NRW.BANK.Research Regionalwirtschaftliche Profile Nordrhein-Westfalen 2019 Münsterland Ausgewählte Indikatoren

Inhalt

Einführung

1. Bevölkerungsstruktur

2. Demografische Entwicklung

3. Wirtschaftsstruktur

4. Wirtschaftliche Dynamik Einführung

• Die Regionalwirtschaftlichen Profile Nordrhein-Westfalen der NRW.BANK geben einen Überblick über die sozio-ökonomischen Strukturen und Trends für die neun Wirtschaftsregionen des Landes. • Sie verstehen sich als eine aktuelle Bestandsaufnahme, die als Informationsbasis für die Ausrichtung und Weiterentwicklung der

Münsterland Wirtschafts- und Strukturpolitik durch Entscheidungsträger in den Ostwestfalen- Regionen und der Landespolitik sowie die interessierte Öffent- lichkeit genutzt werden kann. • Die Abgrenzung der Regionen erfolgte entlang gewachsener Hand- Metropole Ruhr lungsräume und enger wirtschaftlicher Verflechtungsbeziehungen. Beispielsweise nutzen die regionalen Entwicklungs- und Marketing-

Niederrhein Düsseldorf organisationen in NRW die räumliche Abgrenzung in ihrem strate- Berg. Südwestfalen Städtedreieck gischen Zusammenschluss „regionen.NRW“. • Soweit möglich wurde für die Grafiken der Wirtschaftsregionen eine

Köln/ einheitliche Skalierung gewählt, um Vergleiche zwischen den Regionen zu erleichtern. Darüber hinaus wurden die neun Einzel- profile um eine Synthese ergänzt, die anhand von thematischen Karten eine vergleichende Betrachtung der Wirtschaftsregionen zusätzlich unterstützt. • Unter www.nrwbank.de/regionale-wirtschaftsprofile stehen alle Regionalwirtschaftlichen Profile für Nordrhein-Westfalen zum Download zur Verfügung. Dort befindet sich auch ein umfang- reiches Glossar, in dem die hier verwendeten Indikatoren aus- führlich beschrieben werden.

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 2 Münsterland

• Die Wirtschaftsregion Münsterland im Nordwesten von Nordrhein- Westfalen umfasst die Stadt Münster sowie die Kreise Borken, , und . • Die flächenmäßig drittgrößte der untersuchten Regionen ist vergleichsweise dünn besiedelt. Nur 273 Einwohner leben hier durchschnittlich auf einem Quadratkilometer (NRW: 524). Insgesamt sind 1,63 Mio. Menschen in der Wirtschaftsregion zu Hause.

Kreis Steinfurt • Das Münsterland weist mit 3,8% die niedrigste Arbeitslosenquote aller neun Wirtschaftsregionen in NRW auf (Folie 4.6). Die Wirtschaftsstruktur ist mittelständisch und landwirtschaftlich geprägt. Insbesondere der Maschinenbau und die Lebensmittel- Kreis Borken herstellung dominieren die regionale Branchenstruktur (Folie 3.3).

Stadt Münster

Kreis Coesfeld Kreis Warendorf

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 3 Inhalt

Einführung

1. Bevölkerungsstruktur

2. Demografische Entwicklung

3. Wirtschaftsstruktur

4. Wirtschaftliche Dynamik Regionale Altersstruktur im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 1.1 Bevölkerungsstruktur Anteil der Bevölkerung im Jahr 2018 nach Altersklassen (in %)

Erläuterungen 2,0 • Mehrere Besonderheiten fallen bei der Altersstruktur der 1,8 Wirtschaftsregion ins Auge. 1,6 • Die Bevölkerung im Münsterland ist die jüngste aller neun

1,4 Wirtschaftsregionen in Nordrhein-Westfalen. Das Durchschnittsalter liegt bei 43,0 Jahren und damit deutlich niedriger als der 1,2 landesweite Wert (44,0 Jahre). 1,0 • In der sehr studentisch geprägten Stadt Münster ist der 0,8 Altersdurchschnitt NRW-weit am geringsten (41,0 Jahre).

0,6 • Die zahlreichen Studenten in Münster machen sich auch in der Altersstruktur des Münsterlandes bemerkbar (siehe Grafik). So ist 0,4 der Anteil der jungen Erwachsenen an der Bevölkerung stark 0,2 erhöht.

0,0 • Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 5 bis 18 Jahren sind in der Region ebenfalls überrepräsentiert. Dies liegt vor allem an dem sehr kinderreichen Kreis Borken, in abgeschwächter Form auch an 3 Jahre 3 Jahre 6 Jahre 9 12 Jahre 12 Jahre 15 Jahre 18 Jahre 21 Jahre 24 Jahre 27 Jahre 30 Jahre 33 Jahre 36 Jahre 39 Jahre 42 Jahre 45 Jahre 48 Jahre 51 Jahre 54 Jahre 57 Jahre 60 Jahre 63 Jahre 66 Jahre 69 Jahre 72 Jahre 75 Jahre 78 Jahre 81 Jahre 84 Jahre 87 den Kreisen Steinfurt und Warendorf. unter 1 Jahr unter • Die Generation der Babyboomer, die Mitte der 50er bis Ende der

Münsterland Nordrhein-Westfalen älter und Jahre 90 60er Jahre geboren wurde, nimmt einen sehr großen Anteil an der Bevölkerung ein. Dies ist jedoch kein regionales Phänomen, Hinweis: Die Altersklasse der 90-Jährigen und Älteren wird von IT.NRW zusammengefasst. sondern landesweit zu beobachten. • Ältere Personen ab 60 Jahren nehmen im Münsterland einen weitaus geringen Anteil ein, als im gesamten Bundesland.

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 5 Geschlechterverhältnis in der Wirtschaftsregion 1.2 Bevölkerungsstruktur Anteil der Bevölkerung im Jahr 2018 nach Geschlecht und Altersklassen (in %)

Erläuterungen

80 • Mit 50,7% ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung weiblich. Damit 70 ist die Geschlechterstruktur in der Region ähnlich zum Landes- durchschnitt. Im gesamten Bundesland sind 50,9% der Einwohner 60 weiblich. 50 • Der Anteil unterscheidet sich jedoch stark nach Altersklassen. 40 Weltweit überwiegt bei der Geburt das männliche Geschlecht leicht. 49,3 30 Auch im Münsterland gibt es etwas mehr männliche als weibliche Kinder. 20 unter 5 5 bis9 10 bis 14 15 bis 19 20 bis 24 25 bis 29 30 bis 34 35 bis 39 40 bis 44 45 bis 49 50 bis 54 55 bis 59 60 bis 64 65 bis 69 70 bis 74 75 bis 79 80 bis 84 85 bis 89 90 und älter Insgesamt • Je älter die Menschen sind desto höher ist der weibliche Anteil, da die Lebenserwartung bei Frauen höher ist als bei Männern. • Zahlreiche (ländliche) Regionen in Deutschland und NRW weisen im 20,0 Alter von 20-35 Jahren einen starken Männerüberschuss auf. Dies 30,0 ist im Münsterland nur in abgeschwächter Form erkennbar, da in 50,7 der Stadt Münster ein deutlicher Frauenüberschuss bei jungen 40,0 Erwachsenen existiert. In den ländlichen Kreisen der Wirtschafts- 50,0 region gibt es hingegen deutlich mehr junge Männer als Frauen. 60,0

70,0

80,0

Anteil Männer nach Altersklassen Anteil Frauen nach Altersklassen

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 6 Regionale Staatsangehörigkeiten im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 1.3 Bevölkerungsstruktur Anteil der Bevölkerung im Jahr 2018 mit ausländischer Staatsangehörigkeit nach Kontinenten (in %)

Münsterland Erläuterungen • Ausländische Staatsangehörige gibt es im Münsterland relativ wenige. Der Anteil an der Bevölkerung liegt bei 9,6%. In keiner 2,3% Wirtschaftsregion NRWs sind es weniger (NRW: 14,8%).

