, 43, 44, 64 Stettiner Haff 54, 78, 79, 83, 22, 66 Langer Berg 26, 36 87, 98, 99, 100 Böhmke 59 Lassan 116, 117 Stoben 66 Bossin 87 Liepe 60 Störlanke 49 Buddelberg 93 Lieper Winkel 42, 44, 60, 65, 113, Stolpe 87, 95 103 114, 115, 118, 119 Streckelsberg 24, 26, 36, 50 Bugewitzer Mühlengraben 103 51, 54 Struck 10, 138, 139, 141 Cämmerer See 133, 135 Loddiner Höft 51, 54 Swine 78, 84 Cosim 54, 59 138 Swinemoor 37, 78 92, 93, 95 Lubminer Heide 137, 138 Swinemünde (Swinoujsie) 31, 34, 36, 34, 92, 99 Lütow 38, 42, 44, 45, 46 37, 70, 78, 79, 83, 91, 92, 99 Flughafen 89, 91 Lütten Ort 22, 48 Thurbruch 26, 30, 69, 71 Freesendorfer See 138 65 Trassenhagen 15, 17 Freesendorfer Wiesen 138 Mellenthiner Heide 36, 92, 93, 113 36 Freest 136, 137 Möwenort 38 Ückeritz 26, 27, 43, 54 87, 88, 91 Morgenitz 113 Ulrichshausen 69 Glaubensberg 59, 66 Neeberg 42 Usedom (Stadt) 34, 64, 65, 98, 115 Gnitz 38, 42, 44, 45, 46, 47, 50, 54, 60 Neppermin 59 Usedomer Heide 113 Görmitz 46, 47 Nepperminer See 54, 59 Usedomer See 62, 64, 83, 95, 98 Golm 37, 78, 79, 83, 87, 88 Netzelkow 45, 46 Usedomer Winkel 62, 83, 100, 108 Gothen 34, 74 Neuendorf 46 Warthe 60, 118, 119 Gothensee 30, 34, 69, 70, 71, 74 Neu-Sallenthin 34 Warthe Ausbau 119 Greifswalder Bodden 11, 133 Nordhafen (Peenestrom) 135 Wasserschloss Mellenthin 65 Greifswalder Oie 140, 141 Ostklüne 83, 98 Weißer Berg (Gnitz) 38, 42, 44, 50 Großer Krebssee 66, 70, 71 Parchenniederung 34, 69, 71 Weißer Berg (Usedom) 113 Großer Rohrplan 128 Paschensee 27, 59 Welzin 87, 95, 98 Großer Werder 54 Peenebrücke 121, 125 Werder 59, 113 Großer Wotig 133 Peenemoor 102 Westklüne 83, 98 Großes Moorholz 113 Peenemünde 14, 15, 17, 75, 128, Wilhelmshof 83 Grüssow 60, 61 132, 133, 135, 140 Wockninsee 26, 27 Gummlin 87, 95 Peenemünder Haken 10, 11, 12, 14, Wolgast 10, 34, 42, 43, 78, 120, 121, 125 Haff 20, 21, 78, 83, 86, 89, 93, 95, 99, 135, 138, 139, 141 Wolgast-Hafen 34 102, 103 Peenestrom 11, 13, 15, 20, 21, 42, 43, Wolgaster Ort 42, 43, 44, 120 Haffmoor 102 60, 61, 62, 64, 78, 98, 99, 100, 104, Wolgastsee 36, 37, 71 Hammelstall 17 108, 109, 113, 114, 116, 119, 120, 121, Wollin 31, 36, 70, 78, 87, 93 Heringsdorf 28, 29, 30, 31, 34, 70, 74 128, 129, 132, 133, 136, 137, 139 Zecherin 108 Hohendorfer See 121 Peenewerft 121, 125 Zecherin (Wolgast) 128 Hollendorf 129 Pommersche Bucht 31, 140 Zecheriner Brücke 108, 109 Kachlin 69 Prätenow 93 Zempin 8, 21, 22, 48 Kachliner See 69 59, 60, 64, 66 Zempiner See 8 Kaiserfahrt (Kanal Piastowski) 79, 84 Quilitz 114 Zerninseemoor 37 71, 84, 87, 93, 99 60, 110, 114, 115 Zerninsee-Senke 37 Kamp 99, 100, 104 Reestow 60 Ziemitz 120, 121 14, 15, 17, 129 Rieck 20, 22, 23 Zinnowitz 8, 17, 43, 44, 45, 48, 49

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