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572422 bk Busoni EU 23/9/10 14:01 Page 5 über Motive aus Goldmarks Merlin, die geradezu wie wurde nach Busonis Tod im Jahre 1925 veröffentlicht. durch die „neue Klassizität“ der folgenden vier Stücke Unnachahmlich ist schließlich auch, wie das „Andante eine Ouvertüre (schnell-langsam-schnell) angelegt ist. Obwohl die Klavierübung vor allem eine Vertiefung abgelöst. An dritter Stelle steht die Sonatina ad usum visionario“ aus dem Vorherigen entsteht: So wird die Die schroffe Rhetorik des Anfangs öffnet die Bühne für der bereits vorhandenen Virtuosentechnik ermöglichen infantis (1915), die sich in fünf nahtlos miteinander Schicksalhaftigkeit der Oper mit einer Endgültigkeit BUSONI funkelndes Passagenwerk, an das sich ein marschartiger sollte, enthält sie doch auch einige späte Klavierstücke verbundene Abschnitte gliedert. Ein „Molto tranquillo“ unterstrichen, die durch ihre Zurückhaltung nur noch Gedanke anschließt, der die gesamte Klaviatur erobert, Busonis (von denen einige nie separat publiziert führt friedlich zu einem schwermütigen, fugierten mächtiger wirkt. bevor der Beginn aufgegriffen wird. Ein lebhaftes neues wurden). Unter anderem finden sich hier verschiedene „Andantino melancolico“, dem sich wiederum ein Den Abschluss bilden die Fünf kurzen Stücke zur Piano Music • 7 Thema meldet sich in stürmischer Kombination mit dem Kompositionen, die wohl eine größere Aufmerksamkeit „Vivace (quasi Marcia)“ anschließt, das mit seinem Pflege des polyphonen Spiels von 1923 (in der zweiten Marsch, wobei wir an hemmungslosesten Liszt erinnert gefunden hätten, wenn sie nicht didaktisch gemeint animierten rhythmischen Profil und seiner Edition der Klavierübung sind es deren sieben). Hier ist werden. Die Glut brennt herab zu einer expressiveren gewesen wären. Dazu gehört beispielsweise die einnehmenden Bewegung die Stimmung deutlich Busonis musikalisches Denken besonders weit Concert Fantasy on motifs from Goldmark’s ‘Merlin’ Melodie und kunstvollen Arabesken der rechten Hand. Variations-Studie nach Mozart I über die „Canzonetta“ aufhellt. Die kurze Wiederholung des „Molto entwickelt und gleichermaßen schwer zu fassen. Das Indessen die Flammen entfacht werden, wird auf oder „Serenade“ aus Don Giovanni (zu finden als drittes tranquillo“ klingt durch seine Kombination mit dem „Sostenuto“ verrät gleich zu Beginn einen lyrischen geistreiche Weise das lebhafte Thema wiederholt, wobei Stück im Band VI Lo Staccato der zweiten Edition). „quasi marcia“ extrovertierter und gelangt zu einer Tiefsinn, dessen figurative Wellen durch eine makellose Chamber Fantasy on Bizet’s ‘Carmen’ die frühere Virtuosität sich vermöge eines weiteren, Dem Namen nach eine technische Etüde, ist sie auch ein „Polonaise (un poco ceremonioso)“, in der Busoni auf Balance akzentuiert erscheinen. Noch raffinierter in energiegeladenen Themas in den Vordergrund spielt. Muster für Busonis späte Überlegungen zur zeitlichen seine einaktige Komödie Arlecchino anspielt, um das seiner harmonischen Mehrdeutigkeit ist das „Andante Dieses treibt die Komposition zusammen mit dem Kontinuität. Sie ergeht sich in einem lebhaft-leichten Werk zu einem verhaltenen und doch gutmütigen molto tranquillo e legato“, worauf die rhythmische Marschthema einer mächtigen Apotheose einem Galopp und präsentiert ihr Thema solcherart, dass Abschluss zu bringen. Energie des „Allegro“ wie eine ferne Expressivität Wolf Harden dynamischen Ende zu. Melodie und Begleitung sich bis zu einem Punkte Ganz anders in ihrer Art und doch vernehmlich im anmutet. Das als Preludio bezeichnete „Andante Die Fantasie über Motive aus Cornelius’ Der verschränken, wo man nicht mehr glauben mag, dass die selben Idiom, liefert die sechste Sonatine, die tranquillo“ schließt sich ganz natürlich an; seine Barbier von Bagdad schrieb Busoni in der frühen beiden Komponisten dieses Werkes durch mehr als ein Kammerfantasie über Bizets Carmen (1920), ein wellenförmige Bewegung breitet sich über die gesamte Leipziger Zeit (1886). Diese seine erste Jahrhundert voneinander getrennt waren. schönes Beispiel dafür, wie Busoni der Opern- Klaviatur aus, so dass Melodie und Begleitung eins Opernparaphrase ist ein desto bemerkenswerteres Stück, Eine der eindrucksvollsten Klaviertranskriptionen paraphrase neues Leben einzuhauchen wusste, ohne werden. Das „Adagio“ mit dem Zusatz „nach Mozart“ als sie ohne Kenntnis des entsprechenden Busonis ist der Trauermarsch aus der Götter- dass er mit seiner späten Musikauffassung hätte ist das ausgedehnteste Stück: Busoni greift hier auf Die Bühnenwerkes geschrieben wurde. Sie ist weniger dämmerung, mit dem Richard Wagner seinen Ring des Kompromisse eingehen müssen. Das einleitende Zauberflöte zurück, und zwar auf die Szene der zwei ausgedehnt als die Merlin-Fantasie, trotz ihrer