0,5% • Am wenigsten Ausländer wohnen dabei in Coesfeld (7,0%). Am 90,4% 9,6% höchsten ist der Anteil mit 10,9% in der Universitätsstadt Münster. 0,2% 6,5% • Dabei sind vor allem ausländische Staatsbürger aus europäischen 0,1% Ländern in der Wirtschaftsregion Münsterland unterrepräsentiert. • Zu diesen zählen unter anderem Türken, die mit 16.200 Personen die größte ausländische Bevölkerungsgruppe stellen. Dies ist in Deutsche Staatsangehörigkeit Ausländische Staatsangehörigkeit Folge der Anwerbeabkommen aus den 50er und 60er Jahren ein Europa Asiaten Afrika Amerika bundesweit typisches Bild. Insgesamt leben aber nur 3,3% der Sonstige Türken aus NRW im Münsterland.

Nordrhein-Westfalen • Syrer sind mit 15.400 Personen erstmals die zweitgrößte Ethnie. Danach folgen Polen (15.200), deren Zahl sich seit der Ost- erweiterung der EU mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit merklich erhöht hat. 3,2% • Zudem leben insbesondere im grenznahen Kreis Borken zahlreiche

85,2% 14,8% 0,9% Niederländer. 10,4% 0,2% 0,1%

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 7 Regionale Berufsabschlüsse im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 1.4 Bevölkerungsstruktur Anteil der Bevölkerung ab 15 Jahren im Jahr 2018 nach höchstem beruflichen Bildungsabschluss (in %)

Erläuterungen

• Der Anteil der Bevölkerung ohne beruflichen Bildungsabschluss ist 60 im Münsterland mit 26,2% so gering wie in keiner anderen Wirt- schaftsregion NRWs. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Be- 50 49,0 46,1 völkerung ab 15 Jahren ausgewertet wird. Insbesondere zwischen 15 und 25 Jahren sind viele Menschen jedoch noch in Ausbildung 40 und können keinen beruflichen Bildungsabschluss vorweisen.

30,3 • Beinahe die Hälfte der örtlichen Bevölkerung ab 15 Jahren hat eine 30 26,2 Lehre bzw. duale Berufsausbildung absolviert (49,0%). In den Krei- sen Warendorf (55,5%) und Steinfurt (52,5%) sind es sogar deut- 20 16,4 16,4 lich mehr. 8,1 7,0 • Dies dürfte mit der Wirtschaftsstruktur zusammenhängen, die vom 10 Produzierenden Gewerbe geprägt ist (siehe Kapitel 3.2). In dem Wirtschaftssektor werden vor allem beruflich Qualifizierte beschäf- 0 Lehre / Fachschulabschluss / Hochschulabschluss / Ohne beruflichen tigt. Hierzu gehören auch Personen mit Fachschulabschluss, wie Berufsausbildung im -abschluss in der Promotion Bildungsabschluss dualen System ehem. DDR Meister und Techniker, die ebenfalls in der Region überrepräsen- tiert sind. Münsterland Nordrhein-Westfalen • Gleichzeitig sind auch Akademiker häufiger anzutreffen als im Lan- desdurchschnitt. In der Stadt Münster kann jeder dritte Einwohner über 15 Jahren einen akademischen Abschluss vorweisen (34,7%), der Akademikeranteil ist damit so hoch wie in keiner anderen Teil- region NRWs. Hinweis: Die Summen können von 100% abweichen, da bei einem Teil der Bevölkerung die Bildungsabschlüsse unbekannt sind.

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 8 Regionale Haushaltsgrößen im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 1.5 Bevölkerungsstruktur Anteil der Haushalte im Jahr 2018 nach Personenanzahl (in %)

Erläuterungen

50 • Im Münsterland sind die Haushalte im Schnitt deutlich größer als in NRW insgesamt. Single-Haushalte machen lediglich 37,4% aller 40,6 Haushalte aus. In urbaneren Wirtschaftsregionen wie der Region 40 37,4 Düsseldorf (46,4%) oder dem Bergischen Städtedreieck (43,1%) 34,4 34,4 sind es weit mehr. • Gleichzeitig kommen große Haushalte ab 4 Personen häufig vor. 30 16,0% der Haushalte fallen in diese Kategorie. Dies sind landesweit mit Abstand am meisten. Vor allem in den Kreisen Borken und 20 Steinfurt gibt es zahlreiche große Haushalte. 16,0 • Ein Stadt-Land-Unterschied wird auch innerhalb des Münsterlandes 12,1 12,1 12,9 deutlich. In der Stadt Münster ist mehr als jeder zweite Haushalt ein 10 Single-Haushalt (54,3%), im Kreis Steinfurt trifft das hingegen auf lediglich 29,2% aller Haushalte zu.

0 • Die Zahl der Single-Haushalte im Münsterland stieg zwischen 2008 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 und mehr und 2018 von 236.000 auf 280.000. Trotz des geringen Altersdurch- Personen schnittes (vgl. 1.1) wächst auch im Münsterland der Anteil Älterer. Münsterland Nordrhein-Westfalen Weniger Nachwuchs, die zunehmende Urbanisierung und der Hang zur Individualität sind weitere Gründe für die steigende Zahl an Single-Haushalten.

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 9 Inhalt

Einführung

1. Bevölkerungsstruktur

2. Demografische Entwicklung

3. Wirtschaftsstruktur

4. Wirtschaftliche Dynamik Regionale Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 2.1 Demografische Entwicklung Bevölkerungsentwicklung von 1963 bis 2018 (absolut in Mio.)

Erläuterungen 1,70 1,630 • Das Münsterland konnte in den letzten Jahrzehnten einen nahezu 1,60 kontinuierlichen und kräftigen Bevölkerungsanstieg verzeichnen. Im Jahr 2018 lebten rund 1,63 Mio. Menschen in der Region und damit 1,50 465.000 mehr als 1963. Die Bevölkerungsentwicklung Nordrhein- 1,40 Westfalens verlief dagegen deutlicher volatiler und flacher. • Bis Ende der 60er Jahre waren die Geburtenraten sehr hoch (vgl. 1,30 Kapitel 2.2). Dementsprechend wuchs die Bevölkerung stark an. 1,20 • Ab Mitte der 70er Jahre starben in NRW mehr Menschen als 1,165 1,10 geboren wurden. Folglich sank die Bevölkerung bis etwa Mitte der 80er Jahre. Im Münsterland blieb der natürliche Bevölkerungssaldo 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 18,4 hingegen positiv und trug zum Bevölkerungswachstum bei. 18,079 17,932 • Neben einem Geburtenanstieg Ende der 80er Jahre sorgten auch 18,0 Zuzüge – insbesondere aus den neuen Bundesländern – für ein 17,6 Bevölkerungswachstum in NRW, das etwa bis Mitte der ersten 17,2 Dekade des neuen Jahrhunderts anhielt. • Seit der statistischen Korrektur der Bevölkerungsdaten im Jahr 2011 16,8 16,674 wächst NRW. Insbesondere im Jahr 2015 sorgte der Zuzug von 16,4 16,177 Menschen aus weltweiten Krisenregionen für einen Zuwachs. Auch 16,0 leicht steigende Geburtenzahlen trugen ihren Teil bei. Beide Entwicklungen sind auch für das Münsterland auszumachen. • Die kreisfreie Stadt Münster wuchs seit dem Zensus im Jahr 2011 Hinweis: Brüche in der Zeitreihe durch neuen Zensus in den um 20.900 Einwohner bzw. 7,1%. Dies war der stärkste Bevölker- Jahren 1987 und 2011 ungszuwachs aller Teilregionen NRWs. Auch die vier umliegenden Kreise vermeldeten in dem Zeitraum einen Einwohnerzuwachs – Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen auch wenn dieser deutlich moderater ausfiel. Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 11 Natürlicher Bevölkerungssaldo im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 2.2 Demografische Entwicklung Anzahl Geburten und Sterbefälle von 1963 bis 2018 (absolut)

Münsterland Erläuterungen 30.000 • Nach der Babyboomer-Generation wurden ab Ende der 60er Jahre 25.000 sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in der Wirtschaftsregion 20.000 zunehmend weniger Kinder geboren.