größeren Nibelungen krönte. Busoni verfasste die Übertragung, „Allegro deciso“ stürzt sich in die impulsive Stimmung geharnischten Männer, deren volltönende Einleitungs- Konzentration aber nicht minder virtuos. Die die noch heute mitunter in Recitals zu hören ist, im der Opernszene, worauf ein „Andantino“ die akkorde zu einem sparsamen Kontrapunkt führen; dieser nachdenkliche Einleitung deutet verschiedene Aspekte Jahre 1883. Wenn unheilvoll das „Schicksalsmotiv“ im gleichermaßen glühende Musik der Liebe erfasst. Das wird von einem „schreitenden Bass“ definiert und vor der kommenden Themen an, bevor eine fesselnde tiefsten Klavierregister erklingt und die linke Hand ihre anschließende „Allegretto tranquillo“ kleidet sein der Schlusskadenz durch die emphatische Wiederholung Diskussion des Hauptthemas einsetzt. Als Kontrast tritt ominösen Erwiderungen spielt, ist bereits zu hören, dass unverwechselbares Thema in überraschend fremde des Anfangs in eine fließende Figuration geleitet. eine expressivere Melodie in Erscheinung, die ihrerseits Busonis Transkription dem Geist und Buchstaben Harmonien und steigert sich zu einem „Allegro nicht ohne technische Finesse ist, zunehmend an Wagners mit ungetrübter Redlichkeit folgt. Die ritenuto“, dessen unverwüstliches rhythmisches Profil Richard Whitehouse emotionaler Intensität gewinnt und zu einem kurzen seismische Klimax wird mit großer dramatischer Wucht zugleich geschärft und liebevoll parodiert wird. Rückblick auf die Anfangstakte des Werkes hinleitet. und einem Einfallsreichtum ausgeführt, der die Eine knappe, rauschende Coda setzt den entschiedenen komplizierte Motivarbeit bereitwillig mit pianistischen und bravourösen Schlusspunkt. Mitteln würdigt. Charakteristische Elemente fehlen In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Ferruccio auch am Ende nicht, wenn die Musik (mit Wagners Busoni nicht nur an seiner Oper Doktor Faust, sondern „Konzertschluss“) in die rauhe, fatalistische Stimmung auch an seiner Klavierübung – einer Handleitung, durch zurückkehrt, aus der sie sich erhob. die er der Nachwelt viele Einblicke in die Klavier- Seine sechs Sonatinen schrieb Busoni über den technik gewährte, die er während seiner pianistischen Zeitraum einer Dekade hin als Brevier der Tätigkeit erworben hatte. Die fünfbändige Erstausgabe kompositorischen Entwicklung, die er zwischen etwa erschien von 1919 bis 1922. Eine zweite, neu 1910 und 1920 durchgemacht hatte. Die offensicht- angeordnete und auf zehn Hefte erweiterte Ausgabe lichen Experimente der beiden ersten Stücke wurden 8.572422 5 6 8.572422 572422 bk Busoni EU 23/9/10 14:01 Page 2 Ferruccio Busoni (1866-1924) One of Busoni’s most impressive piano the sixth of the sonatinas and a fine example of how Wolf Harden Piano Music • 7 transcriptions is the Funeral March from Busoni could breathe fresh life into the opera paraphrase ‘Götterdämmerung’ (the culminating music-drama from without compromising his mature thinking. The initial Wolf Harden, who was born in Hamburg in 1962, can be regarded as one of the most Dante Michelangeli Benvenuto Ferruccio Busoni was lively idea, the initial virtuosity now returning as an Wagner’s tetralogy Der Ring des Nibelungen) that he ‘Allegro deciso’ plunges into the heady atmosphere of versatile pianists of his generation. He has enjoyed great success in the Trio Fontenay, an born at Empoli (near Florence) in 1866, only child of a energetic new theme takes the foreground. Heard produced in 1883 and is still sometimes encountered in the opera’s setting, heading into an ‘Andantino’ that ensemble that he founded in 1980 and with which he has toured to all the world’s major clarinetist father and pianist mother. He made his debut together with the march-theme, this propels the piece to recital. Its ‘fate’ motif sounding ominously at the similarly encapsulates its fervent love music. An music centres. Harden devotes himself not only to chamber music but also, with the same as a pianist in Trieste in 1874, going to Vienna for study a forceful apotheosis then on to its dynamic conclusion. bottom of the keyboard, with ominous rejoinders rising ‘Allegretto tranquillo’ folds its inimitable theme into success, to the solo piano repertoire. His concert tours have taken him to South America and the following year. On the advice of Brahms he moved Written at the time of Busoni’s arrival in Leipzig, from the left hand, this transcription follows the letter startlingly oblique harmonies, building up to an ‘Allegro India as well as to countries throughout Europe, and his special affinity with unusual to Leipzig in 1885, studying there with Carl Reinecke, the Fantasy on motifs from Cornelius’ ‘Der Barbier von and also the spirit of Wagner’s music with unfailing ritenuto’ whose indelible rhythmic profile is at once repertoire is attested