15.000 • Dies führte im Münsterland - anders als in NRW insgesamt - aber nicht dazu, dass die Sterbefälle die Neugeborenen überwogen. 10.000 • Ende der 80er und Anfang der 90er gab es sowohl in der 5.000 Wirtschaftsregion als auch in NRW ein Zwischenhoch bei den 0 Geburten, da die große Kohorte der Babyboomer nun selbst zur -5.000 „Elterngeneration“ wurde. • Vor diesem Hintergrund ist auch der zuletzt leichte Geburtenanstieg 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Natürlicher Bevölkerungssaldo Geburten Sterbefälle zu sehen. Die Kohorte, die ab Mitte der 80er Jahre geboren wurde, erreicht zunehmend das typische Alter, in dem Kinder gezeugt Nordrhein-Westfalen 350.000 werden. Zudem bekommen Frauen tendenziell wieder mehr Kinder. 300.000 • Dies wird u.a. mit einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und 250.000 Beruf sowie einem soliden Wirtschaftswachstum begründet, das 200.000 gewisse Sicherheiten bei der Familienplanung gewährt. 150.000 • Während das Münsterland 2016 noch einen leicht positiven 100.000 natürlichen Bevölkerungssaldo vorweisen konnte, war dies in den 50.000 Jahren 2017 (-560) und 2018 (-420) nicht mehr der Fall. 0 • Innerhalb der Region gibt es allerdings deutliche Unterschiede. -50.000 Während die Stadt Münster und der Kreis Borken unverändert einen -100.000 Geburtenüberschuss erreichen, ist der natürliche Bevölkerungssaldo in den restlichen Kreisen der Region stabil im Minus. 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 12 Regionaler Wanderungssaldo im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 2.3 Demografische Entwicklung Fortzüge und Zuzüge über Kreisgrenzen von 2000 bis 2017 (absolut)

Münsterland Erläuterungen 120.000 • Nordrhein-Westfalen gehört traditionell zu den Bundesländern, die 100.000 einen positiven Wanderungssaldo aufweisen. In den letzten 80.000 Jahrzehnten zogen fast kontinuierlich mehr Personen in das 60.000 Bundesland als es Menschen verließen. 40.000 • Auch seit der Jahrtausendwende war der Wanderungssaldo zumeist 20.000 positiv. Lediglich in den Jahren 2008 und 2009 verließen mehr Personen das Bundesland als zuzogen. 0 • In den vergangenen Jahren war Nordrhein-Westfalen von einem -20.000 außergewöhnlich starken Zuzug geprägt. Hintergrund ist die Zuwanderung von Menschen aus weltweiten Krisenregionen, die Wanderungssaldo Zuzüge Fortzüge 2015 ihren Höhepunkt erreichte. Nordrhein-Westfalen • Von dieser Entwicklung war auch das Münsterland nicht 1.200.000 ausgenommen. Zwischen 2014 und 2017 lag das Wanderungsplus

1.000.000 bei 41.000 Personen, wobei sich die Zuzüge seit 2015 deutlich verringerten. 800.000 • Insbesondere die Stadt Münster lockte seit der Jahrtausendwende 600.000 zahlreiche neue Einwohner an. Aber auch der Kreis Steinfurt 400.000 vermeldet ab 2012 starke Wanderungsgewinne. 200.000 • Seit der Jahrtausendwende war der regionale Wanderungssaldo 0 analog zum Bundesland lediglich in den Jahren 2008 und 2009

-200.000 leicht negativ.

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 13 Bevölkerungsvorausberechnung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 2.4 Demografische Entwicklung Bevölkerungsvorausberechnung von 2018 bis 2040, indexiert (2018 = 100) und Anteil der 15- bis unter 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2018 und 2040 (in %) Erläuterungen Bevölkerungsvorausberechnung 105 • Die Bevölkerung des Münsterlandes dürfte nach derzeitigen Vorausberechnungen bis Anfang der 2030er Jahre leicht und etwas 100 stärker wachsen als im Landesdurchschnitt. Danach bliebe die Einwohnerzahl weitgehend konstant. 95 • Für die Teilregionen gestalten sich die Vorausberechnungen jedoch

90 sehr unterschiedlich. So wird die Stadt Münster zwischen 2018 und 2040 voraussichtlich kontinuierlich von 313.500 auf 357.100 85 Einwohner anwachsen. Dieser Anstieg um 13,9% würde landesweit nur von Köln (+15,8%) und Düsseldorf (+14,0%) getoppt. 80 • Die Kreise Steinfurt und Coesfeld wachsen bis Anfang der 2030er Jahre und müssten im Anschluss einen leichten Bevölkerungs- 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 2040

Münsterland insgesamt Nordrhein-Westfalen insgesamt rückgang verkraften. Die Kreise Borken und Warendorf sehen sich

15-bis 64-Jährige Münsterland 15-bis-64 Jährige Nordrhein-Westfalen nach den Berechnungen einem kontinuierlichen aber sehr moderaten Rückgang gegenüber. Veränderung des Arbeitskräftepotenzials • Das Arbeitskräftepotenzial wird trotz des leichten Bevölkerungsplus 80 sinken, da die zwischen 1955 und 1965 geborenen Babyboomer 70 66,6 65,5 57,7 58,9 60 allmählich das Rentenalter erreichen. Der Anteil der 15- bis 64- 50 Jährigen fällt im Münsterland in der Folge von 66,6% auf 57,7%. 40 Damit befänden sich 2040 rund 956.000 statt 1,08 Mio. Personen im 30 erwerbsfähigen Alter (-11,8%; NRW: -9,1%). Das Arbeitskräfte- 20 potenzial wird allerdings nur in den ländlichen Kreisen spürbar 10 abnehmen (ca. -15%), während es in der Stadt Münster ansteigt. 0 2018 2040 • Die neue Bevölkerungsvorausberechnung fällt auf Grund der Münsterland Nordrhein-Westfalen Zuwanderung der letzten Jahre und der leicht gestiegenen Geburten Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen für alle Teilregionen des Münsterlandes erfreulicher aus als die alte Wirtschaftsregion Münsterland Berechnung des Jahres 2015. NRW.BANK 14 Inhalt

Einführung

1. Bevölkerungsstruktur

2. Demografische Entwicklung

3. Wirtschaftsstruktur

4. Wirtschaftliche Dynamik Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich zu NRW 3.1 Wirtschaftsstruktur Anteile der Wirtschaftsbereiche an der Bruttowertschöpfung in der Wirtschaftsregion und in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2017 (in %)

0,5 Erläuterungen 100 1,7 4,1 5,8 3,3 • Traditionell hat die Land- und Forstwirtschaft im Münsterland einen 90 2,1 Produzierendes hohen Stellenwert. Die Landwirtschaft spielt vor allem in den Gewerbe 20,5 80 21,3 Kreisen Coesfeld, Warendorf und Borken eine bedeutende Rolle. Insgesamt 1,7% der Bruttowertschöpfung entfallen in der Region 70 auf den primären Sektor - und damit mehr als in jeder anderen 60 22,9 24,4 Wirtschaftsregion (NRW: 0,5%). Das Münsterland steuert damit fast 50 30% zur gesamten landwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. • Hierbei ist zu beachten, dass die verarbeitenden Betriebe, die von 40 Dienstleistungs- 26,4 der Landwirtschaft abhängen, nicht in diesen Zahlen enthalten sind, sektor 30 24,5 sondern zum Produzierenden Gewerbe gehören.

20 • Dieses ist im Münsterland mit 29,2% an der Bruttowertschöpfung ebenfalls stärker ausgeprägt als im Landesdurchschnitt (27,9%). In 10 20,2 22,3 den Kreisen Borken und Warendorf spielt der sekundäre Sektor mit 0 rund 40% eine besonders große Rolle. Münsterland Nordrhein-Westfalen • Innerhalb des sekundären Sektors des Münsterlandes sticht das Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Baugewerbe hervor. In keiner anderen Wirtschaftsregion ist der Baugewerbe Anteil so hoch wie im Münsterland (5,8%; NRW: 4,1%)

Bergbau, Energie und Wasserversorgung • Die Stadt Münster wiederum ist ein Dienstleistungszentrum. 88,2% der Wertschöpfung entfallen auf den tertiären Sektor. Nur in Bonn Verarbeitendes Gewerbe ist der Anteil höher. Dabei spielt der Bereich Öffentliche und sonstige Öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung, Gesundheit, Private Haushalte Dienstleistungen eine besonders große Rolle und ist mit 35,8% so Finanz- , Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen hoch wie in keiner anderen NRW-Teilregion. Dies unterstreicht die Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikantion Bedeutung Münsters als Verwaltungs- und Universitätsstadt.

Daten: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 16 Regionale Beschäftigungsstruktur nach Branchen im Vergleich zu NRW 3.2 Wirtschaftsstruktur Anzahl (absolut) und Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter (in %) im Juni 2018 nach WZ-Klassifikation 2008

WZ-Klassifikation 2008 Beschäftigte WZ-Klassifikation 2008 Beschäftigte Erbringung von freiberuflichen, Erläuterungen wissenschaftlichen und technischen A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 6.659 M Dienstleistungen 33.400 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen B; C Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe 144.907 N Dienstleistungen 38.446 • Das Verarbeitende Gewerbe (inkl. Bergbau) ist im Münsterland die Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; D Energieversorgung 3.205 O Sozialversicherung 31.261 Branche mit den meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Etwa 145.000 Personen sind in dem Wirtschaftszweig beschäftigt. E Umweltverschmutzungen 4.035 P Erziehung und Unterricht 23.826 F Baugewerbe 39.745 Q Gesundheits- und Sozialwesen 107.404 Anteilig sind dies 22,8% und damit etwas mehr als im Landes- Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kunst, Unterhaltung; Erholung; Sonstige G Kraftfahrzeugen 95.006 R; S Dienstleistungen 20.655 Private Haushalte; Exterritoriale durchschnitt (20,2%). H Verkehr und Lagerei 31.073 T; U Organisationen 1.109 I Gastgewerbe 14.384 A-U Insgesamt* 634.807 • In Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) schloss Ende 2018 eines der beiden J Information und Kommunikation 16.149 A Primärer Sektor 6.659 Erbringung von Finanz- und letzten Steinkohlebergwerke NRWs. Dennoch arbeiten dort zur Zeit K Versicherungsdienstleistungen 20.393 B-F Sekundärer Sektor 191.892 L Grundstücks- und Wohnungswesen 3.141 G-U Tertiärer Sektor 436.247 noch etwa 800 Personen am Rückbau der Anlagen.

*Gesamtsumme kann ungleich der Teilsummen sein. Aus Datenschutzgründen und Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Zahlenwerte • Als bedeutsame Arbeitgeber im Münsterland folgen das Gesund- von 1 oder 2 und Daten, aus denen rechnerisch auf einen solchen Zahlenwert geschlossen werden kann, anonymisiert. Gleiches gilt, wenn eine Region oder ein Wirtschaftszweig 1 oder 2 Betriebe aufweist oder einer der Betriebe einen so hohen Beschäftigtenanteil auf heits- und Sozialwesen sowie der Handel. Beide Wirtschaftszweige sich vereint, dass die Beschäftigtenzahl praktisch eine Einzelangabe über diesen Betrieb darstellt (Dominanzfall). sind im Vergleich zum Landesdurchschnitt etwas stärker aus- Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter 25 geprägt. • Gleiches gilt für das Baugewerbe, in dem sich zahlreiche Hand- 20 werksunternehmen widerfinden. Mit einem Anteil von 6,3% an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist das Münsterland am 15 stärksten von allen neun NRW-Wirtschaftsregionen vom Bauhaupt- gewerbe geprägt. 10 • Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sind in der Region hingegen unterrepräsentiert. Hierzu gehören u.a. 5 Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Architekten. Gleiches gilt für Beschäftigte in den sonstigen Dienstleistungen, wozu die Arbeit- 0 nehmerüberlassung, Reinigungs- und Sicherheitsdienste zählen. AB;CD E F G H I J K L M N O P QR;ST;U • In der Stadt Münster sind mehrere Finanz- und Versicherungs- Münsterland Nordrhein-Westfalen dienstleister angesiedelt. Stadtweit arbeiten in der Branche derzeit Daten: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen rund 11.400 Beschäftigte. Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 17 Industrielle Branchenstruktur im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 3.3 Wirtschaftsstruktur Anteil der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe nach WZ-Klassifikation 2008 im September 2018 (in %)

100 33: Reparatur und Installation v. Maschinen Erläuterungen 5,5 4,4 und Ausrüstung 2,4 32: Herstellung von sonstigen Waren 2,7 • Der Maschinenbau nimmt im Münsterland eine zentrale Rolle ein. 2,9 4,7 90 31: Herstellung von Möbeln 202 der 1.171 Betriebe entfallen auf die Branche (17,3%), davon 3,0 2,3 jeweils rund 50 auf die Kreise Borken, Warendorf und Steinfurt. Der 29/30: Herstellung von Kraftwagen und - teilen, Fahrzeugbau Maschinenbau erwirtschaftete im Jahr 2018 rund 6,7 Mrd. € bzw. 80 14,9 17,3 28: Maschinenbau rund 25% des regionalen Industrieumsatzes. 27: Herstellung v. elektrischer Ausrüstung • Die Nahrungsmittelindustrie ist als Abnehmer und Verarbeiter der 70 4,8 3,5 26: Herstellung v. DV-Geräten, landwirtschaftlichen Erzeugnisse sehr präsent. Hier stechen elektronischen und optischen Erzeugnissen 2,9 insbesondere die Kreise Borken mit 56 und Steinfurt mit knapp 40 25: Herstellung v. Metallerzeugnissen 60 Betrieben hervor. Die Branche steuerte zuletzt genauso wie der 14,7 24: Metallerzeugung und Metallbearbeitung Maschinenbau ca. ein Viertel zum Industrieumsatz bei. 19,8 23: Herstellung von Glas, -waren, Keramik, 50 Verarbeitung v. Steinen und Erden • Zudem befinden sich zahlreiche Hersteller von Metallerzeugnissen 22: Herstellung v. Gummi- und im Münsterland. Dennoch ist der Wirtschaftszweig längst nicht so 7,3 Kunststoffwaren 4,3 dominant wie in anderen Regionen des Bundeslandes, was auch 40 21: Herstellung v. pharmazeutischen Erzeugnissen 7,3 anhand der Industrieumsätze deutlich wird 5,7 20: Herstellung v. chemischen Erzeugnissen • 3,5 Die Textilindustrie hat im Münsterland eine lange Tradition. Rund 30 7,7 19: Kokerei und Mineralölverarbeitung 3,3 ein Viertel der nordrhein-westfälischen Bekleidungsbetriebe sind in 18: Herstellung von Druckerzeugnissen, 4,6 3,8 Vervielfältigung v. Ton-, Bild-, Datenträger der Region ansässig, vor allem in den Kreisen Borken und Steinfurt. 20 2,8 17: Herstelllung v. Papier, Pappe und 5,6 • Auch Hersteller von Möbeln sowie von Holz-, Flecht-, Korb- und 2,1 Waren daraus 2,1 16: Herstellung v. Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren sind in der Wirtschaftsregion recht häufig anzutreffen. 2,5 Korkwaren (ohne Möbel) 10 15: Herstellung von Leder, Lederwaren und • Im Vergleich zum Bundesland ist die Metallerzeugung und - 15,0 Schuhen 10,8 bearbeitung hingegen unterrepräsentiert. Das gleiche gilt für die 13/14: Textil und Bekleidung 0 Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstung sowie 10-12: Nahrung, Getränke, Tabakwaren Nordrhein-Westfalen Münsterland Hersteller elektrischer Ausrüstungen.

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 18 Beschäftigungsstruktur nach Geschlecht und Arbeitsumfang im Vergleich zu NRW 3.4 Wirtschaftsstruktur Anteil Frauen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie Anteil der Teilzeitbeschäftigten im Juni 2018 (beides in %)

Anteil Frauen Erläuterungen

60 • 44,8% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Münsterland sind Frauen. Dies sind etwas weniger als im 50 44,8 45,2 Landesdurchschnitt (45,2%). 40 • Das ist nicht verwunderlich, da in der Wirtschaftsregion auch der Frauenanteil im erwerbsfähigen Alter leicht unterdurchschnittlich 30 ist (vgl. 1.2). 20 • Während in der Stadt Münster viele Frauen arbeiten (49,4%), sind es in den ländlichen Kreisen weitaus weniger (z.B. Borken: 10 41,0%). 0 • Der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten wird maßgeblich durch Münsterland Nordrhein-Westfalen die Situation in der Stadt Münster beeinflusst. Dort arbeiten Anteil Teilzeit 31,4% der Beschäftigten nicht die volle Arbeitszeit. 60

50

40 27,4 27,0 30

20

10

0

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 19 Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 3.5 Wirtschaftsstruktur Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Jahr 2017 und je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen im Jahr 2017 (beides in €)

Bruttoinlandsprodukt je Einwohner Erläuterungen

70.000 • Das BIP pro Kopf ist ein wichtiger Wohlstandsindikator. Demnach 60.000 sind die Menschen im Münsterland etwas weniger wohlhabend als die Nordrhein-Westfalen insgesamt. So lag 2017 das BIP pro Kopf in 50.000 der Region bei knapp 37.400 €, während es in NRW knapp 38.300 € 37.372 38.276 40.000 betrug. 30.000 • Die Stadt Münster (56.900 € pro Kopf) schneidet bei diesem Indikator deutlich besser ab als die ländlichen Kreise des Münster- 20.000 landes. Am niedrigsten ist das BIP pro Kopf in Coesfeld (28.900 €) 10.000

0 • Das BIP je Arbeitsstunde ist eine Maßzahl für die Produktivität. Münsterland Nordrhein-Westfalen Demzufolge ist die Produktivität in der Region ebenfalls etwas geringer als im Landesdurchschnitt. Die Erwerbstätigen im Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde 65 Münsterland erwirtschafteten zuletzt 52,0 € pro Arbeitsstunde, in NRW hingegen 54,8 €. 60 • Ein Grund hierfür dürfte sein, dass die Region stark mittelständisch und handwerklich geprägt ist. Größere Unternehmen mit hoher 54,8 55 52,0 Kapitalintensität - und damit hoher Produktivität je Mitarbeiter - sind eher die Ausnahme. 50

45

40

Daten: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 20 Arbeitsplatzdichte und Kaufkraft im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 3.6 Wirtschaftsstruktur Anteil Erwerbstätiger an den Einwohnern im Jahr 2017 (in %) sowie Kaufkraftindex je Einwohner / Haushalt im Jahr 2018 (Nordrhein-Westfalen=100)

Arbeitsplatzdichte Erläuterungen 80 • Die Arbeitsplatzdichte im Münsterland liegt leicht über dem Durch- 70 schnitt. Im Jahr 2017 kamen auf 100 Einwohner fast 55 Erwerbs- 60 54,8 tätige. Diese sind deutlich mehr als noch zehn Jahre zuvor. 51,0 49,7 52,6 50 • Die Stadt Münster weist mit 72 Erwerbstätigen je 100 Einwohner die 40 dritthöchste Arbeitsplatzdichte in Nordrhein-Westfalen auf. Nur in 30 Düsseldorf und Bonn gibt es mehr Beschäftigungsverhältnisse im 20 Vergleich zur Bevölkerung. 10 • Zahlreiche Pendler aus den umliegenden Kreisen fahren täglich zur 0 Arbeit nach Münster. Dies ist in erster Linie bei Einwohnern aus den 2008 2017 Kreisen Steinfurt und Coesfeld zu beobachten. Dementsprechend ist Münsterland Nordrhein-Westfalen die Arbeitsplatzdichte in den ländlichen Kreisen des Münsterlandes Kaufkraft deutlich geringer. 120 • Es handelt sich dabei jedoch um kein spezielles Phänomen des Münsterlandes, sondern ein oft zu beobachtendes Stadt-Land- Gefälle.

110 • Ob die Kaufkraft im Münsterland über oder unter dem Landesdurch- 106,4 schnitt liegt, hängt stark von der Betrachtungsweise ab. Die Kauf- kraft je Einwohner ist 0,3 Prozentpunkte niedriger als in NRW, die 99,7 Kaufkraft je Haushalt jedoch 6,4 Prozentpunkte höher. 100 • Dies hängt mit der Haushaltsgröße zusammen. Die Haushalte in Münsterland sind verhältnismäßig groß (vgl. 1.5). Damit leben öfter als in anderen Regionen NRWs zwei Einkommensbezieher 90 zusammen, die zur Kaufkraft beitragen. Kaufkraft je Einwohner Kaufkraft je Haushalt Daten: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 21 Inhalt

Einführung

1. Bevölkerungsstruktur

2. Demografische Entwicklung

3. Wirtschaftsstruktur

4. Wirtschaftliche Dynamik Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.1 Wirtschaftliche Dynamik Bruttoinlandsprodukt je Einwohner von 2008 bis 2017 (2008=100 sowie Wachstumsraten in %)

Bruttoinlandsprodukt je Einwohner Erläuterungen 130,0 • Das Produzierende Gewerbe war stark von der Finanz- und Wirt- schaftskrise im Jahr 2009 betroffen. Die Bruttowertschöpfung, die 120,0 üblicherweise für Branchenbetrachtungen verwendet wird, ging in dem Jahr im Wirtschaftssektor deutlich zurück. Diese Entwicklung 110,0 machte sich auch im Münsterland bemerkbar. • Mit der Erholung der Weltwirtschaft in den Jahren 2010 und 2011 100,0 stieg auch das BIP pro Kopf im Münsterland leicht über den Durch- schnitt Nordrhein-Westfalens. Die starken Wachstumsraten in 90,0 diesem Zeitraum können als eine Art Nachholeffekt interpretiert 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 werden, da die vorhandenen, ungenutzten Kapazitäten schnell Münsterland Nordrhein-Westfalen stärker ausgelastet werden konnten. Wachstumsraten • Seit 2010 war das Wachstum fast durchgängig stärker als im 6 Landesdurchschnitt, 2016 sogar spürbar stärker.

4 • Auf Grund des schwachen Jahres 2009 fiel das Plus mit 19,6% in einer Zehn-Jahresbetrachtung dennoch nur durchschnittlich aus 2 (NRW: 18,4%). Dies ist allein auf die schwache Entwicklung in 0 Münster zurückzuführen (-4,8%). Der Kreis Borken war hingegen die am zweitstärksten wachsende NRW-Teilregion (+33,9%). -2 • Das nominale BIP ohne Bezug zur Einwohnerzahl entwickelte sich -4 im Münsterland merklich besser (+20,8%; NRW: 19,7%). Die Differenz kommt durch den Einwohnerzuwachs im Münsterland zu -6 Stande, der sich auf das BIP pro Kopf auswirkt. Das könnte an dem -8 Zuzug unproduktiver Bevölkerungsgruppen wie Studenten liegen. 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Daten: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 23 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.2 Wirtschaftliche Dynamik Veränderung der Bruttowertschöpfung von 2008 zu 2017 nach Wirtschaftsbereichen (in %)

75 Erläuterungen 66,8 • Die höchsten Wertschöpfungs-Zuwachsraten zwischen 2008 und 2017 weisen die Landwirtschaft und das Baugewerbe auf. Für die 60 55,8 Wirtschaftsregion Münster ist der Trend nochmals deutlich stärker 48,4 ausgeprägt als für das gesamte Bundesland 45 • Als einzige Branchenaggregation verzeichnete der Bergbau sowie 37,1 34,8 33,9 die Energie- und Wasserversorgung einen Rückgang. Detailliertere 30 27,3 Ergebnisse, die allerdings nur auf Bundeslandebene verfügbar sind, 23,9 20,4 zeigen, dass die Schwäche insbesondere vom Bergbau und dem 17,4 20,0 Energiesektor ausgeht. Beide Branchen sind einem anhaltenden 15 20,3 9,5 Strukturwandel ausgesetzt. 12,2 • Das Verarbeitende Gewerbe in NRW entwickelte sich in den letzten 0 Jahren hingegen nur langsam. Neben branchenspezifischen Struk- turumbrüchen sorgte auch die Wirtschafts- und Finanzkrise für eine -13,8 -14,6 -15 eher unterdurchschnittliche Dynamik. Münsterland Nordrhein-Westfalen • Dies machte sich zwar auch im Münsterland bemerkbar, dennoch Land- und Forstwirtschaft, Fischerei konnte das Verarbeitende Gewerbe ein um acht Prozentpunkte Baugewerbe höheres Wachstum als das Bundesland vorweisen. Dabei wuchs die Bruttowertschöpfung im Kreis Coesfeld besonders stark (43%). Bergbau, Energie und Wasserversorgung • Insgesamt nahm die Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor Verarbeitendes Gewerbe im betrachteten Zehnjahreszeitraum sowohl in NRW als auch im Öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung, Gesundheit, Private Haushalte Münsterland um rund 23,0% zu. Das Wachstum wurde vor allem Finanz- , Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen durch die Branche Öffentliche Dienstleistungen, Erziehung und Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikantion Gesundheit getrieben. Weit weniger dynamisch entwickelten sich gesamte Bruttowertschöpfung Finanz- und Unternehmensdienstlungen. Daten: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 24 Entwicklung der Industrieumsätze im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.3 Wirtschaftliche Dynamik Wachstumsraten der Umsätze im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe (in %) sowie Entwicklung der In- und Auslandsumsätze (2009 = 100)

Wachstumsraten der Industrieumsätze Erläuterungen 16 14 • Regionale Daten zur Bruttowertschöpfung stehen lediglich mit 12 einem größeren Zeitversatz zur Verfügung (siehe 4.2). Daten zu den 10 Industrieumsätzen werden hingegen deutlich früher veröffentlicht. 8 Dementsprechend kann für diesen Wirtschaftszweig eine aktuellere 6 Bestandsaufnahme vorgenommen werden. 4 2 • Nach dem Aufholprozess in den Jahren 2010 und 2011 entwickelten 0 sich die Industrieumsätze in NRW bis 2016 rückläufig. -2 • Die 2017 einsetzende weltkonjunkturelle Belebung wirkte sich -4 positiv auf die nordrhein-westfälische Industrie aus. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 • Im Münsterland war der Verlauf ähnlich. Anders als im Bundesland Nordrhein-Westfalen Münsterland konnten die Industrieumsätze in den Jahren 2012, 2014 und 2015 Inlands- und Auslandsumsätze jedoch gesteigert werden. 2017 war auch in der regionalen 160 Industrie ein deutliches Wachstum erkennbar (+4,5%), wenn auch 150 nicht ganz so stark wie im Landesdurchschnitt (+5,5%). 140 130 • Das Tempo konnte im Verlauf des Jahres 2018 allerdings nicht 120 gehalten werden. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 110 2,1%. Die nachlassende Dynamik war auch im gesamten Bundes- 100 land (+2,2%) auszumachen und dürfte u.a. mit den gestiegenen 90 wirtschaftspolitischen Unsicherheiten und dem nachlassenden 80 70 Welthandel zu erklären sein. 60 • Zwischen 2009 und 2018 entwickelte sich die Industrie im Münster- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 land positiver als in NRW insgesamt. Die Umsätze konnten in den Region Inlandsumsätze Region Auslandsumsätze zehn Jahren um 36,2% gesteigert werden. Im gesamten Bundesland NRW Inlandsumsätze NRW Auslandsumsätze betrug der Zuwachs knapp 10 Prozentpunkte weniger. Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 25 Regionale Beschäftigungsentwicklung nach Branchen 4.4 Wirtschaftliche Dynamik Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen Juni 2009 und Juni 2018 nach WZ-Klassifikation 2008 (absolut und in %)

Absolute Veränderung der Branchenbeschäftigten Erläuterungen 35.000 • Der Arbeitsmarkt im Münsterland entwickelte sich in den letzten 30.000 Q Jahren ausgesprochen positiv. In nahezu allen Branchen der Region entstanden in den letzten Jahren zusätzliche Arbeitsplätze. Einzige 25.000 Ausnahme ist die sehr kleine Branche Private Haushalte und ex- territoriale Organisationen. Hierzu gehören beispielsweise Gärtner 20.000 in Privathaushalten. B;C • Insgesamt gab es im Münsterland im Sommer 2018 mit 635.000 15.000 G rund 119.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als M N 10.000 zehn Jahre zuvor. Dies war der stärkste Zuwachs aller neun H F Wirtschaftsregionen (+23,1%; NRW: +17,9%). Seit 2009 war der P 5.000 J Stellenzuwachs im Münsterland durchgängig größer als in NRW O R;S I A L insgesamt. T;U D K E 0 • Den größten Beschäftigungszuwachs - mit etwa 29.400 Stellen - gab -40 -20 0 20 40 60 80 es im Gesundheits- und Sozialwesen. Dies bedeutet einen Anstieg -5.000 Relative Veränderung der Branchenbeschäftigten von 37,7%. WZ-Klassifikation 2008 • Im Handel gab es einen ungewöhnlich starken Beschäftigungs- A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen B; C Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe L Grundstücks- und Wohnungswesen aufbau (+14.000 Stellen). Allein in den Kreisen Steinfurt und Borken Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und D Energieversorgung M technischen Dienstleistungen entstanden 4.500 bzw. 4.100 Arbeitsplätze, die sich zu etwa gleichen Wasserversorgung; Abwasser- und E Abfallentsorgung und Beseitigung von N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen Teilen auf den Großhandel und Einzelhandel aufteilen. Umweltverschmutzungen F Baugewerbe O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung • Die Tertiarisierung ist auch im Münsterland spürbar. In den ver- Handel; Instandhaltung und Reparatur von G P Erziehung und Unterricht Kraftfahrzeugen gangenen Jahren fanden immer mehr Menschen in den freiberuf- H Verkehr und Lagerei Q Gesundheits- und Sozialwesen I Gastgewerbe R; S Kunst, Unterhaltung; Erholung; Sonstige Dienstleistungen lichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen eine J Information und Kommunikation T;U Private Haushalte; Exterritoriale Organisationen Arbeit. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 20.900 auf 33.400, was einer Zunahme von 59,5% entspricht. Daten: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 26 Regionale Beschäftigungsentwicklung nach Branchen im Vergleich zu NRW 4.5 Wirtschaftliche Dynamik Prozentuale Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen Juni 2009 und Juni 2018 nach WZ-Klassifikation 2008 (in %)

Erläuterungen

70 • Der Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre erfolgte sowohl in NRW als 60 auch im Münsterland zum größten Teil in den Dienstleistungsbranchen. So

50 entstanden in der Region zwischen 2009 und 2018 rund 94.100 Jobs im tertiären Sektor. Aber auch im sekundären Sektor war der Beschäftigungs- 40 aufbau mit einem Plus von 26.600 Arbeitsplätzen sehr positiv. 30 • Die Entwicklung ist besonders auffällig bei den freiberuflichen, wissen- 20 schaftlichen und technischen Dienstleistungen (+59,5%), die sich noch 10 einmal stärker entwickelten als landesweit (NRW: 44,4%).

0 • Auch im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Erziehung wurden überdurchschnittlich viele Stellen geschaffen. -10 • Der Beschäftigungszuwachs in der Sparte Information und Kommunikation -20 war deutlich ausgeprägter als im gesamten Bundesland. Im Jahr 2018 -30 waren knapp 16.100 Beschäftigte in dem Wirtschaftszweig tätig und damit AB;CD E F G H I J K L M N O P QR;ST;U rund 4.100 mehr als zehn Jahre zuvor (+33,5%). Etwa die Hälfte der Münsterland Nordrhein-Westfalen zusätzlichen Arbeitsplätze entstanden in der Stadt Münster. Zu dem WZ-Klassifikation 2008 Wirtschaftszweig gehören u.a. Telekommunikationsunternehmen sowie A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen B; C Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe L Grundstücks- und Wohnungswesen Betriebe der Softwareentwicklung und Datenverarbeitung. Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und D Energieversorgung M technischen Dienstleistungen • Im ohnehin schon bedeutenden Baugewerbe (vgl. 3.2) entstanden ebenfalls Wasserversorgung; Abwasser- und E Abfallentsorgung und Beseitigung von N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze (+7.300). Der Jobaufbau war Umweltverschmutzungen F Baugewerbe O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung angesichts der guten Baukonjunktur insbesondere 2018 stark. Handel; Instandhaltung und Reparatur von G P Erziehung und Unterricht Kraftfahrzeugen • Die lokale Industrie schuf zuletzt ebenfalls zahlreiche Arbeitsplätze. Allein H Verkehr und Lagerei Q Gesundheits- und Sozialwesen I Gastgewerbe R; S Kunst, Unterhaltung; Erholung; Sonstige Dienstleistungen 2018 waren es 3.900 Stellen. J Information und Kommunikation T;U Private Haushalte; Exterritoriale Organisationen • Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen – wozu z.B. Sicher- heitspersonal und die Zeitarbeit gehören – war die Dynamik hingegen Daten: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen unterdurchschnittlich. Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 27 Entwicklung der regionalen Arbeitslosenquote im Vergleich zu NRW 4.6 Wirtschaftliche Dynamik Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbsfähigen von 2010 bis 2019 (in %) sowie Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen von Juni 2011 bis 2019

Arbeitslosenquote Erläuterungen 10 • Die Arbeitslosenquote ging sowohl im Münsterland als auch in NRW 9 seit der Finanz- und Bankenkrise im Jahr 2009 spürbar und nahezu 8 7 kontinuierlich zurück. Insbesondere die gute Konjunktur der Jahre 6 2017 und 2018 wirkte sich erfreulich auf den Arbeitsmarkt aus. 5 • Im Jahr 2010 lag die Quote in der Wirtschaftsregion noch bei 5,3%, 4 landesweit sogar bei 8,7%. Bis Juni 2019 war ein Rückgang auf 3 3,8% bzw. 6,5% zu verzeichnen. 2 1 • Das Münsterland weist damit bereits seit Jahren die geringste 0 Arbeitslosenquote aller neun NRW-Wirtschaftsregionen auf. Alle 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Juni 19 fünf Teilregionen liegen dabei unter dem Landesdurchschnitt. Im Münsterland Nordrhein-Westfalen Kreis Coesfeld sind landesweit die wenigsten Menschen arbeitslos (2,7%), im Kreis Borken am zweitwenigsten (3,3%). Gemeldete Arbeitsstellen • Auf Bundeslandebene gibt es allerdings erste Hinweise auf eine 16.000 180.000 künftig schwächere Entwicklung. So hat die Arbeitsmarktdynamik 160.000 14.000 zuletzt zugenommen; mehr Menschen meldeten sich arbeitslos, 12.000 140.000 120.000 gleichzeitig fanden mehr Arbeitslose eine Stelle. Ein Anstieg der 10.000 100.000 Arbeitslosenzahlen ist vor allem in den konjunktursensible Branchen 8.000 80.000 Industrie, Logistik und Zeitarbeit festzustellen. 6.000 60.000 • Die gesunkene Arbeitslosenquote ging sowohl mit einem starken 4.000 40.000 2.000 20.000 Beschäftigungsanstieg (siehe 4.3) als auch mit einer erhöhten Zahl 0 0 gemeldeter Arbeitsstellen einher, die als Indikator für die Arbeits- 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 kräftenachfrage angesehen werden kann. Während im Jahr 2019 die Münsterland Nordrhein-Westfalen (Skala rechts) gemeldeten Stellen landesweit leicht zurückgingen, erreichte die Nachfrage im Münsterland ein neues Hoch. Daten: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 28 Gründungsneigung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.7 Wirtschaftliche Dynamik Anzahl der Betriebsgründungen/ -aufgaben und sonstige Neugründungen/Stilllegungen je 10.000 Einwohner von 18 bis 64 Jahren, 2009 bis 2018

Gründungen je Einwohner Erläuterungen 120 50 • Die gewerbliche Gründungsneigung der lokalen Bevölkerung liegt 100 40 weit unter dem Landesdurchschnitt. Das gilt - mit Ausnahme des 80 Kreis Borken - für alle Teilregionen des Münsterlandes. Im Jahr 30 2018 gab es 18,5 Betriebsgründungen je 10.000 Einwohner im Alter 60 20 von 18 bis 64 Jahren (NRW: 23,9 Gründungen). Bei Betriebsgrün- 40 dungen kann eine größere volkswirtschaftliche Bedeutung vermutet 20 10 werden.

0 0 • Die Gründungsneigung war in dem zehnjährigen Betrachtungs- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 zeitraum nahezu durchgängig die zweitniedrigste aller neun Betriebsgründungen/-aufgaben in der Region (rechte Skala) Wirtschaftsregionen. Nur in Südwestfalen war die Dynamik Betriebsgründungen/-aufgaben in NRW (rechte Skala) geringer. Sonstige Neugründungen/ Stilllegungen in der Region (links Skala) Sonstige Neugründungen/ Stilllegungen in NRW (linke Skala) • Auch die Zahl der sonstigen Neugründungen ist gering. Hierzu gehören Nebenerwerbs- und Kleingewerbegründungen. Schließungen je Einwohner 120 50 • Allerdings kommen auch Schließungen selten vor. Die Unter- nehmensfluktuation ist damit in der Wirtschaftsregion gering. Dies 100 40 kann auf mehrere Gründe zurückzuführen sein. Gründungen er- 80 folgen eher in urbanen Gebieten und die gründungsaffinen Dienst- 30 leistungsbranchen sind in der Region unterrepräsentiert. Die Stadt 60 Münster als Zentrum des Münsterlandes ist zudem stark durch die 20 40 Verwaltung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleister geprägt. In den Branchen wird gar nicht bzw. nur selten gegründet. 10 20 • Zu erwähnen ist, dass mit den dargestellten Daten lediglich 0 0 Aussagen über gewerbliche Gründungen, nicht jedoch über 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Gründungen in den freien Berufen getroffen werden können. Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 29 Branchenbezogene Gründungsneigung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.8 Wirtschaftliche Dynamik Anzahl der Betriebsgründungen je 10.000 Einwohner von 18 bis 64 Jahren nach Branchen, im Jahr 2018

Erläuterungen Handel, Instandhaltung u. Reparatur v. Kraftfahrzeugen • Die Gründungsneigung im Münsterland weist zwischen einzelnen Baugewerbe Branchen erhebliche Unterschiede auf. Dies ist jedoch kein Freiberufliche, wissenschaftliche und technische DL regionales Phänomen, sondern ist landesweit zu beobachten.

Gastgewerbe • Auf den ersten Blick ist die Gründungsneigung im Handel besonders hoch. 2018 kamen auf 10.000 Einwohner im Alter von 18 bis 64 Sonstige wirtschaftlichen Dienstleistungen Jahren 5,0 Betriebsgründungen. Dies waren branchenübergreifend Sonstige Dienstleistungen zwar mit Abstand die meisten, im Vergleich zum gesamten Bundes-

Grundstücks- und Wohnungswesen land war die Gründungsintensität in der Branche jedoch weit unterdurchschnittlich (NRW: 6,2 Gründungen). Information und Kommunikation • Auch in den meisten anderen Branchen wird recht selten gegründet. Verarbeitendes Gewerbe Dies ist besonders auffällig im Bau- und Gastgewerbe sowie bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sonstigen Dienstleistern.

Verkehr und Lagerei • Notgründungen dürften in der Region durch die relative geringe Arbeitslosenquote nur selten vorkommen. Zudem ist das Münster- Kunst, Unterhaltung und Erholung land ländlich geprägt. Agglomerationseffekte, wie die Nähe zu Erziehung und Unterricht Kunden und Lieferanten, wirken jedoch stärker in Städten und

Gesundheits- und Sozialwesen begünstigen dort den Gang in die Selbstständigkeit.

Energieversorgung

Wasserversorgung u.ä.

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

0 2 4 6 8 Münsterland Nordrhein-Westfalen

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 30 Art der Gründungen im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.9 Wirtschaftliche Dynamik Anteil der Betriebsgründungen nach Beschäftigtengrößenklassen im Jahr 2018 (in %)

Erläuterungen

80 • Typischerweise handelt es sich bei einem Großteil der Gründungen 75,7 68,8 um Solo-Selbstständige ohne Beschäftigte. Dies ist im Münsterland 70 nicht anders. Im Jahr 2018 erfolgten 68,8% aller Betriebsgründung- en im gewerblichen Bereich ohne Beschäftigte. 60 • Der Anteil ist damit allerdings spürbar kleiner als landesweit. So 50 wurden NRW-weit zuletzt 75,7% aller Betriebe ohne Beschäftigte ins Leben gerufen. 40 • Positive Arbeitsplatzeffekte waren in den meisten Branchen des

30 Münsterlandes häufiger zu beobachten als landesweit. • Dies könnte durch Notgründungen erklärt werden, die in der Region 20 13,5 recht selten vorkommen dürften, da zahlreiche Erwerbsalternativen 8,9 7,5 9,9 auf dem regionalen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen (vgl. 4.6). 10 4,6 3,8 4,2 3,1 • Gegründet wird im Münsterland tendenziell dann, wenn die Erfolgs- 0 wahrscheinlichkeit hoch ist. Solche Chancengründungen gehen ohne 1 Beschäftigter 2 bis 4 5 bis 9 10 und mehr häufiger mit zusätzlichen Arbeitsplätzen einher als Notgründungen. Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte • Es handelt sich grundsätzlich nur bei einem kleinen Teil der Grün- Münsterland Nordrhein-Westfalen dungen um Betriebsgründungen. Die deutlich häufiger auftretenden sonstigen Neugründungen im Nebenerwerb und Kleingewerbe sind per Definition Gründungen von Solo-Selbstständigen (vgl. 4.7).

Daten: IT.NRW; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 31 Forschung und Entwicklung im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.10 Wirtschaftliche Dynamik Anteil der internen F&E-Aufwendungen der Wirtschaft an der Bruttowertschöpfung (in %) sowie F&E-Vollzeitäquivalente je 1.000 Erwerbstätige in den Jahren 2007 bis 2017 Erläuterungen F&E-Aufwendungen der Wirtschaft • Die F&E-Ausgaben der münsterländischen Unternehmen sind bereits 2,0 seit Jahren weitaus geringer als im Landesdurchschnitt. Sie machten im Jahr 2017 rund 0,7% der gesamten Bruttowertschöpfung aus (NRW: 1,5 1,4%). In keiner Wirtschaftsregion in Nordrhein-Westfalen waren die Ausgaben niedriger. 1,0 • Ein Erklärungsansatz ist die örtliche Branchenstruktur. Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie die Chemieindustrie steuern 0,5 den größten Teil zu den F&E-Ausgaben in NRW bei. Beide Branchen sind im Münsterland schwach ausgeprägt (vgl. 3.3). Zudem ist die 0,0 Region handwerklich und mittelständisch geprägt. F&E-Aktivitäten 2007 2009 2011 2013 2015 2017 finden jedoch in der Regel in Großbetrieben statt. Münsterland Nordrhein-Westfalen • Anders als im gesamten Bundesland ist im Münsterland aber ein deutlich positiver Trend erkennbar. Die Unternehmen geben zuneh- F&E-Personal der Wirtschaft mend mehr Geld für F&E aus. Im Jahr 2007 lagen die Ausgaben bei 7,0 knapp 214 Mio. €, 2017 waren es bereits über 392 Mio. €. 6,0 • Dieser Trend wird auch beim F&E-Personal sichtbar. Im Jahr 2007 5,0 waren 2,3 von 1.000 Erwerbstätigen im F&E-Bereich beschäftigt, 2017 4,0 waren es bereits 3,3 Vollzeitäquivalente. Dennoch ist die Wirtschafts- 3,0 region auch bei diesem Indikator Schlusslicht.

2,0 • Positive Ausnahme ist der Kreis Warendorf, in dem 2017 überdurch- schnittliche 1,4% der Bruttowertschöpfung sowie 6,8 Vollzeit- 1,0 äquivalente pro 1.000 Erwerbstätige für F&E-Aufgaben zur Verfügung 0,0 standen. 2007 2009 2011 2013 2015 2017

Daten: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“; eigene Berechnungen

Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 32 Patentanmeldungen im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen 4.11 Wirtschaftliche Dynamik Patentanmeldungen in Deutschland ansässiger Anmelder (je 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), 2014 bis 2016

Erläuterungen

147 • Patente gelten als aussagekräftige Kennzahl für die Innovationskraft Bergisches Städtedreieck einer Wirtschaftsregion. 140 • In Nordrhein-Westfalen insgesamt gab es im Jahr 2016 rund 79 Ostwestfalen-Lippe Patentanmeldungen je 100.000 sozialversicherungspflichtig 127 Beschäftigte. Region Düsseldorf • Insgesamt entfallen damit ca. 15% der in der Bundesrepublik 96 Deutschland angemeldeten Patente auf Nordrhein-Westfalen. Südwestfalen Unangefochtene Spitzenreiter sind weiterhin die Bundesländer Bayern (33%) und Baden-Württemberg (30%). 84 Region Aachen • Die Patentintensität im Münsterland ist mit 44 Anmeldungen je 100.000 Beschäftigten weit unterdurchschnittlich. 79 Nordrhein-Westfalen • Die verhältnismäßig geringe F&E-Intensität der Wirtschaft mündet damit offensichtlich in einem geringen Forschungsoutput. 58 Region Köln-Bonn Hierfür spricht auch, dass im Kreis Warendorf mit der höchsten F&E-Intensität gleichzeitig die höchste Patentdichte in der Region 57 zu verzeichnen ist (72 Patente). Metropole Ruhr • Zu erwähnen ist, dass lediglich die Patentanzahl analysiert wird. 46 Über die Qualität der Patente kann keine Aussage getroffen werden. Niederrhein

44 Münsterland

0 50 100 150 200 2016 2015 2014

Daten: Sonderauswertung IW-Patentdatenbank, Bundesagentur für Arbeit Wirtschaftsregion Münsterland NRW.BANK 33 NRW.BANK Diese Publikation wurde von der NRW.BANK Anstalt des öffentlichen Rechts erstellt und enthält Informationen, für die die Sitz: Düsseldorf und Münster NRW.BANK trotz sorgfältiger Arbeit keine Haftung, Kavalleriestraße 22 Garantie oder Gewähr für die Richtigkeit, 40213 Düsseldorf Vollständigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck übernimmt. Ansprechpartner Die Inhalte dieser Publikation sind nicht Jens Becker als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Martin Helfrich Verkauf von Finanzinstrumenten oder irgendeiner anderen Handlung zu verstehen und sind nicht Bereich Strategie/ Kommunikation/ Grundlage oder Bestandteil eines Vertrages. Vorstandstab Team Research Nachdruck und auszugsweise Veröffentlichung sind Telefon (0211) 91741-1672 nach Rücksprache möglich. Bei Bedarf können [email protected] auch einzelne Tabellen und Abbildungen zur Verfügung gestellt werden. Düsseldorf, September 2019 Kartengrundlage: GfK-Geomarketing

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